k •» v. • ■ • ' vt' '•iV.-V* J . ..... • . . \ » . . % I r’' • ^. i ' • ; ‘ ‘ l ^ V . i ' « ^ • i < • « V y • . . ‘ h - t r -'t n i '! ? ' s -* . # ^ . V .u; ’ ^ , .' • '2:00 HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY 1 ll Der Zoologische Garten. Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Gemeinsames Organ für Deutschland und angrenzende Gebiete. Herausgegeben von der »Neuen Zoologischen Gesellschaft« in Frankfurt ,a. M. Redigirt von Dr. P. C. Noll. Oberlehrer am Gymnasium. XX. Jahrgang. Mit ] Tafel und 8 Holzschnitten. /N d Frankfurt a. M. In Commission bei Mahlaii & Waldschmidt. 1879. * »• .v- ■»* • < f ■ a } * /. ; V «* •> V :■ -‘-K. \ n j.‘r "' • < . HjN 171890 .1 li fV- j r r!* - » ' - . i ' . . w. ^ . iS ) ■ s M ' Kt. * j , 1. V ' .t(i ' ■■!■ *:1 -iirM-" •{• . . ■ \ Inhalt des zwanzigsten Jahrganges. I. Aufsätze. Seite Ein interessanter Molch im Berliner Aquarium. Von Gustav Schubert. Mit einer Abbildung . 1 Beitrag zur Kenntuiss der Thierwelt Brasiliens. Von Reinhold Hensel. 3 Einführung und Kultur der Cochenille auf den kanarischen Inseln. Von Herrn an 11 Hon egg er . 10 Beobachtungen am Orang-Utan. Von Dr. Max Schmidt 17. 50. 83. 103. 178. 212. 225. 267 Die deutschen Waldhühner. Von Dr. med. W. Wurm 20. 38. 86. 115. 149. 171. 238. 275. 293. 336. 368 I Das Vorkommen des Nörz. Von Reinhold Hensel. Mit Abbildung. . 33 Die Erddrosseln {Pitta) von Insulinde. Von H. v. Rosenberg ... 55 Die Lebensdauer der Thiere im zoologischen Garten zu Hamburg. Von Director Dr. H. Bo lau . 65. 106. 326. 362 Zur Luftspeisung der Aquarien. Von F. Junge. Mit Abbildung ... 72 Nachrichten über den Heerwurm in den Jahren 1871 bis 1877. Von Forst¬ meister Beling . . 74. 112 Das Lebendgebären des Feuersalamanders, Salamandra maculata, und die äussere Entwicklung dei\ Jungen, von der Geburt bis zum Abschlüsse ihrer Verwandlung. Von Dr. Friedrich K. Knauer . 97 Zur Leporidenfrage. Von Hermann v. Nathusius . 129 Das Zimmer - Bassin - Aquarium und seine Apparate. Mit vier Abbildungen. Von Dr. EmilBuck . 135 Thierleben und Thierpflege in Irland. Reisebemerkungen von Ernst Friedei 144. 181. 207. 270. 309 Ueber das Vorkommen der Hausratte, Blus rattus, im Münsterland, West¬ falen. Von Pfarrer H. Boismann . 162 Der Nörz. Von E. F. von Homeyer . '. . . 184 Beobachtungen und Züchtungserfolge bei einigen Papageien. Von Wilhelm Niemeyer . 193 Ueber einige interessante Thiere des Zoologischen und des Palmengartens zu Frankfurt a. M. Von Prof. Dr. Ludwig Gr aff . 196 Die regulären Wandervögel des Teutoburger Waldes. Von 11. Schacht 199. 228 Zur Biologie des gemeinen Staares {Sturnus vulgaris L.) Von Pfarrer A.J. Jäckel . ' . 233 Das Meeresleuchten im Zimmeraquarium. Von dem Herausgeber . . . 257 Die Falkenbeize in Japan. Von Dr. v. Roretz . 263 Seite Bemerkungen über das lieben der iingleiclizeliigen Landschildkröte Asiens (Testudo Horsfieldi Gray), in der Gefangenschaft. Von Dr. 0. Bottger 289 Ein Erlebniss mit dem Tiger auf Java. Von Baron v. Kosenberg . . .800 Geschichte der kaiserlich österreichischen Menagerie zu Schönbrunn. Von Dr. W. Stricker . 314 Wirksames Mittel zur Kattenvertilgung. Von Dr. Max Schmidt . . . 321 Ueber das Gcfangenleben der gehörnten Krötenechse {Phrynosoma cormitum Harl. sp) aus Mexiko. Von Dr. O. Böttger ■ . 331 Mein neues heizbares Terrarium für Reptilien. Von J. v. Fischer . . 353 Der rothrückige Würger (Lanitis collurio) als Stubenvogel.. Von Karl Müller . 358 Thierptlege in Ost- und Westpreussen während des fünfzelinten und sech¬ zehnten Jahrhunderts. Von Dr. W. Stricker . 371 Die Engerlinge im Humboldthain zu Berlin. Bericht des Berliner Magistrats 373 II. Nachrichten a) Aus den zoologischen Gärten. Beobachtungen am Orang-Utan. Von Dr. Max Schmidt 17. 50. 83. 103. 178. 212. 225. 267 Stand des zoologischen 'Gartens in Cincinnati. Von Dr. A. ZippeiTen . 27 Ein zoologischer Garten in Prag (Wiener Presse) . . . 30 Ein junger Seelövve in der Gefangenschaft. Von Dr. A. Zipper len . . 56 Die Lebensdauer der Thiere im zoologischen Garten zu Hamburg. Von Director Dr. H. Bo lau . 65. 106. 326. 362 Menagerie in Schönbrunn (Presse) . 93 Der Orang-Utan in Schönbrunn (Presse) . 93 Der zoologische Garten in Hannover im Jahre 1877/78 . 121 Junge Bären im zoologischen Garten in Cincinnati. Von Dr. A. Zipper len 156 Bericht des Verwaltungsrathes der Neuen zoologischen Gesellschaft zu Frank¬ furt a. M. an die General-Versammlung der Actionäre vom 3. Mai 1879 215. 244 Nachrichten aus dem zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. Von dem Director Dr. Max Schmidt . 248. 280 Bericht des Aufsichtsrathes der Actiengesellschaft »Zoologischer Garten in Berlin« an die General-Versammlung der Actionäre am 3. Juni 1879 (National -Zeitung) . 253 Bilanz des zoologischen Gartens in Köln pro 31. December 1878. . . . 284 Verzeichniss der Thiere, die im Jahre 1878 im zoologischen Garten zu Ham¬ burg zum ersten Male ausgestellt wurden . 285 Geschichte der kaiserlich österreichischen Menagerie zu Schönbrunn. Von Dr. W. Stricker . • . . . . 314 Bericht über den Zoologischen Garten in Hamburg tür das Jahr 1878 . . 340 Abrechnung der Zoologischen Gesellschaft in Hamburg für 1878 .... 375 Uebersicht der Geburten im zoologischen Garten zu Hamburg im Jahre 1878 381 b) Ueber Aquarien. Ein interessanter Molch im Berliner Aquarium. Von Gustav Schubert. Mit einer Abbildung . • . 1 Zur Luttspeisung der Aquarien. Von F. Junge. Mit Abbildung ... 72 Seite Aus dem Aquarium des zoologischen Gartens in Hamburg. Von Pirector Dr. H. Bol au . 92 Das Zimmer-Bassi n-Aquarium und seine Apparate. Mit 4 Abbildungen. Von Dr. Emil Buck . * . 135 Das Wiener Aquarium . 188 Das Meeresleuchten im Zimmeraquarium. Von dem Herausgeber . . 257 Verzeichniss der Thierarteii, die im Jahre 1878 zum ersten Mal im Aquarium des zoologischen Gartens in Hamburg ausgestellt Avurden .... 320 Die Eröffnung des mikroskopischen Aquariums in Berlin . 383 III. Correspondenzen. Klima in Taubate am Parahyba (Brasilien). Von Car 1 Müller . . . 26 Nestbau einer Bastardnachtigall {Hippolais). Von Karl Müller . . . 26 Stand des Zoologischen Gartens in Cincinnati. Von Dr. A. Zipperlen . 27 Ein junger Seelöwe in der Gefangenschaft. Von Dr. A. Zipperlen . . 56 Ueber das Ausstossen der Magenhaut eines körnerfressenden Vogels. Von Baron v. Freyberg . 58 Ueber verschieden gefärbte Eichhörnchen. Von Oscar v. LocAvis . . 59 Zur angeblichen Verbastardirung der Marder. Von Reinhold Hensel . 60 Aus dem Aquarium des zoologischen Gartens in Hamburg. Von Director Dr. H. Bol au . 92 Einige bisher unerhörte Thatsachen in Folge des milden Herbstes 1878. Von 0 s c ar V. L 0 e w i s . 92 Der Schlangenadler in der Mark. Von A. Grunack . 124 Beobachtungen auf dem Futterplatze. Von L. Buxbaum . 125 Grauer und rothköpfiger Würger. Von H. Jo c hu ms ........ 154 Aus dem Geistesleben einer Katze. Von Dr. Girtanner . 154 Farbe und Geschlecht der Eichhörnchen. Von K. Th. Liebe . . . . 155 Junge Bären im zoologischen Garten in Cincinnati. Von Dr. A. Zipperlen 156 Häutung des Gecko. (Flatydactylus mauritanicus). Von Dr. Fröhlich . 187 Etwas für Besitzer von Papageien. Von Dr. H. Baumgartner . . . 186 Zerstörung von Knospen durch Sperlinge und Dompfaffen; Unterscheidungs¬ merkmale der Rothkehlchen ; Tod von Stein- und Wiesenschmätzer durch Schneefall. Von K. Müller . 221 Ueber die Aufzucht von Edelmarderjungen durch eine Hauskatze. Von Kaup- precht; mitgetheilt durch Dr. Baumgartner . 221 Eierverschleppung durch eine Schwarzamsel. Von C. Dieter le . . . 222 Die flüchtigen Farben in der Bedeckung der Säugethiere und Vögel. Von L. M a r ti n . . 249 Aus dem Eheleben unseres Storches. Von Karl Müller . 252 Ueber die Farbe der Eichhörnchen. A on O. v. LoeAvis . . ... . . 317 Rehe mit drei Kälbern. A^on O. v. LoeAvis . 318 Der Elephant und die Buffalos. Von Dr. A. Zipperlen . 345 Beobachtungen aus dem Insecteuleben. Von Prof. Dr. L. Glaser . . . 351 Nisten des KönigsAveih, Milvus regalis. Yon C. Cöster . ^ 378 Zur Biologie des Staares. A^on H. Schacht . 379 Verbinden sich die Schnepfen die Wunden mit ihren eigenen Federn ver¬ mittelst des Schnabels?' Von Adolf und Karl Müller . 380 V Spätes Nisten des Blauvogels (Sialia sialisj. Von Th. A. Br uh in . . 381 VJ IV. Miscellen. Seite Kleine Erzählungen aus dem Thierlebeu. Von P. Vinc. Gr edler . . 28. 60 223. 255. 286. 318. 351 Lachsfaug in der Donau. (Presse) . . . 30 Fäulniss der Eier. Nach Dr. Zimmer mann . . 30 Ein zoologischer Garten in Prag (Wiener Presse) . 30 Menagerie in Schöuln'uun (Presse) . 93 Der Orang-Utan in Schönbrunn (Presse) . 93 Zur Naturgeschichte des Sperbers. Von L. Martin . 94 Die 12. Gefliigelausstellung der Gesellschaft der Vogelfreunde zu Frank¬ furt a. M. Von dem Herausgeber . 127 Biber in der Elbe bei Wittenberg (Berliner Tageblatt 1878} . 127 Ein rasendes Rhinoceros an Bord eines Schiffes (Berliner Tageblatt) . . 157 Syllogismus des Hundes. Von E. Friedei . 157 Norwegische Auerhühiier in Sachsen . 158 Ueber die Thieralter nach dem Volksmund. Von E. Friedei . . . . 158 Ein männlicher Hippopotamus (Nationalzeitung) . 187 Jagdergebnisse in Nieder-Oestcrrcich . 188 Das Wiener Aquarium . 188 Eine muthige Eule. Von A. Huber . . , . 188 Mauerschwalben (Berliner Tageblatt) . 189 Eine Hundezuchtstation. (Berliner Borsen-Zeitung) . 190 Schwedisches Elchwild in Ostpreussen (Berliner Tageblatt) . . . . . 223 Bericht des Aufsichtsraths der Actiengesellschaft »Zoologischer Garten« zu Berlin au die Generalversammlung der Actionäre am 3. Juni 1879 (Na- tional-Zeitung) . 253 Hohes Alter einer Hauskatze. (Aus der Dorfzeitung von 1879) .... 254 Verzeichniss der Thiere, die im Jahre 1878 im zoologischen Garten zu Hamburg zum ersten Male ausgestellt wurden . 285 Schwalbennest in einem Gepäckwagen (Wiener Presse) . 285 Verzeichuiss der Thierarten, die im Jahre 1878 zum ersten Mal im Aquarium des zoologischen Gartens in Hamburg ausgestellt wurden .... 320 Preise wilder Thiere im Grosshandel . 320 Uebersicht der Geburten im zoologischen Garten zu Hamburg im Jahre 1878 381 Teichfischerei im südlichen Böhmen. (Presse) . 382 Die zoologisch-anthropologische Ausstellung des Herrn Rice in Berlin . . 382 Die Eröffnung des mikroskopischen Aquariums in Berlin . 383 Thierquälerei unter dem Titel Hahndaschlag’n. (Presse) . 383 Kaiser Friedrich II, lässt fremde Thiere zu naturgeschichtlichen Zwecken kommen . 384 V. Literatur. Die Bewegungen der fliegenden Fische durch die Luft von Prof. Dr. K. Mö¬ bius. Von R . 30 Brehm’s Thierleben. Zweite Auflage, Baud 4. Von dem Herausgeber . 31 Grundriss der Zoologie von Dr. G. von Koch. Zweite Auflage. Von dem Herausgeber . 31 Die fremdländischen Stubenvögel von Dr. Karl Russ. 1. Band, Von dem Herausgeber . 32 VII — Seite Der Alpensteinbock mit besonderer Berücksichtigung der letzten Steinvvild- colonie in den grauen Alpen. Von Dr. A. Girtanner. Von dem Herausgeber . 63 Das Protistenreicli. Eine populäre Uebersicht über das Formengebiet der niedersten Lebenswesen. Von Prof. E. Hackel. Von dem Herausgeber 64 Die Stein-, Bronce- und Eisenzeit in der Mark Brandenburg. Von Ernst Friedei. Von dem Herausgeber . 96 Bericht über eine Excursion von Zanzibar nach Koa-Kiora; mit einer Karte von Ernst Marno. Von dem Herausgeber . 96 Leitfaden für die praktische mikroskopische Untersuchung des Schweinefleischs auf Trichinen von Fr. Tie mann. Von dem Herausgeber . . ; 128 Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Elberfeld. Von dem Herausgeber . 158 Der praktische Fischzüchter von J. Meyer. Von dem Herausgeber . 158 Unsere Spechte und ihre forstliche Bedeutung von Prof. Dr. B. Al tum. Von dem Herausgeber . . . . 159 Die Spechte und ihr Werth in forstlicher Beziehung von E. F. von Homeyer. Von dem Herausgeber . 159 Brehm’s Thierleben. Band 6. Von dem Herausgeber . 191 Zoologische Wandtafeln von den Professoren Leuckart und Nits che. Von dem Herausgeber . 191 Kosmos, Zeitschrift für einheitliche Weltanschauung auf Grund der Entwick¬ lungslehre von Prof. Caspar! , Prof. G. Jäger iind Dr. E. Krause. Von dem Herausgeber . 192 Der Hühner- oder Geflügelhof von Robert Oe ttel. Von dem Herausgeber 192 Beobachtungen über das Wachsthum der Häringe im westlichen Theile der Ostsee von Dr. H. A. Meyer. Von dem Herausgeber . .-. . 223 Biologische Beobachtungen^ bei künstlicher Aufzucht des Härings der west¬ lichen Ostsee von Dr. H. A. Meyer. Von dem Herausgeber . . 223 Der Malayische Archipel von C. B. H. von Rosen b erg. Von dem Her¬ ausgeber . 256 Führer durch das Aquarium von Gebr. Sasse in Berlin. Von dem Her¬ ausgeber . 288 Ein Ausflug nach Schönbrunn von Dr. F. Knauer. Von dem Herausgeber 288 Brehm’s Thierleben. Band 6. Von dem Herausgeber . 352 Die landwirthschaftliche Geflügelzucht von Louis Reiffert. Von dem Herausgeber . 352 Die fremdländischen Stubenvögel von Dr. Karl Ru ss. Von dem Heraus¬ geber . 384 VI. Eingegangene Beiträge 32. 64. 96. 128. 160. 192. 224. 256. 288. 320. 352. 384. Bücher und Zeitschriften ... 32. 64. 96. 128. 160. 192. 224. 256. 352. 384. Berichtigungen . 32. 224. 384. I i; •'. : . '■■ . Der Zoolog:ische Garten. Zeitscbrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. Redigirt von Dr. F. C. Noll. In Commission bei Mahlau & Waldscbmidt in Frankfurt a. M, N? 1. XX. Jahrgang. ' Januar 1879. I II li a 1 t. Ein interessanter Molch im Berliner Aquarium; von Gustav Schubert. (Mit einer Ab¬ bildung.) — Beiträge zur Kenntniss der Thierwelt Brasiliens; von Reinhold Hensel. — Einführung und Cultur der Cochenille auf den kanarischen Inseln; von Hermann Honegger. — Beobachtungen am Orang-Utan; von Dr. Max Schmidt. — Die deutschen Waldhühner; von Dr. med. W. Wurm. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. — Berichtigung zu dem vorigen Jahrgang. — Ein interessanter Molch im Berliner Aquarium. Von Gustav Schubert.* (Mit einer Abbildung.^ Der »Zoologische Garten« hat in den letzten Jahrgängen (1876 bis 1878) verschiedene Aufsätze über den »Axolotl« gebracht, es erscheint indess nichts weniger als überflüssig, noch einmal auf das interessante Thier zurückzukommen. Im August 1878 erhielt der Director des Berliner Aquariums, Dr. Hermes, einige »Axolotl« aus Amerika, welche aus dem See Como (Wyoming Territory) stammten und die Reise über den Ocean sehr gut Überstauden hatten. In Bezug auf die äussere Beschreibung vergleiche man die nach der Natur augefertigte, recht wohl getroffene Abbildung der Thiere, von deren Verwandlung wir ohne weitere Einleitung berichten wollen. Dr. Hermes hatte die fremden Gäste in ein eigenes kleineres Bassin gesetzt, in welchem zunächst noch keine besonderen Vorbereitungen für eine eventuelle Metamorphose getroffen waren. Die letztere vollzog sich indess mit einer überraschenden Schnelligkeit, nachdem die Thiere noch am Abend in anscheinend gesundem unverändertem Befinden sich bewegt und Nahrung zu sich 1 efeuommen, hatte eine Larve während der Nacht die Kiemenbüschel ahgeworfen, der breite Ruderschwanz erschien am andern Morgen drehrund, kurz das Thier :^eigte alle Merkmale des Salamanders. Sofort wurde ihm Gelegenheit gegeben, das Element zu verlassen. Obgleich er nun die für ihn bereitete kleine Sandbank oft betritt, so scheint er aber ebenso gern in das Wasser zurückzukehren, an dessen Oberfläche er steigt, um Luft einzunehmen. Die* andern Molche zeigen bis jetzt (Mitte November) keine Veränderung. Die Bedeutung der bekanntlich in Paris 1865 zuerst beobachteten Ver- Wandlung des Axolotl tritt nach den jüngsten Ermittelungen in ein neues Stadium. Alle Zoologen, so heisst es pag. 6 des Jahrganges 1876, die der Darwin’schen Theorie von der Umwandlung der Arten zuneigen, fassten den Vorgang so auf, als handle es sich dabei um eine Art, die bisher durch irgend welche besondere Ver¬ hältnisse auf niederer Entwuckelungsstufe {Sireäon) zurückgeblieben und nun durch geeignete Einflüsse zum Fortschreiten auf eine höhere Stufe {Ämhlystoma) angeregt worden sei. Weismann kommt aber zu dem umgekehrten Schluss und hält diejenigen Amblystomen, welche sich in der Gefangenschaft aus Siredon entwickelt haben, nicht für Fortschritts-, sondern für Rückschlagsformen. Er glaubt, dass die Axolotl, welche heut’ die Seen von Mexiko bevölkern, früher bereits Amblystomen waren, dass sie aber durch Veränderungen ihrer Lebensbedingungen wieder auf die frühere Stufe zurückgesunken sind. Alle Schlüsse und Folgerungen, die sich an das Nichtvor¬ handensein der Amblystomen in Mexiko knüpfen, zerfallen in Nichts, da den mit vielem Geiste geführten Deductionen die Prämisse fehlt. Der Director des New-Yorker Aquariums, Dr. Dorn er, der sich ebenfalls mit der Beobachtung des Axolotl viel beschäftigt, schreibt unter dem 30. October 1878 an Dr. Hermes, dass es dort (nämlich an den Mexikanischen Seen) nichts seltenes sei, m eta m or ph osirte Exemplare zu finden. Was von vielen Forschern (z. B. Brehm, Knaaer, Hermes, Hartmann) für wahrscheinlich gehalten wurde, ist hiermit zur Gewissheit geworden. Die Ansicht, dass Ämhlystoma eine »Fortschrittsform« des Axolotl sei, ist demnach die richtige. Der Einwand, dass die erstere Form nicht fortpflanzungsfähig wie die Larve ist, kann unmöglich an der Wahrheit des Satzes rütteln, da Niemand die Sterilität des Ämhlystoma mit Sicherheit behaupten darf, weil eine Fortpflanzung desselben noch nicht beobachtet w'orden ist. Wie Humboldt und C uvier den Axolotl für eine Larve hielten, ohne den Beweis 3 autreten zu können, (Cnvier schreibt: »Ich sehe mich genöthigt, den Axolotl unter die Geschlechter mit bleibenden Kiemen zu setzen, weil so viele Zeugen versichern, dass er letztere nicht verliert«), wie die obengenannten Gelehrten das Vorkommen des Amblystoma in Mexiko mit Bestimmtheit voraussetzten und ihre Annahme bestätigt fanden, so wird gewiss auch noch der »Zeuge« gefunden werden, der die Fruchtbarkeit der Amblystomen nach weist. Was die Classi- hcirung des abgebildeten Thieres im Berliner Aquarium betrifft, so erkennen wir in ihm die zwei Hauptentwicklungsstadien des bereits von Marsh*) beobachteten Ämhlystonia mavortium Baird. Beiträge zur Keniitniss der Tliierwelt Brasiliens. ' Von Reinhold Hensel. Die Hirsche. Fünf Arten sind es, die ich kennen gelernt habe. Der grösste unter den Hirschen Südamerika’s, ein Thier fast von der Grösse des weiblichen Rothhirsches, Cervus paludosus oder der Sumpfhirsch, ist in sumpfigen Gegenden, an den Ufern der Flüsse überall zu Hause, wird aber so selten gesehen, dass ihn nur wenige Jäger kennen. Seine Jagd ist nur zu zwei Zeiten im Jahre möglich, einmal in der Regenzeit, wenn die grossen Banhaden überschwemmt sind, so dass die Hirsche ihren gewöhnlichen Aufenthalt verlassen nnd Schutz auf dem Campe oder in dem W^alde suchen müssen. Dann gelingt es wohl, durch Hunde und Reiter die Hirsche auf dem freien Camp zu treiben, wo sie zu Pferde leicht eingeholt und mit dem Lasso sefan zz: 178 » >. 1 » » 8. » 31. >. z= 176 » > 1 » 13. » 1. Sept. = 172 » » 1 » » 16. » » 7. » =: 175 » » 1 » » 13. April » 29. >. z= 169 » » 1 » » 26. » » 30. » z= 157 » » 1 » » 7. Mai » 21. Oct. zzz 167 » Die jungen Thiere sind auch in diesem Jahre leider regelmässig in den ersten Tagen ihres Lebens wieder zu Grunde gegangen. Günstigere Resultate hatten wir mit den bereits früher erwähnten (Zoolog. Garten 1878, p. ,114) Hundshai- Jungen. Dieselben schlüpften resp. am 3. Decbr. 1877, am 1., 4. und 17. Januar 1878 aus und leben noch heute. Sie wurden am 11. März 1878 aus dem kleinen Behälter, in dem sie das Licht der Welt erblickt hatten, in einen grösseren versetzt. Sie hatten damals 22 cm Länge. Heute messen sie 32 cm, sind also in 10 Monaten etwa um die Hälfte ihrer Länge gewachsen. Die hübschen Thiere sind sehr gefällig mit grösseren und kleineren dunklen Flecken getigert gezeichnet. Bol au. Lipskaln am 12. /24. December 1878. Der ungemein milde Herbst d. J. (der erste namhafte Frost trat im mitt¬ leren Livland erst am 26. Novbr. bis 8. Decbr. ein) hat im Thierleben (natür¬ lich auch in der Pflanzenwelt) hierorts einige bisher unerhörte Thatsachen zu Folge gehabt, welche mir einer speciellen Notiruug nicht unwerth erscheinen. 93 1. Am 25. October (6. Novbr.) stiess vor meinen Füssen auf der Hasen¬ jagd eine Waldschnepfe auf. Sie erschien gesund — • und hatte an einem quellenreichen Bach sichtlich nach Nahrung gesucht. 2. Am 8./20. November erlegte ich eine tragende Häsin {Lepus timidus), die 3 gutentwickelte Embryonen in sich barg. Bereits Ende October hatte ich auf der Neue Hasenspuren bemerkt, die deutlich Rammelsprünge zeigten, wie man sie sonst nur im Februar und März sieht. 3. Am 17.^29. November sind auf meinem Gute Pawassern an der äussersten Südgrenze Livlands vom dortigen, zuverlässigen Buschwächter einige Becassinen gesehen worden. 4. Am 2./14. December beobachtete ich einen ziemlich starken Schwarm Wildenten, welche an dem noch offenen, eisfreien Flusse ihr Wesen trieben. 5. Heute am 12. /24. December sah ich 3 männliche Buchfinken in Gesell¬ schaft einiger verwandten Vögel, die den Winter hier zuzubringen pflegen. — An einer stets gleichwarmen Quelle, die auch im hohen Winter Mooswucherung und sonstige niedrige Pflanzenbildungen zulässt, suchten die Drei nach Futter und Hessen fröhlich den Lockruf erschallen. 6. Am 13./25. December fanden sich bei der sub. 5 erwähnten Quelle 4 Wildenten ein. — Noch niemals sind mir ähnliche Verspätungen des Abzuges vorgekommen. Auffallend ist hierbei der Umstand , dass das Ausfarben der Moor-Schneehühner, Holzhasen {L. variabilis) und Eichhörnchen zur gewöhn¬ lichen Zeit erfolgte. — Fast scheint es mir sogar, dass» Letztere früher als sonst das schöne graue Winterkleid anlegten. — Seit 14 Tagen haben wir viel Schnee und richtiges, nordisches Winterwetter. Oscar V. Loewis. M i s c e 1 l e n. Menagerie in Schönbrunn. Herr A. Kraus, Inspector der Menagerie, der im vorigen Jahre ungefähr anderthalb Monate auf Java weilte, brachte von da ausser lebenden Pflanzen und einer ethnographischen Sammlung ver¬ schiedene interessante Thiere mit. Ein vierjähriger Orang-Utan (Weibchen) kam leider krank an und starb auch bald. Ausser einem Paar schwarzer Tongtong- und einer Schar javanischer Affen gehören zu dem Mitgebrachten noch 3 Tiger von imposanter Schönheit, 2 Löwen aus Sudan, 3 Panther, ver¬ schiedene Vögel und 4 Boa consirictor. Der Orang-Utan in Schönbrunn. Der weibliche, erst vier Jahre alte Orang-Utan, welcher erst vor wenigen Wochen nach Schönbrunn gebracht worden war, ist vorgestern in ein wärmeres Jenseits abberufen worden. Das Thier, welches die kurze Zeit seines hiesigen Aufenthaltes immerfort kränkelte, hatte sich'^durch besonders liebenswürdige Manieren ausgezeichnet, und es erregte die Art und Weise, mit welcher es sich in seinem Bette geberdete, das Mitleid seiner Wärter. Die Obduction, welche heute der Prosector der Anatomie, I)r. Zuckerkandel, in Anwesenbeit des Professors Mey nert vornahm, ergab Darmkatarrh als Todesursache des stark abgemagerten Thieres. Das Gehirn, welches 365 Gramm wiegt, hat Professor Mey nert zur Untersuchung übernom¬ men. Der Orang-Utan wird ausgestopft und erhält einen Platz im Naturalien- Cabinet. Presse, 5. December 1878. Zur Naturgeschichte des Sperbers. Dass dieser Strolch in der deutschen Vogelwelt mit seinem Vetter, dem Habicht, zu den furchtbarsten Feinden ihrer gefiederten Mitbewohner von Feld und Wald gehört, bestreitet heutigen Tages wohl Niemand mehr, denn wohl so ziemlich hat ein Jeder, der irgend im Freien zu thun und Sinn für Naturbeobachtung hat, einmal Ge¬ legenheit gehabt , zu sehen , wie dieser Strauchdieb sich überall mit Dreistig¬ keit heruratreibt und sogar aus dem Getümmel menschlicher Umgebung sein Opfer zu holen weiss. Aber über die erstaunliche Menge , die sein hungriger Magen täglich verbraucht, ist vielleicht nicht Jeder unterrichtet, weshalb einige Mittheilungen darüber nicht ganz ohne Interesse sein dürften. Gegen Ende November 1877 erlegte einer meiner Schüler, Herr Forst- candidat Ebert, einen alten männlichen Sperber, der gegen den Schluss einer Treibjagd mit einer Beute in den Fängen auf ihn zugeflogen kam. Herr Ebert, welcher, beiläufig gesagt, sehr bewandert in der Thierwelt Schwabens ist und dem das Stuttgarter Naturaliencabinet schon manch seltenen Vogel zu ver¬ danken hat, war begierig, zu wissen, was dieser Strolch für einen Vogel sich ausersehen hatte, und schoss den Sperber herab, welcher sofort scheinbar todt zu Boden stürzte. Der Vogel mochte wohl einige Minuten ruhig dagelegen haben, als er sich wieder erhob und in taumelndem Flug gegen das Astwerk eines freistehenden Baumes flog, von wo er abermals herabstürzte und nun erst verendete. Als wir des andern Tages den Räuber mit seiner erbeuteten Goldammer abbalgten, fand sich, dass ihm ein Schrotkorn neben dem rechten Auge ein¬ gedrungen und in der Mitte des Schädels wieder hinausgefahren war, wodurch sich die längere Betäubung und Wiederbelebung erklären lässt. Es war übri¬ gens ein prächtiges altes Männchen mit schön blaugrauem Mantel und stark gesättigtem Rostroth an denselben Theilen, wie ich selten ein so schönes in die Hände bekommen habe. Im Kropf des Räubers fanden wir den Fuss und andere Ueberreste einer Sumpfmeise und im Magen den Schnabel eines Stieglitz und den eines anderen Körnerfressers, den wir aber nicht mehr bestimmen konnten. Somit hatte dieser saubere Geselle am Vormittag zwei Vögel und am Nachmittag die Sumpfmeise und die Goldammer auf sein Gewissen ge¬ nommen, was jedenfalls für die Grösse desselben eine sehr anständige Mahlzeit bildet. Ich gehöre nun freilich nicht zu jenen Statistikern, welche nun gleich 4 X 365 als das Jahresquantum für einen Sperber herausrechnen würden, weil ich aus alter Erfahrung weiss, dass auch bei diesen Vögeln viele Fasttage im Kalender stehen, wo sie absolut nichts erhaschen können, aber so viel erkenne ich doch auch, dass das Linne’sche Genus Nisus ein wahres Raubgesindel in unserer heutigen Vogelwelt ist und seinem stärkeren Vetter Habicht an Ge¬ sinnungstüchtigkeit und Ausdauer wenig nachsteht. 95 Was übrigens seine oft blinde Kühnheit namentlich im Winter anbelangt, davon mögen einige Beispiele hier folgen: In meinen Jünglingsjahren befand ich mich noch in meiner Heimat in Niederschlesien, wo ich nach Naumann ’s »Taxidermie« eben angefangen hatte, Spatzen, Meisen, Finken und Staaren nach ihrem irdischen Leben das taxidermische zu geben , das anfänglich oft noch sehr wunderbar von dem physischen Leben abstach. An einem recht kalten Wintertage brachte mir ein Nachbar einen todten Sperber, welcher nach einem am Fenster befindlichen Kanarienvogel stossend, die Glasscheibe mit kräftigem Anprall durchstiess und zum Schreck der Stubenbewohner inmitten der Stube todt zu Boden fiel. Aber auch der gelbe Abkömmling der »glücklichen Inseln« war von der dia¬ bolischen Erscheinung so erschrocken, dass er von Stund an seine liebliche Stimme verloren hatte. Der Sperber aber wurde als sichtbares Andenken an jenen Schreck von mir ausgestopft über dem Fenster aufgehängt. Im darauffolgenden Winter ereignete sich der sehr merkwürdige Fall, dass in einem anderen Hause das eine Fenster einer Eckstube von einer herein¬ stürzenden Haustaube eingebrochen und im nächsten Augenblick ein Fenster der anderen Reihe von ihr zerbrochen wurde, um wieder ins Freie zu ge¬ langen. Ihr folgte ein Sperber mit Blitzesschnelle nach, er besass aber nicht das Geschick der Taube, die ihm den Weg gebahnt hatte, sondern prallte der¬ massen an eine stehengebliebene Glasscheibenecke an, dass er gleich dem obenerwähnten Sperber todt zu Boden fiel. — Bei diesem Fall sind zwei Dinge besonders zu erwähnen, nämlich dass die Taube in ihrer Seelenangst ihre Zu¬ flucht bei den Menschen suchte und dass sie mit ihrem weichen Schnabel das Zerbrechen zweier Fensterscheiben ohne Schaden zu nehmen aushielt, denn ich habe mich später von ihrem Fortleben noch überzeugen können. Dass aber auch die offenen Eisenbahnhallen zugleich Raubvögelfallen sein können , hat meines Wissens noch Niemand erwähnt. Wenn nämlich im Winter während der Schneedecke sich die Spatzen und Goldammern zu den Haubenlerchen auf den Bahnhöfen gesellen, um da ihre kärgliche Nahrung zu suchen , und plötzlich nun der Sperber über die Dächer und um die Ecken daherstreicht, um Beute zu machen, flüchten namentlich die Spatzen in die offenen Hallen und verstecken sich dort hinter den Balken. Der nachstürzende Sperber, der dieselben nicht mehr sieht, wird nun unter dem Dache so dumm, dass er, dazu noch von den Menschen gejagt, nach der Höhe gegen die Glas¬ fenster im Dache fliegt, von wo er betäubt oder todt herabstürzt. Es wurde mir versichert, dass in einem Winter in einer Halle des Stutt¬ garter Bahnhofes allein gegen fünfzehn Sperber auf diese Weise gefangen worden sind , wovon ich mehrere erhielt. — Dass diese Wintervögel meist nordische Gäste sind, welche unsere südlich gezogenen Sperber ablösen, beweist ihre grössere Häufigkeit und die feinere Zeichnung ihres Gefieders. Im Uebrigen wäre es wirklich von Interesse, zu erfahren, ob man auch anderswo so viele Sperber-Eisenbahnunfälle beobachtet hat wie gerade hier. L. Martin. 96 Literatur. Die Stein-, Bronce- und Eisenzeit in der Mark Brandenburg. Von Ernst Friedei. Berlin. Nicol ai’scher Verlag. 1878. 16". 43 S. Der Verfasser, der als Dirigent des Märkischen Provinzial-Museums in Berlin genau die Erzeugnisse kennt, die durch Ausgrabungen in der Mark zu Tage gefördert worden sind, und der Erforschung jener Gegend grosses Interesse schenkt, zeigt in dem kleinen Buche, dass die Steinzeit der Mark der jüngsten grossen Steinperiode angehört und dass wahrscheinlich germanische Stämme damals spärlich die inselartigen Flecke des Bodens bewohnten. Scharf aus¬ geprägt ist in der Mark die Broncezeit, in der die Bewohner hübsche Waffen und vor allem schöne Thongefässe besassen, ohne dass letztere auf der Dreh¬ scheibe gearbeitet gewesen wären. Die Kleidung der Menschen jener Zeit, in welcher noch Menschenopfer gebräuchlich waren, bestand aus einem Mantel, unter dem die Reicheren einen enganliegenden Rock trugen. »Die Broncezeit ist die glorreichste Epoche des südgermanischen Volkslebens, sie ist für die Mark das heroische Zeitalter des Heidenthums.« Die nun kommende Eisen¬ zeit fällt wesentlich mit der heidnischen Wendenzeit zusammen. Mit der Aus¬ wanderung germanischer Stämme im Laufe der Völkerwanderung rücken die slavischen Wenden an deren Stelle; sie benutzen das Eisen, bepflanzen den Boden fleissig und legen zu ihrem Schutze Burgwälle und Pfahlbauten an, bis sie schliesslich den nun christlich gewordenen Germanen unterliegen und damit die neue Zeit beginnt. N. Bericht über eine Excursion von Zanzibar nach Koa-Kiora. Mit einer Karte. Von Ernst Marno. Wien. Gerold & Co. 1878 (Separat- Abdruck aus den Mittheil, der k. k. Geograph. Gesellschaft). Von Januar bis März 1878 machte der unsern Lesern bekannte Reisende einen Ausflug von Zanzibar auf die Küste des Festlandes, wo er unter grossen Schwierigkeiten, die ihm weniger durch die Menschen als durch die pfadlosen und häufigen Ueberschwemmungen ausgesetzten Wildnisse verursacht wurden. Den auf der Karte etwa 300 km betragenden Weg mit allen seinen Hinder¬ nissen und mit der Angabe des Beobachteten finden wir an der Hand des Tagebuchs beschrieben. Tabellen über meteorologische, Barometerbeobachtungen u. s. w. sind der Arbeit beigegeben. N. Eingegangene Beiträge. E. F. in B. — A. J. in L.: Dank für die freundliche Mittheilung'. — A. J. J. in W. — E. V. H. in St.: Brief und Beitrag nach längerer Pause mit Vergnügen empfangen. — H. M. in L.. Dank für den Separatabdruck, der sehr erwünscht kam, ebenso für die andere Sendung, die theilweise benutzt wird. — ß. W. in F. i. B. — A. K. in B. und A. S. in W. durch A. F. — Dir. V. in A. : Die Anzeige konnte leider nicht mehr zum Abdruck gelangen. — A. H. in B. — A. G. in St. G. — Dr. Z. in C. in O. : Abonnement mit Dank erhalten. Bücher und Zeitschriften. Dr. A. Girtanner. Drei rhätische Jägergestalten aus guter Zeit. Sep.-Abdr. „Aus Wald und Haide“. Trier, Fr. Lintz 1879. Jahrbücher der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Red. v. Dr. W. Kob eit. 6. Jahrg. Heft I. Frankfurt a. M. Alt und Neumann. E. V. Weber. Die Folterkammern der Wissenschaft. Berlin und Leipzig. Hugo Voigt. 1879. 60 Pfg. Kosmos, Zeitschrift für einheitliche Weltanschauung auf Grund der Entwicklungslehre. Herausgeg. v. den Prof. Caspari, Jäger und Krause. Gratulationsheft zum 70. Geburtstage Darwin’s. Leipzig. Ernst Günther 1679. Prof. Dr. G. Jäger. Die Entdeckung der Seele. Abdr. aus „Kosmos“. Leipzig. Ernst Günther 1879. MalUuii & Wuldbchmidt. Frankfurt a. M. Ziei tsclirift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. Redigirt von Dr. F. C. Noll. lu Commission bei Mahl au & Wald Schmidt in Frankfurt a. M. Nl" 4. XX. Jahrgang. Aprii 1879. I 11 Is a 1 t. Das Lebendgebären des Feuersalamanders, Salamandra maculnta Sehr, und die äussere Entwicklung- der Jungen von der Geburt bis zum Abschlüsse ihrer Verwandlung; von Dr. Friedrich K. Knauer in Wien. — Beobachtungen am Orang-Utan; von Dr. Max Schmidt. — Die Lebensdauer der Thiere im Zoologischen Garten zn Hamburg; von Director Dr. H. Bol au. (Fortsetzung.) — Nachrichten über den Heerwurm in den Jahren 1871 bis 1877; von Forstmeister Beling in Seesen am Harz. (Schluss.) — Die deutschen Waldhühner; von Dr. med. W. W ur m. (Fortsetzung.) — Der Zoologische Garten zu Hannover im Jahre 1877/78. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. Das Lebeiidgebäreii des Feiiersalamauders , Salmnandra mamilata Sehr, und die äussere Entwicklung der Jungen von der Geburt bis zum Abschlüsse ihrer Yerwandlung. Von l)r. Friedrich K. Knauer in Wien. Es ist mir nicht bekannt, ob ausser ganz oberflächlichen Mit- theilungen über die Metamorphose des Feuersalamanders, soweit sich diese nicht auf die entwicklungsgeschichtlichen Vorgänge im Eie und bis zur Geburt beziehen, irgendwo auch die äusseren Ver¬ änderungen hinsichtlich der Körpergestalt, Färbung, Zeichnung u. s. w. ausführlicher besprochen worden sind ; keinesfalls sind solche in einer wenig verbreiteten Vereinsschrift etwa niedergelegte Mittheilungen ausführlicherer Art allgemein bekannt geworden , und es dürften daher nachfolgende Angaben einigermassen von Werth sein. Schon in den vorhergegangenen Jahren habe ich mich, wie mit den Eiern und Larvenzuständen anderer Reptilien und Amphibien auch mit den jungen Salamandern eingehend befasst, ohne es aber, von allen diesen ' höchst mühselig aufzutreibenden jungen Thieren gleichzeitig in Anspruch genommen, zu dem erwünschten Enderfolge 7 98 zu bringen. Ich beschloss daher, in Zukunft mich nur mit der Aufzucht der Jungen einer Art auf einmal zu beschäftigen und diesen alle die nöthige Pflege und Aufmerksamkeit vom Beginne bis zum Schlüsse ihrer Metamorphose zu widmen. Diese geänderte Methode machte es mir im vorigen Jahre möglich, eine grössere Zahl junger Feuersalamander von der Geburt an zur vollen Entwicklung zu bringen, während es mir in den Vorjahren nur mit grosser Mühe geglückt war, von vielen Hunderten ein und das andere Junge gross zu ziehen. Nachdem ich verschiedenen Lurchfängern den Auftrag gegeben, mir trächtige Weibchen von Salamandra maculata zu beschaffen, und ich auch selbst eine grössere Zahl eingefaugen hatte, verfügte ich zu Beginn des Frühjahres über fünfzig befruchtete Weibchen, von denen ich die Mehrzahl in geräumige Käflge, mit einer Schichte Erde und feuchtem Moos belegt, brachte und für deren Versorgung mit frischem Wasser in mehreren flachen Standgläsern ich Sorge trug. Einige brachte ich, um die Consequenzeu ungünstiger Bedingungen zu erfahren, in trockener gehaltene Käfige und bot ihnen nur lange gestandenes Wasser oder entzog ihnen (\^s Wasser auf längere Zeit - ganz. Von den Weibchen, die ihrer Lebensweise entsprechend unter¬ gebracht waren, erhielt ich im Verlaufe zweier Moiiate über 300 junge Thiere. Da die verschiedenen Mütter ungleichen Alters und einige auffallend gross und dickbäuchig, andere wieder noch ziemlich klein und gerade nicht auffallend behäbig waren, war auch die Zahl der von den einzelnen Weibchen abgegebenen Jungen verschieden gross; sie bewegte sich zwischen den Extremen 2 und 52, wobei selbstverständlich die Geburt von so wenigen Jungen auf die Ein¬ wirkung ungünstiger Bedingungen zu setzen ist. Einige gaben ihre Jungen auf einmal ab, die meisten in mehreren Pausen von einigen Stunden , höchstens einer Nacht, wenige in Zwischenpausen von mehreren Tagen. Bisweilen gaben die Weibchen Eier und lebende Thiere ab. Um die Zahl der von den einzelnen Weibchen abgegebenen Jungen ersichtlich zu machen, lasse ich nachstehende genaue Daten folgen. Die Angaben beziehen sich nur auf 20 Exemplare, die ich von April an gefangen hielt und die in ihren Lebensgewohnheiten, soweit dies in meiner Macht lag, nicht gestört wurden. 99 Tag der Geburt. Bezeichnung d. Individuen. Zahl der Jungen. Zahl der Eier. Bemerkungen. 1. 11. April ' q (Grosses altes Weibchcu.) 12 2 — 2. X> b 19 — — 3. » c 12 1 — 1. 12. April a 25 2 — 4. » d 17 — — 5. » e 34 1 — 1. 13. April a 12 — — 6. » •P (Grosses Weibchen.) 25 — zwei todtgeboreii. 7. a> g 31 2 — 6. 14. April , f 14 1 — 8. 16. April h 15 — — 9. » i 26 2 — 10. i 21 — — 9. 17. April i 5 — zwei todtgeboren. 11. » k 9 — — 12. X> 1 13 2 — 13. 20. April (.'Cboii 2 Jahre in d. Gefangen* 4 — — Schaft.) 14. n 5 — eins verkrüppelt. 15. 25. April 0 6 — — 16. » P 3 2 — 13. 27. April m 2 sehr grosse •Junge. — — 17. 1. Mai r 4 1 — 18. » s 2 — — 19. 5. Mai t 3 — — 20. y> u 2 (eines sehr gross.) - 1 eins todtgeboren. Von später eiogefangeiieu Weibchen erhielt ich dann noch eine weitere Zahl junger Thiere, so dass ich weit über 300 Salamander- Junge zur Verfügung hatte. Bei Betrachtung vorstehender Zahlenangaben geht deutlich hervor, dass die Zahl der von den Weibchen abgegebenen Jungen eine be¬ deutend grössere ist bei jenen Thieren, welche ihre Jungen gleich in den ersten Tagen der Gefangenschaft warfen, während sie um so mehr abuimmt, je länger die ungünstigen Einflüsse der Gefangen¬ schaft schon andauerten. Auch ist aus diesen Angaben ersichtlich, dass in dem Palle, als nur zwei oder wenig mehr Junge abgegeben wurden, diese besonders gross und kräftig entwickelt waren. Es wird uns so verständlich, wie es kommt, dass beim Alpensala¬ mander {Salammidra al]7estris)^ obschon 30 und 40 Eier aus dem Eierstock in den Uterus treten, gleichwohl nur zwei Eier auf Kosten 100 aller anderen sich entwickeln. Auch der allmähliche Uebergang von dem im Wasser Gebären des Feuersalamanders zu dem am Lande Gebären beim Alpensalamander wird klar, wenn man manche Vor¬ kommnisse im Fortpflanzungslebeu des Feuersalamanders zu beob¬ achten Gelegenheit batte. So geht schon aus den obigen Angaben hervor, dass einzelne der Weibchen ihre Jungen nicht abgaben, sondern in Folge der ungünstigen Bedingungen gezwungen waren, sie im Mutterleibe sich weiter entwickeln zu lassen. Jene Weibchen, von denen ich oben sagte, dass ich sie absichtlich ungünstigen Be¬ dingungen aussetzte, brachten keine Jungen zur Welt, warfen sie aber sogleich oder bald darauf ab, wenn ich sie wieder in günstigere Verhältnisse brachte. Ein Weibchen, das ich in solcher Weise zweimal iu schon begonnener Abgabe der Juugen störte, brachte in vier Pausen seine Juugen zur Welt: zwei am 12., eins am 14. April zweiunddreissig am 7. und zwölf am 24. Mai. Auch die mehrmalige Beobachtung, dass Weibchen in dem Geburts-Acte gestört oder er¬ schreckt, auch von Geburtswehen überrascht, am Laude Junge ver¬ loren, die nach längerer Zeit erst ins Wasser gebracht, bald munter herumschwammen, scheint mir eine Erklärung für die Frage zu bieten, wie der im Wasser gebärende Feuersalamander durch eine Kette von Ursachen und Cousequenzeu zu dem am Lande gebären¬ den Alpeiisalamauder geworden sein mag. Hier will ich auch noch in Kürze erwähnen, wie die Ungunst der Gefaugenschaftsverhältnisse für die normale Entwicklung der Jungen im Uterus in dem Umstande zu Tage trat, dass wiederholt Missgeburten mit verkrüppelt umgebogeuem Kopfe, nur mit Hinter¬ füssen oder ohne alle Füsse zur Welt kamen, von denen einige mehrere Wochen am Leben blieben. Die Abgabe der Jungen in das Wasser erfolgte zwar auch am Tage, in der Regel aber in der Nacht und zwar meist gegen den Morgen hin. Wenn ich um Mitternacht nachsah, befanden sich die Thier e gewöhnlich noch ausser Wasser. Wenn mau diese Gewohn¬ heit der Thiere kennt, kann man bei Eintritt der Morgendämmerung leicht Augenzeuge des Geburtsactes sein. Die Weibchen sah ich daun mit Vorliebe mit den Vorderfüssen an dem Glasrande sich haltend, den Oberkörper ausser Wasser, den Unterkörper ein wenig ins Wasser getaucht und schwebend. Bei den Weibchen, die sehr viele Junge abgabeu und ersichtlich lebensfrisch* waren , erfolgte dann iu ziemlich raschem Tempo der Austritt der Jungen. Diese entwanden sich entweder der Eihülle, noch ehe sie zu Boden fielen 101 und tummelten dann rasch im Wasser umher, oder sie blieben einige Augenblicke ruhig im Wasser liegen, um erst nach und nach Lebens¬ zeichen von sich zu geben. Alle diese Jungen haben auffallend grosse Köpfe und scharf abstechende Augen und sind gleich in den ersten Minuten ihres Aussenlebens gefrässige, räuberische Gesellen, die in steter Fehde untereinander leben. Alle diese jungen Thiere, die sich durch eine besondere Munter¬ keit hervorthuu, brachte ich, wie alljährlich, etwa 20 zu 20 in flache Standgefässe, auf deren Boden ich ihnen zwischen überein ander¬ gelegtem Gestein erwünschte Schlupfwinkel bot. Da sie nur sich Bewegendes als Nahrung nehmen, ich ihnen Sumpfwasser mit seinen kleinen Thierwesen nicht bieten wollte, um ihrem Bedürfnisse nach klarem Quellwasser nicht zuwider zu handeln , musste ich sie an feingeschabtes, gekochtes Fleisch gewöhnen. Sowie sie einmal diese Kost gewöhnt waren, brauchte man die einzelnen Fleischtheilchen nicht erst durch Rühren aufwirbeln zu machen , sondern sie schnappten später aus freien Stücken darnach. Es ist gewiss nicht uninteressant zu sehen, wie diese Thierchen gleich nach den ersten Tagen ihrer Geburt einen gutentwickelten Gesichtssinn bekunden. Sowie man zu ihrem Behälter hinzutritt, blicken sie mit ihren dunklen Augen nach oben, fahren auf den ihnen genäherten Glasstab los oder kriechen an ein hineingeworfenes Fleischstückchen heran, be- äugeln es eine Zeit lang und schnappen dann nach demselben. Mühsam ist nur bei solcher Fütterung die immer nothwendige Reinigung des Wassers und der Gefässe. Sind die Thiere dann grösser geworden, so kann man ihnen grössere Fleischstückchen reichen, die jedes ein¬ zelne Junge von der Nadel wegfischt, oder man wirft ihnen Schlamm¬ würmer und dergl. vor. Trotz aller Pflege und Vorsicht aber ist es nicht zu vermeiden,, dass sie einander Kiemen und Füsse weg- . • . reissen, ja einander zu verschlingen suchen ; dazu kommen Pilz¬ krankheiten, Verdauungsbesch werden, und so wird die Zahl der kleinen Pfleglinge täglich kleiner. So gelang es mir auch heuer, trotz ver¬ doppelter Vorsicht, von mehr als 300 junger Thiere nur etwa 100 £ ' bis knapp vor das Ende der Metamorphose zu bringen und nur 17 dieselbe ganz vollenden zu lassen. ' Ich will nun Einiges über die Veränderungen, welche die jungen Thiere hinsichtlich ihrer Färbung und Zeichnung von ihrer Geburt bis znm Abschlüsse ihrer Metamorphose durchmachen, mittheileu. In den ersten Wochen nach ihrer Geburt bleibt der Körper an seiner ganzen Oberseite schmutzig grüngrau ; von dieser Grundfärbung h bt 102 sich zu beiden Seiten des Körpers eine Reihe dunkler Flecken ab; nur der Kopf ist von diesen dunklen Flecken fast ganz frei und bleibt auch noch lange Zeit später hell grüngrau. Nach etwa zwei Monaten verbreiten sich die dunklen Flecken und drängen die lichtere Grundfarbe immer mehr zurück, so dass jetzt die jungen Thiere schwärzlich gefärbt und hellgrau gezeichnet erscheinen. Bald be¬ ginnen dann oberhalb der Augen und oben an den Schenkeln immer deutlicher abstechende gelbliche Puncte hervorzutreteu. Im vierten iMonate der Metamorphose hat sich immer deutlicher die Färbung und Zeichnung der alten Thiere herausgebildet ; der Körper ist nun an seiner Oberseite nach und nach tiefschwarz geworden, die lichten Flecken haben eine tiefgelbe, der Unterkörper eine blaugraue Färbung angenommen. Es ist mir früher nicht möglich geworden, unter mehreren Hundert von Feuersalamandern die Regelmässigkeit hin¬ sichtlich der gelben Zeichnung auf dem schwarzen Grunde heraus¬ zufinden. Man erhält aber eine verlässliche Handhabe, wenn man die Entwicklung der Zeichnung an diesen Thieren von ihrer Jugend an verfolgt, und findet, dass alle einen gelben Fleck über dem Auge, einen über den Parotiden und eine, wenn auch in verschiedener Anordnung, längs der Rückenleiste sich biuziehende Reihe gelber Flecken zeigen. Die bei der Geburt noch wenig üppig entwickelten Kiemen¬ anhänge entwickeln sich bis gegen das Ende der Metamorphose immer reichlicher und treten erst einige Tage vor dem Auslandgehen der ThÜere zurück; zu gleicher Zeit verschwindet der Schwanzsaum immer mehr und treten die charakteristischen Hautfalten des Körpers immer mehr hervor. Doch zeigt sich auch hier die xAbhängigkeit von den äusseren Verhältnissen; nicht alle vollenden die Metamorphose inner¬ halb gleich langen Zeitraumes. Licht und Dunkelheit, Ueberfiuss und Mangel au Nahrung, verschiedene Temperatur des Wassers, Ruhe und Aufregung befördern oder beeinträchtigen den Verlauf der Entwicklung. So beendete die Mehrzahl der in der ersten Hälfte des April geborenen Jungen, deren Lebensgewohnheiten ich nach Möglichkeit Rechnung trug, ihre Metamorphose schon in der ersten Hälfte des Juni, soweit ich sie eben ganz aufzuziehen vermochte. Dagegen blieben die im Dunkeln aufgezogenen, schlecht gefütterten, immer in sehr kaltem oder lange gestandenem Wasser gehaltenen Jungen hinter den jüngst Geborenen in der Entwicklung zurück. Andere wieder, die sich bis gegen den Abschluss ihrer Verwandlung normal entwickelt hatten, hinderte ich dadurch au der völligen Ent- 103 Wicklung, dass ich ihnen die Gelegenheit benahm, aus dem Wasser herauszu gehen ; sie nahmen ausserordentlich zu, äusserten besondere Gefrässigkeit und übertrafen bald bei W^eitem ihre aus Land ge- ijanffeneu Geschwister an Grösse; drei dieser in ihrer Entwickluno; Verhinderten erhielt ich bis zum Eintritt des Winters als Larven mit (bei zweien) auffallend üppig entwickelten Kiemen büschein. Die ans Land gegangenen fertigen jungen Feuersalamander konnte ich aber nicht erhalten; sie zeigten eine besondere Empfind¬ lichkeit gegen Trockenheit, gingen aber nicht minder zu Grunde, wenn ich sie in feuchte Erde brachte. Vielleicht gelingt mir deren Aufzucht bis zu der Grösse, in welcher sie gewöhnlich zu treffen sind, in Zukunft. Beobaclituiigen am Orang-Utan. Von Dr. Max Schmidt. » XIII. Die anthropomorphen Affen unterscheiden sich von ihren vier- häudigen Anverwandten unter Anderem ganz besonders in ihrem Benehmen bei der Nahruugsaufnahme. Ihre Ruhe und Bedächtigkeit verlässt sie auch dabei keinen Augenblick, und von einem gierigen Darüberherfallen ist niemals eine Spur zu bemerken, sondern weit eher kommt man in die Lage, ihren Appetit durch Auswahl ihrer Lieb- liugsgerichte, durch reichliche Abwechselung und durch regelmässige Einhaltung bestimmter Fütterzeiten stets auf’s Neue zu reizen und zu wecken. Bei Beobachtung dieser Momente haben unsere Exem- plare jederzeit gehörige Fresslust bekundet, so zwar, dass sie bei Herannahen der betreffenden Fütterungszeit die Bewegungen des Wärters genauer überwachen, ob er nicht nach dem Schranke geht, in welchem die Nahrungsstoffe aufbewahrt werden, dass sie häufig nach der Schraukthür sehnsüchtige Blicke werfen und dass sie den bereits früher geschilderten Ton hören lassen. Der Chimpanse pflegt speciell in der Mittagsstunde das Zeichen für das Hereinbringen der Suppe zu geben. Wenn er nämlich die Signalglocke für die Arbeiter hört, welche täglich um zwölf Uhr geläutet wird, unterbricht er sofort jede Beschäftigung, welcher er sich noch eben hingab, sogar die auimirteste Balgerei, steigt auf den Baum und lässt ein mehr¬ faches »FIo ho ho« hören. Er pflegt dabei den Wärter sehr ernst 104 uDd mahnend anzublicken, als wolle er ihm deutlich machen, dass er nun auch nicht mehr säumen möge, die Suppe zu holen. Die flüssigen Speisen werden aus Blechgeschirren verabreicht, welche die Thiere selbst mit den Händen zum Munde führen. Die Drangs sitzen dabei auf Stühlen, welche von dem Männchen ge¬ wöhnlich ohne jede Aufforderung herbeigeholt und aufgestellt werden, sobald dasselbe sieht, dass das Essen gebracht wird. Die feste Nahrung wie Brod, Fleisch, Früchte etc. werden von den Thieren aus der Hand verzehrt, wozu sich jedes ein ruhiges Plätzchen aus¬ sucht. Verlangt man von dem männlichen Drang, dass er dazu die Stühle herbeischaffen soll, so wird er gewöhnlich sehr ärgerlich darüber und holt dieselben mit raschen, unwilligen Bewegungen unter grossem Gepolter zur Stelle. Flüssige Kost sagt den Thieren sehr wohl zu, wenn sie nur keine festen Theile enthält. Sobald sie solche darin finden, setzen sie ab und suchen sie mit dem Finger heraus zu fischen. Mitunter ziehen sie auch das Getränk durch die Zähne und fangen dabei die* Bröckchen ab, welche etwa sich darin vor¬ finden, die sie auf die Unterlippe schieben und diese daun soweit vorstrecken, dass sie von oben herabschieleud, den verdächtigen Geo-enstand betrachten können. Die im Gefäss zurückbleibeuden o kleinen Knöllchen, wie sie Kindermehl und Cacao mitunter bilden, holen sie schliesslich mit den Händen heraus und verspeisen sie mit Behagen. Zuweilen zieht eines oder das andere von den Thieren den Trinkbecher des Nachbars herbei, um zu kosten, und nachdem es die Ueberzeugung gewonnen hat, dass Jener nichts Besseres hat, als es selbst, trinkt es beruhigt aus dem seiuigen weiter. Durch die Jahreszeit wird die besondere Neigung zu einem Futter sehr wesentlich beeinflusst, und namentlich hat sich gezeigt, dass im Sommer mehr die flüssigen, im Winter die festeren bevorzugt werden. Weissbrod lieben sie ganz ausserordentlich und hierbei kommt es vor, dass der Eine dem Anderen seine Portion wegzunehmeu sucht, wenn sich gerade Gelegenheit dazu bietet, oder dass er selbst durch eine kleine List die Gelegenheit herbeizuführen sich bestrebt. Das Brod wird nämlich am Gitter verabreicht, und nun fasst gewöhnlich jedes Thier sein Stück zwischen die Zähne und klettert davon. Hierbei können sie dann der Versuchung nicht widerstehen, dem Nachbarn das Seinige wegzunehmeu, was mit einer ebenso ruhigen als raschen und sicheren Handbewegung zu geschehen pflegt. Es führt indess nur sehr selten ein derartiger Vorfall zu einer Balgerei, sondern der Beraubte verlässt sich darauf, dass ihm für das Ent- 105 wendete vom Wärter Ersatz geleistet werde, oder er sucht dem Räuber die Beute wieder abzujagen — wenn es geht. Als der Cbimpanse kürzlich mit einem Stück Brod im Munde am Gitter emporstieg, suchte der männliche Orang anscheinend absichtslos an seine Seite zu kommen, aber dieser durchschaute ihn sofort, griff zweimal nach dem Munde des schlauen W eglagerers, als wolle er ihm andeuten, dass er ja jetzt in der gehörigen Nähe sei, um den Anschlag ins Werk zu setzen, und eilte dann mit abgewendetem Gesicht, damit Jener das Brod nicht fassen konnte, davon. Der Orang hat inzwischen die Beobachtung gemacht, dass sowohl dem Weibchen als auch dem Chimpanse, welche ihr Brod auf dem Baum sitzend zu verzehren pflegen, nicht selten ein Stück davon herabfällt, und er nimmt daher gewöhnlich am Boden Platz, so dass ihm von den niederfallenden Brocken nichts entgeht. Hat er auf diese Weise ein grösseres Stück erwischt und der Verlierende kommt herab, um nach demselben zu sehen, so trägt er eine ganz köstliche unschuldige Miene zur Schau, als ob er gar nicht ahne, was Jener suche. Er hat dabei seine Beute fest auf die Brust gedrückt, und wenn sein Gegenüber sie ihm abzunehmen sucht, hält er sie empor und biegt dabei den Arm soweit als möglich nach hinten, ganz wie dies kleine Kinder in ähnlichem Fall zu thun pflegen. Das Fressen selbst geschieht mit grosser Ruhe, und zwar kauen die Thiere häufig mit offenem Munde, so dass ein schmatzender Ton dabei entsteht; namentlich ist dies beim weiblichen Orang der Fall. Beim Trinken setzen die Orangs öfter ab, und das Weibchen pflegt überdies die Lippen dabei weit vorzustreckeu und die Flüssigkeit zwischen den Zähnen hindurchzuspülen. Der Chimpanse trinkt in grossen Zügen, ohne Unterbrechung und mit gurgelndem Tone bei jedem Schluck. Sobald er fertig ist, athniet er ächzend tief ein, ähnlich wie ein Kind und wie bei einem solchen pflegt sich auch bei ihm kurz nachher mehrmaliges -Anfstossen einzustellen. Ihm ist es beim Essen und Trinken immer sehr ernst zu Muthe, wogegen die Orangs öfter zum Spielen mit der Nahrung aufgelegt sind. Be¬ sonders das männliche Thier behandelt sein Brod oft ganz wie die Kinder wohl thun, indem es ein kleines Loch in die .Mitte beisst und es dann vor die Augen hält, um hindurch zu sehen, oder den Finger durch dasselbe steckt u. dgl. Beim Trinken neckt er oft seinen Wärter damit, dass er sich den Anschein gibt, als wolle er das Gefäss ausleeren, und dabei blickt er jenen an, bis -er es sieht und Einsprache dagegen erhebt. 106 Die Lebensdauer der Tliiere im Zoologischen Garten zu Hamburg. Vom Director Dr. H. Eolau. (Fortsetzung.) 4. Farn. ViTerren, ViTerrida. Namen der Thiere. Katzenfrett, Bassaris astida Lichtst . Afrikanische Zibethkatze, Viverra civetta Schrb. . Indische Zibethkatze, F. zihetha L . Rasse, F. indica Desm . Genettkatze, Genetta vulgaris Less . Musang, Paradoxurus Musanga Raffl . ' Weissbärtiger Pahnenmarder, P. leucomystax Gray Ichneumon, Herpestes ichneumon L . 5. Farn. Marder, Mustelida. Steinmarder, Mustela foina Briss . Edelmarder, M. martes L . . . Iltis, M. putorius L . Frettchen, 31. furo L . . . . . Vielfrass, Gtdo horealis Nilss . Teira, Galictis barhara L . Bindenmardej , G. vittata Schreb . Fischotter, Lutra vulgaris Erxl . Honigdachs, Patelus capensis Schrb . Stinkthier, Mephitis niephitica Shaw . Chilenisches Stinkthier, 31. chilensis Geoffr, . . 6. Farn. Bären, Ursida. Wickelbär, Cercoleptes caudivolvulus Pall. , . . Biuturong, Arctictis binturong Ratfl . m Waschbär, Procyon lotor L . Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. 1 f ( f l Jahr. Mon. Tge. 7 — 9 2 11 24 4 5 7 *1 8 6 6 8 2 9 — 3 11 1 3 10 1 10 5 I 6 1 24 2 3 20 o O 3 15 4 5 19 3 0 26 8 6 22 4 10. 27 *1 8 5 1 10 5 *2 7' 2 7 2 6 3 26 11 8 25 1 3 26 *2 4 — *4 5 29 *5 7 4 4 6 16 10 1 26 107 Namen der Thiere. Eisbär, ürstis maritimus L . Brauner Bäiv U. arctos L . Baribal, ü. americanns Pall . Audenbär, IJ. ornatus F. Cav . I Kragenbär, tibetamis F, Ciiv. . . . . . Robben, Pinnipedia. Gein. Seehund, JPlioca vitulina L . Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. Mon. Tge. **11 3 28 11 1 24 *4 3 2 12 3 10 **4 11 12 5 4 *2 6 18 *14 10 20 1 0 8 24 4 1 1 8 5 3 21 Seehunde sind in unserin Garten regelmässig jeden Sommer an¬ gekauft worden. Die meisten haben nur wenige Wochen oder Monate gelebt, so dass die vorstehenden Zahlen leider als Ausnahmen von der Regel gelten müssen. Paarzeher, A r t i o d a c t y 1 a. 1. Artiodactyla non-ruminantia. Wildschwein, Sus scrofa L . . . . . . *11 Maskenschwein, Sus scrofa^ var. pliciceps Gray ... 9 * Pinselohrschwein, Potamochoerus penicillaUis Schinz. . *5 g Gern. Pekari, Dicotyles torquatus Blainv. ... ( 0 VVeisslippiges Pekari, D. labiatus Cuv . | Warzenschwein, Phacochoerus africanus Gmel. . . 4 7 2 4 17 4 — 7 2 8 27 — 27 3 26 2 13 2. Euminantia, Wiederkäuer. 1. Farn. Horiitliiere, Cavicoruia. Zebu, Bos indicus L . Kerabau, Bubalus Kerabau Müll . Wisent, Bison europaeus Owen . Bison, B. americanus Gm . 7 5 4 *14 3 21 7 10 12 3 10 25 *10 4 0 •J 14 0 14 — 6 108 Dauer ihres Aufent- Namen der Thiere. halts im Garten. \ Jahr. Mon. Tge. *10 5 11 Yak, Poephagus grunmens L . *10 9 6 *11 7 27 Muflon, Ovis Musimon Schreb . *10 8 2 Mähnenmuflon, Ammotragus tragelaphus Desm. . . *5 2 22 5 — 6 • Steinbock, Capra Ihex L. (im Garten geb.) . . 2 6 19 2 . 7 3 Sai'ga-Antilope, ScCiga tatarica Pall . 1 4 11 » » » (im Garten geb.) . 1 27 Gazelle, Antilope dorcas L. . . *4 i 3 11 8 5 10 # Dam a- Antilope, A. dania Pall . 8 1 25 *3 2 27 Korin- Gazelle, A. rufifrons Gray . 2 4 0 Springbock, A. euchore Porst . 9 7 21 Kevella-Autilope, Antilope Kevella Pall. . Hirschziegeu-Antilope, Ä, cervicapra L. . Zwerg- Antilope, Nesotragus moscJiatus Gray Fetthaar-Antilope, Kohus unctuosus Laur. Wasserbock, K. ellipsiprymnus Ogilby. . Säbel- Antilope, Oryx leucoryx Pall. , Beisa-Antilope, 0. heisa Rüpp . Elen-Antilope, Oreas Canna H. Smth. . . Kudu- Antilope, Strepsiceros hudu Gray. . Guib- Antilope, Tragelaplius scriptus Pall., . Busch- Antilope, T. sylvaticus Sparrm. Tora- Antilope, Alcephalus Tora Gray • • Blässbock, Alcephalus albifrons Burch. . . Gnu, Catohlepas gnu Gm . 1 *3 1 8 *8 *6 4 7 1 6 5 3 7 2 1 7 6 *12 11 10 6 8 4 - 2 7 1 6 17 1 8 1 4 3 5 7 3 16 1 4 25 *6 10 23 7 5 .12 3 8 5 22 6 10 6 13 4 24 - 16 9 24 28 2 10 109 Namen der Thiere. Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Nylgan, Fortax picta Pall . j Gemse, Riipicapra tragus Gray . ■ 2. Fani. Hirsche, Cervina. Eleu, Älces palmatm Gray 1 11 1 4 12 25 11 Remithier, Rangifer tarandiis L. . * , * Damhirsch, Darna vulgaris Gray (im Garteu geh.) » » » » Sikahirsch, Cervus siJca Temm. Edelhirsch, Cervus elaplius L. Berberhirsch, C, barhariis Beuu Wapiti, C. canadensis Schreb . Barasiuga, C. Duvaucelli Cuv . Samburhirsch, G. Aristotelis Cuv . Mähnenhirsch, C. Rusa Müll . Schweinshirsch, C. porcinus Zimm. Axishirsch, Axis macidata {G. Axis Erxl.) . Mexik. Hirsch, G. mexicanus Gm. Virginischer Hirsch, C. virginianus Gm. f 1 Jahr. Mon. Tge. 5 7 14 2 2 28 8 — 29 4 8 27 3 — 13 3 8 7 2 11 1 2 5 4 9 2 23 7 10 13 5 7 25 10 4 3 *8 5 5 *14 1 19 14 10 28 12 6 15 *11 6 15 10 2 5 *13 4 6 13 1 4 12 10 29 *8 8 ' 5 8 11 ' 19 *10 7 20 8 8 *9 8 3 11 3 14 8 7 1 7 17 12 5 4 7 10 6 5 11 2 8 4 19 7 3 20 9 3 14 7 *10 11 110 Dauer ihres Aufent- Namen der Thiere. halts im Garten. Nacktöhriger Hirsch, G. gymnotis Wiegm. . Jahr. . . 4 Mon. 10 Tg-e. 24 Spiesshirsch, G. rufus F. Cuv . . . 2 2 21 Muutjak, Gervulus muntjac Zimm . • • ^ 5 28 3. Farn. Giraffen, Devexa. \ 8 5 19 Giraffe, Gamelopardalis Giraff'a L . ■ ( 8 1 6 (wurde im ganzen 25^/2 Jahr alt) 3 3 ' 27 4. Farn. Zwergiiioschustliiere, Tragulida. Kantschill, Tragiüus javanicus Pall . — 4 20 5. Farn. Scbwielensohler, Tylopoda. Kameel, Gamelus hactrianus Erxl . 8 3 5 Dromedar, G. dromedarius L . 4 25 *8 8 14 Guanako, ÄucJienia Huanaco Mol . / ^ ^ , , ( 5 11 14 Vicunna, Ä. Vicunna Mol . *10 7 22 Die Saiga- Antilopen sind nach unsern Erfahrungen — und wohl auch nach denen anderer Gärten — sehr schwer zu halten. Wir waren so glücklich im Sommer 1877 ein Junges zu ziehen, das aber leider nicht 2 Monate alt wurde. Mit Elenthieren haben wir, wie die vorliegenden Zahlen be¬ weisen, deren ich absichtlich mehr als gewöhnlich zusammengestellt habe, ebensowenig gute Erfahrungen gemacht,' wie andere Gärten. — Renn thiere dagegen hielten sich zum Theil recht gut. Uupaarzeher, Perissodactyla. Wildesel, Äsinus taeniopus Heugl. . Burchell’s Zebra, Equus jBurclielli Gray . Zebra, Eq. Zebra L . . . Indisches Nashorn, Rhinoceros tmicornis L. Sumatra-Nashorn, Rh. sumatrensis Cuv. Schabracken-Tapir, Tapir us indicus Desm. . Amerikanischer Tapir, T. americanus L. *16 1 2 *12 3 — *10 4 21 9 9 8 *8 9 16 4 2 6 8 3 4 *4 — 27 10 — 14 111 Zahn a r m e , Brut a. Namen der Thiere. Ameisenbär, MyrmecopJiaga jiibata 'L . Borstiges Gürteltliier, Dasyxms villösus Desm. . Seclisbiudiges Gürtelthier, D. sexcimtiis L. . . . Hoffinauu’s Faulthier, Clioloepus Hoffmanni Pet. Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. Mon. Tge. *9 5 1 2 4 19 1 8 25 n 3 26 2 — 1 1 11 19 *3 5 17 — 26 Unser noch lebender Ameisenbär soll bei seiner Ankunft im Garten ^/4 Jahr alt gewesen sein; er würde demnach jetzt ein Altei’ von 10 Jahren 2 Mon. erreicht haben. — Der an zweiter Stelle auf- freführte Ameisenbär soll bei Ankunft in Hamburo; ein Alter von 1 V2 Jahren gehabt haben; er wäre demnach etwa 4 Jahre alt geworden. Ein kleiner Ameisenbär, Tamandua didaetyja, der unserm Garten im verflossenen Sommer geschenkt wurde, lebte bei uns, weil er fast gar keine Nahrung nehmen wollte, nur 6 Tage. — Ein anderer, den zur selben Zeit ein hiesiger Händler besass, starb eben¬ falls wenige Tage nach seiner Ankunft in Hamburg. Choloepus Hoffmanni hält sich recht gut. Unsre beiden Thiere nehmen die ihnen Vorgesetzte Nahrung selbstständig und werden jedesmal, wenn die Fütterungszeit herauuaht, munter. Drei- zehige Fa ult liiere, Bradypus tridactyliis L. dagegen haben sich bei uns nie gehalten; sie haben ihr Futter nur genommen, wenn der Wärter es ihnen direkt in den Mund steckte, und sind trotz aller Pflege immer nur kurze Zeit am Leben geblieben. Beutelthiere, Marsupialia. Wombat, Phascolomys Jatifrons Owen^ . . . . Riesenkänguru, Macrop^is giganteus Shaw . I Grosses Känguru, Macr. rolmstiis Gould . . . . Rothes Känguru, M. ruf ns Desm . Bennett’s Känguru, Halmaturus Bennetti Waterh. 11 4 10 12 5 24 *4 3 7 6 4 17 3 11 8 6 9 1 **11 3 18 * 4 6 21 6 10 17 112 Namen der Thiere. Schvvarzschwäuziges Känguru, H. ualabatus Less. » » (im Garten geb.) . Pademelou, H. thetidis Fr. Cuv.* . Schwarzköpfiges Känguru, H. melanops Gould Derby’s Känguru, H. derhiamis Gray Rothbäuchiges Känguru, H. Sillardieri Desm. Felsen-Känguru, Petrogale xantJiopus Gray . Flugbeutler, Petcmnis sciureiis Desm. Opossum, Didelphys virginiana Shaw Beuteldachs, Perameles lagotis Reid . Zibeth-Raubbeutler, Basyunis viverrimis Geoffr. Teufel, D. ursinus Harr . Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. Mon. Tge. *6 7 'l7 . *5 9 4 5 6 1 4 2 3 5 9 25 4 — 11 . . 3 5 - 1 1 17 2 4 — 4 — ‘14 3 1 1 28 2 4 9 (Fortsetzung folgt.) Nacliricliteu über den Heerwurm in den Jahren 1871 bis 1877. Von Forstmeister Beling in Seesen am Harz. (Schluss.) In den nächstfolgenden drei Jahren gestalteten sich die Witterungs¬ verhältnisse während der Monate Mai bis einschliesslich August fol- gendermassen : 1874. Mai vorwaltend kühl und trocken; Juni sonnig, aber gleichfalls kühl und trocken bei . vielfach wechselnder und häufig von Nord und Ost kommender Windströmuug ; vom 25. bis zum Schlüsse regnicht. Juli regenarra, souneureich, beständig, gegen den Schluss hin sehr trocken. August trocken und kühl , es regnete wohl ab und zu einmal, aber immer nur wenig und so ungenügend, dass die Vegetation zu leiden begann. Die Monate Mai bis ein¬ schliesslich August hatten demnach eine vorwaltend trockene Be¬ schaffenheit. 1875. Mai kühl mit öfter und in genügender Quantität er¬ folgendem Regen und daher im Allgemeinen ganz fruchtbar. Juni sehr fruchtbar, mit bald mehr, bald minder reichlichem Regen an 16 verschiedenen Tagen. Juli in der ersten Hälfte mit häufigem Regen; bis zum 23. regnete es an 12 verschiedenen Tagen bald 113 mehr, bald minder anhaltend und stark ; vom 24. bis zum Schlüsse ohne Regen, sonnig und angenehm. August sonnig mit öfterem, aber immer nur wenig intensivem Regen und deshalb verhältniss- mässig trocken. 1876. Mai bei vorwaltend östlichen und nördlichen Wind¬ strömungen aussergewöhnlich kühl und zeitweise dürr , der Vege¬ tation und dem Insectenleben nicht günstig. Juni in der ersten Hälfte bald kühl, bald warm, ziemlich regenreich, in der zweiten Hälfte mehr sonnig und trocken bei mehrentheils östlicher Wind¬ richtung. Juli mit mässigen atmosphärischen Niederschlägen, mehr trocken als nass , beständig, angenehm und fruchtbar. August zu Anfang sonnig und trocken mit warmen Tagen, aber meist ver- hältnissmässig kalten Nächten, um die Mitte mit hohen Tages- . temperaturen bei beständig heiterem Himmel, wodurch eine für die Vegetation recht nachtheilige Dürre hervorgerufen wurde. In jedem der drei Jahre 1874 bis einschliesslich 1876 suchte ich nun an den Hauptfundstellen der hiesigen Gegend nach Heer- wurnislarven und Puppen vergeblich, und selbst meinen emsigsten Bemühungen gelang es nicht, auch nur die geringsten Prass- oder sonstigen Spuren ausfindig zu machen, weshalb die Annahme Platz greifen musste, dass das Insect seit dem räthselhaften plötzlichen Verschwinden im Sommer 1873 nunmehr in der hiesigen Gegend auf ein Minimum beschränkt sein müsse, zumal die vorstehend ge¬ schilderten Witterungszustände in den drei Jahren 1874 bis ein¬ schliesslich 1876 ihres vor waltend trockenen Charakters wegen nicht geeignet gewesen waren, das Leben und Gedeihen der Larven be¬ sonders zu begünstigen. Im Jahre 1877 war der Mai kühl und nass, der Juni warm, zu Anfang recht fruchtbar, vom 12. an bis gegen den Schluss hin aber ziemlich dürr; der Juli veränderlich, mit häufigen Gewitter¬ regen, im Allgemeinen der Vegetation günstig; der August regen¬ reich und kühl. Abgesehen von einem Theile des Monats Juni waren hiernach die Witterungszustände des Sommers 1877 dem Gedeihen der Heerwurmslarven ganz zusagend ; dennoch suchte ich nach solchen an den hiesigen früheren Fundstellen ohne jeglichen Erfolg. Dahin¬ gegen erhielt ich aus dem etwa 1 V2 Wegestunden von hier ent¬ fernten Forstorte Grimmberg, unweit Langelsheim, einem älteren Buchenbestande, am 14.- Juli eine Quantität Heerwurmslarveu zu¬ gesandt, welche gehörig gefüttert und abgewartet wurden und sich zu Anfang des Monats August verpuppten, auch am 10. des ge- 8 il4 dachten Monats eine reichliche Anzahl Mücken lieferten. — Be¬ merkenswerth ist, dass eine Quantität der von den in Rede stehen¬ den Larven erzielten Puppen, welche ich mit der Post nach Aschalfen¬ burg versandte, laut später eingegaugener Nachricht am 9. August, mithin schon einen Tag früher als die hier zurückhehaltenen Puppen, die Imagines ergeben hatten, muthmasslich aus dem Grunde, weil sie während des Transports einer höheren Temperatur ausgesetzt gewesen waren. Bei einem Besuche des vorhin genannten Forstorts Grimmberg am 19. Juli wurde mir mitgetheilt, dass die am 14. desselben Monats von daher in meine Hände gelaugten Larven am Tage zuvor auf einem neu angelegten Fahrwege einen Strohhalm breiten, etwa m langen Zug gebildet hätten und dass am Morgen des 18. Juli auf demselben Wege von den bei dessen Anlegung beschäftigten Arbeitern ein etwa fingerbreiter und ungefähr 1 m langer Heerwurmszug ge¬ sehen worden sei. Ich selbst fand am 19. Juli beim Nachsuchen au der betreffenden, am Fnsse nördlichen Bergeinhanges neben einem kleinen Bache im Thale belegenen Waldesstelle unter hoher, früher vom Winde zusammen getriebener feuchter Laubschicht noch eine Men.ge fressender Larven, welche daselbst belassen blieben. Bezüglich eines anderen Heerwurm-Vorkommeus am Harze im Jahre 1877 machte mir Herr Oberförster Schwabe in Stiege die Mittheilung, dass er am 27., 28. und 29. Juli nach vorausgegangenem mehrtägigen Regen in einem zwischen Stiege und Birkenmoor be¬ legenen 50 bis 60jährigen Buchenbestande (Forstort Hintere Kaufuug) in den Vormittagsstunden etwa 12 verschieden und bis 4 m lange, 7 bis 10 cm breite Heerwurmszüge auf der Laubdecke des Bodens sich hinbewegen zu sehen Gelegenheit gehabt habe. Sodann erfuhr ich durch Herrn Professor Dr. Metzger an der Königlich Preussischen Forstakademie zu Hannöverisch-Münden, dass im Jahre 1877 auch im Habichtswalde bei Cassel und in der Nähe .. von Münden Heerwürmer beobachtet seien. Gegen Ende des Juli fand der Oberförster-Candidat Martin den Heerwurm im Habichts¬ walde in einem etwa 25jährigen Buchenbestande auf Basaltbodeu an einem nördlichen Bergeinhange auf einer mit feuchtem Laub be¬ deckten Bodenfläche von ungefähr 20 m Radius in acht verschiedenen, vorn etwa daumenbreiten, nach hinten ganz dünn sich ausspitzendeu, bis 2 m langen Larvenzügeu, von denen *sich zwei Stunden später, 1 Uhr Mittags, einzelne unter das Laub begeben hatten. — Unter ähnlichen Verhältnissen wurde der Heerwurin bei Münden an einem 115 Westnord westhaiige des Kattenbühler Kopfes in einem hanbaren Buchenorte vom 10. bis 26. Juli angetroffen. Die Larveuzüge wurden nur in der Zeit von 7 Uhr früh bis gegen Mittag gesehen und ver¬ krochen sich fast regelmässig zwischen 10 und 12 Uhr Vormittags unter der Laubdecke. 1 Die deutsch en Waldhühner. Von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung".) Balze und Fortpflanzung. Besonders bedürfen wir der Fackel naturwissenschaftlicher Kritik, wenn wir uns in das poesie¬ volle Dunkel des Balzplatzes begeben. Denn eine geschäftige Tradition alter Waldläufer begleitet die Sinnlosigkeiten und Tollheiten des liebeglühenden Hahnes ihrerseits selbst mit Phantasmagorien und Märchenbildern und gibt solche in gebundener und »ungebundener« Form von Jägergeschlecht zu Jägergeschlecht weiter. Aber auch nach dem Zurückschneiden solcher Wasserschösslinffe bleibt uns ein eresundei’ kräftiger Stamm von Poesie und Romantik, der von der ungewöhn¬ lichen Scenerie der Natur wie von der absonderlichen Thätigkeit der Acteurs stets neue Nahrung erhält. Gewöhnlich schon mit dem Monate Januar beginnt in der That ein neuer Abschnitt auch im Leben unsres Wildes, indem die Hähne sich von einander trennen, um sich vereinzelt auf ihre gewohnten oder (von jungen Hähnen) erst ausgewählten Balzplätze, d. h. auf diejenigen bestimmten Waldstellen, auf denen sie später die Hennen behufs deren Befruchtung um sich versammeln, vorläufig indessen noch lange ohne die Gattinnen, zu begeben. Diese Zwischenzeit wird mit der Auswahl des Balzstandes und mit der Verdrängung etwaiger Mitbewerber ausgefüllt; es ist eine stürmische und unstete Periode. Die Hennen erscheinen erst später, selbst 2 — 3 Wochen > nach dem Beginne der Balze, wenn sich diese Verhältnisse geklärt haben und die Zeit zur Befruchtung gekommen, auf dem Schauplatze. Aus der Altenkirchener Gegend (Stralsund) berichtet C. Sachse, dass, während die Hähne sich kaum eine Stunde weit vom Standorte entfernen, die Hühner 5 — 6 Stunden weit von den Balz- und Brut¬ orten wegstricheu, und erst Ende März oder Anfang April zum 116 Balzplatze zurückkehrteii. So wurden auch mehrmals bei Aidtlingeu, bei Nagold, 3 — 5 Stunden ost- und südwärts von hier, in der balz¬ losen Muschelkalkformation ausserhalb des Schwarzwaldes gelegen, Hennen gesehen. Ich selbst fand Gleiches in meinen an eigene und fremde Auerwildreviere angrenzenden Jagdbezirken : fast gar nie¬ mals Hähne, aber ausser der Balzzeit zuweilen Hennen oder Federn von solchen, ebenso bei Wintertreibjagden in Staatswaldungen oft 3 — 6 Hähne beisammen, wo zur Balzzeit kein einziger steht. Die grossen, ruhigen Nadelholzdickungen der Staatsforsten nämlich nimmt der Hahn drei Viertheile des Jahres hindurch als Einstände willig an, zur Balzzeit jedoch sucht er consequent die angrenzenden moo¬ rigen und durchplänterten, also, nach forstlichen Begriffen, schlechten Bauern Waldungen auf. Seltner geschieht dies Beziehen der Balz¬ plätze später, im Februar oder gar im März, und es wird diese Ver¬ spätung alsdann strengen Nachwintern zuzuschreiben sein. Erst die Nachbalze des Auerhahnes fällt in der Regel mit der Hauptbalze des etwas später miunelustigen Birkhahnes zusammen. Die jüngeren Hähne bleiben immer am längsten vereinigt, nachdem die älteren sich schon früher isolirt haben. Aeltere Hähne dulden keinen zweiten im Umkreise von etwa 500 Schritten, während die verträg¬ licheren jüngeren oft recht nahe beisammen stehen. Im Berglande liegen diese Balzstände jederzeit in beträchtlicher Höhe, wo Kiefernbestände in der Vegetation vorherrschend auftreten, und etwa Lärchen und Buchen eingesprengt oder io kleineren Horsten vereinigt Vorkommen. Es ist etwas ganz Merkwürdiges um die Wahl und um die Einhaltung der Balzplätze, die wie nach einer geheimen Parole geschieht, welche noch keinem Menschen zu er¬ forschen gelungen. Denn während ein Hirschbrunftplan, ein Birk¬ hahnbalzplatz, ein Fuchspass, ein Hasensteig, eine günstige Schnepfen¬ lage sich dem halbwegs erfahrenen Waidmanne sofort als solche zu erkennen geben, bietet der Schauplatz der Auerhahnbalze dem noch so routinirten Beobachter gewöhnlich gar nichts Charakteristisches. Und doch muss solches vor den Augen des Auerhahnes sehr be¬ stimmt ausgesprochen vorliegen; wie wäre sonst die ganz unzwei¬ felhaft feststehende Thatsache begreiflich, dass — unveränderten Waidbestand und Ruhe vorausgesetzt! — immer wieder der alte Platz, der alte Baum, ja der alte Ast von balzenden Hähnen besetzt wird, selbst dann noch, wenn sämmtliches Auerwild abgeschossen worden und neues zugewaudert oder künstlich ausgesetzt worden ist? So schoss ich selbst einen Hahn von demselben Aste, auf 117 welchem vor- iiiid nachher 3 andre bejagt wurden, einen andern Balzplatz bezogen 'nacheinander 4 Hähne, und bei Buching schoss ein Jäger nacheinander 1 1 Hähne auf einem und demselben Platze. Baron Nolde war sehr erstaunt, einen stets geschonten Haupt¬ balzstand leer zu fijiden, bis durch directe Beobachtung coustatirt wurde, dass die verwittweten Hennen einiger' fleissig beschossenen Nebeustände sich sofort neue Gatten aus dem Leibgehege holten — gerade wie es die Rehgeisen bekanntlich thun. Und solche Beispiele kennt wohl jeder Hahnenjäger. Das eine Mal erschallt der Balzgesang aus einer kahlen Buche oder Lärche, da aus einer buschigen Tanne oder Kiefer, hier aus dichterem Mittelw'alde oder aus raumerem Hochwalde, dort aus einer isolirten Baumgruppe, wieder ein ander Mal aus einem einsamen Samenbaume, in einem andern Falle sind niedrige Krüppelkiefern, Felszacken oder der ebene Boden, im Gegensätze dazu auch himmel¬ hohe Baumwipfel, höhere oder tiefere Seitenäste solche Anziehungs¬ punkte, wie nicht minder die tiefiunerste Waldesstille, oder mur¬ melnde Bäche, oder nicht einmal sehr ruhige Wege und Waldränder. Ja, er balzt selbst auf Hausdächern und — Scherz bei Seite ! — unter dem Arme des ihn als Gefangenen transportirenden Jägers. Von diesen Curiositäteu indessen später! Und doch wäre es sehr falsch, wollte man aus dem Vorstehenden schliessen, dass dem Hahne eben jeder Platz zum Balzen recht sei; ganz im Gegentheile! Wir wiederholen, dass sich in der Wahl dieser Localitäten gerade ein merkwürdiger Eigensinn und eine auf¬ fallende Uebereinstimmuug zu erkennen gibt. Auch die wohl ver¬ suchte Erklärung, solche Stellen seien gewöhnlich lichter, lassen also der wärmenden Sonne mehr Zugang als geschlossener Wald, sie seien gewöhnlich auch feuchter, die Verholzung der zur Aesung dienenden Pflanzen geschehe mithin langsamer , diese seien also weicher und saftiger, oder aber die leichtere Vernehmbarkeit der Locktöne oder die bessere Orientirungs- und Sicherungsmöglichkeit auf lichten Stellen bedinge die Standwahl, ist weit davon entfernt, erschöpfend zu sein. Thatsächlich werden im Allgemeinen lichtere Waldungen, Hochplateaux und Berghänge gewählt, welche einen freien Ausblick nach Osten, der nahenden Sonne entgegen, gestatten. Als Balzbäume zieht der Hahn die au ihren gerade streichenden und reineren Aesten bequeme Balzpromenaden bietenden Kiefern allen andern Bäumen vor, nächst diesen liebt er die Lärche, daun die eingesprengte Buche ; auf Rothtanuen sah ich ihn niemals stehen, 118 v>^ohl aber, namentlich gegen das Ende der Balzzeit, wo er, durch manches Jagdabenteuer gewitzigt, den Werth eines guten Versteckes zu schätzen weiss, auf buschigen Weisstannen. Die Kiefer liefert ihm zugleich die beliebte Aesung an ihren Nadeln. Auch Zirbel¬ kiefern und Aspen werden zuweilen angenommen, wie die Dürrlinge der genannten Bäume gleichfalls. Baron Nolcken darf es aller¬ dings als eine besondere Merkwürdigkeit hervorheben, dass er einst einen Hahn auf einer Birke balzen sah. In manchen Gegenden, z. B, in den Gebirgen des nordöstlichen Ungarn, in einzelnen Strichen des Erzgebirges, soll die Bodenbalze oder die Balze auf hohen Fels¬ zacken die Hegel bilden. Weiteres bezüglich der Standwahl und des Standwechsels, was auch für die Balzzeit Giltigkeit hat, wurde ])ereits oben beigebracht. Der Verlauf der Balze nun ist, ganz abweichend von der jedes andern Federwildes, insbesondere ernster und pathetischer als die des in manchen Beziehungen nahe verwandten, hierbei aber possen¬ hafteren und stets achtsamen Birhahnes folgender. Nach einer weit verbreiteten Annahme haben bereits im Herbste oder schon nach der Mauserung die jungen Hähne die Balzarie einstudirt und pro- birt, obwohl auch ulte Hähne im Herbste Balzversuche machen, ohne jedoch dabei Hennen zu betreten (»kalte« oder »falsche« Balze). Gefieder und Wildpret sind alsdann nach beendeter Mauser glänzend und gut, aber leider verbietet der allenthalben verringerte Stand einen systematischen Abschuss im August und September. Sterger erklärt die Herbstbalze, wobei die Hähne zwar keine Hennen betreten, aber doch ziemlich rauflustig gegen ihres Gleichen sind, für den Ausfluss frischen Lebensmuthes und -reiner Singlust, und L. P au m gar tu er behauptet, in Obersteiermark seien alle bisher bei der Herbstbalze geschossenen Hähne lediglich ältere Exemplare gewesen, sodass kein Fall von Herbstbalze eines im gleichen Jahre ausgeschlüpften Hahnes constatirt sei, wogegen freilich Sterger ’s Erfahrungen, nach welchen bereits vierteljährige, bei weitem noch nicht verfärbte Hähnchen seiner Colonie die Balzarie übten, direct snrechen. Vielleicht wird mancher Hahn, welcher entweder von Ji. 7 stärkeren abgekämpft worden, oder wegen einer Verwundung, oder wegen Hennenmangels im Frühjahre nicht zur Begattung gelangte^ im Herbste nochmals hitzig und damit ernstlich balzlustig, freilich ohne Gegenliebe zu finden, ein Vorgang, der sich bei vielen Thier¬ klassen wiederholt. In gelinden Wintern ist der Balzgesaug um Weihnachten, iin 119 Januar und Februar keineswegs eine Seltenheit. Nur ausnahmsweise erweckt solch’ abnorme Witterung in der klügeren Henne ein ver¬ frühtes Liebessehnen, sondern diese pflegt erst später, wenn ihre richtige Zeit gekommen, dem Balzplatze zuzustreichen. Gerade so verhält sich die Birkhenne zu dem, bei gelinder Witterung sie be¬ reits iin Februar oder März treibenden Birkhähne. Gelangen die Eier am Eierstocke früher zur Reife, und lässt die Henne dafruni eine frühere Begattung zu, so vernichten grausame Witteruugsschläge fast immer die unzeitigen Bruten. Ernst mit dem Balzgesauge wird es aber gewöhnlich erst im April, den v. Wildungen in seinem waidmäunischeu Monatscyclus darum mit Recht als »Auerhahnmonat« einführt. Die Balzstände sind bis dahin fest gewählt, Nebenbuhler verdrängt, die Hähne fühlen sich sicherer und animirter, die Balzarie hat an Kraft und Geläu¬ figkeit gewonnen, und so beginnen denn jetzt die eigentlichen »Balzfeste« , und zwar unter eifriger Betheiligung der Hennen. Günstige oder ungünstige Früh Jahrs Witterung, höhere oder niedere Breitengrade, bedeutendere oder geringere horizontale Erhebung be¬ dingen eine von Anfang März bis Anfang Juni verschiebbare Er- ölfuungszeit. Für unsere deutschen Stände bleibt wohl stets die zweite Hälfte des April die Hauptzeit. Das Knospen der Rothbuchen wird ziemlich allgemein als ein sicheres Zeichen der begonnenen Balze betrachtet, und K o b e 1 1 singt darum : »Wenn die Buchen knospen, so denke dran, Und kürze den Schlaf, o Waidemann! etc.« Die Schwarzwälder Bauern meiner Gegend nehmen das erste Schreien der Frösche als Zeichen des vollen Beginnes der Balze, und mir selbst dient seit Jahren die volle Blüthe des Sauerklees {Oxdlis acetosella L.) ebenso als willkommener Kalender, wie dem Schnepfen¬ jäger der blühende Corneliuskirschenbaum. Der früheste Jagdtao* des Kaisers Franz Joseph I. von Oesterreich, welcher bis jetzt wohl die höchste Zahl balzender Hähne erlegt hat (über 500), war der 27. März, der späteste der 19. Mai, und zwar in den Bergen des Neuberger und Reichenauer Leibgeheges. Dieser Termin um¬ fasst also, für die dortige Gegend, sicherlich die beste Zeit. Nach Landau hätte im Fuldaischen die Balzzeit gewöhnlich schon frühe im März begonnen, und bis Ende Mai gedauert, wahrend in Alt¬ hessen sie erst im April beginne und nach dem Ausbruche des Laubes endige. Gleichermassen geht ziemlich regelmässig in Böhmen’s südlichem Hügellande die Balze um den 21. April zu Ende, wogegen . 120 sie um diese Zeit in den Revieren des Böhmer Waldes erst beginnt. In den Wa 1 d f 0 r s t e n (d. h. in den auf dem Thüringer Walde ge¬ legenen) beginnt die Balze um 8 — 10 Tage später als in den tiefer gelegenen Land forsten; sie dauert nach v. Türcke 5 — 6 Wochen. Ein ojleiches Verhältniss zeiot sich zwischen den beiden von mir bejagten Revieren Oberkolhvangen und Würzbach, beide 716 m ü. M. und' nur 7 Kilometer von einander entfernt liegend ; auf dem nass¬ kalten Boden des letzteren verspätet sich gegen das erstere, wie die gesammte Vegetation, so auch der Balzbeginn um etwa 10 Tage. Zu den unsicheren Behauptungen , obwohl manchmal zutreffend, gehört der Schwarzwälder Waidspruch: »Wenn ’s Birkenlaub ist groschenbreit, Dann hat der Hahn sei’ grösste Freud’.« . Erfahrungsgemäss treten stets die älteren Hähne zuerst in die Balze, und es folgen ihnen darin die jungen erst im Verlaufe von 8—14 Tagen, welch’ letztere folglich manchmal in dem schon ganz grün gewordenen Walde balzen. Nur im höheren Gebirge oder in nordischen Gegenden hat der Waidmanu jetzt noch mit Eis und Schnee zu kämpfen; sonst hat' Föhnsturm und warmer Regen damit aufgeräumt, und in weissschäu¬ menden Cascaden bricht der dadurch angesch wollene Wildbach zwischen grüner Tannenjugend durch sein Felsenbett. Aus dem saftigen Grase heraus grüssen die Blüthen der Gänseblümchen, der Anemonen, der Schlüsselblumen und sonstiger lieber Frühlingsboten, die Trauben¬ kirsche schiebt ihre kegelförmigen Blüthenknospen hervor, um Bäume und Hecken legt sich der goldgrün schimmernde Heiligenschein des Lenzes , während die Schnepfenverkündiger, Corneliuskirsche und Seidelbast, bereits dem Ende ihrer frühen Blüthenzeit zuneigen. Ge¬ schäftige Ameisen und Hummeln, gaukelnde Mückenschwärme und Schmetterlinge, Schnecken, Spinnen, Molche und Eidechsen zeigen ein, freilich noch oftmals betrogenes Vertrauen zum Aprilsonnen- scheine. Selbstverständlich ist um diese Zeit das Gros unsrer Zug¬ vögel, bis auf den erst gegen den Schluss der Balzzeit erscheinenden Kukuk, wieder zurückgekehrt, und der Wald widerhallt von ihren Hochzeitsgesäugen, in welche auch die im Gebirge erst jetzt balzende Schnepfe ihr Zwicken und Quarren mischt. Ziehe in Frieden, Wald¬ schnepfe ; der Jäger, der den edleren Auerhahn verhört oder anspriugt, wird dir keinen tödtlichen Blitz nachsenden ! üeber die vielen Reize des lückigen, nach Alter und Bestand, sowie nach dem Unterwuchse vielfach wechselnden Auerhahuwaldes, die eflfectvollste Scene bald / für Ossi aus Nebelspiickgestalteu, bald für die heitere Gnomen¬ schar eines »Sommern ach tstrauraes«, über die prachtvollen Licht- stimmungen der Berglandschaften in Morgen- und Abenddämmerung, im Scheine des Mondes, über die Seelenstimmuugeu des natnrkun- digen Waidmanns, der nach längerer Pause wieder das liebe Gewehr in air diese Herrlichkeiten hinanstrageu darf, über all’ dies zn sprechen, ist hier nicht der Ort. Das lässt sich auch mit den über¬ schwänglichsten Worten nicht schildern, das muss selbst erlebt werden! (Fortsetzung folgt.) Der Zoologische Garten zu Hannover im Jahre 1877/78. Die allgemein bekannten angünstigen Verhältnisse, welche schon seit einigen Jahren auf die Entwickelung unseres Unternehmens hemmend ein¬ wirkten, übten leider auch im verflossenen Jahre einen sehr nachthejdigen Ein¬ fluss, so dass die Entre-Einnahmen sich wiederum in bedenklichem Masse vermindert haben. Wir können es deshalb nur besonderen Umständen zu¬ schreiben, wenn trotzdem nach Ausweis der umstehenden Bilanz das Defizit nur 2570 M. 01 Pf. beträgt. Es beruht dies einestheils auf den aussergewöhn- lich geringen Thier- Verlusten, welche durch den aus Züchtungen erzielten Gewinn mehr als gedeckt wurden und anderntheils auf der bei den Fourage- Einkäufen gegen die Vorjahre gemachten Ersparung von ca. 3000 M. Auch bei anderen Positionen, namentlich Heizung und Beleuchtung, Coucerte etc. sind gegen früher nicht unwesentliche Ersparungen gemacht, wohingegen die Abonnements-Einnahme sich erfreulicherweise vermehrt hat. Abschreibungen sind in diesem Jahre nicht vorgenommen, wozu wir uns berechtigt hielten, da erst bei dem ' vorjährigen Abschlüsse fast der ganze Lotterie-Gewinn im , Betrage von ca. 45 000 M. zu Abschreibungen verwandt war. Nichtsdestoweniger können wir uns der Ueberzeugung nicht verschliessen, dass es zur Hebung unseres Unternehmens dringend erforderlich ist, die Ein¬ nahmen wieder auf eine mit den unvermeidlichen Ausgaben im Einklang stehende Höhe zu bringen. Als ein in dieser Beziehung wesentlich in’s Ge¬ wicht fallendes Moment theilen wir mit, dass die Restauration spätestens mit dem 1. October d. J. in andere Hände übergeht und damit hoffentlich den mannigfachen Klagen über die bisherige Wirthschaftsführung abgeholfen wird. Wir glauben in Herrn Fr. Wente eine sehr geeignete Persönlichkeit gefunden zu haben, da dessen langjährige Thätigkeit in seinem bisherigen Wirkungs¬ kreise die ehrenvollsten Resultate aufzuweisen hat. Als ein erfreuliches Resultat dürfen wir wohl die günstige Entwickelung unseres Thierbestandes bezeichnen. Gerade die werthvolleren Klassen der Raubthiere und Wiederkäuer sind durch ausgezeichnete gesunde und kräftige Exemplare vertreten und die Züchtungs-Resultate können sich getrost denen grösserer zoologischer Gärten zur Seite stellen. Es wurden im vorigen Rechnungs-Jahre geboren 4 Löwen, 2 Leoparden, 2 Nylgau-Antilopen, l Edel- 122 hirsch, 1 Schweinshirsch, 1 Damhirsch, diverse Schafe und Ziegen etc., denen kürzlich noch Zebra und Lama’s gefolgt sind. An besonderen Vorkommnissen des abgelaufenen Jahres erwähnen wir des mit dem Vorstande des hiesigen Thierschutz- Vereins und der Königlichen Polizei-Direction getroffenen Abkommens betr. der Aufnahme und Verpflegung der polizeilich eingefangenen maulkorblosen Hunde. Das Unternehmen, dessen Unkosten ans smnen Einnahmen gedeckt werden, erfüllt seinen humanen Zweck auf das Beste und erfreut sich sowohl hier wie auswärts allseitiger Zustimmung. Der unvermeidliche Neubau eines Oeconomie-Gebäudes mit Stallungen für Schlacht- imd Arbeits-Pferde, Schlachtraum u. s. w. ist im vorigen Sommer in Steinfachwerk ausgeführt und kostete ca. 4000 M. Ferner wurde im vorigen Sommer versuchsweise eine s. g. Amerikanische Windmühle aufgestellt, welche den Zweck hat, die Wasserleitungen incl. Fon- tainen zu speisen. Der Vortheil derselben besteht in der völlig kostenfreien Arbeitskraft, wodurch die mit der bisherigen Art des Wasserpumpens durch eine Dampfmaschine, verbundenen erheblich n Ausgaben für einen Maschinisten uud für Heizungs-Material wegfallen. Die nach Ausweis der umstehenden Nachweisung der Ausgaben bei der Position für Heizung und Beleuchtung gegen das Vorjahr gemachte Ersparung von über 500 M. ist zum Theil hierauf zurück zu führen. Das kürzlich mit dem Thierhändler Ha gen heck getroffene Abkommen bezügl. der Schaustellung von Thieren betrifft allerdings auch erst das Rech¬ nungsjahr 1878/79; wir gestatten uns iudess, die Hauptpunkte schon hier mit- zutheilen : Herr Hagenbeck stellt im Laufe dieses Sommers im hiesigen zoolo¬ gischen Garten seltene Thiere aus auf seine alleinige Gefahr und Kosten incl. Fracht uud Fütterung, und bezieht dagegen von demjenigen Ueberschuss, welcher nach Abzug der aus den letzten drei Jahren zu berechnenden Durch¬ schnitts-Einnahmen verbleibt, 75 pCt. Die bisherige 3jährige Durchschnitts- Einnahme bleibt dem zoologischen Garten also mindestens gesichert. Bilanz am 31. März 1878. A.ctiva. M. Pf Au Cassen-Bestand . - . 403 70 » Bauteu-Conto . 217 651 67 » Thier-Conto . . 53 689 11 » Inventar- Conto . . . 2533 60 » Maschiuen-Conto . 2 079 11 » Bibliothek -Conto . 326 12 » Vorschuss- Conto . 3 057 — (für 1017 Stück Act.-Coup. Nr. 3 pro 1878/79) » Gewinn- und Verlust-Conto . • . 2 570 1 Summa . . . 282 310 32 l'asslvcf. M. Pf. Per Abonnenten-Conto ... . . 7 362 _ (pro 1878/79 vereinnahmte Abonnements-Gelder) » Actien -Capital-Conto . . 149 220 _ » Prior. Anleihe-Conto . . 100 788 75 Transport . . . 257 370 75 123 M. Pf. Transport . . . 257 370 75 Per Zinsen-Conto: Gestundete Zinsen aus früheren Jahren . . . M. 5 875. 98 do. pro 1. Januar 1878 . » 1 977. 75, nicht präsentirte Prior .-Zins- Coup. 54 Stück « a M. 7. 50 . » 405 — Zinsen au H. De ich mann . » 24. — - 8 282 73: » Conto Th. Oltrogge für Vorschüsse (incl. Zinsen) . 9 100 — » Conto pro Diverse: für Creditoren Per Bauten -Conto . . . .* . M. 4 557. 15 » Betriebs-Conto . » 3 983. 4 M. 8 540. 19 ab für Debitoren . » 983. 35 • - 7 556 84 Summa . . . 282 310 32 Einnahme und Ausgabe vom 1. April 1877 bis 31. März 1878. EiniiaJitne. M. Pf. An Cassenbestand am 1. April 1877 . 794 1 » 'Einnahme aus dem Vorjahre (s. Bilanz vom 31. März 1877) . 60 — » Entre . . . 23 805 80- » Abonnementsgeld : » » » » » Resteinnahme pro 1877/78 . M. 3 788. Einnahme pro 1878/79 (s. die Bilanz) .... » 7 362. für verkaufte Thiere . NB. Ausserdem sind noch für 1 Paar hier gezüchtete schwarze Yaks 600 M. erzielt, welche durch Abrechnung ausgeglichen wurden. Die 5 jungen Löwen stehen pro 1878/79 mit 4000 M. zu Buche. Restaurationspacht . Zuschuss aus dem Provinzialfonds . . .• . do. von der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft . . Vorschuss . Erlös aus dem Verkaufe nicht abgeholter Lotterie -Gewinne Diverse Betriebs -Einnahmen: für Pferdehäute . ' . M. 2 986. — » Dünger . » 462. 50 » Knochen . » 712. 50 » Miethe . » 112. 50 » Eier . » 426. 50 » altes Eisen, Pferdefett etc . » 360. 16 » rückerstattete Futterkosten für das Hundehaus » 366. 40 Summa . . Davon ab die Ausgabe . . 11 150 — 1 404. 45 5 400 — 900 — . 600 — 13 000 — 450 10 5 426 56 62 990 92 62 587 22 Bleibt Cassenbestand, übereinstimmend mit dem Cassa-Conto der Bilanz . 403 r 124 Ainsgabe. M. Pf* A. Zahlungen an Creditoren der vorigen Bilanz . . 6 361 — B. Laufende Ausgaben: . X dessen offenes End^ y dessen untere Biegung. 144 am emfcichsten dadurch, dass mau an* die Stelle {y) ein kurzes Kautscliukschlauchstück steckt und die Krümmung der Röhre (bei x) weglässt. Wenn dieser Apparat an einem grossen Aquarium an¬ gehängt wird, so erspart man sich hierdurch ein oberes Reservoir. Die Gesammthöhe des Apparates beträgt 1,4 m. Die Heber {a und (/), sowie die Röhren (e) und (/’) haben eine innere Weite von 4,5 mm. Thierleben und Thierpflege in Irland. Reisebemerkungen von Ernst Friedei in Berlin. Das Innere des Landes.*) Nach oberflächlichen Schilderungen zu schliessen, sollte man meinen, dass Irland für den reisenden Naturfreund in Bezug auf Thierleben und Thierpflege gar nichts Anziehendes enthielte. So schilderte im November 1873 der Londoner Correspondent des »Hamb. Corr.« Irland wie folgt: »Es ist Von jeher ein grosser Nachtheil gewesen, dass Irland so wenig Anziehendes für den gewöhnlichen Reisenden bietet. Ob¬ gleich diese Insel fortwährend den Gegenstand öffentlicher Debatten abgibt, glaube ich, dass sie zu den mindest bekannten Theilen Europa’s gehört, selbst was England und die Engländer anbtftrifft. Herr Gladstone, dessen gesetzgeberische Arbeiten so vielfach Irland zum Gegenstand hatten, und der, wenn er die Hauptstadt verlassen kann, au der Küste von Wales lebt, hat niemals, soviel ich weiss, die Nachbarinsel besucht, und ich bin sicher, dass von den ünterhaus- mitgliederu nicht Einer von Zehn die Namen und die Lage irländischer Grafschaften kennt. Es lässt sich nicht leugnen, dass der Anblick des Landes in vieler Hinsicht höchst traurig ist; Ordnung und Rein¬ lichkeit, die einen so charakteristischen Zug englischen und schottischen Lebens bilden, fehlen dort ganz. Der Ackerbau ist in jämmerlichem Zustande, hauptsächlich in Folge der ausserordentlichen Schwierig¬ keit, die übermässige Feuchtigkeit des Bodens fortzuschaffeu. Ueberall finden sich stehende Gewässer, Teiche, Sümpfe, Moore und feuchte, mit Schilf und Riedgras überwucherte Felder. Ich sah ein Gut, das zweimal mit grossen Kosten drainirt war, das erstemal 2 und das zweitemal 3^/2 Fuss tief. Trotzdem wucherten die Sumpfgräser *) Vergb Band XIX, S. 366. 145 wie vorher, und die Grasnarbe war feucht wie ein Schwamm. Um einen solchen Boden trocken zu legen, würden die Drains wenigstens 4^2 Fuss tief liegen müssen; da aber ein grosser Theil von Irland wenig über dem Meeresspiegel liegt, so ist es in vielen Fällen schwierig oder unmöglich, genügenden Fall für eine wirksame Drainirung zu erhalten. Es würden, um das Land wirksam trocken zu legen, grosse Capitalien und anstrengende Arbeiten erforderlich sein ; man müsste grosse Aufnahme-Canäle durchs ganze Land ziehen, eine Anlage, welche die Kräfte der Privateigenthümer oder Pächter übersteigt. In denjenigen Theilen Irlands, welche ich besuchte, ist der Weizenbau unmöglich, nur grobes Heu und Hafer kann producirt werden. Natür¬ lich ist demgemäss das Viehfntter und demnach auch der Dünger von geringer Qualität. In Folge des Mangels an gutem Ackerland fehlt auch das höhere Wild und damit der Antrieb für bemitteltere, der Jagdlast ergebene Leute, das Land zu besuchen. Das Rebhuhn kommt kaum vor, Fasanen sind nur mit Schwierigkeit zu züchten; wer in den Sümpfen Schnepfen und wilde Enten schiessen will, muss sich an ein förmliches Amphibien-Leben gewöhnen. Der Mangel an jagdbarem Wild gibt dem Landleben einen von der ländlichen Existenz diesseits des Canals total verschiedenen Anstrich, — ein Umstand, der entschieden zu der überall wahrnehmbaren und höchst bedauerlichen Scheidung zwischen der grun^lbesitzenden Aristokratie und dem Volke beiträgt. Da ihnen das Landleben keine Annehm¬ lichkeit bietet, besuchen die meisten Grundbesitzer ihre Besitzungen nur selten und halten sich dauernd in der Stadt auf. Diejenigen aber, welche auf dem Lande leben, kommen fast nie mit dem eigent¬ lichen Volke in Berührung; die Parks sind von hohen Steinmauern umgeben, denn Hecken würden durchbrochen werden. Innerhalb dieser Steinmauern bringt der irische Landedelmann den grössten Theil seines Lebens zu. Tage und Wochen vergehen, ohne dass er ein anderes Gesicht, als das seiner Angehörigen und Dienerschaft zu sehen bekommt. Dje schönste landwirthschaftliche Lage verliert alle Reize, wenn man sich förmlich eingemauert fühlt. Nachts hörten wir zuweilen andauerndes Trommeln ausserhalb der Park¬ mauer; man sagte mir, dass dieses das Signal der Protestanten sei, welche die Trommel rührten, um ihre katholischen Nachbarn zu ärgern. Die Katholiken ihrerseits antworten wieder mit Hornblasen, denn in Irland gilt die Trommel für protestantisch und orangistisch, das Horn für katholisch und »grün«. Selbst die zufällige Farbe von Kleidungsstücken wird sogleich als politisches Symbol betrachtet, 10 14G ich kam sofort in den Ruf eines eifrigen Protestanten, weil ich zu¬ fällig irgend etwas Orangefarbenes^ an mir hatte.« Die schrecklichsten Mordthaten, die von vermummten oder ge-* schwärzten Kerlen, gewöhnlich ungestraft, verübt werden ,. hören nicht auf. Erst in dem Frühjahr 1878 wurde wieder ein hochadeliger protestantischer Grossgrundbesitzer englischer Abkunft mit seinen Begleitern auf offener Laudstrasse niedergeschossen. Die Mörder werden selten entdeckt und noch seltener überführt, da nicht bloss ihre entfernteren Gesinnungsgenossen, sondern unbedingt auch ein grösserer Theil des Landvolks aus Furcht vor Rache, sobald es sich um Zeugeuschaft handelt, nach Ansicht der englischen Untersuchungs¬ richter Meineide leistet. In Dublin ist der Anblick von Gefesselten, die auf der Strasse transportirt werden, nichts Seltenes. Aehuliche Transporte habe ich oft genug auf den Eisenbahnen gesehen, so dass man mitunter glaubeu könnte, in Süditalien zu sein. Auf den meisten Stationen findet man 'ähnlich wie dort bei Ankunft des Zuges constabulary forces^ nicht etwa den behäbigen, nur mit einem Stab versehenen englischen Schutzmann , sondern eine Elitetruppe mit auf die Büchse gepflanztem Bajonnet und Revolver. Ferner habe ich auf dem Laude jedesmal, wo ich Leute mit Jagdwaffeu sah und Constabler hinzu kamen, bemerkt, wie diese nach dem Waffenschein und der Sicherheitskarte fragten. ' Wer Waffen ohne diese Papiere trägt, setzt sich sofortiger Verhaftung aus. Dennoch reist man in keinem Lande Europa’s vielleicht sicherer als in Irland. Jene Unthaten sind lediglich gegen die Engländer, besonders die englischen Landlords und den Protestantismus gemünzt. Ich glaube im Uebrigen, dass die Irländer- zu den gutmüthigsteu, gefälligsten und trotz ihrer bitteru Armuth zu den ehrlichsten Leuten gehören. Fremde , die sich mit den redseligen und neugierigen Irländern zu stellen wissen, nicht gerade den Deutschen und den Akatholiken herauskehren, gelten durchweg als »Franzosen« und können sich, namentlich wenn sie sich für Old Ireland interessireu und Dies und Das loben, des gastlichsten Empfanges versichert halten. Gerade weil Irland von den englischen Naturforschern fast ge¬ flissentlich gemieden wird, sollten sich Deutsche die Explorirung nach der zoologischen und botanischen Seite angelegen sein lassen. Wieviel selbst bei kurzem Aufenthalt zu lernen und erforschen ist, zeigt die im Jahr 1878 in Bonn erschienene Schrift Dr. Arnold von Lasault’s: Aus Irland, Reiseskizzen und Studien mineralogischer und geognos- tischer Natur, im August und September 1876 gemacht. 147 Um mit der Thier pflege in Irlaud fortzufahreu, reiht sich an die alterthümliche Kerry-Kuh der nicht minder im Aussterhen begriffene altirische Deer-hound, von dessen einer Abart, dem 'Wolfshund, Waraeus a. a. 0. S. 39 sagt: »Canes luporum^ rohore^ magnitudine et elegantia eximia praediti.« Diese Thiere wurden von den irischen Häuptlingen auch zur Vertheidigung ihrer Cramioges^ der in Seen errichteten Pfahlbauten , gegen Dänen uud Engländer benutzt. Unter den Geschenken, welche der Köuig von Connaught zu geben pflegte, werden u. A. aufgeführt: an den König vou J-Maine 7 Kleider, 7 Röcke, 7 Pferde, 7 Greyhounds, an den König von Luigne 10 Pferde, 10 Kleider, 10 Becher und 10 Greyhounds, an den Fürsten von Cineal-n-Aodha 7 Sclaven, 7 Weiber (mna daera)^ 7 Becher, 7 Schwerter und 7 Greyhounds. Der gewissenhafte Chronist O’Flaherty a. a. 0. S. 114 ver¬ fehlt nicht. Folgendes zu berichten: »Im westlichen Weltmeer jenseit Imay erscheiuen 3 kleinere Inseln, nämlich Cruagh-ar-ni-may, von Sir James Ware (Ant. Hib. cap. 28, p. 287) »Insula Cunicoloruni«, wegen ihrer Menge von Kanincheu, genannt. Diese Eilande sind den Hunden tödtlich, die sofort oder bald nach ihrer Landung sterben.« — Die Inseln, heissen jetzt Crua-Islands, sind unbewohnt, aber von vielen Kaninchen bevölkert, eiu absonderliches Hundesterben wird jetzt daselbst nicht bemerkt. Die Wolfshunde wollen wir mit ihren Gegnern, den Wölfen, gleichzeitig behandeln. In dem »Present State of Great Britain and Ireland«, Loudon 1838, heisst es: »Wölfe gibt es leider zu viele in Irlaud; die Leute stellen aus Noth Wolfsjagden au, sonst würden die Wölfe sie fressen.« Hiernach muss ergänzt werden, was Kohl a. a. 0. 11. S. 323 berichtet: »In den Giens auf der Ostküste von V Irland soll im Jahre 1712 einer der letzten Wölfe, Einige be¬ haupten im Gegensätze mit den Kerryern, der letzte Wolf ge¬ schossen worden sein.«**) *) Vgl. W. Boyd Dawkins: Cave Hunting. London. 1874, p. 76: »The last wolf is said to have been destroyed in Scotland in 1680, wliile in Ireland the animal tingered thirty years later to be a terror to the defence- less beggars. It was deemed worthy of a special decree for its destruction in the reign of Edward I.« (1272 — 1307.) — Mit obiger Angabe Kohl’s stimmt nicht, was er Theil I. S. 284 von der Umgegend von Killarney sagt: »Der letzte irländische Wolf soll um’s Jahr 1700 herum hier in den Macguillicuddy- Reeks geschossen worden sein.« 148 Ein Erlass, datirt Kilkenny deu 27. April 1652, verbietet die Ausfuhr von Wolfshäuten aus Irland : »Wir sind glaublich unter¬ richtet, dass die Wölfe sich sehr vermehren und viel Vieh in ver¬ schiedenen Theilen dieser Herrschaft umbringen und dass Einige von des Feindes Partei, welche die Waffen niedergelegt und Er- laubniss haben, über See zu gehen, und Andere versuchen, die grossen Rüden fortzuführen, welche gewöhnlich W olfs-Doggen genannt werden, wodurch deren Nachzucht, wenn nicht Einhalt geschieht, baldigst verfallen würde. Es wird daher verboten, dass irgend wer Wolfs-Doggen aus dieser Herrschaft ausführt; die Steuer- und Zoll¬ beamten werden daher angewiesen, auf diese Hunde Beschlag zu legen und sie an den Jagdwärter oder Gouverneur des erwähnten Districts abzulieferu.<^« Ein Erlass, datirt Dublin den 12. Mai 1653, fordert zur Waisen- pÜege auf, da die Wölfe und andere Raubthiere und Raubvögel viele der herumirrenden vaterlosen Kinder getödtet und gefressen hätten. Im^ folgenden Jahre und noch 1665 werden erhebliche Preise auf die Erlegung von Wölfen gesetzt. Har di man, bei O’Flaherty, meint, dass diese »wolfe dogges« verschiedenartig seien von den »Canes venaticos quos Grehoundi vocamus«, die der alte Camden p. 727 erwähnt. Diese Windhunde, die ein glattes Fell haben, bildet Waraeus auf dem Titelblatt seiner »Hibernia« 1658 ab. Dr. Smith in seiner Geschichte von Kerry bemerkt, dass ge¬ wisse alte Umwallungen hauptsächlich zum Schutz des Viehes gegen Wölfe angelegt wurden und dass die letzteren nicht vor 1710 in Irland ausgerottet worden seien. Oppian, Verfasser der »Kynegetika« , beschreibt zwar den schottischen »Terrier«, aber nicht den irischen Wolfshund. — Sym- machus (um 500 n. Chr.) erwähnt, dass y>septem Scotii canes^^ sieben irische Hunde in eisernen Käfigen nach Rom geschickt wurden, wo sie ihrer Stärke und Wildheit wegen Bewunderung erregten. — Nach Evelyn und Anderen kämpften die irischen Wolfshunde bei der Bärenhatz. Nach einer Zeichnung von Lord Altamon bei Lambert in »Linnean Transactions« Vol. HL um 1790, hatte der irische Wolfs¬ hund breite Schlappohren, hängende Lefzen, hohlen Rücken, schweren Leib, glattes Fell, gerade Kniekehlen, schleppenden Schwanz und gedeckte Farbe. 149 Hiernach ist er von dem irischen Windhund sicherlich ver¬ schieden, ausserdem scheint er völlig ausgestorben. Von der Hauskatze gilt, was ich von der »socialen« Stellung der Katze in Italien, Frankreich, England und gewissen Theilen von Süddeutschland im Gegensatz zu Norddeutschland im Zool. G. 1874, S. 138 gesagt habe. Sie wird -'von Menschen und Hunden gleich respectirt. Ob die Wildkatze {Fehs catus) in Irland vorkomme, wie in Schottland, ist eine bislang nicht völlig aufgeklärte Sache; verwilderte Katzen, die in manchen, wie es scheint, aber nicht in allen charakteristischen Merkmalen dem Kuder gleichen, wWden ab und zu erlegt. ' - (Fortsetzung folgt.) Die deutschen Waldhühner. Von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung.) « ' - . Die Aprilsonne senkt sich unter den Horizont, der Wald wird dämmeriger und stiller, auch die Drossel bricht schlaftrunken ihr Lied ab, nur einige Dämmerungssegler eilen vorüber, ein Mäuschen huscht über die Blätter am Boden und von ferne her schallt melan¬ cholischer Eulenruf, aber immer aufmerksamer lauscht der dem Balz¬ platze nahe still- und wohlverborgene Jäger, denn das ist die Stunde, da der majestätische Hahn aus dem Bodendickichte, wo er tagsüber geäset, aufsteht und sich in den Baum einschwingt. Heute erscheint er ziemlich frühe, ein ander Mal mag er erst bei schon gestirntem Himmel kommen. Adlergross, der schwarze Kopf, Hals und Stoss und die weisse Unterseite gerade noch erkennbar, streicht er zwar stumm aber schweren Fluges heran und fällt prasselnd in den unter der schweren Last schwankenden Wipfel ein. Häufiger nimmt er sogleich einen tieferen Standast an, ausnahmsweise fällt er auch erst auf den Boden ein oder läuft auch wohl aus ziemlicher Ferne ganz zu Fuss und oft sehr flüchtig heran und überstellt sich, immer recognoscirenJ, von da allmählich nach seinem Stande. Zucke nicht, junger Hahnenjäger, bei solchem überraschenden Einfallen, denn höchst aufmerksam sichert der lange regungslos stehenbleibende Hahn und eine Kleinigkeit entführt ihn Dir! Hältst Du jedoch 150 gefasst aus, so beruhigt sich der Vogel , Dir interessante Beobach¬ tungen und hohe Waidmannsfreude bereitend. — Weit weniger Ge¬ räusch verursacht er, wenn er sich vom Boden unter dem Baume selbst in die Höhe aufschwingt. Auch im Anfänge der Balzzeit pflegt er stiller zu kommen, als wollte er sondiren, ob ihm vielleicht ein Rivale zuvorgekommen. In diesem Falle wird (falls es sich nicht um verträglichere Jährlinge handelt oder die beiden Recken nicht schon ihre Kräfte als gleichwerthig erfunden hatten), das Tage¬ werk mit einem Kampfe beschlossen, der den einen zum Weichen bringt. Bei ungünstiger Witterung erscheint er gleichfalls leiser und wie verstohlen auf dem Schauplatze. Nicht oft bleibt er im Wipfel stehen oder auf einem von Nebeilästen reinen und gerade hinreichend dicken Aste in der Mitte der Baumkrone, gewöhnlich jedoch in Stammesmitte, und er stellt sich zwei- bis dreimal lärmend um, bis ihm seine Position für die Nacht entspricht. Die Mitte der Stammeshöhe scheint der Hahn darum zu bevorzugen, weil hier die Aeste glatter und gerade von der Stärke sind, dass seine Zehen sie fest umspannen. Die Henne stellt sich entweder gar nicht oder doch nur einmal um, und dann viel weniger laut. — Nun überlässt er sich, namentlich bei schon bestehendem oder bei drohendem schlechten Wetter, und wenn er nicht besonders aufgelegt ist, als¬ bald dem Schlafe , oder aber er macht das oben beschriebene Wo r gen, welches meistens als ein auf bevorstehende gute Morgen¬ balze hindeutendes Zeichen begrüsst wird ; daher der, in seiner All¬ gemeinheit jedoch unwahre Jägerspruch : »Hähne, die Abends nicht worgen, Bleiben stumm am andern Morgen.« «I Doch habe ich auch schon einen gegen das Ende der Saison bei ziemlichem Regen Abends lebhaft balzenden Hahn glücklich angesprungen und erlegt. — Vielleicht hatte er nach dem Einfallen spielend einige Fichtennadeln geäset, oder er führte weithinhallende, muthwillige Schnabelhiebe gegen seinen Standast, >. oder er machte auch einige Male das Knappen, ja möglicher Weise trug er selbst die ganze Balzarie im Fortissimo und in eifriger Wiederholung vor, so dass er regelrecht hätte angesprungen werden können. Doch als blosser Beobachter für den Moment thaten wir das nicht. Selten betritt er noch Abends eine oder die andre Henne, meistens begnügt er sich mit der »kalten Balze«, wie der Jäger jede zur Unzeit oder ohne nachfolgende Begattung intonirte Balzerei benennt. — Allmählich verlängern sich dann die Pausen zwischen den einzelnen 151 1 Spiele u, zuletzt knappt er nur noch in grösseren Zwischenräumen . und es verliert dies Knappen den hellen, kräftigen Schlag, mehr zu einem gezogenen, krächzenden, leisen Worgen werdend, der Sprache eines schlaftrunkenen Menschen völlig vergleichbar, bis er endlich ganz verstummt. Diese, w^nii auch nur bruchstücksweise Abendbalze, ein Ausfluss von Lebenskraft und Lebenslust des Sängers, ist jeden¬ falls von guter Vorbedeutung für morgen früh; aber auch, wenn der Hahn ganz stumm geblieben wäre, so dürfen wir doch — falls nur nicht eine nächtliche Störung ihn verscheucht oder das Wetter am Morgen nicht einen Strich durch unsre Rechnung macht — das Beste hoffen. — Alte Schlauköpfe thun indessen manchmal ganz harmlos, auch wenn sie den Jäger wahrnehmen, bleiben ruhig stehen, überstellen sich aber in voller Nacht und foppen den nicht ganz achtsam gewesenen am nächsten Morgen gründlich. Dichtere Nacht umfangt uns nun, der Hahn schläft seinen wahrscheinlich letzten Schlaf, und wir schleichen geräuschlos ein gutes Stück fort, ehe wir im Normalschritte auch unser Nachtquartier aufsuchen. Manchmal, besonders in mondhellen Nächten in Mitte der Balz¬ saison, soll der Hahn um Mitternacht aufwachen, einige Schnackler hören lassen, wie wenn er sich in der Zeit irrte, und dann nochmals einschlafen, oder gegen Morgen schon lange vor Sonnenaufgang wach, aber dabei stumm bleiben. »Der Auerhahn, versichert v. Ivernois, macht zwischen dem Balzen öfters ein Nachschläfchen.« Aber kurz nur darf unsre Ruhe sein — wenn uns das in Aussicht stehende Waid werk mit seinen zahlreichen Chancen für und wider das Gelingen überhaupt ruhen lässt! — bereits um 4 Uhr, in der vorgerückteren Saison schon um 3 Uhr müssen wir dem Balzplatze wieder nahe sein, und dort in tiefster Stille und Ruhe warten, bis uns die am östlichen Himmel erscheinenden weisslichen Streifen den kommenden Morgen verkündigen. Um diese Zeit erwacht der Hahn, sichert im Hin- und Hergehen auf seinem Aste, sich umdrehend und mit dem etwas wenig ausgebreiteten und erhobenen Stosse wippend, mit vorgestrecktem Halse wieder, sträubt, schüttelt und glättet sein Gefieder, kröcht und worgt manchmal, überstellt sich auch wohl donnernd auf einen andern Ast oder in einen andern, nicht weit entfernten Baum und beginnt nun zu knappen. Jeder ohne Ausnahme, der zum ersten Male an einen Hahn gebracht wird, sieht zweifelnd und ungläubig seinen Führer an, der ihm diese knappenden Töne als Theile des Balzgesanges erklärt, 152 jeder glaubt, ein so stattliches Thier müsse auch entsprechenden Lärm machen. Dies Knappen klingt ja so leise und hebt sich so wenig von allerlei Waldgeräuschen ab, dass es ein Unkundiger ganz überhört. Dennoch ist es lauter als man glauben sollte, denn ein gut orgauisirtes Ohr vernimmt es bei der nächtlichen Waldesstille, bei ruhiger Luft oder bei sanftem Gegenwinde, wenn der Hahn gegen den Auschleichenden gerichtet und höher als dieser, besonders, wenn er an einem Berghange steht, auf 200 Schritte Entfernung. Das, nothdürftig mit den Sylben : »Kelipp, Kelipp« wiederzugebende Knappen, dessen Mechanismus wir später erläutern, ist ein Doppellaut, der gerade so kliugt, als wenn zwei daumenstarke, ausgedorrte und entrindete Stöcke von hartem Holze an einander geschlagen würden, auch ähnelt es dem doppelten Knacken des rasch aufgezogenen Flintenhahnes. Aus grösserer Nähe kliugt jedoch immer ein förm¬ licher Glockenton mit. Mittelst eines auf beiden Seiten genügend weit abgeschnittenen Kuhhornes, das mau mit einem Ringe anklopft,' soll das Knappen am Täuschendsten uachgeahmt werden. Dem schon erfahrenen Jäger aber »klingt«, nach Brehm’s Worten, »der auf¬ merksam erwartete erste Ton wie Sphärenmusik und beschleunigt ihm die Pulsschläge.« Zuerst erfolgt das Knappen in Pausen, deren Kürze oder Länge »der lebhafteren oder laueren Stimmung des Thieres entspricht, dann immer schneller auf einander, im Ganzen etwa 6, 10 — 15 Male, bis die einzelnen Töne in einen etwas leiser klingenden förmlichen Triller verschmelzen, den Bechstein mit »Dödelrrr« wiedergibt. Beim gut aufgelegten, hitzigen Hahne folgt Schlag auf Schlag, beim kühleren, misstrauischen bringen die laugen Päusen den Anspringenden, namentlich wenn er in einer unbequemen Stellung auszuharren hat, oft fast in Verzweiflung. Ich hebe diesen Triller, nach dem Vor¬ gänge der österreichischen Hahnenjäger, absichtlich als eine besondere Strophe des Balzgesanges hervor, weil er sich in der That merklich vom Knappen abhebt, uud weil diese Bezeichnung für die fragliche Tonreihe ganz zutrefpeud ist. An diesen Triller schliesst sich unmittelbar der Hauptschlag (Hochschlag, Abschlag) an, ein einzelner, lauter, klatschender Ton, allenfalls durch die Sylbe »Klack« zu versinnlicheu, ungefähr wie das Entkorken einer festgepfropfteu Flasche tönend, oder wie der Zungenschlag, mit welchem der Reiter sein Pferd animirt. Auf den einen Hauptschlag folgt der wichtigste und merkwürdigste Abschnitt: das Schleifen (Wetzen, Einspielen, Gesetzelmachen), 153 das, wie der Namen besagt, Aehniicbkeit mit dem Wetzen einer Sense hat und in seinen drei Cadenzen etwa mit »Schischischi, Schischisclii, Schischischiii« oder nach Heppe, mit »dri dri ri ri rit«, einem gegen das Ende bellerund durchdringender klingenden Zwitschern, wiedergegeben werden mag. Das zwitschernde Schleifen lassen mehr die jüngeren Hähne hören, während ich von alten, starken ein in tieferen, fast schnarchenden Tönen erklingendes Schleifen vernahm, . das bei einem an das Schnarchen des Rackeihahnes erinnern konnte. Sehr häufig indessen besteht das Wetzen auch in einer dem mensch¬ lichen Ohre ganz ungeordnet klingenden Reihe wetzender oder zischender Töne. Letztere wollen Einige auch beim nahen Zusammen- *stehen zweier balzender Hähne vernommeu haben. Das nie länger als 3 — 4 Secunden währende Schleifen kann unter den obengenannten günstigen Umständen selbst bis auf 300 Schritte Entfernung ver¬ nommen werden, und es wird für den Jäger desshalb von höchster praktischer Wichtigkeit, weil er nur während desselben sich dem balzenden Hahne mit 2 — 4 raschen und «weiten Schritten zu nähern vermag, da der ekstatische Vogel nach gemachtem Hauptschlage bis zur Beendigung des Schleifens in der Regel weder gewahrt noch vernimmt, wie ich dies oben erklärte. Vorher und nachher genügt das leiseste Knacken eines Reisses unter dem Fusse, ein lautes Athmen, die geringste Bewegung des Anspringenden, ihn zu ver¬ scheuchen. Während der Balzzeit überhaupt und im Besondern während der Zwischenpausen im Balzen ist der Hahn (vorkommender Einzelfälle leichtsinniger, ja frecher Blossstellung ungeachtet) ent¬ schieden misstrauischer und scheuer als ausserdem, wie wenn er sich der mit seiner Sinnlosigkeit verknüpften Gefahren bewusst wäre. Geräusche, die er sonst kaum regardirt oder über die er nach kurzem Sichern sich beruhigt, treiben ihn da^n schon in weite Flucht oder bewegen ihn wenigstens zu öfterem Standwechsel. Ergötzlich ist des alten wackeren F 1 e m m i n g Auffassung dieses Nichtvernehmens : »Und obgleich dem allzubegierigeu Schützen unter wehrendem Palz- ffeschrev ein Fehlschuss ent«^ehen sollte, vermerket er solches doch nicht, sondern bildet sich ein, es sei sonsten etwa ein Donnerwetter, oder falle ein Baum umb.« Einige Naturforscher, welche nicht zu¬ gleich Jäger waren, so auch Buffon, lassen den Hahn gar eine volle Stunde lang, so lange seine Balze währe, blind und taub sein! Wäre dies nicht ein grober Irrthum, sondern Wahrheit, so erschiene die ganze Auerhahnjagd derart interesselos, dass sicher auch meine Studien durchaus unterblieben wären. (Fortsetzung folgt.) .4« 154 C 0 r r e s p 0 11 (1 e 11 z e 11. Lüneburg, den 21. Februar 1879. Vor einer Reihe von Jahren auf der Hühnerjagd begriffen, bemerkte ich in der Nähe des Dorfes Hardowiek am Ufer der Ilmenau das Flattern eines Vogels, der sich bemühte, aus einem zum Trocknen aufgestellten Korbnetze zu entkommen. Beim Nähertreten erkannte ich einen grauen Würger, Lanius excuhitor, und als ich mich anschickte, ihn mir zuzueiguen, fand ich zu meinem Erstaunen auf dem Boden des Korbes und an seinen Netzwänden hängend, Kopf, Ständer, richtige Fänge und Federn eines rothköpfigen Würgers, Lanius ruficeps , der augenscheinlich bis auf diese Reste so eben von seinem Vetter verzehrt war. -Es unterliegt keinem Zweifel, dass der ruficeps, wahrscheinlich durch Insecten angelockt, sich zuerst gefangen und dann dem stärkeren Würger zur Lockspeise gedient hatte. Beide Vögel hatten bei der bekannten Construction des Faugapparats leicht den Eingang gefunden, den Ausgang aber vergebens gesucht. Den exciibüor, den seine unzähmbare Raub¬ begierde über die Rücksichten auf Verwandtschaft und eigene Sicherheit hinweg¬ gerissen hatte, sperrte ich ein und hörte seinem kriegerischen Gesänge noch mehrere Jahre mit mässiger Bewunderung zu. H. Jochmus, Obergerichtsrath. St. Gallen, im Februar 1879. Angeregt durch die „kleinen Erzählungen aus dem Thierleben“ in No. 1 dieses Jahrganges und überzeugt von dem hohen Werth e jedes solchen Bei¬ trages zur Thierseelenkunde, erlaube ich mir. Ihnen eine Begebenheit zu erzählen, die sich vor kurzer Zeit in hiesiger Stadt zugetragen hat und für deren Richtig¬ keit ich mich selbst als Bürge stelle. Einer Frau, die als gleich liebe Zimmergenossen eine Katze und einen Kanarienvogel besitzt (wie man diess auch wohl anderwärts finden kann), entwischt, von ihr unbemerkt, der Kanarienvogel aus seinem Käfig in den Garten. Sie ist deshalb nicht wenig erstaunt, plötzlich ihre getreue Mieze mit dem vermeintlich todten Kanarienvogel im Maule bei sich eintreten zu sehen; ihr Erstaunen aber wuchs, als der liebe Vogel ihr von der Katze unter bekannten Schmeichel-Pantomimen nicht nur lebend sondern vollständig un¬ verletzt übergeben, also förmlich apportirt, wird. Katze und Apportiren gehören bekanntlich selten zusammen. Ausser den verdienten Belobungen erhält aber die Katze auch noch ein Stückchen Fleisch als materiellen fress¬ baren Lohn für die edle That. Diese doppelte Anerkennung nun konnte eine -so kluge Katze wohl veranlassen, in ihrem Hirnkasten das Kapitel von Ursache und Wirkung, von Prämissen und Schlussfolgerungen etwas genauer nach¬ zusehen — kurz das Resultat längeren Verschwindens der Katze war, dass sich dieselbe' am nächsten. Tage , anstatt mit dem nun wohlverwahrten Kanarienvogel, mit einem Sperling in der Schnauze bei der lieben Frau ein¬ stellt, den sie, ihre Raubthiernatur total verleugnend, ebenso unverletzt über¬ gibt, wie Tags vorher den „Heulroller mit der Doppelkrone.“ Die Belohnung 155 erfolgt in gleicher moralischer und materieller Weise wie gestern. Der Spatz erhielt seine Freiheit zurück und die Frau glaubt die Sache beendigt; anstatt dessen präsentirt sich Mieze am nämlichen Tage nochmals mit einem gefangenen Sperling, erhält diesmal aber Tadel und ausserdem kein Fleisch, der Conse- quenzen wegen. Eben dieser Consequenzen wegen sah sich denn aber auch die Katze veranlasst, keinen Spatz mehr zu fangen ; es mochte sie wohl sogar gereuen, den vorigen nicht gefressen zu haben. Wer diese Katzenthaten nicht von vornherein mit unverbesserlichen Instinktaugen betrachtet, kann sich, die einzelnen Episoden auseinanderhaltend, wohl die Fragen vorlegen: Was bewog die Katze zum Kanarienvogelfang und was zum Spatzenfang? was zur unversehrten Abgabe des erstereu und was zu der des letzteren? Die erzählte Begebenheit scheint mir von manchen Gesichts¬ punkten aus betrachtet erwähnenswerth und lässt gewiss interessante Blicke in das Geistesleben dieses mir sonst durchaus nicht sympathischen und nach meiner Ansicht nur als Maustödter und -zwar nur im Hause selbst zu duldenden Thieres werfen. Dr. A. Girtanner. Gera, 12. März 1879. In der Nummer 2, 1879, des Z. G., Seite 59,' finde ich eine Notiz, Farbe und Geschlecht der Eichhörnchen betreffend, die mir von grossem Interesse ist und die mich veranlasst, aus dem Bereich meiner Erfahrungen Ihnen folgende Bemerkungen vorzulegen. — In den Vierziger Jahren bestanden im sächsischen Voigtland und in Südost- Thüringen noch eine grosse Menge kleiner Feldgehölze, die leider seit jener Zeit fast alle dem rationellen Boden- ausnutzungs-Princip, will sagen der auri sacra fames zum Opfer gefallen sind. In dem ganzen Jahrzehnt gab es noch viel Eichhörnchen, weit mehr als irgend einmal während des Verlaufs der letzten drei Jahrzehnte. Wir schossen damals während des Winters die Thierchen regelmässig ab, verkauften die Fellchen und überliessen das Fleisch unsern Kreisern und Waldarbeitern. Statt der Hühnerhunde bedienten wir uns^damals hochbeiniger schwarzgelber Pinscher mit trefflicher Nase , welche die Eichhörnchen sehr gut witterten und nicht bloss die betreffenden Bäume durch regelrechtes Verbellen markirten, sondern auch, was unendlich komisch aussah, in der Hitze der Jagd mittelst der um¬ armenden Vorder- und der nachschiebenden Hinterpfoten die Stämme der Fichten auf etwa eine Elle Höhe zu ersteigen versuchten, wenn sie nicht zu^ stark waren. Was Herr 0. v. Loewis von Livland berichtet, das galt damals annähernd auch von unserer Heimat: etwa der dritte Theil der Eichhörnchen hatte einen dunklen grauen Winterpelz, schwarzen Schweif und schwarzrothe Ohrbüschel. Ihre Felle wurden besser bezahlt. Diese dunkleren Eichhörnchen ■waren aber schwarze Eichhörnchen im Winterpelz, wie ich mit Be¬ stimmtheit sagen kann, da wir die Umfärbung beim Haarwechsel nicht bloss an geschossenen, sondern auch an gefangenen lebenden Thieren mehrfach be¬ obachtet haben, und da damals während des Sommers etwa auch ein Dritt- theil der Hörnchen ein schwarzes Gewand trug. Wir fanden damals oft genug in einem Nest rothe und schwarze Junge beisammen, hielten die schwarzen für eine Spielart und fragten deshalb nicht nach den Beziehuogen zwischen 156 Farbe und Geschlecht; ich kann daher die Beobachtung des Herrn v. Loewis in dieser Beziehung für unser Ostthüringen leider nicht bestätigen. Ich bin aber durchaus nicht abgeneigt, anzunehmen , dass auch bei uns die schwarzen Hörnchen alle oder wenigstens zum grösseren Theil Männchen waren. Bei den trefflichen Untersuchungen des Herrn v. Fischer über Albinismus und Me¬ lanismus und deren Vererbung hat sich herausgestellt, dass die sexuellen Verhältnisse eine gewaltige Rolle spielen. Es ist daher recht gut denkbar, dass die schwarze Spielart der Eichhörnchen vorzugsweise nur bei männlichen Thieren vorkommt. — Leider ist der Procentsatz von schwarzen Hörnchen seit jener Zeit sehr erheblich heruntergegangen. Ich werde aber, wenn sich Ge¬ legenheit bietet, in dieser Richtung Beobachtungen machen und dann be¬ richten. ' K. Th. Liebe. Cincinnati, 16. März 1879. Im Januar warf unsere schwarze Bärin zwei Junge, denen sie all ihre mütterliche Sorgfalt zukommen Hess. Da dieselbe sehr zahm und dem Wärter sehr zugethan ist, so ging derselbe regelmässig zu ihr in den engen Stall, der neben dem Zwinger sonst als Nachtlager diente, um sie zu füttern. Die¬ selbe verliess dann ihre Jungen und man hatte so Gelegenheit, dieselben zu sehen. Sie hatten etwa 'die Grösse einer ausgewachsenen Ratte, waren aber sehr ungleich gross. Sie waren vollständig nackt ohne irgendwelche Haare, die erst in der dritten Woche in weissgrauer Farbe hervorsprossten und nach acht Wochen den ganzen Körper dicht bedeckten. Der Pelz sieht jetzt wie Salz und Pfeffer aus, an einigen Stellen dunkler, aber im allgemeinen melirt. Die Jungen waren 40 Tage blind. An diesem Tage traf der Wärter die Mutter, wie sie einem Jungen die Augen aufleckte. Der Wärter konnte ganz deutlich sehen, wie das Junge unter dieser Operation die Augen öffnete. Bei dem zweiten grösseren Jungen gelang es der Bärin, nur ein Auge durch Lecken zu öffnen, erst z^wei Tage später fand sich auch das andere Auge offen. So oft die Bärin nach ihrer Mahlzeit wieder zu ihren Jungen sich legen wollte, so ging sie rückwärts in das Lager, mit grösster Vorsicht ihre Hintertatzen setzend, um keines der Jungen zu berühren. Erst wenn sie über dieselben weggestiegen war, setzte sie sich, um mit ihrem warmen Körper die Jungen zu schützen und das Gesäuge in deren unmittelbare Nähe zu bringen. Seit die Jungen die Augen geöffnet haben, spielen sie mit einander im Neste nach junger Bären Art, bis die Mutter sich wieder zu ihnen ins Lager begibt. Die am 18. Januar gebornen Grizzlies wurden zwei Tage später wieder von der Mutter zum F^-ühstück verzehrt, obgleich sie mit allen Leckerbissen traktirt worden war. Im nächsten Jahre will man den Versuch machen, dieselben nach der Geburt wegzunehmen und mit Milch aufzuziehen. Dr. A. Zip perlen. 157 31 i s c e 1 l e n. Ein rasendes Rliinoceros an Bord eines Schiffes. Aus San Francisco wird eine ergreifende Scene, welche sich an Bord des Dampfers »Colon« zugetragen hat, mitgetheilt. Das Schiff hatte in New-York ausser der gewöhnlichen Anzahl seiner Beisenden mehrere reissende Thiere für die Menagerie Montgomery in San Francisco mitgenommen, auch ein Rhinoceros aus Java, das mit Milch, Zucker und Heu gefüttert wurde. Die Käfige der Thiere befanden sich auf dem Verdeck. In der Nähe des Cap Hatteras (Nord Carolina) zerstörte eine gewaltige Welle plötzlich einen Theil des Rhinoceros- Käfigs. Das Thier, das sich bislang stets sehr sanft und ruhig gezeigt hatte, bekam einen wahren Wuthanfall, als es seine Behausung überschwemmt sah. Mit Hörnern und Füssen arbeitete es nun an der Vollendung des von den Elementen begonnenen Werkes. Es gelang ihm, zwei Eisenstäbe zu zerbrechen und einen Theil seines Körpers durch die entstandene Lücke zu drängen. Die Matrosen ergriffen Angesichts der drohenden Gefahr Vorsichtsmassregeln, während die Reisenden sich in ihre Cajüten flüchteten. Einige Augenblicke später hatte sich das Rhinoceros befreit und sprang wild auf dem Verdeck umher. Zuerst stürzte es sich auf ein Racepferd, welches für den .Präsidenten von Peru be¬ stimmt war , und tödtete es. Dann stürmte das scheu gewordene Thier mit gesenktem Kopfe in rasender Schnelligkeit nach allen Richtungeu hin und zerstampfte Alles, was sich auf seinem Wege befand. In den Cajüten hörte man sein Entsetzen einfiössendes Grunzen. Capitän Griffin, der sich und seine * Leute bewaffnet hatte, befahl Feuer auf das Rhinoceros zu geben. Unglück¬ licherweise prällten die Kugeln von dem dicken Fell desselben ab. Noch wüthender gemacht, drang es in die Cajüte des Schiffsarztes Agnew ein, wo es zwei Hunde zerfleischte. Es entfernte sich, ohne den bebenden Arzt erblickt zu haben, der sich hinter ein Sopha versteckt hatte. Die Schreckensscene dauerte fast eine Stunde und der »Colon« war im Begriff, von seiner Bahn abzulenken, da Capitän und Matrosen in ihre Cajüten geflohen waren und die Leitung des Schiffes dem Zufall überlassen hatten , als es dem Thierwärter Henri Griss, der in die Raaen geklettert war, gelang, das Rhinoceros mittelst eines Lasso zu bändigen. Berliner Tageblatt. Syllogismus des Hundes. Chrysippus, der berühmte Dialektiker (geb. um 280, f um 206 v. Chr.), lässt auch den Hund vom Syllogismus Ge¬ brauch machen : ^sobald diesem bei Verfolgung des Wildes drei Wege offen¬ stehen, durchspürt er bedächtig zwei von ihnen, und nachdem er sich über¬ zeugt hat, dass das Wild auf ihnen nicht fortgekommen ist, durcheilt er sofort den dritten, ohne vorher zu spüren. Also hat er in folgendem Syllogismus geschlossen: »Entweder ging das Wild hier, oder da, oder dort durch; nun aber weder hier noch da, — also dort.« John Stuart Mi 11 (System der induk¬ tiven Logik) und seine Nachfolger geben sich grosse Mühe, um den alten Irrthum zu beseitigen, dass das natürliche Schliessen in logischen Syllogismen vor sich gehe; vielleicht erreicht man, wie Chrysipp’s .Jagdhund mehr auf apagogischem Wege. E. Er i edel. 158 Norwegische Auerhüliner in Sachsen. Die sächsischen Staatsforsten sollen durch Vermittelung eines früher in Norwegen ansässig gewesenen, jetzt in Dresdens Umgebung wohnenden Privatmannes mit Auerhühnern bevölkert werden. Die bei uns seltenen Vögel gedenkt man aus Norwegen zu importiren. Der Transport bis nach Sachsen ist nicht leicht und deshalb nicht billig, da jedes Thier nur gesondert in einem Käfig versendet werden kann und dabei die Vorsicht zu gebrauchen ist, dass diese Behälter nach allen Seiten, sowie nach unten und oben mit Wachholderstrauchwerk dicht ausgeschlagen werden müssen. Auf diese Weise verhindert man die Vögel, sich auf der Seereise die . Köpfe einzustossen. Der Herr, welcher den Transport der Thiere zu vermitteln gedenkt, hat im vorigen Jahre dem Fürsten Bismarck für dessen Waldungen 50 Stück Birkhühner aus Norwegen zum Geschenk gesendet und 'auch eine bedeutende Zahl Auerhühner für Wälder des Fürsten Pless in Schlesien im Werthe von mehreren Tausend Thalern auf Bestellung eingeführt. Ueber die Thieralter nach dem Volksmund. Jakob Grimm in seiner Einleitung zum Reineke Fuchs führt folgenden mittelhochdeutschen Spruch an: Ein Zaun währt 3 Jahr, ein Hund 3 Zaunalter, ein Ross 3 Hundesalter, ein Mann 3 Rossalter, macht 81 Jahre. Der Esel erreicht 3 Mdnschenalter, die Schneegaus 3 Eselsalter, die Krähe 3 Gänsealter, der Hirsch 3 Krähenalter, die Eiche 3 Hirschesalter. E. Fried el. Literatur. Jahresberichte des naturwissenschaftlichen Vereins in Elberfeld. 5. Heft. Elberfeld, 1878. Das 5. Heft des genannten Vereins, das über das Vereinsleben von 1863 bis 1877 incl. berichtet, enthält einige empfehlenswerthe Aufsätze; ausser einer Arbeit vom Prof. Fuhlrott, dessen Bildniss beigefügt ist, über die erloschenen Vulkane am Rhein und in der Eifel, Mittheilungen »zur Charakteristik des Stichlings«, über »Abnormitäten und Curiositäten bei Insecten«, die »Macro- lepidopteren der Umgegend von Elberfeld« und über die »Ameisenfauna« des¬ selben Gebiets. N. Der praktische Fischzüchter oder der rationelle Fischzuchtbetrieb nach den neusten Erfahrungen. Mit 35*Holzschnitteu. Von J. Meyer. Stutt¬ gart. Schickhardt & Ebner 1877. Erster Deutscher Fischerei- und Fischzuchtkalender für das Jahr 1879. Von J. Meyer. Stuttgart. Schickhardt & Ebner 1879. Der Verf., Assistent an der kais. Fischzuchtanstalt Hüningen, spricht in dem ersten der genannten Werkchen zunächst über die Ursachen der Fisch¬ verminderung und zeigt, wie die Fischzucht helfend eingreifen kann und wie 159 sie zu betreiben ist. Eingehend wird die Behandlung der Winter- und der Sommerlaichfische bei der künstlichen Befruchtung wie bei der Aufzucht und ebenso werden die verschiedenen Brütapparate genau beschrieben. Diese Ab¬ schnitte verrathen die kundige Hand des Darstellers. Es folgt noch die Be¬ schreibung der für die Zucht wichtigeren Fische, während die übrigen Nutz¬ fische nur sehr flüchtig behandelt sind. Der Kalender ist ein empfehlenswefthes praktisches Hand- und Taschen¬ buch für Alle, die sich mit Fischerei und Fischzucht beschäftigen. Er gibt zuerst ein Kalendarium mit Raum für Notizen, enthält Tabellen über Laich- und Angelzeit, über die Naturgeschichte der Süsswasserfische (das Laichge¬ schäft des Bitterlings kennt Verf. noch nicht), und gibt ausser der Anleitung zur Bereitung der verschiedenen Köder u. dgl. auch wichtige Notizen über Conservirungsmethoden, neue Brutapparate und über die Fischzuchtanstalt bei Hüningen. N. Unsere Spechte und ihre forstliche Bedeutung von Prof. Dr. B. Al tum. Mit 35 Holzschnitten. Berlin 1878. Jul. Springer. ' Die Spechte und ihr Werth in forstlicher Beziehung von E. F. von Homeyer. Frankfurt a. M. 1879. Mahlau & Waldschmidt. Das Bestreben, den Vogelschutz zu pflegen und ihn selbst durch die Gesetz¬ gebung zu regeln, hat, wie dies die vielen bis jetzt dadurch hervorgerufenen Arbeiten beweisen, Eines zur Klarheit gebracht, dass wir nämlich in vielen Fällen gar nicht im Stande sind, mit Gewissheit über die vorwiegende Schädlich¬ keit oder Nützlichkeit gewisser Vögel abzuurtheilen, schon zum Theil aus dem Grunde, weil die , Verhältnisse der Pfiauzen- und Thierwelt sowie das Ver¬ halten der Vögel sehr häufig durch locale Ursachen bestimmt werden. Wir erinnern nur an Sperling, Krähen, Schleiereule u. s. w. Und auch die Spechte gehören jetzt unerwarteter Weise in diese Kategorie, denn während seither wohl allgemein dieselben zu den nützlichsten Vögeln gerechnet wurden, tritt in der ersten der hier berührten Arbeiten ein nicht geringer Ankläger gegen dieselben auf, Herr Professor Alt um. Gestützt auf eigene Beobachtung, be¬ sonders aber auf eine grosse Sammlung von Baumstücken aus allen Gegen¬ den, kommt er zu dem Schlüsse: »die weitaus meiste Arbeit der Spechte ist wirthschaftlich gänzlich unnütz; ihre nützliche Arbeit ist fast unmerklich gering; ihre wirthschaftlich schädlichen Arbeiten überwiegen bei weitem die nützlichen.« Diese Sätze werden belegt durch Untersuchung der einzelnen Fälle und durch das Verhalten der Spechte mehr als 40 holzbewohnenden Insecteuarten gegen¬ über. Die Spechte schaden mehr als sie nützen durch die Verfolgungen der Ameisen, sie zerhauen am liebsten morsche, faulende und ohnehin absterbende Stämme und suchen die darin hausenden , forstlich gleichgültigen Insecten ; sie kommen selbst bei dem Kampfe gegen die Borkenkäfer stets und^allezeit zu spät ; ebenso verhält sich ihr Eingreifen grösseren Insecten , Larven von Cossus, Cerambyx, Sirex gegenüber, bei deren Aufsuchen die Spechte oft nur den Schaden noch grösser machen ; durch Irrthum oder Muthwillen dieser Vögel werden oft sogar insectenfreie Bäume in grosser Zahl schwer geschädigt. Ausserdem ist der grosse Buntspecht durch Fressen der Samen aus' Nadelholz- 160 zapfen schädlich. Nur »der ästhetische hohe Werth der Spechte kann uns fast aussöhnen mit ihrer wirthschaftlich überwiegend negativen Bedeutung.« Diesen Auslassungen tritt von Homeyer in seinem Schriftchen entschieden entgegen. Ihm kann vor Allem die Sammlung von Spechtarbeiten, auf ^ie sich Al tum stützt, nicht von solcher Bedeutung sein, denn das Material wurde nicht aus Einem Walde sondern durch jahrelange Mühe über die Grenze des Staates hinaus beschafft; die Sammlung wurde in einseitigem Sinne angelegt, da es sich dabei nur handelte, Anklagepuukte gegen die Spechte zu finden; sie liefert nur seltene Ausuahmsfälle, nach denen man Wochen und Wochen die Wälder durchwandern und die Forstleute zu Rath ziehen kann, ohne eine Spur davon zu entdecken, v. H. glatibt also, dass A. den objectiven Standpunkt des Natur¬ forschers aufgegeben habe. In der Anklageschrift seien auch wesentliche Um¬ stände verschwiegen und z. B. viele Arbeiten der Spechte nicht aufgezählt » wie denn deren Thätigkeit unter der Erde, unter dem Moose und an den äusseren Stämmen und Ritzen der Bäume gar nicht berührt werde, und doch sei diese gerade eine wesentliche, wie z. B. Grün- und Grauspechte im Herbste und Winter tief in der Erde nach Maulwurfsgrillen etc. arbeiten. Die Er¬ fahrungen V. Homeyer’s, an seinen eigenen Wäldern gemacht, widersprechen vielen der Altum’schen direct. Niemals haben bei ihm die Spechte Ameisen- colonien zu vertilgen vermocht; das Samenfressen des grossen Buntspechtes ist nicht von Bedeutung, und oft ist beobachtet, dass da, wo nur einzelne Bäume von Borkenkäfern befallen waren, die Spechte die Käfer vollständig vertilgten, wobei hervorgehpben wird , dass dies geschah, während die Larven sich noch in voller Arbeit befanden. Es sei aber nie behauptet worden, dass die Spechte allen und jeden Schaden, der durch Insectenfrass entsteht, abzuwenden ver¬ möchten, denn dann würde es überhaupt keine forstschädlichen Insecten mehr geben. Das Anhauen »Ringeln« saftiger und insectenfreier Bäume durch Spechte glaubt Verf., wie Oberförster Boden, aus dem Streben nach dem süsslichen Safte der Bäume erklären zu sollen. Jedenfalls war es verdienstlich von dem letzteren Verfasser als Vertheidiger der Spechte aufgetreten zu sein ; jedenfalls aber wird auch über diese Vögel deren Nutzen so allgemein anerkannt war, ein Endurtheil erst gesprochen werden können, wenn noch weitere Beobachtungen über ihre Thätigkeit von kundiger Hand vorliegen. N. Eingegangene Beiträge. A. Z. in C. — V. G. in B. — L. M. in W. — R. F. in S. — K. M. in A. — W. W. in T.; Der gewünschte Auftrag ist gegeben. — Prof. B. in W. N. — H. G. in T.: Die Arbeit ging an Sie nebst Brief zurück. — E. F. in B. — Bücher und Zeitschriften. Dr. H. A. M e y e r. Biologische Beobachtungen bei künstlicher Aufzucht des Härings der westl. Ostsee. Berlin, Wiegandt Hempel u. Parey 1878. Bericht über das Märkische Provinzial-Museuin zu Berlin pro 1878. Verwaltungsbericht des Magistrats zu Berlin. Dr. L. J. Fitzinger Kritische Untersuchungen über die Arten der natürl. Familie der Hirsche. Wien. K. K. Hof- und Staatsdruckerei 1879. Bronn, Klassen u. Ordnungen des Thierreichs. Leipzig u. Heidelberg. C. F. Winter 1879: 6. Bd. 3. Abtheil. Reptilien von Prof. C. K. Hoff mann. 1. Lieferg. 6. Bd. 5. Abtheil. Säugethiere von Prof. C. G. Giebel. 21. u. 22. Liefrg. Malila\x & Wiildschmidt. Fraulcfurt n M Der Zoologische Garten. Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. Redigirt von Dr. F. C. Noll. In Commission bei Mab lau & Waldschmidt in Frankfurt a. M. NP 6. XX. Jahrgang, Juni 1879. I II li a 1 t. Ueber das Vorkommen der'Hausratte, Mus rattus, im Miinsterland : Westfalen; von Pfarrer H. Boismann. — Die deutschen Waldhühner; von Dr. med. W. W u r m. (Fortsetzung.) — Beobachtungen am Orang-Utan; von Dr. Max Schmidt. — Thierlehen und Thierpflege in Irland; Reisebemerkungen von Ernst Friedei in Berlin. (Fortsetzung). — Der NÖrz, Lutreola europaea, nb ; von E. F. v. Homeyei’. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. Ueber das Yorkommeii der Hausratte^ Mus rattus, im Münsterland: Westfalen. Von Pfarrer H. Bois mann. Im Laufe der Zeit treten in der uns umgebenden Fauna Ver¬ änderungen auf, hervorgerufen durch Umgestaltung der Boden¬ beschaffenheit, durch Bewaldnngeu, Entholzungeu, Entwässerungen, Wiesen- und Ackeranlagen, wie solche in Folge grosser Marken- theiluugen vorzukommen pflegen. Auch die Jagd Verhältnisse, die Verbesserung der Schiessgewehre, wachsende Bevölkerung, Fabrik¬ anlagen u. s. w. sind Faktoren, welche manchen Insassen unserer Gegend aiisgerottet haben; den Bären, Wolf und Biber und sämmt- liches Hochwild. Nachdem aber durch die Markentheilungeu und damit verbundenen Eutwässernugen unsere kahlen Heiden mit Gehölz und Waldungen, mit Acker und Wiesen sich gedeckt haben, kommen einzelne der ehemaligen längstvertriebeuen Waldbewohner wieder zum Vorscheine, so z. B. in den mit Wiesen und Holzungen wechselnden stillen Strichen die Rehe, und man befürchtet ebenso durch Ueber- handnahme der Kieferwalduugen die Einwanderuug des Schwarzwildes, welche nur eine Frage der Zeit ist. Merkwürdiger Weise haben in den 11 162 Strichen, wo früher vor einem halben Jahrhunderte noch grosse Wasserflächen die kahle Haide deckten und zahllose Sumpfvögel auf ihrem Zuge eiusprachen, wo immense Scharen Enten die Wasser¬ spiegel bedeckten und der kleine Schwan zu überwintern pflegte, bis strenger Frost ihn weiter trieb, in den dort angesamten Kiefern- und Birkengehölzen, den Bändern der neuen Aecker und Wiesen die Birk¬ hühner, Tetrao tetrix, sich zahlreich häuslich niedergelassen. Ob die Haselhühner, die seit 50 Jahren erst hier erloschen, bald wiederkehren werden, muss die Zukunft lehren. Ob aber die vor 100 Jahren hier noch unter dem Namen: »Holzkrähe« bekannte Blauracke, Coracias garrula^ wiederkehreu wird, ist wohl deshalb sehr zweifelhaft, weil die zu ihrer Existenz nöthigen, mit hohlen Bäumen und Viehtriften lückenhaften Waldungen bei den jetzigen Verhältnissen schwerlich wiederkehreu werden. In den letzten Deceunien kamen auch aus dem Osten directe Einwanderungen vor, wie die der Blaukehlchen, Sylvia suecica^ im Weidengebüsch unserer Flussufer wurde vor einigen Jahren hier bei Münster sogar ein Girlitz, Fringilla serinus, im Balzfluge beobachtet! Aber nicht bloss in Wald und Flur, auch in unsern Wohnungen ist durch Einwanderung einer fremden östlichen Art eine Veränderung der Fauna eingetreten. An die Stelle unserer alten »Hausratten« kamen die Wanderratten und verdrängten die vorgehenden! Von Jugend auf hat Schreiber dieser Zeilen unserer vater¬ ländischen Fauna die eingehendste Beobachtung gewidmet und fühlt sich nun als siebzigjähriger Greis veranlasst, seine Beobachtungen über das Verschwinden des alten M. ratttis, die Einwanderung des M. dectimanus, und das Wiederersch einen des M. rattus und dessen Lebensweise hier nieder zu legen. Die bei den Pfahlbauten Mecklenburgs Vorgefundenen Knocheureste von M. rattus weisen nach, dass diese Art nicht erst im Mittelalter in Deutschland erschien, sondern zu dessen Urbewohnern gehörte. Herr Dr. Al tum, derzeit Königlicher Professor au der Forstacademie zu Eberswalde, der über »die Säugethiere Münsterlandes in ihren Lebensverhältnissen« 1867 bei Nieman in Münster nach selbstständigen Beobachtungen und Erfahrungen geschrieben hat, berichtet Seite 108 und 109, was ihm damals über das Vorkommen von M. rattus im Münsterland bekannt geworden war. In Rheine und Umgegend war sie bis 1834 noch häufig, von da ab aber nur vereinzelt; im Winter 1859/60 aber wieder massen¬ weise. Auf dem Rittergute Egelburg bei Leyden wurden sie 1861 im 163 September in grosser Menge, nämlich 110 Stück auf einmal erschlagen, dann kamen sie noch einzeln vor bis 1866, wo alle verschwunden waren. Auf dem Rittergute Hülshofif waren sie seit 1861 sehr selten. In Seppenrade im Lippgebiete hielten sie sich mit grösserer Consequenz von 1862 an bis auf den heutigen Tag. Ferner erschienen sie auf der Beerlage in Voeden, Bochholt, Haviksbeck und anderen Orten, und Altum schliesst seinen Bericht: »So kamen und verschwanden sie im Münsterland meist in Landstädten , Dörfern und adlichen Gütern oft auf räthselhafte Weise, diese Ratten, und nur au einzelnen Stellen blieben sie mit gewisser Consequenz, und es Hesse sich nicht in Abrede stellen, dass sie bei uns im raschen Abnehmen begriffen sind.« Dieselben Angaben wiederholt Dr. Altum in seiner Forst¬ zoologie I. Bd. 1876 und setzt hinzu, dass dieselben 1875 auch in Gimbte bei Greven in Münsterland in einzelnen Häusern als Plage wieder aufgetreten seien. Dies Haus in Gimbte ist die hiesige Pfarr- Wohnung, vom Schreiber dieses bewohnt, der durch diese Heimsuchung gründlich über ihr Treiben unterrichtet wurde. Alle die in Rede stehenden, geheimnissvoll auftaucheuden und' verschwindenden Ratten gehören mit Bestimmtheit zur Species Mus rattus und sind keine Melanismen von 31. decumanus, der Wander¬ ratte, welche im Osten Deutschlands öfter vorgekommen sind. Nicht nur die Färbung, oben schwarzblau, unten wenig lichter, sondern auch die plastischen Verhältnisse, wie die längeren Ohren, der mit 250 Schuppenringeu bekleidete, borstige, die Körperiäuge von 8" um ein Drittel überragende Schwanz, der 7 bis 8'' lang' ist, unterscheidet diese Art von der viel stärkeren Wanderratte, so dass eine Ver¬ wechslung beider nicht zu fürchten ist. 31. rattus ist nur eine grössere Ausgabe vou 31. musculus^ womit junge 31'. rattus von derselben Grösse leichter verwechselt werden könnten, wenn die jungen 31. rattus wegen ihrer längeren Hinterläufe sich nicht durch grössere Schnelligkeit und viel \veitere Sprünge auszeichneten. Alte wie junge sind ganz ausgezeichnete Kletterer, was schon ihr Aufenthalt hoch oben in den Dachsparren bedingt, während M. decumanus mehr auf die Keller und Erdgeschosse, Gräben, Kanäle und Flussufer angewiesen ist und häufig in den Flüssen schwimmend gesehen wird. Deshalb wird hier M. rattus »Dachratte« benannt und 31. decumanus »Wasser¬ ratte.« Ob unser 31. rattus mit der südlichen Art, welche an Färbung dem M. decumanus gleicht aber in plastischen Verhältnissen und Lebensweise dem 31, rattus verwandt ist, mögen die Zoologen von Fach beantworten. 164 , Die Frage, wann die Wanderratte in Europa erschienen und die Hausratte vertrieben habe, beantwortet der Russische Naturforscher Pallas dahiu, dass sie aus Persien stammend 1727 über die Wolga scbwamm und Astrachan besetzte, daun sich^ über ganz Europa und durch die Schifffahrt sich fast über die ganze Welt ausbreitete. Als Vater Bechstein 1789 seine »Gemeinnützige Naturgeschichte« herausgab, da war M. rattus noch sehr häufig im ganzen Deutsch¬ land ; Lenz in seiner Naturgeschichte der Säugethiere bemerkt über M. rattus^ dass man hauptsächlich ihrerwegeu die Katzen halte und setzt somit das Vorkommen der Art als allgemein voraus. Mir ist über die Einwanderung von Ai. decumamis nur ein Factum bekannt. Es war am Schlüsse des vorigen Jahrhunderts, als vor Tages¬ grauen der Oekonom Schulze Doeutrup in der Nähe des adlichen Gutes Surenburg nach Sarbeck ging, als ihm mitten in der kahlen Haide beim Tagesanbrüche eine grosse Schar Wanderratten begegnete. Verwundert sprach er zu seinem Begleiter: »Wer die wohl kriegt?« Bei seiner Heimkehr erfuhr er, dass sein eigen Gehöft das Ziel der Wandernden gewesen und Alles von ihnen wimmele. Von der Zeit an rissen sie in allen Orten hiesiger Gegeud die Alleinherrschaft an sich. Diese führten sie bis vor einigen zwanzig Jahren. Bis dahin waren alle Flussufer, Brücken, Krippwerke und auch die an den Gewässern liegenden Fruchtfelder von ihnen besetzt. In meinem an der Ems liegenden Weizenlande erschlug man einst ein altes Weib- 'chen mit zehn halbwüchsigen Jungen, welche eine ziemliche Fläche Waizen zerstört hatten. Allmählich aber verschwanden aus hiesiger Gegend die Wanderratten, und da traten in den von ihnen verlassenen Gebäulichkeiten die seit vielen Jahren verschwundenen Hausratten wieder auf. Als Knabe sab ich in meiner Vaterstadt Rheine noch in ver¬ schiedenen Häusern auf dem Boden die sogenannten Rattenklöster, etwa zwei Meter lange, in etwa ein Dutzend Kammern getheilte, einen Fuss breite und hohe Kasten, dessen Oberdeckel beweglich war mit durchgehenden Einkriechlöchern, an beiden Enden mit einem Schieber zum Verschluss. Die ■einzelnen Gelasse, mit allerlei Genist gefüllt benutzten die Ratten zum Nisten und zur gegenseitigen Erwärmung, wenn kalte Witterung sie oben aus den Dachsparren vertrieb. Durch Vorschiebung der Riegel wurden sämmtliche Insassen eingesperrt und getödtet. Weil aber von 1816 bis 1820 Af. decumanus schon viele Häuser besetzte, so wurde M. rattus schon seltener, und die Klöster standen leer, denn M. decumamis benützte sie nicht. In den folgenden 1 165 Jahren hielten sich in der Stadt immer noch einige Paar M. rattus^ aber auf dem Laude war keine Spur mehr von ihnen. In den sechzio-er Jahren wurden die Wanderratten wieder seltener und nun tauchten auf den Kornböden *hie und da wieder einzelne Hausratten auf ; man sah sie öfters im Winter sich auf die ruhenden Kühe legen zur Er¬ wärmung! Vermittelst der Weiustöcke kletterten sie auf die Böden und durch die Gossensteinlöcher ins Innere der Gebäude. Am hie¬ sigen Orte machten sie sich so bemerkbar 1875, und weil ich zur Schonung der Singvögel im Garten die Katzen abgeschafft hatte, hielten sie ihren Einzug in die hiesigen Pfarrgebäude. Ein Neubau in nächster Nachbarschaft hatte sie wohl herübergetrieben. Als der Roggen eingefahren wurde, bemerkte man zwei junge, fast erwach¬ sene schwarze Ratten die Dachsparren hinaufeileu. Weil aber am andern Tage eine todt auf dem Hofe, lag und von des Nachbarn Katzen ein zweites Stück gefangen wurde, so hoffte man ihrer ledig zu sein. Bis zum Herbst wurde nichts von ihrer Anwesenheit be¬ merkt, einige Losung wurde einem Wiesel zugeschriebeu, welches man auf den Garben gesehen hatte. Als aber Ende October die sämmtliche Herbstwäsche wegen nasser Witterung zum Boden ge¬ bracht und dort aufgehängt werden musste zum «Trocknen, fand man zur grössten üeberraschung fast sämmtliche Leinwand auf der Leine zernagt, ja die Zengleine selbst so eiugekerbt, dass sie in kleine Stücke zerriss. Die Untersuchung der nicht gedroschenen Getreide¬ garben zeigte, dass die meisten, am schlimmsten Gerste und Hafer, zernagt und ausgehülst waren und der Rest der Körner so sehr mit den Excremen ten der Ratten gemischt sei, welche weder durch die Kornschwinge noch durch Auswaschungen entfernt werden konnten, dass der Rest der verlorenen Aerndte nur noch zum Viehfutter tauglich geblieben sei. Zur Beseitigung der unwillkommenen Gäste wurden nun Fallen und Gift gekauft, sowohl weisser Arsenik als Phosphor. Auch wurden Haustreiben augestellt aber mit wenig Er¬ folg. Einige Nester mit nackten Jungen wurden vernichtet. Ein interessantes Nest, welches ich zum Andenken aufbewahrt habe, hatte eine Ratte in einem grossen Rasentorf angebracht; .sie hatte eine 9'' lange und breite Höhle hineingenagt und mit Baumwolle und Genist warm gefüttert ! Gegen Ostern gelang erst die vollständige Vernichtung resp. Vertreibung der Ratten. In den verschiedenen Fallen wurden 12 Alte gefangen und in Blechfallen einige Junge. 7 an Gift gestorbene fanden sich unter Heu und Stroh, und als die warme Frühlingssonne das Dach erwärmte, verkündete der penetrante Leichen- 166 geruch die grosse Masse der am Gift Gestorbenen. Die beiden letzten in einer hölzernen Iltisfalle zugleich gefangenen waren hochtragende Weibchen, das eine mit 9, das andre mit 10 völlig entwickelten Embryonen, dann waren alle verschwunden. Im benachbarten Gehöfte wurde ein eingewandertes Exemplar erlegt und damit waren alle 31. rattus aus dem Dorfe Gimbte verschwunden. 1875 im Spätherbste waren sie gekommen; ein Weinstock diente ihnen zum Einsteigen in der Höhe von 2 m ; dann ging es den Eck¬ pfosten hinauf zum Boden, hier durchnagten sie die eichenen Beschlnss- bretter zum Kornboden und nach unten zur Mehlkammer, wie auch zur Ziele. Ein in den Eckpfosten angebrachtes Ratteneisen wussten sie geschickt zu umgehen. So waren ihnen alle Lebensbedürfnisse zugänglich, sie profitirten vom Schweinefutter und wärmten sich ein¬ zeln auf der still im Stalle liegenden Kuh. Bei der Ueberraschung kletterten sie ungemein schnell in Schraubengängen um die Pfosten den Boden hinauf. Im Frühjahr 1876 wurde wieder ein altes Männ¬ chen in der Falle gefangen, aber bis heute ist keine wieder erschienen und durch Einführung guter Katzen dagegen Fürsorge getroffen. In demselben Herbste 1875 erschienen sie auf einem eine halbe Meile von hier entfernten Colonate, und hier wurde zur Rettung der Aerndte eine Dreschmaschine in Betrieb gesetzt. Das Getöse versetzte die Ratten in die ' grösste Unruhe ; sie liefen unter den Dachsparren umher und zogen sich durch ein Loch in eine Schlafstube. Mittelst Besen und Knüppeln durchs Fenster hinausgetrieben, wurden ihrer 74 erschlagen und der Rest war verschwunden. Im selben Herbst und folgenden Winter zeigten sie sich in dem eine Stunde von hier entfernten Greven sporadisch in verschiedenen Häusern, am meisten in solchen, wo ein am Haus stehender Weinstock das Er¬ steigen des Bodens erleichterte. In einem Hause wurden 10 Stück auf einem Ratteneisen gefangen. In der eine Viertelstunde jenseits Greven belegeneu Bauernschaft Wentrup hatten sie schon einige Jahre ge¬ haust, und auf einem mit einer Brennerei versehenen Colonate hatte im Winter 1874 ein Knecht sich beklagt, dass die Ratten sich in solcher Masse in seine Bettlade steckten, dass er sich von ihnen aufgehoben fühle. Man fand unter dem Bettzeug fest aneinander gedrängt eine dichte Lage Ratten. Obschon eine Menge durch ein durch die W and nach aussen führendes Loch entkamen, wurden durch einen in Eile vorgehaltenen Sack 45 Stück gefangen und erschlagen. Die grosse Menge der Entsprungenen wauderte aus; man sah sie in dem Wagengeleise des zur Landstrasse hinführenden Weges eine 167 nach der andern hinwegeilen und vermuthet, dass diese es gewesen, welche auf einem eine halbe Stunde jenseits der hochgehenden Ems belegenen Colonate plötzlich erschienen. Allmählich kehrten sie aber auch iu jene Brennerei wieder zurück und sind in geringer Anzahl noch da, gehen aber Gift und Fallen aus dem Wege. Am hart¬ näckigsten halten sie sich aber in dem grossen Schulzenhofe, welcher • zugleich mit einer Wassermühle versehen ist, in den weitläufigen Gebäulichkeiten. Im Sommer machen sie sich kaum anders bemerk¬ bar, als durch Durchnaguug der Strohdächer; sie leben still hinter den Sparren und nisten da. Kommt der Winter mit Sturm, Schnee und Frost, dann ziehen sie sich ins Innere der Gebäude zurück, in jlas für sie aufgestellte Kloster, welches man herunter lässt in einen dichten Raum, wo dann durch scharfe Dachshunde die Insassen ge- tödtet werden. So wurden bei einem Schneesturme im November 1877 z. B. 14 Stück, beim Schneetreiben am 30. December 1877 wieder 15 Stück gefangen. Bei einem Kürschner iu Greven wurden im September 1877 3 Junge, am 10. Januar 1878 ein altes Weib¬ chen und ein halbwüchsiges Weibchen in einer Drahtfälle gefangen, worin die Alte erstochen ward. Ihr lautes Geschrei zog die ganze Colonie herbei, fast ein Dutzend Alte und Junge, wovon der Haus¬ hund eins zerriss — darauf waren alle verschwunden. Im Herbste 1878 stellten sie sich wieder ein, und ein Pärchen Alte wurde im Wein¬ stock gefangen in der Drahtfalle. Weil sie- 3 bis 4 Mal im Jahre 5 bis 10 Junge werfen und die Jungen sehr rasch geschlechtsreif werden, so ist ihre Vermehrung, wo sie ungestört vor sich geht, eine enorme und erklärt solche Massenerscheinungen, wie sie z. B. 1875 sich bei einem andern Colonen iu der Bauernschaft Wentrup zeigte. Man hatte auf der Hiele Quecken wurzeln aufgehäuft, worin man Ratten bemerkte. Die männliche Bevölkerung des Hauses bewaffnete sich mit Knütteln und attaquirte den Haufen, und obschon einer der tüchtigsten Schläger durch eine in seine Beinkleider eiugekrochene Ratte ausser Gefecht gesetzt wurde und die so aufgestöberteu Ratten nach allen Seiten enteilten, so wurden ihrer dennoch 53 erschlagen; aber das Colonat wurde dennoch von den Ratten nicht verlassen. Auch das Rattenkloster des benachbarten Schulzen wird noch immer sporadisch von ihnen besucht. Von diesem Herde in Wentrup streichen einitre Colouien oder Pärchen theils in das benachbarte Greven O und die dortigen Brauerei, theils nach andern Seiten und scheuen als tüchtige Schwimmer den Durchgang durch die reissende Ems «•ar nicht. Im Winter ziehen sie sich in Scheunen zusammen. o 163 Im vorigen Winter trieb die Ems ein weisses Exemplar heran, welches aber so verdorben war, dass es nicht mehr präparirt werden konnte und mir nicht überbracht wurde, weshalb es nicht zu be¬ stimmen ist, welcher Art dieser Albino augehörte, aller Wahrschein¬ lichkeit wohl zu unserem M. rattus. You einem sogenannten Ratte n- •könig ist hier niemals etwas laut geworden, und ich halte die dafür ausgegebenen Präparate für Artefacte. Um sichere Daten über den »gewissen consequenten« Aufenthalt derselben in Seppenrade , wie Altum sich ausdrückt, zu haben, wandte ich mich an den dortigen Kaufmann und Fabrikanten, den als tüchtigen Beobachter und Ornithologen bekannten Herrn B. Nopto, meinen langjährigen Freund, und theile hierbei den mir freundlichst gegebenen Bericht mit : d. d. 23. December 1878. »1857 im Frühjahre wurde ich durch den schrecklichen nächt¬ lichen Rattenlärm veranlasst, mehrere Fallen auf unsern Hausboden zu stellen und hatte auch das Glück, im Laufe des Frühjahrs circa 30 Al. rattus zu fangen. Von da an hat M. rattus sich immer auf demselben Boden gehalten. Ich habe dieselben durch alle mögliche Mittel auf einige Paare reduciren können, aber vollständiges Vertilgen ist mir bis jetzt nicht möglich gewesen. Augenblicklich mögen auf unserm Hausboden 4 bis 6 Stück sein. 1866 wurde dieser Boden durchgebauet, 1875 der untere Theil des Hauses vollständig umgebaut. Dies Alles haben sie aber überdauert, da sie sich vorzugsweise zwischen Plafond (Pliesterwerk) und Beschluss des Bodens halten und dies nicht gleichzeitig blossgeiegt wurde, so dass immer noch eine Ecke war, wo sie sich verbergen konnten. Jetzt sind dieselben auch im Logierhause, Scheune und Waschhause, ebenso auch in den beiden Nachbarhäusern. Ueberhaupt ist hier im Orte wohl nur durch Zu¬ fall ein Haus von Af. rattus frei, mehr oder minder ist jedes besetzt, je nachdem die Katze gut ist. Dann kommen sie auch auf einigen Bauernhäusern in unmittelbarer Nähe des Ortes vor. Je weiter vom Orte desto weniger, so dass auf Stunde Entfernung das Vorkommen derselben zu den Seltenheiten gehört. Hier auf dieser Grenze benimmt sie sich genau wie die Wanderratte, plötzlich scheint ein Bauerngehöfte von Af. rattus zu wimmeln. Auf Treiben sind schon 50 bis 60 Stück gefangen. Nach einiger Zeit, längstens bis zu einem halben Jahre sind sie ebenso plötzlich verschwunden und tauchen dann wieder auf einem andern Bauerngehöfte auf. Merk¬ würdiger Weise überspringen sie häufig die Nachbarhäuser. Es sind 169 Waiulerungen von 10 bis 15 Minuten vorgekommen. Den Zug selbst hat mau noch nie gesehen. M. decumanus kommt hier selten vor ; beinahe Alles, was hier gefangen wird, ist rattus. M. decumanus soll hier am Orte in ver¬ einzelt stehenden Schweineställen vorgekommeu sein, aber dann ist M. rattus nicht an derselben Stelle angetroffen, was wohl daher kom¬ men mag, dass die Ställe gar keinen oder doch nur wenig Boden haben. Hier in meinem Wohnhause nebst Nebengebäuden haben bis 1855 im Keller und den Ställen sich nur M. decumanus gefangen. Seit 1857 hat sich M. rattus hier in den Gebäuden einlogirt und ist kein M. decumanus mehr gefangen. Da wo M. decumanus und rattus zugleich Vorkommen, soll rattus auf dem Boden und decmnanus im Keller Vorkommen. Belege habe ich hiervon nicht gesehen. Uebrigens scheint mir, dass decumanus sich mehr in niederig ge¬ legenen Häusern, wo in der Nähe Wasser ist, hält, während rattus mehr hochgelegene trockne Wohnungen vorzieht. Unten im Hause kommt M. rattus nicht anders vor, als wenn sie verfolgt wird. Voll¬ ständig leerstehende Häuser vermeidet sie. Im Ganzen scheint mir, dass jede Art gern das Gebäude allein bewohnt und dieses auch fertig bringt, wo sie in der Mehrzahl ist. Gemeinschaftliche Wohnungen werden wohl nur bei geringer Individuenzahl verkommen. In einer sogenanten Klosterfalle hatte vor 4 Jahren ein Bauer 37 Stück ge¬ fangen, vor 2 Jahren in derselben Falle 4 Alte und 7 Junge. Auf Haustreibeu sind mehrmals 25 — 30 Stück gefangen. In meinen Häusern gehen die Thiere leider jetzt gar nicht mehr in die Fallen noch fressen sie Gift. Das einzige Mittel ist eine gute Katze. Vor einigen Jahren hatte auf dem Scheunenboden ein Wiesel, Mustela vulgaris^ sein Winterquartier aufgeschlagen. Beim Dreschen fand sich zwischen zwei Kornhaufen das Logis resp. das Lager desselben, un¬ gefähr 1 Kubikfuss gross, bestehend aus Pelzen von M. rattus und M. musculus und sylvaticus. Kein Stück von decumanus \ Die Nester stehen auf den Hausböden überall da, wo nur eine passende Stelle ist, jedoch möglichst hoch. Auf Bauernhäusern, wo in der Regel selten complete Kornhäuser sind, stehen dieselben ge¬ wöhnlich nicht unter 3 Meter hoch, zwischen Dachsparren und Ziegeln auf einer Dachlatte. Das Material ist pures Stroh. Sehr häufig sieht so ein Nest aus, als wenn ein Mensch eine Hand voll Stroh hinter die Dachsparre gesteckt hätte. Junge haben sie gewöhnlich 4, einigemal habe ich auch 5 gefunden, und ein einziges Mal habe ich in einem Neste, welches auf dem Beschluss stand, 8 Junge he- 170 obachtet, während 8 Alte davon liefen. Ich glaube aber, dass zwei Weibchen darin geworfeji haben. (?) Unter den Hunderten, die ich gesehen, habe ich nie eine abweichende Färbung gefunden. Alle waren normal gefärbt. Jung genau wie eine schwarze M. musculus. Sehr einzelne behalten an der Schwanzspitze den grauweisslichen Haarbüschel, welcher constant bei den Jungen vorkommt. Der Schaden, den M. rattus aurichtet, ist nicht bedeutend. Auf meinem Garnboden ist M. rattus nun schon reichlich 20 Jahre, aber nur ein einziges Mal waren einige Stränge zerfressen. Eine Haus¬ maus richtet durch Zernagen entschieden mehr Schaden an. Ins Innere der Kornhäuser frisst sich M. rattus nie ein. Nur durchlöchert sie gern die Strohdächer, um Wasser zu bekommen. Leider macht sie durch Springen, Laufen, Umwerfen leichter Gegenstände solchen Lärm, dass kein Mensch in der Nähe schlafen kann. Darum allein hasse ich die Bestien und möchte sie gern Alle im Münster’schen Zoologischen Garten haben, dem ich heute Morgen, am 27. Decbr. 1878, ein von meinem Nachbar gefangenes, vollständig erwachsenes Exemplar, welches sofort die vorgelegten Aepfel frass, lebend übersandte, damit die Herrn sich dadurch überzeugten, dass wir hier noch ächte schwarze Ratten haben.« Soweit der Bericht des Herrn^ Napto über das Vorkommen und Leben dieser unserer Art in Seppenrade, der auf eigener Anschauung dieses tüchtigen Naturforschers beruhend leicht in Concordanz zu bringen ist mit meinen Angaben trotz einiger scheinbaren Wider¬ sprüche, und ich statte dem verehrten Freunde hiermit öffentlich meinen Dank dafür ab. In den umliegenden Ortschaften Lüddinghausen, Olfen, Wülfen etc. ist bisher noch kein M. rattus bemerkt. Aus obigen Daten mag man sich ein Bild vom Leben und Treiben dieser unserer alten Hausratten im Münsterland zusammen- stellen. Bei so massenweisem Vorkommen sollte man vermuthen, es wäre nichts leichter, als Exemplare dieser Art für zoologische Gärten und naturhistorische Kabinete in beliebiger Menge zu beschaffen. Leider ist dies nicht der Fall. Der gemeine Mann hält sie für giftig und ist sehr schwierig zu bewegen, die erlegten Ratten aufzuheben und einem Präparateur einzusenden. Bei warmer Witterung gerathen die Cadaver schon so rasch in Fäulniss — oft schon binnen 24 Stun¬ den — dass sie nicht mehr präparirt werden können. Dabei gerathen 171' beim Haiistreibeu und Massenerschlagen Menschen und Hunde so in Aufregung, dass die meisten der Getödteten so zugerichtet sind, dass kein gutes Präparat daraus gemacht werden kann. Die von ihnen heimgesuchten Colonnen wollen es nicht bekannt w’erden lassen, denn dann will der Bäcker, Müller, Brauer, Brenner und Händler ihr von den Excremeuten derselben verunreinigtes Korn nicht mehr kaufen; eben deshalb fürchten jene Gewerbetreibenden ihre Kundschaft zu verlieren, wenn das Publicum gewahr würde, dass sie mit diesem Ungeziefer heimgesucht sind. Deshalb schw'eigt man davon still und begräbt die Erschlagenen oder wirft sie (ganz heimlich) ins Wasser. Nur besondere, gute Freundschaft öder reichliches Trinkgeld lässt dem Präparateur taugliche Exemplare zukommen. Die auf diesem Wege erhaltenen habe ich au Herrn Präparateur und Naturalienhändler R. Koch in Münster, Neustrasse No. 17 und 18 übergeben, von welchem schöne Exemplare jeglichen Alters und Geschlechts entweder in schönem Balg, in Spiritus oder naturgetreu aufgestellt, für billigen Preis zu beziehen sind. Gimbte bei Greven, den 28. Januar 1879. Die deutschen Waldhühner. Von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung.) Diese geschilderten vier Abschnitte bilfien also in ihrer Gesammt- heit die Balz arie (den Balzlautsatz nach Wi n ck eil) , das Spiel oder den Vers. In etymologischer Beziehung sei hier eingeschaltet, dass ältere Autoren »palzen oder pfaltzen« schreiben und diesen Ausdruck selbst auf den Hirsch (statt »brunften«) anwendeu, während in neuerer Zeit die Bezeichnung: »falzen, der Falz« ausgebreiteter vorkommt. Ich folge, wie ersichtlich, dem anscheinend eutwickluugs- geschichtlich richtigeren Ausdrucke: »balzen, die Balze.« Die Be¬ zeichnung »spielen« (der Hahn spielt, macht ein Spiel), welche sehr allgemein , selbst im Schwedischen {spela) auf den Balzgesang an¬ gewendet wird, dürfte nicht nur volksthümlich vom Begriffe des »Auf- spielens,« des Musicirens, übertragen sein, denn nach Schmeller’s bayerischem Wörterbuche bedeutet »spielen« auch: in geschlecht¬ licher Erregung sein {lascivire), weshalb in manchen Gegenden der 172 Zuchtstier »Spielochse« heisst. Häufig wird endlich des Auerhahues Schwanz (Steiss, Stoss, Fächer, Schaufel) »Spiel« genannt, eine Be¬ nennung, welche, streng genommen, nur dem Schwänze des Fa¬ sanes zukommt. An das Schleifen knüpft nun nach einigen Momenten des Sicherns, oder auch unmittelbar wneder das Knappen, der Triller, der Hauptschlag, das Schleifen, wieder Knappen n. s. w., so dass bei lebhaftem Balzen Springen und Stehenbleibeii in rascher Tactfolge geschehen können. Welch’ frohes Echo weckt solch’ lebhaftes Spiel in der Brust des Jägers ! Aber erst nachdem der erlegende Schuss gefallen, darf auch er seine Lust hiuausjauchzen in die vorher ängst¬ lich behütete Waldesstille. Da der Hahn an einem Morgen wohl 100 — 150 Spiele macht, ehe er vom Balzstaude absteht, so ist es begreiflich, dass er, wie jeder Säuger , auch seine Erholungspausen dazwischen einschaltet und also zeitweise verstummt; bald aber folgt die feurigste Fort¬ setzung oder vielmehr Wiederholung seines Hochzeitsliedes. — Gar oft gehört freilich ein sehr fein organisirtes und geübtes Ohr Mazu, die relativ ungemein zarten Töne aus dem Gewirre zufälliger Wald¬ geräusche und aus vielstimmigen Yogelconcerteu correct herauszu¬ hören, und es liegt auch in diesem Umstande ein grosser natürlicher Schutz für unseren Vogel , dessen rasche und völlige Ausrottung ausserdem allzu leicht gemacht wäre. Waren indessen die gehörten Balztöne lediglich für das Ohr des Jägers oder des Forschers musikalisch und elektrisirend, so er¬ laubt uns die inzwischen gelungene Annäherung, auch von den in der That plastisch schönen und darum allgemein ansprechenden Eindrücken zu berichten, welche unser Auge empfangen, seit es den balzenden Hahn erblickte. Freilich hat dies Erblicken oftmals seine Schwierigkeiten, oder es gelingt selbst durchaus nicht, da ja der schwarze Wald -Herr seine Liebesklage nur der frühen Morgen¬ dämmerung anvertraut, und so verdeckt ihn uns gar oft die Nacht oder eine buschige Beastung oder ein enge geschlossener Bestand selbst dann noch, wenn wir unmittelbar bei ihm oder unter ihm stehen. Häufig führen die durch ihn bewegten Zweige oder seine herabfallende Losung erst zu seiner Entdeckung. Hat aber der Tagesschimmer schon einige Helle in das Walddunkel gesandt und der Hahn eine lichte Buche oder einen ziemlich freien Kiefern ast als Standquartier erwählt, dann gibt es ein herrliches Bild, das H. L a u b e ’ s Mahnung wohl rechtfertigt : 173 »Es schlägt Dir’s Herze ab, Fass’ Dich, mein Jägersmann, Zeig’ Dich ein Waid werksmann !« Da steht er feurig knappend im Dämmerlichte gleich einer grossen schwarzen Kugel, denn der gehpbene Kopf, die gesenkten Schwingen und der radförmig aufgestellte und so langsam auf- und niederbewegte, nur beim rascheren Knappen auch lebhafter agirende Stoss haben seine ganze Figur verändert und sie der eines kollern¬ den Truthahnes gleich gemacht; so trippelt er oder marschirt er auch pathetisch auf seinem Aste hin und her, oder dreht sich auch herum, prasselnd mit den Flügeln anstreifend, kleine Aestchen oder Zapfen abtretend und häutig seine Losung fallen lassend. Wenn auch keineswegs malerisch, so ist doch dieser Drang a posteriori ein recht bezeichnendes Symptom der grossen Aufregung des Thieres. Ebenfalls nicht sehr poetisch, wenigstens für unseren Geschmack, aber nicht ganz unwahr, vergleichen die Ehsten die Figur des Balz¬ hahnes mit der eines Sattels. Die wachsende Tageshelle lässt neue Reize wahrnehmen. Feurig leuchtet die »Rose«, im Lautgeben er¬ zittert der gesträubte Federbart, die weisseu Spitzen des Oberstosses, dann die weisseu Flecken der eigentlichen Schaufelfedern zeichnen den aufgerichteten Stoss mit zwei , etwas asymmetrischen weisseu Halbzirkeln, einem kleineren, steileren und einem weiteren, flacheren. Dazwischen ertönt sein eigenthümlich elegisches Lied , und beim Schleifen deuten die verdrehten Augen, das gesträubte Gefleder, der vorgestreckte Hals, die gesenkte oder erhobene Brust, die zitternden Schwingen und der hoch aufgerichtete, starr gefächerte Stoss auf die höchste Verzückung, während Avelcher er meistens in der Pro¬ menade einhält und höchstens den Körper hin- und herwiegt. Bei unfreundlicher Witterung balzt er jedoch, meist in die schützende Nähe des Stammes gerückt, oft ohne das Gefleder zu sträuben, ruhiger und bewegungsloser, zuweilen sogar nur den Kopf während des Schleifens etwas bewegend. Ueberhaupt glaube ich zwei Haupt- stelluugen des Hahnes beim Schleifen annehmen zu dürfen, deren letztere ich häutiger gesehen; der Vogel hält sich nämlich in diesen Momenten entweder wie ein krähender Haushahu , mit gehobener Brust und gerade aufwärts gestrecktem Halse und Kopfe, oder so, als ob er auf die Erde herabfliegen wollte, mit gesenkter Brust und horizontal, selbst etwas nach abwärts gesenktem Kragen, ersteres, wie es scheint, mehr bei der Bodenbalze und bei schlechtem Wetter baumend, letzteres bei animirter Hochbalze (zu Baume oder auf Felszacken stehend). 174 Schwerhörige vermögen 'also schon aus der Attitüde des Hahnes den Moment des Schleifens so ziemlich durch das Gesicht zu erkennen. Dann aber macht er sich in den Pausen dazwischen wieder lang und glatt, sieht sich ängstlich überallhin um, horcht nach allen Richtungen, und jetzt genügt ein knackendes Reisschen, ihn zum Abreiten zu bringen. So urplötzlich er bei erkannter Gefahr abstreicht, so zögert er doch bei blossem Verdachte damit, indem er erst, den Hals eifrig streckend, umheräugt und gewöhnlich nach ' der Spitze seines Standastes zu marschirt, wobei gar manchesmal ein rascher Schuss des kundigen Jägers sein Vorhaben blutig durch¬ kreuzt. Deun nur ungerne entfernt sich unser Balzheld (nach einer Bezeichnung Goethe’s) von dem beliebten Stande und aus der Hörweite seiner Hennen. Kanu er aber nichts Beunruhigendes ent¬ decken, so knappt er, nach Art der Rebhühner mit dem Stosse wippend, wieder und kehrt allmählich zur vollen Balzstelluug zurück, ist aber bis zum Hauptschlage doch immer auf der Hut. Nur sehr hitzige Hähne hören schon während des Trillers nicht mehr. Recht schlaue, alte und gewitzigte Patrone machen dagegen sogar oft, statt nach dem Triller in den Hauptschlag zu fallen, wenn sich des Jägers Fuss bereits zum Sprunge heben möchte, urplötzlich eine vexirende Pause, in der sie nochmals schärfstens sichern, — eine Kriegslist, welcher nicht nur Neulinge in diesem Waid werke häufig unterliegen. Sterger beobachtete jene Pause bei zwei (freien) Hähnen sogar nach dem Hauptschlage ; auf den Hauptschlag folgte dann wieder ein Triller, dann abermals ein Hauptschlag, und nun endlich erst das Schleifen. Inzwischen haben sich die Hennen dem Stande näher gezogen, theils auf dem Boden versammelt, theils vereinzelt auf den näheren Bäumen eingeschwungen, und lauschen dem Liede des liebeglühenden Gatten. Sie feuern ihn durch ein sanftes, schmachtendes Gocken darin au ; bei wahrgenommener Gefahr (denn sie sind ja stets im Vollbesitze ihrer scharfen Sinne!) warnen sie ihn durch ein schärferes, abgestossenes und am Schlüsse länger gezogenes Gocken, welches der tolle Hahn indessen gar oft missversteht und dann nur um so hitziger balzt oder durch lautes Gegacker, endlich durch gemeinsames lärmen¬ des Abstreichen. Auch suchen sie, gockend hin- und herlaufeud und streichend, den etwa verlorenen Gatten, acceptiren aber auch bereitwilligst einen bei solcher Gelegenheit gefundenen Stellvertreter des Eheherrn. Als ich einmal einen durch verschiedene Nach¬ stellungen vergrämten Hahn vergeblich suchte, fand ich zwei Hennen / 175 ebenso beschäftigt ; ich machte mir den Spass, sie durch Nachahmung des Knappens zu vexiren, auf welches Reizen sie sofort im Fortissimo gockten und gegen mich herliefen. Sie befinden sich jedoch fiurch- aus nicht immer in nächster Nähe des Hahnes, der nach dem Balzen oft ziemlich weit nach ihnen hinstreicht; es möchte scheinen, als sei ein Rendez-vous im Voraus verabredet gewesen. Wie jedoch Naumann zu der Behauptung gelangt, noch Niemand habe je be¬ obachtet, dass Hennen durch den Schuss oder durch den Sturz des Hahnes wären direct aufgescheucht worden, ist mir rein unerfindlich. Hennen sehen oder hören wir hier in der Mitte der Saison fast bei jedöm Gange nach dem Hahne, sei es in der Entfernung von 100 — 200 Schritten, sei es in seiner unmittelbaren Gesellschaft; mir selbst haben schon Hennen, in deren Assemblee ich unliebsamer Weise beim Anspringen gerieth, den Hahn vor der Nase mitgenommen, und — von andern Berichterstattern ganz abgesehen! — Sterger, sowie einer meiner Jagdfreunde sahen direct auf den Schuss Hennen hinausstreichen, welche auf dem dem Hahne nächsten Aste oder unter ihm auf dem Boden gestanden. Mit Tagesanbruch begibt sich die ganze Gesellschaft zur Erde, der Hahn versammelt seine Hennen um sich und betritt deren 3 — 4, sogar 5, wie Baron v. Nolde einmal beobachtete, an einem Morgen, nachdem er noch einige Male am Boden um sie gebalzt, nach 'Art der Haushühner. Auch die Henne soll so brünstig sein, dass man sie, nachdem sie sich zur Begattung niedergedrückt hat, mit Händen greifen,' aufheben und wieder niedersetzen kann. Sterger’s von der Balzpassion ergriffene Hennen fächerten auch den Stoss, senkten die Schwingen, sträubten den Bart und machten krampfhafte Hais¬ und Kopfbewegungen. So demonstrirten sie in schönster Balzstellung dem Menschen entgegenkommend, mit offenem Schnabel zwar, doch ohne einen Ton hervorzubringen. Dieses ganze Balztreiben hat nun etwa 1 — 3 Stunden, häufig auch bis 8 oder 9 Uhr Vormittags, ja bei hellem Mondscheine selbst einen Theil der Nacht hindurch gewährt, und nun zerstreut sich Alles, jedoch nicht allzu weit umher, um unter Tags im Dickichte zu äsen. Abends sucht der Hahn seinen Balzplatz wieder auf, und auch die Hennen bäumen in dessen Nähe. Jene Nachtbalze wird vom Jäger zur »wilden Balze« gerechnet. Ein Hahn bestreitet 4 bis vielleicht 8 Weibchen und beherrscht diese, gleich dem Edelhirsche , mit sultanischer Strenge und Eifer¬ sucht ; denn nur die Gewalt kann die Weiber auch von ihrerseitigen / 176 Treulosigkeiten ablialten. Wie ihm jede Henne willkommen ist, so nehmen auch diese keinen Anstand, von jedem beliebigen fahrenden Ritter Gunstbezeigungen zu acceptiren und zu erwidern, den der Zufall ihnen nahe bringt. Das schliesst übrigens nicht aus, dass sie den besten Sänger immerhin bevorzugen. Wo es an Hennen fehlt, oder wenn ein anderer Hahn dem erkorenen Balzplatze zu nahe kommt, da setzt es erbitterte Kämpfe auf Leben und Tod, worauf der Sieger als Platzhahn um so tyrannischer gegen leichtere Ein¬ dringlinge auftritt. Es wurde selbst beobachtet, dass ein zufälliger, dem Balzlaute nur ähnlicher Ton solche Hähne zur grössten Wuth entflammte, oder dass solche Tyrannen gar auf das Balzen verzichteten und in stummer Eifersucht horchten , ob ein anderer Hahn seine Stimme zu erheben wage. Gerade alte, abgelebte, und darum zu fruchtbarer Begattung schon untauglichere Hähne dulden, soferne ihre Kräfte sie das Feld behaupten lassen, keine jüngeren im Um¬ kreise von etwa 500 Schritten ; sie werden daher von dem um die Nachzucht besorgten Jäger ganz besonders auf das Korn genommen, um ein Abkämpfen und Verstreichen anderer zu verhüten. Ich selbst hörte schon einige Male lau und misstrauisch balzende Hähne doch auf jeden Hauptschlag nahestehender zweiter Hähne mit einem Knappen antworten, als wollten sie sagen: »Ich bin auch da!« Werden der Hähne zu viele oder diese namentlich zu frühzeitig abgeschossen, so findet sich leicht ein Ueberschuss au Hennen, deren manche alsdann unbefruchtet bleiben muss. Solche Gelthennen kennt man daran , dass sie an den Morgen und Abenden des Mai und Juni noch nach dem Hahne gocken und zur Brütezeit unstät umherstreichen oder während dieser auf den sonst ausschliesslich im Herbste angenommenen Aesungsplätzen verweilen. Wenn sie legen, so legen sie natürlich nur taube Eier (Windeier). Der Begattuugsact selbst erfolgt wie beim Haushuhne, und es verschwindet dabei die Henne förmlich unter dem aufgestiegeneu mächtigen Hahne. Wenn es erlaubt ist, das Untersuchungsergebniss C o s t e ’ s und T a u b e r ’ s au Haushühnern ohne W eiteres auf unsere Waldhühner zu übertragen, so würde jede, das Normale zur Fort¬ pflanzung beitragende Auerhenne während einer Balzzeit einer zwei¬ maligen Begattung bedürfen, da nach den erwähnten Versuchen eine Befruchtung für 5 — 8 Eier und für 11, selten für 18 Tage wirksam bleibt. Ich möchte annehmeu, dass auch hier die Natur ein Uebriges thut, und dass jede Henne in jedem Frühjahre wohl 3 — 4 Mal betreten werde. Auerwildzüchter würden durch Lösung dieser Frage sich neue Verdienste erwerben. 177 Nach dieser Schilderung des häufigsten und regelmässigsten Ver¬ laufes haben wir, ehe wir uns um den Nachwuchs erkundigen, noch mehrere wesentliche Besonderheiten der Balze hier einzuschalten. Einen recht entscheidenden Einfluss übt die Witterung darauf aus, indessen im Ganzen mehr für den Jäger als für den Hahn ; doch es ist auch dieser im Anfänge der Balzzeit empfindlicher gegen deren Einwirkung als später, wenn er schon in vollem Zuge. Kein Wunder, wenn der Hahnenjäger seinen unter den leidigen April- lauuen auf- und abschwankenden Barometer viel beklopft I Weniger das schlechte Wetter an sich scheint die Balzlust zu deprimiren oder aufzuheben (denn es verzeichnen z. B. die reichen Abschusslisten des Kaisers von Oesterreich eine Menge bei Gewitter, Platzregen und Wind erlegter balzender Hähne', und ich habe schon mehrmals während abscheulicher Begeustürme lebhaft singende Hähne erfolg¬ reich angesprungen), als die erst bevorstehende Aenderung der Luft zum Schlechten. Indessen dürften sich kaum die gar nicht seltnen, unerklärlichen, oft mehrtägigen Pausen in den Balzfesten stets aus der Behauptung Gey er ’s ableiten lassen: »bleibt der Hahn an schönen Morgen stumm, so ändert sich das Wetter, besonders kommt Schnee; ebenso wird gut Wetter, wenn der Hahn bei schlechtem Wetter lebhaft balzt.« Wenn aber auch Schneefall, Sturm und Regen die Balzlust manchmal herabsetzen oder gar aufheben, so schiesst doch H artig über das richtige Ziel hinaus, wenn er sagt: »bei nassem, unfreundlichem Wetter geht die Begattung ohne alle Ceremonie vor sich«, und auf der andern Seite vielleicht auch ein bischen Baron Exterde in den Worten: »das Wetter hat auf das Balzen nur den Einfluss, dass der grosse Hahn bei Wind und Sturm, wo er nicht gut sichern kann, zaghaft balzt und gerne vexirt, aber er balzt.« Forstmeister v.' Türcke schoss einen auf dem Boden lebhaft balzenden Hahn, dessen Rücken ganz mit Schuee bedeckt war. Auch v. Wildungen versichert erfahruugsgemäss, dass die Witterung keineswegs so wesentlichen Einfluss habe, als manche Jäger behaupten wollen. Ungew'öhnliche Kälte möchte den Hähnen, nach Gadamer’s Ausdruck, allerdings die Schnäbel wieder zuge¬ frieren lassen; doch thun das ~ 5—6^ R. nach eigener Erfahrung noch keineswegs. An trüben, zugleich warmen Morgen beginnt die Balze später als an hellen und frischen. Das Mondlicht pflegt die Hähne scheuer, unstäter und zu öfterem Ueberstellen geneigt zu machen. Mit Scheifers glaube ich, dass der Hahn nicht besser, sondern nur länger bei bewölktem Himmel und deshalb verlängerter 12 178 — N Dämmerung balze, also auch sicherer anzuspriugen sei als an ganz klaren Morgen, die ihn zeitiger auf den Boden und zu den Hennen locken. Die allgemeine Signatur einer Balzsaisou kann in der Aus¬ dehnung über weite Landstriche hin eine gleichmässig gute oder schlechte sein. Ausser jedem Zweifel steht auf der andern Seite der Nachtheil Yon Wind, Regen und Tropfen der Bäume für den Waidmaun, der dadurch die Balztöne, nach welchen ja allein eine Annäherung möglich ist , zu vernehmen ausser Stand gesetzt wird. Nur wenn der Stand des Vogels vorher ganz sicher verhört w^ard, ist unter solchen Umständen auf ein mögliches Waidmaunsheil zu rechnen. Und so wünsche ich denn allen meinen Leseru, soferne sie Jäger sind, allezeit schöne, Windstille, mässig kalte Morgen und Abende als der Balze wie dem Waidwerke günstigste Vorbedingungen! o o o Beobaclituiigen am Orang-Utan. Von Dr. Max Schmidt. XIV. Die gelegentlich meiner ersten Mittheilung über den Drang- Utan des hiesigen zoologischen Gartens ausgesprochene Ansicht, dass die Pflege eines Thieres während der Seereise und überhaupt w^äh- rend des Transportes von seiner Heimat bis zu uns von grösster Wichtigkeit sei, hat inzwischen bei unseren anthropomorphen Affen ihre Bestätigung gefunden. Gegen Ende des Jahres 1878 zeigte der bisher so muntere Chimpause öfter eine verdriessliche und gereizte Stimmung, welche durch die Witteruugsverhältnisse erheblich beeinflusst zu werden schien. Besonders war trüber Himmel und Schneefall dem Thiere zuwider. Das Spielen mit den Kameraden und das Provociren der¬ selben hörte ganz auf, während im üebrigen die frühere Beweglichkeit geblieben war. Mit der Zeit nahm aber auch diese ab, die Haare wurden struppig, die Haut erschien w^elk, Gesicht und Lippen blass. Dazwischen traten indess wieder Zeiten ein, in welchen diese Er¬ scheinungen verschwunden waren und das Thier seine frühere Be¬ weglichkeit und ein besseres Aussehen zeigte. Husten kam nicht vor, ebensowenig Naseuausfluss, beides Erscheinungen, welche im Spätsommer einmal vorübergehend als Ausdruck eines leichten Ca- 4 f 0 170 tarrh’s zur Wahrnehmung gelangt waren. Ueberhaupt fehlten eigent¬ liche Krankheitss^nnptome ganz, besonders solche, welche auf eine bestimmte Kraukheitsform hätten schliessen lassen. Zu Anfang Januar zeigte der Appetit eine beträchtliche Abnahme und das Thier war nur schwer dazu zu bringen, irgend ein Nahrungsmittel, Wein oder dergleichen zu nehmen. Um die Mitte des Januar 1879 fand sich eine leichte Auflockerung des Zahnfleisches, und da sonach zu befürchten stand, dass nun eine scorbutartige Krankheit zum Aus¬ bruch gelangen werde, wurde* der Chimpause von den Anderen ge¬ trennt und in einem Gewächshause untergebracht. Er starb hier bereits nach zwei Tagen unter allmählicher Abnahme der Kräfte. Die Section zeigte eine auffallende Blutleere aller Organe, die bei einem durch Verblutung getödteten Geschöpf nicht wohl grösser sein kann. Dabei war das Cadaver von äusserster Magerkeit, nir¬ gends eine Spur von Fett, und selbst au der Basis des Herzens fand sich an Stelle desselben nur eine farblose wässerige Masse. Diese Erscheinungen waren offenbar durch eine chronische Erkrankung der Gekrösdrüsen veranlasst worden, welche bis zu Erbsengrösse geschwellt waren und beim Durchschneiden ein speckähnliches Aus¬ sehen zeigten. Die nach denselben führenden Chylusgefässe traten als strohhalmdicke Stränge von braungelber Färbung zwischen den Blättern des Gekröses hervor. Leber und Milz waren blass und geschwellt, die übrigen Organe nicht verändert und .namentlich die Lunge vollständig gesund. Ausser den bereits am lebenden Thiere beobachteten Veränderungen am Zahnfleisch, fanden sich an den Seiten der Zunge kleine Erosionen, während im üebrigeu Muud- uud Rachenhöhle ganz gesund w^aren und namentlich nirgends eine diphtheritische Auflagerung sichtbar war. Aber auch der im October gekaufte weibliche Orang bekundete eine Abnahme seiner Munterkeit. Das Thier war stets weit wenifrer ♦ Ö lebhaft gewesen als die anderen beiden nnd hatte namentlich fast nie durch selbständiges Vorgehen jene zum Spielen und zu Balge¬ reien veranlasst, es war aber doch keiner Gelegenheit hierzu aus dem Wege gegangen. Schon Anfangs December zog es jedoch vor, die Annäherungen der Anderen zu vermeiden, wo dies auging, und kauerte am liebsten mit stark gekrümmtem Rücken oben auf einem starken Aste, der es den Blicken der Besucher fast vollständig ver¬ barg. Sein Appetit war leidlich und namentlich auf Brod und Fleisch gerichtet, welches ihm jederzeit reichlich zugetheilt wurde, während es flüssige Nahrung und Obst meist verschmähte. Bei dem 180 Chimpanse war die Verdauung bis zum letzten Tage regelmässig gewesen, bei dem weiblichen Orang dagegen zeigten sich öfters Störungen, besonders stellte sich wiederholt Durchfall ein, der aber bei entsprechender Regelung der Diät stets rasch wieder vorüber¬ ging. Anfangs Januar 1879 wurde der Appetit schwankend, die Bewegungen langsam, und es trat eine merkliche Abmagerung ein. Dazu kam ein mehrtägiger Durchfall mit Entleerung wässerigen Kothes, der zwar schliesslich auch wieder vorüberging, aber das Thier doch sichtlich geschwächt hatte: Der Tod erfolgte zu Ende des Januar. Die Sectiou ergab im Wesentlichen dieselben Erschei¬ nungen wie beim Chimpanse, nur war hier unter dem Bauchfell und zwischen den Därmen eine ziemliche Menge Fett abgelagert, was bei der im Uebrigen sehr grossen Magerkeit des Thieres be¬ sonders auffallen musste. Auch hier war eine Erkrankung der Ge- krösdrüsen der Anlass zu den übrigen pathologischen Vorgängen geworden. Diese krankhafte Veränderung war offenbar älteren Datums und hatte jedenfalls längst bestanden, ehe die Thiere in unseren zoologischen Garten kamen. Der männliche Orang, dessen Stimmung nicht von der Witterung beeinflusst zu werden schien und dessen Befinden jederzeit ein sehr gutes war, fand au seinen Kameraden kein Gefallen mehr, seitdem diese sich unwohl zeigten. Die gereizte Laune des Chimpanse ver- anlasste ihn nicht zu Repressalien, der weibliche Orang wurde nicht mehr von ihm zum Spielen aufgefordert, sondern er beschäftigte sich wie vor der Ankunft der Beiden allein. In der letzten Zeit ging er jenen sichtlich aus dem Wege, wahrscheinlich weil er eine Art von Mitleid oder wenigstens Unbehagen mit ihrem Zustand empfand. Sie wurden natürlich täglich mehrmals genau untersucht und sobald ihr Zustand erkennen liess, dass Genesung wohl nicht mehr zu erwarten sei, entfernt. Das Männchen schien darüber nur Befriedigung zu empfinden und deutete nur in den ersten Tagen hie und da durch einen wimmernden Ton sein Befremden über das Verschwinden eines Kameraden an. Mjt vermehrter Neigung wen¬ dete es sich nun wieder den Menschen zu, mit deuen es sich gern befasst und die es stets mit allen möglichen Finten zu überlisten bestrebt ist. 181 Tliieileben und Tliieipflege in Irland. Reisebemerkungen von Ernst Friedei in Berlin. (Fortsetzung). Der Fuchs ist gemein,*) der Dachs noch vorhanden, und letzterer wird vom Volk in Hunds- und Sch weine -Dachs, je nach der vorgeblichen Aehnlichkeit des Kopfes mit Hund und Schwein, eingetheilt. Der Fischotter bei dem Reichthum au Fischen ist noch über¬ aus zahlreich. Ferner vorhanden der Igel, sodann 2 Sor ex- Arten — tetragonus xmdi riisticus, — das Wiesel, das Hermelin, die Polecat {Mustela putorius)^ ferner Mustela abietum und foina, wenn letzteres Thier als besondere Species gelten soll. Das Genus Arvicola fehlt. Das Eichhörnchen, früher gemein, ist seit der Ausrottung der Wälder fast verschwunden (vgl. Black’ s Pituresque Tourist of Ireland, Edinburgh, 1873, p. 5). Aus dem Genus Mus sind mit Sicherheit ausser der Haus- maus bekannt Mus sylvaticus, Mus rattus (schon fast ausgerottet) und Mus decumanus. Butty in seiner Natural History of Dublin stellt auf, dass die Wanderratte sich in der Gegend bei Dublin um 1722 bemerkbar machte, eine auffallende Erscheinung, wenn Pennant, Denyns und Andere Recht haben, dass* sie vor 1730 nicht in Eng¬ land, in Paris nicht vor 1753 bekannt war. Pallas meldet, dass sie erst im Herbst 1727 nach einem Erdbeben in grossen Massen aus den kaspischeu Ländern in Europa eiugerückt sei. Dies macht die Jahreszahl 1722 für Dublin verdächtig, mau müsste denn an¬ nehmen, dass, wie die Wanderratte nach England direct zu Schiff *) Kohl, a. a. 0. 11. S. 349, sagt von der im Nordosten Irlands belegenen Insel Rathlin : »Die einzigen, der Insel eigenthümlichen vierfüssigen wilden Thiere sollen nach Hamilton die Ratze und die Maus sein. Es soll daselbst weder Füchse, noch Hasen, noch Kaninchen, noch Dachse geben, die sämmt- lich, sowohl in dem benachbarten Schottland, als auf der Küste von Irland häufig sind. Die Füchse sollten einmal auf Befehl eines Lord Antrini auf der Insel eingeführt werden, und es wurde von seinen Jägern eine Partie dahin gebracht, um dort ein neues Jagdgebiet zu schaffen. Allein die Insulaner, welche vor diesem Thier eine grosse Angst hatten, bestachen die Jäger und verleiteten sie zum Ungehorsam. Die Antrim’s , welche hiervon später Nach¬ richt bekamen, nahmen davon Gelegenheit her, der Insel eine jährliche neue Taxe aufzulegen für ihr Freibleiben von Füchsen.« 182 vou Ostindien eingesclileppt wurde, ein Aebnliches früher in dem fernen Irland stattgefnnden habe. Thompson beschreibt noch eine dritte Ratte als Mus hihernicus^ der Hausratte sehr ähnlich, nur mit klarer weisser Brust ; man kann hierin aber wohl nur eine lokale Spielart sehen, wie auch sonst die Fellfarbe der Wanderratte von lohbrauh bis hellgelb, von Blendlingen 'nicht zu reden, viele Schattirungen aufweist. Wer könnte über Irland berichten, ohne des Nationalthiers der Iren, des Schweins, zu gedenken? Es ist eine Sage bei den Irländern, dass, als die ersten fremden Eroberer sich der Insel näherten, die Zauberer der Iren das ganze Land in ein grosses Schwein verwan¬ delten, um mit dieser Figur die Fremdlinge vom Laude abzuschrecken. In der That, meint Kohl, könne mau in dem hübschen' Ovalruud der Insel die Gestalt eines rundlichen irischen Schweines finden. Der Schutzheilige vou Irland, St. Patrick, selbst war 7 Jahre Sau¬ hirt. »Wie der Araber sein Pferd, der Grönländer seinen Hund hat, so hat der Irländer sein Schwein«, bemerkt derselbe Gewährs¬ mann. Das Schwein ist das Thier des armen Mannes, bei den armen Iren, Polen, Wallachen, Chinesen das Hausthier par excellence. Dem armen Paddy bezahlt es die Rente, schützt ihn vor der Aus¬ treibung von Haus und Hof und vor dem Hungertode. Es wird deshalb nicht schlechter als das eigene Kiud gehalten und gilt recht eigentlich als Familiengeuosse. Allen Reisenden, auch denen, welche für Thierleben und A'hierpflege nicht das geringste Interesse haben, ist die merkwürdige »Höhe gesellschaftlicher Stellung« des Schweines in Eriu aufgefallen. Zahllos sind die Beobachtungen und Anekdoten, welche dies vollauf bestätigen. Schon zur Zeit der Kleinköuige wurde ein Haupttheil des Tributes in »hogs« bezahlt. — Das AVildschwein, bereits im 17. Jahrhundert ausgerottet, wird als eine »small, deformed and cowardly race« vou Giraldus Cambrensis geschildert. In Torfmooren kommt die Wildsau häufig vor.' K. J. Clement, Reisen in Irland, Kiel 1845, S. 87, erzählt von Carnloch : »Als wir durch diesen Flecken kamen, sah ich einen Manu an der Landstrasse in seiner Hausthür stehen, der hatte ein ziemlich grosses lebendiges Schwein im Arm. So etwas war mir noch nicht vorgekommen ; als stände er mit seinem Kind iin Arm, echt irländisch.«*) Kein Wunder, dass das Rüsselvieh immer mensch- *) Ders. S. 119: »Die Schweine werden entweder lebendig oder als Speck und Schinken ausgeführt, Schweine kommen einem in Irland nie 'aus den Augen, überall zeigen sie sich als Aufrechterhalter ihres Landes, ohne Schweine lieber, wenigstens immer irischer, nach Clement sogar musikalisch wird: »Denn wirklich findet sich in einem irischen Maniiscript '»Dimi-Seanchas« vom Jahre 1300 in dem Anfangsbuchstaben eito's Capitels ein Schwein abgebildet auf der Bagpipe spielend. Das Schwein sieht ernsthaft beschäftigt ans, das sieht man ihm an Augen, Ohren, Rüssel und Hinterbeinen an, es hält die Pfeife im Püssel lind drückt mit dem Vorderbein den Sack an seinen Bauch, und der Rücken des Spielers oder Sängers ist der Länge nach, vom ge¬ kräuselten Schwänzchen au bis auf den musikalischen Kopf, mit g-ewundeneu Riemen gjeziert.« Kinder auf Schweinen reiten oder sie gar küssen zu sehen, wie sie es bei uns mit Hiiuden thuu, ist auf der Smaragdinsel ein so alltägliches Schauspiel, dass mau sich bald daran gewöhnt. Kein Wunder, dass die Schw-eine sehr zu¬ traulich werden ; ich fand sie sogar so unverschämt, dass ich sie mit meinem Stock abwehren musste. Das nahmen sie wieder übel, grunzten zornig und schuappten nach dem Stock. ’ ' Aehnliche Erfahrungen machte Roden berg. Von den Conna- mara-Schweineu sagt er: »Sie sind zudringlich, sie sind neugierig und sie schnüffelten mir, während ich auf einem Steine vor dem Wirthshause sass, auf den Kuieeu herum. Eines steckte gar seine Schnauze in mein Notizbuch, als ob es neugierig sei zu lesen, was ich über es schreibe, und es machte Miene mich zu heissen, als ich es fortjageu wollte.« Noch schlimmer erging es Roden berg au einer anderen Stelle. Er schreibt von Claddagh, dem seltsamen Fischerplatz am Atlantic, nach welchem Ort man von der spanischen Parade in Galway mittelst einer Brücke gelangt: »Was für Schweine! Wahre Excellenzen an Ernsthaftigkeit und Würde! Mit Schnauzen so laug, mit Ohren so spitz und steif wie Vatermörder — mit pfiffigem Gesicht, mit durchdringenden Augen. Und diese Schnauzen wäre Irland kein Irland und längst zusammengestürzt, aus jedem Hause guckt ein Schwein, mit den Vorderbeinchen fest auf seiner Schw'elle, häufig steht der Hausvater bei ihm, und es ist, als wollte das Ferkel sagen: ich bin der zweite Hauswirth hier. Ein neuester Reisender sagt, die Irländer hätten sehr oft dunkelblaue Augen bei schwarzem Haar. Zu meiner Zeit hatten sie es noch nicht, ihre Augen sahen im Durschschnitt ungefähr so aus, wie Schweinsaugen, und ihr Blick swinpolitsch , d. i. schweinpolitisch. Ich spasse und spöttle nicht. Paddy und Pig sehen einander ja gar zu ott an, warum sollen sie einander auch in den Augen nicht ähnlich sein können?« — Clement beklagt sich weiter über das Benehmen der über die stürmische irische See trans- portirten, gewöhnlich seekranken Schweine und bemerkt noch, dass die Eng¬ länder die schwarzen irischen Schweine den übrigen vorzögen. 184 stecken sie in Alles, und diesen Ohren entgeht nichts — und wenn # sich ein fremder Tritt vernehmen lässt, so erheben sich die pfiffigen Gesichter und die durchdringenden Augen richten sich auf den Ein¬ dringling — wahre Polizeiaugen, als ob sie nach dem Pass frageu wollten. Ganz unheimliche Bestien , diese Schweine, deren erst iu Claddagh gemachte Bekanntschaft sich später noch zur Vertraulich¬ keit steigern sollte, in jenem grossen, unvergesslichen Moment, wo mich mein unglücklicher Hang zum »Studienmacheu« auf den Vieh¬ markt von Clifden geführt hatte, und ich — im eifrigen Gespräch mit einem Schweinezüchter des Westens — plötzlich bemerkte, dass alle Rüssel seiner Herde sich in meine Rocktasche und mein Reise¬ tagebuch vertieft und eben begonnen hatten, an den Blättern des¬ selben gastronomische Studien zu machen ! Denn die Counaught- Sch weine verschliugen Alles, was man nicht aus ihrem Bereich entfernt — Lumpen, Knochen, Holz und Leder — und hätte ich sie nicht Erde, ja Steine fressen sehen, so würde es mir gewiss ein Compliment gewesen sein, dass sie sogar das Werk eines deutschen Reisenden für geniessbar hielten!« Schliesslich sei noch erwähnt, dass unter den prähistorischen Metallfunden kleine Bronceschweiucheu sehr gewöhnlich sind. Ein Reisender bemerkt dazu : »Vielleicht war das Schwein hier einst heilig. — Noch jetzt ja ist das Schwein das wichtigste und am meisten respectirte Thier der Bewohner Erin’s, und sie leben und existiren von seinem Blute und Speck, wie die Aegyptier vom Nil¬ wasser, und wären sie nicht Christen, so würden gewiss diese ünter- thanen Ihrer »Gracious Majesty« noch heutzutage den Apis 'unter der Gestalt eines Schweines verehren , wie die ünterthauen der Pharaonen ihn unter der Gestalt eines Ochsen .anbeteten.« (Fortsetzung folgt.) Der Nörz, Lutreola europaea, nb. Mustela Lutreola, L. S. Xlf., p. 66, No. 3. Fretorius Lutreola, Keys. & Blasius, Wirbelthiere p. 69. „ „ Blasius, Säugetliiere, p. 234, No. 5. Von E, F. v. Homeyer. Man hat die Sumpfotter bisher bald mit der Fischotter, bald mit den Iltissen vereinigt. Beides ist unthunlich, indem' der Nörz sich von beiden Gruppen in wesentlicheu Dingen unterscheidet, von den Iltissen schon durch die Bindehäute zwischen den Zehen, von 185 der Fischotter durch die langbehaarteu Zehen und durch den gauz anders gebildeten, nicht zugespitzten uud im Verhältniss zur Körper¬ grösse weit längeren Schwanz. In der Lebensweise finden wir An¬ näherungen nach beiden und Verschiedenheiten von beiden Gruppen, indem er mehr als die Iltisse das Wasser liebt, jedoch lange nicht in dem Masse wie die Fischotter. Der Nörz muss daher eine engere Gattung bilden. Von mehreren Schriftstellern wird der amerikanische Nörz damit vereinigt, allein dies ist ganz unthunlich. Schon der Pelz allein bietet so viele Unterschiede, dass davon beide Arten leicht und mit grosser Sicherheit zu unterscheiden sind. Unser Nörz hat dünneres gröberes Haar, von dunkler in das Schwarzbraune ziehender Färbung, während der Pelz des nordamerikanischen röthlichbraun und fein und dicht behaart ist. Es war mir leider nicht möglich, beide Thiere augenblicklich zu vergleichen anders als in einer Anzahl schöner Pelze. Die Anregung dazu gab ein iii hiesiger Gegend gefangener Nörz, welcher im frischen Balge an einen hiesigen Pelzhändler verkauft und mir von demselben freundlichst zur Untersuchung übergeben wurde. Das Vorkommen in hiesiger Gegend ist um so interessanter, als ein ähnlicher Fall mir niemals bekannt gewesen ist. Immerhin aber ist es möglich, dass der Nörz, wenn auch sehr einzeln, an mehreren unserer pommerschen Seen lebt, uns unbemerkt uud unbeachtet, selbst dann, wenn der Zufall ihn einmal in die Falle führte. Hätte der Pelzhändler nicht ein persönliches Interesse zur Auf¬ klärung der Art gehabt beim Anblick des ihm räthselhafteu Pelzes, den er mit dem ganz verschiedenen nordamerikauischen !Nörz durch¬ aus nicht vereinigen konnte, und wäre es demselben nicht möglich gewesen, wissenschaftliche Untersuchungen zu veranlassen, so würde auch dies Vorkommen in der wissenschaftlichen Welt unbekannt ge¬ blieben sein , wie es mit manchen seltenen Thieren unzweifelhaft geschieht. C 0 r r e s p 0 11 d e 11 z e 11. Ascbaff enburg, im März 1879. R. Brelim hat in »Brehm’s Thierleben« Bd. 7 pag. 2GÖ die Behauptung der Alten, der Geko {Platydactylus mauritanicus) fresse nach der Häutung sein abgelegtes Fell auf, und zwar aus Neid gegen die Menschen, weil diese 186 Haut ein treffliches Mittel gegen die fallende Sucht sei, dahin bestätigt, dass ein von ihm in Gefangenschaft gehaltenes Thier dies wirklich gethan habe. Denselben Fall habe ich dieser Tage zu beobachten Gelegenheit gehabt und erlaube mir, Ihnen denselben hier mitzutheilen. Den Ge ko erhielt ich von Gebr. Sasse in Berlin Mitte Januar d. J. Obwohl Tags vorher mildere Witterung, trat in der betr. Nacht grosse Kälte ein, und der zwar gut in Moos verwahrte Geko lag bei seiner Ankunft steif, anscheinend leblos anf dem Rücken. Doch schon die Handwärrae genügte, um ihn zum langsamen Fortschreiten zu bringen, und nach 15 Minuten war er im Sttinde, nicht, nur sehr rasch zu laufen, sondern auch Sprünge von etwa 10 cm Länge zu machen. Ich fütterte ihn mit Fliegen und Mehlwürmern. In den letzteren Tagen bemerkte ich, dass seine Fresslust nachliess, die Epider¬ mis sich abhob, am 10. d. M. war die Häutung am Körper vollendet, nur die Haut des Schwanzes hing, umgestülpt wie eine Düte, an dem noch nicht gehäuteten Schwanzspitzchen. In Folge der weicheren, biegsameren Beschaffen¬ heit der Sohlenfalten war das Thier nun im Stande , an der spiegelglatten Zinkwand seines Behälters mit derselben Geschwindigkeit wie auf ebenem Boden zu laufen, immer die Düte mit sich schleppend. Heute früh durch¬ suchte ich den Käfig genau, ohne die Haut zu finden. Herausgefallen aus dem Käfig konnte sie nicht sein, und da der Geko der einzige Bewohner des Ter¬ rariums ist, bleibt kein Zweifel, dass er die Haut aufgefressen hat. Die Häu¬ tung hat er glücklich überstanden und freut sich mehr denn je des gewärmten Sandes seines Behälters. Dr. Fröhlich. W i e n e r - N e US ta d t , im März 1879. Etwas für Besitzer von Papageien. Seit mehreren Jahren halteich in meiner Wohnstube verschiedene Papageien. Obwohl ich nicht viel zu Hause bin, auch keine sonderliche Geduld besitze, lernte mein .Jaco wie von selbst viel und gut sprechen , meine Amazone wurde ziemlich zahm, meine Wellen-Sittiche fliegen ohne Scheu und ohne viel Schaden oder Schmutz zu machen, frei im Zimmer herum; nur mein Carolinensittich, Conurus caroli- nensis, fing mir nachgerade an, durch sein hässliches Gekreisch, womit er mich stets begrüsste, recht lästig zu werden. Wollte ich die Carolina durch begütigende Worte oder durch Liebkosungen etwa mit dem Finger beruhigen , so biss das boshafte Thier scheinbar in Wuth nach mir, der Lärm wurde nur noch grösser und mehreremale war ich recht unverantwortlich grob mit dem Vogel. Da¬ bei fiel mir endlich auf, dass der Vogel sich mit leidenschaftlichem Ungestüm gegen die Käfigstäbe und mir entgegendrängte. Eines Tages wollte ich un¬ bekümmert um das tolle Geschrei der Carolina den Zustand des Sandes am Boden des Käfigs beaugenscheinigen und kam dabei , kurzsichtig wie ich bin, mit meinem Gesichte unmittelbar an die Metallstäbe des Käfigs. Darauf schien mein Conurus schon gewartet zu haben und fuhr mit seinem Schnabel gegen meine Lippen. Unwillkürlich fuhr ich erstlich mit meinem Kopfe zu¬ rück, aber wie herzlich musste ich lachen, als der Vogel enttäuscht und mit dem unverkennbaren Ausdruck ärgerlichen Beda.uerns unbeweglich an seiner Stelle blieb und mich gewissermassen einlud, mich wieder zu nähern. Mein Entschluss war gefasst: ich trete an den Käfig heran, und der Vogel — ver- 187 gräbt mit wahrer Wollust den Schnabel, ja den ganzen Vorderkopf zwischen meine Lippen, dabei wohlgefällig glucksend und äusserst zart in meiner Mundhöhle herumtastend. Mein Vertrauen war belohnt, der Sittich von Stund an zahm! Freilich muss ich jetzt, so oft ich ins Zimmer trete, nur rasch au den Käfig des Conurus, muss mich »küssen« lassen, sonst hört der Begrüssungs- lärm nicht auf. Lasse ich die Carolina aus ihrem Gefängniss heraus, so fliegt sie mir auf Schulter und Kopf, kraut mir Haar und Bart, hat bald auch meinen Mund gefunden, und das »Küssen« will schon gar kein Ende nehmen. Presse ich wohl dann meine Lippen fest zusammen, so erzwingt sich das Thier energisch zwar, aber dabei doch zart, den Eingang, sucht mit seiner Zunge die meine auf, lässt sich von mir mittelst meiner Zähne am Oberschnabel test- halteu, anblasen u. dgl., ist aber bisher noch nie in die Versuchung gerathen, etwa seinerseits zu beisseii. Seitdem wir uns gegenseitig vertrauen, darf ich auch den Conurus fast beliebig berühren , ja manchmal in meiner Hand fest- halten, was er früher wohl nie geduldet hatte, weshalb ich auch nun jene Stelle in Brehm’s Thierleben (L S. 54) zu würdigen verstehe, die mir erst dieser Tage aufstiess, und in welcher von der Zähmung eines Papagei’s durch menschlichen Speichel die Rede ist. Andererseits wird die landläufige An¬ sicht, wornach nur unbärtige Personen die Zuneigung von Papageien erwerben könnten, durch den erzählten Fall nicht gestützt. Dr. H. B a u m g a r t n e r. 31 i s c e ! l e u. Ein männlicher Hippopotamus, die neueste Erwerbung unseres zoologischen Gartens, ist am 26. März Nachts 2 Uhr in seinem neuen Heim, dem Elepbanteuhause dieses Etablissements, in bestem Wohlsein angelangt. Director Bodinus hatte persönlich die schwierige Aufgabe übernommen, das Thier von Marseille aus über Lyon und Strassburg in fast ununterbrochener fünftägiger Eisenbahnfahrt nach Berlin überzuführen. Das Nilpferd, welches etwa 4 — 5 Jahre alt ist, erregte auf der ganzen Reise das grösste Aufsehen, namentlich imponirte es in Frankreich ungemein und der Ruf: »Un hippopotame !« erscholl auf allen Stationen. Die warme Witterung, welche dem Thiere in Marseille gestattet hatte, sich im Freien zu bewegen, ging während der Fahrt nach dem Norden allmählich in scharfe Kälte mit Schnee und Eis über. Nach unsäglichen Mühseligkeiten wurde am Dienstag Abend Halle erreicht, hier drohte dem Transport noch einmal Unheil und es war sehr nahe daran, dass der Käfig mit dem Thiere eine ganze Nacht hindurch in der winterlichen Kälte hätte stehen bleiben müssen. Aber Dank der energischen Fürsorge des Bahnhofs- Inspectors in Jüterbogk wurde das Nilpferd noch an demselben Abend mit dem Courierzuge nach Berlin geführt, wo es von dem gesammten Wärter¬ personal weiter transportirt wurde. So hat denn unser zoologischer Garten auch ein Pärchen von diesen seltsamen pachydermen Geschöpfen und er kann stolz darauf sein. Der neue Ankömmling, welcher von seinem Wärter den Namen »Jonas« erhalten hat, passt in Grösse und Alter vollkommen zu seiner 1 — 188 — schöneren Hälfte »Lina«, die bekanntlich vor einigen Jahren in sehr jugend¬ lichem Alter für uns in Kairo erworben wurde. Jonas wurde vor kurzem vom Vicekömg von Aegypten an den Jardin d’Acclimatation nach Paris verkauft, von diesem einstweilen in Marseille belassen und an unseren Garten wieder verkauft: er repräsentirt jetzt einen Werth von etwa 20 000 Mark, Der neue Ankömmling befindet sich äusserst munter und hat sofort mit Wohlbehagen von dem Wasserbassin Besitz genommen. Die nächsten Tage werden die in¬ teressante Frage näher beantworten, wie Jonas und Lina sich zu einander stellen werden; bis jetzt kann constatirt werden, dass die sehr wohlgenährte und gepflegte Lina ihren Zukünftigen mit einer gewissen zärtlichen Sorgfalt beschnüffelt hat. Director Bodinus, welcher den Transport des neuen Nilpferdes als den schwierigsten und mühseligsten, den er jemals in seinem Leben geleitet hat, bezeichnet, hat ausserdem eine sehr schöne weibliche Säbelantilope sowie einige seltene Fasanen und Nicobartauben mitgebracht. (Nationalzeitung, 28. März 1879.) Jagdergebnisse in Nie der-Oester reich. Der Jahresbericht der Wiener Handelskammer enthält eine Tabelle über das während des Jahres 1877 in Niederösterreich, mit Ausnahme des Gebiets der Bezirkshauptmann¬ schaft Bruck a. d. Leitha, zum Abschüsse gelangten Wildes. Zusammen wurden in diesem Jahre 1005 Stück Edelhirsche zum Durchschnittspreise von fl. 14 bis 40 pr. Stück im Gesammtwerthe von fl. 24 272, 105 Damhirsche zu fl. 8 bis 27 im Gesammtwerthe von fl. 2497, 118 Gemsen zu fl. 6 bis 14 im Gesammt¬ werthe von fl. 1423, 431 Wildschweine zu fl. 16 im Werthe von 6896, 222 Auerhühner zu fl. 1 bis 3 im Werthe von fl. 515, 17 089 Fasanen zu fl. 1,18 bis fl. 2,20 im Werthe von fl. 25.519, * 6420 Rehe zu fl. 5 bis 9 im Werthe von fl. 43 914, 151 447 Hasen zu 99 kr. bis fl. 1,20 im Werthe von fl. 159 844, 76 156 Rebhühner zu 20 bis 60 kr. im Werthe von fl. 27 124, 25 240 Stück anderes Federwild zu 10 kr. bis fl. 2 im Werthe von fl. 5343, 13 217 vier- füssige Raubthiere zu 10 kr. bis fl, 3 im Werthe von fl. 8718,* 23 801 Raub¬ vögel und 8744 Kaninchen zu 12 bis 34 kr. im Werthe von fl. 644 erlegt. Mit Hinzurechnung des approximativ ermittelten Werthes des Ergebnisses im Rayon der Bezirkshauptmannschaft Bruck a. d. Leitha betrug der Gesammtwerth des Ja^dei'trages in Nieder-Oesterreich im Jahre 1877 fl. 306 807. Das Wiener Aquarium ist um den Preis von fl. 20 000 österr. aus dem Besitze der Aquarium-Gesellschaft in den des Herrn Offermann über¬ gegangen. Eine muthige Eule. Unter dem Titel: »Zwei Mann durch eine Eule verwundet« erzählt Dr, Dufour im Bulletin de la Societe medicale de la Suisse romane folgenden Fall. In einem Dorfe des Cantons Waadt entdeckten vergangenen Monat April die Bewohner eines Hauses , dass unter ihrem Dache eine Eulenfamilie ihre 189 Wohnung aufgeschlagen. In einem unterhalb des Giebels in der Mauer be¬ findlichen Loche, zwanzig Fuss über dem Boden, war das Nest der Vögel. Einige junge Dorfbewohner wollten eines Sonntags das Nest untersuchen ; sie stellten eine Leiter an die Mauer, guckten, als die Alten wegflogen, hinein, nahmen die Jungen in die Hand und legten sie dann, wie sie aussagten, wieder ruhig ins Nest. Des andern Tages ging Nachts zwischen 9 und 10 Uhr der eine der jungen Leute mit seinem Knechte nach Hause. Auf einmal, als sie beim Eulenneste vorbeigingen, hört er Flügelschlag und den hinter ihm gehen¬ den Knecht laut aufschreien. Dieser erzählte, indem er sich das rechte Auge zuhielt, dass die Eule auf ihn heftig niedergestosseu sei, ihre Krallen in sein Kinn eingeschlagen und mit dem Schnabel auf sein Auge losgehackt habe. Das Auge war. glücklicherweise nicht verletzt, schwoll aber stark an; am Kinn waren blutende Wunden. Der Knecht schwur, so unschuldig wie ein Kind zu sein und das Nest nie angerührt zu haben. Des andern Tages lagen die Jungen am Fusse der Mauer, vielleicht von den Alten aus dem Nest ge¬ worfen, da Niemand dieselben berührt haben wollte. Ein Vorübergehender, der von dem vorhergegangenen Anfall nichts wusste, gewahrte sie, legte die Leiter wieder an die Mauer und die ‘Jungen ins Nest. Doch den Eulen war der Tod geschworen worden. Dienstags wurde das Nest' zerstört und die Jungen getödtet. Als die Alten zurückkamen, zeigten sie die grösste Aufregung und flatterten von Baum zu Baum und Dach zu Dach um das Haus herum, indem sie mit dem Schnabel klapperten und bis zum Abend schrieen. Vergebens suchten die jungen Leute sie zu schiessen. Eine gute Jagdflinte war mit Schrot geladen, aber sobald sie angeschlagen wurde, flogen die Vögel davon, kamen aber immer wieder zurück. So kam die Nacht; die jungen Leute gingen fort, bis auf einen, den erst erwähnten, der nicht ab¬ gehen wollte, um seinen Knecht zu rächen. Endlich versteckte sich die Eule in dichtem Laubwerk, in welches dann der Jäger aufs Geradewohl hineinschoss, als er plötzlich heftigen Flügelschlag hört. Wie ein Pfeil durchschiesst das Thier die 40 Fuss Distanz vom Baume weg zu ihm, und im selben Moment fühlt er einen starken Schnabelschlag mitten ins linke Auge. Er fällt rück¬ lings zurück und der Vogel fliegt davon. Das Auge war schwer verletzt. Die Hornhaut zeigte eine L-förmige Wunde; $ die Iris war zerrissen. Die Vögel flogen nach einigen Tagen weg, nachdem alle Versuche, sie zu tödten, vergeblich gewesen, so dass nicht von Sachverständigen bestimmt wer- konnte, welcher Art von Eulen sie angehört haben. Basel, Januar 1879. A. Huber. Zwei Mauerschwalben (auch Thurm- oder Steinschwalbe, Cypselus apus) wurden am Freitag, den 8. Juni 1877, spät Abends, von zwei nebeneinander liegenden Nestern weggefangen, im Vereinslocal der Gesellschaft »Columbia« zu Barmen abgestempelt und mit den Brieftauben des Verbandes nach Gardelegen geschickt, um dort am Sonntag, den 10. Juni, früh 5 Uhr, in Frei¬ heit gesetzt zu werden. Untergebracht waren die Schwalben während der Hinreise in einem aus rauhem Holz gefertigten, mit hinreichenden Luftlöchern 190 versehenen Kasten, so dass für deren Wohlergehen nach Möglichkeit gesorgt war. Nahrung war den Thieren nicht zu geben, sie mussten sich den einen Tag behelfen. Das Auflassen geschah nach Vorschrift. Die Schwalben flogen einige Minuten früher als die Tauben und zwar nach Aussage des Begleiters in gerader Richtung auf Hannover ab. Die Tauben kamen in Barmen an, doch die Schwalben Hessen auf sich warten, wenigstens misslang es, ihrer habhaft zu werden. Ein Umstand Hess aber auf die Rückkehr schliessen, die Jungen in einem Nest wurden gut gefüttert und wuchsen zusehends. Endlich nach vielen vergeblichen Bemühungen gelang es, am ‘2. Juli vor Anbruch der Nacht eine gestempelte Schwalbe einzufangeu und die Ankunft derselben am andern Morgen constatiren zu lassen. Dieser Vogel hat also eine Entfernung von 42V4 Meilen oder 414 Kilometer, ohne vorher, wie dieses bei den Tauben der Fall ist, auf Zwischenstationen gesetzt zu sein, seine Sommerwohnung, resp. sein Nest wiedergefunden. Nur die Sorge um die eigene Brut kann die Triebfeder zur Rückreise gewesen sein, da der Wandertrieb noch nicht rege ist und in diesem Fall wohl ausser Betracht bleiben kann. Wir bemerken noch, dass die Mauerschwalbe in diesem Jahr hier in aussergewöhnlich grosser Anzahl vorkommt und nach langjährigen Beobachtungen hier genau Anfang August fortzieht. Berliner Tageblatt 1878. Eme Hundezuchtstation. In der letzten Sitzung des Vereins »Hector« in Berlin machte Herr Thiermaler Sperling einige interessante Mittheilungeu über die Hundezuchtstatiou Wolfsmühle des Prinzen Albrecht Solms-Braunfels. Die Anstalt Hegt in einem anmuthigen Seitenthal der Lahn, etwa zehn Minuten von der Bahnstation Braunfels entfernt. An einem ziemlich stark ansteigen¬ den, oben mit dichtem Laubwald gekrönten Bergabhange breiten sich die ver¬ schiedenen Gebäude aus, durch ihre freundliche, saubere Erscheinung auf das beste in die Augen fallend. Zunächst vorn links das Haus des Verwalters der Anstalt; eine Anzahl Schritte weiter oben Futterküche, Schlachthaus, Werk¬ stätte mit Heu- und Stroh- Aufbewahrungsböden Hieran links zwei Kinder¬ stuben für junge Hunde (in den Flegel monaten) ; rechts vier Wochenstuben¬ zwinger, mit Haus in der Mitte, in welchem sich noch zwei Kinderstuben befinden. Eine Anzahl Stufen höher hinauf dehnt sich nach links und rechts die lange Reihe der acht Sommerzwinger aus, die schräg ansteigend, in ver¬ schiedenen Grössen (je ca. 140 — 260 Quadratmeter Flächenraum einnehmend) ' rings mit dichtem hohen Zaune, nur vorn mit Gitterwerk, die Einsicht gestattend, umschlossen werden. In diesen offenen Zwingern befinden sich eine Anzahl Hütten, je nach Anzahl der Hunde, welche diese bewohnen. Unschätzbar ist das durch alle Zwinger fiiessende herrliche Quellwasser , welches in ausge¬ mauerten kleinen Bassins sich theilweise sammelt und so von den Hunden benutzt werden kann. Hinter diesen sämmtlichen Zwingern dehnt sich ein riesig grosser Laufplatz für die Hunde, nach oberflächlicher Schätzung circa 3000 Quadratmeter, bis weit unter die Bäume des Waldes hineinreiche.nd, aus. Die sämmtlichen oberhalb gelegenen zehn Winterzwinger, von einem hübschen Dache überragt (entsprechend kleiner als die Sommerzwinger) sind mit Höfen und dahinter Hegßndem sehr bedeutenden Laufplatz mit cementirten Fussböden versehen. Ganz abseits in beträchtlicher Entfernung Hegt die kleine comfortabel 101 eingerichtete Krankenstation mit ihren Zwingern. Das ganze Terrain der An¬ stalt umfasst wohl einen Flächenrauin von ca. 15 preussischen Morgen, und die Station war, die Jungen eingerechnet, mit ca. 90 Hunden belegt, welche bereits auf den ersten Blick deutlich zeigten, dass sie sich sehr behaglich fühlen. Munteres Gebell, freundliches Wesen, vorzüglichster Appell (auch be¬ sonders beim Füttern) und ge.suudes Exterieur vereinigte sich mit den schönsten Formen und Farben. Zwei grosse Bernhardiner, »Barry« und »Liesel«, mehrere Foxterriers und Dächsel, zwar letztere weniger bescheiden, gemessen die Frei¬ heit, sich überall umhertummeln zu dürfen — können aber auch mit dem besten Willen nicht entwischen, da das ganze Terrain von hohen Pallisaden dicht umschlossen wird. Ausserdem befinden sich noch eine Anzahl Dächsel und diverse Jagdhunde bei Privatleuten im nahegelegenen Braunfels in Pension. Die Nahrung der Hunde besteht für die Alten in halbdicker Maisraehlsuppe. Täglich zwei Mal wird solche mit dazwischen gekochtem Pferdefleisch den alten Hunden dargeboten, den jüngeren öfter. Für Hunde im zartesten Alter, sowie für Wöchnerinnen ist stets genügender Vorrath von guter Kuhmilch vorhanden. Berliner Bürger-Zeitung. L i t e r a t ii r. Brehm’s Thierleben, 2. Aufl. 6. Band. Die Vögel von Dr. A. E. Brehm, 2. Baud. Mit 20 Tafeln und 206 Abbildungen. Leipzig. Bibliographisches Institut. 1879. Wir freuen uns mittheilen zu können, dass wieder ein Band des vortreff¬ lichen Buches fertig vorliegt und dass von dem Ganzen nur noch 2 Bände fehlen, der Vögel 3. Band und die Fische. Der vorliegende Theil behandelt von den Raubvögeln die Familien der Geier und Eulen, dann die Sperlings¬ vögel in 44 Familien (eine Abtheilung »Schreivögel« ist nicht abgetrennt) und die Tauben in 3 Familien. Auch in diesem Bande finden sich wesentliche* Verbesserungen gegen die frühere Auflage, und zwar sowohl in dem Texte, der gleichwohl nichts von der ihm eigenen Frische und Schönheit verloren hat, wie auch bei den durch Mützel’sche und B e c k m an n’ sehe Zeichnungen ergänzten Illustrationen. N. Zoologische Wandtafeln, herausgeg. von den Professoren Leuckart und Nitsche. 2. Liefer. Taf. 3 — 6. Cassel, Theod. Fischer, 1879. Die 3 vorliegenden Tafeln stellen dar drei Thiere aus der Gruppe der Flohkrebse (Taf. IV, Gammarus , Phronima, Caprella), den einfachsten der Liliensterne, PTiizocrinus lofotensis, und» den vielbekannten Kartoffelkäfer, Dorypliora decemlineata. Ausser einer Totalansicht der gegebenen Thiere sind besonders die anatomischen Verhältnisse und die Entwickelungs¬ geschichte klar, zum Theil schematisch, dargestellt, und wir können von dem höchst brauchbaren Werke nur wiederholen, was wir ihm bereits im vorigen Jahre gewünscht haben, dass es möglichst rasch erscheinen möge, denn um so höheren Werth erhält es in Bezug auf seine Nützlichkeit. N. 192 Kosmos, Zeitschrift für einheitliche Weltanschauung auf Grund der Ent- 1 wicklungslehre. Herausgegehen von Prof. C a s p a r i, Prof. G. J ä g e r und q Dr. E. Kraus e. Gratulationsheft zum 70. Geburtstage Darwin’s. Leipzig. ^ E. Günther, 1879. Zum 70. Geburtstage Darwin’s (2. Februar 1879) hat die seiner Lehre gewidmete Zeitschrift ein Gratulationsheft herausgegeben, das unter anderen Beiträgen (einstämmiger und vielstämmiger Ursprung, v. E. Häckel u. A.) eine biographische Skizze über Ch. Darwin von W. P r e y e r, sowie über | dessen Grossvater Erasmus Darwin von E. Krause und Mittheilungen der j Gebrüder Hermann und Fritz Müller bringt. Letzterer liefert in seiner be¬ kannten anregenden Weise wieder einige Beobachtungen aus dem Urwalde, ;; die in den weitesten Kreisen bekannt zu werden verdienen, denn sicher wird es z. B. Jeden überraschen, wenn er hört, dass in den Wipfeln der Urwald¬ riesen auanasähnliche Pflanzen in Menge wachsen, in deren Blattwinkeln das Regenwasser sich ausammelt und dass dieses wiederum der regelmässige Aufent- \ halt vieler Thiere ist, die zum Theil sogar ihre Entwicklung darin durch- machen. Asseln, Tausendfüsse, Spinnen, Ameisen, Landplanarien u. s. w. suchen '1 unter den Blättern Schutz und Nahrung, in dem in ihren Scheiden an- | gesammelten Wasser aber leben Käfer, Larven von Fliegen, Wasserjungfern jy und anderen Insecten. Eine Phryganidenlarve baut sich aus Stückchen dürren | Laubes nicht wie ihre Verwandten ein rundes, sondern dem Raume angepasst ■ | ein gedrücktes, auf dem Querschnitt biconvexes Gehäuse, auch sind ihre Beine A völlig wimperlos, da sie zum Schwimmen keinen Raum hat. Ausser einem Blutegel (Clepsine) ist noch besonders ein kleiner Laubfrosch als Bewohner der i Bromelienpfützen zu nennen, der keine Schwimmhäute besitzt, seine grossen ; Eier wie die Pipa auf dem Rücken trägt und seine Quappen in jene schwanken- den Behälter absetzt. Wo eben nur Leben möglich ist, da Anden wir es auch. ; _ N. Der Hühner- oder Geflügelhof von Robert Ö 1 1 e 1. 6. Auflage. . Mit einem Titelkupfer und 45 Holzschnitten. Weimar. C. F. Y o i g t i 1879- 8". 196 S. Der Verfasser, als Geflügelzüchter- und Kenner wie als Preisrichter auf Vogelausstellungen weithin bekannt, legt in gedrängter und verständlicher, ; alle Phrasen und Umständlichkeiten vermeidenden Form seine reichen Er. ! fahrungen in einer practischen Anleitung zur Zucht des Hofgeflügels, sowie zum Bau der nöthigen Einrichtungen u. s. w. nieder. Von jeder Vogelart wird das zur Zucht und Pflege Erforderliche auf das Gewissenhafteste mitgetheilt, ferner werden die Rassen aufgeführt und Beiträge zur Naturgeschichte geliefert, so dass wir mit gutem Gewissen das kleine Werk als eines der inhaltsreichsten und gediegensten Handbücher allen Geflügelfreuuden empfehlen können. N. Eingegangene Beiträge. 9 H. B. in W. N. — A. S. in W. : Dank für die mehrfaclien Zusendungen. — W. N. in H. : fl Recht gerne werden derartige Beiträge angenommen. Ersuche also um Fortsetzung. — fl V. G. in B. — K. M. in A. — H. G. in A. — fl Bücher und Zeitschriften. ‘ S C. B. H. von Rosenberg, Der malagische Archipel, Schilderungen von Land und Leuten. fl Mit zahlreichen Illustrationen. Leipzig. Gustav Weigel 1879. 'ij Bulletin d’Acclimatation No. 3. Mars 1879. Paris 1879. fl Der W aidmann. Blätter für Jäger und Jagdfreunde. Red. von R. v. Schmiedeberg. 3 X. Bd. No. 16. 1879. .S Slalilau & Wuldschmidt. FruiiUfui't a. M. Zei tsclirift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. Kecligirt von Dr. F. C. Noll. v In Commission bei M ablau & Waldschmidt in Frankfurt a., M. Jah^an^; Juli 1879. 1 11 li a 1 t. Beobachtungen und Züchtungserfolge bei einigen Papageien ; von WilhelmNiemeyer, früher Director des zoologischen Gartens zu Hannover. — Ueber einige interessante Thiere des Zoologischen und des Palmengartens zu Frankfurt a. M.; von Prof. Dr. Lifdwig Graff (Aschaftenburg). — Die regulären Wandervögel des Teutoburger Waldes; von H. Schacht. — Thierleben und Thierpflege in Irland; Reisebemerkungen von Ernst Friedei in Berlin. (Fortsetzung). — Beobachtungen am Orang-Utan; von Dr. Max Schmidt. — Bericht des Yerwaltungsrathes der Neuen Zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M. an die General¬ versammlung der Actionäre vom 3. Mai 1879. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. — Berichtigung. — Beobaclitungeii mul Züclituiigserfolge bei einigen Papageien. t Vou ViTilhelm Niemeyer, früher Director des zoologischen Gartens zu Hannover. Seitdem ich die Leitung eines zoologischen Gartens aus hier nicht näher zu erörternden Gründen niedergelegt, habe ich mehr Müsse finden können, verschiedene meiner. Lieblingsthiere genauer* zu beobachten. Zu diesen gehören besonders die Papageien, die »Affen unter den Vögeln«, wie sie sehr richtig von anderer Seite bezeichnet sind, und unter diesen haben stets die Sittiche meine grösste Aufmerksamkeit erregt, weil dieselben möglicherweise dem Pfieger die meiste Freude bereiten können. Ich habe im Laufe der Zeit Gelegenheit gehabt, eine grosse Anzahl verschiedener Arten von Platycercus ^ sowohl in meinen eigenen Volieren als in anderen Käfigen zu beobachten; besonders die Biologie der Sittiche hat für mich ein grosses Interesse gehabt, und ich will daher, ohne mich an eiue streug systematische Form zu halten, meine in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen mittheilen. 13 194 1. Der R o t h r u m p f s i 1 1 i c li , Flatycercus haematomtus. Dieser schöne Papagei kann mit Recht von den Vogelliebhabern zu den schönsten uud dankbarsten seiner Familie gerechnet werden. Ich habe wenige Papageien gesehen, welche mehr die Mühe des Pflegers, mit Ausnahme der Nymphen und Wellen papageien, belohnt haben wie dieser schöne Vogel, und derselbe wird um so leichter bei uns gehalten werden können, als unsere klimatischen Verhält¬ nisse ihm in jeder Beziehuug Zusagen. Ich nahm seiner Zeit die mitgetheilten Züchtungserfolge mit einem gewissen Misstrauen auf, muss aber aufrichtig bekennen, dass ich die Bestätigung derselben gefunden habe. Von jeher gewohnt, auf die natürliche Nahrung der Thiere zurückzugehen, setzte ich auch meinen Papageien , wie allen anderen wildlebenden Vögeln, Scheuergesäme in jeder möglichen Form vor und nahm zu meiner Freude wahr, dass es gern angenommen wurde, mit Ausnahme der stark ölhaltenden Sämereien. Dadurch aufmerksam gemacht, gab ich den Vögeln einige Getreidearten in unzuber'eitetem Zustande, wie z. B. unenthülste Gerste und nicht zermalmten Hafer. Nach 0 der Gier, mit welcher die Rothrumpfsittiche über den unenthülsten Hafer herfleleu, schloss ich, dass derselbe ^eine Liebliugsnahrung für dieselben sei, und ich habe stets gefunden, dass derselbe neben den gebotenen ünkrautsamen gern von ihnen genommen wird. Unser Klima im ungeheizten Raume vertragen sie sehr gut, und ich habe sie bei 10 Grad Kälte ohne Sorge uach ihrem Belieben aus uud ein fliegen lassen, ja selbst gewagt, die Thür des Binnenkäfigs Nachts über ungeschlosseu zu lassen, ohne jemals davon böse Eiuwirkuugen auf die Thiere zu verspüren. Gerade durch diesen Vogel ist mir die Ueberzeugnug fest geworden, dass die Flatycercus- wie Schmidt schon vor Jahren gesagt hat, sich bei uns am besten in ungeheizten Räumen halten ; Aus¬ nahmen mögen ja stattfinden. Jetzt werden bei mir sowohl wie bei meinen Bekannten diese Vögel in ungeheizten Räumen gehalten, mit Scheuergesäme und einem tüchtigen Zusatz von Hafer ernährt uud sie befinden sich sehr wohl dabei. Mit ihrem Nestbau sind sie nicht sehr wählerisch, eine gewöhnliche Höhle reicht #aus und selbst ein einigermassen her¬ gerichteter Cigarreukasten wird gern benutzt. Wenn Dr. Fiusch in seinem Werke auch sagt, dass dieselben zu jeder Brut 5 — 6 Eier legen, so kann ich doch nur constatiren, dass ich bei zahlreichen 195 Bruten bis höchstens 4 Eier gefunden habe ; dieses mag vielleicht in den klimatischen Verhältnissen liegen. Eigenthüinlich ist die Aufzucht der Juugen. Während andere Papageien das Futter denselben uu zermalmt geben, briugen die Blut- rumpfsittiche ihren Nestjuugen nur vollständig zerkleinertes Futter, was auch bei anderen Flatycercus-k\:iQi\ vorkommt; später natürlich sind sie vollständig auf sich angewiesen. Die Aufzucht der Juugen ist leicht; sind sie erst dem gut mit Sägespäuen ausgestatteten Neste entschlüpft, so hat mau selten • noch viel Sorgen darum nöthig. Die Brütezeit hat nach meineu Beobachtungen 21 — 23 Tage gedauert, doch darf ich einen Fall nicht unerwähnt lassen, wo ich bei der damaligen geringen Anzahl dieser Papageien als Länge der Brütezeit 29 Tage notirt habe; ich will dieses aber gern auf einen Uebersehuugsfehler zurückführen, ohne mir weitere Bemerkungen zu erlauben. Die Jungen sind leicht aufzuziehen, und wenn man ihnen Gelegenheit gibt, ihre Nahrung mit einigen Hindernissen zu sich nehmen zu müssen, so bereiten sie dem Züchter viel Ver¬ gnügen. Es ist wirklich spasshaft, mit welchem Eifer die Jungen ein Gersten- oder Haferkorn zu bearbeiten 'suchen, und gerade dieser Papagei hat in Folge dieser Beobachtung mich auf den Gedanken gebracht, den Plattschwanzsittichen eine wesentliche Zugabe von ‘ Hafer und Gerste zu ihrem gewöhnlichen Futter zu geben. Man nimmt im Allgemeinen au, dass die Flatycerms-KYiQn sich wenig für die Vogelstube eignen; dies kommt aber lediglich daher, d^ass der hiesige Vogelzüchter nicht genügend Rücksicht auf die Gesellig¬ keit der von ihm gezüchteten Vögel nimmt, und daher kommt es, dass Mancher von dem Halten dieser wirklich schönen Papageien zurückgeschreckt wird. Um Züchtuugserfolge zu erzielen, muss mau eine grössere Anzahl von diesen .Papageien zusammen halten, da die Erfahrung gelehrt hat, dass dieselben stets gesellig zusammen leben. Die Züchtuugsversuche mit einzelnen Paaren werden selten zu einem günstigen Resultate führen, und stets habe ich bei vielen Platycercus-Arten, welche ich gehalten habe, gefunden, dass nur bei einer grösseren Anzahl ein und derselben Art Erfolge erzielt worden sind, auch selbst ein Zusammenleben nahe verwandter Arten. Er¬ klärlich ist dies ja leicht durch ihre Lebensgewohnheiten im Freien (Fortsetzung' folgt.) 196 lieber einige interessante Tliiere des Zoologischen und des Palmeugartens zu Frankfurt a. M. Von Prof. Dr. Ludwig Graff (AschafFenburg). / 4 1. Planaria Limuli. Die Crustaceen sind bekanutlicli viel von Parasiten geplagt, sei es, dass sie dieselben in Darm, Leber, Musku¬ latur, Leibeshöhle beherbergen oder als Ectoparasiten an den Kiemen oder der weichen Chitinhaut der Gelenke mit sich herumtrageu. Der Flohkrebs {Gammarus pulex) beherbergt nicht weniger als 7 iVrten von Würmern und selbst an der Haut der schmarotzenden Caligus-Arten sind wieder parasitische Sangwürmer augeheftet. Ueber- haupt gehören fast alle diese Krebsschmarotzer dem Typus der Würmer und zwar den Classeu der Plattwürmer und Rundwürmer an. Am bekanntesten dürften die beiden Egelarten sein, die unseren Flusskrebs bewohnen, die eine {Brancliiohäella oder Astacobdella astaci) die Kiemen, die andere {Äst. parasita) die weichen Gelenk¬ häute desselben. In letzterer hat man — ob mit Recht, müssen erst weitere Untersuchungen lehren — die Ursache der im letzten Winter so verheerend aufgetretenen »Krebspest« *) zu finden geglaubt. Für den Zoologen sehr interessant ist der Umstand, dass gerade die Krebse mehrfach Parasiten tragen aus einer Gruppe , der Platt¬ würmer, die sonst überwiegend freilebende Repräsentanten enthält, nämlich aus der Gruppe der Strudelwürmer {Turhellarien). So werden die Eier unter dem Schwänze der Galathea weibcheu von einer nara- X sitischen Nemertiue decimirt, an ebenderselben Stelle finden sich beim Hummer die Eier eines kleinen Rhabdocoeleu-Strudelwurmes augeheftet und der Mollukkeukrebs beherbergt eine Planarie, die ich PI. Limuli neune. Dank der Freundlichkeit des Herrn Directors Dr. Schmidt ( konnte ich im verflossenen Winter die Limuli des hiesigen Acpiariums mehrfach untersuchen und fand sie stets stark besetzt mit diesem Schmarotzer. A. Agassiz hat den Schmarotzer zum erstenmale gefunden, ohne denselben indess genauer zu beschreiben. Das reiche Material des Aquariums, sowie der Umstand, dass ich einen Limulns sammt seinen zahlreichen Parasiten fast 2 Monate lang in meinem kleinen Seewasseraquarium in Aschaffeuburg lebend D Siehe den Artikel des Hru. Dr. A. Rueff im »Sammler« No. 47, 1879 pag. 6 — 7. 197 erhalten konnte, setzte mich in die Lage, den Bau und die Lebens¬ weise dieses Thieres genauer zu studireu. lieber die Anatomie der Fl. Limuli habe ich bereits an einem anderen Orte*) berichtet — hier sei nur Einiges über die äussere Form und das Verhältniss dieses Parasiten zu seinem Wirth ans^eführt. O Die Flanaria Limuli erreicht eine Länge von 15 mm, ist plattgedrückt und milchweiss wie der milchige Plattwurm {Fl. lacteä) unserer süssen Gewässer, nur mehr durchscheinend als dieser, so dass man sehr deutlich den verzweigten hellgelben bis rothbraunen Darm durchscheineu sieht. Das Vorderende ist zugespitzt, am ' Hinterende ein grosser Saugnapf deutlich abgesetzt. Etwa 1 mm vom Vördereude entfernt sieht man zwei schwarze Augenflecken, jeder mit einer lichtbrechenden Linse versehen. Man findet nun diese Parasiten in allen Grössen zwischen 2^^ und 15 mm auf der Unterseite des Cephalothorax, besonders an den Gelenken der Brust¬ beine, wo sie in ganzen Nestern beisammen sitzen. An einem Limulus konnte ich über hundert solcher Schmarotzer zählen. Durch die Saugwirkung ihres kräftigen Schlundrohres, die wahrscheinlich unterstützt wird durch das Secret zweier traubiger, in die Schlund¬ rohrbasis einmündender Drüsen sind sie im Stande, die weiche Chitinhaut der Gelenke zu durchfressen, so dass dem Limulus all- mälig ein Beinglied nach dem anderen abfällt — ähnlich wie dies auch bei der Krankheit unserer Flusskrebse beobachtet wurde. Die Eier werden in Cocons abgelegt, deren jeder 2 — 9 (meist 5 — 7) Embryonen enthält und eine gelbbraune ovale' Kapsel darstellt von etwas über 3 mm Länge und 1 kg mm Breite mit einem dünnen ca. U/2 mm langen Stiele. Diese Cocons sind abgeplattet, eine Seite ganz flach, die andere schwach, gewölbt und mit der flaclien Seite auf den Kiemenblättern der Abdominalfüsse des Limulus fest- \ geklebt. Man findet die Cocons ausschliesslich au dieser Stelle und zwar besonders an der Hinterseite der Kiemenlamellen. Namentlich die drei ersten Abdominalbeiue waren bei den von mir untersuchten Limulus-Exemplaren damit massenhaft besetzt. Die Jungen kommen in der Länge von 2^2 mm bis auf die Geschlechtsorgane wohl aus¬ gebildet aus den Cocons hervor, indem sie das vordere Ende der Chitiuschale unregelmässig zackig durchfressen. Auph die Kiemeu- lamellen zeigen schwere Verletzungen, indem sie entweder zackig ausgefressen sind • oder quer durch alle Lamellen eines Beines ein *) Zoologischer Anzeiger 1879, No. 26, pag. 202 — 205. / 198 grösseres Loch hindurchgeht — ßeschädiguDgeii , welche wahr¬ scheinlich von den zur Ei-Ablage sich hierherbegebenden ausgewach¬ senen Thieren verursacht werden. 2. Planar ia terrestris, 0. F. Müller. Diese älteste der be¬ kannten Landplanarien ist durch ganz Europa, verbreitet: In Däne¬ mark, Holland, Frankreich und au mehreren Orten Deutschlands wurde sie beobachtet. Neuerdings hat von K e n n e 1 sie bei Würz¬ burg gefunden und ihren Bau genauer untersucht. ludess gilt sie noch immer als grosse Rarität., Da mag nun für alle jene, die sich für dieses Thier interessiren, die Mittheilung von Werth sein, dass das¬ selbe im Palmenhause des Frankfurter Palniengarteus zu den ge¬ meinsten Thieren gehört und dass man hier bei anhaltendem Suchen sowohl auf der Erde der Blumentöpfe als auf dem Sellaginella-Rsisen^ sowie auch an den Blättern verschiedener breitblätteriger Gewächse . diese Landplauarie zu Dutzenden auffiuden kann. Ich selbst habe mir bei meinen sehr kurzen Besuchen des Pälmenhauses in den Monaten Januar bis April d. J. stets einige Exemplare mitnehmen können. 3. Geoncmertes chalicopJiora. ■ .Bei der Suche nach Landplanarien fand ich zu meiner grössten Ueberraschung in und auf der Erde des Gefässes einer Coryplia australis diese neue Laudnemertine. Man kannte bisher überhaupt nur zwei landbewohuende Arten dieser sonst ganz auf das Wasser beschränkten Würmergruppe. Die erste, Geonemertes palaensis ward von C. Semper anf den Palau-(Pelew-) \ Inseln, die zweite, Tetrastemma agricola von Wille moes-Su hm j auf Bermudas entdeckt. Es liegt deshalb nahe, zu vermuthen, dass auch diese dritte Art aus den Tropen — u. z. wie ich einer gütigen Mittheilung des Herrn Inspectors Heiss entnehme, aus Neuhol- laud — stammt. In ihrem anatomischeif Bau *) **) hat sie die grösste ^ Aehnlichkeit mit Geonemertes palaensis^ namentlich auch darin, dass sie Avie diese Zwitter ist und ihre Rüsselhöhle sich in den Mund öffnet. Der Körper ist fast drehrund, 1 2 mm lang bei ca. mm ’ Breite und milchweiss, nur die ganz ausgewachsenen Exemplare ^ haben das Vorderen de des Körpers schwach-roth pigmentirt. Man | bemerkt zwei Paar Augen, Yon denen die beiden hinteren kleiner | sind und Aveiter auseinanderstehen als die vorderen. Von allen i übrigen, mit beAvaffuetem Rüssel versehenen Nemertinen und auch j *) Zoologiscüer Anzeiger 1878, No. 2, pag. 26 — 29. j **) Eine ausführliche, von Tafeln begleitete Darstellung desselben erscheint jl demnächst in Gegenbaur’s »Morphol. Jahrbuch.« f 199 von Geon, palaensis unterscheidet sich unser Thier dadurch, dass ihm jede Spur von »Seitenorganen« und Kopfspalten abgeht, sowie dass die Haut zahlreiche eiförmige Körper aus kohlensaurem Kalk enthält, deren Längsdurchmesser zwischen 0,005 und 0,03 mm schwankt. Dieses interessante Thier ist in dem bezeichneten Blumentöpfe keineswegs selten — bei sechsmaliger Anwesenheit . in Frankfurt habe ich im ganzen 26 Stück daselbst gefunden. Vergebens suchte ich nach demselben indess in anderen Blumentöpfen oder auf dem Rasen. Asch affen bürg, den 8. Mai 1879. Die regulären Waiulervögel des Teutoburger Waldes. -) Von H. Schacht. Die Vögel, welche wegen ihres Flugvermögens nicht an die Scholle gekettet sind; treten uns überall als ächte Weltbürger ent¬ gegen. Ein jedes Fleckchen der uns bekannten Erde beherbergt dieselben in grösserer oder geringerer Anzahl. Vom eisigen Norden bis zum sonnigen Süden erstreckt sich ihr Verbreitungskreis. Ihre wahre Heimat, ihr eigentliches Vaterland ist immer dort zu suchen, wo ihre Wiege stand und wo auch sie wieder zur Brut schreiten. Aber nur wenig^e sind es, die Jahr aus Jahr ein in ihrem Vaterlande verweilen. Der bei weitem grösste Theil der unsern Continent be¬ wohnenden Artenzahl wird durch klimatische Verhältnisse gezwungen, den drohenden Gefahren frühzeitig auszuweichen und zu diesem Zwecke regelmässige Reisen anzutreten. Dass bei diesen alljährlich stattfindenden Reisen eine beträchtliche Anzahl nordischer Wander¬ vögel unser Waldgebirge passirt, liegt auf der Hand, aber nur we¬ nige sind es,_ die hier wirklich Halt machen und sich für kürzere oder längere Zeit den Wald zum Aufenthaltsorte erwählen und uns mannigfaltigen Stoff zu anregenden und belehrenden Beobachtungen bieten. Eben diesen regelmässig . bei uns Einkehr haltenden Wan de rg äs teil wollen wir im Nachfolgenden unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Die Artenzahl der Brutvögel uusers Waldes 'beträgt nach % ■ V *) Vortrag, gehalten in der 44. General -Versammlung des Naturwissen¬ schaftlichen Vereins für Lippe am 18. März d. J. 200 meinen Beobachtungen jetzt gerade 100, die der regelmässigen Wandervögel nur 17. — Beginnen wir zunächst mit den Raub¬ vögeln, so tritt uns als regulärer Wanderer zuerst die Korn¬ weihe {Circus cyaneus) entgegen, ein prächtiger Raubvogel, der noch vor 40 Jahren etwa 3 Stunden nördlich vom Walde in einem Kornfelde horstete, seitdem aber als Brutvogel in hiesiger Umgegend nicht mehr gefunden ist. Noch im Jahre 1865 traf ich an einem heissen Sommermittage nicht weit von den Quellen der Emmer, also dicht am Walde, ein altes Männchen schwebend an, konnte aber nicht entdecken, ob es in den dortigen Getreidebreiten sich häuslich niedergelassen habe, wenn ich auch eine Stunde lang seinen Luftschwenkungen zusah. Im Spätsommer erscheinen die jungen Vögel schon auf unsern Feldern, fussen gern auf den Korngarben, lassen aber den Menschen selten nahe kommen. Im Januar d. J. sah ich über den schneebedeckten Hochflächen unsers Waldes noch ein altes Männchen schwankenden Fluges in südlicher Richtung dahin schweben. Einst traf ich ihn im Herbst, als schon die Felder abgeerntet waren, beim Verfolgen eines Rebhühnervolks an, welches sich aber durch Verbergen in einer mit dichtem Dorngebüsch be¬ standenen Steingrube vor seinem Ueberfalle rettete. Ein naher Verwandter unsers Mäusebussards, der Rauch fuss- bussard {Falco lagopus)^ stellt sich schon im October auf unsern Feldern ein und verweilt hier, besonders wenn die Mäuse gut ge¬ ratheu sind, oft den ganzen Winter hindurch. Er gleicht in seinem Betragen ganz genau unserm Bussarde, ist aber viel argloser und wird deshalb leicht und oftmals eine Beute der Sonntagsjäger. Ende Februar d. J. wurde hier sogar einer durch einen am Walde woh¬ nenden Zimmermann mittelst eines derben Knittels vom Baume ge¬ worfen. Trotz des tiefen Schnees, der damals die Erde bedeckte, war das Thier 'noch gut genährt und der Rücken von einer starken Fettschicht bedeckt, so dass derselbe, wie es ein alter Ornitholog bei seinen naJurhistorischen Freunden gesehen haben will,’ ausgebraten noch eine vortreffliche Lederschmiere abgegeben hätte. Im October, sobald die ersten Waldschnepfen zu streichen be¬ ginnen, erscheint bei uns ein sehr schöner Raubvogel aus der Eulen¬ familie, die Sunip fohreule {Otus hrachyotus)^ verweilt hier in mäusereichen Jahren oft monatelang und macht sich' dem Kenner selbst am hellen Tage bemerklich. Im Walde, hauptsächlich im Stangenholze, treibt sie sich meist einzeln umher, doch findet man auf den mit Heidekraut bewachsenen Schlägen kleinere Familien 201 vou 6 — 8 Köpfen stark, die friedlich mit einander verkehren. Im verflossenen Herbste war der Vogel hier in grosser Menge erschienen, und mancher hat leider sein Leben lassen müssen, sei es, dass er von unkundigen Jägern, wenn er sich plötzlich vom Boden erhob, als Waldschnepfe herunter gedonnert wurde, sei es, dass er von dem Hühnerhabichte als willkommne Beute geschlagen wurde. Ja, dieser verwegene Freibeuter scheint an dem Fleische dieser Eule einen be- sondern Wohlgeschmack zu haben, denn ich fand in einem nur we¬ nige Morgen grossen Waldcomplexe schon die Federn von 6 Stück gerupften Sumpfohreulen. Als ich am 17. November v. J., nachdem die erste Auflage des Schnees eben zu schmelzen anflng, auf der höchsten Kuppe uusers Waldes durch hohes Heidekraut schritt, erhob sich unmittelbar zu meinen Füssen eine Familie von 6 Stück Sumpf- * ohreulen und schwebte wankenden und schwankenden Fluges in massiger Höhe dahin, um bald wieder einzufalleu. Eine einzelne flog aber nur 10 Schritt weit und ich fand auf diese Weise Gelegen¬ heit, den schönen Vogel im hellen Glanze der Sonne längere Zeit beobachten zu können. Gewöhnlich schliessen die Eulen, durch das helle Tageslicht geblendet, die Augenlider ; diese aber stand mit weitgeöffheten lichtgelben Augen da und starrte regungslos in das grelle Sonnenlicht. Als ich Anstalt machte, mich ihr zu nähern, bemerkte sie meine Absicht sofort und flog weiter zu ihren Genossen. In wald- -und gebüscharmen Gegenden verbirgt sich die Eule gern in Brauukohlstücken, woher auch ihr Name Kohleule stammt; bei uns wird man sie darin vergeblich suchen. ^ Aus der Rabenfamilie erscheint in den ersten Octobertagen, selten früher, die auffallend gezeichnete Nebelkrähe (C. cornix)^ hier Graujacke genannt, in uuserm Walde. So lange die Erde frei von Schnee blerbt, treibt sie sich auf den Feldern umher, dagegen sucht sie in strenger Winterzeit in Dörfern und Städten Schutz und Nahrung. Die Nebelkrähe ist aber nicht ausschliesslich ein Brut- * vogel des Nordens, denn ich fand sie schon zur Sommerzeit in Sachsen, Böhmen, Mähren und Steiermark, ja sie soll sogar nach B r e h m selbst noch in Griechenland und Aegypten Vorkommen. Dass sie jemals bei uns gebrütet, habe ich nie erfahren. Die letzten eilen von hier im April wieder ihren nördlichen Brutplätzen zu. — Ein alter, früher unsern Wald durchziehender Vogelfänger aus der heiligen Bergstadt Andreasb3rg brach einst im October, als ich ihn auf die ersten einwandernden Nebelkrähen aufmerksam machte, ver- driesslich in' die Worte aus: »Was? Kommen die grauen Schelme - 202 - » auch schon wieder?« Dieselben waren nämlich nach seinem ornitho- logischen Kalender für ihn ein böses Omen, konnte er doch jetzt nicht mehr nach altgewohnter Weise bei Mutter Grün sein unent¬ geltliches Nachtquartier^ aufschlagen. Etwas früher als die Nebelkrähe, oft schon am 28. September, trifft aus Lapplands oder Finnlands Wäldern ein naher Verwandter unsers Finken ein, der Bergfink {Fring. monüfringilla)^ dessen quäkender Lockton, den er im Fluge häufig erschallen lässt, bald seine Ankunft verkündigt.v Die zuerst erscheinenden schlagen sich zu Finken und Goldammern und treiben sich mit diesen in den Haferstoppeln umher ; später aber kommen ungeheure Züge, die an Stückzahl oft nach Tausenden zählen. Am stärksten aber sind die Scharen, wenn einmal die Buchelu, ihre Lieblingskost, gut gerathen sind. Da sind unsere Wälder den ganzen Winter hindurch von den nordischen Gästen belebt, die jetzt selbst beim tiefsten Schnee nicht in die Dörfer kommen, da sie ihre Nahrung von den Bäumen pflücken können. Ausser Buchein fressen sie aber auch gern Vogelbeeren, und man sieht sie selbst in Gesellschaft der Drosseln auf den Vogel¬ beerbäumen einfallen. Ja, ich habe schon einen Bergfinken im Schlagnetze gefangen, welches nur mit Vogelbeeren beködert war.' Dass sie aber auch gern Fichtensamen verzehren, zeigt uns folgende Beobachtung, Am 8. April 1876 sah ich von meiner Wohnung auf einigen wohl auf 300 Schritt entferntstehenden hohen Fichten, die mit Samenzapfen reichlich beladen waren, > eine Anzahl finkengrosser Vögel, die sich auf den Zweigen schaukelten, oft aber nach Art der Fliegenfänger in die Luft stiegen, um anscheinend eine Beute zu erschnappen. Um mich von dieser etwas seltsamen Thatsache zu überzeugen, näherte ich mich vorsichtig und bemerkte sofort, dass die eifrig beschäftigten Vögel Bergfinken waren, die aus den Zapfen die Samenkörner herauszuklauben versuchten. Bei dieser Manipulation löste sich oft ein Samenflügel, an dessen unterer Spitze sich bekanntlich das Samenkorn befindet, und erhob sich vom Winde befördert in die Luft. Sofort stürmte ein Vogel hinterdrein und fing mit einem geschickten Griffe die geflügelte Beute ein. Häufig missrieth der erste Griff und das Samenkorn wirbelte herab. Dann stürzten oder purzelten die Vögel demselben förmlich nach und er¬ haschten es immer, ehe es zu Boden kam. Wenn der Wind die Wipfel durchfuhr, erhoben sich oft mehrere Samenflügel, dann sah man auch gleichzeitig 6 — 8 Vögel in die Luft steigen und darauf Jagd machen. Lange Zeit beobachtete ich dies bewegliche Treiben, 203 ilas erst Diit Souiiennutergaiig seiuen Abscliluss faud uud für mich, durch deu Rejz der Neuheit, doppelt interessant war. Anf meinem Futterplatze ist der Bergfink in manchen Jahren ein auffallend hänfiger Gast, jedoch nur dann, wenn ihm der Schnee ‘draussen seinen Tisch mit dem weissen Tuche verhüllt. Er ist viel argloser uud unvorsichtiger als der Fink und geht ohne weitere Umstände in jede Falle. Sitzt er im Käfige, so geberdet er sich geradezu wie unsinnig, wenn hoch aus der Luft die quäkenden Lock¬ töne eines Genossen erschallen. Er überschlägt sich förmlich uud sucht mit einigen kreischenden Trillerlauteu deu freien Bruder zum Näherkommen zu bewegen. Auf dem Harze wurde er früher _in schwerer Menge gefangen, um entweder unter dem prunkenden Namen »Berglerche« oder »Bergnachtigall« von den wandernden Vogel- häudlern, die der alte Bech stein schon als betrügerische Leute kennen lernte, in die Käfige der angehenden Vogelliebhaber ver¬ handelt zu werden oder einfach den Feinschmeckern zur Speise zu dienen. An einem schönen Herbstmorgen hatte ich einst in meinem Garten einen mit Leimruthen bespickten Lockbusch aufgestellt und daneben einen Lockvogel angebracht*. Kurze Zeit nachher erschien meine Ehehälfte und präsentirte mir eine ganze Schürze voll ge¬ fangener Bergfinken, von denen an einigen Ruthen sogar zwei Stück hingen. Ich behielt dieselben bis zum Juni und setzte sie dann in Freiheit, hoffend, sie würden sich in meiner Nähe domicilireu, habe aber nie etwas wieder davon erfahren. Dass bei dem Vogelstellen am Harze oft ergötzliche Scenen vor¬ fielen, die den Bergleuten in den Gruben manchen Stoff zur Unter¬ haltung boten, lässt sich leicht denken. Betreffs unsers Bergfinken, dort Qnakler genannt, erzählte mir ein Clausthaler Finkenpriester Folgendes: Einst hatte sich ein alter, an den Sinnen abgestumpfter Vogelsteller mit seinem hoffnungsvollen Sprösslinge auf die Locke begeben. In dem Augenblicke, als ein Zug Quakler herannaht, steht der Vater noch aiffrecht hinter dem verbergenden Busche, ohne die Kommenden zu bemerken. Das junge Bürschleiu aber, dessen scharfes Auge sofort die kritische Lage überschaut, ruft seinem Erzeuger höchst indignirt zu: Schweinehund, Voter, buck d’r, de Quakler kumme ! Der Gesang des Bergfinken, den man hier zu Lande nur in den schönen Frühlingstagen, wenn die Vögel heimwärts ziehen, zu hören bekommt, ist ein stümperhaftes Gemengsel verschiedener Töne, 204 zwischen welchen das langgezogene Quätsch eine dominirencle Rolle spielt. Der gemeinste Finkeulatscher hat zehnmal mehr Wohlklang als der vollendetste Quäkergesaug. Gleichzeitig mit den Bergfinken erscheint auch der Wiesen-, pieper {Antlms pratensis) in uuserm Walde. Seine Brutplätze sind die Sümpfe des mittleren und nördlichen Europas; im nördlichen Deutschland und Dänemark ist er überall zu finden. Auf der Reise hält er sich meist in kleinern Flügen zusammen, die mit beständigem Locken in kurzen Bogeulinien die Luft durchziehen, sich niemals auf Bäume oder Hecken setzen , aber auf dürren Heiden , und wenn diese auch hoch im Gebirge liegen, oder auf Brach- und Stoppel¬ feldern, in Gemüse- und Kartolfelstücken uiederlasseu, am liebsten aber die überrieselten Wiesen besuchen. Hier sieht man oft Hun¬ derte dieser zierlichen Gäste einträchtiglich mit einander das Wasser durchwaten. Ja, eine solche Wasserfläche scheint für sie eine beson¬ dere Anziehungskraft zu haben, denn jeder vorüber wandernde Zug, der die blinkende Wasserfläche schon aus der Ferne wahrnimmt, muss hier erst Rast machen. In milden Wintern bleiben einzelne wohl bis in den December hinein hei uns, denn ich fand sie noch um diese Zeit im Heidekraute der Bergkuppen unsers Waldes. Wir kommen nun zu den unseru Wald regelmässig in grossen Flügeln besuchenden nordischen Drosseln, von denen sich zuerst im letzten Drittel des Septembers die R i n g d r o s s e 1 {Merula torcßiata) oder Schild am sei bei uns einstellt und oft einige Wochen hier verweilt, besonders daun, wenn die Ebereschen volltragen, auf deren Früchte sie besonders erpicht ist. Haben sie einen recht voll- trageudeu Baum entdeckt, so ruhen sie nicht eher, bis die letzte Beere von den Zweigen und von dem Erdboden verschwunden ist. Sie gehen dabei so dreist und zudringlich zu Werke, dass sie die Nähe des Menschen durchaus nicht scheuen und selbst auf dicht am Hause stehenden Bäumen 'einfalleu. Wird einmal ein Flug durch das Unglück in einen Dohnenstieg geführt, dann entgeht auch keine der erdrosselnden Schlinge, natürlich zur grossen Freude des Vogel¬ stellers, der die feisten Vögel unter die Kategorie der Ganzvögel rechnet. Ausser Vogelbeeren sind ihnen aber noch andere Beeren, wie Heidelbeeren und Brombeeren genehm. Einst sah ich, dass eine Ringdrossel so lange nach einem Brombeerbusche zurückkehrte, bis der Busch vollständig von Beeren gesäubert war. x4uf den Zwetschen- bäumeii sind sie im fierbst ebenso zahlreiche Gäste wie unsere Amseln. I 205 Eine Bestätigung des Satzes, dass sich jüngere Vögel auf der Reise der Führerschaft älterer und erfahrener nnterordueu und nicht blind jenem unbewussten Naturtriebe, Instinkt genannt, folgen, zeigte mir vor einigen Jahren eine zur Zugzeit aus der Mitte ihrer Genossen eingefangene junge Riugdrossel. Ich setzte dies Thier, nachdem seine Begleiter längst mildern Himmelsstrichen zugeeilt waren, erst im November wieder in Freiheit. Mehrere Tage bemerkte ich sie nicht weiter. Da trat plötzlich der Winter ein, und siehe da, der Vogel erschien wieder beim Hause und zeigte nur zu deutlich, dass es ihm am täglichen Brode fehle. Ich warf ihm Vogelbeeren hin, die er gierig verschlang. Er blieb ganze Tage bei mir, und da ich eigentlich der Urheber seines Nothstandes war, musste ich ihn auch selbstverständlich ernähren. Als der Schnee nach einigen Tagen wieder zu Wasser wurde, blieb meine Ringdrossel aus, so dass ich schon glaubte, sie sei ihren Brüdern nachgeeilt. Dem war aber nicht so, denn sowie ein neuer Schneefall eintrat, da war der dar¬ bende Gast wieder vor der Thür und verlangte seine Rationen. Er wurde so zahm und zutraulich, dass er mir schon entgegenflog, wenn ich am Fenster mit einer Traube rother Vogelbeeren erschien. Warum aber, fragen wir, begab sich der Vogel nicht sofort in eine Gegend, wo der Tisch für ihn reichlich gedeckt war ? Es hätte nur eines Fluges von der Dauer einiger Minuten bedurft, und er wäre schon an den Quellen der Ems oder Lippe angelangt gewesen, wo damals keine Spur von Schnee zu finden und an Beeren kein Mangel war. Einfach aus dem Grunde, weil er ohne Führer verlassen und rathlos dastand und des Wegs allein nicht kundig war. — Der Rückzug der Riugdrosselu im Frühjahr dauert von Mitte April bis Mitte Mai, ein Zeichen, dass die eigentlichen Brutplätze sehr hoch im Norden liegen müssen. Ihr Gesang ist mir gänzlich unbekannt. Ungefähr 14 Tage später als die Ringdrossel erscheint bei uns in grössern und kleinern Flügen der sogenannte Weinvogel oder die Weindrossel {Turdus iliacus)^ im Gefieder unserer Singdrossel ähnelnd, aber an der dunkelorangenen Färbung der Unterflügel und dem ziehenden schnalzenden Locktone leicht zu unterscheiden. Auf Vogelbeeren sind die Weindrosseln ebenso erpicht als alle andern Verwandten. Sind diese aber nicht mehr zu finden, so suchen sie an Hecken und Wäldern nach allerlei Gewürm, wobei sie am Tage immer an den Schattenseiten der Gebüsche, wo der Thau sich lange im Grase hält, lagern, am Abend und in der Morgenfrühe aber auf den feuchten Grasplätzen umherhüpfen. I 206 Nach Alex. v. Ho in ey er soll die Weindrossel in Neu -Vor¬ pommern und Mecklenburg überwintern, nach Pässler sogasyschou in Anhalt gebrütet haben. Auch in unserm Walde schlägt die Weindrossel seit einigen Jahren ihr Winterquartier auf. .So sah ich am 26. December 1877 bei strengem Frostwetter einen Raub¬ würger auf einer Eisscholle sitzen, der einen ziemlich grossen Vogel unter den Fängen hielt. Als ich den Mörder verscheuchte, fand ich, 'dass das unglückliche Opfer eine Weindrossel war, die freilich noch lebte, aber bereits in meiner Hand ihr Leben aushauchte.' Auch in diesem Winter traf ich einzelne Weindrosseln im Februar im Walde an, die hier, vielleicht kümmerlich genug, ihr Leben gefristet hatten. — Die Rückreise nach dem Norden nimmt, ' je nachdem die Witterung ist, oft schon in den ersten Tagen des Monats März ihren Anfang. An den sonnenhellen Frühlingstagen ist auch schon das Eis ihrer Herzen aufgethaut und mit fröhlichem Gezwitscher be- grüssen sie die Ankunft des jungen Lenzes. Freilich kann sich ihr Gesang mit dem unserer Singdrossel nicht messen, wenn derselbe, wie wir ihn bei uns vernehmen, schon der vollständig ausgebildete Gesang ist, was ich freilich nicht glaube. Als Chorgesang hat der¬ selbe etwas ungemein Erheiterndes und Belebendes und erinnert vielfach an das vielstimmige Concert eines Staarenfluges, wobei nebei? einigen Flötenstimmen auch allerlei ziehende, gurgelnde und schnar¬ rende Töne Vorkommen. Leider ist die Weindrossel in den Dohnen ebenso unvorsichtig als die andern Verwandten und wird deshalb leicht erbeutet. Als ich einst bei einem Förster Einkehr hielt, kehrte die Fräulein Tochter gerade aus dem Dohneustiege heim, ein Körbchen mit todten Wein¬ drosseln im Arme tragend; für den Vogelfreund immer ein schmerz¬ licher Anblick! »Aber Fräulein,« erlaubte ich mir zu fragen, »wenn sich doch einmal ein Vogel mit dem khisse oder Flügel gefangen hat, dem schenken sie doch sicher die Freiheit?!« — »0 nein, sprach der holde Mund, dann ziehe ich ihm erst eine Schlinge fest um den Hals und gehe ruhig weiter, wenn ich daun zurückkehre, ist er jedesmal — todt!« Vor den Schlingen dieser Jungfrau möge der Himmel jeden in Gnaden bewahren. Seit längern Jahren hat sich von Nordosten einwandernd eine andere Drossel in Deutschland angesiedelt, deren eigentliche Brutplätze jenseits des 50. Breitengrades liegen, es ist dies die Wach holder¬ drossel {Tiirdns pilaris). WTe Brehm mittheilt, ist es zuerst sein Vater gewesen, der bereits in den 20er Jahren in der Isis die Vogel- 207 kundigen auf dies interessante "Ereigniss aufmerksam machte, und seitdem finden wir sie als Brutvogel in der Lausitz, Schlesien, Thü¬ ringen, in der Mark, Posen, Pommern uud Mecklenburg, ja sogar in Baiern und Böhmen. Bis heute kann ich den Vogel noch nicht als Brutvogel unsers Waldes aufführeu, dagegen ist er schon jetzt hier ständiger Wintergast, und ich glaube sicher, dass er mit der Zeit auch bei uns seinen Haushalt gründen wird. So lange es noch Vogelbeeren gibt, bilden diese seine Winter¬ kost, dann aber verzehrt er gern die Beeren des Weiss- und Schwarz- dorns, vor allen aber des Wachholderstrauchs. Im Februar d. J. traf ich auf einer feuchten Gebirgswiese 4 Stück an, die in Gesellschaft zweier Staare ihrer Nahrung nachgingen und später auch mit diesen davon flogen. Bei tiefem Schnee suchen sie gern die offnen Quellen oder überrieselten Wiesen auf. Im Mai vorigen Jahres hatte ich Gelegenheit, zum erstenmal in meinem Leben den Gesang der Wach¬ holderdrossel zu vernehmen, uud ich muss gestehen, dass ich durch denselben sehr überrascht ward. Nach Bech stein ist derselbe nur ein heiseres, unangenehmes Zwitschern ; nach B r e h m besteht der¬ selbe nur aus wirr durcheinander geworfenen, kaum in Strofen ein- getheilten, nicht besonders lauten, leise pfeifenden, kreischenden, zwitschernden und schäkernden Tönen. Nichts von dem. Ich l>e- fand mich gerade in einem Waldthale, als ich aus der Ferne laute, an den Ueberschlag des Mönchs erinnernde Töne vernahm, von denen immer 5 aufeinander folgten, ähnlich wie bei unserer Misteldrossel. Ich horchte auf, die Töne kamen immer näher und bald schwebten ^ über meinem Haupte 4 Stück Wachholderdrosseln in nordöstlicher Richtung dahin, von denen eine in kurzen Pausen diese Töne er¬ schallen Hess. Wenn ich die Vögel, die sehr niedrig dahin flogen, nicht an Gestalt, Farbe und Flug deutlich erkannt hätte, ich würde die Tön.e für die einer Misteldrossel gehalten haben, so aber war jede Täuschung ausgeschlossen. (scMuss folgt.) Tliierleben und Tliierpflege in Irland. Reisebemerkungen von Ernst Priedel in Berlin. (Fortsetzung). Von dem uns Festländern unsympathischen Thier wenden wir uns zum edlen Ross. Schon W a r a e u s berichtet : » Anticßiiorihus saeculis^ Eqiiites Hihernici eciuos nudos, absqiie ephippiis ascendebant ; 208 postea sellis utebcmtiir seä absque stapede sive scala ea eqiiestr% qua liodie utimur, ut in equos nos collocenius.« Weiter sagt derselbe, dass mau um 1399 ein edles irisches Ross mit .400 Kühen be¬ zahlt habe. Gewöhnlich werden die irischen Pferde als Po nies bezeichnet; es wäre aber durchaus irrig , wollte man hiermit generell identifi- ziren, was wir als Ponies bezeichnen, kleine rundliche Thiere, mit starrer Mahne und mehr oder minder zottiger Behaarung. Der Schlag ist vielmehr kräftig und so gross wie die Durchschnittspferde bei uns, selbstredend kleiner als besonders hohe Spielarten, wie z. B. die Trakehner. Sie zeichnen sich durch Feuer, Ausdauer und grosse Schnelligkeit aus. Ich bin mit dergl. Ponies auf bepacktem Wagen bergauf im vollen Lauf gefahren, ohne dass die Thiere nach mehrstündigem anstrengendem Rennen Ermüdung zeigten. — Der kleine Schlag, den wir Ponies neunen, ist allerdings auch vorhanden, aber selbst in Irland zumeist auf kleinere Neben eilande beschränkt. So kommt der kleine an die Gothländer, Shetländer, Norweger ' und Isländer erinnernde Schlag auf dem erwähnten Eiland Rathlin vor. »Was mögen wohl die Ursachen der Kleinheit der Inselpferde sein? Es wurde einst ein grosses Festlaudpferd von Irland nach Rathlin hinüber geführt, und als es daselbst erschien — so erzählen die Ballycastler — da hielten die Insulaner es für ein Ungethüm, meinten, es möge sie fressen, und liefen davon.«*) — Auf jene *) Eine zweite Frage ist, was Pony eigentlich bedeutet? Clement meint, es sei am wahrscheinlichsten aus dem Französischen entstanden, a. a. 0. S. 346: »Das französische »puine« heisst ein geringer Strauch. Das nordenglische »puny« heisst kfein, schwächlich, z. B. a puny bairn, ein kleines, schwächliches Kind, und puniness heisst Kleinheit. Das französische puine (d. i. puisne, post natus, nachgeboren, jünger, geringer, von puis, d. i. post, hernach, ‘und ne, geboren) könnte vielleicht auch das Stammwort von pony sein. — Von dem wilden Fahren und der Schnelligkeit des irischen Pony’s in der Landschaft Kilkenny erzählt derselbe Gewährsmann S. 172 : »Noch nie bin ich so schnell von der Stelle gekommen auf herkömmlicben Fuhrwerken, als von New Ross nach Waterford in einer von Bianconi’s Kutschen. Die Pferde waren voll Lebens, der Kutscher jung und von Whiskeygeist glühend, und der Weg über Berg und Thal. Das war eiü rasches gefährliches Fahren auf der Kutsche, am schlimmsten bergab, wenn der Fuhrmann seinen schleunigen Rennern zupfiff, worauf sie jedesmal die Ohren zurückschlugen und davon- fiogen wie ein verfolgtes Wild. Der Wagen lief 14 englische Meilen in einer • Stunde (3 deutsche Meilen).« — Mir ist erzählt worden, dass diese irischen Kutscher zwischen 2 gefahrene Pferde mitunter ein drittes noch nicht ein- gefahrenes spannen, wild auf dieses darauf loshauen und nun eine Jagd über 209 Frage Kolil’s dürfte zu erwidern sein, dass wir es in diesen Fällen mit der uralten nordeuropäiscben Pferderasse zu -thun haben, die auch im südlichen Europa, Griechenland und Italien verbreitet war. Hier finden wir das Pony auf allen älteren Kanstdenkmälern an seinen charakteristischen Kennzeichen deutlich erkennbar und deut¬ lich geschieden von dem feinen hageren Wüstenpferde mit schlankem Kopf und flatternder Mähne. Im rauhen luselklima scheint das Pferd etwas verkümmert zu sein, wie sich das von Island geschicht¬ lich nachweisen lässt. Dies Pferd steht dem Diluvialpferde und dem Höhlenpferde unzweifelhaft sehr nahe. Die ächten, nicht gefälschten Darstellungen auf den postglacialen Höhlenfunden lassen deutlich das gedrungene, dickköpfige, rauhhaarige, kurzmähnige, rundliche Pony erkennen; wo Menschen dabei gezeichnet sind, ergibt die Ver¬ gleichung, dass das Thier klein war. Diese Kleinheit bei relativer Stärke des Knochengerüstes wird durch die Knochenfunde, nament¬ lich aus Frankreich, bestätigt. Die Pflege des Thieres ist in Irland eine vortreffliche. In den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts machte ein Amerikaner Namens Carrey Aufsehen, welcher die wildesten Rosse in Kurzem auf scheinbar geheimnissvolle Weise zu bändigen wusste. Diese Kunst des »Horse- breaking« ist auch in Irland nicht unbekannt. Zu Ende vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts war in der Nähe von Cork ein Tage¬ löhner Sullivan unter dem Beiuamen der »Whisperer« bekannt, der die wüthendsten Rosse in längsteus einer halben Stunde der¬ artig zu bändigen wusste, dass, wenn der Stall geöffnet wurde, das Thier wie ein Lamm da lag und sich Alles gefallen liess. Er fing seine 'Operation damit an, dass er dem Thier Etwas ins Ohr wisperte, daher sein Spitzname: der Wisperer, der Flüsterer. Von Carrey behauptete man, dass er die Hengste, welche die unbändigsten Exem¬ plare liefern, dadurch zutraulich machte, dass er sich durch Ein¬ reiben die Witterung einer Stute verschaffte. Das Verfahren des Sullivan ist mit ihm, um 1810, zu Grabe getragen worden; nament¬ lich wird hervorgehoben, dass sein Sohn die Kunst vergeblich nach¬ zuahmen versuchte. Stock und Stein beginnen, wobei die eingefahrenen Pferde zwar auch wie toll laufen, aber doch den richtigen Curs steuern. Der Kutscher knallt und schreit wie unsinnig dazu, und nach Verlauf von einigen Stunden soll der schweiss- triefende, zitternde Neuling vollkommen eingefahren sein. Dabei ist im Westen das Zaumzeug oft jämmerlich schlecht ; Leinen und Zügel aus Stroh geflochten sind nicht selten. 14 Im Aberglauben der Iren spielen die dreibeinigen Pferde, die schwarzen feuerschnaubenden und die kopflosen spukenden Rosse, wie iin nord- und südgermanischen Volksglauben eine grosse Rolle. Maulthiere und Esel, letztere von stattlicherem Aeussern als unsere heimischen verkümmerten Grauthiere, sind besonders im Westen häufiger. Bei uns, z. B. in Berlin, ist die Gepflogenheit weit verbreitet, Pferdehufeisen auf die Schwelle zu nageln, um den Teufel abzu wehren. Man verfährt dabei nach dem homöopathischen Grundsatz : similia similibus — der Teufel hat einen beschlagenen Pferdehuf, folgeweise schützt das Hufeisen gegen den Träger des¬ selben. Aehnlicli findet man nun im wilden Westen der grünen Insel ausser dem Lauch, der Nationalpflanze von Wales, auf dem Dach, der gegen schlimme Augen schützt und als Pendant zu dem gegen den bösen Blick in die Oberschwelle geschnittenen *Davids- schild, einem Doppelkreuz oder dem »Crussog« (Maltheserkreuz, zu Ehren der Heiligen Brigitta) auf der Uuterschwelle der Hausthür ein Eselshufeiseu, an dem kleineren und mehr gothischen Bogen leicht kenntlich, festgenagelt. Es muss ererbt, gefunden oder — gestohlen sein und schützt gegen Feen und Hexen.*) Clement rühmt die ungewöhnliche Stärke und Ausdauer, Rodenberg die noch ungewöhnlichere Munterkeit des irischen Esels. Er schildert die Connamara-Esel wie folgt : »Es sprach eine Art Ehrgeiz und Feuer aus ihren Augen, deren sich die unseren niemals gerühmt haben. Da standen zwei vor mir, ihrer Fischkörbe entladen und dem Genuss der milden Morgensonne frei hingegeben. Zuerst be- grüssten sie das goldene Himmelslicht mit jenen Naturlauten, die man überall nicht zu den schönsten rechnen kann, was das Reich der Töne bietet. Hier aber war es gar schrecklich ; selbst die Fisch¬ weiber wurden dadurch in ihrem rohen Geplauder gestört und schlugen die beiden Musikanten mit einem Stecken. Diese jedoch mussten es für eine Beifallsbezeugung halten, denn sie setzten ihr Duo mit er¬ höhter Intensität fort, bis das letzte Echo misstönig im Gebirge ver¬ klungen war.**) Darauf sah sich das edle Paar an und sie be- *) Rodenberg, Maifeier und Allerheiligen in Irland. Voss. Zeitung, Berlin' den 13. Mai 1860, Nr. 112, sagt von Irland: »Um viele Butter zu ge¬ winnen, werden glühende Kohlen und Salz unter das Butterfass gelegt oder ein altes Eselshufeisen an den Butterstock genagelt.« **) Dieselbe Klage über die Unerträglichkeit des Eselgeschreis stimmen Italien - Reisende , wie Sen me, Franz Freiherr von Uaudy, Adolf Stahr u. A. an. Ich kann auch nur bestätigen, "“je weiter südlich in Italien, 211 ganueu sich mit den Mäulern aufs Zärtlichste zu beschnüffeln. Ich war längere Zeit in dem Irrthum befangen, es sei hier auf den Aus¬ druck und Austausch von Gefühlen abgesehen ; allein die Esel von Counamara sind genusssüchtige Creaturen, und es währte nicht lange, so erhob der eine seinen Kopf und wandte ihn gegen den zerrissenen Sattel des andern und fing an, das alte Stroh, mit dem derselbe gefüttert war , zu fressen. Diesmal jedoch machte das Fisch weib von seinem Stecken einen Gebrauch, über dessen Sinn sich der Esel ' nicht länger täuschen konnte. Er musste ihm wohl aufühlen, dass es bei weitem nicht auf eine ermunternde Beifalls- bezeuguug abgesehen sei, und er resiguirte mit einer Miene, deren Ausdruck über alle Beschreibung weltverächtlich war.« Bei dem unbeschreiblichen Elend, in welchem auf der irischen Insel ein grosser Theil der Menschen und Thiere lebt, ist für beide eine humoristische Weltauffassung in der That eine Nothwendigkeit der Existenz. Jeder Reisende, der über Irland geschrieben hat, wird, sobald er den Eindruck des Ekels oder Entsetzens überwunden, von diesem Humor angesteckt und nur im Lichte des Humors kann die Thierpflege und die Thierseele in Irland gewürdigt und richtig wiedergegeben werden. O O * Wir schliessen die Reihe der irischen Hausthiere mit der Ziege und dem Schaf, welche beide bei weitem nicht genug gezüchtet werden, obwohl sie auch so recht, wie Schwein und Huhn, zu den Thieren des armen Mannes gehören. Die steinigen Triften auf dem Wege von Osten her nach Galway, die öden - Bergdistricte könnten Hunderttausende der genügsamen Thiere ernähren. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts gab es, zumal in Connamara, viel Bergschafe und eine gute Wollenindustrie. Lecky (The Leaders of Public Opinion in Ireland, New-York, 1872) sagt: »The Irish then begau to raise je feuriger wird der Esel und je ärger sein Geschrei. Für Fremde ist be¬ sonders das Ende des Geschreis, das mit dem Röcheln Sterbender verglichen worden ist, schrecklich. Wo viele Esel an einem Ort, sind, fängt der Senior gewöhnlich an und unfehlbar stimmt jedes Grauthier, das ein anderes hört^ mit ein ; geschieht dies nun in einer Bergstadt mit engen Gassen, wo der Widerhall mitwirkt, so fällt Einem unwillkürlich der ursprünglich auf Katzen gedichtete Vers ein: »So ein Lied, das Stein erweichen, Menschen rasend machen kann!« — Nach Pater Huc hilft man sich in der Mongolei sehr sinnreich: wenn der Esel schreien will, so hebt er den Schwanz gleichsam als Taktstock hoch; man bindet daher solch’ einem Musikanten einfach einen etwas schweren Stein an den Schwanz ; dies verblüfft den Esel so, dass er das Schreien unterlässt. 212 slieep and go iiito the wool nianufacture. Au act was passed iu tlie English Parliament in 1699 förbidding the expoidatiou of Irish woollens to England or auy other country. As the mauufacture had reached a point of considerahle prosperity, this was a frightful inflictiou and pluuged the people in the deepest distress.« Bei der Aussteuer spielten neben Kühen damals Schafe die Hauptrolle; die ganze Zucht verfiel jedoch aus den von Lecky vorangeführten Gründen. 1845 zählt Clement 2 Mill. Schafe in Irland und be¬ rechnet, dass deren 30 Millionen daselbst leben könnten; dabei gibt es eigenthümliche heimische Rassen, wie die Rachries, auf der Insel Rathlin.*) Zugenommen hat die Züchtung wiederum etwas; allein wann wird der allgemeine landwirthschaftliche Aufschwung Irlands kommen ? — Der fatalistische, in seiner Initiative gebrochene irische Landwirth antwortet wie der Moslim : Allah weiss es ! Beob«aclitiingeii am Orang-Utan. Von Dr. Max Sclimidt. » XV. Da die Nothwendigkeit, dem Drang wieder mehr als bisher für neue Unterhaltung zu sorgen, jetzt dringender wurde, kam unter Anderem auch die frühere Idee, ihm zu diesem Zweck einen Wagen zu geben, zur Ausführung. Das zu diesem Behufe eigends construirte Fuhrwerk war bald fertiggestellt und bestand aus einem läuglich viereckigen Kasten,* der gerade gross genug war, dass der Drang sich hineinlegen konnte, und der auf niederen Rädern, d. h. runden Scheiben von hartem Holze ruhte. Der Wagen wurde eiues Morgens ganz ruhig in den Käfig gestellt. Sofort beeilte sich das Thier herbeizukommen und wendete zu¬ nächst seine Aufmerksamkeit demjenigen Theil dieses Kastens zu, *) Unter den Schafhirten von Kerry findet man jene gelehrten Natur¬ menschen, die in Lumpen gehüllt und von Kartoffeln und Whiskey lebend, Sinn für classisch^ Studien haben und nicht selten Horazische Oden und Hunderte von Versen aus dem Virgil zu citiren verstehen. — In der Graf¬ schaft Antrim gibt es nur Schäferinnen, darauf spielt ein Verspaar an, welches sich für eiu irisches Ohr sogar reimt: »The county of Down for men and horses, The county of Antrim for lambs and lasses.« 213 der ihn von anderen seiner Art unterschied, nämlich den Rädern, von denen es eines mit der Hand fasste und ein wenig drehte. Der Wagen machte natürlich einen entsprechenden Ruck, was den Drang für einen Augenblick zurückfahren liess. Es war hierbei indess ein bemerkenswerther Unterschied gegen die Scheu, welche er früher neuen Gegenständen gegenüber bewiesen hatte, denn während er sonst Furcht damit ausdrückte, gelaugte diesesmal nur mehr die Erwartung zum Ausdruck, wohin und wie weit der Wagen wohl laufen werde. Da die Bewegung nur eine geringe war, so gab ihm der Drang nun einen kräftigeren Stoss, dass er eiue Strecke weit hinrollte, worauf er ihn von der anderen Seite wieder an den frü¬ heren Platz schob. Nachdem auf diese Weise die Beweglichkeit des neuen Spielzeuges festgestellt war, wurcje eine genaue Prüfung seiner soustigen Eigenschaften vorgenomihen. Der Wagen ward auf die Seite gelegt und durch Beisseu die Härte des Holzes ermittelt. Dann drehte der Affe die Räder durch Schlagen mit der Hand und setzte sie nach und nach in möglichst schnelle Bewegung. Aber er fand sogleich auch heraus, ^dass es noch unterhaltender sein müsse, wenn er die beiden Räder einer Seite gleichzeitig in Bewegung setzte. Sodann drehte der Drang das Fuhrwerk völlig um, so, dass sämmtliche Räder nach oben standen, und stellte ihn schliesslich aufrecht auf das eine schmale Ende. Durch einen kräftigen Stoss liess er ihn nun auf die Räder niederfallen und erfreute sich sichtlich an dem dadurch entstehenden Gepolter und dem Davonrollen des leicht beweglichen Vehikels. Nachdem die Untersuchung ohne Zweifel zu seiner Zufriedenheit ausgefallen war, setzte er sich in den Wagen und brachte ihn durch eine schleudernde Bewegung seines Körpers dazu, eine kleine Strecke weit zu rollen. Aber das genügte ihm nicht und er saun offenbar -auf andere Mittel, die wirksamer sein sollten, wobei er öfter nach dem einen Schwuugseile emporblickte, auf dessen Benützung zu seinem Zweck er ohne Zweifel rechnete. Vorerst schritt er aber noch nicht hierzu, sondern er ermittelte erst einige andere Bewe¬ gungsweisen. Er drehte z. B. mit der Hand das eine Rad um, während er im Wagen sass, aber das ging zu langsam, dann schob er sich Aveiter, indem er beide Hände gegen den Boden stemmte, und schliesslich zog er sich am Gitter entlang, was ihm am meisten zusagte. Er fand Raid, dass der Wagen stehen blieb, Aveuu er etwas schräg stand und mit der einen Ecke zwischen die Eiseustäbe ge- rieth, und wusste diesem Uebelstande durch eiue kräftige BeAveguug 214 abzuhelfen, mittelst . welcher er denselben wieder parallel mit dem Gitter stellte. Zuletzt erst fasste er das Seil, schob seinen Wagen so weit weg, als dieses zuliess, stieg dann ein und zog sich nun heran. Wie er aber niemals in der Benutzung seiner Spielzeuge ein¬ seitig ist, so genügte es ihm keinesweges, den Wagen zum Fahren zu verwenden, sondern derselbe musste auch noch in anderen Rich- tunf^en sich nützlich erweisen. So bildete derselbe, auf die schmale Seite gestellt, eine Art Hütte, in der es sich sehr behaglich sitzen liess, aber noch weit anziehender erschien er dem Thiere, wenn ihn dies umkehrte, so dass er dasselbe gänzlich' bedeckte. Man sah dann von dem Atfen nur die Hände, mit denen er einer Schildkröte ähnlich sich unter dem schweren Gehäuse hiuschleppte. Sehr fleissig war ausserdem der Orang bemüht, sich hierbei aufzurichten, um auf den Hinterbeinen gehend, den Wagen eine Strecke weit zu tragen, doch wollte ihm dies stets am wenigsten gelingen. Das Fuhrwerk schien dem Thiere auch ein sehr geeigneter Platz zum Einnehmen seiner Mahlzeiten, und es nahm schon am ersten Tage Brod, Fleisch, Obst und dergleichen mit hinein, um es zu verzehren. Nach und nach wurde der Wagen wirklich als Mittel zum Transport von einem Punkte des Käfigs zum anderen in ganz ernst¬ hafter Weise benützt, wobei der Orang wieder eine grosse Schlauheit in Anwendung der Mittel bewies, um den Wagen in Bewegung zu setzen, indem er je nach Erforderniss denselben von einem festen Punkte aus in der gewünschten Richtung abstiess oder sich mit demselben heranzog u. s. w. Um den Wagen au die Stelle zu bringen, an welcher er ihn haben» will, fasst er ihn wohl mit beiden Vorder¬ händen und schiebt ihn, auf den Hinterbeinen gehend, vor sich her, ganz so wie ein Mensch unter ähnlichen Verhältnissen thun würde. Mitunter drückt er ihn auch auf allen Vieren gehend, mit dem Kopfe vor sich her, und dies geschieht besonders dann, wenn er sich in recht übermüthiger Laune befindet. J 215 Bericht des Yerwaltiiiigsrathes der Neuen Zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M. an die Generalversammlung der Actionäre vom 3. Mai 1879. Sehr geschätzte Herren! Das sechste Geschäftsjahr, welches unsere am 31. Octoher 1872 begrÜDclete Gesellschaft, unter fortdauernden Zeichen von Lebenskraft und von innigem Zusammenhang mit den vaterstädtischen Interessen, am 31. December verflossenen Jahres zurückgelegt hat, gibt uns zu nachfolgendem Bericht an die verehrlichen Gesellschaftsmitglieder Veranlassung. Unsere flnanziellen Resultate waren für das Rechnungsjahr 1878, mittelst eines den Behörden unterbreiteten Etats in Voranschlag gebracht, welcher einen Gewinusaldo von M. 20,405 in Aussicht nahm ; der wirkliche Ueberschuss, welchen wür erzielt haben, beträgt M. 21,366. 11 Pf. und wird durch die heute in Ihre Iläude gelaugte Uebersicht unserer Betriebsrechnung klar nachgewieseu. Wir heben im Hinweise auf dieselbe hervor, dass, wenn die Er¬ sparnisse von M. 2198. 60, welche wir gegen das Vorjahr in den Betriebsausgaben ermöglicht haben, unserem Abschlüsse einerseits zugut gekommen sind, auf der anderen Seite nicht unbedeutende Mindereinnahmen zu verzeichnen waren, welche in dem nun einmal vorwaltenden Bestreben des Publikums: durch Einschränkung und Zurückhaltung jeder Art den herrschenden Zeit-^ Verhältnissen Rechnung zu tragen, ihre natürliche Er¬ klärung fludeu. Von diesen Verhältnissen wurde zunächst unser Abonnenten-Conto betroffen, auf dem wir M. 100,000 zu verein¬ nahmen gedachten, in Wirklichkeit aber nur M. 95,045. erreichten, während das Billet-Conto, in welchem sich zumeist der unserer Vaterstadt so erspriessliche und von unserem Institute nicht zum geringsten Theil geförderte Fremdenverkehr spiegelt, die dem Voranschlag von M. 150,000. nahezu gleichkommeude, sehr beträcht¬ liche Summe von M. 149,102. erbrachte. Eine Mindereinnahme constatirt auch das Wirthschafts-Conto, durch welches der Gesellschafts- Antheil am Wein-Nutzen dargelegt wird. Derselbe blieb gegen das Jahr 1877 um M. 5301. 90 zurück. 21G Gleich wohl wird es von Interesse für Sie sein zn erfahren, dass der Zoologrische Garten ini verwichenen Jahre die erkleckliche Zahl von o 70,560 Flaschen Rheinwein, Pfälzer und Moselwein, deutschen und französischen Rothwein, 4,500 Flaschen Champagner verbrauchte, welche im Einkauf M. 93,286. 85 kosteten und worauf die Gesellschaft einen Nutzen von M. 18,657. 37 hatte. Im Jahre 1877 wurden 94,047 Flaschen I . , . ^ ru \ der obigen Kategorien verkauft. 5,140 » ) Eine Mehreinnahme von M. 1040. 50 gegen das Vorjahr weist unser Vermiethungs-Conto auf. Das Publikum geht immer mehr in die Gewohnheit über, unsere für Bälle, Concerte, Bankette, Hoch- zeits- und sonstige Feste vorzugsweise geeigneten Localitäten bei solchen Anlässen in Benutzung zu nehmen. Unsere V ermögens-Bilanz, wovon sich der Abdruck gleich¬ falls in Ihren Händen befindet, summirt in annähernd gleichem Belang, wie diejenige des Vorjahres. Fast einzig durch Hinzutritt von M. 15,071. 99 bei dem Actien- Conto, in Folge Resteinzahlung zur Abrundung unserer 2800 Actien auf je M. 450. haben sich die Passiven der Gesellschaft gegen 1877 um M. 16,187. 40 gehoben. Die stattgefundene Tilgung von M. 4800 für 16 Stück Prioritäts- Obligationen Serie A ä M. 300 wird sich , der heutigen Tages¬ ordnung gemäss, auch im gegenwärtigen Jahre vollziehen. An neuen Anschaffungen, wofür die Ausgaben zum Theil in das abgelaufene Jahre reichen, haben wir der Einrichtung elekt- trischer Beleuchtung Erwähnung zu thun, einer sich bahn¬ brechenden Erfindung ersten Ranges, welche in unserer Stadt zuerst eingeführt zu haben, wir uns zum Verdienst anrechuen dürfen. Wir verdanken die Ausführbarkeit dieses Unternehmens theilweise dem höchst liberalen Entgegenkommen der englischen, Gasbereitungs- Gesellschaft , mit welcher wir noch längeren Vertrag haben, und glauben, dass das neue System eine nicht unwesentliche Ersparniss an den Beleuchtungskosten gestatten wird. Der Reserve-F onds der Gesellschaft, wie ihn § 1 1 unserer Statuten bestimmt, erreichte Ende 1878 die Höhe von M. 5271. 2 Pf. und ist durch Veranlagung in Frankfurter, Nassauer und Bayerischen Obligationen, Oesterr.-franz. Staatsbahn-Prioritäten und Pfandbriefen der Nassauischen Landesbank und der Bayerischen Boden-Credit-Bank (München) gewährleistet. 217 Zahlreiche Geschenke an Thieren, welche Ihnen durch den Directionsbericht mitgetheilt werden, sind zu unserer Freude auch im vergangenen Jahre eingelaufen. Ausserdem verdienen die uns zu Theil gewordenen namhaften Spenden von 1. Vier Actien der alten Zoologischen Gesellschaft, Schenkung des Herrn M. Carl Freiherrn von Rothschild hier, 2. einer desgh, Schenkung der Frau Hof-Zahnarzt Dr. Budde in Darmstadt, 3. einer desgh, Schenkung der Frau J. Stein Wittwe, geh. E u r i c h hier, 4. M. 248. 88 haare Ueberweisung unseres Verwaltungsraths-Mit- glieds Herrn Carl Fulda hier, sowie die pachtfreie Ueberlassung von Ackerland, welches wieder Herr Sigmund Kohn- Speyer hier, zum Zeichen seiner Anhänglichkeit an die dereinst von ihm mitverwaltete Zoolo¬ gische Gesellschaft, zu unserer Verfügung stellte, unseren lebhaftesten Dank, welchem wir hiermit Ausdruck verleihen. Wir hielten dagegen für unsere Pflicht, einen Betrag von M. 1028. 33 für Einnahme vom Cölner Männer-Vereins-Concert, welches nach dem Brandereigniss im Palmeugarten vom 11. Aug. v. J. nicht daselbst, wie beabsichtigt, sondern bei uns zur Ausführung gelangte, diesem unserem schwer heimgesuchten Schwester-Institute zu überweisen. Unser Jahresüberschuss von M. 21,366. 11 findet seine noth- weudige Verwendung in folgenden Abschreibungen am Werthe unserer Activen : 1. Gebäude . ' . . . . M. 13,927. 17 2. Park . . » 4,000. — 3. Mobilien und Geräthschaften . » 2,724. 9 4. Instrumente und Musikalien . » 486. — 5. Bibliothek . . » 119. 15 während ein kleiner Betrag von . » 109. 70 als Beisteuer zum Unterstützungsfonds 1 empfohlen wird. M. 21 366. 11 Die Vertheilung einer Dividende an die Besitzer solcher Actien, deren 5ter Dividendenscheiu nicht zur Erwerbung einer Eintrittskarte verwendet wurde, entzieht sich nach Obigem diesmal der Möglichkeit. 218 Wir vertrauen auf die Fortdauer des allseitigen Wohlwollens, dessen sich unser Zoologischer Garten von der ersten Stunde seines Bestehens an -zu erfreuen hat, auf seine hervorragende Stellung in der Reihe der vaterstädtischen Anziehungspunkte, welche wir zu behaupten hoffen, und auf die Wiederkehr besserer Zeiten im All¬ gemeinen, wenn wir in unermüdlicher und getreuer Ausübung unserer Verwaltungspflichten, wie bis heute , so auch in der Folgezeit zu verharren gedenken, und ersuchen Sie, unsere verehrten Herren Actionäre, um Ihre erprobte Mitwirkung und Unterstützung. Frankfurt, den 3. Mai 1879. Betriebs -Rechnung vom Jahre 1878. Betriebs- Einnahmen, 1. Abonnements M. Pf. 2343 Familien a M. 30. . . 70,290 1266 Einzelne ä M. 18. . . 22,788 327 Pensionären. Monatsabonn. 1,967 3936 Abonnements . . . 95,045 — 2. Billet-Einnahme 123,998 ä M. 1. 123,998 — 33,870 Pf. 50.^ 16,935 — 4,704 » » 25.' 1,176 — 34,967 » » 20. 6,993 40 197 539 Personen . . . 149,102 40 3. Aquarium . 8,823 27 4. Wein-Nutzen-Antlieil . 18,657 37 5. Pacht . 4,395 72 6. Vermiethungen . . . 5,544 — 7. Umschreibe-Gebühr . . 132 50 8. Verschiedene Einnahmen 1,505 78 M. 283,206 4 Betriebs- Ausgaben, . - M. Pf. 1. Gehalte ...... 38,874 34 2. Fütterung . 41,949 63 3. Musik . 51,632 25 4. Bau-Unterhaltung . . 8,178 41 5. Garten-Unterhaltung . .13,574 65 6. Heizung u. Beleuchtung 13,724 71 7. Wasserversorgung . . 10,519 32 8. Druckkosten .... 6,019 62 9. Insertionen . . . . 3,182 70 10. Livree . 1,569 60 11. Allgemeine Unkosten . 13,765 94 12. Zinsen* . 58,848 76 Betriebs-leberscliuss . , 21,366 11 M. 283,206 4 Bilanz am 31. December 1878. Aetiva. M. Pf. 1. Thier-Conto . ... 135,812 43 2. Pflanzen-Conto . . 7,107 80 3. Bau-Conto .... 2,163,927 17 4. Park-Conto .... 160,000 — 5. Mobiliar- u. Geräth- schaften-Conto . . 262,724 9 Transport . . 2,729,571 49 Passiva. M. Pf. 1. Actien-Conto . . . 1,260,000 — 2. Prioritäten-Conto . . 890,700 — 3. Reserve-Fon d-Conto . 5,271 2 4. Rückständige Divi- denden-Conto . '. . 2,150 92 5. Zinsen- Vortrag-Conto 13,440 — Transport . . 2,171,561 94 219 M. Pt: Transport . . 2,729,571 49 6. Käfige und Behälter- Conto . 3, '025 60 7. Futter-Conto . . . 1,458 26 8. Bibliothek-Conto . . 5,119 15 9. Instrumente- u. Musi- kalien-Conto . . . 5,486 — 10. Staats-Effecten-Conto 5,059 55 11. Ausstände .... 992 3 12. Betriebs - Casse-Conto 304 4 13. Haupt-Casse-Conto . _ 1,879 22 , M. 2,752,895 34 M. Pf. Transport . . 2,171,561 94 6. Bank-Credit-Conto . 252,680 29 7. Guthaben von Mit¬ gliedern der Ver¬ waltung, einschl. Dar¬ lehen für den Aqua¬ rium-Ausbau . . . 194,971 47 8. Conto -Corrent-Credi- ' toren . 111,575 92 9. Unterstützungs-Fonds 739 61 Betriebs-Ueberschuss . 21,366 11 M. 2,752,895 34 Vermögensstand pro 1. Januar 1879. Activa, M. Pf. Thier-Bestand . 135,812 43 Kübel-Pflanzen . 7,107 80 Gebäude M. 2,163,927 17 Abschrei¬ bung . » 13,927 17 - 2,150,000 — Park . . M. 160,000 — Abschrei¬ bung . » 4,000 — - 156,000 — Mobilien M. 262,724 9 Abschrei¬ bung . » 2,724 9 - 260,000 - Käfige . 3,025 60 Futter . 1,458 26 Bibliothek M. 5,119 15 • Passiva. m. pf. Begebenes Actien-Capital . 1,260,000 — Prioritäten, Serien A & B . 890,700 — Reserve-Fonds ..... 5,271 2 Dividende . 2,150 92 Zinsen-Vortrag . 13,440 — Bank-Guthaben .... 252,680 29 Guthaben von Mitgliedern der Verwaltung, einschl. Darlehen für den Aqua¬ rium-Ausbau .... 194,971 47 Verschiedene Creditoren . 111,575 92 Unterstützungs- Fonds . . M. 739 61 Zuweisung . » 109 70 - 849 31 Abschrei¬ bung . » 119 15 Instrumente u. Musi- 5,000 kalien . M. 5,486 — •* Abschrei- bung . » 486 — 5,000 5,059 Staats-Effecten • • • • 55 Ausstände . • • -i • 992 3 Betriebs-Cassen-Bestand 304 4 Haupt-Cassen-Bestand . . 1,879 22 M. 2,731,638 93 M. 2,731,638 93 Fr an k f n r t a. M., 31. December 1878. Der Verwaltungsrath der Neuen Zoologischen Gesellschaft. Adam Wolff^ Br. Friedr, Stiehel, Präsident. Vice-Präsident. 220 1 C 0 r r e s p 0 11 (1 e n z e ii. Alsfeld, den 7. April 1879. Seitdem die Knospen meines vor den Fenstern meines Studirzimmers stehenden Birnbaumes schwollen, sammeln sich Dutzende von Sperlingen und beissen dieselben mit ausserordentlicher Gier stückweise ab, um sie zu verzehren. Vom frühen Morgen bis Abends ^26 Uhr geben sich die Gefrässigeu dieser Dieberei mit allem Behagen hin. Ich habe sie bisjetzt in ihren em¬ pörenden Eingriffen noch nicht gestört, um durchaus exacte und entschei¬ dende Beobachtungen anzustellen. Mit dem heutigen Tage sind indessen letztere geschlossen, denn ich habe den ganzen Hergang mit aller Genauigkeit geprüft und sämmtliche Reiser untersucht, an welchen die Knospen total ab¬ gefressen sind. Es ist bekannt, dass wir Brüder in unserem Buche von den nützlichen und schädlichen einheimischen Säugethieren und Vögeln (Verlag bei Ernst Keil in Leipzig) dieses schädlichen Eingriffs der Sperlinge in die Ent¬ wicklung der Baumknospen bereits zur Genüge Erwähnung gethan haben. Trotzdem habe ich die öfters von uns beobachtete Thatsache nochmals gründ¬ lich untersucht und theile das Ergebniss in dieser unter den Vertretern und Dienern der zoologischen Wissenschaft verbreiteten Zeitschrift zur Berück¬ sichtigung mit. An Dompfaffen habe ich eine ähnliche Erfahrung gemacht. Wenn im Frühling Schnee fällt und die Dompfaffen veranlasst werden, in die Gärten zu kommen, so zerstören sie die Knospen der Stachelbeerbüsche und zarter Obs^;- bäume in grosser Menge. Auch ohne besondere Noth gehen diese mit starkem Schnabel bewaffneten Vögel die Knospen an und richten nicht selten empfind¬ lichen Schaden an. Ich muss hervorheben, dass die Sperlinge die Knospen edlerer Birnsorten denen der rauheren und unedlen unverkennbar vorziehen. Diese Allesfresser sind zugleich Feinschmecker, wie sie dies bei den Kirschen und Trauben ja auch bekunden. — Eine andere von mir angestellte Untersuchung lehrt, dass die Rothkehl- chenmännchen von den Weibchen sich nicht durch die dunklere Farbe der Füsse unterscheiden lassen, denn mehrere Dutzend frisch eingefangener Rothkehlchen im Laufe der zweiten Hälfte des März haben mir den klaren Beweis geliefert, dass die als feststehend betrachtete Angabe der ornithologischen Werke über den Unterschied des Männchens und Weib¬ chens beim Rothkehlchen falsch ist. Vögelchen mit sehr hellen Füssen er¬ hoben nach wenigen Tagen ihrer Gefangenschaft ihren Gesang, während solche mit schwarzen Füssen sich als Weibchen documeutirten. Ebenso lernte ich Weib¬ chen mit hellen und Männchen mit dunklen Füssen kennen. Nunmehr sind die Gefangenen wieder der Freiheit übergeben, nachdem ich mir Klarheit ver¬ schafft. Uebrigens habe ich der Gründlichkeit der Untersuchung halber mehrere Rothkehlchen mit dunklen und andere mit hellen Füssen den ganzen Winter hindurch gehalten und dieselbe ‘Erfahrung gemacht. Auch stellte sich heraus, dass die Färbung ebensowenig ein Kennzeichen bietet wie die > grössere 'oder geringere Lebhaftigkeit. In letzterer Beziehung menschelt’s in der Vogelwelt gar sehr. Phlegmatiker, Choleriker, Sanguiniker gibt’s auch unter den Vögeln. Dem 20. April 1879. lieber die neueren Beobachtungen, welche ich Ihnen kürzlich mittheilte, habe ich noch Einiges zur Erläuterung nachzutragen. So lange die Birnknospen noch nicht so weit entwickelt und von dem ausschwitzenden Safte versüsst waren, frassen die Spatzen unaufhörlich den ganzen Tag über und zwar radikal alles Grüne ab. Schon als der Regen eintrat, Hessen sie davon ab, gänzlich, als Schnee fiel. Nun, seitdem die Knospen gejilatzt sind und die Blättchen sich zu entfalten beginnen, hört das schadhafte Verbeissen auf. Dagegen fressen mir, vorzüglich in den Frühstunden, die frechen Vögel den Grassamen von den frischbesäten Rasenplätzen weg. Es ist viel gefaselt worden, dass die Spatzen nur diejenigen Knospen und Blüthen zerstörten, welche von Würmern befallen seien. Diese Meinung beruht auf oberflächlicher Beobachtung. Den Spatzen ist’s um die süss schmeckende vegetabilische Substanz zu thun. Es sind hier viele Steinschmätzer und Wiesenschmätzer, die eben angekommen waren, durch den Schneefall zu Grunde gegangen. Die Thiercheu hatten scharf hervortretenden Brustkamm und starben mir auf der Hand. K. Müller. Wi en er - N eu s t a d t, 10. Mai 1879. lieber die Aufzucht von Edelmarderjungen durch eine Haus¬ katze ging mir folgender briefliche Bericht aus Mar. Saal vom 8. Mai zu: ' Am 1. Mai fuhr der hiesige Gastwirth Scheliessnig mit Brennholz aus dem Walde; 30 Schritte vom Saume desselben Hess er auf einem kleinen ebenen Platze seine Pferde rasten und hörte von einem Fichtenbaume herab das Ge¬ schrei von jungen Mardern, welche Töne er als eifriger Jäger sofort erkannt hatte. Der Wirth kletterte auf den Baum und fand in einem Neste 3 Junge, die noch blind waren; eines davon nahm er mit sich nach Hause und zeigte das Thierchen dem Herrn medic. Dr. Breitschopf und mir; Ersterer bemerkte, bei ihm . zu Hause hätte die Hauskatze eben erst Junge bekommen — , wie wäre es, wenn wir den armen Knirps der Katzenmutter unterschieben würden? Gesagt, gethan. Die Katze nahm das Junge und Hess es sofort zur Milch. Jetzt nahm ich persönlich den jungen Marder der Katze weg; aber ich musste staunen, — dann sofort kam die Katze und trug sich den jungen Marder in ihr Lager zurück. Des andern Tages ging ich in Begleitung eines Jagd¬ freundes mit Gewehr in den Wald, musste jedoch, als wir zu dem bezeichneten Baume kamen, zu unserem Missvergnügen wahrnehmen, dass die Mardermutter ihi’ Wochenbett geändert hatte. Wir warteten eine kleine Weile, da hörten wir das Geschrei von jungen Mardern von einem etwa 20 Schritte entfernten anderen Baume. Ich klopfte mit dem Gewehrkolben an den Baumstamm, und sofort kam das Marderweibchen aus dem Neste heraus; mein Begleiter schoss dasselbe in Eile herab: es war ein Edelmarder! Nun holten wir auch die 2 Junge herab und gaben sie der erwähnten Katzenmutter, welche dieselben auch annahm. Jetzt säugte die Katze also die 3 jungen Marder nebst einem Kätz- — 222 — t eben, welches man ihr von ihren eigenen Jungen noch gelassen hatte. Ein junger Marder ist inzwischen leider zu Grunde gegangen, wie und warum ist mir nicht bekannt. Die beiden jungen Marder gedeihen vortrefflich, während die kleine Katze erbärmlich aussieht; aber auch die alte Katze sieht übel aus: an den Zitzen verwundet und voller Krätze. lieber die weiteren Erscheinungen will ich mit Vergnügen Bericht erstatten u. s. w.« Kau pp recht m. p., regens chori. (Einsender: Dr. Baumgartner.) Frankfurt a. M., 9. Juni 1879. In der ersten Woche des verflossenen Monats Mai bemerkte ich, dass eine Schwarz amsei in meinem an der Strasse liegenden Vorgarten, dessen Front mit drei Weissdornbäumchen bepflanzt ist, in dem mittleren derselben etwa 3^/2 bis 4 Meter hoch und gerade unter meinem Fenster im ersten Stock ein Nest baute. Nach dessen Vollendung legte das Weibchen Tag für Tag Ein Ei, so dass am dritten Tage drei Eier im Neste lagen. Bei fernerem Beobachten und in der Meinung, dass noch ein viertes Ei naciikomme (wie ich dies zwei Jahre vorher ganz in demselben Falle erlebte), fand ich, dass die drei Eier nicht mehr in der vorherigen Ordnung nebeneinander lagen, woraus ich ver- muthete, 'dass irgend eine Störung, sei es durch Katzen, deren eine Anzahl in der Nähe sich befindet, oder sei es die unmittelbare Nähe des sehr stark frequentirten Trottoirs, die Ursache sein könne. Das ist nun an sich nichts Auffallendes, allein was jetzt beobachtet wurde, ist mir und den dabei bethei¬ ligten Personen neu und unbekannt. Als nämlich am andern Morgen die Beobachtungen fortgesetzt wurden, fand meine Nichte, die ein Stockwerk höher wohnt, dass Ein Ei fehlte und nur noch zwei im Neste lagen; sie glaubte sich zu täuschen und legte sich auf die Lauer. Nach kurzer Zeit erschien das Weibchen und erfasste das eine von den noch vorhandenen zwei Eiern mit dem Schnabel und trug es im Fluge fort in einen Nachbargarten, in welchem es ohne Zweifel des wahrscheinlich ruhigeren und stilleren Aufenthaltes halber inzwischen ein neues Nest gebaut haben musste, was mir durch die öftere. Abwesenheit während des dreitägigen Eierlegens klar wurde. Bei meinem Nachhausekommen am Nachmittag wurde mir der Vorgang mitgetheilt, und als ich nach dem letzten Ei sah, das nach Versicherung meiner Tochter ganz kurze Zeit vorher noch im Neste gelegen hatte, war auch dieses verschwunden. Es steht nun wohl unzweifelhaft fest, dass auch dieses auf die erwähnte Art entfernt wurde. Schliesslich sei noch bemerkt, dass während der Abwesenheit des Weibchens das Männchen auf dem Bäumchen Wache hielt, bis ersteres zurückkehrte, worauf es sich so lange auf das nächste Bäumchen setzte, bis seine Wache wieder nöthig wurde. — Dass Säugethiere ihre Jungen verschleppen, ist eine bekannte Sache, dass aber ein Vogel seine Eier in Sicherheit zu bringen sucht wie in vorliegendem Falle, ist eine wahrscheinlich noch wenig beobachtete Erscheinung. C. Dieterle. N — 223 — M i s c e 1 l e n. Kleine Erzählungen aus dem Thierleben. Von P. Vinc. Gredler. (Fortsetzung.) 5. Durch frisches Genasche um Waldesboden, wodurch Eichhörnchen ihre Anwesenheit verrathen, aufmerksam gemacht, spähte mein Berichterstatter A. in all den Gezweigen des Nadelbaumes nach dem Hörnchen lange vergebens aus. Da schlug der Haushund eines etwa 200 Schritte entlegenen Bauern¬ gehöftes an. Flugs — drückte sich das Kätzchen oder nahm es Reissaus ? — 0 nein! es kam an den äussersten Rand eines Astes herausgesprungen, wo es den Hund erblickt haben mochte. Denn nun spottete es desselben nicht bloss durch Nicken des Kopfes und Rückbewegungen des ganzen Leibes, so dass der Zweig wippte, sondern auch durch getreueste Nachahmung des Hundegebelles, nach Zahl, Höhe und Tiefe der Töne, in längern oder kurzen Absätzen, — mit Einem Worte: das Eichhörnchen spottete durch geraume Zeit das Gebell gleich einem Echo in Tönen nach, die von dem ihm eigenthümlichen Schnalzen völlig verschieden waren. Der Jäger aber konnte vor Lachen sein Gewehr nicht zum Anschlag bringen und so rettete das witzige Thierchen sein possierlicher Humor aus der ungeahnten nahen Todesgefahr. Ob dieser Nachahmungstrieb bei Nagern schon beobachtet worden? Einmal an der Glaubwürdigkeit des Erzählers wage ich nicht zu zweifeln. Schwedisches Elchwild in Ostpreussen. Auf Wunsch unseres Kaisers hat König Oscar von Schweden seinem Oberhofjägermeister, Graf C. M. Lewen- haupt, gestattet, während der sonst verbotenen Jagdzeit eine Anzahl von ca. 18 Elennthierkälbern in den schwedischen Kronwäldern fangen zu lassen. Diese Thiere sollen, wie verlautet, zur Verbesserung der in einigen grossen ' Jagdgehegen Ostpreussens befindlichen alten Elenuthierstämme verwandt werden. Berliner Tageblatt. L i t e r a t ii r . 1. Beobachtungen über das Wachsthum des Herings im west¬ lichen Theile der Ostsee. Von Dr. H. A. Meyer. Separatabdruck aus dem Jahresberichte der Commission zur wissenschaftlichen Unter¬ suchung der deutschen Meere in Kiel. Berlin, Wiegandt, Hempel & Parey, 1878. 2. Biologische Beobachtungen bei künstlicher Aufzucht des Herings der westlichen Ostsee. Von Dr. H. A. Meyer. Berlin, Wiegandt, Hempel & Parey, 1878. Zahlreiche Fragen aus der 'Naturgeschichte des Härings, von der grössten Wichtigkeit für die bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen, sind noch zu be- 224 antworten, aber wegen der in der Sache liegenden Schwierigkeiten nur sehr schwer zu lösen. Mit dankenswerthem Eifer und mit glücklichem Erfolg hat es Dr. H. A. Meyer, Mitglied der Commission zur wissenschaftlichen Unter¬ suchung der deutschen Meere, unternommen, dieser Aufgabe näher zu treten, wozu ihm sein Wohnort Kiel günstige Gelegenheit bietet. Der Laich des Härings wird in der westlichen Ostsee zweimal im Jahr, hauptsächlich im April, Mai und im September, October in Menge gefunden. Die Laichzeit beginnt im Allgemeinen immer am frühesten im kältesten Wasser und endet da, wo es sich am längsten warm erhält (in der Nordsee fängt sie z. B. in dem kälteren Wasser Schottlands an). Der Frühlingshäring liefert in der westlichen Ostsee den bei weitem grössten Fang und hat zahlreiche Laich¬ plätze; er liebt das durch Zuflüsse vom Lande her stark angesüsste Wasser und sucht diejenigen Gründe auf, die sich im Frühling am schnellsten er¬ wärmen; der Herbsthäring hat weniger Laichplätze und wählt zu solchen im Ganzen tieferes Wasser. Die Eier sind in der Regel im Frühling kälter gebettet als im Herbst, die Jungen aus ersteren aber gehen einer Wärme von 22° C., die im Herbst ausgeschlüpften einer Kälte von 1 — 2° C. entgegen. Versuche haben gezeigt, das die Temperatur (sehr wenig nur der Salzgehalt) von grösstem Einfluss auf die Entwicklung der Eier und das Wachsthum der Jungen ist. Schlüpfen in der Kieler Bucht bei 10 — 11° C. die Eier in 11 Tagen aus, so kann man bei + 2° C. dieselben einen Monat frisch und gesund er¬ halten; bei — 0,8° C wird die Entwicklung unmöglich, indem der Dotter dabei undurchsichtig wird und die Eihaut sprengt. Das Verschwinden des Härings an Küsten, an denen er früher häuflg Avar, mag sich also durch die Einflüsse kalter Strömungen erklären. Ausser der Temperatur ist es jedenfalls aber auch der wechselnden Fülle der Nahrung zuzuschreiben, dass man in allen Monaten junge Häringe von sehr verschiedener Grösse findet. Aufzucht¬ versuche, bei denen es gelang, aus künstlich befruchteten Eiern in 5 Monaten Thierchen von 72 mm zu erziehen, geben hierüber mancherlei Aufschlüsse. Eingegangene Beiträge. Prof. E. H. in J. : Dank für die beiden Sendungen. — A. v. R. in N. (Japan): Mit grosser Freude empfing ich Ihre Sendung, aus der ich ersehe, dass es Ihnen gut geht. — C. D. in F. — B. G. in B. : Mit Dank angenommen. — J. R. in W. — v. Fr. in St. G. bei D. : Vielen Dank für die schöne, gut angekommene Schlange. — L. v. H. in F. und A. F. in F. : Besten Dank für die Notizen über die Schmetterlingsflüge. Bücher und Zeitschriften. Dr. K. R u s s. Die fremdländischen Stubenvögel. 3. Band. Die Papageien. 2-^4. Lieferg. mit 6 Taf. in Farbendruck. Hannover. C. Rümpler 1879. Führer durch das Aquarium von Gebrüder Sasse in Berlin., Berlin im Selbstverläge des Aquariums 1879. Dr. F. Knauer. Ein Ausflug nach Schönbrunn. Ein Wegweiser durch die Menagerie, den botanischen Garten und die übrigen Anlagen. Wien 1879. Im Selbstverläge des Verfassers. Bulletin mensuel de la Societe d’Acclimatation. Paris No. 4. Avril 1879. Deutsche Jagdzeitung. Juni 1879, VII. Revier, Jagen 25. Leipzig. J. Werner. Dr. B. P 1 ü s s. Leitfaden der Botanik und Zoologie. Freiburg i. Br. Herder’scher Ver¬ lag 1879. Berichtigung. Zu Seite 2, Zeile 12—10 v. u. — Nach brieflicher Mittheilung des Hei’rn Dr. Dorner in New-York an Herrn G. Schubert sind die metamorphosirten Exemplare des Axolotl nicht in den mexikanischen Seen sondern am Como lake in Wyoming Territory gefunden. Mahlau & Waldsclimidt. Frankfurt a, M. I Der Zoologische Garten Zei tsolirift N für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. Redigirt von Dr. F. C. Noll. In Commission bei Mahlau & Wald Schmidt in Frankfurt a. M. 8. XX. Jahrgang. August 1879. 1 11 1& Sl 1 t. Beobachtungen am Orang-Utan; von Dr. Max Schmidt. — Die regulären Wandervögel des Teutoburger Waldes; von H. Schacht. (Schluss.) — Zur Biologie des gemeinen Staares (Sturnus vulgaris L.) von Pfarrer A. J. Jäckel in Windsheim, — Die deutschen Waldhühner; von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung.) — Bericht des Verwaltungsrathes der Neuen Zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M. an die Generalversammlung der Actionäre vom 3. Mai 1879. — Nachrichten aus dem Zoologischen Garten zu Fi’ankfurt a. M. ; von dem Director Dr. Max Schmidt. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. — Beob.acli tu Ilgen am Orang-Utan. Von Dr. Max Schmidt. XVL Mit Bekleiduugsgegenständen verschiedener Art weiss der Orang trefflich umzugehen. Erhält er einen Handschuh, so ist er keinen Augenblick im Zweifel über dessen Verwendung, sondern er führt ohne weiteres die Hand in denselben ein. Dabei weiss er rechts und links wohl zu unterscheiden und den Handschuh zu finden, der ‘ für die Hand der betreffenden Seite passt. Einige Schwierigkeit be¬ reitet ihm dabei das ünterbringen der Finger in den für dieselben bestimmten Hüllen, aber in der Regel gelingt es ihm bald dieselben . richtig zu vertbeilen. Ist er damit zu Stande gekommen, Hand- ' ■ schuhe anzulegen, so betrachtet er dieselben mit sichtlichem Wohl- , gefallen, streicht sie glatt, bewegt Hände und Finger hin und her und fährt auch wohl mit der behandschuhten Hand behaglich über ‘ das Gesicht. Letzteres thut er, wie es scheint, vorzugsweise wegen ■ der Glätte und Zartheit des Leders, vielleicht auch wegen des Ge- r ruches, der den meisten Handschuhen anhaftet. i 15 22G Das Ausziehen geschieht in völlig menschlicher Weise. Der Affe lockert zuerst jeden einzelnen Finger, indem er die Spitze des¬ selben fasst und leicht daran zieht, dann ergreift er sänimtliche Fingerspitzen gleichzeitig und zieht mit einer gewandten Bewegung die Hand heraus. Bei der Vielseitigkeit, mit der er alle in sein Bereich gelangenden Gegenstände verwendet, kann es nicht Wnnder nehmen, dass er auch die Hinterhände gern mit Handschuhen schmückt, sowie, dass er wenigstens versucht, solche auf den Kopf zu setzen« Aber nicht genug damit, legt er sie sich wohl auf Gesicht und Kopf, wo er sie geschickt im Gleichgewicht zu erhalten versteht. Mit einem Hut oder einer Mütze beschäftigt er sich jederzeit sehr gern, und eine seiner Lieblingsneckereien dem Wärter gegen¬ über besteht darin, dass er am Seile im raschen Vorüberschwingen diesem die Mütze blitzscbnell abnimmt und sie mit einer ungemein flinken Bewegung auf seinen eigenen Kopf stülpt, der natürlich darunter völlig verschwindet. Er setzt sie dabei jedesmal ganz richtig auf, den Schirm nach vorn. Wenn ihm ein Hut in die Hände geräth, so ist er gewöhnlich sorglich bemüht, sich des bunten Futters zu bemächtigen. Um ihm nun Gelegenheit zu bieten, eine für seine Verhältnisse passende Kopfbedeckung zeitweise zu benützen, wurde ein spitziger Filzhut für ihn angefertigt. Derselbe war leider etwas zu klein ausgefallen und dies wurde offenbar auf den ersten Blick von dem Thiere wahrgenommen, denn entgegen seinem sonstigen Verfahren in ähnlichen Fallen setzte er denselben nicht sofort auf, sondern trieb alle möglichen Allotria damit. Als ihm gesagt wurde, er möge den Hut aufsetzen, was er jederzeit ver¬ steht, versuchte er dies mit sichtlicher Ostentation, indem er den¬ selben mit beiden Händen gewaltig in den Kopf herein zu zerren sich bemühte und dann schüttelte, als wolle er versuchen, ob er auch sitzen bleibe. Natürlich kugelte die Kopfbedeckung davon und er ergriff sie nun, stülpte sie ganz leicht auf und trommelte sie wie zum Hohne mit beiden Fäusten fest. Auch der starke Filz, der ab¬ sichtlich gewählt worden war, um den Zerstörungsversuchen des Thieres den nöthigen Widerstand leisten zu können, fand seinen Beifall durchaus nicht, und der Orang suchte dies durch thunlichst schnöde Behandlung des Hutes anzudeuten. Wenn er ihn tüchtig eingeschlagen hatte, bemühte er sich, ihm wieder die ursprüngliche Form zu geben, wobei er sich eines Hinterbeines als Haubenstock bediente. Erst später kam diese Kopfbedeckung zur Geltung, nach- 227 dera es dem Oraug gelungen war, den ganzen Kopf derselben dicht über dem Rande wegzureissen. Dieser letztere wird nun bald auf¬ gesetzt, bald wie ein Rahmen um das Gesicht gehalten, bald als Schmuckgegenstand an den Arm bis zur Schulter hinaufgestreift und bietet auf diese Weise der reichen Phantasie des Thieres ein sehr dankbares Spielzeug dar. Zufällig fand sich ein anderer kleiner Hut, der etwas zu weit war für den Kopf des Drang und aus leichterem und weicherem Filz bestand. Hätte noch ein Zweifel darüber bestanden, dass das Thier mittelst des Augenniasses sofort die Weite des früheren Hutes ermessen hatte, so hätte derselbe jetzt sofort schwinden müssen, denn es warf nur einen flüchtigen Blick, auf die neue Kopfbedeckung, worauf es dieselbe sich aufs Haupt schwang. Dieselbe flel bis zu den Schultern herein, doch machte dies dem Thiere kein Bedenken, sondern e& bekuudete eine ganz ausserordentliche Freude über das neue Spielwerk, wie es solche -über den anderen Hut nie geäussert hatte. Die Festigkeit des Hutes, des Futters, sowie einer an demselben an¬ gebrachten, Kokarde von Sammtband wurde in einer etwas bedenk¬ lichen Weise mit den Zähnen geprüft, so dass diesen Untersuchungen öfter Einhalt geboten werden musste. Dann füllte der Drang den Hut mit Brodstücken, und als er sich einige Zeit damit unterhalten hatte, 4hn auf diese Weise als Korb zu benützen, legte er eine kleine Holzkugel hinein, die er durch eine Bewegung mit dem Hute aus diesem emporwarf, um sie daun abermals mit demselben wieder aufzufangen. Doch auch dieses Spiel konnte auf die Dauer nicht genügen, und er nahm daher zur Abwechselung eine grosse Kugel, um sie in ähnlicher Weise zu schleudern. Ihres bedeutenderen Ge¬ wichtes wegen wollte dies aber nicht gelingen . weshalb er sich damit begnügte, den Hut, in dem sich die Kugel befand, auf den Boden zu schlagen und ein heftiges Gepolter damit zu verursachen. Die Weichheit des Filzes sagte ihm sehr zu und er machte gründ¬ liche Studien über dieselbe, indem er sich bestrebte, den Hut auf ein möglichst kleines Volumen zusammeuzupressen, wmbei er ihn sehr sachgemäss faltete. Aber die Zartheit des Stoffes gab auch zum alsbaldigen Untergang des Hutes Veranlassung, der bereits am zweiten Tage bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt war. - Ein dritter Hut hatte endlich die richtigen Eigenschaften. Er hatte die nöthige Grösse, festen, nicht zu harten Filz und Hess sich in Folge dessen von dem Thiere in jeder der bereits eiwvähnten 228 ) Richtungen benützen. Ein Bild von überwältigender Komik ent¬ steht, wenn der Orang mit dem Hut auf dem Kopfe in seinem Wagen sitzend, sich im Zimmer umherfährt und dabei das ernst¬ hafteste Gesicht zu Schau trägt. Die regulären Wandervögel des Teutoburger Waldes. Von H. Schacht, (Schluss.) In den ersten Frühlingstagen, vom April bis Mai, bemerken wir au unsern Flüssen und Teichen einen einfach gefärbten Vogel aus der Familie der Uferpfeifer, bei uns gewöhnlich Regenpfeifer genannt, es ist dies der> Flussregenpfeifer {Aegialües minor). Nicht nur bei Tage, sondern auch bei Nacht ist der kleine Wander¬ gast in fortwährender Bewegung. Unaufhörlich trippelt er auf den kiesigen Uferplätzen umher, bewegt dazu den Hinterleib auf und ab, w'endet bald hier bald dort kleine Steinchen um, watet eine kleine Strecke ins Wasser und sucht allerlei Wasserkerfe zu erhaschen. Aufgescheucht fliegt er mit einem durchdringenden Zizizi über die Wasserfläche oder auch über das Land einem andern Lieblingsplatze zu. Im Fluge gleicht er von oben gesehen genau einer Lerche, der er auch an Grösse gleichsteht. Au dem Teiche des Externsteins ist er im Frühjahr und Spätsommer immer in mehreren Exemplaren auzutreffeu. Höchst erstaunt war ich aber, als ich den beweglichen Vogel am 14. August v. J. hoch im Gebirge am Silberbache vor¬ fand und zwar au einer Stelle, wo sonst nur Wasserstaare und Ge- birgsstelzeu ihr Wesen treiben. Ueberhaupt schienen die Vögel im vorigen Jahre ihre Brutplätze früh verlassen zu haben, denn schon • Anfangs August belebten dieselben allenthalben die Ufer unserer Teiche und Flüsse. Nimmt mau au, dass dieselben vor Mai nicht au den Brutplätzen erscheinen, so dauert ihr eigentliches häusliches Leben nur den kurzen Zeitraum eines Vierteljahrs, während sie die übrige Zeit die Leiden und Freuden des Wanderlebens geniessen müssen. Sobald sich im Lenz die Wiesen und Felder wieder mit frischem Grün bekleiden, stellt sich als regelmässiger Gast jener bekannte Stelzvogel, Freund Abälard oder der Storch (Ciconia alha) ein, auf 229 dessen • Entdeckung als Brutvogel unsers Landes der Naturwissen¬ schaftliche Verein für Lippe schon seit Jahren eine Geldprämie ge¬ setzt hat, die aber bisher von Niemanden eingelöst ist. Es ist son¬ derbar, dass sich dieser Vogel, der ganz in unserer Nähe, in West¬ falen uud an der Weser brütet, bei uns noch nicht augesiedelt hat, ob znm Nutzen oder Schaden unserer Ornis mag dahingestellt hleibeu, da die Meinungen der Vogelkundigen über uusern Hebammeu- adjuukt noch sehr getheilt sind. Soviel steht indess fest: er ist ein sehr gefrässiger Räuber uud Mörder aller kleinern Thiere, die ihm bei seinen täglichen Strolchfahrten in den Wurf kommen, von den unschuldigen Fröschen, Blindschleichen, Eidechsen und nützlichen Kröten au, deren letztere er, nach Naumann, üur zum Vergnügen spiesst und schlachtet, bis zu den Hasen, Mäusen, Maulwürfen und Kreuzottern hin. Auch auf uusern hochgelegenen Gebirgs wiesen lässt er sich zeitweilig nieder, rastet selbst auf den Dächern uusers Dorfs. Einst beobachtete ich im Mai, auf der höchsten Kuppe unsers Waldes stehend, sogar ein Pärchen, welches hoch über mir in blauer Him¬ melsluft kreisend die prächtigsten Flugreigen ausführte. Ueberhaupt treiben sich den ganzen Sommer hindurch auf uusern Wiesen uud Feldern Störche umher, ohne jemals zur Brut zu schreiten. Es müssen dies schon bejahrte ausgediente Leutchen sein, die in der Ars amandi nachgerade zu Stümpern geworden sind. Von allen Wandervögeln, die regelmässig uusern Wald passiren, fällt selbst dem Lai'en keiner mehr auf als der Kranich {Grus cinerea)^ sei es nun, dass er im Herbst durch sein Erscheinen das baldige Ende der guten Zeit verkünde oder dass er durch seine Heimfahrt die Tage der Wonne anzeige. Zudem fordert er nicht nur durch die Keilorduung seines Fluges Aller Augen, sondern durch sein ewiges Geschrei Aller Ohren heraus. Wer deshalb an einer be¬ suchten Wanderstrasse des Waldes wohnt, hat oft sogar im Bette das Vergnügen, aus den Lüften die Grüsse der nächtlichen Wan¬ derer zu vernehmen. So zählte ich einst in einer Stunde einer mondhellen Herbstnacht nicht weniger als 5 Schwärme, die vorüber zogen. Ihr Erscheinen im Herbst wird immer durch den in höheru Breiten eintretenden Winter bedingt. Vor Anfang des Octobers kommen sie nie. Der frühste Termin ihrer Ankunft bei uns war der 3. October des Jahres 1864, als in der Nacht zuvor die Tem- \ peratur einige Grad unter den Gefrierpunkt gesunken war. Der frühste Termin ihrer Rückkehr aus der Wiuterherberge, den mein Tagebuch aufweist, war der 7. Februar 1868. In den Localblättern 230 wird oft die Anknaft der Kraniche um Weihuachteu gemeldet, doch darf man diesen Angaben keinen Glauben schenken, da die Herrn Reporter oft die in Keilordnung ziehenden Wildgänse für Kraniche halten. Tn der neuern Zeit hat mau vielfach behauptet, dass I^raniche, Störche und andere mit mächtigen Schwingen versehene Vögel auf ihren Reisen kleinere Passagiere, wie Bachstelzen, auf ihren Rücken lüden und auf diese Weise weiter beförderten. Ja, ein ungenannter Geometer theilte kürzlich in einem Paderborner Blatte mit, dass er, in der Nähe uusers Waldes mit Feldmessen beschäftigt, selbst ge¬ sehen habe, wie durch einfaches Händeklatschen veranlasst, eine Bachstelzenschar von den Rücken wandernder 'Kraniche herab¬ geflogen sei. Das klingt allerdings recht anmuthig, doch muss ich in die Sache so lauge einen bescheidenen Zweifel setzen, bis diese Beobachtung von Leuten gemacht ist, die mit voller Namensunter¬ schrift für die W^ahrheit ihrer Behauptung in die Schranken treten, und von denen man weiss, dass sie auch zu beobachten verstehen. Es wäre doch höchst sonderbar, wenn diese Thatsache sollte allen frühem und jetzigen Ornithologen verborgen geblieben sein , von denen doch gewiss jeder schon einen Schuss in eine solche Luft- carawane abgefeuert hat, wodurch die mitreisenden blinden Passa- • giere gewiss eher zum Absitzen zu bewegen sein werden als durch einfaches Händeklatschen. Als äusserst scheuer und vorsichtiger Vogel weicht der Kranich dem Menschen immer sorgfältig aus, doch hatte ich einst das Glücke mich in der Dämmerung bei dichtem Nebel, als sich eine ICrauich- herde auf einer feuchten Wiese niedergelassen hatte, um dort zu übernachten, derselben etwa auf 25 Schritt zu nähern, worauf alle in niedrigem Fluge davon zogen. Der berühmteste ICranich, der je gelebt hat, war gewiss der des Barons von Seyffertitz; ob aber auch diesem von seinem Herrn in Anbetracht seiner Verdienste ein Denkmal gesetzt wurde, wie es vor beinahe 100 Jahren zu Ehr und Andenken eines ICranichs in meiner Vaterstadt Lemgo errichtet worden ist, kann ich nicht sagen. Ja, ich möchte glauben, dass dieses das einzigste Vogeldenkmal im ganzen Deutschen Reiche sei. Dieses Monument, welches auf dem sogenannten Annenhofe steht, ist ein mächtiger Sandsteinobelisk und trägt auf der Vorderseite folgende Unterschrift : 231 I Hier liegt Hans der Scliöue. Er, der von Pol zu Pol gezogen, Hoch über Wolken oft geflogen, Sich jedes Beifall hier erwarb. Ach! dieser gute Kranich starb. Lemgo, 1. December 1788. Leider Lat der gräfliche Besitzer dieses noch im 'Tode hoch¬ geehrten Vogels über seinen Liebling keine weiteren Aufzeichnungen hinterlassen. Dass derselbe, wie die Sage berichtet, als geflügelter Bote den brieflichen Verkehr mit dem 2 Stunden entfernt liegenden Residenzschlosse in Detmold vermittelt habe, wird sicher auf Ueber- treibung beruhen; wahrer dürfte es schon sein, dass er durch den Fusstritt einer Köchin sein Leben verlor, weil er derselben, als sie die Treppe hiuaufstieg, unterhalb der Region der Schleppe einen derben Biss applicirte. Wenden wir uns nun einem dritten Stelzvogel zu, der vor 25 Jahren noch in unser m Walde brütete, seitdem aber nur als regelmässiger Sommer- und auch Wintergast auftritt; es ist dies der Fischreiher (Ärdea cinerea), ein allen Fischereibesitzern höchst widerwärtiger und verhasster Gesell, dem man überall und jederzeit nachstellt, der aber. Dank seiner übergrossen Vorsicht und Wach¬ samkeit, selten eine Beute' des Schützen wird. Sehr häufig besucht er die forellenreichen Gebirgsbäche, wählt aber zur Ausübung seines Diebesgewerbes selten den Tag sondern meist nur die stille Nacht. In hellen Mondnächten habe ich mich ihm an einsam gelegenen Teichen oft auf 50 Schritt nähern können. Wenn er in dunkler Nacht über unseru Wald segelt, lässt er zeitweilig seinen lauten Ruf erschallen, uns mahnend an des Dichters Worte: Nur einsam durch die Abendlüfte Ein silbergrauer Reiher fliegt. Aus der Familie der Schnepfen finden wir als regelmässige Pas¬ santen unsers Waldes die Becassine {Scolopax gallinagö) und die Moorschnepfe {Scol. gallinula). In einiger Entfernung vom Walde ist die erste zwar Brutvogel, doch habe ich sie als solche im Walde oder in der Nähe desselben noch nicht beobachtet, da es ihr an passenden Brutstätten mangelt und unser Wald heute nicht mehr jene classischen Moräste aufzu weisen hat, worin einst Varus mit seinen 0 232 Legionen so schmählicli stecken blieb. Nur ein einzigesmal habe ich ihren wunderlichen Meckerlauten an einem heitern Maiabende gelauscht, sie sonst aber nur im Früblinge oder Herbste an kleinen Wassertümpeln angetroffen. An den etwa eine -Stunde vom Walde entfernt liegenden Teichen der Senne sind dieselben in mancher Zeit in grossen Schwärmen anzutreffen. Die M o 0 r s c h n e p f e oder stumme Schnepfe, von den Jägern mit dem unästhetischen Namen Filzlaus belegt, obgleich sie durch ihr wohlschmeckendes Wildpret alle übrigen Schnepfenarten in Schatten stellt und deren eigentliche Brutplätze nur in Russland und Sibirien liegen, wird hier im Winter fast regelmässig geschossen. Nach Angabe des für die Wissenschaft leider nur zu früh verstor¬ benen Barons Ferd. Droste hat sie jedoch einzeln schon in West¬ falen gebrütet. Vor mehreren Jahren kam ich im November Abends 9 Uhr bei hellem Mondschein an einem dicht bei einem Hause lie¬ genden kleinen Sumpfe ;v^orbei, als mir vor den Füssen ein Vogel aufflog, den ich, soweit ich ihn zu erkennen vermochte, für einen Wässerstaar hielt, umsomehr, als er niedrigen Fluges über einen benachbarten Bach von dannen strich. Am andern Abende traf ich ihn wieder daselbst an. Am dritten Abende, als ich mich in der Dämmerung daselbst einfand, erkannte ich in dem Sumpfbewohner eine Moorschnepfe. Sie blieb daselbst bis zum 7. December, wurde aber, als tiefer Schnee den Sumpf bedeckte und nur ein Geviertfuss grosses Plätzchen off'eublieb, von einem mordlustigen Burschen da¬ selbst niedergeschossen. So war ich also um den Genuss und das seltene Glück, einen sonst so versteckt lebenden Vogel in nächster Nähe beobachten zu können, durch eine tölpelhafte Aasjägerei betrogen. Betrachten wir zum Schluss noch zwei reo^elmässige Wander- • . ^ ® Vögel aus der Familie der Schwimmer, die Saatgans {Anser sege- tum) und die Stockente {Anas boscJias). Die Saatgans, ein arktischer Vogel, bei uns unter dem Namen Sch lacke rgaus bekannt, kündet durch ihr Erscheinen im Herbst die baldige Herrschaft des Winters an, während ihre Rückkehr, die oft schon im Januar stattfindet, auf Regen und milde Witterung deutet. Ich weiss, dass an Tagen, wo das Thermometer Morgens noch — 10® zeigte, schon um Mittag grosse Scharen von Saat¬ gänsen über unser. Waldgebirge nach Nordosten zogen und am fol¬ genden Tage auch vollständiges Thauwetter eingetreten war. In strengen Wintern finden sich gewöhnlich einzelne Familien auf unsern Feldern ein, die sich von dem grünen Getreide nähren, sich aber 233 immer nur auf solcheu Fläch eu uiederlassen, wo sie weite Umschau halten können, weil sie sehr scheu und äusserst vorsichtig sind. Die Stockente, welche in einiger Entfernung vom Walde brütet, wie an dem Norderteiche und den Senneteichen, passirt sehr oft, meist aber nur in später Abendstunde unsern Wald. An den Spätsommerabenden finden sich auch einzelne Familien auf den Stoppelfeldern zur Aesung ein, wo sie au den Weizenschwaden oft argen Schaden anrichten. Im vorigen Sommer zog oftmals eine Fa¬ milie vom Norderteiche nach den Senueteichen, die etwa drei Stunden von einander liegen. Sie . hielten dabei streng an ihrer Strasse fest. Einmal flogen dieselben in westlicher Richtung gegen 11 Uhr Nachts über meinem Haupte dahin, als ich mich auf dem höchsten Berge uusers Waldes befand. Ein andermal, etwa 8 Tage später, zogen dieselben in östlicher Richtung gegen 2 Uhr Morgens desselben Weges zurück. Die Jungen Hessen dabei fortwährend ihre Stimme ertönen, um sich zusammen zu halten. Als ich durch lautes Hände¬ klatschen einst den arglos dahiuziehenden Schwai’m erschreckte, zweigte sich eine einzelne Ente ab und flog lange Zeit laut schreiend umher, indess die andern längst verschwunden waren. Später folgte sie denselben aber nach. — Das Nest einer Stockente fand ich vor Jahren in einem verlassenen Saatkräheuneste, das auf einer hohen Eiche stand. — Von 12 Eiern einer Wildente, die vor zwei Jahren ein mir befreundeter Jäger einem Haushuhne unterlegte, kam leider kein einziges aus. Verschiedentlich habe ich aber schon auf Teichen junge Wildenten beobachtet, die Anfangs sehr zahm und zutraulich waren, mit den Hausenten auf ein bestimmtes Signal zur Fütterung eilten, aber im Herbst, wenn die Zugzeit herangekommeu, auffallend unruhig wurden, bei hereinbrechender Dämmerung zu streichen be¬ gannen und nach wenigen Wochen auf Nimmerwiedersehen ver¬ schwanden. Zur Biologie des gemeinen Staares (Sturmes vulgaris L.) Von Pfarrer A. J. Jäckel in Windsheim. Zu den Eigenthümlichkeiten einzelner unserer einheimischen VögeUgehört es, ihre Nester öfters mit den sonderbarsten Materialien zu durchflechten oder zu belegen. So wissen wir z. B. von dem rothen Milan, dass er, ein leidenschaftlicher Lumpensammler, seinen Horst mit allerlei alten Lumpen , Zeitungspapieren und anderem 234 Maculatur, das er oft im ekelhaftesten Zustande vom Boden auf¬ liest, mit alten zerdrückten Filzliüten, Strümpfen, Socken und Taschen¬ tüchern, Stücken wollener Jacken, Handschuhen und anderem Trödel, auskleidet. Auch der schwarze Milan theilt, wiewohl in minderem Grade, diese Liebhaberei seines rothen Vetters. Erkennt man den Horst des Milans leicht an den Lumpen, so erkennt man den des Wespenbussards ebenso leicht an den frischen belaubten ßuchen- zweigen, welche nach Vollendung des Baues täglich frisch eingetragen werden. Ob das Männchen das Einträgen allein besorgt, ob es damit seinem Weibchen zarte Aufmerksamkeiten erweisen und eine anziehende, trauliche Heimstätte bereiten will, wer vermag das zu sagen? Menschlich die Sache angesehen, wird sich diese Deutung Manchem empfehlen. Nach Sachse in »0. v. Riesenthal, die Raub¬ vögel Deutschlands und des angrenzenden Mitteleuropas 1876 S. 32« ist es erwiesene Thatsache, dass das Weibchen Wochen lang fest auf dem Laube sitzt, das Laubeintragen aber aufhört, sobald die Eier im Neste liegen und die Prosa des Brütens beginnt, vielleicht ein beachtenswerthes Mom^ent zur Empfehlung obiger Annahme. Will man in diesem Laubeintragen die Bethätigung eines Sinnes für Schönheit seitens des Wespenbussards erblicken, so fällt im Gegen¬ sätze hierzu der gänzliche Mangel dieses Sinnes und dagegen der völlige Cultus des Hässlichen und Unfläthigen bei der Königsweihe auf. Der Geruchssinn vollends dürfte bei dem Einträgen duftigen Buchenlaubs ganz unbetheiligt sein; denn die Geruchsnerveu uuseref^ Raubvögel können — • ihre Horste und deren grauenhafte Miasmen lehren dies unwidersprechlich — Uebermenschliches ertragen und bedürfen keine Anfrischung durch Herbeischaffung natürlicher, ihnen zugänglicher Wohlgerüche. In den 60er Jahren brachte ich an den Pfarrgebäuden zu Sommersdorf, au welche ein grosser Gras- und Baumgarten stÖsst, verschiedene Staarenkobel an und bemerkte oft, dass die Staare mit den Schnäbeln Blüthen von Reine-Claude-, Aepfel- und Birnbäumen, frisches Laub und anderes Grünzeug abrisseu und zu den brütenden Weibchen oder ihren Junt^eu in die Kobel trugen. Dieselbe Be- obachtung* machte ich vor etlichen Jahren in hiesiger Stadt. Ich fand nämlich in meinem kleinen Blumengarten mehrmals eine Geranien¬ gruppe, den Hyacinthenflor und die prächtigen blauen Blüthen ge¬ füllter Leberblümchen {Hepatica nohüis) zu meinem grössten Ver- drusse so beschädigt, dass sich anfangs mein Verdacht auf irgend einen missgünstigen Menschen richtete. Gross war daher mein Er- 235 staunen, als ich auflauerncl mehrere Staare in voller Thätigkeit Blüthen und Blätter abreisseu, dieselben im Schnabel wesitragien und damit in ihren Kobeln verschwinden sah. Angebrachte vScheuchen, Federlappen aus Raben-, Eulen- und Taubenfedern vermochten die Verwüster meiner Frühlingsflora nicht zu vertreiben. • Ueber diese biologische Eigenthünilicbkeit des Staares fand ich in der mir bekannten ornithologischen Literatur keinen Nachweis, ausser in der Zeitschrift »Gefiederte Welt« von Dr. C. Russ, V. Jahrgang No. 44 S. 421. Dort berichtete Herr Realienlehrer Schuster, dass er in einem Städtchen Oberhessens Staare Pflänzchen, Blätter und Blüthen zu Neste tragen sah. Er habe die zu leichtem Abnehmen hergerichteteu Kästen abgehäugt, untersucht und gefunden, dass die Jungen im Grünen gebettet lagen. Es könne die Absicht des Eintragens nur die gewesen sein, den heisslagernden Jungen Kühlung zu bereiten. Zu diesem Zwecke beraubten seine 4 Staaren- familien einen grossen Goldregen bäum {Cytisiis lahurmm) vollständig seines herrlichen Gewandes. Kaum guckte ein Pflänzchen im Garten aus der Erde hervor, so wanderte es auch schon in das Nest der Staare. Gläser, Fäden, Reissig und Scheuchen störten sie ebenfalls nicht. Ich halte die Schuster’sche Erklärung für richtig. Meine Staarenkobel zu Sommersdorf waren zum Theil aus Holz leicht ge¬ zimmert, zum Theil aus unbrauchbar gewordenem, glasirtem Koch¬ geschirr gefertigt, an der Ostseite einer Scheuer und der Südseite des Hauses aufgehängt und hatten die Sonne theils bis Mittag, theils bis an den Abend, Vv^ähreud meine hiesigen Holzkästchen hoch am Hausgiebel gegen Süden angebracht und den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt sind. In solchen Lagen und Brutvorrichtungen, besonders in den dünnwandigen glasirten Töpfen, muss die Hitze an sonnigen Tagen unerträglich werden, und man kann ja auch oftmals junge Staare nach frischer Luft schmachtend mit aufgesperrten Schnäbeln die Köpfe aus den Fluglöchern ihrer Kobel herausstrecken sehen. In frischem Walde unter dem schattigen Laubdache alter Eichen, in den Höhlungen massiger Stämme sitzt der Staar und seine Des- cendenz kühl und hat schwerlich nöthig, Erfrischungsmittel in das Nest zu tragen; in der Nähe des Menschen' scheint Mangel und Noth den klugen Vogel erfinderisch zu machen. Herr Schuster berichtet ferner, dass seine erwähnten Staare ihren Jungen nicht blos Schnecken, Käfer, Raupen und Anderes, son¬ dern auch junge Vögel, Buch- und Distelfinken, Rothschwänzchen u.s. w. zuschleppten und dass er mehrmals Kämpfen zwischen den Staaren 236 und den ebeiigeuanuten Vögeln znsali, wobei immer die letzteren den Kürzeren zogen, wenn er nicht helfend einschritt. Aehnliches habe ich noch nicht beobachtet, aber iu dieser Zeitschrift mitgetheilt, dass Herr Pelzhändler J. F. Leu in Augsburg, ein feiner Kenner und Beobachter des Thierlebens, vier an seinem Hause iu den Jahren 1859, 1865 und 1866 brütende Staareupaare ihre Jungen mit Blind¬ schleichen füttern sah und diese Reptilien theils in den Kobeln, theils unter denselben auf der Erde liegend fand. Wahrscheinlich greift der Staar im* Frühjahr, besonders wenn die Ernährung der Familie gesteigerte Anforderungen an ihn stellt, im Nothfalle nach Allem, was ein gewürmartiges Ansehen hat, nach Schleichen und nackten noch blinden jungen Vögeln. Dass der Staar dem Landwirth nützlicher als dem Forstwirth ist, wird allgemein angenommen und die an verschiedenen Orten eingeführte Hebung des Anbriugens von Staarenkobeln iu den Wäldern und der dadurch gelungenen Herbeiziehung dieser nütz¬ lichen Vögel wenig oder gar nicht gewürdigt, weil man darüber noch nicht im Klaren ist, welcher Feind durch den Staar in den Waldungen niedergehalten wird. Bekanntlich vertilgt er ausser Maikäfern eine grosse Menge von Kieferu-Rüsselkäferu *) ; dass er « aber auch von der Raupe des Kiefernspinners heimgesuchte Wald- bestäude zu reinigen vermag, ist erst in neuester Zeit nachgewiesen worden. Am 9. Juli 1876 bemerkte Herr Bp. iu einem jungen Fohrenbestande des Reviers Schleissheim iu Oberbayern, welches gegen Westen au das dachauer Moos augreuzt, die grosse Kiefern¬ raupe (Bomhyx pini) vorzugsweise im Raupen- und Puppenzustaude so zahlreich, dass er sofort die genauere Revision der sämmtlichen Fohrenbestände, sowie die entsprechenden Vertilgungsmassregeln an- zuordneu veranlasst war. Aber schon nach einigen Tagen bekam er die dienstliche Anzeige, dass Staare, deren Junge bereits die Brut¬ stätte verlassen hatten und in Schwärmen Abends von allen Seiten herstreichend in den Schilfpartieen des dachauer Moores übernach¬ teten, sich nach Tausenden iu dem angegriffenen Bestände ein- gef Linden hätten, wo sie während circa 6 bis 8 Tagen ständig ver¬ blieben, bis Alles, was von diesem Insect in den verschiedenen Ver- waudlungsformen vorhanden , aufgezehrt worden war. Interessant war hierbei der Umstand, dass nur sehr wenige Staare ihren Flug 'über den Forst zum Moore nahmen, weil in dieser Richtung die ♦ *) Forstzoologie von Dr. B. Al tum II. S. 307.' 237 Gegend weuig bevölkert und auch von Staaren Avenig besucht ist, dass aber diese wenigen ihre Beobachtung an die grosse Gesellschaft im Moore mittheilten und sie zu diesem Leckermahle heran zogen *). Der Staar besitzt eine merkwürdige Gabe, die Locktöne solcher Thiere nachzuahnien, mit denen er im Walde, auf Wiesen, Aeckern, in Weiherländereien und in Dorf und Stadt nachbarlich verkehrt. Ihre Töne ahmt er oft so vorzüglich nach, dass Kenner getäuscht werden können. So hörte ich von ihm das Kliklikli der alten und das Wimmern der jungen Thurmfalken, mit denen er ein halbödes Schloss bewohnte, das Glückglückglück des Grünspechts, das Hiäh des Mäusebussards, das Schäckern der Elster, das Giah der Dohle, das Ptilio des Kirschpirols, das Zilm zehn des Weidenlaubvogels, das Tirterterter des Teichrohrsäugers, das Gackern der Haushenue nach gelegtem Ei, das Girrroit des Rebhuhns, den Wachtelschlag, das Kurrukuit iuit uit des Kiebitzes, das GifiP giff giff des Bruch- W'asserläufers, das silbertönige hohe Dlü dlü dlü des punktirten Wasserläufers und das tiefere melancholische Djüwiwi des Roth- schenkels, das Gazzi und Kätsch der gemeinen Bekassine, nicht aber deren Mäckerlaut, das Kurli des grossen Brachvogels, das Köw des Blässhuhns, das trillernde Biwibib des kleinen Steinfusses, das Hoiär der Pfeifente, das Quacken des Sommerfrosches, das dumpfe Orrr orrr des Winterfrosches und das klägliche Unken der Feuer kröte. Am 1. März 1873 ahmte das Männchen eines an meinem Hause brütenden Paares sogar den abscheulichen Ruf, das Chriiiiii der Schleiereule so täuschend nach, dass ich bei einer im Hausgärtchen angestellten Morgeubeobachtuug der letzten und ersten Rufe unserer Nacht- lind Tagvögel anfangs diese dahier sehr gewöhnliche Eule zu hören glaubte. Von jenem Tage an konnte ich den hässlichen Ton, untermischt mit melodischen Rufen, von denen mancher süd¬ lichen Vögeln abgelauscht gewesen sein mag, täglich vernehmen. *) Allgemeine Forst- und Jagdzeitung von Prof. Dr. Gustav* Heyer. 1876 S. 364. 238 Die (leutsclieii Waldhübiier. Von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung".) Mehrere sehr erfahrene Hahueujäger behaupten, erst gegen das Ende der Balzzeit spiele der Vogel auch des Abends lebhaft und vollständig. Trotzdem bin ich zu der entgegengesetzten Annahme geneigt und glaube, dass der noch wenig abgebalzte Hahn jederzeit lieber singe, und dass die gegen den Schluss der Saison hin Abends lebhaft musicirenden Hähne eben auch erst spät auf die Balze ge¬ treten sind. Thatsache ist übrigens noch , dass die Balze durchaus nicht immer der Begattung vorangeht, dass vielmehr die letztere, wenn der Hahn aus irgend einem Grunde unaufgelegt zum Singen ist, ohne dies musikalisch-dramatische Vorspiel dennoch vollzogen wird. Deshalb bleibt natürlich die Annahme mancher Gebirgsjäger, die ganze Balze sei nur eine nachträgliche Komödie ohne Gehalt, »nur ein Nachgesang, den entschwundenen Flitterwochen geweiht«, die wirkliche Begattung und Befruchtung sei da längst vorüber, dennoch eine irrige. Wäre das Treten der Hennen hiebei auch nicht über- ” . . . * genügend factisch beobachtet worden , so widerspräche schon das ganze Verhalten beider Geschlechter dieser in der Luft stehenden Behauptang. Als ausnahmsweises Vorkommen bleibt noch anzuführen, dass hie und da ein recht saugeslustiger Hahn auch im Freien zu jeder Tageszeit balzt, ein zur »wilden Balze« gehöriger Pendant zu den Mondscheinschwärmereien. Wo der Hahn regelmässig am Boden balzt, ist letzterer oft wie eine Tenne festgetreten. Er beträgt sich bei der Bodenbalze sehr lebhaft, unruhig und vorsichtig, umgeht auch wohl sichernd die Bäume im Kreise und entkommt daher leicht dem Auge und Ohre des Beobachters wie der Flinte des Jägers. Bei jedem Knappen setzt er in possirlicher Weise einen Fuss um den andern vor und macht während d^s Schleifen s einen bis inauneshohen flatternden Sprung in die Höhe, seltner seitwärts (Balzspruug), doch von sehr kurzer Dauer, oder läuft dabei in voller Balzstelluug geradeaus fort. Zuweilen reducirt sich der Balzspruug auf ein ganz geräuschloses und nur momentanes Aufhüpfen. Bei derartigen, manchmal einige hundert Schritte weiten Promenaden soll er nach Sch ei fers u. A. einen förmlichen Wechsel eiuhalten. Bei einer solchen Gelegenheit ^ 239 kam es uacli B re hm ’s Versicherung vor, dass ein Hahn einem ruhig dastehenden Manne an den Kopf flog, nnd dem Erzherzoge Johann setzte sich ein solcher, als er das letzte Mal die Balze frequentirte, gar auf die Achsel. Dass der Hahn bei der Bodenbalze mit dem Busse durch den herabhängenden Flügel streift, wie wir dies beim Haushahne so oft sehen, wenn er um die auservvählte Schöne herum¬ tänzelt, wurde mehrfach beobachtet. Bei der Bodenbalze macht der Hahn mehr als bei der Hochbalze das »Rauschen« durch Auf¬ streichen der hängenden Schwingen; daraus, wie aus dem intensiveren Schlage der Balzlaute und aus dessen Wechsel je nach den Be¬ wegungen 'des Vogels lässt sich die erstere-von letzterer bei einiger Hebung schon aus ziemlicher Entfernung unterscheiden. Ein von Baron v. Nolcken am Boden beobachteter Hahn that fast bei jedem Triller einen flatternden Sprung, lief dann einige Schritte weit und beendigte das Schleifen gleichsam auf dem Schnee liegend mit aus¬ gestrecktem Halse und gespreizten Schwingen. Hochbalze und Boden¬ balze können an einem -und demselben Morgen mehrmals mit ein¬ ander ab wechseln ; immer aber scheint der Hahn das Balzen mehr oder minder lang auf dem Baume zu beginnen, ehe er zur Erde herabsteigt. Bei der Bodenbalze, welche an Lebhaftigkeit der Birk¬ hahnbalze manchmal wenig nachsteht, windet (was indessen einige vortreffliche Jäger bestimmt läugnen!) der Vogel sehr gut, vernimmt (hört) und äugt (sieht) aber — worin Alle einig sind — besser als auf dem Baume stehend, und der Jäger hat darauf um so mehr Rücksicht zu nehmen, als gerade Hähne, welche durch schlimme Erfahrungen bei der Hochbalze scheu und misstrauisch geworden sind, die Bodenbalze bevorzugen und an und für sich schwerer zu berücken sind. Dass diese letztere in manchen Gegenden die Regel zu bilden scheine, wurde bereits erwähnt, ebenso, dass wohl jeder Hahn, nachdem er länger oder kürzer baumend gesungen, auch noch vor und zwischen dem Betreten der Hennen mehr oder weniger auf dem Boden balze, und dies besonders frühzeitig am Anfänge (wo er auf die reellen Ehefreuden erpichter ist) und am Schlüsse der Saison (wo ihm allzu langes Singen langweiliger geworden). Nach Regen¬ nächten, wenn noch die Zweige voll Wassertropfen hängen, auch an schönen, kalten Morgen soll ebenfalls die Bodenbalze häufiger geübt werden. Wenn auch nicht gerade erfreulich, so war es mir doch einige Male interessant, zu beobachten, wie Hennen, welche mich wahrgenommen, unaufhörlich gockend und immer weiter und weiter nach vorwärts streichend und einfallend, den wie toll parterre 240 balzenden Halm sich uachlockteu und ihn mir so am Schürzenbande weit ausser Gesichts- und Hörweite entführten. Der vortreffliche siebenbürgische Hahnenjäger S c h m i d t be¬ hauptet auf das Positivste, mehrmals beobachtet zu haben, dass der schleifende Hahn doch auch zuweilen die Augen sch Hesse oder »mit den Augen zwinkere«, also doch auch zeitweise nicht sehe. Ich be¬ trachte das Vorkommen indessen als eine Ausnahme, mit der beim Jagd betriebe in praxi nicht zu rechnen sei. Gründe hierfür findet der Leser in dem von mir über die Sinne des Auerhahnes oben Gesagten. Kämpfende Hähne kann man getrost unterlaufen, da sie während ihres Streitens ebenso taub und noch miehr unachtsam sind als während des Schleifens; man hat deren schon wiederholt mit Händen ergriffen. Sie balzen dabei in so raschem Tempo, dass das Knappen ganz verschwindet und nur Triller, Hauptschlag und Schleifen in raschester Aufeinanderfolge sich ablösen. Meistens bringen sie sich bedeutende Wunden am Kragen oder am Kopfe bei und nicht selten findet der eine dabei seinen Tod. Viel harmloser und unblutiger sind die possirlichen Balgereien der Birkhähne. Ausgerisseue Federn be¬ zeichnen gewöhnlich solche Schlachtfelder. Sie kämpfen stets auf dem Boden und wohl nur in der Nähe der Hennen, die sich dem Sieger willig ergeben. Der abgekämpfte fliehende Paris sucht ander¬ wärts sein Glück zu machen und geht darum dem ursprünglichen Stande leicht ganz verloren. Die Kämpfe sind um so häufiger und erbitterter, je geringer die Anzahl der Hennen ist. Manchmal dauert es mehrere Morgen, bis der eine Hahn sich besiegt erklärt und das Feld räumt. Bleibt ein Kampf unentschieden, so laufen beide, an¬ haltend balzend, in entgegengesetzter Richtung auseinander. Zeigen sich die Kräfte in wiederholten Duellen ganz gleich, so findet eine stillschweigende, erzwungene Verträglichkeit statt. Natürlich triumphirt nicht immer gerade der älteste, sondern eben der kräftigste Hahn. Diese Kämpfe ereignen sich übrigens, wie beim Birkhähne, mehr im Anfänge der Balzzeit, so lange nicht alle Hähne ihre Stände fest gewählt und ihren Harem um sich geschart haben, als später, wo nur ausnahmsweise ein zufälliger Eindringling erscheint. Herr 0. Förster in Augsburg, den heftiges Flügelschlagen, Poltern und Balzen auf' einen solchen Kampfplatz leitete, schreibt mir darüber: »Hei, wie da die Federn flogen, wie die edlen Recken an einander aufsprangen in blinder Wuth und sich packend auf der Erde wälzten! Es war ein aufregender Anblick.« Mit einem Schüsse erlegte der Schreiber beide, als sie eben an einander sprangen. E. Fischer erzählt im 241 »Sylvau« eine ähnliche Scene. Er vernahm, an einem heiteren März¬ abende bei vollem Sonnenscheine die Fürstlich Leininffen’sche Jacfd begehend, ein »verworrenes« Äuerhahnbalzen. »Vorsichtig schlich ich nun von Baum zu Baum' dem Getöse nach und kam auf diese Weise dem Turnplätze näher, wo sich in einer Bodenvertiefung zwei starke, kernhafte Auerhahnen weidlich herumbalgten. Sie fahren wie zwei kalekutische Hahnen mit ausgebreiteten Flügeln und vorgehaltenen Ständern so possirlich zusammen und wieder auseinander, dass ein grosses Parterre voll britischer Lords und Gentlemen sich lauge hätte erlustigeu und gelegenheitlich grosse Wetten anstellen können. — Ich drückte einen Schuss grober Schrote auf den mir am nächsten Hahnen ab ; auf den Schuss fuhren der getroffene Hahn und sein unverletzter Gegner wüthend auf einander los und kämpften nun anhaltend heftig fort, bis ich denselben so nahe kam, dass ich mit der Flinte nach ersterem stiess und derselbe verendet zu Boden sank. Der Behaupter ,des Kampfplatzes sah seinen gefallenen Feind noch einige Augenblicke starr an, als wollte er sich von seinem Tode über¬ zeugen und schwang sich alsdann in die Höhe, seinem Stand zu.« — Man weiss durch Darwin und Wallace, dass diese Thierkämpfe zur Beo:attuuojszeit der Erhaltung des Geschlechtes im Ganzen förder- lieh sind, indem der Stärkere, Vollkommnere siegt und so in die Lage kommt, seine guten Eigenschaften fortzuerben; unser Hahn übertreibt nur leider, wie schon erwähnt, diese Polizeirnassregel der Natur und schadet dadurch dem Staude. Gewiss hat der aufmerk¬ same Leser in der Lebensweise unseres Thieres so Manches gefunden, das an den Hirsch erinnert, und nicht zuletzt sind es gerade die Kämpfe mit Rivalen. Junge Hähne balzen darum in der Nähe stärkerer leise und mit zaghaften Unterbrechungen. Dagegen will .Geyer, der herrschenden Meinung entgegen, gefunden haben, dass junge Hähne im allgemeinen sehr scharf und laut, alte dagegen leiser balzten. Ich möchte an- nehmeu, dass — wenn ein wesentlicher Unterschied in der Stimme überhaupt constatirt werden kann — man die höheren Balzlaute der Jungen eben unter Umständen weiterhin zu vernehmen vermag als die tieferen Töne der alten Hähne, wie man auch die hellen Kinder- .stiminen, selbst am Telephon, weiter und deutlicher hört als die tieferen Sprachlaute Erwachsener. Nicht nur die Hörfähigkeit im Allgemeinen, sondern auch die Aufnahmefähigkeit für gewisse Laute ist ja überhaupt beim Menschen individuell ungemein verschieden ; daher so manche Widepprüche. 16 242 Verdorbene Hähne, d. h. solche, welche durch öfteres un¬ geschicktes Anspringen oder durch Beschiessen sehr scheu gemacht worden, kennt der erfahrene Jäger leicht an ihrem wie mit Vor¬ behalt gemachten zaghaften oft aussetzenden Balzgesange* Ihr mehr vereinzeltes »zählendes« Knappen klingt tonloser, nach dem Ver¬ gleiche krainischer Jäger, wie wenn man mit einem Holzstäbchen an einen zersprungenen Topf schlägt. Solche pflegen sich auch oft zu überstellen, indem sie sich durch wiederholten Standwechsel für gesicherter halten und dies in der That auch sind, oder sie ver¬ stecken sich in, das dichteste Geäste. Meistens fällt der sich über¬ stellende Hahn inn Wipfel oder doch sehr hoch in dem neu an¬ genommenen Baume ein, wahrscheinlich, um bessere Rundschau zu gewinnen. Einige Jäger wollen das Schleifen auch im Fluge bemerkt haben, so dass .der Hahn nach dem Hauptschlage sich überstellte und während dessen das Schleifen machte. Manchmal purzelt der verzückte ^ Hahn von seinem Aste auf die Erde herunter, indem er im Taumel das Gleichgewicht verliert oder einen Fehltritt thut ; alsobald aber schwingt er sich wieder hinauf oder er überstellt sich. Auch dabei kann es Vorkommen, dass er das Schleifen im Fluge beendigt. Ster ge r sah seine aufgezogenen Hähne,’ und selbst die zwar stumm aber in schönster Balzstellung daherrauschenden Hennen durch Donnerschläge im Balzen ungemein animirt werden. Wird der Hahn durch irgend etwas ihm unbehaglich Auffallendes gestört, z. B. durch ein nur halb vernommenes Geräusch , durch einen schmälenden Rehbock, durch die ihm nicht fremde Erscheinung un¬ befangen anschlendernder _ Holzhauer u. dgh, aber nicht eigent¬ lich erschreckt und vergrämt, so kröcht er gewöhnlich und setzt mit dem Balzen aus, manchmal nur kurze Zeit, zuweilen selbst eine Stunde lang, oder geht nicht über Knappen und Triller hinaus, verfällt also nicht in das' ihm ominöse Schleifen, bis er sich beruhigt hat, oder er überstellt sich, nicht leicht jedoch weiter als 100 Schritte. Eine unzweideutig erkannte Gefahr freilich treibt ihn zu weiterer Flucht und in ein besseres Versteck. Trotzdem flndet man ihn sehr bald auf seinem gewohnten Einfalle wieder, wenn die Störung sich nur nicht zu oft wiederholte, oder doch in dessen Nähe. Der balzende Hahn steht meistens gegen Osten oder Nord¬ osten gerichtet: cantu nascentem diem Uicen^iie salutans. Als that- 243 sächlicher Freund freier Aussicht steht er im Hochgebirge gewöhnlich thalwärts gerichtet. Die Witterung des Auerhahns ist zur Balzzeit sehr eigen- thüinlich prononcirt und wird deshalb selbst von stumpfnasigen Hunden leicht aufgenommen. Nicht nur der der Thierwelt überhaupt zu¬ kommende Brunftgeruch, sondern auch die zu jener Zeit fast aus¬ schliessliche Aesung harzreicher Kiefernadeln erklärt diesen Umstand hinreichend. • Was Nilsson’s Bemerkung betrifft: »dass selbst der Baum, auf welchem der Auerhahn spielt, während des Schleifens des Vogels eine gewisse Erschütterung bekomme, er möge auch noch so gross sein, und mau merke dieses, wenn mau die Hand oder irgend einen andern Körpertheil au den Baum lege«, so ist das in der That richtig und aus dem Vorgänge beim Schleifen, wie weiter unten geschildert wird, wohl begreiflich. Nach Sterger’s häufigen Beobachtungen vibrirt nicht nur der ganze Körper, ja jede einzelne Feder während des Schleifens und theilt sich der berührenden Hand »wie ein elektrischer Schlag« mit, sondern selbst an den Wänden des grossen Lattenkäfiges ward ein von einem Seitentone begleitetes Zittern und Sausen gefühlt; für das Auge war keine dieser Erscheinungen wahrnehmbar sondern lediglich für das Gefühl (sichtbare Hals- und Kopfbewegungen aus¬ genommen). Zweifelhaft indessen bleibt zur Zeit noch die weitere Bemerkung Nilsson’s: »ebenso habe mau auch die Erfahrung gemacht, dass der Vogel gewöhnlich .auffliege, wenn man nur den Baum, selbst während des Schleifens ,. berühre.« In mehreren von mir nach dieser Richtung veranlassten Versuchen kam solches Ab- streicheu , wenigstens von Buchen und Kiefern nicht, dagegen aber von Fichten in der That vor. Ob das bei verschiedenen Holz¬ arten auch verschiedene Leituugsvermögen für Schall und Vibration überhaupt wohl das für oder gegen das fragliche Experiment Ent¬ scheidende ist? Jedenfalls empfehle ich diesen noch keineswegs hin¬ länglich aufgeklärten Punkt der geneigten ferneren Beachtung solcher Hahnenjäger, welche nicht nur todtschiessen sondern zugleich die Naturgeschichte des Wildes fördern mö.chten ! (Fortsetzung folgt.) 244 Bericht des Yerwaltuiigsratlies der Neuen Zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M. an die Generalversammlung der Actionäre vom 3, 3Iai ISld. Directionsbericht. Hochgeehrte Versammlung! Das Betriebsjahr 1878 war im Allgemeinen für den Thier¬ bestand unseres Gartens ein recht günstiges. Am Jahresschlüsse repräsentirte die Thiersammlung nach mässiger Schätzung einen Werth von M. 138,582. 20. — während er sich im Vorjahre auf M. 125,531. 20. bezifferte, was eine Zunahme von M. 13,051. darstellt. Sie setzte sich aus 1451 Exemplaren zusammen, welche 306 verschiedenen Arten angehörten, die sich in folgender Weise vertheilen. Arten Exemplare Werth M. Pf. Affen . 24 52 7 855 — Raubthiere . 22 51 25 912 — Beutelthiere . 6 11 3 091 — Nagethiere . . 11 53 408 20 Einhufer . 3 10 T3 855 — Vielhufer . 6 8 20 765 — Wiederkäuer . . 32 107 40 948 — Flossenfüsser . 1 1 50 — Raubvögel . 14 27 1 578 — Eulen . . . 4 9 86 — Papageien . . . 27 157 4 769 — Singvögel . .... 68 • 259 3 913 — Tauben . 12 91 381 — Hühner . 12 99 1696 — Strausse . . . 3 6 2 575 — Stelzvögel . 22 91 3 077 — Schwimmvögel . 35 410 6 873 — Amphibien . 4 9 780 — 306 ] .451 138 582 20 Die Ausgaben für Thiereinkäufe betrugen M. 19 222. 2. Unter den neu erworbenen Thieren sind als die wichtigsten zu nennen: Ein weiblicher Orang. Ein Chimpanse. Zwei Todtenkopfaffen. Ein weiblicher Königstiger. Zwei rothköpfige Aasgeier. Vier afrikanische Strausse. Zwei weisshalsige Störche. 245 Wie iu früheren Jahren ist auch im beendigten Geschäftsjahre die Thiersainiiiluug durch mehrfacTie und zum Theil sehr werthvolle Geschenke bereichert worden, und es gereicht uns zur angenehmen Pfliolit, den gütigen Gebern au dieser Stelle wiederholt zu danken. Wir erhielten: Einen Orang-Utan von Herrn Consul Edward Jacobson hier. Eine weissbärtige Meerkatze von Herrn Beydemüller hier. Einen gemeinen Makak. Einen HutatFen von Herrn F. A, Ortenbach hier. Einen Steinmarder von Herrn J. Schaub hier. Zwei Steinmarder von Herrn J. Michel jnn. in Kettenheim. Einen Steinmarder von Herrn Director W, Drory, hier. Einen afrikanischen Hund von Herrn Enthoven hier. Zwei Möpse von Herrn A. Schür mann hier. ' Zwei Wildkatzen von der Gräfl. Castell ’schen Gutsverwaltung in Rüdenhansen. Ein Prairie-Murmelthier von Herrn J. Jassoy hier. Sechs europäische Ziesel von Herrn Hauptmaun Dr. L. v. Heyden hier. Eine Anzahl Meerschweinchen von Herrn W. F. Quilling hier. Fünf langhaarige Meerschweinchen von Herrn Joh. von Fischer iu Gotha. Zwei desgl. von Ihrer Durchlaucht der Prinzessin zu Solms in Marxheim. Zwei Dromedare . . . Drei Giraffen .... Zwei nubische Schafe . Zwei afrikanische Ziegen , Eine weisse Ratte von Herrn Voigt hier. » » » » » "Franz Kabel hier. Drei schwarze Mäuse von Herrn Th. Erkel hier. Einen Thurmfalken von Herrn Director W. Drory hier. Einen Wanderfalken von Herrn F. Bontant hier. Einen Mäusebussard von Herrn F. Kohei’ hier. » » » » Dr. Flesch in Würzburg. Zwei rothbraune Milane von Herrn B ein haue r in Heidelberg. Einen Habicht von Frau Ernst in Soden. Einen Karakarra von Herrn B. Bussemer in Heidelberg. Zwei Schleiereulen. Einen Waldkauz. Einen Steinkauz von Herrn W. F. Quilling hier. » » » » Director W. Drory hier. Zwei Grünsittiche von Frau Holz hier. Eine Paradieswittwe von Herrn L. Becker hier. Einen grauen Bengalist von Herrn Neubronner in Cronberg i. T. Zwei Lachtauben von Herrn von Zytinn in Darmstadt. > » » » Steglehn er hier. von Hrn. Charles Oppenheimer hier. 246 Zwei Lachtauben von Frl. Lilli Gräfin Goetzen hier. Einen Silberfasan von Herrn‘>Jos. Fried mann hier. Zwei Fischreiher von Herrn F. W. Pogge hier. Einen weissen Storch von Herrn Achill Audreae hier. Zwei weisse Störche von Herrn Ph. Finger in Grünstadt. " Eine Kalle von Herrn Dr. Weiss in Griesheim a. M. Ein Blässhuhn von Herrn Andr. Müller in Wertheim. Drei Sandwichsgänse von Herrn J. Kapp hier. Eine graue Möve von Herrn Dr. Muni er in Mainz. Zwei Alligatoren von Herrn J. Kr afft in Neustadt. » » » » G. Hayn in Rotterdam. Eine Dosenschildkröte von Herrn Postsecretär T r a e g e r hier. Zwei Brillenschlangen von Herrn J. Blaschek hier. Einen amerikanischen Riesensalamander von Herrn Dr. Dorn er im Aquarium zu New- York. Vier Teleskopfische Zwei Grossflosser Einen grossen Karpfen Einen Wels ... . Zwei Huchen .... Sieben Sterlet von Herrn Heinrich Flinsch hier. von Herrn F. Franck hier. von Herrn S. Rosenbaum hier. Von hervorragender Bedeutung für uusern Garten erwies sich der Orang-Utan, den Herr Consul E. Jacobson persönlich von Java mitbrachte und der uoch fortwährend seine Anziehungskraft auf die Besucher ausübt und zu vielen' höchst interessanten Beobachtungen Gelegenheit geboten hat. Ebenso war die reiche Thierspende des Herrn Charles Oppenheimer von besonderer Wichtigkeit, nachdem während der Anwesenheit der nubischen Thierkarawane der Wunsch allgemein Ausdruck gefunden hatte, dass doch die Giraffen, diese zierlichen und merkwürdigen Geschöpfe, zur Vervollständigung unserer Sammlung erworben werden möchten. Ausserdem ist im vergangenen Jahre eine nicht unerhebliche Zahl von Thieren bei uns geboren worden, unter denen wir als die wesentlichsten hervorheben : / I Drei braune Bären. Drei Löwen. - Zwei Panther-Bastarde. Ein rothes Riesenkänguruh. Eine Elennantilope. Ein Bison. Drei Moufflons. Ein Schweinshirsch. Mehrere Damhirsche. Verschiedene Schafe und Ziegen. Angorakatzen. 247 Drei Genetten, ferner . Zehn Grünsittiche. Eine Anzahl neuholländischer Nymphen. Zwei graue Kardinale, Vier schwarze Schwäne, u. A. in. Während die Aufzucht der jungen Löwen, welche mittelst der Sangflasche versucht werden musste, leider nicht von Erfolg begleitet war, hat der schwarze Panther sich als vortreffliche Mutter bewährt und seine Jungen mit grosser Sorgfalt erzogen, so dass dieselben sich kräftig entwickelt haben und >als eine besondere Zierde unseres Raubthierhauses zu betrachten sind. Der Verkauf von Thieren ergab eine Einnahme von M. 3 622. 75, welche zum grossen Theile durch hier gezüchterte Exemplare erzielt worden ist. Die Verluste durch Tod haben im Jahr 1878 sich auf nur 5®/o des Gesammtwerthes beschränkt. Besondere Krankheitsformen oder häufigeres Vorkommen von Erkrankungen sind nicht beobachtet worden, dagegen sind mehrere Thiere mit Tod abgegangen, welche ein ziemlich hohes Alter erreicht hatten und an denen während der letzten Zeit ihres Lebens eine allmähliche Abnahme der Kräfte con- statirt werden konnte. Es starb u. A. Ein Panther, der 11 Jahre, 4 Monate und 29 Tage hier gelebt hatte. Ein Damhirsch, der 11 Jahre, 8 Monate und 15 Tage alt geworden war. Eine in unserm Garten geborene Elenuantilope von 15 Jahren 4 Tagen. Ein ebenfalls hier geborener Yackstier von 15 Jahren, 3 Monaten und 8 Tagen. Ein Zackeischaf von 10 Jahren, 4 Monaten und 24 Tagen. Ein weissköpfiger Seeadler von 13 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen. Ein Thurmfalke von 6 Jahren, 7 Monaten, 4 Tagen. Ein einfarbiger Staar von 9 Jahren, 7 Monaten und 3 Tagen. Ein Dominikaner von 13 Jahren und 9 Tagen u. s. w. ♦ Selbstverstäudlich wurde bei deu Thierleicheu, soweit nur immer möglich, eiue sorgfältige Section vorgeuommen, um etwaige krank¬ hafte Veränderungen ermitteln und daraus immer neue Anhaltspunkte bezüglich der Pflege gewinnen zu können. Hinsichtlich des Aquariums hat das abgelaufene Geschäftsjahr im Ganzen nur das bestätigt, was wir vor Jahresfrist an dieser Stelle als die W^ahrnehmung einiger Monate augeführt haben. Bau und Einrichtung haben sich als sehr zweckmässig bewährt, das Seewasser hat sich fortwährend den Thieren zuträglich erwiesen. 248 und diese haben sich in Folge dessen besser gehalten, als wir früher jemals zu hoifeu gewagt hatten. Die Eröffnung stets neuer Bezugsquellen für lebende Seethiere und die raschere Beförderung derselben haben uns in die Lage ge¬ setzt, in dem Aquarium zu jeder Jahreszeit einen reichen und mau- uichfaltigen Thierbestaud aus der Nord- und Ostsee, sowie dem adriatischen Meere zur Anschauung zu bringen. Für Belehrung und wissenschaftliche Forschung liefert unser Aquarium immer reiche Ausbeute und zwar nicht nur aus seinem für Jedermann sofort sicht¬ baren Material, sondern auch ganz besonders aus der Welt jener nur dem bewaffneten Auge wahrnehmbaren winzigen Geschöpfe, welche dasselbe in unzähliger Menge bevölkern. Wissenschaftliche Aufsätze über Gegenstände aus unserem Aqua¬ rium sind in verschiedenen Fachblätteru bereits erschienen. Nachrichten aus dem Zoologischen Garten zii Frankfurt a. M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Im August 1878 erhielt unser Institut verschiedene lebende Thiere als Geschenk, unter denen wir als die wesentlichsten fol¬ gende hervorheben : Ein afrikanischer Leopard von Herrn J. Schaeffer in London. Zwei Steinmarder von Herrn J. Michel jr. in Kettenheim. Eine weisse Ratte von Herrn Franz Kabel, hier. Zwei Fischreiher von Herrn F. W. Pogge, hier. Der Leopard war zur Zeit seiner Ankunft in unserem Garten wohl kaum ein halbes Jahr alt, wie sich dies später aus dem Eintritt des Zahuwechsels schliesseu Hess. Er stammt von der Goldküste und zeichnet sich durch die scharfe ümgränzuug der schwarzen Flecken und satte Färbun«; der von denselben umschlos- seuen Stellen aus. Geboren wurden: Ein gefleckter Damhirsch und mehrere Angorakatzen. Durch Tod verloren wir: Einen Yakstier, der im Jahr 1863 in uuserem Garten geboren worden war (S. Zool. Garten IV. Jahrg. 1863, p. 107) und ein Alter von 15 Jahren, 8 Monaten und 3 Tagen erreicht hatte. r Eigentliche KrankheitsersclieinuDgeii waren an dem Thiere nicht beobachtet worden, sondern nur die Zeichen höheren Alters, allmäh¬ liches Magerwerden, Schwinden der Kräfte u. dgl. Im Aquarium ist seit Längerem beobachtet worden, dass die See -Aale, Conger vulgaris^ bei der Fütterung die ihnen zugeworfenen todteu Fische nicht sehen, sondern wohl dem Gehör oder Gefühl nach die Stellen aufsuchee, wo die Nahrung' in das Wasser gelangt ist, ohne dieser jedesmal habhaft zu werden. Sie haben aber die Erfahrung gemacht, dass die in demselben Behälter lebenden Hummer sich des Futters bemächtigen, sobald dieses zu Boden gesunken ist, und es in Folge dessen aufgegebeu, dasselbe mühsam und vergeblich im Wasser aufzusuchen, sondern sie gehen au die Hummer heran und entreissen diesen ihre Beute. Ob nun die Letzteren hieraus eine Lehre gezogen haben oder nicht, lässt sich wohl kaum nach weisen, Thatsache ist aber, dass sie zeitweise einen Theil der in ihren Besitz gelangten Nahrung in den Saud am Boden des Gefässes verscharren, um ihn am nächsten Tage wieder aufzusuchen und zu verzehren. Die Thiere verfahren bei dem Eingraben in der Weise, dass sie mit den Scheereu- den Saud von sich wegschiebeu und die hierdurch entstandene Vertiefung, nachdem sie ihre Beulte in dieselbe hiuein- gelegt haben, durch die entgegengesetzte Bewegung, indem sie den Sand wieder herauscharren, verschliessen. Während der in diesem Monat beobachteten Häutung der H ummer kam es vor, dass eines der frisch abgehäuteten Exemplare sich die eine Scheere vollständig wegfrass. Es schien dabei keinen Schmerz zu empfinden, sondern nagte mit sichtlichem Behagen an seinem eigenen Körper, als ob es einen fremden Gegenstand vor sich habe. C 0 r r e s [) 0 11 (l e u z e n. Stuttgart, im Mai 1879. Die flüchtigeu Farben in der Bedeckung der Säugethiere und Vögel. Schon längst ist es bekannt, dass gegen die Fortpflanzuugszeit hin Säuge¬ thiere und Vögel sich mit intensiveren Farben schmücken, welche als Pigmente sich in den Haaren und Federn zumeist bleibend ablagern und erst mit dem späteren Absterben dieser Theile wieder langsam verbleichen, welcher Process sogar nach dem Tode an den Häuten und Bälgen sich fortsetzt. Bis vor etwa 30 Jahren war man allgemein der Ansicht, dass bereits fertig ausgebildete 250 Haare und Federn eine wesentliche Farbenveränderung nicht mehr erleiden können, und nahm solches bei den Federn der Vögel vorzugsweise an, weil nach deren Ausbildung das bis dahin thätige Organ (Seele oder Federpapille) allmählich seinen blutführenden Strom verliert und scheinbar abstirbt. Man konnte sich daher den öfteren jährlichen Farben Wechsel zwischen Sommer- und Winterkleid und den so mannigfach auftretenden prachtvollen Hochzeits¬ schmuck vieler Yogelarten nicht anders als durch zwei- und dreimalige Mau¬ serung erklären. ‘Nun wurde ich aber im Frühjahr 1851, wo ich mich behufs ornitho- logischer Beobachtungen auf den Gütern des Grafen Wodzicky in Galizien aufhielt, bei der grossen Menge von Muscicapa älbicoUis und luctuosa, welche eben aus dem Süden angekommen waren, dadurch überrascht, dass sich alle diese Vögel als Weibchen in grauen Kleidern zeigten, während doch bei allen andern Zugvögeln bekannt ist, dass die Männchen es sind, welche zuerst wieder zu uns kommen. Hierdurch wurde ich veranlasst, eine kleine Anzahl dieser vermuthlichen Weibchen zu schiessen, und musste bei .genauer ana¬ tomischer Untersuchung die Entdeckung machen, dass sämmtliche mir als Weibchen erschienene Vögel Männchen waren. Am vierten oder fünften Tag nach dem Erscheinen der ersten, durchweg wie Weibchen gefärbten Vögel schoss ich andere, welche bereits dunklere Färbung des Kückens zeigten, worunter auch einzelne Federn sich befanden, die theilweis oder schon ganz eine schwarze Farbe angenommen hatten. Zugleich bemerkte ich, dass das grau¬ liche Weiss an Kehle und Brust sich anfing in reineres Weiss zu verwandeln. Da ich damals selbst noch an eine doppelte und mehrfache Mauserung glaubte, verwendete ich alle Mühe darauf, um neue Federn mit Blutkielen oder wenigstens das bei den Finken bekannte Abstossen der äusseren Feder¬ kanten zu entdecken, aber alles vergeblich, das Phänomen erschien mir daher desto räthselhafter und spornte mich um so mehr an. Die damals ungemein schönen und warmen Frühlingstage schienen den Process der Umwandlung zu beschleunigen, und mit jedem Tag sah ich die immer noch in grosser Anzahl vorhandenen Vögel oberseits immer schwärzer und unterseits immer weisser werden. Nach Verlauf von etwa 14 Tagen waren aus sämmtlichen grauen Vögeln bereits die schönsten Männchen im Prachtkleide geworden, nur ein¬ zelne wenige waren mit den Schwungfedern noch nicht ganz fertig, indem noch graue zwischen den fertig schwarz gefärbten Schwungfedern mitten innen standen und selbst die weissen Spiegel noch aufzuhellen waren. Wenige Tage später waren aber auch solche Vögel nicht mehr zu finden, und alle erschienen im schönsten Hochzeitskleide. — Ganz dieselbe Erfahrung machte ich bei dem dort gleichfalls sehr häufigen 31. parva, dessen rothbraune Kehle auch auf diesem Wege zum Vorschein kam.' Ich hatte somit die Ueberzeugung gewonnen, dass dieser Umwandlungsprocess die Folge einer erhöhten Säfteströmung im Gefieder war, den icli mir aber nicht zu erklären vermochte. Wenige Wochen nachher reiste ich nach Berlin ab, wohin ich durch Lichtenstein als tech¬ nischer Gehülfe an das zoologische Museum berufen war, und nahm natürlich die gesammelten Beweisstücke von einigen 20 Stück mit. Ein besonderes Aufsehen erregte meine Entdeckung dort aber nicht, weil selbst die ersten Ornithologen und Physiologen an diesen Vorgang nicht recht glauben wollten. Die Sache erhielt aber neue Anregung dadurch, dass Schlegel in Leiden fast zur gleichen Zeit mit mir ähnliche Erscheinungen hei meist tropischen Vögeln nachwies. Schlegel beging aber dabei den Fehler, nicht bei den Thatsachen selbst stehen zu bleiben und durch falsche Schlüsse, die er zog, indem er das Nestkleid junger Vögel auch durch ümfärben verändert er¬ scheinen Hess, die ganze Sache in Miscredit zu bringen. So kam es, dass die¬ selbe einige Jahre ad acta gelegt wurde, bis Alt um an einem Blaukehlchen und Gäthke an anderen Vögeln dieselben Beobachtungen machten und publicirten, worauf wieder neues Leben in die Beobachtungen kam und die Thatsache sich allgemeine Bahn brach. Später fanden denn auch die Mammologen die gleiche Erscheinung bei Hermelinen, Füchsen, Schneehasen und anderen Thieren mehr, und heute ist die »Umfärbung« ein Factum, an welchem so leicht Niemand mehr zweifelt. Nun gibt es aber bei vielen Säugethieren und Vögeln noch Farben¬ veränderungen anderer Art, die einem anderen Gesetz unterliegen und das ich hier zur Sprache bringen will. Es ist nämlich schon von den älteren Orni¬ thologen her bekannt, dass viele Kaub-, Sumpf- und Wasservögel gegen das Frühjahr hin sich mit Fafbentönen zu schmücken pflegen, die ihnen einen überaus grossen Reiz verleihen. Diese Farbentöne sind aber darum so schön, weil sie weniger als directe Farben sondern mehr als zarter und leicht ver¬ gänglicher Hauch erscheinen. Farben dieser Art treten z. B auf im schönen Rosa des Nachtreihers, des gemeinen Pelekans, den meisten Möven und Meer- schwalbeu, anderseits im Dunengefieder der Trappen. Im schönsten Chamois¬ gelb bei dem grossen Säger und dem Lämmergeier. Ferner finden wir diese Farbe unter den Säugethieren beim Edelmarder, bei Galictis harbara an der Kehle und einigen Affenarten wieder. — Aus der Erfahrung wissen wir aber, dass alle diese zarten Farbentöne nach dem Tode verbleichen und an aus¬ gestopften Thieren schon nach kurzer Zeit völlig verschwinden, weshalb sie künstlich nachgemacht werden müssen, wenn solche Thiere noch den Schein des Lebens an sich tragen sollen, was doch überhaupt der Zweck alles Aus¬ stopfens sein soll. Bei vielen tropischen Thieren finden wieder andere flüch¬ tige Farbentöne statt,, und sollen namentlich viele Antilopen in unseren Samm¬ lungen den schönen Farbenhauch der lebenden Thiere gänzlich verloren haben u. s. w. Was ich aber hier bezwecke , ist nachzuweisen , dass es im Naturzustand auch Fälle gibt, wo diese schönen Farbentöne nicht zum Vorschein kommen und an ihrer Stelle ein einfaches Weiss erscheinen lassen. Fälle dieser Art können wir am leichtesten a-n gefangenen Thieren obiger Arten be¬ obachten und zwar zunächst am gemeinen Pelekan, welcher im Frühjahr nie die schöne Röthe erlangen kann wie in der Freiheit, ferner beim grossen Säger und andern, weil ihnen eben nicht die genügende Nahrung geboten werden kann, wie sie solche eigentlich bedürfen. Aber" auch in der Freiheit finden wir diese Erscheinung, und zwar immer bei kranken oder schwächlichen Thieren, deren Ernährung eine kümmerliche war; so z. B. nicht selten beim grossen Säger, bei Möven und Meerschwalben. Auch beim Edelmarder sind solche Fälle nicht selten, da man bisweilen solche trifft, deren Kehle vollständig weiss wie beim Steinmarder sein kann. Bei genauer Untersuchung wird man aber finden, dass Thiere dieser Art immer schlecht genährt, mithin Schwächlinge oder Kümmerer sind. Der mit seinem Urtheil alle Zeit schnell fertige Jäger ist dann leicht geneigt, solche’ Thiere 252 als Bastarde zwischen Edel- und Steinmarder anzusprechen , und lässt auf weitere Untersuchung sich nicht ein. Wer dagegen einmal Veran¬ lassung genommen hat, die längeren Läufe und breiteren Lauscher des Edel¬ marders, das braune Grannenhaar und die Ruthe beider Marder mit einander zu vergleichen, der wird niemals im Zweifel sein, welche von beiden Arten er vor sich hat und bald von dem Glauben einer Vermischung beider zurückkommen. Schliesslich will ich noch des schönen wachsartigen Anflugs mancher friscli vermauserten Raubvögel und Papageien erwähnen, der durch oft ungeschicktes Ausstopfen leider so leicht verloren geht. Vögel mit solchem Anflug sind wahrhaft prachtvoll und erinnern lebhaft an den Duft einer frisch gepflückten Pflaume. Vielleicht genügen diese Angaben vorläufig, um die Blicke sorgfäl¬ tiger Beobachter darauf zu lenken und weitere Beobachtungen daran zu knüpfen. L. Martin. Alsfeld, im Juni 1879. Aus dem E hei eben unseres Storchs. Ein einsiedlerisches Storch¬ weibchen, dessen Männchen vor mehreren Jahren durch einen Sturz in den Schornstein einer Fabrik hier in Alsfeld verunglückte, nahm seitdem alljährlich allein den gewohnten Horst ein und verweilte, dem Wittwenstande treu, bis zum Wegzug in der Heimat. Ein zweiter Horst, welcher am entgegen¬ gesetzten Stadtthore auf altem Thurm seit Menschengedenken angebracht ist, nimmt jährlich ein Storchpaar auf. In diesem Frühjahre legte die einsame - Wittwe drei Eier (jedenfalls unfruchtbare). Da erschien plötzlich ein fremdes Storchpaar und usurpirte den Horst. Es setzte erst hartnäckige Kämpfe zwischen der Wittwe und dem Ehepaar ab, so dass die Federn von der Wucht der Schnabelhiebe umherflogen, bis endlich die gehetzte Storchwittwe der Uebermacht weichen musste. Sofort warfen die Usurpatoren die drei Eier aus dem Horste hinab in den Hof und richteten sich ehelich-häuslich ein. Es zeugt dieser Fall zunächst von einer grossen Neigung des Storchs, die gewohnte Stätte immer wieder aufzusuchen, und sicherlich auch von dem Umstande, dass bei Trennung der Geschlechter durch den Tod wenigstens seitens des überlebenden Weibchens entweder aus Abneigung oder aus Mangel an ent¬ sprechend dargebotener Gelegenheit eine neue Ehe nicht so leicht geschlossen wird. Nun sollte man denken, dass bei so ausgedehntem Umgang des Storchs kurz vor und während des Wanderzugs sowie beim Leben in der Fremde ge¬ nug Anlass zu neuer Verbindung gegeben wäre, und es mag sein, dass in' einer storchreichen Gegend der Ersatz durch das gemeinsame Interesse für einen und denselben Heimatsbezirk eher geboten wird. Eine Gegend aber wie die hiesige, die im ganzen Kreis nur ganz wenige Storchnester aufweist, wird ihrer Gebirgslage wegen schon von den Störchen im Allgemeinen gemieden, und so liese es sich erklären, dass kein Männchen einer anderen Gegend sich hier niederlassen mag , um mit der Wittwe einen Bund zu schliessen. Ich denke mir die Sache so. An Kameradschaft auf dem Zuge und in der Fremde fehlt es nicht, und mancher Bewerber würde die Wittwe gerne in seine Hei¬ mat führen, wenn diese nicht durch die Macht der Gewohnheitsliebe an ihre eigene Heimat gefesselt würde. Der Zug des Herzens führt sie immer wieder 253 ^um alten Horst, und darum schlägt sie alle Anträge und Einladungen heiraths- lustiger Fremdlinge anderer Gegenden ans. Da wahrscheinlich die Störche erst im dritten Jahre fortpflanznngsfähig werden, so bietet sich hier kein Hoch¬ zeiter an, weil die jungen Störche von ihren Eltern bei der Rückkehr feind¬ selig empfangen, abgeschlagen und zum Verlassen des Orts genöthigt werden. Aus Mangel an Erfüllung nothwendiger Bedingungen der Gegend zu grösseren Storchniederlassungen begeben sich dann die jungen Störche in andere geeignetere Gegenden, namentlich in sumpfige Niederungen, wo mit¬ unter mehrere Dutzende von Individuen, ja selbst hundert Stück den ganzen Sommer über ein gesellschaftliches aber kein eheliches Leben führen. Es ist bekannt, dass das Storchmännchen im Frühjahre dem Weibchen voranzieht zur Heimat und etwas später dem nachfolgenden Weibchen entgegeukommt, um es nach Hause zu führen. Die Ehe wird bei den Störchen auf Lebzeiten geschlossen, und jede neue Verbindung, die nach eingetretenem Verlust des Gatten oder der Gattin eingegangen wird, findet ihre Entstehung, in der Fremde, wahrscheinlich kurz vor dem Heimzug, wo sich der Paarungstrieb schon im fremden Lande mächtig regt, oder alsbald nach Ankunft in der Heimat in Folge von irgendwie herbei geführten Begegnissen. Das Männchen ergreift die Initiative und ist der Führer zur Brutstätte. Hängt nun das Weibchen zu hartnäckig an seinem Heim, so kommt es sicherlich zu keiner definitiven Ent¬ scheidung zwischen ihm und einem etwaigen Bewerber in der Fremde. Wer weiss, was all für Verhandlungen da in uns unverständlicher Vogelsprache und Storchsitte geführt werden. Jedenfalls haben die Störche ihren Eigensinn, namentlich die Storchweibchen, ihre Sympathien und Antipathien, und viel¬ leicht ist auch tiefgewurzelte Treue Ursache eines zuweilen vorkommenden langen ehrbaren Wittwenstandes. Wäre ein heirathslustiger Storchmann in diesem Frühjahre über Alsfeld geflogen und hätte die Wittwe in ihrer Häus¬ lichkeit besucht, dann hätte man prophezeien können, dass die Einsame noch einmal Ja gesagt hätte, und im Sommer wären dem fruchtbaren Horste ihre Jungen entflogen. Carl Müller. M i s c e 1 1 e II. Am 3. Juni 1879 Nachmittags hat im grossen Concertsaale des Zoologischen Gartens die Generalversammlung der Actiengesellschaft »Zoologischer Garten zu Berlin« stattgefunden. Den Bericht über das verflossene Ge¬ schäftsjahr erstattete der Vorsitzende des Aufsichtsraths, Major Alex. Duncker. Derselbe sagte u. A. : »Meinen Bemühungen, unterstützt durch meine Herren Collegen und unsern bewährten Herrn Director, ist es gelungen, und zwar zum ersten Male seit dem Bestehen des Gartens, einen Ueberschuss der Einnahmen über die Ausgaben zu erzielen, den aufgestellten Etat nicht zu überschreiten und selbst in den einnahmelosen Wintermonaten eines Banquier-Credits für unsere Aus¬ gaben nicht zu bedürfen. Dies günstige Verhältniss beziffert sich wie folgt: Nach den reichlichen Abschreibungen von 29 640 M. auf Thier-Conto, 3 113 M. auf Mobilien und Geräthe, 31 383 M. auf Gebäude und Anlagen, in Summa 64 136 M. 254 (26 853 M. mehr als im Vorjahre) und von 10 000 M., welche, auch zum ersten Mal, auf Ersatz-Conto zu Erneuerungen reservirt wurden, stellt sich der Ueber- schuss der Activa über die Passiva auf 123 775 M. 59 Pf. und ergibt gegen das Vorjahr einen Zuwachs des Vermögens von 11 053 M. 93 Pf. Aus den ge¬ nannten Zahlen werden Sie ersehen, dass die finanzielle Lage unseres Instituts zur Zeit eine befriedigende ist. Der Vorstand wird all seihe Kraft daran setzen, die Solidität des Gartens auch ferner zu befestigen, um allen Eventualitäten mit Ruhe entgegensehen zu können. Die Hochhaltung des zoologischen Theils, als des allerwichtigsten, wird er dabei nie aus den Augen verlieren. Dass dieser sich auch jetzt nicht unter das Niveau seines Weltruhmes begeben hat, lehrt der Augenschein und der Hinweis auf einen Thierbestand, der mit 450 000 M. zu Buche steht.« — Der Vorsitzende legt dann noch den neuen Etat für 1879 vor, der in Einnahme und Ausgabe mit 403 365 M. aufgestellt ist. — Director Dr. Bodinus erstattete darauf den Bericht über die technische Seite des Unternehmens, worin er bedauerte, dass die Mittel für die Errichtung grösserer Neubauten, namentlich eines grossen Vogelhauses, und für die Anschaffung von Uebergangsarten fehlten. Starke Verkäufe hätten den Bestand angegriffen, zu Ankäufen waren nur 10 000 M. zur Verfügung, während 45 — 50 000 M. da¬ zu gehörten. Bei Erhaltung der Thiere sei das Glück zu Hülfe gekommen. Verluste fielen namentlich unter den Antilopen vor; die an Eaubthieren und Affen waren gering. Ein indischer Tapir verendete an Lungentuberkeln. Auch von den seltenen Paradiesvögeln ist einer eingegangen. Andererseits wurden im Garten zahlreiche Thiere geboren : Mähnen-Mufflons, David-Hirsche (die ersten in Europa geborenen), Guanacos etc. Ein kostbares Geschenk ging durch die Gebrüder Schi ekler dem Garten zu, ein Sumatra-Rhinoceros ; da das Londoner gestorben ist, so ist das Berliner wahrscheinlich das einzige in Europa. Generalconsul E i s e n 1 o h r in Kalkutta hat dem Garten einen rothge.sich- tigen japanischen Affen geschenkt. Von den Nubiern wurden erworben ein Rinderpaar, zwei Dromedare und zwei junge Elephanten. Das männliche Flusspferd »Jonas« aus der aufgelösten Sammlung des Khedive entwickelt sich vortrefflich. Der Gesammt-Thierbestand repräsentirt einen Werth von 466 000 M., darunter 33 Raubthieraiten im Werthe von 57 867 M., 13 Affenarten (10 915 M.), 13 Arten Dickhäuter (150 640 M.), 47 Arten Wiederkäuer (120 300 M.), 7 Arten Einhufer (17 300 M.), 50 Arten hühnerartige Vögel (25 587 M.) und 48 Arten Stelzvögel (18 974 M.) Verkauft wurden für 22 648 M. Thiere, dar¬ unter für über 20 000 M. eigener Zucht. Indem Dr. Bodinus sich am Schlüsse seines Berichtes als einen »Märtyrer der Sparsamkeit« hinstellte, sprach er die Hoffnung aus, dass der Garten doch noch auf der Höhe seiner Entwickelung anlangen werde. (National-Zeitung.) Hohes Alter einer Hauskatze. Der Kanonier und Schützendiener Bertsch in Rodach erhielt zu seiner Hochzeit im Jahre 1840 einen jungen Kater geschenkt, und dieser blieb sein treuer Hausgenosse bis zum Schluss des vorigen Jahres, wo er eingetretener Blindheit und Schwerhörigkeit halber dem Garausmacher übergeben werden musste. Aus der »Dorfzeitung« von 1879. 255 Kleine Erzählungen aus dem Thierleben. , Von P. Vinc. Gredler. (Fortsetzung.) 6. Es ist nicht zu leugnen , dass Thieren ebenso häufig zu viele wie anderemale zu geringe Intelligenz zugeschriebeu wird, namentlich von Jägern, die ohnehin zwischen intellectueller und instinktiver Fähigkeit nicht immer zu unterscheiden verstehen. Diesen imponiren zumal die letztem, ‘indess sie in AVirklichkeit doch nur den Mangel der Intelligenz zu ersetzen bestimmt sind und rechenschaftslos aber wohlberathen ins Zeug gehen. — A¥enn der Hase — auch der junge — in 3 — 4 grösseren Sätzen sein Lager besteigt, so wissen wir Menschen leichter anzugeben, was er damit erziele, als ob der Hase selbst um den Grund dieser Handlungsweise sich bewusst sei. Und doch wird diese so gerne als kluge Berechnung bezeichnet. AVenn der Hase mit Vorliebe von Stein zu Stein springt, so wissen wir gar wohl, dass sowohl Luftzug als Sonnenschein -die Feuchtigkeit der Fährte auf dem ragenden Steine schneller und vollkommer als auf nassem Boden auftrockne, dass der nachfolgende Spür¬ hund Steine umgehen werde u. s. w. AVer möchte aber behaupten, dass auch der Hase diese physikalischen Gesetze kenne, berechne und zu seinem Zwecke ausnütze? Liegt nicht der einfachere und annehmbarere Grund näher, dass er gleich dem aufgeschreckten Vogel nur Höhepunkte erspringe, um vorerst Aus¬ sicht, Umschau zu erhalten, ehe er sein Versteck in einem Strauche sucht? sowie er im Grase, im Aehrenfelde auf den Hinterbeinen sich aufrichtet, sobald Gefahr sich nähert. Als ausgesuchte A^erschmitztheit deuten Jäger die sog. Hacken, wodurch der gescheuchte Hase sich »ausstehle«, sofern er genügenden A'orsprung vor dem Hunde habe. Dass selbe aber nicht mehr und nicht weniger zu sagen habe als Rathlosigkeit und Hasenfurcht, erhellt aus folgender Beob¬ achtung, die Herr Am. zu machen Gelegenheit hatte. An einem AValdessaume postirt, konnte A. deu Hasen zwar nicht in Schussnähe bekommen , aber ihn genau beobachten: wie er dreimal, wenn der Hund eine Zeit lang nimmer anschlug, die eben passirte Strecke wieder mit derselben Kopflosigkeit, mit der Schweine in den brennenden Stall stürzen, zurücklief; vielleicht auch aus Furcht zugleich, um sich nicht auf den nahen offenen AVeideplatz hinauswagen zu müssen. Und in diesem AVirrwarr von Fährten nun erblicken Jäger eine geriebene Schlauheit und vollendete Berechnung. Doch so kopflos wie der junge gerirt sich nicht auch der gewitzigte alte Lampe. Zur Ehrenrettung desselben darum noch ein gegentheiliges Stückchen. Mehrere Nimrode jagten in einer Gegend über Latzfons gar oft einen Hasen, allein zu Schuss bekamen sie ihn auch nach stundenlangem Gejaide nie, die Hunde verloren jedesmal dessen Spur an der nämlichen Stelle. Da gab ein Hirtenknabe endliche Auskunft. »Den Hasen, den ihr schon so oft gejagt, sehe ich jedesmal. Dort am Fusse der Felswand, wo das Gekläffe der Hunde jedesmal losgeht, liegt er und oben an der Felswand kehrt er nach 2 — 3 Stunden von der Alpe herab zurück, rastet noch gemüthlich, bis die Hunde nachkommen, am Rand des Absturzes und springt dann tief auf eine Platte und von dieser in eine »Kanzel« der AVand hinab, wo er wohlgeborgen von seinem Gange vollends sich ausruht. Die Hunde aber folgen seiner Spur bis zum Abhange, schnoppern noch in die Luft hinaus und — sind fertig. »Ja 256 / so!« dankte der Jäger und postirte sich das nächste Mal an dieser Schneide^ wo er auch 1 Stunde früher schon, ehe die Hunde anlangten, dem ergrauten Alten für immer Ruhe verlieh. Aehnliche Fälle, dass Hasen ä la Reinecke sich ihre Zuflachtsstätten oder Lager an fast unzugänglichen Steilhängen oder in Löchern daselbst ausersehen, oder von Jagdhunden verfolgt auf isolirte Felstrümmer geflüchtet hatten, wusste mein Gewährsmann aus eigenen oder seiner Jagdgenossen Erlebnissen noch mehrere zu zählen. Und erklärlich !/ dass gerade Furchtsamkeit, die in Gefahr die Besonnenheit raubt, in freieren Augenblicken der Ueberlegung zur Vorsicht gemahnt. L i t e r a t u r. Der M a 1 a y i s c h e A r c h i p e 1 , Land und Leute, geschildert von C. B. H. v. R o s e n- berg. Mit einem Vorwort von Prof. P. J. Veth. Leipzig, Gustav Weigel, 1879, 18 Mark. 30 Jahre seines Lebens hat der Verfasser in dem malayischen Archipel, theils in militärischen Diensten, theils beauftragt mit wissenschaft¬ lichen Untersuchungen zugebracht, und dass er da mehr als manch andrer Reisender in jenen Gegenden Gelegenheit gehabt hat, sich in die dortigen Verhältnisse einzuleben, das ist begreiflich, das zeigt sich auch in dem hübsch ausgestatteten Werke, in dem er seine Erfahrungen und Beobachtungen, illustrirt durch zahlreiche Zeichnungen aus seiner Hand, niederlegt. Nach einander kommen zur Behandlung Sumatra, die Inselkette westlich davon, Selebes, die Molukken, Neu-Guinea, Java. Der Eigenthümlichkeit der besuchten Gegenden und besonders auch der sie bewohnenden Menschen wird in erster Linie stets Aufmerksamkeit gezollt, aber auch die Säugethiere und Vögel der betreffenden Gebiete werden nach den wichtigsten der vorkommenden Formen vorgeführt, so dass auch der Zoologe das Buch mit Interesse und Nutzen in die Hand nehmen wird. Als besonders beachtenswert!! ist die Aufzählung der in Neu-Guinea lebenden Säugethiere und Vögel hervorzuheben. N. Eingegangene Beiträge. Dr. R. S. in E.: Eine Beschreibung Ihres Aquariums wird willkommen sein. — A. S. in W.: Dank für die wiederholten Mittheilungen. Ihre Adresse ist besorgt. — R. W. in W — A. F. in N. - « Bücher und Zeitschriften. Brehm’s Thierleh en, 6ter Band. Zweite Ahth. : Vögel. 3. Band. Leipzig. Biblio¬ graphisches Institut 1879. Gäa, Zeitschrift zur Verbreitung naturwissenschaftl. und geogr. Kenntnisse. 15. Jahrg. 6. Heft. Köln und Leipzig. E. H. Mayer 1879. Dr. K. R u s s. Die fremdländischen Stubenvögel. Ster Band. Die Papageien. 5te Lieferg Hannover. C. Rümpler 1879. Verslag van het kon. zoolog.-botan. Genootschap te ’sGravenhage over het jaar 1878. Mahlau & Waldschmidt. Frankfurt a. M, Der Zoologische Garten Zeitsclirift Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a.* M. Redigirt von Dr. F. C. Noll, In Commission bei Mahlau & Waldscbmidt in Frankfurt a. M. N? 9. XX. Jahrgang. September 1879. I n li a 1 t. Das Meeresleuchten im Zimmeraquarium ; von dem Herausge be r. — Die Falkenbeize in Japan ; von Dr. A. v. 11 o r e t z, — Beobachtungen am Orang-Utan ; von Dr. Max Schmidt. — Thierleben, Thierpflege in Irland; Reisebemerkungen von Ernst Friedei in Berlin. (Fortsetzung.) — Die deutschen Waldhühner; von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung.) — Nachrichten aus dem Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. ; von dem Director Dr. Max Schmidt. — Zoologischer Garten in Köln. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Das Meeresleuchten im Zimmeraquarium. *) Von dem Herausgeber. Manuigfach sind die Freuden und zahlreich die Beobachtungen, die ein wenn auch noch so, unbedeutendes Seewasser-Zimmer- aqnarium seinem Besitzer bietet; diese Erfahrung kann ich nun, nachdem mein kleines, kaum einige Eimer Seewasser enthaltendes Aquarium sich länger als ein Jahr hindurch so gut bewährt hat, bestätigen. Eine nicht geringe Ueberraschung aber bot sich mir im Frühlinge dieses Jahres, als unerwartet und uugesucht das Meeres¬ leuchten sich in dem kleinen Behälter zeigte, um so mehr, da selbst die grossen Seewasseraquarieu, so viel mir bekannt ist, bis jetzt keine Gelegenheit zur Beobachtung der hübschen Erscheinung boten. Es war am Abende des 28. April dieses Jahres nach 10 Uhr, als ich zum erstenmale nach einander au verschiedenen Stellen meines Aquariums bläuliche Funken, wie von einer Electrisirmaschine her¬ rührend, aufblitzen sah und zwar jedesmal gleichzeitig mehrere. *) Nachdruck verboten. 17 258 mauclimal 3 oder 4, dann aber auch wohl etwa 10 und noch mehr bis zu 20. Die Funken erglühten zum Theil nur momentan und erloschen gleich wieder; in der Regel aber zitterten sie in rascher Unterbrechung aufleuchtend und vergehend, etwa dem Flimmern der Fixsterne vergleichbar,*) einige Secunden fort, seltener zeigten sich heller gelbliche bis zu 1 cm lange Scheine, die ohne Unter¬ brechung bis zu 50 Secunden und selbst noch länger anhielten. Nach kurzer Dauer war alles wieder dunkel, und erst nach einhalbstün¬ digem oder noch länger andauerndem Warten zeigten sich wieder hief oder da einige Funken. Von dieser Zeit an liess sich das Leuchten jeden Abend be¬ merken, niemals aber vor 10 Uhr, dagegen, wie es schien, je später desto schöner, und am stärksten sah ich es einmal um Mitternacht, wo die Zahl und Stärke der Funken eine bedeutende war. An den Wänden des Glases und im freien Wasser, am meisten aber am Boden glänzte und flimmerte es, nie jedoch an der Oberfläche. Mitte Juni liess die Erscheinung nach und lange musste man im Dunkeln harren, bis endlich da oder dort einiges Leuchten sich zeigte. Ich schrieb dies, wie sich aber später herausstellte mit Unrecht, der Anwesenheit einiger grösseren Actinien zu, die ich um diese Zeit eingesetzt hatte, und entfernte darum diese wieder, ohne dass jedoch ein Erfolg von dieser Maassregel bemerkbar gewesen wäre. Um diese Zeit setzte ich die Versuche, die leuchtenden Thierchen zum Ausströmen ihres Lichtes zu zwingen, fort, anfänglich ohne deutliche Wirkung, bis es mir schliesslich doch gelang, das Leuchten im Aquarium nach meinem Willen hervorzurufen. Aufrühren und Be¬ wegen des Wassers, Stossen und Klopfen am Glase ergeben kein sicheres Resultat, wohl aber ist das gleichzeitige Trommeln mit den Fingern an zwei gegenüberliegenden Stellen des Aquariums jedesmal von dem *) Als wir im August 1871 von einem Ausfluge von Lissabon nach dem gegenüberliegenden Gasilhas zurückkehrten und in stiller Nacht bei tief- dunkelem Himmel mit wunderbarem Sternenglanze der Kahnführer die Ruder in den Tejo tauchte, ds erglänzten auf den dadurch entstehenden kreisförmigen Wellen zahlreiche Punkte. Der alte Schifter, um die Ursache der Erscheinung befragt, deutete nach oben und meinte, das Leuchten sei nur der Widerglanz von dem Geflimmer der Sterne. Als ich aber mit beiden Händen Wasser schöpfte und dieses herabträufelnd an den Händen und auf dem Boden des Kahnes glitzerte, da sagte er: »Es sind junge Alforrecas, es brennt.« Es waren aber nicht etwa kleine Quallen, wie er dachte, sondern die bekannten Leucht- thierchen, Noctituca miliaris, die in den meisten Meeren das Leuchten an der Oberfläche verursachen. 259 besten Erfolge begleitet, manchmal allerdings erst, nachdem man etwa eine halbe Minute lang das Trommeln fortgesetzt hat. Die Erscheinung ist an manchen Abenden, besonders dann, wenn man erst bei völlig eingetretener Nacht reizt und wenn die Temperatur eine hohe ist, eine wirklich überrascheude. Jetzt, Anfang August, wo die Wärme des Wassers im Aquarium auf 21^ R. gestiegen ist (ohne dass mir auch nur ein Thier abgestorben wäre), blitzen oft zolllange Funken zu Dutzenden gleichzeitig auf, zittern und flimmern minutenlang fort, erlöschen und erglühen dann von neuem, wenn man sie nochmals hervorruft; daun aber bleibt es trotz alles Klopfens finster und erst nach Verlauf einer Stunde gelingt es zuweilen, an derselben Stelle, wo es anfangs geleuchtet hatte, wieder einige schwächere Funken herauszutrommeln. Will alles Klopfen nicht mehr helfen, daun ist das Einblasen von Luft in das Aquarium oft noch von Wirkung. Durch eine Glasröhre, die bis nahe an den Roden des Aquariums geführt wird, blase ich Luft, und wenn diese in Blasen vom Grunde nach der Oberfläche des Wassers steigt, dann zeigen sich oft nochmals Funken im Wasser. So habe ich es denn nun so weit gebracht, dass ich wenigstens einmal am Abende das Leuchten zum Erscheinen commandiren und dass ich in der That Freunde Abends zum Meeresleuchten einladen kann. Mancher derselben, der das Meer noch nicht gesehen, hat hier in Frankfurt sich an der Thätigkeit der kleinen Seebewohner erfreut. Was die Ursache des Leuchtens in der See betrifft, so ist be¬ kannt, dass es zum grössten Theile durch lebende Thiere bewirkt wird und dass eine grosse Anzahl von kleinen Seegeschöpfen mit der Fähigkeit zu leuchten begabt ist. An der Oberfläche siud es die winzigen Noctiluceu, die dieselbe oft mit einem wahren Feuer¬ schein übergiessen, in welchem dann wieder Medusen, Pyrosomen und selbst kleine Krebse als grössere Feuerballen umherziehen. Versuche, die ich an meinem Aquarium machte, um die in dem¬ selben leuchtenden Thierarteu herauszufinden, wollten anfangs kein genügendes Resultat ergeben. Brachte ich an die Stelle, die eben das Leuchten gezeigt hatte, rasch eine Lampe oder erhellte sie mit einem zu diesem Zwecke bereit gehaltenen Streichhölzchen, dann konnte ich öfters Schwärme kleiner Thiere bemerken, die sich in dem Wasser tummelten und aus kleinen Crustaceen (Copepoden) und Würmern bestanden. Letzteren vorzugsweise, die sich sehr stark vermehrten und erst seit dem Einsetzen der obenerwähnten 260 Actinien sowie durch nothwendig gewordene Reinigung der Glas¬ wand des Aquariums an Zahl bedeutend abnahmen, war ich anfangs geneigt,*) das Erzeugen des Lichtes zuzuschreiben; es war ein Strudel¬ wurm der Gattung Schi^oprora, kaum 1 mm lang, der sich wohl zufällig einigemal gerade an den Stellen umhertrieb, wo es eben ge¬ leuchtet hatte. Doch bin ich wieder zweifelhaft geworden, ob diese Würmchen überhaupt leuchten. Was ich mit Bestimmtheit über das Entstehen des Leuchtens sagen kann, ist Folgendes : Am Abende des 22. Mai, an dem ich gemeinschaftlich mit meinem Sohne (stud. rer. nat.) beobachtete, glänzten einigemal lange gelbliche Scheine an der Wand des Glases, mein Sohn brachte den Finger auf die Stelle, wo das Licht war, ich holte rasch die Lampe, und da sass denn ein kleiner, 8 mm langer Ringelwurm, der sich in dem Aquarium mehrfach fortgepflanzt hatte, an der markirten Stelle. Als einmal wieder, wie wir vorher schon bemerkt zu haben glaubten, ein leuchtendes Wölkchen von einem solchen Platze ausging und sich wie Phosphordampf im Wasser ver¬ lor, da konnten wir wiederum feststellen, dass ein Wurm der er¬ wähnten, aber von mir noch nicht bestimmten Art den Schein oder wohl einen leuchtenden Stoff von sich gegeben hatte. An demselben Abende konnte noch etwas Aehnliches beobachtet werden. Dicht an der Glaswand des Aquariums gingen von dem Boden von einem Punkte aus zwei leuchtende Dampfwölkchen, die divergirend in die Höhe stiegen, sich erweiterten und allmählich ver¬ gingen, während heller leuchtende Körperchen aus ihnen auf den Boden fielen und da noch einen Augenblick weiter glühten. Bei der rasch bewirkten Beleuchtung fand sich eine kleine Schwimm¬ krabbe, Carcinus maenas, ruhig vor dem Glase- sitzend, mit dem Munde diesem zugewendet. Allem Anscheine nach, sowohl nach dem Platze als nach dem ruhigen Verhalten der Krabbe und der ihrer Grösse entsprechenden Ausdehnung der leuchtenden Wölkchen, sowie insbesondere auch darnach zu schliessen, dass kein anderes Thier in ihrer Nähe sichtbar war, konnte nur sie allein die phosphorescirenden Dämpfe abgegeben haben ; ob nun aus dem Munde, aus der Kiemen¬ höhle oder aus dem Anus, das war nicht festzustellen. Sicher ist es aber jedenfalls, dass die Auswurfstoffe mancher See- thiere leuchten, und dass demnach auch das Leuchten *) Ich habe dies ausgesprochen im „Zoologischen Anzeiger.« Leipzig, 1879. 11. Jahrgang, No. 34. 261 anderer Seethiere auf der Ausscheidung von Stoffen beruhen kann, wie dies ja auch die Versuche von Panceri u. A. dargethan haben. Ferner Hess sich bei dem oft wiederholten künstlichen Her¬ vorrufen des Leuchtens constatiren , d’ass die zahlreichen, zu gleicher Zeit auftretendeu Scheine von einem S c h w a m me he r r ü h r t e n und nicht, wie ich früher vermuthet, von einem Strudelwurme. Dass dieses nicht schon früher festgestellt wurde, lag zum Theil au der Zufälligkeit der Erscheinung, zum grössten Theil aber an der damaligen geringen Grösse der jungen Schwämme. Im December vorigen Jahres hatte ich aus dem Aquarium des hiesigen Zoologischen Gartens zwei vStückchen eines Kiesel¬ schwa m m e s , einer Heniera^ in mein Zimmeraquarium gebracht, und diese Hessen im Februar und in der ersten Hälfte des März Hunderte von Larven ausschwärmen, die sich am Glase am oberen Rande des Wassers, aber auch an Steinen, Hornkorallen u. a. Dingen festsetzten und zu kleinen, leicht übersehbaren Schwämmen aus¬ wuchsen. Erst im Juni fingen dieselben rascher zu wachsen au, stehen jetzt als 80 — 90 mm lange Zäpfchen von ihren Anhaltspunkten ab und konnten in Folge dessen bei zahlreichen Versuchen immer wieder als die Hauptlichtträger meines Aquariums erkannt werden. Je nach der Lage der Schwämmchen erscheinen die Funken kurz oder lang und treten, was auffallend und mir immer noch unerklärlich ist, stets gruppenweise auf, und zwar so , dass an dem einen Abende oft nur eine auf gemeinsamer Unterlage, etwa einer Horn¬ koralle oder einem Steine sitzende Gruppe wiederholt, anfangs lebhafter dann schwächer und schwächer aufleuchtet, während alle übrigen dunkel bleiben. Manchmal auch leuchten die auf zwei oder drei verschiedenen Gegenständen gesellig lebenden Schwämm¬ chen gleichzeitig, oder es folgt die eine Colonie- im Leuchten einer anderen. Allerliebst nimmt es sich aus, wenn etwa ein Stämmchen der Horukorallen zusammen mit einem der aus Wurm¬ röhren (Serpula) gebildeten Steine mit leuchtenden Punkten übersät ist ; am Boden und an den Aesten des Bäumchens erzittern und schimmern wie an einem Christbaume die zahlreichen Funken in stetem Wechsel. Dass der Rand und die innere Fläche einer hohl- Uiegenden Austerschale mit jungen Renieren besetzt waren, das merkte ich erst, als an einem Abende die kleine Höhle von glitzernden Sternen erhellt und unisäuint war. 262 Dass die jugendlichen Renieren leuchten, unterliegt keinem Zweifel, das habe ich auch uuter der Beihülfe von Freunden wieder¬ holt feststellen können ; schwieriger aber ist die Frage, auf welchem Wege sie dies thun, und zwar kommen hier einige Umstände er¬ schwerend in den Weg. Wie kommt es — und dies hat sich aus dem früheren freiwillig auftretenden wie auch jetzt aus dem er¬ zwungenen Leuchten ergeben — , dass stets bestimmte, auf gemein¬ samer Unterlage sitzende Gruppen gemeinschaftlich und alle in dem¬ selben Momente auf leuchten? Warum leuchten niemals alle, mindestens hundert jungen Schwämme des Aquariums auf einmal, ’^as sich wirklich brillant ausnehmen müsste? Warum ist das Leuchten ein so kurz andauerndes und warum kann es selbst durch künstliches Reizen nicht beliebig oft au denselben Schwämmen hervorgerufen werden? Auch hier möchte vielleicht die Annahme eines leuchtenden Excretes alle die vorstehenden Fragen am leichtesten erklären. Bei dem Reizen durch die von dem Trommeln mit den Fingern ver¬ ursachten Wasser wellen contrahiren sich sehr wahrscheinlich die vorher ausgedehnten Schwämme, und indem ihre sich zusammen¬ ziehende Aussenschicht, das Ectoderm, das in dem Schwamme vorher enthaltene Wasser hinauspresst, wird zugleich der Leuchtstoff aus- geschieden, mit dessen Verbrauch die Fähigkeit zu leuchten erlischt, bis derselbe in gewissem Grade wieder nachgebildet ist. Darum viel¬ leicht auch leuchten immer auf den Reiz nur die Schwammgruppen, die das bestimmte Excret genügend in sich angesammelt und es nicht etwa schon freiwillig vorher abgegeben haben, was bei all¬ mählichem Ausstossen desselben vielleicht auch ohne bemerkbare Licht- erscheinuug stattfindet. Räthselhaft bleibt es aber immerhin, warum stets die Thiere bestimmter Gruppen von Schwämmen gleichzeitig, ganz wie auf Commando aufleuchten, ohne dass die Individuen in irgend einer unmittelbaren Berührung mit einander ständen. Nachdem ich sicher sein konnte, dass auf den von mir an¬ gewandten Reiz stets ein Reagiren mittelst ‘Lichterzeuguiss von we¬ nigstens einer Schwammgruppe erfolgen werde, machte ich nun wiederholte V ersuche, ob das Leuchten der Seeth iere auch am Tage stattfindet und daun nur von dem Tageslichte, wie auch das Licht der Sterne, überstrahlt werde. Versuche, die ich Vormittags anstellte, gelangen theilweise, manche hatten kein Resultat. Zu diesem Zwecke verdunkelte ich das Zimmer so gut wie möglich und hing um mich und das Aquarium, so wie es der Photograph mit seiner Camera obscura macht, einen dicken wollenen 263 Shawl. Wenn Funken bemerkbar wurden, so war dies nur bei grosser Aufmerksamkeit möglich, denn trotz aller Vorsicht konnte das Tageslicht nicht gänzlich abgehalten werden, vielleicht war auch das an das Tageslicht gewöhnte Auge nicht immer gleich gut im Staude, das äusserst schwache und fahle Leuchten der Schwämmchen zu bemerken. Am schönsten gelang der Versuch gegen Abend, und zwar im Juli zwischen 7 und 8 Uhr Abends, wo die Sonne noch am Himmel stand und bei der angedeuteten Vorsicht die blassen bläulichen Lichtscheine in einer Gruppe unzweifelhaft zu bemerken waren. Schon hieraus erhellt, was auch sonst sich bestätigte, dass die Farbe des Lichtes bei einem und demselben Thiere von kaum bemerkbarem Scheine in das Bläulichweiss des electrischen Funkens und das grelle Gelb des Blitzes überzugehen vermag und dass der Grad der Färbung theils von der Stärke des umgebenden, mehr oder weniger abschwächenden Lichtes, theils vielleicht auch von der Menge des von dem Thiere ausgeschiedenen leuchtenden Stoffes abhängig ist. Bei Nacht mag derselbe bei niederen und nächtlichen Seethiereu immerhin rascher und intensiver zur Bildung gelangen als am Tage, wie ja auch bei den Pflanzen eine grössere oder geringere Menge des Sonnenlichts von grossem Einflüsse auf deren Lebensthätigkeit ist. Anfangs August 1879. Die Falkenbeize in Japan. Von Dr. A. v. Roretz. Wo es weite, uncultivirte Landstrecken mit Buschwerk, Sümpfen und Wiesen gab, da blühte nebst vielem anderem Jagdsport auch die edle Falkenbeize. Aber auch in bebauten Gegenden gaben sich mächtige Fürsten und Wohlhabende diesem Vergnügen hin, wogegen die ünterthanen nicht mucksen durften und sich noch höchlichst zu bedanken hatten, dass sie der wilden Jagd Zusehen und mühsam den aiicjerichteten Schaden wieder gutmachen durften. So war es auch in Japan, als die Deimios Herren über Gut und Leben ihrer Unter- thanen waren. Alles hat sich aber geändert, seit die mächtige Re¬ form der Neuzeit auch in diesem entfernten Insellande ihre civili- satorischen Hebel augesetzt hat und seit Gleichheit vor dem Gesetze dem Bauer Schutz für seine Ernten sichert. Die Falcouiere starben 264 aus und unterliesseu ihre jährlichen Wauderzüge nach den steilen Felsen, wo sie alljährlich ihre halbflüggen Zöglinge einsammelten. Die »Beize« ist verschollen und nur einige Reiche im Lande, deren ausgedehnter Grundbesitz solchen Luxus gestattet, ergeben sieb noch hin und wieder diesem interessanten Sport. Doch die Zeit der Jag¬ den zu Pferde, wo mau Füchse, Hirsche, Kraniche jagte, ist un- wiederruflich dahin. Nur in beschränktem Maasse gelang es mir, etwas von den alten Sitten kennen zu lernen. Japan besitzt eine ziemlich reiche Raubvogel-Fauna, wenn auch nicht an Individuen, so doch an Arten. Viele derselben, auch solche, welche in Europa nicht zur Beize benutzt wurden, dienen hier zur Jagd. So besitze ich im Augenblicke drei Jagdvögel, einen grossen wun¬ derschönen Falken, von der Grösse eines Steinadlers, der über 5 Fuss klaftert, einen Habicht und einen Buteo; zwei andere Falkenarteu sah ich in Tokio. Alle drei sind wohlgezähmt, gehorsam und in ihrem Geschäfte geschickt. Am besten aber erzogen ist der Habicht. Leider fehlt mir jegliches Werk zur Bestimmung der Species. Wo so vielerlei Raubvögel zur Jagd abgerichtet werden, kann man wohl den mir gemachten Angaben des Falconiers, der mir die Thiere be¬ sorgte, glauben, dass seinerzeit auch Adler zur Jagd herangezogen wurden. Was die Abrichtungsmethode der hiesigen Falconiere betrifft, so hat sie keine grossen Besonderheiten aufzu weisen, sondern ist so einfach als möglich, wie mir scheint, richtig. Das möglichst junge Thier wird durch Freundlichkeit und vieles Sichdamitbeschäftigen an seinen Herrn gewöhnt und seine Raubinstinkte werden nnr geregelt. Nichts von Kappen, die dem Vogel das Licht benehmen, kein Ent¬ ziehen des Schlafes oder des Futters, kurz keine Thierquälerei. Der Japaner ist überhaupt sehr zart in der Behandlung seiner Nutzthiere und für diese hätte ein Thierschutzverein hier nicht zu sorgen. Dem jungen Raubvogel wird eine Fussfessel aus sehr weichem Leder um jedes Bein geschlungen , diese mit * der behandschuhten Hand ge¬ halten und nun trägt der Falkonier mit unermüdlicher Geduld das Thier auf der Faust. Bald sieht der Vogel ein, dass sein Herr ihm wohl will, lernt den Lockruf verstehen, der ihm sein Futter aukün- digt, er lässt sich berühren, die Federn ordnen, selbst waschen. Nach jedem Füttern wird dem Vogel nämlich der Schnabel von Blut und Fleischresten gereinigt. Gefüttert wird sehr oft, fast halbstünd¬ lich, aber nur winzige Portionen. Meist ist ein Gehülfe bereit, der den Vogel lockt, indem er ihm einen Bissen Fleisch zeigt und gleich- 265 zeitig auf eine kleine schwarze, innen roth lackirte Schachtel klopft, welche das Futter enthält. Fliegt der Vogel nach dem Futter in der Schachtel, so ist das Schwerste überstanden, denn sobald er be¬ griffen hat, dass er sich durch diesen Gehorsam mühelos ein Stück Fleisch verdient, lässt er sich ziemlich willig von der gefangenen Beute losmachen. Ja er verlässt selbe auch, wenn er gut dressirt ist, freiwillig und stürzt sich auf die rothe Schachtel Öffnung, sobald er den Lockruf und das Geklapper derselben hört. Dies hat den Vortheil, dass man den Falken, wenn er sich mit seiner Beute auf einen Baum retirirt oder bei misslungener Jagd auf bäumt, wieder in seine Gewalt bekommt. Das Jao:en liegt dem Thiere im Blute. Also bedarf er hierfür keiner Abrichtung, und Zähmung ist das Wichtigste. Für jeden Act des Gehorsams folgt etwas Futter als Belohnung. Andere Strafen als momentanes Vorenthalten des^ Futters habe ich nie gesehen. Was die Jagd selbst anbetrifft, so ist sie nach dem Wilde sehr verschieden. Ganz kleine Habichte sah ich niemals gänzlich freige¬ lassen, sondern an der Fussfessel befand sich eine sehr dünne Schnur aus Seide, stark gezwirnt, von der Stärke der gewöhnlichen Näh¬ seide, nur sehr viel fester. Die Länge dieser Schnur war ungefähr 30 Meter. Sie soll mehr dazu dienen, dem Vogel eine allzuweite Verfolgung, namentlich ins Dickicht, wo er sich leicht beschädigt, unmöglich zu machen, als Fluchtversuche zu vereiteln. Grössere Habichte und Falken werden stets freigelassen. Der Jäger schleicht sich möglichst an das Wild an, indem er dem Vogel dessen Anblick durch Vorhalten eines langen Aermels der japanischen Kleidung ver¬ birgt. Ist er in richtiger Nähe augekommen, so zieht er den Aermel fort und sogleich stürzt das Thier sich auf seine Beute. Meist saust es ganz nahe über dem Erdboden, oft kaum 20 cm davon entfernt, mit kaum wahrnehmbarem Flügelschlag auf sein Opter los und er¬ reicht es, bevor es nennenswerthe Fluchtversuche machen kann. So sah ich Hunde, Katzen, Reiher, Tauben, Sperlinge u. s. w. erbeuten. Ja ich meine bemerkt zu haben, dass bei etwas grösserer Entfernung der jagende Vogel Erdvorsprünge und sonstige Terrainhindernisse als Deckung benuzt. Erhebt sich aber das Wild, namentlich ein Reiher oder eine Taube, so wird die Jagd anziehender. Verfolgen und Aus¬ weichen, Steigen und Fallen folgt blitzschnell. Einmal erhoben sich ein weisser Reiher und der Falke so hoch in wirbelndem Fluge, dass mau sie kaum erkennen konnte. Hat der Verfolger seine Beute ge¬ packt, so fällt er mit ihr, durch die halbausgebreiteten Schwingen 266 eleu F'all nur etwas mässigend, senkrecht nieder. Dann heisst es hiuzueilen und den Vogel abrufen, will man anders nicht die Beute in Stücke gerissen sehen. Gefangene Vögel sind meistens todt, bis man heraukommen kann, nicht so die stärkeren Thiere wie Hunde oder Katzen. Diese erstickt der Falke allmählich, indem er ihnen das Maul zudrückt und sich so zugleich .gegen die Zähne sichert. Es ist überhaupt merkwürdig, mit welcher Sicherheit so ein Raub¬ vogel seine Beute fasst und seinen Gegner wehrlos macht. Hunde und Katzen fasst er mit einem Griffe so, dass sie die Zähne nicht gebrauchen können, drückt sie zu Boden und wehrt mit dem anderen Fusse eventuelle Klauen angriffe ab. Den spitzschnäbeligen Reiher fasst er stets am Hinterkopfe und wendet den gefährlichen Schnabel von sich ab, während er gegen das unschädliche Picken des kleineren Geflügels völlig gleichgültig bleibt. Aufgeregt ist der Vogel nach der Jagd immer. Er athmet, auch nach ganz kurzem Fluge, scharf und hastig, schüttelt sich, sperrt den Schnabel auf, und das ohnehin lebhafte Auge sprüht ordentlich von Mordlust. Deshalb darf man ihm auch die abgenommeue Beute nicht zeigen ; denn er würde sich sogleich wieder darauf losstürzeu, namentlich wenn sie noch lebt oder man selbe leise bewegt. Anders auf der Enten- und Gänsejagd. Hierzu dienen nur der Bussard und die stärkeren Falkenarten. Der Jäger schleicht sich gleichfalls möglichst gedeckt an die schwimmenden Vögel heran und stösst seinen Falken von der Faust los, sobald die Enten aufsteigen. Hier ist die Aufgabe des Falken bedeutend schwerer. Denn die Enten, der ihnen drohenden Gefahr wohl bewusst, eilen möglichst rasch dem offenen Wasser zu und ziehen so niedrig als möglich dahin. Der Falke muss also sein erfasstes Wild mit sich nehmen und wenigstens bis ans Ufer schleppen, will er nicht zu einem un¬ freiwilligen Bade oder gar zu Schaden kommen. Er sucht darum seine Beute in die Höhe zu treiben dadurch, dass er ihr den Weg abschneidet und sie umkreist und lässt sich dann erst mit ihr herab¬ fallen, wenn er sie in richtiger Höhe erfasst hat, um schiefen Fluges das Ufer erreichen zu können. Bei Gänsen aber kommt es vor, dass sie sich mittelst Flügelschlägen heftig zur Wehr setzen und der Falke vom Angriffe ablassen muss. Und dann hat der Falkonier Mühe und Noth genug, mit Waten und Schwimmen und Laufen seinem weitentfernten Pflegling nachzukommen. Wird die Entenjagd aber mit Netzen betrieben, so dient der Falke nur, um etwa ausbrechende Vögel zu erhaschen. Diese Enten- 267 jagd ist übrigeus eigenthümlich genug. Im Winter kommen allerlei Arten von Wassergeflügel auf die Teiche im Inlande, während sie die übrige Zeit vielfach auf der See oder in den Flussmündungen zubringen. Auf den, Teichen nun lockt man die Enten mit Futter und zahmen Enten in sogenannte Fanggräben, welche wohl theilweise auch mit Binsen oder feinen Netzen überspannt werden, zu beiden Seiten der Gräben stehen die Entenfäuger und Falkoniere. Sind genug Enten in die Gräben gelockt, so werden sie durch Lärm zum Auffliegen gebracht und die Jäger haben sie mit einer Art von Schmetterlingsnetzen zu erhaschen. Auf die entwischenden Flüchtlinge lässt man noch zum üeberfluss die Falken los. Die Falkenjagd zu Pferde scheint gänzlich aufgehört zu haben. Wenigstens ist mir in der langen Zeit meines Hierseins keine Nach¬ richt über eine solche statthabende Jagd zu Ohren gekommen. Nach Beschreibungen aber muss sie der, jetzt noch in Persien üb¬ lichen Jagdart nahegekommen sein, wo man eine Art Parforcejagd auf Hasen, Füchse und Hirsche veranstaltet und im letzten Momente die Falken loslässt. Auch die Kranichjagd wurde zu Pferde betrieben, da die Kraniche oft weit vor den verfolgenden Falken entfliehen und die Reiter stets in Sicht bleiben wollten. Wird der Kranich zu Fuss mittelst Falken gejagt, so bedarf es derer wohl mehrere, welche sich gegenseitig unterstützen, da ein Einzelner kaum einen so grossen Vogel bezwingen kann. * Beobachtungen am Orang-Utan. Von Dr. Max Schmidt. XVH. Mitunter schien es zweckmässig, einen dem Orang zum Spielen gegebenen Gegenstand ihm nicht ohne weiteres zu überlassen, sondern denselben zur Vermeidung von Beschädigungen und Nachtheilen aller Art, welche seine missbräuchliche Verwendung für das Thier haben könnte, irgendwie zu befestigen. Eine derartige Maassregel fand aber niemals seine Zustimmung, sondern er war im Gegentheil stets bemüht, das Spielwerk loszumachen, um damit ganz nach seinem Gefallen hantieren zu können, was in der Regel zum grossen Nach¬ theile der betreffenden Gegenstände ausfiel. So benützte er eine kleine zinnerne Schrillpfeife ganz ihrer Bestimmung gemäss, so lange 268 sie an den Baum mittelst eines starken Bindfadens befestigt war, und es machte ihm offenbar grosses Vergnügen, dem Instrumente Töne zu entlocken. • Daneben interessirte ihn aber auch das leichte, in der Pfeife befindliche Holzkügelchen , welches durch sein Hiu- und Herspringen das Schrillen verursacht, und er bestrebte sich, das¬ selbe mit dem Finger aus dem Luftloche herauszubringeu, was natür¬ lich nicht gelang. Seine Bemühungen, die Pfeife loszumachen, waren dagegen von einem günstigeren Erfolg begleitet und eines Tages riss die vielfach gezerrte und gedrehte Schnur ab. Mit grosser Be¬ friedigung gab sich nun der Drang der eingehendsten Untersuchung der Pfeife hin und als er das Aeussere derselben zur Genüge be¬ trachtet zu haben glaubte, wünschte er doch auch ihren inneren Bau kennen zu lernen. Er ergriff einen Klöpfel, um sie zu zer¬ schlagen, was indess nicht glückte, da das Werkzeug aus Gummi gefertigt ist, aber er wusste sich sofort zu helfen, indem er eine grosse Holzkugel herbeibrachte und damit auf die Pfeife schlug, so dass diese alsbald auseinanderbarst. Nun hatte er endlich das lange erstrebte Kügelchen erobert, aber seine Befriedigung darüber wurde wesentlich geschmälert durch die Entdeckung, dass die Pfeife nicht mehr tönte. Natürlich war das kluge Thier über den Grund dieses Missstandes nicht einen Augenblick im Zweifel, denn es versuchte sogleich die beiden getrennten Stücke, in welche es das Pfeifchen zersprengt hatte, wieder zusammen zu stecken , aber begreiflicher¬ weise ohne den gewünschten Erfolg. Dauerndere Unterhaltung bot unserem Drang ein anderes, speciell zu seinem Gebrauche angefertio:tes Musikinstrument. Dasselbe be- steht aus einer kreisrunden Scheibe aus dünnem Eisenblech, deren Durchmesser etwa einen Meter beträgt und deren Rand umgebörtelt ist, damit sich das Thier nicht daran verletzen kann. Der dazu gehörende Schlägel ist aus einem massiven Gummiball gefertigt, welcher an einem kurzen eisernen Stiel befestigt ist, und das ent¬ gegengesetzte Ende dieser Handhabe ist mit einem kleineren, ähn¬ lichen Ball versehen, damit es nicht als Zerstörungswerkzeug benützt werden kann. Die Blechscheibe wurde mittelst starken Drahtes an einem Baumast befestigt , so dass sie fast bis zum Boden frei herabhing. Natürlich näherte sich der Drang diesem Gegenstände, der schon, während er in den Käfig gebracht wurde, tiefe polternde Töne hatte vernehmen lassen, anfänglich mit grosser Vorsicht, bald aber hatte er dessen Unbedenklichkeit erkannt und bestrebte sich 269 mm in erster Linie, ihn vom Baume abzureissen. Das wollte nun trotz aller Bemühungen nicht gelingen, und das Thier begann nun auf alle mögliche Weise das Blech zum Tönen zu bringen. Bald polterte es mit den Fersen bald mit' den Fäusten auf demselben herum, dann stiess es mit dem Kopfe dagegen oder es schwang die an den Enden mit Draht vielfach umwickelten Enden seiner Kletter¬ seile dagegen oder es bog dasselbe hin und her, und es war dabei nur merkwürdig, wie wenig es sich des Schlägels hierzu bediente, für den es doch sonst vielfache Verwendung fand. Benützte es den¬ selben, so geschah es meist in kräftigen Stössen mit der Stelle, an welcher der eiserne Handgriff nach oben aus dem Gummiball hervor- staud und verniethet war. Nur einmal bemerkte ich, dass er den¬ selben richtig handhabte, aber in weit genialerer Weise, als ein Mensch thun würde. Er hatte sich nämlich unter das Blechschild gesetzt, so dass dieses wie ein schräges Dach auf seinem Rücken ruhte, und schlug nun nach oben über die Schulter hinweg mit dem Klöpfel fest auf dasselbe los. Zu seiner grössten Freude gelang es ihm nun doch nach Ver¬ lauf einiger Tage, das' Blech von dem Baume loszureissen, und nun begann ein so mannigfaltiges Spiel mit demselben , dass man sich über die reiche und lebhafte Phantasie des Thieres nicht genug wundern kann. Zunächst warf der Drang das Blech mit Vehemenz umher und freute sich des dadurch verursachten Lärmes, und wenn es am Boden lag, ging er mit strammen Schritten darüber, damit , es sich unter dem Gewicht seines Körpers einbiegen und laut knacken sollte. Mitunter setzte er sich darauf und bog es mit den Händen empor, worauf er dann versuchte, sich in demselben wie in einer Wiege zu schaukeln. Sehr angelegentlich versuchte er den gebogenen Blechschild auf den Kopf zu setzen, wo dieser natürlich nicht haften blieb, oder er kroch unter denselben, nahm ihn auf den Rücken und marschirte, einer Schildkröte ähnlich umher, wobei nur die Hände sichtbar wurden, der übrige Körper aber von dem Blech bedeckt war. Zahllose Versuche machte er, um aus der Blechscheibe ein Verdeck für seinen Wagen zu construireu. Er biegt sie etwas zusamrnen und stellt sie innen an die eine Seiten wand seines Wagens auf. Dann setzt er sich hinein und bemüht sich, das Blech auf der anderen Seite herabzuziehen und in das Innere des Wagens hinein¬ zubringen, so dass ein bogenförmiges Gehäuse entstehen soll. Der letzte Theil* dieser Arbeit ist ihm bis jetzt noch nie gelungen. Er hat auch schon das Blech möglichst dicht zusammengefaltet und I 270 sich dann auf dasselbe gesetzt, um es in dieser Lage festzudrücken, aber vermöge ihrer Federkraft springen die beiden Hälften immer wieder ziemlich weit auseinander, was ihn jedesmal aufs Neue be¬ fremdet. In diesem Zustande stellt er die Scheibe auf die runde Seite aufrecht, so dass sie mit dem unteren Theil eines Schaukel¬ pferdes Aehnlichkeit hat und er versucht sie dann auch als solches zu benützen, was ihm aber nur gelingt, wenn er sich dabei an einem Seile festhält. Setzt er das Spielwerk nun auf den Kopf, so bereitet ihm der hierdurch verstärkte Schall viel Vergnügen und er bläst daher jedesmal, so laut er nur kann. Wenn er dann meint, es sei an der Zeit, dass das Blech wieder seine ursprüngliche Gestalt annähme, dann biegt er dasselbe mit grosser Kraft auseinander und stellt sich dazu so sachgemäss au, wie es ein Arbeiter, der auf solche Verrichtungen tüchtig eingeübt ist, nicht besser vermöchte. Thierleben und Thierpflege in Irland. Reisebemerkuügen von Ernst Eriedel in Berlinr (Fortsetzung). Die Küsten. Die Seen von Killarney und die Tour längs der Macgilly- ciiddy-Reeks nach der Insel Valentin, welche als erster euro¬ päischer Ausgangspunkt des transatlantischen Telegraphenkabels eine internationale Berühmtheit erlangt hat, bieten dem zoologischen Touristen manch interessanten Einblick in das irische Thierleben der südwestlichen Küstengegend. Die lebhafte Phantasie des Irländers sieht schon in den seltsam gestalteten, durch Erosionsprocess in abenteuerliche Formen gebrachten Inseln der Seen von Killarney allerhand Thiergestalten , welche mit dem sagenhaften Heldeukönig O’Donaghue in Verbindung gebracht werden — O’Donaghue’s Pferd, seine Henne, seine Kuh u. s. f. Eine Insel in dem Hauptsee, Lough Leane, heisst wegen ihrer Kaninchen Rabbi t-Island, eine andere, auf der nach der Tradition der Führer weisse Mäuse Vorkommen, Mouse-Island. Die Pflanzenpracht, welche den Lough Leane umgibt, ist erstaunlich, ein Hauptfactor in der Flora ist der grosse Stechginster {Ulex europaeus)^ der baumartig entwickelt in förmlichen Wäldern das Ufer umgibt. Die Seen sind sehr fischreich, Forelle und Lachs sind reichlich vorhanden, und man kann gegen eine geringe Taxe 271 die Erlaubüiss zum Fischen erlangen; nur muss man sich auch hier mit O’Donaghue gutstelleu; urplötzlich in warmer Frühlings- oder Sommernacht erhebt er sich aus dem Grunde und der Hufschlag seines weissen Rosses wirbelt plötzlich den See zu gefährlichem Welleuspiel auf: White, white, as the sail some bark unfurls When newly launch’d thy long mane ciirls, Fair Steed, fair Steed as white and free. (Th. Moore.) So werden bei Kelten wie Germanen die weissen Wellenkärame mit der flatternden lichten Mähne edler Rosse verglichen.*) Berühmt ist der Adler-Fang in dieser Gegend. Ein Nest, über welchem der Fels drohend und schützend hängt, ist bis jetzt uneinnehmbar, ein halbes Dutzend anderer Nester wird mit Lebens¬ gefahr ziemlich regelmässig geplündert. Es geschieht dies zwischen dem 15. Juni und 1. Juli, wo die Jungen bereits gross genug sind, um sich füttern und an englische Liebhaber, welche das Stück mit fünf und mehr Pfund bezahlen, verkaufen zu lassen. Als ich unten am »Eagles Rock« mit dem Boot lag, schwebten die Alten in der 'Luft hoch über dem Felsen ; während dieser Zeit wagen die armen Leute, welche sich an Stricken von oben auf Leben und Tod zu den Nestern herablassen, keinen Angriff auf letztere, sie warten vielmehr die Frist ab, wo die Thiere, was sie in regelmässigen Stunden thuu, auf Jagd gehen, um einen Berghasen, ein Zicklein oder Lämmchen zu erwischen, führen aber auf alle Fälle Waffen bei sich. »Wir hatten;« erzählt Kohl, »einen Jäger bei uns, der behauptete, er habe diesen Fang schon seit zwanzig Jahren mitgemacht. Es sei seit dieser Zeit immer dasselbe Adlerpaar gewesen; sie könnten sehr gut die verschiedenen Adlerpaare von einander unterscheiden, und wenn es ein neues wäre, so würden sie, da sie dieselben das Jahr hindurch aus der Nähe und Ferne beobachteten, dies sofort erkennen. Dieses Paar hielten sie für das älteste in der ganzen Gegend, denn beide hätten schon ausserordentlich verblichene Farben in ihren Federn. Nachdem die Jungen ihnen geraubt worden, umflatterten sie dann gewöhnlich eine halbe Woche lang und öfter Tag und Nacht schreiend ihr Nest, flögen hin und her und schienen die Jungen in der Gegend zu suchen. Die Jäger sagten, dass es sich zuweilen ereignet habe, dass von den weggefangenen und zahm gemachten Adlern der eine *) Bei den Friesen heisst das Wellenspiel prosaischer der Kälbertanz, wobei unter Kälber die Seehunde und Delfine (Tümmler) gemeint sind. 272 oder der andere seine Freiheit wieder erlangt habe und in die Wild- niss zurückgekehrt sei. Diese zahmen Adler seien aber dann jedes¬ mal von den wilden angegriffen und getödtet worden.« — Das Nest enthält ein bis zwei Junge. Wenn man vergleicht, wie leicht andere Vögel in Folge Störung des Brutgeschäfts fortbleiben, muss die Anhänglichkeit des Adlers doppelt auffällig erscheinen. Die Ziegen bleiben in dieser Gegend das ganze Jahr draussen und verwildern in der Bergeiusamkeit. Viele stürzen in Abgründe oder versteigen sich auf Nimmerwiedersehn, ein hoher Prozentsatz fällt den Füchsen und Adlern zur Beute. Streicht mau in den Bergen hier herum , so wird einem nicht selten P o t h e e n , ein abscheuliches, bei Freund Paddy aber sehr beliebtes Getränk aus Ziegenmilch und Kartoffelfusel, der heimlich vor den englischen Steuerbeamten gebrannt wird, zu hohem Preise offerirt. Ein Hohn ist es, dieses elende Getränk von einer geschwätzigen Keltin als M 0 u n t a i 11 - d e w , Bergthau, anpreiseu zu hören. Aehulich wird in den Küstenstrichen bis nördlich von Connamara hinauf die kleine kurzhörnige heimische Rinderrasse in die Berge getrieben, bleibt daselbst jedoch nur in der guten Jahreszeit. Bis heut spielt die Kuh in der Ausstattung der Töchter des Landes einen Hauptfactor und vertritt gewissermassen das Geld, ähnlich wie bei den alten Römern, v/o pecunia, Geld, geradezu aus pecus, Vieh, entstanden ist. Der Rothhirsch, ein in ganz Irland entschieden im Rückgänge begriffenes Thier, das sonst nur noch in den wilderen Theileu von Connaught, als Erris und Connamara, vorzukommen scheint, ist in den Bergen um Killarney noch zu finden. Was ich von irischen Hirschen bemerkt habe, waren nur schwache, kleine Thiere, ähnlich wie das irische Wildschwein, wie früher augedeutet, nur klein gewesen sein soll. *) Ich kann nur die auf Inseln nahe liegende starke In¬ zucht, begünstigt durch das fast gänzliche Abschiessen des Thiers *) Die in Deutschland vielfach vorkommende Sage, wonach ein Waidmaun an der Saujagd nicht Theil nimmt, weil ihm geweissagt ist, er werde an dem Tage durch ein Wildschwein umkommen, was auch dennoch geschieht, als der Mann beim Abladen des nach Hause gefahrenen todten Keilers den Kopf mit dem Hauzahn unvorsichtig auf seinen Leib fallen lässt, klingt auch in Irland wieder. Es ist aber bezeichnend, dass die irische Sage den verhängnissvollen Sauzahn vorher vergiftet sein lässt; ohne Vergiftung erschien er der Volks¬ phantasie zu unbedeutend, um beim blossen Herunterfallen des erlegten Thieres dem Jäger den Leib aufzuschlitzen. 273 in den meisten Distrikten, als Ursache dieser Entartung ansehen. Wenn der Rest des irischen Cervus Elaphus nicht durch importirtes Blut aufgefrischt wird, so möchte er auch ohne die tödtliche Kugel über kurz oder laug aus Schwäche aussterben. Bei Besteigung des Mount Mangerton wurde mir von einem Manne als grosse Rarität eine einzelne Geweih-Stange angeboteu, wofür er eine Unsumme ver¬ langte, ein Beweis für die Seltenheit des Thiers auch bei Killarney. Früher * war Irland gerade wegen seiner starken Rothhirsche gefeiert. Beda Venerabilis (f 7 35) in seiner Eccles. Histor. lib. I, cap. I nennt Hibernia lusulam Cervorum veuatu insignera. Aehnlich Waraeus, vgl. a.'^a. 0. das Titelkupfer. In Pajne’s »Brife Description of Ireland«, 1589, heisst es,, man könne dort kaufen: »a fat pigge, one pound of butter or 2 gallons of new milk for a penny; a reade deare without the skinue for 2 sh. 6 d; a fat beefe for 13 sh. 4 d.; a fat mutton for 18 d.« In Camden’s Britaunia heisst es, die Grafschaft Mayo sei reich an Vieh, Rothwild, Habichten und Honig, die Berge am Lough Esk (Donegal) hätten Ueberfluss an Rothhirschen. In der Bronzezeit war die Rasse noch nicht so degeuerirt, wofür die Moorfunde riesiger Rothhirsche (nicht Cervus megaceros) namentlich aus den Pfahlbauten im Ballinderry Lake (Grafschaft Westmeath) sprechen; damals war zu häufige In¬ zucht offenbar noch nicht vorhanden. Auch der schottische Hirsch wird immer seltener und fängt an in der Grösse zurückzugehen, in England ist das Roththier fast wie verschwunden; gelegentlich nur wird er in Martindale auf der Westseite von Ulleswater gesehen. Der Hirsch der Hebriden ist wiederum kleiner als der von Schottland. In Schweden ist er selten und kleiner als der norddeutsche; wiederum kleiner als sein skan¬ dinavischer Bruder ist der Hirsch Norwegens. Die Hirsche von Corsica und Sardinien werden ebenfalls als winzig geschildert. Der alte O’Flaherty in seiner Beschreibung von Jarconnought sagt 1684, p. 121: »Next Mam-en are the mountains of Corcoga, in the confines of Balynahynsy, Ross and Moycullin countreys, where the fat deere is frequently hunted; whereof no high mountain in the barouy of Balynahinsy, or half barony of Rosse, is destitude.« In alten Chroniken werden die irischen Stags »very large, fleet and fierce« genannt. Dr. Thomas Molyneux, Freund des genannten O’Flaherty, bemerkt indessen schon damals in seiner »Abhandlung betreffend die grossen Geweihe, welche häufig unter der Erde in Irland gefunden werden«, dass das Rothwild seltener werde, als es 18 274 bei Meüsclieugedenken geweseu, und meint, dass, wenn man es nicht hege, ein Aussterben zu befürchten sei, wobei er auf pestartige Krankheiten, welche die Rennthiere in Lapland decimirten, auspielt. Hardiman, der Herausgeber O’Flaherty’s, erwägt i. J. 1846, dass dergleichen Seuchen auch unter dem irischen Hirschwild anfgeräumt haben möchten, und berichtet von einem ihm bekannten alten Mann, der in der Baronie Ross in Jar-Connought in seiner Jugend das Roth- wild noch in Menge sah. Es weidete unter den schwarzen Rindern auf den Bergen, ein Stück hatte sich mit dem Geweih so im Dickicht verfangen, dass es daselbst verschmachtet war. Znr Zeit ist der Bergzug bei Killarney, welche]' für volle jfwei Meilen unter dem Namen Glena den See begrenzt, die Hauptstelle. Jetzt wird der Hirsch daselbst stets ins Wasser getrieben, dort ge¬ fangen und, wie mir die Eingebornen erzählten, unter grossen Feier¬ lichkeiten, wenn thunlich, unter Wasser geknebelt, im Triumph ein¬ geholt, mit einem bestimmten Zeichen versehen und zum Ergötzen der versammelten Menge schliesslich wieder in Freiheit gesetzt. Mr. Weid schildert eine solche Jagd an den Seen in anziehender Weise: »Am Tage vor der Jagd werden alle Vorbereitungen, um dieselbe zum erwünschten Ziele zu führen, getroffen. Eine erfahrene Person wird auf den Berg geschickt, um nach der Herde auszuschauen und ihre Bewegungen bis zur Nacht zu überwachen. Der Hirsch, welcher sich von dem Rudel trennt, wird für den Sport am nächsten Tage ausersehen. Sobald der Hirsch aufgescheucht ist, sucht er den Berggipfel auf; um dem vorzubeugen, werden auf der Höhe Treiber aufgestellt, welche ihn mit gellendem Geschrei erschrecken und gegen den See treiben. Ich hatte einmal den Genuss, einen Hirsch vorlängs des Seeufers von der Meute fast eine Meile gejagt zu sehen. Als er sich in der Enge fühlte, setzte er mit kühnem Schwünge von einem Felsen in den See und schwamm nach einem der Eilande. Erschreckt durch die Ankunft der Boote kehrte er um und suchte wieder auf dem festen Lande Schutz. Bald nachhei' bei einem verzweifelten Ver¬ such, eine Kluft zwischen zwei Felsen zu überspringen, verliessen ihn die Kräfte und er fiel erschöpft zu Boden. Es war höchst spannend zu sehen, wie die Zuschauer in Menge nach dem Ort hinstürzten, Damen, Herren, Bauern, Jäger gruppirten sich maleriscli um das edle Opfer, das im Waldesdickicht dahin gestreckt lag. Der Hirsch, wie gewöhnlich bei diesen Gelegenheiten, kam mit dem Leben davon.« Die Hirschkuh, namentlich die weisse, spielt im irischen 275 Volksglauben dieselbe bevorzugte, fast heilige Rolle wie^ bei den germanischen Stämmen. Einen Ersatz für den Edelhirsch sucht man sich in Irland durch das bequemere D a m w i 1 d zu verschaffen, welches daselbst ein reines Parkthier und halb zahm wird, auch einen für uns Deutsche weich¬ lichen, nicht »wildigen« Geschmack hat. Thompson besass eine einzelne, in der Nähe von Gienravel, Grafschaft Antrim, beträchtlich lief im Torf ausgegrabene Schaufel, er wagt daraus aber nicht den Schluss zu ziehen, dass das Thier vordem in Irland heimisch gewesen sei, verweist vielmehr auf Griechenland, wo das Thier noch jetzt wild vorkomine. Als ursprüngliche Heimat von Gervus Dama können, nach Blasius, die Küstenländer des Mittelmeeres angesehen werden. Er findet sich ursprünglich wild nach Bonaparte noch in grosser Menge in Sardinien und Spanien. Cu vier erhielt einen wilden Damhirsch aus den Wäldern südlich von Tunis. Nach Ains worth ist er noch gemein in einigen Theilen des Taurus. B e 1 o n fand ihn auf den griechischen Inseln.*) (Schluss folgt.) Die deutschen Waldhühner. Von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung.) Auf der Höhe der Balzperiode sind die Hähne in ihrer Er¬ regung oftmals leichtsinnig, selbst unverschämt gegen andre Thiere oder Menschen; sie werden darum von Bauern und Waldarbeitern in dieser Zeit fasi zu allen Stunden , häufig knappend und in *) Merkwürdig ist folgende Notiz bei Klöden, Die Versteinerungen de'r Mark Brandenburg. Berlin, 1834. S. 83: »Es ist nair sehr wohl bekannt, dass der Damhirscli als ein ursprünglich nicht deutsches Wild betrachtet wird, und dass er erst unter Kurfürst Friedrich Wilhelm dem Grossen in die Mark ein¬ geführt sein soll. Es folgt daraus indessen nicht, dass er nicht dennoch in viel früheren Zeiten vorhanden gewesen sein könne, wie denn sowohl an der Somme, als in Schweden und einigen Orten Deutschlands wirklich fossile Ueberreste gefunden sind, der Knochenbreccie von Cette, Antibes etc. nicht zu gedenken, in welcher Damhirschknochen nicht zu den Seltenheiten gehören. Ich besitze eine sehr wohl erhaltene grosse Schaufel eines Geweihes aus der Gegend von Potsdam, das offenbar lange in der Erde gelegen hat. Nach der anhängenden Erde hat es sich nicht im Torfmoore, sondern in einem Lehm¬ oder Mergellager gefunden.« 27(5 halber Balzstellnng, auf grosse Nähe gesehen, ja Mehrere erzählten mir schon, dass sie mit Steinen nach ihnen wiederholt geworfen hätten, ohne dass dieselben das Feld zu räumen Lust gezeigt, wäh¬ rend zu andern Jahreszeiten der Anblick eines Auerhahnes auch in wohlbesetzten Revieren eine enorme Seltenheit bildet. Dieser Leicht¬ sinn und diese Unverschämtheit steigern sich manchmal zum Un¬ glaublichen, ja zum entschieden Krankhaften, zu einer Art Eroto¬ manie. Ein von Bruck lache r in Freudenstadt aus dem Eie auf¬ gezogener Hahn balzte zur Zeit in jeder Situation, unter dem Arme gehalten, ja noch im Korbe zum Transport verpackt; er trat in seiner Hitze alle möglichen Gegenstände : Schuhe, Stiefelzieher etc. Tn Thurgau suchte einst, nach Fr. v. Tschudi, eine Auerhenne in den Hühnerhof eines Waldgehöftes zu dringen und setzte dieses Be¬ streben jeden Morgen fort, bis der Bauer sie dabei erlegte. Leider findet sich keine Angabe darüber, ob solches zur Balzzeit geschehen; ich möchte unbedenklich annehmen, dass die Auerhenne eine unglück¬ liche Wittwe gewesen sei, die Trost bei dem Haushahne zu finden suchte. Aus gleichem Grunde gesellte sich im Jahre 1840 ein Auer¬ hahn zu den Haushühnern in den Orten Neudorf und Koppen wind des bayerischen Steigerwaldes und zerzauste fürchterlich den legi¬ timen Haushahn, der ihn wegweisen wollte. Ich selbst hörte die, auch durch v. Ko bell mitgetheilte Geschichte dieses in einem Hofe erschossenen Hahnes auf meinen Kreuzzügen durch jene Bergwälder au Ort und Stelle von Augenzeugen erzählen. Flemmiug schon berichtet von einem solchen Hahne, der wild auf Menschen losfuhr und loshackte und vor ihren Augen eine in den Wald mitgebrachte Truthenne betrat. Wildungen glaubt vielleicht nicht mit Unrecht, dass jener Hahn, welcher einst im Ansbach’scheu zwei sägende Holz¬ knechte wüthend anfiel, die Töne der Säge für Balzlaute und die Männer für Nebenbuhler genommen habe, mithin durch Eifersucht zu dem Angriffe auf sie veranlasst worden sei. Eine ganze Menge von mir gesammelter analoger Beispiele darf ich füglich hier über¬ gehen. Man nennt solche, Hunde, Rindvieh, Pferde, zahmes Haus¬ geflügel und Menschen auf das heftigste anfallende und selbst er¬ heblich verwundende Hähne zerstreut oder verrückt. l^ommt dies im Frühjahre vor, so dürfen wir es meist auf Rechnung eines unbefriedigten Geschlechtstriebes setzen, der bei allen hühnerartigen Vögeln, männlichen wie weiblichen Geschlechtes, ungemein stürmisch auftritt und allerlei Bastardiruugen entstehen lässt. Sah doch Sterger seine gefangen gehaltenen Hähne während der ganzen Balzzeit nie- 277 mals bei Tage Nahrung nehmen , nur des Nachts ästen sie ein wenig; so sehr waren alle andern Triebe vom Geschlechtstriebe ab- sorbirt ! Aber auch zu andern Jahreszeiten, namentlich im Sommer, wurden solche Tollheiten nicht gerade selten beobachtet ; so atta- quirte im Juni 1865 ein Hahn bei Oberreichenbach (zwischen Teinach und Wildbad) unsre eigenen Kutscher und Pferde, welche Holz aus dem Walde abfuhren, Tag für Tag, bis ein Bauer ihn erlegte. H artig berichtet von einem Auerhahn, welcher im Herbste Jeder¬ mann, der in die Nähe seines Standes kam, mit der grössten Beiss- wuth anfiel und dabei toll balzte; einem Forstbeamten strich er sogar auf das Pferd, das derselbe ritt, um ihn anzugreifen. In Kurland kam eines Tages ein alter Auerhahn aus dem eine halbe Meile ent¬ fernten Forste anscheinend unverfolgt, aber mit grosser Vehemenz nach der Stadt gestrichen, wo er sich an der Wand eines Hauses den Kopf einstiess und sofort todt zur Erde fiel. Die »Naumannia« (IX. Jahrgang, 1. Heft) enthält nicht weniger als sieben dergleichen beglaubigte Fälle aus Schweden, denen Grill einen weiteren anreiht, wo ein offenbar kranker Hahn das Ochsenfuhrwerk eines Bauern attaquirte; er liess sich mit Händen fangen, war unbeschädigt, aber sehr schlecht an Wildpret und ging eine Woche darauf, nachdem er in eine Voliere eingesetzt war, ein. Man bemerkte niemals, dass er Aesung nahm, und er fiel später, nachdem er zuerst ganz gut gehen konnte, oft um. Auffallender Weise sind vorzugsweise Frauen solchen Angriffen — ebenso von Hirschen und Rehböcken — aus¬ gesetzt. Auch Sterger’s aufgezogene Hähne »hassten« besonders auf Frauenzimmer, desgleichen ein dabei eingefangener Hahn in der sächsischen Schweiz. — Es steht diese Sinnesverwirrung beim Auer¬ wilde keineswegs so vereinzelt in der Thierwelt da; es wird leider nur ein verschwindend kleiner Bruchtheil aller derartigen Vorfälle durch die Literatur bekannt. Nach Fonk kamen allein im Winter 1830 mehrere Luchse mit solcher Störung des Nervensystemes in West m anland vor, und Gloger berichtet ähnliche Tollheiten von Fasanenhennen, Hohltauben, Hühnerhabichten und von einer Bart¬ eule. Auch verrückte Füchse und Dächse kennt man. Wir werden kaum fehlgehen, wenn wir diese Abnormitäten als durch Erkran¬ kungen des Nervensystemes, in specie des Gehirnes bedingt, vielleicht manchmal als Folgen früherer Schussverletzungen oder eifersüchtiger Duelle mit Rivalen auffassen und sie von den durch geschlechtliche Aufregung gesetzten momentanen Verirrungen abtreunen. 278 Wenn aber Fälle berichtet werden, welche mit der bekannten Sinnesschärfe und Schenheit des Auerwildes unvereinbar erscheinen, Fälle, wo Auerhähne, ohne zu balzen, einer Scheibe gleich ruhig mehrere Fehlschüsse aushielten ; wenn ein Jäger eines Abends drei eingefallene Hähue nach einander beschlich und erlegte, welche nicht weit von einander standen und vom Schiessen gar keine Notiz nahmen ; wenn Andre mehrere Stücke Auerwild nach einander von demselben Baume bei Fackellicht herunterknallten, so finden wir diese Möglichkeiten in der Annahme einer verwirrenden Ueber- raschung — wie sie ja auch die Flucht des im Bette betroffenen Rehes, der Haselhühner, der Fasanen förmlich hemmt und sie dem flinken Schützen leicht zur Beute werden lässt, — noch mehr aber in der Voraussetzung erklärlich, jene Hähne haben überhaupt noch ganz unbekannt mit dem Menschen, seinem Fackellichte und seinem Schiess¬ gewehre, eher mit Neugierde als mit Furcht auf den Jäger und sein Thun herabgeblickt, wie dies von den des Anblickes des Menschen ganz ungewohnten Thieren der Hochalpeu, der Steppen und un¬ bewohnter Inseln bekannt ist. Statt zu fliehen, umschwärmen sie mit zudringlicher Neugierde das fremde Meuschenwesen und meiden daun erst seine Nähe, wenn sie seine Mordlust aus bittern Er¬ fahrungen haben kennen gelernt. So mag es manchem jungen, un¬ erfahrenen oder manchem dem schärfsten Gebirge entstammten Hahne auch ergehen. Noch eine Kategorie einschlagender Fälle wurde be¬ reits früher damit erklärt, dass der mit weitgeöffnetem Schnabel zischend auf Hund oder Jäger herunterhassende Hahn momentan ebenso taub ist wie ein balzender, vermöge des den Gehörgaug com- primirenden Uuterkieferwinkel-Fortsatzes. Ich kenne endlich noch zwei Beispiele (aus der Praxis der Herren Baron v. Nolcken und 0. Förster), dass auf den Schuss balzender Hähue von denselben Staiidbäumen auch stumm gebliebene abgestrichen sind, welche jeden¬ falls im Vertrauen auf die Lebensklugheit ihrer älteren balzenden Gefährten mit jugendlicher Sorglosigkeit also das Anspringen aus¬ hielten. Lange nachdem ich bei einer Herbsttreibjagd meinen Stand an einer alten Tanne genommen, mich wiederholt an sie angelehnt hatte u. s. w., strich von derselben plötzlich ein halbgewachsener Auerhahn ab, welchen wohl auch die Unbekanntschaft mit dem Menschen zu solch’ seltenem Aushalten veranlasst hatte. In dunkler Nacht hält auch der scheueste Hahn merkwürdm aus, rearardirt daun gewöhnlich nicht einmal den Schuss, welcher einen nachbarlichen Balzhelden expedirte. Schliesslich ist anzunehmen, dass, wenn ein 279 Hahn, ohue zu schleifen, mehrere Schüsse nach einander ohne ab¬ zustreichen aushält, schon vom ersten Schüsse ein Schrotkoni den Kopf traf und eine Betäubung des Vogels hervorrief, welche ihn unfähig zur Flucht machte. Der Eigenthümer der »Jagdzeitung« hat vom Herzoge von Sachsen- Coburg selbst erzählen hören, dass dessen Jäger einem geflügelten Hahne, den er mit Mühe gefangen, so lange auf den Hals getreten sei, bis er verendet geschienen; er habe dann den Hahn kaum zwei Minuten unter dem Arm getragen, als dieser zu balzen begann! Offenbar müssen wir hier ein ausgesprochenes Delirium des aus der Betäubung erwachenden Thieres annehmeii, dessen wiederkehrendes Bewusstsein automatisch da anknüpfte, wo es durch den Schuss etc. unterbrochen worden war, — ein auch bei delirirendeu oder träumenden Menschen häufig zu beobachtender Vorgang. Die Balzwuth bricht nach den schwersten Verwundungen wieder durch. Ein Livländer Waidmann erzählt: » — Der Hahn fiel im Feuer von seinem Standast, doch hörte ich ihn nichts auf den Boden aufschlagen. Einige Sätze brachten mich unter den Baum, aber wo war er denn? Etwas ängstlich sah ich mich um, da schlug ein sonderbarer schnarchender Ton an mein Ohr, offenbar aus einem zerstörten Athraungsapparate kommend, und nun sah ich auch den Hahn, wie er in schönster Balzstelluug mit hochaufgerichtetem Halse und gefächertem Spiel langsam gravitätisch abmarschirte. Als ich auf ihn zueilte, machte er einige Laufschritte, stiess gegen einen Busch, fiel um und war nach wenigen Secunden todt.« Einen ganz ähnlichen Vorfall erlebte ein mir befreundeter Revierförster in hie¬ siger Gegend. Verwittwete ganz alte Hähne, die nicht mehr balzen, sind — ffleich den eiusiedlernden alten Gemsböcken und Hirschen — so C7 schlau, dass jeder Versuch, ihnen beizukommen, wohl vergeblich bleibt. Es wurde oft beobachtet, dass das Gocken einer nahen Henne den unaufgelegten oder misstrauischen Hahn förmlich elektrisirend zum lebhaftesten Balzen und selbst zur Ausserachtlassung jeder Vor¬ sicht bewog. Natürlich bemächtigte sich Jägerlist auch dieses Mittels. Durch den gut uachgeabmten Henneuruf (»Reizen«) vermag man häufig einen entfernten Hahn näher zu locken, einen lauen zu muntrem Spiele zu begeistern, einen unsichtbar stehenden zu einer ihn ver- rathenden Bewegung zu veranhisseii, einen abstreichen wollenden noch festzuhalteu, aber es bleibt immerhin ein sehr gewagtes Mittel. Noch öfter als es genützt hat, hat es den Hahn, und insbesondere 280 bei der Bodenbalze, zum schleunigsten Abstreichen veranlasst. Der Auerhahn ist sehr leicht »verreizt«, ganz im Gegensätze zu seinem Vetter Birkhahn. Nach Sterger’s wiederholten Beobachtungen brachte das Gocken einer Henne die ganze Colonie »blitzähnlich« zur Aufmerksamkeit. Am 25. August 1823 hörte eine unfern des grossherzoglich badischen Jagdhauses Kaltenbronn (7 Stunden von hier) gelagerte Jagdgesellschaft, darunter Landoberjägermeister v. Kettner und Forstrath Fischer, einen Kolkrahen ganz deutlich das Knappen eines Auerhahnes wiederholt nachahmen ; damals allerdings hatte der Rabe in dortiger Gegend, wo auf einer Fläche von 2000 Morgen über 100 Hähne ihr Miunelied vortrugen, keinen Mangel an Lehr¬ meistern. (Fortsetzung folgt.) Nachrichten aus dem Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Während des Monats September 1878 erfuhr der Thierbestand i des Gartens nur unerhebliche Veränderungen. *; Geschenkt wurden ein Paar Mopshunde von Herrn A. Schür- ^ manu, hier. , i Unter den Ankäufen sind zu erwähnen : [ Ein Paar Todtenkopfaffen, Saimaris scitirea und V Ein graubrauner Klammeraffe, Äteles variegatus, Trotz des wenig anziehenden deutschen Namens, den der Todten- kopfaffe offenbar der seltsamen Zeichnung seines feinen blassen Gesichtchens dankt, kann es kaum eine Affenart geben, die so '] sehr den Eindruck der Zierlichkeit und Gewandtheit auf den Be- schauer macht, als gerade diese. Es gehört dazu freilich in erster Linie, dass man so gesunde lebhafte Exemplare findet wie die hie- v sigen. Mit mächtigen Sprüngen und so rasch, dass ihnen das Auge | kaum zu folgen vermag, fahren sie bald an den Wänden, bald an der Decke des Käfigs umher. Sie hängen sich gern mit den Vorder- häuden an die oberen Käfiggitter an, um zu schaukeln, wobei nicht / selten das eine den Schwanz des anderen erfasst und sich vergnüglich n daran hin und wider schwingt. ^ p 281 Die Todtenkopfaffen sind in der Regel gegen die Einflüsse des Klimas und der Cefaugenschaft äusserst empfindlich, es ist aber trotz¬ dem gelungen, diese beiden Exemplare recht gut zu überwintern, wozu verschiedene Abänderungen in der bisher üblichen Ernährungs¬ weise der Afien wohl das Ihrige beigetragen haben mögen. Zur weiteren Ausdehnung der Versuche über diesen Gegenstand wurde der oben erwähnte Klammeraffe angekauft. Derselbe kam mit Katarrh und sehr schwachem Appetit vom Transporte an und bedurfte mannigfacher Anregung, ehe er sich mit den verschiedenen ihm gebotenen Futtermitteln befreundete. Er ist indess seitdem auf das Prächtigste gediehen ; seine Presslust lässt nichts zu wünschen übrig, seine Verdauung ist sehr gut, er ist überaus munter, sein Haar glatt nnd glänzend, kurz er ist ein Bild der Gesundheit ge¬ worden. Sobald über die Ergebnisse der Fütterungsversuche ein reicheres Material vorliegt, werde ich nicht versäumen, in diesen Blättern darüber Mittheilung zu machen. Im Aquarium kam es öfter vor, dass die jungen Haifische, nachdem dieselben sieb im Ei gehörig entwickelt hatten, dieses nicht zu verlassen vermochten, sei es, dass die Oeffnung nicht genügend gross war, oder dass es den Thierchen an Kraft fehlte. Es konnte in diesem Falle dadurch mit Erfolg Hülfe geleistet werden, dass man die Eihülleu, ohne sie aus dem Wasser zu nehmen, aufschnitt, so dass der kleine Fisch bequem heraus konnte. Dieser begann denn auch sofort regelmässig seine Schwimmübungen und nahm auch Nahrung au, zu welchem Zwecke fein gehacktes Pferdefleisch oder Mies¬ muscheln gereicht wurden. Die jungen Haie, welche an Gestalt und Färbung den Alten ganz ähnlich sind, entwickeln sich sehr rasch; nachdem sie aber eine Länge von etwa 15 — 24 cm erreicht hatten, starben sie fast regelmässig innerhalb weniger Tage. Es entstanden wunde Stellen an Brust und Bauch, die, wie die nähere Untersuchung ergab, von grossen Mengen mikroskopischer Parasiten herrührten. Es gehört leider zu den Seltenheiten, dass einem Zoologischen Garten eine so reiche Thierspende zu Theil wird, wie sie unser In¬ stitut der Güte des Herrn Charles Oppenheimer dahier, Mit¬ glied des Verwaltungsrathes der Neuen Zoologischen Gesellschaft, verdankt, der von den Thieren, welche bei der Hagenbeck’schen Nubier-Karawane sich befanden: drei Giraffen, ein Paar Reitdromedare, 282 ein Paar nubische Schafe und ein Paar afrikanische Ziegen der Thiersammlung zum Geschenk machte. Ferner erhielt der Garten im October: Einen Karakarra {Tolyborus hrasiliensis) von Herrn B. Bussemer in Heidelberg, zwei junge Störche von Herrn Phil. Finger in Grüustadt. Geboren wurden : Drei afrikanische Leoparden, welche todt zur Welt kamen. Unter den neu angekauften Thieren sind hervorzuheben : Ein weiblicher Orang-Utan. Näheres über dieses Thier findet sich im gegenwärtigen Jahrgang dieser Zeitschrift auf Seite 83 — 86, 103 — 105 mitgetheilt, und leider hatten wir S. 179 — 180 auch bereits über seinen Tod zu berichten. Zwei rothköpfige Aasgeier, Gathartes aura^ aus Amerika. Zwei westafrikauische weisshalsige Störche, Ciconia episcopus^ sowie vier afrikanische Strausse, welche der nubischen Karawane an¬ gehört und sich jederzeit durch Lebhaftigkeit ausgezeichnet hatten. Unter den Fischen des Aquariums herrscht je nach der Gattung ein sehr verschiedenes Verhalten in Betreff der Heilung von Verletzungen. Während bei manchen Arten selbst anscheinend geringfügige Beschädigungen den Tod herbeiführen , werden bei anderen sogar grössere Substanzverluste leicht ersetzt, wie dies bei¬ spielsweise hier bei den Seeäschen, Mugil beobachtet worden ist. Auch beim Hecht ist nun eine beträchtliche Verwundung der Schnauze, die mit grösseren Substanzverlusten verbunden war, ganz vollständig wieder geheilt, ohne eine Spur zu hiuterlassen. Das Thier erfreut sich fortwährend des besten Wohlseins und befindet sich seit länger als einem Jahre im Aquarium. Im November 1878 gingen dem Aquarium als Geschenke zu: Von Herrn F. Frank dahier: Ein 'Paar Grossflosser, Macropodus venustus^ aus China. Meh¬ rere Teleskopfische, Gyprinus macrophthalmus. Von Herrn Heinrich Flinsch, dahier: Mehrere Sterlet, Acipenser JRuthenus. Die aus der Wolga stammenden Thiere haben den mit grosser Umsicht und thunlichster Beschleunigung geleiteten Transport nicht nur sehr gut ertragen , sondern sind zum Theil noch neun Monat später bei offenbar gutem Befinden am Leben. \ 283 Von Herrn S. R ose n b a u in , hier : Einen sehr grossen Karpfen, einen Wels, Silurus Glanis^ zwei Huchen, Salmo HucJio. Die säramtlichen Exemplare zeichneten sich durch bedeutende Grösse ans, so dass der Wels und einer der Huchen 1,20 Meter laug waren, aber gerade dieser Umstand hatte die Folge, dass die Thiere durch den Transport mehr litten als bei kleineren Fischen der gleichen Art der Fall gewesen wäre, so dass sie sämmtlich nicht lange un¬ serem Aquarium zur Zierde dienten. Am 3. November wurde die Häutuuoc eines Pfeilschwanz- krebses (Limulus polyphemus) beobachtet. Es war dies der erste und bis jetzt überhaupt einzige Fall, der unter diesen Thiereu, deren das Aquarium eine grosse Anzahl besitzt, vorgekommen ist. Der Panzer öffnete sich au dem Rande des schildförmigen Kopfbruststückes, ans dem alsbald der Körper des Thieres, au der helleren Farbe kenntlich, etwa fingerbreit hervortrat. Längere Zeit war kaum ein Fortschrei- teu des Häntuugsvorganges bemerkbar, aber endlich, 32 Stunden später, arbeitete sich der Krebs aus der alten Hülle gänzlich heraus. Unmittelbar darnach wurde er gemessen und um 2^/2 cm breiter gefunden als vor der Häutung. Im December starb ein amerikanischer Strauss (Bhea americana), welcher 4 Jahre, 5 Monate und 26 Tage bei uns gelebt hatte. Der Vogel, welcher jederzeit eine bedeutende geschlechtliche Erregung bekundet hatte, welche ihn zu den seltsamsten Sprüngen und Stel¬ lungen veranlasste, legte sich eines Tages nieder und war durch Nichts zum Aufstehen zu bewegen. Seine Fresslust war nicht ge¬ stört, die Verdauung gut, die Thätigkeit aller Sinne normal, kurz es liess sich nichts Krankhaftes nachweisen. Hob man ihn auf, um ihn auf die Beine zu stellen, so machte er hierzu auch nicht den mindesten Versuch, sondern sank, sobald man nachliess, wieder zu Boden. Ein Kuochenbruch war nicht aufzufinden und nirgends eine Stelle nachweisbar, bei deren Berührung er Schmerz bekundet hätte. Nachdem dieser Zustand etwa zehn Tage angedauert hatte, starb das Thier eines Morgens sehr rasch. Die Section ergab keinerlei krankhafte Veränderungen und dieser Umstand, mit den am leben¬ den Thiere beobachteten Erscheinungen zusammengehalten, lässt wohl darauf schliessen, dass eine Erkrankung des Rückenmarks, welches nicht untersucht werden konnte, den Tod herbeigeführt habe. Im Aquarium ist wiederholt beobachtet worden, dass Quallen verschiedener Art, welche aus dem Adriatischen Meere bezogen worden 284 waren, von Tag zu Tag an Körperuinfang abnahinen und zuletzt bis auf ein Minimum verkleinert abstarben oder auch ganz verschwan¬ den. Die Empfindlichkeit ist bei den verschiedenen Arten bald grösser bald kleiner, so dass, während manche Gattungen mehrere Wochen lang am Leben erhalten werden können, andere schon während des Transportes verschwinden und die Gefässe mit klarem See Wasser gefüllt, ohne ein Thier zu enthalten, aulangen. Zoologischer Garten in Köln. Bilanz pro 31. December 1878. Activa* Pf. 1. Immobilien-Conto . 77 871 70 2. Garteu-Anlage-Conto . 3 — 3. Ban ten-Conto nach Abschreibung pro 1878 von M. 10 371. 15. 159 721 1 4. R estaurations-Neubau-Conto nach Ab¬ schreibung pro 1878 von . » 8 809. 1. 79 281 16 5. Bibliothek-Conto nach Abschreibung pro 1878 von . » 211. 10. 3 — 6. Cassa-Conto . 2 249 90 7. Thier-Conto (Werth des Thierbestandes M. 162181) nach Abschreibung pro 1878 von M. 5 634. 59. 31 929 38 8. Materialien-Conto . 8 226 89 9. Mobilien-Conto nach Abschreibung pro 1878 von . M. 3 775.91. 8 810 48 10. Effecten-Conto . 35 101 28 11. Debitoren . . . . , . 46 928 — 12. Elephantenhaus-Neubau-Conto nach Abschreibung pro 1878 von . M. 4 850. 26. 44 156 39 13. Affenhaus- Umbau- Conto nach Abschrei¬ bung pro 1878 von . M. ,3 073. 63. 17 065 2 511 347 21 Pfissiva» 1. Actien-Capital-Conto . . . . . . 450 000 — 2. Creditoren . ’ . 20 464 42 3. Reser vefonds-Conto . . : . 27 261 2 4. Kranken-Cassa-Conto . 9 318 92 5. Gewinn - und Verlust -Conto: Uebertrag vom Betriebs-Conto . . . M. 41 028. 50. ab: Abschreibungen wie oben . » 36 725. 65. M. 4 302. 85, davon: Zuschuss zum Reservefonds ... 4 102 85 » zur Krankenkasse . . 200 — 511 347 21 Köln, den 31. December 1878. Der Verwaltungsrath. M i c e 1 1 e 11. ...^7- Verzeicbniss der Tliiere, die ini Jahre 1878 im Zoologischen Garten zu Hamburg zum ersten Male ausgestellt wurden. I. Säugethiere. Drei Cocos-Eichhörnchen, Sciurus Plantani Lj. Zwei Prairiehunde, Cyno- mys ludovicianus Ord. Ein Tamandua, Myrmecophaga tetradactyla L. Zwei Beutelratten, Didelphys crassicaudata Desm. IT. Vögel. Ein meerblauer Ara, Ära glauca Vieill. Zwei Langschnabelsittiche, Ilenico- gnathus leptorhynchus Kng. Drei Blauwangen-Bartvögel, Megalaema asiatica Lath. Sieben weissstirnige Pfätfchen , Sj)OropJiila lineola Cab. Drei Grau- pfäfFchen, Sporophüa plumbea Cab. Sechs Bischöfe, Coccoborus cyaneus Cab. Ein Morgen fink, ZonotricJiia matutina Lchtst. Ein Poe-Kragenvogel, ProstJiema- dera novae-seelandiae Gm. Ein Krähenwürger, Barita destructor Temm. Ein Schopf-Blaurabe, Gyanocorax coeruleus Vieill. Zwei rothschnäblige Pracht¬ elstern, Cissa erythrorhyncha Gm. Vier Höhleneulen, Athene eunicularia Mol, Eine mexicanische Ohreule, Otus mexicanus G. Cuv. Eine Fruchttaube, Carpo- phaga ruhracera G. R. Gr. Ein Paar gestreifte Fasanen, Euplocamus lineatus Vig. Drei Steisshühner , Bhynchotus perdicarius Kittl. Ein amerikanischer Silberreiher, Ardea candidissima Gm. Zwei weissköpfige Störche, Ciconia epi- scopus Bovv. Schwalbennest in einem Gepäckswagen. Das Zugsbegleitungs- Personal auf dem zwischen Wien und Stockerau täglich verkehrenden Local¬ zuge der Oesterreichischen Nord westbahn bewundert, wie wir in der »Oester- reichischen Eisenbahn-Zeitung« lesen, eben ein Curiosum, welches in weiten Kreisen Aufmerksamkeit und namentlich das Interesse der Ornithologen erregen dürfte und daher veröffentlicht zu werden verdient. Der erwähnte Localzug verkehrt in unveränderter Ausrüstung von Stockerau nach Wien und zurück. So oft der Zug, von Wien kommend, in Stockerau eintrifft, wird derselbe nicht nur vom diensthabenden Beamten, sondern auch von einem Schwalbenpaare empfangen, das freudig zwitschernd den Zug umkreist. Sobald der Hüttel- wagen Nr. 185 des betreffenden Zuges geöffnet wird, fiattern die Schwalben in den Gepäcksraum und schreiten sofort an die Vollendung des bereits halb¬ fertigen Nestes. Interessant ist der Umstand, dass, sobald der Zug die Station Stockerau verlässt, auch die Schwalben freiwillig den Hüttelwagen verlassen, jedoch nur, um sich auf dessen Wiederkehr entsprechend vorzubereiten. Die Zugsbegleiter und alle jene Personen, welche das Treiben des Schwalbenpaares mit Interesse zu beobachten Gelegenheit haben und die kleinen gefiederten Baumeister selbstverständlich ruhig gewähren lassen, sehen dem weiteren Ver¬ lauf dieses, von Augenzeugen verbürgten Vorfalles mit Spannung entgegen. (Wiener Presse, 24. Juni 1879.) 286 Kleine Erzählungen aus dem Thierleben. Von P. Vinc. Gr edler. (Fortsetzung.) 7. lieber die Verschmitztheit unseres Fuchses wissen Jäger, die mit Schlageisen hantiren, so vieles zu erzählen und ist auch bereits so vieles ge¬ schrieben worden, dass man nur Gefahr läuft, Bekanntes wiederzugeben. Darum hier einen einzigen Fall aus den eigenen Erlebnissen unsers Berichterstatters. — Der Spürhund hatte in tiefem Tönen als gewöhnlich ( — denen eines Flei¬ scherhundes vergleichbar, wenn derselbe ein Kalb vor sich hertreibt — ) Fährte geschlagen. Sie kündeten die Spur eines Fuchses an. Im nächsten Augen¬ blicke setzte der Hund — wie das von der Morgensonne getäuschte Auge des Jägers vermeinte, — anstatt in vollem Laufe anstürmend , ganz gemächlich über den Weg, warf dem Jäger einen Blick zu und hatte sich im Nu hinter einem Baumstamme postirt. »Erst jetzt, berichtet Herr A., erkannte ich an Schnauze und Schnalle, die allein vorragten, sowie an diesem Kniffe den Fuchs. Das Gewehr im Anschläge wartete ich, da ein Abfeuern auf den blossen Kopf bei einer Entfernung von 60 -70 Schritten zu tollkühn schien, bis es Herrn Reinecke gefallen würde, vorzutreten und die ganze Breitseite zu zeigen; und wartete wol einige Zeit, als auf einmal auch Kopf und Schweif verschwunden waren. Der Fuchs hatte für gut befunden, in einer dem Jäger entgegengesetzten, aber ungeachtet der mancherlei Unebenheiten des Waldbodens, die ihn zum Ablenken hätten veranlassen mögen, zugleich so schnurgeraden Richtung hinter dem mächtigen Baume sich davon zu schleichen , dass er stets und wol 100 Schritte weit (wo ihn dann ein Graben den Blicken seines Feindes entzog) vollkommen gedeckt war. Kein Wunder, dass auch die besten Jäger es nur für einen glücklichen Zufall erachten, einen vom Hunde gejagten Fuchs vors Rohr zu bekommen. 8. Am Fusse der hohen Mouuta im tyrolischen Oberiunthale hatte sich vor einigen Jahren eine Füchsin durch Räubereien auf weiten Umkreis in einer Wei.se bemerkbar gemacht, wie kaum Meister Petz als Rinaldo so grosses Renomme erlangt. — Nachdem selbe herkömmlich die Studien ihres Waidwerkes au Häschen und Geflügel gemacht, gesellte sie sich alsbald der Schafherde bei ; und der Hirte, dem jeder Schafspelz so warm ans Herz, wie sein Bart dicht ums Kinn gewachsen war, kehrte missmuthig heim: 40 seiner Lieben waren im Laufe einiger Jahre geraubt worden. Der Fuchs war zum Dorfgespräche geworden und hatten sich Bauern erst zu 12, dann zu 18, endlich zu 30 Stücken zusammengerottet, um — gegen ein Füchschen zu Felde zu ziehen. Aber wie sie ausgezogen, waren sie heimgekehrt — ohne Fuchs. All¬ seitig wurde nun in meinen Bruder als Wildförster gedrungen, dem Unholde den -Garaus zu machen. Allein die hartnäckige Verweigerung jeder persön¬ lichen Bekanntschaft, die die schlaue Blondine ohne Erröthen nicht machen durfte, hatte dem Förster längst viele vergebliche Schritte bis zur Entmu- thigung gekostet. Da lockte ein leichtes Schneegestöber, wie’s eben Wilderer erfreut, am 15. April den Förster mit dreien seiner Jäger zu einer nochmaligen Expedition ins Freie. Der erste Tagesstrahl liess erkennen, dass man bereits im Dunkel der Spur des ersehnten Wildes gefolgt war. »Die Fährte ist blutig. 287 bemerkte Blasi, — das Teufelsvieh das! es kommt wohl wieder von einem Schafschmause über das Geschröfe drüben her, aber das sei die letzte That seines letzten Lebenstages; hat doch heute der Himmel gerichtet und jeden der bösen Schritte in Schnee aufgezeichnet.« Nun gings durch Rünste und Dickichte, wie’s eben die Spur gebot, bergan. An zweien Stellen hatte der Fuchs plötzlich abgelenkt, um nach seinem Brauche einen vergrabenen Speise- vorrath gelegentlich einzusehen, und alsdann in den Fusstapfen, wie er ge¬ kommen, zurückzukehren. Dieselbe Beobachtung machten die Jäger nach zwei¬ stündigem Marsche im Gaisthale wieder, gruben hier nach und fanden völlig frisch, nur etwas angenagt, den Kopf einer Gemse — ach der Gemse sicherlich, welche die Jäger vergeblich bemüht gewesen, von der Mouuta heimzuholen I — Man war nun vier mühevolle Stunden weit gegangen und — nach diesem Magazine zu schliessen — noch weit entfernt vom eigentlichen Fuchsbaue, als plötzlich die Fährte einer hohen Felswand zulenkte. Diese umringen somit die Schützen und rücken allmählich, wie sie keine abseits führenden Tritte ge¬ wahren, in Aussicht des naheliegenden Zieles munter heran, hinan — durch Schneeschichten, die ihnen stellenweise bis an den Mund reichten. Noch eine Terrasse, und die Fuchsbehausung war aufgeschworen! Aber, zum Kukuk, Zu¬ gang, Röhre, Kessel, soweit sie durch die 4 Fuss tiefe enge Oeffnung ein¬ gesehen werden konnten, — Alles fest bis zum jüngsten Tage in blankes Ge¬ stein gegraben ! Zudem war der Tag schon so vorgerückt, dass den Jägern, wollten sie noch vor einbrechender Nacht durch all den Schnee hindurch unter heimatliches Obdach gelangen, kein anderes Mittel für heute erübrigte, als den Ausgang des Baues mit massiven Steinen zu verrammen. Am 3. Tage trelfen wir den Förster mit Schneereifen und Fangeisen versehen wieder vor der Felsenwohnung der Füchsin im Gaisthale. Wenige Stunden noch, und die Verruchte wäre schon, wenn auch nicht ohne gute Vorsätze, durchgebraunt. Wenigstens sah sich Blasi der Mühe überhoben, noch lange die eingekeilten Steine lockern zu müssCn. Wie sehr aber die Eingekerkerte bemüht gewesen, mit Gewalt sich Bahn zu brechen, davon gaben die zerkratzten, zerbissenen und blutigen Steine ein Zeugniss, das fast Mitleid erregen musste. Jedoch der schädliche Räuber hatte einmal sein Leben verwirkt, und so ward das Schlag¬ eisen gehörig aufgerichtet vor den Kessel geschoben, für den schreiendsten Hunger noch ein Stück Köder beigegeben und der Eingang abermals verrammt. Nunan hielten die Jäger von Zeit zu Zeit Revue; allein der Fuchs, weit entfernt der Falle auch nur nahe zu kommen, grub hinter derselben drei volle Wochen emsigst am Gesteine Endlich lässt er nichts mehr von sich ver¬ spüren ; nach 14tägigem Zuwarten erbrechen Förster und Jägerburschen die Eingangsröhre, und da sehen sie den Gegenstand ihres langen mühevollen Fahndens — unter einem abgestürzten Felsstücke erdrückt liegen. Ans Tages¬ licht gezogen maass er nicht weniger als 4' und 5". Bei der Section kamen noch 3 Junge zum Vorscheine. Der Kopf wurde abgeschlagen und zur beru¬ higenden Zeugschaft für die Bewohner von Telfs heimgebracht. 9. Am Fusse des Hügels von Verdings im Eisackthale arbeiteten zwei Holzhauer, als plötzlich ein gewaltiger Adler über ihren Köpfen weg zur Tiefe rauschte, aber ebenso bald wieder in die Lüfte sich hob — eine schwere Zackel schleppend. »Was willst du wetten, sprach der Eine, auf dem schnee¬ freien Plätzchen unter dem Felsenhange hat der Adler einen Hasen in seinem 288 Mittagschläfchen überrascht!?« Indess setzte der Raubvogel über die Schlucht des Finnabaches und hielt mit seiner Beute auf einem jenseitigen Kogel Rast und — Tafel? Aber auch die Holzhauer übersetzten im Fluge auf den nächsten Fusssteigen die Thalrunst. Auf dem Platze, wo der Aar sich niedergethan, angekommen, erblicken sie den Raubvogel - ohne Kopf und Kragen, und — einen eben davonlaufenden Fuchs. Was hier vorgegangen, bedarf kaum einer weitern Deutung: der Fuchs mag sich, als er wieder Boden fassen konnte, um¬ gedreht und für die unfreiwillige Luftfahrt in der Weise bedankt haben, wie Figura zeigte. Literatur. Führer durch das Aquarium von Gehr. Sasse in Berlin. Berlin. Im Selbstverläge 1879. Das Aqua.rium der Gebr. Sasse, in der Friedrichstrasse 178, ist Anfangs Juli eröffnet worden. Es besteht aus 21 Becken, wovon 9 für Seewasser, 12 für die Fluss- und Seenfauna bestimmt sind, damit verbunden ist ein um eine Treppe höher gelegenes Terrarium und Vivarium, wo Reptilien und Amphibien, aber auch Affen und Papageien zu sehen sind. Das Seewasser ist künstlich hergestellt und circulirt in ähnlicher Weise wie das in dem Frankfurter Aquarium. Am Tage der Eröffnung waren 158 Arten von Wasserthieren aus¬ gestellt, die alle — und hierin liegt der Unterschied anderen derartigen An¬ stalten gegenüber — verkäuflich sind, weshalb auch besonders grosse Thiere, »als für den Liebhaber nicht geeignet?« nicht zur Ausstellung gelangen. Eigenthümlich ist ferner die Sammlung anatomischer und pathologischer Präparate, die sich in den Schränken des oberen Stockwerkes befindet. Es sind Objecte, die von dem königlichen Präparator Wickersh eimer nach einer ganz neuen Methode derart dargestellt sind, dass sie ihre natürliche Gestalt und Farbe nicht nur, sondern auch ihre volle Beweglichkeit behalten haben. Die in der Regel ausgestellten Thiere werden in einem ähnlich wie die der zoologischen Gärten eingerichteten Fqhrer beschrieben, das Entree in das Aquarium beträgt 50 Pfg., für Militär' und Kinder 25 Pf., für Abonnenten 15 Pfennige. N. Ein Ausflug nach Schönbrunn. Belehrender Wegweiser für den Besucher der Menagerie, des botanischen Gartens und der übrigen Anlagen. Von Dr. F. Knauer. Wien. Im Selbstverläge. 1879. (Preis 40 Kreuzer.) Wie der Titel besagt, ist das kleine Buch ein Führer durch die Schön¬ brunner Anlagen, die nach Geschichte, Ausführung und Inhalt dem Besuchen¬ den vorgeführt werden, so dass dem nach Wien Reisenden jedenfalls ein Ge¬ fallen gethan ist, wenn wir auf das Bequeme und inhaltsreiche Büchlein hin- weisen. N. Eingegangene Beiträge. O. B. in F. — A. S. in W. — L. v. H. in B. — J. B. in F. - R. F. in S. — A. N. in W. — Maltlau & Wuldscbuiidt. Frankfurt n. M, Der Zoologische Garten Zei tsclir il't für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. Redigirt von Dr. F. C. Noll. In Commission bei Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M. S? 10. XX. Jahrgang. October 1879. 1 II ]i a 1 t. Bemerkungen über das Leben der ungdeicbzebigen Landschildkröte Asiens (Testudo Hors- fiddi Gray) in der Gefangenschaft; Yon Dr. O. Böttger in Frankfurt a. M. — Die deutschen Waldhühner; von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung.) — Ein Erlebniss mit dem Tiger auf Java; mitgetheilt von Baron v. Rosenberg. — Thierleben, Thierpflege in Irland; Reise¬ bemerkungen von Ernst Friedei in Berlin. (Schluss.) — Geschichte der kaiserlich öster¬ reichischen Menagerie zu Schönbrunn; mitgetheilt von Dr. med. W. Stricker in Frank¬ furt a. M. — Correspondenzen. — Miscellen. — Eingegangene Beiträge. — Bemerkuugeii über das Leben der ungleielizehigen Landschild¬ kröte Asiens (Testudo Sorsfieldi Gray) in der Gefangen¬ schaft. Von Dr. O. Böttger in Frankfurt a. M. Von Herrn Akademiker Dr. Alex. Strauch in St. Petersburg erhielt die Senckeubergische uaturforschende Gesellschaft im Mai dieses Jahres ein lebendes Pärchen dieser über Südwest-Asien und namentlich über Turkestan und Afghanistan verbreiteten Schildkröte von Tschinas in Turkestan. Da über die selbst in den europäischen grösseren Museen noch seltene Art, die z. B. in den Gärten der Londoner Zoologischen Gesellschaft noch niemals lebend vertreten war, Beobachtungen der Lebensweise noch nicht veröffentlicht worden zu sein scheinen, erlaube ich mir an dieser Stelle einige Bemerkungen über das Gebahren derselben in der Gefangenschaft. ' Zur näheren Charakterisirung der Art brauche ich nur hervor¬ zuheben, dass dieselbe die einzige Landschildkröte Asiens ist, welche an allen vier Füssen nur vier Zehen trägt, und dass an den Vorder- 19 290 füssen nicht einmal Stnmmel oder Andeutungen einer Daumenzehe, wie sie die übrigen altweltlichen Landschildkröten mit Ausnahme einiger südafrikanischer Arten in vollkommener Ausbildung besitzen, äusserlich zu beobachten sind. Im Uebrigen ist sie der Landschild¬ kröte der Berberei, Testudo pusilla Shaw, die namentlich aus Nord- Afrika häufig in lebendem Zustande zu uns gebracht wird, aber auch ganz West- Asien bewohnt, so ähnlich, dass man sie ohne aufmerk¬ same Betrachtung leicht mit ihr verwechseln kann. Ja, in Syrien findet sich sogar eine Varietät dieser berherischen Schildkröte, die durch die geringe Entwickelung ihrer Daumenkralle, welche an Länge nur die Hälfte der übrigen Krallen der Hand erreicht, schon zu der in Rede stehenden Species Beziehungen zeigt. Unser Männchen von Horsfield’s Schildkröte unterscheidet sich vom Weibchen nur durch die geringere Körpergrösse, den etwas flacher gewölbten Rückenpanzer und das Vorhandensein nur eines einzigen grösseren Schenkelhöckers je links und rechts neben dem Schwänze, während das Weibchen von solchen Tuberkeln 3 — 5 be¬ sitzt, die dicht gedrängt in einer kleinen Gruppe stehen. Ob das Vorherrschen der gelben Färbung auf dem Rückenpauzer beim Männchen, das der schwarzen beim Weibchen Regel ist, wage ich nicht zu behaupten; ich möchte es nach Analogie anderer verwandter Arten bezweifeln. Tn ihren Lebens Verrichtungen und Gewohnheiten hat diese Art nun unverkennbar viel Aehnliches mit der verwandten berherischen und der griechischen Landschildkröte, doch scheint sie mir nament¬ lich bei warmem Wetter weit lebhafter zu sein als diese Arten, von denen ich besonders die erstere in raaroccanischen Stücken früher einige Zeit lebend zu beobachten Gelegenheit hatte. Nichtsdesto¬ weniger liebt sie es, mit dem Bauchpanzer im Kühlen zu sitzen, und mehr als einmal traf ich sie morgens behaglich in einem flachen Trinkgeschirr oder in einer besonders feuchten Stelle ihres Behälters liegend. Sie ist wie ihre Verwandten ein vollkommenes Tagthier, das erst spät Morgens aus seiner Lethargie erwacht und ebenso schon vor Sonnenuntergang die Augen schliesst und in Schlaf verfällt, aus dem sie sich dann erst nach ziemlicher Zeit erwecken lässt. Beim Gehen wird der mit einem Hornstachel bewehrte Schwanz seitlich untergeschlagen getragen. Ihre Bewegungen sind bei heissem Wetter kräftig und verhältnissmässig rasch, ihre Unruhe ist gross und mo¬ natelang scheint ihr einziges Bestreben, sich aus dem sie immerhin beengenden Gefängniss eines rechteckigen, grossen Drahtsturzes, der 291 halb eine Rasendecke, ' halb einen mit grobem Kies belegten Weg deckt, zu befreien. Nur bei feuchtem Wetter hat sie mit ihren Grabeversuchen Glück und kann dann im Laufe von ein bis zwei Tagen' ein Loch unter der seitlichen Bretterlage ihres Drahtsturzes ausscharreu, das ihr das Entkommen aus ihrem Gefängniss ermög¬ licht. Das andere Stück macht sich die Oeffnung alsbald* gleichfalls zu Nutze. Einmal entkommen, trifft man sie aber, wenn nicht in einer der gemauerten Ecken der Umgebung, wo sie sich vergebens abmüht, die Wände einzurennen, so doch fast sicher unter einer Gruppe Rhabarberpflanzen, deren grosse Blätter ihr zur Deckung zugleich wie zur Nahrung besonders annehmlich zu sein scheinen. Auf den Rücken gelegt, vermag sie sich auf ebenem Kiesboden nicht aufzurichten ; hat sie aber seitlich einen festen Stützpunkt für eines ihrer Beine gefunden, so fällt ihr das Drehen vermittelst des Kopfes und eines Theiles der Beine nicht allzu schwer. Im Freien habe ich diese Schildkröten niemals Schnecken oder Kerbthiere fressen gesehen ; dagegen frassen sie mit Gier Salat, Wir¬ sing und anderen Kohl, junge Rhabarberblätter und andere zarte und saftreiche Pflanzen. Ihr Appetit richtet sich ohne Frage nach der sie umgebenden Temperatur; ist es sehr heiss, so sitzen sie halbe Tage lang an ihrem Futter und fressen fast beständig. Nachts gehen sie niemals der Nahrung nach. Anfangs waren die Thiere scheu und frassen nur bei vollkommener Ruhe des Beobachters. Später scheuten sie sich — das Weibchen früher als das Männ¬ chen — nicht, sogleich in meiner Gegenwart an frischem Futter anzubeissen, ja, das Weibchen liebt es sogar, dass ich ihm den Salat Vorhalte, da ihm das Fressen dann weit bequemer gemacht wird. In der freien Natur zeigt sich ihnen ja auch das festgewachsene Blatt weniger nachgiebig, als lose hingestreute Blattreste, bei deren Ver¬ tilgung sie stets mit den Vorderfüssen nachhelfen müssen. Beim Fressen wird das Maul ruckweise geöffnet und die klebrige, orange- bis fleischrothe, dicke und bewegliche Zunge spielt bei diesem Act eine Hauptrolle. Die von den schneidenden Rändern der vorn eckig gezähnten Oberkiefer lose getrennten, aber noch nicht vollständig abgeschnittenen Blattpartieen werden beim zweiten Oeffnen des Kiefers von der über die Ränder desselben herausquellenden Zunge abgelöst oder besser gesagt abgedrückt und dann sogleich mit dem nächsten Schliessen des Kiefers eine weitere Blattpartie abgekneipt, so dass die Einzelbissen noch einen theilweisen Zusammenhang mit¬ einander besitzen. 292 Nach der Mahlzeit geben sie mitunter eine für ein so kleines Thier verhältnissmässig sehr bedeutende Menge eines klaren, nur wenige weisse, faserige Flöckchen enthaltenden Urins ab. Auffallend ist jedoch, dass ich sie niemals habe saufen sehen , und ganz sicher ist, dass diese Schildkröte Monate lang, wie ich es erprobt habe, Trinkwasser entbehren kann. Die Losung wird häufiger und stets zeitlich getrennt vom Urin entleert und ist grün und festbreiig durch unverdaute Stengel- und Blattreste. Die einzige Stimme, die' man von ihr vernimmt, ist ein kurzes, schnaubendes Ausblasen der Luft aus der Nase. Dies Fauchen hört man aber nur daun regelmässig, wenn man das Thier plötzlich in der Nähe des Kopfes angreift oder erschreckt. Es ist stets begleitet von einem plötzlichen Zurückziehen des Kopfes unter den Panzer und kann drei- bis viermal hinter einander wiederholt werden, wenn man das Thier durch plötzliches Vorhalten des Fingers ebensooft erschreckt. Auf solch’ schnellen Angriff von vornen reagirt sie im wachenden Zustand überhaupt immer durch Zurückziehen des Kopfes, während sie, langsam oder mässig schnell von der Seite angegriffen, den Kopf kaum oder nicht einzieht. Ueber die geistige Begabung der H o r s f i e 1 d’schen Schildkröte ist wenig zu sagen; sie ist unzweifelhaft überaus gering. Jedenfalls ist das Gesicht ihr Hauptsinn, mit dem sie die Nahrung zu erkennen und vielleicht auch kleinere Entfernungen zu schätzen vermag; Ge¬ ruch und Gehör sind schwächer, aber etwa gleich gut oder, wenn man will, gleich schlecht entwickelt. Ein kurzes Beschnuppern der Nahrung vor dem Frasse und eine gewisse Empfindlichkeit gegen Tabakrauch lassen den erstgenannten Sinn, das plötzliche Innehalten beim Fressen bei geräuschvoller Annäherung des Beobachters den letzteren erkennen. Auch der Geschmack ist nicht ganz unentwickelt, da die Thiere weiche und saftiger grüne Blätter härteren und dunk¬ leren entschieden vorziehen. Im Allgemeinen finde ich in dem Be¬ nehmen der Thiere keinen durchgreifenden Unterschied von dem der anderen verwandten Arten, muss aber doch zugeben, dass dieselben im Laufe der Zeit durch den öfteren Verkehr mit ihnen und durch das häufige Berühren und Angreifen viel weniger scheu geworden sind als anfangs. Doch bleibt ihnen ihr Pfleger immer lästig und unbequem, und ihr ganzes Sinnen und Trachten richtet sich nach dem einen Grundsatz, sich ihm so bald als möglich durch die Flucht zu entziehen. Auf flachem Tische respectirt sie die Höhe und kreist fort¬ während am Rande desselben, ab und zu den Kopf nach unten 293 streckeud, um die Höhe zu taxiren, ohne herunter zu fallen. Ge¬ legentlich, namentlich wenn sie an heissen Tagen besonders lebhaft ist, probirt sie aber doch einmal, sich von dem Tische herabfallen zu lassen, und ist ihr dies Wagestück einmal geglückt, so wieder¬ holt sie dasselbe, trotzdem sie gleich wieder hinaufgehoben wird, kurz darauf noch zwei- bis dreimal, ein Beweis dafür, dass sie jetzt die Ungefährlichkeit ihres Experimentes erkannt hat. Befindet sich zwischen Tisch und Boden ein weiterer Gegenstand , ein Stuhl oder mein Bein, so wählt sie kluger Weise stets diesen Weg beim Herab¬ gleiten, um ihren schweren Fall etwas abzuschwächen. Bei guter Nahrung haben die beiden Exemplare im Lauf von zwei Moiiateu,* das eine (9 21. G. 79 = 825 g; 23. 8. 79 = 860 g) um 35 g, das andere (cf 21. 6. 97 = 590 g;, 23. 8. 79 = 640 g) um volle 50 g zugeuommen. üeber Fortpfiaiizuug und UeberAviuterung habe ich bis jetzt noch nicht Gelegenheit gehabt, Beobachtungen anzustellen. * Die deutschen Waldhühner. Von Dr. med. W. Wurm. (Fortsetzung’.) Ehe wir nun die Balze verlassen,- werfen Avir noch einen Blick auf den Mechanismus, mittelst dessen die gehörten sonderbaren Balzlaute hervorgebracht werden; es dürfte Folgendes, ausgeschält aus der dichten Schale der Sage und Phantasie, als geniessbarer Kern au zunehmen sein, indem es theils durch experimentelle Unter¬ suchungen am frisch geschossenen, theils durch wiederholte unbe¬ fangene Beobachtung am lebenden Hahne 'gewonnen worden. Der Doppelschlag des Kuappens, der sich durch Aufeinander - pressen und schnell folgendes Oeffnen und Wiederschliessen der etwas befeuchteten Lippen recht ähnlich, nur leiser, nachahmen lässt, ent¬ steht meiner Ueberzeugung nach beim Hahne auf analoge Weise, nur dass hier der sehr bewegliche Kehlapparat und die Zunge im Vereine mit dem eingeschnittenen Gaumen die Rolle der mensch¬ lichen Lippen spielen : schon vor dem Knappen öffnet der Hahn den Schnabel, zieht dann die Zunge in den dreieckigen Gaumeneinschnitt herauf und lässt sie rasch wieder zurückfalleu, wobei die gewaltsam aus- und einströmende Luft den klippenden Doppelton erzeugt. 294 Mehrere Beobachter, uud darunter ich selbst, hörten wiederholt von misstrauisch gewordenen Hähnen ein eintöniges, nicht doppeltöniges Knappen, wie gewöhnlich; dieses, so 7ai sagen, halbe Knappen würde sich ebenfalls aus unsrer Theorie ungezwungen und der Situa¬ tion angemessen erklären. Es bildet einen Pendant zu dem offen stehen bleibenden Munde des verwunderten oder entsetzten Menschen. Sterger sagt nach directen Beobachtungen: »Der Hahn schnalzt rein aus der Kehle. — Im Momente des Hauptschlages klappt er den Schnabel zu und öffnet ihn sogleich zum Schleifen wieder. — Bei jedem Schlage des Knappens ist am Barte unter dem Schnabel ein Stoss wie von inwendig wahrzuuehmen. — Beim Hauptschlage bewegt sich die Zunge im offenen Schnabel nach aus- und einwärts und ist beim Schleifen nicht mehr sichtbar.« Wohl nicht viele Hahnenjäger werden in der gleich glücklichen Lage gewesen sein wie ich, der ich bei zwei freien Hähnen aus unmittelbarer Nähe und bei günstigster Beleuchtung den grössten Theil dieser Beob¬ achtungen als richtig aus Autopsie bestätigen kann ! Wenn man einen erlegten Hahn bald nach dem Verenden beim Oberschnabel fasst, frei schwebend hält uud nun mit den Fingern an den Hals klopft, da wo die stahlgrüne Befiederung beginnt, so hört man deut¬ liche Töne, welche dem Knappen oder noch mehr schwachen Haupt¬ schlägen gleichen ; durch das Klopfen wird die hier liegende Luftröhren¬ schleife getroffen uud gehoben, zurückfallend erzeugt sie, respective die diese Bewegungen mitmachende Zunge die Töne. Ein dem Haupt¬ schlage sehr ähnlicher Ton wird durch gleiches Klopfen auf die Haut des Bartes hervorgebracht, und es scheint dieser membranöse Boden der Mund- uud Rachenhöhle die Balztöne überhaupt zu verstärken. Der leisere Triller entsteht durch eine schnellere, aber minder ‘intensive Wiederholung obigen Manövers beim Knappen; er lässt sich, obwohl weniger laut als in Wirklichkeit, nachahmen, wenn man die Zunge zwischen den zugespitzten uud halbgeöffneten Lippen schnell hin uud her wdrft. Der Hauptschlag dürfte als reiner Zungen¬ klatsch anzusehen sein. Das Schleifen endlich — ein Analogon zu dem Blasen des Birkhahnes, — welches sich bei halbgeöffnetem Munde durch Aufrichtung der Zungenspitze gegen den Gaumen und starkes Ausathmen der Silben: »hididi — hididi — hididii« ziem¬ lich getreu wiedergeben lässt , scheint durch eine unterbrochene forcirte Ausathmung, vielleicht bei verengerter Stimmritze, zu ent¬ stehen, wobei die langen, pyramidenförmigen Papillen des Gaumens und der Choauenöffnungen die Stelle der menschlichen Zähne ver- 295 treten und die Resonanz der Rachenhöble, bei herabgesenktem Kehl¬ apparate, den Ton verstärkt. Uebereiustimmend mit Sterger, der auch constatirte, dass der Hahn während eines Schleifeus viermal den Schnabel weit öffuet, wird aus dem Kölner zoologischen Garten gemeldet, dass der Hahn mitten im Schleifen einen kleinen Absatz machte, wodurch dasselbe gleichsam in zwei Th eile zerfiel. Dass der Hahn, nach mancher alter Jäger Behauptung, das Schleifen durch Aufstreifen mit den Flügeln ausführe, ist einfach unwahr; das hier¬ durch hervorgerufene, keineswegs jedesmal vorkommende Geräusch ist vielmehr das bereits oben erwähnte »Rauschen.« Das Ende der Balzzeit bewegt sich, je nach Höhenlage, Breitengrad und Witterung, einem ebenso elastischen Zeitrahmen wie ihr Beginn. Ihre Zeitdauer beträgt unter Miteinrechnung aller Unterbrechungen durch schlechtes Wetter im Mittel 4 — 6 Wochen. Im Jahre 1869 hat sie im Hochgebirge selbst 14 Wochen gewährt, d. h. präciser ausgedrückt, sie war über jenen beispiellos langen Zeitraum vertheilt; denn factisch balzten wohl die Hähne nicht länger als sonst , sondern sie balzten nur mit öfteren und längeren Unterbrechungen. Hat ungünstige Witterung die Balzlust der Hähne lange zurückgehalten und gleichsam comprimirt, so ist der Verlauf der Balze bei schliesslich eintretendem gutem Wetter ein besonders rascher und animirter. Für Livland mit seinen schnellen und un¬ vermittelten Jahreszeitenübergängen gibt Baron v. Nolcken ihre Dauer, alle Unterbrechungen durch Witterungsrückschläge abge¬ rechnet, auf nur 14 Tage an. In hiesiger Gegend endet sie ziemlich constant in den letzten Tagen des April, und nur in besonders un¬ günstigen Frühjahren um die Mitte des Mai, auf den höheren Lagen des Schwarzwaldes dagegen selbst erst Anfangs Juni. Im Jahre 1876 balzten einzelne Hähne um Teinach noch am 10. Juni. Das bayerische Sprichwort : »Buchlaub ’raus, Hoh’falz aus!« oder das Salzburgische: »Die Lärchennadeln machen dem Hahnen¬ falz den Garaus!« oder endlich die noch weit geglaubte Jägersage, der Hahn balze nicht mehr, sobald er das Grüne verkostet, dürfen um so weniger Anspruch auf unbedingte Glaubwürdigkeit machen, als alljährlich balzende Hähne von bereits ganz grünen Buchen oder Lärchen herabgeschossen werden. Einige Wahrheit liegt übrigens für die Mehrzahl der Jahre doch in diesen Sprüchen, und so mögen sie auch im Jägermunde fortleben ! In hiesiger Gegend betrachte 296 ich das massenhafte Auftreten der Blüthen der Hundsveilchen als einigermassen sicheren Verkündiger des Balzschlusses, desgleichen das Absterben der Sauerkleeblüthen. Man findet zuweilen schon ganz fest- auf dem Neste sitzende Hennen, während Hähne noch lebhaft balzen; wahrscheinlich sind solche Spätlinge hau'ptsächlich junge Hähne, welche, gleich den vSchneidern unter den Hirschen, erst dann zum Handkusse kommen, wenn die alten bereits abgebrunftet haben, oder solche, die über¬ haupt nicht zur Begattung gelangten. Gegen das Ende der Balzzeit wird der Hahn, weil ruhiger und erfahrungsreicher, auch viel vor¬ sichtiger und aufmerksamer auf seine Umgebung, er überlässt sich nicht mehr so vollkommen der , dem oben Mitgetheilten zufolge, grossentheils willkürlichen Taubheit und Blindheit und er ver¬ steckt sich mehr ins Geäste, weshalb er alsdann gerne Weisstanuen als Standbäume den sonst beliebten lichten Kiefern vorzieht. Er hält weniger seinen Stand und ist daher zu dieser Zeit schwieriger zu berücken. Der Hahn hat durch sein anstrengendes Balzen, durch Ver¬ nachlässigung der Aesung und durch eine Art Frühlingscur, indem der häufige Genuss junger Blätter — wie beim Hirsch und Reh — seine Losung sehr verflüssigte und vermehrte, ziemlich ^4 bis 1^/2 Kilogramm an Gewicht verloren, die Zehenstifte sind abgefallen, das da und dort abgestossene Gefieder sitzt lockerer (sodass der Balg schon von der Mitte der Balzzeit an kaum mehr zum Ausstopfen brauchbar ist), bald kommt auch die Mauserzeit, und er zieht sich darum einsam oder mit einigen Seinesgleichen in die Ruhe und reichliche Aesung spendenden Dickichte seines Sommerstandes zurück. Dort ersetzt er rasch seine Verluste und die noch grünlich gefärbte Losung gewinnt wieder an Consistenz. Noch etwas vor dem Hahne bezog auch die befruchtete Henne ihren Sommerstand, und sie richtet sich jetzt, gewöhnlich noch im Mai, ihr Wochenbett, leider sehr leichtfertig, stets an der Erde, an begangenen Wegen, an Holzstössen oder Reisighaufen und Kohlenmeilern, auf Schlägen, im hohen Grase oder Gesträuche, zwischen oder unter einzelnen Büschen oder Bäumen, an Baumstumpfen, sodass es vielen Gefahren durch Menschen oder Raubthiere ausgesetzt ist, in einer einfach ausgekratzten, mit einigen Reisern und Halmen ausgelegten Vertiefung, welche kaum ein Nest zu nennen ist. Schade für die Nachzucht, dass Gutzkow nicht Recht hat, der (in seinen »Söhnen Pestalozzi’s«) »den Auerhahn« ruhig sein Nest bestellen lässt »auf der Höhe grüner Tannen wipfel !« 297 Wir fanden jedoch auch bereits Ende April mit 1 — 2 Eiern belegte Nester. Im Hochgebirge ziehen sich die Hennen, um schneefreie Nistplätze und Ruhe vor noch immer zudringlichen Freiern zu finden, schon zeitig etwas tiefer herab, und die zuletzt balzenden Hähne ziehen ihnen nach , stehen also ebenfalls tiefer. Die Nester sind folglich sehr unregelmässig zerstreut, und theils auf den Balzplätzen selbst oder in deren Nähe, theils in weiter Entfernung davon an- zutrefien ; ersteres mehr in der Ebene und im Mittelgebirge, letzteres mehr in dem , eine sorgsamere Auswahl nöthig machenden Hoch¬ gebirge. Die wenigen Federn, welche mau später darin findet, scheinen nur beim anhaltenden Brüten ausgefallen zu sein, wodurch die Henne au Brust und Bauch manchmal ganz kahl wird (Brüteflecken). Hier nun legt sie meistens 8 — 12, doch auch selbst bis 16 (junge Hennen dagegen nur 6 — 8) an Grösse den Haushühnereiern fast gleiche, ein mehr als diese zugespitztes Ende zeigende, hartschalige Eier mit sehr feinen Poren, von glänzend gelblicher Grundfarbe, mit dichten bräunlichen Punkten und Flecken gezeichnet, welche sie etwa 28 Tage laug ungemein eifrig und ohne jede Beihülfe oder Beschützuug von Seite des Männchens bebrütet. Wie beim Birkhuhne und beim Haselhuhue sind also auch hier die Eier, gegen die Grösse der Eltern gehalten, uuverhältnissmässig klein. Ihre Zeichnung lässt sich durch warmes Wasser ab waschen. Manchmal, und besonders nach bereits längerer Bebrütung, sind sie indessen auch fast einfarbig graugelb oder grünlichweiss und ungefleckt und gleichen daun Fasaneneiern. • Beim Verlassen des Nestes, wozu sie nur das äusserste Nahrungs- bedürfniss bestimmen kann , scharrt die Henne dasselbe dicht mit Laub und Moos zu, um es jedem Feinde zu verbergen und um allzu beträchtliche Abkühlung der Eier zu verhüten. Wohl aus letzterem Grunde wählt sie zu solchen Ausgängen die wärmeren Mittags¬ stunden. Gegen das Ende der Brütezeit sitzt sie so fest, dass man sie mit Händen aufheben und wieder niedersetzen kann ; von neben ihr gefällten Baumstämmen lässt sie sich erschlagen, ja dem älteren Brehm wurde einst eine von einer weidenden Kuh todtgetretene Bruthenne gebracht. Wie viele werden da erst dem Raubzenge zur Beute, und mit ihnen natürlich jedesmal die ganze hoffnungsvolle Brut! Wie mancher Holzhauer weiss genau zu sagen, wie Auer- hühnereierkucheu schmeckt ! Entgeht ein Dritttheil oder gar die Hälfte einer Kette all’ diesen Gefahren, so darf man schon recht zufrieden sein. Denn nur wenige Jäger nehmen sich die Mühe, alles Raubzeug Tag für Tag zu bekriegen, die Nester aber auf- 298 zusuchen und, wie nachher angegeben wird, zu behüten. Man kennt mehrere Beispiele , dass brütende Auerhennen sich durch die dicht bei ihnen arbeitenden, Feuer anmacheuden und lärmenden Holz¬ macher nicht im Geringsten stören Hessen und ihre ganze Brutzeit hindurch unbefangen unter ihnen verkehrten. Von dem ungemein eifrigen Brüten der Auerhennen zeugen auch, worauf mich alte Porst¬ wächter des Schwarzwaldes aufmerksam machten, und was in gleicher Weise bei andern Brutvögeln vorkommt, die Losungen derselben, wie sie in der Nähe der Nester gefunden werden: in Folge der Brutwärme, des Mangels an Bewegung, der Vernachlässigung der Tränke und der Zurückhaltung wachsen die Excremente zu harten Klumpen von der Form und Grösse eines an der Spitze abgestumpften Eies an und werden so abgesetzt. Im Hochgebirge vernichtet starker Schneefall, Kälte und Nässe zu Ende April und im Mai gar viele Gelege, welche die Mutter¬ hennen nicht mehr trocken und warm zu halten vermögen. Nur wenn im Anfänge der Brütezeit ihre Eier irgendwie ver¬ loren gegangen, streichen die Hennen abermals zum Hahne zurück zu einer ruhigeren und rascher verlaufenden N achbalze und machen ein zweites, jedoch minder zahlreiches Gelege ; später der¬ selben beraubt , bleiben sie für das betreffende Jahr ohne Nach¬ kommenschaft. Schon wenige Stunden nach dem Ausfallen, wenn sie unter den Flügeln der Henne abgetrocknet sind, laufen die Hühnchen, oft noch mit Eierschalenresten auf dem Rücken , als sehend geborene und sogleich mit Flaum bekleidete »Nestflüchter,« mit der Mutter umher, die ihnen als erstes Futter Ameiseneier und weiche Insecten- jarven, Würmchen u. dgh, später dann auch Beeren, zuletzt Blätter, Knospen und Sämereien vorlegt, sie eifrig lockt und unter den Flügeln hudert, bei drohender Gefahr sie durch Warnungsrufe veranlasst» sich, dem schärfsten Auge unsichtbar , ins Gesträuche oder an den ihnen gleich gefärbten Boden zu drücken. Bei einem üeberfalle läuft und flattert sie am Boden hin und her, als ob sie nicht recht vom Flecke könnte, um die Aufmerksamkeit des Feindes von den Kindern weg auf sich zu lenken; hat sie so den Angreifer weit genug von den Jungen weggelockt, so kehrt sie im Bogen zu der Stelle zurück, wo diese sich versteckten, und ruft mit weichem »back, back« oder »dju , dju« die Kinderschar zu sich hervor. Der ältere Brehm erzählt sogar zwei Beispiele, wo Auerhennen ihre Jungen mit wüthenden und einmal sogar erfolgreichen Angriffen auf Menschen 299 vertheidigten. Forstmeister v. Türcke beobachtete, einer freund¬ lichen Mittheilung zufolge, eines Mittags im Juli einen Kampf einer Mutterhenne mit einer Krähe, welche wahrscheinlich eines der Küch¬ lein hatte rauben wollen, der gegen 10 Minuten währte und mit dem Tode der Krähe endete; beide Augen waren ihr ausgehackt und die Auerhenne so erbittert, dass sie mit dem Schnabel immer noch auf die längst todte Krähe einhieb. Ein andermal traf der¬ selbe Herr an einem dämmernden Junimorgeu eine Auerhenne, welche mit gesträubtem Gefieder und herabhängenden Schwingen einen Igel von der Verfolgung ihrer Jungen abzuhalten suchte; hier übte der Hund des Beobachters das Schützer- und Rächeramt, indem er den Räuber erwürgte. Gefieder, Figur, Haltung und Stimme der eben ausgekrocheueu Jungen gleichen in allen Stücken denen unserer gewöhnlichen Küch¬ lein ; nur finde ich sie hochbeiniger, am Rücken dunkler gefärbt als letztere, mehr und regelmässiger Weiss um die Flügelchen ein¬ gesprengt, und durch ein dunkelbraunes Hufeisen auf der Stirne ausgezeichnet. Der wiederholte Gefiederwechsel des jungen Auer- gefiügels kann nicht wohl besser beschrieben werden, als dies der erste Beobachter desselben, Vater Brehm, gethanhat; ich verweise in dieser Beziehung auf die in den Werken von dessen Sohn (»Thier¬ leben« und »Thiere des Waldes«) wiedergegebenen Beschreibungen. Ich bemerke dazu noch, dass nach Sterger’s Beobachtungen ein fingerbreiter, dunkelbrauner Streifen über den Kropf herab schon im Alter von einem Monate die jungen Hähnchen kenntlich macht, welche auch im Wachsthume die jungen Hennchen bald überflügeln. Haben die Jungen die Grösse einer Wachtel erreicht, so vermögen sie. Dank der raschen Entwicklung der Schwmngfedern, bereits eine Strecke weit fortzustreichen. Sind sie nach 8 — 9 Wochen so weit flugbar, so bäumen sie allabendlich mit der Mutter in der Kette und sind somit manchen Gefahren entrückt. Im August haben sie schon die Grösse eines Haushuhnes und mit einem Jahre sind die Weibchen gänzlich erwachsen, die Männchen aber erst im zweiten Lebensjahre, Doch sind beide Geschlechter bereits in der auf ihre Geburt folgenden Balzzeit fortpflanzungsfähig. Die Kette zerstreut sich in dieser nächsten Balzzeit vollständig, nachdem die jungen Hähne schon im Spätherbste sich davon getrennt und auf eigene Faust Balzversuche gemacht haben, (Fortsetzung folgt.) 300 Ein Eriebniss mit dem Tiger auf Java. Mitgetbeilt von Baron v. Rosenberg. Nachfolgendes Ereiguiss, welches sich Ende der vierziger Jahre in der Regentschaft Malaug auf Java zngetragen und dessen Glaub¬ würdigkeit keinem Zweifel unterliegt , liefert einen so charak¬ teristischen Beitrag zur Lebensgeschichte des Königstigers, dass das¬ selbe auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Einer meiner Freunde, Herr L. Bür er, in dessen Gegenwart das Verhör des Mannes stattgefuudeu, welcher die Hauptrolle in dem Drama gespielt, gab im indischen Almauach für 1854, »Warnasari«, eine Beschreibung der Begebenheit, jjnnd ich selbst vernahm sie während meines Aufenthaltes zu Malang Anno 62 aus dem Munde des dortigen Regenten, der mir auch den an der Schulter mit breiten Narben gezeichneten Helden vorstellte. Mit nachfolgendem Wortlaut über¬ trage ich nun meines Freundes Erzählung aus dem Holländischen ins Deutsche. Wir sassen au einem rauhen, regnerischen Abend in der geräumigen, nur spärlich erleuchteten Pendoppo *) vor der Wohnung des Pati-lngebei **) Djojo-Dirdjo. In einer der in nächtliches Dunkel gehüllten Ecken derselben sassen zwei mit Lanzen bewaffnete Wächter, in eifriges Gespräch miteinander verwickelt, das aber aus Ehrerbietung vor dem Pati und seinen Gästen nur flüsternd geführt wurde. Als ein angenehmer Gesellschafter, welcher in seinem Leben viel gesehen und viel erfahren, erzählte uns grade Freund Djojo ein Eriebniss aus früheren Jahren seines Lebens, als plötzlich einer der Wächter seine Lanze erhebend mit lauter Stimme rief; »Sopa ikü« (Wer da)? »Kulo« (ich bin’s)! antwortete eine Stimme, deren Eigeuthümer, erst nur in schwachem Umriss sichtbar, nun aus dem Dunkel her¬ vortrat, gefolgt durch noch 5 andere, schwarze Gestalten. »Kulo sopo« (wer ist der ich)? wiederholte der Wächter, indem er aufsprang und seine Lanze fällte, welchem Beispiel sein Genosse folgte. »Penjuruan-e Wedouo gondauglegi« (Bote vom Wedono***) von Goudauglegi -j ) antwortete der zuerst Hereiugetretene. *) Pendoppo, ein Vorbau ohne Wand vor der Wohnung javanischer Grossen. **) Pati-lngebei, Titel eines Abtheilungschefs. ***) Wedono, Titel eines Districtvorstehers. t) Gondang-legi, ein District und Dorf in der Regentschaft Malang. 301 »Sie mögen herbeikommen,« rief nun der Pati den Wächtern zn. Geleitet von dem Wortführer, näherten sich hierauf die Schatten dem von den Strahlen der Lampe erleuchteten Raum, und nun er¬ blickten wir vier kräftig gebaute Javaneu, welche keuchend zwei Frachten uiederlegteu , während jener vor dem Pati uiederhockte und ihm ehrerbietig nach Laudesart grüsseud ein Schreiben über- häudigte. Der füufte Eingeborene schien sich nur noch mit Mühe fortschleppen zu können und fiel erschöpft auf den Estrich der Pendoppo nieder. Durch Neugierde getrieben traten wir näher zn den Leuten, um die beiden Frachten genauer in Augenschein zu nehmen, und gewahrten einen todten Königstiger von mehr als gewöhnlicher Grösse, nebst einer in einen alten Sarong*) einge- wickelteu Masse, die wir als den granenerweckenden Ueberrest der Leiche eines Javauen erkannten, dessen Glieder buchstäblich ausein- andergerisseu, zum Theil entfleischt waren. Mit Ekel wendeten wir uns von diesem schaudererregenden Gegenstand ab und hefteten die Blicke auf den Pati, welcher mit tiefem Ernste das erhaltene Schreiben las und zuweilen Ausrufe des Staunens und Abscheus den Lippen entfliehen liess. Mit dem Lesen fertig geworden, befahl er den menschlichen Ueberrest zur Bestattung zum Paughulu **) und den Tiger nach einem der Nebengebäude seiner Wohnung zn bringen. -Sich wieder setzend, sprach er uns folgender Weise an. »Sudara,***) hier dieser Brief gibt mir Bericht von einer entsetz¬ lichen, beinahe unglaublichen Begebenheit, die sich gestern Abend in der Dessaf) Luradjaug-tenga zugetragen. Um aber jedem Zweifel voD Eurer Seite zu begegnen, mussich Nachfolgendes vorausgehen lassen. »Die schwach bevölkerten und darum nur wenig cultivirten südlichen Districte der Regeutschaft Malaug, Sengoro und Gon- danglegi sind wegen der Menge des dort hausenden Wildes ein Liebliugsaufenthalt der Tiger. Die rücksichtslose Kühnheit dieser Thiere ist da sprüch wörtlich und es kommt öfters vor, dass Tiger in die Wohnungen eindriugeu, um Menschen und Vieh daraus weg¬ zuschleppen. Ich wüsste nicht zu endigen, wollte ich alle, die Dreistig¬ keit dieser Thiere bekuudeuden Fälle namhaft machen, welche mir zu Ohren gekommen. Dies zum richtigen Verstäudniss der nun zu vernehmenden Aussage des noch hier anwesenden Zeugen.« *) Sarong, ein Kleidungsstück. **) Panghulu, kirchliches Oberhaupt eines Dorfes. ***) Sudara, Brüder, Anrede unter Freunden. t) Dessa, Dorf. 302 Der Pati biess uun die zuletzt eiugetretene Person näher kommen, welche sich hierauf erhob, schwankenden Schrittes vortrat, vor dem Pati niederduckte und auf dessen Wink in nachfolgender Weise zu erzählen anfiug. »Ich bin von Beruf Fischer, wohne in der Nähe von Gondang- legi und gehe zu bestimmten Zeiten nach der Südküste, um daselbst zu fischen. In Gesellschaft von vier meiner Berufsgenossen befand ich mich vor wenigen Tagen wiederum au jener Küste, und wir hatten in kurzer Zeit eine hinreichende Menge Fische gefangen, um zufrieden heimwärts kehren zu könneu. Nachdem wir die 'Fische geöffnet und oberflächlich getrocknet hatten, eine Arbeit von ein paar Tagen, packten wir sie in mehrere zu diesem Zwecke mitgenommene Körbe und begaben uns auf den Rückweg. Gestern in der dritten Nachmittagsstunde erreichten wir Lumadjaugtenga und beschlossen, daselbst zu übernachten, da wir uns aus Ermüdung kaum mehr auf den Beinen erhalten konnten. Zur Schlafstätte wählten wir eine alte verlassene Gobok, eine rundum offne, kleine Hütte auf vier Stützen vom stärksten Bambusrohr, ungefähr 12 Fuss über dem Boden stehend.*) Wir gaben ihr den Vorzug vor einer der wenigen, noch nicht eiugestürzten Wohnungen in der Dessa, die wie Sampean**) bekannt ist, vor einiger Zeit von den Bewohnern verlassen wurde, um einer gänzlichen Vernichtung durch Tiger, deren man sich nicht mehr erwehren konnte, zu entgehen. »Mit Hülfe einer Leiter von Bambusrohr erstiegen wir die Gobok, stellten die mit Fisch gefüllten Körbe neben uns und warteten nun in aller Ruhe die Nacht ab, nachdem wir die Leiter in die Höhe gezogen und quer über den Fussboden der Gobok gelegt hatten. Die Nach¬ mittagsstunden verflossen ohne die geringste Störung; mit fallendem Dunkel erhob sich an dem hellen, durch keine Wolke getrübten Himmel strahlend die volle Scheibe des Mondes. Wir waren grade im Begriff, den Rest unseres Speisevorraths zu verzehren, um uns danach zum Schlafe niederzulegen, als plötzlich ein kurz abgebrochenes Brüllen in unserer Nähe erschallte. Wir springen auf, wenden die Blicke nach aussen und bemerken einen Tiger am Fuss von einem der unsere Gobok tragenden Pfähle. In dem Glauben, sicher zu sein auf unserem hohen Zufluchtsort, setzten wir unser Mahl fort, doch wir mussten es bald wieder unterbrechen wegen des starken Schwankens *) Gobok, ein Schutzort für Wächter, beauftragt mit dem Verscheuchen von Vögeln und anderem Gethier von Feldern mit reifender Saat. **) Sampean, Herr. 303 der Gobok, welches dadurch verursacht wurde, dass der Tiger auf¬ recht auf den Hinterpranken stehend, die Klauen der Vorderprauken in die Bambusstütze eiugeschlagen hatte und mit der ganzen Schwere seines Körpers dagegen drückte, auch zugleich versuchte, daran in die Höhe zu klettern. Da es mir hinlänglich bekannt war, dass der gestreifte Tiger (Matjang-lorok) ausser Stand ist an Bäumen oder Stangen in die Höhe zu klettern, so beruhigte ich meine erschrocke¬ nen Gefährten, und wirklich entfernte sich auch bald darauf das Thier , wahrscheinlich überzeugt von der Erfolglosigkeit seines Angriffs. »In der Hoffnung, nicht weiter belästigt zu werden, beendeten wir unser Mahl und legten uns auf den beschränkten Estrich zum Schlafe nieder, jedoch wurde einer beauftragt, scharfe Wache zu halten. Eine halbe Stunde ungefähr .verfloss in ungestörter Ruhe und der Schlaf fing an unsere ermüdeten Glieder zu übermeisteru, da schreit unser Wächter, er höre das Gebrüll eines Tigers. Erschreckt richten wir uns auf und blickeu nach aussen. »Taghell erleuchtete der Mond die Landschaft und liess uns auf vielleicht 300 Schritte Entfernung zw^ei Tiger erkennen, welche sich in kurzem Trabe näherten. An die Gobok angekommen hielten sie einen Augenblick stille und Hessen ein leises Brummen hören, worauf sich der Eine an die hintere, der Andere an die gegenüberstehende vordere Stütze derselben stellte. Unter lautem Gebrüll erhoben sich nun beide gleichzeitig auf die Hinterpranken und schlugen die Vorder¬ klauen gegen die Stützen, wodurch die Hütte so stark zu schwanken anfing, dass wir fürchten mussten, sie würde Umstürzen und dies um so mehr, da dieselbe alt und baufällig war. »Meine Gefährten, von Furcht übermannt, Hessen sich nur schwer beruhigen und kaum überzeugen, dass die Tiger nimmer im Staude seien, die starken Bambusstangen zu brechen oder aus der Erde zu reissen, wiewohl ich selbst von der Wahrheit dieser meiner Be¬ hauptung nicht* so ganz überzeugt war. »Einen Gollok *) ausgenommen, welchen ich bei mir trug, waren wir unbewaffnet, doch fand ich in der Gobok eine zugespitzte Latte von Putjangholz,**) durch einen früheren Besucher zurückgelassen. Ich ergriff diese schwache Wafie und holte gerade aus, um einem unserer Belagerer damit einen Stich zu versetzen, als wie auf ein *) Gollok, ein kurzes Schwert, zugleich Hackmesser. **) Putjang, Name einer Palmenart. 304 gegebenes Zeichen beide auf den Boden niederfielen und heulend wegliefen. »Unerhört,« rief einer meiner Gefährten, nachdem die ünthiere verschwunden, »das waren sicher Mann und Weib, die mit vereinten Kräften uns zu überwältigen suchten.« »Das glaube ich auch,« sprach ein Anderer, »Allhu akbar,*) sie sind weg und werden ihren erfolglosen Anfall nicht wiederholen.« »Mit banger Sorge im Herzen schwieg ich, weil ich nicht wider¬ sprechen wollte ; denn nicht ohne Grund fürchtete ich, die Tiger würden in grösserer Zahl zurückkehren. Ich hatte einen ähnlichen Fall schon früher erlebt während eines Streifznges durch die Wälder, zum Einsammlen von Honig, wobei ich von einem Tiger besprungen, das -Glück hatte zu entweichen und einen Baum zu erklettern. Brüllend sah das Thier zu mir auf und trachtete mich zu erreichen; da ihm dies aber nicht glücken wollte, zog es ab, doch kam es kurz nachher begleitet vou zwei anderen Tigern wieder zurück , und nun wurde ich auf meinem hohen Sitz so lange belagert, bis ich durch meine Gefährten, welche auf mein oft wiederholtes Rufen um Hülfe herbeieilteu, aus meiner gefährlichen Lage erlöst wurde. Solche im Anfall hartnäckige Tiger nennen wir Matjannekat (rasende Tiger); quälender Hunger erzeugt diesen Zustand. »Es zeigte sich auch bald, dass ich mir nicht umsonst Sorgen gemacht, denn wirklich sahen wir nach Ablauf einiger Zeit dieselben Tiger — wir hielten sie dafür — in Gesellschaft eines grösseren Dritten wiederkehren. Ein gleichzeitiger, wohl überlegter Anfall folgte ohne Zögern* ihrer Ankunft. Jeder wählte eine der Stützen, und ungesäumt fingen sie nun wie auf ein gegebenes Zeichen der- weise unsere Burg zu rütteln und schütteln an, dass wir jeden Augen¬ blick gewärtig waren mit der Gobok niederzustürzen.« »Meine Schicksalsgenossen waren sinnlos vor Angst und Schrecken; sie warfen sich wie Rasende in der Hütte hin und her und ver¬ mehrten durch unüberlegte und verzweifelte Bewegungen nicht wenig die Gefahr des Umstürzeus. Alle meine Vorstellungen und Ermuthi- gungsversuche erwiesen sich als fruchtlos. »Während all dieser Zeit hatte ich die Putjaug-Latte nicht aus der Hand gelegt, und um doch etwas zur Abwehr des Angriffs zu thuu, brachte ich abwechselnd bald diesem bald jenem Tiger so rasch wie möglich Stiche damit zu, doch erwies sich diese Noth- *) Allahu-akba.r, Gott ist gross. 305 Waffe als zu schwach, um damit Wunden von einiger Bedeutung zu verursachen, weshalb auch die Ungethüme sich kaum daran störten und fortfuhren unser Asyl zu bestürmen. »Was jetzt thun? Von meinen durch Augst gelähmten Gefährten war keine Hülfe zu erwarten. Da kam ich auf den Gedanken, unseren Bestürmern die getrockneten Fische preiszugeben, um dadurch den Anfall für einige Zeit zu unterbrechen, und ohne Zögern warf ich nun die Körbe hinunter, doch sah ich mich in meiner Erwartung ge¬ täuscht. Die Tiger stürzten auf die Körbe los, Hessen aber, nachdem sie dieselben berochen, den Inhalt unangerührt und schritten aufs Neue zur Attake. »Etwas Zeit hatte ich aber immerhin dadurch gewonnen, be¬ nutzte dieselbe um die Spitze der Latte mit meinem Gollok anzu- schärfeu, uud konnte nun mit besserem Erfolg Ty^i^^^^staud leisten. Es dauerte auch nicht lange, so traf ich den hartnäckigsten unserer Feinde ins linke Auge, worauf er zurückwich und sich einige Augenblicke später, vor Schmerz brüllend, entfernte. Gleich darauf fiel auch die Leiter, welche wir quer über den Estrich gelegt, durch das starke Schwanken herunter und traf zufällig einen zweiten Tiger, der erschreckt zurück sprang und nun gleichfalls das Weite suchte. * Der Dritte schien keine Lust zu haben den Angriff allein fortzu¬ setzen und machte sich jetzt auch aus dem Staube. Alle drei waren somit aus dem Gesicht entschwunden, und allein noch aus weiter Ferne . schallte ihr rauhes Geheul dumpf zu uns herüber.« »Aber,« unterbrach ich hier den Erzähler, »warum nicht um Hülfe gerufen oder die Gobok nach dem Abzug der Tiger verlassen und dem nächstliegenden bewohnten Ort zugeeilt?« »Unser Rufen wäre vergeblich gewesen,« antwortete der Fischer, »weil dort weit und breit in der Runde kein menschliches Wesen wohnhaft ist, und eine Flucht ans der Gobok hätte uns unfehlbar den Klauen umherschweifender Tiger überliefert, ehe wir eine mensch¬ liche Wohnung erreicht. »Doch weiter. »Also zum drittenmale sahen wir uns von uusern Angreifern erlöst, doch meine Besorgniss war darum keineswegs gewichen. Meine Gefährten waren mehr todt als lebend , und kein Wort entfloh ihren bebenden Lippen. Die Hütte befand sich in einem jämmerlichen Zustande und es Hess sich voraussehen, dass sie unfehl¬ bar Umstürzen müsse, wenn der Anfall nochmals mit gleicher Hart- 20 306 näckigkeit erneuert würde. Und dieser letzte, der schrecklichste von allen, blieb nicht lauge mehr aus.« Hier schwieg der Erzähler in tiefes Nachdenken versunken, den starren Blick zu Boden heftend. Wie sehr wir auch nach dem Ende der Erzählung verlangten, so wagten wir es nicht den Lauf seiner Gedanken zu unterbrechen. Gerne hättenl^wir ihm in Rücksicht auf seine sichtbare Erschöpfung einige Erfrischung angeboten, wäre dies nicht streitig gewesen mit der javanischen Etikette; und da der Pati schwieg und seinen officiellen Charakter keinen Augenblick ablegte, mochten auch wir nicht gegen die iherrschenden Gebräuche verstosseu. »Verzeihung Herr,« sprach der Erzähler zu dem Pati gewendet und den abgebrochnen Faden seiner Erzählung wieder aufnehmend, »ich hatte nöthig mich zu ermannen, um das zu berichten, was folgt, denn es ist entsetzlich und obschou ich weder weichherzig noch nervenschwach bin, überfällt mich kalter Schauer und erbebt mir das Herz, wenn ich das gräuliche Schauspiel von gestern im Geiste zurückrufe. »Es mochte um die neunte Abendstunde sein, von keiner Wolke verschleiert strahlte der Mond am Himmel und erleuchtete taghell die Flur. Meine Genossen hatten sich noch nicht von dem aus¬ gestandenen Schrecken erholt und hockten in dumpfes Hinbrüten ver¬ sunken bei einander. Einer von ihnen, ein Jüngling Namens Sarno, ein lebhafter munterer Bursche, sass einem Irren gleich, mit ge¬ öffnetem Mund nach der Stelle starrend, wo die Tiger in dichtem Gesträuch verschwunden waren. Da mit einemmal springt er auf, zeigt mit einer den höchsten Grad des Entsetzens ausdrückenden Geberde nach dem Walde und ruft mit halberstickter Stimme »»Matjan, Matjau.««*) Mehr konnte er nicht herausbringen; denn kaum hatte er die Worte ausgestossen, so fiel er wie betäubt nieder und blieb nun bis zum Eintritt der Katastrophe regungslos liegen. »Nach der angewiesenen Richtung blickend, sahen wir im ersten Augenblick nur die dunklen Schatten der Gebüsche, doch gewahrten wir kurz darauf mehrere schwarze Gestalten, die sich bewegten and endlich zum Vorschein traten. Furcht und Todesangst hatten Sarno’s Blick geschärft und ehe wir noch die schwarzen Punkte nur bemerkt, hatte er sie schon für das erkannt, was sie waren. Vier Tiger näherten sich der Gobok. Der Grosse, welchem ich ins Auge ge- *) Matjan, Tiger. 307 stosseu, lief voraus und schien den Anfall zu leiten, ich erkannte ihn an dem geschlossenen linken Auge. »Zweifellos war es mir, dass diesesmal unser Geschick würde entschieden werden, und darum versuchte ich nochmals meinen Freunden Muth einzuflössen, doch ohne Erfolg. Inzwischen kam die Entscheidung heran. »Die Tiger hatten die Hütte erreicht, und wie dies früher ge¬ schehen, stellte sich an jede Stütze einer derselben und es brach nun der Sturm los. Ich stand aufrecht da, in der rechten Hand den Gollok, in der linken ein Stück Bambusrohr haltend, das ich von der Hütte abgebrochen. Die Latte hatte ich als nutzlos weggeworfeu, weil doch keiner meiner Gefährten Wille und Kraft hatte, sich ihrer zu bedienen. Das Blut stieg mir zu Kopfe und ein, glücklich rasch vorübergehender Schwindel überfiel mich, als ich da zu meinen Füssen die vier blutlechzenden Bestien erblickte, alle ihre Kräfte anstrengend, unser Asyl nieder zu werfen. Aber, wie gesagt, diese Betäubung schwand rasch und mein kaltes Blut gewann wieder die Oberhand. Doch warum noch mehr in die Einzelheiten dieses letzten Anfalls zu treten? Was ich vorausgesehen, geschah, die Gobok fiel zu Boden und wir mit ihr.« Nochmals schwieg der Erzähler kurze Zeit und fuhr daun fort : »Ich war unter einen Theil des Daches gefallen und blieb darunter einige Augenblicke vom Sturze betäubt liegen ; doch rasch zur Be¬ sinnung kommend, wurde ich mir der Gefahr bewusst, worin ich schwebte, - warf das Fragment von meiner Schulter und richtete mich blitzschnell auf, Gollok und Bambus noch stets in den Händen geklemmt haltend. »Ein grässliches Schauspiel wartete meiner, doch nur einige Augenblicke war ich davon Zeuge, aber Augenblicke, welche das Blut in meinen Adern zum Stocken brachten. Drei meiner unglück¬ lichen Freunde sah ich, jeden von einem Tiger ergriffen, waldeinwärts schleppen; ihr Jammergeschrei drang weithin durch die Stille der Nacht und erstarb endlich in des Waldes geheimuissvollem Dunkel. Einige Schritte von mir entfernt lag der arme Sarno in Todeszuckungen unter dem vierten Tiger, demjenigen, welchem ich das Auge durch¬ bohrt. Das wüthende Thier hatte des Jünglings Brust mit den Klauen aufgerissen und wühlte gierig mit blutbeflecktem Rachen in den Einge weiden des jämmerlich verstümmelten Opfers. »Abscheu und Entsetzen überfiel mich bei diesem grauenvollen Anblick, die Haare stiegen mir zu Berge und Fieberfrost schüttelte I 308 meine Glieder. Die Aiigeu quollen mir aus dem Kopfe und schienen in Feuer zu schwimmen, eine unbeschreibliche Wuth, ein heisser Durst nach Rache durchflammte meine Brust und goss glühendes Feuer in meine Adern, ich knirschte mit den Zähnen und plötzlich mit einem wilden Aufschrei vorausspringend, gab ich mit niege¬ fühlter Kraft dem Unthiere mit dem Stück Bambusrohr einen heftigen Schlag auf den Schädel. Das auf so unsanfte Weise in seinem schreck- liehen Mahl gestörte Thier flog brüllend in die Höhe, sprang auf mich los und schlug die Klauen in meine Schulter. Ich fühlte den Qualm seines heissen, nach Blut und Aas riechenden Athems im Gesicht, doch meine grenzenlose Wuth hatte den Gipfelpunkt erreicht und Hess mich jeglicher Gefahr trotzen. Blitzschnell hielt ich meinem Feind das Bambusstück vor den geöffneten Rachen und während er in höchster Wuth wiederholt hinein biss, bückte ich mich und stiess ihm den Gollok bis ans Heft in das Herz. Dumpf röchelnd stürzte der Tiger zu Boden, wälzte sich noch einige Augenblicke in seinem Blute und verendete.« Wieder schwieg hier der Erzähler, entblösste auf des Pati Ge- heiss seine Schultern und zeigte uns die tiefen, von den Tigerklauen geschlagenen Wunden. »Eine kurze Weile,« fuhr der Fischer das Wort wieder ergreifend fort, »blieb icli vor dem niedergeworfenen Thiere stehen, so¬ wohl aus körperlicher wie geistiger Erschöpfung als um auch mich von seinem Tode zu überzeugen ; hierauf näherte ich mich der Leiohe Sarno’s und wurde bei deren jämmerlichem Anblick durch eineu er¬ neuerten Ausbruch von Wuth über die Urheber des grässlichen Un¬ falles dermassen übermaunt, dass ich, um das heisse, wild durch die Adern jagende Blut abzukühlen, dem todten Tiger wieder und immer wieder Hiebe und Stiche gab. »Zur Besinnung gekommen, lud ich die Leiche des unglücklichen Jünglings auf meine blutenden Schultern und verliess den Ort des Schreckens. Das grauenvolle Ereigniss hatte mich gegen weitere Gefahr abgestumpft und mein heisses Verlangen, Gondang-legi in kürzester Zeit zu erreichen, liess mich jeden Schmerz vergessen. So eilte ich denn rastlos fort und kam auch glücklich mit Tagesanbruch in der Dessa an. Dort begab ich mich geradeswegs zum Wedono und theilte ihm das Geschehene mit, worauf derselbe sofort mehrere Personen ausschickte, um den Tiger zu holen und zugleich mit Sarno’s Leiche zum Sampeau Pati zu bringen.« Hiermit schwieg der Erzähler, erhob sich auf des Häuptlings 309 Wink und verliess ehrerbietig grüssend die. Pendoppo. Wir selbst, noch tief erschüttert von dem soeben Gehörten, machten uns zum 4ufbruch fertig, besichtigten aber vorher noch den getödteten Tiger. Und wirklich fanden wir bei genauerer Untersuchung des Cadavers das linke Auge durchbohrt, die tiefe, bis zum Herzen reichende Wunde nnd den Körper von zahlreichen Stichen und Hieben zerfetzt. TTiieiTeben und Tliierpflege in Irland. Reisebemerkiingen von Ernst Friedei in Berlin. (Schluss). Cervus Dama kommt in den Parks von Irland in Rudeln mitunter von 300 und mehr Häuptern vor. Kranke und verwundete Thiere werden, wie man zum öftern bemerkt hat, von den starken Männchen abgetrieben und getödtet. Feuchte Winter veranlassen zu¬ weilen grosse Sterblichkeit. Vom Elch ist ein Geweih, im Torf bei Stewartstown, Grafschaft Tyrone, ausgegraben worden, ein Fund, der um so auffallender ist, als historische Nachrichten über Cervus Alces bezüglich England und Schottland gänzlich zu fehlen scheinen.*) Das Reh, das noch in England und Schottland lebt, fehlt in Irland. Auch fossile oder subfossile Funde von Cervus Capreolus dort¬ her kenne ich nicht. ^Um die Reihe der Land-Säugethiere abzuschliessen, so scheinen bis jetzt keine Reste vom Biber trotz des Wasserreichthums von Irland nachweisbar. Nach Boyd Dawkins a. a. 0. S. 76, 79 und 132 wurde Castor Fiber wegen seines Pelzwerks in Gross¬ britannien an den Ufern der Teivi in Cardiganshire gejagt und zwischen 1100 und 1200 n. Chr. ausgerottet. Reste des braunen Bären sind subfossil in Irland gefun¬ den, historische Nachrichten über ihn auf der Insel sind bis jetzt meines Wissens nicht bekannt. In einer Höhle zu Shandon nahe Dungarvan, Waterford, wurden 1859 Reste von ürsus arctos^ ürsus spelaeus^ vom Wildpferd, Cervus tarandus und Elephas primi- •) W. Boyd Dawkins, Cave Hunting, Lond. 1874. p. 137, sagt: »The moose {Cervus alces) and the reindeer are far more abundant in the North than in the South of Britain; their remains have been discovered in the neigh- bourhood of London, those ofj both animals at Walthamstow, and those of the latter at Crossness in Kent, on the banks of the Thames.« 310 genius durch Herrn Brenan entdeckt (vergl. Journ. Royal Dublin Soc. II. p. 344 und 352, Journ. Geol. Soc. Dublin X. p. 147). Mammuth ist sonst noch in Irland gefunden zu Whitechurch bei Duiigarvan und zu Magherry bei Belturbet, das W i 1 d - pferd an mehreren Orten. — Von Rinderarten ist gefunden jBos taurus Linne mehrfach. Eine Rinderrasse aus dem Torf wird charakterisirt in Proc. of the Royal Irish Ac., Jan. 1839 durch die Convexität der oberen Stirn, deren grosse Länge, die Kürze und nach unten gerichtete Krümmung der Hörner. Ich möchte das Thier für JBos longifrons halten, von dem die celtische alte Rindyiehrasse im Gebirge von Wales und Schottland und'die alte dunkelfarbige Rinder¬ rasse von Irland abstammt. Der grössere Viehschlag, zur Zeit repräsentirt durch den Chillingham-Ochsen und abgeleitet von dem grossen Bos Urus^ erscheint in England um die Zeit der angel¬ sächsischen Invasion (5. Jahrhundert) und verdrängt die britisch- wälsche oder romauo-celtische Longifronsrasse, ohne aber aus Irland seither bekannt zu sein. Indessen sind weder die irischen Höhlen noch die Moore bis jetzt osteologisch irgendwie genügend aus¬ gebeutet. Bei der Ersteigung des Mount Mangerton unweit Killarney hatte ich die Freude den irischen Hasen zum erstenraale in der Freiheit beobachten zu können. Am 10. Juni 1874 unternahm ich ^ die Besteigung in Begleitung des Führers John O’Donnaghue, der unter dem Namen »Happy Jack« den Touristen an den Seen wohl bekannt und deutschen Zoologen besonders zu empfehlen. Er spricht neben der irischen auch ziemlich gut die englische Sprache und kennt die Standorte des Wildes, sowie der seltensten Pflanzen. Der Mangerton galt bis vor Kurzem als der höchste Berg Irlands, nach der neuesten Messung ist jedoch der auf j der andern, nordwestlichen, Seite belegene Carrantual 658 englische Fuss höher, jener nämlich 2756, dieser 3414 Fuss hoch. Vier englische Meilen von Muckross aufwärts steigend kamen wir an einen Hochsee, des Teufels Punsch¬ bowle, in dessen eiskaltem Wasser ich zwei kleine Krebsthiere be¬ merkte; Fische fehlen. Von hier wird der Berg ganz kahl, nur spärliche Ffechteni bedecken diey Felsen; in der letzten Vegetations¬ zone trieb sich Freund Lampe herum, ziemlich ungeuirt, denn er war sich^ in dieser Einsamkeit eines Besuches nicht vermuthend. Am Abhange eines Felsens lag ein vom Adler zerrissenes Schaf, eine WarnungjTür den Krummen, da, er die Lieblingsspeise, des Königs der Lüfte ist. Die Thiere kennzeichneten sich für ein deutsches 311 Auge sofort als fremdartig, durch kleinere Ohren als sie unser Hase, Lepus vulgaris L. (=Lepus europaeus Pallas) besitzt, durch geringem Körperuinfang, durch den oben auffallend weissen Schwanz und die gleichmässige stumpf rothbraune Färbung des Rückenfells. Auf¬ gescheucht liefen die Thiere nicht wie unser Hase gestreckt, »ventre-ä-terre« davon, sondern setzten sich in Galopp, sprangen also davon, hierin den Kaninchen ähnlich. Was ist nun der von Bell in seinen »British Quadrupeds« 1837 zuerst aufgestellte Lepus hibernicus eigentlich? Zunächst muss es befremden, dass ein so auffallendes und höchst merkwürdiges Thier erst im Jahre 1833 wissenschaftlich (vergl. Thompson a. a. 0. S. 19) besprochen wird. Jeuyns in seinem »Manual of British Vertebrate Animais« erwähnt es als eine Spielart von Lepus timidus L. mit dem Bemerken, dass es beinahe verdiene als geson¬ derte Species aufgestellt zu werden. Bell macht die sonderbare Bemerkung, wie es gewiss ein eigenthümlicher Umstand sei, dass man das Thier bislang nicht beachtet habe; dies könne nur dem Umstande zugeschrieben werden, dass er der einzige irische Hase sei und dass daher die Gelegenheit zu einem Vergleiche gefehlt habe. — Der wahre Grund liegt meines -Erachtens in der irischen Indolenz der Naturgeschichte des eigenen Landes gegenüber und in der Missachtung alles dessen, was Irland eigenthümlich ist auf bri¬ tischer Seite. Denn den Kürschnern in Irland war der Unterschied ^ des irischen von anderen Hasen längst bekannt, sie zahlten für ihren Landsmann die geringsten Preise. Die Jäger wussten ferner seit unvordenklicher Zeit , dass er unter allen Hasen des britischen Reichs am schlechtesten schmeckt , und sie kannten die merkwürdige Thatsache, dass der irische Hase ebenso wie das Kaninchen, aber abweichend von Lepus vulgaris mit offenen Augen geboren wird. *) Die systematische Feststellung ist bis unlängst, wo Wilhelm Peters in Berlin, der den irischen Hasen in Irland gejagt und die verschiedenen Arten, Abarten und Spielarten der europäischen Hasen gezüchtet hat, zweifelhaft ge¬ blieben. Wusste man doch nicht, was Lin ne ’s Lepus timidus und Lepus vulgaris sei. Noch eine so bedeutende Autorität wie Blasius (Naturgesch. der Säugethiere Deutschlands. 1857. S. 412) bezeichnet irrig den gemeinen deutschen Hasen als Lepus timidus statt vulgaris *) Rabbits are born with theyr eyes open, covered with für, and are able to run soon after births«. »The Field«, April 1869, p. 307. 312 oder europaeus. Nach langjährigen Beobachtungen spricht sich Thompson für eine specifische Vereinigung von Lepus hihernicus Bell mit dem Schneehasen {Lepus variabilis Pallas) als Varietät desselben, aus.*) lu kalten Wintern hat man auch bemerkt, dass der irische Hase sich verfärbt, heller, sogar weiss wird. Im Belfaster Museum befindet sich eia fast schneeweisses Exemplar , weisser als der Schneehase wird ; hier bleibt es jedoch dahin gestellt, ob es sich nicht um einen zufälligen Blendling handelt. Die Anzahl der Jungen beträgt beim irischen Hasen zumeist drei. Er schwimmt gut, sucht mitunter, wenn er auf Aesung ist, um zu einer besseren Weide zu gelangen, frei¬ willig das Wasser, auch die See, auf. — Die vielfachen Versuche, Lepus vulgaris in Irland eiuzuführen, sind bisher misslungen ; nicht wenig mag die Unverträglichkeit des allerdings durchschnittlich Jetwas schw’äch- licheren heimischen Thiers hierbei die Schuld tragen. Nach Allem erscheint L, hihernicus als die uordeuropäische Hasenform, die in der Nach-Eiszeit eiuwauderte, bei der Trennung der Insel und unter der Veränderung der klimatischen Verhältnisse sich aber zu einer besonderen constanten Spielart allmählich herausbildete. Um die irische Vogelwelt der Küsten und der See, um den un¬ geheueren faunistischen Reichthum des atlantischen Oceans kennen zu lernen, gibt es keinen bessern Platz als Galway und die Küste ndörfer an der Galway-Bay, sowie die vor derselben liegen¬ den Arr an-In sein. Gleichzeitig lernt man hier die unvermischte, meist noch das Irische sprechende Urbevölkerung mit ihren selt- *) Mein Freund Professor Eduard von Martens äussert sich in einem Schreiben an mich, datirt Berlin, den G. August 1868, wie folgt: »Betreffs der europäischen Arten des Hasen ist die Confusion und die Nichtübereinstimmung der verschiedenen Autoritäten gegenwärtig ziemlich schlimm. Sicher ist nur, dass Lin ne hierin nicht so fein .unterschieden hat und überhaupt die euro¬ päischen Hasen als timidus bezeichnete und dass gegenwärtig die in Schweden, speciell im mittleren Schweden, vorkommende Form, welche Nilsson früher als L. borealis bezeichnete und die sich durch einige Abweichungen in der Färbung charakterisirt, den Namen L. timidus Linne im engem Sinne führt, während die mitteleuropäische (darunter die deutsche) Form als L. europaeus bezeichnet wird. L. hihernicus in Irland ist wieder anders, kleiner und dunkler, dem L. variabilis ähnlicher, aber im Winter nicht weiss werdend. Einige ziehen nun sowohl diesen L. borealis-timidus Linnä , wie den L. hibernicus als Varietäten zu L. variabilis Pallas, der alsdann die nordischen Formen und den Alpenhasen umfasst. Professor Peters hat in der Bearbeitung der Säugethiere der deutschen Nordpol-Expedition den L. glacialis aus Grönland durch den Schädel als verschieden von allen europäischen Hasen nachgewiesen.« / 313 sameu Sitten, ihrem vielfachen zoologischen Aberglauben und selt¬ samen Anschauungen über Thierleben und Thierpflege kennen, die so primitiv sind, dass man sich unwillkürlich fragt, ob hier wirklich noch Europa ist. *) Auf den Inseln und an den Küsten brüten noch immer un¬ zäh lige Scharen von Möven und anderen See- und Strand vögeln, deren Eier regelmässig ausgenommen werden und deren Fleisch auch in der Fastenzeit seit Alters gegessen werden darf, da die Kirche diese Thiere zu den »Seethieren« rechnet. Der gemeine Seehund (Phoca vitulina) und der graue Halichoenis GrypJius werden geschossen oder mit Knütteln erschlagen. Zahllos sind die abergläubischen Vorstellungen, die sich au diese Thiere anknüpfen. Eine Familie, die Maconmara, stammt nach der Tradition von einem Cu-mara (= See-Hund) ab. Der Lachs- und Forellenfang, obwohl gegen sonst ver¬ mindert, ist noch immer sehr reichlich. In einer geweihten Quelle bei einer alten Kirchenruiue schwimmt eine heilige Forelle, die von Kranken aufgesucht wird : sehen sie das Thier auf dem Rücken schwimmen, so sterben sie, wenn auf dem Bauche, so erfolgt Ge¬ nesung. In einer anderen geweihten Quelle schwimmen zw^ei heilige Forellen. Ein ketzerischer Soldat wollte sie braten, sie sprangen jedoch vom Rost herunter und kamen wieder ins Wasser. Seitdem ^ tragen sie auf dem Rücken die Spuren des heissen Eisens. Maurice Conuor, der irische Orpheus, lässt nicht bloss Fische und Krebse, sondern sogar Schnecken und Muscheln nach seiner Musik tanzen. — So fabulirt die erhitzte Phantasie Pad’s noch heut fort. *) Der Maimonat ist nach dortiger Vorstellung die Zeit, welche dem Vieh den meisten Segen oder Fluch bringt. Glücklich der Viehbesitzer, dem Glas- Gaivlen, die heilige weisse Feenkuh mit grünen Flecken, begegnet. Um böse Feen abzuwehren, werden im Maifeuer Kuhschwänze, Kuhhörner, Pferde¬ köpfe, ja ganze Pferdeleichen verbrannt. Nachdem man das Vieh durch dies Nothfeuer getrieben, sperrt man es ein. Um den Nacken jeder Kuh wird ein Strohkranz (Sugaun) befestigt. Hie und da sengt und brennt man das Vieh. Anderwärts lässt man’s zur Ader und verbrennt das Blut. Die Hexen ver¬ wandeln sich gern in — dreibeinige — Hasen oder in Igel (Graunog), welche die Kühe melken und daher am Johannistage verfolgt und, wenn erwischt, ohne Gnade todt geschlagen werden. Gegen die Butterhexe wird die Thür in der Nacht zum 1. Mai verschlossen und dem »good people« Milch geopfert. Kommt Jemand während des Butterns an^^diesem Tage hinein ins Zimmer, so muss es den Butterstock eine Weile rühren, wenn er nicht als Hexe oder Zauberer, oder falls ein Fremder — als ein ungehobelter Mensch erscheinen will. 314 Mein Bericht hat seinen Zweck erfüllt, wenn er diesen oder jenen^ deutschen Thierkundigen veranlasst, sich der irischen Fauna im Lande selbst speciell zu widmen; Land, Leute und Thierwelt sind eines Besuches reichlich werth. (In Bezug auf die (jleichalterigkeit des Riesenhirsches mit dem Meuschen (vgl. S. 342 Aum.) macht Herr Prof. Dr. v. Lasault mich darauf aufmerksam, dass ihm dieselbe von Prof. Hüll münd¬ lich mitgetheilt und seitdem veröffentlicht sei in dessen Physical Geol. and Geogr. of Ireland S. 270 und von John Evans in: Adress in the Department of Geology, Aug. 15, 1878 in Dublin, 2 Schriften, die später erschienen sind, als mein Artikel bereits niedergeschrieben war. — E. Fr.) Geschichte der kaiserlich österreichischen Menagerie, zu Schönbrunn. Mitgetheilt von Dr. med. W. Stricker in Frankfurt a. M. Nach Fitzinger*) wurde die älteste Menagerie des kaiser¬ lichen Hofes zu Ebersdorf (südöstlich von Wien) durch Maximilian, Kaiser Ferdinand I. ältesten Sohn, 1552 gegründet, sie wurde noch von Kaiser Rudolf H. (1552 — IG 12) ansehnlich mit fremden Thieren bereichert, scheint aber unter den nachfolgenden Regenten wieder eingegangen zu sein. Die Zweitälteste Menagerie, die zu Neu- gebäu, wurde ebenfalls von Maximilian innerhalb des von ihm zwischen 1564 und 1576 angelegten Lustschlosses gegründet. Kaiser Rudolf H. , welcher den Bau dieses Schlosses 1587 vollendete, hat diese Menagerie durch den Ankauf vieler fremder Thiere vermehrt. Leopold 1. (1640 — 1705) erweiterte sie abermals und theilte sie in zwei Abtheilungen , die der wilden und die der friedlichen Thiere. Unter Leopold I. hat sich hier auch das Ereigniss zugetragen, welches durch Chamisso’s Gedicht: »Die Löwenbraut« allgemein bekannt geworden ist. Das Schloss Neugebäu wurde 1704 durch die ungari¬ schen Rebellen verwüstet und die Menagerie vernichtet. Unter Kaiser Karl VI. (1685 — 1740) wurde sie wieder hergestellt und 1738 durch die Löwen aus der Menagerie des Prinzen Eugen von Savoyen ver- *) Sitzungsberichte der kaiserlichen ,Ac^demie, der Wissenschaften in Wien., Mathem.-naturwiss. Classe X, 300 (1853). 315 mehrt, welche der Kaiser nach dem 1736 erfolgten Tode desselben angekanft hatte. Reissende Thiere blieben auch noch nach der 1752 erfolgten Errichtung der Schönbrunner Menagerie zu Neugebäu, erst 1781 wurde die letztere aufgehoben. *) Die dritte Menagerie, welche der österreichisch-kaiserliche Hof der Zeitfolge nach besass, war die vom Prinzen Eugen 1716 im Schlosse Belvedere angelegte. Die in derselben gehaltenen Thiere sind von Fitzinger**) aufgeführt. Hervorzuheben ist besonders ein weissköpfiger Geier {Gyps fulvd), welcher sich schon um das Jahr 1706, mithin zehn Jahre vor Errichtung der Eugen’schen Menagerie, im Belvedere befand und 1824 gestorben ist, nachdem er 117 Jahre in der Gefangenschaft gelebt hatte. Die Schicksale dieser Menageria nach dem Tode des Prinzen Eugen sind schon oben erwähnt worden. Die vierte und zugleich auch jüngste Menagerie zu Schön- brunn***) wurde 1752 durch Kaiser Franz I. (1708 — 1765) und Kaiserin Maria Theresia in dem westlichen Theil des Schlossgartens nach dem Muster der Menagerie des Prinzen Eugen durch einen aus Holland berufenen Hofgärtner Adrian van Steckhoven angelegt. Noch in demselben Jahre wurden sämmtliche, in der kaiserlichen Menagerie im Belvedere befindlich gewesenen Thiere und die wenigen friedlichen Thiere, welche sich in der kaiserlichen Menagerie zu Neugebäu befanden , dahin gebracht und eine Anzahl mitunter sehr seltener Thiere in England und Holland angekauft. Im Auftrag des Kaisers machte Nicolaus Jacquin von 1754 — 59 eine Reise nach Westindien und Südamerika, um Pflanzen für den botanischen Garten und Thiere für die Menagerie zu sammeln. Das kaiserliche Paar nahm solches Interesse an seiner Menagerie, dass es sich 1759 — 60 in deren Mittelpunkt einen achteckigen Saal erbauen liess, aus dessen Thüren und Fenstern man die Thiere beobachten konnte. Hier pflegten der Kaiser und die Kaiserin während der Sommerresidenz in Schönbrunn die Morgenstunden zuzubringen. In dem Saal selbst waren viele der seltensten Thiere an die Wände ge¬ malt. Nach dem Regierungsantritt Kaiser Joseph H. 1781 wurde *) Verzeichniss der in Neugebäu gehaltenen Thiere bei Fitzinger, a. a. 0., S. 317 — 319. Das Schloss Neugebäu im Zustand von 1649 ist ab¬ gebildet in Martin Zeiller’s Topographia Austriae. **) a. a. 0,, S. 322-334. ***) Fitzinger, a. a. 0., S. 334. 316 die kaiserliche Menagerie zu Neugebäu gänzlich aufgegeben und die daselbst noch befindlichen reissenden Thiere nach Schönbrunn ge¬ bracht. Auch Joseph II. veranstaltete zwei wissenschaftliche Reisen zur Hebung seiner Thiersammlung : Die erste, 1783 — 85, nach Nord- Amerika und Westindien, die zweite, 1787 — 88, nach Südafrika, Ile de France und Bourbon. In den folgenden Jahren wurde unter Kaiser Franz II. die Menagerie von Schönbrunn zwar umgebaut, auch durch Ankauf von herumziehenden Menagerien (1799, 1824 und 1826) und durch einen Theil der von der österreichischen Expedition nach Brasilien unter Mikan, Natterer, Pohl und Schott 1819 — 21 heimgebrachten Naturschätze bereichert, im Ganzen kam sie aber doch herab durch die Kriegsereignisse, besonders seit 1809, und durch die Abzweigung zweier Institute, von denen sogleich die Rede sein wird. Ein Lichtblick in der Geschichte der Schönbrunner Thiersammlung war 1828 die Ankunft der Giraffe, welche Mehemet Ali dem Wiener Hof zum Geschenk gemacht hatte. Man weiss, wie die ein Jahr zuvor von dem Pascha von Aegypten nach Paris geschickte Giraffe eine Umwälzung in der Mode bewirkt hatte, wie es Giraffe-Frisuren, -Kämme, -Pianos etc. gab. Aehnliches Aufsehen muss die Giraffe in Wien veranlasst haben, da es über sie eine ganze, von Fitzinger (a. a. 0., S. 309) verzeichnete Literatur gab. Leider starb die Giraffe schon im folgenden Jahr an Knochenfrass der Gelenkköpfe beider Hinterschenkel, *) nachdem sie 10 Monate und 13 Tage in der Menagerie gehalten worden war. Die beiden abgezweigten Institute, von welchen oben die Rede gewesen ist, waren : a. die Menagerie im k. k. Hofnaturaliencabinet, gegründet 1800 zum Zweck der Beobachtung kleinerer, meist inlän¬ discher Thiere, welche in Folge des Bombardements von Wien am 31. October 1848 durch Brand vernichtet wurde, und b. die Me¬ nagerie im k. k. Hofburggai'ten zu Wien, 1805 errichtet, 1835 auf¬ gehoben. Den Bestand beider Sammlungen hat Fitzinger ver¬ zeichnet (a. a. 0., S. 628 — 667, und S. 669—708). Unter Kaiser Ferdinand I. (1835 — 48) wurde die Schönbrunner Thiersammlung durch Umbauten und durch Ankäufe von Privat- Menagerien (1837, 1840) erweitert und wissenschaftlich nutzbarer ge¬ macht durch Anheftung von Tafeln mit dem wissenschaftlichen Namen und dem Vaterland der Thiere. Ebenso wurde die Anstalt unter Kaiser Franz Joseph verbessert durch Herstellung einer Reihe von Ställen für Sumpfvögel der *) Sectionsbericht in Oken’s Isis 1830, S. 368. 317 wärmereu Zone und durch Erbauung zweier Schlangenhäuser. Den Stand der Menagerie bis zum Jahre 1853 hat Eitzing er (a. a. 0., S. 349 — 403) in wissenschaftlicher Weise dargestellt. Derselbe hat über die Bereicherungen, welche die Thiersammlung durch den k. k. Consulatsverweser zu Chartum, Theodor Heugliu, und durch die Expedition der »Novara« erhielt, Bericht erstattet (Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der k. Academie der Wissenschaften 1855, Bd. 17, 242, und 1861, Bd. 42, S. 382). Zahlreiche Notizen finden sich in unserer Zeitschrift, üeber die Bereicherungen, welche eine vom Mai bis October 1878 unter Leitung des Unteriuspectors Kraus nach Aegypten und den Sunda-Inseln ge¬ machte Reise der Thiersammluug zu Schönbruuu gebracht hat, habe ich bis jetzt nur in der österreichischen Zeitschrift: )>Die Heimath« (1879, No. 40 ff.) Mittheilungen gefunden. C 0 r r e s p 0 11 d e 11 z e 11. Lipskaln, am 14./26. Juli 1879. Auf die Zuschrift des Herrn K. Th. Liebe vom 12. März d. J. im Hefte No. 5 habe ich zu erwidern nicht unterlassen wollen, dass von mir und meinen Bekannten in Livland niemals schwarze Eichhörnchen gefunden worden sind. — Diese schwarze Farbenspielart habe ich auf meinen Reisen in Ober- Italien, der Schweiz und den Bergländern Süddeatschlands öfter beobachtet, fand aber leider keine Gelegenheit, dieselben näher zu untersuchen, d. h. das Geschlecht dieser schwarzen Eichhörnchen festzustellen. — Sollte der Melanis¬ mus nicht überhaupt vorzugsweise nur in Bergländern verkommen? — In Livland sind des Sommers über alle Eichhörnchen — meines Wissens nach ohne jede Ausnahme — fuchsroth. — Die Männchen sind etwas bräunlicher gefärbt, die Weibchen mehr lichtroth. — Erstere haben auch im Sommer stets einen schwärzlichen Schwanz (mehr oder weniger fahl) und dunklere Ohren und Füsse als die Weibchen, welche immer eine grell fuchsrothe Fahne tragen. — Diejenigen Eichhörnchen, welche im Winter einen schwarzen Schwanz, dunkle Ohren und Füsse haben, konnten demnach im Sommer hierorts nicht »schwarze Eichhörnchen« gewesen sein, sondern sie sind nach meinen genauen Beobachtungen einfach stets Männchen. Durch mich veranlasst hatte im vorigen Winter der in Livland hervorragende Jäger und tüchtige Kenner der jagdbaren Thierwelt, Graf M. von Mengden, gleichfalls Untersuchungen über diese Eichhörnchenfrage angestellt und ist, wie ich solches im Voraus wusste, zu ganz gleichen Resultaten gelangt, dass nämlich alle dunkelschwän- zigen Thiere Männchen, die rothschwänzigen aber Weibchen wären. — Die¬ selben Zeichen für das Geschlecht erwiesen sich ferner als constante auch den im Sommer erlegten Thieren gegenüber. — Ohne Leichtsinn erkläre ich mich demnach im Stande, in Livland bereits auf dem Baume mit Sicherheit das Weibchen vom Männchen sowohl im Winter als auch im Sommer unterscheiden KU können. 0. von Loewis. 26. Juli Lipskaln, am - — — 1879. 7. August Da es eine grosse Seltenheit zu sein pflegt, dass Rehe drei Kälber zu gleicher Zeit setzen, so erlaube ich mir folgenden bezüglichen Fall mitzu- theilen. — Vor circa zwei Wochen bei meiner Rückkehr aus Bad Ems theilte mir ein Forstwärter mit, dass ein altes Weib hierorts beim Pilzesuchen eine Rieke mit drei ihr folgenden Kitzen gesehen haben wolle, und dass er in der¬ selben Umgegend wiederholt Lagerstellen im weichen Moos gefunden hätte, welche einen grösseren und drei kleine durch Scharren blossgelegte Schlaf¬ plätze zeigten. — Ich konnte diesen Mittheilungen keinen unbedingten Glauben schenken — bis ich vor einigen Tagen so glücklich war, mich durch einen Zufall selbst von der Richtigkeit der gemachten Anzeige überzeugen zu können. — Auf der Birkhühnersuche überschritt ich mit dem Förster Grünberg eine vor 10 Jahren abgebrannte, theilweise feuchte Waldfläcbe, die mit circa 2 Fuss hohem Nachwuchse unregelmässig bestanden war. — Plötzlich stehet der Hühnerhund fest — aber statt des erwarteten Flugwildes springt auf 25—30 Schritte vor uns eine stattliche Rieke mit weiten Sätzen empor, bleibt aber nach 150 Schritten stehen und gehet den Kopf löfter nach uns hinwendend langsam im Halbbogen weiter. — Sogleich liess ich, die Kitzen in der Nähe vermuthend, den Hund an die Leine nehmen und nur langsam vergehen. — Nach etwa 20 weiteren Schritten stiessen hart vor uns ä tempo zwei Kitzen auf, und nach wenigen Augenblicken einige Schritte seitwärts sprang noch ein drittes Rehkälbchen eilig fliehend empor. — Um aber ganz sicher zu sein, dass letzteres nicht einer anderen Mutter zugehöre, suchten wir nun die ganze Um¬ gegend emsig ab — aber ohne auf andere Wildspuren zu stossen. Dieses Erlebniss mit den früher gemachten Anzeigen in Verbindung ge¬ bracht, (es war immer das nämliche Revier,) haben mir die Ueberzeugung auf¬ gedrängt, dass in casu der seltene Fall eines Satzes von drei Kitzen vorliege. Während 30 Jahre sorgsamen Naturbeobachtens und eifrigen Jägerlebens ist dieses das erste, scheinbar sichere Beispiel von Rehdrillingen, welches mir bekannt wurde. 0. von Loewis. M i s c e 1 l e n. Kleine Erzählungen aus dem Thierleben. Von P. Vinc. Gredler. (Fortsetzung.) 10. In unserm Kloster zu Innsbruck befand sich letzten Sommer noch eine zahme Dohle, die allerlei Capricen und individuelle Eigenschaften be- sass. So hatte die Schwarze vor dem Rosenkränze eine heilige Scheu und 319 war durch dessen Anblick allein schon in alle Winkel zu verscheuchen. Ward ihr ein solcher gar um den Hals geschlungen, so zerrte und keifte sie vorerst voll Erbitterung an den Corallen und Drähten ; gebot man ihr Ruhe, so stand sie gesenkten Hauptes und stieren unheimlichen Blickes wohl eine halbe Stunde regungslos da — gleich einem armen Sünder am Pranger und liess es willig geschehen, dass man ihr Kopf, Nacken und Rücken mit Steinchen belastete, so viele deren Platz hatten. Aehnliche Beobachtungen wurden be¬ reits an einem Vorgänger gemacht, der aber wegen mancherlei Ungezogen¬ heiten und Verbrechen endlich aus dem Hause musste. So flog er von Zelle zu Zelle, stellte in dieser zurück, was er in einer andern gestohlen hatte, zerriss Schriften (Predigten), wenn eben Niemand um die Wege war, — riss dem Gärtner sämmtliche Setzlinge wieder aus der Erde und trieb bübischen Muthwillen jeder Art. An selbigem Abende, an welchem ich im Kloster zu Innsbruck Herberge nahm, passirte unserm Hansl — auf diesen Namen hörte ersterwähnte Dohle — etwas Menschliches. Er hatte offenbar vergessen, in welchem Stockwerke er sich befände, hatte jedoch unter der langen Reihe von Zellenthüren richtig diejenige herausgefunden, die genau über der Zelle seines Wärters und Peinigers stand. Er klopft in gewohnter Weise an die Thüre, — ein zweites- und drittes Mal; sie öffnet sich, und unter dieselbe tritt der P. Provincial, welcher kaum Zeit findet, dem schnellstens sich empfehlenden Hansl den Abend- gruss zu erwidern. 11. Doch lassen wir unsern Gewährsmann Amon weiter erzählen. Das Eisackthal zwischen Brixen und Bozen ist reichlich gesegnet mit Raben ver¬ schiedener Art, und indess die Elstern das tiefe Schluchtenthal in Besitz ge¬ nommen, beherrschen die Krähen die weitern Gehänge und Plateaux, auf welchen die Ortschaften herumgestreut, und darüberhin kreisen in ungezählten Scharen die Schneedöhlen auf der meilenlangen Seiseralpe. — Da hatte sich zu Aus¬ gang des Winters auf einer Wiese in Feldthurns ein Krähenschwarm nieder" gelassen. Mit einer Doppelflinte versehen und gedeckt von einer Wegmauer hatte Amon in 2 unmittelbar auf einander abgefenerten Schüssen auch 2 Krähen erlegt. Doch welch’ ein Höllenspektakel nunmehr! Der ganze Schwarm erhob sich, durchkreuzte wüthend die Lüfte und protestirte mit schrillem Alarmgekrächze wie über eine unerhörte Greuelthat; es gesellten sich Scharen von Verdings und Garn dazu, selbst die Ortschaften des jenseitigen Geländes, Theis, Gufidaun und Albions, sandten ihre Schwärme zum allgemeinen Aufruhre, und bald erfüllten ganze schwarze Wolken in einem Umkreise von 3 Stunden die Lüfte mit nie dagewesenem Alarm. Die Leute auf den Feldern wie in Häusern fragten sich verdutzt: was denn um des Himmels willen heute los sei ? Mehrere Tage darauf war im Reviere keine Krähe mehr zu sehen. Als unser geistlicher Herr ein andermal in einen Schwarm von Krähen schoss und eine getroffen am Boden taumelte, lenkte ein Kamerade um, ge¬ sellte sich wie hülfbereit zu ihr und wich nicht eher, als bis die Getroffene vom Schützen abgefasst wurde. Dagegen kann man nicht selten beobachten, wie Krähen oder Eichel¬ häher, wenn solche Sperbern in die Klauen gerathen, von ihren Kameraden völlig im Stiche gelassen werden und diese höchstens durch Schreien ihrer Entrüstung Ausdruck geben. 320 Verzeichniss der Thierarten, die im Jahre 18 78 zum erstenmal im Aquarium des Zoo¬ logischen Gartens in Hamburg ausgestellt wurden. ' I. Reptilien. Dreijochschildkröte, Emys trijuga Schwgg., Indien. Tropfenschildkröte, Emys guttata Schwgg., Nordamerika. Gemalte Schildkröte, Emys picta Schwgg., Nordame.rika. Wagler’s Flachschildkröte, Platemys Wagleri DB., Rosario. Eidechsenschildkröte, Emysaura serpentina DB., Nordamerika. Peitschen¬ schlange, Oxyhelis aeneus Wgl., Porto Cabello. II. Fische. Junkerfisch, Julis Geoffredi, Zool. Station in Neapel. Messerfisch, Xyrichthys novaeula L., Zool. Station, Neapel. Eier und aus denselben gezogene Junge von der Bachforelle, Salmo fario L., Deutschland. Spiegelkarpfen, Cyprinus carpio L. var., Deutschland. Lederkarpfen, Cyprinus carpio L. var., Deutsch¬ land. Goldschleihe, Tinea aurata BL, Deutschland. Häringseier, Kieler Bucht. Hundsfisch, Umbra Krameri, Ungarn. Schellfisch, Gadus aeglefinus L., Hel¬ goland. IH. Krustenthier e. Zweistacheliger Schwimmtaschenkrebs, Lupea dicantha Latr, Nordamerika. Schamkrabbe, Calappa granulata Fahr., Zoologische Station, Neapel. Kleiner Bärenkrebs, Scyllarus arctus Roem., Zoologische Station, Neapel. Breiter Bärenkrebs, Scyllarus latus Latr., Zoologische Station, Neapel. Preise wilder T hie re im Grosshandel. In einem Artikel der »Wiener Abdp.« über den Grosshandel mit wilden Thieren finden wir fol¬ genden Preis-Courant: Löwen und Tiger kommen durchschnittlich auf 1600 Mk. zu stehen, ein gefleckter Panther auf 600 Mk., ein Leopard auf 400 Mk., dagegen bringt der schwarze Panther einen Preis von 3000 Mk. ein und der gefleckte Tiger mitunter sogar 6000 Mk. Jaguare bewegen sich zwischen 600 bis 1000 Mk., amerikanische Pantherkatzen zwischen 60 bis 200 Mk., Hyänen 240 bis 600 Mk. Ein Ichneumon hat den Durchschnittspreis von 500 M., ein Wolf jenen von 100 bis 200 Mk. Die Bären beziffern sich ungefähr wie folgt: der Waschbär 160 Mk., der Polarbär 500 Mk., der, braune Bär 200 Mk., der syrische oder schwarze Bär 240 Mk., der japanische oder Himalayabär 300 Mk. Der Preis eines Rhinoceros schwankt zwischen 8000 und 20 000 Mk. Elephanten sind bei Jamrach billiger als in Indien, da sich ein afrikanischer Elephant auf nur 1200 Mk. bewerthet, der indische hingegen 3000 bis 6000 Mk. kostet. Känguruhs werden das Paar zwischen 200 bis 1200 Mk. bezahlt. Ungemein verschiedenartig ist der Preis der Affen, vom kleinen Aeffchen zu 20 Mk. bis zum Schimpanse oder Orang-Utang zu 2000 Mk. Eingegangene Beiträge. Q, B. in F. — A. S in W. — L. G. in M.: Der Beitrag nach längerer Pause kam erwünscht. — A. M. in O. — H. 8. in F. — V. G. in B.; Brieflich Antwort. — J. v. F. in D.: Besten Dank. Mit der grösseren Arbeit bitte es zu halten, wie im Briefe bemerkt. Mfthlau & Waldisclimidt. Frankfurt a. M. Der Zoologische Garten. ■ Zeitsolirift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere, Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. - ^ liedigirt von Dr. F. C. Noll. In Commission bei M a blau ^ Waldsch m i d t in Frankfurt a. M. N? 11. XX. Jahrgang. November 1879. I 11 li 1 i. Wirksames Mittel zur Kattenvertilg-ung ; von Dr, Max .Schmidt, — Die Lehensdaiier der Thiere im zoologischen Garten zu Hamburg; vomDirector Dr, 11, Bolau, (Fortsetzung,) — Ueher das Gefangenlehen der gehörnten Krötenechse {PItrynosoma cormüum Harl, ftp.) aus Mexico; von Dr, Oskar Böttger. — Die deutschen Waldhühner; von Dr, med. W, rVurm, (Fortsetzung.) — Bericht über den zoologischen Garten in Hamburg für das Jahr 1878. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. — Wirksames Mittel zur ßatteiivertilguiig. Von Dr. Max Schmidt. Im fünften Jahrgauge dieser Zeitschrift habe ich auf Seite 151 — 154 den Schaden erwähnt, welcher den zoologischen Gärten durch Ratten und ähnliches Ungeziefer zugefngt wird, und seitdem sind von verschiedenen Seiten zeitweise Klagen über diese Plage laut geworden. Leider war keine Floffniuig auf eine gründliche Abhülfe vorhanden, denn wegen der Gefahr für andere Thiere musste von • Vergiftung der schädlichen Nager gänzlich Abstand genommen werden, ja selbst Fallen Hessen sich nicht allerwärts au- bringen, und die wenigen Exemplare, deren man habhaft werden konnte, waren bei der überaus grossen Fruchtbarkeit dieser Thier¬ gattung gar bald wieder ersetzt. Der hiesige zoologische Garten bekam durch die üebersiedelung auf ein neues Terrain für einige Zeit Ruhe vor ihnen ; aber schon etwa ein Jahr nach Eröffnung -der neuen Anstalt zeigten sich hier einige Ratten. Zunächst wurden sie nur in dem Hofe bei dem 21 322 Futtermagazin angetroffen, welcher von dem Garten selbst durch eine breite Strasse getrennt ist. Dort fanden sie unter aufgehäuftem Material aller Art passende Wohnplätze, und an Nahrung' fehlte es ihnen gleichfalls nicht, da dort stets einige Hunde, eine Anzahl Tauben, Hühner und andere Thiere gehalten werden , an deren ’ Mahlzeiten sie sich mit der ihnen eigenen Dreistigkeit betheiligten. In das Futtermagazin selbst fanden sie keinen Eintritt. Natürlich wurde ihnen sofort der Krieg erklärt aber ohne besonderen Erfolg, denn sie vermehrten sich alsbald sichtlich und nach einem weiteren , Jahr hatte sich auch eine kleine Colonie im Garten selbst angesiedelt. Hier war bei den für sie überaus günstigen ^Verhältnissen ihrer Vermehrung und Verbreitung kaum eine Schranke gesetzt, aber trotzdem hielten sie sich . nur an wenigen Plätzen dauernd auf. Zuerst fanden sie sich unter den hölzernen Hundehäuschen, dann Hessen sie sich unter den Felsen am Eingang des Aquariums und in denen des Biberbeckens nieder.' Die letztere Ansiedelung scheint ihnen .nicht die nöthige Ruhe und Sicherheit geboten zu haben, denn sie verliessen dieselbe nach kurzer Zeit wieder gänzlich. Schliesslich setzten sie sich in den beiden von den Kamelen, Lamas etc. bewohnten zeltartigen Behausungen fest und zwar besonders unter den Holzbohlen des Fussbodens und ,in dem Raum zwischen den doppelten Wandverschalungen. Ihre Nahrung lieferten ihnen die Krippen sowie die Futterplätze für das Geflügel an dem benachbarten Teiche. Die übrigen Thierbehausuugen blieben von dem Ungeziefer gänzlich verschont, und wenn ja einmal einzelne Ratten unter dem Boden eines Hirschhauses oder des Zebustalles eine Niederlassung zu beabsichtigen schienen, gaben sie doch regel¬ mässig nach Verlauf weniger Tage ihr Vorhaben wieder auf. Ihre Vermehrung ging in der üblichen lebhaften Weise won statten, wie sich aus beifolgendem Verzeichniss der gefangenen Exemplare ergibt. Stückzahl Monat ' ^ 1876 --ISV? 1878 1879 Januar . 4 — — 5 Februar . — 5 3 19 März . — 4 4 14 April . — 3 11 39 Mai . r — 5 71 Transport 5 12 23 .148 Stückzahl Monat 1876 1877 1878 1879 Transport . . 5 12 23 148 Juni . . * • • • • . . — 6 5 102 Juli * • • • • . . 1 — 1 110 August . * • • « • . . — 12 — 65 September * * * • • . . 2 5 8 43 October . * • • • • . '. 19 — 1 — November • • • • • .. . 3 — 4 December • • • • • . . — — 25 - — Summe 30 35 67 468 Im Jahre 1879 betrug die Zahl der bis Ende September gefangenen Ratten schon die Kleinigkeit von 468 Stück, so dass seit Bestehen des Gartens bis dahin im Ganzen 600 erlegt worden sind, von denen mehr als zwei Drittheile auf die ersten 9 Monate des laufenden Jahres kamen. Natürlich hatfe die fortwährende Zunahme des Ungeziefers eine möglichst energische Bekämpfung desselben veranlasst, aber die fast ausschliesslich anwendbaren Mittel, kleine Tellereisen, sogenannte Rattenfallen, erwiesen sich . als ungenügend. Das Aufbrechen der Fussböden in den Kamelhäusern führte wohl zur Zerstörung von noch nicht selbstständigen Jungen, während die Alten sich in die Zwischenräume der Wände zurückzogen, wo man ihnen nicht bei¬ kommen konnte. Einen ziemlich guten Erfolg hatte das Abschiessen - mittelst einer kleinen Pistonflinte. Es kann dies natürlich nur im Hochsommer äuge wendet werden, wo noch Abends spät genügende Helle herrscht, um die Ratten deutlich sichtbar werden zu lassen, wenn sie ihrer Nahrung nachgehen. Die Monate Juni und Juli d. J. in obiger Liste lassen die Erfolge de§ Schiessens an der grösseren Anzahl der getöclteten Ratten erkennen. Immerhin war leicht ersichtlich , dass die bisherigen Mittel durchaus nicht hinreichen würden, die Zahl der Ratten zu vermindern oder auch nur ihrer Weiterverbreitung Einhalt zu thuu , und es handelte sich darum, ein wirksameres Verfahren zu ergründen. Ich bemühte mich, eine Form zu Anden, in welcher ein starkes Gift den Ratten vorgesetzt werden könnte, ohne dass daraus eine Gefahr für andere Thiere, Insbesondere für Wiederkäuer entstehen Lönnte. Um ein derartiges Verfahren einzuleiten und zu versuchen, liess ich nun jeden Abend eine kleine Futterschüssel mit fein zerhacktem Pferde- — -324 fleisch iu eiuem Holzstall neben dem Futtemiagaziu aufstellen und hatte das Vergnügen wahrzunehmen, dass schon nach einigen Tagen die Ratten sich dies zu Nutze machten und allnächtlich das ihnen Vorgesetzte Quantum aufzehrteu. Diesem Fleische sollte nach einiger Zeit das Gift zugesetzt werden, um das auf diese Weise sicher gemachte Ungeziefer zu tödten. Da kam mir ein Prospectus zur Hand , in welchem Herr C. Heinersdorff, Adler- Apotheke in Culm a. d. Weichsel, unter der Bezeichnung »Gliricin« ein Mittel. zur Vertilgung der Ratten anbot, als dessen besondere Vorzüge seine Unschädlickeit für andere Thier- gattuugen sowie der Umstand, dass es von den Ratten gern gefressen werde, hervorgehoben wurde. Eine grosse Anzahl von Attesten, welche die mit diesem Präparat erzielten günstigen Erfolge bestätigten, waren der Anzeige beigefügt. Natürlich Hess ich sofort zur Probe eine Büchse des angerühmteu Mittels kommen, welches wie eine Mischung von Talg und gehacktem Fleisch zu sein schien, deren Aussehen und Geruch allerdings vermuthen Hessen, dass sie « von den Ratten gern gefressen werden würde. Das Gliricin wurde am Abend mit Zusatz von etwas Fleisch au die betreffende Stelle gesetzt, aber die erwartete Wirkung blieb aus, da die Ratten des ; ungewohnten Geruches » und Geschmackes wegen die neue Speise ' kaum berührt hatten. Erst im Laufe der nächsten Nächte frassen j sie etwas mehr davon, und es fanden sich augh iu der Folge einige | todte Ratten, und andere, die offenbar krank waren und leicht todt- ; geschlagen werden konnten, kamen noch hie und da zum Vorschein. Im Ganzen war ich von dem Ausgang des Versuches wenig ‘ befriedigt, aber auf Veranlassung des Herrn Heinersdorff, der; gelegentlich unseren Garten besuchte, und nach eingehender Rück¬ sprache über das eiuzuschlagende Verfahren beschloss ich, einen neuen Versuch in ausgedehnterem Maasse zu machen. Es wurden ; nun in der Nähe des Futtermagazins, unter dem Boden des Kamel- uud Dromedarhauses und au anderen Stellen, an denen es thunlich erschien, Futterstellen eingerichtet, an denen gehacktes Fleisch zur Verfügung der Ratten gehalten wurde. Mit überraschender Bereit-^ Willigkeit gingen die sonst so vorsichtigen Thiere an den neuen Köder, dem nun täglich etwa-s Talg in stets zunehmender Menge beigefügt wurde. Nachdem sie sich hieran gewöhnt hatten, wurde das Gliricin au Stelle des Fleisches mit Talij gebracht und gegen ^ Abend alle Futterreste aus den Krippen und Ställen sowie deren J weiteren Umgebung entfernt. Die Ratten sprachen diesmal gehörig* 325 zu und die Wirkung war eine geradezu überraschende. Bei einer oberflächlichen Besichtigung des Raumes unter den Fiissböden der beiden Stallungen fanden sich 12 theils todte, theils sterbende Ratten vor. Die letzteren waren auf dem Hintertheil völlig gelähmt und suchten sich mit Hülfe der Vorderbeine mühsam fortzuschleppen, so dass sie ohne Schwierigkeit erreicht und getödtet werden konnten. Da, wo es noch Abnehmer fand, wurde das übrige Gliricin noch stehen gelassen und es wurden im Laufe der nächsten Tage im Ganzen 37 Ratten aufgefunden. Eine nicht minder grosse Zahl mag sich wohl in ihre Höhlen und andere unzugängliche Schlupf¬ winkel verkrochen haben und dort gestorben sein. Auf Grund dieses Erfolges glaube ich das »Gliricin« des Herrn C. Heinersdorff bestens empfehlen zu können und zweifle nicht, dass dasselbe nicht nur in den meisten zoologischen Gärten mit grosser Freude begrüsst werden wird, sondern dass auch viele Privat¬ liebhaber mittelst desselben sich gern von der Rattenplage befreien werden. Versuche über die Gefahrlosigkeit des Mittels für andere Thiere habe ich nicht angestellt, doch bietet in dieser Hinsicht schon die Form desselben eine gewisse Garantie, denn Pflanzenfresser werden dasselbe sicherlich nicht berühren und würden wohl selbst zufällig / damit beschmutzte Nahrung nicht annehmen. Die in Folge seines Genusses erkrankten Ratten scheinen sich nicht zu 'erbrechen, wenigstens haben sich bei uns darauf hindeutende Spuren nicht gefunden, so dass auch nach dieser Seite eine Gefahr der Ver¬ schleppung nicht zu fürchten ist, und im Uebrigen muss wohl die Wirkung eine sehr rache sein, so dass die Thiere überhaupt nicht mehr weit zu laufen vermögen. Einer Verschleppung habe ich noch dadurch vorzubeugen gesucht, dass ich das Gliricin nicht,' wie die Vorschrift lautet, in Form von Brocken auslegen sondern in kleine irdene Futternäpfe streichen liess, aus denen es die Thiere heraus¬ nagen und lecken mussten. Mit der vielleicht etwas allzu ausführlichen Darlegung des beim Gebrauche des Mittels beobachteten Verfahrens habe ich bezweckt. Diejenigen, welche Versuche mit demselben zu machen beabsichtigen, 4 vor Misserfolgen zu bewahren. 326 Die Lebensdauer’ der Tliiere im zoologischen Garten zu Hamburg. Vom Director Dr. H. Bolau. (Fortsetzung.) In dein nun folc^enden die Vögel betreffenden Theil meiner Arbeit habe ich das Alter der noch am Leben befindlichen mit * bezeichneten Thiere bis zum letzten Juni dieses Jahres berechnet. Da von den Vögeln häufig mehrere derselben Art zusammen in Einem Käfig gehalten werden, so ist das Alter der einzelnen Thiere in vielen Fällen gar nicht, in andern nur unsicher zu er¬ mitteln. Es gilt das namentlich von Singvögeln und Wasservögeln. Bei mehreren Arten findet sich daher nur die unterste sicher fest- zustelleude Grenze ihres Alters angegeben. Vögel. Papageien. Psittaci. Farn. Kakadus, Plictolophiuae. Nameu der Thiere. Goffin’s Kakadu, Cacatua Goffini Finsch Weisshaubiger Kakadu, G. leucolopha Less. Rothhaubiger Kakadu, G. molluccensis Gml. Nasen-Kakadu, G. nasica Temm . ' Wühl-Kakadu, G. pasUnator Gould Rosen-Kakadu, G. roseicapilla Vieill. . _ Triton-Kakadu, G. Triton Temm. ..... Farn. Sittiche, Sittaciiiae. Meerblaner Ara, Ara glaiica Vieill. Blauer Ara, Ä. Ärarauna L . Gelbflügeliger Ara, A. Macao L . Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. / Rothrückiger Ara, A. Maracana Vieill . Soldateu-Ara, A. militaris L . . Grünflügeliger Ara, A. chloroptera G. K. Gr. . . . Blaustirniger Ara, A. nobilis L . Zwerg-Ara, A. severa L . Langschuabelsittich, Henicognatlius leptorhynchus King Jahr. *14' Mon. 2 Tge. 19 *16 8 3 .*11 10 11 *16 7 2 *14 10 8 *15 1 19 4 16 *1 ' 2 21 **10 4 5 3 5 **11 11 1 8 9 13 *16 9 18 • 8 10 18 5 — 11 *16 5 8 * _ 11 ‘ 26 Namen der Thiere. Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Goldstirusittich, Conurus aureus Gml. Karoliuasittich, G. carolinensis L . Jeiidayasittich, C. Jenäaya Gml . Alexaudersittich, Palaeornis Alexandri L. . Lanfsitticli, Plafycercus Novae Zeelandiae Sparrm Pompadoursittich, PI. tabuensis Gml. Fain. Knrzflügelpapag'eieii, Psittacinae. Komoren-Papageij Psittacus comoreusis Pet. Schwarzpapagei, Ps. niger L . Grosser Vasapapagei, Ps. vasa Shaw .... Grossschuabel-Papagei, Eclectus megalorhynchus Bodd Müller’s Edelpapagei, Ecl. Mülleri Temm. . Golduacken-Amazone, * Chrysotis aurig)alUata Less. Guatemala-Amazone, Ohr. Guatemalae Hartb • Taubenhals- Amazone, Ghr. vinacea Neuw. Müller- Amazone, Ghr. farinosa Bodd. / Si)eclitvög:el, Pici. , Goldspecht, GolüXJtes auratus L . Kiikuksvögel, Coccygoiiiorpliae. Nashornvogel, Buceros rhinoceros L . Fischer-Tukan, Ramphastus piscivorus L. Helmvogel, Gorythaix persa L . ) Riesenfischer, Bacelo gigantea Lath. .... Biauwangen-Bartvogel, Megalaema asiatica Lath. Mandelkrähe, Goracias garrula L . Wiedehopf, TJpuya epops L . Scliwalben, Macrocliires. Schwalbe, Podargus Cuvieri Vig. et H . Singvögel. Passerin ae. Farn. Schrei vÖgel, Clainatores. Glockenvogel, Casmarhynchus nudicollis V. . Königs Würger, Tyrannus sulphuratus L. ... Jahr. Mon. Tge. 3 4 19 *5 1 8 *3 3 15 4 6 — 2 9 24 1 5 18 =^8 11 27 :isc: o 2 9 *14 11 24 8 2 27 3 1 23 4 9 15 *8 11 4 2 6 28 *2 2 25 3 9 3 6 2 10 1 11 2 3 1 12 2 6 4 2 8 14 9 — 24 4 7 14 *1 5 — 2 3 17 — 11 20 5 8 23 11 28 — 11 — *2 5 13 328 Faiii. Webervögel, Ploceidae. Namen der Thiere. Jahr. Mon. Tg-e. Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Rotbkopfweber, Ploceus erythrops Hartl, mindestens Goldwebe!r, Hyphantornis textor Gm. mindestens . Trauer wittwe, Penthetria macrura Gm. mindestens . Gelbscbulterwittwe, P, flaviscapulata Rüpp. mindest, ' Farn. Finken, Fringillidae. Kappenammer, Emheriza nielayiocephala Scop. mindest Weidenammer, E. aureola Pall, mindestens Wilder Kanarienvogel, ErmyiUa canaria R. . Keblspatz, Gymnorhis dentata Sund . Blauer Bischof, Goniophea coerulea L. ... Üomiuikanerkardinal, Paroariä doniinicana L. , Fam. Tanagras, Taiiagridae. Purpurtanagra, Tanayra hrasiliensis Hartl. . Organist, Euphonia violacea L . Fam. Myrtenvögel, Mniotiltidae. Myrtenvogel, Mniotilta coronata Gr. mindestens ' Fam. Drosseln, Turdidae. Rbtbe Spottdrossel, Tiirdiis rufiis L . Weindrossel, T. iliacus L . Katzen vogel, Mimus carolmensis L. . . Bülbül, Pycnomüis jocosus L . Fam. Honigsaiiger, Melipliagidae. Poe-Kragenvogel, Prosthemadera Novae Zeelandiae Gm. Fam. Timaliden, Timaliidae. Sonnenvogel, Liothrix lutea Scop. . Fam. Hirtenstaare, Icteridae. Gern. Trupial, Icterus vulgaris Daud . Stärling, Agelaeus pJioeniceus L . Gelbkopf, A. icterocepJialus L . Seidenstaar, Molothrus honariensis Gm . . Kuh vogel, M. pecoris Gm. . Jahr. Mon. Tge. 2 2 20 9 — ' 3 — 30 3 6 23 *3 6 _ 2 9 19 4 3 16 *6 11 14 *1 3 16 3 — 3 10 2 '2 10 26 2 9 '5 2 5 25 5 23 2 1 2 2 3- 23 * _ 11 19 *5 3 29 5 4 10 *6 1 18 *1 11 28 *11 11 17 6 3 1 lind. 5 1 15 329 i ) Namen der Thiere. Faiii. Staare, Sturnidae. Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. Mon. Tge. Afrik. Glanzstaar, Lamprotornis nitens V.*) Glaiizvogel, L. ignita Nordm . Glanzelster, L. aenea Lchtst . Staar, Sturnus vulgaris L. mindestens Einfarbiger Staar, St. unicolor La Mann. . Gescheckter Staar, Sturnojjastor contra L. . Roseustaar, Fastor roseus L . Hirtenstaar, Temenuchus senex Tem. . Meina, Acridotheres tristis L . Ufermeina, Ä. ginginiamis Vieill . Schopfmeina, A. cristatellus L . Beo, Gr acuta reUgiosa L. . Faiu. Raben, Corvidae. Wanderelster, Dendrocitta vagahunda Gould Grauhäher, Struthidea cinerea Gould . Blauhäher, Garrulus cristatus Vieill. . Prachthäher, Cyanurus peruvianus Gm. . Blauelster, Cyanopica Coohii Bp . Flötenvogel, Gymnorhina leuconota Gould , . Alpenkrähe, Fyrrhocorax alpinus V. . . . Alpendohle, Fregilus gr acutus Cuv. Austral. Alpenkrähe, Corcorax leucopterus Gray Raubvögel. Raptatores. Farn. Eulen, Strigidae. Waldkauz, Syrnium aluco L . Uhu, Bubo maximus Flein . Gestreifter Uhu, B. fasciotatus Tem . Kap-Uhu, B. capensis Daud . " Uhu-Eule, Nyctaetos taeteus Temm.*) .... Zwerg-Ohreule, Ephiattes scops L . Schnee-Eule, Nyctea nivea Daud . 12 11 — 11 *13 10 *3 6 12 11 8 1 *1 11 2 2 7 — *6 2 13 — 2 2 2 4 3 - *6 11 *6 2 1 1 4 7 *8 2 8 7 11 9 5 • 9 2 10 1 2 8 8 4 5 *3 9 14 3 2 4 *6 6 3 2 15 22 5 22 18 - 13 28 12 7 24 16 24 6 M 24 22 18 27 6 8 15 17 24 *) Kam durch einen Unfall ums Leben. 330 / Höhlen-Eule, Athene cunicularia Mol. Zwergkaiiz, Ä. passerina L. . . . Faiii. Aasgeier, Catliartulae. Gallinago, Cathartes atratus Bartr . Kondor, Sarcorhaniplms gryplius L . Königsgeier, S. pap^a L Fam. Geier, Viiltiiridae. Möucbsgeier, Vultur cinereus L . Gänsegeier, Cyps fulvus Gm . Sperbergeier, G. Mueppelii Natt . / i Ohrengeier, Otogyps auricularis Dand. Kahlkopfgeier, 0. calvus Scop . Gemeiner Aasgeier, Neophron perenopterus L, . Schmutzgeier, 'N, pileatus ßiirch . Habichtsgeier, Gypohierax angolensis Gm. . • • Fain. Falken, Falconidae. Chimango, Milvago chimachina V. f j Geierbussard, M. australis Gm Karakara, Polybortis vulgaris V. . . . Rohrweih, Circus aer'uginosus L. . . . Singhabicht, Melierax musicus Daud. Schmarotzermilan, Milvus parasiticus Lath. Schwarzbrauuer Milan, M. ater Gm. . Gabelweih, M. regalis Br iss . Wespenbussard, Pernis apivorus L. Rauhfussbnssard, Buteo lagopus Gm. . . Gefleckter Bussard, B. poecilonotus Cuv. . - Bussard, B. vulgaris Bebst, mindestens . Nordamerik. Bussard, B. horealis Gm. Keilschwanzadler, Aquila auäax Lath. . - Schreiadler, A. Besmursii Verr. . . . . 2 5 20 4 7 22 2 - — 13 7 9 5 1 10 3 4 _ 19 2 10 22 *15 7 0 *16 9 24 *16 1 27 *16 8 2 *16 2 14 *1 11 14 5 3 20 3 4 14 2 5 ' 17 8 7 30 *5 11 20 7 2 25 *12 1 22 7 18 1 3 9 — 6 14 9 1 22 4 6 15 3 9 24 — 9 9 1 3 20 2 5 22 3 1 10 7 6 13 *6 3 25 8 1 7 3 5 15 \ / 831 — / Namen der Thiere. Steinadler, Ä. ftilva L . Kaiseradler, A. imperialis Bchst. . Raubadler, A. rapax Tein . Scbreiadler, A. naevia Gm . Kampfadler, Spwaetos hellicosiis Daud. . Scbopfadler, Sp. occipitalis Daud. . Sperberadler, Alorplinns guianensis Daud. SeeadJer, Haliaetos allnciUa L. mindestens Weissköpfiger Seeadler, H. leucoceplialus L. Schreiseeadler, H. vocifer Daud.’ . . . . Aguya, Heferaefos melanoleucus V. . . , Gaukler, Helotarsus ecaudatus Daud. . Jagdfalk, Falco islandicus Bräun . . . . Rothfussfalk, F. vespertinus L . Wanderfalk, F. peregrmus L . Würgfalk, F. lanarius L . Sekretär, Gypogeranus secretarius Scop. . Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. 4 Mon. 7 Tge 8 1 20 6 2 3 2 6 15 2 1 7 5 7 4 2 9 7 1 7 2 5 17 3 9 1 *2 10 26 *2 10 23 *14 9 20 5 7 29 *13 9 3 3 6 25 9 9 5 2 7 24 1 7 14 (Schluss folgt.) üeber das Oelangeiileben der gehöriiten Kröteneelise {Fhrynosonia cornutum Harl. sp.) aus Mexico. Von Dr. Oskar Boettger. üeber Thun und »Treiben der genannten interessanten Eidech¬ senart finden wir anscheinend selbst in unseren besten Lejirbüchern keine Andeutung, trotzdem diese Thierchen neuerdings gar nicht so selten aus den südlichen Vereinigten Staaten oder aus Mexico theils in die Hände von Privatleuten, theils in unsere zoologischen Gärten zu kommen pflegen. Ich sage anscheinend, denn in Wahrheit bildet Brehm in seiner neuen Auflage Bud. VII, S. 241 unseren kleinen Hornteufel unter der irrthüinlichen Benennung Phryn. orhiculare nicht nur ab, sondern er gibt auch S". 242 einige sehr gute Beob¬ achtungen seiner Lebensgewohnheiten in der Gefangenschaft, die sich unschwer auf die uns vorliegende Art beziehen lassen und wahrscheinlich auch speciell auf Phryn. cornutum zu beziehen sind. Dass die vou B r e h m abgebildete Species das ächte Fhryn. cormitmnY{?ix\. sp.=Harlcmi Wiegiii. ist, ergibt sich aus der genügend deutlichen Darstellung der doppelten Längsreihen von seitlichen Dörnchen, welche die obere von der unteren Fläche des Körpers scheiden. Diese Eigentliümlichkeit nämlich im Verein mit der deut¬ lichen Kielnng der Schuppen der Bauchseite charakterisirt unsere Art vor allen anderen im Uebrigen nahen Verwandten aus der gleichen Gattung. Das Material, an welchem ich meine freilich noch recht lücken¬ haften Beobachtungen machen konnte, verdanke ich theil weise Hrn. J. Blum, theilweise der Direction des Zoologischen Gartens in Frankfurt a. M., denen ich .hiermit aufrichtig für Ueberlassuug der vier von mir gehalteneu Exemplare dieser Eidechse meinen Dank sage. Eine genauere Beschreibung derselben glaube ich aber unter- I lassen zu sollen, da Brehm bereits eine bis auf Kleinigkeiten treffende Charakteristik und eine recht gute Abbildung des Thierchens gegeben hat. Ich will beiläufig nur an die überraschende Aehn- lichkeit erinnern, die diese Art im Habitus -mit den ähnlich bizarren und auch in der Lebensweise analogen Phrynocephalen und Stellionen der alten Welt aufweist. Lieber die Körperfärbung sei nur soviel erwähnt, dass das Thierchen in ganz auffälliger Weise ,den Sand¬ boden , auf dem es lebt, mit all- seinen Rauhigkeiten , gefärbten Körnern und Schattenpuukten nachahmt, und dass es, halb in den Sand vergraben und dabei platt gedrückt, durchaus au die Schollen unter den Seefischen erinnert, die in ähnlich täuscheuder Weise ihre LTmgebuiig copiren und auf diese Weise sich vor ihren Feinden schützen. Was plötzliche Aenderungen dieser Färbung anlangt, so habe ich darüber keine Beobachtungen anstellen können; wohl aber habe ich gesehen, dass Thiere, welche aus Nahrungsmangel am Verenden waren, in wenigen Tagen allmählich auffallend dunkler wmrden und dann auch von der Umgebuug lebhafter abstacheu als Stücke in voller Schönheit und Lebenskraft. Eine ähnliche allmähliche Farbenwandluug wurde von Wilson auch bei dem in der Lebens¬ weise so verwandten australischen Moloch beobachtet. Ich möchte ✓ demnach au das Vorhandensein von zusammeuziehbaren Chromato¬ phoren wie beim Moloch so auch bei den verschiedenen Arten der Gattung Phrynosoma glauben. Eine vollständige Häutung habe ich t nicht beobachtet, wohl aber bei einem meiner Stücke eine theilweise Abschülferuug der Deckschildchem des Vorderkopfs und der grösseren Rücken stach ein. 333 Lebeuskräftige Stücke bobreu sich Nachmittags, sobald die Sonne schiefer steht und ihre Strahlen etwas nachlassen, regelmässig flach in den Sand ein und verharren so, vollkommen unsichtbar, regungslos und mit geschlossenen Augen bis zum nächsten Morgen. Das Eiugraben geschieht unter heftigen seitlichen Beweguugen, indem die Thiere zuerst mit dem Kopf vorwärts und etwas abwärts schüttelnd bohren, wobei ihnen die Seitenstacheln des Kopfes gute Dienste leisten, und zwar gewöhnlich mit Unterbrechung durch eine kurze Pause, im Falle der Sand nicht ganz locker liegt. Schliesslich liegen sie vorn ganz still, bewegen aber die Seiteustacheln wimpernd, so dass Sand von beiden Seiten auf den Rücken geschaufelt wird, und schütteln endlich mit Hiuterfüssen und Schwanz mehrere Secundeu lang kräftig nach der Seite, um dann in kürzester Zeit, überrund über mit Saud bedeckt, für viele Stunden still zu liegen. Wie die Dornen der Kopfseiten, so sind auch die Naseuöffnungen vortrefflich zu diesem für die Thiere unentbehrlichen Saudschlafe eingerichtet. In einer fünfeckigen Nasenplatte liegt nämlich jeder- seits ein nach unten sich öflheudes, quer spaltförmiges Nasenloch, das von einer runden häutigen, oben beweglich befestigten und vor¬ hangartig nach unten hängenden Platte vollkommen geschlossen werden kann und beim Eingraben, wie ich mich überzeugen konnte, auch stets geschlossen wird. Scheint die Sonne nun morgens erwärmend auf die Saudfläche, so wird es nach und nach lebendig. Die Thierchen graben sich aus und mit ungestümen und fast mauseartig schuelleu Bevvegungen gehen sie geschäftig ihrer Nahrung nach. Wie Br eh in bereits bemerkt, ist die Schnelligkeit dieser anscheinend so plumpen Thiere bei gehöriger Luft- und Boden wärme wahrhaft überraschend, wenn ihnen auch das Hakeuschlagen und das rasche. Drehen nicht gerade leicht fällt. Meine Kröteuechseu sind reine Tag- oder richtiger ■ Sonuen- thiere, die erst bei steigender Sonne sich aus ihrem Sandbette erheben, mit Abnahme der Wärme aber, im Herbst also schon um 4 oder um 5 Uhr nachmittags sich wieder dem Boden anvertrauen. Greift mau sie, so machen sie niemals Miene zu beissen und suchen sich, ' einmal ergriffen, höchstens durch Drehen und Wenden des wohl¬ bewehrten Hinterkopfes aus den lästigen Fingern zu befreien. Eine Stimme fehlt ihnen vollkommen. In Furcht gesetzt oder in der Ruhe platten sie den Körper sehr stark ab, ein Resultat, das man übrigens auch durch Streicheln längs der Wirbelsäule mit einem 334 Stöckclieu leicht erreichen kann, namentlich in trüben oder frostigen Tagen. In voller Bewegung und beim höchsten Staude der Sonne wird dagegen der Rücken stets hoch getragen , auch der Kopf erhoben, wie es Mützel im Thierleben sehr gut dargestellt hat. Nur eiumal beobachtete ich, analog wie es von der Siedleragame Afrikas angegeben wird, bei einem meiner Exemplare ein mehrfaches Nicken mit dem Kopf nach abwärts, das, wie das Gähnen bei manchen Menschen, anzusteckeu schien, indem ein ' zweites Stück dieselbe J3ewegung sogleich nachmachte. Die Lebhaftigkeit der Krötenechsen bei voller Sonnen wärme ist ungemein gross, und ihre Munterkeit und Beweglichkeit dann geradezu mit der unserer heimischen Eidechsen zu vergleichen. Auch ist ihr Streben nach Freiheit unbegrenzt ; sie verzweifeln monatelang trotz des guten Verschlusses ihres Behälters nicht daran, zu ent¬ kommen, indem sie sich stets in den Ecken des niedrigen Holzkastens, ' in dem ich sie halte, aufstellen, um sich durch die Drahtmaschen des zum A blieben einj^erichteten Deckels hiudurchzuzwäucpen. Werden die Bewegungen langsamer und graben sich die Thierchen abends nicht mehr ein, so kann man sicher sein, dass das Leben derselben bald erlischt. Auch bei der sorgsamsten Pflege ist es mir nicht gelungen, die einzelnen länger als vier Wochen am Leben zu erhalten. Aber meine Erfahrungen zeigen doch die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, diese zarten Eidechsen länger zu conserviren, und ich erlaube mir daher, mit einiger Ausführlichkeit auf die den Thieren geeignetste Nahrung und Behandlung einzngehen, die ich z. Th. wenigstens für erprobt •halten darf und empfehlen kann. Die Krötenechse frisst nach meinen Erfahrungen nur lebende Thiere und ist in der Auswahl derselben individuell überaus wählerisch. Kleine Ameisen und kleine oder mittelgrosse Radspinnen sind die passendste Nahrung und werden anstandslos von allen noch einiger- massen lebenskräftigen Stücken gern, ja mit Begierde gefressen. Das Nahruugsbedürfuiss ist sehr gross, und mau hat wirklich alle Hände voll zu thuu, um die kleinen Fresser zu befriedigen. Durch Auslegen von Aepfel- und Birnscheiben im Garten verschaffte ich mir eine hinreichende Menge von Ameisen, die Spinnen aber wollten einzeln gesucht sein und wurden durch meine häufigen Nachstel¬ lungen schliesslich recht selten. Nur ganz einzeln werden dagegen Käfer (namentlich kleine schwarze Laufkäfer und Teuebrioniden), kleine Euleuschmetterlinge, behaarte und unbehaarte Raupen, Keller¬ asseln, Fliegen und kleine Hummeln) verzehrt, und nur eines, das 335 grösste der vier von mir gepflegten Tliiere, nahm sogleich auch Mehlwürmer mit Begierde an, die es unter heftigem seitlichem Schütteln des Kopfes verschluckte. Ich hatte dieses Stück schon so weit gezähmt, dass es wie ein zahmer Laubfrosch herbeieilte, wenn der Mehlwurm an der Piucette zappelte, und dass es mir denselben mit Begierde abnahm, als es mit noch einem anderen Exemplar auf jämmerliche Weise verunglückte. Längere Verfolgung einer ins Auge gefassten Beute ist übrigens sehr selten; nur bei starkem Hunger uud bei Erregung durch grelle Souneuhitze verfolgt die Krötenechse dieselbe auf fussweite Ent¬ fernung ; gewöhnlich lässt sie die Insecten nahe an sich heran- koniinen uud erfasst sie daun erst blitzschnell mit leckendem Vor- • schnellen der Zunge. Sitzen meine Krötenechseu still und gewahren sie eine leckere Beute, so wedeln sie stets nach Katzenart seitlich mit dem Schwanz, ein ganz untrügliches Zeichen, dass sie in den nächsten Secundeii auf Beute vorstossen wollen. Ueberhaupt scheint mir das lebhafte schwarze Auge der Thiere ihr hauptsächlichster Sinn zu sein; das Gehör ist anscheinend weniger entwickelt, uud nur ausnahmsweise dreht sich unsere Eidechse, durch das Rascheln irgend eines Thieres aufmerksam gemacht, um und nach dem- ^ selben hin. Im Spätherbst, wenn die reichlichen Mahlzeiten sparsamer werden, ist man gezwungen, die eigensinnigen Stücke, die nicht von selbst Mehlwürmer an nehmen wollen, mit dem Sperrhölzchen zu füttern, aber man muss sich hierbei hüten, besondere Gewalt anzu¬ wenden, da anscheinend ganz unbedeutende Verletzungen am Kiefer¬ rand den sichern Tod der so Gemaassregelten im Gefolge haben. Nachts über muss man die Thiere überhaupt stets an einem gleich- mässig erwärmten Ort aufbewahren. Meine Krötenechsen wurden im Allgemeinen vor Regen gechützt, dajxesren etwa alle drei Tau:e in warmem Wasser gebadet. Gewöhnlich sträubten sie sich nicht dagegen, uud nur ein allzu langer Aufent¬ halt im Wasser schien ihnen unbehaglich. Taucht mau den Kopf mit sanfter Gewalt unter, so bleiben sie oft lauge in dieser Stellung, saufen ^aber nicht. Nimmt inan sie heraus oder heben sie den Kopf von sellist, so bewegen sie minutenlang die Kiefer, um die an den Rändern derselben hangeugebliebeuen Wassertheilchen zu schlucken. Tropft man dann einige Tropfen auf die Schnauze, so, werden auch diese kauend verschlungen ; regelmässig zu trinken scheint mir die 336 Art aber nicht. Nach dem Bade kamen die Thiere stets zum Trocknen in die Wärme, Bei Verrichtung ihres natürlichen Bedürfnisses hebt die Kröten¬ echse den Schwanz über Körperhöhe und scharrt, zugleich die Bauch¬ muskeln anstrengend, öfters mit dem einen Hinterfuss nach hinten. Der Mist besteht aus ziemlich grossen, dunkelgefärbten, aus den Chitinresten der Nahrung geballten Würstchen, der Urin aus fast trockenen weissen Massen von ähnlicher Form , aber geringerer Grösse als die Mistballen. Der Urin wird getrennt von dem Mist, • aber stets unmittelbar vorher entleert. Sehr interessant ist, dass derselbe, wie bei den Schlangen, nach Untersuchung meines Vaters aus fast chemisch reiner Harnsäure besteht. Die Entleerungen sind der bedeutenden Nahrungsmenge entsprechend reichlich und geschehen ziemlich regelmässig einen um den andern Tag. Ueber das Liebesieben und die Fortpflanzung des interessanten Thieres weis ich nichts neues zu sagen, ja ich bin nicht einmal im Stande eine Andeutung darüber zu geben, wie die Männchen von den Weibchen äusserlich zu unterscheiden sind. Ebensowenig habe ich das Ausspritzen der von ITernandez und Wallace jun. gesehenen blut¬ ähnlichen Flüssigkeit, die aus den Augen hervordringen soll, be¬ obachten können. Ich bin im übrigen der Ansicht, dass dies Her¬ vorspritzen weit eher aus den willkürlich verengerten Nasenlöchern stattfindeu könnte, wenn überhaupt die übereinstimmende Beobach¬ tung der beiden genannten Naturforscher correct sein sollte. ! t \ • \ Die deutsch en Wiildhühiier. Von Dr. med. W. Warm, (Fortsetzung.) Ueber das Zahlenverhältniss der männlichen zu den weiblichen Jungen ist nichts bekannt, obwohl Naumann gelegentlich sagt, es gebe in der Regel fast ebenso viele Männchen als Weibchen. Da¬ gegen lehren Naturgeschichte und Statistik, dass bei polygamisch lebenden Thieren und Völkern immer eine Ueberzahl weiblicher Ge¬ burten sich herausstelle. Ich glaube, das gleiche Verhältniss auch beim Auerwilde aunehmen zu sollen, und möchte höchstens, wo nicht ein waidmännischer Abschuss überzähliger Hähne regulirend eingreift, ein nur relatives Plus der Hähne zugeben. Zu falschen 337 Schätzungen verführen hier leicht zwei Umstände: einmal fallen überhaupt bei allen Thierklassen die Männchen zur Paarungszeit durch ihr Aufsuchen und Verfolgen des andern Geschlechtes, durch ihre lautere und öfter zu hörende Stimme, durch ihre eifersüchtigen Duelle dem Beobachter weit mehr in die x4ugen als die passiveren, mehr hinter den Coulissen lebenden Weibchen, dann scheinen die verschiedenen Gelege der Auerhühner häufig Junge von ganz oder vorwiegend gleichem Geschlechte hervorgehen zu lassen, und, da zu¬ fällig solche Gelege beschrieben wurden, welche nur oder fast nur Hähnchen beherbergten, so- war leicht eine unrichtige Schätzung fertig. Der Auerwildstand in dem vortrefi'lich administrirten kaiserlich österreichischen Leibgehege des Forstamtes Neuberg wurde im Jahre 1867 zu 76 Hähnen und 127 Hennen angenommen, und ein ähn¬ liches Verhältniss weisen unsere Auerwildreviere im Schwarzwalde auf. Es ist eine Jägertradition, der alte Hahn vernichte nicht nur die Eier, sondern auch die Jungen, wo er sie finde, wahrscheinlich um die Henne wieder zur Begattung geneigt zu machen, und die Mutter verberge darum beide ängstlich vor ihm. Sterger’s Er¬ fahrung, nach welcher alte Hähne mit neu zugebrachten fremden Jungen, sich in einem Käfige sehr wohl vertrugen, spricht nicht li dafür. Doch aber erzählt später derselbe, oft citirte Beobachter, dass einer seiner gefangenen Hähne wirklich 3 oder 4 vor ihm frisch gelegte Eier allerdings zerstört hat, so dass der Besitzer nur durch grosse Sorgfalt 4 weitere retten konnte. Iud.essen dies thun andere Thiere in der Gefangenschaft gleichfalls, welche, wenn in der Freiheit, gute Eltern sind. Es ist obige Behauptung daher sicherlich eine Verläumdung unseres Hahnes, die er sich durch das allerdings gänz¬ liche Fehlen jeder Familienliebe freilich selbst zugezogen hat; denn nach Befriedigung seiner Sinnlichkeit bekümmert er sich nicht im geringsten mehr um Weib und Kind, wie die Männchen dCr »Nest¬ flüchter« überhaupt, wJihrend die der »Nesthocker« sich au der Juugeuerziehuug redlich betheiligeu. Die unermüdliche Sorgfalt und Aufopferung der Henne strahlt dagegen in um so hellerem Lichte. Die, trotz der bedeutenden Eierzahl, so auffallend geringe Ver¬ mehrung des Auerwildes erklärt sich aus ganz andern, wiederholt berührten Gründen. Zu der Hege des Auerwildes vermag der Jagdbesitzer, zumal, wenn er zugleich der Grundbesitzer ist, so Manches beizutragen ; das Wichtigste ist: ein massiger und nicht zu früher Abschuss von Hähnen, namentlich zeitiger Abschuss von alten Raufbolden, absolute ‘22 338 Schonung der Hennen und Jungen, unablässige Vertilgung allen Raub¬ zeuges wie in Fasanerien, Erhaltung der Ruhe vor Vieh, Waldbummlern und Wilddieben, Verschonung der jedesmaligen Einstände mit Holz¬ hieben, Aushauen ähnlicher Balzplätze, falls solche abgeschlagen werden mussten, x4nfähren von Kies und Sand, wo solcher im Reviere fehlt, Schutz dem Unterwuchse, Beerengesträuche und den Wasserläufen, sowie den der Jugend unentbehrlichen Ameisenhaufen. Füchse und Marder werden leicht durch einen um das Nest gelegten rostigen Eisenreif abgehalten, oder man baut selbst eiue Hütte aus ^Schilf oder Zweigen darüber, ähnlich wie es für Fasanen geschieht, mit einer Passage für die Henne. - Reiche Jagdherren lassen auch wohl die durch ruhige Hühnerhunde aufgesuchten Nester selbst beständig durch aufgestellte Wächter hüten. Solche Schutzmassregeln dürfen jedoch erst dann angebracht werden, wenn um das Nest gefallene J^edern das eingetretene Stadium eifrigen Brütens anzeigen; alsdann acceptirt die Henne diese Correction ihres leichtsinnigen Nestbaues dankbarst, früher aber würde sie dadurch leicht zum gäuzlichen Verlassen ihres Geleges veranlasst. ' - In meiner Monographie habe ich ein ziemlich umfangreiches Material über die Hege, die Aufzucht und Ansetzung des Auerwildes gesammelt vorgelegt, was dort nachgelesen werden mag. Hier will ich nur das Resume desselben wiederholen, dass Liebhaber eines Auerwildstandes sich auf das Gelingen der Aussetzung alt einge¬ fangenen Auergeflügels, soweit dies überhaupt denkbar ist, nicht der geringsten Hoffnung hingeben dürfen, weil solches Auerwild fast immer schon beschädigt in menschliche' Hände kommt, durch un¬ gestümes Schlagen und Nahrungsverweigerung alsbald eingeht, und günstigsten Falles nach der Aussetzung spurlos verstreicht, dass aber auch von der höchst kostspieligen, beschwerlichen und problematischen Anzucht aus Eiern nur sehr vereinzelte und bescheidene Erfolge zu verzeichnen sind, dass sie dagegen mit Sicherheit darauf reclfnen mögen, ihre natürlichen Stände durch, sorgsame Hege und geregelten Abschuss leicht in die Höhe bringen und sich und Andern zur Freude gut erhalteu zu können. Und dazu wünschen wir jedem braven Waidmanne aller Jagdheiligen besten Segen! Bechstein’s und Winckell’s Angabe, künstlich aufgezogene Hähne hielten keine bestimmte Balzzeit, wird durch die erschöpfenden Erfahrungen Sterger’s, Brucklacher’s, v. ühr’s, BodinusL PohFs keineswegs bestätigt. Unwesentliche Abweichungen, welche sich als eine merkliche Beschleunigung und Vervollkommnung aller v. '339 Lebensvorgänge auffassen lassen, beruhen jedenfalls auf der reich¬ lichen und gewählten Fütterung und dem bewegungsloseren und ungünstigen WitterungseinÜüssen entzogenen Dasein der Gefangenen. Niemals fand St erg er auf seinen Colonisten Ungeziefer, das ihren wilden Verwandten gewöhnlich zur namhaftesten Plage wird. Wenn wir hier auch alles Anekdotische und alles rein Jäger- liche principiell ausschliessen und in dieser Hinsicht auf unsre Mono¬ graphie verweisen, so müssen wir doch ein Paar Worte über das Benehmen des Auerhahnes ua^ch dem Schüsse (»das Zeichnen«), als zur Leben sgeschichte des Thieres gehörig, sagen. Ein (ausserhalb der Momente des Schleifens) gefehlter Hahn streicht merkwürdig leise ab, er stiehlt sich gleichsam ab ; ein augeschossen er dagegen macht starkes Geräusch, theils wegen, mühsamen Flügelschlagens, theils durch Anstreifeu an Baumzweige, theils bei Versuchen^ wieder aufzubaumeu, und zieht in schnurgerader Richtung fort, soweit seine Kräfte noch aushalten, während der unverletzte seine Flimrichtuno’ nach überlegter Wahl oft ändert. Auch gibt der gesund abstreichende Hahn sich beim Abstehen einen charakteristischen Schwuno; nach oben, zieht weit fort und oft in die Höhe, was Alles der augeschos- sene nicht mehr zu thun vermag. Der letztere nimmt, wie alles verwundete Wild, den Zug lieber thalwärts als bergan. Streicht der mitten im Schleifen beschossene Hahn sofort ab, so ist er sehr wahrscheinlich mehr oder weniger verletzt, da. der rein gefehlte aus¬ zuhalten pflegt, und man hat dann mit besondrer Aufmerksamkeit auf alle weiteren Zeichen zu achten, aber auch nicht zu vergessen, dass der blosse Feuerstrahl oder der Pulverdampf eines Fehlschusses unter ungünstigen Umständen das Aviso 'zum Abreiten geben können. Mit einem Waidwundschusse rückt der Hahn stark zusammen, streicht aber noch weit fort und geht ohne guten Hund, oder wenn man ihm zn bald nachsucht, leicht verloren. Der geflügelte Hahn kommt sofort herunter und läuft mit grosser. Schnelligkeit nach dem Dickichte. Ein Kopfschuss oder ein Halsschuss, der das Rücken¬ mark mit zerstörte, sowie ein Kanimerschuss machen ihn wie einen • Stein heruuterfallen, so dass er oft keine Feder mehr rührt. Mit einem nicht unmittelbar tödtlichen Kopfschüsse steigt er zuweilen wie andres Federwild senkrecht aufwärts, ehe er leblos niederfällt aus manchmal beträchtlicher Höhe. Nach einem guten, doch nicht gerade blitzähnlich tödtenden Schüsse hört man ihn am Boden ge¬ waltig schlagen, und an Abhängen rollt er, sich immer überschlagend, noch eine Strecke weit fort, oder er ergibt sich, den Kopf unter 340 eine Schwinge steckend, resigiiirt dem herzueilendeu Jäger. Doch kennt man auch Beispiele, dass solche, unter zornigem Knappen und Kröchen mit verzweifelter Tapferkeit Schnabel- und Plügelhiebe ans- theilend, gesträubten Gefieders sich gegen Hunde und Jäger zur Wehre setzten. Macht er einen schweren Aufschlag auf den Boden und bleibt nachher Alles still, so ist er verendet vom Aste oder aus der Luft herabgestürzt. Schwer angeschossene Hähne bleiben bis zum Verenden stunden- oder tagelang auf einem Aste stehen, wenn sie noch die Kraft sich einzuschwingen besassen; meistens aber enden sie im Dickichte. Manchmal kehrt der angeschossene Vogel auf den Platz des Anschusses zurück, wie um an einem geliebten Orte zu sterben. Er verkriecht (»steckt«) sich auch in Büsche, zwischen Felsen oder Baum wurzeln, an Wasserläufen, ja in die Einfahrten von Dachs- und Fuchsbauen. Seiner Färbung nach wird er selbst auf dem freien Waldboden gar leicht vom nachsuchenden Jäger übersehen. (Schluss folgt.) Bericlit über den Zoologischen Garten in Hainbui g für das Jalir 1878. Während das Frühjahr des Jahres 1878 nur günstige Witterungsverhält¬ nisse und dadurch einen regen Besuch, zumal während der Eskimo-Ausstellung brachte, hatten wir leider während der Sommer- und Herbstmonate durch die dauernde Ungunst der Witterungsverhältnisse sehr zu leiden. Es. ergeben daher die h inanz- Resultate des Jahres 1878 ein Resultat, das hinter den früheren Jahren in Bezug auf unsere Entree- und Abonnements - Einnahmen zurückbleibt. Die Zahl der Abonnements hat sich in 1878 auf 2841 gegen 3020 in 1877 beschränkt und eine Minder-Einnahme von M. 2700 ergeben. Die G a r t e n - E n t r e' e - E i n n a h m e betrug M. 1 36 056. 60 , wovon indess M. 22,952. 89 für gezahlte Extra-Unkosten und Aeqnivalent an Herrn C. Hagenbeck für die in unserm Garten abgehaltenen anthropologischen Ausstellungen in Abzug gebracht wurden. Hiernach verbleiben pro 1878 als Garten-Entree " M. 113 103. 71 gegen » 121 176. 75 in 1877, also M. 8 073. 04 weniger als in 1877. Entreezahlende Personen besuchten den Garten und das Aciuarium im Ganzen in 1878: 311 435 Erwachsene, 63 675 Kinder, zusammen 37o 110 Personen gegen 333 833 in 1877, mithin 41 277 Personen mehr als in 1877. 341 Davon an den Tagen mit billigem Entree: in 1878: 221 330 Erwachsene, . 52 946 Kinder, zusammen 274 276 Personen, gegen 231 615 » in 1877, mithin 42 661 Personen mehr als in 1877. Von obigen Besuchern kommen auf das Aquarium: 53 857 Personen gegen 61 976 » in 1877, mithin 8 1 19 Personen weniger als in 1877. Nach diesen Zahlen hat uns das Jahr 1878 bei geringerem Entree-Ergebniss eine ganz erhebliche Anzahl Gartenbesucher mehr zugeführt, unzweifelhaft hervorgerufen durch die im Garten abgehaltenen Eskimo- und Hindu -Aus¬ stellungen. Der besuchteste Tag überhaupt seit Eröffnung unseres Gartens war der Ostermontag, der 22. April, welcher sich mit einer Besucherzahl von 44 425 Per¬ sonen auszeichnete. Unentgeltlicher Besuch zum Garten wurde gewährt: 515 Lehrern und 16 824 Kindern aus hiesigen Volksschulen, 1984 Zöglingen mildthätiger Anstalten etc., 422 Militärpersonen. ' Die B etri ebsausgabe n pro 1878 sind in der Totalsumme um M. 1654. 94 höher wie die des Vorjahres. Ersparungen Hessen sich durchführen bei der Anschaffung von Futter¬ stoffen und Heizungsmaterial, da die Preise für diese Erfordernisse wesentlich heruntergegangen sind. Dagegen stellt sich das Musik- und Illuminations-Conto um M. 7056 höher als in 1877. Nachdem im letztgenannten Jahre versuchsweise ein kleines Musikchor zur Abhaltung der Concertmusik engagirt worden , stellte es sich im Laufe des Sommers immer mehr heraus, dass diese nur aus 21 Musikern bestehende Kapelle nicht der Grösse unseres Gartens zu genügen vermochte. Aus diesem Grunde und nachdem dem Garten ein werthvoller Musik¬ pavillon zum Geschenk gemacht worden, wurde die Concertmusik der ca. 50 Mann starken Kapelle unseres Hamburgischen Infanterie-Regiments No. 76 übertragen, wodurch wir allerdings unsere Ausgaben erhöhten, aber auch im Stande waren, unseren Besuchern eine angenehme Unterhaltung bieten zu können. Die Allgemeinen Unkosten haben durch das Missgeschick, von welchem die von unserm Wärter Freckmann von Westafrika nach Europa gebrachte Thiersammlung, auf welche wir unten noch zurückkommen, bestehend aus theils geschenkten, theils erworbenen 4 Gorilla und 4 Chimpansen, auf der Reise betroffen wurde, eine bedeutende Steigerung erfahren. Von den für diese Expedition verausgabten M. 6971. 82 sind M. 5471. 82 als »allgemeine Unkosten« weggebucht, dem Thier-Conto dagegen nur der Werth für die auch jetzt noch lebenden 3 Chimpansen mit M. 1500 belastet.l Zum Gebäude -Conto ist zu bemerken, dass für den Betrieb des Aquariums an Stelle der fast unbrauchbar gewordenen Dampfmaschine 2 zweipferdige 342 Gaskraftmaschinen (Gasmotoren) aus der Gasmotoren -Fabrik Deutz in Deutz bei Köln angeschafft wurden, die eine Ausgabe von M. 6751. 32 verursachten. Da die neuen Maschinen abwechselnd arbeiten und abwechselnd gereinigt werden, so ist durch diese Anschaffung den vielen lästigen Störungen, denen der Pumpen¬ betrieb bei Unterbrechungen im Gang der Dampfmaschine so oft ausgesetzt war, ein für alle Mal vorgebeugt. Der uns von Herrn Heinrich von Ohlendorff geschenkte Musikpavillon ist mit M. 12 000 in die Bilanz aufgenommen. Wir haben denselben am 21. April, als am ersten Ostertage, eingeweiht. Wie er eine hervorragende Zierde unseres Gartens ist, so hat er sich auch sonst in jeder Hinsicht vortrefflich bewährt. Ausser den durch die Inventur- Aufnahme am 1. Januar 1879 bedingten sehr bedeutenden Abschreibungen auf Thier-Conto und Aquarium- und Terrarium- Thier-Conto haben wir auch die übrigen Abschreibungen auf Gebäude mit 2^/2 °/o und auf Inventar mit 8 ®/o, wie seit mehreren Jahren, vorgenommen, zu diesem Behufe allerdings von unserem Reservefond M. 19 711.46 in Anspruch nehmen müssen. Der Reservefond (auf welchen bis ultimo 1875 bereits M. 49 093.97 zu¬ rückgestellt waren) ist durch die geringeren Betriebseinnahmen der letzten 3 Jahre und durch die empfindlichen Verluste, von welchen unser Thierbestand in den letzten 4 bis 5 Jahren betroffen wurde, leider auf die bescheidene Summe von M. 2861.47 zurückgegangen. Wie bereits erwähnt, wurden im letzten Sommer auf Grund mit Herrn C. Hagenbeck getroffener Vereinbarung zwei anthropologische Austeilungen in un¬ serem Garten abgehalten, und zwar wurde vom 14. April bis 5. Mai eine Gruppe Eskimos und vom 23. Juni bis 10. Juli eine Gesellschaft Hindus ausgestellt. Die Ausstellung der Eskimos, deren Reiz durch eine Sammlung ethnographischer Gegenstände erhöht wurde, brachte für uns wie für Hei’rn C. Hagenbeck ein zufriedenstellendes Resultat. In Gemeinschaft mit dem Hamburg- Altonaer Verein für Geflügelzucht wurde vom 20. bis 23. Juli eine Wiederholung der im Jahre 1877 veranstalteten Geflügel-Ausstellung in unserem Garten abgehalten. Der Thier bestand war laut Thierbuch am Ende des Jahres 1877 der folgende : ' 338 Säugethiere in 146 Arten, Werth M. 139 618. 85 1056 Vögel » 291 » » ^ » 25 377. 16 zus. '1394 Thiere in 437 Arten, Werth M. 164 996.01 Die Aufnahme am Schluss des Jahres 1878 ergab den folgenden Bestand 46 Affen . . . . in 20 Arten Werth M. 6 601. — 36 Nagethiere . » 20 » » » 1676. 30 11 Halbaffen . . . » 4 » » » 638. — 74 Raubthiere . . » 39 » » 20 909. 65 2 Rüsselthiere . . 1 y> » » 11 000. — 123 Paarzeher . . » 49 » » » 50 327. - 6 Unpaarzeher . . » 4 » » » 28 170. 90 10 Zahnarme . . . » 3 » » » 2 020.' — 13 Beutelthiere . . » ' 7 » » » 2 548. — . ■ ' zus. 321 Säugethiere . . in 146 Arten, Werth M. 123 890. 85 343 Ferner: 65 Papageien . . . in 43 Arten, Werth M. 2 281. 50 4 Kukuksvögel » 4 » » » 182. — 199 Singvögel . . . » 77 » » » 1 985. — 60 Raubvögel . . » .30 » » 3 193. 50 59 Tauben . . . »11 » » » 857. — 62 Hühnervögel » 24 » » » 3 972. 40 6 Laufvögel » 4 » » » 2 500. — 44 Watvögel . . . » 19 » » » 1 558. 20 23 Storchvögel . . »10 » » 1 108. 51 361 Entenvögel » 43 » • » » 5 055. 44 6 Ruderfüsser . . » 2 » » » 570. — 26 Möven .... » 4 >: » » 87. 80 zus. 915 Vögel .... in 270 Arten, Werth M. 23351. 35 Gesammtbestand demnach : 1236 Thiere in 417 Arten, Werth M. 147 242. 20. Ausserdem sind ao diversen Sängethieren und Vögeln, wie Kaninchen, Haustauben und dergleichen doch vorhanden: 32 Thiere in 4 Arten, Werth M. 45. 50. Angekauft wurden in 1878: 66 Säugethiere und 289 Vögel, zus. im Werthe von M. 14 808. 87, geschenkt wurden ; 111 Säugethiere und 187 Vögel, zus. im Werthe von M. 2706; geboren wurden: 37 Säugethiere und 200 Vögel i im .Werthe von M. 5395. Von den Geschenken heben wir die folgenden hervor: 2 Gorillas, Troglo- dytes Gorilla, aus Gaboon, und 3 Ghimpansen, Geschenk des Herrn C. Woermann; 1 Orang-Utan, Simia satyrus, Geschenk des Herrn W. Krohn in Singapore; 4 Kantschills, Tragulus javanicus, Geschenk des Herrn Dr. Biber, K. deutschem Consul, Singapore; 1 Schreiseeadler, Haliaetos vocifer, Geschenk der Herren Wm. O’Swald &Co. ; 2 Langschnabelsittiche, Henicognathus leptorhynchus, Ge¬ schenk des Herrn Guillermo Münnich, Valdivia; 11 Blutherztauben, Phlegoenas cruenta, Geschenk des Herrn Consul Dr. Biber, Singapore. Verkauft wurden 36 Säugethiere und 172 Vögel im Werthe von M. 4 104. 50. Die Thierverluste beliefen sich auf M. 34 223. 86 gegen M. 30 476. 97 in 1877, M. 34 779. 67 in 1876 und M. 40 199. 79 in 1875. Mit sehr wenig Ausnahmen wurde auch im letzten Jahr die Section aller werthvolleren Thiere von Herrn Director Bolau ausgeführt. Wie in den vor¬ hergehenden Jahren nahmen auch im verflossenen einige Primaner und Secun- daner der Realschule des Johanneums während der Wintermouate ein Mal wöchentlich an den Sectionen zum Behuf zootomischer Studien Theil. Von den todten Thieren erhielten unser Naturhistorisches Museum und hiesige öffentliche Lehranstalten einen Theil unentgeltlich; andere wurden an auswärtige wissenschaftliche Anstalten zu massigen Preisen abgegeben. (Gesammterlös M. 417. 45.) Der Thierbestand des Aquariums war am Schluss des Jahres 1877 : 1729 Thiere in 80 Arten, Werth M. 2309. 37. 344 Die Aufnahme am Ende des Jahres 1878 ergab folgenden Bestand : 37 Reptilien . in 15 Arten, Werth M. 225. — 32 Amphibien .... 4 )> » 863. 98 287 Fische . 40 » 962. 68 38 Krustenthiere . . . » 8 150. 95. 41 Weichthiere . . . » 2 » » 14. — 3 Stachelhäuter . . > 3 . » » 6. 40 1244 Hohlthiere .... » 8 » 5> ,126. — zus. 1682 Thiere . in 80 Arten, Werth M. 2349. 01 Für den Ankauf von Aquarienthieren wurde die Summe von M. 3735. 49 aufgewendet; die eingegangenen Geschenke hatten einen Werth von M. G35. 60. A.US verkauften Thieren wurden M. 1325. 10 gelöst. Am 23. August kehrte unser Thierwärter Freckmann mit 2 Gorillas, 5 Chimpansen und 1' Zibethkatze aus Westafrika zurück; er war dahin im Februar des vorhergehenden Jahres durch gütige Vermittlung des Herrn C. Woermann gereist und hatte sich in der Zwischenzeit in dessen Factoreieu in Gaboon und den naheliegenden Orten aufgehalten. Von den 4 lebenden Gorillas, die Freckmann aus Afrika mitgenommen, waren zwei auf der Beise gestorben, einer, der lebend hier angekommen, starb am zweiten, der a^ndere am achten Tage seines Hierseins. Dieses ungünstige Resultat der Unternehmung dürfte zum Theil darin seine Ursache haben, dass die Thiere frisch eingefangen, also noch nicht an Menschen gewöhnt waren, als sie mit auf die Reise genommen wurden, zum Theil in dem ungewöhnlich rauhen Wetter, unter dem die ‘Thiere auf der Herreise zu leiden hatten, dann aber auch wohl darin, dass die Gorillas überhaupt empfindlicher sind als die ihnen so nahe stehenden Chimpansen. — Von den mitgebrachteu Chimpansen starben in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft die beiden jüngsten; die übrigen drei haben sich jetzt, nachdem namentlich die beiden älteren wiederholt krank gewesen waren, recht gut erholt. Leider hat noch eine andere unangenehme Erfahrung des letzten Jahres gezeigt, wie schwer manche Arten menschenähnlicher Affen die Gefangenschaft ertragen. Vom kaiserl. deutschen Consul Herrn Dr. Biber in Singapore und vön Herrn W. Krohn ebendaselbst wurden als werthvolle Geschenke für uns I vom Ersteren 14 Blutherztauben, 6 Erztauben, 4 Kantschills und 2 Gibbons oder L a n g a r m a f f e n , vom Letzteren mit demselben Schiffe 1 Orang-Utan und 2 Gibbons abgesandt. Während von der ganzen übrigen Sendung nur 3 Blutherztauben zu Grunde gingen, starben alle vier Gibbons, und zwar noch bevor sie Port Said erreicht hatten, also noch in der warmen Zone. Der noch junge Orang kam zwar anscheinend wohl hier an, starb aber trotz aller aufgewandten Pflege doch auch schon nach vier Wochen. Um so erfreulicher ist es, dass der seit 2^2 Jahren bei uns lebende Gibbon, Hylobates lar, sowie unser alter Chimpanse, Mol ly, 5'/2 Jahre bei uns, und unser Orang-Utan, John, SVa Jahre in unserm Besitz, sich, ganz unbedeutende Ausnahmen abgerechyiet, stets des besten Wohlseins erfreut haben. Im Winter 1877/78, am 19. Februar und 5. März, und im Winter 1878/79, am 7., 14. und 21. November, hielt Herr Direotor Bolau öffentlicheVor- 345 träge aus den Gebieten der Zoologie mit besonderer Rücksicht auf die in unserm Garten vertretenen Tbiere. Die behandelten Themate waren die folgenden : 1. u. 2. lieber einige neue oder sonst bemerkenswerthe Thiere des Zoologi¬ schen Gartens. 3. lieber lebende und ausgestorbene Elephanten. 4. Nashörner, Flusspferde und Tapire. 5. Lebende und ausgestorbene Strausse. Durch die Freigebigkeit des Herrn John Booth erhielt-der Garten, wie schon so häufig, auch in diesem Jahre ein schönes Geschenk in einer grossen Anzahl ausgezeichneter Coniferen. Einen sehr beklagenswerthen Verlust erlitt unsere Gesellschaft am 15. April 1878 durch den Tod unseres Inspector W. L. Sigel. An ihm verlor die Ge¬ sellschaft einen ihrer ältesten und bewährtesten Beamten. Am 31. Mai wurde der Sohn des Verstorbenen zu seinem Nachfolger ernannt. C 0 r r e s p 0 11 d e 11 z e n. ^Cincinnati, den 29. August 1879. Der Elegant und die Buffalos. In der Umzäunung, in welcher sich die Büffel befinden , ist auch während des Sommers der afrikanische Elefant untergebracht und dort mit einer langen Kette um den linken Vorderfuss an einen in den Boden gerammten Pfosten augefesselt. Die Buffalos hielten sich in scheuer Entfernung von dem Elefanten, der seinerseits über die zottigen Thiere sehr ungehalten war. Als gar noch ein Bulle den beiden Kühen zuge¬ geben wurde, da zeigte sich sein Unwille ganz deutlich, indem er den ganzen Tag trompetete, seine grossen Ohren in beständiger Bewegung hielt und sei¬ nen Rüssel im Kreise herumwarf, dass man meinte, derselbe müsse weg¬ fliegen. Nach und nach söhnte er sich mit dem zottigen Aussehen der Buf¬ falos aus, und auch diese mieden nicht immer den Rundkreis, in dem der Elefant sich bewegte, nach einiger Zeit wagte es eine Buffalokuh, sich dem inzwi¬ schen ruhig gewordenen Conqueror, der augenscheinlich eine Bekanntschaft poussiren wollte, so weit zu nähern, dass er mit dem Rüssel die Spitze ihrer Hörner fassen konnte. Diese Vertraulichkeit wurde aber von der vorsichtigen Buffalokuh zurückgewiesen, indem sie jedesmal den Rüssel abschüttelte. Um nun näher an die wie festgewurzelt dastehende Buffalokuh zu kommen, Hess sich der Elefant auf seine vorderen Kniee nieder, soweit seine Kette es zuliess, die Stosszähne wurden auf den Boden gestemmt und nun arbeitete er mit dem Rüssel vorwärts, denselben zur möglichsten Länge ausstreckend, um den Buffalb besser fassen zu können. Derselbe hatte aber jedenfalls einen Sinn für Entfernungen und hatte sich etwa 12 Zoll zurückgezogen, wo er fest und ruhig stand. Als der Elefant sich eine Viertelstunde abgemüht hatte, einen bessern Halt am Buffalo zu bekommen, gab er es endlich auf. So war es noch vor wenig Wochen, jetzt spielen sie förmlich mit einander, jedes natür¬ lich nach seiner Art. Zuerst war es der frechere Bulle, der sich an den Eie- 346 fantea näher heranwagte, aber bald folgten die Kühe seinem Beispiel. Wenn nun der Elefant einen Buffalo einmal förmlich umhalst oder ihm den Rücken mit dem Rüssel gestreichelt hat,' so erwidert dieser das Compliment in achter Buffalomanier, indem er mit seinem Schädel dem Elefanten in die Seite fährt und mit den Hörnern in die dicke Haut bohrt. Es muss dies demselben jedenfalls ein höchst angenehmer Kitzel sein, den er durch wei¬ teres Schmeicheln mit dem Rüssel erneuert wünscht. Oft sieht man den Riesen der Thiere von den drei Buffalos auf verschiedenen Seiten zugleich bearbeitet und er theilt seine Schmeicheleien dann rechts und links aus. Selbst das Erscheinen von zwei Bnffalokälbern konnte die einmal befestigte Freundschaft nicht erschüttern, doch hielten sich die Kälber in respectvoller Entfernung. Wenn Conqueror Abends von der Kette gelöst wird, um in seinen Stall gebracht zu werden, so marschirt er jedesmal auf seine zottigen Freunde zu, die ihm auch nicht verwehren, von dem ihnen vorgeworfenen Gras sich einen Theil zu Gemüthe zu führen. So hat sich hier aus gegen¬ seitigem intensiven Widerwillen eine dicke Freundschaft zwischen einem Dickhäuter und den wilden Prairiebewohnern entwickelt. Dr. A. Zipperlen. ' Mannheim, den 19. September 1879. Beobachtungen aus dem Tnsectenl eben. Das Zahlverhältniss zwischen den Geschlechtern ist bei gewissen Insectenarten ein ver¬ schiedenes. Wie bekanntlich im Orient weit mehr weibliche Geburten als männliche unter den Menschen stattfinden, von welchem Umstand die Sitte der Polygamie besonders herrühren mag, so ist auch bei dieser und jener Thiergattung, zumal im niederen Thiergebiet, ein auffallendes Missverhältniss zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht Naturgesetz oder Regel. Einsender wurde auf diese Thatsache neuerdings in auffallender Weise durch eine Beobachtung in Mannheim aufmerksam, und .es lohnt sich wohl der Mühe, über gewisse bezügliche Erscheinungen im Thierleben, an die wir nach¬ stehend erinnern wollen, nachzudenken, um über die Ursache, den Zweck und die Folge dieser Natureinrichtung klar zu werden. Als ich vor einem Vierteljahr von Bingen a. Rh. hierher übersiedelte, erwachte beim Anblick einer auf den Neckarwiesen mir wiederholt zu Augen kommenden Erscheinung in mir die alte Lust des Schmetterlingsammelns, nämlich bei Wahrnehmung des an andern Orten stets entschieden oder doch verhältnissmässig seltenen Tagfalters Colias Edusa, des sog. Pomeranzen¬ falters oder orangegelben Achters. Diesen hatte ich zuvor dann und wann bei Grünberg in Oberhessen oder in der Lahngegend von Bieden¬ kopf und Giessen, sodann hauptsächlich bei Worms auf einer gewissen Rhein¬ wiese angetroffen und er galt in meinen und befreundeter Sammler Augen, dem verwandten schwefelgelben Achter {Col. Hyale) gegenüber, immer als entschieden werthvolle Acquisition, so dass wir uns mit Begierde seiner zu bemächtigen suchten. Ich bereitete mir daher gegen Ende des vorigen Monats, wo ich zuerst auf den schönen Falter aufmerksam wurde, ein neues Fanggarn und stellte, damit ausgerüstet, seitdem mehrere höchst erfolgreiche Jagden besonders an den grasigen Uferdämmen der Neckarwiesen an. Was 347 mir dabei noch im höchsten Grad auffiel, war der Umstand, dass ich nun schon seit vier Wochen und mehr nichts anderes als nur Männchen dieses wundervollen Falters zu sehen bekam und einfing. Das Weibchen, in seinem breiten, dunkeln Flügelrand bekanntlich mit unterbrechenden hell¬ gelben Flecken ausgestattet, kam mir — gewiss auffallend ! — nicht ein ein¬ ziges Mal in die Hände oder nur zu Gesicht. Unter drei bis vier Dutzenden Falter, die ich einfing und aufspannte, befand sich auch nicht ein weib¬ liches Individuum. Ich erkläre mir diese Thatsache, nachdem ich früher anderorts doch vereinzelt Weibchen eingefangen habe, damit, dass die Flug¬ zeit der weiblichen Individuen, also ihr Auftreten aus der Puppe, erst eine geraume Zeit nach derjenigen der Männchen erfolgt und dass sie erst im Herbst — gewisse Bücher machen auf das noch späte Vorkommen dieses Falters aufmerksam — umherzufliegen pflegen, nachdem die Männchen sieh allein schon viele Wochen lang ihres Daseins über den Angern und Klee¬ feldern gefreut haben. Als letzter Act ihres frohen Daseins folgt für diese nachher die Paarung mit dem erst später nachfolgenden Weibchen, und als¬ bald danach erfolgt das Absterben der Männchen, während die Weibchen über den Winter ausdaueru und erst im folgenden Mai nach dem Wieder¬ erwachen aus der Wiuterruhe ihre Eier an allerlei Leguminosen (wohl haupt¬ sächlich Kleegewächse) absetzen. Die Benennung des Falters als »Geis- kleefalters « oder Bewohner des Cytisus ist unpassend grwählt, da er in Gegenden fliegt, wo sich ausser dem von ihm gar nicht aufgesuchten Bohnenbaum oder Goldregen {Cytisus Laburnum) gar keine Cytisusarten fin¬ den, selbst nicht der wohl auch »Pfeilginster« genannte Cyt. sayittalis. Andere Leguminosen (wie Coronilla oder sog. Peitsche, Lotus, Anthyllis, Vicia, Medi- cago, Melilotus, Onobrychis u. a.) geben sicher die Nahrungspflanzen der nur höchst selten gefundenen Raupen ab, wie die Raupen der Gelblinge überhaupt, auch z. B. die des bekannten Citronenfalters .(Col. rhamni), nur selten ange- troflfen werden. Die Gewissheit der vorhin ausgesprochenen Vermuthung gibt mir unter andern das ehemalige Einfangen eines schon ziemlich abgeflogeneu Edusa-W eihchenä an der Lahn bei Biedenkopf zu Ende des Monats Mai, das also überwintert und ohne Zweifel dann erst die Eier abgesetzt hatte. Dieselbe Erscheinung des Beisich behaltens .befruchteter Eier liefern z. B. auch der Rebstichler {Rhynchites betuleti) und der Apfel- blüthrüssler {Änthonomus pomorum), die als fertige, frische Käfer schon im Nachsommer und Herbst vorhanden sind, dann fliegen, umherkriechen und sich in Paarung begeben, aber erst nach dem Ueberwintern im folgenden Frühling Eier, der eine in die Rollen von jungem Weinlaub, der andere in Apfelblütheuknöpfe absetzen. Das s. Z. in der »Gartenlaube« ausgesprochene Befremden C. Vogt’s über die ganze Erscheinungsweise und Generationsfolge der Rebstichler muss hiernach berichtigt werden. Auch scheint die That¬ sache der Entwicklung noch anderer Käfer mehr, wie z. B. unsrer Maikäfer (sowie der verschiedenen Rüsselkäfer etc.) schon vor AViuter zu fer¬ tigen Käfern nicht genügend bekannt zu sein, da die Zeitungen das Auf¬ finden frischer, lebender Käfer schon im Herbst oder ihr Ausgraben im Win¬ ter als Merkwürdigkeit zu verkündigen pflegen. Was nun das Zahlmissverhältniss zwischen Männchen und Weibchen betrifft, so ist hervorzuheben, dass, abgesehen von der späteren Flugzeit, der 348 Weibchen bei den Gelblingen überhaupt immer entschieden weniger sind als der Männchen. Das spärlichere Fliegen weiblicher, ganz blasser Citronen- falter oder fast weisser schwefelgelber Achter {Hyale) ist jedem Sammler bekannte Thatsache. Auch noch bei andern Tagfaltern findet diese Erschei¬ nung statt, wie z. ß. bei der bekannten Aurora (Anthocharis cardamines), bei der auf Dutzeude von morgenroth-gefärbten Männchen nur ein und das andere ganz weisse Weibchen kommt. Sodann findet der Umstand des viel spärlicheren, sowie auch späteren und längeren Fliegens der Weibchen noch entschieden statt: 1) bei den Schillerfaltern {Apatura Iris, Ilia und var. Clytie) und 2) bei dem grossen Eisvogel oder Pappelfalter {Limenitis populi mit var. tremulae). Bei diesen beiderlei Gattungen achter und von Sammlern hochgeschätzter Waldfalter ist es bekannte Thatsache und wurde es von dem Einsender z. B. um Giessen in dem Schiffenberger und Lieber, sowie unfern von dem Bad Nauheim in dem Ziegenberger und Nauheimer Wald (»Haselhecke«) s. Z. beobachtet, dass sich an gewissen Flug- und Tummelplätzen, an brombeerbuschigen Waldwegrändern oder auf feuchten, kothigen Waldfuhrwegen die prächtigen männlichen Falter zu Dutzenden umhertrieben und zum Lecken des Koths der Weglachen niederliessen, wäh¬ rend unter diesen Schillerfaltern nirgends ein (bekanntlich schillerloses) Weib¬ chen zu bemerken war. Ganz ebenso war es 2) bei dem erwähnten grossen Eisvogel, dessen dunklere Männchen ohne breite, weisse Flügelbinde sich dutzendweise, schon von weitem wie umherkreisende Schwalben in die Augen fallend, um feuchte Wegstellen oder nasse Querrinnen des Waldfuhrwegs am Schiffenberg beisammen umhertrieben, ohne jemals dabei Weibchen unter sich zu zählen. Diese fliegen nur, sowie auch die grossen schillerlosen Weibchen der Apatura Iris oder die von Ap. Ilia und Clytie, einsam um die Baum¬ kronen lichter Waldränder oder Blossen in Aufsuchung der Nahrungspflanzen (nämlich einerseits der Sahlweiden, andrerseits der Espen oder Zitterpappeln) und sind, während die Flugzeit der Männchen schon vorüber ist, noch viele Tage lang in den Wäldern vereinzelt anzutreffen. Es ist Regel, dass 1. der Weibchen weniger sind, 2. dass sie später auftreten und 3. demgemäss länger fliegen, als die Männchen. An dieser Wahrnehmung ändert nichts eine scheinbar widersprechende, nämlich dass s. Z. von vier im Schiffenberger Wald beim eifrigen Suchen an Sahlweiden gefundenen Irisraupen, wie sich später herausstellte, nicht eine männliche war und sie sämmtlich grosse, schillerlose Weibchen lieferten, auch nicht, dass eine im Walddistrict der Lindener Mark an einer niederen Espe aufgehängt gefundene Eisvogelpuppe, beim Heimgang sammt Blatt vorsichtig in der hohlen Hand getragen, schon unterwegs ein prachtvolles grosses, weissbaudirtes Weibchen entwickelte. Der Zufall oder die Thatsache, dass weibliche Raupen sich an niederen, leichter abzusuchenden Stöcken finden, hatte mir die im Allgemeinen seltneren 'und spärlicher vorhandenen weiblichen Individuen in die Hand gespielt. Bei gewissen, nach den ruhig sitzenden Weibchen umherjagenden und am hellen Tage fliegenden Nachtfaltern oder Spinnern, nämlich Aglia tau, oder dem im lichten, frisch ergrünten Maiwald fliegenden Nagelfleck und mehreren Glucken (Gastropacha quercus oder Eichenglucke, sog. Quittenvogel, und rubi, Brombeerglucke, sog. Vielfrass) ist ein, anscheinendes Vorwiegen der Männchen deshalb in die Augen fallend, weil nur sie über Tag fliegen, 349 während, wie die Raupenzucht nachweist, Weibchen und Männchen an Zahl ziemlich gl eich stehen. Ein auffallendes Zahlmissverhältniss zu Gunsten des weiblichen Geschlechts bietet dagegen auf der andern Seite z. B. die bekannte Stechmücke oder sog. Rheinschnake (Musquite, Culex pipiens, annulaius u. a.) hls liegt hier wohl auf der Hand, dass nur die blutsaugenden und stechenden Weibchen sich auf unserem Körper allein einfinden, überhaupt warmblütige Geschöpfe umschwärmen ; aber es hält doch andrerseits auch schwer, an stehenden Was¬ sern, wo sich die Geschlechter einander aufsuchen, Männchen wahrzunehmen, was nur dann und wann im Status copulae^'der Fall ist. Tn Stuben bemerkt man nie andere solcher Schnaken (sog. »Pothämmel«) als nur stechende Weib¬ chen, und doch wären die Männchen mit ihren federbuschartigen Fühlern vor dem ICopf ganz leicht zu unterscheiden. Finden sich derartige Mücken mit Federbuschfühlern in Häusern, so gehören sie vielmehr^ ganz andern, nicht blutsaugenden Gattungen an. Das Missverhältniss der Zahl zu Gunsten des weiblichen Geschlechts ist bei den Musqniten oder Stechmücken noch viel bedeutender als bei den in Polygamie lebenden Orientalen oder Tropen¬ bewohnern oder als bei manchen in Polygamie lebenden Vögeln der Hühner¬ ordnung. Wenn in letzter Zeit die Tagesblätter öfter yon Schmetterlings- zügen oder förmlichen Wanderungen solcher Insecten, besonders von Distel¬ faltern {Vanessa cardui) und von Weisslingen, sowie auch von plötzlichen Massen der Gammaeule {Pliisia gamma) zu berichten wussten, so darf die schon lange bekannte Thatsache des zeitweiligen Wauderns mancher Schmetter¬ linge weiter nicht befremden. Dr. G. Koch hat schon vor Jahren in seiner Schrift über die geographische Verbreitung der Schmetterlinge solche na, ch Heu¬ schreckenart von manchen Schmetterlingsarten, besonders auch dem Distel¬ falter, vorgenommene Wanderzüge zur Sj)rache gebracht, wie auch das jewei¬ lige Einwandern von südeuropäischen. Schmetterlingen (wie Oleanderschwärmer, Sphinx nerii, Phönix oder Traubenlecker, Sph. Celerio, und Fraiienstroh- schwärmer, Sph. lineata, s. livornica) für manche, besonders warme und trockne Jahre wohl allgemein bekannt ist. Dass da.s diesjährige Massen¬ auftreten von Distelfalter und Gammaeule übrigens nicht etwa in Folge einer Von aussen her erfolgten Immigration stattgefunden hat, beweist schon das bereits im vorigen Jahr beobachtete reichliche Vorkommen des ersteren, wie denn der Einsender z. B. um Bingen überall auf den Höhen nicht nur fliegende Exemplai’e, sondern auch auf Disteln und Ackerscharten die zwischen Blättern eingenisteten Dornraupen vorfaud. Und dass die Gammaeule alljährlich bald mehr, bald weniger häufig überall, bei Tag sowohl als Abends, um Klee- und Distelköpfe und Gartenblumen schwärmend betroffen wird, wie es in die¬ sem Sommer allenthalben wieder in hohem Grad der Fall war, sowie dass ihre blassgrünen, weissliniirten, buckelnden Raupen durch Massenhaftigkeit oft an gewissen Culturen, wie Lein, Hanf, Erbsen, Tabak, Buchweizen u. a. Ver¬ wüstungen anrichten, ist allen einigermassen kundigen Landwirthen und den Schmetterlingssammlern längst bekannt. Das ungleich zahlreiche Auftreten der Insecten je nach den Jahresverhältnissen ist in Bezug auf bestimmte Arten oder Gattungen vielfach Naturregel. So ist dies namentlich auch bei dem Eingangs erwähnten pome- ) 350 ranzen^elben Achter der Fall, der in diesem Jahre wieder um Maanheim und Worms, also in der Rheinebene, wahrhaft gemein ist und fast in derselben Anzahl fliegt, wie allenthalben sonst der überall viel gewöhnlichere schwefel¬ gelbe {Col. Hyale), fast in derselben Menge, wie die verschiedenen Weisslinge. Von ihm sagt Dr. Koch in seinem Buch über die Schmetterlinge des südwest¬ lichen Deutschlands (Cassel 1856, S. 39); »Das Erscheinen dieses Falters ist sehr periodisch, manchmal fehlt er hier (um Frankfurt) mehrere Jahre hin¬ durch gänzlich, oder er wird höchst selten und einzeln gesehen, plötzlich ist er wieder so häufig wie Wummi und alsdann auf allen Kleeäckern, Wiesen und Feldern in Anzahl (1834 und 1848).« So gerade ist es in diesem Jahr wieder mit ihm bei uns hier am Rhein. Und was den Distelfalter betrifft, so hat auch er bestimmte Jahre höchst zahlreicher Entwicklung. So sammelte ich 1865 bei Worms viele Dutzende von Raupen desselben aus den filzigen Blattverstecken der Krebs¬ oder Eselsdistel {Onopordun Acantkium) und flogen darauf im Nachsommer die frischen Schmetterlinge eben so allgemein verbreitet auf den Kleefeldern und blumigen Angern, um blühende Disteln und Flockenblumen, wie es in diesem Jahr wieder der Fall ist. Sie erheben sich aus noch nicht gehörig erklärtem Grunde nach Art der Heuschrecken aus einer Gegend plötzlich in die Lüfte, sammeln sich und vereinigen im Weiterflug nach und nach ihres Gleichen immer mehr, bis der Schwarm oder Zug nicht mehr nach Hunderten oder Tausenden, sondern nach Myriaden, ja Millionen zählt, worauf sie sich in anderen entfernten Gi'gendeu auch eben so allmählich wieder zerstreuen und über die Gemarkungen vertheilen. Der Vorgang erinnert ganz an die Härings¬ züge vor der Laichzeit und deren Rückzug und die plötzlich erfolgende Wiederauflösung des Zugs im Weltmeer. Ob sie, wie auch Heusphrecken, Von dem drohenden Nahrungsmangel und Hunger in die Ferne getrieben werden oder ihnen der Wandertrieb angeboren ist, muss man vorläufig dahingestellt sein lassen. Das Umherwandern unserer Standvögel, die man als Strichvögel bezeichnet, wie der Distelfinken, Hänflinge, Erlenzeisige, Rothkehlchen, Meisen, Goldhähnchen,- Baumläufer, Spechte u. a., wird von Inspector J. G. G. Mühlig in seinem Sittengemälde der Vögel als ein zur Verhütung von Inzucht vor¬ handenes Naturgesetz bezeichnet. Bei den zuweilen beobachteten Wanderzügen der Weissliug raupen, selbst über Eisenbahnschienen hinweg, so dass sie hier den Betrieb sogar schon vorübergehend gestört haben, ist das Wandern wohl erklärlich, da sie nach Zerstörung aller als Nahrung dienenden Kohlpflanzeii zum Aufsuchen anderer oft ziemlich weit zu suchen haben. Aehn liehe Wanderungen, die ganz an diejenigen der Lemminge erinnern, unternehmen, gleichfalls vom Hunger getrieben, die sog. nordischen G r a s r a u p e n der Futtergras¬ eule (Charaeas graminis), und bei uns kann man wohl ganze Züge des schäd¬ lichen Goldafter Spinners {Vortliesia chrysorrhoea) nach Kählung eines Baums oder einer Hecke selbst über Zäune und Mauern oder den nackten Boden hinweg nach anderen für sie geniessbaren Laubgehölzen auf die Suche wandern sehen. Der Distelfalter, so sagt schon Oken in seiner Natur¬ geschichte für alle Stände, »erscheint in manchen Jahren in solcher Menge dass die Raupen die Disteln und selbst die Kletten und die Artischoken abfressen und dadurch schädlich werden.« In Savoyen, um Genf etc. werden 351 nach C. Vogt die Artischokenpflanzungen oft so total von ihnen zerstört, wie bei uns die Kohlköpfe von den Weisslingraupen. Man schützt dort die noch von ihnen freien Felder gegen da& Herüberwandern der Raupen durch ange¬ legte Wassergräben, wo es angeht, so sehr ist man bemüht, sich ihrer zu erwehren. Bei uns vermöchten sie dagegen auch bei grösster Menge, wie in diesem Jahr, nicht zu schaden, und man hört darum nun auch nichts von etwa angerichteten Verwüstungen, da die Raupen an allerlei Distelgewächsen, Schafgarbe, Nessel und andern wildwachsenden Unkräutern mehr ohne Scha¬ den für uns ihren Appetit stillen können und nicht weiter auffallen. Prof. Dr. G. Glaser. M i s c e 1 l e 11. Kleine Erzählungen aus dem Thierleben. Von P. Vinc. Gredler. (Fortsetzung.) 12. Unter den Raubvögeln gibt es auch wohl kühnere Individuen, waghälsige Räuber, wahre Räuberhauptleute und Buschhelden. — Der be¬ kannte Ruf eines Gi'auspechtes hatte sich vernehmen lassen. Allein, wie wäre diesem vorsichtigen Vogel beizukommen, der vor dem einmal wahrgenommeneu Jäger sich stets an der Kehrseite des Baumes sicherstellt. Doch, an diesem Baum mit seinem dürren Wipfel, da möchte er dir wohl kommen, dachte sich Amon und lauerte ihm geduldig auf. So war es auch. Ein Knall und der Specht flatterte sichtlich getroffen zum baldigen Falle. Da stiess er urplötzlich einen durchdringenden Schmerzensschrei aus, wie er ihu sonst nie hören lässt. Ein Sperber hatte ihn in demselben Augenblicke mit Schnabel und Fängen zugleich so mörderisch angefasst, dass die Federn durch die Lüfte flogen, und Specht und Sperber — waren verschwunden. Anstatt vom Schüsse geschreckt zu werden, war der sonst vorsichtig scheue Raubvogel gleich efnem Jagdhunde durch denselben erst aufmerksam und beutelustig geworden. Ein andermal sass Amon mit zweien Genossen von der Jagd heim¬ kehrend im Schatten eines dichtbelaubten Baumes. Auch ein kleiner Vogel kam angeflogen, um, wie’s schien, vor der Mittagshitze der Hundstage hier Kühlung zu suchen. Da stürzt ein Sperber gleich einem Blitze vom Himmel darauf nieder. Das Vögelein flüchtete erschreckt in unmittelbare Nähe der Jäger, flog ihnen fast ins Gesicht, der Räuber aber machte »Kehrt« und er¬ hielt noch einen Schuss nachgesendet, der jedoch nicht traf. Durch den unter dem. Dache der Baumkrone doppelt gewaltig erdröhnenden Knall war aber das kleine verfolgte Geschöpf neuerdings erschreckt worden und ins Freie ge¬ flogen, nicht aber der Raubvogel, der seinen tollkühnen Angriff auf das abermals zu den Menschen flüchtende Vögelein bis unter den Gewehrlauf wiederholte und erst auf einen 3. Schuss Belehrung im Tode annahm. L i t e r a 1 11 r. Brehm’s Thierleben. Grosse Ausgabe, 2. Auflage, 6. Band. Der Vögel 3. Band. Mit 96 Abbild, im Text und 18 l’afeln. Leipzig, Bibliogra¬ phisches Institut 1879. 12 Mark. Der erschienene 6. Band bringt den Schluss zur Naturgeschichte der Vögel und behandelt die Scharrvögel, 'Kurzflügler, Stelzvögel, Zahnschnäbler, Seeflieger, Ruderfüssler, Taucher. "Was den Text betrifft, so ist dieser Band mit einer der besten ; warme Auffassung, frische und klare Darstellung, die die Sache bei dem Kern zu fassen versteht, zeichnen auch ihn reichlich aus. Ausser den längst bewährten Künstlern Kretzschmar, Mützel und Beckmann hat diesmal ein weiterer, C. Krön er Beiträge zu den Ab¬ bildungen geliefert. Derselbe versteht es, den deutschen Holzschnitt des Steifen^ das ihm bei aller Feinheit vielfach eigen ist, völlig zu entklQ.iden, indem er ihn täuschend die leichtesten Radifungen nachahmen lässt; am meisten dürfte ihm diese Manier bei der Tafel »Wildente« gelungen sein, die uns einige Stockenten auf einem Schilfteiche im ersten Frühlinge in ganz vortrefllicher Weise vorführt. Hoffentlich werden wir bald im Stande sein, auch über den einzigen noch föhlenden Band des im höchsten Maasse empfehlenswerthen Werkes, die Fische, berichten zu können. ■ N. Die landwirthschaftliche Geflügelzucht. Praktische Anleitung zum Grossbetriebe derselben, von Louis Reiffert. Breslau. W. G. Korn 1879. Kl. 8«, 110 Seiten. Der Verfasser hat als langjähriger Geflügelzüchter die Erfahrung ge¬ macht, dass die Geflügelzucht eine höhere Rente abzuwerfen im Stande ist als jede andere Thierzucht, und empfiehlt deshalb angelegentlich den Grossbetrieb derselben, bei welchem die volle Thätigkeit eines oder mehrerer Wärter bean¬ sprucht wird. Bei uns gehören zu den rentablen Zuchten die der Gänse, Enten und Hühner, und empfehlenswerth ist es, sich nur mit einem dieser Zweige zu befassen, je nach dem Terrain, das zur Verfügung steht. Diese drei Vogel¬ arten werden denn auch eingehender in dem Buche behandelt, wobei ein ganzer Schatz praktischer Angaben geboten wird. Ohne künstliche Bebrütung \st eine Massenaufzucht nicht wohl möglich, und deshalb bespricht der Verfasser auch die verschiedenen hierzu dienenden Systeme. Er hat, gestützt auf das Bau- meyer’sche Princip, das Brütwasser in Kautschukröhren, die auf den Eiern ruhen, circuliren zu lassen, einen einfachen Apparat construirt, der auf 300 bis 400 Eier eingerichtet ist und mit zwei Petroleumlampen geheizt wird. Das kleine Buch möchten wir seiner praktischen Richtung wegen Allen sich für solche Dinge Interessirenden empfehlen. , •, N. Eingegangene Beiträge. J. V, F. in 13. : Zwei Beiträg^e dankend erhalten. Die Abbildung wird ausgeführt werden. — W. St. in F. — E. F. in (F — H. S. in F. : Antwort brieflich; einstweilen besten Dank für die eingesandten Mittbeilungen — A. S. in AV. — O. M. in W. — A. M. in B. — A. u. K. M. — Bücher und Zeitschriften. Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs. 6ter Band, 5te Abtheilung'. Die Säugethiere von Prof. Dr. C. G. Giebel. 23—25 Lieferg. Leipzig u. Heidelberg. C. F. Winter. 1579. Der AVaidmann, Blätter für Jäger und Jagdfreunde, redig. von R. v. Schmiedeberg, XT. Bd. No. 3. Der deutsche .läger. Illustrirte süddeutsche Jagdzeitung. Herausgeg. von 0. Horn. Jahrg. II. No. l. .Maliliui kV WuOtschuiiclt. l''ruiikfurt a. M. Der Zoologische Garten Zeitsclirift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. Kedigirt von Dr. F. C. Noll. In Commission bei Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M. N? 12. XX. Jahrgang. December 1879. I 11 li a 1 t. Mein neues heizbares Terrarium für Reptilien; von.Joh. von Fischer. (Mit 1 Abbildung:.) — Der rothrückige Würger, Laniim collurio, als Stubenvogel; von Karl Müller. — Die Lebensdauer der Thiere ira zoologischen Garten zu Hamburg; von Director Dr. II. Bol au. (Schluss.) — Die deutschen Waldhühner; von Di’, med. W. Wurm. (Schluss.) — Thierpflege in Ost- und Westpreussen während des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts; mit- getheilt von Dr. med. Wilhelm Stricker in Frankfurt a. M. — Die Engerling-Plage im Humboldthain zu Berlin. — Abrechnung der Zoologischen Gesellschaft in Hamburg 1878. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge — Bücher und Zeitschriften. — Berichtigungen. — Mein neues heizbares Terrariiiin für Reptilien. Von Job. von Fischer, (Mit 1 Abbildung.) Die Nothweiidigkeit, gefaDgeiien Reptilien (namentlich Exoten) viel und gleichmässige Wärme in ihren Behältern bieten zu können, damit dieselben gedeihen können, führte mich auf den Gedanken, zur Haltung meiner Gefangenen heizbare Terrarien zu construiren. Ich habe in meiner Arbeit über Gongylus ocellatus' die verschie¬ densten Heizungsmethoden genau beschrieben *) und die allerbesten Resultate unter Benutzung aller der beschriebenen Systeme heizbarer Behälter für Land- und Wasser-Reptilien erzielt. Für den Besitzer dieser Terrarien mit Heizvorrichtung fand ich jedoch bei jedem System einen neuen Uebelstand oder eine neue Unbequemlichkeit. Erhitzt mau meine Terrarien durch Petroleum oder Ligroin- flanimen, so ist trotz sorgfältigster Behandlung ein gewissei’, wenn auch 'nur geringer Geruch fast unabwendbar, auch ist die Bedienung 23 *) S. Zool. Garten Bd. XIX, S. 49 u. f. 354 nicht iinnier eine derartige, dass man auf sorgfältige Reinhaltung der Lämpchen sowie Gefahrlosigkeit seitens derselben rechnen kann. Dasselbe (mit Ausnahme der Explosionsgefahr) gilt auch von den dazu benutzbaren Oellärapchen. Die Heizung mit Spiritus ist zu kostspielig und zu intensiv. Gasflammen kann nicht ein Jeder an¬ bringen, und es ist auch diese Art der Heizung auf die Dauer neben anderen Uebelständen unbequem und kostspielig. Ebenso gilt dieser Ausspruch auch für die chemische Kohle (Waggoukohle), die an vielen Orten schwer oder gar nicht zu beschalfeu ist uud in den meisten Fällen viel zu hoch im Preise steht. Die Heizung mit siedendem Wasser endlich ist wieder sehr mühsam und erfordert vor allen Dingen genaue Obacht, damit die Zeit der Füllung nicht übersehen wird, was ebenfalls nicht Jeder¬ manns Sache ist, da auch nur eine einmalige Abhaltung durch Ge¬ schäfte irgend welcher Art, Besuche, Reisen, Krankheit etc. die übelsten Folgen nach sich ziehen kann. Nach langem Probiren hin und her wurde ich durch Herrn Hermaun Wilcke in Mühlhausen i. Th. auf ein Product aufmerksam gemacht, das allen nur erdenklichen Ansprüchen genügt. Dieses Product ist die sogenannte Grude-Cook e. Die Grude-Cooke ist billig, brennt oder besser glimmt un¬ unterbrochen fort, ist reinlich, gefahrlos, verbreitet eine ' nicht zu intensive Gluth gleichmässig und brennt ohne Rauch. Zur Heizung der Terrarien mit diesem Material müssen diese besonders dauerhaft construirt werden uud gewisse Abänderungen von den hier bereits beschriebenen Systemen erleiden. Ich will hier sowohl die Einrichtung als auch die Behaudluug derselben näher beschreiben, um alloi Beobachtern Gelegenheit zu geben, seltene Reptilien gefahrlos zu überwintern und an denselben 'Beobachtungen machen zu können. Da ein Jeder die Terrarien nach beliebigem Maasse anfertigen lassen kann, so unterlasse ich es hier, specielle Maasse in einigen unwesentlichen Theileu auzugeben. Die Behälter selbst, die die Gestalt gewöhnlicher Terrarien haben, müssen in ihren Haupttheilen (das Gestell mit dem Deckel und der Fuss) aus starkem Schmiedeeisen dauerhaft gefertigt sein und von allen Seiten, mit Ausnahme des Deckels, der bei J", J, J feine Drahtgaze statt Glastafeln tragen muss, Glasscheiben haben und zwar müssen mindestens zwei Seiten des Terrariums durch Glasthüren K, H zum Oeffnen und der Deckel zum Abheben sein. / 355 AX/UViW Viel wichtiger sind die H ö h e ii maasse, welche nicht .unter 8 — 10 cni betragen dürfen. Bei E ist ein nach oben sich za einem Trichter erweiterndes Zinkeingussrohr angebracht, welches zum Eingiessen von Wasser dient und während des Betriebs mit einem Baumwollenflock oder einem durchbohrten Kork verstopft wird. Bei D ist ein Ablasshahn angebracht, der dazu dient, um bei etwaiger Reinigung des Behälters das Wasser ablassen zu können. Der wichtigste Theil des ganzen Terrariums ist der untere (zweite) Hohlraum des Bodens. Seine Längen- und Breiten maasse Der Boden des Terrariums, der dreifach ist, muss in allen seinen Seiten und Wänden von starkem schwarzem Eisenblech construirt sein, welches am Besten starker Hitze widersteht. Der obere Theil, der Hohlraum B, der wie der untere die ganze Länge und Breite des Terrariums einnehmen muss, ist inwendig mit starken Zinkplatten wasserdicht ausgelegt und dient zur Aufnahme von Wasser. Die Längen- und Breitenmaasse dieses Hohlraumes richten sich nach der Grösse des Terrariums, indem er die gesammte Bodenfläche auf einmal erwärmen muss. J 356 müssen sich nach dem Bodenraum des ganzen Behälters richten. Die Höhe muss etwa 18 — 20 cm betragen. Dieser Theil muss am solidesten und sorgfältigsten gearbeitet sein, da er den Kern des ganzen Systems bildet. Auf der einen kürzeren Seite ist eine Klappthür G angebracht, die die Zuglöcher F trägt, welche nach Artf der Ventilations¬ klappen an Eisenbahnwagen etc. durch einen -von rechts nach links beweglichen Eiseuschieber beliebig geöffnet oder geschlossen werden können. An der entgegengesetzten S^ite ist ein 5 — 6 cm (im Dujch- messer) breites Abzugsrohr C angebracht, welches in ein Ofenrohr, einen Schornstein, Fensterrahmen etc. geleitet werden kann. Ich habe dasselbe, da meine Terrarien immer am Fenster stehen, durch die Arbeitsstube in den Schornstein leiten lassen und gefunden, dass dies die beste Ableitung ist. In diesen Hohlrauni Ä wird ein Kasten a von starkem Eisen¬ blech gestellt, der ungefähr 16 — 18 cm Höhe hat, vorn bei G mit einem Griff versehen ist und an seinen vier Seiten 1 — 2 cm im Behälter Ä Spielraum hat. Der Boden dieses Kastens wird mit Chamottsteinen von 2 — 2\'2 cm Höhe belegt, auf diese eine 6 — 8 cm hohe Lage reine und absolut trockne Holzasche, auf diese eine 5 — 6 cm hohe Lage Grude-Cooke gestreut, desgleichen au der Thür G eine etwa 5 cm tiefe, -10 cm breite Grube gemacht, diese mit Sägespähnen, die vorher stark mit Petroleum getränkt wurden, angefüllt, um dieselbe ein Hügel von Grude angehäuft, die Sägespähne leicht mit Grude bestreut und das Ganze angezüudet. Nach Verlauf von etlicher Zeit, etwa 1 — l V2 Stunden wird sich die Gluth der Grude mittheilen und, wenn dieselbe sowie die darunter liegende Holzkohle absolut trocken ist und der Behälter Ä guten Zug hat, ununterbrochen brennen, ohne irgendwie aus- zulöscheu. Das Inbrandhalten der Grude geschieht auf sehr einfache Art. Jeden Morgen und jeden Abend (je nach der Grösse des Terra¬ riums) oder auch nur einmal täglich entfernt man vermittelst eines Löffels die weisse Asche, die sich durch die Verbrennung ~ gebildet hat, bis man auf die in kirschrother Gluth brennende Grude gestossen ist, und füllt die dadurch entstandene Mulde mit neuer Grude, jedoch so aus, dass ein Theil der glimmenden Grude an der Oberfläche sichtbar bleibt, damit dieser Theil durch die Zuglöcher 357 F iu directem Coutact mit der eiiiströmeiiden Luft bleibt; dadurch entzündet sich die frischangefüllte Grude und breitet die Glnth weiter aus. Durch Stellung des Schiebers bei den Zuglöchern F F können diese beliebig erweitert, verengt oder geschlossen Averden, und die Verbrennung wird dadurch regulirt. Durch diese Constructiou kauu keine Ueberwärmung stattfinden, indem die Wasserschicht in B erst durch die Gluth in A erwärmt -wird. Selbst wenn das Wasser in B siedend heiss wird und der Dampf aus dem Eingussrohr E herausströmt, so habe ich es in meiner Arbeit über Gongylus ocellatus uachge wiesen, dass die Temperatur im Terrarium keine zu hohe wird, indem 24,5® R. für exotische, ja sogar für europäische Reptilien keine zu hohe Temperatur ist. Die 8 — 10 cm hohe Sandschicht, die den Boden L bedeckt, hemmt die directe Einwirkung der Hitze des siedenden Wassers auf die In¬ sassen des Terrariums. Auch ist eine plötzliche Erkaltung nicht möglich, wenn -man darauf Bedacht nimmt, dass das Glimmen im Behälter nicht aufhört. Sollte, durch irgend eine Unachtsamkeit dieses deunoch eintreffen, so bleibt das Wasser in B und die Sandschicht auf L noch genügend lange Zeit warm, um das Anzüudeu zu bewerkstelligeu ohne Gefahr zu laufen, dass die Temperatur im Terrarium sinkt. Was den Verbrauch der Grude anbelaugt, so hängt dieser haupt¬ sächlich von der zu erwärmenden Bodeufläche sowie vom Cubik- Tuhalt des Terrariums ab. Ein Terrarium von circa 1 Cubikmeter Gehalt, in dem die Tem¬ peratur von -|- 22 ® R. constant herrscht und das am Fenster steht, bedarf täglich — U®/i7 Pfund Grude, indem ein Centner für 51 — 56 Tage ununterbrochener Heizung ausreicht. Da die Grude pro Centner nur 80 Pfg. kostet, so belaufen sich die Kosten des Betriebs auf U®/i7 — 1^/7 Pfennig pro Tag. Gewiss das billigste Heizmaterial! Nach sorgfältigen Versuchen, bei genauer Regulirung der Zug¬ löcher F F differirte die Temperatur der Luft im besagten Terrarium iu 1 94 Versuchstagen ununterbrochener Heizung laut Maximal- und Minimalthermometer nur 1,78® Ri, und ich kann wohl nicht mit Unrecht behaupten, dass dieses System heizbarer Terrarien gegen¬ über allen andern das billigste, sicherste, bequemste, rein¬ lichste und gefahrloseste ist. 358 In diesen Teri-arien haben sich Chamaeleo vulgaris^ Ophmis tor- quatiis^ PJirynosoma orhiculare, Iguana turhiculata^ Flestioäon Aläro- vand% GongyJus ocellatus, Stellio vulgaris, Uromastix sgnnipes u. v. a. vortrefflich gehalten. Ja noch mehr: Gongylus ocellatus hat sich mehr¬ mals gepaart und lebendige Jungen abgesetzt, die vortrefflich ge¬ deihen, Chamäleons haben sich gehäutet, vor meinen Augen' gepaart, Eier abgelegt, die nachher in Gläsern gezeitigt worden sind, so dass in meinen Terrarien junge Chamäleons von aus Syrien direct importirten Eltern ans den Eiern herauskrochen und einige Zeit gelebt haben. ^ üeber dieses werde ich in den nächstfolgenden Heften dieser Zeit¬ schrift eingehenden Bericht erstatten. Die Firma Hermann Wilcke in Mühlhausen i. Th. hat die Fabrikation meiner Terrarien übernommen und liefert dieselben vor- schriftsmässig nach meinen persönlichen Angaben zu einem sehr soliden Preise bei durchaus tadelloser Arbeit, so dass ich Jedem be¬ sagte Firma bestens empfehlen kann-. Der rotlirüekige Würger, Lanius collurio, als Stubeiiyogel. Von Karl Müller. Seit 25 Jahren hielt ich zum ersten male wieder in diesem Sommer rothrückige Würger in der Gefangenschaft, und ich habe bei dieser Gelegenheit neue Eigenthüinlichkeiten an diesen vorzüg¬ lichen Stubenvögeln wahrgeuommen. Vor allem muss ich der Meinung entgegentreteu, dass dieser Würger schwer zu zähmen sei: Abgesehen von Exemplaren, die sich sofort nach dem Fang und der Versetzung in den Käfig durchaus nicht stürmisch sondern ziemlich ruhig, besonnen und, wenn ich so sagen darf, gewisser- massen heimisch betrugen, habe ich auch die aller uugeberdigsten Individuen dadurch in kurzer Zeit zum artigen Benehmen gebracht, dass icli sie in die am frequentesten besuchte Wohnstube an ein zwar durchaus helles, aber doch dabei geborgenes Plätzchen versetzte. Bei solchen Polterern wurde natürlich immer erst abgewartet, bis sie in der einsamen Stube entweder Käfer und Mehlwürmer oder • rohes Fleisch angenommen hatten, während andere Exemplare vor den Augen der Menschen alsbald das dargebotene Futter sich wohl- schrnecken Hessen. Bei einzelnen Würgern ist es mir passirt, dass sie trotz des sofortigen Fressens und geschickten Benehmens im — 359 Käfig schon nach wenigen Tagen starke Abmagerung zeigten,' und in solchen Fällen möchte ich jedem rathen, den Vogel sogleich der Freiheit wiederzugeben. Indessen gibt es für de n rothrückigen Würger kein besseres, gesünderes und ani m i re n deres Nahrungsmittel in der Gefangenschaft als frische Amei¬ senpuppen. Es fällt auch nicht schwer, ihn gleich anfangs daran zu gewöhnen, wenn man bereits angenommene Mehlwürmer in kleine Stücke zerschneidet und den frischen Puppen beiraischt. Die Folge solcher Behandlung ist die erfreuliche, dass der Würger nach wenigen Tagen seinen Gesang erhebt und ungemein flefssig während des gan¬ zen Tages damit anhält. Die im Juni gefangenen Exemplare lassen sich natürlich nicht so leicht mehr zum Singen bewegen, als die im Mai erhaltenen. Dadurch, dass der Vogel an den Anblick der auf- und abwandeluden Menschen gewöhnt wird, steigert sich seine Gesauglust. Besonders ist es das weibliche Personal, welches ihm sehr bald sympathisch wird, weil dieses ihn fortwährend umgibt und nicht beunruhigt. Wer ihn füttert und dadurch stören muss, wird gefürchtet und mit stürmischem Flattern empfangen. Auch kann der frisch gefangene Würger das scharfe Anschauen von Seiten des menschlichen Auges durchaus nicht leiden. Scheinbare Gleich¬ giltigkeit in der Umgebung zähmt ihn, wie ja auch die andern Stuben vögel, am ersten. Die Unterscheiduugsgabe, welche er den mannigfachen Erscheinungen in seiner Nähe gegenüber bew^eist, zeugt von Intelligenz nach dieser Richtung hin. Wählt mau einen Würger aus, so greift man am rathsamsten nach recht altem Vogel, und dieser ist kenntlich an seiner blendend weisseu Unterseite, die nur matt von Rosa überhaucht ist. Die jün¬ geren Männchen sind dunkler, gewissermassen schmutzig gefärbt. Das Alter des Vogels in der Freiheit ist überhaupt ersichtlich an der helleren Coloratur. Bei dem Bluthänfliug färbt sich allerdiijos das erst bleiche Roth alljährlich in leuchtendes Blutroth um, aber im hohen Alter wird der Hahn heller, fast gelb. Auch unter den Pirolen sind die hellgelben, nicht dunkelgelben die älteren Männchen. Die dunklen Stellen auf der Unterseite des einjährigen und zwei¬ jährigen Würgermännchens sind noch gleichsam die Schatten, welche die grauen Wellen der Jungen im Sommer und Herbst ihrer Entstehung in die ersten Altersstadien hinein werfen. Die alten Vögel sind meistens die fertigeren und vielseitigeren Meister. Es scheint demnach, als ob der Würger in der Freiheit als Einjähriger noch nicht mit seiner Ausbildung abgeschlossen habe. V sondern auch später noch im Stande wäre, Neues zu lernen und namentlich sich im Vortrag zu verbessern. Indessen gibt es auch jüngere Männchen, die Vorzügliches leisten, und es kommt dabei auf Talent und auf Gelegenheit zur Ausbildung an. Es entsteht nun die Frage, wo eignet sich der junge Würger die Menge der fremden Gesäuge au. Denn, wohlgemerkt! wir hören fern vom Walde und fern vom Wasser und Sumpf den Würger der Garten- oder Feld¬ hecke die nur an jenen erwähnten Orten befindlichen Vögel nach- ahmeu. Unstreitig ist dies eine Errungenschaft, welche mit aus der Fremde gebracht wird. Während des Winteraufenthaltes in der Fremde nimmt der junge Würger, mit allen möglichen Sängern in unmittelbarer Nähe zusammen wohnend, den Reichthum der Lieder und Rufe an und fügt sie als Potpurricomponist meisterhaft an¬ einander. Höchst wahrscheinlich bereichert sich der talentvolle Musiker im Laufe darauffolgender Jahre durch sorgfältigeres Studium in der Ausführung des Vortrags und durch neue Aufnahmen bis zu ge¬ wissen Grenzen. Aber ich habe noch eine andere Art des Lernens beim roth- rückigen Würger kennen gelernt; er ist, wie ich mich genau über¬ zeugte, vielfach das Kind oder der Schüler seines Vaters. Ende August und Anfangs September habe ich die jungen Würger in der Nähe des Vaters, welcher seine Weise als leise Nachklänge aus der Früh¬ lingszeit vortrug, aufmerksam lauschend oder wenigstens stille sitzend versammelt gesehen. Jünglinge mit so eminentem Gedächtniss und so hervorragender Nachahmuugsgabe saugen da natürlich die, wenn auch in unterdrückter Sprache gegebenen, aber doch immer scharf genug ausgeprägten Gesänge tief in das musikalische Ohr ein und bilden sich später darnach grösstentheils aus. Ausserdem hören sie noch solche Vögel locken und singen, welche ihr Lied und ihre Rufe bis in den Herbst hinein ausdehnen oder jla doch wenigstens reci- ' tirend wieder aufnehmen. Wie sehr aber die Ansicht als die richtige sich herausstellt, dass die Würger sich hauptsächlich in der Fremde ihre Weisen aneignen, geht auch aus dem Umstande hervor, dass im Walde wohnende Würger von mir belauscht worden sind, die keinen einzigen Waldsänger, sondern nur Feld- und Hausgartensäuger nachahmten. Es besteht eine grosse Verschiedenheit unter den Individuen nicht bloss in Bezug auf das Repertoire, sondern auch in Rücksicht auf Ausführlichkeit, Naturtreue und lauteren Klang des Vortrags. Ein jüngerer Würger, der Mitte Mai gefangen wurde, liess sich nur 361 in leisem Vortrag hören, während ein Ende Mai gefangener älterer Würger sich so laut vernehmen Hess, dass man ihn in dem Hausflur und in der verschlossenen Nebenstube deutlich verstand. Jener trägst rascher und ohne bei dem Einzelnen lauge zu verweilen vor, dieser führt sorgfältig aus, in wunderbar täuschenden Toufarben ausmaleud. Der jüngere hat einen Doppelschläger unter den Edelfinken gehört und trägt diesen Doppelschlag entzückend schön vor; der ältere gibt den einfachen Finkenschlag, aber viermal hinter einander, er singt eine halbe Minute lang das Lied der Lerche, treu die schwebende Himmelskönigin aus der Höhe reproducirend. Das Lied des Blut- hänfliugs, des Grünlings sammt den Locktöuen und den Rufen, die zum Aufbruch mahnen, vernimmt man; wir hören den Gesang und die Locktöne des Stieglitz, das Lied und die Zankstrophe der Amsel, fünf markige Drosselrufe, das dreimal wiederholte Rauchschwalben¬ lied, das Balzen und Knappen des Staars, das Geschrei der jungen zusammeugescharten Staare, die ihren Eltern' folgen , den Pirolruf, vermittelt durch die Kehle des Staares, die Gesänge der Dorn- und Klappergrasmücke, des Baumrothschwänzchens und weissflügeligen Fliegenfängers, des kleinen Weideulaubvogels, das Wettern der Kohl-, Blau- und Sumpfmeise nebst den Locktönen, das bei der Jungen¬ pflege häufig wiederholte Locken des Baum- und Hausrothschwänz- chens, drei bis vier Nachtigallenstrophen, die drastisch wirkende Darstellung des in Zorn gerathenden zankenden Haussperlingmänn¬ chens, die 'Locktöne des Feldsperlings, tiefe Rabentöne, das in mehr¬ facher Wiederholung sehr schön ausgeführte Lied des auf- und nieder¬ schwebenden Baumpiepers und das Gewulle junger Gänse, in welches sich höchst komisch der tiefe Ton der alten Muttergans mischt. Der junge Würger zeichnet sich durch ausserordentlich schöne Nachtigallenstrophen und durch einen Hänflingschlag aus, wie ich ihn schöner aus der Kehle eines Hänflings nie gehört habe. Während dieser 18 Lieder und Rufe der Vögel reproducirt, repräsentirt der ältere Vogel 26 Vögel. Nun frage ich: was kann den Liebhaber der Stuben vögel mehr interessiren ? Ja, es ist ein köstlicher Genuss, diesem trefflichen Sänger zu lauschen und durch ihn sich Natur- scenerien vor die Seele malen zu lassen durch eine Kunst, welche kein anderer Vogel in solchem Maasse besitzt. Wenn der Meister Nummer 1 die Wullchen mit der Alten vorführt, so muss meine ganze lauschende Familie unwillkürlich herzlich lachen. Der jüngere Vogel gibt aber nicht bloss diese Töne wieder, sondern schildert, bis jetzt freilich nur leise, eine g'änze Herde Gänse, die dem Dorfe zueilt. 362 lind einzelne Töne geben deutlich zu verstehen, dass der Hund oder der Hirte mit der Peitsche hinter ihnen her ist. Während des Winters erhalten meine Würger aufgequellte Ameisenpuppen, klein gehacktes gekochtes Fleisch, rohes Fleisch und / Mehlwürmer, im Sommer nur frische Ameisenpuppen. Die Lebensdauer der Thiere im zoologischen Garten zu Hamburg. ^ Von Director Dr. H. Bolau. " (Schluss). Tauben, G y r a n t e s. Dauer ihres Aufent- Namen der Thiere. halts im Garten. ' .Jahr. Mon. Tge Manumea, Didunculus strigirost-ris Jard. . . 1 6 17 FJaumfusstaiibe, Ptilinoptis fasciatus Peale .... 4 1 23 Rothköpfige Flaumfiisstaube, Pt. Jamhu Gm. ... 1 — 13 Zweifarbige Fruchttaube, Carpophaga bicolor Scop. *. 13 26 Ringeltaube, Palumhus torcpiatus Leach . 1 6 3 Streifentaube, Columba maculosa Temm . 6 — 8 Felsen taube, C. livia L . . . . *15 — 12 Weissköpfige Taube, C. leucocepJiala L . 2 8 18 Nonneutaube, G. leuconota Vig . 1 1 20 Waudertaube, Ectogyistes migratorius L . 4 6 2 Aegypt. Turteltaube, Turtur senegalensis L. ... 7 8 14 Diissumier’s Turteltaube, T. Temm. ungefähr 8 — -- Weissflüglige Taube, Zenaida leucoptera L. ... 7 — — Bronzeflügeltaube, PJiaps chalcoptera Lath . 7 10 1 Wongataube, Leucosarcia picata Lath . 5 3 21 Schopftaube, Ocyphaps lopliotes Tem. . 6 5 16 Kragentaube, Caloenas nicobarica L . - . . 3 11 1 Samoataube, C. Stairii G. R. Gr . 1 9 26 Blutherztaube, C. cmentata Gm . 3 11 15 Kronen taube, Goura coronata L . ^ 5 823 Hühner, R a s o r e s. Farn. Flughühner, Pteroclidae. Steppenhuhn, Syrrhaptes paradoxus Pall . 5 6 29 Gangahuhn, Pterocles olchata h.. . 5 429 Baudflughuhn, Pt. Licldensteinii Tem . 1 10 5 3(33 Farn. FeldhiUmer, Tetraonidae. Dauer ihres Aufent- Namen der Thiere. halts im Garten Jahr. Mon. Tffe Steinhuhn, Caccahis saxatüis Meyer ..... 2 9 13 Roth huhu, C. rufa L . . . . (3 3 12 Fraukoliuhuhu, Francolinus Glappertonii Cliildr. . 1 9 10 Fraukoliuhuhu, Francolinus capensis Gm. . 3 11 25 Rebhuhn, Perdix cinerea L . 5 — 13 Farn. Fasanen, Pliasianidae. - Wallich’s Fasan, Phasianus Wallichii Hardw. . 8 — 28 Buutfasau, Ph. versicolor V . 10 5 25 Köuigsfasan, Ph. Peevesii Gray . 3 10 8 Ohrfasau, Crossoptilon mantchuricum Swiuh. 8 9 16 Feuerrückenfasau , Fuplocamus Vieillotii G. R. Gr *4 11 23 Sil berfasau, F. nycthemerus L . 0 10 9' o *3 7 28 Siamfasau, E. p)^oelatus Bp . 1 21 Rothwaugeufasau, E. erythropJdhalmus Raffl. . ^4 11 23 Stahlblaues Fasauhuhu, E. Cuvieri Temiu. . 14 3 15 Weisshaiibiges Fasauhuhu, C. albo-cristatus Vig. . 5 — 13 Gabelhuhu, Gallus furcatus Tem . 4 10 9 Pfau, Pavo cristatus L . 6 3 20 Argusfasau Argus giganteus Tem. . . o O 11 1 8 7 26 Geierperlhuhu, Acryllium vulturinum Hardw. . 4 11 20 *5 5 20 Nubisches Perlhuhn, Numida ptilorhyncha Lchtst. 5 — 21 , 7 5 3 Hauben- Perlhuhn, N. Pucherani Hartl . 1 l 6 10 23 Helmperlhuhn, N. mitrata Pall . 7 1 9 Fain. Orossfusshühner, Megapodiidae. *12 8 4 Talegalla, Talegalla Laihami Gray . 2 29 Farn. Hockos, Cracidae. Blauschuäbliger Hocko, Grax Älherti Fräs. . 7 5 15 Gemeiner Hocko, Gr. alector L . 3 9 5 ( 12 2 19 Mutung, Gr. carunculata Temm . 1 1 7 7 5 364 Dauer ihres Aufent- Namen der Thiere. Hocko, Cr. globicera Tem. . . . . Schwarzer Hocko, Cr. globiilosa Spx. (?) . Mitn, Mituci tnherosa Spx . • . . Helmhocko, Fauxi galeafa Lath . Peiielopelmhn, Fcnelope cristata L . Weissschopfiges Peuelopehuhii, P. leucoloplnts Bp. Jakühuhii, Ortalida garrula Humb . Geflecktes Marailhuhii, 0. guttata Spx . Faiu. SteissliUhner, Tinamidae. Steisshubn, Hhynchotus rijfesceus Tem . Graues Steisshuhn, Tinamus cinereus Gm. , Steisshuhii, T. obsoletus Tem . Steisshuhn, T. noctivagus Pr. Wd . Laufvögel, Brevipeunes. Strauss, Struthio camelus L. . . . . Helmkasuar, Casuarius galeatus V . Emu, Dromaeus Novae Hollandiae V . Sumpfvögel, G r a 1 1 a e. Brachvogel, Numenius arcuatus L. . * . x4usternflscher, Haematopus ostralegus L. . . . Steiuwälzer, Strepsüas interpres L . Australischer Dickfuss, Oedienenius grallarius Lath. Zweistreifiger Dickfuss, '0. bisU'iatus Wgl. . Sporeukiebitz, Vanellus cayennensis Gm. Scheideuschnabel, ChionH alba Forst . Grosstrappe, Otis tarda L . Seriema, Dicholophus cristatus L . Riesenralle, Ballina gigas Gm . Blässhuhn, FuUca atra L. mindestens .... Sch warzrückiges Purpurhuhn, ForpJiyrio melanotus Tem ini Garten. ihr. Mon. Tge. 6 6 14 5 5 9 14 6 28 13 1 6 12 4 21 7 9 8 9 7 20 4 11 5 2 4 27 3 4 10 1 3 *2 — 1 2 8 14 1 4 19 6^ 6 7 10 8 5 3 17 *4 1 21 *5 8 8 5 7 7 *7 8 rr t G 2 29 =^1 9 16 3 1 3 *1 9 29 5 4 13 1 — 21 8 2 19 9 11 8 7 7 25 2 11 21 2 8 22 365 Namen der Thiere. Weka, Ocijdromus australis Sparrm. , Trompetervogel, Fsophia crepitans L. Jiingfernkranicl], Grus virgo L . AntigODekranich, G. Antigone L . Gern. Kranich, Gr. cinerea Bchst. r . . . Austral. Kranich, Gr. austraJasiana Gould . Antigonekranich, Gr. Antigone L . Königskranich, JBalearica regulorum Lchtst. Kronenkranich, JB. pavonina L. . ♦ Paraclieskranich, -Tetrapteryx paradisea Lcht. Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. Mon. Tge- *10 5 10 2 — 2 13 — 8 *11 8 6 6 5 22 10 11 14 *8 7 13 2 7 9 *2 11 28 *12 11 6 12 4 14 6 6 17 Storchvögel, Ciconiae. Riesenreiher, Ardea Goliath Temin . Purpurreiher, A. purpurea L. . . . , . . Seidenreiher, A. gärzetta L . Silberreiher, A. alha L . Gelbschnäbliger Silberreiher, Jl. egretta Gm. . Nachtreiher, A. nycticorax L. . . Riesenstorch, Mycteria australis Lath. Marabu, Leptoptilus crumenifer Cuv . Rother Ibis, Ibis rubra L. . . ' . Ibis, I. religiosa Lath Sichler, Falcinellus igneus Gm. . Löffelreiher, Flatalea leucorodia L. I i f i Rother Löffelreiher, Fl. ajaja L* ungefähr . 5 9 22 *5 8 2 *6 11 8 *6 11 8 5 3 18 12 6 21 2 11 18 *11 1 21 9 3- *5 11 16 *15 11 15 *13 3 10 9 5^9 7 9 28 7 5 29 7 9 13 3 — — Eutenvögel, Lamellirostres Cuv. Fam. Flamingos, Plioenicopteridae. 1 md. 1 2 • 1 » 13 9 10 Flamingo, Fhoenicopterus aydiquorum Tem. . . 7 20 j md. 1 3 • 1 »*11 4 17 Rosenflamingo, Fh. ruber L . 6 24 366 Farn. Welirvögel, Palamedeidae. Namen der Thiere. Hirtenvogel, Chaima chavaria L. . . . Wehrvogel, Palamedea cornuta L . , Fam. Schwäne, Cygnidae. Schwarzer Schwan, Cygnus atratus Lath. Singschvvan, C. musicus Bchst . Weisser Schwan, C. olor Gm . Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. Mon. Tge. * _ 8 19 11 21 7 - 18 6 11 ^21 *15 2 21 *13 11 25 *16 1 11 Faiu. Gänse, Anseridae. Saatgans Änser segetum L. mindestens "5 Indische Gans, A, indicus Gm . *8 Lockengans, Ä. cinereus^ var. danuhiensis mindestens *14 Grangans, A. cinereus Gm . *8 Kurzschnäblige Gans, A. hrachyrhyncJius Baill. . { 4 Blässgaus, A. alhifrons L. mindestens . 10 Ringelgans, A. hernida L . 4 Nouneugans, A. leucopsis Bchst . . . **5 Sandwichgans, Cloephaga sandvicensis Vig . 4 Berggaus, CI. poliocepdiala Sei . 6 Magellansgans, Gl. mageJlanica Gm. *4 ‘ r *7 Hühnergaus, Cereopsis Novae Hollandiae Lath. . j g Fam. Sporengänse, Plectopteridae. Nilgans, Chenalopex aegyptiacns L. ungefähr ... 8 Spore ugans, Flectopterus gamhensis L . 3 2 1 7 8 4 10 6 5 6 3 8 10 5 Fam. Brandenten, Tadornidae. Fuchsenten, Casarca riitila Pall, mindestens Singente, Dendrocygna aiitumnalis mindestens Maskeuente, D. viduata L. ...... . Baumeute, D. arhorea L . 2 3 *3 4 f / 2 2 6 Fam. Enten, Anatidae. Malakkaente, Anas poecilorhyncha Gm. mindestens . *4 3 Schnatterente, Chmilelasmiis streperus L. mindestens 2 1 1 10 3 28 24 5 3 12 14 24 7 9 10 23 9 11 18 10 20 367 Namen der Thiere. Löffelente, Hhyncliaspis clypeata L. miudestens Moschnsente, Cairina moschata L. mindestens . Krickente, Querquedula crecca L. mindestens Pfeifeüte, Mareca penelope L. mindestens Dauer ihres Aufent¬ halts im Garten. Jahr. 3 Mon. Tge. 6 — 2 7 25 2 11 20 3 — — Fain. Tauchenten, Fuli^ulidae. Reiherente, Fuligula cristata L. mindestens Tafelente, F. ferina L. mindestens . Bergente, F. marila L. mindestens , , , . Moorente, Nyroca leucopMialma Behst. . Schellente, Glauc/ion clangula L. mindestens t Eiderente, Somateria mollissima L . 3 6 — 3 6 — 3 6 — 3 6 — 3 6 — 2 11 17 3 117 Faul Sä^ej’, Mergidae. Kleiner Säger, Mergiis alhellus L. . . . 1 — R 11 d e r f ü s s 1 e r , S t e g a n o p o d e s. Helm-Pelekan, Pelecamis crispus Feldegg Gern. Pelekan, F. onocrotalus L . Kormoran, Phalacrocorax Carito L. mindestens M ö V e n , L 0 n g i p e u u e s. Mantelmöve, Larus marimis L. mindestens . Heringsmöve, L. fiiscus L. mindestens .... Silbermöve, L, argentatus Brünn mindestens Weissfiüglige Möve, L. leucopterus Faber Raubmöve, Lestris catarrJiactes L . 9 *12 *5 3 3 3 2 9 — 16 11 21 6 — '6 — 6 — 6 — 9 16 8 19 Taucher, Urinatores. Brillen-Pinguiu, Spheniscus clemersus L. 1 9 6 368 Die deutsclien Waldhühner. Von Dr. med. W. Wurm. (Schluss.) Auch bezüglich der Details der Auerwi Id jagd muss ich auf meine, das Thema • gründlich behandelnde Monographie verweisen, hier dagegen mich mit einer allgemeinen Zusammenfassung begnügen. Wenn auch der seiner Zeit hochberühmte Malmitzer »Auerhahn¬ orden« nicht mehr zu erringen ist, so hat die Auerhahn jagd, ohnedies der Natur der Sache nach ein Privilegium weniger Auserwählter, dennoch Reize genug bewahrt, dass ihr jeder Waidmann, hochfürst¬ lichen wie niedrigsten Standes, mit Leidenschaft huldigt. Und wirklich bietet keine andre Jagd so viel reiner Waidmannsfreude, so viel hochromantischeu Interesses, so viel poetischen Naturgeuusses, so viel ' wissenschaftlicher Anregung als die auf unsern Waldhühuer- könig. »Die Frequenz der Auerhahubalze in unsern Bergen, sagt darum Bucheuthal ohne Uebertreibung , ist für den wirklichen Waid mann der Superlativ alles Jagd Vergnügens, der höchstens noch die Zeit der Hirschbrunft ebenbürtig zur Seite steht. Hat der Jagd¬ liebhaber nebst den allgemeinen Jägertugeuden noch offnen Sinn für die Natur und ihre Schönheiten, so ist vor Allem die Hahnenbalzzeit geeignet, iutensiv zu Gemüth zu sprechen und einen Reiz auf den Kenner auszuübeu, dem nicht so leicht zu widerstehen ist, kündigt endlich einmal die Abnahme von Schnee und Kälte den nahenden Frühling und die mit ihm gleichzeitig eintretende Balzsaison an.« Im Gegensätze zu dem beliebten abendlichen Schnepfeuanstande, wo es rings umher oft lustig knallt, unterbricht nie oder nur selten ein fremder Schuss die feierliche Waldesstille bei der Balzjagd. Zu¬ weilen vernimmt der Hahnenjäger dagegen am späten Abende oder am frühen Morgen seltsame Thierstimmen, Paaruugs-, Schreck- oder Warnuugsrufe, deren Urheber weder der naturwüchsige Waldläufer noch der geschulteste Thierkundige irgend benennen kann und die oftmals selbst den darüber verhoffenden Hahn lange verstummen machen. Wie manches Mal mag da ein aus fernen Regionen ver¬ schlagener Fremdling sich herumtreiben. Man hat mit Recht be¬ hauptet, dass jede neue Balzsaison auch neue Wahrnehmungen und Entdeckungen bringe, sowohl in Bezug auf das Auerwild speciell als auf die Naturkunde im allgemeinen. Freilich muss der Acteur auf dieser herrlichen Scenerie auch beweisen, dass er des Namens 369 »Jäger« überhaupt würdig sei, dass im Besoiidern seine Ausdauer und seine Körperkräfte ihn zur Ertragung mancher Strapazen und Entbehrungen befähigen, dass Auge und Ohr hinreichend fein or- ganisirt seien , dass eine sichere Hand mit Lebhaftigkeit und doch mit Vorsicht und Gelassenheit sich verbinde, dass er die Natur seines Wildes, sowie die des zu bejagenden Terrains kenne, dass er, rasch ' entschlossen, auch ungünstige Lagen zu benützen und durch correctes Handeln zu verbessern verstehe. Und hat er diese Bedingungen alle erfüllt, so muss er noch trotzdem und ausserdem manches Miss¬ geschick mit Würde zu tragen wissen, wenn störender Sturm und Regen weite Reisen, beschwerliche Aufstiege, schlaflos und uncom- fortabel zugebrachte Nächte unbelohnt Hessen, wenn der Hahn nicht am Platze war oder nicht Lust hatte zu balzen oder bereits in frühester Dämmerung nach seinem Harem abstrich, wenn zufällig aufgegaugeue Hennen ihn mitnahmen, wenn er - sich fortwährend überstellte, wenn ein reines Ungefähr ihn verscheuchte, wenn die Nacht oder dichtes Geäste das Thier verbarg oder deckte oder wenn umgekehrt Vollmondschein oder Tageshelle zu Verräthern wurden, wenn die trügerische Beleuchtung zu einem irreparablen Fehlschüsse Veranlassung gab, oder wenn der Hahn, zu Holze geschossen, ver¬ loren ging. Aber wenn der Schütze sich erst sagen muss, dass eigenes, leicht vermeidbares Verschulden das Unheil herbeigeführt hat, — doch schweigen wir von diesem, vielleicht ein ganzes Jahr lang, vielleicht lebenslänglich nagenden Wurme! »Wenn aber der Schuss glückt,’ wenn es fallend herunterrauscht durch das Gezweig und schwer auf den Boden plumpt und man ihn hat, den 8, sogar 12 Pfund wiegenden Vogel, und der erste Morgenstrahl lässt ihn - beschauen als einen vollwichtigen alten Pechhahn, dann ist es wohl lustig und steckt man gerne die schönen schwärzen Schaüfelfedern , auf den Hut!« (v. Ko bell.) Reine Zufallsschüsse sind beim Auerwilde entschieden viel seltner als bei andern Jagdthieren ; der Hahn muss fast ausnahmslos durch bewusstes, correctes Handeln, unter Aufwand einiger Mühe wohl verdient werden. Weichlinge und Sonntagsjäger versuchen diese Jagd nur einmal. Alle diese Momente, gute wie böse, sind es, denen sie ihren hohen Reiz verdankt, dessen willen erfahrene Hahnenjäger in früheren Zeiten das Geheimniss des Anspringens nur auf ihrem Sterbebette einem Nachfolger anvertrauen mochten. Der rechtschaffene Jäger schiesst nur Hähne und schont sorg- fältiof die ohnedies vielen Gefahren ausgesetzten Hennen. Auch wird 24 370 er keineswegs den ersten besten Hahn, den er gerade erreichen könnte, auch wirklich abschiessen sondern sich an einen rationellen ßeschussplan halten. Der gute Jäger wird auch ehrlichen Kampf kämpfen gegen die scharfen Sinne seines Wildes, indem er den Hahn bloss bei der Balze und nicht bei einem Pirschgange oder gar ihn im Schlafe beschleichend erlegt. Er wird auch nur während des Schleifeus schiessen, um ein schmerzloses Verenden herbeizuführen und um sich' die Möglichkeit eines zweiten Schusses zu sichern, und höchstens bei der Bodenbalze oder wenn der überhaupt schussmässige und schussgerechte Hahn durch plötzliches Lang- und Schmalwerden, vStrecken des Kragens, Vorrücken gegen die Astspitze sein bevor¬ stehendes Abstreichen anzeigt, eine Ausnahme hiervon machen. Er wird nicht durch einen leichtsinnig weiten Schuss das edle Thier elend zu Holze schiesseu sondern, ' wenn er ihm nicht nahe kommen konnte, ein andermal bessere Chancen suchen. Müsste mau von seinem Beobach tuugsposten aus irgend einem Grunde, z. B. wegen eines nicht mehr zu bewältigenden Hustenreizes , vor der Zeit ab¬ gehen, so empfiehlt sich, dies in möglichst gebückter Haltung und leise trippelnd zu thun, um im Hahne die Meinung zu wecken, irgend ein vierfüssiger Mitbewohner des Waldes treibe hier sein Wesen, oder auch sich als heimkehrender Holzhauer zu gerireu, mit einigen belaubten Aesten' auf der Schulter, ohne zu schleichen, stehen zu bleiben oder in die Höhe zu sehen, in gewöhnlichem Schritte, vielleicht auch singend oder pfeifend, keck an ihm vorüber zu gehen. Einer meiner jagdfreunde sprang in solchen Lagen dreimal galop- pireud davon, ohne die Hähne zu verderben, welche den Lärm einem Rehe zuschreiben mochten. In den früheren wildreichen Zeiten scheint auch die Herbst¬ balze lohnend für die Jagd befunden worden zu sein; heutigen Tages dürfte die Schiesszeit auf die Epoche vom 15. April (im Hoch¬ gebirge 24. April) bis 31. Mai zu beschränken sein, obwohl das frisch ausgefärbte Gefieder und das zartere Wildpret der Herbstsänger manchen Schiessl nstigen in Versuchung zu führen vermöchte. Gegenwärtig ertragen die allenthalben reducirten Stände nicht einmal mehr in Russ¬ land und Norwegen, geschweige denn bei uns, das Buschiren und Locken des Auerwildes (mittelst des Hühnerhundes, des Auerhahnbellers und des Hennen- und Jungenrufes), wobei namentlich Hennen und Junge massenhaft hinweggerafft, die Reviere also gründlich »ausgefegt« werden. Der Jagdherr muss berechtigten und unberechtigten Mond¬ schein- und Fackeljägeru, Schlingen-, Laufdohnen-, Prügel- und Klappfallenstellerii mit aller Wachsamkeit uud Energie entgegen¬ treten, und selbst bei gewöhnlichen Wintertreibjagden in Auerwild¬ revieren wird er sich die Schützen wohl ansehen, denen er etwa die ausnahmsweise Erlaubniss ertheilt, auf einen allenfalls daherreitenden Auerhahn zu feuern; denn zu leicht wird bei solchen Gelegenheiten das Thier nutzlos verschossen oder doch — erschreckt. • Ein dem Kölner zoologischen Garten überbrachter Auerhahn war merkwürdiger Weise auf einem gewöhnlichen Vogelherde gefangen Avorden. So bleiben denn als waidmännisch in allen Ehren zulässige Methoden des Auerhahnabschusses in der Balzzeit: Die Jagd auf dem Einfälle und die Jagd bei der Frühbalze. Bei der ersteren lauert man des Abends wohlverborgen und stille in der Nähe der Einfallbäume und kann dann den ankommenden Hahn entweder aus dem Verstecke beim Aufbaumen oder, falls er balzt und man zu weit ^von seinem Stande entfernt Aväre, nachdem man ihn schuss- mässig angesprungen , mit gröberen Hasenschroten schiessen. Bei der Frühbalze Avird derselbe , nachdem man seinen Stand durch Aviederholtes Verhören oder Verhöreulassen Morgens und Abends ge- nau ausgemacht, ebenfalls mit aller Vorsicht und unter Beachtung der betreffenden Regeln augespruugen und erlegt. Im Allgemeinen ist die Benützung einer guten Doppelflinte der einer Büchse bei dieser Jagd vorzuziehen. Heber die Verwendung des Auerwildes war be- reits im einleitenden Artikel die Rede. Thierpflege in Ost- und Westpreiissen während des fünfzehnten und sechzelinten Jahrhunderts. Mitgetheilt von Dr.* med. Wilhelm Stricker in Frankfurt a. M. Der berühmte Geschichtschreiber des Deutschen Herrenordens, Johannes Voigt (geb. 1786 im Meiningen’schen, f 1863 in Königs¬ berg) hat neben seinem grossen Werke: Geschichte Preussens, (9 Bände, Königsberg 1827 — 39) auch einzelne culturhistorische Aufsätze veröffentlicht, Avelche für das in der Ueberschrift bezeich- nete Thema um so Avichtiger sind, als, wie aus dem Nachfolgenden hervorgeht, die Oj-denslande eine reiche Fundgrube seltener, in fürst¬ lichen Menagerien beliebter Thiere waren. Im ersten Jahrgang des »historischen Taschenbuchs, herausgegeben von Friedrich v. Raumer« (Leipzig 1830 S. 167) hat Voigt veröffentlicht: »Das Still-Leben 372 des Hochmeisters des Deutschen Ordens und sein Fürstenhof,« und im sechsten Jahrgang (1835 S. 201) ist Voigt ’s Abhandlung ent¬ halten: »Fürsteuleben und Fürstensitte im sechzehnten Jahrhundert.« Hn der ersten Arbeit heisst es, nach einer Schilderung der hoch¬ meisterlichen Residenz in Marienburg, welche von Obst- und (jemüsegärten umgeben war: »Am Ende der Gartenanlagen breitete sich der hochmeisterliche Thiergarten aus, worin sich des Meisters Menagerie befand. Hier wurden nicht bloss Hirsche, Rehe und an¬ deres kleines Wild unterhalten, sondern auch ein Löwe, den der Meister 1408 geschenkt bekam, erhielt da seinen Zwinger. »Dort standen fünf ausgezeichnet grosse Auerochsen, von welchen ihm vier der Grossfürst Witold von Litthauen als Geschenk über¬ sandt hatte. Man unterhielt hier ferner Meerkühe und Meer¬ ochsen (?), mehrere Bären in einem festen Zwinger und verschiedene Affengattungen. Von diesen letzteren nahm der Hochmeister auch, manchmal zum Zeitvertreib einige mit in seine Wohnung, wo sie zuweilen auch allerlei Unfug trieben, wie sie denn einmal in des Meisters Kapelle geriethen und dort die angemalten Heiligen auf eine jämmerliche Weise zerbrachen und besudelten. Einen Theil des Thiergartens nahm ein kleiner Park ein, welcher der Kanin c hen¬ garten hiess, weil hier der Meister eine grosse Menge von Kaninchen hielt, die in einem mitten in diesem Park errichteten Berg ihr Lager hatten. Ueberhaupt fanden mehrere Hochmeister au der Pflege und Unterhaltung dieser niedlichen Thiere ein ganz besonderes Vergnügen, weshalb man sie auch auf Reisen nicht selten mit Kaninchen für den Thiergarten beschenkte. Bei dem einige Meilen von Märienburg entfernten Ordenshause Stuhm war ein zweiter Thiergarten, welcher noch grösser gewesen zu sein scheint.« Im sechzehnten Jahrhundert, wo ein Thiergarten zum fürst¬ lichen Vergnüge 1 gehörte, wandten sich die Fürsten, um mit frem¬ den Thieren prunken zu können, vorzugsweise an die Hochmeister, später Herzöge in Preussen. Schon 1518 Hess sich der Kurfürst Joachim T. von Brandenburg vom Hochmeister in Preussen einen Auerochsen zusenden, um ihn als seltenes Schaustück in seinen Thiergarten aufzuuehmen; zu gleichem Zwecke sandte nachmals der Herzog in Preussen dem Könige von Dänemark einige solcher • Auer zu. An den Herzog Albrecht wandte sich auch der Graf i Wolfgaug von Eberstein um ein Paar Elende für sein »Thiergärt- leiu, dafür ihm schon von königlichen, kurfürstlichen und fürstlichen Potentaten von allerlei Wildpret gnädigste Beförderung geschehen j 373 sei.« Der Erzherzog Ferdioand von Oesterreich, Sohn des Kaisers Ferdinand L, bat 1558 den Herzog in Preussen für seinen Thier¬ garten in Prag um etliche Paare wilder Rosse und erbot sich zu Oegendieusten. Der Herzog scheint damals diese Bitte erfüllt zu haben, 1566 waren aber die wilden Pferde in Preussen bereits so selten geworden, dass der Herzog eine abermalige Bitte des Erz¬ herzogs nicht mehr erfüllen konnte. Dagegen bat derselbe um »sechs junge Aueröchsle, darunter zwei Stierle und vier Kälber.« Bei dem Zustand der Wege und Transportmittel jener Zeit ist es nur zu natürlich, dass ein grosser Theil der jung eiugefangeuen Elen- thiere, Auerochsen etc. nicht lebend den Ort ihrer Bestimmung er¬ reichte. Voigt hat Klagen des Pfalzgrafen Otto Heinrich (1533) und des Herzogs Wilhelm von Bayern (1514) aufgezeichnet, dass die ihnen zugesandten Thiere auf der Reise verendet seien. Um so merkwürdiger ist, dass ein grosser prächtiger Auerochs glücklich bis nach Mainz in den Thiergarten des Kurfürsten Erzbischofs Al brecht (reg. 1514 — 1545) gelängte. Die Engerling- Plage im Humboldthain zu Berlin. Aus Sparsamkeitsgründen ist in diesem und dem .vorigen Sommer im Humboldthain das Gras nicht so kurz gehalten worden wie früher und wie zur Erhaltung einer dichten , festen Rasennarbe nothwendig ist. Nachdem nun in diesem Sommer das , in Folge der nassen Witterung und des selteneren Mähens lange Gras zum letzten Male beseitigt worden und die frisch gemäh¬ ten Flächen dem intensiven Sonnenlichte mehr als den Sommer hindurch einige Zeit ausgesetzt waren, bemerkte man zuerst auf den grossen Rasenbahueu gelbe Stellen, welche, wie dies häufig in Folg'e lange dauernder Beschattung durch die lang gewordenen Obergräser vorkommt, wie verbrannt aussahen und auch mehrere Tage hindurch nach dem Gutachten des Gartendirectors dafür gehalten wurden. Die Untersuchung jedoch ergab, dass unter der Rasennarbe eine grosse Menge von Maikäfer - Engerlingen , fast ausschliesslich vorjähriger Vermehrung, lagen. In Folge dessen wurden sämmtliche Rasenflächen des Hains untersucht, und man fand wenige Stellen, welche frei von Larven waren. Von etwa ^/s der Gesammtrasenflächen ist die kleinere Hälfte sehr stark (12 — 15 Stück pro Quadratfuss) , die grössere Hälfte dagegen weniger stark, immerhin aber für den Rasen verderblich, mit Engerlingen besetzt. Die Ausdehnung der bevorstehenden Arbeit und der zur Zeit noch günstige Umstand, dass die Engerlinge sich fast ohne Ausnahme in der etwa '3 Zoll unter der Rasenoberfläche liegenden Schicht befinden, Hessen. erkennen, dass sofort energisch vorgegangen werden müsse, wenn nicht der Hain im künfti- 374 gen Sommer anstatt Rasen verdorrte Flächen zeigen , auch die Gehölzbestände, eine höchst werthvolle dendrologische Sammlung, in die grösste Gefahr gesetzt werden sollten. Deshalb liess der Gartendirector sofort an der Vertilgung der Engerlinge arbeiten; die Park - Deputation , deren Genehmigung er nachsuchte überzeugte sich auf den Bericht von Mitgliedern, welche die Verheerung in Augenschein genommen hatten, von der Nothwendigkeit, die Vertilguugsmaass- regeln fortzusetzen. So sind nun seit einigen Wochen etwa 50 Frauen beschäftigt, den Rasen an den am meisten von den Engerlingen heimgesuchten Stellen aufzureissen und die Thiere abzulesen. Es ist dies eine verhältnissmässig schnell von Statten gehende Arbeit, welche, wenn die Engerlinge bei kälterer Witterung, auch noch im zeitigen Frühjahre, sich in tieferer Lage befinden, bedeutend zeitraubender und auch kostspieliger wird. Auf einer 13 Morgen grossen Fläche sind bis jetzt gegen 4 Millionen der etwa gliedlangen Larven vernichtet und dafür rund 2500 Mark verausgabt worden. Sicherlich ist aber mehr als die doppelte Arbeit zu leisten, wenn man mit Bestimmtheit einem späteren Scha¬ den Vorbeugen will. Die verschiedenen in Vorschlag gebrachten Mittel, welche zum Theil dort, wo der Engerling im offenen Boden auftritt, von einigem Erfolg sein mögen, erwiesen sich hier als voll.^itändig nutzlos, weil die Substanzen, seien es nun Lösungen oder pulverförmige, trotz vorherigen Durchhackens mit der Harke, die Engerlinge nicht erreichen. Diese Mittel stark in Anwendung gebracht, würden auch ganz sicher den Rasen zerstören und den Boden auf einige Jahre für die Vegetation unbrauchbar machen. Es wurden Versuche mit Lösungen von Stassfurther Abraumsalzen, Chilisalpeter (1 Pfund auf 9 Liter Wasser), Chlor, Kalilauge, Chlorkalk, gebranntem Kalk, Gyps, Carbolsäure, Jauche von zerquetschten Krebsen etc. vorgenommen, ohne einen nennenswerthen Erfolg herbeizu führen. Wenn die obere Erdschicht für die Thiere dadurch unbrauchbar geworden war, gingen dieselben stellenweise tiefer, um in angemessener Entfernung sich wieder den Graswurzeln zu nähern.^ Auch Bretter mit Zoll von einander entfernten Nägeln in den Erdboden eingedrückt, brachten unter 30 Engerlingen einem eine Verwundung bei, die üebrigeu befanden sich unversehrt in der Erde zwischen den Nägeln. Der Vorschlag, die Maulwürfe zu vermehren, hat ebenfalls wenig Aussicht auf Erfolg. Dieselben müssen wegen der werthvolleu Gehölzexemplare, welche als Vortrupps im Rasen stehen und leicht von den Maulwürfen verdorben wer¬ den, in Schranken gehalten werden. Auch mögen die Maulwürfe wohl in einem trockenen und lockeren Boden zur Vertilgung der Engerlinge beitragen, jedoch in dem festen, feuchten Rasenboden, wo sie die von ihnen unstreitig bevorzugten Regenwürmer in reichlichem Maasse finden, werden sie durch die Engerlinge wenig angelockt. Auf Rasenflächen, an denen kein Engerling ge¬ wesen ist , hat man zahlreiche Maulwürfe gefunden , während auf derselben Fläche, in einer Entfernung von 20 Schritt, eine mit Engerlingen besetzte Stelle vollständig von denselben ignorirt wurde. Ein eingefangener Maulwurf hat die ihm gegebenen Regenwürmer verzehrt, dagegen die gleichzeitig in den Kasten gesetzten Engerlinge mit Ausnahme einiger verschmäht. 375 Es war bis jetzt im Humboldthain kein Maikäferfrass bemerkt worden, und es können die Eier, aus denen die Engerlinge entstanden sind, nur von Mai¬ käfern, die von ausserhalb herangeflogen, auf der Rasenfläche abgesetzt sein. Die Thiere finden hier in dem beregten Geschäft in dem lang gewordenen Grase und der damit zusammenhängenden Lockerung der Rasennarbe die gün¬ stigen Vorbedingungen vor. Es bleibt somit diesem Naturereignisse gegenüber, wie mau die Enger¬ lingsplage hier nennen muss, nur übrig, den Rasen aufzunehmen und die Enger¬ linge herauszusuchen, wozu eine Summe von 5000 Mark erforderlich sein wird. Die Stadtverordneten-Versammlung hat diese Summe sofort bewilligt. Zusätzlich bemerken wir, dass für Berlin und Umgegend das vierjährige Flugjahr gilt und auf das Schaltjahr fällt. Da nun 1880 ein Schalfjahr ist, so liegt noch die Befürchtung nahe, dass, wenn die Ingern nicht vertilgt werden, zu der Ingern- Plage von 1879 noch eine Maikäfer - Plage im Jahre 1880 tritt. (Vorlage des Magistrats an die Stadtverordneten-Versammlung vom 25. October 1876.) Abrechnung der Zoologischen Gesellschaft in Hamburg für 1878. Gewinn* und Verlust-Conto 1878. Debet. An Unkosten: M. Pf. Salaire an die Beamten . 42 176. 89 Löhne an die Thierwärter . 12 988. 86 Gratiale, Extralöhne und diverse Honorare . . 5 220. 22 ~ Statutengemässer Beitrag zur Krankenkasse der Angestellten . 362. 24 Bureauunkosten . 4 605. 79 ' Annoncen, _ Placate und Säulenanschlag ... 4 854. 83 Utensilien (Dienstbekleidung, Inventar -Repara¬ turen etc.) . .' . . . 3 806. 97 Futter- und Verpüegungskosten . 41 876. 29 Thierspesen-Conto * . ' . 1 883. 52 Unterhaltung des Aquariums . . . 815. 23 Bau -Reparaturen und Materialien . 16 603. 34 Feuerungs- und Erleuchtungs-Conto . 6 420. 92 Unterhaltung des Gartens . 15 858. 93 Musik- und Illuminaf ionskosten . 19 465. 10 / Allgemeine Unkosten (Staatsabgabeu, Wassergeld, Prämiirungs- und sonstige Unkosten der dies¬ jährigen Geflügel- Ausstellung, Entsendung des Wärters Freckmann nach Gaboon etc.) . . 10 690. 72 187 629. 85 M. Pf. Transport . . . 187 629. 85 An Abschreibungen; M. Pf. auf Thier-Conto, pr. Inventur . 29 998. 53 » Aquarium- und Terrarium -Thier- Conto, pr. Inventur ... - . . 2 356. 25 » Gebäude-Conto 2^2 °/o von M. 686634. 96 Pf. 17 165. 87 » Inventar-Conto 8% » » 47 615.41 » 3 809. 23 » Garten-Conto . . . . .' . 100. — - 52 429. 88 240 059. 73 Credit. Per Gewinn: Garten-Entree . . Aquarium-Entree . Abonnements-Einnahme . Gewinn aus dem Führerverkauf . . . Gebühren für Umschreibung' von Actien . Restaurations-Pacht • • ; . Zinsen . Diverses . » Geschenk des Herrn Heinr. von Ohlendorff, ein Musiktempel, Werth . 12 000. — » Reserve-Fond: Deficit aus dem Reserve-Fond zu decken . 19 711. 46 • 240 059. 73 t Bilanz Ultimo December 1878. Activa. An Norddeutsche Bank, Banksaldo . » Cassa-Conto, Cassensaldo » Hausposten-Conto, belegte Hauspöste . » Diverse Debitor es . ^ Thier-Conto . M. 176 286. 23 Abschreibung pr. Inventur . » 28 998. 53 » Aquarium- u. Terrarium-Thier-Uonto M. 4 705. 26 Abschreibung pr. Inventur . » 2 356. 25 / _ _ _ » Gebäude-Conto: Saldo am 31. December 1877 ..... M. 666 789. 64 Hinzugekommen in 1878 . M. 7 845. 32 Geschenk des Herrn Heinr. V. Ohlendorff .... » 12000. — - M. 19 845. 32 M. 686 634. 96 » 17 165.87 428. 29 705. 92 53 856. 53 9 876. 96 - 147 287. 70 - 2 349. 01 113 103. 71 14 948. 80 56 097. — 1 079. 13 1 206. — 20 000. — l 854. 53 59. 10 Abschreibung 2^/2 °'o 669 469. 09 377 M. Pf. Transport . . . 669 469. 09 An Inventar-Conto, Saldo am 31 Deceraber 1877 . . , . . . . M. 42 185. 93 Hinzugekommen in 1878 . ^ ^29. 48 Abschreibung 8®,, o . > Garten-Conto: Saldo am 31. December 1878 . . . Abschreibung . » M at erial-Cont o: Vorräthe am 31. December 1878 an Führ und Feuerungsmaterial, laut Inventur M. 47,615. 41 » ■ 3 809. 23 . M. 2 000. » 100. — ern , F utterstoften 43 806. 19 1 900. — 5 213. 10 927 892. 78 Vassiva. Per Actien -Capital 'Conto . . . . . » Diverse Creditoren . » Reserve-Fond . M. 21 600. 89 472 7« Zinsen pro 1878 . » 972. 04 M. 22 572. 98 Deficit pro 1878 . -4- >' 19 711. 46 » Kranken-Casse, Saldo am 31. December 1877 . M. 6 853. 28 Beiträge der Angestellten und der Gesellschaft, Strafgelder, milde Gaben, Wechselcassen- plus etc. in 1878 . » 868. 23 915 000. -■ 2 351. 81 2 861. 47 M. 7 721. 51 gezahlte Krankengelder in 1878 . . . . -^ » 42. 01 / - 7 679. 50 927 892. 78 Hamburg, am 31. December 1878. Der V e r w a 1 1 u n g s r a t h : Ed. Schwartze, Dr., Präsideat. Emile Nölting, Vice-Präsident. Leopold Lieben, Schatzmeister. 378 Correspoiidenzen. \ Cassel, im August 1879. Königsweih (Milvus regalis). Den 30. April 1879 fand ich ein Nest dieses Vogels. Dasselbe stand im Wald in der Nähe des Dorfes Wolfsanger auf einer etwa l’/s' im Durchmesser haltenden Eiche, circa 35' hoch. Der Umfang des Nestes war im Verhältniss zur Grösse des Vogels ein sehr geringer, etwa wie das Nest einer gewöhnlichen Rabenkrähe (circa U/2' die eigentliche Mulde), der Baustoff bestand aus oft kleinfingersdickem Reisig. Der Inhalt bestand in 3 auf grünlichweissem Grunde stark braungefleckten Eiern in der Grösse der gewöhnlichen Hühnereier. Nach 3 Wochen und 3 Tagen, den 24. Mai, bestieg ich den Baum zum 3. Mal und fand zwei unförmliche Junge und ein stark gepicktes Ei im Nest. Der Nestrand war buchstäblich mit Fischschuppen besäet, und es befanden sich auf dem übelriechenden Rand ; 1 Aal, etwa ^2" dick, 1 Mollmaus (Wasserratte) und ein Frosch. Ich nahm das grösste Junge aus und spedirte es im Taschentuch nach Hause. (Die Alten betrugen sich höchst anständig, sie pfiffen höchstens einmal, ein langgezogener Schrei und sofort 2 höhere, kurz abgestossene hinterher.) Die Länge des be¬ treffenden Jungen betrug lÖ’/a cm, sein Alter nach dem noch im Nest befind¬ lichen Ei zu schliessen 3 Tage. (Ich habe dasselbe schon so jung ausgenommen, weil der voriges Jahr zuletzt von mir ausgenommene 14 Tage alte Baumfalk nie so zahm geworden ist wie der zuerst aus demselben Nest ausgenommene, der beim Ausnehmen 5 Tage alt war.) Es erforderte in der 1. Woche eine sorgsame Behandlung und wurde jeden Abend tief in wollene Tücher gewickelt. Seine Nahrung bestand und besteht noch aus Fischen, Fröschen, Mäusen, Ratten und Pferdefleisch. Selbst- Ratten bekam es schon in den ersten Tagen mit Haut und Haar, indem ich die stärkeren Knochen mit einem kleinen Beil entzwei schlug und jedesmal etwas Flusssand an das Fleisch that. Seine Grösse betrug: Sonnabend den 24. Mai 15V2 cm; Mittwoch den 28. Mai 17 cm; Sonntag den 1. Juni 19 cm; Mittwoch den 4. Juni 21 cm. Erste Federn; Sonntag den 8. Juni 23 cm; Mittwoch den 11. Juni 25 cm; Mittwoch den 18. Juni 33 cm, Gewicht 625 g; Mittwoch den 16. Juli 56 cm, Flugweite 126 cm, Gewicht 750 g; Sonnabend den 2: August 60 cm, Gewicht 2 Pfund. Heute, Sonnabend den 2. August, ist es also 10 Wochen und 3 Tage alt. Es hat bis zu dieser Zeit gefressen: 4 Ratten, 32 Sperlinge, 6 Hausmäuse, 30 Fische, 2 Staare, 1 Maulwurf, 3 Schwalben, 1 Küchel, 8 Katzen, 1 Hasen, 15 Frösche, 1 Raben, 8 andere Vögel (Amseln etc.) Es ist sehr fidel und munter, sehr zahm und vor Allem, 'nach dem Urtheil Sachverständiger, ein Pracht¬ exemplar. Den übrigen Inhalt des Nestes nahm ich 4 Tage später aus. Trotz der sorgfältigsten Pflege von Seiten der Besitzer starb eins, das Jüngste, schon den folgenden Tag, Donnerstag den 29. Mai; das zweite, welches mein Freund Matthei erhielt, hielt sich bis in die 7. Woche ganz gut, musste jedoch, da es nicht fähig war auf den Beinen zu stehen (meines stand schon in der 3. Woche auf den Beinen), getödtet werden. Jeder Versuch zu stehen, bereitete ihm sichtlich grosse Schmerzen ; auch der Appetit war in der 7. Woche sehr 379 gering, denn es frass oft kaum 1 Spatz an einem Tag. Nach dem Ausspruch eines Kundigen litt es an Knochenerweichung, vielleicht hatte dies Leiden seinen Grund darin, dass dasselbe zu einförmige Nahrung bekam, rpeistens, ja immer nur Spatzen; auch hat es nie Sarid an das Fleisch bekommen. C. C 0 e s t e r. . F e 1 d r 0 m , den 10. October 1879. Gestatten Sie mir zu dem in Nr. 8 des heurigen Jahrgangs vom »Zool. Garten« mitgetheilten Aufsatze des Hrn. Jäkel, »Zur Biologie des Staa- res», einige Bemerkungen. Dass der Staar sein Brautgemach mit blühenden Primeln ausschmücke, habe ich bereits im XII. Jahrg. des »Zool. Garten«, p. 178 mitgetheilt, dass er aber Blätter und Blüthen zu Neste trage, um, wie Herr Schuster in der »Gefiederten Welt« berichtet, den heiss lagern¬ den Jungen Kühlung zu bereiten, welcher Erklärung sich Herr Jäkel anschliesst, indem auch er bemerkt haben will, dass die Staare zu Sommersdorf Blüthen, frisches Laub und anderes Grünzeng abrissen und zu den brütenden Weibchen oder ihren Jungen in die Kobel trugen, dieses eben habe ich noch nie beobachtet. Au und in meinem Hause, in Brutkasten und frei auf dem Hausboden, nisten alle Jahre 25 — 30 Staaren- pärchen. Die alten Männchen, die alleinigen Baumeister, suchen das Bau¬ material immer in nächster Nähe auf und treiben sich hauptsächlich auf den unter den Fenstern liegenden Blumenbeeten umher und verwüsten dieselben oft gänzlich. Alle frühen Blumen, wie Primeln, Aurikel, Stiefmütterchen, Grasnelken, Gänseblümchen u. s. w. werden abgerissen und zu Neste getragen. Selbst die Blüthen des Traubenholunders, Zweige von Thuja, Apfelblüthen, grünes Gras' und Laub werden neben Stroh, Queckenwurzeln, Federn und sonstigen dürren Stoffen benntzt, so dass, wenn man das fertige Nest betrach¬ tet, dieses wohl einiges welke Grünzeug enthält, sonst aber nur aus dürrem Material besteht. Ein in diesem Frühjahr untersuchtes fertiges Staarennest meines Brutkastens bestand zu ®/4 Theilen aus trocknem Stroh und Quecken¬ wurzeln (ersteres vorherrschend), V* ^us Apfelblättern und Knospen, kleinen Zweigen von Thuja, grünen Baumflechten, Blüthen von Vergissmeinnicht, Grasnelken, Kälberkropf und Traubenholunder, Blätter von Ebereschen und Sauerklee. — Wenn das Weibchen erst dem Brutgeschäfte obliegt, wird kein Grünzeug mehr zu Neste getragen. In den ersten Tagen des Brütens kommt wohl einmal der aufgeregte Vater herbei, bricht sich ein Blatt oder eine Blüthe vom Baume und steuert damit dem Neste zu ; später aber wird auch dieses Treiben eingestellt. Sitzen erst Junge im Neste, dann sind die Alten nur auf Nahrung und Reinlichkeit bedacht, aber noch nie habe ich gesehen, dass sie ihren Kindern ein kühlendes Lager aus grünen Pflanzentheilen zu bereiten suchten, obschon ich stundenlang auf meinem Boden neben fünf Nestern gesessen, in denen die Insassen so von der Hitze geplagt wurden, dass sie beständig die Schnäbel aufsperrten. Sollten die Staare in anderen Gegenden wirklich ihren Jungen die Wohlthat eines Kühlnngsapparats zu Theil werden lassen, so muss ich gestehen, dass diese den unserigen an Erfin¬ dungsgeist weit überlegen sind. Ob es die Staare des Teutoburger Waldes auch so weit bringen werden, dürfte die Erfahrung lehren. — Um aber die 380 Verwüstungen der Blumenbeete etwas zu beschränken, streue ich neben den¬ selben kurze Strohhalme, Heu, Queckengras und Federn aus. Meine Frau, welche als Pflegerin der Blumen hauptsächlich ihren Aerger an dem Vanda¬ lismus der liehen Hausfreunde hat, überzog im Frühling d. J. ein Beet kreuz und quer mit Fäden, an welchen lange Papierstreifen flatterten, und auch dieses Mittel erwies sich als probat. Als die Vögel erst brüteten, konnten die Scheuchen wieder entfernt werd.en. — Was ferner das Füttern der Staare mit jungen Vögeln betrifft, so habe ich dasselbe nie beobachtet. Nur ein einziges Mal fand ich ein nacktes todtes Vögelchen (anscheinend einen Wiesen¬ schmätzer), das am Halse verwundet war, auf einem Gartenbeete unterhalb der Staarenkasten, gebe indess zu, dass eine solche Fütterungsart unter den von Jäkel angeführten Bedingungen möglich sein kann. H. Schacht. Alsfeld &■ Gladbach, 12. October 1879. Es ist die Behauptung aufgestellt worden, dass Schnepfen, welche an den »Ständern« (Füssen) verletzt worden seien, sich die Wunden mit ihren eignen Federn mittelst des Schnabels verbunden hätten. Zu diesem Schluss kam man durch geschossene Exemplare, bei welchen um verwundete Stellen der Füsse Federn ihres Leibes wie eine ziemlich regelrecht angelegte Binde geschlungen waren. Es ist uns durch einen befreundeten Oberförster, der ein tüchtiger Waid¬ mann ist, ein derartiger Schnepfenständer zur Untersuchung übergeben und zum Geschenk gemacht worden. Es ist wahr, dass die um die Zehengelenke eng und fest angelegten Federn einem künstlichen Verbände gleichenT Die nähere Untersuchung — und sie musste leider auf Kosten der Vollständigkeit des dichten Verbandes geschehen — zeigte jedoch, dass die Federn auf der schweissenden Wunde festklebten und durch die Verbreitung des Schweisses rings um das Gelenk und um die einzelnen Zehenwurzeln ebenfalls Halt er¬ hielten. Ob hier der bekanntlich ausserordentlich feinfühlige Schnabel, dessen Oberkiefer sich wie eine Greifzange zu biegen vermag — welche Eigenschaft wir beim Wurmen des Vogels und auch bei eben verendenden Exemplaren beobachteten — thätig gewesen sein könnte, wollen wir nicht gerade in un¬ bedingte Abrede stellen; wir halten es aber nicht für wahrscheinlich. Die Entstehung des Verbandes ist vielmehr nach unserer Ueberzeugung eine sehr natürliche. Der verletzte Vogel hebt den kranken Fuss und zieht ihn am Leibe unter die Bauchfedern ein oder legt sich ausruhend nieder, wobei der Fuss unter die Federn kommt. Diese kleben fest, der Schweiss gerinnt, und beim Aufstehen oder Zurückziehen des Fusses vom Leibe gehen die aukle- benden Federn los und legen sich allmählich rund um die Umgebung der Wunde, welche, ’ wie gesagt, den Schweiss verbreitet. Bei den leicht vorkommenden Anstössen schweisst die Wunde nach, und neue Bauchfedern gesellen sich zu den alten, und zwar in verschiedener Lage, so dass eine Art Geflechte entsteht. Zur Bildung eines solchen natürlichen Verbandes ist gar keine Schnabelhülfe nöthig, es formt sich alles gemäss der zufälligen Umstände, welche durch die Situation und die Thätigkeit des Vogels beim Fortbewegen etc. bedingt sind. 381 Eine Baumlerche {Alauda arborea) hat uns dies in der Gefangenschaft zur Ge¬ nüge klar gemacht. Bei solchen kleineren Vögeln kommt es sogar vor, dass bei heftiger Blutung der Fuss dermassen an den Bauchfedern festklebt, dass wegen der grösseren Anzahl der in Mitleidenschaft gezogenen Federn die Kraft des Vogels nicht ausreicht, den Fuss wieder zu strecken. Wenn wir auch da, wo die exacte Beobachtung den Beweis liefert, immer gerne das Seelenvermögen des Thieres gebührend hervorzuheben bemüht sind, zu einem geschickten Chirurgen wollen wir doch die Schnepfe nicht avanciren lassen; das hiesse wahrlich ein Verdienst oder Talent anerkennen, wo keines vorhanden ist Adolf & Karl Müller. Potosi, Wis. U. S., 15. October 1879. Ein Curiosum. Heute erfuhr ich von Nüsse suchenden Leuten, dass die Blauvögel (Sialia sialisj, welche gewöhnlich im November ziehen, auf ein Neues nisten und zum Theil schon Eier gelegt und Junge ausgeheckt haben. Diese Nachricht, welche ich zuerst dem »Seebote« von Milwaukee mitgetheilt, ' machte schnell die Painde in der amerikanischen Zeitungsliteratur, was genügsam beweist, dass dieser Fall ein ganz ausserordentlicher ist. Th. A, B r u h i n. M i s c e 1 1 e 11. Uebersicht der Geburten im Zoologischen Garten zu Hamburg im Jahre 1878. Säugethiere, Mammalia. 2 Biber, Castor fiber. 1 Makako, Lemur macaco. 1 rothstirniger Maki, Lemur rufifrons. 5 Panther, Felis pardus. 2 Mähnenhirsche, Cervus Fu$a. 1 Samburhirsch, Cervus Aristotelis. 1 Axishirsch, Cervus axis. 1 Barasinga, Cervus JDuvaucellii. 1 Edelhirsch, Cervus Elaphus. 1 Berberhirsch, Cervus barbarus- 1 Isubrahirsch, Cervus Lülidorfii. 2 Wapitis, Cervus Canadensis. 1 Rennthier, Cervus Tarandus. 1 Zebu, Los indicus. 1 Yak, Poephagus grunniens. 1 Mufflon, Ovis musimon. 1 Elenantilope, Antilope ('Taurotrag usj oreas. 1 Hirschziegen - antilope, Antilope cervicapra. 2 Guanakos, Aucheuia huanaco. 5 Schafe, Ovis aries, var. 5 borstige Gürtelthiere, Dasypus villosus. Zusammen 37 Säugethiere. V ö g e 1 , Aves. 2 Silberfasanen , Euplocamus argentatus. 14 Buntfasanen, Phasianus versi- color. 1 Rothwangenfasan , Euplocamus erythrophthalmus. 3 weisshaubige Fasanhühner, Euplocamus albocristatus. 6 Singschwäne, Cygnus musicus. 4 canadische Gänse, Cygnopsis canadensis. 4 Schwaneugänse, Cygnopsis cygnoides. 6 Malakkaenten, Anas poecilorhyncha. 1 Fuchsente, Carsarca rutila. 1 Brautente, Aix'sponsa. 144 Smaragd- und Stockenten, Anas boschas. 3 weisse Rnten, Anas boschas, var. alba. 11 schwedische Enten, Anas boschas , var. suecica. Zusammen 200 Vögel. o t 382 Teichf is ch er ei im .südlichen Böhmen. Aus Budweis schreibt man der »Boh.« vom 14. Octob. : »Die seit der vorigen Woche im vollen Zuge befindliche Teichfischerei verspricht einen ausgezeichneten Ertrag zu liefern. Gestern begann unter Anwesenheit einer massenhaften Anzahl von Zusehern die Abfischung des berühmten Rosenberger Teiches, welche bis Donnerstag an¬ dauern wird. Auch von Budweis sind mehrere Gesellschaften zu dieser sehr interessanten Fischerei, welche circa 800 Metercentn er gewichtiger Karpfen, Schille und Hechte an Ausbeute liefern dürfte, vorgestern nach Wittingau ge¬ fahren. Der Fischtrieb geschieht gewöhnlich mit sechs bis sieben Kähnen von 36 bis 40 Personen in Fischertracht. Die älteren Fischer, die sogenannten Bastire, stehen auf Kähnen und halten die Richtung des Triebes aufrecht, während von dem jüngeren Personale auf je sechs Klafter Entfernung je ein Mann im Wasser watet. Alle ziehen das auf eine Länge zusammengebundene Stehnetz und lassen keinen Fisch entkommen. Der Fischmeister ertheilt im Centrura vom Kahne aus seine Befehle. Da, wo die Fische eingeschlossen wer¬ den, stellt man die Netze auf und befestigt selbe derart, dass kein Fisch sich unten durcharbeiten und entschlüpfen kann. Nach einer kurzen Rast wird das aus Bottichen, Zubern, Wasserschöpfern etc. bestehende Geräthe aufgestellt und für die Fischerei des nächsten Tages Alles in Ordnung gebracht. Der Fischzug geschieht auf folgende Art: Mit dem Morgengrauen laufen die Kähne aus. Auf denselben ruhen das Zugnetz und die Zugseile. Die Fischknechte ziehen an dem Fischseile und die »Bastire« helfen von den Kähnen aus mit. Ist das Zugnetz an dem bestimmten Orte angelangt, so wird Halt gemacht, das Netz von den zurückgedrückten Kähnen abgeworfen und das Grundseil auf die Kähne gehoben, welche mit dem Netzseile in die Tiefe gezogen werden, w^o das Netz sodann auf die Kähne immer mehr gehoben wird, so dass der Sack des Netzes mit den Fischen im Wasser liegt. Die auf diese Weise in die Enge gerathenen Fische werden an die Oberfläche des Teichspiegels ge¬ bracht, mit reinem Wasser begossen und nach weiteren Manipulationen den anwesenden Fischhändlern zugewogen. Gegen Abend, wenn die Fischerei be¬ endet ist, rückt die Mannschaft in ihr Lager, der Fischereikoch zapft ein Ge- fäss frischen Bieres an und trägt das Essen auf. Dabei besorgt gewöhnlich der bei dem Fischereipersonale beliebte Dudelsackpfeifer die Tafelmusik, und die Mannschaft sorgt dafür, dass dem Fischereikoch nicht ein Tropfen Bier übrig bleibt. »(Presse.)« Die zool 0 gi s ch - anth ropo 1 0 g isc h e Ausstellung des Herrn Reis (Mr. Rice) in Berlin wurde am 15. November 1879, wenigstens theilweise, eröffnet. Dieselbe befindet sich in dem Concertsaal des Restaurants zur Siegessäule in der Soramerstrasse und zeigt uns in gegen 30 Käfigen, in Gehegen und kleineren Behältern weit über hundert Thiere aller Art, die sich durch schönen Körper¬ bau auszeichnen und wohlgepflegt sind. Wahrhaft imponirend wirkt die Aus- .stellung durch die Zahl der grossen Raubthiere. 9 Löwen und 6 Tiger. Die Dressur einzelner Thiere ist vorzüglich. Das Hauptinteresse erregt natürlich »die schwarze Helena«, eine junge Dame, welche jedenfalls 'in besseren böwenkreisen für sehr schön gehalten wird, da nicht weniger als fünf der mächtigen Thiere dem Winke ihrer Augen gehorchen und sich lenken lassen. f 383 wie sie will. Sie behandelt ihre Zöglinge ganz wie eine Sacher Masochsche Romanheldin ihre Liebhaber: mit tüchtigen Peitschenhieben. Ob ihre Schön¬ heit auf die »Lions« unserer Salons ebenso bestrickend wirken würde, bezwei¬ feln wir allerdings, ihr Teint ist dazu etwas zu braun, ihre Lippen sind zu sehr aufgeworfen, und ihr Profil gewinnt durch die nach innen gebogene Nase nicht gerade an Regelmässigkeit. Ausgezeichnet dressirt sind ^uch die drei Königstiger, und der Chimpanse wird sich durch seine drolligen Kunststücke gewiss rasch zum Liebling ‘des Publicunis aufschwingen. Er bläst sein Licht aus, raucht sein Pfeifchen und küsst — ganz wie seine Vettern, nous autres liommes. — Das Unternehmen ist der regsten Theilnahme des grossen Publi- cums würdig und wird sich dieselbe wohl auch neben unserem ausgezeichneten Zoologischen Garten durch seine trefflichen Leistungen zu erwerben wissen. Die Eröffnung des mikroskopischen Aquariums in Berlin hat ebenfalls am 15. stattgefunden, nachdem die innere Einrichtung der Prachträume in der Passage nunmehr vollendet und die neuen Instrumente (zu den Riesen- projectionen mikroskopischer Objecte wird elektrisches Licht verwendet) aufgestellt sind. Die Sammlung hat durch die Uebersiedelung durchaus gewonnen ; nicht nur sind die Ausstellungsräume bei weitem comfortabler und schöner, sondern auch an Apparaten, namentlich physikalischer Art, haben dieselben eine erhebliche Be¬ reicherung erfahren. Einige derselben sind vollständig neu, andere in solchen Dimensionen hier noch nicht gesehen worden. Besonders machen wir aufmerk¬ sam auf eiu Mikrophonoskop, welches zur Sichtbarmachung kleiner Töne und Geräusche dient, und auf den colossalen Inductionsapparat, mit dessen Hülfe in luftleeren Röhren die wunderbarsten Farbenreflexe erzielt werden. Interessant ist auch ein sehr schön gearbeitetes Modell einer elektrischen Eisenbahn, wie wir sie in grossem Maassstabe auf unserer Gewerbeausstellung kennen gelernt haben. Alle 'Apparate sind so klar und in ihren Wirkungen so instructiv, dass der Besuch des Aquariums*) auch für jeden Laien ein hochinteressanter und genussreicher ist. Thier quäl 0 re i unter dem Titel H ahn dasch 1 a g’n. In Ederding (Herzogenburger Bezirk) fand dieser Tage im Gasthause des Bürgermeisters die vor etwa zwei Decennien noch in sehr vielen Orten übliche Volksbelustigung des Hahnenschlages statt. Ein Hahn wurde nämlich an eine klafterlange Schnur bei den Füssen angebunden, und diese Schnur an einen Pflock befestigt. Einigen Männern wurden die Augen verbunden, und diese hieben mit Stöcken, zuweilen auch mit Dreschflegeln, auf den Hahn los. Circa eine Stunde dauerte diese Hetze, das arme Vieh hatte bereits keine Feder am Leibe, als es endlich todt- geschlagen wurde. Solche Scenen sind heute noch in diesem Bezirke üblich. Der Wiener Thierschutzverein, welcher hievon Kenntniss erhielt, hat, da im Hause des Bürgermeisters selbst die Thierquälerei stattfand, die Anzeige nicht an die Ortsgemeinde sondern an die Bezirkshauptmanuschaft des dortigen^ Sprengels geleitet. „Presse.“ *) Mit welchem Rechte nennt sich die Anstalt Aquarium? T). H e r a u s g' e b e r. , — 384 — / Kaiser Friedrich 11. war der erste, welcher, seine freundschaftlichen Ver¬ hältnisse zu morgenländischen Herrschern benutzend, fremde Thiere behufs naturgeschichtlicher Zwecke kommen Hess. Er besass Kamele, Leoparden, Tiger, Löwen, Giraffen u. s. w. Er veranstaltete auch Vivisectionen. Er Hess zwei Hunde tüchtig füttern und dann den einen laufen und den andern schlafen ; dann liess er ihnen den Bauch aufschneiden, um zu sehen, .welcher am schnellsten und besten verdaut habe. F. V. Raumer, Geschichte der Hohenstauffen. 1824. IIL 571. W. Str. Literatur. Die fremdländischen Stuben vögel, ihre Naturgeschichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Russ. 3. Band. Die Papageien. 6. Lieferung. Hannover. C. Rümpler 1879. Von dem mehrfach von uns erwähnten Werke schildert die vorliegende 6. Lieferung eine Anzahl beliebter Edelsittiche, ferner die Araras und nach einer übersichtlichen Besprechung der kurzschwänzigen Papageien die Zwerg¬ papageien, von denen ebenfalls eine Anzahl ausführlich behandelt wird. An den Schluss einer jeden Gruppe ist die üebersicht derselben in ihren bezeich¬ nendsten Färbungsmerkmalen gestellt. ' N. Eingegangene Beiträge. E. F. inB: Dank für die wiederholten Sendungen. Bitte nur, den Zeitungsausschnitten den Titel des betr. Blattes nehst Datum beifügen zu wollen. ~ A. S. in W.: Ebenfalls Dank für die mannigfachen Nachrichten. — S. R. in O. — J. F. W. in M. — Die bis jetzt noch nicht erfolgte Beantwortung verschiedener an mich gerichteten Anfragen bitte ich entschuldigen zu wollen. Schwere Krankheitsfälle in meiner Familie Avaren allein die Veranlassung, doch wird das Versäumte baldigst nachgeholt Averden. Das Ersuchen, das von mehreren Seiten an die lledaction gerichtet wurde, brieflich die Namen sämmtlicher Directoren der Zoologischen Gärten einzusenden, wird dadurch erledigt werden, dass das gewünschte Verzeichniss in einer der nächsten Nummern erscheint. N. Bücher und Zeitschriften. Ernst Fr i ed el, Eintheilungsplan des IMärkischen Provinzial-Museums der Stadtgemeinde Berlin. 4. Auflage. Berlin 187!). Bulletin de la Societe d’Acclimatation. No. 8 u. 9. Aoüt et Septembre 187.9. Paris 1879. Prof. Dr. A. Weismann, Beiträge zur Naturgeschichte der Daphnoiden. VI und VII. Leipzig. Engelmann. I87i». Dr. A. Gr über, Kleine Beiträge zur Kenntniss der Protozoen. (Separat- Abdr.) Frei¬ burg i. Br. 1879. Prof. Dr. Taschenberg, Praktische Insektenkunde. I. Einführung in die Insektenkunde. II. Die Käfer und Hautflügler. Bremen. IM. He ins ins. 1879. Dr. W. V. Fricken, Naturgeschichte der in Deutschland- einheimischen Käfer nebst ana¬ lytischen Tabellen zum Selbstbestimmen. Werl. A. Stein. 1880. Der Geflügelzüchter und Vogel freund. Monatsblätter für Züchter, Liebhaber und Händler. Herausgegeben von Wilh. Mössinger. No. 1 und 2. Frankfurt a. M. R. Morgenstern Co. 1879. Berichtigungen. Seite 300, Zeile 14 u. lies Sopo-iku für Sopa-iku. „ 300, „ 7„ „ „ Gondang-le gi für Gondanglegi. 301, ,, 16 „ „ „ Lumadj an g für Lumdj ang. „ 303, „ G V. 0. „ Matjan für Matjang. „ 403, „ 6 „ „ „ Allahu für Allhu. Mahlau & Waldsclimidt. Frankfurt a. M. Register Aal, See- 240. Abbildungen : AmUydoma ma- voriium 1 , Durchlüftungs¬ apparat Ta, 141, 143, Nörz 37, Tröpfelapiiarat 139 , heiz¬ bares l'errarium 355. Achter, orangegelber 346, schwefelgelber 348. Acipenser RuUieims 282. Adler in Irland 27l,Schlangen- 124, Stein- 287. Aesche, See- 282 Aeqiakte.s minor 228. Ati'en. ihr Alter 66, Benehmen 62, Klammer- 280, Langarm- 344, Todtenkopf- 280. Aglifi Tau 348. Alligator 26. Alpensteinbock, Colonie 63. Alter der Thiere 65, 106, 158, 254, 326, 362. Ältum, Die Spechte und ihre forstliche Bedeutung 159. AmUystouia mavortium 1. Ameisenbär 111. Amsel, Schild- 204, Schwarz- 222. Anas boschas 232. .Aaser segetvm 232. Aräliocharis cardamines 348. Anthoaomus pomoriim 347. Anthus pratensis 204. Antilope, Saiga- iio. Apatnra llia .348, Iris 348. Apparate zum Aquarium 135. Aquarium, Bassin- 135, Berlin 1, 127, Durchlüftung 72, Frankfurt a. M. 247, 249, 281, Hamburg 92, 320, 343, von Sasse 288, Wien 188, mikroskopisches 383. Archipel, der malayische von V. Rosenberg 25tf. Ardea cinerea 231. Arvicola arvalis 34, glareola 34. Aieles variegatus 280. Auerhuhn 20, 38, 86, 115, 149, 158, 171, 238, 275, 293, 336, norwegisches in Sachsen 158. Aurora 348. Ausflug nach Schönbrunn v. Knauer 288. Ausstellung, Geflügel- zu Frankfurt a M. 127, zoo- log. -anthropologische 382. Ausstossen der Magenhaut eines Vogels 58. Axolotl 1. Babuin 68. Bären, Alter der 106. Bär, Ameisen- 111, brauner 309, Grizzly- 156, schwarzer 156, Wasch- 28. Balze, Auerhahn 115, 293. Bassin-Aquarium 135. Bastard zwischen Edel- und Steinmarder 252, Marder und Iltis 60, Nachtigall 26. Becassine 93, 231. Beiträge, eingegangene, 32, 64, 96, 128, 160, 192, 224, 256, 288, '320, 352, 384. Beize, Falken- 263. Beobachtungen über den Hä¬ ring 223. Berichtigung 32, 224, 384. Beutelthiere, Alter 111. Bewegungen der fliegenden Fische 30. Biber 127, 309. Blaukehlchen 162. Blauracke 162. Blauvogel 381. Bomhyx piai 236. Borroro 7. Bos longifrons 310, taurus S. Rind, LTits 310. Bradypus tridactylus 111. Branclnobdella Astaci 196. Brasilien, Thierwelt 3, 26. Brehm’s Thierleben 31, 191, 352. Bücher und Zeitschriften 32, 64, 96, 128, 160, 192, 224, 256, 352, 384. Bütfel 345. Bussard, Rauchfass- 200. Buteo lagopus 200. Capüary 4. Carcians inaewas 260. Carolinensittich 186. Castor Fiber s. Biber. Cervus Alces 309, campestris 7, Capreolus 309, Dama 275, 309, Elaphus 273, megaceros 273, nemorivagus 7 , paludosus S, Pudu 7, rufinns 7, rufus 7, iarandus 309. C/iaraens graminis 350. Chimpanse 68, 344. Ciconia alba 228, 252. Circaetus gallicus 124. Circus cyaaeus 200. Coccus ceicti 14. Cochenille, Kultur 10. Colias Edusa 346 , Hyale 346, rhamni 347. Conger vulgaris 249. Comtnts carolinensis. 186. Coracias garritia 162. Corvus cornix 201. Culex annulatus 349, pipiens 349. Cypselus apits 189. Dachs 181. Bactyloniys amblyovyx 4. Deutsche Herrn, ihre Thier¬ pflege 371. Dohle, Benehmen 318. Dompfatf 220. Drossel , Erd- 55, Ring- 204, Wacholder- 206, Wein- 205. Durchlüftung der Aquarien 72. Echse, gehörnte Kröten- 331. Eichhörnchen 181, Benehmen 223, Farbe 59, Geschlecht 155, 317, schwarzes 317. Eier, Fäulniss 30. Plisvogel (Schmetterling) 348. Pllberfeld, Bericht des natur- wiss. Vereins 158. Elch s. Elenn. Pllchwild , schwedisches in Preussen 223. Elenn lio, 223, 309, 373. Elephant, Benehmen 345. Eleplms primigenius 309. Engerlingplage 373. Pinte, Stock- 232, Wild- 93. Entenvögel, Alter 365., Excursioh von Zanzibar nach Koa-Kiora v. Marno 96. Erlebniss mit dem Tiger 300. Erscheinungen . ungewöhn¬ liche, aus demThierleben 93. Erzählungen aus dem Thier¬ leben 28, 60, 223, 255, 286, 318, 351. Esel in Irland 210. Eule. Benehmen 188, Flatter¬ gras- 350, Gamma- 349. Fäulniss der Eier 30. Falco lagopus 200. P\alk, Sperlings- 28. ^P'alkenbeize in Japan 263. ‘p'alter, Citronen- 347, Distel- 349, Geisklee- 347,^^ Pappel- 348, Pomeranzen- 346, Schil- ! 1er- 348. P^arben, flüchtige, der Säuge- thiere und Vögel 249. F''aulthier, dreizehiges 111. Felis catus 149. Fink, Berg- 202, Buch- 93. Püsch, fliegender 30. Püsche, Heilungen bei 282. P’ischerei, Teich- 382. Fischzüchter, der praktische, von Meyer 158. Pflohkrebs 196. I Forelle in Irland 313. j P^ortpflanzung des P^euersala- manders 97, in Zoologischen j Gärten s. Geburten. P"riedel, Steinzeit der Mark Brandenburg 96. Fringilla tnontijriagilla 202, seri- nus 162. P'uchs 181, Benehmen 286. P'utterplatz für Vögel 125. Galictis larbara 60, 251. Gammarus pulex 196. Gans, Saat- 232. Qastropacha quercus 348. Geburten in Zoologischen Gärten 28, 56, 92, 121, 156, ^ 246, 248, 281. Gecko 185. Geflügelzucht , landwirth- schaftliche, von Reiffert 352. Geonemertes chalicophora 198, pci-^ laensis 198. Geschlecht der Eichhörnchen 59, 15.5, 317. 25 386 Gcschlecliter, \^erhältniss bei (len Insecten 346. (iibbon 344, (limpel, s. Dompfaft’. Ginster, Stecli- 270. Girlitz 162. Gliricin 324. Glucke, llrombeer- 348,Eicheti- 348. Goldafterspinner S.’iO. Gorilla .344. Graujacke 201. Grundriss der Zoologie von Koch 31. Orits cinerea 220. Häckel, Protistenreicli 64. Häring, Waclisthum 223, künst¬ liche Aufzucht 223. Hagenbeck’s Ausstellungen 122. Hahndaschlagn 383. TIahnenschlag 383. * Hai, 281, Hunde-92, Katzen- 92. Halbafl’en, Alter 70. Halichocrus Gryplnts 313. Hase, Benehmen 2.55, Feld- 93, irischer 310, Heerwurm 74, 112. Heilkraft bei Fischen 282. Heilung bei Schnepfen 380. Hering, s. Häring. Hippolais 26. Hippopolamus 187. Hirsch, Alter der 109, Bra¬ siliens 3 , Dam- 275 , 309, ' Edel- 272 , in Irland 272, Sumpf- 3. V. Homeyer, Die Spechte u. . ihre forstl. Bedeutung 159. Hornfrosch 331. llornthiere, Alter der 107. Hühner- oder Geflügelhof, der, von Oettel 192, Alter der 362. Huhn, Auer- 20, 38, 86, 115, 149, 158, 171, 238, 275, 293, 336, 368, Jaku- #6. Hummer 249. Hund, Benehmen 29, 61, Syl¬ logismus 157, Wolfs- 147. Hundezuchtstation 190. llylohates lar 68, 344, leuciscus 68. Igel 181. Instinkt 29. Insulinde, Drosseln von 55. Irland, Thierleben 144, 181, 207, 270, 309. .Jagdergebnisse in Nieder- Oesterreich 188. .Jagd, Auerhahn- 368, Falken- 263. Jahresbericht des naturwiss. Vereins zu Elberfeld 158, des Zool. Gartens zu Berlin 253, zu Cöln 284, zu Frank¬ furt a. M. 215, 244, zu Ham¬ burg 340. Japan, Falkenbeize 263. Java, Tiger auf 300. Kämpfe des Auerhahns 240. Kalender für Fischzucht von Aleyer 158. Kaninchen 147, 372. Katze, Alt^r 254, Benehmen 61, 6.3, 154, Edelmarder auf¬ ziehend 221 , Haus- 149, Wild- 149. Kayman 26. Koch, Grundriss d. Zoologie 31. Kolkrabe 280. Kosmos, Zeitschrift für Ent¬ wicklungslehre 192. Knauer, Ausflug nach Schön- brunn 288. Krabbe, .Schwimm- 260. Krähe, Nebel- 201, Benehmen 319. Krallenaffen, Alter 68. Kranich, grauer 229. Krebs, Floh- 196, Fluss- 196, Pest 196, Pfeilschwanz- 283. Krötenechse 331. Kachs in Irland 313. Lachsfang in der Donau 30. Lauius coUiirio 358, excubiior 154, ruficeps 154. Laufvögel, Alter 364, Leben, aus dem Insecten- 346. Lebendiggebären des Sala¬ manders 97. Lebensdauer der Thiere s. Alter. Leporiden 129. Lepus borealis 312 , hibernicus 311, tiinidus 93, 311, variäbilis 93, 312, vulgaris 311. Leuchten, Meeres- im Aexua- riuni 257.^ Leuckart ü. Nitsche, Zoolog. Wandtafeln 191. Limenitis populi 348. Liniulns I'olppbemns 283. IJteratur 30, 63. 96, 128, 158, 191, 223, 2.'^6, 288, 352. Lutra brasiliensis 4, platensis 4. Lulreola enropaea 184. Magenhaut , ausgestossene eines Vogels 58. Marder, Alter 106, Bastarde 60, 251, Edel- 251, Edel-, von einer Katze erzogen 221, Stein- 251. Marno, Excursion in Zanzibar 96. Maiilthier in Irland 210. Meeresleuchten im Zimmer¬ aquarium 257. Meise, Kohl- 126. Menagerie zu Ebersdorf 314, zu Neugebäu 314, im Schloss Belvedere 315 , zu Schön¬ brunn 93, 314, Friedrichs II. 384. Merula torquuia 204. Meyer, Der praktische Fisch¬ züchter 158, Fischerei- und Fischzuchtkalender 158. Milvus regaJis 378. Mittel gegen die Ratten 321. | Molch im Berliner Atxuarium 1. ' Mücke, Stach- 349. | Mugil capito 282. | Muscicapa albicollis 250, luctnosa 250, parva 250. Mus decumanus 163, 1 81, hibernicus 182, miisculus 163, rattus 161, 181, sylvaticus 34, 169, 181. Mustela Foina 60, Martes 60, putorius 181. Nachahmung von Tönen 280 360. Nachtigall, Bastard- 26. Nagethiere, Alter 69. V. Nathusius, Die Leporiden- frage 129. Nest, Schwalben- im Gepäck¬ wagen 285. Nili)ferd in Berlin 187. Nisten der Schwarzamsel 222, Noctiluca miliaris 258. Nörz, 33, 184. Ochs, Auer- 374. Oettel, der Hühnerhof 192. Ohreule, Sumpf- 200. Opuntia (Cochenille) 14. Orang-Utan 17, 50, 68, 83, 93, 103, 178, 212,225,267, 344. Orden, Deutsche Herrn- 373. Otter, Fisch- 181. Otus brachyotus 200. Palmengarten zu Frankfurt a. M. 196. Papageien, Alter 326, Zucht 193. Paradieswittwe 58. Parasiten der Crustaceen 196. Pest, Krebs- 196. Pferd, Benehmen 29, irisches 207, Wild- 309, 373. Phoca vitulina 313. Phönix (Schmetterling) 349. Phryuosoma cornuturn 331, orbi- culare 331 Pieper, Wdesen- 204. Pitto^ Arten 5.5. Plage, Engerling- 373. Planaria lactea 197, Limuli 196, terrestris 198. Planarien, Erd- 198. Platycerciis haematonotus 194. Platydactyius mnuritanicus 185. Plusia gamma 349. Pony, irisches 208. Porthesin chrysorrhoen 350. Preise der Thiere 254, 320. Preussen, Thierpflege in 371. Protistenreich von Häckel 64. Quallen im Aquarium 284. Rabe, Kolk- 280. Raben s. Krähen. Ratte, Haus- 161, Wander- 162, Vertilgung der 321. Raubthiere, Alter 70. Raubvögel, Alter 329,. Raupenwandernngen 350. Rebstichler 347. Regenpfeifer, Fluss- 228. Reh 309, Camp- 7, graues- 9, mit 3 Kälbern 318, Pampas- 7, Wald-, grosses 7, kleines 7, mittleres 7. Reiffert, Landwirthschaftliche Geflügelzucht 3.52. Reiher, Fisch- 231. Beniera, leuchtend 261. Rennthier 110. Reptilien, Terrarium für 353, Rhea americaha 283. Rhiuoceros, rasendes 157. Rhynchitfs betnieti 347. Rind, Irlands 147 , 272, 310. 387 V. Rosenberg', Der malayische Archipel 256. Rotlikehlchen , Geschlechts- imterschied 220. Rüssler, ApfelOlüth- 347. Kuss, Fremdländische Stuben¬ vögel 32, 384. Säugethiere, flüchtige Farben der 249. fiaintaris sriuren 280. Salamander, Alpen- 99, Feuer-, Fortptlanzung 97. Salamaudra alpestris 99, maculata 97. ' Schaf in Irland 211. Schildkröte , Land- , Asiens 289. Schilfsänger, Sumpf- 27. Schnepfe, Moor- 231, stumme 232, Wald- 93, Heilung der Wunden 380. Schwalbe, Mauer- 189, Thurm- 189. Schwalbennest im Gepäck¬ wagen 2S5. Schwamm, Kiesel- 2Gi, leuch¬ tender 261. Schwärmer, Frauenstroh- 349, Oleander- 349. Schwein in Irland 182. Scolopax galiinago 231, gallinula 231. Scyllium cntuhis 92. Seelöwe 2S, 56. Sialta sialis 381. Singvögel, Alter 327. ,' Sittich, Carolinen- 186, Roth- | rümpf 194. I Sorex rusticus 181, tetragonus 181. Specht, Grau- 351. Spechte, ihre forstliche Be¬ deutung , von Altum 159, von V. Homeyer 159. Sperber 94, 351. Sperling, Knospen fressend 220. Sphinx Celerio 349, Imeata 349, nerii 349. Spinner, Goldafter- 350. Staar, gemeiner, Gewohnhei- ' teu 233, 379. ; Steinbock, Alpen- 63. I Steinzeit der Mark Branden- i V. Friedei 96. Sterlet 282. j Stichler, Reh- 347. I Storch 228, weisser 252. I Storchvögel, Alter 365. Strauss, amerikanischer 283. Stubenvögel, fremdländische, von lluss 32, 384. Sfunms vulgär in 233. Sumpfvögel, Alter 364. Syllogismus des Hundes 1*57. Sylvia suecica 162. Tamandun didnctyla 111. Tauben, Alter .362. Teichüscherei in Böhmen 382. Terrarium, heizbares 353. Testudo Horsfieldi 289. Tetrao crassirostn's 22, eremita 22, karntschadicus 22, maculatus 22, urogalloides 22, urogallus 22. Tetrasfemmn agrtcola 198. Teutoburger \V ald, seine Wan¬ dervögel 199, 228. Thiere, Alter 65, 106, 158, 326, 362. Thierleben, Brehm's, 31, 191, 352. Thierleben, Erzählungen 28, 60, 223, 255, 286, 318, 351. Thierleben u. -pflege in Ir¬ land 144, 181, 207, 270, 309. l'hierpflege in Preussen 371. Thierpreise 320. Thierquälerei 383. Thierwelt Brasiliens 3, 26. Tiemann, Untersuchung auf Trichinen 128. Tiger auf .Java 300. Todesfälle in zoolog. Gärten 247, 248, 254, 344. Trichinen, Untersuchung auf 128. Turdus iliacus 205, pilaris 206, lorquatus 204. JJlex europafus 270. Unpaarzebei’, Alter 110. * Untersuchung des Schweine¬ fleischs auf Trichinen 128. Ursus arctos 309, s. Bär, spelaeus 309. Vanessa cardui 349. Vendo branco 7, pardo 7. Verhältniss der Geschlechter bei den Insecten 346. Vertilgung der Ratten 321. Vierhänder, Alter 66. Ftra 7. Viverren, Alter 106. Vogel, Blau- 381. Vögel, Alter 326. 362, flüch¬ tige Farben der 249, Wun¬ der- des 1'eutoburger W aldcs 199, 228, Wein- 205, Zug der 93. Waldhühner, deutsche 20, 38, I 86, 115, 149, 171, 238, 275, 293, 336, 368. Wanderungen von Schmetter¬ lingen 349, der Weisslings- raupen 350. Wandtafeln, zoologische, von Leuckart u. Kitsche 191. Weih, Korn- 200, Königs- 378. Weissling, Kohl- 350. Wickersheinier, Präparate 288. Wiederkäuer, Alter der 107. Wiesel iSl ' Windmühle, amerikanische 122. Wittwe, Paradies- 58. Wolf 147. Würger, grauer 154, roth- köpfiger 154 , rothrückiger 358. AVunden der Schnepfe 380. Tak 248. / Zahnarme. Alter 111. Zeitschrift (Cosmos) für Ent¬ wicklungslehre 192. Zeitschriften 32, 61, 96, 128, 160, 192, 224, 256, 352, 384. Ziege, Benehmen 29, in Ir¬ land 211, 272. Zimmeraquarium , Meeres¬ leuchten 257. Zoolog. Garten Berlin 187,253, Cincinnati 27, 56, 156, 345, CÖln 83, 103, 178, 196, 212,21.5, 284, Frankfurt a. M. 17, 50, 225, 244, 248, 267, 280, Ham¬ burg 65, 92, 106, 285, 320, 340, 375, 381, Hannover 121, Prag 30, Schönbrunn 93, 288, 314. Zoologische AA'andtafeln von Leuckart u. Kitsche i9i. Zucht, Cochenille- io,Härings- 223, Hunde- 190, Papageien- 193. Zug der Vögel 93. Züge von Schmetterlingen 349. t •, - r 4 'S S ! V i ä" V \ f\ \ Ib l 4 i ] ‘1 4 IIIIIIIII II 3 2044 106 2^ o CO CO