tlDO zoologischen Gärten in Deutschland emporgewachsen ist, dieses er- l 2 freuliche Ergebniss ist, nächst der uneigennützigen Initiative der ge¬ nannten Gesellschaft, hauptsächlich dem Eifer und Geschicke des bisherigen Herausgebers zu verdanken, welchem die schwierige Aufgabe zuliel, die Zwecke und Ziele eines solchen Unternehmens dem grösseren Publikum näher zu bringen. Dass dies gelang, ist jedoch wesentlich auch dem Umstande zuzuschreiben, dass die Zeitschrift, auch nachdem sie die locale Färbung abgestreift hatte, in der innigsten Verbindung und Wechselwirkung mit dem Garten blieb, aus dem sie ihre Nahrung zunächst zu ziehen hatte, und es ist begreiflich, dass es bedenklich erschien, ein solches Verhältnis zu lockern oder in Frage zu stellen. Als daher, nach dem Ausscheiden des bisherigen Herausgebers, an den Unterzeichneten die Aufforderung erging, den „Zoologischen Garten“ in der bisherigen Form und Tendenz weiterzuführen, konnte er sich, nach Ueberwindung der persönlichen Bedenken, nur die Frage vorlegen, inwiefern das bisherige Programm, nach der von dem Begründer desselben schon gelegentlich angedeuteten Weise, einer weiteren Ausführung und Ausbildung bedürfe. Seine Bedenken in dieser letzteren Beziehung gründeten sich namentlich auf die Vor- urtheile, denen er begegnen konnte, wenn er nach einer langjährigen fachwissenschaftlichen Beschäftigung nun die Redaction einer populär geschriebenen, der Tendenz nach wesentlich praktischen Zeitschrift übernimmt. Gerade dieser Umstand ist jedoch für ihn ein Beweg¬ grund geworden. Die schroffe Scheidung zwischen Theorie und Praxis, welche vor nicht langer Zeit noch bei uns in Deutschland bestand und die Wissenschaft zum Alleingute der Gelehrten machte, besteht schon jetzt nicht mehr. Auch die Wissenschaft ist sich ihrer praktischen Ziele be- ' wusst und auch die Gelehrten finden es heutzutage nöthig, verständlich zu schreiben. Unsere fachwissenschaftlichen Werke und Zeitschriften sind ferner ohne Ausnahme in der Muttersprache geschrieben, wie es die ausländischen immer waren, und der übermässige Gebrauch der Technicismen, der sich auch im amtlichen Style noch hie und da erhalten hat, verliert sich immer mehr. Damit sind auch die Fachwissenschaften dem allgemeinen Verständniss um Vieles näher gerückt und es kann nicht fehlen, dass der regere Wechselverkehr mit dem öffentlichen Leben auf sie selbst wohlthätig einwirkt. Wird dadurch auch manches Scheinwissen ermöglicht, so wird dieser Nachtheil doch durch die viel¬ fache Förderung wissenschaftlicher Zwecke und die Anregung des wahren Talentes reichlich aufgewogen, und je deutlicher bei den ge- 3 steigerten Anforderungen der Zeit die Unzulänglichkeit der aus Staats¬ mitteln gegründeten Institute hervortritt, um so näher liegt die Pflicht, die dargebotene Hand eines grossartigen Gemeinsinnes zu ergreifen, um hervorragende Zwecke der Wissenschaft nach Kräften fördern zu helfen. Auf der anderen Seite ist durch den noch nie so dagewesenen rascheren Verkehr dafür gesorgt und die Frage nach den Resultaten alles Ringens und Strebens unserer Zeit ist so allgemein und dringend, dass auch eine fachwissenschaftliche Entdeckung nicht zu fürchten hat, lange ohne weitere Verwerthung zu bleiben. Um wie viel mehr muss dies auf einem Gebiete der Fall sein, welches recht eigentlich die Nichtgelehrten interessirt und welches ohne deren eifrige und andauernde Mitwirkung auch für die Wissenschaft gar nicht ausge¬ beutet werden kann? Die Aufgabe der zoologischen Gärten, so neu auch die Sache in Deutschland ist, steht klar und unbestreitbar vor uns. Sie kann keine andere sein, als die möglichst vollständige Kenntniss des lebenden Thieres zu ermöglichen und mittelst dieser Kenntniss das Thier dem Menschen möglichst nutzbar zu machen, oder, wenn man das lieber hört, es dem Menschen möglichst nahe zu bringen. Jene Kenntniss beschränkte sich vor der Gründung der zoologischen Gärten auf die gangbaren Haustliiere, denen sich noch einige, früher in viel grösserem Maassstabe gehegten, jagdbaren Thiere anreihen, und auf die sogenannten Menagerieen. Was kühne Reisende mit den schwersten Opfern, selbst des Lebens, in fernen Ländern über die Lebensweise fremder Thiere ermittelten, musste der Natur der Sache nach mehr oder weniger Bruchstück sein und war, insofern es auf den Aussagen der Eingebornen beruhte, oft genug mit Fabeln untermischt, deren Widerlegung viel grössere Opfer erheischte, als die Herbeischaffung der lebenden Thiere verursacht haben würde. Selbst für die bei uns im Freien lebenden Thiere besteht im Munde des Volkes noch immer ein ganzer Sagenkreis und das Thierreich ist ja von jeher das eigentliche Gebiet der Fabelwelt gewesen! Wir sind ferne davon, das unschuldige Vergnügen der Kinder an der Aesop’schen Naturgeschichte stören oder Erwachsenen den Genuss einer Kaulbach’schen Illustration verkümmern zu wollen — wir sind selbst nicht so naturursprünglich, um uns denselben zu versagen — , es hat uns jedoch immer geschienen, als ob man nicht früh genug anfangen könne, dem werdenden Menschen die Natur auch in ihrer l* 4 wahren Gestalt zu zeigen; der Reiz des Dichtwerkes kann dadurch nur gewinnen. Der Adler, der nie die Erde berührt, der Schwan, der sein Sterbelied singt, der Pelikan, der die Jungen mit seinem Blute speisst, der unverbrennliche Salamander, die Kröte, die den Kühen die Milch aussaugt, die Fledermaus, die den Frauen in die Haare fliegt, das Flügelpferd der Dichter, die Seeschlange, die Niemand ge¬ sehen hat, etc. sind prächtige Symbole, — aber damit ist es genug. Wir bedauern den Ungebildeten, der sie für Ernst nimmt, und möchten die Verantwortlichkeit nicht mittragen für die Grausamkeit und Ver¬ folgungen, welche die Thiere durch derartige Vorurtheile erfahren müssen und bei welchen weder der Mensch noch das Thier gewinnt. Der Nutzen, den uns die Thiere gewähren, ist mancherlei. Da sich der Mensch dem allgemeinen Naturgesetze nicht entziehen kann, w'ornach ein Thier nur von organischer Nahrung leben kann, und da es nicht leicht ist, diese blos aus dem Pflanzenreich zu wählen, so wird die Menschheit auch auf ihren humansten Entwickelungsstufen sich der thierischen Nahrungsmittel — zu welchen nicht blos Fleisch und Blut, sondern auch Butter, Milch, Eier, Brühen und Gallerten gehören, — niemals entschlagen können. Der Mensch übt hierin mit oder ohne Wissen das in der ganzen Natur bestehende Recht des Klügeren und Stärkeren. Die Lehre von der Nahrung des Menschen ist die eigentliche Grundlage aller praktischen Weisheit, und wie in einem jeden Organismus, müssen auch die Einnahmen und Ausgaben unserer Hausthiere in einem richtigen Verhältnisse stehen, denn sie bedingen den Grad und die Vielseitigkeit ihrer Leistungen. Der Naturforscher, der Physiolog, der Arzt, der Erzieher, der Staats¬ mann und der Landwirth wissen diese Fragen in ihrer Weise zu würdigen, und es ist um so weniger nöthig, hier weiter darauf ein¬ zugehen, da wir in späteren Artikeln ausführlicher darauf zurückzu¬ kommen haben. Solchen Anforderungen gegenüber bleibt uns gar keine Müsse, eine solche Frage aufzuwerfen, wie die : ob es eine würdigere Bestimmung für den Seidenschmetterling sei, eine kurze Frist durch ein obscures Dasein hinzuflattern und schliesslich durch einen Nachtvogel weggeschnappt zu werden, oder durch einen frühen Tod im süssen Puppenschlaf seinem Gespinnst eine- glänzende Unsterblichkeit zu sichern? ob das veredelte Racepferd, das seine Schule gemacht hat und sich vielleicht nach dem Takte der Musik bewegen kann, ein vollkommeneres Thier sei, als das wilde Pferd der Pampas, das ausser seiner Ernährung und 5 Fortpflanzung Nichts gelernt hat und alljährlich, wenn Ströme und Vegetation versiegen, in Schaaren hülflos zu Grunde geht? Auch die Thiere sind einer Erziehung, einer Vervollkommnung und Veredelung fähig, freilich weniger durch eigne Kraft, als in der Hand des Menschen, und wenn die Erziehung des Menschen der höchste Beruf ist, so kann die Erziehung der Thiere keine ganz un¬ würdige und bedeutungslose Aufgabe sein. Man mache daher dem Menschen keinen Vorwurf daraus, dass er die Thiere zu seinem Nutzen verwendet, denn wer dem Menschen durch das Thier nützen will, muss damit anfangen, dass er dem Thiere nützt, und die Sorg¬ falt, die er darauf verwendet, verdient wohl das Vergnügen und den Trost, den er in vielen Fällen im Umgang und in der Begleitung der Thiere findet! Es wird sich noch vielfache Gelegenheit finden, an die anderen Vortheile und Genüsse zu erinnern, welche der menschliche Geist, die Industrie, die Gewerbe, die Arzneiwissenschaft und die Menschenlehre selbst — durch das Experiment — aus der Kenntniss der Thiere ziehen und von jeher gezogen haben, und in welcher Weise der Reichthum der Nationen durch die Fertigkeiten, die Producte und die einzelnen Organe der jagdbaren und der Hausthiere bedingt ist. Wir wollen nur einen Gewinn der zoologischen Gärten, statt vieler hervorheben, der zwischen dem Nutzen und dem Vergnügen auf der Grenze steht und beides vereinigt. Wir meinen die bildliche Darstellung der Thiere. Wer es weiss, dass die meisten gangbaren Thierzeichnungen, — wiederum die Hausthiere und einige jagdbare Thiere abgerechnet, — ja selbst die meisten wissenschaftlichen Bilderwerke und diese ganz besonders nach ausgestopften, todten oder verstümmelten Thieren an¬ gefertigt sind, und dass eine Menge dieser Zeichnungen vielfach copirt und zur Tradition geworden sind, behauptet nicht zu viel, wenn er durch die zoologischen Gärten einer totalen Revision der Thierzeichnung entgegensieht, die eben sowohl unseren wissenschaftlichen, als unseren künstlerischen Geschmack zu läutern bestimmt ist. Und nicht blos die Formen sind es, deren wir zur Beurtheilung des Baues, des Wachsthumes und der Unterschiede der Thiere bedürfen; auch Maasse und Gewichtsverhältnisse, zu denen kaum Anfänge vorhanden sind, werden ein unabweisliches Bedürfniss. Welches Interesse musste für den Zoologen sowohl als für den Thierzüchter eine Reihe von richtigen Thierbildern haben, aus welchen er die Stammeltern seiner veredelten 6 Racen nicht auf Jahrzehnte, sondern auf Jahrhunderte zurückver¬ folgen und ihre Leistungen nach Zahlen, Maassen und Gewichten vergleichen könnte? Das ganze Princip der Acclimatisation beruht darauf, dass ein Thier unter veränderten Lebensbedingungen seine Leistungen nicht vermindert, sondern womöglich noch zu steigern vermag, damit es das wird, was andere Thiere auf demselben Wege bereits geworden sind, nämlich ein nutzbares Hausthier, nicht etwa eine schwächliche Treibhauspflanze, die hinter ihren Stammeltern zurückbleibt. Um unsern Nachfolgern die Mittel an die Hand zu geben, ihre Erfolge in dieser Beziehung zu prüfen, müssen wir daher anfangen, diejenigen Thiere bildlich und richtig darzustellen, mit welchen die systematischen Züchtungsversuche in unseren Tagen be¬ gonnen haben. Thiere zu erziehen, zu pflegen und fortzupflanzen und womöglich das Thier zu verbessern und zu veredeln, dies wird stets die höchste Aufgabe der zoologischen Gärten sein, wie es die der land¬ wirtschaftlichen Institute schon lange ist. Der Gewinn eines neuen Hausthieres könnte von unberechenbaren Folgen sein; die Erzeugung einer neuen Thierart wäre ein Triumph, wie die Wissenschaft noch wenige gefeiert hat! Es handelt sich dabei keineswegs blos um diejenigen Thiere, welche unseren Hausthier en näher stehen, denn wenn es van Aken gelang, Bastarde vom Löwen und Tiger zu er¬ zielen, so war diese Thatsache auf dem damaligen Standpunkt der Fragen gerade so wichtig, als wenn jetzt Aussicht vorhanden wäre, den Löwen zu einem nutzbaren Thiere zu machen, wie er schon öfter ein Prunkthier gewesen ist. Der wesentliche Unterschied zwischen den Anstalten für Züchtung der Hausthiere und den zoologischen Gärten besteht nur darin, dass die ersteren mit bereits gezähmten und cultivirten Thieren experi- mentiren, während bei letzteren erst die allgemeinsten Vorbedingungen der Zähmung, insbesondere die geeignete Nahrung, und die Bedingungen der Fortpflanzung zu ermitteln sind. Aus diesem Grunde werden auch zoologische Gärten nicht leicht aus Staatsmitteln und von den Regierungen gegründet werden; sie smcl recht eigentlich Aufgaben für wissenschaftliche Gesellschaften und intelligente Privatleute, die sich mit einer gemeinnützigen Specialität beschäftigen wollen. In ihrer wissenschaftlichen Bedeutung reihen sie sich unmittelbar den allge¬ meinen Bildungsanstalten an , welche auf eine späte Folgezeit hin wirksam sein sollen und eine sichere, wenn auch vielleicht entfernte, Ausbeute versprechen. Ihre Gründer sind gleich den Pionieren des 7 Westens, deren Pfaden oft erst nach Jahren die festen Ansiedelungen folgen und deren Ruhm in dem Maasse steigt, als die Städte und Staaten gedeihen. Die Aufgabe unserer Zeitschrift ergibt sich sonach von selbst. Die Anstalt, um derentwillen sie gegründet worden ist, besteht und erfreut sich einer stets wachsenden Theilnahme von Nah und Fern. Erfahrungen sind gemacht und verwerthet worden und anderen An¬ stalten, die inzwischen entstanden sind, zu Gute gekommen. Diese Erfahrungen auch ferner zu sammeln, sie in möglichster Vollständig¬ keit mitzutheilen und mit anderweitig gemachten Erfahrungen zu vergleichen, sie endlich den Ergebnissen der Wissenschaft anzureihen, — das muss unser unausgesetztes Bestreben sein. Eine einzelne Anstalt reicht dazu nicht aus, selbst die grössten unter ihnen repräsentiren doch nur einen verschwindend kleinen Theil der Thierwelt, und wie verschieden können die einzelnen Aufgaben nach Maassgabe der Oert- lichkeit, des Klimas, der Bezugsquellen u. s. w. ausfallen? Wir be¬ schränken uns daher auch ferner nicht auf die zoologischen Gärten selbst, sondern suchen durch die Beobachtung im Freien, auf Reisen und in der Privatpraxis die fühlbarsten Lücken unserer Erfahrung zu ergänzen. Der kleinste Beitrag eines Liebhabers, wenn er auf einer richtigen Beobachtung beruht, ist so wünschenswerth, als der aus¬ führliche Bericht einer grossen Anstalt, und kann selbst eine her¬ vorragende Stelle einnehmen, weil Jener sich mit einer Specialität beschäftigt und daher nicht selten in der Lage ist, ergiebigere und vollständigere Beobachtungen zu machen. In diesem Sinne bestrebt sich unsere Zeitschrift auch ferner, ein Centralorgan für zoologische Gärten und dahin einschlagende Be¬ mühungen zu sein. Je reicher das Material von aussen mit dem hier gesammelten zusammenfliesst, je reger und regelmässiger der Verkehr der einzelnen Anstalten unter einander ist, desto grösser wird der Nutzen sein, den sowohl Fachmänner als das grössere Publikum aus unseren Bemühungen schöpfen. Wir bringen daher, um Einiges namhaft zu machen, nicht nur Mittheilungen über die Nahrung, Pflege, Fortpflanzung und sonstigen Bedürfnisse der Thiere im weiteren Sinne, sondern auch über die Unterschiede der Geschlechter und der Altersstufen, über den Ein¬ fluss der Jahreszeiten, der Nahrung, Temperatur etc. auf Varietäten und Racen, über Wohnungen und Wanderungen, über Schlaf und Wachen, über die Stimme, den Gesang und die sonstigen Fähig- 8 keiten der Thiere, sowie nicht minder über ihre Nützlichkeit und Schädlichkeit, und über den Thierschutz. Von besonderem Interesse werden stets Aufklärungen über die Verwendbarkeit thierischer Pro- ducte zu technischen und medicinischen Zwecken sein. Endlich wird es nicht zu umgehen sein, auch den Krankheiten der Thiere eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen und durch Mittheilung von Krankheitsberichten und Heilversuchen eine künftige Pathologie und Therapie der fremdländischen Thiere anzubahnen. Eine Statistik der Todesfälle aus mehreren Anstalten, so schmerzlich auch diese Ge¬ ständnisse sein müssen, nebst Angabe der bemerkenswerthen Befunde würde das beste Mittel sein, günstigere Resultate herbeizuführen. Der „Zoologische Garten“ soll, wie hieraus hervorgeht, weder eine rein populäre, noch eine rein fachwissenschaftliche Zeitschrift sein, wenn man anders die Aufgabe der zoologischen Gärten nicht jetzt schon als wissenschaftliches Fach bezeichnen will. Er lehnt sich vielmehr nach der einen Seite an die bestehenden landwirtschaftlichen und sonstige Fachzeitschriften, nach der anderen aber an die verbreitete populär-naturwissenschaftliche Literatur, welche von der Sprache der Handbücher schon sehr wenig abweicht. Sollte es dem Herausgeber gelingen, hier die richtigen Anknüpfungspunkte zu finden und namentlich zu einem Verständniss zwischen den Fach¬ gelehrten und den praktischen Thierzüchtern beizutragen, so würde er seine Aufgabe als gelöst ansehen und selbst im Falle des Miss- lingens nicht bereuen, den Versuch gewagt zu haben. Diese und keine andere Aussicht konnte ihn bestimmen, liebgewordene Fach¬ studien einstweilen bei Seite zu legen und nach einer vieljährigen Beschäftigung mit Medicin und Naturwissenschaften, wovon 15 Jahre dem akademischen Lehrberufe gewidmet waren, seine Kräfte an eine so unbemessbare und neue Aufgabe zu setzen. In Bezug auf die Verwerthung der zu sammelnden Materialien hat eine Verabredung in der Weise stattgefunden, dass der mit der Auf¬ sicht und Pflege der Thiere ausschliesslich betraute Director unseres Gartens, Herr Dr. M. Schmidt, die hierüber in den vier Jahren seines Bestehens gemachten Erfahrungen in ausführlicher Weise mittheilen und damit schon in dieser Nummer den Anfang machen wird, und zwar sollen nicht sowohl einzelne Erfahrungen aus dem ganzen Umfange des Gartens, sondern möglichst zusammenfassende Berichte über einzelne Thiere und Thierarten gegeben werden. Wir hoffen, dass diese Seite unserer Bestrebungen sich des ungetheilten Beifalles aller 9 Freunde der Sache erfreuen wird und dass wir diesen Nachrichten recht bald die aus anderen Gärten anreihen können. Dieses Bedürfniss ist offenbar das nächste und dringendste, sowohl wegen der empfind¬ lichen Verluste, mit welchen die ersten Versuche überall begleitet sein müssen, als wegen der Anregung und des Vertrauens, welches die Gründer neuer Anstalten daraus schöpfen werden. Das allgemeinere Naturgeschichtliche der Thiere, die Zusammen¬ stellung der Einzelergebnisse ist dem Unterzeichneten als nähere Aufgabe zugefallen und es kann kein Zweifel sein, in welcher Weise er dabei zu verfahren gedenkt. Der „Zoologische Garten“ soll keine zoologische Zeitschrift im weitesten Sinne sein. Allein es soll keine Betrachtungsweise, welche auf das Thierreich anwendbar ist, von ihr ausgeschlossen sein. Die Zeit ist längst vorüber, wo man die äussere Form des Thieres von seinem inneren Baue zu trennen pflegte und unter „Zoologie“ nur die Betrachtung der ersteren verstand. Seit Cuvier’s umfassenden Arbeiten, den alle Zoologen als ihren Herrn und Meister anerkennen und dessen System bis in die neuere Zeit fast uneingeschränkte Geltung hatte, ist eine solche Trennung selbst in Bezug auf die Bestimmung und Benennung der Thiere nicht mehr möglich und sowohl Fachgelehrte als Laien, die sich ernstlich mit Naturgeschichte beschäftigen, sind darüber einig. Ebensowenig können wir die niederen Thiere deshalb von der Be¬ trachtung ausschliessen, weil ihr praktischer Nutzen bis dahin ein verhältnissmässig geringer ist. Ein sehr grosser Theil der Thiere und nicht der uninteressan¬ teste ist unseren gewöhnlichen Untersuchungsmitteln gar nicht zugängig, weil ihre Grösse unter ein Minnimum herabsinkt, für dessen Erkennt¬ nis der Bau des menschlichen Auges nicht ausreicht. Die Brille, deren wir uns in diesem Gebiete, wo Alle fernsichtig sind, bedienen, das Mikroskop, ist bereits zu technischen Zwecken in vielfachen Gebrauch gekommen und hat längst die Vorurtheile überwunden, mit welchen seine Einführung in die Fachwissenschaften noch vor wenigen Decennien zu kämpfen hatte. Es steht fest, dass ohne seine Hülfe nicht nur der Bau der Thiere im gesunden und krankhaften Zustande sehr unvollständig gekannt, sondern über ihre Entstehung und Entwicklung, sowie ferner von der niedersten Pflanzen- und Thierwelt, zu welcher auch die so wichtigen Schmarotzer-Thiere ge¬ hören, so gut wie gar Nichts bekannt wäre. Hierin sind schon frühere Jahrhunderte mit gutem Beispiele vorangegangen und die 10 neuere Zeit unterscheidet sich von der alten nur dadurch, dass sie mit vollkommeneren Instrumenten arbeitet und deshalb die Resultate mit einem Male in fast überwältigender Fülle über uns hereinge¬ brochen sind. Mittheilungen aus diesem Gebiete, wozu besonders auch die Aquarien eine reiche Fundgrube und eine unabweisbare Veranlassung zu geben versprechen, werden auch ferner nicht zu vermeiden sein; es versteht sich aber von selbst, dass sie dem allgemeinen Grund¬ satz der Redaction untergeordnet sein werden, nur solche Beobach¬ tungen aufzunehmen, welche entweder ein allgemeineres Interesse haben oder von specieller Wichtigkeit für die zoologischen Gärten sind. Im Uebrigen bleibt die Einrichtung der Zeitschrift namentlich auch für die geschäftlichen Angelegenheiten und den Verkehr der zoologischen Gärten die bisherige. Wir sind stets bereit, Anzeigen, Preislisten und Berichte in unser Blatt aufzunehmen und gestatten unseren Correspondenten und Mitarbeitern gerne die bisher gewährten Vortheile; insbesondere werden wir regelmässigen Correspondenten und den Einsendern resümirender Aufsätze, welche auf eigenen Er¬ fahrungen beruhen, erkenntlich sein. Neu erschienene Werke aus den einschlagenden naturgeschicht¬ lichen Fächern werden wir auch ferner mit Vergnügen anzeigen und dahin gehende Wünsche berücksichtigen, soweit es der Raum der Zeitschrift gestattet. Somit empfehlen wir unsere Zeitschrift der fortgesetzten Theil- nahme aller Freunde der Naturgeschichte und der zoologischen Gärten und sind ihrer ferneren Unterstützung gewärtig. Offenbach a. M., im Dec. 1863. C. Bruch. Ueber Thierhaltung. Von Dr. Max Schmidt. Wir beabsichtigen, einige Aufsätze über Thierhaltung und Zucht in diesen Blättern zu geben, welche zunächst bestimmt sind, unsere am hiesigen zoologischen Garten gemachten Erfahrungen in weiteren Kreisen bekannt zu machen, ausserdem aber auch Thierliebhabern praktische Rathschläge bezüglich der Haltung und Pflege ihrer Lieb¬ linge zu liefern. Um nicht missverstanden zu werden, sei hier indessen gleich bemerkt, dass wir weit entfernt sind, zu glauben, es liesse sich 11 die Zucht der Thiere gewissermaassen nach Recepten betreiben, son¬ dern, dass unsere Absicht in dieser Richtung nur ist, Anleitungen darüber zu geben, wie manche, dem Gelingen sich entgegenstellende Schwierigkeiten überwunden werden können. Dabei sollen unsere Mittheilungen, bei dem gewaltigen Umfang des Gebietes, auf welchem wir uns versuchen wollen und bei der Menge der täglich neu auf¬ tauchenden Entdeckungen in allen Zweigen des menschlichen Wissens, keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen und ebensowenig den einzig richtigen Weg, sondern nur einen der mannichfachen Pfade andeuten, auf welchem das beabsichtigte Ziel erreicht werden kann. Wenn hierdurch der eine oder andere Thierfreund zu einer nützli¬ chen Einrichtung veranlasst wird, welche die Freude an seinen Thieren erhöht, oder diesen die Gefangenschaft erträglicher macht, so haben unsere Aufzeichnungen ihren Zweck erfüllt. Die Liebe zur Thier weit ist ein vor Allem nöthiges Erfor¬ derniss, wenn man sich mit der Haltung von Thieren befassen will, denn nur sie befähigt den Menschen, seine Schützlinge genau zu be¬ obachten, ihr Thun und Treiben richtig aufzufassen und zu deuten. Nur die Liebe zur Sache und eine Hingebung, welche persönliche und andere Opfer nicht scheut, macht es möglich, den Thieren alles das zu liefern, was sie von uns fordern dürfen , wenn die Gefangenschaft, welche wir ihnen zu unserer Belehrung und Erheiterung auferlegen, nicht zur sträflichen Quälerei werden soll. Da indess nur ein völlig gesundes Thier dem seiner Haltung zu Grunde liegenden Zweck ent¬ sprechen kann, und nur dann, wenn wir es in Verhältnisse bringen, welche ihm die Fortpflanzung ermöglichen, so müssen wir zunächst bestrebt sein, diejenigen Bedingungen kennen zu lernen, unter wel¬ chen die Erhaltung seiner Gesundheit möglich ist. Von besonderer Wichtigkeit ist die Beschaffenheit der Luft, denn wie aus den Sectionen verendeter Exemplare hervorgeht, so sterben die Tropenthiere in den meisten Fällen an Tuberkulose, einer Krankheit, deren Entstehung wir nicht sowohl der allgemeinen Ein¬ wirkung klimatischer Verhältnisse, als ganz besonders dem Einathmen unreiner und schädlicher Luft zuschreiben zu sollen glauben. Es ist also bei Anlage von Thierbehältern auf Anbringung entsprechender Ventilation die gebührende Rücksicht zu nehmen, welcher überdies die sorgfältigste Reinlichkeit zur Seite stehen soll. Auch die Auf¬ stellung von Pflanzen wird sich durch die Vermehrung des Sauer¬ stofles und der Feuchtigkeit in der Luft nützlich erweisen. 12 Der Feuchtigkeitsgrad der Luft, der den Thieren am Meisten zusagt, ist je nach der Species ein sehr verschiedener, doch kann wohl im Allgemeinen als Regel gelten, dass eine mässig feuchte Luft zuträglich, eine sehr trockene dagegen nachtheilig ist. Bei Hei¬ zungen sorgt man mit Rücksicht hierauf gewöhnlich dafür, dass et¬ was Wasserdampf sich der Luft heimische. Ein sehr bedeutender Gehalt an Feuchtigkeit ist den meisten Thieren nachtheilig, wovon die vermehrte Sterblichkeit in nassen Jahrgängen den deutlichsten Beweis liefert; es kommen in diesem Falle übrigens auch Regen, Nässe des Bodens, kühles Wetter und dgl. hinzu, welche ebenfalls auf die Thiere schädlich einzuwirken pflegen. Der grosse Einfluss der Temperatur ist bekannt, doch scheint es nach unseren Erfahrungen, als ob man in dieser Beziehung häufig allzuängstlich zu Werke gehe und dass es weiteren, mit grosser Be¬ hutsamkeit anzustellenden, Versuchen Vorbehalten sein dürfte, hier¬ über die noch fehlende Aufklärung zu schaffen. Es ertragen die meisten Thiere der heissen Zone bei einiger Vorsicht das euro¬ päische Klima recht gut und manche können sogar, wie z. B. meh¬ rere Hirscharten, Sommer und Winter im Freien bleiben. Andere verlangen bei schlechtem Wetter, zur rauheren Jahreszeit oder selbst allnächtlich in einen Stall gebracht zu werden, und während manche im Winter sich mit einem ungeheizten Raume begnügen, ist für andere ein gewärmter Aufenthaltsort erforderlich. Wir können hier auf die mannichfachen Abstufungen der verschiedenen zur An¬ wendung kommenden Vorsichtsmaassregeln nicht näher eingehen, son¬ dern bemerken nur noch, dass die Thiere im Allgemeinen eine Tem¬ peratur gut ertragen, die unter der mittleren Jahrestemperatur ihrer Heimath um ein Beträchtliches zurückbleibt. Wir lassen selbst im kältesten Winter das Affenhaus, Straussenhaus, die Vogel¬ häuser nicht über -f- 10 bis 12° R. heizen und haben gefunden, dass dies völlig ausreicht. Allzugrosse Hitze, namentlich die direct einwirkenden oder von einer Mauer reflectirten Sonnenstrahlen tödten zuweilen Thiere auffallend rasch und es ist dieser Fall vor mehreren Jahren im zoo¬ logischen Garten zu Antwerpen bei afrikanischen Straussen vorge¬ kommen, bei denen man ihn doch nicht wohl für möglich halten sollte. An sehr heissen Sommertagen suchen alle warmblütigen Thiere ohne Ausnahme den Schatten. Den aus dem Norden stammenden Arten können wir nun leider keine niedere Temperatur schaffen. Es beschränkt sich daher die Sorge für sie meistens auf Anweisung eines schattigen, möglichst luf- 13 tigen Aufenthaltsortes, und wirklich scheint dies, wie wir an unseren Renntliieren, dem Eisbären und anderen Bewohnern der Polarzone sehen, auch ganz hinreichend zu sein. Bemerkenswerth ist, dass unser Eisbär selbst im hohen Sommer sich täglich einige Zeit zu sonnen pflegt. Die Fütterung der Thiere hat sich bezüglich der Auswahl der Stoffe zunächst nach der naturgemässen Ernährungsweise derselben zu richten, ist aber je nach Klima, Temperatur und Jahreszeit so¬ wohl in Hinsicht der Qualität als Quantität vielfachen Modificationen unterworfen. Die Körperbeschaffenheit und der Ernährungszustand der einzelnen Exemplare bleibt nächstdem besonders zu berücksich¬ tigen. Wenn wir nun diesem entsprechend im Sommer mehr leichte und kühlende Nahrung verabreichen, so ist bei Beginn der rauheren Jahreszeit mehr intensiv nährendes Futter und besonders solche Stoffe erforderlich, welche eine Vermehrung der Körperwärme veranlassen. Im Allgemeinen sollen die Thiere kräftig genährt, aber nicht fett sein und es ist somit das Futterquantum dem Appetit jedes einzelnen Exemplares dergestalt anzupassen, dass die Thiere niemals soweit satt werden, dass sie nicht noch Etwas zu sich nehmen möchten. Die Fresslust wird durch Salzlecken (bei Wiederkäuern), häufige Abwech¬ selung der Futterstoffe, Verabreichung von Leckerbissen und Entfer¬ nung der Ueberreste nach jeder Mahlzeit rege gehalten und durch letztere Maassregel wird gleichzeitig das Verderben und unnütze Ver¬ geuden von Nahrungsmitteln verhütet. Kleinere Thiere, z. B. Nager, Vögel, namentlich wenn sie in grösserer Anzahl beisammen sind, müssen beständig Futter zur Disposition haben. Das Getränk der Thiere ist vorzugsweise frisches Wasser, dem wir bei Wiederkäuern zuweilen etwas Mehl, Kleie, Salz etc. zusetzen; Affen und kleine Raubthiere bekommen ausserdem Milch. Sofort nach dem Eintreffen der Transporte sollte man neu angekommenen Exem¬ plaren nie das Wasser frisch vom Brunnen reichen, da es in diesem Falle sowohl durch seine Temperatur, als auch durch seine chemische Beschaffenheit, an welche der Organismus noch nicht gewöhnt ist, leicht nachtheilig wird. Man gibt es daher entweder mit einem Zu¬ satz von Mehl, Milch und dgl. oder gelind erwärmt. Wir lassen dem Getränk für empfindlichere Thiere im Winter meist etwas warmes Wasser beimischen. Man hat die Frage aufgeworfen, ob es zweck¬ mässiger sei, den Thieren das Wasser beständig stehen zu lassen, oder ob man sie ein oder mehrere Male täglich, je nach Bedürfniss tränken solle. Wenn wir auch in Betreff der meisten Arten uns un- 14 bedingt für erstere Verfahrungsweise erklären müssen, so können wir doch bezüglich der grossen Katzen, der Wiederkäuer (Hirsche ausge¬ nommen) und Strausse mehr die letztere empfehlen und zwar weil die Thiere sich dadurch mehr an den Menschen gewöhnen, d. h. zahmer werden. Ausserdem aber führt, besonders in engen Ställen, die beständige Anwesenheit der Trinkgeschirre leicht zu Verletzungen, Knochenbrüchen etc. Von manchen Species, wie z. B. den Eulen und anderen Raubvögeln, sagt man zuweilen, dass sie nie trinken und sie werden daher oft und lange Zeit ohne Wasser gehalten. Aber wir haben Geier und Adler aller Arten trinken und namentlich auch baden sehen und es lässt sich Letzteres bei warmem Wetter täglich beobachten, ein Beweis dafür, dass das Wasser diesen Thieren eine Nothwendigkeit, mindestens aber eine Annehmlichkeit ist und des¬ halb nie fehlen sollte. Bei den Säugethieren kommt das Baden und Suhlen im Ganzen nicht sehr häufig vor, woran vielleicht in den mei¬ sten Fällen die Abwesenheit einer entsprechenden Einrichtung Schuld trägt; bei Vögeln aber ist es eine Nothwendigkeit und hierauf sollte bei Verabreichung des Wassers stets Rücksicht genommen werden. Der Aufenthaltsort muss dem Naturell des Thieres, welches ihn bewohnen soll, angepasst sein und ihm die nöthige Bewegung gestatten, welche überdies als Mittel zur Wärme-Erzeugung ganz be¬ sonders in Betracht kommt. Er soll ferner seinem Bewohner den nöthigen Schutz, Schlupfwinkel etc. bieten und namentlich mit genauer Berücksichtigung der zweckmässigsten Verkeilung von Licht und Schatten aufgestellt sein. Ferner soll die Construction der Behälter derart sein, dass das Thier sich nicht beschädigen oder ihn zerstören und eigenmächtig verlassen kann, besonders müssen Vorrichtungen getroffen sein, die das Reinigen leicht und vollständig ohne Nachteil für das Thier oder seinen Wärter gestatten, und Gleiches gilt in Bezug auf anzustellende Beobachtungen über das Thun und Treiben der Thiere. Hiemit schliessen wir unsere aphoristischen Notizen über die äusseren Verhältnisse der Thiere, indem wir uns eine ausführliche Besprechung derselben für eine nächste Gelegenheit Vorbehalten. Nur wollen wir noch einige Worte über die verschiedenen Körper¬ zustände der Thiere beifügen, weil durch diese häufig nicht unwesent¬ liche Modificationen in der Behandlung bedingt werden. Durch den Transport, die damit verbundene Unruhe, enge Verpackung, Witterungseinflüsse leiden in den meisten Fällen die Thiere mehr oder minder, oder sie sind wenigstens ermüdet und die 15 Behaarung oder das Gefieder schmutzig und beschädigt. Die Be¬ handlung muss dem entsprechend auf die Erholung des Ankömm¬ lings gerichtet sein und man wird folgerichtig für einen ruhigen, warmen, vor Zugluft geschützten Aufenthalt sowie für entsprechende Nahrung und Getränk Sorge tragen. Bei kleinen Vögeln, die in grösserer Anzahl (bisweilen Hunderte in einem Käfig) und oft mit sehr defectem Gefieder ankommen, treten nach unseren Erfahrungen sehr leicht tödtliche Erkältungen ein, wenn man sie sofort aus dem Transportkäfige entlässt. Wir lassen sie daher während der ersten 24 Stunden in einem warmen Zimmer ruhig stehen, am zweiten Tage werden sie in die gewöhnlichen Käfige gesetzt (aber immer noch in grösseren Massen, damit sie sich gegenseitig erwärmen) und nach 8 oder 10 Tagen erst werden sie nach Erforderniss geordnet und ver¬ theilt. Da die Vögel gewöhnlich die erste sich bietende Gelegenheit zu einem Bade sofort benützen, so muss das Local, in dem sie sich befinden, möglichst warm und sonnig sein, damit sie bis zum Ab¬ trocknen des Gefieders sich nicht erkälten. Säugethiere wollen oft in der ersten Zeit nicht recht fressen, besonders nach weiten Trans¬ porten, theils aus Ermüdung, theils auch wegen ungewohnter Umge¬ bung, anderen Futterstoffen etc., und man ist nicht selten in solchem Falle genöthigt, mit allen möglichen Nahrungsmitteln Versuche zu machen. Weit hinderlicher aber ist bei ihnen häufig die Unbekannt¬ schaft mit dem ihnen angewiesenen Aufenthaltsort und dessen Um¬ zäunung, besonders wenn Letztere aus Eisenstäben besteht, die das Thier übersieht, dagegen anrennt und sich dabei nicht selten schwer verletzt oder gar tödtet. Man gibt Thieren, von denen dergleichen zu befürchten steht, also namentlich Hirschen und Antilopen anfäng¬ lich einen engen Stall oder Park, dessen Wände oder Gitter je nach Erforderniss mit dicken Strohmatten bekleidet werden, damit die Thiere sich wenigstens nicht beschädigen können. Durch allmäliges Entfernen dieser Polsterung werden sie nach und nach an ihren neuen Aufenthaltsort gewöhnt. Um Thiere, die längere Zeit im Stall gehal¬ ten wurden, an das Gitter ihres Parkes zu gewöhnen, braucht man nur die Stallthüre einige Tage mittelst eines Gitters von gleicher Con- struction zu verschliessen. Der Zahn- und Haarwechsel bei Säugethieren und die Mauserung der Vögel erfordern ebenfalls eine besonders aufmerk¬ same Behandlung. Die Vögel sind um diese Periode, die ausserdem noch in vielen Fällen mit der unfreundlichen Frühjahrs- und Herbst¬ witterung zusammentrifft, sehr zu Erkrankungen geneigt und nicht 16 selten ist dadurch eine Aenderung der Fütterung und des Aufent¬ haltsortes geboten. Die Trächtigkeit und das Säugen, bei Vögeln das Ernäh¬ ren von Jungen, bedingen nicht minder Modificationen in der Haltung und Pflege und ebenso die Brunstzeit, die bei manchen Gattungen, z. B. den Hirschen, in der Hegel eine bedeutende Verän¬ derung des Charakters und des Habitus hervorbringt. Zu diesen normalen Veränderungen, welche einen Wechsel in der Behandlung der Thiere hervorrufen, gesellen sich indessen noch an¬ dere Zustände, die wir als Krankheiten zu bezeichnen pflegen und die ebenfalls ein besonderes Verfahren nöthig machen. Den bei un¬ seren Thieren vorkommenden Erkrankungen, ihrer Untersuchung und den Sectionsbefunden glaubten wir eine besondere Aufmerksamkeit widmen zu sollen, da nur sie über die Art der äusseren Einwir¬ kungen auf die Thiere einen annähernd sichern Schluss ziehen lassen und haben unsere Beobachtungen hierüber schon früher in einem fachwissenschaftlichen Journal*) der Oeffentlichkeit übergeben. Hier sei über diesen Gegenstand nur Folgendes bemerkt: Die Ursache der meisten Krankheiten ist in den klimatischen Verhältnissen und -in der Gefangenschaft mit ihren unvermeidlichen nachtheiligen Einflüssen zu suchen und dem entsprechend pflegt ihr Entwickelungsgang ein so schleichender zu sein, dass in den meisten Fällen die Erkrankung erst dann bemerkt wird, wann sie bereits einen bedeutenden Höhe¬ punkt erreicht hat. Dabei kommt nun noch in Betracht, dass über die Bedeutung der Krankheitserscheinungen und die Art der Einwir¬ kung der Arzneimittel erst weitere Beobachtungen und Versuche Licht verbreiten müssen und die Anwendung der Letzteren überdies nicht selten an dem Widerstreben des Thieres scheitert, und wir dürfen uns somit nicht verhehlen, dass die Heilkunde uns nicht immer in der gewünschten Weise Hülfe bringen kann. Es wird daher im Allgemeinen unser Hauptaugenmerk auf Verhütung von Krank¬ heiten mittels sorgfältiger Pflege und zweckdienlichen diätetischen Verhaltens gerichtet sein müssen und wir zweifeln nicht, dass es mit der Zeit gelingen werde, die Schwierigkeiten, welche sich der Er¬ haltung vieler ausländischer Thiere in Europa immerhin noch entge¬ genstellen, mehr und mehr zu überwinden. *) Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Thierheilkunde Bd. XX. Heft 1. Wien 1863. 17 Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. Von dem Director l)r. IM. Schmidt. Wir haben auf Seite 257 — 58 des dritten Jahrganges unserer Zeitschrift eine Beobachtung über den gemeinen Webervögel ( Quelea sanguinirostris Rclib.') mitgetheilt und dessen Nestbau beschrieben. Nachdem nun dasselbe Vogelpaar auch im verflossenen Herbst ge¬ nistet hat, sehen wir uns im Falle, einige weitere Notizen geben zu können, welche geeignet sein dürften, über die auf die Fortpflanzung dieser Vögel bezüglichen Vorgänge weiteres Licht zu verbreiten. Der Nestbau geschah ganz in der früher mitgetheilten Weise in der zweiten Hälfte des September, und zwar war wieder zuerst ein ange¬ fangenes Nest unvollendet gelassen, jedoch nicht zerstört worden. Dieses Verlassen des begonnenen Nestes soll darin seinen Grund haben, dass das Männchen sich dem Weibchen nähert, wenn sein Bau bis zu einem gewissen Punkt vorgerückt ist und wenn nun dieses seine Liebkosungen freundlich aufnimmt, das Nest vollendet, im entgegengesetzten Fall aber ein neues zu bauen anfängt, dessen Vollendung wieder von derselben Bedingung abhängig ist. Mit Ende September wurde das zweite Nest fertig und am 5. October beobachtete ich eine Begattung. Am 8. October lag ein Ei im Neste, dem wieder nur einige Grashalme zur Unterlage dienten.*) Am 11. und 14. October legte der Vogel wieder je ein grünliches Ei und am 19. wurde ich durch den Wärter mit der Mittheilung überrascht, dass ein junger Vogel im Neste sei. Es hatte somit das Brutge¬ schäft sofort nach dem Legen des ersten Eies begonnen und beläuft sich die Dauer der Brutzeit auf 11 Tage. Den 22. October, an welchem Tage das zweite Junge hätte ausschlüpfen sollen, war das Ei ver¬ schwunden und auch von einem Jungen nichts zu sehen, vermuthlich war es von den Vögeln aus dem Neste geworfen und von anderen Bewohnern der gemeinsamen Voliere verzehrt worden. Den 25. October war das dritte Junge ausgeschlüpft, starb aber zugleich mit dem ersten in der darauffolgenden Nacht. Das Benehmen des männlichen Vogels während des Bauens und der Brutzeit war sehr aufgeregt und zuweilen höchst komisch. An- *) In der angezogenen Mittheilung hat sich Seite 258 ein Fehler einge¬ schlichen und soll es Zeile 24 von oben heissen: Auch die Ausfütterung des Nestes mit Gras und nicht mit Charpie etc. 2 18 scheinend in beständigem Zank mit den anderen Vögeln begriffen, trieb er diese von Zeit zu Zeit aus der Nähe des Nestes, hing sich senkrecht an einen benachbarten Zweig, indem er rasch mit den Flügeln fächelte und ein rauhes Zwitschern hören liess. Bisweilen untersuchte er emsig das Gewebe des Nestes und schien gar viele Ausbesserungen nöthig zu finden. Wenn das Weibchen das Nest auf einen Augenblick verliess, pflegte das Männchen hineinzuschlüpfen, als ob es sich überzeugen wollte, ob Alles in Ordnung sei. Die australischen Riese neisvögel (JDacelo gigantea) sind in ihrer Heimath als grosse Räuber bekannt, die unter den kleineren Vögeln ihrer Nachbarschaft gar gewaltig aufzuräumen verstehen, und wenn sie sich auch in Gefangenschaft mit geschnittenem Rindfleisch recht gut halten lassen, so ziehen sie doch lebende Mäuse und Vögel, welche sie geschickt zu fangen wissen, diesem vor. Sie pflegen ein solches Thier zuerst im Genick zu fassen und es mit dem Kopfe gegen ihre Sitzstange zu schlagen, und zwar thun sie dies nicht nur bis es todt ist, sondern sie fahren damit bis zur gänzlichen Zer¬ trümmerung des Schädels fort. Alsdann wird in gleicher Weise der Körper geschlagen und zwar, wie es scheint, ebenfalls nur um ihn durch Zerbrechen der Knochen geschmeidiger zu machen. Aber ge¬ wöhnlich endet der Vorbereitungsprocess hiermit noch nicht, sondern die Beute wird noch einigemal durch Hin- und Herwerfen im Schnabel, wobei dieser laut klappend zugeschlagen wird, gewalkt und dann, oft mit beträchtlichem Kraftaufwand, hinuntergewürgt. Haben zufällig beide Vögel denselben Bissen gefasst, so ist die Hartnäckigkeit, mit welcher sie ihn festhalten, wahrhaft erstaunlich. Anfänglich halten sie blos, ohne daran zu ziehen, später wird aber ein unzweifelhaftes Streben, dem Gegner den Bissen wegzunehmen, bemerklich. Dieser Streit, der oft über eine Viertelstunde dauert, ist beständig von einem heiseren Krächzen begleitet und endet gewöhnlich damit, dass der Gegenstand, um den er geführt wird, zerreisst und so beide Vögel Sieger bleiben. Die unverdaulichen Ueberreste werden, wie bei den Raubvögeln, als „Gewöll“ durch den Schnabel wieder ausgeworfen und zwar, soweit ich bis jetzt beobachten konnte, etwa 24 — 30 Stunden nach dem Fressen. Dieses Gewöll bildet z. B. von einer Maus einen etwa 1 % Zoll langen und 3/4 Zoll dicken, an beiden Enden zugespitzten und etwas gedrehten Wickel, der aus den Haaren und Knochen des gefressenen Thieres besteht, welche letztere aufs Gründlichste von allem Fleische gesäubert sind. 19 Wir haben ein ähnliches Auswerfen unverdaulicher Gegenstände auch bei fleischfressenden Säugethieren beobachtet, z. B. bei Löwen, und es betraf in diesem Falle Knochensplitter, Sehnenstückchen, Stroh¬ halme und dgl. Correspondenzen. Alt-Kröben, 10. December 1863. Im Monat Juli, nachdem die zwei kleinen Thierchen (Seidenäffchen, Uistiti ) seit Mai draussen in einem kleinen, mit Draht umflochtenen Garten, zu¬ sammen mit mindestens 250 Stück Vögeln, sich ganz frei überlassen waren, wurde ein Junges geboren (S. IV. Jahrg. S. 196), welches heute fast ganz ausgewachsen, Männchen und ganz munter ist. Nach ungefähr vier Wochen starb das alte Männchen, ohne dass ich die geringste Ursache davon entdecken konnte; denn es war kern¬ gesund, sehr schön im Haar und gut bei Leibe, auch ist nicht bemerkt worden, dass es vorher krank gewesen. — Nach wenigen Wochen erhielt ich durch Hrn. S. G. Sch wart z aus Breslau, Ohlauerstrasse Nro. 21, der, mehr zum Ver¬ gnügen als Geschäft, Vögel und Affen zum Verkauf hält und auf Bestellung be¬ sorgt, wieder ein Paar dieser Thierchen, so dass ich ein Männchen und zwei Weibchen und den jungen Herrn seit August besitze. Diese vier Thierchen blieben bis ungefähr Anfang November draussen in ihrem Garten, wo sie ein Glashäuschen und in diesem einen gut mit wollenen Decken gepolsterten Kasten haben, in den sie Nachts und bei schlechtem Wetter sich verkriechen können. Anfang November nahm ich sie wieder in meine Stube, setzte sie in ihren dort vom vorigen Jahre noch stehenden eleganten Käfig, den gepolsterten Kasten dagegen oben auf den Ofen, und machte von dem Käfig eine kleine Stange als Verbindung mit dem Ofen. Die Thüre des Käfigs steht immer offen, und ihr Futter: Milch, Semmel, Zucker u. dergl. steht stets unten im Käfig. Die vier Thierchen haben nun freie Bewegung in der ganzen Stube und es ist die dadurch verursachte Unreinlichkeit erträglich; am unangenehmsten ist der Geruch in der Stube, besonders um den Ofen, der nämlich süsslich, wie nach Honig ist. Ihren eleganten Käfig scheinen sie nur als Ess- Salon und Paradezimmer zu benutzen, denn sie halten sich nie darin auf, obgleich in demselben ebenfalls ein gepolstertes Kästchen ist. Dagegen tanzen und springen sie gern auf und um den Ofen herum, scheinen eine sehr bedeutende Wärme zu lieben und machen nur ab und zu Vergnügungsreisen durch die Stube. Wenn ich auch gerne zugebe, dass das Haar und die Beschaffenheit desselben ein sicheres Kennzeichen für den Gesundheitszustand ist, so scheinen dennoch die Thiere auch ihre Härungsperiode zu haben, denn nur das alte Männchen hat einen buschigen Schwanz, die andern dagegen scheinen zu haaren; bei ihnen ist derselbe kürzer im Haar, aber dabei das ganze Haar glänzend und blank und dies ist das Nothwendigste, um äusserlich zu sehen, ob das Thier gesund ist. Da sie voriges Jahr sich so gut auf dem Ofen gehalten und sich dort begattet haben, so mag ich für dies Jahr keine Aenderung machen, obgleich mir selbst die Hitze des Ofens manchmal zu gross erscheint und nicht gesund zu nennen ist. 20 Vorgestern nun bemerkten meine Frau und Kinder, dass das eine Weibchen wieder etwas auf dem Rücken trägt, und es stellte sich heraus, dass es ein voll¬ kommen gesunder, munterer kleiner Affe ist, der ungefähr 3 — 4 Tage alt sein kann. Wir glaubten zuerst, dass das zweite Weibchen das Junge geboren, dem ist jedoch nicht so, sondern es ist gewiss und sicher dieselbe Mutter, die im Juli bereits ein Junges geworfen hat. Mir wäre nun besonders interessant, zu erfahren, wie lange diese kleine Affensorte tragend geht?! Nehme ich an, dass das erste Männchen doch wohl schwerlich 8—10 Tage nach der Geburt des ersten Jungen schon wieder die Begattnng vollzogen, so muss das jetzige Junge bestimmt vom zweiten jungen Männchen sein, welches erst um Mitte August hier eintraf. Hat nun die Mutter auch ganz rasch den Tod ihres Gemahls vergessen und sofort dem neuen Manne ihre volle Liebe zu¬ gewendet, so kommt immer nur ein Zeitraum von ungefähr vier Monaten heraus. Sie würden mich ganz besonders verbinden, wenn Sie mich hierüber belehren könnten oder Herr Varrentrapp hierüber seine Erfahrungen mittheilte. Ich werde jetzt sämmtliche Notizen sammeln und die Tage der Geburten notiren, um etwa für die Zukunft daran Anhalt zu haben. *) Leider habe ich diesen Herbst, gleich nachdem ich die Affen in den Schaf¬ stall, wo sie sich sonst so gut gehalten, gebracht, viele Verluste gehabt und alle sind an derselben Erscheinung gestorben; sie wurden nämlich traurig, schliefen den ganzen Tag, indem sich die Kranken alle zusammensetzten und umfassten, und nach 8 — 10 Tagen waren sie todt. So verlor ich vier Stück. Die übrigen sieben Stück sind ganz munter und gesund und scheinen sich sehr wohl zu fühlen. Offen gestanden, weiss ich keinen Grund anzugeben, warum so plötzlich in circa drei Wochen diese Todesfälle vorgekommen; denn es hat Affen betroffen, die ich bereits seit 2 — 3 Jahren besitze, sowie zwei Stück Neulinge. Allerdings habe ich die Affen sehr lange draussen im Freien gelassen und erst Ende October nach dem Schafstall gebracht. Möglicherweise haben sie sich Nachts, obgleich sie ein Häuschen, worin sie sich verkriechen können, und Schutz gegen Wind und Kälte haben, erkältet, denn fast alle fingen an zu husten. Zum Frühjahr möchte ich nun wieder die Zahl ergänzen und wollte Sie er¬ gebenst bitten, mir vielleicht die Sorten zu nennen, die erfahrungsmässig ziemlich hart sind und unser Klima am besten vertragen. Mir scheinen die gewöhn¬ lichen Java-Affen die härtesten zu sein und die weichlichsten diejenigen, die sehr dünnes Haar haben und zart und schlank gebaut sind. — Rothwild, Damwild und afrikanische Zwergziegen haben sich vermehrt, letztere sehr vielfach. Die andern Thiere sind munter und ich habe sehr wenig *) Derartige Aufzeichnungen werden sehr interessant, sein, da die Angaben über die Iragzeit der Affen von 4 — 6 Monaten schwanken und bei manchen Affen ähnliche periodische Erscheinungen Vorkommen , wie beim Menschen. — Ueber die Erfahrungen des Hrn. A. Varrentrapp findet sich eine Notiz S. 252 des vorigen Jahrganges, woraus hervorgeht, dass der Uistiti regelmässig zweimal im Jahre Junge hat. p>ie Red. 21 Verluste gehabt. Possirlich und interessant sind die Rüsselbären oder Ameisen¬ bären, von der Grösse eines kleinen Fuchses, aber mit sehr langer Ruthe. Betreffs der Raubvögel, deren hier acht Stück grosse sind, habe ich zu be¬ richten, dass diese durchaus kein Wasser eingenommen und also einzelne Vögel seit vier Jahren ohne Wasser geblieben sind. Ebenso die Eulen, und ich sehe nicht, dass sie leiden, denn sie sind schön und glatt im Gefieder und befinden sich wohl. Zur Nahrung erhalten sie Fleisch, fast nur Pferdefleisch ausser den frischen Ab¬ gängen, wenn in der Wirthschaft geschlachtet wird oder die überzähligen Kaninchen getödtet werden. Meine Vögel, deren Zahl sehr bedeutend ist, an 250—300 Stück, haben sich ganz vorzüglich gut im Freien und Garten gehalten. Obgleich ich ihre Winter¬ stube schon heizte, blieben sie dennoch Nachts lieber draussen im Freien, selbst bei 2—3 Grad Frost, und ich habe nicht bemerkt, dass dies den kleinsten aus¬ ländischen Vögeln geschadet. Sie konnten aus- und einfliegen in die wrarme Stube, aber nur zum Fressen flogen sie ein; sonst blieben sie Nachts draussen, bis ich sie mit Gewalt in ihr Winterquartier einsperrte, welches aus zwei Stuben besteht, die mit grossen Glasfenstern versehen sind und deren jede ihren Ofen hat. (Aus einem Schreiben des Hrn. R. Adolplii an die Direction.) Barcelona, 15. December 1863. Ich kann Ihnen melden, dass ein Pärchen Platycercus eximius, das ich schon seit zwei Jahren habe, sich begattet hat und das Nest seit drei Tagen sorgfältig besorgt, so dass eine Brut zu hoffen ist. Wenn meine Hoffnung sich berechtigt, wird diese prächtige Art für unsere Zimmer gewonnen sein, denn ich kenne nicht eine, die schöner, freundlicher und leichter zu erhalten ist; sie lernen sehr leicht schön pfeifen und schreien nie. Hauptsache ist, um sie gesund zu halten, ihnen Salat und Obst und in der warmen Jahreszeit viel Wasser zum Baden zu geben, was sie während des ganzen Tages thun. Vorgestern habe ich bei einem hiesigen Vogelhändler eine Art Amazone n- Papagei gefunden, welche für mich neu ist; der Vogel, von der Grösse eines Huhnes, ist ganz grün, oben dunkel, unten gelber, Schultern roth; aber da die rothen Federn an der innern Seite des Flügels sich befinden, sieht man sie nur, wenn der Vogel die Flügel aufhebt. Der Schnabel ist an der Basis weiss, an der Spitze schwarz, die Füsse schwarz. Die Schwanzfedern sind an der Basis dunkelgrün mit einem grossen rothen Flecke in der Mitte; die Spitze ist gelbgrün. Der Vogel scheint mir alt, ist äusserst zahm und gelehrt. Barcelona, als Hafen der amerikanischen Colonieen, ist der grosse Sammelplatz der Amazonen-Papageien; die gemeinsten und bösesten sind die gelb- und weiss¬ köpfigen; aber es kommen in Menge die Zwischen-Varietäten vor. Kürzlich habe ich auch Buffon’s Perroquet tapire gefunden, d. h. einen weissköpfigen Vogel, welchem die Rückenfedern ausgerupft worden waren; die Wilden reiben dann die Wunden mit dem Blute eines Laubfrosches*) und machen, dass die Federn gelb und roth herauswachsen, nicht mehr grün. Dieses Gefieder ist sehr merkwürdig, aber nicht schön; der Vogel scheint mit Gelb und Roth überspritzt. (Aus einem Schreiben des Hrn. Dr. Sace an die Verwaltung.) *) Nach andern Nachrichten soll dies ein Pflanzensaft sein. Die Red. 22 Miscellen. Lebender Delphin im Kegentspark. Durch Herrn H. Mumm erhalten wir folgenden interessanten Bericht von F. Buckland (Times vom 28. Nov. 1868) über einen bei Folkstone gefangenen Delphin, welcher lebend in den zoologischen Garten zu London gelangte. Ein Fischer hatte denselben in einem Strichnetz ge¬ fangen; es war ein schönes, wohlgenährtes Thier. Man hatte ihn darauf in eine grosse Wanne mit Seewasser gesetzt und einen Wächter beauftragt, fortwährend frisches Wasser nachzugiessen. Als Herr B. ankam, fand er das Wasser trotz der häufigen Erneuerung blutig gefärbt, von einer kleinen Wunde am Unterkiefer, die durch Reibung entstanden war und stark blutete, wie wenn sich Jemand beim Rasiren geschnitten hat. Es gelang ihm, die Blutung durch Betupfen mittelst Höllenstein zu stillen, wobei das Thier seinen Schmerz durch lebhafte Be¬ wegungen des Schwanzes äusserte. Es wurde darauf in der Eile eine rauhe Kiste zusammengeschlagen, mit nassen Tüchern belegt und zwei Minuten vor Ab¬ gang des Zuges der Delphin aus seiner Wanne gehoben und auf die Tücher gelegt. Gleich nach Abgang des Zuges bemerkte Herr B., dass das Thier schwer athmete, weil die Berührung mit der Luft die Schleimhaut der Athemorgane austrocknete; er versuchte daher mittelst eines bereit gehaltenen, in Seewasser getauchten grossen Schwammes die Nase und den Körper des Thieres feucht zu halten, und setzte diese Bemühungen während der ganzen 2 7a ständigen Fahrt fort. Man öffnete die Fenster, um frische Luft zu schaffen, was aber den Nachtheil hatte, dass beim Durchfahren der langen Tunnels ein Windsturm von Dampf und Rauch herein¬ kam, der dem Delphin in die Nasenlöcher drang und ihn auf eine sehr beun¬ ruhigende Weise schnappen und messen machte. Seine Athemzüge stiegen in dieser Zeit von 9 auf 15 in der Minute und mehrmals glaubte man, er wolle verenden. Ausserhalb des Tunnels ging es jedoch desto besser, je schneller der Zug ging. An der Londonbridge angekommen, wurde der Delphin sammt seiner Kiste auf ein Wägelchen geladen und trat seine Reise durch London an. Bei der Ankunft im Regentspark fiel zufällig die heisse Asche aus einer Tabakspfeife dem Thier auf den Rücken, dass es in die Höhe sprang und sich in seiner Kiste herum¬ wälzte. Es war Nacht geworden, als man am grossen Bassin des zoologischen Gartens anlangte, wo das Wasser tiefer ist, als im Störteich. Das Thier schien sehr schwach zu sein, athmete sehr schnell, als man es mit dem Schwänze voraus langsam in das Wasser hinabgleiten liess, und drehte sich mehrmals um, so dass die weisse Bauchseite in der Dunkelheit sichtbar wurde; es schien sich jedoch, als man es nach einer halben Stunde verliess, ganz wohl zu befinden, was auch am anderen Morgen der Fall war. Man versuchte nun (am Morgen) ihm Nahrung beizubringen. Ein frischer Häring, mit dem Schwanz an einem seidenen Faden befestigt, wurde sogleich weg¬ geschnappt, aber nicht verschlungen, sondern fiel nach einigen Kauversuchen auf den Grund. Ebenso ging es mit einem kleineren Häring; Süsswasserfische wurden ganz verschmäht. In der Meinung, dass das Thier zu schwach sei, um die Bissen zu schlingen, stieg Herr B. in den Behälter hinab, fasste den Delphin an der Rückenflosse und stiess ihm bei günstiger Gelegenheit einen Häring mit der Hand in den Magen hinab, wobei er sich selbst an den Zähnen des Thieres ver¬ letzte. Im ersten Augenblick schien sich der Delphin dies gefallen zu lassen, 23 1 — 2 Minuten darauf aber fing er an, den Schwanz sehr unruhig zu bewegen, sprang in die Höhe, spie den Häring aus, drehte sich um und ■ — starb, wie Herr B. glaubte, in Folge von Erstickung durch den unterwegs stecken gebliebenen Häring. — Trotz dieses ungünstigen Versuchs hat man die Hoffnung nicht aufge¬ geben, in einem anderen Falle glücklicher zu sein, und einen lebenden Delphin in den Garten zu bringen. — Welcher Species das hier erwähnte Thier angehörte, wird zwar nicht an¬ gegeben, doch ist ohne Zweifel der gewöhnliche Braunfisch oder das Meer¬ schwein (Delphinus pho'caena L.) gemeint, das im Frühjahr an den europäischen Küsten in Schaaren von Hunderten erscheint und dort bis in den November ver¬ weilt, um dann, fett und wohlgenährt, den Rückweg nach dem höheren Norden anzutreten. Diese Art wird 4 — 5 Fuss lang und bietet also dem Transport keine allzugrossen Schwierigkeiten, namentlich, wenn für zeitweise Erneuerung des Wassers gesorgt würde; derselbe könnte sogar vielleicht in süssem oder künstlich gesalzenem Wasser geschehen. Da die Delphine keine Fische, sondern Säuge- thiere sind, welche durch Lungen atlimen und daher nie lange unter Wasser aus- lialten können, scheint zwar der Versuch, ihn ausser Wasser zu transportiren, einigermaassen gerechtfertigt; der angeführte Grund aber, nämlich die Besorgniss, das schwappende Wasser möge dem Tliiere in die Luftwege dringen, ist etwas befremdend bei einem Thier.e, das im Wasser lebt und klappenartige Vorrich¬ tungen hat, um seine Naslöclier zu verschliessen. Im Uebrigen muss der Versuch, auch diese Thiere der Beobachtung zugänglicher zu machen, als ein sehr dankens- werther bezeichnet werden, da über ihre Lebensweise und selbst über manche anatomische Verhältnisse noch immer nichts Genügendes bekannt ist. Man kennt nicht einmal die Tragzeit von einem der Cetaceen oder Walthier e, zu welchen die Delphine gehören. Selbst über den Skeletbau haben lange sehr mangelhafte Ansichten geherrscht. Der verstorbene Prof. Esc liricht in Kopenhagen, die grösste Autorität in diesem Gebiete, an welchen wir vor einiger Zeit eine desfallsige Anfrage richteten, erwiederte hierauf Folgendes: „Schade, dass die Frage, die Sie mir vorlegen, so leicht zu beantworten ist. Solche Interspinalia (Flossengräthen), wie bei Schreber abgebildet sind, gibt es allerdings nicht. Auf Cetaceen- Abbildungen hat man sich überhaupt ein freies Feld für Ausschweifungen der Phantasie offen gelassen. Hat doch d’Alton in seinem künstlerisch schönen Werke seinen Wallfischrippen Sternalanhänge zugesetzt, wie er sie ganz gewiss nie gesehen, und dem Braunfisch Delphiszähne in den Mund gesteckt und einen complicirten Beckenapparat angeklebt, der die Fabel von einem unpaaren Becken¬ knochen bestätigen musste.“ Eine andere noch unentschiedene Frage betrifft das Wasserspritzen der Walthiere, welches auf vielen Abbildungen dargestellt ist. Unseren Lesern wird daher eine von Esch rieht*) mitgetheilte Notiz von Capitän Holböll interessant sein, der während eines 18jährigen Aufenthalts in Grönland viele Hundert Wal¬ thiere in der Nähe gesehen hat. Der ausgestossene Strahl ist nach ihm entschie¬ den kein Wasser, sondern der Athem des Thieres, der vor dem Winde treibt und, wenn die Thiere in Schaaren an der Oberfläche des Wassers schwimmen, das Bild von rauchenden Schornsteinen einer Stadt, nie aber das von Fontänen gibt. Auch *) Untersuchungen über die nordischen Walthiere. Leipzig 1849. Fol. S. 139. 24 sind eigene Spritzapparate und besondere Spritzlöcher, wie sie unter den Fischen z. B. die Haie und Kochen besitzen, bei den fischartigen Säugethieren nicht vor¬ handen. Dies würde zwar die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass Wasser aus der Mundhöhle in die Nase gelangt und durch die Nasenlöcher ausgestossen wird, wie der Tabaksrauch, den manche Raucher denselben Weg gehen lassen, allein dies würde nur einen momentanen und kurz abgebrochenen Strahl geben können. Eine dritte Möglichkeit ist in dieser Zeitschrift (III. Jahrg. S. 40) ange¬ deutet. Die dort erwähnten Butzköpfe trieben mittelst der unter Wasser ausge- stossenen Athemluft einen Wasserstrahl von einigen Fuss Höhe empor. Es scheint daher, dass die Erscheinung nicht immer dieselbe, sondern nach den Umständen und vielleicht nachher Species eine verschiedene ist. — Schliesslich sei noch erwähnt, dass der Fang des wegen seines Speckes ge¬ schätzten Braunfisches an besonderen Fangplätzen der nordischen Küsten, welche dieselben alljährlich besuchen, regelmässig von Ende März bis Anfang Mai in eigens dazu gestellten Netzen geschieht, und dass zu dieser Zeit die Weibchen in der Regel trächtig sind. Dieser letztere Umstand in Verbindung mit dem, was wir von andern Waltliieren wissen, lässt keinen Zweifel darüber, dass die Wan¬ derungen derselben hauptsächlich den Zweck haben, ihren neugeborenen Jungen eine reichliche und geeignete Nahrung zu sichern. In der Südsee versammeln sich die Walfische nach E. Di effenbach*) ebenfalls jährlich, des Kalbens wegen, an den Küsten von Neu-Seeland und bei den Chatams-Inseln und wurden, besonders die Weibchen, früher dort in Menge erlegt, während auf offener See mehr Männ¬ chen gefangen werden. Man fängt zuerst die Jungen, deren Mütter dann, keine Gefahr zur Rettung derselben scheuend, eine leichte Beute werden. Durch dieses bequeme Jagdsystem sind die Walfische dort schon seit einer Reihe von Jahren so selten geworden wie in den nordischen Meeren. Die oben erwähnten Fangplätze finden sich besonders zu Jägerspreis auf Seeland, zu Middelfart auf Fühnen, zu Bergen in Norwegen, ferner bei den Fär- inseln, in Grönland und Island. Das schaarenweise Wegziehen der Delphine im Herbste schreibt Esch rieht dem Zufrieren der Meerbusen in der Ostsee zu, wird aber an allen Küsten bemerkt. Ein reicher Fang in dieser Jahreszeit soll einen bevorstehenden starken Frost an- zeigen. B. Verschlagene Sturmvögel. Die schrecklichen Stürme am 2. u. 3. December haben wieder einmal einen hier zu Lande ganz ungewöhnlichen und seltenen be¬ fiederten und beschwingten Fremdling von der hohen nordischen See in unsere Nähe verschlagen, welcher glücklicherweise und zur Zierde unserer Sammlung aufgefunden, eingefangen und hierher eingeschickt wurde. An einem der ersten Tage des December wurde in Würzburg auf einer Baustelle an dem neu zu erbauenden Bahnhofe der verirrte und verschlagene Fremdling in der Person einer männlichen Zwergsturm¬ schwalbe oder des kleinsten Sturmvogels ( Thalassidroma pelagica L.J mit den Händen gefangen. Es ist dies in unserem Jahrhundert der sechste Fall, dass Vögel dieser Art hier zu Lande erhalten wurden, und verdient wohl mit den Brüdern und Schwestern seiner Art besonders bemerkt und verzeichnet zu werden. *) Travels in New-Zealand. London. 1843. I. p. 53. 25 Das für unsere Gegend erste Exemplar wurde bei einem fürchterlichen Sturme aus Nordwesten den 9. November 1800 zu Enkheim unterhalb Bergen lebendig gefangen; den 12. November 1810 wurde bei einem Sturme aus Südosten ein altes Männchen vor Frankfurt geschossen, welches Meyer damals für sein Cabinet erhielt; ferner wurde ein Exemplar am Main in der Nähe von Aschaffenburg, sowie eins einige Stunden davon auf einem Hammerwerke und endlich bei dem Sturme von Südwesten den 26. December 1821 ein altes Männchen im Odenwalde gefangen.*) Bemerkenswerth ist, dass der grösste Theil dieser kleinen, kaum lerchen¬ grossen, den Schwalben ähnlichen, in unseren Gegenden erhaltenen Seevögel leben¬ dig gefangen wurde. Ohne Zweifel waren diese, viele hunderte von Meilen aus ihrer Heimath und von der hohen See verschlagenen Sturmvögel sehr abgemattet, wodurch es erklärt werden könnte, dass sie so leicht mit den Händen gefangen werden konnten. Allein es kommt hier noch ein anderes Moment hinzu, welches zur Erklärung dieser Thatsache sehr wesentlich sein dürfte. Es ist nämlich auch bei andern verschlagenen Seevögeln eine gleiche Beobachtung gemacht worden. Es scheint, als ob diese Vögel, wenn ihnen der Anblick der gewohnten See ent¬ zogen ist, sich gleichsam für verloren halten und weiter keine Anstrengungen zum Fluge mehr machen. Ohnedies ist diesen halb nächtlichen, weit vom Lande auf hoher See fast immer pfeilschnell fliegenden und nur am Tage in Felsenritzen verborgenen Vögeln, welche noch nie schwimmend, sondern immer über den höch¬ sten Wogen mit ausgebreiteten Flügeln und senkrecht stehenden Füssen schwe¬ bend gesehen wurden, das Gehen und Stehen auf ebener Fläche und festem Grunde etwas so Unnatürliches und Ausserordentliches, dass ihnen hierdurch die Schwingkraft der Flügel gleichsam gelähmt zu sein scheint. Interessant ist in Bezug hierauf die Mittheilung von Graba, welcher auf den Färörn öfter diese kleinen Vögel lebend erhielt und dieselben stundenlang im Freien, ja bis an’s Ufer des Meers herumtragen konnte, ohne dass der Vogel auch nur den geringsten Versuch zum Wegfliegen gemacht hätte. Sobald jedoch Herr v. Graba den Vogel von der Hand in die Luft warf, flog er mit reissender Schnelligkeit gegen den Wind und suchte dann mit halbem Winde die weite See. Hr. v. Graba war es auch, der uns mit der Naturgeschichte dieser Thiere am meisten bekannt gemacht. Er war wohl der erste Naturforscher, der diese Vögel an ihren Brüteplätzen aufgefunden hat. Wenn es auch sehr wahrschein¬ lich ist, dass diese Vögel nicht nur auf den Färörn, sondern auch auf den Orkaden und Hebriden, ja wahrscheinlich auch auf Felsen- Inseln am Südpol brüten, so hat derselbe doch das Verdienst, auf den Färörn sich von ihren Brutplätzen bestimmt überzeugt zu haben. Sie graben dort in Ritzen und Spalten der Felsen ein 1 — 2 Fuss tiefes Loch, worin sie aus Grashalmen ein ein¬ faches Nest machen, in welches das Weibchen ein einziges rundes Ei mit Ende Juni legt. Beide Gatten rupfen sich am Bauche Federn zu Brutflocken aus und brüten abwechselnd und unregelmässig. Ueber die eigentliche Brütezeit, das Ver¬ halten und die Nahrung der Jungen konnte Hr. v. Graba jedoch weiter nichts erfahren, da derselbe Mitte Juli die Färör wieder verliess. Auch über die Lebens- *) Diese fünf Fälle finden sich verzeichnet in „Systematische Uebersicht der in der Wetterau vorkommenden Vögel, von Carl Jäger, Lehrer in Bischofsheim. Eine Festgabe der Wetterauer Gesellschaft bei ihrem 50jährigen Jubiläum im August 1858. Hanau 1858. 26 weise der alten ist wenig bekannt; wahrscheinlich besteht ihre Nahrung in See¬ mollusken, kleinen Würmern und Fischen, welche dieselben, über die Meereswogen halb schreitend halb schwebend, auffangen. Der Magen der hier gefangenen war leer. Farbenkleid der Männchen und Weibchen ist wenig verschieden, nur sollen die letzteren ein wenig heller gefärbt und etwas kleiner sein als die ersteren. Bei den Jungen ist das Gefieder lichter und mit rostbraunen Federrändern besetzt. Wenn ich es der Mühe werth hielt, zu den bis dahin bekannten Fällen, in welchen diese kleinsten Schwimm- und Seevögel, durch Stürme verschlagen, in unserer Gegend entweder geschossen oder gefangen worden, diesen letzteren hinzu¬ zufügen, so wollte ich nur noch anführen, dass einzelne dieser Vögel nicht nur nach den an die See gränzenden Ländern, nach Holland, England, Frankreich etc. häufiger verschlagen werden, sondern selbst nach der Schweiz kommen und in andern Gegenden von Deutschland gleichfalls erhalten wurden. So sollen solche Vögel im Jahre 1824 häufig nach heftigen Nordweststürmen zwischen der Eider¬ und Elbemündung erschienen sein, ja im Jahr 1821 bei dem heftigen Sturme am 23. December wurden einzelne sogar bis Breslau verschlagen. Auch in Donau- eschingen wurden einzelne gesehen etc. Ehe ich diese Mittheilung schliesse, sehe ich mich veranlasst, eines andern Geschlechtsverwandten dieser Vögel zu erwähnen, der nur einmal in unserer Gegend und anderwärts in Deutschland, so viel mir bekannt geworden, noch nir¬ gends beobachtet wurde. Es ist dies der Leachische Sturmvogel, dessen Heimath eine der westlichen Hebriden, St. Kilda, ist. Ein solcher Vogel wurde nach einem Sturme im November 1829 zwischen Vilbel und Bischofsheim auf einem gefurchten Acker von einem Landmann mit den Händen gefangen und dem Bürgermeister in Bischofsheim, einem guten Vogelkenner, lebend gebracht. Der¬ selbe liess den Vogel noch einen Tag am Leben und hatte so Gelegenheit, das lichtscheue und eigentümlich melancholische Benehmen desselben kennen zu ler¬ nen. Erst beim Ausstopfen erkannte Hr. Kühn an dem Gabelschwänze des Vogels, welche rara avis ihm zu Theil geworden war. Der Leachische Sturmvogel ( Tholassidroma Leachii Temm.) ist etwas grösser, als der kleinste Sturmvogel. Meyer gibt die Länge desselben zu 7 Zoll 3 Linien an; Brehm gibt ihm (Lehrbuch der Naturgeschichte aller europäischen Vögel von Christ. Ludwig Brehm, Jena 1823, S. 754) eine Länge von 8 Zoll; die Länge des kleinsten Sturmvogels beträgt nach Meyer nur 5 V2 , nach Brehm 6 — Zoll. Die Sel¬ tenheit dieses Vogels in unseren Strichen mag zur Genüge daraus erhellen , dass zur Zeit der Herausgabe des oben erwähnten Werkes von Brehm derselbe über¬ haupt nur in vier Exemplaren im ausgefärbten Kleide in Europa bekannt war. Von diesen vier Exemplaren befand sich eines in der Sammlung des Hrn. Bail- lon in Abbeville, welches, durch einen Sturm verschlagen, in der Picardie ge¬ schossen worden. Das oben erwähnte, bis dahin einzige Exemplar, welches in Deutschland vor¬ gekommen ist, wanderte in die Sammlung der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. , wo es noch heute mit der betreffenden Notiz versehen zu finden ist. Dr. R. M. in Offenbach. Polartaucher in Ungarn. Dem Pesther National- Museum wurde nach der Leipziger illustr. Zeitung (5. December) kürzlich ein im Szathmarer Comitat gefangener Polarseetaucher (Colymbus arcticus L.) übergeben, der von Krähen und 27 Dohlen verfolgt wurde, als man ihn entdeckte; eine grosse Seltenheit für jene Gegenden. — Bei uns, besonders auf dem Rhein, werden diese Yögel in strengen Wintern öfter angetroffen. Man hat dabei die Bemerkung gemacht, dass die im Frühjahre erscheinenden Individuen stets ausgewachsene und ausgefärbte, die im Herbst auftretenden aber meist junge diesjährige Yögel sind, was auch von anderen Arten dieser Gattung gilt, welche zeitweise bei uns Vorkommen, aber nicht bei uns, sondern im höheren Norden nisten. — Frisch eingefangen halten sie sich leider nie in der Gefangenschaft, wenigstens haben sich alle bisherigen Bequemlichkeiten, die man ihnen darbieten konnte, als unzureichend erwiesen (S. IY. Jahrg. S. 186). - B. Das Wasserhuhn auf dem Main. Das grosse Wasserhuhn (Fiilica atra L.) ist ein Bewohner stiller Teiche und Seeen, deren Ufer dicht mit Wasserpflanzen besetzt sind. Seltner ist es auf den Flüssen und so auch auf dem Maine. Aber wo durch Regulirung des Flussbettes Steindämme frühere Ausbuchtungen des Ufers vom Flusse getrennt haben, da sind grosse Tümpel entstanden, in denen ausser der Fauna und Flora des Flusses auch die der Sümpfe sich findet. Dort habe ich wiederholt das Wasserhuhn beobachtet. Diese Tümpel bieten ihm Yer- steck und Nahrung zugleich. Besonders reich sind sie an Muscheln, und zur Sommerszeit sieht man die Dorfkinder in den flacheren derselben umherwaten, die Muscheln als Schweinefutter herausgreifend. Auch das Wasserhuhn holt tauchend die Muscheln vom Grunde, legt sie an’s Ufer oder auf Blätterbüschel der Wasserpflanzen und hämmert sie am hinteren, zugespitzten Ende auf, die leeren Schalen dann liegen lassend. Solche Schalen hatte ich früher schon öfters am Maine beobachtet, die Erscheinung aber nicht zu erklären gewusst; denn dass die Krähen, die sonst eifrig die Muscheln am Ufer auflesen, dieselben nicht aus dem Wasser geholt hatten, war aus der Tiefe desselben sicher anzunehmen. Bei Niederrad, wo mehrere Tümpel am Mainufer sich finden, überraschte ich nun ver¬ gangenen Spätsommer das Wasserhuhn bei der Arbeit. Bei meiner Annäherung schwamm es sachte in das Dickicht der Wasserpflanzen, aber an der Stelle, die es verlassen hatte, lag eine Menge geöffneter und am einen Ende zerbrochener Muschelschalen, meistens von Anodonta ponderosa , alle ausgefressen. Unter ihnen fand sich ein JJnio tumidus , der dem Anscheine nach eben erst von dem Grunde geholt war, denn die Schale war aussen noch feucht, das Thier innen noch lebend. Aber auch an ihm war das längere Ende schon angepickt. C. F. Noll. Fuss-Skelett der Vögel. Dem vierten Hefte des Archivs für Anatomie und Physiologie, herausgegeben von C. Reichert und E. Dub ois-Reymond in Berlin, entnehmen wir folgende Mittheilung von Prof. C. Gegenbaur in Jena über das Fuss-Skelett der Yögel. Bekanntlich besteht das knöcherne Verbindungsglied des Unterschenkels und der Zehen, welches beim Menschen und bei den meisten Säuge- thieren aus zwei Reihen kleiner Knochen, den Fusswurzelknochen (tarsus) gebildet wird, an welche sich erst die Knochen des Mittelfusses (metatarsus) und weiterhin die Zehenglieder anreihen, bei den Vögeln sehr allgemein aus einem einzigen, sehr langen Knochen, dem sogenannten Laufe, welcher oben mit dem Unter¬ schenkel, unten mit den Zehengliedern in directer Verbindung steht und nach Cuvier den Tarsus sammt Metatarsus der Vögel repräsentirt. Die Gründe für. eine solche Annahme liegen darin, dass einerseits auch bei manchen Vögeln, z. B. beim Pinguin, der Lauf durch drei an den Enden miteinander verbundene Knochen dar- 28 gestellt wird und beim jungen Strausse sogar Tarsus und Metatarsus fast bis zum völligen Wachsthum des Thieres von einander getrennt sind und erst später mit¬ einander verwachsen, während andererseits bei manchen Säugethieren, nämlich bei den Wiederkäuern und Einhufern, der Mittelfuss durch einen einfachen Haupt¬ knochen gebildet wird, der aus zwei ursprünglich getrennten, frühzeitig ver¬ wachsenen Knochen entstanden ist und zu welchem bei einigen Gattungen noch kleinere Nebenknochen hinzutreten. Immerhin würde eine solche Annahme eines vollständigen Beweises entbehren, wenn sich nicht nachweisen lässt, dass auch die Fusswurzel ursprünglich aus mehreren Knochen zusammengesetzt ist. Die Figuren stellen das Fuss- Skelett des Hühnchens A am 6., B am 12. Tage der Bebrütung (beide nach Gegenbaur), C dieselben Theile beim erwachsenen Hahne (nach Gurlt) dar. a Unterschenkel , b oberer, c unterer Tarsusknorpel, d Metatarsus, e— i Zehen¬ glieder. Die verschmolzenen Theile sind in B durch punctirte Linien angedeutet. A und B sind vergrössert, C verkleinert. Dass dies wirklich der Fall ist, hat nun Gegenbaur direct nachgewiesen, da er fand, dass bei ganz jungen Vögeln, und zwar noch vor dem Ausschlüpfen aus dem Eie, der Laufknochen, sowohl in der Breite als nach der Länge, aus mehreren Stücken besteht, die später theils untereinander, theils mit dem Unterschenkel verwachsen und so die höchst eigentümliche Gliederung des Fuss- Skeletts der Vögel, namentlich das Verschwinden der Fusswurzel, hervorbringen. Damit ist eine wesentliche Uebereinstimmung in der ursprünglichen Anlage dieser Theile bei den Säugethieren und Vögeln, die wir bisher aus Gründen der Analogie vermuten mussten, ausser Zweifel gestellt. — Wir führen diese Beobachtung als ein Beispiel an, in welcher Weise die Wissenschaft bestrebt ist, für das Ver¬ ständnis der Thierformen thätig zu sein, und in welcher Weise hier noch viel 29 Licht gewonnen werden kann, das uns die anscheinend regellose Mannigfaltigkeit der Formen begreiflich macht. B. Das Geräusch der Klapperschlangen. Diejenigen Besucher unseres zoo¬ logischen Gartens, welche die ungünstige Jahreszeit nicht scheuen, machen wir auf die beiden Klapperschlangen aufmerksam, welche in dem Papageienhause unterge¬ bracht sind und sich bis jetzt ganz wohl befinden. Gewöhnlich liegen sie wie in ihrem Vaterland zusammengerollt auf einem Baumstamm, mit erhobener Schwanz¬ spitze und lauerndem Blicke. Zuweilen lassen sie bei der blossen Annäherung das eigenthümliche schwirrende Geräusch hören, welches die offenbar durch Muskel¬ kraft in tetanische Erstarrung versetzte Schwanzspitze hervorbringt. Das Geräusch ist ein continuirliches und kann 5 bis 10 Minuten ohne Unterbrechung fortgesetzt werden, wenn das Thier beunruhigt ist. Die Schwingungen nehmen gegen das Endglied an Schnelligkeit zu, so dass sie an der Schwanzspitze kaum zu sehen sind, während die weiter aufwärts befindlichen Ringe ganz zu ruhen scheinen und der Schwanz nur leise schwankende Bewegungen macht. Allmälig ermattet die Bewegung, die Schwingungen werden sichtbarer, und die Excursionen scheinen nun grösser zu sein, bis endlich die völlige Erschlaffung eintritt und die Schwanzspitze sich wieder abwärts neigt. Das Geräusch hat die grösste Aelmlichkeit mit dem eines starken in Bewegung gesetzten Rotationsapparates und bleibt bis zu Ende continuirlich, d. h. es besteht aus vielen einzelnen Stössen, welche in unendlich kleinen Zwischenräumen aufeinanderfolgen, wie das Geräusch des Scheerenschleifers oder des Katzenschnurrens, mit dem man es auch schon verglichen hat. B. Eine wandernde Muschel. Einen nicht geringen Antheil an der Ver¬ breitung vieler Thiere nimmt der Mensch. Nicht nur, dass er die ihm nützlichen Hausthiere auf der ganzen Welt zu verbreiten sucht, auch unabsichtlich werden Thiere von ihm in solche Gegenden geführt, wo sie früher nicht waren. Die Ratte und die Hausmaus sind ihm in den Schiffen bis in die fernsten Länder ge¬ folgt und ebenso sind durch ihn Schaben, Wanzen, Flöhe etc. Bewohner aller Welttheile geworden. Aufgabe der Wissenschaft ist es, solche Wanderungen zu beachten und das Auftreten eines fremden Thieres in einer Gegend zu verzeichnen. Zu den durch die Schifffahrt aus ihrer Heimath verschleppten und bei uns eingebürgerten Thieren gehört auch eine Muschel (Dreissena polymorpha). Sie gleicht durch ihre dreiseitige, nach dem Schlosse zugespitzte Gestalt der bekann¬ ten schwarzblauen Miesmuschel (Mytilus edulis), die als Nahrungsmittel auf die Märkte der Seestädte gebracht wird. Auch dies hat sie mit ihr gemein, dass sie aus ihrem Fusse einen Byssus spinnt, feine Fäden, die im Wasser erhärten und das Thier an Steine, Schiffe und andere Gegenstände festheften. Doch wird die Dreissena nur höchstens 1 Zoll lang und ist braun mit gelblicher Zeichnung, die nach den Standorten ziemlich wechselt. Sie wurde zuerst von Pallas in der Wolga aufgefunden und soll den meisten Angaben nach eine Brackwassermuschel sein, d. h. das halbsalzige Wasser, das durch den Eintritt der Flüsse in das Meer entsteht, vorzugsweise lieben. Flussmündungen wären also ihr liebster Aufenthalt, und zwar sollen das schwarze, sowie das kaspische Meer ihre eigentliche Heimath sein. Anderseits wird sie von Johnston als Süsswasserthier bezeichnet. Sei dem aber, wie ihm wolle, merkwürdig ist jedenfalls die Fähigkeit des Thieres, im Salz¬ wasser ebenso wie im süssen fortkommen zu können; denn von seiner Heimath aus hat es, an Schiffen anhängend, grosse Wanderungen durch das Meer gemacht. 30 In den meisten grösseren Flüssen des Festlandes, in Flüssen und Canälen Eng¬ lands, sowie an der amerikanischen und afrikanischen Küste wird es jetzt gefunden. Wann die Dreissena in den Rhein gelangte, scheint nicht ganz sicher festzu¬ stellen zu sein. In Troschel’s conchyliologischem Berichte für 1861 wird ange¬ geben, dass sie schon im Jahre 1780 im Rheine bei Karlsruhe gefunden worden sei; Gergens behauptet dagegen in einem Aufsatze in der „Natur“ von Ule und Müller, Jalirg. 1862, Nr. 11, auf das Bestimmteste, dass sie vor 45 Jahren noch nicht bei Mainz lebte. Er selbst fand erst vor etwa 25 Jahren die anfangs äus- serst seltenen Exemplare im Hafen von Mainz. Seit dieser Zeit hat sich die Muschel bedeutend vermehrt, so dass sie jetzt gar nicht selten im Rheine ist. Ich selbst fand sie äusserst zahlreich an den Schiffswerften der Maas bei Rotter¬ dam, einzelne Schalen dagegen auf dem Sande an der Pfalz bei Cauh. Es ist natürlich, dass ein Thier, das in süssem Wasser überhaupt fortkommt und dessen Verbreitung von der Schifffahrt besorgt wird, auch allmälig von den Hauptströmen in die Nebenflüsse gelangen wird. Und so scheint in der That die Dreissena in der Mosel schon häufig zu sein. Wenigstens fand ich sie 1861 viel¬ fach in dem Flusssande, bei Carden und Cochem. In dem Maine hingegen ist sie erst in allerneuster Zeit beobachtet worden. Eifrige Sammler früherer Jahre ver¬ sichern, sie niemals hier angetroffen zu haben, und bis jetzt ist sie erst in wenigen Exemplaren aufgefunden. Das erste derselben wurde Ende Juli 1861 in der Klee- blatt’schen Schwimmanstalt von einem Knaben entdeckt. Es sass, wie vier weitere Stücke, die 1862 ebenfalls bei Kleeblatt gefunden wurden, auf der Schale eines Unio (Malermuschel). Dass sie aber auch schon oberhalb der Stadt im Maine vorkommt, beweisen drei wohlerhaltene Schalenpaare, die ich im August 1863 an der Kaisersley, */2 Stunde von der Stadt, auffand. Da die ersten der aufgefunde¬ nen Thiere lebend waren, so scheint daraus hervorzugehen, dass die Dreissena auch in dem Maine sich wrohl befindet und als eingebürgert zu betrachten sein dürfte. Jedenfalls aber ist es von grossem Interesse, ihrem Vorkommen hei uns noch weitere Aufmerksamkeit zuzuwenden. C. F. Noll. Trichinen bei der Katze. Bei der vielfachen Aufmerksamkeit, welche gegenwärtig der Trichinenfrage geschenkt wird, dürfte eine ältere, aber wenig bekannte Beobachtung von Interesse sein, die im Winter 1850 — 1851 auf der Anatomie zu Basel gemacht wurde (S. N. Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. 1852. S. 252). Sie betraf einen alten Kater, dessen sämmtliche Muskeln, einschliesslich der kleinen Augen- und Ohr¬ muskeln, mit Trichinen durchsäet waren. Wenn ich nicht irre, so hatte die da¬ durch hervorgerufene Krankheit den Tod des Thieres zur Folge gehabt. Der Fall erhielt ein besonderes Interesse durch die Versuche, die bei dieser Gelegenheit über die Lebensdauer der Parasiten angestellt wurden. Dieselben erhielten sich lebend und bewegten sich noch, als die Fleischstücke, worin sie sich befanden, durch Maceration ganz aufgelöst waren, in dem entstandenen halbflüssigen, in voller Zersetzung begriffenen, grauen Breie, im Ganzen zwischen 4 — 6 Wochen, was anderen Parasiten gegenüber für eine grosse Lebensfähigkeit spricht und es einigermaassen erklärlich macht, dass dieselben sich nicht in den Muskeln der Thiere, wo es ihnen an ausreichender Nahrung zu gebrechen scheint, sondern im Darmcanal derselben weiter entwickeln, wo sie offenbar sich allein im Besitze aller Bedingungen zu ihrer Ernährung und Fortpflanzung befinden. B. 31 Literatur. Thury, M. Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter bei den Pflanzen, den Thieren und den Menschen. Aus dem Französischen übersetzt und mit einer kritischen Bearbeitung herausgegeben von Dr. Alex. Pagenstecher, Prof, an der Universität Heidelberg. Leipzig, Verlag von W. Engelmann. 1864. 8°. 46 S. Diese kleine Schrift, deren Umfang zu der Wichtigkeit des darin behandelten Gegenstandes in umgekehrtem Verhältnisse steht und welche ursprünglich nicht für ein grösseres Publikum bestimmt war, erscheint in der Uebersetzung zum ersten Male im Buchhandel. Da es nicht möglich wäre, auf den Inhalt derselben hier näher einzugehen, ohne den Verfasser sowohl, wie den Bearbeiter an Ausführ¬ lichkeit weit zu übertreffen, die Frage, um die es sich handelt, aber für die Praxis von grosser Bedeutung ist, genüge es hier anzuführen, dass der Verfasser zuerst durch einige Beobachtungen an Pflanzen, später auch bei Bienen und Hühnern, zu der Idee geführt worden ist, dass der Entstehung männlicher Individuen im Allgemeinen eine grössere Reife des Keimes zu Grunde liege, und da es bekannt ist, dass zur Reife der Eier bei Pflanzen und Thieren ein gewisser Zeitraum er¬ forderlich ist, welcher nach den Arten verschieden ist, schloss er weiter, dass es vielleicht auf den Zeitpunkt der Befruchtung ankäme, damit aus einem ursprüng¬ lich indifferenten Keime eine männliche oder weibliche Frucht hervorgehe. Diese Frage legte er einem gebildeten Landwirth, Herrn Cornaz zu Montet, zur experi¬ mentellen Prüfung vor und die von demselben angestellten Versuche fielen so aus, dass sich Herr Thury zu dem Ausspruche berechtigt glaubt, „in Zukunft können die Viehzüchter nach ihrem Wunsche männliche oder weibliche Thiere erzielen.“ Von physiologischer Seite würde begreiflicherweise ein solches Ergebniss mit nicht geringerem Interesse begriisst werden, als von Seiten der praktischen Thierzüchter, auch wenn für die Theorie dermalen noch weniger Anhaltspunkte vorlägen als wirklich der Fall ist. Diese Anhaltspunkte näher zu prüfen, hat sich der Herausgeber zur Aufgabe gemacht und kömmt dabei zu dem Resultate, dass allerdings wohl die Einwirkung äusserer Einflüsse auf die Entstehung der Ge¬ schlechter annehmbar sei, dass dieselben aber wahrscheinlich mehrfacher Art sind, als der Verfasser voraussetzte. Wir selbst begnügen uns in einer Sache, die lediglich durch das Experiment entschieden werden kann und welche dann sicher dei Theorie nicht ermangeln wird, anzuerkennen, dass die vorliegende Begründung und Anweisung sich von andern, die schon vor längerer Zeit gegeben wurden und mit Recht der Vergessenheit anheim fielen, sehr wesentlich unterscheidet und keines¬ wegs a priori verworfen werden kann. Es scheint uns jedoch, als wenn gerade das Rind, dessen Conceptionsfrist eine verhältnissmässige kurze ist (24 — 48 Stunden) sich weniger zu entscheidenden Versuchen eigne, die jedenfalls in grossem Maas¬ stabe anzustellen wären, als z. B. der Hund, bei welchem dieser Zeitraum sich bis zu 8 Tagen erstreckt. Dieser Umstand könnte sogar möglicherweise erklären helfen, weshalb die Praxis nicht schon längst über eine so naheliegende und so wichtige Frage entschieden hat. B. 32 Für die Bibliothek eingegangen. A. Im Tauschverkehr: 1. Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift, herausgegeben von d. physikalisch¬ medizinischen Gesellschaft. Bd. IV. Heft I. Würzburg 1863. 2. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihrer 46. Versammlung 1862. Luzern. 3. Videnskabelige Meddelelser fra den naturhistoriske Forening i Kjöbenhavn. 1859 — 1862. 4. Bd. Kopenhagen. 4. 29. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde. Mannheim 1863. 5. Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins in Heidelberg. Bd. III. Heft 2. 6. Monatsblatt des badischen Vereines für Geflügelzucht. Nr. 1—4. 7. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Organ des germanischen Museums. Nürnberg. Nr. 9, 10, 11. 8. Jahreshefte des Würtembergischen Vereins für Naturkunde. Jahrg. 19. Heft 1. B. Geschenke: 9. Bericht über das einhundertjährige Jubelfest der Dr. Senckenberg’sclien Stiftung 1863. Von der Administration der Senckenb. Stiftung. 10. Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter bei den Pflanzen, den Thieren u. dem Menschen, von M. Thury, übersetzt und kritisch bearbeitet von Prof. Pagenstecher. Leipzig 1864. Vom Uebersetzer. 1 1 . Die Hokko’s, herausgegeben von Prof. L. Reichenbach, 12. Die Affen, 13. Die Singvögel, n n 5? 11 11 11 11 vom Verfasser. Einladung zur Bellieiligung bei der Nassauischen Fischerei-Actien-Gesellschaft. Die Eintlieilung des Grundcapitals von 125,000 fl. in Actien von je 100 fl. ermöglicht eine Betheiligung in den weitesten Kreisen auch für diejenigen, welche nicht gewillt, eine namhafte Capitalanlage in dieser Richtung zu machen, ohne sie von der Theilnahme bei einem allgemein nützlichen patriotischen Unternehmen auszuschliessen. Das vorerwähnte Grundvermögen der Gesellschaft zerfällt in 50,000 fl. Betriebs- capital und 75,000 fl. Realitäten, bestehend: a. In einer vollständig eingerichteten, abgeschlossenen Fischzuchtanstalt bei Höchst mit 6 Weihern und einem Hause, 3 Morgen Land umschliessend. b. Einem mit Reservoiren, Eiskeller & zweckentsprechend eingerichteten Hause mit Verkaufslocal in Wiesbaden. c. Einem entsprechenden Hegeweiher in der Nähe von Wiesbaden. Die Statuten der Nassauischen Fischerei -Actiengesellschaft sind streng in Uebereinstimmung mit den Bestimmungen des allgemeinen deutschen Handels¬ gesetzbuchs entworfen. Einzeichnungslisten werden, so weit es möglich ist, in sämmtlichen Orten des Herzogthums in geeigneter Weise durch uns zur öffentlichen Vorlage kommen. Sonstige Interessenten ersuchen wir, ihre Anmeldung gefälligst an Herrn Rentner Kirsch, Schillerplatz Nr. 2, brieflich gelangen zu lassen. Wiesbaden, im November 1863. Keck, Hofkammerrath. Kirsch, Rentner. Lindpaintner, Hauptmann. Wahl, Rentner. Erlenmeyer, Procurator. Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. für Beobachtung, Pflege und Zucht der Tliiere. - — — - Der „Zoologische Garten“ erscheint jeden Monat in lV-t bis 1 7ü Bog. 8«. mit Illustrationen u. ist für Frankfurt bei dem Secretariat der Zoolog. Gesellschaft zu beziehen. Preis des Jahrgangs für den auswärtigen Debit fl. 2. 42 kr. rhein. oder Thlr. 1. 15 Sgr. Pr. Crt. Alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Postvereins, sowie alle Buchhandlungen des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer’s Verlag in Frankfurt am Main nehmen Bestellungen an. Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen lierausgegeben von Prof. Dr. C. ISiiieli. ordentl. und correspond. Mitglied mehrerer naturhistorischer Gesellschaften und Vereine. No. 2. Frankfurt a. M. Februar 1864. V. Jahrg. Inhalt: Die Trichinen, mit Rücksicht auf den jetzigen Standpunkt der Parasitenlehre; von Prof. H. Alex. Pagenstecher in Heidelberg. — Der langschwänzige Panther (Felis variegata, Wagner) und der Irbis (Felis Irbis, Müller ), zwei seltene nordische Katzenarten; von Dr. R. Meyer in Offenbaeh. — Zur Haltung der Wellenpapageien; von Dr. Max Schmidt. — Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. ; von dem Director Dr. M. Schmidt. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Thiere zu verkaufen. Die Trichinen, mit Rücksicht auf den jetzigen Standpunkt der Parasitenlehre. Yon Prof. H. Alex. Pagensteclier in Heidelberg. Selten wird ein zoologischer Gegenstand so im Stande sein, das allgemeine Interesse zu erregen, als solches seit einiger Zeit die winzigen im Menschen und verschiedenen Thieren schmarotzenden Würmchen thun, welchen man den Namen der Trichinen gegeben hat. Stereotyp geworden in unseren Tagesblättern, machen sie den wichtigsten politischen Fragen Concurrenz; wie sonst Nachrichten von Ausbreitung der Pocken und der Cholera, gehen die erschrecken¬ den Berichte von Erkrankung ganzer Orte durch Trichinenvergiftung 3 34 von Mund zu Mund. Schon beginnt die Reclame sich ihrer für und wider zu bemächtigen. Die die Verdauung stärkenden Daubitz’schen Liqueure lassen angeblich trotz des Genusses des inficirten Fleisches keine Trichinen aufkommen, und centnerweise werden aus trichinen¬ freien Gegenden die sonst als gefährlich verrufenen Wurstsorten mit ärtztlichem Atteste ausgeboten. Ja im Visitenkartenformat, 350mal vergrössert und gegen Nachdruck geschützt, wird das photographische Abbild der Trichinen herausgegeben, ein passendes Weihnachtsgeschenk, neben sonstigen Berühmtheiten im zierlichen Album seine Stelle ein¬ zunehmen. Den Männern der Wissenschaft sind dabei durch eine Reihe vor¬ trefflicher Mittheilungen diese Würmer, sowohl was ihr eignes Wesen, als was ihren manchmal so verderblichen Einfluss auf Menschen und Thiere betrifft, des Genauesten bekannt geworden. Für den Laien ist es dagegen schwer, sich aus den ihm zu Gesicht kommenden, nicht selten in einzelnen Punkten gegen einander ankämpfenden Mit¬ theilungen ein richtiges Bild von einem Gegenstand zu machen, welcher weit ab liegt von dem Kreise seiner gewohnten Vorstellungen. Wenn nun aber ein solcher heimtückisch im Verborgenen schleichen¬ der Feind Leben und Gesundheit nicht etwa der Einzelnen, sondern ganzer Dörfer und Städte, selbst Landes bezirke bedroht; wenn ihm zahlreiche Opfer gefallen sind und noch mehr mit Mühe entrissen wur¬ den ; wenn der Rückschlag solchen Unheils Anlass zu geben droht, dass man verzweifelnd daran denkt, die Schweinezucht, einen so wichtigen Erwerbszweig mancher Gegenden, ganz fallen zu lassen: so muss gewiss das Thun und Treiben eines solchen Feindes des Gemeinwohls an die grösste Oeffentlichkeit gezogen und der Widerstand gegen den¬ selben im ganzen Lande organisirt werden. Dann steht zu hoffen, dass ein deutlicheres Bewusstsein der Gefahr und ein richtiges Ver¬ ständnis ihrer Bedingungen mehr und mehr die Mittel und Wege zur Abhülfe zeigen werde, und dass dadurch ebenso gut das Ueber- maass blinder Furcht als das leichtsinnige Gefährden der Gesundheit werde verhütet werden. Die Lebensverhältnisse und Eigentümlichkeiten der Trichinen unterstehen im Allgemeinen den Bedingungen, welche für andre Ein¬ geweidewürmer gelten, wie sie in zahlreichen Gattungen und Arten bei den verschiedensten Thieren und dem Menschen schmarotzend gefunden werden. Es sind jedoch durch einige Besonderheiten die Gefahren, welche von diesen Würmchen dem Menschen und einigen Thieren drohen, ganz besonders gross. Ich betrachte es als die 35 hauptsächliche Aufgabe dieser Mittheilung, anknüpfend an eine Aus¬ einandersetzung der gemeinsamen Verhältnisse der Eingeweidewürmer, in allgemein verständlicher Weise diese absonderlichen Umstände, welche für die Trichinen gelten, hervorzuheben. Was die Eingeweidewürmer überhaupt betrifft, so ist es noch gar nicht lange her, dass selbst sehr bedeutende Gelehrte und solche, welche auf andern WTegen einer rationellen Auffassung Bahn gebrochen haben, der Ansicht huldigten, es sei für diese Thiere an Stelle einer Abstammung von gleichgearteten Eltern eine Urzeugung (Generatio spontanea) anzunehmen, so dass sie aus dem von andern Thieren ge¬ botenen Boden entständen, sei es aus eigentlichen Theilen des thierischen Leibes, sei es aus übermässigen oder krankhaft veränderten Abson¬ derungen, vorzüglich schleimiger Natur, sei es endlich aus der im Darm enthaltenen unpassenden, ungenügend verdauten Speise. Man kannte zwar die Eier von Eingeweidewürmern und, seit Pfarrer Götze neben seinen Amtspflichten Zeit gefunden hatte, durch seine Studien über diese Thiere sich den ausgezeichnetsten Fachge¬ nossen ebenbürtig zur Seite zu stellen, auch in einigen Fällen die lebend geborene, den Eltern ziemlich gleiche Nachkommenschaft. Aber wenn auch einem van Doeveren und einem Pallas bereits im vorigen Jahrhundert der Gedanke kam, solche Keime möchten wohl von einem Opfer auf das andre übertragen werden, so war das kaum dem Zoologen, geschweige den Aerzten und den Laien bekannt ge¬ worden, hatte keinen Einfluss auf die allgemeine Anschauungsweise gewonnen und war schliesslich überall vergessen. So bildete man sich denn ein förmliches System der Wurmkrank¬ heiten, nach welchem man glaubte, dass deren besonders bei Kindern so auffälliges Auftreten eine Folge gewisser constitutioneller Anlagen sei, oder dass die Würmer in Folge von vorübergehenden Ver¬ stimmungen, besonders von Verdauungsstörungen, jedesmal im einzelnen Menschen entständen. Wenn man gewisse Nahrungsmittel in dieser Beziehung für besonders nachtheilig hielt, so schrieb man deren Schädlichkeit nicht etwa der Gelegenheit zu, welche durch sie Wurm- keimen gegeben werden möchte, in den Körper zu gelangen, sondern der ihnen eigenthümlichen Qualität. Diejenigen Würmer, welche man nicht in den Verdauungs wegen, sondern in andern Theilen des Körpers, im Fleische, in Leber, Nieren u. s. w., selbst im Gehirne fand, dachte man sich in gleicher Wreise als Entartungen der Körpersubstanz, wie sie weniger hoch organisirt und ohne selbstständiges Leben in Krebsgeschwülsten, Balggeschwülsten 3* 36 und andern gegeben sind. Eine besonders gute Vermittelung gaben dabei die nicht selten vorkommenden, mit wässeriger Flüssigkeit ge¬ füllten blasigen Verbildungen ab, welche in verschiedenen Theilen des Körpers entstehen und eine grosse Aehnlichkeit mit gewissen blasen- förmigen Würmern besitzen. So spielten die Wurmsuchten als selbstständige Krankheiten, als begleitende Erscheinungen gewisser körperlicher Zustände, ja sogar als Charaktere gewisser Temperamente, in einem vollkommenen Miss¬ verständnisse ihres eigentlichen Wesens eine Rolle, deren langjährige nachtheilige Einwirkung auf die Heilwissenschaft noch keineswegs überall ausgeglichen ist. Der Kampf, ob überhaupt irgend wo in der organischen Natur jetzt eine Urzeugung stattfinde, ist allerdings seit Kurzem in der französischen Schule wieder mit Lebhaftigkeit entbrannt und zwar auf einem Gebiete, auf welchem er schon früher als für die Ein¬ geweidewürmer entschieden zu sein schien, nämlich für jene winzigen, sich mit so unglaublicher Leichtigkeit fast überall einfindenden und mit fabelhafter Schnelligkeit vermehrenden Wesen auf der Grenze des Thier- und Pflanzenreiches, die Infusorien. Dieser wissenschaftliche Streit, in welchem vorzüglich Pouch et mit grossem Selbstvertrauen für die spontane Erzeugung mit den Waffen der Philosophie, der Beobachtung und des Experimentes auf- tritt, aber an Pasteur einen unermüdlichen Gegner findet, ist zwar in Frankreich selbst nicht ganz gleichgültig für die Beurtheilung der vorzüglich von Deutschland ausgegangenen Entdeckungen in der Lehre von den Eingeweidewürmern gewesen; es war jedoch die Unklar¬ heit Derer, welche die neue Lehre an dieser Stelle anfochten, zu augenscheinlich, als dass sie dieselbe zu erschüttern vermocht hätten. Theoretisch ist jene Frage nach einer jetzt noch stattfindenden Urzeugung selbst für die rationellsten Naturforscher nicht leicht zu entscheiden. Solche sind am meisten geneigt, nicht eine Reihe von plötzlichen, in einem Schlage fertigen, von Zeit zu Zeit wiederholten, von einander verschiedenen, einander ersetzenden Gesammtschöpfungen von Thieren und Pflanzen anzunehmen, sondern beständig vermittelte Uebergänge, eine durch die ganze Zeit des Bestehens organischer Wesen zusammenhängende Verkettung der Geschöpfe, so zwar, dass in allmälig summirter Divergenz der Eigenschaften sich immer neue Arten aus alten entfaltet hätten. Solche Annahme scheint am ersten eine unbedingte, allgemeine und ewig gleiche Geltung der Naturge- 37 setze zu gestatten und darf deshalb wohl für die grossartigste Natur¬ auffassung gehalten werden. Für einen solchen Gedankengang bilden dann diejenigen organi¬ schen Formen den vermuthlichen Anfang der Kette, welche durch Einfachheit der Organisation ebensowohl als Keime der verschiedensten Organismen im Laufe unendlicher Zeit erscheinen können, wie ein sehr niedrig organisirtes Ei den Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Einzelwesens während des Verlaufes einer Lebensdauer dar¬ stellt. Derartige Formen aus unorganischer Masse heraus sich indi- vidualisirend zu denken, schien eher zulässig als eine unvermittelte Selbsterzeugung hoch organisirter Geschöpfe aus leblosem Stoffe. Warum, fragt man nun Forscher dieser Richtung, soll bei stets gleicher Geltung der Naturgesetze, nicht auch jetzt noch aus dieser oder jener leblosen Mischung ebensowohl spontan ein Organismus er¬ zeugt werden, wie euch das für den Anfang aller organischen Schöpfung einzige Vorstellung ist? Wir sind entfernt zu sagen, es könne das nicht sein; wir wollen nur zeigen, dass es nicht nothwendig so sein müsse, und meinen, wenn dann ausserdem auch für solche niedrige Organismen an allen Orten dieselbe Weise der Entstehung durch Abstammung von Eltern sich herausstellt, wie für höhere Thiere und Pflanzen, so werde man mit grossem Misstrauen die Urzeugung betrachten und nicht leicht, durch so vielen Fehlerquellen unterworfene Versuche in’s andre Lager getrieben, dieselbe noch neben jener normalen Zeugungsweise annehmen. Was nämlich den Vergleich zwischen einer vielleicht Millionen Jahre zurückliegenden Vergangenheit und der Gegenwart betrifft, so bedingt eine gleiche Gültigkeit der Grundgesetze der Natur für beide und für den ganzen Zeitraum zwischen beiden keineswegs eine Gleichheit aller Naturphänomene; ja es erscheint möglich, dass eine vollkom¬ mene Identität zweier Vorgänge nie zu Stand kommt, dass eine That- sache nie wieder so eintritt, wie sie einmal geschah. Es sind die Verhältnisse, unter denen die Schöpfung auf unsrer Erde sich jetzt be¬ wegt, ungeheuer verschieden von denen, welche zu jener Zeit herrschten, als anscheinend die ersten belebten Wesen auf der Erde auftraten. Wir können es uns jetzt noch sehr möglich denken, dass durch Er¬ löschen einzelner Thierarten gewisse an sie gebundne absonderliche Lebensverhältnisse ganz verschwinden; dass Gestaltveränderungen entsprechende physiologische Veränderungen mit sich bringen. Und doch sind durch mächtige Ausgleichungen die Zustände unsrer Erde viel gleichmässiger geworden und wir dürfen annehmen, dass so grosse 38 Verschiedenheiten zwischen heute und einer ebenso späten Zukunft für die Thierwelt und Pflanzenwelt nicht mehr zu Stande kommen werden, als sie die versteinerten Schöpfungsreste zwischen unsern Tagen und der Vergangenheit nachweisen. Kann demnach nicht eine Entstehungsweise organischer Geschöpfe eine Zeit lang bestanden haben, welche jetzt nicht vorhanden ist, und ist es nicht denkbar, dass eine solche für immer verloren sei? Auch haben wir gar keinen Grund anzunehmen, dass eben die Formen, über deren Entstehungs¬ weise, ob nur von Eltern, ob auch spontan, man streitet, die gleichen seien, welche einmal den Anfang der organischen Schöpfung aus dem Unorganischen machten. Es liegt also keinesfalls ein zwingender Grund vor, weil man sich den Beginn organischer Schöpfung ohne Urzeugung nicht vor¬ stellen kann, eine Fortdauer dieser Urzeugung anzunehmen. Was nun zweitens die Beweise der Abstammung solcher Ge¬ schöpfe, welche im Verdachte der spontanen, unvermittelten Ent¬ stehung standen, von gleichgearteten Eltern betrifft, so hat die er¬ weiterte Forschung, wie wir zum Theil des Näheren ausführen werden, uns dabei eine Keihe von sehr sonderbaren, dem ersten Blicke fremden Verhältnissen aufgeschlossen, welche, indem sie den verlangten Be¬ weis lieferten, zugleich aufklärten, weshalb die Generationsverhält¬ nisse solcher Wesen so lange verborgen bleiben konnten, ja, bis zur Entdeckung gewisser Momente, bleiben mussten. Es ist zu erwarten, dass die Fortdauer des Streites über die Urzeugung der Infusorien noch zu weitern Entdeckungen in dieser Richtung führen wird, welche die noch bestehenden Unklarheiten und Räthsel lösen, ohne den Satz zu erschüttern: Omne vivum ex vivo. Mit vollendeterer Sicherheit, als für die Infusorien, muss man für die Eingeweidewürmer auch dann, wenn es im Einzelfalle noch nicht festgestellt wurde, in welcher Weise die Keime des thierischen Lebens an eine gewisse Stelle gelangt sind, die Urzeugung verwerfen, und erfreut sieht man an die Stelle des mystischen Dunkels einer unfruchtbaren Hypothese die wunderbaren Entdeckungen rastloser Forschung treten. Gerade in der Lehre von den Eingeweidewürmern sind denn auch die Ergebnisse solcher Forschung ganz ausserordentlich Segen bringend gewesen. Die Resultate der in dieser Disciplin gemachten Untersuchungen bilden nicht allein ein für sich selbst sehr bedeuten¬ des und gut abgerundetes Ganze, sondern sie haben weithin auf das Studium der Zoologie befruchtend gewirkt, und wenn man so sagen darf, zoologische Formeln geliefert, mit denen auch andre Fragen ent- 39 räthselt werden können. Und, was vielleicht ebenso hoch ange¬ schlagen werden darf, eine in das feinste Detail eindringende Reihe von Specialuntersuchungen hat hier, statt den Gegenstand, wie das gewöhnlich geschieht, weiter und weiter vom gemeinsamen Boden des Wissens und des Lebens abzulösen, frische Wurzeln hinabgesenkt, welche, tief eindringend in die ärztliche Thätigkeit und das Leben der Menschheit, für die Zoologie einen entscheidenden Beweis ihrer Nutzbarkeit gegeben haben. Es hatten bereits die Untersuchungen über die Fortpflanzung der Infusorien zumeist und zuletzt durch die unermüdlichen Forschungen Ehrenberg’s auf eine, wenn auch nicht in allen Einzelnheiten richtige und vollständige, doch vorläufig durchschlagende Weise einen Abschluss dahin erreicht, dass man von der Urzeugung Abstand nehmen zu müssen glaubte, als diese Frage für die Eingeweidewürmer entschie¬ den noch ungelöst war. Diese Thiere waren bei ihrem verborgenen Leben allerdings viel schwerer zu verfolgen; man musste die einzelnen Wahrnehmungen aus einem, zuweilen sehr verwickelten Leben mühsam gewinnen und noch mühsamer verbinden, ohne den Zusammenhang direct übersehen zu können. Trotz dieser unleugbaren Schwierigkeiten ist, geringe Anfänge ungerechnet, die eigentliche Physiologie der Ein¬ geweidewürmer in der Spanne Zeit von etwa dreissig Jahren zur heutigen Vollendung geführt worden. Wie wäre das möglich gewesen ohne eine sehr ausgedehnte Betheiligung zahlreicher Gelehrter der verschiedensten Länder, ohne die vorzügliche Befähigung nicht Weniger unter diesen? Nicht verwundern darf es bei solchen Beweisen des Interesses Seitens der Gelehrten und solchen Erfolgen, dass auch die Laien dieser Disciplin nicht gleichgültig geblieben sind. Ich glaube nicht zu kühn zu sein, wenn ich es nicht allein dem egoistischen Triebe der Selbst¬ erhaltung, der ängstlichen Furcht und der Noth des Augenblicks zu¬ schreibe, dass der so natürliche Widerwille überwunden ist und man einem gebildeten Publikum von Wandlungen der Eingeweidewürmer, ohne Anstand zu nehmen, reden darf. Ich meine, davon unabhängig habe die Wissenschaft begonnen sich Bahn zu brechen, und der ge¬ förderten Bildung erscheinen die Seltsamkeiten auch im Leben der niederen Thiere beachtenswert!!. (Fortsetzung folgt.) 40 Der langschwänzige Panther (Felis variegata, Wagner J und der Irbis (Felis Irbis, Müller J, zwei seltene nord¬ asiatische Katzenarten. Mit einer Tafel in Farbendruck. Von Dl*. R. Meyer in 0 f f e n b a c h. In der Frühjahrsmesse vorigen Jahres erhielt der hiesige Kürschner¬ meister, Herr R., von dem Hauptactionäre der russisch -nordameri¬ kanischen Handelsgesellschaft in Leipzig zwei Pantherfelle, welche als sibirische Tigerfelle benannt worden waren. Weder Herr R. noch andere in Leipzig anwesende Pelzhändler hatten jemals solche Felle gesehen, auch der genannte Herr Actionär versicherte, während einer 30jährigen Praxis erst einmal ein ähnliches Fell unter Händen ge¬ habt zu haben. Herr R. übergab dieselben zur Präparation dem ge¬ schickten Präparateur, Herrn Schmidt dahier, durch welchen ich auf dieselben aufmerksam gemacht wurde. Nach gehöriger Aufstellung der ausgestopften Thiere war es mir nicht schwer, dieselben alsbald als grosse Seltenheiten, und zwar als die in der Ueberschrift dieses Aufsatzes genannten Thiere, bezeichnen zu können. Nähere Belehrung und Bestätigung der von mir gestellten Diagnose fand ich in dem vorzüglichen Werke über Säugethiere von Sehr eher, fortgesetzt von Dr. Joh. Andr. Wagner (Supplementband. 2. Abth. Erlangen 1841.4°.), in welchem der langschwänzige Panther S. 483 — 486 und der Irbis S. 486 — 489 eingehend beschrieben werden. Da jedoch meine Beobachtungen von den Angaben Wagner’s nicht nur in der Beschreibung des Pelzes, sondern meine sehr genauen Messungen gleichfalls von den im Werke genannten mitunter ab¬ weichen, und ich auch sehr gute Zeichnungen beider präparirten Thiere hatte verfertigen lassen,*) so glaubte ich, darin einen geeigneten Gegenstand zum Vortrag erblicken zu müssen, als ich bei der öffentlichen Jahresfeier der Wetterauer Gesellschaft für Naturkunde *) Fiir die gelungenen Abbildungen dieser seltenen und prächtigen Thiere sagen wir dem Herrn Verf. besten Dank. Es wird noch lange währen, bis wir von allen Thieren Abbildungen nach dem Leben haben; wohl aber können um¬ sichtige Darsteller durch das dargebotene Studium an lebenden Thieren diesen Mangel weniger fühlbar machen, indem sie die Natur errathen und ihr nach¬ dichten, in ähnlicher Weise, wie die Palaeontologie ganze Thiere aus ihren fossilen Ueberresten reconstruirt hat. Die Red. 41 im October 1863 eine Mittheilung zu machen mich veranlasst sah. Da die Sache, wie mir scheint, von nicht unbedeutendem wissen¬ schaftlichem Interesse ist und der eine der Panther, der lang- schwänzige, nur einmal von Temminck als Felis pardus in seiner Monographie des Mammiferes, pag. 99, beschrieben, aber noch nirgends abgebildet ist, und der andere seit Buffon (IX. pag. 151. Tab. 13) nur von Pallas, dann von Ehrenberg, welcher ihn zuerst Felis Irbis nannte, ferner von Müller und endlich von Hamilton Smith beschrieben und nach einem im Tower gehaltenen lebenden Exemplare abgebildet worden, demnach in neuester Zeit, wie es scheint, keine weitere Exemplare erhalten wurden, so erlaube ich mir nun, meine Mittheilung in Ihrem geschätzten Blatte zu veröffentlichen. Was die beiden grossen Katzenarten im Allgemeinen betrifft, so sind dieselben hauptsächlich in dreien Stücken von allen übrigen Katzenarten wesentlich verschieden, nämlich durch die langen, zottigen, weichen Haare des Pelzes, durch die bedeutende Länge des stark be¬ haarten und dicken Schwanzes, und durch die grossen Augenflecken am Rücken und an den Seiten des Körpers, ohne innere Augenflecken, welche unregelmässig bald nahe zusammen, bald entfernter von einander stehen, mit durchscheinender Grundfärbung des Pelzes in der Mitte derselben. Die zottigen, linden und langen Haare am Körper und dem Schwänze deuten nicht unschwer auf den Aufenthalt und das Leben dieser Thiere in hochnordischen Klimaten und Breitegraden. Wagner nennt den langschwänzigen Panther Felis variegata, die geschäckte Katze, eine Benennung, die mir nicht glücklich ge¬ wählt zu sein scheint, da gar viele Katzenarten als gechäckte zu bezeichnen wären. Viel besser hätte er wohl den deutschen Namen, den er dieser Katze gegeben hat, in longicaudata übersetzen können. Indessen existirt nun einmal der Name, wesshalb des geachteteten Zoologen Wortbildung nicht wohl verändert werden dürfte. Die Be¬ nennungen von Temminck als Felis pardus und die von C u v i e r als Felis chalybeata behalten durch Wagner’s Bezeichnung nur noch. einen historischen Werth. Die Angabe Wagner’s, dass die Grundfarbe des Pelzes eine hell ockergelbe und die Pelzfärbung am Bauche, an den Seiten des Leibes und an der Unterseite des Schwanzes eine rein weisse sei, kann ich nur bestätigen. Der Schwanz reicht, wie dies ebenfalls Wagner richtig bemerkte, bis zur Spitze der Schnauze. Nach demselben betrug die ganze Länge der Erwachsenen (nach Fellen und zwei Cadavern) 5 Fuss 2—4 Zoll, wovon auf den Schwanz 2 Fuss 8 Zoll kommen. Die Länge des 42 ganzen Körpers, ohne den Schwanz, betrug an unserem Exemplare 3 Fuss 6 Zoll engl. M. und die Länge des Schwanzes 3 Fuss 2 Zoll engl. Wagner gibt die Höhe der Thiere auf 16 — 17 Zoll an, wir maassen am Widerrist und am Kreuze eine Höhe von 21 Zoll. Unsere Bemerkungen in Bezug auf die Flecken und die Zeichnung des Pelzes auf dem Kopfe, dem Rücken, den Seiten des Bauches, dem Schwänze und den Extremitäten, stimmen im Allgemeinen mit den Angaben Wagner’s überein, nur sind die grössten Flecken, ungefähr in der Mitte des Rückens und oben am Leibe in der Nähe des Rückens, zu höchstens 12 — 14 Linien im Durchmesser angegeben; wir fanden den Durchmesser derselben bei zweien an 3 Zoll. An unserem Exemplare fand sich auf dem Rücken, ungefähr in der Mitte desselben, ein 9 Zoll langer schwarzer Streifen, der rechts und links von band¬ artigen schwarzbraunen Streifen, mit der Grundfarbe des Pelzes in der Mitte, eingefasst war und mit den Streifen selbst bis zur Schwanz¬ wurzel reichte. Ein jeder dieser Streifen war etwa iy2 Zoll vom mittleren Rückenstreifen entfernt. Wagner erwähnt dieser be¬ sonderen Zeichnung des Rückens nicht, welche ich jedoch mitzu- theilen für nothwendig erachte. Die Schnurren sowie die Tatzen und Krallen sind weiss. Die Ohren sind, wie bei den übrigen Katzen, kurz, rund, aufgerichtet, aussen am Grunde schwarz und an der Spitze graulich-weiss. Der Umfang des langen und dicken, stark behaarten Schwanzes betrug mit aufgerichteten Haaren 12 und mit anliegenden Haaren 9 Zoll engl. M. Die zottigen, linden und langen Haare hatten auf dem Rücken eine Länge von 1% Zoll, am Bauche und Halse eine Länge von 3 Zoll. Die übrigen Maasse sind folgende: Länge vom Ende des Kopfes bis zur Schwanzwurzel Umfang des Kopfes vor den Ohren . „ „ „ hinter den Ohren .... Länge des Halses, hinten . „ „ „ vorne . Umfang des Halses in der Mitte . „ am Anfang der Schulterblätter Körpers in der Bauchmitte . . . „ am Ende des Bauches . . der Vorderglieder, oben . „ Hinterglieder, oben . 5» 33 5) 33 33 33 Breite der Tatzen an der Vorderseite 33 Zoll. 18*4 1534 8% 7 3) 15 33 19 33 27 33 25% 33 10% 33 20% 33 . 5 33 43 Umfang der Vorderglieder über dem Ellenbogen unter 10 Vs Zoll 9 ' » 2% 5‘A 33A 7 % 3V3 8% 6% 13% 9 3‘A 1 5 Vs 55 55 11 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 Abstand der Augen von einander . „ „ Ohren „ „ . Entfernung von den Ohren zu den Augen . . . „ „ „ „ zum Ende der Schnauze Länge der Schnauze . Umfang des Maules, oben . „ „ ,5 unten . Länge des Hinterbeines vom Rücken bis zum Knie „ „ „ „ Knie bis zur Ferse Höhe der Augenhöhlen . Breite der Augenhöhlen . Von der Gurgel bis zum Ende der Unterlippe . . Ueber das Vaterland und die Lebensart dieser grossen Katze ist wenig oder gar nichts bekannt. Wagner führt hierüber auch nicht das Geringste an. Das Exemplar, das den Stoff zu dieser Mit¬ theilung gegeben, wurde in Sibirien erhalten. Es wäre gewiss ver¬ dienstlich, wenn russische Gelehrte, Reisende und Kaufleute aus diesen entfernten Gegenden nähere Erkundigungen von eingebornen Jägern oder Eingewanderten einziehen würden. Allem Anscheine nach ist diese Katze, gleich dem Panther, Leoparden, welchen sie in der Grösse fast gleich kommt, in ihrer Heimath (Nordpersien?) und auf ihren grossen Streifzügen nach dem höhern Norden, ein, nicht nur grösseren und kleineren Säugethieren, sondern auch wohl den Menschen sehr gefährliches Raubthier. Die andere Katzenart, der Irbis (Felis Irbis, Müller) ist mit der vorhergehenden Art nicht zu verwechseln. Derselbe ist nicht nur in der Länge des Körpers und der absoluten Länge des Schwanzes, in der Stärke der Glieder und des Leibes, sondern auch in der Grundfärbung des Pelzes von der vorhergehenden Art wesentlich verschieden. Die Farbe des Grundes ist an den Seiten des Körpers und obenher weisslich-grau, doch längs des ganzen Rückgrates mehr dunkelgrau. Der Pelz ist sehr dick und lang behaart. Wagner gibt die Länge der Haare an den Seiten des Körpers zu 2 Zoll, am Bauche zu 3 Zoll an. Die Haare an unserem Exemplare waren am Bauche und an der unteren Seite des Halses 3% Zoll lang, am Rücken 5/4 Zoll lang, und sind rein weiss unten am Bauche und am Halse. Die Zeichnung des Pelzes, in grösseren und kleineren unregelmässigen, bald vollen kleineren auf dem Kopfe, bald rosetten- 44 förmigen und sehr grossen Flecken, ohne Mittelflecken, an den Seiten des Körpers, längs des Rückens, auf den Extremitäten und am Schwänze, ist von Wagner in dem schon angeführten Werke so trefflich nach der Natur dargestellt, dass ich nichts weiter hinzu zu fügen wüsste, ausser dass vom Ohre, und zwar von seiner Hinter¬ seite, ein gebogener Streifen am Halse herunterläuft, mit welchem ein kürzerer, nach oben hin mit demselben nicht zusammenhängender Streifen an der oberen Seite des Halses, gerade bis auf kurze Ent¬ fernung vom Schulterblatte heruntergeht, welche Wagner nicht an¬ gegeben hat, welche jedoch eine nicht zu übersehende charakteristische Zeichnung bilden. Die grössten Flecken an den Seiten des Rückens und des Leibes gibt Wagner zu 30- — 36 Linien an, was nicht ganz mit unserer Messung übereinstimmt. Der grösste Flecken befand sich auf der Mitte des Rückens und maass 4% Zoll; an den Seiten des Bauches fanden sich einzelne Flecken von 3y2 und 3 Zoll. Wagner gibt die Länge des Buffon’schen Exemplares von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel* zu 4 Fuss, die Länge des Schwanzes zu 3 Fuss, und Ehrenberg die Länge des Körpers ohne Schwanz zu 3 Fuss 8 Zoll, die Länge des Schwanzes zu 2 Fuss 1 Zoll an. Die Länge des Körpers an unserem Exemplare betrug 4 Fuss 3 Zoll engl, und die Länge des Schwanzes 3 Fuss 9 Zoll engl. Der Um¬ fang des Schwanzes mit aufgerichteten Haaren betrug 15 Zoll und mit anliegenden Haaren 11 Zoll. Obgleich der Schwanz des Irbis absolut länger ist, als der des langschwänzigen Panthers, so ist er doch relativ zur Körperlänge etwas kürzer, denn er reicht nicht bis zur Schnauze, sondern nur bis zum Hinterhaupt. Den schwarzen Längsstreifen auf dem Kreuze gibt Wagner nur zu 5 Zoll Länge an, wir fanden ihn 8 Zoll lang. Die Schnurren, welche in vier Reihen stehen, sind weiss, ebenso auch die Tatzen und Krallen. Eine auf¬ fallende Erscheinung ist die verhältnissmässige Kleinheit des Kopfes * zum langen und starken Körper, welche nicht leicht übersehen werden kann, sich bei Wagner aber nicht erwähnt findet. Wenn Oken die Höhe des Leoparden, wohl etwas gering, zu iy2 Fuss angibt, und Scliinz (Naturgeschichte und Abbildungen der Säugethiere. gr. 4°. Zürich 1824. pag. 169) sie zu 2 Fuss 1 Zoll beschreibt, so hatte dagegen unser Irbis am Widerrist eine Höhe von 2 Fuss y2 Zoll und am Kreuze eine solche von 2 Fuss 2A/2 Zoll. Die Ohren sind, wie beim langschwänzigen Panther, kurz, auf¬ gerichtet und stumpf, auswendig am Grunde und an der Spitze schwarz, in der Mitte dagegen und am Vorderrande weiss. 45 Ausser den genannten Maassen sind noch folgende zu erwähnen: Länge des Kopfes . 10% Zoll. ?? ?? Umfang des Kopfes vor den Ohren .... „ „ „ hinter den Ohren . . . Länge des Halses, vorne . „ „ „ hinten . Umfang des Halses in der Mitte . „ Körpers in der Mitte des Bauches „ „ am Ende des Bauches . der Vorderextremitäten vom Bauche an 5» ?? ?? ?? oben über dem Ellenbogen 10% ?? Hinterextremitäten oben am Bauche . Länge des Hinterbeines vom Rücken bis zum Knie „ vom Knie bis zur Ferse . Länge von der Ferse bis zur Fussspitze . . . . Entfernung von den Ohren bis zu den Augen . . zur Schnauze . . ?? ?? ?! ?? ?? ?? Abstand der Augen von einander Ohren ?? 21% 19% 10 10 18% 34 31% 12 34 14% 10 12 3% 7 23/4 5% 1 3% 11 7% 6 ?? ?? >? ?? ?? ?? ?? ?? ?? ?? ?? ?? ?? ?? ?? ii ii ii ii ii 11 ?? ,, Breite der Augenhöhlen . Höhe „ „ . Umfang des Maules, oben . ?? ?? ?? unten . Von der Gurgel bis zum Ende des Untermaules Was die Heimath dieser grossen und ohne Zweifel sehr gefähr¬ lichen Katzenart betrifft, so scheint dieselbe wohl fast ausschliesslich in Nordasien zu suchen zu sein. Das Exemplar, welches Pallas er¬ hielt und im k. Cabinete zu St. Petersburg aufgestellt worden, wurde bei Turginsk am Baikalsee getödtet. Ehrenberg erhielt das Fell, welches er beschrieb, im Jahre 1819 in Semipalatna am Irtysch und der Kaufmann, von dem er es erhielt, versicherte, dass der Aufenthalt dieses grossen Räubers der Berg Wala- Tau, nahe bei Semisec bis nach Kaschgar hin, sei. Das letztere Exemplar kam in’s königl. Museum nach Berlin. Das so lange im Tower lebend gehaltene Thier, welches Hamilton Smith beschrieb und abbilden lies, soll vom persischen Meerbusen gekommen sein. Woher Buffon das unter dem Namen Once beschriebene Fell des Irbis erhielt, ist unbekannt. Nach Pallas soll der Irbis, welchen die Russen Bars nennen, um den Baikalsee oft gesehen werden und von den Jakuten, welche von der Lena dahin reisen, zwischen den Flüssen Utha und Amur häufig 46 angetroffen werden. Er klettere so gut wie der Leopard auf Bäume, von welchen herab er auf grössere Thiere, Elenne, Hirsche etc. herab¬ springe. Den Menschen sei er im Allgemeinen nicht gefährlich, nur im Schlafe suche er dieselben zu überfallen. Die zwei schönen und grossen präparirten Pantherarten kamen von hier nach Cöln in das Atelier des Hrn. Kürschnermeister Hofmann, wo sie jetzt noch zum Verkaufe ausgestellt sind. Am Schlüsse füge ich noch die Bemerkung an, dass in der neueren Monographie der katzenartigen Thiere mit Abbildungen von Jardine weder die eine noch die andere Katzenart abgebildet ist. Zur Haltung der Wellenpapageien. Von Dr. Max Schmidt. Es hat wohl kaum eine ausländische Vogelart sich einer gleich schnellen Verbreitung und allgemeinen Aufmerksamkeit in Europa zu erfreuen gehabt, als der kleine neuholländische Wellenpapagei (Melo- psittacus undulatus). Sein in prächtigem Grün prangendes und mit zarten Linien und Punkten verziertes Gefieder, der graciöse Körper¬ bau, eine nimmermüde Beweglichkeit lind die zarte zwitschernde Stimme mögen hierzu das Ihrige beigetragen haben: unstreitig aber hat sich dieser Vogel die meisten Freunde dadurch erworben, dass er leicht das europäische Klima erträgt und sich ohne besondere Mühe zur Fortpflanzung bringen lässt, die überdies noch zu einer Jahreszeit stattzufinden pflegt, in welcher bei uns der Winter sein eisiges Scepter schwingt. Seit einigen Jahren kommen diese schönen Vögel in beträchtlicher Menge von Australien nach England und gelangen von dort grössten- theils durch die Vermittlung der zoologischen Gärten in die Hände von Privaten. Die in Folge davon oft an uns gerichteten Fragen wegen der Haltung der Wellenpapageien veranlassen uns, Nachstehendes der Oeffentlichkeit zu übergeben. Wenn wir unser Augenmerk zunächst dem Aufenthaltsort dieser Thierchen zuwenden, so lehrt die Erfahrung, dass ein gewöhnlicher Vogelkäfig mit hölzerner Rückwand und Decke von etwa 2 Fuss Länge, bei 1 % Euss Höhe und Breite, für ein Pärchen genügt. Kann man denselben jedoch einen grösseren Behälter, etwa eine Voliere anweisen, so ist dies um so besser. Wie aus vielen uns zukommenden Schreiben um Nachsendung einzelner Exemplare hervorgeht, ist es 47 durchaus nicht selten, dass die Vögel ein Drahtstäbchen des Käfigs verbiegen und durch die auf diese Weise entstehende Lücke das Weite suchen. Eigenthiimlich erscheint hierbei, dass dies in den meisten Fällen den Weibchen zu gelingen pflegt, woraus wohl zu schliessen sein dürfte, dass diese geschäftiger und flüchtiger als die Männchen sind. Man hat also insbesondere darauf Rücksicht zu nehmen, dass der Draht des Käfigs nicht zu schwach sei und dass die ein¬ zelnen Stäbe nicht allzuweit von einander entfernt stehen, beides Fehler, die hauptsächlich den fabrikmässig gefertigten Käfigen zur Last fallen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unterlassen einen ferneren Misstand zu rügen, welcher derartigen Käfigen eigen zu sein pflegt, wenn sie für Papageien bestimmt sind, den nämlich, dass die Sitzstangen, um das Zernagen zu verhüten, von Eisen oder Blech gefertigt werden. Die Oberfläche solcher Stangen ist dann ge¬ wöhnlich fast spiegelglatt und bietet dem Vogel durchaus keinen festen Sitz, sondern zwingt ihn zu beständigem Balanciren oder zu krampfhaftem, höchst ermüdendem Zuklammern der Füsse. Die Stangen sollten stets nur von weichem Holz sein und eine rauhe, etwa mit der Raspel leicht abgezogene Oberfläche haben, ihre Dicke aber dem Fusse des Vogels, der darauf sitzen soll, angemessen sein, also für Wellenpapageien etwa 3/8 Zoll im Durchmesser betragen. Gut ist es, einen kleinen Baum-Ast mit dünneren und dickeren, mit Rinde ver¬ sehenen Zweigen in dem Käfig anzubringen, da die Vögel eine zeitweise Abwechselung lieben und sich gern auf schlanken Zweigen wiegen. In bepflanzten Volieren finden sich derartige Sitz- und Kletterapparate ohnehin vor, aber leider werden diese von den Wellenpapageien durch Nagen oft in kurzer Zeit völlig zerstört. Giftige Pflanzen, wie Taxus u. dgl. sind deshalb streng zu vermeiden. Ihrem Naturell als Papageien entsprechend nisten unsere Vögel nicht in selbstgebauten oder künstlich angebrachten Nestchen, etwa wie Canarienvögel und ähnliche Arten, sondern in Baumlöchern, und zwar sollen sie vorzugsweise halbfaules Weidenholz lieben. Aus diesem Grunde gibt man ihnen entweder einen hohlen Baumstamm, oder ein Kästchen von Holz mit Flugloch von entsprechender Grösse. Diese Nistapparate sollen immer so viel Raum bieten, dass sie dem Vogel gestatten, sich bequem darin umzudrehen. Sind sie enge, so stossen die langen Schwungfedern in der Weise an die Wandungen, dass das Brüten dem Thierchen höchst peinlich werden muss. Man kann dies gewöhnlich alsbald daran erkennen, dass diese Federn stark verbogen sind. Unsere Nistkästchen sind etwa 10 Zoll lang, 6 Zoll hoch und eben- 48 so breit und es scheinen diese Verhältnisse völlig zu entsprechen. Die leere Schale einer Kokosnuss ist aus den genannten Rücksichten zu ver¬ werfen. Das Flugloch muss in dem oberen Drittel der einen Längs¬ wand des Kästchens angebracht und der Boden etwas vertieft sein, damit die Eier nicht leicht auseinanderrollen. Der Wellenpapagei pflegt nämlich als Baumaterial nur das Holzmehl zu benutzen, welches er an den Wandungen seiner Höhle mit dem Schnabel abschabt, und man gibt ihm daher solches in das Nistkästchen. Gewöhnlich wird aber vor dem Beginn des Legens fast alles derartige Material wieder herausgeworfen und die Eier auf das blosse Holz gelegt. Zur besseren Beobachtung und um besser reinigen zu können, versieht man diese Nistkästchen mit einem Thürchen und bringt sie aussen an dem Käfig an, der an der betreffenden Stelle mit einer Oeffnung versehen sein muss. Zuweilen gibt man den Nistkästchen auch die Gestalt einer Trommel und solche erfüllen ebenfalls ganz ihren Zweck. Das Futter unserer Wellenpapageien besteht aus einer Mischung von gleichen Theilen weisser Hirse und Canariensamen. Zwar haben wir uns längere Zeit bemüht, ihnen irgend einen Lecker¬ bissen, wie Zucker, Obst, Salat, eingeweichtes Brod etc. beizubringen, aber alle diese Gegenstände wurden beharrlich verschmäht. Dass sie sich aber auch an andere Nahrungsmittel gewöhnen können, beweist die S. 216 des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift abgedruckte Mittheilung des Hrn. Neubert in Stuttgart. Ein hiesiger Liebhaber, der seit Jahren die Zucht des Undulatus mit grossem Erfolge betreibt, versichert dagegen, dass der Genuss von Ameiseneiern bei einem brütenden Weibchen, welches allerdings nicht daran gewöhnt war, eine ausserordentliche Aufregung hervorgebracht habe. Ein unbedingt nothwendiger Zusatz zur Nahrung ist Kalk, be¬ sonders zur Zeit des Eierlegens, und wir geben daher unsern Vögeln Stücke von Os sepiae in die Voliere. Frisches Wasser wird ihnen hier täglich gegeben, doch sieht man sie sehr selten trinken und es wurde mir erzählt, dass man Wellen¬ papageien jahrelang gehalten habe, ohne ihnen Wasser zu reichen; nur bekamen sie täglich ein Stück eingeweichtes Weissbrod, welches sie gerne nahmen. Sind Junge da, so muss das Wassergeschirr ganz flach sein, damit diese, wenn sie ja hineingerathen sollten, nicht darin ertrinken können. Hinsichtlich der Temperatur sind die Wellenpapageien durchaus nicht empfindlich und wir erhielten im vorigen Winter einen Trans- 49 port bei einer Kälte von — 7° R., ohne dass die geringste nach¬ teilige Einwirkung auf die Vögel zu bemerken gewesen wäre. Nur muss in solchen Fällen der Uebergang zu einer höheren Temperatur ganz allmälig bewerkstelligt werden. Die gewöhnliche Wohnzimmer¬ wärme, also + 12 bis 16° R., ist zur Haltung und Fortpflanzung mehr als hinreichend; doch sollte man bei der Aufstellung des Käfigs die allzugrosse Nähe des geheizten Ofens vermeiden. Frische Luft ist unbedingt erforderlich, während Zugluft den Thieren höchst nach¬ theilig ist, besonders zur Mauserzeit. Es scheint vorteilhaft zu sein, wenn der Käfig nicht allzuhellem Licht ausgesetzt ist, aber dennoch sollte er der Sonne, wenigstens eine kurze Zeit im Tage, zugänglich sein. Selbstverständlich müssen die Thiere möglichst ungestört blei¬ ben, wenn die Zucht gelingen soll, weshalb auch Beobachtungen an dem Nistkasten nur mit äusserster Vorsicht zu bewerkstelligen sind. Die Brutzeit der Wellenpapageien ist, wie bereits Eingangs er¬ wähnt, im Winter und zwar beginnt das Legen etwa in der zweiten Hälfte des November. Die einzige Vorbereitung hierzu besteht schein¬ bar darin, dass die Sägespähne, welche man in den Nistkasten getlian hat, von dem Weibchen herausgeworfen werden. Die Zahl der Eier beträgt 2 — 6, welche in Zwischenpausen von je 2 oder 3 Tagen gelegt werden. Unmittelbar nach dem Legen des ersten Eies beginnt das Bebrüten, welches 18 Tage dauert, so dass die Jungen nach einander ausschlüpfen. Schon vor der Paarung wird das Weibchen von dem Männchen aus dem Kropfe gefüttert und dies dauert während der ganzen Brutzeit fort. Sind die Jungen ausgeschlüpft, so werden sie in gleicher Weise von den Eltern gemeinschaftlich er¬ nährt. Nach etwa 4 Wochen sind die jungen Vögel ganz befiedert und verlassen nun das Nest, in welchem um diese Zeit gewöhnlich schon eine zweite Brut ausgeschlüpft ist. Auf diese Weise liefern die Wellenpapageien 3 — 4 Bruten, so dass die letzten Jungen etwa Ende März das Nest verlassen können. Es ist erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit die jungen Wellen¬ papageien sich entwickeln, denn wie die Beobachtungen des Hrn. Neub ert in Stuttgart und unsere eigenen Erfahrungen gelehrt haben, können die¬ selben mit drei Monaten fortpflanzungsfähig sein, eine Thatsache, welche in seltsamem Contraste mit der Behauptung anderer Züchter steht, dass die in Europa gezogenen Jungen unfruchtbar zu sein pflegten. Es haben solche hier gezüchtete Exemplare grossentlieils ihre Brutzeit im Sommer, und zwar war dieselbe bei unseren Papa¬ geien von Mitte März bis August, so dass im September noch junge 4 50 Sprösslinge die Nester verliessen. Auf dieser Verschiedenheit der Begattungsperiode mag es wohl beruhen, dass gemischte Paare, die aus einem importirten und einem hier gezogenen Exemplare be¬ stehen, bisweilen unfruchtbar erscheinen. Der Eintritt der Brutzeit im Sommer scheint übrigens nur bei den Thieren der ersten Brut vorzukommen, die erst im Februar oder März ausgeschlüpften Vögel brüten nach unseren Beobachtungen nicht vor dem nächsten Winter. Man hat oft die Frage aufgeworfen, ob es dienlicher sei, die Wellenpapageien nur zur Brutzeit in die Nistkäfige zu bringen, oder ob man sie beständig darin lassen solle; wir glauben letzterem Ver¬ fahren den Vorzug geben zu sollen. Wir finden nämlich, dass die Fortpflanzung meist um so sicherer gelingt, je weniger die Thiere beunruhigt werden und je heimischer sie sich in ihrem Aufenthalts¬ orte fühlen, mit dessen kleinsten Einzelnheiten sie völlig bekannt und vertraut sind. Diese Beobachtung, welche wir bei den verschiedensten Thier¬ arten wiederholt zu machen Gelegenheit hatten, erregte in uns den Wunsch unseren Wellenpapageien einen festen Wohnplatz anzuweisen, in welchem sie möglichst ungestört das ganze Jahr hindurch verbleiben könnten. Ferner sollte dieser Platz mit Rücksicht auf das schaaren- weise Zusammenleben dieser Vögel in der Freiheit eine grössere Zahl von Paaren aufnehmen können und dadurch gleichzeitig die Wartung und Pflege derselben erleichtert und weniger zeitraubend werden. Es fand sich ein geeignetes Local zu diesem Zwecke in Gestalt eines an das Affenhaus stossenden, 10 Fuss langen, 5 Fuss breiten und 8 Fuss hohen Raumes, der nur mit einem grossen Fenster nach Norden versehen, durch Anbringung einer nach Osten gerichteten Oeffnung zu einer Voliere für die Wellenpapageien umgestaltet wurde. Für die nöthige Erwärmung im Winter war durch eine Verbindung mit der Luftheizung gesorgt. Es wurden einige grosse, mit zahl¬ reichen Höhlen versehene Weidenstämme und 12 Nistkasten darin angebracht und im Spätsommer 1862 fünf Paare hineingesetzt. Ein Paar verunglückte am ersten Tage, indem beide Vögel durch An¬ fliegen gegen das Gitter sich die Köpfe einrannten, die übrigen aber begannen alsbald die Nester zu ordnen und Ende December flogen die ersten Jungen aus. Ein Paar von diesen, an dem noch nicht ganz ausgefärbten Gefieder kenntlich, hatte bereits Anfangs April 1863 Eier und brachte zwei Jungen aus. Ob diese aber sich ebenfalls fort¬ gepflanzt haben, bin ich nicht im Stande nachzuweisen, da die Zahl der in der Voliere befindlichen Exemplare im Herbst 1863 bereits 51 auf 38 gestiegen war. Zur Auffrischung des Blutes wurden noch 2 importirte Weibchen hinzugesetzt. Die Aussichten für die Zukunft sind jetzt (Ende 1863) bereits wieder ungemein günstig, denn in wenigstens zwölf Nestern befinden sich brütende Weibchen und ausser¬ dem sind schon mehrere Junge ausgeflogen. Todesfälle kamen in der Voliere nur drei vor und zwar betrafen dieselben das, wie oben angegeben, verunglückte Paar, und ein Weib¬ chen, welches im Winter vorigen Jahres an Durchfall starb und durch ein anderes ersetzt wurde, um keine überzähligen Männchen zu haben. Das Eierlegen brachte keinerlei Unfälle mit sich. *) Streitigkeiten unter den Männchen gehörten zu den grössten Seltenheiten und die wenigen Balgereien, welche vorkamen, trugen keineswegs einen ernsten Charakter. Wir glauben indess, dass es nicht räthlich sein dürfte, in einem Käfig oder sonstigem engen Behälter mehrere Paare zu¬ sammenzubringen, namentlich, wenn nicht zugleich für eine genügende Anzahl von Schlupfwinkeln zum Nisten Sorge getragen ist. Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. Von dem Director Di*. M. Schmidt, Im verflossenen Monat erhielt der zoologische Garten als Geschenk: Von Hm. Grafen d’Andelarre in Baden eine rothe Meerkatze. Diese Affenart ist nach unseren Erfahrungen eine der empfindlichsten gegen die Einflüsse des europäischen Klima’s, doch hegen wir die Hoffnung, das Thier am Leben erhalten zu können. Von Herrn Hofrath Dr. Pauli in Erlangen eine Anzahl lebender Landschnecken aus Chios. Erkauft wurden: Zwei Wapiti-Hirschkühe (Cervus canadensis) zu dem bereits im verflossenen Sommer angekauften männlichen Exemplar. Auch diese Thiere sind, wie der Hirsch, direct aus Amerika importirt. *) Wir wollen bei dieser Gelegenheit ein Mittel zur Erleichterung des Eier¬ legens bei Yögeln erwähnen, welches uns in schwierigen Fällen bei Canarien- vögeln und anderen gute Dienste geleistet hat. Es besteht einfach darin, dass man dem Vogel ein Dampfbad bereitet, indem man denselben einige Augenblicke mit der Hand über ein Gefäss mit heissem Wasser hält, natürlich in genügender Entfernung, um ein Verbrühen der Haut nicht befürchten zu müssen. Bei Canarien- vögeln trat zuweilen die Wirkung so rasch ein, dass wir das Ei plötzlich in der Hand hatten. Mit mechanischen Hülfsmitteln lässt sich wegen der Zartheit der Theile und der Zerbrechlichkeit der Eischalen Nichts ausrichten und ebenso ist die Anwendung von Oel oder anderem Fett bei Vögeln nicht anzurathen. 4* 52 Ein Paar Serval (Felis Serval) aus Nord -Afrika. Diese schöne Katzenart ist besonders wegen der vielfachen Abänderungen interessant, welche die Zeichnung bei verschiedenen Exemplaren darbietet. Wir werden hierauf bei einer späteren Gelegenheit zurückkommen. Mehrere Paare virginische und cubanische Wachteln. Geboren wurde: Ein Schweinshirsch (Gervus porcinus). Diese Hirschart pflanzt sich in unserem Garten seit Jahren regelmässig fort und verschiedene Beobachtungen haben gezeigt, dass diese Thiere gegen Witterungs¬ einflüsse sehr wenig empfindlich sind. Im vorliegenden Fall fand die Geburt am Morgen des 18. Januar und zwar nicht im Häuschen, sondern unter freiem Himipel bei einer Kälte von — 10° R. statt, ohne dass Mutter oder Junges das geringste Unbehagen zu empfinden schienen. Das junge Thierchen ertrug somit eine Temperaturdifferenz von mindestens 40° R. binnen wenigen Minuten vollkom¬ men gut und lagerte sich sogar, als am Nachmittag die Sonne sehr hell schien, im Schatten eines Baumstammes, vielleicht weil das grelle Licht es unangenehmer berührte, als die Kälte. Die Zahl der Athemzüge betrug am Tage nach der Ge¬ burt 28 in der Minute. Die Trächtigkeitsdauer war 224 Tage. Der im Herbste neu eingerichtete Apparat für künstliche Fischzucht scheint bis jetzt seinem Zwecke vollständig zu ent¬ sprechen, es sind bereits 2000 Stück Forellen ausgeschlüpft. Die Eier wurden aus der französischen Staatsanstalt für Fischzucht in Hüningen bezogen. Der Wunsch, alle Beobachtungen an den Thieren unseres Gartens im Interesse der Sache nach Möglichkeit auszubeuten, dürfte uns zu¬ weilen Veranlassung geben, auch vorgekommene Todesfälle mit einigen Worten zu erwähnen. Wir freuen uns, in dieser Beziehung mit¬ theilen zu können, dass die in den ersten Tagen dieses Jahres fast plötzlich eingetretene kalte Witterung und der heftig wehende Nord¬ ostwind keine aussergewöhnliche Vermehrung der Sterbfälle hervor¬ riefen. Bei Gelegenheit eines an Darmkatarrh verendeten schwarzen Schwanes warf sich die Frage auf, ob nicht das Beschneiden der Flügel bei Wasservögeln zu Erkältungen Veranlassung geben dürfte, da durch diese Operation der Körper einer nicht unwesentlichen Be¬ deckung beraubt wird und unter den Erkältungskrankheiten grade diese bei Vögeln gewöhnlich ist. Vermuthlich liesse sich dann auch die, unter neu angekommenen Vögeln nicht selten auftretende, bedeu¬ tende Sterblichkeit, wenigstens theilweise, auf die genannte Ursache zurückführen. 53 Correspondenzen. Wassercultur. Das Wasser ist viel reicher, als das Feld, Wenn man die Pfühle gleich den Aeckern bestellt. Da ich übernahm, mit kommendem Jahre meine Notizen über Fischzucht her¬ zugeben, so mache ich hiermit den Anfang. Nach meinen Erfahrungen ist Alles, was im Wasser lebt, mehr oder weniger Raubthier, von den kleinen Mückenlarven an, Wasserwanzen, Käfer, Libellen, Frösche, Salamander etc. bis zum s. g. Raub¬ fisch. Unter Raubfisch verstehe ich jedoch nicht allein den Hecht, Bars, Aal, Stichling; ein jeder Fisch lebt vorzugsweise von animalischer Nahrung und kein Fisch verschmäht seine eigenen Jungen; wenn auch z. B. der Karpfen sie nicht geradezu verfolgt, so schlürft der grössere doch, mit derselben Ruhe, mit der er einen Wurm einnimmt, auch seine Jungen oder zarten Geschwister hinunter, so oft solche ihm mundgerecht und seinem Schlund und Magen angepasst sind. Die Wasserfrösche und Salamander schnappen eben so wohl nach ihren sich regenden Kindern, als nach einer Raupe, Wespe etc. am Ufer. Die Blutegel saugen zu Zeiten den Frosch an, zu Zeiten verschlingt dagegen der Frosch den Blutegel. Die Libellenlarve greift ihre schwächeren Geschwister mit Gier an und verzehrt sie, der Käfer seine Larven, die Wanze ihre nächsten Verwandten. Die Mücken¬ larve nährt sich von kleineren s. g. Infusorien, Wasserflöhen und dergl. Nur die Schnecken leben vorzugsweise von Pflanzen und faulen Thierkörpern; sie ver¬ dienen daher alle menschliche Schonung, man biete ihnen reichliche An¬ pflanzungen als Nahrung, damit sie sich in Menge vorfinden und dann wieder den dem Menschen nützlichen Fischen und Blutegeln als nothwendige Nahrung dienen können. In meinen neun Quell -Fischteichen, die alle bei einander angelegt und nur durch 3 Fuss breite Dämme getrennt sind, beobachte ich eine gewisse Regel in der Nutzung, ähnlich wie der Landmann seine Felder bestellt. Sowie auf dem Lande das Unkraut mit der Aussaat aufkommt und sortirt wird, so kommt das Ungeziefer zugleich mit der Fischbrut in den Teichen auf; deshalb wähle ich im Wasser die junge Brut aus und versetze sie in reine Teiche mit angepasster Nahrung, ohne Feinde. Wie der Landmann sein Vieh aus einer Weide treibt, damit sich das Futter erholen soll, um dann um so reichlicher anderem Vieh als Nahrung zu dienen, so setze ich meine Fische in andere Teiche um. Laicher, drei-, zwei- und einjährige Fische, sowie die junge Brut, suche ich alle nach ihrer Grösse sortirt in einem Teich für sich zu erhalten, welchen ich, je nach dem ich ihnen reichliche Nahrung bieten oder entziehen will, auspumpe oder auch aus einem mit reichlicher Nahrung versehenen Teich in einen nahrungsbedürftigen Teich um¬ pumpe, was mittelst einer grossen blechernen Zugpumpe, die durch zwei Männer geliandhabt wird und in der Minute circa 20 Eimer Wasser hebt, leicht bewerk¬ stelligt wird. Schon 8 bis 14 Tage alte Fischchen nehme ich mittelst eines feinen Handtuch -Kätscher in Menge aus den Laichteichen, entziehe sie so dem Unge¬ ziefer und selbst den eignen Eltern und setze sie in einen vor etwa 8 Tage ge¬ reinigten Teich, worin kleine Mückenlarven und Wassermilben sich inzwischen 54 gesammelt, die ihnen nun als Nahrung dienen. Vier Wochen bis zwei Monat alte Fische, welche keine kleinere Nahrung in ihrem Teich mehr finden oder welche ich dem herangewachsenen stechenden und heissenden Ungeziefer entziehen will, setze ich gern in einen bis zu vier Wochen trocken gelegenen Teich, worin sich inzwischen gemästete Mücken, kleine Libellen etc. in Menge gesammelt haben, um noch vor der Verpuppung oder dem Ausschlüpfen von diesen Fischen verzehrt zu werden. Vierteljährige Fische können schon in Teiche kommen, worin sich z. B. Libellenlarven gebildet haben; so wähle ich je nach der Grösse der Fische ihre angepasste Nahrung und verhüte zugleich, dass sie sich unter einander ver¬ schlingen können. Ueber Anlage und Bepflanzung der Teiche, Zeit der Begattung, Brütezeit, Beobachtungen bei alten und jüngeren Laichfischen, Verhältnis der Laicher in den Teichen etc. nächstens mehr. Briefliche Mittheilung des Herrn Ch. Wagner in Oldenburg. Grab an der Prosna, 26. Januar 1864. Herr Grill gibt uns S. 219 des vorigen Jahrganges ein Beispiel von der Erblichkeit künstlich verstümmelter Glieder, und ist derselbe der Ansicht, dass dieselbe stattfände; während in einem Anhänge S. 220 Herr Dr. Weinland diese Erblichkeit verneint. Es ist hier übrigens speciell von dem Coupiren der Hundeschwänze und dessen Folgen betreffs der Erblichkeit die Rede. Im Anschluss dieser Auslassungen dürfte eine meiner Beobachtungen, wenn auch anderer Art, nicht ohne Interesse sein: Ich besitze einen männlichen Rattenfänger, mit Namen Zelette, welcher „kurzschwänz ig geboren“ ist, während die Geschwister desselben Wurfs „lang- schwänzig“ waren. Der Vater war übrigens ein englischer Springpinscher und die Mutter ein Affenpinscher; beide „langschwänzig geboren“ und dann coupirt. Mein Zelette nun zeugte mit einem „langschwänzig geborenen, dann aber, cou- pirten“ Affenpinscher (Weibchen) vier Junge, wovon „drei langgeschwänzt“ und „einer kurzgeschwänzt“ war; woraus sich des Deutlichsten ergibt, dass ange¬ borene Abnormitäten der Eltern sich zuweilen vererben. Hierher gehört zweifelsohne auch die schwanzlose Hauskatze der Insel Man; bei ihr sind die Ur- Eltern „durch Zufall, oder durch irgend beliebige Einflüsse“ ohne Schwanz geboren, welcher Fehler dann sich vererbte und zu einer bleibenden Racenver- schiedenheit Veranlassung gab. Dass jedoch künstliche Verstümmelungen erblich werden können, glaube ich nicht, denn alsdann müssten junge Pudel, Affen¬ pinscher etc. öfter „kurzgeschwänzt“ geboren werden; dass jedoch auch von langgeschwänzten Hunden ausnahmsweise „Kurzschwänze“ fallen können, ist eine Thatsache. Alexander von Homeyer. 55 Miscellen. Die Acclimatisationsfrage vor 100 Jahren. Von 300 Arten vier- fiissiger Thiere und 1500 Vogelarten,*) welche die Erde bevölkern, hat der Mensch 19 oder 20 ausgewählt (Elephant, Kameel, Pferd, Esel, Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Hund, Katze, Lama, Vicogna, Büffel;**) Hühner, Gänse, Truthühner, Enten, Pfauen, Fasanen, Tauben), welche 20 Arten allein eine grössere Rolle in der Natur spielen und eine grössere Wohlthat für die Erde sind, als alle anderen Arten zusammen. Unter ihnen sind Huhn und Schwein am fruchtbarsten und am allgemeinsten verbreitet, denn sie sind dem Menschen bis nach Otahiti und zu den abgelegensten Inseln des Oceans gefolgt.***) Selbst im Innern von Südamerika, wohin keines unserer Hausthiere vorgedrungen ist, hat man das Pecari und das wilde Huhn gefunden, welche zwar kleiner und etwas verschieden von unseren Schweinen und Hühnern, doch als sehr nahe verwandte Arten zu betrachten sind und ebenso gut zu Hausthieren gemacht werden könnten, wenn die Wilden eine Idee von Geselligkeit hätten, sei es auch nur für Thiere. Im ganzen mittäglichen Amerika haben die Wilden keine Hausthiere; sie zerstören nützliche und schäd¬ liche Arten mit einander, ohne eine einzige für Pflege und Zucht auszuwählen, während doch eine einzige fruchtbare Species, wie z. B. die einheimischen Hokko’s, ihnen ohne Mühe mehr Mittel des Unterhaltes geben würden, als ihre ganze beschwerliche Jagd, f ) Indem der Mensch die nützlichen Thierarten vervielfältigt, vermehrt er die Menge des Lehens und der Bewegung auf der Erde; er veredelt die ganze Reihe ♦ der lebenden Wesen, indem er die Pflanzen in Thiersubstanz und beide in seine eigene Substanz verwandelt und diese sich in eine zahlreiche Nachkommenschaft ergiessen lässt; er verbreitet Ueberfluss, wo Mangel war; Millionen Menschen leben auf dem Raume, den vorher 2-- 300 Wilde einnahmen, Tausende von Thieren, wo vorher nur einzelne Individuen lebten. Nur die schätzbaren Keime werden durch ihn und für ihn entwickelt, die Producte der höchsten Classen werden allein cultivirt, nur die früchtetragenden Zweige werden erhalten und verbessert. — Das Korn, aus welchem der Mensch sein Brod gewinnt, ist keine Gabe der Natur, sondern die grosse und nützliche Frucht seiner Versuche und seiner Ein¬ sicht in der ersten aller Künste; nirgends, in keinem Theile der Erde, hat man wildes Getraide gefunden, ft) es ist offenbar eine Pflanze, die der Mensch durch seine *) Diese Zahlen haben sich jetzt mindestens versechsfacht. **) Es fällt auf, dass Buffo n hier nicht lieber das Rennthier nennt, welches unter den wiederkäuenden Thieren eine viel grössere Rolle spielt und dem Rinde jedenfalls weniger nahe verwandt ist, als der Büffel. ***) Jetzt müssten mindestens noch Hund und Katze genannt werden, aber auch Ratten und Ungeziefer. f) Dies hat sich sehr geändert, aber man hat nicht einheimische Arten cultivirt, sondern cultivirte Arten eingeführt. Südamerika ist eines der wenigen Länder, wo die Eingeborenen nicht vor den eingewanderten Europäern zurück¬ gewichen sind, sondern sich ihnen beigemischt haben oder sie mit Glück befehden ; denn auch die wilden Indianer haben sich das Pferd und den Hund angeeignet. ff) Nach neueren Untersuchungen sollen die in Asien wild wachsenden Getraide- Arten (verwilderte?) von den unsrigen nicht verschieden sein (Koch). 56 Pflege veredelt, hat; er musste das kostbare Pflänzchen aus Tausenden auswählen, musste sie unzähligemal aussähen und wieder einärnten, um sich zu überzeugen, dass seine Vervielfältigung stets der Cultur und Güte des Bodens proportional ist. Die fast einzig dastehende Eigentümlichkeit des Kornes, dass es, obgleich eine einjährige Pflanze, während des Keimens dem Winterfrost widersteht, und die ebenso wunderbare Eigenschaft, dass es allen Menschen, wie allen Thieren, und in allen Klimaten gleich gut zusagt und dass es sich lange Zeit aufbewahren lässt, ohne die Fähigheit zur Fortpflanzung zu verlieren: Alles dies erweist es als die glücklichste Entdeckung, die der Mensch jemals gemacht hat, und lässt keinen Zweifel, dass die Kunst des Ackerbaues, gestützt auf Kenntnisse und ver¬ bessert durch die Beobachtung, ihr vorausgegangen ist. Will man neuere und neueste Beispiele von der Macht des Menschen über die Pflanzenwelt, so vergleiche man unsere Gemüse, unsere Blumen und Früchte, mit denselben Arten, wie sie vor 150 Jahren waren und wie man sie in der grossen, schon zu GastoiPs *) Zeit begonnenen Sammlung colorirter Abbildungen, die der Pflanzengarten besitzt, genau vergleichen kann. Man wird mit Ueberraschimg erken¬ nen, dass die schönsten Blumen jener Zeit, Ranunkeln, Nelken, Tulpen, Aurikeln etc. heutzutage selbst von den Dorfgärten verschmäht werden würden. Obgleich diese Blumen damals schon cultivirt waren, so waren sie doch noch nicht weit von ihrem naturgemässen Standpunkte entfernt: eine einfache Reihe von Blumen¬ blättern, lange Pistille, harte und unharmonische Farben, ohne Schmelz, ohne Mannigfaltigkeit und Uebergänge, lauter Charaktere wilder Feldblumen! Unter den Topfpflanzen findet sich eine einzige Art Cichorie und zwei Sorten Lattich, beide ziemlich schlecht, während wir jetzt schon über 50 und sehr geschmackvolle haben. Auch der Ursprung unseres Kern- und Steinobstes datirt aus neuerer Zeit, da sie nur die alten Namen behalten haben, aber von denen der Alten ganz verschieden sind. Gewöhnlich ändern sich die Namen mit der Zeit und die Dinge bleiben; hier ist es umgekehrt, die Namen sind geblieben und die Gegenstände haben sich geändert. Unsere Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen sind Errungenschaften, für welche man die Bezeichnungen früherer Erzeugnisse beibehalten hat. Um sich völlig davon zu überzeugen, braucht man nur unsere Blumen und Früchte mit den An¬ gaben und Beschreibungen zu vergleichen, welche die griechischen und lateinischen Schriftsteller hinterlassen haben. Alle ihre Blumen waren einfache, alle ihre Obst¬ bäume waren nur ziemlich schlecht ausgewählte Wildlinge, deren kleine, harte und trockene Früchte weder den Geschmack noch die Schönheit der unsrigen hatten. Freilich sind alle diese neuen und guten Arten ursprünglich aus Wildlingen entstanden; allein wie oft musste der Mensch die Natur versuchen, um so herrliche Erfolge zu erlangen? wie viel tausend Keime der Erde anvertrauen, bis diese sie endlich hervorbrachte ? Erst dadurch, dass er eine unendliche Menge von Gewächsen jeder Art aussäete, erzog, cultivirte und Früchte tragen Hess, gewanp er einige Individuen, welche süssere und bessere Früchte trugen, als die andern. Und selbst diese erste mühevolle Entdeckung würde unfruchtbar geblieben sein, wenn er nicht eine zweite gemacht hätte, welche ebenso viel Genie, als die erstere Geduld er¬ forderte; nämlich die Kunst, durch das Pfropfen kostbare Individuen zu verviel¬ fältigen, welche leider nicht im Stande sind, ihre vortrefflichen Eigenschaften zu *) Gaston d’Orleans, der Bruder und politische Gegner Ludwigs XIII, f 1660. 57 vererben. Denn diese Eigenschaften sind nicht specifische, sondern individuelle.*) Die Kerne oder Steine dieser vortrefflichen Früchte erzeugen, wie die anderen, nur einfache Wildlinge und bilden daher keine wesentlich verschiedenen Arten; aber mittelst des Pfropfens hat der Mensch so zu sagen Unterarten (especes secondaires) geschaffen, welche er nach Belieben fortpflanzen und vervielfältigen kann. Die Knospe oder das Reis, welches er mit dem Wildlinge vereinigt, be¬ sitzt jene individuelle Kraft, welche sich nicht durch den Samen übertragen lässt und welche sich nur zu entwickeln braucht, um dieselben Früchte zu erzeugen, wie der Mutterstamm, während ihm der Wildling keine seiner schlechten Eigen¬ schaften mittheilen kann, da er nicht die erzeugende Mutter, sondern blos die Amme ist, die sie ernährt. Bei den Thieren lassen sich dagegen die individuellen Eigenschaften ebenso gut übertragen und fortpflanzen als die specifischen; der Mensch kann daher auf die thierische Natur viel leichter einwirken, als auf die pflanzliche. Die Racen sind nur constante Varietäten, die sich durch Vererbung erhalten, während es bei den Pflanzen keine Racen und keine Varietäten gibt, die sich durch Fortpflanzung verewigen lassen. Besonders bei den Hühnern und Tauben tauchen fortwährend neue Racen auf, auch andere 'Arten werden fortwährend durch Kreuzung gehoben und veredelt, von Zeit zu Zeit acclimatisirt und cultivirt man einige fremde und wilde Arten. Dies beweisst, dass der Mensch die Tragweite seiner Macht sehr spät erkannt hat, ja dass er sie noch jetzt nicht ganz kennt. Je mehr er beobachtet und die Natur pflegt, desto mehr wird er im Stande sein, sie zu unter¬ werfen und aus ihrem Schoosse neue Schätze ziehen, ohne ihre unerschöpfliche Fruchtbarkeit zu vermindern. Buffon, epoques de la nature. Menschlicher Instinkt. Ich hatte beinahe die steile Firste erreicht, als drei Tiger vor mir aus dem Gebüsche aufsprangen. Zwei von ihnen nahmen die Flucht und entschwanden schnell den Blicken, — man hörte nur noch einige Sekunden lang das Geräusch der zerknickten Baumzweige, über die sie sprangen; der dritte aber, ein grosser Königstiger, blieb, die Zähne fletschend, dicht vor mir stehen. Alle meine javanische Begleiter waren wegen Ermüdung in dem Dorfe Djurang-urang zurückgeblieben und nur zwei Maduresen waren mir bis hieher gefolgt. Diese hielten kleine Hackmesser in den Händen, ich selbst war nur mit einem dünnen Bambusstabe bewaffnet. Ein tödtlicher Schrecken malte sich auf den Gesichtern der Maduresen, sie standen stumm und unbeweglich, und mir, da ich noch keinen Tiger in der Wildniss so nahe gesehen hatte, war auch ganz sonderbar zu Muth. Doch fühlte ich mich durch eine Art von Instinkt gedrungen, den Tiger anzuschreien, was ich aus allen Leibeskräften that, — die Maduresen halfen mir, — und siehe da, der Tiger, dessen Trommelfell unser Concert, wovon die Felsen wiederhallten, keineswegs zu behagen schien, sprang auf und entfloh mit Windeseile. Wir aber waren dermaassen erfreut, die Anstrengungen unserer Lungen mit so glücklichem Erfolg gekrönt zu sehen, dass wir uns nicht enthalten konnten, mit unserem Geschrei fortzufahren, während wir sehr eilig und ungestüm unsern *) In dieser ingeniösen, aber praktisch schwer durchführbaren Unterscheidung ist der Unterschied der älteren und der neueren Lehre am schärfsten ausgesprochen, denn man weiss jetzt, dass auch die Samen sich veredeln lassen, wenn die Aus¬ wahl der Aussaat beharrlich fortgesetzt wird. 58 Rückzug antraten; und so erreichten wir dann wohlbehalten, nur mit etwas heiseren Kehlen, das Dorf Djurang-urang. Ich verschob nunmehr das genauere Durchsuchen der Ringgit bis auf eine gelegenere Zeit. Junghuhn, Reisen durch Java. 1845. S. 358. Bärenspiele. Es ist kein Mährchen, dass der Bär an seinen Tatzen saugt, wenigstens die dreijährigen braunen Bären thun es, und zwar an den Vordertatzen. Sie sitzen dabei aufrecht auf den Hinterbeinen, geifern stark und lassen einen halb plärrenden, halb summenden Ton dazu hören, der lang angehalten wird, und einer gewissen Modulation nicht entbehrt. *) Diese Gewohnheit entspricht daher etwa dem Fingerlutschen der Kinder, welche sich auch nicht selten darin gefallen, derartige mehr oder weniger harmonische Töne hervorzubringen. Dass .es auch erwachsene Bären thun, sahen wir nicht, doch könnten hier ebenfalls die Alters¬ grenzen, wo solche Gewohnheiten aufhören, verschieden sein. Dass der Bär keine Nahrung aus seinen Tatzen saugen kann, so wenig wie das Kind aus seinen Fingern, bedarf keiner Erwähnung, auch wäre dazu kein Bedürfniss vorhanden, da die Thiere sich weder in einem Winterschlaf befinden, noch Mangel an Nah¬ rung haben. Einen weiteren Beweis, wie misslich es ist, Thieren bestimmte Beweggründe ihrer Handlungen zu unterlegen, wenn man nicht tiefer auf ihre Organisation ein- gehen will, geben die Schaukelbewegungen der Eisbären, die allen Menagerie¬ besuchern bekannt sind und den verschiedenartigsten Deutungen zu unterliegen pflegen. Man beobachtet dieselben bei dem hiesigen Exemplar zu jeder Tages¬ und Jahreszeit, im Sommer wie im Winter, bei der grössten Hitze sowohl, als bei 10° Kälte. Der Elephant, ein tropischer Südländer und Landbewohner, unterhält sich mit derselben Bewegung, die sogar in demselben Tempo stattfindet, wie beim Eisbären. Wir dürfen dieselbe daher nicht höher anschlagen, als das Spiel eines Schaukelstuhls, dessen wir uns zu Zeiten gerne bedienen, wo der Geist nicht sehr in Anspruch genommen ist, mit dem Unterschiede jedoch, dass die Bewegung der Thiere eine active und ihrer Gesundheit daher viel zuträglicher ist. Es wäre zu wünschen, dass andere grosse Thiere, denen wir nicht genügenden Raum zur Thätigkeit schaffen können, wie z. B. die Giraffen, ähnliche Gewohnheiten hätten. - B. Vorkommen der Hausratte (Mus rattus. L.) Bekanntlich gehört die Haus- oder schwarze Ratte gegenwärtig an den meisten Orten Europa’» zu den nicht mehr oder kaum noch gekannten, wenn nicht gar zu den ausgestorbenen Thieren, während sie bis in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts nicht nur unsere einzige Rattenart, sondern stellenweise in einer höchst bedeutenden In¬ dividuenmenge, als wahre Stadt- und Ilausplage, der Schrecken der Einwohner war. Unsere jetzige (Wander-) Ratte soll bekanntlich nach Pallas im Herbst 1727 nach einem grossen Erdbeben zuerst bei Astrachan durch die Wolga schwimmend aus *) Wir glauben auf solche, von der gewöhnlichen Stimme abweichende, rohe musikalische Ansätze bei Säugethieren um so mehr ein Gewicht legen zu dürfen, da dieselben in dem Bau ihres Kehlkopfs vielfach mit dem Menschen Überein¬ kommen und neuerdings sogar von einem Gesänge bei Säugethieren die Rede gewesen ist. Auch bei Amphibien haben wir Annäherndes beobachtet. 59 den caspischen Ländern und der cumanischen Steppe in unseren Welttheil einge¬ wandert sein. Von da ab melirte sich die letztere, dieser grimmigste Feind der Hausratte, allmälig von Osten nach Westen vorrückend und ihre schwarze Ver¬ wandtin vor sich hertreibend, vernichtend oder verdrängend, in Europa so sehr, dass das Gebiet derselben sich anfänglich noch auf einzelne Städtchen oder Dörfer, oder auf einzelne Strassen grösserer Städte, ja sogar auf einzelne Häuser beschränkte, bis sie bald nachher gänzlich verschwand. Wo wird sie jetzt noch gefunden? In Deutschland ist mir nur noch ein einziger Fundort, meine Heimath, das Münster¬ land, bekannt. In Münster selbst wird sie schwerlich mehr Vorkommen, ich habe nur in Erfahrung bringen können, dass sie vor einigen Decennien als Seltenheit noch bemerkt und gefangen wurde. Allein in kleineren Städten und Dörfern oder auf adeligen Gütern ganz in der Nachbarschaft Münsters lebt sie noch. Seit mehreren Jahren, in denen ich die Erforschung unserer Säugethierfauna eifrig be¬ trieben habe, sind mir folgende Thatsachen über ihr Vorkommen bekannt geworden. Die erste Nachricht von ihrem Vorkommen erhielt ich vom Rheine und im Laufe einiger Jahre wurden mir wirklich einige Hausratten eingesandt. Häufig ist sie daselbst keineswegs, ich möchte fast vermuthen, dass sie noch in diesem Decennium auch dort werde zu den ausgestorbenen Thieren gezählt werden müssen. Gleichfalls bewohnt sie noch die wüsten und zahlreichen Gebäude des Ritter¬ gutes Stapel bei Havixbeck. Der Besitzer, Reichsfreiherr v. Droste-Kerkerinck, ein mit der Naturwissenschaft vielfach sich beschäftigender Herr, erfuhr einst zufällig von einem seiner Pächter, dass im Hause des letzteren schwarze Ratten vorkämen. Da er keinen Melanismus der Wanderratte, sondern unser Thier vermuthete, dessen Existenz in seiner Gegend ihm bis dahin ganz unbekannt geblieben war, so musste ihm der Hörige das Versprechen geben, die erste schwarze Rattenleiche sofort einzusenden. Nach mehreren Monaten langt denn wirklich das Wunderthier an; allein nicht lange nachher wimmelt Stapel von schwarzen Ratten, alle Mittel wer¬ den in Bewegung gesetzt, um diesen erbetenen Gast wiederum zu entfernen. Und bald darauf ist das Thier verschwunden. Seit den letzten 4 Jahren ist dasselbe kaum viermal gefangen, also jetzt wiederum selten. Ein ähnlicher Fall kam auf dem Rittergute E g e 1 b o r g bei Leyden vor, dessen Besitzer, Freiherr v. Oer, mir als Beweis, dass bei ihm noch die Hausratte heimisch sei, vor 5 Jahren das erste Individuum übersandte; doch war diese Species eben nicht häufig; man hatte viele Mühe anwenden müssen, um jenen Beweis zu liefern. Allein im September 1861 war Egelborg lebendig von Ratten, 116 wurden er¬ schlagen, alle, bis auf 6 decumanus, waren rattus. Seitdem ist sie wiederum selten. In Nottuln leben sie gleichfalls noch. Der Arzt Dr. Cruse sandte mir im Sommer 1859 einzelne ein. Doch im folgenden Winter 1859/60 hatten sie sich in dem Hause eines Ackerwirth.es und Bierbrauers derartig angesammelt und ver¬ mehrt, dass ein förmlicher Landsturm mit offener Kriegserklärung gegen sie auf- geboten werden musste. Ganze Körbe voll, von denen mir einer mit einigen 70 oder 80 zugeschickt wurde, wurden erschlagen; dann sanken sie wieder zu ihrer früheren Einzelnheit, wenn nicht Seltenheit herab. In Vreden sollen nur Hausratten Vorkommen; jedoch habe ich auf wieder¬ holte Bitten auch nicht eine erhalten, die Sache bleibt mir deshalb zweifelhaft. Auf der Beerlag (Bauerschaft mit einigen Gütern resp. Oekonomiegebäuden) ist sie noch in wenigen Individuen. Ich erhielt eins von dorther. 60 Seppenrade ist der einzige Ort, woselbst sie unvermindert, doch auch durch¬ aus nicht massenhaft angetroffen werden. Etwa alle Monat kann im Durchschnitt eine Hausratte gefangen werden, möglich, dass sie sich auch dort nur mehr auf kurze Zeit regelmässig hält. Al tum. Wechsel des Geweihes beim Axis. Je vollständiger ein ausländisches Thier in Europa acclimatisirt ist, um so mehr müssen die periodischen Verän¬ derungen seines Körpers, welche mit dem Wechsel der Jahreszeiten im Zusammen¬ hänge stehen, wie die Mauserung, der Haarwechsel, die Brunst, das Brüten, das Gebären, sich nach diesen klimatischen Verhältnissen richten. Wir werden demgemäss z. B. den Wellenpapagei erst dann als acclimatisirt ansehen dürfen, wenn er seine Brutzeit in den europäischen Sommer verlegt hat. Sehr eigenthüm- liche Verhältnisse treten in dieser Beziehung bei den Hirschen unseres Gartens hinsichtlich des Abwerfens und der Neubildung der Geweihe zu Tage. Bei den meisten Arten fällt diese Periode nämlich, wie bei sämmtlichen hiesigen Gattungen, in den Frühling, sie stehen daher gegenwärtig alle in vollem Schmuck ihres Geweihes, und eine Ausnahme hiervon macht nur der Axishirsch, der im Anfang December abzuwerfen pflegt, obwohl gerade dieses Exemplar im Garten selbst gezogen ist (geb. am 10. Mai 1859) und seine Eltern aus dem Parke bei Ludwigsburg stammen, wo diese Hirsche seit etwa 50 Jahren eingebürgert sind. Dort kommt es auch alljährlich vor, dass einzelne Thiere mitten im Winter setzen und die Jungen alsbald den Witterungseinflüssen erliegen. Andere, welche im Sommer gebären, bringen dagegen ihre Kälber ohne Nachtheil auf. Hieraus geht hervor, dass derartige Verschiedenheiten in den periodischen Veränderungen und Functionen des Körpers sehr häufig rein individueller Natur sind, wie wir solches oben von den Wellenpapageien nachgewiesen haben. Schmidt. Anknüpfend an vorstehende Mittheilung des Herrn Dr. Schmidt darf daran erinnert werden, dass die südamerikanischen Hirsche, von welchen im hiesigen Garten sich kein Repräsentant befindet, ihre Geweihe zu sehr unregelmässigen Zeiten und selbst nicht alle Jahre (manchmal nur eine Stange) abwerfen sollen. Dies kann in einem Lande, wo Sommer und Winter sich weniger unterscheiden, nicht Wunder nehmen, und es scheint daher, dass solche individuelle Ab¬ weichungen sich vermehren und steigern, je weniger kategorisch das Klima durch schroffe Wechsel der Jahreszeiten sich einmischt. Ist dieser Schluss richtig, so werden die hirschartigen Thiere im Allgemeinen ihr Geweih desto regel¬ mässiger wechseln, je näher den beiden Polen sie leben. Damit würde es auch übereinstimmen, dass die mehr nördlichen Arten früher abwerfen (das Rennthier nach Neujahr, das Elenn schon im December) und eine entsprechend längere Zeit zum Aufsetzen brauchen (das Ellen 6, das Renntliier 8 Monate). Leider sind wir nicht darüber unterrichtet, ob in dieser Beziehung bei einer und derselben Species, z. B. bei unserm europäischen Edelhirsch, in verschiedenen Breitegraden constante Abweichungen stattfinden. Ebenso wenig weiss man, ob der bei uns längst accli- matisirte Damhirsch in seinem ursprünglichen Vaterlande (Westasien) zu einer anderen Zeit abwirft als bei uns. B. Winterleben der Eidechsen. Meine Eidechsen, welche sich in der Nacht regelmässig unter ihr Heulager verkriechen, kommen an sonnigen Tagen regelmässig hervor, wenn ihr Behälter der Sonne ausgesetzt wird. Sie scheinen in dieser 61 Jahreszeit die Sonne mit ganz besonderem Behagen zu gemessen und brauchten einen äusserst sinnreichen Kunstgriff, um sie möglichst vollständig auf sich wirken zu lassen. Sie kehren nämlich der Sonne den Rücken in schräger Stellung zu, so dass die Strahlen möglichst geradlinig auffallen müssen. Dabei platten sie sich so ab, dass der Rücken möglichst breit wird und an den Seiten scharfe Kanten bildet, bieten also der Sonne die grösstmögliche Fläche dar.*) Diese eigenthiim- liche Stellung wird dadurch begünstigt, dass ihre Baucheingeweide zu dieser Zeit meist leer sind und die Weibchen von dem Eiertragen her besonders weite und faltige Bauchdecken haben. In dieser Stellung verharren sie stundenlang und selbst dargebotene Fliegen vermögen selten, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Sind sie hinreichend durchwärmt, so trinken und fressen sie auch zuweilen mit vieler Lebhaftigkeit und manchmal kehrt die ganze Lebhaftigkeit des Sommers auf wenige Stunden zurück. Verschwindet die Sonne, so verkriechen sie sich regelmässig und versinken bald in die vorige Apathie. Ihre Häutungen setzen sie auch während des Winters fort und es scheint sogar, als finde sie bei einigen öfter statt als im Sommer. In dieser Beziehung verhalten sich jedoch die einzelnen Individuen sehr verschieden, auch häuten sie nicht alle zu gleicher Zeit. Ebenso verschieden ist das Bedürfniss, Nahrung zu nehmen. Einige blieben wohlgenährt bis zum Frühjahr, ohne viel zu fressen, andere frassen gar nicht, magerten aber auch mehr ab, besonders die Weibchen, die sich in der Gefangenschaft nach dem Eierlegen selten wieder ganz erholen. Im Allgemeinen scheint der Zustand, in dem sie sich vor Eintritt des Winters befinden, für den Erfolg des Versuchs maassgebend zu sein, gleichviel, ob sie im Frühjahr vor der Begattungszeit oder im Herbst nach dem Eierlegen eingefangen waren. Letztere sind begreiflicher¬ weise entschieden im Vortheil, wenn es gelingt, sie zu zähmen. Gelingt dies aber nicht so weit, dass sie sich daran gewöhnen, das ihnen gereichte Futter zu nehmen, so gehen sie um so sicherer zu Grunde. Ich habe es daher vortheil- hafter gefunden, sie im Frühjahr einzufangen; diejenigen, welche dann im Herbst noch am Leben sind, überstehen den Winter um so sicherer, wenn sie vorher gut genährt wurden. Die meisten werden so zahm, dass sie auf der Hand sitzend ihr Futter nehmen. Alte Thiere halten sich besser, als junge, was bei den Fröschen gerade umgekehrt sich verhält. Von zehn Stück, die ich im Sommer 1862 einge¬ fangen, waren am 26. Januar 1863 noch sechs am Leben, drei Männchen und drei Weibchen, von denen zwei in der Gefangenschaft Eier gelegt hatten. Diese überlebten auch den Winter und zwei der Weibchen begatteten sich im Frühjahr 1863 mit frisch eingefangenen Männchen. Von da an aber machte sich eine beträcht¬ liche Verminderung ihrer Lebensthätigkeit bemerklich. Das eine der Weibchen starb, während des Häutens, im August an Entkräftung unter den Erscheinungen der grössten Abmagerung; ein zweites sehr kräftiges, das im Herbste eingefangen war, wurde getödtet, als seine Eier schon sehr entwickelt waren; das dritte lebt noch und ist offenbar trächtig, hat aber bis jetzt noch keine Eier gelegt. Von den drei Männchen zeigte keines im Frühjahr Spuren von geschlechtlicher Auf- *) Auch andere Thiere benutzen, wie der Mensch, alle Vortlieile, welche die Oertlichkeit und ihre Körperbeschaffenheit erlaubt. Im Straussenhause drängen sich die Vögel möglichst nahe an das dem Ofen zugekehrte Gitter und besonders die Strausse halten gern die nackten Scheitel in die Zwischenräume, um sich von der grossen Triebkraft alles Lebens, der Wärme, nichts entgehen zu lassen. 62 regung, obgleich sich ein sehr kräftiges und wohlgenährtes altes Männchen darunter befindet. Eines derselben starb im August an Entkräftung, die beiden anderen sind noch am Leben und ganz munter, aber das kleinere weniger gut genährt. Ihre Bewegungen sind weit weniger lebhaft, als in der Freiheit, und haben das Blitzartige ganz verloren. Man sieht sie oft vergeblich nach einer Fliege springen, die sie im Freien selten verfehlen dürften, und wohl zehnmal nach einer andern schnappen, die mit gelähmten Flügeln vor ihnen herläuft und sich im Heu zu verbergen sucht. Selbst das alte Thier ist in der Gefangenschaft träg und unge¬ schickt geworden; doch ist sein Aussehen von der Art, dass ich es über den zweiten Winter hinauszubringen hoffe. Auch haben sie sich bis heute vollkommen gut gehalten. B. Landblutegel. Eine grosse Landplage bilden in Ostindien eine kleine, nur zolllange Blutegelart, die auf dem Land, besonders in feuchten Wäldern, und zum Theil sogar auf den Bäumen lebt. Sie springen von Blatt zu Blatt und machen den Aufenthalt in den Wäldern sehr beschwerlich, da sie durch alle Zwischen¬ räume der Kleider kriechen und sich festsaugen. In grosser Menge finden sie sich auf den üppigen Waldvegetationen von Java und Sumatra. Der bekannte Reisende und Naturforscher, C. Semper aus Altona, der sich seit mehreren Jahren auf den Philippinen und andern Inseln des grossen Oceans aufhält, traf sie kürzlich auch auf den Pelew-Inseln, wo sie den Aufenthalt in vielen Wäldern ganz unmöglich machen. Als er einst einen solchen Blutegelwald passirte, setzte sich ihm in weniger als 20 Minuten eine so ungeheuere Menge dieser blutgierigen Thierchen an die Füsse, dass sie zu beiden Seiten der Knöchel einen Wulst bildeten, wie eine geballte Faust gross. Meistens halten sie sich auf der Erde auf, aber es gibt welche, welche auf Bäumen lebend, sich den vorbeistreifenden Thieren auf den Körper setzen, wo sie gewöhnlich das Auge aufsuchen. Einer seiner Leute ward von einem solchen Thiere in’s Auge gebissen, es schwoll auf, unterlief mit Blut und der Mann ward auf ihm blind für mehrere Tage. Zeitschr. f. wissenscliaftl. Zool. von Siebold und Kölliker. XIII. S. 559. Literatur. Die vollständigste Naturgeschichte der Säugethiere und Yögel von H. G. Ludwig Reichenbach, Dr. Philos. u. Med., Hofrath u. Prof., Director am K. naturhist. Museum in Dresden etc. Wir können im Hinblick auf die zahlreichen Urtheile sachkundiger Männer über dieses einzig in seiner Art dastehende Werk uns kurz fassen. Es wird da¬ mit dem zoologischen Publikum kein Prachtwerk, sondern ein Werk geboten, welches vorzugsweise zum praktischen Gebrauche beim Bestimmen der Thiere dienen soll. So schwer ausführbar der Plan erscheinen mochte, alle bekannten Säugethiere und Yögel zu diesem Zwecke bildlich darzustellen, so müssen doch alle Bedenken bei dem bevorstehenden Schlüsse des ganzen Werkes verstummen. Beendet sind 1864 Säugethiere auf 259 und 7501 Vögel auf 1079 Tafeln, also nahezu die ganze Masse der bekannten Arten; nämlich: 63 / Abbild. Tafeln. ill. median. ill. velin quart. Schwimmvögel: Natatores . . 920 116 14 Thlr. 15 Ngr., 19 Thlr. 5 Ngr. Sumpfvögel: Grallatores . . 603 75 10 jj — jj 12 jj 5 jj Rallen: Rallinae . 321 34 4 f> 15 jj 5 jj 15 jj Tauben: Columbariae .... 461 65 8 j> 15 jj 10 jj 25 jj neue und Nachträge . 98 9 1 jj 20 jj 2 jj • jj Hühnervögel: Gallinaceae . . 852 112 14 jj 20 jj 18 jj 10 jj Eisvögel: Alcedinae .... 160 44 6 jj — jj 7 jj 10 jj Bienenfresser: Meropinae . . 311 67 8 jj 25 jj 11 jj — jj ■ Klettervögel: a) Sittinae . . 209 43 5 j> 20 jj 7 jj 5 jj Baumläufer: b) Tenuirostres 356 62 8 jj 10 jj 10 jj 10 jj Spechte: c) Picinae . . 396 66 8 jj 20 jj 11 jj — jj Colibris m. Enum. : d) Trochilinae 534 176 14 jj 20 jj 18 jj 10 jj Singvögel, ausländ, bis jetzt 330 45 7 jj 15 jj 9 jj — jj Walthiere: Cetaceae .... 78 25 3 jj 5 jj 4 jj 5 jj Dickhäuter und Schweine . . 120 21 2 jj 20 jj 3 i) 10 jj Hirsche und Antilopen . . . 280 51 6 jj 5 jj 8 jj 10 jj Schafe und Ziegen .... 135 22 2 jj 20 jj 3 jj 15 jj Raubthiere: Ferae .... 751 102 12 jj — jj • • • • • Anatomia Mammalium . . . 525 65 schwarz : 2 jj 24 jj 3 jj 24 jj Affen, vollst. Naturgeschichte . 500 38 ill. 7 jj 10 jj 9 jj 20 jj Das natürl. System d. Vögel 1200 Abbild, auf 100 Platten Medianformat 7 Thlr. 15 Ngr., Pap. Jesus quarto 10 Tlilr. 20 Ngr. * Deutschlands Vögel . 750 Abb. auf 62 Platten Med. 4 Thlr., ill. 8 Thlr. * Vögel Neuhollands, ausführliche Beschreibung von 656 Arten. Die Ab¬ bildungen dazu befinden sich in der allgemeinen Kupfersammlung (s. oben), 80 Bogen Text, 3 Thlr. 20 Ngr. Die Vögel des Werkes führen auch den Titel: Icones avium und der Text den Titel: Handbuch der speciellen Ornithologie, sowie auch die neuerlich erschienenen und folgenden Lieferungen, wegen mehr ausführlicher Anleitung zur Zucht der darin enthaltenen Thiere, unter dem Titel: Central-Atlas für zoo¬ logische Gärten und für Thierfreunde zu erhalten sind. Nach dem vorliegenden Prospectus sollen die Makis, die Flatter- und Beutelthiere, nebst den Oligodonten und den noch übrigen Hufthieren die Säugethiere, dagegen die Schrei- und Raubvögel die Classe der Vögel, mithin das Ganze beschliessen. Die mit * versehenen Abtheilungen sind mit voll¬ ständigem Texte, die anderen vorläufig mit einer synoptischen Uebersicht versehen. In Bezug auf Zeichnung und Colorit ist (unvermeidliche Härten und Ungleich¬ heiten abgerechnet) für einen ungewöhnlich billigen Preis das Thunliche geleistet und besonders bei den Säugethieren ist die gewählte compendiöse Darstellungs¬ weise sehr vortheilhaft. Der Einfluss der zoologischen Gärten ist hier unver¬ kennbar und es ist zu wünschen, dass diese Manier, Thiergruppen in verschiedenen Stellungen und Ansichten zu vereinigen, im Gegensatz der früheren mehr schablonen- mässigen Behandlung der Thiergestalten, immer mehr Anwendung finde. B. 64 Thiere zu verkaufen. Vom zoologischen Garten zu Hamburg werden bis 1. März d. J. folgende Thiere gegen Baarzaklung abgegeben: 1 Serval (Felis Serval) . Thlr. Pr. 100. 1 Gepard (Cynailurus guttatus) Männchen, etwas lahm auf einem Vorderbein . „ 100. 1 Polarfuchs (Ganis lagopus) Männchen, sehr schön . „ 30. 2 Musang (Paradoxurus Musanga) Männchen . ä „ 12. 2 Zebramangusten (Herpestes fasciatus) Weibchen, sehr zahm, aber die Schwänze etwas beschädigt . ä „ 10. 1 Bär (Ürsus formicarius) einjähriges Weihehen . „ 40. 2 Baribal (Ursus americanus), schönes zweijähriges Paar, zusammen „ 220. 1 do. junges Weibchen . „ 80. 1 Eisbär (Ursus marinus ), schönes dreijähriges Männchen ... „ 450. 2 Kusu (Phalangista vulpina) Paar . zusammen „ 30. 1 Waschbär (Procyon lotor ) Männchen, schön . „ 16. 2 Rüsselbären (Nasua mexicana) . ä ,, 25. 3 Rennthiere ( Cerms tarandus) 1 Männchen, 2 Weibchen . . . ä „ 110. 2 Zackeischafe (Ovis strepsiceros) Männchen . ä „ 30. 1 Fettschwanzschaf (Ovis steatopyga) Männchen . „ 20. 1 afrikanischer grosser Ziegenbock . „ 15. 2 Kamele (Gamelus bactrianus) M. u. W. dreijährig zusammen „ 530. 1 Lama (Auchenia Lama) Männchen, schön, jedoch mit etwas be¬ schnittenen Ohren, direct eingeführt . „ 160. 1 Zebu ( Bos indicus medius) Weibchen, jung, im Garten geboren „ 30. Maskenschweine (Sus pliciceps) . das Paar „ 8 — 16. Vögel. 1 Steinadler ( Aquila fulva) . „ 30. 5 Seeadler (Haliaetos albicilla) . * . ä „ 10. 2 Gänsegeier ( Gyps fulvus) . ä „ 30. 1 Kuttengeier (Vultur cinereus) . : . „ 60. 2 Purpurreiher (Ardea purpurea) . ä „ 4. 5 Löffelreiher (Platalea leucorodia) . ä „ 4. 1 Nilgans (Chenalopex aegyptiacus) . ä „ 12. Mantelmöven (Ikarus marinus) . ä „6,8u. 10. Sturmmöven (Laroides canus) . ä „3,4u. 5. Laclimöven (Chroicocephalus ridibundus) . ä „l,2u. 3. (Die Möven je nach Alter und Schönheit billiger oder theurer.) NB. Den uns befreundeten Gärten gewähren wir bei Abnahme von Thieren im Werthe von 200 Thaler 10% Ermässigung. Mit ohiger Liste ist uns ein gedrucktes Circular, betr. das grossartige neue Aquarium in Hamburg, zugekommen. Wir werden darüber in der nächsten Nummer berichten. _ Der „Zoologische Garten“ wird gegenwärtig in einer Auflage von 1500 Exem¬ plaren nach allen Welttlieilen verbreitet, eignet sich daher auch zu Anzeigen und Anfragen, welche dem Zweck der Zeitschrift entsprechen. Regelmässige Correspondenten und Verfasser grösserer Aufsätze erhalten nach Ihrem Wunsche 25 Exemplare der betreffenden Nummer oder auch den ganzen Jahrgang gratis zugesandt. Reclamationen wegen ausgehliebenen Nummern sind an die Bezugsquellen, in Frankfurt a. M. an die Expedition des Blattes, zu richten. Es ist dafür Sorge getragen, dass der „Zoologische Garten“ künftig am 1. jedes Monats ausgegeben wird. Die Red. des „Zoolog. Gartens.“ Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. für Beobachtung, Pflege und Zucht der Tliiere. Der ,, Zoologische Garten" erscheint jeden Monat in IV* his F/2 Bog. 80. mit Illustrationen u. ist für Frankfurt bei dem Secretariat der Zoolog. Gesellschaft zu beziehen. Preis des Jahrgangs für den auswärtigen Debit ti. 2. 42 kr. rhein. oder Thlr. 1. 15 Sgr. Pr. Crt. -\r%p-\r Alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Postvereins, sowie alle Buchhandlunge des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer’s Verlag in Frankfurt am Main nehmen Bestellungen an. Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen herausgegeben von Prof. Dr. C. BBruHi. ordentl. und correspond. Mitglied mehrerer naturhistorischer Gesellschaften und Vereine. No. 3. Frankfurt a. M. März 1864. V. Jahrg. Inhalt: Die Trichinen, mit Rücksicht auf den jetzigen Standpunkt der Parasitenlehre; von Prof. H. Alex. Pagenstecher in Heidelberg. (Fortsetzung.) — Unser Affenhaus und seine Bewohner; von Dr. Max Schmidt. — Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. ; von dem Director Dr. M. Schmidt. — Das Aquarienhaus des zoologischen Gartens in Hamburg; von W. A. Lloyd. — Correspondenzen. — Miscellen. — Literatur. Die Trichinen, * % mit Rücksicht auf den jetzigen Standpunkt der Parasitenlehre. Von Prof. II. Alex. Pagenstecher in Heidelberg. (Fortsetzung.) Drei Umstände sind es, welche vorzüglich die Lebensverhältnisse der Eingeweidewürmer für die Erforschung schwierig machen, welche aber auch gerade das zoologische Interesse in so hohem Grade erregen, nämlich: die Metamorphosen oder die Veränderungen der äussern Erscheinung während des Wachsthums; dann die damit verbundenen Verschiedenheiten in der Lebensweise, in welchen nach den Grundbe¬ dingungen des Daseins solcher Tliiere, welche in andern leben, die Wahl des Wohnortes von ganz besonders durchgreifender Bedeutung 5 66 sein muss; und endlich die Einreihung von besondern Arten der Ver¬ mehrung, der sogenannten ungeschlechtlichen Fortpflanzung, in den Verlauf der zuerst genannten Wandlungen. Wir wollen uns erlauben, bei jedem dieser Punkte zu verweilen, obwohl grade bei den Trichinen nur die zwei ersten in Betracht kommen. Die Metamorphosen sind in der Thierwelt an vielen Stellen sehr offenbar, während sie an andern, gegen das einfache Wachsthum mehr zurücktretend oder im Eileben verborgen, meist von den Laien übersehen oder weniger beachtet werden. Auffallende und bekannte Beispiele wären die Umwandlung einer Raupe zur Puppe und zum Schmetterling, einer Made durch einen ähnlichen Puppenzustand zur Sch meissfliege. Der Grad der Umwandlung, der in diesen Beispielen aus der Insektenwelt erreicht wird, zeigt vollkommen, wie schwer es oft sein muss, trotz solcher Verschiedenheiten die Altersstufen eines Thieres auch dort als derselben Art zugehörig zu erkennen, wo die Umwandlung nicht geradezu beobachtet werden kann. Wie man nun die, des erwachsnen Insektes Form in sich versteckenden, Larvenzustände mit geeigneter Nahrung aufzieht und so erfährt, was aus ihnen .wird, so hat die Zoologie es auch möglich gefunden, junge Eingeweidewürmer an den geeigneten Stellen, in bestimmten Versuchs¬ tieren, gross zu füttern und so früher beobachtete, von einander artlich verschieden erachtete, Formen in genetische Verbindung zu bringen. Dabei bleiben zwar im Allgemeinen die Wandlungen der Ein¬ geweidewürmer unter dem Maasse der oben angeführten Beispiele zurück und so besonders bei den Rundwürmern, zu welchen die Trichinen zählen; es haben jedoch die Formen jugendlicher Rund¬ würmer in den einzelnen Arten meistens sehr wenig Charakteristisches und werden die an sich überhaupt nicht sehr auffälligen Unter¬ scheidungsmerkmale meist erst später deutlich. Wer nur wenige theilnehmende Blicke auf das Leben der Insekten geworfen hat, kann sich dort ebenfalls leicht für den zweiten Punkt Beispiele nehmen, wie nämlich ein Wechsel der Lebensweise in gegen¬ seitiger Nothwendigkeit mit dem der äussern Gestalt und der Organi¬ sation sich verbindet. Hier wird aus der Raupe, welche Tag aus, Tag ein, gleich träge und gierig am Blatte oder gar im Blatte und im Holze versteckt nagt, erst die ruhende Puppe, dann der Schmetterling, der mit eilenden Schwingen dahin zieht und sich kaum Zeit nimmt, leise sich wiegend einen Tropfen Honig zu naschen. Dort umsummen im Sonnenglanze die grün metallisch-glänzenden Käfer die blühenden Sträuche und naschen bald hier bald da Honig, Blüthenstaub und 67 Blumenblätter, während die Larve im dunkeln Schooss der Erde die Wurzeln abnagt. Auch unter den Würmern finden wir ähnlichen Wechsel und er ist leicht zu verstehen an der Hand jener Beispiele. Wer im Herbste auf unsern Bergwiesen die Säbelheuschrecke sammelt, dem kann es geschehen, dass aus dem einen oder andern dieser Thiere, sei es im Glase mit Spiritus, sei es in der Insektenschachtel, sich ein darm¬ saitenähnlicher, langer Fadenwurm hervorwindet. Aehnliche finden Gordius seta, D. (Filaria locustae, R.) in Auswanderung aus Phasgonura viridissima, Westw. Auch durch die Haut der Heuschrecke sieht man noch im Leibe ein Paar Schlingen dieses schwarzen Fadenwurms. Natürliche Grösse. sich bei Maikäfern und andern Insekten. In der Auswanderung suchen sie, sowie Insekten das oft mit dem feinsten Instinkt thun, für ihre Nachkommenschaft Sorge zu tragen. Das Thier, in welchem sie wohnten, ist erschöpft, geht bald zu Grunde, dort könnte die Brut des Faden¬ wurms weiter nicht bestehen. Der Wurm verlässt das sterbende Thier, er kriecht in feuchte Garten- und Wiesenerde und in’s Wasser, wo man ihn, manchmal selbst im Brunnen, findet und mit dem seltsamen Namen des Wasserkalbes beschrieb. Die Eier werden gelegt, die junge Brut kriecht und schwimmt in der Erde und dem Wasser um¬ her, und wenn die jungen Heuschrecken die vorsorglich tief einge¬ senkten Eier verlassen, wenn verborgen die Engerlinge den Gras- wurzeln nachstellen, wenn Käferlarven im Wasser den Schlamm des Grundes durchwühlen, dann begegnen ihnen solche junge Würmchen und wandern in die noch zarten Körper ein. Nach einem kurzen freien Leben führen diese dann in geringer Aenderung der Gestalt wieder dieselbe Existenz, wie einst ihre Eltern, und wachsen auf Kosten der Wohnthiere von winziger Kleinheit zu bedeutender Grösse heran. Durch solche Einrichtung wird in derselben Weise, wie der weit¬ fliegende Schmetterling, wenn die Schaar der Raupen den ganzen 5* G8 Strauch und Baum, vielleicht den ganzen Wahl kahl gefressen hat, seine Brut dorthin bringt, wo noch reichliches Futter zu hoffen ist, auch vom Wurme die Brut ausgestreut, mit einer durch die in Be¬ tracht kommenden andern Einrichtungen gesicherten Zukunft für einen verhältnissmässigen Bruch theil der Nachkommen. Die Fessel, welche die geringe Beweglichkeit einer Baupe anlegt und ihr Lehen abhängig macht von den Bedingungen einer beschränkten Umgebung, besteht im höchsten Grade auch für einen parasitischen Wurm. Sie wird gelöst durch die Möglichkeit, dass ein solcher einen Theil seines Lebens frei zubringt, losgelöst von dem Wohnthier, welches ihm zwar Nahrung bot, aber ihn auch einschloss. Mag diese Freiheit nur für die Eier bestehen, so dass diese, wenn sie einen Organismus verlassen haben, erst wieder in einen andern gelangen müssen um aus¬ zuschlüpfen; mag sie, wie gerade bei jenen Fadenwürmern, noch für die erwachsenen um die Zeit vor der Ei-Ablage, mag sie endlich für die junge Brut längere Zeit hindurch gelten, auf alle Fälle ist nun die Existenz einer Art von parasitischen Würmern nicht mehr an die eines Ein zeit hieres einer andern Art geknüpft, sondern verbunden mit der Existenz der Art durch die Generationen. Sowie gewisse Insekten in ihrem Vorkommen ausschliesslich an bestimmte Pflanzen gebunden, andre in ihrer Nahrung weniger wählerisch sind, so finden sich ausserdem viele Würmer nur in ganz bestimmten Thierarten, andre in verschiednen. Für die Vermehrung und sichere Erhaltung der Art ist dann nicht allein die Menge der Eier oder Jungen eines solchen Wunnes entscheidend , sondern auch die grössere oder geringere Fähigkeit, unbeschädigt den günstigen Zufall abzuwarten, der sie wieder an einen zu ihrer Entwicklung förder¬ lichen Wohnplatz führt, vorzüglich das Ausmaass der Zeit möglichen freien Lebens, sowie die grössere oder geringere Wahrscheinlichkeit, dass sich eine solche Gelegenheit bietet. Wie in einem warmen, an Insekten reichen Sommer die Vögel ihre Brut reichlich und leicht auf¬ bringen, so werden in einem guten Maikäferjahre die jungen Faden¬ würmer leicht ihr Unterkommen finden und, wie dort, so hat auch hier die Natur ein Ausgleichungsmittel gegen das Ueberhandnehmen gewisser Thiere gegeben. Wo die stärksten Möglichkeiten der Ver¬ mehrung sind, werden auch diese Ausgleichungen am mächtigsten einzutreten im Stande sein. Zahlreiche schädliche Insekten werden am eigenen Leben und in der Erzeugung von Nachkommen durch die verborgen in ihnen nagenden Parasiten ebenso beschädigt, wie durch grössere nachstellende Thiere. 69 Wo Eingeweidewürmer an sein* leicht zugänglichen Stellen leben, können sie, wie andre parasitische Thiere, wohl auch um ihrer eignen Ernährung willen, selbstständig ein Wolmthier verlassen, um in einem andern Nahrung zu finden, in den meisten Fällen machen sie sich jedoch nur um ihrer Nachkommenschaft willen unabhängig und gehen selbst dabei zu Grunde. Die Verhältnisse dieses Wohnungswechsels werden etwas verwickel¬ ter, wenn ein Eingeweidewurm, den Zustand des freien Lebens als den ersten Abschnitt gerechnet, den zweiten Abschnitt seiner Existenz in zwei Stationen zubringen muss, so dass er die erste derselben in einem Wohn thiere verlebt und nun die Vollendung seiner Ent¬ wickelung und Lebensgeschichte erst in einem andern Wohnthiere, vielleicht auch in einem andern Theile desselben Wohntliieres zu durchlaufen im Stande ist. Während also, wie geschildert ist, die Fadenwürmer der Insekten auswandern, geschieht das bei Würmern, welchen man in ganz ähn¬ licher Weise eingebettet in das Fleisch, die Leber und andere Organe bei Fischen begegnet, nicht, sondern solche Würmer bleiben an jenen Stellen auf einem gewissen Standpunkte der Entwickelung stehen; sie bilden weder Eier, noch wandern sie aus, um deren abzulegen. Sie erlangen ihre weitere Reifung nur dann, wenn dieser Fisch von einem der Art des Wurmes entsprechenden Thiere verspeist wird, meist im Darme dieses neuen Wohnthieres, eines Raubfisches oder • fischfressenden Vogels. So kommen andere Eingeweidewürmer aus Schnecken in Enten und Schnepfen, aus Schafen in Wölfe, aus Mäusen in Katzen, aus Kaninchen in Hunde, so auch aus Schweinen, Kälbern und andern Thieren in den Menschen. Durch die Zerstückelung und Ver¬ dauung seines alten Wohnthieres frei gemacht, erlangt der Eingeweide¬ wurm am neuen Orte eine frische Energie und bildet nun die Brut aus, welche er , an der frühem Stelle noch nicht zu erzeugen vermochte. Auch in diesem Falle wird die Existenz des Eingeweidewurmes über die eines bestimmten Wohnthieres hinaus gesichert und die Schmälerung, welche die Wahrscheinlichkeit, das Dasein glücklich zu Ende zu führen, durch die Noth wendigkeit eines doppelten Wechsels erleidet, wird einigermaassen ausgeglichen durch die aus obigen Bei¬ spielen leicht zu erkennende Uebereinstimmung zwischen der besondern Art dieser Nothwendigkeit und den Ernährungsverhältnissen und Beziehungen der betreffenden Thiere. Ja wenn wir auch beispiels¬ weise die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wurm sein Leben zur Vollendung bringen werde, in einem dieser Fälle dividiren müssen durch einen 70 Divisor, der von dem Wahrscheinlichkeitsverhältniss abhängt, nach welchem z. B. eine Maus von einer Katze gefressen wird, so ist doch auf der andern* Seite die Wahrscheinlichkeit, nach welcher dieser Wurm vorher aus dem Ei-Zustand in seine erste Lebensphase überging, vielleicht mit einem günstigem Factor zu multipliciren, wegen des Umstandes, weil das erste Wohnthier nicht die Katze, sondern die Maus ist, von welcher leichter allerlei Nahrung, selbst von sehr geringem Umfang, angenommen wird und welche deshalb leichter von solchen kleinsten Wurmkeimen inficirt wird. Wir sind zu sehr gewohnt, die niedere Schöpfung als zum Nutzen der hohem geschaffen zu erachten und am Ende Alles auf den Dienst des Menschen zu beziehen, als dass wir uns nicht sträuben sollten, zu erkennen, wie hierdurch grössere und höherorganisirte Thiere als Opfer schwächerer und niederer fast wehrlos dastehen und einen Theil ihrer Bestimmung darin haben, dass sie die Existenz von Eingeweidewürmern sicherstellen. Aber am Ende können wir nicht umhin zu begreifen, dass auch wir selbst ein Glied bilden in einer geschlossenen Kette, in welcher wir, wenn das eine uns unter¬ geordnet ist, ebenso sehr andern dienen; und wenn wir bedenken, dass ein Theil von dem, was ein Mensch erwirbt, verzehrt, kaut, verdaut, einem Eingeweidewurm zu Gute kommen mag, welcher ihn dagegen an seiner Gesundheit beschädigt und vielleicht vernichtet, so müssen wir lernen, den stolzen Namen des Herrn der Schöpfung mit Maass zu gebrauchen. Wenn ein solcher Wohnungswechsel zwischen zwei Thieren für den Eingeweidewurm stattfindet, so ist es die Regel, dass der Alters¬ zustand des Thieres, in welchem die Eier abgelegt werden, an einer Stelle verlebt wird, von welcher die Eier (oder auch lebend geborenen Jungen) leicht nach Aussen gelangen können. Am meisten eignet sich zu solchem Wohnsitz der Verdauungscanal der betreffenden Wohnthiere. Ziemlich häufig finden sich auch noch Würmer in solchen Zuständen in andern Organen, welche normale Verbindung mit der Aussenwelt durch Ausführungsgänge besitzen, den Lungen, den Gallen¬ gängen, der Niere, der Blase, den Kiemen der Fische, sehr selten aber in Theilen, welche solcher Wege nach Aussen entbehren. In diesen letzteren Fällen, wenn also z. B. ein Wurm unter der Haut sitzt, muss entweder der Wurm die Wandung des Körpers durch¬ bohren, damit er selbst auswandern oder doch seine Brut an die Aussenwelt gelangen kann, oder ein Verschwärungsprocess durchbricht an der betreffenden Stelle die umschliessende Wand. 71 Wir können es uns auch als möglich denken, dass ein so ab¬ geschlossener, mit Eiern gefüllter Wurm nur auftlie Weise seine Brut in einen neuen Organismus brächte, dass er sammt dem Wohn- thier von einem andern Thiere verzehrt würde. Wir haben aber keinen Beweis, dass das wirklich vorkomme; auch würde in einem solchen Falle in der Regel die Zerstreuung der Brut über mehrere neue Opfer, welche allein gegenüber vielen Zufälligkeiten die Existenz der Art sicherzustellen vermag, nicht zu Stande kommen. Eingeweidewürmer in unreifen Zuständen leben dagegen sehr gewöhnlich in solchen Theilen der Wohntliiere, welche der Ausführungs¬ gänge ermangeln. Sie können dann nur passiv ihren Wohnort ändern und gelangen regelmässig auf dem Wege der Ernährung mit dem Thiere, welches sie bisher bewohnten, in das neue, in welchem sie ihre Vollendung erlangen sollen. So liegt es schon in der Natur des Verlaufes begründet, dass sie im Allgemeinen nunmehr in den Darm der neuen Wohntliiere gelangen, und da ihre jetzige Grösse schon mehr und mehr die Wanderungen durch die Wände desselben hindurch schwer macht, so bleiben sie meist im Danncanale oder den mit diesem in offener Verbindung stehenden Hohlräumen liegen und bilden dort, reichlich ernährt, rasch ihre Brut aus. Wir haben diesen Kreislauf im Leben der Würmer bisher stets als zwischen zwei Thierindividuen stattfindend betrachtet, er kann sich jedoch auch manchmal, wie oben angedeutet, zwischen zwei verschiedenen Theilen desselben Wohnthieres bewegen. So lebt die Ascaris nigrovenosa erwachsen in den Lungen des Frosches, ihre junge Brut treibt sich im Darme umher, um von dort mit dem Kothe in das Sumpfwasser zu gelangen und gelegentlich ihren Weg wieder in die Lungen zu finden. So wandert auch, wenn gleich glücklicher¬ weise nur selten, Bandwurmbrut aus dem Darme des Menschen in alle Organe ein und verursacht schwere Erkrankung, und solchem Vor¬ gänge werden wir endlich auch bei den Trichinen begegnen. Allerdings vermögen in beiden letzteren Fällen die jungen Thiere zum Glücke den Rückweg nicht zu finden und so schneidet sich hier ihr Lebens¬ lauf ab, wenn nicht wieder durch ein anderes Wesen vermittelt wird. Der dritte Punkt, welchen wir als bei dem Studium der Einge¬ weidewürmer neben der Metamorphose und dem Wohnungswechsel als vorzüglich das Verständniss erschwerend, aber auch das Interesse mehrend bezeichneten, war eine, allerdings nur einem Theile dieser Würmer zukommende, in die Entwickelung eingereihte besondere 72 Weise der Fortpflanzung. Man bezeichnet diese neben der geschlecht¬ lichen als ungeschlechtliche Vermehrung und deren Producte machen mit den aus jener erzeugten, in regelmässiger Abwechselung und von ihnen unterscheidbar, den sogenannten Generationswechsel aus. Sehr vielen der Leser dieser Zeitschrift hat der Frankfurter zoologische Garten in den Seewasser-Aquarien eine schöne Gelegen¬ heit geboten, wenn auch in einer anderen Thiergruppe, solchen Generationswechsel zu beobachten. Es war das bei kleinen Quallen, welche mit ihren zierlichen Leibern auf den feinen auf dem Grunde pflanzenartig aufstehenden und wuchernden Bäumchen durch Knospung sich entwickelten, aufbrachen, sich ablösten und als sich selbst be¬ wegende Früchte davon schwammen. Selbst die Producte ungeschlecht¬ licher Zeugung, bilden sie in sich Eier aus, aus welchen dann wieder zunächst jene Bäumchen entstehen. Der Vergleich mit den zum be¬ sonderen Dienste der Samen bestimmten Blüthen und Früchten der Pflanzen liegt sehr nahe, nur dass hier thierisches Leben sich zeigt. So liefern zwei Weisen der Vermehrung zwei sehr verschiedene Producte, welche erst gemeinsam und in an einander gereihter Existenz das Leben der Art darstellen. Es scheint mir, dass zum Verständnis dieser Vorgänge gerade einige Fälle von Saugwürmern (Trematoden) Beachtung verdienen. 1. Bucephalus polymorphus (Baer) aus Anodonfa cygnea ; mit den ochsenhornähnlichen Anhängen «, in welchen sich die gleiche Brut ungeschlechtlich erzeugt; 2. nach Ablösung der Hörner ein der Geschlechtsreife entgegengehendes Distoma von gewöhnlichem Ansehen darstellend; a Mund, b Schlundkopf, c Darm, d Bauchnapf, e blasenförmiger Hohlraum und / Schwanzblase , mit welcher das Sekretions - Gefässsystem sich nach aussen mündet. Nach der Natur entworfen, etwa 60mal vergrössert. So findet sich zuweilen in ungeheuerer Menge in dem Körper der Teichmuscheln ein Wurm, welcher in zwei, Büffelhorn ähnlich ge- 73 bogenen, sehr veränderlichen Anhängen seines Körpers solche unge¬ schlechtliche Brut aufknospen lässt und welcher von der durch diese Anhänge bedingten seltsamen Form den Namen des Bucephalus polymorphus erhielt. Nach Ablösung dieser Hörner, welche faden- artig verlängert, zuletzt in dichtem Gewirre den Körper der Muschel durchsetzen, und stets auch wieder von der in ihnen erzeugten Brut neu gebildet werden, ist der Wurm dann in sich selbst zu weiterer Existenz, Entwickelung und wohl ohne allen Zweifel zur geschlecht¬ lichen Vermehrung bestimmt. In diesem Falle ist also die ungeschlecht¬ liche Vermehrung als eine Function in die Entwickelungsgeschichte eines Thierindividuums eingereiht. In der Kegel ist aber die Sache anders. Das sich ungeschlechtlich durch Knospung, Gliederung, Theilung ver¬ mehrende Wesen dient nur dieser Function. Häufig so verändert, dass man die Gestalt der Eltern nicht wieder zu erkennen vermag, bleibt es auf einem niederen Grad der Entwickelung stehen, seine Lebens¬ energie erlischt in der Production der ungeschlechtlichen Brut, es er¬ reicht nie die höhere Organisation und die Geschlechtsbestimmung des Organismus, von welchem es abstammt. Das ist erst seinen Nach¬ kommen Vorbehalten, welche dagegen keine ungeschlechtliche Ver¬ mehrung zeigen. Wie in den Thierstaaten die neben einander stehenden Wesen gleicher Art in ihren Arbeiten und Einrichtungen in einander eingreifen und einander unterstützen, so sind hier die Vorgänge der Entwickelung und Vermehrung, welche wir im Buceplmlus im selben Individuum fanden, auf nacheinander folgende Generationen vertheilt. Die geschlechtlich erzeugte Generation vermehrt sich ungeschlechtlich durch pflanzenähnliches Wachsthum, Theilung und Knospung, die un¬ geschlechtlich erzeugte vermehrt sich auf geschlechtlichem Wege, sie * bildet in sich Eier und Junge.*) Haben wir in dem ersten Falle mehr äusseren Zuwachs, so sehen wir im zweiten mehr innere Entwickelung, und wir können uns V. *) Vom Bucephalus polymorphus ausgehend habe ich kürzlich bei der Be¬ schreibung der Cercaria cotylura auf die Bedeutung wiederholt aufmerksam ge¬ macht, welche die Schwanzanhänge der Trematodenlarven für die Erzeugung von junger Brut haben. (Zeitschrift für wissensch. Zoologie XII.) Dabei fand die ver¬ schiedene Gestalt dieser Schwanzanhänge und deren weitere Bedeutung für die Ortsbewegung des eigentlichen Rumpfes auch Berücksichtigung. Als ein hübsches Gegenstück zu Cercaria cotylura in dieser letzteren Beziehung habe ich nun im Sommer 1863 auch im Süsswasser eine Cercarie, welche statt eines Schwanzes hinten einen Saugnapf anhäugen hat, gefunden. Dieselbe lebt sarnmt ihren Ammenzuständen in Neritina fiuviatilis, und behalte ich mir deren Beschreibung an einem geeigneten Orte vor. 74 leicht vorstellen, dass beide Vermehrungsweisen verschiedenen äusseren Bedingungen entsprechen mögen, und von solchen mehr das Eintreten der einen und der andern begünstigt werden mag. Von den somit geschilderten drei Hauptpunkten für das Ver¬ ständnis der Verhältnisse der Eingeweidewürmer kommt für die Trichinen der Generationswechsel nicht in Betracht, auch die Metamor¬ phose nur in geringem, der Wohnungswechsel dagegen in einer sehr be¬ zeichnenden und eigentümlichen Weise, so dass er das charakteristischste Element in der Lebensgeschichte der Trichinen bildet. Wir können uns also enthalten, die so interessanten Vorgänge des Generationswechsels noch weiter zu verfolgen. Weiss doch auch beispielsweise Jeder, dass die Bandwürmer zunächst durch Wachsthum, Gliederung und endlichen Zerfall in ungeschlechtlicher Vermehrung eine Kette von Einzelneren oder Glieder bilden, welche längere Zeit, wie abgelöst so auch wieder nachgebildet, in sich auf geschlechtlichem Wege Eier erzeugen, aus welchen die Embryonen erst wieder durch Wanderung und Wohnungs¬ wechsel an den Wohnort und zu der Gestalt des Anfangs der Mutter¬ kette gelangen. (Schluss folgt.) Unser Affenhaus und seine Bewohner. Von Dr. Max Schmidt. Wie viele Stimmen sich auch hier und dort gegen die Affen und ihr Gebahren erheben mögen, so kann doch nicht in Zweifel gezogen werden, dass gerade ein wohlbesetztes Affenhaus zur Vervollständigung einer Thiersammlung einerseits so wesentlich beiträgt, dass sich ein zoologischer Garten nicht wohl desselben entschlagen kann, und andrerseits, dass die unendliche Possirlichkeit der leichtsinnigen Vier¬ händer doch unter allen Umständen auf Alt und Jung ihre Anziehungs¬ kraft auszuüben pflegt. Leider erliegt diese Thierart den Einflüssen der Gefangenschaft und des europäischen Klimas leichter als die meisten anderen Säugethiere, so dass, trotz der sorgfältigsten Pflege, häufige Todesfälle nicht zu verhüten sind, ein Umstand, welcher bei den hohen Preisen schöner und seltener Exemplare dem Anlegen einer grösseren Affensammlung hemmend entgegentritt. Diese wenig er¬ freuliche Erfahrung veranlasste uns seit längerer Zeit der Haltung der Affen eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, um zu ermitteln, wie sich wohl die Sterblichkeit unter diesen Thieren vermindern Hesse, und die bis jetzt erzielten Erfolge unserer Bestrebungen lassen uns hoffen, dass wir auf dem richtigen Wege sind. Es würde uns freuen, 75 wenn Andere unsere Art der Haltung der Affen einer Prüfung unter¬ ziehen wollten und aus den von uns angedeuteten Grundsätzen Nutzen zu schöpfen im Stande wären. Werfen wir einen Blick auf die geographische Verbreitung und die Lebensweise der Vierhänder im freien Zustande, so finden wir Folgendes: Das Vaterland der meisten Affenarten sind die Tropengegenden von Afrika, Asien und Amerika, während sie in Australien ganz fehlen und in Europa nur durch den in der Nähe von Gibraltar in geringer Anzahl lebenden Magot (Inuus ecaudatus) vertreten sind. Die be¬ sonders in England und Griechenland aufgefundenen fossilen Ueber- reste ausgestorbener Affenarten liefern indess den Beweis, dass unser Welttheil in einer früheren Schöpfungsepoche ebenfalls Vierhänder beherbergte. Im Durchschnitt erstreckt sich die geographische Ver¬ breitung der Affen heutzutage nicht über 30° südlich und ebensoweit nördlich vom Aequator, oder auch: sie fällt mit dem Wärmeäquator zusammen und mit wenigen Ausnahmen innerhalb der Jahresisothermen von -f- 16° R., d. h. in diejenigen Theile unserer Erde, deren mittlere Jahrestemperatur nicht unter -f- 16° R. beträgt. Die Wohnung der Vierhänder ist vorzugsweise in den Baum¬ wipfeln der Wälder, verhältnissmässig wenige Arten hausen auf Felsen, während kein Affe auf flachem Boden lebt. Im genauesten Zusammenhang mit dieser Lebensweise steht der Körperbau der Affen, so dass wir bei ihnen nicht nur die Enden aller vier Extremitäten zu Greiforganen ausgebildet sehen, sondern bei manchen Arten auch den Schweif zu ähnlichem Zwecke geformt finden, während eigentlich zum Gehen auf flachem Boden gestaltete Fussenden ihnen gänzlich abgehen. Je nach dem speciellen Wohnorte finden wieder insofern Modifi- cationen in der Organisation statt, als die Felsenbewohner einen mehr gedrungenen Körper, bedeutend entwickelte Gesässschwielen und kürzere Extremitäten, die Baumbewohner dagegen schlankeren Rumpf und gestrecktere Gliedmassen haben, während die Gesäss¬ schwielen bei ihnen entweder ganz fehlen oder doch nur wenig aus¬ gebildet sind. Ferner besitzen die felsenbewohnenden Affen einen im Verhältniss zum Körper kurzen und schwachen, zuweilen nur rudimen¬ tären Schweif, indess derselbe bei den Baumbewohnern meist von beträchtlicher Länge und einer bedeutenden Beweglichkeit fähig ist, so dass er beim Springen und Klettern als Steuerruder und Balancir- stange dienen kann. Die Ausbildung des Schwanzes zum Greiforgan 76 findet sich bei den meisten amerikanischen Arten vor, z. B. bei den Kapuzineraffen, aber in besonders entwickeltem Grade bei den Klammer¬ affen (Ateles). Was die Haltbarkeit beider Affenformen in Gefangenschaft be¬ trifft, so scheinen im Allgemeinen die Felsenbewohner (Paviane, Magot etc.) dieselbe besser zu ertragen, als die Baumbewohner (Meer¬ katzen, Schlankaffen, namentlich aber die amerikanischen Species) doch dürften erst lange fortgeführte statistische Tabellen im Stande sein, hierüber Gewissheit zu schaffen. Die Affen leben familien- oder heerdenweise und sind, wie ihre Wohnstätten, die Art ihrer Ernährung und ihr sanguinisches Tem¬ perament mit sich bringen, in rastloser Bewegung. Dieser Umstand, und die beständig reine, Sauerstoff reiche Luft, in welcher die Affen wohnen, berechtigen zu dem Schluss, dass der Stoffwechsel in den Lungen dieser Thiere mit besonderer Lebhaftigkeit von statten geht, ein Punkt, welcher bei der Haltung in Gefangenschaft kaum genug berücksichtigt werden kann. Fast alle Affen sind Tagthiere, manche werden mit Einbruch der Dämmerung besonders lebhaft und nur wenige Arten führen eine nächtliche Lebensweise. Die Nahrung der Affen besteht aus Baumfrüchten , Wurzeln, Körnern, Insekten, Vogeleiern u. dgl. und bietet somit vielfache Ab¬ wechselung dar. Ziehen wir nun alle diese Momente in Erwägung, so können wir uns nicht verhehlen, dass die Gefangenschaft in Europa den nor¬ malen Lebensbedingungen der Affen nur in sehr beschränktem Maasse Rechnung trägt. Statt der milden sauerstoffreichen Luft, wie sie die Baumkronen des Urwalds und die heimathlichen Felsen den Athmungs- organen der Thiere bieten, können wir ihnen in sehr vielen Fällen nur eine künstlich erwärmte, mit ammoniakalischen Ausdünstungen, Staub und anderen nachtheiligen Stoffen geschwängerte Athmosphäre als Ersatz geben, um sie nach Möglichkeit gegen die Einflüsse unseres rauhen Klimas zu schützen. Aus gleicher Rücksicht sind wir häufig ausser Stande, die nothwendige Erneuerung der Luft in den Affen¬ behältern eintreten zu lassen. Die freie Bewegung fehlt fast gänzlich, die Abwechselung in den Nahrungsmitteln ist eine sehr beschränkte, kurz: bei keiner Thierart hat wohl die Gefangenschaft so viele Nach¬ theile im Gefolge, als gerade bei den Affen. Zu unserem Bedauern müssen wir einräumen, dass auch bei uns die Haltung der Affen noch an verschiedenen Mängeln leidet, welche 77 vorzugsweise in den Räumlichkeitsverhältnissen ihre Begründung haben und deren Beseitigung vorerst nicht in unserer Macht steht, wie es denn überhaupt bis jetzt noch keinem zoologischen Garten gelungen zu sein scheint, diesen Thieren eine ihrer Natur annähernd ent¬ sprechende Wohnung und Umgebung anzuweisen. Indem wir nun zu einer ausführlicheren Darstellung unserer Behandlungsweise der Affen übergehen, schicken wir zum besseren Verständnis eine kurze Beschreibung unseres Affenhauses und seiner Einrichtungen voraus, welcher wir durch die beistehenden Zeichnungen grössere Deutlichkeit zu geben gesucht haben: Fig. 1. Grundriss. 78 Fig. 1 stellt den Grundriss des Hauses dar. An die Südseite lehnt sich der Pavillon A, dessen vorderer Theil nur aus Drahtge- flecht besteht, während die hintere Abtheilung an den Seiten von der Mauer der Vogelhäuser eingeschlossen wird und von dem vorspringen¬ den Dache des Hauses geschützt ist. Gegen Osten und Westen be¬ finden sich die Vogelhäuser B B. Die nördliche Wand C steht frei und enthält die mit einer Vorthür versehene Eingangsthür a für die Besucher und über derselben ein grosses halbkreisförmiges Fenster. An den Seitenwänden, deren jede eine Länge von 5 M. 50 C. besitzt, stehen die aus starkem Holze construirten und mit eisernen Gittern versehenen Käfige 6, je vier an einer Seite. Jeder Käfig ist 1 M. 15 C. breit, 1 M. tief, bei 2 M. Höhe. Zwischen der Käfigreihe und der Mauer einer jeden Seite bleibt ein 60 C. breiter Gang. Am oberen Theil der Rückwand eines jeden Käfiges befindet sich ein Nachtbehälter c, der einen Würfel von 60 C. bildet und durch eine Oeffnung, welche mit einem eisernen Schieber geschlossen werden kann, mit jenem in Verbindung steht. Jeder Nachtbehälter hat an seinen seitlichen Wandungen Thüren zum Reinigen und Auslüften. Der obere Theil der südlichen Wand wird von einem grossen Be¬ hälter d d eingenommen, der durch die Oeffnungen e mit dem Pavillon im Zusammenhänge steht. Auch diese Oeffnungen werden durch Schieber geschlossen. Der innere Raum des Hauses D ist für die Besucher bestimmt und gegen die Thierbehälter durch eiserne Bar¬ rieren / abgegränzt. In der Mitte steht ein eiserner Ofen #, ausser welchem noch eine unterirdische (Luft-) Heizung vorhanden ist. Fig. 2 gibt einen Aufriss des Hauses im Querdurchschnitt von B nach B. Zur leichteren Orientirung sind die gleichen Gegenstände mit denselben Buchstaben bezeichnet, wie bei Fig. 1. Wir sehen die beiden sich an die Vogelhäuser lehnenden Mauern B B , die Käfige b und die Nachtbehälter c. Wie die Zeichnung leicht erkennen lässt, befindet sich zwischen dem Fussboden des Käfigs und dem des Affen¬ hauses ein Abstand von 40 C. und der Plattenboden des Hauses selbst erhebt sich um 65 C. über das Niveau des Weges. Im Dache eines jeden Käfiges ist eine 60 C. lange und 50 C. breite vergitterte Oeffnung, die auf der Zeichnung nicht angegeben ist. h h sind die Stellen, an welchen sich die Sitzstangen befinden. Den oberen Theil der südlichen Wand nimmt der Doppelkäfig dd ein, im unteren Theil befinden sich Glasthüren, welche in den Pavillon führen und aussen durch starkes Drahtgeflecht gegen die Zerstörungen der Affen ge¬ schützt sind. Das Dach bildet eine hohe Wölbung und besteht aus 79 Fig\ 2. Aufriss, einfachen Brettern, die von hölzernen sog. Rippen getragen werden und auf deren Aussenfläche die Schiefer befestigt sind. In der Mitte des Daches befindet sich ein grosses Glasfenster i % daneben l der Schornstein des Ofens und h Je grosse, mit verschliessbaren Klappen versehene V entilationsöffnungen. Die Beschaffenheit der Luft ist, wie aus den oben ge¬ schilderten Verhältnissen, unter welchen die Affen in der Freiheit leben, hervorgeht, hei diesen Thieren von ganz besonderer Wichtigkeit. In unserem Falle beugt schon die beträchtliche Höhe des Hauses (7 M. 50 C.) einer raschen Luftverderbniss vor und wird überdies durch die Ventilationsöffnungen h h, die nur bei sehr heftigem Winde oder grosser Kälte geschlossen werden, kräftig unterstützt. Die leichte Co n st ruction des ganzen Daches bedingt zudem einen beständigen, sehr lebhaften Luftwechsel, und so¬ bald das Wetter es gestattet, werden auch die Thüren geöffnet. Aber nicht auf das Haus allein, sondern auf jeden einzelnen Käfig erstreckt sich die Lufterneuerung, vermöge der bereits erwähnten grossen ver¬ gitterten Oeffnung im Dache dieser Behälter. Diese Einrichtung, 80 welche ursprünglich nur zum Zwecke einer helleren Beleuchtung der Thiere getroffen wurde, scheint einen ganz besonders günstigen Einfluss auf den Gesundheitszustand derselben auszuüben. Im Winter betheiligen sich die Heizungen mit bestem Erfolg an der Erneuerung der Luft. Es ist nämlich die Luftheizung mit einem sogenannten inneren kalten Zuge versehen, d. h. einem Canale, welcher von dem Fussboden des Affenhauses unter den Bost der Heizung führt und hierdurch beständig einen Theil der unteren Luftschicht zur Speisung des Feuers verwendet. In ähnlicher Weise wirkt der Ofen. Wenn indess trotz aller Ventilationen die Luft nicht alsbald ver¬ pestet und dadurch nachtheilig werden soll, so ist die grösste Rein¬ lichkeit in den Behältern erforderlich. Man thut wohl, gleich bei Anlage der Käfige hierauf Rücksicht zu nehmen und rathcn wir ganz besonders’ alle Einrichtungen zu vermeiden, welche ein Ansammeln von Unrath begünstigen, wie z. B. Fussboden aus Latten, unter denen ein flacher Blechbehälter die Abgänge auffangen soll. Wir hatten Gelegenheit, die Nachtheile dieses Systems genügend kennen zu lernen, da früher unsere Affenbehälter in dieser Weise eingerichtet waren. Jetzt bestehen die Böden der Käfige aus gut zusammen gefügten eichenen Dielen und haben etwas Fall nach vorn. Sie werden im Winter mit einer dicken Schicht von Stroh oder, bei zärteren Thieren von Heu bedeckt, welche täglich erneut wird, im Sommer werden sie mit Sägmehl bestreut, welches die Feuchtigkeit ansaugt und täglich zweimal durch frisches ersetzt wird. Jeden Morgen findet ausserdem eine gründliche Reinigung der Wände und des Fussbodens eines jeden Behälters mittels einer Bürste und Wasser statt. Während dieses Vorganges werden die Affen in ihre Nachtkäfige eingesperrt, die später ebenfalls ausgewaschen und gelüftet werden. Der Boden des Affenhauses ist geplattet, damit nicht leicht Feuchtigkeit in denselben einsickern kann, und wird im Sommer wenigstens dreimal, im Winter einmal wöchentlich aufgewaschen. Wir halten es nicht für zuträglich, ihn mit Sand zu bestreuen, da der hierdurch entstehende Staub den Athmungswerkzeugen nachtheilig ist. Die Temperatur ist im Sommer natürlich die der äusseren Luft und mit Beginn der rauheren Jahreszeit treten allmälig die Heizvorrichtungen in Wirksamkeit. Wann dies aber zu geschehen habe, dafür gibt weniger das Thermometer als das Benehmen der Thiere einen zuverlässigen Anhaltspunkt und wir beginnen in der Regel schon dann zu heizen, wann unsere Affen zu frieren scheinen und sich zusammenkauern. Es pflegt dies bei etwa 6 bis 7 0 R. i 81 einzutreten, bei feuchter und sogenannter nasskalter Witterung früher, als bei trockener Luft, bei ruhiger Athmosphäre später, als bei Wind. Gewöhnlich genügt für den Anfang ein gelindes Ofenltuer Morgens und Abends, da den Tag über die Sonne noch hinreichende Wärme liefert. Wird nun das Wetter kühler, so dass auch um die Mittags¬ stunden die Temperatur des Hauses ungemüthlich erscheint, so wird die Luftheizung in Thätigkeit gesetzt und Tag und Nacht darin er¬ halten. Bricht erst einmal der Winter mit aller Strenge herein, so reicht die Luftheizung allein zur Erzeugung der nöthigen Wärme nicht mehr aus, sondern muss durch den Ofen gehörig unterstützt werden. Um diese Zeit werden die Affen überdies jeden Abend in ihre mit Stroh, Heu oder einer wollenen Decke versehenen Nachtbe¬ hälter eingesperrt, die sie meistens bei Einbruch der Dämmerung von selbst aufsuchen. In entsprechender Weise, wie die allmälige Steigerung der Heizung im Herbste stattfindet, wird mit Eintritt wärmeren Wetters eine Verminderung bewirkt, und hierbei ist mit um so grösserer Vorsicht zu verfahren, als nur zu leicht Erkältungen unter den Thieren Vorkommen. Als mittlere Temperatur des Hauses nehmen wir etwa -f- 12° R. an. Wir halten es für ganz wesentlich, dass zwischen der Rückwand der Käfige und der Mauer des Hauses ein freier Raum sich befinde, damit nicht die Kälte der Steine eine nachtheilige Einwirkung auf die Insassen hervorbringen kann. Dass die leichte Construction des Daches der Erhaltung der Wärme im Hause selbst nicht eben sehr förderlich sein kann, liegt auf der Hand, indess hegen wir die Ueberzeugung, dass der hierdurch bedingte grössere Aufwand von Heizungsmaterial durch die Vortlieile des schon erwähnten lebhafteren Luftwechsels vollständig ausgeglichen wird. Wir haben zudem nie einen Nachtheil daraus entstehen sehen, wenn die Temperatur über Nacht um einige Grade gesunken war. Zur Erwärmung der Thiere ist es ferner sehr zweckmässig, sie, wo es nur irgend möglich ist, in grösserer Anzahl beisammen zu halten, in welchem Falle sie sich an einander zu drücken und gegenseitig warm zu halten pflegen, und ausserdem liegt das Zusammenleben, wie wir oben gesehen haben, in dem Naturell der Vierhänder. Andere Thiere, z. B. Hunde oder Kaninchen den Affen zur Gesellschaft zu geben, dürfte als ein Nothbehelf wohl auch ganz gut sein, hat aber wegen der Verschiedenheit der Lebensweise und des Körperbaues doch auch seine Unzuträglichkeiten. 6 82 Zur Erzeugung der lioth wendigen Feuchtigkeit in der Luft ist bei der Luftheizung ein Tropfapparat angebracht und ein mit Wasser gefülltes Blechgefäss befindet sich auf dem Ofen. Was die früher in diesen Blättern erwähnte Verbindung des Affenhauses mit einem Kuhstalle zur Ersparung der Heizung und zur Erzeugung einer gesunden Luft betrifft, so dürfte die Ausführung einer solchen Idee im Grossen ihre Schwierigkeiten haben. Wir haben indess wiederholt gehört, dass einzelne Affen in Kuhställen \ sehr gut überwintert wurden. Es dürfte sich vielleicht auch empfehlen, das Affenhaus mit einem Gewächshause zu verbinden. (Schluss folgt.) Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. Von dem Director Dr. IM. Schmidt. Im verflossenen Monat erhielt der zoologische Garten als Ge¬ schenk : Von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Solms-Braunfels ein Wildschwein (Bache). Von Herrn S. A. von Bary sehn ik off dahier einen europäischen Luchs (Felis lynx). Diese stattliche Katzenart kam früher auch in Deutschland vor,*) ist jedoch seit mehreren Decennien daselbst ausgerottet, so dass sie gegenwärtig nur noch in Kussland, woher auch unser Exemplar stammt, zu finden ist. Seinen afrikanischen Verwandten, den Caracal, welchen unser Garten seit mehreren Jahren besitzt, übertrifft der Luchs an Grösse und Stärke ganz bedeutend. Gleiches gilt in Be¬ zug auf seine "Wildheit, die er Jedem, der sich ihm nähert, durch ein heftiges, hundeartiges Knurren (bei geschlossenem Maule und ohne Zähnefletschen) zu erkennen gibt. Leider hat das Thier, das im Tellereisen gefangen wurde, in Folge davon die rechte Vordertatze eingebüsst, doch ist die Verletzung gut geheilt und scheint auf das Allgemeinbefinden keinen nachtheiligen Einfluss auszuüben. *) In der Fauna der in Ivrain bekannten Säugethiere, Vögel etc. von H. Frey er (Laibach 1842. S. 4) wird als Heimath des Luchses „Innerkrain“ an¬ gegeben. Es wäre der Mühe werth zu ermitteln, wann dort der letzte Luchs angetroffen worden ist. Als ich auf einer Alpenreise in Gesellschaft eines Göttinger Commilitonen am 26. August 1843 vom Kranawetsattel im Höllengebirge zu den Langbathseen herabstieg , trafen wir am Saum des Waldes ein frischgetödtetes Schaf, dem die Eingeweide ausgefressen waren, und dabei die Fussspuren eines grossen Raubthieres, welches ich nach meinen damaligen Kenntnissen für einen Luchs erklären musste. Diese Spuren waren grösser, als die des grössten Hun¬ des, rundlich und wohl 2 Zoll breit. Freilich war die Stibologie (Fährtenlehre) damals noch nicht Sache der Wissenschaft und der Nichtjäger geworden. B. 83 In Betreff der Nahrung ist der Luchs sehr empfindlich und verlangt nicht nur gutes, frisches Fleisch, sondern auch öfter lebende oder frisch getödtete Säuge- thiere und Vögel, deren warmes Blut er begierig leckt. Geboren wurde: Ein Kamel (Gamelus bactrianus) *) weiblichen Geschlechtes. Leider weigert sich das selbst noch sehr junge Mutterthier, dem Jungen die nöthige Pflege zu Theil werden zu lassen, so dass diese theilweise durch künst¬ liche Mittel ersetzt werden muss. Das Kleine scheint sich übrigens dabei recht wohl zu befinden und springt bereits lustig umher. Etwa 18 Stunden nach der Geburt, welche am 11. Februar Nachmittags 4 Uhr erfolgt war, nahmen wir eine genaue Ausmessung des kleinen Thierchens vor, deren Resultate wir hier folgen lassen: Länge des Kopfes . 26 Cm. Breite der Stirn an den Augen . 14 „ Länge des Halses am oberen Rande gemessen . 35 ,, Körperlänge vom Bug bis zu den Sitzbeinhöckern ........ 63 „ Länge des Schwanzes . 19 ,, Höhe vom Boden bis zum Ellenbogen . 61 „ Vom Ellenbogen bis zum Widerrist . 35 „ Vom Boden zur Kniescheibe . 57 „ Von der Kniescheibe bis zum Kreuze . 42 „ Die Höcker bilden schlaffe Hautsäcke von dreieckiger Gestalt, welche nach der rechten Seite herunterhängen und von denen der vordere eine Länge von 12 Cm., der hintere von 10 Cm. hat. Nur der vordere enthält eine härtliche Fett¬ anhäufung. Der Athem beträgt 20, der an beiden Seiten fühlbare Herzschlag 120 in der Minute. Die Stimme ist ein heulender Ton, der mit weitgeöffnetem Maule hervorge¬ bracht wird und an das Geheul eines Hundes erinnert. Ausserdem lässt das Thierchen zuweilen ein schwaches Wimmern bei geschlossenem Maule hören. Es ist ausserordentlich zutraulich und nähert sich wie hülfesucliend seinen Wärtern, auch lassen die Saugbewegungen, die es mit Lippen und Kehle macht, keinen Zweifel über seine Absichten. *) Die „Illustrated London News“ bringen die Abbildung eines neugebornen Kamels mit der Mutter, welches kürzlich in der Menagerie des Herrn James Edmondt geboren wurde; das erste zweihöckerige Kamel, welches in England zur Welt kam. Die Mutter ist sehr zärtlich gegen dasselbe, ruft es mit sanftem Lockton, welchem das Junge antwortet. Gegen Fremde dagegen ist sie sehr argwöhnisch und spuckt nach ihnen. Das Junge erinnert durch seine unverhältnissmässig langen Beine und seine kurzen Bewegungen namentlich beim Umkehren an Vögel aus der Familie der Strausse. Die Höcker sind bis jetzt nur kleine Läppchen, welche an der Seite herabhängen. Das Kleine ist sehr beweglich, schlägt mit Vorder- und Hinterfüssen aus und sucht über die daliegende Mutter wegzuspringen. Am liebsten liegt es auf weicher Unterlage, den Kopf auf einen erhöhten Gegen¬ stand gestützt. St. 6* 84 Die Sterblichkeit war im vergangenen Monate eine sehr geringe; wir verloren: Einen Kapuzineraffen (Cebus capucinus), der anscheinend nur zwei Tage vor seinem Tode unwohl war, traurig in einer Ecke sass und wenig Appetit äusserte; Athmungsbeschwerden wurden nicht beobachtet, obwohl man nach den Sections- ergebnissen solche hätte bemerken sollen. Ein Sandhuhn ( Pterocles alchata), welches durch Anstossen des Flügels gegen das Gitter der Voliere sich eine Entartung des Handgelenkes zugezogen hatte, und drei Brautenten (Aix sponsa), über deren Todesursache die Section keine Aufklärung lieferte. Die ge¬ füllten Kröpfe bewiesen, dass die Thiere noch bis ganz kurz vor dem Tode gut bei Appetit gewesen waren, wie denn auch eine vorherige Erkrankung nicht be¬ merkt wurde. Das Aquarienhaus des zoologischen Gartens in Hamburg. Dieses Aquarium, welches innerhalb der provisorischen hölzernen Umzäunung an der Nordseite des Hamburger zoologischen Gartens liegt, ist in seinen äusseren Dimensionen circa 95 Fuss lang, 40 Fuss breit und 25 Fuss hoch, und erscheint, von Aussen gesehen, nicht sehr bedeutend, da es, weil zur Hälfte unter dem Niveau des umgebenden Terrains liegend, wodurch eine gleichmässigere Temperatur erzielt werden soll, nur einem Treibhaus mit zwei schräg abfallenden Glasdächern gleicht, die von niedrigen Mauern überragt werden. Betritt man aber das Gebäude, so zeigt es sich in seiner Bedeutung und Grösse; es besteht aus einer doppelten steinernen Treppe, einem Portal, einer Eingangshalle, einem Saal, zwei kleineren Räumen, zwei Gallerien und einem Laboratorium. Die Bestimmung des Ganzen ist die zur bequemen Besichtigung geeignete Unterbringung einer grossen Sammlung lebender niederer Wasserthiere, von den Fischen hinab bis zu den Schwämmen, so zwar, dass die günstigsten Bedingungen für die Thiere selbst, wie für das be¬ schauende Publikum vorhanden sind. Diese Geschöpfe, von denen viele dem un¬ kundigen Auge nur wenige der allbekannten charakteristischen Eigenschaften eines Thieres bieten, werden zusammen mit solchen Pflanzen, in deren Nähe sie in der Natur angetroffen werden, in 22 Reservoirs untergebracht, die aus Schieferplatten und Spiegelglas zusammengesetzt, von 5 Kubikfuss bis zu 200 Kubikfuss Wasser halten. Einige der Spiegelglasplatten sind 12 Fuss lang, 4 Fuss breit und l1/* Zoll dick und wiegen 800 Pfund; die Schieferplatten, in welche das Glas gefasst ist, sind noch schwerer. In jedem solchen Reservoir, Behälter oder Kasten sind Felsmassen mit Sand und Kieselsteinen in malerischer Weise angebracht, so dass der Beschauer eine Reihe unterseeischer Grotten oder Felsenhöhlen an der Seeküste zu sehen glaubt, die vertical durchschnitten und an einer Seite mit Glas geschlossen sind, um bequem in das Innere hineinsehen zu können. Eine hübsche Abwechselung in der malerischen Wirkung dieser Höhlen ist, soweit es thunlich war, erzielt durch die Verwendung von Steinen von ganz verschiedenem Bruch, und die Kunst, Landschaften oder Ansichten aus Steinen herzustellen, die von klarem Wasser bedeckt und von lebenden (anstatt gemalten) Thieren und Pflanzen bevölkert sind, hat bei diesen Aquarien -wohl die höchste bis jetzt erreichte Vollkommenheit er- 85 reicht. Dieser Theil der Anlage ist nach den Angaben des wohlbekannten Marine¬ malers, Herrn Professor Anton Melbye, ausgeführt, auf den das Wort Anwendung findet: „wer in einer Sache Künstler, ist es in allen;“ wir nennen seinen Namen hier um so lieber, als er in liberalster Weise seine Hülfe der Sache nur aus Interesse für dieselbe geliehen hat. Zwischenräume von 30 Zoll Breite zwischen den Beservoirs, durch Pfeiler ausgefüllt, bieten in wirksamster Weise dem Auge einen Rukepunkt, so dass das eben gesehene Bild sich verwischen kann, ehe man zu einem neuen gelangt. Eine bequeme breite Armlehne aus polirten Mahagoniholz ist vor jedem Behälter angebracht, eine lange Ruhebank aus demselben Material in der Mitte des Saales. Der zweckmässigen Beleuchtung der Behälter und ihres Inhalts ist grosse Sorgfalt gewidmet worden; sie ist nach dem Princip ausgeführt, dass das Licht nur vertical einfällt und dass es in den für die Beschauer bestimmten Theil des Gebäudes nur indirect, durch das Wasser, gelangt. Das Publikum befindet sich daher in einem mässig erhellten, wenn auch keineswegs dunkeln Raume, während die Aquarien stark beleuchtet sind und dadurch in scharfen Linien hervortreten, ein Contrast, der höchst vorteilhaft wirkt. Um die Aufmerksamkeit der Beschauer noch mehr auf die Ansichten zu concentriren, welche, wie ebenso viele Gemälde, die in die Wand eingefügt sind, sich präsentiren, sind die zur inneren Ausschmückung des Gebäudes verwendeten Farben sämmtlich in gedämpftem Ton gehalten, so dass das Auge des Beschauers nicht durch ornamentale Details in Anspruch ge¬ nommen wird, anstatt durch die Gegenstände, welchen das Gebäude dient. Eine vollständig neue Einrichtung ist es, dass die Behälter glänzend mit Gas erleuchtet werden, zur Beschauung am Abend und um an dunkeln Tagen dem Tageslicht zu Hülfe zu kommen. Es ist dies, wie wir glauben, das erste Mal, dass Nachtthiere während der Zeit ihrer lebhaftesten Thätigkeit öffentlich gezeigt werden, und der Director des Gartens, Herr Dr. Brehm, gedenkt auf diesem Wege fortzuschreiten durch die Errichtung eines Gebäudes im Garten, in dem auch auf dem festen Lande lebende Nachtthiere gezeigt werden können. Von den 22 Bassins sind 16 für Seethiere und 6 für Siisswasserthiere be¬ stimmt; der Grund dieses Zahlenverhältnisses ist der, dass die See eine bei Weitem grössere Anzahl Arten allgemein interessanter und merkwürdiger Thierformen ent¬ hält, als die Flüsse, Teiche oder Seen. Eine gewisse Classification der Thiere wird in der Reihenfolge der Reservoirs versucht werden, was eine Sache von be¬ deutender Schwierigkeit ist, da ersichtlich eine verhältnissmässig so kleine Zahl von Behältern bei Weitem nicht hinreicht, die Repräsentanten der verschiedenen zu zeigenden Organismen zu beherbergen, wenn jede Familie oder selbst nur jede Classe (oder irgend eine der andern von der Wissenschaft anerkannten Unterab¬ theilungen) gesondert ausgestellt werden sollte, wie in einem Museum. Die Classification wird deshalb mehr eine willkürliche als eine ganz systematische sein, indem ihr das Princip zu Grunde liegen wird, als Hauptcharakter für jedes Reservoir eine Gruppe zu zeigen, die interessant und anziehend für das Publi¬ kum ist, und mit dieser Gruppe andere Thiere zusammenzubringen, die sich gut mit ihr vertragen. So werden, beispielsweise, die beweglichen Geschöpfe, wie Fische und Crustaceen, im Ganzen von den ruhigeren Thieren, wie See-Anemonen und den meisten Mollusken, getrennt sein, da sie anderenfalls sich gegenseitig stören oder vernichten würden. In dieser Weise wird die Verschiedenheit der Lebensgewohnheiten mehr als die der Organisation die leitende Idee einer 86 zweckmässigen Verkeilung bilden müssen, und das Vorhandensein kleinerer Be¬ hälter neben den grossen ist in dieser Beziehung eine grosse Annehmlichkeit, da es gestattet, viele der kleineren, aber sehr interessanten Thiere zu zeigen, die in den grossen Reservoirs sich verlieren würden. Nicht den wenigst interessanten Theil eines gut gehaltenen Aquariums bildet das Wachsthum und die Entwickelung gewisser Thiere und Pflanzen in, so zu sagen, spontaner Weise, d. h. aus vorher nicht sichtbaren Keimen, und es ist zu vermuthen, dass in unserem Aquarium die grossen Dimensionen und die reiche Verschiedenheit des Inhalts einen sehr grossen und interessanten Zuwachs an solchen von selbst entstehenden Existenzformen sichern werden. In manchen Bassins sind die Thiere derartig beschaffen, dass sie ohne Nachtheil für ihr Gedeihen sehr dicht zusammengedrängt werden können, während andere Geschöpfe nur sparsam vertreten sein dürfen; desshalb sind, um diesem Bedürfniss zu entsprechen, die Behälter nicht nur in ihren Dimensionen, sondern auch in ihrer Form und Ausstattung verschieden. Der Salon enthält 10 grosse Kasten, von denen 2 viel grösser sind als die übrigen 8. Ein kleines Zimmer an der Nordseite, dessen Beleuchtung ebenso eingerichtet ist wie die des Salons, enthält 6 kleine Behälter, die einen reizenden Effect machen, ungefähr wie kleine Gemälde von 2 Fuss Länge und V/i Fuss Höhe; während das andere kleine Zimmer, an der Südseite, fernere 6 Kasten enthält, die flacher sind, so dass sie eine grosse Wasserfläche der belebenden Einwirkung der Atmosphäre darbieten, um sehr zarte kleine Thiere darin zu halten. Der Inhalt dieser letzterwähnten Reihe von Gefässen wird nur von oben gesehen, so dass man auf die Gegenstände hinabblickt, wie in die flachen Schaukasten der Museen. Die Form dieser 6 Be¬ hälter gestattet nicht das Hineinbringen von Felsstücken als Zierde; sie werden nur verwendet, soweit sie den Thieren das Mittel gewähren ihren Gewohnheiten und Trieben zu folgen. In diesem südlichen Zimmer wird das einfallende Licht durch eine Decke von matt geschliffenem Glase zerstreut. Ueber jedem Aquarium ist eine Zahl angebracht, die derselben Zahl in einem beschreibenden „Führer“ entspricht, der veröffentlicht werden soll, sobald die Thiersammlung einen auf die Dauer berechneten Bestand erreicht haben wird. Die Masse des für die Aquarien verwendeten Seewassers, das durch die freund¬ liche Liberalität der Herren Pearson & Langnese und des Herrn Schmidt im Bleicher¬ gang, der kostenfrei die zahlreichen Fässer herlieh, die zum Transport des Wassers erforderlich waren, herbeigeschafft ist, beträgt nicht weniger als 3000 Kubikfuss; es wird niemals erneuert oder ersetzt und dennoch stets klar und hell und in jeder Hinsicht für das Athmen der Thiere geeignet erhalten dadurch, dass es ver¬ möge einer durch den Druck der Stadtwasserkunst getriebenen Maschine fortwährend in Circulation gesetzt wird, so dass es in steter Bewegung bleibt und jedes Theil- chen in feinvertkeiltem Zustande mit der atmosphärischen Luft in Berührung kommt. Diese regelmässige Bewegung reinigt das Wasser chemisch, während es zugleich durch Filtrirvorrichtungen mechanisch gereinigt wird. Es wird aber auch ferner rein gehalten durch die lebendige Vegetation, und endlich treibt, als ein weiteres Mittel, das Wasser gesund zu erhalten, derselbe Apparat, welcher es in Bewegung setzt, durch jedes Reservoir eine Quantität Luft in Blasenform. Es leuchtet ein, dass wenn eine Wassermasse von 6 Fuss Dicke durchsichtig sein soll, so dass keine Spur von Trübung bemerkbar ist, die Flüssigkeit im Zustande höchster Reinheit sein muss, und dies wird auch stets der Fall sein, wenn die Thiere nicht zu zahlreich oder zu gross sind. Das süsse Wasser wird auch filtrirt, 87 doch ist nicht die Einrichtung getroffen, es mehr als einmal zur Füllung der Be¬ hälter zu benutzen, da ein zu diesem Zwecke nöthiger Apparat von vornherein mehr kosten würde, als der Wasserverbrauch für viele Jahre. An der nordwestlichen Ecke des Gebäudes ist ein kleiner Anbau, der den Heizapparat für die Heisswasserröhren enthält, durch welche die erforderliche Temperatur im Hause erhalten wird. Unser Aquarium ist nicht nur das bei Weitem grösste, sondern auch das besteingerichtete und vollständigst ausgerüstete, das existirt, und so gross wird die Zahl und die Mannigfaltigkeit der darin gehaltenen Thiere sein, dass es allein als ein förmlicher zoologischer Garten im Kleinen betrachtet werden kann. Keine zweite zoologische Gesellschaft hat, so kurz nach ihrem Entstehen, die ange¬ messene Vertretung der niederen Wasserthiere so systematisch in Angriff genommen und als so hervorragenden Zweck behandelt, geschweige denn in einem so gross- artigen Maassstabe, dass eine eigene, gesonderte Leitung erfordert wird ; keine hat sie der sorgfältigsten Berücksichtigung für ebenso würdig angesehen, wie die der höheren Thiere, und nicht nur als ein unwesentliches Anhängsel zu diesen. Man kann der Anlage in der That kein höheres Lob spenden, als wenn man darauf hinweist, dass alle nicht durch Lungen athmende Thiere, welche die europäischen Seen bewohnen, in dem Aquarium successive gehalten werden und gedeihen können, unter der Bedingung, dass die Thiere nicht in zu grosser Anzahl auf einmal hin¬ eingesetzt werden, dass sie nicht zu gross sind und dass ihre Organisation sie, nicht evident ungeeignet macht, überhaupt in der Gefangenschaft fort zu existiren. Die Vorrichtungen, Alles in Ordnung zu halten, sind künstlich fast bis zum Luxus, und obgleich der Einrichtungen, welche bestimmt sind, Arbeit zu ersparen, so viele sind, dass die ganze Anlage den Charakter eines grossen und complicirten Maschinenwerkes trägt, so' wird doch die Erhaltung der Ordnung in den Samm¬ lungen einen hohen Grad anhaltender Thätigkeit und unermüdlicher Sorgfalt er¬ heischen. Da sind 125 Hähne vielmal des Tages zu öffnen, zu schliessen und zu reguliren; da ist eine Vorrichtung, um das Durchströmen des Wassers während der Nacht fortdauern zu lassen, wenn die Maschine nicht arbeitet; ferner eine Einrichtung, durch welche die Ströme in ihrer Richtung sowohl, wie in ihrer Stärke regulirt werden können, und ein Mechanismus, der die Wassermenge, welche in einer bestimmten Zeit durch die Behälter strömt, in Zahlen selbst registrirt. Auch ist Vorsorge getroffen, das Wasser, wenn nöthig, um 3 Grad Reaumur zu erwärmen, ehe es in die Reservoirs einströmt. Das äussere Dach des Hamburger Aquariums wird im Sommer einen ange¬ nehmen Spazierweg bieten, und wenn der projectirte Wintergarten und das neue Wirtschaftsgebäude vollendet sind, werden die drei Gebäude eine zusammen¬ hängende Gruppe bedeckter Räumlichkeiten bilden, eine Einrichtung, deren An¬ nehmlichkeit ohne Zweifel vollständig empfunden und gewürdigt werden wird, da sie ein Mittel der Erliohlung und Belehrung zu jeder Jahreszeit bietet, in einem so veränderlichen Klima, wie das Norddeutschlands ist. Zum Schlüsse erfordert noch die Gerechtigkeit, zu erwähnen, dass es das Verdienst des zoologischen Gartens in London ist, im Jahre 1853 den ersten An- stoss zu der Errichtung von Aquarien, die jetzt so populär geworden sind, gegeben zu haben, wenigstens soweit es sich um deren öffentliche Schaustellung handelt. Januar 10. 1864. William Alford Lloyd, Custos des Aquariums. 88 Correspondenzen. Olmiitz in Mähren, den 3. Februar 1864. Anknüpfend an eine Mittheilung in Nr. 1 des Jahrgangs 1864 Ihrer Zeit¬ schrift über den Fang eines Sturmvogels bei Würzburg im December vorigen Jahres, erlaube ich mir über einen gleichen Fall aus Mähren zu berichten. Am 5. December 1863 wurde ein Exemplar derselben Art (Thalassidroma pelagica L.) unweit des Hochofens zu Aloisthal bei Schönberg in Mähren (Olmützer Kreis) um 8 Uhr Morgens von einem Arbeiter lebendig mit den Händen ergriffen. Der verirrte Yogel war ganz unbehülflich auf dem Schnee herumgetappt und liess sich mit leichter Mühe fangen. Herr A. Pistel, fürstlich Lichtenstein’scher Eisenwerks- Verwalter in Aloisthal, hatte die Güte, den, wie es scheint, bald nach seiner Ge¬ fangenschaft verendeten Vogel mir zuzusenden. Er wurde ausgestopft und befindet sich jetzt im mährischen Landesmuseum zu Brünn. Seine Gesammtlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende beträgt 172 Mm. (6 Zoll 5 a/a Linien Wiener Maass). Den Magen fand ich gänzlich leer. — Es ist dies wohl der erste Fall, dass dieser dem h. Petrus geweihte kleine Seevogel in Mähren erbeutet wurde. In den Nachbarländern Schlesien und Niederösterreich ist je ein Exemplar dieser Species bereits vor Jahren gefangen worden. In Schlesien ereignete sich das, wie bekannt, am 4. November 1821, an welchem Tage ein solcher Flüchtling zu Breslau von einem Fuhrmann mit einem Peitschenhieb aus der Luft herabge¬ schleudert wurde (Gloger, Schlesiens Wirbelthier-Fauna, Breslau 1833, Seite 54). In Oesterreich wurde ein Individuum am 18. October 1828 auf dem Glacis zu Wien ergriffen, wie He ekel erzählt (Kollar ’s bildliche Naturgeschichte der drei Beiche, Pest und Wien 1853, I. Band, Seite 331); trotz aller angewandten Mühe konnte es nicht lebendig erhalten werden. Selbst in Siebenbürgen wurde einmal dieser seltene Gast aus dem Norden erlegt und zwar im Jahre 1840 im Frühjahr zur Zeit des Eisgangs auf dem Maroschflusse, wo ihn der eifrige Ornithologe Herr Stetter schoss (Bielz, Fauna der Wirbelthiere. Siebenbürgens, Hermannstadt 1856, Seite 143). Weitex südöstlich dürfte kaum je eine ähnliche Beute gemacht worden sein. — Noch erlaube ich mir, Ihnen eine Mittheilung über das Vorkommen des asiatischen Fausthuhns (Syrrhaptes paradoxus Pall .)*) in unserer Gegend zu machen. Herr Joseph Mahr, Förster in Tscheschdorf bei Sternberg, war so freund¬ lich, mir davon Nachricht zu geben, dass er am 15. Mai 1863 um 5 Uhr Morgens auf dem Tscheschdorfer Revier gegen Deutsch- Lodenitz zu eine Kette von „beiläufig hundert und fünfzig Stück “ dieser Hühner ,,im Durchzug“ ge¬ sehen und zwei davon erlegt hat. Sie befinden sich jetzt ausgestopft im Besitz des Herrn Grafen von Saint -Genois in Wien, in dessen Diensten Herr Mahr *) Eine ausführliche Mittheilung über diesen in Deutschland neuen u«id schon bis zur Westküste von Frankreich verbreiteten Vogel, von welchem der hiesige Garten seit einigen Jahren ein Pärchen und jetzt noch ein Weibchen am Leben hat, ist uns von einem wohlbekannten Ornithologen in Aussicht gestellt. Die Red. 89 steht. Hoffentlich wird der Herr Graf sich bewegen lassen, ein Exemplar davon dem kaiserlichen zoologischen Cabinet zu überlassen. Ich glaube nicht, dass diese bis 1859 in Europa ganz unbekannten Hühner irgendwo in unserem Welttheil in solcher Menge erblickt worden seien. L. H. Jeittelles, Gymnasiallehrer. Frankfurt a. M., 28. Januar 1864. Nr. I. des Y. Jahrgangs des „Zoologischen Gartens“ bringt eine interessante Notiz über das Vorkommen von Dreissena polymorpha im Main, wozu ich noch folgende Mittheilung zu machen im Stande bin. Ich fand nämlich schon im Sommer des Jahres 1855 in der Nähe der jetzt verschwundenen Insel, zwischen Zollhof und Untermainthor, mehrere schön entwickelte Exemplare von Dreissena lebend an einem Felsstück sitzend. Bei weiterem Nachsuchen fanden sich die Muscheln, die mir damals für den Main neu erschienen, häufiger und in allen Entwickelungs¬ stufen an den Steinen und Felsstücken, welche dort aus dem Mainbette heraus¬ geschafft wurden. Ich theilte den Fund Herrn Dr. Mette nheimer mit und er, sprach die Vermuthung aus, dass die Dreissena , durch Schiffe verschleppt, wohl schon länger im Main vorkomme, wenn auch noch kein Exemplar aus dieser Fundstätte bekannt geworden sei; er selber habe übrigens Mytilus und Dreissena vor einiger Zeit in das Wasser des Metzgerbruchs verpflanzt, es sei aber kaum denkbar, dass diese im Main aufgefundenen grösseren Exemplare einer schon aus dem Metzgerbruch ausgewanderten Generation angehören sollten. — Hiermit wäre also das erste Auftreten der Dreissena polymorpha im Main einstweilen von 1861 auf 1855 zurück zu datiren, wenn nicht frühere Beobachtungen dasselbe noch weiter hinaufrücken. G. Mandel. Hurston Place, Sussex. Febr. 1864. Beifolgend einiges Nähere über das Verfahren von Emery, *) eines der Haupt¬ züchter von Southdown-Schafen, dessen Schafe wegen ausgezeichnet feinfaserigen, schmackhaften Fleisches und gleichzeitigen Wollreichthums renommirt sind. Das Hauptaugenmerk ist auf Production des Fleisches gerichtet und liegt bei aller Beproduction in England zu Grunde; man sucht Theile, wie Kopf, Hals und Gliedmaassen klein zu züchten, dagegen beliebte und gutes Fleisch gebende Theile wie Rücken, Keil (Schenkel) und Brust stark zu züchten. Hierauf wird also bei der Zulassung der Widder Rücksicht genommen. Jeder Widder erhält die nach Constitution geeigneten, ausgewählten 100 Mutterschafe, wird im September 4 Wochen lang zugelassen, dann wieder abgesondert. Dadurch fallen die Lämmer der ganzen Heerde in die gleiche Periode. Man trachtet immer neues Blut in die Heerde zu bekommen und leiht deshalb Widder, für die man bis zu £ 15 für 6 Wochen Leihgeld bezahlt, je nach Race und Wolle. Man vermeidet aufs Sorgfältigste die Inzucht. Dabei gibt es Specialitäten oder Liebhabereien; die Race von Emery z. B. hat breite Köpfe und weit auseinander stehende Ohren. Das Lammen geschieht unter der Aufsicht des Schäfers in einem bedeckten Hofraum, die Lämmer gehen aber, wenn sie stark genug sind, schon am 3. Tag *) Messrs. E. & R. Emery, Hurston Place, Storrington. Sussex. 21/* Miles from Pulborough Station L.B. & S.C.R. Breeders of Pure Southdown Sheep. Ewes, Rams & Ram Lambs, on sale or hire. 90 bei gutem Wetter mit dem Mutterschaf auf die Weide und trinken zwischen y* bis J/2 Jahr, werden dann abgesperrt und bekommen starke nährende Sachen, vor¬ zugsweise Rapskuchen, ausser dem Weidefutter, welches zur Zeit meist aus Klee besteht, und zwar nach V* jähriger Absperrung, wenn die Lämmer sich das Woll- fressen angewöhnt. Ein im Februar gefallenes und so gefüttertes Lamm gilt im Juli und August auf den Lämmermärkten 30, 40, 50 Schilling. Der Widder wird bei der Zulassung am Körper roth angestrichen, damit er beim Bespringen das Mutterschaf roth färbt und der Schäfer darnach seine Notizen machen kann. Bleibt ein Schaf unbefruchtet (und geht retour), so wird der Widder geschwärzt, um den zweiten Sprung zu beobachten. Zu der Schönheit nicht allein der Schafe, sondern auch des übrigen Yiehs in England trägt wesentlich die anhaltend freie Bewegung unter freiem Himmel bei, selbst im Winter und Schnee bleiben sie draussen und leben dann zumeist von weissen Rüben auf den Feldern. Man nimmt sich in Betreff der Lämmer beim Zahnwechsel nur die Mühe, die Rüben, wenn es friert, mit einer Hacke auszu¬ hacken und neben denselben etwas Heu als Futter zu reichen. Man sieht ferner darauf, allem Vieh immer hinreichend Wasser zu geben und bei Mastvieh steht der Wasserbehälter immer voll Wasser. Die Preise sind nach der Karte von Emery folgende: Mutterschafe, 3 Jahre alt ........ . von «£ 3. 3. bis £■ 5. 5. Widder, 1 — 2 Jahre alt . „ „ 10. 10. „ „ 15. 15. Lämmer (Widder) . „ „ 4. 4. „ „ 6. 6. Producirte Wolle pr. Widder, nach dem Alter . 7. c. 10. d. „ „ „ Mutterschaf, wenn sie lammen ... 4. „ 5. „ „ ,, ,, iy2 jähriges Lamm, gut gefüttert . . 4. „ 5. „ Länge der Wolle voll 2*/2 Zoll. Preis der Wolle 1/9 pr. Pfd. (Briefliche Mittheilung: des Hrn. Julius Andreae in London.) Miscellen. Thierleben auf der Prairie. Es ist eine von Naturforschern mehrfach gemachte Erfahrung, dass in Gegenden, die von dem Menschen noch nicht betreten worden sind, die Tliiere bei der ersten Begegnung mit ihm sehr wenig Scheu vor ihm hegen. Die Vögel leisten in dieser Beziehung fast das Unglaubliche, auch dann noch, wenn ihnen der Mensch nicht mehr ganz fremd ist. Wie schnell sich überhaupt das Thier eine Vorstellung von der es umgebenden und insbesondere von der ihm von Seite des Menschen drohenden Gefahr zu bilden vermag, hängt, abgesehen von seinen übrigen Naturanlagen, naturgemäss von dem Grade von Intelligenz ab, womit es sich ihm vielleicht nur selten darbietende Erfahrungen zu beurtheilen, sowie von der Stärke des Gedächtnisses, womit es sich ihrer zu erinnern vermag. Eine sich nur selten zeigende Gefahr wird vielleicht von den meisten Thieren bald wieder vergessen. Soviel ist gewiss, auch das Thier bedarf der Erfahrung und von allen erschaffenen Wesen ist der speculative Philosoph das einzige, das alles aus der „angebornen Idee“ heraus zu erkennen vermag und der Erfahrung nicht bedarf. 91 Dass unter den Thieren in Beziehung auf Naturanlage eine grosse Verschie¬ denheit herrscht, ist eine sehr alltägige Wahrheit, dass aber bei einer und derselben Thiergattung ein Unterschied in der Gemüthsart stattfinden kann, je nachdem das betreffende Thier in bewohnten Gegenden oder in entlegenen Regionen lebt, hat man weniger oft Gelegenheit zu beobachten, und es dürften vielleicht einige kurze Mittheilungen hierüber, welche auf eigener Erfahrung beruhen, nicht ganz ohne Interesse sein. Die meisten der auf der hohen Prairie lebenden Indianerstämme sind mit der weissen Race fortwährend in freundlicher oder feindlicher Berührung; ihre Pferde sind an den Anblick des weissen Mannes gewöhnt und zeigen keine Furcht in dessen Gegenwart. Anders die Pferde derjenigen Stämme, die mit der weissen Race noch nicht oder nur in eine flüchtige Berührung gekommen sind. An der Cebolla - Creek , einem starken Bach, der in den Gran-river fliesst , trafen wir mit einer starken Bande Tabawatschi-Utah-Krieger zusammen, welche schöne Navahoe- Pferde*) ritten. Diese Pferde zeigten alle eine ausserordentliche Scheu vor den weissen Gesichtern. Nachdem die Friedenspfeife mit den anfänglich sich trotzig zeigenden Naturkindern geraucht und Geschenke an die Häuptlinge vertheilt worden waren, versuchten Mehrere von uns, sich mit den schönen Thieren ebenfalls auf einen freundschaftlichen Fuss zu setzen, aber vergebens; die meisten ertrugen kaum eine Annäherung, und wenn man es versuchte, eines der muthigeren mit der Hand an dem Kopfe oder dem Hals zu streicheln, so schrack es zusammen und fuhr mit sichtlichem Entsetzen mehrere Schritte zurück. Nicht ein einziges dieser Pferde hielt derartige Schmeicheleien aus. In dem wilden Gebirgslande zu beiden Seiten des Gran-river, in der Sierra de la Plata, den Elkgebirgen u. s. w., einem Lande, in dem die weisse Race bis jetzt nur durch einige wenige Trapper vertreten worden ist, scheint der Hirsch**) den weissen Menschen noch nicht mit demselben Argwohne zu betrachten, wie in den östlichen Gegenden. In der Nähe des Uncompaghre erschien eines Tages ein starkes Rudel dieser Tliiere ganz in der Nähe unseres Lagers, betrachtete uns dem Anscheine nach voll Neugierde und Verwunderung und graste eine lange Weile in unserer Nachbarschaft. Wir waren ihnen offenbar unbekannte Geschöpfe, aus denen sie nichts zu machen wussten. Es war wahrscheinlich die erste Lehre, die sie an diesem Tage in Betreff des Verhältnisses von Hirsch und weissem Menschen erhielten; ihr Verhältniss zum rotlien Mann war ihnen ohne Zweifel schon klarer gewesen. Auch der kolossale Elkhirsch ist in diesen einsamen Regionen wenig wachsam und vorsichtig, und ich hatte, ohne mir die geringste Mühe zu geben, mehrmals Gelegenheit, zahlreiche Rudel dieser stattlichen Thiere in unmittelbarer Nähe zu beobachten; dagegen ist das Bergschaf von einer ganz erstaunlichen Wachsamkeit. An demselben Tage, an dem die eben erwähnten Hirsche um unser Lager grasten, erschien auf der hohen Kuppe des Berges, an dessen Fuss wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten, eine zahlreiche Heerde dieser langhörnigen, dem Steinbock ähnelnden Schafe, beobachtete das *) Wir hoffen über die Pferdezucht dieser Indianerstämme von dem Ein¬ sender seiner Zeit noch Näheres zu erfahren. Die Red. **) Cervus virginianus, L. Der folgende Elkhirsch ist nicht das viel nörd¬ licher lebende Elenn oder „Moose-deer“ der Amerikaner, sondern der C. canaclensis oder Wapiti. Beide Hirscharten befinden sich im hiesigen Garten. Die Red. 92 Treiben unten im Thale sehr aufmerksam und Hess sich auch ihrerseits mit dem Fernrohr über eine Stunde lang ruhig betrachten. Für zwei uns begleitende schon ergraute Trapper währte diese Versuchung zu lang, um ihr widerstehen zu können; sie machten den Versuch, die Thiere auf einem Umwege zu beschleichen. Während im Lager alles seinen Gang fortging, nahmen die beiden Jäger mit Ver¬ meidung einer jeden auffälligen Bewegung ihre Büchsen, gingen in ruhiger Ge¬ schäftigkeit im Lager einigemal hin und her und verloren sich gelegentlich mög¬ lichst unbemerkbar in dem nahen Gebüsch des Berges. Aber kaum war dies geschehen, als sich auch schon eine gewisse Unruhe in der Heerde zeigte, und es waren keine fünf Minuten vergangen, da hatte sie sich auf Nimmerwiedersehen empfohlen. Die Thiere hatten das Manöver wunderbar schnell bemerkt und seine Bedeutung erkannt; was einem Beschleichen entfernt ähnlich sieht, erregt ihren Verdacht. Aus den Hörnern des Bergschafs machen die Tabawatschi-Utahs Bogen; ich hatte mir selbst einen solchen für etwas rothe Schminke erhandelt. Die in diesen Regionen lebende amerikanische Antilo pe ist ein ausserordent¬ lich zierliches Thier mit schönem Kopf. Sie ist scheu, aber von einer wahrhaft komischen Neugierde beherrscht und von einer unglaublichen Schnelligkeit. Als wir in der Nachbarschaft unserer neuen Freunde, der Tabawatschis, an der Cebolla-Creek ein Lager schlugen, fand sich eine Anzahl an der Creek hausen¬ der wilder Enten, wie es schien, in ihrem Heimathsgefühl arg verletzt. Ein halbes Dutzend von ihnen flog etwa zehn Minuten lang lärmend über unserem Lager hin und her, und erst nachdem zwei derselben heruntergeschossen worden waren, fanden es die Ueberlebenden für rathsam sich zurückzuziehen. Unsere rothen Freunde geriethen über dieses niegesehene Schützenkunststück in eine wahre Aufregung und es trug nicht wenig dazu bei, die Freundschaftsgefühle dieser Braven etwas verlässlicher zu machen. Wenn sich jene Enten unvorsichtiger benahmen, als man es an ihren auf den Creeks und Seeen des Mississippithaies lebenden Verwandten zu sehen gewöhnt ist, so hatten sich zwei Fasanen, einige Tage vorher, unglaublich stupid benommen. Wir trafen sie auf einem Ast sitzend, als wir (Kapitän Gunnison und ich) die Recognoscirung eines in nördlicher Richtung liegenden Passes unternahmen. Ich sandte eine Kugel aus dem Revolver nach ihnen, aber der Schuss hatte keine andere Wirkung, als dass die beiden Vögel den Schützen verwundert beguckten ; ein zweiter Schuss von meiner Seite und drei aufeinanderfolgende Schüsse von Kapitän G. hatten ganz dieselbe Wirkung. Fünfmal Feuer und noch kein Licht. Eine solche scandalöse Verhöhnung des Waidwerks konnte der uns als Führer dienende Mountaineer Mossalino, ein Neu¬ spanier von Geburt und ein Lederstrumpf von ächtem Schrot und Korn, nicht er¬ tragen; er stieg vom Pferde, trat in den Schatten eines Baumes und sandte dem einen Vogel mit seiner Büchse eine Kugel mitten durch die Brust. Der andere sah seinen Kameraden blutend stürzen, blieb auch jetzt noch sitzen und be¬ trachtete den Schützen mit demselben stupiden Gleichmuth. M. lud ruhig seine Büchse und schoss ihn herab. Am Abend desselben Tages aber glaubte ich die Entdeckung gemacht zu haben, dass, je dummer ein Thier, um so schmackhafter sein Fleisch ist. Dr. J. Sch. Tod eines weiblichen Kap uziner -Affen. Zum ersten Male in diesem Winter hatten wir Veranlassung , die bekannte Lungenkrankheit zu beobachten, 93 an welcher die meisten Affen in unseren Klimaten zu Grunde gehen. Nach der Mittheilung des Herrn Dr. Schmidt waren nur wenige Tage vor dem Tode Erkrankungssymptome wahrzunehmen, die jedoch nichts Beunruhigendes hatten. Das Thier war ein ausgewachsenes und äusserlich vollkommen wohlgebildet. Die Section konnte zufälliger Umstände wegen erst einige Tage nach dem Tode vorgenommen werden , zeigte aber die meisten Theile , in Folge der herr¬ schenden Kälte (Mitte Januar), noch hinreichend wohlerhalten, um eine genauere Untersuchung vornehmen zu können. Ausser beträchtlicher Abmagerung war äusserlich keine Veränderung wahrzunehmen , auch alle innere Theile mit Aus¬ nahme der Lungen waren normal und massig blutreich. Die Lungen bestanden rechts aus einem oberen kleineren und unteren grösseren, völlig getrennten Lappen und zwei mittleren , ebenfalls ganz getrennten Lappen von ungleicher Grösse, einem hinteren und vorderen , von welchen der letztere der kleinste war. Die linke Lunge bestand aus einem oberen kleineren und unteren grösseren Lappen, dem grössten von allen. Völlig normal war nur der vierte oder kleinste Lappen der rechten Seite , welcher zwischen Herzbeutel und Lunge verborgen, am weitesten von der Körperoberfläche entfernt lag. Die obersten Lappen beider¬ seits sahen ziemlich blutreich und zugleich sehr luftreich aus, so dass die Lungen¬ zellen stellenweise aufgeblasen und emphysematos erweitert schienen; dazwischen fühlte man mehrere harte, bis erbsengrosse Knoten im Innern, die auf dem Durchschnitt ein graügelbliches, hie und da speckig durchscheinendes Ansehen hatten. Die Schnittfläche derselben sah bei geeigneter Beleuchtung nicht glatt, sondern feinkörnig aus, wie man es bei entzündeten menschlichen Lungen häufig wahrnimmt; auch spielte die Farbe hie und da in’s Grauröthliche. Zahlreiche und grössere Knoten fanden sich in den unteren Lappen beider Lungen , die theils in der Tiefe , theils oberflächlich sassen , zum Theil nach aussen stark hervortraten und der Lunge ein buckliges, knotiges Ansehen gaben. Die grösseren Knoten erreichten Bohnengrösse und waren von mehr unregelmässiger Gestalt. Das An¬ sehen der Schnittfläche war wie vorher, doch unterschied man kleinere, bis hirse¬ korngrosse, gelbe Knötchen in der grauröthlichen, granulirten Parthie, welche die Hauptmasse bildete. Auch in den anscheinend gesunden Stellen des Lungen¬ gewebes waren einzelne gelbe Knötchen zerstreut; ausserdem war die ganze Ober¬ fläche beider Lappen an der äusseren, der Brustwand zugekehrten Seite mit einer dünnen, durchscheinenden, ziemlich festen Ausschwitzungsschicht überzogen, welche sich in grösseren Fetzen abziehen liess. Der grössere mittlere Lappen rechter- seits war an seiner ganzen Oberfläche mit dieser Schicht überzogen und so fest, dass er nur an der Wurzel noch etw^as blasiges Lungengewebe zeigte. Die mikroskopische Untersuchung ergab keinen andern Befund, als man auch in menschlichen Lungen erhält. Die gelben Knötchen bestanden überall aus einer feinkörnigen Punktmasse ohne Fetttröpfchen , mit zerstreuten , blassen , zellen¬ artigen Gebilden (sog. Tuberkelkörperchen). Die grau durchscheinenden Massen unterschieden sich von der gelben nur durch ein Vorwiegen der zellenartigen Ge¬ bilde im Verhältniss zur Punktmasse und durch die Anwesenheit einer festen Zwischensubstanz ohne weitere Structur, welche die genannten Formtheile und zum Theil das wohlerhaltene Lungengewebe einschloss. Die Ausschwitzungsmasse auf der Oberfläche bestand aus geronnenem Blutfaserstoff in scholligen Massen, hie und da mit Punktmasse gemischt, sonst ohne alle Structur. Die Verzweigungen der Luftröhre enthielten einen grauröthlichen Schleim mit zahlreichen abgestossenen 94 Epithelien, deren Wimperhaare noch sehr deutlich waren ; aus den feineren Bron¬ chien Hessen sich aber auch längere, halbfeste, fadige Massen herausziehen, welche dieselben Epithelien in einer halbfesten , durchscheinenden Masse eingebettet er¬ kennen Hessen. Eitrige Massen und Eiter waren nirgends wahrzunehmen. Nach diesem Befunde scheint es, dass hier ein chronischer Process, der wahr¬ scheinlich schon längere Zeit bestand, mit einem frischen, mehr acut eingetretenen Leiden , welches den Tod herbeiführte , vergesellschaftet war. Das chronische Leiden entspricht ganz der chronischen (sog. interstitiellen) Tuberculose des Menschen, das acut eingetretene aber am meisten der sog. lobulären Lungen¬ entzündung und scheint sich besonders an den bereits chronisch erkrankten Stellen angesetzt zu haben. Wenn es daher wahrscheinlich ist, dass eine mehr im Ver¬ borgenen und allmälig einwirkende Ursache den ersten Keim zu der Krankheit legte, so kann doch kein Zweifel sein, dass die Affen derselben Erkältungskrank¬ heit unterworfen sind, welche auch beim Menschen schnell verlaufende Lungen¬ entzündungen und Lungensuchten herbeiführt. Von den letzteren droht offenbar die grösste Gefahr, da es nicht möglich ist, die Thiere in gleicher Weise vor den Einflüssen des Witterungs- und Temperaturwechsels zu schützen, wie die Menschen. Schon die mangelnde Bekleidung,*) in Verbindung mit der bei den Affen im Ganzen sehr spärlichen Behaarung und typischen Magerkeit, macht eine geeignete Kegulirung dieses Theiles ihrer Diätetik sehr schwierig, da eine Steigerung der Ofenhitze nicht blos durch Steigerung der Temperatur im Allgemeinen wirkt, sondern durch die strahlende Wärme, die Trockenheit der Luft, die Entziehung des Sauerstoffgehaltes und die Beimischung schädlicher Stoffe, insbesondere bei Steinkohlenfeuerung, höchst verderblich werden muss. Es muss daher schon als ein grosser Gewinn betrachtet werden, dass die Kunst, wie aus der Mittheilung des Herrn Dr. Schmidt hervorgeht, durch geeignete Mittel im Stande ist, den chro¬ nischen Erkrankungen vorzubeugen und damit eine gefährliche Disposition zu acuten Erkrankungen zu beseitigen. B. Vorkommen von Steppenhühnern in Deutschland. Am 15. Mai bemerkten Arbeiter auf dem Felde des Gutes Purpesseln (Gumbinnen), wie zwei Krähen einen Habicht verfolgten, welcher einen bedeutenden Vogel im Schnabel mit sich führte. Derselbe Hess den Vogel zur Erde fallen und solcher konnte so¬ mit — da er bereits getödtet war — unbehindert aufgenommen werden. Zu gleicher Zeit wurde auf dem Gute Kindschen (bei Tilsit) ein eben solcher Vogel geschossen. Während dieser männlichen Geschlechts (Kehle mit rostrothen Flecken besetzt), gehörte der in Purpesseln gefundene (Gurgel mit einem schwarzen, an den Seiten unterbrochenen Ringe) dem weiblichen Geschleclite an. In der Stadt *) Auf die Gefahr hin, einen unpraktischen Vorschlag zu machen, kann man doch daran erinnern, dass manche kurzhaarige Hausthiere, namentlich Pferde und Hunde, unter Umständen im Winter einer künstlichen Bedeckung nicht entbehren können, und dass es nicht iu das Bereich der Uebertreibungen gehört, wenn man versuchen wollte , Tropenthiere , auf deren Erhaltung in unserem Klima man ein Gewicht legt, an eine nach den Jahreszeiten verschiedene Bedeckung oder selbst Bekleidung zu gewöhnen. Es käme nur darauf au, das Geeignete zu finden, ohne den Thieren eine allzugrosse Belästigung zuzumuthen. 95 Marienburg in Westpreussen wurde ein gleiches Exemplar (Weibchen) erlegt. Auf der Domäne Fischhausen ist ein Schwarm dieser Vögel beobachtet worden, von denen 3 (2 Männchen und 1 Weibchen) geschossen und dem k. Museum in Königs¬ berg zum Ausstopfen eingesendet wurden. Herr Conservator Wiedemann daselbst machte die Mittheilung, dass seit den 32 Jahren seiner Wirksamkeit bei dem k. Museum ihm nie ein Exemplar dieses Vogels zum Ausstopfen eingeschickt worden sei. Als eine wohl beachtenswerthe Thatsache theilte derselbe dem Vortragenden (Hrn. Gutsbesitzer Minden) gleichfalls mit, dass er in einem der ihm übersandten Weibchen ein fast vollständig ausgebildetes Ei vorgefunden habe. Schriften der k. physik.-Ökonomisclien Gesellschaft in Königsberg’. 1863. S. 11. Hautmuskeln der Vögel. Ausstopfer und Darsteller machen wir auf die nackten Köpfe der Geier und Condoren aufmerksam, deren Haut nicht glatt an¬ liegt, sondern namentlich am Hinterkopf und am Nacken in viele starke Quer¬ falten gerunzelt ist, eine Folge der an der Haut befestigten und unter derselben liegenden Hautmuskeln. Bei der herrschenden Kälte scheint diese Runzelung be¬ sonders stark zu sein. Wir finden nicht, dass eine der gangbaren Abbildungen diese für die Physignomie dieser Vögel so bedeutsame Eigenthümlichkeit genügend berücksichtigt hätte. B. Literatur. E. Grube, o. Prof, der Zoologie an der Universität Breslau etc., Die Bedeutung der Thierwelt für den Menschen. Eine Rede, gehalten bei Ueber- nahme des Rectorats am 15. Oct. 1863. Breslau, Verlag von Ferdinand Hirt. 1863. 8°. 22 S. Eine erwünschte Gelegenheit und Veranlassung, von Zeit zu Zeit einen prüfenden Ueberblick auf die Errungenschaften der Wissenschaft hinzuwerfen und sich über den jeweiligen Standpunkt derselben Rechenschaft zu geben, geben die alljährlich wiederkehrenden akademischen Feierlichkeiten und die dabei ge¬ haltenen amtlichen Festreden. Sie sind gewissermaassen Jahresberichte über Jahr¬ zehnte und Jahrhunderte, aber in verarbeiteter Form, während die alljährlich in fachwissenschaftlichen Journalen erscheinenden Berichte der Natur der Sache nach mehr die Bedeutung eines Registers haben. Auch dem grösseren Publikum dürften daher solche Festreden, insofern sie zum Druck gelangen, von Interesse sein, und damit dies letztere öfter geschehe, als wirklich der Fall ist, bedürfte es vielleicht nur einer geeigneten Rücksichtnahme der gelehrten Redner, um eine solche Ge¬ legenheit, weit über die Grenzen ihrer Auditorien hinaus belehrend und anregend zu wirken, noch bedeutungsvoller zu machen. Wir glauben, dass kein allgemein gebildeter Leser von dem Reichthum an Hinweisungen unbefriedigt bleiben wird, welche die vorliegende, in anspruchloser Form gehaltene Rede bietet, auf deren Inhalt wir bei dem anerkannten Ruf und der Stellung des Verfassers nicht nöthig haben näher einzugehen. B. 96 „Der Jäger“ von Franz Graf von Wälder see. Mit zahlreichen Illustra¬ tionen von L. Beckmann, in Holz geschnitten von R. Brend’amour. Verlag von Alexander Duncker, k. Hofbuchhändler in Berlin. 1. Lief. 4. Ein reizendes Gedicht — „des Waidwerks Lust in frohem Ton zu preisen“ — wenig bekannt oder längst vergessen, wird nach 60 Jahren zum zweiten Male, dies¬ mal in elegantester Form, dargeboten. Das Gedicht erweckt Eindrücke , wie wir sie beim ersten Erscheinen des „Zedlitz’schen Waldfräuleins“ empfangen haben. Alles ist erlebt, erprobt und empfunden, die Sprache dabei vollendet. Mit sparsamen Mitteln, wie das Gedicht, schwingt sich die Illustration von der Hand des Herrn L. Beckmann , der den Lesern des „Zoologischen Gartens“ von länger her bekannt ist, zur Höhe der wirklichen Kunstleistung auf. Keine gesuchte Effecte, sondern die Situation an sich in ihrer Naturwahrheit geben den Reiz. Der Hund vor der Schnepfe ist ein vollendetes Genrebild, der sterbende Auerhahn ist von tragischer Wirkung; man wünscht diese Bilder vom Maler ausgeführt und von einer reicheren Scenerie umgeben zu sehen. Dass der Künstler ein passionirter Waidmann und, wir dürfen hinzufügen , ein guter Naturbeobachter ist , leuchtet überall hervor. Die Benutzung der Thierfährten, eine Specialität von ihm, ist ein ganz neuer Anfang. Dürfen wir einen Wunsch aussprechen, so wäre es nur der, dass es dem Künstler gefallen haben möchte , in den Randverzierungen der ein¬ zelnen Blätter oder Gesänge einige dem Gange des Gedichtes entsprechende Varia¬ tionen anzubringen. Die Holzschnitte, nicht alle von gleicher Vollendung, begrüssen wir als einen rüstigen Versuch auf dem Gebiete der Thier-Illustration, dieses bisher in Deutschland über Gebühr vernachlässigten Gebietes. Wir wollen Niemanden verletzen, allein es ist doch nicht in Abrede zu stellen, dass selbst in den besseren Werken der Art, sowohl was die Zeichnung als was die Ausführung betrifft, die Dar¬ stellungen der Thier e — mit Ausnahme der Hausthiere — zu den landschaft¬ lichen Leistungen in einem gar zu grellen Missverhältnis stehen. Möchte doch auf diesem Gebiete kein Künstler darzustellen versuchen, was er nicht selbst gesehen und im Leben beobachtet hat. Erst eine längere Uebung auf wohlbe¬ kanntem Gebiete kann ihn befähigen , sich mit Sicherheit auch auf einem ver¬ wandten, aber entlegeneren Gebiete zu bewegen. Die typographische Ausstattung ist vorzüglich, auch soll der lithographirte Umschlag später durch eine passende, elegante Decke ersetzt werden. Der Preis von P/sTlilr. für die Lieferung (deren 5 erscheinen sollen) erscheint für ein Werk von wahrem Ivunstwerthe, das nicht blos für Jagdfreunde, sondern für das ge- sammte gebildete Publikum bestimmt ist, sehr mässig. B. Eröffnung des zoologischen Gartens zu Moskau. Am 12. Februar beging in Paris die kaiserl. Acclimatisations- Gesellschaft ihr Jahresfest. Herr Drouyn de Lhuys hielt die Festrede und erwähnte darin, dass er am Abend vorher ein in Moskau aufgegebenes Telegramm erhalten habe, worin die kaiserlich russische Acclimatisations- Gesellschaft ihm die Eröffnung ihres zoologischen Gartens angezeigt. Köln. Zeit. Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. m <•*. W m Zeitschrift fiir Beobaclitung', Pflege und Zucht der Tliiere. Der „Zoologische Garten" erscheint jeden Monat in 1.1/4 bis 1 1/2 Bog. 83 11 11 fl. 51873. — kr. Von neuen Anschaffungen haben wir Ihnen nur zwei bedeutendere namhaft zu machen, erstens den allgemeinen Liebling, den gutartigen und wohl dressirten weiblichen Elephanten, und die Familie des canadischen Riesenhirsches, welcher durch seine fremdartigen Orgeltöne den Garten belebt. An Geschenken brachte uns das vergangene Jahr vieles Werthvolle und Schöne; wir benutzen diese Gelegenheit, unserem auswärtigen Collegen im Verwaltungsrath, Hrn. August Schmidt in Alexandrien, dessen Fürsorge wir so Vieles verdanken und welcher auch jetzt noch eine erfolgreiche Thätigkeit für uns entwickelt, unseren wärmsten Dank auszusprechen. Wenn wir uns erlauben, eine Liste sämmtlicher Geschenke hier circuliren zu lassen, so können wir uns nicht versagen, folgende hervorzuheben: Von Herrn G. Wo 11 he im in Alexandrien 1 Jaguar. 1 Löwen und 1 afrik. Strauss. 5 Gazellen. ii ii ii ii ii ii ii ii ii ii ii 1 1 ii ii ii w 11 „ C. Morpurgo „ Frau Consul Lautz „ Herrn R. Baumann „ „ Henry Schwabacher Albert Landau ii 53 33 33 33 33 C. Oppenheim in London 3 persische Schafe. 2 Dromedare. 2 Känguruh. 1 Wombat. ,, B. Andreae und A. Varrentrapp dahier 1 Paar graue Bären. Erzherzog Stephan auf Schaumburg 1 braunen Bären. Herzog von Sachsen -Coburg 1 Zwergziege und 1 Heidschnucke. Herrn von B arisch nik off dahier 1 Paar Nörze. J. Brönner dahier 2 Edelmarder. Müller dahier 1 Reh. Major Flinsch dahier 2 Füchse. C. Doerr dahier 1 Springmaus. J. L. Blumenthal dahier 4 schottische Hasen. J. John dahier 2 Jagd -Fasanen. W. Glöckler in Brünn 4 Fasanen. „ General von Liel dahier 1 gelbhaubigen Cacadu. ,, Kr ie ekler dahier 1 chinesischen Lori. 33 33 33 33 33 33 33 190 Von Frau Pabstmann in Mainz 1 Pfauenhenne. „ Herrn Assessor Fresenius dahier 1 weissen Raben. „ „ J. Lungershausen in Schlottheim 1 Kornweihe. „ „ T. P. Barn um in New-York 2 Klapperschlangen. Auch durch Fortpflanzung der bei uns acclimatisirten Thiere hat unser Bestand zugenommen. Wir heben folgende hervor: 6 Wölfe, 1 Bennetts-Känguruh, 4 Känguruhratten, 1 Elenn-Antilope, 1 Säbel- Antilope, 1 Schweinshirsch, 2 Axishirsche, 4 Damhirsche, 1 Mouflon, 1 Guinea- Schaf, 1 Zackeischaf, 1 persisches Schaf, 3 Heidschnucken, 2 Widahziegen, 4 Zwerg¬ ziegen, 2 Kachemirziegen, 2 Yaks, 19 Maskenschweine, eine Anzahl Hühner, Tauben und Enten, 35 Wellenpapageien. Durch den Tod haben wir leider einige sehr werthvolle Exemplare verloren, namentlich einen afrikanischen Strauss, eine Giraffe und eine Säbel-Antilope; die beiden letzteren verendeten an einer sehr eigenthümliclien Krankheit der Knochen, die hier bei einheimischen Thieren nicht vorzukommen pflegt. Den unausgesetzten Bemühungen unseres verdienstvollen Directors, Herrn Dr. Schmidt, ist es gelungen, die Seewasseraquarien durch geeignete Vorrichtungen mit fliessendem Wasser zu versehen und deren reichhaltige Bevölkerung in gutem Zustand zu erhalten. Fenier hat derselbe durch ebenso sinnreiche, wie prak¬ tische Einrichtungen es ermöglicht, mehrere Tausend Salinen- und Forelleneier zum Ausschlüpfen zu bringen; die Jungen sind bis jetzt vortrefflich gediehen und die kleinen Forellen befinden sich seit einigen Tagen in einem klaren Bache des Taunus. Unsere Bibliothek erfreute sich namentlich durch den Tauschverkehr mit aus¬ wärtigen Gesellschaften des schönsten Zuwachses. Wir geben Ihnen hier das Verzeichniss der gelehrten Gesellschaften, Redactionen etc., mit welchen wir seit Abschluss des vorigen Jahresberichts in Verbindung getreten sind. 1. Europa. Altenburg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. Amsterdam: K. Akademie van Wetenschappen. Arolsen: Landwirtschaftlicher Verein im Fürstenthum Waldeck. Bamberg: Naturforschende Gesellschaft. Berlin: Hühnerologischer Verein. Crefeld: Naturwissenschaftlicher Verein. Danzig: Hauptverein westpreussischer Landwirthe. Darmstadt: Verein für Erdkunde und verwandte Wissenschaften. „ Centralbehörde für die landwirtschaftlichen Vereine im Gross¬ herzogthum Hessen. Dublin: Natural history society. Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein. Eldena: Baltischer Centralverein für Landwirtschaft. Frankfurt a. M.: Freies deutsches Hochstift. Görlitz: Gewerbe- Verein. > St. Gallen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Gumbinnen: Landwirthschaftl. Centralverein für Litauen und Masuren. Halle: Landwirtschaftlicher Centralverein der Provinz Sachsen. Hannover: Naturhistorische Gesellschaft. 191 Jauer: Oekonomiscli - patriotische Societät der Fiirstenthümer Schweidnitz und Jauer. Innsbruck: Forstverein für Tyrol und Voralberg. Karlsruhe: Badischer Verein für Geflügelzucht. Lemberg: K. K. Gaiizische landwirtschaftliche Gesellschaft. Litt au: Schweizerische Seidenbau- und Bienenzeitung. London: Royal Society. Neubrandenburg: Verein der Freunde der Naturwissenschaft in Mecklenburg. München: Landwirthschaftlicher Verein in Bayern. Neu haidensieben: Landwirthschaftlicher Verein. Osnabrück: Landwirthschaftlicher Provinzialverein für das Herzogthum Arenberg- Meppen. Prag: Verein böhmischer Forstwirte. Stuttgart: Redaction des Buchs der Welt. Triest: Societa Zoofila. Uelzen: Redaction der land- und forstwirtschaftlichen Zeitung für das * F ürstentlium Lüneburg. Wien: Geographische Gesellschaft. „ Redaction des Sports. „ Redaction der allgemeinen illustrirten Zeitschrift für Land- und Forstwirte. Wiesbaden: Verein nassauischer Land- und Forstwirte. Worms: Redaction der „kurzen Berichte über die neuesten Erfindungen, Entdeckungen und Verbesserungen im Gebiete des Gewerbe¬ wesens“ etc. Würzburg: Polytechnischer Verein. 2. Amerika. Albany: New-York-State agricultural society. Boston: Academy of Sciences and Arts. Charlestown: Elliot Society of natural history. Columbus: Ohio-State Board of agriculture. New-Haven: American Journal of Sciences and Arts. Philadelphia: Philosophical Society. Die durch den Wegzug des Herrn Dr. Weinland vacant gewordene Stelle eines wissenschaftlichen Secretärs haben wir nicht wieder besetzen zu müssen geglaubt, da Herr Director Schmidt durch verdoppelte Bemühungen die jenem, ausser der Redaction der Zeitschrift, zugekommenen Obliegenheiten mit über¬ nehmen konnte. Die Redaction der Zeitschrift ist in die Hände des Herrn Prof. Dr. Bruch übergegangen, den wir zu diesem Zweck zu gewinnen so glücklich waren. Ob¬ gleich der frühere Redacteur eine Zeitschrift in gleicher Tendenz herauszugeben begonnen hat, hat die Anzahl unserer Abonnenten sich mit jeder erscheinenden Nummer vermehrt, und wir haben Herrn Prof. Dr. Bruch gerne das Zugeständniss gemacht, wenn er es für zweckmässig erachtet, dieselbe auf 2 bis 21/* Bogen zu bringen, anstatt 1 bis 1 l/% wie bisher. Wir bringen Ihnen, verehrte Herren, die Angelegenheiten der Zeitschrift, welche eigentlich das vergangene Jahr nicht be- 192 rühren, schon heute vor, um mancherlei Fragen, die uns in dieser Hinsicht gestellt worden sind, mit einmal zu beantworten. * Und so, meine Herren, sehen Sie, dass der Garten und seine Angelegenheiten sich in ruhiger gedeihlicher Fortentwicklung befinden; wir hoffen ein Gleiches für die kommenden Jahre berichten zu können. Es bleibt jetzt noch übrig, die Neuwahlen für die aus dem Verwaltungsrath und dem Actionärausschuss statutengemäss austretenden Herren vorzunehmen. Es sind die Herren: Wilh. Brückner Alb. Varrentrapp Verwaltungsräthe. Franz Strauss Dr. Getz Dr. Pfefferkorn Dr. Ed. Binding Georg Seufferheld • Mitglieder des Actionärausschusses. Sodann erbittet sich Ihr Verwaltungsrath in Folge der statutengemäss 14 Tage aufgelegenen und von Ihrem Actionärausschuss geprüften Bilanz Entlastung für das Jahr 1863. Nachdem die erbetene Genehmigung ohne Discussion von der Generalversammlung ertheilt worden war, wurden sämmtliche im Aus¬ tritt befindliche Mitglieder des Verwaltungsrathes und des Actionär¬ ausschusses mit Stimmeneinheit wiedergewählt und, da Niemand weiter das Wort begehrte, die Generalversammlung geschlossen. Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a, M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Im April fand eine Vermehrung unseres Thierbestandes nur durch verschiedene Geburten statt, welche vorzugsweise bei Schaf- und Ziegenarten vorkamen und zum Theil recht erfreuliche und werthvolle Eesultate lieferten. Unter den schafartigen Thieren stehen obenan: Zwei sardinische Mouflons (Ovis musimon), von denen das eine in gerader Linie von einem aus Sardinien selbst eingeführten Paare abstammt. Einige Heidschnucken veranlassten uns, vergleichende Mes¬ sungen anzustellen, deren Resultat wir hier folgen lassen. 193 * . Bock- Das- Schaf- Schaf- lamm selbe lamm lamm 1 T. alt. 14T. alt. 3 W. alt. 5 W . alt. Länge der Stirne von der Schnauze bis zu der Cm. Mm. Cm. Mm. Cm. Mm. Cm. Mm. Stelle, an welcher die Hörner angedeutet sind 9 4 13 — 13 5 13 7 Von da bis zwischen die Ohren . 6 — 5 4 4 4 4 7 Breite des Kopfes zwischen den Ohren . . . 6 — 7 4 6 5 7 4 Länge der Hörner . — — 3 6 1 8 2 — Länge der Ohrmuschel . 4 7 7 7 6 5 8 5 Breite der Ohrmuschel . 3 — 3 5 3 5 4 5 Länge des Halses . 9 4 12 — 11 3 13 — Länge des Rückens vom Widerrist bis zur Schwanzwurzel . 23 5 33 2 36 o 38 — Länge des Schwanzes . 10 7 12 4 13 6 13 6 Höhe des Vorderfusses vom Boden bis zum Ellenbogen . 23 5 26 5 27 2 28 5 Vom Ellenbogen bis zum Widerrist . 11 8 14 2 14 — 19 — Höhe des Kniees über dem Boden . 12 — 23 3 27 2 28 4 Höhe vom Knie bis zum Kreuz . 16 5 23 5 12 — 19 — Eine Kaschemirziege. Diese pr ächtige Ziegenr ace war leider dem Aussterben bei uns sehr nahe, da das ohnehin bereits ziemlich alte weibliche Thier immer nur männliche Junge lieferte. Das jüngst¬ geborene ist nun endlich ein weibliches Exemplar und es ist somit gegründete Hoffnung vorhanden, dass wir die Zucht fortzusetzen im Stande sein werden. Eine Messung des Thierchens am ersten Tage ergab folgende Zahlen: Länge des Kopfes von der Schnauzenspitze bis zwischen die Ohren Breite zwischen den Ohren . Länge der (herabhängenden) Ohrmuschel . Breite derselben . Länge des Halses . Länge des Rückens vom Widerrist bis zur Schwanzwurzel . . . Länge des Schwanzes . Höhe des Yorderfusses vom Boden bis zum Ellenbogen . . . . Vom Ellenbogen bis zum Widerrist . Höhe des Kniees über dem Boden . Höhe vom Kniee bis zum Kreuz . 11 Cm. 3 Mm 6 5? — 8 5) 4 55 4 ir 2 55 8 ?> 2 55 28 >5 — 55 6 5? — 55 20 V — 55 13 }! — 55 21 V 3 55 13 J) — 55 Ausser diesen wurden noch ein Zackeischaf und zwei Wydah- ziegen geboren. Durch den Tod verloren wir ausser einigen, meistens an Darm- katarrli verendeten, Vögeln folgende Thiere: Eine rothe Meerkatze (Cercopithecus patas). Eine frühere, unter den Symptomen eines heftigen Katarrhs aufgetretene, Erkrankung hatte das Thier an¬ scheinend ohne Nachtheil überstanden und war bis wenige Tage vor dem Tod, 194 soweit sich beurtheilen liess, vollständig gesund. Die einzigen Erscheinungen, welche auf eine neue Krankheit hindeuteten, waren Verminderung des Appetits und eine zeitweilige lähmungsartige Schwäche der vorderen Extremitäten. Bei der Section fand sich eine ziemlich feste Verwachsung beinahe der ganzen Oberfläche der linken Lunge mit dem Brustfell. Das Organ selbst war theilweise luftleer, ödematös und in den unteren Lappen härtlich anzufühlen, ohne Zweifel in Folge der früher überstandenen Entzündung. Alle übrige Organe waren gesund und namentlich fanden sich keine Tuberkeln. Eine Stein ge is starb an einer intensiven Entzündung der Schleimhaut des vierten Magens, welche, mit der bei den ziegenartigen Thieren gewöhnlichen Schnelligkeit des Verlaufs der Krankheiten, innerhalb weniger Stunden den Tod herbeiführte. Die anderen Organe waren gesund. Ein Paradieskranich. Zehn Tage vor dem Tode stellte sich eine warme und schmerzhafte Anschwellung der Gelenke des rechten Beines ein. Bei der Section fand sich eine starke Infiltration der erkrankten Partieen mit intensiver Röthung der betreffenden Gelenkenden der Knochen (acuter Rheumatismus?), und zwei wahrscheinlich von geheilten Knochenbrüchen herrührende Anschwel¬ lungen der langen Knochen an demselben Beine. Eine Bernikelgans (Bernicla inornata) starb an Tuberculose beider Lungen. Dem Tode ging seit mehreren Wochen eine stets zunehmende Schwäche erst des linken und dann auch des rechten Fusses voraus, so dass das Thier schliesslich gar nicht mehr stehen konnte. Nachrichten von dem zool. Garten in Hamburg. Von Dr. A. Breliin, Director des zool. Gartens in Hamburg. Am 17. Mai 1863 wurde der zoologische Garten in Hamburg eröffnet und an diesem Tage von 1624 Erwachsenen und 215 Kindern besucht. Seit Eröffnung des Gartens bis 31. December 1863 ist derselbe von 186,696 Erwachsenen und 86,828 Kindern besucht worden. Der 2. August war der am meisten besuchte Tag, mit 27,361 Erwachsenen und 10,776 Kindern, der schwächste der 5. December mit nur 1 Erwachsenen. An Abonnementskarten sind seit der Eröffnung bis zum 31. De¬ cember ausgegeben worden: 271 Familien-, 547 Personen-, 38 Haus¬ genossen-, 24 Militär- und 44 Fremden-Karten. Der Thierbestand war am 1. April 1864 folgender: 195 I. Mammalia, Säugethiere. 1. Quadrumana, Vierhänder, 1. 1 Troglodytes niger. f. 2. 3 Macacus cynomolgus. m. 3. 1 Macacus nemestrinus. m. 4. 2 Cynocephalus Hamadryas. 5. 2 Cynocephalus Babuin, m. 6. 1 Mormon Maimon. f. 7. 1 Cebus capucinus. m. 8. 1 Chrysothrix sciureus. m. 9. 2 Jachus vulgaris, m. f. 10. 3 Lemur Mongoz. m. f. 11. 1 „ spec.? 12. 1 „ spec.? 19. 2. Rapaces, Raubthiere. 13. 1 Leo senegalensis. m. 14. 3 Puma concolor. m. f. 15. 2 Tigris regalis. m. f. 16. 1 Leopardus antiquorum. m. 17. 1 „ varius. m. 18. 3 „ Serval, m. f. 19. 1 Lynx variegatus. m. 20. 1 „ canadensis. m. 21. 2 Cynailurus guttatus. m. 22. 4 Canis lupus. m. f. 23. 1 „ latrans. m. 24, 1 „ Anthus. m. 25. 1 „ mesomelas. f. 26. 1 „ aureus, m. 27. 1 „ cancrivorus. m. 28. 2 Yulpes vulgaris, m. f. 29. 1 „ Azarae. m. 30. 2 „ lagopus. m. 31. 1 Hyaena crocuta. m. 32. 1 Viverra indica. f. 33. 2 Genetta tigrina. m. f. 34. 2 Paradoxurus typus. m. f. 35. 1 „ Musanga. m. 36. 1 Herpestes Ichneumon, m. 37. 1 „ griseus. m. 38. 1 „ fasciatus. f. 39. 2 Mustela Martes, m. f. 40. 1 „ foina. f. 41. 2 Lutra vulgaris. 42. 1 Meies vulgaris, m. 45 Tr. 45 43. 5 Ursus arctos. m. f. 44. 2 „ americanus. m. f. 45. 2 „ tibetanus. m. 46. 1 Helarctos malayanus. m. 47. 2 Tlialassarctos maritimus. m. f. 48. 1 Procyon lotor. m. 49. 4 Nasua mexicana. m. f. 50. 1 Cercoleptes caudivolvulus. m. 51. 2 Phoca vitulina. m. f. *65^ 3. Marsupialia, Beutelthiere. 52. 4 Phalangista vulpina. m. f. 53. 1 Macropus fuliginosus. f. 54. 2 „ Benettii. m. f. 55. 2 Halmaturus Derbyanus. m. f. 56. 3 „ Thetidis. m. f. 57. 1 „ Billarderii. m. 58. 4 Hypsiprymnus murinus. m. f. 59. 1 Phascolomys latifrons. m. 18. 4. Glires, Nagethiere. 60. 7 Sciurus vulgaris, m. f. 61. 1 „ bicolor. 62. 3 „ spec.? (Mexico.) m. f. 63. 1 Myoxus Glis. m. 64. 2 „ Nitela. m. f. 65. 2 Lepus timidus. m. f. 66. 1 Hystrix cristata. m. 67. 2 „ javanica. m. f. 68. 1 Atherura africana. f. 69. 1 Coelogenys Paca. m. 70. 1 Dasyprocta cristata. m. 71. 2 „ croconota. m. f. 72. 1 Hydrochoerus Capybara. m. ~25. 5. Multungula, Vielhufer. 73. 1 Elephas indicus. f. 74. 1 Tapirus americanus. f. 75. 6 Sus pliciceps. m. f. 76. 2 Dicotyles torquatus. m. f. Ia 6. Solidungula, Einhufer. 77. 1 Asinus africanps. m. 7S. 3 Pony. m. f. T 7. Ruminantia, Wiederkäuer. Tr. 40 79. 2 Camelus bactrianus. m. f. 95. 2 Mazama virginiana. m. f. 80. 2 Auchenia Llama. m. 96. 3 Capreolus vulgaris, m. f. 81. 5 „ Huanaco. m. f. 97. 2 Capelia rupicapra. m. f. 82. 1 Alces palmatum. f. 98. 2 Portax picta. m. f. 83. 4 Tarandus rangifer. m. f. 99. 1 Hircus angorensis. m. 84. 5 Dama platyceros. m. f. 100. 1 ,, mambricus. m. 85. 3 Cervus Elaphus. m. f. 101. 2 „ reversus. f. 86. 4 „ canadensis. m. f. 102. 1 Ovis tragelaplius. m. 87. 1 „ Wallichii. f. 103. 3 „ musimon. m. f. 88. 1 „ Duvaucelii m. 104. 1 „ persica. m. 89. 2 Axis maculata. m. f. 105. 4 ,, platyura. m. f. 90. 3 Hussa Hippelaphus. m. f. 106. 6 „ strepsiceros. m. f. 91. 1 „ equina. m. 107. 2 Bonasüs americanus. m. f. 92. 1 „ spec.? m. 108. 2 Bos indicus. m. f. 93. 4 Hyelaphus porcinus. m. f. 109. 2 „ j, minor. m. f. 94. 1 Mazama leucura. f. 110. 1 JL Bubalus Kerabau. f. 4Ö~ 75. II. Aves> Yogel. 1. Accipitres, Raubvögel. Tr. 60 1. 3 Sarcoramphus Gryplius. m. f. 27. 6 Syrnium aluco. m. f. 2. 3 Gyps fulvus. m. f. 28. 4 Athene passerina. m. f. 3. 1 „ Rüppellii. m. 70. 4. 2 Otogyps auricularis. m. 2 !. Psittaceae, Papageien. 5. 2 Yultur cinereus. m. f. 29. 2 Ara Macao, m. f. 6. 3 Aquila fulva. m. f. 30. 1 „ Aracanga. 7. 3 „ chrysaetos. m. f. 31. 1 „ militaris. 8. 2 „ audax. m. f. 32. 1 „ araraima. 9. 1 „ naevia. m. 33. 1 „ severus. 10. 1 Spizaetos bellicosus. 34. 1 Licmetis nasicus. 11. 1 ,, tyrannus. 35. 2 Cacatua cristata. 12. 1 Helotarsus ecaudatus. 36. 1 „ galerita. 13. 3 Haliaetos leucocephala. m. f. 37. 1 „ Leadbeaterii. 14. 10 „ albicilla. m. f. 38. 1 Psittacus Erythacus. 15. 1 „ Macei. 39. 2 „ leucocephalus. 16. 2 Falco peregrinus. m. f. 40. 1 „ sinensis. 17. 1 „ subbuteo. f. 41. 1 Platycercus Pennantii. m. 18. 4 Cerclineis tinnuncula. m. f. 42. 2 Psepliotes multicolor. m. f. 19. 1 Rhynchodon sparverius. m. 43. 2 Palaeornis pondicerianus. n 20. 1 Astur palumbarius. 44. 2 „ torquatus (?) m. 21. 1 Buteo borealis. 45. 3 Melopsittacus undulatus. m. 22. 4 „ vulgaris, m. f. 46. 2 Conurus pertinax. m. f. 23. 2 Milvus regalis. 47. 1 „ guianensis. 24. 2 „ ater. 48. 2 „ canicularis. m. f. 25. 3 Circus rufys. 49. 1 „ virescens. m. 26. 2 Bubo maximus. m. f. 50. 1 Psittacula cana. 60 32. 197 3. Passeres, Sperlingartige. 51. 5 Padda oryzivora. 52. 4 Quelea sanguinirostris. m. f. 53. 4 Astrilda rubriventris. 54. 2 Fringilla caelebs. m. f. 55. 1 „ sulphurata. 56. 1 Euplectes ignicolor. m. 57. 2 Chloris pinctorum. 58. 3 Spinus alnorum. m. f. 59. 3 Emberiza citrinella. m. f. 60. 1 Curruca garrula. 61. 8 Alauda alpestris. m. f. 62. 1 Lanius collurio. 63. 1 Turdus viscivorus. 64. 1 Merula vulgaris, f. 65. 1 Oriolus galbula. f. 66. 1 Corvus corax. 67. 1 „ corone. 68. 2 Fregilus graculus. 69. 1 Pica caudata. 70. 2 Gymnorliina leuconota. m. 71. .1 Icterus Jamaica, m. 72. 1 Molotbrus oryzivorus. 73. 2 Corythaix persa. 74. 2 Dacelo gigantea. 75. 3 Picus auratus. m. f. 54. 4. Columbinae, Tauben. 76. 3 Columba oenas. 77. 2 Palumbus torquatus. 78. 3 Turtur tigrinus. 79. 1 ,, Dussumieri. 80. 2 ,, meloda. 81. 1 „ erytbropbrys. 82. 1 „ auritus. 83. 1 „ risorius. 84. 2 Trygon migratoria. f. 85. 1 Phaps chalcoptera. f. 17. 5. Gallinaceae, Hühner. 86. 7 Phasianus colchicus. m. f. 87. 3 „ torquatus. m. f. 88. 3 Nyctliemerus argentatus. m. 89. 6 Tliaumalea picta. m. f. 90. 4 Gallopliasis melanotus. m. f. 91. 1 Penelope superciliaris. 24. Tr. 24 92. 2 Ortalida M’Callii. m. f. 93. 3 Crax alector. m. f. 94. 2 „ rubra, m. f. 95. 1 „ Yarellii. m. 96. 1 Urax Pauxi. m. 97. 1 „ spec. ? 98. 1 Tetrao Urogallus. m. 99. 1 ,, intermedius. m. 100. 3 ,, tetrix. m. f. 101. 1 Numida vulturina. m. 102. 4 „ meleagris. m. f. 103. 1 Perdix cinerea, m. 104. 2 „ petrosa. m. f. 105. 4 „ rubra, m. f. 106. 1 Ortyx mexicana. m. 107. 1 Lophortyx californiana. f. 108. 2 Co turnix vulgaris, m. f. 109. 2 Meleagris gallopavo. m. f. 110. 2 Pavo japonicus. m. f. 111. 4 „ cristatus. m. f. 112. 5 Syrrhaptes paradoxus. m. f. 113. 4 Pterocles alchata. m. f. 114. 72. 6. Struthiones, Straussartige. 2 Rliea americana. m. f. 115. 1 Dromaius Novae Hollandiae. 116. 1 Casuarius galeatus. m. 117. 3 Otis tarda, m. f. 118. 7, 3 7. Grallae, Stelzvögel. Grus cinerea, m. f. 119. 1 „ paradisea. 120. 2 Balearica pavonina. m. f. 121. 3 Ardea cinerea. 122. 3 „ purpur ea. 123. 6 Platalea leucorodia. 124. 3 Botaurus stellaris. 125. 3 ,, minutus. m. f. 126. 5 Nycticorax europaeus. m. f. 127. 2 Leptoptilus crumenifer. m. f. 128. 3 Ciconia alba. 129. 3 „ nigra. 130. 8 Machetes pngnax. m. f. 131. 1 Limosa melanura. 132. 1 Numenius arcuatus. m. 47. 198 Tr. 47 Tr. 75 133. 1 Ibis religiosa. 152. 16 Anas boschas. m. f. 134. 4 Gallinula chloropus. 153. 2 „ „ var. (Pinguin- 135. 4 Fulica atra. ente). m. 56. • 154. 4 Oidemia americana. m. f. 155. 10 Vulpanser tadorna. m. f. 8. Natatores, Schwimmvögel. 156. 11 Aix sponsa. m. f. 136. 1 Phoenicopterus roseus. 157. 2 Dendronessa galericulata. m. 137. 1 „ ruber. 158. 2 Querquedula circia. m. f. 138. 4 Cygnus olor. m. f. 159. 24 „ crecca. m. f. 139. 6 „ atratus. m. f. 160. 20 Mareca penelope. m. f. 140. 6 Cygnopsis cygnoides. m. f. 161. 30 Dafila acuta, m. f. 141. 2 „ canadensis. m. f. 162. 1 Platypus ferina. f. 142. 3 Anser segetum. m. f. 163. 2 Spatula clypeata. m. 143. 4 „ brachyrhynchus. m. f. 164. 1 Mergus merganser. m. 144. 7 „ cinereus. m. f. 165. 1 Rissa tridactyla. 145. 10 „ albifrons. m. f. 166. 15 Larus ridibundus. 146. 3 „ danubiensis. m. f. 167. 10 „ canus. 147. 9 Bernicla torquata. m. f. 168. 8 ,, fuscus. 148. 6 „ leucopsis. m. f. 169. 4 „ argentatus. 149. 4 Chenalopex aegyptiacus. m. f. 170. 4 „ maximus. 150. 3 Plectopterus gambiensis. m. f. 171. 5 Phalacrocorax cormoranus. 151. 6 Cairina moschata. m. f. 172. 1 Pelecanus onocrotalus. 75 248. Vierteljahr esbericht des Acclimatisationsgartens bei Paris* Das letzte Viertel des Jahres, welches den Herbst umfasst, gibt wegen der Verminderung der Lebensäusserungen bei den Thieren weniger Gelegenheit zu Beobachtungen. Der grosse Kreislauf des Hervorbringens und Bildens bei Thieren und Pflanzen ist vollendet und es beginnt die Mauserung und das Abfallen der Blätter, zwei ähnliche Erscheinungen. Alles bereitet sich auf die winterliche Buhe vor. Dieses Jahr hat die regnerische milde Witterung des October die Blumen länger erhalten, als sonst wohl der Fall zu sein pflegt, und erst gegen die Mitte des November haben heftige Regengüsse und Stürme die Bäume ihres Schmuckes beraubt. Gegen Ende des Monats traten einige Nachtfröste ein, welche die letzten ausländischen Pflanzen, welche man zum Schmucke des Gartens noch im Freien gelassen hatte, ihrer Schönheit beraubten. Der Orkan vom 3. December machte sich auch im Bois de Boulogne bemerklich und riss einige Bäume um. Die sehr milde, mehr feuchte als regnerische Witterung gegen das Ende dieses letzten Monats brachte bei manchen Gesträuchen einen sehr deutlichen Keimtrieb hervor, der ein ungewöhnlich zeitiges Frühjahr anzudeuten schien. Das lang andauernde milde und feuchte Wetter, welches den Pflanzen so sehr zuträglich war, hatte diese Eigenschaft keineswegs in Bezug auf die Thiere, wie aus der Sterblichkeit hervorgeht. Einige asiatische Hühnerarten mauserten noch zu Ende November, andere von denselben Racen, sowie Padoue-Hühner legten 199 noch im October. Im November hörte das Legen allgemein gänzlich auf, was in den früheren Jahren nicht der Fall gewesen war. Es begann erst Ende December wieder. Alle Vorbereitungen, um die Thiere vor der Kälte zu schützen, wurden ge¬ troffen. Manche werden in die gewärmten Häuser gebracht, in welchen aber die Temperatur nie über -f- 6° Centigr. steigt, insbesondere die Flamingo, Hokko, Ibis, Jakhühner, Trompetervögel und einige Tauben-Hühnervögel. Andere werden nur durch Strohdecken, welche um ihre Käfige herum angebracht werden, gegen den Nordwind geschützt. Die meisten werden nur des Nachts in geschlossene Häuser gebracht. Einige, wie die Himalaya-Fasanen (melanotus) und Schopftauben, bleiben ganz im Freien und trotzen jeder Witterung. In der kälteren Jahreszeit wird die Nahrung vermehrt, um die Wärmeent¬ wickelung von Seiten des Körpers zu steigern. Es wird im Allgemeinen mehr Hafer verabreicht. Im December begann das Lammen. Es wurden geboren: ein Senegalschaf, drei Zwergziegen, ein römisches Schaf, ein Axishirsch, ein Paraguayhirsch und ein Bastard von einem chinesischen Widder der Ong-ti Race mit einem Schafe von Naz. Dieses Lamm hat wie sein Vater keine Ohrmuschel und einen etwas rundlichen, aber längeren Schwanz. Ein anderer Bastard von einem männ¬ lichen Alpaka und einem Guanakoweibchen nähert sich dem Vater in der Form des Kopfes und dem feineren Haare. Sofort nach der Geburt stürzte die Mutter auf das Junge los und würde es getödtet haben, wenn man sie nicht daran verhindert hätte Sie wollte es nicht sehen, aber schon einige Stunden später war sie äusserst zärtlich gegen dasselbe. Vier oder fünf Tage später schien die Milch der Mutter zu versiegen, das Junge sog mit Beschwerde, so dass man sich genöthigt sah, es mit Kuhmilch zu nähren. Es ist gegenwärtig zwei Monate alt, befindet sich wohl und verspricht ein sehr interessantes Exemplar zu werden. Im November kamen die Casuare in die Brunst, die Cereopsis-Gans hatte ein Ei gelegt und aus einer Brut von fünf Eiern der schwarzen Schwäne schlüpften ebensoviel Junge aus. Man sieht daraus, dass alle diese australischen Thiere in unserem Klima den Jahreszeiten ihrer Heimat treu bleiben. Besonders merkwürdig ist dies bei den Casuaren, welche sich seit mehreren Jahren im Garten befinden, und bei den schwarzen Schwänen, welche schon früher Junge lieferten Gestorben sind im October, November, December, Hühner . 10 17 14 (worunter 10 Negerhühner) Schwimm- und Wasser¬ vögel . 89 194 106 (meistens wilde Vögel) Andere Vögel (Fasanen, Finken etc.) . 42 62 50 Säugethiere . 7 12 7 Unter den Säugethieren befand sich ein Wombat, der an Blutzudrang nach dem Gehirn, ein Känguruh (Halmaturus fuliginosus ), welches in Folge eines Geschwüres am Fusse, ein Argali, welches an Drehkrankheit durch den Gehirn¬ blasenwurm starb, und zwei Paka, welche fast ganz nackt waren und ohne Zweifel durch Erkältung starben. Bei den Hühnern herrschte fast allgemein Durchfall, der bei einigen Exemplaren mit Blut untermischt war. 200 Bei Hähnen mit grossen Kämmen wurden einige Fälle von einer sehr deutlich ausgesprochenen eigentümlichen Krankheit beobachtet. Ein Theil des Kammes, zuweilen selbst der ganze Kamm, wurde schwarz und diese Färbung schien die Folge eines Blutergusses zu sein; man war versucht, sie als eine Apoplexie dieses Theiles zu bezeichnen. Die Krankheit nahm nach 4 — 5 Tagen in allen Fällen einen tödtlichen Ausgang. Unter anderen Vögeln herrschte ebenfalls Diarrhöe, besonders unter den hühnerartigen, als Fasanen, Pfauen, Truthühnern. Dieser Krankheit erlagen auch drei Goldfasanen (Lopliophorus), nämlich das Weibchen, welches sich seit drei Jahren im Garten befand und bei dem man, ausser den Erscheinungen, welche mit dem Durchfall zusammenhingen, einige tuberculös entartete Drüsen im Schlunde (gosier) fand, sowie die beiden im Juni gezogenen Jungen, welche man ausser aller Gefahr glaubte. Bei ihnen fand sich nur Katarrh der Darmschleimhaut. Alle drei waren sehr mager. Die grosse Anzahl der gestorbenen Wasservögel hat ihren Grund in der Menge dieser Thiere, welche auf den Weihern zur Zierde gehalten werden. Geschenke waren zahlreich und mannigfaltig. Die mittlere Temperatur im Garten war im October, November, December + 8 + 2 + 3 Minimum um 6 Uhr des Morgens ....-{- 1 — 5 0 Maximum um 2 Uhr Nachmittags . . . . + 17 +17 +6. Die Zahl der Besucher war im October über 21,000, im November an 16,000, im December über 10,000. (Bull, de la Soc. d’acclimat. Janv. 1864.) Correspondenzen. Bemerkungen über die Abhandlung des Herrn Dr. R. Meyer in Offen- bacli über Felis variegata Wagner und Felis Irbis Müller. Die Verwirrung, welche in den allermeisten naturhistorischen Schriften bezüg¬ lich einer genauen Begrenzung der grossen gefleckten Katzenarten, ungeachtet der Bemühungen von G. Cuvier, Wiegmann, Wagner und Anderen, bis zur Stunde noch immer besteht und ihre richtige Erkennung wesentlich erschwert, hat sich erst neuerlich wieder in dem Aufsatze bestätigt, welchen Herr Dr. R. Meyer in Offenbach in Nr. 2 dieser Zeitschrift zur Oeffentlichkeit brachte. Wenn ich mich gedrungen fühle, zur Aufklärung dieses Gegenstandes hier einige Worte beizufügen, so geschieht dies einzig und allein im Interesse der Wissenschaft, um wenigstens für die Zukunft ferneren Verwirrungen vorzubeugen, und ich halte mich um so mehr hierzu berufen, als ich mir das Studium dieser Thiere schon seit einer langen Reihe von Jahren her zur Aufgabe gemacht und Gelegen¬ heit hatte, nicht nur eine sehr beträchtliche Menge von Bälgen fast aller bis jetzt bekannt gewordenen Arten in den verschiedensten europäischen Museen zu unter¬ suchen, sondern auch eine höchst beträchtliche Anzahl derselben lebend in Menagerien beobachten zu können. Herr Dr. R. Meyer hat in jener Abhandlung die Beschreibung und Abbildung zweier grossen gefleckten Katzen gegeben, die ohne allen Zweifel — sowie er dies auch 201 angibt — aus dem nördlichen Asien stammen, und die eine derselben ganz richtig als Felis Irbis Müller, die andere aber als Felis variegata Wagner bestimmt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er zu dieser Annahme durch den Um¬ stand bewogen, dass auch bei seinem Exemplare, das in einem ausgestopften Balge bestand, der zurückgelegte Schwanz bis an die Spitze der Schnauze reichte und die Ohrenspitze von graulich weisser Farbe war. Die übrigen Kennzeichen stimmen aber weder der Beschreibung, noch der Abbildung nach mit Wagner’s Felis variegata überein. Wie trügerisch und wenig verlässlich derlei Ausmaasse sind, wenn sie nur auf ausgestopften Bälgen beruhen und nicht an Cadavern abgenommen sind, weiss Jeder, der sich mit diesem Gegenstände öfter zu befassen Gelegenheit hat. Offenbar ist der Herr Verfasser durch den Haupttext, in welchem Wagner diese Art bespricht, in seiner Bestimmung irre geleitet worden, indem derselbe hierin allerdings das Vaterland nicht besonders hervorhebt. Doch weisen schon die von Wagner zu dieser Art gezogenen Synonyme von Peron, Raffles und Müller darauf hin , dass eine südasiatische Art derselben zu Grunde liegt und vorzüglich der Umstand, dass nicht Wagner, sondern Temminck es war, welcher diese dem Süden von Asien angehörige Art zuerst als eine selbstständige, von Felis Pardus L. — auf welche er den Namen Felis Leonardas übertrug — durchaus verschie¬ dene Art erkannte, und dass Wagner nur die von Temminck seiner neuen Art beigelegte , zu neuen Missverständnissen Anlass gebende Benennung Felis Pardus in Felis variegata umzuändern sich bestimmt fand. Unbegründet ist der Vorwurf, wenn Herr Dr. R. Meyer behauptet, Wagner führe nicht das Geringste über das Vaterland seiner Felis variegata an; denn nicht nur aus den der Beschreibung dieser Art beigefügten Noten auf Seite 483 und auf Seite 485 ist zu ersehen, dass Java das Vaterland derselben sei, sondern auch aus dem dieser Art unmittelbar vorausgehenden Artikel über Felis Pardus L., indem in demselben ausdrücklich angeführt wird, dass es durchaus zu missbilligen sei, dass Temminck den Namen Felis Pardus auf eine Art übertrug, die dem südlichsten Asien angehört. Die Farbe und Zeichnung von Felis variegata , welche Wagner der Temminck’schen Beschreibung entlehnt, hat nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit jener, welche der von Herrn Dr. R. Meyer beschriebenen und abgebildeten Katzenart zukommt. Ich habe wohl an 30 Exemplare der ersteren Art — die schwarze Ab¬ änderung derselben nicht mitgerechnet — theils lebend, theils in ausgestopften Bälgen zu sehen und zu untersuchen Gelegenheit gehabt, die mit Ausnahme der durch verschiedenes Alter bedungenen Grösse kaum irgend einen Unter¬ schied untereinander darboten. Alle waren durch die intensiv rost- oder ocher¬ gelbe Grundfarbe des Rückens und der Seiten ausgezeichnet, welche noch viel dunkler als beim afrikanischen Leopard (Felis Leopardus Cuvier) und niemals, wie bei diesem, intensiv fahlgelb war. Die stets scharf abgegrenzten, tief schwarzen ringförmigen Augenflecken, welche oft ebenso viele Reihen wie bei Felis Leopardus bilden, sind noch viel kleiner als bei diesem und auch dichter an¬ einander gereiht. Immer ist auch das Innere dieser Augenflecken oder der Hof, welchen jene rosettenartigen schwarzen Ringflecken umsäumen, von derselben Färbung wie die Grundfarbe und nicht so wie bei Felis Leopardus Cuvier lebhafter als der übrige Grund gefärbt, ein Merkmal, das diese dem Süden und 14 202 Westen von Afrika angehörige Art mit der nordafrikanisclien Felis Pardus L., der in Armenien, Syrien und Arabien, sowie auch in Nordost- Afrika vorkommenden Felis Nimr. Ehrenberg und der indischen Felis Antiquorum Ham. Smith , die sich wohl auch über Afghanistan, • Persien und den Süden von Turkistan verbreitet, gemein hat. So wenig als die Farbe und Zeichnung, stimmt auch die kurze Behaarung von Felis variegata mit der von Herrn Dr. R. Meyer beschriebenen und ab¬ gebildeten langhaarigen Art. Vergleicht man die Beschreibung und Abbildung der von Herrn Dr. R. Meyer ganz richtig auf Felis Irbis Müller bezogenen Katzenart mit jener seiner Felis variegata , so wird man ohne Zweifel und auch ohne sich auf eine weitere Vergleichung mit den Beschreibungen, welche B u f f o n , Pallas und Ehrenberg von der erstgenannten Art gegeben , einlassen zu müssen , sehr bald zu dem Resultate gelangen, dass man es nur mit zwei, dem Alter nach verschiedenen Exemplaren oder höchstens zwei unbedeutenden Varietäten einer und derselben Art zu thun habe und dass zwischen diesen beiden Katzen durchaus kein specifischer Unterschied besteht. Wenn ich also auch Herrn Dr. R. Meyer, in Bezug auf die Richtigkeit in der Bestimmung seiner „ Felis variegata^ , entgegentreten muss, so kann ich ihm nur beipflichten, wenn er darauf hindeutet, dass der von Wagner für Temminck’s „ Felis Pardusa vorgeschlagene Name auf keiner glücklichen Wahl beruhe.*) München, 22. Febr. 1864. Dr. L. J. Fitzinger. Lauchstädt, 3. April 1864. Meine Webervögel benehmen sich so sonderbar, dass ich nicht unterlassen kann, Ihnen darüber Mittheilung zu machen. Seit Anfang März d. J. habe ich dieselben, sowie meine anderen Vögel ( Melops . undulatus, Amadina fasciata und Sperm. cucullatus) aus dem Bauer in eine nach Süden gelegene Stube gebracht, in welcher drei grosse zum Tlieil hohle Weiden, Gebüsch, lebendes Epheu, sowie eine gehörige Anzahl verschieden con- struirter Nistkästchen und Korbnester angebracht sind. Während nun die Webervögel im Bauer das bekannte Umwickeln der Zweige nur in Wolle und anderen bunten Fäden ausführten , bedienten sie sich in ihrer neuen Heimath dazu des Heues. Bald fingen sie auch an, wirkliche Nester aus demselben Material zu bauen, deren jetzt bereits fünf mehr oder weniger vollendet sind. Das Auffällige dabei ist, dass sie nicht gemeinschaftlich bauen, sondern Jeder für sich an einem besonderen Nest arbeitet, ja sogar, wenn der Eine den *) Wir werden in der nächsten Nummer auf diesen Gegenstand zurück¬ kommen, da uns inzwischen auch von anderer Seite darauf eingehende Be¬ merkungen zugekommen sind. Für jetzt wollen wir nur darauf aufmerksam machen, dass die oben erwähnten Messungen bei näherer Vergleichung und Gegenüberstellung in diesem Falle eine grosse Uebereinstimmung in den Pro¬ portionen, aber einen bedeutenden Unterschied in der Grösse beider Thiere er¬ geben, was ebenso sehr für die Richtigkeit der Präparation, als für die Genauigkeit der Messung spricht, obgleich wir im Allgemeinen ganz damit einverstanden sind, dass Messungen an ausgestopften Thieren in vielen Fällen nur einen annähernden oder bedingten Werth haben können. B. 203 Andern bei seiner Arbeit unterstützen will, ihn derb und energisch zurückweist. Hätte ich die Vögel nicht aus Ihrer Hand als ein Pärchen bekommen und unter¬ schieden sie sich überdies nicht durch Brust und Kehle (der eine fiedert an Bauch und Brust zimmtroth, an der Kehle schwarz, der andere an denselben Stellen ganz hell, fast weiss), so würde ich geneigt sein anzunehmen, es seien zwei Männchen oder zwei Weibchen. Meine Bandvögel haben seit Ende Januar d. J. circa 20 -30 Eier gelegt, dieselben aber stets, ein oder zwei Tage alt, wieder zerschlagen. Schon zweimal habe ich sie absichtlich gestört, sie sind sich aber bis heute consequent geblieben. Ich füttere ausser Glanz und Hirse täglich 10—15 Stück Mehlwürmer, welche sie sehr gern fressen. Meine 3felopsittacu$ undulatus, wovon ich drei Männchen und zwei Weibchen besitze, machen noch keine Anstalten zu Hecke; ich muss mich wohl auf den Herbst vertrösten. (Aus einem Schreiben des Herrn Dr. E. Rey an die Direction.) Offenbach, 7. April 1864. Gestern erhielt unser Präparateur, Herr W. Schmidt, von Sr. Erlaucht dem Grafen von Solms-Laubacli eine schneeweisse Waldschnepfe (Scolopax rusticola L.) zur Präparation zugeschickt, welche von demselben am 5. April in der Aue am Seifenberg bei Laubach geschossen worden war. Der merkwürdige Albino war daher besonders interessant, dass, bei fleischfarbigem Schnabel und fleischrothen Läufen, die Entfärbung sich nicht auf die Regenbogenhaut der Augen erstreckte, welche, entgegen der gewöhnlichen rothen Färbung bei den Albinos, in diesem Falle dunkelfarbig gefunden wurde. Vor vier Jahren, am 3. August 1860, hat Herr Schmidt eine ganz weisse Rabenkrähe ( Corvus corone L J erhalten, bei welcher die Iris die gewöhnliche rothe Färbung der Albinos zeigte, Schnabel und Fiisse fleischfarbig waren. Unter den Säugethieren sind dergleichen Mängel des Pigments an Haut, Haaren und Augen bekanntlich nicht so gar selten. Weisse Mäuse und Ratten, weisse Kaninchen und selbst weisse Fuchs-Albinos werden häufiger gesehen, von weissen Elephanten hat wohl Jeder schon gehört. Bei den Vögeln hingegen sind solche abnorme und krankhafte Bildungen viel seltner, *) weshalb ich den interessanten Fall hier mitzutheilen mir erlaube und noch die Bemerkung zusetze, dass der erwähnte, sonst gut gebildete Vogel ein Männchen war. Dr. R. Meyer. Gibraltar, 12. April 1864. . . . Zoologisches sah ich hier zu Lande noch Nichts , ausser Schnecken in grosser Menge. In Käfigen werden Steindrosseln und ein schwarzer Vogel gehalten, welcher einen gelbrothen Schnabel, zuweilen ebensolche, zuweilen schwarze Beine hat. Der Schnabel ist lang und etwas gekrümmt. Gern würde ich einige Exemplare mitbringen, aber es scheint mir zu beschwerlich. Gestern sah ich die Höhle St. Michel, deren Tiefe man trotz mehrerer Ver¬ suche noch nicht ergründen konnte. Eine zweite ähnliche Höhle wurde kürzlich, etwa 400 Fuss über der Meeresfläche entdeckt, indem man beim Graben einer *) Zugleich mit dieser Mittheilung erhielten wir von Herrn C. Jäger in Bischofsheim ein Verzeichniss von Vögeln, bei welchen er Albinovarietäten beobach¬ tet hat. Der Raum erlaubte nicht, es in dieser Nummer schon mitzutheilen. 14* 204 Cisterne in dem Militärgefängniss auf eine Stalaktit-Spalte kam. Der Commandant dieses Gefängnisses, Capitain Brougliam, ein eifriger Forscher, nahm sich mit grosser Hingebung dieser Sache an und seinen Bemühungen sind die interessanten Er¬ gebnisse zu danken, welche die Untersuchung dieser Höhle zur Folge hatte. Wir hatten das Vergnügen, von ihm selbst begleitet, die Höhle in Augenschein nehmen zu können. Die Gefangenen müssen an der Aufräumung eines ordentlichen Zuganges arbeiten, wobei eine über diese Stelle laufende Mauer hindernd im Wege steht. Man hofft indessen, von London die Erlaubniss zu deren Beseitigung erlangen zu können, um dann gründlicher zu Werke zu gehen. Man hat bis jetzt drei untereinander liegende senkrechte Spalten von 70, 33 und 27 Fuss Tiefe aufgedeckt, die an sich wenig Interessantes darbieten und augenscheinlich in Folge eines Bergsturzes entstanden sind. Es zeigte sich nämlich, dass gewaltige, bunt übereinander geworfene Felsblöcke die genannten Spalten zwischen sich gelassen haben, in denen sich durch die herabsinkende Feuchtigkeit Stalaktite gebildet haben. Vom grössten Interesse ist dagegen, dass man zahlreiche Knochen von Men¬ schen und Thieren unter der Kalkerde angetroffen hat, welche nach London geliefert wurden. Die dort angestellten näheren Untersuchungen haben ergeben, dass die Menschenknochen von etwa 30 Personen beiderlei Geschlechts herrühren, welche zwei verschiedenen Bacen angehören. Die Thierknochen sind von Khinocerosen, Elephanten, unbekannten Löwen- oder Tigerarten und ausserdem fand man einen an das Pferd erinnernden Unterkiefer. Die Knochen sind nicht versteinert. Auch Gerätschaften wurden bereits aufgefunden, nämlich zwei messer- oder hammerartige Instrumente aus Jaspis, welche mit den in den schweizerischen Pfahl¬ bauten vorkommenden eine bedeutende Aehnlichkeit haben sollen. (Briefliche Mittheilung des Herrn H. Mumm dahier.) Miscellen. Anzahl der Pflanzen- und Thierarten auf der Erde. Der längst be¬ kannte und berühmte amerikanische Naturforscher James D. Dana hat in seinem neuesten interessanten Werke, dem ersten amerikanischen Handbuche über Geologie (Manual of Geology. Philadelphia and London, Trübner & Comp. 8° 798 pag.) zum Gebrauche für Universitäten, Akademieen und wissenschaftliche Schulen, mit einer Weltkarte und 1000 Abbildungen, meist nach amerikanischen Quellen, pag. 575 die Anzahl der jetzt auf der Erde lebenden Pflanzen- und Thierarten wie folgt angegeben. Dieselbe beträgt annähernd: an Pflanzenarten 100,000, an Strahlthieren 10,000, an Mollusken 20,000. an Gliederthieren 300,000, an Wirbelthieren 21,000 (10,000 Fische, 2000 Reptilien, 7000 Vögel und 2000 Säugethiere). Demnach kämen jetzt auf etwa 100,000 lebende Pflanzen¬ arten circa 350,000 Thierarten. Meyer. Die Kleinsäuger der nächsten Umgebung von Münster. Als ge¬ ringen Beitrag zur Verbreitung der Säugethiere Deutschlands erlaube ich mir nachfolgendes Verzeichniss der verhältnissmässig schwierig zu beobachtenden kleinen Säuger Münsters und der nächsten Umgebung dem „Zool. Garten“ zur gefälligen Aufnahme mitzutheilen : 205 Chiroptera, Fledermäuse. Synotus barbastellus, den Angaben der meisten Bücher entgegen hier nicht eben selten; Plecotus auritus, häufig; Vesperugo pipistrellus, die gemeinste Art; „ noctula, diese im Fluge so höchst kenntliche Species durchaus nicht häufig; Vesperus serotinus, unter den drei grösseren Arten bei weitem die häufigste; Vespertilio murinus, allen fremden Augaben zum Trotz hier nicht sehr gemein, obgleich auch keineswegs selten; „ Daubentonii, ganz häufig; „ dasycneme, recht selten. Soricini, Spitzmäuse. Crossopus fodiens , nicht selten, doch schlecht zu erlangen (variirt etwas) ; Sorex vulgaris , gemein (variirt in der Färbung); „ pygmaeus , recht selten; Crocidura leucodon, nicht häufig; „ araneus, ziemlich häufig. Murini, Mäuse. Mus decumanus , Hausplage, variirt, am Wasser kommen oft lehm- bis fast fuchsbraune Abänderungen vor; „ raitus, siehe „Zool. Garten“ 1864, Nr. 2. S. 58; *) „ silvaticus, sehr gemein; „ musculus, „ „ (variirt ziemlich stark); „ minutus , stellenweise gemein; dagegen scheint Mus agrarius hier bei Münster durchaus nicht vorzukommen. Arvicolini, Wühlmäuse. Hypudaeus amphibius, leider sehr gemein, variirt zum Theil local, tief¬ schwarz, grauschwarz, braungrau, erdgrau; die tiefschwarzen Individuen sind die kleinsten, die erdgrauen die grössten; „ glareolus , häufig ; Arvicola arvalis, zeitweise sehr gemein, die in allen Büchern angegebenen Varietäten sind mir hier noch nie vorgekommen; Agricola agrestis, recht spärlich; doch erhielt ich einst mehrere Gewölle von Str. brachyotus , welche die Schädel nur dieser Wühlmaus enthielten; „ campestris, mir nur in einem Exemplar hier vorgekommen. Ueber unsere übrigen Säugethiere zu berichten, halte ich für weniger wichtig, nur sei mir die Bemerkung erlaubt, dass die Myoxini hier bei uns auch gar keinen Repräsentanten zu haben scheinen, während in dem südlichen gebirgigen Theile von Westphalen, dem sogenannten Sauerlande, quercinus und avellanarius keine Seltenheiten sind. Auch der Hamster (Cricetus vulgaris) kömmt hier nicht vor. _ Dr. Al tum. Die schwanzlose Katze von der Insel Man, über deren Fortpflanzung Seite 199 im III. Jahrgange dieser Zeitschrift einige Mittheilungen gemacht wurden, fand im Frühjahr 1863 den Weg zum zoologischen Garten wieder auf und erschien daselbst in Begleitung eines geschwänzten Jungen von gelbrother Farbe. Sie *) Die S. 59 erwähnten Ortschaften heissen: Rheine und Legden. 206 lebt seitdem frei im Garten und ernährt sich vorzugsweise von Mäusen, denen man sie oft stundenlang auflauern sieht. Hie und da erhäscht sie wohl auch einen Sperling, hat sich aber, ausser dem Raub eines jungen Kaninchens, noch keinerlei Angriffe gegen die Insassen des Gartens erlaubt. Sie warf im verflossenen Jahre zweimal Junge von gewöhnlichen Katern und zwar zuerst vier, von denen drei lange Schwänze hatten, während das vierte nur einen etwa zolllangen Stummel trug. Der zweite Wurf bestand aus fünf Jungen, von denen drei schwanzlos waren und zwei den eben beschriebenen Kurzschwanz hatten. Ein dritter Wurf in diesem Frühjahre bestand aus drei Langschwänzen. Bei jedem Wurf befand sich ein Junges von der Färbung der Mutter, schwarz, weiss und gelb, welches aber immer weiblichen Geschlechts und geschwänzt war. Eine anfänglich aufgetauchte Yermuthung, dass die Stummelschwänze daher kämen, dass das Mutterthier den geschwänzten Jungen die Schwänze abbeisse, bestätigte sich bei genauerer Untersuchung der Sache nicht. Schmidt. Ein eifersüchtiges Pferd. Aus Mähriscli-Weiskirchen erfahren wir folgendes interessante Factum : Dieser Tage hat sich in der nahen Gemeinde Kunzendorf ein eigener Fall ereignet oder vielleicht nur wiederholt, der einen neuen Beweis liefert, wie auch Tliiere, insbesondere unsere Hausthiere, vielen sonst nur den Menschen eigenthümlichen Leidenschaften unterworfen sind. Der dortige Erbrichterbeisitzer, ein grosser Pferdefreund und Pferdezüchter, ging wie gewöhnlich in seinen wohl¬ besetzten Pferdestall, um da nachzusehen ; hiebei trat er vorerst zu einer stets be¬ vorzugten Mutterstute, that ihr schön, streichelte sie und gab ihr zu trinken, was sie Alles mit Wohlgefallen annahm. Hierauf ging er zu einem andern Pferde und wiederholte auch bei diesem seine Liebkosungen, als plötzlich die bereits abge¬ fertigte Stute in voller Eifersucht ihren Stand verliess, auf den Hausherrn zu¬ stürzte und in der äussersten Entrüstung denselben mit ihrem Gebisse so packte, dass er, in der ersten Bestürzung ganz unvermögend, sich zu wehren, jedenfalls Verletzungen und Wunden davon getragen hätte, wenn er nicht durch schwere Winterkleider geschützt gewesen wäre. Constitut. Österreich. Ztj?. 22. März 1864. Fangeines Hühnerhabichts (Astur palumbarins) im Taubenschlage. Der kühne und freche Räuber wurde am 12. März Morgens ausserhalb der Stadt Offenbach in einer an der nach Frankfurt führenden Kastanienallee gelegenen Hofraithe im hitzigen Verfolgen einer weissen Pfauentaube von mehreren Personen des Hauses in den Schlag schlüpfend gesehen, der Schlag augenblicklich geschlossen und darin der verblüffte Vogel mit den Händen ohne alle Gegenwehr ertappt. Das junge Männchen (Falco gallinarius L .) wurde hierauf in einen Käfigkasten ge¬ setzt und Montag den 14. d., da er vorgeworfene Fleischstücke unangerührt liess, durch Einathmen von guter Blausäure getödtet. Doch erfolgte der Tod erst nach beiläufig zwei Minuten. Der böse Geselle war den ganzen Winter hindurch in der Nähe gesehen worden und hatte allein von dieser Hofraithe 10 Schlagtauben und 6 Pfauentauben geraubt. Einige Tage vorher war er noch mit einer erbeuteten Taube gesehen worden, welche er jedoch hatte wieder fallen lassen, da sie ihm wahrscheinlich für seine jugendlichen Kräfte zu schwer war. Ausser den von dieser Hofraithe geraubten Tauben mag ihm noch gar manches Opfer in der Nachbarschaft gefallen sein. Es ist deshalb auch kein Wunder und durchaus ge¬ rechtfertigt, dass diesen schädlichen und mordgierigen Raubvögeln überall auf das Heftigste nachgestellt werde. Dr. R. Meyer. 207 Literatur. Prof. II. Schlegel, De Dierentuin (Thiergarten) van liet Koningklyk Zoologisch Genootschap Natura artis Magistra te Amsterdam. Amsterdam Gehr, van Ees. Fol. (Mit 300 in den Text gedruckten und 25 einzelnen Illustrationen in Holzschnitt.) Jeder zoologische Garten hat seinen „Führer,“ und es ist ein erfreuliches Zeichen der Zeit, dass unter der grossen Menge der täglichen Besucher sich immer auch eine ansehnliche Zahl solcher befindet, die nicht blos unterhalten, sondern auch über das belehrt sein wollen, was sie gesehen haben. Hierüber geben die mehr oder minder ausführlichen Führer so viel Aufschluss, als der Laie nöthig hat, um sich im gewünschten Falle die weitere Belehrung in einem Handbuch der Naturgeschichte aufsuchen zu können. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Führer sich nicht an die systematische Ordnung der Thiere, sondern an den Plan des Gartens halten, den der Besucher, wenn er seine Zeit gut benützt, selten mehr als einmal ganz durchwandern wird. Naturgeschichte kann man be¬ greiflicherweise auf einem solchen Yorübermarsch nur dann studiren, wenn man schon mehr oder weniger Naturforscher ist und das Meiste von dem schon mit¬ bringt, was der Laie hier sucht, nämlich specielle Anschauungen und richtige Begriffe von den Thieren überhaupt. Die Aufgabe der Naturforscher, welche aus den zoologischen Gärten erwächst, besteht nicht nur in der Bearbeitung des neuen Materials, welches vermehrte Zu¬ fuhren und neueröffnete Verkehrswege bringen, sondern auch in der kritischen Sichtung und Ergänzung des Längstbekannten und zum Lehrbegriff Gewordenen, wozu die Bekanntschaft mit dem nie so dargebotenen lebenden Material noth- wendig auffordert. Viele Fragen über Verschiedenheiten des Alters, des Geschlech¬ tes, der Jahreszeit und der Individualität können nur auf diesem Wege der conti- nuirlichen Beobachtung gelöst werden, wozu das reichste Sammlungsmaterial ohne die so häufig fehlende Geschichte der einzelnen Thiere niemals ausreicheu würde. Jeder Garten hat die Verpflichtung, seinen Beitrag zur systematischen Natur¬ geschichte zu liefern, denn es wird nicht zwei Gärten geben, die sich gegenseitig ersetzen können, keinen, der nicht seine Specialitäten und seine Mängel hat. In diesem Sinne hat der berühmte Verfasser des vorliegenden Werkes seine Aufgabe gefasst. Wir empfangen keine Beschreibung des Amsterdamer Gartens, wie sie ein Führer gibt und wie der Verfasser selbst früher eine geschrieben hat, sondern eine systematische Naturgeschichte der darin enthaltenen Thiere, in welche der Verfasser nicht nur zahlreiche Fingerzeige auf verwandte nicht vorhandene Arten, sondern die kritischen Resultate einer langjährigen Erfahrung eingewebt hat. Der Reichthum des Gartens ist so gross, dass keine natürliche Abtheilung, bis in die Genera hinein, ganz unberührt bleiben dürfte. Seine besondere Be¬ deutung erhält derselbe aber durch das eigenthümliche Forschungsgebiet, aus wel¬ chem er sein Material bezieht. Wir lernen hier besonders die Thierwelt der hol¬ ländischen Colonien in Ost- und Westindien und der angrenzenden Länder kennen, die auch bei den gegebenen Abbildungen vorzugsweise berücksichtigt sind. Das Werk beginnt mit den Vögeln und umfasst in den zwei ersten Lieferungen die bis dahin vorliegen, die Eulen, Raubvögel und Sitzvögel, einschliesslich der 208 Papageien. Abgebildet sind u. A. Otus stygius, Bubo philippensis und javanicus, Strix candida, Ulula Pelii; von Falken Falco candicans, Circus assimilis, Haliaetus angolensis , Astur rcidiatus , Buteo melanosternon , Circaetus ecaudatus , Milvus melanotis , Pernis cristatus, Macheirhamphus alcinus, Vultur fulvus Iiüppelli ; von Sitzvögeln Dacelo princeps und sabrina , Merops Forsten, Momotus super- ciliaris, Buceros scutatus, ruficollis, rliinoceros Borneoensis, albicristatus und carunculatus Cafer; von Papageien Psittacula pygmaea , Eos semilarvata und fuscata, Fclectus Cornelia, Loriculus stigmatus, Prioniturus Wallacei , Vasa obscura , Palaeornis Luciani , Platycercus tabuensis und cornutus , Strigops habroptilus , Trichoglossus Forsten, Coriphilus placens , Ara hyacinthina. Die in den Text eingedruckten Holzschnitte, welche die einzelnen Tliiere dar¬ stellen, befriedigen durch ihre Correctheit, Klarheit und Lebenswahrheit jede An¬ forderung, welche man an ein Werk machen kann, auf dessen Herstellung ein Capital von 20,000 fl. verwendet werden soll. Als blosse Zugabe, ohne begleiten¬ den Text, sind die Illustrationen zu betrachten, welche die einzelnen Ansichten des Gartens darstellen. Das Ganze soll 60 — 70 Bogen stark werden und erscheint in Lieferungen von 5 Bogen (zu 8 Seiten mit doppelten Columnen), zu dem Preise von 20 Cents der Bogen oder fl. 1 die Lieferung. Die Herausgeber verpflichten sich, das Werk zu Ende zu führen. Die Subscribentenliste wird beigefügt. Leider ist das Werk, welches zunächst eine patriotische Begründung hat, in holländischer Sprache geschrieben und daher dem Auslande weniger zugänglich. Hoffen wir, dass es für andere Nationen ein Sporn sein wird, auch ihre Gärten naturgeschichtlich zu verwertlien! B. Gestorben s Am 30. April zu Emmerich am Rhein: Der Grossherzoglich Hessische Zoll -Inspector und Vereins -Controlern* Steinbrenner, der sich bei der Gründung des hiesigen zoologischen Gartens durch geeignete Rathschläge manches Verdienst erworben hat, als Kenner der jagdbaren Thiere und Schriftsteller auf diesem Gebiete auch in weiteren Kreisen bekannt. Am 10. Mai zu Würzburg im besten Mannesalter Dr. Heinrich Müller, ordentlicher Professor der vergleichenden Anatomie etc., ausgezeichnet durch die Vielseitigkeit, Gründlichkeit und Gediegenheit seiner zahlreichen Ar¬ beiten auf dem Gebiete der feineren (mikroskopischen) Anatomie insbe¬ sondere über Eiter, Molen, Cephalopoden , Knochenbildung, Bau der Netz¬ haut, krankhafte Veränderungen der feineren Theile des menschlichen Auges, Krankheiten des Fötus u. a.. Ebenso selbstständig in seinem Urtheile, als human und entgegen¬ kommend im Umgänge, erfreute er sich einer nicht gewöhnlichen Anerken¬ nung von Seiten seiner Collegen und Fachgenossen, die ihm auch im Tode verbleiben wird. Berichtigung. Seite 159 (der vorigen Nummer) Zeile 18 von oben, lies: Schwungfedern statt Schwanzfedern. Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. [Hü MP w * Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Tliiere. - &&*?*-* - Der „Zoologische Garten” erscheint jeden Monat in 2 bis 2l/2 Bog. 80. mit Illustrationen u. ist für Frankfurt bei dem Seeretariat der Zoolog. Gesellschaft zu beziehen. Preis des Jahrgangs für den auswärtigen Debit fl. 2. 42 kr. rhein. oderThlr. 1. 16 Sgr. Pr. Ort. Alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Postverein 8, sowie alle Buchhandlungen des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer’s Verlag in Frankfurt am Main nehmen Bestellungen an. Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen herausgegeben von Prof. Dr. C. Brucli, ordentl. und correspond. Mitglied mehrerer naturliistorisclier Gesellschaften und Vereine. No. 7. Frankfurt a. M. Juli 1864. V. Jahrg. Inhalt: Ueber die geographische Verbreitung der Thiere; von Prof. Dr. A. Pagen Stecher in Heidelberg. — Einige Bemerkungen über Albinos; von C. Jäger in Bischofsheim. — Zusatz hierzu vom He raus ge ber. — Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankf. a. M.; von dem Director Dr. M. Schmidt. — Jahresbericht der zoologischen Gesellschaft in London. — Correspondenzen. — Erwiederung von Dr. R. Meyer. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. Ueber die geographische Verbreitung der Thiere. Von Prof. Dr. H. Alex. Pagensiecher in Heidelberg. I. Die Grundbedingungen der geographischen Verbreitung der Thiere. Die Verhältnisse der letzten Jahrzehnte sind einer Ausdehnung unserer Kenntniss der Thierwelt in den verschiedensten Theilen der Erde sehr förderlich gewesen. Die von Europa aus nach allen Rich¬ tungen hin überströmende Civilisation erschloss in einer nicht geahnten Steigerung des Verkehrs zahlreiche neue Häfen ferner Küsten; durch Colonisation und Handelsstrassen wurde von schwer zugänglichen, 15 210 wenig bekannten Binnenländern eine Meile nach der andern euro¬ päischer Kenntniss, Cultur und Ausbreitung gewonnen; die das Be¬ kannte scheidenden, kaum durchdringlichen Gebiete, voll von Gefahren und Hindernissen, sind mehr und mehr von den Grenzen her einge¬ engt und durch den Muth furchtloser Reisender ihrer Schrecknisse entkleidet worden. Sowohl durch die, neben Erfüllung anderer Zwecke, zufällig ge¬ machte Ausbeute, als auch durch die um historischer Forschung willen angeordneten Expeditionen ist dem zoologischen Studium dabei ein ungeheurer Zuwachs an Material beschafft worden. Das wird sehr auffällig, wenn man Gelegenheit hat, ausgezeichnetere Sammlungen des vorigen Jahrhunderts, welche seitdem abgeschlossen blieben, so z. B. die von Finne im Besitze der Linne’schen Gesellschaft zu London, zu durchmustern, sie mit gleichzeitigen, dann aber mit solchen zu vergleichen, welche bis heute fortgeführt wurden. Man erkennt dabei leicht, wie in Uebereinstimmung mit den damaligen Handels¬ verbindungen, alle solche alte Sammlungen, aus wenigen und gleich¬ artigen Quellen geschöpft, einen wesentlich gleichen Charakter zeigen und jedesmal nur einen Bruchtheil, gewissermassen einige Segmente der gegenwärtigen darstellen, in der Weise, dass in ihnen neben den heimischen und zugänglichen europäischen einige wenige exotische Plätze ziemlich vollständig, die meisten aber gar nicht vertreten sind. Es lag in der Natur der Sache, dass bei dieser bedeutenden Ver¬ mehrung des Materials, mit welchem zugleich immer genauere Nach¬ richten über die wirkliche geographische Beschaffenheit aller jener fernen Länder zu uns gelangten, nicht wenige Naturforscher und von den Auswärtigen besonders die in der Fremde so heimischen Eng¬ länder eine grosse Aufmerksamkeit auf die Beziehungen zwischen Thierwelt und Aufenthaltsort verwandten. Das stets anwachsende Material wurde in einer im Detail oft sehr trocknen, in den Gesammt- ergebnissen höchst belehrenden Weise thier- geographisch behandelt und gewissenhaft wurden die Faunen der einzelnen Gebiete und die Verbreitung der einzelnen Thierarten durch diese Faunalgebiete hin¬ durch festgestellt. Die Angabe des Ursprungsortes der einzelnen Stücke der Sammlungen, früher sehr oberflächlich genommen und mit einigen Ausdrücken von weitestem Umfang, als: „Ostindien, Molukken, Australien, Westindien, Südamerika“ abgemacht, verlangt nun viel grössere Aufmerksamkeit und richtige, genaue Bezeichnungen haben sehr an Werth gewonnen. 211 Die zahlreichen Ergänzungen und Modificationen, welche hierbei die Thiergeographie sowohl in Betreff der thatsächlichen Grundlagen als der principiellen Deutungen erfahren musste, konnten längere Zeit hindurch sich in allmäliger Weise ansammeln, ohne dass bestimmte, dauernd erkennbare Abschnitte oder grössere Umwälzungen der lei¬ tenden Grundanschauungen zu Stande kamen. Eine solche Epoche ist vielleicht jetzt gekommen. Denn es ist nothw endig, die aller Naturforschung einen frischen Impuls in bestimmter Richtung auf- nöthigende Theorie Darwin’s von der Artumwandlung auch auf die Thiergeographie anzuwenden. Wie diese Theorie selbst nach dem Urtheile scharfer Gegner überall zum Mindesten eine Reihe frischer Gesichtspunkte eröffnet und neue förderliche Aufgaben stellt, so muss sie auch für das Verständniss der Verbreitung der Thiere über die Erde eine kritische Bedeutung haben. So erscheint der Augenblick besonders günstig, in gegenseitiger Verbindung das reich vermehrte Material der Thiergeographie und die möglich gewordenen neuen Erklärungen einer Betrachtung zu unterziehen, deren Ausdehnung allerdings nach dem Raume dieser Blätter bemessen werden muss. Die Theorie Darwin’s, voraussichtlich nicht im Stande in der Zukunft anders als sehr langsam und nur hier und da, aus der Ver¬ gangenheit aber nur mit grossen Lücken, welche den Gegnern An¬ griffspunkte bieten, die Beweise für ihre wirkliche genetische Geltung zu finden, verdankt wohl den grossen Beifall, welchen sie sofort be¬ sonders bei denen gefunden, welche noch nicht in den älteren Dogmen eingerostet sind, dem Umstand, dass sie ein Ausdruck ist für alle, sowohl in der Gewebsbildung als in dem Körperbau bestehenden Gleichheiten und Aehnlichkeiten der Thiere, welche an so vielen Stellen wirklich Resultate einer Verwandtschaft durch Abstammung sind. In seltsamer Weise wirkt übrigens bei der verschiedenen Würdigung, welche einmal den Aehnlichkeiten, das anderemal den Verschiedenheiten zu Theil wird, individuelle Eigenthümliclikeit und augenblickliche allge¬ meine Geistesrichtung mit. Auch solche wissenschaftliche Theoreme stehen in der Strömung der Zeit und richten sich nach ihr, das Dogma der Artbeständigkeit ist mit andern Dogmen verwachsen. Die jüngere Generation geht vielleicht manchmal zu sehr, ohne rechts und links zu sehen, auf dem vielversprechenden Wege voran, die ältere ver¬ schmäht ihn, weil er ausser ihren breit getretenen Pfaden sich auf- schliesst, an deren Mängel man sich gewöhnt hatte. Das endliche Resultat des hin- und herwogenden Kampfes muss in jedem Ealle 16* 212 für die Wissenschaft ein Gewinn sein und so dürfen wir uns des Kampfes selbst erfreuen. Es scheint uns, dass die Theorie Darwin’s sich dem Bilde der Natur in Gegenwart und Geschichte besser anpasst, als das Dogma von der Artbeständigkeit, welchem sie entgegentritt, und wir glauben, dass eine Betrachtung der Thiergeographie von ihrem Standpunkte aus in dieser Beziehung den indirecten Beweisen für dieselbe ein Blatt wird hinzufügen können. Nur möchten wir von vornherein eine kleine Differenz zwischen unserer eigenen Anschauung und der Darwin’s hervorheben. Darwin that zwar der Hervorhebung des Unterschieds halber sehr wohl, seinPrincip der natürlichen Auswahl unter den innerhalb der Grenzen der Veränderlichkeit verschiedenen Nachkommen sehr bestimmt dem des Lamarck von den Verän¬ derungen unter der Einwirkung äusserer Einflüsse entgegen zu setzen. Darwin’s Princip ist wesentlich neu, wahr und gewinnbringend; es ist aber doch wohl im Allgemeinen kaum zu bezweifeln und an vielen Punkten geradezu bewiesen, dass wirklich äussere Einflüsse Ursache von Veränderungen werden, und principiell müssen wir wohl- sogar so weit gehen, in der Verschiedenheit der äusseren Einflüsse allein die Ursachen der Veränderlichkeit zu sehen. Die Veränderungen können aber allerdings nur dann zu dauernder Geltung kommen, wenn sie bei der natürlichen Auswahl siegreich zu sein vermögen. In diesem Falle kommt Anpassung zu Stande, im andern tritt der unter veränderten Existenzbedingungen so häufige und oft erst im Laufe der Generation durch allmäliges Herunterkommen eingeleitete Untergang der Art ein. Wir modificiren also in unseren Erörterungen Darwin’s Princip dem entsprechend. Der Schwerpunkt des Streites liegt bekanntlich darin, ob aus den von allen Seiten zugestandenen Variationen die Summe der Eigen¬ schaften der organisirten Körper wieder zum alten Bilde züriickkehre, also der Artbegriff eine dauernde Geltung habe und gleichsam über jenen zeitlichen und örtlichen Veränderungen schwebe, oder ob der¬ selbe in allmäliger Wandlung sich ändernd nur vorübergehende Be¬ deutung besitze. Alle anderen Streitpunkte sind nebensächlich und werden nur durchgefochten, um für die Hauptfrage Kraft zu gewinnen. Die eigentliche Lösung, den directen Beweis für diese, muss das Ex¬ periment geben, für den indirecten Beweis ist von der Beobachtung der durch Häufung der örtlichen und zeitlichen Einwirkung ge¬ steigerten Effecte am ersten etwas zu erwarten, also aus den Ergeb¬ nissen thiergeographischer und paläontologischer Unsersuchungen. 213 Die genaue Untersuchung der fossilen Reste im Vergleiche mit den jetzt bestehenden Thieren hat bekanntlich, vorzugsweise seit den ewig denkwürdigen Arbeiten von Georges Cu vier ergeben, dass «aus früheren geologischen Epochen wenige oder gar keine Thierarten in spätere übergegangen sind. Somit ist es klar, dass, wenn überhaupt die Rückkehr der Art aus der Variation oder das siegreiche Durch¬ gehen des Artcharakters durch die Variabilität consequent stattfindet, die Arten doch jedenfalls, wenn auch auf andere Weise, zeitlich be¬ schränkt sind. Die Paladine der Artbeständigkeit glauben gerade darin eine Verstärkung ihrer Hypothese zu finden, denn zu der Aus¬ dauer unveränderter Arten durch lange Zeiten hindurch kommt nun wirklich ein, wie es scheint, unvermitteltes Entstehen neuer Arten nach den grossen Umwälzungen, welche jene ruhigen Zeiträume trennen, und scheint ihnen den Beweis zu geben, dass dort, wo wirklich eine Neu¬ schöpfung stattfindet, das vorhandene Material nicht etwa in Umbil¬ dung sich daran betheilige, sondern vernichtet werde. Artbeständigkeit bis zum Untergänge und Neuschöpfungen ist deshalb ihr Motto. Wenn wir damit jedoch vergleichen, was unter unseren Augen vor sich geht, so bemerken wir jedenfalls einen veränderlichen Zu¬ stand in den Verhältnissen der Arten innerhalb der Dauer selbst eines kleinen Theiles einer zoologischen Epoche, wir meinen in der historischen Zeit. Thierarten sind mehr und mehr eingeengt, zurück¬ gedrängt, an Individuenzahl erheblich verringert, dem Aussterben nahe gebracht, selbst vollkommen vernichtet worden. Andere, den Menschen an der Spitze, haben sich in hohem Maasse entfaltet, ausgebreitet und an Mannigfaltigkeit der Erscheinung gewonnen. Böten die letztem nicht einen Ersatz, so würde durch Häufung der angegebenen Er¬ scheinungen in der Reihe der erstem während des Verlaufs einer Epoche nothwendig die Zahl der Arten sich verringern, das Bild der Thierwelt einfacher und ärmer werden; jede geologische Epoche wäre vom Augenblicke der Schöpfung ihrer Organismen an in Decrepidität. Verbindungen zwischen den einzelnen Epochen würden ganz fehlen und statt der sonst von uns gesuchten Verbindung von Ursache und Wirkung würde überall ein davon unabhängiger, unvermittelt schaf¬ fender Wille herrschen, eine Annahme, die uns zwar über alle Schwierigkeiten wegzuhelfen scheint, aber jede wirkliche Lösung, jedes unsern sonstigen Begriffen analoge Verständniss ausschliesst. Es steht in vollem Einklang mit der Natur dieser Auffassung, dass Diejenigen, welche ihr anhängen, so besonders von ausge¬ zeichneten Naturforschern jetzt Agassiz, auch sehr bestimmt an 214 der ebenfalls von Cu vier ausgebildeten Typenlehre festhalten und die vier oder fünf Grundformen des Thierreichs als ohne alle Homologien nebQn einander stehend betrachten. Wir hingegen glauben, dass die histologischen Aehnlichkeiten, die an mehreren Stellen zwischen den Typen schwankenden Uebergänge der Jetztzeit eine Ergänzung finden und vielleicht noch an einigen Stellen finden werden durch die Er¬ gebnisse der Paläontologie, so dass auch die Sonderung der Typen in ihrer jetzigen Schärfe nur das Resultat der Zeit und die Ver¬ wandtschaft der Thiere in den einzelnen Schöpfungen und in den auf einanderfolgenden Epochen eine wirklich genetische sei. Indem wir nun annehmen, dass die Veränderungen, welche innerhalb der geologischen Perioden und beim Uebergänge aus der einen in die andere im Thierreiche stattfinden, in ein und dieselbe Kategorie fallen, d. h. unter dem Einflüsse der äusseren Verhältnisse innerhalb der Variabilität entstehen, so leugnen wir damit doch keineswegs einen gewissen Contrast zwischen denselben. Es ist aber die Verschieden¬ heit keine absolute, sondern eine relative, und die Verbindung der L am arck’ sehen und der Darwinschen Theorie gibt einen aus¬ gezeichneten Schlüssel dafür. Die Bedingungen für den Untergang und für die Veränderung der einzelnen Arten, die letztere bis zum Scheine der Neuschöpfung, mussten allerdings im U ebergang von einer Epoche zur andern viel mächtiger auftreten, als während der ruhig voranschleichenden Ausgleichungsdauer einer geologischen Periode, so dass die Ergebnisse jener als Neuschöpfung, dieser als Schwankungen innerhalb der in sich zurückkehrenden Art betrachtet werden konnten. Ganz abgesehen von der Frage einer etwaigen Rückkehr der individuellen Gestaltung aus der einen gewissen Kreis nicht über¬ schreitenden Veränderlichkeit in das engere Bild der idealen Art, schei¬ nen Manchem auch überhaupt die unter unseren Augen vorgehenden Veränderungen in der Existenz und der Erscheinung der Thierarten zu einseitig und überall zu gering, als dass man in einer einfachen Summirung derselben durch die Darwinsche Theorie alle im Laufe der Zeiten vorgegangenen Wandlungen erklären dürfe. Ganz be¬ sonders heben solche hervor, dass das Untergehen einzelner Thier- species in historischen Zeiten nur der Dazwischenkunft des Menschen zuzuschreiben sei. Darauf darf man wohl zunächst entgegnen, dass soweit überhaupt die Mitwirkung des Menschen in Betracht kam, also z. B. bei Ausrottung der Rhytina Stellen, des JDidus ineptus , doch der Mensch immer als ein Factor zu betrachten ist, mit welchem die Natur zu rechnen hat, wie mit allen andern, und der, wenn auch © 215 in besondrer Weise, doch im Allgemeinen nur nach auch sonst gültigen Grundsätzen seinen Einfluss geltend machen kann. Zweitens muss man hervorheben, dass auf der andern Seite früher viel bedeutendere Kräfte anderer Natur (man denke an die gewaltigen Temperatur- und Niveauveränderungen) auf die Verbreitung der Thiere einwirken mussten, welche jetzt fehlen und deren Resultate wir kaum hin¬ reichend berechnen können. Drittens aber wirkt der Mensch, wenn auch an einigen Stellen zur Minderung im Bestände der Thier¬ schöpfung, andrerseits dafür auch bei dessen gleichmässiger Erhaltung mit, indem einige Formen, welche ohne ihn den Kampf um das Dasein nicht würden bestehen können, durch ihn in directer oder indirecter Weise erhalten werden. Wenn wir letzteren Punkt eingehender untersuchen wollen, so bringt es die Gelegenheit mit sich, dass wir zugleich den zweiten Vorwurf prüfen können, welcher ebenfalls gewöhnlich der Theorie Darwims gemacht wird. Dieser ist, dass überall, wo die Beob¬ achtungen und Beweisstücke für auffallende Umwandlungen der Arten so weit gehen, dass die Grenze zwischen der Berechtigung, Varie¬ täten oder neue Arten aufzustellen, sehr schwer zu ziehen ist, jene nur an Hausthieren gemacht seien, welche doch ganz exceptionell daständen. Daraus soll dann gefolgert werden, dass wie jener Unter¬ gang, so auch dieses Uebermass der Variabilität einzelner Arten nur vom Menschen, dem Störefried der Natur, abhängen. Ich glaube, man kann dagegen hervorheben, dass die Nutzbarkeit gezähmter Thiere für den Menschen wesentlich dadurch gesteigert wird, dass jene durch die Fähigkeit, sich in Klima und Ernährung sehr verschiedenen äusseren Umständen anzupassen, im Stande sind, den Menschen bei seiner Verbreitung über die Erde zu begleiten. Es können also Thiere zum Theil deshalb Hausthiere geworden sein, weil sie diese Anpassungsfähigkeit besassen, andere taugen wegen des Mangels derselben trotz ihrer Nutzbarkeit und Zähmbarkeit nicht dazu oder können wenigstens nur eine sehr beschränkte Verbreitung im Dienste des Menschen erhalten. Es würden also gewisse Thiere Hausthiere sein, weil sie veränderlich, nicht aber veränderlich, weil sie Hausthiere sind. Auch zeigen viele nicht oder wenig nutzbare Thiere eine ähnliche Veränderlichkeit, der Mensch hat einige von ihnen halb als Spielzeug mitgenommen, da auch sie sich weithin anpassen konnten, und, obwohl nicht eigentliche Hausthiere, sind sie zuweilen so entartet, dass sie, wie z. B. das Meerschweinchen, 216 nicht mehr auf eine wilde Art mit Sicherheit zurückgeführt werden können. Wir dürfen hiernach wohl sagen, dass in der grossen Varia¬ bilität der Hausthiere, wenn auch in erhöhtem Maasse, doch nur eine auch sonst vorhandene thierische Eigentümlichkeit auftritt, die uns zum Theil auch deshalb bei wild lebenden Thieren weniger auf¬ fällt, weil wir von diesen kaum je grosse Mengen derselben Art zusammen sehen oder doch nur die von in derselben Localität gross gewordenen Individuen vielleicht aus sehr naher Verwandtschaft ent¬ sprossenen. Wir dürfen sogar daneben den Satz aufstellen, dass die Hausthiere im gewöhnlichen Verkehre sehr wenig geeignet sind, zu zeigen, was das schliessliche Resultat der Veränderlichkeit sei. Es ist das eben der Punkt, auf welchen wir vorhin hinwiesen, als wir sagten, dass der Mensch an der Erhaltung eines gleichmässigen Bildes der Thierschöpfung, an der Erhaltung der Art mitwirke. In der Hand des Menschen erhalten sehr verschiedene Varietäten ihre Stelle und ihre Benutzung und deshalb Schutz und Pflege; neben den schärfer gezeichneten Racen bleiben Uebergangsformen und Mischlinge erhalten, die einen für diesen, die andern für jenen Zweck, der oft nicht im Verhältniss zu den aufgewandten Mitteln steht. So geben die meisten Arten der Hausthiere ein Bild äusserster Variabilität, in welcher der genetische Zusammenhang doch noch fast überall nach¬ weisbar erscheint und die Arteinheit erhält. Der Grad der Ver¬ mischungsfähigkeit zu fruchtbarer Nachkommenschaft, das Hunter’sche Kriterium der Artberechtigung, ist dabei keineswegs hinlänglich geprüft, wir lernen aber auch mehr und mehr einsehen, dass auch dieses Kriterium kein scharfes ist. In der bunten Reihe solcher Hausthierarten mit ihren tausenderlei Varietäten, mit den grössten Schwankungen in Grösse und Verhältniss der Theile, in Farbe, Behaarung, Befiederung, in Skeletbau, Stimme, Charakter, Lebensweise und Fruchtbarkeit sind gewissermassen alle Möglichkeiten der Variabilität factisch geworden und erhalten geblieben, die Lücken wenig auffallend und gering; durch die Pflege des Menschen ist die Art zusammengehalten worden. Bei frei lebenden sind diese Lücken viel bedeutender, indem der Kampf um das Dasein nicht durch einen der Individualität angepassten menschlichen Schutz ausgeglichen wird, sondern zu voller Geltung kommt und die Reihen lichtet. Selten verwischt die Zeit wieder solche Lücken, meist macht sie sie weiter und weiter, wenn sie einmal entstanden sind. Die Varietäten treten mehr und mehr ausser Beziehung zu einander. Die 217 einzelnen Gruppen, durch Inzucht vermehrt, schliessen sich in sich zusammen, wie früher die ganze Art; sie erscheinen dafür um ebenso viel beständiger in ihrem Eigenschaftencomplex und werden endlich zu eignen Arten. Wären durch irgend ein Naturereignis s von den jetzt existirenden Hundevarietäten etwa nur der haarlose afrikanische Hund und der Hund vom St. Bernhard übrig geblieben und diese lebten nun fern von einander, der eine in den heissen Steppen und Wüsten, der andere in Alpenländern, würden sie uns dann nicht viel entfernter von einander zu sein scheinen als der Tiger und der Jaguar, in welchen zwei verschiedene Thierspecies zu sehen Niemand zweifelt? Wäre es anders mit* dem schweren Pferde der Normandie und dem zierlichen edlen Zwergpferde der indischen Inseln? Es ist also nicht der Grad der Verschiedenheit allein, welcher die Arten unterschieden macht oder welcher sie unter den aus einem Stamme neben einander hervorgegangenen Individuen in dem Laufe der Zeiten und in der Verbreitung über die Erde und unter dem Wechsel äusserer Verbindungen sondert. Um aus den Variationen Arten hervorgehen zu lassen, bedarf es vielmehr der Zerstückelung der Reihen durch Vernichtung der bindenden Glieder. Die Veränder¬ lichkeit gibt nur die Möglichkeit, gewisse äussere Verhältnisse be¬ dingen die Realität der Entwicklung neuer Arten, gewissermassen des Ersatzes für andre erlöschende. Aus diesem Grundgedanken lässt es sich nun leicht berechnen, welchen Einfluss im Laufe der Zeit die localen Umgestaltungen der Erde auf Gestaltung und Vertheilung der Thierwelt haben mussten. Ueberall zu Veränderungen geneigt, kehrten die Thiere gleichen nächsten Ursprungs, solange die umgebenden Verhältnisse wesentlich unverändert bestanden, oder doch für die unter verschiedenen Be¬ dingungen lebenden immer noch die Uebergänge und die Möglichkeit gegenseitiger Vermischung erhalten blieben, stets wieder zum alten Musterbilde zurück und die Arten, in verschiedenem Grade je nach den besonderen Umständen variirend, blieben erhalten. Aenderten sich die umgebenden Verhältnisse, so wurden theils unter deren directem Einfluss, theils durch die natürliche Auswahl unter den variirenden Nachkommen die Charaktere der Arten nach einer oder der andern Richtung verschoben. Als umgebende Verhältnisse gelten dabei nicht allein die tellurischen, sondern auch die der organischen Welt und zuletzt spielt in diesen der Mensch allen anderen Thieren gegenüber eine vorzügliche Rolle. Sind die Umstände der Ausbreitung 218 einer Art besonders günstig, so wird sie eine dominirende und zeichnet sich bald durch grosse Variabilität aus; durch in ihre Existenz hineingebrochene Lücken werden ihre Variationen zu Arten gesondert, und die neue Zeit besitzt an Stelle einer untergegangenen Art mehrere neue. Also erklären sich sehr charakteristische Züge der Thiergeographie, namentlich der bestimmte Charakter der einzelnen Faunen. Ueberall finden wir gewisse Thiergruppen dominirend, in einem Reichthum der Entfaltung und Veränderlichkeit, welche uns sicher machen, dass aus den grösseren Gruppen die eine oder die andere Familie, Gattung, Art, oder auch sogar aus den Arten die eine oder andere Varietät sehr wesentliche Erschütterungen und Aenderungen der localen Ver¬ hältnisse würde überdauern und dadurch bereit sein können, nach solchen Umwälzungen in um so reicherer Entwicklung sich auszubreiten. Neben solchen Gruppen, welche wir Dank ihrer Entwicklungsfähig¬ keit als Thiere der Zukunft bezeichnen können, finden wir andere in streng localer Beschränkung und Anpassung. Ihre Zeit ist vorüber, an der Grenze der Variabilität angelangt, sind sie absterbende Zweige am grossen Baume der Thierschöpfung, Denksteine vergangener Zeit. Verkümmert und der Vernichtung entgegengehend, besonders nicht im Stande, grössere Veränderungen der umgebenden Verhältnisse zu überdauern, sind sie um so mehr geeignet, uns zu den Wurzeln in der Vergangenheit zurückzuleiten. (Schluss folgt.) Einige Bemerkungen über Albinos* Von C. Jäger in Bischofsheim. Obgleich, wie schon Blumenbach sehr richtig bemerkt, die Untersuchung der Albinos oder Kakerlaken gar nicht in das Gebiet der Naturgeschichte, sondern in das der Medicin und namentlich der Pathologie gehört, so ist sie doch einmal in jene gezogen worden, und da wir diesen Erscheinungen verhältnissmässig häufig begegnen, erhält ihre Besprechung eine nicht geringfügige Bedeutung, sowohl was die Unterscheidung der Thiere im Allgemeinen betrifft, als ins¬ besondere für die Beurtheilung der Gesundheitszustände bei den cultivirten Thieren. Mir selbst sind in einer langjährigen Praxis eine beträchtliche Anzahl von Erfahrungen der Art, besonders aus der Vogelwelt be¬ kannt geworden, und da meines Wissens eine Zusammenstellung derselben seit geraumer Zeit nicht wieder versucht worden ist, er- 219 laube ich mir, die meinige hier mitzutheilen, indem ich jedoch im Voraus bemerke, dass ich über die Ursache dieser sonderbaren Ver¬ änderung in der Farbe und im ganzen Habitus der Vögel keine Behauptung aufstellen will, da selbst Blumenbach und Neuere nichts Gewisses darüber anzuführen wussten. Ebenso dürfte es wohl noch zu erweisen sein , ob Albinos unter den Vögeln sich fortpflanzen, und sichere Beobachtungen und Erfahrungen hierüber wären gewiss sehr wünschenswerte Unwahr¬ scheinlich ist es gerade nicht, da es sowohl unter Säugethieren (Ratten, Kaninchen, Katzen), als bei Canarienvögeln, Lachtauben u. a. schon öfter vorgekommen ist. Was ferner für Varietäten aus der vermuthlichen Paarung der Albinos unter sich oder mit regel¬ mässig gefärbten Individuen ihres Geschlechtes entspringen würden, und ob auch die Eier derselben einer Veränderung unterworfen seien , darüber wären ebenfalls Erfahrungen , die freilich mir selbst gänzlich fehlen und die planmässig angestellt werden müssten, gewiss sehr interessant ! Hier wie in so vielen andern Fällen bleibt noch Vieles zu thun übrig und ein Feld für Beobachtungen offen, welches bisher kaum betreten worden ist. Gerade für solche Gebiete reicht die Erfahrung eines Einzelnen am wenigsten aus und dies mag auch der Grund sein, dass man sich gewöhnlich mit einigen allgemeinen, sehr oft irrigen, Annahmen begnügt und auf die eigene Prüfung ganz verzichtet. Es ist dazu ein Austausch von Erfahrungen Vieler erforderlich und zwar eine wechselseitige Unterstützung durch Beob¬ achtungen und Studien in der Natur selbst, nicht blos durch aus Büchern geschöpfte Belehrung. Einen solchen Austausch für den vorliegenden Gegenstand anzu¬ bahnen, ist der Zweck dieser Zeilen, wozu ich ausserdem durch mehrere in dieser Zeitschrift mitgetheilte Fälle von Albinismus bei Säugethieren und Vögeln veranlasst ward. Doch beschränke ich meine Mittheilungen zunächst auf die Classe der Vögel und überlasse es Anderen, eine Liste der weissen Säugethiervarietäten zusammen¬ zustellen. Albinismus kommt nach meinen Erfahrungen bei folgenden 45 Species vor: 1. Buteo vulgaris , gemeiner Mäusebussard, öfter beobachtet (siehe Zool. Garten II. Jahrg. S. 160). 2. Circus cyaneus, Kornweihe. 3. Astur palumbarius, Hühnerhabicht, selten. 4. „ nisus, Sperber. 220 5. Lanius excubitor, grosser Neuntödter, 6. collurio, Dorndreher. 7. Corvus corax, Kolkrabe. 8. 77 cornix, Nebelkrähe. 9. J» frugilegus, Saatkrähe. *) 10. 77 monedula , gemeine Dohle. 11. 77 glandarius, Eichelheher. 12. Garyocatactes nucifragus, Nussheher. 13. Corvus Pica, gemeine Elster. 14. Yunx torquilla, Wendehals, selten. 15. Coccothraustes vulgaris, Kernbeisser. 16. Loxia Pyrrhula, Dompfaff. 17. Fringilla coelebs , Buchfink; nicht selten. Herr General v. Stark in Hanau hatte ein ganz weisses Männchen mehrere Jahre lebend. 18. Passer montanus, Feldsperling. IS. „ domesticus , Haussperling; oft; ich habe wenigstens 6 Stück präparirt. Siehe auch Zool. Garten II. Jahrg. S. 159. 20. Fringilla cannabina, Grauhänfling. 21. Carduelis elegans, Distelfink. 22. Acanthis spinus, Zeisig. 23. Emberiza citrinella, Goldammer. 24. „ miliaria, Grauammer. 25. ,, hortulana, Gartenammer. 26. Turdus viscivorus, Misteldrossel. 27. „ pilaris, Krammetsvogel ; nicht selten. 28. „ musicus, Singdrossel. Ein Croupier in Wilhelmsbad besitzt heute noch ein prächtiges Exemplar lebend. 29. Turdus iliacus, Rothdrossel 30. „ torquatus, Ringamsel. 31. „ menda, Schwarzamsel; öfter. 32. Sturnus vulgaris , gemeiner Staar; nicht sehr selten. 33. Motacilla alba, weisse Bachstelze ; öfter. Herr Bürgermeister Kühn in Bischofsheim besitzt ein weisses Exemplar. 34. Buticüla tithys, Waldrothschwanz. 35. Saxicola oenanthe, weissschwänziger Steinschmätzer; öfter. Ich habe selbst ein weisses Exemplar gehabt. 36. Anthus arboreus, Baumpieper. Herr Heynemann in Hanau hatte lange Zeit einen weissen Baumpieper (echten Albino). *) Der in Nr. 6 S. 190 erwähnte Albino gehörte zu C. corone. 221 37. Älauda arvensis, Feldlerche; öfter. 38. Par us ater, Kohlmeise. 39. Hirundo rustica, Rauchschwalbe; öfter. 40. „ urbica, Hausschwalbe; desgl. 41. Phasianus colchicus, gemeiner Fasan; sehr oft. 42. Perdix cinerea, graues Feldhuhn; öfter. 43. „ coturnix, Wachtel. 44. Scolopax rusticola, Waldschnepfe. 45. Vanellus cristatus , gemeiner Kiebitz. Zusatz vom Herausgeber. Hierzu kommt nach neueren Mit¬ theilungen auch : Numenius Arquata, der grosse Brachvogel, welcher kürzlich in Irland ( Proceed . of the nat. hist. soc. of Dublin. Vol.IV.p. 63) in einem weissen Exemplar vorgekommen ist. Das Exemplar zeigte sich den ganzen Winter am Strand bei Enniscrone; das Gefieder war ganz weiss, mit Ausnahme der schwach rehfarbigen Flügeldeckfedern, daher vielleicht kein achter Albino. Ferner werden von J. Geoffroy St. Hilaire, welcher vor vielen Jahren ein Yerzeichniss von 30 Yogelarten gegeben hat, bei welchen er Albinismus beobachtete, ausser mehreren oben erwähnten, auch angeführt: Muscicapa grisola, der graue Fliegenschnäpper; Älauda calandra , die Kalanderlerche; Picus viridis und canus, der grüne und Grauspecht; Scolopax gallinago, die Heerschnepfe; Anas boschas und crecca, die gemeine Wild- und Krieckente, über welche erstere auch in dieser Zeitschrift (IY. Jahrg. S. 169) ein interessanter Fall* von Bastardirung in mehreren Generationen mitgetheilt wurde. Yon ausländischen Vögeln erwähnt Geoffroy noch Gracula tristis von den Philippinen, den Amazonenpapagei, den Topas-Colibri, Trochilus Pella (von welchem wir selbst ein weissgeflecktes Exemplar gesehen haben), den Oriolus Baltimore und Carouge-Gasquet und den Strauss. In dieser Aufzählung sind, wie man sieht, alle Ordnungen der Vögel vertreten, und von den Familien fehlen nur solche, welche ent¬ weder wenig zahlreich sind oder sich durch ein vorwiegend weiss es Gefieder bei einzelnen Arten auszeichnen, wie die Eulen, Geier, Nachtschwalben, Eisvögel, Lauf- und Waldhühner, Trappen, Kraniche, Reiher, Wasserhühner, Taucher, Sturmvögel u. a. Ornithologen vom Fach wird es nicht schwer sein, die Liste noch weiter zu vervollständigen. Es wäre jedoch zu wünschen, dass in solchen Fällen genauer zwischen den verschiedenen Graden des Albinismus unterschieden würde. Es gibt nämlich einen allgemeinen, 222 der sich auf alle Organe erstreckt, und einen partiellen, der nur das Gefieder und oft nur einzelne Theile desselben betrifft. Der letztere, welcher bei weitem der häufigste zu sein scheint, ist in einigen Fällen nachweisbar erworben, trifft dann nur eine einzige Be¬ fiederungsperiode und macht bei der nächsten Mauserung einem ge¬ färbten Kleide Platz. Er verhält sich daher etwa, wie die weissen Winterkleider mancher Vögel, und wenn er nur einzelne Körpersteilen betrifft, so entsteht ein weissbuntes Gefieder, wie es vielen Vogel¬ arten consta nt eigen ist. Bei dem allgemeinen Albinismus, der gewöhnlich der ächte ge¬ nannt wird, fehlt der dunkle Farbstoff, von welchem in der Thierwelt die bräunlichen und schwärzlichen Farben herrühren , nicht blos in den Federn , sondern auch an den Füssen und Schnäbeln , welche daher oft eine röthliche Fleischfarbe haben , und nicht minder im innern Auge, welches daher einen röthlichen Schimmer gibt. Dieser Zustand ist immer angeboren und dauert Zeitlebens an; er ist ferner in der Kegel mit den Erscheinungen einer krankhaft gesteigerten Reizbarkeit verbunden, also eine wahre Krankheit und daher auch passend als Leucopathie bezeichnet worden. Solche Fälle sind mit Sicherheit nur im Leben zu erkennen und es genügt daher nicht obiges Verzeichniss nach Sammlungspräparaten zu ergänzen. Nur die Beobachtung vor oder kurz nach dem Tode kann darüber Aufschluss geben und wird leider nur zu oft vernachlässigt. Geoffroy St. Hilaire unterscheidet auch einen unvollkom¬ menen Albinismus und versteht darunter solche fälle, in welchen das Gefieder zwar keine rein weisse-, aber doch ungewöhnlich helle, meist gelbliche Farbe hat, von einer sehr geringen Anhäufung des Farbstoffs herrühend, der jedoch nicht ganz fehlt. Blonde oder gelb¬ lich gefärbte Dachse, Mäuse, Feldhasen, Hirsche, Rehe, Maulwürfe u. a. hat man bekanntlich öfter gesehen und manchmal hat eine ganze Brut diese Farbe; doch kann man sie wohl streng genommen nicht zu den Albinos rechnen, da die Farbe verschieden sein kann und im Allgemeinen, besonders bei mehrfarbigen Thieren, die nor¬ male Färbung in einer verblassten Tinte wiedergibt. Dass sich Albinos fortpflanzen und vererben können, ist nicht zu bezweifeln; unsere weissen Racen von Kaninchen, Mäusen, Ratten, Hirschen u. s. w., und wahrscheinlich auch das Frettchen, sind auf diese Weise entstanden und würden, wenn sie sich im wilden Zustand erhielten, ohne Zweifel als besondere Arten aufgeführt werden. 223 Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a< M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Im Mai erhielt der zoologische Garten als Geschenk: Von Herrn Birkenruth dahier elf gestreifte Benga listen und fünf Reisfinken. Von Herrn Behrends in Mannheim ein Paar Ballontauben. Von Herrn M. von Bethmann dahier ein Paar junge weisse Schwäne. Von Herren J. und A. Wolff dahier .einen Singschwan (Cygmis musicus). Dieser Vogel ist ein naher Verwandter des gewöhnlichen weissen Schwanes, dem er an Grösse gleichkommt. Seine Haltung ist dagegen weit weniger zierlich als die des zahmen Schwanes, besonders trägt er den Hals nicht in der gefälligen Biegung wie jener. Sein Gefieder ist rein weiss, in der Jugend grau, wovon bei unserem Exemplar sich noch Spuren vorfinden, namentlich am Halse. Der Schnabel ist schwarz, ohne Höcker, am Grunde mit einer breiten hellgelben Wachshaut versehen. Die Bezeichnung „Singschwan“ kommt von der bekannten Sage, dass dieser Vogel unmittelbar vor seinem Tode ein herrliches Lied singe. Da er aber in Wirklichkeit eine nichts weniger als melodische Stimme hat, sondern nur einen trompetenartigen Ton hervorbringt, so verdient er seinen Namen durchaus nicht. Die Haut dieses Schwanes, der Deckfedern beraubt und mit dem unter diesen be¬ findlichen Flaum gegerbt, bildet den sogenannten „Schwanenpelz.“ Erkauft wurden: Ein Paar Zebra (Equus JBurchellii). Prächtige zahme Thiere, der Hengst drei-, die Stute vierjährig. Sie sind an Färbung und Zeichnung einander zwar sehr ähnlich, aber keines- weges gleich und wir müssen uns Vorbehalten, später auf eine genaue Vergleichung dieser Thiere unter sich, wie mit dem älteren Exemplar, welches sich seit längerer Zeit in unserem Garten befindet, zurückzukommen. Für jetzt sei nur bemerkt, dass bei dem Hengst die Streifung schärfer und weiter an den Füssen herab sicht¬ bar ist, als bei der Stute, und besonders sind bei jenem die matteren Zwischen¬ streifen auf den Schenkeln ganz deutlich ausgesprochen, während sie bei dem weiblichen Exemplare sich mit der Grundfarbe vermischen. Was diese Thiere von unserem älteren Zebra sehr vortheilhaft auszeiclmet, ist ihre Zahmheit, welche gestattete, Einspannungsver¬ suche mit ihnen anzustellen, die so günstig ausfielen, dass wir wohl nächstens im Stande sein dürften, diese Zebras zu kleinen Fahrdiensten zu verwenden. Geboren wurden: Zwei Senegal schafe (Zwillinge), eine Heidschnucke, ein Axis- 224 hirsch, acht Wölfe, von denen die grausame Mutter sofort einen verzehrte, und ein Wildschwein. Letzteres kam todt zur Welt. Durch Tod verloren wir: Einen G emsbock. Dieses Thier, welches fast sechs Jahre in unserem Garten gelebt hatte und anscheinend immer gesund gewesen war, wurde Morgens in seinem Parke todt gefunden. Wie die dem Boden eingedrückten Fussspuren deutlich erkennen liesen, war es ruhig umhergegangen, als ihm plötzlich die Füsse ausglitten, worauf es einen Sprung nach vorwärts machte, zusammen stürzte und liegen blieb. Der Todeskampf scheint heftig gewesen zu sein, denn es deutet hierauf eine starke Aufwühlung des Bodens an den Stellen, wo die Füsse lagen. Bei der Section fanden sich in der Brust- und Bauchhöhle drei, etwa haselnuss¬ grosse feste Geschwülste, welche, wie sich beim Durchschneiden ergab, verkalkte Blasenwürmer enthielten. .Die Milz war stark vergrössert; sie bildete ein Quadrat von 1 1/i Zoll Dicke und etwa 6 Zoll Länge und Breite, war dunkel blauroth gefärbt und stark mit Blut gefüllt. Ihr fibröser Ueberzug war fast durchgehends sehr verdickt, pergamentartig. Die Gekrösdrüsen waren vergrössert und bildeten flache linsenförmige Geschwülste von einem halben Zoll im Durchmesser. Sie waren schwarzbraun, sehr saftig und auf dem Durchschnitte von braunrother Färbung und breiiger Consistenz. Die übrigen Eingeweide waren normal, der Darm etwas injicirt, die Leber blass und blutleer, mit einzelnen dunkelbraunen Flecken durchsetzt. Ein Sultanshuhn. Die Section ergab enorme Yergrösserung und Ver¬ fettung der Leber, sowie eine nussgrosse Geschwulst von speckigem Aussehen am Eingang der Brusthöhle, welche mit Schlund und Luftröhre ziemlich fest zusam¬ menhing, wahrscheinlich eine vergrösserte Lymphdrüse. Ausser diesen Thieren starben mehrere kleinere Vögel, worunter einige an Schnabelhieben, welche sie von ihren Kameraden erhielten. Haben wir bisher nur solche Krankheitsfälle unter unsern Thieren mitgetheilt, welche tödtlich endeten, so dürfen wir nun auch eine Erkrankung erwähnen, welche in Genesung ausging. Ein männliches Dromedar mochte sich an einem zwar warmen, aber sehr feuchten Tage im Freien eine Erkältung zugezogen haben, denn als es am Abend in den Stall gebracht wurde, traten plötzlich Kolikerscheinungen ein, ganz in der¬ selben Weise, wie sie bei Pferden öfter Vorkommen. Das Thier warf sich schreiend und stöhnend zu Boden, wälzte sich, schlug heftig mit den Füssen und sah sich öfter nach dem Leibe um. Dies dauerte einige Minuten, dann blieb es eine Zeit¬ lang ruhig liegen, sprang auch wohl rasch wieder auf, bis nach 10 — 15 Minuten der Schmerz es aufs Neue zum Wälzen veranlasste. Dieses Kommen und Ver¬ schwinden der Symptome, das normalhörbare Darmgeräusch sowie der Umstand, dass keine Verstopfung oder Aufblähung vorhanden war, deuteten unzweifelhaft darauf hin, dass wir mit einer Krampfkolik, also einer der leichteren Formen, zu thun hatten. Das Thier wurde mit Stroh und Tüchern kräftig abgerieben, mit einer wol¬ lenen Decke belegt und erhielt innerlich zwei Flaschen Kamillenthee, dem 40 Tro¬ pfen Landanum beigefügt wurden. Ausserdem wurde der Bauch beiderseitig mit Terpentinöl eingerieben. Auf diese Behandlung hin trat sofort eine auffallende 225 • Verminderung der Krankheitserscheinungen ein, welche, nachdem sie im Ganzen etwa eine Stunde gedauert hatten, ganz verschwanden. Das Thier blieb ruhig mit untergeschlagenen Füssen liegen und war am nächsten Morgen wieder völlig hergestellt. Die Terpentinöleinreibung, welche dem Dromedar deutlichen Schmerz verur¬ sachte, hatte eine kleine Ausschwitzung auf der Haut, sowie ein bemerkbares Ausfallen der Haare an den betreffenden Stellen veranlasst. Am folgenden Tage bildete sich sogar eine flache ödematöse Geschwulst im Umfang der Einreibung, welche sich allmälig in Folge ihrer Schwere nach abwärts senkte und am dritten Tage wieder verschwunden war. Jahresbericht der zoologischen Gesellschaft in London, Erstattet bei der Generalversammlung am 29. April 1864. Dieser Jahresbericht ist der fünf und dreissigste seit dem Bestehen der Gesell¬ schaft (jedoch der erste, der in unsere Hände gelangt) und zerfällt in drei Theile, welche die allgemeinen Angelegenheiten derselben, ihre wissenschaftliche Thätigkeit und den Zustand des Gartens und der Menagerie im Regent’s Park betreffen. Die gegenwärtige Zahl der Mitglieder ist 1754, nämlich: Mit einem einmaligen Beitrag von £. 20 . 185 » » » „ «£. 30 363 Mit einem jährlichen Beitrag von «£.2 . 232 ,, ,, ,, „ „ <£. 3 ...... 837 Abwesend (dormant) . 42 Im Bückstand mit dem Einstandsgeld . 27 Erlassene Einstandsgelder . 14 Jahresabonnenten mit einem Beitrag von «£.3 . 54 1754 Die Gesammtzahl hat sich im Jahre 1863 im Ganzen um 187 Mitglieder ver¬ mehrt und ist seit 10 Jahren fortwährend im Steigen, so zwar, dass das ab¬ gelaufene Jahr den grössten Zuwachs aufzuweisen hat, der in diesem Zeitraum vorgekommen ist. Unter den neu hinzu getretenen Mitgliedern befindet sich der Prinz von Wales, welcher zugleich das Vice-Patronat der Gesellschaft, deren Patronin die Königin ist, übernommen hat. Die „dormant list“ enthält jene Mitglieder, welche das ganze Jahr im Aus¬ land wohnen und nach den Statuten keinen Jahresbeitrag zu zahlen haben. Da sich darunter eine grosse Anzahl befindet, die seit vielen Jahren abwesend sind und keinen Verkehr mit der Gesellschaft haben, so wurde beschlossen, kein Mitglied, dessen Adresse unbekannt ist, länger als drei Jahre auf der Liste fort¬ zuführen, jedes Mitglied aber wieder aufzunehmen, welches nach erfolgter Rück¬ kehr und gegebener Aufklärung seinen Jahresbeitrag leistet. Gestorben sind 61 , ausgetreten 13 und wegen Nichtzahlung ihrer Beiträge ausgeschlossen 8. Zum auswärtigen Mitglied, deren Zahl auf 25 beschränkt ist, wurde erwählt Prof. H. Burmeister, früher in Halle, jetzt Director des Museums in Buenos-Ayres. 16 — . 226 Die Einnahme im Jahr 1863 betrug £ 20,284. 12 Sh. 11 d, die grösste seit dem Bestehen der Gesellschaft mit Ausnahme der beiden Ausstellungsjahre 1851 und 1862, denen das Jahr 1836, in welchem die ersten Giraffen aufgestellt waren, am nächsten kommt. Es dürfte nicht ohne Interesse sein, aus einer Uebersiclit der jährlichen Einnahmen zu entnehmen, dass dieselben, zwar mit beträchtlicher Schwan¬ kung in den einzelnen Jahren , im Ganzen bedeutend gestiegen sind und sich seit der Eröffnung des Gartens im Jahre 1828 beinahe verdoppelt haben. Die Gesammteinnahme der zoologischen Gesellschaft in London betrug nämlich: 1862 . . £ 27,397. 1855 • • £ 14,089. 1851 . • 77 26,453. 1858 • 77 14,034. 1863 . • 75 20,284. 1829 • • 77 14,030. 1836 • 7? 19,118. 1837 • • 77 13,954. 1831 . • 37 17,559. 1839 77 13,427. 1853 . * 7? 17,508. 1852 • • 77 12,803. 1854 . * 3? 16,901. 1840 • . 77 12,732. 1860 . * 73 16,864. 1841 • • 73 11,612. 1834 . ' 77 16,829. 1828 • • 37 11,512. 1861 . * 37 16,072. 1842 • • 3? 10,088. 1835 . * 37 16,030. 1843 . » 7? 9,137. 1830 . • 7? 15,955. 1845 . , 7? 8,831. 1832 . * 77 15,489. 1849 • • 77 8,771. 1856 . • 77 15,280. 1844 • • 3? 8,659. 1859 . • 73 15,195. 1846 • • 33 8,305. 1850 . * 37 14,957. 1848 • c 33 8,165. 1833 . • 33 14,839. 1847 • • 73 7,765. 1857 . * 7’ 14,822. 1827 • 7? 4,078. 1838 . * 7? 14,090. 1825- -26 37 1,829. Die Casseneinnahme im Jahre 1863 war am stärksten am Ostermontag und am Pfingstmontag, an welchem letzteren Tage 30,374 Personen den Garten besuchten, der stärkste Besuchtag, der bis jetzt im Regentspark vorgekommen ist, mit einem Betrag von £ 757. 14 Sh. 6d. In Folge eines Cassenüberschusses vom Jahre 1862 und durch Verkauf von £ 1000 reducirter 3 pCt. aus dem Reservefond stellte sich die für 1863 verwend¬ bare Gesammtsumme auf £ 23,296. 1 Sh. 8 d. Die ordentlichen Ausgaben der Gesellschaft beliefen sich auf £ 16,024 16 Sh., die ausserordentlichen auf £ 5227. 15 Sh. 9 d. ; es blieb mithin am Ende des Jahres ein Cassenguthaben von £ 2043. 10 Sh. 6 d. Mit Einschluss der noch übrig gebliebenen Verpflichtungen von 1863 wird die Gesammtausgabe jedoch auf £ 25,422. 16 Sh. 4 d. und die der ausserordentlichen Ausgaben auf £ 9,283. 15 Sh. 4 d. steigen. Unter den letzteren sind begriffen: Bauliche Anlagen und Veränderungen . Kosten der indischen Expedition . . Nach Neuseeland gesendetes Rothwild . Anstrich des Gesellschaftshauses . . . Drucksachen . £ 8710 11 Sh. 7 „ 220 - „ 17 7 „ 6 „ 15 „ 320 11 » 5 „ - d. 37 » 7? 37 3 227 Die Berichte über die wissenschaftlichen Sitzungen der Gesellschaft erschienen in 3 Theilen, welche einen Band von 580 Seiten mit 42 Tafeln bilden. Von den „transactions“ erschien der 3. Theil des 5. Bandes, welcher Beiträge folgender Autoren enthält: Von Herrn W. H. F lower „über das Gehirn des Javanischen Lori (Stenops javanicus).“ Von Herren Alder und Hancock „Notiz über eine Sammlung naktkiemiger Mollusken, durch Herrn Walter Elliot in Indien gesammelt, mit Beschreibung einiger neuen Gattungen und Arten.“ Von Herrn W. K. Parker „über den Knochenbau der hühnerartigen Vögel und Tinamus.“ Gegen Subscription eines jährlichen Beitrages von £ 1 1 Sh. erhalten die ordentlichen und correspondirenden Mitglieder sämmtliche wissenschaftliche Publi- cationen der Gesellschaft, deren Ladenpreis £ 4—5 beträgt. Die Zahl der Sub- scribenten ist gegenwärtig 242. Ausserdem ist ein systematisches Verzeichniss aller vorhandenen Wirbeltliiere durch das Secretariat angefertigt und für die Mitglieder zu 1 Sh. zu haben. Für die Bibliothek wurden £ 287 1 Sh. 2 d. verwendet, grösstentheils für zoologische Werke zum täglichen Handgebrauche und Nachschlagen. Unter den neu errichteten Gebäuden sind besonders ein neues Aviarium und ein Affenhaus hervorzuheben, welche ältere, unbrauchbar gewordene Gebäude der Art ersetzen. Bei dem letzteren war die Hauptabsicht, den Thieren möglichst viel Licht und Sonne zu geben. Dem Vorwurf, dass ein Gebäude von Glas und Eisen im Sommer zu heiss und im Winter zu kalt sei, hofft man durch die Ausstattung mit geeigneten Pflanzen und gute Ventilation einerseits, sowie durch den schon bewährten Heisswasser-Wärmeapparat zu begegnen. Hieran reihte sich die Her¬ stellung einer Keihe von Schuppen für die Ausstellungen des Hornviehes und die Reparatur des Elephantenbades. Auf die Verbesserung der Wege wurden £ 246. 10 Sh. 2 d. verwendet. Die Zahl der im Garten lebenden Thiere betrug am 1. Januar 1863 im Ganzen 1748 und am 1. Januar 1864 1730, worunter 567 Säugethiere, 1063 Vögel, 100 Reptilien, deren Gesammtwerth auf £ 25,000 angeschlagen wird. Neu ausgestellt waren im Jahre 1863: 12 Säugethiere, 35 Vögel, 22 Repti¬ lien und 8 Fische. Die neuen Säugethiere sind folgende: 1. Mycetes ursinus Humb., der Brüllaffe. 2. Lemur xanthomystci Gray , der gelbwangige Lemur. 3. Galago Allenii Waterh., Allen’s Galago. 4. Phocaenä communis Less., der gemeine Delphin. 5. Ursus japonicus Schleg ., der javanische Bär. 6. Cervus canadensis var. occidentalis, der westliche Canadahirsch (Wapiti). 7. Bos sondaicus Müll., der Sunda-Ochse. 8. Sus andamensis Blyth., das Andamanische Wildschwein. 9. Sciurus vittatus Maffl., das Penang-Eichhörnchen. 10. Myoxus glis Schreber , unser Siebenschläfer. 11. Phascolomys lasiorhinus Gould, der haarnasige Wombat. 12. „ niger Gould , der schwarze Wombat. Unter den Vögeln sind ein neuer Adler, Haliaetus sphenurus Viell., eine neue Harpye, Harpyhaliaetus coronatus, und Schlegel’s Falco sacer, ferner Fraser’ s 16 * 228 Eule, Bubo poensis, und namentlich zwei neue Fasanen, Pucrasia macrolopha Less. und Phasianus Sömmeringii Temm. zu nennen, durch welche die Zahl der fasanen¬ artigen Vögelarten im Garten auf 18 gebracht wurde. Unter den neuen Reptilien sind mehrere Ordnungen vertreten; die neuen Fische gehören in die Familie der Lachsartigen, Aalartigen und Knorpelfische, darunter ein Stör, Accipenser Sturio L , und der Hundshai, Scyllium canicula L. Vollständig geben wir die Liste der Fortpflanzungen, welche im Garten vom 1. Januar 1863 bis dahin 1864 erzielt worden: 1. Säugethiere. 1. Cynocephalus hamadryas L. 2. Canis lupus L. 3. Canis mesomelas Schreb. 4. Felis leo L. 5. tigris L. 6. Bastard zwischen Felis onca L. und F. Hernandesii Gray. 7. Cervus Wallichii Cuv. 8. „ Sika Temm. 9. „ Aristotelis Müll. 10. „ moluccensis Cuv. 11. „ porcinus Zimm. 12. Camelopardalis Giraffa Gmel. 13. Ovis Tragelaphus Desm. 14. Capra ibex L. (Bastard). 15. Oreas canna Pall. 16. Bos grunniens L. 17. „ indicus L. var. 18. „ taurus L. var. (Piemont). 19. „ americanus L. (Bison). 20. „ Dicotyles tajacu L. 21. Hyrax capensis Schreb. 22. Hapolotis Mitchellii Og. 23. Dasyprocta Aguti A. 24. Bastard von Phalangista vulpina Shaw und fuliginosa Og. 2. Vögel. 1. Euphema pulchella Shaw. 2. Calopsitta Novae -Hollandiae Gm. 3. Motacilla Yarrellii Gould. 4. Columba gymnophthalma Temm. 5. Turtur senegalensis L. 6. Turtur vinaceus Gm. 7. Geotrygon montana L. 8. „ cristata Temm. 9. Phaps chalcoptera Lath. 10. Leucosarcia picata Lath. 11. Bastard von Pavo nigripennis m. und er i Status L. f. 12. Ceriornis satyra Cuv. 13. Catreus Wallichii Hardw. 14. Phasianus versicolor Temm. 15. Lophophorus impeyanus Lath. 16. Rhea americana Viell. 17. Casuarius Bennettii G. 18. Grus montignesia Bp. 19. „ cinerea Bchst. 20. Bastard von Fulica cristata Lath. und atra L. 21. Chloephaga magellanica Gm. 22. „ poliocephala Gv. 23. „ rubidiceps Sclat. 24. Casarca rutila Pall. 25. Aix sponsa L. 26. „ galericulata L. 27. Poecilonetta baliamensis L. 28. Anas xanthorhyncha Forst. 29. Larus argentatus Brünn. 3. Reptilien. 1. Cenchris piscivorus Gray, die Wasser¬ viper. 4. Fische. 1. Salmo fario L., die gemeine Forelle. 2. „ salar L., der Lachs. Sehr zahlreich waren, wie alljährlich, die Geschenke, welche wir hier nicht einzeln aufführen können. (Report of the council of the zool. soc. London 1864.) 229 Correspondenzen. Birkenfeld, 14. April 1864. Ich erlaube mir Ihnen hiermit einige Reste eines überjährigen Schinkens zu übersenden, in dem sich schon mit blossem Auge weisse Pünktchen erkennen lassen, die, nach der durch das Mikroskop sich herausstellenden Analogie mit den aus Breslau erhaltenen Trichinenpräparater, für verkalkte Trichinen zu halten sein dürften. Oder sollten sie in das Reich der Schimmelpilze gehören? Unser Thierarzt Meyer neigt sich zu dieser Ansicht. Die Sache hat natürlich hier einiges Aufsehen erregt und eine präcise Entscheidung darüber ist sehr wünscliens- werth. Ich nehme mir die Freiheit, dieselbe in Ihre Hand zu legen, und bitte Sie recht sehr, so bald wie möglich mir Ihre Ansicht darüber mittheilen zu wollen. — Die grösseren Schinkenstücke in No. 1 sind acht Tage früher herausgeschnitten, als die in No. 2. In jenen sind die weissen Körnchen weniger sichtbar, als in diesen, weil Herr H., ein hiesiger mikroskopischer Dilettant, dieselben meistens herausgelesen hat. Der Schinken ist jetzt 1 Jahr 4 Monate alt. Das Schwein wurde einjährig gekauft und dann ein Jahr lang in hier üblicherweise mit Milch, Kartoffeln, Haferschrot und Spülwasser gemästet. Es wog 200 Pfund, als es geschlachtet wurde, und wurde von der Familie theils frisch, theils geräuchert gegessen, ohne die geringste Aeusserung eines Unwohlseins. Der letzte fragliche Schinken war bereits zur Hälfte verzehrt, als Herr H., dem er zum Essen vor¬ gesetzt wurde, die Entdeckung machte und seine Vermuthung durch das Mikroskop bestätigt fand. *) Aus einem Schreiben des Herrn Dr. Merlin# an den Herausgeber. Berlin, 20. April 1864. In No. 2 des laufenden Jahrgangs ist eine Abhandlung von Dr. Meyer über Felis vciriegata und F. irbis. Es mag vielleicht anmassend sein, wenn ich, der seit längerer Zeit sich nicht speciell mit Wirbelthieren beschäftigt hat, darüber aburtheilen will, aber ich glaube hierin meiner Sache sicher zu sein. Felis Irbis stimmt *) Die überschickten Schinkenstücke enthielten zwar keine Trichinen, gaben aber Veranlassung zur Auffindung einer leicht möglichen Verwechselung, deren Bekanntmachung von allgemeinerem Interesse sein dürfte. Die meisten Knöt¬ chen, welche man auf allen Schnittflächen bemerkt, sind allerdings verkalkten Trichinenkapseln sehr ähnlich, aber meistens doch um das Doppelte grösser und zum Theil sehr unregelmässig geformt. Auch liegen sie bei näherem Zusehen nicht in dem Fleische, sondern in den Zwischenräumen zwischen den Muskel¬ bündeln ; endlich sind sie viel sparsamer als dies bei der Trichinenkrankheit, wenn sie erheblich ist, gewöhnlich der Fall ist. Sie lösen sich nicht in Wasser und erblassen in Säuren, ohne aufzubrausen. Die mikroskopische Untersuchung erwies, dass weder Kapseln noch Würmer vorhanden waren, sondern eine theils amorphe, theils in Nadeln krystallisirte, weisse Substanz ohne bestimmte Begrenzungen, welche in heisser Kalilauge undeutlich wurde ; daher ohne Zweifel eine organische Substanz und wahrscheinlich ein krystallisirter Fettkörper, zu dessen näherer Bestimmung jedoch die Quantität nicht zureichte. B. 230 recht gut mit dem im Berliner Museum vorhandenen Originalexemplar von Ehren¬ berg, dagegen möchte ich die Bestimmung Felis variegata Wagn. anfechten. Dieser Name ist von A. Wagner (s. dessen Forts, von Schreber’s Säugethieren, Supplementband II) einfach für Felis pardus Temminck substituirt worden, da Wagner den allbekannten afrikanisch-westasiatischen Panther-Leoparden, Felis leo- pardus Temminck , in Uebereinstimmung mit dem Sprachgebrauch der Alten, als pardus bezeichnet. F. variegata Wagn. — pardus Tem. ist somit die javanische Art, welche sich durch kürzere Beine und etwas längeren Schwanz von dem gewöhnlichen Panther-Leopard unterscheidet, zuweilen auch in Menagerien zu uns kommt und deren schwarze Färbung von Peron als Felis melas beschrieben wurde. Ich habe viele Felle derselben in Java gesehen, die Flecken sind stets so scharf gezeichnet und in Rosetten geordnet, wie beim afrikanischen Panther, nie so blass und verwischt, wie bei dem von Dr. Meyer beschriebenen Thiere, dasich nur durch seine etwas mehr gelbliche Färbung, sonst in Nichts von Irbis unter¬ schieden finde und daher nicht von ihm specifisch trennen möchte, soweit ich nach der bildlichen Darstellung in Ihrer Zeitschrift urtheilen darf. Verschieden von beiden dort abgebildeten Thieren ist eine weitere nordost¬ asiatische grosse Katze, welche Schlegel als Felis orientalis in seiner hollän¬ dischen „handleiding tot de oefening der dierkunde“ (Anleitung zur Ausübung der Thierkunde, 1857, Atlas Taf. II. Fig. 13) beschrieben hat. Sie stammt aus Korea, hat ebenfalls längeres Haar als die Panther der warmen Zone und grössere Flecken, aber diese sind wie beim Panther selbst scharf begrenzt, schwarz, am Rumpf zu Rosetten zusammengestellt, auf den Gliedmassen voll und eckig, während grosse Rosetten mit verwischten Grenzen sowohl auf Rumpf als Vorder¬ arm und Unterschenkel charakteristisch für den Irbis sind, wie sie sich denn auch bei beiden Meyer’schen Thieren zeigen. Aus dem genannten Büche Schlegel’s, das zunächst zum Unterrichte für die künftigen Beamten in Niederländisch-Indien bestimmt ist, aber durch seine praktische Tendenz, bei kurzer, aber für die Mehrzahl der Säugethiere und Vögel hinreichender Charakterisirung der Arten, und durch zahlreiche Notizen über Sitten und Leben der ausländischen Thiere eine weitere Verbreitung verdient, umsomehr als die ganze Arbeit auf die langjährige Anschauung des in dieser Abtheilung so reichen Leidener Museums basirt ist, möchte ich für diesesmal nur noch hervor¬ heben, wie Schlegel den javanisch-sumatranischen Panther, Felis pardus Tem. (d. h. eben F. variegata Wagn.) von dem afrikanisch-westasiatischen unterscheidet, nämlich (Band I. S. 23) „durch einen einigermassen langen Schwanz mit 30 Wir¬ beln und durch die Färbung seines Felles, welches einen bläulichen Schimmer hat, mit kleineren, dicht aufeinander stehenden Flecken versehen ist und bei einigen Exemplaren einfarbig schwarz oder so dunkel gefärbt ist, dass die Flecken sehr undeutlich sind.“ Dieses kann offenbar nicht der langschwänzige Panther von Dr. Meyer sein. Dagegen wird der Irbis (unter dem ältern, aber unpassen¬ den Namen uncia ) folgendermassen charakterisirt: „eine Art mit noch längerem Haar (als orientalis ), weisslich-gelbgrau von Farbe, mit sehr grossen, einzeln stehenden, unregelmässigen, überall, selbst auf den Füssen Rosetten bildenden und auf den Lenden länglichen Flecken, welche dieselben Gegenden, wie die nördliche Race des Tigers bewohnt. Dieses passt auf beide von Dr. Meyer beschriebene Thiere. Briefliche Mittheilung des Herrn Dr. E. v. Martens, Custos des zool. Museums, an den Herausgeber. 231 Chemnitz, 14. Mai 1864. Vielleicht interessirt Sie die Mittheilung, dass wir in hiesiger k. höheren Ge- werbschule seit fast drei Jahren einen Proteus anguinus lebend unterhalten, der sich in einem grossen, im Allgemeinen dunkelgehaltenen Glasballon mit oft erneutem Wasser sehr wohl befindet und, ungleich so vielen seines Gleichen, ausser den Perioden der Häutung, Regenwürmer mit bestem Appetit verschlingt. Einige Detail-Beobachtungen dieses Thieres behalte ich gelegentlicher späterer Mittheilung vor. Aus einem Schreiben des Herrn Dr. F. N o b b e , Lehrer der Pflanzen- und Thier-Physiologie, an die Redaction. Breslau, den 21. Mai 1864. Aus Liebhaberei besitze ich eine nicht unbedeutende Zahl von ausländischen Vögeln, Alfen etc., wovon ich an Freunde und Liebhaber theilweise abgebe. Unter Anderm habe ich 1 Paar graue Kakadus, mit schwefelgelben Kopf und Poll und rothen Backen, welche bei mir Eier gelegt haben und zwar in einer Kiste mit runder Oeffnung, doch scheint der Käfig zu klein zu sein; denn eben so ist es mir mit den kalifornischen Wachteln gegangen, da keine junge Brut zum Vorschein gekommen ist. Ferner habe ich ein schönes Paar Kakadus (Cacatua Leadbeateri), welche sehr zärtlich zusammen sind, so dass ich nicht zweifele, dass dieselben, wenn sie in einem zweckmässigen grossen Raume wären, Junge ziehen würden. — — Schliesslich will ich der Seltenheit wegen mittheilen, dass ich ein Paar Uistiti, Seidenäffchen besitze, wovon das Weibchen Mitte März 1 Paar Junge geboren hat, (1 Männchen und 1 Weibchen), die sich ganz munter befinden. Den kleinen Thierchen fehlt noch das fleischfarbige Gesichtchen, welches die Alten haben, so wie die weissen Haare auf den Ohren. Diese Geburt hat hier viel Aufsehen ge¬ macht und ich glaube, es wird im weiten Kreise der erste Fall sein, besonders von Zwillingen. Ich hatte diese Aeffchen im vergangenen September von Hamburg er¬ halten und glaube, dass die Begattung nach dieser Zeit erfolgt ist, da man auf die Schwangerschaft 4 bis 5 Monat rechnet. Auch bemerkte ich, dass wieder eine neue Begattung stattgefunden hat. Ich halte dieselben in einem Drathkäfig, der iy2 Elle lang und 3/4 Ellen hoch und breit ist. Das Futter besteht aus Biscuit mit viel Eiergehalt und abgekochter Milch, die Jungen fressen auch sehr gern Maikäfer und Zucker. Aus einem Schreiben des Comit6mitgliedes Herrn Kaufmann G u t k e an die Direction. Erwiederung auf die Bemerkungen des Herrn Dr. L. J. Fitzinger in voriger Kummer dieser Zeitschrift. Was meine Bestimmung der als „Felis variegata“ abgebildeten und beschrie¬ benen Katze betrifft, so sehe ich mich veranlasst, einfach anzugeben, wie ich hierzu geleitet wurde, woraus zugleich meine Entgegnungen auf die „Bemerkungen1* des Herrn Verfassers sich ergeben werden. Nach den Beschreibungen Wagner’s von „F. Irbis Midier und F. variegata Wagner ,u verglichen mit allen andern bekannten und beschriebenen Katzen, blieb mir keine andere Wahl, als diese Katze auf „F. variegata W.“ zu beziehen. Wer nur einigermassen genauer 232 die ausgebalgte Katze gesehen hatte, dem musste sich die Ueberzeugung auf¬ drängen, dass sie von der andern, der F. Irbis Müller , verschieden sein müsse, wobei ich zugleich bemerken muss, dass unser Präparateur Schmidt, dem seit Decennien so viele Bälge unter den Händen gewesen, mit mir gleicher Meinung war. Es konnte aber einem Kenner auch nicht zweifelhaft sein, dass dieser Balg wohl nicht einem jungen, sondern entschieden einem alten Thiere angehört haben musste. Ferner bestimmten mich hierzu die verschiedenen Verhältnisse in der Grösse, die grössere Breite des Kopfes, die geringere Länge des Halses, die Länge des Schwanzes, der ganze Typus des Thieres, endlich die Färbung und Zeichnung des Pelzes. Ich muss hierbei bemerken, dass Herr Präparateur Schmidt der Art aus¬ balgt, dass derselbe den Thieren keine Verhältnisse gibt, die sie nicht in der Natur haben würden, sondern sich genau an den Balg hält und überhaupt richtig und genau zu präpariren versteht. Wenn ich auch zugeben will, dass, wie der Herausgeber erwähnt, Messungen an ausgestopften Thieren in vielen Fällen nur einen annähernden oder bedingten Werth haben können, so können doch die Ver¬ hältnisse immerhin keine so verschiedene werden, wie sie unsere Messungen er¬ geben haben. Was nun die Pelzfärbung und die Länge und Beschaffenheit der Pelzhaare betrifft, so muss ich vor Allem anführen, dass Wagner in der Be¬ schreibung von F. Irbis die Farbe des Pelzes eine weisslichgraue nennt, wie sie an unserm Irbis war, und ausdrücklich den Zusatz macht, nur Da üben ton gäbe noch an, „mit einem leichten gelblichen Anschein.“ Von F. variegata sagt Wagner, der Pelz sei reichlich mit Haaren von mässiger Länge besetzt, die Grundfarbe sei hell ochergelb, aber die ganze Unterseite des Leibes und des Schwanzes, so wie die Seiten des Bauches seien rein weiss. Darnach konnte meine Bestimmung der Katze nur auf F. variegata W. und nicht auf F. Irbis fallen. Die Angaben, die der Herr Verfasser über die Pelzfärbung und die Be¬ schaffenheit der Haare an F. variegata macht, stimmen nicht mit den An¬ gaben Wagner’s überein, denn er fand bei allen seinen beobachteten Exemplaren eine intensiv rost- oder ochergelbe Grundfarbe des Rückens und der Seiten, viel dunkler als beim afrikanischen Leoparden. Auch die Angaben W agner’s über die Flecken weichen nicht viel von den von mir erwähnten ab, und namentlich war die Zeichnung auf dem Schwanz eine ganz andere, wie auf unserer F. Irbis , wie auch unsere Abbildung ganz richtig angegeben hat. Die kurze Behaarung, welche der Herr Verfasser seiner F. variegata gibt, will eben so wenig mit der von Wagner gegebenen Beschreibung übereinstimmen. Nach allem dem Angegebenen kann ich nicht umhin, meine Meinung dahin zu erklären, dass, so gerne ich mich sonst anerkannten Autoritäten zu unterwerfen vermag, in diesem Falle ich mir eine, von dem Herrn Verfasser abweichende Meinung behalten muss, da ich nicht genügende Ueberzeugung gewonnen habe, dass die von mir beschriebene Katze zu F. Irbis zu stellen sei, und es der Zu¬ kunft anheimstelle, ob sie als eine sehr bedeutende Varietät oder als eine andere Art bestimmt werde. Dr. R. Meyer. — 233 Miscellen. Der zoologische Garten hat in den letzten Wochen trotz des un¬ günstigen Wetters die erfreulichsten Fortschritte gemacht. Schon von Weitem präsentirt sich nunmehr dem Spaziergänger auf dem Weidendamm der Zaun, welcher das ausgedehnte, durch die Liberalität der städtischen Behörden bewilligte Grundstück umschliesst. Im Innern sind die Erdarbeiten im Grossen und Ganzen vollendet. Wer im vorigen Herbste zuletzt die sterile, nur mit dürftigster Wolfs¬ milch und Fettkraut bewachsene Sandfläche gesehen, wird dieselbe jetzt nicht wieder erkennen, obwohl vorläufig erst die Umrisse des von Stadtgärtner Lösen er und Inspector Tiemann entworfenen Planes hervortreten, der Effect des Neu¬ geschaffenen natürlich erst nach dem Begrünen der Rasenflächen und Baumanlagen zu erwarten ist. Das Terrain ist planirt und erhebt sich zu einem Hügel, der eine freundliche Aussicht über die Anlagen und die Wasserfläche gewährt; diese stellt einen vielbuch tigen See dar, der eine Insel umschliesst, hier in schmälere Arme sich theilt, dort in breiterem Spiegel sich ausdehnt. Man ist eben damit beschäftigt, ländliche Brücken zu schlagen und die Ufer mit passenden Bäumen zu bepflanzen. — Der sumpfige Busch, der sich früher längst der alten Oder hinzog, ist in einen freundlichen Hain verwandelt, in dem die vielen prächtigen Birken, Eichen und Pappeln frei gestellt und durch gewundene Wege zugänglich gemacht worden sind. An der Ecke, welche die beiden Oderarme bilden, ist bereits der Platz ausgesteckt, wo sich der Bärenzwinger erheben wird, der nach der geistvollen Zeichnung des Baumeisters Lüdike den Charakter einer nordischen Burg mit Zinnen, Erkern und Wartthurm tragen soll; von letzterem wird sich eine prächtige Aussicht auf den Wald zu Füssen, den vorüberfliessenden Strom und die vielthürmige Stadt in der Ferne bieten, wie sie kaum noch ein zweiter Punkt um Breslau gewährt. In den übrigen Theilen des Gartens sind bereits die Wege ausgesteckt und man ist eben damit beschäftigt, die Bäume und Sträucher auszupflanzen, welche von allen Seiten dem Garten mit grosser Bereitwilligkeit zum Geschenk angeboten worden. Hoffentlich wird sich dieselbe Liberalität unserer Mitbürger auch in Geschenken von Thieren bewähren und Breslau nicht hinter Cöln, Frankfurt, Dresden und anderen Orten Deutschlands Zurückbleiben, wo die wohlhabenden Freunde der Natur unter einander wetteifern, ihren zoologischen Garten durch seltene und kost¬ bare Thierarten zu bereichern. Uebrigens ist auch bereits mit dem Ankauf von Thieren begonnen worden und wir sehen in den nächsten Wochen der Ankunft der ersten Insassen entgegen, um die für sie ausgewählten Wohnungen und Garten¬ plätze zu beziehen. Ein Bär wird schon in den nächsten Tagen ein provisorisches Logis in einem zum Garten gehörigen Gebäude nehmen. Ebenso soll sofort der Bau des Restaurationsgebäudes in Angriff genommen werden, welches nach den Zeichnungen des Herrn Lüdike mit seinen eleganten Formen und der geschmack¬ vollen Umgebung eine Zierde der ganzen Anlage zu werden verspricht. Noch mehrere Bauten, unter andern ein Affenhaus in phantastisch orientalischem Styl, eine Wolfsgrube, eine Voliere etc., sind in Aussicht genommen. Die Möglichkeit ihrer Vollendung im gegenwärtigen Jahre wird freilich von dem hoffentlich in recht bedeutendem Maasse eintretenden Wachsen des Actiencapitals abhängen. Wir wissen, dass Viele unter unsern Mitbürgern mit dem Zeichnen von Actien so lange 234 zurückhalten wollten, bis sie die Ueberzeugung gewonnen, dass der Garten auch wirklich zu Stande kommt; wir rathen denselben nunmehr, hinauszugehen und sich anzusehen, was mit den bisherigen Mitteln durch die Thätigkeit des Comite’s aus¬ geführt oder doch vorbereitet ist; mögen sie nunmehr aber auch das Ihrige dazu beitragen, damit das Ganze noch in diesem Jahre in der Ausstattung und Aus¬ dehnung in’s Leben tritt, wie es einem solchen für die Belehrung, wie für das Vergnügen unserer Bevölkerung gleich bedeutenden, gemeinnützigen Unternehmen zukommt. Breslauer Ztg. Ein fleischfressender Affe. Mehrere Vorübergehende sahen kürzlich, wie im hiesigen Garten der im Freien befindliche schwarzstirnige Klammer¬ affe einen Sperling fing und verzehrte. Der Affe lag behaglich auf der Erde und sonnte sich, als der Sperling auf das vor dem Häuschen befindliche Sitzbrett herabflog. Mit einem blitzschnellen Griffe hatte ihn der Affe an einem Beine er¬ wischt, als er eben wegfliegen wollte. Nachdem er den heftig flatternden und schreienden Vogel mit beiden Händen gefasst und ziemlich unsanft behandelt hatte, tödtete er ihn durch einen Biss in den Hals und frass erst den Kopf, dann die Beine, endlich den ganzen Vogel sammt Eingeweiden und Federn, wobei er das abfliessende Blut begierig von den Fingern leckte. Bios einige grössere Federn blieben liegen. Ob in diesem Falle ein momentanes Gelüste oder ein Wink für die Nahrung dieses Affen vorliegt, können wir nicht entscheiden, da uns ähnliche Fälle nicht bekannt sind und frühere Angaben von Keisenden, nach denen manche Affen Fische fangen und selbst höhere Thiere tödten sollen, stets bezweifelt worden sind. Es wäre aber die Frage, ob ein solches Gelüste nicht zur Gewohnheit werden und eine theilweise Veränderung der Nahrung zur Folge haben könnte, wie es von vielen Hausthieren bekannt ist? B. Das Murmelthier in der Nogai’schen Steppe. Man ist gewohnt, auffallende Veränderungen, welche die Fauna eines Landes im Laufe der Zeit er¬ leidet, von klimatischen und territorialen Verhältnissen, hauptsächlich aber von dem Eindringen der Bodencultur durch menschliche Bewohner abzuleiten, und die daraus hervorgegangene Verminderung der wilden Thiere, namentlich der Säuge- thiere, ist hinreichend aufgeklärt. In neuerer Zeit hat man jedoch auch an¬ scheinend spontanen Bewegungen in der Thierbevölkerung eine grössere Auf¬ merksamkeit geschenkt; man kennt nicht nur eingewanderte Thiere, auch in bewohnten Gegenden, sondern man sieht auch einheimische Arten seltener werden und sich zurückziehen; ja es unterliegt keinem Zweifel, dass die Ausbreitung der Arten auch ohne in die Augen fallende äussere Störungen grossen Schwankungen unterliegen und im Laufe der Zeit sich erheblich verändern kann. So berichtet ein neuerer Reisender *) von dem Steppen-Murmelthier (Arctomys Baibak Pallas), das bei den Polen Bobuk, bei den Kleinrussen Baibak, bei den Grossrussen Surok genannt wird und früher im südlichen Russland sehr verbreitet war, aber nun dort als ausgestorben betrachtet werden kann. Dieses Thier ist IV2 Fuss lang, also beträchtlich grösser als das Alpenmurmelthier, und lebt in einem selbstgegrabenen Bau von eigenthümlicher Beschaffenheit. Sie graben nämlich fadentiefe Gänge und werfen dabei grosse Erdhaufen auf, wodurch das von ihnen besetzte Land ganz hügelig *) A. Petzholdt, Reise im europäischen Russland. Leipzig 1864. S. 248. 235 wird, tragen viel Heu ein und halten daselbst einen Winterschlaf. In der Nogai’schen Steppe*) trifft man allenthalben solche von diesen Thieren aufgeworfene Hügel als sehr in die Augen fallende Spuren der früheren Bewohner, deren Be¬ stand wahrscheinlich noch Jahrhunderte dauern wird. Zwar hat der Regen und der schmelzende Schnee sowie die mit der Zeit zusammensinkende lockere Erde viel beigetragen, diese Hügel viel niedriger zu machen, als sie ursprünglich waren, allein sie stellen sich dafür jetzt nur um so breiter dar und haben bei einer Höhe von 1 — 2 Fuss einen Durchmesser von 6, 9, 12 Fuss. Da bei ihrer Bil¬ dung die tiefer gelegene Erde über den fruchtbaren schwarzen Grund ( Tschernosem ) aufgeworfen wurde, so sind sie ganz kahl und können schon dadurch aus der Ferne wahrgenommen werden. Die Hügel sind zahllos, aber die Thiere, von welchen sie herrühren, so selten geworden, dass hei den jetzigen Bewohnern der Steppe bereits die seltsamsten Meinungen über die Urheber der Erhöhungen her¬ rühren, welche den Nomaden zugeschrieben werden. Von den ältesten Mitgliedern der an der Molotschna angesiedelten Mennoniten-Colonie erfuhr der Verfasser das Nähere über die Lebensweise des jetzt verschwundenen Thieres. Merkwürdiger¬ weise dienten die Haufen des Baibak den Ansiedlern bei nächtlichen Steppenritten, wenn die Nacht so finster war, dass kein Stern sich zeigte, früher als Compass. Da nämlich der obere Theil der Röhre mit seiner Oeffnung stets genau nach Süden gerichtet ist, so bedurfte es behufs der Orientirung über die Himmelsgegenden nur des Absteigens vom Pferde, wenn man einen Baibakliügel antraf. Alsdann suchte man durch Umhertasten mit der Hand nach der Oeffnung des Ganges und erfuhr so mit Sicherheit die Himmelsgegend. — Wie es scheint, hat das Thier nun den mittleren Theil des südlichen Russland ganz verlassen und sich auf den Westen und Osten beschränkt, denn man findet es sowohl im südlichen Polen und im Lande der Donischen Kosaken häufiger und kann es in östlicher Richtung durch ganz Asien bis nach Kamtschatka verfolgen. Ein verwandtes Thier, der auch in einigen Theilen des östlichen Deutschland vorkommende Ziesel (Spermophilus citillus) oder Susslik der Russen, findet sich dagegen noch allerwärts in der Nogai’schen Steppe und fängt nur an, in den an¬ gebauten Gegenden selten zu werden. Str. Fossile Murmelthiere in Deutschland. Was oben von dem Steppen¬ murmelthier aus neuester Zeit berichtet wird, scheint auch von dem Alpen¬ murmelthier (Arctomys marmota) zu gelten. Bei Gelegenheit eines der k. zoolo¬ gischen Reichsanstalt zu Wien in der Sitzung vom 1. März 1864 überreichten Unterkiefers, der im December vorigen Jahres bei Parschlug im Mürzthale in einer Felsschlucht aufgefunden wurde, wo seit Menschengedenken keine Murmel- *) Der Theil von Südrussland, welcher, südlich von Cherson und Jekaterinoslaw, vom Asow’schen und faulen Meere begrenzt wird, eine waldlose Ebene, welche von phanerogamischen, nicht perennirenden Pflanzen, besonders Gräsern und Zwiebel¬ gewächsen bewachsen Ist. Die Sommer sind heiss, die Winter kalt, die Regen¬ menge gering, ' Winde häufig und orkanartig heftig. Der fruchtbare schwarze Boden ist dem Ackerbau günstig und theilweise ziemlich wasserreich, doch trocknen die zahlreichen Flüsschen im Sommer oft aus. Der westliche Theil ist mehr Salzboden und wasserärmer. B. 236 thiere mehr beobachtet worden sind, wird erwähnt, dass gegenwärtig sowohl in Tyrol, als in den Karpathen nur auf den höchsten Gipfeln über 6000 Fuss Höhe noch Murmelthiere leben, und dass man in den Salzburger Alpen zwar noch vor wenigen Jahren unverkennbare Ueberreste ihrer Höhlen getroffen, dass aber die Erinnerung an das Thier dort längst verschwunden ist. So ist das sogenannte Aus¬ sterben der Thiere oft nur ein locales und in manchen Fällen vielleicht ein wirkliches Auswandern. — Ueber fossile Reste eines Murmelthieres, welches alle lebende Arten an Grösse übertrifft und welche bei Mayen im Loess gefunden wurden, berichtet Troschel (Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Rhein¬ lande und Westphalens. XIX. Band. S. 192). B. Trächtigkeitsdauer der Hausthierracen. Während man früher mehr die äusseren Unterschiede der verschiedenen Hausthierracen mit Rücksicht auf ihre technische Verwendbarkeit in’s Auge zu fassen pflegte, fängt man nun an, dieselben auch vom naturwissenschaftlichen und physiologischen Standpunkte zu betrachten und es kann nicht fehlen, dass dabei ganz neue Anhaltpunkte für die Praxis gewonnen werden Zu den letzteren rechnen wir namentlich die merkwürdige Thatsache, dass nicht nur die Fruchtbarkeit der einzelnen Racen eine sehr verschiedene, sondern auch die Trächtigkeitsdauer ohne anscheinenden Nachtheil für die Production eine kürzere sein kann. Ein sehr ausgeprägtes Beispiel der Art hat H. v. Nathusius auf Hundisburg in dieser Zeitschrift (III. Jahrg. S. 104) besprochen, da sich herausgestellt hat, dass die Southdowns durchschnittlich 6 Tage früher lammen, als die Merinos, und dass ein ähn¬ liches Verhältniss sich auch bei den Halbblut- und Dreiviertelblutthieren noch in merkbarem Maasse herausstellt. Diese Eigentümlichkeit der Southdowns ist nicht als eine klimatische Sonderbarkeit, sondern als Raceeigenthümlichkeit auf¬ zufassen, da diese Race sich überhaupt rascher entwickelt als andere, die Früheife also nur ein Abschnitt und Symptom der gesammten Entwickelungs¬ weise ist. Um dies zur völligen Evidenz zu bringen, fehlen nur noch nähere Angaben über die Trächtigkeitsdauer der beiden genannten Racen in ihren ursprünglichen Wiegenländern, zunächst in England und Spanien, welche wenigstens für die Southdowns nicht schwer zu beschaffen sein dürften. Weitere Aufschlüsse über diese wichtige Frage geben die in der „Zeitschrift des landwirtschaftlichen Vereins der Provinz Sachsen“ (Jan. 1864. S. 8.) mitge- theilten Erfahrungen des Herrn A. E. von Nathusius auf Meyendorf. Er bemerkte und ermittelte nämlich durch eigene Beobachtung, dass die Percheron-Stuten, der in neuerer Zeit mehrfach eingeführten nordfranzösisclien Race angehörig, seit einer Reihe von Jahren durchschnittlich 15 Tage früher fohlten, wenn sie von Percheron- Hengsten gedeckt waren und dass Halbblutstuten unter gleichen Bedingungen entsprechend länger trugen. Die Durchschnittsdauer der Trächtigkeit war bei den ersteren 322, bei den letzteren 334 bis 339 Tage, bei Scheckponys, welche nach dem Verfasser sonst am längsten tragen, 343 bis 346 Tage Längere Trag¬ zeiten ergaben sich nur im ersteren Jahre der Percheronzucht (1858) und ein einziges Mal im Jahre 1863, nämlich 340 bis 343 Tage; dagegen zeigte sich die Tragzeit bei zwei Stuten, die in verschiedenen aufeinanderfolgenden Jahren von verschiedenen Hengsten bedeckt wurden, sehr verschieden, woraus der Verfasser den Schluss zieht, dass die raschere Entwickelung der Percheronrace sich anderen Racen durch den väterlichen Einfluss mittheilen lässt. 237 Nach seinen Erfahrungen findet diese Thatsache auch bei den Merinoschafen ihre Bestätigung, welche von Southdown-Böcken erzeugt sind. Die Southdown- Halbblutlämmer kamen stets mehrere Tage früher, im Anfänge der Lammzeit, ehe Merino-Lämmer geboren werden, obgleich der Anfang der Sprungzeit für die Böcke beider Racen derselbe war. B. Eine Krankheit der Schaflämmer. Unter dem Namen „die acute Fett¬ degeneration der neugebornen Hausthiere“ beschreibt Dr. Fürstenberg in Eldena eine Krankheit, welche in Nord-Deutschland häufig beobachtet wird und grosse Verluste herbeiführt. Sie befällt die neugebornen Fohlen, Kälber und Schafe und von den letzteren namentlich die Lämmer der spanischen Schafrace, von denen oft ganze Jahrgänge zu Grunde gehen. Die Krankheit ist den Schafzüchtern unter dem Namen der „Lähme ,“ den Aerzten aber als „acuter Rheumatismus“ bekannt und befällt die Thiere am häufigsten zwischen dem ersten bis achten Tage nach der Geburt, aber auch vierzehn Tage bis vier Wochen alte Lämmer. Sie äussert sich zuerst als gehinderte und schmerzhafte Bewegung einer oder mehrerer Extremitäten bis zur völligen Bewegungslosigkeit, mit Fiebererscheinungen, Appetit¬ losigkeit und grosser Schwäche. Der Tod erfolgt gewöhnlich in wenigen Tagen bis 24 Stunden. Man findet bei der Section eine Blutüberfüllung des Unter¬ hautgewebes, der Muskeln und selbst der betreffenden Knochen-, Sehnen- und Beinhaut, ferner gewöhnlich Zeichen einer Herzentzündung mit fettiger Entartung des Muskelfleisches und häufig auch Entzündung der Lungen und des Brustfells. Andere Organe sind seltener mit erkrankt; doch sind Leber und Nieren bei längerer Dauer der Krankheit und bei hervortretendem Herzleiden nie ganz normal. In ursächlicher Beziehung erweist sich das Leiden entschieden als Erkältungs-Krank¬ heit, denn sie befällt nur diejenigen Lämmer, welche im Februar oder April ge¬ boren werden, namentlich wenn vor eintretenden warmen Regen die heissen Schaf¬ ställe gelüftet werden und eine starke Abkühlung der Temperatur eintritt. Die jüngsten Lämmer und diejenigen, die sich in der Nähe der Thtiren aufhalten, fallen immer zuerst. Man beobachtet die Krankheit weder in den Schäfereien, wo die Lammzeit im Sommer eintritt, noch auch bei den im Winter gebornen Lämmern, wo die Ställe geschlossen bleiben. Es ist daher rathsam, die Lammzeit in den Sommer zu verlegen. Erkrankten Thieren kommt man durch eine Erhöhung der Körpertemperatur zu Hülfe, welche bei werthvollen Thieren durch Einhüllen in nasse Decken und warme Bäder mit folgender Einhüllung in wollene Decken erzielt und durch den Eintritt einer beständigen warmen Witterung sehr unterstützt wird. Ausserdem muss wegen der Schwäche und Unbeweglichkeit der Thiere, welche sie am Saugen und Aufsuchen des Euters verhindert, für hinreichende Ernährung Sorge getragen werden. (Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie von R. Virchow. 1864. XXIX. S. 152.) Weisser Staar. Am zweiten Pfingstfeiertag fing Herr Wilhelm Otto im Frankfurter Walde einen ganz jungen weissen Staar, welchen derselbe seitdem zu Hause im Käfig hält, wo er bei passendem Futter gut gedeiht. Ich habe mich davon überzeugt, dass dieser Vogel ein vollkommener Albino ist. Dr. Meyer. 238 Literatur. 1. Landwirtschaftliches Thieralbum in Photographien. 1. und 2. Lief. Die internationale landwirtschaftliche Ausstellung in Hamburg 1863. Heraus¬ gegeben unter Mitwirkung von H. v. Nathusius und A. Kr ocker. qu. Fol. a 6 Blätter. Berlin, Wiegandt und Hempel. 1863. 2. Jahrbuch der deutschen Viehzucht nebst Stammzuchtbuch deutscher Zuchtheerden, herausgegeben von W. Janke, A. Körte, C. v. Schmidt. Mit Abbildungen berühmter Zuchtthiere. Erster Jahrgang. Erstes Heft. Breslau, Verlag von E. Trewendt. 1864. VII, 96 und 72 Seiten. 8°. 3. Die Züchtung in Bildern. Darstellung edler Zuchtthiere Deutschlands, Englands und Frankreichs. 1. und 2. Heft. qu. Fol. (6 colorirte Kupfer¬ tafeln und 2 Seiten Text). Leipzig, G. Wigand. 1864. Was ist praktische Zoologie? Gibt es Handbücher derselben? Wo studirt man sie? Diese Fragen haben wohl in Vieler Munde gelegen, die sich Jahrzehnte und Zeitlebens ernstlich und gründlich mit Zoologie beschäftigt haben , und sie haben sich um so unabweisbarer aufgedrängt, je aufrichtiger Einer seiner Wissen¬ schaft gedient hat. Dass wir am Thiere für uns selber lernen, dass das Thier unser unebenbürtiger Blutsverwandter, dass gleiche Bedürfnisse, gleiche Geselze und selbst gleiche Schicksale die gesammte lebende Natur beherrschen, das ist noch das Wenigste, wozu sich unsere Einsicht aufgeschwungen hat. Wir pflegen Thiere als Hausgenossen, wir beklagen den Schaden, den sie nehmen, ihre Krankheiten und ihren Verlust, wie Unglücksfälle, die uns selber treffen, wir versuchen sie mit Mitteln zu heilen, die auch der Menschenarzt verwendet, und was das Merkwür¬ digste ist, bei jeder Section eines gefallenen Thieres sagen wir uns halb verwundert, halb befriedigt: ganz wie bei uns! — wenn wir leider auch Manches aufzuweisen haben, was den Thieren in dieser Beziehung noch abgeht. So nähern und verbinden sich, oft unbewusst, aber mit zwingender Nothwendig- kcit, Theorie und Praxis, Wissenschaft und Routine, geistige und materielle Interessen. Und wir freuen uns, dass es so kommt. Wenn erst jede Erfahrung nach ihrer wissenschaftlichen Legitimation und jede Kenntniss nach ihrem prak¬ tischen Nutzen gefragt wird, dürfen wir wohl hoffen, dass beiden geholfen wird und dass denn auch beide nicht mehr von einander lassen werden. Diese Betrachtungen drängten sich uns auf, als wir im raschen Ueberblicke unserer nächsten Aufgaben uns etwas näher in der landwirthschaftlichen Literatur umgesehen haben. Wir sind erstaunt über die Zahl und Ausdehnung, welche die periodischen und Einzelschriften für Ackerbau, Viehzucht und Pflege der Thiere bei uns in Deutschland gewonnen haben. Wir müssen anerkennen, dass sich aus der Unsumme empirischer Einzelbestrebungen, die wir sonst vor uns hatten, bereits sehr bestimmte gemeinnützige Zielpunkte und specielle Aufgaben herausentwickelt haben. Auch der deutsche Landwirth nimmt Antheil an den geistigen Bewegungen der Zeit und verlangt mit Recht, dass sie für seine Zwecke fruchtbar werden. Er kennt seine praktischen Ziele genau und erwartet ihre Förderung von der — Wissenschaft. Es kann nicht unsere Sache sein, den Landwirtlien die grosse Bedeutung der oben genannten Schriften, welche wir aus der grossen Zahl der neueren Erschei- 239 nungen auf diesem Gebiete herausgreifen , näher zu legen ; wir wollen vielmehr Zoologen und Freunde der Zoologie auf dieselben aufmerksam machen und zugleich unserem eigenen Interesse Worte geben. Wir können dies nicht besser thun, als durch Angabe des Inhalts des oben genannten Jahrbuchs, welches wesentlich Zeitschrift ist, während die beiden anderen sich die bildliche Darstellung unserer Hausthiere zur Aufgabe gemacht haben. Jenes enthält in dem vorliegenden ersten Hefte ausser einem Vorworte von W. Janke folgende Originalaufsätze: 1. Ueber die Nothwendigkeit der Anlegung von Stammregistern bei der Begründung von Zuchtheerden. Von C. v. Schmidt. 2. Die Bielauer Kuhheerde (mit Abbildungen). 3. Beiträge zur Würdigung einiger englischen Racen. Von N. W. Will. 4. Die Dauer der Säugezeit und die erste Aufzucht der Kälber. Von Dr. Wilkens. 5. Ueber die Durchfälle der Saugkälber und die Beseitigung derselben. Von G. v. Kessel. 6. Die Rentabilität der Wollheerden. Von A. Körte. 7. Ueber die Drehkrankheit der Schafe. Von C. Jenisch. 8. Steht die Milchergiebigkeit einer Kuh in directem Zusammenhang mit ihrer Körperform? Von Prof. Dr. J. Kühn. 9. Das Itzgründer Rindvieh. Von Dr. A. Ziegler. 10. Das Führen der Stamm- und Sprungregister. Dass die meisten dieser Aufsätze von praktischen Thierzüchtern herrühren, kann das Interesse nur vermehren, welches dieselben erregen müssen, und über¬ hebt uns der Verpflichtung, auf den Inhalt derselben hier näher einzugehen Nur das sich anschliessende „Stammzuchtbuch deutscher Zuchtheerden“, als das erste seiner Art, welches in Deutschland erschienen ist und welches den Grundstein zu einem deutschen „Herd-book“ legen soll, wie es die Engländer, Amerikaner und Franzosen bereits besitzen, können wir nicht ganz unbesprochen lassen. Dasselbe enthält die Nachweise über die Abstammung einer Anzahl schlesischer und posener Zuchtheerden (Rinder, Schafe und Schweine) mit specieller Auf¬ führung ausgezeichneter Zuchtthiere, wobei sich namentlich der Einfluss englischer Zuchtthiere und der sächsischen Merinozucht bemerklich macht. Dass die Auf¬ stellung eines solchen Heerdenbuches für ganz Deutschland der erste und unab- weisliche Schritt sowohl zu einer wissenschaftlichen als zu einer erfolgreichen praktischen Behandlung der deutschen Viehzucht ist, muss Jedem einleuchten, der sich eine einzige Frage über Racencharaktere, Racenbildung und Veränderung der¬ selben stellt, und es ist zu hoffen, dass den bereits gemachten Zusagen aus den verschiedensten Theilen Deutschlands bald die noch fehlenden Nachweise folgen werden, denn wer wird sich von einer so gemeinnützigen Maassregel zu seinem Schaden ausschli essen wollen? In England züchtet man bekanntlich Thiere für jeden einzelnen Zweck, Pferde für die Rennbahn, schwere und leichte Reitpferde, Pferde für Herren und für Damen, Zugpferde für alle möglichen Fälle und selbst Spielpferde für Kinder. Man fragt nicht, ob das Rennpferd, welches seine Schuldigkeit gethan oder sich unbrauchbar erwiesen hat, für einen andern Zweck zu brauchen sein wird, man strebt auch nicht nach einem Idealpferd, welches als zoologisches Musterbild aufzustellen wäre ; das praktische Ziel im Auge, gehen die Producte vielmehr in 240 gesteigerter Einseitigkeit aus einander hervor, so dass man wohl sagen kann, wir seien nahe daran, bei Pferden, Rindern, Schafen und Schweinen dieselbe Mannig¬ faltigkeit der Formen registriren zu müssen, wie sie uns von Tauben, Hühnern und Hunden von älteren Zeiten her bekannt sind. Bereits fangen die Racen an nach Hunderten zu zählen und es ist wohl der Mühe werth zu wissen, welche Zwecke man erfüllt zu sehen wünscht. Es erübrigt uns noch ein Wort über die gegebenen Abbildungen. Wir sehen nämlich in den beiden zuerst genannten Werken, unsers Wissens zum Erstenmale in Deutschland, die Photographie zur Darstellung lebender Thiere in Anwendung gebracht, die bekanntlich im Ausland, namentlich in Frankreich, für derartige Zwecke bereits in grosse Aufnahme gekommen ist, während das zuletzt genannte Werk sich besonders die Reproduction weniger bekannter, älterer und neuerer, besonders ausländischer Thierbilder vorgenommen hat. Ohne auf den künstlerischen Werth des Gegebenen näher einzutreten, den wir zunächst nicht in erste Linie stellen, wollen wir uns nur zu der An¬ sicht bekennen, dass die photographische Aufnahme, mit den nöthigen Cautelen, welche die unvermeidlichen Mängel aller perspektivischen Bilder, namentlich bei geringem Fokalabstand, nöthig machen, Alles leisten kann, was die wissenschaft¬ liche Genauigkeit der Proportionen verlangt. Selbst bei unruhigen Thieren wird sie stets ein erwünschtes Hülfsmittel des Zeichners bleiben, denn welche Fehler bei blossen Freihandzeichnungen möglich sind, wenn sie nicht von einem vollendeten, auch anatomisch gebildeten Künstler herrühren, dafür geben kostbare ausländische Prachtwerke über Hausthiere hinreichende Proben. Bezweifeln müssen wir dagegen, ob die Photographie auch das geeignetste Mittel zur Vervielfältigung ist, ja selbst, ob sie zur Herstellung des definitiven Bildes genügen wird. Ein Werk, wie das Thieralbum, gereicht den Unternehmern und dem Zwecke, der es hervorgebracht, zur grössten Ehre, allein der ver- hältnissmässig hohe Preis wird dieses Verfahren nie zum alltäglichen Gebrauch kommen lassen, abgesehen von den möglichen Ungleichheiten der einzelnen Abdrücke und den Correctionen, die bei vielen photographischen Aufnahmen von Thieren unumgänglich sein werden. Eine mit Sorgfalt vorgenommene lithographische Nach¬ bildung, wie sie z. B. das Jahrbuch liefert, dürfte sich für die meisten Fälle wohl dankbarer erweisen. Der Erfolg dieser Bemühungen könnte für zoologische Ab¬ bildungen überhaupt entscheidend werden. Wir sehen daher der Fortführung dieser Werke mit dem grössten Interesse entgegen und werden nicht verfehlen, später wieder darüber zu berichten. B. Eingegangene Beiträge. L. in S. : Wenn Sie nicht dagegen sind, wird Ihr Brief gern benützt werden. — P. M. in V.: Mit Beseitigung der Persönlichkeiten erwünscht. — T. in B.: Wir sehen Ihren ferneren Mittheilungen mit Vergnügen entgegen und ersuchen Sie, von Zeit zu Zeit auch Ihre Erfahrungen über einzelne Thiere zusammenzustellen. — W. in A.: Wird benützt. Fahren Sie fort zu sammeln und zu beobachten. — S. in W. : Wir können Ihnen keine Zusage machen, ohne das Manuseript gesehen zu haben. Die Zuverlässigkeit Ihrer Nachrichten wird entscheiden. Die Red. des „Zool. Gartens.“ Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Der „Zoologische Garten” erscheint jeden Monat in 2 bis 2 l/ü Bog. 8». mit Illustrationen u. ist für Frankfurt bei dem Secretariat der Zoolog. Gesellschaft zu beziehen. Breis des Jahrgangs für den auswärtigen Debit fl. 2. 42 kr. rliein. oder Tlilr. 1. 15Sgr. Pr Crt. Alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Postvereins, sowie alle Buchhandlungen des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer’s Verlag in Frankfurt am Main nehmen Bestellungen an. Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen herausgegeben von Prof. Dr. €. Brsicli^ ordentl. und eorrespond. Mitglied mehrerer naturhistorischer Gesellschaften und Vereine. iSo. 8. Frankfurt a, 1. August 1864. V. Jahrg. Inhalt: Ueber die geographische Verbreitung der Thiere; von Prof. Dr. A. Pagenstecher in Heidelberg (Schluss). — Einfluss der Cultur auf den Naturhaushalt; von Alexander von II o me y er. — Die Hornbildung- hei der Mazama -Antilope ; von L. Martin in Stuttgart. — Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M.; von dem Director Dr. M. Schmidt. — Fütterung der Klapperschlange; von Demselben. — Viertel¬ jahresbericht des Acclimatisationsgartens hei Paris. — Finanzbericht desselben. — Cor¬ respondenzen. — Miscellen. — Literatur. — Todesfälle. — Verkäufliche Thiere. — Ein¬ gegangene Beiträge. lieber die geographische ' Verbreitung der Thiere. Von Prof. Dr. II. Alex. Pagensiecher in Heidelberg. Man kann den Versuch machen, aus dem Darwinschen Principe die Entwicklung der Thierwelt zu erklären, ohne sofort gezwungen zu sein, sich auch über die Frage zu entscheiden, wie denn der erste Anfang des organischen Lebens auf der Erde gewesen sei. Es scheint, dass das, was uns aus der Vergangenheit bekannt wurde, von diesem ersten Anfänge noch weit entfernt ist. Was uns ans den ältesten 17 242 Zeiten an Fossilien vorliegt, erscheint allerdings nach den Normen, welche wir aus den Eigenschaften des jetzt Lebenden construirt haben, verhältnissmässig niedrig organisirt, weniger differenzirt als spätere Faunen. Die Stufe jedoch, auf welcher jene organische Welt steht, kann nach denselben Grundsätzen keineswegs als die absolut niedrigste, dem Anorganischen am nächsten stehende betrachtet werden. Namentlich aber zeigt sie bereits eine nicht unbedeutende Mannig¬ faltigkeit von Krebsen, Zoophyten, Brachiopoden, und von Jahr zu Jahr schieben sich die ersten Spuren höherer Thiere weiter in die Ver¬ gangenheit zurück. Mögen wir über den weiteren Verlauf denken wie wir wollen, so dürfen wir doch wohl kaum annehmen, dass uns in den ältesten bekannten wirklich die ersten Anfänge der Thier- und Pflanzenschöpfungen vorlägen. Dabei beruhen alle Mittel, die Zeit¬ räume solcher Vergangenheit zu messen, auf so ungewissen Grund¬ lagen, dass wir kaum Vorstellungen darüber bilden können, ob der unserer Forschung entzogene Anfang gegenüber dem Bekannten in Betreff seiner Zeitdauer vielleicht wenig bedeutend sei, oder ob unter den palaeozoisclien in den bisher für azoisch geltenden Gesteinen schon eine ganze Reihe von Faunen vielleicht für immer vernichtet, vielleicht nur vorläufig begraben liege. Wir sind übrigens auch gar nicht der Ansicht, dass das Ver¬ ständnis der uranfänglichen Entstehung der organischen Welt durch die Theorie Darwin’s wesentlich erleichtert wird. Eine Zelle, in welcher die Keime aller späteren Schöpfung enthalten sind, scheint uns ein ebenso grosses Räthsel, als eine mit einem Griffe aus dem Nichts hervorgeholte Schöpfung zahlreicher Pflanzen und Thiere mit dem Menschen an der Spitze. Aber wenn uns auch der Anfang unver¬ standen bleiben muss, so scheint es uns doch von grosser Wichtigkeit, über Raum und Zeit hin für den Verlauf gleichgeltende Gesetze aufzufinden und in den Pfaden der Natur eine strenge Consequenz nachzuweisen. Sowie Prevost und zumeist Lyell die allmälig und anhaltend wirkenden Erscheinungen auf der Erdoberfläche, welche sich auch heute wirksam zeigen, neben den grösseren die geologischen Epochen scheidenden Umwälzungen zu bevorzugter Geltung brachten, so scheint uns auch durch die grössere Aufmerksamkeit, welche wir besonders seit Darwin auf die unter unsern Augen stattfindenden Artumwandlungen und Veränderungen in geographischer Verbreitung der Thierwelt verwenden, der Faden gefunden werden zu können, welcher uns auch über jene bisher für unübersteigbar gehaltenen Schranken 243 hinüber den Weg zeigt, welchen die Entwicklung des Thierlebens und seine Verbreitung auf der Erde genommen hat. Die geologischen Veränderungen, in welchen also die ersten Be¬ dingungen der Veränderungen im Bestände der Thierwelt liegen, sind heute zu Tage und waren seit Menschengedenken sehr langsam, wenig auffallend, also auch wenig wirksam. Schwache Erdstösse, langsame Hebungen und Senkungen, Abwaschungen und Anlagerungen an Meeres¬ küsten und Flussufern, Ausfüllung von Flussbetten mit Stromesver¬ legung, Bildung von Coralleninseln, vulkanische Ausbrüche veränderten neuerdings das Bild der Erde nur wenig und kaum irgendwo in einer für das Thierleben so bedeutenden Weise, dass wir daraus ersehen könnten, wie bei grossem geologischen Umwälzungen die WTandlung der organischen Welt zu Stande gekommen sei. Diese sparsamen Ergebnisse müssen wir zu vermehren suchen durch das, was die Beobachtung über das natürliche Verhalten der Thiere in der geo¬ graphischen Verbreitung, also in der Verschiedenheit der gleichzeitigen aber im Raume nebeneinander gelagerten Lebensverhältnisse ergibt. Die hieraus sich ergebenden Gesetze für die Verbreitung der Thiere sind vielfach Gegenstand ausführlicher Bearbeitung gewesen. Wir dürfen uns begnügen, Weniges hervorzuheben. Besonders wichtig ist es zu bedenken, dass, abgesehen von den Fällen, in welchen ein Thier auf ein bestimmtes anderes für seinen Lebensunterhalt nothwendig angewiesen ist, ein jedes Thier seine be¬ sonderen Lebensbedingungen und somit besonderen Grenzen für seine Ausbreitungsmöglichkeit hat. Solche* pflegen allerdings durch die Natur und Entstehungsgeschichte der Territorien mit denen einer An¬ zahl anderer zusammenzufallen, es fehlt aber nicht an kleinen Verschie¬ denheiten, und nur mit Rücksicht auf solche kann von Faunen die Rede sein, welche aus einer grossen Anzahl gleichmässig ein geo¬ graphisches Gebiet einnehmender Thiere gebildet werden, während eigentlich ein jedes Thier seinen besonderen Bezirk hat. Für die ein¬ zelnen Thierarten oder auch für grössere Abtheihmgen des Thierreichs sind die unüberschreitbaren Hindernisse oder die Verbindungsbrücken zwischen nahezu getrennten Territorien von sehr verschiedenem Werth. Die eine Art vermag selbst schmale Flüsse nicht zu überschreiten, wäh¬ rend die andere einen breiten Meeresarm nicht scheut; diese wird durch einen hohen, kalten Bergrücken, jene durch dürre Wüsten zurück¬ gehalten, welche anderen keine Hindernisse in den Weg legen. Für Wasserthiere bieten sich nicht selten der jungen Brut Wege der 17* 244 Verbreitung, welche für die älteren nicht mehr bestehen. So geschieht es denn auch, dass, vielleicht oft nach wiederholten vergeblichen Ver¬ suchen, im Laufe der Zeit mehr und mehr Verbindungen zwischen früher getrennten Faunen zu Stande kommen, während vielleicht andere, deren Unterhaltung zu schwierig war, erlöschen. Es ist besonders interessant, die Grundsätze, nach welchen Thiere sich auf der Erde verbreiten, auf das allerdings heute etwas dürftige Entstehen ganz neuer Territorien anzuwenden. Abgesehen von der ersten Schöpfung, von der wir Nichts wissen, und von dem Theoreme der Neuschöpfungen in den grossen geologischen Epochen, die wir verwerfen zu müssen glauben, sehen wir, dass solche neue aus dem Wasser sich erhebende Inselgebiete ihr Thierleben ausschliess¬ lich aus der Umgebung beziehen. Diejenigen, welche nicht oder noch nicht aus von Wind und Wasser hingeführten Keimen in dem ver¬ witternden Boden eine Pflanzendecke gebildet haben, dienen wenigstens als Buhe- und Nistplätze für Wallrosse, Seehunde, Seeottern, See¬ vögel, Schildkröten, vielleicht auch für andere aus der See Nahrung holende Reptile (so den Oreocephalus cristatus , jene abschreckende Iguanide, welche bis zwanzig Pfund schwer auf den schwarzen Klippen der Galopagos lagert). Solchen ersten Bewohnern, Seethieren, welche nur zu gewissen Zwecken des Landes nebenbei bedürfen, folgen einige, die von ihnen die Nahrung entnehmen. So nisteten sich auf den Guanoinseln zahlreiche Batten ein, gewaltige Vertilger der Eier und jungen Brut auf dem Boden, der in einer durch den Mangel des Regens angesammelten Vogeldüngerschicht keinerlei Vegetation gedeihen lässt. Schon der blosse Seeauswurf vermag diesen und anderen Nagern und Raubsäugern, Strandvögeln, einigen Insekten, Milben, Krebsen Nahrung genug zu bieten, und wie bei Meeresinseln, so findet sich auch bald auf Sandbänken im Verlaufe der Flüsse und in deren Mündungen eine von aller Vegetation des gebildeten Landes unabhängige, wenn auch dürftige und einseitige, wirkliche, bleibende Einwohnerschaft ein, deren erste Stammeltern von der Luft und vom Wasser theils mit freiem Willen, theils durch allerlei Zufälligkeiten herangetragen wurden. Unter günstigen Umständen richtet sich nun eine Pflanzenwelt ein, zunächst aus Strandpflanzen, deren Samen vom Meere Monate lang umhergeworfen werden können, ohne die Keimkraft zu verlieren und welche zum Theil schon Wurzel zu schlagen vermögen, bevor noch ein neues Eiland ganz über dem Meeresspiegel sich erhoben. Be¬ sondere Glücksfälle bringen auch Binnenlandpflanzen heran und nun 245 kann die Thierwelt vollständiger werden und einen ganz anderen Charakter erhalten. Von dem, was der Zufall herführt, findet nun ein viel grösserer Theil die Bedingungen für seine Existenz. Natür¬ lich wird das hauptsächlichste Contingent geliefert durch fliegende Thiere; Vögel, Insekten, fliegende Säuger, durch die Fäden meilen¬ weit fortgetragene Spinnen erscheinen zumeist auf solchen kleinen Eilanden. Aber ein grosser Baumstamm, ein verschlagener Kahn, ein Eisberg dient wohl auch einem Nager, einem Baubthier als Floss; Landschnecken, besonders solche, welche sich durch Deckel schützen können, ertragen wohl auch einige Zeit das Salzwasser und treiben mit günstiger Strömung heran, um, an’s Land geworfen, wieder aufzu¬ leben. Krebse, deren Larven im Wasser sich verbreiten, finden leicht den Weg zu dem neuen Lande, um dort erwachsen in Erdlöchern zu lauern, unter den Steinen am Ufer oder selbst auf den Bäumen der Nahrung nachzugehen. Flussinseln und Deltabildungen erhalten natürlich ihre Bewohner von den Ufern, Meereseilande werden von zunächst benachbarten Küsten bevölkert, jedoch mit entschiedenster Rücksicht auf Luft- und Wasserströmungen und klimatische Eigenthümlichkeit, was alles sich schon in der Pflanzenwelt zeigt. Denn neben der Möglichkeit der Einführung von Thieren auf dem einen oder dem andern Wege ist die Frage der Möglichkeit der Existenz für die eingeführten ent¬ scheidend. Strömen zu einem neuen Eilande aus einer Richtung Baumstämme, noch fähig neue Zweige zu treiben, Früchte und Samen, vorsichtig geschlossene Schnecken, in Spalten des Treibholzes ver¬ steckte Käfer, Asseln, selbst Eidechsen und Schlangen heran ; werden durch Stürme von benachbarten Küsten Papageien, Tauben, kleine Singvögel, Fledermäuse, Flugbeutler dorthin verschlagen, so kann doch deren Aller Existenz sofort daran scheitern, dass die klimatischen Bedingungen und Ernährungsverhältnisse sich nicht in den Grenzen bewegen, welche für die betreffende Art vorgezeichnet sind. Je grösser ein solches neues Territorium ist, namentlich je mehr Breitengrade es durchzieht, je bedeutender die Verschiedenheit der Erhebung, je mannigfaltiger die Bodenverhältnisse, je durchbrochner die Küsten¬ linien sind, um so mehr wird irgend eine Stelle die Bedingungen bieten können, welche andern mangeln, und ein um so grösserer Theil der zufällig angetriebenen organischen Wesen wird seine Existenz möglich finden. Wird auf solche Weise ein neues Gebiet durch Contingente 246 aus der Nachbarschaft besetzt, so muss bei deren Anordnung das Darwinsche Princip vielfach zur Geltung kommen. Gewisse Varia¬ tionen veränderlicher Arten* andrer Länder werden besonders leicht aufkommen, theils weil sie zunächst, zur Einführung am bequemsten wohnten, theils weil sie zu den neuen Verhältnissen am besten passen. Die Bedingungen des Kampfes um das Dasein müssen bei den Schwierigkeiten, welche dieser Neueinbürgerung aus sparsam zufliessen- den Quellen überall entgegentreten, in erhöhtem Maasse zur Geltung kommen. Eine so gebildete Fauna wird sonach, wenn auch ganz ab¬ geleitet von der Umgebung, doch in ihrer Auswahl bis zu den Varie¬ täten hinab einen bestimmten Charakter erhalten. Einige Grundzüge des erlangten Bildes werden für alle so entstandenen Faunen gelten, jene nämlich, welche aus den allgemeinen Bedingungen für mögliche Ueberführung, der Begünstigung gewisser Elemente in dieser Beziehung herrühren, andere werden nicht identisch, sondern specifisch sein oder doch nur für kleinere Gruppen gelten, weil sie das Resultat theils der im Einzelfalle möglichen Bevölkeiungsquellen, theils der nach geo¬ graphischen Verhältnissen gebotenen Existenzbedingungen sind. Wenn nun eine bedeutendere Anwachsung auf solche Weise be¬ völkerter neuer Territorien eintritt, so wird, abgesehen von den da¬ mit immer günstiger sich gestaltenden Bedingungen für weitere neue Einfuhr aus der Nachbarschaft, die vorhandene Fauna sich über das weitere Terrain auszubreiten haben und dies wird nicht ohne man¬ cherlei den Umständen entsprechende Variationen geschehen. Eine von einer fremden Art eingeführte Abart kann dadurch zu einer Ent¬ faltung kommen, welche sie anderswo überhaupt nie erreicht hat, und sich in einem bestimmten, für diese Colonie charakteristischen, Eigen¬ schaftenkreise mit ihren Varietäten bewegen, so dass Niemand mehr ansteht, sie für eine gute Art anzusehen. So bekommen dann solche Faunen, wenn auch die Verwandtschaft lange deutlich bleibt, doch allmälig ihren besonderen Charakter. Die Ausprägung solcher Be¬ sonderheiten geht in den verschiedenen Thierklassen mit ungleicher Schnelligkeit vor sich. Was in dieser Beziehung für die Ausdehnung neu gebildeter Territorien gilt, ist natürlich auch anwendbar für das Anwachsen solcher, welche schon eine alte Bevölkerung hatten. Nur wird bei solchen bedacht werden müssen, dass sie leichter in ihrem Thierbestande schon Material haben werden, welches ohne Veränderung den neuen Anwuchs in Besitz nehmen kann, so dass also die Entfaltung anpass- 247 barer Arten im Allgemeinen nicht in dem Grade zur Geltung kommen dürfte. Für ältere Territorien wird diese dagegen doch in Anwendung kommen, wenn sie bisher eine geringe Grösse hatten, oder nament¬ lich wenn sie vorher reducirt und dadurch einförmig worden waren. Denken wir uns z. B., Europa sänke tiefer und tiefer, wie das ja an einigen Punkten Schwedens allerdings im Gegensätze gegen andere der Fall ist. Zuletzt lägen wie Felseninseln die Gipfel der Pyrenäen und der Alpen im Meere. Mit der allmäligen Verminderung ihrer Höhe über dem Meeresspiegel würde an diesen die Pflanzen- und Thierwelt, welche früher an ihrem Fusse lebte, haben emporwandern können, eine oder die andere weit schweifende Art hätte sich viel¬ leicht mit hinauf gerettet, zahlreiche Formen würden auf immer zer¬ stört sein. Wenn nun wieder eine Hebung einträte, so würde die ganze Bevölkerung des neuen Europa von dem in diese Alpen ge¬ retteten Bestände Ursprung nehmen müssen und dabei wieder die Principien Darwin’s in ausgezeichnetem Grade zur Anwendung kommen. Man wird leicht einsehen, wie leicht in solchem Falle, wenn wir nach hunderttausend Jahren Spuren solcher auf einander folgenden Zeiten aus den Gesteinen ausgraben, uns der Schein entstehen muss, dass dieselben nicht in genetischer Verbindung miteinander ständen, sondern dass einer untergegangenen eine Neuschöpfung folge. Es ist leicht einzusehen, dass, wenn durch Senkung ein Land in Bestandtheile zerlegt wird, jeder von diesen seinen eignen Weg in der Entwicklung und Umbildung seiner Bewohner gehen muss, und dass, wenn Länder, deren Fauna sich eine Zeitlang oder überhaupt selbstständig ausbildete, durch Hebung in Verbindung treten, alsbald eine Mischung der Be¬ standtheile eintreten wird, bei welcher die Vortheile nicht immer gleich vertheilt sind und welche deshalb mehr oder weniger mit Unterdrückung oder wenigstens Beschränkung eines der Contingente enden kann. Gegenüber diesen Bedingungen für die geographische Verbreitung der Thiere und die Bildung von Faunalgebieten auf dem Festlande müssen wir noch einen Blick auf die Gesetze werfen, welche für die Seebewohner zur Geltung kommen. Wie auf dem Lande einzelne Thierformen auf die Strände, andere auf das Binnenland, diese auf die Ebenen, jene auf Bergländer an¬ gewiesen sind, so finden die Thiere des Meeres bald ihre Lebens¬ bedingungen an den Ufern, bald im hohen Meere, bald in geringen, bald in beträchtlichen Tiefen, bald auf Sandboden, bald an Felsen, 248 welche die Wogen zu gewaltiger Brandung aufthürmen. Einige können die so auch im Wasser entstehenden Hindernisse der geo¬ graphischen Verbreitung, besonders in leichter beweglichen, oft anderen Existenzbedingungen unterworfenen , Jugendzuständen überspringen, andere bedürfen fortlaufender, gewissermassen gebahnter Wege zu ihrer Wanderung. Die Sonderung einzelner Meere durch Festland kann viel schwerer von Seethieren überschritten werden, als zwischen¬ liegende Meeresarme von Landthieren. Winzige Formen können mit dem Staube vom Winde hinübergeweht, Laich, kleinere Thiere, be¬ sonders Muscheln mögen an den Federn und Füssen der Seevögel hinübergetragen werden, ein gefangener Fisch mag glücklich an einer andern Stelle entwischen; darauf werden sich so ziemlich derartige Möglichkeiten für ächte Seethiere beschränken. Diejenigen Fische allerdings, welche in den Flüssen oft bis zu den Quellgebieten auf¬ steigen, um die Brut abzulegen, können wohl bei Ueberschwemmungen über Wasserscheiden hinüber zu anderen Meeren gelangen. Aber auch die offene Wasserstrasse ist nur soweit eine wirkliche Verbindung für die Seefaunalgebiete, als die Lage derselben der Breite nach, die Temperatur des Wassers, die Verhältnisse des Bodens und der Küste, die Tiefe, die Richtung des Stromes deren Benutzung ge¬ statten. Es zerfallen die fast überall in Wasserverbindung stehenden Meere und Salzseen demnach ebenso gut in wohl unterschiedene Thier¬ provinzen, als die Festländer, und auf deren Entstehung und Entfal¬ tung müssen die gleichen Grundsätze angewendet werden können. Ver¬ tiefungen des Bodens können vorher verbundene Faunen des seichten Wassers trennen und zu gesonderter Entfaltung bringen, wie Berg¬ erhebungen auf dem Festlande die Thiere der Ebene; ein sich hebendes Land wird hier dieselbe Wirkung haben, wie dort ein trennender Meeresarm, und alle betreffende Verhältnisse lassen sich leicht aus dem oben Angegebenen herleiten. Wenn wir weiterhin den Versuch machen wollen, bei Schilderung der verschiedenen Faunalgebiete der Erde auch auf die Untersuchung solcher genetischer Verbindung einzugehen, so müssen wir allerdings der grossen Schwierigkeit und verhältnissmässigen Neuheit des Gegen¬ standes halber auf die Nachsicht der Leser rechnen. (Wird fortgesetzt.) 249 Einfluss der Cultur auf den Natur hau sh alt. *) Von Alexander von Homeyer. Welche wichtige Folgen die veränderten Culturverhältnisse im Zusammenwirken mit anderen Ursachen auf die Oekonomie verschiede¬ ne!' Thierarten zu äussern vermögen, davon liefert auch die Umgegend von Frankfurt a. M. vielfache Belege, besonders in Rücksicht auf die Vögel. Denn obwohl die geographische und physikalische Lage Frankfurts alle Bedingungen darbietet, um einer grossen Anzahl von Arten zum Aufenthalt zu dienen, so sind doch im Verlauf von kaum fünfzig Jahren viele sonst nicht seltene Arten fast gänzlich ver¬ schwunden, während andere, die zu den häufigsten gehörten, nicht mehr so zahlreich auftreten. Fragen wir nach den Ursachen, so dürften zu diesen Verän¬ derungen in erster Linie die neueren Waldbewirthschaftungsmethoden gezählt werden können, welche, indem sie mehr die Rentabilität der Wälder in’s Auge fassen und, von dem rationellen Gesichtspunkte ausgehend, dass man den Holzpflanzen zum bessern Gedeihen Luft und Licht verschaffen müsse, einerseits die alten überständigen Bäume entfernen, wodurch die Brutplätze der Höhlenbrüter gestört werden, andererseits die Dichtigkeit der jtingern Stände erheblich vermindern, wodurch die Hauptzufluchtstätten sämmtlicher befiederten Waldbe¬ wohner beeinträchtigt werden. In zweiter Linie steht das Aus¬ trocknen so vieler Teiche, Sümpfe und Wiesen, sowie das Einengen der Flüsse durch Dämme, wodurch fast einzig und allein der Mangel an Sumpf- und Wasservögeln zu erklären ist; endlich drittens die voll¬ kommene Veränderung der Landwirtschaft durch das Aufhören der Dreifelderwirtschaft, wodurch den Feldvögeln nicht mehr in dem Maasse wie ehedem gesicherte und geeignete Brutplätze ver¬ blieben, da das Getreide oder die Futterpflanze oft vor Beendigung des Brutgeschäftes geschnitten wird und auch die grossen (wilden) Brachfelder cultivirten Aeckern Platz machen. Aus Allem geht eine stetige Beunruhigung der Thiere durch den Menschen allerorts hervor, auch an solchen Orten, die früher den Wenigsten zugänglich waren, und in Folge davon bemerken wir eine stete Verminderung derselben. *) Aus einem im Sommer 1859 vor der Senckenberg’schen Gesellschaft ge¬ haltenen, bisher nicht veröffentlichten Vorträge. 250 Wie wenig gewagt diese hier allgemein gehaltenen Ansichten erscheinen mögen, ergibt sich aus dem Vergleich der ornithologischen Werke, welche die Fauna der hiesigen Gegend behandeln. Diese Bücher widersprechen sich nämlich unendlich oft, namentlich was die Verbreitung der Vögel anbetrifft, und man könnte leicht zu der Meinung geführt werden, dass der eine der Forscher vielleicht nicht richtig gesehen habe, was aber bei so gewissenhaften Beobachtern wohl nicht zu be¬ fürchten ist. Diese Verschiedenheiten müssen uns um so mehr inter- essiren, weil der spätere Bearbeiter die Werke seiner Vorgänger zur Hand hatte, aber nicht gedankenlos abschrieb, sondern sich von seinen eigenen praktischen Erfahrungen leiten Hess. Der Eine hatte geschrieben, wie es zu seiner Zeit war, der Andere so, wie es jetzt ist und Beide haben Recht. Die Cultur und andere Verhältnisse haben während einer Reihe von Jahren gar Manches in den Oert- lichkeiten geändert und die Vögel haben ihre früheren Wohnplätze verlassen oder bewohnen sie nur in geringer Zahl, weil diese ihnen nicht mehr die Vortheile bieten, die sie jahrelang gefesselt hatten. Wie sehr diese Abweichungen in die Augen fallen können, davon mögen einige Beispiele aus der hiesigen Gegend und aus unserer un¬ mittelbaren Umgebung, die Jedem leicht zugänglich sind, sprechen. 1. Der Fischadler (Pandion haliaetos) , von Hofrath Meyer als ziemlich häufiger Brutvogel genannt, kommt jetzt als Brutvogel hier nicht mehr vor. Vor 15 — 20 Jahren nistete er nach Steinbrenner noch ziemlich regelmässig alle Jahre im Gund- Walde, 4 Stunden unterhalb Frankfurts, von wo er jetzt jedoch auch verschwunden ist. Kann uns dieses Verschwinden befremden? Der Adler liebt zu seinem Aufenthaltsorte ein grosses Terrain und vor Allem — Ruhe. Das Erstere hat er allerdings, aber welche Unruhe herrscht am Main, welche Unruhe im Wald! Konnte da ein Adler bleiben, wo der Fluss zu jeder Zeit von vielen Schiffen befahren wird, wo die Ufer fast überall durch Bauten verändert wurden und fast kein stiller Platz blieb, wo die Beute verzehrt werden konnte; wo der Wald von Hun¬ derten von Holz- und Reisigsammlern wimmelt, auf 6 — 7 Schiess¬ ständen von früh des Morgens bis spät Abends geschossen wird! Konnte hier ein Adler gar für seine Nachkommenschaft sorgen? Würde, da fast jegliches Dickicht fehlt, der auch noch so versteckt angelegte Horst nicht bald entdeckt und der hohe Baum, auf dem er sitzt, schon von unten leicht eingesehen werden? Nur noch zur Zug¬ zeit sah ich unseren schönen Adler im schwimmend - schaukelnden 251 - • Fluge über dem Main kreisen, auffallend durch die markirte Zeichnung und deshalb vor allen anderen Raubvögeln schon aus weiter Ferne kenntlich. Wie sehr ihm die hiesige Gegend gefällt, beweist er dadurch, dass er im Frühling immer länger hier bleibt als im Herbst und dass es ihm schwer wird, sich von einer Gegend zu trennen, die ursprünglich so ganz für ihn geschaffen war. Wir verlieren in ihm einen schädlichen, aber auch einen unserer schönsten Vögel. 2. Was den Schwarzspecht (Ficus Martins) anbetrifft, so ist dieser hier gänzlich verschwunden, obgleich er früher entschieden häutig war. Nur noch wenige Pärchen finden sich in den grossen Buchen- und Nadelholzwaldungen bei Seligenstadt, fünf Stunden oberhalb Frank¬ furts. Das letzte Vorkommen hierselbst wurde mir durch Herrn Rath Schmidt bekannt, der ihn im Winter vor vielleicht acht Jahren am Sandhof in einer Entfernung von kaum dreissig Schritten sah, als der Vogel an dem Stamm einer Birke emporkletterte, was bei dem weissen Stamme des Baumes, dem hohen Schnee und dem Reife, der die Zweige bedeckte, ein äusserst schönes Bild abgegeben haben soll. Der Specht ist an alte überständige Bäume gehunden, die ihm einerseits vorzugsweise Nahrung liefern, andererseits aber gestatten, Nisthöhlen einzumeisseln und damit auch für die Nachkommenschaft zu sorgen. Diese Bäume leidet die neuere Forstwirtschaft nun aber nicht und mit ihnen verschwindet unser Specht, und zwar auch andere Arten, der graue, der grüne und die drei bunten Spechte, welche alle, wenn auch nicht vollkommen verschwunden, doch seltener geworden sind. Fragen wir nun, welche Bestimmung die Spechte im Naturhaus¬ halte haben, so liegt die hervorragendste auf der Hand; sie ist direct und geht aus der Nahrung derselben hervor, denn die Spechte säu¬ bern den Wald von unzähligen schädlichen Insectenlarven ; die zweite aber ist indirect und besteht darin, dass die Natur sie zu Zimmer¬ leuten anderer Vögel machte. Der Specht ist nämlich sehr vorsichtig bei der Auswahl seines Nistplatzes, er zimmert im Frühling nicht nur eine Nisthöhle für sich, sondern deren wohl 4—8, offenbar aus Vor¬ sicht, um Nachstellungen zu entgehen, wenn er vielleicht beim Aus- meisseln durch irgend einen Feind beobachtet sein sollte. Nachdem alle Nisthöhlen fertig, wird die verborgenste und versteckteste aus- gewählt, die anderen aber vom Specht gar nicht benutzt; doch bleiben sie nicht leer, denn eine ganze' Reihe andrer kleiner und grosser Höhlenbrüter nehmen sie für sich in Beschlag, um darin zu brüten. 252 Es kommen die Wiedehopfe, die Wendehälse , die Mandelkrähen, die Fliegenschnäpper, die Staare, die Kleiber und was da mehr ist, vor Allen aber das Corps der Meisen. Alle diese Vögel sind als die nützlichsten Waldvögel bekannt, indem sie von der Natur angewiesen sind, den Wald vor Raupenfrass zu bewahren, und verdienen wirklich, als Waldhüter angesehen zu werden. Wie gross der Nutzen dieser Vögel sein kann, geht beispielsweise -daraus hervor, dass ein einziges Rothkehlchen im Stande ist, ein von unzähligen Fliegen wimmelndes Zimmer in zwei bis drei Tagen völlig zu reinigen. Es kann also auch nicht gleichgültig sein, im Walde diese nützlichen Vögel zu Tausenden zu haben oder nicht! Kann man ihrem Verschwinden mit dem Aufhören der alten Bäume aus forstwirtschaftlichen Grunde nicht entgegenwirken, so sollte man wenigstens Vorbeugen, und auf andere Weise sie zu fesseln suchen, indem man ihnen künstliche Nist¬ vorrichtungen, Nistkästchen oder Staarbuden, bereitet, wie dies auch in einigen Theilen Deutschlands, Polens, Hollands und Frankreichs, wenigstens in Gärten, bereits geschehen ist. Dort kann man sich des guten Erfolges nicht genug rühmen, da Vögel, welche vollkommen verschwunden waren, sich nach und nach wieder einfanden, Besitz von diesen Nistvorrichtungen nahmen und ungesäumt an ihren Beruf gingen, die Gartenbäume von jeglichem Ungeziefer zu reinigen. Könnte man nicht solche Nistvorrichtungen auch im Walde anbringen? Die nützlichen Folgen würden wahrlich nicht ausbleiben. 3. Der Rohrsänger (Calamoherpe arundinacea). Sein Name sagt zur Genüge, was dies für ein Vogel ist. Naumann sagt bezeich¬ nend: „Aufenthaltsort am Wasser, da wo das Rohr Dickichte bildet; das Nest steht im Rohr über dem Wasser.“ Dieses Vögelchen ist bei Frankfurt eines der häufigsten, doch nicht am Main in den Rohrdickichten, denn diese sind durch die Dammbauten so sparsam geworden und werden ausserdem täglich durch die Leinen der Schleppschiffe in so heftige Bewegung gesetzt, dass es daselbst nicht die Ruhe findet, die es verlangt. Das Thier- chen zog sich vielmehr in die benachbarten Gärten, vertauschte somit das Rohr mit dem Gebüsch; und da es hier Ruhe fand, so verbrei¬ tete es sich, einmal an die Veränderung gewöhnt, rings um die Stadt herum in den Promenaden, woselbst es jetzt viel häufiger ist als am Main selbst. Das Vögelchen ging so von seiner Gewohnheit voll¬ kommen ab, nicht freiwillig zwar, sondern durch die Culturverhältnisse dazu gezwungen, weil ihm in der That nur zwei Wege offen standen, entweder den angeführten Tausch einzugehen oder die Gegend ganz zu verlassen. Dieser merkwürdige Wechsel wurde auch in anderen Gegenden Deutschlands beobachtet. Pastor Brehm schuf seine Calamoherpe ar- bustorum , pinetorum, salicaria, alnorum , hydrophilos und piscinarum — alle wohl nur durch die Verschiedenartigkeit des Aufenthaltes be¬ dingt — als Subspecies von arundinacea, während Naumann, seiner früheren Aussage von „Rohr und Wasser“ eingedenk, in seinen Nach¬ trägen die C. horticola aufstellte. Professor Blasius bestreitet dagegen die Wichtigkeit aller dieser Typen, da sie nicht alle standhaft zu unter¬ scheiden seien und daher auch nicht Anspruch auf gute Arten machen könnten. Ich selbst habe schon ein halbes Jahr vorher, gestützt auf eigene Beobachtungen hiesiger Verhältnisse, in der Naumannia (1858, 2. Heft) erwähnt, dass diese Vögel hier in jeder Beziehung durch einander gehen und nicht zu unterscheiden sind. Wo sollte auch C. arundinacea aufhören, wo G. arbustorum anfangen, da Gestalt, Gesang, Färbung des Eies, kurz Alles gleich und nur der Nistplatz verschieden ist. Ich kann dabei die im Jahre 1857 ebenfalls in der Stadtpromenade gemachte und hierher gehörige Beobachtung nicht unerwähnt lassen, dass ich sehr viele Nester in den dicht zusammen¬ stehenden, rohrartig aufgeschossenen Ruthen verschnittener Linden, also in einer Höhe von wohl 20 — 25 Fuss fand. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, dass der Vogel in den aufgeschos¬ senen astlosen Ruthen eine gewisse Aehnlichkeit mit den Rohrstengeln seines eigentlichen Aufenthaltes erblickte. 4. Der Nachtreiher (Nycticorax griseus). Dieser früher so äusserst häufige Vogel, die vorzüglichste und häufigste Jagdbeute der Falkoniere des Mittelalters, ist fast gänzlich verschwunden. Der scheue Vogel, der mit Dickichten besetzte Sümpfe an grossen Flüssen liebt, verschwand, als diese durch die steigende Cultur trocken gelegt wur¬ den, und ging nach Holland, Ungarn und Süd-Russland, wo er hin¬ länglich Sümpfe fand und noch, wie ehedem in Deutschland, in grosser Anzahl auftritt. Ausserdem haben wir durch das Aufhören der Dreifelderwirth- schaft das ganze Geschlecht der Brachvögel (Charadrius, Numenius) als Brutvögel fast vollständig verloren. Dazu kommt noch die Eigen¬ heit vieler Landwirthe, auch keinen Strauch auf dem Felde zu dul¬ den; Alles muss kahl und eben sein. Sie ahnen nicht, wie nützlich gerade dies Strauchwerk so vielen Feldvögeln als Schutz gegen die 254 Raubvögel sein kann. So kommt es, dass auch Rebhühner und Wachteln abnehmen, weil sie auf dem Felde keinen Schutz haben. Hiervon nehme ich jedoch die meisten Rheingegenden aus, wo die überall an¬ gepflanzten Feldobstbäume diesen Schutz fast in gleichem Maasse gewahren. Man sieht aus diesen wenigen Beispielen, deren es natürlich viele mehr gibt, des Deutlichsten, wie sehr verschieden die Cultur auf das Thierleben einwirkt. Betrifft es schädliche Thiere, so mag man sich trösten, betrifft es aber wirklich nützliche Thiere, so soll sich der Mensch zum Nachdenken zwingen, wie er dem offenbaren Nachtheil auf irgend eine Weise abhelfen könne, denn manche Thiere, nament¬ lich aber viele Vögel, sind im Naturhaushalte viel wichtiger, als man in der Regel glaubt. Die Hornbildung bei der Mazama- Antilope. Von L. Martin in Stuttgart. T - Der interessante Fall einer neuen Hornbildung unter dem noch aufsitzenden alten Horne einer Kuh, ganz besonders aber der Zusatz des Herausgebers auf Seite 255 des vorigen Jahrganges dieser Zeit¬ schrift, veranlassen mich, über die höchst merkwürdige und von allen bekannten normalen Hornbildungen abweichende Entwicklung des Gehörns der Mazama- Antilope (Antilope für eiferet) meine leider nur geringe Erfahrung kurz mitzutheilen, in der Hoffnung, dass dieselbe, einmal angeregt, bald zu weiterer Beobachtung führen werde. Es ist bekannt, dass dieses in vieler Beziehung höchst interessante Thier die weiten Prärien des nordwestlichen Amerika bewohnt und dort die zahlreichen Gattungen seines Geschlechts in der alten Welt vertritt. Augenfällig hat die Natur, welche dort unter den Wieder¬ käuern das Hirschgeschlecht am weitesten zur Ausbildung brachte, auch diesem Thiere in mehr als einer Beziehung den Charakter der Hirschnatur aufgedrückt. Sein Gehörn ist nicht nur äusserlich rauh und körnig wie das der meisten Hirscharten, sondern es theilt sich auch in eine Gabel mit Augensprossen, welcher Eall unter den mit Hornscheiden versehenen Thieren einzig dasteht. Auch die Bedeckung dieses Thieres, sein Haar, ist durch seine cylindrische, gegliederte und brüchige Structur dem Hirschhaar ganz analog, welche Eigen¬ schaft im Antilopengeschlecht sich nur bei dem fast stachelborstigen 255 Springbock Afrikas wiederfindet. Hierdurch erlangt dieses Thier, gegenüber der grossen allgemeinen Uebereinstimmung mit den meisten Antilopen, ein ganz besonderes zoologisches Interesse, das noch erhöht wird, wenn seine von allen andern Formen abweichende Gehörnbildung näher in’s Auge gefasst wird. Bekanntlich durchbricht jedes Gehörn (der mit einer Hornscheide überzogene Knochenzapfen) die Stirnhaut eines Thieres sehr bald und zeigt sich alsdann in einer Fingerhut-ähnlichen Gestalt, welche durch neue Anbildung an der Basis allmälig höher und höher wird und mit zunehmender Vergrösserung des Stirnzapfens zuletzt das fertige Gehörn mit seinen Bingen und Knoten darstellt. Ganz anders verhält es sich mit der Geweihbildung, welche unter der schützenden Hülle einer weichen serösen*) Haut von Statten geht, die nicht die Eigenschaft besitzt Hornsubstanz zu bilden, sondern nach erreichtem Wachsthum des Geweihes vertrocknet und abfällt oder „abgefegt“ wird. Durch diese so verschiedene Bildungsart der Gehörne und Geweihe gruppiren sich die verschiedenen Geschlechter der Wieder¬ käuer in zwei grosse Hauptgruppen, und es scheint bisher noch nicht bekannt gewesen zu sein, dass es Thiere gibt, welche eine Combination beider Bildungen in sich vereinten. Die hier in Bede stehende Mazama- Antilope ist in der That ein solches Mittelglied und ich will es versuchen, durch meine geringen Beobachtungen, die ich an einigen trockenen Häuten zu machen Gelegenheit hatte, bei einfacher Darlegung des Sachverhaltes den Gegenstand zu weiterer Anregung zu bringen. Im Jahre 1855 erhielt das Berliner zoologische Museum eine bedeutende Zusendung trockener Häute aus St. Louis, unter welchen sich auch eine Haut und einige Köpfe besagter Antilope befanden, welche mein Freund Müllhausen erlegt und mitgebracht hatte. Diese Häute fielen natürlich meiner technischen Bearbeitung anheim und als ich an die Präparation und das Modelliren der Köpfe kam, fand ich an dem Kopfe eines jungen Thieres eine so merkwürdige Abweichung der Gehörnbildung, dass ich die Herren Prof. Lichtenstein und Dr. Weinland darauf aufmerksam machen zu müssen glaubte. Erst der oben erwähnte Zusatz meines wertlien Freundes auf Seite 255 des vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift ruft die Erinnerung *) Diese Haut ist keine seröse im Sinne der Anatomen, sondern die äussere Haut (Cutis), welche auch das Geweih bekleidet und mit ihm fortwächst. Anm. des Herausgebers. an jene Entdeckung wieder wach und wenn ich durch meine Auffassung zu einer andern Darstellung gelangte als die ist, die Herr Dr. Weinland dort niedergelegt hat, so wird man mir im Interesse der Wissen¬ schaft gewiss gerne den Widerspruch gestatten, der an und für sich mir keineswegs angenehm ist. Besagter jugendlicher Kopf hatte angefangen Gehörne aufzusetzen, aber durchaus nicht in der Weise, wie man dies bei andern Gehörn- thieren zu sehen gewöhnt ist. Es hatten sich etwa 2 Zoll hohe Stirnzapfen mit umschliessendem Bast gebildet, auf deren Spitze die beginnende Hornscheide gleich einem Fingerhut aufsass und durch eine kleine Erhöhung an der nur wenige Linien grossen Masse schon die spätere Gabelung erkennen liess. Dieser Stirn- oder Knochen¬ zapfen hatte sowohl in Länge als sonstiger Beschaffenheit sehr viele Aehnlichkeit mit dem des Muntjak und wo bei diesem der Rosenstock sitzt, begann hier die in die Haut und Haare sich verlierende Horn¬ substanz. Da nun aber der ausgewachsene Bock Hörner besitzt, deren Hornscheiden unmittelbar aus der Stirn aufzusteigen scheinen, so ist kein anderer Fall denkbar, als dass ein Wachsthum derselben nach unten wie nach oben stattfindet. Die sehr saftreiche Haut mit den Haaren wird so von der neuen Bildung überwuchert (überwallt) und jene eigenthümliche Rauheit und Borkenähnlichkeit der unteren Hornhälfte hervorgebracht, während die obere Hälfte, aus reiner Horn¬ substanz bestehend, der Glätte und Gedrungenheit anderer Gehörne Nichts nachgibt. Bei genauer Betrachtung ausgewachsener und ab¬ abgezogener Hornscheiden kann man diese Ueberwallung der behaarten Haut deutlich erkennen, indem sie auf der innern Seite ziemlich hoch hinauf noch sichtbar ist. Ausserdem ist der ganze untere Theil der Hornscheide durch den Einfluss der Haare, wie ich schon sagte, sehr faserig und man kann nicht wissen, ob innerhalb eines solchen Conglomerats von Haaren und Hornmasse nicht auch einzelne Neu- . bildungen von Haaren stattfinden können. Weitere Schlüsse zu machen, möchte ich mir nicht erlauben; jedenfalls ist der Gegenstand physiologisch eben so interessant, wie für die Zoologie wichtig, indem hier eine Antilope im jugendlichen Alter eine nahe Verwandtschaft mit dein Hirschgeschlecht deutlich erkennen lässt, die jedenfalls grösser ist, als die der A. cervicapra , unserer Gemse. 257 Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a, M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Von neuen Anschaffungen, welche im verflossenen Monate ge¬ macht wurden, haben wir nur zu erwähnen: Drei Ochsen frösche (Rana mugiens). Diese mächtigen nord¬ amerikanischen Frösche haben ihre Bezeichnung von ihrer brüllenden Stimme erhalten. Sie nähren sich von Insecten, Wasserthieren, Molchen etc., ja selbst von Fischen und kleineren Vögeln, wenn sie solche erhaschen können. Wir füttern sie mit gewöhnlichen Fröschen, die sie gierig verschlingen. Geboren wurden: Vier Zwergziegen, drei gefleckte, zwei weisse, ein schwarzer Damhirsch und ein Mähnenhirsch. Der letztere ist weiblichen Geschlechtes. Das Thierchen war unmittelbar nach der Geburt etwa 24 Zoll lang und 18 Zoll hoch, also verhältnissmässig niedrig im Vergleich mit anderen jungen Hirschen. Der Kopf war dem eines halbwüchsigen Schweinshirsches auffallend ähnlich, wozu besonders die grossen Ohren beitrugen. Die Färbung war an der Oberseite hell röthlichbraun , an der Unterseite graulich. Von weissen Flecken, mit denen die Jungen der meisten Hirscharten geziert sind , zeigte sich nicht einmal eine Andeutung. An der Stirn fanden sich beiderseits, etwa den Stellen entsprechend, wo bei männlichen Thieren die Geweihe hervortreten, starke Haarwirbel. Auffallend ist, dass das Thierchen schon am zwölften Tage geläufig wiederkäute, also vielleicht mit acht Tagen zu fressen angefangen hat. Durch den Tod verloren wir, ausser einigen kleineren Thieren, unter denen ein weisser Hamster (vollständiger Kakerlak mit rothen Augen) : Ein Buschkänguruh ( Halmaturus BennettiiJ. Das Thier hatte im Früh¬ jahr eine Geschwulst von der Grösse eines Hühnereies an dem Unterkiefer be¬ kommen, welche nach etwa acht Tagen aufging und eine ziemliche Menge grau¬ lichen Eiters entleerte. Die Anschwellung verminderte sich etwas und durch Aus¬ fallen eines Hautstückes verwandelte sich der Abscess in eine offene Wundfläche, welche aber , wie dies den Känguruhs eigentümlich zu sein scheint , durchaus keine Neigung zum Heilen zeigte. Sie trocknete an der Oberfläche etwas ab, aber von Narbenbildung war keine Spur vorhanden. Das Thier begann trotz des besten Appetits abzumagern und starb, nachdem die Krankheit etwa drei Monate gedauert hatte. Die Section ergab ein rein negatives Besultat, namentlich fanden sich keinerlei Erscheinungen, welche auf Eitervergiftung des Blutes (Pyaemie) hindeuteten. Ein Muntjak (Cervus Muntjac). Dieser interessante Hirsch, welcher bei¬ nahe 5 Jahre in unserem Garten lebte, begann im Laufe des verflossenen Winters abzumagern, ohne dass sonst irgend etwas Krankhaftes an ihm zu entdecken war, namentlich waren Appetit und Verdauung ganz normal. Die Section liess keine krankhafte Veränderungen erkennen, doch deutete das abgenützte Gebiss auf sehr hohes Alter des Thieres, so dass vielleicht hier ein Fall von „natürlichem Lebens¬ ende“ vorliegt. 18 258 Fütterung der Klapperschlange. Von Demselben. Es scheint im Allgemeinen Regel zu sein , dass die Giftschlangen die Tliiere, von denen sie sich nähren, durch einen Biss tödten und sie dann erst hinabschlingen, im Gegensatz zu den ungiftigen Schlangen, welche ihr Opfer lebend hinunterwürgen. Eine Hornviper (Vipern cerastes) aus Nordafrika, welche wir vor mehreren Jahren längere Zeit lebend hielten, versetzte den ihr zur Nahrung gegebenen Mäusen jedesmal erst einen Biss, worauf diese in wenigen Minuten verendeten und dann yon der Schlange gefressen wurden. Die Klapperschlange scheint von dieser Regel — wenigstens zuweilen — eine Ausnahme zu machen, wie aus den nachstehen¬ den Beobachtungen hervorgehen dürfte. Wir erhielten zwei Schlangen der genannten Art (Crotdlus durissus) im ver¬ flossenen Winter, welche sich ganz wohl zu befinden schienen, aber — wohl in Folge der gerade herrschenden Jahreszeit — sich alsbald unter einen Holzblock verkrochen, welcher zu diesem Zweck in ihren Behälter gelegt worden war. Sie wurden im Laufe des Winters nur selten sichtbar , streckten wohl zuweilen den Kopf aus ihrem Versteck, kamen aber nur bei Sonnenschein auf eine kurze Zeit ganz hervor. Sie waren dann ziemlich lebhaft und Hessen, wenn man sie ein wenig reizte, ihr Klappern häufig hören. Es geht hieraus hervor, dass sie keinen eigentlichen Winterschlaf hielten. Trotzdem, dass ihnen öfter Mäuse und Vögel gegeben wurden, waren sie nicht zum Fressen zu bewegen, tödteten aber auch diese Thiere nicht, obwohl sie ihnen oft genug lästig werden mochten. Kürzlich starb das eine Exemplar, das andere befand sich dagegen in ungetrübtem Wohl¬ sein und nahm endlich, gegen Mitte Juni, auch Nahrung an. Ich hatte zufällig einen jungen Sperling mit der Hand gefangen und setzte diesen zu der Schlange. Der Vogel hüpfte anfänglich lebhaft hin und her , oft auf die Schlange selbst, was die entschiedenste Missbilligung derselben hervorrief und sie zu lebhaftem Rasseln veranlasste. Sie erhob den Kopf, blickte züngelnd dem Störefried nach , machte aber keine Anstalten , sich desselben durch einen Biss zu entledigen. Endlich hockte sich der Sperling, matt und schwer athmend, ganz still in eine Ecke des Schlangenbehälters. Nachdem ihn die Schlange einige Augenblicke ruhig angesehen hatte , rückte sie , ihr Opfer unverwandt im Auge behaltend, langsam, aber in gerader Linie, auf dasselbe los, betastete den ihr zu¬ nächst erreichbaren Schwanz und Rücken des Vogels mit der Zunge und gelangte unter beständigem Vorgehen auch an den Kopf. Dieser wurde ebenfalls genau mit der Zunge untersucht, ohne dass der Vogel eine Bewegung machte, dann erhob sich die Schlange hoch über den Sperling nnd packte ihn mit einem raschen, sicheren Griff am Kopfe. Nun begann jenes langsame Hinabwürgen, welches den Schlangen eigen ist, unter beständigem, wenn auch schwachem Widerstreben des Vogels. Schon war fast der ganze Rumpf in dem Rachen der Schlange ver¬ schwunden , als die aufrechtstehenden Flügel , welche sich an den Mundwinkeln stemmten, ein unbesiegbares Hinderniss für das völlige Hinabschlingen boten. Alle Bemühungen der Schlange, ihr Maul nach dieser Seite hin noch mehr zu erweitern, erwiesen sich als unzureichend und so warf sie denn rasch den Vogel wieder aus. Sie öffnete hierbei den Rachen soweit als möglich, bog sich rückwärts und machte dabei einige seitliche schüttelnde Bewegungen, welche denn auch sogleich von dem gewünschten Erfolge begleitet waren. Der noch lebende Vogel wurde alsbald wie- 259 der gefasst und nun verhältnissmässig rasch , ohne weitere Hindernisse hinab¬ geschlungen. So lange noch eine Zehe von ihm sichtbar war , liess sich deutlich erkennen , dass derselbe noch immer lebte , ein Beweis , dass er nicht von den Giftzähnen verletzt worden war, da er sonst während des Hinabschlingens, das etwa eine halbe Stunde dauerte, jedenfalls gestorben sein würde. Anfänglich hatte ich vermuthet, dass der Schlange die Giftzähne ausgebrochen seien, doch sind dieselben, während der Sperling gefressen wurde, öfter sichtbar geworden und auch das gestorbene Exemplar hat sie besessen. Einige Tage, nachdem die Schlange zum ersten Mal gefressen hatte , wurde ihr ein zweiter Yogel gegeben , den sie in ganz gleicher Weise , wie den ersten verzehrte, und zwar dauerte dies, vom ersten Ergreifen des Vogels bis zu seinem völligen Verschwinden im Maule der Schlange, gerade 20 Minuten. Bei einer dritten Fütterung war der Vogel wieder in eine unrichtige Lage gekommen, welche das Hinabwiirgen unmöglich machte und er musste daher wieder aus- gespieen werden. Hierbei bekam er, wie deutlich zu bemerken war, zufällig eine kleine Verletzung mit den Giftzähnen und verendete nach wenigen Augenblicken. Die Mittheilung Schlegel’s (Essay sur la physiognomie des serpents p. 568), dass Crotalus durissus auch todte Vögel fresse, fanden wir bei unserem Exemplare bestätigt. Mäuse verschmäht die Schlange dagegen hartnäckig , sowohl lebende als todte. Vierteljahresberieht des Acclimatisations- Gartens bei Paris. Wie überall trat auch im Boulogner Holz der Winter mit ungewöhnlicher Strenge ein. Thiere und Pflanzen litten sehr bei Temperaturschwankungen von 14 bis 16°. Alles blieb zurück. Die Hühner, welche in der zweiten Hälfte des December wieder zu legen begannen, Hessen wieder nach; Gänse und Enten legten ihre ersten Eier nicht vor Ende Februar. Im Januar legten die Hühner 46, im Februar 305 und im März 925 Eier, die Enten und Gänse im März 134; die Fasanen hatten noch gar nicht angefangen zu legen. Eine gleiche Verspätung wird von allen Züchtern und Liebhabern berichtet. Geboren wurden im Januar: zwei Schafe von Naz, eins von Astrachan, zwei Senegalschafe, zwei Bastarde von Ongti und Romanow, ein ungrisches Schaf, eine Zebukuh, ein egyptischer Bock und neun Ziegen; im Februar ein Ongtischaf der zweiten Tracht (Unicum), ein Senegalschaf, drei Bastarde von Ongti und Romanow, ein Caramanischer Widder, eine Senegalziege, eine Aristoteleshirschkuh und drei Havannaliziegen; im März: eine shetländische und javanische Stute, zwei Astrachanschafe, ein Senegalwidder, vier Böcke, vier Ziegen und ein Bastard der ^.ngorarace, ein Senegalbock, ein Mähnenschaf, ein Aristoteleshirsch, ein Ziegen¬ bock von Ceylon. Ausserdem kamen mehrere Aborte vor, welche zum Theil auf Rechnung der Kälte, zum Theil dem für die grosse Zahl der Thiere etwas beschränkten Raum zuzuschreiben sind. Die Sterblichkeit war trotz der Kälte nur bei den Säugethieren beträchtlich grösser, als in früheren Wintern; sie betrug: in der Voliere im Januar 59, im Februar 45, im März 111 bei den Hühnern 5? 17 jj 55 5 55 55 29 bei den Wasservögeln »? 55 89 55 55 129 55 55 90 bei den Säugethieren 55 25 55 55 14 55 55 20 18 * 260 Unter den gestorbenen Säugethieren befinden sich 9 Känguruh, 3 Gürtelthiere, 3 Paca, 3 Javaziegen, demnach besonders Tropenthiere, die auch bei den Vögeln die meisten Sterbefälle lieferten. Doch war die Sterblichkeit nicht im Momente der strengsten Kälte, sondern bei feuchtem Wetter am grössten. Die herrschenden Krankheiten waren Diarrhöe und mit Annäherung des Frühlings croupöse Af- fectionen. Die verhältnissmässig geringere Ziffer der Tuberkulosen erklärt sich daher, dass sie besonders neu angekommne Thiere zu befallen pflegt. Haben die Thiere schon längere Zeit im Garten gelebt, so findet man die Tuberkel fast immer über verschiedene Organe zerstreut, während Lungentuberkulose bei Thieren nicht so häufig ist, wie beim Menschen. Alle Pecari aus Cayenne sind nach einem oder zwei Wintern der wahren Lungentuberkulose erlegen. Unter den Geschenken befindet sich ein Edelhirsch und eine Hirschkuh mit weissen Köpfen.*) Marschall Forey schickte drei Hirschkühe aus Mexico (der Hirsch war leider unterwegs gestorben), welche dem virginischen Hirsch sehr ähnlich, aber von stärkerer und etwas abweichender Kopfbildung sind, und drei kleine Hunde ebendaher, die unsern Terriers gleichen. Ferner kamen zum ersten Male 33 schwarze und ein weisser Axolotl (Siredon pisciformis) lebend nach Paris. Sie gehören zur Abtheilung der geschwänzten Batrachier ( Urodelen ), leben zahlreich in den Mexicanischen Seen und zwar auf bedeutenden Höhen, und sind dort bekanntlich ein geschätztes Nahrungsmittel.**) Sie haben sich bis jetzt im Aquarium gut erhalten und sogar darin gelaicht, aber den Laich selbst verzehrt. Obgleich mehrere Sendungen von Fischen gefroren ankamen, so hat sich ihre Zahl doch um eine Sammlung von Seepferdchen, jungen Rochen und Seestichlingen vermehrt. Die künstliche Fischzucht ergab folgendes Resultat: Von 2000 Eiern der grossen Seeforelle kamen 1980 lebend an u. lieferten 990 Fischchen. 11000 „ des Rheinlachses „ 10900 „ 55 )1 „ 9290 3000 „ der gemeinen Forelle „ 2985 „ jj 55 „ 2540 2000 „ der Lachsforelle „ 1990 „ 5? 55 „ 1480 5) Die mittlere Temperatur im Garten war: um 6 Uhr Morgens im Januar — 3°, im Februar — 1°, im März + 3° Nachmittags „ „ — 3 „ „ + 5 „ „ + 10 Minimum „ „ — 12 „ „ — 8 „ „ — 1 • Maximum „ „ + 11 ,, „ -j- 12 „ „ -f 15 Die Zahl der Besucher war im Januar 5822, im Februar 9433, im März 22,750. (Bulletin d’acelimat. Avril 1864.) *) Louis XV. besass einen Hirsch mit weissem Antlitz und weissen Füssen. Auch in neuerer Zeit gab es Hirsche mit weissen Füssen, deren der Acclimati- sationsgarten mehrere besitzt und die in Deutschland (?) ziemlich verbreitet sein sollen. Eine im vorigen Sommer dort geborene Schweinshirschkuh hat eben¬ falls weisse Hinterfiisse und einen rein weissen Strich auf der Stirne, wie Herr A. Geoffroy St. Hilaire bei dieser Veranlassung berichtet. **) Es ist bekannt, dass Ferdinand Cortez bei der Belagerung von Mexico mit seiner Armee mehrere Monate von diesen Thieren lebte. B. 261 Finanzbericht der k. Acclimatisations- Gesellschaft in Paris und des Acclimatisations - Gartens. Diese sehr ausführlichen und interessannten Berichte wurden von der be¬ treffenden Commission und von dem Director des Gartens, Herrn Rufz de Lavison, in den Sitzungen vom 15. und 30. April erstattet. Die Zahl der Mitglieder der Acclimatisations- Gesellschaft betrug am 1. Januar 1864 2537, nämlich 44 Ehrenmitglieder, 17 affilirte Gesellschaften, 166 ständige Mitglieder mit einmaligem Beitrage und 2310 Mitglieder, welche Jahresbeiträge zahlen, worunter 50 Gesellschaften. Die Einnahmen der Gesellschaft (abgesehen von dem Garten, der seine be¬ sondere Verwaltung hat) beliefen sich im Jahre 1863 auf 81,199 Frcs. 98 Ctms., einschliesslich eines Cassenrestes von 1862 mit 7234 Frcs. 95 Ctms. im Ganzen auf 88,434 Frcs. 93 Ctms. Darunter sind begriffen: Geldgeschenke, worunter 5000 Frcs. vom türkischen Sultan 6,575 Frcs. Jahresbeiträge, einschliesslich erhobener Rückstände von 1974 Frcs . 58,251 „ Verkauf der Zeitschrift, Medaillen etc. der Gesellschaft . . 646 „ Thierverkauf, worunter ein Paar Yaks für 5600 Frcs. . . 8,244 „ Das Uebrige fiiesst aus Zinsen von gestifteten Capitalien und Preisen, aus angelegten Fonds u. s. w. Es ist zu berücksichtigen, dass ein Theil der Einnahme, nämlich verschiedene freiwillige Beiträge für bestimmte Zwecke, namentlich zur Errichtung einer Statue Daubenton’s*) bestimmt, daher streng genommen nicht in Rechnung zu ziehen sind. Die Ausgaben belaufen sieb auf 79,81 1 Frcs. 71 Ctms., nämlich: Saldo der Zeitschrift von 1862 . 4,412 Frcs. 50 Ctms. Kosten der Zeitschrift von 1863 zu 2800 Exemplaren 13,784 „ 75 „ Wiederabdruck des Jahrgangs 1858 in 200 Exemplaren 1,800 ,, — „ Andere Druckkosten, für Ausstellungs-Berichte u. s. w. 4,041 „ 97 „ Fütterung und Transport der Thiere in der aufge¬ hobenen Station zu Souliard . 2,727 „ 55 Transport und Fütterung der im Garten und in den Alpen befindlichen Yaks der Gesellschaft . . . 1,470 „ 89 Fütterung und Wartung der Alpakas und Lamas im Jahre 1862, nebst Rückersatz des Preises f. 1 Lama 1,412 „ 45 Fütterung und Transport der Angoraziegen . . . 1,302 „ 80 *) Im Ganzen sind für dieselbe bis jetzt 14,584 Frcs. eingegangen, die nahezu für den beabsichtigten Zweck ausreichen, da man in wenigen Monaten das Kunstwerk im Garten dem Publikum vor Augen zu stellen hofft. Daubenton wirkte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit Buffon u. a. am Jardin des Plantes und war der erste Professor am naturhistorischen Museum daselbst. Ihm hat man den ersten gelungenen Acclimatisationsversuch in Frankreich durch Einführung der spanischen Schafe, der für die dortige Industrie von so grossartigen Folgen gewesen ist, zu danken. B. 262 Seidenzüchterei (einschl. eines Gehaltes v. 1500 Frcs.) 2,568 Frcs. 30 Ctras. Künstliche Schwammzucht . 515 n — >> Künstliche Fischzucht, besonders der Seefische . . 2,500 V — 5? Beitrag zur Geflügelausstellung . 3,500 11 — 11 „ „ Kaninchenausstellung . 3,610 11 40 11 Jährliche öffentliche Preisvertheilung ..... 3,554 11 63 11 Gehalte und Gratificationen . . 10,970 11 75 11 Miethe, Abgaben, Heizung . . Porto, Schreibmaterialien, Drucksachen und kleinere 3,683 5) 50 11 Ausgaben . . 4,386 ii 82 11 Die übrigen Ausgaben betreffen die Subscription für die Baumwollenarbeiter, den Ankauf von Thermometern und anderen Instrumenten, das Mobiliar, Um¬ schreibgebühren (2383 Frcs. 55 Ctms ) und eine Abschlagszahlung auf die Statue Daubenton’s mit 6500 Frcs. Nach Abzug der beiden letzteren Posten beläuft sich die wirkliche Ausgabe von 1863 auf 69,946 Frcs. 16 Ctms. Am Ende des Jahres 1863 blieb somit ein Cassenüberschuss von 8623 Frcs. 22 Ctms. Hierzu sind noch zu zählen rückständige Jahresbeiträge im Gesammtbetrage von 13,371 Frcs., von welchen jedoch nur etwa 5000 Frcs. realisirbar sein werden. Eine noch grössere Summe (21,130 Frcs.) wird von auswärtigen Mitgliedern ge¬ schuldet, denen die Commission vorschlägt, durch Zahlung eines einmaligen Bei¬ trages von 260 Frcs. sich von der Verpflichtung zu einem jährlichen Beitrag zu befreien. Hiervon ist etwa ein Viertheil eingegangen und der disponible Jahres¬ überschuss stellt sich hierdurch auf . 18,873 Frcs. 22 Ctms. Hiervon schuldet die Gesellschaft, ausser dem Jahresbeitrag zum Garten mit 5,719 Frcs. 29 Ctms., für gestiftete Preise und Medaillen, Zinsen u. s. w. im Ganzen . . 12,674 „ 57 „ Sie behält daher am Jahresschluss in Casse . . . 6,198 Frcs. 65 Ctms. Hierzu der Werth von 100 Actien des Acclimati- sationsgartens . . 25,000 „ — „ 80 Eisenbahnactien der Dauphinebahn .... 24,011 „ 40 ,, 52 „ „ Südbahn ...... 15,962 „ 80 „ 20 „ „ Ardennenbahn .... 5,793 „ 80 „ Gesammtvermögen am 1. Januar 1864. . 76,966 Frcs. 65 Ctms. Das Vermögen des Gartens betrug nach dem betreffenden Verwaltungs¬ berichte am 31. December 1863: Casseninhalt . 8,787 Frcs. 20 Ctms. Beim Credit foncier . 13,000 n — }> Obligationen . 66,843 » 90 ii Caution . . . 5,000 — ii Erwartete Effecten . 100 n — ii Inventar der Thiere . 78,120 ii — 11 Mobiliar . 13,000 > i — ii Neubauten . . 26,801 ii 93 » Industrielles Mobiliar und Gerätschaften .... 7,271 ii 50 11 Vorräthe . . . 4,291 ii 75 11 Laufende Ausstände . 24,303 11 51 Im Ganzen . . 241,579 Frcs. 79 Ctms. 263 Als Passiva figuriren: Laufende Rechnungen mit . 11,998 Frcs. 80 Ctms. Der Reservefond mit . Die Einnahmen im Jahre 1S63 betrugen 254,3 251,801 Frcs. 84 Ctms. im Jahre 1862; nämlich: Casseneinnahme des Gartens . Besuch der Gewächshäuser . Abonnements . Gewinn an verkauften Thier en . Verkaufte Eier . 10,306 Verkaufte Federn . Verkaufte Pflanzen und graines . Fortpflanzung von Thieren ........ Verkauf des Führers für den Garten .... „ ,, „ ,, die Aquarien .... Büffet . Vermiethete Stühle . . Geldbussen . Zinsen laufender Rückstände ....... Geschenke an Thieren . Ausstellungen . 14,885 254,363 Die Ausgaben betrugen dagegen 175,961 Frcs. 88 Ctms. ; nämlich: Personal . Thiere des Aquariums . Fütterung der Thiere . Unterhaltung des Gartens und der Wege .... „ „ Wintergartens . Lesezimmer . . . . . Unterhaltung und Einrichtung der Gebäude . . . „ der Parks und der Umzäunung . . Mobiliar . Veröffentlichungen . Bureaukosten . . Heizung . Fuhren . Miethe . Steuern und Versicherungen etc . Generalversammlung . Wasserleitung . Allgemeine Unkosten . Rabatt und Disconto . Der Ueberschuss der Einnahmen betrug mithin . . Hiervon wurden verwendet: für kleinere Neubauten . . . 12,784 Frcs. 47 Ctms. zur Amortis. der Gewächshäuser 15,000 „ — „ Es blieb somit ein reiner Ueberschuss von 76,339 75 17 Frcs. 40 Ctms. | gegen 200,452 Frcs. 95 Ctms. 5,055 ?> 50 71 497 V) 50 17 9,346 n 5 17 10,306 » 95 77 202 ?? 20 11 557 n 25 77 250 » — 77 1,210 n 70 77 220 » 50 11 3,500 11 — 11 250 11 — 11 75 11 — 11 5,018 11 30 11 2,535 ?5 50 11 14,885 — n 254,363 Frcs. 40 Ctms. ms. ; nämlich : 60,079 Frcs. 35 Ctms. 2,154 11 85 ii 44,235 11 59 ii 18,215 11 65 ii 6,202 11 — ii 552 11 50 , ii 10,711 11 82 ii 3,652 }) 30 ii 4,374 5) 25 ii 4,720 11 50 ii 4,745 11 65 ii 1,833 71 75 ii 92 71 40 ii 1,000 77 50 ii 3,193 77 25 ii 695 11 95 ii 3130 77 — n 5,951 77 75 ii 359 77 82 ii 175,961 Frcs. 88 Ctms. 78,401 17 52 ii 27,784 71 47 ii 50,617 Frcs. 5 Ctms., 264 welcher dem Reservefonds einverleibt wurde, der hierdurch auf 127,016 Frcs. 80 Ctms. angewachsen ist und die von den Statuten vorgeschriebene Höhe von 150,000 Frcs. beinahe erreicht hat. Es fanden zwei Ausstellungen statt, eine für Geflügel, die keinen Gewinn abwarf, und eine für Kaninchenzucht, die von 72,000 Personen besucht wurde und nach Yertheilung von Preisen im Betrage von 12,000 Frcs. noch einen Reinertrag lieferte. In Folge davon war die Zahl der Besucher 343,873 gegen 291, 774 im Jahre 1862 und 240,278 im Jahre 1861. Der Werth der Geschenke ist etwas geringer als im vorhergehenden Jahre; doch hat der Eifer nicht nachgelassen; besonders haben sich die französischen Consuln verdient gemacht. Hervorgehoben werden eine Heerde Lamas und Alpakas, Geschenke des Kaisers. Beigefügt ist eine U ebersicht der Gesammtaus gaben, welche die Gründung des Gartens im Jahre 1861 veranlasst hat und welche wir unseren Lesern um so weniger vorenthalten wollen, da der Pariser Garten der erste war, welcher sich speciell die Acclimatisation fremder Thiere zur Aufgabe gemacht hat. Ausgaben für Personal, Fütterung der Thiere, Miethe u. s. w. vor Eröffnung des Gartens 1859 — 1860 67,554 Frcs. 90 Ctms. Umzäunungen . . . 110,657 r> 94 33 Erdarbeiten und Gartenanlagen . 194,183 33 54 33 Anpflanzungen . 15,335 33 65 33 Wasserleitungen . 32,337 3) 42 33 Porte des Sablons . * . 20,702 33 25 33 Porte de Neuilly . 7,920 33 90 33 Ländliche Brücken . 1,600 33 — 33 Felsanlage . 8,644 33 65 33 Magazine und Bureaux . 58,197 33 86 33 Beutelthierhütte . 9,571 33 40 33 Ländliche Pavillons . . 52,415 33- 86 33 Grosse Ställe . . 70,974 33 34 33 Fasanerie . 32,923 33 71 33 Voliere . 72,560 33 58 33 Seidenzüchterei . 23,657 33 98 33 Aquarium . 84,131 33 2 33 Krankenhaus für Vögel . 6,697 33 27 33 Abtritte . 7,783 33 — 33 Gewächshaus des Gartens . 10,280 33 — 33 Subscription für die Gewächshäuser . 25,000 33 — 33 Mobiliar . 21,828 33 72 33 Honorar der Architecten . 25,239 33 26 33 Thierkauf . 58,383 33 5 33 Einrichtung der Heizung in den Gewächshäusern 23,835 33 46 33 Gesammtausgabe für die Errichtung des Gartens 1,043,416 Frcs. 76 Ctms. (Bull, de la soe. d’acclimat. Mai 1864.) 265 Correspondenzen. Schlotheim, 3. Juni 1864. Ueber die kleinern Raubvögel, deren Erhaltung Ihnen so schwer geworden ist, habe ich nur beschränkte Erfahrung, da ich bis jetzt nur F. nisus, F. tin- nuncülus und F. rufipes lebend besessen habe. Erster er, ein altes Weibchen, war im Habichtskorb gefangen worden und befand sich bei Mäusen, kleinen Vögeln und mitunter magerem Rindfleische und Pferdefleische über ein Jahr sehr wohl und würde sicher noch leben, wenn er nicht der Mordsucht eines Hühner¬ habichts zum Opfer gefallen wäre. Die fünf Thurmfalken, welche ich in den letzten Jahren besessen habe, erfreuten sich bei gleicher Nahrung der besten Gesundheit, suchten aber, da ich sie frei herumfliegen liess, gegen den Herbst ihr Heil in der Flucht. Der Rothfussfalke, den ich leider verwundet und in Folge dessen am Flügelgelenke amputirt erhielt, dauerte bei sorgsamer Pflege über 3 Monate bei mir aus und starb wahrscheinlich nur in Folge des Mangels der Schwungfedern an Erkältung. Er zog das Fleisch kleinerer Vögel dem kleinerer Säugethiere (Mäuse) vor und schien auch — ganz wider Erwarten — keinen Geschmack an Insektennahrung zu finden. Wahrscheinlich waren ihm, der nur Acriäium migra- torium zu speisen gewohnt war, die kleinern Gomphocerus- Arten zu hart und zu mager. Er unterschied sich dadurch sehr vom Thurmfalken, der unsere hierländi¬ schen Heuschreckenarten sehr gern frisst. Was den Baumfalken (F. Subbuteo ), den gewandtesten aller deutschen Vögel betrifft, so glaube ich dessen geringe Ausdauer in der Gefangenschaft — deren in allen Falkonierschriften gedacht wird — auf Rechnung des Mangels an Be¬ wegung im Käfig und Entbehrung der Insektennahrung schreiben zu müssen. Genannter Vogel lebt bei weitem zum grossem Theile von Kerbthieren, streicht in der Dämmerung — ähnlich wie Caprimulgus — nach grossem Nachtfaltern umher, liest den Tag über Ameisen (F. herculanea) von den Baumstämmen ab und holt sich, nur der Abwechselung halber, mitunter eine Schwalbe (aus¬ schliesslich H. rustica ) oder eine Lerche dazu. Die alten Falkoniere, welche wohl erfahren haben mochten, dass durch ausschliessliche Ernährung der Falken mit kleinern Wirbeltliieren die mangelnde Insektenkost nicht ausreichend ersetzt werde, gaben daher ihren grossen und kleinen Beitzvögeln nur mageres, klarge¬ wiegtes Rindfleisch, worunter sie ausgeschlagenes rohes Hühnerei — für je 2 Is¬ länder, Schlechtfalken etc. 1 Ei und für je 2 Baum- oder Zwergfalken V2 Ei — mischten. Nur alle 8 Tage reichten sie einen frisch getödteten oder lebenden Vogel und mischten auch alle 4 Wochen des Gewölles, der Federpille, halber dem gehackten Fleische etwas Werg oder Hasenhaare bei und liessen es ausserdem an Gelegenheit zum Baden nicht fehlen. Da das Capitel über Krankheiten der Beitzvögel in allen Falkonierschriften sehr weitläufig abgehandelt wird, so geht daraus hervor, dass die Sterblichkeit unter diesen Thieren allzeit keine geringe war. Im Allgemeinen möchte ich namentlich vor dem Verabreichen geschossener Vögel warnen; das Bleischrot ist mit Arsenik versetzt und dürfte zartem Vögeln — Habichten, Bussarden etc. schadet es nicht — leicht gefährlich werden. Ebenso vorsichtig muss man bezüglich der nicht selbst gefangenen Mäuse und Ratten sein ; nur zu häufig sind vergiftete darunter, welche dann grosses Unheil unter den Consumenten anrichten. Auf diese Weise verlor ich voriges Jahr 266 eine schöne Ohreule CStr. otus ), die wohl 5 Tage kränkelte und unter Convul- sionen starb ; erst durch die Section wurde es klar, dass hier eine Phosphorvergiftung vorlag. Die Leber war ganz weiss und speckig aufgetrieben. Das sicherste Kri¬ terium für die Gesundheit eines Raubvogels sind die Excremente, der Schmelz der Falkoniere. Bei guter Gesundheit sind selbige nur schwarz und weiss ge¬ färbt , während beim geringsten Unwohlsein sofort grünliche Färbung eintritt, welche sich in manchen Krankheiten bis zum lebhaften Grasgrün steigert. Durch Wechsel der Nahrung tritt nicht selten binnen 24 Stunden Heilung gefährlicher Zustände ein, wenigstens erholte sich ein kranker Habicht sofort nach Verabrei¬ chung einer jungen Taube. Was schliesslich den Zwergfalken (F. aesalon) betrifft , so lebt er wohl nur von warmblütigen Thieren, während der mit schwachen Fängen und wenig ge¬ krümmten Nägeln versehene Röthelfalk (F. cenchris ) wohl nur auf Insektennahrung angewiesen ist. Der verstorbene Dr. Gloger hat ersteren mehrfach lebend be¬ sessen und denselben mit kleinen Vögeln etc. leicht erhalten. Beiläufig bemerke ich noch, dass Mus rattus auch in meiner Gegend und zwar in einem einzeln liegenden Gute vorkommt. Ich hatte Ihnen einige lebende zu- gedacht, doch ist mir Hr. Dr. Al tum darin zuvorgekommen. Die Hausratte wird von den Gutsinsassen schlechtweg Dachratte genannt und soll mehr die oberen Räume der Häuser bewohnen. Von Fehden zwischen ihr und der Wanderratte will Niemand etwas bemerkt haben. Aus einem Schreiben des Herrn Louis Lundershausen an die Direction. Breslau, 16. Juni 1864. Da die Einrichtung des hiesigen zoologischen Gartens meine ganze freie Zeit vollständig in Anspruch nimmt, ist es mir nicht möglich, mein Vorhaben, Ihnen einen ausführlichen Bericht über den zoologischen Garten zuzusenden, jetzt schon ganz auszuführen und bitte daher mit diesem Wenigen für jetzt sich begnügen zu wollen. Die Lage des Gartens zwischen der alten und neuen Oder ist ausgezeichnet und in der besuchtesten Gegend um Breslau. Der Flächeninhalt ist gegen 35 Mor¬ gen, wovon gegen 8 Morgen die schönsten Waldparthien haben. Die grossen Wasser-Anlagen und Garten-Einrichtungen werden in wenigen Wochen beendet sein. Das Ganze ist mit einem Latten -Zaun von 8 Fuss Höhe umgeben und der Eintritt für das Publicum nicht mehr gestattet. Der Garten ist bereits zu zwei Drittheilen gärtnerisch ausgebaut, das dritte Drittheil in Angriff genommen, kann aber erst im Herbste bepflanzt werden. Von den für dieses Jahr zur Ausfüh¬ rung bestimmten grösseren Bauten ist das Restaurationsgebäude und der Bären¬ zwinger im Aufbau begriffen, ferner sollen noch wo möglich im August ein Hirsch-, ein Antilopen- und ein Büffelhaus vollendet sein, desgleichen ein Kameelhaus und eines für Känguruh. Eine Raubvogelvoliere und eine für Hühnervögel, sowie eine kleinere für Sing- und für die kleinern ausländischen Vögel sollen bis eben dahin fertig sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Garten im Laufe des Monats August eröffnet werden. An Thieren besitzt der Garten schon: einen Bären (TJrsus cadaverinas Eversm.), mehrere Füchse, ein Reh und zwei Zwergziegen (Mutter und Sohn); an Vögeln sind vorhanden: verschiedene Raubvögel, ein Rabe, der, nebenbei gesagt, ganz vor¬ züglich spricht, ferner englische Hühner, Pfauen, Schwäne, türkische und andere Enten. Sämmtliche Thiere sind von verschiedenen Seiten her geschenkt worden; 267 andere offerirte Geschenke konnten wir noch nicht in Empfang nehmen, da die Umzäunung des Parkes und die Volieren noch nicht fertig sind. Aus diesem Wenigen ersehen Sie doch so viel, dass die Ausführung des hie¬ sigen zoologischen Gartens nicht in’s Stocken gerathen ist, so wenig ermunternd auch die Aufnahme war, welche die Idee von der Errichtung eines solchen Gartens Anfangs unter der hiesigen Bürgerschaft fand. Ohne Zweifel wird jedoch das Interesse zunehmen, wenn mehr zu sehen sein wird, wie dies auch an andern Orten der Fall war. Von Herrn Gutke wissen Sie bereits, dass dessen Uistiti-Pärchen im März zwei Junge geboren hat. Vor wenigen Tagen ist die Mutter mit Tode abgegangen, nachdem eine abermalige Begattung gegen Ende Mai Statt gefunden hatte. Leider ist mir durch diesen Todesfall eine günstige Gelegenheit verloren gegangen, die Tragezeit dieser Thierart genau zu beobachten. Herr Gutke übersandte mir den Cadaver, um womöglich die Ursache des Todes zu ermitteln, da ein auffallend krankhafter Zustand bei dem lebenden Thiere nicht bemerkt werden konnte. Ich fand das Thier sehr abgemagert und schloss daraus auf Absterben an Tubercu- lose, was sich auch vollkommen bestätigte. Der obere Theil des linken Lungen¬ flügels war an gewachsen und hatte das Ansehen einer verhärteten Eitermasse; der untere Theil war dicht mit grossem und kleineren Tuberkeln, der rechte Lungen¬ flügel hingegen nur sehr spärlich mit solchen besetzt. Auch die Milz war mit kleinen Tuberkelchen wie übersäet; weiter konnte ich nichts Krankhaftes bemerken. Demselben Herrn ist dieser Tage ein prächtiges Exemplar von Cacatua ma- laccensis an Entzündung der Darmschleimhaut eingegangen. Ausführlicheres über unsern Garten und über einige Beobachtungen an ver¬ schiedenen Thierarten aus meiner kleinen Menagerie wird baldigst folgen. Schreiben des Herrn Conservators Fr. Tiemann an den Herausgeber. Altona, 21. Juni 1864. Mir, sowie vielen Andern ist in diesem Frühjahre das ungemein häufige Vor¬ kommen der Muscicapa atricapilla in hiesiger Gegend aufgefallen. Während sie bei uns sonst nur in grösseren Laubwaldungen vorzukommen pflegt, waren im April d. J. alle Gärten und Hölzer voll von diesem niedlichen Fliegenschnäpper, dessen Anzahl zu der seines Verwandten, der Muscicapa grisola , sich etwa wie 1 : 6 verhielt. Unsere Hoffnung, dass die Thiere bei uns bleiben und brüten wür¬ den, wurde leider nicht erfüllt, denn nur vom 1. bis zum 18. April etwa währte ihr hiesiger Aufenthalt, worauf sie uns alle, bis auf die wenigen hier brütenden Pärchen, wieder verliessen. Herr Director Brehm hatte im zool. Garten in Hamburg kleine Brutkästchen aufhängen lassen, doch wurde keines von den Fliegenschnäppern, wohl aber manches von Sperlingen und Rothschwänzchen in Beschlag genommen. Was die Thiere bewogen hat, sich plötzlich in so grosser Anzahl zu zeigen, vermag ich nicht zu sagen und es würde mir interessant sein, zu erfahren, ob die¬ selben auch in andern Gegenden Deutschlands in grösserer Anzahl als gewöhnlich vorgekommen sind. Auch von Muscicapa albicollis habe ich einmal ein Pär¬ chen beobachtet, welches sich in der Nähe eines Gehöfts, in einem kleinen Vorholz, jedoch nicht in Gesellschaft von M. atricapilla aufhielt. Ich war so glücklich, das Weibchen des hier so seltenen Vogels zu erlegen. Ferner sei mir noch gestattet, über das Vorkommen einiger anderer, seltene¬ rer Vögel in der Umgegend von Altona und in Holstein Einiges zu sagen. Wie 268 in den meisten Gegenden von Norddeutschland wurden auch hier von Syrrhaptes paradoxus mehrere, wie ich glaube drei, Exemplare, erlegt und zwar im October des vorigen Jahres. Ein Exemplar des Bienenfressers ( Merops apiaster) wurde vergangenen Herbst frisch im Fleisch beim Custos des hiesigen Museums von un¬ bekannter Seite abgeliefert und im Museum aufgestellt. Ich habe nicht erfahren können, aus welcher Gegend derselbe herstamme, vermuthe jedoch, dass er von hier ist, da er noch ganz frisch war. Bei einem Wildprethändler bekam ich am 19. Nov. vorigen Jahres ein Exem¬ plar von Vanellus melanogaster , welcher mit gewöhnlichen „Tüten“ von Meldorf in Dithmarschen hierher geschickt war. Da derselbe hier durchaus nicht gemein ist, glaubte ich ihn mit anführen zu müssen. Auf dem Gute Ahrensburg ist ferner ein schöner Fcilco gyrfolco erlegt und von einem Jäger des Grafen Schimmelmann im Februar d. J. nach Hamburg ge¬ sandt worden. Bemerkenswerth ist noch, dass ich vor einiger Zeit als „jungen Grünspecht“ ein Weibchen des Ficus canus erwarb, welches, wie ich Grund habe zu vermuthen, in dem sogenannten Hake, dem bei Hamburg gelegenen Holze, geschossen ist. Auch an Varietäten und Albinos hat es hier in den letzten Jahren nicht gefehlt. So flog in Elmshorn eine Brut junger Elster -Albinos aus, deren einer sich im hiesigen Museum und ein anderer in meinem Besitz befindet. Das Thier ist ganz weiss mit schwarzen Beinen, aber leider kann ich nicht sagen, wie die Farbe der Iris gewesen ist. Bei diesen sowie bei manchen andern Albinos fiel mir auf, dass ihr Gefieder in ziemlich mässigem Zustand war, indem die Schwanzfedern so aus¬ sahen, wie die der sich selbst benagenden Papageien. Ein Rebhuhn, welches mein Vater im vorigen Jahre schoss, hatte einen fast schwarzen Bauchflecken. Ist dies die Folge hohen Alters oder eine Variirung?*) Als solche muss ich noch einen Stieglitz erwähnen, welcher, gegenwärtig bei einem Vogelhändler in Hamburg, ausser einem röthlich schimmernden Kranz um den Schnabel und den gelben Flügelspiegeln einfarbig schwarz ist. Briefliche Mittheilimg des Herrn R. v. Willemoes-Suhm. Miscellen. Der zoologische Garten in Wien. Zeitungsberichten zufolge hat sich daselbst eine Actiengesellschaft mit einem Gründungscapital von fl. 250,000 gebildet, welcher ein geeignetes Terrain vom Kaiser kostenfrei überwiesen worden ist. In Folge dessen wird der bisherige, aus Privatmitteln gegründete Garten, welcher sich auf einem gemietheten Grundstücke befand, eingehen. Nähere Mittheilungen sind uns noch nicht zugekommen. B. Krankhafte Bildung einer Hausmaus. In der Versammlung der zool.- botanischen Gesellschaft in Wien am 4. Mai zeigte Herr G. v. Frauenfeld eine lebende Hausmaus vor , die vor einem Monate noch einen nussgrossen Auswuchs *) Wir kennen kein Beispiel, dass die schwarze Farbe als Erscheinung des höheren Alters aufgetreten wäre. B. 269 hatte. Sie verlor denselben nach 8 Tagen, wobei sich zeigte, dass derselbe bloss auf der linken Ohrmuschel aufgewachsen war , die mit abfiel. Nach ein paar Tagen zeigte sich der Beginn einer ganz ähnlichen Wucherung auf der Nasen¬ spitze, die nach der kurzen Zeit von 16 bis 18 Tagen über den ganzen Kopf hin¬ wegragte und grösser als dieser war. Dies Gebilde scheint dem parasitischen Pilze Favus verwandt, doch mit ganz anderen Wachsthumsverhältnissen. S e n o n e r. Vogelfang. In derselben Versammlung hat Herr Hr. Klotz über eine eigenthümliche Art des Vogelfanges in der Militärgrenze berichtet. Sie besteht darin , dass man durch etwas erweichte Maiskörner einen halben Zoll lange Schweinsborsten steckt, welche an beiden Enden gleiclimässig hervorragen. Diese werden mit nicht präparirten Körnern aufgestreut; durch den Reiz der Borsten auf die Schleimhaut des Schlundes werden jene Vögel, welche die präparirten Maiskörner verschlangen, so irritirt , dass sie das Wegfliegen vergessen und sich mit der Hand fangen lassen. Senoner. Weisse Schwalben. In Göttingen hat man am 14. April Schwalben beobachtet, die seltsamer Weise ganz weiss waren; der Volksaberglaube schliesst aus diesem Umstande auf einen kalten Sommer mit andauernden Nachtfrösten. (Wanderer, 22. April 1864.) Ein sonderbares Nahrungsmittel des Staares (Sturnus vulgaris). Im Mai 1859 schrieb mir mein Freund, der Pelzhändler Herr Joh. Friedr. Leu in Augsburg, dass an einem Thurme seines Hauses nistende Staare ihre Jungen mit Blindschleichen (Anguis fragilis) fütterten. Obwohl ich meinen Herrn Cor¬ respondenten als einen Mann von scharfer Beobachtungsgabe und als wahrheits¬ treuen Berichterstatter seit Jahren verehrte, sprach ich doch gegen ihn bescheidene Zweifel über den in Rede stehenden Gegenstand aus, worauf ich von ihm nach¬ stehenden ausführlichen Bericht erhielt: „Meine Staare nisten an einem 125 Fuss hohen Thurm meines Hauses, dem Fenster meiner Wohnung gegenüber, wo ich sie stets aus - und einfliegen und auf den Hölzchen vor den Fluglöchern ihrer Kobel sitzen sehen kann. Ein Nest ist etwa in der Mitte des Thurmes , zwei andere viel höher , ein viertes in einem Mauerloch am Giebel des Hauses. Von meinem Altane aus habe ich das eine, in der Mitte des Thurmes befindliche Nest in einer Entfernung von etwa 10 Schritte vor Augen und es gewährte mir und meiner Familie oftmals viel Vergnügen, dem Treiben der munteren Staare zu¬ zusehen. Zu verschiedenen Malen beobachtete ich, dass sie einen wurmähnlichen Gegenstand im Schnabel daherbrachten und in das Nistkästchen trugen. Ich dachte an Regenwürmer, obgleich mir manchmal der Gegenstand für einen Wurm zu lang und zu dick erschien Da brachte mir einmal mein kleiner dreijähriger Junge eine 3Va Zoll lange Blindschleiche vom Hofe herauf. Kurz darauf brachte mein Hausknecht eine fast ausgewachsene Blindschleiche, die gerade unter dem Staaren- kobel am Fusse des Thurmes herumkroch. Nun ward die Sache klar. Als die jungen Staare bald flügge waren, konnte ich der merkwürdigen Fütterung bequem Zusehen; denn fortwährend sass eines der Jungen unter dem Flugloche und passte auf den Aetzung bringenden Alten. Hatte dieser eine kleine junge Blindschleiche herbeigetragen, so wurde sie sogleich von dem harrenden Jungen erfasst und ganz 270 hinabgewürgt. Manchmal kamen aber auch aus dem Flugloche die Köpfe von 2 und 3 jungen Staaren zum Vorschein. Dann hielt der Alte das Reptil im Schnabel fest und die Jungen rissen sich Stücke davon ab. Damit der am Flug¬ loche sitzende kräftigste Junge nicht Alles bekomme, hielt der alte Staar oft die Schleiche lange im Schnabel fest und wendete sich ab, so oft dieser darnach schnappte, bis sich ein anderer Kopf zeigte , dem sodann die Schleiche sogleich zugewendet wurde. Manchmal stiess sogar der alte Staar den jungen in das Kästchen zurück und trug die Blindschleiche hinein. Da ich meine Staarenkobel, die in den schmalen Fensterlucken des Thurmes stecken, so eingerichtet habe, dass ich mittelst kleiner Löcher oder auf der Rückseite angebrachter Glasscheiben hineinsehen kann , so habe ich auch hier zugesehen, wie die jungen Staare die erhaltene Blindschleiche so lauge herumzerrten, bis der eine oder der andere ein Stück für sich abgerissen hatte und mit Appetit verschlang. Die herbeigebrachten Blindschleichen, gross oder klein, schienen wenig Leben mehr zu haben, gleichwohl waren alle, die während des Fütterns in den Hofraum herunter fielen , noch ziemlich frisch und krochen auf dem Pflaster umher. Der Fall vom Thurm herab, 60 bis 80 Fuss tief, mochte sie auch ein wenig betäubt haben.“ Jäckel, Pfarrer. Kühnheit eines Sperlings. Unter den vielen Singvögeln, welche in den Bäumen und Sträu ehern unseres zoologischen Gartens ihren Wohnsitz genommen haben und die wir als Sänger und Insektenvertilger nach Möglichkeit schützen, befindet sich auch eine schöne Anzahl von Schwarzamseln, welche im Frühjahr fleissig ihren vollen Gesang erschallen lassen. Ein solcher Vogel war nun kürzlich mit dem Bau eines Nestes beschäftigt und trug emsig das nöthige Material herbei, als ein Spatz, der in der Nähe eine Niederlassung gründete, dies wahrnahm und nun eine bequeme Fundstelle für Baumaterial entdeckt zu haben glaubte. Jedes¬ mal sobald die Amsel weggeflogen war, kam nämlich der freche Tagdieb herbei, wählte sich aus dem halbfertigen Nest, was ihm behagte und schleppte es seiner Wohnung zu. Das ging eine Zeitlang ganz gut, aber endlich erwischte ihn die Amsel, die wohl früher zurückgekehrt sein mochte als sonst, während er gerade in bester Arbeit war, auf ihrem Neste. Sie flog erzürnt gegen ihn, aber weit ent¬ fernt, sich dadurch vertreiben zu lassen, machte er sich in dem fremden Hause breit und setzte sich unter lautem Zanken gegen die Amsel zur Wehr. Diese schien anfänglich über solche Frechheit ganz verblüfft und einen Moment im Zweifel, was nun zu thun sei, und zog sich etwas zurück. Aber im nächsten Augenblick schon hatte sie sich wieder gefasst und ein Paar Schnabelhiebe, welche die Federn davonstäuben machten, trieben den Räuber von dannen. Schmidt. Geflügelausstellung in Braunschweig. Dieselbe fand am 5., 6. und 7. Juni statt und lieferte ein sehr erfreuliches Resultat, wie aus den gedruckten Katalogen, Preisen und Gewinnlisten hervorgeht. Auch Kaninchen waren ausgestellt, was gewiss alle Aufmunterung verdient und sich sehr wohl mit derartigen Aus¬ stellungen verbinden lässt. B. 271 Literatur. G. Theobald, Professor an der Kantonsschule zu Chur, Leitfaden der Natur¬ geschichte für höhere Schulen und zum Selbstunterrichte, mit besonderer Berücksichtigung des Alpenlandes. Mit Abbildungen aus der xylographi- schen Anstalt von Buri & Jeker in Bern. Erster Theil. Zoologie. Chur 1864. Druck und Verlag von L. Hitz. 8°. VII. u. 298 S. Naturgeschichtliche Werke veralten rasch und wenn man erwägt, wie oft ein derartiges Werk aus speciellen Gründen zur Förderung und Ausbreitung der Wis¬ senschaft beitragen kann, so scheint es, als könnten wir deren nicht zu viel haben und als müsse man sich freuen, dass so viele neben einander Platz haben. Zwar sind wir über die Grundsätze, welche den Verfasser bei Abfassung sei¬ nes Werkchens geleitet haben, nicht hinreichend unterrichtet, da der botanische Theil, worin sie entwickelt sind, uns nicht zu Gesicht gekommen ist. Doch geht aus der ganzen Anlage hervor, dass derselbe nicht blos ein Schulbuch für seinen eigenen Wirkungskreis, sondern einen Leitfaden für den höheren Schulunterricht überhaupt geben wollte. Auch ist die im Aussterben begriffene Fauna des Alpen¬ landes nur insofern hervorgehoben, als die Schilderungen im Text etwas ausführ¬ licher gehalten sind, während sich derselbe im Uebrigen auf möglichst scharfe Hervorhebung der Unterscheidungs-Merkmale beschränkt. Letzteres scheint uns für ernstere Belehrung in der That die Hauptaufgabe zu sein und je übersichtlicher dieselbe gehalten ist, desto eher wird der Zweck erreicht werden. Wir glauben, dass die hier gewählte Form der Darstellung allein schon die Zukunft des Werkchens sichert. Sehr zu loben ist auch die verhältniss- mässig ausführliche Berücksichtigung der anatomischen Verhältnisse, ohne welche eine verständliche Eintheilung der Thiere nicht mehr ausführbar ist. Es ist daher auch Nichts dawider zu sagen, wenn der Verfasser die „beschuppten Amphibien“ oder „Reptilien“ nach dem Vorgänge von Agassiz von den übrigen Amphibien, welche von ihnen im Baue mindestens so verschieden sind als von den Fischen, ganz abtrennt und zu einer besonderen Classe erhebt, welche nun die dritte von fünf Wirbelthier-Classen wird. Schwer wird es jedoch sein, für die neuen Classen deutsche Namen zu finden, ohne die sie kaum populär werden dürften; die Bezeichnung „Lurche“, welche Oken für die Amphibien überhaupt eingeführt hat und welche der Verfasser für die „nackten Amphibien“ allein gebraucht, hat diese engere Bedeutung im Volksmunde nicht und passt noch eher für die „Reptilien“. Angesichts der im Ganzen sehr scharfen und brauchbaren Definitionen wollen wir auch nicht mit dem Verfasser rechten, wenn er die Wirbelthiere S. 6 als solche definirt, welche wenigstens ein „aus Wirbeln bestehendes“ Skelett haben, statt „aus einer Knorpelsäule“ bestehendes, oder wenn er S. 24 den Walen die Haare ganz abspricht. Von den Holzschnitten könnten viele gut genannt werden, wenn der Druck derselben nicht, wie gewöhnlich, zu wünschen Hesse. In Bezug auf die Auswahl der Abbildungen, welche lange nicht ausreichen, da nicht einmal alle Ordnungen vertreten sind, und die zum Theil sehr gewöhnliche Thiere darstellen, hätten wir gewünscht, der Verfasser hätte sich lieber ganz auf die anatomischen Verhältnisse beschränkt, denen beinahe die Hälfte derselben gewidmet ist; sein Werkclien hätte dadurch an Originalität und Verdienst nur gewinnen können. Ohne einen Atlas und eine kleine Sammlung lässt sich ohnehin in Schulen keine Naturgeschichte vortragen. B. 272 Die zoologische Wissenschaft hat wiederum schmerzliche Verluste zu beklagen. Nachdem der Jahresschluss den Tod des verdienstvollen Zoologen l)r. C. G log1 er in Berlin gebracht, der durch seine Untersuchungen über die Farbe der Eier, als Mitarbeiter der Zeitschrift für Ornithologie und durch mehrere Schriften über die nützlichen Thiere und deren Schutz, über Volksnahrungsmittel u. A. sich bekannt gemacht, und nachdem kürzlich die Todesnachricht des bekann¬ ten Reisenden und Naturforschers Dr. Fr. Jung1 lni lm in Java zu uns gelangte, dessen grosses Werk über Java, nebst mehreren Reise¬ werken über die Sundainseln, in Bezug auf Reichhaltigkeit der Anschau¬ ungen und Lebendigkeit der Schilderungen von Wenigen erreicht worden ist, erfahren wir auch das am 23. Juni im 78. Lebensjahre erfolgte Ableben des Veteranen unter den Ornithologen Dr. Chr. L. Brehrn, Pfarrer zu Renthendorf in Thüringen, dessen zahlreiche und umfassende, durchweg auf Originalbeobachtung be¬ ruhende, systematische und populäre Schriften über die europäischen Vögel im Allgemeinen und die Stubenvögel insbesondere, in den weitesten Kreisen Anerkennung gefunden haben und gewiss noch ferner finden werden. Während es dem Erstgenannten, wie es scheint, nicht vergönnt war, die Früchte seines gemeinnützigen Strebens zu ärndten, ward dem Zweiten das glückliche Loos, in einem Klima, das namentlich in früherer Zeit so viele schöne Kräfte verzehrt hat, fast ein Menschenalter hindurch in ehrenvoller Stellung für die Wissenschaft wirken zu können, und nicht minder glücklich sind die Lebensläufe, welche von allgemeiner Theilnahme getragen, sich in lang¬ jähriger fruchtbringender Thätigkeit zu einem naturgemässen Ziele aus¬ spinnen, wie es bei Vater Brehm der Fall war. Verkäufliche Thiere. Ein weibliches Zebra ( Equus Burchellii) . . . Bandvogel (Cou-coupe), Amadina fasciata Sw . Singender Kernbeisser (Bec d’cirgent), Amadina cantans Gr. . Reisfink (Padda), Loxia oryzivora L . Gemeiner Webervögel ( Travailleur ), Quelea sanguinir. Bchb. Kleiner Bengalist (Astrild ä bec-de-corail), Estrelda cincreci Punktirter Kernbeisser (Gros - bec . tachete), Amadina punct. Feuerfarbener Webervögel (Ignicolor), Euplectes ignicölor Blaubauchiger Bengalist (Cordon bleu), Estrelda bengala L. Paradieswittwe (Veuve ä collier d’or), Vidua paradisea Cur. . Dominikanerwittwe (Veuve dominicaine), Vidua dominicana Wellenpapagei (Perruche ondulee), Melopsittacus undulatus Indigovogel, Spiza cyanea. Männchen in Farbe . Pabst, Spiza ciris . ... fl. 1800. Das Paar fl. 4. 4. 4. 5. 6. 6. 8. 8. 10. 10. 24. 4. 8. jj jj jj jj jj jj jj jj >j jj JJ .JJ JJ JJ J ? JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ JJ per Stück „ jj jj Sich zu wenden au Die Direction des zoologischen Gartens in Frankfurt a. M. Eingegangene Beiträge. F. in M. — J. in O. — M. in B. — M. in H. — R. in C. — R. in L. — S. in H. — W. in A. — Werden benützt. Herrn M. in S. Vertrauen Sie uns gefälligst Ihr Manuscript, wir werden Ihnen hoffentlich eine erwünschte Antwort geben können. — Herrn W. in W. Ihre Angelegen¬ heit ist uns zu fremd, um auf Ihren Wunsch eingehen zu können. Die Red. des „Zool. Gartens.“ Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. * für Beobachtung', Pflege find Zucht Der „Zoologische Garten“ erscheint jeden Monat in 2 bis 2 1/2 Bog. 8°. mit Illustrationen u. ist für Frankfurt bei dem Secretariat der Zoolog. Gesellscliaft zu beziehen. Preis des Jahrgangs filr den auswärtigen Debit fl. 2. 42 kr. rheiu. oderThlr. 1. 15 Sgr. Pr. Crt. ~rtjß Alle Post- Anstalten des de n tsoh -österreichischen Postverei ns, sowie alle Buchhandlungen des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer's Verlag in Frankfurt gm Main nehmen Bestellungen an. Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen herausgegeben von Prof. Dr. C. IBrucli^ ordentl. und correspond. Mitglied mehrerer naturhistorischer Gesellschaften und Vereine. No. 9. Frankfurt a. I. September 1864. V. Jahrg. Inhalt: Beobachtungen über die Lebensweise des europäischen Bibers (Gastor fiber L.)\ von Prof. Dr. L. J. Fitzinger in München. — Bemerkungen über Panther- Arten ; von Dr. Ed. von Martens in Berlin. — Eine Rabenkrähe mit Kreuzschnabelbildung; von Dr. H. Walter in Offenbach. — Ueber die Stellung des Rahen (Corvus Corone) unter den nützlichen und schädlichen Vögeln; von F. H. Sn eil zu Hohenstein in Nassau. — Nach¬ richten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. ; von dem Director Dr. M. S chmidt. — Jahresbericht des zool. Gartens in Hamburg. — Gründung der Acclimatisationsgesellschaft in Moskau. — Correspondenzen. — Ornithologische Mittheilungen; von Dr. R. Meyer. Miscellen. — Literatur. — Verkäufliche Thiere. — Eingegangene Beiträge. Beobachtungen über die Lebensweise des europäischen Bibers [ Castor fiber LJ. Von Prof. Dr. L, J. Fitzinger in München. Die nachstehenden Beobachtungen über die Lebensweise unseres nunmehr so selten gewordenen europäischen Bibers, welche ich der gütigen Mittheilung des Herrn Ferdinand Exinger zu Wien ver¬ danke, der sich durch lange Zeit mit der Haltung und Pflege der verschiedenartigsten Jagdthiere beschäftigte und auch durch sechs volle Jahre eine Biberzuclit unterhielt, die er im Jahre 1851 in 19 274 einem ziemlich umfangreichen Teiche seines Gartens zu Mödling hei Wien angelegt hatte, weichen in so vielfacher Beziehung von den Angaben, welche über die Lebensweise und die Sitten dieses Thieres in unseren naturwissenschaftlichen Schriften enthalten sind, ab, dass ich es nur für die Wissenschaft als förderlich betrachten kann, wenn ich dieselben der Öffentlichkeit übergebe. Die Biber leben, wie bekannt, zu kleinen Familien vereint mit¬ einander, dulden jedoch in ihrem Baue, ihren Geschleifen oder Gra¬ ben nur Abkömmlinge einer und derselben Familie, durchaus aber kein fremdes, einer anderen Familie angehöriges Individuum. Die Ranzzeit beginnt gegen Ende Februar und hält C> — 10 Tage an. Während dieser Zeit lassen sie häufig kurze grunzende Laute ertönen, welche einige Aehnlichkeit mit den Sylben „Gorm“, „Gonu, „Orn“, „Am“, „An“, „Oren“, „Urn“ und „Gurn“ haben, und nicht selten vernimmt man dann von ihnen auch einen leisen Schnalzton. Höchst eigenthiiinlich ist die Art und Weise, wie sie sich begatten. Nachdem das Männchen sein Weibchen rasch im Wasser verfolgt und dasselbe durch einige Zeit theils auf der Oberfläche, theils unter¬ halb des Wassers herumgetrieben hat, erheben sich plötzlich beide gegeneinander gewendet bis über den halben Leib senkrecht über den Wasserspiegel, wobei sie mit den Hinterfüssen und dem wag¬ recht von sich gestreckten platten Schwänze, der fortwährend in Bewegung ist und leise auf und nieder schlägt, das Wasser gleichsam treten und sich gleichzeitig mit den Vorderpfoten und unter Aus- stossung grunzender Laute wechselweise liebkosen. In kurzer Zeit darauf tauchen beide im Wasser unter und schwimmen mit grösster Schnelligkeit an das Ufer, wo der Act der Begattung vor sich geht. Kaum befinden sie sich am Rande des flachen Ufers, so wirft sich das Weibchen sogleich auf den Rücken, worauf das Männchen sich so über dasselbe hinlegt, dass die Unterseiten beider Thiere sich gegenseitig decken. Nachdem die Begattung in dieser Stellung, wobei sie sich auch mit den Vorderbeinen umschlingen, unter den zärtlichsten Liebkosungen vor sich gegangen ist, welcher Act einen Zeitraum von 12 — 18 Secunden in Anspruch nimmt, gleiten beide wieder unverweilt in’s Wasser, tauchen auch allsogleich unter und schwimmen am entgegengesetzten Ufer an’s Land, wo sie das Wasser rasch vom Körper abschütteln und das Fell sorgfältig mit den Pfoten kämmen und glätten. Nach sechswöchentlicher Tragzeit wirft das Weibchen in seinem trockenen Baue 2 — 3 bereits behaarte, aber blinde Junge. Schon 275 nach 8 Tagen öffnen sich die Augenlider und die Mutter führt ihre Nachkömmlinge noch am selben, bisweilen aber auch erst am zehnten Tage, nach dem Eintritte des Abenddunkels mit sich in’s Wasser, wo sie sogleich munter umherschwimmen und auch häufig untertau- chen. Im dritten Jahre sind sie bereits fortpflanzungsfähig und tren¬ nen sich von ihren Aeltern, um sich eigene Baue oder Geschleife zu errichten. Der halbwilde Zustand, in welchem die Biber bei Herrn Exinger lebten, gestattete ihnen auch, sich an den Ufern jenes Teiches, in dem sie gehalten wurden, ähnliche Baue zu errichten, wie im Zustande der Freiheit, Hier gruben sie sich in einer Tiefe von 1% — 2 Fuss unterhalb des Wasserspiegels, am Abhange des Ufers, den Eingang zu ihrem Baue, indem sie einen schräg nach aufwärts verlaufenden Gang von 6 bis 12 und zuweilen selbst 18 Fuss Länge anlegten, der zu einer ziemlich weiten Höhle oder einer Art von Kessel führte, welcher in mehrere Abtheilungen oder Kammern geschieden war. Niemals hatten ihre Baue aber einen Ausgang, der unmittelbar auf die Oberfläche des Bodens führte, sondern stets nur unterhalb des Wassers. In diesen Kammern, deren Boden reichlich mit zerbissenen Holz¬ spänen und Splint ausgefüttert war, brachten sie in der Regel den ganzen Tag zu, ohne aus denselben herauszukommen. Ueberhaupt verliessen sie, da sie äusserst scheu und vorsichtig sind, nur höchst selten bei Tage ihre Baue und blos zur Nachtzeit erschienen sie regelmässig ausserhalb derselben. Starke Winde hielten sie auch während der Nacht in denselben zurück. Aus diesem Grunde, wie es scheint, schleppten sie fortwährend Zweige von Weiden, Pappeln, Erlen oder Eschen, deren Rinde fast ausschlieslich ihre Nahrung bildet, in ihren Bau, um stets mit einem Vorrathe versehen zu sein, der für mehrere Tage reichte. Ihre Baue hielten sie sehr rein und niemals setzten sie ihren Unrath in denselben, sondern immer nur im Wasser ab. Stieg das Wasser und drang dasselbe dann in ihre Baue ein, so gruben sie sich rasch eine neue Höhle oberhalb der früher von ihnen bewohnten, da es für sie Bediirfniss war, ihr Lager stets im Trockenen zu haben. Nahm dagegen die Wassermenge sehr stark ab, so dass ihre unterhalb des Wasserspiegels angebrachten Eingänge biosgelegt wurden und über demselben hervortraten, so errichteten sie sich unverzüglich einen neuen Gang, dessen Mündung gleichfalls wieder 1 y2 — 2 Fuss unterhalb des Wassers angelegt wurde, da sie 19 * 276 es sorgfältig vermeiden wollten, beim Ein- und Ausgehen aus ihrem (}eschleife gesehen zu werden und deshalb immer die Mündung ihres Ganges durch das Wasser deckten. Da der Gang zu ihrem Baue schräg nach aufwärts führte und die Erdschichte, welche ihren eigentlichen Bau oder ihre Höhle deckte, bisweilen nur 1 y2 Fuss in der Dicke hatte, so ereignete es sich nicht selten, dass in Folge starker oder anhaltender Regengüsse der durchweichte Boden einbrach. Trat dieser Fall ein, so vereinig¬ ten sie sich, um noch in derselben Nacht den Schaden wieder aus¬ zubessern. Einige sorgten für die Zerkleinerung des hierzu nöthigen Holzes und zerschnitten mit Hülfe ihrer starken und kräftigen Vorder¬ zähne die in der Nähe befindlich gewesenen Stämme von verschiedener Länge, andere schafften diese Holzstücke an die beschädigte Stelle ihres Baues und legten dieselben in mannigfaltiger Kreuzung über¬ einander, während ein Theil der Familie damit beschäftigt war, Schlamm aus dem Wasser zu holen, denselben mit Rohr und Gras¬ wurzeln zu mengen, zu kneten und sodann mit Hülfe der Vorderpfoten, des Mundes und der Brust an die zur Ausbesserung bestimmte Stelle zu wälzen, um die übereinander gelegten und aufgeschichteten Holz¬ stücke mit demselben zu belegen, zu überdecken und jede vorhandene Oeffnung sorgfältigst zu verschliessen, damit die ganze Familie, welche diese Höhle bewohnte, sowohl gegen das Eindringen der Zugluft, als auch vor Raubthieren in ihrem Baue geschützt war. Um seine Biber für die erste Zeit des Winters stets mit einem hinreichenden Vorrathe von Holz und Rinde, die ihre Nahrung bilden, zu versorgen, liess Herr Exinger alljährlich eine bestimmte Menge frisch gefällter Weiden und Pappeln an die Ufer des Teiches bringen, in welchem sich seine Biberzucht befand, und die einzelnen Stämme so an den Abhängen des Ufers aufschichten, dass sie zum Theil in’s Wasser ragten. Vor dem Eintritte der Kälte zogen die Thiere diese für sie bereit gelegten Bäume regelmässig während der Nachtzeit und zwar einen nach dem anderen an die tieferen Stellen des Teiches, steckten die dickeren und stärkeren Stämme in schräger Richtung und mit der Krone nach oben gekehrt nebeneinander in den Schlamm am Grunde des Wassers und verflochten sie mit den schwächeren Stämmen, die sie in den verschiedensten Richtungen über dieselben legten, sowie mit den Zweigen in einer Weise, dass dieser Bau einem verflochtenen Flosse glich und ein so festes Flechtwerk bildete, dass selbst der stärkste Sturm dasselbe nicht zu zerstören vermochte. « 277 Obgleich der Besitzer dieser Biberzucht, so lange dieselbe bestand, alljährlich Gelegenheit hatte, dieses Zusammenschleppen des Holzes und die Errichtung jenes Baues zur Nachtzeit von einem besonderen Verstecke aus beobachten zu können, wo er das Treiben dieser Thiere unbemerkt belauschte, so geschah dies doch nie mit einer solchen Rasch¬ heit und Hast, wie im Jahre 1856, wo am 17. November plötzlich die erste Kälte und zwar mit einer solchen Heftigkeit eintrat, dass binnen 24 Stunden das Wasser des Teiches schon mit einer ziemlich dicken Eiskruste überzogen war, indem das Thermometer, welches Tages zuvor -\- 4,3 Beaunmr zeigte, auf — 3,8 herabgesunken war. Benöthigten sie in anderen Jahren 2 — 3 Nächte, um eine gleiche Menge Holzes vom Ufer wegzuschaffen und in das Wasser zu ziehen, um es dort als Vorrath für den Winter aufzuhäufen, so geschah dies in der Nacht vom 16. auf den 17. November in dem kurzen Zeiträume von nicht ganz nenn Stunden. Die Bäume, welche ihnen Herr Exinger in demselben Monate, und zwar kurz bevor so plötzlich die Kälte eingetreten war, herbei¬ schaffen und an den Abhang des Ufers legen liess, betrugen eine ansehnliche Menge und füllten zwei grosse Fuhrwerke. Es waren 186 Stämme von 2 — 3 Klafter Länge und einem Durchmesser von 3—5 Zoll. Munter schwammen die Biber zu jener Zeit noch im Teiche umher, ohne auch nur einen Stamm vom Ufer wegzuholen. Als aber am 16. November des Abends um die achte Stunde mehrere aus ihrem Baue hervorkamen, witterten sie auch sogleich das Heran¬ nahen der Kälte, obgleich dieselbe erst am folgenden Tage eintrat. Denn kaum hatten sie ihrer Gewohnheit gemäss geweidet, so schwam¬ men sie auch schon in grösster Eile dem Holze zu und jedes Thier erfasste einen Stamm mit seinen Nagezähnen und schwamm mit demselben der tiefsten Stelle des Teiches zu, wo das Wasser eine Höhe von 1 y2 Klafter darbot. Hier steckten sie die einzelnen Stämme schräg in den Grund des Teiches und betrieben dieses Ge¬ schäft in vollster Thätigkeit, so dass sich ein Zug an den andern reihte. Als ungefähr der vierte Theil der Bäume in den Grund des Teiches eingesenkt war und die Stämme nur noch mit ihren Kronen schräg aus dem Wasser hervorragten, begannen die Biber die Wipfel derselben zu verflechten, um die neu herbeigeschleppten Bäume in mannigfach gekreuzter Richtung über dieselben zu legen und diese wieder mittelst ihrer Zweige zu verflechten, bis das ganze flossäh?!' liehe Gebäude vollendet war und eine bedeutende Festigkeit erlangt hatte. 278 Schon um 5 Uhr des Morgens waren am nächsten Tage alle Stämme vom Ufer weggeschafft und kein einziger Biber mehr ausser¬ halb des Baues zu sehen. Jetzt erst konnten sie in ihrer unter¬ irdischen Wohnung ihre Nahrung zu sich nehmen, da bei der Rasch¬ heit, womit sie diesmal ihr Baugeschäft betrieben, früher keine Zeit hierzu übrig war. Noch am selben Abende war der ganze Teich fest zugefroren und bereits mit einer % Zoll dicken Eiskruste über¬ deckt, daher es auch nicht mehr möglich gewesen wäre, das Holz in’s Wasser zu schaffen, indem die Eisdecke schon viel zu stark war, um von den Thieren durchbrochen werden zu können. Durch diesen so schnellen Eintritt der Kälte kann man sich allein die Ursache der grossen Geschäftigkeit dieser Thiere beim Zusam¬ menschleppen ihrer Wintervorräthe erklären, da offenbar nur ein Vorgefühl für das so plötzlich eingetretene Herabsinken der Tem¬ peratur sie zur möglichst raschen Vollendung ihrer Arbeit getrieben haben konnte. Ist die Wasseroberfläche einmal zugefroren, so holen sich die Biber das zu ihrer Nahrung nöthige Holz unterhalb der Eisdecke stückweise von den eingesenkten Bäumen und schleppen es durch die unter dem Wasser befindlichen Mündungen ihrer Gänge, je nach dem Bedürfnisse, nach und nach in ihre Baue. Bei strengeren und länger anhaltenden Wintern ist es jedoch nöthig, von Zeit zu Zeit Löcher in das Eis zu hauen und frische Holzstämme in das Wasser einzusenken, da der angehäufte Vorrath nicht zureichen würde, wenn man das Schmelzen der Eisdecke ab¬ war ten wollte und die Thiere dann wegen Mangel an Nahrung zu Grunde gehen müssten. Leider wurde jene Biberzucht im Jahre 1857 aufgegeben, da das Grundstück, wo dieselbe betrieben wurde, an einen anderen Besitzer überging. Sie war nicht blos fördernd für die Wissenschaft, sondern auch in materieller Beziehung lucrativ. Ich zweifle nicht, dass diese hier mitgetheilten Beobachtungen, welche so mancherlei undeutliche und oft selbst sich widersprechende Angaben über die Lebensweise dieser Thiere aufhellen und auch einige bis jetzt noch nicht bekannt gewordene Thatsachen enthalten, ein allgemeineres Interesse finden und vielleicht dazu beitragen werden, den aus dem grössten Theile von Europa bereits fast völlig verdräng¬ ten und beinahe gänzlich in Vergessenheit gerathenen Biber den Freunden der Wissenschaft wieder in’s Gedächtniss zurückzurufen, auf 279 dass ihm jene Aufmerksamkeit geschenkt werde, die er als ein für uns in so vielfacher Beziehung nützliches Thier verdient. Insbesondere aber möchte ich die Verwaltungen der zoologischen Gärten und vorzüglich der deutschen dazu auffordern, die Biberzucht in ihren Instituten einzuführen. Am geeignetsten hierzu dürfte wohl der eben im Entstehen begriffene zoologische Garten zu Breslau er¬ scheinen, wo die Bedingungen zum Gelingen dieses Versuches der örtlichen Verhältnisse wegen aller Wahrscheinlichkeit nach vorhanden sind und die Nähe von Polen und Galizien den Bezug einer grösseren Anzahl von Individuen wesentlich erleichtert. Bemerkungen über Panther-Arten. Von Dr. Ed. von Martens in Berlin. In dieser Zeitschrift (Jahrgang IV, S. 219) wird angeführt, dass in Abyssinien nach Sch im per eine dunkelbraune, schwarzgefleckte Katzenart lebe, worin A. Brehm die mehrfach besprochene Felis poliopardus Fitz, vermuthet. Von diesem abyssinischen Thier ist ein Exemplar, wenn ich nicht irre, von Schimper selbst eingesandt, im k. Naturalienkabinet zu Stuttgart aufgestellt und in dem „Thier¬ reich in Bildern“ von Prof. Krauss (1851, Taf. 14, Fig. 2) abgebildet. Eine Vergleichung dieses Bildes mit dem im „Zool. Garten“, Jahr¬ gang III, zeigt sogleich die grosse Verschiedenheit beider Thiere. Der Abyssinier hat nicht den dicken Kopf und nicht die kurzen Beine des Graupanthers, ferner Fleckenrosetten, während der Graupanther mit vollen runden Flecken abgebildet wird. Ich glaube, Prof. Krauss hat mit allem Recht den Abyssinier für eine dunkle Farbenänderung des bekannten afrikanischen Panthers (Leoparden A. Brehm’s) erklärt. Es sind überhaupt von mehreren grossen Katzenarten schon schwärz¬ liche Abarten beobachtet, nämlich: 1. vom Jaguar in Brasilien (Mare grave), Paraguay (Rengger und Azara) und in Peru am obern Amazonenstrom (Poppig), 2. vom Kuguar oder Puma, die sog. Felis discolor älterer Autoren, 3. vom afrikanisch-westasiatischen Panther (F. pardas L. Wagn.), der erwähnte Abyssinier, 4. vom javanischen langschwänzigen Panther (F. variegata Wagn.), die sogenannte F. melas Peron. 280 Bemerkenswerth ist, dass diese schwarzen Abarten hauptsächlich in höher gelegenen Berggegenden leben, wie im Innern von Java, in Abyssinien und im östlichen Theil von Peru. Es erinnert daran, dass auch in unsern europäischen Alpen Thierarten, welche anderswo leb¬ hafte Farbe zeigen , in den höher gelegenen Strecken braun oder selbst schwarz werden, ohne andere eine Art begründende Unter¬ schiede, so Lacerta montana Mikan (L. nigra Wolf) und mehrere Käfer nach Oswald Heer (s. auch Georg v. Martens Italien, Band II, S. 380). Allerdings gibt es aber auch ebensowohl eigene schwarzgefärbte alpine Arten unter Thieren (Salamandra atra) und Pflanzen („Italien“ II, S. 6), als schwarze Abarten bunter Arten im Tiefland, unter Vögeln (sehr selten), Reptilien (Kreuzotter, seltener Ringelnatter) und selbst Säugethieren (Hamster). Was nun F. poliopardus betrifft, so liegt in einem Aufsätze meines Vaters über die Menagerie von Bernabo (Jahreshefte des Ver¬ eins für Naturkunde in Württemberg, Band XVI, 1860, S. 75) die bestimmte Angabe vor, dass ein solches Thier in der Menagerie ge¬ boren wurde, als Bastard zwischen zwei Thieren verschiedener Art, dem Jaguar und der F. melas. Die Flecken waren in der That zu Ringen (Rosetten) zusammengestellt und nicht einzeln oder voll, wie es in der Abbildung zum III. Jahrgang dieser Zeitschrift erscheint. In Bezug auf die von A. B r e h m vertheidigte artliche Selbst¬ ständigkeit der Felis melas von den ihr ähnlichen gelben Panthern Java’s muss ich bemerken, dass alle meine Erkundigungen auf Java, bei Eingeborenen wie Europäern, mir bestätigten, dass schwarze und gelbe Panther von derselben Mutter geworfen werden; es gibt nicht einmal eine eigene Bezeichnung für den schwarzen, denn das ma¬ laiische „rimau kumbang“, was seit Raffles als Name des schwarzen in den europäischen Büchern figurirt, bezeichnet den gelben wie den schwarzen zusammen im Gegensatz zum Tiger; denn „rimau“ oder „harimau“ ist der Name des Tigers, auf den Panther übergetragen, und „kumbang“ bezeichnet Hummel oder Wespe, die Flecken des Panthers mit fliegenden Insekten vergleichend. Gleichbedeutend da¬ mit ist der Ausdruck „harimau lalat“, Fliegentiger. Will man da¬ gegen speciell den eigentlichen Tiger bezeichnen, so sagt man „hari¬ mau tunggal“, Wimpeltiger, die Streifen mit schmalen Fähnchen vergleichend. Der javanische Panther selbst aber ist langschwänziger und kurzbeiniger als der afrikanische, daher von Tem mink und W agner als eigene Art vom afrikanischen getrennt worden. Es wäre inter¬ essant zu wissen, wie die vorderindischen sind. Auch in den euro- 281 päischen Menagerien unterscheidet man eine stärkere hochbeinige und eine schwächere langschwänzigere Race (S. „Zool. Garten14 III, S. 98). Ich bin sehr geneigt zu glauben . dass die Exemplare der schlankeren Race alle aus Java nach Europa kommen, wie ja auch % der in Europa lebenden Alfen-Individuen aus oder über Java da¬ hin gekommen sind, nämlich die zwei Arten Macacus cynomolgus und M. nemestrinus. Die schlanke Race ist demnach = Felis mr'iegata Wagn., F. parclus Temmink, der langschwänzige Panther. Diezweite plumpere F. pardus Wagn. = F. leoparäus Temm., der eigentliche Panther oder Pardel.*) Wagner hat nicht Unrecht, den Namen Leopard ganz zu ver¬ werfen, denn er kommt erst hei den spätesten Schriftstellern des Alterthums vor und beruht auf der Fabel, dass es ein Bastard von Löwe und Panther sei, wie denn die damaligen Naturfabier (-forscher kann man sie nicht nennen) auch von einer Löwenhyäne, leo crocuta , sprechen. A. Brehm („Thierleben“ S. 257) beruft sich mit wenig Recht auf die Römer als gute Thierkenner für die Unterscheidung von Leopard und Panther. Die Bezeichnung Leopard tritt erst mit dem Verfall aller Naturkenntniss in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts nach Christi Geburt auf. Allerdings finden sich nun aber doch zwei Namen bei den besseren griechischen und römischen Schriftstellern : 1. griech. pardalis, lat. pardus, 2. „ panther, „ panthera , aber beide Worte stammen offenbar aus derselben Wurzel, sind nur in verschiedenerWeise aufgefasste Uebertragungen eines und desselben fremden, wahrscheinlich westasiatischen Wortes, mit Versetzung des r, was so oft bei ursprünglich identischen Worten vorkommt (vgl. das deutsche Harm und Gram, oder Ross mit dem englischen horse, ebenso im Griechischen Sdpßeg und Spaßvc, sowie viele andere). Es *) Unserer Erfahrung nach ist nicht die hochbeinige, sondern die stämmige Form die stärkere und grössere. Beide sind u. A. im zoologischen Garten zu Amsterdam in zahlreichen Exemplaren vertreten. Die kurzbeinigen plumperen sind nach Herrn Westermann alle aus Java, die hochbeinigen schlanken aus Afrika (Ostküste). Die Zahl der Fleckenreihen ist bei den ersteren grösser (6 bis 8), bei den letzteren 5 bis 7, am geringsten bei dem amerikanischen Jaguar, der sich ausserdem durch seine grossen Augenflecken und den kurzen Schwanz leicht unter¬ scheidet. Einzelne Augenflecken finden sich aber auch bei den Panthern der alten Welt. Jeder Welttheil scheint demnach seine besondere Form des Panthers zu haben, die beiden ersteren aber einem grossen Theile von Asien und Afrika ge¬ meinsam angehören. Zahlreichere Messungen wären hier gewiss sehr zu wünschen. B. 282 ist bemerkenswerth, dass jeder der alten Schriftsteller den einen oder den andern von diesen Namen bevorzugt oder gar nur allein ver¬ wendet. So kennt Her odot nur Panther und zwar aus Afrika (IY. 192), Aristoteles gebraucht fast immer die Bezeichnung Pardel und hat nur einmal das Wort Panther (hist, animal. VI. 35), wo er dasselbe von ihm sagt, wie vom Pardel (II. 1), dass er vier blinde Junge werfe, ohne sie irgendwo neben einander zu erwähnen oder mit einander zu ver¬ gleichen. Bei den früheren römischen Schriftstellern umgekehrt herrscht die Bezeichnung Panther, so in der Correspondenz zwischen Cicero und Coelius wegen der aus Kleinasien und Syrien für die römischen Spiele zu liefernden Thiere (Cic. epist. ad famil. II. 11 und VII. 19), während gerade der Pardel des Aristoteles in Asien zu Hause sein soll. Plinius, welcher bekanntlich aus „ungefähr zweitausend Bänden“ ohne Kritik abgeschrieben hat, gebraucht daher auch beide Namen untereinander, aber wie wenig auf seine Unterscheidung zu geben ist, erhellt unter anderem daraus, dass er gerade die Fabeln von seinem Wohlgeruch (VIII. 17) und vom Kraut Pardalianches (VIII. 28) vom Panther erzählt, während Aristoteles sie dem Pardel zuschreibt. An einer Stelle (VIII. 17) vergleicht Plinius beide, indem er sagt, dass der Panther sich nur durch weisse Farbe vom Pardel unterscheide; demnach könnte sein Panther der mittelasiatische Irbis sein, aber dem widerspricht , dass er oft unter afrikanischen Thieren genannt wird (XXYI. 4 und VIII. 17). Umgekehrt kommt nach ihm der Pardel, pardus, aus Syrien, wo Cicero und Coelius nur von Panthern spricht. Will man auf solche Zeugnisse hin behaupten, dass zweierlei Arten existiren und von den Alten besser als von uns unterschieden wurden, so muss man noch eine dritte Art für den Namen varia postuliren. Die späteren Schriftsteller, welche von Thieren reden, wie Oppian und Aelian, beide aus dem Anfang des dritten Jahrhunderts, schrieben griechisch und gebrauchen wie Aristoteles nur den Ausdruck Pardel, pardalis. Die Weisheit des Plinius in Unterscheidung des Pardels und Panthers ist ihnen also wieder verloren gegangen trotz aller Spiele, aber Oppian unterscheidet zwei Arten von Pardel, in Gestalt und Färbung gleich, die eine grösser und dicker, die andere kleiner mit längerem Schwanz. Letztere könnte möglicherweise Wagner’s variegata sein, was aber voraussetzt, dass diese Art oder Abart auch anderswo als auf Java lebt, denn von dort konnte er den damaligen Römern und Griechen nicht zukommen. In der neuesten systematischen Uebersicht der betreifenden Katzen- 283 arten von Blyth (Proceeclings of the zoological society, 1863, p. 181) wird auch der afrikanische und asiatische Panther als dieselbe Art betrachtet, mit einer Verbreitung durch ganz Afrika und Westasien bis Indien, und all die Namen F. leopardus, nimr , chalybeata, longi- caudata und melas ( variegata wird nicht erwähnt) als Synonyme be¬ trachtet. Nur der Irbis wird davon unterschieden und zu diesem die sogenannte Felis Tulliana Valenciennes aus dein Innern von Klein¬ asien gerechnet, wonach sich die Verbreitung dieser Art von da bis in die Mandschurei erstrecken würde. Was den Namen Tulliana be¬ trifft, so werden die Panther des Marcus Tullius Cicero, welche unter seiner musterhaften Verwaltung aus Cilicien (südöstliche Ecke Klein¬ asiens) nach Syrien ausgewandert seien, wohl als der jetzige syrische nimr, d. h. als ein unbestrittener Panther und nicht als der türkisch- mongolische Irbis aufzufassen sein. Derselbe Blyth ist der Ansicht, dass die Namen Panther und Leopard bei den Alten den Gepard, Felis jubata oder guttata (welche beide er auch wieder in eine Art zusammenzieht), bezeichnen, indem er sich darauf stützt, dass derselbe noch heutigen Tages in seinem Vaterlande für einen Bastard von Löwen und Panther ausgegeben werde. Ich finde letzteres in der That schon bei Albertus Magnus angegeben für dessen leuncia oder alphee , welcher zur Jagd abge¬ richtet wurde und wahrscheinlich unser Gepard ist. Wenn dieser Umstand auch diese Deutung des Namens Leopard wahrscheinlich macht, so bleibt sie doch in Bezug auf den Panther ganz unsicher, obwohl auch sie zeigt, dass eine Berufung auf die Alten für die Unterschiede der heute sogenannten Panther und Leoparden gar kein Gewicht hat. Eine Rabenkrähe mit Kreuzschnabelbildung. Von Dr. H. Walter in Offenbach. In der zoologischen Sammlung des Offenbacher Vereins für Natur¬ kunde befindet sich ein Exemplar von Corvus corone L., ein Ge¬ schenk des Herrn Präparateur Schmidt, mit Kreuzschnabelbildung, das mir Veranlassung gibt, diese offenbar als Missbildung zu betrach¬ tende Eigenthümlichkeit einer kurzen Besprechung in der von Ihnen redigirten Zeitschrift „Der Zool. Garten“ zu unterziehen. Diese Bildung ist namentlich deshalb interessant, weil dieselbe bei dem Kreuzschnabel als typische Eigenschaft constatirt ist, ein Vergleich, der, wie ich sehe, auch von anderer Seite schon angestellt worden ist. 284 Herr P. Heinzei theilte nämlich in den Verhandlungen des natur- forschenden Vereins in Brünn (I. 1862. S. 19) Einiges über monströse Schnabelbildung bei Corvus corone mit und zeigte von dieser Species zwei Exemplare vor, deren Schnäbel nach Art der Kreuzschnäbel (Loxia curvirostris L.) gebildet waren. Nach der Ansicht des Vor¬ tragenden sind diese Missbildungen nicht von der Natur aus, sondern während des Wachsthums durch äussere Veranlassung entstanden, wie es ja auch bekannt sei, dass Loxia curvirostris L. in der frühesten Jugend kaum viel anders den Schnabel gebildet habe, als der Grünling (Loxia chloris L.). Da aber jener Vogel genöthigt sei, den Fichten- samen aus den Zapfen herauszuholen, wobei der Oberschnabel be¬ ständig eine seitliche Bewegung machen muss, so werde hierdurch derselbe, so lange er noch weich ist, gebogen und die hornige Masse desselben wachse nun beiderseits, da das gegenseitige Abschleifen ge¬ hindert ist, zu der Form aus, die eben die Benennung Kreuzschnabel veranlasste. — Eine ähnliche Bildung des Schnabels beobachtete der Vortragende auch an einer im Käfige gehaltenen Singlerche. In einer späteren Sitzung (S. 25) zeigte derselbe noch ein Rebhuhn mit eigen- thümlicher Schnabelbildung, welche nicht näher beschrieben ist.*) *) Eine Dohlenkrähe (Corvus monedula) mit Kreuzschnabelbildung wird schon von Be ch stein, bei der Saatkrähe (C. frugilegis) und bei der Misteldrossel (turdus uiscivorus) von Chr. L. Brelim erwähnt. Dieselbe Missbildung beobachtete man bei einem Neuntödter (Lanius collurio ), der sich im Darmstädter Museum befindet, mehrmals bei der Kohlmeise (Parus major), bei der Sumpfmeise (Panis ater) und bei einem vierten Exemplar der Rabenkrähe ; ferner bei dem Grünfink (Fringilla chloris), dem Distelfink (Fringilla carduelis) und bei der Lumme (Uria lomvia Brünn.). Die drei letzteren Fälle werden von Naumann erwähnt, der auch einen Porvus frugilegus mit um 1 Zoll zu langem Unterkiefer sah. Keiner von diesen Fällen ist unseres Wissens bis dahin näher beschrieben oder abgebildet worden, und es ist sehr zu bezweifeln, dass sie alle von der gleichen Bildung waren. Wie sich aus der nebenstehenden naturgetreuen Abbildung ergibt, biegt sich der sehr verlängerte Oberschnabel dieses Exemplars nach links über den ebenfalls abnorm verlängerten, aber ziemlich grade verlaufenden Unterschnabel haken¬ förmig hinüber, wobei beide Schnäbel eine schwache Drehung um ihre Achse er¬ leiden. Der Oberschnabel kehrt dadurch seine Innenseite etwas nach der rechten Seite, der Unterschnabel aber nach der linken, und man hat so von entgegen¬ gesetzten Seiten die freie Ansicht der inneren ausgehöhlten Fläche. Ausser¬ dem ist auch die freie Seite, welche nach aussen gekehrt ist, sowohl am Ober- als am Unterschnabel, breiter, als die auf einander ruhenden und sich kreuzenden Innenseiten, was Herr Dr. Walter der stärkeren Abnutzung dieses Randes in Folge des Gebrauches zuzuschreiben geneigt ist. Im Uebrigen ist klar, dass der Vogel seinen Schnabel nur nach Art der Kreuzschnäbel ge¬ brauchen konnte, dass nämlich die freien Schnabelspitzen beim Greifen und Auf- 285 So weit die kurze Mittheilung in der genannten Schrift, welcher eine genauere Beschreibung der beobachteten Missbildung nicht bei¬ gefügt ist, daher ich eine bildliche Darstellung unseres Exemplares nicht für überflüssig halte. Kopf des Corvus corone mit Kreuzschnabelbildung. A von der rechten Seite; B von vorne. raffen ganz ausser Gebrauch blieben und nur etwa hebelartig benutzt werden konnten. Wie schon Nitz sch hervorgehoben, beschränkt sich die Abnormität bei den Kreuzschnäbeln nicht auf die Schnabelbildung allein, sondern es ist damit eine Assymetrie des Schädels verbunden, welcher sammt den den Unterkiefer be¬ wegenden Muskeln auf der Seite, nach welcher die Spitze desselben heraufsteigt, stärker entwickelt ist, als auf der entgegengesetzten, was darauf hinweist, dass die erstere stärker in Anspruch genommen wird und dass die Bildung nicht von den hornigen, sondern von den knöchernen Theilen ausgeht. Hierauf dürfte bei etwaigen ferneren Beobachtungen Rücksicht zu nehmen sein, da sich dann eher beurtheilen Hesse, wieviel von der Missbildung angeboren oder dem Ge¬ brauche zuzuschreiben ist; denn es scheint nicht, dass hierüber bereits bestimmte Angaben vorliegen. • B. 286 Gegen die oben ausgesprochene Ansicht ist namentlich einzuwenden, dass die Jungen des Kreuzschnabels, nach dem Zeugniss anerkannter Ornithologen, schon nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei die künftige Kreuzung des Schnabels erkennen lassen sollen, ja sogar erkennen lassen, ob sie Rechts- oder Linksschläger werden. Obgleich ich ferner bei möglichster Durchforschung der mir zu Gebot stehenden einschlägigen Literatur nirgends eine Andeutung zu finden vermochte, ob der Schnabel sich bei dem Gebrauche in ana¬ loger Weise, wie die Zähne und die Hufe oder die Krallen der Säuge- thiere, abnutzt und durch Nachwuchs erhalten und ergänzt werde, so liegt doch die Vermuthung nahe, dass dies der Fall sein möchte und dass das durch Abnutzung verloren Gegangene gleichfalls ersetzt werden müsste. Wäre dies der Fall, so würde schon eine ganz geringe Ab¬ weichung der beiden Schnabelspitzen, die wir freilich als angeboren annehmen müssten, als Ursache der künftigen Kreuzschnabelbildung zu betrachten sein. Es Hesse sich wenigstens nicht einsehen, warum die in Käfigen gehaltenen Yögel, von denen Viele den Schnabel zum Klettern benützen, nicht häufiger diese Missbildung tragen, und warum andere von Fichtensamen sich nährende Vögel nicht die gleiche Bil¬ dung des Schnabels zeigen, wie Loxia curvirostris. Wir denken uns das monströse Wachsthum der Schnabelspitzen in ganz ähnlicher Weise zu Stande gekommen, wie dies bei Zähnen der Fall ist, welche in eine vorhandene Lücke hineinwachsen und oft beträchtlich lang werden, oder wie die Klauen unserer Mastochsen, welche, auf der weichen Streu stehend, keine Gelegenheit zur Abnutzung finden. Die Schnabel- spitzen der Loxia curvirostris sind bei genauer Betrachtung häufig genug ebenfalls monströs, wie der Schnabel bei unserem Exemplar des Gorvus corone, dessen Länge die des normalgebildeten Schnabels der Rabenkrähe um ein Beträchtliches übersteigt. Leider befindet sich in unserer Gegend Niemand, der bereits junge Kreuzschnäbel aufgezogen hat, um über die hier einschlagenden Verhältnisse des Wachsthums näheren Aufschluss geben zu können, und auch in den neueren Werken über Stubenvögel finden wir Nichts darüber angegeben, da diese Vögel nicht häufig gehalten zu werden scheinen. Wir werden daher auswärtigen Beobachtern, die hierüber Erfahrungen haben, für die Mittheilung derselben im Interesse der Wissenschaft sehr verbunden sein. 287 TJeber die Stellung des Raben [ Corvus CoroneJ unter den nützlichen und schädlichen Vögeln. Von F. H. Snell zu Hohenstein in Nassau. Meine in diesen Blättern versuchte Einordung des gemeinen Raben*) unter die nützlichen Vögel hat von verschiedenen Seiten Anfechtungen erfahren. Zuerst wurde dagegen in Nr. 1 1 des vorigen Jahrgangs (1863. S. 233) von Herrn Forstmeister G eitel eine Beobachtung geltend gemacht, nach welcher der Rabe junge Hasen fange und als deren Feind von den alten Häsinnen verfolgt werde. Es ist mir diese schlimme Seite des Vogels sehr wohl bekannt. Ja ich habe noch vor Kurzem eine Beobachtung gemacht, aus welcher mir hervorzugehen scheint, dass diese Untugend des Raben nicht, wie der damalige Herausgeber des „Zoolog. Gartens“ a. a. 0. in einer An¬ merkung zu meinen Gunsten vermutungsweise bemerkte, auf die in¬ dividuelle Nahrungsliebhaberei der Thiere zurückzuführen, sondern allen Individuen der Art eigen sein dürfte. Ich sah nämlich am 24. April d. J. des Nachmittags gegen 4 Uhr einen Hasen auf einem Kornacker sitzen. Ein Rabe, der an einer weit entfernten Stelle gesessen hatte, flog nach ihm hin und stach nach demselben. Freund Lampe aber wandte das Blatt um, sprang nach dem Raben und verfolgte den niedrig über den Boden hinfliegen¬ den Angreifer bis in den Wald. Der Rabe kehrte mehrmals zurück und liess sich auf dem Kornfelde nieder. Sowie dies aber der Hase bemerkte, schoss er jedesmal nach dem schwarzen Gesellen hin und verfolgte ihn, soweit er nur konnte. Daraus , besonders aus dem anfänglichen mutwilligen „Stechen“ des Raben, scheint mir hervorzugehen, dass derselbe damals nichts Böses im Schilde führte, dass aber der Hase den Vogel als Feind seiner Jungen schon kannte und deshalb von denselben, die sich vermutlich in dem Kornacker befanden, fortzutreiben suchte. Es scheint mir demnach, dass die Untugend der ganzen Species eigen *) Der Corvus corone heisst fast in ganz Deutschland der Rabe oder der ge¬ meine Rabe, nur in wenigen Gegenden die Krähe. Die Bezeichnung Rabenkrähe ist wohl nur eine Erfindung der Gelehrten und zwar keine sehr glückliche, da das Wort doch wenigstens „Krähenrabe“ lauten müsste. Anmerkung des Herausgebers. Die Bezeichnung „Rabenkrähe“ ist sehr alt, wird schon von Bech stein gebraucht und entspricht dem allgemein gebrauch¬ ten „Nebelkrähe“, „Saatkrähe“ u. s. w. „Nebelrabe“ und „Saatrabe“ haben wir im Munde des Volkes nie gehört, obwohl Naumann diese Ausdrücke gebraucht. 288 ist. Auffallend ist aber dabei noch der Umstand, dass meine Be¬ obachtung in derselben Jahreszeit gemacht wurde, wie die beiden des Hrn. Geitel, — - mithin in einer Zeit, wo es noch nicht viele Mäuse gibt. Daraus lässt sich vielleicht der Schluss ziehen, dass der Rabe in der späteren Zeit des Jahres, wenn sich die Mäuse mehr vermehrt haben und Ueberfluss an solchen vorhanden ist, die jungen Hasen, die ohnehin für ihn schwerer zu bewältigen und fortzutragen sind, unbehelligt lässt. Mag dem aber sein, wie ihm wolle, die Eigenschaft eines Thieres, dass es Hasen frisst, vermag allein für sich die Frage, ob es zu den nützlichen oder schädlichen Thieren zu stellen sei, noch nicht zu entscheiden ; denn die Hasen sind selbst, schädliche Thiere. Wir be¬ dürfen zwar zu deren Einschränkung keiner fremden Hülfe, da wir die überflüssigen selbst schiessen und damit zugleich uns selbst den Braten zuwenden ; wenn uns aber ein Thier hierin Concurrenz macht, so dürfen wir dasselbe deshalb allein noch nicht für schädlich halten, sondern müssen nach dessen übrigen Eigenschaften fragen. Wie verhält es sich nun damit bei dem Raben? Wer ihn kennt, der weiss, dass er auch sonst noch üble Gewohnheiten hat. Er hackt z. B. den noch ganz jungen Weizen und Roggen bei Nahrungsmangel aus dem gefrornen Boden, um zu den noch Reste von Nahrungsstoffen enthaltenden Körnchen zu gelangen, wie dies in dem schneelosen Winter dieses Jahres nach Zeitungsberichten beobachtet wurde. Nach einer früher einmal von mir selbst gemachten und bis auf das Ernteresultat fortgesetzten Beobachtung dieser Art war indess ein Schaden an dem Getreide nicht bemerklicli, was sich auch ganz gut daraus erklärt, dass der Rabe doch immer nur zu den dicht unter der Oberfläche liegenden Fruchtkörnern gelangen kann, die nur ver¬ kümmerte Hahnen treiben und völlig unnütz sind, indem sie den kräftigen Getreidepflanzen den Raum versperren. Oft hackt der Rabe aber auch die Gräser deshalb aus, um zu den an deren Wurzeln nagenden Insektenlarven zu gelangen, wie dies bei den Wiesengräsern ganz sicher und allemal der Fall ist. Mag auch der Landwirth in dieser Gewohnheit des Raben eine schädliche Eigenschaft desselben erblicken, so vertilgt derselbe doch andrerseits eine solche Menge von Mäusen, Schnecken, Würmern, schäd¬ lichen Insekten und deren Larven, dass der Nutzen den Schaden überwiegt. Wir haben in dem Bisherigen blos die Ernährungsweise des Raben in’s Auge gefasst. Damit ist aber die Stellung eines Thiers in dem Haushalte der von dem Menschen beherrschten und seinen 289 Zwecken dienstbar gemachten Natur noch nicht erschöpft. Und dies führt uns wieder auf die in unserm früheren Aufsatz über den Raben hervorgehobene Eigenschaft desselben, dass er in der Vogelwelt Polizei übt, dass er den schädlichsten aller Raubvögel, den Hühnerhabicht (Falco palumbarius) signalisirt und in einer Weise verfolgt, wie dies kein andrer Vogel thut. In Nr. 5 des laufenden Jahrgangs dieser Blätter (S. 157) be¬ merkte Hr. L. Beckmann: „Mit dem „Warnen“ der Krähe habe es seine Richtigkeit, doch beschränke sich dies nicht allein auf den Raubvogel; die Krähe warne andere Thiere „vor jedem gemeinsamen Feinde, also auch vor Jäger und Plund,“ und diese Eigenschaft des Warnens und sogenannten „Meldens“ theilen auch andere Vögel im Walde, namentlich Amsel und Rothkehlchen; doch sei es hier, der Localität wegen, weniger auffällig.“ Dies mag seine völlige Richtigkeit haben und wird von mir nicht bestritten. Dagegen die Raben gerathen in die grösste Aufregung, sobald nur ein Habicht in das Revier kommt. Aus einer Entfernung von einer Viertelstunde kommen sie mit leidenschaftlichem Kampfgeschrei herzugeflogen, sowie sie jenen erblicken, und verfolgen ihn mit einem Mutlie, dessen Opfer sie bisweilen werden. Thun dies Alles Amsel und Rothkehlchen etwa auch? Nein, der Rabe hat einen ganz speci- fischen Hass gegen den Habicht und zwar nicht gegen den Raub¬ vogel überhaupt, sondern gegen diese eine Art der Raubvögel. Diese specielle Malice des Raben gegen den Habicht kann nicht mit dem Warnen der ersteren vor jedem gemeinsamen Feinde oder gar vor dem Jäger und Hund auf eine Linie gestellt werden. *) Diese specifische Antipathie des Raben gegen den Habicht ist für den Jäger von dem grössten Werthe. Denn wer will ihm sonst die Ankunft eines Habichts in seinem Revier anzeigen, wenn es nicht der Rabe thut? Der Habicht macht sich wohl zur Paarungszeit bei seinem Horste durch sein Geschrei bemerklich; aber ausser dieser Zeit und diesem Orte gibt er nie einen Laut von sich, sondern durchstreift stumm und schweigend sein Jagdrevier. Die Tauben, d. h. die sog. Feld¬ flüchter, verrathen zwar auch durch ihr ängstliches und ganz eigen- *) Vgl. „Der Habicht (Falco palumbarius L.), eine monographische Schilde¬ rung seines Lebens in der Vogelwelt von F. H. Snell“ in d. Jahrb. d. Vereins f. Naturkunde im Herzogthum Nassau. Heft XII. 1857. S. 342 — 357. Dort habe ich viele einzelne Beobachtungen ausführlich mitgetheilt. 20 290 thümliches Benehmen, dass ein Habicht in ihrem Flugbezirk ange¬ kommen ist, aber wo derselbe zu treffen ist, das sagt dem Jäger Niemand anders, als der Rabe. Ein Jäger, der seinen Beruf aus höherem Gesichtspunkt auffasst, der es als seine Aufgabe betrachtet, das Gleichgewicht in der Thier¬ welt aufrecht zu erhalten, die Schwachen zu schützen, die Grausamen zu verfolgen, die Schädlichen zu beschränken, die wegen ihres Fleisches Nützlichen zu rechter Zeit der menschlichen Consumtion zuzuführen, kurz ein Jäger, wie er in den deutschen Jagdliedern lebt, wird sich über das Fangen oder Erlegen eines Habichts mehr freuen, als über zehn geschossene Hasen. Wenn daher der eine meiner geehrten Herren Gegner meint, der eigentliche Jäger habe sich um Krähen und andere Vögel nicht im Geringsten zu bekümmern, so habe ich wohl auch mit angesehen, dass z. B. ein Jäger, als ein Habicht vor seinen Augen auf eine Schnepfe stiess, die Schnepfe schoss und den Habicht laufen oder vielmehr fliegen Hess, und ein andermal, dass ein solcher einen Habicht, der dicht an ihm vorbeistrich, unbehelligt Hess, weil grade auch ein Hase anlief; allein diese Jäger haben nicht bedacht, dass die Raubvögel, welchen sie so gnädig das Leben schenkten, ihnen in Einem Jahre zehnmal so viele Hasen und Schnepfen vertilgt haben, als die zwei Braten, über welche sie den grössten Feind ihrer Jagd vergassen. Auch der eigentliche Jäger, der seine Jagd nur als einen Er¬ werbszweig betrachtet, muss daher dem Raben dankbar sein, dass er ihm den grössten Minderer seines Erwerbes in die Hände zu liefern mitbehülflich ist. Wenn endlich der Rabe die verwundeten Rebhühner nach Ent¬ fernung des Jägers aufsucht und frisst, so eignet er sich nur herren¬ loses Gut an und macht zugleich den Qualen eines ohnehin nicht mehr zu rettenden Thieres ein schnelles Ende; denn jedes ange¬ schossene Huhn ist unrettbar den Raubvögeln verfallen. Ob es diese fressen, oder der Rabe, das wird wohl einerlei sein. Wo aber ein Rabenpaar die individuelle Gewohnheit des Nester- plünderns hat, bei welcher Annahme ich auf das Entschiedenste beharren muss, da schiesst man dasselbe weg; denn auch darauf zu achten und dazu sein Gewehr zu brauchen, ist die Aufgabe des Jägers. Bei der Häufigkeit des Raben aber kommt gar Nichts darauf an, ob aus solchem Grunde einmal ein paar Stück geschossen werden, wenn man ihn sonst und im Allgemeinen schont. 291 Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Im Monat Juli gingen dem zoologischen Garten folgende Ge¬ schenke zu: Ein junger Löwe von Herrn Consul August Schmitt in Alexandrien. Ein Paar Gazellen von Frau Jane Ross in Alexandrien. Ein Paar Strausse, zwei graugrüne Meerkatzen, 5 Sudan¬ schafe, ein blaulappiges Perlhuhn von Herrn Consul Franz Binder in Alexandrien. Ein Paar Gazellen von Herrn Maximus Morpurgo in Cairo. 5 egyptische Wölfe und eine Gazelle von Herrn Guichard in Alexandrien. Die Gazellen gehören alle der gewöhnlichen Art (Antilope dorcas) an, variiren jedoch in der Färbung vielfach, indem einige heller, fast weisslich, andere mehr gelbbraun sind. Wir glauben diese Abweichungen nicht etwaigen Alters¬ verschiedenheiten zuschreiben zu sollen, da die Färbung eines jungen ExempHres, dessen Hörner eben hervorzusprossen beginnen , zwischen den beiden angegebenen Extremen die Mitte hält. Die Schafe aus dem Sudan sind gross, hochbeinig, langhälsig. Der Kopf ist schmal, mit stark gewölbtem Nasenrücken, die Ohren verhältnissmässig , etwas abwärts gerichtet. Der Schwanz ist sehr lang, so dass er beinahe den Boden berührt. Sie sind nicht mit Wolle, sondern mit Haaren bekleidet und von schwarzer Farbe oder weiss und schwarz gefleckt. Die egyptischen Wölfe (Canis anthus) sind noch jung, aber doch wohl bei¬ nahe ausgewachsen. Sie haben etwa die Grösse eines halbwüchsigen europäischen Wolfes. Der Kopf ist breit, die Ohren gross, der Körper an der Schulter etwas höher als am Hintertheil; der Schwanz wird meist gesenkt, zuweilen auch in grossem Bogen aufgerichtet getragen. Die Färbung ist gelblich mit schwärzlichem Anflug, welcher durch die schwarzen Spitzen der Haare hervorgebracht wird. Erkauft wurden : Eine Mhorr-Antilope (Antilope Mhorr Bennett). ein prächtiges schlankes gazellenartiges Thier von sehr auffallender Färbung und Zeichnung. Der Kopf ist wreisslich, mit einem bräunlichen Streifen von der Hornwurzel durch die Augen nach der Oberlippe. Hals und Bücken sind rothbraun, ein schmaler Kehlfleck, Unterseite des Körpers und Hintertheil scharf abgegrenzt wreiss. Auf der äusseren Fläche der Hinterschenkel setzt sich die braune Färbung gegen die Beine herab fort und läuft an der äusseren und vorderen Seite der Gliedmassen als hellbrauner Streif bis zu den Klauen. Der Schwanz ist nur oberseits mit langen aufrecht¬ stehenden Haaren besetzt. Das Thier ist noch jung, was namentlich aus der Hornbildung ersichtlich ist. Die Hörner sind nämlich nur etwa 3 Zoll hoch, mit vor- und einwärts gerichteten Spitzen, welche sich kreuzen. Soviel wir erfahren konnten, kommt diese Antilope aus Westafrika. Sie ist von einer Ziege be- 20* 292 gleitet, von welcher sie grossgesäugt wurde und welche ebenfalls höchst interessant ist. Das Thier ist schlank, hoch auf den Beinen, mit langem dünnem Halse; der Kopf erscheint gross, die Ohren sind spitz und aufgerichtet. In der Färbung hat die Ziege eine auffallende Aehnlichkeit mit der Antilope, welche durch grosse weisse Abzeichen an Kopf und Füssen noch vermehrt wird , und wir zweifeln nicht, dass gerade diese Ziege absichtlich gewählt wurde, um das Angewöhnen der Antilope an dieselbe zu erleichtern. Beide Thiere sind fest aneinander gewöhnt und die Antilope folgt ihrer Pflegemutter auf Schritt und Tritt. Sie sind äusserst zutraulich und gutmüthig, aber nicht selten sehr ausgelassen, und man sieht sie dann in tollen Sätzen in ihrem Parke umherjagen. Ein egyptischer Fuchs (Canis niloticus), dem europäischen Fuchse ähnlich, aber schlanker. Einige Glanzstaare. Das vom Transport noch theilweise zerstörte Gefieder lässt nicht genau ermitteln, zu welchen Arten die Vögel gehören; doch dürfte es wohl Lamprocolius splenclidus Vieill. und L. cyanoiis Sw. sein. Sie stammen aus Westafrika. Ihre Nahrung besteht aus gehacktem Ei, Ameiseneiern, Fleisch, eingeweichtem Weissbrod, und sie scheinen sich dabei sehr wohl zu befinden. Einen Gesang haben sie noch nicht hören lassen, wohl aber einen kurzen rauhen Lockruf. Geboren wurden : Ein gefleckter Damhirsch, ein virginischer Hirsch (der todt zur Welt kam), eine Anzahl Maskenschweine und zwei Aguti. Die letzteren sind äusserst lebhaft, spielen fast den ganzen Tag miteinander und benützen nicht selten den Rücken der beiden Alten zu ihren Kletterübungen, was zu den seltsamsten Gruppirungen Anlass gibt. Durch den Tod verloren wir: Eine Nylgau- Antilope (A. picta). Das Thier erkrankte plötzlich und unter höchst auffälligen Erscheinungen. Es kniete mit dem Vordertheil nieder, konnte sich, wenn man es aufjagte, nur mit Mühe wieder erheben, speichelte stark und athmete unregelmässig und sehr beschleunigt, zuweilen 80 mal in der Minute. Es ging gespannt, mit stark gekrümmtem Rücken und aufgezogenem Bauche. In der linken Flankengegend war eine schwache Aufblähung des ersten Magens bemerk¬ bar. Die Haut des ganzen Körpers war heiss und trocken. Es wurde ihm etwa eine Drachme Salmiakgeist in einer Flasche Wasser eingegeben, worauf die Auf¬ blähung merklich nachliess. Dabei wurde der Leib mit Stroh abgerieben; das Aufzäumen mit einem Strohseil, welches bei Aufblähung des Rindviehes oft gute Dienste leistet, erwies sich als erfolglos, da es keine Kaubewegungen veranlasste. Ungefähr eine Viertelstunde nach dem ersten Einguss erhielt das Thier eine Flasche Kamillenthee mit etwa 6 Loth Glaubersalz. Die Unruhe nahm jedoch fortwährend zu, das Thier legte sich, sprang wieder auf, schlug mit den Füssen und knirschte mit den Zähnen. Die Anwendung des Flankenstiches schien wegen der Unruhe des Thieres und der Unsicherheit der Diagnose nicht gerathen. Nachdem das ganze Unwohlsein etwa eine Stunde gedauert hatte , trat der Tod ein. Die Section ergab eine Ueberfüllung der Lungen mit Blut, während das Herz ganz leer und schlaff war; im Herzbeutel einige Unzen dunkelrothes Serum. Die Magen waren normal und mit Futter gefüllt, doch fiel auf, dass der vierte Magen 293 und selbst der Dickdarm noch ganze Fruchtkörner enthielten. In jedem Nieren¬ becken fanden sich zwei gelbliche Concremente von unregelmässiger Gestalt. Ein brauner Pavian (Gynocephalus sphinx). Das noch junge Thier stürzte plötzlich verendend von seiner Sitzstange herab. Die Section ergab eine Ansamm¬ lung von etwa 2 Unzen Serum in der Bauchhöhle. Ein blauer Heher ( Cyanogarmlus cristatus) starb in Folge eines Blut¬ sturzes in einer sehr warmen Nacht, obwohl er sich in einem Flugkäfig im Freien befand. Derselbe Fall kam vor zwei Jahren bei einem peruanischen Heher ( Xanthoura peruviana) vor und vielleicht dürfte gerade diese Vogelfamilie eine besondere Neigung zu derartigen Zufällen besitzen. Von Erkrankungen haben wir zu erwähnen: Euterentzündung bei einem Senegalschaf. Vierzehn Tage nachdem das Thier Zwillingslämmer geworfen hatte, erkrankte — wohl in Folge einer Erkältung — die linke Euterhälfte. Sie wurde dick, fühlte sich hart und bren¬ nend an, verursachte dem Thiere heftigen Schmerz, so dass dadurch selbst das Gehen erschwert wurde, und hatte ein bläulich -rothes Aussehen. Es wurden Einreibungen von Kamphersalbe gemacht, aber trotzdem zeigte sich schon am zweiten Tage deutlich, dass brandiges Ab sterben des Theiles ein¬ trat, wie dies bei Schafen meistens der Fall zu sein pflegt. Das Euter wurde bläulich und fühlte sich kalt an, die Schmerzen hatten nachgelassen. Beim Melken kam eine gelbliche Flüssigkeit zum Vorschein. Um den Verlauf der Sache beobachten zu können, wurden operative Eingriffe vermieden. Das Allgemeinbefinden war gut, besonders auch der Appetit ungestört. Es bildete sich alsbald eine scharfe Grenz¬ linie zwischen dem kranken und gesunden Theil und nach etwa 3 Wochen fiel der erstere völlig vertrocknet ab. Die zurückgebliebene Wundfläche zeigte grosse Neigung zum Heilen und war nach 14 Tagen fast gänzlich vernarbt. Da eine Hälfte des Euters gesund blieb, dürfte das Thier immer noch zur Zucht geeignet sein. Die Jungen wurden bei Beginn der Krankheit von der Mutter getrennt und mittelst der Saugbüchse ernährt, da andere Schafe sich weigerten, sie anzu¬ nehmen. Das eine starb nach 8 Tagen. Das andere entwickelte sich dagegen ganz normal. Beinbruch bei einer Gazelle. Das noch junge Thier sollte am ersten Abend seines Hierseins mittelst Futter in den Stall gelockt werden. Es ging mehrmals bis' dicht zur Stallthüre, wendete dann rasch um und galoppirte davon, um alsbald auf’s Neue dem Stalle zuzulaufen. Plötzlich brach bei einer solchen Wendung der linke Unterschenkel, worauf das Thierchen sich ruhig in seinen Stall verfügte und dort niederlegte. Der Bruch befand sich in der oberen Hälfte des Unterschenkelbeines (tibia) und hatte lange spitze Enden, welche an der Innenfläche des Beines die zarte Haut zu durchbohren drohten. Nach vieler Mühe gelang es, einen Gipsverband anzubringen, der die Knochenenden gut ver¬ einigt hielt. Das Thier hielt sich ruhig, konnte nach 8 Tagen sich etwas auf den kranken Fuss stützen und am 17. Tage war der Bruch soweit geheilt, dass der inzwischen etwas lose gewordene Verband abgenommen werden konnte. An der Bruchstelle findet sich eine nicht unbedeutende Knochenauftreibung und das Thier schont auch den Fuss noch beim Gehen; doch dürften auch diese Er¬ scheinungen wohl bald verschwinden. 294 Jahresbericht des zoologischen Gartens in Hamburg. Am 9. Juni fand die diesjährige Generalversammlung unter dem Vorsitze des Herrn H. A. Meyer statt, in welcher der Bericht des Verwaltungsrathes über den bisherigen Zustand des Gartens vorgelegt wurde. Hamburger Blättern entnehmen wir folgende übereinstimmende Angaben. Die Einnahme im Jahre 1863 betrug Beo. Mrk. 103,045. 12'/2 Schill., nämlich: Cassaeinnahme . Beo. Mrk. 78,231. 10 Schill. Abonnements . . „ ,. 13,804. — „ Umschreibegebühren . . . . „ „ 1,478. — „ Disconto, Zinsen und Agio . . „ „ 9,532. 2*/« „ Beo. Mrk. 103,045. 1 2 xfi Schill. Die Ausgaben betrugen dagegen: Gehalte und Löhne . Beo. Mrk. 20,644. 9 Schill. Arbeitslohn, Druckkosten, Abgaben, Feuerung und Beleuchtung zu¬ sammen . Fütterung der Thiere . Es konnten mithin auf den Bauconto gestellt werden . „ 34,539. 1 it „ 15,988. 3 CO 00 r-H CO Ol bD' j) Beo. Mrk. 103,045. 12 J/2 Schill. Das aufgestellte jährliche Budget von Beo. Mrk. 100,000 hat sich demnach bewährt. Die Debitoren betragen bis dahin im Ganzen Beo. Mrk. 360,750. 5 Ya Schill. Dagegen stellt sich das Capitalconto, durch 818 Familienactien zu 375 und 273 Personenactien zu 250, im Ganzen auf „ . „ 360,000. — „ Die Zahl der Ab onnenten betrug im Jahre 1863 nur 924 mit . „ „ 17,190. — „ sie beträgt aber jetzt bereits 2800 mit ... „ „ 52,000. — „ Die Geldgeschenke belaufen sich auf Beo. Mrk. 16,880; die Gesammtein- nahme in der ersten Hälfte des Jahres 1864 beläuft sich bereits auf Beo. Mrk. 80,000 und wird demnach für alle laufenden Bedürfnisse sicher hinreichen. Der Thierbestand ergibt 250 Säugetliiere und 600 Vögel, deren genauere Bestimmung und Aufzählung von der Hand des Directors, Herrn Dr. A. Brehm, wir in Nr. 6 dieser Zeitschrift gegeben haben. Allgemein beklagt wird der unerwartete Tod des Frh. E. v. Merk, des eigent¬ lichen Begründers und ersten Präsidenten der Gesellschaft; es hat sich ein Comite gebildet, welches einen eigenen Fond zur Erbauung einer Halle sammelt , die sei¬ nen Namen tragen wird. Zum Ehrenmitgliede wurde der Afrikareisende Frh. v. der Decken ernannt. Die silberne Medaille erhielten die HH. Architekt J. J. C. Jürgens, R. M. Sloman, E. Oppenheim, Consul C. Picie in Valparaiso und G. Overbeck in Hongkong. . Es wurden im Jahre 1863 nicht weniger als 203 Sitzungen gehalten, welche in geschäftliche und wissenschaftliche zerfallen, in welchen letzteren von dem Di- rector, Dr. A. Brehm, zoologische Vorträge mit grossem Beifall gehalten wurden. 295 Dieses glänzende Resultat, welches der grösste zoologische Garten in Deutschland schon in seinem ersten Jahre ergeben hat, wird nicht wenig dazu beitragen, das Vertrauen des Publikums für derartige Unternehmungen in weiteren Kreisen zu befestigen; denn wenn wir es auch für das grösste Unglück halten, welches die zoologischen Gärten treffen könnte , dass sie zu blossen Geldspeculationen herabsinken sollten, so ist doch der finanzielle Gesichtspunct ein zu wichtiger und fundamentaler, als dass wir es nicht als eine höchst erfreuliche Thatsache begriissen sollten, wenn sich abermals ein solches Institut in der Hand von praktischen Ge¬ schäftsmännern bewährt hat. Wir knüpfen daran die Hoffnung, dass noch recht viele wissenschaftliche Institute aus der thatkräftigen Initiative von Kaufleuten, Industriellen und Laien hervorgehen möchten! Schliesslich wurde der Verwaltungsrath ermächtigt, zum Behufe der Erbauung eines Wintergebäudes und einer Restauration das Actiencapital um Bc. Mrk. 260,000 zu vermehren. Gründung der Acclimatisations-Gesellschaft in Moskau. Am 20. December 1856 bildete sich das Acclimatisations -Comite zu Moskau, welches anfangs mit der kaiserl. Ackerbaugesellschaft daselbst zusammenhing, sich aber rasch zu grösserer Bedeutung entwickelte, so dass man schon nach wenigen Jahren an die Gründung einer selbstständigen Gesellschaft und eines zoologischen Gartens dachte. Am 3. (15.) Januar 1864 erhielten die neuen Statuten die kaiser¬ liche Genehmigung und am 30. dieses Monats (11. Februar) wurde, wie wir schon früher angezeigt haben, der erste zoologische Garten in Russland im Beisein des Grossfürsten Nicolaus eröffnet, bei welcher Gelegenheit das Comite sich als kaiserl. Acclimatisations-Gesellschaft constituirte. Der Garten war ursprünglich in dem Parke von Nescoutchnoe errichtet, welcher von der verstorbenen Kaiserin Alexandra zu diesem Zweck geschenkt worden war. Später ersetzte der Kaiser diesen Platz durch die Teiche von Presnia, welche mehr in der Mitte der Stadt gelegen sind und eine sehr besuchte Promenade bilden. Da dieses Gebiet nur 16 Hektaren gross ist, wovon die Teiche selbst 6 Hektaren einnehmen, während der Park von Nescoutchnoe 40 Hektaren gross war, gab der Kaiser noch 40,000 Frcs. zur Vergrösserung des Gebietes und fügte dazu noch den Ertrag der Teiche selbst, welcher auf 6000 Frcs. ange¬ schlagen wird. Der neue Garten besitzt bereits ein grosses Geflügelhaus, ein ausgedehntes Gebäude für Tropenthiere, ein anderes für Hausthiere, eine sehr vollständige und wohleingerichtete Schweinezüchterei, einen Raubvogelbauer; ein Kaffehaus, Wohn¬ gebäude für die Inspectoren und sämmtliche Angestellte und die Administrations¬ zimmer. Die meisten Gebäude sind neu. Ausser dem kaiserl. Geschenke von 40,000 Frcs. erhielt die Gesellschaft eine gleiche Summe von einem Mitgliede des Comite, Herrn S. Kv ortzoff, und mehrere kleinere Geschenke in Geld. Die künftigen Einnahmen fliessen aus den Jahres¬ beiträgen der Mitglieder, welche auf 20 Frcs. festgesetzt sind und an deren Stelle auch ein einmaliger Beitrag von 400 Frcs. gegeben werden kann. Das Eintrittsgeld beträgt an Sonntagen 40 Ctms., an Montagen 2 Frcs. und an allen anderen Wochentagen 80 Ctms. Ferner gibt die Regierung einen jähr- 296 liehen Beitrag von 8000 Frcs. und Portofreiheit im ganzen russischen Reiche für die gesammte Correspondenz und für alle Gepäcksendungen unter 40 Pfund. Vom 31. Januar bis 16. Februar betrug die Casseneinnahme über 12,000 Frcs. bei theilweiser schlechter Witterung ; am meisten ertrugen die Sonntage zu 40 Ctms., z. B. der 16. (23.) Februar allein über 3000 Frcs., was einem Besuche von etwa 8000 Personen gleichkommt. Bei der grossen Wichtigkeit, welche die Nachrichten über die Einrichtungen der zoologischen Gärten in verschiedenen Ländern für die Zukunft derselben haben müssen, und bei den Hoffnungen, die das neugegründete Institut durch seine geographische Lage und seine Hülfsmittel erweckt, muss man den weiteren Erfolgen desselben mit grosser Erwartung entgegensehen. (Bull, d’acclimat. Mai 1864.) Correspondenzen. Frankfurt, 20. Juni 1864. Ihre Anfrage höflichst beantwortend, tlieile ich hier mit, dass nicht ich, son¬ dern einer meiner Freunde einen jungen Kukuk, nach der angegebenen Weise aufgefüttert hat und ich öfter Gelegenheit hatte, der Fütterung beizuwohnen. Aus neuester Zeit kann ich Ihnen jedoch die Mittheilungen eines achtbaren Mannes, des pens. Schullehrers Herrn Reich sen. in Bockenheim, wie folgt, machen. Herr Reich sagt: Es gibt nichts Leichteres, als einen solchen nimmersatten, vielfrässigen Vogel aufzufüttern. Er sperrt den ganzen Tag, so oft sich ihm Jemand nähert, den Schnabel auf und will gefüttert sein. Das Futter bestand aus auf einein Reibeisen geriebenen gelben Rüben, etwas trocknem Brödchen und klein geschnittenem Fleisch Meist war dies Fleisch von unserem Tische, also gekochtes. Auch erhielt er Mehlwürmer. An das Selbstfressen konnte er nur durch Hunger gewöhnt werden und es gelang am Leichtesten, wenn man das Futter auf ein flaches zugespitztes Hölzchen nahm, ihm vorhielt, es immer mehr und mehr nach dem Boden neigte und dann auf denselben legte. Dies mag wohl auch die Ursache gewesen sein, warum er später nie aus einem Fressgeschirr Futter nahm, sondern nur wenn es auf dem Boden lag. Der Vogel gedieh vollkommen; sein Gefieder war voll und von blaugrauer Farbe. Ende August bot Herr Reich diesen Kukuk dem zoologischen Garten an und den Tag darauf lag er todt im Käfig. Herr Reich ist der Ansicht, er habe ihn zu viel gefüttert, erwähnt aber dabei, er sei in letzter Zeit sehr unruhig gewesen. Es ist wahrscheinlicher, dass ihn die angeborne Wanderlust so sehr aufgeregt hat, dass er an einem Schlage starb. Ich hatte absichtlich das Gelberübenfutter nicht erwähnt, weil es mir nicht so geeignet schien, als das andere von mir angegebene (Ameiseneier, klein geschnittenes Ochsenherz mit in Wasser geweichtem, trockenem Weissbrod). Aus einem Schreiben des Herrn C. Helmsdörfer dahier an den Herausgeber. Con stanz, 28. Juni 1864. Sie hatten die Güte, bei Uebersendung der W eil en papageien an mich im Ver¬ laufe des Monates März eine Abhandlung über diese schönen Vögel beizulegen. In dieser gewiss schätzbaren Schrift sind einige Behauptungen ausgesprochen, 297 welche eine unausgesetzte, nunmehr monatelange, Beobachtung dieser Thierehen als irrthümliche erscheinen lässt. Es heisst nämlich dort, dass der Wellen¬ papagei selten oder nie des Wassers bedürfe und, mit Ausnahme einiger Sämereien, jedes andere Futter verschmähe. Vieljährige Er¬ fahrung lehrte mich aber, dass sämmtlichen inländischen Samenfressern Griin- futter eine angenehme Abwechslung, wo nicht ein Bedürfniss ist. Ich warf also den besagten Papageien junge Salatblätter in den Bauer und hatte die Genug- thuung wahrzunehmen, dass die Tliiere, nachdem sie sich mit dem Anblick die¬ ses Futters einigermassen vertraut gemacht, anfangs noch zögernd sich demselben näherten, nach Ablauf einiger Tage jedoch mit Gier sich darauf warfen. In dem gleichen Bauer, nur durch eine Drahtwand abgesondert, habe ich eine Colonie von Bengalisten, Reisfinken, Blutschnäbeln, Loxia canora etc. Sobald nun diese kleineren Vögel, welche sammt und sonders fleissige Bader sind, sich in ihrem Trink¬ geschirre badeten, rückten die Wellenpapageien in ihre unmittelbare Nähe, um ihren Antheil an dieser Erfrischung zu erhalten und sodann, tüchtig durchnässt, mit sichtlichem Behagen das Werk der Trocknung vorzunehmen. Ich entfernte nun das Badegeschirr von der Drahtwand und siehe da, so oft die kleinen Nach¬ barn baden, was mit vielem Lärm vor sich geht, gehen die Papageien, da sie nun nicht mehr vom nachbarlichen Sprühregen profitiren können, an ihr eigenes Wassergeschirr, wo sie nun regelmässig trinken und sich auch zeitweise, wiewohl sehr mässig, benetzen. Noch füge ich bei , dass eines der Weibchen bereits drei Eier in den Nist¬ kasten gelegt hat und nun eifrig der Brut obliegt. Aus einem Schreiben des Herrn Oberlieutenant W. Roth an die Direction. Regensburg, 3. Juli 1864. Wegen Vergrösserung meiner Voliere fing ich im November 1863 sämmtliche Insassen ein, brachte sie in ein ungeheiztes Zimmer und überwinterte sie, ohne einen Todesfall beklagen zu müssen. Nicht sehr reichliche, aber passende und öfters gewechselte Futtersorten mögen sehr viel zu ihrem ausgezeichneten Wohl¬ befinden beigetragen haben. Vertreten sind in der Voliere seit 15. März alle europäische Sylvien, fast alle singende Körnervögel, dann Steinröthel, Blauamsel, Canarien , Lerchen, rother Kardinal, Wellenpapagei, Paradieswittwe , Webervögel, nebst einigen Bengalisten, eine europäische, 4 californische Wachteln. Durch die schönen Tage in der ersten Hälfte des März liess ich mich ver¬ führen und besetzte am 15. März die Voliere. Kaum waren einige schöne Tage vorüber, so traten bedeutender, anhaltender Frost, Regen, Schnee und heftige Stürme ein. Da in der Voliere nur etliche Nadelhölzer wenigen Schutz gewährten, war ich gezwungen, für künstliche Schutzmittel zu sorgen. Ich deckte einige Kronen der Bäume mit Tannenzweigen, und damit war abgeholfen. Der Frost nahm aber täglich zu und ich musste alle Stunden das gefrorne Wasser austauschen und mit frischem ergänzen. Je stärker die Kälte wurde, desto häufiger wurde gebadet und dann ausser¬ ordentlich viel geflogen, gehüpft und geklettert. Trotz Kälte, Schnee und Regen wurde der schon begonnene Gesang nicht unterbrochen. Es ist gewiss interessant., dass selbst unsere zuletzt ankommenden und wieder zuerst abreisenden Sylvien die Kälte ohne alle nachtheilige Folgen sehr glücklich überstanden. Die Sprosser 298 unsere Nachtigall, unsere Wachtel, sowohl die Tag- wie die Nachtschläger, Hessen sich nicht in ihrem Gesänge stören. Es ist factisch erwiesen, dass nur der häufige Futterwechsel die Vögel in der Gefangenschaft kräftig erhält und vor Krankheit bewahrt. Da der Vogel im Freien sein Futter meistens gekeimt oder halb verwittert findet, so kam ich auf den Ge¬ danken, das Körnerfutter keimen zu lassen. Ebenso mache ich es mit gedörrten Ameiseneiern und grabe sie 30 bis 36 Stunden ein. Durch das Keimen der Frucht entwickelt sich Zuckerstoff, welcher ungemein den Excrementenabgang befördert. Bei den Ameiseneiern werden feine Erdtheile mitgenossen, was ebenfalls die Ver¬ dauung erleichtert. Dass solche Nahrung auf Gesundheit, Appetit und Verdauung wohlthätig wirkt, kann täglich beobachtet werden. Erleichtere ich dabei durch zweckmässige, nicht übertriebene, Reinlichkeit dem Vogel seine Gefangenschaft, so werden meiner Bemühung reichlich durch Gesang die Zinsen erstattet. In gleicher Weise verhält es sich mit dem Trinkwasser. Ich reiche in zwei kleineren und einer grossen porzellanenen Schale ver¬ schiedenes Wasser: 1. reines Brunnenwasser, 2. Regenwasser und 3. Flusswasser in der grossen Schale. Beide erstere werden nicht berührt , wohl aber letzteres , in welchem mehrere Arten Moos, Flechten und Wasserpflanzen am Kranz der Schale üppig wuchern. Hier ist der allgemeine Trink- und Badeplatz. Moos ist alle 2 bis 3 Tage frisch zu ergänzen , denn dieses ziehen sie allen übrigen Leckerbissen vor, sowohl die Körner- wie die Insektenvögel. Es ist allerdings wahr, dass ohne diese Hülfsmittel ein Vogel im Käfig eben¬ falls bestehen kann, wie aber sein Frohsinn, wie seine Stimme beschaffen, das ist die Frage. Wird einem Vogel in der Gefangenschaft auf obenbeschriebene Art unter die Arme gegriffen, so ist es nicht schwer, die erhöhte Gesangslust, die starke und geklärte Stimme vor den übrigen Gefangenen zu unterscheiden. Befinden sich Steinröthel und Steindrossel unter Vögeln, so ist zwar ihr Ge¬ sang gleich schön, aber bei weitem nicht so stark und anhaltend, als wenn man sie ganz allein hält und hoch stellt, z. B. im dritten Stock, in einem Tlmrme oder isolirten Gartenhaus. Nun noch ein Wort über californische Wachteln. Von den im vergangenen Jahre in meiner Voliere gezogenen 3 Mutterbruten habe ich den alten Hahn und ein junges Männchen nebst 2 jungen Hennen zu weiteren Zuchtversuchen behalten. Es musste nämlich, nachdem die 3 Mutter¬ bruten durch 39 Stück Junge vergangenes Jahr ihre Fruchtbarkeit bewiesen hatten, auch noch sicher gestellt werden, dass in Europa gezüchtete wieder zu züchten sind und fruchtbar werden. Mit Vergnügen tlieile ich nun mit, dass von oben¬ genannten einjährigen Hennen bereits 17 Stück Junge vollkommen gesund und wohl ausgefallen sind. Die erstgelegten Eier der jährigen Hennen waren weder an Farbe noch Grösse normal, auch wurden die ersten 3 bis 4 Eier nicht zusammen gelegt. Erst als sie anfingen normal zu werden, ging das Nestlegen an und nun legten beide Thiere zusammen 56 Eier. Ich gab jedoch ein Paar nebst 35 Eiern ab, weil, sobald das eine Weibchen sich zum Brüten anschickte, der Frieden durch Eifersucht unterbrochen wurde und nicht mehr hergestellt werden konnte. Von diesem Paar ging auf eine unbekannte Weise die Henne 5 Tage, nachdem sie meine Voliere verlassen, mit Tod ab. Von 299 den 35 Eiern, welche Haushennen untergelegt wurden, verunglückten 3/4 durch Auf¬ fressen, Zerdrücken etc. Auch waren, wie ganz natürlich, die ersten Eier un¬ fruchtbar, und somit verblieben im Ganzen 17 Stück lebende junge Thiere. Da nun die Fruchtbarkeit und Selbstfortpflanzung gedachter Thiere sowohl für die importirten, als auch für die hier gezüchteten factisch bewiesen und hergestellt ist, so habe ich die mir gestellte Aufgabe gelöst und empfehle diese ebenso schönen, als reichlich sich fortpflanzenden Thiere der allgemeinen Aufmerksamkeit, An¬ erkennung und Einführung in unsere Gauen. Ich wiederhole hier nochmals ihre Vorzüge. Die californische Wachtel ist ein Stand- oder doch ganz geringer Strichvogel, lebt von Grassämereien, Zwiebeln, Lauch, Knollengewächsen und ähnlichen Pflanzen, Beeren aller Arten, desgleichen Insekten. Es ist ein Baumhuhn, weiss sich ganz vorzüglich zu bergen und entgeht sehr leicht den Nachstellungen. Sind junge Haue vorhanden, so verlässt sie sie nicht gern und nie über 40 bis 50 Schritte weit. Sie hält vor dem Hunde ziemlich lange aus; steht sie auf, so geht sie unfehlbar dem ersten alten Baume zu, allwo sie, auf¬ gebäumt, äusserst schwer zu entdecken ist. Während der Brut meldet der Mann, stets gebäumt, Alles, was kommt. Sie leben in Monogamie und zur Winterszeit in Gesellschaften von 5 bis 10 Stück. Sie machen wie Haselhühner Gänge unter dem Schnee mit mehreren Noth- gängen, so dass sie unter dem Schnee nicht leicht zu fangen sind. Warte- und Futterkasten brauchen sie, sowie sie in’s Freie gesetzt werden, nicht und da dieser Vogel ein sehr feines und delicates Wildpret liefert und, für den Mann ein Vogel, ganz vorzüglich auf die Tafel passt, so wird ihm im deutschen Reiche eine grosse Zukunft werden, d. h., — wenn einmal! Denn es bedarf immer eines schönen Zeitraums, bis etwas Gutes allgemeine Anerkennung findet, aber es wird werden, denn der V ortheil liegt zu sehr auf flacher Hand. Es sind bereits verschiedene Versuche mit Unterlegen der Eier gemacht worden. Werden sie aber Haushühnern gegeben, so zerdrücken diese sehr oft die Eier oder die sehr kleinen Jungen und die Nachrichten und Selbstanschauungen bei diesem Verfahren lauteten stets sehr ungünstig. Ich würde daher für solche Unter¬ nehmer vorschlagen, nur Bantam-Hühner zum Brüten zu nehmen, oder sie noch besser Rebhühnern im Freien unterzulegen, d. h., deren Nester zu suchen und je 1 bis 2 oder 3 Eier auszutauschen. Das Letztere wäre das Allernatürlichste und Leichteste. Bei der ausserordentlichen Rührigkeit dieser Thiere, schon gleich nach dem Ausschlüpfen, macht es sehr viel Vergnügen ihnen zuzusehen. Die von Hausliennen Bebrüteten bekümmern sich nicht um den Lockruf der Pflegemutter, sie gehen ihren Weg, suchen ihr Futter selbst und kehren nur wieder, um sich zu wärmen. Ich sah dieser Tage gleichaltrige Fasanen neben den Wachteln, — wie Simpel oder Dummköpfe erschienen sie gegen diese rührigen, sehr behenden Thiere. Schon in ihrem Vaterlande entschloss ich mich, sie in Europa einbürgern zu helfen und habe deshalb auch die virginische Wachtel im Freien genau beobachtet, die in den Gewohnheiten sehr wenig von der ersteren abweicht, nur ist ihr Gefieder nicht so schön und ähnelt der Farbe nach den Waldschnepfen. Ihr Fleisch ist ebenfalls sehr delicat und ihre Fortpflanzung in Europa nicht zu bezweifeln. Es kann eine Brut von 5 Stück Jungen nebst den Alten, das Stück zu 20 Frs., abgegeben werden Sowohl die Aeltern wie die Jungen sind aus Mutterbrut hervor¬ gegangene Thiere. Es ist die zweite Brut von den Alten zu erwarten. Briefliche Mittheilung' des Herrn Baron v. Freyberg in München. 300 Lauchstädt, den 8. Juli 1864. Ein Pärchen meiner Wellenpapageien, welches ich erst seit Ende Februar besitze, begann um Mitte April, nachdem es sonst höchst indifferent gegen seine Umgebung gewesen war, eifrig die Nistkästchen zu untersuchen. Besonders war es das Weibchen, welches sich bei diesen Untersuchungen durch die kleinsten Schlupflöcher zwängte und die Nester anderer Vögel aus den Nistkästchen riss. Dieses Benehmen dauerte fort, bis es sich für ein Kästchen (13" lang, 6" breit und ebenso hoch) entschieden hatte und sich nun ausschliesslich mit diesem zu schaffen machte. Am 21. April beobachtete ich mehrere Begattungen und vom 6. Mai an blieb das Weibchen des Nachts im Kästchen, legte aber erst am 9. Mai das erste Ei. Die übrigen Eier wurden am 11., 13., 15., und 17. Mai gelegt. Um die Vögel nicht unnütz zu stören, versehe b ich das fernere Nachsehen auf 18 Tage, da ich vorher, nach den vielfachen Angaben in Ihrer Zeitschrift, nicht auf das Ausschlüpfen der Jungen rechnen konnte. Als ich jedoch am 27. Mai den Deckel des Nistkästchens öffnete, lagen bereits zwei Junge darin, von denen das eine wahrscheinlich am 25. ausgeschlüpft war. Am 29., 31. Mai und 2. Juni schlüpften die andern Jungen aus, so dass die Brutzeit also nur 16 Tage dauerte. Die Daten der Entwicklung Avaren bei allen Jungen dieselben. Nach 8 Tagen brachen die ersten Stoppeln hervor und der Schnabel fing an sich zu krümmen. Zwölf Tage alt öffneten die Jungen die Augen und am 2. Juli verliessen sie das Nistkästchen ziemlich ausgefiedert, aber noch sehr unbeholfen. Vier dieser jungen Vögel (einer starb 2 Tage alt) waren Weibchen. Das Legen sowie das Ausschlüpfen der Jungen fand, soweit ich beobachten konnte, ZAvischen 12 Uhr Mittags und 3 Uhr Nachmittags statt. Schliesslich be¬ merke ich noch, dass das Weibchen beim Eintritt der Brutzeit noch sehr stark in der Mauser war. Das Benehmen der Webervögel hat sich zwar geändert, seit ich ein Weibchen besitze, aber zärtlich kann man es durchaus nicht nennen. E. cinerea baut seit einiger Zeit in einem Webervogelnest, ohne sich durch die häufigen Angriffe der rechtmässigen Besitzer des Nestes stören zu lassen. Aus einem Sehreiben des Herrn Dr. E. 31 ey an die Direction. Ornithologische MittheiluDgen. Von Dr. R. Meyer in Offenbach. 1. Ein prachtvolles altes Männchen vom Polarseetaucher ( Cölymbus \Eudytes Illiger ] arcticus L) wurde Sonntag den 1. April d. J. Morgens 5 Uhr in der Nähe von Offenbach auf dem Maine geschossen. Bekanntlich kommen sowohl vom Polarseetaucher, wie auch vom Eistaucher (Cölymbus ylacialis) und dem nordischen oder rothkehligen Seetaucher (Cölymbus septentrionalis L ., rufogularis Meyer) im Herbste und Winter den Rhein herauf und auf den Main, die Kinzig etc., meistens nur junge Vögel aus dem hohen Norden zu uns. Kommen ja hie und da einmal, aber immer ausserordentlich selten, alte Vögel dieser Arten im Frühjahr oder Sommer zu uns, so sind dies wohl in der Regel ungepaarte, verirrte oder verschlagene. In Begleitung dieses, für unsere 301 Gegenden so äusserst seltenen Vogels fanden sich noch zwei andere von gleicher Grösse, welche entkamen. Der Vogel wog im Fleische sechs Pfund, annähernd das schwerste Gewicht, welches ausgewachsene Vögel dieser Art erreichen. Doch erhielt mein Vater einzelne ausgewachsene Vögel aus dem Norden, welche sogar zehn bis zwölf Pfund schwer waren. Meyer sowohl , wie S c h i n z , Leisler u. A. machten auf diese auffallende Verschiedenheit in der Grösse und Schwere der Seetaucherarten im erwachsenen Zustande aufmerksam, da wenige Vögel hierin so bedeutende Abweichungen zeigen. Der kurz hach der Erlegung übersandte Vogel gab noch Gelegenheit, eine Beobachtung über die Farbenbildung der Augen zu machen, die den hierüber ge¬ machten Angaben der Schriftsteller widerspricht. Gewöhnlich wird die Farbe des Augensterns nussbraun angegeben, sie war aber roth mit einer schmalen weissen kreisförmigen Einfassung. Diese Beobachtung, die ganz neu zu sein scheint, gibt weiter einen schlagenden Beweis, wie selten alte Vögel dieser Art von den Schriftstellern im frischen Zustande erhalten wurden, wie selten überhaupt solche Vögel im Alter zu uns kommen. 2. Den 17. April d. J. wurde ferner ein roth braun er Kukuk im Walde in der Nähe von Heusenstamm geschossen. Sonnerat und nach ihm Bechstein stellten bekanntlich den rothbraunen Kukuk, ersterer unter dem Namen Cuculus hcpaticus und letzterer als Cuculus ccinorus rufus als eine von Cuculus canorus verschiedene Art auf. Jetzt weiss man, dass bei uns diese Abänderung in der Farbenkleidung des aschgrauen Kukuks im Jugendzustande begründet ist, dass der rothbraune Kukuk ein junger oder gemauserter einjähriger Vogel männlichen oder weiblichen Geschlechts ist und dass so gefärbte Männchen nur im südlichen, aber nicht im mittleren oder nördlichen Deutschland Vorkommen. In noch nörd¬ licheren Ländern zeigen sich auch so gefärbte Weibchen nicht mehr. Im Süden von Europa, Italien z. B., tragen nicht nur das junge Weibchen und Männchen, sondern auch die alten Vögel beständig das rothbraune Kleid. Wie selten so gekleidete Vögel dieser Art bei uns gesehen werden, mag das Beispiel beweisen, dass unser Präparateur Schmidt im Zeitraum von 25 Jahren unter etlichen Hun¬ derten von geschossenen Kukuken, ausser dem jetzt erhaltenen, nur zwei roth¬ braune bekam. Das hier erwähnte Exemplar war ein Weibchen. 3. Am 22. Mai d. J. wurde morgens in der Frühe am Main ein prächtiges Männchen vom schwarzbäu eiligen oder sog. Schweizer Kiebitz (Sqiiatarola Helvetica L., Vanellus melanogaster JBechst. u. Meyer) im Hochzeitkleide geschossen. Dieser Vogel, welcher die Seeküsten der nördlichen Länder Europa’s, Asiens und Amerika’s bewohnt, kommt alljährlich als Zugvogel im September und October in kleinen Flügen in Gesellschaft des Goldregenpfeifers und anderer Regenpfeiferarten zu uns und erscheint dann auf Lohden, Brachfeldern, nassen Wiesen, an Fluss- und Seeufern. Dagegen ist er in Holland auf den Inseln gemein. Im Hochzeitkleide, d. h. im Frühling, wurde er, soviel mir wenigstens bekannt ist, hier nur einmal erhalten, und zwar schoss einen solchen der verstorbene Heinrich Köhler von Hanau im Mai 1815 am Main bei Hainstadt. Der schwarzbäuchige Kiebitz erinnert sehr an den Goldregenpfeifer und ist dadurch interessant, dass er ein Verbindungsglied zwischen den Regenpfeifern (Characlrius) und Kiebitzen (Vanellus) bildet, von welchen ersteren er sich durch eine ganz kurze Hinterzehe und seine kurze Nasengrube unterscheidet; bei den Kie¬ bitzen ist dagegen die Hinterzehe etwas länger und die Nasengrube nimmt zwei 302 Drittel des Schnabels ein. Cu vier stellte ihn deshalb ganz richtig zuerst als Yanneau-Pluvier zwischen die Regenpfeifer und Kiebitze. Im Uebrigen hat er mehr die Gewohnheiten und die Lebensweise der Regenpfeifer, mit welchen sich derselbe auch gewöhnlich in Gesellschaft hält. 4. Am 28. Mai wurde zwei Stunden von hier beim Patershäuser Hof ein schönes Männchen vom Birkheher ( Coracias garrula L) von Herrn Baron v. Harnier geschossen. Der Birkheher ist in unserer Gegend überall sehr selten, was am besten dadurch bewiesen wird, dass das letzte Exemplar am 29. Mai 1843 zwei Stunden von hier geschossen wurde. Nach Angabe meines verehrten Freundes, Herrn C. Jäger in Bischofsheim, soll dieser Vogel in der Nähe von Babenhausen noch vor einigen Jahren nicht so ganz selten gewesen sein, ja einzelne Paare sollen in Birkenschlägen zwischen Sickenhofen und Eppertshausen sogar gebrütet haben ; hier ist indessen mir nie etwas Näheres davon bekannt geworden. 5. Ein interessantes Einwandern aus dem Südosten Europa’s nach Südwesten ist das des Z wergrohr dommels (Ardea minuta L., Botaurus minutus Boje), welcher noch vor zwei Jahren in hiesiger Gegend als Zugvogel vom Mai bis October ziemlich selten, jedoch auch nistend, z. B. auf den Fischteichen bei Hanau, im Ried bei Enkheim, angetroffen wurde. In diesem Jahre ist er aber sehr häufig, so dass vom 22. Mai an bis jetzt hier allein etliche zwanzig Stück geschossen wurden. Am 11. Juni d. J. wurde auf der rechten Mainseite oberhalb der Schwimm¬ anstalt in den Weiden dicht am Mainufer zwischen zwei Wehren ein Nest mit einem Ei aufgefunden, das Nest aber leider einige Tage darauf durch das Schiffseil eines Leinreiters sammt zweien weiteren darin befindlichen Eiern herabgerissen. Das Nest hatte in Mannshöhe in der Gabel einer Haselstaude gestanden. Es war über tellergross, beinahe flach kreisförmig, aus trockenen, quer über- und durcheinander gelegten, kleinfingerdicken Rohrstengeln gebaut. Im Napfe desselben befanden sich nur einige trockene Schilfblätter. Das ziemlich runde fast taubenei¬ grosse Ei war weissblaugrau. Die Brutvögel waren vorher öfter in der Nähe des Nestes im Schilfrohr gesehen worden und man konnte sich hier von der grossen Gewandtheit dieser kleinen Rohrdommeln im Auf- und Absteigen an den Rohr¬ stengeln überzeugen. Ueberhaupt gleicht dieser Vogel in seinem Benehmen und seiner Lebensweise sehr der grossen Rohrdommel, nur dass seine Nahrung mehr in Wasserinsekten besteht. Seine schauerliche eigenthümliche Stimme, welche derselbe Abends und Nachts ertönen lässt, und die wie das dumpfe, kurz abgebrochene Angstgebell eines Hundes lautet, erinnert an das Brüllen der grossen Rohrdommel, nur dass es, der geringeren Grösse des Vogels angemessen, verhältnissmässig viel schwächer ist und nicht so weit gehört werden kann. Durch diese Beobachtung wird die Meinung mancher Schriftsteller widerlegt, welche die Zwergrohrdommel stumm sein lassen. Sein Flug ist eigenthümlich, mit eingezogenem Halse, geradeaus stehendem Schnabel und wagerechter Haltung des Körpers , wobei die Fiisse senkrecht herabhängen und die Flügel kurz und schnell auf- und abgeschlagen werden. Wie es scheint, wird dieser Zugvogel sich immermehr bei uns einbürgern und in Zukunft in hiesiger Gegend immer weniger zu den Seltenheiten gehören. 303 Miscellen. Zoologischer Garten in Pest h. Das Comite des im Entstehen begriffenen zoologischen Gartens hat den in Amerika lebenden Zoologen Johann Xantus eingeladen, die Directorstelle an dem neuen Institute anzunehmen. Herr Xantus gab hierauf, wie wir dem im P. Naplo mitgetheilten, aus Peru, 15. April, datirten Briefe entnehmen, eine abschlägige Antwort und sagt darin unter Anderem: „Jeder Unbefangene kann wissen, dass nirgends in der Welt, auf einem gleich grossen Gebiet, so viel Neid, Verdächtigung, Schmähsucht und Verläumdung aufgehäuft ist, als in unserem Vaterlande. Ich habe, wie bekannt ist, die Idee des Thier¬ gartens und die Bildung des Vereins angeregt und in der constituirenden Versamm¬ lung präsidirt. Wenn ich also die Directorstelle annehmen würde, die mit Bezahlung und materiellem Interesse verbunden ist, so würden sehr natürlich Viele glauben, dass ich den Thiergarten für mich und aus eigenem Interesse beantragt habe.*‘ Herr Xantus, der demnächst in sein Vaterland zurückkehrt, verspricht hierauf, dem neuen Institute alle die Dienste zu leisten, die er demselben unent¬ geltlich leisten kann. Wanderer, 14. Juni 1864. Eine Affenfütterung im Freien. Wir kamen durch ein Dorf, dem sich ein kleiner, rings von angebauten Gegenden umgebener Wald anschliesst. Es scheint ein übriggebliebenes , absichtlich geschontes Stückchen eines grossem Waldes zu sein, den die Cultur vernichtete. Besonders Feigenbäume sind es, die sich hoch empor wölben und deren Zweige mit Rotangarten durchschlungen sind. Man führte uns auf ein kleines, rundes Plätzchen im Walde, wo man einige Stühle für uns niedergesetzt hatte. Hier wurde auf ein grosses Stück Bambusrohr ge¬ schlagen, was einen hohlen Ton hervorbrachte. Die Javanen sagten uns, das sei die Trommel für die Affen. Kaum war die Trommel geschlagen, als es auf ein¬ mal im Walde anfing zu rauschen und von allen Seiten her mehr als Hunderte grauer Affen herbei gesprungen kamen. Gross und klein, alte bärtige Väter, flinke Junge und Mütterchen mit dem an ihrem Leibe angeklammerten Säuglinge, — alle kamen aus dem Baumdickicht herab auf das Plätzchen, wo sie sich an unsere Gegenwart wenig kehrten, sondern wie alte Bekannte um uns herumsprangen. Sie waren so wenig scheu, dass sie Reis und Pisang (Geschenke, die wir für sie mitgebracht hatten) aus unsern Händen nahmen. Zwei sehr schöne und grosse männliche Individuen zeichneten sich durch ihr dreistes Betragen besonders aus; sie öffneten ohne weitere Umstände die Körbe, welche sich in den Händen der Javanen befanden, und nahmen dasjenige heraus, was ihnen am besten gefiel. Wie Cavaliere stolzirten sie zwischen den andern Affen umher, die einen hohen Grad von Respect vor ihnen zu erkennen gaben. Freilich war ihre Art, sich in Respect zu setzen, auch etwas handgreiflich. Wurde ihnen das Gedränge um sie herum zu gross, so packten sie einige ihrer Kameraden mit den Händen, andere mit den Zähnen , so dass die übrigen unter Angstgeschrei und mit solcher Be¬ stürzung zur Seite flohen, dass sie erst von den Zweigen der Bäume aus zurück zu sehen wagten und sich dem Reis erst dann wieder näherten, wenn die grossen Herren sich gesättigt zurückgezogen hatten. Sich selbst jedoch wichen diese bei¬ den Despoten, welche ihre Unterthanen durch Furcht im Respect zu erhalten schienen, sehr sorgfältig aus. 304 Als wir uns entfernten , zerstreuten sich die Affen wieder im Walde. Die Javanen tragen ihnen öfters, um sich an ihren Sprüngen zu ergötzen, Futter zu; dies würde vielleicht doch nicht geschehen, wenn hei den Javanen nicht alle alte Gebräuche, deren Ursprung sie öfters selbst nicht mehr anzugeben wissen, ge¬ heiligt wären. F. Junghuhn, Reisen auf Java. S. 231. Aus dem Geschlechtsleben der Hauskatze. Die Katze des Pedells im hiesigen Johanneum warf im Mai 1863 Junge, von welchen ihr nur eines gelassen wurde. Im August kam ein zweiter Wurf, den man ihr wegnahm. Diesen Ver¬ lust suchte sich die beraubte Mutter dadurch zu ersetzen, dass sie ihr Maikind wieder säugte. Zwischen Beiden bestand das zärtlichste Verhältniss bis in den März 1864, wo die junge Katze zwei Nächte und einen Tag aus dem Hause ver¬ schwunden war und darauf beschmutzt und zerzaust wieder heimkehrte. Sobald die Mutter ihre untreu gewordene Tochter erblickte, fiel sie ergrimmt über dieselbe her und die alte Freundschaft war vorbei. Sonst lagen sie Beide zusammen auf einem Stuhl beim Ofen; jetzt trieb die Alte ihre Tochter weg, um allein darauf zu ruhen. Erhielten sie Futter, so fing die junge Katze ohne Weiteres an zu fressen, während die alte erst dann etwas nahm, wenn sich jene entfernt hatte. Auffallend war es, wie sich nach der Störung der Freundschaft die junge Katze an die Leute im Hause anschloss, um die sie sich früher gar nicht bekümmert hatte. Dieses Verhältniss hatte so 4 bis 5 Wochen gedauert, als sich die Alte eines Morgens ihrer Tochter näherte und sie beroch. Diese sprang ängstlich bei¬ seite, wurde jedoch, da man diese Veränderung aufmerksam beachtet hatte, herbei¬ geholt und neben ihre Mutter gesetzt. Diese beroch sie wieder und fing dann an, sie zu putzen. Das Misstrauen der Tochter schwand nach und nach und die alte Anhänglichkeit kehrte bis zu dem Grade wieder, dass sie wie vorher an ihrer Mutter sog, bis sie selbst Mutter wurde. Sie warf 5 Junge, wovon drei wegge¬ nommen wurden. Die zwei übrigen lagen mit der Mutter und Grossmutter zu¬ sammen in einem Neste und sogen bald an dieser, bald an jener, ja ich habe gesehen, dass die junge Mutter an der Alten sog, während sie gleichzeitig ihre Jungen säugte. Dr. Möbius in Hamburg. Unvollständiger Albinismus bei Kaninchen. Die in Nr. 7 dieser Zeit¬ schrift mitgetheilten Bemerkungen über Albinos veranlassen mich auf eine ganz beson¬ dere Art solcher Thiere aufmerksam zu machen. Es sind dies die unter der Bezeich¬ nung „russische Kaninchen“ bekannten Lapins. Sie sind weiss mit rothen Augen, dagegen Nase, Schwanz und Füsse braunschwarz. Diese Zeichnung ist für die Race charakteristisch, doch werden die Thiere keineswegs mit derselben geboren, sondern kommen als vollständige Kakerlaken, ganz weiss zur Welt und erst wenn sie einige Wochen alt sind, beginnen an den betreffenden Stellen graue Haare zu sprossen. Ganz allmälig werden nun die weissen Haare durch dunkle ersetzt und nach 3 — 4 Monaten haben die Thiere die Zeichnung der Alten. Schmidt. Zur Haltung der Rehe. Bei einem Ausfluge nach Rheinhessen im Monat Mai d. J. hatte der Herausgeber Gelegenheit, hei Herrn Gutsbesitzer Grode in Gabsheim ein Rehpaar zu sehen, welches derselbe seit längerer Zeit auf seinem Hofe gehalten hat, und darüber von demselben folgendes Nähere zu erfahren, was bei den ungünstigen Nachrichten, welche von verschiedenen Seiten über die Haltung der Rehe in dieser Zeitschrift laut geworden sind, nicht unwillkommen sein wird. Das weibliche Reh hat Herr G. als einjähriges Thier erhalten und über sechs Jahre in seinem Hofe beobachtet. Es lief frei umher und frass nach Art der Ziegen hier und da von jeder Art Stroh und Frucht, besonders gern Hafer, Laub von Aepfel-, Birn- und Kernobstbäumen und namentlich auch deren Rinden und junge Sprossen; dagegen verschmähte es gewöhnliches Wiesengras, wovon es sich nur die aromatischen, scharfen und harten Kräuter, namentlich auch Erd¬ beeren, heraussuchte. Man konnte es daher auch ohne Furcht grossen Schadens in Gärten und Wiesen umhergehen lassen. Seine liebste Nahrung war frisch ge¬ molkene Milch, Käse wurde verschmäht. Salz und etwas Tabak konnten als Ge¬ würze angesehen werden, die es zu Zeiten sehr liebte. Ersteres musste jedoch auf eine Lehmbank aufgestreut werden, von der es das Thier ableckte, was übrigens nicht täglich, sondern nur dann und wann und dann mit grossem Heiss¬ hunger geschah. Ausserdem frass es auch trockene Kartoffeln und Kartoffelschalen, Rüben (jedoch keine sogenannte Weissrüben), Küchenabfälle aller Art und Brod. Zucker mochte es nicht. Im Allgemeinen liebten die Thiere viel Abwechslung in der Nahrung, die sich auch ihrer Gesundheit zuträglich erwies. Anhaltender Genuss saftigen Futters war besonders schädlich, da er Durchfall bewirkte, der nur durch frische Milch und Esparsetkleeheu gestillt werden konnte. Speisereste, besonders von starkgesalzenen Speisen, überhaupt pikante Sachen machten dagegen keine Beschwerden. Das Lager muss sehr weich und trocken und gegen Zug und Kälte ge¬ schützt sein, welche letztere alsbald eine Art Gelenksteifigkeit erzeugte. Nachts bedarf das Thier einer Wildbahn, wahrscheinlich um sich durch Bewegung gegen die ihm so unerträgliche Kälte zu schützen. Diese Bahn muss weich und im Winter bedeckt sein. Auf rauhem und gepflastertem Boden laufen sie sich leicht die Klauen stumpf, die sonst vollkommen scharf bleiben. Sonst halten sie sich je nach der Witterung im Kuhstalle oder im Freien auf, treiben sich auf dem Hofe herum und üben sich, wenn sie unbeachtet sind, stundenlang in den kühnsten Sätzen. Zuweilen entwichen sie aus dem Hofe in’s Feld, wurden aber stets wieder gebracht und verliessen den Hof durchaus nicht bei allen Gelegenheiten. Seit zAvei Jahren besitzt Herr G. auch einen Bock, den er ganz jung erhielt und mit der Saugflasche aufzog, was sich auch bei manchen in zoologischen Gärten erzogenen Thieren vortheilhaft erwiesen hat. Nachdem der Bock jährig geworden war, musste er von der Geis getrennt gehalten werden, bis sich im vorigen Jahr bei der letzteren die Brunsterscheinungen durch unruhiges Hin- und Herlaufen, sowie durch die Stimme zu erkennen gaben. Dies geschah zuerst am 10. August 1863, wo, sowie 8 Tage später, die Begattung beobachtet wurde. Am 1. November fand wieder eine Begattung statt und am 4. Mai d. J. wurde ein Junges geboren, das jedoch alsbald starb. Das Mutterthier, welches durch diese erste Geburt sehr gelitten zu haben schien, wurde bald sehr schwach und war zu der Zeit, wo wir es sahen, sehr abgemagert, wiewohl ohne auffallendes Localleiden und dabei sehr zutraulich und harmlos. Sehr merkwürdig war der Zustand seiner Be¬ haarung; es hatte sich nämlich sein ganzes Haar, so weit es mit der Schnauze reichen konnte, d. h. bis in die Schultergegend, in der Art abgezupft, dass nur noch kurze Stoppeln zu sehen waren, während Kopf und Hals noch das lange graue Winterhaar zeigten. Der Bock hatte zu dieser Zeit ebenfalls noch sein 21 306 fleckiges Winterkleid, doch zeigten sich bereits die kurzen braunen Sommer- haare. Ein besonderes Unterhaar (Flaum) war bei keinem von Beiden wahr¬ zunehmen. Der Bock war sehr lebhaft und bösartig, verfolgte die eintretenden Personen, besonders Kinder, und misshandelte die Geis, sowie er derselben ansichtig wurde. Dabei war er sehr geil und nach den gemachten Erfahrungen scheint es, dass sich Symptome der letzteren Art zu jeder Jahreszeit zeigen können. Zwei Monate später verendete leider die Geis, nachdem sie durch den Bock vorher arg misshandelt worden war. Bei demselben Herrn sahen wir einen ausgezeichnet schönen Stand selbst¬ gezogener Rinder, schweizer Race von constanter Färbung, auf welche wir dem¬ nächst näher eingehen werden. B. Vor kommen seltener Vögel. Wiederum sind in Norddeutschland zwei seltene Vögel geschossen: Ardea comata und Circaiitos gallicus.*) Ersterer ist ein altes Männchen und wurde bei Stade an der Elbe erlegt und zwar Ende Juni. Ungefähr um dieselbe Zeit schoss ein Jäger bei Eidenstedt in Holstein den Schlangenadler, der sich, wie auch der Rallenreiher, im Besitz des Wein¬ händlers Martens in Hamburg befindet. Von einem glaubwürdigen Manne ist mir versichert worden, dass auf seinem Hause ein Bachstelzen-Paar gebrütet habe, von dem die eine ganz schwarz von Farbe gewesen sei. Da ihm dies bei der andern nicht aufgefallen ist, kann wohl an Motcicilla lugubris nicht gedacht werden und es ist wohl einfach eine Varietät gewesen. Es ist ferner, soviel ich weiss, noch in keinem zoologischen Journal auf das immerhin erwähnenswerthe Factum hingewiesen worden, dass am 19. April 1863 auf der Elbe ein Pelecanus onocrotalus erlegt wurde. Es ist dies bereits das zweite Mal, dass der seltene Gast sich in Schleswig-Holstein gezeigt hat, da er nach den „Provinzialberichten für Schleswig und Holstein“ Jahrgang 1798, Heft 1, einmal bei Friedrichsstadt erlegt wurde. Der Vogel hatte sich, wie mir die Fischer erzählten, schon mehrere Tage in der Nähe von Blankenese bei Finkenwänden auf einer Elbinsel gezeigt, als der Zimmermann Wübh auf die Jagd fuhr und den ziemlich lebenszähen Vogel durch mehrere Schüsse erlegte. Der Vogel, welcher hTs Altonaer Museum kam, wog 18 Pfund, klafterte 10 Fuss 2 Zoll, seine Länge betrug von der Schnäbelspitze bis zum Schwanz .» Fuss 2 Zoll, der Durchmesser des Körpers 10 Zoll und die Schnabellänge 21 Zoll. Es lag nun die Vermuthung nahe, dass derselbe aus dem zoologischen Garten in Hamburg entflogen sei, doch ist dies, wie ich aus zuverlässiger Quelle weiss, nicht der Fall. Wenn derPelekan nun auch aus einem fernen Garten oder einer Menagerie entkommen ist, so bleibt es immerhin merkwürdig, dass derselbe, ohne auf seiner Reise durch Nahrungs¬ mangel oder Nachstellungen aufgehalten zu sein, dieselbe bis hierher hat fortsetzen können. R. v. Willemoes-Suhm in Altona. *) Ein Exemplar dieses seltenen Adlers wurde nach der Oesterr. const. Ztg. (19. April 1864) in diesem Jahre auch auf der Domäne Pürglitz im Kaurzimer Revier erlegt und ist in Prag zu sehen. Lebende Exemplare befinden sieh gegen¬ wärtig in den zoologischen Gärten zu Cüln und Amsterdam. B. 307 Anhänglichkeit einer Gans. Das „ Journal de Charleroi“ ver¬ bürgt die Authenticität der folgenden kleinen Geschichte. Ein Pächter in der Nähe von Lüttich widmete einer auf seinem Hühnerhofe befindlichen grossen Gans besondere Aufmerksamkeit und brachte ihr täglich selbst das für sie be¬ stimmte Futter, ein Act, der von dem Thiere regelmässig mit Flügelschlägen und Freudengeschnatter hegrüsst wurde. Plötzlich erkrankte der Pächter und starb. Die arme Gans, die den Herrn, der sie immer gefüttert und gestreichelt hatte, schmerzlich vermisste, verschanzte sich auf einem Düngerhaufen, verschmähte jede Nahrung und starb nach zwei Tagen den Hungertod. S. Verein für Geflügelzucht in Braunschweig. Derselbe zählt bereits 90 Mitglieder und hat sich die Hebung der Geflügelzucht durch Veredelung des Geflügels und Verbreitung ausgezeichneter Zuchtthiere zur Aufgabe gemacht. Die¬ ser Zweck soll 1. durch jährlich wiederkehrende Ausstellungen mit Preisvertheilung, 2. durch Nachweis der Quellen von Bruteiern, 3. durch Versammlungen und Besprechungen, 4. durch Ausstellungsberichte und sonstige Mittheilungen erreicht werden. Der jährliche Beitrag beträgt 2 Thaler. Auch Auswärtige können auf An¬ meldung beim Vorstände und Zahlung des jährlichen Beitrages Mitglieder werden und erlangen dadurch das Recht : 1. der Theilnalime an den Versammlungen; 2. des unentgeldlichen Zutrittes zu den Ausstellungen; 3. der Theilnalime an den Verloosungen ; 4. des Empfanges der Berichte und Mittheilungen ; 5. der Angabe der Quellen für Bruteier und Geflügelracen. Im Uebrigen verweisen wir auf die gedruckten Statuten, welche vom Vorstande des Vereins zu beziehen sind. ß* Die Brehm’sche Vogelsammlung. Der vor Kurzem verstorbene Christ. Ludw. Brehm hat eine höchst interessante Vogelsammlung hinterlassen, welche nicht nur an Stückzahl sehr reich, sondern auch dadurch eigenthümlich ist, dass sie einen und denselben Vogel in den verschiedenen Kleidern des Geschlechtes, Alters und der Heimat bietet. Diese „Suiten“ machen es dem Forscher erst möglich, über Grund oder Ungrund einer aufgestellten Subspecies klar zu werden. Unter den circa 6000 Stück, welche die Sammlung bietet, findet man gegen 500 Geieradler ( Gypcietos barbatus) , gegen 1000 Singvögel etc. Der Sohn des Verewigten, Dr. Alfred Brehm, welcher acht Jahre selbst gesammelt, sandte seinem Vater von Afrika aus 485 Adler Einer Art. Es wäre wünsclienswerth, wenn diese einzige Sammlung ungetrennt einer deutschen Hochschule erhalten bliebe. Deutsche Allg. Z4g. 30. Juli 1864 21* 308 Literatur. C. Kolb, Grosser Atlas der Naturgeschichte. Ein Anschauungsunterricht für Schule und Haus. Das Thierreich in 80 colorirten Tafeln mit 40 Bogen Text und zahlreichen Holzschnitten. Verlag von Krais und Hoffmann in Stuttgart. 1860 — 1863. Fol. Nicht blos die Lehre, auch die Lehrmethode hat, seit wir Lebenden zur Schule gingen, erstaunliche Fortschritte gemacht. Bis zu den dreissiger Jahren hin, wo Oken seine „allgemeine Naturgeschichte für alle Stände“ schrieb, schöpfte der Gebildete und der Lehrer bei uns seine naturgeschichtliche Belehrung aus Reisebeschreibungen und Fachwerken, unter welchen das Buffon’sche, ein aus¬ ländisches, unbestritten die höchste Stelle einnahm. Was in den Schulen darüber gelehrt wurde, war kaum der Rede werth, und die Zoologie der Universitäten glänzte, wo sie sich nicht in trockenem Schematismus verlor, oft durch einen wissen¬ schaftlichen Anecdotenkram, dessen sich heute kein Elementarlehrer bedienen würde. Kein Wunder, wenn die grosse Masse der Nichtgelehrten, von den Nichtgebildeten, die sich an Raff’s Naturgeschichte hielten, nicht zu reden, darin so völlig un¬ wissend blieben, dass einzelne strebsame Liebhaber, welche Vögel-, Käfer-, Eier- und Mineraliensammlungen anlegten, ungefähr den gleichen Standpunkt im Kreise ihrer Mitbürger einnahmen, wie begabte Dilettanten in der Malerei, Poesie oder Musik, deren jede grössere Stadt einen oder einige aufzuweisen pflegt. Man war stolz darauf, solche Leute zu haben . aber sehr Wenige wussten von ihren Be¬ strebungen mehr zu sagen, als dass sie sehr elirenwerth seien und dass namhafte Gelehrte sie auf ihrer Durchreise zu besuchen pflegten. Das grosse Verdienst dieser Sammler und Begründer öffentlicher Sammlungen konnte erst einer Generation klar werden, die selbst durch Unterricht und An¬ schauung zur Beobachtung und Beurtheilung der Naturerscheinungen vorbereitet war, und wir müssen gestehen, dass erst das jetzt herangewachsene Geschlecht in diesem Bewusstsein gross geworden ist, wie die allenthalben rege Theilnahme für naturwissenschaftliche Belehrung beweist. Je mehr aber die Einsicht und das Bedürfniss des Unterrichts in diesen Ge¬ bieten zunehmen, desto grösser und strenger müssen auch die Anforderungen sein, welche an die Lehrmittel zu machen sind. Lehrbücher und Bilderwerke müssen dem Standpunkte angemessen sein, welchen die Wissenschaft sowohl als die all¬ gemeine Bildung erreicht haben, und wir legen dabei auf gute und zweckdienliche Abbildungen ein um so grösseres Gewicht, als eben nicht jede Schule eine aus¬ reichende Naturaliensammlung besitzt, — ein Ziel, welches wir nebenbei gesagt, in allem Ernste im Auge haben, denn man braucht in solchen Dingen nur auzu- fangen ; die Zeit ersetzt, was den Mitteln abgeht! Unser Raum reicht nicht aus, eine vollständige Beurtheilung des angezeigten Werkes zu liefern, das bis zur 11. Lieferung gediehen ist und ohne Zweifel seinen Weg bereits gemacht hat. Weil es aber allem Anscheine nach von einem Schul¬ manne ausgeht, und seiner eigenthümlichen technischen Einrichtung wegen, können wir nicht umhin, einige prineipielle Punkte hervorzuheben, die uns eine nähere Besprechung zu verdienen scheinen. 309 Der vorliegende Atlas bestellt aus Folioblättern, auf welchen in landschaftlicher Umgebung eine möglichst grosse Anzahl von Thieren in malerischer Gruppirung zusammengestellt ist. Alles, Thiere, Pflanzen, Landschaft und Scenerie ist brillant colorirt und der Eindruck muss für den Anfänger und namentlich für das jugend¬ liche Alter sehr einnehmend sein, für welches der Anblick einer wohlgeordneten Sammlung oder eines systematischen Bilderwerkes immer etwas Monotones und Abschreckendes hat und durch die Menge der unverbundenen Einzelheiten . deren Unterschiede der Anfänger nicht sogleich auft'asst. erdrückend wirkt. Eine durch einen geeigneten Rahmen verbundene Gruppe verwandter, aber hinreichend unter¬ schiedener Gegenstände dagegen prägt sich leicht als Gesammtbild ein, mit dessen unverrückbaren Einzelheiten die wiederholte Betrachtung nach und nach ebenso vertraut wird, wie mit einem Gemälde oder einer Gegend, die man täglich vor Augen hat. Ist es doch eine unleugbare Wahrheit, dass richtige Begriffe und Vor¬ stellungen von den Aussendingen sich nur durch stete Vergleichung derselben ent¬ wickeln können und dass ohne die fortgesetzte Anschauung und Vergleichung jeder naturwissenschaftliche Unterricht bald zu dem früheren todten Gedächtnisswerke herabsinken würde ! In soweit billigen wir vollkommen die hier gewählte Darstellung und glauben, dass dieses Werk dem Elementarunterricht sehr förderlich sein wird. Wir be¬ greifen auch , dass auf den einzelnen Tafeln keine streng systematische Anordnung befolgt wird, denn der Unterricht kann nicht mit der Unterscheidung sehr nahe verwandter Formen beginnen. Minder gerechtfertigt scheint es uns aber, wenn der Verfasser oder der in seinem Auftrag handelnde Zeichner auch andere wissen¬ schaftliche Rücksichten bei Seite setzt, wenn sie dem nächsten praktischen Zwecke zu widersprechen scheinen, wenn er z. B. auf die Perspective sowohl als auf absolute Grössenverhältnisse nicht die gebührende Rücksicht nimmt. Ein Kiebitz, der noch dazu in der Entfernung steht, hat ein Dritttheil der Grösse des im Vordergrund stehenden Strausses; der Eisbär vornen ist kleiner,, als der Löwe hinter ihm, das Walross desgleichen u. a. m. Grosse Schwierigkeiten bieten ferner bei der gewählten Methode der Darstellung die Fische, die alle flach auf dem Wasser obenauf zu schwimmen scheinen, in Wirklichkeit aber ganz richtig in der Seitenansicht gezeichnet sind. Wenn auch das Kind und selbst mancher gebildete Laie dies vielleicht übersieht, so dürfte es doch auch unter An¬ fängern solche geben, welche einsehen, dass ein Walfisch kein Wasser spritzen kann, wenn er mit geöffnetem Rachen obenauf schwimmt. An die Richtigkeit der einzelnen Thierbilder wollen wir keine übertriebene Ansprüche machen, denn wir wissen nur zu gut, wie viel selbst rein wissenschaft¬ liche Werke in dieser Beziehung noch zu wünschen lassen. Dem Strausse mit dem Hühnerschnabel, dem Löwen mit der Pferdemähne, dem kurzbeinigen Rennthiere, dem langscliwänzigen Luchse u. a. sind wir auch schon anderwärts und nicht blos auf gewöhnlichen Bilderbogen begegnet. Am besten und wirklich prächtig nehmen sich die Käfer und Schmetterlinge aus, deren starre Formen und lebhafte Farben überhaupt für den Zeichner dankbarer sind, obgleich sich die ausgespannten Flügel der Schmetterlinge auch nicht recht zu der lebepvollen Umgebung fügen wollen. Die in den Text gedruckten Holzschnitte sind im Ganzen richtig gezeichnet, in der Ausführung aber weniger gelungen. Am deutlichsten tritt dies bei den ana¬ tomischen Figuren hervor, auf die wir jedoch aus dem angegebenen Grunde nicht weiter eingehen wollen. 310 Alles zusammengefasst, kommen wir immer wieder auf unsere durch eigene langjährige Erfahrung erworbene Ueberzeugung zurück , dass alle Bearbeitungen des Lehrstoffes in usum Delphini dem naturwissenschaftlichen Unterrichte nicht förderlich sind. Nichts wirkt überzeugender als die einfache Thatsache, ohne kunstvolle Zubereitung und Auschmückung, Nichts nachhaltiger als das natur¬ getreue Bild. Die wissenschaftlichen Hand- und Lehrbücher selbst sollten daher für jeden Gebildeten brauchbar und verständlich sein, wenn auch der Lehrer im einzelnen Fall sich den Stoff für seinen Zweck zurecht legen mag, und wer es weiss, wie fest und unwiderruflich sich die Bilder in früherer Jugend einprägen, der wird uns Recht geben, wenn wir auch für den Ungebildeten und für das Kind nur die besten Vorbilder verlangen ! JARDIN ROYAL DE ZOOLOGIE, D’HORTICULTURE ET D’AGREMENT A BRUXELLES. ANIMAUX ACTUELLEMENT DISPONIBLES. Mammiferes. Panthere des Indes (Felis pardus), m. de 6 ans . fr. 900 Loup ordinaire (Lupus communis ), jeunes, la paire . ,, 50 Ours brun (Ursus arctos), m. de 7 ans, tres fort . „ 450 — jongleur (Ursus labialus), m. de 5 ans . „ 700 — de Syrie (Ursus syriacus), m. de 3 ans . „ 800 Mouflon ä manchettes (Ovis tragelaphus) , 2 m. jeunes, la piece .... „ 450 Cochon ä masque (Sus pliciceps ), jeunes, la paire . „ 50 Ecureuil petit-gris ( Sciurus cinereus ), la couple . ,, 100 Kanguroo rat (Macropus murinus), m . „ 50 Oiseaux. Milan royal (Milvus regalis), la paire . „ 50 Buse ordinaire (Buteo vulgaris), id . „ 40 Aigle royal (Aquila fulva), la piece . »120 Cacatoe ä nez (Licmetis nasicus), la piece . ,, 200 gr. ä huppe jaune ( Cacatua galerita), la piece . „ 75 petit dito ( — sulphurea), id . ,, 40 — Leadbeater ( — Leadbeateri ), la paire . »175 — ä yeux bleus ( — JJucorpsis), la piece . „ 150 ä huppe blanche ( — cristata), id . „ 50 Perruche Callopsitte (Nymphicus Nov. Holland ), la paire . ,, 40 du Senegal (Pococephalus senegalensis), id. . „ 30 ondulee (Melopsiltacus undulatus), id. . „ 35 Merle metallique (Lamprocolius metallicus), la piece . „ 100 Pie grieche (Lantus excubitor), la paire . „ 12 Huppe d’Europe ( Upupa epops), id . „ 12 Dindon var. bleue ardoisee, jeunes, la paire . ,, 50 Perdrix Ganga ( P erdix petrosa), la paire . ,, 35 311 Colin de Californie ( Lophortyx californianus), la paire . fr. Faisan dore ( Thaumalea picta ), la paire . „ argente (Nycthenierus argentatus), la paire . . „ de Finde (Phasianus torquatus), pur id . „ ordinaire ( — colchicus,) id . „ melanote (Gallophasis melanotus ), de 2 ans, la paire . „ ä huppe blanche (Gallophasis albocristatus) , de 2 ans, la paire „ — blanc (Pli. colcliicus var. albus), 1 male . „ Grue couronnee (Grus pavonina), la couple . „ Poule sultane (Porphyrio smaragclina), la paire . „ Cygne ordinaire (Cygnus olor), de 2 ans, la paire . „ dito dito de 4 ans, id. . . . . „ Cygne noir (Cygnus atratus), de 3 ans, id. . „ Oie de Gambie (Plectropterus ganibensis) , de 3 ans. la paire . . . ’ . „ — Bernache (Bernicla leucopsis), la paire . . . „ — Cravaut ( — torquata) id . „ Cigogne blanche (Ciconia alba), id . „ Spatule blanche (Platalea leucorodia), id . „ Canard Tadorne (Tadorna vulpanser), id . „ Mandarin (Aix galericulata ), de 2 ans, la paire . . „ de la Caroline (Aix sponsa), id., id . „ Aylesbury (Canard de Rouen blanc) la paire . „ 40 50 50 75 30 150 250 50 550 140 60 100 450 165 35 20 25 20 30 150 60 16 LIVRABLE EN SEPTEMBRE. (Jeunes de l’nnuee.) Euplocome melanote, la paire . 3 paires . — ä huppe blanche, la paire . — — 2 paires . — 3 id . de Cuvier (Horsfieldii), la paire . — — — 2 paires . — — — 3 id . Faisan versicolor du Japon, la paire . — 2 paires . — — 3 id . isabelle, la paire . 2 paires . — dore, la paire . — 2 paires . — —3 id . — argente, la paire . 2 paires . 3 id . Colin de Californie, la paire . 2 paires . plus de 2 paires, la paire . 55 » 5) ?) if » 15 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 80 210 140 260 360 140 260 360 200 380 540 50 90 40 70 90 40 70 90 25 45 20 312 Greve-Coeur . Flechoises . Houdans . Dorking . Brahma pootrn . Hollandais bleus ä lmppe blanche — noirs id. Negresses du Japon .... Tete de Corneille noir . . . — coucou . . Poules-Faisanes. . Epagnols ou Andalous . . . Poules. 1 c. et 2 p. 1 id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. id. fr. 45 5) 45 11 36 11 60 11 45 11 45 11 45 11 24 11 36 11 45 11 75 11 30 sur les prix cötes ci-dessus. Bruxelles, le 1er Juillet 1864. Le Direeteur de la partie zoologique, N. Funck. Verkäufliche Thiere. Ein männlicher afrikanischer Strauss (Struthio camefas) • • fl. 350 Ein männl. Mouflon (Ovis musimon), 4 Monate alt ... 70 Mehrere männl. Gazellen (Antilope dorcas) . Das Stück 1 1 70 Junge Maskenschweine . ii ii 5 Canadische Gänse (Cyqnopsis canadensis) . Das Paar ii 40 Sich zu wenden an Die Direction des zoologischen Gartens in Frankfurt a. M. Eingegangene Beiträge. F. in M. — H. in P. — M. in B. — M. in O. — S. in F. — S. in W. — W. in A. Herrn J. in O.: Ihre Zusendungen haben wir erhalten und aus dem Grunde noch nicht benützt, weil uns von Ihrer Hand eine ausführlichere Mittheilung über Ihre Entdeckung, um die wir Sie ersuchen, erwünscht wäre. Herrn J. in W. : In Bezug auf die in der letzten Nummer enthaltene Notiz, die Um¬ gestaltung und Verlegung des zoologischen Gartens in Wien betretlend, sind uns von ver¬ schiedenen Seiten Mittheilungen zugekommen, welche zwar sämmtlich eine andere Auffas¬ sungsweise zu erkennen geben, hinsichtlich der Geschichte des Gartens aber, die eigentlich allein für uns und das grössere Publikum Interesse hat, noch Manches im Unklaren lassen. Soviel scheint jedoch daraus hervorzugehen, dass die Hauptschwierigkeiten, mit welchen der Garten zu kämpfen hatte, nun glücklich überwunden sind. Wir nehmen hieran den aufrich¬ tigsten Antheil und werden mit Vergnügen einer sachgemässen Darstellung Raum geben, aus welcher wir diese Ueberzeugung gewinnen können. Rein persönliche Angelegenheiten dagegen werden uns immer fremd bleiben. Die Red. des „Zool. Gartens.“ Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. für Zeitschrift Beobachtung, Pflege und Zucht der Tliiere. Der „Zoologische Garten” erscheint jeden Monat in 2 bis 2 '/a Bog. 80. mit Illustrationen n. ist für Frankfurt bei dem Secretariat der Zoolog. Gesellschaft zu beziehen. Preis des Jahrgangs für den auswärtigen Debit fl. 2. 42 kr. rhein. oder Thlr. 1. 15 Sgr. Pr. Crt. -Vtt’-Iy Alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Postverei ns, sowie alle Buchhandlungen des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer’s Verlag in Frankfurt am Main nehmen Bestellungen an. Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen herausgegeben von Prof. Dr. €. Bnicli^ ordentl. und correspond. Mitglied mehrerer naturliistorisclier Gesellschaften und Vereine. No. 10. Frankfurt a. M. October 1864. V. Jahrg. Inhalt: Die zoologischen Gärten in den holländischen und belgischen Niederlanden; vom Herausgeber. — Unser Elephant; von Dr. M. Schmidt — Schädliche Schmetterlinge in der Gegend von Frankfurt a. M. ; von G. Miihlig* — Der zoologische Garten in Breslau. — Jahresbericht der zoologischen Gesellschaft in Brüssel. — Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M.; von dem Director Dr. M. Schmidt. — Nachrichten aus dem zool. Garten in München; von dem Director Dr. L. J. Fitzinger. — Ankunft und Abzug der Vögel im Jäher I8f>4 mit Rücksicht auf das örtliche und quantitative Vorkom¬ men und die hier nistenden Arten; von C. Jäger in Bischofsheim bei Hanau. — Correspon¬ denzen. — Miscellen. — Literatur. — Verkäufliche Gypsabgiisse. — Eingegangene Beiträge. Die zoologischen Gärten in den holländischen und belgischen Niederlanden. Vom Herausgeber. I. Deutschland, das Land der Gelehrten-Bildung, wie unsere Nach¬ barn es nicht selten genannt haben, ist nicht das erste gewesen, welches zoologische Gärten angelegt hat, aber es ist auch nicht lange zurückgeblieben und der Zahl der bereits angelegten Gärten nach in 22 314 diesem Augenblick allen andern Ländern vorausgeeilt.*) Man hat erkannt, dass wenige öffentliche Bildungsanstalten in gleichem Grade geeignet sind, einen geschmackvollen Lebensgenuss mit belehrender Anregung zu verbinden und selbst die grosse Menge Derjenigen, welchen der höhere intellectuelle Zweck dieser Anstalten nicht auf¬ gegangen ist, fühlen sich von dem Eindruck überwältigt und hinge¬ zogen, dass hier etwas geleistet worden sei, was in der Cultur- geschichte der Völker nie so da war. Wir dürfen hoffen, dass dieses Interesse auch ferner nicht er¬ kalten, sondern zu fernem Schöpfungen der Art, sowie zur Erwei¬ terung und Verbesserung der bestehenden führen werde, und glauben daher eine Pflicht sowohl gegen unsere Leser, als gegen die Gesell¬ schaft, in deren Auftrag wir kürzlich eine Reise nach den oben er¬ wähnten Gegenden unternommen haben, zu erfüllen, indem wir den Eindrücken, die wir empfangen haben, Worte geben und das Unsrige dazu beitragen, diese Eindrücke allgemein nutzbar zu machen. Wir thun dies mit dem frohen Bewusstsein, dass wir nicht zu urtheilen, sondern anzuerkennen haben, und mit der entschiedenen Absicht, dem Vertrauen, welches uns allenthalben von den Vorstehern der Anstalten erwiesen worden ist, durch eine wahrheitgetreue und ungeschminkte Darstellung Rechnung zu tragen, und wenn wir damit nicht allen Ansprüchen Genüge leisten, so liegt dies keineswegs an der Unzu¬ gänglichkeit der Institute oder an der Beschränktheit der darauf ver¬ wendeten Zeit, sondern in der Natur unserer Aufgabe. *) Nachdem der erste zoologische Garten in Deutschland auf Anregung des ver¬ storbenen Prof. Lichtenstein in Berlin gegründet und am 1. Aug. 1844 eröffnet worden war, folgte zuerst der in Frankfurt a ». M., eröffnet am i 8. Aug. 1858, dann in rascher Reihenfolge V yy Cöln, » yy 28. Mai 1860 n yy Dresden, n yy 9. 5) 1861 » yy Hamburg, yy 1. 5» 1863 V yy Wien, yy 1. V n yy M ü n c h e n V yy 23. Juli n • Ihrer Eröffnung nahe sind die zoologischen Gärten in Breslau und Hannover, begonnen, aber, wie wir vernehmen, unterbrochen der in Stuttgart. Zur Zeit, wo der erste Garten in Deutschland entstand, bestanden deren — wenn wir von den früher in den meisten Residenzstädten gehaltenen Menagerien und dem Jardin des Plantes in Paris absehen — nur in London (seit 1828), Amsterdam (1838) und Antwerpen (1843). Seitdem entstanden noch die in Brüssel (1851), Gent (1851), Marseille (1855), Rotterdam (1857), Bois de Boulogne bei Paris (1860), Haag (1863), Moskau (1864). Ueber das Alter des Gartens in Lyon, der italienischen und aussereuropäisclien sind wir nicht unterrichtet. Im Baue begriffen sind Lüttich und Pesth. 315 Unsere Absicht ist nicht, eine pittoreske Schilderung der einzelnen Gärten zu geben, welche nur für einen kleinen Theil unserer Leser anziehend genug sein und die eigene Anschauung doch nicht ersetzen würde, sondern vielmehr die officiellen Nachweise für eine künftige Geschichte derselben zu liefern, um durch deren Vergleichung nach und nach zu allgemeingültigen Regeln über die zweckmässigsten Ein¬ richtungen zu gelangen. Wenn wir gerecht sein wollen, so werden wir uns vorerst auf die allgemeinsten Fragen beschränken müssen, denn das eigentliche Praktische, die Erfahrungen über Pflege und Zucht der einzelnen Thiere, können wir nur aus der Feder und aus dem Munde der Praktiker selbst zu erfahren wünschen. Die Zeit dazu wird sicher kommen, und wenn man erwägt, dass die meisten Gärten sich noch in den Händen der ersten Begründer befinden, so kann man billigerweise nicht verlangen, dass dieselben mit ihren Er¬ fahrungen bereits abgeschlossen haben. Auch ist nicht zu fürchten, dass die reichen Schätze derselben verloren gehen, da sich, namentlich von den Niederlanden aus, bereits eine Schule sowohl praktisch als wissenschaftlich gebildeter Techniker zu bilden begonnen hat. Uns, so gut wie Andern, ist es aus eigener Anschauung voll¬ kommen klar geworden, warum vorzugsweise die niederländischen Gärten für die Einrichtung der zoologischen Gärten in Deutschland muster- und maassgebend gewesen sind. Dies beruht nicht etwa blos in der historischen und sprachlichen Stammesverwandtschaft, denn, ein * so erhebendes Gefühl es für den Deutschen ist, einen verwandten Volksstamm in einer Richtung seine Thätigkeit entfalten zu sehen, welche uns Binnenbewohnern in dieser Ausdehnung für immer ver¬ schlossen sein wird, so muss man doch bei näherer Betrachtung ge¬ stehen, dass die historischen Schicksale nicht minder, als die durch die geographische Lage bedingte Berufsthätigkeit uns diese Volks¬ stämme sehr entfremdet und selbst ihre Mundart durch die vielfach veränderte Bedeutung der Wörter und des Sprachmechanismus sich zu einer selbstständigen Sprache erhoben hat. Der Holländer fühlt sich nicht mit Unrecht dem Deutschen in vielen Dingen weit über¬ legen und hat grade so viel Pietät für das Muttervolk behalten, um auch unsere Lichtseiten nicht zu übersehen. In wissenschaftlicher Be¬ ziehung können wir uns jedoch freuen, die Holländer nicht verloren zu haben, und namentlich in den naturhistorischen Fächern sehen wir noch heute, wie zu allen Zeiten, Gelehrte ersten Ranges in äclit deutschem Sinne dort wirken. Auf diese hohe wissenschaftliche Be- thätigung deuten nicht nur die vier akademischen Anstalten, die man 22* 316 auf einem verhältnissmässig sehr engen Raume, in Utrecht, Leyden, Groningen und Amsterdam beisammen findet, sondern auch der Um¬ fang der dazu gehörigen Lehrmittel, Museen und Institute, und die Mittel, welche in steigendem Maasse fortwährend darauf verwendet werden. Von den Summen, die hier theils aus öffentlichen, theils aus Privatkassen zur Anwendung kommen, haben wir in Deutschland nur sehr unvollkommene Begriffe. Schon der hohe Preis des dem Meere schrittweise abgewonnenen Bodens und die eigenthümliche Beschaffen¬ heit desselben, welche Hochbauten und Gartenanlagen nur an solchen Stellen gestattet, die mit enormen Kosten — welche nicht selten dem Baue über der Erde gleichkommen — dazu vorbereitet sind, schaffen Hindernisse, die wir gar nicht kennen, und würden die Mittel völlig absorbiren, die bei uns für solche Zwecke aufgewendet zu werden pflegen. Die zähe Beharrlichkeit und Energie für eine als wichtig und zweckmässig erkannte, praktische Aufgabe, welche den Holländer charakterisirt und seiner ganzen Geschichte den Stempel aufdrückt, hat ihn dazu geführt, auf dem ärmsten und unsichersten Boden der Welt Werke der dauerhaftesten Art in colossalstem Maassstabe aus¬ zuführen, welche, aus der Betheiligung Aller hervorgegangen, auch Allen zu Gute kommen. Dabei ist er, wie alle Nationen, welche früh¬ zeitig zu gesetzlich geordneten Zuständen gekommen sind und die¬ selben mit grossen Opfern erkauft haben, durch und durch conservativ, er prüft das Bessere lange und begnügt sich mit dem Guten, so lange es gehen mag. Nicht nur die allgemeinen Umrisse, auch die Einzel¬ heiten des Lebens in den holländischen Städten haben uns in den 26 Jahren, seit wir sie nicht gesehen, auffallend wenig verändert ge¬ schienen, freilich nicht in gleichem Maasse in der aufblühenden Re¬ sidenzstadt, wie in den einer älteren Geschichtsperiode angehörenden Seestädten. Es ist begreiflich, dass dieses selbstbewusste Beharren auf dem errungenen Besitze für den ersten Blick abkühlend auf den fremden Besucher wirkt und leicht als Fehler des Temperaments genommen wird; aber in Wirklichkeit ist das vielberühmte holländische Phlegma Nichts Anderes als die Physiognomie einer anhaltenden, grossartigen Thatkraft, der sich vielleicht etwas Fatalismus in dem Bewusstsein bei¬ mischt, dass jeder Nachlass den Boden der Existenz wankend machen kann. Diese Auffassung wird durch die blühende Lebensfülle, die uns allenthalben begegnet, nicht wenig unterstützt, und wenn man Zeit hat, die reichen Porträtsammlungen ihrer Staatsmänner, Feldherren, 317 Admiräle, Bürgervorsteher und Schützenmeister zu durchmustern, so wird man nicht selten in diesen gesunden, aber auch harten, strammen und wetterfesten Gesichtszügen von einem Zuge wilden Humors über¬ rascht, der die Tragik ihrer Geschichte auf eine höchst glückliche Weise mit dem leben vollen Genre ihrer grossen Maler vereinigt. Belgien bietet vielfache Berührungspunkte mit den übrigen Nieder¬ landen, aber der Geist ist ein anderer, mehr moderner. Die Geschichte der letzten 30 Jahre setzt schroff gegen die frühere Geschichte ab und die Annäherung an Frankreich überwiegt äusserlich stark. Doch ist der Unterschied der Nationalitäten und der Sprache im Lande selbst auffallender als an den Grenzen, wo die Uebergänge, nament¬ lich gegen die holländischen Niederlande hin, ganz allmälige sind; ja in mancher Beziehung nähert sich die einheimische Sprache der deutschen noch mehr als der holländischen, mit der sie sonst sehr überein¬ stimmt. *) Auch in Bezug auf seine naturhistorischen Anstalten schliesst sich Belgien vielfach an deutsche und niederländische Vor¬ bilder an und an seinen Universitäten haben berühmte deutsche Ge¬ lehrte auch noch in neuerer Zeit eine ehrenvolle Wirksamkeit gefun¬ den. Zwei dieser Universitäten, in Löwen und Brüssel, werden bekanntlich durch freiwillige Beiträge erhalten und stehen den Staatsanstalten in Gent und Lüttich keineswegs nach; und die in Brüssel ist eben in einer Umgestaltung ihres äusseren Gewandes begriffen, welche sie zu einer der ersten Zierden der schönen Hauptstadt machen wird. Schon hierin zeigt sich der verschiedene Volkscharakter in sehr prägnanter Weise. Während in Holland allenthalben das unmittelbare praktische Bedürfnis überwiegt, sehen wir in Belgien den äussern Schmuck des Reichthums mehr zu Tage treten. An die Stelle der nüchternen und unscheinbaren Backsteinbauten treten antike und moderne Monumental¬ formen; die an Abwechslung reiche, aber im Ganzen bequeme Boden¬ fläche gestattet überall eine hinreichende räumliche Ausbreitung; der fruchtbare Boden erleichtert und erheitert das Leben, und man findet daher auch die Schönheit neben dem Nützlichen, oft selbst über¬ wiegend und mit einer Sorgfalt berücksichtigt, zu welcher der ernstere Holländer keine Müsse findet. Dieser allgemeine Charakter spricht sich auch mehr oder weniger in den zoologischen Gärten aus. Sie sind sämmtlich Actienunterneh- mungen und von den Communen, namentlich in Bezug auf Erleich- *) Pferd, flämisch: peerd, holländisch: paard ; der Gebrauch der Infinitive auf en, wo der Holländer, wie im Englischen, blos die Stammsylbe gebraucht. 318 terungen des theueren Grundbesitzes, namhaft unterstützt worden. Vielfach hat sich ausserdem der Gemeinsinn einzelner Privatleute in freigebigster Weise betheiligt. Sie sind daher auch durchweg gross, reich und wohl ausgestattet, je nach der Dauer ihres Be¬ stehens und der Grösse der Stadt, und in ihrem Bestände für alle Wechselfälle gesichert. In der Anlage und Einrichtung der einzelnen Gärten aber bieten sich sehr mannigfache Verschiedenheiten. Die holländischen Gärten in Amsterdam, im Haag und in Rotter¬ dam, besonders der erstere, sind im Ganzen nach Art der holländi¬ schen Ziergärten angelegt, in welchen der Raum aufs Sorgfältigste benutzt und mit bewundernswerthem Geschicke eine Masse interessan¬ ter Einzelheiten auf den engsten Raum zusammengedrängt ist. Die Wege zwischen den einzelnen Parks und Beeten sind oft kaum breit genug, um die Besucher vorbei zu lassen, doch bieten sie so viele Abwechslungen und Auswege, dass nirgends ein Gedränge entsteht. Ausgezeichnet ist namentlich in Amsterdam, wo frühere Privatgärten benutzt worden sind, die eigentliche Gartenanlage, sowohl was die Gruppirung als die Seltenheit der vorhandenen Bäume und Gewächse betrifft. Auch ein Botaniker findet dort reichen Genuss. Besonders aber bewunderten wir die höchst sinnreiche Anlage der Thierwoh¬ nungen und Umzäunungen, welche es den einzelnen Thieren möglich macht, zu jeder Tageszeit nach Belieben im Schatten oder in der Sonne zu verweilen, sowie den vielseitigen Schutz, den sie gegen Wind und Wetter gewähren. Nur eine langjährige Erfahrung konnte hier im Einzelnen das Richtige und Beste finden lassen. Sehr reich, fast überreich sind die meisten Gärten in Holland, namentlich im Haag und in Rotterdam, an Wasser in Form von Kanälen und Teichen, die bald süsses, bald salziges, sogenanntes Brakwasser, enthalten, welches zwar wenig Abfluss hat, aber viel¬ leicht die Ursache ist, dass manche Thiere, z. B. die Seehunde, sich in Amsterdam seit vielen Jahren vortrefflich gehalten haben. Auch die meisten Wasservögel sind hier begreiflicherweise in ihrem Elemente, und nicht weniger wird man in Antwerpen überrascht, mannslange Krokodile, halb im Wasser, halb auf dem Lande liegend, im Freien sich sonnen zu sehen. Der Garten in Rotterdam hat sich so eben erst um eine weitläuftige, im Aufwüchse begriffene und reich bevölkerte Anlage der Art vergrössert. An landschaftlichen Reizen sind die belgischen Gärten unbestrit¬ ten reicher, insbesondere der dem reisenden Publikum wohlbekannte und vielbesuchte Brüsseler Garten, der als Parkanlage seines Gleichen 319 sucht. Wir überschätzen nicht den Werth von künstlichen Hügeln und Bergen, wenn dieselben der natürlichen Lebensweise der Thiere zu Hülfe kommen sollen, und glauben nicht, dass Gebirgsthiere viel für das Klima gewinnen, wenn sie einige Meter höher placirt werden. Der schliessliche Zweck der zoologischen Gärten, die Acclimatisation, macht es nicht einmal wünschenswerth, dass man allzuängstlich die heimathliche Lebensweise nachzuahmen strebe; allein es ist doch nicht in Abrede zu stellen, dass ein hügeliges Terrain, wie es der Brüsseler Garten in so ausgezeichnetem Grade darbietet, äusserst wohlthuend auf den Besucher wirkt und dass die Chancen für eine geeignete Placirung der Thiere, für geschützte, trockene und gesunde Aufent¬ haltsorte, dadurch sehr vermehrt werden. Der Antwerpener Garten bietet ebenfalls eine schöne Abwechslung, welche jedoch hier erst mit bedeutendem Aufwande geschaffen werden musste, während der Garten in Gent, mitten zwischen belebten Stadttheilen liegend und rings von Gebäuden umgeben, sich durch eine reiche und sehr geschmack¬ volle Gartenanlage in englischer Manier vortheilhaft auszeichnet. Einen vierten, ganz eigenthümlichen , belgischen Garten haben wir erst auf der Reise in Lüttich, so zu sagen, entdeckt. Derselbe ist auf einer Maasinsel angelegt, rings vom Strome umflossen, an dessen Ufern soeben ausgedehnte Flussbauten auf Rechnung der Regierung ausgeführt werden. Der Boden ist zwar flach, aber hinreichend hoch, um vor Ueberschwemmungen gesichert zu sein, und bietet eine Rundsicht auf die malerisch gelegene Stadt und Um¬ gebung, wie man sie selten findet. Die meisten Erdarbeiten sind bereits gemacht, Bärenzwinger und Restauration beinahe vollendet, Anderes in Angriff genommen, die Vegetation aber freilich noch sehr zurück, da man erst vor einem Jahre mit den Anpflanzungen begon¬ nen hat. Diese unbezwingbare Langsamkeit des Pflanzenwuchses, wenn man nicht auf einem bereits bewachsenen Boden bauen kann, wird für alle neubegründete Gärten stets das Haupthinderniss sein, da kein Thier, auch Tropenthiere, Löwen, Kameele, Antilopen, Strausse u. s. w. nicht, anhaltende Sonnenhitze verträgt und Nichts so sehr geeignet ist, das Klima zu temperiren, Schutz gegen Sonnenbrand und Zugluft zu gewähren und die Atmosphäre selbst zu verbessern, als ein ausreichender Baumwuchs. Diese Rücksicht möchten wir daher für alle künftige Unternehmungen der Art an die Spitze gestellt wissen. 320 Unser Elephant. Von Dr. Max Schmidt. Der Elephant, welchen unser Garten seit einem Jahre besitzt, ist, wie kein anderes Thier vorher, der Günstling des Publikums ge¬ blieben und erhält noch fortwährend das Interesse rege, welches er bei seiner Ankunft hervorrief. Wir ersehen dies deutlich aus den vielen Fragen, welche in Betreff des Naturells, der Lebensweise, des Charakters u. s. w. dieses merkwürdigen Vierfüssers täglich an uns ge¬ richtet werden und die uns hoffen lassen, dass die nachstehenden Mitthei- luugen über dieses Thier Manchem nicht unerwünscht kommen dürften. Die Haut des Elephanten ist wegen ihrer Dicke sprichwörtlich geworden und hat diese Eigenschaft mit der Haut seiner nächsten Verwandten (Nashorn, Flusspferd, Schwein) gemein, so dass man der ganzen Familie die Bezeichnung „Dickhäuter (Pachydermata) u bei¬ gelegt hat. Hieraus entspringt nun häufig die Ansicht, als sei die Haut auch höchst unempfindlich gegen äussere Einwirkungen, was jedoch keineswegs der Fall ist. Es geht dies am deutlichsten daraus hervor, dass das Thier durch die Stiche von Fliegen sehr belästigt wird und fortwährend bemüht ist, diese Quälgeister durch Wedeln mit den Ohren und dem Schweife oder durch Schlagen mit dem Küssel zu vertreiben. Das Aussehen der Hautoberfläche ist aller¬ dings der Art, dass man ihr keine besondere Empfindlichkeit Zutrauen sollte. Schwarzgrau, uneben, nach den verschiedensten Richtungen von Falten und Furchen durchzogen, erinnert sie mehr an eine Baumrinde, als an ein mit Empfindung begabtes Gewebe. Es ist in¬ dessen nur die blut- und nervenreiche Lederhaut (Corium) vorzugs¬ weise dick, während die darüberliegende unempfindliche Oberhaut¬ schicht (Epidermis) nicht eben sehr stark ist. Die Lederhaut liegt locker auf dem Körper an, so dass sie an manchen Stellen herab¬ hängende Falten bildet, als ob sie dem Thiere zu weit sei; es ist dies namentlich an der Kehle und den Stellen des Körpers der Fall, wo die Gliedmassen sich mit dem Rumpfe verbinden. Diese Haut ist es auch, welche vermöge ihrer Zähigkeit die Gewalt von Kugeln abschwächt, die auf das Thier abgefeuert werden, so dass diese nun nicht mehr im Stande sind, in die Körperhöhlen einzudringen und tödtlich zu werden. Die Oberhaut bildet an einzelnen Stellen Schwielen (z. B. auf der Stirne), die sich zeitweise in grossen Stücken ablösen, an anderen Stellen ist sie dicht mit langen, zottenartigen Hervor- 321 Tagungen besetzt, wie z. B. auf dem grösseren Theil der oberen Fläche des Rüssels. Zwischen den Furchen ist sie am dicksten, während sie in denselben am dünnsten ist. Die Falten und Furchen selbst entsprechen den Bewegungen der verschiedenen Körpertheile, durch welche auch ihre Richtung bedingt ist. Die Hautoberfläche erscheint auf den ersten Blick haarlos, bei genauerer Betrachtung findet sich aber, dass sie, allerdings äusserst sparsam, mit langen Haaren von schwarzer, bräunlicher oder graulicher Farbe besetzt ist, die nur an den Seiten des Rumpfes und auf dem Kreuze fehlen, an der Unterlippe dagegen am reichlichsten vorhanden sind. Die etwas abgeflachte Schwanzspitze ist an den Seiten mit kürzeren straffen Haaren in Form eines dünnen Büschels besetzt. Der Elephant reibt sich gern an der Wand oder auf dem Boden, oder mit dem Rüssel, wobei er sich gewöhnlich eines Besens oder eines Zweiges bedient; er bewirft sich mit Sand oder spritzt sich mit Wasser, welches er in den Rüssel zieht und dann gewaltig wieder ausbläst. Bekanntlich badet er gern, doch gestatten es leider die Räumlichheiten unseres Gartens nicht, ihm dazu Gelegenheit zu geben. Er wird täglich mittelst einer scharfen Bürste am ganzen Körper von dem anhängenden Staub und Schmutz gereinigt oder auch mit Wasser abgewaschen. Zuweilen werden einzelne Stellen der Ober¬ haut trocken und rissig, so dass dieselbe etwas eingefettet werden muss; doch wird sie dann Tags darauf wieder mit Seife abgewaschen. Der mächtige Körper des Elephanten bedarf zu seiner Ernäh¬ rung selbstverständlich einer recht ansehnlichen Futtermenge. Wir geben ihm täglich 16 Pfund Waizenschale, 10 Pfund Brod, 35 Pfund Heu und 3 bis 4mal wöchentlich 6 Pfund gekochten Reis; ausserdem erhält er Rüben oder Grünfutter und von Seiten der Besucher wird er meistens noch reichlich mit Brod bedacht. Sobald er gesättigt ist, hört er auf zu fressen, wie wir dies an den Tagen mit ermäs- sigtem Eintrittspreis fast jedesmal zu sehen Gelegenheit haben. Er nimmt dann das ihm von den Besuchern gebotene Brod zwar noch an, reicht es aber seinem Wärter, und es ist dabei bemerkenswert^ dass er zuerst das Schwarzbrod und erst später das Weissbrod ver¬ schmäht, Das Wasserquantum, welches er täglich gebraucht, schwankt zwischen 4 und 18 Stalleimern, je nach der Jahreszeit und Fütterungsart. Beim Trinken zieht er das Wasser in den Rüssel und entleert diesen dann in die Maulhöhle, die dabei durch Andrücken der Zunge und Hereinziehen der Backen um den Rüssel dicht geschlossen wird. Die Futterstoffe fasst er ebenfalls mit dem Rüssel und befördert sie 322 mittelst desselben in das Maul. Von der angefeuchteten Waizenschale bildet er dann förmliche* Ballen, und Heu, Stroh oder Grünfutter dreht er in dicke Wische zusammen. Wenn er ganze Runkelrüben oder sonstige grosse und harte Gegenstände (z. B. ein ganzes, sehr trockenes Brod) erhält, die er nicht geradezu mit den Zähnen zer¬ kleinern kann, so zerquetscht er dieselben vorher vorsichtig mit dem Busse. Das Kauen der Nahrung geschieht sehr bedächtig und gründlich mit unbedeutender Seitenbewegung des Kiefers. Die Vertheilung der Mahlzeiten den Tag über findet in der Weise statt, dass der Elephant Morgens 8 Pfund Waizenschale, mit Wasser angefeuchtet, erhält, gegen Mittag Grünfutter oder Rüben, Nachmittags ein zweites Quantum Waizenschale. zuweilen mit gekochtem Reis, und Abends 35 Pfund Heu. Das Brod wird theils dem Kleien¬ futter beigegeben, theils in den Zwischenzeiten verabreicht. Ausser dem Heu verzehrt der Elephant über Nacht regelmässig einen Theil seines Strohlagers. Zuweilen frisst er auch Dinge, die ihm eigentlich nicht als Futter gereicht werden, so namentlich Taschentücher, die er apportiren soll, einen Stallbesen oder eine Bürste, mit der er gereinigt wurde. Im Yerhältniss zu dem, was der Elephant verzehrt, stehen auch seine Excremente, welche er täglich 10 bis 12mal absetzt, und zwar immer Mist und Harn zu gleicher Zeit. Nur in sehr seltenen Fällen haben wir beobachtet, dass er aus Furcht urinirte, ohne dabei zu misten. Der Koth bildet grosse, an Pferdemist erinnernde lockere Ballen, der Urin ist trübe und weisslich. Letzterer ist, beiläufig be¬ merkt, ein vorzügliches Dungmittel für Rasen und kann ohne Nach¬ theil unverdünnt angewendet werden. Bei Anlage unseres Elephanten- stalles wurde mit Rücksicht hierauf eine eigene Grube angebracht, in welcher sich die Flüssigkeit ansammelt. Unser Elephant ist ein noch junges Thier, d. h. soweit sich er¬ mitteln lässt, erst ungefähr fünfzehn Jahre alt, und es deutet hierauf auch seine Grösse und Körperform. Während nämlich beim aus¬ gewachsenen asiatischen Elephanten der Scheitel die höchste Stelle des Körpers bildet und von hier der Rücken in schräger Richtung abwärts geht, ist beim jungen Thiere der höchste Punkt etwa in der Mitte des Rückens. Wir haben unser Exemplar bei seiner Ankunft gemessen und das Resultat dieser Messung Seite 162 des vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift mitgetheilt. Eine nach Verlauf eines Jahres vorgenommene Wiederholung hat ein bedeutendes Wachsthum des Thieres ergeben und wir stellen hier die Zahlen dieses und des vorigen Jahres nebeneinander: 323 1863, 1864. Höhe vom Boden bis zur höchsten Stelle des M. Cm. M. Cm. Rückens . 2 12, 2 35 Höhe vom Boden bis zum Bauch (in der Mitte des Thieres) . 0 87, 0 92 Senkrechter Durchfnesser des Körpers von der höchsten Stelle des Rückens bis zum Bauche 1 35, 1 41 Schulterhöhe . — — 2 20 Höhe vom Boden bis zum Ellenbogen . . . — — — 94 Höhe vom Boden bis zum Kreuz (innerer Dann- beinwinkel) . — — 2 12 Höhe vom Boden bis zum Knie . — — 0 80 Länge von der Stirne in der Gegend der Rüssel- basis bis zum Sitzbeinhöcker . 2 45, 2 61 Länge des Rumpfes vom Bug bis zum Sitzbein 1 75, 1 87 Breite des Kopfes an der Ohrbasis .... 0 58, 0 59 Breite des Kopfes an den Augenbogen . . . 0 48, 0 49 Höhe des Kopfes vom Winkel des Unterkiefers bis zum Scheitel . 0 84, 0 87 Breite vom Winkel des Unterkiefers bis zur Stirne am Uebergang in die Rüsselbasis . . 0 59, 0 60 Breite des Rüssels an der Basis . 0 25, 0 25 Länge des Rüssels . 1 10, 1 10 Breite des Körpers an der Hüfte (vom äusseren Darmbeinwinkel der einen bis zu dem der anderen Seite) . 0 96, 0 98 Vom äusseren Darmbeinwinkel bis zur Kniescheibe 0 90, 1 — Vom äusseren Darmbeinwinkel bis zur Schwanz- wurzel . 0 60, 0 70 Breite des Hinterfusses am Kniegelenk (von der Seite gesehen) . 0 50, 0 50 Sohle des Hinterfusses, Querdurchmesser . . 0 23, 0 24 „ „ „ , Längendurchmesser . . 0 36, 0 37 „ „ Vorderfusses, Querdurchmesser . . 0 30, 0 30 „ „ „ , Längendurchmesser 0 31, 0 31 Breite der Schulter am Bug . . . . | Seiten- 0 44, 0 51 Breite des Vorderfusses am Ellenbogen J ansicht 0 r- CO 0 42 Länge des Schwanzes . 1 — 1 — Höhe vom Boden bis zur Schwanzwurzel . . 1 44, 1 55 324 Bezüglich des Blutkreislaufes fehlen uns alle Anhaltspunkte, da wir bis jetzt weder Herzschlag, noch Puls an dem Thiere zu fühlen vermochten. Auch das Athmen geschieht mit fast unmerk¬ licher Flankenbewegung, so dass es uns noch nicht möglich war, die Zahl der Athemzüge zu ermitteln. Die Stimme des Eleplianten äussert sich auf drei verschiedene Arten, die wir als Quiken, Trompetenton und Brüllen unter¬ scheiden und die wohl wesentlich als Modifikationen eines und des¬ selben Tones zu betrachten sein dürften. Das Quiken wird mit wenig geöffnetem Maule hervorgebracht und ist ein heller, meist kurzer Ton, der an das Schreien eines Schweines erinnert. Es wird gehört, wenn der Elephant auf sich aufmerksam machen und gefüttert sein will, und erschallt um so länger und lauter, je ungeduldiger das Thier wird. Auch als Aus¬ druck der Freude kommt das Quiken vor, namentlich wenn der Elephant die Mundharmonika bläst oder wenn sein Wärter freundlich mit ihm spricht. In Folge der Abrichtung antwortet das Thier auf die Frage : Hast du Hunger? mit dem Quiken, und auf die Aufforde¬ rung, lauter zu sprechen, lässt es einen kurzen rülpsenden Ton hören. Der Trompetenton ist bedeutend kräftiger als das Quiken und auf ziemliche Entfernung hörbar. Das Maul wird dabei weiter ge¬ öffnet und, indem ein Theil des Tones durch den Rüssel getrieben wird, entsteht ein trompetenartiges Schmettern. Diesen Ruf lässt das Thier nur bei Gemüthsbewegungen erschallen und wir haben ihn gehört bei grosser Ausgelassenheit, als Ausdruck der Furcht, z. B. vor Strafe, oder auch bei Sehnsucht, z. B. nach dem abwesenden Wärter. Vermuthlich steht dieser Ton mit der Brunst in Zusammenhang. Das Brüllen geschieht mit noch weiter geöffnetem Maule. Es ist ein tiefer, rauher, erschütternder Ton, der ziemlich kurz, aber weithin vernehmbar ist. Wir haben ihn bis jetzt nur als Zeichen des Schmerzes kennen gelernt, wenn der Elephant wegen Ungehorsams gezüchtigt wurde. Nicht immer sind indessen diese verschiedenen Stimmäusserungen scharf geschieden, sondern in den meisten Fällen gehen sie ineinander über und dies ist besonders bei dem Quiken der Fall, welches sich häufig in den Trompetenton verwandelt. Ausser den angegebenen Tönen lässt der Elephant zuweilen ein leises Brummen hören, welches im Rüssel hervorgebracht wird und eine erfreuliche Erwartung oder auch Behaglichkeit auszudrücken scheint. (Schluss folgt.) 325 Schädliche Schmetterlinge in der Gegend von Frankfurt a. M. *) Von G. Mühlig. Von clen tausend und abertausend Insektenarten, welche der Garten- und Feldbau -Cultur mehr oder weniger nachtheilbringend sind, — soll es doch, nur nebenbei bemerkt, allein an 30,000 Arten von Rüsselkäfern geben, über welche Gattung volle 10 Bände des coleopterologischen Werkes von Schoenherr handeln — erlaube ich mir einige europäische Schmetterlingsgattungen, deren vordere Zu¬ stände, nicht das ausgebildete Insekt, der Schmetterling, direkten Schaden zufügen, hervorzuheben, und versuche es aus meiner eigenen Erfah¬ rung einige nähere Aufklärungen über die Lebensweise jener Thiere zu geben, welche vielleicht dazu beitragen werden, angehende Gärtner und Blumenfreunde darauf hinzuweisen, wie manche schöne und werth¬ volle Pflanze noch rechtzeitig vom Verderben zu retten sei. Die Lebens- und Verwandlungsgeschichte der Schmetterlinge über¬ haupt zerfällt bekanntlich in vier Perioden: das Ei, die Raupe, die Puppe und das vollkommene Insekt, von denen die erste, dritte und vierte Periode ohne allen direkten Nachtheil sind. Nur die zweite Periode, die Raupe, ist es, welche oft verheerend auftritt. Die Stand¬ orte und Zeitpunkte, in welcher diese auftreten, genau zu kennen, ist für den Gärtner und Botaniker von besonderer Wichtigkeit, und da es wahrscheinlich ist, dass diese nicht in allen Gegenden dieselben sind, dürften genaue Angaben aus verschiedenen Gegenden auch ein allgemeineres zoologisches Interesse beanspruchen können. Indem ich zur Aufzählung der mir aus hiesiger Gegend bekannten Arten übergehe, bemerke ich noch, dass die drei ersten der Abthei¬ lung der Tagschmetterlinge, alle übrigen aber zu den eigentlichen Nachtschmetterlingen gehören. Sie sind folgende: 1. Pieris crataegi L der allgemein bekannte Baumweissling, erscheint im Juni, in manchen Jahren in grosser Menge. Die Raupe entwickelt sich schon im August aus dem Ei, gewöhnlich in einer Gesellschaft von 30 bis 50, die sich ein gemeinschaftliches Gewebe fertigen, worin sie ihr Winterquartier aufschlagen und bei den ersten Frühlingssonnenstrahlen wieder erwachen. In der Umgebung Frank¬ furts finden sie sich meistens nur an Schlehen- und Weissdornhecken; in Thüringen sah ich sie aber grosse Strecken von Zwetschen-Alleen entblättern. Mitte Mai ist die Raupe erwachsen und hängt sich zu ihrer Verwandlung, vermittelst eines einfachen *) Aus einem am 28. April im Gartenbauverein zu Frankfurt a. M. (pomo- logische Section) erstatteten Vorträge. 326 Fadens, gewissermassen als Gurt um den Leib dienend, frei an irgend ein Aestchen oder anderen Gegenstand. 2. Pieris brassicae L., der ebenfalls allgemein bekannte grosse Kohlweissling, erscheint in zwei Generationen, einmal im Mai und dann im August. Die haupt¬ sächlich allen Kohlarten so sehr gefährliche Raupe erscheint demnach einmal im Juni und dann im September und October. Die Verwandlung geschieht gleich der der vorigen Species unter Mauerdeckeln etc. 3. Pieris rapaeL ., der gleichfalls vielgekannte kleine Kohlweissling, erscheint ebenfalls in zwei Generationen und zwar im Mai und im Juli. Die im Juni und October, jedoch nicht in solchem Grade wie die vorige, verheerend auftretende Raupe lebt mehr an Rübenarten und Meerrettig, auch Paphanus raphanistrum , und ver¬ schmäht auch Levkojen und Reseda nicht. Entwicklung wie beim vorigen. 4. Zeuzera aesculi L. Dieser nicht häutig sichtbare Falter erscheint Ende Juli und Anfangs August. Seine, wenn auch nicht zahlreich auftretende Raupe zeigt sich oft in Obstgärten, vorzugsweise in Aepfelstämmen. Das aus dem von dem Schmetterling in eine tiefe Rindenspalte gelegten Ei kaum entschlüpfte Räupchen bohrt sich bis unter den Splint des Stammes und versetzt diesem in der Zeit vom September bis Anfangs Juni eine fast handgrosse Wunde, welche nach Jahresfrist, nach dem Erscheinen des Falters, sichtbar wird, sobald durch irgend welche Veranlassung die vertrocknete Rinde abgestossen wird. Eine solche Wunde, einem starken Stamme oder einem seiner Aeste beigebracht, hat wohl weniger zu sagen, wird aber das Ei dieses Falters in einen jungen Stamm gebracht, so ist dieser für immer verloren; denn die Raupe begnügt sich nicht mit dem Splint, sondern höhlt das mehr oder weniger starke Stämmchen — schon bei einem Durch¬ messer von einem Zoll — auf fast Fusslänge vollständig aus. Ausgewachsen ent¬ wickelt sich die Raupe in dem Stamm zur Puppe, die sich kurz vor der Entwick¬ lung bis zur Hälfte aus ihrem Lager schiebt. 5. Oeneria dispar L., ein ebenfalls wenig sichtbarer Spinner, findet sich im Juli und August. Seine grossköpfige, Stachel artige, hässliche Raupe zeigt sich oft häufig im Juni, wenn auch nicht alljährlich, doch zuweilen zerstörend an Obst¬ bäumen und Rosensträuchern. Ihre Entwicklung zum Falter geschieht in einem, nur aus wenigen Fäden bestehenden Gewebe zwischen Baumspalten oder sonst an einem schützenden Orte. 6. Porthesia chrysorrlioea L. erscheint in der zweiten Hälfte des Juli. Diese, bekanntlich selbst von der Polizei verfolgten und dem fleissigen Obstzüchter oft Schrecken einflössenden , Nesterraupen werden schon Ende September in den Spitzen der Obst- und auch anderer Bäume und Sträucher sichtbar , wo sie in den bekannten Nestern überwintert haben. Im März verlassen sie oft schon jene Nester, um die Knospen zu benagen; später, im Mai und Juni, verbreiten sie sich über den ganzen Baum. Ist das Laub eines Baumes zu ihrem vollen Auswuchs nicht hinreichend, so beginnt die Wanderung nach einem andern. Die Ver¬ wandlung geschieht in einem vermittelst Fäden und ihrer Haare gefertigten Gewebe. 7. Dcisychira pudibunda L. wird im April und Mai gesehen ; die gelbhaarige, sammetschwarz geringelte, mit einem auf dem Afterglied befindlichen rothen Haar¬ büschel gezierte, Raupe ist von den bis jetzt genannten die wenigst schädliche und wird dem sorgsamen Gärtner nur unbequem, wenn sie von Waldlaubhölzern zu den jungen Trieben seiner Obstpfleglinge und Ziersträucher übergeht und diese 327 entblättert. Entwicklung aus einem von ihrem Pelz und Fäden fabricirten Gewebe unter dürrem auf dem Boden liegendem Laube. 8. Bornbyx neustria L. wird im Juni und Juli verhältnissmässig wenig ge¬ sehen, in um so grösserer Anzahl erscheint aber seine, wohl jedem Gartenbesitzer oder Gärtner bekannte Ringelraupe. Der Schmetterling legt seine Eier wie an einer Schnur ringförmig um die Aestchen der Obstbäume, an welchen sie über¬ wintern. Die Räupchen erscheinen Anfangs Mai. Ihre weitere Entwicklung und Verheerungen an Obstpflanzungen sind allgemein bekannt. Die Verwandlung findet in einem ziemlich dichtseidenen gelben Gewebe statt. 9. Biloba caeruleocephala L., der unter dem Namen Blaukopf bekannte Nacht¬ falter, findet sich im September und October. Seine Raupe gehört zwar nicht zu den sehr gefürchteten, doch entblättert sie im Mai und Juni die jungen Triebe der Steinobst-, Mandel- und Birnbäume. Verwandlung in einem festen papier¬ ähnlichen Gespinnste. 10. Agr otis exclamationis L. Dieser zu den Noctuen oder Eulen gehörende Nachtfalter, wird im Juni oft unter dürren, wie noch grünenden, auf der Erde liegenden Blättern aufgescheucht. Seine Raupe lebt untererdig und wenn sie auch Graswurzeln und die anderer Pflanzen als Nahrung nimmt, so findet sie sich auch zuweilen sehr lästig an verschiedenen Knollen- und Salatpflanzen. Kartoffeln höhlt sie oft vollständig aus; in Ermanglung solcher greift sie zu anderen Gewächsen, deren junge Pflanzen sie dicht an der Erde abbeisst, zu sich unter die Erde zieht und dort verzehrt. Ihre Verwandlung geschieht in einer Erdhöhle, selbst unter dem festgetretensten Boden und unter Steinen. 11. Mamestra oleracea L. findet sich im Juni und Juli zum öfteren in den Ecken und Ritzen alter Bretterwände und Mauern. Wenn auch die Raupe an wildwachsenden Pflanzen, wie z. B. Polygonum perßicaria , gefunden wird, so sieht man sie doch häufiger in Gärten an Blumen und Zierpflanzen, ja sie dringt sogar in die Treibhäuser und bereitet dem Gärtner oft Verdruss. Verwandlung in einer Erdhöhle. 12. Bianthoecia compta S. V. kommt im Juni und Juli dem Sammler sehr selten zu Gesicht, doch gehört die Raupe nicht zu den Raritäten. Sie begnügt sich nicht allein mit dem wildwachsen JDianthus carthusianorum , sondern unter¬ fängt sich auch, schon in der Endhälfte des Juli, die Samen der oft so schönen Gartennelken (Grasblumen) zu zerstören. Die Entwicklung geschieht in der Erde aus einem von Seide und Sandkörnern gewirkten Gewebe. 13. Trachea atriplicis L. wird als Falter im Mai und Juni nicht selten ge¬ sehen. Kommt die Raupe im Freien, und zwar August und September, an ver¬ schiedenen Pflanzen, namentlich Polygonum- Arten, mehrfach vor, so ist sie doch in Gemüssgärten an Gartenampfer am vorherrschendsten. Verwandlung in einer Erdhöhle. 14. Brotolomia meticulosa L. Von diesem Nachtfalter kennt man zwei Gene¬ rationen, die erste im Juni, die zweite im September. Nicht selten kommt es vor, dass Schmetterlinge dieser Species im September oder October in die Gewächs¬ häuser dringen und dort Eier absetzen, wovon dann der Gärtner sehr bald die Folgen verspürt. Die Erscheinungszeit der Raupe ist einmal April und dann ■wieder Juli. Ihre Nahrung im Freien besteht in verschiedenen niederen Pflanzen, namentlich Alsine media, Bailoten und Urticaceen, wird aber, wie schon ange¬ deutet, zuweilen dem Gärtner lästig, wenn sie die Blüthen und Blätter verschiedener Gartengewächse zerstört und in den Treibhäusern Unfug stiftet. 328 15. Zerene grossulariata L. Die Flugzeit dieses harlekinartig, schwarz, weiss und gelb, gefärbten Schmetterlings fällt in den Monat Juli. Die fast ebenso wie der Falter gefärbte Raupe kommt zuweilen sehr verheerend an Johannis- und Stachelbeersträuchern vor. Ihre Verwandlung geschieht in der Erde. 16. Chimalobia brumata L. Die Erscheinungszeit dieses Spannerfalters fällt merkwürdigerweise in die Monate November und December, selbst bei Schneefall und Frost, weshalb er auch wohl Frostschmetterling genannt wird. Seine Raupe ist, besonders wenn sie, wie schon geschehen, in Menge auftritt, die haupt¬ sächlichste Zerstörerin aller Obstbliithen. Das weibliche Thier ist flügellos; seine Verwandlung findet in der Erde aus einem Erdgespinnste statt. Befindet sich nun ein, solch ein weibliches Individuum enthaltendes, Gewebe bei. dessen Ausschlüpfen nicht unmittelbar in der Nähe eines Obstbaumes, wo es im gegebenen Falle hinauf an die Aeste kriechen könnte, so wird es während der Begattung von dem geflügelten Männchen hinaufgetragen und von jenem die Eier an den Knospen untergebracht. Sind im Frühjahr die Blüthen der Obstbäume kaum entwickelt, so findet sich schon die jugendliche verhängnissvolle Raupe darin ; und sind die Blüthen sammt ihren Befruchtungsorganen zu ihrem Auswuchs nicht zureichend, so greift sie zu den Blättern. Unter solchen Umständen dürfte daher das Bestreichen der Obststämme mit einer, letzteren unschädlichen, klebrigen Masse nicht so ganz zu verwerfen sein, da immerhin ein, wenn auch kleiner Theil jener die Cultur hemmenden Insekten daran seinen Tod findet, zumal wenn jenes Ex¬ periment zur richtigen Zeit geschieht. 17. Cidaria fulvata Foerster. Dieser zierliche Spannerfalter fliegt Mitte Juni. Seine Raupe gehört zwar nicht zu den argen Quälgeistern, aber doch erregt sie beim Rosenzüchter zuweilen Missvergnügen, wenn er Anfangs Mai die Erstlings¬ triebe seiner Zöglinge von ihr abgenagt findet. Verwandlung in der Erde, auch zwischen Blättern. 18. Myelois convolutella Hb. findet sich, wiewohl immerhin als Seltenheit, im April. Die hellgrüne Raupe zeigt sich oft in grosser Anzahl im Juni in den Früchten des Stachelbeerstrauches, diese ihres ganzen Inhaltes beraubend. Ent¬ wicklung in der Erde in einem lockeren Gewebe. 19. Ephestia elutella Hb. findet sich im Juni und Juli im Freien wie in Häusern, die Raupe vorherrschend in Häusern, namentlich in Localitäten , wo Hülsenfrüchte und andere Gesäme aufbewahrt werden. Ich erhielt sie einmal in grosser Menge aus einer hiesigen Chocoladefabrik, in deren Aufbewahrungsräumen sie aus den Kakaosäcken herauskamen; sie höhlen die Bohnen aus und verbergen sich dann in den Falten der Säcke, in Mauerritzen oder sonstigen Verstecken, wo sie in einem gelblichen Gespinnste im Frühjahr zur Puppe sich verwandeln. Auch dringen sie oft in geheizte Räume. Findet hier die Verpuppung statt, so erfolgt ihre Verwandlung zum Schmetterling schon im nächsten Januar. 20. Tortrix rosana L. Die Erscheinungszeit dieses, zu der Abtheilung Tor- tricina (Blattwickler) gehörenden Thieres, fällt in den Juni und Juli. Die Raupe, wenn gleich vielerlei fressend, gereicht zuweilen in der Endhälfte Mai, wenn viel¬ fältig auftretend, dem Rosenzüchter zum Verdruss, indem sie die eine Bliithen- knospe in sich tragenden jungen Rosentriebe zerstört. Verwandlung im Juni und Juli in einem zusammengerollten Blatte. (Schluss folgt.) 329 Der zoologische Garten in Breslau. Bei der allgemeinen Theilnahme, welche die Errichtung eines zoologischen Gartens in allen Kreisen unserer Bevölkerung gefunden, hält das Unterzeichnete Comite sich für verpflichtet, über seine bisherige Schritte zur Ausführung dieses Unternehmens öffentlich Rechenschaft zu geben. Nachdem bereits im vorigen Herbst auf dem theils durch die Munificenz der städtischen Behörden überlassenen, theils käuflich erworbenen Terrain in der Nähe des grünen Schiffes bei Grüneiche mit den erforderlichen Erdarbeiten begonnen worden wrar, sind dieselben im verflossenen Frühjahr vollständig zur Ausführung gebracht, der Boden planirt und parkartig hergerichtet, auch die Grenzen durch einen Holzzaun von circa 4500 Fuss Länge eingefasst worden. Obwohl die Bepflanzung wegen des Sandbodens mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, ist es doch möglich gewesen, den grösseren Theil des Grundstückes mit fruchtbarer Erde zu überschütten und mit Rasen zu besäen; eine sehr grosse Zahl von Bäumen und Sträuchern, die theils angekauft, theils von Gönnern zum Geschenk überwiesen waren, sind längs des Zaunes, wie auf die einzelnen Rasenplätze ausgepflanzt worden, so dass der Garten schon in seinem ersten Jahre durch eine reiche Abwechselung landschaftlicher Aussichten, Wald- und Rasenpartien erfreut. Im bevorstehenden Herbst wird der noch nicht in Angriff genommene Theil des Gartens ausgeführt und mit der Verschönerung der Parthien durch Blumenschmuck etc. fortgefahren werden, zu welchen Zwecken Geschenke an Bäumen, Sträuchern und Stauden dankbar angenommen werden. In der Mitte des Gartens ist ein See ausgegraben worden, welcher denselben fast seiner ganzen Länge nach durchzieht und sich an beiden Enden bassinartig er¬ weitert; seine Conturen lassen sich von einem neu geschaffenen Hügel am besten überschauen ; derselbe soll eine Bevölkerung einheimischer und ausländischer Sumpf- und Schwimmvögel aufnehmen, zu welchem Zweck ein Theil bereits mit Drahtgittern umzäunt worden ist. Zwei Brücken in ländlichem Styl verbinden die Ufer an geeigneten Punkten und eine Insel in der Mitte dient den Vögeln als ruhiger Brütplatz und wird in nächster Zeit noch ein Taubenhaus aufnehmen. Zur Beherbergung der zu erwartenden Thiere sind eine Anzahl Bauten in Angriff ge¬ nommen worden, von denen bis zum Herbst dieses Jahres vollendet sein werden: 1. der Bärenzwinger, ein Rohbau mit Granitsockel; hinter diesem imposanten, mit Thürmen und Zinnen gezierten, burgartigen Bau erhebt sich ein Bel¬ vedere, das eine Aussicht über den Garten und die freundliche Umgebung gewähren wird; 2. ein Haus für Hirsche und Damwild ; 3. ein Haus für Antilopen und Rehwild ; 4. ein Höhlenbau für Wölfe und andere Raubthiere; 5. ein Stall für Schwarzwild ; 6. ein Büffelhaus; 7. ein Känguruhhaus; 8. ein grosses Haus für Hühner und andere Vögel; 9. ein Taubenhaus; 10. eine Anzahl grösserer und kleinerer Volieren. 23 330 Mehrere andere Bauten sind für das nächste Frühjahr vorbereitet. Bis zum 1. October wird auch das neue Restaurationsgebäude vollendet sein, welches durch elegante Räumlichkeiten und anmuthige Gartenanlagen in seiner Umgebung den Besuchern des Gartens einen freundlichen Sammelpunkt bieten soll. Nach der Vollendung desselben beabsichtigen wir, den Garten für das Publikum zu eröffnen. Schon jetzt haben wir uns vielseitiger Unterstützung durch wohlwollende Gönner zu erfreuen gehabt. Werthvolle Schenkungen an Bäumen und Sträuchern sind uns durch die Herren Rittergutsbesitzer Noack, v. Rother auf Koitz, Rendant Klose, Kaufmann Schierer, Kunst- und Handelsgärtner v. Dabrizius und Weck¬ werth, Schlossermeister Meinecke, Baron v. Leckow, Regierungsrath Baron v. Wechmar, Frau Gräfin Dankeimann, Frau Geh. Commerz.-Rath Treutier, Frau Director Firle, die Herren Apotheker Chaussy und Sonntag und den hiesigen Seidenbau- Verein zu Theil geworden. Ferner sind dem Garten bis zum heutigen Tage nachstehend verzeichnete Thiere zum Geschenk gemacht worden: ein brauner Bär (von Herrn Geh. Commerz.- Rath Ruffer), 1 Dachs (von Herrn Rittergutsbesitzer Richard), 2 Steinmarder (von Gasthofbesitzer Wolfram in Sprottau), 2 Fischottern (von Frau Rittergutsbesitzer v. Nickisch), 9 Füchse (von den Herren Justizrath Krug, Restaurateur Martin, Brauereibesitzer Böhm, Heimann), 2 Rehböcke (von Frau Fabrikant Sudhoff und Herrn Gutsbesitzer Scheider), 1 Wildschwein (Oberforstmeister v. Spangenberg), 2 Zwergziegen (Kaufmann Gutke), 3 Wespenbussarde (Apotheker Pfeiffer in Oppeln), 5 gemeine Bussarde (Baron v. Fürstenberg, Kaufmann Rosenthal und W. Sonnen¬ feld), 3 rauhfiissige Bussarde (Baron v. Fürstenberg, Rittergutsbesitzer Witke), 2 Thurmfalken (Conservator Tiemann und Factor Leja), 2 schwarze Milane (Kauf¬ mann Jahn), 1 Sumpfohreule (Conservator Tiemann), 2 Waldkäutze (Hrn. Gustav Fröhlich und Felix Schmidt), 2 Paar Lachtauben (Fabrikant Meinecke), 1 gelb- haubiger Kakadu, 5 französische Hühner und 3 türkische Enten (Baron v. Leckow), 3 Cochinchinahühner (Frau Stadtrath Wende), 1 Paar Pfauhühner (Ritterguts¬ besitzer Dr. Friedländer), 1 Paar Schwäne und 3 türkische Enten (Ritterguts¬ besitzer Dr. Max Heimann), 1 Storch (Maurermeister Ertel), 3 schwarze Enten (Kaufmann Gutke), 2 Möven (Rittergutsbesitzer Adolphi), 4 Gold- und Silberfasanen (Rittergutsbesitzer v. Wallenberg-Wilkawe), 4 Flussschildkröten (Kaufmann B. W. Meyer und F. Schmidt). Indem wir den gütigen Gebern hiermit unseren ergebensten Dank aussprechen, hegen wir die Hofifuung, dass auch in Zukunft unserem Unternehmen die Gunst und thätige Unterstützung des Publikums ebenso andauernd zu Theil werden wird, wie dies bei den zoologischen Gärten anderer Städte in so grossartigem Maasse der Fall gewesen ist. Zur Annahme von Geschenken ist das Comitemitglied Herr Kaufmann Gutke (Firma: S. G. Schwartz, Ohlauerstrasse 21), sowie der Director des Gartens, Herr Dr. Schlegel, welcher mit dem heutigen Tage die Leitung desselben übernommen hat, bereit; Zeichnungen zu Actien ä 50 Tlilr. werden im Comptoir des Herrn Geh. Commerz.-Rath Ruffer entgegengenommen. Breslau, den 1. August 1864. Das Comite für Errichtung des zoologischen Gartens bei Breslau. 331 Jahresbericht der zoologischen Gesellschaft in Brüssel. (Erstattet in der Generalversammlung vom 28. April 1864.) Wir erhielten diesen Bericht des Verwaltungsrathes, dessen Vorsitzender gegen¬ wärtig Herr A. Orts ist, zugleich mit dem vorhergehenden, welcher sich über das Jahr 1861 verbreitet, und erlauben uns, diese Berichte, so weit es dienlich ist, durch einander zu ergänzen. Die Gesellschaft, welche am 30. August 1851 die königliche Genehmigung erhielt, begann ihre Operation durch den Ankauf des dem Herrn Dubois de Bianco gehörigen, am Ende der Rue de Luxembourg, dicht neben dem betreffenden Bahn¬ hofe, sehr schön gelegenen und mit den herrlichsten Baumgruppen versehenen, damals aber ziemlich vernachlässigten parkartigen Gartens. Das theilweise sehr erhöhte und mit weiter Aussicht versehene Terrain hatte anfangs eine Ausdehnung von 7 Hectaren und 43 Aren, vergrösserte sich aber in den nächstfolgenden Jahren durch wiederholte Ankäufe, insbesondere des den Redemptoristinnen gehörigen Ge¬ ländes und Gebäudes, im Jahre 1861 bis auf nahezu 12 Hectaren. Zu derselben Zeit ward mit der Gesellschaft des Credit communal ein Anlehen im reellen Be¬ trage von 775,900 Francs unter sehr günstigen Bedingungen abgeschlossen und damit die gesammte Finanzlage in der Art geregelt, dass die jährlich zu zahlenden Zinsen um 5000 Francs vermindert und die Amortisation des Capitals gesichert sind. Ausserdem besitzt die Gesellschaft den Genuss des grossen Teiches, der sich auf ihrem Gebiete befindet, bis zum Jahre 1922. Die übrigen geschäftlichen Angelegenheiten und das stete Fortschreiten der Einnahmen sowohl als der Leistungen ergeben sich aus folgender Gegenüberstellung der Gesammtzahlen seit dem Bestehen des Gartens. Im Jahre 1852 betrugen die Einnahmen Frcs. 4,214. o 00 die Ausgaben Frcs. _ ?? 77 1853 57 77 55 50,805. 31, 77 77 49,206. 65 5? 77 1854 57 7? ,, 79,080. 86, 77 77 74,592. 57 ,5 77 1855 57 75 77 91,464. 33, 75 77 84,102. 79 7? 77 1856 77 77 7? 111,455. 35, 77 75 100,962. 97 77 5» 1857 77 ’? 5? 103,027. 23, 7? 55 92,684. 99 75 75 1858 75 75 7? 101,444. 32, 77 55 97,237. 49 5? 57 1859 7? 75 102,702. 18, 77 77 87,912. 72 7? 75 1860 77 , 57 7? 97,071. 09, 57 7? 93,898. 53 77 7? 1861 75 57 77 116,296. 97, 77 75 122,122. 09 5) 75 1862 7? 75 75 124,481. 57, 77 55 117,883. 81 75 55 1863 5? 77 55 131,302. 32, 5? 55 128,257. 13 Der Ueberschuss des abgelaufenen Jahres beträgt mithin Frcs. 3,045. 19 Cent. Unter den Ausgaben ist die zur Amortisation und Verzinsung des Capitals bestimmte Summe von Frcs. 11,756. 06 Cent, mitbegriffen. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Gesellschaft, deren vollständige Benennung aus der vorigen Nummer dieser Zeitschrift zu ersehen ist, sich die Pflege der Anlagen in blumistischer Beziehung zu einer Hauptaufgabe gemacht hat und damit dem Geschmack des Brüsseler Publikums Rechnung trägt, dessen Haupter¬ götzungsort der Garten geworden ist. Ein neues, ausschliesslich für die Verviel¬ fältigung von Zierpflanzen für den Garten bestimmtes Gewächshaus wurde so eben zum Abschlüsse gebracht. 23* 332 Was den zoologischen Theil des Gartens insbesondere angeht, so veranschlagte man den Werth der lebenden Thiere im Jahre 1852 zu . . . Frcs. 6,512. 53 » 77 1853 77 * * * 7 f 38,380. 71 77 77 1854 77 * * * ff 44,307. 92 »> 77 1855 77 • • • ff 47,133. 80 r> 77 1856 77 * * * 77 51,629. 50 ?j 77 1857 77 * * * ff 49,902. 50 77 77 1858 77 • • • 77 45,425. 35 77 77 1859 „ ... 77 45,883. 00 77 7? 1860 77 ••• 77 45,412. 84 ff 77 1861 77 •». 77 48,701. 78 . 7? 77 1862 77 * * * ff 54,048. 50 7) 77 1863 77 ... ff 60,943. 50 Der Thierverkauf ergab im Jahre 1863 einen Reingewinn von Frcs. 12,131. 74 gegen Frcs. 6,096. 69 im Jahre 1862, welches bis dahin in dieser Beziehung das günstigste war. Der Werth der im Garten erzeugten Thiere wurde im Jahre 1861 zu Frcs. 14,901. 45 Cent, veranschlagt, wovon etwa Frcs. 3000 allein für Fasanen und Frcs. 1200 für Eier zu rechnen sind. Für diesen neuen Erwerbszweig wurde dem Director, Herrn N. Funk, seit dem Jahre 1862 ein besonderer Credit von Frs. 6000 zur Verfügung gestellt. Die Sterblichkeit hielt sich in einem Zeiträume von 5 Jahren auf 10 %> ein Verhältnis, welches alle ähnliche Anstalten als ein ziemlich glückliches betrachten. Der Professor von der Thierarzneischule zu Brüssel, Herr Thiernesse, überwacht den Gesundheitszustand und leitet die Sectionen aller eingehenden Thiere. Jeden Monat wird von ihm hierüber ein ausführlicher Bericht mit seinen Rathschlägen an die Verwaltung erstattet. Im Ganzen hat die Sterblichkeit seit 1853 fort¬ während abgenommen. Von den in den letzten zwei Jahren geschehenen einzelnen Verbesserungen und neuen Einrichtungen, welche an die Stelle der provisorischen Hütten getreten sind, ist besonders das neue Straussenhaus mit geräumigem Park und die Fasanerie zu erwähnen. Die neuen Einrichtungen für Wasservögel, Hirsche, Antilopen, bei welchen stets auf ein imponirendes und malerisches Aeussere Rücksicht ge¬ nommen ist, sind in der Entstehung begriffen und theilweise beendet. Der Brüsseler • Garten soll keine grosse Menagerie sein, sondern sich durch die Ausdehnung der für die Thiere bestimmten Räume und eine dem ganzen Park angemessene Archi- tectur auszeichnen. Demzufolge sollen, je nach dem Zustand der Geldmittel, die älteren Käfige und Baraken nach und nach durch solidere Gebäude ersetzt werden. Nachdem früher die schon im Garten vorhandenen Wohngebäude zu den Zwecken der Gesellschaft gedient hatten, wurde neuerdings auch das Kloster dazu eingerichtet und nicht nur ein Theil der Bureaux und die Wohnung des General- directors dorthin verlegt, sondern auch der auf dem höchsten Punkte des Gartens freigelegene Theil zu einem Restaurationsgebäude in grossem Style umgeschaffen. Ausserdem wurde nach der Chaussee von Wawre zu eine elegante Meierei für Milch- wirthschaft angelegt, in welcher auch die zum Ergötzen der Jugend bestimmten Ponys untergebracht sind und welche zugleich diesen mehr abgelegenen Theil des Gartens belebt. In dem älteren Versammlungshause ist der malakozoologischen Gesellschaft von Belgien ein Local zur Errichtung eines Museums eingeräumt worden, welches 333 bereits in der Entstehung begriffen ist und vorzüglich niedere, im Garten nicht lebend zu haltende Thiere darbieten soll. Der Garten leistet hierzu keinen wei¬ teren Beitrag, da die erwähnte Gesellschaft die Kosten der Unterhaltung und Her¬ stellung dieser Sammlung allein trägt. Eine besondere Sorgfalt wird auf die musikalischen Productionen verwendet, für welche eine besondere Truppe engagirt ist. Auch Winterfeste wurden durch die unablässigen Bemühungen des Directors, Herrn Leboeuf, veranstaltet, welche zahlreiche Fremde herbeizogen. Eine von der Gemeinde Ixelles wiederholt erhobene Entschädigungsklage, gegen die Anstellung öffentlicher Schauspiele und Concerte gerichtet, wurde in erster Instanz zu Gunsten der Anstalt entschieden. Durch ein Uebereinkommen mit der Gemeinde Ellerbeek wurden ferner die Bäche Maelbeek und Leybeek, welche durch den Garten flössen und im Sommer grosse Uebel- stände herbeiführten, in geeigneter Weise abgeleitet und das gewonnene Terrain dem Eigenthum der Gesellschaft beigefügt und nutzbar gemacht. In Folge des Steigens der Actien des neuen Anlehens wurden dieselben dem Publikum noch nicht angeboten, dagegen den Ehrenmitgliedern freigestellt, ihre bisherige Stellung gegen eine neue Actie, zum Preise von Frcs. 540, umzutauschen. Siebenzig Theil- nehmer haben von diesem Vorrechte Gebrauch gemacht. Die Gesellschaft gewinnt dadurch */2 % an Zinsen, da sie die Actien zu 500 Frcs. nur zu 4 °/o zu verzinsen hat. Der jährliche Beitrag der Ehrenmitglieder bleibt dagegen wie bisher auf Frs. 30 festgesetzt, nebst einem Einstandsgelde von Frs. 25, welches zur Ein¬ führung einer Familie berechtigt. Ausserdem geniessen die Actionäre eine Dividende. Weitere Nachrichten gibt ein ausführlicher „Führer“, dessen baldiger Wiederauf¬ legung wir entgegensehen. B. Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a, M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Im August wurden geboren: Ein virginischer Hirsch, ein äusserst zierliches Thierchen von gesättigt brauner Färbung mit scharf hervortretenden weissen Flecken. Mehrere Jahre hindurch bot uns die Haltung dieser Hirschart bedeutende Schwierigkeiten dar. Zwei Exemplare starben kurz nacheinander und zwar, wie die Section ergab, an Unvermögen das aufgenommene Futter zu verdauen, und die übrigen erlangten nie das kräftige Aussehen unserer anderen Hirsche. Nach¬ dem wir die verschiedensten Fütterungsversuche erfolglos gemacht hatten, wurde uns von einem Gönner unseres Gartens auf Grund eigener Erfahrung gerathen, diesen Thieren das aus Körnern und Waizenschale bestehende Kurzfutter jedesmal mit kochendem Wasser angebrüht zu verabreichen, und seitdem wir diesen Rath befolgen, gedeihen unsere virginischen Hirche in erfreulicher Weise. Zwei Seidenäffchen (Hapale Jacchus). Das eine dieser Thierchen fand sich todt und von den Eltern theilweise auf¬ gefressen im Käfig vor, das andere starb nach Verlauf einiger Stunden in Folge mehrfacher Misshandlungen, welche ihm von den Alten zu Theil wurden. Dieser Fall kommt bei Thieren, welche zum ersten Male Junge haben, nicht ganz selten 334 vor und soll namentlich bei den Seidenäffchen fast Regel sein, während später zur Welt kommende Junge mit grosser Zärtlichkeit gepflegt werden. Eine Messung des Thierchens ergab Folgendes: Cm. Mm. Länge des Kopfes von der Schnauze bis zum Hinterhaupt . 3. — Breite an den Schläfen . . 1. 8. Höhe vom Kinn bis zum Scheitel . 1. 9. Länge vom Kopfe bis zur Schwanzwurzel . 6. — Länge des Schwanzes . 10. 2. Länge des Oberarms vom Schultergelenk bis zum Ellenbogen ... 2. 5. Länge des Vorderarms vom Ellenbogen bis zum Handgelenk .... 2. — Länge der Hand (äussere Fläche) vom Handgelenk bis zur Spitze des gestreckten Mittelfingers . 1. 7. Breite der Hand . — 9. Länge des Oberschenkels vom Hüftgelenk bis zur Kniescheibe ... 2. 2. Länge des Unterschenkels vom Knie bis zur Ferse . 2. 6. Länge der Hinterhand von der Ferse bis zur Spitze des gestreckten Mittelfingers . . 2. 5. Breite der Hinterhand . — 8. Das Gesicht war dunkel fleischfarbig, der Kopf dunkelgrau mit einem weisslichen Streifen an jeder Seite des Scheitels, Rücken und Aussenseite der Gliedmassen hellgrau, ersterer mit einem schwachen Längsstreifen von schwarzer Farbe. Hand¬ rücken schwärzlich, Innenseite fleischfarbig. Schwanz gegen die Wurzel hellgrau, sonst schwarzgrau mit 11 schwarzen Ringen, Spitze etwa 2 Cm. lang ganz schwarz. Die Vorderseite des Körpers und Innenfläche der Gliedmassen aschgrau, dünn behaart, während der übrige Körper mit ziemlich langen, sehr weichen Haaren dicht besetzt war. Ein Buschkänguruh ( Haimatur us Hennettii). Bei dem eigentümlichen Körperbau dieser Tliiere ist es nicht möglich, genau zu bestimmen, wann das Junge zur Welt kam. Trotz der grossen Aufmerksamkeit, welche wir der Beobachtung des Känguruhweibchens widmeten, war es uns doch nicht möglich, über die Geburt selbst etwas zu ermitteln. Die erste Bewegung des Jungen im Beutel wurde am 16. April d. J. wahrgenommen, um welche Zeit das Kleine vielleicht 2 Zoll lang sein konnte. Am 13. Juli streckte das Thierchen zum ersten Male das Köpfchen aus der Beutelöffnung, am 28. August kam es ganz hervor und seitdem kann man es fast täglich gegen Abend in dem Parke umherspringen sehen. Es ist etwa 12 Zoll hoch, von äusserst zierlichem Bau, nur etwas grossem Kopf. Seine Färbung ist mehr röthlich als die der Eltern, seine Behaarung kurz und dicht. Durch den Tod verloren wir: Einen Magot (Inuus ecaudatus) Das Thier hatte mehrere Wochen gekränkelt und war trotz guten Appetits immer magerer geworden. Dem Tode ging brandiges Absterben eines Theiles der Oberlippe vorher. Bei der Section fand sich eine Vergrösserung und speckige Entartung der Drüsen des Dünndarmgekcöses. Einen Kasc hemirbock, welcher seit Monaten zuweilen an Durchfall gelitten hatte, der anfänglich jedesmal nach kurzer Dauer wieder verschwand, später aber immer hartnäckiger wurde. Die Section ergab Blutleere und Erschlaffung sämmt- licher Eingeweide, wässerige Blutbeschaffenheit, Röthung und Auflockerung der Darmschleimhaut. 335 mm . -f»,4 f • • r« • f » - -» Einen Lippenbaren (Ursus labiatus.) Das Thier verschmähte eines Morgens sein Futter, ohne dass sonst irgendwelche Krankheitssymptome an ihm bemerklich waren. Bei genauer Nachsuchung fand sich in seinem Behälter ein Sonnenschirmgestell, welches in Stücke zerbissen war und dessen Ueberzug un¬ zweifelhaft von dem Thiere gefressen sein musste, da von ihm keine Spur mehr vorhanden war. Im Laufe des Tages legte sich der Bär zuweilen mit ausgestreckten Hinterbeinen auf den Rücken oder bog sich beim Gehen so stark mit dem Kreuze ein, dass der Bauch fast den Boden berührte. Es ging häufig dünner Koth ab. An den folgenden Tagen verschmähte das Thier beharrlich sein Futter und ging selbst Gegenständen, die ihm früher als Leckerbissen galten, mit dem Ausdruck des Ekels aus dem Wege. Der Durst war vermehrt. Der Koth war dünn, zu¬ weilen mit Blut gemischt und mehrmals waren ihm unverdaute Fetzen des seidenen Schirmüberzuges beigemischt. Zuweilen krümmte sich das Thier stöhnend zusammen, dann legte es sich wieder der Länge nach auf den Rücken und streckte die Beine weit von sich. Am Morgen des vierten Tages trat der Tod ein. Bei der Section fand sich Folgendes: Der Magen mit Wasser gefüllt, der Darm vom Magen bis zum Anfang des Mastdarmes innen und aussen stark geröthet, alle Blutgefässe gefüllt. Im Zwölffingerdarm, Dickdarm und Anfang des Mastdarms fand sich je ein fest zusammengeballter Klumpen Seidenzeug etwa in der Grösse eines Gänse- eics. Sonst war der Darm leer, nur an einigen Stellen war die Schleimhaut mit einer dicken Schicht bräunlichen Schleimes belegt. Alle übrige Organe waren gesund. Ausser einigen Todesfällen, welche kleinere Thiere betrafen, heben wir noch einen Jungfernkranich hervor, welcher von einem gewöhnlichen Kraniche, in dessen Park er durch Ueberfliegen des Gitters gerathen war, mittels eines Schnabel¬ hiebes getödtet wurde. Nachrichten aus dem zoologischen Garten in München. I . * . . > J . - ' X> ‘ • *• * , •* * • . . • • w ■ - - l — i . Von dem Director Dr. L. J. Fitziuger. Von den Resultaten, welche wir im Laufe dieses Jahres in unserem Garten auf dem Wege der Fortpflanzung erzielt haben, will ich nur zwei als diejenigen hervorheben, welche ihrer Seltenheit wegen allgemeine Beachtung verdienen. Das erste, das ich berühre, betrifft den Wurf einer Affenart, die zu den häufigsten in wandernden Menagerien und unseren zoologischen Gärten gehört und sich in beiden auch schon zu wiederholten Malen fortgepflanzt hat, nämlich des gemeinen Makako (Cercocebus cynomolgus Geoffroy). Dieser junge Spröss¬ ling ist aber in einer anderen Beziehung beachtenswerth , da er nicht der Ab¬ kömmling von Aeltern einer und derselben Art, sondern ein Bastard ist, der aus der Kreuzung mit einem Männchen der stirnscheitelig^n Makakos (Cercocebus sinicus Geoffroy) hervorgegangen ist. Die Paarung ging im Spätherbste des verflossenen Jahres in einer der grössten Abtheilungen unseres Affenhauses vor sich, in welcher noch mehrere andere Affen¬ arten und selbst von verschiedenen Gattungen gemeinschaftlich gehalten wurden. Da ich jedoch dieselbe nicht selbst zu beobachten Gelegenheit hatte, so bin ich auch nicht in der Lage, weder den Zeitpunkt, zu welchem sie statt gefunden, näher zu bezeichnen , noch über die Dauer der Tragzeit genauere Auskunft zu geben. 336 Wahrscheinlich ist es indess, dass die letztere 7 Monate betrage, was auch den Erfahrungen von Anderen entspricht. Der Wurf erfolgte ganz unvermuthet am 12. Mai d. J. um 7 Uhr Morgens, *) ohne vorausgegangene bemerkbare Symptome, und das Junge kam ziemlich voll¬ ständig behaart und mit bereits geöffneten Augenlidern zur Welt. Die Mutter, welche ihren Nachkömmling, der fest an sie geklammert fort¬ während an ihren Brüsten sog, beständig in den Armen hielt und behende mit demselben umhersprang, bewachte ihn vom ersten Augenblicke an mit Argusaugen und gestattete selbst dem eigenen Pfleger kaum sich ihrem Käfige zu nähern. Diese Sorgfalt nahm jedoch allmälig und zwar nach 14 Tagen etwas ab, als der junge Affe anfing mehr Selbstständigkeit zu zeigen, sich zeitweise von der Mutter los zu machen und frei zu bewegen. Verschwunden ist sie aber nicht, sondern gibt sich, wenn auch in geringem Grade, selbst jetzt noch kund, wo das junge Aeffchen bereits ein Alter von 3 Monaten erreicht hat; denn obgleich dasselbe schon seit länger als einem Monate ausser der Muttermilch noch andere Nahrung zu sich nimmt, trägt die Mutter ihren Sprössling noch immer häufig in den Armen und springt besorgt mit demselben herum. Dieses possierliche Treiben gewährt oft einen höchst komischen Anblick, indem der junge Affe sich nicht selten der Mutter auf den Rücken, die Schultern oder auf den Kopf setzt und die mannig¬ faltigsten Sprünge und Geberden, obgleich etwas unbeholfen, ausführt. Die Färbung des jungen Blendlings, welcher weiblichen Geschlechtes ist, ist auf der Oberseite ziemlich dunkel schwärzlich olivenbraun, vorzüglich längs der Mitte des Rückens und auf dem Kopfe, auf der spärlich behaarten Unterseite dagegen graulichweiss. Das kahle runzelige Gesicht ist röthlich fleischfarben, die kahlen Hände sind schwärzlich. Charakteristisch für seine Bastardschaft ist das schon von der Stirne aus gescheitelte Haar. Weit wichtiger als dieser Affenwurf ist das zweite Zuchtresultat, über welches ich zu berichten habe, nämlich die Fortpflanzung des rothen Rüssel¬ bären (Nasua socialis Neuwied) im Zustande der Gefangenschaft; denn meines Wissens ist dies der erste Fall, der sich seither in Europa ereignet hat. Ein vollkommen zahmes Pärchen dieser Thierart, das ich in Wien für unseren Garten kaufte und Anfangs März 1863 mit nach München brachte, nachdem es schon früher ein volles Jahr hindurch in der Gefangenschaft gehalten wurde, war während des vorigen Sommers in einem Pavillon des Hauses für kleine Raub-Säugethiere dem Publikum zur Schau gestellt und wurde beim Hereinbrechen der rauhen Jahreszeit Anfangs November in das Affenhaus gebracht, wo es, sowie noch mehrere andere zärtlichen Thiere, in einer nicht sehr geräumigen und an der Vorderseite mit einem Drahtgitter versehenen hölzernen Kiste den Winter über gehalten wurde. Ich erwähne diesen Umstand blos deshalb, weil er als Beweis dient, dass selbst^ unter ungünstigen und der Natur eines Thieres widerstrebenden Verhältnissen eine Fortpflanzung bisweilen möglich sei. Als mit dem Eintritte des heurigen Frühjahres die wärmere Zeit begann, die aber leider nur zu oft und häufig auch andauernd durch kalte Tage unterbrochen wurde, liess ich die beiden Rüsselbären am 26. März aus ihrer Winterhaft befreien und in eine der damals noch unbesetzt gewesenen mittleren Abtheilungen des *) In dem von mir herausgegebenen „Führer durch den zoologischen Garten in München“ ist fälschlich in Folge eines Druckfehlers der 12. Juni angegeben. 337 Affenhauses übertragen, wo sie bei schöner Witterung den Tag über zubringen konnten. Mit sichtlichem Wohlbehagen kletterten die ihrer beschränkten Winterbe¬ hausung entnommenen Thiere sogleich auf den Aesten der in des Mitte dieser Abtheilung angebrachten Baumes umher und trieben sich abwechslungsweise munter und lebhaft auch rings um denselben auf dem Boden umher, wobei man sehr deutlich beobachten konnte, wie das Weibchen beständig und muth willig von dem Männchen verfolgt wurde. Aufmerksam sah ich diesem Treiben von Aussen zu und schon in weniger als einer Viertelstunde hatte ich noch am selben Tage das seltene Schauspiel, den Paarungsact vor sich gehen zu sehen, der nur wenige Secunden in Anspruch nahm, sich in kurzen Zwischenräumen noch zweimal wiederholte und in derselben Weise wie bei den allermeisten Säugethieren stattfand. An den folgenden Tagen haben weder ich noch der Wärter eine Wiederholung der Paarung wahrgenommen. Anfangs Mai kamen einige neue Affen an, denen die beiden Rüsselbären ihre bisherige Wohnung abtreten mussten, weshalb ich dieselben in ihre vorjährige Behausung im Hause für kleinere Raub - Säugethiere bringen liess. Die An¬ schwellung der Brüste des Weibchens liesen jetzt schon keinen Zweifel übrig, dass dasselbe trächtig sei. Von dieser Zeit an änderte sich der sanfte Charakter dieser Thiere und vorzüglich auffallend war dies beim Männchen zu bemerken, indem dasselbe von Tag zu Tag bissiger wurde, auf Jeden hinfuhr, der dem Käfige nahe kam, bald darauf auch selbst den Wärter, als dieser mit der Reinigung jener Abtheilung eben beschäftigt war, heftig in den Arm biss und am 11. Juni sogar seinem eigenen Weibchen einen Biss in die rechte Seite und einen so tiefen Biss in die Weichengegend versetzte, dass die Bauchhaut einen Zoll weit auseinander¬ klaffte. Dies nöthigte mich, die beiden Geschlechter wieder von einander zu sondern, und ich sperrte deshalb das Weibchen abermals in den Kistenkäfig im Affenhause, in welchem es überwintert hatte, nachdem derselbe mit einer reich¬ lichen Strohlage versehen worden war. Die heftige Verwundung, bei welcher die Blutung jedoch nur unbedeutend war, machte mich Anfangs sehr besorgt, obgleich das Thier auch nicht das geringste Symptom eines Schmerzes oder auch nur einer Unbehaglichkeit zu er¬ kennen gab. Die Raschheit, mit welcher die Heilung vor sich ging, unge¬ achtet es mir nur bisweilen und sehr schwer gelang, einen günstigen Moment abzulauschen, um dem Thiere mittelst eines an einem Stäbchen befestigten Bade¬ schwammes verdünnte Arnica-Tinctur auf die verwundeten Stellen zu bringen, entledigte mich bald dieser Besorgniss, und mit jedem Tage konnte ich an der Zunahme des Leibesumfanges und der Anschwellung der Zitzen mehr und mehr das Herannahen der Wurfzeit bemerken. 4 Nach der Trennung von seinem Weibchen nahm auch die Bissigkeit des Männchens wieder ab, das nach und nach seine frühere Zutraulichkeit und Zahm¬ heit wieder erlangte. Als ich am 1. Juli um 7 Uhr Morgens das Affenhaus besuchte, bemerkte ich im Käfige des trächtigen Rüsselbären das Stroh, das ihm zum Lager diente, in einer Ecke längs der Rückwand ungefähr einen Fuss hoch aufgethiirmt. Um 103/t Uhr begab ich mich abermals dahin, fand aber keine Veränderung, und als ich einige Minuten nach 11 Uhr wiederkam, fuhr das Weibchen bei der Annäherung an seinen Käfig wüthend gegen mich los, kehrte aber sogleich wieder auf das nest- 338 artig aufgethürmte Lager in die hintere Ecke seines Käfigs zurück, wo es sich, nachdem ich mich etwas weiter entfernt hatte, jetzt ruhig verhielt und so auf die vier Beine stellte, dass ich deutlich bemerken konnte, dass es bereits Junge unter sich verberge und dieselben säuge. Wirklich hatte ich mich in meiner Wahr¬ nehmung nicht getäuscht, denn dieselbe Beobachtung hatte wenige' Minuten früher auch der Wärter schon gemacht, der eben im Begriffe war, mir über dieses Er¬ eigniss zu berichten. Obgleich das Weibchen in den ersten Tagen, jedesmal so oft man in die Nähe seines Käfigs kam, das Nest verliess und unter heftigem Geschrei wüthend gegen das Gitter sprang, so war es doch nicht möglich der Jungen ansichtig zu werden, da das aus Stroh zusammengetragene Nest zu hoch aufgethürmt und auch viel zu tief ausgehöhlt war, um in dasselbe hineinblicken zu können, und selbst wenn man auf eine Leiter stieg, konnte man in diesen Tagen nichts weiter sehen als einen Knäuel von mehreren dicht an einander gedrängten Jungen, die nicht viel mehr als 5 Zoll in der Länge haben mochten, bereits ziemlich dicht behaart, aber noch vollkommen blind waren. Erst am dritten Tage nach dem Wurfe gelang es uns über die Zahl der Jungen, welche wir Anfangs auf 4 — 5 schätzten, Gewissheit zu erlangen, indem wir nach mehrmaliger Beobachtung 6 Junge zählten. Diese Zahl stimmt mit der Zahl der Zitzen überein. Die Sorgfalt der Mutter für ihre Jungen war ausserordentlich, denn obgleich sie die Personen, welche sie pflegten und täglich zu wiederholten Malen besuchten, sehr genau kannte, so fuhr sie doch Anfangs immer auf dieselben los, so oft sie an ihren Käfig kamen, und erst nach Verlauf von ungefähr 8 Tagen nur dann, wenn sie ihre Jungen nicht eben säugte. Die Stellung, welche sie hierbei ein¬ nahm, war ganz eigenthümlich, indem sie auf den Hinterbeinen stand und den emporgehaltenen und sanft gekrümmten Leib auf die eingeschlagenen Vorderbeine stützte, so dass sich die Jungen bequem unter dem Bauche bewegen konnten. Der Wachsthum derselben schien in der ersteren Zeit nicht sehr rasch vor sich zu gehen und sie verhielten sich meistens völlig ruhig in ihrem Neste, auf welchem die Mutter fast beständig sass. Am 17. Juli Vormittag, also genau nach 16 Tagen, bemerkte ich, dass sich die Augenlider bereits geöffnet hatten, und am 1. August verliess das grösste unter ihnen zum ersten Male das Nest, ohne sich jedoch weiter als einige Zoll von demselben zu entfernen. Erst drei Tage später folgten die übrigen nach und die grösseren derselben wagten sich bis an die Vorderseite des Käfigs. Am 7. August wurde die Mutter sammt den Jungen in einem besonderen Käfige im Freien des Gartens dem Publikum zur Schau gestellt, wo sie auch die Nacht, jedoch unter dem Schutze einer Decke, zubringen und sich bis jetzt sehr wohl befinden. Eine genauere Messung der Jungen, welche übrigens in der Grösse wenig von einander abweichen, konnte ich noch nicht vornehmen, doch stellten sich nach einer ungefähren Schätzung die Körperverhältnisse bei dem grössten der¬ selben am 10. August folgendermassen heraus: Gesammtlänge 10 Zoll, Länge des Kopfes 2 Zoll, des Leibes 41/* Zoll, des Schwanzes 3x/2 Zoll. Sollte nach dem 26. März keine weitere Paarung mehr stattgefunden haben, so beträgt die Tragzeit 96 Tage oder 13 Wochen und 5 Tage. 339 Ankunft und Abzug der Vögel im Jahre 1864, mit Rücksicht auf das örtliche und quantitative Vorkommen und die hier nistenden Arten. Von C. Jäger in Bischofslieim bei Hanau. 28. Januar. Haliaetus (Aquila) albicilla Briss., w ei ssschwänziger Seeadler. Wurde gegen Ende Januars und an den ersten Tagen des Monats Februar hier mehrmals nach dem wieder offenen Main hinstreichend beobachtet, und ist in etwas aussergewöhnlichen Wintern keine auffallende Erscheinung bei uns, denn es finden sich in Sammlungen mehrere Exemplare, welche in der hiesigen Gegend erlegt wurden. So schoss Hr. F. Weber am 8. März 1850 bei Hanau ein junges Männchen, jetzt im Besitz der Wetterauer Gesellschaft; ein anderes fand im Monat November 1858 bei Sachsenhausen sein Ende, welches damals im Munde des glücklichen Schützen zum „Goldadler“ wurde. 10. Februar. Ulula (Surnia) noctua Betz., St passerina L., Käuzchen. Ruft zur Paarung. Am 5. April vier frische Eier in einer Kopfweide. Das Käuzchen bleibt das ganze Jahr da und kommt im Winter zu den menschlichen Wohnungen. 11. Februar. JBonibicilla garrula Briss., Seidenschwanz. An diesem Tage hatte ich das Vergnügen, einen kleinen Schwarm von circa 20 Stück, welcher sich auf einigen mit Viscum album bewachsenen alten Aepfelbäumen in einem Nachbargarten niedergelassen hatte, beobachten zu können. Auch bei Offenbach wurden von meinem Freunde, Dr. Meyer, am 7. und 8. Februar einige starke Flüge gesehen (s. Zool. Garten 1864. S. 158). Gewöhnlich zeigen sich diese nordischen Gäste in sehr kalten Wintern bei uns, was auch im letzten wieder der Fall war. 12. Februar. Mergus dlbellus L., weisser Säger. Der weisse Säger wird jedes Jahr während der Zugzeit vereinzelt auf unsern Flüssen angetroffen, so auch am 12. Februar auf dem Main zwischen Dörnigheim und Hanau. 13. Februar. Sturnus vulgarus L., gemeiner Staar. Aeusserst zahlreich auf den Wiesen unter Krähen. Anfangs Juni zogen sie — wie seit Jahren — mit den ersten Jungen jeden Abend in grossen Schwärmen nach den Rohrteichen bei Enkheim. 15. Februar. Motacilla sulphurea Beeilst., graue Bachstelze (Gebirgs¬ bachstelze). Nicht selten, überwintert einzeln. Seit einigen Jahren auch nistend in unserer Mainebene angetroffen, namentlich in den Frankfurter Promenaden und bei Bischofsheim (s. Naumannia 1858). 17. Februar. Anser segetum Bechst., Saatgans. Der erste Zug, wohl 60 Stück, eilte unter freudigem Gackern ihrer nördlichen Heimath zu; am 18. Mai einer desgleichen, der letzte uud grösste Zug, circa 80 Stück, am 22. d. M. 24. Februar. Motacilla alba L., weisse Bachstelze. Der Wiederstrich fing an; häufig am Main, an Bächen und Gräben. Auffallend viele, meist junge Vögel, welche die Leiden des Winters noch nicht kannten, waren zurückgeblieben und fristeten kümmerlich ihr zartes Dasein. Am 26. Mai ausgeflogene Junge. 25. Februar. Alauda arvensis L., Feld ler che. Kleine Flüge wurden gesehen und nach einigen Tagen kamen diese ersehnten Herolde des Frühlings immer zahlreicher, so dass bis zum 10. März überall ihr Gesang ertönte. Die Lerchen 340 haben sich hier sichtbar vermindert, was wohl in der bessern Ackercultur seinen Grund hat. 26. Februar. Fringilla coelebs L ., Buchfink. Schlägt noch nicht laut, sondern dichtet blos leise. 2. April. Allenthalben in Paaren. Zählt nicht zu den regelmässigen Zugvögeln, da er zum Theil wegzieht, aber auch in starken Flügen, meist aus Männchen bestehend, im Winter sich bei uns umhertreibt. Dieses Frühjahr hatte hier ein Pärchen sein Nest in einer Thuja occidentalis kaum 5 Fuss vom Boden angelegt und glücklich ausgebracht. 1. März. Buteo vulgaris Bechst ., gemeiner Mäusebussard. Täglich, bis zur Hälfte des Monats, mehrere hoch in der Luft, wo sie grosse Kreise beschrieben. Einer unserer nützlichsten Raubvögel und leider der am meisten verfolgte, besonders auf den beliebten Krähenhütten; übrigens ein ganz gewöhnlicher Brutvogel bei uns. 2. März. Batila acuta L., Spiessente. Ein Paar dieser schmucken lang- halsigen Enten wurde auf einem Waldsee dahier angetroffen, welches erst nach vier Tagen wieder verstrich. 3. März. Ciconia alba Briss., weisser Storch. Der Storch traf hier auf seinem Neste ein, am 4. in Offenbach und am 6. in Birstein. Zwölf Tage nach¬ her käm das Weibchen und wurde mit freudigem Grüssen empfangen, worauf als¬ bald beide Gatten anfingen, das Nest in Ordnung zu bringen. Am 20. Mai sahen die vier Jungen bereits über das Nest. 4. März. Columba palumbus L., Ringeltaube. War an diesem Tage in unsern Wäldern angekommen. 4. März. Aegolius otus L., Wald-Ohreule. Ihr monotoner Ruf wird in den Wäldern vernommen. Man hat die interessante Beobachtung gemacht, dass diese Eule ihre Jungen, wie die Katze, fortträgt. 5. März. Grus cinerea Bechst., grauer Kranich. Fing an zu ziehen. Am 8. ein starker Zug früh 9 Uhr. Vom 11. bis 15. März grosse Schaaren von 100 bis 200 Stück in der Mittagszeit durchziehend; den letzten, einen schwach- zähligen Zug von 40 Stück, am 16. d. M. beobachtet. 5. März. Ruticilla tithys Latli., Hausroth schwänz. Ein Männchen im Garten gesehen, wahrscheinlich ein durchziehender Quartiermacher; die meisten sind erst vom 18. bis 24. März vom Zuge angekommen. Die Jungen waren am 26. Mai ausgeflogen. 6. März. Columba oenas L., Holztaube. In kleinen Flügen von 10 bis 15 Stück auf dem Felde, sonst in Waldungen, wo es viele alte und hohle Bäume gibt, bis zur Mitte des Monats allgemein. 6. März. Scolopax rusticola L., Waldschnepfe. Die ersten Strichschnepfen stellten sich hier ein und am 7. März wurde die erste auf dem Striche geschossen. Gleichzeitig wurden auch in mehreren Revieren des Frankfurter Waldes Schnepfen angetroffen und geschossen. Im Ganzen sind in der hiesigen und in der an¬ grenzenden Fechenheimer Jagd 27 Stück geschossen worden, und zwar 21 im Treiben und 6 auf dem Striche; grösser war jedoch die Ausbeute in der Leibhege bei Hanau, woselbst vom 10. bis 24. d. M. 47 Stück Waldschnepfen tlieils auf dem Striche, theils auf der Suche erlegt wurden, und es ist demnach der dies¬ jährige Schnepfenstrich in hiesiger Gegend nicht zu den schlechten zu zählen. 10. März. Turdus viscivorus L., Misteldrossel. Liess ihr weittönendes Lied hören; brütet einzeln in der Gegend. * 341 12. März. Milvus regalis und niger Briss ., rother und schwarzbrauner Mil an. Der Zug dauerte bis zum 25. des Monats. 12. März. Falco tinnunculus L., Thurmfalke. Der diesjährige Frühlingszug begann am 12. März. Am 30. April erhielt ich vier frische und am 19. Mai sechs stark bebrütete Eier. Der Thurmfalke ist hier regelmässiger Zug- und Brut¬ vogel und nistet meist in grossen hohlen Astlöchern knorriger Waldbäume, sowie in verlassenen Krähennestern und Bussardenhorsten, wo ihm hohle Bäume fehlen, und nur einzeln auf Thiirmen in Mauerlöchern. Doch überwintert er auch bis¬ weilen, denn Hofrath Dr. Meyer hat ihn öfter im Winter, ja sogar bei sehr strenger Kälte beobachtet. 14. März. Rubecula familiaris Brm v Rothkehlch^n. Allenthalben in Gärten und Wäldern hörte man ihren lieblichen Gesang. 14. bis 18. März. Coccothraustes vulgaris Brm. , Kirschkern beisser. Häufig in den Anlagen und Gärten um Frankfurt. Im Herbste finden sich die aus nörd¬ lichen Gegenden hier ein. 14. März. Alauda arborea L ., Baum-Heidelerche. Wieder angekommen und lässt überall ihre melodienreiche Weise hören, besonders in Mittel- und Nieder¬ waldschlägen, worin sich mit Heide bewachsene Blossen finden. 15. März. Picus major L., grosser Buntspecht. Die Buntspechte trom¬ meln im Walde. 15. März. Pica caudata Baj., Elster. Hatte Eier; ich habe am 22. März ein volles Gelege erhalten. Diese arge Yerwüsterin der Eier und Jungen von kleinen Vögeln sollte man überall ausweisen, namentlich, wenn sie ihre Residenz — was sie überhaupt sehr gerne thut — auf hohen Pappeln in der Nähe der Städte, Dörfer oder in Parks aufschlägt. 16. März. Turdus musicus L.% Singdrossel. Eröffnet mit ihrem lauten Gesang in Laub- und Nadelwäldern die Frühlingssaison. Fast überall mehr oder minder nistend. Der Krammetsvogel, Turdus pilaris hat sich auch heuer, wie im Jahr 1859, bis in die Mitte des Monats Mai hier aufgehalten, und ich möchte deshalb mit gutem Grunde annehmen, dass diese Vögel nicht mehr in ihre nordi¬ sche Heimath zurückgekehrt sind, sondern in der Gegend gebrütet haben. 17. März. Anthus arboreus Bechst. , Baumpieper. Singt in allen geeigneten Lagen, Richten Waldungen, Vorhölzern in der Nähe von Wiesen. 28. Mai aus¬ geflogene Junge. 17. März. Ardea cinerea L ., aschgrauer Reiher, Fischreiher. Einige Paare horsten im Dorfeider Wald, von wo aus sie den Main, die Nidder und Nidda besuchen. Fischreiher- Colonien finden sich keine mehr in der Gegend. 18. März. Falco subbuteo L , Baum- oder Lerchenfalke. Ist in die hiesigen Wälder und Vorhölzer zurückgekehrt. Nistet hier nicht häufig. Die Eier sind bisweilen denen von F. tinnunculus sehr ähnlich. Er ist ein Haupt¬ feind der Rauchschwalben, Segler und Lerchen, wovon ich oft die deutlichen Reste in Kropf und Magen bei erlegten Exemplaren vorgefunden habe. 18. März. Falco peregrinus L., Wanderfalke. Ein Weibchen wurde auf der Krähenhütte geschossen. Der gefährlichste Feind für die Niederjagd, der mit grosser Gewandtheit Enten, Fasanen, Feldhühner, Wachteln etc. schlägt und sogar unsere Taubenschläge zuweilen besucht. 342 21. März. Circus cyaneus L., Kornweihe. In mehreren Exemplaren be¬ merkt worden. Nistet hier selten. Vor zwei Jahren wurde auch ein Männchen von C. pallidus Sykes hier erlegt. 22. März. Vanellus cristatus Meyer und Wolf, tgehäubter Kiebitz. Nicht mehr selten im Metzgerbruch bei Frankfurt, zahlreich im Kied bei Enkheim. Die Kiebitzeier werden bekanntlich als Leckerbissen für übersatte Feinschmecker, Podagristen etc. gesammelt, wodurch zum grossen Schaden für den Feld- und Wiesenbau ungeheuer viel Bruten dieser nützlichen Vogelart zerstört werden. Doch sind dies nicht die Einzigen, denn leider werden noch ausserdem eine Menge anderer Vogelnester durch sogenannte Eiersammler, sowie von der Dorf- und Stadtjugend als ein besonderes Sonntagsvergnügen, sinnloserweise vernichtet. Es wäre sehr zu wünschen, dass auch in dieser Hinsicht das Wirken der Thier¬ schutzvereine mehr unterstützt würde und namentlich die segensreichen Be¬ strebungen des betreffenden Vereins in Frankfurt eine recht allseitige Verbreitung bei uns fänden. Möchten deshalb die Herren Lehrer an Stadt- und Landschulen diesem Gegenstände eine freundliche Theilnahme zuwenden und die Jugend auf den grossen Nutzen, den viele Thiere im Haushalte der Natur uns leisten, auf¬ merksam machen ! (Fortsetzung folgt.) Correspondenzen. Lauchstädt, 21. Juli 1864. Meine Freude über das erste glückliche Resultat der Zucht von Wellenpapa¬ geien ist von kurzer Dauer gewesen. Am 5. Juli fand ich ein Junges todt am Boden, fünf Tage später folgte ein zweites und am 11. starb auch das dritte, während das vierte seiner Flugkraft gänzlich beraubt stark zitternd in einem Winkel kauerte. Wahrscheinlich hat die kalte Nachtluft schädlich eingewirkt; das Thermometer zeigte selbst bei Tage oft nur 7° R. und ich hatte bereits, ehe die Jungen ausgeflogen waren, die Fenster meiner Vogelstube durch ein Drahtnetz ersetzt. Den kranken Vogel habe ich möglichst warm gehalten und so, wie es jetzt scheint, gerettet. Die drei Leichen waren gut genährt, der Kropf mit Hirse und Glanz gefüllt; im Gehirn war Blut ausgetreten. Dieser Verlust ist besonders betrübend für mich wegen eines Vogels, der an den Flügeln etwas variirte und von welchem ich einen Flügel beilege.*) *) Die Varietät besteht darin, dass das gelbe Band, welches beim Wellen¬ papagei über die Schwungfedern hinzieht und an der zweiten mit einem blassen Fleck am innern Federrand endigt, sich hier in seiner ganzen Breite über sämmt liehe Schwungfedern, bis auf den äusseren Rand der ersten, fortsetzt und an den 10 vordersten rein weiss ist. Auch im Uebrigen ist das Gefieder matter gefärbt und zeigt nicht den gewöhnlichen Glanz; das Grün er¬ scheint mehr bläulich, das Blau mehr schieferartig. Es kann nach dieser Be¬ obachtung wohl als entschieden angesehen werden, dass der Wellenpapagei bei uns als domesticirt zu betrachten und unter die Zahl unserer Stubenvögel aufzu¬ nehmen ist. Die nebenstehende Figur hat 2,3 der natürlichen Grösse. B. 343 Erwähnt sei noch, dass die Mutter, solange die Jungen am Leben waren, dieselben mit grosser Zärtlichkeit behandelte und ihre Kinder nicht nur fleissig fütterte, sondern sie auch beim Klettern durch Nachschieben unterstützte, was oft ungemein komisch aussah; als jedoch der Tod eingetreten war, fing sie an, die Kleinen so arg mit Krallen und Schnabel zu bearbeiten, dass dieselben dadurch für das Ausstopfen untauglich gemacht waren, indem sie ihnen Brust und Kopf fast kahl gerupft hatte. Aus einem Schreiben des Herrn Dr. E. Hey an die Direction. Altona, 4. August 1864. Wenn man erfährt, dass in Helgoland jährlich auf dem Zuge einige Exemplare von Turdus roseus erlegt und beobachtet werden und dass Sylvia suecica jährlich in nicht geringer Anzahl dort durchpassirt, ist es wTohl natürlich, dass man sich die Frage vorwirft, wohin dieselben dann eigentlich gehen und woher sie kommen. Dass die Thiere, welche auf Helgoland ankommen, nicht als Verirrte betrachtet werden können, geht daraus hervor, dass sie jährlich etwa um dieselbe Zeit dort eintreffen, also jene Felseninsel zum Ruheplatz auf ihren regelmässigen Wanderungen erwählt haben. Die Länder nun, von denen man etwa annehmen könnte, dass der Zug dorthin gehe, sind Dänemark und Schweden. Dass aber der Zug über Helgo¬ land nach Dänemark gehen sollte, ist wenig wahrscheinlich, weil beide Arten zu den Seltenheiten der dortigen Ornithologie gehören, indem Pastor roseus nach Kjaerbölling überhaupt nur zweimal beobachtet worden ist und Sylvia suecica vpn jenem Forscher selbst dort gar nicht gesehen, wenn auch von Andern hin und wieder erlegt ist. So bleibt uns also noch Schweden und meine Vermuthung, dass der Zug jener beiden Vögel dorthin gehe, wird dadurch theilweise bestätigt, dass Nilsson über Turdus roseus und Sylvia suecica Folgendes sagt: „Die Exemplare der Rosendrossel, welche ich in den verschiedenen Museen des Landes gesehen habe, sind aus Lappland, auch wird über ihr Vorkommen in Dalekarlien berichtet. Da sie aber ein Zugvogel ist und niemals im südlichen Schweden beobachtet wurde, scheint sie auf ihren Wanderungen aus Lappland durch Finnland und Russland zu ziehen. Das Blaukehlchen bewohnt die Weiden- und Birkengebüsche von Norr- land und Lappland, bewerkstelligt aber seine Wanderungen durch Finnland, da es niemals im südlichen Schweden gesehen worden ist.“ Beide sind also Bewohner des nördlichen Schwedens und trotzdem, dass sie im südlichen Schweden gar nicht und in Dänemark nur sehr selten beobachtet wurden, glaube ich doch, dass sie beide Länder, und zwar im Fluge, passiren und dass sie dann Helgoland als Ruhepunkt auf ihrer Reise nach dem Süden benutzen. 344 So nur kann ich mir das jährliche Vorkommen beider Arten daselbst erklären und ich glaube, dass dies einige Wahrscheinlichkeit für sich hat. — Es wird Sie vielleicht interessiren, zu erfahren, dass am Freitage den 29. Juli im zoologischen Garten zu Hamburg ein Scliabrakentapir (Tapirus indicus) angekommen ist. Derselbe ist ein Geschenk der Herren Bohr, Meyer u. Comp, in Singapore und hat die Reise von dort hierher auf dem „Nordstern“ in sechs Mo¬ naten gemacht; drei Orang-Utangs und ein weiblicher Schabrakentapir mit einem Jungen sind leider alle auf der Reise gestorben, trotzdem dass sich der Capitän des Schiffes die grösste Mühe gab, sie zu erhalten. j Nymphicus Novae Hollandiae hat im Garten gebrütet und ein Junges gross¬ gezogen. In einer Handelsmenagerie in Hamburg sah ich den 1. August einen Oedicnemus crepitans in Gefangenschaft. Der Vogel stammt aus England, ist sehr zahm und wird mit Stückchen rohen Fleisches und auch mit Brod ernährt. Das schöne, sanfte Auge gibt an Lebhaftigkeit der Irisfärbung dem mancher Raub¬ vögel Nichts nach. Briefliche Mittheilung des Herrn R. v. Willemoes-Suhm. Bad Rohitzsch in Steiermark, 4. August 1864. Ich habe sechs Undulaten (Melopsitt. undul. Gould), in einem sonnigen Kämmerchen, 6 Fuss lang, 4 Fuss hoch, 5 Fuss tief, mit circa 30 Canarienvögeln, aber die Züchtung gelang bisher durchaus nicht. Sie begatten sich nicht und legen nicht. Zwei Nymphen-Cacadus in einem grossen Behälter (6 Schuh lang, 6 Schuh hoch, 4 Schuh tief) legten wiederholt Eier, bebrüteten sie, aber ohne Erfolg. In unserem heissen Klima sollte dies besser gehen. Ich las letzthin als etwas Merkwürdiges, dass Pinscher bald geschwänzte, bald ungeschwänzte Junge geboren. Dies geschieht bei mir seit 2 Jahren regelmässig. Ein von Geburt schwanz¬ loser Pinscher hatte mit einer gestutzten Pinscherin stets zwei geschwänzte und zwei ungeschwänzte Junge, das letzte Mal eines mit, zwei ohne Schwanz. Aus einem Schreiben des Herrn Bernhard Graf Caboga inUdinean die Direction. Posen, 8. August 1864. Betreffs der Anfrage des Herrn R. v. Willemoes-Suhm in No. 8 dieser Zeitschrift Folgendes: Muscicapa atricapilla kam in der Provinz Posen in diesem Frühjahr auf dem Zuge durchaus nicht zahlreich vor, wohl aber im Frühjahr 1853 bei Trier an der Mosel, woselbst sie durch mich in fast unglaublicher Häufigkeit überall, im Walde, in allen Gärten etc. beobachtet wurde. Da ich nun während dieser Zeit stets fleissig beobachtete und unser Vögelchen immer nur in geringer Zahl sah, so ist die von Herrn R. v. W. gemachte Wahrnehmung um so interessanter, indem da¬ durch constatirt wird, dass auch M. atricapilla zu den Vögeln gehört, welche zeitweise „en masse“ erscheinen. Sehr schwierig bleibt die Deutung der Ursachen solcher abnormen Wanderung, welche muthmaasslich mit der Witterung zusammen¬ hängt, da gerade fast kein anderer Vogel mehr von der Witterung abhängt, wie die Fliegenfänger, indem sie ihre Nahrung im Fluge, d. h. aus der Luft, nehmen müssen und gerade das Ausfliegen dieser Thiere (Fliegen, Mücken, Motten) durch die Witterung bedingt ist. Aus einem Schreiben des Herrn Prem.-Lieut. A. v. Homeyer an den Herausgeber. 345 Miscellen. Entdeckung von Pfahlbau-Alterthümern in Mähren. Die ersten Spuren ermittelte Herr L. H. Jeittel es, Gymnasiallehrer in Olmütz, welcher schon im Jahre 1858 im Weichbilde der Stadt Troppau Reste ausgestorbener Ochsen- und Hirscharten mit unzweifelhaften Spuren menschlicher Bearbeitung aufgefnnden hatte, kürzlich bei der Legung der Gasröhren in Olmütz. Es scheinen Flusspfahlbauten zu sein, während man bisher nur Seepfahlbauten kannte. Die Zahl der aufgefundenen Knochenreste, Broncesachen , Töpferwaaren u. s. w. ist be¬ deutend. Unter den ersteren sind fast alle Hausthierarten vertreten; viele Knochen tragm Spuren menschlicher Bearbeitung, die meisten Röhrenknochen sind gespalten, die Kieferhöhlen aufgebrochen. (Oesterr. constitut. Zeitung vom 8. Juli 1864.) Nach späteren Berichten in der „Presse“ vom 19. Juli und 2. August hat sich die Zahl der Erzeugnisse ältester menschlicher Industrie und Hauswirthschaft ver¬ mehrt. Man fand Knochen von zwei verschiedenen Pferdearten und Wiederkäuern, Schädeltheile vom Biber und Fuchs, verschiedene Yögelknochen, endlich ein mensch¬ liches Skelett, einem Manne von bedeutender Grösse und Körperkraft gehörig, dessen Alter auf mindestens 2000 Jahre geschätzt, übrigens wahrscheinlich jünger ist, als der im Neanderthale bei Düsseldorf gefundene Schädel. Alle diese Gegenstände fanden sich im Torf, sie fehlten in dem humusreichen schwarzen Thon, im Löss und in dem Schutte späterer Zeiten, die hie und da angestochen wurden. Nähere Mittheilungen müssen erwartet werden. B. Die Berner Bären. Die Berner Ztg. vom 29. Juli berichtet: In dem Bärengraben liegt heute -in einer Blutlache einer der artigen jungen Mutzen er¬ drückt und zerrissen von dem älteren Geschwisterpaar; drüben die Alten in grösster Aufregung. Die drei diesjährigen Jungen befanden sich mit den älteren zusammen in dem gleichen Graben, die Kleinen oben in der Tanne; eins davon fällt herunter, die beiden ungeschlachten Burschen fallen darüber her und bringen es grausam um. Vergebens wird angezündetes Stroh hinabgeworfen; sie lassen erst den leb¬ losen Körper liegen. Gegenwärtig sucht man die Bestien in den Stall zu locken; umsonst, sie bleiben in dem Graben, die Kleinen in furchtbarer Angst auf den Zweigen des Gipfels. Man konnte endlich die Trennung der feindlichen Brüder dadurch bewerkstelligen, dass die Alten in ihren Stall gesperrt und die älteren Jungen in den jenseitigen Graben gelockt wurden. Str. Fortpflanzung der Strausse in Europa. Mit Rücksicht auf die in dieser Zeitschrift bereits mitgetheilten günstigen Resultate, welche nach dem Vor¬ gänge der Algierer Straussenzucht. schon früher in St. Donato bfei Florenz und in dem zoologischen Garten zu Marseille erzielt worden sind, erfahren wir aus dem Bulletin d’acclimat. (Sitzung vom 10. Juni 1864), dass in Marseille bereits 26 junge Strausse ausgebrütet worden sind, welche vorzugsweise vom männlichen Strausse bedeckt wurden. Auch im hiesigen Garten haben, wie bekannt, sowohl der afrikanische als der amerikanische Strauss zu wiederholten malen Eier ge¬ legt und selbst Brüteversuche gemacht, ohne dass es bis jetzt zu einer vollständigen und erfolgreichen Bebrütung gekommen wäre. Unser Boden scheint den, an den unteren Theilen des Körpers fast ganz nackten, kein Nest machenden Tliieren zu kalt 24 346 und feucht zu sein. Dagegen ist Dr. Bodinus, Director des zoologischen Gartens in Cöln, sowohl im vorigen als in diesem Jahre so glücklich gewesen, ein Junges der letzteren Art zu erhalten. Das einige Tage alte diesjährige, welches wir unlängst bei ihm sahen, lief zeitweise sehr munter im Straussenpark umher, barg sich aber meistens unter den Flügel seines Vaters, der auf einem noch übrigen, wahrscheinlich tauben Eie emsig fortbrütete, und schaute zuweilen neugierig zwischen den aufge¬ blähten Deckfedern des letzteren hervor. Es hatte die Grösse eines erwachsenen Rebhuhns, aber Gestalt und Proportionsverhältnisse der Alten, von denen es sich jedoch in der Befiederung und Färbung durchaus unterschied. Nicht nur waren Kopf, Hals, Brust und Bauch gleich dem übrigen Körper vollständig befiedert, sondern statt des einfarbigen Weissgrau der alten Thiere sahen wir hier ein fein gezeichnetes rehfarbenes Gefieder mit zierlichen weissen Streifen längs des Rückens. Wir hoffen, dass Herr Dr. Bodinus unserem Ersuchen entsprechen und uns eine Zeichnung des interessanten Thierchens zur Mittheilung in dieser Zeitschrift über¬ lassen wird. Ferner haben wir zu erwähnen, dass im zoologischen Garten zu Wien in diesem Jahre auch das ne uholländische Casuarpaar gebrütet und ein Junges glücklich ausgebracht hat, während zwei andere ausgebildete Junge vor dem Aus¬ schlüpfen starben. Dies sind bedeutungsvolle Anfänge, welche uns in der Ueberzeugung bestärken, dass so ziemlich alle Thiere, unter geeigneten Verhältnissen und mit freilich sehr verschiedenen Erfordernissen, auch in unseren Klimaten zu erhalten und fortzubringen sind, denn es dürfte kaum ein Erforderniss geben, welches unter Aufbietung entsprechender Hülfsmittel nicht annähernd zn erfüllen wäre. B. Steppenhühner in Italien. Professor Canestrini in Modena hat im Jahre 1863 daselbst einen Syrrhaptes paradoxus geschossen (den ersten, von dem bisher aus Italien berichtet worden ist), und im heurigen Jahre wurde in der Gegend von Belluno ein Vogel geschossen, den Graf Nini in Treviso ebenfalls für Syrrhaptes paradoxus hält. S e n o n e r. Künstliche Fischzucht. Nach einer Mittheilung des Herrn Wallon in Montaubaii erhielt man daselbst: im Jahre 1859—60 von 8,000 übersendeten Eiern 5,400 Fische; JJ J J 1860—61 V 45,000 jj jj 42,200 jj JJ JJ 1861—62 jj 52,000 jj jj 47,000 jj 1» JJ 1862—63 jj 43,000 jj jj 36,000 jj JJ 5? 1863—64 jj 57,500 jj jj 50,000 jj 205,500 180,600 jj Drei Viertheile dieser künstlich befruchteten Eier gehörten dem Lachse an und wurden in die grossen Flüsse des Landes ausgesetzt, die übrigen waren Fo¬ rellen und Lachsforellen und kamen in die Gebirgswässer. Nimmt man die obigen Zahlen als abgerundet an, so ergibt sich ein Durch¬ schnittsverlust von V8j worunter sowohl die während des Transports, als während der Brutzeit verdorbenen Eier und die abgestorbenen jungen Fischchen mitgerechnet sind. Ein sehr günstiges Resultat, da man bisher mindestens V« Verlust zu rechnen pflegte! (Bull, d’acclimat. V. 1864.) 347 Literatur. Dr. W. F. A. Zimmer mann, die Inseln des stillen und indischen Oceans. Reise eines holländischen Arztes und Naturforschers von Java über Timor , die Molukken, Neu-Guinea und Neu-Seeland etc. nach den Sandwichinseln und Otahaiti. Ein Natur- und Sittengemälde der tropischen Regionen und des grossen Oceans. Nach brieflichen Mittheilungen, den neuesten Quellen und eigenen Anschauungen. Zwei Bände. Berlin, Schiele, 1863. Lex. 8. Mit 1 Titelblatt und eingedruckten Holzschnitten. Als wir dieses umfangreiche Werk zur Hand nahmen , glaubten wir einem Reisewerke zu begegnen, welches unter Zugrundelegung der eigenen Erfahrungen, die etwa den Rahmen für eine erschöpfende ethnologische Schilderung abgeben könnten, das Entwickelungsleben jener merkwürdigen Inselwelt, die sich im Ver¬ laufe einiger Jahrzehnte unsere 2000jährigen Cultur mit ihren schlimmsten Aus¬ wüchsen angeeignet hat, zu einem übersichtlichen und lebensvollen Bilde verbinden würde, wie es die „Malerische Reise um die Welt“ für ihre Zeit geleistet hat. Allein diese neueste Reise ist in einem ganz anderen Sinne eine fingirte , als die frühere. Während dort alle Quellen citirt und das Geschichtliche an jedem Orte ausführlich verzeichnet ist, so dass die Reise selbst nur den Faden bildet, an wel¬ chem sich die einzelnen Erfahrungen aufreihen lassen, finden wir hier alte und neue Mittheilungen ohne Rücksicht auf Zeitpunkt und Quellen, die freilich für den Kundigen kenntlich genug sind, mit den eigenen Erfahrungen zu einem ho¬ mogenen Ganzen verschmolzen, in welchem Wahrheit und Dichtung nicht zu unter¬ scheiden sind. Die Schilderung mag im Ganzen richtig und zutreffend sein, aber wir entbehren jeden Maassstabes zur Beurtheilung und Prüfung derselben. Nicht einmal der Zeitpunkt der Reise ist angegeben, da doch oft wenige Jahre in jenen Ländern die durchgreifendsten physischen und socialen Veränderungen hervorge¬ bracht haben. Wir können daher diesem Werke ‘auch nicht die Bedeutung der historischen Romane beilegen, welche sonst oft berufen waren, der minutiösen Ge¬ schichtschreibung die Bahn zu brechen und vorzuarbeiten. Selbst der Reiz der Darstellung entschädigt nicht für diese Abgänge und erscheint fast als eine luxu¬ riöse Zutliat bei einem Stoffe, der an sich schon für einen grossen Leserkreis an¬ ziehend und unterhaltend sein wird. Mit den Illustrationen verhält es sich nicht anders. Von sehr ungleichem, im Ganzen sehr geringem Werthe, grösstentheils Copien nach bekannten Reisewerken und in der freiesten Weise benützt, haben sie nicht nur oft ihre ursprüng¬ liche Bedeutung geändert, sondern finden sich auch nach Art der illustrirten Tagesblätter nicht an Ort und Stelle, sondern nach typographischen Rücksichten im Buche vertheilt, ohne dass im Text überall darauf verwiesen wird. Somit hätten wir eigentlich keine Veranlassung gehabt, das einem fremd¬ artigen Zwecke und Leserkreis angehörige Buch hier zu erwähnen, aber wir hal¬ ten es doch für ein sehr bemerkenswerthes und nicht gerade unerfreuliches Zeichen? dass sich die Unterhaltungslectüre unserer Zeit schon auf Gebiete geworfen hat, welche durch Handel und Wissenschaft unserer Kenntniss kaum erst zugäng¬ lich geworden sind, und schliessen mit dem Wunsche, dass sie für recht viele Leser Veranlassung werden möge, sich mit den vielen trefflichen Reisewerken der neueren Zeit näher bekannt zu machen, welche, wenn auch meistens auf kleinere Gebiete sich beschränkend, wirkliche Belehrung und anziehende Darstellungsweise nicht minder zu verbinden wissen. B. 348 ♦ Oskar Zlik, über Acclimatisation der Thiere und Pflanzen. Aus dem Programm für 1864 des k. k. evangelischen Gymnasiums in Teschen besonders ab¬ gedruckt. 4°. 91 S. (ohne Druckort). Der Verfasser, welchem es nicht an eignen Erfahrungen zu fehlen scheint und welcher uns schon durch seine Bemühungen zur Hebung der einheimischen Seidenzucht bekannt ist, gibt hier eine allgemein verständliche und eingehende Uebersicht der wichtigsten Acclimatisationsversuche in beiden Reichen und behandelt in der ersten Abtheilung im Allgemeinen: 1. die Acclimatisation fremder Hausthiere, 2. die Zähmung wilder Thiere, 3. die Acclimatisation fremder wilder Thiere, 4. die Acclimatisation der Pflanzen, 5. die Veredlung von Culturgewächsen, 6. die physi¬ kalischen Bedingungen für die Acclimatisation der Thiere und Pflanzen. Die zweite Abtheilung bespricht die Acclimatisation in historischer und vorhistorischer Zeit, und zwar 1. der Hausthiere, 2. der Culturpflanzen, 3. der eingebürgerten wilden Thiere und Pflanzen. In der dritten Abtheilung werden die Acclimatisationsversuche unserer Zeit in der Reihenfolge des naturwissenschaftlichen Systems geschildert und die einzelnen Erfolge aufgezählt. Wir haben darin manche eigenthümliche Ansicht und keine Angabe gefunden, der wir geradezu widersprechen müssten, wenn wir auch hie und da nähere Nachweise gewünscht hätten. Wir glauben diese Schrift daher Allen denen, die einer solchen Uebersicht entbehren, um so mehr empfehlen zu sollen, als solche Programme selten im Buchhandel erscheinen und daher wenig bekannt zu werden pflegen. B. Verkäufliche Gypsabgüsse. Unterzeichneter empfiehlt die von dem bekannten Bildhauer und Anthropologen Herrn G. Zeiler in München nach der Natur modellirten Büsten, sowie Hand und Fuss (in natürlicher Grösse): Preise: Büste des Troglodytes gorilla , männl. . . . . fl. 9. — kr. do. do. do. do. weibl. . „ 8. — „ do. do. do. juv . „3. — „ Hand . 2. 30 „ Fuss . 3. — „ Abguss der Gehirnhöhle . „ — 48 „ Kiste und Verpackung werden extra berechnet. W. Schmidt, Präparateur in Offenbach a. M. Eingegangene Beiträge. G. in W. — J. in O. — J. in S. — M. in S. — S. in F. — S. in W. — W. in H. Da unsere Zeitschrift zu Anfang jedes Monats erscheint, machen wir diejenigen Herren Correspondenten, welche uns ihre Beiträge mit dem Wunsche um baldigen Abdruck über¬ senden, darauf aufmerksam, dass dieselben in der Regel erst in der nächstfolgenden Nummer erscheinen und nur kleinere Mittheilungen ausnahmsweise noch in dem laufenden Monate berücksichtigt werden können. Die Red. des „Zool. Gartens.“ Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. p wsW° Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Der „Zoologische Garten“ erscheint jeden Monat in 2 bis 21/2 Bog. 80. mit Illustrationen u. ist für Frankfurt bei dem Seeretariat der Zoolog, Gesellschaft zu beziehen. Preis des Jahrgangs für den auswärtigen Debit tl. 2. 42 kr. rhein. oder Tlilr. 1. 15 Sgr. Pr. Ort. Alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Postvereins, sowie alle Buchhandlungen des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer’s Verlag in Frankfurt am Main nehmen Bestellungen an. ■Xr^lr Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen herausgegeben von Prof. Dr. C. ISriicli^ ordentl. und correspond. Mitglied mehrerer naturhistorischer Gesellschaften und Vereine. No. 11. Frankfurt a. M. November 1864. V. Jahrg. Inhalt: Ueber Riesen- und Zwergformen bei den Batrachiern; vom Herausgeber.— Unser Elepliant; von Dr. M. Schmidt (Schluss). — Ueber die Zucht des Esels; von C. Helms dörfer. — Die Gesellschaft Natura artis magistra und der zoologische Garten zu Amsterdam. — Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. ; von dem Director Dr. M. Schmidt. — Vierteljahresbericht des Acclimatisations-Gartens bei Paris. — Ankunft und Abzug der Vögel im Jahre 18(14 mit Rücksicht auf das örtliche und quantitative Vor¬ kommen und die hier nistenden Arten; von C. Jäger in Bischofsheim bei Hanau (Fort¬ setzung). — Correspondenzen. — Aus dem Tagebuch meiner ostasiatischen Reise; von Dr. Ed. von Martens in Berlin. — Miscellen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Ueber Riesen- und Zwergformen bei den Batrachiern. *) Vom Herausgeber. Es liegt in der Natur der Sache, dass in einer Zeitschrift, wie die unsrige, die höheren Thiere vorzugsweise berücksichtigt werden, da sie es sind, welche zunächst praktische Erfolge versprechen. Bei der innigen Wechselwirkung jedoch, die in der ganzen Natur herrscht, *) Unter „Batrachiern“ versteht man jetzt allgemein nicht blos die eigentlichen Frösche, sondern die ganze Gruppe der nackten Amphibien, welche von Dumeril 25 350 können die niederen Thiere nicht von der Betrachtung ausgeschlossen werden, und wo es sich um Experimente und allgemeine Fragen handelt, werden sie stets eine hervorragende, wenn auch nicht be- neidenswerthe Rolle spielen. Wir werden daher, wie früher, keine Gelegenheit unbenützt vorübergehen lassen, die Allgemeinheit der Naturgesetze und ihre mannigfaltige Abspiegelung auch an Amphibien, Fischen und selbst noch niedriger stehenden Thierclassen nachzuweisen und anschaulich zu machen, dass diese Thiere, welche einen so wesentlichen Bestand¬ teil des Thierlebens in unseren Gegenden bilden, nicht blos der Froschkeulen wegen interessant und wichtig sind. Eine specielle Veranlassung dazu geben uns die kürzlich frisch angekommenen amerikanischen Riesenfrösche, eine colossale Ausgabe unseres ge¬ meinen Wasserfrosches, von dem sie sich in Gestalt und Färbung sehr wenig unterscheiden. Zwar ist die letztere im Ganzen einförmiger grün, als bei unseren Fröschen, und in den Einzelheiten der Zeichnung lassen sich eben¬ falls mancherlei Verschiedenheiten nachweisen, allein auch bei unseren einheimischen Fröschen gibt es bekanntlich eine Menge Varietäten in der Färbung und Zeichnung, welche manchmal rein individuell, zum Theil aber entschieden an locale Verhältnisse gebunden und daher mehr oder weniger constant sind. Namentlich finden sich auch unter unseren Fröschen fast einfarbige, hellere und dunklere, bald mehr gelbliche, bald mehr bläuliche, ja selbst in’s Bräunliche spielende Exemplare. Die dunkler gefärbten Formen fanden wir mehr an schattigen Orten, im Wald und an abgelegenen Stellen, wo die Frösche das Wasser seltener verlassen, die blassen dagegen allent¬ halben in offenen Gewässern, auf Wiesen u. s. w. Jede abgeschlossene Localität hat ihre besondere Varietät; trocknet jedoch das Wasser aus, so wandern auch die Bewohner aus und daher mischen sich die Racen fortwährend. Nicht minder schwierig ist es, über die Grössenverhältnisse unserer einheimischen Frösche etwas Allgemeines auszusagen, da dieselben im wieder in geschwänzte (Urodela), mit den Salamandern und Molchen, und in unge¬ schwänzte (Anura), mit den ächten Fröschen und Kröten, getrennt worden sind. Leider fehlt für diese Gruppen eine entsprechende deutsche Benennung. Mit dem Worte „Form“ aber bezeichnen wir schlechthin jede typische Gestaltung, mag dieselbe in der systematischen Zoologie als Art, Varietät, Race oder sonstwie figuriren, Bezeichnungen, die leider noch immer nicht wissenschaftlich festge¬ stellt sind. 351 vierten Jahre erst geschlechtsreif werden, mindestens 8 bis 10 Jahre wachsen und wahrscheinlich ein viel höheres Alter erreichen können. Man findet daher immer sehr verschiedene Grössen unter einander und nur eine vieljährige Vertrautheit und Beobachtung lehrt diese Verschiedenheiten auf das Lebensalter zurückführen. Die kleineren Exemplare unseres gemeinen Wasserfrosches, die man in jedem Jahre aus der Metamorphose hervorgehen sieht, messen durchschnittlich nicht über 2,5 Centim. (von der Schnauze bis zum Steiss gemessen), und der grösste erwachsene Frosch, der uns über¬ haupt lebend vorgekommen ist (ein Weibchen), maass in der Länge 9,4, der Kopf an den Kiefergelenken in der Breite 3,6, und die aus¬ gestreckten Hinterbeine 14,2 Centim. Der grösste der amerikanischen Frösche misst dagegen nach der gütigen Mittheilung des Herrn Dr. M. Schmidt 15,4 Centim. in der Länge, der Kopf 6,8 in der Breite, bei einer Länge der Hinterbeine von 20,8. Nach den Angaben der Schriftsteller gibt es sogar noch grössere Exemplare, bis 8 Zoll lang, und im Reichsmuseum zu Leiden befindet sich ein ausgestopftes Exemplar von 22 Centim. oder beinahe 9 Zoll Länge; während ein eben¬ falls dort befindliches Exemplar des gemeinen Wasserfrosches (aus dem südöstlichen Deutschland), das grösste, welches vielleicht existirt, nur etwa 5 Zoll oder 12 Centim. lang ist. Diese bedeutende Grösse, welche sonst kein lebender Batrachier erreicht, ist daher als ein Charakter der Art aufzufassen, und im Zu¬ sammenhänge damit stellt wohl auch die sehr starke und tiefe Stimme, die wir freilich an unseren Exemplaren im Garten noch nicht wahr- genommen haben, — wahrscheinlich weil die Frösche überhaupt nur zu gewissen Jahreszeiten, namentlich zur Laichzeit, schreien, — welche aber in ihrem Vaterlande mit dem Gebrüll des Ochsen verglichen wird und diesen Fröschen dort den Namen „bullfrog“ verschafft hat. Auch in dem inneren Baue und namentlich in dem des Skelettes stimmen dieselben so sehr mit unseren einheimischen Fröschen überein, dass Cu vier keinen Anstand nahm, denselben bei der anatomischen Beschreibung der ächten Frösche (Ranae) zu Grunde zu legen.*) *) Nach unseren Messungen scheint es, als wenn die Proportionsverhältnisse der amerikanischen und hierländischen Wasserfrösche nicht unerheblich von einander abweichen und als ob namentlich bei den ersteren die Extremitäten im Verhältniss zum Rumpfe kürzer seien; doch ist unser Material zu gering, um darüber zu entscheiden. Auch das Trommelfell scheint bei den amerikanischen Fröschen verhältnissmässig grösser zu sein und fällt mehr auf. 25* 352 Diese Uebereinstimmung rechtfertigt es, wenn wir die Gelegenheit wahrnehmen, einige Beobachtungen über ungewöhnliche Grössenver¬ hältnisse bei hierländischen Fröschen mitzutheilen, welche bisher noch nicht näher besprochen worden sind und auf die Frage über Racen- bildung bei den im Freien lebenden Thieren einiges Licht zu werfen geeignet sind. Schon vor mehreren Jahren (zuerst im Sommer 1861)*) waren mir nämlich in einem Wassergraben in der Nähe von Rödelheim Froschlarven aufgestossen, welche nicht nur in der Färbung, sondern namentlich auch in der Grösse sehr auffallend von denen des ge¬ meinen Wasserfrosches ab wichen, obgleich kein Zweifel sein konnte, dass sie zu der letzteren Art gehörten. Dies ging daraus hervor, dass sie mit keiner der bekannten einheimischen Froscharten über¬ einstimmten, und wurde durch den weiteren Verlauf der Entwickelung klar bewiesen. Der Unterschied der Grösse betrug, wie die beistehende Abbildung zeigt, welche in geometrischer Zeichnung die absolute Grösse 1. 2. 3. Ungewöhnlich grosse Larven von Rana esculenta, dem Wasserfrosch ; 1. nach der Bildung der hinteren Extremitäten, 2. nach dem Durchbruch der vorderen Extremitäten, 3. nach dem Ver¬ schwinden des Schwanzes. Nat. Grösse. *) S. Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift II. S. 194, III. S. 19G. 353 wiedergibt, 3 bis 3,5 gegen 2,5 Centim., also beinahe ein Dritt- theil, ein Verhältniss, welches dem anderer bekannten Riesenformen bei Menschen und Thieren entspricht. In den Proportionen der ein¬ zelnen Theile zeigte sich dagegen kein merklicher Unterschied, denn wenn auch der Leibesumfang ein ganz unverhältnissmässiger zu sein schien, so zeigte doch eine genauere Prüfung, dass auch die Mus¬ kulatur des Schwanzes und der Extremitäten eine ungewöhnliche stafke, wenn auch durchweg proportionirte war. Die Färbung dieser Riesenlarven hatte im Allgemeinen denselben blassgrünen Grundton, welcher allen Larven des grünen Wasserfrosches eigen ist, doch war dieselbe nicht so rein grün, wie gewöhnlich, son¬ dern mehr trüb, in’s Olivenfarbige spielend, die Unterseite aber wie bei diesen reinweiss. Sie unterschieden sich von gewöhnlichen Frosch¬ larven sehr beträchtlich in der Zeichnung. Statt einzelner grösserer schwärzlicher Flecken, welche bei der letzteren ziemlich regelmässig gestellt sind und wozu später die schwärzlichen Schenkelbinden und gelblichen Rückenstreifen treten, zeigten sie vielmehr eine feine ziem¬ lich gleiclnnässige Punktirung, die nur am Kopfe und an den Schenkeln etwas grössere marmorirte Flecken enthielt. Das Colorit war daher im Ganzen einförmiger und matter als bei den gewöhnlichen kleineren Larven und diese einförmige Färbung erhielt sich bis zur Zeit der Verwandlung, und selbst während des ganzen ersten Lebensjahres zeigten die jungen Fröschchen nicht die markirte Zeichnung der ge¬ wöhnlichen Art, sondern eine mehr einfarbige schmutzig grüne, grün¬ lich gelbe und selbst gelbgraue Färbung mit schwefelgelbem oder grünlichem Rückenstrich, ohne deutliche Schenkelbinden und Ohrfleck, den man sonst an jungen Wasserfröschen öfter wahrnimmt. Lange war ich über die erwachsene Form dieser Varietät zweifel¬ haft und selbst geneigt, sie für eine ganz eigenthümliche Art zu halten, da der erwähnte Graben durchaus nur Larven der beschriebenen Form enthielt. Da ich aber an derselben Stelle in überwiegender Anzahl nur gewöhnliche alte Wasserfrösche an traf und die Paarung derselben bereits vorüber war, konnte ich zu keiner Gewissheit kommen. Erst in dem folgenden Sommer stiessen mir an derselben Stelle auch ältere, ganz gelbgraue oder gelbbraune Wasserfrösche mit schwefelgelbem Rückenstrich auf, ohne alle schwarze Flecken am Rücken, aber mit schönen schwärzlichgesprenkelten Schenkelbinden. Die ersten, die ich traf, waren in der Paarung begriffen, aber es waren keineswegs immer gleichartig gefärbte Individuen, sondern viel öfter ein einfarbiger mit einem gewöhnlich gefärbten grünen Frosche. 354 Einzelne derartige Exemplare kamen mir auch später an dieser und an anderen Stellen wiederholt vor. Hieraus Hess sich zwar schliessen, dass die oben beschriebene abweichende Färbung sich bis zur vollen¬ deten geschlechtlichen Ausbildung erhielt, aber ebenso sicher geht daraus hervor , dass man es mit keiner abgesonderten Art im Sinne der systematischen Zoologie zu thun hatte, sondern mit einer Varietät, welche sich vielleicht constant an dieser Stelle entwickelte, aber im späteren Lebensalter nicht isolirt blieb. Eine fortgesetzte Beobachtung zeigte in der That, dass alle ein¬ jährige Frösche dieser Bruten dieselbe Farbe hatten, und bei vielen erhielt sie sich nachweisslich bis in’s zweite Jahr; letztere hatten sich schon in benachbarte Wassergräben verbreitet und unterschieden sich sehr auffallend von den daselbst ausgekommenen gewöhnlichen Wasserfröschen, die ihre grüne Farbe und Zeichnung schon im ersten Jahre erhalten und dabei die gewöhnliche Grösse hatten. Frösche des dritten Jahres von der braunen Varietät waren überall ziemlich selten und verloren sich unter den gewöhnlich gefärbten. Mit zunehmendem Alter trat auch das Missverhältniss in der Grösse weniger hervor; denn während es im ersten Jahre ein Dritttheil bis ein Viertheil betrug, war im zweiten Jahre der Unterschied schon geringer und im dritten Jahre noch weniger auffallend. Doch muss ich bemerken, dass mir ganz alte Exemplare, die bei den Fröschen hier zu Lande überhaupt selten sind und die man an der Grösse, der trüberen Färbung und besonders an der stumpferen Schnauze leicht erkennt, von dieser Varietät nicht vorgekommen sind. Für Frösche des dritten und vierten Jahres waren die beobachteten noch immer gross zu nennen. Ich habe diese Varietät nun drei Jahre hintereinander an derselben Stelle angetroffen und während der ganzen Dauer der Entwickelung, vom Juni bis in den Spätherbst, beobachtet, und da die alten Laich¬ frösche daselbst, wie oben erwähnt, keineswegs einer bestimmten Varietät, sondern der Mehrzahl nach zu der gewöhnlichen grünen Form gehörten, muss ich annehmen, dass die übermässige Entwicke¬ lung der Larven lediglich in den örtlichen Ernährungsverhältnissen zu suchen ist. Der Boden dieses ziemlich tiefen Grabens, der auch bei der grössten Dürre bis jetzt nicht ganz ausgetrocknet ist, ist weder sandig, noch kiesig, sondern mit einem feinen schwarzen Schlamme bedeckt, welcher an Organismen ausserordentlich reich ist und fast die ganze mikro¬ logische Flora und Fauna der Gegend enthält. Vielfache Erfahrungen haben mich schon früher zu der Einsicht gebracht, dass die Frosch- 355 larven im Freien keineswegs von Vegetabilien leben und am wenigsten grössere Pflanzen benagen, wie allgemein geglaubt wird. Dies mag wohl in der Gefangenschaft geschehen, wo ihnen nichts Anderes dar¬ geboten wird, und auch im Freien mag diese Ernährung nicht aus¬ geschlossen sein, wie die Bewaffnung der Lippen bei den Frosch¬ larven anzudeuten scheint. Ihre Hauptnahrung ist aber eben jener Schlamm, in dem sie wühlen und den sie massenweise verschlucken. Magen und Därme sind bei allen Froschlarven vor der Metamorphose damit strotzend angefüllt und wenn man ihren Darminhalt mikroskopisch untersucht, so findet man keineswegs, dass der des Magens sich von dem des Enddarmes merklich unterscheidet. Es ist daher auch nicht richtig, die Larven dieser Thiere als Pflanzenfresser, die metamorpho- sirten Thiere aber als Fleischfresser zu bezeichnen, denn ihre Nahrung ändert nur in Bezug auf die speciellen Objecte, nicht in Bezug auf die Materie. Wenn sie nach der Metamorphose vorzugsweise von Insekten leben, so verschlingen sie in dem Schlamme vorher eine Menge von Infusorien, Räderthieren , Crustaceen und vielleicht auch Insektenlarven neben den Bacillarien, Algen, Protococcen u. s. w., welche man sonst in ihrem Darminhalt findet.*) Auch die offenbare Verkleinerung des Darmes nach der Metamor¬ phose ist keineswegs die Folge eines organischen Umbildungs- oder Rückbildungsprocesses, sondern lediglich Folge der Entleerung desselben und des mehrtägigen Fastens während der Metamorphose. Lässt man Batrachierlarven in klarem Quell- oder Brunnenwasser hungern, so entleeren sie nach und nach enorme Quantitäten des wenig ver¬ änderten Darminhalts, wodurch sich das Volumen des Darms so sehr vermindert, dass er das Ansehen eines Froschdarms annimmt und der Leib viel schmächtiger wird, als der Kopf der Larve, während das Verhältnis vorher das umgekehrte war. Der Darm verkürzt sich dabei ebenso sehr, als er sich verengert und es ist daher nur die enorme Ausdehnung, welche den Darm der Froschlarven von dem des erwachsenen Thieres unterscheidet. Da weder unter den in dem Darminbalt erkennbaren Thierresten, *) Herr Prof. Dr. Fresenius dahier hat die Güte gehabt, nach meinen Zeichnungen die im Darminhalt dieser Larven Vorgefundenen noch wohl erhaltenen Pflanzentheile zu bestimmen, welche zu Merismopedia, Cosmarium margaritiferum und bioculatum, Pediastrum Boryanum, Scenedesmus acutus und quadricauda, Navicula amphisbaena, Pleurosigma, Oscillaria und Spirulina gehörten und Nichts der Stelle Eigenthümliches darboten. Abgenagte Reste höherer Pflanzen fehlten gänzlich. 356 noch unter den sehr wohl erhaltenen Pflanzengebilden sich Formen befanden, welche dieser Stelle eigenthümlich waren, muss ich glauben, dass nur die Menge derselben von Einfluss war. Vielleicht ist jedoch hierbei noch ein anderes Moment in Betracht zu ziehen. Jener Wassergraben liegt nämlich so, dass er den -scharfen Nordwinden, die ihn der Länge nach bestreichen, sehr ausgesetzt ist. Eine Folge davon ist, dass ich von den zahlreichen Batrachiern, welche in dem¬ selben zu laichen pflegen, nie andere Bruten als die des Wasserfrosches und der Tritonen und, in geringer Zahl, die des Laubfrosches auf- kommen sah. Der Laich der Grasfrösche, Kröten und des Pelobates, die sämmtlich mehr an der Oberfläche bleiben, ging immer bis auf die letzte Spur zu Grunde. Auch von dem Laiche des Wasserfrosches und des Laubfrosches, der zu Boden sinkt, ging stets ein Theil zu Grunde und nur ein verhältnissmässig kleiner Theil der Larven bildete dann die begünstigte Einwohnerschaft dieses leichengedüngten Be¬ hälters. Ich glaube in diesem Umstande das wesentlichste Moment der günstigen Ernährung sowohl, als vielleicht auch der abweichenden Färbung, suchen zu müssen und wurde darin bestärkt, als ich in dem letzten für die massenhafte Entwickelung der Batrachier so äusserst ungünstigen Jahre auch in anderen fast ausgetrockneten und daher nahrungsreicheren Gräben vereinzelte Larven von ungewöhnlicher Grösse fand, welche jedoch die Färbung der gewöhnlichen Larven hatten und von welchen die unter 3. abgebildete in der That eine ist. Dass die Verhältnisse der Ernährung auf die Entwickelung der Froschlarven einen merkbaren Einfluss ausüben, ist eine schon be¬ kannte Sache, obgleich die Grenzen dieses Einflusses noch nicht näher bestimmt worden sind. Es ist nämlich bekannt, dass diese Larven zwar ihre völlige Metamorphose durchmachen können, ohne Nahrung zu erhalten, dass sie dann aber sehr klein bleiben. Man darf nur, wenn man hierüber Versuche anstellen will, nicht eine ganze Brut in einem gemeinsamen Behälter lassen; denn, da sie bei Mangel an Nahrung sich einander gegenseitig aufzufressen pflegen, kann von absolutem Fasten keine Bede sein. Man muss vielmehr isolirte Larven oder die siegreichen Nachzügler beobachten, nachdem man sie in reines Quellwasser gebracht hat. Nach meinen Erfahrungen bestätigt sich dann der Satz, dass ein Thier ohne alle Nahrung weder auf die Dauer leben noch wachsen kann; sie magern vielmehr von Anfang ab und die Entwickelung ist eine sehr beschränkte. Von einem Wachs¬ thum ist in späteren Stadien gar keine Rede. Die Quantität Nahrung, mit welcher sie im Nothfalle leben können, 357 ist jedoch äusserst gering, und daher kommt es, dass man auch ohne alle Fütterung einzelne Larven, die man in einem Glasgefässe hält, ihre Metamorphose beenden sieht. Diese bleiben aber immer unter der normalen Grösse und es können daraus Zwergformen von Fröschen hervorgehen, die die Hälfte der normalen Grösse wenig überschreiten, wovon ich seihst mehrere merkwürdige Fälle beobachtet habe. Viel seltner scheinen Beobachtungen über eine ungewöhnliche Grössenzunahme bei Froschlarven gemacht zu werden, und es ist mir in der That aus der Literatur kein Fall bekannt geworden, in welchem ein übergrosses Wachsthum durch künstliche Fütterung erzielt worden wäre. Es würde auch schwer sein, die hierzu dienlichen Umstände künstlich herzustellen, da schon die blosse Erhaltung mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist und sehr geringfügige Störungen in der Qualität der Nahrung, des Wassers, der Temperatur u. s. w. der Aufzucht hinderlich und verderblich werden, wie Jeder erprobt hat, der sich mit solchen Versuchen abgegeben hat. Wäre es möglich, jenen Wassergraben so abzuschliessen, dass die erwachsenen Frösche nicht auswandern könnten und fremde Ein¬ dringlinge abgehalten würden, so würde es sich bald heraussteilen, ob die ungewöhnliche Grösse der Larven bei hinreichender Nahrung auch für die späteren Lebensalter maassgebend würde und ob es möglich wäre, durch geeignete Wahl der Individuen in mehreren Generationen eine grössere Bace von diesen Thieren und viel¬ leicht selbst ein anderes Proportionsverhältniss der einzelnen Organe zu erziehen oder, wie man sich ausdrückt, „constant“ zu machen. Diese Möglichkeit kann um so weniger bezweifelt werden, als solche in der Grösse verschiedene Biesen- und Zwerg- Bacen nicht nur von unseren sämmtlichen Hausthieren, sondern auch von im Freien lebenden Arten, besonders Vögeln, (Baben, Kreuzschnäbel, Gimpel, Canarienvögel, Möven*) u. a.), schon von mehreren Schrift¬ stellern erwähnt worden sind. Auch bei niederen Thieren kann man sich leicht überzeugen, dass die Grösse und selbst die Proportionen der einzelnen Organe nicht bei allen Individuen einer Art constant *) Ich beziehe mich hier namentlich auch auf die Angabe meines Vaters (Journ. für Ornithologie I. 1853. S. 97), wonach die Eier und Jungen dieser Gattung, wenn sie in demselben Jahre zum zweiten oder dritten Male zu brüten genöthigt sind, unter der Normalgrösse bleiben. Nicht wenige sogenannte „klimatische“ Verschiedenheiten unter den Vögeln dürften auf die bessere oder mindere Ernährung während der Entwickele gszeit zurückzuführen sein. 358 sind und innerhalb gewisser Grenzen bei allen Arten variiren. Dies gilt sogar von Thieren, welche so wenig von ihrer gegebenen starren Form abzu weichen scheinen, wie die Fische. Ich habe mich z. B. vor Jahren durch vergleichende Messungen und Zeichnungen von Lachsköpfen u. a. überzeugt, dass bei diesen Thieren nicht nur die absolute Grösse, sondern selbst die Figuration, das Porträt, wenn ich mich so aus- drücken soll, so sehr variirt, als man dies sonst bei Menschen nur anzutreffen gewohnt ist. Die betreffende, oben verlangte Auswahl der Individuen würde daher nicht die mindeste Schwierigkeit haben. Eine andere, leicht zu constatirende Thatsache ist die, dass die Entwickelung bei mangelnder Zufuhr von aussen, auch eine lang¬ samere ist, ja selbst um mehrere Monate sich verzögern kann, wie ich selbst Larven von Fröschen und Molchen besessen habe, welche wegen Nahrungsmangel ihre volle Entwickelung erst im Winter erreichten. Ebenso auffallend ist der Einfluss der Temperatur, denn es ist bekannt, dass die Larven der gemeinen Froscharten, welche in bedeutenden Höhen, z. B. in Alpenseen und Teichen leben, volle zwei Jahre zu ihrer Entwickelung brauchen und als solche unter dem Eise überwintern, während sie in der Ebene bei günstiger Witterung nur einige Wochen dazu brauchen. Dagegen darf man den directen Einfluss der äusseren Medien auf die Entwickelung der einzelnen Organe nicht überschätzen. Ein Irrthum ist es, wenn man glaubt, dass der blosse Aufenthalt im Wasser die Entwickelung der Extremitäten hemme und dass Kaulquappen, in Glasgefässen mit glatten, steilen Wänden gehalten, sich deswegen nicht zu Fröschen entwickelten, weil sie nicht im Stande wären, sich längere Zeit an der Oberfläche zu erhalten, wie wir dies in einer populären Schrift gelesen haben. Abgesehen davon, dass der gemeine Wasserfrosch nicht nur seine ganze Entwickelung im Wasser durchmacht, sondern auch nach der¬ selben im Wasser bleibt, steht es fest, dass sämmtliche Frosch- und Krötenlarven das Wasser nicht eher verlassen, als bis ihre Extre¬ mitäten völlig ausgebildet sind. Nicht der blosse Gebrauch derselben bedingt die Entwickelung, sondern die allgemeinen Verhältnisse der Ernährung und die angeborene Fähigkeit zur Entwickelung einer be¬ stimmten Leibesform (Abstammung). Die Larve kann verkümmern und verkrüppeln, ehe sie völlig erwachsen ist, aber es ist ohne Ver¬ stümmelung nicht möglich, die Ausbildung der Extremitäten zu ver¬ hindern, so lange sie lebt. Ja selbst entschiedene Missbildungen oder 359 Hemmungsbildungen, wie sie auch in dieser Classe mitunter vor- * kommen und künstlich hervorzubringen sind, entfernen sich nicht viel von der typischen Leibesform, und es kann ein Glied fehlen, während das andere vollkommen wohlgebildet ist. Ein verbreiteter Irrthum ist es ferner, dass die Organisation der Thiere in allen Fällen streng dem Medium angepasst sei, in welchem sie leben, und durch die Lebensweise bedingt werde. Arten, welche auf dem Lande leben und sehr selten das Wasser betreten, wie unser Grasfrosch , haben ebensowohl ausgebildete Schwimmhäute, wie der Wasserfrosch, der das Wasser nur selten und auf Augen¬ blicke verlässt. Ebenso ist es bei den Kröten, von denen viele gar keine Schwimmhäute haben, obgleich sie ebenfalls im Wasser laichen und nicht weniger, wenn auch unbeholfener, schwimmen als andere, die mit Schwimmhäuten versehen sind. Man wird bei jenen ebenso wenig die Entwickelung von Schwimmhäuten bewirken, wenn man sie dauernd im Wasser hält, als sie bei diesen durch einen gezwungenen Landaufenthalt verhindern. Was man auch hie und da in wissenschaftlichen und populären Kreisen über den Einfluss des physiologischen Gebrauchs auf die Entwickelung der Organe behauptet und geglaubt hat, — und so sehr wir von dem guten Nutzen einer geeigneten Uebung und Thätigkeit der Organe durchdrungen sind, — es ist noch von keinem einzigen Organe nachgewiesen worden, dass es blos durch das physiologische Bediirfniss entstanden sei, so zweck¬ mässig das auch nachträglich erscheinen mag! Dagegen bedarf es kaum einer Erklärung, dass das Thier wie der Mensch seine Organe vorzugsweise zu denjenigen Zwecken gebraucht, die ihm nahe liegen und zu denen sie am besten geeignet sind. Jedes Thier lebt, mit anderen Worten, seiner Organisation gemäss und leidet oder geht zu Grunde, wenn es daran gehindert ist. Dasselbe gilt natürlich auch von seinen einzelnen Organen, aber man wird viel eher ein Organ durch Nichtgebrauch verkümmern, als durch Uebergebrauch sich auf eine höhere Entwicklungsstufe er¬ heben sehen; ja es kann sogar ein überzähliges Organ vorhanden sein, ohne dass das Individuum dabei gewinnt. Die Ursachen solcher Erscheinungen liegen viel tiefer, als die Meisten annelnnen, und ihnen nachzuspüren, wird auch ferner eine der ersten Aufgaben der Zoologie sein. 360 Unser Elephant. Von l)r. Max Schmidt. (Schluss.) Die Bewegungen sind weit rascher und lebhafter, als man nach dem colossalen Körper und seinen plumpen Formen schliessen sollte, und zwar gilt dies sowohl von der Bewegung einzelner Theile, als auch von der Ortsbewegung des ganzen Thieres. In Bezug auf letztere hatten wir bis jetzt nur zweierlei Gangarten zu beobachten Gelegenheit, nämlich den Schritt und den Trab. Die Bewegung der Fiisse findet dabei übers Kreuz (diagonal) statt, wie bei den meisten Vierfüssern, nicht einseitig wie bei der Giraffe (Passgang). Der Schritt ist schnell und sehr ergiebig, so dass er das Thier auffallend rasch vom Flecke bringt; der Trab ist mit ziemlich be¬ deutendem Aufheben der Füsse verbunden und gewöhnlich wird da¬ bei Büssel und Schweif weit ausgestreckt. Unzweifelhaft hat der Elephant auch eine dem Galopp oder der Carriere entsprechende Gangar.t, deren Ausübung ihm aber bei uns der beschränkte Raum nicht gestattet. Abends pflegt er sich niederzulegen und die Nacht über liegen zu bleiben. Er erhebt sich jedoch Morgens mit Tagesanbruch wieder und wurde erst einmal um fünf Uhr noch liegend angetroffen, nach¬ dem er Tags zuvor seine Kunststückchen besonders häufig producirt und sich dabei wohl aussergewöhnlich ermüdet hatte. Auch auf Com- mando legt er sich und zwar in folgender Weise: Zuerst kniet er mit einem, gewöhnlich dem rechten Hinterfusse nieder und setzt sich dabei etwas auf die äussere Seite des betreffenden Schenkels, dann beugt er auch das andere Knie, so dass die beiden Hinterfüsse nach hinten ausgestreckt sind. So bleibt er meistens einige Augenblicke sitzen, dann legt er sich langsam auf die beiden Ellenbogen der Vordergliedmassen nieder, was er dadurch ermöglicht, dass er wie beim Gehen die Füsse abwechselnd vorsetzt. In dieser Stellung ver¬ harrt er des Nachts, aber auf Connnando, oder um sich zu wälzen, legt er sich ganz flach auf die Seite nieder und streckt die Beine gerade von sich. Um wieder aufzustehen hebt er die Gliedmassen der oben liegenden Seite in die Höhe, gibt sich mit Hülfe derselben, in¬ dem er sie als Gegengewicht benutzt, einen Schwung, so dass er wie¬ der auf die Kniee und Ellenbogen zu sitzen kommt und steht dann weiter in derselben Weise auf, wie er sich niedergelegt hatte, nur 361 dass die Reihenfolge der einzelnen Bewegungen umgekehrt wird. Dieses Aufstehen erinnert an denselben Vorgang beim Pferde dadurch, dass der Vordertheil sich zuerst erhebt, und nimmt auch nicht mehr Zeit in Anspruch, als etwa ein phlegmatischer Karrengaul dazu braucht. Gewöhnlich betrachten die Besucher des Gartens das Nieder¬ legen und Wiederaufstehen des Elephanten mit besonderem Interesse, und sehr häutig hört man bei dieser Gelegenheit die Fabel erwähnen, dass dieses Thier sich nicht niederlegen und, wenn es liege, nicht wieder selbst erheben könne und sich deshalb zum Ausruhen an Bäume lehne, worauf auch eine Methode zum Fange von Elephanten gegründet sei u. s. w. Unter den mannigfaltigen Bewegungen des Thieres heben wir be¬ sonders noch eine hervor, die es nicht selten im Stalle macht und die in nichts Geringerem besteht, als dass sich der Flephant aufrecht auf die Hinterbeine stellt und mit den Vorderfüssen an der Wand oder dem Gitter in die Höhe* steigt. Die Langweile, welche intelligente Thiere zur Angewöhnung von gar manchen Unarten treibt, veranlasst auch die Elephanten meistens zu einem eigentümlichen Hin- und Herschwingen des Kopfes oder, wie bei unserem Exemplare der Fall ist, des ganzen Vorderkörpers. Das Thier steht dabei immer auf einem und demselben Fleck, so dass die Fusssohlen den Boden an diesem Platze bereits merklich ver¬ tieft haben. Wenn der Elephant eine bedeutende Kraft ausüben will, so be¬ dient er sich dazu seiner Stosszähne oder, wo diese zu kurz sind, wie bei unserem Thiere, der Stelle des Kopfes, wo die Stirn in den Rüssel übergeht. Er lehnt sich dann an den Gegenstand, den er be¬ seitigen will, und schiebt mit der Wucht seines ganzen Körpers da¬ gegen. Zuweilen biegt er den Kopf ganz nieder und sucht mit den Zähnen in ähnlicher Weise im Sande zu bohren. Die Muskeln des Thieres sind sehr kräftig entwickelt und, wie wir uns aus einer mündlichen Mittheilung des Herrn Geheimerath Dr. Gurlt in Berlin erinnern, hat ein einziger Muskel der Hinterbacke (wahrscheinlich M. glutaeus medius) von einem dort zur Section gekommenen Ele¬ phanten ein Gewicht von 80 Pfd. gehabt. Eine Fortpflanzung von Elephanten in der Gefangenschaft ist selbst in Indien eine Seltenheit und nur dann möglich, wenn die Thiere in einem sehr grossen Parke leben, in dem sie den Menschen aus dem Wege gehen können. Dagegen kommt es zuweilen vor, dass trächtige Weibchen gefangen und dann die Jungen in Gefangen- 362 Schaft geboren werden. Begattungen haben wir bei den Elephan- ten im zoologischen Garten zu Antwerpen öfter beobachtet, doch waren dieselben ohne Erfolg. Die Brunst versetzt die Thiere ge¬ wöhnlich in eine bedeutende Aufregung und macht sich auch bei unserem Exemplare, einem weiblichen Thiere, jedesmal deutlich be¬ merkbar. Männliche Thiere, besonders ältere, pflegen in diesem Zu¬ stande sehr böse zu werden, so dass man sich wohl auch genöthigt sieht, sie zu tödten. Aus diesem Grunde und weil Weibchen gehor¬ samer sind, zieht man diese in zoologischen Gärten und Menagerien den Männchen vor. Die Sinne des Elephanten sind scharf, besonders diejenigen, deren Organ der Rüssel ist, also Tastsinn und Geruch. Der Tast¬ sinn, der seinen Sitz in der Spitze des Rüssels hat, welche bekannt¬ lich dem Thiere zugleich als Hand dient, ist sehr fein ausgebildet und ermöglicht ihm selbst sehr kleine Gegenstände, z. B. kleine Münzen, Strohhalmen und dgl, zu fassen. Um solche Dinge auf¬ zusuchen, verlässt er sich in der Regel nicht auf das Gesicht, sondern auf das Gefühl. Unbekannte Gegenstände werden behufs näherer Untersuchung genau mit dem Rüssel betastet. i Das Rüsselende trägt an seiner hinteren Seite einen dicken, wohl dem Ballen einer Hand vergleichbaren Wulst, welchem ein fingerähn¬ licher, äusserst beweglicher Fortsatz an der vorderen Seite gegenüber¬ steht, und mit Hülfe dieser beiden Theile fasst das Thier kleinere Gegenstände, während um grössere, namentlich wenn mehr Kraft da¬ zu nöthig ist, der Rüssel herumgeschlungen wird. Der Geruch wird ebenfalls durch den Rüssel vermittelt, da dieser die Nasenlöcher enthält. Er ist äusserst fein entwickelt und unterstützt den Geschmackssinn ganz wesentlich bei Auswahl der Nahrungsmittel. Unser Elephant z. B. sucht mit Hülfe des Rüssels jede Pflanze aus dem Heu, welche ihm nicht behagt, und wir haben nie gesehen, dass er sich bestrebt hätte, einen Gegenstand, der die Controle des Geruchssinnes bestanden hatte, als seinem Geschmack nicht zusagend wieder aus dem Maule zu entfernen. Dass der Geschmack den Elephanten veranlasst, ziemlich feine Unterschiede bezüglich der Wahl seiner Nahrungsmittel zu machen, erhellt aus der oben erwähnten Bevorzugung des Weissbrodes vor dem Schwarzbrod, und die dicke, fleischige, mit einer zarten Schleim¬ haut bekleidete Zunge lässt wohl auf eine nicht unbedeutende Em¬ pfindlichkeit des genannten Sinnes schliessen. Ueber Gesicht und Gehör liegen uns besondere Beobachtungen 363 nicht vor, und zwar scheinen diese Sinne nicht in dem Grade ent¬ wickelt zu sein, als man bei einem geistig so hoch stehenden Thiere, wie der Elephant, vermuthen sollte. Das Auge ist im Verhältniss zur Körpergrösse klein zu nennen, die Augenlidspalte ist länglich, in ihrer Form an die des Menschen erinnernd, die Lidränder mit schwarzen Wimpern besetzt, die nament¬ lich oben von ganz bedeutender Länge sind. Die Form der Augen und die in ihrer Umgebung behndlichen zahlreichen kleineren und grösseren Falten geben ihnen einen eigenen, von den runden hervor¬ stehenden Augen anderer Thiere ganz verschiedenen, wir möchten sagen, menschlichen Ausdruck. Die Pupille ist klein und rund, die Iris braun, aussen mit einem schmalen dunkelbraunen Ring umgeben, der an der inneren und äusseren Seite verbreitert und durch einen ganz schmalen blauweissen Ring von dem Braun der Regenbogenhaut selbst getrennt ist. Der sichtbare Theil der harten Hornhaut (das „Weisse“ im Auge) ist stark bläulich gefärbt. Die Ohrmuschel bildet ein verschobenes Viereck in der Grösse von etwa einem Quadratfuss; sie ist dünn und beweglich und wird häufig zum Abwehren der Fliegen benutzt. Bei gespannter oder ängstlicher Aufmerksamkeit werden die Ohren, die gewöhnlich an dem Halse anliegen, nach vorn gerichtet, so dass sie frei vom Kopfe abstehen. Die Gemüthsart unseres Elephanten ist sanft und menschen¬ freundlich; er liebt es, wenn man sich mit ihm beschäftigt, sucht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, langweilt sich, wenn er allein ist, und pflegt dann die bereits erwähnten Schwingbewegungen zu machen. Mit seinem Wärter steht er auf einem sehr freundschaftlichen Fusse und auch andere Personen, welche ihn öfter füttern und sich mit ihm beschäftigen, erkennt und begrüsst er schon von Weitem. Auf seinen Namen „Betsy“ hört er jederzeit und antwortet den Kindern uner¬ müdlich auf die ihm täglich hundertmal vorgelegte Frage: hast du Hunger? Wenn er in’s Freie gelassen wird, so gibt er seine Freude dar¬ über meist sehr gemessen, aber doch unzweideutig kund, indem er vergnüglich umherschreitet und sich dabei unausgesetzt mit Sand be¬ wirft. Nur in seltenen Fällen wird die Freude zur Lustigkeit oder selbst Ausgelassenheit und dann wälzt und reibt er sich, oder trabt mit erhobenem Rüssel und ausgestrecktem Schwanz umher und lässt lautes Quiken oder auch den Trompetenton hören. Vor manchen Gegenständen zeigt der Elephant Furcht, besonders vor einigen Thieren, welche zeitweise an seinem Behälter vorüber- 364 kommen, z. B. die Dromedare, Zebra etc. Er drängt sich dann in eine Ecke seines Stalles, stellt die Ohren und verhält sich ganz ruhig, bis die gefürchtete Erscheinung, die er unausgesetzt im Auge behält, vorüber ist. Furcht vor Strafe wirkt bedeutend auf ihn ein, wie bereits er¬ wähnt wurde. Ursache zu Strafen war bis jetzt nur ein momentaner Ungehorsam, d. h. Weigerung des Thieres, die von ihm verlangten Kunststücke gehörig zu verrichten. In den meisten Fällen genügt es, ihn mit erhobener Stimme anzurufen, worauf er seinem Wärter sofort zu gehorchen pflegt, während er den Zuruf anderer Personen unbeachtet lässt. Reicht die Stimme nicht hin, so erhält er wohl einige Schläge mit der Reitpeitsche oder einem Rohrstöckchen, und nur zwei- oder dreimal binnen Jahresfrist wurde die Anwendung des Hakens nüthig, dessen sich die meisten Elephantenführer, mitunter nur allzuoft, zu bedienen pflegen. Dieser Haken wird über ein Ohr des Thieres gehängt und mit einem kräftigen Ruck daran gezogen, und der hierdurch veranlasste Schmerz bringt es meistens sofort wieder zur Ordnung. Die indischen Elephantenführer bedienen sich eines eisernen Stachels, mit welchem sie dem Elephanten in die zarte Haut hinter den Ohren stechen, um ihn zu lenken oder zu strafen. Gewöhnlich zeigt unser Elephant seine Künste so willig, dass ein Wink oder ein Wort genügt, um ihm anzudeuten, was man von ihm verlangt, und man sieht ihm dabei an, dass seine Productionen ihm selbst Freude machen. Es liegt nicht in unserer Absicht, hier näher auf dieselben einzugehen, obwohl sie höchst interessante Einblicke in die merkwürdig entwickelte geistige Thätigkeit dieses Thieres er¬ möglichen; wir behalten uns jedoch vor, bei einer anderen Gelegenheit darauf zurückzukommen. Eine Neigung zum Genuss geistiger Ge¬ tränke haben wir bei unserem Elephanten nicht wahrgenommen, son¬ dern er giesst im Gegentheil Bier oder Wein stets weg. Die Intelligenz des Elephanten ist sehr gross und dies, sowie sein vorzügliches Gedächtniss, erleichtern seine Abrichtung zu Kunst¬ stückchen und Dienstleistungen aller Art. Er ist bekanntlich eines der wenigen Thiere, deren Gehirn absolut grösser und schwerer ist, als das des Menschen, relativ freilich, d. h. im Verhältniss zur Grösse und dem Gewicht des Körpers, steht es diesem bedeutend nach. Der das Gehirn einschliessende Schädel besteht aus doppelten Knochen- platten, welche einen mit Luft gefüllten Raum zwischen sich lassen. Es ist daher unzweckmässig, einen Elephanten, welcher getödet werden soll, auf den Kopf zu schiessen, da erst nach Zertrümmerung der 3G5 inneren Schädelplatte die Kugeln in das Gehirn dringen können. Es kam ein solcher Fall vor nunmehr zwei Jahren in einem Städtchen in Kurhessen vor, wo ein alter männlicher Elephant wegen ausge¬ brochener Wildheit umgebracht werden sollte und erst nach mehr¬ stündigem unausgesetztem Feuern gegen den Kopf verendete. Bei der Section fand sich, dass nur zwei Kugeln in das Gehirn gelangt waren. Der Schlaf des Elephanten ist, wie der der meisten Grasfresser so leicht, dass er durch das leiseste Geräusch verscheucht wird, so dass man das Thier noch nicht schlafend sehen konnte. üeber die Zucht des Esels. Von C. Helmsdörfer. In dem hiesigen zoologischen Garten befinden sich zwei egyptische Esel , welche , obgleich nicht von einer edlen Race abstammend, wie man sie so häufig in Egypten findet, sich doch, sowohl durch Gestalt und Farbe, als auch durch ihre Lebhaftigkeit von dem ge¬ meinen Esel vorteilhaft auszeichnen. Ihre Farbe ist weiss, ohne jedes Abzeichen. Bei nur einiger Beobachtung überzeugen wir uns, dass sie eine sorgsame Erziehung hatten. Sie sind sehr fein zugeritten und folgen der leisesten Führung ihres Reiters. Ein Schnalzen mit der Zunge oder ein Wadendruck genügt, sie in schnellen Lauf zu bringen; der gelindeste Schlag mit einer dünnen Gerte verursacht ihnen Schmerz und versetzt sie in einen Lauf, den wir seiner Schnelligkeit wegen bewundern. Gegen rohe Behandlung sind sie äusserst empfindlich und eine Drohung erschreckt sie schon, während wir gewohnt sind, unseren bekannten Esel nur durch einen Peitschenstiel oder Knoten¬ stock in Gang bringen zu sehen. In Egypten gibt es noch eine andere Race Esel, die bedeutend höher sind als die vorerwähnte, im hiesigen zoologischen Garten be¬ findliche. Sie sind äusserst schlank gebaut, feingliedrig, muthig und ausdauernd. Ihr Gang ist leicht und sicher und an Schnelligkeit im Laufen nehmen sie es mit den besten Pferden auf. Wie lohnend diese Zucht ist, ersieht man daraus, dass sie in den Marställen der Fürsten und reichen Leute als Luxusthiere gehalten und nicht selten mit 2000 bis 3000 fl. bezahlt werden. Auch in Spanien und Italien wird die Eselzucht mit grosser Sorgfalt gepflegt und in diesen 26 366 Ländern werden sie von den Angesehensten und Reichsten, ihres be¬ quemen und sicheren Ganges wegen, zum Reiten verwendet. Auf die unerlaubte Ausfuhr eines Zuchtesels wird in Spanien die härteste Strafe gesetzt und in beiden Ländern wird das Fleisch dieser Thiere nicht allein allgemein gegessen, sondern auch das von einem jungen Thiere für einen Leckerbissen gehalten. Warum, müssen wir nun fragen, wird bei uns der Esel weder zum Reiten noch zum Spazierenfahren verwendet und sein Fleisch verabscheut, da uns doch seine Vorzüge bekannt sind? Diese Frage ist leider sehr leicht zu beantworten. Unser Esel ist durch schlechte Pflege, vernachlässigte Erziehung und rohe Miss¬ handlung schon zu sehr entartet und sein Fleisch durch angestrengte Arbeit, kümmerliche Nahrung und Schläge zähe und ungeniessbar geworden. Während die Stanimeltern des gemeinen Esels, welche noch in der Tartarei wildlebend angetroffen werden, gross, schlank gebaut, muthig und äusserst schnellfüssig sind, findet man bei den einheimischen Abkömmlingen derselben gerade das Gegentheil. Den Kopf lassen sie hängen, der Bauch ist von schlechtem Futter un¬ förmlich aufgetrieben, das Auge matt und trübe und der Gang träge. Und dies ist wahrlich kein Wunder. Noch ungeboren erträgt das arme Thierchen schon alle der Mutter zugefügte Misshandlungen. Bis zur letzten Stunde wird die trächtige Eselin eingespannt, roh be¬ handelt, mit Schlägen überhäuft und mit dem kümmerlichsten Futter genährt. Kaum ist der junge Esel einige Tage alt, so wird die Mutter schon wieder in Arbeit gesetzt und er bleibt im schlechten Stalle zurück. Einige Wochen älter wird er neben der Mutter an¬ gebunden und an den langsamen und trägen Gang derselben gewöhnt. Macht das junge, jetzt noch muthwillige Thierchen Sprünge, oder versucht es schneller zu laufen, als die Mutter, so wird es frühzeitig gewahr, dass es sich dem Strick zu fügen hat, und hilft dieser nicht, so wird es kürzer gebunden und durch die Peitsche oder den Stock gewöhnt zu gehorchen und Schläge zu ertragen. Ja noch nicht ausgewachsen werden ihm schon schwere Lasten zum Ziehen oder Tragen aufgebürdet. Berücksichtigt man nun , dass von solchen vernachlässigten Thieren ohne alle zweckmässige Auswahl und Schonung wieder Nachkommen gezogen werden, dass weder Gemeinden noch Be¬ hörden sich im Geringsten um die Züchtung des Esels bekümmern, dass sie lediglich dem Unverstand und der Habsucht der Privaten und zwar in den meisten Fällen mittelloser und ungebildeter Besitzer 367 überlassen bleibt, so kann man sicher darauf rechnen, dass, wenn in der Zucht des Esels keine Veränderung eintritt, er immer mehr und mehr verkümmern und nach und nach ganz aus der Zahl der nütz¬ lichen Hausthiere verschwinden wird. Es ist daher auch leicht zu begreifen, dass neben diesen gewöhnlichen Mängeln so viele Vorurtheile gegen den Esel bestehen. Schon der Name, womit man gewöhnt ist, Dummheit und Faulheit zu bezeichnen, ja selbst die langen Ohren, erregen allgemeine Abneigung gegen das arme Thier, und wenige geben sich Rechenschaft darüber, wie sehr ungerecht diese Vorurtheile sind. Wollte man den Esel seiner geistigen und körperlichen Eigen¬ schaften willen verachten, so müsste man auch den Ochsen, das Kameel, das Schaf, den Hund u. a. verachten, depri diese Namen . sind für einen Menschen, der damit beehrt wird, ebenso wenig Com- plimente! Sind ferner Hirsche und Rehe weniger schön, weil sie grosse Ohren haben, und werden nicht recht lange Ohrlappen bei verschiedenen Hundearten, wie bei den Pudeln, Hühner-, Wachtel¬ und Dachshunden, als eine Zierde, ja selbst bei einzelnen als Kenn¬ zeichen ächter Race werthgeschätzt?! Seine schöne Farbe mit dem scharfgezeichneten schwarzen Kreuze, welches sich über Rücken und Schulterblätter erstreckt, würde jedes andere Thier zieren; die fein¬ geformten Glieder sind harmonisch vertheilt und an Ausdauer und Genügsamkeit übertrifft der Esel jedes andere Thier. Diese und noch andere Vorzüge würden gewiss mehr anerkannt werden, wenn der Fortpflanzung und Zucht mehr Sorgfalt zugewendet würde, deren Gewinn nicht ausbleiben könnte. Durch Kreuzung des gemeinen Esels mit ausländischen schönen Thieren, durch sorgfältige Pflege und Erziehung würde es gelingen, hübschgestaltete und lebhafte Nachkommen zu ziehen. Minder hübsch¬ gestaltete könnten durch zweckmässige und reichliche Nahrung zum Schlachten erzogen werden, und wenn man sich erst von der Schmack¬ haftigkeit solchen Fleisches überzeugt hätte, dieses ebenso gut bei uns in Aufnahme kommen, wie in südlicheren Ländern. Warum sollte man endlich nicht auch von einer Eselin wie von Kühen, Ziegen, Schafen u. a., durch fortgesetztes Melken die so gesunde und für viele Leidende heilsame Milch längere Zeit hindurch erhalten und darin Ersatz für die versäumte Arbeit des Thieres finden können? Wir glauben mit diesen Vorschlägen nichts Neues und Uner¬ wartetes gesagt zu haben; allein bei der gänzlichen Theilnahmlosigkeit der Thierzüchter und Genossenschaften einem unserer brauchbarsten und nützlichsten Hausthiere gegenüber, halten wir es für nöthig, 26 * 3G8 dringender als bei anderen Gelegenheiten auf die Vortheile hinzuweisen, welche man durch Geringschätzung und Gleichgültigkeit verliert. Wir sind überzeugt, es handelt sich nur um den Entschluss eines einzigen intelligenten und wohlhabenden Thierzüchters, um Resultate in kurzer Zeit zu erzielen, welche bald Nachahmung und Begün¬ stigung finden dürften. Die Gesellschaft Natura artis magistra und der zoologische Garten zu Amsterdam/1) Schon in früheren Jahrhunderten bestanden „Thiergärten“ in den Nieder¬ landen. In „des Grafen Haag“ gab es im 14. Jahrhundert ein Falkenhaus, Hühner¬ haus, Hunde- und Löwenhaus. Auch Bären und ein Dromedar werden genannt; die Löwen wurden meist mit Schaffleisch gefüttert. Auch die Herzöge von Geldern hielten sich wilde Thiere in Rosendal, Gran und Nymwegen, und es gab besondere Löwenwächter, Papageienmeister, Falkoniere und Geflügelwärter. Der Falkonier Otto genoss eine Pension von 12 Pfunden, ein anderer, Namens Florens, hatte ein Einkommen von 10 Pfunden und dazu 4 Pfund Aasgeld, Isebrant „von den Hunden“ hatte ausser seinen Kleidern 18 Pfund und 4 Schillinge u. s. w. In 10 Monaten, vom October 1398 bis Juli 1399, wurden in Rosendal allein 260 Schafe für die Löwen geschlachtet, aber auch 200 Wölfe zu gleichem Zwecke in den fünf letzten Monaten des Jahres 1389 daselbst niedergemacht. Der Löwenwächter Pouwelsken bezog im Jahre 1461 täglich 2 Groten (etwa 3 kr.) Gehalt. Die Stadt Amsterdam hielt sich ebenfalls Löwen und erhielt im Jahre 1477 zwei aus Spanien, 1483 zwei ans Portugal von Kaufleuten zum Geschenke. Einige Jahre später verschenkte der Rath 5 oder 6 Löwen an die Stadt Lübeck; auch Gent besass eine Löwensammlung. Die Löwen müssen damals in Europa vielfach zu sehen gewesen sein, und es scheint, dass die Entdeckungsreisen, zu welchen die Entdeckung von Amerika die Bahn brach, eine grosse Nachfrage nach fremden Thieren und das häufige Ueberbringen veranlasst hat. Der Anatom Tulp in Amsterdam (in Rembrandt’s bekanntem Bilde verewigt) gab schon im 17. Jahr¬ hundert die erste Beschreibung des Chimpanse. Zahlreiche Naturalienkabinette entstanden, Volieren und Wildbahnen füllten sich mit fremden Thieren, und auf den Jahrmärkten wimmelte es gegen das Ende dieses Jahrhunderts von Löwen, Leoparden u. s. w. Ein Rlflnoceros, das 3000 Pfund wog, kam 1741 aus Bengalen nach Amsterdam. Einer der merkwürdigsten Thiergärten wurde um die Mitte des vorigen Jahr¬ hunderts in der Stadt Amsterdam selbst in der Herberge zum „blauen Jan“ ange¬ legt. Dort erblickte man ansehnliche Volieren voll Vögel und Affen und ringsum Behälter für Tiger, Panther, Seehunde, Stransse, Casuare u. s. w. Die Besucher konnten unter einer Veranda Platz nehmen, labten sich mit Wein und Bier und *) Vgl. Natura artis magistra. Door P. II. Witkamp. Amsterdam 1864. 8. met Platen. 369 bezahlten 4 Stüber (= 12 kr.) für den Eintritt. Eine Löwin brach einst durch und erschien am Eingang, soll aber durch ein schreiendes Huhn wieder in ihren Stall zurück gelockt worden sein. Im Jahre 1748 wurde daselbst auch der finnische Riese Cajanus gezeigt, der 8 Amsterdam’sche Fuss hoch war, 1751 der friesische Bauer Wybrant Lölkes, der es nur bis zu 29 Zoll gebracht, und 1776 ein anderer Zwerg. Selbst Kaiser Joseph II. besuchte 1781 den „blauen Jan“, der jedoch 3 Jahre später, wie es scheint, durch die Nachlässigkeit der Bediensteten einging und in offener Auction für fl. 20,000 versteigert wurde. Mit einer schönen Gallerie von Thieren ward Amsterdam im Jahre 1809 be¬ reichert, als die von König Ludwig Napoleon unter der Aufsicht von Yrolik dem Aelteren und Reinwardt begonnene Menagerie dorthin kam, welche jedoch nur 13 Monate bestand und mit dem Ende des Königreichs Holland den 17. Juli 1810 an den Meistbietenden verkauft wurde. Das Verdienst, ein Vierteljahrhundert später einen zoologischen Garten nach dem Vorbild desjenigen in London in’s Leben gerufen zu haben, gebührt dem Buchhändler G. F. Westermann, welcher demselben noch jetzt vorsteht und im vorigen Jahre das 25jährige Jubiläum des Gartens mitgefeiert hat. Er wandte sich zuerst im Jahre 1835 mit einer Eingabe an den König Wilhelm I., welcher in Folge davon die städtische Behörde und den Gouverneur von Nordholland zum Bericht aufforderte. Herr Westermann reichte zugleich einen ausführlicheren Plan ein, worin er vorschlug, den Thiergarten neben dem botanischen Garten zu er¬ richten, und dazu ein Capital von fl. 30,000 bis 40,000, nebst fl. 50,000 bis 60,000 für den Ankauf von Thieren , in Antrag brachte. Ferner sollte aus ersparten Zinsen und Verkauf von Gegenständen ein Reservefond gebildet und bis auf fl. 10,000 vermehrt werden, weitere Ueberschtisse aber zur Ablösung des Grundcapitals verwendet werden. Die Verwaltung sollte aus Mitgliedern der Kaufmannschaft, des Collegiums „Seemannshülfe“, des Gemeinderaths u. s. w. zu¬ sammengesetzt und zwei Directoren angestellt werden. Die Schiffscapitäne sollten aufgefordert werden, gegen billige Vergütung der Kosten fremde Thiere mit¬ zubringen. Für die Kosten der Verpflegung und Fütterung sollte ein Eintritts¬ geld von 25 Cents (= 15 kr.) erhoben werden. Leider hatte dieser bescheidene Vorschlag nicht den gehofften Erfolg, denn fast unmittelbar, nachdem Herr Westermann seinen Plan dem Bürgermeister der Stadt übergeben, entschied der Magistrat, unter Anerkennung der vaterlandsliebenden Gesinnung des Antragstellers, es gäbe „viel wichtigere, nützlichere und minder gefährliche“ Dinge als ein Thiergarten, dessen Errichtung in hiesiger Stadt „keineswegs geratlien“ sei. Kurz darauf erfolgte auch von Seite der Regierung ein Decret, worin dem Adressaten zu erkennen gegeben wurde, dass sie keine Gründe gefunden habe, seinen Vorschlag von ihrer Seite zu unterstützen. Herr Westermann gab jedoch sein Vorhaben nicht auf. Ein ihm befreundeter Sammler und Schüler von Temminck, Namens R. Draak, der sich auch mit Ausstopfen und Aufbewahren von Naturalien abgab, hatte eine beträchtliche Samm¬ lung angelegt und einen grossen Speicher im bürgerlichen Waisenhaus zu einem Museum umgeschaffen. Herr Westermann, selbst eifriger Sammler, veranstaltete eine öffentliche Ausstellung dieser Sammlung in einem geeigneteren Locale und verbürgte sich bei dem Besitzer desselben für die Kosten. Das Museum kam im Sommer 1837 glücklich zu Stande und erregte allgemeines Aufsehen, da es unter einer beträchtlichen Anzahl von Säugethieren, Vögeln, Fischen und Eiern zahl- 370 reiche kostbare und seltene Stücke im Gesammtwerthe von fl. 8000 enthielt. Doch reichte der Ertrag nicht aus, um das Museum auf die Dauer zu erhalten. Herr Westermann verband sich daher mit zwei anderen Männern, dem Commissionär Werdeman und Uhrmacher Weismüller, zur Gründung einer zoologischen Ge¬ sellschaft und kaufte einstweilen mit denselben das an der Anlage (Plantaadje) gelegene, mit Weiher, Orangerie, schönen Bäumen u. s. w. versehene Landhaus Mittenhof des Kaufmanns Westkirch, richtete daselbst den Garten ein und erliess im Frühjahr 1838 einen öffentlichen Aufruf. Noch in demselben Monat betrug die Zahl der Theilnehmer 125; es wurde eine allgemeine Versammlung gehalten und eine Verwaltung gewählt, die aus den drei Gründern und einem vierten einfachen Bürger bestand. So entstand die Ge¬ sellschaft „Natura artis magistra “ *) , die demnach keineswegs eine Versammlung von Gelehrten bedeutet, zufolge eines in Holland verbreiteten Gebrauchs, Privat¬ gesellschaften aller Art lateinische Devisen zu geben. Nur ein Viertheil der Mitglieder betheiligte sich jedoch bei der erforderlichen Anleihe, die sich deshalb auf fl. 25,000 beschränken musste. Das Draak’sche Museum kam gegen eine Leibrente von fl. 400 in den Besitz der Gesellschaft, und der Besitzer desselben wurde auf Lebenszeit zum Director mit freier Wohnung im Garten ernannt. Im Jahre 1839 war die Zahl der Mitglieder auf 500 gestiegen und wurden Verhandlungen angeknüpft, um die C. van Aken’sche Menagerie für fl. 34,000 anzukaufen. Mehrere angesehene Personen, u. a. die Professoren der medicinischen Facultät zu Amsterdam, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, und auch von Seite der Regierung zeigte sich thätige Theilnahme. Der erste Orang-Utang, der erste Tiger, der erste japanische Salamander kamen in den Garten; der erstere, ein Weibchen, starb jedoch im December. „Sie wusch sich wie ein Kind und trocknete sich ab, nahm dann das Handtuch, tauchte es ein und rang es aus, wie eine Waschfrau. Sie gebrauchte das Wasser nur einmal und schüttete es, wenn das Tuch ausgerungen, ausgeschüttelt und aufgehangen war, aus. Sie hatte einen Besen und reinigte ihre Hütte; war der Sitz ihr zu niedrig, so wendete sie die Hütte um und setzte sich oben darauf. Mit einem kleinen Hund, der ihr Gesellschaft leistete, spielte sie wie ein Kind mit der Puppe, als aber derselbe später sich unter¬ fing, von ihrem Brode zu naschen, war es um die Freundschaft geschehen. Er wurde weggejagt, und als er es wagte, wieder hereinzuschlüpfen, warf sie den Besen nach dem untreuen Genossen, dass er winselnd die Thüre suchte.“ Bald darauf bot sich Gelegenheit, ein weiteres Grundstück („Friede ist meine Lust“) unter günstigen Bedingungen zu erhalten; auch vermehrte sich die Zahl der werthvollen Geschenke an Thieren (der erste Strauss) und kostbaren Büchern, wobei die Gründer mit gutem Beispiel vorangingen; Professor Vrolik hielt zoolo¬ gische Vorlesungen, welche der Gesellschaft neue Freunde gewannen. Zerwürfnisse mit der Verwaltung veranlassten Draak, im Jahre 1840 sein Museum zurückzunehmen und seine Rechte an die Gesellschaft gegen eine lebens¬ längliche Pension von fl. 1000 abzutreten. Die Zahl der Mitglieder stieg indess fortwährend und die Hälfte derselben verstand sich endlich auch zu freiwilligen Beiträgen, welche der Casse ca. fl. 8000 einbrachten. Die van Aken’sche Menagerie *) „Natur die Lehrerin der Kunst“, in Amsterdam gewöhnlich kurzweg „Artis“ genannt. 371 wurde nach vielen Schwierigkeiten auf dem neuen Grundstück untergebracht und am 12. August 1840 festlich eröffnet. Ihre Zierde war der dressirte Elephant Jack, von dem die Zeitungen seiner Zeit viel berichtet haben, der jedoch, nach dem Ableben seines Kornak Gerrit Ditmar, welcher ihn allein zu bändigen ver¬ mochte, im Jahre 1849 wegen wiederholter Wuthausbrüche getödtet werden musste. Schon 1841 war die Mitgliederzahl mit Jahresbeiträgen von 20 fl. über 1000 gestiegen und Herr Westermann übernahm, auf Andringen der übrigen Verwaltungs¬ mitglieder, die eigentliche Direction des Gartens, doch in den ersten drei Jahren noch ohne Gehalt. Im Jahre 1844 hatte die Casse zum ersten Mal einen Saldo von fl. 623, obgleich man mit Verbesserungen und Verschönerungen fortwährend vor¬ gegangen war und selbst weitere Vergrösserungen des Gartens hinzukamen. Binnen 12 Jahren hatte derselbe seine Oberfläche um das Fünffache vermehrt, wozu ausser bedeutenden Geldgeschenken von Mitgliedern der Verwaltung namentlich ein unver¬ zinsliches Darlehen von fl. 15,000 durch die Mitglieder und die Erhöhung der Beiträge auf 25 fl. im Jahre 1849 beitrug. Letztere stiegen im Jahr 1846 — 1847 auf fl. 29,451, „ „ 1847—1848 „ „ 30,925, „ „ 1848-1849 „ „ 31,240, „ „ 1849-1850 „ „ 31,305, „ „ 1850—1851 „ „ 49,707. 50 Cents. Die Gesellschaft, welche mehr und mehr den Charakter einer wissenschaft¬ lichen Gesellschaft annahm, gab nun auch seit 1847 „Beiträge zur Thierkunde“ heraus, welche von Sachkundigen sehr geschätzt werden. Seit April 1849 wurden ferner in dem Sommer zweimal wöchentlich Concerte gegeben. Durch die Freigebigkeit von ungefähr 650 Mitgliedern, welche sich freiwillig zu einem Beitrag von fl. 7,700 verstanden, wurde es endlich auch möglich, den grossartigen Hauptbau aufzuführen, welcher nun die Gesellschaftssäle und das Museum enthält und dessen östlicher Flügel im November 1851 eröffnet wurde. Zugleich kamen ein Affenhaus, neue Parke und Vogelgallerien zur Ausführung und im Jahre 1852 nahm die Gesellschaft auf den Wunsch des Königs Wilhelm III. den Namen „Königliche Zoologische Gesellschaft“ an. Ausser mehreren bedeutenden Geschenken konnten von Seite der Gesellschaft über fl. 6000 zu Ankäufen aus dem von Lord Derby angelegten Knowsley-Park verwendet werden (1 Elennantilope, 1 Bison, 1 Quagga, einige indische Edelhirsche und mehrere werthvolle Vögel). Seit 1852 erschien auch der Almanach der Gesellschaft. Die Zahl der einheimischen und fremden Mitglieder war 1852 auf 2500 ge¬ stiegen, so dass man sich zu einer neuen Unternehmung entschliessen konnte. In der General- Versammlung vom 27. October 1852 wurde daher sowohl zur völligen Tilgung der alten Schuld, als zur Vergrösserung des Grundbesitzes und Beendigung des Hauptgebäudes, beschlossen, ein Anlehen von fl. 250,000, zu 4 pCt. verzinslich und in 16 Jahren zahlbar, auszuschreiben, welches auch durch 270 Mit¬ glieder sofort gezeichnet wurde. Viel Anerkennung fand der gleichzeitige Beschluss, auch Arbeitern und Minderjährigen durch ein ermässigtes Eintrittsgeld den Zutritt zu ermöglichen. Auch wurde es nun möglich, die beiden Haupttheile des Gartens, welche durch die Prinzengracht geschieden und bisher nur durch eine, vom Mit- gliede Herrn Willinck gestiftete, Fähre verbunden waren, durch eine stehende Brücke in Verbindung zu setzen, wodurch allein ernste Gefahren bei dem grossen Andrange der Schaulustigen vermieden werden konnten. 372 Im Jahre 1855 wurde der westliche Flügel des Hauptgebäudes beendet; 1856 wurden die ersten Giraffen, 4 an der Zahl, angekauft und eine fünfte durch den Consul Ruyssenaar in Egypten gesendet; dazu kamen 3 Löwen, 2 Strausse, mehrere schwarze und gelbe Panther, Tiger, Dromedare u. s. w., ferner zahlreiche und prachtvolle Pflanzen und Gewächse, und selbst Gemälde kamen durch Schenkung in den Besitz der Gesellschaft. Von unschätzbarem Wertlie war endlich der Beschluss des Gemeinderathes vom 16. September 1857, durch welchen die Gesellschaft gegen die Summe von fl. 91,354. 50 Cents in den freien Besitz ihres ganzen Grundbesitzes sammt den darin liegenden, der Stadt gehörigen, Wegen gelangte. Zu allen diesen Zwecken wurde in diesem Jahre ein zweites Anlehen von fl. 200,000 gemacht, während die Mitgliederzahl auf 3600 stieg. Im Jahre 1858 — 1859 ward die grosse Raubthiergallerie gebaut, welche 14y2 Ellen breit und 84 Ellen lang, eine der schönsten und zweckmässigsten in Europa ist und ohne Zweifel allen künftigen Bauten der Art als Muster dienen wird. Für den Preis von fl. 12,000 wurden ferner 1860 die beiden Nilpferde in Braunschweig angekauft und ein heizbares Wasserbassin von 24 Fuss im Quadrat für dieselben eingerichtet, welches sich jedoch in Folge des bedeutenden Wachsthums der Thiere bereits als zu klein erwiesen hat. Nachdem das neue Museum beendigt war, konnte im Jahre 1859 die Bibliothek, für welche in den vorhergehenden Jahren allein über fl. 15,000 ver¬ ausgabt worden waren, dem Gebrauch der Mitglieder geöffnet werden. Endlich wurden auch 1857 Vorrichtungen zur künstlichen Bebrütung von Eiern und 1860 für künstliche Fischzucht getroffen und die Anlegung eines ethnographischen Museums beschlossen. Im Garten befanden sich damals ausser einigen Orang-Utangs, die leider nicht lange lebten, zwei Elephanten von Sumatra, ein Bezoarbock mit Geis, ein sibiri¬ scher Steinbock, ein Yak aus Thibet, ein junger Tapir, zahlreiche Tiger, Panther und Jaguare, ein Casuar, ein Paar Auerochsen (Geschenk des Kaisers Alexander II.), ein schwarzer Kakadu und andere seltene Vögel. Von den „Beiträgen“ waren bis dahin zwei Bände erschienen, auch 1860 im Aufträge der Gesellschaft ein Prachtwerk über die Turakos durch Prof. Schlegel herausgegeben und zu Anfang des vergangenen Jahres die neue Monatsschrift „Neder- landsch Tydschrift voor de Dierkunde“ begonnen. Zugleich wurde das Museum dem Professor der vergleichenden Anatomie am Athenäum zu Amsterdam für seine Vorlesungen zur Verfügung gestellt, einige javanische Alterthümer an das Museum für Antiquitäten in Leiden abgetreten und alle Werke, welche »sich nicht auf Zoologie und Ethnologie bezogen, der Staatsbibliothek in Gebrauch übergeben, auch den Schulen in Amsterdam jede Woche Gelegenheit gegeben, den Garten einige Stunden zum Unterrichte zu benützen. Eine beträchtliche Anzahl junger Fische (Salmen) wurde in verschiedenen holländischen Gewässern unentgeldlich ausgesetzt, in Folge dessen die Salmenfischereien jetzt eine höhere Pachtsumme einbringen. Bis dahin besass die Gesellschaft ausser dem kleinen Weiher kein eigenes Wasser und hatte daher für Wasservögel und andere im Wasser lebende Thiere keine ausreichende Einrichtungen. Ende 1862 wurde ihr jedoch von der Stadt der durch den Garten fliessende Tlieil der Prinzengracht in Eigenthum überlassen, gegen die Verpflichtung, einen anderen, bereits bestehenden Canal fahrbar zu 373 machen, wofür eine Summe von fl. 10,000 erfordert wurde. Durch neuen Ankauf hat sicli endlich der Garten bis auf llji Bunders vergrössert, d. h. das Vierzehnfache des anfänglichen Umfangs vor 25 Jahren, und die jährliche Einnahme betrug bei 3600 Mitgliedern die runde Summe von fl. 150,000, als die Gesellschaft am 8. bis 12. Juli 1863 ihr silbernes Wiegenfest feierte. Mehr als 10,000 Menschen waren an diesen Abenden in ihren glänzenden Räumen versammelt und die ersten Ehren¬ medaillen wurden an die anwesenden drei Gründer und den Bildhauer Herrn J. J. F. Verdonck vertheilt. Dies ist in kurzen Worten die Geschichte einer Gesellschaft, welche gegenwärtig ein Actiencapital von fl. 350,000, an 4000 Mitglieder und eine jährliche Einnahme von fl. 150,000 besitzt, und zugleich die Geschichte des ersten zoologischen Gartens auf unserem Continente, dem sich seither an 30 andere in Europa und in anderen Welttheilen angereiht haben, die ihn mehr oder weniger zu ihrem Vorbilde ge¬ nommen haben und noch heute dort ihre hauptsächlichste Belehrung suchen. Wir dürfen daher hoffen, dass sie auch für diejenigen unserer Leser bedeutungsvoll sein möge, welche nicht Fachleute sind und niemals Gelegenheit haben werden, seine Reichthümer persönlich in Augenschein zu nehmen. Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a. M. Von dem Director Di*. Max Schmidt. Im verflossenen Monat erhielt der zoologische Garten als Geschenk: Einen Makak (Inuus cynomolgus) von Herrn Hofrath Dr. Pauly in Erlangen. Erkauft wurden : Zwei graue Geier (Vultur einer eus) und verschiedene Arten von Reihern, unter denen wir den Rallenreiher (Ardea comata) als neu hervorheben. Geboren wurde: Ein Soudan schaf. Als ein ferneres erfreuliches Zuchtresultat haben wir die Fortpflanzung der neuholländischen Nymphe (Nymphicus Novae Hollandiae) zu erwähnen. Dieser niedliche Papagei, der durch die schlanke Federhaube, mit welcher sein Kopf ge¬ ziert ist, an die Kakadus erinnert, hat sich vor nunmehr zwei Jahren zum ersten Male bei uns fortgepflanzt, doch starben die erzielten Jungen wieder, ehe sie ihre vollständige Entwicklung erreicht hatten. Wir suchten nun die Grundsätze, welche wir bei der Zucht der Wellenpapageien befolgt hatten, auch auf diese Vögel an¬ zuwenden und gaben ihnen einen ganz ähnlichen Raum zur Wohnung, wie jenen. (S. Der Zoologische Garten 1864, Seite 50.) Der in Rede stehende Behälter hat eine grosse nach Norden und eine kleinere nach Westen gerichtete vergitterte Oeffnung, welche beide durch Glasfenster ge¬ schlossen werden können. Dies geschieht indess nur im Winter, im Sommer da¬ gegen bleiben sie Tag und Nacht geöffnet. Bei kaltem Wetter geschieht die nöthige Erwärmung durch den Ofen des benachbarten Vogelhauses, welcher nur durch eine 374 der Mauer eingefügte Blechtafel von dem Papageienbehälter getrennt ist, und so unbedeutend auch die Wirkung dieser Heizung sein mag, so hat sie sich doch bis jetzt als völlig ausreichend bewährt. Die übrigen Einrichtungen dieser Voliere, sowie besonders auch die Nist Vorrichtungen sind ganz wie bei den Wellenpapageien, nur dass selbstverständlich den Grössenverhältnissen der Thiere Rechnung getragen wurde. Die Nistkasten haben dem entsprechend eine Länge von 12 Zoll und bei gleicher Höhe eine Breite von 9 Zoll. Der Durchmesser des Flugloches beträgt 4 Zoll. Gegen den Herbst 1863 wurden 4 Paare Nymphen in diesen Behälter gebracht, allein so wohl sich die Vögel auch in ihrem neuen Aufenthalte zu fühlen schienen, so wenig zeigten sie im Laufe des Winters, ihrer eigentlichen Brütezeit, Neigung sich fortzupflanzen. Als aber das Frühjahr kam, wurden die Nistkasten eifrigst ausgeräumt, im April fanden sich zwei vertrocknete und zerbrochene Eier am Boden und um Mitte Mai Hess sich deutlich der heisere Ton vernehmen, den die Jungen hervorbringen, wenn sie von den Eltern gefüttert werden. Am 27. Mai kam endlich das erste Junge zum Vorschein und kletterte ängstlich und ungeschickt auf den Zweigen umher. Es wurde nur von dem Vater aus dem Kropfe gefüttert, während die Mutter sich nur sehr wenig um es bekümmerte. Es folgten nun noch mehrere Bruten und zwar scheinen drei Paare (ein Männchen war gestorben) je zweimal gebrütet zu haben. In drei Fällen wurde ein Junges und in drei Fällen je zwei Stück erzielt, von denen die letzten zu Anfang Septembers ausflogen, so dass nun im Ganzen 9 Junge vorhanden sind. Inzwischen ist die Mauserung ein¬ getreten und nun wird vermuthlich bis zum nächsten Frühjahre keine Fortpflan¬ zung stattfinden. Im Gegensätze zu den Wellenpapageien, bei denen die Anpassung der Brutzeit an das europäische Klima nur ganz allmälig und erst nach mehreren Generationen geschieht, so dass sie bei uns nun buchstäblich das ganze Jahr hindurch nisten, haben wir bei den Nymphen einen Fall von auffallend rascher Acclimatisation erwachsener Vögel. Wir sind wohl berechtigt, daraus den Schluss zu ziehen, dass die Einbürgerung der letzteren Art in Europa womöglich noch leichter werden wird, als die der ersteren, und wir glauben überdies, dass man mit der Zeit dahin gelangen wird, diese beiden Species in unserem Klima das ganze Jahr hindurch im Freien halten zu können. Durch Todesfall verloren wir: Einen Mouflon (Ovis musimon). Das erst einige Monate alte, dem An¬ scheine nach völlig gesunde Thier stürzte plötzlich zusammen und verendete unter heftigen Krämpfen. Bei der Section fand sich eine Vergrösserung und Entartung der Drüsen des Dünndarmgekröses, welche bei einigen sehr bedeutend, bei anderen weniger erheblich war. So hatte eine dieser Drüsen bei einer Länge von ungefähr 6 Zollen die Dicke eines Fingers, andere waren bei gleicher Dicke kürzer, andere hatten nur den Umfang einer Bohne. Sie waren von graulicher Färbung und zeigten beim Durchschneiden ein gleichmässiges Gewebe von speckigem Ansehen. Eine männliche Elennantilope. Das Thier war seit etwa 6 Wochen er¬ krankt und zwar unter wesentlich gleichen Symptomen, wie das zu Beginn dieses Jahres verstorbene weibliche Exemplar derselben Gattung. Anfänglich war unregel¬ mässiger und mangelhafter Appetit die einzige Krankheitserscheinung, doch gesellte sich schon in den ersten Tagen ein schwacher Nasenausfluss und. beschwerliches, mit grosser Bewegung der Nasenflügel ausgeführtes Athmen dazu. Das geringe 375 / Zusammensinken der Brustwandungen beim Ausathmen Hess mit ziemlicher Gewiss¬ heit auf das Vorhandensein einer bedeutenden krankhaften Ablagerung in den Lungen schliessen. Die Section bestätigte diese Vermuthung, indem sich beide Lungen mit Tuberkeln von der Grösse einer Erbse bis einer Wallnuss dicht durchsetzt fanden. In der rechten Lunge war ausserdem eine Anhäufung von Tuberkelmasse von der Grösse eines Kinderkopfes, welche beim Durchschneiden knirschte. Sie enthielt eine eigrosse Höhle mit ziemlich glatten Wänden, welche mit einer gelblichen, ge¬ ruchlosen Flüssigkeit gefüllt war. Die innere Fläche des Brustfelles, sowie die Oberfläche der Lungen waren an mehreren Stellen mit flachen inselförmigen Exsudatablagerungen bedeckt, ohne jedoch mit einander verklebt zu sein. Der Herzbeutel war von einer grossen Fettmasse umgeben, das Herz blass und schlaff. Die übrigen Organe waren normal. Eine Schweinshirschkuh, welche dem Gebären nahe war und anfänglich an heftigen Zuckungen litt, starb nach einigen Stunden unter den Erscheinungen einer Lähmung aller willkürlichen Muskeln. Wie aus der Beschaffenheit des Ge¬ bisses hervorging, war das Thier sehr alt; es mochte daher dem Organismus die zur Hervorbringung kräftiger Geburtswehen nöthige Energie fehlen und so trat schliesslich Lähmung und Tod ein. Wir glauben, dass bei Mangel an Sections- ergebnissen, welche eine andere Todesursache erkennen Hessen, die oben ausge¬ sprochene Vermuthung nicht zu gesucht erscheinen dürfte. Es ist uns früher ein ganz ähnlicher Fall bei einer ebenfalls sehr alten Ziege vorgekommen, der sich auch nur in dieser Weise erklären Hess. Die Brunst der Hirsche und die damit verbundene Aufregung der Männchen bringt die Thiere (Weibchen) nicht selten in Gefahr und Verletzungen aller Art und Grade kommen trotz aller Vorsichtsmaassregeln fast alljährlich vor, besonders da der knapp zugemessene Baum den Thieren nicht immer gestattet, einander ge¬ nügend aus dem Wege zu gehen. Im Allgemeinen sind indess Verwundungen bei Hirschen nur selten gefährlich, selbst wenn sie so bedeutend sind, dass Säugethiere anderer Arten unbedingt dadurch getödtet würden. Um so auffallender ist es uns, dass in diesem Herbste zwei Fälle — bei Wapitihirschkühen — einen tödtlichen Verlauf hatten. Dem einen dieser Thiere hatte der Hirsch eine eindringende Verletzung an der rechten Bauchseite beigebracht, aus welcher eine kurze Darmschlinge zu Tage getreten war. Die Wunde wurde etwas erweitert, der Darm zurückgeschoben und die Wundräuder der Muskeln und der Haut gemeinsam geheftet. In der Nähe dieser Verletzung befand sich eine flache Geschwulst, welche anfänglich Folge eines Ergusses in’s Unterhaut -Bindegewebe zu sein schien, sich aber alsbald ver- grösserte und als einen Darmbruch erkennen Hess. Ein Versuch, diesen auf operativem Wege zu beseitigen, scheiterte an der bereits eingetretenen festen Ver¬ klebung der Darmoberfläche mit der Haut und 8 Tage nach der Verwundung trat der Tod in Folge von Brand des Darmes ein. Bei dem zweiten Thiere wurden mehrere ganz leichte Verletzungen auf dem Rücken und an den Brustwandungen, welche kaum die Haut durchdrungen hatten, brandig und führten hierdurch den Tod herbei. Ein Fall von rascher Heilung einer weit gefährlicheren Wunde ist dagegen folgender: Eine weisse Damhirschkuh bekam einen Geweihstoss, welcher ihr eine etwa zolllange eindringende Brustwunde hinter der rechten Schulter verursachte, so dass 376 bei jedem Athemzuge ein heftiges Ein- und Ausströmen von Luft an der Ver¬ letzung stattfand. Da das Thier sehr ruhig war, wurde nur die Hautwunde ge¬ heftet und dann eine breite Binde fest um die Brust gelegt, um das Eindringen von Luft in das Unterhaut- Bindegewebe zu verhüten. Schon nach zehn Tagen war die Verletzung so weit geheilt, dass die Binde weggenommen werden konnte, und es war während der Zeit der Heilung nicht einmal Fieber eingetreten. Vierteljahresbericht des Acclimatisations- Gartens bei Paris. Der April war in seiner ersten Hälfte trocken und kalt, zuletzt trocken und warm; der Mai begann mit einigen Regentagen und endete mit Trockenheit und kalten Reifen; der Juni war regnerisch und kalt, der Frühling daher im Ganzen für Thiere und Pflanzen wie für den Feldbau gleich ungünstig. Das Eierlegen war daher weniger ergiebig als in früheren Jahren ; man erhielt im April 1882, im Mai 1937 und im Juni 1262 Eier, etwa die Hälfte des vorigen Jahres; doch muss auch die verminderte Zahl der Thiere in Anschlag gebracht werden, wenn man diese Zahlen beurtheilen will. Die Legezeit der Fasanen begann am 14. April und endete am 19. Juni; von selteneren Arten, welche Eier legten, werden erwähnt: die schwarzrückigen, weiss- häubigen, Cuvier- und Sömmeringfasanen, die californische und adansonische Wachtel; die Hoklcos, verschiedene Turteltauben, die japanischen Pfauen, das chinesische Feldhuhn, die Mandarinen-, Bahama- und Carolinen-Enten ; die Magellans- und Sandwichgänse. Für mehrere Vögel war die Brütezeit am Schlüsse des Quartals noch nicht beendet. Von Säugethieren wurden geboren: 1 Mähnenschaf, 2 Aristoteleshirsche und 1 Kuh, 3 Bennett’sche Känguruh, 3 Lama, 2 Nylgau-Antilopen, 1 Guanako, 1 Bastard von Yak und gewöhnlicher Kuh, 1 Schweinshirsch, 2 Bastarde der spanischen Dogge und des australischen Dingo, 4 Widder, 6 Schafe, 7 verschie¬ dene Böcke und Ziegen, 17 Kaninchen, 4 Leporiden, 1 weibliches Kameel. Die Sterblichkeit war, besonders bei den Hühnern, bedeutend. Es starben: April. Mai. Juni. Hühner . 37 31 18. Wasservögel .... 31 11 11. Voliere . 40 23 25. Säugethiere .... 9 10 7. Man bemerkte, dass der Frühling, wo das Eierlegen am lebhaftesten vor sich geht und der Stoffverbrauch am grössten ist, auch die Sterblichkeit vermehrt. Das Eierlegen steht in dieser Hinsicht auf gleicher Stufe mit dem Gebären der Säugethiere. Die Störungen, die man am häufigsten findet, sind Zerreissungen des Eileiters, Austreten der Eierstockseier und selbst fertiger Eier in die Bauchhöhle und in Folge davon Blutergüsse und Entzündungen des Bauchfelles; Zerbrechen der Kalkschale, welche das Austreten der Eier erschwert, besonders wenn der Unfall in der oberen Partie des Eileiters eintritt; endlich Anhäufung und Ver¬ schmelzung der Eier in eine einzige Masse, deren Austritt aus der Cloake nicht 377 möglich ist und daher tödtliche Verstopfung bewirkt. Bei den Hühnern bemerkt man Anschwellung der Hoden und selbst krebsartige Entartung dieser Theile. Wahrscheinlich aus denselben Gründen war die Sterblichkeit der Kaninchen im Juni grösser als zu andern Zeiten. Bei den einheimischen Hühnern, besonders den Crevecoeur, Flechoises und holländischen Padoues herrschte im April der Croup. Im Aquarium pflanzten sich blos die Actinien fort. Doch befinden sich darin über 100 Arten von Fischen, Mollusken, Crustaceen und Zoophyten. Fünf grosse von Livorno gekommene Lampreten (Petromyzon marinus) lebten nur 1 Monat. Dagegen sieht man daselbst lebende junge Rochen. Verschiedene Salmen-, Karpfen-, Wels- und Quappenarten kamen aus der Fischzüchterei in Hüningen, einige kleinere Fische aus derjenigen des Herrn A. Gillet de Grandmont im Vesinet. Die Seidenzüchterei wurde am 21. Mai eröffnet. Mehrere französische und fremde Racen gelangten hier zur vierten Häutung, ohne Spuren der neuerdings sehr gefürchteten Krankheit, der Pebrine, zu zeigen. Man machte mit mehreren der fremden Arten Versuche im Freien. Die mittlere Temperatur im Garten war: April. Mai. Juni. Um 6 Uhr Morgens . . + 5° -f- 10° + 13°. Um 3 Uhr . 15° 18° 19°. Minimum . 2° 5° 9°. Maximum . 22° 27° 24°. Die Vorträge begannen am 7. Juni , der erste wurde von dem Director, Herrn Rufz de Lavison gehalten, „über die gegen die Lehre und Praxis der Acclimatisation erhobenen Einwürfe,“ zwei andere, von Herrn Aristides Dupuis, „über die Cultur der Freiland -Pflanzen im Garten,“ zwei weitere, von Herrn A. Toussenel, „über die Geschichte der Menschheit vermittelst der Thiere,“ und „über die Geschichte der Zähmung und Acclimatisation der Thiere.“ Die Zahl der Besucher war im April 27,155, im Mai 33,806, im Juni 22,623. Bullet, d’acclimat. Juillet 18G4. Ankunft und Abzug der Vögel im Jahre 1864, mit Rücksicht auf das örtliche und quantitative Vorkommen und die hier nistenden Arten. Von Ci Jäger in Bischofsheim bei Hanau. (Fortsetzung.) 24. März. Accentor modülaris Koch, Hecken -Br au ne Ile. Bei seiner An¬ kunft in Gärten und Hecken, später gern in jungen Fichtenschlägen. Bleibt nicht selten im Winter hier, welches wahrscheinlich nordische Vögel sind. 25. März. Ascalopax gallinago L., Heerschnepfe, Bekassine. Hat sich im hiesigen Ried wieder eingefunden, woselbst sie auch nistet, aber weniger zahl¬ reich wie sonst. Die Mittelschnepfe, A. medict Frisch, wird auch bisweilen bei uns angetroffen, denn das Exemplar meiner Sammlung wurde vor einigen Jahren von mir hier geschossen. 26. März. Aegolius (Otas) brachyotus L ., kurzohrige Eule, Sumpfeule. Wurde im Ried bei Enkheim gesehen. Im Frühjahr selten, häufiger im September 378 und October. Nistete im Jahr 1861 zum ersten Male hier. Sie ist gleich nützlich, wie die Waldohreule, wird aber dessenungeachtet aus ornithologischer Unkenntniss als der Jagd gefährliches Raubzeug mit jener umbarmherzig weggeschossen! 27. März. Totanus ochropus Temm., punktirter Wasserläufer. Zog laut lockend über mir hin. Nistet gegen Gewohnheit seiner Gattung auf niedern verkrüppelten Bäumen in einer Vertiefung ohne allen Nestbau, bisweilen auch in alten Drosselnestern. 29. März. Phyllopseuste rufa Meyer, Weidenlaubvogel. Sang in hiesiger Umgebung. Kommt mit Ph. fitis und sibilatrix gleich häufig hier vor. 29. März. Emberiza sclioeniclus X., Rohrammer. Am Main, fehlt an keinem grossen Teiche oder auf nassen mit Wassergräben durchschnittenen Wiesen, •wenn nur einiges Gebüsch vorhanden ist. 30. März. Botaurus stellaris Boie, grosser Rohrdommel. Kommt nur auf dem Zuge durch und wird fast jedes Jahr hier geschossen. An obigem Tage stand einer in den hiesigen Sumpfwiesen, hielt aber nicht aus. 31. März. Cyanecula suecica Br., Blaukehlchen. Zahlreich am Main, an der Braubach, im Ried, überhaupt an Bächen udü Gräben bis zum 24. April. Nistet am Main unweit der Mainkur, weiss aber sein Nest so gut unter Weiden, Nesseln und Gräsern zu verstecken, dass es sehr schwer aufzufinden ist. 1. April. Ascalopax gallinula X., Heer Schnepfe , kleine Bekassine. Seltener als A. gallinago, doch jedes Jahr einzeln sowohl hier als auch in andern geeigneten Localitäten. 1. April. Anthus pratensis Becbst. , W i e s e n p i e p e r. Im Metzgerbruch, in den Torfwiesen zwischen Enkheim und Bischofsheim häufig, oft in Schaaren. 2. April. Colymbus (Podiceps) minor Lath.} kleiner Steissfuss. Der einzige seines Geschlechts, welcher auf kleinen und grossen schilfreichen Teichen, Sümpfen und Weihern im Bezirk nistend gefunden wird. 4. April. Gallinula (Stagnicola) chloropus L ., grtinfüssiges Rohrhuhn. Ankunft auf den hiesigen Sümpfen und Weihern. Das grünfüssige Rohrhuhn klettert auch ganz behende auf Bäumen (Kopfweiden) umher. Gallinula pygmaea s. Baillonii und G. pusilla s. minuta nisten im Bischofsheimer Walde und im Ried bei Enkheim. 4. April. Cecropis rustica X., Rauchschwalbe. Wurde zuerst von Dr. R. Meyer zwischen Oberrad und Frankfurt beobachtet, am 8. in Bergen und 11. in Bischofsheim. Sie kommt unter den Schwalben im Frühjahr zuerst an. 7. April. Gallinula porzana Latli., punktirtes Rohrhuhn. Angelangt auf allen bewachsenen Sümpfen , Teichen , Brüchen und Gräben der Gegend , wo¬ selbst es häufig brütet. 9. April. Serinus meridionalis Brm., Bring . serinus X., Girlitz. Kommt gewöhnlich in den ersten Tagen des Monats bei uns an und bis gegen die Mitte desselben sind alle da. Sein Gesang, den er alsbald hören lässt, hat wohl die meiste Aehnlichkeit mit dem der Heckenbraunelle. Der Girlitz überwintert auch manchmal. 9. April. Regulus ignicapillus Brm., feuerköpfiges Goldhähnchen. Familienweise durchziehend. R. cristatus Koch, das gelbköpfige Goldhähnchen, das ganze Jahr in der Stadtpromenade und daselbst nistend. 10. April. Pratincola rubecola X., schwarzkehliger Wiesenschmätzer. Gesehen in einigen Paaren in den hiesigen Wiesengründen; sonst auch in Wein¬ bergen. Nistvogel. 379 11. April. Phyllopseuste trochilus Meyer, Fitislaubvogel. Gehört und häufig in unsern Wählern angetroffen. 12. April. Ardeöla minuta L ., kleiner Rohrdommel. Im Enkheimer Ried angekommen, woselbst er auch alljährlich nistet. Vor einigen Jahren bekam ich einen jungen von dorther, den ich lange lebend erhalten habe. 13. April. Emberiza miliaria L ., Gerstenammer. Nistet hin und wieder in grossen Wiesengründen, wie bei Ginnheim, Eschersheim, Praunheim, Bischofsheim, auch im Metzgerbruch, und verräth durch seinen bescheidenen Gesang bald seine Ankunft. 13. April. Upupa epops L. Der Wiedehopf ist wieder da und ruft sein bekanntes „hupp, hupp, hupp.“ Die Eier sind bald grauweiss, bald grünlich. 13. April. Saxicola oenanthe Bechst ., graurückiger Steinschmätzer. Angekommen und bei den Kettenhöfen, sowie anderwärts auf Brachäckern und in Hohlwegen hügeliger Gegenden gesehen. 14. April. Pratincola rubetra L., braunkehliger Wiesenschmätzer. In Wiesen und Rieden nicht selten, nistet auch daselbst. 14. April. Curruca cinerea Lath ., fahle Grasmücke. Ueberall ein ganz gemeiner Brutvogel, der auch nicht selten in Saat- und Kohläckern nistet. 15. April. Totanus calidris L., rothfüssiger Wasserläufer und Anas crecca L., Kriekente. An und auf dem Main bei Oberrad. 15. April. Curruca garrula Briss., Klappergrasmücke. Fehlt fast in keinem Garten von einiger Bedeutung, wenn derselbe einige Gehölzgruppen hat. 15. April. Tetrao tetrix L ., Birkhuhn. Die Birkhähne balzten schon in den letzten Tagen des vorigen Monats, die eigentliche Balz begann aber erst in der Mitte Aprils und dauerte bis in den Mai. Auerwild kommt im Gebiet nicht vor. Nach Berichten aus dem nahen Spessart balzte dasselbe vom 10. April bis Ende des Monats und wurden einige Hähne im Forst Bieber von einem hohen Jagdfreund und ausgezeichneten Nimrod geschossen. 15. April. Jynx torquilla L ., Wendehals. Verkündet mit lautem Frühlings¬ ruf seine Ankunft. 16. April. Budytes flavus L ., gelbe Bachstelze, Schafstelze. Auf der Weide bei der Schaf heerde, am Mainufer; belebter wurde der Zug erst am 18. d. M. 16. April. Curruca atricapilla Briss., schwarzköpfige Grasmücke. All¬ jährlich in entsprechenden Oertlichkeiten hier nistend und als fleissiger Sänger überall willkommen. 16. April. Chelidon urbica L., Hausschwalbe. Die ersten dieser lieben Sommergäste sind angekommen, häufiger erst Anfangs Mai und am 5. d. M. in Masse, jedoch immer in Minderzahl gegen frühere Jahre. 17. April. Cuculus canorus L., Kukuk. Am 17. April wurde ein roth- brauner Kukuk in der Gegend von Heusenstamm geschossen. Hier hat man ihn am 20. zum ersten Male rufen hören. Besucht gerne die Obstalleen an Strassen, wo er dann leicht zu schiessen ist. 18. April. Buticilla phoenicura L ., Garten- oder Waldrothschwanz. Kam nach den Berichten meiner Correspondenten am 18. hier und bei Frank¬ furt an, am 20. bei Hanau und am 25. bei Steinau. Er liebt alte Obstbaumstücke und bezieht als Höhlenbrüter besonders gern die ihm gebotenen Nistkästchen. 19. April. Lanius ruficeps Bechst ., rothköpfiger Würger. Weniger häufiger, doch auch nicht seltener Brutvogel. Manche Männchen sind gute Sänger. 380 20. April. Muscieapa atricapilla L., scliwarzriickiger Fliegenfänger. Belebt wieder die herrlichen Buchenbestände am Forsthaus und Oberräder Schiess¬ stand und wird als häufiger Brutvogel daselbst gefunden. Es ist nicht unwahr¬ scheinlich, dass auch der kleineFliegenfänger, Muscieapa parva Bechst. bei uns durchzieht, ja sogar nistend vorkommt, und nur sein versteckter Aufenthalt in den Gipfeln hoher Buchen mag sein Auffinden bisher erschwert haben. Bei Mainz wurde das Vorkommen dieser niedlichen Vögelchen schon vor Jahren von Notar Dr. Bruch beobachtet. (Fortsetzung folgt.) Correspondenzen. Wien, 14. August 1864. In Nr. 8 des „Zoologischen Gartens“ ist die Notiz gegeben, dass in Wien sich eine neue zoologische Garten- Actien- Gesellschaft gebildet habe, welcher der Kaiser ein geeignetes Terrain geschenkt habe, in Folge dessen der bisherige Garten eingehen dürfte. Ueber diesen Gegenstand glaube ich Ihnen mittheilen zu müssen, dass bisher von der Gründung eines zweiten zoologischen Gartens noch Nichts bestimmt ist. Ein gewisser Staudinger hat wohl den Plan vorgelegt, in der sogenannten Brigittenau einen Thiergarten anzulegen durch eine Actien- Gesellschaft, aber, wie gesagt, es ist noch nichts Bestimmtes verfügt worden. Ein geeignetes Terrain hat der Kaiser im Prater der schon bestehenden Actien-Gesellscliaft geschenkt, jener Gesellschaft nämlich, die aus dem von den Herren Dr. G. Jäger und A. Ussner gegründeten Thiergarten entstanden ist und im Prater ein Areal um jähr¬ lich 20,000 fl. gepachtet hat, welches nach Ende des Pachtes verlassen und dagegen das vom Kaiser geschenkte hergerichtet wird. Es dürfte wohl auch schwer sein, einen zweiten Thiergarten gründen zu können; der gegenwärtige hat mit vielen Hindernissen zu kämpfen, obsclion die Direction alle Kräfte anwendet, um das Publikum in jeder Richtung zu befriedigen. Ich erlaube mir, anliegende Subscriptions-Einladung auf Prof. Jan ’s Schlangen¬ werk mit der Bitte zuzusenden, dasselbe in Ihrem Blatte gütigst erwähnen zu wollen. *) Es sind bis jetzt 5 Hefte erschienen, das G. Heft erscheint noch im Laufe dieses Monats, mit diesem der Text zu der beendeten Familie der Typlilopiden. Jedes Heft enthält 6 Tafeln, welche das Bild des Thieres im Ganzen geben und ausser¬ dem im Detail die charakteristischen Merkmale, Körpertheile etc. Sollten Sie vielleicht in Ihrem Museum Schlangen besitzen, die Sie einer näheren Bestimmung wegen und im Interesse der Wissenschaft dem Director Jan zur Ansicht zusenden wollten, so wäre Ihnen Herr Jan gewiss sehr dankbar. Vielleicht würden Sie oder die Senckenberg’sclie Gesellschaft auf Jan’s Werk sub- scribiren, die Subscriptions- Anzeige bitte ich dem Herrn Jan zusenden zu wollen oder mir, keinesfalls aber an die Buchhandlung in Paris. In den Resiconti dell’ accademia delle scienze di Bologna 1863/64 gibt Prof. Rianconi eine Abhandlung: „la teoria dell’ uomo-scimmia esaminata sotto il rapporto della organizzazione,“ in welcher er die Theorie jener Naturforscher bekämpft, welche den Menschen als eine verbesserte Art höherer Säugethiere dar- *) Wir bedauern, keine Werke anzeigen zu können, die wir nicht gesehen haben, wollen jedoch aus Abneigung gegen Censurstriche Ihre briefliche Empfeh¬ lung nicht unterdrücken. Die Red. des Zoolog. Gartens. 381 stellt. Er gibt eine detaillirte Vergleichung des Schädels und der Extremitäten so des Menschen als des Affen, woraus er scliliesst, dass der Mensch eine eigene Erschaffung, gänzlich unabhängig von jener der Thiere sei, dass die organische Bildung den völligen Beweis gebe etc. etc. Eine Tafel gibt die Abbildung des Schä¬ dels eines Orang-Utang und das Skelett eines Menschenfusses. Aus einem Schreiben des Herrn Dr. A. Senoner an die Direction. Worms, 28. Aug. 1864. Manches Thier ist ein gieriges, gefrässiges Raubthier, ohne gerade dafür zu gelten. Dies fand ich in diesem Sommer zu meiner Ueberraschung in meinem Aquarium. Ohne es gerade zu wollen, brachte ich in diesem Frühling mit frischem Wasser¬ moos (Sphagnum) einige Rossegel (Hirudo vorax) in dasselbe. Zugleich befanden sich darin einige Exemplare des grossen Wassermolchs ( Triton eristatus) und eine grössere Anzahl der kleinsten Art, des sogenannten Garten molchs (Triton taeniatus ), von Schnecken etliche grosse und kleinere Posthörner (Planorbis corneus und marginatus) , Schlammsch necken (Limnaeus stagnalis und auricularis) und Sumpfschnecken (Paludina vivipara). Nach und nach bemerkte ich, dass die kleineren Schneckenhäuser leer waren, zuletzt auch einige grössere von Planorbis corneus und Paludina vivipara. Diese beiden letzteren Thiere sind bekanntlich auffallend träg und rühren sich stundenlang nicht von der Stelle. Da auch von den kleinen, der Häutung wegen unter Moos und Steine verkrochenen, Molchen zu fehlen anfingen , so schrieb ich die zusehends verübten Räubereien, besonders an den letzteren, den drei vorhandenen Wassermolchen (Triton eristatus) zu, wurde hieran aber wieder irre, als ich beim Aufdecken eines Steins im Moos einen angefressenen, hie und da frisch ausgehöhlten, kleinen Molch vor¬ fand. Meine Vermuthungen fielen indess erst dann auf die beiden grossen Ross¬ egel, als ich dieselben, offenbar von Hunger getrieben, aus ihren grasigen Ver¬ stecken hervorkommen und gleich Wasserschlangen in kühnen Bogenwellen unruhig umherschwimmen und unaufhörliche Angriffe auf die grossen, auf dem Moos liegenden, Molche ausüben sah. Diese verstanden sich zwar darauf, sich der Zu¬ dringlichkeit der Rossegel zu erwehren, indem sie dieselben, sobald sie anzubeissen anfingen, hurtig mit dem Maul packten, von sich abrissen und fortschleuderten; zur Gewissheit wurden indess meine Vermuthungen, dass alle Verheerungen an dem Thierbestand des Aquariums von den Egeln herrührten, als ich bemerkte, dass bei einer gerade damals vorgenommenen Fütterung der Fische und Molche mit Regenwürmern die unruhigen, vom Hunger geplagten, Rossegel hinzukamen, die auf dem Sand sich bewegenden Würmer am Kopfende anfassten und in der kurzen Zeit von zwei bis drei Minuten ihrer ganzen Länge nach hinabwürgten. Dies geschah mit drei bis vier l1/^ bis 2 Zoll langen Würmern hintereinander. Ich erkannte sie nun als gefährliche Raubthiere und vermuthete richtig, als ich Gefahr für meine kleineren Fischchen fürchtete. Ein grösserer, schon 1 xk Jahr im Aquarium gehaltener Weissfisch (Cyprinus leuciscus) hatte sich nämlich angewöhnt, ein kleineres Karpfen-Fischchen, den Bitterling (Cypr. amarus), auf den ich seines lieblichen, fröhlichen, so recht fürs Aquarium geeigneten Wesens wegen gerade besonderen Werth legte, bei der Fütterung mit zugeworfenen Stuben¬ fliegen fortzuscheuchen, so dass dieses Thierchen sich vor Angst in das Wassergras im Hintergrund flüchtete und dort förmlich verkroch. Was ich voraussah und bei meiner Frau aussprach, nämlich dass das Thierchen bei einem solchen Anlass den 27 382 Rossegeln zur Beute werden möchte, geschah leider sehr bald, da ich eines Morgens jenes Fischchen von einem der Egel angesaugt hinten im Gras auf dem Wasser liegen sah, gerade in dem Moment, wo derselbe das eine seiner Augen heraus¬ zusaugen bemüht war, was er auch mit dem andern bereits gethan hatte. Nach¬ dem ich nun Beweise genug davon gesammelt hatte, dass diesem Thiere seine ver- schiednen Namen, nämlich vorax, gulo und sanguisuga (Gieriger, Yielfrass, But- sauger), von den älteren Naturforschern nicht ohne guten Grund beigelegt worden sind, beschloss ich zur Verhütung von weiteren Nachtheilen für die verschiedenen Bewohner des Aquariums, die Egel, so viel Interesse mir auch gerade ihr räuberisches Thun gewährt hatte, aus demselben zu entfernen. Briefliche Mittheilung des Herrn Gymnasiallehrers Dr. L. Glaser. Aus dem Tagebuch meiner ostasiatischen Reise. Von Dr. Eduard v. Martens in Berlin. Singapore, August 1860 und März 1862. Der Einfluss, den die Zunahme menschlicher Bevölkerung und Cultur auf die grossem wilden Thiere einer bestimmten Gegend ausübt, ist in der Regel ein ver¬ drängender und vernichtender. Eine auffallende Ausnahme findet bei dem Tiger auf Singapore statt. Vor der Besitznahme dieser Insel durch die Engländer im Jahre 1824 kamen keine Tiger, so sagt man wenigstens, auf dieser Insel vor. Gegenwärtig zahlt die Regierung für jeden erlegten Tiger einen Preis von 5 Pfund Sterling, eine Privatgesellschaft von Kaufleuten ebenso viel, und man behauptet, dass durchschnittlich täglich ein Mensch auf der Insel (von circa 4 Quadratmeilen Umfang und 100,000 Bewohnern) von einem Tiger gefressen werde. Letzteres will ich nicht verbürgen, doch ist es jedenfalls gar nicht ungewöhnlich, dass man hört, gestern oder vorgestern sei wieder ein Chinese getödtet oder ein Tiger gefangen worden. In den ersten Tagen meines Aufenthaltes zu Singapore sah ich einen lebendig gefangenen Tiger zur Schau ausgestellt, in der That ein furchtbar schönes Thier, und hörte von einem Fall, wo in der Vorstadt des Abends ein Tiger einen Wagen angefallen und von den drei darauf befindlichen Chinesen einen weggeschleppt hatte. Auf den Neuangekommenen macht das Eindruck, und wenn er sich das erste Mal auf eine halbe Stunde zur Stadt hinaus auf die schöne mit Landhäusern und Gärten besetzte Landstrasse wagt, so kommt ihm manchmal der Gedanke: was wäre zu thun, wenn aus dieser Hecke ein Tiger herauskäme? Es kommt aber keiner, und bald wandert man halbe Tage lang nicht nur auf den Landstrassen, sondern auch auf Fusspfaden durch Wälder und Pfeffer-Plantagen, einzig mit dem Regenschirm (als Sonnenschirm) bewaffnet umher, ohne an Tiger zu denken. Nur einmal sah ich eines Morgens nach einem tüchtigen Regen frische Fuss- stapfen im Sandboden auf dem Hügel Bukittima, ungefähr in der Mitte der Insel, und diesmal war ich darauf vorbereitet; ein Tiger hatte den Abend zuvor eine • r Kuh in der Nähe zerrissen und ich hatte den Polizei-Inspector mit mehreren bewaffneten Untergebenen zur Begleitung. Was man Näheres hörte, diente auch mir zur Beruhigung ; es ist seit Menschengedenken nicht vorgekommen, dass ein Tiger einen Europäer getödtet hätte (das Menschengedenken will übrigens nicht viel sagen bei dem steten Personenwechsel in den europäischen Kreisen einer indischen Colonie), er frisst nur die untergeordneten Racen, am liebsten Chinesen, und zeigt sich nur in der Nacht. Nur vor Einem wird man ernstlich gewarnt, den Tiger¬ gruben. Wenn man nämlich die Stelle weiss oder vermuthet, wo ein Tiger aus dem 383 Dickicht auf einen Weg herauszukommen pflegt, gräbt man ein Loch, bis 20 Fuss tief und 8 Fuss weit, und bedeckt es sorgfältig mit dünnen Aesten und darüber abgefallenem Laub, bis sich die Stelle dem Anschein nach nicht mehr von der Um¬ gebung unterscheidet. Geht der Tiger wieder denselben Weg, so bricht die Decke unter ihm durch und er stürzt hinab. Man lässt ihn dann ein paar Tage hungern, sucht dann durch herabgelassene Schlingen aus Rotang (spanisches Rohr) seine Tatzen zu fangen und zieht ihn, so gefesselt, endlich heraus. Glaubwürdige Nachrichten über dieses Thier erhielt ich zu Singapore nament¬ lich durch einen früheren und einen noch fungirenden Polizei-Inspector, Herrn Franke und Herrn Penny fath er. Zu ihren Obliegenheiten gehört es, jeden Todesfall innerhalb ihres Distriktes durch eigene Besichtigung zu constatiren, so dass ihnen jeder Fall, wenn ein Mensch von einem Tiger getödtet wird, des Näheren bekannt wird. Der Distrikt der genannten Herren begriff nicht die Stadt, sondern den mittleren und nördlichen, d. h. dem Festland von Malakka nächsten Theil der Insel in sich und so hatten sie schon sehr viele Leichen von dem Tiger erlegenen Menschen gesehen. Ihren übereinstimmenden Erfahrungen nach ist es allgemeine Regel, dass der Tiger von hinten seinem Opfer naht, während dieses stille sitzt, und es mit einem Schlage auf den Nacken tödtet; die Köpfe allen dieser Leichen hingen stets so schlaff und haltlos herab , dass offenbar alle Knochen des Halses zerbrochen (die Halswirbel verrenkt?) seien. Oft konnte man constatiren, dass der Mensch auf der Stelle todt gewesen. Nach geschehener That schleppt der Tiger die Leiche, falls er nicht gestört wird, eine Strecke weit fort, frisst davon, ent¬ fernt sich dann nnd kehrt in der Regel nach etwa 24 Stunden zurück, um weiter zu fressen; offenbar ist seine Essensstunde wieder gekommen und keine neue Beute vorhanden. Auf diese Gewohnheit baut der Mensch seine Rache oder Strafe. Die Leiche wird an demselben Orte gelassen, wo sie gefunden worden ist, aber auf dem nächsten hohen Baum ein Sitz eingerichtet und daselbst gegen die Zeit, wenn man die Wiederkehr des Tigers zu erwarten hat, ein guter Schütze mit Feuergewehr postirt. Diese Methode ermangelt fast nie des Erfolges und dennoch nimmt die Zahl der Todesfälle von Menschen durch Tiger, also wohl die Zahl der letztem selbst, auf der Insel zu statt ab. Beide Polizei-Inspectoren bestätigten nicht nur diese Thatsache, sondern gaben auch eine befriedigende Erklärung derselben; die Gelegenheit einer leichten Beute für die Tiger nimmt nämlich in eben dem Maasse zu. Früher unter der Herrschaft der malaiischen Fürsten war nämlich die Insel sehr schwach bevölkert, später concentrirte sich die Bevölkerung in der rasch aufblühenden Stadt; erst in neuester Zeit haben sich die Anpflanzungen von Pfeffer und Gambir über einen grösseren Theil der Insel verbreitet. Hier sitzt denn nun und vielleicht eine Viertelstunde weiter wieder ein einzelner chinesischer Arbeiter, mit dem Pflücken der Pfeffertrauben oder sonst einer Gartenarbeit beschäftigt, oder auch gerade davon ausruhend, und wird dem Tiger zur Beute. Es ergibt sich daraus zugleich, dass die Regel, der Tiger gehe nur des Nachts auf Beute aus, nur für die Landstrasse und sonstige bei Tag belebtere Orte gilt; er will eben unbemerkt nahen und kann dieses in einer stillen einsamen Gegend auch bei Tage. Dass ferner die Tiger über die Meerenge schwimmen, welche Singapore von der Halbinsel Malakka trennt, nimmt mich nicht mehr Wunder, seitdem ich diese gesehen; ihre Breite ist dem Augenmaass nach nicht sehr bedeutend grösser als die des Rheines bei Köln, und so glaube ich gern, dass Malakka stets neue Rekruten todt- geweihter Tiger für Singapore liefert. 27* 384 Ke dir i im östlichen Java, Juli 1861. Im Hause des Residenten sah ich das Fell eines vor 14 Tagen geschossenen Panthers mit 10 — 12 sehr unregelmässigen Fleckenreihen; er wird hier Tiger genannt, aber auf Befragen unterscheidet man wohl gefleckte und gestreifte Tiger, d. h. Panther und Tiger. Der Panther greife den Menschen nie an, wohl aber der Tiger; von einem Kreis Lanzenträger umschlossen, soll der Panther unter den Lanzen weglaufen oder darüber wegspringen, während der ächte Tiger nicht heraus¬ könne. Auch hier bestätigt man mir, dass der Tiger den Menschen fast immer von hinten angreife. Viele Javanen behaupten, er falle stets nur von rechts den Menschen an, wofür aber kein Grund einzusehen ist. Ein Fall war bekannt, wo er es von vorne that, die Vordertatzen in die Stirne, die Hintertatzen in die Kniee des Angegriffenen schlagend; trotzdem warf ihn dieser zurück, zugleich mit dem Kris (Dolch, den der Javanese stets bei sich trägt) einen Stich versetzend, worauf das Thier eilig davon lief. Offenbar hatte es nicht auf Widerstand gerechnet. Der Erzähler reist seit 8 Jahren viel im Lande umher, nicht auf der grossen Strasse, sondern seitab über Berge und durch Wälder von Dorf zu Dorf, und hat doch erst einmal einen Tiger im Freien gesehen und zwar einen schwarzen, wohl den schwarzen Panther, also nicht einmal einen wahren Tiger; freilich reist er bei Tage. Hirsche und wilde Schweine sind hier auch zahlreich, wie auf den meisten Plätzen des indischen Archipels, ferner wilde Stiere, banteng (Bos sondaicus), aber es gibt hier keine Rhinocerosse ; diese finden sich nur im westlichen Theil von Java. Oefter kommen Menschen durch Krokodile als durch Tiger ums Leben. Tjandjor in den Preanger-Regentschaften, westliches Java, Aug. 1861. Wir sind um einen Tag zu spät angekommen, gestern war grosser Tigerkampf. In Java ist es nämlich jetzt noch, wie einst in Rom, Sitte, dass die Grossen von Zeit zu Zeit als Volksbelustigung einen Thierkampf geben. Die Tigerschauspiele sind doppelter Art; das schönste und grossartigste ist folgendes. Der Tiger wird in einem geschlossenen Kasten aus Holz oder starkem Bambus in die Mitte eines freien Platzes gebracht, um ihn herum ein dreifacher Kreis von Lanzenträgern gebildet. Dann gehen zwei Mann, nur mit dem Kris bewaffnet, nach innen und öffnen den Kasten. Es ist adat (heilige Sitte), dass sie langsamen Schrittes, ohne sich umzusehen, sich wieder entfernen, und nie sei es vorgekommen, dass einer vom Tiger verletzt worden wäre. Dieses scheint mir sehr erklärlich; das Thier, schon durch die Gefangenschaft deprimirt, fühlt Angesichts der zahlreichen Menschen keine grosse Lust zur Offensive und ein festes Auftreten imponirt auch ihm; viel¬ leicht wären die Männer eher in Gefahr, wenn sie ängstlich davon liefen. In der Regel will aber der Tiger gar nicht aus dem Kasten heraus und dieser muss oft erst in Brand gesetzt werden, um ihn herauszutreiben. Nun läuft er rathlos im Kreise umher, einen Ausweg suchend, überall von Lanzenspitzen zurückgewiesen und endlich, beim Versuch mit Gewalt durchzubrechen, von diesen durchbohrt. Die raschen Bewegungen und Wendungen des ebenso gewandten als gewaltigen Thiers müssen das Anziehendste an diesem Schauspiele sein. Bei der zweiten Art hat der Tiger mit einem Büffel zu kämpfen, die Zu¬ schauer nehmen für ihren Mitarbeiter gegen den Erbfeind Partei und gewöhnlich bleibt der Tiger todt auf dem Kampfplatz. Gestern war es, wie man erzählte, anders, der Kampf dauerte fast 7 Stunden, lange wollte keiner von Beiden an¬ greifen, endlich sprang der Tiger auf den Kopf des Büffels und schlug die Krallen 385 der Hintertatzen in dessen Kehle ein, der Büffel wurde zuletzt durch Blutverlust kampfunfähig und ist heute an seinen Wunden gestorben , der Tiger ist deshalb todtgeschossen worden. Ein andermal habe der Tiger mit einem Schlage seiner Tatze dem Büffel ein Hinterbein zerbrochen. Der Resident hatte noch einen ganz jungen lebendigen Tiger, einen ähnlichen • sah ich später beim preussischen Consul in Singapore, von der Grösse eines kleinen Hundes, zahm und spielerisch wie ein Kätzchen. (Fortsetzung folgt.) Miscellen. Die Neger in Dongola. „Wer die Blüthen der äthiopischen Menschenracen, die in Nubien wegen ihrer Schönheit berühmten Weiber und Mädchen von Dongola, wer Originalien zu den Götterformen aus der schönsten Zeit der griechischen Skulptur, wer die Liebesgöttin aus dem Saale der Tribüne zu Florenz im ver¬ wandten Costüme, jedoch mit äthiopischem Kopfe und Butter geschmiert, wer schwarze Augen sehen will, die brennen und nicht blos herausfordern, wer im Mittel von Afrika eine Teinte bewundern will, die nicht selten wenig dunkler ist, als jene eines sizilianischen Landmädchens, der besuche fleissig den Bazar.“ Russegger’s Reisen. III. S. 48. Haust hiere in Persien. Die Hochebene, auf welcher die Quelle des Oxus liegt, von den Orientalen Däm-y-Dunyä, d. i. „die Terrasse der Welt“ genannt, ist 15,600 Fuss hoch, also nur weniges höher als der Montblanc (welcher 14,811 Fuss hoch ist). Während im Februar noch Alles Schnee und Eis ist, wimmelt es im Sommer von Wasservögeln und die Weiden sind voll des üppigsten , reichsten Futters, und dieses ist so gut, dass ein ganz herabgekommenes Pferd innerhalb 20 Tagen sich erholt; die Schafe bringen dort fast immer zwei Lämmer auf einmal. Während die Pferde und Schafe auf dieser Weide gedeihen, erfreuen sich die Yaks in nicht allzuweiter Ferne am ewigen Schnee. Der Yak ist neben dem Pferd und dem baktrischen Kameel das nützlichste Thier in diesen Gegenden. Wo ein Mann gehen kann, da kann er auch auf einem Yak reiten. Wie der Elephant besitzt das Thier eine wunderbare Kenntniss der Stellen, welche sein Gewicht tragen können. Wenn früh gefallener Schnee die Wege versperrt, treibt man eine Heerde Yaks hindurch, um den Weg zu bahnen; ihr sicherer Instinkt lehrt sie die Abgründe und Untiefen vermeiden. Jedes andere Hausthier bedarf wenigstens im Winter die Pflege der Menschen, der Yak bleibt sich selbst über¬ lassen. Wann das Thermometer sich nicht über den Gefrierpunkt erhebt, ist das rechte Klima für den Yak, der sein Futter unter dem ewigen Schnee aufzufinden weiss. Wann der Sommer kommt, wird er in die Gegenden des ewigen Schnees geschickt, nur die Jungen behält man ihm zurück, als ein Pfand für die Rückkehr der Alten. Das Thier lebt in Heerden und vertheidigt sich gegen Wölfe, die es öfter angreifen. Man pflegt es im Jahre nur einmal zu scheeren; sein Schweif gibt die in Indien beliebten Fliegenwedel, im Sanskrit Dschamara genannt. Das Ausland. 1864. Nr. 43. Bären in Sachsen. Dass es noch im vorigen Jahrhundert Bären in Sachsen gab, hat der Director des Hauptarchivs in Dresden, Ministerialrath v. Weber, aus den Acten ermittelt und führt folgende Einzelheiten darüber an. Im Jahre 1704 386 wurden in der Umgebung von Sclireiersgrün (Amt Plauen) mehrere Menschen von Bären angegriffen und entkamen nur mit schweren Wunden, ein Knabe wurde getödtet, mehreres Vieh zerrissen, ehe es gelang, die Bären zu verjagen. Am 26. Mai 1705 wurde dem Besitzer des Rittergutes Pöhl (Amt Plauen) gemeldet: „dass bei unge¬ mein hohem Schnee eine grosse Bärin mit 2 jährigen Jungen sich kaum einen Büchsenschuss weit vom Dorfe in ein Dickicht gelegt habe. Der Rittergutsbesitzer v. Röder schoss zuerst die Mutter, dann auch die beiden Jungen. Endlich meldete am 3. April 1707 der Oberförster v. Mangold zu Schöneck, dass er in seinem Revier einen schönen jagdbaren Bären gefangen habe. Str. Deutsche allg. Zt g. 20. Au g. 1864. Augen kranke T liiere. Das rechte Auge eines Schuhu unseres Gartens zeigt eine Pupille von bläulich-grüner Farbe, welche, so weit sich durch das blosse Ansehen erkennen lässt, einer ziemlich tief gelegenen Fläche, offenbar der Netz¬ haut oder Traubenhaut angehört. Durch die vollkommen einfarbige Fläche läuft in schräger Richtung von innen und oben nach aussen und unten ein diagonaler, breiter, dunkler Strich, welcher einem Blutgefässe zu entsprechen scheint. Erscheinungen, welche auf ein gestörtes Sehvermögen schliessen lassen, wurden nicht ermittelt, bei der Weite der Pupille und der ruhigen Haltung dieser Thiere, wäre jedoch eine Untersuchung mittelst des Augenspiegels kein Ding der Unmöglichkeit. Ein Edelmarder hat einen, wie es scheint, reifen grauen Staar auf dem linken Auge, ein neuholländischer Strauss eine nicht heilende Verletzung am Oberschnabel, welche einer Thränenfistel sehr ähnlich ist. B. Syrrhaptes parcidoxus in Oesterreich. Der südlichste Punkt, welchen das asiatische Fausthuhn auf seinen vorjährigen Wanderungen bei uns erreicht hat, dürfte Tolmein, 4 Meilen nördlich von Görz, sein. Dort wurde im Juni 1863 ein Individuum geschossen, dessen Balg sich jetzt im Görzer Landesmuseum befindet. Ich verdanke diese interessante Nachricht einem Collegen, Herrn Gymnasiallehrer Joseph Mik in Görz. Aber auch im fernsten Osten unserer Monarchie hat sich im vorigen Jahre dieser merkwürdige Vogel gezeigt. Herr Dr. med. Tausch, Director der Ober -Realschule in Czernowitz (Bukowina), hat mir schon unterm 25. Juli 1863 eben daher geschrieben: „ Syrrhaptes paradoxus wurde vor 4 Wochen ein¬ gebracht. u Heuer scheint der Fremdling aus den Steppen Asiens nirgendswo in Europa erblickt worden zu sein. *) L. H. J e i 1 1 e 1 e s. *) Wenn sich die in der vorigen Nr. gegebene Nachricht bestätigt, so könnten wir solchen Nachrichten doch noch ferner entgegensehen. Jedenfalls sind noch sehr spät im vorigen Jahre Exemplare des Steppenhuhns in Europa vorge¬ kommen. In der Nähe von Liittich wurden, nach einer Mittheilung des Herrn Präparators Midel daselbst noch im October 2 aus einem Fluge von 7 Stück erlegt, und Herr Conservator Tiemann in Breslau berichtet, dass ihm noch im Laufe des vorigen Winters, nachdem die Erde vom Frost erstarrt war und der Schnee fusshoch lag, eines dieser reizenden Thierchen im Fleische überbracht worden ist, welches wenige Stunden von Breslau frisch erlegt worden war. Das im Kropf noch unverdaut Vorgefundene Futter bestand zumeist aus Samen ver¬ schiedener Grasarten, auch war das Thier so wohlgenährt, als es bei den ein¬ heimischen Rebhühnern nur der Fall sein kann. B. 387 Noch ein Seiden wurm. Eine neue Art Seidenwurm, der auf der Eiche lebt, ist von Herrn Guerin-Me ne vill e soeben nach Frankreich gebracht worden. Der fragliche Seidenwurm Bombyx (Antheraea) Roylei von Moora, ist einheimisch auf den Tafellanden des Himalaya an den Grenzen von Kaschmir und wurde von Capitän Hutton übersendet. Die Raupe nährt sich von den fleischigen Blättern der Quercus incanci , welche grosse Aehnlichkeit mit einigen der französischen Eichen¬ arten hat. Der Cocon lässt sich von dem der drei andern Arten durch seinen grösseren Umfang und das Vorhandensein einer seidenen Umhüllung von schöner hellgrauer Farbe unterscheiden. Die von Herrn Guerin-Meneville in seiner Revue de sericulture comparee (1863 p. 33) für den Anbau des japanesischen Yama-Mai veröffentlichten Anweisungen finden auch auf diese neue Art Anwendung (Reader). Dr. Meyer. Literatur. 4 _ Johann Elias Ridinger’s Jagdalbum. Eine Darstellung der vorzüglichsten in Deutschland und den angrenzenden Ländern vorkommenden Jagdthiere, ihrer Fährten, Spuren, Wandelgänge, Wiedergänge, Abgänge, Flucht u. s. w. nebst interessanten Hatzen und seltenen Hirschabnormitäten. Nach den Originalien des Joh. Elias Ridinger, weil. Director der Maler- und Kunst- Academie in Augsburg, gezeichnet von Hermann Menzler. Berlin, H. J. Heymann. gr. Fol. 1 — 4 Heft (ä 3 Steintafeln in Tondruck.) 1863. Die alten Riding er’schen Bilder in lithographirten Nachbildungen, wohl aus¬ gestattet und in ansehnlichem Format herausgegeben, werden nicht verfehlen, von neuem die Aufmerksamkeit der Jäger und Jagdfreunde in hohem Grade zu er¬ regen. Zwar spricht aus denselben der Geist einer wahrscheinlich für immer zu Grabe gegangenen Zeit, allein eine grosse historische Bedeutung und nicht blos in kunstgeschichtlicher Beziehung, bleibt ihnen gesichert. Die Wenigsten unserer heutigen Jäger können sich rühmen, einer Parforcejagd oder Sauhatze alten Styles beigewohnt zu haben, denn nicht blos die Capitalhirsche und das sämmtliche zur hohen Jagd gehörige Wild, sondern auch die Protectoren, welche einen solchen Aufwand bestreiten können, sind selten geworden. Die Vorliebe und Genauigkeit, mit welcher nicht blos die einzelnen Vorgänge, sondern auch Costüme, Geräthschaften und sonstiges Zubehör der Jagd behandelt sind, müssen dieses Interesse in dem Maasse steigern, als die geschilderte Zeit an unserm Horizont hinabsinkt. Freilich kann das Lob, welches die Compositionen und namentlich die landschaftlichen Verhältnisse der Ridinger’schen Bilder sich verdient haben, nicht in gleichem Maasse auch auf die Thierbilder übertragen werden, welche oft etwas Gezwungenes, Gedrücktes und Unnatürliches zeigen, ja offenbare Fehler aufzuweisen haben und selbst an ausgestopfte Thiere erinnern. Wenn man jedoch erwägt, dass zur Zeit, wo diese Bilder entstanden sind, ein Lin ne, ein Buffon, ein Daubenton kaum angefangen hatten, der Zoologie ein wissenschaftliches Gepräge zu geben, und dass die Gesn er’schen Abbildungen bis dorthin fast allein maassgebend waren, so wird man auch diesen Leistungen eines einfachen Künstlers seine Anerkennung nicht versagen können und sie, trotz der oft verwickelten und überladenen Compositionen, denen eines Rösel von Rosenhof, einer Sybille Mer i an u. A., welche ebenfalls vom rein künst- 388 lerischen Standpunkt reformirend für die Thierzeichnung gewirkt haben, an¬ reihen müssen. Dies gilt namentlich auch von den Darstellungen einzelner Prachtstücke oder Abnormitäten, die in Folge des verminderten Wildstandes wohl nie mehr zur Be¬ obachtung kommen werden. Wo sind heutzutage die Hirsche mit 24, 36 oder 60 Enden? die Keuler von 4, 5 und mehr Centnern? Selbst Rehböcke mit mehr¬ zinkigem Geweih sind so selten, dass manche Jäger jetzt die Existenz derselben läugnen ! Bei den vielen traditionell gewordenen Erzählungen der Art, deren Quelle oft nicht aufzufinden ist, ist es wünschenswerth ein Werk zu haben , welches eine eingehende Beurtheilung solcher Verhältnisse gestattet; noch grösser würde der Werth desselben sein, wenn auch Maasse und Gewichte aufgezeichnet würden. Wir glauben, dass eine nähere Beschreibung mancher im Privatbesitz befindlichen alten Sammlung der Art, mit hinreichenden Abbildungen versehen, nicht blos in waidmännischen Kreisen Abnehmer finden würde, und mancher hochstehende Be¬ sitzer fände hier ein dankbares Feld, seinen Reichthum und Geschmack in passen¬ der Weise zu bethätigen. Die eigenthümliche, etwas derbe Manier, in welcher die vorliegenden Litho¬ graphien gehalten sind, sowie die meist sehr effectvolle Beleuchtung, machen sie sehr geeignet zum Schmucke von Jägerwohnungen, deren Wände wir nicht selten mit Bildern sehr heterogener Natur und nicht immer im besten Geschmacke ver¬ sehen fanden, und es wäre zu wünschen, dass die Verlagshandlung auch einzelne Abtheilungen oder selbst einzelne Blätter abgäbe, da der Preis des ganzen Werkes wohl für viele Liebhaber zu theuer sein dürfte. Die unter vielen Bildern beigefügten Fährten und Spuren hätten wohl einer so sorgfältigen Ausführung nicht bedurft und würden wohl auch weggeblieben oder etwa dem Text in Umrissen beigefügt worden sein, wenn das Werk einen solchen erhalten hätte. Immerhin müssen wir diese Auffrischung einer den meisten Jägern unserer Tage abhanden gekommenen, einst zu erstaunlicher Feinheit ausgebildeten Kenntniss als ein weiteres Verdienst des Unternehmens ansehen, dem wir den besten Erfolg wünschen. B. Eingegangene Beiträge. A. in M. — D. in A. — G. in W. — M. in B. — M. in O. Herrn S. in W. Was Ihren Vorschlag in Betreff einer regelmässigen Zeitungsschau betrifft, so liegt dieselbe allerdings in unserm Plane, hätte aber schon des aufs Knappste bemessenen Raumes unserer Zeitschrift wegen bisher nicht zur Ausführung gebracht werden können. Es kann uns nur erwünscht sein, wenn sich Correspondenten zur Uebernahme regelmässiger Berichte bereit finden lassen. Auszüge und Hinweisungen auf weniger gelesene, namentlich aus¬ wärtige Journale werden uns stets willkommen sein, auch benützen wir gerne solche Nach¬ richten aus nicht zoologischen Tagesblättern, welche keine wissenschaftliche Prüfung erfordern und erhalten zu werden verdienen, namentlich solche, welche über das ungewöhnliche und seltene Vorkommen von Thieren, sowie über die regelmässigen Bewegungen in der Thierwelt Auf¬ schluss geben. Für besonders wichtig halten wir genauere Angaben über die Localfaunen in engeren Bezirken, aus welchen sich allein auf die Veränderungen derselben im Grossen sichere Schlüsse ziehen und namentlich das Auftreten und Verschwinden der Thierformen beurtheilen lässt. Am erwünschtesten sind solche Berichte, wenn sie sich über einen grösseren Zeitraum, etwa über ein Jahr, erstrecken und wenn zugleich auf die meteorologischen und klimatischen Ver¬ hältnisse Rücksicht genommen ist. Die Red. des „Zool. Gartens. u Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. ca. 1/3. Cicoma alba, weifser Storch. Dimenldeid. Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Tliiere. Der „Zoologische Garten.” erscheint jeden Monat in 2 bis 2 '/2 Bog. 80. mit Illustrationen u. ist für Frankfurt bei dem Secretariat der Zoolog. Gesellschaft zu beziehen. Preis des Jahrgangs für den auswärtigen Debit fl. 2. 42 kr. rhein. oderThlr. 1. 15Sgr.Pi-, Crt. Xr&Xr Alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Postvereins, sowie alle Buchhandlungen des In- und Auslandes durch Vermittlung von J. D. Sauerländer’s Verlag in Frankfurt am Main nehmen Bestellungen an. Xs$&Xs Unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen herausgegeben von Prof. Dr. C. Bmcli^ ordentl. und correspond. Mitglied mehrerer naturhistorischer Gesellschaften und Vereine. No. 12. Frankfurt a. ffl. December 1864. V. Jahrg. Inhalt: Die zoologischen Gärten in den holländischen und belgischen Niederlanden; vom Herausgeber. — Junger und alter Storch; von Dr. R. Meyer in Offenbach. (Mit einer lithographirten Tafel.) — Schädliche Schmetterlinge in der Gegend von Frankfurt a. M. ; von G. Mühlig (Schluss). — Nachrichten aus dem zool. Garten, in Frankfurt a. M.; von dem Director Dr. M. Schmidt. — Bericht über den Zustand de*r zoologisch -botanischen Gesellschaft im Haag. — Bericht des Verwaltungsratlies und des Untersuchungs-Comites der Thiergarten - Gesellschaft in Wien. — Ankunft und Abzug der Vögel im Jahre 18(54, mit Rücksicht auf das örtliche und quantitative Vorkommen und die hier nistenden Arten; von C. Jager in Bischofsheim hei Hanau (Schluss). — Correspondenzen. — Aus dem Tagebuch meiner ostasiatischen Reise; von Dr. Ed. von Martens in Berlin. — Miscellen. — Literatur. — Verkäufliche Thiere. — Eingegangene Beiträge. — Die zoologischen Gärten in den holländischen und belgischen Niederlanden. Vom Herausgeber. II. In Bezug auf das bei der Aufstellung und Anordnung der Thiere zu befolgende System kann man verschiedenen Ansichten huldigen. Kleinere Gärten werden sich, wenn nicht ausschliesslich, doch vorzugsweise von den örtlich gegebenen Verhältnissen bestimmen lassen müssen. Sie sind auf Specialitäten hingewiesen und es wird 28 lediglich von der glücklichen Wahl derselben abhängen, auf welche Weise sie sich auszeichnen werden. Ihre natürliche Aufgabe ist die Acclimatisation im engeren Sinne, nämlich die Pflege und Zucht solcher Thiere, welche nach allgemeinen Erfahrungen für das be¬ treffende Klima geeignet sind und zunächst Erfolge versprechen, ins¬ besondere fremder II aus thiere. Demgemäss finden wir z. B. in dem zoologischen Garten in Genf die eigentlichen Raubthiere und die meisten Luxusthiere principiell ausgeschlossen, dagegen eine schöne Sammlung von Hirschen, Antilopen, Känguruhs und Hausthieren, darunter einen indischen Elephanten, ein schönes Mehari oder Wüsten-Dromedar, die beiden Hemionus, von denen das Junge, ein Bastard von Hemionus und Esel, ganz die Gestalt und Isabellfärbung der Mutter und vom Vater nur das schwarze Kreuz geerbt hat; eine Gesellschaft von Leporiden (Bastarden von Feldhasen und Kaninchen, welche sich fruchtbar fortpflanzen); ferner schöne Fasanen, Hühner, Tauben und Straus se. Affen, Bären und dergl. sind nur spärlich vertreten, zahlreicher die Papageien und andere Zier vögel, welche sich mit den Affen in demselben Gebäude befinden. Abgesehen von der ziemlich reichhaltigen Raubvogelgail er ie, in welcher uns der sperberfarbene Haliaetos aguia aus Südamerika, der unserem Schreiadler ähnliche F. naevioides und der ganz weisse Habicht, beide aus Neuholland, auffiel, und ausser der Fasanerie haben die meisten Thiere ihre getrennten, meistens sehr geräumigen und anmuthigen Parks, Hütten und Ställe, welche, durch stattliche Baum¬ gruppen getrennt und geschützt, allenthalben anziehende Aussichten eröffnen und zugleich eine gute Uebersicht gewähren. Der junge Garten im Haag hat sich ebenfalls die Züchtung von Hausthieren zur speciellen Aufgabe gemacht; er besitzt daher keine Raubthiere und nur wenige Alfen, dagegen bereits einige schöne Rin¬ der, Ponys, Hühner, (darunter die vermutheten Stammeltern un¬ serer Haushühner, den Gallus Bankiva aus Java), Wasser vögel, Papageien und sonstige Ziervögel. Besonders interessant war uns u. a. ein grauer Shetlandpony, mit schwarzem Rückenstreifen und langem braunem Mähnen- und Schweifhaar, etwas grösser als die islän¬ dischen Ponys, aber kleiner als die englischen und in seiner Heimath halb wild lebend, ein ziemlich grosser Riesensalamander, in der Grösse zwischen dem hiesigen und den Amsterdamern die Mitte haltend, und eine einfarbige hellbraune Varietät der Bisamente (Anas moschata). Manche Einrichtungen sind in allzubescheidenem Maassstabe angelegt und tragen mehr einen provisorischen Charakter; — 891 — auch ist noch ein beträchtlicher Theil des Grundstücks unbepflanzt, dagegen schon jetzt, auf einen reservirten Theil des Gartens für die jungen Bruten Rücksicht genommen, der gewiss seine Früchte tragen wird. Bei grösseren, älteren und reicheren Gärten steigern und ver¬ vielfältigen sich begreiflicherweise die Aufgaben und Anforderungen in dem Maasse, als neben dem rein praktischen auch das wissen¬ schaftliche Interesse und selbst der, in grossen Städten immer zum Luxus hinneigende, Geschmack des Publikums zur Geltung kommt. Solche Gärten werden daher stets darauf bedacht sein, sich seltene und schöne Tliiere zu verschaffen, und bald in dieser, bald in jener Richtung nach grösstmöglicher Vollständigkeit streben. Dies gilt z. B. von dem Rotterdam er Garten, in welchem wir eine ganze Reihe der merkwürdigsten und seltensten Tliiere angetroffen haben, welche uns zum Theil nur hier zu Gesicht gekommen sind. Wir können nicht umhin, namentlich die prachtvolle Felis mormensis aus Sumatra, eine rothbraune Wildkatze von der Grösse eines Luchses, den langhaarigen kleinen Hund aus Japan, in welchem sich unsere aus¬ gestorbene Mopsform erhalten hat, die mit viel ausgebildeteren Daumen, als alle Affen, versehenen Lemuren (Lemur albifrons und nigrifrons) aus Madagascar, zwei zierliche Manguste n (Herpestes javanicus und griseus) aus Ostindien, beide kleiner als die egyptische Pharaonsratte, den schwarzen Bärenmarder (Paradoxurus leuco- mystax) von Borneo, einen grossen kängur uh artigen Nager (Den- drolejus inustus) aus Neu-Guinea, ein fleischfressendes Beutel¬ thier (Dasyrus viverrinus) aus Neu-Holland, die beiden schwarzen Dromedare aus Algier, die sonderbaren zebuartigen schwarzen An¬ tilopen (Antilope depr es sicornis) aus Celebes, mehrere schöne Ponys und Ziegen aus Java, Ceylon und Persien, einen ungehörnten weis- sen Yak, einen schneeweissen Albinobüffel mit rothen Augen, einen gelblich weissen spanischen Ochsen mit ungeheuer langen, fast horizontal abstehenden Hörnern, den grossen indischen Elephanten, mehrere japanische, malayische und andere Bären, indische Hirsche u. s. w., von den Vögeln aber eine ganze Suite seltener Raubvögel, namentlich den javanischen Edelfalken ( Spimetos cirrhatus ), dem isländischen Falken ähnlich, den hühnerartigen Falco JBacha, den graubraunen Milvus parasiticus aus Neu-Guinea, den kastanienbraunen Haliastur Indiens mit weissem Kopf und Thorax, zwei Vultur Rüppellii mit dunklem, weissgerändertem Gefieder, einen fast ganz grauen Falco albicüla, endlich den storchartigen Seriema (Dicholophus 28* 392 cristatus), den durch das Gesetz geschützten Schlangenvertilger aus Brasilien, dem afrikanischen Stelzengeier ähnlich, aber mit rothen Beinen und Schnabel, zu erwähnen. Dass Rotterdam ein reichbesetztes und zweckmässig eingerichtetes Raub thier haus besitzt, ist schon früher erwähnt worden; weniger bekannt ist aber, dass auch die brütenden Wasservögel, schwarze Schwäne, Enten u. s. w. dort zahlreich vertreten sind und schöne Erfolge geliefert haben. Brüssel besitzt interessante Rinde rracen aus den Niederlanden, Frankreich, Grossbrittanien und Italien, schöne Ponys aus Island, Shetland und England, ächte Merinoschafe, Angoraziegen, Yaks, ein Paar amerikanische Bisons, einen Büffel aus Kleinasien, mit dem italienischen übereinstimmend, u. a. Ausserdem findet man da¬ selbst prächtige Hirsche*) und Antilopen, ein stattliches neues Bären haus, ferner eine grosse Anzahl der schönsten Fasanen, Hühner, Tauben, Stelz- und Schmuckvögel, darunter die grosse Wo nga taube (Leucosarcia picata ), mehrere Trappen (Otis tarda), die sich sehr wohl befinden und gut gehalten haben, eine silber¬ graue Varietät unseres Truthahns und die isabellfarbene Spiel¬ art des gewöhnlichen Fasans (F. colchicus). Die Volieren haben das Eigenthümliche, dass die hinter denselben befindlichen Brutkäfige und Häuschen bis auf die Einfluglöcher vollständig geschlossen und für den Blick des Besuchers nicht zugänglich sind, während sie z. B. in Gent mit grossen Glasfenstern versehen sind und daher dem Beobachter mehr Einsicht gewähren, in Antwerpen aber, wo übrigens für die Ueberwinterung zum Theil besondere Einrichtungen bestehen, völlig offen sind. Welches von diesen Systemen den Vorzug verdient, wagen wir nicht zu beurtheilen, da dabei sehr verschiedenartige Rücksichten und Zwecke in Betracht kommen. Im Uebrigen hat Brüssel noch mehrere kleine und provisorische Hütten, welche sich in den reichen Parkanlagen zu verlieren scheinen und welche man in den letzten Jahren angefangen hat, durch grössere Bauten zu ersetzen, mit deren Beendigung die ganze Anlage einen mehr harmonischen Charakter an nehmen wird. Der auf einem ausgedehnten Terrain vor 20 Jahren frisch und planmässig angelegte Garten zu Antwerpen hat den beneidenswerthen *) Ein Rennthierbock, welcher im vorigen Jahre nur auf einer Seite auf¬ gesetzt hat, zeigt in diesem Jahre auf der linken Seite einen Augenspross, auf der rechten eine blosse Stange. Assymetrien der Geweihe sind zwar ge¬ wöhnlich, solche extreme Fälle, wie dieser, gehören jedoch zu den seltenem und verdienen verzeichnet zu werden. 393 Vortheil voraus, nun nach allen Seiten hin der Früchte zwanzig¬ jähriger Arbeit, Aussaat und Erfahrung sich erfreuen zu können. Er umfasst eine Bodenfläche von 9 Hectaren, welche bis auf den unscheinbaren, aber nicht unzweckmässigen Eingang wohlabgerundet ist und nun bereits einen stattlichen Baumwuchs darbietet. Grosse Wasseranlagen mit Inseln, Brücken und hügeligen Ufern tragen nicht wenig zur Verschönerung bei. Das Actiencapital , in 4000 Actien au porteur getheilt, beträgt 400,000 Francs und trägt 3 pCt. Zinsen, die Zahl der Mitglieder ist an 3000. Man findet hier fast nur definitive Bauten, welche an Zahl, Umfang und Grossartigkeit alles Andere übertreffen; nur der Museumsbau in Amsterdam und das Raubthierhaus daselbst sind in grösserem Maassstabe angelegt. Von seltenen Thieren gedenken wir zunächst der berühmten Anti¬ lopensammlung, in der wir 15 verschiedene Arten zählten (ausser den uns schon bekannten Elenn-, Nylgau-, Kuh-, Säbel-Antilopen und Gazellen die A. unctaosa von Senegal, fast von Pferdegrösse, in der Gestalt und Kopfbildung einem Aristoteleshirsch mit geraden Stein¬ bockhörnern ähnlich und wie dieser witternd, die rennthierartige A. adclax, die bis auf den rothen Rücken fast schneeweisse A. dama, die ganz isabellfarbige, gazellenartige A. Kevella, die zierliche A. capreolus mit kurzen, geraden und spitzen Hörnern aus Süd¬ afrika, den bekannten Blesbock (A. albifrons ), die der Kuhantilope ähnliche A. Caama, das Hartebeest der Colonisten, die schöne A. corina vom Senegal, endlich zwei Arten der büffelartigen Gnu- Antilopen, A. Gnu, mit breiten, flachliegenden, und A. gorgon, mit rinderartigen, cylindrischen Hörnern). Alle Formen der Wiederkäuer findet man hier wiederholt und mit unverkennbaren Anklängen an verwandte Typen in eine gemeinsame Grundform umgegossen, die weder Hirsch, noch Rind, noch Ziege ist. An sie reihen sich die ebenso seltsamen Mitteldinge zwischen Pferd und Esel, die unter dem Namen der' Zebras bekannt sind, und zwar alle drei bekannte Formen, das über und über gestreifte grössere eigentliche Zebra, das nur am Rumpf gestreifte Dauw oder Burchell’sche Zebra, welches der hiesige Garten in drei schönen Exemplaren besitzt, endlich das kleinste derselben, das nur am Vordertheil gestreifte Quagga. Wir haben uns nicht überzeugen können, dass eines derselben dem Pferde näher stehe, als dem Esel, sie sind sämmtlich Mittelformen. Unter den Hirschen fanden wir einen alten Wapiti von riesenhaften Dimen¬ sionen und im Elephantenhaus ein colossales, aber sehr gutmüthiges indisches Rhino ceros. Von den beiden El ep hauten ist der 394 jüngere aus Afrika, der erste und einzige Afrikaner, den wir in zoo¬ logischen Gärten gesehen haben,*) ausserdem bemerkenswert}] durch den dichten handlangen Haarwuchs auf dem Kopf, Rüssel, Rücken, bis zu den Schultern und zum Bauche hin. und durch die ganz flachen, pappdeckelartig an den Körper angelegten Ohren, die wir früher an dem ausgestopften Exemplare im Senckenberg’schen Museum, offen gestanden, nicht für natürlich gehalten haben. Die Haare sind braunroth, in’s Schwarze und Hellbraune spielend. Der indische Elephant, wie die in Gent und Rotterdam ein Weibchen, ist ebenfalls im Nacken ziemlich stark behaart und an den Ohren und am Rüssel zierlich weissgeädert; das Männchen befindet sich dermalen in Paris. Von den vier Yaks zeichnet sich der alte Stier durch silbergraue, das Junge aber durch schiefergraue Färbung aus, während die alte Kuh rein weiss ist. Die Hörner sind lang und feingeformt wie bei unseren einheimischen Rindern. Die zahlreichen zahmen Lamas (hier Alpaca genannt) stimmen mit denen in Amsterdam völlig überein. Von den Schweinen interessirten uns besonders die uns schon aus der B u f f o n ’ sehen N aturgeschichte bekannten wunderlichen Warze n - Schweine (Phacochoerus aethiopicus) aus Westafrika**) Von den Vögeln bilden namentlich die Fasanen, von denen nicht weniger als 10 Arten vorhanden sind, die sich fast ohne Aus¬ nahme regelmässig fortpflanzen, eine Hauptzierde des Gartens. Die bekannten Resultate, welche der Director des Gartens, Herr Veke- mans, damit erzielt hat, begreifen sich, wenn man gewahrt, wie er den in diesem Jahre zum ersten Mal erzogenen jungen Glanzfasan en (Lophophorus resplendens) sein eigenes Treibhaus zur Wohnung ange¬ wiesen hat, wo er sie mit der liebevollsten Sorgfalt selbst verpflegt, eine Sorgfalt, die sich übrigens nicht undankbar erwiesen hat, da das Paar der jungen Glanzfasanen in der kürzlich stattgehabten Herbst- auction, wie wir erfahren, zu Eres. 1500 verkauft worden ist! Die gallerieartig angelegten, ganz offenen Volieren, unter welchen wir die gemeinsame Pfauen voliere, mit gesonderten Nachtbehältern für die einzelnen Arten, als einzig in ihrer Art hervorheben, bieten das Schönste, was ein zoologischer Garten in zierlichen Formen und prachtvollen Farben bieten kann. Auch eine neue amerikanische *) Ein zweites Exemplar soll sich dermalen in der Kreuzberg’schen Menagerie befinden. **) Gespannt wären wir auch auf das Product eines Larven sch weins (S. pliciceps), welches sich vor unseren Augen mit einem schön gezeichneten Pin sei sch wein (Poto?nochoerus penicillatus) begattete. 395 Wachtel (Ortyx plumifera), der californischen ähnlich, mit langem, nach hinten gerichtetem Federbusch, sahen wir hier; ferner die kleine Trappe (Otis tetrax ) ; von Tauben die in den schönsten Metallfarben schimmernde Columba nicobarica ; von den zahlreichen Wasservögeln die uns noch immer fehlende, durch edle Formen und Farbe gleich ausgezeichnete Cer eopsisgans, den krausköpfigen Pelikan*) (Pelecanus crispus) aus Griechenland, welchen wir ebenfalls besitzen, und die frisch angekommenen chilenischen Schwäne (Cygnus nigricollis), weiss mit schwarzem Halse. Von den zahlreichen Raub¬ vögeln erwähnen wir nur den ächten Falco Imperialist Kaiseradler, in mehreren Kleidern, und die Lämmergeier, welche letztere wir fast in allen niederländischen Gärten angetroffen haben. **) Eines der merkwürdigsten Thiere des ganzen Gartens findet sich endlich in dem Museum, welches die ausgestopften ehemaligen Bewohner des¬ selben enthält, nämlich ein Bastard vom gemeinen Pfau und vom Perlhuhn, (in Grösse und Gestalt dem ersten, in der Färbung dem letzteren nahestehend), welcher im Garten gelebt hat. Auch die Repräsentanten des Orang-Utang, des Chi mp ans e, der Giraffe, und die furchtbarsten aller Raubvögel, die beiden Harpyen (Haliaetus cristatus) von Brasilien, welche der Garten lebend hatte, mit der grössten und schönsten aller Tauben, der Columba Victoriae von Neu-Guinea, deren Hauptschmuck noch den der Krontaube (C. coro- nata) übertrifft, finden sich dort friedlich vereinigt. Gärten von dieser Ausdehnung werden schon der Kostenerspar- niss, aber auch der Uebersichtlichkeit wegen nothwendig dahin ge¬ führt werden, die verwandten und gleichartigen Thiere in Gruppen zu vereinigen und womöglich in gemeinschaftlichen Gebäuden unter¬ zubringen. Ihre Einrichtungen müssen daher mehr den Charakter eines lebendigen Museums, als den eines Thierparkes annehmen, wie es namentlich in Amsterdam am vollständigsten durchgeführt ist. Das dortige Amphibienhaus, welches auf dem Continente einzig in seiner Art ist; die dortige Papageiensammlung und die fast ebenso zahlreiche Sammlung von Singvögeln können in Wirklichkeit so *) Man wird uns die bescheidene Erinnerung nicht missdeuten, dass derselbe nicht von Burchell, dem er hier zugeschrieben wird, sondern von unserem Vater (in Oken’s Isis, 1832 p. 9) zuerst beschrieben und benannt worden ist. **) Alle, obgleich aus den verschiedensten Weltgegenden, hatten eine weisse Grundfarbe, kein einziger die rostrothe Färbung, wie man sie öfter in Museen sieht; ein offenbar junger Vogel in Gent unterschied sich durch bräunliches, weissgeflecktes Gefieder. 396 bezeichnet werden. Ohne diese, selbst an die Einrichtung der Menagerie anstreifende, Anordnung würde eine wissenschaftliche Benutzung kaum möglich sein, und es ist damit eine gesonderte Schaustellung ausgezeich¬ net schöner Thiere und besonders zutraulicher Arten keineswegs aus geschlossen. In der That kann es kaum ein reizenderes Bild geben, als eine ganze Voliere von Wellenpapageien oder rothschwänzigen Jacos (Psittacus erythacus), wie wir sie z. B. hier und in Rotter¬ dam, oder von Glanzstaaren, wie in Gent, oder ein Bassin mit 30 Flamingos, wie wir es in Antwerpen gesehen haben. Für viele im Freien ausdauernde Vögel, Raubvögel, Hühner, Stelzvögel u. s. w., finden sich gallerieartig zusammenhängende Volieren mit grossem Vor¬ theil für den Beschauer und höchst erspriesslicher Raumersparniss allenthalben in Anwendung gebracht. Auch Raubthiere, Hirsche, Antilopen, Känguruhs u. s. w. sind hier und anderwärts in fortlaufenden Gallerien oder in pavillonartigen Gebäuden untergebracht, welche sammt den anstossenden Parks in eine Anzahl von Abtheilungen zerfallen, die einen gemeinsamen, heizbaren Mittelraum rotundenartig umgeben. Grosse, architektonisch abgeschlos¬ sene Complexe, wie die Amsterdamer Raubthiergallerie, das neue Giraffenhaus daselbst, das Antilopenhaus und der Elephanten- tempel in Antwerpen, welche sich durch imposante Räumlichkeiten und eine entsprechende Architektur auszeichnen, erfordern freilich eine fortwährende geeignete Besetzung und adäquate Hiilfsquellen, da Nichts den Besucher so sehr stört, als ein vacanter Behälter; auch ist nicht zu verkennen, dass die Vereinigung vieler Thiere in einem gemeinsamen Raume die Gefahren bei eintretenden Schädlich¬ keiten, Unglücksfällen und Krankheiten vermehrt; sie bieten aber für die Verpflegung der Thiere, durch Erhöhung und Erhaltung der Temperatur, durch die grösseren Lufträume und die bessere Ventilation, sowie durch leichtere Ueberwachung und Verminderung des Personals, auf der andern Seite zu sehr in die Augen fallende Vortheile, als dass man nicht fortwährend darnach streben sollte, die provisorischen Hütten, welche angehende Gärten nicht entbehren können und welche ihnen sogar zu empfehlen sind, nach und nach durch dauerhaftere, grössere und schönere Gebäude zu ersetzen. Wir wollen jedoch nicht verschweigen, dass wir grössere Raub¬ thiere, Löwen, Bären, Hyänen u. dgl. mehrfach auch in einfachen Menageriekäfigen oder in hölzernen Bauern getroffen haben, ohne dass dieselben sich schlecht zu befinden schienen. Ja es will uns be- dünken, als wenn die dermalen beliebten, massiven Bärenzwinger im 397 Allgemeinen der Gesundheit der Thiere nicht förderlich seien und einige eigene Erfahrungen scheinen dies zu bestätigen. Diese Thiere leben zwar in der Freiheit in Bergeshöhlen und Felsenklüften, aber diese Höhlen sind im Winter warm und trocken, unsere burgverliess- artigen Kerker aber sind meistens feucht und kalt, schwer zu reinigen und dabei sehr kostspielig. Ein erstes Erforderniss eines zoologischen Gartens ist ferner gewiss darin zu setzen, dass man die Thiere, beson¬ dere Zustände abgerechnet, von denen hier nicht die Rede sein soll, bequem und zu jeder Zeit sehen kann, und wir gestehen otfen, dass wir den hie und da in Anwendung gebrachten Höhlenbauten und Schlupfwinkeln, in welchen sich manche Thiere tagelang verbergen, keinen Geschmack abgewinnen können. Die einfachen hölzernen Pritschen, welche in Amsterdam den Thieren zum Schlafen und Ausruhen angewiesen sind und von ihnen gerne benutzt werden, scheinen uns, wrenn auch nicht grade sehr malerisch, aber der Be¬ quemlichkeit der Besucher und dem Wohlsein der Thiere in gleicher Weise zuträglich. Bei dieser vollkommen gerechtfertigten Rücksicht für das Interesse des Besuchers haben wir uns nur gewundert, dass die Etiquetten mit den Bezeichnungen der Thiere vielfach nicht aussen an den Gittern, wo sie freilich eher Beschädigungen unterliegen, son¬ dern im Innern der Parks und über den Thürschweilen der Hütten angebracht und daher für die meisten Besucher schwer lesbar sind. Für das Endziel der zoologischen Praxis wird es stets von grosser Wichtigkeit sein, die annähernd domesticirten und acclimatisirten Thiere in solche Verhältnisse zu bringen, wie wir sie unseren Haus- thieren zu bieten pflegen, und es ist vielleicht nicht ohne Absicht geschehen, wenn wrir namentlich in den holländischen Gärten weniger Rücksicht darauf genommen sehen, die Thiere in solche Umgebungen zu versetzen, wrelche ihnen die Illusion oder eine Annäherung an heimathliche Gegenden verschaffen, sondern eine beträchtliche An¬ zahl, wie sämmtliche Rinderarten, Schweine, Ziegen u. dgl., geradezu als Hausthiere behandelt sehen. Rücksichten des Geschmacks müssen natürlich hier den freiesten Spielraum haben, wir dürfen aber nie vergessen, dass dem Bedtirfniss der Thiere durch eine luxuriösere und sinnreichere Wohnung in den meisten Fällen viel weniger entsprochen wird, als dem Bedtirfniss des besuchenden Publikums, welchem wir allerdings, wo es möglich ist, vollste Rechnung getragen wissen wollen. Aus diesem letzteren Grunde, weil nämlich der Aufenthalt in den zoologischen Gärten nicht blos den Thieren, sondern auch den Me n sehen erträglich und angenehm zu machen ist, billigen wir es 398 vollkommen, dass man allenthalben für die Errichtung eines Gesell¬ schaftshauses, verbunden mit einer guten Restauration, zeitige Sorge trägt, und wir haben nur beizufügen. dass wir eine geeignete, wenn auch bescheidene, Wohnung für den Director im Garten selbst, damit dieser fortwährend im Garten anwesend und demselben seine Zeit und Kräfte ungetheilt widmen könne, für eine fundamentale und unerlässliche Nothwendigkeit halten. Es bleibt uns noch übrig, mit einigen Worten der merkwürdigsten Bewohner des Amsterdamer Gartens zu gedenken. Wenn uns jedoch die Aufzählung der Hauptschätze der anderen Gärten bereits weit über das gesteckte Ziel fortgerissen hat, so sehen wir uns dem Stamm¬ vater der niederländischen Gärten gegenüber vollends ausser Stande, in Einzelheiten einzugehen. Man muss die vier bekannten Lamaarten nebeneinander, man muss die amerikanischen neben den euro¬ päischen Bisons (sogenannten Auerochsen), die italienischen Büffel neben den javanischen, man muss die 10 indischen Hirscharten in einer Reihe gesehen haben, um einen richtigen Be¬ griff von ihren Verschiedenheiten zu erhalten. Ebenso ist es mit den zahlreichen Bären-, Schweine-,*) Ziegen- und Hundearten, von den grossen Katzen, den beiden Nilpferden, dem Faul- thier u. a. nicht zu reden. Elephanten, deren Stosszähne die Länge ihres Rüssels erreichen, wie bei dem hier befindlichen männ¬ lichen Thiere, wird man ebenfalls selten in Europa sehen. Auch ein u n gehörnter schwarzer Yak befindet sich hier. Wir zählten 10 Adler, ebenso viele Geier, nicht weniger Eulen, an 70 Arten von Papageien, worunter mehrere unbestimmte, in viel zahlreicheren Exemplaren, und nicht weniger Singvögel, bei welchen besonders Australien und der indische Archipel glänzend vertreten sind, eine wahre Mustersammlung der sonderbarsten, grellsten und mannich- faltigsten Farben-Compositionen. Dazu viele seltene Einzelthiere, wie den Podargus Immer alis, einen Ziegenmelker von der Grösse eines Schuhu aus Australien, den sonderbaren neuseeländischen Honigvogel, Merops (Prostliemadera) Novae- Zelandiae und den anspruchlosen, aber dort so nützlichen Weka (Ocydromus australis), von dem S. 163 die Rede war, ferner den grossen pechschwarzen Cacadu ( Microglossiis aterrimus) mit orangegelber Wachshaut aus Neuguinea, den dem Singschwan ähnlichen, aber mit kleinerem Schnabelfieck *) Darunter das frischangekommene bärtige Schwein, Sus barbatus , aus Borneo mit sehr langem Rüssel und mächtigem Backenbart, sonst ziemlich haarlos. 399 versehenen hochnordischen Cygnus Bewickii , den g e 1b halsig.en Casuar ( (Jas. imiappendieiilatus) von den Molukken und das seltsame gehelmte Hammerhuhn (Megaccphalon maleo) aus Celebes u. a. m. Unter den Amphibien erregt noch immer der Riesensalaman¬ der, den Ph. von Siebold vor 35 Jahren aus Japan mitbrachte, das grösste Interesse. Er ist jetzt beinahe* ein Meter lang und scheint noch nicht aufgehört haben zu wachsen, dabei so zutraulich und be¬ haglich in seinem spiegelblank gehaltenen Bassin, als ein Kaltblüter nur immer sein kann. Ein zweites, etwas kleineres Exemplar ist seit 12 Jahren im Garten. Ein besonderes Studium verdient die Amster¬ damer Schlangensammlung, besonders da es sich um geringere Verschiedenheiten ausgezeichnet grosser Exemplare handelt. Von dem Verhalten dieser Thiere in ihren natürlichen Verhältnissen, von der Lebhaftigkeit ihrer Bewegungen, von dem Aufenthalt der grossen Boa's und Python’s auf Bäumen u. s. w., haben wir hier zum ersten¬ mal einen Begriff bekommen, und dabei war es uns nicht von ge¬ ringem Interesse zu constatiren, dass der Darmabgang wohlgefütterter Exemplare dem der vierfüssigen Raubthiere an Quantität und Qualität in keiner Weise nachsteht. Auch von Schildkröten, Krokodilen, Eidechsen und Batrachiern wäre noch manches Bedeutende zu er¬ wähnen, aber wir können hier nur andeuten, nicht schildern. Junger und alter Storch. Von Dr. R. Meyer in Offenbach. (Mit einer lithographirten Tafel.) Wie wenig wir noch über die ersten Jugendzustände mancher Vögel genau unterrichtet sind, das beweist uns ein allbekannter Vogel, dessen Leben und Treiben wir alljährlich vor unsern Augen haben, den wir gewissermassen als ein Hausthier ansehen können, nämlich der Storch, und gibt uns Winke auf die Kindheitsverhältnisse der Vögel aufmerksamer zu sein, wodurch wir mit gar manchem vorher Unbekannten und Frappanten unsere Kenntnisse erweitern und be¬ reichern können. Einen solchen Fall bietet uns der junge Storch in seinem Dunenkleide. Da ich in diesem Sommer eine Beobachtung zu machen Gelegenheit hatte, wie sie wohl selten geboten wird, so glaube ich, dass es von Interesse sein könnte, hierüber einige Mittheilungen zu veröffentlichen, 400 zu welchen ich mich um so mehr veranlasst sehe, cla meine Beob¬ achtungen mit denen anerkannter Ornithologen nicht übereinstimmen. Das Storchpaar, dem seit längeren Jahren auf dem Dache eines hiesigen Brauhauses eine Wohnung bereitet ist und welches am 3. März dieses Jahres seinen Einzug hielt, wurde auch in diesem Jahre mit einer Nachkommenschaft von drei Jungen erfreut, von welchen, etwa 8 Tage alten, Nestvögeln am 7. Mai das eine (ob durch eigenes Verschulden oder durch seine Geschwister veranlasst, ist nicht bekannt) aus dem Neste auf die Strasse herabgeschleudert und noch lebend vom Besitzer des Hauses aufgefangen wurde, um kurz darauf getödtet und ausgebalgt zu werden. Das Auffallendste, was hierbei beobachtet wurde, bezieht sich auf Schnabel und Füsse, deren Form und Farbe eine solche Unähnlichkeit mit denen eines erwachsenen Storches ver- riethen, dass es dem Unkundigen unmöglich war, das Junge mit den Alten, zu denen es in nächster Beziehung stand, zusammen zu stellen. Der schwarze Schnabel war hier kaum etwas länger als der Kopf (2V2 zu 2% Zoll) und endigte nicht in eine Spitze, der Ober¬ schnabel war vielmehr etwas hakenförmig gekrümmt und mit einem kurzen weissen Nagel versehen, der Unterkiefer dagegen etwa einen halben Zoll vor seiner Endigung halbmondförmig nach unten erweitert. Bei den alten Störchen verhält sich dies Alles ganz anders, denn hier ist der Schnabel noch einmal so lang als der Kopf (7y2 — 8 Zoll zu 4 Z. Kopflänge) und beide Kiefern verschmälern sich nach vorn immermehr, so dass der Schnabel, bei einer Breite von 1 V2 Zoll am Grunde, an der Spitze nur noch 3 Linien breit ist. Auch war die verhältniss- mässige Kürze der Ständer sehr auffallend, da sie nur 9 % Zoll betrug, gegen 17 Zoll Länge bei den Alten. Ebenso bemerklich, wie die Kürze der starken Füsse machte sich das Verhältniss des Halses im Gegensätze zu dem der Alten (4 zu 8 ’/2 Zoll). Der sonst vortreffliche Beobachter Dr. J. F. Naumann irrt sowohl in Bezug auf das Dunen¬ kleid, wie auf die Farbe des Schnabels und der Füsse, denn das erste war nicht grauweiss, sondern schneeweiss, und die andern nicht gelblichgrau, sondern der Schnabel fand sich hornschwarz, wie auch die Beine bis zum Laufe, von wo an bis zu den Zehen sie eine schmutzige Ockerfarbe zeigten. Wenn Naumann die Angabe macht, dass es lange währe, ehe die wirklichen Federn hervorkeimen, von welchen die an den Flügeln und am Schwänze zuerst, die am Halse und dem Unterleibe zuletzt sich zeigten, so waren an unserm Exem¬ plare die kurzen Federchen am inneren Flügelbuge in einer Breite 401 von s/4 Zoll von schwarzer Farbe und längs des Flügels nach aussen noch einige kurze Federchen der Art. Wie die Abbildung zeigt, steht der junge Vogel nicht auf den Füssen, sondern hockt auf den Fersen, indem die Unterschenkel (Läufe) vorwärts gestreckt sind, eine Stellung, die während der kurzen Zeit des Lebens nach dem Herabsturze vom Dache am Vogel noch wahrgenommen werden konnte, indem derselbe sich nur ruckweise hüpfend vorwärts bewegen konnte. Die verhältnissmässige Länge und Stärke der Zehen, mit welchen der Vogel sich am Boden auf¬ stemmte, war eine Erscheinung, die hierbei nicht unbeachtet und daher nicht unerwähnt bleiben konnte. Was endlich die ganze Höhe des Vogels betrifft, so betrug die¬ selbe 22 Zoll, die eines alten Vogels in unserer Sammlung dagegen 3 Fuss 5 Zoll H. D. Maass. In Bezug auf die angegebene Farbe des Schnabels und der Füsse glaube ich die Bemerkung anschliessen zu müssen, dass die schöne rothe Farbe derselben nach den bewährtesten Schriftstellern an den jungen Störchen erst im zweiten Jahre vollständig eintritt. Noch einige Bemerkungen in Bezug auf die Störche erlaube ich mir hier folgen zu lassen. Nach jahrelangen Aufzeichnungen meines Vaters kam der Storch nie vor dem 21. Februar und nie später als den 7. März bei uns an, das Männchen um einen oder zwei Tage früher als das Weibchen. Bekanntlich ziehen die Störche zu Ende Juli oder im ersten Drittel des August oder etwas später wieder von uns weg (in diesem Jahre wurde das Storchpaar vom 10. August an nicht mehr gesehen). Sie sammeln sich dann auf nassen Wiesengründen und ziehen von da in grossen Zügen von hunderten und mehr dem Süden zu. In recht gelinden Wintern bleiben jedoch auch manche Paare bei uns. So war es namentlich im Winter 1831 — 32. Da¬ mals blieben sie z. B. in Griesheim bei Frankfurt a. M., wo das Storch¬ paar zurückkam, das Nest ausbesserte und erst am l.December, als tiefer Schnee fiel, wieder verschwand. Die Fragen, wo die Störche von uns hinziehen und ihren bleibenden Winteraufenthalt nehmen und ob sie daselbst eine zweite Brut machen, haben die Naturforscher vielfach beschäftigt und sind heute noch nicht gelöst. Ein bekannter Naturforscher und Afrika-Reisender, Herr Dr. Alfred Brehm, behauptet mit Bestimmtheit, dass unsere Störche von hier direct nach Afrika zögen und zwar nicht in Aegypten blieben, sondern weit über Nubien hinaus in’s Innere dieses Welttheils zögen, dort aber keine zweite Brut machten. In Bezug auf die letztere Frage sprechen J. F. 402 Naumann und Prof. R. Schinz in ihren Werken eine gleiche Meinung aus. Andere Naturforscher dagegen. G. Cu vier an der Spitze, Prof. H. G. Reichenbach, Dr. H. 0. Lenz und mein Vater, Hofrath Dr. Meyer, glaubten, dass die Störche während ihres Winteraufenthalts in Afrika noch eine zweite Brut machen. Mein Vater wurde zu dieser Annahme durch Beobachtungen bestimmt, welche ein Herr K. in Altenstadt vor langer Zeit alljährlich dort zu machen Gelegenheit hatte. Derselbe beobachtete nämlich, dass das Storchpaar, welches nahe bei seinem Hause ein Nest hatte, sich vor seinem Wegzuge mehrmals begattete, nachdem es wie gewöhnlich seine Brut Junge gezogen hatte. Da nun bekanntlich die Tliiere im freien Zustande diesen Act nicht nur aus Lust ausüben, sondern die Begattung fast in der Regel Befruchtung zur Folge hat, so kann der von meinem Vater hieraus gezogene Schluss wohl Anspruch auf Be¬ rechtigung haben. Diese Beobachtung, welche meinem Vater vor langen Jahren mitgetheilt worden, dass nämlich die alten Störche vor dem Wegzuge sich wiederholt begatten, wurde nicht nur in frü¬ heren Zeiten, sondern auch in diesem Jahre in hiesiger Gegend von zuverlässigen Zeugen ganz bestimmt gemacht, so dass dieser Vor¬ gang nicht mehr als Ausnahme, sondern gleichsam als Regel anzu¬ sehen wäre. Eine andere interessante Beobachtung wurde weiter in diesem Sommer in Bezug auf die jungen Störche gemacht. Wann die beiden hier im Neste zurückgebliebenen jungen Störche flügge geworden, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen; soviel steht indessen fest, dass dieselben nachher nur in der ersten Zeit am Tage und Abends auf das Nest oder die benachbarten Dächer zurückkehrten, mehrere Wochen vor dem Abzug der alten aber nicht mehr gesehen wurden. Ich selbst habe mich davon überzeugt und von dem Wirtlie, auf dessen Hause das Storchnest sich befindet, welcher seine Storchfamilie alle Jahre sehr genau beobachtet hat, und von verschiedenen andern zuverlässigen Personen, unter andern von meinem Freunde C. Jäger in Bischofs¬ heim, dies als eine ganz bestimmte Regel bezeichnen gehört. Ver¬ schiedene Schriftsteller, welche die jungen Störche bis zum Wegzuge mit den alten auf dem Neste oder auf benachbarten Dächern in der Nähe des Nestes bleiben lassen, haben daher nicht genaue Angaben hierüber veröffentlicht. Nach Beobachtungen, die nicht bezweifelt werden können, scheint es mir sogar sehr wahrscheinlich, dass die jungen Störche früher als die alten, wahrscheinlich auch in grösserer Gemeinschaft, ihre Reise antreten und dass die alten Paare erst später in Ge- 403 meinscliaft reisend nachfolgen. C. Jäger in Bischofshein), welcher sich seit langer Zeit mit dem Lehen und Treiben der Vögel ein¬ gehend beschäftigt hat, ist hierin mit mir in vollkommener Ueberein- stimmung. Mögen andere Forscher diese Gegenstände einer genaueren Aufmerksamkeit würdigen, damit das Dunkel in der Naturgeschichte der Störche allinälig gelichtet und werden. die schwebenden Räthsel gelöst Schädliche Schmetterlinge in der Gegend von Frankfurt a. M. Von G. Miihlig. (Schluss.) 21. Tortrix bergmanniana L. , deren Erscheinungszeit ebenfalls in die der vorhergehenden Species hineinfällt, wählt lediglich die Rosensträucher zu ihrem Aufenthalte. Auch die im Mai erscheinende Raupe -liebt vorzugsweise die jüngsten Blätter der Rosen als Nahrung; ihre Verwandlung ist der der vorigen gleich. 22. Conchylis ambiguella Hb. Dieses gelb und braun gefärbte zierliche Geschöpf erscheint in zwei Generationen, einmal Anfangs Mai und dann Ende Juni. Seine von den Weinproducenten gefürchtete Raupe zeigt sich einmal zur Zeit der Weinblüthe, wo oft ein einziges Räupchen einen ganzen Schein zerstört, und dann wieder im August und September in den noch nicht zur Reife gekommenen Weinbeeren, wodurch sie wahrscheinlich den Namen „Sauerwurm“ erhielt und wo sie oft so zerstörend einwirkt, dass entweder viele Trauben gar nicht zur Reife kommen oder gänzlich unbrauchbar werden. Die Verwandlung geschieht in einem Gespinnst an faulem Holz oder in einer Spalte. 23. Grapholitha roborana S. V. findet sich von Ende Mai bis Ende Juli. Die im Mai und Juni vorkommende Raupe hat es unter Anderem auch auf die Rosen abgesehen, deren Blätter sie zusammenrollt, verzehrt und hier auch zur Verwandlung schreitet. Uebrigens verschmäht sie nicht, auch auf Obst- und anderen Laubholzarten ihr Wesen zu treiben. 24. Grapholitha cynosbatella L. Der Falter erscheint nicht selten von Ende Mai bis Ende Juni. Die Raupe findet sich schon im April in den Rosenknospen, all wo sie überwintert hat; ist eine solche Knospe leer gespeist, so wandert sie nach einer andern. Sind die unangetasteten Knospen zu Trieben gediehen, so rollt sie sich, behufs der Verwandlung, in deren Blätter. 25. Grapholitha conterminana FR. Dieser kleine Wickler wird von Mitte Juni an bis Ende Juli nicht selten in Mehrzahl angetroffen. Wenngleich seine Larve im August auf Lactuca scariola und Lapsana muralis vielfach angetroffen wird, so fand ich dieselbe auch zahlreich in den Blüthen und Samen des Garten¬ salats, wo sie nicht unerheblichen Schaden für den Gemüsegärtner anrichtet. Ver¬ wandlung in der Erde. 26. Grapholitha funebrana Tr. Der wegen seiner Seltenheit und seinem Ver¬ blieb in ein gewisses Dunkel gehüllte kleine Falter erscheint im Juni. Seine im 404 August dagegen in grosser Menge und namentlich in den Früchten der Zwetschen und Pflaumenbäume etc. oft sehr verheerend auftretende Raupe hat gewiss schon Jedem, der den Genuss jenes Obstes liebt, Widerwillen bereitet; sie geht aus den Früchten zur Verwandlung in Erde, Baumrinde oder faules Holz. 27. Grapholitha woeberiana S. V. Diesen zwar schönen, aber in seiner Larvenperiode für die Obstbaumzucht sehr gefährlichen Falter sieht man von Anfangs Juni bis August. Seine Raupe überwintert in dem Splint fast aller Obst¬ baumarten, tritt in grosser Anzahl dort auf und bewirkt oft ein völliges Absterben junger Obstbäume; im Mai wird sie, bevor sie sich durch die Oberrinde ein Schlupfloch gebohrt, in einer von Seidenfäden gefertigten Höhle zur Puppe. Hat man einen, von diesem Thier heimgesuchten und also kranken Pflegling, ver¬ sehen mit den oben erwähnten Schlupflöchern, welche letztere sich an dem durch das Bohren der Raupe verursachten und in den Ritzen hängen gebliebenen Rinden¬ mehl leicht erkennen lassen, aufgefunden, so dürfte ein rechtzeitig, also vor der Entwickelung des Insekts, etwa Anfangs Mai, angewandter klebriger Massenanstrich, wie z. B. Theer, genügen, um das Auskriechen jener Thiere zu verhindern und somit durch leichte Mühe eine ganze Brut zu vernichten. 28. Tmetocera ocellcina S. V. erscheint von Mitte Juni bis Mitte Juli nicht selten. Die Raupe beobachtete ich im Mai an Aepfelblüthen, deren sie mehrere zusammenspann und verzehrte, doch wird sie auch an Prunusarten gefunden. Ihre Verwandlung geschieht theils auf der Erde, tlieils in faulem Holz und unter Baumrinde. 29. Carpocapsa pomonella L. ist von Mai bis Anfangs Juni als keine Selten¬ heit bekannt, ebensowenig leider deren Larve für Jedermann, der es liebt, einen genussreichen Biss in einen reif erscheinenden Apfel oder eine Birne zu thun, und statt des gehofften Genusses die fleischrothe Raupe unter seine Zähne bekömmt. Sie findet sich den ganzen Herbst hindurch in den genannten Früchten. Ausgewachsen geht sie unter Baumrinden oder in anderen Schlupfwinkeln, wo sie sich ein mit Seide ausgeschlagenes Lager bereitet, zur Verwandlung. Wird sie mit den Früchten in die Aepfelkammer getragen, so verspinnt sie sich an deren Wänden. 30. Carpocapsa reaumurana Heyd. Erscheinungszeit Juli, August. Die Raupe tritt im October in der Frucht der Castania vesca, essbaren Kastanie — ich erhielt sie vorzugsweise aus der Gegend von Miltenberg — in grosser Menge sehr zer¬ störend auf. Ist die Kastanie von der Larve fast ausgehöhlt und sie selbst aus¬ gewachsen, so verlässt sie dieselbe und geht zur Verwandlung in die Erde, wo sie in einem von ihrer Seide und Erde gefertigten Cocon zur Puppe wird. 31. Tinea granella L. Dieses zur Abtheilung der Tineina oder Motten ge¬ hörende Thierchen erscheint in zwei Generationen , und zwar einmal im Mai und Juni und dann wieder im August. Die Raupe dieses Geschöpfes findet sich oft zahlreich in Speisekammern oder solchen Localitäten, wo Suppenfrüchte, Gerste, Reis, Gries etc., aufbewahrt werden, wandert zuweilen auch auf die Frucht¬ speicher, allwo sie grosse Verheerungen anstiftet, indem sie die Waizen- oder Roggenkörner völlig ausleert; sie ergreift jedoch nur die zu oberst liegenden Körner. — Obiges Thier ist nicht mit demjenigen zu verwechseln, welches man im August in der unmittelbaren Nähe von Flüssen zu Millionen unter Strassen- laternen liegend findet und welches zu dem Vorurtheil oder der alten Sage Ver¬ anlassung gegeben hat, als sei auf Speichern lagernde Frucht buchstäblich fort¬ geflogen, da man die Fruchthülsen noch an ihnen hängend gesehen haben will!? 405 Dieses Thier lebt als Larve nirgends weniger als auf Fruchtspeichern, sondern lediglich in Wasser und gehört zu einer ganz anderen Insektenabtheilung, wenn ich nicht irre, den Phryganäen oder Wasserfliegen, sowie auch jenes frucht¬ hülsenähnliche Anhängsel Nichts anderes als die abgestreifte Hülle jenes Insekts selbst gewesen sein mag. Die Raupe der T. granella findet sich auch in Schwämmen und faulem Holz, worin sie sich behufs ihrer Verwandlung auch einspinnt. 32. Lctmpronici morosa Zell. Diese kleine schwarze Motte umschwirrt im Mai die Rosensträucher. Eine zweite Generation ist mir zur Zeit nicht bekannt, Ihre, von mir vor einigen Jahren erst entdeckte, schön roth gefärbte Larve findet sich schon im März in den kaum herausgetretenen Knospen der Rosenzweige. Ihre Verwandlung geschieht ausserhalb der Knospe auf oder in der Erde. 33. Lampronia rubiella Bjerk. Dieses, dem obigen an Grösse gleiche, schwarze, aber mit gelben Flecken gezierte Thierchen erscheint zur nämlichen Zeit wie vorige Art. Die ebenso, wie obige, gefärbte Raupe führt die nämliche Lebensweise mit dem Unterschiede, dass jene an Rosen, diese aber an Himbeeren ihr Wesen treibt. 34. Hyponomeuta variabilis Zeller. Die Erscheinungszeit dieser zierlichen, auf weissem, am Vorderrand der Flügel dunkel schattirtem, Grunde fein schwarz punktirten Motte fällt in den Juni. Anfangs des nämlichen Monats noch findet sich die grauliche, schwarz punktirte, gesellschaftlich lebende Larve in, ganze Aeste von Zwetschen- und Pflaumenbäumen umhüllenden, Gespinnsten. Ihre Ent¬ fernung oder Vertilgung ist auch dadurch erleichtert, dass sie in jenem durch¬ sichtigen Gewebe zur Puppe wird. 35. Hyponomeuta malinellus Zell. Diese, unter Hinwegfall der bei voriger Species angeführten Flügelschattirung, ebenso gefärbte Motte hat mit jener auch bezüglich ihrer Lebens- und Verwandlungsgeschichte Alles gemein, ausser dass diese an Aepfelbäumen haust. 36. Gelechia leucatella L. Das im Freien dem Sammler selten zu Gesicht kommende, auf schwarzem Grunde weiss gebänderte und punktirte Thierchen erscheint Ende Juni. Wenngleich dessen Raupe auf verschiedenen Laubholzarten, wie Prunus spinosa, Crataegus oxyacanthus, Sorbus aucuparia etc. gefunden wird, so traf ich sie doch auch in Menge in den Blüthen der Aepfelbäume, wo sie mehrere Blüthen mittelst feiner Fäden zusammenspinnt und zernagt. Zur Verwandlung reif, lässt sie sich tlieils zur Erde fallen, theils verpuppt sie sich in den Ueber- bleibseln der von ihr zerstörten Blüthen oder Blätter. 37. Acrolepia betulella Curt. wird bei ihrer Erscheinung im April im Freien höchst selten bemerkt, während im August die Raupe oft in Mehrzahl in den Köpfen der Samenzwiebeln Nachtheil bringend gefunden wird. Die Entwickelung scheint im Herbst stattzufinden, das Insekt zu überwintern. 38. Platyptilus rhododactylus S. V., dieses zur letzten Kleinschmetterlings¬ familie, den Pterophorina oder Federmotten, gehörende Insekt erscheint im Juli, vorzugsweise an Rosengruppen, wird aber im Freien selten gesehen, während die oft zahlreich auftretende Larve desselben den Rosen nicht unerheblichen Schaden zufügt. Diese bohrt sich nämlich in die noch festgeschlossenen Rosenknospen, ver¬ zehrt solche zwar nicht vollständig, bewirkt aber das Absterben derselben. Die Verwandlung geschieht in einem weissen, lichten Gespinnste, welches in der Regel an dem Stiel der durch sie erkrankten Rose angebracht ist. 29 406 Würde ich nun nach dieser, lediglich auf selbstständig von mir gemachten Beobachtungen beruhenden, Auseinandersetzung gefragt, welches Mittel zur Vertilgung oder Verminderung dieser mehr oder weniger nachtheilig auf die Obstbaumzucht u. s. w. wirkenden Ge¬ schöpfe anzuwenden sei , so würde ich aufrichtig gestehen, dass mir ein solches gar nicht bekannt ist und dass ich auf die An¬ wendung desselben auch im Allgemeinen kein allzugrosses Gewicht lege. Des aufmerksamen Gärtners Aufgabe soll es sein, sich nicht auf die mechanische Thätigkeit des Giessens etc. zu beschränken, sondern sein Wirken auch auf zeitweise angemessene Untersuchung der Glied¬ massen seines Pfleglings auszudehnen * und sich zu überzeugen, dass seine Aestchen und Blätter sich in normalem Zustande befinden. Denn das ist wohl das sicherste und wirksamste Mittel zur Beseitigung eines sich nähernden Feindes. Nachrichten aus dem zool. Garten in Frankfurt a, M. Von dem Director Dr. Max Schmidt. Im verflossenen Monat wurden erkauft: Zwei Stachelschweine (Hystrix cristata). Geboren wurden: Zwei Aguti. Wie bereits seiner Zeit mitgetheilt, hatten wir im Juli dieses Jahres zwei junge Thierchen dieser Art und zwar von derselben Mutter. Die Agutis haben sich schon mehrmals bei uns fortgepflanzt und werfen bald ein Junges, bald zwei ; aber es gelang nur selten diese Thierchen aufzuziehen, da ihre Fähigkeit, durch enge Zwischenräume des Gitters zu schlüpfen und ihr Talent im Klettern sie meistens bald entwischen liess, so dass sie dann in manche Gefahren geriethen, denen sie nur zu oft erlagen. Nachdem ihnen nun durch entsprechende Einrichtungen die Flucht unmöglich gemacht worden ist, gedeihen sie gut und geben zu manchen interessanten Beobachtungen Gelegenheit. Im Gegensatz zu dem streitsüchtigen Charakter dieser Thiere gegenüber von fremden Individuen, der selbst heftige Kämpfe zwischen beiden Geschlechtern veranlasst, ist das Familienleben der Agutis ein recht friedliches zu nennen. Das Weibchen pflegt seine Jungen mit Zärtlichkeit und leckt und putzt sie fleissig. Sie folgen der Mutter sofort nach der Geburt mit grosser Behendigkeit und Lebhaftigkeit, wobei sie sich nicht selten ziemlich weit von ihr entfernen, aber sofort zurück¬ kehren, wenn sie den knurrenden Lockruf der Alten hören. Das Weibchen treibt, so lange es säugt, das Männchen und die Jungen des früheren Wurfes von dem Futter weg, wenn es selbst fressen will, hat sich indess noch keinerlei Thätlich- keiten gegen dieselben zu Schulden kommen lassen, sondern begnügt sich, mit ge¬ öffnetem Maule und gesträubtem Haare gegen sie zu fahren. Das Männchen lebt mit den kleinen und den früheren Jungen recht verträglich, aber keineswegs auf einem zärtlichen Fusse, sondern sie gehen gleichgültig nebeneinander hin, ohne 407 sich gegenseitig besonders zu beachten. Die Dauer der Tragzeit konnten wir noch nicht genau ermitteln, doch dürfte dieselbe sich auf höchstens 6 Wochen belaufen. Trotz der mehrfach schnell wechselnden Witterung des verflossenen Monats blieben wir von erheblichen Verlusten verschont. Unter den gestorbenen Thieren nennen wir einen Makak und einen egyptischen Wolf, welcher letztere einer klimatischen Krankheit erlag. Leider konnte die Section nicht vorgenommen werden, da das Thier sofort nach dem Verenden von seinen Kameraden zerrissen und theilweise aufgezehrt wurde. Bericht über den Zustand der zoologisch - botanischen Gesellschaft im Haag. Der zoologische Garten im Haag, dessen Gründung in den letzten Jahrgängen dieser Zeitschrift angezeigt worden ist, verdankt seine Entstehung einer Actien- Gesellschaft , welche im Jahr 1860 auf Anregung der Herren Dr. L. H. Verwey und L. F. Revius daselbst zusammentrat. Die vorläufigen Statuten erhielten am 14. November 1861 die k. Genehmigung, während man sich eifrig mit der Be¬ schaffung eines geeigneten Terrains abgab. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, welche an den hohen Preisen des Bodens scheiterten, gelang es, mit dem Gemeinde¬ rath der Stadt einen vortheilhaften Vertrag für die Ueberlassung eines dicht vor der Stadt im Sclieveninger Busch gelegenen, auf drei Seiten von hohem Baum¬ schlag umgebenen, Geländes abzuschliessen. Ein anderer Theil, der sich im Privat¬ besitz befand, wurde auf 29 Jahre in Miethe genommen und ist vorzugsweise zum Versuchsgarten bestimmt. Das Ganze hat eine Ausdehnung von 6 Bunders (ä 100 QRuthen) und ist dermalen noch nicht völlig bepflanzt. Wir entnehmen folgen¬ des Nähere theils den gedruckten Generalberichten der letzten Jahre, theils direc- ter Mittheilung und eigener Anschauung. Das Actien-Capital wurde auf fl. 150,000 festgesetzt und in Antheilen von fl. 50 ausgeschrieben. Mitglieder sind Alle, die eine oder mehrere Actien besitzen. Wer 20 oder mehr Actien besizt, bezahlt keinen jährlichen Beitrag, welcher bei weniger Actien sich von fl. 5 — 15 steigert. Die etwa zu vertheilende jährliche Dividende soll 5 °/o nicht übersteigen. Alle übrige Einnahmen werden zum Ankauf von Thieren, Pflanzen u. s. w. verwendet. Die Gesellschaft ist errichtet für einen Zeitraum von 29 Jahren und 8 Monaten, d. h. sie beginnt am 1. November 1861 und endet am 1. Juli 1890. Sie besitzt ausser den Actionären auch wirkliche Mitglieder mit jährlichen Beiträgen von fl. 25, ferner ausserordentliche mit Beiträgen von fl. 10 und fl. 12. Söhne von Mitgliedern bezahlen bis zum vollendeten 23. Lebensjahre die Hälfte des Beitrags. Frauen haben gleiche Rechte wie die männlichen Mitglieder. Freien Eintritt haben nur die Mitglieder der k. Familie und die von der Gesellschaft ernannten correspondirenden und Ehrenmitglieder-, die Minister und fremden Gesandten können gegen Bezahlung des jährlichen Beitrags von fl 25 auf einfache Anmeldung beim Vorstand ohne Ballotage Mitglieder werden. Fremde zahlen 50 Cents (30 kr.) Entree, Kinder bis zu 15 Jahren und Dienstboten die Hälfte. Es werden auch Monatskarten für Fremde zu fl 3 ausgegeben. Sehr 29* 408 ausführlich sind die Bestimmungen über Beschädigungen und sonstige Verschul¬ dungen der Mitglieder, zum Theil dadurch bedingt, dass auf das Interesse der Jugend besondere Kücksicht genommen wird. Die Devise der Gesellschaft heisst: Nutzen und Vergnügen. Die Verwaltung ist eine weitere (12 — 20) und engere (7 Mitglieder); erstere versammelt sich alle 3 Monate, die letztere wöchentlich. Die Ausführung aller Beschlüsse derselben liegt dem von ihr ernannten Director ob, der zugleich den wissenschaftlichen Briefwechsel führt, Vorträge hält und die Schriften der Gesell¬ schaft redigirt. Er legt monatlich sein Budget vor und gibt alljährlich einen Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen der Anstalt. Alle Bedienstete der Anstalt stehen unter seiner speciellen Aufsicht und keiner, ausser dem Kassirer, ist ver¬ bunden einen Befehl auszuführen, der nicht von dem Director gegeben wurde. Auch für das Benehmen der Bediensteten bestehen ausführliche Vorschriften. Da das erworbene Gelände ziemlich tief liegt und zum Theil bedeutend aufgefüllt werden musste, da es ferner keinen Baumwuchs noch sonstige Anpflanzungen besass, konnte der Garten erst am 15. Juni 1863 eröffnet werden. Bis dahin war haupt¬ sächlich ein elegantes Bestaurationsgebäude , welches zugleich das Museum, das Aquarium und den Brüteapparat enthält, und verschiedene kleinere und grössere, meistens sehr leicht gebaute Thierbehälter beendigt. Es ist dabei hauptsächlich auf Acclimatisation und Züchtung fremder Hausthierracen und Ziervögel gerechnet, deren der Garten bereits eine ziemliche Anzahl besitzt. An Wasser ist, wie in allen niederländischen Gärten, kein Mangel. Aus dem von dem Vorsitzenden, Dr. A. Vrolik, erstatteten diesjährigen General¬ bericht*) erfahren wir, dass sich die Anzahl der Actionäre am 1. Mai d. J. auf 760, die der ausserordentlichen Mitglieder (deren Beitrag auf fl. 6 herabgesetzt ist) auf 268 belief. Dieselben vertheilen sich, nebst ihrem zu erwartenden Beitrage für die ersten 6 Monate von 1864, wie folgt: 657 Mitglieder zu fl. 15. — für 6 Monate • • • • • • 47 75 57 12. 50 7? 77 77 13 » 57 5? 10. — >7 77 57 8 V 7? 75 6. — 75 7? >5 (Offiziere) . . 1 77 7? 75 5. — 77 57 55 • ••••• 14 57 5? 77 mit 20 Actien ohne Jahresbeitrag. 20 „ sind weggezogen, gestorben oder ausgetreten 760 268 ausserordentliche Mitglieder ä fl. 6 ebenso .... 3 „ „ ä fl. 10 . 7 Söhne von Mitgliedern, davon 5 ä fl. 7. 50 .... ,, 1 ,, ,, 6. 25 .... „ 1 ohne Beitrag. Vermutlicher halbjährlicher Beitrag fl. 4927. 50 „ 293. 75 » 65. — v jj 24. — 2. 50 fl. 5312. 75 „ 804. — 15. — 18. 75 3. 12V2 fl. 6153. 62 72 Die Zahl der Einzelbesucher betrug vom 15. Juni bis letzten December 5654 mit dem Betrag von fl. 2271. 65 Cents; darunter 22 Monatskarten zu fl. 3 und *) Nederlandsch Tijdschrift voor de Dierkunde uitgegeven door het k. zoolo¬ gisch Genootscliap „Natura artis magistra“ te Amsterdam onder redactie van P. Bleeker, H. Schlegel en G. F. Westermann. Jaargang II. 1864. 409 10 Fremdenkarten zu 50 Cents, allerdings ein bescheidener Anfang, wobei hervor¬ gehoben wird, dass der Besuch sich keineswegs auf die Musiktage beschränkt hat. Die Geschäfte haben sich indess bereits so vermehrt, dass der bisherige Director und Mitbegründer, Herr Dr. Verwey, sich veranlasst sah, seine Enthebung zu verlangen, und die Anstellung eines ausschliesslich dem Garten gewidmeten Directors beschlossen wurde. Diese Stelle ist auch bereits seit 6 Monaten durch Hrn. R. T. Maitland besetzt worden, der seit 8 Jahren im zoologischen Garten zu Amsterdam beschäftigt war und zuletzt die Stelle eines Bibliothekars und Con- servators des Museums daselbst bekleidet hatte, ausserdem den Fachgenossen durch seine wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete der Zoologie hinlänglich bekannt ist. Da ferner das Actien-Capital bereits so gut wie gezeichnet und die Theilnahme fortwährend im Steigen ist, so steht einem raschen Aufschwünge des Gartens bei dem in Holland wunderbar kräftigen Pflanzenwuchse Nichts mehr im Wege und soll daher auch mit weiteren Anlagen, besonders mit dem Versuchsgarten für die Aufzucht des Geflügels, sofort vorgegangen werden. Ferner denkt man an geeignete Räumlichkeiten für die Administration und Direction, sowie für die Werkleute, welche im Dienste der Gesellschaft arbeiten, da bis jetzt eine eigentliche Wohnung, zum Aufenthalt für die Nacht, noch nicht vorhanden ist. Als muthmassliche Einnahme des laufenden Jahres sind angenommen: Jahresbeiträge der Mitglieder . fl. 12000 Kasseneinnahme . . „ 3000 Buffet . . 1250 Verkauf von Produkten . . 750 Zusammen fl. 17000 Als Ausgaben werden berechnet: Gehalte und Honorare . Löhne und Unterhalt der Thiere Grundlasten, Miethe und Patente Assecuranz von Gebäuden und Möbeln Ankauf von Thieren und Pflanzen . Unterhaltung der Gebäulichkeiten . . Drucksachen . Sonstige Ausgaben . Musik . . fl. 2050 7200 1650 110 2000 400 425 265 2300 77 77 77 77 77 77 77 77 fl. 16400 Eine Zunahme der Einnahme ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, doch sollen die neuen Anlagen und Bauten nicht von der Einnahme, sondern von der Capitalsumme bestritten und darnach verfahren werden. Eine Bestimmung der Statuten, wonach Kinder unter 10 Jahren bei Concerten und sonstigen ausserordentlichen Gelegenheiten nicht zugelassen werden sollen, wurde zur Ausserkraftsetzung empfohlen. In der That lässt sich für eine solche Be¬ stimmung kaum ein zureichender Grund angeben, da wir uns selbst überzeugt haben, dass der Kinderwelt sonst in diesem Garten eine Rücksicht geschenkt wird, wie es wohl in keinem andern Garten der Fall sein dürfte. Es folgt noch eine Liste der eingegangenen Geschenke von Thieren und Pflanzen, unter welchen sich manche sehr schätzbare befinden. 410 Bericht des Verwaltungsrathes und des Untersuchungs- Comites der Thiergarten -Gesellschaft in Wien. Nachdem die Herren Dr. G. Jäger und A. Ussner zu Wien zu Anfang des Jahres 1861 auf dem Michaeler- Platze daselbst einen Aquariensalon, verbunden mit einer kleinen Menagerie, eröffnet hatten, *) der sich zahlreichen Besuchs und nicht geringen Beifalles erfreute, bildete sich im nächstfolgenden Jahre eine Actien¬ gesellschaft, welche sich die Gründung eines zoologischen Gartens in einem den Verhältnissen der Hauptstadt des Kaiserstaates entsprechenden Maassstabe zur Auf¬ gabe mähte. Die Initiative dazu ergriffen die Herren August Graf Breuner und Johann GrafWilczek, welche das sämmtliche Inventar des ebenerwähnten Aquariensalons auf eigne Rechnung übernahmen, im Prater ein Areal von 24 Morgen zu dem Preise von fl. 20,000 jährlich auf 10 Jahre in Miethe nahmen, die Herren Dr. G. Jäger und A. Ussner zu Directoren ernannten und sofort mit dem An¬ kauf von Thieren und der Einrichtung des Gartens aus eigenen Mitteln begannen. Die Statuten der zu gründenden Actiengesellschaft erhielten am 23. Mai 1862 die Genehmigung der Behörden, im Juni desselben Jahres ward auf den, von den beiden Gründern erlassenen, öffentlichen Aufruf mit der Actienzeichnung begonnen und am 1. Mai 1863 der Garten eröffnet. Erst nachdem derselbe eröffnet war, am 23. Mai 1863, erfolgte die förmliche Constituirung der Gesellschaft und Wahl eines Verwaltungsrathes. Als Zweck der Gesellschaft wurden: a. die Einführ ung, Zucht und Ein- heimischmachung nützlicher Thiere und Pflanzen, b. Veredlung und Verbesserung der einheimischen durch jene, c. Absatz und Veräusserung der Zuchtergebnisse hingestellt und damit die Absicht verbunden, einerseits einen mit einem Ziergarten versehenen Vergnügungsort zu schaffen, andrerseits aber auch zur Förderung wissenschaftlicher Zwecke bei¬ zutragen. Die Zahl der Actien zu fl. 100 wurde vorläufig auf 2500 festgesetzt; sie berechtigen, je nach der Wahl des Besitzers, zum freien Eintritt in den Garten oder zum Bezug eines Zinsenbetrags nach Maassgabe des erzielten Reinerträg¬ nisses. Der Besitz dreier Actien berechtigt zum freien Eintritt einer Familie sammt Hausgenossen; der Besitz von je 5 Actien zu Einer Stimme in der General¬ versammlung. Letztere ist beschlussfähig, wenn ein Fünftel der Actien vertreten ist. Der Verwaltungsrath besteht ausser den beiden Vorständen aus 7 Mitgliedern, von denen jedes Jahr die 4 ältesten austreten , aber wieder wählbar sind. Er ist mit 5 Stimmen beschlussfähig und versammelt sich monatlich wenigstens einmal. Die Auflösung der Gesellschaft erfolgt, wenn das Gesellschaftsvermögen sich um die Hälfte verringert oder neun Zehntheile der Antheilnehmer sie verlangen. Die etwaige Minderheit oder jeder Einzelne hat in diesem Falle das Recht, das ganze Habe und Gut der Gesellschaft, d. h. sämmtliche Antheilscheine der Majorität, zu dem damaligen Courswerthe an sich zu lösen. Den beiden Gründern werden sofort *) Aus dem gesondert erschienenen „Directionsbericht zu der Generalversamm¬ lung der Thiergarten-Gesellschaft am 19. Juni 1864“ erfahren wir, dass diese Unter¬ nehmung nach dem Scheitern eines Versuchs, sie als Actiengesellschaft in’s Leben zu rufen, als Privatunternehmung der beiden derzeitigen Directoren begann. 411 nach der Bildung der Gesellschaft, vermittelst Anteilscheinen, alle Auslagen zu¬ rückvergütet, sie werden auf Lebenszeit zum ersten und zweiten Vorstand des Verwaltungsrath es ernannt und der von denselben mit den oben genannten Direc- toren am 15. October 1861 abgeschlossene Vertrag genehmigt. Welchen Fortgang das Unternehmen hatte, erfahren wir aus dem vorliegenden ersten Verwaltungsberichte, aus welchem zugleich hervorgeht, dass zur Prüfung der von den Directoren, im Einverständnis mit den beiden Gründern, vorgenommenen Operationen und zur Revision der Statuten durch die Generalversammlung vom 10. Januar 1864 ein aus 5 Mitgliedern bestehendes Comite eingesetzt worden ist, welches in der Generalversammlung vom 19. Juni seinen Bericht erstattete. Nach dem geschäftlichen Berichte des Verwaltungsraths betrugen die Ein¬ nahmen der Gesellschaft vom 1. Mai 1863 bis 31. Decbr. 1863: fl. 126,356. 24 kr. und zwar: Einzahlung auf Actien . fl. 42,880. — kr. - Eintrittsgelder und Abonnements . „ 78,129. 40 „ Verkauf von Thieren . „ 4,224. 77 „ Pacht von Immobilien, Verkäufe und Ersätze . . . . „ 1,122. 07 „ Die Ausgaben dagegen betrugen in derselben Zeit. . . „ 151,843. 49 ,, und zwar: Anlagekosten . „ 85,117. 51 „ Betriebskosten . „ 66,725. 98 „ Insbesondere werden angeführt: Anlage des Parkes . „ 20,841. 92 „ Gebäude, feststehende Thierbehälter und Kanäle . . . . „ 28,322. 95 ,, Einfriedigungen . „ 4,605. — „ Gas- und Wasserleitungen nebst Hebewerken . „ 4,393. 49 „ Transportabele Thierbehälter und Mobiliar . „ 14,921. 02 ,, Thierankauf . „ 12,033. 13 „ Pacht und Miethzinse . „ 19,562. 50 „ Personal . „ 18,534. 73 ,, Erhaltung der Anlagen und Einrichtungsgegenstände. . „ 2,608. 74 „ Erhaltung der Thiere . „ 9,309. 17 „ Neuanschaffung von Thieren (aus dem Erlös verkaufter) „ 3,371. 27 ,, Musik . „ 6,888. 70 „ Bureaukosten, Publikationen etc . „ 6,550. 87 „ Am ersten Januar 1864 waren in obigen Auslagen begriffene Magazinsvorräthe im Werthe von fl. 5,836. 94 kr. vorhanden. Stellt man die Betriebseinnahmen mit . . 83,476. 24 ,, den Betriebsausgaben mit . . 66,725. 98 „ gegenüber, so ergibt sich ein Gewinn von . fl. 16,750. 26 kr. Dagegen ergibt sich aus der Vergleichung obiger Haupt¬ summen ein Deficit von . „ 25,487. 25 „ welches durch Zuschuss des Herrn Graf Breuner mit . . . „ 12,747. 46 „ und des Herrn Graf Wilczek mit . • . . „ 11,500. — ,, so wie durch Verwendung einiger durchgehender Posten mit . „ 1,239. 79 „ gedeckt wurde. Abgesehen von diesen Beträgen erwies die stattgehabte Untersuchung noch einen Schuldenbetrag, der sich in runder Summe auf fl. 125,000 beläuft, von 412 welchem auf den Anlageconto etwa fl. 110,000, auf den Betriebsconto etwa fl. 15,000 zu rechnen sind. Von dem gezeichneten Actiencapital waren bei Eröff¬ nung des Gartens eiugezahlt . fl. 151,650. — kr. dazu die Einzahlungen von da bis 31. December 1863 . „ 42,880. — „ Mithin betragen die Gesammt- Einzahlungen bis dahin . . fl. 184,530. — kr. während noch ausständig waren . „ 65,470. — „ von welchen seitdem eingegangen sind . „ 64,970. — „ und noch im Rückstand sind . fl. 500. — kr. nach deren Einzahlung das gesammte Actiencapital von fl. 250,000 als eingezahlt zu betrachten ist. Dass diese Summe für die gemachten Anlagen nicht aus¬ gereicht hat, ergibt folgende Bilanz: Die Anlagekosten betrugen am 1. Mai 1863 . „ 181,063. 31 „ darunter jedoch für erkaufte Praterhütten, welche wieder ver- äussert werden sollen, fl. 36,315. 33 kr. Dazu die oben erwähnten, weiteren . „ 85,117. 51 „ und die oben erwähnten Schulden in Betrag von . . . „ 110,000. — „ Gesammtaufwand für die Anlage . fl. 376,000. — kr. In den eben erwähnten Anlagekosten ist das neue Restaurationsgebäude, welches Herr Director Ussn er auf eigene Gefahr errichtet hat, und dessen Kosten sich auf fl. 87,905. 8 kr. belaufen, nicht einbegriffen. Zur Bestreitung dieser Mehrbeträge und weiterer Anforderungen wurde der Generalversammlung ein Anlehen im Betrag von fl. 250,000 und gleichzeitig eine Verstärkung der Verwaltung, ausser den beiden Vorständen bis auf 10 Mitglieder, vorgeschlagen, wozu jeder Actionär, auf dessen Namen 5 Actien (statt 10, wie bisher) eingetragen sind, wählbar sein soll. Dem Berichte des Untersuchungs-Comites entnehmen wir noch folgende That- sachen. Die erste Generalversammlung, welche am 23. Mai 1863 zusammentrat, zählte nur 11 Actionäre, welche 74 Stimmen vertraten, und wählte ausser den beiden lebenslänglichen Vorständen 7 Mitglieder des Verwaltungsrathes, von welchen jedoch nur 3 anwesend waren. Zu jener Zeit gab es überhaupt nur 29 Personen, welche 10 oder mehr Actien besassen, von welchen nur 21 nicht durch ihre Stellung zur Gesellschaft unwählbar waren oder sich die Wahl ausdrücklich verbeten hatten. Die Meisten derselben waren überdies den Anwesenden persönlich ganz unbekannt. Auch die gewählten 7 Personen entschlossen sich nur schwer zur Annahme der * Wahl und zwar, wie der Bericht sich ausdrückt, „mit der Mentalreservation, sich durch dieselbe in ihren sonstigen, für die Saison gefassten, Plänen und Angelegen¬ heiten nicht beirren zu lassen,“ daher die statutengemässen Versammlungen des Verwaltungsrathes nicht häufig in stimmfähiger Anzahl zusammenkamen. Dieses eigenthümliche Verhalten erklärt sich einigermassen aus dem mit den beiden Directoren abgeschlossenen Vertrage, nach welchem denselben die gesammte wissen¬ schaftliche, technische und ökonomische Leitung des Unternehmens oblag, wofür ihnen freie Wohnung in den Gebäuden der Anstalt und 5°/o der Roheinnahme, und ausserdem eine darnach zu berechnende lebenslängliche Pension von mindestens fl. 1500 und höchstens fl. 6000 zugesichert war. Doch haben sich die beiden Directoren zu wiederholten Malen zu einer Reform dieses Vertrages bereit erklärt 413 und denselben zuletzt in einem Schreiben vom 18. Juni 1864 förmlich zur Ver¬ fügung gestellt, wie denn auch mehrere Unterbeamte, welche zu den Directoren in verwandtschaftlichen Beziehungen standen, bereits im Frühjahr von ihren Posten geschieden sind, ein Mitglied des Comites mit der Buchführung betraut und mit der Anlegung der weiter erforderlichen Bücher begonnen worden ist. Schliesslich hält das Comite, im Einklänge mit einem Anschläge des Directors Herrn Dr. Jäger, dafür, dass eine durchschnittliche jährliche Roheinnahme von ungefähr fl. 120,000 erwartet werden darf, während die jährlichen Betriebskosten, einschliesslich des bis zum 22. Mai 1872 jährlich fl. 20,000 betragenden Pacht¬ schillings, sich auf etwa fl 90,000 stellen werden. Als besonders unzureichend, werden die Amtslocalitäten bezeichnet, welche im Winter sogar für Thiere benutzt werden müssen, für die es an Wintergebäuden fehlt. Ferner wird der vom Kaiser geschenkte, 28.873 Q Klafter, also fast dreimal so grosse Grund, welcher beim Ausgange des Winters mit einer Planke vom Prater abgeschieden und der Gesellschaft auf ihre Dauer zu unentgeldlicher Benutzung überlassen worden ist, noch grosse Summen erfordern, wenn der künftige Garten der kaiserlichen Residenzstadt zur Zierde gereichen soll; doch wird man darin, in Betracht, dass der gegenwärtige Grund erst in 8 Jahren verlassen werden wird, allmälig und mit Berücksichtigung der vorhandenen Mittel vorangehen können. Als eine Folge der mangelhaften Räumlichkeiten wird ferner der beträchtliche Thierverlust in dem letzten strengen Winter bezeichnet, welcher vom 1. April 1863 bis Ende Mai 1864 bei 1209 kleinere und grössere Thiere in einem Buchwerthe von fl. 12,087 erreicht. Allen Bedürfnissen, Gläubigern und sonstigen Anforderungen werde durch das vorgeschlagene Anlehen von fl. 250,000 genügt werden. Alle von dem Comite gestellte Anträge wurden schliesslich mit Stimmenmehr¬ heit von der Generalversammlung genehmigt. Ankunft und Abzug der Vögel im Jahre 1864, mit Rücksicht auf das örtliche und quantitative Vorkommen und die hier nistenden Arten. Von C. Jäger in Bischofsheim bei Hanau. (Schluss.) 20. April. Lusciola luscinia Lcith ., Nachtigall. Schlägt zum ersten Male in der Promenade der Stadt Frankfurt, war aber möglicherweise schon früher da, ohne zu singen. In unsern Wäldern hört man sie selten noch vorübergehend auf dem Zuge, obgleich das Wegfangen derselben mit Strafe und das Halten in Käfigen mit einer namhaften Steuer bei uns belegt ist. 21. April. Cotyle riparia JBoie, Uferschwalbe. In Menge über der Wasser¬ fläche des Mains hinstreichend. Sie brütet häufig mit S. oenanthe in den Hohl¬ wegen von Bischofsheim nach Dorfeiden und in der Vilbeler Hohle. Voriges Jahr brütete auch bei mir ein Paar in einer Höhlung an einer Scheuer. 21. April. Lanius minor L ., sch war zstirniger Würger. Sparsam in Obstbaumstücken, an Waldrändern, bei der Oed, in der Allee nach dem Friedhof. Nistet jedes Jahr in mehreren Paaren auf den Pappeln an der Strasse von Bocken- heim nach Praunheim. 414 22. April. Oriolus galbula L.: Pirol, Goldamsel. War nicht mehr selten, sein schöner flötenartiger Gesang wurde sowohl in unsern Wäldern, als auch in Gärten, Parken etc. gehört. Am 28. Mai fand ich hier in einem Obstgarten ein Nest mit 4 Eiern, welches so niedrig stand, dass man fast ohne Mühe hinein sehen konnte. 23. April. Pernis apivorus L., Wespenbussard. Ein Paar im Bischofs- heimer Walde, woselbst auch ein anderes am 26. Juli 1860 bei dem Horste erlegt wurde. Auch im Isenburger Walde wurde er schon öfter beobachtet. Kein Raubvogel variirt bekanntlich in Farbe und Grösse sosehr, wie der Wespenbussard. 24. April. Cypselus apus III ., Mauersegler. Die ersten Mauersegler zeigten sich in Offenbach, die hiesigen Standvögel kamen erst am 8. Mai. Nistet ausser in Thürmen, Mauerritzen, auch in hohlen Bäumen unserer Wälder, ja heuer hat sich sogar ein Paar bei mir einen Staarenkasten zu seiner Brutstätte gewählt. 25. April. Lanins collurio L., rothrückiger Würger, Dorndreher. Ist hier der gemeinste seiner Gattung. 25. April. JButalis grisola L., grauer Fliegenfänger. Ihre Wiederkunft erfolgte an selbem Tage ; fingen am 15. Mai an zu bauen. 25. April. Gecinus viridis L ., Grünspecht. Am frisch gehauenen Loche. — Unsere sämmtlichen Spechte zählen zu den nützlichsten Vögeln, da sie haupt¬ sächlich die für die Wälder so schädlichen Bostrichus-Arten vertilgen, was aber leider fast gar nicht beachtet wird, indem viele unserer heimkehrenden Jäger ge¬ wöhnlich ihre Flinten nach diesen harmlosen Thieren abschiessen! 26. April. Calamoherpe arundinacea Boie, Teichrohrsänger. Vom Zuge wiederkehrend. Er ist hier der häufigste Rohrsänger, der nicht allein im Rohr und Schilf an Teichen und Flüssen, sondern auch in den Parkanlagen um die Stadt Frankfurt, im zoologischen Garten etc. nistet und nebst C. cinerea und Motacilla alba wohl die meisten Kukuke erzieht. 28. April. Phyllopseuste sibilatrix Bechst., grüner schwirrender Laub¬ vogel. Schwirrte in unsern Waldungen überall, die ersten schon am 20. Juni, fingen an zu legen am 14. Mai. Er hat die. Gewohnheit, wie Änthus arboreus, seinen Gesang, von Zweig zu Zweig flatternd, in der Luft hören zu lassen und weiss sein Nest vor vielen andern Vögeln sehr gut zu verbergen. 29. April. Curruca hortensis Pennant, Gartengrasmücke. Fast überall, jedoch sparsamer nistend, wie C. atricapilla. 30. April. Turtur auritus Baj., Peristeria turtur Boie , Turteltaube. Fehlt in keinem Laub- und Nadelwald bei uns. 2. Mai. Anthus campestris Bechst., Brachpieper. Kehrten wieder und waren auf ihren Sommerplätzen anzutreffen. Nisten nur einzeln in der Gegend, hier auf hügeligen Sandäckern nach Dörnigheim hin, bei Hanau, am Röder Wald. 3. Mai. Caprimulgus europaeus L ., Ziegenmelker, Nachtschwalbe. Vorzugsweise in Kieferwaldungen, in Schonungen und Schlägen, wo sie Abends auf den Schneisen oder an Sümpfen und Teichen mit grosser Fluggewandtheit herumstreichen und ihre eigenthümlichen Töne ,,err, irrr, err — irr“ hören lassen. Aeusserst nützlich für die Waldungen. 5. Mai. Calamoherpe turdoides Mey ., Drossel r ohrsänger. Jedes Jahr im Enkheimer Torfstich, so auch heuer und daselbst nistend. Zur Zugzeit auch schon manchmal am Main gehört. 7. Mai. Hypolais vulgaris Br m., Gartenlaubvogel, Bastardnachtigall. 415 Lebt einzeln in den Anlagen und Gärten um die Stadt Frankfurt und nistet sowohl hier, als auch in unsern Laubwaldungen. Er führt wegen seines herrlichen Ge¬ sanges mit Recht den Kamen „Bastardnachtigall.“ 8. Mai. Calamoherpe palustris Bechst., Sumpfrohrsänger. Gleich dem Vorigen ein allerliebster Sänger und sehr naher Verwandter von C. arundinacea, welcher hier und bei Enkheim nistet, früher auch auf der Insel am alten Winter¬ halt vorkam. 9. Mai. Aegolius ( StrixJ otus L., Wald -Ohreule. In einem alten Krähen¬ neste drei flügge Junge. 10. Mai. Coturnix communis Bonn . , Wachtel. Den Tag ihrer Ankunft dahier kann ich nicht bestimmt angeben. Am 10. Mai hörte ich die erste schlagen, jedenfalls war sie aber schon früher zurückgekehrt. 11. Mai. Cr ex pratensis Bechst., Wiesenknarrer, Wachtelkönig. Fand sich hier und bei Hochstadt in den Wiesen wieder ein, aber sehr sparsam. Correspondenzen. Schwerin, 6. September 1864. Ich habe vor einigen Tagen den Aufsatz über Kreuzschnabelbildung bei einer Rabenkrähe gelesen, den Sie in Nr. 9 des „Zoologischen Gartens“ veröffentlicht haben. Wenn ich Ihre Meinung richtig aufgefasst habe, so halten Sie diese Bildung für eine angeborne Monstrosität, nicht aber, wie Herr Heinzei für eine während des Wachsthums durch äussere Veranlassung entstandene Entstellung oder Krankheit. Da die Redaction jener vielgelesenen Zeitschrift sich in einer Anmerkung zu Ihrem interessanten Aufsätze dahin äussert, es scheine nicht, dass bereits bestimmte Angaben darüber vorliegen, wieviel von jener Missbildung angeboren oder dem Gebrauche zuzuschreiben sei,*) so scheint es mir nicht unangemessen, eine Arbeit zu citiren, die zur Entscheidung jener Frage und zwar in einem dem Herrn Heinzei nicht günstigen Sinne nicht unerhebliche Beiträge liefert. In den „Untersuchungen über die Entstehung der Missbildungen zunächst in den Eiern der Vögel“ von Dr. Pan um, dem bisherigen Professor der Physiologie in Kiel, der nun nach Kopenhagen übergesiedelt ist, finden Sie zunächst auf Tafel X. Fig. 1 die Abbildung einer Kreuzschnabelbildung bei einer ausgewachsenen Henne, das vollkommenste Analogon Ihres Falles. Ferner sagt derselbe bei Besprechung der Missbildungen der Gesichtstheile des Hühnchens im Eie S. 127: „Die Deformitäten des Schnabels gehören zu den allerhäufigsten einfachen Miss¬ bildungen der Vögel. Dieselben sind schon von Geoffroy, Sandifort, Otto und Huschke aufgeführt worden. Bisweilen ist der Oberschnabel abnormer Weise gekrümmt, bisweilen ist er zugleich kurz und dick, bisweilen ist seine Spitze kolbig, und der Unterschnabel ist dabei bald löffel- oder schaufelartig hervorgewachsen, bald ist er sehr kurz und hoch geworden, während er sich in andern Fällen mit *) Wir wünschten zunächst Aufschlüsse über die embryonale Form der ächten Kreuzschnäbel, mit denen die hier besprochenen Missbildungen nur theilvveise verglichen werden können. Die Red. des Zool. Gartens. 416 dem Oberschnabel kreuzt. Hierdurch können sehr verschiedenartige und für die betreffende Species sehr fremdartige Schnabelformen entstehen, die z. B. beim Hühnchen bald an den Schnabel der Loxia curvirostris , bald an die Schnabelform der Papageien und Raubvögel erinnern. Ausser einem Falle bei einer erwachsenen Henne ist diese Missbildung auf unsrer Taf. VII. in 5 Exemplaren repräsentirt (Fig. 10 und 11, 12 bis 14, 17 bis 19, 20 bis 22, 23). In mehreren dieser Fälle konnte der Druck, durch welchen die Verkrümmung (im Ei) veranlasst worden war, mit Bestimmtheit nachgewiesen werden. Bei dem in Fig. 23 abgebildeten Exemplare z. B., dessen Stellung ganz genau ebenso gezeichnet ist, wie sie im Eie war, stiess die Spitze des verkrümmten Oberschnabels gegen den Flügel an.“ Die Darstellung des Herrn Professor P an um und seine Abbildungen haben in mir die Ueberzeugung hervorgerufen, dass die in Rede stehende Schnabelbildung eine angeborne Missbildung ist. Die Erklärung, die jener Physiologe von dieser Miss¬ bildung gibt, dass sie nämlich im Ei durch Druck andrer Organe auf den Schnabel entstehe zu einer Zeit, wo der Druck oder ähnliche mechanische Einwirkungen, Zug, Zerrung, einen sehr bedeutenden Einfluss auf Form und Entwicklung der Organe haben, diese Erklärung wird einem Jeden einleuchten, der Panum’s Dar¬ stellung folgen und besonders die von ihm selbst bezeichneten 5 Fälle (s. oben sowie auch S. 149 und 150 des citirten Werkes) analysiren will. Es wäre thöricht, den Einfluss leugnen zu wollen, den die Abnutzung äussere Organe auf ihre Ge¬ stalt übt. Die Schneidezähne der Nagethiere geben unter Anderem ein schlagendes Beispiel davon. Es lässt sich ferner nicht in Abrede stellen, dass beim Menschen, wie bei den Thieren eine krankhafte Disposition in dem Wachsthum der Zahn- und Horngebilde vorkommt, die diesen eine ganz ungewöhnliche, abenteuerliche Gestalt verleihen kann. Ich wage endlich auch nicht, die Heinzel’sclie Er¬ klärung der Entstehung der normalen Kreuzschnabelform bei Loxia anzugreifen, obgleich mir dieselbe unwahrscheinlich vorkommt. Wenn man aber aus den Beobachtungen von Panu m ersieht , wie häufig assymetrische Bildungen der Gesichtstheile beim bebrüteten Hühnchen sind, und wie sehr Nitzsch im Recht war, als er schon vor langer Zeit die Assymetrie in der Schädelbildung bei den Vögeln im Zusammenhang mit der Kreuzschnabelbildung auffasste, so wird man sich schwerlich von der Erklärung des Herrn Heinzei befriedigt fühlen und vielmehr mit Ihnen nach einem tieferen Erklärungsgrund suchen, der in der An¬ nahme einer angebornen Missbildung zwar seinen Ausdruck, aber freilich nicht seine wissenschaftliche Formel gefunden hat. Aus einem Schreiben des Herrn Med. -Rath Di*. C. Mettenheime r an Herrn Dr. Walter in Offenbach. Dresden, 12. September 1864. Mein gestriger Besuch in dem hiesigen zoologischen Garten veranlasst mich, Ihnen einige Vergleichungspunkte zwischen dem hiesigen und dem Frankfurter Garten mitzutheilen, welche ich ebenso freundlich aufzunehmen bitte, als sie anspruchslos gegeben sind. Was zunächst das Allgemeine betrifft, so hat der Dresdener Garten durch die Unterstützung der Behörden und durch den Umstand, dass Alles neu gegründet wurde und die Erfahrungen andrer Gärten bereits benützt werden konnten, einen erheblichen Vorsprung vor dem Frankfurter. Der Platz ist weit geräumiger und bietet noch freie Fläche für bedeutenden Zuwachs an Thieren. Der innere Raum 417 der Raubthierhäuser, welche bei uns durch den Umstand, dass anfangs diese Thiere zur Hegung nicht in Betracht gezogen waren, weder den Ansprüchen der Sicherheit, noch der Schönheit entsprechen — abgesehen von dem Uebelstand der Trennung der Baubthiere in zwei Abtheilungen — ist hier ein, allen Ansprüchen vollkommen genügender, sehr breiter und heller Gang zwischen zwei Reihen von Käfigen. Sehr zwekmässig erscheint mir die Nummerirung der einzelnen Abtheilungen, wodurch vermieden wird, dass wichtige ganz übersehen werden, wie mir neulich erst in Frankfurt vorkam, dass Fremde, welche den Wolfsweg gegangen waren, das Raubthierhaus gar nicht gesehen hatten. Dagegen halte ich die hier überall aufgestellten Sammelbüchsen für die Wärter weder für würdig der Gesellschaft, noch glaube ich an ein bedeutendes Erträgniss derselben. Der Eintrittspreis ist viel niedriger als bei uns, 5 Sgr. , das finanzielle Ergebniss so gut, dass im letzten Jahre die Inhaber von Actien, ausser dem freien Familieneintritt, den der Besitz von 2 Actien ä 50 Thlr. gewährt, noch 2°/o Dividende bekamen. Was nun die Thiere betrifft, so sind mir als bemerkenswerthe Mängel in Frankfurt die hier vorhandenen bengalischen Tiger, die Auerochsen, der Tapir, der Puma auf¬ gefallen. Unsre Affen- und Gazellensammlung ist weit reicher, auch unser Weiher malerischer angelegt und besser bevölkert, der Bärenzwinger geräumiger und trockener, wenn mich der malayische Bär uns fehlt, welcher durch sein ausser¬ ordentlich komisches Gebahren, sein Trippeln auf den Hinterbeinen und klägliches Wimmern gar viel zur Erheiterung des Publikums beiträgt. Der Elephant ist ein ganz junges Exemplar, auch die Jaguare sind klein, dagegen die erwähnten Tiger und Auerochsen ausgezeichnete Exemplare. Die Thiere sind ausserordentlich gut gehalten und schienen mir theilweise munterer als bei uns. Soweit ich von einem zweistündigen Besuch an einem schönen Sonntagnachmittag bei stark frequentirtem Garten urtheilen kann , wird hier vom Publikum den Thieren sehr wenig Futter gereicht; sollte nicht die dadurch bedingte grössere Regelmässigkeit der Ernährung etwas zu dem guten Aussehen der Thiere beitragen ? Aus einem Schreiben des Herrn Dr. W. Stricker dahier an den Herausgeber. Waldenburg in Württemberg, 4. October 1864. In der Augustnummer Ihres „Zoologischen Gartens“ vom vorigen Jahr haben Sie meinen Bericht über den Erfolg meines Versuchs, Nachtigallen zu züchten, abzudrucken die Güte gehabt. Ich erlaube mir nun Ihnen den tragischen Ausgang dieses Versuchs mitzutlieilen. Kaum 8 Tage nämlich, nachdem ich meinen Brief hatte abgehen lassen, be¬ merkte ich am Eingang des Kämmerchens, in welchem die Nachtigallen gebrütet hatten, ungefähr 4 Schritte vom Nest entfernt, ein todtes Junges. Es war von gut¬ genährtem Ansehen und trug äusserlich keine bemerkbare Spur von Verletzung. Die übrigen drei sassen noch ganz munter in dem Nest. Ich vermuthete, die Alte, welche noch immer fleissig des Nest bedeckte, möchte das Junge erstickt haben ; als aber am zweiten Tag das andere und am dritten das dritte Junge an dem¬ selben Platz todt lagen und ich die Bemerkung gemacht hatte, dass das Junge jedesmal zu der Zeit aus dem Nest geschafft werde, zu welcher die Alte dasselbe zu verlassen pflegte, schöpfte ich den Verdacht, das Männchen möchte aus Eifer¬ sucht vielleicht den Mord begangen haben. Ich stellte also das Futter in einem Käfig auf, der immer in dem Kämmerchen sich befunden hatte, und als das Männ¬ chen hineingehüpft war, schloss ich das Thürchen; das Männchen war gefangen 418 und wenn es der Missethäter war, "konnte es keinen weiteren Schaden thun. In der That blieb das vierte Junge erhalten. Da aber der Alte kein Futter mehr annahm und ihm die Entziehung der Freiheit sehr zu Herzen zu gehen schien, wollte ich lieber das Junge draufgehen lassen, als den Alten, der für mich so viel Werth hatte. Und siehe da, als ich nach einigen Stunden wieder in dem Kämmerchen nachsah, war auch das letzte Junge ein Opfer des grausamen Vaters geworden. Auch dieses war gut genährt und schon beinahe flügge; ich hätte darum nicht geglaubt, dass es noch von dem Alten angegriffen würde. Es wäre für mich interessant zu hören, ob auch bei andern Insektenfressern ähnliche Wahrnehmungen gemacht worden sind. Indessen werde ich mich durch diesen unglücklichen Versuch nicht abschrecken lassen, noch weitere zu wagen. Dieses Jahr war es mir wegen einer durchgreifenden Reparatur im Hause nicht möglich. Mit um so grösserem Interesse werde ich dem nächsten Frühjahr ent¬ gegen sehen. Aus einem Schreiben des Herrn Stadtpfarrer G. Göller an die Direction. Aus dem Tagebuch meiner ostasiatischen Reise. Von Dr. Eduard v. Martens in Berlin. i Palembang auf Sumatra, April 1862. Heute sollte ich sehen, was mir in Java entgangen, den Kampf eines Tigers mit einem Büffel, den der Resident seinen mohammedanischen Unterthanen zur Feier des Ramadan gab. Eine sehr hohe und starke kreisförmige Umzäunung von Bambus war seit einigen Tagen errichtet, mit drei Etagen; die oberste war für uns Europäer und die hoffähigen unter den Eingeborenen bestimmt; wir sehen über die Spitzen der Bambusrohre hinweg, die Andern zwischen ihnen durch. Innen befindet sich schon der Büffel und, um das Schauspiel mannichfaltiger zu machen, auch ein Ziegenbock, ein Schwein, ein Hund und ein Affe, alle ruhig und friedlich. Endlich wird eine Seitenthür geöffnet und der Tiger hereingelassen. Er hat schon einige Zeit fasten müssen, erscheint auch sehr friedlich gesinnt, wagt sich nicht in die Mitte des Platzes, sondern schleicht matt an der Wand herum. Der Affe flüchtet sich in die Höhe, wird aber durch die Schnur, womit er angebunden, festgehalten. Der Büffel hält den Kopf stets so, dass er dem Raub¬ thier die Stirne bietet, ohne sonst Aufregung zu zeigen. Hund und Bock suchen sich in passender Entfernung zu halten, um möglichst wenig bemerkt zu werden. Der Tiger kehrt auf seinem Wege um, um nicht dem Büffel nahe kommen zu müssen, und kauert sich bald nieder. Damit ist aber den Zuschauern nicht gedient, und er wird mit viel Geschrei wieder aufgescheucht; er will nun längs der Wand weiter gehen, was ihn an der Rückseite des Büffels vorbeiführen würde. Dieser traut nicht, stürzt mit einer raschen Wendung auf das Raubthier zu und stösst es nieder. Der Tiger richtet sich wieder auf, erhält aber gleich darauf einen zweiten Stoss von der harten Stirne des Büffels, der ihn in die Ecke zwischen Boden und Bambuswand presst, so dass letztere zu krachen beginnt. Von da an kauert der Tiger nicht mehr, sondern liegt auf der Seite, mit Schmutz bedeckt, den Kopf niederhängend, halbtodt. Der Kampf hat geendet, ehe er recht begonnen, und es handelt sich nur noch darum, das Abschlachten zu vollenden, was widrig lange auf sich warten lässt. Der Büffel wird lange von oben gereizt mit langen I — 419 — Bambusstangen und Niedergiessen eines Aufgusses von spanischem Pfeffer auf seine wunden Hautstellen; endlich lässt er seine Wuth an den unglücklichen Mitgefan¬ genen aus. Der Hund wird beim ersten Anlauf, der Bock erst, nachdem er manch¬ mal gewandt entkommen, an ein Horn gespiesst und so hoch gehoben; die Ein¬ geweide hängen heraus und beide sind bald verendet. Das Schwein hat sich von Anfang an am meisten Respect verschafft und bleibt verschont. Da der Tiger gar nicht anders mehr zu ermuntern ist, wird eine Schlinge herabgelassen und nach einigen vergeblichen Versuchen die eine Vorderpfote, welche dieselbe abwehren wollte, damit gefasst, bald auch mit einer zweiten ein Hinterfuss. Hiermit wird er nun erst sanft geneckt und gezerrt, dann, da dies nicht wirkt, ganz vom Boden emporgezogen und hin und her geschwungen, um den Büffel zum Angriff zu reizen. Das matte Thier reagirt nur noch durch Zähnefletschen und dumpfes Knurren, und sucht sich an jeden erreichbaren Gegenstand anzuklammern und festzubeissen; so bekommt er einmal den Strick zu fassen, woran der Affe festgebunden, dieser schneidet in Todesangst seine ärgsten Fratzen, aber bei weiterem Zerren von oben schneiden die Krallen des Tigers den Strick durch und der so unerwartet Befreite flieht eilig aus dem Todesr'äume über die Umzäunung kletternd, mitten unter die Zuschauer hinein. Der Tiger wird dem Büffel bis vor die Nase geschwungen, ja letzterer förmlich damit gepeitscht, um so seine Aufmerksamkeit rege zu machen; beide wollen nicht mehr kämpfen, aber den Künsten der darauf eingeübten Sach¬ verständigen gelingt es am Ende doch, sie wieder aufeinander zu hetzen. Der Büffel stösst, mit der Stirne vorwärts rennend und im gehörigen Moment nieder¬ knieend; ferner schlägt er mit den Hörnern nach rechts und links um sich. Der Tiger ermannt sich noch einigemal, fasst unter lautem Gebrüll mit seinem Gebiss den Feind an der Schnauze, an der Kehle oder an einem Bein, blutende Stellen zurücklassend, aber jedesmal bald wieder abgeschüttelt; er ist schon zu schwach, um ordentlich einbeissen oder einhauen zu können, und liegt nach jeder solchen Anstrengung bewegungslos am Boden, während der Büffel sichtbar nichts an Muth und Kraft verloren hat, trotz des Blutes an seiner Schnauze. Einmal, als 'der Tiger die Kehle des Büffels erfasst, funkelten seine Augen nachher noch prächtig grün, das einzige Lebenszeichen des gequälten, vergeblich Ruhe suchenden Thieres. Ich bewunderte die Lebenszähigkeit und Energie desselben ; nachdem er eben noch so kraftlos und erschöpft dagelegen, dass man zweifeln konnte, ob er überhaupt noch am Leben sei, entwickelte er im Augenblicke des Zusammenstosses mit dem anrennenden Büffel eine staunenswerthe Raschheit und Gewandtheit, um den Stössen möglichst zu entgehen und den Gegner zu fassen; aber der nöthige Nachdruck fehlte und bei der gewaltigen physischen Stärke desselben dienten sie nur dazu, die Leiden des Unterliegenden zu verlängern. Nachdem diese Quälerei über eine Stunde gedauert, hatte ich das Zusehen satt und ging weg; bald darauf liess die Musik sich hören , wahrscheinlich ein Leichenmarsch für den Tiger. Die Ein¬ geborenen dachten anders, sie accompagnirten jeden Stoss, den der Büffel führte, mit freudigem Aufkreischen und Klatschen. Ich habe im Verlauf meiner Reise mitten durch Sumatra (von Palembang nach Benkulen) viel von Tigern gehört; dort war er an dem Graben eines Forts ge¬ sehen worden, hier hatte er einen Hund unter dem Hause (die Häuser stehen auf Pfählen) weggeholt, alles bei Nacht. Gesehen habe ich keinen mehr; indem ich, der überall wiederholten Warnung gemäss, es vermied, bei Nacht unterwegs zu sein, was freilich bei der bald im Vormittag eintretenden Hitze für eine Fussreise I — 420 — eine kleine Beschränkung war. Man hat hier auch als Tigerfallen grosse höl¬ zerne Kasten mit einer Fallthüre , die durch ein Schnellholz im Innern, das den Köder trägt, zum Niederfallen gebracht wird: ein Eingeborener soll bei Regen einmal in eine solche geflüchtet sein und dann aus Angst, ein wirklicher Tiger möchte sich auch einfinden, die Thüre zum Fallen gebracht haben, so dass er bleiben musste, bis andere Menschen kamen und ihn befreiten. Bas sind suma- tranische Krähwinklergeschichten. Uebrigens haben einzelne Malaien hier mit dem Tiger, wie anderwärts mit dem Krokodil, einen eigenen Aberglauben; sie be¬ haupten, der Geist eines ihrer Vorfahren sei in dem Thier, und wenn ein Kind gefressen wird, so heisst es: „der Grossvater hat es zu sich genommen“, was man dann gar nicht so schlimm findet, auch keinerlei Wiedervergeltung versucht. Die Begriffe der Furchtbarkeit und der Heiligkeit fliessen hier zusammen und dieser Aberglauben mag in dem mohammedanischen Fatalismus: „was Gott thut, das ist wohlgethan“ eine Stütze finden Dennoch ist er so bizarr und ferne liegend, dass man glauben möchte, ein Traum habe die Idee dazu gegeben. Dass der Tiger von hinten angreift und der Europäer in Indien fast nie allein über Feld geht, sondern stets von Eingeborenen begleitet, die hinter ihm geben, mindestens von einem Diener, der den „tali-api“ (brennende Lunte für die Cigarre) trägt, erklärt die Vorliebe des Tigers für eingeborenes Menschenfleisch wohl einfacher, als ein problematischer Unterschied im Gfeschmack des Fleisches oder eine angeborene Achtung vor der geistig überlegenen Race. Miscellen. Leipzig’s Relzhandel. Dass Leipzig der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels ist, weiss Jeder; dass es aber auch ein Hauptsitz des Pelzhandels für die ganze Welt ist, dürfte weniger allgemein bekannt sein. Nach einer Notiz in Westermann’s „Illustrirten deutschen Monatsheften“ (Mai 1864) findet man dort die Pelzarten aller Erdstriche in ungeheueren Vorräthen aufgehäuft. Den Glanz¬ punkt bilden die Seeotterfelle, die bis zu 300 und 350 Thlr. per Stück bezahlt werden. Ferner gibt es daselbst weisse, blaue, Kreuz-, Silber- und schwarze Füchse. Das Fell eines Silberfuchses kostet bis zu 125 Thlr., das eines schwarzen bis zu 250 Thlr. Letztere Pelzart bezeichnet den höchsten Luxus der vornehmen russischen Welt. Der jährliche Umsatz in sibirischen Eichhörnchen wird auf 1 J/2 Millionen Stück geschätzt. Auch Deutschland ist noch nicht so arm an Pelz- thieren, als man wohl glaubt. Marder, Füchse, Iltisse, Fischottern und Dachse kommen jährlich für mehr als eine Million Thaler nach Leipzig. Dabei steigt der Handel fortwährend. Im Jahre 1837 wurden daselbst 5308 Centner Rauchwaaren \ verzollt, im Jahre 1859 dagegen 10,827 Centner. Myoxus dryas Schreber. Der in Deutschland so seltene Baumschläfer kommt vereinzelt in der Gegend von Olmütz vor. Am 17. Mai dieses Jahres brachte mir einer meiner Schüler eine Schlafratte, welche er Tags zuvor in einem Tannenwald bei Sobischek in der Nähe von Prenau todt auf .der Erde liegend ge¬ funden hatte. Bei näherer Untersuchung erkannte ich dieselbe zu meiner grossen Ueberraschung als Myoxus dryas. Näheres hierüber, sowie über einige andere seltene Säugethiere unserer Gegend (Vespertilio dasycneme Boie, Foetorius lutreola 421 Keys, et Blas.) etc. behalte ich mir für die Verhandlungen der Wiener zoolog.- bptanischen Gesellschaft vor.*) ' L. H. Jeitteles. Gedächtniss der Eidechsen. Zu meinen seit mehreren Jahren zu Hause gehaltenen und sehr zahm gewordenen Eidechsen (Lacerta agilis) sind in diesem Frühjahr noch zwei trächtige Weibchen, ein altes und ein junges Männchen ge¬ kommen, welche bald zahm wurden, aber nicht fressen wollten und daher nicht am Leben geblieben sind. Am 14. Juni legte das eine der frisch eingefangenen Weibchen 8 Eier, welche seitdem um mehr als die Hälfte gewachsen sind und dann in den heissen Augusttagen durch Vertrocknen verdarben; das zweite Weibchen legte am 10. Juli ebenfalls ein sehr kleines, offenbar unbefruchtetes Ei und starb bald darauf. Das vom vorigen Jahr noch übrige Weibchen (s. oben S. 61) ist wohl und kräftig, hat aber bis jetzt nicht gelegt. Am 16. Juli erhielt ich eine junge, etwa fusslange Natter (Tropidonotus natrix), welche ich in Ermangelung eines zugerichteten Behälters einstweilen zu den Eidechsen brachte, die sich gerade behaglich sonnten. Die Schlange fing kaum an sich zu bewegen, als schon mehrere Eidechsen, besonders solche, die schon länger in Gefangenschaft waren und bisher mit Begenwürmern gefüttert worden waren, auf sie zustürzten und sie zu packen suchten, ganz in der Weise, wie sie es mit den Würmern zu machen pflegen. Sie packen diese nämlich stets zuerst in der Mitte des Leibes und schütteln sie einigemal lebhaft hin und her, bis die lebhaften Wurmbewegungen nachlassen, worauf sie den Wurm von einem Ende anfangend hinunterwürgen. Offenbar wollten sie es mit der etwa gänsekieldicken Schhmge ebenso machen. Diese aber, welche bei frischen Kräften war, setzte sich zur Wehr und biss rechts und links nach den Angreifern, von denen sie v • einige sogar festpackte. Im Nu änderte sich die Scene, die Eidechsen flohen nach allen Seiten und wurden noch lange durch das leiseste Geräusch irgend einer Art in den grössten Schrecken versetzt , während sich die Schlange ruhig ver¬ kroch. Dieselbe Scene wiederholte sich bei weiteren zufälligen Begegnungen, ohne dass jedoch ein Th eil einen ernstlichen Angriff machte. Als ich ihnen kurz darauf eine frische Ration Regenwürmer brachte, beobachteten die Eidechsen dieselben mit lüsternen Geberden aus der Entfernung, einige näherten sich allmälig, berochen und beleckten die Würmer, flohen aber mit Entsetzen bei jeder Bewegung der selben, die sie sonst zum raschen Zugreifen zu veranlassen pflegte. Kein ein¬ ziger wurde verzehrt, obgleich die Eidechsen seit mehreren Tagen gefastet hatten. Dies dauerte bis zum andern Tag , wo das oben erwähnte alte Weib¬ chen , das sich stets durch einen besonders guten Appetit auszeichnete , mit grosser Vorsicht den ersten Wurm nahm. Erst nach mehreren Tagen gewöhnten sie sich ganz an die Schlange, die später durch einen Zufall um’s Leben kam, als sie aus dem Behälter entwischt war. Als ich sie nach eintägiger Abwesenheit sterbend wieder hineinsetzte, wurde sie, ohne sich zu wehren, von einigen Eidechsen, wie spielend, am Schwänze gepackt und starb bald darauf. Das Gedächtniss dauerte hier nicht lange, aber Uebereilung, Erfahrung, Ueber- legung, Gewöhnung, Vergessen und — neuer Irrthum sind unverkennbar. B. *) Ich will bei dieser Gelegenheit auf einige störende Druckfehler in Blasius’ unübertrefflichem Werk über die Säugethiere Deutschlands aufmerksam machen. Seite 288 ist in der Gruppe Eliomys der Absatz: „2. M. Arias etc.“ zu streichen und dafür auf Seite 289 vor: „3. M. Glis “ einzuschalten. S. 295 soll es statt Gartenschläfer heissen: „Baumschläfer.“ 30 422 Literatu r. Die Insel Lussin und ihre Meeresfauna. Nach einem sechswöchentlichen Aufenthalt geschildert von Dr. A. E. Grube, ord. Prof, der Zoologie an der Universität Breslau. Nebst einer Tafel mit Abbildungen und einer Karte von Lussin. Breslau, Verlag von Ferdinand Hirt. 1864. 8°. 113 S. Es ist so wenig üblich, dass Zoologen bei der Beschreibung der auf ihren Ferienreisen gesammelten Naturalien der besuchten Oertlichkeiten gedenken oder gar ein kleine Reisebeschreibung beifügen, dass wir obige Schrift, die in dieser Beziehung eine anerkennenswerthe Ausnahme macht, mit Vergnügen in unserer Zeit¬ schrift anzeigen. Da die genauere Untersuchung und Bestimmung des Gesammelten nicht zur Aufgabe des Reisenden gehört, sondern in der Hauptsache der späteren Müsse Vorbehalten ist, bleibt in dem Tagebuche, das jeder Naturforscher unaus¬ gesetzt führen sollte, immer Raum genug für Beobachtungen über Gegend, Menschen, Thiere und Pflanzen u. s. w., die auch für die strengere Systematik nicht immer bedeutungslos sind. Wie ganz anders prägt sich das Bild solcher umschriebener Faunalgebiete ein, wenn man die Umstände erfährt, unter welchen die dortige Bevölkerung gefunden wird ! Wie wichtig ist es zu erfahren, dass die Bewohner¬ schaft des Meeres in verschiedenen Tiefen eine ganz verschiedene ist und durch einen Unterschied von wenigen Faden bestimmt wird! Wie viel Dank verdient es, auch die Fangmethoden und Hülfsmittel angegeben, ja selbst die einzelnen Personen namhaft gemacht zu sehen , welche entweder in ihrer Berufsstellung oder aus freien Stücken dem Beobachter nützlich sein können und seine Bemühüngen in abgelegenen Gegenden erleichtern und beschützen! Wie viele wichtige und schöne Untersuchungen sind lange Zeit unbeendet und unbeachtet gebliehen, weil die Beobachter es verschmäht haben, die Mittel und Wege anzugeben, durch welche sie dazu gelangt und zu controliren sind! Der Verfasser beschäftigte sich nur mit der Fauna der Wirbellosen, der er eine nicht geringe Zahl von Anneliden, Crustaceen, Nemertinen, Tunicaten u. s. w. einverleibt hat, welche einzeln nebst kurzgefassten Beschreibungen der neuen Arten aufgezählt werden. Wir haben nur bedauert, dass er nicht auch für die höheren Thiere, denen er begegnet ist, sowie auch für die beobachteten Hausthiere und deren Haltung einige Worte gehabt hat, welche es uns ermöglicht hätten, sie an Bekanntes anzuknüpfen. Seine Reisebemerkungen und Schilderungen des Lebens auf den wenig besuchten dalmatinischen Inseln werden jedenfalls auch Nichtzoologen mit Vergnügen lesen. B. Leitfaden für den ersten Unterricht in der Zoologie. Für Real- und höhere Bürgerschulen bearbeitet von Dr. P. C. Kolter, Lehrer an der höheren Bürgerschule zu Rheydt. Erster propädeutischer Theil. M. Gladbach und Leipzig, 1864. Verlag von Ad. Sparmann. 8°. IV. und 103 Seiten. Da wir uns über die Aufgabe derartiger Schriften schon mehrfach ausge¬ sprochen haben, wollen wir nur erwähnen, dass wir zwar in materieller Beziehung gegen den Inhalt dieses Biichelchens Nichts einzuwenden haben, aber doch Zweifel hegen, ob das hier Gebotene für den angegebenen Zweck genügt. Der erste Unterricht in der Zoologie soll nach unserer Ansicht gar nicht in Real- und höheren Bürgerschulen gegeben werden, wenn auch die Unterrichts- und Prüflings- 423 Ordnung von 1859 nicht mehr verlangen sollte. Für den Unterricht in Elementar¬ schulen mag es genügen, blos zoologische Beispiele zu geben und dabei das über die Lebensweise der Thiere Bekannte der Systematik vorzuziehen. In höheren Schulen aber erwarten wir ein tieferes Eingehen . und eine planmässigere Anregung des Denkvermögens. Wenn der Verfasser z. B. den Begriff der Metamorphose darin setzt, dass das Junge von den Eltern verschieden sei und erst nach und nach die Gestalt derselben annehme, so wird der Anfänger dadurch wenig gefördert und selbst auf Abwege geführt werden können; denn die Entwiklungsgeschichte hat uns gelehrt, dass alle Thierkeime (Eier) sich nicht nur ausserordentlich ähnlich sind, sondern auch in ähnlicherWeise entwickeln. Das Stadium, in welchem der Frosch das Ei verlässt, entspricht vollkommen einem Stadium des menschlichen Eilebens; auch die höheren Thiere haben ursprünglich ein Kiemengerüste, von welchem einzelne Theile (das Zungenbein) in den bleibenden Zustand übergehen; auch der menschliche Embryo hat bekanntlich einen Schwanz, und menschliche und thierische Embryonen sind auf früheren Stadien überhaupt desto schwerer zu unterscheiden, je jünger sie sind. Solche Dinge gehören zwar in kein elementares Schulbuch, aber der Lehrer muss doch seinen Vortrag so einrichten, dass die Einsicht des Schülers nicht plötzlich geändert werden muss, sondern sich fortent¬ wickeln kann. Warum ferner der Verfasser die Amphibien nach den Säugethieren und dann erst die Vögel und Fische abhandelt, dafür hat er weder Gründe an¬ gegeben, noch dürften deren anzugeben sein. Damit wollen wir jedoch keines¬ wegs ausgesprochen haben, dass sein Leitfaden nicht unter gegebenen Verhältnissen ganz zweckmässig sein könne; auch sind wir mit der Vorrede in der Hauptsache einverstanden. B. Zoological Society of London. List of duplicate birds and animals in the gardens for sale. October 1864. Mammals. 1 Piedmontese Calf (Female), 2 Male Shawl Goats, Capra Bos taurus . 20 0 0 hircus var . each 10 0 0 1 Pair of Yaks (Young), Bos 1 Hybrid Ibex (Young), Capra qrunniens . 100 0 0 ibex . 5 0 0 1 Pair ofElands (Young), Oreas 2 Male, 1 Fern. Bennett’s canna . 200 0 0 Kangaroo, Halmaturus Ben - 1 Aoudad (Male), Ovis trage- nettii . each 6 0 0 laphus . 15 0 0 1 Pair of Derby an Wallabys, 1 Punjaub wild Sheep (Male), Halmaturus derbianus . . 12 0 0 Ovis cycloceros . 10 0 0 3 Collared Peccaries, Dico- 1 Pair of AxisDeer, Cervus axis 16 0 0 tißes tajatju .... each 5 0 0 1 Molacca Deer, Cervus mo- 1 Sooty Phalanger, Phalan- luccensis . 12 0 0 gista fuliginosa . 1 0 0 1 Male Japanese Deer (Young), 2 Vulpine Phalangers, Pha- Cervus sika . 10 0 0 langista vulpina . . each 1 0 0 2 Male Wapiti (Young), Cervus 1 Coatimondi, Nasuafusca . 2 0 0 canadensis . 'each 30 0 0 1 Raccoon, Procyon lotor . 2 0 0 30* 424 Birds. 2 Emeus (Young), Dromaius Novae -Hollandiae . . each 10 0 0 1 Rhea, Bhea americana . 15 0 0 2 Australian Cranes, Grus au- strdlasiana . 30 0 0 2 Black Swans, Cygnus atra- tus . 1200 1 Male, 5 Fern. Magellanic Geese, Chloepliaga magel- lanica . each 8 0 0 4 Ruddy-Headed Geese, Chloe- phaga rubidiceps . . each 6 0 0 5 Bahama Ducks, Poecilonetta bahamensis .... each 3 00 5 Pairs of Summer Ducks, Aix sponsa .... each 200 1 Pair of Globose Curassows, Crax globicera . 6 0 0 2 Barred ditto, Crax fascio- lata . 700 6 Young Impeyan Pheasants (sex uncertain), Lopliopho- rus impeyanus . . . each 30 0 0 5 Young Tragopans (sex un¬ certain), Ceriornis saty- 2 Male, 1 Fern. Japanese Pheasants, Phasianus ver- sicolor . each 6 0 0 3 Young Australian Quails, Synoecus australis each 10 0 4 Black - Backed Porphyrios, Porphyrio melanotus each 4 0 0 1 Pair of Dwarf Turtle Doves, Turtur humilis .... 100 1 Pair of Egyptian ditto, Turtur senegalensis ... 100 1 Slender-billed Cockatoos, Licmetis tenuirostris each 4 0 0 2 Ring - necked Parrakeets, Palaeornis torquata . . 1 10 0 1 Pair of Alexandrian ditto, Palaeornis Alexandri . . 1 10 () 4 Rose - crested Cockatoos, Cacatua rosacea . . each 2 0 0 4 Crested Ground Parrakeets, Calopsitta Novae - Hollan¬ diae . each 2 0 0 2 Wedge-tailed Eagles, Aqui- la audax . each 5 0 0 2 Cinereous ditto, Haliaetus albicillus . each 1 0 0 ra . each 50 0 0 Applications to be made to the Superintendent at the Zoological Gardens Regent’s Park; or, by letter, to the Secretary, 11, Hanover Square, W. P. L. Sclater, Secretary. Eingegangene Beiträge. A. in M. — F. in M. — G. in S. — M. in B. — P. in H. — R. in L. — S. in D. — S. in F. — S. in W. — T. in B. — T. in H. — U. in M. Zugleich mit dieser Nummer werden Titel, Inhaltsverzeichnis» und Register des Y. Bandes des „Zoologischen Gartens“ ausgegeben und die Honorarbeträge an die Herren Correspondenten und Mitarbeiter expedirt* Wir ersuchen dieselben, etwaige Reclamationen durch Vermittlung der J. D. S auerländer’scheu Yerlagshandlung in Frankfurt a. M. an die Unterzeichnete Redaction zu richten, welche dafür haftet. Die Redaction des „Zoolog. Gartens“, Dr. C. Bruch, Prof. Register Aal in Neu-Seeland 166. Abortus 150, 259. Acanthis s. Spinus. A ccentor modularis, Ankunft 377. Accipenser 228. Acclimatisation 6, 49, 124, 199, vor 100 Jahren 55. Acouclii, Fortpfl. 125. Acridium migratorium 265. Acrolepia betulella, Schaden 405. Adler s. Falco. Aegolius brachyotus 205, 377, otus 340, 415, f 266. Allen, im Freien 303, im Kätige 112, Nahrung HO, Sterblich¬ keit 113. Affenhaus in Frankfurt a. M. 74, 109, in London 227. Agami, Fortpfl. 124. Agricola, Vorkommen 205. Agr otis, Schaden 327. Aguti, Färbung 125, Fortpfl. 125, 228, 292, 406, Pflege 124, Aix sponsa 198, Fortpfl. 125, 228, f 84. Alauda alpestris 197, arborea 341, arvensis 339, weisse 221. Albinos 125, 203, 218, 237, 257, 260, 268, 269, 304, 391. Alces 196. Alpaca, Fortpfl. 125, Bastard 199. Alphee 283. Amadina fasciata 203. Amazonenpapagei, tapirirt 21. Anas 92, 163, 197, 340, Fortpfl. 228, 259, 376, bahamensis s. Poecilonetta , galericulata S. Dendronessa , malacorhynchus 163, moschata 390, sponsa s. Aix, weisse 2 21. Anguis fragilis, als Futter 269. Anodonta cygnea, Parasiten 72, ponderosa 27 Anser 137, 307, Fortpfl. 259, 376, bernicla 194, 198, cereopsis 190, 305, segetum, Zug 339. Anthornis melanura 165. Anthus 341, 378, 414, weisser 220. Antilope 124, 167, 390, addax , albi/rons, caama, capreolus, co- rina 393, depressicornis 391, dor¬ ret s, 291, Fortpfl. 125, Heilung 293, f 116, furcifera 92, 196, 254, Gnu, Gorgoti, Kevella 393, leucoryx, Fortpfl. 190, f 150, Morrh 291, oreas, Fortpfl. 190, 228, f 116, 374, picta 196, Fortpfl. 125, 376, f 292, unc- tuosa 393. Anzahl der Thiere 204. Apterix australis 164. Aquarienhaus in Hamburg 84. Aquarium im Haag 408. Aquarium in Frankf. a. M. 190. Aquarium in Paris 260, 377. Aquila 196. Ara 196, gelbfliigeliger 178. Arctomys Baibak , Lebensweise 234, marmota 235, fossil 226. Ardea cinerea 197, 341, comata 306, 373, purpurea 123, 197. Ardeola minuta 302, Ankunft 379. Argali, f 199. Arvicola , Vorkommen 205. Ascalopax , Ankunft 377, 378. Ascaris nigrovenosa 71. Astrilda 197. Astur 196, nisus 265, weisser 219, Novae- flollandiae 390, palum- barius 206, 289, weisser 219. Ateles 76, paniscus 113, f 151. Athene Novae- Zelandiae 164, pas- serina 196, 339. Atherura africana 195. Auchenia s. Lama. Auerochs, s. Bison. Augenkrankheiten 386. Axis S. Cervus. Axolotl 260. Bachstelze s. Budytes, Motacüla. Bahamaente s. Poecilonetta. Balearica 197. Ballontaube 223. Bandvogel, eierlegend 203. Bär s. Ursus. Bärenzwinger 396. Bastarde, Alpaca u. Quanaco 125, 199, Angorahziege u. si- cilianische 157, 259, Canarien- vogel u. Stieglitz 139, Cerco- cebus cynomolgus u. sinicus 335, Felis onca und Hernandesii 228, Fulica atra und c ristata 228, Hase und Kaninchen 376, 390, Hemionus und Esel 390, Löwe Tiger 6, Ongtischaf u. Ro¬ manow 259, Pavo nigripennis u. cristatus 228, Pfau u. Perl¬ huhn 395, Phalangista vul- pina und fuliginosa 228, spa¬ nische Dogge u. Dingo 376, Steinbock u. Ziege 150, 228, Yak u. Rind 376. Batrachier 349, 399. Baumfalke, Nahrung 265. Baumpieper, Ankunft 341, weis¬ ser 220. Bengalist 223, 297. Bergschaf 91. Bernikelgans 198, f 194. Beschneiden der Flügel 52, 122, 265. Biber, Zucht 273. Bienenfresser s. Mtrops. Birkheher 302. Birkhuhn, Balzzeit 379. Bisamente, Varietät 390. Bison, amerikanischer 196, 371, 392, 398, Fortpfl. 228, euro¬ päischer 372, 398, 417. Bitterling 381. Blatterngift, Impfung 125. Blauamsel 297. Blaukehlchen, nistet 378, Zug 343, Krankheit 156. Blaukopf 327. Bleischrot, giftig 265. Blutegelzucht 186, 381. Boa 399. Bombycilla, Nestbau 126, Vor¬ kommen 158, 339. Bombyx neustria 327, Roy lei 387. Bos grunniens S. Yak, bubalus s. Büffel, hispanicus 391, son- daicus 227. Botaurus 163, 197, 302, 378. Brachpieper, Ankunft 414. Brachvogel, weisser 221. Brautente s. Aix. Brotolomia, Schaden 327. Brüllaffe 227. Brunst 16, 61, 199, 305 362, 375. Brütapparat 408. Bubo 196, blinder 38 6,poensis 228. Bueephalus polymorphus 72. Buchfink, Zug 340, weisser 220. Budytes flavus , Zug 379. Büffel, italienischer, javani¬ scher 398, kleinasiatischer 392, weisser 391. Butalis grisola , Ankunft 414. Buteo vulgaris. Ankunft 340, weisser 219. Cacatua 196, Lradbeateri 23 1 , ma- laccensis, f 267, schwarze 372, 398. Calamoherpe 252, 414. Callacas cinerea 165. Callocephalon galeatum 177. Calopsitta, Fortpfl. 228. Camelopardalis s. Giraffe. Camelus bactrianus, Fortpfl. 83. Canarienvogel, Bastard 139, Brutpflege 159. Ganis 195, anthus 291, mesomelas Fortpfl. 228, niloticus 292, s. Hund. Capra rupicapra 196, f 224, s. Ziege. Carduelis elegcms , Bastarde 139, missbildeter 284, weisser 220, schwarzer 268. Carolinenente s. Aix. Carpocapsa , Schaden 404. Carpophaga Novae- Zelandiae 165. Caryocatactes, weisser 220. Casarca variegata 163, rutila 228. Gastor fiber 273. Casuar 124, 197, 272, Brunst 199, Fortpfl. 228, 346, gelb- halsiger 399. Catreus Wallichii, Fortpfl. 228. Cebus capucinus 84, 113, 195, f 92. Cenchris piscivorus, Fortpfl. 228. Cercaria cotylura 73. Cerchneis 196. 426 Cercocebus s. Macacus. Cercolepfes caudivolvulus 195. Cercopitkecus fuliginosus 113, patas 51, 113, f 193. Cereopsisgans 395, Ei 199. Ceriornis satyr a, Fortpfl. 228. Certhiparus maculicaudus 165. Cervus Aristotelis , Fortpfl. 125, 228, 259, 376, -4.r7s, Fortpfl. 60, 125, 149, 190, 199, 223, canadensis 51, 91, 196, 227, 393. f 375, dama 195, 375, Fortpfl. 20, 190, 257, 292, Duvaucclii 196, elaphus 20, 126,equinus 196, hip- pelaphus 196, Fortpfl. 257, mo- luccensis, Fortpfl. 228, Muntjak t 257, paludosus , Fortpfl. 199, porcinus 196, Fortpfl. 52, 125, 190, 228, f 375, weisser 260, sika, Fortpfl. 228, tarandus 124, 392, virginianus 91, 196, Fortpfl. 125, 292, 333, weisser 260, Wallichii 196, Fortpfl. 228. Chenalnpex 198. Chimatobia , Schaden 328. Chimpanse 195, 368, 395. Chloephaga, Fortpfl. 228. Chloris pinctorum 197, 284. Chrysotrix sciureus 195. Ciconia 197, Ankunft 340, 401, Nestvoirel 399. Cidaria , Schaden 328. Circaetos gallicus, Vork. 306. Circus 196, cyaneus, Ankunft 342, weisser 219. Coccothraustes vulgaris 34 1 , weis¬ ser 220. Coelogenys Paca 195, f 199, 260. Coenurus cerebralis 199. Colibri, weisser 221. Columba 197, gymnophthalma , Fortpfl. 228, palumbus , Ank. 340, coronata, nicobarica, Vic- toriae 295, S. Tauhe. Colymbus arcticus , V orkommen 26, 300, minor 378. Conchylis, Schaden 403. Conurus solstitialis 179, 196. Coracias garrula 302. Coriaria sarmentosa 164. Corvus 197, 266, missbildete 283, Nutzen und Schaden 156, 287, weisse 203, 220. Corythaix persa 197. Corythus enucleator 176. Coturnix s. Wachtel. Crax 197. Crex pratensis, Ankunft 415. Crocidura , Vorkommen 205. Crocodil 318, 399, 420. Crossopus fodiens Vorlt. 205. Crotalus durissus 29, 118, 258. Croup 260, 377. Curruca 197, 379, 414. Cyanecula 156, 343, 378. Cyanogarrulus cristatus f 293. Cygnopsis 198. Cygnus 198, ater , Fortpfl. 125, 199, 392, f 52, Bewiekii 399, musicus 223, nigricollis 395. Cynaüurus guttatus 195. Cynocephalus Anubis 113, Babuin 195, hamadryas 113, 195, Fortpfl. 228, leucophaeus 113, sphinx 113, f 293. Cynopithecus niger 113. Cyprinus 381. Cypselus apus , Zug 414. Cysticercus 157, 224. Dacelo gigantea , 197, Nahrg. 18. Dachs 330, 420. Dafila acuta 197, Zug 340. Damhirsch s. Cervus. Darwinismus 211, 241. Dasychira, Schaden 326. Dasyprocta S. Aguti. Dasyurus 391. Delphin, lebender 22, 227. Dendrolegus inustus 391. Dendronessa galericulata 125, 198. Dianthoecia , Schaden 327. Dicholophus cristatus 391. Dicotyles 155, 195, Fortpfl. 228, f 260. Diloba, Schaden 327. Dinornis 166. Distelfink s. Carduetis. Dohle, missbildete 284. Dompfaff, weisser 220. Dorkinghuhn 149. Dosenschildkröte 160. Drcissena polymorpha im Main 29, 89, 124, in der Mosel 30. Dromaius Novae- Hol landiae 197, 346. Dromedar 167, 390, Heilung 224, schwarzes 391. Drüsenkrankheit 117, 224, 334, 374. 377. Durchfall 51, 52, 122, 151, 193, 199, 200, 260, 266, 305, 334. Edelmarder 195, blinder 386. Eidechse S. Lacerta. Eierlegen, krankhaftes 31, 376. Eingeweidewürmer 35, 65, 157, 199, 224. Eisbär 58, 124, 195. Elennantilope 395, Fortpfl. 190, 228, f 116, 374. Elephant, afrikanischer 394, indischer 158, 195, 390, 391, 394, 398, junger 417, Hal¬ tung 320, 360, Messung 323, sumatranischer 372. Elephantenbad 227. Elkhirsch 91. Elster 197, Ankunft 341, weisse 220, 268. Emberiza 197, 378, 379, weisse 220. Ente S. Anas. Ephestia, Schaden 328. Erblichkeit der Verstümme¬ lungen 54, 344. Eriodes frontatus 113, 234. Erkältung 15, 20, 52, 94, 199, 265. Esel, Bastard 390, egyptischer 365. Eskimohund 167. Euphema pulchella Fortpfl. 228. Euplectes ignicolor 197. Euterentzündung 293. Falco 196, aesalon 266, albicilla 391, Bacha 391, brunnea 163, cencjiris 266, gyr falco, 268, Tiarpe 163, imperialis 395, naevioides 309 nisus , 265, weisser 219, palumbarius 20 6, 219, 289,pere- grinus 341, rufipes 265, sacer 227, subbuteo, Haltung 265, Ank. 341, tinnunculus 265, Ank. 341. Fangplätze des Braunfisches 24. Fasan s. Phasianus. Faulthier 398. Fausthuhn s. Syrrhaptes. Feder nagen 177. Feldhuhn s. Perdix. Feldlerche, Ank. 340, weisse 221. Felis chalybeata 41, 283, concolor s. Puma, discolor 279, guttata 283, jubata 283, Irbis 43, leopar- dus 201, 281, longicaudata 283, lynx 82, 195, melas 230, 280, mormensis 391, nimr 283, onca Bastard 228, orientalis 230, pardalis 281, pardus 201, 281, poliopardus 280, Tulliana 283, variegata 40, 200, 229. 231, 281. Fessel für Affen HO, für Vögel 123, 155. Fischadler 250. Fischotter 155, 330, 420. Fischreiher 197, Ankunft 341. Fischteiche 58, 182. Fischzucht, künstliche 32, 52, 128, 190, 228, 260, 346, 377. Fitislaubvogel, Ankunft 379. Flamingo 197, 199, 396. Fliegenfänger s. Muscicapa. Formica herculanea 379. Fortpflanzungen 20, 49,83,125, 149, 190, 192, 199, 223, 228, 257, 259, 274, 292, 311, 333. 335, 345, 373, 376, 406. Fregilus 197. Fringilla, Ankunft 340, 378, missbildete 284, 378, weisse 220. Froschlarven, riesenhafte 352. Frostschmetterling 328. Fuchs s. Vulpes. Fulica atra 27, 197, Bastard 228. Fussskelett der Vögel 27. Futter der Säuger 13, 106, 110, 125, 137, 234. 303, 305, 321, der Vögel 13, 48, 142, 147, 265, 269. 290, 296, 299, der Amphibien 61, 258, 260, 355, der Fische 128, 185, der Blut¬ egel 186, 381. flalago Allenii 227. Gallinula chlor opus 197, 378. Gallophcisis melanotus 197. Gallus s. Huhn. Gambahuhn f 151. Gans s. Anser. Gartenammer, weisser 220. Gartenmolch 381. Gecinus s. Specht. Geflügelausstellung 125, 270. Gehirnkrankheiten 199, 342. Geier s. Vultur. Geieradler s. Gypaetos. Gelechia leucatella, Schaden 405. Gemse s. Capra. Generalversammlung der zool. Ges. in Frankfurt a. M. 187. Generatio aequivoca 35. Generationswechsel 72. Genetta tigrina 195. Geotrygon , Fortpfl. 228. Gerstenammer, Ankunft 379. Geschlecht, Wahl desselben 31. Geschwürbildung 151, 199, 257. Getreide, wildes 55. Geweihbildung 60, 388, 392. Gewölle 18, 205. Gipsverband 293. Giraffe 395, Fortpfl. 228, Horn¬ bildung 134, Krankheit 129. Girlitz, Ankunft 378. Glanzfasan s. Lophophorus. Glanzstaar 292, 396. Goldammer, weisser 220. Goldhähnchen, Zug 378. Goldlackhuhn 125. Gomphoceros 265. Gordius seta 67. Gracula, weisse 221. Grapholitha, Schaden 403. Grasmücke S. Curruca. Grauammer, weisser 220. Graucalus 163. Grislybär 167. 427 Grus cinerea 197, Ankunft 342, paradisea f 194, pavonina 197, t 151, virgo, Fortpfl. 228, f 335. Guanaco , Fortpfl. 125, 376, Bas¬ tard 199. Gürtelthier, Fortpfl. 125, f 260. Gymnorhina leuconota 197. Gypaetos 307, 395. Gyps 196. Haarwuchs 15, 19, 124, 394. Habicht s. Asfur. Haematopus picatus 165. Hakengimpel, Vorkommen 176. Haliaetus 196, albicilla 339, 391, aguia 390, cristatus 395, sphenu- rus 227. Haliastur indicus 391. Halrnaturus 125, 195, 390, Ben- nettii , Fortpfl. 190, 334, 376, f 257, 260, fuliginosus , f 199. Hammerhuhn 399. Hamster 153, 205, schwarzer 280, weisser f 257. Hapale s. Uistiti. Hapalotis, Fortpfl. 228. Harpye 227, 395. Hausmaus 205, missbildete 268. Hausratte, Vork. 58, 116, 266. Hausrothschwanz s. Ruticilla. Hausschwalbe, Ankunft 379, weisse 221, 269. Ilausthiere 55, 390. Hautmuskeln der Vögel 95. Heckenbraunelle, Ankunft 377. Heerschnepfe , Ankunft 377, weisse 221. Heidschnucke s. Schaf. Helmkakadu 177. Helotarsus 196. Hemionus, Fortpfl. 125, Bast. 390. Herodias 162. Herpestes 195, 391. Hirsch s. Cervus. Hirudo 186, 381. Hirundo, Ankunft 378, 379, 413, weisse 221, 269 Hokko 55, 129, 197, 376. Holztaube 340. Hornisse als Bienenfeind 161. Huhn, Bankiva- 390 , Creve- coeur-126, Dorking- 149, eng¬ lisches Kampf- 126 , Gold¬ fasanen- 125, Houdan- 126, missbildetes 416, Normannen 125, Padoue- 198, Weisshau¬ be 126. Hühnerzucht 144, 200, 312. Hund, Eskimo- 167, japanischer 391, mexicanischer 260, neu¬ seeländischer 162, s. Canis. Hundshai 228. Hyaena 195. Hydroehoerus 195. Hypolais vulgaris, Ankunft 414. Hyponomeuta , Schaden 405. Hypsiprimnus murinus 195, Fort¬ pflanzung 190. Hypudaeus, Vorkommen 205. Hyrax capensis, Fortpfl. 228. Hystrix 155, 406. Jachus vulgaris S. Uistiti. Jaco 396. Ibis 198, 199. Icterus Jamaica 197. Iltis gefangen, 153. Infusorien 36. Inuus ecaudatus 75, 113, f 334. Irbis 43. Jungfernkranich 228, i 335. Jijnx torquilla , Ankunft 379, weisse 220. Kaiseradler 395. Kaka 163. Kakako 165. Kakapo 164. Ivakorimaka 165. Kameel, Fortpfl. 83. Känguruh s. Halrnaturus. Känguruhratte, Fortpfl. 190. Kaninchen, russisches 304, schottisches 151. Kapuzineraffe s. Cebus. Kardinal, rother 297. Karpfen 184, 381. Katze, säugende 304, schwanz¬ lose, Fortpfl. 205. Kerabau 196. Kernbeisser 341. Kiebitz s. Vanellus. Kiwi 164. Klammeraffe 76, 113,234, f 151. Klappergrasmücke , Ankunft 379. Klapperschlange 118, Fütterung 258, Geräusch 29. Knochenbrüche 131, 150, 151, 194, 293. Knorpel 135. Kohlmeise , missbildete 284, weisse 221. Kolilweissling, Schaden 326. Kolik 131, 224, 292. Koossa 108. Kornweihe s. Circus. Kotuku 163. Krähe S. Corvus. Krammetsvogel s. Turdus. Kranich s. Grus. Krankheiten im Allg\ 8, 16. Kreuzotter, schwarze 280. Kreuzschnabel 284, 415. Kriekente, Ankunft 379. Kronkranich, f 151. Kröte, Temperaturgefühl 161. Kukuk 301, 379, Aufzucht 296. Kuri 162. Ijacerta agilis , Haltung 60, 127, 421, montana 2S0, ausl.166, 399. Lama 167, 196, 394, 398, Fortpfl. 125, 376. Lämmergeier 395. Lamprete 377. Lamprocolius 292. Lampronia morosa, Scliaden405. Landblutegel 62. Landschnecken 51. Lanius 197, Ankunft 379, 413, 414, missbild. 284, weisser 220. Larus 198, Fortpfl- 228. Leach's Sturmvogel 26. Leberkrankheiten 224, 266. Leberthran als Heilmittel 111. Lemur 195, 227, 391. Leo senegalensis 195. Leporiden, Fortpfl. 376, 390. L.eptoptilus crumenifer 197. Lerche S. Alauda. Le ucosarcia picata 392, Fortpfl. 228. Leuncia 283. Licmetis 196. Limnaeus 381. Limosa melanura 197. Lippenbär f 335. L^ophophorus , Fortpfl. 125, 228, 394, f 200. Lophortyx californiana 197. Löwe 195, durchgebrochen 369, Fortpfl. 228, junger 291. Loxia, weisse 220. Luchs 82, 195. Luftbeschaflfenheit 11, 79, 109. Lumme, missbildete 284. Lungenkrankheiten 93, 115, 117, 151, 193, 260, 293, 374. Lusciola, Ankunft 413, > f 417. Lutra 155, 330. Macacus cynomolgus 113, 155, 373, Bastard 335, ' f 407, nemestri- nus 111, 281, silenus 113, sinicus 113, 335. Machetes pugnax 197. Macropus 195. Magellansgans, Fortpfl. 376. Magenentzündung 194. Magot s. Lnuus. Mamestra, Schaden 327. Mandarinenente s. Dendronessa. Manguste 391. Manien, Färbung 125, Fortpfl. 125, Pflege 124. Mareca 198. Maskenschwein , Fortpfl. 190, 292, 310,394. Matuku 163. Mauersegler, Ankunft 414. Mäusebussard s. Buteo. Mauserung 15, 125, 128, 149. Mausfalle 153. Mazamaantilope 92, 196, 254. Meerkatze, rothe 51, f 193. MegacepTialon maleo 399. Meies vulgaris 195. Melopsittacus s. Wellenpapagei. Menschenknochen 204, 345. Mergus albellus, Zug 339. Merops apiaster, Vorkommen 268, Novae- Zelandiae 398. Merula 197. Metamorphose 66, 423. Microglossus aterrimus 398. Miesmuschel 29, 89. Mikroskop 9. Milvus 196, Zug 341, parasiticus 391. Milzkrankheiten 117, 224. Misteldrossel , Ankunft 340, missbildete 284, weisse 220. Mittelschnepfe, Vorkommen 377. Moa 166. Molothrus 196. Mormon maimon 195. Motacilla 339, Yarettii, Fortpfl. 228, Zug 339, weisse 220. Mouflon 196, afrikanischer 125, Fortpfl. 190, f 374. Muntjac f 257. Murmelthier 234, fossiles 236. Mus arvalis 154, decumanus 153, in Neu-Seeland 162, Varie¬ täten 205, minutus 205, rattus 58, 116, 266, silvatieus 154, 205. Musdcapa , Ankunft 380, 414, atricapilla 267, 344, 380, neu¬ seeländische 165, parva 380, weisse 221. Mustela 195. Mycetes ur sinus 227. Myelois, Schaden 328. Myoxus avellanarius 205, dryas 420, glis 195, 227, 421, quercimts 205. Mystacina tuberculata 162. Mytilus edulis 29, 89. Nachtigall, Ank. 413, Zucht 417. Nacht reih er 253. Nahrung s. Futter. Nasua mexicana 195, socialis 21, Fortpfl. 336. 428 Natter, junge 421. Navahoe-Pferde 91. Neger in Dongola 385. Neritina fluviatilis 73. Nestor meridionalis 163. Neuntödter s. Lanius. Nilpferd 372, 398. Numenius areuatus 197, weisser 221. Numida 197, 291, Bast. 395. Nusslieher, weisser 220. Nutzen der Thiere 5, 95, 163, 251, 342, 392. Nycthemerus 197. Nycticorax 197, 253. Nylgau, Fortpfl. 125, 376, f 292. Nymphicus Novae - Ilollandiae , Fortpfl. 344, 373. Obstsorten, veredelte 57. Ochse s. Bos. Ochsenfrosch 257, 351. Ocneria, Schaden 326. Ocydromus australis 163, 398. Oedicnemus crepitans, V ork. 344. Ohreule s. Aegolius. Oidemia americana 198. Orang-Utang 370, 372, 395. Oriolus 149, 197, Ankunft 414, weisser 221. Ortalida 197. Ortyx mexicana 197 ,plumifera 395. Otis tarda 197, 392, tetrix 395. Otogyps 196. Ovis S. Schah Paca s. Coelogenys. Padda oryzivora 197. Palaeornis 196. Paludina 381. Palumbus lorquatus 197. Pandion haliaetus 250. Panther 384, langschwänziger 40, 200, 229, Varietäten 279. Paradiesente 163. Paradieskranich, f 194. Paradieswittwe 198. Paradoxurus 195, 391. Pecari s. Dicotyles. Pelekan 198, krausköpfiger 395, verflogener 306. Penelope 124, 197. Percheron, Tragzeit 236. Perdix 151, 197, 268, chinesische 376, weisse 221. Perlhuhn 197, 291, Bastard 395. Pernis apivorus 330, Zug 414. Petromyzon marims 377. Pfau 197, 376, Bastard 395. Pfauen-Voliere 394. Pferd s. Pony. Phacochoerus 394. Phalacrocorax 197. Phalangista 195, Bastard 228. Phaps chalcoptera 197, F or tpfl. 228. Phascolomys 195, 227, f 199. Phasgonura viridissima 67. Phasianus 197, 394, albocristatus, Fortpfl. 311, 376, colchicus, weisser 221, isabellfarbener 392, Fortpfl. 311, Cuvieri , Fortpfl. 125, 311, 376, mela- notus 197, 199, Fortpfl. 125, 311, 376, Soemeringii 228, 376, versi- color, Fortpfl. 228, 311, Wal¬ lfahrt, Fortpfl. 228. Phoca vitulina 195. Phoenicopterus S. Flamingo. Phyllopseuste, Zug 378,379, 414. Pica s. Elster. Pinscher, schwanzloser 54, 344. Pinselschwein 394. Piopio 165. Pirol s. Oriolus. Planorbis 381. Platalea 197. Platycercus 196, eximius, Fortpfl. 21. Platyptilus rhododaclylus , Scha¬ den 405. Platypus ferina 198. Plecotes auritus, V Ol’kommen 205. Plectropterus gambiensis 197. Podargus humeralis 398. Podiceps 164, 378. Poecilonetta bahamensis, Fortpfl. 125, 228. Polartaucher, Vork. 26, 300. Pony 195, 391, 302, cochinclii- nesischer 124, englischer 392, isländischer 392, javanischer 124, 259, Scheck, Tragzeit 236, schottischer 1G7, shetländi- sclier 259, 390, 392. Porthesia , Schaden 326. PotamocJioerus 394. Pratincola, nistend 378, 379. Procyon lotor 195. Prosthemadera 164, 398. Proteus anguinus 231. Psephotes 1.96. Psittacula 196. Psittacus 196 , amazonicus 21, erythacus 396. Psophia crepitans 199. Pterocles alchata 197, f 84. Pucrasia macrolopha 228. Puma 167, 195, 279, 417. Python 399. Quagga 371, 393. Quelea sanguinirostris, Fortpfl. 17, 202, 297, 300. Querquedula 198. Rabe s. Corvus. Rallenreiher 306, 373. Rana mugiens 257, 351. Ratte s. Mus. Rattenfalle 153. Raubvögel, Pflege 21, 265. Rauchschwalbe, Ankunft 378, weisse 221. Rebhuhn s. Perdix. Regenpfeifer, neuseeländischer 164. Regulus , Ankunft 378. Reh 196, 266, 330, Haltung 304. Reisfink 168, 223. Rennthier 124, 196, Geweih 392. Rhea americana 197, Fortpfl. 228, 345. Rliinoeeros 368, 393. Rhipidora flabellifera 165. Rhynchodon 196. Rieseneisvogel s. Dacelo. Riesenfrosch 350. Riesensalamander 118, 390, 399. Rindvieh, verwildertes 162. Ringelnatter, schwarze 280. Ringeltaube, Ankunft 340. Rochen, junge 260. Rohrammer, Zug 378 Rohrdommel s. Botaurus. Rohrhuhn, Ankunft 378. Rohrsänger 252. Rossegel 381. Röthelfalk 266. Rotlifussfalk 265. Rothkehlchen, Ankunft 341, Krankheit 156, neuseel. 165. Ruru 164. Riisselbär s. Nasua. Ruticilla , Ankunft 340 , 379, Wanderung 176, weisse 220. Saatgans, Zug 339. Saatkrähe, missbildete 284, weisse 220. Säbelantilope, Fortpfl. 190, f 150. Säger, Vorkommen 339. Salamandra atra 280, maxima 118, 390, 399. Saudhulm, f 84. Sandwichgans, Fortpfl. 376. Sarcoramphus gryphus 195, 196. Saugflasche 83, 305. Saxicola 379, weisse 220. Scelette, trocken zu fertigen. 132. Schabraken-Tapir 344. Schaf, Fortpfl. Astrachan- 259, bengalisches 124, caramani- sches 259, Fettschwanz- 196, Guinea- 190, Heidschnucke Fortpfl. 149, 190, 193, Messung 223, Mähnen- 196, 228, 259, 311, 376, Merino- 392, Naz 259, Ongti- 154, Bastard 259, persisches 190, 385, Roma¬ now-, römisches 199, Senegal- 149, 223, 259, Soutlidown- 89, Tragzeit 237, Sudan- 373, ungrisches 259, Zackel- 149, 190, 193, Krankheit 237. Scheusein der Thiere 57, 90. Schienbeinhaut, veraltete 155. Schildkröten 118, 330, 399, Mus¬ kelkraft 160. Schlammschnecke 381. Schlangenadler 306. Schlangensammlung 399. Schmetterlinge, schädliche 325, 403. Schnäbel, missbildete 284, 415. Schwalbe S. Hirundo. Schwan s. Cygnus. Schweine, verwilderte 162. Schweinshirsch s. Cervus. Sciurus 195, 420, vittatus 227. Scolopax, Ankunft 340, 377, weis¬ se 203, 221. Scotophilus tuberculatus 162. Scyllium canicu/a 228. Seeadler, Vorkommen 339. Seebär 162. Seehund 195. Seelenleben der Thiere 58, 159, 206, 270, 307, 364, 421. Seepferdchen 260. Seidenäffchen s. Uistiti. Seidenschwanz s. Bombycilia. Seidenwurm, neuer 387. Seidenziichterei in Paris 377. Seriema 391. Serinus 378. Serval 52, 195. Singdrossel, Ank. 340, weisse 220. Singschwan 223. Sonnenwendesittich, Gewohn¬ heit 179. Sorex, variirend 205. Spatula 197. Specht, Ankunft 340, 414, Nütz¬ lichkeit 251, Vorkommen 268, 414, weisser 221. Sperber, Haltung 265, weisser 219. Spermestes 202. 429 Spermophilus citillus 235. Sphagnum 381. Spiessente, Ankunft 340. Spinus 196, weisser 220. Spizaetus 196, 391. Staar, Ankunft 339, Krankheit 156, Nahrung 269, weisser 220, 337. Stachelschwein 195, 406. Steinbock 124, 220, Abortus 150, Bastard 149, Messung 150, f 194, sibirischer 372. Steinhuhn, f 151. Steinmarder 330. Steinröthel 297. Steinschmätzer, Ankunft 379, weisser 220. Steissfuss, kleiner 378, neusee¬ ländischer 164. Steppenhuhn s. Syrrhaptes. Sterblichkeit 113, 199,259,265, 332, 376, 413. Stieglitz s. Carduelis. Stör 228. Storch s. Ciconia. Strauss im Winter 61, Fortpfl. 345, weisser 221. Strigops habroptilus 164. Sturmvögel, verschlagene 24, 88. Stumus s. Staar. Sula. 166. Sultanshuhn, f 224. Sumpfmeise, missbildete 284, weisse 221. Sumpfschnecke 381. Sus andamensis, Fortpfl. 227, barbatus 398, pliciceps 190, 195, 292, 310, 394. Sylvia 155, suecica 156, 343, 378. Synotus barbastellus , Vorkommen 205. Syrnium aluco 196. Syrrhaptes paradoxus, Volk. 88, *94, 171, 197, 268, 346, 386. Tapir 417, ostindischer 124, 344, 372, westindischer 124, 195. Tatu s. Gürtelthier. Taube, Ballon- 223, neusee¬ ländische, 165, Pfauen- 124, Schopf- 199, Turtel- 197, 414, Fortpfl. 228, 376, Wonga 228, 392, s. Columba. Temperatureinfluss 1 2, 48, 61, 80, 110, 124, 161, 199, 259, 278, 297, 358, 376, 345, 385. Tetrao 197, tetrix 379, urophasia- nus 92. Thalassidromapelagica 24, Leachii 26. Thaumalea picta 197. Thierkämpfe 224, 270, 289, 335, 345, 381, 384, 385, 418. Thierzeichnung 5, 51, 96, 240, 309. Thurmfalke 265, Zug 341. Tiger 57, 195, 382, 417, Fortpfl. 228. Tinea granella, Schaden 404. Tmetocera, Schaden 404. Toria 165. Torti'ix, Schaden 328, 403. Totanus , Zug 378, 379. Totoara 165. Trachea atriplicis, Schaden 327. Transport der Thiere 14. Trappe s. Otis. Trichinen, Geschichte 33, 59, 97, bei der Katze 30, beim Menschen 106, beim Schwein 105, 157, unächte 229. Triton 381. Troglodytes s. Cliimpanse. Tropidonotus natrix 421. Truthahn, silbergrauer 392. Trygon migratoria 197. Tuberkulose 93, 115, 117, 194, 260, 374. Tui 165. Turdus musicus 341, pilaris 176, 220, 341, roseus 343, viscivorus 197, 284, 340, weisse 220. Turnagra crassirostris 165. Uferschwalbe, Ankunft 413. Uhu s. Bubo. Uistiti 111, Fortpfl. 19, 231,333, Messung 334, f 267. Ulula noctua 339. Uncia 230. Undulatus s. Wellenpapagei. Unio 27, 30. Upupa, Ankunft 379. Urax 197. Ursina marina 162. TJrsus arctos 58, 345, 385, ameri- canus 195, cadaverinus 266, ferox 167, japonicus 227, 391, labiatus f 335, malayanus 195, 391, 417, tibetanus 195. Vanellus cristatus, Ankunft 342, weisser 221, melanogaster 268, 301. Venus intermedia 165.’ Verletzungen, heilende 153, 194, 293, 375, tödtliehe 151, 224, 335, 375. Vespertilio 205. Vesperugo 205. Vtsperus 205. Vipera cerastes , Fütterung 258. Viverra 195. Vogelfang 206, 269. Vorträge , wissenschaftliche 294, 377. Vulpanser tadorna 198. Vu/pes 195, 420, niloticus f 293, weisser 125. Vultur 95, 196, cinereus 373, Rup¬ pe llii 391. Wachholderdrossel, Vorkom¬ men 176, 341. Wachtel, Ankunft 415, califor- nische 298, 311, 376, cuba- nisclie 52, neuseeländische 163; virginische 52, 299, weisse 221. Wachtelkönig 415. Waldrotlischwanz, Ankft. 379, weisser 220. Waldschnepfe, Strich 340, weisse 201, 221. Wanderfalke, Ankunft 340. Wanderung der Eingeweide¬ würmer 69. Wapiti s. Cervus canadensis. Warnen der Krähe etc. 157, 289. Warzenschwein 394. Wasseramsel, Krankheit 156. Wasserbediirfniss 13, 23, 21,48, 111, 127, 297, 298, 318, 321, 358. Wasserhuhn s. Fulica. Wasserläufer s. Totanus. Wassermolch 381. Wasserspritzen der Walthiere 23. Wasserviper, Fortpfl. 228. Webervögel s. Quelea. Weidenlaubvogel, Vork. 378. Weissfisch 381. Weka 163, 398. Wellenpapagei, Fortpfl. 49, 190, 296, 300, Haltung 46, 297. 344, 396, f 51, Varietät 342. Wendehals, Ankft. 379, weisser 220. Wespenbussard s. Perms. Whio 163. Wiedehopf, Ankunft 379. Wiesenpieper, Ankunft 378. Wiesenschmätzer, Ankunft 378, 379. Wildschwein 330, Fortpfl. 224. Wolf,egyptischer 195, 291, f407, gemeiner, Fortpfl. 190, 220, 228, 311. Wollfressen beim Reh 305. Wombat f 199. Wongataube 228, 392. Würger s. Lanius. Wuth, beim Elephanten 331, 360, bei Hausvögeln 160. Xanthoura peruviana , •}• 293. Yak 372, 385, 392, 394, Bastard 37, Fortpfl. 125, 190, 228, ungehörnter 391, 398. Yakfleischessen 128. Zähmbarkeit 61, 166, 223, 364. Zahn Wechsel 15, 90, 115. Zaunkönig, Ank. 378, neusee¬ ländischer 165. Zebra 124, 323, 393, Fortpfl. 125. Zebu 124, 167, 196, Fortpfl. 259. Zeisig S. Spinus. Zerene, Schaden 328. Zeuzera, Schaden 326. Ziege, Angora- 157, 259, 392, Bezoar- 372, buckelnasige Fortpfl. 150, Ceylon-, Fortpfl. 259, egyptische 167, Fortpfl. 259, Guinea- 291, Havannah-, Fortpfl. 259, Java-, f 260, Kaschmir-, Fortpfl. 190, Mes¬ sung 193, f 334, Senegal-, Ftpfl. 259, Wydah-, Fortpfl. 190, 193, Zwerg- 330, Fortpfl. 20, 190, 194, 199, 257, 266. Ziegenmelker, Ankunft 414. Ziesel 235. Zoologischer Garten, in Am- s t e r d a m 314, 368, 395, Ant¬ werpen 151, 314, 392, B e r- 1 i n 314, Breslau 233, 266, 314, 329, Brüssel 310, 314, 331, 392, Cöln 314, 346, Dresden 314, 416, Frank¬ furt a. M. 17, 51, 82, 116, 149, 168, 187, 192, 223, 257, 272, 312, 333, 373, 406, Gent, 314, 390, Haag 314, 390, 407, H a m bürg 64, 84, 294, 314, Hannover 118, 314, Lüttich 314 , 319, Lon¬ don 225 , 314 , L y o n 314, Marseille 314, Moskau 96, 295, 314, München 120, 314, 335, Palermo 157, Boulogner Holz bei Paris 124, 259, 261, 314, 376, P e s t h 303, 314, Rotterdam 314, 391, Stuttgart 155, 314, Wien 268, 314, 380, 410.. Zwergfalke 266. Zwergformen bei Batracliiern 357. Zwergrohrdommel 302, 379. Zwergziege s. Ziege. 430 Berichtigungen. Seite fl Zeile 13 von unten lies Minimum statt Minnimum. 91 31 91 10 11 9 ' 11 der statt die. 19 41 11 15 91 91 91 gescheckte statt geschäckte. 11 42 99 8 1* 91 99 vorn statt vorne. 91 45 11 5 91 oben 19 vorn statt vorne. 19 45 99 12 99 unten 19 Tunginsk statt Turginsk. 99 45 11 11 19 91 19 182 9 statt 1819. 19 53 91 3 91 91 11 Haartuch statt Handtuch. 11 54 91 4 11 oben 11 brach statt trocken. 91 59 99 15 99 91 71 von statt vom. 11 59 19 17 19 unten 11 Legden statt Leyden. 91 60 »1 9 91 ii 11 Elenn statt Ellen. 11 95 91 17 n oben 19 Physiognomie statt Physignomie. 99 107 19 5 19 91 11 verhelfen statt zu verhelfen. 91 150 19 2 99 unten V mittelst statt mittels. 99 154 91 21 91 oben 99 welches statt welcher. 91 159 99 18 91 19 19 Schwungfedern statt Schwanzfedern. 99 161 99 9 99 11 19 derselben statt desselben. 99 161 99 18 19 99 19 einfassen statt umfassen. 99 161 11 22 11 11 99 darnach statt danach. 99 168 11 10 19 91 11 joues statt jones. 91 200 99 9 11 9» 19 Glanzfasanen statt Goldfasanen. 99 227 91 10 11 unten 19 japanische statt javanische. 9' 230 91 19 11 oben 19 beoefening statt oefening. 19 255 19 11 19 unten 91 Möllhausen statt Miillhausen. 19 256 19 i 11 91 19 unserer Gemse u. a. 11 284 99 23 19 19 19 frugilegus statt frugilegis. 11 285 99 13 91 99 91 v.orn statt vorne. 11 301 99 6 99 11 99 Kühl statt Köhler. 11 302 1* 5 91 oben 91 bei Friedberg statt beim Patershäuser Hof. '> 302 19 9 19 19 11 von hier beim Patershäuser Hof. 99 313 91 11 11 unten 91 Jahre statt Jäher. 91 327 19 17 11 99 99 wild wachsenden statt wildwachsen. 99 365 19 16 19 oben 11 vor statt von. 19 377 11 1 91 11 19 Hähnen statt Hühnern. Druck von J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. SW li Mil iälSsiSiHfeilal löfWW lf k*bl iPfiiüfHi Hl mm. II )|u »mflH (Ft, 'BU illff »SS $ ffl iift* W ycili mm i r, % w. OS tHl m Hl li tu m ,JVH, ii«? iiflKi sIIImM® n-'L’OC *{ H 15? > m Hifi Hfl m ' m yg|, iBi? ■H, Ji v f *5s f .■Itff il Mp Wi lf] EkJ shJ EgglM ihi iM Hi k? i f * * 5 a T 1 : . • * • • ’-.i '• i «f i