.^^.Ä ;%;*. ^:^' ^^.^%^- :. -^^^® 4«n%,#fc: ivs:^. -* :: -^^^ ■>*«^:*>-« 'C«^ä:^' MARINE BIOLOGIGAL LABORATORY. Received Accession No. Glven by Place, ***Tlo book or pamptilet is to be pemoved trom tbe Iiab- ofatopy taitbout the pepmission of the Trustees. ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER. ABTHEILUNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HEEAUSGEGEBEN VON PROF. D^. J. ^«T. SPENGEL IN GIESSEN. SECHSTER BAND. MIT 32 LITHOGRAPH. TAFELN UND 6 ABBILDUNGEN IM TEXT. -m*- JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1892. I6^d'( Inhalt Heft I (ausgegeben am 20. October 1891). Seite OßTMÄNN, A., Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. III. Mit Tafel 1 1 GrBE\TE, Carl, Uebersicht der geographischen Verth eilung jetzt leben- der Felideu. Mit Tafel 2—5 59 Beegh, E., Die eryptobranchiaten Dorididen 103 Emin Pascha, Europäische Vögel in Afrika 145 Miscellen: Stuhlmann, Fr., Zur Kenntuiss der Fauna central-afrikaniseher Seen. Mit 1 Abbildung 152 Heft II (ausgegeben am^ 30. März 1892). Werner. Franz. Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. Mit Tafel 6 — 10 155 Eckstein. Karl. Der Baumweissling. Aporia crataegi Hb 230 Ortmänn. A.. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. IV. Mit Tafel 11 und 12 241 Nalepa, Alfred. Tegonotus. ein neues Phyto] »tiden-Genus. Mit Tafel 13 327 Miscellen: Müller. Fritz. Die Begattung der Clepsinen 338 Heft ITI (ausgegeben am 12. Juli 1892). Krause. Arthur. Mollusken von Ostspitzbergen. Mit Tafel 14 — 16 . 339 Antipa, Gr., Die Lucernariden der Bremer Expedition nach Ostspitz- bergen im Jahre 1889. Mit Tafel 17 und 18 377 Inhalt. Seite Mabenzellee. Emil v.. Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ost- spitzbergen im Jahre 1889. Mit Tafel 19 397 KuLAGiN, Nicolaus, Mittheilung über die Hunderasse T>aika (Eskimo- hunde) in Russland. Mit Tafel 20 435 Kükenthal. Willy, Sotalia teuszii n. sp.. ein pflanzenfressender (?J Delphin aus Kamerun. Mit Tafel 21 442 Miscell en: Weltner, W., Nachträge zur Fauna von Helgoland 453 Seitz, Adalbert, Biologische Skizzen 455 Greve, C, Beobachtungen an zwei lebenden Arthropoden aus Mittel- Amerika ■ 461 Heft IV (ausgegeben am 29. Üctober 1892). Spuler, Arnold, Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. Mit Tafel 22 und 23 465 Dahl, Priedr., Die Gattung Copilia (Sapphirinella). Mit Tafel 24 499 Schaff, Ernst, lieber den Schädel von Canis adustus Sund. Mit Tafel 25 521 Ortmann. A., Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. Y. Mit Tafel 26 532 Greve, Carl, Die geographische Verbreitung der Bärenartigen. Mit Tafel 27 589 Heft V (ausgegeben am 30. December 1892). Müller. G. W., Beobachtungen an im Wasser lebenden Schmetterlingen. Mit Tafel 28 617 Ortmann, A., Die Korallriffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. Mit Tafel 29 631 Petersen, Wilhelm, lieber die Ungleichzeitigkeit in der Erscheinung der Geschlechter bei Schmetterlingen 671 Veehoeff, C, Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. Mit Tafel 30—31 680 Beddari), Frank E., On some Perichsetidse from Japan. Mit Tafel 32 755 Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums, mit besonderer Berücksichtigung der von Herrn Dr. Döderlein bei Japan und den Liu-Kiu-Inseln gesammelten und z. Z. im Strassburger Museum aufbewahrten Formen. Von Dr. A. Ortmann. III. Theil. Die Abtheiluiigeu der Reptaiitia BoAS: Homarldea, Loricata und Thalassinidea. Hierzu Tafel 1. Boas (in: Det Kongel. Dausk. Vidensk. Selsk. Skrift. 6 R. Na- turv. og Mathem. Afdel. 1. Bd. 1880) tlieilt seine Unterordnung Rep- tantia^) in folgende Abtheilungen : 1. Homarider, 2. Eryoni- der, 3. Loricater, 4. Thalassiner, 5. Anomala, 6. Bra- ch y u r e r. Uns beschäftigen hier zunächst die vier ersten Abtheilungen, die ich in der von Boas gegebenen Abgrenzung annehme, und da mir von Eryonidea kein Material vorliegt, muss ich mich auf die Abtheilungen der Homaridea, Loricata und Thalassinidea beschränken. Abtheilung: Homaridea (Homarider Boas, p. 156). Als primitive Merkmale sind folgende aufzufassen. 1. Die drei ersten Pereiopoden, 7c, l, m, sind scheerenförmig. 1) Ueber die Unterordnungen Natantia und Reptantia vergl. Boas 1. c. und den ersten Theil meiner Arbeit. Zool. Jahrb. VI. Abtli. f. Syst. ^ 2 Dr. A. ORTMANN, 2. Die Thoracalfüsse l, m, n, o, sind Tgliedrig, da Basis und Ischium nicht fest verwachsen sind. 3. Die äusseren Antennen (c) sind ögliedrig , das zweite Glied trägt einen ziemlich grossen Scaphoceriten (dieser fehlt nur bei Ne- phropsis). 4. Mandibel (d) einfach, breit, mit Sgliedrigem Synaphipod. 5. Erster und zweiter Siagnopod (e und /) von normaler Gestalt. 6. Dritter Siagnopod {g) : Abschnitt 3 (nach Bäte, Ghali. Macrur., p. XXXVII) oder lacinia externa (nach der Bezeichnung von Boas) zweigliedrig. Basecphyse mit Flagellum. 7. Kiemen trichobranchiat , meist in grosser Anzahl vorhanden: geringste Zahl (bei NepJiropsis und Cambarus) 17, meist mehr: 19—20. Podobrauchien stets vorhanden und zwar in der Zahl 6: zwei auf den Gnathopoden h und i, und vier auf den Pereiopodeu h^ l, m, n. Ebenso sind Mastigobranchien (Ecphysen) stets vorhanden (bei den Astaciden mit den Podobrauchien verwachsen). Die Pleurobranchien kommen in verschiedener Zahl vor, und fehlen sehr selten ganz (Cambarus). Als weitere, nicht primitive Merkmale sind zu nennen: 1. Aeussere Geissei der inneren Antennen (h) verlängert, Sinnes- haare an der Spitze. 2. Basis und Ischium der ersten Pereiopoden (Je) verwachsen, k sehr kräftig entwickelt. 3. Pleopoda ohne Stylamblys (inneren Anhang). Das Vorhanden- sein von Sexualanhängen beim S ist vielleicht ein primitives Merkmal. 4. Aeussere Aeste der Anhänge von u (Seitentheile der Schwanz- flosse) durch eine Naht quergegliedert. 5. Rostrum Hach, mittelmässig. Thoracalfurchen tief und deut- lich. 6. Abdomensegmente sich an den hinteren Rändern überdeckend. Die Homaridea stellen gemäss der Bildung der äusseren Antennen, der Mundtheile, der Thoracalfüsse und der Kiemen die primitivste Gruppe der Reptantia dar. Abtheilung: Loricata der Aut. (Loricater Boas 1. c). Primitive Merkmale: 1. Mandibel (d) einfach, mit dreigliedrigem Synaphipod. 2. Von den Mundtheilen sind meist nur die Gnathopoden normal gestaltet: sie sind 7gliedrig, das 2. und 3. Glied (Basis und Ischium) zeigen jedoch die Tendenz zu verwachsen. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. ^ 3. Die Pleopoda ])esitzen beim $ eine Stylamblys (iiiiieien An- hang). 4. Kiemen trichobranchiat, in grosser Anzahl (19-21) vorhanden. Po(lol)ranchien, Mastigobranchien, Arthrobranchien und Pleurobranchieu v<»rhanden. Die Mastigobranchien sind gut entwickelt. Eigenthüraliche Merkmale: 1. Pereiopoda scheerenlos, nur die letzten (o) sind beim $ sub- chelat oder chelat (Ausnahme : Thenus). Bisweilen ist k subchelat. 2. Alle Pereiopoden sind Ggliedrig, da Basis und Ischium ver- wachsen ^). 3. Aeussere Antennen (c) stark umgebildet: das erste Stielglied verwächst mit dem Epistom. Das 2. und 3. Glied vorwachsen mit einander. Der Scaphocerit fehlt. 4. Am zweiten Siaguopod (f) sind die inneren Abschnitte stark reducirt. 5. Ebenso finden sich am dritten Siagnopod (g) eigenthümliche Umbildungen oder Reductionen. (j. Erstes Abdomensegment (p) in beiden Geschlechtern ohne An- hänge. 7. Anhänge von u und das Telson (^) im hinteren Theile weich. 8. Rostrum breit, kurz oder ganz reducirt. Die Antennenseg- mente gehen eigenthümliche Verwachsungen mit dem Cephalothorax ein. Die primitiven Merkmale der Loricata sind demnach nur in ge- ringer Anzahl vorhanden: von Bedeutung ist eigentlich nur die Bil- dung der Kiemen. Durch letztere schliessen sie sich an die Homa- ridea an. Im Uebrigen besitzen sie jedoch so eigenthümliche Charaktere, dass man sie als einen alten , mit den Homaridea an der Basis zu- sammenhängenden, aber sonst ganz isolirt entwickelten Zweig betrachten muss. Abtheilung: Thalassinidea (Thalassiner Boas, 1. c). Primitive Merkmale ^) : 1. äussere Antennen (c) 5-gliedrig. Geissein der inneren Antennen (&) verlängert. 1) Dieses Merkmal besitzen auch alle höheren Reptantia, bei den Homaridea ist nur k 6gliedrig. Man muss demnach die Homaridea und Loricata von Urformen ableiten, die auf dem Stadium der ersteren stan- den : die Verwachsung von Ischium und Basis erstreckte sich sowohl bei den Loricata, als anderseits auch bei den Nachkommen der Homa- ridea auf die übrigen Pereiopoden. 2^ Ich verstehe hierunter solche, die von den Homaridea ererlit sind. 1* 4 Dr. A. ORTMANN, 2. Mandibel (d) einfach, breit, mit Synaphipod. 3. Siaguopoden (e, f uud theilweise auch g) von normaler Gestalt. 4. Ebenso meist die Gnathopoden (h, i), doch zeigen gewisse Glieder die Tendenz zu verwachsen. Basecphyse meist vorhanden (bei CalUanassa auf i fehlend), jedoch häufig mit reducirtem Fla- gellum. 5. Fünftes Thoracalsegment gegen die übrigen beweglich (dieses Merkmal besitzen unter den Homaridea nur die Ästacidae). 6. Kiemen meist trichobranchiat (bisweilen jedoch zeigen sich An- fänge des phyllobranchiaten Typus). Weitere Merkmale: 1. Die dritten Pereiopoden (m) sind stets ohne Scheere. Es können Je und l Scheeren besitzen, oder nur k; bisweilen ist Je subchelat. 2. Alle Thoracalfüsse sind (Jgliedrig. 3. Die Abdomensegmente überdecken sich nicht an den Hinter- rändern, höchstens die Epiraeren, letztere sind häufig reducirt. 4. Rostrum flach , breit , eigenthümlich gestaltet oder ziemlich {CalUanassa) reducirt. Cephalothorax häufig mit eigenthümlich en Linien. 5. Kiemen in ihrer Anzahl reducirt, stets weniger als 17. Pleuro- branchien meist fehlend (nur bei Eiconaxius farreae noch zwei vor- handen). Die Thalassinidea sind specialisirte Homaridea : ihre Eigenthüm- lichkeiten werden hauptsächlich bedingt durch die Tendenz, gewisse Theile (z. B. die Scaphoceriten ^ ) , die Scheerenbildung , die Kiemen) zu reduciren, und durch eigenthümliche Umbildung des Abdomens. Die genannten drei Abtheilungen stehen in folgendem Verwandt - schaftsverhältniss : Thalassinidea Hnm,ULLET's. Verbreitung: Südliches und westliches Europa (näheres bei Faxon). Die Decapoden-Krebse des Strassburgcr Museums. \{ 3. Astacus fltiviatilis Rondelet. Faxon, 1. c. p. 146 (siehe daselbst die übrige Literaturangabe). a) 1 (J 4 juv., ohne Fundort (tr.). b) 1 cJ, Elsass (tr.). c) 1 ?, Strassburg, 111 (tr.). d) 14 juv., Strassburg. — 1851 (Sp.). e) 1 c?, Strassburg, 111. — Dürr (ded.) 1863 (tr.). f) 1 (?, Elsass. — 1863 (tr.). g) 1 (J, Elsass. — Lereboullet (ded.) 1863 (tr.). h) 1 (J (monstr.) Strassburg, 111. — Lereboullet (ded.) 1864 (tr.). i) 3 (J 4 ?, Mecklenburg, Fürstenberg. — 1889 (Sp.). Die Exemplare a bis d gehören zu den Originalen von Lereboul- let, 1. c. Verbreitung: Russland, Skandinavien, Dänemark, Oesterreich, Deutschland, Frankreich, ?nördl. Italien (näheres bei Faxon). Untergattung: Cambaroides Faxon. 4. Astacus {Cambaroides) japonicus de Haan. DE Haan, Faun, japon., 1850, p. 164, pl. 35, fig. 9. Kessler, in : Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou, 1874, p. 365. * Faxon, in: Proceed. Americ. Acad., vol. 20, 1884. Faxon, in: Mem. Mus. Comp. ZooL, vol. 10, 4, 1885, p. 128, pl. 10, fig. 10. Mein Exemplar zeigt ebensowenig wie die von Kessler beschrie- benen eine Einkerbung am Hinterrand des Telsons. a) 1 (5, Japan, Hakodate. — Döderlein (aus dem Museum in Tokio) 1881 (tr.). Verbreitung: Japan (de Haan): Hakodate (Faxon). Wahr- scheinlich nur auf Yesso (vergl. Faxon). Gattung: Cafnbariis Erichson. 1. Camharus pellucidus (Tellkampf). Faxon, 1. c. p. 40 (siehe daselbst auch die übrige Literaturangabe). a) Kentucky, Mammuth-Höhle (Sp.)- Verbreitung: Kentucky, Mammuth-Höhle und andere Höhlen in Edmonson Co.; Indiana: Wyandotte-Höhle, Crawford Co. u. Höhle in Bradford, Harrison Co. (Faxon). 12 t>r. A. ORTMANN, 3. Cambarns mexicanns Erichson. C. mexicanus Erichson, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 12, Bd. 1, 1846, p. 99. ? C. aztecus Saussuke, in: Eev. Mag. Zool. (2), T. 9, 1857 und Mem. Sog. Phys. Hist. Nat. Geneve, T. 14, 2, 1858. C. mexicanus Ee., Hagen, 111, Catal. Mus. Compt. Zool., vol. 3, 1870. *Faxon, in: Proceed. Americ. Acad., vol. 20, 1884. Faxon, in: Mem. Mus. Compar. Zool., vol. 10, 4, 1885, p. 50. Meine Exemplare stimmen völlig mit der Beschreibung bei Erich- son überein: besonders auffällig sind die fast cylindrischen Scheeren, die dicht mit kleinen Körnern besetzt sind. Ausserdem fehlen am inneren Rande des Carpus grössere Dornen vollständig, nur die Körner sind etwas kräftiger entwickelt. Faxon weist der Art unter den Gruppen der Gattung Camharus den richtigen Platz an (Gr. II). In seiner Tabelle der Arten dieser Gruppe (p. 48) soll die Areola von C. mexicanus mittelmässig breit sein, die von C. simüans dagegen schmal. Bei der Vergleichung der Abbildung von C. similans (pl. 1, fig. 2) bei Faxon mit meinen Exemplaren finde ich jedoch, dass bei C. mexicanus die Areola noch etwas schmaler ist als bei similans : bei letzterem beträgt sie nach der citirten Abbildung mindestens 3 mm, während sie bei meinen Exemplaren von mexicanus — bei geringen Schwankungen — durch- schnittlich etwas geringer ist: 1—2 mm. a) 5 (? 1 ?, Mexico. — Weber (coli.) 1862 (Sp.). Verbreitung: Mexico (Erichson); Mirador (Faxon) ; Tomatlan (Saussure); Puebla (v. Martens). 3. Camharus diogenes Gieard. Faxon, in: Mem. Mus. Comp. Zool, vol. 10, 4, 1885, p. 71 (daselbst siehe auch die übrige Literaturangabe). a) 1 (J, Indiana, Wabash-Fluss. — 1828 (tr.). Verbreitung: Von New-Jersey westlich bis zum Felsengebirge (Wyoming, Colorado), südlich bis N. Carolina, Mississippi, Louisiana (Näheres bei Faxon). 4. Cambarus niontes^uniae Saussure. Faxon, 1. c. p. 121 (daselbst siehe auch die übrige Literaturangabe). ' a) 1 (J 1 $, Mexico, Vera -Cruz. — G. Schneider (vend.) 1889 (Sp.). Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 13 Verbreitung: Thal von Mexico, Chapultepec (Saussure); Puebla (v. Martens) ; Lake San Roque, Trapuato ; Parras ; Mazatlan (Faxon). Abtheilung: Loricata. Die Loricata zerfallen in zwei Familien, Palinuridae und Scylla- ridae, die sich folgendermaassen charakterisiren. Familie: JPalinuridae Bäte (Chall. Macrur. 1888, p. 74). 1. Geissei der äusseren Antennen (c) lang und stark entwickelt. Glieder des Stieles etwa cylindrisch. 2. Cephalothorax unter den Augen jederseits deutlich mit dem Segment der inneren Antennen verbunden. Oibita von dieser Verbin- dung nach unten begrenzt (bei Palinwellus sind diese Verhältnisse fraglich). 3. Verbindung des Cephalothorax mit dem Segment der inneren Antennen in der Medianlinie gering entwickelt {Jasus) oder ganz feh- lend. Im ersteren Falle ist das Augensegment verdeckt, aber die Augen sind wenig entfernt von einander, im letzteren liegt das Augen - Segment frei (gewöhnlich) oder ist von dem stark entwickelten Rostrum veideckt {Palinurellus) ; 4. Vorderrand des Cephalothorax nicht seitlich verbreitert. Familie: Scyllaridae Bäte (ibid. p. 57). 1. Geissei der äusseren Antennen zu einem rundlichen , flachen Gliede umgewandelt. Stielglieder abgeflacht. 2. Verbindung des Cephalothorax mit dem Segment der inneren Antennen unter den Augen wenig deutlich, von dem ersten freien Stiel- glied der äusseren Antennen, welches an der Begrenzung der Orbita nach vorn und unten Theil nimmt, verdrängt oder verdeckt. 3. Verbindung des Cephalothorax mit dem Segment der inneren Antennen in der Mitte des Stirnrandes stark entwickelt: das Rostrum wird von zwei verbreiterten Fortsätzen jenes Segmentes eingeschlossen. Augeusegment völlig verdeckt, die Augen mehr oder weniger entfernt von einander. 4. Vorderrand des Cephalothorax seitlich mehr oder weniger ver- breitert. Die Scyllaridae lassen sich von gewissen Formen der Palinuridae {Jasus) direct ableiten. 14 Dr. A. ORTMANN, Revision der Familie: Palinuridae. Uebersicht der Gattungen : A. Das Rostrum ist stark entwickelt, flach, dreieckig, und verdeckt das Augensegment völlig, biegt sich jedoch nicht über dieses herab, um sich mit dem Segment der inneren Antennen zu ver- einigen. Augendornen schwach entwickelt. Epistom mit Längs- furche. Beim $ bewegt sich am 5. Thoracalfuss ein kleiner Fortsatz des Dactylus gegen einen Fortsatz des Propodus. Geissein der inneren Antennen kurz ^). Palinurellus. AA. Rostrum schwächer entwickelt, biegt sich über das Augensegment herab, um sich mit dem Segment der inneren Antennen zu ver- einigen. Letzteres ist senkrecht gestellt und wird vom ersten freien Stielglied der äusseren Antennen, die hier fast zusammen- stossen, eingeklemmt, ohne Stimmorgan. Augendornen stärker entwickelt. Epistom mit Längsfurche. Beim ? bewegt sich der Dactylus des 5. Thoracalfusses selbst gegen den Propodus. Geissein der inneren Antennen kurz ^). Jasus. AAA. Rostrum noch schwächer entwickelt oder fehlend , das Augen- segment völlig freilassend und sich mit dem Segment der inneren Antennen nicht vereinigend. Letzteres im oberen Theil schräg oder fast horizontal gestellt, mit dem ersten freien Stielglied der äusseren Antennen ein Stimmorgan bildend und diese letzteren an ihrer Basis mehr oder weniger von einander trennend, Augen- dornen mehr oder minder entwickelt, stets aber stärker als das Rostrum. Epistom mit oder ohne Längsfurche. Beim $ bewegt sich am 5. Thoracalfuss ein Fortsatz des Dactylus gegen einen Fortsatz des Propodus. Geissein der inneren Antennen kurz oder lang. B. Geissein der inneren Antennen kurz ^ ). Rostrum klein oder fehlend. Epistom mit Längsfurche. Oberer Theil des Seg- ments der inneren Antennen schräg, ziemlich schmal, so dass die Basen der äusseren Antennen einander genähert sind. C. Augenkörner stark entwickelt. Rostrum klein. Cephalo- thorax gerundet, dornig. Palinurus. CG. Augenhörner flachen, horizontalen Platten gleichend, da- zwischen 7 Dörnchen, von denen das mittelste das grösste 1) Primitives Merkmal, das den Homaridea abgeht. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 15 ist und das Rostrum darstellt. Cephalothorax mit in Reihen stehenden Dornen und Höckern besetzt. Palimistus. CCC. Augenhörner flach, dreieckig, dicht neben einander liegend. Rostrum dazwischen fehlend. Cephalothorax dreikantig. Avus. BB. Geissein der inneren Antennen lang. Rostrum ganz fehlend. Epistom ohne Läugsfurche. Oberer Theil des Segments der inneren Antennen fast horizontal, breit, so dass die Basen der äusseren Antennen von einander entfernt sind. C. Segment der inneren Antennen mit Dornen, Cephalothorax gewölbt. Senex. CG. Segment der inneren Antennen ohne Dornen. Cephalothorax kantig. Puer. Die Beziehungen dieser Gattungen zu einander lassen sich gra- phisch in folgender Weise darstellen: Senex Puer Palinuatus Scyllaridae Palinurut Jaius Gattung: JPalinurellus v. Martens. '^Palinurellus v. Martens, in: Sitz. Ber. Ges. Naturf. Fr., Berlin, 1878, p. 131. Boas, in: Kong. Dansk. Vid. Selsk. Afhandl. (G), Bd. 1, 1880, p. 183. Pfeffer , Panzerkrebse des Hamburger Museums , in : Verh. Naturw. Ver. Hamburg- Altona (2), Bd. 5, 1881, p. 23. Synaxes Bäte, in : Ann. Mag. N. H. (5), vol. 7, 1881, p. 220. Araeosternus de Man, in: Not. Leyd. Mus., vol. 3, 1881, p. 131. — ibid. vol. 4, 1882, p. 161. Palinnrellus Boas, in: Zool. Anz. Jahrg. 5, 1882, p. 111. Synaxes Bäte, Chall. Macrur., 1888, p. 88. IQ Dr. A. ORTMANN, 1. JPalinurellus gundlachi v. Martens. V. Martkns, in: Sitz. Ber. Ges. Naturf. Fr. Berlin, Berlin 1878, p. 131. Pfeffer, in: Verh. Naturw. Ver. Hamburg - Altona (2), Bd. 5, 1881, p. 23. Synaxes hyhridicus Bäte, in: Ann. Mag. N. H. (5), vol. 7, 1881, p. 220, pl. 14. Die Merkmale siehe bei den citirten Autoren. Das $ besitzt am 5. Thoracalfusse keine Scheere (nach Bäte), was (nach Boas) unrichtig ist. Pfeffer giebt vom Sternum an : halb so lang wie breit, nach de Man (in: Not. Leyd. Mus., vol. 4, 1882, p. 161) ist es umgekehrt; die Scheere des 5. Thoracalfusses ist nach Pfeffer vorhanden, der feste Schenkel ist halb so gross wie die Klaue. Abdomen mit me- dianem Kiel. Die Identität von P. gundlachi v. Mart. und Synaxes hybridicus Bäte hat schon Boas erkannt: Bäte ignorirt jedoch im Challenger- Report diese Thatsache. Verbreitung: West - Indien (v. Mart., Bäte); Barbados (Pfeffer). 2. Falinurellus wieneckii (de Man). Araeostermis wleneclcii de Man, in: Not. t/eyd. Mus., vol. 3, 1881, p. 131. Abdomen ohne medianen Kiel. Nach de Man unterscheidet er sich ferner von der vorigen Art: 1. durch bedeutendere Grösse; 2. dadurch, dass das 5. Beinpaar keine Scheere besitzt, de Man's Exem- plar ist ein . 7. P. lalandii Lmk., Heller, Crust. Novara, 1865, p. 97. *P. edwardsii Hutton, in: Trans. N. Z. Inst., 1875, p. 279. *MiERS, Cat. Crust. N. Z., 1876, p. 75. Haswell, Cat. Austral. Crust., 1882, p. 171. Palinostus lalandii (Lmk.), Bäte, Chal]. Macrur., 1888, p. 86, tab. 11, fig. 1, pl. IIA, tab. 12, fig. 1. Artmerkmale : Abdomensegmente mit Furchen: diese Furchen verästehi sich und umschreiben flache, schuppenförmige Höcker. Sonstige Merkmale: Cephalothorax dicht mit Stacheln , stachelartigen Höckern und flachen Höckern (mit letzteren besonders hinterwärts) besetzt. Stacheln und Höcker mit einem dichten Kranz von nach vorn gerichteten Haaren. Die durch die Furchen des Abdomens gebildeten Höcker mit nach hinten gerichteten Haaren besetzt. Basecphyse des 2. Gnathopodeu (i) mit Geissei, bis zur Mitte des 3. Gliedes (Merus, eigentlich das 4. Glied, da aber 2 und 3, Basis und Ischium, mehr weniger verwachsen, das 3.) reichend. Klauen des vorletzten Beines mit Hornstacheln. Secundäre Geschlechtscharaktere : Scheere des 5. Beinpaares beim $ bei allen meinen Exemplaren mit der Beschreibung bei Pfeffer (Panzerkrebse Hamb. Mus., 1881, p. 30) übereinstimmend. Variationen : In der Ausdehnung der Verzweigung der Abdomenfurchen sowie in dem gegenseitigen Verhältniss von Dornen und Höckern des Cepha- lothorax finden sich Verschiedenheiten. Exemplare mit breiter glatter Vorder- und Hinterfläche der Ab- domensegmente (wo also die Verzweigung der Furchen nicht so stark entwickelt ist) und bei denen die flachen Höcker auf dem Cephalo- thorax fehlen, bilden den P. frontalis M.-E., der von Chile stammen soll. Mein Exemplar a zeigt den ersten dieser beiden Charaktere, je- doch finden sich auf dem Cephalothorax noch einige flache Höcker. Exemplar b zeigt andrerseits auf dem Abdomen die typischen lalandii- Charaktere, die Bedornung des Cephalothorax weicht jedoch von dem Exemplar a nicht ab. Die Exemplare c sind typische lalandii-For- men, doch ist bei ihnen die Anzahl der flachen Höcker verschieden. In Folge des Schwankens dieser Charaktere müssen P. lalan- Zool. Jahib. lld. VI. Abtli. f. Syst. 2 l^ Dr. A. ORTMANN, dii und frontalis vereinigt werden. Nicht einmal als Localvarietäten kann man beide auffassen, da nicht nur chilenische Exemplare den frontalis-Chavakter zeigen, sondern auch Exemplare vom Cap sich dem frontalis oft mehr oder minder nähern. Auch das von Heller von St. Paul beschriebene Exemplar zeigt auf dem Abdomen die Charak- tere von frontalis, ebenso wie die Challenger-Exemplare. Die Beschreibung des P. edivardsii Hutt. bei Haswell (1. c.) passt auf die vorliegende Art so gut, dass über die Identität beider kein Zweifel aufkommen kann. a) 1 ?, Cap (Sp.). b) 1 $, ohne genauen Fundort (Mers des Indes) 1860 (tr.). c) 2 ?, Cap. — S. M. S. Gazelle (coli.) U. S. (tr.). Verbreitung: Cap der guten Hoffnung (M. -E. , Herklots, Pfeffer, Stimpson) : Tafelbai (Krauss) ; Chile (M.-E.) ; Juan Fernan- dez (Gay); Nightingale Isl., Tristan da Cunha, 100—150 Fad. (Chall.); St. Paul im südl. ind. Ocean (Heller) ; Tasmanien (Haswell) ; Neu- seeland (Hutton). Die Verbreitung würde sich demnach auf die Küsten und Inseln in den gemässigten Meeren der südlichen Halbkugel erstrecken. 3* Jasus hügelii (Heller). Palinurus hügelii Hellek, in : Sitz. Bei-. Akad. Wiss., Wien, Jahrg. 45, Bd. 1, 1862, p. 393. Heller, Crust. Novara, 1865, p. 96, pl. 8. *Pal. tumiäus Kikk., in: Trans. N. Z. Institute, vol. 12, 1879, p. 314. Kiek, in: Ann. Mag. N. H. (5), vol. 6, 1880, p. 14. Tal. hügelii Hell., Haswell, Catal. Austral. Crust., 1882, p. 172. Nach den Beschreibungen und nach der Abbildung bei Heller sind die Merkmale dieser Art folgende. Artmerkmale : „Abdominalsegmente nicht gefurcht, dagegen grob punktirt und mit einzelnen sparsamen, zerstreuten, mohnsamengrossen Höckerchen besetzt" (vergl. Text bei Heller, 1865, p. 97 und Abbild.). Sonstige Merkmale : Cephalothorax „mit grossen, konischen, stark vortretenden Stachel- hückern besetzt". Zwischen den Höckern ist die „Oberfläche sonst glatt und unbehaart". Die Basecphyse des letzten Kieferfusses {i) mit Geissei „überragt das 2. Glied etwas (reicht also ungefähr ebenso weit wie bei lalandii). KiRK beschreibt unter dem Namen P. tumidus eine Form, die Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. J9 sich kaum von hügeUi unterscheidet. Die drei angegebenen Merkmale (Körpergrösse , aufwärts gebogener vorderer Dorn des Cephalothorax und die Unterschiede des Schwänzendes) sind so geringfügig, wenn sie wirklich constant sein sollten, dass unmöglich auf dieselben eine beson- dere Art gegründet werden kann. Verbreitung: Heller giebt den ungenauen Fundort „Indischer Ocean" an. Haswell nennt N. S. Wales') und Kirk die Nordinsel Neu Seelands. 3. Jasus verreauxi (Milne-Edwards). Palinurus verreauxi Milne-Edwards, in: Annal. Sc. Nat. (3) Zool., T. 16, 1851, p. 255, pl. 8, fig. 15. Von dieser Art ist mir nur die kurze Beschreibung und Abbildung des Stirnrandes von Milne-Edwards (1. c.) bekannt. Nach letzterer würde sich diese Art in die Gattung Jasus einordnen: sie unter- scheidet sich von den beiden andern Arten durch die starke Ver- längerung des Rostruras, das bedeutend die Augendornen überragt. Ein Fundort ist nicht angegeben. Gattung: Palinurus Fabrtciü« seus. strict. Palinurus z. Th. der Autoren. 1. P'alinurus vulgaris Latreille. Pal. vulgaris Ltr., Milne-Edwakds, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 292, und Atlas Cüvier's Regn. anim., 1849, tab. 46, fig. 1. DE Haan, Faun, japon., 1850, tab. L. u. M. Palinurus 1. Milne-Edwards, in: Annal. Sc. Nat. (3), Zool., T. 16, 1851, tab. 8, fig. 14. Bell, Brit. Crust., 1853, p. 213. Heller, Crust. südl. Europ., 1863, p. 199, tab. 6, fig. 8. Stossich, Prosp. Eaun. Adr. III, 1881, p. 205. P. vulgaris Ltr. und P. adriaticus Costa, Carus, Prodr. faun. medit., vol. 1, 1884, p. 487. Artmerkmale: 1. Augenhörner nur am Vorderrand gezähnt. 2. Zweites bis fünftes Abdomensegment mit je einer in der Mitte scharf unterbrocheneu Querfurche. 3. Geissei der Basecphyse der 2 Gnathopoden (i) weit über das dritte Glied hinausreichend. 1) Er nennt die Art „tho common Sj^dney crawfish". 2* 20 ^r. Ä. ORTMANN, Weitere Merkmale: Cephalothorax dicht bedornt. lonere Antennen mit dem letzten oder mit diesem und dem halben vorletzten Stielgliede den Stiel der äusseren überragend. Drittes Glied auffallend lang, fast doppelt so lang wie das zweite. Klauen der Thoracalfüsse ohne Hornstacheln, nur mit mittelmässigen Borsten. Variationen: 1. Länge der inneren Antennen. 2. Länge der Thoracalfüsse: bei meinem Exemplar a ist das erste Beinpaar bedeutend stärker ent- wickelt, dicker und länger als die übrigen, an der Spitze subchelat. 3. Anzahl der Zähne am Vorder- und Hinterrande der Epimeren der Abdomensegmente: dieselben sind nicht nur bei verschiedenen Exem- plaren verschieden , sondern auch bei demselben Exemplar auf den einzelnen Segmenten, sowie rechts und links. Secundäre Geschlechtscharaktere : Beim ? ist das vorletzte Glied des 5. Beinpaares an der Spitze conisch verlängert. Die Klaue trägt an der Basis einen ebensolchen Fortsatz, der gegen den ersteren scheerenartig articulirt. Bei Exem- plar b ist die Klaue so lang als der Fortsatz des vorletzten Gliedes, der Fortsatz derselben etwa halb so lang, bei Exemplar f ist die Klaue etwas länger. a)b) (5 u. $, Atlantischer Ocean. — Gab, Herm. (tr.). c) (J, Atlantischer Ocean. — 1860 (tr.). d) (?, Mittelmeer. — 1860 (tr.). e) Larven, Neapel. — Zool, Station (vend.) 1881 (Sp.). f) $ abgelegter Balg, Neapel. — 0. Schmidt (coli.) U. S. (tr.). g) S, juv., Messina. — 0. Schmidt (coli.) U. S. (Wickersh.). Verbreitung: Südl. und westl. Küsten Europas (M.-E.), Mittel- meer, bis 30 Faden (Heller); Adria (Heller, Stossich). Scheint auf das Mittelmeer, sowie die atlantischen Küsten Europas, nördlich bis England (Bell) beschränkt zu sein. Die Exemplare des Mus. Strassburg mit der Bezeichnung „Atlantischer Ocean" stammen wohl von den französischen Küsten. Die Verbreitung im Mittelmeer gegen Osten ist nicht genauer bekannt: der östlichste (von Guerin) citirte Fundort ist die Insel Syra unter den Cycladen, Bei Herklots (Symbol, carcinol. 1861) findet sich die Angabe: Mer du Nord, die wohl ungenau ist. 3. JPalinurus longimanus Milne-Edwards. Fal longimanus Mu-njo-Edwauds, H. N. (Jv., T. 2, 1837, p. 294. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 21 V. Marxens, in: Arch. f. Naturg., Jalirg. 38, ßd. 1, 1872, p. 125. Pal. longimanus var. maurifianus Miers, in : Proceed. Zool. Soc. Lon- don, 18.S2, p. 54(), tab. 36, fig. 1. Artmerkmale : 1. Augenhörcer am oberen (hinteren) und unteren (vorderen) Kande gezähnt. 2. Abdomen auf jedem Segment mit 4 — 5 Quer- furchen. Sonstige Merkmale: Cephalothorax in seiner hinteren Hälfte mit schuppenartigen, von Furchen umgebenen Höckern besetzt. Erstes Beinpaar fast 1 ^2 Mal so lang wie das zweite. Verbreitung: Antillen (M.-E.); Cuba (v. Mart.). — var. mau- ritianus: Mauritius (Mierh). Gattung: Palinustus Milne-Edwards. in: Bull. Mus. Comp. Zool., vol. 8, 1880, p. 66. 1. JPaliniistiis truncattis Milne-Edwards. Milne-Edwards, ibid. Die einzige bekannte Art der Gattung. Die Beschreibung lässt noch manches zu wünschen übrig. Verbreitung: Antillen: Carriacou-Ins., 163 Faden (A. M.-E.). Gattung: Avus nov. gen, Linuparis Gray. PaUnurus z. Th. de Haan, Faun, japon., 1850. 1. Avus trigonus (de Haan). PaUnurus trigonus de Haan, Faun, japon., 1850, p. 157, tab. 39 u. 40, tab. L. und M. Palinurus 2. Die Hauptcharaktere dieser Art sind: 1. die flachen, kurzen, nahe au einander gerückten Augendornen (von de Haan als zweilappiges Rostrum bezeichnet). 2. Der dreikantige Hintertheil des Cephalothorax. Innere Antennen kurz, kaum etwas länger als der Stiel der äus- seren. Cephalothorax mit schwachen, mehr höckerartigen Dornen. Abdomen eigenthümlich sculptirt. Basecphyse des zweiten Gnathopoden (i) bis zur Mitte des dritten Gliedes reichend. Klauen der Beine 2- bis 3zeilig behaart. Secuudäre Geschlechtscharaktere : Beim $ ist das vorletzte Glied des 5. Beinpaares dornförmig ver- 22 r>i- A. ORTMANN, längert. Gegen diesen Dorn wirkt das letzte Glied als Scheere (vergl. die Abbildung bei de Haan). Die Klaue ist nicht länger als jener Dornfortsatz. a) 6 cJ 3 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1S80— 81 (tr.). Verbreitung: Japan, W.-Küste der Südinsel Kiushiu („in si- nubus Oomura et Simabara in locis saxosis, de Haan). Gattung: Senex Pfeffer. Palinurus z. Th. (Langoustes lougicornes) Milne-Edwabds, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 291. Paimlirus Gkay. Senex Pfeffeb, in: Verh. Nat. Ver. Hamburg- Altoiia, (2), Bd. 5, 1881, p. 30. Uebersicht der Arten : A. Basecphyse der 2 Gnathopoden (?) mit Geissei, das 3. (eigent- lich das 4.) Glied überragend. S. interruptus. AA. Basecphyse der 2 Gnathopoden mit Geissei, bis zur Mitte des 3. Gliedes reichend. B. Abdomenfurchen ununterbrochen. Antennensegment mit 2 Hauptdornen. C. Dornen des Antennensegmentes mit mehreren kleinen Nebendornen. Farben sehr bunt. S. femoristriga. CG. Dornen des Antennensegmentes ohne oder mit wenigen Nebendornen. Farben weniger bunt. S. japonicus. BB. Abdomenfurchen ."unterbrochen. Antennensegment mit 4 fast gleich grossen Hauptdornen. S. argus. AAA. Basecphyse des 2. Gnathopoden ohne Geissei, bis zur Mitte des 2. Gliedes reichend. B. Abdomenfurcheu ununterbrochen. Antennensegment mit 4 Hauptdornen, die an der Basis zusammenstosseu. S. penicillatus. Bli. Abdomenfurchen z. Th. unterbrochen. Antennensegment mit 2—4 Hauptdornen, die entfernt von einander stehen. S. guttatus. AAAA. Basecphyse des 2. Gnathopoden fehlend, die des 1. Gnatho- poden mit reducirter oder fehlender Geissei. B. Abdomenfurchen vorhanden. Antennensegment mit 4 Haupt- dornen und dazwischen mit (4) kleineren Dornen. C. Abdomenfurchen tief, ununterbrochen. S. bürgeri. CG. Abdomenfurchen schwach, unterbrochen. S. dasypus. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 23 BB. Abdomeiifurchen fehlend. Antenneusegraent mit 2 — 4 llaupt- dornen, selten mit Nebendornen. S. ornafus. 1. Senex interruptiis (Randall). Palinurus interruptus Ranuall, in : Journ. Acad. Nat. Sc. Pliiladelphia, vol. 8, 1, 1839, p. 137. Pamilirus gracilis Stkeets, in: Proc. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1871, p. 22.5, tab. 2, fig. 2. Palinurus interruptus Rand, und gracilis Stk., Lockington, in: Ann. Mag. N. H. (5), vol. 2, 1878, p. 302, 303. Aus der unvollkommenen Beschreibung bei Randall vermag ich keine scharfen Unterschiede von S. argus herauszufinden. Sonst wird die Art in der Literatur mehrfach erwähnt, aber ohne jede Angaben über die Merkmale. Leider vermochte ich mir selbst bisher noch kein Exemplar zu verschaffen. Dagegen hatte Herr Dr. Hilgendokf die Güte, bei dem Berliner Exemplar ($ No. 4932 des Crustaceen-Kataloges) die Gnathopoden zu untersuchen, und er giebt mir davon eine Skizze, die diese Art von säramtlichen übrigen der Gattung Senex entfernt und in dieser Be- ziehung als primitivste der Gattung hinstellt. Die Basecphyse am 2. Gnathopoden {i) besitzt nämlich eine Geissei , die das 3. (4.) Glied etwas überragt, während bei den zunächststehenden Arten : femoristriga und japonicus sowie besonders bei argus, der dieser Art durch unter- brochene Abdomenfurchen am nächsten steht, die Geissei nur ungefähr die Mitte des 3. Gliedes erreicht. Die Basecphyse des 1. Gnathopoden (/i) überragt mit ihrer Geissei den ganzen Fuss bedeutender als bei den genannten Arten. Von den übrigen Merkmalen ist hier noch anzugeben, dass die Furchen der Abdomensegmente unterbrochen sind. Der Cephalothorax ist nach vorn dornig, nach hinten mehr höckerig. Das Antennenseg- ment trägt 4 Dornen, von denen die beiden vorderen grösser sind. Der Pan. gracilis Streets kann nur ein junger interruptus sein, wie aus den völlig übereinstimmenden Beschreibungen beider hervor- geht. Verbreitung: Californieu (Randall, Lockington); Mexico: Golf von Tehuantepec (Streets). 3. Senex feinoristriga (v. Martens). ? Palinurus guttatus de Haan, Faun, japon., 1850, p. 159. Pal. longipes A. Milne-Ed wakds , in: Nouv. Arch. Mus. H. N., Paris T. 4, 1868, p. 87, tab. 21. 24 T)r. A. ORTMANN, Tal. fenioristriga v. Marxens, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 38, Bd. 1, 1872, p. 125. Pal longipes A. M.-E., Mjkrs, m : Ann. Mag. N. H. (5), vol. 5, 1880, p. 379. Senex femoristriga (v. Mart.), Pfeffer, in: Veili. Nat. Ver. Hamburg- Altona (2), Bd. 5, 1881. Artmerkmale : 1. Die Höcker und Dornen des Cephalotliorax sind mit kurzen Borsten besetzt, die Zwischenräume ohne solche. 2. Antennensegment mit 2 Hauptdornen und mehreren kleinen Nebendornen sowohl vor als hinter diesen (2 — 6 davor und daneben, 2 — 4 dahinter und zwar jeder- seits). 3. Körper sehr buntfarbig. Cephalothorax hellgrau-gelbbraun, blau marmorirt und gelb gefleckt. Abdomen violett mit zahlreichen gelben Flecken. Beine gelb und blau längsgestreift. Gruppenmerkmale : Furchen der Abdomensegmente ununterbrochen. Antennensegment mit zwei Hauptdornen. Basecphyse des 2. Gnathopoden mit Geissei, die bis zur Mitte des dritten Gliedes reicht. Sonstige Merkmale (besonders bei meinen Exemplaren) : Epimeren der Abdomensegmente vorn ohne Zähne, hinten mit einem spitzen Zahn. Bedornung des Cephalothorax genau mit der Beschreibung bei v. Marxens stimmend. Innere Antennenstiele mit 2 (nach Pfeffer) oder mit einem Glied (meine Exemplare) die äusseren überragend. Viertes und fünftes Beinpaar (beim $ nur das vierte) an den Klauen mit Hornstacheln. Variationen : Länge der inneren Antennen. Dornen auf dem Anteunenring. Secundäre Geschlechtscharaktere : Vorletztes Glied des 5. Beinpaares beim $ mit conischem Fort- satz am Ende. Klaue an der Basis mit ebensolchem Fortsatz, wodurch eine Scheere gebildet wird. Klaue etwa doppelt so lang wie jene Fortsätze. Zu dieser Art gehört wohl auch — wie schon v. Martens und Pfeffer vermuthen — der P. guUatus bei ])e Haan. Die Angabe von unterbrochenen Furchen auf dem Abdomen bei de Haan wäre dann jedoch unrichtig. Nach Herklots (Symb. carcinol., 1861, p. 30) stammt das von de Haan untersuchte Exemplar von den Molukken. Auch vermuthc ich, dass der von Hoffmann (Crust. Madagasc. 1874, p. 42) erwähnte P. guttafus von Mauritius hierher gehört. Ich wähle für diese Art den v. MARTENs'schen Namen, da der Die Decapoden-Kiebsc iles Strassburger Museums. 25 von A. MiLNE - Edwards gegebene ganz unzutreffend ist, und zu Ver- wechslung mit dem gleichnamigen longipes Pfeffek's führen könnte. Die Art von A, M.-E. ist mit femoristriga sicher identisch, obgleich A. M.-E. über die Basecphysen der Gnathopoden Nichts angiebt. a) 1 ?, Mauritius. — 1876 (tr.). b) 1 ?, Tahiti. — Mus. Goj)kffroy (vend.) 1888 (Sp.). Verbreitung: Wahrscheinlich über den ganzen tropischen lu- dischen und Paciiischen Ocean. — Zanzibar (A. M.-E.); Mauritius (A. M.-E., MiERS, Richters); Molukken (Heriveots); Amboina (v. Martens) ; Neu-Guinea (Pfeffer) ; Neue Hebriden : Aneitum (Mieks). 3. Senex japonicus (v. Siebold). Palinurus japonicus v. Sieb., de Haan, Faun, japou. 18.50, p. 158, tab. 41, 42, tab. L. u. M. Palinurus 4. Panulinis japonicus Gray, Stimpson, in : Proceed. Acad. Nat. So. Phila- delphia, 1860, p. 93. Senex guttatus Peefeek, in : Verh. Nat. Ver. Hamburg- Altona (2), Bd. 5, 1881, p. 30. Diese Form steht dem S. femoristriga äusserst nahe und wird wohl besser als Localvarietät desselben aufzufassen sein. S. femoristriga wäre dann eine hochtropische (dem indo-pacifischen Gebiet angehörige), lebhaft gefärbte Form, die in höheren Breiten — Japan — von dem weniger lebhaft gefärbten S. japonicus ersetzt wird. Exemplare von den Sandwich-Inseln würden in der Färbung etwa die Mitte halten. Während beim typischen femoristriga die Farben roth- braun, blau, violett, mit grell gelben Flecken sich zeigen, ist bei ja- ponicus der Cephalothorax mehr einfarbig (rothgelblich mit verschwom- men aschblauer bis schwärzlicher Marmorirung, die oft gar nicht her- vortritt). Der Eindruck der Gleichfarbigkeit wird erhöht durch die dichte Besetzung der Höcker und Dornen mit Borsten von röthlicher Färbung. Das Abdomen ist entweder einfarbig röthlich oder bläulich oder mit undeutlichen gelben Flecken besetzt (auf dem Cephalothorax fehlen die gelben Flecken, die bei femoristriga sehr auffallen, völlig). Die Beine sind undeutlich längsgestreift. Das Exemplar Pfeffer's von dem Sandwich-Inseln ist etwas bunter als meine japanischen. Ausser der Färbung würden als Unterschiede zu nennen seinri 1. Der dichte Haarkranz der Höcker und Stacheln, durch den auch die Zwischenräume bedeckt sind. Besonders auf dem vorderen Theil des Cephalothorax tritt dieses Merkmal deutlich hervor, wo die Behaarung bei femoristriga fast ganz fehlt. 2. Die geringere Entwick- 26 Dr. A. OKTMANN, lung der Nebendornen auf dem Antennensegment. Meine Exemplare zeigen von den Hauptdorneu in den meisten Fällen keine oder nur einen Stachel, nur in einem Fall deren drei und hinter den Haupt- dornen meist nur einen ganz kleinen, borstenförmigen, in zwei Fällen deren jederseits zwei ebenso winzige. Diese Merkmale genügen wohl nicht, um den japonicus von fe- morisfriga artlich zu trennen. Zu bemerken ist betreffs der inneren Antennen, dass Pfeffer (bei seinem guftatus) angiebt, dass der Stiel mit zwei Gliedern den der äusseren tiberragt. Dies ist bei meinen Exemplaren nur bei den grössten der Fall, bei den kleineren ist der erstere nur um 1 bis P/s Glieder länger. Pfeffer zieht sein Exemplar von den Sandwich-Inseln zu guttatus Latr. Der echte guttatus von der atlantischen Küste des tropischen Amerikas hat jedoch keine Geissei an der Basecphyse des 2. Gnatho- poden. Pfeffer giebt nun zwar auf seinem Exemplar dies Merkmal an, jedoch kann dies deshalb nicht richtig sein, da er sonst nicht be- haupten könnte, dass de Haan's japonicus ein echter guttatus sei; DE Haan bildet nämlich die betreffende Basecphyse seiner Art auf tab. L. u. M. deutlich ab, und zwar mit Geissei, so wie ich sie auch bei meinen Exemplaren finde. Ausserdem ^verde ich noch dadurch bestärkt, in diesem Falle einen Irrthum von Seiten Pfeffer's anzu- nehmen, dass derselbe in seinen Angaben über die Basecphysen über- haupt nicht mit grosser Genauigkeit vorgegangen zu sein scheint (man vergl. unter S. hürgeri und ornatus). Dass Pfeffer den japonicus mit seinem guttatus identificiren musste, ist augenscheinlich: nur ist die PFEFFER'sche Art eben nicht der guttatus, sondern der japonicus. a) 9 (J 3 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880 — 81 (tr. u. Sp.). b) 1 ?, Japan, Kochi. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). Das grösste Exemplar (S) misst vom Antenuensegment bis zum Telson: 0,360m, das kleinste ($ von Kochi): 0,090 m. Verbreitung: Japan (de Haan): Simoda (Stimpson); Sand- wich-Inseln (Pfeffer). 4. Senex argus (Latreille). Pnlinurus argus Ltk., Milne-Edwakds, H. N. Cr. T. 2, 1837, p. 800. V. Mahtens, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 38, Bd. 1, 1872, p. 128. Pfeffer, in: Verh. Nat, Ver. Hamburg - Altena (2), Bd. 5, 1881, p. 36. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums, 27 Artmerkmale: 1. Abdomenfurchen mehr oder minder deutlich unterbrochen. 2. Antennensegment mit 4 Hauptdoruen, die beiden hinteren nur wenig kleiner als die vorderen und entfernt von diesen. 3. An der vorderen Grenze der Branchialgegend des Cephalothorax jederseits, und jeder- seits auf dem 2. und 6. Abdomensegmeut ein grosser gelber Fleck. Gruppenmerkmale : Basecphyse des 2. Gnathopoden mit Geissei, bis zur Mitte des o. Gliedes reichend. Weitere Merkmale: Augenhöruer sehr gross, stark gekrümmt. Dornen des Cephalo- thorax nicht sehr dicht stehend, vorn gar nicht, hinten und an den Seiten etwas behaart. Epimeren der Abdomensegmente vorn ganz- randig, hinten mit einem spitzen Zahn. Klauen nur mit Borsten, ohne Hornstacheln. Farbe gelblich, bläulich marmorirt. Abdomen ausser jenen constanten Flecken nocli mit kleineren runden Flecken, die ver- schieden angeordnet sind. Variationen : Die Unterbrechung der Abdomenfurchen ist verschieden. Nach Pfeffer soll das S unterbrochene , das $ ununterbrochene Furchen besitzen. Bei meinen Exemplaren macht sich bei a (S) die Unter- brechung auf dem 2.-5. Segment durch Aufhören der Behaarung deut- lich bemerklich, die Furche setzt sich jedoch als helle Linie noch weiter fort, die auf dem 2. und 3. Segment median vereinigt ist. Bei b (S) ist die Furche auf dem 2. Segment ununterbrochen, doch fehlt in der Mitte der Haarbesatz, auf dem 3. bis 5. Segment sind sie deut- lich und scharf unterbrochen. Bei c ($) sind sie auf dem 2. und 3. Segment deutlich unterbrochen (ähnlich a, aber die Haare der Furchen sind abgescheuert), ebenso auf dem 4. und 5. Segment, hier aber durch helle, jedoch nicht vertiefte Linien verbunden. Exemplar d (?) zeigt alle Furchen unterbrochen, doch laufen dieselben (besonders auf dem 2. und 3. Segment) allmählich aus. Nach v. Martens sind die Furchen auf dem 2. bis 4. Segment unterbrochen. Bei meinem Exemplar c besitzt jeder Augendorn unter der Spitze je eine kräftige Nebenspitze. Bei Exemplar b findet sich hinter den beiden hinteren Hauptdornen des Antennensegmentes noch je ein kleiner, warzenförmiger Nebendorn. Der Stiel der inneren Antennen soll nach Pfeffer den der äus- seren um 1 Glied überragen : bei meinen Exemplaren nur um V?» bei b sogar kaum um ^a- 28 Dr. A. ORTMANN, Secundäre Geschlechtscharaktere : Scheerenbildung des + ähulich wie bei femoristriga. Nach Pfeffer sind die Fortsätze gleich V« der Klaue uud ebenso bei meinem Exem- plar d: bei meinem Exemplar c aber etwa gleich Vs derselben, schwach löff eiförmig. a) 1 S, Brasilien (Sp.). b) 1 (?, ohne Fundort (tr.). c) 1 ?, ohne Fundort. — W. P. Sohimper (ded.) 1847 (tr.). d) 1 ?, Cap Haiti. — Maltzan (vend.) 1881) (tr.). Verbreitung: Antillen (M. -E.): Cuba (v. Mart., Pfeffer); Honduras: Belize (Pfeff.); Brasilien: Bahia (Smith) i). 5. Seneoc penicillatus (Olivier). Talinurus pcnicülatus (Ol.), Milne - Edwards, H. N. Cr., T. 2, 1887, p. 299. DE Haan, Faun, japon., 1850, tab. L. u. M. Palinurus 5. PanuUrus penic. Gray, Stimpson, in : Proceed. Acad. Nat. Sc. Phila- delphia, 1860, p. 92. Palinurus ehrenhergi Heller, in: Verh. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 11, 1861, p. 2,5. Heller, in: Sitz. Ber. Akad. Wiss. Wien, Bd. 44, 1, 1860, p. 260, tab. 2, fig. 8. HoFEMANN, Crustac. Madagasc, 1874, p. 30, tab. 8, fig. 60. Vol. penic. (Ol.), Miers, in: Ann. Mag. N. H. (5), vol. 2, 1878, p. 410. DE Man, in: Not. Leyd., vol. 2, 1880, p. 185. Haswell, Catal. Austral. Crust., 1882, p. 172. Panul penic. (Ol.), Bäte, Ghali. Macrur., 1888, p. 82, tab. 12, fig. 2. Artmerkmale : 1. Abdomenfurchen ununterbrochen. 2. Antennensegmeut mit 4 Hauptdornen, die mit den Basen aneinanderstossen : die beiden vorderen meist kleiner. Gruppenmerkmale : Basecphyse der 2. Gnathopoden ohne Geissei, bis zur Mitte des zweiten Gliedes reichend. Weitere Merkmale: Cephalothorax stark bedornt, Dornen mit ziemlich aufrechten Borsten , die jedoch auch sehr reducirt werden können. Innerer An- tennenstiel wenig länger als der äussere oder ebenso lang. Epimeren der Abdomensegmente hinten mit einem Dorn, vorn gezähnelt. Viertes und fünftes Beinpaar an den Klauen mit mehreren Hornstacheln. 1) in: Trans. Connect. Acad., vol. 2, 1871—73. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 29 Borsten daselbst ziemlich stark. Abdomen diclit gelb gefleckt, Beine mit Lüngsstreifen. Variationen : Der innere Antennenstiel überragt den äusseren nach Pfeffer um ein Glied, bei meinem Exemplar kaum um ein halbes : nach Heller und Hoffmann sind beide gleich lang. Der Vorderrand der Abdomen- epimeren ist verschiedenartig gezähnelt. Bei meinem Exemplar ist dort am 2., 3. und 4. Segment je ein kleiner, stumpfer Zahn vorhan- den, nach Pfeffer ist der Vorderrand gezähnelt, nach Heller sind am 2. und 3. Segment einige kleine Zähnelungen. Die Abbildung bei Hoffmann zeigt 1 — 5 Zähne. Die Dornen des Antennensegmentes variiren etwas. Bei P. ehren- hergi Heller sind dieselben durch eine mittlere Furche getrennt, und nur die beiden auf jeder Seite berühren sich an ihrem Grunde (ebenso bei meinem Exemplar). Auch werden bisweilen (nach Heller) die beiden vorderen mehr oder minder reducirt. Heller giebt ferner für das 4. u. 5. Abdomensegmeut unterbrochene Furchen an, nach Hoffmann jedoch und bei meinem Exemplar sind alle Furchen ununterbrochen. Secundäre Geschlechtscharaktere werden nirgends erwähnt, doch ist anzunehmen, dass das $ ebenso wie die anderen Arten am 5. Bein- paar Scheerenbildung besitzt. Die für P. ehretibergl angegebenen Unterschiede in den Dornen des Antennensegmentes vermögen denselben kaum als Varietät von peniciUatus zu trennen. Miees (1. c.) vermuthet, dass die diesbezüg- liche Angabe bei Milne-Edwards ungenau und nur die bei Heller richtig sei, wonach beide Formen als identisch anzusehen wären. Ich bin geneigt, letztere Ansicht für zutreffend zu halten. a) 1 cJ, Südsee. — Mus. Godeffroy (vend.) 1888 (Sp.). Verbreitung: Vom Rothen Meer bis zu den Pacifischen Inseln. Indischer Ocean (M.-E.); Rothes Meer: Golf von Akaba (Miers), Ko- seir (Heller), Djiddah (de Man); R6union (Hoffmann); Mauritius (Latreille, Richters); Sumatra: Padang (de Man); Neu -Guinea (Pfeffer); N. -Küste Australiens (Haswell); Neue Hebriden und Fidji- Ins. (Brit. Mus.); Tahiti (Stlmpson), (Ghali.). 6. Seneoc guttatus (Latreille). Palinuriis guttatus Latk., Milne-Euwakks, H. N. Gr., T. pl. 23, fig. 1. P. spinosus M.-E., ibid., p. 298. P. americanus Lmk., ibid., p. 298. 1837, äO i>i' A. ORTMANN, FanuUrus echinafus Smith, in: Trans. Connect. Acaci, vol. 2, 1, 1870, p. 21. Falin. gutt. Ltr., v. Marxens, in: Aroh. f. Natnri^., Jalirg. 38, Bd. 1, 1872, p. 125. Panul. amerie. Str., Kingslfa-, in : Proceed. Acad. Sc. Pldladelplua, 1879, p. 410. ? Senex longipes Pfeffer, in : Verli. Nat. Ver. Hamb.-Altona (2), Bd. 5, 1881, p. 41. Panul. guttatus var. Bäte, Chall. Macrur., 1888, p. 78, pl. lOA. ? Palm, americanus Lmk., Heilprin, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Phila- delphia, 1888, p. 321. Artmerkmale : 1. Furchen der Abdomeusegmente ununterbrochen oder theilweis oder alle unterbrochen. 2. Antennensegment mit 2—4 Hauptdornen, die entfernt von einander stehen und niemals an der Basis zusammen- stossen. Gruppenmerkmale wie bei penicülafus. Weitere Merkmale: Stiel der inneren Antennen länger als der der äusseren. Epimeren der Abdomensegmente hinten mit 1 bis mehreren Zähnen , vorn mit einer variablen Anzahl oder ohne solche. Klauen des 4. und 5. Bein- paares mit Hornstacheln. Abdomen gelb gefleckt, doch nicht so dicht wie penicülafus. Beine gestreift. Secundäre Geschlechtscharaktere : Scheerenbildung des ? ähnlich wie bei femorisfriga. Variationen : Antennensegmeut mit 2 Dornen {guttatus typ. M.-E., v. Mart., Bäte, mein Exemplar, echinatus Sm.) oder mit 4 Dornen {splnosus und americanus M.-E., longipes Pfeff.). Abdomenfurchen unterbrochen, und zwar auf dem 2., 3., 4. und 5. Segment bei meinem Exemplar (J) und dem longipes Pfeff.; auf dem 3., 4., 5. bei echinatus Sm. und dem guttatus Bäte (?) ; auf dem 4. und 5. bei guttatus M.-E. (nach dem Text auf den drei ersten un- unterbrochen, nach der Abbildung alle ununterbrochen) und vielleicht auch bei spinosus und americanus M.-E., ferner her guttatus Bäte (cJ); auf allen Segmenten ununterbrochen nach v. Martens (?). Ob das Geschlecht auf diese Verhältnisse Eiiifluss hat (wie Pfeffer 1. c, p. 32 vermuthet) ist fraglich. Die beiden Extreme (gänzlich ununter- brochene und gänzlich unterbrochene Furchen) kommen bei je einem ? (v. Mart.) und einem S (mein Exemplar) vor. Bei den Zwischen- stufen geht bei den Exemplaren von Batjo beim $ die Unterbrechung Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 3i weiter als beim S , das Verhältniss ist also gerade umgekehrt. Die übrigen Autoren geben hierüber nichts an. Unter diese Art vereinige ich mehrere der früher beschriebenen, und zwar ist für dieselben Folgendes zu bemerken. P. spinosus MiLNE- Edwards (1. c, p. 298) und P. amerieanus Lmk. (ibid.) stehen nach Milne- Edwards dem guttatus sehr nahe: sie unterscheiden sich nur durch Merkmale, deren Unbestängigkeit bei den vorhergehenden Arten schon mehrfach ins Auge sprang. Der echte guttatus soll nur zwei Dornen auf dem Antennensegment haben, vor denen jedoch bisweilen 2 rudimentäre stehen. P. spinosus soll 4 grosse Dornen besitzen, die ein Viereck bilden, ebenso P. ameri- eanus. Bei guttatus soll am Hinterrand der Abdomen-Epimeren e i n Zahn vorhanden sein , ebenso bei amerieanus , bei spinosus dagegen deren 3—4. Bei amerieanus soll schliesslich das unterste Stielglied der inneren Antennen auffallend lang sein. Alles dies sind Unter- schiede, die keinen specifischen VVerth haben können. Geringe Ab- weichungen in der Färbung können ebenfalls nicht in Betracht kommen. PanuUrus eehinatus ist nach Smith sehr nahe mit guttatus ver- wandt: nur soll die relative Länge der Beine eine andere, und die Abdomenfurchen sollen nur auf dem zweiten Segment ununter- brochen sein (bei guttatus M.-E. auf den drei ersten , d. h. es sind wohl 2 und 3 gemeint). Die übrigen Unterschiede, die Smith angiebt, Bedornung und Länge der Antennen sind wohl gar nicht zu consta- tiren. Die Beinlänge kann schon nach Pfeffer (1. c. p. 31) nicht als wesentliches Merkmal angesehen werden. Was die Abdomenfurchen anbetriÖt, so scheinen gerade bei dieser Art Variationen häufiger statt- zufinden. Jedenfalls besitzt dieselbe die Tendenz, unterbrochene Fur- chen zu bilden, diese macht sich selten gar nicht bemerklich, und bisweilen erstreckt sie sich auf alle Segmente. P. longipes bei Pfeffer (von W. - Afrika) würde in der Ausbil- dung der Basecphyse der 2. Gnathopoden in diese Gruppe gehören, und gemäss den 4 Antennensegment- Dornen und den schwachen, un- terbrochenen Abdomenfurchen zu dieser Art zu ziehen sein. Voraus- gesetzt, dass die Angabe Pfeffer's über die 2 Gnathopoden richtig ist, kann er nicht mit dasypus M.-E. vereinigt werden (vergl. unten bei dasypus). Angaben über die 2. Gnathopoden finden sich bei Smith („the exognath, is rudimentary, about half as long as the dactylus of the exognath, quite slender, and is whoUy without a flagellum") und bei 3^ Dr. A. ORTMANN, V. Martens („der Palpus der äusseren Kieferfüsse ohne Flagellum"). Dasselbe finde ich bei meinem Exemplar. a) 1 J, ohne Fundort. — (Sp.). Verbreitung: Atlantische Küsten des tropischen Amerikas und vielleicht auch die Westküste Afrikas. Antillen (M.-E.): Cuba (v. Mart.); Florida: Plautation Key (Kingsley) und Key West (Gibbes) ; Isthmus von Panama (Streets) ^) ; Brasilien: Pernambuco u. Pani (Smith) ; St. Paul (Ghali.). — ? West- Afrika: Monrovia und S. Thom6 (Pfeffer). Heilprin (1. c.) giebt den P. americanus von den Bermuda-In- seln au, obgleich er angiebt, den „large Bermuda crayfish" nur ge- sehen zu haben: die Angabe ist deshalb mit Vorsicht aufzunehmen, da z. B. auch der S. argus in Betracht kommen kann. 7. Senex hürgerl (de Haan). Palinurus hürgeri de Haan, Faun, japou., 1850, p. 159, tab. 43 u. 44, %. l.' Pfeffer, in: Verh. Nat. Ver. Hamburg- Altona (2), Bd. 5, 1881, p. 35. Artmerkmale : 1. Abdomenfurcheu ununterbrochen, fast gerade. 2. Die kleinen Dornen des Antennensegmentes halb so gross wie die Hauptdornen. Gruppenmerkmale : Abdomenfurchen vorhanden. Antennensegment mit 4 Hauptdornen, zwischen diesen mit (4) Nebendornen. Basecphyse der 2. Gnathopoden ganz fehlend, die der 1. Gnathopoden mit reducirter Geissei, die un- gefähr bis zur Spitze des dritten Gliedes reicht. Weitere Merkmale: Cephalothorax dicht bestachelt, Stacheln mit Borstenkranz. Stiel der inneren Antennen fast um ein Glied länger als der der äusseren. Epimeren der Abdomensegmente hinten mit mehreren Zähnen. Secundäre Geschlechtscharaktere werden nirgends angegeben. Heller giebt in seiner Tabelle der Palinurus- Arteii (Crust. No- vara 1865, p. 95) für hürgeri an: „sulci abdominis medio interrupti", 1) SxKEETS (in: Proc. Acad. N. Sc. Philadelphia 1871, p. 242) führt den guttatus und americanus vom Isthmus von Panama an , ohne an- zugeben, ob sie von der atlantischen oder pacifischen Seite stammen. Nach Obigem ist anzunehmen, dass erstere wohl der Fundort sein wird. — LucKiNGTOK (in : Ann. Mag. N. H. (5), vol. 2, 1878, p. 303) citirt beide auf die Autorität von Sxkeets hin von der pacifischen Seite, wofür kein Grund vorliegt. Die Decapoden-Krebse des Strassbinger Museums. 3B für dasijpiis'. „s. a. non interrupti", während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Pfeffer (1. c.) sagt : „Palpen des 5. u. 4. Kieferfusspaares fehlend", was unrichtig ist, da nach de Haan's genauer Beschreibung nur der des 5. fehlt, der des 4. jedoch vorhanden und nur dessen Geissei rückgebildet ist. Verbreitung: Japan (de Haan). 8. Senex dasypus (Latreille). Palinurus dasypus Latii., Milne- Edwards, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 300. DE Haan, Faun, japon., 1850, p. 159, tab. L. u. M. Palinurus 6. Hellee, Grust. Novai'a, 1865, p. 100. Artmerkmale : 1. Abdomenfurchen mit der Tendenz zu obliteriren. 2. Die Neben- dornen des Anteunensegments klein. Gruppenmerkmale wie bei bürgeri. Weitere Merkmale: Cephalothorax mit wenigen spitzen i ornen, meist nur mit stumpfen Höckern besetzt, mit oder ohne Haare. Innere Antennenstiele etwas länger als die äusseren. Epimeren der Abdomensegmente hinten ge- zähnelt. Drittes Beinpaar auffallend lang. Secundäre Geschlechtscharaktere werden nirgends angegeben. Heller (1. c.) beschreibt die Abdominalfurchen als nicht unter- brochen und giebt dieses Merkmal in seiner Arttabelle ebenso an, wäh- rend er dem P. bürgeri (vergl. oben) unterbrochene Furchen zu- schreibt. Jedenfalls liegt hier eine Verwechslung der Merkmale beider Arten vor, und die Angabe in der Beschreibung des dasypus ist irr- thümlich, da die übrigen Punkte auf diesen zutreffen. Wenn Pfeffer (1. c. p. 42) den dasypus M.-E. mit seinem longi- pes vereinigt, so ist er entschieden im Irrthum. de Haan hat seineu dasypus sicher nach Milne-Edwards' Diagnose bestimmt, und ebenso stimmt Heller's dasypus mit diesem überein. Beide Autoren geben nur für die 2. Gnathopoden fehlende Basecphysen, für die 1. Gnatho- poden Basecphysen mit reducirter Geissei an. Pfeffer stellt aller- dings die Angabe de Haan's als „unbedingt nicht richtig" hin, ohne jedoch diese seine Ansicht genügend zu motiviren. Der Ppeffer- sche longipes hat nun am 2. Gnathopoden eine Basecphyse ohne Geissei, am 1. eine solche mit langer Geissei. Da ausserdem das Antennensegment 4 ein Paralleltrapez bildende Dornen (ohne Neben- Zool. Jahrb. Bd. VI. Abth. f. Syst. 3 34 Dr- A. ORTMANN, dornen) trägt, so kann der longipes nicht zu dasypus gehören, sondern muss in die Verwandtschaft des guttafus gestellt werden und ist wohl mit diesem zu vereinigen (vergl. oben). Hierfür würde auch das geo- graphische Vorkommen des longipes (W,-Afrika) sprechen: guUatus kommt an den Atlantischen Küsten Amerikas vor, dasypus dagegen im Indo-pacifischen Gebiet. Verbreitung: Indischer Ocean (M. -E.); Ceylon und Madras (Heller); Molukken (Herklots) 0- 9. Senex ornatus (Fabricius) (erweitert). Palinurus ornatus Fabr., Milne - Edwards , H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 296. P. fasciatus Fabr. — ibid., p. 295. P. sulcatus Lmk. — ibid., p. 297. P. fasciatus Fabr., de Haan, Faun, japon. 1850, p. 159, tab. 43, tab. 44, fig. 2. P. ornatus Fabr., Milne-Edwards, in: Annal. Sc. Nat. (3j Zool. T. 16, 1851, tab. 8, fig. 13. Panulirus ornatus Gray, Stimpson, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Phila- delphia 1860, p. 92. Palin. ornatus Fabr., Heller, Crust. Novara, 1865, p. 99. P. ornatus Fabr. u. fasciatus Fabr., Hoffmann, Crust. Madag. 1874, p. 29, 30. P. ornatus Fabr., Hilgendorf, in: Mon. Bei-. Akad. Wiss., Berlin 1878, p. 827. Pal. fasciatus Fabr., ornatus u. versicolor Latr., Miers, in : Ann. Mag. N. H. (5), vol. 5, 1880, p. 378 f. ? Pal. brevipes Pfeffer, in: Verh. Nat. Ver. Hamburg- Altona (2), Bd. 5, 1881, p. 44. Pal. ornatus Fabr., Haswell, Catal, Austral. Crust., 1882, p. 171. Pal. fasciatus Fabr. und ornatus Bosc , de Man, in : Arch. f. Naturg. Jahrg. 53, Bd. 1, 1887, p. 486. Artmerkmale : 1. Abdomen ohne Querfurchen (sehr selten mit Spuren davon, vergl. Pfeffer). 2. Antennensegment mit 2 — 4 Hauptdornen, selten mit Nebendornen. 3. Geissei der Basecphyse der 3. Siagnopoden auf- fallend breit, oval, stumpf. Gruppenmerkmale : Abdomenfurchen fehlend, Basecphyse des 2. Gnathopoden fehlend, die des 1. Gnathopoden mit rudimentärer oder fehlender Geissei. 1) Symbol, carcinol. 18(J1, p. 30. Die Decapoden- Krebse des Strassburger Museums. 35 Weitere Merkmale: Cephalothorax mehr oder minder dicht bedornt. Stiele der inneren Antennen etwas länger oder so laug wie die der äusseren. Hinterrand der Abdomenepimeren mit mehreren kleinen Zähnen. Hornstacheln der Klauen vorhanden. Färbung bunt. Secundäre Geschlechtscharaktere : Das $ mit Scheerenbildung am letzten Beinpaar: vorletztes Glied und Klaue je mit lötfelförmigem Fortsatz, t)eide Fortsätze etwa halb so lang wie die Klaue. Bei meinen beiden jungen Exemplaren (b u. c) ist diese Bildung noch nicht zu beobachten. Unter dieser Art vereinige ich zunächst die drei bei Milne-Ed- WARDS beschriebenen Formen mit glattem Abdomen, die sich nur durch die Bedornuug des Antennensegments und die Färbung unterscheiden. P. fasciatus hat 2 Dornen auf dem Antennensegment, die Beine sind längsstreifig und der Hinterrand der Abdomensegmente besitzt ein helles Querband, P. ornatus hat 4 Dornen ebenda, die Beine sind farbig geringelt und das Abdomen ist marmorirt. P. sulcatus hat 4 Dornen und dazwischen 2 kleinere, die Beine sind marmorirt und das Abdomen hat gelbe Flecken an den Seiten. Diese Merkmale sind nicht constant und finden sich bei verschie- denen Exemplaren in verschiedener Zusammenstellung. DE Haans fasciatus hat die Färbung des fasciatus, aber die Dornen von ornatus, und genau so verhält sich mein Exemplar b, welches mit der Abbildung bei de Haan so vollkommen übereinstimmt, dass man es für das Original derselben halten könnte. Mein Exem- plar a besitzt die Färbung des sulcatus, aber die Dornen von or- natus. Exemplar c hat ungefähr die Färbung von ornatus, aber die Dornen von fasciatus. Der HELLER'sche ornatus hat ähnlich wie de Haan's Exemplar die Färbung von fasciatus und die Dornen von ornatus. DE Haan unterscheidet noch einen ornatus von seinem fasciatus. Sein ornatus wird jedenfalls nach der Färbung bestimmt sein, und DE Haan lässt bei ihm die Basecphyse des 1. Gnathopoden nur bis über die Hälfte des 3. Gliedes reichen, während sie bei fasciatus bis zur Spitze desselben reichen soll. Bei meinem erwachsenen Exem- plar a ist das orwa^ws - Verhalten de Haan's zu sehen; bei b und c, die noch jung sind, reicht die Basecphyse etwas höher hinauf, fast bis zur Spitze des 3. Gliedes. Ich halte dies für Altersunterschiede, 36 Dr. A. ORTMANN, besonders da de Haan nur den abgebildeten jungen fasciatus vor sich hatte (vergl. Herklots, Symbol, carcinol. 1861, p. 30). Der P. versicolor Latr. stimmt nach Miers (1. c. p. 379) mit ornatus bis auf die Färbung überein : er wird wohl desshalb nur als eine Färbungsform des letzteren aufzufassen sein. Pfeffer will den sulcatus Lmk. und fasciatus Fabr. — nach der Beschreibung bei Milne - Edwards — zu seinem longipes bringen. Wenn auch die genannte Beschreibung über die wichtigsten Punkte wenig enthält, so kann e^ doch nach dem oben Gesagten nicht zweifel- haft sein, dass diese beiden Arten mit ornatus Fabr. in nächste Be- ziehung zu bringen sind. Nun rechnet aber Pfeffer den ornatus Fabr. zu seinem brevipes, giebt jedoch für diesen Merkmale an, die dem ornatus nicht zukommen: entweder hat Pfeffer unter seinem brevipes keinen echten ornatus vor sich gehabt, oder er hat sich in seinen Angaben geirrt. Das letztere ist aus dem Grunde anzunehmen, dass er de Haan's fasciatus für einen echten brevipes erklärt, und dass dieser eben n i c h t die von Pfeffer angegebenen brevipes-Merk- male besitzt, nämlich: Basecphyse der 2. Gnathopoden vorhanden, ohne Geissei, die des 1. Gnathopoden mit vielgliedriger Geissei. Sowohl bei de Haan's fasciatus als auch bei meinem Exemplar b fehlt die Basecphyse des 2. Gnathopoden völlig. Im Uebrigen kann man die Beschreibung des brevipes auf den ornatus passend finden. Vielleicht gehören die von Pfeffer erwähnten Exemplare nicht zusammen : jeden- falls ist es auffallend, dass er ein Exemplar von Mazatlan anführt, wenn auch das Vorkommen des ornatus daselbst nicht unmöglich wäre. Leider beschreibt Pfeffer sein Exemplar wesentlich nur der Färbung nach. Der P. ornatus Fabr. bei Haswell hat zwischen den Haupt- dornen zwei weitere rudimentäre Dornen und würde demnach (woge- gen auch die übrige Beschreibung nicht spricht) dem sulcatus Lmk. entsprechen. Die Variationen dieser Art würden nach alledem einmal in der Färbung und dann in der Bedornung des Antennensegments liegen. Nach Pfeffer sollen ferner die Bürsten der äusseren Antennen fehlen, bei seinem Exemplar von Manila aber vorhanden sein. Nach meinen Erfahrungen sind diese Bürsten bei allen Arten vorhanden, doch sind sie bei einzelnen Exemplaren oft undeutlich, vielleicht mechanisch zer- stört. Was das von mir angegebene Artmerkmal der ovalen Geissei der Basecphyse des 3. Siagnopoden anbetritit, so findet sich das- Die Decapoden-Krcbsc des Strassburger Museums, 37 selbe bei meinen drei Exemplaren, und ebenso giebt Milne- Ed- wards für fasciatus an : „appendice terminal des pates-mächoires in- ternes ovalaire." Ich vermuthe, dass dieses Verhalten für die Art cha- rakteristisch ist, da ich bei anderen Arten nichts Aehnliches gesehen habe : doch würde;i noch mehr Exemplare daraufhin untersucht werden müssen. Ich wähle für diese Art den Namen ornatus, da er seiner Be- deutung nach der allgemeinste ist: fasciatus bezeichnet nur eine be- stimmte Färbungsform, sulcatus ist unverständlich. a) 1 ?, Mauritius. — 1876 (tr.). b) 1 ?, juv., Neu Britannien. — Mus. Godefproy (vend.) 1888 (Sp.). c) 1 ?, juv., Amboina. — G. Schneider (vend.) 1888 (Sp.). Verbreitung: Weit verbreitet im tropisch Indo-Pacifischen Ge- biete. Zanzibar (A. M.-E.); Mozambique (Hlgdf,); Mauritius (M.-E., HoFFM.); Reunion (Hoffm.); Madagascar: Nossi Be (Hoffm.); Singa- pur (Walker); Java (Heller); Borneo (Miers); Hongkong (Stimpson) ; Japan (de Haan) ; Amboina (Miers, Hlgjdf., de Man) ; Neu Guinea (Miers); N.-Küste Australiens (Miers, Haswell); Samoa-Ins. (Has- well). Pfeffer giebt für hrevipes an: Mazatlan; Amur-Riff; Zanzibar; Manila. Herklots (Additam. faun. carcinol. Afric. occid. 1851 , p. 15) giebt W.-Afrika: St. George del mina an, doch kann die Bestimmung unrichtig sein. Gattung: JPuer nov, gen. Panuliriis Bäte, Chall. Macrur. 1888, z. Theil. 1. JPuey angulatus (Bäte). Panulirus angulatus Bäte, Chall. Macrur. 1888, p. 81, tab. 11, fig. 2—4. Vorderhälfte des Cephalothorax hinter den Augenhörnern und in der Mitte mit Dornen. Die drei Längskanten der Hinterhälfte des Cephalothorax stark dornig. Ebenso auf den Abdomensegmenten in der Mitte kräftige Dornen. Beine schlank. Verbreitung: Nördlich von Neu Guinea, l** 54' s. Br., 146° 59' ö. L., 150 Faden (Chall. Stat. 219). 3. I*iier pellticidus nov. sp. (Taf. 1, Fig. 3). Vorderrand des Cephalothorax mit je einem Antennaldorn. Schräg hinter den Augendornen steht je ein weiterer Dorn. Die seitlichen. 38 T>r A. ORTMANN, etwa in der Mitte des Ceplialothonix beginnenden Kanten vorn mit je einem kleinen Dorn , sonst dornlos. Cervicalfurche undeutlich. Ab- domen völlig glatt. Beine nicht so schlank wie bei der vorigen Art. Körperlänge 20 und 22 mm. a) 2 Ex. Japan, Kochi. 15 — 20 Faden. — Dödeklein (coli.) 1881 (Sp.). Familie : ScyllaiHdae. Uebersicht der Gattungen: A. Augenhöhlen nicht au den äussersten Ecken des Vorderrandes des Cephalothorax gelegen. Fünfter Thoracalfuss beim $ scheeren- förmig: der Dactylus articulirt gegen einen Fortsatz des Pro- podus. B. Seitenränder des Cephalothorax ohne Sägezähne und ohne Fissur. Scyllarus und Ärdus. BB. Seitenräuder des Cephalothorax mit Sägezähnen und mit einer tiefen Fissur. Ibacus und Parribacus. AA. Augenhöhlen an den äussersten Ecken des Vorderrandes des Cephalothorax gelegen. Fünfter Thoracalfuss beim $ nicht scheereuförmig : Dactylus walzenförmig, stumpf. Thenus. Folgendes Schema stellt die Verwandtschaft dieser Gattungen dar: Arctus Parribacus Scyllarus Ibacus Thenus Jatus Gattung: Scyllarus Fabricius. 1. Scyllarus latus Latreille. Milne-Edwakus, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 284. Helleb, Crust. südl. Europ. 1863, p. 196. Carus, Prodr. faun. iiiediterr., vol. 1, 1884, p. 486. Cephalothorax wie der ganze Körper mit stumpfen, flachen Höckern besetzt, die kurze Haare tragen. In der Mundregion steht ein ein- spitziger und vor diesem ein zweispitziger grösserer Höcker. Hinter Die Decapodeii-Krebse des Stiassburger Museums. 39 der Cervicalfurclie stehen 2 Höcker neben einander. Auf den Kiemen- gegendeu jederseits eine Reihe von 3—4 Höckern. Zweites Glied der äusseren Antennen an der äusseren oberen Ecke mit einem aufwärts und rückwärts gekrümmten Dorn. Merus der Beine oben mit flügelartigem Kiel. Carpus des ersten Paares oben gerundet, fast ohne jede Spur eines Kieles, des zweiten Paares mit zwei undeutlichen, stumpfen Kielen, de^ dritten und vierten Paares mit zwei scharfen Kielen , deren vorderer flügelartig und länger ist. a) 1 ?, ohne Fundort. — (Sp.). b) 1 (J, Mittelmeer. — Laurtllard (ded.), 1829 (tr.). c) 1 $, Toulon. — Ackermann (ded.), 1829 (Sp.). d) 1 (? 1 $, Nizza. — Lamba (vend.), 1879 (tr.). e) 1 % Mittelmeer. — U. S. (tr.). Verbreitung: Mittelmccr (M-.E., Heller, Stossich, Carus); Canarische Inseln (M.-E.). 3, Scyllarus aequinoctialis Fabricius. Milne-Edwakds, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 285, pl. 24, fig. 6. Smith, in: Trans. Gonnect. Acad., vol. 2, 1870—73, p. 18. V. Maktens, in: Arch. f. Naturg. Jahrg. 38, Bd. 1, 1872, p. 123. Vertritt den europäischen Sc. latus an den atlantischen Küsten Amerikas. Er unterscheidet sich: 1. Höcker des Cephalothorax fast ohne Haare. 2. Die grösseren Höcker des latus fehlen fast ganz. o. Der Dorn an der äusseren oberen P'cke des zweiten Gliedes der äusseren Antennen ist nicht gekrümmt. Die Antennen sind ver- hältnissmässig kürzer und breiter. 4. Die Kiele auf den Carpen des 3. und 4. Beinpaares sind stumpf, nicht flügeiförmig. Schliesslich besitzt Sc. aequinoctialis auf dem ersten Abdomen- segment eine — wie es scheint — constante Zeichnung. Während der europäische latus (wie auch der japanische sieboldi) daselbst drei dunkler (röthlich) gefärbte undeutliche Flecken zeigt, deren einer in der Mittellinie, die beiden anderen seitlich davon liegen, hat aequi- noctialis seitlich von der Mittellinie, dicht neben dieser, zwei scharf begrenzte solche Flecken ; weiter nach aussen liegt jederseits ein weiterer Fleck, der aber mehr oder weniger undeutlich ist: im Ganzen sind also 4 Flecke vorhanden. 40 ür. A. ORTMANN, Hierher wird auch der von Pfeffer (1. c. p. 47) von Surinam angegebene Sc. sieboläii de H. gehören (vgl. unten). Mein Exemplar d nähert sich etwas dem europäischen Sc. latus: die beiden Höcker der Mundregion sind deutlicher zu erkennen, wenn auch schwächer entwickelt als bei typischen Exemplaren von latus; die Kiele der Carpen der hinteren Beine sind schärfer als bei aegui- noctialis, jedoch noch nicht flügelartig verbreitert wie bei latus; der gekrümmte Dorn der äusseren Antennen fehlt wie bei aequinoctidlis \ das erste Abdomensegment hat nur zwei seitliche Flecken, der mittlere, resp. die mittleren fehlen gänzlich. a) 1 (?, Guadeloupe. — Gab. Hermann (tr.). b) 1 (J, Guadeloupe. — Caternault (ded.), (tr.). c) 1 ?, Antillen. — 1847 (tr.). d) 1 ?, var. Brasilien. — (Sp.). Verbreitung: Tropisch- Atlantische Küsten Amerikas: Florida: Key West (Gibbes); Antillen (M.-E.): Cuba (v. Mart.) ; Centralamerika (v. Mart.); Brasilien (v. Mart.): Bahia (Smith). 3. Scyllarus sieboldi de Haan (erweitert). Sc. sieboldi und Sc. haanii de Haan, Faun. jap. 1850, p. 152, tab. 36, 37, fig. 1, tab. 38, fig. 1. Sc. sieboldi d. H., Stimpson, in : Proceed. Acad. N. Sc. Philadelphia 1860, p. 92. Sc. haanii v. S. Mieks, in: Ann. Mag. N. H. (5), vol. 5, 1880, p. 377. De Man, in: Arch. f. Naturg. Jahrg. 43, Bd. 1, 1887, p. 485. Vertritt den europäischen Sc. latus in Japan. Die Unterschiede sind folgende: 1. Höcker des Cephalothorax stärker behaart. 2. Die stärkeren Höcker sind reducirt : bei Sc. haanii ist die An- ordnung wie bei latus noch zu erkennen (so bei allen meinen Exem- plaren), bei Sc. sieboldii sind sie ganz verschwunden. 3. Der Dorn an der äusseren Ecke der äusseren Antennen ist nicht gekrümmt. 4. Sämmtliche Beine, also auch das erste Paar, besitzen auf dem Carpus doppelte, stark flügelartige Kiele. Die Unterschiede von Sc. sieboldii und haanii bei de Haan sind ganz gering und kaum ersichtlich. Sc. dehaanii v. Sieb, und Sc. herJdotsii Pel. bei Herklots (Addit. faun. rarcinol. Afric. occid. 1851, p. 14, tab. 2) stehen dieser Art äusserst nahe. Ihr Vorkommen in W.-Afrika (Boutry) macht es Die Decapodeii-Krebse des Strassburger Museums. 41 wahrscheinlich, dass sie mit der japanischen Art nicht identisch sind: die Unterschiede unter einander und von Sc. sieboldi kann ich jedoch aus der Beschreibung und Abbiklung nicht herausfinden. o) 2 d 1 ?, Japan, Tokiobai. — Dödeklein (coli.), 1880—81 (tr.). Verbreitung: Ost- Asien. Japan: Nagasaki (de Haan); Liu Kiu-Inseln (Stimpson); Aroe (Aru ?) Ins. (Miers) ; Amboina (de Man). Sollte es sich herausstellen, dass folgende Angaben richtig sind: 1. dass Sc. dehaanii in W. -Afrika (Herklots), 2. dass Sc. sieholdü in Surinam (Pfeffer), 3. dass Sc. latus bei Cuba (v. Martens) vor- kommt, so würde dadurch wahrscheinlich gemacht, dass die ange- führten drei Arten als Formen einer Art aufzufassen sind. Es würden demnach in West-Indien alle drei Formen vorkommen, die var. latus vorwiegend im Mittelmeer und die var. sieholdü (und Jiaanü) vor- wiegend in Ost-Asien. Für eine Vereinigung von latus und aequi- noctialis spricht mein Exemplar d des letztern. Solche Exemplare ähneln in Sculptur des Cephalothorax dem sieholdü (oder haanii)., und es ist möglich, dass Pfeffer ein solches von Surinam für den Sc. sieholdi gehalten hat. Wie sich bei den genannten zweifelhaften Stücken die Kiele der Beine verhalten, ist nirgends angegeben. Gattung: Arctus Dana. 1. Arctus ursus Dana. Scyllarus arctus Fabr., Milne-Edwakds, H. N. Cr. T. 2, 1837, p. 282. Milne-Edwards, Atlas Cuvier's Regn. anim. Crust. 1849, tab. 45, fig. 1. Arctus ursus Dana, U. S. Expl. Exp. 1852, p. 516. Scyllarus arctus Fabr., Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. 195, tab. 6, fig. 7. Scyll. arct. var. paradoxus Miers , in : Ann. Mag. N. H. (5 ) , vol. 8, 1881, p. 364. Arctus ursus Dan., Carus, Prodr. faun. medil, vol. 1, 1884, p. 486. Cephalothorax in der Mittellinie vor der Cervicalfurche mit drei einfachen Höckern, dicht hinter derselben mit einem zweispitzigen Höcker. Zweites Glied der äusseren Antennen spitz - dreieckig. Aussen- rand mit 2 Dornen, selten (unter 50 S und 32 $ nur bei 3 ?) mit einem kleineu Zahn unter dem unteren Dorn. Innenrand (d. h. zwischen der Spitze und der Insertion des dritten Gliedes) mit 4—6 ungleichen 42 Dl- A. OUTMANN, Dornen. Ein schräger Kiel läuft bis zur äussersteii Spitze. Viertes Glied mit meist 6 stumpfen Lappen, die an der Innenseite mehr spitz werden. Selten tritt ebenda noch ein 7., ganz kleiner hinzu (bei 4 S und 3 ?). Die vier ersten Segmente des Abdomens in der Mitte des Hinter- randes mit einer Kerbe, diese auf dem 2. Segment sehr tief. Schwanz- flosse am Beginn des häutigen Theiles mit jederseits zwei rückwärts gerichteten Dornen. Sternum vorn mit tiefer, gerundeter Kerbe, die Seitentheile der Kerbe spitz vorgezogen. Zwischen dem letzten Beinpaar ein deutlicher Höcker. Propodus des 2. und 3. Beinpaares über doppelt so lang wie der Carpus, kaum etwas comprimirt, ohne Schneide. Diese Merkmale stimmen bei 50 6 und 32 $ überein : nur ist bei jüngeren Exemplaren die Kerbe des Vorderrandes des Sternums flacher und die Seitentheile sind weniger stark vorgezogen. Die Beschreibung des Ä. ursus von der Torresstrasse bei Haswell (Cat. Austr. Crust. 1882, p. 169) stimmt allerdings mit den europäi- schen Exemplaren. Da aber Haswell, wie es scheint, keine Exem- plare von dieser Localität vor sich hatte (er citirt nur die Angabe des „Alert"), so scheint die Diagnose aus anderen Quellen entnommen zu sein. Wahrscheinlich gehören die Nord-Australischen Exemplare nicht hierher. a) 14 Ex. Mittelmeer (tr. und Sp.). b) 1 „ Nizza (tr.). c) 9 „ Toulon. — Ackermann (coli.), 1835 (Sp.). d) 13 „ Nizza. — Voltz (coli.). 1836 (Sp.). e) 26 (J 19 ?, Messina. — O. Schmidt (coli), U. S. (Sp.). Verbreitung: Mittelmeer (M.-E., Heller, Carus); Adria (Heller, Stossich); Golfe de Gascogne, nördlich bis zum Canal (Fischer) und zum südlichen England (Couch). — Senegambien {var. paradoxus Miers). 3. Arctus haanii (Berthold). Scyllarus arctus Fabh. t;ar. de Haan, faun. Japan. 1850, p. 154, tab. 38, fig- 2. Sc. haanii Bkrthold, lieber Rept. N. Granada und Crustac. ans China, 1840, p. 23, tab. 2, fig. 2—3. Arctus sordidus Stimpson, in: Proceed. Acad. N. Sc. Philadelphia 1860, p. 92. Batb, Chall Macrur. 1888, p. 66, tab. 9, %. 3, Die Dccaporlen-Kicbse des Strassburger Museums. 43 Unterscheidet sich vou der vorigen Art in folgenden Punkten : 1. Cephalothorax in der Mittellinie vor der Cervicalfiuche mit weniger als 3 (1—2) einfachen Dornen. 2. Inuenrand des zweiten Gliedes der Antennen mit weniger (1—2) Dornen. Lappen des vierten Gliedes spitz, 5—6, 3. Kerben der Abdomensegmente weniger tief, am vierten Segment fehlend oder ganz undeutlich. 4. Sternum vorn mit enger Kerbe, die Seiteutheile der Kerbe ab- gestutzt. Zwischen dem letzten Beinpaar kein Höcker. 5. Propodus des 2. und 3. Beinpaares kaum doppelt so lang wie der Carpus, stark comprimirt, unten mit messerartiger Schneide. Die von de Haan erwähnten und die mir vorliegenden japani- schen F-xemplare weichen etwas von den chinesischen bei de Haan und P)ERTHOLD uud voH dem einen meiner Exemplare (wahrscheinlich auch von China) ab. Doch sind diese Unterschiede schwankender Natur. Der Cephalothorax der chinesischen soll nach de Haan nur einen Dorn besitzen, wie es auch bei meinem Exemplar (a) der Fall ist: nach Berthold besitzen die chinesischen 2 Dornen, wie die ja- panischen bei DE Haan. Innenrand des 2. Anteunengliedes nach DE Haan bei japanischen Exemplaren mit 2 Zähnen, und so auch bei meinen japanischen, bei den chinesischen Exemplaren und meinem Exemplar a nur mit einem. Das 2. Anteunenglied ist bei den ja- panischen nach DE Haan so lang wie breit, ebenso bei meinen Exem- plaren aus Japan. Nach Berthold (und bei meinem Exemplar a) ist es länger als breit, wie bei Ärctus ursus. Ärctus sordidus Stimpson stimmt in der Beschreibung bei Bäte vollkommen mit meinen japanischen Exemplaren : besonders ist auch die unvollkommene Scheerenbildung am 3. Beinpaar gut zu erkennen. Nach der Originalbeschreibung bei Stimpson besitzt das 2. Glied der Antennen jederseits nur einen grossen Zahn, was betreffs des Innen- randes mit Berthold und meinem Exemplar a übereinstimmt. Der Aussenrand besitzt sonst gewöhnlich 2 Zähne. Diese Art vertritt den europäischen Ärctus ursus in den Ost-Asia- tischen Gewässern. a) 1 % ohne Fundort (tr.). b) 2 d 3 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.), 1880—81 (tr.). Exemplar a stammt wohl aus China, da es mit einer chinesi- schen Nähnadel (vgl. Berthold 1. c, p. 18) aufgespiesst ist. Verbreitung: Japan (de Haan) ; China (de Haan , Bert- hold) ; Hongkong (Stimpson) ; Arafura-See : Ki-Ins. 140 Fad. (Chall), 44 D'- A. ORTMANN, 3. Arctus martensii (Pfefp^er). Scyllarus martensii Pfefpee, in: Verh. Naturw. Ver. Hambixrg-Altona r2), Bd. 5, 1881, p. 48.- Die Beschreibung Pfeffer's passt Wort für Wort auf meine Exem- plare, und die Unterschiede von A. ursus sind folgende: 1. Der Cephalothorax ist dicht mit schuppenförmigen Tuberkeln besetzt: besonders ist der Raum zwischen dem seitlichen Panzerrande und dem vom innern Augenwinkel entspringenden Kiel beschuppt. 2. Mittellinie des Cephalothorax im Ganzen mit 3 Höckern, und zwar 2 vor der (undeutlichen) Cervicalfurche, einer dahinter. 3. Von den äussern Antennen erwähnt Pfeffer nichts. Bei meinen Exemplaren ist das 2. Glied kurz dreieckig, am Aussenrande befinden sich 4 Dornen (der vorderste und hinterste undeutlich), am Vorderrande 4 — 5 Dornen. Letztes Glied wie bei ursus mit 6 stumpfen Lappen. 4. Abdomen auf dem 2.-5. Segment mit deutlichem Kiel. Auf- fallend ist die Sculptur des 1. Segments (vgl. Pfeffer). 5. Seitentheile des Sternums mit Schuppen. Vorderrand fast gerade abgestutzt. In der Mittellinie zwischen dem 3. und 4. Beinpaar je ein undeutlicher Knoten. 6. Schwanzflosse am Beginn des häutigen Theiles ohne die spitzen Dornen des A. ursus. Dem A. rugosus nähert sich diese Art durch den stärker sculp- tirten Cephalothorax, durch die Bedornuug des äusseren Randes des 2. Antennengliedes und durch die Kiele auf dem Abdomen, unter- scheidet sich jedoch durch geringere Ausbildung der (doppelten) Kiele des Cephalothorax und durch die Sculptur des Abdomens (vgl. Pfeffer). Von A. haanii unterscheidet sich A. martensii schon dadurch, dass die Propoden der vorderen Beine keine Spur jener messerartigen Zuschärfung besitzen, und ferner besonders auch durch die Dornen des 2. Antenuengliedes u. s. w. Pfeffer giebt für seine Art keinen Fundort an. a) 2 $, Japan, Kagoshima. — Döderlein (coli.), 1880 (Sp.). Grösse: 0,u.), Milne- Edwards, H. N. Cr. T. 2, 1837, p. 287. Milne-Edwards, Atl. Cuv. Regii. anim. Crust. 1849, tab. 45, fig. 3. Scyllarus antarcticus Fabr., de Haan, Faun. jap. 1850, p. 153. Ibacus antarcticus (Rph.) Dana, U. S. Expl. Exp. 1852, p. 518, tab. 32, Paribacus antarcticus Dana, Stimpson, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia 1860, p. 92. Paribacus antarcticus Miers, in : Proceed. Zool. Soc. London 1877, p. 138. Pfeffer, in: Verh. Naturw. Ver. Hamb.-Altona (2), Bd. 5, 1881, p. 49. Ibacus antarcticus Rph., Haswkll, Catal. Austral. Crust. 1882, p. 169. lieber das Verhältniss von J. parrae M. -E. zu J. antarcticus vgl. Gibbes, in : Proceed. Americ. Assoc. 1850, p. 193 und v. Martens, in : Arch. f. Nat. 1872, p. 124. Demnach käme I. antarcticus auch in West-Indien vor. a) 1 (J, Südsee (Sp.). b) 1 $, ludischer Ocean. — Mus. Paris (ded.), 1842 (tr.). c) 3 (? 4 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli), 1880—81 (tr.). d) 2 (J, Japan, Maizuru. — Döderlein (coli), 1881 (tr.). e) 1 S, Südsee. — Mus. Bremen (ded.), 1886 (Sp.). f) 4 d, Südsee. — Mus. Godeffroy (vend.), 1888 (tr. und Sp.). Verbreitung: Indo-Pacifisches Gebiet, vielleicht auch West- Indien (vgl. oben). Asiatische Meere (M.-E.) ; Reunion (Hoffmann) ; Mauritius (Hoff- mann, Richters); Australien (Haswell); Japan (de Haan); Neu- 4(^ br. A. ORTMANN, Guinea (Miers) ; Duke of York-Ins. (Miers) ; Samoa : Upolu (Dana) ; Tahiti (Stimpson) ; Sandwich-Ins. (Stimpson). Gattung: Thenus Leach. 1. Thenus orientalis Kumph. Milne-Edwards, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 286. Milne-Edwards, Atl. Cuv. Regn. anim. Crust. 1849, tab. 45, fig. 2. Haswell, Catal. Austral. Crust. 1882, p. 170. De Man, in: Arch. f. Naturg. Jahrg. 53, Bd. 1, 1887, p. 485. Bäte, Chall. Marrur. 1888, p. Gß. Secundäre Geschlechtscharaktere: Kralle des letzten Beinpaares beim 2 stumpf, behaart, mit einer Borste an der Spitze, beim S nor- mal ausgebildet. a) 3 ?, Singapur. — (Sp.). b) 1 (?, Indien. — Mus. Paris (ded.), 1829 (tr.). c) 1 ?, Indischer Ocean. — W. P. Schimper (ded.), 1847 (tr.). d) 1 ?, Philippinen, Cebu. — G. Schneider (vend.), 1889 (tr.). Verbreitung: Indischer Ocean (M.-E.); Seychellen (Wright); Madagascar (Hofpmann); Madras (Heller); Mergui-Ins. (de Man); Singapur (Walker) ; W. -Australien : Swan River (Dana) ; Borneo (Miers); China (Herklots); Amboina (de Man); Arafura-See (Chall). Abtheilung : Thalassinidea. Familien der Thalassinidea: Familie: Axiidae Bäte (Chall. Macr. 1888, p. 36). 1. Rostrum flach, dreieckig. Cephalothorax ohne die „linea tha- lassinica" (cf. Boas). 2. Pereiopoden Je und l scheerenförmig , Je viel grösser, etwas unsymmetrisch. 3. Aeussere Antennen (c) mit Scaphoceriteu. 4. Segment p mit Sexualanhängen beim S- 5. Pleopoda mit Stylamblys , Aeste schmal. Epimeren der Ab- domensegmente ziemlich entwickelt. 6. Aeusserster Ast der Anhänge von u mit (bei Axius princeps Boas) oder ohne Quernaht. Anhänge breit. 7. Podobranchien und Mastigobranchien auf gewissen Pereio- poden vorhanden. Pleurobranchien nur bei Eiconaxius farreae vor- Die Decapoden-Krebse des Strassbuvger Museums. 4? banden , auf m u. n klein , sonst fehlend. Kiemen typisch tricho- branchiat. Die Axiidae zeigen durchweg die primitivsten Merkmale unter den Tbalassinidea. Besonders das 3. und 5. sowie die Bildung und Anordnung der Kiemen sind als solche hervorzuheben. Familie: Calocaridae nov. fani. Als gemeinsame primitive Merkmale der beiden hier vorläufig zusammengefassten Gattungen sind folgende anzuführen. 1. Rostrum flach, dreieckig. 2. Aeste der Pleopoda schmal. Epimereu der Abdomensegmente ziemlich entwickelt. 3. Anhänge von u mit Quernaht, breit (bei Calocaris nur der äussere Ast, bei Laomedia beide mit Quernaht). 4. Podobranchien und Mastigobranchien auf Pereiopoden vor- handen. Weiterhin ist beiden Gattungen gemeinsam : 1. Aeussere Antennen ohne Scaphoceriten. 2. Pleurobranchien fehlen. Im üebrigen sind ziemlich bedeutende Unterschiede zu bemerken, die eventuell zur Aufstellung zweier Unterfamilien : Laomedlinae und Calocarinae berechtigen könnten. 1. Cephalothorax mit {Laomedia) oder ohne {Calocaris) linea thalassinica. 2. Pereiopoden h scheerenförmig, kräftig; l bei Laomedia ein- fach, bei Calocaris scheerenförmig, w, u. n einfach, o schwach sub- cheliform. 3. Pleopoda mit {Calocaris) oder ohne {Laomedia) Stylamblys. 4. Kiemen bei Calocaris trichobranchiat, bei Laomedia zeigen sich Anfänge von Verbreiterungen der cylindrischen Fäden. Wir haben also hier den Uebergang vom trichobranchiaten zum phyllobranchiaten Typus. Calocaris ist demnach etwas primitiver gebaut als Laomedia. Familie: Thalassinidae Dana. 1. Ptostrum flach. Cephalothorax mit linea thalassinica. 2. Pereipoden h u. l subchelat.; 3. Aeussere Antennen (c) ohne Scaphoceriten. 4. Segment p mit Sexualanhängen beim $. 4g br. A. ORTMANN, 5. Pleopoda ohne Stylamblys, sehr schmal. 6. Anhänge von u sehr schmal, ohne Quernaht. 7. Podobrauchien und Mastigobrauchieu auf Pereiopoden vorhanden. Pleurobranchien fehlend. Kiemen theilweis trichobranchiat, theilweise eigenthümlich blattförmig. Ein etwas isolirter Nebenzweig der Thalassinidea , besonders sind die Merkmale 2, G und die Bildung der Kiemen charakte- ristisch. Familie: Callianassldae Bäte (1. c. p. 27). 1. Rostrum flach, eigenthümlich gestaltet oder reducirt. Cephalo- thorax mit linea thalassinica. 2. Pereiopoden h scheerenförmig oder subchelat, l scheerenfürmig oder nicht scheerenförmig. 3. Aeussere Antennen ohne Scaphoceriten. 4. Anhänge von p bei Gebia beim S fehlend, bei Callianassa vor- handen, aber klein, und wohl kaum noch als Copulationsorgan fuu- gireud. Die von q bei der ersteren Gattung wie die übrigen gestaltet, bei der letzteren 2 ästig, schmal. 5. Pleopoda r, s, t ohne Stylamblys, Aeste verbreitert, Ephneren der Abdomensegmente völlig reducirt. 6. Anhänge von u breit, ohne Quernaht. 7. Podobrauchien, Mastigobranchieu und Pleurobranchien des Pereions fehlend. Kiemen l)ei Gebia litoralis noch trichobranchiat, bei Gebia major sind die Fäden etwas verbreitert, bei Callianassa bilden sie deutliche längliche Blätter. Die höchstentwickelte Gruppe der Thalassinidae, die sich l)esouders durch die Reduction der Kiemen auszeichnet. Diese Familien und ihre Gattungen lassen sich in folgendes Schema zusammenstellen. Die Kiemenzahl ist bei den Gattungen dazu ge- schrieben. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 49 Callianassa \ 10 Qebia /lO Tlialassina / Laomedia 14+ ? Calocaris . 16 \ \ Eiconaxius \ /16— 12 Astacidae 20— 17\^ \ Homaridae 20—17 Familie : Axiidae. Gattung: Miconaxius Bäte (Chall. Macruc. 1888, p. 40). 1. JEiconaxius farreae n, sp. Taf 1, Fig. 4. Ceplialothorax ungefähr so lang wie das Abdomen, etwas seitlich comprimiit, glatt, vorn als kurzes, dreieckiges, flaches Rostrum vor- springend. Letzteres hat in der Mitte einen feinen Kiel, der jedoch nicht bis zur Spitze reicht. liänder sehr fein gesägt. Augen klein. Stiel der inneren Antennen länger als das Rostrura, die beiden Geissein ungefähr gleich lang. Stiel der äusseren Antennen länger als der der inneren, 1. Glied mit spitzem Styloceriten, 2. Glied mit spitzem und schmalem Scaphoceriten. Die beiden letzteren am Rande mit wenigen feinen Haaren. Basecphyse des 1. Gnathopoden so lang wie dieser Gnathopod, der des 2. bis zur Mitte des 4. Gliedes (Merus) reichend. Erste Pereiopoden mit stark entwickelten Scheeren, etwas un- gleich. Propodus an der Basis nicht breiter als der Carpus. Dactylus etwa halb so lang wie die Palma. Unbeweglicher Finger der einen Hand mit einem ausgerandeten Höcker, der der andern fein gesägt. Beweglicher mit ganzrandiger Schneide. Zweite Pereiopoden viel kleiner, scheerentragend. Propodus lang. 3. und 4. Pereiopoden ziem- lich gleich gross, etwa so stark wie die 2., mit stumpfem Dactylus, Zool. Jahrb. VI. Abtli. f. Syst. A 50 D'-- A. ORTMANN, der eine Doppelreihe feiner Sägezähne trägt. 5. Pereiopoden mit einem Haarbüschel an der Basis des Dactylus. Pleopoda wie bei Eic. acuUfrons Bäte. Telsou etwa oval, am Kande fein gesägt und mit feiner Endspitze. Hinterrand mit Haaren besetzt. Seitentheile der Schwanzflosse so lang wie das Telson, breit oval, Aussen rand gesägt und mit Haaren besetzt. Kiemen : 2 Pleurobranchien (m, w), 10 Arthrobranchien (je 2 auf i, h, l, m, n), 4 Podobranchien (i, k, l, m). Auf den Pereiopoden finden sich auf h^ l, m, n Mastigobranchien. Steht dem Eic. acuUfrons Bäte (Chall. Macrur. 1888, p. 40, tab. 5, fig. 2) nahe, unterscheidet sich aber: 1. Durch schmaleres, kürzeres Rostrum mit deutlicherem Kiel. 2. Durch etwa gleich lange Geissein der inneren Antennen. 3. Durch bedeutend längere Basecphysen der Gnathopoden. 4. Durch die Gestalt der Scheere, die an der Basis kaum breiter ist als der Carpus. Die Schneiden der Finger ähneln denen von acuU- frons mehr als denen der beiden anderen von Bäte beschriebenen Arten, kermadeci und parvus. 5. Durch die stumpfen Krallen der hinteren Beine. 6. Durch das hinten abgerundete (nicht quadratische) Telson. 7. Durch das Vorhandensein von 2 Pleurobranchien (auf m u. n), sowie von 2 Arthrobranchien auf i. Eic. acuUfrons hat nur 12 Kiemen (nach Bäte, 1. c. p. 43). a) 16 Ex. Japan, Sagamibai. 100—200 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). Lebt im Innern der von Herrn Dr. Döderlein aus der Sagamibai mitgebrachten Hexactinelliden , und zwar in den Arten der Gattung Farrea (besonders F. occa (Bow.) ^ ). Familie: Calocarldae. Gattung: Calocaris Bell. 1. Calocaris macandreae Bell. Taf. 1, Fig. 5. Bell, Brit. Crust. 1853, p. 233. G. 0. Saes, in: Övers. K. D. Vid. Selsk. Forh. 1871. Es sind 16 Kiemen vorhanden. Pleurobranchien fehlen. Von Arthrobranchien sind 11 zu beobachten: 1 auf h, je 2 auf«, Je, l, m, n. 1) r. E. ScHULZK, in: Voy. H. M. S. Challenger. Zool. vol. 21, 1887, Hexactinelli.la, p. 277, tab. 71, 72, 73, 7«, fig. 1—3. Die Decapoden-Kielise des Strassbiirger Museums. 51 Podobrauchien finden sich 5 auf: h, i, Je, l, m. Mastigobranchien finden sich auf Pereiopoden: h, ?, w, n. Die Pleopoda besitzen eine Stylamblys. Sexualanhänge beim $ auf p vorhanden. Die Mundtheile siehe auf Taf. 1, Fig. 5d— i. a) 1 (?, Norwegen, Molde Fjord. — Mus. Bergen (ded.) 1890 (Sp.). b) 1 ?, Nordsee. — Möbius (ded.) U. S. (Sp.). Verbreitung: Schottland: Loch Fyne, 180 Faden (Bell); Nor- wegen: Christianiafjord, 50—70 Faden (M. Sars), Bergen (Daniklssen), ebenda 135—217 Faden (Metzger), Arendal (Möbius); Schweden: Bohuslän (Goes). — N.-O.-Küste Amerikas: St. Lorenz-Golf, 190 Faden (Whiteaves). — Auch im Mittelmeer in grösseren Tiefen (A. Milne- Edwards)^). Gattung: Laoniedia de Haan. 1. Laoniedia astacina de Haan. DE Haan, Faun, japon. 1850, p. 165, tab. 35, fig. 8. Der Beschreibung bei de Haan ist hinzuzufügen, dass die 5. Pe- reiopoden etwas scheerenförmig sind, indem das vorletzte Glied an der Spitze einen kurzen Fortsatz zeigt, gegen den die bedeutend längere Kralle als bewegliches Scheerenglied wirkt. DE Haan giebt 13 Kiemen an. Ich finde bei meinem Exemplar mindestens deren 14, und zwar fehlen die Pleurobranchien , Arthro- branchien sind an dem Pereion 8 vorhanden (je 2 auf Ä-, l, m, m), Po- dobrauchien auf dem Pereion 3 {h, l, m). Auf dem Pereion sind also 11 Kiemen vorhanden. Ausserdem finde ich an den Gnathopoden noch 2 Arthrobranchien und 1 Podobranchie , von denen die ersteren viel- leicht je zu h und i, die letztere zu i gehört, zusammen also 14 Kiemen. Wahrscheinlich sind jedoch noch mehr vorhanden, leider kann ich dies bei meinem Exemplar, das an diesen Theilen des Körpers ziemlich stark verletzt ist (es fehlen auch die Pereiopoden k), nicht mit Sicherheit constatiren. Mastigobranchien finden sich auf den Pe- reiopoden Je, l, m, n. a) 1 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). Verbreitung: Japan (de Haan). Ob die Gattung Calliadne bei Strahl (in : Mon. Ber. Akad. Wiss. 1) in: Compt. Rend. Acad. Paris, vol. 93, 1881, p. 879 und Am Mag. H. N. (5), vol. 9, 1882, p. 38. 4* 52 Dr. A. ORTMANN, Berlin 1861, p. 1064) auf Grund des Verhaltens der 5. Pereiopoden mit Laomedia zu vereinigen ist, l^ann ich nicht entscheiden. Jeden- falls scheint die Gestalt des Rostrums bei Calliadne mehr Gehia-a.ri[g zu sein, von der sich die von Laomedia wesentlich unterscheidet. Die Gestaltung der Mundtheile, auf die de Haan bei seiner Gattung grösstes Gewicht legt, ist bei Calliadne nicht bekannt. Familie: Thalassinidae. Gattung: Thalassina Latreille. 1. Thalassina anoniala (Herbst). TJi. scorpionoides Latr., Milne-Edwaeds, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 316. Milne-Edwards, Atl. Cuvier Regn. anim. Crust. 1849, tab. 48, fig. 1. Gay, Historia de Chile, Zool. vol. 3, 1849, p. 209. Th. anomala (Hbst.) Jacquinot et Lucas, Crustac. , in : Voy. au Pole Sud et dans rOceanie (Astrolabe et Zelee) , Zool. vol. 3 , 1853, p. 99. Th. maxima Hess, Decap.-Kr. Ost-Austral. 1865, p. 37, tab. 7, fig. 18. Th. anomala (Hbst.), de Man, Crustacea, in: Veth, Midden Sumatra, Nat. Hist. 11, Afd. C., 1882, p. 4. Th. maxima Hss., Haswell, Catal. Austral. Crust. 1882, p. 166. DE Man, in: Zool. Jahrb. Bd. 2, 1887, p. 710. Th. scorpionoides Latr., Bäte, Chall. Macrur. 1888, p. 19, tab. 3 u. 4. Th. anomala (Hbst.), de Man, in : Journ. Linn. Soc. Zool. vol. 22, 1888, p. 260. Bäte giebt 16 Kiemen au: ich finde übereinstimmend mit Boas nur 15, und zwar 11 Arthrobrauchien (je 2 auf i, k, l, m, n und 1 auf h) und 4 Podobranchieu (auf h, i, Ä, l). Auf den Pereiopoden sind 4 Mastigobranchien {k^ l, m, n) vorhanden, was mit der Abbil- dung bei Bäte (tab. 4, fig. 1) übereinstimmt, während nach dem Text die auf n fehlen soll ' ). 1) Welche Sorgfalt Bäte bisweilen bei seinen Citaten beobachtet hat, ersieht man u. a. aus Stellen wie p. 18 (1. c), wo er über die geo- graphische Verbreitung der Gattung Thalassina sich auslässt. Zuerst spricht er von der Reise der „russischen" (!) Fregatte Novara und be- hauptet dann , dass Heller in dem citirten (quoted) Werke die Th. maxima beschrieben habe, während doch Hess der Autor derselben ist. Aehnliche Fhlchtigkeiten findet man häufig bei Bäte , z. B. p. 185, wo er von der Gattung Nephrops behauptet, dass bis dahin nur eine Art bekannt sei, und zwar von N.-Euro})a : ausserdem kann er für das Vorkommen derselben im Mittelmeer keine andere Autorität als Milne- Edwards anführen. Thatsächlich waren von der Gattung Nephrops poch je eine weitere Art von der W.-Küste Nord-Amerikas und von Die Decaiiodeii-Krebse des Strassburger Museums. ^3 a) 1 c?, 1 ?, ohue Fundort. — 1847 (tr.). b) 1 c?, Fidji-Ins. — Mus. Godeffroy (veiid.) 1874 (Sp.). c) 1 ?, Samoa-Ins. — Mus. Godeffroy (vend.) 1874 (Sp.). d) 1 (5, Neu Britannien. — Pohl (vend.) 1890 (Sp.). Verbreitung: Indo-Pacifische Meere bis zur W.-K. Amerikas. Ceylon : Trincomali (Müller) ^ ) ; Nicobaren (Heller) ; Mergui- lus. (de Man); Singapur (Walker); Sumatra: Padang (de Man); Java (Heller); Ceram (Jacq. et Luc); Sydney (Hess); Fidji-Ins.: Kandavu (ChalL); Cliile (M.-E., Gay). Familie : Callianassidae. Gattung: Gebla Leach. 1. Gehia litoralis (Risso) Taf. 1, Fig. 6. Milne-Edwards, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 313. Milne-Edwards, Atl. Cuvier Regn. anim. Criist. 1849, tab. 40, fig. 1. Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. 205, tab. 6, fig. 12—15. CzERNiAvsKY, Crust. Decap. Pont. 1884, p. 85. Carus, Prodr. faun. medit., vol. 1, 1884, p. 490. Rostrum stumpf zugespitzt, ca. 3 Mal so lang wie die seitlichen Dornen, in der Mitte mit einer deutlichen Furche. Seitendornen durch je eine tiefe, geschwungene, hinterwärts etwas divergirende Furche abgegrenzt. Fläche des Mitteltheiles und die von den seitlichen Dornen ausgehenden Kanten mit borstentragenden Knötchen besetzt. Vorder- rand des senkrechten Theiles der Regio gastrica mit einem kleinen Zahn. Scheerenfüsse : Merus an der unteren Kante mit mehreren spitzen Zähnen, ein ebensolcher am distalen Ende der oberen Kante. Carpus am oberen Vorderrand mit einem Dorn. Hand oben mit 2 Längskielen, beweglicher Finger glatt, bedeutend länger als der un- bewegliche. a) 6 Ex. Nizza. — Voltz (coli.) 1836 (Sp.). b) 2 ?, Neapel. — Zool. Station (vend.) 1881 (Sp.). c) 3 Ex. Neapel. — G. Schneider (vend.) 1889 (Sp.). d) 1 <5 Mittelmeer. — U. S. (Sp.). e) Viele Ex. Messina. — 0. Schmidt (coli.) U. S. (tr. u. Sp.). Japan beschrieben worden, und das Vorkommen von N. norvegicus im Mittelmeer ist eine bekannte Thatsache geworden, seit u. a. Heller und Stossich eine Anzahl genauerer Eundortsangaben veröffentlicht haben. 1) in: Verhandl. Naturf. Ges. Basel, Bd. 8, 2, 1887, p. 472. 54 D' A. OKTMANN, Verbreitung: Europäisclie Küsten. Schwarzes Meer (Czekniavsky) ; Adria (Heller, Stossich) ; Mit- telmeer (M.-E., Heller, Carus); Golf de Gascogne, nicht über den Caual nördlich (Fischer); Norwegen (G. 0. Sars). 3. Gebia major de Haan, Taf. 1, Fig. 7. DE Haan, Faun, japoii. 1850, p. 165, tab. 35, fig. 7. Mikes, in : Proceed. Zool. Soc. London 1879, p. 52. Unterscheidet sich von litoralis: 1. Durch bedeutendere Körpergrösse. 2. Durch etwas stumpferes, breiteres Rostrum, das weniger als o Mal so lang ist wie die seitlichen Dornen. Seitenfurchen hinter- wärts stärker divergirend. 3. Durch die Gestaltung der Scheerenfüsse : Carpus am oberen Vorderrand mit zwei stärkeren und mehreren schwächeren Dornen. Beweglicher Finger auf dem Rücken mit einer Anzahl (ca. 9) schiefer Querleisten beim S, beim ? mit tiefer Längsfurche. 4. Durch den äussersten Abschnitt der Schwanzflosse, der am Vorderrand verdickt ist, so dass daselbst noch ein dritter, mehr oder weniger deutlicher Kiel sichtbar wird. Die schiefen Querleisten auf dem Rücken des beweglichen Fingers der Scheere sind nur beim S vorhanden. Beim ? befindet sich da- selbst eine tiefe Längsfurche, deren Ränder fein gekerbt sind. Bei jüngeren Exemplaren sind beim S die Querleisten nur in der unteren Hälfte des Fingers deutlich, bei jungen $ fehlt die Längsfurche : nur an einer Seite finden sich Spuren des fein gekerbten Randes. G. major var. capensis Krauss (Südafrik. Crust. 1843) ist von der japanischen G. major verschieden. a) 11 d, 11 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). b) 1 le, Tschudi, Fitz., Giebel. — Pardus concolor Giebel. — F. puma Shaw., Traill. — Leo concolor Wagn. — Puma concolor Jardine. — Leopardus concolor Gray. — Panthera concolor Yita. — F. puma? — Panthera concolor Fitz. Der Silberlöwe, Cugiiar oder Puma, gehört vorzüglich dem süd- lichen Amerika an, doch begegnet man ihm auch in einzelnen Theilen Nord-Amerikas. Vom Feuerlande und der Maghellanstrasse an be- wohnt er die Waldsäurae, Steppen und Gebirge von Argentinien (bei Tucuman), Patagonien, im Innern wie an den Süsswasserlagunen des Rio Negro, Buenos Ayres, Paraguay, Brasilien (besonders häufig am Jacuhy), die Pampas am Parana, die Anden von Chili und Peru, Neugranada und Columbien, Sehr gemein ist er in den Gegenden um den Orinocco und in Guayana. Ueber die Landenge von Panama erstreckt sich sein Gebiet nach Central-Amerika, Chiriqui, Guatemala, Arizona, Neu-Mexico, Texas und Colorado. Seltener ist er in Cali- fornien und den Vereinigten Staaten, kommt aber hin und wieder so- gar in Canada vor. Die Gauchos und Creolcn nennen ihn „leon", onza parda — die Guaranis Guazuara. In Chili heisst er Papi , in Mexico Mitzli. Die Nord-Amerikaner bezeichnen ihn einfach mit Pan- ther. Seine Varietäten sind: Var. a) F. concolor discolor Schreb. Weissliche Spielart. Var. b) F. concolor nigra Schreb. Schwärzliche bis ganz schwarze Spielart. Beide Varietäten wur- den in Paraguay und auch Guayana erbeutet. Var. c) F. concolor maculata Fitz. F. mexica Fisch., Desmar. — F. novae hispaniae Schinz. Aus Mexico, mit ziemlich deutlicher Fleckenzeichnung. Eine kleinere Katze dieses Subgenus, nämlich 10. F. yaguarundi Desm. F. yaguarundi Geopfr., Cuv., Fr. Cuv., LACEpfiDE, Desmoul., Temm., Neuwied, H. Smith, Fisch., Rengger, Wagn., Reichenb., Waterh., Tschudi, Giebel. — Puma yaguarundi Jardine. — Cafus yagua- rundi Wagn. — Leopardus yaguarundi Gray. — Pardus yagua- rundi Giebel. — " Panthera^yaguarundi Fitz, 74 CARL GREVE, bewohnt Süd-Amerika. Dieses marderähnliche, gestreckte Thier, der Gato do matto, Gato murisco, Murisco preto der Süd- Amerikaner, findet sich in Paraguay , den La Plata-Staaten , Brasilien , besonders das nördliche Minas, Chili und allen nördlichen Theilen des Erdtheils, bis nach Guatemala hinauf. Besonders häufig ist der Yaguarundi in den Hecken und dichten Gebüschen um die Pflanzungen herum. Aber auch im Urwalde Guayanas und in den Gebirgswäldern Perus ist er nicht selten und steigt bis zu 4000 Meter Meereshöhe hinauf. Noch kleiner, den Schleichkatzen sehr ähnlich, ist die hellgelb- rothe Eyra-Katze: 11. F, eyra Desmar. F. eyra Fr. Cuv., Neuwied, H. Smith, Fischer, Renggeb, Reichenb., Wagn., Giebel. — F. yaguarundi Temm. — Puma yaguarundi Jardine. — Puma eyra Jardine. — Catus eyra Wagn. — Par- dus eyra Giebel. — Panthera eyra Fitz. — Felis unicolor Traill. AzARA entdeckte diese zierliche Katzenart, den Murisco oder Gato vermelho der Brasilianer , welche mit dem Yaguarundi die Hei- math gemeinsam hat. Dem fünften Subgenus gehören die Parder der alten Welt au, welche durch ein schmuckes Kleid vor den anderen Katzen ausge- zeichnet, aber auch im Uebrigen geradezu Ideale der Vollkommenheit als Raubthiere sind. Die Flecke stehen bei ihnen ohne bestimmte Anordnung, hinsichtlich der Vertheilung nach der Länge oder Quere des Körpers. Der ürtypus dieser Untergattung ist der Leopard oder Panther : 13. F, pardus L. F. pardus Erxl., Gmel., Cuv., Desmar., Fb. Cuv., Desmoul., Thunbbrg, Jardine, Wagn., Giebel, Heugl., Blyth, Marxens, Boddaebt, M. Wagner, Fitz., Wiegmann. — Leopardus antiquorum Fisch., Jar- dine, Reichenb., Fitz., H. Smith, Sykes. — F. leopardus Zimmer- mann, Fisch., Reichenb., Brisson, Schreb., Erxl., Zimmerm., Temm., Cuv., Boddaert, Gmelin, Desmar., Desmoul., Fr. Cuv., Griffith, Bennet, Wagl., Jardine, Duvern., Fitz. — F. panthera Erxl., Pallas. — F. nim Ehrenb., Reichenb., Fitz. — F. chalyheata Hermann, H. Smith, Cuv., Reichenb. — F. serval? Desmar., Fb. Cuv., Temm., Fisch. — Felis celidogaster Reichenb. — Pardus pardus Giebel. — Panthera pardus Wagn., Fitz. — F. fon- tanieri ? Noch immer wogt der Streit darüber hin und her, ob die Tren- nung dieser Art in vier oder fünf selbständige Arten geboten ist, oder Üebersicht der geographisclien Vertheilung jetzt lebender Feliden. 75 ob die VereiuiguDg aller von einzelnen Beschreibern aufgestellten Arten gerechtfertigt ist. Für den Augenblick scheint es rathsani, im System nur eine Art zu statuiren, die mehr abweichenden und auffallenderen Formen aber als Varietäten gelten zu lassen. Bei der grossen Verbreitung dieser Katzenspecies kann uns natür- lich die grosse Menge seiner Namen nicht wundern. Die Mafiote, wie alle Bantuneger, nennen ihn N'go; die Angolaneger Dschingo; die Abessynier je nach den Landschaftsdialecten Newer, Neber, Enaer, Lenzig, Eham, Sehedo, Goatch, Dsuk, Kogo; die Danakil Kabei ; die Somalleute Schebel; die Araber Geez, Nimr, Fahad; die Kabylen Arilos ; die Perser Päleng ; die Inder Tschita, Adnara, Honiga, Kerkal ; die Malayen Harimau-bintang ; die Türken Kaplan. Der Verbreitungsbezirk dieser Katzenart ist ein überaus ausge- dehnter. Ganz Afrika und das ganze südliche Asien bewohnt der Panther oder Leopard, in manchen Gegenden mehr oder weniger leicht unterscheidbare Varietäten bildend. Wir wollen hier, der genaueren Orientirung wegen, die in der Literatur, in Reiseberichten, Faunen- Zusammenstellungen u. s. w. von uns gefundenen , speciellen Ortsan- gaben aufführen. Beginnen wir im Süden, so finden wir den Leopard sicher nach- gewiesen für das Capland , Natal , British Caffraria , das Namaqua- und Matebeleland (am Limpopo und oberen Sambesi). An der Westküste geht er dann durch Damaraland (Walfischbay) und Nieder-Guinea (Punta da Lenha, Angola, Kuilu, Loango) bis an den Kongo , durch dessen ganzes Stromgebiet er verbreitet ist , hinauf. Auch am Ogoway, an der Gabunküste, am Biuue-, im Nigergebiet und Liberia ist er nicht selten. Bei Timbuktu und in Senegambien streift er bis an den Rand der Wüste. Nach Osten trefifen wir den Panther im Tsad-Seegebiet (besonders Baghirmi), im Lande der Niamniam (Ober- lauf des Weissen Nil). Von hier nach Süden lebt er im Reiche des Muat Jamwo (Lunda), Malange, Unyamwesi,Unyaniembe, Maviolu,Gonda, am Djurfall bei Manda in Marungu, Usegara (zwischen Sansibar und Ugogo), in Sansibar sowohl auf der Festlandsküste, als auch auf der Insel. Ferner bei Mpwapwa, Mombasa und Mozambique, wo wir dann wieder an unseren Ausgangspunkt angelangt sind. In Ost-Afrika verbreitet sich der Panther über die Somal- und Danakilländer , erreicht an der Küste des Rothen Meeres (Tadjura) Abessynien und das Habab (wo er im Gebirge bis zu 2000, stellenweise sogar 3000 Meter hinaufsteigt). Er haust ebenfalls im Kordofan, am Blauen Nil (Sennaar), in Nubien und Dongola, wo er den Heerden '^ß CARL GREVK, der Bogos und Bedja empfiadlichcn Schaden zufügt. Aber auch am Meer bei Elma (Nubien), in der Bahjuda, selbst in der Nähe der Stadt Chartum tritt er den viehbesitzenden Landbauern und Nomaden als Feind entgegen. In Unterägypten fehlt er. In Nord-Afrika begegnen wir unserem Raubthier in allen Berberei- Staaten, Fez, Marocco, Algier, Tunis. Er lebt hier in den Gebirgen und geht nach Süden bis an den Rand der grossen Wüste. In Asien treffen wir den Panther auf der Sinaihalbinsel (Arabia petraea), in Arabien (hauptsächlich Hedjas), in der Euphratebene, im Hochlande Klein- Asiens , von dem aus er bis in den Kaukasus sich ausbreitet. In diesem Gebirge ist er ständiger Bewohner des südlichen Daghestan (Sakataly), Armeniens und des Araratmassivs sowie des tabyscher Gebirges und Tieflandes. Am Schwarzen Meer geht er vielleicht bis Anapa, doch ist seine Nordgrenze hier noch nicht mit Sicherheit anzugeben. In Syrien und Palästina ist der Panther schon eine Seltenheit geworden — desto häufiger aber macht er sich in Persien (Aderbeidschan), am persischen Golf und Baludschistan be- merkbar. Nach Norden überschreitet er hier das Turkmenengebiet am Mittellauf des Oxus nicht. Sicher setzt ihm die Turkraenenwüste eine Grenze. Am Kopet-dagh und an den Flussläufen sind wohl die einzigen Fundorte für diese Katzenart in Turkomanien. Ob er den Südrand des Aralsees in der Tartarei erreicht, oder ob man ihn als einheimisch für Süd-Buchara anzusehen hat, das ist ebenso zweifelhaft wie sein Vorkommen im Hindukuh und Himalaja. Am Fusse dieses Gebirges aber ist er nachweislich vorhanden, wie er denn überhaupt ganz Vorder-Indien, Dukhun, Birma, Kombodja, Cochin- china, Hinter-Indien, Malacca und die Grossen Sundainseln bewohnt. Bei Trawankur und Maisur findet man am häufigsten schwarze Exem- plare. Durch das chinesische Reich streift er bis Korea hinauf. Cey- lon beherbergt den Panther ebenfalls, während er nach Blanfokd's Behauptung in Hoch-Asien, Pendjab und manchen Stellen des Sind, sowie im russischen Turkestan , am untern Oxus, Aralsee und in West-Buchara fehlen soll. In Japan existirt er, wenn auch selten. Varietäten des Panthers sind: Var. a) F. leopardus Cuv. in West- und Süd-Afrika. Var. b) ^ ) 7^. nimr Ehrenb. in Nordafrika, Syrien, Arabien u. Armenien. 1) Eine schwarze Rasse des Nimr bildet F. nimr var. niger Mar- TENs {F. pardus var. Heugl., Krauss.; F. poliopardus Brehm), der Gesella oder Gusella der Abessynier. Ueberslcht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. 77 Var. c) F. panthera anüquorum Ham. Smith, in Nord-Ost-Afrika, Afghanistan, Persien, Süd-Turkestan, Indien. Var. d) F. tidUana Valenciennes {F. uncia SciiUEJi.) in den Ge- birgen Klcin-Asiens, Var. e) F. orientalis Schlegel {F. orientalis Marxens; Leopar- dus japonicus Gray) in Korea, China und Japan. Eine, wie es scheint, gute selbständige Art, bildet der Suuda- panther : 13. F, variegata Wagn. F. variegata Martexs, Fitz. — F. pardus Temmixck, Fisch., Wieg- MANN, Schlegel, Müllek, Giebel, Blyth. — F. chalyheata Gkif- FiTH, Cuv. — F. antiquorum Reichenbach. — Fanthera variegata Wagn., Fitz. — Pardus pardus Giebel. — Leopardus macrurus, variegaius, pantherinus ? Der Sundapanther, Mahau-Kumbung der Javanen, ist bisher nur auf Java und Suma,tra gefunden worden. Als verwandte Form, oder eher als Varietät, sehen einige Systematiker eine Form an, die von andern als blosser Melanismus betrachtet wird. Uns scheint letzteres wahrscheinlicher. Beschrieben wurde dieser schwarze Panther von verschiedenen Forschern unter verschiedenen Bezeichnungen {F. varie- gata nigricans Wagn., F. leopardus var. melas Fisch., Jardine; F. fusca Meyer; F. melas Peron, Lesueur, Desm., Fr. Cuv., Reichen- bach, Alfred Brehm; F. pardus var. nigra Schlegel). Gefunden hat man dieses schwarze Thier nur auf Java — doch wird behauptet, dass fast in jedem Wurfe des Sundapanthers solche dunkle Exemplare vorkommen. Nahe mit dem Panther verwandt ist eine der interessantesten, weil noch sehr wenig bekannten Katzenformen — der Irbis: 14. F, irhis Wagn. F. irhis Ehrenb., Reichenb., Giebel, Blyth, Meyer, Martens, Fitz, — F. scripta Brisson. — Fanthera asiatica Alessandri. — F. pan- thera Erxl., Boddaert, Gray. — F. juhata Erxl., Gmel. — F. leopardus Zimmermann. — F. uncia Schreb., Gmel., Cuv., Smith, Fisch., Jardine, Temminck, Schlegel. — F. pardus Pallas, Des- mar. — Fanthera irhis Wagn. — Leopardus uncia Gray. — Pardus irhis Giebel. — F. variegata Meyer. Der Irbis der Kaukasus-Tataren, Ikar, Sig, Sotschak der Tibetaner, Phale der Leptschas, bewohnt das mittlere Asien bis nach Sibirien hinauf, wie ja auch sein schön ausgebildeter, laughaariger Pelz auf t^ CARL GREvi:, nördlichere Heiraath schliessen lässt. Im Besonderen finden wir ihn für folgende Oertlichkeiteu angeführt : Persien (Blanford und Finsch) — doch nimmt A. Walter hier eine Verwechslung mit F. tulliana Valenciennes an — im Kaukasus ist er an den Quellen des Selen- tschuk beobachtet worden , ebenso in den Bergen bei Lenkoran (ich sah dort ein lebendes junges, völlig zahmes Exemplar). In der Eu- phratebene will man ihn auch getroffen haben und ebenso am Per- sischen Meerbusen, doch sind die Angaben alle nicht sehr zuverlässig. Sicher nachgewiesen ist er für Süd-Ost-Buchara, für das Altai-Gebirge, den Tarbagatai und Altyntag, Turkestan, wo er ein ständiger Bewoh- ner des Semiretschje, am Issikul, oberen Naryn, Aksai, Tschu, Talas, Dschumgal, Susamir, unteren Naryn, Sonkul, Tschatyrkul, im Karatau und West-Tjanschan (Laubwälder bis 1820 Meter, Nadelholzwälder bis 3000 Meter), an den Quellhöhen des Arys, Keles, Tschirtschik, am un- teren Syr-Darja, in dessen Delta, am Aralsee, bei Chodschend, im ganzen Thal und den anliegenden Gebirgen des Sarafschan, den Steppen zwi- schen Syr-Darja, Sarafschan und der Wüste Kisilkum ist. Im Sommer steigt er bis zur Schneegrenze, im Tjanschan bei 4000 Meter. Nach Norden geht der Irbis bis zum 49*^ nördl. Br. (Karkar-aly und Ken-karalyk) — östlich bis in das Pamirplateau, Hindukuh und Kaschmir. Ganz Tibet beherbergt ihn zahlreich, während die indische Seite des Himalaja von ihm nur ausnahmsweise besucht wird. Im Gebirge steigt er bis zu 6000 Meter empor. Von den Quellen des Sedletsch und Indus reicht sein Gebiet durch Kaschgar, die sajanischen Gebirge bis an den Ober- lauf des Jenissei (bei Krasnojarsk), in die Dsungarei und Transbai- kalien hinein. Auch bei Semipalatinsk sind öfter Irbis erlegt worden. Am häufigsten ist er aber in der Bureja-Gebirgskette , im Lande der Birartungusen, an der oberen Lena, am Amur, Ussuri, in Ost-Sibirien und der Mandschurei. Im Allgemeinen aber ist dieses schöne Thier recht selten. Eine schwarze Varietät des Irbis wird für Schugnon (Bucharei), eine weissliche für Südost-Buchara beschrieben. 15. JF, viverrina Wagn. F. viverrina Fkaser, Gierel. — F. viverriceps Hodgs. — F. viverri- nus Bexxet, Hodgs., Gray. — • Galeopardus viverrinus Fitz. — Serval viverrinus Giebel, W^agx. — Caracal hengalensis Gray. — F. himalajanus Jardine, Warwjck, Reicheno. — Galeopardus himalajanus Fitz. — Leopardus himalajanus Gray. Die Tüpfel- oder Hechtkatze, Banbiral der Hindu, Bagh-dascha, Mach-bagral der Bengalesen , Handun-diva der Ceylonesen , lebt auf Üebersiclit der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. *79 Ceylon, in Ost-Inclien in den Landschaften der Malabarküste , Ben- galen (Orlssa), im Gangesgebiet (Tarai, das Hügelland zwischen Ganges und Himalaja) und am Indus. Nach Westen geht diese Katze nur bis Nepal — im Osten breitet sie sich weiter aus, bis Birma, Travan- core, Malacca, Tenasserim und Süd-China. Swinhoe will sie auch auf Formosa gefunden haben. Abarten der Tüpfelkatze sind mehrfach beschrieben worden. 16. F. minuta Temminck. F. minuta Fr. Cuv., Geoffroy, Jardine, Schlegel, S. Müller, Wagn., Giebel. — F. undata Fisch., Schinz, Gripfith, Desmar., Radde, Desmoul. — F. javanensis Reichexb., Fisch., Horspield, Cuv., Desmar., Fr. Cuv., Desmoul., Griffith. — F. sumatrana Fisch., Reichexb., Horsf., Desmoul., Griffith. — F angulifera Reichex- BACH, Fitz. — F. bengalensis Jardixe, Desmar., Fisch., Reichexb., HoDGs. — F. rubiginosa Isid. Geopproy, Reichexb., Wagx. — F. leucogramma Reichexb. — F. torquafa Fr. Cuv., Geoffroy, Tem- MixcK, Sykes, Wagx., Giebel. — F. catus Fisch. — F. nepalen- sis Jux., Wagx., Vig., Horsfield, Hodgs., Jardixe, Reichexb. — F. inconspicua Wag., Gray, Giebel. — F. chinensis Gray, Giebel, Wag. — F. jerdoni? — F. herschelii? — F. ellioti? — F. horsßeldi Blyth. — F. smifhii Fitz. — F. ogilbii? — F. ree- vesii Gray. — F. microtis Milxe-Edw. — F. euptüura Elliot. — F. wagati ? — F. javensis ? — F. pardochrous ? — F. diardi H. Smith, Fisch. — F. macrocelis? Fisch. — F. pardus Giebel. — Leopardus javanensis Gray. — Leop. sumatranus Gray. — Leop. inconspicuus Gray. — L. chinensis Gray. — L. ellioti Gray. — Leop. horsfieldi Gray. — Panthera undata, sumatrana, javanensis, angulifera, rubiginosa, torquata, inconspicua, nepa- lensis Fitz. — Pardus pardus Giebel. — Serval minutus Wagx., Giebel, Gray. — Serval rubiginosus Wagx. — Serval torquatus Wagn., Giebel. — Serval nepalensis Wag., Giebel. Die schier endlose Reihe der Synonyme dieser Species spricht deutlich genug dafür, dass diese Katze sehr zum Variiren neigt. Weil die unterscheidenden Merkmale der Arten verschiedener Systematiker meist gar zu unscheinbare sind, habe ich mich nach sorgfältiger Ver- gleichung derselben entschlossen, sie alle in eine Art, F. minuta Tem- minck, Zwergkatze, zu vereinigen, wie es auch andere Bearbeiter ge- than haben. Der grossen Zahl der Färbungsabänderungen entspricht natürlich auch die grosse Ausdehnung des Verbreitungsbezirks. Die Inder nennen die Zwergkatze Kueruck, Wagati, Tschita Billa, Ban Biral, Lhan Rhan Manjur; die Malayen bezeichnen sie mit Rimau bulu und Rimau akar. Auf den Philippinen heisst sie Tamaral, gO Carl greve, Das Centrura ihrer Verbreitung scheint in Java und den übrigen Sundainseln zu liegen. Wir führen in Folgendem die Namen der Oertlichkeiten auf, wo diese kleine aber kühne Käuberin von verschie- denen Reisenden (Radde, Schrenk, Blanford, Jerdon, Rosenberg, Junghuhn und Sterndal) aufgefunden wurde. Am häutigsten , wie angedeutet , ist sie auf Java , Sumatra und Borneo. Celebes scheint sie zu fehlen, wenigstens nennt sie keiner von den wenigen For- schern, die diese Insel besuchten. Von der Halbinsel Malacca aus geht sie durch Siam, Assam und Birma bis nach dem untern Ben- galen (Gurwal, Gangootra), ferner im Himalaja westwärts bis Simla und Nepal. Von hier aus erstreckt sich dann ihr Gebiet durch Duk- hun nach Vorder-Indieu (Pondichery), wo sie jedoch im südlichen Theil selten auftritt, und auf die Insel Ceylon. Nach Osten treffen wir sie in China überall, auch auf den Inseln. Die Philippinen und Japan besitzen diese zierliche Form auch. Ihre Nordgrenze liegt im Amur-Gebiet, da man sie in der Mongolei (Tscheli), am Sidimi (Nordgrenze des koreanischen Kaiserthums), in Ostsibirien und am mittleren üssuri (zwischen Ema und Seituchumündung) , im Lande der Goldier, gefunden hat. Irrthümlicher Weise geben sie einige Literaturstellen für die Dsungarei und das Amu-Darja-Gebiet an. Ob die drei nächstfolgenden Arten identisch oder nur nahe ver- wandt mit der Zwergkatze sind, konnte ich aus den vorhandenen Be- schreibungen nicht constatiren , weshalb ich sie hier einstweilen als Varietäten aufführe. Var. a) F. megalotis S. Müller. F. megalotis W^ag. — F. minuta var.? und Serval minutus var.? Giebel. — Catus megalotis Wagx. — Panthera megalotis Fitz. Die Heimath dieser Form ist die Insel Timor. Var. b) F. moormensis Hodgs. F. moormensis Wag., Giebel. — Catus moormensis Wagn., Giebel. — Leoparäus moormensis Gray. — Panthera moormensis Fitz. Diese Varietät soll in Nepal, auf der Malayenhalbinsel und Su- matra getroffen werden. Var. c) F. temminchii Vigors. F. temm. Jahline, Wagn. — F. minuta var.? und Serval minutus var.? Giebel. — Catus temm. Wacin. — Panthera temminchii Fitz. Nur für Sumatra nachgewiesen. Uebersicht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. Q1 Den Uebergang von den echten Katzen zu den Luchsen vermittelt das sechste Subgenus. Die Zahl der Synonyme ist hier ebenfalls sehr gross, und die Unterscheidungsmerkmale, auf welche hin Arten be- gründet wurden, doch wieder so geriogfügig, dass wohl kaum ein Vorwurf uns treffen kann, wenn wir sie in eine Species zusammen- ziehen. 17. F. Serval L. F. serval LinnS;, Erxl., Zimmekmann, Boddaekt, ümel., Cuv., Desmak., Fk. Cuv., Desmoul., Temm., Gtkifeith, Eischer, Waglek, Smuts., Wagn., Jardine, Reichenb., Blainville, Fitz., Giebel. — F. ser- valina Ogilby, Wagn., Giebel. ■ — F. capensis Gmel., Cuv., Fk. Cuv., Desmar., Forster, Miller, Shaw, Temmixck, Thunb., Fisch., Griefith, Wagn., Reichenb. — F. galeopardus Desmar. — F. chrysothrix Temm. — Galeopardus serval Fitz. — F. senegalensis Lesson. — Leopardus serval Gray. — Serval serval Giebel, Wagn. — Leopardus neglectus Gray. — F. neglecta Giebel. — Ga- leopardtis neglectus Fitz. — Chaus servalinus Gerrard. — Ga- leopardus senegalensis Fitz. — F. hrachyura Wagn. — Galeo- pardus hrachyurus Fitz. Der Serval, die Boschkatte der Cap-Ansiedler, ist ein Bewohner fast aller afrikanischen Steppen- und Felsengegenden. Ehe wir an die genauere Aufzählung der Gegenden gehen, für welche er zweifel- los festgestellt ist, wollen wir noch die landesüblichen Namen des- selben angeben. Die Araber bezeichnen den Serval mit Omm'e .Nugtch ; die Leute um Sennaar mit Newer-kalkol. Bei den Suaheli heisst er Tschui und im Lande der Wanyamwesi Barabara. Um die Capstadt ist der Serval nur noch höchst selten anzu- treffen, da er hier sich verfolgt sieht. Längs der Westküste Afrikas geht er nach Norden bis nach Yumba, Deutsch-West-Afrika und Li- beria hinauf (Bütikofer's Angaben zu Folge), kommt also in Angola, Benguela, am Kongo, bei Banana, an der Sierra-Leoneküste vor. Von Loango und Koanza haben wir auch Nachrichten über Servale; möglicher Weise findet man diese Katze auch noch in Senegambien, obwohl die Felle, welche von hier kamen, unvollstäüdig, ohne Kopf und Klauen waren, also eine sichere Bestimmung zweifelhaft machten. Für Algier ist sein Vorkommen ausser Frage gestellt. Nach Osten dringt er durch Mozambique, das Mombuttuland, die Wanyamwesistaaten , Unyoro (Speke) bis in die Quellregion des Nils (Bahr el abiad, Rahadfluss), wo ihn Heuglin traf, und bis nach Abes- synien vor, in welch letzterem man ihn sowohl in der Kollasteppe, als Zool. Jahrb. Bd. VI. Abth. f. Syst. Q 82 CARL GREVE, auch in den Felsspalten an den Flussufern findet. Es ist anzunehmen, dass er auch die zwischen beiden Küsten des Erdtheils liegenden innern Landschaften bewohnt, da er im Sudan auch zu dem gewöhn- lichen Raubzeug gehört. Die letzte, siebte Untergattung des Genus Felis bilden die Parder der neuen Welt. Bei diesen bilden die Flecke mehr oder weniger deuthche Längsreihen, welche bei einigen Arten in vollstän- dige Längsstreifung übergehen. Der grösste und gefürchtetste dieser Räuber ist der Jaguar, die Unze oder „Tiger" der Amerikaner. 18. F, on^a L. F. onga Schkeb., Ebxi.., Zimmermann, Boddaeet, Gmel., Cüv., Desmak., Fr. Cuv., Desmoul., Temm., Neuwied, Wagler, Rengger, Martin, Bennet, Jardine, Reichenb., d'Orbigny, Wagn., Blaixville, Tschudi, Fitz., Giebel. — F. panthera Schreb. — F. pardus Erxl., Bod- DAERT, Gmel. — F. mitis? Fr. Cuv., Desmar. — JF. Jaguar Grif- EiTH. — F. nimr Reichenb. — F. hernandezii Sclater , Gray, Weinland. — F. discolor Gmel. — Tigris regia americana Bris- soN. — Panthera onga Fitz., Wag. — Pardus onga Giebel. — Leopardus onza Gray. — Tigris mexicana Hernandez. — Tigris jaguarete Klein. — Jaguarete hrasiliensis Rajus. Der Jaguar, Jaguarette der Guaranis, Yaguarete der Brasilianer, Onga und on(^a pintada der Portugiesen, el Tigre der spanischen Creolen, bewohnt einen ziemhch ausgedehnten Theil Amerikas. Von Patagonien, wo er an Flüssen und Lagunen (Marra-Cö, 12 Leguas von Bahia Bianca) haust, und den La Plata-Staaten im Süden (Cordoba, Buenos Ayres), Uruguay und Paraguay reicht sein Gebiet durch ganz Süd-Amerika bis über Central-Amerika und nach dem Südwesten der Vereinigten Staaten. In manchen Gegenden ist der Jaguar schon sehr selten geworden — in andern durchstreift er aber noch zahlreich die Ränder der Urwaldungen und die moorartigen Ufergelände der Flüsse. Besonders erwähnt wird er für Brasilien (Sapuosa, Maynas, Moyobamba, Villa Real, Villa del Pilar, das Gebiet der Chaimas-Indianer, Minas Ge- raes, Diamantina), Cordoba in Argentinien, den Matto Grosso, Parana, Santa Cruz am Jacuhy im südlichen Brasilien. Ferner erwähnen seiner Berichte aus Guayana, vom Araguay (Zufluss des Tocantins), vom Ori- nocco, Amazonas. Im Westen treffen wir ihn in Peru, Chili, in den Anden, in Columbien und Neu-Granada (Santa Fe), Bogota und am Magdalenenstrome. In Central-Amerika erlegte man Jaguare in Guatemala, bei Chiri- qui, Panama und an der Küste von Darien. Sein nördlichstes Ver- Uebersiclit der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. gß breitungsgebiet bildet Mexico (Tabasco), Texas, Neumexico, das Land der Adirondacks und Californien. Oestlich geht er nicht über Texas hinaus. Die Farben- und Zeichnungsvarietäten sind hier bei unserem Thiere auch sehr zahh'eich und viele von ihnen als besondere Species beschrieben worden. Wir haben sie alle zu „i^. onqa L." gezogen und führen nur solche Spielarten als Abarten auf, die auch von den Eingeborenen Amerikas als solche angesprochen werden. Var. 1) F. onga var. minor Fisch. Panthera onga minor Smith, Fitz. — F. onga var. Jakdine. In Mexiko und dem Süd-Westen der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika. Var. 2) F. onga, weissliche Varietät, Humboldt. Ebenso Renggeb, Jardixe, Eeichexbach, Wagn., Giebel, Fitz. — Pan- thera onga, weissliche Varietät Wagn., Giebel. — Panthera onga alba Fitz. Diese albinistische Spielart, die auch röthlich-gelb, ohne Flecke, unter dem Namen On^a roxa oder vermelha vorkommt, wird selten, aber überall im Verbreitungsbezirk des Jaguars getroffen. Var. 3) F. nigra Brisson. F. nigra Erxl., Boddaert, Cüv. — F. onga var. Desmar. — F. onga var. nigra Temm., Fisch., Wagn., Rengger, Reichenbach, Jabdine, Giebel. — Panthera onga var. nigra Wagn., Fitz. — Pardus onga, schwarze Varietät, Giebel. — F. discolor Gmel. — F. con- color var.? Erxl., Zimmerma^stn. Diese melanistische Abart, On(ja preta der Creolen, Sussuarana der Indianer, lebt in BrasiHen, am Amazonenstrom (bei Ega) und in Mexico. Als besondere Art hatte Fitzinger einen Bastard zwischen Ja- guar (mas) und Sundapanther {F. variegata var. nigra) beschrieben und demselben den Namen F. poliopardus beigelegt. Da ein solcher Mischling nur in der Gefangenschaft erzielt werden kann, in der Frei- heit nicht vorkommt, können wir ihn bei unserer Arbeit unberück- sichtigt lassen. 19. F, mitis Cuv. F. mitis Fr. Cuv., Desmoul., Desmar., Temm., Neuwied, Fischer, Jar- DiNB, Reichenb., Burm., Geoffroy, Giebel. — F. tigrina Erxl., 6* 84 CARL GREVE, ZlMMEKMAXN, FlSCH., BoDDAEKT, GmEL., ReICHENB. F. pardttUs Cuv., Desmab., Fe. Cuv., Desmoul., Temm., Neuwied, Fisch., Reng- GEK, Reichenb. — F. pardaloides Bkuxs. — F. mbaracaya Desm. — F. maracaya Wagx. — Felis cMhiguasu Geiefith, Fisch. — F. chati GßiFFiTH, Temmixck. — F. onca Boddaekt, Gmel., Erxi.., ScHEEB., ZiMMEEMANx. — F. hrüsüiensis Fe. Cuv., Reichexb. — — F. Serval? Cuv. — Pardus mitis, Fanthera müis Giebel. — Leopardus mitis Geay. — Panthera mitis, maracaya, brasiliensis, huffonii Fitz. Diese mittelgrosse Katze , der Maracaya oder Tscliati , Gato do matto der Brasilianer, ändert nicht nur in der Grundfärbuug seines Pelzes, der bald heller, bald dunkler erscheint, sondern auch in der Anordnung und Form der Flecke sehr ab , so dass der Varietäten- fabrikation ein reiches Feld der Thätigkeit zu Gebote steht. Das Vaterland des Tschati ist Süd-Amerika. Hier findet man ihn von Patagonien an durch Brasilien \Yaldgebiet und Inneres, (Rio Janeiro), Paraguay, Guayana, (Surinam), Columbien (Baranquilla) bis Central- Amerika und Mexico hinauf. In Chili kommt eine albinistische Form des Tschati vor, welche von Molina Colocola genannt wurde {F. collocollo? H. Smith, Fr. Cuv., Fisch., Jardine, Reichenb., Wagn.), die aber, wie es scheint, nur Fitzinger noch als besondere Art F. maracaya albescens hin- stellt. Verwandt mit dem Tschati, wenn auch stärker und grösser ge- baut, ist der Ozelot, die Pardelkatze: 20. jP. i^aräalis L. E. pardalis Scheeb., Eexl., Zimmeemaxx, Boddaeet, Gmel., Cuv., Fe. Cuv., Illigee, Desmae., Desmoul., Temm., Neuwied, Geiffith, Fisch., Rexggee, Jaedine, Reichexb., Blaixvillb, Tschudi, Giebel, Fitz., Harlax, Wagx, — F. mitis Desmae. — F. tigrina Eexl., Zim- meemaxx. — Pardus pardalis Giebel, Wagx. — Leopardus par- dalis Geay. — Panthera pardalis Wagx., Fitz. — Panthera lu- dowiciana Fitz. — Panthera mexicana, jardinii, hamiltonii, ca- tenata, griffithii, armillata, geoffroyi, Catus pardus Beisson. — F. chihiguasu Fisch., Geiffith, Reichexb ach. — F. smithii Swaixs. — F. melanura Ball., Feasee, Giebel. — Felis hammiltonii Fisch., Reichexb. — F. ozelot var. Geiffith. — Felis catenata H. Smith, Fisch., Jaedine, Reichenb. — F. maniculata? Griffith. Der Ozelot, Chibiguazu Azara's, Kuichua, bewohnt die centralen Theile Amerikas im weiteren Sinne. Man trifft ihn und seine zahl- reichen Spielarten , die aber wegen zu geringfügiger Abweichungen Uebersicht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. 85 nicht wohl zu besonderen Varietäten erhoben werden können, in Peru, Brasilien (Rio de Janeiro), Ecuador, Columbien, Guyana (Surinam), Mittel-Amerika, Mexico, Neu-Mexico, Texas, Californien und in Loui- siana (am Arcansas) , so dass er also auch zur Fauna der südlichen Unionstaaten Nord-Amerikas gehört. Als Abarten erkennen die meisten Classificatoren folgende ihm sehr nahe stehenden Katzen : Var. 1) jP. armülata Cuv. Geoffeoy, Reichenbach. — Leopardus griseus Gray. In Guyana, Surinam und den anliegenden Theilen Süd-Amerikas. Var. 2) F. griffithii Fisch. F. griffithii Reichenb. — Panthera griffithii Fitz. Diese Varietät stammt aus Mexiko. Var. 3) F. geoffroyi Gervais. F. geoffroyi Reichenb., Giebel. — Pardus geoffroyi Giebel. — F. pardinoides Gray. — Leopardus himalajanus Gray. — Parddlina warwickii ? Diese Subspecies geht weiter nach Süden hinunter, als der eigent- liche Ozelot, denn es wird dieselbe für Buenos Ayres, Patagonien, Argentinien, Chili angeführt. Am häufigsten ist sie in den Gegenden um den 44. Parallelkreis südlicher Breite. Das südlichste Gebiet, welches sie erreicht, ist der Rio Negro an der Südspitze Patagoniens (fällt in den Atlantischen Ocean) und dessen Lagunen. Gray be- schrieb, weil ihm die Herkunft nicht bekannt war, eine junge F. geoffroyi als Leop. himalajanus. Var. 4) F. strigilata Wagn. C. strigilatus Wagn. — F. colocolo H. Smith, Cuv., Geoeproy, Fisch., Jardine, Reichenb., Giebel. — Pardus colocolo Giebel. — Leo- pardus ferox? — Panthera strigilata Fitz. Diese Abart ist nur auf Surinam, Guyana beschränkt. Sehr nahe verwandt ist mit dem Ozelot eine Art, welche wir einstweilen als solche gelten lassen , weil sie zu wenig bekannt ist, um eine sichere Entscheidung über sie zu treffen. Wir meinen 31. F, elegans Lesson, welche in Brasilien (Urwaldgebiet des Innern und der Küsten strecke) 86 CARL GREVE, und Peru gefunden wurde. Fitzinger identificirt dieselbe mit F. macrura Wied. , doch scheinen uns die Gründe hierfür nicht stich- haltig. 23. F. tigrina Schreb. F. tigrina Erxl., Zimiviekmanx, Boddaekt, Gmel., Cuv., Fe. Cuv., Des- MAK., Desmoul., Temm., Geoferoy, Fisch., Jakdike, Reichexb., Wagn., Giebel. — F. marguay Giebel, Griffith. — F. pardalis Reng- ger. — F. guignia Molina. — Fanthera tigrina Wagn., Fitz. — Pardus tigrinus Giebel. — Leopardus tigrinus Gray. — F. mar- guay AzARA. — Leopardus pictus Gray. Die Tigerkatze, Gato do raatto der Creolen, ist ein kleiner, an- muthiger Räuber, der in Süd-Amerika (Brasilien, Guyana, Surinam) und in Guatemala aufgefunden worden. Ob er die übrigen Theile des Erdtheils bewohnt, ist nicht entschieden. Wahrscheinlich sind Felis variegatus und tigrinoides, welche Gray beschrieb, und die er der Marguay - Katze anreiht, mit F. tigrina identisch. Als Heimath finden wir nur die kurze Angabe „tropisches Amerika". 33. F. macrura Wied. F. macroura Fisch. , Wagl. , Rengger , Reichexb. , Wagx. , Tschudi, BuRM., Giebel. — F. macrouros Jardixe, H. Smith. — F. wiedii Schinz. — Pardus macrurus Giebel. — Leopardus macrurus Gray. — Leopardus tigrinoides? — F. wiedii Swaixs. — Panthera macrura Wagx., Fitz. — F. venusta Reichexbach. Die Langschwanzkatze , gefleckte Waldkatze der Brasihaner , ist ein kleines Mitglied der neuweltlichen Fehden. Unter dem Namen Onga pintada oder Cangagu ist sie in den Urwäldern Brasiliens, Pa- raguays und in den Bergwaldungen von Peru und Ecuador (in den Andoas) bekannt und ziemhch häufig. Am zahlreichsten fand sie der Prinz VON Wied am Mukuri in Brasilien. Ob sie Central- Amerika oder gar Mexico bewohnt, erscheint mehr als fraghch. Eine sehr ausgezeichnete Art, die schon den Typus mit voll- kommen ausgebildeter Längsstreifung präsentirt, ist die Pampas- katze : 34. F. pajeros Desm. F. pajeros Cuv., Fr. Cuv., Fisch., Reichexb., Waterhouse, Wagn., Ger- vais, Gray, Giebel. — Puma pajeros Jardixe. — Catus pajeros Wagn., Fitz. — Pardus pajeros Giebel. — Panthera pajeros Fitz. — Pajeros pampanus? — Leopardus pajeros? Der Verbreitungsbezirk der Pampaskatze wird schon durch ihren Uebersicht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. 87 Namen genugsam bezeichnet, ist also ein ziemlich beschränkter. Sie ist eine Bewohnerin der südamerikanischen Steppen, in denen sie zwi- schen dem 30** und 50° südl. Br. am häufigsten auftritt. Von der Magelhäesstrasse und den Ufern des Rio Negro geht ihr Gebiet nach Norden durch Patagonien, Argentinien (Buenos Ayres), Süd-Brasilien und Paraguay bis in die südlichsten Pampas von Chili, am Fusse der Cordilleren, hinauf, wo sie bei den Eingeborenen als nützliche Ver- tilgerin kleinerer Nager bekannt ist. Das zweite Genus der Feliden, Lynx, ist durch Ohrpinsel, kurzen Schwanz und hohe Beine, sowie kleine Verschiedenheiten im Gebiss von den eigentlichen Katzen wohl unterschieden. Die meisten Zoologen nehmen nur ein Genus Lynx an — wir trennen es der Zeichnung nach in drei Subgenera, um auch hier die von Eimer nachgewiesene Bedeutung der Zeichnung für die Classification consequent durchzu- führen. Demnach haben wir die quergestreiften Sumpfluchse (Chaus), die einfarbigen Wüstenluchse {Caracal) und die mehr oder weniger gefleckten Luchse im engeren Sinne {Lynx). Das achte Subgenus, Chaus, variirt hinsichtlich der Färbung sehr — auch ist die Querstreifung je nach individuellen Eigenschaften, Alter und Vorkommen mehr oder weniger deutlich, sogar schwarze Exem- plare sind beobachtet worden. In Folge dessen sind eine Menge Va- rietäten und Arten aufgestellt worden — mit gutem Recht kann man aber wohl nur folgende drei unterscheiden: F. chaus Güld., F. cali- gatus Temminck und F. servalina Wagn. , wozu noch einige Local- varietäten kommen. 35. F. chaus Gülden. F. chaus ScHREB., Zimmeem., Boddabrt, Gmel., Cuv., Desiviae., Fe. Cuv., Desmoul., Lichtenstein, Temminck, Geifeith, Fisch., Wagl., Rei- CHENB., Wagn., Keys.-Blas., Giebel. — Lynx chaus Giebel, Wagn. — Lynchus chaus Jaedine. — Chaus libycus seu servalinus Geay. — Chaus catolynx Fitz. — F. catolynx Pallas. Diese Form ist sicher nachgewiesen für Indien, die Gebirge im Pendjab, das Gebiet von Himalaja bis zum Cap Comorin, Klein-Asien, Mesopotamien, wo sie unter dem Namen Kirmyschak und Wurschak bei den turko - tatarischen Stämmen bekannt ist, ferner für den Kau- kasus (S.-W. Kaspigebiet häufig in Rohr und Djungeln, im Talysch, bei Elisabethpol, Lenkoran, am Kur, im Aragwathal, am Terek), Nord- Persien, die Länder am Kaspi- und Aral-See, wo er am Murgab (Ai- mak-dschary), im Pendsch-Gau, bei Sary-Jasy, Taschtabasar, am Te- 88 CARL GREVE, sehen, bei Geoktepe, in Merw, Ljutfabad, Artyk, Aschabad, am Atrek und im Ust-jurt haust. Durch Syrien geht dieser Sumpfluchs nach Afrika hinüber, wo wir ihm in Aegypten, im obern Nilland, Nubien und Abessynien (Seezone) 36. F. caligata Temm. F. caligata Cuv., Fisch., Reichenb., Wagn., Giebel. — Chaus caligatus Fitz. — Lynchus caligata Jaedine. — Lynx caligata Wagn., Giebel, Heugl., Fitz. — F. lihycus Oliv., Geoffkoy. — Chaus lihycus Gray. — F. chaus Thunb., Cuv., Desmae., Fr. Cüv., Des- MouL., Cretzschmar, Griefith. — F. margarita Loche. — F. caffra DES MuRs, Prevost. — F. jacquemontii Isid. Geoffroy. — F. cri- stata Lat. — F. katas Pearson. — F. dongolensis? — F. ruepellii Brandt, Reichenb. — Chaus ruepellii Fitz. Der Stiefelluchs gehört vorzüglich Afrika an, obwohl er auch nach Asien hinübergreift. Im ersten Erdtheil treflen wir ihm in Süden, am Cap, von wo er sich an der Ost-Küste bis Abessynien (in Tigre „okul dumo" , Amhara „hachla und jadur demat") verbreitet. Die Angaben in der Literatur sind hier leider sehr allgemein gehalten. Genauere Ortsanführungen nennen ihn für das Land der Monbuttu, für die Provinz Takka in Habesch und die Nilgegenden. Weiter haust F. caligata in Nubien (Bahar el Djebel) und Aegypten, hier sogar auf den Nil-Inseln (Esneh) und in den Feldern des Ueberschwemmungsge- biets, wie am Menzale-See. In der Libyschen- Wüste ist der Stiefel- luchs ständiger Bewohner und besonders in der Nähe der Oasen (Chargeh) häufig zu finden. Sein Name bei den N.-O. -Afrikanern ist Tiffeh oder Tiffahl. Für Asien lauten die Angaben noch unbestimmter „in Vorder- Asien und Indien" — so dass man versucht ist, hierbei an eine Ver- wechslung mit mehr asiatischen Formen zu denken. Eine Abart des Stiefelluchses scheint die BuRCHELL'sche schwarz- füssige Katze zu sein: Var. 1) F. nigripes Burchell. F. nigripes Fisch., Jardine. — Chaus nigripes Fitz. welche in Süd -Afrika, Damara, Kalahari, Ugogo, im Caplande, bei den Namaquas (hier Tsipa genannt) und im Gebiete der Bachapins vorkommt. 27. F, servalina Wagn. F. servalina Jardine. — Chaus servalinus Gray, Fitz. — F. ornata Uebersicht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. §9 Reichexb., Ctkay. — F. torquata Gray. — F. huttoni Blyth. — Serval servalinus Wagn. — F. affinis Gtray. — Lynchus affinis Jardine. — Chaus affinis und ornatus Fitz. — Chaus shawiana Blanf. — Chaus ornatus Gray. F. servalina Wagn. lebt in Ost-Indien und geht hier einerseits den Himalaja bis zu 2500 Meter hinauf, andererseits erreicht sie die Süd- spitze und wird sogar in Ceylon getroffen. Einzelne Gegenden beher- bergen diese Luchskatze besonders zahlreich. Als solche finden wir verzeichnet : die Küste Malabar, die Umgegend von Madras, die Land- schaft Karnatic (die Gebiete Arcot, Madura, Tanjore und das Tamil- Land), Gangootra (Gurwal) und die Mahrattenstaaten. In der Radsch- putana hält sich diese Form des Chaus am Sambhar-See auf, und Blanfoed will auch eine auf den Andamanen von Pickell gefundene Katze zu dieser Species stellen. Nach Westen und Norden soll F. servalina Wagn. in Vorder- Asien südlich vom Kaspi-See, in Turkestan, im Karatau, West-Tjanshan, an den Oberläufen des Arys, Keles, Tschir- tschik, im Delta und am Unterlauf des Syrdarja, bei Chodschend, im Thal des Sarafschan, den umliegenden Gebirgen und bis in die Ebene vor der Wüste Kisilkum (überall nicht höher als 290 Meter in die Saxualdickichte hinaufgehend), ferner in Kaschgar, Yarkand, Kokhan und Buchara gefunden worden sein. Eine nur in Nepal vorkommende Varietät der vorstehenden Art hat HoDGSONS beschrieben — vielleicht ist sie mit F. servalina iden- tisch; solange jedoch über dieselbe nicht mehr bekannt ist, müssen wir sie wenigstens als getrennte Unterart gelten lassen ; es ist dieses : Var. 1) F. erythrotus Hodgs. Lynchus erythrotus Hodgs. — Lynx erythrotis Wagn. — Chaus ery- throtis Fitz. — F. Icatas Pearson. 38. F. caudata Geay. Chaus caudatus Gray. Diese wohlunterschiedene Art fand man im Ust-jurt, zwischen Aral und Kaspisee, in ganz Transkaspien, am Tedschen, im Murga- thal, in Afghanistan, Maimanch (am linken Amu-darja-Ufer), Ost-Bu- chara, Kaschgar, Ilithal und im Balchaschbecken. Unsere neunte Untergattung bildet der Karakal oder Wüstenluchs und repräsentirt die einfarbigen Luchse — Thiere, die in jeder Be- ziehung, in Körperbau, Zeichnung und Naturell, ganz ihrer Heimath, der Wüste, angepasst sind. Junge Karakals sind gefleckt. Verschie- 90 CARL GREVE, dene Zoologen haben auf einzelne Exemplare hin mehrere Arten des Karakal begründet. Da jedoch die hellere oder dunklere Färbung der Thiere (vom hellsten Fahlgelb bis zum dunkeln Rothbraun) auf An- passung an den Boden der bewohnten Gebiete zu beruhen scheint, im Uebrigen aber alle Karakals in den Hauptmerkmalen vollkommen über- einstimmen, sind derartige Trennungen kaum zulässig. 39. F, caracal Schreber. F. caracal Güldenstädt, Eexl., Zimmekm., Boddaert, Gmel., Cuv., Her- mann, Thunb., Fr. Cuv., Desmar., Desmoul., Temm., Grifeith, Fisch., Bennet, Wagl., Smuts, E-eichenb., Wagn., Giebel. — Lynx cara- cal Wagn., Giebel. — Lynchus caracal Jardine. — Caracal me- lanotis Gray, Fitz. — F. caracal var. bengalensis Fisch. — Ca- racal hengalensis Fitz. — F. caracal var. algiricus Fisch. — Caracal algiricus Fitz. — F. aurafa Temm. — F. rutila Giebel. — F. rutilus Waterhoüse. — Caracal rutilus Fitz. — F. cara- cal var. nuhicus Fisch. — Caracal nuhicus Fitz. Der Karakal, den nach Marco Polo's Bericht schon die Tataren- fürsten gezähmt , als Jagdgehülfen neben dem Gepard hielten , dient zu gleichem Zwecke auch heute noch in Indien. Seine Verbreitung ist eine sehr grosse, denn er gehört dem ganzen Afrika und einem guten Theil von Asien an. Dem entsprechend ist auch die Zahl seiner Namen eine grosse. Die Araber nennen ihn Om-E,ischäd, Qutnafari, anasä, qut chälaui, Anak el ard, Furänik. Im Maghreb heisst er Anak- el 'Ardah. Bei den Abessyniern bezeichnet man ihn mit Dschoch- ambasa oder Derq-ambasa. Die Amharesen haben ihn Afu getauft oder auch Afere. Der Somaliname ist ,.jambel", bei den Schuli „quorra", Bongo „mudjok-pollah", Njamnjam „Mobboru", Djur, Schil- luk „nuoi". Bei den Türken finden wir die charakteristische Be- zeichnung Karakulak (Schwarzohr). Die Perser endlich nennen ihn Sia-gusch. Gehen wir vom Cap der guten Hoffnung aus, so begegnen wir dem Karakal, „roicat" der Boern, schon an der, Walfischbay viel häu- figer als am Cap, wo er fast ganz ausgerottet worden. Bei Cape-Coast Town (Goldküste) und an der Sierra - Leone-Küste , im Lande der Mandingo und am Senegal ist er ein sehr häufiges Raubthier. Nach der östlichen Seite Afrikas können wir seine Spuren im Namaqualande, wo er Tuane heisst, längs der Küste bis ins Somallaud verfolgen. In den oberen Nilgel)ieten begegnet man ihm bei den Habab, am Marek und den Takasseh-Quellen, am Bahr el Azrak, Sobat, im Lande der Schuli, Njamnjam, Bongo, Djur und Schilluk, in der Mudirie Hohl, in Uebersicht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. 91 Bornu, Wolodje, Ssomo, Musgo, Baghirmi, in Abessynien, bei Chartüin (zwischen Ab-D6m und Chartüm in der Bahjuda), ferner in Nubien und Kordofän. Auch an der Küste des Rothen Meeres lebt dieser Wüstenluchs in Aegypten und bei Massaua, sowie Kosseir. In der Sahara und ihren Oasen ist er der gefürchtetste Hühnerdieb, lässt sich aber auch im Ost-Sudan bei Nubien hin spüren (Khut-el-chala = Katze der Einöde). Schliesslich wird er noch für Nord-West-Afrika und den Atlas aufgeführt. Begeben wir uns nach Asien, so finden wir den Karakal als Be- wohner der Steppen und Wüsten — denn auch hier meidet er, wie in Afrika, bewaldete Gegenden — in Klein-Asien, Syrien, Arabien und Persien. Seltener ist er in Indien, am Ganges, in Bengalen, Nord- Circars, Travancore, Gudscherate, Kutch, Pendjab, Radschputana, Cen- tral-Indien, Kandeisch, am oberen Tigris, Giaur-dagh, Armenien, Tau- rus, Bulgar-dagh; ferner in Transkaspien, am Murgab, bei Ruchnabad am Tedschen, im West-Kopetdagh, bei Karakala am oberen Sumbar; Turkmenien bildet seine Nordgrenze. Er fehlt sicher den Landschaften Malabar, dem östlichen Hima- laja, Turkestan und Transkaukasien. Obwohl Temminck, Fischer und W^agner unter dem Namen F. clirysoth'ix Temm. eine einfarbige Katze aus West-Afrika beschreiben (dieselbe, welche Kitzinger als Chaus chrysotlirix aufführt), und sie für eine nahe Verwandte, vielleicht sogar für identisch mit F. caracdl halten, können wir doch nichts über dieselbe mit Bestimmtheit sagen, da das fragliche Thier nur in einem Fell ohne Kopf und Krallen in Temminck's Besitz gelangte. Das dritte Subgenus der Luchse bilden die Luchse im engeren Sinne, mit deutlich geflecktem Felle. Wie bei so vielen Arten der Fehden ist auch bei den Luchsen eine Menge von Species aufgestellt worden, wo es sich doch nur um individuelle Verschiedenheiten des Geschlechts und Alters handelte. Ausserdem neigt wohl selten ein Thier so sehr zur Bildung von Farbenspielarten wie der Luchs. Obwohl schon Schrenk in seiner Dissertation (Dorpat) über „die Luchsarten des Nordens" klar genug nachgewiesen, dass die meisten als selbständige Arten beschriebenen Formen sämmtlich dem Lynx vulgaris angehören, so behauptet sich noch immer, besonders in Jägerkreisen, die Ansicht von der Existenz eines grossen ,, Hirsch"- und eines kleineren „Kalb- luchses", wie man in Livland sich ausdrückt. Ich habe oft Gelegen- heit gehabt, frisch erlegte Luchse in Livland, Polen, Lithauen und 92 CARL GREVE, Russland zu sehen, und muss sagen, dass ein Unkundiger nicht zwei von den Thieren hätte als einer Art angehörig erkennen mögen — so sehr ändert die Grundfarbe sowohl als auch die Fleckenzeichnung ab. Bei einer Jagd waren eine Luchsin und zwei halbwüchsige Junge erlegt worden — die Alte entsprach vollkommen dem FiTziNGER'schen Typus L. cervaria, während das eine Junge als L. virgata Fitz., das andere als eine Zwischenform hätte angesehen werden können. 30. F, lynx Linne. F. lynx Pallas, Wildungen, Bechstein, Boddaert, Gäiel., Cuv., Sar- TORi, Brisson, Schreber, Müller, Erxleb. , Zimmerm. , Illiger, Thunb. , Fe. Cuv., Desmar. , Desmoul. , Temm., Griffith, Fisch., Wagl., Gloger, Sawazki, Nilss. , Keys. Blas., Schinz, Wagn., Freyer, Schrenk, Blainville, Giebel. — F. cervaria Temm., Cuv., Thunb., Fisch., MfiNi^TRiES, Nills., Keys. Blas., Reichenb., Wagn., Giebel. — Lynx cervaria Giebel, Wagn., Fitz. — Lupus cer- varius Gesner, Wagn. — Lynx vulgaris Fitz. — Lynchus lynx Jardine. — F. lyncula Nilss. — F. vulpina Thunb. — F. lupu- linus Thunb. — F. virgata Nilss. — Lynx virgata Fitz. — F. horealis Thunb., Reichexb., Keys. Blas. — Lynx borealis Fitz. — Lynx africana Aldrovandi. — F. isdbelUna Blyth. Seiner weiten Verbreitung und seiner Neigung zum Abändern in der äusseren Erscheinung entspricht natürlich auch die grosse Zahl der Namen, welche der gemeine Luchs in den verschiedenen Gebieten seines Auftretens erhalten hat. Die Schweden nennen ihn Lo (Katt-lo, Varg-lo, Räf-lo), die Dänen Los ; in Norwegen heisst er Gaup, bei den Lappländern Albos. Polen und Russen bezeichnen die Thiere mit dem Worte Ryss, die Osseten benamsen sie „istoi", die Grusinier „poz- chon". Mongolische Bezeichnungen sind: im Turkestan „solessun", Mandschu „schilu", Chinesen „kypao", Daurier „silüss" und „siloussou", Burjäten und Tungusen „schulungun" , „tibtige", Orontschenen „bul- tika", Monjager „nonn6". Der Luchs bewohnte in früheren Zeiten fast ganz Mittel-Europa, wie die Funde von Mosbach bei Wiesbaden, am Rothen Berge bei Saalfeld, in der Schweiz, bei Solutr6, Thayingen, Langenbrunn, in der Vypustekhöhle in Mähren, bei Wolokowo an der baltischen Linie in Russland und die dänischen and schwedischen Speisereste (Mälarsee) ])eweisen, aber da er als schädliches Raubthier, vielfach auch als schmack- hafter Braten galt, wurde er eifrig verfolgt und ist in historischer Zeit aus dem grössten Theil unseres Erdtheils verschwunden. In England ist er seit Jahrhunderten ausgerottet. In Frankreich gab es 1548 Uebersicht der geographisshen Vertheiluug jetzt lebender Feliden. 93 Luchse )ei Orleans, 1712 erlegte man einen bei Grasse (Dep. Alpes- maritimes), 1787 aber nur in den Pyrenäen und den Alpen. Für Deutschland liefert Brehm's Thierleben werth volle Daten über sein allmähliches Eingehen. Danach war er im 15. Jahrhundert in der Provinz Pommern noch ein sehr häufig auftretender Räuber. Der letzte wurde hier 1750 erlegt. In Westfalen ward der Luchs im Jahre 1745 nachweislich zum letzten Male gesehen und erlegt. In Thüringen wurden von 1773 — 1796 noch 5 Luchse zur Strecke gebracht. Im Gothaer Bezirk 1819, im Dörrnberger 1843 der letzte Luchs ge- schossen. Das Harzgebirge verlor in den Jahren 1817 und 1818 seine beiden letzten Vertreter dieser interessanten Sippe. In den Bayrischen Hochgebirgen, wo sie früher zahlreich hausten, haben sie sich bis zum Jahre 1850 gehalten. So fingen und erlegten zwei Jäger, Vater und Sohn, von 1790 bis 1838, also in 48 Jahren, 30 Stück Luchse. Im Jahre 1820 — 21 wurden im Etthaler Gebirge in Bayern 17 Stück, 1826 im Riss 5 Stück, 1831 aber 6 geschossen. Das Forstamt Partenkirchen lieferte von 1829—30 aus dem Reviere Garmisch 3, Eschenloch 5 und Vorderriss ebenfalls 5 Luchse. 1838 ward der letzte Luchs im Rottenschwanger Gebiet erlegt. Gespürt wurden, aber nicht gefunden 1850 zwei Luchse auf der Zippeisalp. Der letzte in Deutschland (Würtemberg) geschossene Luchs ist für das Jahr 1846 gemeldet. Versprengte Luchse kamen im Elsass, Odenwald und Spessart in die Hände der Jäger. Das jetzige Verbreitungsgebiet des Luchses geht von den Kar- pathen längs der preussisch - russischen Grenze nach Norden durch ganz Nord-Russland, Finnland und die drei Ostsee-Provinzen Kur-, Liv-, Estland nach Scandinavien. Nach Osten erstreckt er sich bis nach Ost-Sibirien hinein und erreicht im Süden Persien, den Kaukasus und das Himalaja - Gebirge. Im Besonderen sind nachfolgende Gegenden noch sicher im Besitze des Luchses {F. lynx L.) : Frankreich hat ihn stellenweise noch in den Pyrenäen (wenn es keine Verwechslung mit dem Pardel - Luchse sein sollte); in den Alpen hält er sich noch in Piemont, Savoyen, der Schweiz selten auf (Hochwälder von Wallis, Tessin, Bernerland, Urner, Glarner, Oescher und Boxer Alpen). Im Jura trifft man ihn sehr vereinzelt bei Annecy, am Mont Saleve, Su- rava und Beifort. In Tirol und Süd -Bayern wird er hin und wieder gespürt, ebenso in Vorarlberg. Durch Steiermark, Kärnthen und Krain (1846 und 1858 wurden mehrere erlegt) kann man ihm bis Sieben- bürgen, Rumänien, Bosnien, Türkei, Albanien einerseits und in die Karpathen (niedere Tatra, Kappsdorf, Lentschau im Waldgebirge) an- 94 CAUL GREVE, dererseits folgen, von wo aus er Streifzüge nach Schlesien, Böhmen, Ungarn und Galizien unternimmt. Polen, Lithauen und Eussland (Ro- manowoborissoglebsk im Jaroslawer Gouvernement besonders viele, ebenso bei Rybinsk, doch seltener auch mehr im Süden, in Bessarabien, Podolien, Wolhynien, Kiew und Tschernigow), beherbergen den Luchs überall, wo es Wälder giebt, wie diese ja seine Hauptlebensbe- dingung bilden und seinem Vordringen nach Norden wie nach Süden eine Grenze setzen. In Asien treffen wir ihn noch in grosser Zahl, nicht nur in Si- birien bis an dessen äussere Ostgrenze (besonders am Ob, im Altai- gebirge, Altaikaja Staniza, an der Kolyma, bis Kolywan, südlich in den sajanskischen und daurischen Gebirgszügen, am Nukudaban, dem Laufe der Oka und Bystraja, am Nordende des Baikalsees bei Irkutsk, westlich und nördlich von demselben, östlich von der Lena bis an die Janamündung hinauf, am Grossen Ocean bis Ochotsk, im Jablonoige- birge, an den Quellen der Gorbiza, des Amasar und Oldoi, im Bureja-, Vanda- und Chingang-Gebirge, am Ussuri [fehlt aber den Transbaikal- steppen], ferner am Amur), sondern auch im Süden bis nach Tur- kestan , am Tarim und Lobnoor , China und im Himalaja im oberen Industhal. Sewerzow nennt als Hauptfundorte im Turkestan das Sem- miretschensker Gebiet, die Gegenden am Issikkul, oberen Naryn, Ak- sai, am Tschu, Talas, Dschumgal, Susamir, unteren Naryn, Sonkul, Tschatyrkul, im Karatau, Tjanschan, an den Quellen des Arys, Tschir- tschik, am Keles, unteren Syr-Darja, schliesslich die Umgegend von Chodschend, das ganze Sarafschanthal und das Gebirge sowie die Ebene am Sarafschan bis zur Wüste Kisilkum. Vertikal hält er sich bis zu 1800 Meter in den Apfel-, Urjuk- und Escheuwäldern der Vor- berge, im Hauptgebirge bis 3000 Meter Meereshöhe auf. In Tibet passt er sich der waldlosen Natur an und legt ein fahlgelbes Felsen- kleid an, was die Veranlassung dazu gab, dass Blyth ihn als F. isahellina beschrieb, während Przewalski zwei fernere Varietäten, L. aygar und L. unicolor, aus N.-Tibet und Zaidam mitbrachte. Nach Westen geht der Luchs über den Kaukasus nach Klein- Asien. Eine Verwechselung mit dem Karakal oder anderen Katzen scheint es aber zu sein, wenn auch für das Sedletschthal, den Amu- Darja und Schugnon Luchse aufgeführt werden. 31, Lijnx pardina Oken. L. pardina Temm., Crv., Fisch., Wacü.., Sykes, Wagn., Reichenbach, Keyss. Blas., Giebel. — F. lynx Ekxl., Cuv., Gmel. — Lynx Uebersicht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. 9^ pardina Fitz. — Lyncus pardinus Ctray. — F. vulpina Thunb. — F. caracal Desmak., Fisch. Dieser kleinere europäische Luchs ist ein Bewohner des Südens. Die Spanier bezeichnen ihn mit Lince oder Lobo cerval. Auf der Pyrenäen-Halbinsel haust er hauptsächlich in den Walddickichten der Gebirge von Estremadura, Alt- und Neucastilien (Sierra de Gata, Benjao, de Francia, de Gyaga, de Gredos und Guadarrama), Arrago- nieu, ferner in den südlichen Pyrenäen, dem asturisch-cantabrischen Gebirge. Aber er geht auch bis in die Sierra Morena und Nevada nach Süden hinab und erscheint dazwischen in den stilleren Gebirgs- gegenden von Murcia und Valencia. Selbst unter den Thoren von Madrid, im Lustgarten Pardo, hat er sich angesiedelt, und zuweilen stattet er den Mönchen im Escurial einen Besuch ab. An manchen Stellen in der Literatur wird er auch für die Inseln Sicilien und Sardinien sowie das Festland Italien angeführt, doch kann ich nicht verhehlen, dass diese MelduDgen höchst unglaubwürdig erscheinen. Eher ist es möglich, dass die Berichte über sein Auf- treten in Griechenland, der Türkei und Klein -Asien wohlbegründete sind, wo er ebenso wie in Mesopotamien den Namen „ushek" füh- ren soll. 3*3. F, canadensis Geoffrot. F. canadensis Cuv., Desmae., Fe. Cuv., Desmoul., Geifeith, Fisch., Reichenb. — Lynx canadensis Desimar. , Fitz. — Lyncus cana- densis Geay. — F. lynx Erxl. — F. borealis Temminck, Cuv., RicHAEDs, Wagn. , Wagl., Giebel. — Lynx horealis Wagn., Giebel. Der Polarluchs, „ni-itchi" der Kutchin, „ghire" der Chepewyans, Pischu, bewohnt die Theile Nord-Amerikas, welche östlich vom Felsen- gebirge und nach Norden von den canadischen Seen gelegen sind, wir finden ihn also in Canada, auf der Halbinsel Labrador, im Hud- sonsbay - Gebiet ; südlicher im Staate Maine und in Neu - Braun- schweig. Nach Osten ist er am Makenziefluss , 66" n. Br. , im ehemaligen russischen Nord-Amerika, erlegt worden. Im Allgemeinen geht er so weit nach Norden hinauf, als es Wälder giebt, also unge- fähr bis an den nördlichen Polarkreis. Auch für Californien ist der Pischu aufgeführt, doch da es sich nur um eine Zeitungsnotiz handelt, darf man wohl an der Richtigkeit dieser Nachricht zweifeln. Auf New-Foundland ist er sehr selten geworden. 96 CARL GREVE, 33. F. rufa Güldenst. F. rufa ScHREBKE, Ctmel., EAEiNESQrE, Desmae., Fe. Cuv., Wagl., Cuv. Desmoul., Temm., Geiefith, Richaedt, Fisch., Reichenb., Wagn. Giebel. — Lynx rufa Giebel, Wagn., Eitz. — F. lynx Eexl. Desm., Fitz. — F. und Lynx maculiveniris Fitz. — F. maculata ViGORs HoRSFiELD, FiscH., Reichenb., Fitz. — LyncJius maculaius Jaedine. — F. mexicana Fitz. — F. carolinensis Desmae., Fisph. — Lynx carolinensis YiTz. — F. pardalis? Eexl. — F. dorsalis Fitz. . Diese zweite amerikanische Luchsforra zeigt ebenso wie der euro- päische Luchs grosse Neigung zum Abändern in der Färbung und Zeichnung, so dass wir uns veranlasst sahen, manche Arten, bei denen nicht die Majorität der Forscher übereinstimmte in der Anerkennung ihrer Selbständigkeit, in eine zusammenzuziehen und einige andere als Varietäten der Species L. rufa gelten zu lassen. Die Heimath des Rothluchses ist Nord- Amerika, und zwar in seinen mittleren und südlichen Partien, soweit Wälder vorhanden sind Besonders werden sichere Nachweise über das Vorkommen dieser Luchsart aufgeführt aus dem Staate Ohio, aus Pennsylvanien , New- York, Texas, Neu-Mexico, N.-W. -Amerika, seinen Inseln, Californieu, Carolina und vom Columbiafluss. In Canada ist er niemals getroffen worden. Ein junger Rothluchs figurirte in der Beschreibung Cuviee's als Lynx maculiveniris. Wenn auch nicht identisch, doch jedenfalls nahe verwandt mit Lynx rufa sind vier Formen, über die noch sehr wenig bekannt ge- worden — da es also nicht mit Entschiedenheit bewiesen werden kann, dass' sie auf das Recht Anspruch haben, als selbständige Arten auf- geführt zu werden, lassen wir sie einstweilen als Varietäten folgen. Var. 1) Lynx rufa var. floridana. F. floridana Desm., Fisch., Wagn. — Lynx floridanus Rafinesque. — L. floridana Fitz., Desmae., Wagn. — Felis und lynx rufa Giebel. In den südlichen Staaten der Union, Florida, Louisiana, Georgien. Var. 2) L. rufa var. montana. F. montana Desmae., Fisch., Wagn, — Lynx montana Wagn., Desmae., Fitz. — L. montanus Rafinesque. — F. und L. rufa Giebel. — F. pardalis Eexl. In den Staaten Nord - Amerikas (New- York, Alleghany- und Pe- rouanisches Gebirge [County La Salle]). Diese Abart wird nur im Ge- birge gefunden. Üebersicht der geogrnphisclien Verthcüiing jetzt lebender Feliden. 97 Var. 3) L. rufa var. aurea. F. aurea Desmae., Fisch., Wagn. — Lynx aurea Drsmar., Fitz., Wagn. — Lynx aureus Rafinesque. — L. und F. rufa Giebei.. Diese Abart wurde nach wenigen Stücken aus dem Yellowstone- Gebiet (440 n. Br. , 32" w. L. von Washington) beschrieben und soll auch nur hier vorkommen. Var. 4) F. rufa var. fasciata. F. fasciata Desmar., Fisch., Wagn. — Lynx fasciatus Rafinesque, Clark, Lewis. — Lynx fasciata Desmar., Wagn. — Lynchus fas- ciata Jardine. — L. und F. rufa Giebel. Nur aus dem Nord-Westen Amerikas, vom Ufer des Stillen Oceans bekannt. Das dritte Genus der Feliden bilden die Jagdleoparden mit nicht retractilen Krallen, pinsellosen Ohren, hohen Beinen — überhaupt Thiere, welche Hündisches und Katzenartiges verbinden. Die wenigen Arten dieser Sippe gehören der alten Welt, Asien und Afrika, an und wurden schon im grauen Alterthum von Indern und Persern, Aegyptern und Arabern zur Jagd abgerichtet. Jetzt ist dies in manchen Gegen- den des Orients noch Sitte, aber mehr ein Sport der Vornehmen und Reichen geworden. 34. Cynailuriis guttatus Wagn. Cyn. guttatus Fitz., Giebel, Heugl. — F. guttata Hermann, Duvern., Wagn. — F. panthera Erxleben. — F. jubata Erxleben, Zim- mermann, BoDDAERT, Gmel., Fr. Cuv., Desmar., Cuv., Desmoul., Thunb., Temm., Geoffroy, Smuts., Fisch., Bennet, Owen, Reichenb., Blyth. — F. pardus juvenis Desmar. — Cynailurus juhatus Wagl., Jardine. — F. cJialybeata Rüppell. — F. fearonis A. Smith. — Gueparda jubata Gray. — Cyn. venaticus Fitz. — F. venatica Fisch., H. Smith. Der afrikanische Gepard heisst bei den Arabern Fahhad, in Abes- synien je nach den Provinzialdialekten Newer-arar, Newer-golgol, Go- atch oder Goatch-ariel. Die Soraals bezeichnen ihn mit Heremod, die Kaffern mit Ngulule und die Herero mit dem Wort Onquirira. Vom Cap, dem britischen Kaffernlande, der Kalahari und Natal geht der Gepard längs der Ost-Küste bis in das östliche Sudan, die Nilquell- gegenden (Bahar el abiad, Bahar el Djibel) und Kordofan hinauf, von wo aus südlich vom 19*^ n. Br. sein Gebiet bis nach Senegambien reichen soll. Nach Norden breitet er sich über Sennaar, Abessynien, Nubien, das Zuol. Jalirb. VI. Ablli. t. Syst. 7 98 CAKL GREVE, Bedjaland und die Somalhalbinsel aus. In Süd-Algier, und Süd-Ost- Marokko scheint er auch vorzukommen. In den Cap-Colonien lebt eine ziemlich gut unterscheidbare, hell- sandfarbige Unterart : Var. 1) F. lanea Sclater, mit langer, weicher Wolle (auch Ma- tebele-Land). Zwischen Ab-D6m und Chartüni in der Bahjuda-Steppe wie im Somaliland haust eine andere Varietät: Var. 2) F. oder Cynailurus soemmeringii Rüpp. der Tüpfelgepard. 35. Cynailurus juhatus Wagn. C. juhatus Wagl., Fitz. — C. jubata Jardine, Giebel. — F. jubafa ScHREB., Erxleb., Zimmerm., Boddaert, Gmel., Pallas, Cuv., Fr. Cuv. , Desmar. , Temm. , Desmoul. , Fischer , Griffith , Duvern., Wagn., Reichenb., Bltth. — C. venaticus H. Smith. Der asiatische Gepard, Tschita der Indier, Laggar und Sivungi, Yus-päleng der Perser, lebt in Ost-Indien, jedoch nicht nördlich vom Ganges ; in Maisur ist er schon sehr selten geworden, an der Malabar- küste fehlt er ganz, auf Ceylon ist er mindestens sehr fraglich. In Persien ist er häufiger zu treffen, besonders in der Provinz Massen- deran, doch setzen ihm die Gebirgswälder im Nord-Westen eine Grenze und versperren ihm den Weg nach den transkaukasischen Steppen. In der Euphrat - Ebene hat man Jagdleoparden getroffen bis nach Klein-Asien hinein, aber im Innern der Halbinsel fehlt er, wogegen Arabien, als echtes Steppenland, ihn zahlreich beherbergt. Nach Nord- Westen erreicht er das Ost-Ufer des Kaspischen Meeres, geht hier auch auf das nördliche Ust-Urt-Plateau (zwischen Kaspi und Aral). Ebenso beherbergen ihn die nördlichen Kirgisensteppen, Turkestan und Turkmenien, wo ihn Sewerzow für das Karatau und westliche Tjan- schan, das Quellgebiet des Arys, Keles, Tschirtschik, den untern Syr- Darja und sein Delta, sowie für Chodschent, das ganze Sarafschanthal, die Ebene vor der Wüste Kisilkum und die anliegenden Gebirge bis 300 Meter Höhe nennt. Englische Reisende führen Geparde für Su- matra an — doch darf man dabei wohl an einen Irrthum denken, wenn es nicht etwa verwilderte waren. Das vierte und letzte Genus der Feliden bildet eine Art, welche durch die Bildung ihres Gebisses, die Körperform, entwickelte After- drüsen und nackte Sohlen an die Schleichkatzen anklingt, einen Ueber- gang zu denselben bildet — es ist dies: Uebersicht der geographischen Vertheilung jetzt lebender Feliden. 99 36. Cryptoprocta ferox Bennet, Fossa d^auhentonii Schreb. Die Fossa oder Frettkatze ist nur auf Madagaskar, wo sie auch uuter dem Namen Tambosading bekannt ist, beschränkt und hier ein häufig die Dickichte bewohnendes, dem Geflügel gefährliches Raub- thier. Es erübrigt nur noch, diejenigen Katzenarten zu erwähnen, welche wir nicht in eine der oben aufgeführten Arten unterbringen konnten, weil in der Literatur theils keine Hinweise auf ihre verwandtschaft- lichen Beziehungen zu anderen Katzen, theils zu ungenügende Be- schreibungen — oder in den meisten Fällen sogar gar keine gegeben waren. 1. F. planiceps Vig. F. planiceps Horsf., Jardine, S. Müller, Reichenbach, Warn., Giebel. — Ailurogale planiceps Fitz. — Catus planiceps Wagx., Gieb. — F. diardii Crawfurd. — Chaus? planiceps Gray. — F. cavifrons HoDGs. — F. viverriceps Gray. — F. celidogaster? Soll in Borneo, Sumatra, auf der Halbinsel Malacca vorkommen und an die Marder erinnern, was ihre Figur anbetrifft. Einfarbig gelbbraun. 2. F. celidogaster Temm. Fanthera celidogaster Fitz. — F. chahjheata Grippith. Aus Liberia. Dennoch wollte Giebel sie zum Galeopardus viverrinus Fitz. {F. viverrina) Ost-Indiens stellen und Gray mit seinem Galeopardus neglectus aus Sierra Leone in Afrika vereinigen. 3. F. megdbalica Heugl. Eine leopardenähnliche Katze vom oberen Nil. 4. F. scripta Linne. China, Schensi, Setschwan, Tsinling und Hankeu. 5. F. tristis? Tscheli, Mongolei. 6. F. hadia Gray. Eine einfarbig-rothgelbe, ziemlich hochbeinige Katze von Sarawak auf Borneo. 7. F. tigrillo Pöppig. In Chili, Hualaga. 100 CAßL GREVE, 8. F. gracilis? 9. F. passerum? Bei den letzten beiden Arten ist der Fundort nicht zu eruiren gewesen. Vergleiclien wir nun das Ergebniss unserer Zusammenstellung auf der Karte, Taf. 2 (Verbreitung der Genera und Subgenera der Feliden), mit der Tafel 32, Zoolog. Jahrbücher, Bd. 5, Abth. f. System., Heft 3 (Verbreitung der Genera und Subgenera der Caniden), so fällt uns sofort auf, dass die Caniden viel grössere Gebiete der Erde besetzt haben als die Feliden. Während die Caniden (wilde) bis in die Län- der des äussersten Nordens vorgedrungen sind und nur auf Mada- gascar, in einem Theile Hinter-Indiens, auf einem schmalen Ufersaume Chinas, auf den Philippinen, Hainan, Neu-Guinea, den Molukkeu, Tas- mania, Neu-Seeland, auf den Inseln Polynesiens und den Antillen fehlen, so mangeln die Feliden allen Gegenden, die nördlich von der Waldgrenze liegen. In Europa sind W^est-Frankreich , das nordwest- liche Deutschland, Belgien, Holland, Süd-Schweden, Italien und die Mittelmeer-Inseln frei von Vertretern wilder Katzenarten. In Asien entbehrt ihrer ein ziemlich grosses Stück zwischen Aral und Dsaisan- See. Australien, Neu-Guinea, Tasmania, Micro- und Polynesien haben niemals Katzen besessen. In Amerika hat man, bisher wenigstens, für das West-Ufer zwischen 60— 50» n. Br. und 140— 11 7^ westl. L. keine Feliden gefunden ; ebenso kennt man keine von den Antillen, Feuerland- und Falklandsinseln. Es besitzt : Asien : | Europa : Afrika : Amerika : Australien : Felid. Canid.| Felid. Canid. Felid. 1 Canid. Felid. Canid. Felid. Canid. Genera : 3 1 2 1 4 2 2 2 Subgenera: 7 3 2 2 6 3 3 2 — — Species : 19 26 4 7 9 14 12 15 — 1 Fragliche Arten : TJebersicht der geogiRphischen Vcitheiluiif; jetzt lebender Feliden. 101 Benutzte Literatur. 1. Petermann's Mittheilungen 1855—1870, 1872, 1874—1878, 1880 bis 1882, 1886. 2. Ergänzungsheft zu Petebmann's Mittheilungen 1860—1862, 1872, 1878. 3. Zeitschrift für allgem. Erdkunde 1856, 1858, 1860, 1863, 1867, 1868, 1870, 1876, 1878, 1881. 4. Das Ausland, 1871, 1877, 1879, 1880. 5. Globus 1866 — 1868, 1870 — 1876, 1878—1882. 6. Proceed. Lond. Zool. Soc. 1867—1889. 7. Humboldt, Zeitschrift f. allgem. Naturwissenschaft 1882—1885, 1886 bis 1889, 1890. 8. Isis, Zeitschrift für naturwissenschaftliche Liebhabereien, 1889. 9. Der zoologische Garten, 1860 — 1869, 1885—1890. 10. Buch der Natur, 1863, Bd. 1. 11. Giebel, Naturgeschichte, Bd. 1. 12. Brehm, Thierleben, 1887, Bd. 1, 1890, Bd. 1. 13. Pallas, Zoographia rosso-asiatica. 14. Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, Bd. 1, 1883. 15. ScHREBEB, Säugethiere, fortgesetzt von Wagner. 16. Lesson, Manuel de Mammalogie, 1827, Paris. 17. Reichenbach, Practische Naturgeschichte, 1847, 18. ScHiNZ, System. Verzeichniss aller bis jetzt bekannten Säugethiere, 1844. 19. Trautzsch, System der Zoologie, 1890. 20. Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie, von G. Jägeb, 1883, Bd. 3. 21. FiTziNGER, Revision der zur natürlichen Familie der Katzen gehö- rigen Formen, 1868. 22. P. Gervais, Atlas der Zoologie, Paris 1844. 23. Schrenk, Die Luchsarten des Nordens, Dissertation, Dorpat. 24. Verzeichniss der während der Novara-Expedition gesammelten Thiere. FiTZINGER. 25. Finsch, Reise in West-Sibirien. 26. Schutt, Reisen am Kongo. 27. PoGGE, Reisen im Reiche des Muat-Jamwo. 102 CARL GREVE, üebersicht der ge'.giapli. Veitlieiluiig jetzt lebender Feliden. 28. Bakth, Reisen in Afrika, Bd. 1 — 5. 29. Livingstone's Reisen in Süd-Afrika. 30. Cameeon, Quer durch Afrika. 31. Andebsson, Reisen in Afrika. 32. Hildebrandt's Reise um die Welt. 33. Przewalski's Reisen in der Mongolei. 34. „ „ „ Tibet. 35. SoYAux, Aus West-Afrika. 36. Humboldt's Reisen, Bd. 1. 37. TscHUDi's Reisen durch Süd-Amerika. 38. Schmidt, Jagd auf reissende Thiere in Indien. 39. Babon Müller, Reisen in Mexico, Fauna. 40. Wiegmann, Ueber die grossen gefleckten Katzenarten, in: Isis 1831. 41. Bbandt, Einige Worte über das Vorkommen der wilden Katze in Russland, in: Bull., T. 11. 42. Brandt, Observation sur le Manul (F. Manul Pallas), in : Bull. Sc. Acad. St. Petersburg, 1842, T. 9. 43. HoESFiELD et ViGORS, Observations sur F. maculata et F. nepalensis. Fi:RUSs., in: BuU., T. 20, 1830. 44. Wagner, Die geographische Verbreitung der Säugethiere, in : Abh. math.-phys. Gl. d. kgl. Ac. München, Bd. 6, 1846. 45. Wallace, Geogr. Verbreit, der Thiere, 1878, deutsch v. Meyer. 46. Murray, The geographical distribution of Mammals, London 1866. 47. Claus, Lehrbuch der Zoologie. 48. Proc. Nat. Sciences Philadelphia, July 1879, Cope, Genera of Fe- lidae and Canidae. 49. Dr. W. Junker's Reisen in Afrika, Bd. 1, 1890, Bd. 2, 1891. 50. Radde, Fauna des S.-W.-Kaspigebiets. 51. Deutsche Rundschau für Geogr. und Statistik 1890,91. 52. Sewerzow, Horizontale und vertikale Arbeit, d. turkestanschen Fauna. (russ.). 53. Fatio, Vertebres de la Suisse. 54. Zool. Jahrbücher Bd. 1, 1886, Bd. 2, 1886, Bd. 4, 1889. 55. Büttikofer, Reisebilder aus Liberia. Die cryptobranchiaten Dorididen. Von Prof. Dr. R. Bergli (Kopenhagen). Repräsentanten der jetzt als Dorididen benannten Thiere waren bereits Fab. Columna und Aldrovandi bekannt und finden sich schon bei diesen Verfassern abgebildet. Nicht auf die Abbildungen derselben, sondern seiner Angabe nach auf eine von Seba ') gelieferte Figur (die übrigens eine PhylUdia darstellt) und nach der von Rumph ge- lieferten Erwähnung eines jetzt unbestimmbaren Thieres gründete LiNNE in der 10. Ausgabe seines Syst. nat. (vol. 1, 1758, p. 653) die Gattung Doris, mit nur einer Art, der Doris verrucosa. Obgleich sich weder bei Seba noch bei Rumph irgend eine Andeutung von einer Angabe von Anhängseln an einem der Körperenden findet, hat Linne doch der neuen Gattung „tentacula ad os circiter octo" zugeschrieben, und muss somit wahrscheinlich schon damals eine wirkHche Doris in Händen gehabt haben, vielleicht die D. verrucosa des Mittelmeeres, an der er nur Vorder- und Hinterende verwechselt hat. Nachdem Bo- HADSCH in der Zwischenzeit (1761) die vortreffliche Untersuchung seines Argus, der späteren D. argo von Linne, geliefert hatte, wurden die Charaktere der Gattung in der 12. Ausgabe des Systems (vol. 1, pars 2, 1767, p. 1083) von Linne revidirt, und der erwähnte Fehler (ge- nerisch wenigstens) berichtigt, wie auch mehrere (3) neue Arten {D. hilamellata, laevis, argo) hier zugekommen sind 2). Durch 0. Fr. 1) Seba, Thes., vol. 2, 1735, Tab. 61, No. 5. 2) In der 10. (vergl. 1. c. p. 667 : Chiton) wie in der 12. Ausgabe (1. c. p. 1106) wird die Benennung Doris nebenbei auch als Bezeichnung 104 Dr R BERGH, Müller (Zool. Dan. prodr. 1776, p. 229, uud Zool. Dau.) wurde die Anzahl der Arten weiter (bis 14) vermehrt. In der GMELiN'schen Ausgabe des Syst. nat. (vol. 1, pars 6, 1789, p. 3103) ist die Gat- tung mit unveränderten Charakteren hingestellt, derselben aber ver- schiedene heterogene Elemente einverleibt, wodurch die Anzahl der Arten noch bedeutend (bis 25) erweitert schien. Erst mit dem epoche- machenden Tableau elem. von Cuvier (1798, p. 387) wurde die Gat- tung Doris, aber mit gesichtetem Inhalte und richtigen Charakteren, in der Wissenschaft eingebürgert ; der Typus der Gattung ist hier die Boris argo. Die Gattung ging in die grössere Arbeit von La- MAKCK (Syst. des an. s. v. 1801, p. 66) und in die von Bosc (Hist. des vers., T. 1, An 10 (1802), p. 94—97) unverändert über. Einige Jahre später erschien von der Hand Cuvier's (in: Ann. du Mus., T. 4, 1804, }). 447—473, pl. 73, 74) eine anatomische Untersuchung dieser Thierformen und eine auf der Untersuchung von im Ganzen 13 Arten ^) fussende monographische Behandlung derselben. Die Kenntniss des anatomischen Baues dieser Ihiere wurde ferner durch eine kurz nach- her erschienene Arbeit Meckel's (Beitr. zur vergl. Anat. Bd. 1, pars 2, 1808, p. (1— )9-13, Tab. 6, Fig. (l— )7— 9) noch etwas erweitert 2). Die Gruppe der Doriden war also, im Vergleich mit den anderen Nu- dibranchien, ganz gut gekannt und ging in die bald nachher erschie- nenen grossen grundlegenden systematischen Werke über, in das Regne auimal von Cuvier und in Lamarck's Hist. nat. des anim. sans vert., ferner in die speciell malakologischeu Arbeiten von Blainville (Man. de malacol., 1825, p. 488) und von Rang (Man. 1829, p. 132). In- zwischen war die Anzahl der Doriden durch Untersuchungen, beson- ders von MoNTAGu (1802), von Rapp (1827) und von einigen andern Verfassern, etwas vergrösser t, wurde aber besonders durch die haupt- sächlich im dritten und vierten Decennium dieses Jahrhunderts vorge- nommenen Weltumsegelungs-Expeditionen und die daraus hervorgehenden Reisewerke beträchtlich vermehrt. Später, als die anatomischen und physiologischen Verhältnisse dieser interessanten Geschöpfe die Auf- merksamkeit mehr auf sich gezogen hatten, ist die Zahl der bekannten Formen immer mehr gewachsen. einer gewissen Conüguratioii des Körpers benutzt und findet sich auch bei Gmelin (S. nat. vol. 1, pars fi, p. ,3202) in dieser Weise augewendet. 1) Die eine der Arten Cuvier's (D. limhata) ist eine Doriopsis. 2) Die eine der zwei von Mkckkl untersuchten Formen {D. argo) scheint in der That auch eine Doriopsis (D. limhata) zu sein. Die cryptobraiiphiaten Dorididen. 105 Die Dorididen gehören zur grossen Abtheilung der holo- he patischen Nudibranchien und haben wie alle diese vor allem eine solide grosse, keine Aeste abgebende Leber, ferner eine Blutdrüse und zwei Samenbehälter, eine Spermatothek und eine Spermatoeyste ; laterale Mandibeln kommen nie bei ihnen vor. Innerhalb jener Abtheilung stehen den Dorididen zunächst die wahr- scheinlich aus denselben durch eigenthümliche Keduction des Schlund- kopfes und Umbildung desselben in einen Saugapparat entstandenen, im Aeusseren den Dorididen so ähnlichen Doriopsiden; mehr abseits und bisher ohne bekannte Anknüpfungsglieder die in den äusseren Form Verhältnissen so abweichenden Phy llidiaden. Die Dorididen sind von sehr verschiedenartigen Form Verhält- nissen ; theils mehr oder weniger abgeplattet, theils mehr langgestreckt und etwas zusammengedrückt. Die äussere Mund Öffnung ist (im Gegensatz zu den im Aeussern sonst den Dorididen so ähnlichen Doriopsen) wie bei den andern Nudibranchien ziemlich weit. Die Tentakel kurz, frei ; mitunter fehlen solche. Die Rhinophorien fast immer perfoliirt, zurückziehbar oder seltener nicht in Höhlen retractil. Das Hauptmerkmal der Dorididen, das sie nur mit den Doriopsiden theilen , ist die Stellung der Kieme median auf dem Rücken; dieselbe ist meistens in eine Höhle retractil, oder sie ist nur contractu ; sie besteht aus einer grössern oder kleinern Anzahl von einfach oder mehrfach gefiederten Blättern , die in einem Bogen oder Kreise geordnet sind. Die Analpapille steht central im Kie- menblätter-Kreise oder hinten, den unterbrochenen Kiemenkreis com- pletirend; vorn und rechts neben der Analpapille liegt immer die Nierenpore. Der Fuss ist immer zum Kriechen eingerichtet, breiter oder schmäler ; der Schwanz, d. h. der freie hintere Theil des Fusses ist meistens kurz, nie recht lang. — Der Schlund köpf ist gross, fast ausnahmslos ohne Mandibel; die Lippenscheibe mit dem (Innen-)Munde entweder von einer einfachen Cuticula überzogen oder mit einer besondern Bewaffnung, mit Lippenplatten, versehen. Die Bewaffnung der Zunge ist sehr verschieden: die Rhachis entweder nackt oder mit einer Reihe von Zahnplatten; die Seitentheile der Raspel, die Pleurae, mit wenigen oder aber meistens vielen Zahn- platten der Reihen. Der Penis entweder unbewaffnet oder und zwar sehr oft in verschiedener Weise bewaffnet. Die Ontogenese der Dorididen stimmt im Ganzen so ziemlich mit der der cladohepatischen Nudibranchien überein. IQQ t)r. R. BERGH, Grösse und Farben besonders ausgezeichnet sind die Formen der tropischen Meere. Im ofinen Meere kommen sie so zu sagen nie vor und meistens nicht in grossen Tiefen, nur eine einzige echte Tiefsee- form {Bathydoris) ist bekannt. Schon CuviER hatte (1804) eine Eintheilung der Doriden versucht, indem er einfach platte und prismatische Formen unterschied, welche Gruppen von den nächstfolgenden Verfassern unverändert adop- tirt wurden und selbst später noch wie Gespenster aufgetaucht sind. Ohne Rücksicht hierauf theilte Ehrenberg (Symb. phys., S. 1, 1831) die (von ihm im Rothen Meere gefischten) Dorididen in die gleich- werthigen Gattungen Glossodoris, Äcfinodoris, Pterodoris, Bendrodoris, Brachyclanis ^ Äctinocyclus , Asteronotus und Hexdbranchus. Von d'Orbigny, Forbes u. A. wurden hierzu nach und nach mehrere neue Gattungen gefügt, worauf Gray endlich (List, in: Proc. Zool. Soc. 1847, p. 164 — 165) die schon ziemlich angewachsene Familie in echte Dorididen, Triopinen und Polycerinen schied, welche Eintheilung im 4. Bande der Figures of moll. anim. (1850, p. 102 — 105) desselben Verfassers, durch mehrere neue Gattungen bereichert, wesentlich un- verändert wiederkehrt. Kurz nachher erschien die für die Kenntniss der anatomischen Verhältnisse der Doriden so wichtige Arbeit von Hancock & Embleton (in : Philos. Trans. 1852, part 2, p. 208—252, pl. 11—18), und einige Jahre später der Schluss der ebenso wichtigen Monographie von Alder und Hancock, wo (part 7, 1855, p. XVI bis XIX) eine ähnliche Eintheilung wie bei Gray beibehalten ist, welche in dem späteren Guide dieses letztern Verfassers (1857, p. 206 — 216) nur etwas variirt ist. Durch meine in den letzten zwei Jahrzehnten fortgesetzten Nudibranchien - Untersuchungen ist nach und nach eine ganze Reihe von neuen generischen Formen hinzugekommen. Schon vor Jahren (1879) habe ich dieselben in zwei grosse Gruppen getheilt*), diephanerobranchiaten und diecryptobranchiaten. Die erste grosse Gruppe habe ich schon früher in monographischer Weise behandelt 2); die letztere soll in der nachstehenden Arbeit abgehandelt werden. 1) R. Beruh, Gattungen nordischer Doriden, in: Arch. f. Naturg. Jahrg. 35, Bd. 1, 1879, p. 341. — R. Bergh, On the nudibr. gaster. moll. of the north pac. oc. II, in: Dall, Alaska, vol. 1, art. 5, 1880, p. 201. — R. Bbröh, Die Gattung Goniodoris, in : Malakozool. Bl. (N. F.) Bd. 1, 1880, p. 115. 2) R. Bergh ^ Beitr. zu einer Monogr. der Polyceraden, I. , in : Die cryptobraiicliiaten Dorididen, 1()7 Borididae cryptobranchiatae. Brancfiia e foliis pinnafis in arcii vel circulo positis, hasi con- iunctis formata, cavitate communi fere semper retractilis. Rhino- phoria semper clavo perfoliato. Bulbus pharyngeus nunquam suctorius. Die cryptobranchiateii Doriden unterscheiden sich von den pha- nerobranchiaten vor allem durch die in eine Höhle r etractile Kieme, die aus einer geringern oder grössern Anzahl von einfach oder mehr- fach gefiederten , in einem Bogen oder Kreise gestellten , am Grunde verbundeneu Blättern oder Bäumchen gebildet ist. Die Keule der Rhinophorien ist ausnahmslos durchblättert. — Der Schlundkopf ist nie ein Saugapparat, und die Zahnplatten der Zunge nie in der Weise wie bei den phanerobranchiaten Dorididen difterenzirt, die eine oder mehrere grosse (innere) Seitenplatten im Gegensatze zu einer oder mehreren kleinen Aussenplatten zeigen. In den äusseren Formverhältnissen weichen die einzelnen Gattungen dieser Familie weniger von einander ab als die zu den phanerobranchiaten gehörenden. Die Form ist meistens mehr oder weniger niedergedrückt, seltener ganz abgeplattet {Asteronotus, Flaty- doris, PeUodoris), ungleich seltener gedrungen und hoch (BatJiydoris) ; der Umriss ist dann meistens rundlich oder oval. Wenn die Form mehr langgestreckt ist (Chromodoris, Casella, Äphelodoris, Cerato- soma, Thorunna), ist der Körper auch meistens eher etwas zusammen- gedrückt. Die Grösse reicht von einer ganz geringen {Rostanga, La- mellidoris p. p.) bis zu einer nicht unbedeutenden {Bathydoris, Hexa- hranchus, Asteronotus, Platydoris). Die Farben sind ausserordentlich verschieden, mitunter düster, öfter recht lebhaft, selbst sehr prächtig, was besonders von den Formen der tropischen Meeresgegenden gilt, vorzüglich den Chromodoriden. Die Consistenz ist meistens nicht recht weich, mitunter sehr weich {Phlegmodoris, Fracassa, Kentrodoris, Hexdbranchus, Bathydoris); mitunter ist die Beschaffenheit lederartig {Asteronotus, Dictyodoris) oder hart, mehr oder weniger {Peltodoris, Orodoris, EcJiinodoris, Platydoris) zerbrechlich. — Der R ü c k e n ist fast Verh. k. k. Zool. Bot. Ges. Wieu , Bd. 29 , 1879 , p. 599—652. — IL, 1. c, Bd. 30, 1880, p. 629—668. — III., 1. c, Bd. 33, 1883, p. 135— 180 (p. 152—175), 108 Dl- R. BERGH, immer von deu Körperseitei] abgegrenzt, über welche er meistens mit einem Mantelgebräme hervorragt. Nur ganz ausnahmsweise {BatJiy- doris) geht der Rücken gerundet in die Körperseiten ohne Grenze über. Das Mantelgebräme ist meistens nicht sehr breit, doch vorn in der Regel den Kopf und hinten den Grund des Schwanzes überragend. Mitunter ( Chromodoris, Casella, Aphelodoris) ist das Gebräme schmal, dann meistens jedoch vorn und hinten etwas oder viel breiter und als ein Stirn- und ein Schwanzsegel auch den Kopf und den Grund des Schwanzes deckend. Selten tritt der Rückenrand wesentlich nur als einige geschiedene Lappen hervor (Cera^osoma, Miamira), von welchen der Schwanzlappen besonders stark, mitunter (Ceratosoma) hornartig gekrümmt ist. Bei einzelnen Formen ist das Gebräme sehr breit {Hexdbranchus, Flatydoris). Das Gebräme steht meistens gerade ab oder ist leicht wellenartig gebogen; seltner ist es stärker gekräuselt {Hexdbranchus , Chromodoris, Casella, Aphelodoris). An der Unter- seite des Mantelgebrämes kommen bei vielen Chromodoriden grosse Drüsenbälge vor, bei der Gattung Miamira eigen thümliche Falten; sonst ist die Unterseite ganz glatt. Die Oberseite des Rückens mit- sammt dem Mantelgebräme ist selten glatt {Halla, Hexahranchus ; Chromodoris, Casella, Aphelodoris, Ceratosoma), meistens äusserst fein granulirt {Discodoris, Pelfodoris, Paradoris) oder fein villös {Thor- disa, Audura), fast sammtartig {Kentrodoris) \ mitunter ist sie mit kleinern {Staurodoris) oder grössern {Trippa) Tuberkeln oder mit Papeln {Bathydoris) oder selbst mit hohen Papillen {Echinodoris) bedeckt; mitunter mit grossen Knoten {Asteronotus). Der Rücken erhebt sich mitunter in einem medianen {Miamira, Orodoris) und dann meistens zugleich (jederseits) in einem lateralen Kiel {Astero- notus, Haigerda), oft stehen jene und diese durch Querleisten mit einander in Verbindung. Vorn am Rücken finden sich die Rhino- p hör- Löcher, meistens etwa um die Breite des Kopfes von ein- ander entfernt. Der Rand der Löcher meistens etwas vortretend, meistens gerade, mitunter gezackt, spitz- oder rundzackig, mitunter einige grosse Lappen {Asteronotus) bildend ; selten {Staurodoris) finden sich einige klappenartige Lappen am Rande. Die vollständig zurück- ziehbaren Rhinophorien immer ziemlich kurzgestielt, die Keule selten {Hexahranchus) stark nach hinten gebogen. Die Keule zu beiden Seiten von der Rhachis, die unten und an der Hinterseite breiter ist, durchblättert; die Zahl der Blätter gering oder und zwar meistens gross (bis etwa 100), sie sind mehr oder weniger dünn, mehr oder weniger steif. Median hinten am Rücken findet sich die Kiemen- bie cryptobranchiaten Doridideh. l09 spa;ite, die rund ist, eine Querspalte bildet oder sternförmig {Äste- ronotus, Platydoris, Discodoris p. p.) ist. Der Rand der Spalte ist gerade oder fein gezackt, spitz- oder rundzackig; mitunter zu einem vordem und hintern Lappen entwickelt oder zu drei hintern {Petelo- doris) oder zu (in allem) 5—6 vordem und hintern (Ästeronotus) ; nur ganz ausnahmsweise {Staurodoris) kommen am Rande einige kleine klap- penartige Lappen vor. Die Kiemenblätter sind am Grunde bogen- artig durch ein Mesenteriolum verbunden ; sie stehen in einem Bogen oder in einem hinten offenen Ring, dessen Hinterende, wo die Anzahl der Blätter gross ist, oft gleichsam nach innen eingerollt ist. Die Kiemen blätter sind einfach pinnat (Chromodoris, Casella, Ceratosoma, Thorunna; Halla; Staurodoris; Sphaerodoris ; Rostanga) oder und zwar meistens drei- oder vierfach gefiedert. Von allen den übrigen cryptobranchiaten Dorididen weichen die so eigenthümlichen Bathydo- riden und die denselben sehr fernstehenden Hexabrauchen dadurch ab, dass ihre (5—6) stark gefiederten baumartigen Kiemenbüschel ganz isolirt stehen, in Kreis geordnet und nicht in Höhlen retractil, nur stark contractu sind. Bei einigen Formen (Staurodoris, Sphaerodoris) steht die meistens als eine durchbohrte Papille mehr oder weniger vortre- tende Analöffnung central im Kiemenkreise; bei den meisten aber excentrisch, hinten am häufigsten den Kiemenkreis completirend ; ihr Rand ist gerade oder und meistens spitzzackig oder rundzackig. Rechts und vorn am Grunde oder unweit vom Grunde der Aualpapille die feine Nierenpore. Nur bei den Hexabrauchen kommt auch links an der Analpapille eine feine Oeffnung vor, deren Bedeutung unbe- kannt ist. — Der meistens vom Vorderende des Mantelgebrämes ganz bedeckte Kopf ist nicht sehr gross, kurz, seitwärts geht er in die Körperseiten über, mit einem kurzen Kinn ruht er unten am Vorder- ende des Fusses; nur selten (Trippa) sind die Seitentheile des Kopfes mit dem Fusse verwachsen. Am mehr oder weniger abwärts sehenden Vorderende des Kopfes findet sich der meistens senkrechte, von Seiten- lippen oder gleichsam von Oberlippe und Seitenlippen begrenzte Aussenmund; er ist einer bedeutenden Erweiterung fähig. Ausser- halb dieses Mundes gehen von den Seitentheilen des Kopfes die T e n- takel aus. Dieselben sind mitunter grosse, gerundete Lappen (^eÄ;a- hranchus), meistens aber sind sie etwas zugespitzt, fingerförmig, seltener mit LäiügsfvLrche {Äphelodoris, Paradoris) versehen; mitunter sind die Tentakel klein (Phlegmodoris , Fracassa, Carminodoris) , seltener zu kleinen Tuberkeln reducirt {Thordisa, Aldisa) ; mitunter scheinen Ten- takel ganz zu fehlen {Halla, Haigerda, Sphaerodoris, Echinodoris), — liO t)r. R. BERGÖ, Die Körperseiten sind bei den stark abgeplatteten Formen ver- schwindend niedrig, im äussersten Falle fast nur eine Furche zwischen Mantel- und Fussgebräme darstellend ; bei der Gruppe der Chromodorididen (besonders bei den Ceratosomen) und bei den Hexabranchen sind sie etwas höher; hinten gehen die Körperseiten über der Wurzel des Schwanzes in einander über. Vorn an der rechten Seite unweit vom rechten Tentakel findet sich die Genitalpapille (mit der Präputial-Oeffnung, der Oeffnung des Schleimdrüsenganges und der Vulva). — Der Fuss ist abgeplattet, meistens breit, doch fast immer schmäler als der Rücken, seltener (Chromodoriden) etwas schmal; das vortretende Fuss- gebräme ziemlich schmal oder wenigstens nie sehr breit ; der Vorder- rand gerade abgestutzt oder gerundet, mit ziemlich tiefer Querfurche, die obere Lippe fast immer in der Mittellinie gespalten oder ausge- randet, oft die untere etwas oder sehr stark {Kentrodoris) überragend. Der Schwanz meistens kurz, gerundet oder gerundet- zugespitzt, kaum oder wenig das Mantelgebräme überragend ; selten ist der Schwanz ziemlich lang (Ceratosoma). Die Körperbedeckungen dieser Dorididen sind fast ausnahmslos so dick, dass die Eingeweide nicht durchschimmern. — Die Einge- weidehöhle, dasCölom^), sich bis an die Schwanzwurzel erstreckend. Das meistens ziemlich abgeplattete, etwa einem Siegelring glei- chende Centraine rvensystem hat mitunter eine ziemlich starke und fest anhängende Bindesubstanzhülle, aus welcher es mitunter schwer herauszulösen ist. Die Platte dieses Ganglieusystems besteht aus den zwei, durch eine kurze Commissur verbundenen, ovalen oder nierenförmigeu cerebro - pleuralen Ganglien, deren zwei so ziemlich gleichgrosse Abtheilungen sich mehr oder weniger deutlich unter- scheiden lassen, und aus den nach hinten am Aussenrande der vorigen liegenden mehr rundlichen, an Grösse meistens etwa die Hälfte der vorigen betragenden pedalen Ganglien, die durch ein ganz kurzes cerebro- und pleuro-pedales Conuectiv an die cerebro-pleuralen ge- heftet sind. Mitunter {Hexabranchus, Ästeronofus) sind die Ganglien nur undeutlich von einander geschieden; selten, bei Bathydoris, sehr stark von einander gesondert (bei dieser letztern Form kommt viel- 1) BftLA Haller hat (Beitr. zur Kenntn. d. Nerven im Peritoneum von Doris tuberculata Lam., in: Arb. Zool. Inst. V/ien, Bd. 5, Heft 3, 1884, p. 18) bei der von ihm angewandten, aber wohl kaum genügen- den Herstellungs-Methode kein Peritoneal -Epithel nachweisen können. t)ie cryptobranchiaten Dorididen» W\ leicht auch ein labialer Process des Ganglions vor). Der an der un- tern Seite des Schlundes und der Speiseröhre liegende, nicht weite Reif besteht aus drei Commissuren , die meistens innerhalb einer ge- meinschaftlichen Scheide liegen ; selten {Echinodoris) sind die Commis- suren stark verkürzt, auch selten {Phlegmodoris p. p., Ceratosoma-p. p.) sind die Commissuren mehr oder weniger von einander gelöst. Bei einzelnen Formen (Ärchidoris) ist eine labiale Commissur nachge- wiesen. Die buccalen Connective sind immer frei. Die sympathische Commissur ist nur selten nachgewiesen. — Die vordere, cerebrale Abtheilung der cerebro-pleuralen Ganglien giebt Nerven an die Lippen, die Mundröhre, die Tentakel, die Rhinophorien und die Augen ab, ferner die subcerebrale Commissur. Der zum Rhinophor gehörende Nerv, N. olfactorius, bildet dicht oberhalb seiner Wurzel ein somit mit- unter fast sessiles Gangl. olfactorium proximale und am oder im Grunde des Rhinophors noch ein, meistens etwas kleineres Gangl. olfactorium distale. Ein besonders kleines Gangl. opticum am Grunde des Augennerven kommt häufig vor. Die pleuralen Ganglien entsenden in den Rücken ein Paar lange Nn. dorsales, einen N. la- teralis längs der Körperseite M und liefern die pleurale Commissur. Mit dem rechten pleuralen steht oft ein kleines, kurzstieliges Gangl. ge- nitale in Verbindung, welches einen N. copulatorius an den Penis und einen sich stark verästelnden N. genitalis an die vordere Genital- raasse abgiebt; besonders beim Fehlen (?) des Ganglions entspringt dieser letztere Nerv aus der rechten Hälfte der pleuralen Commissur^); der N. genitalis bildet mitunter noch besondere kleine Ganglien, sowie der N. copulatorius vorzüglich ein Ganglion penis. Die pedalen Ganglien entsenden je 3—4 Nerven in den Fuss ; sie sind durch die pedale Commissur verbunden. Vor der grossen gemeinschaftlichen Com- missur findet sich das cerebro-buccale Connectiv, an dessen Ende die buccalen Ganglien entwickelt sind. Diese, am Pharynx, zwischen diesem und dem Schlundkopf liegend, sind meistens etwa von der Grösse der Riechknoten ; sie sind durch eine ziemlich kurze Commissur verbunden, selten ist dieselbe fast ganz reducirt {Discodoris p. p., Car- minodoris, Sphaerodoris), noch seltner sehr lang {Bathydoris). Von der Commissur geht kein Nerv ab ; von jedem Ganglion dagegen nach 1) Bf;LA Haller, Beitr. zur Kenntn. d. Nerven im Peritoneum von Doris tuberculata, in: Arb. Zool. In.st. Wien, Bd. 5, Heft 3, 1884, Taf. 20, p. 1 — 18. 2) Vergl. Malakol. Unters. Heft 14, 1878, p. 632. il2 bv. R, BERGH, hinten ein N. vagino-radularis , nach aussen ein N. bulbaris und N. linguahs sowie Verbindungsäste an den vordem Theil des Plexus synipathicus ; vorn ist jedes Ganglion durch einen kurzen Stiel mit einem Gangl. gas tro- o esophagale verbunden. Diese letztern sind viel kleiner als die vorigen, liefern einen oder mehrere Nn. oeso- phagales, Nn. salivales und Verbindungsäste mit dem Plexus bucco- gastricus ant. — Bei einzelnen Formen {Archidoris) ist ein sehr ent- wickeltes, zahlreiche Ganglien führendes, ausserordentlich verbreitetes sympathisches System nachgewiesen worden, in welchem grosse besondere Plexus gesondert werden können, ein Plexus bucco-gastricus ant. und posterior, ein Plexus cordo-branchialis und ein Plexus geni- talis; die vordem Theile des Systems stehen mit dem rechten pleu- ralen, den buccalen und den gastro-ösophagalen Ganglien in Verbindung. — Die Ganglienzellen sind theilweise sehr gross. Diese Dorididen sind alle mit Augen versehen (nur bei der Tiefseeform Bathydoris sind solche nicht nachgewiesen). Diese Organe haben alle schwarzes Pigment und gelbliclien Glaskörper. Der N. op- ticus ist nie sehr lang. — Dicht hinter dem Auge am Aussenrande oder an dem untern Rande des Gehirnknotens, neben dem pleuralen Ganglion, findet sich die immer sessile Ohr blase, etwa so gross wie die Augen; sie enthält nie einen einzelnen Otolithen, immer eine ziemlich grosse oder grosse Anzahl von runden oder ovalen Otoconien. — Bei den Formen von Dorididen, die in der Körperhaut zahlreiche Spikel enthalten,, kommen solche auch in den Blättern der Rhino- phorien vor, fast immer zu dem Rande derselben schräg oder senkrecht stehend, den Blättern eine gewisse Steifheit verleihend. — Die immer und fast überall wimperude Haut enthält eine Unmasse von Drüsenzellen und Drüschen ' ) ; aber bei den allermeisten noch eine Masse von mehr oder weniger erhärteten Spikein , die meistens ungeordnet hegen, mitunter jedoch im Rücken mit Andeutung von concentrischer Lagerung, an der Unterseite des Mautelgebrämes mit radialer. Die Spikel sind meistens langgestreckt, spindelförmig, glatt oder knotig oder kreuzförmig. Bei vielen Dorididen ist der Körper, besonders der Rücken, durch diese Spikel sehr hart und starr {Echi- nodoris, Feltodoris); seltener fehlen Spikel ganz oder fast ganz {Ba- thydoris, Miamira, Orodoris, Hexahranchus). Die subcutane Muscu- latur ist stark. — Der Fuss besteht aus einem obern und untern 1) Vergl. Boi.L, Beitr. zur vergl. Histol. des Molluskentypus, 18(i9, bie eryptobranchlaten Dorididen. H3 dichtem Muskel lag er und einem mehr spongiösen, von Gefässlacunen durchsetzten mittlem. — Bei den Formen, die mit Hautspikeln stark ausgestattet sind, enthält die interstitielle Bindesubstanz auch fast überall eine Menge von Spikein, besonders ist solches in der die Hauptausführungsgänge des Genitalsystems einhüllenden der Fall. Der Aussenmund, mitunter von einem reicWichen Drüsenlager eingefasst, leitet in die kurze, musculöse, au der Innenseite mit Längs-, nur hinten mit (meistens 1 — 2) Kreisfalteu versehene Mundröhre, die hinten durch die dem Schlundkopfe angehörende Lippenscheibe geschlossen ist. Der Aussenmund, sowie die Mundröhre ist einer be- deutenden Erweiterung fähig. In den hintersten Theil der Muudröhre münden bei einigen wenigen Formen {Phlegmodoris , Trippa) einige kurz gefingerte, drüsenähnliche Körper. Der Mundröhre gehört eine Anzahl von Retractoren an, vor allem (jederseits) der fast immer mit dem grossen Retractor des Schlundkopfes verschmolzene Retractor tubi oralis magnus, ferner die Mm. bulbo - tubales superfic. und pro- fund! ^). Ein Schlund köpf fehlt bei diesen Dorididen nie. Dieses Or- gan ist fast immer sehr kräftig; meistens, wie es scheint, etwa V7 — ^/\o der Länge des lebenden ausgestreckten Thieres betragend. Nur l)ei den so sehr abweichenden Bathydoriden kommen Mandibelu vor, und zwar fast nach Art der Tritoniaden, zu welchen diese Gruppe gleichsam einen Uebergang vermittelt; bei jenen wie bei dieser liegt hinter der Lippenscheibe ein dickes Muskelpolster und hinter demselben die starken Mandibeln, die auch in der Form an die der Tritoniaden erinnern. Bei allen übrigen cryptobranchiaten Dorididen fehlen Mandibeln. Der Schluudkopf ist kurz und dick, hinten meistens etwas höher und breiter; unten am gerundeten oder abgestutzten Hinterende ragt das Ende der Raspelscheide fast immer etwas hervor ; das in die Mundröhre eintretetende Vorderende, die Lippenscheibe, ist gerundet-abgeplattet. Dieser letztern gehören mehrere an der Ober- fläche liegende Muskeln an, die Mm. bulbo- discales und Mm. retrac- tores tubi oralis ^). Der Schlundkopf besteht aus einer vordem und hintern Abtheilung; die vordere wesentlich von dem starken M. cir- cularis bulbi gebildet; die hintere besteht oben aus einem M. trans- 1) Vergl. Malakolog. Unters. Hefl 14, 1878, p. 633 {Aster onotus). 2) Vergl. Malakolog. Unters. Heft 14, 1878, p. 633—635 {Astero- notus). Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. ß 114 Dr R. BERGH, versus bulbi post., jederseits einen M. longitudinalis post. sup. deckend, und wird sonst von den Zungenmuskelmassen gebildet. Dem Schlund- kopfe gehören drei Paar starke Eetractoren an, die Mm. retrahentes bulbi supp., laterales und inff. i). Die Lippenscheibe (Discus labialis) ist immer relativ ziemlich gross, gewölbt, rundlich-oval, der Höhe nach median vom Innenmunde gespalten. Sie ist entweder ganz von einer mehr oder weniger starken Cuticula überzogen , oder statt deren kommt am Innern Theile der Scheibe, oft um den Rand des Mundes in den vordersten Theil der Mundhöhle hinein fortgesetzt, jederseits eine Lippenplatte vor, die Lippenplatten sind von gelber oder brauner Farbe, dünner oder dicker, oben und mitunter auch unten in der Mittellinie geschieden oder durch ein schwächeres Zwi- schenstück verbunden. Solche Lippenplatten kommen bei einer nicht geringen Anzahl von Gattungen vor, entweder von ganz dicht gedrängten Häkchen gebildet {Chromodoris, Casella, Halla, Cerato- soma; Sphaerodoris, Miamira) oder von dicht gedrängten Stäbchen {Discodoris, Geitodoris, Audura, Cadlina, Rostanga, Fracassa, Para- doris, Carniinodoris, Hoplodoris) ; im letztern Falle können die Lip- penplatten starke, dicke, von Querfurchen durchzogene Platten bilden {Hexdbranchus). — Die Zunge ist kräftig, ziemlich kurz und breit, vorn gerundet, mit breiter Rückenfurche, fast den grössten Theil des Schlundkopfes bildend, sie kann bis in den eigentlichen (Innen-) Mund vorgestreckt werden. Sie ist hauptsächlich aus den zwei obern Mm. ling. supp. und der zwischen denselben ausgespannten und theilweise von denselben gebildeten Tragmembran der Raspel zusammengesetzt; ferner aus den die untere Zungenmasse bildenden Muskeln ^). Die Zungenhöhle nicht klein. Die Raspel überzieht die breite Zungen- kluft bis über ihre Ränder hinaus und reicht oft bis über die Spitze an die untere Seite hinab ; das Vorderende der Raspel ist sehr oft beschädigt sowie am vordem Theile der Raspel die Seitenränder. Von etwa der Mitte des Zungenrückens ab nimmt die Breite (mit der wach- senden Anzahl der Seitenplatten) nach hinten zu, bis zum Eintreten der Raspel in die Raspelscheide; in der letztern wächst die Anzahl nicht bedeutend. Die odontogenen Zellen der Raspelpulpa wie gewöhn- lich. Die Anzahl der Zahnplattenreihen (der Zunge und der Raspel- 1) Vergl. Malakolog. Unters. Heft 10, 187G, \\ 39G (Ceratosoma). 2) Vergl. Malakolog. Unters. Heft 10, 1870, p. 398—399 (Cerato- soma); Heft 14, 1878, p. G34— 635 {Aster omtus). Die cryptobranchiaten Dorididen. 115 scheide) meistens etwa 40—50 betragend, seltener {Diaulula, Halla, Petelodoris, Peltodoris, Trippa) gering, sich auf 20 — 25 belaufend; bei vielen Gattungen ist die Anzahl aber grösser, bis zu 70—100 steigend, bei einzelnen {Sphaerodoris, Orodoris, vielen C h r o m o d o- riden) noch bedeutender und selbst (Casella) bis 230 steigend. Die Rhachis der Raspel schmal; nur bei ganz wenigen Formen {Batliy- doris, Cadlinä) kommen an derselben (mediane) Zahnplatten vor, mitunter aber falsche Zahnplatten , längliche Verdickungen {Ethi- doris, Orodoris, Chromodoris, Casella), die bei einigen Formen im vordem Ende etwas verdickt sind {Chromodoris p. p.). Die Anzahl der Seitenzahnplatten variirt innerhalb der Gattungen bedeutend bei den verschiedenen Arten, vielleicht besonders bei den Chromodoriden. Innerhalb der Arten ist die Variabilität bei den verschiedenen Indi- viduen auch ziemlich verschieden , meistens mit dem Alter steigend, die grössten Individuen haben somit meistens die grösste Anzahl. Diese Anzahl der Seitenzahnplatten ist bei einzelnen Formen {Halla, Thorunna, Chromodoris p. p. [gloriosa]) gering, nur 14 — 20 betragend ; bei den meisten ist die Anzahl aber viel grösser (sich auf etwa 70 — 1(X) 1)elaufend), mitunter bedeutend {Chromodoris elegans (232), Chr. sycilla (290) ; Ceratosoma (240)). Meistens sind die Seitenzahnplatten hakenförmig; ihre Grösse nimmt in der Regel von innen bis an den Anfang des zweiten Drittels oder der zweiten Hälfte der Reife zu, um im äussern Theile wieder zu sinken. Bei einigen Formen ist die erste Zahnplatte von den andern ziemlich verschieden {JBathydoris ; Halla, Thorunna ; Sphaerodoris) ; bei einigen sind die Zahnplatten der Innern Raspelhälfte einfacher, nicht gezähnelt {Phlegmodoris , Arta- chaea); bei einigen wenigen sind die äussersten Platten von den an- dern abweichend, kammförmig {Thordisa, Äudura, Cadlina, Haigerda, Bictyodoris, Baptodoris), vor allem aber tritt dieser Unterschied bei der Gattung Rostanga hervor. Speicheldrüsen (obere) (Gl. salivales) fehlen nie den crypto- branchiaten Dorididen, aber nie kommen untere Speicheldrüsen (Gl. ptya- linae) vor. Die Speicheldrüsen sind fast immer sehr langgestreckt, dünn, bandförmig, sich meistens weit nach hinten erstreckend; seltner {Haigerda, Bathydoris) sind sie ziemlich klein. Diese Drüsen sind meistens in ihrer ganzen Länge von einem centralen Canale durch- zogen, der sich in den ziemlich kurzen Ausführungsgang fortsetzt, welcher sich in den Pharynx oberhalb der Zungenwurzel öffnet. Die Speiseröhre ist ziemlich lang, meistens nicht sehr weit, sich bis an die hintere Eingeweidemasse (Leber) erstreckend, in eine 116 Dr. ß. BERGH, Kluft derselben eintretend und sich dann entweder in die Leberhöhle (die dann also auch als Magen fungirt) ötJnend oder sich in den Grund eines frei aus der Leberkluft mehr oder weniger stark vor- tretenden Magens fortsetzend. Ein eigentlicher Magen fehlt bei Miamira, Orodoris, Diaulula, Jorunna, SpJiaerodoris, Cadlina, Geito- doris, Ceratosoma, Casella, Chromodoris, Echinodoris, Artachaea, Ro- stanga, Äldisa; bei den übrigen Gattungen findet sich, wie erwähnt, ein besonderer sackförmiger Magen, in dessen Grund sich neben der Cardia und in dieselbe übergehend die Leberhöhle oder der ganz reducirte Lebergang öffnet. Vom Vorderende des Magens geht der Darm aus, welcher ziemlich schnell rechts biegt, dann nach hinten, längs der rechten Seite des Rückens oder der Körperseite verläuft, nach links biegt und zur Analpapille median hinaufsteigt; die Länge des Darmes meistens V2 — '^/^ der Körperlänge betragend. Die Leber ist immer gross, bildet den allergrössten Theil der hintern Eingeweidemasse und füllt etwa die Hälfte der Eingeweide- höhle als eine solide, mehr oder weniger kegelförmige Masse, die zum grössten Theile von der Zwitterdrüse und von der Niere überzogen ist. Das abgestutzte Vordereude ist immer etwas ausgehöhlt oder geklüftet, am stärksten bei den Formen mit entwickeltem Magen. Vorne findet sich immer eine grössere Höhle, die bei einigen Formen als Magen fungirt (s. oben), bei den meisten sich in den Grund des Magens fast unmittelbar öffnet; der Bau der Leber schwammig. — Bei viel- leicht allen cryptobranchiaten Dorididen kommt eine, mitunter nicht ganz kleine, birn- oder sackförmige Gallenblase vor, die meistens an der linken, seltener (Petelodoris) an der rechten Seite des Pylorus liegt und mit ihrem Grunde meistens am Grunde der Leberkluft er- scheint, seltener {Homoiodoris, Ärchidoris, Staurodoris) liegt sie ganz unter dem Magen verborgen. Sie öffnet sich neben der Cardia in die Leberhöhle. Vor dem Rectum und oberhalb desselben auf dem Hinterende der Leber liegt quer das grosse, viereckig - gerundete Pericardium, vom Herzen ganz erfüllt. Das Herz mit atrioventriculären und mit Aorten-Klappen versehen. Die ganz kurze Aortenwurzel theilt sich gleich (meistens innerhalb des Pericardiums) in einen vordem und einen hintern Stamm. Die Aorta p 0 s t. ist vom Grunde ab in zwei Stämme getheilt, die längs der Urinkammer an der obern Seite der Leber fast bis an das Ende derselben verlaufen. Jeder Stamm giebt nach aussen mehrere Artt. hermaphrodisiaco-hepaticae postt. ab, nach Die cryptobranchiaten Doiididen. 117 innen die Artt. renales. Die rechte Aorta post. giebt ferner die Artt. intestinales postt. und eine Art. syringea (an die Nierenspritze) ab. Von der linken Aorta post. geht die grosse Art. hepatica magna (ant.) ab (und von derselben wieder die Art. ves. felleae). Die Aorta ant- streicht zwischen Darm und Magen nach vorn, links eine A. hepatica ant, rechts mehrere Artt. intestinales antt. , ferner eine Art. ventriculi magna abgebend ; weiter nach vorne gehend giebt die Aorta ant. mehrere Artt. oesophagales und eine kurze A. gland. sang, (die wieder eine Art. cerebralis liefert) ab; sich weiter fortsetzend, zweigt der Stamm die starke und starkverzweigte Art. genitalis ab, passirt die Com- missuren und theilt sich in eine Art. pediaea und eine Art. bulbi pharyngei; diese letztere spaltet sich wieder in die Art. lingualis und die den Circulus arteriosus tubi oralis bildende Art. tubi oralis. Die Arteriolen bilden zum grossen Theile wirkliche arterielle Gefässnetze. — Das venöse System besteht, wie gewöhnlich, aus den grössern und kleinern Lacunen und aus besondern Venen. Das Centralnerven- system scheint innerhalb seiner Kapsel von Hämolymphe umspült und die Höhle der ganzen Gehirnkapsel oben durch eine kurze Vene mit dem venösen System der Blutdrüsen in Verbindung zu stehen. Der Schlundkopf und die Mundröhre scheinen in eine besondere Kopf-Lacune eingeschlossen ; die grosse hintere Eingeweidemasse (Leber, Zwitterdrüse, Niere, vordere Genitalmasse) in eine grosse Körper-Lacune eingelagert. Diese grossen Lacunen stehen durch zahlreiche Löcher mit den engen Sinus der Körperwand in Verbin- dung, hauptsächlich mit dem weitern Sinus circumdorsalis und dem ganz engen Sinus circumpediaeus. Die Venen, die zu den in den Lacunen liegenden Organen gehören, scheinen, zum Theil wenigstens, sich in die Lacunen selbst zu ötfnen. Die sich allmählich aus meh- reren Stammästen aus der vordem Genitalmasse zusammensetzende Vena genitalis ant. vereinigt sich in der Leberkluft mit der Vena hepatica ant. (superficialis). Durch die hintere Hälfte der Leber ver- läuft, etwa in der Mittellinie, die Vena hepatica magna (pro- funda), die aus der Axe der Leber emporsteigt, um unter der Urin- kammer zu verlaufen. Die Vene mündet in den Sinus branchialis circularis internus ein, zu welchem für jedes Kiemenblatt eine besondere V. branchialis afferens längs der Innenseite des Blattes hinabsteigt ; durch Löcher in der Venenwand verbreitet sich die Hämolymphe im Gewebe der Pinnae des Blattes, um sich am andern Kande, dem äussern, wieder zu einer Vena (Art.) branchiahs efferens zu sammeln ; diese letztern Venen ötfnen sich in den weiten Sinus branchialis cir- 118 Dr. R. BERGH, cularis ext., aus welchem die kurze Vena branchialis magna median in die Vorkammer eintritt. Die Sinus circulares branchiales (ext. und int.) sind zum Theil durch Fortsetzungen der Mm. retractores bran- chiae geschieden, die, durch die Kiemenblätter hinaufsteigend, sich auch zwischen der Art. und V. branchialis einschieben. Die Vorkammer des Herzens empfängt jederseits von der Körperwand einen grossen Truncus venosus, der die von den Eingeweidehöhlen und der Körperwand kommende Hämolymphe zurückführt; median mündet in die Vorkammer die erwähnte kurze Vena branchialis magna ^). — Die Hämolymphe dieser Dorididen ist farblos ^ ). Die Blutdrüse ist fast immer doppelt, eine vordere und eine hintere , die über dem Centralnervensystem zusammenstossen ; nur seltner (Hexahranchus, Baptodoris p. p., Cadlina, Orodoris, Fhlegmo- äoris, Aphelodoris, Äldisa) scheint nur eine, meistens vordere, vorzu- kommen. Die beiden Drüsen sind immer abgeplattet, fast von gleicher Grösse, in den Bändern mehr oder weniger lappig. Die Kieme, wie oben näher erörtert, aus einer vor dem Anus und der Nierenöft'nung oder um dieselben gestellten Bogen oder Ring von einfachen oder zusammengesetzten Blättern gebildet. Längs der Innern Rhachis der Blätter steigt ein venöses Gefäss mit der von dem Sinus branchialis int, (von der Leber) kommenden Hämolymphe empor; längs der äussern Rhachis führt ein (arterielles) Gefäss die oxydirte Hämolymphe an den Sinus branchialis ext. (und in die Vorkammer des Herzens) hinein. In der Axe der Kiemenblätter scheint mitunter {Arcliid. tuherculata) ein besonderer Stützapparat vorzukommen. Die Kieme ist mit alleiniger Ausnahme von Hexahranchus und Bathy- doris immer in eine Höhle ganz retractil. Das Zurückziehen geschieht durch mehrere, theils vom Fusse, theils vom Rücken entspringende Mm. retractores branchiae, deren obere Fortsetzung sich theil- weise zwischen dem Sinus branchialis ext. und int. einschiebt und weiter in die Kiemenblätter aufsteigt^). Von diesen Retractoren lösen sich Bündel, die als Mm. retractores tubi analis fungiren; mit- unter sind dieselben gesonderte Muskeln. 1) Vergl. Malakolog. Unters. Heft 14, 1878, p. 638—640 {Ästero- 2) Vergl. Keukenbekg, Vergl. physiolog. Studien, 3. Abtlieil., 1880, p. 76 (Doris tuherculata [Doriopsis Umhata]). 3) Vergl. Malakolog. Unters. Heft 14, 1878, p. 630 (Ästeronotus) ; Heft 15, 1884, p. 661 {Discodoris). — Neue Nacktschnecken d. Südsee, m. in: Journ. Mus. Gudeffruy, Heft 8, 1875, p. 10 {Miamira). Die ciyptobrauchiateii Dorididen. 119 Das grosse Excretiousorgau, die Niere, bedeckt die obere Seite und mitunter den obern Theil der Seiten der hintern Eingeweide- masse (Zwitterdrüse, Leber) ; liinten liegt sie unter dem Pericardium. Sie besteht aus dicht an einander liegenden feinen Röhren und hohlen Platten, die mit schönen polygonalen Zellen ausgekleidet sind, in welchen sich oft kleine Concremente vorfinden. Durch das Drüsenlager streicht median die mehr oder weniger weite Urinkammer, in welche sich die Hauptstämme der Nierenröhren öffnen; an der obern Seite der Kammer verläuft die Aorta ant. , an der untern die Vena hepatica magna; hinten verengert sich die Kammer und geht in den Urin- leiter über, welcher sich an die vorn und rechts von der Anal- papille liegende Nierenpapille mit ihrer Nierenpore fortsetzt. Die Urinkammer ist mit den gewöhnlichen Nierenzellen stark belegt; längs ihrer untern Wand verläuft in einer längern oder kürzern Strecke der dem pericardio- renalen Organ angehörende Gang. — Dieses letztere, rechts unter dem Pericardium liegende Organ (die Nieren- spritze), der Pericardialtrichter , ist melonen- oder birnförmig, ein Wimpertrichter, der sich mit seinem obern Ende hinten und unten in die rechte Seite des Pericardiums öffnet. Dieser Trichter hat ziemHch dicke (musculöse) Wände, durch welche aber doch oft die starken und oft peunaten Falten der Innenseite durchschimmern; die Innenseite des Organs von Zellen mit sehr langen Wimperfäden überzogen. Der Trichter setzt sich in einen Gang fort, der hinten die Urinkammer durchbohrt und längs ihrer untern Wand verläuft, um sich vorn in die Höhle der Kammer zu öffnen. Die Innenseite des Ganges ist in ihrer ersten Strecke mit oft sehr starken Vegetationen besetzt, in der übrigen Strecke kommen Längsfalten vor. Die Zwitter drüse, den grössten oder wenigstens einen grossen Theil der hintern Eingeweidemasse als ein meistens zusammenhängendes Lager überziehend, selbst wieder zum grossen Theil von der Niere überzogen. Nur bei den im ganzen so aberranten Bathydoriden ist die Zwitterdrüse von der Leber ganz gesondert. Die Drüse ist aus grössern und diese wieder aus kleinern Lappen gebildet. Die End- läppchen zeigen eine kugel-, birn- oder scheibenförmige Mittelpartie, den Testiculartheil , und die an derselben ringsum oder am Rande befestigten, kugligen oder sackartigen Ovarialfollikel ; in jenen finden sich die spermatogenen Zellen und die Zoospermien ; in diesen die ovogeuen Zellen und die Eier. Die Zoospermien wie bei andern Nu- dibranchien. Von jedem terminalen Zwitterdrüsenläppchen geht ein 120 ^^- ^ BERGE, AusführuDgsgang aus; durch allmähliche Vereinigung dieser Gänge entsteht der nach vorn verlaufende gemeinschaftliche Zwit- terdrüsengang, welcher etwa in der Mitte des Vorderendes der Drüse oder ein wenig höher ganz frei wird und an die vordere Geui- talmasse hinübertritt. Am Hintereude oder an der Seite von dieser letztern schwillt der Gang zu einem meistens länglich-spindelförmigen Körper an, der Ampulle des Zwitterdrüsenganges, die meistens viel- fach gebogen und gewunden verläuft und sich in einen längern männ- lichen und einen kürzern weiblichen Zweig theilt. — Die vordere Genitalmasse ist gross, an Grösse meistens fast die Hälfte der hintern Eingeweidemasse betragend; einen grossen oder den grössten Theil der Masse bildet die Schleim- und Eiweissdrüse, Der weib- liche Zweig der Ampulle des Zwitter drüsenganges ist nicht lang und öffnet sich in die Schleimdrüse dicht vor der Eiweiss- drüse. Der männliche Zweig geht bei mehreren Gattungen {Homoio- äoris, Biscodoris, Platydoris, Asteronotus, Fracassa, Paradoris, Bapto- doris, Carniinodoris, Fhidlodoris, Peltodoris, Hoplodoris, Biaulula, Jorunna , Haigerda, Bostanga, Äphelodoris) gleich in eine grössere oder kleinere Prostata über, oder setzt sich unmittelbar in den Samenleiter fort, welcher meistens wieder in eine mehr drüsige prostatische und eine mehr musculöse Abtheilung zerfällt ; beide diese Abtheilungen sind meistens durch eine Einschnürung geschieden, sehr oft von verschiedener Dicke und mitunter auch von verschiedener Farbe. Das Ende des Samenganges geht in den Scheitel des Penis über. Dieses letztere Organ zeigt sich, wenn eingestülpt, meistens als ein langgestreckter , cylindrischer oder umgekehrt-kegel- oder birn- förmiger Sack, die Vorhaut (Präputium), an deren Boden die meistens abgestutzt-kegelförmige Glans mehr oder weniger hervorragt; mitunter ist der hinterste Theil des Penis compact, vom Samengang durchbohrt, und geht dann vorn in das Präputium und in die Glans über. Bei einigen Formen {Hexabranchus, Asteronotus) ist die Länge des Penis sehr bedeutend. Bei Bathydoris ist die schiefe Glans an der Seite stark vertieft, ebenso bei der Phialodoris, wo die Endfläche der Glans noch mit feinsten Höckerchen bedeckt ist. Das Ende der Glans ist bei einigen Gattungen {Kentrodoris , Jorunna) mit einem starken Stachel bewaffnet. Bei einigen andern {Echinodoris, Baptodoris, Car- minodoris, Cadlina, Artachaea) ist die Glans mit Reihen von Dornen oder Häkchen besetzt, und diese Bewaffnung setzt sich eine lange Strecke in den Samengang hinein fort. Bei einzelnen Gattungen {Platydoris, Hoplodoris) ist die starke Cuticula-Auskleidung der Vor- Öie ciyptobranchiate^i Dorididen. J21 haut stellenweise verdickt, zur Bilduug von in Reihen geordneten Bricken, die sich in je einen Haken erheben ; mitunter kommen auch ähnliche au der Glans vor. Neben der Vorhaut (Penis) kommt bei mehreren Gattungen {Aster onotus, Hoplodoris , Jorunna; Audura?, Paradoris?) noch ein besondrer Stachelsack mit Stacheln durch welchen eine Stacheldrüse ihr Secret entleert, vor. Neben der' Vorhautöffnung finden sich endlich noch bei einzelnen Gattungen {Pa- radoris, Baptodoris) ein oder einige Vorhautsäcke. — Bei diesen wie bei allen Dorididen kamen zwei Samenblasen vor, eine grössere kugelförmige Spermatothek (Receptaculum seminis , weibliche Samen- blase [v. Jher.]) und eine kleinere, längliche Spermatocyste (Vesicula seminalis, männliche Samenblase [v, Jher.]); die erste ist meistens mit verfetteter Zellenmasse und Detritus oder auch oft mit Samen ge- füllt; die andere ist fast immer voll (reifen) Samens. Die physio- logische Bedeutung dieser zweiten Samenblase ist noch unklar ^). Die grosse, mitunter sehr grosse Spermatothek setzt sich in einen meistens ziemlich langen vaginalen Ausführungsgang fort und in einen kürzern und dünnern uterinen ; beide entspringen neben einander, seltener der uterine an der Wurzel des vaginalen Ganges. Der untere Theil des V a g i n a 1 e n Ganges bildet, etwas erweitert, die V a g i n a ; diese letztere ist mitunter lang, von einer starken Cuticula ausgekleidet {Hexahranchus, Rostanga)^ oder dieselbe ist noch stärker, Verdickungen bildend {Homoiodoris). Der uterine Gang mündet in die Schleim- drüse neben der Eiweissdrüse ein; in diesen Gang, näher an oder ferner von seinem Ursprünge, öffnet sich durch einen kürzern oder langem Gang die Spermatocyste. Die kleinere Spermatocyste ist meistens birnförmig, bei einigen Formen {Chromodoris p. p.) ganz klein, bei andern Formen ist sie wurstförmig, mehr oder weniger zusammenge- bogen {Chromodoris -p.])., Ceratosoma, Phlegmodoris) ; beiden Asteronoten bildet sie ein zusammengezogenes loculamentirtes Rohr. Bei fast den meisten Gattungen dieser Dorididen kommt neben der Vulva eine oft zungenförmige Drüse, eine Vestibulardrüse vor 2). — Die Schleim- drüse ist gross, besteht aus einer grössern, meistens etwas durchschei- nenden, hellen, oft wieder in zwei Abtheilungen differenzirten Partie, 1) Vergl. Malakolog. Unters., Heft 10, 1876, p. 402. 2) Chromod. p. p. {sanniö), Casella, Ceratosoma (p. p.) ; Kentrodoris, Jorunna ; Asteronotus, Platydoris : Hexahranchus ; Miamira, Orodoris ; Discodoris, Baptodoris, Thordisa, Archidoris. Es könnte scheinen , als ob die Vestibulardrüse eine Stacheldrüse ohne Stachel sei (Kentrodoris — Jorunna). 1^2 Dr. R. BERGH, längere und stärkere Windungen der Oberfläche zeigend, der eigent- lichen Schleimdrüse mit ihrer weiten Höhle ; und einer von dieser mehr oder weniger umhüllten, dunklern Partie, die viel dichtere und feinere Windungen zeigt, der Eiweissdrüse^). Neben der letztern mündet der weibliche Zweig der Ampulle des Zwitterdrüsenganges und der uterine Gang der Spermatothek in die Schleimdrüse. Die centrale lange, gewundene Höhle der eigentlichen Schleimdrüse zeigt gegen den Ausführungsgaug hin, gegen den Schleimdrüsen gang, eine starke Falte, die sich weiter durch die Länge des Ganges fortsetzt. — Der Schleimdrüsengang, die Vagina (Vulva) und die Vorhautshöhle öffnen sich neben einander in das Vestibulum genitale; die letztere meistens vorn, in der Mitte die Vulva ; mitunter (s. oben) kommt noch eine vierte Oeffnung für den Stachel vor. Wenn das Vestibulum hervor- gestülpt ist, liegen die Oeffnungen frei zu Tage, sonst präsentiren sie sich am Grunde desselben. Diese Dorididen sind meistens träge undlangsame Thiere, die am Meeresboden oder au Korallen, seltner an den Meerespflanzen langsam kriechen; die Hexabranchen schwimmen mitunter, sich dabei ihres breiten Mantelgebrämes bedienend. Einige dieser Thier- formen {Platydoris, Feltodoris, Discodoris) haben die Gewohnheit, bei stärkerer Irritation Stücke ihres Mantelgebrämes abzu- s 1 0 s s e n ; ähnliches (autotomisches) Abstossen eines grössern oder kleinern Theils des Fusses ist bei Harpa und Helicarion (Gundlach, Semper) beobachtet. Verschiedene Biologen (Giard, Herdman, Gar- stang) haben bei mehreren Formen {Ärchid. tiiberculata , Jor. johnstoni) eine mit der Farbe der Umgebungen übereinstimmende Va- riabilität der Thiere nachgewiesen. Die Nahrung dieser Dorididen ist fast ausschliesslich thierisch, hauptsächlich Spongien, Bryozoen, Rhizopoden u. s. w., wie es aus den biologischen Beobachtungen und den ziemlich zahlreich vorliegenden Untersuchungen des Inhalts der Verdauungshöhle ^) hervorgeht ; mehrere scheinen gefrässige und kräf- tige Raubthiere zu sein. Die Copulation scheint, soweit beobachtet, wie bei andern androgyneu Gasträopoden vor sich zugehen. Der Laich scheint, soweit bisher bekannt, bei den verschiedenen Gruppen nicht sehr verschieden. 1) Vergl. E. BoLOT, Sur la ponte des Doris, in : Comptes Rendus. Acad. Paris, T. 102, 1886, p. 829—831 (D. tuherculata, D. testudinaria). 2) Vergl. in meinen „Malakolog. Unters." besonders Ceratosoma, Archidoris, Hexdbranchus, Orodoris u. m. Die cryptobranchiaten Dorididen. 123 meistens ein schmales, auf der Kante stehendes, mehr oder weniger in einer Ebene eingerolltes Band zu bilden, seltner sich als eine in ähnlicher Weise eingerollte Schnur oder Wurst zu präsentiren. Die Laiche enthalten eine Menge von Eiern, jedes Ei seine besondere Ei- weissmasse. Die Ontogenese dieser Dorididen scheint, soweit solches sich augenblicklich beurtheilen lässt, nach den oberflächhchen Unter- suchungen von Langeehans^) und von Rho-) kaum wesentlich von der verwandter Gruppen verschieden und bis zur Ausbildung der Larve in derselben Weise wie bei so vielen andern Opisthobranchien vor sich gehend 2). Die gröbsten Form Verhältnisse der Larven sind schon von Alder & Hancock^) gesehen. Die Furchung ist auch hier von Anfang ab eine in äquale, indem das Ei zuerst in zwei ungleich grosse Furchungskugelu zerfällt, von denen die grössere dunklere sich sehr viel langsamer als die kleinere helle theilt; die kleinern blassen Zellen der letztern umwachsen somit schnell die dunklern; es bildet sich eine Gastrula durch Epibolie in Verbindung mit In- vagination. Rho zufolge schliesst sich der Blastoporus, und der Mund entsteht am andern Pole; die Entstehung des Mesoderms ist bei diesem Verfasser ganz unklar, dasselbe entwickelt sich aber seiner Meinung nach vom Entoderm; die von ihm erwähnten zwei Er- nährungssäcke (sacchi nutritori) sind seiner Meinung nach Nahrungs- dotter-Entoderm, möglicherweise aber doch eher mit den von P. B. Sa- KASiN ^) bei Bühynia tentaculata nachgewiesenen Anlagen des rechten und Muken Leberlappens identisch. Die bei Rho angegebene, ganz unklar beschriebene U r n i e r e soll sich nur an einer (der rechten) Seite finden. Der Verfasser scheint eine einheitliche Anlage des 1) Langekhans, Zur Entw. d. Gastropoda opisthobranchia, in : Zeit- schrift f. wiss. Zool., Bd. 23, 1873, p. 174—176, Taf. 8, Fig. 10, 18—26. 2) FiL. Rho , Studii sullo sviluppo della Chromodoris elegans , in : Atti Acc. Napol. (S. 2), vol. 1, 1888, Appendice, No. 3, p. 1—5, tab. 1—2. 3) Alder and Hancock, A nionograph of the Brit. nudibranch. mol- lusca, part 6, 1854, fani. 1, tab. 3, fig. 10—15 (Arch. tuber culata). 4) Gegexbaur hat (Beitr. zur Entwicklungsgesch. d. Laud-Pul- mouaten. Inaug.-Diss. 1852, p. 21, 24) Doppelembryonen von Doris untersucht. — Selenka, Beitr. zur Entw. der Holothurien, in Zeitschr. f. wissensch. Zool, Bd. 26, 1876, p. 160. 5) P. B. Sarasin, Entwicklungsgesch. d. Bithynia tentaculata, 1882, p. 24—28. 124 Dr. R BEHGH, ganzen Centralnerven Systems anzunehmen, was sich aber aus seiner ganz oberflächlichen Untersuchung nicht mit irgend einer Sicherheit schliessen lässt. Das Operculum wird bei Rho nicht erwähnt und fehlt auch in den Figuren. Aus den sich lebhaft vermehrenden Ecto- dermzellen legt sich am vordem Pole die erste Spur des Velums an und gleichzeitig die Otocyste mit Otolith, so wie sich auch die erste Anlage des Fusses zeigt; am hintern, die Entodermalzellen einschlies- senden Pole beginnt die dünne Schale sich zu entwickeln. Hiermit fängt das Veliger -Stadium an; das Segel wird stärker, hantei- förmig, also in der Mitte eingeschnürt, wo sich central die Mantel- öffnung findet ; an seinen Seitenenden scheint das Segel meistens einen (flimmernden) Einschnitt zu haben , der in die Richtung des Mundes geht; der Rand des Segels ist mit starken Cilien versehen. Die Fuss- entwicklung schreitet vorwärts, die Schale wird nautiloid ; es fehlt noch Herz wie Kieme. Die rotirende Larve durchbricht die Ei- schale, die spätere Entwicklung ist aber gar nicht verfolgt. Bei dem jetzigen Stande unserer Kenntniss dieser grossen und formenreichen Mollusken-Abtheilung ist es sehr gewagt, eine systema- tische Gruppirung derselben zu versuchen. Es ist es um so mehr, als der generische Werth, der bei der hier versuchten Grup- pirung dem Genitalsystem, besonders den verschiedenen Conformationen seiner Ausführungsgänge, beigelegt ist, als solcher kaum sicher- gestellt ist. Scharfe Grenzen zwischen den hier aufgestellten Gruppen zu ziehen, ist bei manchen derselben kaum möglich, dazu sind die Uebergangsformen zu zahlreich; und wo die Grenzen sich scharf ziehen lassen, werden die Bindeglieder, wie sonst so oft, entweder wohl noch nicht gefunden oder ausgefallen sein. Eine Classification auf genealogischer Grundlage, wo man immer genöthigt ist, mit einer Gruppe anzufangen, würde hier noch mehr als meistens den Stempel der Willkür tragen. Unten also ein gewagter Versuch, diese ganze Gruppe systematisch zu verwerthen. Von den aufgestellten Subfamilien sind, wenigstens vorläufig, als einigermaassen sicher zu bezeichnen die Bathydoriden und die Hexabranchiden sowie vielleicht die Platydoriden und die Chromodoriden. Als ganz unhaltbar und künstlich wird sich wahr- scheinlich die Gruppe der Archidoriden erweisen i). 1) Es wäre somit z. B. nicht unmöglich, dass Hoplodoris zu den Platydorididen , Dictijodoris neben Hdlgerda zu stellen wären: Com- I)ie cryplobtanchiaten Doridideö. 125 Conspectus Dorididarum cryptobranchiatarum : Subfam. I. Ba t hy d orididae. Bathydoris. Subfam. IL Hexab ranchi dae. Hexahranchus. Subfam. 111. Archidorididae. Archidoris. Homoiodoris. Staurodoris. Echinodoris. Artachaea. Petelodoris. Subfam. IV. Discodorididae. Discodoris. Geitodoris. Carminodoris. Fracassa. Paradoris. Hoplodoris. Audura. Halla. Subfam. V. Diaululidae. Diaulula. Thordisa. Aldisa. Trippa. Haigerda. Baptodoris. Peltodoris. Phialodoris. Subfam. VI. Cadlinidae. Cadlina. Subfam. VII. Kentrodorididae. Kentrodoris. Jorunna. binationen der Form- und der anatomischen Verhältnisse sind so man- nigfach. j[g0 t)r. R. BERGH, Subfam. VIII. Platydorididae. Flatydons. Ästeronotus. Dictyodoris. Subfam. XIX. Chromodorididae. Chromodoris. Casella. Ceratosoma. Thorunna. Aphelodoris. Subfam. X. Miamiridae. Miamira. Orodoris, Sphaerodoris. Subfam. 1. Bathydorididae. Corpus {magnum) fere semiglohosum, molle, margine palliali vix ullo ; tentacida sat magna, nonnihil applanata, acuminata ; hranchia e fasciculis omnino discretis compluribus (6) fruticulosis non retracfilibus formata ; podarium sat latum. Bulbus pJiaryngeus permagnus, Uli Tritoniadarum sat similis; armatura labialis nulla; mandibulae magnae, sat applanatae, processu masticatorio nullo, margine masticatorio quasi laevi. Bens medianus radulae nonnihil compressus ; dentes laterales numerosi, fortes, hamati, edentuli. Glandida hermaphrodisiaca a hepate discreta; penis inermis. I. Bathydoris Bgh. R. Bergh, Rep. on tlie Nudibrancliiata. Challenger-Exped. Zool., vol. 10, 1884, p. 109—116. 1. B. abyssorum Böh. — M. pacific. Subfam. 2. Hexabrauchidae. E. Behoh, Malakol. Unters., Heft 13, 1878, p. 547—566; Supplement- heft 1, 1880, p. 32; Heft 16, part 1, 1888, p. 827—830. Corpus sat molle (magnum), sat applanatum, elongato- ovale ; dorso laevi ; limbo palliali lato, undulato, margine tenui undulato ; tentacula sat magna, foliacea, margine crispato; brancJda e fasciculis discretis t)5e cryptobranchiaten Dorididön. 127 fruticulosis complurihus (6 — 8) foveis discretis contractiUhus formata; podarium sat latum. Armatura labialis fortissima, utrinque enim lamella crassa e ha- mulis minutissimis formata. BhacJiis radulae nuda; dentes laterales numerosi, hamati, edentuli. Penis longissimus, inermis. Hab. M. tropica et subtropica. I. Hexabranchns Ehrenberg. 1. Hexdbr. praetextus Ehrenberg. Boris sanguinea Rüpp. et Leuck. Hexahr. suezensis Abr. „ mauritiensis Abr. 1 „ orbicularis Abr. j „ petersii Bgh. „ anaiteus Bgh. — M. rubr., afr.-indic. 2. H. marginatus (Quoy et Gaim.). Doris sumptuosa Gould. — M. afr.-ind., indic. 3. H. faustus Bgh. var. H. notatus Bgh. — M. philippin. 4. B. pulcJiellus (Pease) Bgh. — M. pacif. 5. H. flammulatus (Q. et G,). Doris sandwichensis Souleyet. „ superha Gould. „ gloriosa Kelaart. „ lacera Cuv. „ cardinalis Gould. — M. pacif. 6. ? H. pellucidulus Abr. — M. pacif. l.'i H. adamsii Ad. — M. pacif. 8. ? Heptahranchus hurnettii Ad. — M. pacif. Subfam. 3. Archidorididae. Corpus non durum, nonnihil depressum; nothaeum tuherculafum vel granulatum , limbo palliali non angusto ; tentacula parva ; folia hrancJdalia fere semper tri- vel quadripinnata ; podarium sat latum. Armatura labialis nulla. Radula rhachide nuda; pleuris multi- dentatis, dentibus hamatis. Penis ut plurimum inermis. 12S t>r. R. BERGH, I. Archidoris Bgh. R. Bergh, Report on the Nndibranchiata (Challenger-Exped.), 1. c. 1884, p. 84-91. Tentacula crassa sulco longitudinali superßciali; folia bran- chialia non numerosa. Vagina inermis. 1. Ä. tuberculata (Cuv.). var. A. marmorata Bgh. — M. atlaut., raediterr. 2. A. flammea (Ald. et Hang.). — M. atlant. (or.). 3. A. montereyensis (Cooper) Bgh. — M. pacif. bor. 4. A. herguelensis Bgh. — M. pacif. austr. 5. A. australis Bgh. — M. indic. (ins. Kerguelen). II. Homoiodoris Bgh. R. Bergh, Beitr. z. Kenntn. d. Japan. Nudibr., IL, in : Verli. k. k. zool.- bot. Ges. Wien, Bd. 31, 1881, p. 222-227. Forma corporis, tentacula et hranchia ut in Archidoridibus. Prostata magna, vagina armata. 1. H. japonica Bgh. — M. japon. (merid.). III. Stanrodoris Bgh. R. Bergh, Malakol. Unters., Heft 13, 1878, p. 578—585 ; Supplementh. 1. 1880, p. 36—40; Supplementh. 2, 1881, p. 95—98. Jhering, Zur Kenntn. d. Nudibr. d. brasil. Küste, in : Malakol. Jahrb., Bd. 13, 1886, p. 230—233. Corpus non durum, subdepressum, dorso tuber culato ; foveae rhino- phoriorum sicut fovea branchialis tuberculis marginalibus elevatis valvi- formibus defensae; tentacula brevia, crassa, sulco marginali externo. Branchia e foliis sat numerosis simpUciter pinnatis formata. Penis et vagina inermes. Ir St. verrucosa (Cuv.). St. pseudoverrucosa Jher. St. januarii Bgh. juv. St. ocelligera Bgh. — M. mediterr.. atlant. or. et occ. 2. St. bertheloti (d'Orb.). — M. atlant. or. (ins. Canar.). 3. St. d'orbignyi (Gray). — Hab.? 4. St.? pustulata (Abr.) — M. pacif. ^). 1) Vergl Malakol. Unters., Heft 13, p. 580, Note 2 (Amboina). Die cryptobranchiaten Dorididen. ]^29 IV. Ecliiiiodoris Bgh. R. Bergh, Neue Nacktschnecken d. Südsee, II., in : Journ. Museum Go- DEFFROY, Heft 6, 1874, p. 109—112. Ceratodoris Gray, H. et A. Adams? Corpus sat applanatum; dorsum uhiquc papillis elongatis obtec- twn ; tentacida vix idla ; hranchia e foliis non multis hipinnatk for- mata. Pleurae radulae mulüdentatae ; dentihus hamaiis, sat erectis, denücidaiis. Glans penis hamis seriatis armata. 1, E. eolida (Q. et G.) Bgh. — M. indic. (ins. Formosa). V. Artachaea Bgh. R. Bergh , Beitr. zur Kenntn. d. Japan. Nudibranchien. II., in : Verh. k. k. zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 31, 1881, p. 231—235. Corpus depressum, supra verruculosum ; tentacida digitiformia. JDentes dimidiae internae partis plaurarum hämo laevi , externae partis hämo denticulato praediti. Glans penis hamis seriatis armata. 1. A. rubida Bgh. — M. philippinense. VI. Petelotloris Bgh. R. Bergh , Beitr. zur Kenntn. d. Japan. Nudibr. II. , 1. c. , p. 227 —230. Corpus suhdepressum, dorso tubercuUs minute hirsutis; tentacula parva, ap>planata, acuminata; apertura hranchialis valvis defensa, hranchia e foliis fripinnatis paucis formata. Pleurae radulae sat angustae, paucidentatae, dentihus hamatis. Penis inermis. 1. P. triphylla Bgh. — M. japonicum. Subfam. 4. Discodorididae. Corpus non durum, depressum; nothaeum minute granuligerum, limho sat lato; tentacula digitiformia; folia hranrhialia fere semper tri- vel quadripinnata ; podarium sat latum. Armatura labialis {lamellae labiales) e baculis minutissimis con- Zool. Jahrb Ed. VI. Abtli. f. Syst. Q 130 ^^- ^- «ERGH, fertis formata. Radula rhacJiide nuda, pleuris multidentatis, dentibus Jiamatis. Penis fere semper inermis. I. Discodoris Bgh. R. Bercjh, Malakolog. Unters., Heft 16, pars 1, 1888, p. 805—811; Heft 17, 1890, p. 895—902. Corpus sat molle circumferentia rotundaia vel ovali; apertura hranchialis leviter crenidata, stellata vel hilabiata; margo anterior podarii bilahiatus, lahiuni superius plus minusve fissum. Prostata magna. 1. D. boJioliensis Bgh. — M. philipp. 2. D. meta Bgh. — M. philipp. 3. D. cehuensis Bgh. — M. philipp. 4. D. notha Bgh. — M. philipp. 5. D. Morphaea Bgh. — M. philipp. G. D. modesta Bgh. — M. philipp. 7. D. concinna (Ald. et Hang.). — M. indic. 8. D. concinniformis Bgh. — M. indic. 9. D. amhoinensis Bgh. — M. indic. 10. Z>. fragilis (Ald. et Hang.). — M. indic. 11. D. pardalis (Ald. et Hang.). — M. indic. 12. D. caerulescens Bgh. — M. africano-ind. (ins. Maiirit.). 13. D. schmeltziana (Garrett) Bgh. — M. pacific. 14. D. muta Bgh. — M. antill. 15. D. indecora Bgh. — M. naediterr. IG. D.? vestita (Abraham). — M. pacif. austr. (fret. Ma- gellan.). 17. D? raripilosa (Abr.). — Hab.? 18. D.? stragulata (Abr.). — Hab.? II. tfcitodoris Bgh. n. i 1887 14. April 1887 „ 30. 55 i» 1888 12. „ 1888 „ 29. 5> n 10* 148 Dr- EMIN PASCHA, Die schwarzköpfige Bachstelze kommt gewöhnlich etwas früher und reist auch etwas früher ab als die graue Bachstelze. Die grüaköpfige Bachstelze habe ich nur am Victoria-Niansa beob- achtet. Die weisse Bachstelze wurde nur in einzelnen Jahren be- obachtet. Änthus cervinus und A. pratensis: von Ende October bis zur Hälfte des März in den Steppenlandschaften bis zum Albert- See hinauf; beide gewöhnlich nicht völlig ausgefärbt. Riiticüla pJioenicurus : der Rothschwanz langt bei uns im September an und bleibt bis zum März; im November und December ist er sehr häufig und hält sich gewöhnlich mit andern europäischen Vögeln zusammen, doch ist mir aufgefallen, dass S in allen Sta- dien der Verfärbung immer zusammen gefunden wurden, während $ sehr zerstreut und vereinzelt sich fanden. 1880 Ankunft 30. Sept., Abreise 16. März 1881 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 Pratincola ruhetra: vom October bis März bis gegen P n. Br. hin überall häufig. Pr. rubicola: ist mir nur vom Westufer des Albert-Sees im Monat Februar und vom Victoria Niansa im Dec. — Jan. in völlig ausge- färbten und auch Jüngern Vögeln bekannt geworden. Saxicola oennnthe: der Weissschwanz ist ein regelmässiger Winterbe- sucher der Aequatorialländer , in welchen er vom Oct. bis März verweilt. Am 13. März 81 beobachtete ich in Ladö eine Gesell- schaft von ca. 30 Individuen, die anscheinend sich nach Norden vorbereiteten. Monticola saxatüis: im Januar und Februar auf den steinigen Hügeln um die Station R6djaf auf Steinblöcken ziemlich häufig beob- achtet. Oriolus galbula: auch der Pirol ist ein ziemlich regelmässiger Winter- besucher, den ich noch im Westen von Mäkaraka gesammelt habe. Muscicapa grisola: sehr häufig bis an das Südeude des Albert-Sees, 2. Oct., »5 4. April 1882 26. Sept., ?5 18. März 1883 15. » „ 6. „ 1884 30. »5 II 29. „ 1885 19. 5» 20. » » 1. April 1887 17. 55 55 4. „ 1888 16. 15 55 29. März 1889 vom October bis März bis gegen P n EuropSische Vögel in Afrika. ]^49 kommt gewöhulich gegen Eude September und verlässt uns Mitte März; geht übrigens weit ab von Flüssen nach West und Ost. 1881 Ankunft 10. Sept., Abreise 16. März 82 1882 » 20. „ >) 14. 5) 83 1883 » 17. „ 20. 11 84 1884 11 22. „ 11. 55 85 1885 11 23. „ 21. 11 86 1886 11 21. „ 30. 55 87 1887 11 15. „ 17. 55 88 Enneoctonus rufus: einzelne Exemplare dieses Vogels scheinen sich das ganze Jahr bei uns aufzuhalten. Wenigstens habe ich ihn im Juni und Juli bei Ladö geschossen und auch im Sommer Exem- plare in Monbuttu erlangt. Lanius collurio : kommt im October und verlässt uns Ende März. Eine Menge Jahresvögel von sehr bleicher Färbung und mit deutlich gebändertem Gefieder wurden gesammelt. Cuculus canorus : nie habe ich Kukuksrufe in Afrika gehört ! Die ge- sammelten Vögel waren sämmtlich etwas grösser, als gewöhnliche europäische Exemplare zu sein pflegen, und wurden in den Mo- naten von Ende October bis in die erste Hälfte des Aprils über das ganze Land östlich und westlich vom Flusse bis an den Albert-See hinunter gesammelt. Coccystes glandarius : das ganze Jahr über bis nach Njanda hinauf in kleinern Familien über das Land verstreut. Coturnix communis: die Wachtel ist von mir nur 2 Mal und zwar immer im Ostflügel unseres Landes beobachtet worden. Sie scheint also dasselbe zu überfliegen und über die Küstenländer zu wan- dern. Sie wird in unserem Lande durch C. delegorguei, die bis gegen Kordofan vordringt, vertreten. Glareola praüncola: die Brachschwalbe kommt beinahe jeden Winter in Flügen in die Steppen des Landes und scheint theilweise über das Jahr daselbst zu verbleiben. Charadrius Maticula: im April und Mai 1888 in vollem Hochzeits- kleide am Albert-See gesammelt und jedenfalls wenigstens in ein- zelnen Exemplaren das Jahr über daselbst vorkommend. Ch. minor: das ganze Jahr über am Flusse entlang bis an den Albert- See zu finden. Ärdea cinerea: nur 2 Mal in den grossen Sümpfen unter 8*^ n. Br. im Monat December gesammelt. 160 1^1- EMIN PASCHA, Ä. alba, Ä. garzetta, A. comata, A. minuta : sämmtlich des ganze Jahr über an allen geeigneten Localitäten vorkommend. Uebrigens glaube ich, dass A. minuta lieber als A. pusüla (Vieill.) zu be- zeichnen sei. Ciconia alba: nur einmal im April 1880 unter 7'^ n. Br. geschossen. Soll übrigens jeden Winter unter dieser Breite sich einfinden, be- sucht aber die weiter südlich befindlichen Landestheile entschieden nicht. Uebrigens habe ich weisse Störche Ende October 1890 am Südufer des Victoria - Niansa beobachtet , und mögen diese wohl der in Afrika nistenden südlichen Form angehören. Schwarze Störche habe ich trotz der vielen schwarzen Kinder im Lande niemals gesehen ! Platalea leucorodea: nur selten auf Sümpfen und Altwässern zwischen November und Januar beobachtet. Ibis falcinellus: im Januar 1881 in Ladö geschossen. Totanus stagnalis, T. ochropus und T. glareola: alle drei vom Oc- tober bis zum Beginn des März an günstigen Localitäten häufig. Actitis hypoleucus: das ganze Jahr über eine überall sehr gewöhn- liche Erscheinung. Hitnantopus autumnalis: da ich das ganze Jahr hindurch Vögel dieser Art am Albert-See beobachtete, so glaube ich, obwohl ich nicht im Stande gewesen, ihre Nester zu finden, dass sie bei uns nisten. Erwachsene Junge wurden im Monat September und October be- obachtet. Machetes pugnax : ich habe die Kampf - Strandläufer nur in den Wintermonaten vom November bis Ende März gesehen, sowohl erwachsene als junge, will aber damit nicht behaupten, dass nicht möglicherweise das ganze Jahr über solche Vögel sich bei uns finden. In den genannten Monaten nämlich, wo das Land weit und breit ausgedörrt ist, kommen alle des Wassers bedürftigen Vögel an die Flussränder, während zur Kegeuzeit Hunderte von Sümpfen, Pfützen, Altwässer und überschwemmte Pfützen noth- wendigerweise die Wadvögel zersplittern. Tringa minuta: wurde im Januar und im Mai, also sehr spät im Jahre, am Albert-See gesammelt. Ortygometra crex : der Wachtelkönig wurde von uns ein Mal und zwar nicht, wie Haetlaub angiebt, bei Ladö, sondern am Westufer des Albert-Sees im Winter gesammelt. Querquedula circia: am 16. November und 25. November 1886 auf grossen Sumpfflächen bei Wadelai gesammelt, wo sie sich zu 3 und 4 zusammenhielten. Dr. EMIN PASCHA, Europäische Vögel in Afrika. 151 Spatula clypeata : am 22. November und 7. December ebenfalls in der Nähe von Wadelai erlegt, und zwar in nicht ganz ausgefärbten Exemplaren. Larus fuscus : am 26. Nov. 1887 schoss ich ein Exemplar dieser Art, welches völlig erschöpft im Schilfe am Flussrande sass, und fand dieselbe Art später häufig am Südende des Albert-Sees, wie sie ja auch am Victoria-See häufig ist. Sie sind meiner Ansicht nach hier sesshaft , zeichnen sich durch dunkle Färbung des Rückens und Fehlen des weissen Fleckes vor der Spitze der ersten Schwinge aus. Hydrochelidon nigra: am Albert-See das ganze Jahr über häufig. Pelecanus onocrofalus : neben dem hier sesshaften Pelecanus rufescens kommen jedes Jahr vereinzelte Vögel der genannten europäischen Art bis in den Weissen Fluss hinein , während die Hauptmasse derselben den 9^ n. Br. nicht überschreitet. Buk ob a, Deutsche Station, Victoria-Niansa, 5. Februar 1891. M i s c e 1 1 e n. Zur Kenntniss der Fauna central-afrikanisclier Seen. Von Dr. Fr. Stuhlmann. Mit 1 Abbildung. II. lieber eine neue Art der Argulid en- G a ttung GyropeUis. In der etwas versumpften , stangnirenden Mündungsstelle eines kleinen Bacbes, der in die Bukoba-Bucbt fliesst, fand ich die Kaulquappen einer Froscbart (wabrscheinlicli mit- Hyperolius verwandt) mit einem parasitischen Copepoden behaftet, der sich bei näherer Betrachtung als zur Arguliden-Gattung GyropeUis gehörig herausstellte. Da ich in der einzigen, mir hier in Central-Afrika zur Verfügung stehenden Literatur- notiz (Carus und Gekstäcker's Lehrbuch) nur eine aus Brasilien von C. Heller beschriebene Ai-t {G. JcoUari) aufgeführt finde und da das Vorkommen von Arguliden an Kaulquappen neu sein dürfte, so sind mir vielleicht einige Bemerkungen gestattet über das, was ich bei ober- flächlicher Inspection mit meinen Hilfsmitteln wahrnehmen konnte. Die Thiere sassen fast stets auf der äusseren Körperhaut der Froschlarven, wo sie mit ihren Haken kleine Defecte verursacht hatten, nur selten sah ich ein Exemplar am Eingang der Kiemenhöhle be- festigt; fast kein Thier war frei von den Parasiten, von denen ich häufig 5 — 6 auf einem Individuum fand, und die eine Länge von ^/^ — 7 mm hatten. Mit dem Vorderrand festgeheftet, lag der übrige schildförmige Vorderkörper lose der Haut des Wirthes an, und die Schwimmbeine machten heftige Bewegungen , voraussichtlich zur Athmung , was auch schon ihr . ungemeiner Blutreichthum andeutete. Häufig verliessen sie freiwillig ihren Wirth , Hessen sich sonst leicht mit der Pincette ab- nehmen und schwammen, frei gelassen, mit grosser Behendigkeit im Glasschälchen umher. Die Farbe des Thieres ist blassgelbbraun bis rothbraun, je nach dem Alter. Das fast kreisrunde, am Vorderrande beborstete Rückenschild ist am hinteren Theil tief, bis über ein Drittheil, ausgeschnitten, die Abdominal- furchen sind sichtbar, wenn auch unter einander ungleich. Ausserdem be- merkt man jederseits eine leichte Längsfurche, welche die Grenze des Magen- Leberblindsacks bezeichnet. Das vom übrigen Körper scharf abgesetzte, in der Medianebene bis etwa zur Mitte breit eingeschnittene Postab- domen (Schwanzplatte) erreicht nur wenig mehr als die halbe Länge des Rückenschildes, wodurch sich diese Art von G. Jcollari wesentlich unterscheidet. Die zwei grossen, nicht weit vom Vorderrand gelegenen Augen haben je 10 — 12 Crystallinsen , nach Art der Daphniden, aber flacher. M is c el len. 153 Was die Extremitäten betrifft , so ist wie bei allen Arguliden die erste Antenne in einen kräftigen , nach unten und innen gerichteten Haken verwandelt ; auf ihrer vordem Kante befindet sich ein kleiner ^Fortsatz, wohl ein rudimentärer Theil. Die zweite Antenne ist lang, hat drei Glieder, von denen das letzte sehr kurz ist und zwei Haken und eine Anzahl von kurzen Borsten trägt. An der rhombischen Mund- öffnung habe ich noch keine Mandibel finden können ; ein Stachel ist nicht vorhanden. ^W7m Gyropeltis. Das erste Ki ef er fusspaar ist nicht wie bei Argulus zu einem Saugnapfpaar, sondern zu grossen Klammerhaken iimgewandelt. Von den vier Gliedern des zweiten Paares ist das letzte zweitheilig ; jeder dieser Seitentheile trägt zwei Haken und eine Anzahl von Borsten. Die ersten beiden Schwimmfüsse haben drei kurze, starke Stammglieder, deren letztes zwei lange, zweizeilig beborstete Endglieder trägt. Das hintere, dorsale derselben ist medianwärts in einen langen ebenso zwei J^54 Mibcellen. Reihen Borsten tragenden Geisselanliang verlängert. Nach den Be- wegungen, die das lebende Thier damit macht, muss ich annehmen, dass derselbe zum Reinigen der Schwimm- resp. Athembeine von Schmutz dient. — Das dritte Paar hat das erste Basalglied verkümmert und das zweite ein klein wenig nach rückwärts verbreitert. Das letzte weist nur zwei Basalglieder auf, von denen das erste nach hinten eine flache, breite , frausenartig mit Borsten bestandene Platte trägt , die median- wärts hart an diejenige der andern Seite stösst. Das schwimmschwanzartige Postabdomen ist breit - lanzettförmig, aber in der Mitte tief ausgeschnitten. In der Mitte dieses Ausschnittes befindet sich jederseits auf einem Absatz des Postabdomens ein win- ziger, 3 — 4 kurze Borsten tragender Anhang eingelenkt, wohl die Rudi- mente der als ,.rurca" bezeichneten Postabdominalanhänge der übrigen Copepoden. Der Darm durchzieht in'i Allgemeinen geradlinig den Körper und mündet in der Ausbuchtung des Postabdomens, er besitzt ein Paar grosse, bandförmig verzweigte Leberschläuche, in dem Kopfbrustschild gelegen. Das Herz liegt etwas hinter der Mitte des Kopfbrustschildes, besitzt eine Reihe von Plügelmuskeln und Seitenklappen und treibt das blassrothe Blut in einer sehr starken Aorta nach vorn , von wo es in je einem starken Stamm ins Kopfbrustschild und in die äusserst blut- reichen Schwimm beine läuft. In der Schwanzflosse strömt das Blut seitlich nach hinten und an dem Mittelausschnitt nach vorn. Zur Athmung dienen vor allem die stets in Bewegung begriffenen Schwimm- beine. Aus dem Leberanhang kommt ein starkes Venengefäss von hinten nach vorn. Die Hoden liegen jederseits als dreilappig verzweigtes Gebilde in der Schwanzflosse, die Ovarien ventral vom Darm unter dem Kopf brüst - Schild als längliches, zuweilen traubiges Gebilde. Beide Arten von Ge- nitalorganen münden am Ansatzpunkt der Schwanzplatte an das Kopf- brustschild. Vielleicht sind zwei seitlich von der $ Geschlechtsöffnung gelegene, opake Gebilde als Receptacula seminis aufzufassen. Oft sieht man an der Geschlechtsöffnung des § ein rundes, weisses Ei. Die Sper- matozoen scheinen im Hoden fadenförmig. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen. Als Sinnesorgane sind ausser den zwei Crystallinsen tragenden Augen wahrscheinlich noch Borsten am Vorderrand des Cephalothorax aufzufassen, wo zwischen kleinern Borsten stärkere, längere stehen, an deren Grunde sich immer ein kleiner Randeinschnitt l^efindet. lieber das Nervensystem weiss ich noch nichts anzugeben. Hoffentlich kann ich nach genauerer Untersuchung des conser- virten Materials nach meiner Rückkehr genauere Angaben über diesen Parasiten machen, für den ich einstweilen den Namen Gyropeltis rana- rum vorschlage. Deutsche Station Bukoba, West-Niansa, 28. Nov. 1890. FrommaiinscliG Buchdruckerei (Hermann Pohlo) in Jena. Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. Von Dr. phil. Franz Werner in Wien. Hierzu Tafel 6—10. Hiermit übergebe ich den zweiten Theil meiner Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere der Oeffentlichkeit und hoffe, dass er eine eben so freundliche Aufnahme finden werde wie der erste, welcher im Februar dieses Jahres unter dem Titel: „Untersuchungen über die Zeichnungen der Schlangen" erschienen ist. Demjenigen, wel- cher diese Arbeit gelesen hat, wird das Studium des zweiten Theiles, welcher sich eng daran anschliesst, gewiss nicht schwer fallen, und er wird daraus ersehen, dass ich möglichst bestrebt gewesen war, alles das, was in jenem ersten Theil unklar, unrichtig etc. war, zu verdeut- lichen und zu berichtigen — was auch theilweise bezüglich der Ab- bildungen geschehen ist. Zu grossem Dank bin ich ausser Herrn Dr. O. Boettger in Frankfurt a. M. auch noch Herrn Geheimrath Prof. Dr. R, Leuckart in Leipzig für die Eilaubniss zur genauem Untersuchung der Sammlung des zoologischen Institutes daselbst, Herrn Dr. R. Sohmidtlein für die mir dabei geleistete Hilfe, Herrn Prof. Dr. Wiedersheim in Freiburg i. Br. für zahlreiche bereitwilligst ertheilte Aufklärungen und Aus- künfte, endlich den Herren Dr. M. Peracca in Turin, W. Wolters- TORFF in Frankfurt a. M. und M. Koch in München für Sendungen von Thieren verpflichtet. Leipzig, im November 1890. Abth. f. Syst. J^l 156 Dr- FRANZ WERNER, Verzeichniss der beiiut/ten Literatur. Ausser den schon in meiner früheren Arbeit: „Untersuchungen über die Zeichnung der Schlangen, Wien 1890" erwähnten Werken noch insbesondere folgende: Bedeiaga, J. y., Beiträge zur Kenntniss der Lacertidenfamilie, in : Abb. Senckenb. Naturf. Ges., Bd. 14, 1886. — — Beiträge zur Kenntniss der Amphibien und Reptilien der Fauna von Corsica, in: Archiv f. Natui-g., Jahrg. 49, 1883, Bd. 1. BouLENGER, A. G. , Description d'une espece nouvelle de Triton, m : Bull. Soc. Zool. France 1880, p. 157, pl. 7. — — Etudes sur les grenouilles rousses , in : Bull. Soc. Zool. France 1879, p. 158; Supplement 1880, p. 207. — — Note sur les grenouilles rousses d'Asie, in : Bull. Soc. Zool. France, 1886. — — On a new snake of the genus Lamprophis , now living in the Society's Garden, in: Proceed. Zool. Soc. London, p. 397, 1887, tab. 34. — — On a collection of Reptiles and Batrachians made by Mr. H. Pryee in the Loo-Choo-Islands in : Proceed. Zool. Soc. London, 1887, p. 176, tab. 18. DuMiiRiL & BiBBON, Erpetologic generale. Keefft, Snakes of Australia, Sydney 1869. Leydig, Die äussern Bedeckungen der Rept. u. Amph., in : Archiv f. mikr. Anat., Bd. 9, 1873). Strauch, A., Schlangen des russischen Reiches, in : Mem. Acad. St. Pe- tersbourg (7) Tome 21, No. 4, 1873. — — Bemerkungen über die Geckoniden-Sammlung im Zool. Museum der kaiserl. Acad. d. Wissenschaften zu St. Petersburg, ibid., Tome 35, No. 2, 1887. TouENEviLLE , A. , Dcscription d' une nouvelle espece de batracien uro- dfele d'Espagne, in: Bull. Soc. Zool. France, 1879, p. 69, tab. 7. Einleitung. Die nachstehenden Mittheilungen sollen theils eine Ergänzung und Berichtigung meiner im Februar dieses Jahres erschienenen Arbeit „Untersuchungen über die Zeichnung der Schlangen" bieten, theils ver- gleichende Betrachtungen an andern Ordnungen des Wirbelthierstammes enthalten ; demnach zerfällt die Arbeit in drei Abtheilungen : L in den ergänzenden und berichtigenden Theil zu meiner Schlangen - Abhand- lung, IL die Untersuchungen über die Zeichnung der Amphibien und in. eine kurze vergleichende Uebersicht der Selachierzeichnungen. Untersuchungen über die Zeiohnunt; der Wiibeltliiere. J57 Was die Zeichimag der Vögel anbelangt, so werde ich mich wohl kaum damit beschäftigen können; denn abgesehen davon, dass mir das nöthige Material an Jugendformen dieser Classe — die, ebenso wie bei den Reptilien, die wichtigsten Aufschlüsse, ja gleichsam die Grundlage für eine allgemeine Betrachtung der Zeichnung bieten dürften — fehlt, habe ich schon in der Vorrede zur erwähnten Abhandlung erwähnt und seither als vollständig richtig erkannt, dass die ver- gleichende Betrachtung der Zeichnung kein Mittel an die Hand giebt, um verwandtschaftliche Beziehungen von Thierkategorien absolut, ohne Kenntniss der Systematik derselben, ausfindig zu machen und zu er- kennen, sondern sie liefert uns nur eine Controle für die Richtigkeit unserer Anschauungen über diese Verwandtschaftsbeziehungen, die um so genauer sein wird, je mehr Arten, Individuen, Altersstufen und Varietäten zur Vergleichung herangezogen wurden. Da nun also die Möglichkeit, anderweitig gewonnene systematische Erkenntnisse durch die vergleichende Betrachtung der Zeichnung zu controliren, davon abhängt, dass derjenige, welcher sich dieser Aufgabe unterziehen will, die Verwandtschaft der betreffenden Thierkategorien entweder aus eigenen Studien oder wenigstens aus den Arbeiten her- vorragender Fachmänner möglichst genau kennt, so folgt daraus für mich, da ich das relativ riesige Reich der Vögel nicht in dem erforder- lichen Grade kenne, die Nothwendigkeit, dieses Gebiet einem Ornitho- logen vom Fach zu überlassen. — Denn hier geht es nicht an, etwa nur die Zeichnungsform an einer bestimmten Localfauna zu vergleichen, sondern es muss, wie schon oft erwähnt, das Maximum nicht nur aller bekannten Arten, sondern auch aller Individuen, soweit sie erreichbar sind, herangezogen werden. In der Fauna Europas fehlen Vertreter von 20') (d. i. etwa ^j^ aller) Familien von Schlangen, und von den 7 Familien, welche vertreten sind, zählen die Eryciden, Crotaliden, Dipsadiden, Psammophiden, Typhlopiden nur eine einzige Gattung und Art. Man sieht aus diesem Beispiel, dass aus der Schlangenfauna Europas für 5 Familien nahezu gar nichts bezüglich der Zeichnung gefolgert werden kann, für 2 (Colubridae und Viperidae) aber nur sehr unsichere Resultate sich ergeben können. — Was aber die Säugethiere anbelangt, so hat hier schon Prof. Eimer interessante Beobachtungen in Krebs' „Humboldt" (1885—1888) veröffentlicht, und ich werde 1) Ich. will hier bemerken, dass ich die Causidae (mit Causus und Dinodipsas, vielleicht auch Acanthophis) als Familie anerkenne, ebenso unter den Peropoden die Loxocemidae und Chondropythonidae. 11* X58 Dr. FRANZ WERNER, auf diese wichtige Arbeit bei späterer Gelegenheit zu sprechen konimeii, wenn meine eignen Untersuchungen über die Säugethierzeichnung ab- geschlossen sein werden. Gewisse Zeichnungen sind total unverständlich und anscheinend abnorm, wenn sie nicht mit denen anderer Arten vergUchen werden; hierher gehören die beiden gelben Längsstreifen der gestreiften Ringel- natter {Tropidonotus bilineatus = persa), die ich in meiner Schlangen- Abhandlung auf den Rest der Grundfarbe einer gestreiften Stammform zurückgeführt habe, und vieles andere ; der helle Querstreifen auf den Supraocularen von Zamenis gemonensis (aufgehellter Rest der Grund- farbe zwischen Interocularband und Gccipitalflecken) erklärt sich durch Vergleich mit Zamenis hippocrepis ; die hellen Temporalflecken von Nardoa boa und N. schlegelii finden ihre Erklärung als Rest der Grund- farbe zwischen Postocularstreifen und Scheitelflecken durch den Ver- gleich mit Python regius; und so lassen sich die Beispiele noch lange fortsetzen, wo durch Vergleich einer anscheinend unerklärlichen Zeichnung an einer Art mit einer bereits aufgeklärten einer andern Art oder Gattung diese Zeichnung als Rest der Gi-undfarbe oder Zeich- nung, als Verschmelzungs- oder Auflösungsproduct von Flecken u. s. w. sich ergiebt. Bei keinem Zweig der Zoologie hat das Individuum den Werth wie hier; an einem einzigen Exemplar einer Jugendform wird oft nachweisbar, dass eine schon vermuthete gewisse Zeichnung wirklich bei einer Art vorkommt; und wenn in manchen Fällen ge- schlossen wurde, dass eine gewisse Zeichnung bei einer Gattung oder Familie nicht vorkommen kann, so ist jedes neu besichtigte Exem- plar einer hierher gehörigen Art ein neuer Beweis für die Richtigkeit dieses Schlusses. Man wird in dieser Abhandlung viele Berichtigungen finden , die sich auf früher von mir gemachte Angaben beziehen; ich hoffe, dass dieser Umstand nicht zu dem irrigen Glauben verleitet, er sei in der Hin- fälligkeit und Unsicherheit der von mir aufgestellten Zeichnungstheorie begründet, sondern dass im Gegentheile der aufmerksame Leser die Ueberzeugung gewinnt, dass durch diese Berichtigungen die Vereinfachung und Consolidirung dieser Theorie erheblich zugenommen, ihre Wahr- scheinlichkeit sich vergrössert habe. Meine Ueberzeugung von ihrer Richtigkeit, die freilich durch die Vorweisung des mir vorgelegenen Materiales besser als durch die längste Abhandlung sich ergeben würde, hat bis jetzt noch kaum durch Einwände von Belang geschwächt wer- den können, dafür aber durch zahlreiche „lebende und conservirte" Beweismittel Stärkung erfahren. Ueberhaupt ist die Autopsie in diesem Untersuchungen über die Zeichnuuig der Wirbelthiere. 159 Gegenstande die einzig verlässliche Untersuchungsbasis ; nur sehr gute Abbildungen kommen dem lebenden oder gut conservirten Thiere an Werth sehr nahe ; und auf beiden beruhen alle Angaben , die ich als Grundlage für weitere Ausführungen benutzt habe, während ich Beschreibungen stets nur zur Ergänzung und Bestätigung verwendet habe. Und so hoffe ich dadurch, dass ich manche aus Mangel an Ma- terial früher falsch gedeutete Beobachtungen auf den richtigen Grund zurückgeführt, manche Vermuthung bestätigt, manche anscheinend räthselhafte Zeichnung auf eine bekannte und typische Form oder deren Reste, Verschmelzungs- oder Rückbildungsproducte zurückgeführt, Uebersehenes, aber doch Wichtiges bemerkt habe, wieder dazu beige- tragen zu haben, dass sich die Lehre von der Zeichnung — einen schön klingenden Namen dafür ausfindig zu machen, überlasse ich Andern — zu einer wirklichen Wissenschaft ausbildet und die Zeich- nung jene Aufmerksamkeit und Berücksichtigung findet, die sie verdient, und nicht, wie etwa die Kriegsbemalung eines Indianers, als zufälliger und individueller Schmuck, sondern als äusseres Zeichen der auf Ab- stammung begründeten Zusammengehörigkeit der Formen angesehen wird. Ich gehe nun zum Thema der ersten Abtheilung dieser Ab- handlung über. I. Die ergänzenden und berichtigenden Bemerkungen über Schlangeu- und Eidechsenzeichnungen will ich in ungefähr eben derselben Weise behandeln wie in der erwähnten Abhandlung ; zu einzelnen Theilen ist weiter nichts hinzuzufügen, oder das Neue ist in dem speciellen Theil dieses Abschnittes bei der betreffenden Familie eingereiht. Der allge- meine Theil umfasst die Besprechung der Reptilienfärbuug im Allge- meinen, der phylogenetischen Entstehung der Kopfzeichnung bei den Schlangen, der secundären und rückgebildeten Zeichnungsformen u. a. A. Allgemeiner Theil. Wie ich durch Untersuchung einer grossen Zahl von Formen ge- funden habe, gehört das die Zeichnung bildende Pigment durchgehends der Cutis an. Dies schliesst jedoch nicht aus, dass auch die Epidermis pigmentirt sein kann und sogar, wie schon in meiner früheren Arbeit erwähnt, mitunter eine Zeichnung trägt. Nur ist hierbei zweierlei zu unterscheiden : die äussere oder Hornschicht der Epidermis zeigt bei verschiedenen Arten einen verschiedenen Grad der Pigmentirung ; und 160 Dr. FRANZ WERNER, zwar ist das hier vorkommende Pigment durchweg braun. Dasselbe erscheint, wenn man die Schuppen bei starker Vergrösserung von oben her betrachtet, in Form von zarten Flocken, bei grösserer Anhäufung in Form von etwas deutlicher contourirten , verschieden dunklen und grossen Fleckchen , bei sehr starker Anhäufung aber — wo die Epi- dermis schon deutlich dunkelbraun gefärbt ist — in Form eines dichten Netzwerkes mit hellen Zwischenräumen oder besser noch als braune Färbung mit zahllosen hellen runden Fleckchen. Am schwächsten fand ich von allen bisher untersuchten Arten die Epidermis von Coronella girondica pigmentirt (nahezu glashell), während andererseits bei Rhi- nechis und Elaphis besonders die epidermalen Streifen, bei den Ni- grinos verschiedener Schlangen, deren Schuppen mehr schwarzgrau als schwarzbraun aussehen, alle Schuppen gleichmässig und sehr dicht pigmentirt sind. Das Stratum mucosum oder Malpighii der Epidermis zeigt eine schwarze Pigmentirung ; dieses Pigment ist spärlich und gleichmässig über die Mitte der Schuppe verbreitet und ist bei allen 10 bis jetzt unter- suchten Schlangengattungen anscheinend in contractilen Chromatophoren, welche sternförmig und vielfach verästelt sind, enthalten. Sonst aber ist die MALPiGHi'sche Schicht meist glashell oder schwach gelblich oder bräunlich gefärbt. Eine, wie ich erst nachträglich bemerke, sehr häufige Erscheinung ist die getreue und mehr oder weniger deutliche Wiederholung eines Theiles der Cutiszeichnung auf der Epidermis — und zwar auf dem Stratum corneura. Dass diese Epidermalzeichnungen nicht ursprüng- licher sind als die Zeichnung des Coriums, beweist unter anderm schon der Umstand, dass sie meist nur bei alten oder wenigstens erwachsenen Individuen auftreten, dass sie bei vollständigem Mangel einer Cutis- zeichnung stets ebenfalls fehlen, und dass sie nur Theile der Cutis- zeichnung wiederholen und zwar nur diejenigen, die am stärksten pigmentirt und verdunkelt sind. Darum zeigt sich auf der Epidermis einer Coronella girondica, deren Zeichnung ziemlich schwach ausge- prägt ist, kaum eine Spur davon; auf der Epidermis alter Ringel- nattern sieht man wohl die Zeichnung des Kopfes, aber sonst nichts, auf der anderer Schlangen wieder nur die stark dunklen dorsalen Flecken oder Streifen, aber weder laterale noch marginale wiederholt. Der Umstand, dass 1. die Zeichnung der Epidermis (und zwar der Hornschicht derselben) die der Cutis getreu nachbildet und zwar ent- sprechend dem Grade der Schärfe und Dunkelheit, dass sie also um so deutlicher und dunkler ist, je dunkler die des Coriums ist, und dass über- Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 161 haupt der Grad der PigmentiruDg der Epidermis direct von dem der Cutis abhängt, so dass im Allgemeinen dunkler gefärbte Schlangen auch dunkler gefärbte Häute abwerfen ; der Umstand endlich, dass bald nach der Häutung die Pigmentirung des Stratum corneum am schwächsten, daher auch die Epidermalzeichnungen am wenigsten merklich, vor der Häutung aber am stärksten und deutlichsten sind, bringt mich auf die Vermuthung, dass durch die Häutung die Ausscheidung von Pigment befördert wird , indem dasselbe innerhalb jeder Häutungsperiode all- mählich in dem Maasse, wie es im Corium resp. besonders auf der Oberfläche desselben sich angesammelt hat, auf die Epidermis tiber- tragen und mit derselben in regelmässigen Zwischenräumen abgestossen wird. Daher sehen wir auch, dass das Stratum malpighii, welches nicht entfernt wird, keine Zeichnung trägt. Dasselbe wie bei Schlangen finden wir übrigens auch bei den Eidechsen. Es ist dies, wie bemerkt, nur eine Vermuthung meinerseits, die allerdings, wie zu ersehen ist, viel Wahrscheinliches an sich hat ; ihre Begründung durch histologische Untersuchung kann ich aber jetzt nicht versuchen, da mir das nöthige Material erst im Frühling und Sommer nächsten Jahres wieder in ausreichendem Maasse zur Verfügung steht. Bei allen Schlangen und Eidechsen, die ich bisher untersuchen konnte, entspricht der epidermalen Zeichnung eine solche der Cutis: bei den Callopeltis- ArtQH ist die Sache insofern merkwürdig, als hier eine zweifellos secundäre Längsstreifung bei primärer Fleckenzeich- nung ^ ) auftritt und erstere erst im spätem Lebensalter bemerkbar wird und eine epidermale Zeichnung bewirkt, während dies in der Jugend nicht der Fall ist. Hingegen scheint bei den Coronella- Arten, die ich als primär gefleckt ansah, eine primäre Längsstreifung vorzu- kommen, welche eben eine Wiederholung auf der Epidermis findet: eine solche ist bei Coronella austriaca, amaliae, olivacea, wohl auch bei C. girondica wahrscheinlich, während sie für C. anomala {= pul- chelld) zweifellos ist; primäre Fleckenzeichnung weisen dagegen noch die nordamerikanischen Coronella (Ophibolus) - Avten sowie auch die meisten Liophis- Arten auf; nur Liophis reginae zeigt eine, der der Cwonella-Arten ähnliche Längsstreifung und öfters secundäre Flecken- zeichnung. Was nun die durch Pigmente hervorgerufenen Färbungen anbe- 1) Gegen die Annahme, dass die Fleckenzeichnung der Callopeltis- Arten eine secundäre sei, spricht die Entwicklungsgeschichte dei'selbeii. 162 I^r- FRANZ WERNER, laugt, so unterliegt es für mich keinem Zweifel, dass sie die meisten von ihnen ebenso phylogenetisch aus einer und derselben Färbung her- vorgegangen sind, wie dies bezüglich der Ontogenie noch heute von jedermann beobachtet werden kann. Es existirt zwar ausser dem ur- sprünglichen braunen, eigentlich zeichnungsbildenden Pigment und dessen Abkömmlingen (grau und schwarz) noch ein gelbes und ein rothes Pigment 0, welche aber meist ohne Bedeutung für die Zeichnung sind, ferner ein von Leydig (1. c.) erwähntes weisses Pigment. Die Verwandlung der Farben im Laufe der ontogenetischen Ent- wicklung ist oft sehr auffallend; die in der Jugend graue Elaphis cervone wird im Alter braun; die braune junge Lacerta viridis im Alter grün, die L. ocellata ist zuerst braun, dann grau, dann grün, wobei die schwarzen Augenflecken der Seiten statt des weissen einen blauen Mittelflecken erhalten ; und eine ähnliche Farbenänderung geht bei L. agilis vom Erwachen aus dem Winterschlafe bis zur Zeit der Paarung vor sich, indem das braune Männchen allmählich an den Seiten immer intensiver grün gefärbt wird. Bei Xiphosoma caninum wird die orangegelbe Jugendfärbung im Alter blaugrün (Dumeril-Bi- BRON, Erp. gen.), und bei Tropidosaura algira werden die lila ge- färbten Längsstreifen der Jungen im Alter gelb (Bedriaua, 1. c). Ohne Zweifel wird ein grosser Theil dieser Veränderungen durch das Sonnenlicht hervorgebracht; und ein allerdings mehr negativer Beweis dafür ist der Umstand, dass grabende, wühlende, (unterirdisch lebende) Reptilien, wenn sie nicht, wie die meisten Amphisbänen, von weisslicher Färbung sind, sich durch die wahrscheinlich uralte und wirklich ursprüngliche braune Farbe auszeichnen. Auch bleibt bei dunkel gehaltenen Eidechsen im Frühling jede Farbenänderung aus, die Färbung bleibt bei Braun und Schwarz. Dass auch nächtliche Schlangen von bunter Färbung sein können, ist kein Einwand gegen die behauptete Wirkung des Sonnenlichtes; denn keine nächtliche Schlange versäumt es, sich um die Mittagszeit zu sonnen ; (nebenbei bemerkt, sind manche Schlangen, denen man davon durchaus nichts anmerkt, wirkliche Nacht- thiere, wie z. B. die Aesculapschlange). Mit den durch die Pigmente hervorgerufenen Farben vereinigt sich nicht selten ein durch Interferenzerscheinungen hervorgerufener Metall- oder Perlmutterschimmer^); letztern zeigen die Bäuche ziemlich 1) Siehe auch V. Hacker, Ueber die Farben der Vogelfedern, in : Ar- chiv f. Microscop. Anatomie, Bd. 35, Heft 1. 2) Nach LKYJ)j(i 1. c. entstehen diese Interferenzfarben durch die Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. IQS vieler Eidechsen aus der Lacertiden- und Scincoidengruppe; einen blauen Metallschiinmer sieht man auf dem Kopfe und weniger deutlich auch am Rücken der frisch gehäuteten Coronella austriaca (schon nach der ersten Häutung nach der Geburt), sowie auf den schwarzen Dorsalflecken der frisch gehäuteten Tarbophis vivax. Goldschimmernd sind Dendrophiden , Lacertiden (Tropidosaura algira) , manche Igua- niden {Sceleporus, Liolaemus, die auch verschiedene andere prachtvolle Metallfarben zeigen), ferner zeigen auch noch viele Dendrophiden, einige andere Schlangen ^ ) , ferner Lacertiden , Iguaniden , Scincoiden u. a. einen mehr oder weniger deutlichen Metallglanz. Wir haben nun ungefähr alle wichtigeren Färbungen besprochen; ein aufmerksamer Beobachter wird an europäischen Reptilien schon vielfach sehen können , wie das Braun in Grün , das Grün in Gelb oder Blau übergeht ; das Braun andererseits in Gelb , das Gelb in Orangeroth und Blutroth sich ändert; das Gelb zu Weiss, das W'eiss zu Bläulich oder Rosenroth, das Braun zu Grau, zu Schwarz sich umwandelt u. s. w. — lieber die Entstehung dieser Farben werde ich später in einer besonderen Arbeit berichten, da mir die Beschaffung rother, blauer und grüner Schlangen (fast durchweg Exoten) zu diesen Untersuchungen bisher nicht in ausreichendem Maasse möglich war. Ich will nun noch ein paar Worte über die Formen des Zugrunde- gehens, der Rückbildung der Zeichnung sagen. Die Zeichnung und zwar besonders die Fleckenzeichnung , hält bei vielen Formen , und zwar ebenso bei mancher Art wie bei manchem Individuum, nicht wäh- rend der ganzen Lebensdauer der Art oder des Individuums aus; sondern es giebt sowohl Arten, die entweder in ihrer Zeichnung durch- weg und schon bei jungen Exemplaren den Charakter der Auflösung und Rückbildung zeigen, oder die die Erscheinung bemerken lassen, dass gewisse Individuen (oder alle) mit zunehmendem Alter diesen Charakter zeigen. Dieser Charakter besteht darin, dass die Flecken entweder nicht mehr durchweg gleichmässig gefärbt sind, sondern die Ränder oder die Mitte der Schuppen allein bedecken, also wie ich es genannt habe, einfache Zeichnungen auftreten, die ich schon in der frühern Abhandlung als secundär und von der secundären Einfarbig- keit nicht deutlich abgrenzbar erklärt habe; indem diese Ränder von gitterförmigen Leisten auf den Schuppen; allerdings zeigen die meisten Schlaugen und Eidechsen trotz der vorhandenen Epidermalsculptur keine solche Erscheinung. 1) Dendraspis angusticeps. 164 D' FRANZ WERNER, dunklem Pigment immer schmäler werden, tritt endlich völlige Ein- farbigkeit ein (allerdings im individuellen Leben in der Regel erst bei sehr alten Exemplaren ^ )) ; Beispiele: alle unsere Tropidonotus-, Coro- nella-krtew, auch Zamenis gemonensis, Vipera aspis u. a. (aber durch- aus nicht bei allen Exemplaren!). Eine andere Art des Zugrunde- gehens der Flecken besteht darin, dass sie verblassen, an den Rändern undeutlich werden und wie ein dunkler Anflug auf der Grundfarbe erscheinen ; dies ist der Fall bei Ungalia-Arten u. v. a. Diese Altersschwäche der Zeichnung, die für manche Arten ge- radezu typisch ist, kann sich aber auch in anderer Weise äussern, nämlich durch Zerfall der Zeichnung in kleinere, unregelmässige Stücke. Dies kommt mitunter vor bei den Querbinden von Naja haje, und wahrscheinlich ist auch Sepedon Jiaemachates , welcher eine solche bruchstückweise Zeichnung zeigt, früher, wie die Mehrzahl der Ela- piden, regelmässig quergestreift gewesen ; auch bei den ebenfalls meist geringelten Scytaliden findet man solche, total unregelmässige, ungleich grosse und ungleich vertheilte Zeichnungsreste bis zu immer geringerer Menge bei Scytale coronatum und Oxyrhopus fitzingeri. Hier will ich gleich einen Irrthum berichtigen, den ich auf p. 29 meiner Schlangen-Arbeit begangen habe; ich habe dort nämlich ange- nommen, dass die Flecken der Schlangen ursprünglich auf die Grösse einer Schuppe beschränkt waren und erst im Laufe der weitern Ent- wicklung bei Vermehrung der Längsschuppenreihen des Rumpfes sich vergrösser t haben mochten. Ich habe diese Angabe im Laufe späterer Untersuchungen unhaltbar gefunden, obwohl ich die Angabe über die constante Lage der Fleckenreihen als durchaus richtig und sicher aufrecht erhalten muss. Ich habe nämlich die'Flecken- zeichnung einer ziemlichen Anzahl von Formen, bei der sie aus solchen kleinen, auf eine Schuppe beschränkten Flecken besteht, als secundär und bei einer andern Zahl diese Grösse nur als ein durchaus nicht constantes Minimum befunden. Es ist also diese Zeichnung bei denjenigen Arten, bei denen ich sie ausnahmsweise gefunden habe {Zamenis gemonensis, Vipera aspis) nicht als Fall von Rückschlag, sondern als eines der letztern Stadien vor völliger secundärer Ein- farbigkeit zu deuten. Die Form der Flecken scheint ursprünglich sogar von der der Schuppen ziemlich unabhängig gewesen zu sein ; complicirtere, gerad- 1) Und bei manchen Arten überhaupt niemals vollständig. üntersuchuugen über die Zeichnung der VVirbelthiere. 165 1 i D i g e geometrische Figuren ^ ), wie Dreiecke, Rhomben und daraus combinirte Fleckenformen (deren Verschmelzungsformen auf einem Papier, auf welches das Schuppennetz der betreffenden Art gezeichnet ist, leicht construirt werden können), kommen bei phylogenetisch alten Familien kaum vor, wohl aber bei den jüngsten (Viperiden, Crotaliden). Die ursprünglichsten Fleckenformen, wie wir sie bei den ältesten ge- zeichneten Vertretern der verschiedenen Wirbelthierclassen finden, sind von kreisrunder oder elliptischer Form und sind bei vielen Boiden, Pythoniden und andern altern Schlangenformen noch so zu sehen; ihre Verschmelzungsproducte sind selten regelmässig und geometrisch voraussehbar; selbstverständlich sind diese altern und jungem Fleckenformen nicht scharf von einander geschieden. Jedenfalls aber können die Dorsalflecken auch der ursprünglichsten Schlangenformen (die sicher nicht weniger als 17 Schuppenreihen besessen haben wer- den) ^) ganz gut einen Durchmesser von etwa 3 Schuppenbreiten und mehr besessen haben ; natürlich ist eine wirkliche Lösung dieser Frage nicht möglich (aber auch nicht von Bedeutung); ich will hiermit nur zur Correctur angeben, dass die von mir für ursprünglich gehal- tene Grösse der Flecken (= der einer Schuppe) es nicht ist. Zum Schlüsse will ich noch bemerken , dass mir secundäre Kopfzeichnungen bei Schlangen nicht bekannt sind, alle Formen der- selben daher auch bei secundärer Rumpfzeichnung primär sind. Ich wende mich nun zu einem andern Thema, nämlich zur Be- sprechung der muthmaasslichen phylogenetischen Entstehung der Kopf- zeichnung bei den Schlangen. Die jetzt lebenden Schlangen lassen sich bezüglich ihrer Kopf- zeichnung von einer Form ableiten, deren laterale Kopfschilder — oder wenigstens Oberlippenschilder — dunkel gerändert, deren Pileus- schilder jedes mit einem dunklen Mittelflecken versehen sind, und bei der ein Postocularstreifen vorhanden war ^). 1) welche stets mit der Form der Schuppen im Zusammenhang stehen. 2) Von den jetzt lebenden Schlangen haben fast nur degenerirte Familien (Calamariden) weniger. 3) Wahrscheinlich hatten früher auch die Oberlippenschilder dunkle Mittelflecken; und diese Oberlippenfleckenreihe setzte sich wohl ebenso in die Marginalfleckenreihe des Rumpfes fort, wie dies bei vielen Ei- dechsen und, wenn ich nicht irre, auch andern Wirbelthieren mit ent- sprechenden Streifen noch jetzt der Fall ist. Diese Oberlippenflecken- reihe ist noch bei manchen Schlangen {Coelopeltis) vorhanden. 166 Dr- FRANZ WERNER, Solche Formen giebt es noch in ziemlicher Anzahl in mehreren Familien, obwohl die Anzahl der Pileus-Flecken meist durch Rückbil- dung verringert ist; eine solche Form ist z. B. unsere Kreuzotter (der nur die Internasalflecken fehlen), die ursprünglichste Form der Viperidengruppe. Aus dieser Zeichnung entwickelten sich nun zwei, in der Familie der Colubriden nicht scharf geschiedene, sonst aber fast überall un- vermischte Typen; der eine Typus, dem die grösste Mehrheit (und zugleich auch die ältesten Formen) aller gezeichneten Schlangen an- gehören, unterscheidet sich von der vorigen Form höchstens dadurch, dass die drei zwischen den Augen liegenden Flecken zu einem Quer- band verschmelzen, welches die drei Schilder, auf welchen sie liegen, quer durchschneidet ; oder dass alle Pileusschilder zu einem einzigen grossen dreieckigen Flecken verschmelzen (bei Viperiden , Crotaliden, Pythonideu, Boiden, Lycodontiden). Dabei kann wieder der eine oder der andere Fleck (bei paarweise angeordneten, was alle Pileusschil- der ausser dem Frontale sind, natürlich immer die beiden entspre- chenden zugleich) fehlen. Die zweite Form ist aus der erstem derart entstanden zu denken, dass die Flecken der Pileusschilder nach hinten rücken, und zwar ganz bis an den Hinterrand derselben, so dass alle Pileusschilder mehr oder weniger deutlich dunkel gerändert werden. Dieser Vorgang ist bei Coronelhnen, Colubrinen, Calamariden, Oligodontiden, theilweise auch bei Elapiden, Scytaliden, Natricinen (Lycodontiden?) zu bemerken. Dadurch wird das präfrontale Fleckenpaar der frühern Gruppe zu dem präfrontalen Interocularband der jetzt besprochenen (die inter- ocularen Flecken können dabei an ihrem Platze bleiben und ein zweites Interocularband bilden {Xenodon rJiahdocephalus), oder sie rücken an den Hinterrand der drei Schilder, auf denen sie gelegen sind, wobei in der Regel der Frontalfleck verloren geht {Coelopeltis lacertina, He- terodon platyrhinus, Coronella austriaca). Ebenso rücken die parietalen Flecken, wenn sie nicht an Ort und Stelle bleiben, was auch häufig vorkommt, an die hintere Circumferenz und die Mediaunaht der Parietalia. Für die Richtigkeit dieser Annahme spricht u. a. Folgendes: 1. ist es zweifellos, dass z. B. das vordere Interocularband der Xenodon-kviQw aus den präfrontalen Flecken entstanden ist. 2, da es bei dieser Annahme unmöglich ist, dass die Pileus- schilder sowohl dunkle Mittelflecken als dunkle Ränder tragen , so muss dies durch die Beobachtung bestätigt werden; und wir finden Uiiteisuchungeii über die Zeieliiiniig der VVirbelthiere. lg? auch bei Elaphis- Arten, ferner bei Elaps surinamensis, E. hygiae u. a., welche an allen Pileusschildern dunkle Ränder zeigen, keine Spur von dunklen Mittelflecken derselben ; und andrerseits bei denjenigen, welche, wie Lycodon rufozonatus, Vipern herus, auf den Pileusschildern dunkle Mittelflecken besitzen, keine Spur dunkler Ränder. Ferner ist das Fehlen des Interocularbandes bei dunkler Ein- säumung der hintern Ränder an den drei interocularen Schildern sowie das Fehlen derselben Einsäumung bei Vorhandensein dieses Interocularstreifens ein weiterer Beweis , abgesehen davon , dass sich durch diese Annahme eine Menge Zeichnungen leicht und ohne Zu- hilfenahme einer diphyletischen Entstehung der Kopfzeichnung — die namentlich bei den Colubriden absolut unwahrscheinlich ist — erklären lassen. Die gezeichneten Schlangen lassen sich bezüglich ihrer Kopf- zeichnung in folgende durchweg natürlichen Gruppen eintheileu : 1. Schlangen mit durchweg ungeränderten Kopfschildern, mit Querband zwischen den Augen, oder Scheitelflecken. Postocular- streifen vorhanden. — Peropoden ^ ). - Daran anschliessend die Tortriciden, welche sich aber nur in der Rumpfzeichnung den Peropoden anreihen ; die des Kopfes ist zu gering, um zu Schlüssen zu berechtigen. 2. Colubriden mit präfrontalem oder interocularem Querband; ersteres bei Coronella , Lytorhynchus , Heterodon; letzteres bei Ablahes (modestus), Heterodon ipulcher), Xenodon {severus, neu- wiedii). Davon ableitbar : die Gruppe der Calamariden mit präfron- talem Querband. Fem er : Dipsadiden mit interocularem Querband {Amhly- cephalus) oder ebensolchen Flecken {Himantodes) ; Lycodontiden mit interocularen Flecken {Lycodon rufozonatus) oder Querband {Lamprophis fisMi) oder Scheitelflecken (Boo- don); Scytaliden mit präfrontalem Querband {Oxyrhopus scolopax). 3. Colubriden mit präfrontalem {Elaphis, Callopeltis, Pituophis) oder interocularem {Zamenis, Spilotes) Querband ; 1) Die etwaigen vor dem Interocularband liegenden Flecken lassen sich kaum mit den Internasal- und Präfrontalflecken der andern Schlangen homologisiren , da die Beschilderung der Schnauze bei den Peropoden durchaus nicht so einfach ist. Igg Dr. FRANZ WERNKK, Davon ableitbar: Dryadinen ohne Interocularzeichnung , nur PostocAilarband ; Dendrophiden : fast ohne Interocularzeichnung (bis auf Chry- sopelea\ Postocularband meist vorhanden. Dryophiden : ganz ohne Interocularzeichnung, höchstens Post- ocularzeichnung vorhanden. Psammophiden : mit interocularem Querband oder ebensolchen Flecken ; Ferner: Oligodontiden mit präfrontaleni Querband. 4. Natricinen fast ohne Querbandzeichnung zwischen den Augen (nur Ischnognathus und Tropidonotus vittatus eine präfrontale). Damit verwandt: Homalopsiden ohne Interocularzeichnung 0- An die Colubriden noch anzuschliessen : Rhachiodontiden, Ela- piden und Hydrophiden alle drei mit interocularemQuerband (letztere beide meist ohne Postocularband). 5. Acrochordiden mit interocularer (?) Querbandzeichnung. 6. Viperideu und Crotaliden mit interocularem Querband oder Scheitelflecken. Die Subocularzeichnung habe ich bisher nicht erwähnt, da sie eine eigene Besprechung verdient ; ihre Lage ist constanter, als ich glaubte, und giebt ein Mittel an die Hand, um zu erkennen, an welcher Stelle eine Vermehrung der Oberlippenschilder vor sich gegangen ist. Was die Peropoden anbelangt, so scheint bei ihnen der Subocular- streifen (oder vielmehr -Fleck) weniger an bestimmte Schilder als an die Lage unter dem Auge gebunden ; ganz Aehnliches ist auch bei altern Eidechsen (Iguaniden, Varaniden) der Fall, bei welchen übrigens dem Subocularfleck auf dem Oberkiefer noch zwei andere ähnliche vorausgehen können , während dem der Peropoden nur einer , der von mir sogenannte Nasalfleck, vorausgeht. Anders hingegen bei den Colubriden ; hier ist der Subocularstreifen, so viel ich beobachten konnte, an ganz bestimmte Oberlippen-Schild- ränder gebunden, und je nachdem sich die Anzahl der OberHppen- schilder vor ihm verringert oder vermehrt, rückt er anscheinend an den Hinterrand eines weiter vorn oder weiter hinten stehenden Supra- labialschildes. Bei den Coronellinen mit 7 Supralabialen liegt er am Hinterrande 1) Bei der Correctur trage ich noch nach, dass ich bei 2 Homa- lopsiden {Cerherus und Pythonopsis) ein präfrontale.s Querband wie bei den Natricinen gefunden habe. Untersuchungen über die Zeichnunjf der Wirbeltljiere. IG'i) des 3. (C. getulus, deliata, hoylii), bei denen mit 8 (C. girondica und C. amaliae) auf dem Hinterrand der 4. Supralabiale; dem entspricht auch der Supraocularstreifen von Callopeltis aesculapn juv. und C. quadrüineafus (am 4. bei 8 Supralabialibus), von Pituophis catenifer (ebenfalls am 4. bei 8), Spüotes varidbilis (3. bei 7), melanurus 4. bei 8 Compsosoma (5. bei 0), Cynophis malaharicus (5. bei 9); ebenso von Ischnognathus dekayi (3. bei 7) und RhinecJiis Scolaris (4. bei 8)^). Bei den Zamenis-Arten mit 9 Supralabialen [Z. hippocrepis , ra- vergieri, Jcarelini, ventrimaculaius) liegt der in Eede stehende Streifen am Hinterrand des 6. Supralabiale und entspricht damit ganz dem von Tropidonofus quincunciatus (ebenfalls 6. bei 9), demgemäss muss bei einer Tropidonotus- Art mit 8 Supralabialen der Streifen auf dem 5. {T. tessellatus juv.), bei einer solchen mit 7 Supralabialen aber auf dem 4., resp. dessen Hinterrande liegen, was auch wieder zutrifit (Tropidonotus nafrix, viperinus, tigrinus). An 5 untersuchten Viperiden-Arten habe ich übereinstimmend den Streifen am Hinterrand des 4. Supralabiale gefunden, obgleich die Anzahl der S. 1. im ganzen zwischen 8 und 12 variirte. Daraus resultirt mit Sicherheit, dass die Vermehrung der Oberlippenschilder von 8 auf 12 hinter dem 4. vor sich gegangen ist, wenigstens bei diesen 5 Arten ; der Umstand , dass auch bei nur 8 Supralabialen (dem Minimum und zugleich der ursprünglichsten Zahl in der ganzen Viperidenfamilie) der Streifen schon am 4. Supralabiale liegt, ist be- zeichnend genug, wenn man die grosse Verbreitung dieses — an der- selben Stelle liegenden — Streifens bei den Colubriden bedenkt. Könnte nun noch nachgewiesen werden, dass bei den erwähnten Zamenis- und Tropidonotus - Arten ein Supralabiale vor dem Auge und dem Streifen — etwa durch Theilung, was gerade hier nicht selten ist — zugewachsen sei, so wäre auch der Subocularstreifen dieser Schlangen mit dem der Colubrinen-Coronellinen, der Viperiden homolog; wie dies aber nachgewiesen werden kann — ob durch Unter- suchung von Embryonen oder auf vergleichendem Wege — ist mir vor der Hand noch nicht klar. Da mir von mancher Seite nahe gelegt wurde, ich möge an irgend einem Beispiele zu zeigen versuchen , wie secundäre Zeichnungen als 1) Bei einer unbestimmten Dipsas des Leipziger zool. Universitäts- museums (5. bei 9), bei einem Tarhophis vivax ebenda auf einer Seite: 3. bei 7, auf der andern 4. bei 8, bei einem jungen Coluher conspicil- latus 3. bei 7, Elaphis alleghaniensis 4. bei 8, Heterodon nasicus 4. bei 8, bei Zamenis gemonensis juv. 4. bei 8, bei Coluher eximius 4. bei 8. 170 ^i" l^'RANZ WERNEK, solche erkannt und andrerseits eine bestimmte ursprüngliche Zeichnung durch eine ganze Familie hindurch in ihren Spuren verfolgt werden kann, und ich glaube, durch die Vorführung eines solchen Beispieles wirklich auch Andern die Möglichkeit bieten zu können, ihrerseits selbst derartige Untersuchungen anzustellen, was namentlich bezüglich der Iguaniden und Agamen sehr wichtig wäre, so wähle ich als Bei- spiel tue Familie der Lacertiden ' ). Wenn wir recht viele Arten dieser Familie in möglichst vielen Altersstufen (besonders aber Jugendformen) und Varietäten betrachten, so sehen wir bald, dass nicht nur die Mehrzahl der Gattungen längsgestreifte Arten aufweist, sondern dass auch von den übrigen, gewöhnlich und im erwachsenen Zustande ein- farbigen oder nicht gestreiften Arten noch eine ziemliche Anzahl sich in der Jugend oder in gewissen Varietäten als gestreift erweist , und zwar ebenso gestreift wie die andern Arten es gewöhnlich sind. Und nicht nur das finden wir ; wir bemerken auch, dass die Längsstreifen- zeichnung der Lacertiden mit der anderer gestreifter Eidechsen aus der Gruppe der Leptoglossen , als besonders mit der der Scincoiden, Tejiden sowie gewisser Chalcididen, ja auch noch mit der gestreifter Iguaniden und Agamen eine vollständige Uebereinstimmung zeigt. Darin spricht sich die phylogenetische Bedeutung der gestreiften Lacertiden- zeichnung genugsam aus. Wir suchen nun weiter: Giebt es irgend eine Art unter den Lacertiden, bei der sich nachweisen lässt, dass ihre Längsstreifung durch Verschmelzung von Flecken, welche in Längs- reihen standen, sich gebildet habe V Ich glaube, diese Frage unbedingt verneinen zu dürfen; wir wissen, dass die jungen Lacertiden die Läugs- streifenzeichnung gerade am schärfsten zeigen, und dass Lacertiden, die in der Jugend gefleckt sind, später nicht längsgestreift werden. Wenn wir aber auf die sehr alten Geckoniden zurückgehen, so finden wir, dass ihre Längsstreifung sich wirklich aus Verschmelzung von Fleckenlängsreihen herleitet, dass sie also dasjenige Stadium, welches bei den Lacertiden bereits ganz ausgefallen ist, die Fleckenzeichnung in Längsreiheu, noch besitzen und zwar entweder überhaupt oder nur in gewissen Varietäten oder Arten. Daraus folgt : die Lacertiden leiten sich von einer längsgestreiften und zwar, wie sich aus der Untersuchung nebenbei noch ergiebt, sechs- streifigen Stammform ab, diese aber aus einer Eidechsengruppe, bei welcher sechs Fleckenlängsreihen vorhanden waren. Da nun aber durch vergleichende Untersuchungen und durch das 1) Siehe die halbschematischen Abbildungen Fig. 43 — 50. Untersuchungen über die Zeiclinung der Wirbeltliiere. J7]^ Studium der Jugendformen sich ergiebt, dass die Längsstreifuug der Lacertiden für diese die ursprünglichste Zeichnung ist, so sind sämmtliche Flecken- und daraus hervorgegangene Längs- und Quer- streifen-, Marmorirungs-, Ocellen-Zeiclmungen etc. secundär, und zwar ergiebt sich durch eine einfache Betrachtung, dass die Flecken der Lacertiden nicht durch Zerreissung der Längsstreifen entstanden sindM, wie Eimee zu glauben scheint, sondern neue, stärkere Pig- mentanhäufungen auf der Area der primären heilem Längsstreifen sind, welche dabei oft noch erhalten bleiben und deutlich sichtbar sind. Wir haben also jetzt zu untersuchen : Sind diejenigen Lacertiden - arten, welche niemals längsgestreift sind (L. ocellata, pater, perspicü- lata, ferner Bettaia äelalandei etc.) von längsgestreiften Formen ab- leitbar? Bevor ich diese Frage beantworte, will ich noch die Zeichnung der mir bekannten Lacertiden gattungen, soweit sie noch längsgestreift sind, kurz besprechen. Beginnen will ich mit der Gattung Zerzumia {Psammodromus), welche, wie aus der Beschreibung Bedriaga's hervorgeht, eine recht ursprüngliche Zeichnung trägt : sie (Z. bland) ist nämlich sechsstreifig, die beiden Dorsalstreifen dunkler gerändert und durch einen hellen Zwischenraum von einander getrennt, welcher aber nicht so hell ist wie die Trennungslinie der jederseitigen Dorsal- und Lateral- sowie des Lateral- und Marginalstreifens. Tropidosaura (Psammodromus) algira trägt eine sehr ähnliche Zeichnung. Doch sind die beiden Dorsalstreifen mit einander ver- schmolzen, oder sie stehen so dicht neben einander, dass ihre gegen die Mittellinie zu gelegenen Ränder mit einander zu einer Linie ver- schmelzen , dem Medianstreifen , während die Aussenränder der Dor- salstreifen dann als secundäre Dorsalstreifen persistiren. Die hellen (gelben) Trennungslinien der Dorsal- und Lateral- sowie der Lateral- und Marginalstreifen (also vier an der Zahl), welche wir schon bei Zersumia gesehen haben, fehlen bei dieser Tropidosaura nur bei ganz alten, einfarbigen Exemplaren und der subsp. doriae Bedr. Tropidosaura montana ist der algira sehr ähnlich, das von mir gesehene Exemplar ist aber dunkler als die algira und fünfstreifig wie diese, zeigt auch daher dieselben 4 hellen Seitenlinien. Um die Zeichnung einer Eidechse kurz ausdrücken zu können, gebrauche ich fortan folgende Bezeichnungen (siehe Fig. 43—50): 1) In diesem Falle wären sie natürlich primär. Zool. Jahrb. Bd. VI. Abth. f. Syst. J^2 172 Dr. FRANZ WERNER, pr primär, sc secuiidär, [D] beide Dorsalstr. verschmolzeu, [DL] Dorsal- und Lateralstr. verschmolzen [LMg] Lat.- und Margstr. ver- schmolzen, s gestreift, f gefleckt, q quergestreift, m marmorirt, o ocellirt, Md Median, D Dorsal, L primäre, L^ und L.^ secundäre Lateral-, Mg Marginalzeichnung. Wir schreiben also die Zeichnung von Zerzumia hlanci : {D L Mg)^ Tropidosaura algira : ([DJ L Mg) oder (Md Dsc L Mg), „ montana : ([DJ L Mg) ^ ). Wir gehen nun zu einer andern Gattung über, nachdem ich noch den Psamniodromus hispanicus mit seiner etwas schwierigem Zeichnung erledigt habe. Diese kleine Eidechse zeigt auf braunem Grunde 4—6 Reihen weisser, oben und unten (oder, wenn man die Haut in die Ebene ausgespannt denkt , links und rechts) schwarz geränderter Fleckchen. Was sind nun diese Fleckchen und ihre dunklen Ränder? Diese Frage löst sich leicht, wenn man gewisse Formen dieser Art betrachtet, bei welchen auf jeder Körperseite zwei helle (gelbliche) Längsstreifen sichtbar sind. Diese Längsstreifen entsprechen nämlich erstens genau den bei den drei frühern Arten erwähnten und verbinden andererseits die hellen Fleckchen jeder Reihe unter einander so vollkommen, dass eben die Verbindungsstücke und Flecken als eine continuirliche Linie erscheinen. Die hellen Fleckchen sind also Reste der frühern hellen Längs- streifen und ihre dunklen Ränder die Reste der die ursprünglichen Längsstreifen begrenzenden Randstreifen. Ausser diesen vier Flecken- reihen kommen nun aber auch noch zwei dorsale und dem entsprechend auch bei den gestreiften Formen öfters auch zwei helle dorsale Längs- linien vor ; sie grenzen die Dorsalstreifen von dem medianen ab, und die ursprüngliche Psammot^romws-Zeichnung war daher ebenso wie bei Tropidosaura eine 5- oder Tstreifige. Wir wenden uns nun zu den Algiroides- {Notop'holis-)kYiQu. Von ihnen besitzt A. moreoticus subsp. doriae Bedr. wohl die ursprüng- lichste Zeichnung, denn sie weist nach v. Bedriaga jederseits einen hellen Längsstreifen und darunter eine Längsreihe heller Flecke auf; ersterer entspricht zweifellos dem Streifen zwischen Dorsal- und La- 1) Die Zeichnungsformel der T. montana wäre also zu lesen : Dor- salstreifen verschmolzen , Lateralstreifen davon und von einander ge- trennt. Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 173 teralstreifeu , die Fleckeiireihe al)er dem zwischen Lateral- und Mar- ginalstreifen bei Tropidosaura algira ; das Thier ist also ursprünglich fünfstreifig wie die algira und entspricht der Formel {[!)] L Mg). Weniger ausgezeichnet ist die Normalform des moreoticus, welche nur mehr den obern der beiden seitlichen hellen Längsstreifen be- sitzt, also dreistreifig ist und der Formel ([D] [L MgJ) entspricht i). Hieran schliesst sich die von mir bei Triest und auf der istria- mischen Insel Cherso gefundene Form der Ä. nigropunctata , welche jederseits eine breite dorsolaterale Läugsbinde, aber keine Spur einer Dorsalstreifung aufweist [L MgJ. Häufig ist aber an dieser Form sowie wohl ausnahmslos an der nächsten (Ä. fitzingeri) keine Spur mehr von der primären Streifen- zeichnung zu bemerken, sondern höchstens dunkle Flecken und Punkte secundärer Natur ^-). Cdbrita leschenauUi besitzt eine algira - Zeichnung , weist die beiden hellen Seiten streifen auf, ist also fünfstreifig, wobei der Dorsal- streifen seitlich dunkel gerändert ist ([DJ L Mg). Hier ist gleich Ophiops anzuschliessen , welche Gattung auf der Ca&n/a-Zeichnung eine secundäre Fleckenzeichnung trägt, die für die Ophiops- Arteu geradezu charakteristisch ist (Fig. 51), wenigstens unter den Lacertiden (sie kommt auch noch bei Liolaemus lemniscatus, bei Tejus teyou und bei ilfaftwia- Arten vor) : sie besteht aus zwei dorsalen von einander durch einen ziemlich breiten, medianen Zwischenraum getrennten Längsreihen von Flecken, welche auf der äussern Seite an den obern der beiden seitlichen hellen Längsstreifen anstossen, quer verlängert sind und regelmässig auf einander folgen ; auch von den La- teralstreifen trägt jeder eine Längsreihe querer — also verticalstehender und den obern mit dem untern hellen Längsstreifen verbindender — Flecken ^) [DJ L Mg. Spuren dieser Zeichnung auch schon bei Cdbrita. 1) Ebenso gezeichnet, aber mit dunkler (schwarzer) Einfassung des hellen (weissen) Dorsolateralstreifens, ist Gasfropholis vittata Fisch. nach einer Mitth. von Dr. 0. Boettgek ; die in Berlin gesehenen Exem- plare waren aber mehrstreifig, wenn ich nicht irre (MdDscLMg). 2) Einfarbig ist auch Poromera [ordi Hall. (Mitth. von Dr. 0. Boettgek). 3) IcJinotropis capensis besitzt jederseits drei Längsreihen schwarzer, mehr oder weniger zu Längsstreifen zusammenfliessender Flecke, dazwischen hellgelbe Längsstreifen ; also die primäre Cabrita- {Tropidosaura-)ZeiGh- nung (D L Mg) und sechs secundäre Fleckenreihen ; Holaspis güntheri di'ei weissliche Längslinien an jeder Seite , also zwei Lateralstreifen, Zeichnung daher {D Li L^ Mg). 12* 174 ^^ FRANZ WERNER, Latastia longicaudata besitzt MdB sc L^ L.j^ Mg. Die untere secundäre Lateralreihe ist relativ am breitesten und etwas quer (ver- tical) gestreift, sieht also etwa leiterförmig aus und zeigt zwischen den Sprossen dieser Leiter eine deutlich blaue Färbung ^). L. har- deggeri Steind. bot mir keine Anhaltspunkte zu Untersuchungen, da die Zeichnung sehr undeutlich ist. Ebenso sind die gefleckten Ei- dechsen Eremias rtibropunctata und Zerzumia microdactyla einstweilen bezüglich ihrer ursprünglichen Streifenzahl unklar, erstere wahrschein- lich (D L Mg), letztere (Md Dsc). Tachydromus sexlineatus habe ich bloss in drei bis vierstreifigen Exemplaren (mit fehlenden Marginalstreifen) gesehen: {[DJ L) oder (D L) , von T. japonicus aber nur vierstreifige mit fehlender Dor- salzeichnung: {[L Mg]): bei letzterem bemerkt man daher nur die untere, bei ersterem nur die obere helle Seitenlinie. Ich bemerke hier, dass die Helligkeit der Grundfarbe — die durch die oft erwähnten vier (oder mehr) hellen Seitenlinien repräsentirt wird — in dem Grade zunimmt, wie ihre Breite abnimmt; daher sind diese hellen Seitenlinien weiss oder gelb, während in den Fällen, wo die Entfernung der Streifen von einander eine bedeutendere ist — wie bei der Rückbildung der dorsalen — die ursprünglichere Grundfarbe (braun oder grau) wieder zu Tage tritt. Wir kommen nun zu den AcantTiodactylus- kvitu (Fig. 52 — 57), welche die Längsstreifen Zeichnung grösstentheils noch deutlich zeigen, allerdings wohl nur wenige ohne secundäre Fleckenzeichnung ; mir sind nur von A. vulgaris Exemplare bekannt, welche noch ungefleckt sind ; dieselben zeigten acht ziemlich gleich breite Längsstreifen, also zwei JfcZ-Streifen mit etwas dunkleren Rändern, und repräsentiren zweifellos nicht den ursprünglichsten Typus der Acant}iodactylus-7j&iQ\m\mg. Schon bei A. vulgaris aber findet man häufig die Längsstreifen quer- gebändert ; bei einem Exemplar der var. savignyi waren dadurch z. B. die Lateralstreifen in eine Längsreihe dicht an einander stehender und schwarz geränderter, innen blauer Ocellen zerlegt, also etwa wie bei der untern Lateralreihe der Latastia, aber noch viel deutlicher. Die meisten gestreiften Acanthodactylus- Arten aber, von denen 1) Die beiden .secundären Lateralstreifen entstehen aus dem pri- mären dadurch, dass sich dunkle Ränder bilden (eben diese secundären Streifen), zwischen denen sich der Streifen bis zur Uebereinstimmung mit der Grundfarbe aufhellt. Bei Lacerta (Nucras) tessellata am besten zu sehen. Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 175 ich Exemplare gesehen habe, waren dadurch ausgezeichnet, dass der Medianstreifeu von vorn an auf grössere oder geringere Entfernung sich der Länge nach in zwei gleiche Hälften zu zertheilen beginnt. Diese Theilung ist hier fast nirgends ganz durchgeführt ' ), sondern be- schränkt sich nur auf das Vorderende des Median Streifens ; beide Hälften zeigen dunkle Seitenränder und dieselbe Querstreifung wie die hintere, ungetheilte Partie des Medianstreifens und die andern Streifen. Die Acanthodactylus- kriQH zeigen aber auch eine weitere Ent- wicklungsreihe der Zeichnung, deren letztes Glied der A. scutellatus ist; indem nämlich die Längsstreifen immer schwächer werden und endlich ganz sich rückbilden, verbinden sich die Querstreifen verschie- dener Längsstreifen mit einander, wodurch, indem ja diese Querstreif- chen nicht in einer Linie neben einander liegen , eine Art Netzwerk oder feine Marmorirung entsteht, was eben der A. scutellatus am deutlichsten zeigt (eine ähnliche Entwicklungsreihe durchläuft der A, vulgaris mitunter während des individuellen Lebens). Die Eremias - Arten zeigen nur selten mehr die ursprüngliche Längsstreifung , z. B. Eremias namaquensis , welche sechs schmale Längsstreifen besitzt, von welchen die dorsalen nach hinten zu ver- schmelzen, also vorn D L Mg, hinten [D] L Mg^). Die secundär ge- fleckten lassen aber häufig noch einen Medianstreifen als früher vor- handen nachweisen, so z. B. E. arguta, welche als primäre Zeichnung folgende Streifen gezeigt haben muss MdDscL^ L^Mg, während ich bei einer E. velox bloss Md Dsc L Mg gefunden habe , einmal sogar nur L^ Lg ^9 (schöne blaue Lateralocellen !). Was nun diese secundären Flecken Zeichnungen anbelangt , so gilt für sie dasselbe, was ich bei Psammodromus hispanicus gesagt habe: sie bestehen aus weissen , etwas in die Länge gezogenen Flecken, welche nach oben und unten mehr oder weniger breit dunkel gerändert sind; verbindet man diejenigen weissen Flecken, welche in einer Längs- reihe liegen, durch eine Linie, so bekommt man vier solcher Linien (wie bei Psommodromus) bei E. lineo-ocellata , sechs aber (was, wie gesagt, auch bei Psammodromus vorkommt) bei E. arguta und argus, 1) Eben bis auf ^. vulgaris; bei A. cantoris und micropholis wenig, bei A. hoscianus und syriacus schon mehr; dagegen ist der Md-Streifen bei A. savignyi und pardalis gar nicht getheilt. 2) Meine diesbezügliche Angabe in meiner frühern Arbeit (p. 91) wonach der M e d i anstreifen vorn gegabelt sei, ist demnach zu corri- giren. 176 Dr. FRANZ WERNER, also ursprünglich 5— 7 -streifige Formen. E. luguhris mit Md (spitzes Dreieck zwischen den Vorderenden der D eingekeilt). Schliesslich wäre noch die Gattung Scapfeira zu erwähnen, von der eine Art {Sc. hnoxii) noch sechsstreifig ist und an den Grenz- linien zwischen Dorsal- und Median- sowie an den Grenzlinien der beiden secundären Lateralstreifen je eine Reihe kleiner Ocellen zeigt (auch bei Eremias guttula, also Md Dsc L^ L, Mg). Bei Sc. depressa und knoxii ist vorn eine Theilung des il/fi-Streifens zu bemerken. Sc. depressa ausserdem nur D L Mg ; die vier Streifen stark schwarz quergestreift ^), die andere aber, welche ich gesehen habe {Sc. gram- mied) ist eher dem Äcanthodactylus scutellatus ähnlich und wohl ihre Zeichnung auf ähnliche Weise entstanden; Sc. acutirostris entspricht, soviel ich an der Abbildung bemerken konnte , der scuiellatus-Zeich- nung noch mehr. Endlich haben wir noch die grosse Gattung Lacerta zu besprechen, die uns einige Formen darbietet, welche von einer Längsstreifimg keine Spur erkennen lassen, deren Zeichnung sich aber doch, mit Hülfe des über die andern Lacertiden, welche meist einfachere Verhältnisse aufweisen, Gesagten auf Reste der ursprünglichen Längs- streifung zurückführen lässt. Obwohl ich eine grosse Zahl aller Lacertidenarten selbst gesehen habe, so habe ich doch in vielen Fällen die Arbeit v. Bedriaga's: „Bei- träge zur Kenntniss der Lacertidenfamilie" zu Rathe gezogen, nament- lich aber da, wo die mir vorliegenden Exemplare über die Zeichnung keinen oder ungenügenden Aufschluss gaben. Ich sehe hier von der Lacerta muralis ab , von der ich zwei- streifige {[L Mg]), vierstreifige (L Mg), fünfstreifige {[D] L Mg) und siebenstreifige {Md D sc L Mg) Exemplare ohne secundäre Flecken- zeichnung kenne, von denen die zwei letztern die ursprünglichsten Formen sind, deren weitere Varietäten aber zu zahlreich sind, um weiter besprochen werden zu können ; auch sind von anderer Seite diese secundär gefleckten, quergestreiften, schwarzen, mit Ocellen versehenen und sonstwie secundär gezeichneten Formen schon vielfach beschrieben worden, und ich will von ihnen nur hier und da eine erwähnen, sobald sich bei den andern Arten eine ähnliche Form findet. 1) Siehe auch^BoETXGER, 2. Beitrag zur Herpetologie S.-W.-Afrikas (Ber. Senckenbg. Ges. Frankfurt 1886/87, p. 145, ferner ebenda p. 146 über Eremias pulchella : D L (bei J^angen auch Mg) , Anfangsstück eines Medianstreifens, blaue Ocellen des L (1 — 8). Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. X77 Ich will vorerst diejenigen Arten besprechen, bei welchen ich nichts Besonderes zu bemerken habe, dann die afrikanischen Arten und end- lich die Formen der viridis-GruTpye. Erstere sind: L. dugesii : 3-streifig {[DJ [L Mg]) ; das Dorsalband gewöhnlich mit dunklem, aus einer Fleckenreihe bestehendem Seitenrande jederseits. L. hrandti: 3-streifig (dabei der Dorsalstreifen beiderseits mit einer dunklen secundären Flecken - Längsbinde eingefasst) [B] [L Mg], nach Bedriaga aber noch 5-streifig ([DJ L Mg). L. atlantica: 5-streifig {[DJ L Mg). Die normale Form soll nach V. Bedriaga acht Längsreihen Ocellen (blaue an den Seiten, braune am Rücken) besitzen. L. galloti: 5-streifig {[DJ L Mg), Dorsalstreifen mit dunklen Rändern; öfters secundäre Querstreifung ^). L. danfordi : 2-streifig {[L MgJ) ähnlich dem Typus $ der muralis bei Schreiber (H. E. p. 408). L. taurica : 5— 6-streifig (mit secundärer Fleckenzeichnung, welche mit der Ophiops-Zeichüuug eine entfernte Aehnlichkeit besitzt), also [DJ L Mg oder D L Mg. L. peloponnesiaca : 7-streifig {Md Dsc L Mg). L. laevis: 2 — 4 -streifig (wie Typus der muralis ? bei Schreiber, p. 408) [L MgJ, {[LJ Mg). ' L. oxycephala: Genetzte, marmorirte Formen, wie sie nach Bedriaga auch bei L, danfordi vorkommen, sind bei oxycephala am häufig- sten, es kommen aber auch solche mit mehreren (bis 7) secun- dären Fleckenreihen vor, welche auf ebensoviel früher vor- handene Längsstreifen schliessen lassen, also {Md D sc L Mg) ^), 1) Grosse laterale Flecken bei dieser Art und der vorhergehenden (blau), gelbliche bei L. simonyi Stetnd. Diese drei Arten vermitteln den IJebergang von der Lacerta ocellata durch L. simonyi- galloti-at- lantica zur mMra/is- Gruppe ! 2) Ich glaube übrigens, dass sich die Bemerkung Schbeiber's über die „3 — 7 schwärzlichen Fleckenstreifen" der oxycephala (H. E. p. 407) auf die L. muralis subsp. steindachneri Bedr. bezieht , da er aus- drücklich erwähnt, dass diese Zeichnung in ausgezeichneter Weise fast nur bei spanischen Stücken vorkomme, und die angeblichen spanischen oxycephala zu dieser muralis-ToYTa gehören. Die schwarzen secundären Punktzeichnungen, wie sie sie in verschiedener Häufigkeit am Rücken auch sonst einfarbiger oxycephala vorkommen, sind die einzige Zeich- nung der verwandten L. mossorensis Kol. (Spuren von [L MgJ). 178 Dr. PKANZ WERNER, diese zeigen oft noch am Hinterende des Rumpfes Mediau- und secundäre Dorsalfleckenreihen. L. vivipara : 2-streifig {[L Mg]) oder 3-streifig {Md L Mg), die beiden die ursprünglichen Dorsalstreifen von den lateralen trennenden hellen Längsstreifeu sind mehr oder weniger deutlich vorhanden oder analog dem Verhalten des Psammodromus hispanicus in zwei Längsreihen heller, beiderseits dunkel geränderter Fleckchen ver- wandelt, aber oft auch: LMg, MdL Mg, endlich Md D sc LMg. L. praticola: 5 -streifig (wahrscheinlich [DJ L Mg) oder 4 -streifig iL Mg). L. perspicillata: in der Jugend mit zahlreichen hellen Ocellen, welche wahrscheinlich ebenso wie die der L, oxycephala die Grundfarbe in den Maschen eines Netzwerkes secundärer Natur sind ; eigent- lich sind es in beiden Fällen keine wahren Ocellen, da ich darunter nur helle Flecken mit selbständigem dunklem Rand ver- stehe. L. depressa : nach einer Mittheilung von Dr. 0. Boettger einer matt- gefärbten muralis fusca zum Verwechseln ähnlich gezeichnet, manchmal reticulirt — was ja bei der muralis auch vorkommt. Eine grosse Aehnlichkeit zeigen schon nach der Beschreibung die südafrikanischen Eidechsen L. taeniolata, tessellata, Bettaia delalandei, L. echinata. Am ausschliesslichsten ist von allen die taeniolata ge- streift; sie ist nach Bedriäga's Beschreibung 8( — 10)-streifig, besitzt also zwei Lateralstreifen jedorseits, und die beiden, dunkel geränderten Dorsalstreifen sind nur hinten verschmolzen, so dass sich also vorn zwei, hinten aber kein Medianstreifen bildet; vorn Md^ D sc L^ L^ Mg, hin- ten {Ds L^ Lg ^9)- Daran schliesst sich ohne weiteres L. tessellata, deren var. pseudo- tessellata ebenfalls zwei dunkel geränderte, hinten verschmolzene Me- dianstreifen bildet (Bedr.), wobei auch die (secundären) Dorsalstreifen nach hinten zu etwas convergiren; Lateral- und Marginalstreifen vor- handen. Die Exemplare der tessellata , welche ich gesehen habe , wichen einigermaassen von dieser Form ab ; vor allem w aren die beiden dunkel geränderten Dorsalstreifen ihrer ganzen Länge nach unverschmolzen, ferner waren die Seiten mit zwei Längsreihen dicht hinter einander stehender weisser, dunkel geränderter Ocellen geziert^); beide Längs- 1) Bei einem Exemplar aber waren die Hals- und Rumpfseiten quer Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 179 reihen lagen dicht über einander, die ganze Lateralzeichnung sah un- gefähr aus, als ob drei Längsstreifen durch quere (verticale) Striche verbunden worden seien. Man kann die Sache aber auch so auffassen, dass man annimmt, es wären ursprünglich zwei breitere , dicht unter einander gelegene, dunkel geränderte Längsstreifen vorhanden gewesen und so nahe an ein- ander gerückt, dass der Unterrand des obern mit dem Oberrand des untern verschmolzen sei, wodurch also zwischen ihnen ein dritter, mitt- lerer Streifen auf dieselbe Weise entstanden wäre wie der Median- streifen aus den dorsalen ; sind aber dabei diese beiden ursprünglichen Streifen — wie bei den Acanthodactylus- Arteu — noch quergestreift gewesen, so ergiebt sich die tessellata-ZQiohnxing daraus. Welche An- nahme ist nun die richtige? Für den ersten Fall hätten wir 2) L^ L^ Mg , für den zweiten D L Mg\ für den erstem Fall spricht das Verhalten der taeniolata, für den letztem das der Bettaia dela- landei, bei welcher ich fünf deutliche Reihen von Ocellen fand, was auf ursprünglich vorhanden gewesene sechs Längsstreifen (D L Mg) mit Sicherheit schliessen lässt; da aber die Ocellen der Bettaia zu derjenigen Form gehören, welche so wie bei Psammodromus und Ere- mias arguta entstanden sind, nämlich aus den hellen Linien der Grund- farbe zwischen Streifen der Zeichnung, was mit der zweiten Annahme nicht ganz übereinstimmt, so steht die Entscheidung darüber vorläufig dahin ^). üeber die Bettaia habe ich noch zu bemerken, dass eine Varietät, welche mit der quergebänderten und auf diesen kurzen Qucrbändem hell (weiss) der Länge des Körpers nach gestrichelten Eremias arguta einige Aehnlichkeit besitzt, wohl auf eine mehr als sechsfach gestreifte Form zurückzuführen ist; doch kann ich noch nichts Genaueres dar- über sagen. An diese Zeichnung erinnert nach der Beschreibung in Bedriaga's Arbeit auch die der L. echinata sehr stark. Rückgebildet ist die (vertical) gestreift — eine Zeichnung, die aus der nächstfolgend be- schriebenen hervorgegangen ist. (Verschmelzung über einander liegender Ocellen; die hellen Mittelflecken geben die hellen, die dunklen Ränder die dunklen Querstreifen L. tessellata und delalandei). 1) Diese Frage ist jetzt, wo ich die Correctur dieser Arbeit in Händen habe, erledigt; die Ocellen bilden sich zwischen di-ei Längs- streifen Li Lg Mg wie bei Lacerta agilis. Zwischen der längsge- streiften Form (D Li Z/g Mg) zur lateral ocellirten und quergestreiften Form habe ich schöne Uebergangsformen gesehen. 180 Dr. FRANZ WERNER, Längsstreifung bis auf die Aiifangsstücke der beiden secundären La- teralstreifen, an den Kopfseiten bei L. cameranoi. Ich werde nun die Gruppe agiUs-viridis-ocellata-pater besprechen, die uns theilweise sehr schwierige üntersuchungsobjecte darbietet, und noch einige Worte der blauen Färbung der Lacertiden widmen. Die ursprünglichste Zeichnung dieser Gruppe findet man bei der Form von L. viridis, welche im Wiener natui'historischen Hofmuseum als strigata Eichw. bezeichnet ist, während sie bei Schreiber (H. E. p. 443) als quinquevittata Menetr. aufgeführt wird^). Diese Form ist olivengrün mit 5 weissen Längsstreifen der Grundfarbe, daher mit 6 Streifen der Zeichnung (D L Mg) versehen, eine durchaus normale und typische Zeichnungsform. Hiervon leiten sich ab: erstens eine sechs- streifige Form , bei der die Läugsstreifen durch dunkle Fleckenbinden oder Linien gerändert sind ; eine ebensolche fünfstreifige {[B] L Mg), eine vierstreifige {B [L MgJ) und eine dreistreifige {[B] [L Mg]), endlich nur eine zweistreifige {[L Mg]) Form. Schon bei den mehrstreifigen Formen können secundäre Flecken- zeichnungen auftreten, gewöhnlich allerdings nur kleine Punkte, Striche und Fleckchen von schwarzer oder brauner Farbe ; bei den ungestreiften Formen sind secundäre Fleckenzeichnungen aber die Regel ; bei einem heligelbbraunen Exemplar aus Bosnien fanden sich z. B. zwei Reihen grosser brauner Dorsalflecken, was dem Thiere in Verbindung mit der unbedeutenden Grösse eine gewisse Aehnlichkeit mit agilis verlieh. Ich kann hier auf die verschiedenen Formen der secundären viridis- Zeichnuug nicht näher eingehen und will nur noch einige Formen be- sprechen, welche ein grösseres Interesse beanspruchen dürfen. Be- merken will ich noch, dass die zwei- und mehrstreifige Zeichnung des $ bei Einfarbigkeit des Männchens wieder einen Fall vorstellt, wo die ursprünglichere Zeichnung im weiblichen Geschlecht sich länger erhält als im männlichen. Da zwischen 6-streifigen und einfarbigen Weib- chen sehr zahlreiche üebergangsformen existiren, so glaube ich nicht, dass man mit v. Bedriaga von einem Polymorphismus der weiblichen viridis sprechen kann. Die zweite interessante Form ist diejenige, welche den üebergang zu den Lacerta - Arilin mit Augenflecken bildet; sie wird von den Jungen der beiden Varietäten L. gadovii und L. schreiberi gebildet; 2) ScHREiBEii diagnosticirt nämlich die strigata Eichw. folgender- maassen: „corporis linearum interstitiis, maxime lateralibus, albidomacu- latis". Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 131 bei ersterer besitzen die Jungen zwei Reihen von Ocellen jederseits, welche der dorso-lateralen und der iatero-marginalen Trennungslinie gestreifter Eidechsen entsprechen (siehe Tropidosaura algira — Psam- modromus hispanicus). Diese Zeichnung ist also direct aus der weib- lichen viridis-Zeichnung mit vier weissen , dunkel eingefassten Längs- streifen abzuleiten, entspricht mithin der ursprünglicheren Längsstreifung ([DJ L Mg). Alten gadovii fehlt die latero-marginale Ocellen-Reihe, ihre Zeichnung entspricht also der Formel ([DJ [L MgJ). Die var. schreiben besitzt gleichfalls Ocellenreihen an den Rumpf- seiten, aber in der Drei- bis Vierzahl jederseits ; es ist nun anzunehmen, dass diese Vermehrung der Ocellen eine secundäre ist, und dass die schreiben schon nicht mehr aus einer gestreiften, sondern bereits direct aus einer ocellirten gfacZovä-ähnlichen Form durch weitere Diflferenzirung entstanden ist. Eine ähnliche secundäre Ocellen Vermehrung bei L. galloti und danfordi ebenfalls lateral. Wir kommen nun zu den andern ocellirten Arten, der L. pater und ocellata. Von ihnen schliesst sich die pater, wie man durch Ver- gleich jüngerer (oder weiblicher) Exemplare mit der jungen gadovii sofort erkennen kann , an diese an. Während aber die junge gadovii bloss zwei Ocellenreihen der Rumpfseiten jederseits besitzt, sind die Ocellen der pater mindestens in drei Reihen angeordnet, öfters aber auch am Rücken , welcher bei der gadovii nur einfache , schwarze Flecken gewöhnlich in 4 Reihen trägt, zu finden ; die dorsalen Ocellen der pater (2 Reihen) besitzen aber nur einen gelblichweissen, die der Rumpfseiten aber einen bläulichen Mittelfleck. Häufig ist anscheinend gar keine Reihenanordnung zu bemerken ; grosse Exemplare der pater (ein mir vorliegendes Exemplar aus Tunis misst 475 mm) sind fast einfarbig grün, mit drei Längsreihen grosser blauer Flecken auf jeder Seite des Körpers, dieses Vorkommen erinnert lebhaft an das bei ocellata, bei welcher ich ebenfalls häufig an den Seiten drei Längs- reihen grosser , schön blauer Flecken ohne dunkle Ränder ge- sehen habe (siehe auch L. galloti und atlantica). Was nun die ocellata selbst anbelangt, so ist sie wie pater eine Art, bei der die Längsstreifung der viridis nie mehr auftritt, bei der man aber dennoch an der secundären Ocellenzeichnung , deren Ent- stehung aus den hellen Streifen der Grundfarbe und ihren dunklen Rändern bei der viridis ja zweifellos sicher ist — etwas ganz ähn- liches finden wir auch bei der agilis — auf die Verwandtschaft mit (resp. die Abstammung von) einer gestreiften Form — und zwar der viridis — erkennen kann. Die junge ocellata zeigt nicht weniger 182 Dr. FRANZ WERNER, Ocellen als die pater^ nach Bedriaga 11 — 13 Reihen, was ich auch bei den untersuchten spanischen Stücken fand ; diese Ocellen sind ani Rücken gelblichwciss, an den Seiten bläulich (wie bei i\^v pater). Mit zunehmendem Alter bleiben nur die seitlichen Ocellen als solche (blau mit dunklem Rande) bestehen , während die dorsalen verschiedene Veränderungen eingehen, die in der Arbeit v. Bedriaga's eingehend beschrieben sind, auf die ich aber nicht weiter eingehen kann. Mir scheint die Verwandtschaft der viridis mit den beiden andern Arten folgendermaassen beschaffen zu sein. Die L. viridis stammt aus jener Gegend, wo wir die sechsstreifige Stammform finden, und wo auch die verwandte agilis, die ich gleichfalls von der viridis ableite, in einer Form vorkommt, die von der viridis überhaupt nur mit der grössten Schwierigkeit zu unterscheiden ist: nämlich Südost-Europa (Süd-Russland, Kaukasus). Aus der sechsstreifigen viridis entwickelten sich unter allmählicher Verminderung der Streifeuzahl (zuerst durch Verschmelzung, dann durch Rückbildung der Streifen), verbunden mit einer immer deutlicher und stärker auftretenden secundären Flecken- zeichnung, verschiedene andere Varietäten ; andererseits aber wandelten sich die fünf hellen Trennungslinien der Streifen der Stammform zu Ocellenreihen um, indem sie sich in Fleckenreihen auflösten, deren einzelne Flecken sich mit (aus der Auflösung der schwarzen Rand- linien der Längsstreifen hervorgegangenen) dunklen Flecken umgaben. Diese Form ist allerdings nicht bekannt^), doch hat sie zweifel- los bestanden, und von dieser hypothetischen, mit fünf Ocellen- reihen versehenen Eidechse sind sowohl die L. gadovii als auch die L. schreiberi als endlich die ocellata und pater abzuleiten. Bezüglich der gadovii ist dies von keiner Schwierigkeit ; denn ihr fehlt nur die Ocellenreihe, welche aus dem zwischen den beiden Dorsalstreifen ge- legenen hellen Mittelstreifen hervorgegangen ist. Alle andern Formen aber haben nicht eine Verminderung, sondern eine Vermehrung der Ocellenreihen erfahren ; und zwar eine Vermeh- rung, die nicht auf das etwaige Auftreten eines Medianstreifens oder secundären Lateralstreifens zurückzuführen ist; sondern diese Vermeh- rung ist höchst wahrscheinlich zu einer Zeit geschehen, wo überhaupt die Längsstreifung als solche nicht mehr erkennbar war, und die Ocellen der ursprünglichen Reihen haben sich wahrscheinlich entweder 1) Es giebt übrigens z. B. in Dalmation L. viridis mit gelben la- teralen Ocellen (zwischen L und Mg). Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. Ig3 (lurcli Theilungi) vermehrt oder dadurch, dass intermediär zwischen den ursprünglichen Ocellenreihen selbständig neue entstanden sind; unge- fähr ebenso, wie bei gewissen Schlangen die Anzahl der primären Fleckenreihen durch Einschiebuug selbständig entstandener neuer ver- mehrt wird. Dabei ist noch zu bemerken, dass die lateralen Ocellen meistens, die dorsalen aber selten blau sind ; dasselbe gilt für alle Lacertiden ; überall sehen wir, dass, wenn die blaue Farbe auftritt, dies zuerst an den Seiten geschieht, am Rücken aber gar nicht (und das ist der bei weitem häufigste Fall) oder, wie bei L. ocellata, nur in gewissen Alters- stadien. Von der viridis zweigt sich nun auch die agilis ab und zwar wahr- scheinlich nicht genau von der Stammform , sondern von derjenigen, deren sechs Längsstreifen bereits dunkel gerändert sind. Während aber die viridis sechsstreifig ist, theilt sich bei der agilis der Lateral- streifen in zwei secundäre über einander liegende ; der Median- streifen fehlt aber der ganzen viridis-Gryx^^Q , sogar schon der ver- wandten galloti. Von der agilis giebt es meines Wissens keine Form, bei der alle Längsstreifen getrennt sind und keine secundäre Längsstreifen vorkommen. Es zeigt nämlich die var. chersonensis zwar die beiden primären Dorsalstreifen (mit dunklen Rändern), während die au den Seiten des Rumpfes verlaufenden Streifen nicht von ein- ander getrennt sind; hingegen kommen mitteleuropäische Exemplare vor, bei denen die drei Streifen der Rumpfseite (ii -L^ Mg) recht gut geschieden sind (s. Fig. 58). Die wichtigsten Umwandlungsformen der gestreiften primären agilis- Zeichnung sind folgende: 1. Fehlen der Dorsalzeichnung (L. rubra Laue. = erythronotus Fitz.). 2. Es treten auf den primären dorsalen Längsstreifen secundäre Flecken auf; entweder bleibt hierbei die primäre Längsstreifung und die helle mediane Trennungslinie der Dorsalstreifen noch mehr oder weniger kenntlich, oder sie verschwindet vollständig; die secundären Flecken sind dann entweder in zwei Reihen angeordnet (die helle Mittellinie deutlich) oder in einer Reihe, wobei dann häufig jeder Flecken einen hellen Mittelstrich zeigt (den Rest dieser Mittellinie); auch können die secundären Dorsalfleckenreihen zu (zwei oder) einem Längsstreifen ver- schmelzen (Fig. 60), was recht häufig* ist; und endlich können je zwei 1) Wie die Ringflecken bei manchen Katzenarten. 184 ^r. FRANZ WERNER, neben einander stehende Dorsalflecken um einen Rest des weissen Mit- telstreifens zu einem Ocellus zusammenfliessen , wobei auch der obere Lateralstreifen mit dem obern Rand des untern, sowie der untere Rand dieses untern mit dem Margin als treifen (alle 4 in einzelne schwarze Flecken aufgelöst) um die zwischen ihnen gelegenen hellen Trennungs- linien, resp. deren Reste, solche Ocellen bilden ; die Thiere (fast immer $) zeigen dann auf hellgrauem Grunde fünf Reihen weisser, schwarz geränderter Flecken (Fig. 59). Hiermit habe ich gleich angedeutet, auf welche Weise sich die laterale Zeichnung umgestaltet ; es bilden die drei Streifen jeder Rumpf- seite mit den zwischen ihnen liegenden hellen Linien auf die bekannte Art Ocellen ; seltener ist eine fast vollständige Rückbildung der La- teralzeichnung, die namentlich bei grünen Exemplaren vorkommt (Fig. 60). Auch [B] kommt vor mit dunklen Seitenrändern, Vor- stadium der völligen Rückbildung der Dorsalzeichnung (bei $). Lacerta princeps, welche noch hierher gehört, ist auch eine der Formen, welche blaue, schwarz geränderte Ocellen besitzen; über ihr Verhältniss zu den andern Arten der viridis-Gi'u^^e kann aus der Zeichnung des einen bekannten Exemplares nichts geschlossen werden. Die Verwandtschaft der vincZis-Gruppe ist also ungefähr folgen- dermaassen : Lacerta viridis strigata Eichw. (quinquevittata Menetr.) agilis ocellata-simonyi-galloti-atlantica pater Ich will nur noch einige Worte der blauen Färbung in der Lacer- tidengruppe widmen. Es giebt wohl nur wenige Gattungen der Lacertiden, welche keine Art aufweisen, in der nicht — entweder constant oder nur in gewissen Varietäten — blaue, braun oder schwarz geränderte Ocellen auftreten. Diese Ocellen sind gewöhnlich am schönsten über der vordem Ex- tremität zu sehen und ursprünglich weiss, dann gelblich oder bläulich- weiss und endlich blau. Das Auftreten dieser blauen Ocellen ist höchst merkwürdig, besonders wenn man bedenkt, dass sie durchweg secundäre UntersuchuDgen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 135 ZeichiiungeD sind ; also niusste allen Lacertidenarten , obwohl sie ur- sprünglich längsgestreift waren, bereits auch die Tendenz innewohnen, während oder nach dem Auftreten der primären Längsstreifung eine derartige Zeichnung , die für die Lacertiden sehr charakteristisch ist, zu bilden. Derjenige Theil des Körpers, an dem diese Ocellen — auf was immer für eine Weise, entweder auf einem oder zwischen zwei Längs- streifen — entstehen, sind die Seiten des Rumpfes, und zwar besonders die Stelle über der Insertion der vordem Extremität. Solche blaue Ocellen (oder wenigstens eine blaue Färbung auf Längsstreifen) finden wir bei Latastia, Acanihodactylus, Eremias, Tropidosaura {Psammo- dromus) algira , ferner bei verschiedenen Lacerten , wie L. viridis, ocellata, pater , princeps, galloii, atlantica, peloponnesiaca, taurica, hrandti, laevis, graeca {danfordi?), muralis, depressa. Aber nicht nur auf diesen Ocellen findet sich diese blaue Färbung, wir sehen sie auch am Halse der Lacerta viridis S , der Älgiroides nigropunctata, auf dem Bauche, den Bauchrändein der verschiedensten Lacertiden , in verschiedensten Nuancen. Zum Schlüsse will ich noch bemerken, dass die blaue Färbung der Ocellen den afrikanischen Eidechsen (taeniolata-tessellata-delalandei- echinata) sowie der vivipara-praticola-(jv\v^\)^ ganz zu fehlen scheint; desgleichen scheint auch die Gruppe Cabrita- Ophiops derselben zu entbehren. B. Specieller TheiL Zu den Bemerkungen über die europäischen Schlangen habe ich folgende Ergänzungen und Berichtigungen zu machen. L Zum Genus Callopeltis {Coluber). — Da ich schon die japa- nische Art G. conspicillatus mit unsern europäischen Arten verglichen und bemerkt habe, dass sie in der Kopfzeichnung mit C. quadrilineatus übereinstimmt, aber im Alter die (in der Jugend wahrscheinlich mit der der gefleckten Leopardennatter ähnliche) Rumpfzeichnung bis auf die schmalen Ränder der Dorsalflecken verliert so will ich auch noch den beiden andern Arten , die mir bekannt sind , einige Worte widmen. In Betreff der Kopfzeichnung unterscheidet sich Coluber rufo- dorsatus von C. quadrilineatus durch das Fehlen des Subocularstreifens, während den C. hohenackeri wieder das Interocularband fehlt; doch bin ich vollkommen überzeugt, dass diese Zeichnungen bei ganz jungen 186 Dr. FRANZ WERNER, Exemplaren der beiden erwähnten Arten vorkommen müssen ^). In der Rumpfzeichnung schliesst sicli C. rufodorsatus an die gestreifte Form von C. quadriUneatus an, docli können hier alle sechs Flecken- reihen Längsstreifen bilden; C. hohenackeri besitzt wieder mehr Aehn- lichkeit mit der gefleckten Jugendform von C. aesculapii, indem die Flecken im Gegensatz zur vorigen Art nicht dunkel gerändert, über- haupt ziemlich undeutlich contourirt sind und in sechs Reihen stehen. Die helle Rückenlinie des C. hohenacJceri kommt bekanntlich auch bei C. quadriUneatus mitunter sehr deutlich zum Ausdruck. Zamenis ravergieri habe ich, wie Ählahes (Cyclophis) modestus und collaris, irrthümlich zur europäischen Fauna gerechnet, wie mir Herr Dr. 0. Boettger inzwischen mittheilte. Der E-förmige Occipi- talflecken von Ä. modestus ist besser als Parietalflecken zu bezeichnen ; darauf folgt dann der querbandartige Occipitalflecken , der dem occi- pitalen Querband von Ä. collaris vollkommen homolog ist. Da ich seither den Subocularstreifen bei Vipera herus und ammodytes oft auf- gefunden habe, so ist die auf das Fehlen dieser Zeichnung bei den europäischen Viperiden (p. 54) bezügliche Stelle danach zu corrigiren (siehe auch diese Arbeit S. 169). Bezüglich der allgemeinen üebersicht habe ich Folgendes nachzu- tragen : Die Zeichnungen der Uropeltiden sind zweifellos secundärer Natur, und in dieser Beziehung ist es interessant, dass die von Silybura ocellata mit der einer Eidechse (Gongylus ocellatus) übereinstimmt, bei welcher sie gleichfalls secundär ist; bei der Eidechse ist die längsstreifige Zeich- nung (wie sie die var. vittatus Blngr, die ich als die Stammform be- trachte, am schärfsten ausgesprochen zeigt), bei jener Schlange aber die Einfarbigkeit das ursprünglichere Verhalten; was für eine Zeichnung die Uropeltiden vorher gehabt haben mögen, wird wohl kaum sicher erschlossen werden können; doch sind Spuren von Quer- und Längs- streifung mitunter bemerkbar; auch die hellen Querstreifen an den Seiten von Rhinophis trevelyanus sind höchst wahrscheinlich Reste der Grundfarbe zwischen ehemals vorhandenen dunklen Querbändern (s, meine frühere Arbeit tab. 1, fig. 11). Ausser bei Tortrix scytale kommt noch bei Cylindrophis macu- latus eine Zeichnung vor, die den üebergang von der quer- zur längs- gestreiften Zeichnung bildet (p. 57). 1) Subocularstreifen bei einem jungen C. conspicillatus des Leip- ziger zool. Universitätsmuseums wirklich gefunden 1 Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbolthiere. j^gf Ebenso wie die Opoterodonten und Uropeltiden halte ich auch die Calamariiden für degeneiirte Formen und zwar für am nächsten mit den Coronellinen verwandt, mit denen sie durch die ÄUahes-Arten recht gut verbunden sind. In der Zeichnung lassen sich — die ein- farbigen P'ormen abgerechnet — zwei häufige Typen unter ihnen unter- scheiden : der ElapomorpJms-Tyitus, mit vorwiegend gestreiften Formen, häufig mit Postocularstreifen, Halsband von gelblicher Farbe und dar- auf folgendem occipitalen Querband ; diese Formen schliessen sich in der Zeichnung mehr an die Ablahcs-Arten an ; und der Rhahdosoma- Typus mit einfach oder doppelt geringelten Formen, deren Kopf meist einfarbig ist, und die in ihrer Zeichnung den geringelten Ophiholus- , Liophis- etc. Arten ähnlich sind ; einen dritten Typus könnte man noch aus den Formen machen , denen eine gefleckte Rumpfzeichnung zukommt, die aber nur mehr die Dorsalflecken besitzen, also den Niedergang dieser Familie gleichsam in der Zeichnung zum Ausdruck bringen. Ueber die Zeichnung der Peropoden habe ich Folgendes zu er- gänzen : Bei Enygrus- Arten (p. 61) kommen auch statt der Fleckenzeich- nung des Rückens zwei dorsale Längsstreifen vor (wie bei Casarea). Xiphosoma caninum zeigt in der Jugend Postocularstreifen und Reste eines Scheitelfleckens (Fig. 15), ähnlich wie X. hortulanum. Die hellen Zeichnungen dieser Art sind, wie ich mich überzeugt habe, nicht Reste der Grundfarbe, sondern wirkliche Zeichnung, bei Jungen als sehr helle, dunkler geränderte Flecken auftretend, etwa wie bei Python reticulatus. Dorsal- und Lateralflecken vorhanden, die unge- fähr in einer Querreihe liegenden oft mehr oder weniger verschmolzen. Die Zeichnung des Kopfes der Nardoa hoa und schlegelii schliesst sich direct an die der Python-Arten an , und zwar am nächsten an Python regius , wo die Kopfzeichnung den relativ grössten Raum ein- nimmt. Denkt man sich diese Kopfzeichnung noch weiter ausgebreitet, so bleibt endlich nur zwischen dem Scheitelflecken und Postocular- streifen ein heller Raum übrig; und diesen letzten Rest der Grund- farbe des Kopfes sieht man auch bei beiden Arten ganz deutlich. Die p. 65 erwähnten schwarzen Längslinien am Hinterkopf entsprechen den Anfangsstücken der Dorsalstreifen von P. regius (vergl. Fig. 8 und 9). Nardoa güherti soll nach der in der „Erpetologie generale" ge- gebenen Beschreibung Postocularstreifen und 5 Fleckenreihen besitzen. Auch Platy gaster nmlticarinatus und Chüohothrus inornatus be- Züül. Jahrb. VI. .\bth. f. S^st. ]_Q igg br. FRANZ WERNER, sitzen nach Dumeril & Ribron den Postocularstreifen. Bezüglicli der im Alter einfarbigen Eryx johni habe ich die daselbst gelesene Angabe bestätigen können, dass junge Exemplare noch am Hinterende quer gebändert sind, und eine weitere Angabe von Russell gefunden, wonach von dieser Art Exemplare mit nur einer Reihe von Dorsalflecken vor- kommen , was übrigens wohl auch bei E. jaculus und Gongylophis conicus vorkommen wird; ich erinnere mich wenigstens, von beiden ersteren Arten Exemplare mit fast vollständig unkenntlichen Lateral- flecken gesehen zu haben, üeberhaupt scheinen die Lateralflecken der Eryciden sehr allgemein in der Weise, wie ich es S. 164 dieser Arbeit beschrieben habe, in kleine Fleckchen von verschiedener Form zu zer- fallen, was man an Jungen am deutlichsten bemerken kann ; bei zuneh- mendem Alter wird dann entweder der grössere Theil rückgebildet, und es bleiben dann nur hier und da einzelne unregelmässige und ungleich grosse Fleckchen übrig, oder diese Fleckchen häufen sich bei andern alten Lidividuen wieder zu grössern Flecken zusammen, die ein bis vier mehr oder weniger unregelmässige laterale Längsreihen bilden. Diese secundär aus zahlreichen kleinen P'leckchen durch Zusammenströmen und nachheriges Verschmelzen gebildeten Lateralflecken kommen auch bei Boiden häufig vor. (Colubriden). Eine Zwischenform zwischen der ersten und zweiten Gruppe der Zamenis-Arien (p. 69) bildet Zamenis fedfschenkoi Strauch mit der Kopfzeichnung der Zamenis ravergieri und der Rumpfzeich- nung der zweiten Gruppe. Zamenis cataphoronotus Jan (^ spinalis Pts.) schliesst sich wohl an die erste Gruppe an, in der ja schon Längsstreifung — allerdings nur in der Caudalregion — vorkommt. Man beachte die Kopfzeichnung der jungen Zamenis gemonensis, auf welche sich die von Z. ventrimaculatus sowie die schwache Z. daldii- Kopfzeichnung zurückführen lässt (Taf. 6, Fig. 5); mit Z. hippocrepis hängen wieder die andern Arten [Z. ravergieri, parallelus) mehr zu- sammen (über die Kopfzeichnung der Zameyiis-kri^w s. Fig. 1 — 7). Cynophis malabaricus zeigt am hintern Körperende die Zeichnung \ or\ Elaphis taeniurus — zwei breite dorsolaterale Längsbänder; nach vorn zu wird diese Zeichnung immer undeutlicher, und es tritt eine Fleckenzeichnung in sechs Längsreihen auf, die mit der von Compso- soma radiatum die grösste Verwandtschaft zeigt, nämlich sechs Reihen schwarzer, etwa viereckiger und nicht gar grosser Flecken; zwischen den in einer Querreihe liegenden Flecken dieser 6 Reihen ist die Grundfarbe zu Weiss aufgehellt (siehe die übrigens nicht besonders ausgefallene Fig. 53 meiner früheren Arbeit). Bei den jungen Com- Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. \ J^Q psosoma hingeoen sind die dorsalen Flecken bereits zu deutlichen, aber noch immer ihre Entstehung aus Flecken erkennen lassenden Längs- streiten verschmolzen ; weniger ist dies bei den lateralen, gar nicht bei den marginalen Flecken der Fall. Zwischen den beiden Dorsalstreifen ist die Grundfarbe in einen schön gelben Streifen verändert. — Es giebt auch junge Compsosoma, deren Zeichnung noch keine Dorsal- streifen aufweist, die auf den ersten Blick ganz Cynophis-^vi\g aus- sehen. Ganz homolog ist die eigenthümliche hufeisenförmige Nacken- linie beider Schlangen. Diese Fleckenzeichnung des vordem Rumpf- theiles von Cynophis ist nicht, wie ich früher glaubte, secundär ; die in der Abbildung ersichtlichen Längsstreifen aber sind es, ebenso wie die braunen Streifen der Callopeltis- Xrten (S. 161 dieser Arbeit). Cynophis moellendorffi, eine gefleckte Art, verhält sich zu C. mala- haricus ungefähr wie Compsosoma reticulare zu C. radiatum. Die mit Cynophis malabaricus sehr nahe verwandte C. helena ist auch in der Zeichnung kaum von ihr zu unterscheiden. Was die grossen, angeblichen Medianflecken der Pituophis- Arten anbelangt, so habe ich mich überzeugt, dass sie den Dorsalflecken der andern Colubrinen vollständig entsprechen und die von mir früher als Dorsalflecken gedeuteten Flecken, die übrigens auch bei Elaphis sau- romates vorkommen, eine selbständige und seeundäre (obere) Lateral- reihe vorstellen (zu p. 70). Die Verdrängung der lateralen Rumpfzeichnung durch eine soge- nannte ,,einfache Zeichnung" findet sich auch bei Lycodontiden {Lyc- odon) und Dipsadiden (Chamaetortus) , also zwei den Coronellinen verwandten Familien (zu p. 72). Was den p. 72 erwähnten hellen Doppelfleck auf der Mitte der Parietalsutur anbetrifft, so habe ich denselben bisher gefunden : 1. bei verschiedenen Eutaenia- Arten; 2. bei Ahlabes haliodlrus; 3. bei Ophi- holus doliatus^)] 4. bei Coelopeltis lacertina] 5. bei Tropidonotus quincunciatus] 6. bei Zamenis hippocrepis (Fig. 1); 7. bei Spilotes va- riahilis; 8. bei Tropidonotus pryeri^); 9. bei Psammophis (sibilans?) (Fig. 17); 10. bei Tropidonotus vitfatus (Fig. 19, 20); 11. bei Coronella austriaca; 12. Vermicella annulata; 13. u. 14. Tropidonotus collaris und spilogaster ; 15. Vipera berus. Die auf derselben Seite erwähnten, sauduhrförmigen Querbinden 1) nicht 0. eximius: Ophibolus eximius = Coluber\m^9 0. clericus = 0. doliatus var. clericus. 2) BouLENGER, in: Proceed. Zool. Soc. London 1887, tab. 18. 13* l9Ö t)i- ^'RANZ WERNER, der Xenodon- Arten können , da sie auch bei einer Crotalidenart , die sieher die Heimath der Xenodon- \rten (Brasilien) bewohnt, {Bothrops atrox) vorkommt, immerhin diese Schlangen der genannten Gift- schlange sehr ähnlich machen; ist noch die Färbung übereinstimmend, was ich nicht mit Sicherheit bekaupten kann, da ich von den in Rede stehenden Arten keine lebenden Exemplare gesehen habe , so hätten wir einen weitern Fall von Mimicry vor uns. — Zu erwähnen ist noch, dass die Querbinden von Xenodon severus öfters aus drei hinter ein- ander liegenden durch Verschmelzung entstanden sind, wie dies nament- lich an Jungen hervortritt (Fig. 11). Von den Natricinen kenne ich jetzt eine Art mit vollständiger Kopfzeichnung, es ist dies Ischnognathus dekayi^)\ sie gehört an- scheinend zu den gestreiften (und secundär gefleckten) Formen, unter denen sich die von mir untersuchten Arten merkwürdigerweise fast durchweg durch mehr eirunden Kopf von den dreieckköpfigen Arten mit primärer Fleckenzeichnung unterscheiden. Ueber Tropidonotus quin- cunclatus habe ich noch nachzutragen, dass ich der var. melanozostus irrthümlicherweise 7 Streifen zugeschrieben habe, während in Wirk- lichkeit Lateral- und Marginalstreifeu stets verschmolzen und daher nur 5 Streifen vorhanden sind (zur Tabelle auf p. 27). Ungeachtet dessen zeigt diese Varietät die ursprünglichste mir bekannte Rumpf- zeichnung aller altweltlichen gestreiften Tropidonotus- kvten^ da wenig- stens die Dorsalstreifen von einander getrennt sind. Diejenigen Dryadinen, welche gefleckt sind, besitzen secundäre Fleckenzeichnuugen , wie ich von Herpetodryas dendrophis schon er- wähnt habe, von H. rappii und Fhilodryas serra aber noch nachzu- tragen habe. Bei einer grossen Anzahl anscheinend ganz einfarbiger Dryadinen sieht man noch mehr oder weniger deutliche Spuren der frühern Längsstreifung ; auch bei Fhilodryas serra sind die Zwischenräume zwischen den Flecken verschiedener Längs- und derselben Querreihe deutlich aufgehellt, was an sich schon ein Zeichen secundärer Zeich- 1) Ein präfrontales Interocularband nebst complicirter Occipital- zeichnung sowie einer der von Trop. melanozostus ähnlichen Rumpf- zeicbnung {Md [L Mg]) findet sich bei Trop. vittatus (Fig. 20) ; auch die Bauchzeichnung (Querstreifung) stimmt ganz überein — ebenso bei der Coronella amaliae und girondica. Trop. tigrinus zeigt eine secundäre Fleckenzeichnung wie P, stolatus; es sind aber von den beiden hellen i^ängsstreifen dieser Art nur zwischen je einem dorsAlen und lateralen Flecken Reste erhalten, also nur zwei helle Fleckenlängsreihen (auch bei T. stolatus mitunter der Fall (Fig. 21). UiitersuclmiiKen über rlie Zeicliiiuiit; dur Wiiboltliiere. 1Q1 nung ibt; diese hellen Zwischenräume zwischen den Flecken entsprechen auch den Tiennungslinien der früheren Streifen. Von den Dendrophiden ist merkwürdigerweise ChnjsopeUa ornata die einzige quergestreifte Art in dieser durchweg längsstreifige Arten aufweisenden Familie; auch die nächsten Verwandten dieser Art {Ch. rhodopleura, Ch. ruhescens und Ch. viridis) zeigen nichts von Querstrei- fung ; Ch. ornata steht also noch isolirter unter den Dendrophiden als Bromophis praeornatus (welche wenigstens hinten längsgestreift ist) unter den gleichfalls durchgehends längsstreifigen Psammophiden '). üeber die Zeichnung des Pileus der Psammophis-Artvu (und von Taphrometopon) möchte ich noch bemerken, dass sie ursprünglich wohl aus lauter getrennten Flecken bestand, deren jeder auf einem der Pileusschilder lag und dessen Umrisse in verkleinerter Form wieder- holte. Diese Form ist anscheinend bei Taphrometopon noch vollstän- dig erhalten, bei den Psammophis- Avien aber insoweit verändert, dass jeder Internasalfleck mit dem präfrontalen derselben Seite ver- schmolzen ist. Ausser bei Fsammophis condanarus kommt auch bei Taphro- metopon lineolatum noch mitunter ein langei-, über den ganzen Rücken laufender Medianstreifen vor. Gestreift sind, wie ich noch nicht be- sonders bemerkt habe, ursprünglich alle Psammodynasf es- Arten (dor- sale Streifen verschmolzen, laterale vorhanden, marginale anscheinend fehlend). Sechsstreifig ist mitunter noch Psammophis sihilans {DL Mg). Secundäre Fleckenzeichnungen (4 Reihen) kommen sowohl bei Psammophis (sihilans) auf den D und L-Strcifen als auch bei Den- drophis (picta) anf den Lateralstreifen vor. Da ich die auf tab. 6, fig. 2 meiner Schlangenarbeit abgebildete Kopfzeichnung von Lycodon mülleri sowohl auf p. 78 als auch schon früher (p. 10) irrthümlich als ursprüngliche Zeichnungsform betrachtet habe, so bemerke ich hier zur Richtigstellung, dass sie im Gegentheil durch Auflösung der neun grossen Pileus-Flecken von Lycodon rufo- zonatum in zahlreiche kleine Fleckchen (wobei — wenigstens bei dem mir vorliegenden Exemplar — nur der kleine dreieckige, zwischen den Schenkeln des Occipitalwinkels von L. rufozonatiim gelegene Fleck unverändert geblieben ist, vergl. fig. 2 und 15b) entstanden ist und ein Stadium der Rückbildung der Kopfzeichnung vorstellt. 1) Eine Dendrophide, bei welcher Dorsal- und Lateralstreifen noch von einander getrennt sind, habe ich im Leipziger zool. Universitäts- museum gesehen; ebenso eine Dryophide noch mit der typischen Den- drophidenzeicbnung. 192 l^""- FRANZ WERNEU, Eine sehr interessante und für die Lycodontidenzeichuung im All- gemeinen wichtige Art hat Boulenger (in : Proceed. Zool. Soc. London 1887) beschrieben und abgebikiet. Diese Schlange, LampropUs fiskil, besitzt ein Post- und Interocularband und ausserdem einen Occipital- winkel und 3—4 Fleckenreihen des Rumpfes, also eine bis auf die (anscheinend nur den jBoo(^on-Arten unter den Lycodontiden zukom- mende) iMarginalzeichnung typische Zeichnungsform i). Von den Scy- taliden besitzt Oxijrhopus scolopax ein präfrontales Interocularband. Sehr merkwürdig und interessant sind die von Strauch (Schlangen des russischen Reiches, p. 220) erwähnten Varietäten von Feiamis U- color, von welchen ich diejenige, bei der das schwarze dorsale Längs- band in eine Längsreihe rhombischer oder querbindenartiger Flecken aufgelöst (resp. die ursprünglichere Fleckenzeichnung noch erhalten) ist, hervorhebe, ferner diejenige, bei der die Lateralfleckenreihe am Rumpfe erhalten ist, und endlich diejenige, deren Dorsalstreifen durch einen noch gelben medianen Längsstreifen getheilt ist, d. h. die ursprünglich in zwei Reihen angeordneten Dorsalflecken zwar in jeder Reihe mit einander zu einem Längsstreifen, aber nicht beide Längsstreifeu, wie dies beim Typus der Fall ist, zu einem verschmolzen sind; es beweisen diese Varietäten evident: 1. dass die Art ursprünglich gefleckt war, 2, nicht nur eine dorsale, sondern auch eine laterale Flecken - Zeichnung besass, und 3. die beiden Reihen von Dorsalflecken ursprüng- lich getrennt verliefen, mithin diese Schlange die typische Fleckeu- zeichnung in 4 (am Schwanz noch Marginalflecken vorhanden, also gar noch 6) Reihen besass. Postocularstreifen noch bei Platurus fasciatus. Von den Crotaliden ist Folgendes besonders erwähnenswerth : ich habe schon in meiner frühern Arbeit auf p. 86 bezüglich Calloselasma rhodostoma die Vermuthung ausgesprochen, dass der grosse dreieckige Scheitelfleck dieser Art dem der Viperiden vollkommen entspricht, und ich habe diese Vermuthung auch dadurch bestätigt gefunden, dass der charakteristische helle Kreuzfleck der Viperiden , welcher bei diesen zwischen den Schenkeln des Occipitalwinkels liegt, auch bei Calloselasma deutlich bemerkt werden kann (siehe flg. 10). 1) Azemiops feae ist auch eine Lycodontide; Scheitelflecken und Postocularstreifen wie bei Boodon, nur ersterer nicht auf die Interna- salia ausgedehnt und in der Medianlinie durch einen breiten Streifen der Grundfarbe halbirt. Rumpf geringelt, wie bei so vielen Lycodon- tiden. Bei einem Lycophidium des Leipziger zool. Museums Scheitel- flecken (vollst.) sowie Post- und Subocularstreil'on. Uiitersucliungeu über die Zeiclimiiig der Wiibcllliierc. 193 Die saiicluhrföruiigeu Querbiiideii maucher Crotaliden entstehen — theilvveise sogar noch ontogenetisch — auf die Weise, dass jeder Dor- salfieck theils mit den danebenstehenden Dorsalflecken der andern, tlieils mit zwei hinter einander liegenden Lateralfleckeu derselben Kör- perhälfte versclniiilzt. Auch bei Trigonocephalus blomJioffi und T. contor- trix sieht man die Querbinden an den Leibesseiten gleichsam gegabelt, indem ein dunkler Fleck oder Verticalstrich die Stelle kennzeichnet, wo je zwei geränderte LateralÜecken mit einander verschmolzen sind (siehe Fig. 12 — 14). Der Subocularstreifen dürfte unter den Crotaliden wenigstens den Trimeresiuus-kYiQn eigen sein, da ich ihn bereits wieder bei einer Art (T. variegatus) gefunden habe; ob derselbe mit dem der Viperiden homolog ist, kann ich leider vor der Hand nicht angeben, da ich nicht nur zu wenig Exemplare der bereits erwähnten Arten, sondern auch zu wenig Trimeresurus-kYiQM überhaupt untersuchen konnte')- (Eidechsen.) Was die Zeichnung der Eidechsen anbelangt, so habe ich Vieles nachzutragen, da ich sie ja in meiner Schlangenarbeit nur anhangsweise besprochen habe. Vor allem will ich erwähnen, dass eine Inter- und Subocularzeich- nung nicht nur bei Iguaniden und Agamen, sondern auch bei den Varaniden und Geckoniden vorkommt ; da nun alle diese Familien sehr alte Formen vorstellen, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass früher auch bei den Eidechsen eine grössere Entwicklung und Mannigfaltigkeit der Kopfzeichnung herrschte und ebenso wie bei den Schlangen rückgebildet wurde. Obwohl eine Flecken- und sogar Längsstreifenzeichuung (dorsal, seltener lateral, noch seltener marginal) auch bei den Ascalaboten (Geckoniden) vorkommt, so bin ich doch nicht ganz sicher, ob diese Fleckenreihen denen der andern Eidechsen vollständig homolog (i. e. homophyl) sind, sondern es können sich die Geckoniden aus dem Ei- dechsenstamme zu einer Zeit entwickelt haben, wo eine Fleckenzeich- nung in Längsreihen noch nicht entwickelt war, sondern die ursprüng- liche unregelmässige Fleckenzeichnung noch herrschte. Dafür spricht das ganze, eigenthümliche Gepräge der Zeichnung dieser Familie, welche in ihren Zeichnungsformen eine ausserordentlich grosse Mannigfaltigkeit aufweist, ohne dabei aber für vergleichende 1) Nachzutragen wäre noch: Trimeresurus monticola, Bothriechis hrachystoma und quadriscuiatus — ebenfalls mit der Subocularzeichnung (Berlin, Mus. f, Naturk.). 194 D'- FRANZ WERNER, Studien eiu dankbares Object zu liefern ^). Gestreifte Formen, ferner solche mit mehr als zwei Längsreihen von Flecken sind relativ sehr selten, und es treten solche Zeichnungen nur vereinzelt in verschiedenen Gat- tungen auf. Auch sind bei jungen Geckoniden Flecken r e ih en nicht häufiger als bei den erwachsenen ; kurz, es lässt nicht darauf schliessen, dass die Fleckenzeichnung in Längsreihen den Geckoniden ursprünglich eigen gewesen sei, sondern es wird wahrscheinlich derselbe Vorgang stattgefunden haben, wie bei den Urodelen unter den Amphibien, bei denen auch gewisse Arten aus einer Anzahl von Gattungen oder ge- wisse Individuen aus manchen Arten in ihrer Zeichnung zu einer höhern Entwicklung, also zur Ausbildung von Fleckenlängsreihen oder gar Längsstreifeu, sich emporgeschwungen haben, ohne dass man des- wegen diese Fleckenreihen oder Streifen innerhalb grösserer Kategorien als Gattungen oder gewisser Complexe von solchen für homolog halten dürfte. So verschmelzen z. B. bei Molge marmorata und alpestris die Flecken links und rechts von der Mittellinie des Rückens mitunter zu liängsstreifen, welche bei beiden Arten ganz die gleiche Lage besitzen, aber wohl zweifellos selbständig entstanden sind; und ebenso kommt bei Molge taeniata (vulgaris) $ und vittata ein marginaler Längs- streifen zu beiden Seiten des Bauches vor, dessen selbständige Ent- stehung nicht bezweifelt werden kann. Es ist eben in vielen Thieren die entschiedene Tendenz vorhanden, ihre Fleckenzeichnung in dieser Weise anzuordnen und diese bestimmte Variationstendenz, welche bei vielen andern Thieren wieder der Tendenz, die Zeichnung in der ur- sprünglichen Form zu vererben, unterliegt, siegt bei ihnen theils in gewissen Generationen, theils für alle Zeiten. Um nun wieder auf die Geckonen zurückzukommen, so habe ich schon bemerkt , dass fast keine einzige Zeichnungsform auftritt, die in dieser Familie etwas weiter verbreitet wäre ; das Charakteristische der Gecko- nidenzeichnung besteht in dem Mangel der Einheit. Die meisten Gat- tungen, sogar von diesen wieder viele Arten, welche überhaupt eine Zeichnung tragen, unterscheiden sich in dieser gewöhnlich sehr wesentlich ; und man kann sagen, dass in keiner Familie von Eidechsen die Zeichnung der Genera so weit ditl'erirt und so jedem Versuch der Vergleichung spottet, als bei den Geckonen sogar oft die Zeich- nung verschiedener Arten im selben Genus. Es mag diese Erscheinung 1) Etwas häufiger .sind höchstens die zackigen Querbinden der Gymnodacfylus- Arten z. B. G. Icotschyi und zweireihige, etwa quadra- tische Doi-saiflecken : Eublepharus macularius u. Phyllodactylus siumpfii. Untersuchungen über die Zeichnung der Wiibelthiere. 190 wohl mit dem unter den Geckoniden noch sehr verljreiteten Vermögen des Farben w echs eis zusammenhängen; je mehr aber die Pigmente an bestimmte Stellen der Haut gebunden sind, desto stärker kann dann auch die Vererbungstendenz der Neigung zu solchen mannigfachen Zeichuungsvariationen entgegentreten und der Zeichnung einen einheit- lichem Charakter aufdrücken. Eine einigermaassen häufigere Kopfzeichnung der Geckonen, welche auch noch bei Agamen, Iguaniden und Monitoriden vorkommt, besteht darin, dass die hintern Enden der beiden Postocularstreifen durch ein queres Band vereinigt werden oder nach hinten in einen spitzen Winkel zusammenlaufen. Obwohl die folgende Bemerkung wohl eher in den allgemeinen Theil als hierher gehört , so will ich doch hier daran erinnern , wie merkwürdig die Uebereinstimmung der Zeichnung in ihrem ersten Auftreten mit gewissen Organsystemen ist. Ich meine nämlich die bei allen Wirbelthierklassen auftretende ursprüngliche Fleckenzeichnung, welche ebenso wie die älteste bekannte Anlage des Tracheensystems (Peripatus) und der Sinnesorgane *) eine ziemlich gleichmässig über den ganzen Körper(Oberseite) zerstreute ist ; erst bei höherer Entwick- lung ordnen sich die Flecken in Reihen, auch die Tracheenstigmen der Insecten bilden eine Längsreihe an jeder Seite des Körpers, und auch solche Sinne wie der Tastsinn, welcher auch bei dem höchsten Wirbel- thier mehr oder weniger decentralisirt ist, zeigen eine entschiedene Neigung, am Körper eine bestimmte Lage einzunehmen. Ich habe in der früheren Schlaugenarbeit auf die Häufigkeit der Querstreifen Zeichnung bei seitlich comprimirten Reptilien hingewiesen und war auch Anfangs der Meinung, dass auch die quer(vertical)-ge- streiften Schwänze der Krokodile und Wasserwarane dieser ihrer Ge- stalt ihre Zeichnung verdanken. Doch ist es in Anbetracht des Um- standes, dass die Krokodile und die Varaniden (auch die landlebenden mit drehrunden Schwänzen) grösstentheils überhaupt quergestreift sind, wohl viel wahrscheinlicher, dass sowohl diese als auch jene sich von querge- streiften Stammformen ableiten lassen (auch die merkwürdige Eaiteria trägt mitunter eine deutliche Querstreifenzeichnung zur Schau). Die Monitoriden tragen wohl zweifellos primäre Zeichnung; ich habe unter 18 untersuchten Arten keine einzige gefunden, die eine andere Ansicht unterstützen würde. 1) Auch das zerstreute^Nervensystem bei Cölenteraten (Anthozoen- polypen) wäre hier zu erwähnen. 196 Dr. FRANZ WERNER, Die Aganien und Iguaniden bieten bezüglich der Zeichnung theil- weise äusserst verwickelte Verhältnisse dar, und es dürfte, wie ich schon früher erwähnte, eine ziemliche Anzahl von Fleckenzeichnungen in beiden Familien secundär sein ; doch lässt sich dies hier schwerer nachAveisen als in irgend einer andern Eidechsenfamilie und erfordert ein eingehendes, specielles Studium von Gattung zu Gattung, mit be- sonderer Berücksichtigung der verwandtschaftlichen Verhältnisse. Ein Fall von secundärer Einfarbigkeit zweierlei Art, wie er bei den Eidechsen nicht eben sehr selten ist, findet sich unter den Schlangen auch bei Bucephalus tyjms; ich kenne nämlich ganz grüne Exemplare (Zeichnung ganz rückgebildet), und anderseits wird von J. G. Fischer ein schwarzer Bucephalus beschrieben, dessen Färbung jedenfalls durcli starke Ausdehnung der einfachen Zeichnung (Typus V) entstanden ist. Die Lacerta concolor DvGm ist übrigens nicht (wie ich p. 96 ange- geben habe) grün wegen Rückbildung der einfachen, sondern der ur- sprünglichem (Streifen-)Zeichnung. Die muthmaassliche Reihenfolge von der Lacerta viridis strigata EiCHVV. bis zur Lacerta concolor und nigra ist ungefähr folgende : 1. Lacerta viridis quinquevitfata Menetr. ^). Sechsstreifig, die Streifen ohne dunkle Ränder. 2. Gestreifte Eidechsen mit dunklen Seitenrändern der Streifen. a) sechsstreifig, b) fünfstreifig (Dorsalstreifen verschmolzen), c) dreistreifig (auch Lateral- mit Marginalstreifen verschmolzen), d) wie vorige , aber Dorsal- von der Lateralregion undeutlich (nur durch die reine grüne Farbe) abgegrenzt. 3. Lacerta viridis concolor. Ganz einfarbig grün. 4. „ „ typ. mit vielen schwarzen Punkten, aber allge- meiner Eindruck doch der von Grün. 5. Lacerta viridis var. g. (Schreiber, Herpet. Europ. p. 442) mit so vielen schwarzen Punkten , dass die Oberseite vorwiegend schwarz erscheint, mit einzelnen gelben Punkten. Zwischen dieser Form und der echten Lacerta nigra (von der ich in diesem Jahre ein schönes Exemplar lebend erhielt) fehlen wahr- scheinlich mehrere Zwischenformen , in denen die Verdunklung der Bauchseite und der eigenthümhche , matte Eisen- oder Graphitglanz, der diese vollständig schwarze Eidechse — und auch ähn- liche Formen der Lacerta agilis — auszeichnet, sich entwickelte. 1) Im natui'historischen Museum zu Wien als strigata Eichwald bezeichnet — ebenso bei Bbdriaga 1. c. Untersuchungen über die Zeichnuna; der Wirbelthiere. ]^97 Von unserer Blindschleiche habe ich noch zu erwähnen, dass nicht nur der Median-, sondern auch öfters noch beide Dorsalstreifen (aller- dings bloss durch ihre duiddeu Ränder markirt) am Rücken bemerk- bar sind. Schliesslich möchte ich bezüglich des Systems noch Folgendes bemerken. Vor kurzem kam mir Stuaucii's Arbeit: Bemerkungen über die Geckonidensamndung im zool. Museum der kaiserl. Akad. d. Wisseusch. zu St. Petersburg, in die Hände und damit auch die in der Vorrede enthaltene interessante Kritik des BouLENGEii'schen Ei- dechsensystems. Da mir die Gruppirung der von Strauch wieder auf 12 reducirten Familien natürlicher zu sein schien als die Boulenger's, so habe ich mich beeilt, zu untersuchen, ob sich in der STRAUcn'schen Eintheilung der Zusammenhang der Familien unter einander bezüg- lich der Zeichnung besser und deutlicher ergiebt ; dabei bin ich, was die mir bekannten Familien anbetrifft, zu folgendem Resultate gekommen. 1. Eublephariden und üroplatiden sind in der Zeichnung vollständig Geckonen-artig. (Specielles über die Geckonidenzeichnung später*). 2. In der Gruppe der Pachyglossen sind die längsgestreiften Formen relativ in der Minorität, secundär gefleckte nicht sehr häufig. 3. Unter den Leptoglossen sind längsgestreifte Arten bei weitem am häufigsten ; quergestreifte finden sich bei den Varaniden (fast alle gezeichneten Arten) und Chalcididen (von denen die Zonuriden und Gerrhonotus - Arten meistens quergestreift sind, aber durch einzelne Formen — Chamaesaura anguina, Ophisaurus ventralis'^) — sich au die längsgestreiften Gerrhosauriden und durch diese an die durchwegs längsgestreiften Gruppen der Scincoiden, Lacertiden und Tejiden an- schliessen. Die Varaniden und Amphisbänen scheinen mir von den übrigen Leptoglossen weiter entfernt zu sein als diese unter einander ! Wenn auch Tretioscincus kein Scincoide sein sollte, obwohl Strauch dies annimmt, und die Zeichnung ganz scincoidenartig ist, so besitzt doch wohl Ämeiva auheri, welche der Lacerta viridis quinquevittata Menetr. sehr ähnlich gezeichnet ist, die ursprünglichste Tejiden- zeichnung (sechs Längsstreifen ohne secundäre Fleckenzeichnung) also 1) Ich will nur noch bemerken , dass ich zwischen der Zeichnung eines HJiacodactylus und eines Üroplates fimbriatus sehr grosse Aehn- lichkeiten auffinden konnte. 2) Diese Art hat oft eine sehr grosse Aehnlichkeit mit unserer Blindschleiche, sowohl in der Färbung als auch in der Zeichnung, was wieder sehr für die von Bottlenger vollzogene Einbeziehung von Ophi- saurus iu die Familie der Anguidae spricht. 198 ^^r- FRANZ WERNER, (D L Mg\ während ich bei Tretioscincus hifasciatus nur ([DJ [L Mg]) gefunden habe. Endlich habe ich noch bezüglich der auf p. 110 und 111 er- wähnten Formen secundärer Zeichnungen folgende Veränderungen zu machen. Was vor allem die p. 111 sub 2 erwähnten unregelmässigen, da- bei ungleichmässig vertheilten Fleckenzeichnungen anbelangt, so ist wohl die von Eryx thehaicus und Rhoptrura reinliardü sicher secundär ; und auch bei einer Fhilodryas-kvi, die ich gesehen habe (ich glaube es war Ph. trilineatus), ist dasselbe der Fall ; hingegen sind alle weiter- hin verzeichneten Fälle {Scytale, Oxyrhopus, Naja, Sepedon), wie ich im Anfange dieser Arbeit (S. 163) schon erwähnte, Zerfallsproducte der primären Zeichnungen, aber nicht neu entstanden. Das sub 3 Angeführte hat richtig zu lauten: Secundär sind 3. die Flecken- oder Querstreifenzeichnungen solcher Schlangen , welche von längsgestreiften Stammformen sich ableiten lassen (wenn diese Flecken oder Querstreifen nicht, wie in einigen wenigen Fällen, durch Auflösung der Längsstreifen in einzelne Flecken, resp. Querverbindung dieser letztern entstanden sind — Dromophis), und dieses wird meist ziemlich leicht daran erkannt, dass entweder alle Arten der betref- fenden Familie (oder Gattung), welche überhaupt gezeichnet sind, wenigstens in der Jugend, in gewissen Varietäten oder am Hinterende (mitunter auch vorn , doch ist dies selten phylogenetisch von Bedeu- tung) eine Längsstreifung zeigen , welche der normalen , primären Zeichnung entspricht {CoelopelUs), oder dass die betreffende Art nebst (oder anscheinend unter) der Pleckenzeichnung eine Längsstreifung erkennen lässt , auf der die Flecken so gelegen sind , dass sie nicht über die Seitenränder der Streifen auf die Grundfarbe sich erstrecken {Coronella anomala, Eutaenia ordinoides B. u. G.). Secundäre Zeichnungen haben nur ziemlich selten helle oder dunkle Ränder; die secundären Augenflecken bestehen nicht aus einem, sondern aus zwei über (resp. neben) einander liegenden Flecken; daher ist ihr heller Mittel flecken nicht der Mittelpunkt eines, sondern der Zwischenraum zweier Flecken und ist wohl fast ausnahmslos aus dem aufgehellten Rest der Grundfarbe, die zwischen den Streifen der Zeichnung natürlich wieder Streifen bildet, durch Auflösung dieser in eine Längsreihe von Flecken entstanden; über und unter jedem dieser hellen Flecken der Grundfarbe liegt dann ein Flecken der secundären Zeichnung; und wenn sich dann zwei solcher Flecken um diesen hellen Flecken herum vereinigen (was übrigens in üntersucluingen über die Zeichnuiij? der Wirbelthiere. 19') der Mehrzahl der Fälle unvollständig oder gar nicht geschieht), so entstehen Augenflecken, die nur in der Entstehung von den Primär- formen verschieden sind. Durch vergleichendes Studium sehr zahl- reicher Formen der Lacerta agilis allein kann dies jeder schon selbst beobachten. Wichtig ist, dass die helle Mitte der secundären Augenflecken Grundfarbe ist; denn aus diesen hellen, gewöhnlich weissen oder schwach gelblichen Mittelflecken entstehen die blauen Lateralflecken aller Lacertiden, und bei einigen Arten kann dies sogar während des postembryonalen W'achsthums beobachtet werden. Zu unterscheiden von diesen secundären Fleckenzeichnungen, welche auf der Area primärer Längsstreifen sich bilden, sind die inter- mediären Fleckenreihen und Längsstreifen. Diese, welche zwischen zwei primären Fleckenreihen oder Streifen entstehen, kommen, wie ich schon in meiner frühern Arbeit zu erwähnen, Gelegenheit nahm, nur bei den höchstentwickelten Fa- milien, sowohl der Eidechsen als auch der Schlangen, vor, mit Aus- nahme der uns schon bekannten Medianreihe, welche z. B. auch bei den Calamariden vorkommt, was aber darin begründet ist, dass diese nicht: „noch nicht", sondern „nicht mehr" hoch entwickelt sind (und dafür, dass ihnen die Medianreihe geblieben ist, fehlt einer Menge von Arten die marginale Reihe). Die Medianreihe, welche ich schon mehrfach ausführlich besprochen habe, entsteht, wie ebenfalls schon erwähnt, entweder durch mediane Längsanastomosirung der Dorsalflecken (Tortriciden, Peropoden) oder durch Verschmelzung der, gegen die Mittellinie des Rückens gelegenen dunklen Seitenränder der Dorsalstreifen (Eidechsen) oder selbständig: Troj)idonotus quincunciatus var. melanozostus , Psammophis con- danarus, Taphrometopon lineolatum; Callophis hivirgatus; Calama- riden etc. Eine weitere intermediäre Fleckenreihe ist die obere Lateralreihe der Vipera nasicornis, die zwischen Dorsal- und Lateralreihe liegt, und aus dreieckigen Flecken besteht, deren Basis nach oben gekehrt ist und deren Spitze auf den Lateralflecken aufsteht. Eine, ebenfalls zwischen Dorsal- und Lateralflecken liegende Flecken- reihe von fast derselben Form kommt bei Boa und Pelophilus vor ; halb- mondförmig sind diese Flecken bei Epicrates cenchris ; bei dieser Art bilden sie oft mit den gewöhnlichen, untern Lateralflecken einen ein- zigen runden Flecken, in dem die Trennungshnie des obern und un- ^öö ^f- FRANZ WERNER, tern Lateralfleckens als weisse, balbmondförmige, nacli unten concave Figur ersichtlich ist (siehe meine Schlangeuarbeit tab o, hg. 44). Innerhalb dieser drei Genera sind die obern Lateraltieckeu viel- leicht homolog. Eine obere Lateralreihe findet sich auch bei Crotalophorus mi- liaris (mit der untern alternirend !) und bei Fituophis catenifer , an- gedeutet bei Elaphis sauromates ; auch bei Heterodon nasicus sind zwei Lateralreihen jederseits vorhanden. Bei den Eidechsen sind von zwei Lateralstreifen i m m e r beide secundär {Lacerta agilis , Latastia longicaudata , Nucras tessellata ; Cnemidophorus sexlineatus) , denn sie sind nur die dunklen Ränder des primären Lateralstreifens, der im übrigen rückgebildet wurde. Ein Marginalstreifen unter dem eigentlichen M findet sich selten, z. B. bei Lygosoma taeniolatum. IL Die Zeichnung der Amphibien. In dieser Untersuchung, für welche ich schon während der ersten derartigen Arbeit, welche die Zeichnung der Eidechsen und Schlangen behandelte, Material gesammelt habe, habe ich versucht, die auf Ver- wandtschaft beruhenden Aehnlichkeiten in der Zeichnung der Amphi- bien aufzufinden, die Aehnlichkeit des Entwicklungsganges der Am- phibienzeichuung mit der der besprochenen Reptilien anschaulich zu machen, kurz alles zusammenzustellen, was mir in der Zeichnung dieser Klasse von Bedeutung und Interesse schien. Wenn ich für die Zeichnungen der Anuren und Urodelen die- selben Namen gebrauche, und zwar auch dieselben, wie ich sie schon für die ähnlich gelegenen Zeichnungen der Reptilien angenommen habe, so darf dies durchaus nicht zu dem Glauben verleiten, diese Zeichnungen seien sowohl bei Anuren und Urodelen als auch bei Amphibien und Reptilien homolog; sondern ich habe diese Namen hier wieder gebraucht, um nicht zu viele neue einführen zu müssen ; sie sind dem Leser meiner frühern Arbeit schon bekannt, besagen nichts als die Stelle, an welcher sich die betreöeude Zeichnung am Körper des Thieres befindet, und sind daher wohl mit demselben Recht wieder anwendbar, als man ja auch in der Wissenschaft als Flügel und Beine bei Insecten und Vögeln Körpertheile bezeichnet, die sicher nicht homolog sind. Ueber die Schleichenlurche habe ich nichts zu sagen ; die einzige Zeichnung, die ich bei Gymuophionen gefunden habe — eine helle Rückenlinie bei IchthyopMs glutinosus — bietet natürlich keine Ge- legenheit zu vergleichenden Studien. Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 20l Die Urodelen stehen im Allgemeinen in der Zeichnung schon be- deutend höher ; obwohl ihnen besondere Kopfzeichnungen meist fehlen, so macht ihre Zeichnung doch den Eindruck einer gewissen höhern Entwicklung , noch mehr , als wir es bei den Haien linden ; und am höchsten stehen die Auuren , die in Kopf- und liumpfzeichnung den Eidechsen im Entwicklungsgrade nahe kommen. Die Urodelen zerfallen nach ihrer Zeichnung in mehrere Gruppen ; von ihnen sind die Ichthyoideen vorwiegend einfarbig oder unregel- mässig gefleckt {Cryptobranchus, Necturus) •); die zweite Gruppe uni- fasst Formen, die auf eine unregelmässig, aber gleichmässig dicht ge- fleckte Stammform von gelber, gelbbrauner oder gelbrother Grundfarbe und dunklerer Zeichnung sich zurückführen lassen und vorwiegende Tendenz zur Längsstreifung zeigen {Spelerpes — Salamandra ; Chio- ylossa ; Desmognathus ; Batrachoseps — also fast lauter Landsala- mauder) ; und eine dritte Gruppe , deren Stammform zwar ebenso ausgesehen haben dürfte wie die der vorigen , die aber vorwiegend gefleckte Formen umfasst, mit in der Kegel noch gelb oder feuer- roth gefleckter Unterseite und häutig einer gelben oder rothen me- dianen Rücken - Längslinie im weiblichen oder beiden Geschlechtern {Molge). Einige spärlich gefleckte oder einfarbige Salamandrinen lassen sich ohne genauere Untersuchung zahlreicherer Exemplare kaum zu einer dieser beiden Gruppen stellen ; Amhlystoma mexicanum, der Axolotl und einige Verwandte sind mit der ursprünglichen Flecken- zeichnung versehen. Näheres darüber später im speciellen Theil. Homologisirbare Kopfzeichnungen existiien fast nur bei Tri tonen (bei Molge vulgaris, hoscai, montandoni, vittata^ viridescens , palmata, spurweise aber bei den meisten MolgesirtQu ein Postocularband). Was nun die Anuren anbelangt, so finden wir vor allem bei ihnen eine Zeichnung des Kopfes, welche wohl von grosser phylogenetischer Wichtigkeit ist, da sie überall auftritt; sie besteht aus einem Post- ocularband, welche es, wie bei den Reptilien, vom Hinterrande des Auges über das Trommelfell (wenn dies sichtbar ist) in die Nähe des Mund- winkels zieht, und aus einem Interocularband, welches entweder unge- theilt ist oder aus einer linken und rechten Hälfte besteht {Bufo, Pelobates, Biscoglossus); dieses Interocularband fehlt von den euro- päischen Arten nur der Rana esculenta sicher; bei fast allen andern Mana-krteu habe ich es selbst gesehen; B^,ana graeca besitzt es nach 1) Necturus trägt mitunter schon Flecken in 2 Längsreihen. §02 Dr. FRANZ WERNEK, BouLENGER (Anm. bei der Correctur) ; von Älytes cisternasi erwähnt es BoscA^); bei Alytes ohstetricans, Felodytes punctatus, Bufo vul- garis und cdlamita habe ich es gefunden^); Hyla arhorea besitzt es nicht, wohl aber viele Exoten dieser Gattung. Aber auch die Rumpfzeichnung bietet vieles Interessante, nament- lich bei den Raniden ; desgleichen ist auch die Zeichnung der Extre- mitäten von einiger Bedeutung. Die Rumpfzeichnung der Anuren lässt sich meistens auf 4, theilweise auf 6 Fleckenreihen zurückführen (im letztern Falle, indem zu Dorsal- und Lateralreihen noch Marginal- oder Medianreiheu hinzukommen). Wie bei den Tritouen , so ist auch bei vielen Anuren ein heller Längsstreifen zu bemerken, der in der Rückenmitte vom Kopf bis in die Nähe der Afteröffnung sich hinzieht; während er aber bei den Tritonen durchaus selbständig entstanden und für die Gattung cha- rakteristisch ist, muss der Spinalstreifen der Anuren durchweg dar- auf zurückgeführt werden, dass zwischen zwei dorsalen Fleckenreihen, welche zu Längsstreifen verschmolzen sind, die Grundfarbe mehr oder weniger stark aufgehellt ist, und zwar um so mehr, je näher die beiden Dorsalstreifen an einander rücken. Diese Erklärung, welche durch zahlreiche Uebergangsformen als richtig bestätigt wird , fordert aber als weitere Consequenz die An- nahme, dass alle Fleckenzeichnungen solcher Batrachier, welche diesen Streifen in voller Continuität besitzen, also dadurch documentiren, dass dieser Streifen früher von dorsalen Längsstreifen eingefasst war, secundär sind. Secundäre Einfarbigkeit kommt bei den Amphibien nicht selten vor, primäre wohl nur bei Ichthyoideen, vielleicht auch bei den Aglossen unter den Anuren. A. Die Urodelen. Obwohl ich in nachfolgender Auseinandersetzung von den euro- päischen Arten ausgehe, so will ich doch so ziemlich alle gezeich- neten Formen, die ich gesehen habe, wenigstens flüchtig und im All- gemeinen besprechen. Da die paläarctische und nearctische Region fast die einzigen sind, in denen Urodelen vorkommen, so sind besou- 1) Descripcion de un nuevo batracio de la fauna Espanola (in : Anales Soc. Esp. Hist. nat. 8, 1879, p. 216). 2) Von den andern europäischen Anuren schon in meiner Schlangen- arbeit (p. 5, Anm.) erwähnt. tlntersuchungen über die Zeichnung der Wirlielthierc. 203 ders Nordamerika, ferner Asien (und Nordafrika) diejenigen Gegenden der Erde, die uns das Material liefern, welches uns aushilft, wenn wir mit der Deutung der Zeichnung der europäischen Arten nicht vom Flecke kommen. Wenn wir erwachsene typische Exemplare verschiedener Urodelen vergleichen , so können wir sehr leicht zu dem Glauben veranlasst werden, dass in ihrer Zeichnung nahezu gar keine Beziehung, kein Zusammenhang herrscht; und ebenso verschieden sind die Farben, welche sie zur Schau tragen ; höchstens das Eine lässt sich feststellen, dass gefleckte Formen die weitaus grösste Majorität bilden, und dass gelbe, gelbrothe, gelbbraune (und gelbgrüne) Färbungen bei sehr vielen Arten beobachtet werden können. Wie es scheint, ist hiermit nicht viel anzufangen ; wir sehen selten eine bestimmte Kopfzeichnung, und wenn es schon der Fall ist, so lässt sie sich kaum bei ein paar Arten , geschweige denn bei einer ganzen Gattung oder mehreren solchen nachweisen. Die Rumpf- zeichnung ist nur in wenigen Fällen in Form von Fleckenlängsreihen oder von Längsstreifen ausgebildet, (Querstreifen sind bei den Uro- delen relativ sehr selten — im Gegensatz zu den Haien — und treten gewöhnlich nur als verticale Bänder auf den Kämmen männlicher Tritonen, z. B. T. nmrmoratus, vittatus^ alpestris, taeniatus auf), kurz, die Ausbeute an Material zu vergleichenden Studien scheint so dürftig wie möglich. Wenn wir aber etwas genauer zusehen, so finden wir doch genug Interessantes und Bemerkenswerthes. W^enn wir z. B. junge Larven von Amhlystoma mexicanum , von Salamandra maculosa und Triton cristatus, also drei generisch ganz verschiedenen Formen, vergleichen, so finden wir bei allen dreien eine Zeichnung, welche aus zwei Längs- reihen (jederseits) kleiner, runder, goldgelber Flecken besteht; die eine, obere, zieht in der die dorsale und ventrale Rumpfmusculatur tren- nenden Seitenlinie, die untere am Bauchrand dahin ; sie liegen daher an derselben Stelle, wie die Seitenorgane, deren Lage sie möglicher- weise äusserlich andeuten. Es wäre interessant, zu erfahren, ob diese Fleckchen bei allen Salamandrinen vorkommen ; zur Lösung dieser Frage wären nicht nur lebende, sondern auch gut conservirte Larven (bei denen die Fleckchen dann gelblichweiss sind) brauchbar. Merkwürdig ist auch das äusserst häufige Vorkommen der gelben oder gelbrothen, braunen, grünen Färbung bei so vielen Salaman- drinen, und diese wahrscheinlich ursprüngliche gelbe (oder wohl hell- braune) Färbung ist auf der Oberseite wahrscheinlich nur behufs voU- Zool. Jalub. iJd. VI. Abth. f. Syst. \/^ 204 D'- FRANZ WI'^RNER, kommeuerer Anpassung an den Aufenthaltsort in Braun bis Schwarz oder in Grün bis Blau oder sonstwie in eine dunklere Färbung um- geändert, unten aber bei aquatischen Arten erhalten, resp. zu Grell- gelb oder Feuerroth gesteigert worden (Schreckfarbe). Wir wollen nun das Vorkommen dieser Färbung näher ins Auge fassen. Von unsern heimischen Salamandra- Arten ist die eine schwarz, gelb gefleckt, die andere ganz schwarz. Es entsteht nun die Frage: Welche Färbung ist ursprünglicher, die der Salamandra maculosa oder die der S. atra? W^enn wir bedenken, dass S. atra eine hoch- alpine Form ist, in den Gebirgsländern Mitteleuropas aber auch Tro- pidonotus natrix, Vipera herus, Lacerta vivipara kohlschwarze Varie- täten bilden, ja auch Lacerta agüis, Änguis fragilis, Bombinator pa- chypus und Triton cristatus äusserst dunkel werden und sogar von der hellen Färbung des Bauches nur wenig erkennen lassen ; wenn wir an- dererseits betrachten, wie durch Varietäten der Salamandra maculosa Uebergänge zur normalen Färbung und Zeichnung nordamerikauischer Spelerpes- Arten sich finden, so werden wir kaum daran zweifeln, dass die Salamandra atra ein constanter Nigrino ist, welcher von einer ma- cwZosa-ähnlichen Form abstammt, sich von ihr aber durch ausserordent- lich lange Zeiträume sowohl in der Färbung als auch in morphologischen und insbesondere biologischen Merkmalen sehr weit entfernt hat. Dass wir weder jemals ganz schwarze Exemplare von Salamandra maculosa, noch schwarz-gelbe der atra finden, darf uns nicht mehr wundern als der Umstand, dass Salamandra atra niemals in der Zahl und in dem Entwicklungsgrade der Jungen die Eigenthümlichkeiten der maculosa zeigt, oder umgekehrt. Was nun die erwähnten Varietäten der Salamandra maculosa anbelangt, so existirt vor allem eine solche (im nördlichen Deutsch- land häufige), in der die Flecken des Rumpfes alle in zwei dorsalen Längsreihen (Fig. 25) angeordnet sind^); diese Zeichnungsform kommt auch bei der Salamandra caucasica vor. Eine andere Va- rietät zeigt diese Fleckenreihen äusserst stark entwickelt, so dass das Thier fast ganz gelb ist und nur am Rücken zwischen den beiden Dorsalstreifen und unter jedem derselben an den Seiten einen dunklern Streifen zeigt; diese Form kommt in Spanien vor (Fig. 24). Wenn wir nun auf die Spelerpes - Arten Nordamerikas blicken , so finden wir eine ganz gleich gezeichnete und gefärbte Art in dem Spelerpes guttolineatus (während der früher erwähnten Varietät ausser I 1) Mitunter kommen auch Exemplare mit 4 solchen Längsreihen vor. tJntersucbungeii iiher die Zeichnung der VVir})elthiere. 2Ö5 der Salamandra caucasica auch der Spelerpes belli ziemlich ent- spricht). Eine dritte Varietät ist am Rücken ganz gelb, besitzt au der liumpfseite eine l)reite schwarze Längsliuie, die gelbe Rückenzone ist vorn (zwischen den Parotiden) durch einen schwarzen, dreieckigen Flecken gespalten (gegabelt) (Fig. 23). Genau dieselbe Zeichnung findet sich bei Spelerpes variegatus. Wir sehen also die Zeichnung dreier Varietäten der S. maculosa bei amerikanischen Spelerpes- kxiQYi (und zwar normal) auftreten ! Wenn wir nun bei der vergleichenden Betrachtung der Spelerpes- S^ri^iw bleiben, so finden wir in Spelerpes Ulineatus eine Ai't, bei der das Schwarz des mittlem Längsstreifens in einzelne Flecken aufgelöst ist; dann finden wir in Spelerpes longi- caudatus eine Form, bei der auch die Fleckenstreifen in eine Flecken- zone aufgelöst sind, bis wir endlich zu Spelerpes ruber gelangen, welcher auf hellem Grunde die ursprünglichste aller Zeichnungsformen, eine un- regelmässige, aber in gleichmässiger Dichtigkeit über den Körper ver- streute Fleckenzeichnung aufweist. Wir sind hier also nach rückwärts gegangen, von der jüngsten Form zur ältesten nach abwärts gestiegen. Wir können nun die Entwicklung der Zeichnung dieser Gruppe folgen- dermaassen uns vorstellen — ohne dabei natürlich annehmen zu müssen, der S])elerpes ruber sei etwa die Stammform der Spelerpes- und Sala- mandra-Arten — : von einer gelben oder gelbbraunen Form mit einer ursprünglichen Fleckenzeichnung (den Charakter einer solchen habe ich schon oft beschrieben) leiten sich nach einander Formen ab, deren Flecken sich immer deutlicher in drei Reihen stellen ; diese drei Längs- reihen bilden endlich drei Längsstreifen, diese werden immer breiter und nehmen allmählich den grössten Theil der Oberseite ein, schliess- lich die Grundfarbe auf zwei schmale, dorsale Längsreihen von P'lecken beschränkend; auch die Ventralseite wird endlich schwarz (dass sie nicht ursprünglich schwarz war, kann aus dem Verhalten so vieler andrer Salamandrinen , insbesondere aber der Tritonen geschlossen werden ; übrigens kommen hin und wieder gelbbäuchige Exemplare der Salamandra maculosa noch vor, und ich besitze selbst ein der- artiges, von meiner Schwester auf einem Berge in der Nähe des Mond- sees in Oberösterreich gefangenes Exemplar; andrerseits verdunkelt auch Triton cristatus im Gebirge seine Bauchseite oft so stark, dass das Thier ganz schwarz wird mit wenigen gelben Flecken auf der Bauchseite; besonders Exemplare aus Steiermark zeigten diese Fär- bung). Mit der Ueberhandnahme der dunklen Färbung hört auch bei Salamandra maculosa die Regelmässigkeit der Anordnung der Flecken auf; es entsteht die typische Form dieser Art, schwarz, mit mehr 14* ^06 br. FUANZ WKkNfiR, oder weniger zahlreichen , unregelmässigen und grossen Flecken von gelber Farbe; von einer solchen vorwiegend schwarzen Form wäre dann die constant melanistische Hochgebirgsart S. atra al^zuleiten. Aehnliche Zwischenformen zwischen der Zeichnung von Salamnndra atra und Spelerpes ruher finden sich auch noch bei anderen als den als Beispiele erwähnten Landsalamandern. Wenden wir uns nun zu einer andern Gruppe von europäischen Urodelen, zu Spelerpes fuscus und Chioglossa lusitanica. Bei beiden ist das Gelb der Spelerpes- Arten ins Rothe, das Schwarz in Grau verändert. Chioglossa ist mit zwei, Spelerpes fuscus nach Schreiber mit sechs rothen Längsstreifen geschmückt ; meine Exemplare, die ich der Güte des Herrn Dr. M. Peracca in Turin verdanke, sind nur unregelmässig rothgelb gefleckt, stehen also zur gestreiften Form ungefähr im selben Verhältuiss wie die gewöhnliche Salamandra ma- culosa zur spanischen Varietät. Zu beiden Seiten des Rumpfes verläuft bei meinen sechs Exem- plaren ein breites schwarzgraues Längsband, welchem in jeder Be- ziehung l)ei Chioglossa ein unter den rothen Rückenstreifen verlau- fendes gleichfarbiges laterales Längsband entspricht. Bei beiden Arten ist über die roth gefärbten Partien des Körpers ein mehr oder weniger starker Kupfer- oder Goldglanz ausgebreitet, welcher bei todten Exem- plaren bald verschwindet. — Viel Gelbroth besitzt auch Molge luschani Stdchr., die mir auch ein Spelerpes zu sein scheint (oder eine Sala- mandra ?). Abgesehen davon, dass solche breite laterale Längsbänder bei hellerer Dorsalzone auch noch bei Plethodon erythronotus, bei Batra- choseps attenuatus und Spelerpes variegatus vorkommen, glaube ich, dass das Vorkommen ganz derselben Zeichnung bei einem Proteus anguineus einiges Interesse verdient. Besagtes Exemplar, welches ich ziemlich jung erhalten habe, besass damals die normale P'leischfarbe und deutliche rothe Augenpunkte. Nachdem es etwa ein Vierteljahr unter dem Einflüsse des difi'usen Tageslichtes gestanden hat, ist es sehr stark pigraentirt (auch die Augen) und zeigt ein von der Nasen- öffnung zum Auge und von hier noch ein Stück nach hinten reichendes dunkles Längsband. Der ganze Kopf ist duiü^elgrau pigmentirt, die Füsse mit Ausnahme der weissen Zehen blauviolctt; an den Rumpf- seiten zeigt sich jederseits ein breites dunkelgraues Längsband, und die zwischen den beiden Lateralbändern befindliche Dorsalzone ist schmutzig-rothviolett mit deutlichem Kupferschimmer. Wir sehen also hier durch den blossen Einfluss des Lichts auf üntersiK-liiui^'cii über ilio Zeicliimni,' dur Wirbeltliiere 207 ein ganz einfarbiges, fieischfaibiges Exemplar des Proteus auguinmis v'ma Färbung und Zeichnung entstehen, welche der von Chioglossa und Spehrpcs fuscus äusserst ähnlich ist. Ausserdem habe ich bei Proteus noch unregelmässige Fleckenzeiclmungeu bemerken können, welche im Allgemeinen denen von Cryptohranchus japonicus und Necturus lateralis ähnlich waren. Weitere Beobachtungen an diesem merkwürdigen Thiere werde ich erst nach dem Eintreffen neuer Exem])lare machen können ^). Salamandrina perspicillata zeigt die helle , hier rothe Färbung an der Unterseite der Extremitäten und des Schwanzes, auf der Cloake, sowie öfters auch noch an den Seiten des Schwanzes, ja auch noch auf der Oberseite des Hinterendes desselben ; ferner in einem zwischen den Augen verlaufenden, nach hinten einen ziemlich stumpfen Winkel bildenden Querbande, dessen Resten vielleicht der über jedem Auge der Salamandra maculosa liegende, selten fehlende und schon bei sehr jungen Exemplaren auftretende gelbe Flecken entspricht; ein wirk- liches gelbes Interocularband konnnt bei Salamandra maculosa nur äusserst selten vor. Die Bauchseite ist gelblichweiss , die Oberseite mit Ausnahme des interocularen Fleckens schwarz ; es ist also bei dieser Art auf der Oberseite noch viel weniger von der ursprünglichen Färbung erhalten als bei Salamandra maculosa. Dier Färbung ist eigentlich im Ganzen tritonenartig und entspricht etwa der junger T. crisfatus in der schwarzen Ober- und gelblichen Unterseite ; man sieht hieraus, dass bei Salamandern und Tritonen eine ganz ähnliche Zeichnung selbständig entstanden ist; dass bei Salamandrina die Un- terseite nicht so grell gefärbt ist, ist daraus erklärlich, dass sie bei diesem Landsalamander nicht als Schreckfarbe wirken kann. Nun kommen wir zu einer Gattung (Molge) , deren Arten sich meistens durch gelbe bis feuerrothe Unterseite und im weiblichen, 1) Eine ähnliche Zeichnung wie bei Ghioglossa (dunkles Lateral- band jedevseits und helle Dorsalzone) findet sich auch bei Geomolge fischeri, Salamandrella heyserlingi, Brachyterus sinensis und Onycho- dactylus japonicus. Diese Zeichnung ist für die Urodelen höchst cha- rakteristisch ! Hervorzuheben ist, dass die Lateralbänder der Urodelen niemals aus einer einzigen Fleckenreihe, sondern aus einer Zone von unregelmässig zerstreuten Flecken entstehen. Das Lateralband der Uro- delen entspricht daher trotz der ähnlichen Lage und Breite nicht dem häufigen Lateromarginalband der Eidechsen. Die helle Dorsalzone er- leidet durch das dunkle Lateralband jederseits mehr oder weniger zahl- reiche Einkerbungen, die ebenfalls für die Salamandrinen sehr charak- teristisch sind. 208 f>'"- PRANZ WERNER, seltener in beiden Geschlechteni häufig durch eine gelbe oder rothe mediane Rückenlängslinie auszeichnen ; diese RQckenlinie l)esitzen : Molge cristata, alpestris, paJrndta, marmor') Oder es werden nur 5 {Torpedo narce) oder gar nur 2 {Raja miraletus, schneidert, hinocularis) solcher Augenflecken — und zwar ganz besonders — ausgezeichnet, während die andern theilweise oder gänzlich rückgebildet w-erden. Merkwürdig ist hierbei der Umstand, dass sowohl bei Torpedo narce als bei Baja miraletus die äusserst deutlich und scharf umschriebenen Augenflecken ganz gleich (kreisrund, blau mit schwarzem Rand) aussehen. Diese Flecken stehen bei Tor- pedo narce in den Ecken eines symmetrischen Fünfeckes (von ihnen kann ausnahmsweise einer fehlen und ihre Anordnung dann auffallend asymmetrisch sein), bei Baja miraletus und allen andern mit zwei Augenflecken versehenen Rochen aber ungefähr in der Mitte des Körpers 1) Bei Baja eglanteria, hatis, Januar ia, clavata, capensis, bona- partei, Narcine timlei, hrasiliensis, Taeniura lymna. 2) Bei Aetöbates narinari, Urolophus halleri, Baja undulata, Tor- pedo marmorata, panthera, sinus-persici. 224 Dr. FRANZ WERNER, und neben einander. Raja schneiden und R. hinoculata besitzen runde (elliptische) dunkel geränderte, mit einem dunklen MittelÜeckeu ver- sehene Ocellen von beträchtlicher Grösse ; und zwar sind die beiden von R. hinoculata scharf contourirt und allein vorhanden, während bei R. scJineideri auch noch zahlreiche andere kleinere, aber ähnliche Ocellen den Körper bedecken und die beiden grossen ziemlich undeut- lich contourirt sind. y) /Iber auch die ursprünglich gefleckten Rajiden können solche Augenflecken erzeugen. Bei Raja agassizi und marginata finden sich zwei grosse dunkle Flecken, welche an derselben Stelle wie bei den vorerwähnten Raja- Arten neben einander stehen. Die grossen Flecken dürften durch Verschmelzung einer grössern Anzahl von solchen der gewöhnlichen Grösse entstanden sein. Bei R. circularis ist diese Verschmelzung noch nicht vollständig vollzogen ; die Flecken bilden einen runden Haufen und sind ebenso netzförmig verbunden, wie dies etwa bei Torpedo marmorata bei den Flecken des ganzen Körpers der Fall ist ; sie sind aber dunkler als bei diesem Rochen und die Grundfarbe deutlich aufgehellt. Bei Raja asterias und punctata bilden die an jeder der beiden Stellen des Körpers angehäuften Flecken mit einan- der einen kleinen Ring, in dessen Centrum (und bei R. asterias auch Umkreis) die Grundfarbe aufgehellt ist. Bei dieser letztern Rajiden- gruppe ist die primäre Fleckenzeichnung in der Regel neben den beiden grossen Flecken erhalten. Die längsstreifige Zeichnung von Rhinobates granulatus kommt meines Wissens weder bei einer andern Rhinobates - Avt , noch bei irgend einem andern Rochen vor; von einer Homologie mit einer an- dern Selachierzeichnung kann daher keine Rede sein. Die Ocellenpaare aber halte ich für homolog , wenn auch keine complete Homologie zu bestehen scheint; denn eigentlich entspricht jedem der (Reellen von Raja asterias und punctata ein solcher der Rajiden der Gruppe ß, während die marmorirten Ocellen von Raja circularis ein Aggregat von Ocellen sind, welche denen von R. aste- rias, punctata und den Rajiden der Gruppe ß entsprechen. üntcrsucliuugcn iibcr diu Zciclmuii^,' der Wirbeltliiere. 225 Tafel-Erklärung. Tafel 6. Fig. 1 — 7. Kopfzeichnung der Zamenis-ArtQn. Po Postocular- \ So Subocular- l Streifen. lo Intero ciliar- J Occ Occipitalflecken. M Mittelfieckeu desselben. Ä Trennungsstelle zwisclien der vordem und hintern Partie des Occipitalfleckens. S Seitentheile des Occipitalfleckens (mit wahrscheinlich einge- schmolzenem Postocularstreifen). l.D Erster Dorsalflecken. Fig. 1. Kopf von Zamenis hippocrepis (Sardinien). Fig. 2. „ „ Z. ventrimaculatus juv. (Mittelasien). Fig. 3. „ „ Z. gemonensis var. atrovirens (Siena). Fig. 4. „ „ Z. gemonensis (Dalmatien). Fig. 5. „ „ Z. gemonensis juv. (Dalmatien). Fig. 6. „ „ Z. ravergieri (Syrien). Fig. 7. „ „ Z. versicolor (parallelus) (Aegypten). Fig. 8. „ „ Python regius. P 0 Postocularstreifen. S f Scheitelflecken. D Anfangsstücke der Dorsalzeichnung. Fig. 9. Kopf von Nardoa hoa (Bezeichnung dieselbe). Fig. 10. Kopf von Calloselasma rJiodostoma (Scheitelflecken mit etwa kreuzförmigem hellerm Mittelflecken wie bei Viperiden). Fig. 11. Rumpfstück eines jungen Xenodon severus (v. d. Seite), Querstreifen aus drei hinter einander liegenden zusammengesetzt. Fig. 12. Rumpfstück eines jungen Bothrops (zeigt die Zusammen- setzung der dreieckigen, resp. sanduhrförmigen Flecken aus Dorsal- (D) und Lateral-(L)-Flecken. (M Mittellinie des Rückens.) 226 l^r. FRANZ WERNER, Fig. 13. Rumpfstück eines Trigonocephalus hlomhoffi (Bezeichnung dieselbe). Fig. 14. Dasselbe von einem Trigonocephalus piscivorus juv. (Be- zeichnung dieselbe). Tafel 7. Fig. 15. Kopf eines jungen Xiphosoma caninum (Po Postocu- larstreifen, Sf Rand eines ehemaligen ScheitelÜeckens, vergl. Fig. 45 meiner frühern Arbeit). Fig. 16. Kopf eines jungen Eunectes murinus (vergl. Fig. 46 meiner frühern Arbeit). Fig. 17. Kopf eAner Psammophis (sibilans?) (In Internasalflecken, P/" Präfrontalflecken, ^S^oSupraocularflecken, jp^ Frontalflecken, PParietal- fleckeu (2. Occipitalflecken), 3. Occ 3. Occipitalflecken, D Dorsalstreifen. S Seitentheile der Occipitalzeichnung , (1. Occ) (s. Fig. 2) , M Mittel- flecken des Occ. (s. Fig. 54 meiner frühern Arbeit). Fig. 18. Wiederholung einer andern Psammop/ws-Kopfzeichnung aus meiner frühern Arbeit (Fig. 56) mit Einzeichniing der Occipital- zeichnung voriger Form (Bezeichnung dieselbe). Fig. 19 u. 20. Kopf von Tropidonotus vittatus (Bezeichnung wie Fig. 17), Md Medianstreifen, D Dorsalflecken, L il/^ Lateromarginal- streifen. Fig. 21. Rumpfstück eines Tropidonotus tigrinus (diese Zeichnung schliesst sich an Fig. 27 meiner frühern Arbeit als nächstes Stadium an , indem die hellen Streifen der Grundfarbe nur bruchstückweise als Flecken zwischen den secundären Flecken erhalten bleiben ; im nächsten Stadium, welches uns unsere gewöhnliche Ringelnatter repräsentirt, sind die hellen Streifen ganz verschwunden. Fig. 22. Pelohates fuscus (lo Interocular- , Po Postocularzeich- nung, L Lateral-, AD äussere, ID innere Dorsalzeichnung (Median- streifen), vergl. Fig. 26. Fig. 23. Salamandra maculosa aus der Sammlung des zool. In- stituts zu Leipzig (Spelerpes variegatus-ZeichwviXig). Fig. 24. S. maculosa (Spanien) (Sp. guttolineatus-ähn]. Zeichnung). Fig. 25. S. maculosa (N.-Deutschland) (Sp. helli-'sihnl. Zeichnung), *Fig. 61. Rumpfstück eines Lycodon tessellatum, bei dem die Seiten nicht wie bei L. aidicum verdunkelt , sondern die Lateralzeich- nung durch eine einfache Zeichnung ersetzt ist; auch die Dorsalzeich- nung zeigt schon theilweise dieselbe Erscheinung. *Fig. 62. Kopf von Zamenis dahlii (schliesst sich an Fig. 4 au). *Fig. 63. Rana esculenta, eine Varietät, welche der P. lessonae ähnlich ist. * Diese Figuren wurden erst nachträglich hier eingeschaltet. Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. 227 Tafel 8. Fig. 26. Halbwüchsiges Exemplar von JBufo vulgaris var. japo- nicus (Bezeichnung wie Fig. 22). Fig. 27. JBufo calamita (D Dorsalstreifen, Sp Spinalstreifen). Fig. 28. Bufo regularis (Bezeichnung wie vorhei-). Fig. 29. Bufo viridis (ebenso). Fig. 30. Discoglossus pictus juv. {Md Medianflecken, J) Dorsal-, L Lateralflecken, OS Oberarmstreifen, 1 — ö Oberlippenflecken). Fig. 31. Belodytes punctatus (Bezeichnung wie Fig. 30). Fig. 32. Bomhinator pachypus juv. (ebenso). Fig. 33 u. 34. Bombinator igneus (ebenso). Fig. 35. Rana arvalis (gestreifte Form) ; Sp Spinalstreifen, J) Dorsal- , L Lateralstreifen , C Cervicalwinkel (erste Anlage, sonst wie Fig. 30). — Halle. Fig. 36. Rana arvalis (ungestreifte Form, Bezeichnung wie vorher). — Halle. Fig. 37. Rana temporaria (ebenso). — Ober-Oesterreich. Fig. 38. Rana agilis (ebenso). — Wien. Tafel 9. Fig. 39. CallopTiis intestinalis (Rumpfstück einer dreistreifigen Form, mit einerseits dorsaler, andererseits lateromarginaler Verschmel- zung der Streifen : D [L Mg]. M Mittellinie des Rückens. Fig. 40. Callophis intestinalis (diese und die folgende Ab- bildung sind, weil in der frühern Arbeit ganz miss- lungen, hier noch einmal richtig hergesetzt werden, 6-streifige Form, in die 4-streifige , gewöhnliche , durch Verdunklung der dorsolateralen Grenzlinie übergehend. Fig. 41. Callophis hivirgatus (7 -streifige Form, durch Ver- dunklung der lateromarginalen Grenzlinie in eine 5 - streifige (Md I) [L Mg]) übergehend ; aus dieser ersten kann dann die für C. hivirgatus und nigrotaeniatus gewöhnliche Form durch Verdunklung aller hellen Linien der Grundfarbe hervorgehen {[Md D L] Mg), wobei nur die mar- ginalen Streifen frei bleiben. Fig. 42. Rumpfstück eines Lycodon rufozonatus (statt der Ab- bildung Figur 62 der vorigen Arbeifi. Fig. 43 — 50. Halbschematische Darstellung der einfachsten ge- streiften Lacertidenzeichnungen. Fig. 43. (DL Mg): Lacerta viridis strigata. Fig. 44. Dasselbe, Dorsalstreifen dunkel gerändert (Zerzumia — Psammodromus — bland). Fig. 45. Dasselbe, Dorsalstreifen stark aufgehellt, so dass nur die dunklen Ränder davon übrig bleiben (etwa bei L. tessellata). 928 Dr. FRANZ WERNER, Fig. 46. (Md Dsc L Mg) von den vier dorsalen Streifen voriger Figur sind die beiden mittlem zum Medianstreifen verschmolzen. Fig. 47. {Md [L Mg]) Rückbildung der secundären Dorsalstreifen, Verschmelzung der lateralen und marginalen : L. vivipara. Fig. 48. ([L MgJ ganze Dorsalzeichnung rückgebildet, sonst wie 47: Lacerta muralis. Fig. 49. {[DJLMg) Dorsalstreifen verschmolzen: Tropidosaura — Psammodromus — algira. Fig. 50. (D [L MgJ) auch Lateral- und Marginalstreifen verschmol- zen : L. viridis hilineata. Fig. 51. Ophiops-Zeichnung. Fig. 52 — 55. Uebergangsformen zwischen der 7-streifigen Form des Acanthodactylus vulgaris und der reticulirten des A. scutellatus. Fig. 56 — 57. Theilung des Medianstreifens bei Acanthodactylus- Arten. Fig. 58. Lacerta agilis, Dspr primäre Dorsalstreifen, Dfl sec se- cundäre Dorsalflecken, L^ L^ secundäre Lateralstreifen; Beginn der Ocellenbildung. Fig. 59. Lacerta agilis (mit fünf Reihen Ocellen — es können auch mehr vorkommen). Fig. 60. Lacerta agilis (mit secundären Dorsalstreifen und ohne secundäre Zeichnung der Rumpfseiten). Tafel 10. Fig. 1 — 12. Zeichnung verschiedener Rajiden. Fig. 13. Zeichnung eines Haies (typisch). Die Namen sind auf der Tafel selbst angegeben. Bei den 8 Tafeln meiner frühern Arbeit ist Folgendes zu be- richtigen : 1. fehlt bei Fig. 3 die Bezeichnung der Streifen. 2. soll bei Fig. 19 die Bezeichnung So weggelassen werden, da ein Subocularstreifen — wenigstens meinem Exemplare — von Elapo- morphus hlumi fehlt. 3. fehlt bei Fig. 24 der Präocularstreifen, welcher sich vom Na- senloch zum Vorderrand des Auges hinzieht ; auch beginnt der Post- ocularstreifen zu tief unten am Auge. 4. fehlt bei Fig. 36 nicht, wie auf Seite 117 irrthümlich ange- geben wui'dt Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthierc. 229 5. Was Fig. 58 und 59 anbelangt, so siehe Fig. 40 und 41 vor- liegender Arbeit und die Tafelerklärung dazu. . 6. Statt Fig. 60 soll es heissen : Fig. 61 und umgekehrt. 7. Ueber Fig. 62 siehe Fig. 42 dieser vorliegenden Arbeit und Erklärung. 8. Statt d soll bei Fig. 89 h stehen. 9. Bei Fig. 98 fehlt der Subocularstreifen, welcher meinem Exem- plare zukommt, ebenso bei 10. Fig. 103 , wo ebenfalls bei dem mir vorliegenden Exemplare ein Subocularstreifen sichtbar ist. Der Baumweissling, Aporia crataegi Hb. Von Dr. Karl Eckstein iu Eberswalde. Zur Familie der Pieriden gehörend, wurde der Baumweissling, auch Heckenweissling, Weissdornfalter, Aderweissling genannt, von Fa- BRicius mit den übrigen Weisslingen zur Gattung Pontia vereinigt, 1816 von Hübner der Gattung Äporia zugetheilt, während Donzel ihn in die 1837 neu aufgestellte Gattung Leuconea versetzte. Ein weites Verbreitungsgebiet ist ihm eigen , denn nach Stau- dinger kommt er mit Ausnahme des eigentlichen Lapplands, Syriens und der Canarischen Inseln im ganzen Gebiete des europäischen Lepi- dopterenreiches vor, ja er ist nach Speyer ausserdem in Sibirien und dem Orient bis zum Altai hin heimisch. In der Ebene sowohl wie in der subalpinen Region bis etwa 1000 m über dem Meere findet er sich in Auen, Feldern und Gärten, überall da, wo die Futterpflanzen seiner Raupen wachsen. Diese seine weite Heimath bewohnt der Baumweissling nicht in gleichmässiger Vertheilung, doch scheint er nur selten manche Gegen- den ganz zu vermeiden. Dagegen tritt er, nachdem er Jahrzehnte lang vollständig gefehlt oder sich nur in einzelnen Exemplaren gezeigt hat, in einer enger oder weiter umgrenzten Oertlichkeit plötzlich in grosser, oft ungeheurer Menge auf, um bereits im folgenden oder über- nächsten Jahre wieder spurlos zu verschwinden. „So in Waldeck", schreibt Speyer im Jahre 1858, „wo sie (Äporia) seit 30 Jahren nur einmal massenweise erschien, im folgenden Jahre noch häufig blieb, in der ganzen übrigen Zeit aber geradezu eine Seltenheit war. Im Sommer Dr. KARL ECKSTEIN, Der Baumweissling, Aporia crataegi. 231 1850 wurde daselbst nicht ein Exemplar bemerkt, während wir den Falter in Schwaben in unsäglicher Menge antrafen. In demselben Jahre sah Blauel zwischen Braunschweig und Leipzig kein Stück , von da bis Innsbruck war sie überall zahlreich. Bei Wismar ist sie seit Jahren sehi' selten, früher einmal sehr gemein, bei Weimar in manchen Jahren gar nicht, in andern einzeln, seit 20 Jahren nicht mehr in verwüsten- der Menge, bei Danzig zuweilen häufig, in den neuesten Jahren sehr selten." Weitere Berichte liegen vor, nach welchen 1872 bei Kent ein Falter, 1885 bei Glatz deren zwei gefangen wurden, während 1882 bei Teplitz vereinzelte Falter vorkamen und 1884 bei Vietz (Küstrin) eine Raupe erbeutet wurde. Einzelne Jahre des massenhaften Auftretens sind bei Muswell Hill 1811, bei Hants 1826, bei Torquay 1854, am Rhein 1866, bei Ebers- walde 1873, bei Zermatt 1882, bei Eberswalde und in Nieder-Oester- reich 1889. Im Jahre 1720 wird der Falter ohne die Bemerkung, dass er selten sei, in einer englischen Fauna aufgezählt, 1858—65 war der Baumweissling bei Komotau in Böhmen häufig, 1855—60 fand er sich in Kent, in den vierziger Jahren in Devonshire und 1870 — 75 bei Giessen sehr häufig. Den Jahren des massenhaften Vorkommens gehen manchmal solche voraus, in denen er sich vielleicht ganz eng begrenzt schon zahlreicher findet, etwa an der Obstbaumallee einer Landstrasse, so 1888 bei Eberswalde oder 1825 bei Hants in England , oder es folgen ihnen solche Jahre, die noch manche Exemplare oder nur ganz einzelne Nach- zügler aufweisen, wie 1890 bei Eberswalde. Sein dortiges Erscheinen gab mir Gelegenheit zu den im Folgen- den geschilderten biologischen Beobachtungen. Die mit ziemlich raschem, aber doch ruhigem Fluge im warmen Schein der ersten Junisonne fliegenden Falter besuchten, nach Nahrung suchend, in grosser Zahl die duftenden Blumen einer kleinen, nahe meiner Wohnung gelegenen Wiese und Hessen sich besonders gern auf Kleeblüthen nieder. In solch sitzender Stellung wurden die Flügel aufwärts zusammen- geschlagen, so dass der Vorderraud der Hinterflügel etwa mit der 3. Randader des Vorderflügels abschneidet. Oft auch werden die Flügel nicht ganz fest geschlossen, sondern klafien durch seitlich schiefe Hal- tung ein wenig, ja es könnte den Anschein haben, als wären die Falter (vom süssen Honig berauscht) nachlässig geworden in der Haltung def §3^ br. KARL ECKSTEIN, Flügel und sorglos, denn so wenig scheu waren sie, dass ich mich dicht neben der von ihnen beflogenen Blume ins Gras niederlegen konnte, zu ihrer Beobachtung, ohne dass sie dadurch im geringsten gestört worden wären. Leicht lassen sich Männchen und Weibchen unterscheiden: Das S ist ober- und unterseits an den Flügeln mit Schuppen von milchweisser Farbe bekleidet, denen nur ein schwacher gelblicher Schimmer eigen ist. Solche von schwarzer Farbe finden sich am Ausseurande beider Flügelpaare, und zwar so geordnet, dass an jeder Randader, die wie das sämmtliche Flügelgeäder schwarz gefärbt ist, ein nicht scharf umgrenzter Dreiecksfleck entsteht, von grösserer oder geringerer Intensität. Auch der Vorderrand ist nach der Flügelwurzel hin etwas dunkler gefärbt. An den Hinterflügeln tritt unterseits eine etwas stärker ins Gelbe ziehende Färbung auf, welche in der äusseren Hälfte der Mittelzelle und in der zweiten bis achten Aussenzelle mit feinen schwarzen Pünkt- chen überspritzt ist. Ober- und unterseits einzeilig lang weiss behaart sind die ersten ßandzellen der Hinterflügel. Es trägt nämlich der Hinterflügel des Baumweisslings, wie bei vielen andern Faltern, drei Dorsaladern und zwar eine Subdorsalader, eine erste Dorsalader und eine zweite, welche in der sogenannten Flügelfalte verläuft und auf der Oberseite nicht zu sehen ist. Dem entsprechend hat der Hinterflügel auf seiner Unterseite eine in vier Felder der Länge nach getheilte eiste Randzelle, die auf der Oberseite nur in drei zerfällt. Sehr va- riabel bezüglich seiner Gestalt und Grösse ist der schwarze an der Querader des Vorderflügels verlaufende Fleck, der auch in seiner Farbe bald stärker, bald schwächer erscheint. Im Gegensatz zu der eben geschilderten Erscheinung des Männ- chens besitzt das Weibchen eine weit schwächere Bestäubung, die be- sonders in der Mitte der Vorderflügel so spärlich werden kann, dass dieselben glashell durchsichtig erscheinen, eine Eigenthümlichkeit, durch welche sich Äporia crataegi an die Arten der Gattung Parnassius, etwa an P. mnemosyne, anschliesst. Ist, wie gesagt, das Geäder der männlichen Flügel schwarz, so ist das der weiblichen zweifarbig, d. h. die der Flügelbasis entspringenden Adern sind gelb von Farbe, ebenso ist der Vorderrand des Vorder- flügels gelb, um erst kurz vor der Spitze in die schwarze Farbe des Aussenrandes überzugehen. Bezüglich der Gestalt der Flügel sei bemerkt, dass manchmal Yorderflügel mit auffallend stumpfen Ecken vorkommen. Auch anor- Der Baumweissling, Aporia crataegi. ^3S male Bildungen des Flügelgeäders finden sieb nicht selten ; sie können verursacht sein durch geringere, wieder verheilte Verletzungen der Puppe, Es kommt auch wohl vor, dass in einer Zelle sich ein rings gesund umrandetes Loch befindet, oder dass an einer früher verletzten Stelle der Flügel (und auch des A.bdomens) ein kleines Stückchen der festgewachsenen Puppenhaut mit umhergetragen wird. Die Beine des Baumweisslings sind wohl entwickelt und mit Aus- nahme der weissen Schienen schwarz von Farbe. Kopf, Brust und Hinterleib sind mehr oder weniger stark mit weissen Haaren besetzt, die am Hinterleib des $ zu einer schwarz und weissen Ringelung Veranlassung geben können. Im Juni 1889 flogen diese Falter zahlreich, besonders in den Vor- mittagsstunden bis etwa gegen 1 Uhr, dann nahm ihre Zahl merklich ab. Es war kein Umhertummeln, auch keine geschäftige Piuhe, wie die von Argynnis paphia, welche sich um die Doldenblüthen des Bal- drians in Schaaren zusammen findet. Nein, jeder Falter, der niedrig über die nächste Weissdornhecke oder höher daher fliegend sich von den Wipfeln jener Obstbäume herabliess in schwebendem und doch rüstigem Fluge, hatte es eilig, zu den Blumen der Wiese zu kommen, sich an ihrem Nectar zu sättigen, mit andern Genossen, wenn auch nur ganz kurz, anzubinden und dann weiter zu eilen, wenn nicht ein liebelechzendes Weibchen den muntern Gesellen fesselte. In eigen- thümlicher Stellung sitzt jenes an einer Kleeblüthe, nicht dürstend nach deren süssem Inhalt, sondern mit locker zusammengerolltem Rüssel nach vorn vorgestreckten Fühlern, mit weit nach der Bauchseite über die horizontale Lage herab und nach vorn gezogenen Vorder- flügeln, die in auffallender Weise mit ihrem Hinterrande unter die mit dem Innenrand einander möglichst genäherten Hinterflügel zu liegen kommen. So sitzt es da, von Zeit zu Zeit, langsam aber kräftig und deutlich vernehmbar die Flügel auf und abschlagend, umworben von einem oder von mehreren Männchen. Glücklich dasjenige, welches in unblutigem Ringen den Rivalen zum Abzug bewogen und nun auf dem Weibchen sitzend seine Fühler an den jetzt aufrecht getragenen des Weibchens hin- und herführen kann. — Nur kurze Zeit, dann werden sie gestört von andern gierigen Männchen; wieder spielt sich der Kampf ab, der Stärkere siegt, das Weibchen lässt sich auch seine Liebkosungen, ja die eines Dritten und Vierten gefallen, ohne sich von der Stelle zu bewegen, bis endlich ein Paar, der Sonne entgegen- schwebend, sich hoch in die Lüfte erhebt, wo, dem Auge des Beob- 234 ^r. KARL ECKSTEIN, achters entrückt, wahrscheinlich die Begattung stattfindet. Ich sage „wahrscheinlich", denn beobachten konnte ich es nicht, wohl aber habe ich constatirt, dass auf den Blumen die Vereinigung der beiden Ge- schlechter nicht vor sich geht. War mir auch die oben geschilderte eigenthümliche Stellung der Flügel jenes Weibchens auffallend und bisher überhaupt noch nicht bei Schmetterlingen zu Gesicht gekommen , so sind andere ähnliche Erscheinungen doch schon vor Jahren bekannt geworden. So schreibt VON Dalla Torre: „Ebenso kann es (das willkürliche Entblössen der Duftschuppen nämlich) auch kaum bestritten werden bei den Haar- pinseln und Duftflecken, die auf der Oberseite der Hintertiügel liegen und von den Vorderflügeln bedeckt werden, indem der Falter gewiss im Stande ist, den Vorder flügel so weit nach vorne zu ziehen, dass der gan ze Hin terflügel unbedeckt bleib t. Dass dann die Haarbüschel sich sträuben, ist wohl auf rein mechani- schem Wege zu erklären .... Ganz Aehuliches gilt von den Haar- büscheln am Innenrande der Hinterflügel." Einer späteren Untersuchung muss es überlassen sein , diese ge- wiss sehr interessanten Verhältnisse der secundären Geschlechtscha- raktere des Haumweisslings aufzuklären. Bemerken möchte ich aber, dass der specifische Geruch dieses Falters so intensiv ist, dass er mir im höchsten Grade widerlich und ekelerregend wurde, als er beim Todtdrücken der zahlreichen gefangenen Falter immer stärker auftrat. Er ist so stark, dass einige unaufgespiesst in einer Schachtel liegenden Baumweissliuge denselben noch heute, also nach ^j^ Jahren, fast unge- schwächt behalten haben. Sollte derselbe vielleicht einem „schützen- den Duftapparat" entstammen, der freilich bei einheimischen Arten bis jetzt noch nicht nachgewiesen wurde? Doch siehe, da kommt ein Falter langsam und trägen Flugs daher, mit Mühe nur und mit Anstrengung die schweren Flügel schlagend ; düster, bräunlich gefärbt scheint er von fern und röthlich oder gelblich- braun bestäubt erweisen sich, in der Nähe betrachtet, seine Flügel. Und nicht nur einen, nein drei solcher Baumweisslinge glückte mir an einem Tage zu erbeuten, die an den Flügeln in der angegebenen Weise eigenthümlichen Baiast mit sich schleppten. Bei mikroskopischer Betrachtung ward jene räthselhafte Erschei- nung bald aufgeklärt : Blüthenstaub, Pollen war es, der bei dem einen Falter beide Flügclpaare oberseits bedeckte und zwar in Folge des Zusammenschlagens der Flügel in der Ruhe in genau symmetrischer Anordnung, während beim andern nur die Unterseite des zweiten Flügel- Der BaumweLssling, Aporia crataesi. 235 paares ~ aber auffallend stark — damit behaftet war, uud sich auf den beiden Flügelpaaren des dritteu Falters nur einige schmale, grün- gelbe Pollenstreifeii befanden. Auch andere Falter schleppen Pollen mit sich, so die brasilianischen Fapilio thoas, P. pompejus und P. po- lydamas. Zahlreich waren auch solche Baumweisslinge, die auf ihren Flü- geln eigenthümliche, unregelmässig gestaltete uud willkürlich angeord- nete grössere oder kleinere rothe Flecken trugen. Diese rühren von dem rothen Harne her, den der Schmetterling, bald nachdem er der Puppe entschlüpft ist, von sich giebt, wobei er, wie der Augenschein lehrt, unter Umständen seine Flügel mehr oder weniger besudeln kann. Aus den spindelförmigen , hell - dottergelben Eiern , die an der Oberseite der Blätter von Weissdorn und Apfelbaum, seltener von Schlehe, Mispel, Eberesche u. a. m. in der Zahl von 50 — 100, ja 120 Stück abgelegt werden, entstehen kleine, am ersten Tage gelbgefärbte Räupchen, die bald dunkler werden, derart, dass nach und nach ihr ziemlich lang behaarter Leib eine rothbraune Färbung annimmt, von der sich der dunkle Kopf deutlich und scharf absetzt. Ihr erstes Fressen ist ein einseitiges Skeletiren der Blätter, d. h. sie verzehren die Epidermis der einen Blattseite und lassen die Adern stehen, so dass diese sich bald bräunen und als zartes, dunkles, er- habenes Adernetz auf der gelb gewordenen Frasstelle hervorsehen. Ihr Spinnvermögen benutzen sie dazu, sich nach Belieben an einem Faden herabzulassen, besonders aber zur Fertigung eines kleinen Ge- spinnstes, in das die zunächst stehenden Blätter mit herein gezogen werden. In diesem wohnen sie etwa 3—6 zusammen, von hier aus befressen sie die Blätter des befallenen Zweiges, dabei das Nest etwas vergrössernd und in dessen zarten Fäden ihren feinen Koth hängen lassend. Inzwischen hat der Herbst seinen Einzug gehalten, der Wind hat die Bäume entlaubt, und Ast und Zweige starren nackt und kahl in die Lüfte hinaus. Nur hier und da hängt am Apfelbaum und Dorn- busch ein dürres Blatt, der peitschenden Wuth des heftigen Windes Widerstand leistend. Genaueres Zusehen lässt uns erkennen, dass das Blatt sich schon längst an seinem Stiel vom Zweige, dem es entsprossen, losgelöst hat, dass es jetzt aber von feinen Gespinnstfäden, welche den Zweig als ein seidenglänzender dünner Ueberzug umgeben, festgehalten wird. Oft sind es auch zwei oder drei Blätter, die in dieser Weise durch ein feines Gespinnst zusammengehalten werdeu. 2ool. Jahrb. VI. Ablli. f. Syst. 1 tj 236 Dr. KARL ECKSTEIN, Oeffnet man sorgfältig ein solches Blatt, so findet man im Innern etwas stärkeres Gespinnst und in diesem liegend entweder ein einzelnes oder mehrere ca. 3 mm lange Räupchen. Es sind die überwinternden Larven des Baumweisslings , von welchen eine jede innerhalb des schwachen gemeinschaftlichen Gespinnstes einen besonderen Cocon ge- sponnen hat, in dem sie wenig gekrümmt liegt und so wohlgeborgen gegen die Einflüsse des Wetters die Winterzeit überdauert. Wenn Mitte April die jungen Knospen des Weissdorns zu treiben beginnen , dann erwachen auch die Räupchen zu neuem Leben , um, wenn die Sonne ihr Winterversteck warm bescheint, dieses zu ver- lassen. Dann findet man sie entweder ruhig sitzend auf dem welken Blatt, dieses von neuem mit einem weissen Gespinnst überziehend, oder sie wandern, den eingeschlagenen Pfad durch Gespinnstfädeu markirend, nach den nächsten Knospen, deren zarte, grüne Blätt- chen sie zu benagen beginnen, oft so stark, dass von der ganzen Knospe ausser den braunen Deckschuppen nur noch sich bräunende oder schwarz gewordene Reste des einen oder andern Blattes übrig bleiben. Nach etwa 8 Tagen, während welcher Zeit sie fleissig spinnend das alte nach jeder Mahlzeit wieder aufgesuchte Winternest stark ver- grössert haben, häuten sie sich daselbst und besitzen dann zwei aus einzelnen, gelbroth gefärbten, kurzen, den Segmenten entsprechend an- geordneten Haarbüscheln bestehende Längsbinden. Die Grundfarbe der Haut ist oben schwarz, an den Seiten und unten etwas heller ; der grosse tiefschwarze Kopf hebt sich scharf von dem ersten Brustseg- ment ab. Der Koth, den sie in diesem Lebensalter von sich geben, besteht aus kleinen, noch nicht 1 mm langen, unregelmässig gestalteten Körnchen von brauner Farbe. Vorgreifend sei bemerkt, dass der Koth der erwach- senen Raupe, braun oder schwarzbraun von Farbe, aus mehr oder weniger regelmässig gestalteten Rollen besteht, die durch zwei oft undeutliche Ringfurchen in 3 Wülste geschieden werden. Kurz vor der bald erfolgenden zweiten Häutung wird die Farbe der Raupe matt, der scheinbar kleine Kopf hebt sich schärfer von dem stark aufgetriebenen ersten Segment ab ; hier platzt die Haut, und in frischem, lebhafter gefärbtem Kleid erscheinen die Raupen. Sie ver- lassen ihr Winternest, um nicht mehr in dasselbe zurückzukehren, und sitzen nun, mehrere zusammen, am Ende eines meist nach oben ge- richteten Zweiges so nahe an einander, wie es die nach der Häutung stärker gewordene Behaarung gestattet. Der Baiimweissling:, Aporia crataep:!. 237 Während ihres ferneren Kaupenlebens ') häuten sie sich minde- stens noch einmal (denn ich fand später die abgestreiften Bälge) und haben bis Mitte Mai ihre vollkommene Grösse von ca. 40 mm erreicht. Als ausgewachsene Raupe zeichnen sie sich an der Bauchseite durch eine eigenthümliche, fettglänzende graue Hautfarbe aus, während auf der Oberseite die bereits früher vorhandenen braunen Streifen stärker hervortreten. Diese werden seitlich von je einer schwarzen Flecken- linie begrenzt und auf der Rückenmitte durch eine eben solche von einander getrennt. Zur Verpuppung begiebt sich die Raupe an einen mehr oder weniger senkrechten Zweig, am liebsten aber an einen starken Ast oder den Stamm selbst. Hier finden wir sie wieder, den Kopf nach oben, die Bauchseite dem Zweige zukehrend, auf einer kleinen Gespinnstfläche am Hinterende befestigt und um das erste oder zweite Abdominalseg- nient durch einen mit beiden Enden am Stamm angesponnenen Faden in ziemlich weitem Gürtel umspannt. So verbleibt die Raupe längere Zeit, etwa einen Tag lang ; ihre Farben nehmen an Lebhaftigkeit mehr und mehr ab, das leuchtende Rothbraun hat sich vollständig ver- loren, endlich platzt die Haut genau in der Rückenmitte der Thorax- segmente, und mit kräftigen, aber durch längere Ruhepausen unter- brochenen Bewegungen schiebt sich die Raupe nicht aus der alten Haut hervor, sondern streift die Körperhülle, welche sie im Begriffe ist abzuwerfen, nach hinten und unten, wo die zusammengedrängten Haut- reste entweder an dem Gespinnst des letzten Segments noch einige Zeit hängen bleiben oder alsbald zu Boden fallen. Die bei dieser letzten Häutung entstandene Puppe zeigt deutlich die Extremitäten und Flügel des zukünftigen Schmetterlings, doch ist die Puppenhaut bereits so stark geworden, dass jene Extremitäten nicht mehr frei daliegen, aber noch scharf und deutlich ihre einzelnen Segmente erkennen lassen. So finden sich in der die Flügel über- lagernden Haut dieselben dunklen Flecken angedeutet , welche die spätere Puppe an dieser Stelle tiägt; der Rüssel liegt in gerader Linie an der Bauchseite; von den Beinen sind nur die beiden ersten Paare zu sehen , während das dritte unter den Flügeln verdeckt ist ; alle tragen eine feine Querstreifung. Bald erhärtet die anfangs weiche Puppe und nimmt die normale Zeichnung an. Auch anders gefärbte Puppen kommen vor, z. B. solche mit braunen Stellen unter den 1) (las ich einer viei-zehntägigen Reise wegen nicht genauer beob- aeliteu konnte. 16* 238 t)»". KARL ECKSTEIN, Flügelhüllen. Solche entstehen dann, wenn durch irgend welche Störung vor der zur Puppe führenden Häutung die chitinöse Puppenhaut sich nicht vollständig entwickeln konnte. Es bleiben derartige Stellen ge- wöhnlich noch lange Zeit weich, wenn auch die übrigen Theile bereits vollkommen erhärtet sind, endlich aber werden auch sie fest und nehmen eine meist bräunliche Farbe an. Nach etwa vierzehn Tagen beginnt die vorher äusserlich ganz unveränderte Puppe sich in den Segmenten des Hinterleibes aus ein- ander zu schieben; ihre Ligamente werden bräunlich, während die Haut an den Segmenten selbst bald durchscheinender und schliesslich ganz durchsichtig wird. Der bisher scharf und zackig gezeichnete Rand der Flügelhüllen wird auch dunkler, und die frühern Zacken ragen nun als schwarze Linien tiefer in die Flügelhüllen herein, in denen man die durchscheinenden Adern der Oberflügel erkennt. Endlich platzt die Puppe in der scharf vorspringenden Kante des Rückens auf, die die Flügel deckenden Hülltheile lösen sich von den die Beine und den Rüssel deckenden Mittelstücken der dem Baum- stamm zugekehrten Bauchseite, und Anfangs mit langsamen schwachen Bewegungen, dann aber, nachdem die Fühler und Beine allmählich frei geworden sind, mit stärkeren Bewegungen arbeitet sich der Falter hervor, die ihre Zeichnung behaltende, aber blasse, fast farblose, weil leere Puppenhülle zurücklassend. Der Schmetterling setzt sich alsbald an einer ihm bequemen Stelle fest, um seine Flügel zu entfalten und sich des Harnes zu entledigen, der sich während der Puppenruhe angesammelt hat. Dieser ist beim Baumweissling in verhältnissmässig grosser Menge vorhanden und be- sitzt eine blutrothe Farbe, mit dem sich, wie wir bereits oben gesehen, der Falter besudeln kann. Gelingt es einem Falter aus irgend welcher Ursache nicht, sich aus der Puppe hervorzuarbeiten, und entlässt er nun den Harn, dann färbt sich die Puppenhülle tief rothbraun. Bei massenhaftem Vorkommen des Baumweisslings kann dieser rothe Harn in solcher Menge abgesondert werden und auf den Blättern von Baum und Strauch eintrocknen, dass er zu der bekannten Fabel vom Blutregen Veranlassung gab. Der Baumweissling fällt meist in später Nachmittagsstunde aus, bleibt über Nacht ruhig sitzen und kräftigt seine Flügel, um am nächsten Tage, bald nachdem ihn die warmen Sonnenstrahlen erreicht haben , davon zu fliegen. Während dieser Zeit sitzt er so, dass der Vorderrand der Vorderflügel mit dem Vorderrand der Hinterflügel in der Mitte der letzteren gerade ab- schneidet. Der HiUiinwtus.sliii^', Apuria crataGpi. 2'^9 Während diese tiefe Lage der Vorderflügel, welche wir bei andern Tagfaltern wieder finden, vom Bauniweissling im spätem Leben über- haupt nicht oder nur selten angenommen zu werden scheint, trägt er in sitzender Stellung seine Flügel etwas mehr aufgerichtet. Keineswegs bilden die Vorder- und Hinterflügel eine ebene Fläche, sie liegen vielmehr in schwachen Falten, und zwar zieht in jeder der Randzellen beider Flügel genau in der Mitte zwischen den Randadern eine kleine schwache Falte nicht ganz bis zur Mitte der Randzelle in den Flügel hinein ; stärkere Falten finden sich an der Mittelader der Oberflügel und in der ersten Randzelle des Hinterflügels und bilden die sogenannte „Flügelfalte". So erklärt sich die Ansicht der Flügel, wenn man den ruhig dasitzenden Falter von oben be- trachtet. Die im Vorstehenden mitgetheilten Beobachtungen wurden ge- macht an den plötzlich massenhaft auftretenden Faltern des Jahres 1889 sowie den ihren Eiern entstammenden, im Jahre 1890 erwachsenen Raupen und Puppen. Es war mir nicht schwer gewesen, an einem Weissdornbusch bis zu 10 und noch mehr Eihäufchen zu findep ; nur wenige nahm ich mit, die andern einer voraussichtlich ungestörten Entwicklung hoflnungsvoll überlassend. Und wirklich, als die Blätter abgefallen, war es mir ein Leichtes zahlreiche Winternester — die „kleinen Raupennester" Ratzeburg's — zu finden. Einige derselben wurden zur Beobachtung mit nach Hause genommen; sie sind wohl die einzigen gewesen, deren Insassen sich bis zum Falter entwickelt haben , denn , wenn ich auch gegen das Frühjahr hin noch manches von gesunden Räupchen besetzte Nest fand , wenn ich auch später noch hier und da die Spuren der kaum halbwüchsigen Larven ausfindig machen konnte — erwachsene Raupen habe ich, mit einer einzigen Ausnahme, im Jahre 1890 keine gefunden. Da ich die aus den heimgebrachten Nestern stammenden Raupen an frei stehenden Futterpflanzen aufzog, so ist wohl eine oder die andere weggekrochen ; die übrigen gelangten zur Verpuppung und nur eine unter diesen war von Parasiten befallen, nämlich vom Micro- gaster crataegi Ratzeb. , die ich aus ihren in gelben Cocons ruhen- den Puppen erzog. Welcher Art die ungünstigen Verhältnisse gewesen, denen die, wie gesagt, noch immer sehr zahlreich überwinternden Räupchen zum Opfer fielen, vermag ich nicht anzugeben. Das aber steht fest, dass 240 !>'■• KAR1> ECKSTEIN, Dir Biunnweisj-liiig (Aporia crataegi). die 1889 ttiegeuden Falter hier so viele entwicklungsfähige Eier ab- gelegt haben, dass unter günstigeren Lebensbedingungen für die dar- aus entstandenen Raupen der Baumweissling in diesem Jahre, wenn nicht ebenso gemein, wie im vorigen Sommer, so doch recht häufig hätte sein können. Eberswalde, den 28. December 1890. Literatur. Altum, Forstzoologie, 2. Aufl., Bd. 3, Abth. 2, Berlin 1882, j). 10—19. Bakek , Aporia crataegi in Devonshire , in : Eutomolog. Mouthly Mag., Vol. 23, April, p. 256—257. Beeton , Zum Verschwinden der Pieris crataegi, in : Die Insectenwelt, Jahrg. 3, No. 5, p. 26-27. V. Dalla Toeke, Die Duftapparate der Schmetterlinge, in : Kosmos (Vet- tee), Bd. 17 (1885), p. 354—364 und p. 410—423. Fasel, lieber das frühere Vorkommen des Baumweisslings (Pieris cra- taegi) und allmähliche Verschwinden in Nordböhmen, in : Die Insec- tenwelt, Jahrg. 3, No. 1, p. 5. Goss, Aporia crataegi extinct in England, in: Entom. Monthly Mag., Vol. 23, March, p. 217—220, April, p. 257—258. Hellins, Aporia crataegi in England in the last Century, in: Entom. Monthly Mag., Vol. 23, May, p. 277. Hesse, Ueber Pieris crataegi in Thüringen, in : The Entomologist, Vol. 16, Jan., p. 15 — 16. Pakfit, Aporia crataegi in Devonshire, in: Entomol. Monthlv Mag., Vol. 23, May, p. 277. TuTT, The decadence of Aporia crataegi in Kent and its probable cause, in: EntomoL Monthly Mag., Vol. 23, March, p. 220—221. Ratzebukg, Die Waldverderber und ihre Feinde, 7. Aufl., Berlin 1876, p. 235. — Die Forstinsecten, Berlin 1840, Bd. 2, p. 67—70, Ta£ 2, Fig. la— If. — Die Ichneumonen der Forstinsecten, Berlin 1848, Bd. 1, p. 220. Wachtl referirt über das Vorkommen schädlicher Insecten (Baumweiss- ling) in: Centralblatt f. d. gesammte Forstwesen, 1889, p. 556. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums, mit besonderer Berücksichtigung der von Herrn Dr. Dödeklbin bei Japan und bei den Liu-Kiu-Inseln gesammelten und zur Zeit im Strass- burger Museum aufbewahrten Formen. Von Dr. A. Ortinaim. IV. Theil. Die Al)theiluiigeii Galatheidea und Paguridea. Hierzu Tafel 11 und 12. An die Abtheilung der Thalassinidea schliessen sich alle übrigen Decapoden-Krebse an, und zwar zeigen die nächstverwandten Gruppen in ihren Anfangsgliedern die denkbar engsten Beziehungen zu den niedersten Formen der Thalassinidea (Fam. Axiidae), während ihre Endglieder nach den verschiedensten Richtungen hin abweichen. Die^ beiden nächsten Gruppen, die ich als besondere Abtheilungen den Homaridea, Loricata und Thalassinidea coordinire, zeigen zu ein- ander gewisse Beziehungen, die vielleicht dazu berechtigen könnten, beide zusammenzufassen. Zunächst besitzen beide einige gemeinsame primitive, d. h. auch den niederen Thalassinidea, resp. deren Stammformen zukommende Merk- male, nämlich: 1, Die Geissein der inneren Antennen sind kurz: ein Merkmal, das bei den Thalassinidea sich nicht findet, jedoch wohl als primitives an- gesprochen werden muss. Es erhält sich dieses auch in der Folge. 242 Dr. A. ORTMANN, 2. Die Maudibelu besitzen einen Sgliedrigen Synaphipod, der sich ebenfalls last bei allen weiteren Decapoden findet. 3. Der 2. Siagnopod zeigt die normale Gestalt, d. li. der innere Abschnitt ist gut entwickelt, der äussere schmal. 4. Der 2. Gnathopod ist meist deutlich Tgliedrig, die Glieder nehmen allmählich an Stärke ab. 5. Die Pereiopoden sind, wie auch bei allen weiteren Decapoden, 6gliedrig. Das letzte Segment (o) des Pereions ist beweglich. Als eigenthümliche, von den Thalassinidea abweichende Bildungen sind anzuführen: 1. Aeusserer Abschnitt des 3. Siagnopoden {g) klein, hinter der Ecphyse versteckt, 2. Geissein der Basecphysen der Gnathopoden {h und i) eigen- thümlich geknickt, sehr selten (bei Coenohita) reducirt. 3. Eigenthümliche Reductionen der hinteren Pereiopoden treten regelmässig auf. Für jede der beiden Abtheilungen sind folgende besondere Cha- raktere aufzustellen : Abtheilung: Oalathcidea (Henderson, Ghali. Anomur. 1888, p. 103). Primitiv : 1. Rostrum meist gut entwickelt, das Augensegment bedeckend. (Nur bei Chirostylus ist es reducirt.) 2. Abdomensegmente auf dem Rücken mit festen Schildern und mit gut entwickelten Epimeren. Die letzteren sind fast horizontal ge- richtet. 3. Sexualanhänge (auf ^ und q, oder nur auf einem von beiden) beim S vorhanden (die übrigen Abdomenanhänge sind sehr variabel, meist eigenthümlich gebildet). Eigenthümlich : 1. Basalglied der inneren Antennen mehr oder weniger geschwollen, oft mit einem (oder mehreren) Styloceriten. 2. Aeussere Antennen 4gliedrig, das 2. und 3. Glied verwachsen (nur Aeglea zeigt das primitive Verhalten mit 5 Gliedern). Scaphocerit sehr selten {JJroptychus) noch vorhanden, meist fehlend. 3. Aeusserer Abschnitt von e (1. Siagnopod) einfach. 4. Letzte Pereiopoden (o) klein, mit kleiner Scheere, in der Kiemen- höhle versteckt. 5. Abdomenanhänge des S: r bis i( vorhiinden oder fehlend. Im ersteren Fall mit vcibreitcsrtem Basaltlieil und dünncnn, einfnclie.ii, Die Decapoden-Krebse des Strassbuiger Museums. 243 1 — 2gliedrigeni Ast (nach Boas : ramus internus und appendix interna). Beim $ auf s und t stets vorhanden, einfach, 3gliedrig, nicht verbrei- tert. Vielfach auch auf q und r erhalten. 6. Kiemen meist in der Zahl 14 : 10 Arthrobranchien und 4 Pleuro- branchien. Bei Aeglea finden sich bemerkenswerthe Reductionen : auf i fehlen die Arthrobranchien, und die Pleurobranchien l, m, n sind reducirt. — Segment o besitzt stets eine Pleurobranchie. Podobran- chien fehlen. Mastigobranchien bisweilen auf den Pereiopoden noch erhalten. Kiemen, (mit Ausnahme von Aeglea) phyllobranchiat. 7. Cephalothorax meist mit deutlicher Seitenkante und meist mit deutlicher Linea anomurica, von der keine weitere Furche zum unteren Seitenrande geht. Abdomen gebogen, und zwar in Folge einer starken Entwicklung der Segmente s und t, flach gedrückt, ventral weich oder nur die vorderen Segmente mit dünnen, festen Spangen. Die Galatheidea sind Thalassinidea, die sich wesentlich durch eine eigenthümliche äussere Gestalt, welche mit der Abflachung des ganzen Körpers zusammenhängt, sowie durch die Umbildung der letzten Pe- reiopoden auszeichnen. Das Abdomen zeigt — im Gegensatz zu den Paguridea — noch nahe Beziehungen zu dem der Thalassinidea. Abtheilung: Paguridea (Henderson, 1888, p. 40). Primitiv : 1. Aeussere Antennen ögliedrig, mit deutlichem, stachelförmigem Scaphoceriten. Letzterer wird nur bei den CoenoUtidae reducirt. 2. Aeusserer Abschnitt von e zum Theile noch 2gliedrig. Eigenthümlich : 1. Rostrum mehr oder weniger reducirt, das Augensegment nicht bedeckend. (Ausnahme: Lithodidae.) 2. Pereiopoden n und o (oder nur o bei Lithodidae) klein, mehr oder weniger subchelat, oder o selbst mit regulärer Scheere. 3. Abdomen meist unsymmetrisch, unterseits stets weich, die festen Schilder des Rückens sind mehr oder weniger reducirt. Die Anhänge vielfach reducirt, bei den typischen Formen nur einseitig ausgebildet. 4. Kiemen höchstens 14 , bei den niedersten Formen (Parapagu- ridae) trichobranchiat, sonst phyllobranchiat. Die eigenthümliche Anpassung an eine Lebensweise in Höhlen, besonders in Schneckenschalen, die damit in Zusammenhang stehende unsymmetrische Ausbildung und Erweichung des Hinterkörpers, die Umbildung der hinteren Pereiopoden und der Anhänge von u zu Or- ganen, die zum Festhalten in der gewählten Wohnung dienen, haben 544 Dr. A. ORTMANN, die Paguridea zu einer ausserordentlich charakteristischen und ein- seitigen Entwicklung gebracht. Familien der Galatheidea. Familie: Aegleidae Dana. 1. Kiemen trichobranchiat, 9+3 rudim. 2. Aeussere Antennen ögliedrig, ohne Scaphocerit (Taf. 11, Fig. Ic). 3. Innere Antennen mit verbreitertem Basalglied, ohne Stacheln. 4. Abdomenanhänge: beim S Sexualanhänge nur auf p. Sonst fehlend bis auf die von u (Schwanzflosse); $ mit einfachen Anhängen auf q, r, s, t 5. Rostrum spitz, nicht sehr breit. Cephalothorax mit Seitenkante und Linea anomurica. In der (trichobranchiaten) Bildung der Kiemen und in der der äusseren Antennen auf einer primitiveren Stufe stehend, in der Re- duction der Kieraenzahl und in der Reduction der Abdomenanhänge des S die niedersten Galatheiden übertreffend. Gattung: Aeglea. Familie;: Chirostylidae nov. fani. 1. Kiemen phyllobranchiat, wahrscheinlich 14 (10 Arthrobranchien und 4 Pleurobranchien). 2. Aeussere Antennen 4gliedrig, das verschmolzene 2.4-3. Glied lang, an der Spitze mit einem festen Dorn (Rest der Scaphoceriten ?). Geissei reducirt (Tafel 11, Fig. 2 c). 3. Innere Antennen an der Basis mit stachligem Styloceriten. 4. Abdomen beim S auf p und q mit Sexualanhängen, r, s, t ohne Anhänge. 5. Rostrum fehlend und daher das Augensegment frei liegend, wie bei den Paguridea, aber ohne Schuppe an der Basis der Augen- stiele. Cephalothorax Pagurus-hhülich, nach hinten weich, ohne scharfe Seitenkante und ohne deutliche Linea anomurica. Neigt in der Bildung des Cephalothorax zu den Paguridea hin, Eigenthümlich sind die äusseren Antennen. Die Bildung der Abdomen- anhänge ähnelt den Aegleidae. Gattung: Chirostylus. Familie: Galatheidae Dana. 1. Kiemen phyllobranchiat, in der Zahl 14. Mastigobranchien vielfach noch auf Pereiopoden vorhanden. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 245 2. Aeussere Antennen 4gliedrig, 2. und 3. verschmolzen, nicht ver- längert. Sehr selten ( TJroptychus) mit Scaphocerit, meist ohne diesen; 3. Innere Antennen mit verbreitertem Basalglied, dieses mit ein- fachem oder getheiltem Styloceriten. 4. Abdomeuanhänge beim $ : auf p und q Sexualanhänge, auf r, s, t meist vorhanden , mit verbreitertem Basalstück und 2gliedrigem oder rudimentärem Anhang. Beim $ einfach, Sgliedrig. 5. Rostrum entwickelt, mehr oder weniger dreieckig. Cephalo- thorax mit Seitenkante und deutlicher Linea anomurica. Abdomen gebogen. Gattungen: Uroptychus , GalatJtea, Munida, Muni- dopsis, Galacantha. Familie: Forceflanidae Hendeeson, 1. c. p. 104. 1. Kiemen wie bei den Galatheidae. Mastigobranchien fehlen auf den Pereiopoden. 2. Aeussere Antennen 4gliedrig, ohne Scaphoceriten. 3. Innere Antennen mit verbreitertem Basalglied. 4. Abdomenanhänge beim S '• auf p fehlend, auf q Sexualanhänge ; r, s, i reducirt, warzenförmig. Beim ?: auf s und ^, bisweilen auch auf r vorhanden, einfach, dreigliedrig; q und r reducirt, warzenförmig. Abdomen unter das Sternum gebogen. 5. Rostrum breit und kurz, wenig vorspringend, oft der Stirurand fast gerade. Cephalothorax mit Seitenkante, Linea anomurica deutlich. Die Porcellanidae sind specialisirtere Galatheidae. Gattungen : Petrolisfhes, Pisiso)na, Piaphidopus, Pachjcheles, Por- cellana, Polyonyx. Die Verwandtschaftsbeziehungen der Familien der Galatheidea erläutert folgendes Schema. Porcellanidae iralatkeidac Aegleidae Chirostylidae \ Paguridca ThalassiniHea Hümaridea 246 Dr, A. ORTMANN, Familie: Äegleidae. Gattung: Aeglea Leach. 1. Aeglea laevis (Latreille). — Taf. 11, Fig. 1. Milne-Ebwards, H. N". Cr., T. 2, 1837, p. 260 u. Atl. Cuv., Regu. auim. Crust. 1849, tab. 47, fig. 3. Gay, Historia de Chile, Zool., vol. 3, 1849, p. 199. Dana, U. S. Expl. Exp. 1852, p. 476, tab. 30, fig. 6. V. Martens, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 35, Bd. 1, 1869, p. 14. Kiemen trichobranchiat, es sind 9 gut entwickelt und zwar 8 Ar- throbranchien (auf h, l, m, n) und eine Pleurobranchie (auf o). Ausser- dem finden sich noch 3 rudimentäre Pleurobranchien (auf l, m, n). Antennen und Mundtheile siehe Taf. 11, Fig. 1. a) 3 (J, Süd -Brasilien: Sao Lourenzo. — G. Schneider (vend.) 1888 (Sp.). b) 5 (J, 3 ?, Süd-Brasilien: Porto-Alegre. — G. Schneider (vend.) 1889 (Sp.). Verbreitung: Chile (M.-E., Gay, Heller, v. Mart.): zwischen Valparaiso und Santiago in Bächen (Dana)', bei Valparaiso in Süss- wasser (Cunningham); — Süd-Brasilien: Rödersberg, zwischen Steinen in klaren, schnellen Gebirgsbächen (v. Mart.), Porto A legre (v. Mart.). Familie : Chirostylidae. Gattung: Chirostyltis nov. gen. Mit den Charakteren der Familie. Stylocerit der inneren Antennen bandförmig, in mehrere Dornen verlaufend. 1. Chirostylus doliehopus n. sp. — Taf. 11, Fig. 2. Cephalothorax vorn schmaler, mit deutlicher Cervicalfurche, vor- derer Theil härter, hinterer weicher, nach vorn und an den Seiten mit feinen Dörnchen besetzt, von denen besonders je einer hinter den Augen und an der vorderen äusseren Ecke hervortritt. Stirnrand in der Mitte schwach und stumpf vorragend, die Seitenecken ebenso stumpf vorragend. Augenstiele dick und ziemlich lang, fast so lang wie der Vorderrand des Cephalothorax. Innere Antennen etwas länger als die Augenstiele, aus drei Gliedern bestehend, deren erstes und zweites kurz sind, das dritte ist länger. Erstes Glied mit Stylocerit, welch letzterer verbreitert ist und bandförmig in vier Dornen aus- läuft, deren äusserster der kürzeste ist. Geissein kurz, die eine kräf- tiger, mit Sinneshaaren. Aeussere Antennen von den Augenstielen ver- deckt, kürzer als die inneren. Ich zähle im Ganzen (vorausgesetzt, bie Decapodcn-Kreb.se des Strassbuiger Museums. 247 dass bei meinem Präparat die Basis vollständig ist) 8 Glieder, von denen das dritte bei weitem das längste ist und an der Spitze einen Dorn trägt. Die auf dieses folgenden 5 Glieder sind kurz und dünn und gehören wenigstens theilweise der Geissei an, jedoch ist zwischen Stiel und Geissei keine Grenze zu finden : vielleicht ist das 4. Glied noch zum Stiel zu rechnen. Zweite Gnathopoden Tgliedrig, mit Basecphyse. Ischium mit kammförmiger Längsleiste. Merus am distalen oberen Ende mit zwei Dörnchen, Carpus mit einem Dörnchen in der Mitte. Vordere Pereiopoden ausserordentlich lang, fein -dornig, cylin- drisch. Erstes Paar scheerentragend, das rechte Bein kräftiger, über 8mal so lang wie der Cephalothorax. Merus das längste Glied. Carpus kürzer als der Propodus. Finger viel kürzer als die Palma, klaffend, und zwar divergiren sie von der Basis bis fast zur Mitte, um dann zu convergiren und an der Spitze an einander zu schliessen. Bedor- nung dieses Beines (wie der übrigen) gegen die Spitze hin schwächer werdend , mit einzelnen , auf der Hand etwas zahlreicheren , unter- mischten Haaren. Schneiden der Finger dichter behaart. Linker Scheerenfuss 6 — 7mal so lang wie der Cephalothorax, sonst ähnlich dem rechten. Zweites, drittes und viertes Beinpaar etwa 5mal so lang wie der Cephalothorax. Krallen sehr kurz, gekrümmt. Fünftes Bein- paar sehr kurz, unter dem Cephalothorax versteckt, an der Spitze scheerenförmig, unbedornt, an der Spitze behaart. Abdomen mit 7 deutlichen Segmenten , die nur auf dem Rücken feste Schilder zeigen, unterseits aber weich sind. Segmente kurz, erstes unter dem Cephalothorax theilweise verborgen, letztes (Telson) durch je eine seitliche Einkerbung in zwei Theile getheilt. Das erste und zweite Segment trägt beim S Sexualanhänge, sonst fehlen die Anhänge bis auf die des sechsten, die mit dem Telson die Schwanz- flosse bilden. a) 1 d, Japan, Kadsiyama, geringe Tiefe. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). Familie: Galatheidae. Den verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Gattungen konnte ich nicht näher nachgehen, da mir nur ein verhältnissmässig beschränktes Material zu Gebote stand. Ich stelle die Gattung Uro- ptychus voran, da dieselbe in dem Scaphoceriten der äusseren An- tennen ein primitives Merkmal besitzt, das den übrigen Gattungen fehlt. Daran reihe ich Galathea, die in dem Vorhandensein von Ma- 248 i^r. A. ORTMANN, stigobranchien auf gewissen Pereiopoden — wenigstens Munida ge- genüber — primitiver gebaut erscheint. Von Munidopsis und Gal- acantha liegt mir nur ganz ungenügendes Material vor. Gattung: Uro2>tychus Henderson, Cliall. Anomur. 1888, p. 173. = Diptyclms A. Milne-Edwakds , in : Bull. Mus. Comp. ZooL, vol. 8, 1880, p. 61. 1. TJroptyclius japonicus n. sp. — Taf. 11, Fig. 3. Rostrum im Vergleich zu anderen Arten kurz, flach, gerade. Ce- phalothorax mit einem kurzen Dorn an der seitlichen Vorderecke, und einem etwas weiter nach hinten gelegenem. Seitenränder hinter der (undeutlichen) Cervicalfurche mit 5 Zähnen. Oberfläche des Cephalo- thorax völlig glatt, nur vorn mit einer Querreihe von 5 feinen Dörn- chen , einem kleineren unpaaren und je zwei seitlichen grösseren. Abdomensegmente glatt. Telson seitlich mit je einer Einkerbung, unter das vorletzte Abdomensegment geschlagen. Augen klein, mit blassbraunem Pigment. Antennenstiel mit be- weglichem Scaphoceriten. Geissei kurz. Zweite Gnathopoden ohne Dornen. Ischium etwa so lang wie der Merus, Carpus kurz, Propodus länger, das längste Glied. Scheerenfüsse lang und schlank, etwas rauh. Carpus so lang wie der Merus. Palma etwa ebenso lang. Finger kürzer als die Palma. Die übrigen Pereiopoden fast glatt. a) 3 (J, 2 ?, Japan, Sagamibai, 200 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). Gattung: Galathea Fabricius. üebersicht der mir vorliegenden Arten ^ ) : A. Ischium des 2. Gnathopoden kürzer als der Merus. B, Merus des 2. Gnathopoden mit einer Reihe von 4 Dornen am distalen Ende der inneren Seite (Taf. 11, Fig. 4i). Gastrical- region nach hinten scharf umgrenzt. G. squamifera. BB. Merus des 2. Gnathopoden mit 2 Dornen ebenda (Taf. 11, Fig. 5 i). Gastricalregion nicht scharf umgrenzt. Kleine Form. G. intermedia. AA. Ischium des 2. Gnathopoden nicht kürzer als der Merus. B. Carpus des 2. Gnathopoden ohne Dornen am Aussenrande. 1) Vergl. hierzu Bonniee, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (6) Vol. 2, 1888, p. 123. — Letztere Arbeit kam mir erst nachträglich zu Gesicht. Die Decapoden-Kiehse des Strassbuiger Museums. 24*) C. Ischium des 2. Gnathopoden etwas länger als der Merus. Grössere Arten mit gut begrenzter Gastricalregion und deut- licher Cervicalfurche. D. Merus des 2. Gnathopoden an der Innenkante mit 2, an der Aussenkante am distalen Ende mit einem Dorn (Taf. 11, Fig. 6i). Palma der Scheere am Aussen- und Innenrande dornig, ohne längere Haare. G. strigosa. DD. Merus des 2. Gnathopoden an der Innenkante mit einem grossen Dorn (Taf. 11, Fig. 71). Palma der Scheere nur am Aussenrande dornig, mit längeren Haaren. G. nexa. CG. Ischium des 2. Gnathopoden etwa so lang wie der Merus. Kleinere Arten, ohne deutlich begrenzte Gastricalregion und ohne deutliche Cervicalfurche. D. Merus des 2. Gnathopoden mit 2 Dornen am Innenrande, der eine am distalen Ende (Taf. 11, Fig. 8i). Rostrum oberseits behaart. G. australiensis. DD. Merus des 2. Gnathopoden mit einem Dorn am Innen- rande (Taf. 11, Fig. 9i). Rostrum oberseits unbehaart. 6r. afßnis n. sp. BB. Carpus des 2. Gnathopoden mit 2 Dornen am Aussenrande. Merus mit 2 grösseren Dornen am Inuenrande (Taf. 11, Fig. 101). Kleine Art, mit undeutlich begrenzter Gastricalregion und un- deutlicher Cervicalfurche. G. orienialis. 1. Galathea squamitera Leach. — Taf. 11, Fig. 4i. Milne-Edwaeds, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 275. Bell, Brit. Crust. 1853, p. 197. KiNAHAN, in: Proceed. Roy. Ir. Acad. Dublin 1862, p. 75 und 77, pl. 11. Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. 190, tab. 6, fig. 3. Carus, Prodr. faun. medit., vol. 1, 1884, p. 488. BONNIER, 1. c. p. 124. a) 2 ^, 1 ?, Mittelmeer (tr.). b) 1 ?, Toulon. — Ackermann (coli.) 1835 (Sp.). c) 20 (J, 2 ?, Messina. — O. Schmidt (coli.) U. S. (Sp.). d) 3 (?, 1 ?, Helgoland. — U. S. (Sp.). e) 3 c?, Bretagne, Le Croisic. — Benecke (coli.) U. S. (Sp.). Verbreitung: Mittelmeer und Adria, 20—35 Faden (Heller, Stossich , Carus) ; Cap Verde - Ins. (Studer) ; Französische Küsten (M.-E.); England und Irland (Bell, Kinahan); Nordsee (Metzger); Dänemark (Mein.) ; Norwegen (G. O. Sars) ; Schweden: Bohusläu (Goes). ^5Ö ^^- A. ORTMANN, 3. Gälathea intermedia Liljeborg. — Taf. 11, Fig. 5. LiLJEBORG, in: Öfvers. Kongi. Vet. Akad. Förli. 1851, p. 21. G. andrewsii Kinahan, in: Proceed. Roy. Irisli Acad. Dublin 1862, p. 75 und 78, tab. 11, fig. la, ra, 9a, tab. 12. BONNIER, 1. C. p. 123. Die Abbildung des 2. Gnathopoden bei Kinahan (tab. 11, fig. 9 a) stimmt Dicht : jedoch sind die Abbildungen bei Kinahan überhaupt etwas schematisch und daher häufig incorrect. Das Gleiche gilt vom Rostrum, von dem 1. c. tab. 11, fig. ra und tab. 12 verschiedene An- sichten gegeben sind. Rostrum länglich - dreieckig. Hinter demselben 2 Zähne auf der Gastralregion, letztere nicht umschrieben. 2. Gnathopoden: Ischium kürzer als der Merus, letzterer mit zwei Dornen an der inneren Seite. Scheeren länglich, schmal, mit Dörnchen und Haaren besetzt. Hintere Beine dornig und haarig. a) 6 ?, Nizza. — Merck (coli.) 1841 (Sp.). Die Exemplare sind alle klein, aber geschlechtsreif, da sie sämmt- lich Eier tragen. Verbreitung: Norwegen (Liljeborg); Schweden: Bohuslän (GoEs); Nordsee (Metzger); England und Irland (Kinahan); Algier und Madeira (Kinahan). 3. Gälathea strigosa (Linne). — Taf. 11, Fig. 6i. Milne-Edwards, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 273 u. Atl. Cuv. Regn. anim. Crust. 1849, tab. 47, fig. 1. Bell, Brit. Crust. 1853, p. 200. Kinahan, in: Proc. Roy. Ir. Ac. Dublin, vol. 8, 1882, p. 70 und 80, tab. 15. Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. 189, tab. 6, fig. 1—2. Carus, Prodr. faun. medit., vol. 1, 1884, p. 488. BONNIER, 1. c. p. 125. a) 1 (?, 1 ?, ohne Fundort (Sp.). b) 1 cJ, Mittelmeer. — Gab. Hermann (tr.). c) 1 ' A OHTMANN, Familie : Farapaciuridae. Gattung: Pißlocheies A. Milne-Edwards. 1. Pylocheles agassi^i A. Milne-Edwards. — Taf. 12, Fig. 3. A. Milne-Edwakds, in: Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 8, 1880, p. 38. Unterscheidet sich von der folgenden Art: 1. Stirnrand ohne niittlerii Zahn. 2. Schuppen an der Basis der Augenstiele rudimentär, ohne 8j>it/e. 3. Durch die eigenthümliche Bildung des Carpus und der Scheerc. 4. Durch die Gestalt des 6. und 7. Abdoraensegmentes. 5. Durch mangelnde Dornen der Gehfüsse. Kiemen in der Zahl 14, und zwar 10 Arthrobranchien (auf /, k. l, m, n je zwei) und 4 Pleurobranchien (auf Z, m, w, o). a) 1 i- A. ORTMANN, der Vorderraiid des Cephalothorax, kürzer als die Stiele der inneren Alltennen. Stachelanhang (Scaphocerit) der äusseren Antennen fast bis zur Mitte des letzten Stielgliedes reichend. Flagellum mit langen Haaren besetzt. Scheeren ziemlich gleich. Merus dreikantig, die obere Kante und die untere Fläche behaart. Carpus kurz. Hand mit scharfer oberer- innerer Kante, untere-innere und äussere Kante gerundet. Oberfläche von Carpus und Hand mit gleichfarbigen Dornen und langen, zottigen Haaren besetzt. Zweites und drittes Beinpaar lang behaart, besonders an der oberen und unteren Kante der Glieder. Auf der Aussenfläche der Glieder stehen die Haare büschelweise, auf dem Carpus in einer deut- lichen Längsfurche, auf dem Propodus in einer undeutlichen Längsreihe, auf der Kralle zerstreut. Carpus des 2. Beinpaares am Oberrand mit einigen wenigen Dörnchen. Krallen lang und schlank, gekrümmt, be- deutend länger als der Propodus. Viertes Beinpaar nicht scheeren- förmig. Warzenfeld des vorletzten Gliedes äusserst klein, aus einer schmalen Reihe neben einander stehender Wärzchen gebildet. Sexualanhänge des S '• erstes Paar an der Basis verdickt, vorderer Theil gefaltet. In diese Falte hinein legen sich die häutig-verbreiterten Anhänge des zweiten Paares. Die beiden vorderen festen Abdomenschilder an den Rändern lang gefranzt. Von den Arten mit behaarten Scheeren und langem Rostrum be- sitzen P. gonagrus (M.-E.) von China (in: Ann. Sc. Nat. (2), T. 6, 1836, p. 281 und H. N. Cr. 1837, p. 233), P. seminudus Stimpson (in: Proc. Ac. N. Sc. Philad. 1858, p. 147) von Japan, sowie die fol- gende Art (P. acnnthomerus) Augenstiele, die die Stiele der inneren Antennen überragen. Bei den beiden letzteren erreicht ferner das Rostrum die Spitze der Schuppen an den Augenstielen nicht, welches letztere Verhalten für gonagrus unbekannt ist, und mit welchem die vorliegende Art im übrigen leidlich übereinstimmt. Betreffs der Länge der Augenstiele nähert sich P. palythophüus dem P. digitalis Stimpson (1. c.) von Hakodate, aber letzterer unter- scheidet sich : 1. Das Rostrum überragt die Basis der Augenschuppen, erreicht aber nicht deren Spitze. 2. Die Scheeren sind mit schwarzspitzigen Stacheln besetzt. 3. Der Dactylus besitzt auf der Aussenseite eine eigenthümliche Sculptur, bie Decapoden-Krebse des Strassbiir^er Museums. 279 4. Die Unterseite der Beine hat an der Basis schwielige Felder („areoUs callosis praedita"). a) 2 Ex. Japan, Saganiibai, 70—100 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). In Pleurotoma unedo mit Palythoa sp. ^). 3. Paguristes acanthomerus n, sp. — Taf. 12, Fig. 6. Cephalothorax wenig behaart, in der Mitte fast glatt. Rostrum spitz und lang, bis zur Mitte der Augenschuppen reichend. Augen- stiele lang und schlank, länger als der Vorderrand des Cephalothorax, oberseits mit einer behaarten Längslinie, länger als die Stiele der inneren Antennen. Augenschuppen spitz. Scheeren gleich. Merus unterseits mit einem kräftigen, kegel- förmigen Dorn. Carpus und Palma oberseits mit gleichfarbigen Dornen und langen Haaren besetzt. Zweites und drittes Beinpaar behaart, besonders an den Ober- und Unterkanten der Glieder. Auf den Aussenflächen stehen die Haare in 1 — 2 ziemlich deutlichen Längsreihen. Oberrand des Carpus und Propodus dornig. Krallen etwas länger als die Propoden. Durch den Dorn am Merus der Scheerenfüsse von allen anderen Arten leicht zu unterscheiden. a) 1 $, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). b) 3 $, Japan, Sagamibai, 70—80 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). In: Siphonalia cassidariaeformis und Trifonium sp. 4. Paguristes barbatus (Heller). — Taf. 12, Fig. 7. Clibanarius harhatus Heller, in: Verh. zool. botan. Gres. Wien 1802, p. 524. Heller, Crust. Novai-a 1865, p. 90, tab. 7, fig. 5. Cephalothorax in der Mitte der Vorderhälfte ziemlich glatt, an den Seiten und hinten behaart. Rostrum spitz, dreieckig, länger als die seitlichen Zähne, fein gekielt. Augenstiele dünn, so lang wie der Vorderrand des Cephalothorax, die Stiele der inneren Antennen nicht überragend. Basis und Stachelanhang der äusseren Antennen dicht behaart. Schuppen an der Basis der Augenstiele 2spitzig. Scheeren gleich. Merus dreikantig, Seitenflächen kahl, Oberkante 1) Vergl. Döderlein, Fannistische Studien in Japan, Enoshima und die Sagamibai, in: Arcb. f. Naturg. 1883, p. 115 und Müller, Morpho- logie der Scheidewände von Palythoa und Zoanthus, Marburg 1883, p. 17, §§Ö t)r. A. ORTMANN, und untere Fläche lang behaart. Carpus und Hand stachlig:, Stacheln an der oberen -inneren Kante kräftiger, schwarz-spitzig. Unterseite der Hand in der äusseren Hälfte ebenfalls stachlig. Alle bestachelten Theile mit langen Haaren besetzt. Zweites und drittes Beinpaar dicht behaart, besonders an der oberen und unteren Kante. Carpus an der Aussenfläche mit einer dicht behaarten Linie, ebenso der Propodus, an den Krallen ist diese Linie undeutlicher. Innenseite von Propodus und Kralle ebenfalls be- haart. Kralle breit, comprimirt, etwa so lang wie der Propodus. Sexualanhänge des S etwas anders gestaltet als bei P. pdlytho- philus: das vordere Paar bildet ebenfalls Rinnen , aber die Basis ist nicht geschwollen und der harte Theil an der Spitze nicht auswärts gekrümmt. Die beiden ersten festen Dorsalstücke des Abdomens an den Seiten lang gefranzt. Kiemen in der Zahl 10, und zwar je eine Arthrobranchie auf i und k, je 2 auf l, m, n und je eine Pleurobranchie auf m, n *). Ich identificire meine Exemplare mit dieser von Heller als Cli- hanarius beschriebenen Art, weil dieselben mit der Beschreibung Wort für Wort übereinstimmen. Von der Abbildung ergeben sich allerdings einige Abweichungen, die jedoch auf die Mangelhaftigkeit der letzteren zurückzuführen sind. 1. Die Augenstiele sind bedeutend dicker gezeichnet und müssen nach der Abbildung (Fig. 5) entschieden als „dick" bezeichnet werden. In der Beschreibung spricht Heller jedoch von dünnen Augenstielen. 2. Die inneren Antennen sind in Fig. 5 a viel kürzer als die Stiele der äusseren gezeichnet. Dieselben sind allerdings gewöhnlich einge- schlagen und nicht völlig ausgestreckt, und dass dieser Zustand dem Zeichner vorlag, erklärt wohl die Darstellung: in ausgestrecktem Zu- stande sind dieselben jedoch sowohl bei Clihanarius als bei Paguristes stets länger als die Stiele der äusseren Antennen. Das stark vorspringende Rostrum, wie es bei Heller beschrieben und abgebildet ist, macht es wahrscheinlich, dass Heller diese Art irrthümlicher Weise zu Clibanarius stellte, indem er die Sexualan- hänge des Abdomens übersah (oder $ vor sich hatte). Ein derartiges 1) Nach Boas besitzt eine von ihm untersuchte Paguristes - Art 13-|-1 rudimentäre Kiemen: es kommt je eine Arthrobranchie auf * und h hinzu, und eine Pleurobranchie auf l. Die rudimentäre Kieme ist die Pleurobranchie auf o. bie becapoden-Krebse des Strassburger Museums. ^^1 Rostrum kommt bei Clihanarius sonst nicht vor. Auch einige andere untergeordnete Merkmale, wie die Furchenbildung des Cephalothorax, die Haarlinien auf der Aussenfläche der Beine (welche auf Heller's Abbildung deutlich zu erkennen sind), sprechen für die Zugehörigkeit zu Paguristcs. Von anderen Arten, die ein dreieckiges Rostrum besitzen und deren Augenstiele so lang wie die Stiele der inneren Antennen sind, kämen hier nur noch P. subpilosus von Neu-Seeland und P. visor von Pernambuco (Henderson, Chall. Anomur. 1888, p. 77 und 78, tab. 8, fig. 2, 3) in Betracht : beide besitzen jedoch bedeutend längere Krallen am 2. und 3. Beinpaar. a) 1 (J, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). b) 3 cJ, Japan, Sagamibai. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). c) 1 $, Japan, Sagamibai, 100 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). Verbreitung: Auckland (Heller). 5. Fagurlstes hagoshimensis n. sp. — Taf. 12, Fig. 8. Cephalothorax fast nackt. Rostrum dreieckig, länger als die seit- lichen Spitzen. Augenstiele etwas länger als der Vorderrand des Ce- phalothorax, kürzer als die Stiele der inneren Antennen, Schuppen an ihrer Basis spitz. Scheeren gleich. Oberseite von Carpus und Palma mit gleich- farbigen Stacheln und langen Haaren besetzt. Zweites und drittes Beinpaar an den Ober- und Unterkanten be- haart, Carpus mit behaarter Seitenlinie. Propodus an der Aussen- fläche fast kahl. Kralle schlank, länger als der Propodus. Carpus und Propodus am Oberrande mit Dörnchen. Unterscheidet sich durch die Augenstiele, die kürzer sind als die Stiele der inneren Antennen, von verwandten Arten. a) 2 S, Japan, Kagoshima, 40—50 Faden. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). Vielleicht gehören hierher auch zwei junge Exemplare von Mai- zuru, 35 — 40 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (tr.) in Murex fal- catus. 6. Paguristes setosus (Milne-Edwards). — Taf. 12, Fig. 9. Milne-Edwards, Annal. Sc. Natur. (3) Zool. T. 10, 1848, p. 64. Von Arten, die ein kurz-dreieckiges Rostrura haben, welches nicht länger ist als die seitlichen Zähne, wurden bisher folgende beschrieben; §82 br. A. ortmaIjjN, pilosus (M.-E.) von Neuseeland (in: Ann. Sc. Nat. (2), T. 6, 1836, p. 282, tab. 14, fig. 1. — H. N. Cr. 1837, p. 233); tomentosus {M.-e', in: Ann. Sc. Nat. (3), T. 10, 1848, p. 64); setosus (M.-E., ibid.); hinns Henderson, von Manila (Chall. Brach. 1888, p. 79, tab. 8, fig. 4). Bei letzterem sind die Augenstiele etwas länger als die Stiele der inneren Antennen. Bei pilosus sind dieselben kürzer, was bei tomen- tosus und setosus ebenfalls der Fall sein wird (wenigstens bemerkt Milne-Edwards nicht das Gegentheil). Ich rechne meine Exemplare zu setosus, weil gerade die Merkmale, die sie von der Abbildung des pilosus (1. c.) unterscheiden, nämlich die gleich grossen Scheeren, ge- ringere Behaarung und schlankeres drittes Beinpaar, diejenigen sind, die Milne-Edwards als Unterschiede des setosus von ^nlosus angiebt. P. tomentosus hat ebenfalls gleich grosse Scheeren, aber auf denselben schwarzspitzige Stacheln, während die Stacheln meiner Exemplare gleichfarbig sind. a) 2 d, Japan, Sagamibai, 100 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). In ÄnciUaria albocallosa Lischke. Hierher gehört vielleicht auch ein Exemplar ebendaher, 200 Faden, in Murex sp. Verbreitung: Neu-Guinea (M.-E.). Gattung: JPagurus Fabricius emend. Dana. Uebersicht der mir vorliegenden Arten: A. Aussenfläche der Scheeren mit welligen, schuppenartigen, theil- weise sich über die ganze Breite der Scheeren hinziehenden, kurz und anliegend behaarten Querlinien bedeckt. B. Querlinien nur auf der oberen und äusseren Seite der Scheeren gut entwickelt, ebenso auf den Beinen und daselbst häufig unterbrochen. P. striatus. BB. Querlinien meist ununterbrochen um die Scheere herumlaufend, ebenso an den Beinen ringförmig herumlaufend. P. strigatus. AA. Aussenfläche der Scheeren mit schuppenförmigen Höckern be- setzt, die durch gruppenweise neben einander stehenden Stacheln gebildet werden, von denen nach vorn Haare ausgehen. B. Die beiden letzten Glieder des 3. linken Beines auf der Aussen- fläche ohne Kanten und Furchen, dicht behaart. Haare der Hand lang. P. diogenes. BB. Das vorletzte Glied des 3. linken Beines auf der Aussenfläche mit einer Längskante, zwischen dieser und der oberen und unteren Kante seicht gefurcht. Letztes Glied mit eben solcher bie Decapoden-krebse des Str:issbur}r. A. ORTMANN, a) 4 Ex. Mittelnieer. — (tr.) iu : Cassis sulcosa , Cassidnria echinophora, Murex hrandaris. b) 3 (?, 4 % ohne Fundort. — (Sp.). c) 2 (?, Mittelmeer. — Gab. Hermann (tr.). d) 1 (J, Mittelmeer. — 1856 (tr.). e) 1 Ex. Neapel. — Zool. Station (vend.) 1881 (Sp.) in: Cassis sulcosa mit Adamsia effoeta. f) 1 S, 2 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). g) 3 Ex., Japan, Sagamibai, 50 — KX) Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). h) 1 Ex., Japan, Tanagava. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). i) 1 Ex., Adria, — 0. Schmidt (coli.) U. S. (tr.) in: Murex hran- daris mit Suherifes domuncula. k) 1 (J, juv., Lesina. — 0. Schmidt (coli. U. S. (Sp.). 1) 1 (?, Neapel. — 0. Schmidt (coli.) U. S. (Sp.). Verbreitung: Mittelmeer (M,-E. , Heller, Carus); Adria (Heller, Stossich); Madeira (Stimpson, Miers); Cap Verde -Ins. (Studer); Senegambieu (Miers). — Japan (de Haan); Philippinen: Zebu-Riff, Tablas-Ins., 100—115 Faden (Chall.). var. pectinata nov. — Taf. 12, Fig. 10. Ein einzelnes mir vorliegendes Exemplar zeigt auf der Ober- fläche der Scheere eine so eigenthümliche Sculptur, dass ich lange in Zweifel war, ob ich dasselbe nicht als besondere Art auffassen solle. Da aber die übrigen Merkmale sämmtlich mit denen von P. striatus übereinstimmen, so führe ich dasselbe hier als Varietät au. Während bei jungen Exemplaren von striatus typ. die Querlinien der Scheere ziemhch ganzrandig sind, und erst bei Exemplaren von bedeutender Grösse auf denselben feine, unregehnässig und zerstreut gestellte und verschieden grosse Dörnchen sich liemerkbar machen, zeigt das erwähnte Exemplar bei mittlerer Körpergrösse die Quer- linien mit schwarzspitzigen Dörnchen besetzt. Diese Dörnchen sind äusserst regelmässig gestellt, gleich lang und nur iu der Nähe des Innenrandes werden sie (wie bei typ.) etwas grösser. a) 1 -i>Eij\vAKbs, Ann. Sc. Nat. (2), T. 6, 183r. A. ORTMANN, uud zwar dessen var. ovata, indem die Granulationen der Hand immer feiner werden. Auch meine Exemplare tragen zum grössten Theil eine Actinie auf der linken Hand (wo diese fehlt, ist sie wohl bei der Conservirung abgefallen). a) 11 Ex., Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). b) 12 Ex., Japan, Sagamibai. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). c) 4 Ex., Japan, Tanagava. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). In: Banella rana L., Neverita reiniana Dunk., Siphonalia sp., JEhurna japonica Reev. , Pleurotoma cf. marmorata Lamk. , Drillia flavidula Lamk., Nassa sp.., Siphonalia longirostris Dunk. Verbreitung: Japan (de Haan); Chinesisches Meer, 23" n. Br., 20—30 Faden und Hongkong (Stimpöon). Unterfamilie : Eupagurinae. Von dieser Uuterfamilie liegen mir die Gattungen : Anapagiirus, Spiropagurus und Eupagurus vor. Die beiden ersteren zeichnen sich dadurch aus, dass beim cJ an der Coxa des 5. Beinpaares sich die Geschlechtsöflnung zu einem hervorstehenden „Vas deferens" ver- längert. Dieselbe Bildung findet sich schon bei der Gattung Pagu- rodes unter den Parapaguridae. Ich unterscheide demnach unter den Eupagurinae zwei Zweige, deren einer die Gattungen mit dem er- wähnten eigen thürahchen Merkmal umfasst (dahin gehört auch Cata- pagurus), während der andere, aus der Gattung Eupagurus bestehend, kein vorragendes Vas deferens besitzt und sich wahrscheinlich an Parapagurus anschliesst (vergl. das Schema auf S. 273). Die Kiemen- zahl beträgt bei Spiropagurus und Eupagurus {prideauxi) 11 , näm- lich 10 Arthrobranchien (je 2 auf i, h, l, m, n) und eine Pleurobranchie (auf n). Anapagurus halte ich wegen der geringeren Entwicklung des Vas deferens für primitiver als Spiropagurus , wo dieses Organ eine auffallende Grösse erreicht. Gattung: Anapagurus Henderson. 1. Anaxjagurus pusillus Henderson. Hexderson, Ghali. Anomur. 1888, p. 73, tab. 7, fig. 7. var. japonica nov. — Taf. 12, Fig. 11. Weicht von der Beschreibung des typischen pusillus bei Hender- son ab: 1. Cornea kaum etwas verbreitert. t)ie Decapoden-krebse fies Strasslnirger Museums. 09? 2. Seitenlappen des Stirnraudes mit je einem feinen Spitzchen, ebenso weit vorragend wie der mittlere Lappen. 3. Grosse Scheere etwas breiter und mit einem deutliclien Höcker auf der Oberfläche nahe der Basis. Einige weitere Abweichungen in der gegenseitigen Länge der Augenstiele und Antennenstiele sind so unbedeutend, dass sie kaum in Betracht kommen können. a) 1 S, Japan, Kadsiyama. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.) in : Zmphinus unicus Dunk. Wurde in geringerer Tiefe (höchstens 40 P'aden) erhalten. V e r b re i t u n g : J^. pusillus wurde vom Challenger bei den Azoren, 50 — 90 Faden, den C'anarischen Inseln : Gomera 78 Faden , und am Cap : Simons-Bai, 18 Faden erbeutet. Letzteres Exemplar weicht vom typ. etwas ab (vergl. Henderson, 1. c). Gattung: Spiropagurus Stimpson 1. Splropaf/urus spiriger (de Haan). Fagurus spiriger dk Haax, Faun, japou. 1850, p. 206, tab. 49, fig. 2. Spiropagurus spiriger (d. H.) , Stimpson , in : Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia 1858, p. 248. Hendekson, Chall. Anomur. 1888, p. 72. a) 4 (?, 4 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880-81 (Sp.) in : Banella rana L. b) 1 c?, 5 ?, Japan, Tanagava. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). c) 1 S, Japan, Kochi. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). Verbreitung: Japan (de Haan); China, 16 Faden (Stimpson): Hongkong, 10 Faden; Manila, 18 Faden; Admiralitäts-Ius., 16—25 Faden; Arafura-See, 28—49 Faden; Torres-Str. (Chall.); Madras (Hen- derson). Gattung: Eupaguriis Brandt. Zur Uebersicht der Verwandtschaftsverhältnisse der mir vorlie- genden, besonders der neu beschriebenen Arten, gebe ich folgende Tabelle , die sich im Wesentlichen an Heller's Eintheiluug (Crust. südl. Eur.) anlehnt, jedoch wohl noch mancher Abänderungen bedarf. A. Scheeren ohne flügelartige Kanten. B. Stiele der äusseren Antennen länger als die Augen. C. Oberseite der grossen Scheere unbehaart, glatt oder mit ziemlich gleichmässigen, stumpfen Granulationen bedeckt, ohne spitze Stacheln und Höcker. Dr. A. ORTMANN, D. Stachelanhaug (Scaphocerit) der äusseren Antennen nur bis zur Basis des letzten Stielgliedes reichend, bedeu- tend kürzer als die Augen. E. perlatus. DD. Scaphocerit über die Basis des letzten Stielgliedes hin- ausreichend, ungefähr bis zu dessen Mitte, kürzer oder so lang wie die Augen. E. Merus der Scheerenfüsse in der Mitte der Unter- seite mit einem deutlichen Höcker. E. samuelis. EE. Merus der Scheerenfüsse ohne solchen Höcker. F. Carpus des grossen Scheerenfusses lang, ziemlich gleich-stark, an den Seiten nicht scharfkantig. Innenseite der Palma nicht scharfkantig. E. middendorffi. FF. Carpus der grossen Scheere etwa noch einmal so lang wie breit, nach der Basis etwas verschmälert, oberseits mit zwei Dornreihen und mit fein dor- niger Aussenkante. Innenseite der Palma ge- rundet. E. laevimanus n. sp FFF. Carpus der grossen Scheere kurz, wenig länger als breit, nach der Basis verschmälert, an den Seiten kantig. Innenseite der Palma kantig. E. comptus. CC. Oberseite der grossen Scheere höckerig-dornig, die Höcker oft klein, aber unregelmässig, mit Reihen etwas stärker entwickelter. Haare meist fehlend oder kurz und die Höcker nicht überdeckend. D. Klaue des 2. und 3. Beinpaares gedreht, vor der Spitze breit und comprimirt. E. bernhardus. DD. Klaue des 2. und 3. Beinpaares nicht gedreht , oder, wenn etwas gedreht, schlank und nicht breit vor der Spitze. E. Mittelzahn des Stirnrandes stumpf, kürzer als die Seitenzähne. F. Oberfläche der Palma unbehaart, ebenso die Ränder der Finger. E. prideauxi. FF. Oberfläche der Palma kurz behaart, Ränder der Finger bärtig. E. conformis. EE. Mittelzahn des Stirnrandes so lang oder länger als die Seitenzähne. Die Decapoilen-Krebse des Stiassburger Museums. ^Ö9 F. Kleine Scheere dreikantig: auf der Oberfläche der Palma verläuft ein Kiel zum Innenraiule des unbeweglichen Fingers. G. Grosse Scheere dornig-höckrig, ohne Kauten. E. pubescens. GG. Grosse Scheere mit deutlichen Kanten. E. lacertosus. FF. Kleine Scheere nicht auffällig dreikantig, ohne Kiel, höchstens mit einer Ueihe kräftiger Höcker oder Stacheln. G. Oberfläche der Palma unbehaart. H. Scheeren sehr ungleich gross, ungleich ge- staltet. Palma der grossen Scheere ohne Reihen kräftigerer Dornen. E. duhius n. sp. HH. Scheeren ungleich gross, aber gleich ge- staltet. Palma an den Rändern und in der Mitte mit je einer Reihe kräftiger, ge- krümmter Dornen. E. triserratus n. sp. HHH. Scheeren ungleich gross, ziemlich gleich gestaltet. Oberfläche von Gruben und Längswülsten sculptirt. E. sculptimanus. GG. Oberfläche der Palma kurz behaart, Haare nicht länger als die Dornen und Höcker. H. Oberfläche der Hand und des Carpus zwi- schen den Höckern mit kurzen, filzigen Haaren. J. Stachelanhang der Antennen länger als die Augen. Krallen breit und kurz. E. japonicus. JJ. Stachelanhang der Antennen kürzer als die Augen. Krallen schlanker. E. similis n. sp, HH. Haare der Oberfläche der Hand nicht filzig, sondern starr, sternförmig an der Basis der Höcker gruppirt. E. constans. CJCC. Oberseite der grossen Scheere mit langen, zottigen Haaren. D. Merus der Scheerenfüsse nach unten auffallend verbrei- tert und an der Unterseite, besonders an» Innenrande dicht bärtig. E. harbatus n. sp, Zool, Jahrb. Üd. VI. Abth. i'. syst. OQ äÖO D»' A. ORTMANN, DD. Merus nicht so auffällig verbreitert und nicht so bärtig. E. Oberseite der Palma mit einer mittleren und je einer randlichen Reihe stärkerer Dornen. Cornea der Augen gross. E. samoensis n. sp. EE. Oberseite der Palma ohne mittlere Reihe stärkerer Dornen. Cornea meist nicht so gross. F. Oberseite der Scheere am unbeweglichen Finger mit einem scharf-gesägten Kamm gegen die Un- terseite abgegrenzt. G. Merus der grossen Scheere ohne Höcker. E. lanuginostis. GG. Merus der grossen Scheere unten mit zwei Höckern. E. hrachiomasius. FF. Oberseite der Scheere gegen die Unterseite nicht so scharf abgegrenzt. E. obtusifrons n. sp. BB. Stiel der äusseren Antennen nicht länger als die Augen. C. Oberseite der Hand zottig behart. D. Stirn gerade, ohne Mittelzahn und mit gering ent- • wickelten Seitenzähnen. E. cuanensis. DD. Stirn mit schwach vorspringendem, abgerundetem Mit- telzahn. Seitenzähne stärker vorspringend. E. lucasi CC. Oberseite der Hand nicht zottig behaart. E. ophthalmicus n. sp. AA. Scheeren mit flügelartigen Kanten. E. excavatus. 1. Mupagurus perlatus (Milne-Edwards). Pagurus perlatus Milne-Edwards. iu: Annal. Sc. Nat. (3). T. 10, 1848. p. GO. Bernhardus edwaräsi Dana, U. S. Expl. Exp. 1852, p. 447. Stirnrand in der Mitte mit einer Spitze. Stiel der äusseren An- tennen länger als die Augen, Stachelanhang nur bis zur Basis des letzten Stielgliedes reichend, bedeutend kürzer als die Augen. Scheeren sehr ungleich. Die rechte Hand breit, oval, mit gleich- massig gebogenen Rändern. Olierfläche fein granulirt, die Körner auf den Fingern etwas grösser. Sonst ist die Hand unbehaart, ohne Stacheln oder Kiele, nur die Seitenränder etwas zugeschärft. Finger breit, Spitze der Hand bei geschlossenen Fingern gerundet. Zweites und drittes Beinpaar mit wenigen Haarbüscheln, fast nackt. Krallen kürzer als das vorhergehende Glied. Farbe der Scheeren (in Alkohol) ziegelroth, Granulationen weiss. Die Decapoden -Krebse des Strassburger Museums. gOl a) 1 S, Chile. — Ackermann (ded.) 1843 (Sp.). Verbreitung: Chile (M.-E., Dana); Peru: Callao (Dana). 2. Eupagurus samtfelis Stimpson. — Taf. 12, Fig. 12. Stimpson, in: Boston Joiirn. Nat. Hist. vol. 0, 1857, p. 482. 8timpsox, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1858, p. 250. Stirnrand in der Mitte mit einer Spitze. Stiel der äusseren An- tennen länger als die Augen. Stachelanhang fast bis zur Mitte des letzten Stielgliedes reichend, aber die Augen nicht überragend. Scheeren sehr ungleich. Rechte Hand länglich, comprimirt, mit gleichmässig gebogenen Rändern, etwa 2mal so lang wie breit. Ober- fläche granulirt, sonst unbehaart, ohne Stacheln und Kiele, nur die Ränder besonders an den Fingern etwas zugeschärlt, Finger kürzer als die halbe Hand. Kleine Scheere viel schwächer, Granulationen spitzer, mehr stachelartig, Carpus mit doppeltem Kiel oberseits. Merus beider Scheerenfüsse unten mit stumpfem oder spitzem, bisweilen dorn- förniigem, stark vorragendem Höcker. Zweites und drittes Beinpaar behaart, mit kurzen, comprimirteu Krallen, die höchstens so lang sind wie die Propoden. Farbe bräunlich oder gelblich. Füsse quergebändert , besonders die Krallen zeigen an der Basis und an der Spitze ein deutliches rothes Band, die beide durch ein hell-gelbliches getrennt sind. Stimpson vergleicht diese Art zuerst (1857) ganz richtig mit tenuimanus und middendorfß, ohne jedoch die Höcker der Meren und die kurzen Kralleu zu erwähnen. Später (1858) fügt er letztere Merk- male hinzu, vergleicht die Art jedoch mit hirsuiiusculus, von dem sie sich schon durch unbehaarte Scheeren unterscheidet. a) 10 Ex., Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.) in: Purpura alveolata Reev., Lunella granulata Gmel. , Monodonta neritoides Phil. b) 2 Ex., Japan, Kadsiyama. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). c) Zahlreiche Ex., Japan, Sagamibai. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). d) 2 Ex., Liu - Kiu - Ins. , Ainarai Oshima. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). Verbreitung: Californien, Tomales-Bai; Japan: Hakodate, Si- moda, Kagoshima (Stimpson). 3. Eupagurus Ttiiddendorffi Brandt. Pagurus {Eupagurus) midd. Brandt , Krebse zu Middendorff's Sibir. Reise, 1849, p. 32, tab. 5, fig. 1 — 16. 20* ^0^ Dr. A. ORTMANK, Stiele der äusseren Antennen länger als die Augen. Stachelan- hang bis zur Mitte des letzten Stielgliedes reichend, so lang oder länger als die Augen. Scheeren sehr ungleich. Rechte Scheere länglich, comprimirt, etwa doppelt so lang wie breit oder etwas länger. Ränder gleichmässig ge- bogen. Oberfläche sehr fein granulirt, ohne Haare, Ränder gerundet, kaum etwas zugeschärft. Finger kürzer als die halbe Hand. Carpus lang, fast so lang wie die Scheere, ziemlich gleich stark, schwach com- primirt, an den Seiten gerundet. Kleine Scheere kaum stärker gra- nulirt, Carpus ohne doppelten Kiel. Meren der Scheerenfüsse unten ohne Höcker. Zweites und drittes Beinpaar sehr schwach behaart, mit ziemlich schlanken Krallen, die so lang oder etwas länger sind als das vor- letzte Glied. Farbe der harten Theile (in Alkohol) blass-orange. Durch feine Granulirung der Scheere, geringe Behaarung des 2. und 3. Beinpaares und Fehlen der Höcker auf der Unterseite der Meren der Scheerenfüsse wesentlich von E. samuelis verschieden. a) 1 (J, 1 $, Sibirische Küstenprovinz: de Castries-Bai. — Mus. GoDEFFßOY (vend.) 1888 (Sp.) in: Natica sp. Verbreitung: Nördl. Japan : Hakodate (Stlmpson) ; Ochots- kisches Meer (Brandt). — Sitka (Brandt). 4. Bupagurus laevimanus n. sp. — Taf. 12, Fig. 13. Stirnrand mit drei Spitzen, die mittlere die längste. Stiel der äusseren Antennen und Stachelanhaog länger als die Augen. Scheeren sehr ungleich. Merus der rechten an der unteren äusseren Kante gezähnt. Carpus etwa noch einmal so lang wie breit, an der Basis etwas schmaler. Aeussere Kante ziemlich scharf, fein gesägt, auf der Oberfläche zwei Dornreihen, sonst schwach behaart. Scheere oval, völlig glatt und glänzend, Aussenrand stumpfkantig, Innenrand gerundet. Fläche der Palma etwa so lang wie der Carpus, völlig un- behaart. Finger kürzer als die Palma. Kleine Scheere: Merus und Carpus etwa ebenso lang wie bei der grossen Scheere, aber viel schmaler, etwas stärker behaart. Hand kürzer als der Carpus, fein dornig-rauh, etwas behaart. Zweites und drittes Beinpaar schwach behaart, glatt. Krallen schlank, kürzer als der Propodus. a) 1 d, Tahiti. — Mus. Godeffroy (vend.) 1888 (Sp.). • Die DfiCBpoden-Krebse des Strassburgcr Museums. 303 5. Eupaxfurus coniiitiis (White). var. jugosa Henderson. Fagurus comptus White, in: Proceed. Zool, Soc. London, vol. 15, 1847, p. 122, u. Ann. Mag. N. H. (2), vol. 1, 1848, p. 224. Tag. forceps Cunxingham (nicht M.-E.), in : Trans. Linn. Soc. London, vol. 27, 1871, p. 4951). Etqmgurus coniptus (Wh.), Mieks, in: Proceed. Zool. Soc. London, 1881, p. 72. Eup. compt. var. jugosa Hendkksüx, Chall. Anoniur. 1888, p. 67, tab. 7, fig. 2. Stiel der äusseren Antennen länger als die Augen. Stachelanhang fast bis zur Mitte des letzten Stielgliedes reichend, fast so lang wie die Augen. Scheeren ungleich , die grosse unbehaart , mit kleinen , niederge- drückten Warzen bedeckt. Hand comprirairt. Carpus ebenfalls compri- mirt, an der Basis viel schmaler als an der Spitze, Ränder scharfkantig. Zweites und drittes Beinpaar sehr schwach behaart, fast glatt, mit ziemlich kurzen Krallen, die die Länge des Propodus nicht über- treffen. Die var. jugosa unterscheidet sich durch scharfkantigen, gesägten Aussenrand der Hand, besonders am unbeweglichen Finger. Der Innen- rand der Palma besitzt ebenfalls einen stark vorragenden, etwas dor- salwärts liegenden Kiel, und auf der Fläche der Hand finden sich zwei undeutliche, V-förmige Leisten. a) 2 (J, Magellanstrasse. — Steixmann (coli.) 1883 (Sp.) in: Tro- plion geversianus und Natica sp. Verbreitung: Falkland - Ins. (White), ebenda: 5 — 12 Faden (Chall.); Magellanstrasse und Patagonien (Cunningham), 2—32 Faden (MiERS), 17.5 Faden (Chall.). 6. Eupagurus bemhardus (Linne). Fagurus hernhardus (L.) Milne-Edwards, in: Ann. Sc. Nat. (2), T. fi, 1836, p. 266. — H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 215. — Atl. Cuvier Regn. anim. 1849, tab. 44, fig. 2. ' Brandt. Krebse Middenu. Sibir. Reise. 1849, p. 30. Bell, Brit. Crust. 1853, p. 171. Eupagurus hernhardus (L.) Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. IGO, Carus, Prodr. faun. medit., vol. 1, 1884, p. 491. Stirnrand mit drei Zähnen, die ungefähr gleich weit vorragen. 1) Nach MiERS und Hendersox hierher gehörig. 304 D'- A. ORTMANN, Stiel der äusseren Antennen länger als die Augen. Stachelanhang ebenfalls diese bedeutend überragend. Scheeren ungleich. Grosse Scheere ohne Haare, höckerig-dornig. Hand etwa doppelt so lang wie breit, Ränder der Palma ziemlich parallel, Finger kaum halb so lang wie die ganze Scheere. Auf der Fläche zwei Reihen etwas stärkerer Höcker und am Aussenrande ein von etwas kräftigeren Höckern gebildeter Kiel. Klauen des 2. und 3. Beinpaares gegen die Spitze comprimirt und urn ihre Axe gedreht. a) 1 (?, ohne Fundort (tr.). b) 2 Ex., Atlantischer Oceau (tr.) in: Buccinum imdatum. c) 1 % Atlantischer Ocean (tr.). d) 3 Ex., Atlantischer Ocean (tr.) in: Buccinum undatum. e) 1 s., Smith, in : Trans. Connect. Acad., vol. 5, 1, 1879, p. 47 und 48. Eup. pubescens (Kr.), G. 0. Sars, in: Christiania Vid. Selsk. Forh. 1882, p. 42, tab. 1, fig. 1—2. Pag. pubescens Kr., Hobk, in : Niederl, Arch. f. Zool., Suppl. 1,7, 1882, p. 6. 306 D'' A- OKTMANN, Eup. puhescens var. hröyeri Stps. , Hendebsox, Chall. Anomur. 1888, p. 65. Mittelzahn des Stirnrandes so lang oder etwas länger als die seitlichen. Stiel der äusseren Antennen und Stachelanliang die Augen überragend. Beine behaart, die grosse Scheere jedoch auf der Oberfläche un- behaart, höckerig-dornig, ähnlich der des P. bernhardus. Kleine Scheere dreikantig: über die Palma verläuft zur Basis des unbeweglichen Fingers ein scharfer, gezähnter Kiel. Krallen des 2. und 3. Beinpaares mittelmässig schlank , wenig länger als der Propodus, etwas comprimirt und ganz undeutlich ge- dreht. Mein Exemplar a zeichnet sich durch etwas auffälliger corapri- mirte, plumpere Krallen aus: vielleicht ist dies ein Altersraerkmal, da Exemplar b, welches in der Grösse die Mitte hält zwischen a und c, auch schon etwas stärker comprimirte Kralleu zeigt, als die (kleinen) Exemplare c. a) 1 c?, ohne Fundort (Sp.). b) 1 S, Norwegen, Throndhjemsfjord. — G. Schneider (vend.) 1888 (Sp.) in : Buccinum undatum. c) o cJ, 4 ?, 4 juv., Norwegen, Bergen. — Blochmann (coli.) 1889 (Sp.) , in: Buccinum undatum, Litorina litorea, Gibhula ci- neraria. Verbreitung: England (Bell); Skagerrak und Kattegat (Mei- nert); Schweden: Bohuslän (Goes); Norwegen (G. 0. Sars); Lapp- land: Murman-Küstc (Pfeffer) ^) ; Nowaja Semlja, Barents-Sec, Spitz- bergen (Hoek) ; Island (Kröyer); Grönland (Kröyer, Brandt); Neu- fundland (Brandt); Halifax, 85 Faden (Chall.): überhaupt die N.-O.- Küste Amerikas von Labrador südlich bis zum Golf von Maine, bis .524 Faden (Smith); — Nördl. Pacifischer Ocean (Stimpson) ; W.- Küste N. -Amerikas: Puget-Sund (Stimpson); Kamschatka (Brandt). 10. Eupagnrus lacertosns Henderson. var. nana Henderson. Henderson, Chall. Anomur. 1888, p. 64, tab. 7, fig. 1. Mittelzahn des Stirnrandes länger als die Seitenzähnc. Antennen- stiel länger als die Augen, Stachelanhang so lang wie die Augen. 1) Fauna Ins. .Tfii-et.ik, in : .Tahrl). Hamburü-.'wiss. Anst., Bd. 7, 1890. '29 Die Decapoden-Krebsc des Strassburger Museums. 307 Grosse Scheere fein granulirt, Palma am Aussen- und Innenrande mit, einem fein-stachligen, scharfen Kiel, ein ebensolcher, viel schwächerer Kiel in der Mitte. Carpus besonders am Innenrande fein - stachlig. Kleine Scheere dreikantig, mit scharfem Kiel in der Mitte. Krallen des 2. und 3. Beinpaares schlank, länger als das vor- letzte Glied. Die Varietät unterscheidet sich von der Hauptart: 1. Die feinen Stachelspitzen der Seitenzähne des Stirn randes beim typ. fehlen. 2. Der Stachelanhang der äusseren Antennen ist so lang wie die Augen, beim typ. länger. 3. Scheere mit schwächeren Stacheln, besonders am Rande des Carpus. Granulationen der Palma schwächer. a) 1 (?, 3 ?, Bass-Strasse. — Mus. Godeffeoy (vend.) 1888 (Sp.). Verbreitung: typ.: Neu Seeland, 275 Faden (Ghali.). — var. nana: "Bass-Str., Moncoeur-Ins., 28 Fad.; Port Jackson 35 Fad. (Ghali). 11. Eupagurus dubitts n. sp. — Taf. 12, Fig. 14. Mittelzahn des Stirnrandes stumpf, kaum länger als die Seiten- zähne. Stiel der äusseren Antennen länger als die Augen , Stachel- anhang kürzer als diese. Augen mittelmässig, Cornea wenig verdickt. Rechter Scheerenfuss viel grösser als der linke, etwas länger als die Gehfüsse. Merus und Carpus schwach behaart, Hand unbehaart. Merus auf der Unterseite in der Mitte mit einem stumpfen, stiftför- migen, mehr oder minder deutlichen Höcker. Carpus fein -stachlig, unterseits granulirt. Hand granulirt, bald mehr gleichmässig , bald ungleichmässig , mit etwas grösseren in undeutliche Reihen gestellten Körnern. Carpus an der Basis kaum schmaler, an den Seiten gerundet, länger als die Palma. Palma nicht breiter als der Carpus, etwa rechteckig. Finger kürzer als die Palma, die Ränder mit undeutlicher Kante. Kleiner Scheerenfuss sehr kurz, behaart und stachlig. Merus mit einem Höcker unterseits, Scheere nicht länger als der Carpus. Zweites und drittes Beinpaar etwas behaart. Klauen gebogen, schlank, spitz, länger als das vorletzte Glied. Die mir vorliegenden Exemplare weichen in der Gestalt der grossen Scheere und der Körnelung derselben etwas von einander ab. Es fällt besonders eine Form auf, wo der Aussenrand der Scheere von der Basis der Palma bis zur Spitze des unbeweglichen Fingers eine fast gerade Linie bildet, und bei eben diesen Exemplaren ist die Oberfläche der Scheere nur fein granulirt und zeigt nur undeutliche Reihen 308 D«" A. ORTMANN, grösserer Körner. Andere Exemplare besitzen gleichmässig gebogene Ränder der Scheere, und die Fläche der Palma ist schärfer sculptirt. Beide Formen lassen sich jedoch nicht scharf aus einander halten, da vermittelnde Exemplare nicht selten sind. Ich beschreibe diese Art als neu, da ich in der mir vorliegenden Literatur keine Art finde, deren Beschreibung auf diese passt. Sämmt- liche Exemplare besitzen nur geringe Körpergrösse, und es wäre mög- lich, dass es nur die Jugendformen einer andern Art sind (geschlechts- reife $ mit Eiern sind jedenfalls nicht darunter). Zu welcher sie gehören mögen, kann ich jedoch nicht entscheiden, und es muss auf- fallen, dass unter dem japanischen Material in diesem letzteren Falle die erwachsenen Exemplare völlig fehlen. Die Exemplare zeigen einer- seits Beziehungen zu E. bernhardus, von dem sie sich aber durch schlanke, nicht gedrehte Krallen unterscheiden, andrerseits durch die Höcker am Merus zu E. samuelis, der jedoch durch noch feinere Gra- nulation der Scheere und durch kürzere, plumpere Krallen (bei der- selben Körpergrösse) abweicht. a) Zahlreiche Ex., Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). b) 3 Ex., Japan, Sagamibai. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.) in: Umhonium (RotcUa) costatum, Turbo (Lunella) granulatus u. a. kleinen Gastropoden. 13. Bupagurus triserratus n. sp. — Taf. 12, Fig. 15. Stirnrand mit spitzem Mittelzahn, der länger ist als die stumpfen Seitenzähne. Augen kürzer als die Antennenstiele, aber etwas länger als die Stachelanhänge, ziemlich schlank, mit nicht verbreiterter Cornea. Schuppen an der Basis der Augenstiele spitz. Scheeren ungefähr gleich gestaltet, die rechte etwas grösser, fast unbehaart, nur der Carpus der linken mit etwas zahlreicheren Haaren. Merus der grossen Scheere am inneren unteren Rande mit einigen Zähnchen. Carpus an der Basis verschmälert, mit scharfer, dornig- gesägter Innen- und Aussenkante. Oberfläche zwischen den Kanten völlig eben. Hand etwas länger als der Carpus, Oberseite völlig flach, mit scharfer, dornig-gesägter Innen- und Aussenkante und in der Mitte mit einer Reihe scharfer Dornen, sonst nur mit wenigen kleinen Höcker- chen. Beweglicher Finger ebenfalls mit gesägtem Aussenrande. Auf der Palma der kleinen Scheere ist die mittlere Dornreihe reducirt, und die Finger sind verhältnissmässig etwas länger. Der Carpus ist mehr gleichmässig dick, Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 309 Zweites und drittes Beinpaar mit zerstreuten Haaren. Krallen schlank, wenig gebogen, etwas länger als der Propodus. Aehnelt einigermaassen der Beschreibung des E. tricarinatus Stimpson (in: Proc. Ac. N. Sc. Philad. 1858, p. 251), aber bei letzterem sind die Augen gross, an der Basis zusammengezogen, mit verbreiterter Cornea, und der mittlere Stirnzahn ist „ohsoletus". a) 2 (?, Japan, Sagamibai, 50 Fad. — Dödeklein (coli.) 1881 (Sp.). b) Mehrere zerbrochene Ex., Sagamibai, 50—100 Fad. — Dödek- lein (coli.) 1881 (Sp.) in Wurmröhren. 13. JEupcigurus sculptimanus (Lucas). *Pagurus sculptimanus Lucas, Anim. artic. Alger. Crust., p. 27, tab. 3, fig. 6. Eupagurus sculpt. (Luc), Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. 162, tab. 5, fig. 9. Cakus, Prodr. faun. medit., vol. 1, 1884, p. 492. Stirnrand mit kleinem Medianzahn. Stiel der äusseren Antennen länger als die Augen, Stachelanhang kürzer als letztere. Grosse Scheere auf der Oberfläche unbehaart, höckerig. Palma mit zwei Längsgruben, die durch Wülste begrenzt werden. Am äusseren convexen Rande bis zur Spitze des unbeweglichen Fingers eine Reihe scharfer Zähne. Kleine Scheere an der Basis mit einem Höcker und mit einem schwachen, mittleren Längswulst, zu dessen Seiten die Längs- gruben kaum entwickelt sind. Kralle des 2. und 3. Beinpaares lang und dünn, leicht gekrümmt. a) 1 ^, 1 ?, Lesina. — 0. Schmidt (coli.) U. S. (Sp.). Verbreitung: Algier (Lucas) ; Adria, 20—30 Fad. : Lesina und Lissa, Dalmatien (Heller); Venedig, Neresina (Stossich). 14. Eupagurus japonicus Stimpson. — Taf. 12, Fig. 16. Stimpson, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia 1858, p. 250. Stirnrand mit drei gleich weit vorspringenden, spitzen Zähnen. Augen mit wenig verbreiterter Cornea, vom Stiel der Antennen und deren Stachelanhang überragt. Schuppen an der Basis der Augen- stiele länglich, stumpf, oben mit einer Längsfurche. Scheeren ungleich, die grosse rechte sehr kräftig entwickelt. Merus oben glatt, unbehaart, nach unten stark verbreitert, der Aussenrand der Verbreiterung mit kammförmigen Zähnen, der Innenrand bärtig behaart. Carpus und Hand oben granulirt-rauh, zwischen den Körnern dicht und kurz, filzartig behaart. Carpus fast so lang wie die Palma, glO Dl-, A. ORTMANN, Oberfläche dreieckig; Innenrand mit einer Reihe starker Stacheln, Aussenrand gerundet. Hand über doppelt so lang wie breit. Palma in der Mitte mit einer Reihe grösserer Dorn-Höcker, und ebenso stehen am Innenrand und längs des Aussenrandes bis zur Spitze des unbe- weglichen Fingers grössere Dorn-Höcker. Finger etwas länger behaart, der bewegliche mit einer Reihe von ca. 12 kräftigen Zähnen auf dem Rücken. Kleine Scheere dornig -raub und kurzhaarig, ähnlich der rechten. Hand stärker mit längeren Haaren besetzt. Merus und Carpus schmaler als am rechten Fuss, mehr comprimirt. Hand eben- falls schmaler und mit einer stumpfen Kante auf der Oberseite, die jedoch der Hand kein dreikantiges Aussehen giebt. Gehfüsse kräftig, oben dicht behaart, ohne Dornen. Kralle breit und comprimirt, etwa so lang wie der Propodus, ca. 5mal so lang als an der Basis breit. Eu. japonicus Mikes (in : Ann. Mag. N. H. (5) , vol. 5 , 1880, tab. 14, fig. 6, 7) ist hiermit wohl nicht identisch. a) 4 (?, 2 ?, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.), in: Tritonium nodiferum Lamk. = sauliae Reev.). Verbreitung: Japan: Simoda (Stimpson). 15. Eupagiirus similis n. sp, Ist der vorigen Art sehr ähnlich, aber: 1. Antennenstiel kaum etwas länger als die Augen, Stachelanhang etwas kürzer als diese. 2. Schuppen an der Basis der Augenstiele spitz. 3. Die mittlere Dornleiste auf der grossen Scheere ist sehr un- deutlich. Scheere im Verhältniss zur Länge breiter. 4. Krallen des 2. und o. Beinpaares länger als der Propodus, schlanker als bei japonicus , ca. 8mal so lang wie an der Basis breit. Ist vielleicht nur als Varietät aufzufassen. a) 1 c?, Japan, Kagoshima. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). 16. TJupagurus constans Stimpson. Stimpson, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1858, p. 248. Hendkrson, Chall. Anomur. 1888, p. 67, tab. 6, fig. 8. Stirnrand mit drei spitzen Zähnen, deren mittlerer am weitesten vorragt. Antennenstiel länger als die Augen, Stachelanhang ebenso lang. Merus des rechten Scheerenfusses am oberen vorderen Rande mit einigen Dornen. Carpus etwas länger als breit, etwa so lang wie die Palma, bie becai)0(len-l\rel)Se des Strassburger Museühis. ^]^\ unteu schmaler. Hand auf der Oberseite flach, beiderseits mit scharfer Kante. Carpus und Hand oben mit Dornen und mit sternförmig um diese gestellten kurzen Borsten. In der Mitte der Palma eine Reihe grösserer Dornen und ebenso an den Rändern eine Reihe kräftigerer Dornen. Finger kürzer als die Palma, lest an einander schliessend. Kleine Scheere: beweglicher Finger nicht dornig, sonst ähnlich ge- staltet, aber schmaler. Zweites und drittes Beinpaar mit schlanken Krallen, die länger sind als das vorletzte Glied. Farbe blass-orange. Den langen Dorn am inneren Winkel des Ischium des rechten Scheerenfusses kann ich bei meinen Exemplaren nicht entdecken. Ferner weichen meine Exemplare ab : durch kürzeren Stachelanhang der An- tennen, der höchstens so lang ist wie die Augen. Mit der Abbildung bei Henderson stimmen sie gut überein. a) 1 $, Japan, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880-81 (Sp.). b) 1 cJ, Japan, Sagamibai, 50—100 Faden. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). Beide in einem dornigen, von Hydroideu gebildeten Grehäuse (vgl. Stimpson). Verbreitung: Hakodate, 4 Fad. (Stimpson), Yokohama (Chall.). 17. JEupagui'us harhatus n. sp. Dem E. japonicus im Habitus sehr ähnlich, aber unterschieden. 1. durch die auf der Oberseite lang und zottig behaarte Palma, die nur am Rande grössere Dorureihen zeigt; 2. durch den viel stärker entwickelten Bart an der Unterseite des Merus des grossen Scheerenfusses; 3. durch den Stirnrand, dessen drei Zähne je in eine feine Spitze auslaufen, deren mittlere die längste ist ; 4. durch die Klauen der Gehfüsse , die kürzer sind als die vor- letzten Glieder. Da weder Uebergänge zwischen dieser Form und japonicus mir vorliegen, noch die Abweichungen auf Altersunterschiede sich zurück- führen lassen (die Körpergrösse ist dieselbe), so muss ich diese Form als besondere Art auffassen. a) 1 d, Tokiobai. — Döderlein (coli.) 1880—81 (Sp.). b) 1 r. A. ORTAfANN. BB. Augeiistiele comprimirt. C. Drittes linkes Bein am letzten und vorletzten Gliede mit abgedachter, glatter Aussentläche, die nach oben, besonders an der Kralle, durch eine scharfe Kante begrenzt ist. D. Grosse Hand auf der Oberfläche nahe dem oberen Rande mit einer Reihe schräger Leistchen. Coxa des rechten 5. Beines beim S etwas vorgezogen. C. rugosus. DD. Grosse Hand auf der Oberfläche, ohne schräge Leisten. Beide Coxen des 5. Beinpaares beim S etwas vorge- zogen, die linke etwas stärker. C. compressus. (Hierher vielleicht auch C. carnescens Dana.) CG. Drittes linkes Bein mit gewölbter Aussenfläche, ohne scharfe Kante und mit Haaren oder Stacheln besetzt. D. Cephalothorax vorn stark gewöll)t , glatt , nur an den Seiten und nach hinten gekörnt und rauh. Coxen des 5. Beinpaares beim S nicht verlängert. C. spinosus. DD. Cephalothorax vorn kaum gewölbt, stark körnig-rauh. Kömer nur in der Mitte des vorderen Theiles weniger entwickelt. Coxa des rechten 5. Beines beim S stark verlängert. C. perlatus. 1. Coenobita clypeatus (Herbst). — Taf. 12, Fig. 20. Milne-Edwards, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 239. Dana, in: U. S. Expl. Exp. 1852, p. 473, tab. 30, fig. 4. HiLGENDOBF, in : V. d. Drokex's Reisen, Bd. 3, 1, 18G9, p. 98, tab. 6. fig. 3 c und 4 a. DE Man, in : Arcb. f. Naturg. Jahrg. 53, Bd. 1, 1887, p. 452. Hendeeson, Chall. Anoniur. 1888, p. 51. a) 2 wakus, H. N. Gr., T. 2, 1887, p. 241. DE Haan. Faun, japon. 1850, p. 212. Dana, U. S. Expl. Exp. 1852, p. 471, tab. 30, % 1 und 2. Coen. cavipes Stimpson, in : Proceed. Aoad. Nat. Sc. Philadelphia, 1858, p. 245. Coen. rugosus M.-E.. Hilgendohf, in: v. d. Decken's Reisen, Bd. 3, 1, 1869, p. 99, tab. 6, fig. 2, 3 a, 4 b. MiERS, in: Ann. Mag. N. H. (5), vol. 2, 1878, p. 410. Richters, Beitr. Meeresfaun. Mauritius und Seychellen. Decap. 1880, p. 160. Haswell, Gatal. Austral. Grust., 1882, p. 160. UE Man, in : Arch. f. Naturg., Jahrg. 53, Bd. 1, 1887, p. 452. Hendersun, Ghali. Anomur., 1888, p. 51. a) 1 S, 12 V, Liu-Kiu-Ins., Amami Oshima. — Döderlein (coli.) 1.S80 (Sp.) in: Turho granulafus GmeJj., Cyclophorus sp.., Cerithium sp. b) 2 $, Indischer Ocean. — Mus. Godeffroy (vend.) 1888 (Sp.). c) 2 d, Südsee. — Mus. Godeffroy (vend.) 1888 (Sp.). d) 2 $, Tahiti. — Mus. Godeffroy (vend.) 1888 (Sp.) in: Tri- ton sp. e) 1 ?, Neu-Hannover. — S. M. S. Gazelle (coli.) U. S. (tr.). Verbreitung: Rothes Meer (Heller, Hh.gendorf): Golf von Akaba (Miers), Djiddah (de Man) ; Zanzibar (Hiluendorf); Ins. Baui (Pfeffer); Mozambique (Hilgendorf); Natal (Krauss) ; Seychellen (Richters); Mauritius (Richter«); R6union (Hoffmann); Ceylon (Heller); Madras (Heller); Nicobaren (Heller); Pulo Edam und Ins. Noordwachter (de Man) ; Sulu-See (Dana) ; Bonin-Ins. (Stimpson) ; Liu-Kiu-Ins. (Stimpson); Japan (de Haan); Aru-Ins. (Ghali.); Admi- ralitäts-Ins. (Ghali); Neue Hebriden (Ghali); Fidji-Ins. (Dana, Ghali); Kingsmill-Ius.: Pitt's Isl (Dana); Tongatabu (Dana); Saraoa-Ins. (Dana); Tahiti (Stimpson, Heller, Ghali); Paumotu-Ins. (Dana); Sydney (Heller). 21* glg br. A. ORtMANN, 4. Coenobita coinjyressiis Milne-Edwaeds, — Taf. 12, Fig. 23. C. compressa Milne-Edwabds, H. N, Cr., T. 2, 1837, p. 241. DE Haan, Faun, japou., 1850, p. 213. C. violascens Heller, in : Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1862, p. 524. Hellek, Crust. Novara, 1865, p. 82, tab. 7, fig. 1. HiLGENDOKF, in: V. n. Decken'^ Reisen, Bd. 3, 1, 1869, p, 99, tab. 6, fig. 3 b.' C. compressa M. -E. , Miebs, in: Ann. Mag. N. H. (5), vol. 5, 1880, p. 371. C. violascens Hell., de Man, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 53, Bd. 1, 1887, p. 453. DE Man, in: Journ. Linn. Soc. Zool., vol. 22, 1888, p. 255. Unterscheidet sich von rugosus: 1. Die schrägen Leistchen auf der grossen Hand fehlen; 2. der Dactylus des 3. rechten Beines ist fast cylindrisch , nicht kürzer als der des 3. links. (Bei rugosus ist ersterer etwas kürzer und etwas kantig, an der Basis breit); 3. durch die Coxen des 5. Beinpaares beim S- a) 1 ?, ohne Fundort (tr.). b) 2 (J, Insel Salanga. — Linnaea (vend.) 1889 (Sp.). c) 1 (?, Ceylon. — Linnaea (vend.) 1889 (Sp.). Verbreitung: Mombas, Keudoa, Zanzibar (Hilöendorf) ; Mo- zambique (Hilgendorf) ; Nossi B6 (Hoffmann); Nicobaren (Heller); Mergui-Ins. (j^e Man) ; Insel Noordwachter (de Man) ; Java ; Borneo ; Batjan (Miers) ; Japan (de Haan). 5. Coenobita spinosus Milne-Edwards. — Taf. 12, Fig. 24. C. spinosa Milne-Edwakd.s, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 242. C. brimnea Dana, in: U. S. Expl. Exp., 1852, p. 470, tab. 29, fig. 10. JBirgus hirsutus Hess, Decap. -Krebs. Ost-Austral., 1865, p. 36, tab. 7, fig. 16. ? C. perlata var. affinis Mieks, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (5), vol. 5, 1880, p. 372, tab. 14, fig. 8. C. oUvieri und C. brunnea Dana, Haswell, Catal. Austral. Crust., 1882, p. 160, 161. var. olivieri Owen. C. olivieri Ow., Dana, U. S. Expl. Exp., 1852, p. 470. Heller, Crust. Novara, 1865, p. 82. Unterscheidet sich von der folgenden Art durch den stark ge- wölbten Vordertheil des Cephalothorax , der ziemlich glatt und nur nach hinten und an den Seiten granulirt ist, und ferner durch die Coxen des 5. Beiupaares beim J, die nicht verlängert sind. C. per- Die Decapoden-Kiebse des Strassburger Museums. 319 latus hat ferner weniger schlanke Kralle am o. linken Beine, doch bildet die var. olivieri den Uel)ergang zu dieser. Die var. olivieri unterscheidet sich von der Hauptart: durch weniger schlanke Kralle des 3. linken Beines, die nach aussen eine gerundete Kaute besitzt und etwas abgeflacht ist, aber noch einige Dörncheu auf der Üacheii 8eite zeigt. Behaarung der Beine etwas schwächer. Die übrigen von Dana angegebenen Unterschiede sind schwankend. So hat mein $ von spinosus typ. etwas granulirte Augen- stiele, und letzteres steht auch in der Granulation des Cephalothorax zwischen dem $ von spinosus typ. und dem $ von olivieri, welches letzteres einen etwas stärker granulirten Cephalothorax zeigt. In den Flagellen der inneren Antennen finde ich keinen Unterschied. a) 1 $, ohne Fundort. — (Sp.) in : Turho setosus. b) 1 (?, Samoa-Ins. — Mus. Godeffroy (veud.) 1888 (Sp.) var. olivieri: c) 1 $, Samoa-Ins. — Mus. Godeffkoy (vend.) 1888 (Sp.). Verbreitung: typ. : Asiatische Meere (M.-E.) ; ? Batjau (Mikrs) N.-W.-Küste Australiens (Haswell); Sydney (Hess); Samoa: Upolu (Dana); var. olivieri: Madras; Nicobaren (Heller); Tahiti (Dana); Paumotu (Dana). 6. Coenobita perlatus Milne-Edwaeds. — Taf. 12, Fig. 25. a perlata Milne-Edwakus, H. N. Gr., T. 2, p. 242. — Atl. Cuv. Regii. anim,, 1849, tab. 44, fig. 1. DE Haan, Faun, japon. 1850, p. 213. C. purpurea Stimpson, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1858, p. 245. C. perlata M.-E., Henderson, ChaU. Anomur., 1888, p. 52. a) 1 3, Samoa-Ins. — Mus. Godeffroy (vend.) 1876 (Sp.). b) 1 (?, Mauritius. — G. Schneider (vend.) 1888 (tr.). Verbreitung: Südsee (M.-E.); Seychellen (Richters); Neue Hebriden (Ghali); Fidji-Ins. (ChalL); Bonin-Ins. (Stimfson); Liu-Kiu- Ins. (de Haan): Amakirrima (Stimpson); Südl. Japan: Provinz Sat- suma auf Kiushiu (de Haan)." Gattung: Birgus Leach. 1. Bi/rgus latro (Linne). Milne-Edwaeds, H. N. Gr., T. 2, 1837, p. 246. — Atl. Cuvier Rega. anim., 1849, tab. 43, fig. 1. DE Haan, Faun, japon., 1850, p. 212. 320 !>''. A. ORTMANN, Daka, in: U. 8. Expl. Exp., 1852, p. 474, tab. 30, fig. 5. HiLGBNDORF, in: V. D. Decken's Eeisen, Bd. 3, 1, 1869, p. 100. Hendeeson, Cliall. Anomur., 1888^ p. 50. a) 2 S, ohne Fundort (Sp.). b) 1 $, Südsee. — Mus. Godeffroy (vend.) 1876 (Sp.). c) 1 S, Ins. San Diego bei Mauritius. — 1876 (tr.). d) 1 (J, ohne Fundort. — U. S. (tr.). Verbreitung: Komoren : Moali (Hilgendokf) ; Mauritms (Hoff- mann); Aniboina (de Man); Teniate (Chall.); Liu-Kiu-Ins. (de Haan); Paumotu und Tokelau-Arch. : Swain-Ins. (Dana). Familie: Lithodidae. lieber die nähern Beziehungen der Gattungen dieser Familie zu einander wären ausgedehntere Untersuchungen sehr erwünscht. Zu den schon von Boas angegebenen Einzelheiten vermag ich keine weiteren Zusätze zu geben. Gattung: Lithodes Latreille. 1. Lithodes maja (Linne). L. arctica Lamk., Milne-Euwakds, H. N. Cr., T. 2, 18B7, p. 186. Bbaxdt, in: Bull. d. ph3's.-rQath. Acad. Petersbourg, T. 7, 11, 1848, p. 3. L. maja Leach, Bell, Brit. Crust., 1853, p. 165. a) 2 Ex., Nordsee („Mer du Nord"). — Gab. Hermann (tr.). b) 1 ?, Norwegen. — Mus. Godeffroy (vend.) 1886 (Sp.). c) 1 juv., Norwegen, Bergen. — Blochmann (coli.) 1889 (Sp.). Verbreitung: Nördl. Atlant. Ocean : England (Brandt, Bell) ; Nordsee (M.-E.); Belgien (v. Beneden); Dänemark (Brandt, Meinert); Schweden : Bohuslän (Goes) ; Norwegen (Brandt, G. O. Sars) ; Lapp- land (Brandt); Murman- Küste (Pfeffer) i); Grönland (Brandt); N.-O. -Küste Amerikas, südlich bis zum Golf von Maine (Smfth). 2. Lithodes turritns n. sp. — Taf. 12, Fig. 26. Weicht von allen pacitischeii Arten der Familie durch die Form des Rostrums ab, die sich dem von L. maja nähert. Die Zugehörig- keit zur Gattung Lithodes wird — da mir nur ein Cephalothorax vorliegt — nur durch die Bildung des Rostrums und durch den ein- fachen Stachelanhang des 2. Gliedes der äusseren Antennen wahr- scheinlich gemacht. Ij Fauau Ins. .T(U'(^tik, in: Jahrb. Haiiib. wiss. Aast., Bd. 7, 181)0, }>. '1\. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 321 Cephalothorax fast herzförmig. Rostrum lang, etwa Vs r. ALFRED NALEt'A, Punktreihen Reihen zarter und kurzer Längsleisten auf. Die Bauch- seite ist überall fein gefurclit und punktirt. Die Tegonoten {Tegonotus s. str.) weichen aber auffällig von den Phyllocoptideu durch die Form des Abdomeos ab, das entweder dach- artig und gekielt ist ( T. carinatus) oder doch wenigstens einen stark über die Seitentheile vorspringenden , kaniraartigen Mitteltheil besitzt {T. fastigatus). Bei einigen J'eg onofus- krten , welche ich in das Subgenus Oxy- pleurites zusammenfasse, springen die dorsalen Halbringe an den Pleuren zahnartig vor und bilden dann entweder dreieckige Zähne oder wohl gar grosse, spitze Dornen von rundlichem Querschnitt [T. heptacan- thus). Bei einzelnen Arten ist indessen die Rückseite nur- stark ge- wölbt. Diese Formen nähern sich dann am meisten den Phyllocoptes- Arten, unterscheiden sich aber von diesen durch die zahnartig vor- springenden Rückenhalbringe. Uebergangsformen aus andern Genera sind mir bereits bekannt. Ich verweise in dieser Beziehung auf die Cecidophyes-kvi C. trilobus und eine erst kürzlich von mir auf den Blättern von Betula alba L. aufgefundene Form , die ich provisorisch zur Gattung Cecidophyes stellte 0, T. acromius, jetzt aber dem Subgenus Tegonotus s. st. bei- zähle. Bei beiden Arten durchziehen nach Art des Trilobitenkörpers zwei flache Furchen die Rückseite des Abdomens, so dass dasselbe gleichsam in einen Mittel- und zwei Seitentheile zerfällt. Die letzt- genannte Art nähert sich überdies noch dadurch besonders den Tego- noten, dass bei ihr bereits eine Differenz zwischen der Dorsalseite und der Ventralseite des Abdomens angebahnt erscheint. Freilich weisen die schmalen Halbringe auf der Rückseite des Abdomens noch Punktreiheu auf. Die Tegonoten sind, wie die Phyllocopten, jedenfalls von Gecido- ^%es-artigen Phytoptiden herzuleiten, die sich bei einer freien Lebens- weise ausserhalb schützender Gallbildungen ein mächtiger entwickeltes Exoskelet erworben haben. Dafür spricht der Umstand, dass die Larvenformen stets, wie bei den Phyllocopten, Cecidophyes -diXiig^w Charakter haben. Im ersten Larvenstadium ninmit der Cephalothorax einen grossen Theil des Körpers ein. Line Difterenz zwischen Bauch- und Rückseite erscheint nur insofern angedeutet, als die Ringe auf der Rückseite etwas breiter erscheinen. Die Ringe tragen immer Reihen grober Punkte. Diese Larvenform stimmt fast vollständig mit 1} Neue Gallmilben, in : Nova Acta, Bd. 55, ü, p. 365. tegonotilä. 52§ dem ersten Larvenstadium der Cecidopliyes- und Phyllocoptes - Arten überein. Im zweiten Larvenstadium, das noch immer die Gestalt der Cecidophyiden erkennen lässt, ist bereits die Differenzirung von Dorsal- und Ventraiseite vor sich gegangen : Die Rückseite ist von breitern Halbringen bedeckt, die jedoch noch nicht glatt sind, sondern Reihen grober Punkthöcker tragen, welche dem Abdomen ein grobge- körntes Aussehen verleihen. In diesem Entwicklungsstadium befinden sich gleichsam noch jene Tegonoten, bei welchen die Rückseite wohl lireiter geringelt ist, aber noch punktirt erscheint (T. acromius). Ob die Tegonoten als eine selbständige, den Pbyllocoptiden pa- rallele Entwicklungsreihe zu betrachten oder als jüngere Formen mit den PhyHocoptiden in Verbindung zu bringen sind , ist heute schwer zu beurtheilen. Sollte Teg. carinatus, wie mir scheint, sich als di- morphe Form eines Phyllocoptes erweisen, so würde wohl der Beweis für letztere Annahme erbracht sein. Tegonotus carinatus n, sp, ' (Taf. 13, Fig. 1 und 2). Körper hinter dem Thoracalschild am breitesten, sich dann nach hinten allmählich verschmälernd, beim 6 2— 2V2, beim ? 3— 4mal so lang wie breit. Die Seitenränder des Hinterleibes gerade, seltner nach aussen schwach gebogen. Bauchseite tlach gewölbt. Thoracalschild trapezförmig, Vorderrand einen schmalen, den Rüssel überragenden und deckenden kappenförmigen Vorsprung bildend, Seitenränder stark nach aussen gebogen. Hinterecken schwach zahn- artig vorspringend. Die Seitentheile des Schildes fallen nach rechts und links ziemlich steil ab, so dass das Schild wie das Abdomen ge- kielt erscheint ; sie weisen nur einige bogenförmige Furchen auf und sind im übrigen glatt. Die kurzen steifen Rückenborsten stehen auf schwachen, halbkugeligen Höckern hart am Hinterrande. Der Rüssel ist verhältnissmässig kurz, kaum 0,015 mm lang, steil nach abwärts gerichtet und in der Rückenansicht vom Vorder- rande des Schildes vollkommen bedeckt. Die Beine sind schlank und deutlich gegliedert ; die beiden letzten Tarsalglieder sind bedeutend schwächer als Femur und Tibia. Die Epimeren erscheinen bedeutend verkürzt. Die vordem Epimereu des ersten Beinpaares vereinigen sich in ein langes Sternum, welches bis in die Höhe des Innern Epimerenwiukels reicht. 330 t>r. ALFRED NALfiPA, Die'Brustborsteu des ersten Paares sitzen in der Höhe des ol)ern Sternalendes und sind sehr kurz und zart, die des zweiten Paares etwas oberhalb des iunern Epimerenwinlvels. Das Abdomen hat die für die Gattung Tegonotus charakte- ristische Gestalt und endigt in einen deutlichen Schwanzlappen, wel- cher an seiner Rückseite nur die fädlichen Schwanz! )orsten trägt. Nebenborsten fehlen. Die Seitentheile des Abdomens fallen steil seit- wärts ab, so dass es meist stark gekielt erscheint. An der Dorsalseite zählt man meistens 25 „Halb"ringe (eigentlich Winkelstücke), von denen die im Mitteltheil des Abdomens gelegenen eine Breite von ca. 0,007 mm besitzen. In der Seitenansicht erscheint der Rücken deut- lich gesägt, indem nändich die dorsalen Halbringe 3—20 zahnartig nach hinten ausspringen. Die Ventralseite des Aljdomens ist nur schwach gewölbt und sehr fein gefurcht und punktirt. Die Bauch- borsten des ersten Paares sind lang und erreichen die Insertionsstelle der kurzen Borsten des zweiten Paares ; die Borsten des ersten Paares ragen meistens über den Schwanzlappen hinaus. Das Epigynaeum ist verhältnissmässig klein und sitzt ziemlich weit nach hinten. Die Deckklappe ist fein längsgestreift. Genital- borsten von mittlerer Länge, seitenständig. Eier rund. Das E p i a n d r i u m zeigt keine auffallenden Eigen thümlichkeiten. Die mittlere Länge des Weibchens beträgt 0,16mm, die mittlere Breite 0,05 mm. Die mittlere Länge des Männchens 0,12 mm , die mittlere Breite 0,045 mm. Vorliegende Species erhielt ich durch die Güte des Herrn Dr. v. ScHLECiiTENDAL aus Halle a./S. ; sie erzeugt die Bräunung der Blätter von Aesculus rubicunda und hippocas tanum L. Dr. FooKEU hat in jüngster Zeit einen Phptoptus hippocastani be- schrieben, welcher das Phyllerium axillare auf den Blättern der Ross- kastanie erzeugt. Teg, (Oxypleurites) trouessarti n. sp» (Taf. 13, Fig. 3 und 4). Körper oval, sich erst im letzten Drittel verschmälernd. Tho- racalschild gross, fast ein Drittel des Köri)ers einnehmend, trapez- 1) FocKEU, Notes sur les Acarocecidie.s. 1. Phytoptocecidie du Marrnnier produite par le Phytoptus hippocastani, nov. sp., in: üevue Biol. du Nord de la France, 1890 T. 3. tegonotiis. 33 1 förmig; Seitenränder etwas ausgeschweift, Hiutereckeu zaliuartig vor- springend, Vorderraud stark vorgezogen und den Rüssel vollständig bedeckend. Mitteltheil des Schildes meist etwas erhöht und durch seitliche Längsfurchen von den flach al)fallendeu Seitentheilen deut- lich abgesetzt. Die Höcker der auffallend kurzen Rückenborsten sitzen, einander sehr genähert, weit vom Hinterrande (etwa '/a ^^^r Schildlänge) entfernt in der Innern Schildfläche. Der Rüssel ist ungemein kräftig, 0,025 mm lang und senkrecht nach abwärts gerichtet. Die Beine sind ziemlich kräftig, deutlich gegliedert, die beiden Tarsalglieder bedeutend schwächer als das Bein. Haftklaue sehr klein, 4strahlig, Kralle sehr kurz. Die Sternalleiste erreicht fast den Innern Epimerenwinkel , an welchem die Brustborsten des zweiten Paares sitzen. Die Borsten des dritten Paares sind weit nach aussen gerückt, die des ersten Paares sitzen in der Höhe des obern Sterualendes und sind sehr kurz. Das Abdomen ist ventralwärts abgeflacht, sehr fein gefurcht und punktirt. Die Dorsalseite ist in der Mittellinie etwas erhöht, doch nicht kantig und ist von 18—20 Halbringen bedeckt, die mit Ausnahme der letzten 6—8 seitlich mehr oder minder zahnartig vorspringen. Der Schwanzlappen ist klein und trägt fadenförmige Schwanzborsten, aber keine Nebenborsten. Die Bauchborsten des ersten Paares sind lang und fein ; sie erreichen gewöhnlich die Insertionsstelle des zweiten Bauch- borstenpaares. Auch die Borsten des dritten Paares zeichnen sich durch ihre Länge aus, indem sie nicht selten den Schwanzlappen überragen. Das Epigynaeum (äusserer weiblicher Geschlechtsapparat) liegt wenig tief unter den Epimerenenden , ist 0,026 mm breit und besitzt eine flache, beckenförmige untere Klappe. Eine Streifung der oberen Klappe konnte nicht wahrgenommen werden. Eier rund. Die Genital- borsten sind lang, fein, fast grundständig. Das Epiandrium weist keine besondern Eigen thümlichkeiten auf. Mittlere Länge des Weibchens 0,13 mm, mittlere Breite 0,052 mm. Mittlere Länge des Männchens 0,1 mm, mittlere Breite 0,05 mm. Tegonotus trouessarti ist von T. carinatus leicht unterscheidbar. Während bei letzterem die Seitentheile der dorsalen Halbringe sehr flach, ja nicht selten nach einwärts gebogen sind und daher in der Zool. Jahrb. VI. Ablh. f. Syst. 22 332 t>r. ALFRED NALEPA. Mediane in einem scharfen Grat zusammenstossen, zeigt T. trouessarfi einen etwas gewölbten Mitt eltheil. Weitere auffallende Unterschiede bieten ferner die Anzahl der dorsalen Hall)ringe und die Stellung der Rückenborsten. Ich kann nicht unterlassen , an dieser Stelle zu erwähnen , dass ich in Begleitung von T. trouessarti Weibchen fand, die in allen wesent- lichen Charakteren mit den Weibchen des genannten Tegonotus über- einstimmten, sich aber von diesen dadurch unterschieden, dass die dorsalen Halbringe seitlich fast gar nicht oder nur wenig vortraten. Ob wir es hier mit dimorphen Weibchen zu thun haben , konnte ich wegen der Spärlichkeit des zu Gebote stehenden Untersuchungsmaterials nicht entscheiden. Tegonotus {Oxypleurites) trouessarti fand ich auf den gebräunten Blättern von AlnusglutinosaL. mit T. {Oxypleurites) heptacanthus. Tegonotus fastigattis n, sp, (Taf. 13, Fig. 5, 6 und 7 a). Körper spindelförmig, ventralwärts abgeflacht, dorsalwärts stark gewölbt. Thoracalschild fast sechseckig. Vorderrand desselben stark vorgezogen und nach abwärts gebogen, Seitenräuder nach aussen ge- bogen, Hinterrand nach hinten ausgebuchtet und durch eine mehr oder minder tiefe Querfurche von dem übrigen Schild abgesetzt, so dass es scheint, als wäre der erste dorsale Halbring mit dem Schild ver- wachsen. Vor dieser Furche stehen die grossen, halbkugeligen Borsten- höcker, welche die nicht sehr langen, steifen Rückenborsten tragen. An der Aussenseite eines jeden Höckers zieht eine tiefe Furche nach vorn. Im übrigen ist der Schild glatt. Der Rüssel ist schräg nach abwärts gerichtet und 0,016 mm lang. Die Beine sind ziemlich schwach, doch deutlich gegliedert. Die sehr kleine und zarte Federborste weist vier Strahlen auf. Sternal- leiste ziemlich lang, ungegal)elt. Die Brustborsten des ersten Paares sitzen etwas unterhalb des obern Endes derselben, die des zweiten Paares etwas über dem Innern Epimerenwinkel. Das Abdomen ist dorsalwärts stark gewölbt und von 18 (19?) Halbringen bedeckt, deren Seitentheile steil abfallen, jedoch keinen scharfen Grat in der Mittellinie bilden. An den Pleuren springen die dorsalen Halbringe nur schwach zahnartig vor und laufen nicht in scharfen Zähnen aus. In der Seitenansicht erscheint der Rücken deutlich gesägt. Die abgeflachte Ventralseite des Abdomens ist sehr fein gefurcht und punktirt. Die Seitenborsten sind ziemHch lang und Tegonotus. 333 fein ; sie sitzen etwa in der Höhe der Geschlechtsöffnung. Die Baucli- borsten des ersten Paares sind länger als die Seitenborsten und über- ragen meistens die Borstenhöcker des zweiten Paares, das ungefähr zwischen dem 7. und 8. dorsalen Halbring sitzt. Die Borsten des letztern sind fein, ziemlich kurz und etwas weit gestellt. Der Schwanzlappen ist klein und trägt feine, fädliche, niittellange Schwanz- borsten. Manchmal glaubte ich ungemein kurze, Ijei einer Vergrösse- ruug von 1 : 730 kaum Avahrnehmbare Nebeuborsten zu sehen. Das Epigynaeum liegt etwas nach hinten, etwa unter dem 1. bis 3. dorsalen Halbriug. Von dem äussern Epimerenwinkel ziehen wie bei T. serratus bogig nach aussen gekrümmte Chitinspangen zum äussern Geschlechtsapparat. Die hintere (untere) Klappe ist halb- kugelig, tief, die vordere (oljerc) etwas abgeflacht, fein gestreift. Ge- uitalborsten fast grundständig. Breite circa 0,025 mm. Eier rund. Das E p i a n d r i u m weist keine besondern Eigenthümlichkeiten auf. Mittlere Länge des ^Yeibcheus 0,13 mm , mittlere Breite 0,04 mm. Mittlere Länge des Männchens 0,1 mm, mittlere Breite 0,03 mm. Ich fand diese Species mit 0. serratus gemeinschaftlich auf ge- bräunten Blättern von Acer c a m p e s t r e L. Von diesem ist die be- schriebene Species auffallend durch die Entwicklung des Abdomens unterschieden. Dadurch, dass die Rückenhalbringe nicht zahnartig vorspringen, die Pleuren also nur schwach gezähnt erscheinen, ferner dadurch, dass ein scharfer Grat fehlt, nähert sich T. fasügatus den echten Phyllocopten und bildet so gleichsam eine üebergangsform zwischen beiden Gattungen. Neben der beschriebenen Form von Tcg. fasügatus finden sich noch abweichende Individuen, die viel schmäler sind, und bei denen die Querfurche des Schildes ungemein vertieft ist. In der Seitenan- sicht scheint dann der Thoracalschild einen starken, aufgekrämpteu Hinterrand zu besitzen. Teg, (Oxypleurites) serratus n, sp. (Taf. 13, Fig. 7 b, 8 und 9.) Der Körper ist meistens oval und verschmälert sich im untern Drittel, selten von den Ecken des Thoracalschildes an allmählich nach hinten und ist dorsal- und ventralwärts stark abgeflacht. Der Thora- calschild ist halbkreisförmig, der ovale Abschnitt desselben stark vor- 22* 334 Dl ALFRED NALEPA, gezogen, gewölbt und mit zurückgeschlagenem Rande. Der Hinterrand des Schildes ist im Mitteltheil stark nach hinten ausgebogen und durch eine unvollkommene, unmittelbar hinter den Borstenhöckern quer ver- laufende Furche von dem Vordertheil ziemlich scharf abgesetzt, so dass es den Anschein hat, als wäre der Hinterrand mit dem ersten dorsalen Halbring verwachsen, zumal da seine beiden Ecken zahnartig seitwärts vorstehen. Die Oberfläche des Schildes ist glatt. Die Borsten- höcker sind nahe an einander gerückt und tragen äusserst kurze Rückenborsten. Der Rüssel ist kurz (0,016 mm), kräftig, gerade und schräg nach vorne gerichtet. Die Beine sind verhältnissmässig kurz, schwach, jedoch deutlich gegliedert. Die beiden Endglieder sind von ziemlich gleicher Länge. Die Haftklaue ist sehr klein, äusserst zart und vierstrahlig, die Kralle kurz und wenig gebogen. Die Sternalleiste ist ziemlich lang, am äussersten Ende gegabelt. Aus der Vereinigung der vordem und hin- tern Epimerenleisten des zweiten Beinpaares geht je eine bogenförmig gekrümmte Leiste hervor, von denen jede bis an die Deckklappe des weiblichen Geschlechtsapparates zieht. Das zweite Brustborstenpaar steht knapp an dem Innern Epimerenwinkel und einander näher als das erste Paar. Das Abdomen ist dorsal- und veutralwärts etwas abgeflacht und verjüngt sich stetig; es endigt in einen sehr schwach entwickelten Schwanzlappen, der nur die verhältnissmässig kurzen und schwachen Schwanzborsten trägt. Nebenborsten fehlen. Die Rückseite des Ab- domens ist von 12 breiten Halbringen bedeckt, deren spitze Ecken sägeartig an den Seiten vorspringen. Die breitesten Halbringe messen durchschnittlich etwa 0,008 mm. Der Mediantheil des ersten wird zum grossen Theil von der Ausbuchtung des Thoracalschildcs über- deckt. Bei einigen Individuen sind die Ecken der ersten drei Halb- ringe gleich weit über dem Seitenrande vorstehend, jedoch kürzer als die folgenden. Zwischen dem letzten dorsalen Halbringe und dem Schwanzlappen sind noch 8 ziemlich breite vollständige Ringe einge- schoben, deren Seitentheile jedoch nicht sägeartig aus der Randliuie hervortreten. Dadurch erscheint aber das Schwanzende ziemlich scharf gegen den vorhergehenden Theil abgesetzt, ähnlich wie ich dies bei dem Phyllocoptes heteroproctus angab. Auch bei andern breitbe- schildeten Phylloco}»ten finden sich regelmässig vor dem Schwanz- lappen mindestens drei vollkommene Ringe eingeschaltet, da ohne die- selben das Einziehen des Scliwanzlappens nicht möglich wäre. Die Tegonotus. $35 Bauchseite des Abdomens ist wie gewöhnlich sehr fein gefurcht und punktirt. Die Bauchborsteu sind fein und von mittlerer Länge. Das Epigynacum ist 0,024 mm breit und reicht seitlich ül)er die äussern Epimerenecken hinaus. Die untere Klappe ist schüssel- artig, ausgeschweift, die obere stark gewölbt und fein gestreift. Ge- nitalborsten ziendich laug, seitenstäudig. Mittlere Länge des Weibchens 0,14 mm, mittlere Breite 0,023 mm. Mittlere Länge des Männchens 0, 1 1 mm , mittlere Breite 0,025 mm. Ich fand vorliegende Species nut Teg. fasUgatus und Phyllocoptes accris gemeinschaftlich auf gebräunten Blättern von Acer campe- stre L. in Thernberg N.-Oe. Teg, ( Oxypleiivites) heptacanthus (Nal.). (Taf. 13, Fig. 10, 11 und 12.) Körper spindelförmig, sich von den Hiuterecken des Schildes in gerader Linie nach hinten allmählich verschmälernd. Bauchseite ab- geflacht, Rückseite mehr oder minder stark kantig. Thoracalschild ein Drittel oder etwas mehr der Körperlänge einnehmend, von halb- kreisförmigem Umriss; Hinterecken in deutliche Stachel auslaufend. Der Mediantheil des Schildes tritt ziemlich stark hervor und besitzt nach einwärts gebogene Grenzlinien. Zu beiden Seiten des Mittel- theiles, einander sehr genähert und vom Hinterrande weit entfernt, sitzen auf deutlichen Höckern die sehr kurzen Rückenborsten. Die Seitentheile tieferliegend, häulig feingekörnt. In der Mitte derselben und längs des Seiten- und Vorderrandes lassen sich unregelmässig verlaufende Bogenlinien erkennen. Unterhalb des Seitenrandes springen manchmal auch zwei kleinere Stacheln hervor. Der Hinterrand des Schildes ist nur massig nach hinten vorgebogen. Rüssel kurz (0,013 mra), gerade und senkrecht nach abwärts gerichtet. Beine ziemlich schwach und kurz, deutlich gegliedert. Borsten sehr fein. Federborste ungemein klein, vierstrahlig , Kralle kurz. Epimeren im Allgemeinen etwas verkürzt. Sternalleiste vorhanden. Brustborsten des ersten Paares sehr kurz, in der Höhe des obern Sternalendes sitzend. Senkrecht unter denselben und über den Innern Epimerenwinkeln sitzen die Borsten des zweiten Paares. Das Abdomen endigt in einem kleinen Schwanzlappen, welcher die zarten mittellangen Schwanzborsten und ungemein kurze, kaum sieht- §56 I>r- ALFRED NALEPA, bare Nebenborsten trägt. Auf der Rückseite ist das Abdomen von 15 Halbringeu bedeckt. Die ersten 10 sind breit und vollständige Halbringe, die letzten 5 bedeutend schmäler und bilden mit den ven- tralen Halbringen vollständige Ringe. Die Rückseite ist dachförmig, in der Seitenansicht deutlich gesägt ; insbesondere springt der Median- theil der ersten Halbringe als ehi starker Zahn nach hinten auffällig vor. Beim Männchen laufen der 1., 2., 3., 4., 6., 8. und 10. Halbring seitlich in grosse, etwas nach auswärts gekrümmte Stacheln von wenig verschiedener Grösse aus. Iusl)esondere zeichnen sich die Stacheln des 10. Halbringes durch ihre Grösse aus; sie sind zudem wie die Hörner eines Stieres nach aufwärts gebogen. Beim Weibchen sind die Stacheln meist länger, spitzer; auch der 5. und 7. Halbring läuft bei einigen Individuen in einen kurzen Stachel, meist aber in einen breiten, stark vortretenden Zahn aus. Die Ventralseite des Abdomens ist etwas undeutlich fein gefurcht und punktirt. Die Seiteuborsten und die Bauchborsten des ersten Paares sind sehr lang, desgleichen die des dritten Paares, welche den Anallappen meist überragen. Das E p i g y n a e u m ist ca. 0,025 mm breit und liegt etwas hinter den Epimerenenden. Die hintere Klappe ist flach, schüsselartig, die vordere feingestreift. Die Genitalborsten sind grundständig. Das Epiandrium erscheint als ein ziemlich stark winklig ge- bogener, ca. 0,015 mm breiter Spalt. Mittlere Länge des Weibchens 0,15 mm , mittlere Breite 0,044 mm. Mittlere Länge des Männchens 0,1 mm, mittlere Breite 0,05 mm. Ich fand diese höchst interessante Gallmilbenform zum ersten Male zugleich mit Phytoptus laevis m. im Cephaloneon pustulatum Bremi von Alnus glutinosa L. in einem einzigen, sehr beschädigten Exemplare. Damals schien es mir, als stünden die freilich noch aufwärts gerich- teten Stacheln an den Pleuren auf der Rückseite. Aus diesem Grunde nannte ich das neue Genus provisorisch Acanthonotus , die Species heptacanthus, weil au dem Abdomen des Männchens 7 Stacheln jeder- seits zu zählen sind ^ ). Vergeblich l^emühte ich mich seither , diese Species wieder zu finden, um von ihr eine genauere Beschreibung und Abbildung liefern zu können. Erst im Laufe des vergangenen Sommers fand ich eine grössere Anzahl dieser Species auf gebräunten Erlen- I 1) Beitr. z. Syst. d. Phyt., in: Sitzber. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien, Bd. 98, 1, 1889, p. 116. fegonotus. • 337 blättern. Auch auf Blättern, welche mir Herr Dr. Trouessart aus der Umgebung von Paris sandte, befanden sich neben dem Oxypl. trouessarti einige Exemplare. Linz a. Donau, Mitte Februar 1891. Erklärung der Abbildungen, Sämmtliche Abbildungen sind, wo nicht eine besondei'e Angabe ge- macht ist, bei einer 4.50maligen Vergrösserung (Reicheet I, 9) gezeichnet. Tafel 13. Fig. 1 und 2. Tegonotus carinatus n. sp. Fig. 3 und 4. Tegonotus (Oxypleurites) trouessarti n. sp. Fig. 5 und 6. Tegonotus fastigatus n. sp. Fig. 7a. Tegonotus fastigatus n. sp. Seitenansicht, Vergr. 250. Fig. 7b. Tegonotus (Oxypleurites) serratus n. sp. Seitenansicht, Vergr. 250. Fig. 8 und 9. Tegonotus (Oxypleurites) serratus n. sp, Fig. 10, 11 und 12. Tegonotus {Oxypleurites) heptacanthus (Nal.). Miscellen. Die Begattung der Clepsiiieii. Von Fkitz Müllee. Wie ich aus dem Jahresbericht der Zoologischen Station zu Neapel für 1889 (Vermes p. 54) sehe, behauptet Whitman: „Bei den Clepsinen kommt keine wahre Copulation vor, vielmehr werden nur Spermato- phoren irgendwo äusserlich angeheftet." Letzteres geschieht allerdings z. B. bei Clepsine complanata, nie aber bei Cl. tessulata; bei dieser kommt vielmehr nur wirkliche Be- gattung vor, wie ich schon vor fast fünfzig Jahren häufig zu beob- achten Gelegenheit hatte. Ich erlaube mir anzuführen, was ich..:darüber in meiner Dissertation de hirudinibus circa Berolinum hucusque obser- vatis (Berlin 1844, p. 33) sagte: „Copulam in Cleps. tessulata saepius vidi. Reciproca est, ut in Sanguisugis, ita ut utrumque animal maris simul et feminae viribus fungatur. Utrumque enim alterius abdomini capite sese affigens , vaginam penis replicatam in alterius vulvam (s. porum genitalem posteriorem) introducit. Tali modo conjuncta per totos dies sedent." Blumenau, 20. Mai 1891. Krcmmaiineche Buclidrutker.I (Hermann Pohle) in Jena. MolluskcD von Ostspitzbergen. Von Dr. Arthur Krause in Berlin. Hierzu Tafel 14 und 15/16. Die Gewässer Spitzbergens sind wiederholeutlich auf ihre Mol- luskeufauna untersucht worden. Friele konnte daher in seinem Ca- talog der bei Spitzbergen gefundenen Mollusken (in: Jahrbücher Ma- lakolog. Gesellsch., Bd. 6, 1879) die stattliche Anzahl von 163 Arten (excl. 4 Brachiopoden) anführen, von denen allein gelegentlich der ergeb- uissreichen norwegischen Nordmeerexpedition von 1876 — 78 138 Arten erbeutet worden waren. Der Rest von 15 Arten wurde, bis auf einige wenige, zum Theil unsichere Angaben älterer Forscher, durch die schwe- dischen Expeditionen in den Jahren 1858 — 1873 bekannt gemacht. Dazu kommen noch die Ergebnisse der Reisen Heuglin's in den Jahren 1870—71. — Es liess sich daher von vornherein nicht erwarten, dass durch die Sammlungen der Herren Kükenthal und Walter im Sommer 1889 die Molluskenfauna Spitzbergens eine wesentliche Bereicherung an Arten erfahren würde. Von den 76 Arten, die sich in dem mir zur Bearbeitung anvertrauten Material unterscheiden Hessen, sind nur 7 neu für Spitzbergen, darunter 5 Nacktschnecken mit einer neuen Art. Besonders werthvoll ist aber die Sammlung dadurch, dass sie uns zum ersten Male Aufschluss über die zoologisch fast unbekannten Gebiete Ostspitzbergens verschati"t, die danach nicht weniger reich zu sein scheinen als die gut untersuchte Westküste. Die genauen An- gaben über Fundort und Zeit, über die Tiefe und Bodenbeschaftenheit, die den einzelnen, gut conservirten Stücken beigegeben waren, erhöhen Zool. Jahrb. VI. Abth, f, Syst. 23 34Ö ARTHUR KRAUSE, deü Werth der Sammlung. — Näheres über den Verlauf der Reise, die besuchten Oertlichkeiten etc. findet man in dem Bericht des Dr. W. Kükenthal an die Geographische Gesellschaft in Bremen (in: Deutsche Geographische Blätter 1890, p. 1 — 92). Lamellibraiicliiata. 1. Pecten islandicus Müller. G. 0. Sars, Mollusca reg. arcticae Norvegiae, p. 16, tab. 2, fig. 2. Drei vollständige junge Stücke und mehrere leere Schalen wurden an der Ostküste von Barentsland und Edgeland in verschiedener Tiefe (8 — 50 Faden) gefunden. Friele hat die Art in der Magdalenen- und Advent-Bai angetroffen, Kröyer im Bellsund. Von der letztern Localität beschreibt Mörch (Moll, du Spitzbg.) zwei Varietäten, var. tenuis und var. costis 6—7 crassioribus, alhomaculatis. Heuglin fand sie in Ost- und Westspitzbergen ; Torell (Spitzbg. Mollusk.) nennt sie „gewöhnlich" bei Spitzbergen, doch seltener als in Island und Finmarken. 3. Pecten hoskynsi Forbes. G. 0. Sars, 1. c, p. 20, tab. 2, fig. 1. Bei den Ryk-Ys-Inseln (65 Faden) wurden zwei Stücke, weiter nördlich an der Küste von Barentsland (50 Faden) ein Stück dieser ausgezeichneten Art erhalten. Sie scheint bei Spitzbergen seltener zu sein als die folgende Art oder sich auf grössere Tiefen zu beschränken, da sie nur von Friele in Westspitzbergen gefunden ist. Das grössere Stück erreicht eine Höhe von 15 mm. — Was die ungleiche Grösse der beiden Schalen bei dieser wie bei der folgenden Art angeht (Sars 1. c. : valvula . . . sinistra multo majore et dextram inferne circum- cludenfe), so zeigt das vorliegende Material mit grosser Deutlichkeit, dass eine solche Ungleichheit nicht besteht, dass vielmehr nur der wenig verkalkte biegsame Rand der rechten Schale umgebogen ist und sich der Krümmung der linken Schale anschmiegt. Bei der vorlie- genden Art findet sich auf diesem umgebogenen Rande dieselbe Sculptur wie auf dem andern Theile der rechten Schale. In ähnlicher Weise hat sich schon Collin (Dijmphna-Togtet p. 452) ausgesprochen. Die eigenthümliche Sculptur der rechten Schale ist nur bei dem einen Exemplare von den Ryk-Ys-Inseln ganz der von G. O. Sars 1. c. ge- gegebenen Darstellung entsprechend. Bei den beiden andern fehlen die blasenartigen Knoten ; es finden sich vielmehr concentrische Rippen, Mollusken von Ostspitzbergen. 34l die aber ebenfalls hohl sind und dasselbe feinpunktirte Aussehen haben wie jene. Vielleicht gehört hierher auch P. lucidus Noman (in : Niederl. Arch. Zool. Suppl. I). 3. Pecten, groenlandicus Sow. G. 0. Sars, 1. c. p. 23, tab. 2, fig. 4. Es liegen 17 mehr oder weniger gut erhaltene Stücke von ver- schiedenen Fundorten der Ostküste vor. Herr Walter schrieb mir über diese Art Folgendes: „Im Ostspitzbergenschen Meere (dem Becken zwischen der Ostküste von Edgeland = Stans-Foreland, und Barents- land einer- den König-Karl-Inseln und dem Südtheile von Xordostland andererseits) ist die häufigste Muschel, ja das häufigste Mollusk der kleine durchsichtige Pecten und zwar in allen von uns erreichten Tiefen und sowohl auf Mud als Steingrund vorhanden. Mitunter hoben wir ihn geradezu centnerweis empor. Die Dredge war dann mit einem Brei der Thiere erfüllt. Heile Exemplare sind äusserst schwer zu erhalten, wie Sie aus den wenigen Stücken der Collection ersehen." — Pecten groenlandicus ist auch in Nord- und Westspitzbergen häufig, wie die Sammlungen von Kröver, Torell, Heuglin und Friele be- weisen. 4. Modiolaria laevigata Gray. Torell, Spitzbergens mollusker, p. 13, IG und 17. G. 0. Sars, 1. c. p. 29, tab. 3, fig. 3. Leche, Vega-Expedition, Bd. 3, p. 450, tab. 34, fig. 27—28. Es liegen über 20 grössere und kleinere Stücke von verschiedenen Punkten der Ostküste aus Tiefen von 8—50 Faden vor. Dass die Art auch im Norden , Westen und Süden Spitzbergens verbreitet ist, haben Torell, Friele und Heuglin nachgewiesen. 5. Modiolaria laevis Beck. Crenella suhstriaia Gray; Torell, 1. c. p. 16. Modiolaria laevis Beck ; Leche, Novaja Semlja hafs-mollusker , p. 33, und Vega-Expedition, Bd. 3, p. 450, tab. 34, fig. 29—30. Diese Art ist der vorigen, mit der sie auch zusammen auf sandig- steinigem Grunde vorkommt, sehr älinhch; doch lassen sich die aus- gewachsenen Stücke durch ihre dunkelbraune Farbe und l)auchige Gestalt ziemlich gut unterscheiden. Sie ist, wie schon Torell erwähnt, bei Spitzbergen seltner als die vorige, erreicht hier auch bei weitem 23=^= 342 ARTHUR KRAUSE, nicht die Grösse wie im ostsibirischen Meere, wo sie die M. laevigata fast verdrängt. — M. laevis wurde an mehreren Punkten der Ostküste, nämlich in der Albrechtbai , am Eingang der W. - Thymenstrasse und * bei den Bastianinseln gefunden, ferner auch in schönen grossen Exem- plaren in der au der Südostspitze von Edgeland befindlichen Dee- viebai. 6. Modiolaria nigra (Gray) Torell. TORELL, 1. C. p. 10. Saks, 1. c. p. 31. Es wurde nur ein Exemplar in der Albrechtbai in 25 Faden Tiefe auf lehmig-steinigem Grunde gesammelt. Die Art ist schon von Torell und Heuglin bei Spitzbergen nachgewiesen. 7. Modiolaria corrugata Stimpson. G. 0. Saks, 1. c. p. 30, tab. 19, fig. 2. Auch diese Art scheint bei Spitzbergen nicht die ihrer Entwick- luDg günstigsten Bedingungen vorzufinden, da sie hier lange nicht so zahlreich ist und auch bei weitem nicht die Grösse erreicht wie im sibirischen Eismeere und an der Beringsstrasse. Es liegen nur vier kleinere, bis 18 mm lange Stücke vor, die vereinzelt in der Albrechtsbai, bei den E.yk - Ys - Inseln und am Eingang der W. - Thymenstrasse ge- funden wurden und zwar in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen an andern Fundorten meistens auf einem lehmigen oder schlammigen Grunde in Tiefen von 8 — 65 Faden. — Das Vorkommen der M. cor- rugata l)ei Spitzbergen ist schon von Torell erwähnt worden. 8. Nucula tenuis Mtg. G. 0. Saks, 1. c. p. 33, tab. 4, fig. 6. Von der typischen Form wurden 3 Stücke im Whalespointhafen (2—4 Faden) und eins vor der südlichen Mündung der Hinloopenstrasse (60 Faden) gesammelt. Torell, Heuglin und Friele erhielten die Art ebenfalls von Spitzbergen.^ 9. Leda pernula Müll. G. 0. Saks, 1. c. p. 35, tab. 5, fig. 1. Sie liegt in zahlreichen Exemplaren von vielen Punkten der Ost- küste vor, und zwar wurde sie auf allerart Grund in Tiefen von 3 bis 95 Faden angetroffen. Die in dem Whalespointhafen in reinem, Mollusken von Ostspitzbergen. 343 zähem Lehm in 3—4 Faden Tiefe gefundenen Stücke sind verhältniss- mässig gedrungener mit aufwärts geivrünimtem Schnabel (long. 22, alt. 12 mm); andere von steinigem Boden sind gestreckter (long. 29, alt. 13,3 mm). — Nach Kröyer's, Torell's und Friele's Beobachtungen iot die Art auch au den andern Küsten Spitzbergens häufig; Heuglin hat sie ebenfalls im Is- und Storfjord gefunden. 10. Yoldia hyperhorea Loven. ToKKLL, Spitzbg. mollusker, p. 29, tab. 2, fig. 6. Es liegen 2 grosse und mehrere kleine Stücke von mehrern Punkten der Ostküste vor. Die Art ist auch an den andern Küsten Spitz- bergens von Kröyer, Torell und Friele gefunden worden. 11. Area glacialis Gray. G. 0. Saks, 1. c. p. 43, tab. 4, fig. 1. Leche, Nov. Semlja Hafsmoll., p. 29, tab. 1, fig. 8. Sie liegt in zahlreichen Stücken jeden Alters von mehreren Punkten der Ostküste von Edgeland und Barentsland vor, wo sie in Tiefen von 17 — 55 Faden auf vorzugsweise lehmig-schlammigem Boden gefunden wurde. Ein grosses Stück stammt auch von der andern Seite der Olgastrasse 6 — 7 Meilen (geogr.) SW. von den König -Karls -Inseln aus einer Tiefe von 140 Faden. Friele und Torell haben dieselbe Art bei Spitzbergen gefunden. Die vorliegenden Stücke gleichen durch- aus den oben erwähnten Abbildungen , stimmen auch sehr gut mit fossilen Exemplaren der glacialen Thonlager von Drontheim, nur sind sie bedeutend grösser, da eine grosse Zahl eine Länge von über 25 mm erreicht, einige sogar 28 mm bei 15,5 mm Dicke. Die alten Muscheln sind stets dickschaliger, bauchiger und sehr abgerieben. 13. Carditim (Serripes Beck) groenlandicum Chemn. Aphrodite groenlandica Ch. ; G. 0. Saks, 1. c. p. 49, tab. 5, fig. 3. Es liegen 2 grosse Stücke vor, die mit solchen von der Berings- strasse sehr gut übereinstimmen. Sie zeigen die Maasse : long. 88, alt. 72, crass. 47 mm. Herr Dr. Walter schrieb mir über diese Art: „Das grosse Cardium groenlandicum haben wir im östlichen Becken nicht lebend gefunden, fischten es vielmehr ausschliesslich in der Dee- viebai (SW.-Ende von Edgeland). Dort muss es unendlich häufig sein, da wir mehrfach im Magen einer Phoca harhata bis über 300 noch unverdauter Füsse eben dieser Muschel fanden." — Friele, Heuglin 344 ARTHUR KRAUSE, und Kröyer haben C. groenlandicum ebenfalls an Spitzbergens West- und Südküste gesammelt. 13. Astarte (Tridonta) borealis Chemn. G. 0. SARS, 1. c. p. 50, tab. 5, fig. 8. A. semisulcata Leach; MOkch, Moll, du Spitzbg., No. 56. „ „ Leche, Novaja Semlja hafsmollusker , p. 19, forma typ. Friele hat die typische Form, wie sie in Finmarken vorkommt, zwischen Beereninsel und Südspitzbergen angetroffen, Heuglin im Is- und Storfjord. Walter und Kükenthal haben sie nun auch von Ostspitzbergen aus der Deeviebai und vom Cap Melchers mitgebracht. Allerdings sind es nur kleinere, bis 28 mm grosse Stücke, aber durch den mehr rundlichen Umriss, die nahezu rippenlose Oberfläche und die glänzend kastanienbraune Epidermis sind sie genügend gekenn- zeichnet. Von dieser wie von vielen andern in ähnlicher Weise im Sande eingegrabenen Muscheln bringt die Dredge gewöhnlich nur kleinere Individuen herauf, während die leeren Schalen der erwach- senen oft massenhaft am Strande ausgeworfen liegen (vergl. auch Sp. Schneider, Tromsösundets Molluskfauna, p. 7(5). — Heuglin fand dieselbe Art: A. semisulcata Leacu = arctica Gray im Storfjord. Var. placenta Mörch. A. semisulcata Leach, var. placenta Mökcii, Moll, du Spitzbg. No. 56. „ Leche, Hafsmollusker, p. 19, tab. 1, fig. 4. 4 Stücke von verschiedenen Punkten der Ostküste, die mit den von Friele von Westspitzbergen, sowie auch mit den von der Vega- Expedition und von uns aus Ostsibirien mitgebrachten Exemplaren vollständig übereinstimmen, 14. Astarte compressa L. (nou Mont.). Syn. Ast. elliptica Bbown. G. 0. Saes, 1. 0. p. 53. Es liegen gegen 20 Stücke von verschiedenen Punkten der Ost- küste Spitzbergens vor, welche mit solchen dieser Art von der nor- wegischen Küste zum Theil vollkommen übereinstimmen. — Häufiger als die typische Form aus Norwegen zeigen sich Exemplare, bei denen die Hippen am Rande oder auch weiter hinauf bis zur Wirbelgegend verschwinden = semisulcata Gray, Möller, Phil, non Leach (nach MoRCH, Prodr. faunae groenl., p. 181, 1875). Lassen auch die meisten Mollusken von Ostspitzbergeu. 345 derselben sich durch ihren ganzen Habitus, die flache und längliche P'orm, durch die Beschaffenheit der Epidermis und Rippen leicht auf die Hauptforni zurückführen , so zeigen doch einige andere eine so grosse Annäherung an die var. placenta der vorigen Art, dass eine Unterscheidung fast unmöglich wird. Astarte compressa ist von Heug- LiN, ToEELL, GooDSiR uud KiiÖYER bei Spitzbergen gefunden worden, dagegen fehlt sie in Fkiele's Verzeichniss. 15. Astarte crenata Gray. Fbiele, Catalog, p. 267. Ä. crehricostata Fokbes; G. 0. Saks, 1. c. p. 54, tab. 5, fig. 7. Diese Art wurde an vielen Punkten der Ostküste in zahlreichen Stücken und in verschiedenen Tiefen von 12—110 Faden gesammelt. Der rundliche Umriss, die dichte, regelmässige Berippung und die hellgelbe Färbung unterscheiden sie leicht von ihren Verwandten. Wie schon G. 0. Sars erwähnt, scheint sie eine nordische Varietät der Ä sulcata DA Costa zu sein, welche letztere auf Spitzbergen fehlt; wenigstens fand ich in Norwegen bei Rödö und im Nordfjord (unterm Polarkreis) eine ausgesprochene Uebergangsform zwischen beiden Arten in zahlreichen Exemplaren. — Ä. crenata Gray wurde von Friele im Süden und Westen Spitzbergens angetroffen ; auch Goodsir hat sie daselbst gesammelt, 16. Astarte tvarhanii Hang. Syn. Ä. striata Leacu. Lechb, Nov. Seudja hafsmollusker, p. 17; Vega-Expedition, Bd. S, p. 442, tab. 32, fig. 7—12. A. (Nicania) fabula Reeve; Fkiele, Catalog, No. 25. A. ivarhami Hang. , var. depressa , subtilior striata - costellata Mökch, Moll, du Spitzbg., No. 57. A. (Nicania) hanksii Leach, in: Thompson Annales, vol. 14, 1819. A. pulcJiella Jonas ; Heuglin, Reisen, Bd. 3, p. 229. Fast alle frühern Forscher haben das Vorkommen dieser vielge- staltigen Art bei Spitzbergen nachgewiesen. In der vorliegenden Samm- lung von Ostspitzbergen ist sie in nur einem Exemplare von der Al- brechtsbai (13—15 Faden) vertreten, was auffällig ist, da sie sonst gewöhnlich massenhaft vorzukommen pflegt. Es zeigt die Maasse: long. 17, alt. 14, lat. 8 mm, und gleicht ganz typischen Exemplaren, wie solche von der Vega-Expedition und von uns aus den sibirischen Meeren gesammelt worden sind. 346 ARTHUR KRAUSE, 17. Venus fluctuosa Gould. Tapes fluctuosa Gouli), Invert. of Mass., vol. 2, p. 136, fig. 447. Die Art wurde an einer einzigen Stelle und zwar im Whales- pointhafen auf reinem, zähem Lehmboden in einer Tiefe von 2 — 4 Faden ziemlich zahlreich angetroffen. Das grösste vorliegende Stück hat eine Länge von 19 mm. Sie ist schon von Kröyek, Heuglin und Friele im Westen und Süden Spitzbergens gefunden worden. 18. Axinopsis orhiculata G. O. Sars. Moll. reg. arcticae Norvegiae, p. G3, tab. 19, fig. 11. Friele hat diese Art zuerst von Spitzbergen bekannt gemacht, da er sie bei den Norweger Inseln in Tiefen von 10—20 Faden ge- sammelt hatte. In der vorliegenden Sammlung befinden sich 8 Stück, die vor der Deeviebai in der Nähe von Whalespoint in 3 — 12 Faden Tiefe gefunden wurden. Sie erreichen eine Länge von 3—4 mm und stimmen durchaus mit typischen Stücken von Vardö überein, die ich der Güte des Herrn Sp. Schneider in Tromsö verdanke. 19. Aximis flexuosus Mtg. G. 0. Saks, 1. c. j). 59, tab. 19, fig. 4. Es liegt nur ein junges, 3,5 mm langes Stück von den Ryk-Ys-Inseln (55 Faden) vor, so dass es schwer zu unterscheiden ist, ob es wirk- lich der Hauptform oder der var. gouldi Phil, angehört, welch letztere von Friele an mehreren Punkten der Westküste gefunden ist. Kröyeu und ToRELL haben die Art ebenfalls bei Spitzbergen angetroffen. 20. Montacuta elevata Stimps. P^s liegt nur eine halbe Schale aus der Deeviebai vor, die an den Byssusfäden einer Modiolaria augeheftet war. Sie stimmt am besten zu M. elevata^ dennoch muss die Bestimmung wegen des mangelhaften Materials als eine unsichere gelten. Friele fand nur die M. dawsoni in der Adventbai, Heuglin giebt M. elevata Stimps. aus dem Stor- fjord an. 31. Tellina lata Gm. MiDDENDORFF, Reise, p. 257, tab. 23, fig. 1 — 5. Macoma calcarea Chbmn. ; G. 0. Saes, 1. c. p. 76, tab. 6, fig. 2. Je ein grosses Stück mit l'hier von der Ostmündung der W.- Thymenstrasse (8 — 10 Faden) und von den Bastianiuseln (45 — 50 Mollusken von Ostspitzbergen. 3 l7 Faden). Kröyer, Torell, Heuglin und Friele lial)en diese in den nordischen Meeren weit verbreitete Art auch von der Westküste Spitz- bergens bekannt gemacht. 33. 3Iya truncata L. Es liegen 2 grosse Exemplare mit dem Thier aus der Deeviebai (12 — 15 Faden) vor; nach Notizen Walter's wurden aber die leeren Schalen dieser Muschel auch sonst weit verbreitet in der Olgastrasse gefunden. — Schon Phipps, ferner Kröyer, Torell und Friele be- richteten über das Vorkommen von M. truncata bei Spitzbergen. 33. Saxicava plioladis L. S- pholadis L. und S. arctica L. ; Sars, 1. c. p. 95, talj. 20, fig. 7 — 8. Beide von Sars u. a. getrennte Arten kommen , wie auch die frühern Sammlungen beweisen, an den Küsten Spitzbergens häufig vor ; nach dem vorliegenden Materiale von der Ostküste überwiegt aber daselbst die Form S. pholadis L. bei weitem. 34. Pandora glacialis Leach. Leche, Novaja Semlja hafsmollusker, p. 11, tab. 1, fig. 1. Es liegen zwei Stücke aus der Deeviebai vor, und zwar das eine aus dem Whalespoiuthafen , wo es in 3 — 4 Faden Tiefe auf reinem Lehmgrund gefunden wurde, während das grössere (long. 37 mm), ziemlich abgeriebene, aber noch das Thier enthaltende Stück aus 15 Faden Tiefe von steinigem, mit Algen bewachsenem Boden in der Nähe der Berentine-Insel stammt. P. glacialis ist schon von Kröyer (teste Beck, Mörch) im Bellsund und von Friele bei den Norweger-Inseln gefunden worden. Solenoconcliia. 1. Siphonodentaliuni vitreum M. Sars. G. 0. Sars, 1. c. p. 103, tab. 7, fig. 2. Zwei lebende Stücke aus der Mitte der Olgastrasse aus 70 Faden Tiefe auf lehmigem Grunde. — Nach Mörch und Jeffreys ist es diese Art, welche schon von Goodsir (Dentalium sp. ined. M. Andrew, in: Ann. and Mag. 1855, p. 465) bei Spitzbergen gefun- den ist. 348 ARTHUR KRAUSE, Gastropoda. 1. Chiton (Lopliyrus) albus L. var, infuscatus Schneider. G. 0. SARS, 1. c. p. 114, tab. 8, fig. 2. Sp. Schneidee, Tromsö-Museums Aarshefter, Bd. 4, 1881, p. 57. Diese gelbbraune bis braunschwarze Varietät des Ch. albus L. wurde von Schneider zuerst aus dem Quaenangenfjord beschrieben, wo sie fast ausschliesslich und bis zu einer Grösse von 17 mm vor- kam. Bei Spitzbergen scheint ebenfalls die typische Form zu fehlen, während die Varietät in grosser Menge an der Westküste von Prinz- Charles- Vorland, ferner mehr vereinzelt in der Deeviebai und am Ein- gang der Hinloopenstrasse auf steinigem Grunde in einer Tiefe von 15—50 Faden gesammelt wurde. Die Sculptur der Schalen stücke, die Zone und Radula waren bei zwei genauer untersuchten Exemplaren vollkommen wie bei der typischen Form. — Das Vorkommen von Ch. albus bei Spitzbergen ist schon von Kröyer (Bcllsund) und von Heug- LiN (Storfjord) bekannt gemacht worden. 3. Lepeta caeca Müll. G. 0. SARS, 1. c. p. 123, tab. 20, fig. 17. Im ganzen 13 Stücke von verschiedenen Punkten Ostspitzbergens, von der Deeviebai bis zur Mitte der Olgastrasse, in Tiefen von 12 bis 95 Faden. Das grösste Exemplar hat einen grössten Durchmesser von 16 mm. 3. Margarita helicina Fabr. G. 0. Sars, 1. c. p. 132. Einige wenige Exemplare von der Deeviebai und dem Osteingange der Walter-Thymenstrasse aus einer Tiefe von 10 — 20 Faden stimmen vollkommen zu norwegischen Stücken. 4. Margarita umbilicalis Br. und Sow. Frielk, Mollusca, vol. 2, p. 31, tab. 11, fig. 22—23. Es liegen 12 Exemplare von der Deeviebai, von der Ostküste von Barentsland und dem östlichen Eingang der Walter-Thymenstrasse aus einer Tiefe von 8 — 20 Faden vor. Sie sind fast vollständig glatt, nur mit wenigen schwachen und entfernt stehenden Spiralfurchen versehen. Von der folgenden Art unterscheiden sie sich durch niedrigeres Ge- Mollusken von Ostspitzbergen. S49 winde und den Mangel der wellenförmigen Runzeln an der obern Naht. Ein ausnehmend grosses Stück aus der Deeviebai hat eine Höhe von 13,5 mm und einen Basisdurchmesser von 18,5 mm. Jüngere glatte Stücke sind nicht leicht von M. helicina Faur. zu trennen ; das einzige Unterscheidungsmittel bietet die bei umbilicalis grössere Tiefe der Naht. Die Marg. undulata var. laevior Moll. , die Heuglin aus dem Storfjord angiebt, ist jedenfalls diesellje Art. Friele und Kröyer (MöRCH, 1. c, M. groenlanäica Cii. var. n) fanden sie ebenfalls bei Spitz- bergen ; wahrscheinlich ist sie auch identisch mit M. helicina Phipps, non Fabr. 5. Margarita groenlanäica Ch. G. 0. SARS, 1. c. p. 133. Diese Art wurde in OstS})itzbergen nicht gefunden; die zwei vor- liegenden Stücke, von denen das grössere 11,5 mm hoch und 12,5 mm breit ist, wurden im Westen von Prinz-Charles- Vorland in einer Tiefe von 30 — 40 Faden erhalten. Sie stimmen bis auf die etwas niedrigere Gestalt gut mit Tromsöer Exemplaren ttberein. Friele und Kröyer (Mörch, 1. c. , M. groenlanäica Ch. var. ß) haben dieselbe Art von Westspitzbergen mitgebracht, Heuglin auch aus dem Osten (Storfjord). 6. Margarita striata Br. und Sow. Fkiele, Mollusca, vol. 2, p. 31, tab. 12, fig. 1. Die Artberechtigung dieser Form ist von Friele, 1. c, unzweifel- haft gemacht worden ; das vorliegende Material — 8 Stücke von ver- schiedenen Punkten Ostspitzbergens aus geringer Tiefe — bestätigt seine Ansicht durchaus. M. striata Br. und Sow. unterscheidet sich von M. cinerea Couth., mit dem es von verschiedenen Autoren ver- einigt wurde, abgesehen von der niedrigeren Gestalt und den mehr gerundeten Windungen, namentlich auch durch eine andere Beschaffen- heit der Embryonalwindungen. Dieselben zeigen ^/4 — 1 ganz glatten Umgang; dann folgen 1 '/^ — 2 Umgänge mit schräg nach hinten ge- bogenen Längsrippen , welche alsdann verschwinden , während 4 — 5 später noch mehr Spiralrippen auftreten, die nur noch von feinen An- wachslinien gekreuzt werden; die gegitterte Sculptur, welche die obersten Windungen von M. cinerea Coutpl auszeichnet (cf. G. O. Sars, 1. c. tab. 21, fig. 5), fehlt durchaus. Die letzten Windungen werden von ziemlich gleichmässigen Spiralrippen bedeckt. Mörch hat %() ARTHUR KRAUSE, 1. c. dieselbe Form als M. cinerea var. e, muUilirata, anfr. ult. rotiin- änto, vom Bellsund (5 - 15 Faden) beschrieben ; Friele fand sie in der Adventbai. — Wir haben sie auch von der Beringsstrasse mitgebracht und als abweichende Form unter M. striata Couth. erwähnt. 1. Solariella (Wood) varicosa Migh. und Adams. Margnrita varicosa Goui^d, Invert. of M., p. 285, fig. 547. Machaeroplax (Fr.) varicosa Migh. ; G. 0. Sars, 1. c. p. 139, tab. 9, fig. 2. Solariella^ cf. Fkiele, Mollusca, vol. 2, p. 31. Es liegt nur ein kleines Stück dieser Art (long. 8 mm, lat. 8 mm) aus der Deeviebai aus einer Tiefe von 10 Faden vor. Es passt ziem- lich gut zur Abbildung und Beschreibung von G. 0. Sars , nur sind die Längsrippen namentlich auf der letzten Windung schwächer und die Spirallinien im Allgemeinen stärker entwickelt, so dass eine Ueber- gangsform zu alhula Gould vorzuliegen scheint, von welcher es sich aber durch die tiefe Naht wieder unterscheidet. Nach Sars (1, c. p. 357) ist sie schon früher (von wem?) bei Spitzbergen gefunden worden ; Friele hat nur S. obscura Couth. von dort erhalten. 8. Filidium radiatum M. Sars. G. 0. Sars, 1. c. p. 144, tab. 8, fig. 6. Es liegen 4 zum Theil sehr grosse Stücke (grösster Durchmesser 25 mm) vor, die vorzugsweise auf steinigem Grunde an der Süd- und Nordspitze von Edgeland und bei den Bastianinseln in einer Tiefe von 5 — 20 Faden angetroffen wurden. Sie unterscheiden sich von norwe- gischen Stücken insofern, als die Schale etwas mehr schief und der Wirbel mehr auf die linke Seite gerückt ist, gleichen aber vollkommen den Exemplaren aus dem Beringsmeer. — Die Art ist bis jetzt nur von ToRELL bei Spitzbergen gefunden worden. 9. Velutina lanigera Möller. G. 0. Sars, 1. c. p. 146, tab. 12, fig. 3. Es liegen im ganzen 6 Exemplare vor, die namentlich am Eingang der Deeviebai, eins auch bei den Bastianinseln, auf steinigem, mit Algen bewachsenem Grunde in einer Tiefe von 13 — 20 Faden ange- troffen wurden ; das grösste erreicht eine Länge von 20 mm. — Die Schalen sind sehr dünn und biegsam, beim Trocknen sich zusammen- ziehend; sie stimmen sehr gut zu einem Stücke, das ich bei Tromsö erhalten hatte, wie auch zu den oben citirten Abbildungen von G. 0. Sars. Mollusken Von Ostspitzbergen. 351 Friele fand die Art in grösserer Tiefe au der Südspitze Spitz- bergens. 10. Velutina laevlgata Penn. Sars, 1. c. p. 146. V. haliotoides Goüld, Invertebr., 2. ed., p. 334. An der Ostküste von Edge- und Barentsinsel wurden an drei verschiedenen Punkten in Tiefen von 10—55 Faden je ein Stück dieser Art erbeutet. Bei allen ist die Schale ziemlich stark verkalkt, die Spiralreifen unter der Epidermis sind deutlich, die Anwachsstreifen sehr dicht gedrängt, beinahe schuppig. — Mörch giebt die Art unter dem Namen Velutina haliotoides Müll, aus dem Bellsund an ; Heuglin fand sie ebenfalls bei Spitzbergen. 11. Morvillia undata Brown var. expansa. G. 0. Sars, 1. c. p. 147, tab. 21, fig. 6. Zwei grosse Stücke (long. 20 mm) von dem Eingang der Deeviebai aus ungefähr 15 Faden Tiefe. — Die Art wurde schon von Kröyek im Bellsund und von Friele bei den Norweger-Inseln gesammelt. 13. Marsenina prodita Lov. G. 0. Sars, 1. c. p. 151, tab. 12, fig. 5. Vor der Mündung der Deeviebai und am Osteingang der Walter- Thymenstrasse wurden im ganzen 6 Stück gefunden, von denen das grösste als Spiritusexemplar eine grösste Länge von 25 mm aufweist, Sie leben wie die Velutinen auf sandig-steinigem , mit Algen bewach- senem Boden. Die Grösse und Gestalt des Mantelschlitzes ist sehr variabel. — Weder diese noch eine andere Marsenina waren früher von Spitzbergen bekannt. 13. Onchidiopsis glacialis M. Sars. G. 0. Sars, 1. c. p. 153, tab. 12, fig. G. Es liegen 12 Stücke von der Deeviebai und 3 von der Ostmündung der Hinloopenstrasse vor. Von der Westküste haben schon Kröyer und Friele die Art bekannt gemacht. Die Jungen sollen sich nach MöRCH (Moll, du Spitzbg. p. 15) in den Höhlungen des Mantels von Ascidia gelatinosa finden; Bergh (in: Semper, Philippinen, Malac. Untersuchungen, III. Suppl.) beschreibt ein Spongiarium mit Brut- höhlen von 0. grocnlandica. — Färbung des Riechorgans und Bau 35^ ARTHUR KRAUSE, des iunern Unciuus der Radula fand ich den Beschreibungen und Abbildungen Bergh's (1. c.) ganz entsprechend. 14. Lunatia groenlandica (Beck) Möller. G. 0. Saks, 1. c. p. 158, tab. 21, fig. 15. Zwei Stücke dieser Art wurden im Whalespointhafen und vor der Deeviebai in Tiefen von 3 und 14 Faden gesammelt. Eine dritte leere Schale stammt von den Ryk-Ys-Inseln. — Aurivillius unterscheidet die N. groenlandica und N. palUda als besondere Arten ; seine An- gabe, dass die Radula der letztern der von N. clausa gleiche,Mst be- merkenswerth , da ich sowohl bei typischen wie bei besonders lang- gestreckten Formen der L. groenlandica {N. pallida Br. und Sow.) aus Norwegen, dem Beringsmeer und von Spitzbergen stets die schon von G. 0. Sars (1. c, tab. 5, fig. 13 und 15) angegebenen Unterschiede beobachtet habe. MöRCH giebt die Art als Natica pallida Br. und Sow. vom Bell- sund an ; Friele erhielt sie an verschiedenen Punkten der Westküste, Heuglin fand sie ebenfalls bei Spitzbergen. 15. Natica clausa Br. und Sow., forma typica. G. 0. SARS, 1. c. p. 159, tab. 21, fig. 12—13. N. affinis Gmel.; Friele^ Catalog, p. 272, No. 14. Es liegen zahlreiche Stücke von verschiedenen Punkten der Ost- küste vor, einige von beträchtlicher Grösse (long. 29, lat. 26 mm), wenn sie auch bei weitem noch nicht au die riesigen Formen aus dem sibirischen Eismeer oder von der Beringsstrasse heranreichen. forma elatior Midd. G. 0. SARS, 1. c. p. 160, tab. 12, fig. 1. Ein Stück von den Bastianinseln (20 Faden, Steingrund) zeichnet sich nicht nur durch schlankere Form, sondern auch, worauf Sars ebenfalls aufmerksam macht, durch bleichere Färbung vor der Haupt- form aus. MöRCH erwähnt Natida clausa var. tenuis aus dem Bellsund; Friele fand die typische Form verbreitet an der Westküste, Heucjlin im Storfjord und Isfjord. 16. Trichotropis kröyerl Phil. in: Zeitschrift für Malacozoologie, 1848 (non 1845), p. 175. Leche, Novaja Semlja hafsmollusker, p. 47, tab. 1, fig. 12. Mollusken von Ostspitzbergen. 358 Zwei leere Schalen aus der Deeviebai. Kröyer hat die Art im Bellsuud , und Friele in der Magdaleuenbai gefunden ; sie stimmen sehr genau zu der oben citirteu Abbildung von Leciie, weniger zu den von Middendokff (Beiträge, tab. 9, fig. 11, 12, 15), von Collin (Dijmphna Togtet, tab. 9, fig. 4) und Aurivillius (Vega-Expeditiou, tab. 12, fig. 12, 13) gegebenen Figuren. Die Radula der Art wurde von mir (in: Archiv Naturg. 1885, tab. 16, fig. 3), Aurivillius und Colltn (1. 1. c. c.) untersucht, aber nicht völlig übereinstimmend gefunden. 17. Lacuna glacialis Möller (Taf. 14, Fig. 1—3). MuRCH, Prodr. faunae moll. Groenl. (1875), No. 58. MiDDENDORFF, ßelse, Bd. 2, 1, p. 197, tab. 10, fig. 10 — 11. , Von dieser Art, die bisher nur von Heuglin (Reisen, Bd. 3, p. 229) bei Spitzbergen gesammelt worden ist, liegen im ganzen 17 Stücke vor. Sie wurden in und vor der Deeviebai in einer Tiefe von 10—15 Faden auf sandigem Grunde erbeutet. Das grösste Stück hat eine Schale von 17 mm Länge und 11 mm Breite; die Radula desselben (Taf. 14 , Fig. 2) ist 9,5 mm lang und hat 80 Querreihen. Der zu- gehörige Deckel (Taf. 14 , Fig. 3) ist 7 mm lang und von der für das Geschlecht typischen Form (G. 0. Sars, 1. c. tab. 18, fig. 16). Das Gehäuse ist wenig verkalkt, mit starken Anwachsfalten der Epi- dermis. Der Canal auf der Spindel ist bald mehr, bald weniger deut- lich , mitunter kaum erkennbar. — Aquüonaria turneri Dall (in : Proc. ü. St. National-Museum, vol. 9, p. 204, tab. 3, fig. 1 — 3) scheint mir ebenfalls zu Lacuna zu gehören und zwar der L. glacialis beson- ders nahe zu stehen. 18. Turritellopsis acicula Stimps. G. 0. Sars, 1. c. p. 186, tab. 10, fig. 14, und tab. 7, fig. 2. Ein 8 mm langes Stück von der Deeviebai aus 15 Faden Tiefe auf sandigem Boden. Schale, Operculum und Radula stimmen gut zu der von G. O. Sars gegebenen Beschreibung und Abbildung. Die Art war früher allein vom nördlichsten Norwegen (G. 0. Sars, Verkrüzen), von der Murmanküste (Herzenstein) und von Massachusetts (Gould) bekannt. 19. Admete viridula Fabr. = Cancellaria couthouyi (Jay), Gould. a) forma typica. Nur ein junges Stück bei Gap Melchers (Ostseite von Edgeland) aus einer Tiefe von 50 Faden. ^54 ARTHUR KRAUSE, b) var. laevior Leche. Leche, Nov. Semlja moll., p. 48. A. viridula Fabb. ; Middendokff, Beiträge, p. 439, tab. 10, fig. 1 — 2. Drei grosse Exemplare (long. 26,5 ram) aus der Deeviebai auf steinigem Boden in 13—14 Faden Tiefe. Im Rüssel fand ich eine ähnliche unvollkommene Mundbewaffnung, wie sie Troschel (Ge- biss der Schnecken, Bd. 2, tab. 4, fig. 16) abbildet. — Admete viri- dula Fabr. scheint an den andern Küsten Spitzbergens häufiger zu sein, da sie fast von allen frühern Reisenden dort gesammelt worden ist. 20. Bela violacea Migh. var. laevior. G. 0. Sars, Moll. reg. arcticae, p. 239, tab. 17, fig. 3. Es wurden 6 Stück dieser Art, die bis auf die etwas gedrungenere Gestalt vollkommen mit Exemplaren von Tromsö übereinstimmen, vor der Deeviebai in einer Tiefe von 12 Faden auf steinigem Grunde er- beutet. Ausserdem fand sich unter zahlreichen Exemplaren der fol- genden Art aus dem Whalespointhafen (2—3 Faden, Lehmgrund) nur ein einziges Stück der Bela violacea var. laevior. Frtele fand die Art {B. Ucarinata Couth. incl. violacea) in grösserer Tiefe, nämlich in der Adventbai und Magdalenenbai (30—50 Faden) und weiter ab von der Westküste gar in Tiefen bis zu 656 Faden ; Heuglin erwähnt sie aus dem Storfjord. 21. ßela Simplex Midd. MiBDENDOEFF, Relse, p. 223, tab. 12, fig. 15 — 16. G. 0. SARS, 1. c. p. 239, tab. 17, fig. 4 und tab. 23, fig. 11. violacea Migh., tab. 1, fig. 18. Wie oben erwähnt, wurde diese Art sehr zahlreich im Whales- pointhafen in einer Tiefe von 2—3 Faden auf schlammig-lehmigem Grunde angetroffen ; ferner fand sich mit den 6 Exemplaren der vorigen Art, die vor der Deeviebai in 12 Faden Tiefe gesammelt worden waren, eine junge B. simplex. Bei B. violacea., selbst bei der var. laevior zeigen die obern Win- dungen Längsrippen und stärkere Spiralleisten, der Sinus an der Naht ist sehr stark. B. simplex ist grösser und gedrungener als B. violacea, auch die obern Windungen sind glatt und nur mit feinen, wellig-runz- ligen Spirallinien versehen, der Sinus ist sehr flach. Das grösste der vorliegenden Stücke zeigt eine Länge von 12,5 mm. Die Uncini gleichen den von G. 0. Saus, 1. c. tab. 9, fig. 9 abgebildeten, Mollusken von Ostspitzbergen. 355 Friele fand die Art zusammen mit B. schantarica Midd. in der Magdalenenbai (20—60 Faden). 23. Bela impressa (Beck) Mörch. MuRCH, Mollusques du Spitzbg., No. 31. Lbohe, Nov. Seml. Moll., p. 54, tab. 1, fig. IG. rmELE, Mollusca, vol. 2, tab. 8, fig. 1 — 2. Es liegen zwei typische Stücke aus dem Whalespointhafen vor, wo sie in einer Tiefe von 3—4 Faden auf lehmigem Grunde vorkamen. Kröyer fand diese Art im Bellsund und Friele in der Magdalenen- und Adventbai. 23. Fyrene rosacea Gould. G. 0. SARS, 1. c. p. 251, tab. 16, fig. 1. Vor der Deeviebai und bei den Ryk - Ys - Inseln je ein lebendes Stück. Friele fand die Art bei den Norwegerinselu. 24. Trophon clathratus L. (Taf. 15/16, Fig. 14). forma typica = var. grandis Mörch. Mörch, Moll, du Spitzbg. G. 0. SARS, 1. c. p. 247, tab. 15, fig. 10. Zwei Exemplare von der Deeviebai (steiniger Grund, 12 — 15 Faden) erreichen die bedeutende Länge von 36 mm. Die Längsrippen sind zahlreicher als bei norwegischen Stücken derselben Art*). — Mörch giebt die Art vom Bellsund, Friele von der Adventbai an; Heuglin fand sie im Storfjord und Isfjord. var. gunneri Lov. G. 0. SARS, 1. c. p. 247, tab. 15, fig. 11. Das grössere der beiden bei den Ryk-Ys-Inseln und den Bastian- inseln in einer Tiefe von 20 Faden auf steinigem Grunde gefundenen Stücke hat eine Länge von 34 mm. 25. Buccinum angulosum Gray (Taf. 15/16, Fig. 3—4). MiDDENDORFF, Beiträge, p. 499. Dall, Point Barrow Expedition, p. 179, fig. 3 — 4. KoBELT, Die Gattung Buccinum, p. 82, tab. 90, fig. 5 — 8. 1) In der Sammlung des hiesigen Museums befindet sich ein mit den vorliegenden genau übereinstimmendes Stück aus Spitzbergen, mit der Bezeichnung Tr. ricJiardsoni Gray. Zool. Jahrb. VI. AOth. f. Syst. 24 §5ö ARTHUR KRAUSE, Es liegen einige 20 Stücke vor, die grösstentheils in und vor der Deeviebai, aber auch am Westeingang der W.-Thymenstrasse in einer Tiefe von 8 — 15 Faden erbeutet wurden. Sie sind bis auf geringe Abweichungen in Gestalt und Sculptur unter sich so übereinstimmend, von den ähnlichsten B. glaciale L. (cfr. Taf. 15/16, Fig. 5) jedoch noch so sehr verschieden, dass an eine Zugehörigkeit zu dieser letztern Art nicht wohl zu denken ist. Middendorff hat die vorliegende Art sehr genau beschrieben ; hinzuzufügen wäre noch, dass die Knoten auf den letzten Windungen häufig die Form von Wülsten zeigen. Bei jungen Exemplaren sind die Knoten undeutlich, die Windungen vielmehr glatt und eben. Kröyer (Mörch, 1. c.) hat die Art aus dem Bellsund und Heug- LiN aus der Adventbai mitgebracht, so dass sie nun von West- und Ostspitzbergen bekannt ist. 26. Bvccinum glaciale L. (Taf. 15/16, Fig. 5 und 8—10). Kübelt, Gattung Buccinum, p. 22, tab. 7G, fig. 2—6 und p. 89, tab. 92, fig. 2 und tab. 93, fig. 4. Dall, Point Barrow Expedition, p. 179, fig. 7 — 8. Sehr häufig an allen geeigneten Punkten der Ostküste und na- mentlich in der geringen Tiefe von 8 — 15 Faden auf steinigem, mit Algen bewachsenem Grunde. Die überwiegende Mehrzahl der Stücke gehört der typischen Form an, wie sie schon von Phipps (Voyage etc., tab. 13, fig. 2 == B. carinatum), ferner von Kobelt (1. c. tab. 76, fig. 4—6) und Dall, 1. c. abgebildet ist. Die mannigfachen vorlie- genden Varietäten unterscheiden sich durch ihre Form, durch die Ausbildung der Rippen und durch das Auftreten von 1 oder mehreren Kielstreifen über dem Hauptkiel; dagegen bleibt die charakteristische gröbere und feinere Spiralsculptur sehr beständig. 1. forma elongata Leche, Novaja Semlja Moll., p. QQ. Diese extrem schlanke Form (long. 42, lat. 24 mm) ist vielleicht nur eine Missbildung der typischen ; sie wurde nur einmal in geringer Tiefe in der Deeviebai gesammelt. — Vielleicht gehört hierhin auch Buccinum elongatum Verkrüzen von der Neufundlandbank (in : Jahrb. Malakoz. Ges., vol. 8, p. 90, Taf. 4, Fig. 3—4, und in : Kobelt, Bucc, Taf. 87, Fig. 1). 2. forma intermedia (Taf. 15/lG, Fig. 5). Diese Form, welche durch die gedrungenere Gestalt, die schwächere Mollusken von Ostspitzberp^en. 357 Spiralsculptur, die geringere Anzahl der mehr knotenförmig ausge. bildeten Rippen einen Uebergang zu Buccinum angulosum bildet, wurde ebenfalls nur in einem Exemplare aus der Deeviebai mitgebracht. — MiDDENDORFF beschrieb eine andere Mittelform (vielleicht Bastard) als var. hybrida angidosaea (Midd. Beiträge, p. 498), die jedoch sowohl nach seiner Beschreibung wie nach gütiger brieflicher Mittheilung des Herrn Herzenstein aus Petersburg dem typischen B. angulosum noch näher steht. 3. forma hicarinafa. Kobelt, 1. c. tab. 76, fig. 2—3. (Taf. 15/16, Fig. 8a-b.) Diese Sculpturvarietät, die sich durch die Ausbildung eines zweiten obern Kieles, namentlich auf der letzten und vorletzten Windung aus- zeichnet, fand sich mehrfach in geringer Tiefe; nur ein Stück von besonders gedrungener Gestalt (long. 61 mm , lat. 39 mm) wurde bei den Bastianinseln in einer Tiefe von 30 Faden lebend gefunden. Ferner liegen auch mehrere Exemplare mit mehr als zwei, aber ziemlich schwachen Kielen vor, wie solche auch von Kobelt angeführt werden. Zu der forma bicarinata möchte ich auch noch Kobelt's fig. 4, tab. 93 1. c. rechnen, welche das Original von Middendorff's var. nodu- losa-carinata (Malacoz. ross., vol. 2, p. 498) darstellt. Herr Herzen- stein hatte die Freundlichkeit mir mitzutheilen, dass dieses Stück von Russisch-Lappland und nicht, wie dort irrthümlich, angegeben, von der Insel Sachalin stammt. B. hancocJci Mörch, welches von Friele und Andern zur forma bicarinata gezogen wird, unterscheidet sich durch schwächere Spiralsculptur und eine grössere Anzahl von Wellenfalten (vergl. Kobelt, Bucc, tab. 86, fig. 7, und Pfeffer, Moll, von Cum- berland-Sund, Naturh. Mus. Hamburg 1885, p. 30, fig. 6 a— b). 4. forma ecosiata (tab. 15/16, fig. 9). Diese Form, die durch das vollständige Fehlen der Wellenfalten (Längsrippen) gekennzeichnet wird, liegt nur in wenigen ausgeprägten Stücken vor; einige weitere mit undeutlichen Längsrippen vermitteln einen allmählichen Uebergang zu der typischen Form. — Eine der unsrigen ähnliche Form hat Dall an der Beringsstrasse gesammelt (vergl. Kobelt, Bucc, p. 89, tab. 92, fig. 2). 5. forma ecostata-ecarinata (Taf. 15/16, Fig. 10). Nur ein Stück dieser auffälligen Form wurde bei den Bastian- inseln in einer Tiefe von 50 Faden erbeutet. Trotz des vollständigen 24* 358 ARTHUR KRAUSE, Fehlens der Längsrippeu und des Kieles kann es nach dem ganzen Habitus und namentlich nach Beschaffenheit der Spiralsculptur keinem Zweifel unterliegen, dass es zu dem Formenkreise von Buccinum gla- ciale gehört. — Schon Aurivillius (Vega-Expedition, p. 336) erwähnt, dass jüngere Individuen des B. glaciale sowohl der Rippen als auch mitunter des Kiels ermangeln, eine Beobachtung, die auch durch das vorliegende Material an jungen Stücken bestätigt wird. Die Exemplare aber, welche den beiden letzten Formen zu Grunde liegen, zeigen alle Charaktere erwachsener Individuen. Dass B. glaciale auch in Formen gefunden wird, die bei Beibe- haltung der Längsrippen des Kieles ermangeln, also mit gerundeten Windungen erscheinen, hat Herzenstein gezeigt (in : Berichte Natur- forscher St. Petersburg, vol. 16, p. 699); man könnte sie als forma ecarinata anführen. 37. Buccinum groenlandicum Ch. (Taf. 15/16, Fig. 2). Syst. Conck Gab., tab. 152, fig. 14481). G. 0. Saks, Moll. reg. arct. p. 259, tab. 25, fig. 1 (forma typica), und tab. 13, fig. 9 {var. tenebrosa). Aus der Deeviebai liegen nur 3 unausgewachsene Individuen vor, die zu der von Sars als typisch angesehenen Form gerechnet werden müssen. Sie zeigen dieselben unregelmässigen braunen Flecken auf hellerm Grunde, die Längswellen sind nur schwach ausgebildet, die Epidermis ist dicht behaart. — An derselben Fundstelle fanden sich zwei ausgebildete Exemplare der var. tenebrosa G. O. Sars, 1. c, die vollkommen mit Stücken des arctischen Norwegens übereinstimmen, und von denen eins auf Tat. 15/16, Fig. 2 abgebildet ist. Von dieser Varietät ist der Uebergang zu solchen Formen von Buccinum hydro- pJianum Hang., die sich durch stärkere Spiralsculptur auszeichnen (vergl. Taf. 15/16, Fig. 6 — 7), nicht weit. Solche Mittelformen sind daher auch öfter unter dem Namen B. cyaneum Bjujg. bald zu groenlan- dicum, bald zu hydrophanum gerechnet worden. Jedenfalls ist B. fe- nebrosum G. O. Sars nicht identisch mit B. tenebrosum Hang, (in: Ann. & Mag. Nat. Hist, vol. 18, p. 327). 1) Nicht fig. 1442 (bei Pfeffer, in: Nat. Mus. Hamburg 1885) und nicht fig. 144 (bei Friele : Buccinidae). Mollusken von Ostspitzbergen. 359 38. Buccimirn hydrophammi Hancock (Taf. 15/16, Fig. 6 a— b, 7 a— b). Fkiele, Buccinidae, p. 31, tab. 3, fig. 20—21. G. 0. Sars, Moll. reg. arct., p. 261, tab. 24, fig. 8. B. tumidulum G. 0. Sars, 1. c. p. 263, tab. 25, fig. 5-6. Von dieser äusserst variablen Art liegen ca. 20 Exemplare von niehrern Punkten Ostspitzbergens vor und zwar grösstentheils aus einer Tiefe von 40 — 50 Faden. Vor der Mündung der W. - Tliymenstrasse und in der Albrechtsbai fand sie sich schon in der geringen Tiefe von 8—15 Faden. Neben der typischen Form finden sich auch die beiden Varietäten, var. tumidula G. 0. Sars (Taf. 15/16, Fig. 7) und var. data Frtele (Taf. 15/16, Fig. 6). Die Farbe der Schale variirt von Rothbraun bis Violett ; die leicht abfallende rothbraune Epidermis ist mitunter sehr stark entwickelt und zeigt namentlich auf dem letzten Umgange starke Anwachsfalten (Taf. 15/16, Fig. 6 b); eine Behaarung lässt sich nur auf einigen wenigen jungen Stücken erkennen. Die Oberfläche der Windungen ist bei den typischen Stücken fast glatt; dennoch lassen sich unter der Lupe dichte wellige Spirallinien erkennen, von denen einzelne stärker hervortretende schon dem unbewaffneten Auge deutlich werden. Bei andern Stücken (Taf. 15/16, Fig. 7 b) ist die Ausbildung gröberer kantiger Spiralreifen mit dazwischen liegenden feinen Wellenlinien sehr in die Augen fallend, namentlich auf der letzten Windung. Solche Exemplare führen fast unmerklich zu B. groenlandicum var. tenebrosum G. 0. Sars über. Friele fand die Art mit ihren Varietäten au mehreren Punkten von Spitzbergens Westküste. Höchst wahrscheinlich ist es auch die- selbe Art, welche Mörch (Catalog Moll. Spitzbg., p. 18) als B. groen- landicum Ch. var. cc glahra vom Bellsund erwähnt. 39, Buccimim undulatuni Moll. (Taf. 15/16, Fig. la— b). B. fragile Verkr.; G. 0. Saks, 1. c. p. 257, tab. 24, fig. 6. Friele, Buccinidae, p. 30. Von dieser Art liegen nur 3 Stücke vor, die von verschiedenen Punkten der Ostküste stammen, von denen aber nur das abgebildete von den Bastianinseln bei einer Länge von 48 mm vollkommen ausge- bildet ist. Die Jüngern Stücke sind kaum von Buccinum groenlan- dicum form. typ. zu trennen. Das ausgewachsene Exemplar zeigt sehr regelmässig gerundete Windungen mit tiefen Nähten und zahlreichen gröbern und dazwischen einem oder mehrern feinen Spiralreifen. Die Längsfalten fehlen fast ganz und sind nur auf den oberu Windungen 360 ARTHUR KRAUSE, schwach angedeutet. Das Operculum ist mittelgross mit randständigem Nucleus. Die Farbe der dünnen, nahezu durchscheinenden Schale ist weisslich oder hellroth. 30. Buccinum ventricosufn Kiener (Taf. 15/16, Fig. Ha— b). KoBBLT, Gattung Buccinum, p. 51, tab. 84, fig. 3 — 6. B. ciliatum Gould (non Fabe.), Invei'tebr. of Massach. B. Ovum MiDDENDORFF, Leche p. p., AuEiviLLius (nou Turton = Buc- cinopsis ovum). B. groenlandicum var. sericata Friele, Buccinidae, tab, 3, fig. 19. In der Deeviebai, wo das B. hydrophanum zu fehlen scheint, fanden sich sechs Stücke eines glatten, bauchigen Buccinum, welche unter sich gut übereinstimmen und sich auch durch ihren ganzen Habitus leicht von den gedrungenem Varietäten des B. hydrophanum unterscheiden lassen. Die Nähte sind sehr flach, die Oberfläche mit dichten, aber wenig hervortretenden welligen Spirallinien versehen. Die Schale ist sehr dünn; nur bei einem besonders grossen Stück (Taf. 15/16, Fig. 11 a — b), das, trotzdem es noch das Thier enthielt, ziemlich abgerieben aussieht und das auch durch die etwas erweiterte Aussen- lippe ein hohes Alter verräth, ist sie ziemlich stark. Die braungelbe Epidermis ist bei den Jüngern Stücken mit kurzen Härchen versehen. Der Deckel ist rundlich mit centralem Nucleus. Unter den Jüngern Stücken ist eins, welches durch seine schlankere Form an B. ciliatum Fabr. var. turrita ß erinnert; letzteres zeigt jedoch eine andere Sciil- ptur. Andrerseits zeigen die grössern Stücke eine auffallende Aehn- lichkeit mit solchen Formen von B. terrae - novae , bei welchen die Längsfalten und Kiclreifen nur schwach ausgebildet sind. 31. Buccinum terrae-novae (Beck) Mörch. Friele, Buccinidae, p. 33, tab. 3, tig. 13 — 15. Unter den vorliegenden 8 Stücken aus der Deeviebai (13-15 Faden) ist die von Mörcii und Friele charakterisirtc typische Form am häufigsten vertreten. Einige zeigen Uebergänge zu B. totteni Stimpson (Leciie, Nov. Semlja Hafsmoll., p. 61, tab. 2, fig. 30a— b), und eines zeichnet sich durch sehr starke Spiralreifen bei sehr ge- drungener Gestalt aus. Letzteres erinnert an die von Kobelt (Buc- cinum, tab. 91, fig. 4) abgebildete und zu B. polare Gray gezogene Form. Junge Stücke des B. terrae-novae haben eine deutlich behaarte Epidermis und zeigen also auch hierin eine schon von Friele betonte Annäherung an B. groenlandicum Ciiem. — Als charakteristische Mollusken von Ostspitzbergen. 361 Merkmale des so überaus variablen B. ierrae-novae glaube ich die Schulteruug der Windungen und die damit im Zusammenhang stehende fast viereckige Form der Mündung sowie den länglich-runden, mit centralem Nucleus versehenen Deckel ansehen zu müssen. Form, Farbe und Sculptur der Schale variiren dagegen ausserordentlich. — Mörcii beschrieb die Art zuerst nach Exemplaren, die Keöyer im Bellsund erhalten hatte; Friele fand sie in der Magdaleuen- und Adventbai. 33. Buccinum ciliatuni Fabr. (Taf. 15/16^ Fig. 12—13). var. turrita ß, spira laevis , costis destituta = Tritonium ßavulum Beck, M. S. ; Mörch, Moll, du Spitzbg., No. 20, p. 17. Leche, Novaja Semlja Mollusk., p. 63, tab. 1, fig. 24. AuRiviLLius, Vega-Expedition, p. 340. Die drei vorliegenden Stücke aus der Deeviebai (13—15 Faden) und vom Cap Barth auf Barentsland (17 — 20 Faden) stimmen genau mit mehrern Exemplaren aus Grönland überein, die unter dem Namen B. mölleri Rv. im hiesigen Museum liegen. B. mölleri Rv. wird von Mörch und Stimpson als Synonym zu B. ciliatum Fabr. gestellt (Prodr. f. groenl., No. 109; Review of north Bucc, p. 11). Vielleicht wäre es besser, diese durch ihre geringe Grösse und eigen thümliche Sculptur recht gut charakterisirte rippenlose Varietät als besondere Art = B. flavulum Beck aufzuführen. — Das grösste Stück zeigt eine Länge von 28 mm ; es hat einen länglich-runden Deckel mit nahezu centralem Nucleus ; die Falte an der Spindel ist nur schwach entwickelt. — Kröyer und Friele haben diese Form ebenfalls schon an der Küste Spitzbergens gesammelt. 33. Buccinum tenue Gray. KoBELT, Gattung Buccinum, p. 39, tab. 81, fig. 4 — 7. Sieben Stück aus der Deeviebai auf steinigem, mit Algen bewach- senem Grund in 10—15 P'aden Tiefe, theilweise zur typischen Form, theilweise zu var. scalariforme Beck gehörig. — Kröyer fand die Art im Bellsund, Friele an mehrern Punkten der Westküste, Heuglin im Storfjord. 34. Neptunea despecta L. a) forma typica. G. 0. SARS, 1. c. p. 267, tab. 14, fig. 4. Nur ein junges Stück (long. 37 mm) aus der Albrechtbai (Edge- iusel), welches mit norwegischen Exemplaren vollkommen übereinstimmt. 362 ARTHUR KRAUSE, b) var. borealis Phil. MiDDENDOEFF, Reise, Bd. 2, tab. 8, fig. 2. „ Beiträge, tab. 5, fig. 3 — 6. Es liegen zwei vollständige Stücke und eine leere Schale aus der Deeviebai vor. Sie gleichen durch ihre gedrungene Form durchaus einzelnen Formen aus dem Beringsmeer. 35. JPt/rolofusus deforniis Reeve. Fkiele, Buccinidae, p. 8. Fusus deformis Reeve; Leche, Novaja Semlja Mollusker, p. 68, tab. 2, fig. 26. Walter schrieb mir bei Uebersendung der Mollusken über diese Art Folgendes : „Den schönen Fusus deformis Reeve erhielten wir aus- schliesslich in und dicht vor der Deeviebai, zwischen 10 und 34 Faden Tiefe. Seine auch beiliegenden Eikapseln (gleich grossen Augenkapseln), deren jede 4 Embryonen birgt, sind auf Steinplatten befestigt. Ende Mai und Anfang Juni fanden wir bloss alte leere Kapseln, im August solche mit grossen beschälten Embryonen." Kröyer hat die Art im Bellsund, Friele in der Magdalenenbai gefunden. 36. Sipho ctirtus Jeffr. Feiele, Buccinidae, p. 14, tab. 2, fig. 2. Es wurden nur 6 meistens junge Stücke an der Ostküste von Edgeland und Barentsland bis zum Eingang der Hinloopenstrasse in einer Tiefe von 40—50 Faden gesammelt. Fast jedes derselben trug auf dem Canal eine Actinie. Die Radula stimmte vollständig zu den Abbildungen Friele's, der die Art häufig an der Westküste fand. 37. Sipho kröyeri Möller. = Fusus arcticus Phil. Feiele, Buccinidae, p. 16. Die vier aus der Deeviebai vorliegenden Schalen, von denen eine das Thier enthält, zeigen beträchtliche Verschiedenheiten in den Längs- rippen, die bald enger und schwächer, bald weiter und stärker ausge- bildet sind. — Kröyer fand dieselbe Art im Bellsund und Friele an mehrern Punkten Westspitzbergens; Heuglin giebt sie vom Stor- fjord an. Mollusken von Ostspitzbergen, 363 38. Cylichna alba Brown. G. 0.. Sabs, 1. c. p. 283, tab. 17, fig. 15—16. Aus dem Whalespointhafen (3—4 Faden, Lehmgrund) liegen drei Exemplare der var. corticata vor; zwei weitere Stücke der typischen Form stammen von den Ryk-Ys-Inseln aus einer Tiefe von 55 Faden. — MöRcii erwähnt die Art aus dem Bellsund ; Friele fand sie an vielen Punkten der Westküste in Tiefen von 15 — 146 Faden. 39. Cylichna occulta Migh. und Ad. C. reinhardti (Moll.) Mörch; Leche, Nov. Seml. HafsmolL, p. 73, tab. 1, fig. 21. Es liegen zahlreiche Exemplare von dem Whalespointhafen (2 — 4 Faden, Lehmgrund) und ein einziges von der Westküste von Prinz- Charles-Vorland (30—40 Faden, Steingrund) vor. Auch Friele fand an der Nordwestküste in der Magdalenenbai dieselbe Cylichna, die er auf die amerikanische Cylichna {Bulla) occulta Migh. et Ad. bezieht und die er von der norwegischen Art C. reinhardti Moll. = striata Brown (Jeffr.) = propinqua M. Sars trennt. Ebenso hat Leche beide Formen als Arten unterschieden und ihre Merkmale in der Be- schreibung und Abbildung genau hervorgehoben ; er nennt die norwe- gische Form (= C. propinqua M. Sars) C. scalpta Reeve, die andere reinhardti (Möller) Mörch. Ich hatte früher (Moll, des Berings- meeres, p. 293) nach dem Vorgange Jeffrey's beide Formen unter dem Namen striata Brown zusammengezogen, zumal die Untersuchung der Radula keine Unterschiede gezeigt hatte ; doch hatte ich ebenfalls die von Leche angegebenen äussern Unterscheidungsmerkmale voll- kommen zutreifend gefunden. — In Grönland (Mörch, Prod. f. moU. Groenl.) und im sibirischen Eismeer i) (Aürivillius, Vega-Expedition) kommen beide Formen neben einander vor und sind auch von dem erstem Fundorte früher unter dem Namen reinhardti Möller ver- einigt worden, was zu grosser Verwirrung in der Synonymie geführt hat. Ohne dieselbe enträthseln zu wollen, verstehe ich unter dem Namen C. occulta Migh. et Ad. dieselbe Form wie Friele (Catalog 1) Auch im Weissen Meere und an der Murman-Küste hat Hebzen- STEIN (1. c. p. 705 — 707) beide Arten zusammen gefunden, und zwar führt er die vorliegende Art ebenfalls unter dem Namen C. occulta Migh. auf, während er die bauchige Form (die norwegische) mit C. so- litaria Say bezeichnet und diese von C. scalpta Reeve (ex Leche, 1. c. fig. 22) durch die dichtem und weniger tiefen Spirallinien unterscheidet. 564 ARTHUR KRAUSE, No. 72) und Leche (remhardti (Möller) Mörch ex Leche, 1. c. p. 73, tab. 1, fig. 21), während ich die norwegische Form = pro- pitiqua M. Saks (G. O. Saks, 1. c. jj. 284, tab. 18, fig. 5 und Anm. p. 14) mit Leche's scalpta Reeve (1. c. p. 73, tab. 1, fig. 22) ver- einige. 40. Fhiline linia Brown. G. 0. Sabs, 1. c. p. 300, tab. 18, fig. 12, und tab. 12, fig. 8. Es liegen zwei Stücke aus dem Whalespointhafen vor, die daselbst in einer Tiefe von 3—4 Faden auf lehmigem Grunde erbeutet wurden. Durch den Mangel der Kauplatten und den Bau der Radula, ferner durch Form und Zeichnung der Schale und des Thieres stimmen sie ganz genau zu den oben augeführten SARs'schen Beschreibungen und Abbildungen. — Friele fand diese Art in der Adventbai in einer Tiefe von 30 Faden. 41. Doris obvelata Müll. G. 0. Sabs, Moll. reg. arct. Norveg., p. 305, tab. 13, fig. 3. D. repanda Ald. und Hanc, Brit. Nudibr. Moll, Farn. 1, tab. 6. „ „ Meyek und MöBius, Fauna der Kieler Bucht, Bd. 2, p. 68. Cadlina repanda Ald. und Hang. , Bergh , in : Proc. Nat. Sc. Phila- delphia 1879, p. 115. Ein kleines, in Spiritus nur 8 mm langes Stück stammt von der Westküste, wo es auf steinigem Boden in einer Tiefe von 30 — 40 Faden westlich von Prinz-Charles- Vorland erhalten wurde. Kiefer und Ra- dula stimmen gut zu den oben citirten Abbildungen von G. 0. Sars, MöBius und Bergh, nur ist der glatte Basaltheil der mittlem Uncini beträchtlich länger, als dort dargestellt ist. Die Kalknadelu scheinen etwas abweichend zu sein; auf der Unterseite des breiten, starren Mantelrandes sieht man deutlich radiale, aus 4—6 dünnen und ge- bogenen Kalknadeln gebildete Strahlen , die durch schräge einzelne oder doppelte Nadeln verbunden werden. — D. obvelata ist nach Mörch schon von Kköyer im Bellsuud gesammelt worden. 43. Doris (Acanthodoris) sibirlca Aurivillius (Taf. 14, Fig. 4-5). Adalaria sibirica Aueivillius, Vega-Expeditiou, p. 372, tab. 13, fig. 19. Acanthodoris Gray ; Bergh, Gattungen nordischer Doriden, in : Archiv f. Naturg. 1879, p. 356. Aurivillius gründete seine Art (D. sibirica) auf mehrere Indi- viduen aus dem östlichen Theil des sibirischen E^ismeeres; wegen der Mollusken von Ostspitzbergen. SQ& Form der äussern Zahiiplattcn rechnete er sie, wenn auch mit Hinweis auf die Beziehungen zu Acanthodoris, zu der von Bergii (1. c. p. 360) aufgestellten Gattung Adalaria. — Zu dieser Art, jedoch zur Gattung Acanthodoris (Gray) Beruh, 1. c, glaube ich die beiden vorliegenden von der Deeviebai stammenden Stücke rechnen zu müssen; allerdings kann ich mich nach der kurzen Diagnose von D. sibirica nur auf die Uebereinstimmuug in Farbe und Körpergestalt, in der Anzahl der Kiemen, namentlich aber in der eigenthüinlichen Form der grossen Seitenzähne der Radula stützen. Das grössere Stück aus der Dee- viebai ist 28 mm lang, 20 mm breit und 12 mm hoch. Die Farbe der Spiritusexemplare ist gelblich-weiss, die Form im Allgemeinen wie bei der typischen Art, Acanthodoris pilosa Müll. Der Rücken ist, am Rande etwas dichter als in der Mitte, mit längern conischen oder niedrigem stumpfen Papillen besetzt. Das kleinere Exemplar ist viel starrer als das grössere, da Rückenhaut und Fuss bei ersterm mit zahlreichern Kalknadeln versehen sind. Dieselbe Verschiedenheit fand Bergii bei Jüngern und altern Exemplaren von Doris pilosa Müll. (in : Proc. Acad. Nat. Sc. Philad. 1880, p. 97). Die Kalknadeln sind in beiden Stücken von derselben Form und übereinstimmend mit denen, die Meyer und M(3bius wie auch Alder und Hancock von der typi- schen Art abgebildet haben ; sie finden sich aber auch in den Rücken- papillen und sind in diesen häufig an der Spitze gabiig. Die nicht zurückziehbareu 15 Kiemen sind in einen Kreis um den After gestellt; der Rand der Rhinophorhöhlen ist nur schwach ge- kerbt, nicht mit grössern Papillen besetzt, wie sonst bei Acanthodoris. Wesentlich abweichend ist auch die Bewatinung der Lippenscheibe, welche unten zusammenhängend ist und aus ziemlich langen schmalen Häkchen besteht; diese sind von hammerförmiger Gestalt mit ge- bogenem Stiel und werden nach dem Innern Rande zu kleiner und schuppenartig (Taf. 14, Fig. 5). Die innere hornige Mundhaut ragt unten etwas mehr hervor, zeigt aber nur eine unvollkommene Zwei- theilung, nicht die beiden hervorragenden lanzettlichen Blätter (Kiefer nach Meyer und Möbius und nach Alder und Hancock) der typi- schen Art. Der Schlundkopf besass sonst die gewöhnliche Form (vergl. Bergh, in: Proc. Acad. Nat. Sc. Philad. 1880, tab. 5, fig. 2; Ald. und Hancock, 1. c. tab. 2, fig. 2—5). Die Radula zeigte bei beiden Stücken 29 Glieder von der Formel 3.1.0.1.3 (Taf. 14, Fig. 4). Der grosse Lateralzahn ist dunkelbraun gefärbt, der Haken durchaus nicht gezähnelt, der Basaltheil länger und schmäler als bei den andern Arten, dagegen übereinstimmend mit der von Aurivillius 1. c. gege- 866 ARTHUR KRAUSE, benen Abbildung. Die 3 Uncini sind lanzettlich (nach Aurivillius unregelmässig oval oder rechteckig) und der äusserste sehr klein. — Die Vagina war sehr lang (40 mm bei dem grössern Stück), die Ge- schlechtsölinung ein länglicher Schlitz; die Untersuchung des Penis wurde leider vereitelt. Nach der Form des Schlundkopfes, der Bewaffnung der Lippen- scheibe, dem Bau der Radula gehört die Art zu Äcanthodoris ; sie unterscheidet sich von ihr durch eine grössere Anzahl Kiemen, durch die nur schwach gekerbten Ränder der Rhinophorhöhlen , durch das Fehlen oder die geringere Ausbildung der sogenannten Kiefer. Für die Art ist ausserdem bezeichnend die Form der Lateralzähne, weniger die Form und Zahl der unvollkommen ausgebildeten Uncini. Die in Fig. 4 u. 5 auf Taf. 14 dargestellten Präparate stammen von dem grössern Stück, das als Spiritusexemplar eine Länge von 28 mm aufweist. 43. Metiroleura tvalteri nov, sp, (Taf. 14, Fig. 6—9). Das Geschlecht Pleurolcura ist von BERrni (in : Semper, Reisen in den Philippinen (wissenschaftl. Theil, Bd. 2, 1, p. 277, tab. 25, 34 u. 35) auf eine Art aus dem Meere der Philippinen gegründet worden und als damals einziger Vertreter einer besondern Familie, der Pleuroleuridae, hingestellt, die sich von den sehr ähnlichen Pleurophylliden (namentlich der Untergattung Linguella Blv. = Sancara Bgh.) durch den völligen Mangel der Kiemen unterscheidet. Später beschrieb Bergii (in : Zool. Jahrb. Bd. 3 (1888), p. 348) drei oder vier weitere Arten von Java, dar- unter die VAN HASSELT'schen Bermatobranchus. — Zu der Gattung Pleuroleura rechne ich nun ein Thier, das Walter und Kükentiial in Ostspitzbergen, zwei geogr. Meilen nördlich von den Ryk-Ys-Inseln, aus einer Tiefe von 55 Faden heraufgeholt haben ; der Grund bestand da- selbst aus feinem Lehm mit kleinen Steinen und Muschelschalen und sehr vielen Kalkbryozoen. — Die Farbe des Spiritusexemplares ist gelblich - grau mit hellem, ganz niedrigen Pusteln auf dem Rücken. Der Körper des in Spiritus sehr zusammengezogenen Thieres ist 16 mm lang, 13 mm breit und gegen 7 mm hoch. Vorn ist er stumpf abge- rundet , nach hinten zugespitzt. Die Seiten des Körpers sind nicht sehr scharf gegen den breiten Mantelrand und die obere Seite des verbreiterten Fusses abgesetzt; hinten ist der Mantel mit der Spitze des Fusses durch eine senkrechte Falte verbunden. — Die vordere Grenze des radial gefalteten Tentakelschildes war wegen des zusam- mengezogenen Zustandes nicht deutlich zu erkennen; nach hinten zu Mollusken von Ostspitzbergen. 36? gtng wie bei Linguella uud Pleuroleura der Nacken allmälilich zwischen den Seitenlappen des vorn unterbrochenen Mantels in den Rücken über, Nacken und Mantellappen waren ziemlich dicht mit unregelmässigen weichen Pusteln und Höckern bedeckt; Rhinophore oder deren Oeti- nungen konnte ich ohne Zergliederung nicht entdecken. Die Pusteln auf dem Rücken sind grösser, niedriger und in undeutliche Reihen geordnet. Am Mantelrand fanden sich zahlreich die von Bergh (1. c. p. 281, tab. 35, fig. 26) erwähnten Nesselsäcke; die Nesselorgane sind etwas gedrungener als bei der von Bergh beschriebenen Species (1. c. flg. 27). An der rechten Seite neben der vordem Ecke des Fusses befand sich die grosse Geschlechtsöffnung und ungefähr in der Mitte die Afteröffnung; sonst fand sich an den Körperseiten nichts, was auf die bei den Pleurophylliden so deutlichen Kiemen und Kiemen- blätter hätte gedeutet werden können. Der 6,5 mm lange Schlundkopf ist länglich ; das Mundrohr ist kurz, die Lippenscheibe scheint eine geringe Bewaffnung zu haben oder wenigstens mit einigen dunklen Flecken versehen zu sein. Die gelblich-braunen Kiefern (Taf. 14, Fig. 9) sind ganz wie bei Linguella (Bergh, 1. c. tab. 34, fig. 16), weniger ähnlich denen von Pleuroleura ornata (1. c. tab. 35, fig. 10). Der sehr kurze Kaufortsatz ist von kleinen Erhabenheiten rauh. Die Zunge ist ca. 2,1 mm lang und 1 mm breit, vorn zugespitzt, da die Seitenzähne schneller abgestossen werden als die mittlem. Die Radula war bei der Präparation hinten etwas verletzt, kann aber nur wenig mehr als die noch vorhandenen 29 Glieder gehabt haben. Der Mittelzahn und die 22 — 23 Seitenzähne waren nach dem allgemeinen Typus der Pleurophylliden gebaut (Fig. 7 — 8); für die Art bezeichnend ist namentlich, dass die Seitenzähne vollständig ungezähnelt sind, und dass die beiden Innern derselben (Fig. 8a) nur mit einem kurzen, dicken Haken versehen sind, ganz im Gegensatz zu den darauf folgenden, die eine sehr lange, leicht gekrümmte Spitze zeigen. Bei der äussersten rudimentären Zahnplatte fehlt dieser Haken ganz. Die Auffindung einer neuen Pleuroleura {Linguella?) bei Spitz- bergen ist von grossem Interesse, da ihre nähern Verwandten in den tropischen Meeren gefunden werden und von den ferner stehenden nur eine, die Pleurophyllidia loveni Bgh., bis zum Kattegat und den Shetlandsinseln vorkommt. Ich nenne die Art nach dem Theilnehmer der Expedition, dem verdienstvollen, leider so bald nach der Rückkehr verstorbenen Dr. A. Walter aus Riga. §68 ARTriuR krAuse, 44. Dendronotus arborescens Müll. Alder und Hancock, Nudibx-anchia, Farn. 3, tab. 3 und tab. 47, fig. 2. Meyee und MöBius, Fauna der Kieler Bucht, Bd. 1, p. 43. G. 0. SARS, 1. c. p. 314, tab. 15, fig. 3. Bergh, in: Proc. Philad. Aead. 1879, p. 92. Unter den vorliegenden Dendronotus, die an verschiedenen Punkten der Ostküste, aber namentlich zahlreich und in allen Grössen in der Deeviebai gesammelt worden sind, finden sich otlenbar verschiedene Farbenvarietäten. Einige der Spiritusexemplare sind roth und braun marmorirt, andere einfarbig roth und einige nahezu weiss, ohne dass sich entsprechende Unterschiede äusserlich erkennen lassen. Aehnliche Farbenvariationen, die alle der typischen Art zugeschrieben wurden, sind schon oft erwähnt worden; Friele beschrieb (Cat, No. 79) eine prachtvoll orangerothe Form von der Westküste Spitzbergens als var. aurantiaca, und Bergh stellte eine var. pur pur ea auf (in : Philad. Acad. Nat. Sciences, 1879, p. 89), die sich zugleich durch einen am Rande nicht ganz bis zur Spitze gezähnelten Mittelzahn der Radula unterscheidet. Was die Radula der typischen Form betrifft, so variirt dieselbe hauptsächlich in der Zahl der Seitenzähne und in der Anzahl der Glieder. Es beobachteten: 1. Alder u. Hancock (Brit. Inseln) 40 Glieder u. 2. Meyer u. Möbius (Kieler Bucht) 44 „ „ 3. G. O. Sars (arct. Norwegen) — „ „ 4. Bergh (Grönland) 29—48 „ 5. Krause (Beringsmeer) — „ „ 6. Bergh (Nudibr. Willem Barents von der Kara-See) 31—40 „ „ 14-21 Form und Zähnelung der Mittel- und Seitenzähne scheinen weniger zu variiren. — Von den sechs genauer untersuchten Stücken aus Ost- spitzbergen zeigten nur zwei braun marmorirte die Radula der typi- schen Form, allerdings mit etwas erhöhter Zahl der Uncini. 1. Thier 31 ram lang (in Spiritus), Radula 41 Glieder und 15 Seitenzähne 2. „ 25 „ „ „ „ „ öo „ „ 14 „ Die vier andern roth oder weiss gefärbten Stücke zeigten wesent- liche Unterschiede im Bau der Radula, so dass ich sie zu folgender Art (Varietät?) rechnen zu müssen glaube. 45. Dendronotus dalli Bgh. Bergh, in: Philad. Acad. Nat. Sciences, 1879, p. 94, tab. 3, fig. 2—6. Diese Art ist von Bergh nach einem Schlundkopf, den Stimpson 9 Seitenzähne 9-10 55 10 11 11—13 11 10—13 11 Mollusken von Ostspltzbergeh. §69 1855 aus dem Beriugsmeer mitgebracht bat, obne Kenntuiss des Thieres aufgestellt worden. Der sehr grosse Schlundkopf von nahezu typischer Form hatte eine Radula von 51 Reihen, die Mittelzähne waren sehr dunkel ohne Spur von Zähnelung, von den 14 — 15 Seitenzähnen waren die 4 — 5 äussersten ebenfalls nicht gezähnt, sonst wie bei der typischen Species. — Diese Beschreibung trifft fast vollständig auf die vorhin erwähnten vier Exemplare von Ostspitzbergen zu. Die Radula der- selben zeigt 31 — 52 Glieder, der dunkelbraune Mittelzahn ist am Rande völlig glatt, von den 9—11 Uncini sind die äussersten gar nicht oder nur spurenweise gezähnt. Da auf den Unterschied in der Anzahl der Uncini nach dem Vorhergehenden bei Dendronotus weniger Ge- wicht zu legen ist, scheinen danach die vorliegenden Stücke mit Recht auf Dendronotus dalli Bau. bezogen werden zu können ; weitere Unter- suchungen, namentlich auch an lebenden Thieren, müssen zeigen, ob den Innern Merkmalen der Species auch äussere Unterscheidungs- zeichen entsprechen. Die Farbe kommt dabei jedenfalls weniger in Betracht; so beschreibt Aurivillius (Vega - Expedition , p. 373) ein braun gefärbtes Stück aus dem Beringsmeer, das nach dem Bau der Zähne offenbar hierhin gehört; dasselbe gilt wohl auch von Dendro- notus elegans Verrill von der amerikanischen Ostküste (in : Proc. U. S. Nat. Museum, vol. 3, p. 385) und vielleicht auch von D. lacteus Thompson (Becher, Jan Meyen Moll., tab. 6, fig. 8). 46. Aeolis (Cratena) hirsuta Bgh. Bergh, Aeolidierne, p. 77, tab. 1 B. Zu Cratena hirsuta Bgh. (aus Grönland) gehört vielleicht ein Exemplar, welches bei den Bastianiuseln in einer Tiefe von 30 Faden auf steinigem Boden angetroffen wurde. Es ist in Spiritus 8 mm lang von gelblich - rother Farbe; die in undeutlichen Querreihen angeord- neten bis 5 mm langen Papillen bedecken ziemlich dicht die Seiten des Körpers; sie sind rund, nur oben auf dem Rücken etwas zusam- mengedrückt; die Nesselkapsel an der Spitze ist nicht sehr deutlich. Die Rhinophorieu sind nicht durchblättert; der Kaurand der Kiefer mit einer einfachen Reihe kleiner Zähne; die Radula ist einreihig und zeigt 23 Zähne (31 bei C. hirsuta Bgh.), die in der Form mit den von Bergh 1. c. abgebildeten durchaus übereinstimmen. 47. Coryphella stimpsoni Verr. (Taf. 14, Fig. 10, 11, 12). Vereill, in: Proc. U. S. Nat. Mus., vol. 3, p. 388; in: Trans. Conn. Acad., vol. 5, p. 552. HerzenstkiNj in: Bericht Gesellsch. Naturf. Petersbg., 1885, p. 711. 3^0 Arthur krause» Es wurden in und vor der Deeviebai 10 grössere und 1 kleineres Exemplar einer Goryphella erbeutet, die ein recht gleichartiges Aus- sehen zeigten. Die Untersuchung des Schlundkopfes beim kleinsten Stück (long. 8 mm) und zweier mittelgrossen (long. 22 u. 25 mm) be- stätigte trotz einzelner Verschiedenheiten ihre Zugehörigkeit zu ein und derselben Art. — Die in Spiritus sehr stark zusammengezogenen Thiere zeigten eine ziemlich gleichmässige , schmutzig-rothe Färbung, die Eückenpapillen waren etwas dunkler, der Fuss heller. Die Körper- formen sind kräftig; bei einem mit Sublimat behandelten Stücke er- hielt ich folgende Maasse: long. 33 mm, lat. 20 mm, alt. 12 mm. Der Mantel ragt 3—4 mm über die Seiten hinaus, der kahle Theil in der Mitte des Rückens ist etwas breiter als die mit Papillen dicht be- setzten Seiten. Die ziemlich leicht abfallenden Papillen sind bis 1 1 mm lang, am Rande und vorn am Kopf ganz kurz; sie bilden dicht ge- drängte Schrägreihen mit 8—11 Stück in einer Reihe; die am Rande stehenden sind walzenförmig , die Innern stark zusammengedrückt ; bei einem andern Stücke waren einzelne Papillen auf der Rücken- mitte unförmlich angeschwollen (vergl. Bergh, Aeolidierne, 18G4, p. 92). Die Nesselblase ist sehr deutlich. Die vordem sehr zusammenge- zogenen Tentakeln sind kurz - kegelförmig (3 mm), die Rhinophore schlaff, cylindrisch (6 mm). Die Geschlechtsöffnungen, die an der rechten Seite gleich hinter der nur wenig vorragenden vordem Fuss- ecke liegen, sind von einem wulstigen, 5 mm im Durchmesser haltenden Rande umgeben; 12 mm hinter demselben, also beträchtlich hinter der Mitte des Körpers, liegt dicht unterhalb der Randpapillen der wenig vorstehende After. Für die Art charakteristisch ist besonders die Radula; dieselbe ist dreireihig und zeigt bei dem kleinern Stück 24, bei dem grössern 31 Glieder. Die Mittelzähne sind gross und kräftig, von hellbrauner Farbe ; zu jeder Seite des stark vorspringenden Mittelzähnchens finden sich 6—9 Dentikeln, die bei dem kleinern Exemplar (Fig. 10) stärker ausgeprägt sind, als bei dem grössern (Fig. 11, 12). Dagegen sind die Seitenzähne (Fig. 10 und 12) äusserst schwach entwickelt, ganz farblos, dünn, mit weit vorgezogener, etwas gebogener Spitze und nur am Innern Rande unten mit einigen wenigen, manchmal kaum sichtbaren Kerben versehen. Die Form der Seitenzähne zeigt bei den drei untersuchten Stücken, wie die eben erwähnten Figuren sehen lassen, geringe Verschiedenheiten. Die Kiefer sind von der bei Cory- pJiella gewöhnlichen Form ; der Kauvorspruug ist am Rande und auf der Aussentiäche mit mehrern unregelmässigen Reihen kleiner Er- Mollusken von Ostspitzbergen. 371 habeüheiteii besetzt, die bei dem kleinern Stück grösser sind als bei den andern. Von den bis jetzt bekannten Coiyphellen (vergl. Bergh, Aeoli- diaden, 1885, in: Zool.-bot. Ges. Wien, p. 51) werden nur bei C. pel- lucida A. u. H. (Ald. u. Hancock, 1. c, und G. 0. Sars, 1. c. tab. 16, fig. 4) und bei C. nobilis Verrill (Verrill, in: Connect. Acad., vol. 5, p. 552, tab. 62, fig. 15) Seitenzäbne gefunden, deren Innenrand nicht, oder nur sehr schwach gezähnelt ist; beide unterscheiden sich aber ausser in der Körperform und der Anordnung der Papillen auch durch die Gestalt der Mittel- und Seiteuzähne bedeutend von der vorliegen- den Art. Dagegen stimmt Bergh's Beschreibung von C. stimjysoni Verrill (1. c. p. 52) ziemlich gut zu den Spitzbergener Stücken, die bis auf weiteres bei dieser ihren Platz finden mögen. — Ebenfalls zu C. stimpsoni rechnet Herzenstein (1. c. p. 711) ein Exemplar von der Murmanküste. Er hatte die Freundlichkeit, mir eine Zeichnung der Mittelzähne der Radula zu übersenden, die sehr gut mit meiner Fig. 11 auf Taf. 14 übereinstimmt. Auch die weit über die Seiten des Körpers hervorragende mantelartige Ausbreitung des Rückens war bei seinem Stück ebenso zu beobachten wie bei den mir vorliegenden. Ptcropotla. 1. Liniachia helicina Phipps. G. 0. Sars, 1. c. tab. 29, fig. 1. Wie die folgende bei Spitzbergen weit verbreitet und häufig. 3. Clione Ibnacina Phipps. G. 0. Sars, 1. c. tab. 29, fig. 4. Walter schrieb mir über diese und die vorige Art Folgendes: „Im Mai und in den ersten Tagen des Juni waren von Clio horealis Brug (= Clione Umacina Phipps) und Limacina arctica Fabr. (= L. helicina Phipps) fast ausschliesslich die ersten Jugendstadien zu erhalten. Die erste vereinzelte ausgewachsene Clio fingen wir am 19. Mai, dann wieder erst am 10. Juni eine. Vom letztern Datum an nahmen die ausgewachsenen Thiere täglich rasch zu, bis endlich im Juli und August beide genannten Arten allenthalben die Oberfläche des Meeres buchstäblich bedeckten. Die Larveuzustände von Cl. limacina sind erst in den letzten Jahren von Wagner (Die Wirbellosen des Weissen Meeres 1885) und von Boas (in: Kop. Vidensk. Selsk. Skrifter 1886—88) beschrieben Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 25 ät^ ARTHUR KRAUSE, worden. Danach ist die von mir aufgestellte Cl. dalli aus dem Be- ringsmeer (in: Archiv Naturgesch., Bd. 51, p. 298) jedenfalls eine Larve, aber wohl nicht von Cl. limacina, sondern von Cl. elegantissima Dall. Cephalopocla. 1. Mossia glaucopis Lov. = B. papillifera Jeffr. G. 0. SARS, 1. c. p. 337, tab. 32. Drei erwachsene Stücke dieser Art, nebst zahlreichen Eiern mit mehr oder weniger entwickelten Embryonen, wurden au verschiedenen Punkten der Ostküste erbeutet. Eins der erwachsenen Exemplare erreicht die Länge von 50 mm (ohne die Arme). Die Eier wurden stets, wie auch schon Sars bei den Lofoten und Becher bei Jan Meyen beobachtete, im Innern von weichen, kopfgrossen Hornschwäm- men {Esperia constricta Bowbk. nach Becher) vorgefunden. — Die- selbe Art, nebst it. macrosoma D. Cii. , ist auch von Friele bei Spitzbergen angetroffen worden. Es sind in der vorhergehenden Aufzählung im ganzen 7G Mol- luskenarten (ohne die Varietäten und ohne die Brachiopoden) besprochen worden, und zwar: 1. Lamellibranchiata 25 2. Solenoconchia 1 3. Gastropoda 47 4. Pteropoda 2 5. Cephalopoda 1. Alle zeigen ein entschieden arctisches Gepräge; nur zwei der- selben, nämlich Boris ohvelaia Müll, und Margarita groenlandica CiL liegen nur von der Westküste (Prinz-Charles-Vorland) vor, die andern stammen alle vom Südosten (Deeviebai) oder von der Ostküste (Olga- strasse). Die grösste Anzahl von Arten wurde in und vor der Dee- viebai, bei den Ryk-Ys-Inseln, und bei den Bastianinseln angetroffen, Vergleichen wir die Ausbeute von Walter und Kükentiial mit den oben erwähnten Sammlungen der norwegischen Nordmeer-Expedition (136 Arten), so vermissen wir in der erstem hauptsächlich nur die grosse Menge kleiner Zweischaler und Schnecken, die erst in grössern Tiefen in einiger Entfernung von der Küste gefunden werden. Ebenso fehlen von den grössern Arten die zahlreichen Neptuniden des tiefern Wassers, Mollusken von Ostspitzbergen. 373 oder solche Arten, die auch von frühern Forschern nur vereinzelt local angetroffen wurden. Man kann also wohl behaupten, dass die Molluskenfauna der öst- lichen Gewässer der der Westküste au Reichthum der Arten nicht nachstehe, und zweitens, dass sich bemerkenswerthe Verschiedenheiten in der Zusammensetzung der beiden Faunen nicht erkennen lassen. Gehen wir von dem oft erwähnten Catalog Friele's, in welchem er ausser den eigenen P'undeu auch die seiner Vorgänger aufzählt (Summa 163 Arten excl. Brachiopoden) aus , so kommen durch die vorliegende Sammlung 7 für Spitzbergen neue Arten dazu : 1. Marsenina prodita Loven. 2. Turritellopsis acicula Stimps. 3. AcantJiodoris sihirica Auß. 4. Pleuroleura walferi nov. sp. 5. Dendronotus dalli Bgh. 6. Cratena hirsuta Stimps. 7. CorypTiella sfimpsoni Verr,, von denen sich die beiden letzten vielleicht mit den Nummern 81 — 83 des FRiELE'schen Catalogs decken. Ferner sind nach verschiedenen Autoren , deren Angaben theil- weise (*) durch die vorliegende Sammlung bestätigt werden, noch fol- gende Arten der Fauna Spitzbergens zuzurechnen. * 1 . Siphonodenfalium vitreum M. Sars. — Ist in Friele's Catalog durch ein Versehen nicht ausdrücklich genannt; dagegen wird in der Zusammenfassung eine Solenoconchie erwähnt. 2. ?Mytilus edulis L. — Heuglin, Reisen etc., I, p. 172; viel- leicht fossil? 3. Mytilus Modiolus L, — G. 0. Sars, 1. c. p. 352, ohne nähere Angabe. "4. Modiolaria laevis Beck. — Torell, Spitzb. Moll., p. 165 wurde von Friele wahrscheinlich mit laevigata Gray vereinigt. 5. ?Portlandia (Yoldia) thraciaeformis Stör. — Heuglin, Reisen, Bd. 3, p. 231, Storfjord. Die Bestimmung scheint unsicher; ebenso (nach Torell, 1. c.) die von P. navicularis Gould (in: Ann. & Mag. Nat. Hist. 1854, p. 465). 6. Yoldia limatula Say, — G. O. Sars, 1. c. p. 353 ; wahrschein- lich mit hyperhorea Loven vereinigt. "'7. Astarte compressa L. — Fehlt wohl nur aus Versehen in Friele's Catalog. 25* 3H ARTHUR KRAUSE, *8. Montacuta elevata Stimps. — Heuglin, Reisen, Bd. 3, p. 231, Storfjord. 9. Teilina hdltica L. = Macoma tenera Leach. — Mörch, Moll, du Spitzbg., No. 52. 10. ?Lyonsia norvegica Ch. — Heuglin, Reiseu, Bd. 3, p. 230 ; vielleicht mit L. arenosa Moll, verwechselt. 11. ?Neaera cuspidata Olivl — Jeffreys, Br. Conch. ; wohl mit einer andern arctischen Form verwechselt. 12. Neptunea decemcostata Say, — Heuglin, Reisen, Bd. 3, Is- fjord; vielleicht von Friele zu N. despecta L. gerechnet. *13. Lacuna glacialis Moll. — Heuglin, Reisen, Bd. 3, p. 230, ohne nähere Fundortsaugabe. 14. Velutella cryptospira Midd. 15. Aeolis papulosa L. — Mit der vorigen von Cap Smeerenberg in der Robbenbai, wo sie von der Expedition des „Willem Barents" 1878 — 79 nebst 8 andern Gastropoden gesammelt wurden (in:Niederl. Archiv Zool. Suppl. I). 16. Coryphella bostoniensis (Couth?) Bergh, non Facelina hosto- niensis (Couth) Verrill. — Bergh, in: Zool.-bot. Ges. Wien, 1878, Bd. 28, p. 563 ; aus Fairhaven in Spitzbg. ; vielleicht nur eine Varietät von C. salmonacea (Nudibr. Will. Barents, p. 7). In jüngster Zeit hat Pfeffer (in: Mittheil. Nat. Mus. Hamburg, Jahrg. 7, Abhandlung 5) eine Tabelle für die Verbreitung der Mollusken der Murmauküste in den arctischen Gewässern aufgestellt, in der aber die Arbeiten von Friele und Aurivillius nicht berücksichtigt worden sind. In der Spalte für Spitzbergen sind mehrere Arten : Doris zet- landica A. u. H., Trophon truncatus Ström, Onoba striata Ad., La- cuna pallidula da Cost. ohne Angabe der Quelle mit einem Kreuz versehen, was wohl nur auf einen Druckfehler zurückzuführen ist, da das Kreuz bei andern diesen nahe stehenden Species aus Spitzbergen fehlt. Ein Theil der von Walter und Kükenthal im Jahre 1889 in Ostspitzbergen gesammelten Mollusken, der auch die einzeln vertretenen Arten enthält, sowie die mikroskopischen Präparate sollen dem Museum in Bremen überlassen werden , ein andrer Theil soll an die Museen von Hamburg und Berlin kommen. Berlin, April 1892. Mollusken von Ostspitzbergen, 375 Erklärung der Abbildungen. Tafel 14 Alle Figuren in natürlicher Grösse. Fig. 1. Lacuna glacialis Möllee, schwach vergrössert. „ 2. „ „ Radnla, ^. „ 3. „ „ Operculum, f. „ 4. Äcanthodoris sibirica Aurivillius ; zwei halbe Reihen der Radula, ^^. „ 5. Äcanthodoris sibirica, Häkchen der Lippenscheibe, ^. „ 6. Pleuroleura walteri nov. sp., Spiritusexemplar , schräg von unten gesehen, f. „ 7. Pleuroleura walteri, Mittelzahn und die vier innersten Seitenzähne der Radula, ~. „ 8. Pleuroleura walteri, Seitenzähne; a) die beiden innersten von der Seite; b) die fünf äussersten von oben mit der rudimentären Platte; c) der äusserste Seitenzahn von der Seite und die rudimentäre Platte, ^p. „ 9. Pleuroleura walteri, Kiefer, ausgebreitet von vorn, ^. „ 10. Coryphella stimpsoni Verrill, juv.; Mittelzahn und rechter Seitenzahn aus zwei Gliedern der Radula, — J— . „ 11. Coryphella stimpsoni, adult; zwei Mittelzähne der Radula von der Seite, ^^ . „ 12. Coryphella stimpsoni, Mittelzahn und zwei Seitenzähne derselben Radula von oben, -y. Tafel 15/16. Fig. 1 a — b. Buccinum undulatum Moll. „ 2. „ groenlanäicum Ch., var. fenebrosa G. 0. Sabs. 376 ARTHUR KRAUSE, Mollusken von Ostspitzbergen. Fig. 3. Buccinum angulosum Gtkay. 4. „ „ ein anderes Stück vom Rücken. 5. „ glaciale L., forma intermedia. 6 a — b. „ hydrophanum Hancock, var. elata Fkiele. 7 a — b. „ „ var. tumidula G. 0. Sars. 8 a — b. „ glaciale L., forma bicarinata. 9. „ „ „ forma ecostata. 10. „ „ „ forma ecostata-ecarinata. 11. „ vcniricosum Kibner. 12. „ ciliatum Fabr. 13. „ „ „ ein andres Stück vom Rücken. 14. Trophon clathratus L. Die Lucernariden der Bremer Expedition Dach Ostspitzbergen im Jahre 1889. Nebst Anhang über rudimentäre Tentakel bei Lucernariden. Von Dr. Grr. Antipa. Hierzu Tafel 17 und 18. Vorliegende Arbeit behandelt die Lucernarideu, welche die Herren Prof. W. Kükenthal und Dr. A. Walter während ihrer im Auftrage der Geographischen Gesellschaft zu Bremen unternommenen Expedition nach Ostspitzbergen gesammelt haben. Herr Prof. Kükenthal hatte die Güte, mir das ganze Material zur systematischen, anatomischen und histologischen Bearbeitung zu überlassen ; genanntem Herrn sage ich an dieser Stelle hierfür meinen besten Dank. Laut Tagebuch ihrer Finder wurden die Lucernariden an der Ostküste Spitzbergens gefunden ; besonders häufig traten sie an der Südmündung der Hinloopenstrasse auf, woselbst an einem Tage (29. Juni) ungefähr 50 sehr grosse Exemplare (bis zu 20 cm) an einer einzigen Stelle erbeutet wurden. Später wurden sie noch an verschie- denen Orten in der Zeit zwischen dem 29. Juni und 6. August ge- sammelt. Die Tiefe, in der sie vorkommen, beträgt 10 — 35 Faden. Stets Sassen sie auf steinigem Boden fest , niemals aber auf Algen (die in diesem Gebiete überhaupt sehr spärlich auftreten). Unter den ungefähr 30 Exemplaren, welche die genannten Herren mitgebracht hatten und die mir zur Verfügung standen, unterschied ich drei von einander verschiedene Formen, die zu keiner der bisher bekannten Species gerechnet werden konnten, weshalb ich mich ge- nöthigt sah, dieselben genau zu beschreiben und zu benennen, 378 ^J^- ANTIPA, In ihrem anatomisch - histologischen Bau, hauptsächlich in der inneren Structur der Gonaden, besitzen sie alle drei am meisten Äehn- lichkeit mit der von Sir John Murray im Nord-Atlantischen Ocean zwischen den Fär-Öer und Shetland-Inseln (60,3*^ n. Br., 5,51" w. L. von Greenw) in einer Tiefe von 1080 Meter gefundenen und von Prof. Haeckel in seiner Challenger- Monographie beschriebenen Form Lu- cernaria {Lucernosa) hathypJiüa. Während bei fast allen bis jetzt bekannten Lucernariden und über- haupt bei allen anderen Stauromedusen die Gonaden einen einfachen Bau besitzen und die Genital-Säckchen einfache Drüsen mit eine m einzigen Sinus und Ausführungsgang darstellen, zeigen diejenigen unserer Arten, gerade wie die von Lucernaria {Lucernosa) hathijphila, einen viel verwickeitern Bau: jede Gonade setzt sich nämlich aus zahlreichen getrennten Genitalsäckchen zusammen, die alle gelappte Drüsen darstellen; jedes Genitalsäckchen baut sich aus vielen Fol- likeln auf, die ihrerseits ihren eigenen Sinus und Ausführungsgang besitzen (ausführlichere Beschreibung der Genitalien siehe unten). Da ich diesen Unterschied gegenüber den anderen Lucernarien für einen sehr wichtigen erachte, scheint es mir nöthig, den Begriff der bis jetzt bestehenden Gattung Lucernaria enger zu begrenzen und nach Herrn Prof. Haeckel's ^ ) Vorschlag daneben eine neue Gattung Lucernosa zu begründen. Dann hätten wir: I. Genus: Lucernaria 0. F. Müller (1776). Genus- Diagnose : Lucernaridae ohne Mesogontaschen in d e r S u b u m b r a 1 w a n d der v i e r R a tli a 1 1 a s ch e n u n d o h n e Ran danker oder Rand papillc n. Mit einfacher Structur der Gonaden. II. Genus: Lucernosa, Genus-Diagnose: Lucernaridae ohne Mesongon taschen in d e r S u b u m b r a 1 w a n d der v i e r R a d i a 1 1 a s c h e n u n tl o h n e Randank er oder Randpapillen. Mit zusammengesetzter Structur der Oonaden. Jede Gonade besteht aus sehr zahlreichen getrennten Säckchen, von denen jedes wie- der aus vielen einzelnen Follikeln sich zusammensetzt. Von den drei neuen Arten nannte ich 2 nach ihren Findern : Lucernosa walteri und Lucernosa Jcükenthali, die dritte nach meinem 1) Haeckel, Chall. Med, p. 46. Die Lucernariden der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 379 hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Haeckel, Luccrnosa haecJcelii. — Die beiden ersten sind hauptsächlich durch ihre ungelieure Grösse vor den bis jetzt bekannten Lucernariden ausgezeichnet. Die Gattung Lucernosa würde also aus folgenden vier Arten be- stehen : 1) Lucernosa hathyphila (Haeckel), 2) Lucernosa waltcri, 3) Lucernosa hülcenthali und 4) Lucernosa haecJceli. Bei der folgenden Behandlung der 3 neuen Arten in systematisch- anatomisch und histologischer Hinsicht werde ich zwar von jeder Species eine Beschreibung geben, allein aus practischcn Gründen nur der Lucernosa walteri eine ausführliche Darstellung widmen. Während der Beschreibung werde ich Haeckel's Terminologie anwenden und mich bemühen, den Gang der Darstellung in seiner Mo- nographie der Medusen zu folgen. Beim Studium der Histologie bediente ich mich folgender tech- nischen Methoden: zur Färbung wurden Pikro- und Beale's Carmin benützt, die sich als die geeignetsten Mittel erwiesen ; nicht weniger gute Resultate gaben Osmiumsäure und Goldchlorid, welch letzteres ich nach zwei verschiedenen Verfahren anwendete, nämlich nach dem von LöwiT und demjenigen von Viallanes. — Zum Studium der einzelnen Zellen der Epithelien musste ich mich verschiedener Ma- ce rationsverfahren bedienen, zu welchem Zwecke hauptsächlich die von R. und 0. Hertwig bei anderen Medusen angewendeten Me- thoden (0,05 'Vo Osmiumsäure 1 Th., 0,2'»/.. Essigsäure 1 Th.) die besten Erfolge gaben. — Eingebettet wurde stets in Paraffin. I. Lucernosa walteri n, sp. (Taf. 17, Fig. 1-9.) Species - Diagnose : Schirm becherförmig, etwas höher als breit. Schirmstiel rund, einkamm erig, etwas kürzer als die Schirmhöhe, mit vier starken linearen, inter- radialen Längsmuskeln. — Acht Arme, paarweise ver- bunden. — Die vier perradialen Buchten des Schirm- randes zwei Mal so breit wie die vier inte r radialen. — Jeder Arm mit 700 — 750 Tentakeln. — Acht breite lanzettförmigeGonaden, bis zum Ende der Arme rei- chend. Der Schirmstiel geht direct in den Schirm über ohne Strictura pylorica. Specielle Beschreibung. Diese Art zeichnet sich haupt- sächlich durch ihre ungeheure Grösse aus : während die Lucernaria 880 GK- ANTIPA, pyramiädlis (Haeckel), die bis jetzt als die grösste galt, einen Ver- ticaldiameter von 90 — 100 mm (mit Stiel) hatte, besitzt unsere Art einen Verticaldiameter von 150—160 mm und einen Horizoutaldiameter von 55 — 60 mm, sie ist also ungefähr noch ein halb Mal so gross wie die erste. Wenn man noch dazu rechnet, dass die Exemplare, die mir zur Verfügung standen, in Folge der Conservirung im Alcohol sehr stark zusammengezogen waren, so müssen die lebenden Individuen einen viel grösseren Umfang gehabt haben. Wie die Zeichnungen nach den lebenden Thieren von Prof. Kükentiial zeigen, besassen diese im vollkommen ausgestreckten Zustande einen Verticaldiameter von ungefähr 20 cm. Die Farbe war hellbräunlich. Der Schirm (Urabrella) besteht auch hier wie bei allen Lucer- nariden aus dem eigentlichen Schirm (Becher, Calyx) und aus dem Schirm stiel. Beide sind nicht scharf von einander getrennt (keine Strictura pylorica), sondern gehen allmählich in einander über. Der Schirmstiel (Pedunculus) ist rund und hat eine Höhe von 70 — 75 mm ; er besitzt ungefähr die Form eines abgeschnittenen Kegels, dessen Basis (ungefähr 20 mm dick) die Anheftungsstelle und dessen obere Endfläche die aborale Fuss platte ist. — Diese letztere mit einem ungefähren Durchmesser von 10 mm breitet sich nicht über die Wandung des Stiels hinaus; an ihrer Oberfläche bemerkt man zahl- reiche Furchen , von denen die vier interradialcn breiter und tiefer sind und dadurch stärker hervortreten. Die Zellen ihres Ecto der ms sind eigenthümlich modificirt , indem sie viel höher als die andern Ectodermzellen der Exumbrella sind ; sie zeigen einen körnigen Inhalt, stellen also Drüsen dar, die wahrscheinlich den Klebstoff secerniren, mit dessen Hülfe die Thiere sich am Meeresboden etc. festheften. Die Gallerte unter dem Ectoderm ist dünn. Der einkammerige Schirmstiel trägt auf seiner Wand die vier interradialen Gastral- T ä n i o 1 e n , welche durch ein sehr dünnes Gal- lertplättchen und durch das Entodermepithel angeheftet sind. Die Täniolen bestehen meistentheils aus Gallerte und sind aussen vom Entoderm des Stieldarmcs überkleidet, während sie in ihrer Mitte je einen starken, linearen Längsmuskel des Stieles einschliessen. — Auf einem Querschnitt zeigen sie ungefähr eine birnförmige Gestalt (Fig. 2, Tafel 1) mit einer Breite von 2,0 — 2,5 mm. Sie verlaufen von der Ansatzstelle des Stieles bis oben unter die Fussplatte, wo sie sich alle zusammen in einem Punkte gerade in der Mitte derselben treffen. Die Art und Weise, wie sich die Muskelplatte in einer Täniole Die Lucernariden der Bremer Expedition nacli Ostspitzbergen. 381 auf der Gallerte ausbreitet, verdeutlicht uns am besten ein Querschnitt durch eine derselben (Fig. 2, Taf. 17). — Die Gallerte enthält grosse Spalten mit dendritisch sich verzweigenden Wänden, auf welche sich die Muskelplatte auflegt. Die letztere besteht aus dünnen (1,5 //) Fäserchen , welche kleine Kerne (0,5—0,6 //) enthalten. Bei starker Vergrösserung sieht man, dass diese Spalten in der Gallerte nicht leer sind, sondern in ihrer Mitte (Fig. 3, Taf. 17) Zellen mit grossen Kernen enthalten (1,67 /O- Diese Zellen hat auch Haeckel bei der Lucer- nosa hathyphila beschrieben und sie als „Epithelmuskelzellen der Exumbrella, welche von deren Aussenfläche in die Gallertleiste centri- petal eingewandert sind''^) etc., betrachtet. An der Seite nach der Stiel- wand zu faltet sich die Muskelplatte sehr stark, so dass sie hier einen richtigen dicken Längsmuskelstrang bildet , der von dünnen Gallert- plättchen durchdrungen ist (Fig. 2, Taf. 17 ms). Der Becher ist unten am Rande am breitesten (60— 65 mm), wird allmählich nach oben zu immer dünner und geht schliesslich ohne eine scharfe Grenze in den conischen Stiel über. Er ist höher (85 — 90 mm) als breit und etwas höher als der Schirmstiel. — Das Ecto- derni der Exumbrella (Fig. 4, Taf. 17) sowohl wie das des Stieles hat überall eine ziemlich gleichmässige Dicke (35 (.l) und besteht aus zwei Schichten: 1) einer dicken (1,6 /<) Cuticula, die von der Ober- fläche gesehen als aus dünnen Stäbchen bestehend sich erweist (sonst stimmt sie in ihrer Structur mit der von Kling bei Craterolophus tetJiys beschriebenen überein) und 2) aus der darunter befindlichen Epithelschicht; dieselbe setzt sich zusammen aus (32 — 34/0 langen, sehr dünnen Zellen, welche oben gleich unter der Cuticula und da, wo die Kerne liegen, relativ breit sind, während sie zwischen diesen beiden Stellen einen Durchmesser von 1,0 — 1,5 f.L haben und schliess- lich unterhalb der Kernlage fast spitz enden. Die Kerne selbst liegen gewöhnlich etwas unterhalb der Mitte der Zelle, befinden sich nicht alle in derselben Höhe, öfter trifi"t man sie tiefer, selten höher an ; sie haben einen Durchmesser von 3,3 f.L und enthalten einen Nucleolus von 0,5 (.1. Drüsenzellen findet man hier seltener. — Zwischen den Epithelzellen treten viele Nesselkapseln auf, die eine in der Längs- axe seitlich comprimirte ovale Form zeigen und sehr stark in ihrer Grösse variiren (zwischen 7 — 8 /< hoch und 3 — 4 /< dick), jedenfalls aber viel kürzer als die anderen Zellen sind. — Sie können überall liegen, sowohl ganz nahe an der Cuticula wie auch tief im Epithel 1) Haeckel, Challeug. Med., p, 47, tab. 17, fig. 14 g. SSä GR. ANTirA, eingegraben. Gewöhnlich läuft ihre Längsaxe parallel derjenigen der anderen Zellen, zuweilen steht sie aber auch senkrecht zu dieser (Fig. 4, Taf. 17 Nz). Die Gallerte hat eine ganz variable Dicke, man kann nur sagen, dass sie im allgemeinen dünn, aber fest ist. Sie wird von grossen elastischen Fasern durchzogen, welche (wie überall) vom Entoderm zum Ectoderm verlaufen und in der Mitte eine gleichmässige Dicke (3—4 n) haben, während sie nach den Enden hin (unter den beiden Schichten) allmählich dünner werden und sich schliesslich in viele feine Fäser- chen spalten ; letztere dringen in das Ectoderm und Entoderm ein. — Subumbrella. Das ectodermale Epithel der Subum- brella unterscheidet sich ziemlich von demjenigen der Exumbrella. Die Cuticula ist viel dünner, höchstens 1 n, und die einzelnen Zellen sind viel kleiner (25 /< hoch) und breiter (3,4 (.i). Drüsenzellen sind sehr stark verbreitet. — Am Schirmrand und über den Genitalien haupt- sächlich findet man grosse (bis zu 0,4 mm) in das Mesoderm einge- sunkene Nesselapparate oder -Batterien (Fig. 7, Taf. 17 NB). Inner- halb einer Batterie kann man die Nesselkapseln in allen Entwicklungs- stadien verfolgen; man sieht z. B. grosse Zellen, die eine noch ganz kleine Nesselkapsel enthalten, dann daneben grosse, vollständig ent- wickelte Kapseln , wo der Zellinhalt und Zellkern nur noch als ein äusserer Beleg der Kapselwand aufsitzt (sonst stimmen sie ganz voll- kommen mit denjenigen überein, die Kling bei Craterolophus tethys ausführlicher beschrieben hat). Die Musculatur der Subumbrella besteht auch hier wie bei der L. hathyphila und überhaupt bei allen anderen Lucernariden: 1) aus den acht breiten (2,5 mm) und starken Längsmuskeln (Fig. 1, Taf. 17 LM), die, sich in ihrem Verlauf zu zwei vereinigend, in die Täniolen des Schirmstieles eindringen und da die vorher schon be- schriebenen Stielmuskeln bilden; und 2) aus den schwächeren und schmäleren (1 mm) Randmuskeln (Fig. 1, Taf. 17 RM). — Die Muskelplatte liegt ursprünglich unter dem Ectodermepithel , all- mählich aber dringt sie in die Gallerte hinein, und zwar in einer Weise, die sich gerade an unserer Art sehr gut verfolgen lässt. Ein Querschnitt durch einen Längsmuskel (Fig. 6, Taf. 17 a, 6, c, d) zeigt uns, dass die Muskelfasern, gerade so wie in den Stielmuskeln, lauter kleinen dendritisch sich verzweigenden Gallertplättchen aufliegen; an den beiden Rändern des Muskels stellen diese Plättchen nur einzelne kleine Erhebungen der Gallertschicht dar, auf deren Oberfläche die Muskelfasern einreihig sich ausbreiten, nach aussen hin von den» Die Lucernariden der Bremer Expedition nach Üstspitzbergen. 383 Ectodermepithel überzogen (Fig. 6 a, b). Je mehr man aber nach der Mitte des Muskels zu geht, werden diese Erhebungen immer grösser und bilden immer zahlreichere, längere und dünnere Verästelungen, die allmählich anfangen, unter einander zu anastomosiren (Fig. 6 c). In Folge dessen gelangen Fasern, die ursprünglich auf der Ober- fläche der Gallerte lagen, mitten in dieselbe hinein. Die Anastomosen werden immer zahlreicher, so dass man schliesslich in der Mitte des Muskels (gerade wie in den Stielmuskeln) ein dichtes, schwammähnliches Netzwerk von Gallerte findet, auf dessen Wänden die kleinen Muskel- fasern aufliegen (Fig. Q d) oder besser: es wird ein Muskelstrang ge- bildet, der von einem Netzwerk von Gallerte durchdrungen ist. Beim Randmuskel sind die Verhältnisse in sofern einfacher, als die verschiedenen Aestchen der Dendriten nicht mit einander anasto- mosiren, sondern auf dem Stadium bleiben, wie es in Fig. 6, Taf. 17 a, & für den Längsmuskel dargestellt ist. Zwischen den Aestchen der dendritischen Figuren findet man massenhaft grosse Kerne zerstreut, von denen ich direct nicht sicher bestimmen konnte, ob sie den bauchigen Theil der Muskelfaser oder ob sie ähnlichen Zellen angehören wie diejenigen, die unter den Stiel- muskeln zerstreut sind, und die, wie schon oben bemerkt wurde, als Ectodermzellen betrachtet werden (Haeckel). — Verschiedene Gründe aber, wie zum Beispiel ihre Grösse, ihre Lage (die manchmal ganz weit von den Muskelfasern sein kann) und andere sprechen zu Gunsten der zweiten Auffassung der Natur dieser Kerne. — Die einzelnen Fasern, welche die Muskelplatte zusammensetzen, sind sehr lang und dünn (höchstens 1 f.i) und enthalten in ihrer Mitte einen, manchmal auch zwei bis zu 2 fi grosse Kerne (Fig. 5, Taf. 17). Die Schirmhöhle ist beinahe cylindrisch; vom Grunde derselben erheben sich interradial die vier conischen, mit Ectoderm austape- zirten Tric hterhöhl en. Sie gehen ein wenig bis über die Basis des Stiels hinauf, wo sie sich etwas in die Täniolen hinein ziehen; ihre Breite (an der Basis des Kegels gemessen) verhält sich zur Länge wie 2:3 (35 mm lang und 24 mm breit). — Mit diesen alterniren die vier M e so gon falten; sie sind hier allerdings kräftig, wölben sich aber nicht aus (wie schon in der Genusdiagnose hervorgehoben wurde), um die vier Mesogontaschen zu bilden. Rings um den Schirmrand geht eine kleine, wenig tiefe Furche (die Randfurche), die einigermaasseu die Grenze zwischen Exum- brella und Subumbrella bildet. Die acht hohlen ad radialen Ra n d läppen (Ar m e) sind ^84 ^R- ANTIPA, hier stark entwickelt und mit einander paarweise verbunden. Die vier perradialen Buchten des Schirmrandes sind 2 Mal so breit und 2 Mal so tief wie die vier interradialen. — Jeder der acht Rand- lappen hat eine ungefähr dreieckig pyramidale Form und trägt an seiner Spitze ein Büschel von 700 — 750 kleinen Succursaltentakeln. Die einzelnen Tentakel haben eine Länge von ungefähr G,5 mm und in ihrer Mitte einen Diameter von 0,2 mm, nach ihrer Spitze zu aber werden sie immer dünner und endigen schliesslich mit je einem Nesselknopf, dessen Diameter 0,3 mm beträgt; an ihrem proximalen Theil sind alle Tentakel mit einander zusammengekittet.- Was den feineren Bau der einzelnen Tentakel betrifft, so stimmen sie darin mit den von Haeckel bei Lucernosa bathyphüa beschrie- benen übereiu, dass sie am Ende ihres Canales einen Pfropfen enthalten, der aus einem Complex von Zellen besteht und den Haeckel Axenkeil nennt, unterscheiden sich aber dadurch von den Ten- takeln der oben genannten Art, dass sie keine saugnapfähnliche Um- wandlung am Ende des Knopfes besitzen. — Von Principaltentakeln habe ich bei keinem der untersuchten Exemplare irgend eine Spur finden können. Mitten in der Schirmhöhle hängt das vierkantige Mund röhr, (las doppelt so breit (14 mm) wie lang (8 mm) ist. Seine Ränder sind stark gefaltet, und die Spitzen der vier perradialen Kanten dehnen sich in vier längere Zipfel aus. Das Mundrohr führt in den langen, cylindrischen oder vierseitig pyramidalen Centralmagen ; dieser ist ungefähr noch Va Mal so hoch wie breit (35 mm hoch, 22 mm breit) und geht oben allmäh- lich (ohne eine Strictura pylorica) in den Stielmagen über; seitlich führt er durch die vier hohen (35 mm) und breiten perra- dialen Gastralostien in die vier Radialtaschen. — Diese letzteren sind wie bei allen Lucernariden durch die vier Septen von einander getrennt und communiciren nur am Schirmrande mit einander durch die vier engen (4 mm) Circularostien. Die Gastralf ilamente (Fig. 1, Taf. 11 gf) sind sehr zahl- reich und sehr stark entwickelt, so dass sie einen grossen Theil des Centralmagens und das erste Drittel des Stielraagens ausfüllen. Sie können eine Länge bis über 30 mm und eine Breite von 1 mm er- langen. Sie sitzen in acht Reihen auf den freien Rändern der Geni- talien und zwar an der Stelle, wo die Trichterwand sich an diese an- legt. Je mehr man nach oben geht, desto enger und spitzer werden die Trichterhöhlen, so dass sich deren Ränder und die auf denselben Die Lucernariden der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 335 sitzenden Filamentreihen immer mehr den Iiiterradien nähern. Schliess- lich vereinigen sich je zwei Filamentreihen zu einer, und einreihig steigen sie nun auf die Täniolen bis ungefähr 1/3 fler Stiellänge in die Höhe. Nach unten dehnen sie sich nicht tiefer aus als die Grenzen der Gastralostien. Als Mageninlialt fand ich neben den Geschlechtsproducten merk- würdiger Weise bis über 2 cm grosse Muscheln {Pecten, Saxicava etc.), bei denen sowohl die Weichtheile wie die Schale halb verdaut aus- sahen. Ebenfalls traf ich kleine Ophiuriden an, von deren Armen ich kleine halbvei'daute Stücke bis tief in die Radialtaschen hinein vor- fand. Fs wäre sehr interessant, die physiologisch-chemischen Processe, die hier vor sich gehen, kennen zu lernen. Die acht Gonaden (Fig. 1, Taf. 17 Gon) sind lange und breite liinzettförmige, quergefaltete Bänder. Sie haben (mit den Falten ge- messen) eine Länge von ungefähr 70 mm und als grösste Breite in der Mitte 14 — 17 mm, an ihren beiden Enden werden sie immer schmäler und gehen nach unten zu tief in die Arme hinein, bis nahe an die Basis der Tentakel ; oben reichen sie bis zur Spitze der Trichter- höhlen, resp. bis zur Ansatzstelle des Stieles. Sie liegen wie bei allen anderen Stauromedusen in der Subumbral- wand der Radialtaschen und stimmen, wie schon hervorgehoben, in ihrer ganzen feineren Structur mit den von Haeckel bei der Tiefsee- form Lucernosa hathyphila beschriebenen überein. Auf der Seite nach den Radialtaschen zu besitzen sie auf der Oberfläche viele Hunderte von kleinen, verschieden geformten (rund oder polygonal) und ver- schieden grossen (bis zu 2 mm) Wärzchen, die sich gegenseitig so an einander drängen, dass eine Art Pflaster entsteht ; dies sind die kleinen Genital-Säckchen (Sacculi genitales). Für das genaue Studium der inneren Structur habe ich haupt- sächlich Quer- und Flächenschnitte benutzt, um durch das fortwäh- rende Combiniren dieser beiden Arten von Bildern die Verhältnisse richtig beurtheilen zu können. — Als Färbemittel gab unter anderen die besten Resultate das Pikrocarmin. Wenn wir uns zuerst einen Querschnitt durch ein Genitalsäckchen, sei es männlich oder weiblich , betrachten , so finden wir vor allen Dingen , dass es in beiden Fällen gleich gebaut ist. — Auf der her- vorgewölbten Seite ist es vom Entodermepithel der Radialtasche, auf der anderen glatten Seite vom Ectodermepithel der Subumbrella resp. Trichterhöhle bedeckt. Zwischen diesen beiden Schichten verdickt sich die Gallerte mächtig (bis zu einer Dicke von 0,4 mm), und in ihr §86 öR. ANTIPA, liegen nun die eigentlichen Genitaldrüsen eingebettet; diese Genital- drüseu (Folliculi genitales), die entweder einfach oder in ihrem oberen Ende ramificirt sein können (Fig. 7, 8 und 9, Taf. 11 F) treten hier in grosser Zahl auf (ich habe auf einem einzigen Schnitt bis zu 20 zählen können). Jeder Follikel enthält in seiner Mitte eine Höhle, den Sinulus, dessen Wand auch hier wie bei Craterolophus {0. und R. Hertwig) und Lucernaria campanulata (Claus) nach der Ento- dermseite aus einer dicken Epithelschicht gebildet wird, welche das erzeugende Element darstellt. Die untere Wand, nach der Ectoderm- seite zu, bleibt stets nur ein dünnes, einschichtiges Plättchen, das nie- mals ein Keimepithel erzeugt. — Der Sinulus eines jeden Follikels führt durch einen eigenen Ausführungsgang (Ductulus) in einen allge- meinen Sinus. Die Ductuli sind breite Canäle mit engem Lumen, deren Diameter 36 /< erreichen können und deren Wand von einer einreihigen Zellschicht gebildet wird. Ihre Länge kann ganz ver- schieden sein (einen Schnitt durch einen Ductulus zeigt uns Fig. 8, Taf. 17). Von dem allgemeinen Sinus werden die Geschlechtsproducte durch den allgemeinen Ausführungsgaug (Ductus) in die Radialtasche hineingeführt, wo man sie, wie ich vorhin erwähnte, massenhaft antrifft. Wir ersehen daraus, dass hier gerade so wie bei der Lucernosa haihypMla jedes Geschlechtssäckchen eine gelappte Drüse vorstellt, im Gegensatz zu allen anderen Lucernariden und überhau])t zu allen Stauromedusen ; bei diesen ist die Gonade immer nur eine einfache Drüse. Lucernosa kükenthali n. sp, (Taf. 18, Fig. 10 und 11.) Species-Diagnose : Schirm becherförmig, etwas höh er als breit. Schirmstiel rund, einkammerig, ungefähr ge- rade so gross wie die Schirm höhe, mit vier starken linearen, interr ^dialen Längsmuskeln. Acht Arme paarweise verbunden; die vier j) er radialen Buchten des Schirmrandes dreimal so breit und dreimal so tief wie die vier interradialen. Jeder Arm mit 800—850 Ten- takeln. Acht schmale 1 a n z e 1 1 f ö i- m i g e G o n a d e n , bis zum Ende der Arme reichend. Keine scharfe Grenze zwi- schen Schirm stiel und Schirm. Specielle Beschreibung. Gerade wie die vorige Art zeichnet sich auch diese durch ihre ungeheure Grösse aus. Die Länge des ganzen untersuchten Exem- Die Lncernariden der Bremer Expedition nach Ostspitzbergeti. 38? plares (mit Stiel) betrug zwischen 150—160 mm; die Breite (an der breitetsten Stelle des Schirmes gemessen) zwischen 55— CO mm; auch hier aber wie bei der anderen Art muss ich hervorheben, dass die Thiere in Folge der Conservirung im Alcohol sehr stark zusammenge- zogen waren und dass sie in Natur eine viel bedeutendere Grösse ge- habt haben müssen. Lucernosa hüJcenthali steht in ihrer Organisation mitten zwischen der Lucernosa hathyphila und Lucernosa walteri. In der äusseren Form und Grösse sowohl des Schirmes wie auch des Schirmstieles, in ihren lanzettförmigen Gonaden, die bis tief in die Arme hineingehen, in der Form der Tentakel und vielen anderen kleinen Merkmalen stimmt sie mit der Lucernosa walteri überein ; andererseits nähert sie sich durch ihren Schirmrand der Lucernosa hathyphila, wo ebenso wie bei unserer Art die vier perradialen Buchten des Schirmrandes 3 Mal so breit und 3 Mal so tief sind wie die vier interradialen. Die Form des ganzen Thieres (Fig. 10, Taf. 18) ist glockenförmig, beinahe conisch ; eine Grenze zwischen Schirm (Becher) und Schirm- stiel existirt gar nicht, sondern beide gehen unbemerkt in einander über, so dass es schwer zu sagen ist, wo der eine anfängt und wo der andere aufhört. Der Becher ist ungefähr gerade so hoch wie der Schirmstiel und etwas höher als breit. Der Schirmstiel ist conisch, einkammerig und besitzt an seiner Basis (wenn wir die Stelle, wo die Gonaden und Trichterhöhlen auf- hören, als Grenze zwischen Schirm und Schirmstiel betrachten) einen Diameter von 30—35 mm; nach oben wird er immer dünner und endet mit der Fussplatte (10—12 mm breit). Die T an i ölen des Schirmstieles sind rund und etwas dicker als bei der anderen Art (3 — 5 mm); sie enthalten in ihrer Mitte die vier starken interradialen Längsmuskeln. Die Gallerte, sowohl die des Stieles wie die des Bechers, ist bedeutend dicker als bei der vorigen Art (bis zu 1 mm). Die acht Rand musk ein sind schmale, aber feste Stränge, wäh- rend die acht Längsmuskeln viel breiter sind und sich ziemlich nahe am Schirmrand (ungefähr in der Ebene der perradialen Buchten) zu zweien vereinigen. — In ihrem feineren Bau stimmen sie mit denen von Lucernosa walteri vollkommen überein. Die von der Schirm höhle ausgehenden Tr ich te r höhlen sind relativ kurze (28 mm) und breite (18 mm) Kegel, die hier nicht Zool. Jahrb. VI. Äbth. f. Syst. 26 388 GR. ANTIPA, mehr so hoch nach der aboralen Seite zu steigen wie bei der andern Art; auch keilen sie sich gar nicht in die Täniolen hinein wie dort. Die acht hohlen adrialen Randlappen (Arme) treten sehr weit aus dem Schirmrand hervor, indem sie paarweise mit einander verbunden sind, so dass die vier perradialen Buchten des Schirmrandes dreimal so breit und dreimal so tief wie die vier interradialen sind. Jeder Arm hat mindestens 800—850 Tentakel. Die Tentakel stimmen mit denen you Lucernosa walteri sowohl durch den Besitz eines Axentheils wie durch das Fehlen einer saug- napfähnlichen Umwandlung der Knopfspitze überein, unterscheiden sich nur dadurch, dass sie etwas dünner (150 ^i) und länger als dort sind. Principaltentakel sind nicht vorhanden. Mund röhr viereckig pyramidal, beinahe prismatisch, ungefähr gerade so hoch wie breit (am Rande gemessen); die Basis ist etwas breiter (18 mm). Der Magen ist bis zu den Spitzen der Trichterhöhlen cylindrisch (Durchmesser etwa 30 mm), von hier ab steigt er kegelförmig im Stiel in die Höhe, doch ist eine scharfe Grenze zwischen Hauptmagen und Stielmagen nicht festzulegen. — Die Gastralostien sind weite (15 mm) und kurze (25 mm) Oeffnungen. Die Gastralfi- lamente sind dünn und gekräuselt; sie legen sich auch hier auf die Ränder der Gastralostien, steigen aber nie wie bei der Lucernosa walteri über die Spitzen der Trichterhöhlen hinaus. Die Gonaden stellen acht enge, lanzettförmige, in Querfalten gelegte Bänder dar. In ihrer Mitte erreichen sie eine Breite bis zu 10 mm, nach den Enden zu nehmen sie plötzlich ab ; unten entfernen sich die Enden zweier demselben Interradius angehörenden Gonaden und dringen mit einer Breite von kaum 2 mm tief in die Arme hinein (bis an die Basis der Tentakel). Oben werden sie ebenso so dünn, entfernen sich aber nicht von einander, sondern gehen zusammen bis an die Spitze der Trichterhöhle. In ihrem feineren Bau stimmen sie mit denen von L. walteri vollständig überein, wie die Fig. 11, Taf. 18 (einen Querschnitt durch eine männliche Gonade darstellend) uns zeigt. Lucernosa haeckeli, n, sp, (Taf. 18, Fig. 12—14.) Species- Diagnose: Schirm glockenförmig. Becher unge fähr Va so breit wie hoch. — Schirmstiel conisch ein- kammerig, kaum Vs von der ganzen Höhe des Schirmes. Die Lucernariden der Bremer Expeditioji nach Ostspitzbergen. 389 Mit vier linearen interradialen Längsmuskeln. Acht Arme paarweise verbunden. Die vier perradialen Buchten des Schirmrandes nur etwas breiter und tiefer als die vier interradialen. Jeder Arm mit 80 — 90 Ten- takeln. Acht ausserordentlich breite Gonaden, die sich in den Perradien, am Eingang in die Rad ialkamraern , übereinander legen; vom Schirmrand durch einen brei- ten Zwischenraum getrennt, nicht aber vom Stielansatz. Specielle Beschreibung. Während die beiden anderen Arten unter einander grosse Aehn- lichkeit zeigen, entfernt sich diese ganz gewaltig davon, sowohl durch ihre äussere Form wie durch die Grössenverhältnisse der verschiedenen Organe. Am nächsten steht sie der Lucernosa hathyphila^ der sie sich durch ihren im Verhältniss zum Schirm kurzen Stiel, durch die Form und Lage ihrer Gonaden , die ganz weit entfernt sind vom Schirmrand etc. etc., nähert. Sie entfernt sich aber davon durch ihren Schirmrand und viele andere Merkmale. Die äussere Form des ganzen Thieres ist glockenförmig. Der Schirm (ohne Stiel) sieht beinahe oval aus, seine Höhe verhält sich zur Breite ungefähr wie 4 : 3 (Höhe 43—45 mm. Breite in der Mitte gemessen 27 mm). Der Schirmstiel ist conisch, einkammerig und misst kaum ein Drittel der totalen Länge des Thieres (18—20 mm) ; an seiner Basis ist sein Diameter doppelt so gross (12 mm) wie an der Fussplatte (6 mm). — Die Täniolen sind recht dünn (bis zu 1 mm). Die in ihnen ent- haltenen Muskeln bilden in der Mitte derselben einen concentrirten Strang, ungefähr so wie die Zeichnung von Haeokel bei der hathy- phila zeigt. Die acht L^ängsmuskeln sind sehr kräftig und dick, während die sehr schwach entwickelten Randmuskeln kaum hervortreten. Die acht adradialen Hohllappen (Arme) sind in der Art mit einander paarweise verbunden, dass die vier perradialen Buchten des Schirmrandes nur wenig tiefer und breiter wie die vier interradialen^sind. Jeder Arm trägt zwischen 80 und 90 Tentakel. Die Tentakel sind kurz (bis zu 1,5 mm), aber ziemlich dick im Verhältniss zur Länge (150 ^i) und endigen mit dem 0,2 mm dicken Knopf; sie zeigen weder eine Spur vom Axeukeil noch vom Saugnapf. Principaltentakel habe ich auch bei jungen Exemplaren nicht finden können. 26* 390 Cii^- ANTiPÄ, Die Schirmhöhle ist sehr tief, beinahe eiförmig. lu ihrer Mitte hängt das verhältnissmässig lange Mundrohr (10 mm lang und 8 mm breit). Der Rand desselben ist gefaltet, und die vier Spitzen der Kanten sind zu vier Zipfeln ausgezogen. Die Gonaden sind sehr stark entwickelt ; sie stellen acht unge- heuer breite Bänder dar, die eine solche Grösse erreichen, dass die Gonaden zweier benachbarter Interradien sich in der Mitte (im Per- radius) über einander legen und so die ganzen Lagerungsverhältnisse coraplicirter gestalten (weshalb ich auch die Gonaden bei dieser Spe- cies früher als die anderen Organe behandelt habe). — Den in dieser Weise raodificirten Situs kann mau am besten auf einem idealen Querschnitt Fig. 13, Taf. 2 sehen, — Die Gonaden haben eine nahezu viereckige Form; die Länge eines Genitalbandes beträgt 30—31 mm, die Breite oben 12 mm und unten 9 mm. — Sie sind durch einen breiten (3—4 mm von der Mitte der interradialen Buchten gemessen) Zwischenraum vom Schirmrand getrennt. Oben gehen sie bis an den Ansatz des Stieles, woselbst sie nicht spitz, sondern in einer langen geraden Linie endigen. Von dieser Art fand ich unter den 5 Exemplaren, die gesammelt wurden, auch ein junges Exemplar, bei dem hauptsächlich die Art und Weise der Entwicklung der Geschlechtsdrüsen aus dem Entoderm sehr gut zu sehen war (Fig. 14). Auf einer Serie von Querschnitten kann man sehr gut verfolgen, wie aus einer gewissen Stelle das Ento- derm sich in die Gallerte hineingestülpt und die Form einer stark verästelten acinösen Drüse angenommen hat; das Epithel an der Spitze jedes Aestchens besitzt viel grössere Kerne als in den übrigen Theilen und sieht so aus, als ob es stark in Wucherung begriflen wäre. Dieser Theil wird zum Follikel, die kleine Höhle in dessen Mitte zum Sinulus und die anderen Theile entsprechend zum Duc- tulus, Sinus und Ductus. Fig. 14, Taf. 18 zeigt einen Quer- schnitt durch ein derartig junges Geschlechtssäckchen , der gerade durch die Einwucherungsstelle (x) getrolien hat ; in a a sieht man das stärker entwickelte Epithel mit grösserem Kerne und bei h solche quergeschnittene Folliculi. Die Trichterhöhlen sind der ungeheueren Breite der Geni- talien entsprechend auch sehr breit. In Folge der in den Perradien auf einander gelegten Genitalien sind sie nicht aufgeblasen , sondern plattgedrückt, wie es in Fig. 13, Taf. 18 der ideale Querschnitt zeigt, welcher etwas über der Mitte des Körpers hindurchgelegt ist. — An ihrer Basis legen sie sich auf die distalen Enden zweier Gonaden, die Die Lucernaridea der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 391 ein und demselben Interradius angehören, so dass sie also eine Breite wie zwei Gonaden zusammengenommen haben : je mehr sie aber nach oben zu gehen , verlassen sie die Ränder der Gonaden , resp. diese letzteren werden noch etwas breiter, und schliesslich laufen sie quer über diese hinweg. In der Mitte der oberen Gonadenränder endigen sie, nicht aber spitz wie bei den anderen Arten, sondern in einer ge- raden Linie, die ungefähr so lang wie eine Gonade breit ist. Der Central magen ist cylindrisch und geht oben direct in den kurzen conischen Stielmagen über, während die seitlichen Gastral- ostien in Folge der in den Perradien über einander gelegten Go- naden in lange, auf ihre ursprüngliche Lage senkrecht gerichtete Rinnen verwandelt sind. Die Gastralfilamente sind sehr dünn und kurz, aber sehr zahlreich; sie legen sich in einer Linie nur an die oberen Ränder der Gonaden und der Trichterhöhlen an; nach unten zu steigen sie sehr wenig ab. Hiermit wäre die Beschreibung der drei neuen Arten abgeschlossen. Es bleiben nur noch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu einan- der und zu Lucernosa hathyphila innerhalb des neuen Genus Lucer- nosa zu erörtern. Wie ich schon in der speciellen Beschreibung jeder der einzelnen Arten hervorhob, zeigen die zwei ersten (L. walteri und L. Mhenthali) viele und grosse Aehnlichkeiten mit einander, während die andere (L. haecJceli) ganz ditferente Charaktere aufweist. In der Mitte steht die L. bathyphüa, welche einzelne gemeinsame Merkmale sowohl von der einen wie von den anderen in sich vereinigt. Wenn wir diese Verwandtschaftsverhältnisse graphisch darstellen, so erhalten wir folgendes Schema: L haeckeli L. kükenthali Gen. Lucernosa LyL. waUeri \ Lucernosa bathyphila Gen. Lucernaria 392 GR- ANTIPA, Anhang. Ueber das Vorkommen toii rudimentären „Principaltentakeln" bei Lucernariden. (Taf. 18, Fig. 15 und 16.) Innerhalb der beiden Gruppen der Lucernariden, der H a 1 i cl y s t i- den (Eleutherocarpae) und den Halicyatiden (Cleistocarpae) un- terscheidet man, wie bekannt, je eine Abtheilung, die dadurch charak- terisirt ist, dass sie in der Mitte zwischen den acht adradialen Hohl- lappen (Arme), also in den vier Perradien und vier Interradien, am Schirmrande acht besondere Haftapparate (Randanker Haeck., Ancorae marginales Clark, Randpapillen Keferstein und Kling etc.) besitzt. Nach Haeckel sind „diese Randanker der Luceroariden ebenso wie die vier interradialen Sinneskolben der Peromedusen und die vier perradialen Sinneskolben der Cubomedusen aus den acht Principaltentakeln, den Tessera entstanden ; das beweist nicht nur ihre typische Zahl und Lage, sondern auch der Umstand, dass bei ganz jungen Lucernariden die Anker ganz gewöhnlichen Tentakeln gleichen" ^ ). Auch bei den beiden anderen Abtheilungen, wo die Randpapillen für gewöhnlich fehlen, treten sie hin und wieder, hauptsächUch bei jungen Thieren, unregelmässig auf. Kling hat zum Beispiel solche bei Craterolophus tethys beobachtet und in dem Capitel „Randpapillen" beschrieben ^). Während meines Aufenthaltes auf Helgoland (Frühjahr 1890) glückte es mir, an der West-Küste ein Exemplar von einem jungen Craterolophus zu finden, das in der Mitte zwischen den adradialen Armen, also in den Perradien und Interradien, je ein kleines echtes Tentakelchen besass. Sehr wichtig ist es, dass sie nicht überall vor- kommen, sondern nur in der einen Hälfte (also vier im ganzen) ^) — 1) Haeckel, Mouogr. d. Med. p. 384. 2) Kling, 1. c. p. 157. 3) Das Thier wurde in einer wässrigen Lösung von Platinchlorid (1 zu 300 — 400) fixirt, in der es 3 — 4 Stunden gelegen hat, und nach- her mit viel Wasser lange ausgewaschen. Diese Methode erwies sich als die beste zum Fixircn der Lucernarien, sowohl für die Erhaltung der äusseren Form wie auch in histologischer Beziehung. Die Lucernariden der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 393 in vier benachbarten Octauten. Aeusserlicli sind sie von den Succur- saltentakeln nur dadurch zu unterscheiden, dass sie etwas kleiner sind und einen relativ kürzern Stiel als diese besitzen. Sie sitzen in der Raudfurche ; ihre Länge beträgt 0,14 mm. Ihr Stiel ist gerade so gross wie der Knopf selbst und auch gerade so dick wie dieser (85 /k)- In histologischer Beziehung stimmen sie auch sonst ganz voll- kommen mit den Succursaltentakeln überein (vergleiche die histolo- gische Beschreibung der Succursaltentakel bei Craterolophus in Kling's Arbeit, Capitel „Tentakel und Tentakelknöpfe" 0; sie unterscheiden sich von diesen nur dadurch, dass sie keine Musculatur besitzen. Noch merkwürdiger ist, dass einer von diesen Tentakeln an seinem axialen Theil nach der Körperseite zu einen grossen, runden, ein- fachen Pigment fleck besass. Einen ähnlichen Pigmentfleck hat auch Clark an derselben Stelle an einem Randanker bei Haliclystus auricula gefunden. Wenn es sich um die Deutung und Beurtheilung dieser Tentakel handelt, so muss man sagen, dass man es hier mit einem Falle von Atavismus zu thun hat, eine Deutung, zu welcher man noch mehr (wie Kling auch mit Recht, bei Besprechung seiner Randpapillen her- vorhebt) durch den Umstand, dass sie so inconstant auftreten, ge- zwungen wird. — Dieser Befund ist von einer grossen morphologischen Wichtigkeit, da er uns noch einen Beweis mehr dafür liefert, dass d i e Lucernariden von einer Form abstammen, die acht (vier perradiale und vier interradiale) Tentakel am Schirm- rande besass. Jena, November 1890. 1) Kling, 1. c. p. 153. 394 GR. ANTIPA, Literatur, BIeferstein, W., Untersuchungen über niedere Seethiere. I. lieber die Gattung Lucernaria, p. 1 — 26, in: Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 12, 1863. James Clark, H., Prodrom, of the history, structure and physiology of the Order Lucernariae (in : Journ. Bost. Soc. Nat. Hist. March 1863). James Clark, H., Lucernariae and their allies, a memoir on the anat. a. physiol. of Haliclystus auricula and other Lucernarians. Washing- ton, Smithsonian Institution, 1878. Taschenberg, Otto, E., Anatomie, Histologie und Systematik der Cyli- cozoa etc. etc. Halle 1877. KoROTNEFF, A. , Luccrnaria und ihre Stellung im System etc. etc. (rus- sisch). Moscau 1876. — — Histologie de 1' hydre et de la Lucernaire, in : Archives d. Zool. Experim. etc., Tome 5, 1876. Kling, 0., Ueber Craterolophus Tethys. Ein Beitrag z. Anat. u. Histol. d. Lucern., in: Morph. Jahrb. Bd. 5, 1879. Hertwig, 0. u. R., Die Actinien anatom. und histolog. etc., p. 612. Die Geschlechtsorg, der Calycozoen. Craterolophus Tethys, in : Jenai- sche Zeitschr. f. Naturw. Bd. 18, Jena 1879. Haeckel, E. , Monographie der Medusen, 1. und 2. Theil, 1879 — 1881, in: Denkschriften d. Medic. Naturw. Gesellsch. z. Jena. Claus, C, Studien über Polypen und Quallen der Adria, in : Denkschr. d. Math. Naturw. 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Natürliche Grösse. — Das Miuidrohr ist nur mit einigen Linien angedeutet, damit man die Art und Weise sehen kann, wie sich die acht adradialen Längs- muskeln zu vier interradialen vereinigen. — Die Gastralfilamente sind nur auf der linken Seite gezeichnet. — Gon Gonade, In Trichterhöhle, LM Längsmuskel, RM Randmuskel, gf Gastralfilamente, Go Gastralostien, HM Hauptmagen, StM Stielmagen, T Täniole. Fig. 2. L. walteri. Querschnitt durch eine Täniole. Ect Ecto- derm. Eil Entoderm, G Gallerte, Mp Muskelplatte, Ms Muskelstrang, F Gallertfasern, Stw Stielwand. Oc. 2, Obj. A. Camera lue. Vergr. ^^Ii- Pikrocarmin. Fig. 3. L. walteri. Stück aus einem Querschnitt durch die Stiel- wand mit Täniole, stark vergrössert, um die Art und Weise zu zeigen, wie sich die Muskelplatte auf die Gallerte ausbreitet. Mp Muskelplatte, G Gallerte, Ect Ectoderm (?) zellkerne. — Vergrösserung ^^^/,. Oc. 2, Homog. Immersion ^/^g. Cam. lue. Beale's Carmin. Fig. 4. L. Walteri. Ein Stück Ectodermepithel von der Exum- brella. Leicht macerirt, dann mit Beale's Carmin gefärbt. Oc. 2 Ho- mog. Immers. ^I^^- Vergröss. ^"^/j- Cam. lue. Fig. 5. Eine Längsmuskelfaser von L. walteri. Vergr. ^^"/i- Cam. lue. Fig. 6. Vier Stellen von ein und demselben Querschnitt durch einen Längsmuskel von L. walteri. a ganz am Rande, & und c etwas mehr nach der Mitte zu, d gerade in der Mitte). — Die Abbildungen a und 5 sollen zeigen , wie die Muskelplatte , welche ursprünglich auf der Oberfläche der Gallerte, ganz dicht unter dem Epithel liegt (a), all- mählich durch die dendritische Verzweigung der Gallerte (6) sich mit dieser immer mehr ausbreitet, und tiefer unter das Epithel sinkt; in Figur c erkennt man wie die Dendriten immer grösser werden, ihre Aestchen zu anastomosiren beginnen und dadurch die Muskelplatte von der Gallerte umschlossen wird ; in Fig. d endlich ist die Anastomosirung so weit gegangen, dass die Gallerte das Aussehen eines schwammigen 396 ^^- ANTIPA, Die Lucernariden der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. Körpers angenommen hat, dessen Wände mit der Muskelplatte tapezirt sind. Das ganze stellt also hier einen in die Gallerte eingebetteten Muskelstrang dar. — m Muskelplatte, G Gallerte. Fig. 7. Querschnitt durch ein Stück Gonade (2 Säckchen) von L. walteri. F Follikel, Fq Querschnitte durch dieselben, s Sinulus, sq Quer- schnitte durch dieselben, NB Nesselbatterie, G Gallerte. Vergr. 71. Cam. lue. Pikrocarmin. Fig. 8. Querschnitt durch ein Genitalsäckchen. Dctl Ductulus. Vergr. 71. Cam. lue. Pikrocarmin. Fig. 9. Flächenschnitt durch ein Genitalsäckchen bei L. walteri von der Seite der Radialtasche her ausgeführt, s Sinulus, Spmz Sperma- mutterzellen, Sp Sperma, F FoUiculus, G Gallerte. Vergr. ^i/^. Taf. 18. Fig. 10. Interradialer Längsschnitt durch Lucernosa Jcükenthali. Natürl. Gr. Fig. 11. L. kükenthali, Querschnitt durch ein Genitalsäckchen, NB Nesselblatt, G Gallerte, F Follikel, s Sinulus, d Ductulus, Fq durchge- schnittene Follikel. Vergr. ^'/i- Cam. lue. Pikrocarmin. Fig. 12. Interrad. Längsschnitt d. L. haeckeli. V2 ^^^^ ^^^' grössert. Fig. 13. Idealer Querschnitt durch L. haeckeli in der Ebene aa (Fig. 12) (etwas über dem Eingang in den Centralmagen) um den durch die ungeheure Breite der Genitalien gestörten Situs zeigen zu können. m Magen, tr Trichter, G Gonade, pp Perradien, ii Interrad., 00 die Stelle in den Perradien, wo sich die Gonaden über einander legen und so den Eingang in die Radialtaschen (die Gastralostien) in eine Art Rinne verwandeln. Fig. 14. L. haeckeli, Querschnitt durch ein junges Genitalsäckchen, um die Entstehung der Geschlechtsfollikel etc. zu zeigen. Ent Ento- derm, G Gallerte, Ec Ectoderm, x die Stelle, wo sich das Entoderm in die Gallerte einstülpt , a Anfangsstadien von Follikeln, b Durchschnitt durch dieselben, s Anfangsstadien von Sinuli. Oc. 2, Obj. A. Cam. lue. (Pikrocarmin). Fig. 15. Junger Craterolophus tethys mit den (nur auf der einen Seite) vier per- und interradialen Principaltentakeln. Fig. 16. Ein Principal-Tentakel, stärker vergrössert, mit dem Pig- mentfleck. Zoologische Ergebnisse der im Jahre 1889 auf Kosten der Bremer Geographischen Gesellschaft von Dr. Willy Kükenthal und Dr. Alfred Walter ausgeführten Expedition nach Ostspitzbergen. Polychäten; Bearbeitet von Dr. Emil von Marenzeller in Wien. Hierzu Tafel 19. Literatur. (1) 1780. Fabbiciüs, O., Fauna groenlandica, Hafniae et Lipsiae. (2) 1820. Savigny, J. C. de, Systeme des Annelides etc., Paris. (3) 1842. Öksted, A. S., Udtog af en Beskrivelse af Grönlands Annu- lata Dorsibranchiata, in: Nat. Tidskrift, (1) Bd. 4. (4) 1843. Öksted, A. S., Grönlands Annulata Dorsibranchiata, in: Kgl. Danske Vidensk. Selsk., naturv.-math. Afd. D. 10, p. 153 —216, m. 8 Taf. (5) 1843. Orsted, A. S., Annulatorum danicorum conspectus, Faso. 1, Maricolae. Havniae. (6) 1843. QuATREFAGEs, A. DE, Description de quelques especes nou- velles d' Annelides errantes recueillies sur les cotes de la Manche, in: Magasin de Zoologie (2). (7) 1843. 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Phyllodoce groenlandica Örst., 5; 19, 20; 28, 29; 3G, 37 ; 83, 84; 85 — 92; 103; 138, 139. Eteone speisbergensis Mgrn., 5. Eteone arctica Mgrn., 43 — 45; ausserdem ganz an der Oberfläche am 3. Juni Abends in der Whalerspointbucht. Nephthyidae: Nephthys caeca F., forma ciliata 0. F. Müll., 39; 40; 41; 44, 45. Hesionidae: Castalia aphroditoides F., 43 — 45. Syllididae: Typosyllis fasciata Mgrn., 8—11; 12, 13; 19, 20; 28, 29; 39; 51; 60, ein geschlechtsreifes Exemplar auch pelagisch am 16. Mai vor dem Hornsund. Typosyllis örstedi Mgrn., 27; 23 — 45. Geschlechtsthier am 17. Mai zwischen dem Hörn- und Beisund. Eusyllis blomstrandi Mgrn., am 17. Juni bei Plat Point ganz an der Oberfläche. Autolytus verrilU Marenz., 85 — 92 ; ferner ^ mit den vorigen. Auto- lytus prismaticus F. cJ, mit den vorigen, dann am 16. Mai ganz an der Oberfläche vor dem Hornsund und am 17. Mai zwischen Hörn- und Beisund, Autolytus sp. $ am 18. Mai ganz an der Oberfläche vor Cap Sitoe SW. von Prinz-Charles- Vorland. Nereidae: iVems ^owa^a Mgrn., 16; 18; 19,20; 23,24; 26; 28, 29; 39; 43—45; 51; 67; 68; 82; 138, 139. Lumbri nereidae: Lumbrinereis fragilis 0. F. Müll., 41 ; 43 bis 45. Onuphiidae: Diopatra conchylega Sars, M., 19,20; 23; 26; 32; 40; 59, 60; 77; 80; 81; 82. Opheliidae: Ophelina acuminata Örst., 40; 41; 83, 84. Scalibregmidae: Scalibregma longisetosum ThJiel, 18 ; 43 bis 45; 72. Sphaerodoridae: Ephesia gracilis B.xt:ukf., 16; 18; 39; 43 bis 45; 60; 126—130. Chloraemidae: Stylarioides plumosus O.F.Müll., 35; 41—45. Stylarioides longisetosus Marenz., 5. Flabelligera afßnis Sars, M., 8 bis 11; 19, 20; 28, 29; 31; 36, 37; 38; 63, 64; 68; 85—92; 103; 111; 138, 139. Brada villosa Rathke, 5; 6; 126 — 130. Brada inhabilis RAraKE, 8—11; 17; 19, 20; 23,24; 36—38; 60; 113; 117—119; 126 bis 130. Brada granulata Mgrü. 8; 19, 20; 23, 24; 94—96; 111; 126—130. 4Ö^ feMiL V. MARENZELLER, Chaetopteridae: Spiochaetopterus typicus Sars, M., 22; 33. Spionidae: Scolecolepis sp., am 3. Juni Abends in der Whales- pointbucht ganz an der OberfläcLe. Spio ßlicornis F., 5. A r i c i i d a e : Aricia armigera 0. E. Müll., 22. Cirratulidae: Cirratulus cirratus 0. F. Müll., 15. Maldanidae: Nicomache lumhricalis F., 58. Ampharetidae: Ampharete gruhei Mgrn., 6. Ampharete arctica Mgrn., 37, 38; 40; 69; 72; 83, 84. Amphicteis gunneri Sars, M., 72. Sahellides horealis Sars, M., 5; 8—11: 85—92; 118; 126—137; 138, 139. Terebellidae: Amphitrite cirrata 0. F. Müll., 67; 126—130. AmpJdtrite affinis Man^. 15; 18; 19, 20; 36, 37; 38; 57; 67; 80. Ni- colea venustula Mont. 8 — 11; 13—16; 138, 139. Scione lobataMoRti., 8—11; 28, 29; 83, 84; 126—130; 138, 139. Axionice flexuosa Gr. 114 — 119; 126 — 130. Leaena ahranchiata Mqrh., 131 — 137. Leucariste albicans Mgrn. 19, 20; 23, 24; 42. Artacama proboscidea Mgrn., 22; 131 — 137. Terebellides stroemi Sars, M., 5 ; 41 ; 83, 84. Sabellidae: Äai>eZ/a /aZ/rim Kr., 46— 50; 51 ; 85-92; 126-130. Potamilla neglecta Mgrn. 46 — 50; 51; 126 — 130. Dasychone infarcta Kr. 19, 20; 23, 24; 26; 28, 29; 36, 37; 38, 39; 49, 50; 51; 57, 58; 59,60; 68; 85 — 92; 93; 107. Chone infundibuUformis Kb., 126—137. Chone duneri Mgrn. 18; 138, 139. Euclione analis Kr., 126 — 130. Euchone papillosa Kr., 5 ; 85 — 92. Serpulidae: Apomatus globifer Tnii^i., 26. Spirorbis spirillum L., Hydroiden und Algen, 25; 28, 29; 43—45; 60; 126—130; 138, 139. Die Ausbeute an Polychäten bestand somit aus 58 Arten. Die Anzahl der Exemplare betrug {Spirorbis nicht eingerechnet) rund 750. Neu für das Meer von Spitzbergen sind: Autolytus verrilli Marenz. (= Stephanosyllis ornata Verrill), Autolytus sp. $, Scalibregma longi- setosum Tiieel, Stylarioides longisetosus Marenz., Scolecolepis sp., Cirratulus cirratus O. F. Müll., Potamilla neglecta Mgrn., Euchone papulosa Sars, M., Apomatus globifer Tiieel. Hiervon wurden mit Ausnahme von drei Arten alle übrigen bereits weiter östlich, im Kari- schen Meere oder im sibirischen Eismeere oder im Beringsmeere auf- gefunden. Jene sind: Autolytus verrilli Marenz., bisher nur von Grönland und Nordamerika bekannt, Autolytus sp. $, vielleicht zu dem „Autolytus prolifer" O. F. Müll. Levinsen's von Grönland gehörig und Scolecolepis sp., wenn nicht identisch mit der als „Nerine vul- garis JoiiNST." von WiREN angeführten und nur kurz beschriebenen Spionide aus der Karasee, die eine von der JoHNSTON'schen verschie- dene Art ist. Da das einzige vorhandene Exemplar nicht gut genug erhalten war, um eine vollständige Diagnose zu geben, unterliess ich die Benennung der anscheinend neuen Art. Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 403 Auszug aus dem Dredsch-Protokoll der Expeditiou in Rücksicht auf die Polychäten-Ausbeute. Tiefe No. Lage Datum Bodenbeschaffenheit in Faden 3,4 Vor Deeviebai (Edge- land) 28. Mai Abgewaschene Schieferrollsteine 12 5 Im Whalespointhafen 2. Juni Reiner, zäher Lehm- mud , ohne Steine oder Tang 3—4 6 do. 6. Juni Reiner Lehmmud 2—3 7 do. 8. Juni do. 2—3 8—11 Vor Deeviebai näher an Whalespoint 9. Juni Kleine Steine, Sand, spärlich Tang ca. 15 12—16 Zwischen Whalespoint und König-Ludwigs- Inseln (Deeviebai) 10. Juni Schieferrollsteine 12—13 17 Vor Abbotsinseln 18. Juni Grauer schmieriger 5—6 (Dianabai) 1 Lehm 18 2 geogr. Meilen nördl. 22. Juni 1 Feiner Lehm mit 55 von den Ryk-Ys-Inseln kleinen Steinen und Muschelschalen 19,20 1 1 geogr. Meilen nord- östl. V. d. Ryk-Ys-Ins. 23. Juni Kleine glattgewa- schene Steine und etwas blauer Mud 65 22 6—7 Meilen südsüd- westlich von Karlsland 25. Juni Feiner gelber Lehm, einige Steine(Diabas) Feuerstein dazw. 140 23,24 3 Meilen östlich von W.-Thymenstrasse 2G. Juni Steine und Mud 40 25 3^ Meilen östlich von der W.-Thymenstrasse do. Blauer Thon 40 26 2| Meilen östlich von Cap Bessels (Barentsld.) 27. Juni Feine glatte Steine 40 27 2 1 Meilen östlich vom Weissen Berge do. Nur Steine 70 28,29 1 Meile nordöstlich von den Bastiansinseln (Süd- mündung der Hinloo- penstrasse) 29. Juni Reiner Steingrund 20 31 In der Nähe der Ba- 30. Juni do. 50 stiansinseln i 32 Noch näher den Ba- do. i Steine mit Mud von 30 stiansinseln , blaugrüuer Farbe, einige kl. Florideen Zool. Jah tb. VI. Abth. f. Syst. 27 404 EMIL V. VIARENZEL LEfe, No. Lage Datum Bodeubeschaffenheit Tiefe in Faden 33, 34 1 Meile südlich von Cap Gjaever (Nordostland) 2. Juli Steine mit Sand 44 35 do. do. Steine mit einigen kleinen Florideen 42 36,37 4 Meilen östlicli von Barentsland 4. Juli Zäher bläulicher Lehm mit kl. Steinen 40—50 38,39 4 Meilen östlich von der W.-Thymenstrasse 4. Juli Lehmmud mit klei- nen Steinen 50 40 4 Meilen ostnordöstlich vom Weissen Berge 7. Juli Steine , dazwischen gelber Mud 60—70 41 Mitte zwischen Weissem Berg und Cap Gjaever do. Steingrund mit dün- nem graubraunem Lehmmud 65 42 Vor der Mündung der Unicornbai 9. Juli Steingrund , etwas graubrauner Lehm 40—45 43—45 1 Meile östlich von den Bastiansinseln 10. Juli Steine mit Muschel- schalen und blauem oder braungrauem Mud 45—50 46-50 ^—1 Meile südöstlich von Friedrich - Franz- Inseln (Hinloopenstr., Südmündung) 12. Juli Reiner Steingrund mit Sand 30 51 Etwas südlicher do. do. 35 57,58 2 Meilen nordöstlich von Cap Melchers 16. Juli Zäher blauer Lehm 36 59,60 2— 3 Meilen östlich von Cap Melchers 17. Juli Steinig 45 63,64 do. 18. Juli Brauner Mud und Steine, auch blauer Lehm 50 67 do. do. Steine mit Lehm 40—50 68, 69 Mitte der Olgastrasse (Weisser Berg NW. z. W. 1 W.) (K.-Karlsland NO. z. 0.) do. Reine Steine 70^ 72 Mitte der Olgastrasse 21. Juli Gelbor Lehm 70 76 3 Meilen östlich von Barentsland 24. Juli Feiner Steingrund 50 77 do. do. do. 45 80 Weiter östlich 25. Juli Steine u. gelb. Lehm 80 81 Mitte der Olgastrasse 26. Juli Steine m. gelb. Mud 110 Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 405 No. Lage Datum Bodenbeschaffenheit Tiefe in Faden 82 83,84 Mitte der Olgastrasse 3^ Meilen östlich von Albrechtsbai 26. Juli 31. Juli Kleine Steine Lehm mit Steinen 95 40 85-87 Albrechtsbai 1. Aug. Steine m. etwasLehm 13 88—92 93 94-96 do. Nahe an Barentsland (Hübnergletscher) Unter Barentsland (Cap Barth) |— 1 Meile ent- fernt do. 3. Aug. 5. Aug. Sandig- steinig Bläulicher zäher Lehm Blauer Lehm mit wenig Steinen 14—15 9-10 17—20 97—109 Vor der Mündung der W.-Thymenstrasse 6. Aug. Sand, feine Steine, einzelne Laminarien und Florideen 8—10 110 111 Albrechtsbai Albrechtsbai, südlicher 7. Aug. do. Feine glatte Steine Steine, Lehm 16 25 113 König-Karls-Inseln 12. Aug. Blaugrau, sandig- thonig 45 114-119 Deeviebai 16. Aug. Steine mit Tang 10 126-129 130 Deeviebai (nahe der Berentine-Insel) do. 22. Aug. do. Steine mit Lami- narien do. 13 15 130-137 do. 23. Aug. do. 13 138, 139 do. 24. Aug. do. 14 Zusätze und kritische Bemerkungen zu einzelnen Arten. Anaitis wahlbergi Malmgren (18) p. 94. Ich sprach mich vor Jahren (25 p. 426) gegen die von Claparede durchgeführte Vereinigung mehrerer Mittelmeer-Phyllodociden mit der Gattung Anaitis Malmoren's, deren Beschreibung in Betreft" gewisser Einzelheiten keinen Vergleich zuliess, aus und empfahl die Gattung Carobia von Quatrefages, weil sie auf der mir bekannten Phyllodoce lugens Ehlers (14) p. 154 errichtet war und alle Merkmale der Cla- PARiJDE'schen Anaitis-Arten enthielt. Von verschiedener Seite (Grube 36 p. 213, Pruvot 45 p. 296) wurde später Anaitis für synonym mit Carohia erklärt, andere Autoren (Langerhans, Mc Intosh, Ver- HiLL, Webster) haben neue Arten beschrieben, über die typische Art wurden jedoch keine weitern Angaben, eine kurze, aber wichtige Be- merkung von Levinsen (40) p. 206 über den Rüssel ausgenommen, 27* 406 EMIL T. MARENZELLER, gemacht. Die mir nun vorliegenden Exemplare ermöglichen es endlich, über das Verhältniss von Anaitis zu Carohia definitiven Aufschluss zu geben. Meine damaligen principiellen Bedenken erfahren jetzt vollständige Begründung. Anaitis ist ein selbständiger Typus, und es ist mehr als fraglich, ob irgend eine der nachträglich eingereihten Arten dazu ge- hört. Der Rüssel allein unterscheidet die MALMGREN'sche Art von den nach Zahl und Stellung der Fühlercirren verwandten Formen. Er ist seitlich seiner ganzen Länge nach mit je zwei Reihen alternirender breit-lanzettlicher Papillen besetzt. Das scheinbar erste Segment trägt drei Fühlercirren, aber zwischen dem zweiten und dritten ist keine Spur eines Ruderrudimentes, nicht einmal eine Acicula vorhanden. Darin liegen die wesentlichen Unterschiede von Carohia. An dem nächstfolgenden Segmente sitzt, wie bei vielen andern Phyllodociden, das vierte Paar Fühlercirren und darunter ein Ruder mit einem blatt- förmigen Bauchcirrus. — Inzwischen hat jedoch die schwebende Frage eine ganz andere Wendung genommen. Es handelt sich gar nicht mehr darum, die Rechte von Anaitis gegen Carohia zu vertheidigeu, indem es sich klar herausstellt, dass letztere die Stelle der ersten und ältesten Gattung der Familie, der Gattung Phyllodoce Sayigny's, usurpirt. Ich folgere dies aus der in den kritischen Punkten ganz genauen jüngsten Beschreibung, welche de St. Joseph (55 p. 280) von Ph. laminosa, der typischen Art, gegeben. Wenn aber, wie es der Fall ist, diese die Charaktere der jungem Gattung Carohia besitzt, so ist letztere nicht mehr zu halten und muss als synonym ein- gezogen werden. Man darf die Gattung Phyllodoce nicht ohne weiteres übersehen oder in einem andern Sinne verwenden als in dem Sa- vigny's. Ich bringe in Erinnerung, dass Savigny (2 p. 42, 43) De- tails würdigte und morphologische Verhältnisse berücksichtigte, auf die man in letzter Zeit die Aufmerksamkeit zu lenken suchte wie auf eine neue Entdeckung. Savigny sah bereits die Ruderrudimente unter den hintern Fühlercirren, und man braucht nur in dem allgemeinen Theil (2 p. 9) die Definition des von ihm eingeführten Ausdruckes „cirres tentaculaires" nachzulesen, um zu erkennen, dass er diese nie für etwas anderes als für Rückencirren hielt. Pruvot (45) ist diese historische Thatsache vollständig entgangen. Ihm eigenthümlich bleiben indess der Versuch der anatomischen Begründung und die Deutung des dritten Fühlercirrus als Bauchcirrus. Diese Auffassung verein- facht die Sache ausserordentlich, und ich selbst sah einmal von einer Phyllodoce lugens Ehlers links den dritten Fühlercirrus, wie gewöhnlich, Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 407 pfriemenförmig, aber rechts trat ein blattförmiger Bauchcirrus wie an allen folgenden Rudern an seine Stelle. Ob man aber auch, wenn die Träger des 2. und 3. Fühlercirrus mit Aciculen versehen sind (z. B. Ph. groenlandica Örst.), den ventralen als Bauchcirrus in Anspruch nehmen darf, lasse ich dahin gestellt. Die 4 Fühler- cirren entsprechen nach Pruvot 3 Segmenten, während man nach Savigny, der zwar die Verschmelzung der Segmente nicht besonders hervorhob, 4 annehmen müsste. Zur Abtrennung von Gattungen reicht die an den erwachsenen Thieren wahrnehmbare Gliederung des auf den Kopf folgenden Körperabschnittes nicht aus. Vielleicht verdient neben der Rüsselbewaffnung der verschiedene Grad der Ausbildung der , an den Fühlercirren tragenden Segmenten auftretenden , Rudi- mente der Ruder mehr Berücksichtigung. Es wird sich dies erst nach Untersuchung einer grössern Anzahl von Individuen einer und der- selben Art mit Sicherheit ergeben, und dann mag man aus der Gat- tung Fhyllodoce Sav. unter neuen Gattungsnamen alles ausscheiden, was nicht streng dem Typus PA. laminosa entspricht. Differenzen kommen vor. So sehe ich beispielsweise bei Fh. groenlandica zwischen dem 2. und 3. Fühlercirrus kein Ruderrudiment, auch keine Borsten, sondern nur in jedem Träger der Fühlercirren eine Acicula eindringen, unter dem 4. Fühlercirrus ein Ruder mit blattförmigem Bauch- cirrus. Bei Fhyllodoce (Änaifis) madeirensis Langerhans (33 p. 307), die von mir nachuntersucht wurde und aus der Gattung Anaitis ent- fernt werden muss, enthalten die Träger des 2. und 3. Fühlercirrus eine Acicula, unter dem 4. Fühlercirrus, der gleichfalls mit einer Acicula versehen ist, sitzen ein ganz kleines Ruderrudiment nur mit einer Acicula und ein blattförmiger Bauchcirrus. Phyllodoce paretti Bl. zeigt wieder genau dieselben Verhältnisse wie Ph. laminosa. Typosyllis oerstedi (Taf. 19, Fig. 1). Geschlechtsthier: Chaetosyllis oerstedi Malmgkbn (19) p. 161. Stammthier : Syllis oerstedi Mgrn.; Thkel (31) p. 40. Das Stammthier von Chaetosyllis oerstedi Mgrn. wurde von Theel in der Karasee aufgefunden, aber nicht eingehender beschrieben, und Syllis oerstedi benannt. Ich behalte diesen Namen bei, weil er bereits eingeführt ist, werde aber weiter unten (p. 416) auseinandersetzen, dass es besser ist, die Benennung eines Geschlechtsthieres nur als eine provisorische zu betrachten und die Uebertragung auf das nachträglich entdeckte Stammthier zu unterlassen. Will man diese Art in eine (Jer LANGERHANs'schen Gattungen einreihen , so muss sie bei Typo- 408 EMIL V. MARENZEF.LER, si/Uis und nicht bei Ehlersia stehen, denn die Borsten haben alle die- selbe Grundform, und nur die Sicheln einiger nehmen eine excessive Länge an. Von dieser Syllidide wurden am 17. Mai 1889 acht Geschlechts- thiere zwischen dem Hörn- und Beisund an der Oberfläche gefischt und ein Stammthier am 27. Juni 2^2 Meilen östlich vom Weissen Berge gedredscht. Die Geschlechtsthiere stimmen untereinander und mit den Angaben Malmgren's vollkommen überein. Das längste war 14 mm lang, ohne Ruder 1,5 mm breit und hatte 44 Segmente. Die Sicheln von 2 — 4 Borsten in jedem Ruder erreichen eine Länge von 0,09—0,102 mm. Von den zwei grössern Aciculen zeichnet sich eine durch besondere Breite aus. Zwei Aftercirren und ein mittlerer kurzer Appendix. Derselbe Charakter der Borsten fand sich auch an einer agamen Syllis^ und es war deshalb leicht, den Zusammenhang herzu- stellen, meine Beschreibung bleibt jedoch lückenhaft, weil dem einzigen Exemplare der unpaare Steinfühler, die ersten Rückencirren und der hintere Theil des Leibes fehlen. Körper ungefärbt, 12mm lang mit 84 Segmenten; im 23. Seg- mente 0,49 mm, im 45. Segmente 0,46 mm, im 66. Segmente 0,42 mm breit. Die Segmente vorn 4V2-nial, dann S^jz-mal und ganz hinten 2 Vs"™^! so breit wie lang. Kopf von Gestalt eines abgestumpften Conus mit abgerundeten Ecken, nicht ganz zweimal so breit wie lang, mit 4 kleinen Augen, die vordem unbedeutend grösser als die hintern; ganz vorn links ein beistrichförmiger Pigmentfleck. Unterfühler an der Basis breit, in ihrem äussern Rande nach der Bauchseite umgeschlagen, um ein Viertel kürzer als der Kopflappen. Fühler und Girren sehr deutlich gegliedert. Die paarigen Stirnfühler zweimal so lang wie der Kopflappen, 14-gliedrig. Das Buccalsegraent fast so lang wie das fol- gende. Der dorsale Fühlercirrus kürzer als die paarigen Stirnfühler, 13-gliedrig, die kürzern ventralen mit 11 Gliedern. Nur die Rücken- cirren der vordersten Ruder etwas länger, als die Segmente breit sind, sonst kürzer. Sie alterniren in der Länge. Die längern haben 21—17, die kürzern 16—13 Glieder. Die Ruder beiläufig ein Drittel so lang wie der Körper in den Segmenteinschnitten breit. Die Baucheirren lang, schlank, die Spitze des Ruders erreichend oder selbst überragend. Die Borsten (Fig. 1, lA) zweizähnig mit bebarteter Schneide von sehr verschiedener Länge der Sicheln. 2 — 4 in jedem Ruder fast dop- pelt so lang wie die in der Grösse zunächst stehenden. Im ersten Ruder beträgt die Länge der längsten Sicheln 0,048 mm , im achten schon 0,08 mm und sie wächst noch an den Borsten der hintern Seg- Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 409 mente bis zu 0,09 oder 0,15 mm. Die kürzesten Sicheln maassen im ersten Ruder 0,014 mm, im andern Ruder beiläufig 0,026 mm. Die Schäfte der kürzern Sicheln sind etwas stärker als die der langen. Borsten sind im ersten Ruder 15 vorhanden. Die Zahl nimmt dann etwas zu (19) und in den hintern Segmenten wieder ab (10). 3 starke Stützborsten in den elf ersten Rudern, vom zwölften an 2, und ausserdem überall eine sehr feine mit sondenartigem Ende. Die starken Stützborsten sind un- gleich breit ; in den Rudern, wo nur zwei vorhanden sind, erreicht eine allmählich die Breite von 0,019 mm. Das Ende ist zugespitzt und un- weit der Spitze fast unmerklich eingeschnürt (lanzenförmig). Der Rüssel- ösophagus erstreckt sich bis in das 25. Segment. Die ganze Länge be- trägt 2,4 mm, hiervon entfallen auf den ersten Abschnitt 1,12 mm. Der am Eingange stehende Zahn ist länger als breit. 46 Papillenreihen. Die Sammlung enthielt noch ein zweites, am 10. Juli eine Meile östlich von der Bastiansinsel erbeutetes Exemplar, das seine Verwandt- schaft mit der eben beschriebenen Art nicht verleugnen kann, aber doch wieder in mehrfacher Beziehung derart abweicht, dass ich es ge- sondert beschreiben will. Zur Aufstellung einer eigenen Art fühle ich mich nicht veranlasst. Zunächst fällt auf, dass der Körper durchaus breiter ist. So 0,077 mm (gegen 0,49 mm), 0,84 mm (gegen 0,46 mm) und 0,6 mm (gegen 0,42 mm). Die Länge des vollständigen Thieres mit 80 Segmenten betrug 12 mm. Das 15. Segment ist nicht ganz 7mal so breit wie lang, dann werden die Segmente ö^j^-mal, manche 4mal so breit wie lang bei grösserer oder unveränderter Breite, weil sie beträchtlich an Länge zunehmen ; kurz vor dem Körperende werden sie aber wieder kürzer, und das Verhältniss der Breite zur Länge ist 6 : 1. Der Kopflappen hat die gleiche Gestalt. Die Augen sind grösser, und das vordere Augenpaar ist merklich grösser als das hintere. Links der beistrichförmige Pigmentfleck, rechts ein punktförmiger zweiter. Der unpaare Stirnfühler verstümmelt. Die paarigen Stirn- fühler mit 15 Gliedern, etwas länger als der Kopflappen. Der dorsale Fühlercirrus mit 20 Gliedern, der ventrale um ein Drittel kürzer mit 14 Gliedern, beiläufig so lang wie die paarigen Stirnfühler. Der Rücken- cirrus des zweiten Segmentes etwas mehr als zweimal so lang wie die paarigen Stirnfühler mit 28 Gliedern, die andern mit 23 — 17 und 17 bis 10 Gliedern. Die Baucheirren, etwas weniger schlank, aber an Länge gleich, erreichen höchstens die Spitze des Ruders, weil dieses länger ist. Die Borsten von gleicher Gestalt, die Sicheln erreichen jedoch höchstens die Länge von 0,067 — 0,069 mm , bleiben also im Mittel um ein Drittel zurück. Nur die Sicheln der Borsten im erstell 410 EMIL V. MARENZELLER, Ruder sind gleich mit denen des typischen Exemplares. Die Borsten in einem Bündel sind zahlreicher: im ersten Ruder 17, dann bis 30, weiter nach rückwärts 17 und 13. Dem entsprechend ist auch die Zahl der Aciculen eine grössere: im ersten Ruder 5, dann 6, 3 und erst hinten 2. Daneben stets auch die feine Stützborste. Das Ende einer Acicula in einem Ruder ist manchmal vor der feinen Spitze stärker aufgetrieben. Der Rüsselösophagus differirt nur um 0,1 mm in der Gesammtlänge, ist aber namentlich in seinem zweiten Abschnitte um die Hälfte breiter. Langerhans (38) p. 537 that keinen glücklichen Griff, als er die von ihm an Madeira gefundene Ehlersia (Syllis) sexoculafa Ehlers mit S^llis cornuta Rathke; Malmgren (19 p. 161) und Chaetosyllis oerstedi Malmgren zusammenschweisste ; denn einerseits stellen sich bei genauer Prüfung die Elemente dieser Verbindung als recht ver- schieden heraus, und anderseits ist schon ihre Bezeichnung nicht unan- fechtbar. Dass Chaetosyllis oerstedi das Geschlechtsthier einer andern Art als E. sexoculata Ehlers ist, welche allein Langerhans unter- suchen konnte, wird aus der vorstehenden Beschreibung ersichtlich. Ich füge auch, um den Vergleich zu erleichtern, genaue Abbildungen der Borsten der zweiten Art (Fig. 2) hinzu und bemerke nur noch, dass diese schon an dem viel kürzern Rüsselösophagus sich erkennen lässt. Die langen Borsten laufen in eine so feine Spitze aus, dass es selbst bei Anwendung der stärksten Vergrösserungen schwer ist, die Anwesenheit eines subapicalen Zahnes zu constatiren. Doch gelang es mir, mich davon zu überzeugen. Allein auch die S. cornuta Malm- gren's ist nur dann mit der EHLERs'schen Art zu vereinigen, wenn ein gewisser Zwang ausgeübt wird. Zugegeben, dass die Endstücke der langen Borsten nicht stabförmig sind, sondern dass ein Beobach- tungsfehler vorliegt (Ansicht der Borsten vom Rücken oder von der Schneide), so kann man doch nicht ohne weiteres, wie dies auch Le- vinsen (42 p. 286) einwendet, über die Angaben Malmgren's, dass die kurzen Borsten einzähnig sind, und ferner, dass die Rückencirren 22—27 deutliche Glieder besitzen, hinweggehen, während bei S. sex- oculata Eht.ers die Borsten zweizähnig sind und nach meinen Krfah- rungen die Rückencirren kleinerer Exemplare viel weniger Glieder, die grösserer eine ganz undeutliche Gliederung aufweisen. Letzterer Cha- rakter wurde schon von Ehlers hervorgehoben. Meiner Ansicht nach ist vorläufig nur die eine Thatsache sicher, dass E. sexoculata Ehlers im Mittelmeer und an Madeira vorkommt, da sie mir von beiden Lo- calitäten vorliegt. Diesen Namen müsste auch die S. cornuta Malm- Die Polycliäten der Bremer Expedition nacli Ostspitzber^^en. 4W gren's von Finmarken erhalten, falls sich in der Folge die Identität mit der EnLERs'schen Art herausstellen sollte, was ja immerhin mög- lich ist. Malmgren erwähnt nicht, dass er die Originalexemplare von Rathke's S. cornufa untersuchte oder durch eine genaue Bekanntschaft mit der Fauna von Christiansund, woher dieselbe stammte, in die Lage versetzt war, die ganz ungenügende Beschreibung Rathke's mit einer neuen zu decken , und es kann somit von einer Verwendung des RATHKE'schen Speciesnamens nicht die Rede sein. Erweisen sich aber die von Malmgren angegebenen Charaktere seiner S. cornuta Rathke als vollwerthig, so muss diese Art neu benannt werden, so lange jene Bürgschaften in Betreff der eigentlichen S. cornuta von Rathke nicht zu erlangen sind, EusylUs blomstrandi Mgrn. (19 p. 159) (Taf. 19, Fig. 3). Die Wiederauffindung dieser Art in dem ursprünglichen Gebiete gab mir die erwünschte Gelegenheit, sie genau und namentlich in Be- zug auf jene Merkmale zu untersuchen, welche in die Diagnose nach- träglich beschriebener EusylUs - Arten eingeführt wurden. Die mir vorliegenden zahlreichen, bei Plat Point (Südspitze der Edgeinsel) Abends mit dem pelagischen Netze gefangenen Thiere zeigen denselben Habitus wie das von Malmgren (t. 7, f. 43) abgebildete Individuum. Alle waren mit Pubertätsborsten versehen, welche, wie angegeben, an dem 17. Segmente zuerst erschienen und den 6 — 8 letzten fehlten. Der Rüsselösophagus war desgleichen allgemein vorgestülpt. Nur in Bezug auf die Gliederung der Fühler und Girren und die Länge des ersten Rückencirrus ergeben sich Differenzen. Fühler, Fühlercirren und Rückencirren, letztere wenigstens an den vordersten Segmenten, sind sehr deutlich gegliedert, der Rückencirrus des zweiten Segments ist der längste Anhang. Beides findet man in der Abbildung der zweiten MALMGREN'schen Art, E. monüicornis (p. 160, t. 7, f. 44), nicht aber in der von E. blomstrandi. Wollte man auf diese Eigen- schaften meiner Exemplare ein grosses Gewicht legen und der die E. blomstrandi darstellenden Figur unbedingtes Vertrauen schenken, so müsste man die vorliegende EusylUs als E. monüicornis bezeichnen, die sodann die gleiche Stellung der Pubertätsborsten hätte! — Der Text jedoch und die Erfahrung stehen im Widerspruche n)it der Zeich- nung. Malmgren führt an, dass jene Anhänge undeutlich gegliedert seien, und bei allen bisher bekannten Eusyllis-Arten ergab sich, dass der erste Rückencirrus der längste Anhang sei. Es reducirt sich somit der Unterschied auf den Grad der Gliederung, einen Charakter, der 412 EMIL V. MARENZELLER, ebensowohl von äusserlichen Zufälligkeiten abhängig sein kann wie in seiner Schätzung von subjectiver Auffassung. Man legte bei den Ver- suchen, die später aufgefundenen Eusyllis auf die typischen Arten zu beziehen, Werth darauf, und ich selbst nannte eine Eusyllis von Jan Mayen E. monilicornis; allein der Schwerpunkt liegt, wie die eingehende Prüfung der Litteratur und anderer Eusyllis-Formen lehrt, ganz an- derswo, er liegt in der Form und zum Theil auch der Zahl der Stütz- borsten, den Borsten, dem Vorhandensein oder Fehlen eines ver- grösserten Bauchcirrus an dem ersten Ruder, der Bezahnung des Rüsselösophagus und dem allenfallsigen Vorkommen von Drüsenschläuchen zu Seiten dessen ersten Abschnittes. Ich will die Möglichkeit nicht leugnen, dass in dem nördlichen Eismeere neben E. hlomstrandi noch eine zweite Art vorkomme; so lange sie aber nicht besser als mit den Worten charakterisirt ist: „praecedenti (E. hlomstrandi) simillima, differt modo : palpis magis elongalis, omnibus appendicibus filiformihus multo longioribus distincte articulatis moniliformibus et majore corpore. Setae capillares nullae", wird sie vor der E. blomstrandi zurückstehen müssen, auch schon deshalb, weil diese zuerst und ausführlicher be- schrieben wurde. Wenn man also eine Eusyllis aus derselben Gegend zu benennen und eigentlich die Wahl zwischen den beiden Namen hat, indem ihre Eigenthümlichkeiten auf beide „Arten" sich vertheilen, so scheint mir die Bezeichnung als E. blomstrandi am richtigsten. Theel (31 p. 41) bezeichnet eine Eusyllis aus der Karasee mit deutlicher Ringelung der Fühler und Girren als E. monilicornis Mgrn., leider ohne sie eingehender zu beschreiben, so dass auch ich nicht mit Ge- wissheit mich äussern kann, ob sie mit der Art von Plat Point zu- sammenfällt. Zu dieser gehört, wie ich mich überzeugte, meine E. mo- nilicornis Mgrn. von Jan Mayen (48). Dagegen geht es nicht an, irgend eine von mir (26 p. 58), Marion und Bobretzky (27 p. 33), Marion (28 p. 5), Langerhans (30 p. 550—553) und de St. Joseph (52 p. 169 — 173) beschriebene Eusyllis auf E. blomstrandi oder mo- nilicornis zu beziehen. Meine E. assimilis ist durch Borstentracht und Bezahnung, E. lamelligera Marion et Bobr. schon durch den vergrösserteu Bauchcirrus des ersten Ruders leicht zu unterscheiden. Lang erii ANS hielt die erste für E. monilicornis Mgrn., die zweite für E. blomstrandi Mgrn. In der Sammlung von Anneliden von Madeira, welche ich dem dahingeschiedenen Freunde verdanke, befindet sich ein Exemplar seiner E. blomstrandi als mikroskopisches Präparat montirt. Es zeigt den blattförmigen Bauchcirrus des ersten Ruders und Borsten mit auffallend langen Sicheln, Von seiner E, monilicornis sind mehrere Die Polychäteu der Bremer Expedition nacli Ostspitzborgen, 413 Exemplare in Alcohol vorhanden, die jeden Zweifel über die Identität mit meiner E. assimiUs beseitigen. Da de St. Joseph E. lamelligera Mar. et Bobk. und E. assimiUs Marenz. (er folgt dem Beispiel von Langerhans und nennt diese E. monilicornis Mgrn.) auch bei Dinard fand, so ist die Verbreitung dieser beiden Arten folgende: E. assimiUs Marenz. Lussin, Marseille, Madeira, Dinard; E. lamelUgera Mar. et BoBR. Marseille, Madeira, Dinard. De St. Joseph beschreibt von Dinard eine dritte EusyUis, welche er mit Unrecht zu E. hlomstrandi von Langerhans zieht, die ja wegen des verbreiterten ersten Bauch- cirrus zu E. lamelUgera Mar. et Bobr. gehört. Sie müsste, falls sie nicht einerlei mit E. ciliata Mecznikow von Helgoland (16 p. 335) oder E. tubifex (Gosse) von Mc Intosh (21 p. 414) ist, neu benannt werden. Die grössten vollstcändigen Exemplare waren 14 mm lang und l mm breit mit 53 Segmenten. Einzelne Bruchstücke wiesen auf noch grössere Individuen hin. Der Kopflappen in Folge des sanft vorspringenden Vorderrandes von fünfeckiger Form, nicht ganz zweimal so breit wie lang. Vier Augen, von welchen die vordem grösser sind. Die Unter - fühler sehr breit, über den Seitenrand des Kopflappens vorragend, so breit und lang wie dieser, an ihrer Basis auf eine kurze Strecke unter einander verwachsen. Die paarigen Stirnfühler über 2 ^j^-m^Al so lang wie der Kopflappen. Der unpaare 2 ^j^-vix^l so lang wie die paarigen. Das Buccalsegment halb so lang wie das folgende mit einem kleinen, den Kopflappen zum Theil bedeckenden, halbkreisförmigen Hautlappen. Der dorsale Fühlercirrus fast zweimal so lang wie die paarigen Stirn- fühler, der ventrale nicht ganz so lang wie dieser. Fühler wie Fühler- cirren sehr deutlich articulirt, doch kommen bezüglich des Grades bei den einzelnen Individuen kleine Schwankungen vor. Die vordem Seg- mente etwa 6V2-™al breiter als lang. Mit dem Auftreten der Ge- schlechtsproducte verlängern und verbreitern sich die Segmente und das Verhältniss der Länge zur Breite ist dann wie 1 : 3,5. Die Ruder mit gut ausgebildeten Lippen, von welchen die hintere weiter vorragt. In einer Reihe von Rudern, die nicht constant ist, 3 kräftige Stütz- borsten (Fig. 3A), dann nur 2 und ausserdem stets eine sehr feine vierte, beziehungsweise dritte, welche den grossen dicht anliegt und nur durch entsprechende Behandlung des losgelösten Ruders sichtbar gemacht werden kann. In dem allerletzten Ruder sah ich einmal auch nur eine einzige Stützborste. Die Verminderung der Stützborsten trat in zwei Fällen im 15. Ruder ein, also in jenem Ruder, das dem ersten Pubertätsborsten tragenden vorangeht, ein anderes Mal im 19. Es verschwindet die 414 EMIL V. MÄRENZELLER, einfachere Form der Stützborsten (Fiff. 3 A, mittlere), die Stützborsten nehmen in den hintern Segmenten etwas an Breite zu. Bei E. assi- milis Marenz. von verschiedenen Fundorten finden in dieser Hinsicht noch viel grössere Schwankungen statt. Meinen und de St. Joseph's Angaben füge ich hinzu, dass eine E. assimilis von Madeira im ersten Ruder zwei, in den folgenden zwölf Rudern drei, in den nächsten sech- zehn zwei starke Aciculen und dann nur eine zeigte Man kann des- halb auf Zahl und Vertheilung der Stützborsten keinen grossen Nach- druck legen. Wichtig ist dagegen die Gestaltung ihrer Spitzen. Bei andern Arten ragt aus einer Anzahl Ruder der hintersten Segmente eine sehr feine Stützborste in das Borstenbündel hinein, und ausserdem tritt noch eine einfache zweizähnige Borste auf. Diese letzte fehlt der E. hlomstrandi ganz. Die erste sah ich höchstens aus dem aller- letzten Ruder hervortreten. Nachdem ich aber diese feinen Stütz- borsten in allen Rudern dieser Art nachgewiesen, forschte ich auch bei E. assimilis danach und es gelang mir gleichfalls sie überall zu finden. Wahrscheinlich fehlt sie auch den andern Arten nicht und wurde nur übersehen. Diese feinen Stützborsten entwickeln sich also manchmal in den hintern Segmenten kräftiger und durchbrechen das Ruder. Bei E. hlomstrandi bleiben sie fast immer im Innern verborgen. Ihre Spitze ist auch stumpf und nicht gegabelt. Im 17. Segmente ent- wickelt sich der dorsale Ruderast mit den um eine sanft gebogene Acicula gelagerten Pubertätsborsten. An den letzten 6—8 Segmenten verschwindet derselbe wieder. Die Borsten zweizähnig (Fig. 3), im ersten Ruder 11 in einem Bündel, dann steigt die Zahl bis 24 und nimmt nach hinten wieder ab. Die Sicheln in den Bündeln aller Ruder bis zum letzten unter einander von ungleicher Länge, doch ist der Unterschied nicht so auffällig wie bei andern Arten. Der subapicale Zahn ist grösser als die hakenförmige Spitze , die Scheide undeutlich und nur zum Theile bebartet. Am längsten und schlanksten sind die Sicheln der Borsten des ersten Ruders, 0,024 mm lang und 0,008 mm an der Basis breit. Im fünfzehnten Ruder sind die Sicheln 0,02 mm und 0,016 mm lang und 0,01 mm breit. Im 45. Ruder maassen die längsten Sicheln 0,02 mm und die kürzesten 0,013 mm. Die Rücken- cirron zeigen die auch anderwärts beobachteten Längenverhältnisse. Der erste Rückencirrus ist der längste Anhang des Körpers, um ein Viertel länger als der un paare Stirnfühlcr, mit gegen 60 Gliedern ; der vierte länger als der zweite und dritte und alle folgenden. Diese nicht regelmässig in Länge alternirend. Die Gliederung ist an den ersten Rückencirren noch sehr deutlich, aber stets gegen die Spitze zu besser Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 41 Ö ausgeprägt als an der Basis. Die Gliederung wird dann immer unregel- mässiger, unvollkommener und seltener — der 12. Rückencirrus be- steht nur mehr aus zwei Gliedern — und verschwindet sodann voll- ständig. Die zugespitzten schlanken Rückencirreu werden der hintern Hälfte des Körpers zu länger als vorn, wo die kürzesten gut zwei Drittel so lang, wie die Segmeute breit sind. Und da auch die Seg- mente schmäler werden, so übertrifft ihre Länge die Breite derselben. Die breiten ßauchcirren kürzer als die Ruder, nur die hintersten über- ragen dieselben. Der liauchcirrus des ersten Ruders nicht vergrössert. Das At'tersegment mit zwei laugen Girren und einem mittlem kurzen Anhang. Der erste Abschnitt des Rüsselösophagus (Schlundrohr) kurz, etwas länger als die Hälfte des zweiten („Drüsenmagen">. Der chiti- nöse Rand nicht ringsum deutlich mit Spitzcheu besetzt (Fig. 3B), Ich zähle etwa 2b breitere und niedere ziemlich gleich grosse, welche man bis zu einer Zone rechts und links von dem dorsal gelegenen grossen Zahne verfolgen kann. Hier werden sie undeutlich und scheinen ganz zu verschwinden. Das Gefüge dieser Spitzchen ist sehr zart. Der grösste Zahn ist gewöhnlich etwas breiter als laug, selten nahezu so lang wie breit. Etwas hinter der Zähnchenkrone entspringen 10 dieselbe überragende weiche Papillen. Der zweite, mehr nach hinten gelegene Papillenkranz , den Malmgren zeichnete und in die Charakteristik der Gattung Eusyllis aufnahm, wurde von mir auch beobachtet. Er hat aber eine ganz andere Bedeutung als die ihm von Malmgren gegebene, da er nicht dem Rüssel, sondern dem Rande der MundöÖnung angehört, welcher, wie bereits Marion und Bobretzky von E. lamelligera angaben und abbildeten (p. 34, pl. 3, fig. 9A), weit nach vorn gezogen wird, wenn das Thier sich zur Ausstülpung des Rüssels vorbereitet. Bei E. blomstrandi umgeben zehn im Ruhe- zustande aneinander gepresste und nach innen gerichtete Zacken oder Papillen den Mund. Sobald der Rüssel denselben passirt, werden sie auseinander gedrängt, sowie vorwärts geschoben und bilden dann einen zweiten, scheinbar dem Rüssel selbst aufsitzenden, Kranz. Die Stelle in der Gattungsdiagnose von Eusyllis .... proboscis pone marginem ordinibus binis transversim sejiinctis papillarum (c. 10) mollium coro- nata .... ist somit entsprechend richtig zu stellen. Ob aber die eigen thümliche Ausstattung der Mundöliaung, welche ich auch bei E. assimilis nachweisen konnte, ein gutes Gattungsmerknial ist, wird sich erst zeigen, bis man Repräsentanten anderer Gattungen auf diese nicht leicht zu constatirenden Verhältnisse untersucht haben wird. Keine Diüsenschläuche neben dem ersten Abschnitte des Rüsselöso- 4l6 EMIL V. MARENZELLE phagus. Der zweite Abschnitt (Drüsenmagen, Proventriculus) 1,2 bis 1,4 mm lang, mit 50 — 60 Papillenreihen. Im Vormagen zwei sehr kleine Schwimmblasen („Seitendrüseu"). Autolytus verrilli mihi (Taf. 19, Fig. 4). Stammthier : Ä. verrilli mihi = Stephanosyllis ornata Vereill (24) p. 132, tab. 4, fig. 6. $ Geschlechtsthier : A. alexandri Mgrn. (19) p. 156; Verrill (38) p. 292, tab. 12, fig. 8; Levinsen (40) p. 246. $ Greschlechtsthier : A. alexandri Mgrn. ; Verrill (38) ibid. ; Levinsen (40) p. 247. Nach Verrill (38 p. 292) ist das Stammthier der von ihm als A. alexandri Mgrn. abgebildeten Geschlechtsthiere, deren Identität mit der von Malmgren beschriebenen für mich nunmehr ausser jedem Zweifel steht, seine Stephanosyllis ornata. Diese Syllidide ist bisher im nördlichen Eismeere noch nicht constatirt worden, wie überhaupt unsere Kenntniss der Stammthiere zu den von Malmgren beschriebenen Geschlechtsthieren nur langsam fortschreitet. Dass der A. alexandri Mgrn. von Levinsen (40 p. 247, tab. 12, fig. 10) nicht hierher, sondern zu Polybostrichus longosetosus Örsted und A. incertus Mgrn. gehört, werde ich weiter unten zeigen. In der Sammlung KtJKENTHAL's befinden sich zwei geschlechtslose, am 1. August in der Albrechtbai (östlich der F.dgeinsel) gefangene Autolytus, welche durch den Besitz von Epauletteu und die ungewöhnliche Länge der Rückencirren in deutlicher Beziehung zu den Geschlechtsthieren, A. alexandri, stehen und auch der Identi- ficirung mit St. ornata keine Schwierigkeiten in den Weg legen, da diese Art, trotzdem Verrill nichts über die Bewaffnung der Rüssel- röhren angiebt, in den Epauletten und dem Längenverhältnisse der Rückencirren sehr auszeichnende Charaktere besitzt. Leider haben beide Individuen gelitten, besonders das eine, so dass meine Beschrei- bung nicht ganz vollständig sein kann, allein dieser Autolytus ist so auffallend, dass eine nachträgliche Ergänzung sehr leicht sein wird. Da vielfach zusammengehörige S , ? und agame Thiere mit be- sondern Namen versehen wurden, entsteht die Frage, wie man bei der definitiven Bezeichnung der Art vorgehen soll. Meiner Ansicht nach kann das Recht der Priorität keine Anwendung finden. Es ist denkbar und auch geschehen , dass entweder beide Geschlechtsthiere oder ein Geschlechtsthier und das Stammthier gleichzeitig unter verschiedenen Namen beschrieben wurden. Welcher Name ist in einem solchen Falle zu wählen ? Sehr vereinfacht wird dagegen die Sache, wenn man sich ^iu für allemal entschliesst, den Namen des Stammthiers aufrecht zu bie Polyehäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 4l7 halten und die der Geschlechtsthiere als provisorisch zu betrachten. In der That fällt es heute niemandem ein, dem Geschlechtsthier, das er in Verbindung mit dem Stammthier auffindet oder dessen Abstam- mung er nachzuweisen im Stande ist, einen besondern Namen zu geben, und nur wenn man den Zusammenhang noch nicht erkannt, werden sie überflüssiger Weise mit einem solchen versehen. Ich bin dafür, um gleichmässig vorzugehen, selbst dann, wenn das nachträglich ent- deckte Stammthier eines vorher gut beschriebenen und eigens benannten Geschlechtsthiers sich als neue Art herausstellen sollte, den Namen nicht zu verwenden, sondern einen neuen zu schaffen. In dem vorliegenden Falle müsste der Äutolytus, dessen $ Malm- GREN als Ä. alexandri beschrieben Autolytus ornatus heissen, zufällige Umstände nöthigen jedoch, denselben umzutaufen. Verrill stellte 1873 (23 p. 746) eine Proceraea ornata, 1874 eine StephanosylUs ornata und 1880 (35 p. 170) einen Autolytus ornatus auf, letzteren nur nach Geschlechtsthieren. Ausserdem giebt es einen Autolytus (Proceraea) ornatus Marion et Bobretzky (27 p. 44) aus dem Jahre 1875. Diese Art fällt aber hinweg, weil sie, wie Langerhans (30 p. 579) bemerkte und auch ich bestätigen kann, mit der Sylline ruhropuncfata Gr. iden- tisch ist. Da Verrill 1882 (38 p. 320) aus A. ornatus einen A. varians machte (nicht aus StephanosylUs ornata^ wie de St. Joseph meint), verbleiben noch P. ornata und St. ornata. Verrill hielt dies wahrscheinlich deshalb nicht für bedenklich, weil er seiner Stephano- sylUs, der eigenthümlichen Geschlechtsthiere wegen, einen selbständigen Platz neben Autolytus einzuräumen geneigt ist. Für die Abtrennung dieser Art von der Gattung Autolytus, deren Zerlegung bereits ver- sucht wurde, doch auf allseitigen Widerstand stiess, scheinen mir aber nicht genügende Gründe zu sprechen. Auch ginge es nicht, den Na- men StephanosylUs auf die in Frage stehenden Verhältnisse anzu- wenden, weil Verrill's Art in allen Stücken, das Vorhandensein der Epauletten ausgenommen, von der Claparede's (13 p. 567) abweicht. Die Rückencirren zeigen bei dieser ganz andere Längenverhältnisse, der Rüssel ist mit 20 abwechselnd grossen und kleinen Zähneu besetzt, und die Geschlechtsthiere haben nach den Beobachtungen von de St. Joseph (52 p. 224) die ersten sechs und nicht vierzehn Ruder ohne Pubertätsborsten. Zieht man aber StephanosylUs ornata zu Autolytus, so muss die Bezeichnung wegen des altern A. {Proceraea) ornatus geändert werden. Ich will die Art A. verrilU nennen zur Erinnerung, dass Verrill sie zuerst beschrieben und den Zusammenhang mit A, alexandri Mgrn. richtig vermuthete. ^{g EMIL V. MARENZELLER, Körper beider Exemplare nahezu gleich lang, 11mm, der des einen etwas breiter (7,5mm) als der andere, mit 75—78 Segmenten; farblos, nur die Ruder und Girren oder deren Spitzen leicht bräunUch. Die Segmente sehr kurz, möglicherweise in Folge Wirkung des Alco- hols. Die Ruder folgen dicht auf einander und zeigen namentlich im Anfange des Körpers eine nahezu zweizeilige Anordnung. Alle An- hänge ungegliedert. Der kurze, nach vorn verbreiterte Kopf in den Körper eingesenkt mit vier Augen , von welchen die vordem grösser sind und weiter von einander abstehen. Die Palpen fast um ein Drittel der Kopflänge vorragend mit je einer kleinen dunkelbraunen Pigment- anhäufung jederseits , der unpaare Stirnfühler verstümmelt , breiter und noch gegenwärtig um die Hälfte länger als die paarigen. Diese dreimal so lang wie der Kopflappen. Der Kopf dorsal gut abgesetzt. Der Vorderrand des ersten Segmentes, dessen hintere Grenze undeut- lich ist, lateral, wo die bis zu den Trägern des vierten Rückencirrus reichenden Epauletten ihren Ursprung nehmen, jederseits etwas vor- gewölbt. Die Epauletten stellen wenig erhabene, an den Weingeist- exemplaren nicht leicht wahrnehmbare Wülste dar, deren äussere Contouren sich den Trägern der Rückencirren anschmiegen und dem zu P'olge wellenförmig werden. Der dorsale Fühlercirrus ist nahezu so lang wie die paarigen Stirnfühler, der ventrale halb so lang. Der erste Rückencirrus mehr als zweimal so lang wie der dorsale Fühler- cirrus doch breiter, der zweite etwa um ein Drittel kürzer und wieder schmäler, der dritte kürzer als der zweite, etwa so lang wie der paarige Stirnfühler, der vierte wieder sehr lang, aber doch um ein Viertel kürzer als der erste und breiter als alle vorhergehenden. Der fünfte, siebte und achte Rückencirrus ungefähr so laug wie der dritte — der sechste fehlt — , der neunte so lang und breit wie der vierte, ebenso der elfte ; dazwischen wieder ein kurzer. Es sind also der 1., 4., nach der Grösse des Trägers zu urtheilen auch der 6., dann der 9. und 11. sehr lang und breit. Dieses unregelmässige Alterniren von längern und breitern Girren mit kürzern und schmälern Hess sich wegen der schlechten Erhaltung des Objects nicht weiter nach rück- wärts verfolgen , aber so viel lässt sich feststellen , dass die Länge selbst der kürzesten Girren die Breite des Körpers erreicht oder selbst übertrifft. Das Exemplar der St. ornata, welches Verrill abbildet, weicht von dem vorliegenden in der etwas grössern Länge des zweiten Rückencirrus und dem regelmässigen Alterniren längerer und kürzerer Girren ab. Die Rückencirren, zumal die grössern, waren bei dem vollständigem, etwas breitern Exemplare mit glänzenden, bräunlich ge- Die Polychäten der Bremer Expeditiou nach Ostspitzbergen. 419 färbten Follikeln erfüllt, die wenigen des andern Thieres nur bräunlich bestäubt, aber ohne diesen Inhalt, so dass sie ein sehr verschiedenes Ansehen boten. Wahrscheinlich stand das erste Individuum der Reife näher. Die Ruder sind gross mit stark entwickelter Vorderlippe, an den vordem Segmenten nicht ganz halb so lang wie der Körper breit. Zweizähnige Borsten (Fig. 4) gewöhnlicher Art bis 15 in einem Ruder. Die gertenförmige Borste nur in den letzten 13 Rudern. Vier starke (Fig. 4) und eine sehr feine Acicula (am 15. Ruder). Bei drei der erstem ist die Spitze mehr stumpf (Fig. 4), bei der vierten feiner und spitzer. Der erste Abschnitt des Rüsselösophagus bildet eine einzige Schlinge, sein Rand mit 27 Zähnen und zwar 9 grossem, die durch je 2 kleinere getrennt werden, besetzt (Fig. 4A). Der zweite Abschnitt 0,5 mm lang mit cc. 40 undeutlichen Papillenreihen. Ausser den eben beschriebenen zwei Stammthieren lagen auch fünf männliche Geschlechtsthiere , gefangen am 17. Juni bei Plat Point (Südspitze der Edgeinsel) vor. Sie waren bis 19 mm lang. Die grösste Zahl der Segmente im zweiten und dritten Körperabschnitte war 37 und 29. Zwei Individuen waren farblos — eine leicht bräunliche Färbung der Girren und Ruder, sowie ein ebenso gefärbter Quer- streifen auf dem Rücken der Segmente rühren von der Anwesenheit von Follikeln her — drei andere waren bis auf den fast farblosen letzten Abschnitt zimmtbraun, dorsal lichter als ventral, besonders in dem nur mit Sichelborsten versehenen ersten Körperabschnitte. Auch stechen der obere und namentlich der untere Rand der Ruder sowie die Bauchfläche der Segmente durch ihre dunklere Färbung ab. Als Malmgren den Ä. alexandri aufstellte, stand ihm nur ein einziges weibliches Geschlechtsthier aus der Davisstrasse zur Ver- fügung. Die Beschreibung ist wie die der übrigen Geschlechtsthiere unvollständig. In der Abbildung fallen die un regelmässigen Coutouren zweier nach hinten divergirender Anhänge oder Hervorragungen auf, die anscheinend vom Vorderrand des zweiten Segments ausgehen und sich über vier Segmente erstrecken. Genauere Kunde über weibliche und auch männliche Geschlechtsthiere derselben Art erhielten wir erst durch Veerill und Levinsen nach Funden bei Salem und an Grön- land. Es stellte sich heraus, dass jene Umrisse in der Figur Malm- gren's auf „Epauletten" zurückzuführen sind, die man bereits von mehrern Stammthieren kennt. Beim S haben dieselben, wie Verrill zeichnet und auch ich finde, eine etwas andere Form. Sie verlaufen nicht gerade gestreckt und auch nicht so weit nach rückwärts, son- dern sind, den grossen Träger des Rückencirrus umfassend, bogen- Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. OQ ^2Ö EMIL V. MARENZELLER, förmig. Einen weitern Geschlechtsunterschied würden die Rücken- cirren bilden, welche nach Malmgren bei dem ? doppelt so lang wie die Segmente breit sein sollen, während sie bei dem S nur ebenso .lang sind. Die Abbildungen Verrill's zeigen diese Differenzen gleich- falls. Es fiel mir auf, dass die Zahl der Borsten in den 14 ersten Rudern eine viel beträchtlichere ist als bei dem Stammthiere, ferner dass die Entwicklung der Follikel in den Rückencirren und an andern Stellen des Körpers eine sehr ungleichmässige ist, selbst an einem und demselben Individuum. Nach den Beobachtungen von Verrill, Levinsen und meinen eigenen (an S) sitzt unter den grossen Girren des ersten von oben sichtbaren Segments, welches dem Buccalsegment folgt, bei beiden Geschlechtern ein vollständig ausgebildetes Ruder mit Borsten. Diese Girren findet man im Anschluss an jene Autoren, welche sich mit „^. prolifer 0. F. Müll." beschäftigten , allgemein als Fühlercirren bezeichnet, nur Verrill nennt sie Rückencirren. Sie sind es in bester Form bei A. verrilli, ferner bei Ä. cornutus A, Ag. , wo Verr. (38 p. 292), unter diesem Girrus „a small papilliform ventral cirrus", der Agassiz entgangen, auffand, offenbar ein Ruderrudimeut, desgleichen bei A. prismaticus F., an dessen S ich auch das rudimentäre Ruder constatiren konnte. Bei „^. prolifer 0. F. Müll." wie noch vielen andern Autolytus scheint sich allerdings nie ein Ruder zu entwickeln. Es ist dies aber kein Grund, gegenüber den eben erwähnten Funden für diesen Girrus die Bezeichnung „Fühlercirrus" fernerhin aufrecht zu erhalten. Fühlercirren mögen demnach lediglich die in einem oder in zwei Paaren auftretenden Anhänge des ersten von oben nicht sicht- baren Segmentes heissen, alle übrigen Rückencirren. Der häufig in einer Front mit den ersten Rückencirren stehende lange mittlere An- hang entspricht dem unpaaren Stirnfühler des Stammthieres. A. verrilli war bisher nur von Grönland und Neu-England bekannt. Autolytus prismaticus F. Stammthier : Nereis prismatica F. (1) p. 302. Proceraea gracilis Verkill (24) p. 132, tab. 5, fig. 1. „ „ „ Webster & Benedict (50), p. 723. Autolytus alexandri ? Mgrn,, Levinsbn (40) p. 247, tab. 7, fig. 10. S '■ Polyhostrichus longosetosus Orsted (4) p. 182. $ : Nereis hifrons F. (1) p. 303. Autolytus incertus Malmgren (19) p. 155, tab. 7, fig. 10. Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 421 Bezüglich der Färbung gilt dasselbe wie für Autolytus verrilli Marenz. Örsted und Malmgren schreiben dem Buccalsegmente des 3 nur einen Fühlercirrus jederseits zu. Erst Verrill (38 p. 324e, tab. 12, fig. 10) zeichnet zwei, und auch Levinsen (40 p. 246) giebt an, dass das erste "Segment mit zwei Paar Fühlercirren versehen sei. Ebenso viele finde ich an dem grössten der mir vorliegenden Exem- plare, an kleinern dagegen nur ein Paar oder das zweite erst in der Anlage. Diese un gleichzeitige Entwicklung erklärt die frühern An- gaben. Das Vorhandensein eines Ruderrudiments unter dem ersten Rückencirrus berührte ich oben. Mit dem $ machten uns Verrill (38) und Levinsen (40) be- kannt. Letzterer wies darauf hin, dass sie bereits früher von Fabri- cius als Nereis hifrons und von Malmgren als Autolytus incertus beschrieben wurden. Sie haben wie die S in der ersten Körperregion an sechs Segmenten Ruder und Sichelborsten. Als das laug vermisste Stammthier nehme ich Nereis prismatica F. an. Die Aufschlüsse, welche Levinsen über diese Art giebt, sind zwar nicht sehr eingehend, sie reichen aber dank einer besondern Zeichnung des Thieres hin, um den Nachweis führen zu können, dass die FABRicius'sche Art nicht «das Stammthier des Ä. alexandri Malm- GREN, wie Levinsen allerdings mit einigen Zweifeln anzunehmen ge- neigt ist, sondern des Polyhostrichus longosetosus Örst. und der Ne- reis hifrons F. sei. Verrill und später Webster und Benedict be- schrieben als Froceraea gracilis eine durch Färbung, Vorhandensein und Form von „Epauletten" und Längenverhältniss der Fühler und Girren mit Levinsen's Abbildung des A. alexandri? Mgrn. {N. pris- matica F.) übereinstimmende Art, nur erscheinen diese Anhänge des Kopfes und der erste Rückencirrus in der Zeichnung Verrill's regel- mässiger gegliedert und nicht verdickt. Webster und Benedict beob- achteten auch die Geschlechtsthiere und hoben die grosse Aehnlichkeit namentlich des $ mit Polyhostrichus longosetosus Örst., der in Maine häufig ist, hervor. Ihrem eigenen Urtheile nach schien die Identität zweifellos. Die Funde in Maine und an Grönland stützen sich gegen- seitig. Es wird die Richtigkeit der Ansicht von Webster und Bene- dict durch den Umstand gehoben , dass wir von Grönland , woher Örsted's berühmter Polyhostrichus longosetosus stammte, und lange bevor Fabricius seine Nereis hifrons, die nach Levinsen der weib- liche Genosse ist, erhielt, ein gleichfalls von Fabricius beschriebenes Stammthier {N. prismatica) kennen, den A. alexandri? Mgrn. von Levinsen, welches so sehr der amerikanischen Art gleicht, und es 28* 4§2 EMIL V. MARENZELLER, wird umgekehrt die Identität der Stammthiere Ä. graciUs und Ä. prismaticus durch das Vorkommen derselben freien Geschlechtsthiere an beiden Orten sehr wahrscheinlich gemacht. Erklärt man sich nur für diese und hält man die Abstammung des Polyhostrichus longo- setosus Örst. für noch nicht genügend erwiesen, so folgt doch aus den Beobachtungen von Webster und Benedict zum mindesten, dass die Abkömmlinge mit sechs borstentragenden Segmenten in der ersten Region versehen waren, und es bleibt somit die Beziehung des von Levinsen beobachteten Stammthieres auf den Autolytus alexandri Mgrn. mit 14 borstentragenden Segmenten ausgeschlossen. Der Mangel von „Epauletten" an den Geschlechtsthieren des A. prismaticus F. findet eine Analogie bei Ä. pictus Ehlers. Zu Ä. prismaticus F. gehört vielleicht auch „die bunte Proceraea picta" des Weissen Meeres, deren Vorkommen N. Wagner (47) p. 55 erwähnt. Autolytus sp? Ein einziges % gefangen am 18. Mai Abends vor Cap Sitoe WS. von Prinz-Charles-Vorland. Der Körper farblos, 9 mm lang, 1,25 mm breit mit 45 Segmenten, das 2., 3., 4. Segment nur mit Sichelborsten, die nächsten 23 auch mit Pubertätsborsten, die 17 dem Aftersegmente vorangehenden Seg- mente wieder nur mit Sichelborsten. Der kurze Kopf mit vier Augen. Der Stirnfühler nahezu gleich lang, breiter und um die Hälfte länger als der erste Rückencirrus. Das erste Segment, das dorsal eine in der Mittellinie winklig vorspringende wulstige Hervorragung trägt, jederseits mit je einem Fühlercirrus von der Länge des ersten Rücken- cirrus. Dieser so lang, wie sein Segment mit den Rudern breit ist. Die Rückencirren der hintern Segmente nur etwas kürzer. Gerten- borsten in allen Rudern, die zwei ersten ausgenommen. Der Eiersack bereits abgestossen. Auffallend ist an diesem Autolytus $, welches ich auf keine be- schriebene Form zurückführen kann, bei der ausgesprochenen Theilung des Körpers in drei Regionen, die geringe Zahl der nur mit Sichelborsteu versehenen Segmente, die den Pubertätsborsten tragenden vorangehen. Gewöhnlich sind 6 vorhanden. Nur das $ von A. rubropunctatus Gr. {prnatus Marion & Bobr.) hat nach de St. Joseph gleichfalls 3. Auch das ? von A. varians Verrill hat die gleiche Anzahl, aber es ist nicht ange- geben, wie weit die Pubertätsborsten gehen. Bei den Geschlechtsthieren mit zwei Regionen, wie de St. Joseph unterscheidet, oder besser mit Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 423 sehr reducirter dritter Region ist die Dreizahl in der ersten Region die gewöhnliche, doch nur bei dem 6, die ? haben nur zwei erste Ruder ohne Pubertätsborsten. Im nördlichen Eismeer scheint dieser Autolytus noch nicht beob- achtet zu sein. Immerhin verdient erwähnt zu werden , dass Le- viNSEN (40 p. 249) von der Auffindung des A. prolifer O. F. Müll. an Grönland berichtet und zwar in Stammthieren, S und $. Die letz- tern waren ebenfalls mit drei Rudern in der ersten Region versehen, während frühere Beobachter nur zwei angeben. Levinsen will dies durch eine verspätete Ausbildung des ersten Pubertätsborstenbündels erklären. Da eine eingehendere Beschreibung nicht gegeben wurde, so sind weitere Combinationen müssig. Es wäre im hohen Grade wünschenswerth , diesen Ä. prolifer von Grönland näher kennen zu lernen. Was ist der Autolytus prolifer, die Nereis prolifera 0. F. MtJLLEE's?. Wir sind darüber völlig im Dunkeln. Niemand nach O. F. Müller hat je einen Autolytus der dänischen Küste beschrieben. Die Entwicklung von Geschlechtsthieren und Stolonenbildung , seiner Zeit so viel Aufsehen erregend, haben längst aufgehört einen Species- charakter zu bilden, seitdem man die Erscheinung an noch so vielen andern Autolytus - Arten kennen lernte. Und gesetzt, man wollte die Identität des von vielen Seiten bei Helgoland aufgefundenen Auto- lytus, der allgemein als A. prolifer bezeichnet wird, mit der Müller- schen Species als erwiesen betrachten, so müsste erst eine neue Be- schreibung erfolgen, da die von Greeff (17) gegebene zu einem Vergleich mit den nachträglich entdeckten zahlreichen Autolytus nicht ausreicht. Geschlechtsthiere wie die von Helgoland sind noch bei vielen andern recht verschiedenen Stammthieren nachgewiesen worden. Es lässt sich die Species ebenso wenig daran erkennen, wie aus ein- zelnen abgetrennten Segmenten irgend eines Autolytus. Baut man auf dem unsichern Grunde weiter, so nimmt die Verwirrung kein Ende. Es fehlt mir der Glaube, dass der genügend charakterisirte A. prolifer von Langerhans (30 p. 575) wirklich die GREEFF'sche Art sei. de St. Joseph, der durch viele Jahre eine grosse Zahl von Autolytus untersuchte, schätzt Färbung oder Zeichnung als gutes diagnostisches Merkmal. Bei der Nereis prolifera 0. F. Müll, finden wir die An- gabe: corpus rufum. Dem ungefähr entsprechend führt Greeff an: Kopf und Körper zeigen auf ihrer Oberfläche eine gelbbraune Färbung mit dunkeln, rothbraunen, unregelmässigen kleinen Körnchen, Fleck- chen, Strichelchen besprengt. Häufig sieht man auch vom Kopf aus beginnend beiderseits einen röthlicb-braunen Längsstreifen über den 424 EMIL V. MAKENZELLER, Rücken laufen .... Langerhans dagegen nennt sein Individuum farblos. Ueber die Bewaffnung des Rüssels hat Greeff nichts ange- geben. Langerhans findet um den Eingang desselben eine Krone von nur 10 Zähnen wie bei Ä. hesperidum Clap. und legt nun diesen Cha- rakter dem Ä. prolifer unter. Bewiesen ist nur die Identität eines Autolytus von Madeira mit der ÜLAPAREDE'schen Art, und dieselbe Art fand auch de St. Joseph bei Dinard. Ich muss sie so lange als A. hesperidum Clap. ansehen, bis wir über den Autolytus von Müller oder von Geeeff mehr erfahren. Nach dieser Erörterung wird es klar, dass die blosse Angabe „A. proUfer" ganz im Unklaren lässt, was damit gemeint sei. Ophelina acuminata Örsted (5 p. 46). Örsted's „Grönlands Annulata dorsibranchiata" (4), ferner sein „Annulatorum danicorum conspectus" (5), dann Rathke's „Beiträge zur Fauna Norwegens" (7) tragen die Jahreszahl 1843. Es lässt sich jedoch der Nachweis führen, dass die Arbeiten Örsted's, welche die- selben drei Opheliiden enthalten, die Rathke unter dem Namen Am- motrypane beschrieb, früher in die Oeffentlichkeit kamen als die Bei- träge Rathke's. Der ersten Arbeit räumt Rathke selbst die Pri- orität ein (8). Zudem erschien bereits 1842 in dem zweiten Hefte des vierten Bandes von Kröier's Naturhistorisk Tidskrift ein Auszug der- selben (3). Die zweite Arbeit wird in „Isis" 1844, Heft 9, p. 702 besprochen. Örsted citirt sie in: Fortegnelse over Dyr samlede ved Dröbak (in: Nat. Tidskrift (2) Bd. 1, Kjöbenhavn 1844-45, p. 400) stets vor der Arbeit Ratihce's. Ein Referat über den die letzte cut- haltenden Band der Nova Acta Leop.-Car. findet sich erst in „Isis" 1845, Heft 10. Auf dieser Grundlage muss die gebräuchliche Be- zeichnung Ammotrypane aulogaster Rathke in Ophelina acuminata Örsted umgewandelt werden. Ammotrypane wäre dann vollständig ausgemerzt, sobald Ophelia Ucornis'^ Sav. von Örsted, für welche der spätere RATHKE'sche Artname „limacina" Verwendung fand, weil sie eine neue Art war, bei der Gattung Ophelia Sav. verbleibt, wohin sie Orsted und Malmgken stellten, Grube, der eine Zeit lang (20) den Anschauungen Malmgren's sich unterordnete, bekehrte sich in seinen letzten Jahren (29 p. 193) zu der Ansicht, es sei Ophelia limacina Rathke als selbständiger Typus unter dem Gattungsnamen Ammotrypane auszuscheiden. Für Ammotrypane aulogaster griff er, uubewusst den thatsächlichen Verhältnissen Rechnung tragend, auf Örsted's Ophelina acuminata zurück. Er versucht auch eine Moti- Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergeu, 425 virung, die jedoch fast in alleu Punkten angefochten werden kann. Ich will mich hier auf die Frage der Selbständigkeit von Ä. limacina nicht weiter einlassen und könnte auch keine Entscheidung bringen, weil mir 0. bicornis Sav., auf deren gründliche Untersuchung es vor allem ankommt, nicht zur Verfügung steht. Was die Literatur bietet, ist so dürftig, dass man sich nicht einmal ein Urtheil bilden kann, ob Ophelia bicornis Sav. aus dem Atlantischen Ocean und Ophelia ra- diata belle Chiaje aus dem Mittelmeere differente Arten sind. Ist es doch sogar geschehen, dass Travisia forbesi Joiinst. mit 0. bicornis Sav. verwechselt wurde (34) p. 294. Ein Vergleich von Ophelia lima- cina R. mit Ophelia radiata delle Chiaje ergab nur geringe An- haltspunkte zu einer generischen Trennung. Die Ruder sind bei der ersten Art viel kräftiger entwickelt als bei der zweiten, und nament- lich zwei kleine Läppchen zwischen oberem und unterem Ruderaste (vergl. (31) tab. 3, fig. 44), die bei 0. radiata erst au den hintern Segmenten deuthcher werden, sind bei 0. limacina schon vor dem ersten Ruder an vorhanden. Rathke und Grube hielten sie irrthüm- lich für „Oefifnungen". Die kleinen seitlichen Vertiefungen von dem ersten borstentragenden Segmente der 0. radiata fehlen bei 0. lima- cina. Was aber diese Art besonders auszeichnet, sind im 12. Seg- ment zuerst auftretende und nur den letzten 6 fehlende, den Ringeln folgende und hier und da auch zwischen ihnen liegende kürzere und längere Querreihen kleiner Poren, die unmittelbar oberhalb der Ruder beginnen und die Seiten des Körpers einnehmen. Dem Bauche und eigentlichen Rücken fehlen sie. Rathke hat sie zuerst beobachtet. Diese Poren sind die äussern Mündungen kleiner, mit einem granu- lösem Inhalt erfüllter Trichter oder Becher, die in die Cuticula ein- gesenkt sind und vielleicht Tastorgane darstellen. Von Ophelina acuminata Örst., dieser circumpolaren und in den nordischen Meeren weit verbreiteten Art lagen fünf Exemplare vor. Die beste Beschreibung ist die von O. Sars (22). Mit ihrer Hülfe wird man leicht der von mir unlängst (54 p. 1062) angedeuteten Aufgabe, die Charakteristik dieser Art, wie sie Rathke und Grube nach 1878 (29) gegeben, richtig zu stellen, gerecht. Webster und Benedict (50 p. 727) sowie Cunningham und Ramage (56 p. 654), welche diese Art zuletzt untersuchten, bringen nichts Neues, sondern beweisen nur die Richtigkeit der Angaben von 0. Sars, die ihnen unbekannt geblieben. Ich will nur bemerken, dass auch ich an obigen sowie zahlreichen Individuen anderer Fundorte (Helgoland, Kristiania, Spitzbergen) das ausnahmslose Vorkommen der bereits von Örsted und Johnston er- 426 EMIL V. MARExNZELLER, Wähnten kleinen kolbigen Spitze an dem vordem Leibesende und das Auftreten der ersten Kieme an dem zweiten borstentragenden Seg mente bestätigen kann. Frühere, in diesen Punkten widersprechende Angaben beruhen nur auf der Untersuchung schadhafter Objecte. Ge- wöhnlich sind die letzten drei Ruder ohne Kiemen. Ich sah aber auch vier und sechs ohne Kiemen, die allerletzten Ruder waren nur kleine borstenlose Knötchen. Von den Rudern dieser Art haben Cunning- HAM und Ramage die beste bisher vorhandene, doch noch immer nicht genaue Abbildung gegeben. Bemerkenswerth ist der vielfach beob- achtete zungenförmige Fortsatz zwischen oberem und unterem Borsten- bündel, ein „cirrus terminalis", aber kein „cirrus ventralis". Die Zahl der Kiemen an meinen Exemplaren war wechselnd, doch niemals über 47. Oberhalb der beiden an der Basis des löffeiförmigen Endstückes sitzenden Anhänge (Kiemen, Levinsen) fand ich stets im Innern des- selben verborgen einen dritten unpaaren, auf welchen 0. Sars (22) zuerst aufmerksam gemacht. Armauer Hansen (37) zeichnet ihn auch von Oplielina hrasiliensis Hans. , und ich kann mich nicht der Ver- rauthung verschliessen, dass bei allen jenen Arten, welche nur diesen Anhang besitzen sollen, die paarigen verloren gegangen waren. Dem Rande des Endstückes sitzen meist 10 kleine Papillen auf (8—17 Sars), doch fehlt hier und da die eine oder die andere, und ich sah einmal auch eine überzählige. Die erweiterte Kenntniss der 0. acu- minaia verwischt die von Kükenthal (51 p. 371) als Merkmale von Ämmotrypane ingebrigtsenii hervorgehobenen vermeintlichen Un- terschiede und macht mir die Identität dieser neuen Art mit der vor- benannten zweifellos. Scalibregnia longisetosum Theel (31 p. 49). Ich finde im letzten Körperdrittel die Segmente dreigetheilt, wie dies Armauer Hansen (39 p. 35) von St. parvum angiebt, und da der dorsale blattförmige Anhang der Ruder auch erst an dem 12. er- scheint , ferner die Ruder eines jugendlichen St. longisetosum eine grosse Uebereinstimmung mit der von Hansen gegebenen Abbildung (1. c. tab. 5, fig. 14) zeigen, so gewinnt es an Wahrscheinlichkeit, dass dieser Autor ein unausgewachsenes Exemplar der TnEEL'schen Art unter jenem neuen Namen beschrieb. Stylarioides longisetosus Marenzeller (57 p. 5). Ein sehr gut erhaltenes, zwar auch nicht vollständiges Exemplar von 20 mm Länge und nicht ganz 3 mm Breite mit 33 Segmenten und Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 427 zwei aus den ersten Segmenten bestehende Bruchstücke ermöglichen es mir, meine erste Beschreibung zu ergänzen. Am ersten Segmente stehen 11 dorsale und 3 ventrale Borsten, unter jenen solche bis zu 4,5 mm Länge, am zweiten Segmente 6 — 7 dorsale und 6 ventrale, am dritten 7 dorsale und 6 dorsale u. s. w. An dem letzten vorhandenen Segmente fanden sich noch 8 dorsale und 5 ventrale Borsten vor. Brada inhabilis Rathke (7 p. 218) (Taf. 19, Fig. 6). Diese Art unterscheidet sich mit B. granulata Mgrn. von B. vil- losa Rathke leicht durch die geringe Zahl stärkerer Kiemen (ich fand 5, 7, 8, Grube selbst 10 und 16), während bei dieser die Kiemen aus zwei dorsal gelegenen Büscheln sehr zahlreicher und feiner Fäden be- stehen', und eine in dieser Richtung angestellte Untersuchung wird rasch ergeben, welche Art man vor sich hat. Soll aber das Exemplar geschont werden und verfügt man über kein Vergleichsmaterial, so können Zweifel entstehen, weil die Abbildung und Beschreibung Rathke's nicht ganz zutreffend sind. Es heisst dort (7), dass „die Haut durch Warzen rauh gemacht sei", und auch Levinsen (42 p. 123) giebt an, dass die Papillen von B. villosa schlank und kegelförmig, von B. in- habilis aber warzenförmig seien. Dies ist nicht der Fall. Durch den abgesonderten Schleim verklebte Sandkörnchen umkleiden die dicht stehenden Papillen, füllen die Zwischenräume aus und verbinden sie oft fest mit einander, so dass ihre eigentliche Gestalt unkenntlich wird. Legt man jedoch eine B. inhabilis für einige Zeit in Wasser, so lässt sich diese der Cuticula aufliegende oberflächliche Schicht leicht ab- ziehen, und man sieht, dass die Papillen Kegel (Fig. 6) von verschiedener Höhe und je nach den Individuen wechselnder Breite darstellen, die in eine kurze stumpfe helle Spitze ausgehen. Bei B. villosa ist jener Ueber- zug nie so stark, die Papillen (Fig. 7) an sich sind kurz, stehen nicht so gedrängt und würden viel eher die Bezeichnung warzenförmig ver- dienen, aber sie gehen in eine sehr lange Spitze aus. Die zottige Beschaffenheit der Oberfläche, welcher diese Art ihren Namen dankt, findet sich auch bei den andern. Die Enden der ventralen Borsten von B. inhabilis sind schwach sigmaförmig, nicht fein zugespitzt. Scolecolepis sp. (Taf. 19, Fig. 5). Da der Zustand des einzigen am 3. Juni in der Whalespointbucht gefischten Exemplares es mir nicht erlaubte, eine Beschreibung von solcher Genauigkeit und Vollständigkeit zu geben, wie es in dieser an zweifelhaften Arten so reichen Familie Noth thut und ich mir auch 428 EMIL V. MARENZELLER, wegen Mangels an einschlägigem Material kein Urtheil über den Werth gewisser, für gewöhnlich zur Diagnostik verwendeter Merkmale bilden konnte, zog ich es vor, die von allen von Malmgken und Levinsen angeführten nordischen Spioniden in gewissen Punkten abweichende und möglicherweise neue Art vorläufig unbenannt zu lassen. Der un- vollständige Körper bestand bei einer Länge von 41 mm aus 148 Segmenten, Seine Breite betrug 2,75 mm. Der Kopflappen ähnlich dem von Scolecolepis vulgaris Joiinst. (Cunningham & Ramaüe 56 tab. 37, fig. 3) mit 4 Augen. Die Fühlercirren fehlten. Die Kiemen scheinen am zweiten rudertragenden Segmente aufzutreten und fanden sich an allen folgenden vor. Die Ruder (Fig. 5) sind gleichfalls denen der vorgenannten Art ähnlich (1. c. tab. 37, fig. 3 B, 3 C), die Kiemen somit nicht mit der Lippe des obern Ruderastes verschmolzen. Zwei- zähnige Hakenborsten (Fig. 5A) erscheinen zuerst ventral im 44. Ruder, dorsal im 51. Man findet in den hintern Rudern 5 in jedem Ruderaste. Ausserdem kommen in dem ventralen Ruderaste 3, halb so starke, längere, allmählich spitz zulaufende Borsten mit Längs- streifung und in ihrem letzten Drittel mit rauher wie gestichelter Oberfläche vor (Fig. 5A rechts). Die letztern treten schon in den ersten Rudern und in viel grösserer Anzahl auf. Wahrscheinlich ist dies die Spionide aus der Karasee, welche WiREN (41 p. 408) als Nenne vulgaris Johnston bezeichnete , oder wie er sich vorsichtig ausdrückt, auf welche die von Johnston gege- benen Abbildungen der Nerine vulgaris passen. Wiren's Reserve ist sehr begründet, denn es lässt sich zeigen, dass unter dem Johnston- schen Namen mehrere Arten zusammengeworfen wurden. So bei Malm- GREN (19 p. 199): 1. die typische Art von Johnston mit freien Kiemen und zweizähnigen Hakenborsten, 2. die Nerine vulgaris von M. Sars (11 p. 65) vorn mit Kiemen, die mit den verlängerten Lippen der obern Ruderäste verschmelzen, und mit angeblich dreizähnigen Haken- borsten, 3. Malacoceros girardi Quatrefages (6 p. 10, tab. 3) mit ebensolchen Kiemen, aber einfach spitzen Hakenborsten. Doch ist ein Hinweis auf die typische Nerine vulgaris von Johnston nur von ge- ringem Nutzen. Trotzdem diese Art, wie es den Anschein hat, nach Johnston wiederholt beobachtet wurde, ist alles, was man in der Literatur darüber findet, höchst unvollständig. Selbst die neuesten Untersuchungen von Cunningham und Ramage (56 p. 640) belehren uns nur über die Form des Kopflappens, der Ruder und Hakenborsten. An wie vielen Segmenten Kiemen, wo die Hakenborsten zuerst auf- treten und ob sie in beiden Ruderästen vorkommen, darüber erfahren Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 429 wir nichts. Ich wäre in Verlegenheit, anzugeben, wie diese Art zu charakterisiren sei, wenn ich mir nicht an Exemplaren von Helgoland die fehlenden Aufschlüsse hätte holen können. Die Kiemen treten bei Scolecolepis vulgaris Johnston am ersten borstentragenden Segmente auf und fehlen den 10 — 15 letzten, die zweizähnigen, durch die Grösse des subapicalen Zahnes ausgezeichnete Hakenborsten erscheinen zuerst im 28.-34. Ruder und kommen nur in dem ventralen Ruderaste vor. Hier stehen unterhalb der vier bis fünf zweizähnigen Hakenborsten noch zwei halb so starke, aber weiter vorragende Borsten, die in eine einfach gekrümmte Spitze, welche plötzlich sehr fein ausgezogen ist enden, Wtren's Nerine vulgaris und die Spionide Kükenthal's theilen das wesentliche Merkmal , dass Hakenborsten in beiden Ruderästen vorkommen, nur erscheinen sie bei ersterer weiter nach hinten gerückt. Ich besitze keine P>fahrungen, ob man diesbezüglichen Schwankungen eine Bedeutung beilegen darf. Amphicteis giinneri Sars, M. Das einzige, 45 mm lange Exemplar passt weder zu A. gunneri Sars, M. noch zu Ä. sunäevalli Malmgren (18 p. 366), denn es hat 15 flösschentragende Segmente am Hinterleib wie die erste Art, aber geriefte Haarborsten wie die zweite. Das Aftersegment mit den kurzen Girren war vorhanden. Palecn jederseits nur 12. Kopflappen und Hakenborsten stimmten mit den Abbildungen Malmgren's von Ä. sunäevalli. Reicheres Vergleichsmaterial stand mir nicht zur Ver- fügung. Mc Intosh (21 p. 422) hat nahezu gleiche Erfahrungen an der gewöhnlichen Amphicteis der Hebriden und Shetlandsinseln ge- macht. MöBius (in: Jahresber. d. Comm. z. wiss. Untersuch, d. deut- schen Meere, 2. und 3. Jahrg. 1872, 1873, p. 164) vereinigte A. sun- äevalli Mgrn. mit A. gunneri Sars, M. Leaena abranchiata Malmgren (18 p. 385). Die Hakenborsten dieser Art sind, wo sie in doppelter Stellung auftreten, halbgegenständig. Zahl und Stellung der Zähne verweist sie, wie ich vermuthete, in meine Gruppe I (43) p. 163 und zwar in die unmittelbare Nähe von Amphifrite. Formel : 1 , 2222 — 22222, 3333—33333, viele 4, 5, 6. Fötamiila neglecta Malmgren (18 p. 401). Im Innern einer Röhre dieses Thieres fand ich hart vor der Mündung zahlreiche Junge dieser Art, dicht aneinander liegend, den 430 EMIL V. MARENZELLER, Mund dem Lumen zugekehrt. Sie sind 2 mm lang und haben 12 borstentragende Segmente, wovon 7 oder 8 auf den Thorax entfallen. Vor dem breiten, zweilappigen Aftersegmente sind noch 3 bis 4 Seg- mente angedeutet. Jederseits 4 bereits gefiederte Kiemen. Der grosse, kartenherzförmige, nahezu zweimal so breite wie lange Kopflappen deckt sie von unten zur Hälfte. Er trägt in der Mitte des Vorderrandes dorsal eine kurze Spitze; vor seiner Basis stehen 2 mit Linsen versehene Augen. Unmittelbar hinter dem Kopflappen entspringt jederseits seitlich und etwas ventral ein flügeiförmiger Fortsatz, der zumeist nach hinten gerichtet ist und das erste borsten tragende Seg- ment überragt. Von den Borsten sind schon sämmtliche Arten vor- handen, doch nur in geringer Zahl. Haarborsten am Thorax zu je 3 oder 2, am Abdomen gewöhnlich zu je 2, ganz hinten auch nur eine. Vogelkopfförmige Hakenborsten am Thorax zu je 3, 2, 2 und dann nur 1, ebenso im Abdomen anfangs zu je 2, dann nur zu 1. Die spitzen Hakenborsten des Thorax nur an sechs Segmenten, an einem zu je 2, an den folgenden zu 1. Apomatus glohifer Theel (31 p. 66) (Taf. 19, Fig. 8). PiiiLippi (9) gab am Schlüsse seiner Serpulidengruppe Apomatus, unter welcher er die deckellosen Gattungen Protula Risso und seine auf ein sehr unwesentliches Merkmal begründete, wieder aufzuge- bende Gattung PsygmohrancJius begriff, die kurze Beschreibung einer Serpulide, Apomatus ampulliferus, die an dem Ende eines Kiemen- fadens eine kugelförmige „Blase" trug. Für Philippi war dies Ge- bilde kein Deckel. Er hebt als Merkmal hervor „operculo nullo" und verwendet den bei gegentheiliger Auffassung ganz widersinnigen Grup- pennamen Apomatus, ja er schwankte, ob nicht das Ganze als Mon- strosität zu deuten sei. Grube, der ebensowenig wie Philippi den Borsten Aufmerksamkeit schenkte, spricht sich (10 p. 69) und (12 p. 92) ganz bestimmt in diesem Sinne aus und bezeichnet die im Ha- bitus und der Färbung übereinstimmende Protula protensa Gm. (= P. tuhularia Mont.) als die normale Form, auf welche Apomatus ampulliferus zurückzuführen sei. Erst Marion & Bobretzky (27 p. 94) haben die kugeltragenden Serpuliden des Mittelraeeres genauer untersucht und mit der Beschreibung der Borstentracht die Möglich- keit gegeben, sich ein ürtheil zu bilden, ob man es mit einer Abnor- mität oder mit eigenen Arten zu thun habe. Sie unterscheiden zwei Arten. Für die eine verwenden sie den PniLippi'schen Namen am- pulliferus, die zweite heisst Apomatus similis n, sp. Von letzterer Die Polychäten der Bremer Expedition nach Östspitzbergeh. 43 j gab Marion (32 p. 29, tab. 17, fig. 9) später nochmals genauere Ab- bildungen der Borsten, 1879 stellte Theel (31 p. 66), ohne die Ar- beit von Marion und Bobretzky eingesehen zu haben, den Apomatus gloUfer n. sp. aus der Karasee auf. Levinsen (42 p. 197) ergänzte die Beschreibung in einigen Punkten. 1884 beschrieb ich (44 p. 220) eine neue Art von Japan : A. enosimae. Ich hatte damals zum Ver- gleiche zahlreiche von mir an Lesina gesammelte, mit A. similis Mar. & ßoBR. identische Exemplare zur Verfügung. Den vorliegenden A. globifer eingerechnet, konnte ich somit bis jetzt drei Arten unter- suchen. Alle drei zeigen die vollste Uebereinstimmuog in einer Reihe von Merkmalen, welche ihre Vereinigung in einer Gattung recht- fertigen, die sich von der nächst verwandten Gattung Protula sehr scharf abhebt. Es sind dies : Auftreten der Hakenborsten am zweiten borstentragenden Segmente, besondere (Sichel-) Form der abdominalen Capillarborsten. Bei Protula beginnen die Hakenborsten am dritten borstentragenden Segmente, und die abdominalen Capillarborsten lehnen sich in ihrer Gestalt an die des Thorax an. Beiden Gat- tungen gemeinschaftlich sind die nicht differenzirte Gestalt der Ca- pillarborsten des ersten Segmentes, die Salmacinenborsten , dieselbe Form der Hakenborsten und allerdings, soweit mir bekannt ist — erst in zwei Fällen — der kugelförmige Deckel. Der eine Fall bezieht sich auf ein Exemplar einer Protula von Molyneux (Patagonien), aus der Sammlung des „Vettore Pisani", der andere betrifft den Apomatus ampulliferus von Marion & Bobretzky, der bei Marseille sogar häufiger sein soll als A. similis. Das Erscheinen der Haken borsten am dritten Segmente, die Gestalt der abdominalen Capillarborsten schliessen diese Serpulide von den andern Apomatus - Arten aus und weisen ihr einen Platz bei Protula an. Ich halte diesen A. ampulli- ferus nur für eine abnorme Protula. Seine totale Länge betrug 20 mm. Ob man es mit einer eigenen Art zu thun habe oder mit einem aus- nahmsweisen Zustand einer bekannten, wird sich erst ergeben, wenn genauere Untersuchungen der Protula-Arten des Mittelmeers als bisher vorliegen. Bei der Sichtung derselben wird man auf die eigenthüm- liche Erscheinung Rücksicht nehmen müssen, dass im Alter Schwund der Hakeuborsten in den Borstenwülsten des Thorax stattfindet. Ich sah an von mir selbst gesammelten, in der Färbung der Kiemen und Thoracalmembran übereinstimmenden Exemplaren von Protula tubularia MoNT. nur an ganz jungen Thieren Hakenborsten am dritten bis siebenten Segmeute, am mittlem am fünften, sechsten und siebenten, an grossen nur au den zwei letzten Thoracalsegmenten, oder sie fehlten gänzlich. 4ä^ EMIL V, MARENZELLER, Die Möglichkeit, in einer Serpulide mit kugligem Deckel am Ende eines Kiemenfadens ohne genauere Prüfung gewisser anderer Cha- raktere einmal den Repräsentanten einer eigenen Gattung, ein anderes Mal eine abnorme Protula zu finden, entzieht uns bei der Beurtheiluug jener Form, welche Philippi vorgelegen, jede sichere Basis. Es wäre am besten, den Artnamen „ampulliferus" zu streichen und den unglück- lichen Gattungsnamen durch einen andern zu ersetzen. Die Frotula von Molyneux und Frotula ampuUifera Marion & Bobr. beweisen abermals, was ich bereits (44 p, 215) hervorgehoben, dass eine ledig- lich auf den Deckel, namentlich auf dessen Vorhandensein oder Fehlen aufgebaute Systematik auf Sand steht. Dem dort angeführten Bei- spiele schliesst sich Frotula arctica Hansen (39 p. 43) an. Wiewohl deckellos, ist ihre Borstentracht doch eine von Frotula ganz verschie- dene. Ehlers (53 p. 328) zieht sie mit Ptecht zu seiner neuen Gat- tung Frotis. So muss auch die Frotula antennata Ehlers (53 p. 321) aus dieser Gattung entfernt werden, da die mit einem Meisselzahu versehenen Hakenborsten die von mir für Fomatoceros, Fomatostegus und Flacostegus als charakteristisch hervorgehobene Form zeigen. Auch ist die Röhre keine Frotula-Uöhre. Dass Ä. globifer nicht, wie Langerhans (Wurmfauna von Madeira IV, in : Zeit. Wiss. Z., Bd. 40, 1884, p. 277) anzunehmen geneigt war, mit A. ampulliferus Mar. & Bobr. identisch sein kann, bedarf keiner weitern Erörterung. Die Art lässt sich auch von Ä. similis Mar. und Ä. enosimae Marenz. nach der Form der thoracalen und abdominalen Haarborsten leicht unterscheiden. Ich gebe zu diesem Behufe genaue Abbildungen derselben (Fig. 8). Auch an den Hakenborsten dieser Art sieht man, wenn sie isolirt sind und vollständig flach aulHegen, unter starker Vergrösserung an dem Fortsatze der Schneide feine Zähnchen wie von Ä. enosimae. Ich hebe dies ausdrücklich hervor, weil Mc Intosh (Challenger-Anneliden, p. 515) vermuthete, sie seien nur eine Zuthat des Lithographen. Die Polychäten der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen. 433 Verzeichniss der in Betracht gezogenen Gattungen und Arten. (Die Synonyme sind gesperrt gedruckt.) Seite Sei Ammotrypane aulogaster Rathke . . 424 „ ingebrigt- senii Kük. 426 Bra 429 429 405 430 431 430 430 Amphicteis gunneri Saes, M „ sundevalli Mgen. Anaitis wahlbergi Mgrn. . Apomatus ampulliferus Phil enosimae Marenz. globifer ThJ^el . similis Mak. & Bobe itolytus sp 422 alexandri Mgrn. 416 alexandri? Mgen. Levins 420 cornuius Ag. A. . 420 hesperidum Clap. . 424 in certus Mgrn. . 420 ornatus M. & B Ornat US Verrill pictus Ehlers prismaticus F. . prolifer 0. F. Müll, rubropunctatus Gr, varians Verrill verrilli Marenz. . . da granulafa Mgrn. . , inhabilis Rathke . . villosa Rathke . . , Carobia lugens Ehlers . Chaetosyllis oerstediMvin.AQl Ehler sia sexoculata Ehlers .410 Eusyllis assimilis Marenz. . .412 blomstrandi Mgrn. .411 ciliaia Mecznik. . .413 lameUigeraM.xB.. &BoB. 412 monilicornis Mgrn. . 411 „ tubifex Gosse ; Mc Int. 413 Leaena abranchiata Mgrn. . 429 Malacoceros girardi Qfg. . . 428 Nereis bifrons F. . . . 420 „ prismaticaF. . .420 417 417 422 420 423 417 417 416 427 427 427 405 NereisproliferaO.F.M.vhu 423 N er ine vulgaris Johnst. 428 „ vulgaris Johnst. ; Sars 428 „ „ Johnst. ; WiRiiN 428 Ophelia bicornis Sav. . . . 425 „ bicornis? Sav. ; Örst. 425 „ limacina Rathke . . 425 „ radiata belle Chiajb . 425 Ophelina acuminata Örst. . . 424 „ brasiliensis Hans. . 426 Phyllodoce groenlandica Örst. 407 „ laminosa Sav. . . 406 „ lugens Ehlers . . 406 „ madeirensisljx^Gn. 407 „ paretti Bl. . . . 407 Polybos trichus longo- setosus Örst 420 Potamilla neglecta Mgrn. . . 429 Proceraea gracilis Verr. . .421 „ ornata Verr. . .417 „ picta Ehlers . . 422 Protis arctica Hans 432 Protula Risse 430 „ antennata Ehlers 432 „ arctica Hans. . . 432 „ protensa Gm. . . 430 „ tubularia Mont. . . 430 Psy gmobranchus Phil. . 430 Scalibregma longisetosum ThJ^el 426 „ parvum Hans. . .426 Scolecolepis sp 427 „ vulgaris Johnst. . 428 Stephanosyllis Clap 417 „ ornata Verr. .416 Stylarioides longisetosus Marnz. 426 Sylline rubropunctata Gr 421 Syllis cornuta Rathke . . . 410 „ oerstedi Mgrn. . . 407 „ sexoculata^uiMRs. . 410 Travisia forbesi Johnst. . .425 Typosyllis oerstedi Mgen. . . 407 4^4 EMIL V. MARENZßLLER, Die Polychäten der Bremer Expedition ete. Erklärung der Abbildungen. Tafel 19. Fig. 1. Typosyllis oerstedi Mgkn. Borsten aus dem 60. Ruder ^. Fig. 1 A. ,, „ „ Die Spitze einer der längsten 2300 Fig. 2. Ehlersia sexoculata Ehlers. Borsten aus dem 30. Ru- der ^. Fig. 3. Eusyllis hlomstrandi Mgrn. Borsten aus dem 16. Ru- der 1^. Fig. 3A. „ „ „ Aciculen ^. Fig. 3 B. „ „ „ Vorderende des Rüsselöso- phagus zur Hälfte ^^. Fig. 4. Autolytus verrilli Marenz. Eine Borste und Acicula aus dem 15. Ruder ^-^. Fig. 4 A. Autolytus verrilli. Vier Zähne des Rüsselösophagus ^. Fig. 5. Scolecolepis sp. 26. Ruder ^^. Fig. 5 A. „ „ Borsten aus dem ventralen Ruderaste des 146. Segmentes ^. Fig. 6. Brada inhabilis Rathke. Breitere Papille des Rückens Y- Fig. 7. Brada villosa Rathke. Papille des Rückens ^^. Fig. 8. Apomatus glohifer ThJiel. Haarborste aus dem 2. Bündel ^. Fig. 8A. ., „ „ Salmacinenborsten aus dem 6. Bündel ^. Fig. 8B. „ „ „ Abdominale Haarborste ^. Fig. 8C. „ „. „ Hakenborste -'-j^. Mittheilung über die Hunderasse Laika (Eskimohunde) in Russland. Von Nicolaus Eulagiii, Privatdocent an der Moskauer Universität. Hierzu Tafel 20. Die Laika (Eskimohunde) sind eine der ältesten Rassen. Das be- weist erstens ihre Verbreitung bei denjenigen fremden Völkern, bei welchen die Cultur ihren ursprünglichen Charakter behalten hat, und zweitens der allgemeine Habitus der Laika, der dem Habitus ihrer wilden Verwandten nahe steht. Als die älteste Rasse müssen die Laika eine grosse Rolle in der Genealogie der jetzigen Rassen spielen. Des- halb ist ihr Studium sehr wichtig sowohl für die Jäger als auch für die Zoologen. Leider ist darin fast noch weniger gethan als bei an- dern Rassen : über die in Sibirien vorkommenden Jagdlaika haben wir nur fragmentarische Hin Weisungen, keine ausführliche Beschreibung der als Zugthiere sowie der bei den Rennthierherden gebrauchten , ihrer gegenseitigen Beziehungen u. s. w. Darum scheint mir jede neue Thatsache hinsichtlich dieses Gegenstandes sehr beachtenswerth. Beim Studium der Laika standen mir zu Gebote, ausser den literarischen Auskünften , erstens ein lebendes Exemplar einer Laika, die dem Moskauer Zoologischen Garten vom Ehrenpräses des Comites zur Verbesserung des Moskauer Zoologischen Gartens Seiner Durch- laucht dem Fürsten \V. Ä. Dolgorukow geschenkt wurde, zweitens ein Schädel einer Vorspannlaika und drittens Hundeschädel der Stein- periode. Weiter unten gebe ich eine ausführliche Beschreibung der Zool. Jahrb. VI. Ablh. f. Syst. 09 436 NICOLAUS KULAGIN, Vorspannlaika , die sich jetzt im Zoologisclieu Garten befindet, und werde die Frage nach der Herkunft der Rasse berühren. Die Laika „Grauer" ist im Zoologischen Garten im Juli dieses Jahres eingetroffen. Ihre Heimath ist die Stadt Tomsk (in Sibirien), von wo sie dem Fürsten Dolgorukow im Mai 1890 gebracht wurde als Vorspannlaika. Unterscheidungsmerkmale des „Grauen" sind fol- gende : die Stirn breit, platt, fast dreieckig. Die Schnauze zugespitzt, der Augenschnitt, wie bei dem Wolfe, schief. Die Augen sind dunkel- braun, die Augensterne stark erweitert, im Halbdunkel sieht man die Augen leuchten wie bei dem Wolfe. Stehende Ohren. Wenn er die Ohren spitzt, sind letztere nach vorn und gegen die Mitte des Kopfes gerichtet, d. h. sie nähern sich einander mit der Spitze. Der Kopf sitzt auf einem kurzen , musculösen , starken Halse. Die Länge des Körpers, Kopf und Wedel ausgeschlossen, übertrifft nicht seine Höhe. Die Brust ist mehr oder minder tief. Die Rippen reichen fast bis zu den Ellenbogen der vordem Füsse. Die Füsse und Pfoten sind stark, die Spur wolfsartig, nur ein wenig kleiner. Die Grundfarbe ist hell, schmutzig gelb. Diese Farbe ist dunkler (dichter) an den Schulter- blättern, Schenkeln, an den Vorder- und Hinterfüssen. Auf der Stirn sind die Haare mit schwarzen Enden in Form eines Dreiecks, so dass dieser Theil des Kopfes eine dunklere Farbe hat. Ober- und Unter- lippe sind grau, in den Mundwinkeln dunkler. Die Wangen sind heller als die Lippen. Die Haare an den Wangen sind nicht länger als an der übrigen Schnauze. Die Ohren sind grau mit Beimischung von Haaren, die an den Enden schwarz sind. Der innere Theil der Ohren ist heller als der äussere. Der Hals ist schmutzig hellgelb. Die Brust ist grau. Auf der Brust sind die Grannenhaare dichter und länger. Der obere Theil des Halses, der Rücken und die Schnauze sind dunkelgrau, weil an diesen Stellen Haare stehen, die ganz schwarz sind oder an den Spitzen schwarze Färbung haben. Der Wedel ist wollig, nach oben und seitwärts gebogen. Am Ende des Wedels ist ein weisser Fleck. Die Seiten des Körpers sind heller als der Rücken, weil die Haare kürzer und nur an der Spitze schwarz sind. Der Bauch ist einfarbig hell, gelblich-weiss. Die Vorderfüsse haben an der äussern Seite bis zu den Pfoten gelbUche Färbung, die Pfoten selbst sind fast weiss; die innere Seite der Vorderfüsse ist gelblich-weiss. Die äussere Seite der Schenkel ist gelblich-grau, von den Pillenbogen- knochen nach ol)en einfarbig gelblich. Die innere Seite der Hiuter- füsse über den Ellenbogenknochen ist gelblich-weiss. Die Höhe des „Grauen" ist 66,3 cm, die Länge von der Spitze der Mittheilimg über die Hunderasse Laika (Eskimobunde) in Rnsshvnd. 437 Schnauze bis zum Ende des Wedels ist 104,4 cm , die Länge des Wedels 33,3 cm , der Umfang des Körpers au deu Vorderfüsseu ist 71,1 cm, an den Hinterfüsseu 57,8 cm. Die Kasse der Laika ist hauptsächlich in Nordrussland und Si- birien verbreitet. In Nordrussland dienen die Laika vorzugsweise zur Jagd und in Sibirien ausserdem für die Fahrt und zum Hüten der Kennthierherden. Ausführlich beschrieben ist, soviel ich weiss, nur die Jagdlaika^). Was die Vorspann- und die Rennthierlaika betrifft, so haben wir nur beiläufige Bemerkungen verschiedener Reisender uud Jäger *). Wenn man alle diese vergleicht, so kann man zu dem Schluss kommen, dass die Vorspannlaika die grössten Vertreter dieser Rasse sind uud zwar mit stark entwickelten Füssen, dann folgen die Jagd- laika und schliesslich die kleinsten, die Rennthierlaika. Der „Graue" war dem Zoologischen Garten unter dem Namen einer Vorspannlaika übergeben worden , aber er hat doch alle Merkmale einer Jagdlaika. Ein sehr eingehendes Studium der ältesten in Russland vorkom- menden Hunderassen finden wir in der Arbeit von D. N. Anutschin'*). Nach seinen Forschungen existirteu in Russland während der Stein- periode zwei Hunderassen: die eine, Canis familiaris palustris lado- gensis, steht dem in West-Europa gefundenen sogenannten Dorfhunde sehr nahe. Diese Rasse hat die Grösse des Schakals. Nach den Un- tersuchungen Studer's steht von den jetzt existirenden Rassen der Düifhund in Verwandtschaft mit dem jetzigen Spitz, mit den „Battock"- Hunden von der Insel Sumatra und mit den Hundeschädeln von den Inseln des Stillen Oceans. Die andere in Russland gefundene Hunde- rasse der Steinperiode ist von Anutsciiin Canis familiaris inostran- zewi genannt worden. Er hat einige Aehnlichkeit mit dem Hunde Canis matris optimae Jeitteles, welcher in West-Europa in der so- genannten Bronzezeit gefunden ist. Nach den Untersuchungen Anut- S(;hin's hatte Canis familiaris inostranzewi starke Reisszahnmuskeln, war zum Laufen angepasst und hatte einen feinen Geruch. Mit andern Worten vereinigte diese Rasse alle wichtigen Eigenschaften, welche bei der Jagd nach grossen Thieren nöthig sind. Die Frage, von welcher von den obengenannten Rassen die Laika 1) IwANOVSKY, in: Natur und Jagd, 1890, 2, p. 99 (russisch). 2) MiDDENDORF , Reise nach Sibirien , Th. 2 , Abth. 5 (russisch). Beliawsky, Reise nach dem Eismeer, 1838, p. 175 (russisch). 3) L'homme prehistorique de Tage de la pierre sur les cotes du lac Ladoga, St. Petersbourg, 1882, p. 55. 29* m NICOLAÜS KULAGIN, ihren Ursprung nimmt, lässt sich nur nach Messungen an den Laika- schädeln entscheiden. Da es sehr schwer ist, den Schädel der im Zoologischen Garten lebenden Laika zu messen, so wandte ich mich in der Stadt Tomsk (in Sibirien) an den frühern Besitzer dieser Laika mit der Bitte, mir, wenn es möglich sei, Schädel verschiedener Laika zu schicken, haupt- sächlich Schädel solcher Laika, die dem Exemplar, welches dem Zoo- logischen Garten vom Fürsten Dolgorukow geschenkt wurde, nahe stehen. Bis jetzt gelang es mir nur einen Schädel zu bekommen, der nach der Aussage eines Ortsjägers einem Vetter des „Grauen" ange- hört hat. Selbstverständlich sind die Resultate auf Grund eines ein- zigen Schädels nicht überzeugend, aber da bis jetzt die Laikarasse in dieser Hinsicht, wie es schon erwähnt wurde, fast unbekannt ist und zweitens in Anbetracht des Interesses, welches diese Rasse in der Frage der Genealogie der jetzigen Hunderassen darbietet^), halte ich es für angemessen, die Maasse dieses Schädels mitzutheilen und sie mit den Maassen der Hundeschädel aus der Steinzeit in Russland zu- sammenzustellen. Cants pal. ladogensis Canis inostranz. Laika Die Länge des Schädels am vordem Rande des Foram. magn. bis zum vordem Alveo- larrande 145 177 171 Die Länge des Gaumenbeins 82 98 9G „ „ der Nasenbeine 52(?) QiS 62 Die grösste Breite zwischen den Augen- sprossen Die grösste Breite des Oberkiefers Die Breite zwischen den Beckenknochen 35 5G 58,5 69 112 56 68 110 Die Länge zwischen dem Nackenwirbel und den hintern Enden der Nasenbeine . . 90 108,5 108 Die Höhe des Schädels 45 57 5B Die Breite der Nasenbeine vorne .... — 20 17 Die Länge der Schnauze vom alveolaren Rande der Schneidezähne bis zum vordem Rande der Augenhöhle — 8G 86 1) Baron Rosen, Zur Geschichte des Windhundes, in Jäger", 1890. .Russischer Mittheilung über die Hunderasse Laika (Eskimohunde) in Russland. 439 Canis pal. ladogensis Oanis inostranz Die grösste Breite des Schädels über den Gehörgängen Die Breite der Schnauze über den äussern Rändern der Fangzähne Die grösste Höhe des Sagittalkammes . . Die Länge der Backenzahnreihe .... Die Höhe des obern Fangzahns (Eckzahns) . Seine Länge Seine Breite Die Länge des obern Reisszahns .... Die Länge der zwei obern höckerigen Backen- zähne Die Länge des ersten höckerigen Backen- zahns Seine Breite Die Länge des zweiten höckerigen Backen- zahns Seine Breite Die Länge des letzten Pseudo-Backenzahns (dens praemolare) 57 IB 16 15 64 39 7 67 21 10 6,5 19,5 20 13 15 7,5 9 12 64 39 8 67 21 11 7 20 21 14 15 8 9 12 Aus dieser Tabelle ist es ersichtlich, dass der von mir gemessene Laikaschädel der Steinzeit Canis inostranzewi Anutschin sehr nahe steht. Wie während der Steinzeit Canis inostranzewi als eine gute Jagdrasse in dem Kampfe mit den grossen Thieren gedient hatte, so sind auch jetzt die Jagdlaika nach den Zeugnissen der Jäger uner- setzlich bei der Jagd auf Bär, Elenthier, Reh u. s. w. Sie besitzen alle Eigenschaften, die den wilden Thieren eigen sind : scharfes Auge, ausgezeichneten Geruch, Bosheit u. s. w. Ausserdem standen Prof. D. Anutschin zu seiner Verfügung, die Schädel der Vorspannlaika von der Insel Sachalin und von der Neuen Erde. Wenn er auch keine ausführlichen Messungen dieser Schädel veröffentlicht hat, so geben doch die von ihm gegebenen Zahlen Zeugniss für ihre Verwandtschaft mit dem Canis famil. inostranzewi. Es existiren zwei Hypothesen be- züglich des Ursprungs des Canis fam. inostranzewi und der west- europäischen Rasse Canis matris optimae Jeiteles. Nach der ersten (Nehring) ist der Stammvater dieser Rasse der Wolf Canis pallipes Sykes gewesen, der nach den Untersuchungen Huxley's nichts anderes 440 NICOLAUS KULAGIN, als eine Varietät des gewöhnlichen Wolfs, Canis lupus, ist. Jeit- TELES^) und andere Gelehrte, welche sich mit der Frage von der Ab- stammung der Haushunde beschäftigten, verwerfen die Verwandtschaft mit dem Wolf, hauptsächlich aus folgenden Gründen : der Schädel und die Zähne des Wolfs zeigen einen stärkern Bau, und das Verhältniss des obern Fangzahnes zu den höckerigen ist bei ihm ein anderes als bei dem Hunde, obgleich diese letzten ihm an Stärke und Grösse nahe stehen. Bei dem Wolfe ist der Fangzahn länger als die beiden hintern Backenzähne, und bei den Hunden ist es gerade umgekehrt. Diese letzte Hypothese näher betrachtend, weist Nehking auf folgende That- sachen hin, die ihr widersprechen. Nach den Beobachtungen Neh- ring's sind erstens die Schädel und die Zähne derjenigen Wölfe, die in Gefangenschaft geboren waren, merklich kleiner als bei den Wölfen gleichen Alters, die im Freien leben, und desshalb kann man den kleinern Fangzahn und die verhältnissmässig grössern höckerigen Backenzähne als ein Resultat der Zähmung ansehen. Zweitens weist Nehring auf die Thatsache hin, dass der oben angeführte Unter- schied zwischen dem Wolfe und dem grossen Hunde hinsichtlich der Zähne gar nicht so bedeutend ist, wie es Manche glauben, und dass auch bei vielen Wölfen die höckerigen Zähne in ihrer Länge den Fangzahn übertrefifen, wie bei den Hunden. Zur Ergänzung der von Nehring ^) mitgetheilten Thatsachen macht Anutschin ^) auf die Thatsache aufmerksam, dass es Hunde giebt, bei denen der Fang- zahn länger als die höckerigen Backenzähne ist, wie bei dem Wolfe, So hat der Fangzahn bei einem Vorspannhunde von der Insel Sa- chalin nach den Messungen von Anutschin die Länge 18,5, und die höckerigen 18 mm ; bei einem grossen Hunde von der Neuen Erde ist die Länge des Fangzahnes 19,5 mm und der höckerigen 18,5 mm. Ich verfügte über einen Schädel eines im Garten geborenen Wolfs, der dort zwei Jahre gelebt hatte. Die Maasse seines Schädels scheinen wirklich etwas kleiner zu sein als bei den Wölfen gleichen Alters, die im Freien aufgewachsen sind ; seine Länge ist nämlich nur 200 mm (bei den im Freien geborenen ist die Länge 220 mm). Der Fang- zahn bei den im Garten geborenen Wölfen hat die Länge von 21 mm. 1) Jeitteles, Die Stammväter unserer Hunderassen, Wien 1877. 2) Nehring, Ueber eine grosse wolfsähnliche Hunde-Rasse, in: Sitzungsber. der Gesellsch. Naturf. Freunde, BerHn 1884. 3) Anutschin, D. N. , Zur alten Geschichte der Hausthiere in Rus.sland. 1880 (russisch). NICOLAUS KüLAGIN, Mittheilung über die Hunderasse Laika etc. 441 und bei den freilebenden Wölfen ist er 25—30 mm lang. Wenn man alles oben Gesagte zusammennimmt, wird man zugestehen müssen, dass die Meinung Nehring's, der Stammvater der grossen Hunde- rasse der Steinzeit, Canis fam. inostranzewi^ sei der Wolf gewesen, grosse Wahrscheinlichkeit hat. Von dieser Hypothese Nehring's aus- gehend, wird es erklärlich, dass viele Jäger bei der Hunderasse der Laika, welche in ihren Schädelmessungen der Rasse Canis fam. inostranzewi nahe steht, grosse Aehnlichkeit mit dem Wolfe finden. Sotalia teuszii n. sp., ein pflanzenfressender (?) Delphin aus Kamerun. Von Prof. Dr. Willy Kükenthal in Jena. Hierzu Tafel 21. Durch gütige Vermittlung von Herrn Prof. Dr. Pechuel-Lösche wurde mir der Schädel eines Delphins aus Kamerun zur Bearbeitung tiberwiesen, den Herr Eduabd Tisusz dort erbeutet hatte. Herr Teusz berichtet darüber Folgendes. Nach starken Regengüssen wurden in der Bucht des Kameruner Kriegsschiflfhafens ein Delphin und gleichzeitig neun Haifische gefangen, welche erstem vor sich herschoben und be- reits angefressen hatten. Das Thier hatte eine Grösse von 8 — 9 Fuss. Was Herrn Ti^usz an der äussern Form besonders auffiel, war die höchst eigenthümliche Gestaltung der beiden äussern Nasengänge, die als röhrenartige Verlängerungen weit über den Kopf hervorragten, so dass dadurch ein Anblick geboten wurde, wie ihn etwa das Fluss- pferd mit seinen hoch auf den Scheitel gerückten Ohren gewährt. Die Haut des Thieres war ungefähr so dick wie die des Manatus. Den Magen fandHerr Teusz angefüllt m it Vegetabilien , und zwar waren es Blätter und Mangrovefrüchte, weniger Gras, welche den Mageninhalt bildeten. Es war das erste Mal, dass Herr Teusz dieses Thier während seines 10-jährigen Aufenthalts in Kamerun erblickt hat, und auch seine eingeborenen Arbeiter, darunter mehrere alte Fischer, kannten es nicht. Diesen höchst interessanten Angaben füge ich zunächst eine kurze Beschreibung des Schädels bei, nach dessen Bau unser Thier zum Genus Sotalia Gkay gehört. Erstens fallen die gesammten Grössen- WILLY KUKENTHAL, Sotalia truszi n sp. 443 Verhältnisse, besonders die Länge der Schnauze zu der des gcsammten Schädels, in den für dieses Genus angegebenen Rahmen, ferner fehlen die lateralen Gauraenrinnen, die wir besonders ausgeprägt beim Genus Delphinus finden. Die Zwischenkiefer der seitlich comprimirten Schnauze sind oben stark gewölbt, die Zahl der Zähne beträgt 27 an jeder Kiefer- hälfte, also mehr als bei Tursiops, viel weniger als bei Prodelphinus und Delphinus. Ferner können die Genera Steno, Prodelphinus, Del- phinus und Tursiops schon deshalb nicht in Frage kommen, weil bei ihnen die Pterygoide an einander stossen, während unsere Form sehr weit aus einander liegende Pterygoide besitzt. Alle Charaktere unseres Delphinschädels sprechen für die Zugehörigkeit zum Genus Sotalia, keiner dagegen. Um die Art zu bestimmen, sind zunächst die Schädelmaasse nöthig, die ich anbei folgen lasse. Sie schliessen sich in ihrer Anordnung eng an die von F. W. Tkue in seiner Arbeit über die Delphiniden • ) ge- gebenen Maasse an: 1. Totallänge (von der Schnauzenspitze bis zur Mitte des Foramen magnum) : 50 cm. 2. Länge der Schnauze (von der Schnauzenspitze bis zur Mitte einer die beiden Kerben in den Maxillen verbindenden Linie) : 29,5 cm. 3. Breite der Schnauze an den Maxillarkerben : 12 cm. 4. Breite der Schnauze in ihrer Mitte : 5 cm. 5. Breite der Zwischenkiefer in der Mitte der Schnauze : 3,6 cm. 6. Grösste Breite zwischen den äussern Rändern der Zwischen- kiefer (am proximalen Ende der Schnauze) : 8,5 cm. 7. Länge der Oberkieferzahnreihe : 25 cm. 8. Entfernung des letzten Zahns von der Basis der Maxillar- kerbe : 5,5 cm. 9. Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum vordem Rand der obern Nasenlöcher : 33 cm. 10. Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum Ende des Ptery- goids : 36,5 cm. 11. Schädelbreite über den Orbitalhöhlen : 21 cm. 12. Schädelbreite über den hintern Rändern der Schläfengrube: 14 cm. 13. Längenausdehnung der Schläfengrube : 11 cm. 14. Höhe der Schläfengrube : 9 cm. 1) Fredbrick W. True, A revisioii of the family Delphinidae, in: Bulletin United States National Museum, No. 35, Washington 1889. 444 WILLY KÜKENTHAL, 15. LäDge der Mandibeln : 43 cm. 16. Länge der Mandibelsymphyse (rcsp. Länge der rauhen Fläche) : 9,5 cm. 17. Länge der Zahnreihe im Unterkiefer : 24,5 cm. 18. Höhe des Unterkiefers vom Unterkieferwinkel zum Kronen- fortsatz : 9,2 cm. 19. Entfernung der Pterygoidcristen an der Basis : 2,2 cm. 20. Entfernung der Pterygoidcristen am freien Ende : 5,5 cm. 21. Breite der obern Nasenlöcher : 5,8 cm. 22. Durchmesser des grössten Zahnes : 0,7 cm. 23. Zahl der Zähne :|f^. Auf Grund der angegebenen Maasse lassen sich folgende Ver- schiedenheiten von den bis jetzt beschriebenen Arten des Genus So- talia feststellen. Unsere afrikanische Form weicht ab 1. von Sotalia gadamu Owen^): Durch die oben breitere in der Mitte schmalere Schnauze bei gleicher Länge letzterer, der letzte Zahn ist der Maxillarkerbe näher gelegen, die Nasenlöcher liegen etwas weiter nach vorn, die Mandibel- symphyse ist kleiner, die hintere Partie des Schädels nicht so breit, die Höhe des Unterkiefers ist beträchtlicher, die Zahl der Zähne um 1 und 2 in jeder Kieferhälfte grösser. 2. von Sotalia lentiginosa Owen: Durch die kürzere, oben, etwas breitere Schnauze, die obere Zahn- reihe ist kürzer, die Entfernung vom letzten Zahn bis zur Basis der Maxillarkerbe beträchtlich grösser, die hintere Schädelpartie ist schmaler, die Mandibelsymphyse viel kürzer, die untere Zahnreihe kürzer, der Unterkiefer hinten höher, die Zahndicke fast die doppelte, die Zahl der Zähne um 6 und 7 in jeder Kieferhälfte geringer. 3. von Sotalia hrasiliensis E. van Beneden: Durch die kürzere, in der Mitte viel schmalere Schnauze, den schmaleren Schädel und die um 7 und 6 in jeder Kieferhälfte geringere Zahnzahl. 1) Die Vergleiche erfolgen auf Grund der von Tkue in der oben citirten Arbeit sorgfältig gesammelten Angaben, Sotalia teuszil n. sp. 445 4. von Sotalia pallida Gervais: Durch die in der Mitte viel schmalere Schnauze, den vorn etwas breitern Schädel , die um 3 und 4 in jeder Kieferhälfte geringere Zahnzahl. 5. von Sotalia guianensis E. van Beneden: Durch die um 5 und 2 geringere Zahnzahl und die für vorige Art angegebenen Unterschiede. 6. von Sotalia fluviatilis Gervais: Durch die kürzere Zahnreihe des Unterkiefers, die längere Unter- kiefersymphyse. Sonstige Vergleiche sind bei den ungenügenden An- gaben über diese Art nicht zu machen. 7. von Sotalia tucuxi Gray. Durch die längere, oben breitere, unten schmalere Schnauze, die grössere Länge der obern Zahn reihe, den beträchtlich breitern Schädel, den doppelten Durchmesser der Zähne und um die um 6 bis 1 in jeder Kieferhälfte geringere Zahl der Zähne. 8. von Sotalia plumbea Cuvier : Durch die bedeutend kürzere und breitere Schnauze, kürzere Zahn- reihen, breitern Schädel, höhern Unterkiefer und um 10 bis 6 geringere Zahnzahl. 9. von Sotalia sinensis Flower: Durch die etwas kürzere und breitere Schnauze, die grössere Länge der Stirnbeine und die um 6 bis 4 geringere Zahl der Zähne in jeder Kieferhälfte. Gegenüber diesen 9 bis jetzt beschriebenen Arten finden sich also bereits eine Anzahl von grössern oder geringern Unterschieden vor; was unsere afrikanische Form vor allen andern auszeichnet, ist die steil aufsteigende Stirnpartie, das Hervortreten der Nasenbeine als starke Höcker und der um 1,5 cm gegenüber dem Oberkiefer vorge- schobene Unterkiefer. Besonders auffällig erscheint die Form der Zähne, welche scharfer Spitzen vollkommen entbehren und zum Theil, besonders im Unter- kiefer, bis über die Hälfte ihrer ursprünglichen Grösse abgenutzt sind ; sie erhalten dadurch ziemlich breite, höckerige Kauflächen. Innerhalb des Genus Sotalia werden derartige Zabnerosioneu auch noch von 446 WILLY KUKENTHAL, Sotalia teuszii n. sp. Sotalia sinensis^) angegeben. Bei Tursiops sind sie gleichfalls zu be- merken. Der Art seines Mageninhaltes nach kann es nur ein in der Nähe des Landes lebender Delphin sein. Es spricht dafür auch, dass das Thier nach einem heftigen Regen ganz nahe der Küste erbeutet wurde, und dass es, in See gerathen, den Haifischen zum Opfer fiel. Wir haben somit den ersten erbeuteten Süss- oder Brackwasser- Delphin Afrikas ^) vor uns, der zugleich den ersten Delphin repräsen- tirt, von dem mit Sicherheit die Aufnahme vegetabilischer Nahrung nachgewiesen worden ist. Ob wir hierin eine nur ausnahmsweise vor- kommende Erscheinung oder ein regelmässiges Verhalten zu erblicken haben, kann natürlich auf diesen einen Befund hin nicht entschieden werden. In thiergeographischer Hinsicht ist es von Interesse, das Genus Sotalia, welches bis jetzt nur von Indien, China, Australien und Südamerika bekannt war, auch in Afrika vertreten zu finden. 1) Flowee, On the characters and divisions of the family Delphi- nidae, in: Proc. Zool. Soc. London 1883, p. 486. 2) Im Victoria-Nyanza sind Delphine von Herrn Dr. Pbtürs ge- sehen worden, und auch im Niger sollen sie vorkommen. Literatur. Fecundation in the Tailed Batrachians. A suinmary Review of recent discoveries. By Cr. A. Boulenger, London. Extraordinary as it may appear, it is only witbin the last few years that the mode of fecundation has been ascertained in our com- mon Newts. To Gasco (11) is due the credit of the discovery. Ab- andoning for his observations the use of ordinary aquaria, he devised a means of watching the Newts from below, placing them in glass vessels suspended to the ceiling of his laborator}'. GrAsco's first ob- servations were made on Molge alpestris. The amorous games of the Newts, so graphically represented by Rusconi (20), had been repeatedly described since the last Century, and SpAiiLANZANi (25), as early as 1766, had ascertained the impregnation to be internal. The current opinion that the water serves as a vehicle to convey the spermatozoa to tha female organs — a view which is still held by Chalande (7), had re- ceived a severe blow on Siebold's (24) discovery of the receptaculum seminis, but no satisfactory explanation was given of the manner in which the spermatozoa reach these pouches. This mystery Gasco has succeeded in elucidating in his masterly paper, which has since been supplemented by his own investigations on the Axolotl (12), those of Marie von Chauvin (10) on the transformed Axolotl, or Amblystoma, and those of Zeller (29, 31) and E. 0. Jordan (14) on the European and American Newts. We now know that the male Newts and Axolotls, after lengthy and varied amorous preludes and evolutions around the female emit, at short intervals and in front of her, several conical or bell-shaped spermato- phores, adhering to the ground by their base and crowned by a spheri- cal mass of spermatozoa, which she gathers with the lips of her cloaca, whether by mere application or, as observed in the Axolotl, by her hol- ding the spermatophore between her bind legs and pressing the mass of spermatozoa into the cloaca. The spermatophores had been first de- scribed by Robin (19) and Stieda (26). In most Newts, our British species in particular, and in the Axolotl, the courtship is not accompanied by any sort of enlacement; all the 448 Literatur. male does is to execute the most lively antics in front of the female and to occasionally hit her with liis snout or rub himself against her to entice her to respond to his advances, — a sight often witnessed by all who have kept Newts in an aquarium. But a certain number of tailed Batrachians are now known to spend a longer or shorter part of the breeding season in sexual embrace : the Land Salamanders {Sala- mandra), the American Newt (Molge viridescens) , the Pleurodele (Jf. waltlii) and its Algerian allies {M. poireü and M. hagenmuelleri), and the so-called Euprocti [M. aspera, M. montana , M. rusconii). The mode of amplexus varies considerably according to the species, as we shall see further on , and the males of some are provided with black nuptial excrescences on the inner or upper surface of either the fore or the bind limbs, such as are well known in many tailless Batrachians. These temporary warts were first accurately described in Molge viri- descens by Bkaun (6), and I must on this occasion point out that Jor- dan's remark (14, p. 264) to the eifect that they "grow yellow and soft and loose their distinctive character soon after the breeding season is past" , is inaccurate: the black asperities do not "grow yellow and soft" , but are simply shed, as in other Batrachians. It was very na- tural to infer a priori that in such forms the fecundation must take place by an apposition of the cloacas, or even by intromission, and the cloaca of the female receive the spermatozoa direct from that of the male. That such is however not the case in the American species has now been shown by Zeller (31) and Jordan (14). After having held the female tightly round the neck or at the axils by means of his un- usually strong bind limbs , until he has reached the climax of excite- ment , the male , after a few bendings of his body from side to side, leaves the female in order to deposit his spermatophores in front of her, exactly as in the ordinary Newts. But how does our information stand with regard to the other species? Firstly, the Land Salamanders {Salamandra maculosa and S. atra). The amplexus was first observed , in the beginning of the present Century, by Schreibers (22) in the alpine species {S. atra) ; but the male is incorrectly described as placing himself on the back of the female, who drags him into the water, and the details given are besides not sufficiently precise; and it is clear that Schreibers did not witness the act of fecundation itself, no more than has any one since. The next published Observation is, so far as I am aware, that of Pfitz- NER (18) who, in October 1879, witnessed the pairing of the spotted Salamander, and his account agrees perfectly with the observations made by nie on the 28"' March of the same year and published in 1881 (5); except that, through mistaking the sexes, he falls into the same error as Schreibers, and describes the female as situated under the male and taking the active part in the amplexus In the case recorded by me, a male S. atra caught hold of a female S. maculosa and passed his front limbs over hers, exactly as in Molge waltlii^ rubbing his head and back against her throat and belly, without however attempting any cloacal contact. Quite recently, Zeller (^30), unaware of my previously Literatur. ^^9 published Observation , decribes the same act as observed by him in S. maculosa on the 14"* May 1891. All observers agree that the pair- ing takes places first on land and is continued in the water, but no one has as jet succeeded in witnessing the seminal emission. We may however inl'er, from the discover^^ by Zeller (29), in April 1889, of spermatophores in the tank of the terrarium occupied by his Salamanders, that the mode of impregnation does not diflPer materially from that of the Newts. The next type with which we have to deal is the Pleurodele Newt (Molge waltlii) and its North African allies i^lf. hagenmuelleri and M. poireti). In these species the male clasps the female from below by passing his fore limbs, which are very strongly developed and ar- med with temporary asperities, over hers and, having tightly secured his hold , with his head and nape closely applied to her throat and breast, the pair will swim about in this position for hours or days. This mode of pairing was first described by Bosca (4) and subsequentl}^ b}' Lataste (IG), Bedkiaga (1) and Vaillant (27); but no one, so far as is known, has yet observed the seminal emission, and we have to fall back for Information on this point upon M, hagenmuelleri, which pairs in exactly the same manner, and in which Bedriaga (2) was for- tunate enough to witness the whole act of fecundation. In this case, as in M. viridescens, the male let go the female and, raising himself on his limbs, deposited a spermatophore upon a small stone at the bottom of the aquarium ; the female followed, feeling the ground with the gaping lips of her cloaca and, having reached the spot, the spermatophore en- tirely disappeared into her cloaca. That things take place somewhat differently in the species which, from the produced, more or less conical shape of the cloaca during the breeding period, have received the name of Euproctus, seems probable, but we are still much in want of precise Information, as regards two of them at any rate. In these Newts, which live at a considerable al- titude in the Pyrenees, in Corsica, and in Sardinia, the male seizes the female with the bind limbs and by means of his prehensile tail which he twists round hers. Bedriaga (2, 3) who witnessed the pairing in the Pyrenean {M. aspera) and Corsican {M. montana) species, ob- served the male to lubrify the female's cloaca by means of his toes and to emit the spermatophore without separating from the female, but also without any cloacal intromission, contrary to what the much pro- duced penis - like shape of the cloaca had led some authors to ex- pect (16). The result of all the above observations is to show that in no Sala- mandroids, any more than in tailless Batrachians, does a real copulation take place ; in no case are the spermatozoids discharged direct into the female's cloaca. Thus confirming the opinion expressed by Gasco in 1881 that the embrace or rather the aggression on the part of the male has no other object than to dispose the female to second his designs ; as soon as he becomes aware of her assent he deposits his spermatophore which it is her oflice to secure. ^50 Literatur. In tlie following Synopsis, I have arranged the European Salaman- droids according to their modes of pairing: I. No amplexus , but a lengthy courtship in tlie water ; male more brilliantly coloured than the female, and ornamented with dorsal and caudal crests or other temporaiy appendages. The true Newts : Molge cristata, marmorata, alpestris, vulgaris, palmata, etc. II. Amplexus takes place; no marked sexual differences of colour; no dermal ornamental appendages. A. Amplexus of short duration and partly on land ; no accessory sexual characters. The true Salamanders, Salamandra. Spelerpes, Salamandrina and Chioglossa probably enter this division. B. Amplexus of more or less lengthy duration and in the water. a) The male, distinguished by a greater development of the fore limbs which are armed with temporary excrescences, clasps the female in the axillary region with the fore limbs. The Pleurodele Newt, Molge waltUi. h) The male, distinguished by a greater development of the bind limbs and a prehensile tail, clasps the female in the lumbar and caudal regions. The Euprocti: Molge aspera, rusconii, montana. Before concluding this review, which has dealt only with the Sa- lamandroids, it should be added that although we are gradually acqui- riug information on the reproduction of the other types of tailed Ba- trachians, thanks to the observations of Sasaki (21) on MegalobatracJms, of Hay (13) on Ämphiuma, and of F. E. Schulze (23), Marie v. Chauvin (8, 9), and Zeller (28) on Proteus, the act of fecundation has not been witnessed in any of them. Beferences. 1. Bedriaga, J. V., Beiträge zur Kenntniss des Rippenmolches (Pleuro- deles waltlii), in: Bull. Soc. Nat. Mose. 1879, p. 179—201. 2. — — Ueber die Begattung bei einigen geschwänzten Amphibien, in: Zool. Anz. 1882, p. 265-268 und 357—359. 3. — — Beiträge zur Kenntniss der Amphibien und Reptilien der Fauna von Corsika, in: Arch. f. Nat. 1883, p. 124 — 273, tab. 3—5. 4. BoscA, E., Costumbres del Pleurodeles waltlii, in : An. Soc. Espan. Hist. Nat., Vol. 6, 1877, Actas, p. 20—24. 5. Boulenger, G. A., Accouplement de Salamandra atra et S. maculosa, in: Rev. Int. Sc, T. 7, 1881, p. 163. 6. Braun, M., Ueber äussere Hülfsorgane bei der Begattung von Tri- ton viridescens Raf., in: Zool. Anz. 1878, p. 124 — 126. Literatur. 4^1 7. Chalande, J., La fecondation chez les Tritons, in: Bull. Soc. Hist. Nat. Toulouse, T. 21, 1887, p. 12—14. 8. Chauvin, M. v. , Vorläufige Mittheilung über die Fortpflanzung des Proteus anguinus, in: Zool. Anz. 1882, p. 330—332. 9. — — Die Art der Fortpflanzung des Proteus auguinus , in : Zeit- schrift Wiss. Zool., Vol. 38, 1883, p. 671—685, tab. 38. 10. — — Ueber die Fortpflanzung des Amblystoma, in: Zool. Anz. 1883, p. 513—515. 11. Gasco , F., Intorno alla storia dello sviluppo del Tritone alpestre» in: Ann. Mus. Genova, Vol. 16, 1880, p. 83—148, tab. 1—4. 12. Les Amours des Axolotls, in: Zool. Anz. 1881, p. 313—316, 328—334; Bull. Soc. Zool. France, 1881, p. 151—162. 13. Hay, 0. P., Observations on Amphiuma and its young, in: Am. Nat. 1888, p. 315—321. 14. JoKDAN, E. 0., The spermatophores of Diemyctylus, in: Journ. of Morphol., Vol. 5, 1891, p. 263—270. 15. Lataste, f., Les Organes genitaux externes et 1' accouplement des Batraciens Urodeles, in: Eev. Intern. Sc, T. 1, 1878, p. 209—214. 16. L' accouplement chez les Batraciens Urodeles. Op. cit., T. 2, 1878, p. 496—499. 17. — — Encore sur la fecondation des Batraciens Urodeles. Op. cit., T. 7, 1881, p. 158—163. 18. PriTZNEE, W. , Allgemeines über Salamandra maculosa. — Fort- pflanzung, Ausbildung, Zucht, in: Morph. Jahrb., Vol. 6, 1880, p. 471—475. 19. Robin, C, Observations sur la fecondation des Urodeles, in: Journ. de l'Anat. et de la Physich, T. 10, 1874, p. 376—390, tab. 15. 20. RuscoNi, M., Amours des Salamandres aquatiques. Milan 1821, 4*° . 21. Sasaki, C, Some Notes on the Giant Salamander of Japan (Crypto- branchus japonicus), in: Journ. Coli. Sc. Japan, Vol. 1, 1887, p. 269—274. 22. ScHEEiBEES, C. V., Ucber die specifische Verschiedenheit des ge- fleckten und des schwarzen Erdsalamanders und die höchst merk- würdige, ganz eigenthümliche Fortpflanzungsweise des letztern, in: Isis, 1833, p. 527—533. 23. Schulze, F. E., Zur Fortpflanzungsgeschichte des Proteus anguinus, in: Zeitschr. Wiss. Zool., Vol. 26, 1876, p. 350—354, tab. 22. 24. SiEBOLD, C. T. V., Ueber das Receptaculum seminis der weiblichen Urodelen, in: Zeitschr. Wiss. Zool., Vol. 9, 1858, p. 463—484, tab. 18. 25. Spallanzani, Experiences pour servir ä 1' histoire de la generation des animaux et des plantes. Vol. 3, Pavia 1787, 8". 26. Stieda, L., Zur Naturgeschichte der mexikanischen Kiemenmolche, in: Sitzb. Naturf. Ges. Dorpat, Vol. 4, 1876, p. 37—48. 27. Vaillant, L., Sur la ponte du Pleurodeles waltlii, in : C. R. Ac. Sc, T. 91, 1880, p. 127—128. Translation, in: Ann. and Mag. N. H. (5), Vol. 6, 1880, p. 244—246. Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 30 452 Literatur. 28. Zeller, E. , Ueber die Fortpflanzung des Proteus anguinus und seine Larve, in: JahresL Ver. Naturk. Württ. , Vol. 45, 1889, p. 131 — 138, tab. 3. 29. — — Ueber die Befruchtung bei den Urodelen, in : Zeitschr. Wiss. Zool., Vol. 49, 1890, p. 582-601; Vol. 51, 1891, p. 737—741. 30. — - — Ueber den Copulationsact von Salamandra maculosa, in : Zool. Anz. 1891, p. 292-293. 31. — — Ueber Triton viridescens, in: Jabresh. Ver. Naturk. Württ., Vol. 47, 1891, p. 170—174, tab. 7. Miscellen. Nachträge zur Fanna von Helgoland. III. Zur Cirripedienfauna von Helgoland. Von Dr. W. Wbltner, Berlin. Metzger hat in seinen Nachträgen zur Fauna von Helgoland (Zool. Jahrb., Bd. 5, Abth. f. Syst. 1891) auch ausführliche Angaben über die bei Helgoland und in der „Deutschen Bucht" sich findenden Cirripedien gemacht. Die von ihm gegebene Zusammenstellung ist eine wesentliche Verbesserung der von Dalla Torke (Die Fauna von Helgoland , Jena 1889) gelieferten Aufzählung. Unter Zugrundelegung der Monographie Daewin's hat Metzger die Cirripedien selbst bestimmt und sich der Nomenclatur Darwin's angeschlossen, während Dalla Torre in seinem Werke die grössere Anzahl der von Frey & Leuckart angeführten Arten, nämlich Bolanus sulcatus Lam., B. ovularis Lam., Chthamalus philippi, Chth. germanus und Creusia Verruca (Chem.) Lam. abschreibt, ohne das Werk von Darwin, welches doch das einzige umfassende und das grundlegende für die Systematik ist, zu berücksichtigen. Denn nur diesem Umstände ist es zuzuschreiben, dass Dalla Toree die Identität von Chthamalus germanus und Chth. philippi mit Baianus hainn: uio L., ferner die Identität von Baianus sulcatus Lam. mit B ))orcatus üa Costa und von Creusia Verruca Ranz, mit Verruca stroemia (0. F. Müller) nicht erkannt hat. Auch ist Bälanus crenatus Brug. von Helgoland gar nicht erwähnt. Metzger hat nun das, was Dalla Torre unter- lassen hat, nachgeholt. Was den von Frey & Leuckart als bei Helgoland vorkom- menden Baianus ovularis Lam. angeht, so hat freilich Darwin diese Form nirgends als ein Synonym aufgeführt. Waardenburg hat, wie HoEK (in: Tijdschr. Nederl. Dierk. Vereenig., 2. Deel 1876, p. 21) zeigte, als Baianus ovularis Lam. eine Form beschrieben, welche mit B. im- provisus Darw. identisch ist. Bisher ist nun letzterer bei Helgoland nicht beobachtet worden, es ist aber sein Vorkommen daselbst nicht 30* 454 Miscellen. ausgeschlossen, denn B. improvisus lebt sowohl im Brackwasser als im Meere. Es ist eben nicht mit Sicherheit zu entscheiden, welche Form Lamakck unter Bai. ovularis verstanden hat. Seine Beschreibung passt auf mehrere Arten. Da es sich nun für uns nur um einen Baianus von Helgoland handelt, der dem B. ovularis des Lamaeck entspräche, so kann wohl nur Balanus crenatus Brug. bei Darwin in Frage kom- men , wie aus der von Lamarck citirten Abbildung bei Chemnitz her- vorgeht. Die Auffassung von Metzger, dass Chthavnalus philippi und Chth. germanus nichts anderes sind als Balanus balanoides L. bei Darwin, ist ohne Zweifel die richtige. Die zoologische Sammlung des Museums für Naturkunde in Berlin besitzt viele aus der Conchyliensammlung von Prof. Dunker stammende Helgoländer Balanen, darunter einige, welche von Dunker als GMhamalus philippi Leuck. und als Chthamalus euro- paeus Ph. 1) juven. bezeichnet waren, ferner ein Stück, welches von Dunker als Chthamalus germanus Leuck., Cuxhafen? etiquettirt ist. Da ich vor mehreren Jahren nach einem Besuche in Helgoland die dort von mir gefundenen Balanen mit den Stücken der Sammlung von Dunker verglichen habe, so war ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass Chtha- malus philippi und germanus (und auch europaeus) synonyme Bezeich- nungen für Balanus balanoides L. bei Darwin sind, welchem das Werk von Frey & Leuckart unbekannt geblieben war. Wenn Hoek (in : Challenger Report, ZooL, Vol. 8, Cirripedia, p. 4, 1883) angiebt, dass die beiden von Frey & Leuckart beschriebenen Chthamalus - Arten nur Varietäten von Chthamalus stellatus seien, so ist das wohl nur daraus zu erklären, dass Hoek keine Balanen von Helgoland zum Vergleiche vorgelegen haben. Nach der Monographie Darwin's lassen sich die Helgo- länder Balaniden und Lepadiden leicht bestimmen; weitere Angaben über die Unterschiede von Balanus balanoides und crenatus und über deren Wohnsitze findet man bei Hoek, Schaaldieren van de Osterschelde, in: Tijdschr. Nederl. Dierk. Ver., Suppl. 1, Afl. 2, 1884. In derselben Zeitschrift, Deel 2, 1876, hat der gleiche Autor eingehend die meisten der uns interessirenden Arten {B. improvisus, crenatus, balanoides, ha- meri, Verruca stroemia und Lepas anatifera) behandelt. Es sei hier auch noch einer Angabe von Max Schultze (in: Zeitschr. wiss. ZooL, Bd. 4, p. 190, 1853) gedacht, nach welchem die Eierlamellen von Ba- lanus ovularis gelb und von Chthamalus germanus grau -violett sein sollen. Den von Metzger aufgeführten Cirripedien kann ich noch zwei weitere Arten anfügen, welche, wie ich gleich bemerken will, Kosmo- politen sind. In der Berliner zoologischen Sammlung findet sich eine Lepas fascicularis Ell. Sgl. auf Fucus sitzend und im August 1865 von Prof Magnus unter vielen andern Objecten in Helgoland gesammelt. Zwei andere Exemplare derselben Art sandte mir Dr. Ad. Lutz in frischem Zustande im August 1885. H. Lührs , den ich auf diese Art später aufmerksam machte, kannte sie nicht; sie scheint also selten an- 1) Wohl nur Manuscriptname. M i s c e 1 1 e n. 455 getrieben zu werden. Besonders interessant ist aber ein ächter Chtha- malus (im Sinne Dakwin's) von Helgoland, Chth. steUatus (Poli), wel- chen ich unter den von Dunker bei Helgoland gesammelten Cirripedien fand; es ist eine Gruppe von sieben Exemplaren auf Mytilus edulis. HoEK hat (in : Challenger Report, Zool., Vol. 8, Cirripedia, p. 4, 1883) dieselbe Art in der Nähe von Helgoland gefunden. Danach würden von Helgoland und der „Deutschen Bucht" fol- gende Cirripedien zu verzeichnen sein : Lepas anatifera L. , L. an- serifera L., L. fascicularis Ell. Sol., Baianus improvisus Dakw., B. porcatus da Costa, B. crenatus Brug., B. halanoides L. , B. hameri Asc, Chthamalus stellatus (Poli), Verruca siroemia (Müll.), Peltogaster paguri Rathke, Sacculina carcini Thomps., S. inflata Leuck. (s. auch Kossmann) und S. sp. dub. (s. Metzger). Hiervon sind nach Metzger Baianus improvisus und hameri noch nicht in der Gesichtsweite Helgo- lands gefunden worden. Berlin, den 13. Oct. 1891. Biologische Skizzen. Von Dr. Adalbert Seitz, Giessen. Wenn im Folgenden vielfach von einer Artbestimmung der aufge- zählten Thiere Abstand genommen wird, so möge dies damit entschul- digt werden , dass hier im Auslande dem Forscher nur wenige Samm- lungen, mit oft äusserst unzuverlässigen Determinationen, zu Gebote stehen, und dass, da wir hier von aller Literatur abgeschnitten sind, sich leicht Irrthümer einschleichen könnten, die besser vermieden werden. Auch haben faunistische Listen ein zu beschränktes Interesse, als dass sich eine Zeitschrift mit sehr ausgedehntem Leserkreis zu ihrer Veröffent- lichung eignete. Es sei daher hier nur der Versuch gemacht, durch Mit- theilungen von an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen ein Bild der Fauna von solchen Gegenden zu entwerfen, die durch einen be- stimmten landschaftlichen Charakter allgemeines Interesse beanspruchen dürfen. So eindringlich mir ans Herz gelegt wurde, auf meinen Excursionen umfangreiche Sammlungen anzulegen, dieselben nach Europa überzu- führen und dort an der Hand der einschlägigen Literatur zu bear- beiten, so kann ich mich doch zu einem solchen Verfahren darum nicht entschliessen, weil unter der Sammelthätigkeit die Beobachtung empfind- lich leidet. Auch sage ich mir, dass biologische, geographische etc. Entdeckungen nur von uns im Auslande lebenden Zoologen erwartet werden, während systematische und speciell mikroskopische Detail- forschungen mit viel geringern Schwierigkeiten von den in Europa selbst ansässigen Forschern ausgeführt werden können. Ein Punkt unserer Erde, der mir von jeher ganz besonderes In- 456 Miscellen. teresse eingeflösst hatte, war die ägyptische Hafenstadt Port-Said. Diese Wüstenstadt ist nämlich in ihrer nächsten Umgebung absolut vege- tationslos und stellt somit einen der ödesten Orte unserer Erde dar. Mitten zwischen der Sahara und der arabischen Wüste gelegen , zeigt die Landschaft , an die Dünen der Mittelmeerküste sich anschliessend, nur geringe Erhebungen; kahl, aus zusammengebackenen Muschelresten bestehend, starren wenige zackige Steine aus dem Boden hervor und bilden Dämme, zwischen denen flache Brackwasser, oft nur 1 — 2 Fuss tief, sich einlagern. Ein Bild der Landschaft ist wegen der bei Tage unruhig flimmernden Luft nicht leicht zu erhalten, und die Fata mor- gana verändert unausgesetzt das Profil des Horizontes. Was eben noch als Bergkuppe einer Insel gleich aus dem See ragte, wird unter unsern Augen zur Baumkrone, die einer ausgedehnten Oase Schatten spen- det u. s. f. So viel zum Verständniss der Landschaft; es wird dies genügen, um zwei Eigenschaften begreiflich zu machen, die einer ganzen Menge von dort wohnenden Thieren gemeinsam sind : erstens eine ausser- ordentliche Geschwindigkeit in der Locomotion und zweitens die Fähigkeit vieler Thiere, sich in die Erde einzugraben. Die Schutzfarbe ist gelb, und zwar in der Nüancirung, wie auch bei dem die einzelnen Hügel bildenden Sande, sich ziemlich gleich bleibend, nur leicht zwischen Gelbgrau und Gelbbraun changirend (Canis familiaris ferus, Bipus aegyptius, Ca- melus dromedarius, Ortygion communis, Reliothis peltiger etc.). Zunächst suchen die Thiere dem Feinde zu entfliehen , was be- sonders den Eidechsen, Springmäusen und kleinern Wüstenvögeln auch grösstentheils gelingt ; dann aber versuchen sie , wenn sie einen Vor- sprung erreicht haben, durch ihre Farbe den Verfolger zu täuschen; die nicht durch ihre Farbe geschützten Thiere wühlen sich in den Boden (Ameisen, schwarze Käfer). Während, wie bereits erwähnt, in der directen Umgebung von Port- Said gar keine Pflanzen im wilden Zustande vorkommen, sind die Ufer des Suezcanals und die Ränder der Brackwasser vielfach mit einem spröden , klebrigen Salzkraut und spärlich dazwischen eingestreuten Büscheln von Artemisia bestanden. Das matte Grün dieser Wüsten- kräuter färbt sich am meisten zur Zeit der ziemlich seltenen Regen, im Spätherbst und dann wieder von April bis Juni; dann entfaltet sich auch dort das regste Insectenleben. Säugethiere scheinen im wilden Zustande bei Port-Said recht spär- lich. Wir fanden Höhlen und Spuren, wohl dem Dipus aegyptius an- gehörend, sahen aber die scheuen Einwohner nicht. Die Wildhunde ruhen bei Tage zusammengerollt hinter den kleinen Büschen der Arte- misia; aufgescheucht, fliehen sie meist nur kurze Strecken. Der afri- kanische Hund von Unterägypten hat viele Aehnlichkeit mit C. aureus, in Gestalt, Farbe, Stimme und Benehmen. Kreuzungen der Stadthunde mit wilden sind oft beobachtet worden und erklären den vielfach halb- wilden Zustand orientalischer Strassenhunde. Spitze vorgezogene Schnauze, lange aufrechte Ohren, ein buschiger, hängender Schwanz, sehr schlanker Körper und tiefgetragenor Kopf sind die Eigenschaften, die mir am Misce 1 1 en. 457 Wildhund von Port-Said am auffallendsten erschienen. — Die Ziegen ge- hören zu den krummnasigen, grosseuterigen Afrikaziegen, sind aber aus verschiedenen Rassen durch einander gekreuzt. — Die Esel gleichen ganz der in Kairo und im übrigen Unterägypten verbreiteten Rasse, also mehr dem Wildesel, wie ihn Schweinfürt auf Socotora, als dem Äsinus taeniopus, wie ihn ÜEUGiiiN in Ostafrika fand. — Die Schweine sind schwarz, stark behaart, schlank und erreichen eine ausserordent- liche Höhe. — Rinder sind in verschiedenen Rassen vertreten ; eine hellfarbige erweist sich durch Entwicklung eines Fetthöckers als von Bos zebu abstammend, andere scheinen aus Europa eingeführt, und wieder andere scheinen mit JBos huhalus verwandt. — Unter den Nagern fand ich nur in den Häusern die kosmopolitischen Arten von Mus; Insectenfresser scheinen zu fehlen. Bereits an andern Orten habe ich darauf aufmerksam gemacht, wie sehr sich das Bild der Wüstenfauna zu den verschiedenen Jahreszeiten verschiebt. Es gilt dies ganz besonders für die Vögel, von denen eine sehr grosse Zahl zur Zeit des Zuges als Gäste in Port-Said eintrifft und schaarenweise den an den Ufern des Canals umherlungernden Ita- lienern und Arabern zur Beute fällt ; indessen können wir diese nur flüchtig die Gegend passirenden Arten nicht als zur Fauna von Port- Said gehörig rechnen. Oedicnemus, der Trial, verweilt schon längere Zeit in Unterägypten ; Pelecanus-Arten und Phoenicopterus antiquorum traf ich hier zu den verschiedensten Jahreszeiten; Aasgeier sind jeder Zeit zu finden. Eine schöne Mövenart {Larus leucophthalmus) bewohnt den Suezcanal ; ihre Paarung findet Mitte April statt. Die Sandeidechse wurde schon oben erwähnt. Ihre Flüchtigkeit ist eine enorme ; verfolgt, rennt sie in förmlichen Sprüngen dahin. Sand- schlangen sollen in der weitern Umgebung der Stadt vorkommen ; in unmittelbarer Nachbarschaft von Port-Said gelang es mir nicht, Schlangen aufzufinden. Landmollusken waren in der sandigen und trockenen Gegend nicht aufzufinden , dagegen sind die Muscheln in so ungeheurer Menge vor- handen, dass ihre Schalen den Strand in dichtem Ueberzuge bekleiden. Durch eine Handbewegung im Canal lassen sich Dutzende von lebenden Muscheln aufschöpfen , die hier geradezu schichtbildend auftreten ; Planktonforschungen an dieser Stelle würden sicherlich die Resultate der frühern Expedition in mancher Hinsicht modificiren und vervoll- ständigen. Herr Dr. Haase (jetzt in Bangkock), der die Güte hatte, mich auf meiner diesmaligen Excursion zu begleiten, sammelte einige Mollusken, die er als den Gattungen Murex, Cassis, Fusus, Natica, Nassa, Bulla, Cardium, Pectunculus, Mactra, Venus, Ostrea, Oliva und Solen angehörig erkannte. Wie die vorigen, so mögen auch die Crustaceen hier bei Seite ge- lassen werden. Nur wenige Krabbenarten begeben sich weit auf das Land, und im Geniste des Canalwassers finden sich Onisciden. Von Spinnen trifft man nur selten kleine Lycosiden, und einige, dürren Blüthen- knospen angepasste Arten sitzen hin und wieder auf den sparrigen Stengeln des Salzkrautes. 458 is cell e n. Bei Betrachtung der Insectenwelt fällt sofort die Armutli an Hy- menopteren auf. Apiden sah ich nie in Port-Said, während schon in Ismailia, kaum 50 Meilen südlich, stattliche Anthophoriden anzutreffen sind; auch die grossen Pompiliden von Suez, die dort Heuschrecken eintragen, scheinen in Port-Said zu fehlen; von Formiciden constatirte ich drei Arten. Käfer sind ziemlich zahlreich vorhanden. Grosse Melasomen haben sich vor der Tagsonne in gemeinsame Sandhöhlen eingebohrt; an den getrockneten Fischleichen am Strande fressen Hister und Dermestes; ein grosser Cleonus lässt sich bei Annäherung in den Busch fallen. Im Mai findet sich nicht selten an den Zweigen des Salzkrautes eine 7 -punktige Coccinella, durch ihre Gegenwart auf die Anwesenheit von Aphiden deutend, die ich indess nicht fand. Anfangs April schwirrt über den Sand ein Lamellicornier, eine Epicometis, wahrscheinlich nur eine Localrasse der Ep. squalida. Die Schmetterlinge gehören mit zu den häufigsten Insecten. Von Tagfaltern ist der Distelfalter {Pyrameis cardui) vereinzelt, aber nicht eben selten, und das ganze Jahr hindurch zu treffen. Danais chrys- ippus , im Juni , am Canal ; in unmittelbarer Nähe der Stadt selten. Deiopeia pulchella, in sehr grossen Stücken, grösser, als die Europäer, und fast noch einmal so gross wie diejenigen, die ich aus Australien und Indien brachte. Lycaena haetica, bei Port-Said selten, bei Suez ziemlich häufig, verbreitet sich von St. Helena bis Hongkong. Agrotis ist in mehreren Arten vertreten ; Heliothis peltiger, zahlreich, setzt sich auf den gelben Wüstensand, wo sie durch ihre Farbe vorzüglich ge- schützt ist. Von Schwärmern constatirte ich nur das Vorkommen von Sphinx convolvuli, die sich von deutschen Stücken in nichts unter- scheidet. Von Mikrolepidopteren fand ich verschiedene Tineiden und einen Crambus. — Kaum 70 Meilen südlich, wo am Nilcanal das Süss- wasser eine grössere Anzahl von Pflanzen und vor allem etwas Gras gedeihen lässt, ist die Fauna eine unvergleichlich reichere. Pieris, Colias-Arten und eine ganze Anzahl von Heteroceren finden sich dort zum Theil zahlreich. Die Diptera sind unstreitig diejenigen Insecten, welche in Port-Said am besten gedeihen. Eine Musca, wohl nur Localrasse unserer dome- stica, kommt in zahllosen Individuen vor, welche Thier und Menschen belästigen. Man sieht oft die kleinen Kinder in der Stadt umschwärmt von den Dipteren, welche sich an den Mund- und Augenwinkeln in dichtgedrängten Gruppen ansammeln. So, von Auge zu Auge fliegend, sind sie die gefürchtetsten Verbreiter der ägyptischen (granulösen) Binde- hautentzündung. Sarcophaga kommt in der gewöhnlichen Form (car- naria) vor, die als einzigen Unterschied von der europäischen etwas lebhafter schillernde Hinterleibs würfel zeigt. Culiciden sind sehr zahl- reich und zu gewissen Jahreszeiten eine arge Plage. Einen Tabanus fing ich in beiden Geschlechtern, die Weibchen an mir selbst, die Männchen an dem Salzkraut in der Wüste; die Gattung Stomoxys, in einer Art vertreten, vervollständigt die Reihe der Plagegeister. Eine schöne Therevide , mit dunkelgezeichneten Flügeln , sitzt auf kleinen M i s c e 1 1 e n. 459 Sandhügeln und stellt in Gemeinschaft eines Äsilus den Motten und Schwebefliegen nach. Mehrere Arten von Syrphus und eine schlanke Melithreptes — von der ich indess nur das Weibchen kenne — ver- treten die Familie der Syrphiden. Lucilia und eine Anzahl von Dung- fliegen schliessen sich an die oben erwähnten Museiden an. Die Neuroptera sind, wie fast überall auf der Erde, durch wenige Arten, aber desto mehr Individuen repräsentirt. Eine grüne Chrysopa trifft man an die Krautstengel geschmiegt, und in ziemlicher Anzahl sind Ameisenlöwen vorhanden. Die Imagines der Odonaten kann man füglich als echte Wüsten- thiere bezeichnen. In den dürren Steppen von Argentinien und auf den weiten Grasflächen Australiens traf ich sie zusammen mit Heuschrecken als die häufigsten Insecten, und selbst auf völlig vegetationslosen Hügeln der westafrikanischen Inseln sah ich noch Odonaten. Wir dürfen uns daher nicht wundern, dass sie in drei oder mehr Gattungen {Äeschna, Libellula, Ägrion) bei Port-Said vertreten sind; die meisten dort vor- kommenden Arten sind nicht selten. Nur in unmittelbarer Nähe der Schiffe, die ja alle Blatta ger- manica beherbergen , traf ich dieses Insect. Periplaneta scheint (in einigen grössern Arten, wie australasiae) weiter verbreitet ; man findet sie bereits in einigen Häusern, wo indess eine gelbgraue Blattide von der Grösse der Orientalis stets noch in beträchtlicher Uebermacht lebt und vielleicht die Einwanderung fremder Arten hindert. Auffallend war mir die geringe Zahl von Acridiern. Die grossen Arten, deren Leichen zuweilen im Golf von Suez das Rothe Meer über- decken , scheinen nur ganz vereinzelt hierher zu gelangen ; nur einmal fand ich ein Flügelpaar eines solchen Thieres in der Wüste; und eine braune Oedipoda mit wurzelwärts blauen Hinterflügeln — vielleicht mit einer deutschen Art identisch — zeigte sich hin und wieder auf dem Lande. Grosse Forficuliden sind zuweilen unter Steinen zu finden; an den wenigen angepflanzten Bäumen in der Stadt lebt eine braune Mantide. Von Hemiptera fand ich nur eine grüne Pentatoma , einen rothen Lygaeus, dem equestris nahe, und eine kleine Tingis^ die den Sand so sehr liebenden Cydnus vermisste ich; ebenso Aphiden, deren Anwesen- heit doch aus dem Vorkommen von Chrysopa und Hippodamia ge- schlossen werden musste. Nach dieser kritischen Aufzählung der die Port-Saider Landfauna bildenden Thiere ist es uns nicht schwer, die hervorstechendsten Cha- rakterzüge dieses Gebietes herauszufinden : Geographisch ist zu be- merken, dass Port-Said keine Thiergruppe, wahrscheinlich nicht einmal eine Thierart oder Varietät für sich allein hat. Die Säugethiere, Vögel und Insecten zeigen den innigsten Zusammenhang mit Südeuropa und rechtfertigen den längst geübten Gebrauch, die Landenge von Suez, als zum Mittelmeerbecken gehörig , vom mittlem und südlichen Arabien faunistisch zu trennen. Biologisch eröffnen sich zahlreiche interessante Gesichtspunkte. Ein wahrhaft massenhaftes Vorkommen zeigen in Port-Said zunächst 460 Miscellen. diejenigen Thiere , welche mit dem Menschen in irgend einem Zusam- menhang stehen. Der "Wildhund zieht sich zwar vor dem Menschen zurück, aber er folgt ihm auch wieder nach, wie der Schakal, und stets trifft man die Heerden in der Nähe von Ansiedelungen. Die Musca- Arten sind sogar in ihrem Vorkommen auf das Weichbild der Stadt Port-Said beschränkt, wenigstens hatten wir in der Wüste nichts von ihnen zu leiden. Aehnlich verhält sich die dort einheimische Blatta, und schwarze Blaptiden sah ich des Abends aus den Winkeln der Araberhütten hervorkriechen. Wie sehr viele Thierarten in der Wüste von der Anwesenheit des Menschen abhängig sind, geht aus einer Be- obachtung hervor, die ich bei einer frühern Gelegenheit publicirte, wo ich eine gewisse , in Port - Said vorkommende Ameisenart als einzige Nahrung die längs der Karawanenstrasse liegenden ausgespuckten Dattel- kerne benagen sah^). Ueberhaupt ist die Betrachtung der Ernährungsweise der Wüsten- thiere von Port-Said insofern sehr interessant, als auffallen muss, wie viele der in vorstehender Aufzählung erwähnten Thiere auf einander angewiesen sind, und wie wenige Pflanzenkost nehmen. Allein Dipus ist im Stande , sich ganz selbständig zu ernähren ; alle andern Säuger — wie erwähnt auch der Wildhund — sind vom Menschen abhängig, bei dem sie entweder als Hausthiere oder als Gäste leben. Abgesehen von ganz wenig Arten , die Port-Said nur flüchtig auf dem Zuge be- rühren (Coturnix), gehören alle Vögel Carnivoren-Familien an {Silviidae, Motacülidae, Hirundinidae, Upupidae, Charadriidae, Ärdeidae, Phoe- nicopteridae, Felecanidae, Laridae, VuUuridae etc.). Die einzige Eid- echse, Äcanthodactylus, ist selbstverständlich fleischfressend, ausserdem aber noch eine sehr grosse Anzahl von Insecten. Unter den Käfern nähren sich die Histeridae^ Dermestidae und Blaptidae von thierischen Abfällen, und ich fand sie am meisten an den umherliegenden Leichen von Hhinohatis. Die Hippodamia fressen als Larven lebende Thiere, so dass Epicometis und Cleonus die einzigen von mir wahrgenommenen Phytophaga unter den Käfern sind. Die sonst so reiche und weitver- breitete herbivore Familie der Chrysomelidae scheint ganz zu fehlen. Beide Neuroptera sind Mörder , und unter den Diptera sind die blut- saugenden Familien fast vollständig vertreten (CuUcidae, Stomoxyidae, Tahanidae , Asüidae etc.). Interessant ist auch das Ueberwiegen der von Fleisch sich nährenden Gattungen Lucilia, Sarcophaga und Musca (an thierischen Abfällen), so dass als einzige Blumenfliege Syrphus übrig bleibt ''^). Die Schmetterlinge sind unter gewöhnlichen Verhältnissen absolut phytophag , aber doch sei hier darauf aufmerksam gemacht , dass von der Gattung Pyrameis Berg in Patagonien beobachtet hat, dass die Raupen bei Nahrungsmangel carnivor werden. Auch die Raupen vieler Noctuen zeigen sich als facultativ carnivor, wenn dies auch gerade von den Arten der Port-Saider Fauna noch nicht festgestellt ist. Bei den 1) Thierleben in d. Wüste, in: Gaea, 1888, p. 2) Die Ä^rpÄMS- Larve ist gleichfalls carnivor. M i s c e 1 1 e n. 461 Raupen von Emydia grammica^ die der Deiopeia pulchella von den europäischen Arten am nächsten steht, habe ich in der Gefangenschaft Cannibalismus beobachtet , also gleichfalls facultative Kreatophagie ; Sphinx convolvuli und Danais chrysippus sind Wanderfalter, zweifellos zugeflogen, da ihre Futterpflanze in Port-Said nicht vorkommt ; es bleibt also nur die Lycaena und wenige Microlepidopteren, die zu den andern dort vorkommenden Thieren ausser jeder Beziehung stehen. Schliesslich sei noch auf das für Afrika sehr merkwürdige Ver- hältniss hingewiesen, dass die carnivoren Odonaten über die herbivoren Acridier überwiegen, sowie auf das Fehlen der Locustiden und Cicaden, während Mantiden, Forficuliden und Blattiden vertreten sind. Bereits oben wurde erwähnt, dass die Färbung der Thiere von Port - Said gelb sei. Entsprechend der Heftigkeit des Kampfes ums Dasein, wie er in einer fast durchgängig carnivoren Fauna geführt wird, ist die Anpassung meist eine sehr vollkommene. Nur drei Insecten haben sich der grünen Pflanze angepasst {Pentatoma, Tingis, Chrysopa), alle übrigen haben die Wüstenfarbe. Widrigkeitsfarbe ist Roth {Deio- peia, Hippodamia, Lygaeus), Widrigkeitsmittel ein gelbes Oel, das bei der Coccinella an den Beingelenken, bei Deiopeia am Prothorax entleert wird, oder eine Stinkdrüse (Lygaeus). Port-Said, den 16. Mai 1891. Beobachtungen an zwei leibenden Arthropoden aus Mittel-Amerika. Von C. Geeve, Moskau. In Heft 1 des 5. Bandes der Zoologischen Jahrbücher hatte ich einige Beobachtungen an einer lebenden Vogelspinne {Mygale avicularia), welche mit Farbhölzern aus Yucatan nach Moskau gelangt war, mit- getheilt. Auf demselben Wege kam im vergangenen Herbst ein Scor- pion, diesen Herbst eine Blattidenlarve nach Moskau und in meine Hände, und die folgenden Zeilen haben den Zweck, den geehrten Leser mit dem Verhalten dieser Thiere in der ihnen so behaglich wie möglich eingerichteten Gefangenschaft bekannt zu machen. Den Scorpion erhielt ich im September 1890. Das Thier war ziemlich matt und versuchte nicht, sich bei Störungen in der bekannten Weise, durch Herüberbiegen des Schwanzes über den Rücken nach vorne, ein drohendes, zum Stiche bereites Aussehen zu geben. Ein sehr geräumiges, flaches Glasgefäss wurde mit Sand ^/^ Centimeter hoch vollgeschüttet und einige grosse Steine hineingelegt, sowie ein kleines Malerschälchen mit Wasser hineingestellt, worauf der Scorpion hinein- gesetzt und die Behausung von oben mit einem Stück Gaze verschlossen 462 Miscellen. ward. Als Futterthiere dienten Blatta germanica und Larven von Chironofnus. Am Tage verhielt sich der Scorpion vollkommen ruhig und war, wenn er sich flach an den Boden gedrückt hatte , kaum vom Sande zu unterscheiden. Des Abends wanderte er behutsam im Gre- fängniss umher, den Schwanz halb seitlich erhoben und nach Art eines Hundes eingerollt. Die erste Zeit wollte es mir nicht gelingen , meinen Pflegling bei seiner Jagd und seinen Mahlzeiten zu belauschen. Wohl fand ich des Morgens hin und wieder todte Blatten vor, doch war es immerhin frag- lich , ob ihr Tod durch den Scorpion herbeigeführt worden. Später konnte ich Folgendes beobachten: etwa gegen 9 Uhr am Abend be- gann sich der Scorpion zu regen. Er schien an seinen Scheeren zu lecken, fuhr sich mit den Füssen über den Rücken, und die kamm- förmigen Anhänge bewegten sich hin und her. Darauf begann ein Rundgang. Nie sah ich ihn planlos im Gefäss (Diameter desselben etwa 1 Fuss) umherwandern, sondern stets ging er von seinem Versteck neben der Wasserschale direct an die Peripherie und machte den Weg im Umkreise mehrere Mal , wobei die Scheerenfinger halb geöflfhet in die. Höhe, etwa 1 Centimeter vom Boden, gehalten wurden und die beiden kammförmigen Anhänge wie tastend hin und her bewegt wurden. Wurde in der Nähe des Thieres (doch nicht weiter als in einer Ent- fernung von etwa 20 Centimeter) ein Gegenstand hin und her geführt, so blieb es zusammenschreckend stehen und erhob drohend den Schwanz über den Rücken. Berührte man ihn mit einem Stäbchen, so zuckte er plötzlich zusammen und zog alle Füsse sowie die Küeferfühler mit den Scheeren einwärts zusammen und blieb unbeweglich liegen. Fuhr man mit dem Stabe über den Rücken des Thieres in der Richtung von vorn nach hinten, so streckte es den schon drohend erhobenen Schwanz lang aus und legte ihn auf die Erde — dieses Streicheln schien ihm also nicht unangenehm zu sein. Erst öfteres Anstossen, besonders des Kopfes, führte zur Anwendung seiner Waffe. Der Stich erfolgte plötzlich, wo- bei der Schwanz wie eine Peitsche von hinten nach vorne über den Rücken schlug. Da ich ihn mit einem Holzstabe reizte , konnte der Stachel in den harten Gegenstand natürlich nicht eindringen, und es war keinerlei Tröpfchen einer Flüssigkeit, eines Giftes, an dem Stabe zu bemerken. Nach einmaligem Stiche schon schien der Scorpion gleichsam ermattet — der Schwanz wurde schlaff auf dem Boden nach- geschleppt und er reagirte auf keine noch so grobe und oft wiederholte Reizung. Störte man ihn bei seinen Rundgängen nicht, so setzte er dieselben mit kleinen Ruhepausen fort , bis ihm irgend eine unvorsichtige Blatta in die Nähe kam. Dann fuhr er mit den Scheeren greifend nach ihr hin, doch sehr oft mit Verfehlung des Zieles. Dass der Scorpion hier- bei hauptsächlich von seinem Gesichte geleitet wurde , schliesse ich daraus, dass er Schaben, welche nahe vor seinem Maule über ihn weg oder unter ihm hin krochen, gar nicht beachtete, während etwas entferntere sofort bemerkt und ein paar Schritte eilig verfolgt wur- den. Die CÄirowomMS - Larven beachtete er überhaupt nicht, oder Miscellen. \4^3 nur , um sofort einige Schritte rückwärts zu gehen und sie liegen zu lassen. Gelang es ihm, oft nach vielen vergeblichen Versuchen, eine Blatta mit der Scheere zu fassen , dann wurde sie zum Munde geführt und allmählich verzehrt. Dass er nach so gefangenen Beutethieren ge- stochen hätte, habe ich niemals gesehen. Sein Appetit war nicht gross, denn nach einem Abend, an dem es ihm gelungen war, eine Schabe zu erhaschen , pflegte er vier bis fünf Tage nicht auf Beute auszugehen. Sein Durst war aber desto grösser. Er sass gewöhnlich neben der Wasserschale, unter ihren Rand gedrückt, und sehr oft konnte man ihn die Scheeren der beinförmigen Kiefertaster ins Wasser tauchen und durch den Mund ziehen sehen. Brachte man ein Tröpfchen Wasser mit dem Stabe vor seine Mundtheile, so erhob er sich vorn ein wenig, und die Mundwerkzeuge wurden in lebhafte Bewegung versetzt. So lebte er bei mir etwa bis zum Monat März 1891, dann wurde er träge, seine Farbe veränderte sich, und er frass nicht mehr. Anfangs Mai fand ich ihn eines Morgens todt. Das kleine dreieckige Sternum, der mit zwei Zahnreihen besetzte bewegliche Scheerenfinger der Kieferfühler verweisen diesen Scorpion, der aus Yucatan stammte, unter die Androctoniden. Drei Hauptneben- augen jederseits, der nur mit einem kleinen Zahn am Unterrande ver- sehene unbewegliche Scheerenfinger als Kieferfühler, der Dorn unter der Wurzel des Giftstachels, die gekielten Schwanzringe charakterisiren ihn als einen Centrurus. Die schwärzlich - zimmetne Färbung , welche an den Extremitäten und unten heller wird, die kleinen Höcker auf der Oberseite des Körpers und 32 Zähne an den kammförmigen An- hängseln lassen in ihm den Centrurus hiaculeatus Lucas erkennen. Seine Länge ist 10 cm. Das zweite Thier , welches ich als Larve einer Blattide an- sehen zu müssen glaube, erhielt ich im August 1891. Der eiförmige niedergedrückte Körper liess das Thier wie eine kleine Schildkröte er- scheinen, wozu die schwarzbraune, hier und da gelblich durchscheinend gesprenkelte Färbung auch das Ihrige beitrug. Der grosse Kopf mit den borstenförmigen, vielgliederigen Fühlern war ganz unter dem schild- förmigen Vorderrücken versteckt ; Flügel und Flügeldecken fehlen ; die Hüften stossen zusammen ; Schenkel zusammengedrückt ; die Tibien am Ende mit starken Dornen besetzt; die Füsse fünfgliederig ; Hinterleib mit acht sichtbaren Ringen; neben der Analplatte zwei tannenzapfen- förmige, gegliederte Cerci (Kölbchen) ; die beiden hintern Rückenschilder (2. und 3.) liegen dachförmig über einander ; der abgeflachte , breite Seitenrand der Rückenschilder setzt sich an den Abdominalgliedern fort, was eben das Schildkrötenhafte noch erhöht. Länge des Thieres 4 cm. Breite 2 cm. Ich hatte das Thier in einen extra für dasselbe verfertigten, geräumigen Kasten gesetzt und konnte bald bemerken, dass es ebenso wie unsere Schaben eine nächtliche Lebensweise führt. Es wurde der Versuch gemacht, ihm allerlei Süsses, Brot u. s. w. als Nahrung zu bieten, doch wurde alles verschmäht, nur saftige Stückchen der Wasser- melone (Cucurbita citrullus) gerne angenommen. Dass mein Pflegling 464 M i s c e 1 1 e n. einen gesegneten Appetit entwickelte, bewiesen die zahlreichen Excre- mentballen. Leider fingen bei dem Thier nach zwei Wochen die Fühler an kraus zu werden , als hätte man dieselben verbrannt , und ich irrte nicht, als ich dies als Krankheitssymptom deutete, denn alsbald starb auch mein mittelamerikanischer „Schwabe". Der Mangel an ein- schlägiger Literatur gestattete mir nicht , die Art näher zu bestimmen. Leider ist die Möglichkeit, auch in Zukunft solche Gäste aus Yu- catan in die Hände zu bekommen, von nun an ausgeschlossen, denn die Fabrik, welche das Holz bezieht, in dessen Höhlungen solche Geschöpfe ihre unfreiwilligen Reisen vollbringen, hat nunmehr eine sehr grosse Holzzerkleinerungsmaschine angeschafft, so dass die Blöcke ganz hinein- gehen, nicht mehr von den Arbeitern gespalten zu werden brauchen, bei welcher Gelegenheit dann die blinden Passagiere entdeckt zu werden pflegten. Jetzt bleiben sie unbemerkt und werden mit zermahlen. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Polil«) in Jena. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. Von Arnold Spuler in Freiburg i./B. Hierzu Tafel 22 — 23. Die Vorstudien dieser Arbeit reichen zurück in die Zeit, da ich mich noch in der Secunda des Karlsruher Gymnasiums befand. Da- mals begann ich die Varietäten der paläarctischen Schmetterlingsfauna zu Studiren, namentlich in der herrlichen Sammlung des Baumeisters Daub zu Karlsruhe. Für das freundliche Entgegenkommen, mit dem derselbe mir die Benutzung seiner Sammlung jeder Zeit gestattete, spreche ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus. Geleitet wurde ich bei meinen Studien von Herrn Gerichtsnotar Karl Rentti und Herrn Adolph Meess, denen ich für die liebevolle Weise, wie sie den Knaben in die Entomologie einführten und sich mit seinen Ansichten, die wohl Anfangs oft recht abenteuerlich gewesen sein mögen, abgaben, Zeit Lebens zum grössten Danke verpflichtet bleibe. Wesentlich erweitert wurde mein Gesichtskreis durch meinen hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimen Rath Weismann, und durch seine Vorlesung über Descendenztheorie wurde mein Inter- esse für die Verwandtschaft der Schmetterlinge von neuem aufs leb- hafteste erregt. Namentlich zogen mich die unter dem Namen Spinner zusammengefassten Falter und die Rhopaloceren an, letztere, weil mir hier in der Zeichnung ein hervorragendes Hülfsmittel zur Erkennung der Verwandtschaften gegeben schien. Nachdem ich mir meine An- sicht über die Stellung der Micropteryginen, dann der Psychiden und ihrer Verwandten gebildet hatte, war es mir eine grosse Freude, in Zool Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 3]^ 466 ' ARNOLD SPULER, dem Aufsatz von Dr. A. Speyer, Zur Genealogie der Schmetterlinge, in: Stett. Entom. Zeit. 1870, zu lesen, dass dieser Autor am Schlüsse seiner ganz vorzüglichen, leider nur zu wenig bekannten Ausführungen über die Verwandtschaft von Trichopteren und Lepidopteren zu ganz den gleichen Resultaten gekommen war. Hierdurch werde ich in der üeberzeugung bestärkt, dass ich mich bei meinen Untersuchungen auf dem rechten Wege befinde, und schreite deshalb zur Veröffentlichung. Ich beginne mit den Papilioniden. Dazu veranlasst werde ich durch die vor einiger Zeit erschienene Arbeit Eimer's^, welche einen Theil dieser Faltergruppe behandelt. Es scheint mir unerlässlich, zuerst zu der EiMER'schen Arbeit Stel- lung zu nehmen. Mit den Ausführungen Eimbr's kann ich mich im Allgemeinen nicht einverstanden erklären. Man durfte erwarten, in einer systematischen Darstellung einer so kleinen Gruppe von Schmetterlingen diese ziemlich vollständig berück- sichtigt zu finden. Das ist aber bei weitem nicht der Fall. Auffallend ist es , dass gerade die und nur die Falter berücksichtigt sind , die in Kirby's 2) Catalog der Tagfalter beisammen aufgeführt sind. Offenbar ging Eimer mit der Absicht an die Untersuchung der Papilioniden heran — vermuthlich ohne auch nur die nächsten Verwandten der Papilio vergleichend studirt zu haben, denn sonst wäre er wohl nicht zu der eigenthümlichen elfbindigen Stammform gekommen — den von ihm früher aufgestellten Hypothesen über Artentstehung und Abän- derungsgesetze der Zeichnung einen neuen Beleg zu geben. Die Segelfalter-ähnlichen Papilioniden haben vorwiegend „Längs"- Streifung (resp. Quer streifung !), und da Eimer die Längsstreifung im Thierreich überhaupt für die älteste Zeichnungsform ansieht , hielt er die Formen mit der ausgeprägtesten „Längs"-Streifung für die ältesten. Ein Beweis dafür, dass die Stammform aller Papilioniden (Eimer spricht p. 6 ausdrücklich von allen Papilioniden, nicht nur von denen der Segel- faltergruppe) elf „Längs"-Binden gehabt habe, ist meines Erachtens nicht erbracht. Eimer sieht als genügenden Beweis an, dass sich die Zeich- nung der andern Arten in „überraschend einfacher Weise" auf das Elf- bindenschema zurückführen Hesse. Dem gegenüber sei mir nur die Bemerkung gestattet, dass p. 7 so ziemlich alle Arten von Abänderungen, die eine Zeichnung überhaupt erleiden kann, als vorkommend angeführt werden : ich muss es demnach lediglich als Geschmacksache ansehen, ob man dies „üben^aschend einfach" oder höchst complicirt finden will. 1) Th. Eimer, Die Artbildung und Verwandtschaft bei den Schmet- terlingen. Eine systematische Darstellung der Abänderungen, Abarten und Arten der Segelfalter-ähnlichen Formen der Gattung Papilio, Jena, G. Fischer, 188H. 2) W. A. KiRBY, A synonymic catalogue of diurnal Lepidoptera, London-Berlin 1871. Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 467 Jedenfalls scheint es absolut unzulässig, dies als Basis für die Ableitung von Verwandtschaften zu nehmen. Fragen wir uns nun aber: Sind diese Binden wirklich „Längs"- Binden ? Indem Eimer sie so bezeichnet, tritt er zu der herkömmlichen Bezeichnungsweise in Widerspruch. Bisher hat man allgemein die den Längsadern parallel verlaufenden Binden als Längsbinden, die den Queradern parallelen als Querbinden bezeichnet. Weicht man von dieser doch wohl vollständig richtigen Bezeichnungsweise ab, so muss man einen triftigen Grrund dafür haben. Eimer bezeichnet die Binden als Längsbinden, weil sie der Körperaxe des Thieres parallel verlaufen; bezeichnet er etwa aus demselben Grunde die Binden der Beine des Königstigers auch als Längsbinden? Wenn er aber einmal die zu Rippen und Schuppenaxen , also zur Elügelaxe vertical stehenden Binden „Längs "-Binden nennt, so sollte er in dieser einmal angenommenen Bezeichnungsweise consequent sein, aber p. 45 nennt er den am After winkel gelegenen Theil seiner Prachtbinde Pracht- q u e r binde, und doch hat diese zu den Rippenaxen die gleiche Stellung wie die sogenannten „Längs "-Binden. Indessen, in gewissem Grade ist ja die Bezeichnung der Binden lediglich Sache der persönlichen An- sicht; ich halte es für richtiger, die bisher übliche Bezeichnungsweise beizubehalten. Mit Recht betont Eimer, wie wichtig für die Beurtheilung der Zeichnung das Verhalten derselben zu den einzelnen Flügelzellen, resp. den Adern ist. Hat er sich nun selbst danach gerichtet? Das Ver- halten der sogenannten Prachtbinde zum Discoidalfeld will ich nicht besprechen, da so vielerlei einzuwenden ist gegen die EiMER'schen Be- hauptungen, dass es uns zu viel Raum in Anspruch nähme; in meinen spätem Ausführungen werde ich diesen Bestandtheil ausführlicher be- handeln. Wie Eimer die Stellung der Zeichnung zu den Zellen bei Fest- stellung der Oberflügelzeichnung berücksichtigt hat, dies mögen folgende Beispiele zeigen. Für die Leser, denen das EiMER'sche Werk nicht näher bekannt ist , schicke ich voraus , dass Eimer die Binden vom Aussenrand zur Wurzel zu mit I bis XI bezeichnet. Auf p. 57 Punkt 13 heisst es bei Eimer: „Ueberall ausser bei Älebion, Glycerion und Po- dalirius ist die Binde IV vollständig geschwunden." Ferner heisst es p. 53 , Pap. hellerophon Dalm. hätte auf den Vorderflügeln nur die Binden I, III, V/VI, IX und XI; von agetes wird gesagt, er hätte I, III, V/VI, VII oder VIII, IX, X und XL Prüfen wir diese Angaben, indem wir die Bezeichnung der Binden, wie sie Eimer für alebion an- giebt, zu Grunde legen ! Die Abbildung von agetes (bei Eimer tab. 1, flg. 8) zeigt zwischen Binde I und der als III bezeichneten die Andeutung von zwei Binden, die im Texte nicht erwähnt sind. Da Eimer die Abbildungen, die mit Ausnahme einer lucongi'uenz der Hinterflügel von hellerophon (tab. 1, fig. 12) als vorzüglich zu bezeichnen sind, controlirt haben muss, so muss er auch diese Bindenspuren gesehen haben und hätte sie erwähnen 31* 468 ARNOLD SPULER, müssen, da er ja sonst Bindenspuren anführt, z. B. von epidaus (tab. 1, fig- '<') ; warum sind die von agetes nicht erwähnt ? ! Da Elf die Maximalzahl der Binden ist , da es aber unter Beibe- behaltung der sonstigen Bezeichnung Eimee's bei agetes, die angedeu- teten mitgerechnet, deren zwölf wären, so müsste entweder Binde II verdoppelt oder die mit III bezeichnete nicht III , sondern IV sein, diese letztere wäre also nicht ausgefallen! Betrachten wir die für die Bezeichnung maassgebende Form alehion (p. 36), so sehen wir, dass IV quer über die Gablungsstelle der Adern 7 und 8 zieht. Genau diese Lage hat ' die fragliche Binde von agetes , sie ist somit als IV zu be- zeichnen, die angedeuteten sind demnach II und III. Aus dem gleichen Grunde ist bei bellerophon und vielen andern die mit III bezeichnete Binde nicht III, sondern IV ! Die Behauptung Eimek's, dass „überall ausser bei Alehion, Glycerion und Podalirius die Binde IV vollständig geschwunden ist", stellt sich somit als falsch heraus, indem IV gerade recht stark ausgebildet ist. Weiter, entspricht die von Eimer mit IX bezeichnete Binde von bellerophon und agetes der Binde IX von alehion- glycerion ? Die Binde von hellerophon und agetes läuft auswärts von der Ab- zweigungsstelle der Ader 2 auf die hintere Grenze des Discoidalfeldes. Diese Lage hat bei alehion- glycerion die Binde VIII. Alehion-glycerion ist nun nach Eimer der phyletisch älteste Typus, und die Lage der Binden zu den RipjDen ist für die Bezeichnung derselben sehr wichtig, folglich ist die fragliche Binde von hellerophon und agetes nicht IX, sondern VIII! Durch diese Beispiele ist wohl genugsam gezeigt, dass Eimer nicht mit der wünschenswerthen und nöthigen Sorgfalt vorge- gangen ist. Was nun die im allgemeinen Theil der Arbeit stehenden Behaup- tungen anlangt — ich führe 'hier die Reihe der Capitelüberschriften an: „Rückschlag, unabhängige Entwicklungsgleichheit — Symmetrie — Posteroanteriore Entwicklung, Undulationsgesetz, biogenetisches Gesetz, männliche Präponderanz — Bedeutung äusserer Einflüsse für die Um- bildung der Formen, Aenderung der Entwicklungsrichtung, sprungweise Entwicklung — Trennung in Arten, Genepistase — Kreuzung — Ge- ringe Bedeutung des ÜARWiN'schen Nützlichkeitsprincips für die Ent- stehung der Arten bei den Schmetterlingen, insbesondere Entstehung von Zierden bei Schmetterlingen ohne geschlechtliche oder allgemeine Auslese — Vererbung erworbener Eigenschaften — Gabelig verzweigter Stammbaum, Giltigkeit der von mir aufgestellten Entwicklungsgesetze nicht nur für die Zeichnung, sondern für den ganzen Aufbau der Lebe- wesen" — so muss ich gestehen, dass ich in den meisten Punkten den Ausführungen Eimrr's nicht beipflichten kann. Ein Eingehen auf die einzelnen Abschnitte dürfte sich nicht lohnen, da, soviel mir bekannt ist, die EiMER'schen Theorien sehr wenig An- klang gefunden haben ; zudem sind die Ausführungen Eimee's so wenig klar abgefasst, dass eine präcise Widerlegung in Kürze zu geben kaum möglich wäre. Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 469 Ich fühle mich hierzu auch gar nicht verpflichtet, da ich im Fol- genden nur eine Darlegung meiner Ansicht über die Phylogenie der Papilioiiideu geben und nicht daraus Schlüsse ziehen will auf die bei der Umgestaltung der Lebewelt überhaupt wirksamen Factoreu. In meinen bisherigen Ausführungen glaube ich zur Genüge ge- zeigt zu haben, dass wir auf einer Basis, wie sie sich Eimer für seine Speculationen geschaffen hat , nicht solide bauen können , und will deshalb zunächst die Grundlage meiner Untersuchungen darstellen. Verwandtschaft der Papilioniden. I. Allgemeines. Schon seit lange sind die Papilioniden mit den Parnassiern ver- eint zu der Abtheilung der Equitiden. Auch die Pieriden gehören genetisch zu diesen Faltern. Herricii-Schäffer meint, die Verwandtschaft der Equitiden sei so gross, dass eine Scheidung in Familien und Genera kaum gerecht- fertigt erscheine. Bekanntlich hat er neben den andern anatomischen Merkmalen namentlich das Geäder zur Eintheilung der Lepidopteren herangezogen. Die Wichtigkeit des Geäders ist in dem schon erwähnten Aufsatz A. Speyer's stark betont. Ebenso ist von paläontologischer Seite schon seit langer Zeit das Geäder zur Eruirung der Verwandt- schaften von Insecten herangezogen worden. In neuerer Zeit sind unsere Kenntnisse sehr erweitert worden durch die Arbeiten Fr. Brauer's*) und J. Redtp:nbacher's 2). Die genaue Kenntniss des Flügelgeäders wird uns wohl die sichersten Aufschlüsse über den gene- tischen Zusammenhang der Arten geben. Unser jetziges Schmetter- lingssystem entspricht vielfach nicht der Verwandtschaft der Falter und wird, sowie die nöthigcn Detailarbeiten vorliegen, in einzelnen Abtheilungen gänzlich umzugestalten sein. Herrich - Sciiäffer meint, die an der Flügelbasis verlaufenden Adern seien systematisch wichtiger als die andern. Da er sich auf die Schmetterlinge beschränkt und den Zusammenhang mit andern 1) Fe. Brauer, Systematisch-zoologische Studien, in: richte K. Acad. Wiss. Wien, Bd. 91, 1885. — Derselbe, Ansichten über die paläontologischen Insecten und deren Deutung , in : Annal. k. k. Naturhist. Hofmuseum Wien, 1886, Bd. 1. 2) J. Redtenbacher, Vergleichende Studien über das Flügelgeäder der Insecten, in: Annal. k. k. Naturhist. Hofmuseum Wien, 1886, Bd. 1. 470 ARNOLD SPÜLER, lusecteugruppeu weniger ius Auge gefasst hat, so hat er nicht er- örtert, welches die primitive Geäderform der Lepidopteren sei. Wesentlich für die einzelneu Geäder siud nicht die Grössenver- hältuisse und die Stärke und Verbreitung der Adern , sondern die Verzweigung derselben. Für die Identificirung der Adern ist, wie schon öfter betont wurde, die Kenntniss der Entwicklungsgeschichte des betreuenden Flügels von der grössten Wichtigkeit. Hinsichtlich des primitiven Flügelbaues der Insecten möchte ich Folgendes hervor- heben: 1. Bei den primitiven Insecten sind Vorder- und Hinter- flügel mehr oder weniger vollständig gleichgebaut, und 2. die Difl'e- renzirung des Insectenflügels findet meist, immer aber in dem Stamme, dem die Lepidopteren angehören, nicht durch Auftreten neuer Adern statt, sondern durch Veränderungen der Beziehungen der vorhandenen zu einander, resp. durch Ausfallen oder Verschmelzung solcher. Natürlich kommen bei Eruirung des genetischen Zusammenhangs der Arten alle anatomischen Verhältnisse in Betracht und ausserdem die Biologie derselben. Leider ist das frische Material zu diesbezüg- lichen Untersuchungen mir nicht erreichbar gewesen. Die Equitideu stehen sich aber so nahe, dass an trockenem Material wenig heraus- zufinden ist. Da die Verhältnisse der Palpen etc. (ebenso der Ver- puppungsmodus), soweit ich sie daraufhin betrachten konnte, in keiner Weise dem, was ich durch Vergleichung der Aderung, der Schuppen und der Zeichnung feststellen konnte, widersprechen, zudem die an trockenem Material gewonnenen Resultate keinen sichern Schluss auf die Verhältnisse beim lebenden Thier gestatten, so verzichte ich dar- auf, auf diese Punkte näher einzugehen. Es wird wohl das Verständniss der folgenden Ausführungen er- leichtern, wenn ich ganz kurz eine Uebersicht der Phylogenie voraus- schicke. Zu dem Zwecke habe ich den Stammbaum der Papilionidcn dargestellt, wie er mir nach allen mir bekannten Thatsachen am wahr- scheinlichsten erscheint. Die Ringe bedeuten die Einheitsstadien, von denen die am Ende der daraus entspringenden kurzen Striche ange- gebenen Arten die den betreffenden Einheitsstadien nächststehenden lebenden Formen sind. Es sind nur sehr wenige Arten aufgeführt, und bei diesen ist theilweise durch ein angefügtes Gr. angedeutet, dass sie Repräsentanten sehr einheitlicher Gruppen sind. Durch Länge der Striche und deren Richtung habe ich mich bemüht, Grad der Ver- wandtschaft und Entwicklungsrichtung auszudrücken. Folgendes sind nun die Verwandtschaften, die wir an der Wurzel des Stammbaums verzeichnet sehen : Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 471 Die Papilioniden gingen von einem Urstadium aus, das ihnen gemeinsam ist mit den P am assiern und den Pier iden. Ich glaube, dass dieses Einheitsstadium in vielen Beziehungen den heutigen ITiais - Arten sehr ähnlich war. Dies wird bewiesen durch die noch heutigen Tags bestehenden Uebergaugstypen von Thais aus zu den Papilioniden, den Parnassiern und den Pieriden. Diese Ueber- gangsformen sind erhalten gebliebene Stationen des Weges, den die ditferenzirten Arten bei ihrer Entwicklung genommen haben. Dass die Thais wirklich die ursprünglichem Formen sind, werden wir aus ihrem Flügelbau ausführlich nachweisen. Von den Typen, die zu den Pie- riden, die allerdings entfernter mit den andern verwandt sind, wie namentlich die Aderung der Ilinterflügel beweist, überleiten, erwähne ich nur die Gattung Archonias. Eine Etappe des Entwicklungsganges der Parnassier ist Boritis apoUinus. Von dem Parnassierstamm aus hat sich in Habitus und Zeichnung parallel den Pieriden entwickelt Jsmene helios, parallel den Papilioniden Luehdorfia pusiloi; dass diese Formen wirklich dem Parnassierstamme zugehören, ist durch viele Merk- male in ihrem Bau gesichert. Von den Papilioniden lässt sich nicht annehmen, dass sich alle in einheitlicher Weise von dem Urstadium weiter entwickelt hätten, sondern es scheint, dass die verschiedenen Stämme (im Aderbau einander ziemlich ähnlich, in Habitus und Zeich- nung aber von Anfang an stark divergirend) von im TÄais - Stadium schon getrennten, sich aber damals noch nahestehenden Arten ihren Ur- sprung genommen haben. Sehr gut mit Thais verbunden ist der euphrates-Zweig, die Segler par excellence, durch Thais cerisyi und Sericinus telamon. Eine Form, die direct den Uebergang von Thais zum mac/iaoji-Zweig bildet, ist mir nicht bekannt, doch ist bei der evidenten Verbindung der Thais mit dem euphraies - Zvfei'g und der unzweifelhaften Zugehörig- keit des tnachaon-Zvf eiges zu den Papilioniden nicht daran zu zweifeln, dass er ebenfalls von den gleichgebauten Vorfahren, wie die übrigen, abstammt ; das Gleiche gilt für den Raudaugenzweig. In welcher Weise die Zeichnung des thymbraeus-laodocus-ZvieigGS auf diejenige der Thais zurückzuführen ist, wird durch die Aberration honnoratii von Thais ru- mina sichergestellt ; dass speciell auch die ver^M/wwMS-Gruppe in Zeichnung von dem Schema der Urzeichnung, wie wir es im Folgenden festlegen werden, abzuleiten ist, wird gesichert durch die von thymhraeus zu hranchus überleitenden Formen wie caudius und durch die Parallele, die Archonias critias zu dieser Gruppe bildet. Denn dieser ist un- zweifelhaft ein ächter Archonias, und an der Identität der Zeichnungs- 472 ARNOLD SPULER, eleniente von Thais und den andern ÄrcJionias ist nicht zu zweifeln. Die Beweise für das hier Behauptete werden in den folgenden Spalten beigebracht werden, und damit wäre dann unserm Starambaura eine solide Wurzel gegeben. IL FlügelgeäderO und Schuppen. Das Flügelgeäder ist bei den Thais -Arten folgenderniaassen be- schaffen (Taf. 22, Fig. 1). Von der Wurzel des Vorderflügels gehen vier Hauptäste aus, die beiden ersten und die beiden letzten gegen die Basis convergirend. Der zweite (vom Vorderrand aus gezählt) und der dritte Hauptstamni werden ausserhalb der Flügelmitte durch die Discocellularader ver- bunden, wodurch das sogenannte Discoidalfeld auf Vorder- wie auch auf Hinterflügel abgegrenzt wird. Die vierte Hauptader giebt bald einen kurzen, gebogenen Ast zum Innenrand und verläuft dann ungetheilt zum Aussenrande als Rippe 1. Aus dem Winkel zwischen ihrer Ursprungsstelle und der dritten entspringt eine mehr oder weniger obliterirte Ader, die in der Onto- genie aller Schmetterlinge, soweit ich sie daraufhin beobachtet habe, wiederholt wird. Der dritte Hauptast giebt vier sich scharf abbie- gende Aeste, deren Intervalle nach vorn kleiner sind, zum Aussen- rande. Der letzte Ast entspringt an der Ursprungsstelle'' der Disco- cellularader. Es sind dies die Adern 2 bis 5. Der vorderste Hauptstamm verläuft ungetheilt zum Vorderrande, der zweite entsendet ungefähr in der Mitte des Vorderraudes dicht bei einander zwei Adern, die zum Vorderrand resp. der Spitze des Flügels verlaufen (Ader 10 und 11). An der Einmündungssteile der Querader ist der Hauptstamm etwas nach vorn abgebogen ; er ver- läuft (als Ader 7) zum Aussenrande und schickt während dessen zwei Aeste (die Adern 9 und 8) im Bogen zur Spitze resp. dem Aussen- rande. Nahe der Einmündung der Querader entspringt eine zum Aussen- rand ziehende Ader (Ader 6). Unterhalb springt die Discocellularader in einem Winkel gegen die Flügelbasis vor. Um die Möglichkeit zu gewinnen, bei der Vergleichung dieser 1) Siehe hierüber auch meine inzwischen erschienene ausführliche Arbeit : Zur Phylogenie und Ontogenie des Flügelgeäders der Schmetter- linge, Zeitschr. f. w. Zool. Bd. 53, 4. Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 473 Aderconfiguration mit denen der Verwandten zu entscheiden , welche Verhältnisse die primitivem sind , müssen wir den p h y 1 e t i s c h c n Ursprung dieser A.derung kennen lernen. Zum Verständniss ist es nöthig, auf die Trichopteren zurückzu- greifen; ich wähle Hydropsyche (Taf. 22, Fig. 7). Wir sehen in dem basalen Theil des Vorderflügels derselben 6 liängsadern, die sich peripher folgen dermaassen verhalten : Der vor- derste Stamm (I) verläuft, abgesehen von einem kleinen Spross, zum Vorderrand ungetheilt. Der zweite (II) giebt sehr nahe der Basis eine Ader zum Vorderrande ab und theilt sich am Ende dichotomisch, und die so entstandenen Aeste thun dasselbe nochmals, so dass vier Adern zur Spitze des Flügels verlaufen. Der dritte (III) schickt in gleicher Weise vier Adern aus, die zum Aussenrand verlaufen, der vierte (IV) zum gleichen Rand deren zwei, der fünfte (V) verläuft ungetheilt zum Rande, der sechste (VI) endlich entspringt aus mehrern Wurzeln und verläuft ungetheilt; ein Seitenspross geht von seinem Wurzelbezirk zum Innenrande. Der Hinterflügel ist ziemlich ähnlich ge- baut, es schliesst sich jedoch ein Adercomplex an die Sechsten an, von dem am Vorderflügel nur noch Ader VI mit ihrem Basalgeflecht er- halten ist, es ist dies der „Falten theil" des Flügels, der bei Vor- der- wie Hinterflügel vom „Spreiten theil" sich in der Falte, in der Ader 5 verläuft, abgliedert. Diese zwei in Bau und Function verschiedenen Theile lassen sich fast bei allen Insec- tenflügeln mit Sicherheit unterscheiden. Peripher gelegene Quer ädern, die alle im Vergleich zu den Längsadern secundär entstehen und nur insoweit zu berücksichtigen sind, als sie die ursprüngliche Zusammengehörigkeit der Adercomplexe verwischen können, finden sich hauptsächlich im Spreiten- theil des Flügels, selten und spärlich im Faltentheil. Wie das Ver- ständniss der Zugehörigkeit der Adern durch diese Queradern er- schwert wird, kann man aus dem verhältnissmässig einfachen Ver- halten der Trichoptere Stcnophylax concentricus ersehen (Taf. 22, Fig. 6). Bei dieser können wir die Adercomplexe I und II leicht mit denen von Hydropsyche identificiren, III hat nur noch drei Endäste, indem der untere Nebenzweig nicht mehr getheilt ist. Dieser ist durch eine Querader mit dem obern Endzweig von IV verbunden ; an den untern Gabelast von IV ist die Ader V angeschlossen. Dass dem so sei, beweist das Geäder von Neuronia ruficus, doch will ich hierauf nicht näher ein- gehen, da das Angeführte zur Klarlegung der Verhältnisse wohl genügt. Wir wenden uns nun Formen zu, die eine von den übrigen 474 ARNOLD SPüLER, Grossschmetterlingen weit abstehende Gruppe bilden, den Hepialiden, im Specielleu dem Hep. sylvinus (Taf. 22, Fij^. 5). Bei diesem finden wir die Ader I einfach, II giebt den Vorderraudzweig ab und bildet dann die vier Endäste, III hat deren drei, doch wird das Bild etwas getrübt durch die zwischen dem mittlem und letzten verlaufende Quer- ader, IV ist am Ende gegabelt, V ist wie fast immer einfach, ebenso VI. Derartig primitive Verhältnisse finden wir auch bei andern Lepi- dopteren. Micropteryx semipurpurella (Taf. 22, Fig. 4), um noch eine Stammform der Tineinen hier anzuführen, lässt sich mit Leichtigkeit auf die Verhältnisse von Hydropsyche zurückführen und zeigt uns gewissermaassen das Schema des Geäders ; die einzige Abweichung ist das Fehlen des einen Endastes vom Stamm IL Auf dieses Schema, wie wir es jetzt aus der Be- trachtung der Phryganiden, Hepialiden und Micro- pteryginen kennen gelernt liaben, können wir die Aderungsverhältnissc sämmtlicher Schmetterlinge mehr oder weniger leicht zurückführen. Dieses Schema habe ich bei allen Schmetterlingen, die ich bis jetzt darauf untersuchen konnte, in der Ontogenie deutlich wie- derholt gesehen (siehe Taf. 22, Fig. 10). Die Verhältnisse der Flügel- entwicklung der Equitiden im Speciellen auszuführen , habe ich keine Veranlassung, da mir Erich Haase ') darin gerade zuvorgekommen ist und dieselben in seiner definitiven Arbeit wohl erschöpfend be- handeln wird. Zum Schlüsse möchte ich die allgemeine Gültigkeit dieses Schemas für die Lepidopteren noch- mals hervorheben und vorschlagen, dieses Einheits- stadium wegen der Zeit seiner Ausbildung in der On- togenie als Subimaginalstadium zu bezeichnen. Mit Modificationen für die im Princip dichotomische Thei- lung der Endäste gilt es für die Stammformen aller höhern Insecten ^). 1) Erich Haase, Zur Entwicklung der Flügelrippen der Schmetter- linge, in: Zool. Anzeiger 1891. 2) In eine Discussion der Ansichten anderer Autoren, namentlich Redtenbacher's und Brauer's, beabsichtige ich hier nicht einzutreten, ich hoffe jedoch bei einer ausführlichen Darstellung der Aderungsver- hältnisse demnächst dies nachholen zu können. Redtenbacher gegen- über fühle ich mich verpflichtet, schon hier Folgendes zu bemerken. Hätte ich seine umfassende Arbeit früher gekannt, so wäre mir manche Mühe erspart geblieben. Da ich aber einmal zu der hier niedergelegten Auffassung der Verhältnisse ganz durch eigene Studien gelangt bin, so Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 475 Nach meiner Ableituug des Gcäders sind die Verhältnisse bei Thais (Taf. 22, Fig. 1) folgendermaassen aufzufassen. Die sogenannte Ader 1 entspricht Ader VI; la der Ader V; 2 und 3 dem Coniplex IV; 4, 5 und 6 dem Complex III; 7 — 11 dem Complex II; Ader 12 endlich der Ader I. Der Verlauf des Basaltheiles von III ist in der Figur so, wie er sich aus den restirenden Concavfalten und der Zeichnung ergiebt, punktirt eingezeichnet. Unter Zugrundelegung dieser Auffassung wenden wir uns nunmehr der Betrachtung des Geäders der Verwandten von Thais zu. Bei den P a r n a s s i e r n ist Folgendes zu constatiren. Die kurze Innenrandsader und die Adern 1 — 5 verhalten sich wie bei Thais. Der Ursprung von 6 ist sehr verschieden , bald ähnlich dem bei Thais, z. B. bei Parn. charltonius (Taf. 22, Fig. 2), oder er liegt an der pjinmündungsstelle der Querader (P. apoUo), oder endlich Ader 6 zweigt sich von 7 ab (P. mnemosyne). Von den Adern 7 — 11 fehlt eine, aber welche? Ziehen wir die Pieriden (Taf. 22, Fig. 3 a) zur Betrachtung her- bei, so scheint auf den ersten Blick da doch Ader 5 oder 6 ausge- fallen zu sein; Ader 8 entspränge dann von 7, und 9 von 8. Be- denken wir weiter, dass die (vom Innenrand an durchgezählt) neunte Ader der Parnassier eventuell von dem Discoidalfeld entspringt {mne- mosyne, apollo\ dies aber bei dem zweitobersten Gabelast des Schemas nicht besonders wahrscheinlich ist (man vergleiche auch das Geäder der Nymphaliden (Taf. 22, Fig. 3 b), so kommen wir zu dem Resultat, dass bei den Parnassiern Ader 9 ausgefallen ist. Dies ist aber un- richtig, und ich habe diese Speculation bloss deshalb angeführt, um zu zeigen, wie leicht man zu falschen Resultaten gelangen kann, wenn man sich nicht alle in Betracht kommenden Verhältnisse klar gemacht hat. Der Fehler liegt in der Auffassung des Pieridengeäders. Ver- folgen wir nämlich bei diesem genauer die Verhältnisse, so finden wir, dass die Concavfalten im Discoidalfeld zu der fünften Ader in dem gleichen Verhältniss stehen wie bei Thais, demnach entsprechen sich diese Adern. Ader 6 entspricht sich auch bei beiden, denn Aehn- liches wie Vieris zeigt auch die Ader 6 von mnemosyne, und die Iden- tität wird bewiesen durch Leucophasia sinapis, bei der 6 noch direct ist es klar, dass ich die Identificirung der Adercomplexe , wie sie Redtenbacher gegeben , bei aller Hochachtung vor der Eülle des von ihm Gebotenen, nicht ohne weiteres annehmen kann, vielmehr meine eben vorgetragene Ansicht, die durch die Ontogenie gestützt wird, auch ohne ausführliche Begründung auszusprechen mich für berechtigt halte, 476 ARNOLD SPÜLER, vom Discoidalfeld entspringt. Daraus folgt, dass bei den Pieriden ebenfalls eine der Adern zwischen 7 und 12 ausgefallen ist (bei Lcu- cophasia sind sie alle vorhanden), und diese daher nicht herbeige- zogen werden können, um die Verhältnisse bei den Parnassiern auf- zuklären. Zu dem richtigen Resultate führt uns die Vergleichung von Do- ritis apollinus. Bei diesem ist Ader 11 sehr verkümmert. Er bildet im ganzen Bau (und in der Zeichnung) den Uebergang von Thais zu Parnassius. Die Verkümmerung hat zu einem Ausfallen der Ader 11 bei den Parnassiern geführt. Dass dem so ist, wird ziemlich wahr- scheinlich gemacht durch die Zeichnung, doch kann ich dies erst später ausführen, nachdem wir diese kennen gelernt haben werden. Ich bin fest überzeugt, dass diese Ableitung durch die Ontogenie bestätigt werden wird; leider konnte ich das zu einer Untersuchung nöthige Material nicht erhalten. Vergleicht man die oben geschilderten Ursprungs Verhältnisse von der Ader 6 der Parnassier mit dem Schema, so muss man darin eine stärkere Differenzirung erblicken. Das Fehlen einer Ader (der Ader 11) ist ebenso aufzufassen. LueJidorfia pumloi (Taf. 22, Fig. 8) verhält sich ganz wie Thais ausser in Folgendem: das Discoidalfeld ist gestreckter, so dass die Querader erst nach dem dritten Fünftel des Vorderrandes einsetzt, und die Adern 10 und 11 sind der gemeinsamen Wurzel von 7, 8 und 9 bedeutend genähert. Die Näherung von 10 könnte man als primitives Verhalten auf- fassen, doch ist einer solchen Auffassung gegenüber zu bedenken, dass sie zu Stande kommt durch eine Streckung des basalen und eine Stauchung des peripheren Theils des Discoidalfeldes, und hierin liegt, mit den Verhältnissen des Schemas verglichen, eine starke DiiBferen- zirung. Diese Verhältnisse finden sich angedeutet bei Dar. apollinus und weisen somit auf eine nähere Verwandtschaft der Luehdorfia puziloi mit diesem und damit den Parnassiern hin. Dass diese Verwandtschaft thatsächlich vorhanden ist, beweist das Vorhandensein der Begattungstaschen bei all diesen Thieren. Diese eigenthümlichen Organe, deren Entstehung während der Begat- tung zuerst von Reutti beobachtet wurde, finden sich in verschiedener Ausbildung bei den Parnassiern ; in neuerer Zeit hat Austant •) sogar 1) Jules Leon Austant, Les Parnassiens de la Faune palearctique, Leipzig b. Heinr. Heyne. Mur Stammesgeschichte der Papilioniden. 4"? 7 daraufhin eine Eiutlieiluug der Parnassier gegebeu, die niir allerdings unnatürlich erscheint. Da diese Taschen ausser den eigentlichen Par- nassieru nur noch bei apoUinus und puziloi sich linden, eine Abstam- mung dieser Formen von den Paruassiern aber wegen ihrer ursprüng- licheren Aderung nicht anzunehmen, dagegen wohl eine solche aller dieser Typen von Thais • ähnlichen Vorfahren sehr wahrscheinlich ist, so muss man annehmen , dass schon bei der gemeinsamen Urform aller dieser Arten die Begattungstasche vorhanden war , und muss demnach erwarten, dass bei den Thais noch Spuren davon zu con- statireu siud; und in der That, diese finden sich, wenn auch in äusserst rudimentärer Form, Nach dieser kleineu Abschweifung wenden wir uns der Be- trachtung des Sericinus telamon zu. Sein Geäder unterscheidet sich von dem der Thais nur durch den Ursprung der Adern G und 9 von der EiumünduDgsstelle der Querader, Das Verhalten von 6 ist ent- sprechend dem oben von Parnassiern Angeführten und somit ebenso wie das von 9 als stärkere Dififerenzirung zu deuten; letzteres leitet direct zu den eigentlichen Papilios über. Diese unterscheiden sich von Thais eben in diesem letzten Punkt und darin, dass 6 ungefähr von der Mitte der Discocellularader kommt, diese letztere aber fast gerade verläuft, während die von Thais im Winkel gegen die Basis ausbiegt. Dass das Verhalten von Thais, indem es durch die Wiukelbildung die Zugehörigkeit von G zur Gruppe HI hervortreten lässt, das ursprünglichere ist, brauche ich nicht weiter hervorzuheben. Vor allem ist das Discoidalfeld meist gross bei den Papilios, von starken Adern umgeben und dem Vorderrande genähert. Auf der so bewirkten Verstärkung des Vorderrandes und der Wider- standsfähigkeit des Discoidalfeldes beruht das starke Flugvermögen derselben (Taf. 22^ Fig. 9). Die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Flügel kann auch dadurch erfolgen, dass die vordem Adern gegen den Vt»rderraud, der verdickt ist, verstrebt sind (Taf. 22, Fig. 3 b). Die Schwankungen des Geäders innerhalb der Papilios werden später bei der specielleu Ausführung der Verwandtschaft der Papilio- niden besprochen werden. Bevor wir diesen Abschnitt schliessen, haben wir noch kurz das Geäder der Hinterflügel kennen zu lernen. Wie oben hervor- gehoben wurde, stammen die Schmetterlinge von Formen ab, bei denen Vorder- und Hinterflügel, wie eben bei allen primitiven Insecten, mehr oder weniger gleichgebildet waren. Betrachten wir nun die Rhopalo- ceren, so scheint dies in Bezug auf das Geäder auf den ersten Blick mindestens sehr unwahrscheinlich. 4?^ AKNOLD SPULER, Dass es Falter mit ziemlich genau gleichgebildeten Flügeln heut zu Tage noch giebt, ist genugsam bekannt, ich erinnere nur an die Micro- pteryginen und Hepialiden und auch an die Cossiden. In welcher Weise das Hinterflügelgeäder der Rhopaloceren auf das Schema, wie wir es für die Vorderflügel abgeleitet haben , bezogen werden muss , ist auf vergleichendem Wege nicht leicht in überzeugender Weise darzustellen. Ich will daher nicht weiter ausführen, wie ich mir diese Beziehungen zum Schema denke. Zudem würden uns derartige Ausführungen in Bezug auf die Verwandtschaft der hierher gehörigen Arten nicht weiter führen. In den Figuren 1, 3 a, 5, 6 und 7 der Tafel 22 ist die sich ergebende Ableitung für diejenigen Leser, die sich dafür inter- essiren sollten, eingetragen. Das fertige Geäder wollen wir aber in Kürze bei den Haupt- vertretern kennen lernen. Dem Innenrande parallel läuft eine Ader , die bei Papilio und Thais noch gut erhalten, in der Parnassiergruppe zu einer dicht beim Innenrande verlaufenden schwachen Ader verkümmert ist. Die fol- gende, welche die hintere Grenze des Spreitentheils des Hinterflügels bildet, ist nicht ganz verkümmert, bei Thais und Papilio ist ihr Ver- lauf als Falte, resp. an der Zeichnung zu erkennen, bei der Par- nassiergruppe fehlt sie oft ganz. Es folgen die vom Discoidalfeld entspringenden Adern 2 — 7. Ganz an der Basis des Discoidalfeldes zweigt sich dem Vorder- rand ziemlich parallel eine achte Ader ab. Bei Thais und Papilio verläuft dem Ursprungstheil dieser parallel eine kleine Ader , die, nach kurzem Verlauf scharf abbiegend, in diese siebte einmündet; von der Abbiegungsstelle entsendet sie ein sich wieder spaltendes Aestchen senkrecht zum Vorderrand. Bei den Parnassiern fehlt der parallel verlaufende Zweig, der Ast zum Vorderrand dagegen ist vor- handen, jedoch die Gabelung desselben verkümmert ^). Hervorzuheben ist noch, dass die Ausbildung der Schwänze auf Rippe 2, 3 und besonders 4 für die phyletische Stellung der Arten ohne jede wesentliche Bedeutung ist, wie eines Theils das grosse indi- viduelle Schwanken innerhalb einer Art, z. B. bei Thais cerisyi, an- dererseits das Vorkommen eines wolilentwickelten Schwanzes beim Weibe, während der Mann keine Spur davon zeigt (z. B. Pap. metnnon), 1) Siehe hierüber in meiner inzwischen erschienenen Arbeit: Zur Phylogeuie und Ontogenie des Flügelgeäders der Schmetterlinge 1. c. p. 600 und Gl 3. Zur Stammesgescliichte der Papilioniden. 479 beweist. Indessen scheint die Neigung zur Schwanzbildung schon bei den gemeinsamen Vorfahren der Papilioniden bestanden zu haben ; dies ergiebt sich daraus, dass ausser bei den (Pieriden und) Parn assiern überall geschwänzte Formen vorkommen. Aus dem bis jetzt Vorgebrachten glaube ich zu der Behauptung, dass die besprochenen Arten in genetischem Zusammenhang stehen, berechtigt zu sein. Ferner ergiebt sich, dass die Thais die primitivste Form repräseutireu, dass, durch Dor. apollinus verbunden, sich die Par- uassier auschliessen ; Luehd. puziloi gehört auch zu diesem Zweige, hat aber in Habitus und Zeichnung eine den Papilioniden parallele Entwicklung eingeschlagen. Direct an Thais schliesst sich Sericinus telamon an, der den Uebergang zu einem Papilionidenzweig, namentlich in der Form, ver- mittelt. Es sei hier nochmals betont, dass die Papilioniden sich nicht monophyletisch an eine Urform des TAais-Stadiums anschliessen lassen, wie zur Evidenz aus der später folgenden Betrachtung der Zeichnung sich ergeben wird. Sind die aus der Anordnung der Adern abgeleiteten Behauptungen über die Phylogenie richtig, so muss eine Betrachtung der F 1 ü g e 1 b e- schuppung, wenn an dieser überhaupt etwas verwerthbares heraus- zulinden ist, zum gleichen Resultat führen. Die Schuppen sind unzweifelhaft aus Haaren hervorgegangen. Formen, die noch ganz Trichopterenschuppen ähnlich sind, finden wir noch bei Schmetterlingen, z. B. bei Psyche hirsutella S. Die eigentlichen Schuppen entstanden aus derartigen Formen durch die Verbreiterung des nicht in die Flügel eingesenkten Theiles des Haargebildes. An typisch ausgebildeten Lepidopterenschuppen unter- scheiden wir die Spreite mit Bezahnung, die Buchten (Sinus) und den Nagel oder Stiel. Für die Rhopalocerenschuppen gilt die Ausbildung der Bucht, die Regelmässigkeit ihrer Form und der parallele Verlauf der Seiteuränder als charakteristisch. Stark ausgeprägte Buchten haben aber auch nicht wenige He- teroceren, z. B. Catocala, und auch Microlepidopteren, z. B. Choreutis bjerkandrella. Dagegen finden sich auch innerhalb der heut zu Tage als Rhopaloceren zusammengefassten Falter Familien, denen die Bucht fehlt, so die Hesperiden. Die Equitiden haben im Verhältniss zu ihrer sonstigen hohen Difieren- zirung sehr unregelmässige Schuppen, bei denen oft die Bucht total fehlt^). 1) In seiner Arbeit: „Die Schuppen an den verschiedenen Flügel- 480 ARNOLD SPULER.i Die uuregelmässigen, asymmetrischen Schuppen ohne Sinus sind entschieden älter als die symmetri- schen regelmässigen, mit Sinus versehenen, soweit nicht, wie z. B. bei den glashellen Fenstern mancher Falter oder bei besondern Farbenefiecten dienenden Schuppen, secundäre Umbildungen vorliegen. Unregelmässig sind diejenigen von Thais (Taf. 22, Fig. 11), und zwar an der Flügelbasis breiter, gegen den Aussenrand gestreckter werdend, aber alle von sehr einheitlichem Typus. Regelmässiger, aber auch ohne Sinus sind die der Parnassier. Entweder haben sie fast keine Bezahnung {Farn, apollo, delius, Taf. 22, Fig. 12) oder, namentlich dann an der Basis des Flügels, ziemHch scharfe Zähne {Parn. nine- mosyne, Taf. 22, Fig. 13). Bei beiden Formen finden wir die basalen Schuppen (a) breiter, die peripheren in die Länge und dann in eine Spitze ausgezogen. Die Streckung findet aber in der Weise statt, dass der eine Seitenrand sich stärker streckt, die Schuppe dadurch natürlich stark asymmetrisch wird und erst secundär wieder die Symmetrie her- gestellt wird (siehe Fig. 12 a— f). Dies sind also otfenbar abgeänderte Formen , wie ja auch die Augeuzeichnung eine grosse Differenziruug in Bezug auf die Schuppen erkennen lässt: die schwarzen und rotheu sind breit, die centralen weissen gestreckt und in eine Spitze ausgezogen. Ein weiteres Eingehen auf die Parnassier soll als zu weitgehend unterbleiben. Die Schuppen der eigentlichen Papilios sind regelmässiger als die der Thais im Bau, aber sie zeigen doch eine weit grössere Mannich- laltigkeit als z. B. die der Nymphaliden. Die Bucht ist häufig nur an vereinzelten Schuppen ausgebildet (siehe Fig. 15 von Fap. vertumnus, Fig. IG von Ulysses), bei andern aber auch an den meisten Schuppen deutlich entwickelt (Fig. 14 von Pap. machaon, Fig. 17 von eurypilus). Die Form der Schuppen kann sehr unregelmässig sein {vertumnus), bei sehr vielen aber zeigt sie bei den meisten Schuppen den Typus der Rhopalocerenschuppen , bei dem die Seitenränder parallel ver- laufen i) (s. Fig. 14 d). Was nun die Anordnung der Schuppen anlangt, so ist sie bei den Thais meist unregelmässig, bei den Pariiassiern theilweise regelmässig und bei den Papilioniden ganz so wie bei andern Diurnen. und Körpertheilen der Lepidopteren", Diss. inaug. Halle 1878, hat R. SfuiNKiDKK die Thais und Parnassier, die doch gewiss auffallende Typen sind, gar nicht erwähnt, ausser einer Bemm-kung über Dorltis ! 1) Siehe Kktteluoit , De squauiis Lepidopterorum , Diss. Bonnae, 1860, 8, citirt bei B. Schneidek, 1. c. p. 9. Zur Stammesgeschichte der Papilionideii. 481 Ziehen wir aus all dem die Resultate, so sehen wir, dass Thais ein primitiveres Verhalten zeigt als einer- seits die Parnassier, andrerseits die Papilioniden. Die aus dem Vergleich der Aderung gewonnenen Resultate werden also be- stätigt. Zeichnung. Die Zeichnung der Schmetterlinge ist ein Moment, das zur Beurthei- lung der phyletischen Beziehungen dieser Thiere erst in letzter Zeit speciell herangezogen worden ist^). Man wird ihr wohl vielfach keine grössere Bedeutung zuerkennen wollen ; Mancher, der Eimer's Arbeit ge- lesen, wird die Heranziehung der Zeichnung zu solchen Zwecken darum noch skeptischer gegenüber stehen. In dem Folgenden glaube ich je- doch nachweisen zu können, dass das Studium der Zeichnung, mit der nöthigen Vorsicht betrieben, die Erkenntniss der Verwandtschaft der Schmetterlinge recht wesentlich fördern kann. Dass der Ontogenie der Zeichnung dabei nur eine be- schränkte, wenn auch wichtige Rolle zukommt, ist leicht einzusehen. Denn einerseits können sehr primitive Stadien der Zeichnung recapi- tuhrt werden, andrerseits aber werden nur solche Stadien wieder- kehren, welche recapitulirt werden können, ohne dass in grösserm Umfange eine Einlagerung und darauffolgende Resorption eines Pig- ments nöthig wird, um eventuell einem zweiten Platz zu machen : ein derartiger Process wäre eine Energieverschwendung, und eine solche müsste gerade im Puppenstadium sehr schnell durch Naturzüchtung eli- minirt werden. Auch der zeitliche Verlauf des Auftretens der einzelnen Zeichnungen berechtigt uns nicht zu der Annahme, dass diese ebenso in der Phylogenie auf einander gefolgt wären, denn Verschiebungen hierin sind bedingt einmal dadurch, dass die einzelnen Pigmentsorten nach einander zur Ablagerung kommen, zum andern dadurch, dass die Aus- bildung der Zeichnung in colossaler Verkürzung erfolgt. Ueber Details 1) Th. Eimee, Die Artbildung und Verwandtschaft bei den Schmet- terlingen. Eine systematische Darstellung der Abänderungen, Abarten und Arten der Segelfalter- ähnlichen Formen der Gattung Papilio, Jena 1889. — J. VAN Bemmelen, Ueber die Entwicklung der Farben und Adern auf den Schmetterlingsflügeln , in : Nederlandsche Dierkundige Vereeniging, Deel 2, 1889. — F. A. Dixey, On the phylogenetic signi- ficance of the wing-markings in certain genera of the Nymphalidae. — A. Spulee, Zur Phylogenie der einheimischen Apatura- Arten, in: Stet- tiner Entom. Zeitung 1890. Zool. Jahrb. VI. Ablh. f. Syst. 32 482 ARNOLD SPULER, der Zeichnung können wir nie von der Ontogenie Aufschluss erwarten, wohl aber kann sie uns in grossen Zügen die Bahn vorschreiben, die wir zu gehen haben. Wir werden jedoch nur in wenig Fällen die Ontogenie befragen können, da das Material nicht von allen Species leicht zu beschaffen ist. Zur Darlegung der Verwandtschaft genügt schon die Vergleichung der fertigen Zeichnungen, und dieser wollen wir uns jetzt zuwenden. Um das Schema der Ur Zeichnung, wie es sich mir aus den vorkommenden Zeichnungen zu ergeben scheint, vorzuführen, scheinen mir gewisse Parnassier am geeignetsten ; wir betrachten des- halb zunächst den Parn. harchvicMi Gray $. Auf dem Vorderflügel dieses schönen Schmetterlings finden sich folgende Zeichnungen : an dem Aussenrande eine dunkle Saumbinde (die ich in Zukunft als I bezeichnen werde); innerhalb dieser eine dunkle Binde, die durch Zelle sieben läuft (II). Eine dritte Binde zieht innerhalb von dieser Zelle, aber sie noch berührend, vorbei (III). Sie zeigt in den Zellen rothe Fk-cken und ist in ihrer Mitte etwas ver- wischt. Eine vierte (IV) liegt über der Discocellularader, zu ihr ge- hören noch Theile der dunklen untern Umgrenzung des Discoidalfeldes. Im Discoidalfeld sehen wir zwei schwarze Querbalken, die ich, von Spitze gegen Basis des Flügels fortschreitend, mit V^ und V.^ be- zeichne. Endlich hat der Flügel eine dunkle Wurzel (VI). Der Unterflügel zeigt uns entsprechend eine Randbinde (I), dann eine Binde mit blauen Augen (II), eine dritte mit Roth (III), einen dunklen Wisch über die äussere Grenze des Discoidalfeldes (IV), endlich im Discoidalfeld dunkle Zeichnung (V), mit der dunklen Basis (VI) ver- schmolzen. Auf der Unterseite des Hinterflügels finden wir an deren Wurzel fast bei allen Parnassiern rothe Flecke wohl entwickelt, aber auch bei andern Formen kommen sie vor, so bei der ^%m5raews-Gruppe. Sind diese Binden auf Vorder- und auf Hinterflügeln wirklich ent- sprechend? Bei den Vorfahren der Schmetterlinge waren Vorder- und Hinterflügel genau gleich gebaut, wie wir früher gesehen haben. In jenen fernen Zeiten war aber doch gewiss noch keine Färbung und Zeichnung der Flügel vorhanden, die in solcher Weise wie bei unsern Schmetterlingen zu Stande kam. Wie können wir nun wahr- scheinlich machen, dass, nachdem die Flügel ungleich geworden waren, doch auf beiderlei Flugorganen genau entsprechende Zeichnungen auf- traten ^)? Wir müssen uns vor Augen führen, dass die Diä"erenzirung 1) Wir müssen constatiren , dass das abweichende Verhalten der Zur Stammesgeschichte der Papilioniden 483 der Flügel namentlich durch Abänderung der basalen Verbindung der Adern, entsprechend der Aenderung des Flugvermögens, entsteht und dass kein Functionswechsel der Organe auftritt, der den Chemismus ihrer Ernährung im andern Sinne als dem von Plus oder Minus der Zuführung bestimmter Stofie beeinflusst. Ein Grund, der ein Auftreten identischer Zeichnung auf Ober- und Unterflügel verhinderte, liegt demnach nicht in der Dififerenzirung der Flügel. Diese Erwägung allein genügte, um eine Auffassung der gleichen Zeichnungen als genau ent- sprechender Bildungen sehr wahrscheinlich zu machen. Vollständig bewiesen wird die Richtigkeit dieser Auffassung da- durch, dass wir zeigen, dass die Zeichnung oft ältere Stadien der Flügelentwicklung recapitulirt, und dann dadurch, dass wir nachweisen, dass Varietäten und Aberrationen, die an bestimmten Binden sich aus- bilden, in ihren Anfängen auf Vorder- und Hinterflügelzeichnung, in den als entsprechend angesehenen Binden in gleicher Weise sich zeigen. Für beide Punkte könnte man sehr Vieles anführen, ich will mich auf Weniges beschränken, um meine Leser nicht zu ermüden. Die Ader la, die gewöhnlich nicht mehr als Ader zu erkennen ist, befindet sich in diesen Fällen zur Zeit der Farbenentwicklung schon in so rudimentärem Zustande wie im fertigen Flügel. Die Zeichnung verhält sich stets so, wie wenn die Ader da wäre auf dem Ober- und gewöhnlich auch auf dem Unterflügel. Allerdings ist dabei zu be- merken, dass diese Ader die wichtige Grenze zwischen Spreiten- und Faltentheil des Flügels bildet! Die im Discoidalfeld ausgefallenen Adern finden wir oft deutlich, ja in Spuren fast bei allen hierher gehörigen Formen, wenn dies mög- lich, d. h. das Discoidalfeld nicht monoton gefärbt ist, in der Zeich- nung angedeutet. Für den zweiten Punkt will ich nur ein Beispiel für viele heraus- greifen : Thais rumina v. honnoratii Boisd. Auf Vorder- und Hinter- flügel ist auf beiden in gleicher Weise HI verbreitert und das Roth (wie auch in Discoidalfeldern) excessiv vermehrt. Hierdurch glaube ich zur Genüge nachgewiesen zu haben, dass die Zeichnungselemente auf Vorder- und Hinterflügel einander entsprechen. Micropteryginen und der Hepialiden (anders Zeuzera aesculi und Ver- wandte !) einer solchen Annahme nicht widerspricht, denn an eine Ab- stammung der Rhopaloceren von so wie diese gebauten Urformen ist nicht zu denken. 32* 484 ARNOLD SPÜLER, Die ZeichnuQg ist bei allen Papilioniden auf Ober- und Unterseite im Princip die gleiche, wie ja bei allen Rhopaloceren und vielen He- teroceren ; es ist zu beachten, dass die Oberseite sehr häufig stärkere Umbildungen erfahren hat als die Unterseite, dass diese somit in diesen Fällen ein primitiveres Verhalten zeigt. Sind aber die Zeichnungen der verschiedenen Arten einander ent- sprechend? Den genetischen Zusammenhang der hierher gehörigen Formen glaube ich durch die Ausführungen über Geäder und Schup- pen zur Genüge nachgewiesen zu haben, und ich halte mich da- her für berechtigt, auch die Zeichnungen derselben als genetisch zu- sammenhängend anzusehen. Dass dem wirklich so ist, wird sich aus den folgenden Seiten ergeben, auf welchen wir die Zeichnungen der ver- schiedenen Falter einer etwas genauem Betrachtung unterziehen wollen. Bevor wir uns der Vergleichung der einzelnen Zeichnungen zu- wenden , haben wir kennen zu lernen , welchen Schwankungen und Abänderungen dieselben im Allgemeinen unterworfen sein können. Innerhalb einer Art schwanken sie entweder in der Weise, dass alle dunkeln Elemente vermehrt, resp. vermindert sind, oder so, dass dies nur bei einzelnen hervortritt. Die Discoidalzeichnung (Binden V) des Vorderflügels von Thais polyxena z. B. (Taf 23, Fig. la und b) ist grossen individuellen Schwankungen unterworfen. Doritis apolUnus v. hellargus und v. paUidior zeigen uns zwei Extreme von stark und schwach ausgebildeter Zeichnung (Taf. 23, Fig. a und b). An diesem Beispiele sehen wir, dass die Oberflügelzeichnung ihre Lage streng beibehält in dem Apicaltheil des Flügels, speciell die Lage- beziehungen zu den Abzweiguogsstellen der Rippen 8 und 9. Gegen den Innenrand zu lösen sich namentlich die Binden III gerne auf. Da- gegen findet beim ünterflügel eine viel grössere Verschiebung vom oder zum Discoidalfeld statt, was uns bei der viel weitgehendem Abände- rung des Unterflügels nicht wundern kann. Die einzelnen Elemente sind aber auch bei dem extremen Fall von paUidior mit Leichtigkeit festzustellen. Innerhalb des ganzen Formenkreises können Binden ausfallen, die sich mehr oder weniger vollständig spalten, sie können in verschiedenen Combinationen sich vereinigen, sie können sich in Flecke auflösen, so dass entweder die Adern frei bleiben, oder so dass gerade auf ihnen die dunkle Zeichnung localisirt ist. Sehr variabel sind namentlich die Binden der Hinterflügel, welche die Hauptträger von Schmuckzeichnungen sind und in ihrer Form viel grössere Mannigfaltig- Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 485 keit zeigen, da die Grenzen der Zweckmässigkeit für sie viel weiter liegen als für die Vorderflügel, welche die Hauptarbeit beim Fluge zu leisten haben; diese letztern haben nämlich die Luft zu zertheilen und dem Falter die Geschwindigkeit zu verleihen, die Hinterflügel dienen mehr nur als Steuer und als Fallschirm. An dieser Stelle komme ich nunmehr auf die Verhältnisse an der Spitze des Parnassierflügels zurück. Wir haben oben nach Analogie von Bor. apollinus geschlossen, dass Ader 11 bei den Parnassiern ausgefallen sei ; dass 8 und 9 vorhanden seien, werde durch die Zeich- nung wahrscheinlich gemacht. Wäre 8 ausgefallen, demnach die letzte zum Aussenrand verlaufende Ader als 9 anzusehen, so müsste die Binde III (denn die Binden behalten, wie alle Falter, die Thais, Seri- cinus, Luehdorfia und Papilioniden beweisen, ihre Lage zu den Gabe- lungsstellen der Endrippen des apicalen Flügeltheils streng bei) ausser- halb der ürsprungsstelle dieser Ader 9 durchgehen, dies thut sie aber nicht, wie Fig. 3, Taf, 23, zeigt und alle andern Parnassier beweisen. Eine dunkle Bestäubung des fraglichen Winkels findet sich wohl hier und da, ist aber dann stets herzuleiten von der in diesen Fällen ein- getretenen Verbreiterung und Ausziehung der dunklen Zeichnung auf den Rippen (z. B. charltonius), aber das für Binde III charakteristische Roth findet sich nie in diesem Winkel, während es sonst zwischen 8 und 9 stets da ist, sofern es überhaupt bei der Art in den vordem Flügelzellen auftritt {apollinus)^ und doch müsste es gerade doppelt auftreten, wenn zwei Zellen hierdurch verschmolzen wären. Also Rippe 8 kann nicht ausgefallen sein. Aber vielleicht 9? Wäre diese aus- gefallen, so müssten wir Spuren dafür, dass sie vorhanden war, wenig- stens hier und da in Form von Falten oder in der Zeichnung vor- finden, denn sehr lange kann sie, wie apollinus beweist, nicht ausge- fallen sein ^). Andeutungen dafür, dass Ader 9 ausgefallen ist, konnte ich beim fertigen Thier nicht finden. Nach dieser Vervollständigung der frühern Angaben nehmen wir den Lauf unserer Darstellung wieder auf. Auf eine Beschreibung der Thiere nach allen einzelnen Zeichnungs- elementen kann ich wohl verzichten, indem ich auf die Abbildungen der Tafel 23 verweise, bei denen die entsprechenden Zeichnungsbe- standtheile durch die Ziffern I bis VI kenntlich gemacht sind. Da- gegen muss ich zu den Veränderungen, welche die einzelnen Zeich- 1) In der Ontogenie wird sie, davon bin ich fest überzeugt, wiederholt. Leider hatte ich das zur Untersuchung nöthige Material nicht zur Hand. 486 ARNOLD SPULER, nungsbestandtheile bei den verschiedenen Thieren erfahren, soweit sie nicht ohne weiteres verständlich sind, einige Erläuterungen geben. Auf die verschiedenen Thais gehe ich nicht näher ein, da wir das von ihnen zu Constatirende auch bei den andern Formen finden. Die Parnassier (Taf. 23, Fig. 3) zeigen gewöhnlich eine Auf- lösung der Binden in Flecken, resp. Augen, welche in den Flügel zellen stehen. Diese Stellung haben alle eigentlichen „Augen"-Zeichnungen, soweit nicht das Auge durch Confluenz der Zeichnungselemente mehrerer Zellen gebildet wird. Die Luehdorfia puziloi, deren nähere Beziehungen zum Parnassierstamm wir früher kennen gelernt haben, hat sich in Bezug auf die Zeichnung den Papilioniden parallel entwickelt (Taf. 22, Fig. 8). An der Vorderflügelspitze fällt uns die Verbindung von Binde I mit II auf, ein Verhalten, das wir bei einer Entwicklungsstufe, wie sie puziloi repräsentirt, sehr oft antreffen werden ; ferner springt die Ver- bindung der Binden II und III auf Ader 4 sofort in die Augen , die ebenfalls häufig zu beobachten ist. Fortgesetzt wird diese Binde III weiter einwärts im Winkel zwi- schen den Adern 3 und 4 und dem Discoidalfeld. Ist das wirklich eine Fortsetzung? Folgende Betrachtung wird uns diese Frage lösen: Die Adern 4, 5 und 6 gehören genetisch zusammen, ebenso 2 und 3. Die Gabelungsstelle des 3. Hauptstammes, aus dem 4, 5, 6 hervorgehen, liegt gerade bei puzüoi näher dem Aussenrande als die von dem 4., dem 2 und 3 zugehören. Demnach dürfen wir uns nicht wundern, dass in dem Bezirke von Ader 4, 5 und 6 die Binde III näher dem Aussenrand steht als in dem von Ader 2 und 3. Eine Verbindung der zwei Theile der Binde III besteht nicht bei pussiloi, wohl aber bei Sericinus telamon (Taf. 23, Fig. 5 b), und das Verhalten dieses Falters berechtigt uns eben voll- ständig, die fragliche Zeichnung von puziloi als Bestandtheil von III anzusprechen. Nun, wird man einwenden, was sind denn dann die bei telamon zwischen den Adern 2, 3 und 4 zwischen li und der eben als III an- gesprochenen Zeichnung stehenden Flecke? Wie oben schon angedeutet wurde, ist die Binde III, entsprechend der grossem Längenausdehnung in Zelle 2 und 3, oft verbreitert. Die Binde III hat nun gewöhnlich in sich eine hellere Zone, die oft durch Roth ausgefüllt ist ; es besteht also eine Localisirung der dunkeln Zeichnung in zwei Streifen ; dies dürfte uns es verständlich machen, dass eben in dieser Binde oft eine Spaltung und dadurch oft eine Verdopplung auftritt, und als einen solchen abgetrennten und dann sich individuell herausbildenden Be- Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 487 standtheil von III haben wir diese dunkeln Flecken aufzufassen. Diese Flecken treten schon bei der zu Sericinus telamon überleitenden Thais cerisyi auf (namentlich bei var. caucasica Led.). Der in den basalen Winkeln der Zellen 2 und 3 gelegene Theil von III enthält aber wohl auch Theile der dem untern Rand des Dis- coidalfeldes entlang ziehenden Binde IV (Fig. 5b). In Zelle 1 ist IV wieder selbständig und zieht schräg nach aussen gerichtet zum Innen- rande. Eine beginnende Spaltung einer Binde sehen wir auch bei II des Oberflügels von pusüoi. Die Binde 2 trägt zumeist auf dem Unterflügel blaue Flecken, dadurch findet stets in gewissem Sinne eine partielle Spaltung dieser Binde statt , warum sollte sie auf dem Vor- derflügel sich nicht entsprechend verhalten können? Ausser einer Spaltung der Länge nach können die Binden auch, wie wir schon bei den Parnassiern sahen, eine Auflösung in einzelne Flecken, also eine Spaltung der Quere nach, erleiden, so dass zwischen je zwei Adern ein Fleck zu stehen kommt. Wir bezeichnen dies ebenfalls als Abspaltung, weil wir zur Erleichterung des Verständ- nisses, und um die Darstellung der höher diff'erenzirten Formen zu er- leichtern, die Zeichnungselemente als Binden unterschieden haben. Bei höher difi"erenzirten Formen {Fap. laodocus, Taf. 23, Fig. 14) sind die Flecken wirklich durch die Auflösung von Binden, also secundär ent- standen. Ich möchte jedoch ausdrücklich hervorheben, dass solche Fl ecken reihen die ursprüngliche Zeichnung gewesen sind. Dies beweist, ganz abgesehen von der Ontogenie, ein mal das Auftreten des Roth und Blau in einzelnen Flecken, dann das Ver- halten der Nymphaliden, endlich das Verhalten sehr primitiver Schmet- terlinge, so der Zeuzera aescuU. Dass die Zeichnung in Form von Flecken oder Färbung der Rippen zuerst aufge- treten sein muss, ist ja schon a priori aus demBau des Schmetterlings flügels zu erwarten, denn er wird ganz ge- wiss auch physiologisch durch die Aderung in Bezirke zerlegt, die, soweit sie morphologisch gleichwerthig sind, es auch physiologisch sein werden. Wenn die Binden durch Quertheilung zerfallen sind, so kann neben den Flecken eine dunkle Bestäubung der Rippen vorhanden sein. Es kann aber endlich auch die dunkle Zeichnung auf den Adern allein localisirt, die Zellen also von dunklen Elementen frei sein. Eine gute Illustration zu diesen Fällen bildet Pap. laodocus de Haan (Fig. 14), der bei Binde I das Schwarz auf den Rippen, bei II auf den Feldern und bei III wieder auf den Rippen zeigt. 488 ARNOLD SPULER, So viel über die OberflügelzeichnuDg ! "Wir wollen nunmehr einen Vertreter des Genus Papilio darauf prüfen, ob sich die Zeichnung der Unterflügel ebenfalls auf die der T^ais-artigen Formen zurückführen lässt. Wir wählen den Pap. euphrates Feld. (Taf. 23, Fig. 7). Der Abbildung ist die Bezeichnung wie gewöhnlich beigeschrieben. Die Deutung der Vorderflügelzeichnung ist so einleuchtend , dass ich mich sofort dem Unterflügel zuwenden kann. Die Binden I und II erkennt man leicht. Complicirter sind die Verhältnisse von III. Der Befund bei Pap. euphrates wird uns verständlich durch die Abart Jionnoratii von Thais rumina (Taf. 23, Fig. 2). Bei honnoratii wie bei euphrates ist Binde III verbreitert, speciell das Roth (resp. Gelb), dessen einzelne Flecken bei beiden nach der Basis zu heller werden. Die einwärts vom Roth (resp. Gelb) stehen- den dunklen Flecken können wir theils als zu Binde III gehörig deuten (in Zellen 2, 6, 7), theils sind sie als Vereinigungen von Elementen der Binden III und IV aufzufassen (in Zellen 3, 4 und 5). So erstreckt sich die Aehnlichkeit zwischen Th. v. honnoratii und Pap. euphrates noch auf die Ausbildung der einzelnen Zellen (cfr. Taf. 23, Fig. 2 mit 7, bei denen die einzelnen Flecken, soweit dies zum genauen Ver- ständniss nöthig ist, bezeichnet sind). Diese weitgehende Uebereinstim- mung der beiden Formen berechtigt und zwingt uns, die Zeichnung von euphrates so zu deuten , wie wir es gethan haben. Ueber das Verhalten der Binden V und VI brauche ich wohl keine nähern Er- läuterungen zu geben. Es findet also auf der Unterseite der Hinterflügel einer bestimmten Gruppe von Papilioniden ein Zusammenwirken von Bestandtheilen zweier Binden statt, um einer eigenartigen Zeichnung den Ursprung zu geben: der „Prachtbinde" (ich acceptire diese EiMER'sche Bezeich- nung). Daraus, dass sich die Binden III und IV gemeinsam an ihrer Ausbildung betheiligen, erklärt sich ihre grosse Mannigfaltigkeit und namentlich der Umstand, der ohne diese Erklärung befremden würde, dass sie aus Theilen innerhalb und aus solchen ausserhalb des Dis- coidalfeldes gebildet sein kann. Da IV fast nie Roth ausbildet, so müssen wir das Roth der Prachtbinde meist ausserhalb des Discoidalfeldes finden (Fig. 8). Finden wir es aber auch innerhalb, so muss entweder III sich so weit einwärts ausgedehnt haben, was bei der secundären Natur der das Dis- coidalfeld schliesseuden Querader und dem innigen Zusammenwirken von III und IV nicht unwahrscheinlich ist, oder es muss von V stammen, und dies letztere Verhalten scheint mir bei einzelnen Faltern sicher Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 489 der Fall zu sein (z. B. P. sinon). Eine Besprechung der einzelnen Fälle würde den Rahmen dieser Arbeit überschreiten. Das Verhalten der Binden I und II ist bei den Faltern mit hoch- diflferenzirter Prachtbinde meist so complicirt, dass ich an dieser Stelle nicht auf dasselbe eingehen kann, denn nur eine ganz ausführliche Betrachtung kann die Deutung der einzelnen Zeichnungsbestandtheile sicherstellen. Im Allgemeinen findet bei den Formen mit Prachtbinde eine weit- gehende Längsspaltung der Randbinden I und II statt, das Blau von II tritt sehr gegen den Rand vor, eventuell in das Gebiet von I über- greifend. Soweit die Besprechung der schwieriger zu erklärenden Umwand- lungen, die eine weitere Verbreitung bei den Papilioniden haben. Bevor wir uns nun den Verwandtschaftsbeziehungen der Papilio- niden unter einander zuwenden, wollen wir die bisherigen Resultate kurz zusammenfassen : 1. Die Schmetterlinge stammen von Neuropteren-artigen Formen ab und haben im Flügelbau eine nähere Uebereinstimmung mit den Trichopteren, doch können sie nicht von Formen abstammen, die wie die heutigen Arten organisirt waren; ebenso sind sie nicht monophy- letischen Ursprungs. 2. In der Ontogenie erscheint bei den Schmetterlingen eine ein- heitliche Form des Aderverlaufs, die wir als das Subiraaginalstadium der Aderentwicklung bezeichnen. 3. Im Flügelbau (Geäder und Beschuppung) zeigen die Thais- Arien eine ursprünglichere Ausbildung als die übrigen Equitiden. So wie bei den Thais war demnach der Bau des Geäders bei den Vor- fahren, und es haben sich aus derartig organisirten Formen die Haupt- stämme der Papilioniden und Parnassier (und aus ganz ähnlich gebauten auch die Pieriden) entwickelt. 4. Bei den Equitiden (überhaupt den Rhopaloceren und sicher nachzuweisen bei vielen Heteroceren) sind auf Oberflügel und Uuter- flügel einander entsprechende Zeichnungen, die auf Oberseite und Un- terseite identisch sind und aus Flecken - Querbinden ursprünglich be- standen. Alle Equitidenzeichnungen stammen von einer Urform der Zeichnungsanordnung ab ; damit soll jedoch keineswegs gesagt sein, dass, als die Zeichnung sich ausbildete, dies nur bei einer Art ge- schah, von der dann alle heutigen Formen abstammten ! 490 ARNOLD SPULER, Die Zweige des Papilionidenstammes. Eine detaillirte Ausführuug der Beziehungen der ungeheuer formen - reichen Papilios zu einander würde, wenn nicht eine grosse Zahl von Abbildungen beigegeben wäre, für einen andern Leser als den Spe- cialisten nur von geringem Interesse sein und wäre auch in dieser Zeitschrift nicht an ihrer richtigen Stelle. Wir wollen deshalb die Verwandtschaft dieser grossen Gattung nur in grossen Zügen dem Leser vor Augen führen, und solche Arten, deren Einreihung an einer bestimmten Stelle nur durch weitläufige Erörterungen sicher begründet werden kann, sollen nicht berührt werden. Wir gehen wiederum vom Geäder aus (doch müssen wir die Flügelform mit betrachten) und versuchen nach dessen Verhalten die Falter in Hauptgruppen einzutheilen ; es soll aber hier gleich bemerkt sein, dass es bei extrem ditferenzirten Faltern oft geradezu unmöglich ist, sie nach dem Geäder einer bestimmten Gruppe zuzutheilen. Am schärfsten von den andern getrennt ist der Zweig des euphrates (die von Eimer behandelte Gruppe, die ich nach diesem Schmetterlinge benenne, weil er uns den Schlüssel für das Verständniss der Unterflügel- zeichnung giebt). Charakterisirt ist der Flügel der hierher gehörigen Falter (Taf. 22, Fig. 9a) durch Folgendes: Das Discoidalfeld ist lang, aussen schräg abgestutzt durch die fast ganz gerade verlaufende Discocellularader, von der ziemlich in der Mitte Ader 6 entspringt. Eine Verlängerung der Querader trifft den Vorderrand so, dass der nach der Flügelbasis offene Winkel, den sie mit demselben bildet, ungefähr ein rechter ist. Das Wurzelstück von Ader 7 ist kurz und gerade, auf dem kürzesten Weg zum Aussenrand gerichtet, von der vordem Grenze des Discoidal- feldes ist es gewöhnlich nach hinten abgeknickt. Die Adern 7 und 8 sind stark divergirend, relativ gerade und kurz (wegen der Flügelform). Die Adern 10 und 11 sind sehr schwach und entspringen weit aussen am Discoidalfeld, die Spitze des Flügels wird durch 9 markirt, die in scharfem Winkel, also nicht geschwungen an den Rand stösst. Von ihrem Ende an ist der Flügel scharf nach hinten abgebogen, der Aussenrand verläuft ziemlich gerade, um hinten ebenfalls ziemlich un- vermittelt zum Innenrand umzubiegen. Der Hinterflügel des euplirates-L\iG\gü?, ist unterschieden von den andern durch die scharfe Abknickung der mit dem Wurzeltheil von 8 parallel ziehenden Ader, die stärker ist als der Wurzeltheil selbst (Fig. 9 a bei *). Ferner ist die Discoidalgrenzader zwischen Basis und Ader 7 lang, und Ader 7 liegt ziemlich in der Verlängerung dieses Grenz- Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 491 adertheils. Das zwischen den Adern 7 und 6 liegende Stück der Discoidalgreuze ist auch lang und nach dem Innenrand zu ausgeschweift. Die Ursprungsstelle von Ader 5 bildet die am weitesten vorspringende Stelle des Discoidalfeldes. Meist ist dieses Verhalten sehr deutlich, undeutlich nur bei den agamemnon-ähnMcheu. Die Flügel sind gewöhnlich auf Rippe 4 lang geschwänzt. Die Schwänze fehlen nur bei den Endgliedern, z. B. der agamemnon-Grui^pe, waren aber wohl auch bei diesen früher entwickelt und sind zurück- gebildet worden. Ein anderer Zweig, dem die merkwürdigsten Formen, die den Danaiden ähnlichen, die Ornithopteren und die schwarzen Waldpapilios der vertumnus-Gvu^i^e angehören, hat folgende Kennzeichen (doch sind sie manchmal bei extremer Diflferenzirung wieder secundär verschwunden) (Taf. 22, Fig. 9 b): Die Adern 11 und 12 sind kräftig und entspringen näher der Basis. Das Discoidalfeld ist auf den Vorderflügeln mittel- lang, auf den Unterflügeln gestaucht, ohne die vorgezogene Spitze der euphrates-Grupipe, die Discocellularader ist oft abgeknickt. Zwischen diesen beiden Formenreihen halten die mit machaon ver- wandten die Mitte; die Adern sind bei ihnen meist schön geschweift. Der Randaugenzweig wird charakterisirt durch die Gestaltung der Ader 9 am Vorderrand der Hiuterflügel. Diese verläuft derart, dass ein recht bedeutender Raum zwischen ihr und Ader 8 eingeschlossen wird. Einen Falter nur nach Merkmalen der Aderconfiguration dem einen oder andern Zweig zuzutheilen, ist bei stark dififerenzirten Formen nicht oft zulässig; maassgebend bleibt stets die Zeichnung, natürlich nur dann, wenn wir Formen haben, die einen Uebergang vermitteln. Die Zeichnungen der einzelnen Gruppen auf das Schema zurück- zuführen, gelingt bei den Vorderflügeln fast stets ganz leicht, bei den Hinterflügeln bietet die Deutung manchmal mehr Schwierigkeiten, doch kommt es immer nur darauf au, wenn ich so sagen darf, den Schlüssel zu finden, dann werden einem die Verhältnisse und der Zusammenhang vieler Falter auf einmal klar. Für den euphrates-Zvieig habe ich den Schlüssel oben gegeben, indem ich zeigte, wie die Unterflügelzeichnung nach ah. honnoratii zu deuten ist, und damit die Bildung der für diesen Zweig charakteristischen Prachtbiude erläutert habe. Wie ich mir die Verwandtschaften der einzelnen Gruppen dieses Zweiges vorstelle, ist aus dem Stammbaum ersichtlich. Meine Ansicht zu begründen, wäre nur durch ausführliche Besprechung der einzelnen Falter an der Hand einer Menge von Ab- 492 ARNOLD SPÜLER, Q O _£ <; Q CO CO Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 493 bildungen möglich. Sowie man die Falter in natura vergleicht, wird sich für jeden wohl bald ergeben, warum er an die betreffende Stelle des Stammbaumes ^) eingereiht ist. Der macÄaow - Zweig zeigt verschiedene Gruppen. Bei machaon und seinen nächsten Verwandten verschwindet Binde III bis auf roth- braune Wische innerhalb der Blaubinde II. Bei fhoas rücken die Binden II und III gemeinsam näher ans Discoidalfeld, ebenso bei gigon (Taf. 23, Fig. 9), bei dem jedoch schon eine Umänderung dieser Binden stattfindet, die uns zu der (?emo?eMS - Gruppe überleitet (Fig. 10) bei der aus II und III augenartige Flecke, resp. schöne Augen in Zelle 1 und 7 sich diäerenzirt haben. Einen leicht verständlichen Seitenzweig bilden die ^wrwws-ähnlichen Falter mit Endformen wie garamas. Zum Verständniss des Randaugenzweiges ist zu bemerken, dass die grossen, mehr oder weniger bunten Randflecken nicht den Augen der Parnassier, also Theilen der Binde III entsprechen, wozu einen eine falsche Auffassung von Eurycus cressida wohl verleiten könnte. Diese Flecken entstehen vielmehr durch secundäre Buntfärbung der zwischen den Binden I und II gelegenen Theile der Grundfarbe, die bei der Ausdehnung und Verschmelzung von I und II übrig geblieben sind. Eine sehr einheitliche Endgruppe dieses Zweiges bilden uhjsses und seine nächsten Verwandten. Ich möchte jedoch an dieser Stelle hervorheben, dass gerade diese Formen, die gewissermaassen der Differenzirung nach die letzten sind, doch wohl seit sehr langer Zeit auf diesem Endstadium angekommen sind, wie die vielen bestehenden localen Spielarten und Unterarten beweisen. Wie wir die Zeichnung des thymbraeus-laodocus -Zweiges aufzu- fassen haben, finden wir durch Vergleichung der Thais ab. honnoratii (Taf. 23, Fig. 2) mit Papüio thymbraeus (Taf. 23, Fig. 11), der trotz seines Unterflügelgeäders hierher zu stellen ist. An ihn schliessen sich einerseits die agavus und hector verwandten Falter an, anderer- seits werden uns durch ihn die vertumnus-ähnMcheu verständlich. Die vielen localen Formen, in denen diese Arten vorkommen, sowie die grosse Uebereinstimmung , die sie fast alle unter einander zeigen, scheinen mir zu beweisen, dass sie seit langen Zeiten keine irgendwie bedeutendem Veränderungen erfahren haben. Zu einem Nebenzweig des thymbraeus -laodocus-Zyveiges leiten uns palephates $ und castor $ 1) Durch ein Versehen ist bei der Umzeichnung des Stammbaumes die zu dem über dem Wort Pieriden stehenden Ringe gehörige Be- zeichnung thymbraeus weggelassen worden. 494 ARNOLD SPULEfe, (Taf. 23, Fig. 13) über ; von derartigen Vorfahren stammen die Danaiden-, resp. Euploea - artigQn Falter wie dissimilis und slateri^) ab. Nach seiner Zeichnung ist laodocus (Taf. 23, Fig. 14) hier anzuschliessen, der uns hinüberleitet zur memwow-Gruppe einer-, zur Ornithoptera- Gruppe andererseits. Diese Formen alle zu einem Zweig zu stellen, werde ich veranlasst einmal durch die übereinstimmende , charak- teristische Configuration des Geäders, die oben geschildert wurde, dann durch die Uebereinstimmung in Habitusmerkmalen, schliesslich durch das stets deutliche Vorhandensein der (oft rothen, resp, gelben) Flecken, die wir bei den Parnassiern so schön entwickelt sehen, auf der Unterseite der Hinterflügel an deren Wurzel. Hiermit schliesse ich die speciellern Ausführungen. In der Ar- beit habe ich mich bemüht, zunächst darzulegen, in welcher Weise das Schmetterlingsflügelgeäder von dem älterer Insectentypen abzuleiten ist. Ferner haben wir mit Hilfe der hieraus sich ergebenden Ge- sichtspunkte eruirt, dass die Geäder der Papilioniden sich von einem Einheitsstadium ableiten, wie es etwa die Thais-Arten repräsentiren. Die Flügel der Equitiden haben wir dann genauer gemustert, die weiter abstehenden Pieriden unberücksichtigt gelassen. Ferner haben wir kennen gelernt, in welcher Weise die Zeichnungen aller dieser Formen auf ein Schema zurückzuführen sind. Ich hebe zum Schluss ausdrücklich nochmals hervor, dass die Papilios polyphyletisch von Urformen abstammen, die unter einander sehr ähnlich gebaut waren. Die von mir gegebene Darstellung des Stammbaumes ist nicht in der Weise aufzufassen, dass von vier Grundarten aus durch Diffe- renzirung alle andern entstanden seien, sondern die vier Hauptzweige fassen Formenreihen zusammen , die sich von Anfang an einige Zeit hindurch in vielen Punkten parallel entwickelt haben. Die Verwandt- schaften und die parallelen Entwicklungen innerhalb der Papilios sind in dieser Arbeit nur so weit ausgeführt, dass daraus einerseits ersichtlich wird, wie wichtig die Zeichnung ist für die Erkenntniss der Beziehungen der Falter zu einander, und dass andererseits die Grund- züge der Verwandtschaft der Papilioniden klargestellt sind. 1) Dass diese rormen sehr schön durch Uebergangsstufen mit an- dern verbunden sind , spricht nicht für Entstehung derselben in Nach- ahmung schon ausgebildeter Typen (mimicry). Vergleiche auch p. 310 ff. von Entomol. Erinner, an Südamerika von Dr. Hahnel, in: Deutsche Entomol. Zeitschrift der Vereine Iris, Dresden, und Entern. Verein Berlin, 1890, eine Arbeit, die eine Fülle der interessantesten biologischen Be- obachtungen bietet. Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 495 Für das Interesse, welches er diesen Studien entgegenbrachte, bin ich meinem hochverelirten Lehrer , Herrn Geh. Rath Weismann zu grossem Dank verpflichtet. Bei der Abfassung der Arbeit wurde ich in der liebenswürdigsten Weise von Herrn Professor Dr. H. E. Zieglek unterstützt, wofür ich demselben auch an dieser Stelle meinen herzhchsteu Dank ausspreche. Durch die Ertheilung von Rathschlägen in tech- nischen Fragen bin ich Herrn Dr. 0. vom Rath, für die Ueberlassung von Material Herrn Prof. Dr. Schneyder dahier zu bestem Dank verpflichtet. Freiburg i./Br., Juni 1891. P. S. Leider wurde die Fertigstellung dieser Arbeit seiner Zeit durch meine Einberufung zu einer militärischen Uebung sehr verzögert ; seit Einsendung des Manuscripts ist über ein Jahr vergangen. In- zwischen sind meine Studien : Zur Phylogenie und Ontogenie des Flügel- geäders der Schmetterlinge (in : Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 53) erschienen und so zu der hier mitgetheilten vorläufigen Ableitung des Schemas des Lepidopterenflügelgeäders die ausführliche Darstellung schon ver- öfientlicht. Gleichwohl glaubte ich den betreffenden Abschnitt nicht streichen zu sollen, da er mir zur Begründung meines Standpunktes unentbehrlich schien. Mit diesen Verhältnissen bitte ich zu entschul- digen , dass ich die Arbeit , sowie sie seiner Zeit geschrieben wurde, jetzt noch erscheinen lasse. 496 ARNOLD SPULER, Erklärung der Abbildungen. Taf. 22. Kg. 1. Geäder von Thais polyxena. Wie bei allen Figuren sind die Hauptaderbezirke mit den römischen Ziffern I — VI bezeichnet. Mit arabischen Ziffern ist die zur Zeit gebräuchliche Bezeichnung der ein- zelnen Adern eingetragen. Fig. 2. Geäder von Parnassius charUonius. Fig. 3 a. Geäder von Pieris napi. Fig. 3 b. Geäder von Vanessa atalanta. Fig. 4. Geäder von Micropteryx semipurpurella. Beim Vergleich mit Fig. 10 erhellt, in wie schöner Weise uns dieser Flügel ein Schema des Schmetterlingsgeäders zeigt. Der eine fehlende Endgabelast von II findet sich bei andern Micropteryginen, die sogar eine Vermehrung der Endgabeläste verschiedener Aderbezirke aufweisen können, z. B. M. fa- stuosella, bei der hier und da sogar V gegabelt ist. Fig. 5. Geäder von Hepialus sylvinus. Die Endgabelung von II findet sich nicht immer in der Weise, wie die Abbildung es zeigt, einer der Endäste kann fehlen. Fig. 6. Geäder von Stenophylax concentricus. Fig. 7. Geäder von Hydropsyche sp. Man beachte die bei * zum Vorderrand laufenden Aederchen. Dasjenige des Hinterflügels ist bei fast allen Schmetterlingen vorhanden, namentlich bei Formen ohne Haftborste (Rhopaloceren) wohl entwickelt. Fig. 8. Geäder von Luehdorßa puziloi. Fig. 9 a. Geäder von einem Papilio des euphrates-Zyfeiges. Die Figur ist wie die folgende schematisch, zur Demonstrirung der Ver- schiedenheiten im Flügelbau der verschiedenen Gruppen. Fig. 9 b. Geäder von einem Papilio der vertumnus-GrnpTpe. Fig. 10. Subimaginalstadium des Geäders von Mamestra hrassicae. Wir sehen die 6 Hauptbezirke : I ungetheilt, II mit 1+4 Endästeu, Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. 497 III mit 3, IV mit 2 Endadern, V ungegabelt, VI mit einem Zweig zum Hinterrand. Fig. 11. Schuppen von Thais polyxena. a — d vom Vorderrand, die Seitenränder sind nicht parallel , Sinus sind keine vorhanden , die Bezahnung ist ganz unregelmässig. Andeutung eines Sinus (c) findet sich selten auf der Unterseite. Fig. 12. Schuppen von Parnassius delius. a — f zeigen uns, in welcher Weise die Schuppen von der Basis (a) zum Aussenrand (/") ihre Gestalt ändern. Durch asymmetrische Ausbildung einer Spitze erfolgt die Umwandlung. Fig. 13. Schuppen von Parnassius mnemosyne. Die Schuppen unterscheiden sich von denen des delius durch die auffallend scharfe Ausbildung der Zähne. Das Verhältniss der Schuppen an der Basis zu denen am Aussenrand ist das gleiche. Fig. 14. Schuppen von Papilio machaon. a zeigt eine Schuppe, die der gewöhnlichen Form der Diurnenschuppen gleicht, & und c zeigen dagegen Schuppenformen, wie wir sie bei Thais und den Parnassiern sahen, d ist die gewöhnliche Form der gelben Schuppen. Fig. 15. Schuppen von Papilio vertumnus v. pyrochles. a und C — e verschiedene Formen von schwarzen Schuppen der Oberseite , / zeigt Sinus, derartige Formen sind selten, auf den Unterflügeln häufiger als auf den Oberflügeln, h zeigt die Form der roten Schuppen der Hinter- flügel und der grünen der Vorderflügel. Fig. 16. Schuppen von Pap. ulysses. b, c, d schwarze Schuppen von der Oberseite der Vorderflügel. Die Hinterflügelschuppen zeigen schwache Sinus, ebenso die der Unterseite, a zeigt die Form der blauen Schuppen. Fig. 17. Schuppen von Pap. eurypilus. a grüne Schuppe vom Oberflügel, sie zeigt unregelmässige Sinusbildung, h — d schwarze Schuppen der Oberseite ; man sieht Spuren von Sinusbildung, e Form der weissen Schuppen der Unterseite. Tafel 23. Die Bezeichnung der Binden ist mit römischen Ziffern eingetragen. Fig. 1 a und b. Thais polyxena, Wien. Verz., beide Exemplare aus Ungarn. Fig. 2. Thais rumina Link. ah. honnoratii Boisd. aus Südfrank- reich. Fig. 3. Parnassius hardwickii Gray $. Fig. 4 a. Doritis apollinus Herbst, v. hellargus aus Antiochien. Zool, Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 33 498 ARNOLD SPULER, Zur Stammesgeschichte der tapilioniden. Fig. 4 b. Doritis apollinus v. pallidior aus Armenien. Fig. 5 a b. Sericinus telamon Don. $ und $. Fig. 6. Luehdorfia puziloi Stg. Fig. 7. Papilio euphrates Feld. Fig. 8. Pap. ajax L. Fig. 9. Pap. gigon $ Feld. Fig. 10. Pap. demoleus L. Fig. 11. Pap. tJiymhraeus Boisd. Die schmalen rothen und weissen Bindenstücke sind die modificirten bellen Stellen zwischen I und II (cfr. Fig. 2). Fig. 12. Pap. torquatus $ Ceam. nach Hübnee; die mit * be- zeichneten rothen und weissen Flecken sind die zwischen I und II stehen gebliebenen, modificirten Reste der Grundfärbung ; dadurch, dass sie mit den zum Gebiet von III gehörigen rothen Flecken verschmelzen, wie dies schon in den Zellen 2 und 3 geschehen ist, entstehen die Schmuckflecken der vertumnus-Grnppe. Fig. 13. Pap. castor Westw. $. Fig. 14. Pap. laodocus de Haan. Nachdruck verboten. Utber setzungsrecht vorbehalten . Die Gattung Copilia (Sapphirinella). Von Dr. Friedr. Dahl in Kiel. Hierzu Tafel 24. Die Sapphirinen gehören unter den Copepoden zu den interessan- testen und auffallendsten Thieren. Sie sind so durchsichtig, dass sich ihr anatomischer Bau ohne Zerschneiden, selbst bei conservirtem Ma- terial, Studiren lässt. Die beiden Geschlechter sind in hohem Grade verschieden, so dass sie von einzelnen Forschern sogar verschiedenen Familien eingereiht wurden. Die Weibchen haben eine halbparasitische Lebensweise in Salpen. Die Männchen besitzen einen eigenthümlichen Schiller, der namentlich bei einigen Arten der Gattung Sapphirina Jedem sofort auffallen muss. Wenn nun auch die Zusammengehörig- keit der Geschlechter bei der Gattung Copilia schon im vorletzten Jahre von Giesbeecht *) erkannt wurde, so ist es doch noch mit grossen Schwierigkeiten verbunden, die Geschlechter der einzelnen Arten zusammen zu bringen. Eine soeben erschienene Arbeit von Giesbeecht über die Copepoden der Vettor-Pisani-Expedition ^) zeigt dies schon. Er beschreibt zwei neue Männchen und zwei neue W^eib- chen, ohne eine Zusammenstellung zu wagen. Nur mit Mühe gelang mir dieselbe bei dem auf der Plankton - Expedition erbeuteten Ma- terial. Ich erlaube mir deshalb schon jetzt in einer vorläufigen Mit- theilung eine kurze Darstellung der Unterschiede sowohl als der hori- 1) in: Zool. Anzeiger, Bd. 12 (1889), p. 538. 2) Rendiconti della R. Accademia dei Lincei, Classe di scienze morali, storiche e filologiche, vol. 7, Semestre 1, fasc. 10, Roma 1891, p. 479. 33* 500 FRIEDR. DAHL, zontalen und verticalen Verbreitung der Arten dieser Gattung zu veröffentlichen. Ich glaube damit nicht nur denjenigen, die gleichzeitig über diesen Gegenstand arbeiten, einen Dienst zu erweisen, indem ihnen die von mir darauf verwendete Mühe Erleichterung verschafft, sondern glaube auch der Wissenschaft zu dienen, indem das, was ich aus dem mir vorliegenden Material gefolgert habe, vielleicht schon bald durch Material aus andern Oceanen und dem Mittelmeer geprüft und ergänzt werden kann. In Folge der erheblichen Grösse der Thiere und der leichten Unterscheidbarkeit von allen andern Copepoden konnte ich das zu dieser Gattung gehörige Material schon jetzt in hohem Grade vollkommen sondern, so dass die Schlüsse, welche ich aus demselben ziehe, durch etwa noch nachträglich sich findende Exemplare nicht er- heblich verändert werden können. Ich muss zunächst einige Bemerkungen über die frühern Bear- beitungen dieser Gattung vorausschicken, um daran anschliessend dem Leser die Möglichkeit zu geben , sich selbst von dem Werth des mir vorliegenden Materials und der daraus zu ziehenden Schlüsse über- zeugen zu können, da derselbe von Haeckel^) schon vor Erscheinen unserer Arbeiten als durchaus fraglich hingestellt ist. Der erste, welcher Thiere der Gattung beschrieb, war Dana -). Er unterschied zwei Arten, fand aber von beiden nur Weibchen, die von drei verschiedenen Fundorten des Stillen Oceans stammten. Als zweiter Bearbeiter folgt J. Lubbock^), welcher eine Art und zwar das Männchen und das Weibchen, beide von einer Stelle des Atlantischen Oceans kannte. Er zog das Männchen zur Gattung Sapphirina. Als Dritter kannte ß. Leuckart *) von einer Art aus dem Mittel- meer sowohl das Männchen als das Weibchen, ohne doch beide zu derselben Gattung zu ziehen. Claus ^) unterschied zunächst ebenfalls nur ein Männchen und ein 1) E. Haeckel, Plankton-Studien, in : Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 25, p. 232. 2) J. D. Dana, Crustacea, Part 2, p. 1232, in: United States Ex- ploring Expedition, vol. 13, Philadelphia 1852. 3) LuBBOCK, On some Entomostraca, in : Transact. Entom. Soc, vol. 4 (1856), Part 2, p. 26 und 28. 4) R. Leuckart, Carcinologisches, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 25, Bd. 1, p. 249 und 50. 5) C. Claus, Die freilebenden Copepoden, Leipzig 1863, p. 154 und 161. Die Gattung Copilia (Sapphirinella). 5()1 Weibchen aus dem Mittelmeer und begründete für die Männchen die Gattung Sapphirinella. Haeckel^) beschrieb wieder nur ein Geschlecht und zwar die Männchen. Er unterschied zwei im Mittelmeer vorkommende Arten. Später fand Claus ^) ebenfalls beide von Haeckel unterschiedenen Formen und dazu eine weibliche Form bei Nizza. Es folgt dann die Challenger-Expedition, welche von Haeckel mit besonderm Nachdruck mit unserer Expedition in Parallele gebracht wird»). Schon Brandt^) und Hensen^) haben hervorgehoben, dass die Chal- lenger-Expedition in erster Linie andere Ziele verfolgte, und dass man den Theilnehmern deshalb nicht zu nahe tritt, wenn man ihnen nach- weist, dass sie in Bezug auf Planktonthiere während der vollen drei Jahre auch nicht im entferntesten das leisteten, was wir in noch nicht vier Monaten geschafft haben. Brady^), der Bearbeiter der Chal- lenger-Copepoden, unterscheidet wieder nur ein Männchen und ein Weibchen, also nur eine Art, Sein Material stammte von 17 Stationen, davon 5 im Atlantischen Ocean. Männchen und Weibchen zugleich wurden im Ganzen auf nur 3 Stationen gefunden. Ich darf hier wohl gleich hinzufügen, dass wir Thiere dieser Gattung und zwar meistens Männchen und Weibchen von 70 Stationen besitzen, und dass von denjenigen Stationen, an welchen Copilia-Arten erwartet werden durften, d. h. wo im wärmern Theil des Atlantischen Oceans mit dem Verti- calnetz gefischt wurde, uns nur zwei Fänge kein Thier lieferten. Es ist das der beste Beweis, dass das HENSEN'sche Netz'und seine Methode brauchbar waren. Im Jahre 1888 wurde noch ein neues Copilia-W eihchen aus dem Mittelmeer bei Malta von Thompson^) beschrieben. Ich verdanke 1) E. Haeckel, Beiträge zur Kenntniss der Corycaeiden, in: Jen. Zeitschr. Medic. u. Naturw., Bd. 1, 1864, p. 61. 2) C. Claus, Die Copepodenfauna von Nizza, in: Schrift. Gesellsch. Naturw. Marburg, 1866, Supplementheft. 3) E. Haeckel, 1. c. p. 59 und 72. 4) K. Beandt, Haeckel's Ansichten über die Plankton-Expedition, in: Schrift. Naturw. Ver. Schlesw. Holst., Bd. 8, 1891, p. 199 (auch separat bei E. Homann, Kiel). 5) V. Hensen, Die Plankton-Expedition und Haeckel's Darwinismus, Kiel (Lipsius und Tischer) 1891. 6) Gr. S. Brady, Report on the Copepoda, in: Reports Scient. Re- sults Voyage Challenger Zool., vol. 8, p. 117 und 130 (1883). 7) J. C. Thompson, Report on the Copepoda collected in Maltese seas, in : Proc. Biol. Soc. L' pool, vol. 2, p. 147. 502 FRIEDE. DAHL, diese Literaturstelle der Liebenswürdigkeit des Herrn A. Poppe in Vegesack. Soeben erschien endlich, nachdem die vorliegende Arbeit schon geschrieben war, der letzte Theil der auf der Vettor-Pisani-Expedition erbeuteten Krebse. Der Lieutenant Chierchia hat, wie sich aus dem GiESBRECHT'schen ' ) Verzeichniss ergiebt, weit mehr Copilien gefangen als die Challenger - Expedition. Es werden Thiere von 34 Stationen aufgeführt, also während der drei Jahre doch halb so viel Stationen, wie wir haben. Nur fünf von den genannten Stationen liegen im At- lantischen Ocean. Die seltenste Art (0. vifrea), bis dahin im Ocean noch nicht gefangen, welche wir an 40 Stellen gefangen haben, fand Chierchia im Ganzen an nur drei Stellen und nur an einer im At- lantischen Ocean. Der unbefangene Leser wird aus den Angaben ersehen, dass wir wohl berechtigt sind, aus dem Material einer viermonatlichen Fahrt, während welcher die verschiedenen Stromgebiete eines Oceans syste- matisch durchfischt wurden , Schlüsse zu ziehen. Ja , gerade als „exacter Forscher" muss man unsern Resultaten mehr glauben als denjenigen aller frühern Untersucher zusammen genommen, wenn sie mit jenen im Widerspruch stehen. Ich wende mich zunächst zur Unterscheidung der Arten : — Wäh- rend die frühern Bearbeiter der Gattung höchstens 2 Arten unter- schieden, konnte Giesbeecht vermöge seines guten Materials 5 Männ- chen und 5 Weibchen unterscheiden. Allein die Männchen und Weib- chen richtig zusammen zu bringen, das gelang einem tüchtigen Cope- podenkenner , wie Giesbrecht es ist , an der Hand jenes Materials nicht. Es war dazu ein Material, wie das mir vorliegende, auf der Plankton-Expedition gewonnene erforderlich. Ich kann deshalb die richtige Vereinigung der Copilia-Geschlechtev zuerst als ein Eesultat der Expedition nennen. Als mir die GiESBRECHT'sche Arbeit vor Augen kam, war ich schon längst mit der Aufstellung meiner Arten fertig. Ich hatte weiter nichts zu thun, als die Namen als Synonyme einzureihen, resp, (den einen Namen) als zuerst gegeben, anzuerkennen. Ich sage dies hier ausdrücklich, weil ich es für ein interessantes, mich nur noch mehr von der Irrthümlichkeit der HAECKEL'schen Auf- fassung des Artbegriffes überzeugendes Ergebniss halte. So ausser- ordentlich nahe die Arten einander stehen, hatte ich doch unter den 1400 Individuen kein einziges gefunden , das ich als Uebergangs- 1) W. Giesbeecht, Elenco dei copepodi pelagici. Die Gattung Copilia (Sapphirinella). 503 form von einer Art zu einer andern hätte bezeichnen können. Und jetzt fand ich, dass Giesbrecht ebenso unterschied und auch einige von meinen Merkmalen verwendet hatte. Ich halte es, wie Haeckel und Andere, für fast sicher gestellt, dass die Art etwas im Laufe der Zeit Entstehendes ist, dass wir also gegenwärtig Arten vor uns haben können, welche noch in der Entstehung begrifien sind, Arten, welche noch Uebergänge in mehr oder weniger grosser Häutigkeit zeigen. In vielen Fällen aber, und so auch in der vorliegenden Gattung, ist die Spal- tung der nahestehenden Formen vollkommen bis zu Ende durchgeführt, es sind „gute" Arten vorhanden. Wer zu einem Schluss wie Haeckel kommt, hat sich entweder mit Thiergruppen befasst, wo im Entstehen begriifene Arten zufällig das Gros bilden , oder er hat an der Hand eines unzureichenden Materials Arten gemacht und sieht später an einem neuen Material, dass die von ihm gemachten, aber nicht in der Natur begründeten Arten zahlreiche Uebergänge zeigen. Wenn also Haeckel ^) Hensen tadelt, welcher durch Vergleichung möglichst zahlreicher Individuen feststellen will ^), wo die Arten abzu- grenzen seien, so kann ich mich dem nicht anschliessen, Dass vom theoretischen Standpunkte aus betrachtet bei der Spaltung einer Art in zwei neue Arten im Laufe der Zeit eine Constanz hervortreten muss, darauf ist schon an anderer Stelle hingewiesen worden 3), es steht also nicht mit der Descendenztheorie im Widerspruch. Um nun zunächst dem Leser zu zeigen, welche Männchen und Weibchen zusammengehören, gebe ich eine Tabelle der in den Ver- ticalnetzfängen gefundenen, gezählten Individuen und zwar Männ- chen und Weibchen getrennt. — Da sich im Norden weder Männchen noch Weibchen in irgend einem Fange vorfanden , habe ich nur die sämmtlichen Verticalnetzfänge etwa südlich vom 40. Breitengrade auf- geführt. Die Fänge sind einerseits mit einer fortlaufenden Nummer bezeichnet und andererseits mit dem Datum. Wurden zwei Fänge an einem Tage gemacht, so sind sie mit a und b bezeichnet. Eine solche Bezeichnungsweise erwies sich als die beste, da sie auf der Karte nicht nur den Ort, sondern auch die Jahreszeit kurz angiebt. Die Zusammenstellung der Männchen und Weibchen der ver- 1) E. Haeckel, Plankton-Studien, p. 101. 2) V. Hensen, Ueber die Bestimmung des Planktons, in : 5. Bericht der Kommission z. wissensch. Unters, d. deutschen Meere, Berlin 1887, p. 74 f. 3) in: Zoologischer Anzeiger, Bd. 12, 1889, No. 307, p. 262. 504 FRIEDE. DAHL, u < < 1 j„- 1 |t>..-HCOj-*rHi4«^-«*-,,j^|*,co-, 1 , 1 1 1 1 ,««« p 1 ^ |-*-Ht1((N| j 1 1 1 |>O-Ht:-00IMr-l|-.*rt(N|tN-l|CO.Hjq-H| 1 1 CH 1 - 1 - - 1 1 1 1 1 1 1 1 - 1 1 - 1 1 1 1 « 1 - - 1 1 1 - 1 1 1 1 ^|*,^C0^| 1 , 1 1 ,«^«0O|»,-.|^^C.|^| |«^^^| , 1 1 i '^'^^'^^ i;: i 1 i 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 M 1 1 1 l'' \^^^ «^^0| 1^ 1 ^,-,,«-,-,,1-^1^,1^11111,1,^^11111 ^„^^1^1 1-, , ,-^, , ,--, ,-^, |^|---|: — , tu ■ß z^ §§§§S§§§§S§§§§g§§§§§§g§§§§§§§§8§§ s 1 Q 1 = ^ = = = ^ = = = ^ ^ = = = = ^ = = = = = = = = = = = = = =1 = 6 Die Gattung Copilia (Sapphirinella). 505 l- t- O CO «MrHMrt^ ^ II liilj lllllllll II IM t- i^co^co 1», 1 ,^^^ 111111111-^111111111111-1-2 (MeO«O»Ht-OS'*-Ht-lM0O«O>£3«O| (-"l 1 1 1 |"*| 1 1 1 1 1 1 1 l*"! |9»1M'*'>' 1 1 1 1 1 1 i 1 11 1 1 1 1 1 11 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1-^=^25 1 5 1 1 1 1! 1 1 1 1 1 1 1 1 11 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 -^ « 1 '^ :: 1 s 1 1 1 1 1 1 1 i 1 1 II 1 1 1 1 1 1 11 1 i 1 1 i 1 1 1 1 1 1 1-«««- 12 -<0«0-HO»-^-*eOOO>0>'^0'* 1 |rt(M-*«>>0 |«o ICOt-IM «Tl« ■<* «5 -H ei5 1 1 1 1 1 OS ^__(Me<5«J,H(NC o «o eo o o I 506 FKIEDß. DAHL, schiedenen Arten ist in der Tabelle schon vorgenommen; doch möge der Leser diese als beliebig ansehen und zunächst nur die Männchen bei unsern Betrachtungen berücksichtigen. Es ergiebt sich, dass zwei Arten, die als Copilia lata und C. vi- trea bezeichnet sind, über das ganze Gebiet gleichmässig vertheilt sind. Von ihnen ist die erstere häufiger, die zweite selten. Zwei weitere Arten, die als Copilia mirahilis und C. mediterranea bezeichnet sind, vertreten einander gewissermaassen in verschiedenen Gebieten. Die letztere kommt im östlichen Sargassomeer und nördlich davon und die erstere im ganzen Süden oder tropischen Gebiete vor. Nur im Flo- ridastrom treten beide neben einander auf. Die fünfte Art, welche Copilia quadrata genannt ist, kommt weit verbreitet vor, ist aber auf der Strecke von den Cap Verden bis Ascension besonders häufig, wäh- rend sie auf der Rückreise von Brasilien bis zu den Azoren fast voll- kommen fehlte. Alle fünf Arten zeigen also in ihrer Verbreitung ein verschiedenes Verhalten. — Genau dasselbe Verhalten zeigen nun die fünf verschiedenen weiblichen Formen. In der Tabelle sind die Männ- chen und Weibchen, welche in gleicher Weise im Atlantischen Ocean verbreitet gefunden wurden, zusammengestellt, und der Leser kann sich auf den ersten Blick von der Zusammengehörigkeit überzeugen. Nachdem ich durch die Verbreitung auf die Zusammengehörigkeit hingeleitet war, fand ich zum Beweis der Richtigkeit des Resultats bald auch gemeinsame Merkmale. Ich beginne damit, diese in einer ana- lytischen Uebersicht dem Leser vorzuführen, um daran anschliessend eine Uebersichtstabelle sowohl der Männchen als der Weibchen allein nach secundären Geschlechtsunterschieden zu geben. Copilia- Arten S und $. I. Das zweite Glied der hintern Antennen ist um die Hälfte oder um noch mehr grösser als das dritte (Brady, Ghali. , tab. 48, fig. 11). A. Die Endborste der hintern Antennen ist wenigstens halb so lang wie das Endglied (Claus, Freil. Cop., tab. 25, fig. 20). C. mediterranea (Claus). B. Die Endborste der hintern Antennen ist etwa so lang wie V:) des Endgliedes oder kürzer (Brady, tab. 48, fig. 11). a) Die Borste am zweiten Gliede der hintern Antennen steht weit vor der Mitte des Gliedes und ist beim S kurz, beim $ am Grunde mit Stacheln besetzt (Brady, tab. 53, fig. 5). C. mirabilis Dana. Die Gattung Copilia (Sapphirinella). 507 b) Die Borste am 2. Gliede der hintern Antennen steht etwa in der Mitte des Gliedes, sie ist beim S lang (Haeckel , 1. c. tab. 1 , fig. 3) , beim ? am Grunde ohne Stacheln. C. vitrea (Haeckel). IL Das zweite Glied der hintern Antennen ist dem dritten gleich oder kürzer als dieses. A. Das vierte Glied der hintern Antennen ist beim S nicht länger als das 3., beim ? kaum mehr als um die Hälfte länger. C. quadrata Dana. B. Das vierte Glied der hintern Antennen ist beim S wenigstens um Vs länger, beim $ doppelt so lang wie das dritte. C. lata GiESBß. Die Männchen. I. Die mit Haaren besetzte Verdickung am zweiten Gliede der vor- dem Maxillipedien befindet sich dem Grunde näher als dem Ende (Haeckel, tab. 1, fig. 11). C. vitrea (Haeckel). n. Diese Verdickung liegt nahe vor dem Ende. A. Die genannte Verdickung tritt stark höckerartig vor (Brady, tab. 48, fig. 13). C. mirdbilis Dana. B. Die Verdickung tritt sehr wenig vor, das Glied ist deshalb sehr lang und dünn (Haeckel, tab. 1, fig. 5). C. quadrata Dana. C. Die Verdickung tritt mittelstark vor. a) Das dritte Glied der hintern Antennen weit kürzer als das zweite. G. mediterranea (Claus). b) Das dritte Glied der hintern Antennen länger als das zweite. C. lata Giesbr. Die Weibchen. I. Die Augenlinsen sind bei weitem nicht um ihre Breite von ein- ander entfernt; der Stachel am Ende des Grundgliedes der hin- tern Antennen ist sehr lang. C. vitrea (Haeckel). n. Die Augenlinsen wenigstens um doppelte Augenbreite von ein- ander entfernt. A. Die Augenlinsen nicht um ihre dreifache Breite von einander entfernt, der Körper relativ lang und schmal. a) Das erste Glied der hintern Antennen vorn der Länge nach mit Dörnchen besetzt, ebenso der Stachel am Grunde des zweiten an der Wurzel mit kleinen Dörnchen (Bradt, tab. 53, fig. 5). C. mirdbilis Dana. 508 FRIEDE. DAHL, b) Die kleinen Dörnchen fehlen an beiden genannten Stellen. C. mediterranea (Claus). B. Die Augenlinsen um mehr als ihre dreifache Breite von einander entfernt. a) Die Nerven endigen am Vorderrande des Kopfes zwischen den Augen in kleinen spitzen Höckerchen. C lata Giesbr. b) Die Nervenendigungen zwischen den Augen nicht als Höcker vortretend. C. guadrata Dana. Zur Begründung der angewendeten Namen mag jetzt zunächst eine vollständige Synonymie folgen: Copilia mirabilis Dana. 1852. a mirabilis Dana, 1. c. vol. 2, 1232 (?). 1856. C. atlantica J. Lubbock, 1. c. p. 26, L. stellt die neue Art auf, weil der Stirnrand ihm stärker ausgeschnitten erscheint. Die Ausrandung variirt aber schon nach der Art der Conser- virung. Die Aeste der Beine hat Dana entschieden fälschlich viergliedrig gezeichnet. 1856. Sapphirina stylifera Lubbock, 1. c. p, 28. Brady hat sicher Recht, wenn er diese Art mit unserer Art identificirt. Es spricht dafür nicht nur die grössere Häufigkeit dieser Art an dem Lub- BOCK'schen Fundort, sondern namentlich die in der Zeichnung hervortretende Dreigliedrigkeit der hintern Antennen. Bei C. me- diterranea, mit welcher Claus die Art, allerdings unter einem Fragezeichen, identificirt, hätte Lubbock wohl kaum die drei Endglieder und die weit dünnere Endborste zusammen für ein Glied halten können. 1883. Copilia mirabilis Brady, 1. c. p. 117. Die fig. 4, welche Brady auf das Männchen bezieht, zeigt, dass er diese Art mit G. qua- drata zusammen geworfen hat ($). 1883. Sapphirinella stylifera Brady, 1. c. p. 130 (d). 1891. Giesbrecht, Elenco etc., 1. c, p. 479 {$, $). Copilia mediterranea (Claus). 1863. Sapphirinella mediterranea Claus, Die freil. Cop., p. 154. Aus der Beschreibung der vordem und hintern Antennen geht deut- lich hervor, dass Claus diese Art vor sich hatte. 1863. C. denticulata Claus, 1. c. p. 161, part. (fig. 25). 1866. Sapphirinella stylifera Claus, Die Copepodenfauna von Nizza, 1. c. p. 14. Die Gattung Copilia (Sapphirinella). 509 1891. C. quadrata $ Giesbrecht, 1. c. p. 479. Da das 0 dieser Art unter den beiden neuen GiESBRECHT"'schen Arten nicht vorkommt, da er ausserdem das eigentliche S von C. quadrata neu be- schreibt und da er schliesslich doch angiebt, dass er $ seiner C. quadrata kennt, schliesse ich, dass er das S der vorliegenden Art zu C. quadrata gestellt hat. 1891. C. ohlonga Giesbrecht, 1. c. p. 479 ?. Copilia lata Giesbr. 1891. a lata Giesbrecht, 1. c. p. 479 (?). 1891. C. elliptica Giesbrecht, 1. c. p. 479 {$). Copilia quadrata Dana. 1852. C. quadrata Dana, 1. c. p. 1233 ($). Ich hielt die DANA'sche Art ursprüDglich für verschieden, weil der Stachel an dem zweiten Gliede der hintern Antennen von ihm mit Dornen besetzt ge- zeichnet ist. Da Dana aber, nach der Flüchtigkeit der Zeich- nung zu scbliessen , nicht viel Werth auf diesen Punkt gelegt hat, schliesse ich mich gerne Giesbrecht an und belege die vorliegende Art mit dem DANA'schen Namen. 1859. Sappliirina stylifera R. Leuckart, 1. c. p. 250 Anm,, tab. 7, fig. 2. Ein nicht ganz sicheres Synonym. 1859. Copilia nicaeensis Leuckart, 1. c. p. 249. Der Raum zwischen den Augen ist allerdings etwas klein gezeichnet und der Körper etwas schlank, aber die Hinterfühler dürften doch zur Genüge gegen die Identificirung mit C. mediterranea Claus sprechen. Ausserdem ist für jene Art der Körper etwas zu breit und die Augen sind zu weit von einander entfernt. 1864. C. denticulata Claus, Die freil. Copep. p. 161 (part. tab. 25, fig. 19). 1866. HyalopJiyllum pellucidum Haeckel, 1. c. p. 63. 1866. C. denticulata Claus, Copep. von Nizza, 1. c. p. 19 part. 1891. C. quadrata Giesbrecht, 1. c. p. 479 $; über das 2 18 2 C. mirabilis J 1 C. mediterranea (^ 1 C. lata (f 2 C. mirabilis cT ( ^ 53 2 „ „ $ 2 C. vitrea J" i 1 C. quadrata 2 1 C. mediterranea (^ 0 1 Es wurd } Fang 13 i hier ke gemacht 18 3 C. quadrata ^ 2 „ „ cf 2 C. mirabilis ff 1 C. lata cT 1 34 54 3 C. mirabilis (^ 1 ., ,. "i 2 C. lata ^ 1 C. quadrata (^ > 37 60 Die Gattung Copilia (Sapphirinella). 521 zur Oberfläche gemacht wurden und sich aus den Schliessuetzfängen ergiebt, dass sich sicher noch vereinzelte Thierc unter 200m Tiefe finden, so würde, vorausgesetzt dass die Thiere gleichmässig genug vertheilt waren, um aus den vier Fängen schon einen Schluss machen zu können, das Schliessnetz in gleicher Tiefe wenigstens Vu der vom Verticalnetz durchfischten Wassersäule filtrirt haben. Von diesem, sicher nur in grober Annäherung gegebenen, Verhältniss ausgehend, können wir aus den Schliessuetzfängen einige Schlüsse auf die verti- cale Verbreitung selbst so seltener Thiere, wie es die Copilien sind, machen : Die 27 Verticalnetzfänge , welche den Schliessnetzfängen ent- sprechen, enthielten zusammen 440 Copilien. Wären dieselben nach der Tiefe hin gleichmässig vertheilt, so hätten die Schliessnetzfänge etwa 50 Thiere enthalten müssen. Es sind aber nur 9 darin ent- halten. Ich schliesse daraus, dass dieCopilien nach der Tiefe hiji wenigstens stark an Zahl abnehmen. Der tiefste Fang, welcher Copilien enthielt, wurde von 700 bis 500 m gemacht. Gesetzt nun auch, die Thiere wären nicht in dem obersten Theil der durch- zogenen Strecke , also wenig tiefer als 500 m hineingekommen , was freilich nach dem ersten Satz wahrscheinlicher ist, so wurde doch sicher unter 700 m kein Thier gefangen, und ich ziehe daraus den Schluss, dass die Copilien unter 700 m, wenn überhaupt noch vorhanden, so doch recht selten sind. Da Copilia quadrata in wohl erhaltenen und höchst wahrschein- lich lebend gefangenen Individuen unter 500 m gefangen wurde, scheint der Schluss, dass C. quadrata noch in Tiefen von wenig- stens 500m leben kann, ebenso sicher. Ob sie aber dauernd so tief leben kann oder nur durch Strömungen dorthin geführt ist, dar- über werden vielleicht noch unsere weitern Untersuchungen an häu- figem Thieren nähere Aufschlüsse geben können. Weitere Schlüsse möchte ich namentlich aus den negativen Befunden der immerhin be- schränkten Anzahl von Schliessnetzfängen vorläufig noch nicht machen, obgleich sich auch für die andern Arten Angaben mit einem ziemlich hohen Grad von Wahrscheinlichkeit machen lassen. Auch bei Schlüssen aus positiven Befunden ist übrigens Vorsicht geboten. So möchte ich aus dem Vorkommen eines einzelnen Exemplars von C. mirahilis unter 200 m, zumal da dasselbe in dem conservirten Material ziemlich schlecht erhalten ist, vorläufig noch gar nichts schliessen. Zum Schluss mag nun noch eine kurze, weitere Betrachtung über die Gleichmässigkeit der Vertheilung der Copilien folgen, soweit sie 522 FRIEDE. DAHL, Die Gattung Copilia (Sapphirinella). sich aus den wenigen bis zur Oberfläche gemachten Schliessnetz- fängen ergiebt. Die Eesultate der Planktonnetzfänge muss ich vorläufig noch unbestimmt lassen , da sie noch nicht vollständig untersucht sind. Sie werden später in Betreff der Copihen, ganz ab- gesehen von allen übrigen Organismen, einen weitern Prüfstein geben. In dem Fang No. 4, der von 200 m bis zur Oberfläche gemacht wurde, befand sich keine Copilia. Im Verticalnetzfang derselben Stelle fanden sich 18. Danach hätten im erstem 2 Individuen sein müssen. Aus der HENSEN'schen Erwägung ergiebt sich nun, dass da, wo 1 — 2 Individuen im Fang zu erwarten sind, ebenso wohl auch 3 oder gar keine sich finden können. Hier ist also kein Widerspruch selbst gegen die gleichmässigste Vertheilung. Eine so gleichmässige Vertheilung wie sie überhaupt mechanisch hervorgebracht werden kann, zeigte sich nur bei C. vitrea. In dem 2. Verticalnetzfang fanden sich nun 8 Thiere dieser Art. Es war da- nach ein Exemplar im Schliessnetzfang derselben Stelle zu erwartan, und in der That war das eine Stück vorhanden. Die Gesammtsumme dieses Fanges zeigt aber, dass eine solche fast unglaubliche Gleich- mässigkeit doch nicht für alle Arten gilt. Nach den 6 Individuen des Schliessnetzfanges hätte man auf 54 des Verticalnetzfanges schliessen müssen. Wenn trotzdem nur 18 vorhanden waren, so zeigt das eben, dass entweder die andern Arten doch etwas geselliger sind, oder dass dem Zufall, d. h. unbekannten Factoren, bei so kleinen Zahlen doch ein gewisser Spielraum eingestanden werden muss. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten . Ueber den Schädel von Canis adustus Sund. Von Dr. Ernst Schaff in Berlin. Hierzu Tafel 25. Zu den am besten charakterisirten und mit am meisten zu der Bezeichung „gute Art" berechtigten Caniden Afrikas gehört der Canis adustus Sund., der Streifenwolf oder besser Streifenschakal (side-strip- ed jackal der Engländer), da das Thier viel mehr an einen Schakal als an einen Wolf erinnert. Nach dem Entdecker der Art, Sundevall (1846)^), haben sich mit derselben befasst Peters^), Grat^), Scla- TER^), HuxLEY^), Trouessart *) , MivART ^) , alle aber nur kurz und wenig eingehend. Nur Mivart ist etwas ausführlicher. Ich selbst machte in den Sitzungsberichten der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin 1890, p. 198 £f, einige kurze Mittheilungen über den interessanten Wildhund, zu denen mich besonders das Vorhandensein zweier lebenden Exemplare im hiesigen Zoologischen Garten veranlasste. Neuerdings 1) Nya Mammalia frän Sydafrika, in: Overs. K. Vet. Acad. Fort. 1846, p. 121. 2) Naturwiss. Reise nach Mossambique 1885 ; Säugethiere, p. 125. 3) On the skulls of the species of dogs , wolves and foxes (Ca- nidae) in the Coli, of the Brit Mus., in : Proc. Zool. Soc. London 1868. 4) in: Proc. Zool. Soc. London 1870. 5) On the dental and cranial characters in the Canidae, in : Proc. Zool. Soc. London 1880. 6) Catalogne des Mammiferes viv. et foss. (Carnivores), in : Bull. Soc. d'Etudes Scientif. d'Angers 1885. 7) Wolves, foxes and dogs, a monograph of Canidae. London 1891. 524 ERNST SCHAFF, hat MivART in seinem oben citirten grossen Werk auch den Canis adustus beschrieben und abgebildet. Auf die Auseinandersetzungen des genannten englischen Forschers, sowie auf seine Abbildung und die von Sclatek in den Proc. Zool. Soc. London 1870 bin ich in einem Aufsatz in der Zeitschrift „Der Zoologische Garten" 1891, ein- gegangen, auf welchen ich hier verweisen möchte. In der vorliegenden Arbeit habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Schädel des Canis adustus, welcher meines Wissens bisher weder genügend beschrieben noch abgebildet worden war, zu untersuchen und bildlich darzustellen. Dank dem freundlichen Entgegenkommen der Herren Geh. Rath Prof. Dr. Möbius und Prof. Dr. Nehring, welche mir das Material der von ihnen verwalteten Sammlungen zur Ver- fügung stellten, konnte ich vier vollständige und einen ziemlich ver- letzten, doch mit unbeschädigtem Gebiss versehenen Schädel unter- suchen, den letztgenannten und zwei sehr schöne Exemplare aus der zoologischen Sammlung des Museums für Naturkunde hier (No. 5726, 5086, 18213) und zwei aus der Zoologischen Sammlung der Kgl. Land- wirthschaftlichen Hochschule hier (No. 4588 und 4589). Diese beiden Schädel stammen von den vorher erwähnten Exemplaren des Zoologi- schen Gartens, deren ausgestopfte Bälge ebenfalls in der Kgl. Land- wirthschaftlichen Hochschule zu Berlin aufbewahrt werden. Herrn Geh. Rath Möbius und Herrn Prof. Nehring erlaube ich mir an dieser Stelle für ihre Liebenswürdigkeit verbindlichst zu danken, ebenso Herrn Matschie, welcher mich verschiedentlich bei den vor- liegenden Untersuchungen unterstützte. Bekanntlich hat Huxley im Jahre 1880 die Arten der Gattung Canis (unter dieser alle Caniden ausser Cuon, Icticyon, Otocyon und Lycaon verstanden) in zwei grosse Gruppen getheilt, die Thooiden und die Alopecoiden, erstere mit Canis azarae, letztere mit C. vulpes als Typus. Nach dem genannten Forscher gehören in eine Abtheilung mit C. azarae, also zu den Thooiden : G. lupus, alle Varietäten des Haus- hundes, C aureus^ C. anthus, C. latrans, C. antarcticus, C. magel- lanicus, C. vetuJus, C. jubatus, C. fulvipes, C. rudis und C. cancri- vorus. An einer andern Stelle seiner erwähnten Arbeit stellt Huxley C. lateralis Sclat. (= adustus Sund.) mit C. anthus, mesomelas und simensis zusammen und betont die Verwandtschaft dieser Formen, so dass also hiernach C. adustus zu den Thooiden gerechnet werden muss. Auch NoACK stellt den Streifenschakal in einer kurzen Notiz 0 in die 1) in: Zool. Jahrb., Bd. 2, p. 257. Üeber den Schädel von Canis adustus SüND. 525 angegebene Abtheilung. Ein sicheres Urtheil darüber, zu welcher der beiden HuxLEY'schen Gruppen eine Canidenart gehört, lässt sich nur fällen, wenn man den Schädel durch einen senkrechten Sagittalschnitt in zwei Hälften zerlegt, eine Manipulation, welche selbstverständlich bei der Benutzung fremden Materials ausgeschlossen ist. Ob übrigens der bekannte englische Zoologe bei seinen Untersuchungen die Varia- bilität der von ihm als die constantesten hingestellten Merkmale ge- nügend berücksichtigt hat, erscheint mir etwas zweifelhaft. Stutzig machen muss es ferner, wenn z. B. für den Schädel von C. vulpes angegeben wird, dass die hintern Ausläufer der Zwischenkiefer die nach vorn sich erstreckenden Theile die Stirnbeine erreichen, und wenn man bei der Prüfung dieser Angaben findet, dass bei fünfzig unter- suchten Fuchsschädeln sich das fragliche Verhalten nur ein Mal und auch hier noch ganz undeutlich und wenig ausgeprägt zeigt! Aus den oben angedeuteten, naheliegenden Gründen muss ich darauf verzichten, die mir vorliegenden Schädel von C. adustus direct auf die Zugehörigkeit zu einer oder der andern der beiden Huxley- schen Gruppen zu prüfen. Doch wird es immerhin von Interesse sein, die Verwandtschaftsbeziehungen dieser gut charakterisirten Art auf einem andern Wege zu erörtern. Der Schädel von C. adustus ist im Allgemeinen von schlanker, gestreckter Form mit verhältnissmässig langem Schnauzentheil ; er erinnert auf den ersten Blick entschieden an einen Fuchschädel (vergl. Taf. 25, Fig. 1). Die Profillinie steigt von der Spitze der Nasenbeine her ganz allmählich an und fällt noch unmerklicher vom höchsten Punkt der Scheitelpartie zum Hinterhaupt ab, wie dies in so ausge- sprochenem Maasse bei keiner der geographisch dem C. adustus nahe stehenden und systematisch ihm meistens nahe gestellten Arten der Fall ist. Sowohl der Schabrackenschakal als auch der gemeine afri- kanische Schakal mit seinen verschiedenen Varietäten, Localformen, Subspecies, oder wie man sonst die verschiedeneu Formen der Art nennen will, haben ein ganz anderes Profil mit bedeutend mehr her- vortretender Stirnpartie und von dieser schärfer abgesetztem Schnauzen- theil. Höchstens der Kaberu {C. simensis Rüpp.) zeigt eine ähnliche Profillinie ; er weicht aber in anderer Beziehung derartig vom Streifen- schakal ab, dass an eine nähere Verwandtschaft beider nicht gedacht werden kann. Sieht man von den ganz singulären Formen ab, so bleibt unter den afrikanischen Caniden nur C. niloticus, bekanntlich ein sehr naher Verwandter des gemeinen Fuchses, als zu C. adustus in näherer Beziehung stehend übrig. Alle andern Wildhunde Afrikas 526 ERNST SCHAFF, unterscheiden sich auf den ersten Blick im Schädelbau vom Streifen- schakal. Die folgende Tabelle (Nr. 1) wird dies erläutern. Tabelle 1. C. aur. C. aar. Tunis Indien No. a) Senkrechter Abstand der Gau- men- und Nasenb. zwischen den 1. Pm b) Desgl. zwischen den letzten Mo- laren c) Schädelhöhe über der Mitte des Präsphenoids d) Desgl. über dem Basioccipit. zwi- schen den Bull, oss 5726 5086 4588 4589 19 35 j 36 42,4 42,7 17,3 32,5 32,8 40,5 4267 1852 16,5 33,3 30,4 17,5 38 39 37 43,2 16,5 37,8 38 44 4586 944 21,9 41,3 19,6 41,9 42,8 44,8 Vergleicht man die angegebenen Zahlen, so findet man hierin die Verschiedenheiten im Verlauf der Profillinie ausgedrückt. Da die Unterschiede in der Schädelbildung bei den Caniden überhaupt wenig in die Augen fallen, so sind sie auch in unserm vorliegenden Fall nur gering, doch sind sie thatsächlich und constant vorhanden. Die Diffe- renz zwischen den für die Höhe der Schnauze und die Höhe des Schädels an andern Punkten seiner Oberfläche gefundenen Werthen ist bei C. adustus geringer als bei den übrigen Schakalen Afrikas oder, mit andern Worten, der Schnauzentheil hebt sich am Schädel des Streifen Schakals weniger deutlich am Hirnschädel ab als bei den son- stigen afrikanischen Gattungsgenossen. Bei der im Uebrigen grossen Gleichförmigkeit der Configuration des Schädels bei den eigentlichen Caniden (mit Ausnahme weniger eigenthümlicher Arten) sei hier noch aufmerksam gemacht auf die Ausdehnung des harten Gaumens nach hinten zu, welcher sich bei C. adustus noch ein gutes Stück hinter die letzten obern Molaren er- streckt (vergl. Taf. 25, Fig. 3), ein ziemlich ungewöhnliches Verhalten, welches sich, beiläufig bemerkt, ähnlich bei C. simensis Rüpp. finden soll. Die Gaumenbeine selbst reichen bei der uns beschäftigenden Art vorn bis zu einer die Hauptzacken der beiden Reisszähne verbindenden Linie, was ähnlich auch bei C. mesomelas der Fall ist, während bei C. aureus der Vorderrand der Gaumenbeine mit dem Hinterrand des (von vorn nach hinten gezählt) dritten Prämolars abschneidet, also merklich weiter nach vorn vordringt. Die Nasenbeine reichen bei allen fünf mir vorliegenden Schädeln von C. adustus erheblich hinter den Hiuterraud des aufsteigenden Theils der Überkiefer, doch möchte ich Ueber den Schädel von Canis adustus SüND. 527 diesem Umstände keinen besondern Werth beimessen, da auch der Schädel eines Schabrackenschakals dieses Verhalten zeigt und im All- gemeinen die Nasenbeinlänge bei den Hunden innerhalb der Arten ziemlich schwankend ist. Die Postorbitalfortsätze sind beim Streifen- schakal relativ kräftig, und ihr Vorderrand über der Augenhöhle ist schärfer markirt als bei den zum Vergleich herangezogenen Schakal- arten. Der zwischen den Proc. postorbitales gelegene Theil der Stirn, welcher bei den übrigen Schakalen stets lederseits zwischen Fortsatz und Stirnrinne deutlich aufgetrieben oder emporgewölbt ist, zeigt sich beim C. adustus fast ganz flach, so dass die Stirnrinne kaum vertieft erscheint. An dem entsprechend dem langen Schnauzentheil des Schädels sehr gestreckten Unterkiefer ist der Winkelfortsatz sehr kräftig ent- wickelt (vergl. Taf. 25, Fig. 2). Im Uebrigen treten Besonderheiten nicht hervor. Um so charakteristischer ist das G e b i s s. Die Schneide- zähne zeigen keine besondern Eigenthümlichkeiten. Wie bei allen Caniden sind sie gelappt, und das äusserste Paar ist grösser als die andern, doch scheinen mir diese Grössenunterschiede bei unserer Art nicht ganz so bedeutend zu sein, wie es bei den übrigen von mir ver- glichenen Schakalen der Fall ist. Ganz eigenartig sind die Eckzähne gebildet, welche in ihrer Form sehr von denjenigen fast aller andern afrikanischen Wildhunde abweichen (vergl. Taf. 25, Fig. 4 a — f). Das Auffallende an den Caninen von C. adustus ist die Länge und die Schlankheit, d. h. der geringe Sagittaldurchmesser am Zahnhals und die geringe Differenz zwischen diesem und dem Sagittaldurchmesser in der Mitte des Zahnes. In diesem Punkt schliesst sich C. adustus durchaus den ächten Füchsen an (vergl. Tabelle 2, S. 528), während bei den Schakalen (0. aureus, C. anthus, C. mesomelas etc.) die Eck- zähne verhältnissmässig kürzer und am Anfangstheil der Krone breiter, im ganzen also gedrungener sind. Es ist dieses Merkmal ein so scharf hervortretendes, dass es jedem sofort in die Augen fallen muss, welcher nur etwas Blick für derartige Dinge hat. Setzt man, wie es in der letzten Rubrik der Tabelle 2 geschehen ist, die Länge der Zahnkrone gleich 10, so ergiebt sich für den Sagittaldurchmesser oben am Anfang, also am stärksten Theil der Krone, bei C. adustus ein Werth von 3,6 bis 3,9, bei den echten Füchsen 3,3 — 3,6, bei den Schakalen dagegen 4,1 — 5. Für den Sagittaldurchmesser in der Mitte der Zahnkrone erhält man auf dieselbe Weise die Werthe 2,5 — 2,68 für C. adustus, 2,5 — 2,66 für C. vulpes und Verwandte , 2,9 — 3,66 für die echten Schakale. Man sieht, dass in Bezug auf die Eckzähne sich C. adustus 528 ERNST SCHAFF, ganz entschieden an die Füchse anschliesst und ferner, dass die Form der Eckzähne ein gutes Merkmal bildet für die Trennung der Füchse von den Schakalen (und wohl auch von den Wölfen, da diesen die Schakale sehr nahe stehen). Sind auch die Differenzen in den ange- gebenen Werthen nicht gross, so sind sie doch vorhanden und zahlen- massig darzustellen und sind als Ausdruck einer thatsächlich bestehenden Verschiedenheit zwischen den beiden Gruppen im Ganzen, der Ueber- einstimmung unter den Mitgliedern je einer der Gruppen anzusehen. Man könnte, wenn man eigene Termini technici zur Bezeichnung dieser Modificationen anwenden wollte, mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der Eckzähne die Schakale brachydont, die Füchse leptodont nennen. Tabelle 2. Maasse der obern Eckzähne. o ii ü ° 3 .s "Z i 1 s Artuame No. 1 2 »1 1^ 0. adustus 5726 20,5 8 5,5 10:3,9 :2,68 » ,, 5086 19? 7,6 5 10:3,78:2,63 ,, ,, 18213 16,2 6 4,2 10:3,7 :2,59 ., „ d 4588 19 7 4,8 10:3,7 :2,53 ,, „ 9 4589 18,3 6,6 4,9 10:3,6 :2,68 C. mesomel, r{ 4267 18 7,8 6 10:4,45:3,3 n „ 9 1852 16,5 6,8 5,5 10:4,12:3,3 C. lupaster Aegypten, Mook 2707 23 10 7 10= 4,35: 3,04 C. (anthus) aureus 4586 18,1 8 5,5 0. aureus Kaukasus, Hohenackek 393 17 8,5 6 10 : 5 : 3,5 „ ,, Bengalen, Schlagintweit 884 18 8 6 10:4,4 :3,3 ,, ,, Indien, Schlagintweit 954 18 7,4 5,6 10:4,1 :3,1 ,, „ ,, „ 953 19 8,8 5,7 10:4,6 :3 ,, „ ,, ,, 888 19 8,7 6,8 10:4,58:3,58 „ „ Derbent 4527 19,1 8,2 7 10:4,29 :3,66 ,, ,, Indien „ 955 18 8,5 5,2 10:4,7 :2,9 C. variegat. 4590 14 6,4 4,3 10: 4,57 :3,06 0. vulpes Mähren 1637 19 6,8 5,4 10 : 3,58 : 2,8 Sarepta 966 18,6 6,2 4,7 10:3,3 :2,5 Berlin 2i;i2 20 7 5 10:3,5 :2,5 ü. nüotic. Port Said 2485 15 5,4 4 10:3,6 :2,66 „ „ Aegypt. Mook 2711 18 6 4,1 10:3,3 :2,28 M ,» ,. ,. 2710 18 6 4 10:3,3 :2,2 Die Lückenzähne des C. adustus bieten keine Besonderheiten dar, sie zeigen weder in Zahl noch in Form noch in Stellung nachweisbare Verschiedenheiten von den entsprechenden Zähnen verwandter Arten. Vielleicht sind sie durchweg etwas kleiner als bei C. mesomelas, lieber den Schädel von Canis adustus Sund. 529 C. aureus, C. anthus u. s. w. Die Reisszähne und die Molaren hin- gegen zeigen manches Eigenthümliche. Am obern Reisszahn ist der kleine Innenzacken besonders scharf und deutlich ausgeprägt ; er ist grösser und spitzzackiger als bei den verglichenen Schakalen, was besonders hervortritt, wenn man die Zähne von der Innenseite betrachtet. Ueberhaupt sind bei allen von mir untersuchten Exemplaren von C. adustus die Zacken und Spitzen an den drei letztern obern und untern Backenzähnen besonders scharf und hervorragend. Der erste obere Molar ist an seinem Aussenrande relativ lang im Verhältniss zu seiner Breite (diese senkrecht zur Sagittalaxe des Schädels gemessen), doch sind diese Maasse selbst innerhalb der Arten ziemlich wechselnd. Im Allgemeinen sind die beiden obern Kauzähne kräftig entwickelt und, wenigstens der erste, im Verhältniss zum Reiss- zahn grösser als bei den ächten Schakalen (vergl. Tabelle 3). Tabelle 3. Maasse des obern Reisszahns und der obern Molaren. a i s sä, s Artname No. > > > CT > II 2 a _2 2 C. adustus 5726 15,65 13 14 8 11,5 5086 14,2 11,3 12,8 7 9,8 1, M 18213 12,7 10 11,3 7 8.1 » V 4588 14.2 11,6 13 7 9 n M 4589 14,8 12 13 7,4 9 0. mesomel. 4267 17,7 12 15 6,8 10,5 '> .. 1852 16,1 11,5 13 6 9 0. (anthus) aureus 4586 16,1 12 14 7 9,1 C. lupaster 2707 19 13 17 7,8 11 C. aureus Kaukasus 393 16 11,4 13,8 7,2 10 „ „ Derbent 4527 17,1 12,9 13,2 8 9,8 „ „ Bengalen 884 15,8 12 12,2 6,4 8,3 ,, „ Indien 954 16,4 11,1 12,8 6,8 9 »' ». n 953 17 12,5 13 7 9,5 ») .. V 955 17.9 13 14 7,7 9,5 )) " „ 888 17 11,5 12,6 6,5 7,5 C. variegatus 4590 14 10.5 11 5,2 8,8 C. vulpes Mähren 1637 13,5 10 11,1 5,8 7 „ ,, Sarepta 966 13,9 9 10 5 7,5 „ „ Berlin 2132 13,5 10,1 10,9 5,7 7,5 C. nüotic. Port Said 2485 11 9 10,5 5,9 8,3 » „ Aegypten 2711 13 9,5 10,2 5,5 8 2710 12,2 9,1 10,9 5,5 7,8 Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 35 530 ERNST SCHAFF, Wie die Tabelle 3 «eigt, ist eine gewisse Diiferenz hiüsichtlich der Proportionen der letzten obern Molaren auch zwischen C. adustus und C. vulpes vorhanden. Allein ich möchte hier die Ansicht ver- treten, dass gerade die Kauzähne der Raulithiere, sofern sie nicht schon ganz im Schwinden begriifen sind (und in diesen Fällen oft fehlen), am leichtesten von allen Zähnen modificirbar und Abänderungen unter- worfen sind. Für Ursus arctos habe ich dies früher schon nachge- wiesen , in : Arch. f. Naturgesch. 1889 ; es kann hier noch hinzuge- fügt werden, dass die Variabilität ebenso gross ist bei den letzten, insbesondere dem letzten Molaren der Schweine, und dass Omnivoren, wie es eben Schweine und in etwas geringerm Grade auch Bären sind, überhaupt innerhalb der Arten sowohl als auch der Gattungen den grössten Schwankungen hinsichtlich der Bildung der Mahlzähne unter- liegen. Es darf also bei der Artabgrenzung auf etwaige Verschieden- heiten bei den erwähnten Zähnen nicht viel Gewicht gelegt werden. Was den C. adustus betrifft, so ist es bekannt, dass er nicht selten auch zu Pflanzenkost greift und speciell den Erdnüssen seine Auf- merksamkeit zuwendet. Hierin scheint mir ein plausibler Grund für die starke Entwicklung der Kauzähne zu liegen. Die Zähne des Unterkiefers von C. adustus verhalten sich im Allgemeinen wie die des Oberkiefers. Die Schneidezähne zeigen keine besondern Merkmale, die Eckzähne fallen durch Länge und Schlankheit auf und weichen hierin, ähnlich wie die obern, von denen der Schakale ab, während sie Fuchszähnen sehr ähneln (vergl. Tafel 25). Von den Lückzähnen gilt das von denen des Oberkiefers Gesagte. Der untere Reisszahn hat einen verhältnissmässig hohen Haupttheil mit hohem Aussenhöcker und kräftigem, spitzem Innenhöcker, sowie einen gestreckten Talon, welcher entschieden mehr entwickelt und länger ist als bei den sonstigen afrikanischen Schakalen. Die beiden Kauzähne sind ebenfalls wie die obern gut entwickelt. Sie zeigen au den von mir untersuchten Exemplaren eine gewisse Neigung zur Bildung von überzähligen Höckern. Der letzte dürfte minder verkümmert sein als bei manchen andern Caniden. Wenn nun auch, wie erwähnt, hinsichtlich der beiden obern und untern Kauzähne ein gewisser Unterschied zwischen C. adustus und C. vulpes nebst Verwandten nicht geleugnet werden kann, so scheint mir doch im Allgemeinen einerseits die Uebereinstimmung im Schädel und Gebiss zwischen den beiden eben genannten Arten eine so grosse, andererseits die Verschiedenheit zwischen C. adustus und den öfter erwähnten Schakalen ebenfalls eine so bedeutende, dass man den C. ad- ERNST SCHAFF, Ueber den Schädel von Canis adustus Sund. 531 ustus entschieden von den letztern trennen nauss. Entweder muss raan die Art direct zu den Füchsen stellen, wie dies z. B, Trouessart in seinem „Catalogue" und zum Theil auch Gray gethan hat, oder man raüsste dem C. adustus eine Zwischenstellung zwischen Schakalen und Füchsen anweisen. Am richtigsten reiht man ihn wohl so in die Gruppe der Vulpinen ein, dass man ihn an das den Schakalen zunächst sich anschliessende Ende der Reihe stellt. Für die Zugehörigkeit zu den Füchsen spricht äusserlich der lange, mit weisser Spitze versehene Schwanz , der bei keinem Schakal vorkommt. Auch das Benehmen wird von denjenigen Forschern, welche den C. adustus in der Freiheit zu beobachten Gelegenheit hatten, als dem unseres Fuchses ganz ähn- lich geschildert. Was die Nomenclatur des in Rede stehenden Thieres betrifft, so kommt denselben nach den Regeln der Priorität der Name Canis ad- ustus Sund, zu, nicht aber die Bezeichnung Canis lateralis Sclat. Erklärung der AbMldungen. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4a. Fig. b. Fig. c. Fig. d. Fig. e. Fig. f. Tafel 25. Canis adustus $ Schädel, Seitenansicht, ^/g n. Gr. „ „ Unterkiefer, „ „ „ „ „ „ Schädel, von der Gaumenfläche. ^I^n. Gr. „ pa asiatica Milne-Edwards. MiEKS, 1. c. p. 325, tab. 5, fig. 11. a) 1 Ex., Hinterindien, Ins. Salanga. — Linnaea (vend.) 1885 (Sp.). b) 2 Ex., Zauzibar. — Mus. Godeffroy (vend.) 1888 (Sp.). c) 3 Ex., Ceylon. — Linnaea (vend.) 1889 (Sp.). Verbreitung: Madras (Heller) ; Ceylon (Heller, Brit. Mus.); Java (Brit. Mus.). Abtheilung: Dromiidea Dana. Man kann die Dromiidea einerseits als höchst entwickelte Ano- muren, andrerseits als die niedrigsten Brachyuren betrachten. Gemeinsame Anomureu- (resp. primitive) Charaktere sind folgende (die hervorgehobenen kamen bisher nur bei Anomureu vor) : 1. Mandibel normal gebildet. 2. Aeusserer Abschnitt des 1. Siagnopoden (e) 2gliedrig (Taf. 26, Fig. 2e). 3. Aeusserer Abschnitt des 2. Siagnopoden (/") schmal (Taf. 26, Fig. 2f). 4. Basecphysen von g, h, i mit geknieter Geissei (Taf. 2Q, Fig. 2g,h,i, 3i). 5. Nur die ersten Pereiop öden sind scheeren förmig. 6. Das hinterste oder die beiden hintersten Pereio- podenpaare sind anders gebildet und kleiner als die übrigen. 7. GenitalöjSnungen bei S und ? in den Coxen der 5. resp. 3. Pereiopoden. 8. Kiemen in verhältnissmässig hoher Zahl vorhanden. Mastigo- branchien (mit Ausnahme von LatreilUa) noch auf einem oder meh- reren Pereiopoden. Pleurobranchien 4 {Dynomenidae, Bromiidae) oder 3 (HomoUdae). 9. Epimeren der Abdomensegmente horizontal ge- richtet. 10. Sexualanhänge beim S vorhanden, beim ? 5 Paar Anhänge am Abdomen (jp, q, r, s, t). Letzteres Merkmal deutet auf eine nähere Beziehung zu den Ga- latheidea hin. Sonst finden sich keine Punkte, die auf einen besondern Zusammenhang mit irgend einer der frühern Gruppen hinweisen. Die Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 539 Dromiidea leiten sich demnach von Anomureu ab, die jene oben her- vorgehobenen Merkmale (4., 5., 6.) besassen, und die durch das letzte Merkmal (9.) sich den Galatheidea einigermaassen näherten. Durch die Bildung des Cephalothorax , der Stirn, des Mundfeldes und der Abdomenanhänge wird aber angezeigt, dass sich die Dromiidea von diesen Urformen schon weit entfernt haben. Vermittelnde Formen sind mir nicht bekannt. Die für die Dromiidea charakteristischen Merkmale sind folgende : 1. Cephalothorax meist mehr oder weniger verbreitert. Stirn zwischen den Innern Antennen mit dem Epistom verbunden. Ferner verbindet sich die Pterygostoraialgegend jederseits mit dem Epistom, und zwar unterhalb des Basalgliedes der äussern Antennen. Es wird dadurch jederseits eine Höhle gebildet, welche Augen, innere und äussere Antennen enthält. Bei Dynomene ist die untere Verbindung noch unvollkommen, d. h. die Pterygostomialgegend erreicht zwar das Mundfeld, aber noch nicht das eigentliche Epistom. Daher liegt das Basalglied der äussern Antennen noch am Vorderrand des Mundfeldes, während es sonst von diesem getrennt ist. 2. In den vordem Seitenecken des Mundfeldes bilden sich Aus- führungsrinnen für das Wasser aus den Kiemenhöhlen aus. Diese Rinnen werden bisweilen nach Innen von einer Leiste (Gaumenleiste) begrenzt {Dynomene, Dromidia, Cryptodromia, Homola). Von aussen werden diese Rinnen durch den äussern Abschnitt des 3. Siagnopoden {g) bedeckt. 3. Aeussere Antennen 4gliedrig, ohne Scaphocerit (Taf. 26, Fig. 2c und 3 b). 4. Der äussere Abschnitt des 3. Siagnopoden ist gut entwickelt, etwa so lang wie der Stiel der Ecphyse und an der Spitze mehr oder weniger verbreitert (Taf. 26, Fig. 2 g). 5. Die Coxa des 2. Gnathopoden (i) ist nach aussen etwas ver- breitert, und an diese Verbreiterung setzt sich die Mastigobranchie an^). Bei Homola und Latreillia ist diese Bildung nur angedeutet (Taf. 26, Fig. 2i und 3i). 6. Das c? besitzt Sexualanhänge auf den Abdomensegmenten p und q. Beim ? finden sich auf p einfache, auf q, r, s, t 2ästige Anhänge von 1) Dieses Merkmal entwickelt sich bei den meisten der folgenden Brachyuren-Gruppen ganz bedeutend und bildet einen wesentlichen Cha- rakter derselben. 540 A. ORTMANN, eigenthümlicher Gestalt (bisweilen sind die Anhänge von u rudimentär erhalten). 7. Letztes Thoracalsegment fest. Abdomen unter das Stemum geschlagen. Die Dromiidea sind Anomureu, bei denen sich die typischen Bra- chyurencharaktere zu entwickeln beginnen; es sind dieses: die Um- grenzung einer besondern Höhle für die Sinnesorgane, die Localisation des Wasserein- und Austritts in die Kiemenhöhle, die Reduction des Abdomens. Die d Sexualanhänge haben die typische Brachyurenaus- bildung erlangt, die ? Anhänge stehen noch auf einer etwas primi- tivem Stufe (die Anhänge auf p sind noch vorhanden). Die Genital- öffnungen zeigen noch das primitive Verhalten. Der ganze Habitus ist schon Brachyuren-ähnlich. Familie: Homolidae Henderson. Primitiv sind folgende Merkmale: 1. Augen nicht in die Sinneshöhlen zurücklegbar, sondern weit aus denselben vorragend. Ebenso ragen die Innern und äussern Antennen noch ziemlich weit vor; die Sinneshöhlen sind wenig scharf begrenzt. Die Innern Antennen zusammenschlagbar, aber nur unvollkommen unter der Stirn verborgen, Basalglied ohne Grube. 2. Zweiter Gnathopod (i) beinförmig, d. h. 3. und 4. GHed nicht verbreitert, 5., 6. und 7. nur wenig schmaler (aber einen Winkel mit 4 bildend) (Taf. 26, Fig. 2i). Weitere Merkmale : 1. Verbindung der Pterygostomialgegend mit dem Epistom voll- kommen, bei Latreillia sehr breit. 2. Seitenkanten des Cephalothorax nur nach hinten {Homola) oder gar nicht {Latreillia) entwickelt. 3. Fünfte Pereiopoden kleiner, subchelat, Kralle sichelförmig ge- bogen, gegen den Propodus einschlagbar. 4. Die Anhänge von u fehlen gänzlich. 5. Nur drei Pleurobranchien {l, m, n) sind vorhanden. Podobran- chien finden sich auf ä und i {Latreillia) oder nur auf h {Homola). Mastigobranchien auf Pereiopoden fehlend {Latreillia) oder auf h und l vorhanden {Homola). Gattungen: Homola. Latreillia. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 541 Familie: Dynomenidae nov. fam. Primitive Merkmale: 1. Verbindung der Pterygostomialgegend mit dem Epistom unvoll- kommen. 2. Seitenkanten des Cephalothorax ziemlich deutlich. 3. Fünfte Pereiopoden klein, einfach; Kralle rudimentär. 4. Anhänge von u vorhanden: ein einfaches Stück. 5. Auf den Pereiopoden sind 4 Mastigobranchien {h, l, m, n) vor- handen, ferner 4 Pleurobranchien {l, m, n, o). Sechs rudimentäre Po- dobranchien {h, i, k, l, m, n) finden sich. Weitere Merkmale: 1. Augen in die Sinneshöhlen völlig zurücklegbar. Innere Antennen zusammenlegbar, zwischen eine Grube des Basalgliedes und der Stirn verborgen. Aeussere Antennen nicht aus der Sinneshöhle heraus- ragend. 2. Drittes und 4. Glied der Gnathopoden (i) etwas verbreitert, 5., 6. und 7. bedeutend schmaler (Taf. 26, Fig. 3i). Gattung: Dynomene. Familie : Dromiidae. Primitive Merkmale: 1. Seitenkanten des Cephalothorax ziemlich deutlich. 2. Anhänge von u vorhanden, einfach (nur bei Dicranodromia fehlend). 3. Vier Pleurobranchien {l, m, n, o) vorhanden. Weitere Merkmale: 1. Augen, innere und äussere Antennen wie bei den Dynomenidae. Verbindung der Pterygostomialgegend mit dem Epistom vollkommen. 2. Zweite Gnathopoden wie bei den Dynomenidae. 3. Vierte und 5. Pereiopoden klein, dorsal gerückt; Krallen sub- chelat, pfriemenförmig, gebogen, gegen einen gleichen Fortsatz der Pro- poden gekrümmt und zwar am 4. Beinpaar nach hinten, am 5. nach vorn. 4. Von den Pereiopoden besitzt nur h eine Mastigobranchie, Po- dobranchien nur auf % *). Gattungen: Cryptodromia, Dromidia, Dromia. — Dicranodromia. 1) Gilt zunächst nur für Dromia, da ich die andern Gattungen nicht untersuchen konnte. 542 A. ORTMANN, Die Verwandtschaftsverhältnisse der Dromiidea lassen sich durch folgendes Schema ausdrücken: Dromiidae HomoUdae Dynomenidae Galatheidea Hippidea Paguridea Familie : HomoUdae. Gattung: ELomola Leach. 1. Bomola spini/rons (Lamarck). Milne-Edwabds, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 183, tab. 22, fig. 1—4 und Atl. CuviEK, Regn. anim. Crust. 1849, tab. 39, fig. 2. Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. 149, tab. 4, fig. 12—13. Carus, Prodr. faun. medit. 1884, p. 498. a) 1 Ex., Nizza. — Merck (coli.) 1842 (tr.). b) 1 Ex., Nizza. — Lamba (vend.) 1879 (tr.). c) 4 Ex., Neapel. - 0. Schmidt (coli.) U. S. (tr. u. Sp.). Verbreitung: Mittelmeer und Adria (M.-E., Hell., Stossich, Carus); — Havana und Barbados (A. M.-E.). 3. Homola cuvieri (Risso). Milne-Edwards, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 183. Heller, Crust. südl. Europ. 1863, p. 151. Carus, Prodr. faun. medit. 1884, p. 499. a) 1 Ex., ohne Fundort (tr.). b) 1 Ex., Nizza. — Lamba (vend.) 1879 (tr.). Verbreitung: Mittelmeer (M.-E., Hell., Carus). Gattung: Latreillia Roux. 1. Latreillia phalangiuwi de Haan. — Taf. 26, Fig. 2. de Haan, Eaun. japon. Crust. 1850, p. 108, tab. 30, fig. 2. Adams et White, Zool. Voy. Samarang. Crust. 1850, p. 5. Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. 543 a) 1 c?, 2 $, Japan, Kadsiyama, geringe Tiefe. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). b) 8 (?, 6 ?, Japan, Sagamibai, 50 — 100 Fad. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). Verbreitung: Japan (de Haan, Ad. et Wh.). Familie : Dpiomenidae. Gattung: Dynomene Latreille. 1. Dynomene hispida Desmarest. D. hisp. Desm., Milne-Edwards, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 180. — Atl. CuviER, regn. anim. Crust. 1849, tab. 40, fig. 2. *D. latreillei Eydoux et Souleyet, Voy. de la Bonite, ZooL, T. 1, p. 239, tab. 3, fig. 3—5. D. hisp. Desm., A. Milne - Edwards , Annal. Sc. Nat (6), ZooL, T. 8, 1879, p. 5, tab. 12, fig. 1—9, tab. 13, fig. 10—15. a) 2 (?, 2 $, Liu-Kiu-Ins., Amami Oshima. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). Verbreitung: Mauritius (M. -E.); Neu-Caledonien und Sand- wich-Ins. (A. M.-E.). 3. Dynomene praedator A. Milne-Edwards. — Taf. 26, Fig. 3. A. Milne-Edwards, in: Annal. Sc. Nat. (6), ZooL, T. 8, 1879, p. 8, tab. 14, fig. 20—26. MiERS, in: Proceed. ZooL Soc. London, 1884, p. 13. de Man, in: ArcL f. Naturg. Jahrg. 53, Bd. 1, 1887, p. 409. a) 2 . dorsipes (L.), Miees, Rep. Zool. Coli. Voy. H. M. S. Alert, 1884, p. 257. JDie Decapoden-Krebse des Strassburger Museums. bQ'6 DE Man, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 53, Bd. 1, 1887, p. 393. D, quadridens Fabr., de Man, in: Journ. Linn. Soc. ZooL, vol. 22, 1888, p. 206. Besitzt wie D. lanata etwas hinter der Mitte des Seitenraiides des Cephalothorax einen Dorn, der entweder einfach oder in mehrere (2—3) aufgelöst ist. Cephalothorax nicht breiter als lang, nach vorn auffallender ver- schmälert als bei den übrigen Arten. Oberfläche mit einer Anzahl stumpfer Höcker und Knoten besetzt. Stirnrand ähnlich der B. fac- chino und granulafa, aber der Zahn an der äusseren Orbitaecke etwas schräg nach aussen gerichtet. Zahn am unteren Orbitarande über die Rostralzähne herausragend. lieber der Basis der 3. Pereiopoden befindet sich eine bogenförmige, wulstige Anschwellung, die für diese Art äusserst charakteristisch ist. Vordere Abdomensegmente mit dornförmigen Höckern. a) 2 c?, Japan, Tokiobai, — Döderlein (coli.) 1880—81 (tr.). b) 1 (?, 1 ?, Japan, Kochi. — Döderlein (coli.) 1881 (Sp.). c) 1 c? ad. 1 (? juv., 1 % Japan, Kagoshima. — Döderlein (coli.) 1880 (Sp.). Verbreitung: Ost- Afrika: Ibo (Hilgendorf) ; Indischer Ocean (M.-E.); Bengalen (Herklots^); Mergui - Inseln (de Man); China (Berthold): Hongkong (Stimpson); Japan (de Haan); Amboina (de Man); Australien: Port Denison (Haswell). Familie: Calappidae. Gattung: JPlatymera Milne-Edwards. 1. Platymera gaudichaudi Milne-Edwards, Milne-Edwaeds, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 108. Gay, Historia de Chile, ZooL, vol. 3, 1849, p. 172. MiERs, in: Proceed. Zool. Soc. London, 1881, p. 71. Die von de Haan (faun. japon.) auf p. 125 angegebenen Charaktere der Gattung Platymera sind durchaus irrthümlich und widersprechen seinen Abbildungen auf pl. J. Letztere stimmen mit meinen Beob- achtungen überein. a) 1 . Dkcken's Reisen, Bd. 3, 1, 1869, p. 92. A. Mii.ne-Edwartjs, in: Nouv. Arch. Mus. H. N., T. 10, 1874, p. 56. Cal fornicata bei Dana (ü. S. Expl. Exp. 1852, p. 394, tab. 25, fig. 1) gehört wohl zur vorigen Art.. a) 1 S, Südsec. — Mus. Godeffkoy (vciid.) 1888 (Sp.) Verbreitung: Zanzibar (Hilgendokp) ; Mauritius (Hoffm.); Molukken (Herklots); Neu-Guinea (Mieks) ; Aru-Ins. (Miers); Neu- Caledonien (A. M.-E.). Familie: OrWhyidae. Gattung: Orithyia Fabricius. 1, OrUJii/ia fnarnillaris Fabricius. Milne-Edwards, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 112. — Atl. Cuvier, Regn. anim., 1849, tab. 8, fig. 1. a) 1 $, ohne Fundort. — Mus. Godeffroy (vend.)^) 1888 (Sp.). Verbreitung: Chinesisches Meer (M.-E.). Familie: Matutidae. Unterfamilie : Hepatinae. Gattung: Hepatiis Latreille. 1. Hepatus afigustatus (Fabricius). H. fasciatus Latr., Milne-Edwards, H. N. Cr., T. 2, 1837, p. 117. — Atlas Cuvier, Regn. anim., 1849, tab. 13, fig. 2. H. decorus (Hbst.), Gibbes, in : Proceed. Americ. Assoc. 1850, p. 183. //. angustatus (Fabr.), Dana, U. S. Expl. Exp. 1852, p. 394, tab. 25, fig. 2. //. tuherculatus Saussure, in : Mem. Soc. Phys. Hist. Nat. Geneve, T. 14, 2, 1858, p. 450, tab. 2, fig. 9. H. angustatus (Fabr.), Heller, Crust. Novara, 1865, p. 69. H. princeps (Hbst.) und H. decorus (Hbst.), v. Martens, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 38, Bd. 1, 1872, p. 112, 113. H. decorus (Hbst.), Kingsley, in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1879, p. 403. H. angustatus und H. decorus scheinen nur Färbungs Varietäten zu sein, deren letztere mehr im Norden, die erstere mehr im Süden vor- kommt; jedoch erwähnt Heller von Rio Janeiro Exemplare, die so- wohl dem decorus als dem angustatus entsprechen. H. tuherculatus fasse ich als Jugendform auf: wie denn auch bei meinen beiden jungen 1) Unter der Nx\ 9815 erhalten, 570 A. ORTMANN, Exemplaren des chilensis die granulirten Flecke auf dem Cephalothorax deutlicher sind als bei älteren Exemplaren. — Alle meine Exemplare entsprechen dem angustatus typ. a) 1 (?, Brasilien. — (Sp.). b) 2 S, Süd-Amerika. — Gab. Hermann (tr.). c) 1 (?, Amerika. — Mus. Paris (ded.) 1829 (tr.). d) 1 ö^ Amerika. — 1847 (tr.). e) 1 ?, Süd-Brasilien, Blumenau. — G. Schneider (vend.) 1888 (tr.). f) 2 ERSM. — TJ. longirostris Schinz. — TJ. euryrhinus Niels. — TJ. meridionalis Middendorff. — TJ. leringianus Middend. — TJ. piscator Puch. — TJ. normalis, grandis? auct.)- p]s ist begreiflich, dass ein Tliier, welches in den Sagen aller Völker der nördlichen Halbkugel eine wichtige Rolle spielt und in Die geographische Verbreitung der Bärenartigen. 599 seinem Wesen so viel Ernst-Possierliches hat, eine Menge Namen führt. Die deutschen Namen „Petz, Brummbär, Houigbär, Zeiflel, Zeiselbär" sind ja jedem bekannt. Die Russen nennen ihn Medwed, den ein- jährigen jungen Bär Pestun und Lontschak, Tretjak den dreijährigen (am Schilka und Ai'gun). Ausserdem hat er bei diesem Volke einige gemüthliche Rufnamen: Mischka (iMichel), General Toptigin (General Tappfuss), Michail Iwanowitsch, Kossolapüi (Schiefbein). Die Polen heissen ihn Niedzwez; die Kleinrussen: Wedmed; die Letten: Latschis ; die E s t h e n : Karro ; die F i n n e n und Magyaren: Karhu ; die Tataren: Aju; die Türken: Aiyu; die Bucharen: Ajik; die Kalmücken: Ajoo; die Katchinzen am Jenissei: Avva undirei; die Jakuten: Aesch, Doegyllah, Doe-togonnä, Ebboe, Ebbecha, Poe- agai, Sillyhs-onan-agi ; die Tschuwaschen: Obag ; die Mongolen: Karä-goroessü ; die B u r j ä t e n : Utugu ; Chara-gurogen ; die D a u ri e r : Kara-guros und Kong-naptu ; die L a m u t e n : Kaaki ; die A 1 e u t e n (auf Kadiak) : Pagunak ; die J u k a h i r e n : Tscholondi ; die T a w g i n z e n : Ngenu-wutte; dieKoibalen: Maina; die Kamaschinzen: Mainja; die Permjaken: Oosch; die Tscheremissen: Muskiae; die Wot- jaken: Gjandor; die Wogulen: Oape, Ohbaa; die Mordwinen: Aba, Ofta, Jelpungui, Tarok, Tariu; die Ostj aken : Jingwoi, Jemwai; die Sur guten (am Narim): Jich, (am Kaasfluss) Korgo, Choije; die Tanguten: Tschidrit; die Karatschadaleu: Kaadsch, Käscha; die Korjaken: Ka'inga; die Gilj aken auf Sachalin: mafä, tschchif; die Gilj aken des Festlandes: kotr, tschchyf; die Birartungusen : Njönnjüko ; die Mangunen (Oltscha): mafa, soviel wie „der Alte"; die Golde (unterhalb des Geong-Gebirges) : mafa, (oberhalb des Geong- Gebirges, am Ussuri): mafka, itka, mafa; die Kile-So magern am Gorim: mafa, am Kus: itka und mafa; die Orot sehen am Meer: mapa; die Monjagern: njonnjuko, oberhalb Albasin: Hobäi; die Aino (Nord-Sachalin): Mafa, (Süd-Sachalin): Isso; die Oron tscho- nen: Kongoldai; die Sojoten (im Sajan): Charä-gurogen ; die Mand- schu: Lofü; die Nichanen: Schiumpi; die Bewohner der Provinz G a n s u : Clmn-guresu („Menschenthier") ; die Chinesen: Gou-hsiung ; die Japaner: Kmanoschischi , Oho-kuraa (grosser Bär), Aka-kuma (rother Bär); Indier und Zigeuner: Ritsch, Läl-bhalu, Barf-ka- rintsch ; in Kaschmir: Häput ; in B a 1 1 i : Drendschmo ; in L a d a k : Drinmor; in Kirtwaf: Brabü ; Nepal: Dub; Tibet: Tom-khaina; Perser: Khirs, Chors; Kurden: woordsch; Armenier: Artsch, Ardschas; Osseten: Ars; Tscher kessen: Myscha; die Alba- nesen: arusca; Basken: artz; die Kymren: arth; Portugiesen: 600 CARL GREVE, iirso ; Spanier: oso ; Italiener: orso ; Franzosen: ours ; R u - m ä n i e r : ursz ; Engländer: bear ; Scandinavier: björn ; S a m o - jeden: Warga, Wark, Uark, Chaibidassernik, Ngarka, Choig, Boggo, Irei, Chairachan; die Lappen: (Imandra) Pobondscb, das Männeben Ores-poböndscb, Weibchen Nenjus, Junges Piern, ein einjähriger Wus- wodi; (Lappland) Gyonzhia, Gwontschka, Puoldokotscb, Bire Guopescha, Ruonise KuUes, Waari aijä, Männchen: Aenak, Weibchen: Äorte, Junges: Pierdne, Gwoutschka-pierdne, einjähriger Bär: Wuosta, Waddie, Adde. Heutzutage ist der Bär in Deutschland, England (lebte ehemals in Cornwall), Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark und im grössten Theile Deutsch- Oesterreichs ausgerottet. Für Deutschland haben wir recht zahlreiche Daten, die sein allmähliches Verschwinden illustriren. So war er im Elsass im 6. Jahrhundert noch häufig; im 10. Jahr- hundert jagte man ihn noch im Walserthal, in der Schweiz; 1017 wurde einer bei Scherviller (Elsass) erlegt und lebten Bären am Dach- stein und bei Pfaffenhofen ; im 13. Saeculum wird von Bärenjagden bei Öderen und Thann am Hirschensprung im Thal Amarin im Reichslande berichtet ; 1446 ward der letzte Bär im Münsterlande zur Strecke ge- bracht; 1448 wurde in den Weinbergen von Ammerswihr (Reichsland) der Vater Geiler's von Kaisersberg von einem Bären zerrissen ; 1475 war das Raubthier bei Gebweiler im Elsass sehr häufig; im 17. Jahr- hundert berichtet man über Bären im Lüneburgischen ; 1704 und 1705 erlegte man bei Schreiersgrün und Pohl (im Amte Plauen) grosse Bären; 1705 ward der letzte Petz am Brocken getödtet; 1707 im April jagte man bei Schöneck in Sachsen noch auf Bären ; 1725 bis 1755 lebten die letzten im Münsterthal; 1737, 1738 waren sie in Hinter- l)onnncrn sehr häufig, 1749 aber und 1750 waren sie bei Stepeuitz und Gollnow (Hinterpommern) schon selten geworden ; 1835 wurde der letzte Bär bei Traunstein in Bayern geschossen und 1856 am 11. December der letzte im Solnauer Bezirk des Böhmerwaldes. In den Gebirgen und grossen Waldungen des südlichen und öst- lichen Europas hat der Bär sich aber noch bis jetzt zu halten gewusst. Ebenso, wie er noch in den spanischen Hochgebirgen, den Pyrenäen (auch eine weissliche Varietät), in der Provinz Estremadura ziemlich häufig auftritt, ist er auch in der Sierra de Gredos, in Leon, Galizien, und Asturien durchaus keine Seltenheit. In den Alpen der Schweiz war er ehedem allgemein verbreitet, so noch zu Anfang unseres Jahr- hunderts in den Cantons Basel, Luzern, Schwyz und Bern. Im Berner Oberlaude wurden die letzten Bären 1812 an der Grimsel und 1815 im Griudelwald (2) erlegt. 1822 schoss man einen am Mont Saleve. Die geographische Verbreitung der Bärenartigen. QOl 1830 wurden 2 bei Urseren erbeutet und 1835 einer bei Romainmotier, im M'aadtlaude, wo in den wildern Partien auch jetzt noch einzelne Bären leben. Aus den Cantons WalUs und Uri ist der Bär fast ganz verschwunden, während in Graubünden, im Ünter-Engadin, bei Davos, Misox (Misocco), Bergeil (Val Bergaglia), Zernez und Klosters, wie im Berninathal derselbe bis heute sich gehalten hat. In Tessin kommt er ebenfalls noch ziemlich häufig vor, besonders am Mont Camogh(^, ferner au der schweizerisch-französischen Grenze, bis Anecy auf dem Mont St. Jorio im Savoyischen. Bei Bellinzona wurden in den Thälern Arbedo und Morobbio 1852, 1854, 1860 und 1862 Bären erlegt, mögen also auch jetzt noch nicht ausgerottet sein, wie sie auch im Jura noch hie und da, bei Neuchatel auftreten. In der Nahe von Genf wurde 1851 einer geschossen. In den Tridentiner Alpen, in den Monti Lessini, am Monte Baldo, im Valle Sassina, Tastavalle und in den Friauler Alpen ist der Bär noch jetzt häufig. Ins Tirolerland, das i)ayrische Hochgebirge kommen dann und wann Ueberläufer. Im gebir- gigen Italien, an der schweizer Grenze, wie in den Abruzzcn, soweit es Wälder giebt, ist der Bär nicht selten, besonders am Gran Sasso. Nach Nordosten erstreckt sich sein Gebiet weiter durch Steyermark, Krain und Kärnthen, Kroatien; sehr häufig ist er in den transsyl- vanischen Alpen, den Karpathen, im Ungarischen Berglande und Sieben- bürgen, in welch letzterm er bis zur Krummholzregion hinaufsteigt und im Norden und Westen, in den Districten Hermannstadt, Bistritz, Kronstadt, Udvarhely und Broos, sowie bei Piatra Krajului am öftesten getroffen wird. Nach Süden begegnen wir dem Bären im Donautief- laude, in Bosnien (Serajewo, Hodsici), im Balkangebirge, ja auch noch in der Türkei und Griechenland. Im Norden geht er aus den Kar- pathen durch Galizien ins russische Polen hinein. In Russland geht er im Norden bis in die Tundra, ans Meer, obwohl er sein Winter- lager stets nur innerhalb der Grenze der Nadelwälder aufschlägt. Seine südliche Verbreitungsgrenze fällt so ziemlich mit einer Linie zusammen, welche von Kischinew (Hauptstadt des bessarabischen Gouvernements) über Tscherkassy (Gouvernement Kiew), die südlichen Kreise des Kursker Gouvernements, die Mündung des Woroneschflusses in den Don, die Stadt Samara und dann an das südhche Knie der Belaja (Zufluss der Kama) geht. Besonders häufig tritt er in dem Gebiete des Pripet (eines Nebenflusses des Dnjepr), also in den Gouvernements Wolhynien, Minsk, Grodno, und in den nördlichen Gouvernements andererseits auf, wie in Nowgorod, Archangel, Olonez, Wladimir, Wologda und Pskor. Im Olonezer Gouvernement, im Kreise Kargopol 602 CARL GREVE, richteteu die Bären im Laufe der vier Sommermonate des Jahres 1886 mehr Schaden an als die dort sehr häufigen Feuerschäden. Der Gou- verneur berichtete an die Regierung über eine Einbusse an Vieh durch Bären bis nahe au 10000 Rbl. (25000 xMark). Ein wahres Bäreneldorado ist die Umgebung des Städtchens Pudosch im genannten Kreise, denn hier kommen sie am hellen Tage bis in die Strassen, um sich Beute zu holen. Andere Gouvernements, in denen es auch noch genug Bären giebt, sind: Petersburg (im Luga'schen Kreise und am Flusse Mra), Twer, Kostroraa, Nischiiij-Nowgorod (besonders an der Einmündung des Wjetluga in die Wolga), Moskau (sogar in einer Entfernung von nur 28 Kilometer von der Stadt Moskau), Smolensk, Witepsk, VVilno, Kowno, Mohilew, Ufa, Perm, VVjätka, Kasan, Simbirsk. Seltener treffen wir unseren Petz im Gouvernement Orel, Tschernigow, Tambow, Rjäsan, Kaluga, Tula, Pensa, Podolien und Wolhynien. In den drei Ostsee- provinzen ist er, bis auf den westlichen Küstenstrich zwischen Pernau und Mündung der livländischen Aa, wo noch grosse Wäldercomplexe bestehen, und bis auf den östlichen Theil Esthlands, bei Narwa, so ziemlich ausgerottet. In Finland, auf Kola und in Lappland reicht sein Verbreitungsbezirk so weit nach Norden, wie die Nadelwaldungen sich vorfinden, doch streift er auch in die Tundra, sogar bis ans Meer hinaus, um ausgeworfene Cadaver von Walen und andern Seethieren oder die mausernden Seevögel zu suchen. Das Uralgebirge beherbergt den U. arctos nur im nördlichen und mittlem Theile — im südlichen scheint er zu fehlen. In den scandin avischen Gebirgswäldern ist der Bär auch heute noch ein ganz gewöhnliches Raubthier, obwohl er auch hier zusehends an Terrain verliert. Aus Schonen ist er schon gänzlich vertrieben und lebt jetzt nur noch nördlich vom 58 " nördl. Breite (im Norbottens län, Westerbottens län, Oestersunds läii, VVestnorrlands län, Gefleborgs län, Wermlands län). In Norwegen beherbergen ihn noch zahlreich die Kreise Hedemarken, Christians, Buslierud, Bratsberg, Nedernies, Nordre Bergenhus, Romsdal, Södre und Nordre Trondhjem, Nordland und Tromsö. Auf der europäischen, das heisst nördlichen Seite des Kaukasus begegnen wir U. arctos bei Wladikawkas, am Berge Bartabas, sowie in den Bergwäldern des Kubanischen und des Terekgebietes, von wo er nach dem asiatischen Transkaukasien , in das Suchumer Gebiet, Grusien (Achalziche) und Talysch (Lenkoraner Kreis) hinabsteigt, von MiDDENDORFF als Varietät U. meridionalis vom gewöhnlichen arctos unterschieden. Die geographische Verbreitung der Bärenartigen. g03 Aber sein Verbreitungsgebiet im südwestlichen Asien reicht nocli viel weiter, denn wir finden U. arctos auch in Klein-Asien, besonders in den Landschafton an der Küste des Schwarzen Meeres, bei Inaboli und südlich bei Mersina, hier sogar in mehrern (graubraunen und weisslichen) Varietäten. In Syrien, dem Libanongebirge und Palästina ist der gewöhnliche Bär ziemlich selten, ebenso in Persien, am Eiburs- gebirge und Elwend. Für Afghanistan ist er nicht sicher nachgewiesen. Gmelin's Behauptung, dass U. arctos auch in Ost-Indien, auf Ceylon und China vorkomme, beruht jedenfalls auf Verwechslung mit U. tor- quatus und andern Arten. Wenden wir uns dem nördlichen Asien zu, so begegnen wir U. arctos im ganzen Sibirien. Am Ob ist er sehr gemein (zwischen Be- resow und Samarowo), ebenso in dem Irtischquellgebiet, am Saisansee, am Jenissei und an der Lena. Eine Hauptnahrung der Bären bilden hier die Zirbelnüsse, ausserdem sind die periodischen Wanderungen derselben in diesen Gegenden bemerkenswerth, die sie antreten, um ihi'e Winterlager zu beziehen, so dass man sie im Sommer dort findet, wo man sie im Winter vergebens suchen würde. Einzelne beziehen nie ein Winterlager und führen bier bei den russischen Ansiedlern den Namen „Schatun", d. h. Bummler. Aus den nordasiatischen Wald- gel)ieten, der Taiga, streifen die Bären regelmässig in die Tundra, und man stösst auf ihre Spuren von der Lenamündung bis Kamt- schatka hin. Einige Gegenden Sibiriens scheinen bei den Bären be- sonders beliebte Aufentlialtsorte zu sein, da sie sich dort in grosser Menge versammeln, so z. B. die Ansiedelungen zwischen der untern und obern Tuuguska (Sumarokowo und Werchne-Inbatskoje), weiter nach Süden bis Ossinowka, wo sie unter dem Vieh viel Schaden an- richten , bei Turuchansk und Lusino. Aber auch einige sehr weit nach Norden gelegene Punkte sind reich an Bären, so unter 71 ^ n. Br. Korennoje Filippowskoje, unter 12^ n. Br. an der Chatanga, Cha- tangskij Post und schliesslich als äusserste Grenze des U. arctos nach Norden hin 72 ^ 35' n. Br. am Flusse Nowaja. Sehr genaue Angaben haben wir über das Vorkommen der Bären in O.-Sibirien, wofür wir hauptsächlich Middendokff und Radde Dank schuldig sind. Die Ortschaften, an denen diese Reisenden unsern Bären beobachteten, sind folgende: in der östlichen Mandschurei das Gebiet des oberen Ussuri, die Wälder am Sungatschi-Fluss (Abfluss des Kenka-Sees), der Atschinsker Okrug (District) im Jenisseisker Gouvernement, der Changinskij-Posten im östlichen Sajan bei den Bur- jäten ; während er in der mongolo-daurischen Hochsteppe fehlt, treffen 604 CARL GREVE, wir ihn wieder im Jablonoigebirge (Apfelgebirge), in Trausbaikalien, am Irkut (mündet bei Irkutsk in die Angara), an der Bystraja und Dschida (Zufluss des Selenga). Sehr selten ist er an der Oka, einem Flusse im Muuku-Ssaryk-Gebirge, häufiger bei den Alarburjäten (öst- liches Sajan), am Frölicha-See (tungusisch-Dawatschanda), auf der Insel Olchou (besonders deren Nordende) im Baikal-See, auf der Halbinsel Swjätoi-nos (heiliges Cap) in demselben See, oberhalb der Bargusin- Mündung, bei den Turkiuskischen Ansiedelungen, im Kamara-Gebirge an der Südwestecke des Baikal und im Bauntischen Gebirge. An der Selenga, am Orgon und Onon giebt es keine Bären, soweit Wälder fehlen. Im Quellgebiet der Ingoda, welche, mit dem Onon sich ver- einigend, die Schilka bildet, bei Nertschinsk an den Quellen des Gasi- mur, im Moguitui und bei Akschinsk, sowie am Schilka und Argun sind die Bären seltene Gäste. Im Chinganggebirge, am obern Amur, im Laude der Golde, Orot- schen, Orontschenen und Dauren findet unser Bär abergläubische Ver- ehrung. Nahe der Gorinmündung bei Pachale, bei Burri (Ussurimün- dung), am Suifun (fällt in die Amur-Bay) giebt es Bären in den ver- schiedensten Farbenschattirungen. Sehr gemein sind sie im Bureja- gebirge, bei Albasin und in den Kamni-Bergen, sowie im Wanda;:el)irge. Ueber die Pässe Nuku-daban und Mungul-daban führen Bärenspuren ins sajanische Bergland. Auf den Schneehöhen des Sachando-Plateaus frisst der Bär die Beeren der Wacholdersträuche (Juniperus Sabina) in einer Höhe von 7500'. Die fahlbraunen Bären des Amurgebietes nennt Middendorff U. arctos var. berimjiana. Höher in den Gebirgen sind überhaupt hellere, tiefer im Thal dunklere Varietäten zu finden. Alle Bären des Transbaikal- und Amurgebictes wandern zum Winter nach den Lazar- und Murgilhöhen des Burcjagebirges, wo die meisten von ihnen auch überwintern. Am Ostende Asiens erreicht der Bär den Stillen Ocean. Er ist hier bei Ochotsk, am Beeringsmeer, an der Uda-Bucht, auf Kamtschatka sehr häufig und meist von sehr grossem Wuchs. Hier, wie am Amur und Ussuri, an der Bay Hadschi (Kaiserhafen) unter 49 <* n. P>r., bei Oettu, im Kimalegebirge, im Kadjaker Bezirk, treten die Bären förm- liche Wege ein, welclie sicher zu Pässen, Beeren- und Fischplätzen leiten. Auch sollen sie hier, trotz ihrer gewaltigen Grösse, von sehr gutmüthigem Naturell sein, so dass man sie wenig fürchtet. Auf den Kurilen ist das Vorkommen des U. arctos noch nicht erwiesen. Nach einigen Berichterstattern soll es dort überhaupt keine Bären geben, während andere welche getrofien haben wollen. Was Die geogiapliische Verbreitung der Bärenartigen. ß05 die Inseln an der Ostküste Asiens anbelangt, so ist genau erforscht in Bezug auf Bären nur Sachalin , dank der eingehenden Arbeit NiKOLSKi's. Die auf dieser langgestreckten Insel lebenden Bären ge- hören meist in die MiDDENDOKFF'sche Varietät behringiana. Die Hauptfuudorte für sie sind der SusuiÜuss am See Tauro, wo ihre wich- tigste Nahrung in Fischen besteht, besonders wenn die Keta {Onco- rhynchus lagocephalus Poll) und Gorbuscha {Oncor. proteus Poll), beides Salmoniden, zum Laichen flussaufwärts ziehen. Man findet in dieser Zeit das Ufer von Bären förmlich wimmelnd und zahlreiche Reste ihrer Beute. In der übrigen Zeit hält sich der sachalinsche Petz an Beeren, vom Meere ausgeworfenes Aas. In grosser Menge lebt er an der Tynja, am Tokoi (Nebenfluss des Ononai), am Taraika- fluss. Am Meerbusen „Saliw Terpenja" (Geduldbusen) jagen die ürontschenen, Ainos, und Tuugusen den Bären, der hier sehr hellfarbig erscheint, aber ebensowenig U. mariÜmus ist, wie der auf Jesso und Sachalin von Siebold (Fauna japonica) für V. ferox. gehaltene ein Grizzly. Auf den japanischen Inseln lebt U. arctos auf Jesso, Karafto und auf Nipon im Hukusan-Gebirge, wo es auch ganz schwarze Exemplare giebt. Für Korea ist noch nichts Bestimmtes ausgemacht, ob und welche Bärenarten dort leben. IL arctos var. coUaris Fr. Cuv. {U. coUaris Eyeuhm., Gadd., Fjscher, Reighenbach, Wagner, H. Smith, Schinz, Fitzinger). Die Golde nennen ihn „Mouoko", die Giljaken „Molk". Seine Verbreitungszone fällt so ziemlich mit der des gewöhnlichen U. arctos zusammen, beginnt schon auf der europäischen Seite des Ural und reicht durch das Waldgebiet des russischen Asien ziemlich weit nach Osten, nach Sibirien hinein. Sicher nachgewiesen ist er für das Fluss- gebiet des Ob (Beresow und Samarowo), des Jenissei und der Lena. Weitere Nachrichten fehlen aber. 2. U, syviacus Hempr. und Ehrenb. (Z7. syriacus IL Smith, Reichenbach, Wagner; U. albus = syriacus nach Gray; U. caucasicus Schrank). Die Einwohner Klein-Asiens nennen ihn „Aiyee", die Eingeborenen Kashmirs „Harpat". Dieser hellfarbige, silbergelbliche B.ir ist eine mehr südliche Form, welche zwar dem U. arctos sehr nahe steht, aber doch von demselben deutlich unterschieden ist. Sein Vorkommen erstreckt sich auf den Kaukasus, Transkaukasien (sehr zahlreich im Gebirge am Schwarzen Meer bei Suchum-kaleh, in Mingrelieu und 606 CARL GREVE, Grusien), Kleinasien im (Südosten) bei Gozna nahe bei Mersina, Syrien, den Libanon (am Berge Makrael), Palästina. Nach Osten finden wir U. syriacus von Talysch (Gebirgsland bei Lenkoran) an durch Persien, wo er am Eiburs und Elwend mit hellen Arctos zusammen haust, in Chorassan, bei Bampur und Barn, in der Umgegend der Rosenstadt Schiraz und bei Imam-zadeh-lsniail, wo er den unreifen Weintrauben nachgeht. Weiter nach Afghanistan und Kashmir zu wird er seltener, es löst ihn hier die gleich zu besprechende Varietät U. isabeUiniis ab. Auch in den Hügeln Mesopotamiens und des angrenzenden Arabiens fehlt er nicht. U. syriacus var. isdbellinus Horcf. {ü. isahelUnus Adams, Blyth, Jordan, H. Smith, Scully, Lyddeker; U. pruinosus Blyth), ist nach Gray\s Ansicht identisch mit dem U. syriacus. Die Engländer bezeichnen ihn mit „Snow-bear". Er vertritt die Hauptform in den Gebirgen Afghanistans, Kaschmirs, im Himalaya und Nepal. Es ist dieses ein Thier des waldlosen Hochgebirges, fehlt daher südlich vom Himalaya, in Gilgit, Astor, Zanskar, Suru und Süd-Ladak. Blyth beschrieb ihn als U. pruinosus aus Tibet (Lhassa). Sein Vorkommen in nördlicheren Gegenden erstreckt sich auf die Quellgebiete des Kitoi, der Belaja, Oka, des Irkut und des Jenissei (Tagnu, Ergik-Targak-Taigan), ferner auf das Juldusplateau und den Thian-schan, aber auch nur in waldlosen Hochebenen der Alpenregion. U. syriacus var. lagomyiarius Sewerz. (nach einigen Autoren identisch mit isahelUnus, also auch syriacus, da Gray beide letzteren als Farbenvarietät des U. arctos vereinigt.) Von Przewalski haben wir die eingehendsten Angaben über das Vorkommen und die Verbreitung dieser Subspecies. Er fand sie in Nord-Tibet, im Burchan-Buddha und Schuja in der Provinz Gansu. Am Chungure-su sah dieser Reisende ihn den Murmelthieren nach- stellen, ebenso im Nomo-Chungol und Kuku-schili (blaue Berge); in der westlichen Fortsetzung der Bajan - chara-ula und den Sümpfen Tibets findet dieser Bär, der also nicht nur Hochgebirgsbewohner zu sein scheint, ebenfalls gute Zufluchtsstätten. Auf dem Wege nach Lhassa, im Tanla-Gebirge, dem Sagan-obo-Rücken und Marco-Pole- Plateau ist er ebenso häufig, wie im Thian-schan (Kegenj und Aksu) und in der Alpenregion am Kukunoor. Im Alaschan, am Bagagori (Zufluss des Chuang-he), in der Galbin-Gobi und am Bajau-Gol (Ab- fluss des Tosso-noor bei Zaidam), wie im Sansi-bei-Gebirge am obern Chuanghe nährt er sich von Charmykbeereu (Nitraria Schoben). Das Die geographische Verbreitung der Bärenartigen. ß07 Altai-Gebirge beherbergt ihn auch (Land der Kamenschtschiki und Dwo- jedanzy), ebenso wie er die Wahlsäunie der Kirgisenstepi)e, des Bal- chaschgebiets, der Gegenden am lli bewohnt. Uebcrall hier aber, wie auch bei Semiretscliensk, am Alakul und im Olekma-Witim-Bezirk, bei Sergiopol (Aschkokoberge) und im chinesischen Altai, dem Marka-kul, meidet er die kahle Steppe und bevorzugt den Wald und die Klüfte des Gebirges. Wie Gmelin U. arctos var. variegatus nach Island versetzen konnte, woher überhaupt das scheckige Thier, welches er unter diesem Namen beschrieb — und es giebt selbst solche Exemplare des ge- wöhnlichen U. arctos — woher dieses Thier stammte, ist nicht klar zu stellen. 3. U, toi'quattis Blanf. {U. tibetanus F. Cuv.; U. torquatus Wagn., Schreb., TT. gedrosianus W. Blauf. ; IJ. jajjonicus ScHLEG. ; Helarctos tibetanus Hoksf. und Adams). Der schwarze Himalaja- Bär führt bei den Hindu den Namen „Rieh" oder „Binch", „Bhalu", die IJeludshen nennen ihn „Mamh"; die Kashmirer „Hapüt"; die Nepalesen „Sanar, Hingbong" ; die Bothia „Dom"; die Leptscha „Sona"; die Simbo „Magyen"; die Daphla „Su- tum"; die Abor „Situm"; die Yaro „Mupol"; die Kachari „Mupluir" und „Musu-bhurraa"; die Kuki „Vuinpi" ; die Manipuri „Savvern"; die Naga „Hughum, Thagua, Thega, Ohup, Sevau, Sapa", in Bemna „Wek- wou". Die Japanesen bezeichnen ihn mit Kuraa „Biir" schlechtweg, hellere Exemplare heissen in Nordjapan „Schiguma", so viel wie „Todtenbär", weil Weiss die Trauerfarbe. Auch der Name „'i'sukin- siwa-kuma" wird gebraucht. Bei den Aino heisst er „Kimui-Kamui" und bei den Birartungusen „Wiogene". Sein Verbreitungsgebiet ist ein verhältnissmässig grosses. Die Wälder des Himalaya bis 4000 Meter, Afghanistans Grenzgebirge gegen Persien hin, Beludschistan bilden die östlichste Grenze seines Gebietes. Weiter begegnen wir ihn in Kirthar, dem Grenzgebirge nach dem Sind, in Assam, selten bei Pegu (nach Tiieobald), Mergui, Süd-China, in der ostbengalischen Ebene, im Terai (Tartai) und Nepal, wo ihn Wallich fand (während Duvaucel ihn für Assara nachwies). Nach Norden hinauf kennt man den U. torquatus in den Provinzen Schensi und Dshy-li Chinas ; in Tibet scheint er nur die Provinzen Rupschu und Pangkong zu bewohnen. Dann können wir ihn bis au den Amur verfolgen, da man sichere Nachweise für seine Existenz in Silhet, Zai- dam, Dschachar (Gebirge am obern Chuanghe), Kukuuoor, südliches 608 CARL GREVE, Apfel- und Stanowoigebirge (47*^ — 48'' n. Br.), sowie am Ussuri mittleren Amur und Burejagebirge hat. Siebold führt im Allgemeinen alle Festlandsgebirge und Inseln Süd-Asiens als seine Heimath auf, Radde fand ihn in SO.- Sibirien, im Ditschunthal und auf den Chot- schio-Höhen. Ob er Koreas Fauna angehört, ist noch zweifelhaft. Von Ost-Asiens Inseln beherbergen ihn Hainan , Formosa, alle japanischen Inseln ausser Yesso. In Japan giebt es sogar Albinos, „Schiguma", wie schon bei Aufzählung seiner Namen erwähnt wurde. U. torquatus var. leuconyx Sewerzow. Dieser sehr nahe mit U. torquatus verwandte Bär ist ebenfalls von Przewalski aufgefunden worden. Er ist hauptsächlich Wald- bewohner und geht auch hoch im Gebirge hinauf. Man begegnet ihm in Taschkent, in Thian-schan, im Kuldscha-Gebiet, den Gebirgen Mittel- Asiens bis zu 8 — 10000' Meereshöhe. Im Semiretschenskischen Gebiet wie am Issikul, am Naryn und Aksai, bei der Festung Kopal ist er recht häufig. Sonstige als Fundorte für diese Varietät aufgeführten Punkte sind: Tschu, Talas, Dschumgal, Sussamyr, Ssonkul, Tschatyr- knl, Karatau, das westliche Thyan-schan, an den Flüssen Arys und dem oberen Keles, am Tschirtschika mit seinen Zuflüssen, am unteren Syr-Darja (von der Mündung des Arys bis zum Aral-See) und seinem Delta. Die Umgegend von Chodschend, das ganze Sarafschanthal, das zwischen diesem und Syr-Darja liegende Kunges-Gebirge (jenseits der Teke und des Juldusplateaus (am Narat-Passe) sind reich an weiss- kralligen Bären. Die dicht bebuschte Steppe zwischen Sarafschan, Syr-Darja und der Kisil-kum- (rother Sand) Wüste bietet ihm allerlei Wurzeln und Beeren, während im Gebirge die Obstbaurawälder ihm Nahrung gewähren (Aepfel, Urjuk, Pistacien, Walnüsse). Aber auch die Ziesel gräbt er aus ihren Bauen, ähnlich wie es der IJ. lago- myiarius thut, und geht den Bienen des Honigs wegen nach. 4. Z7. t^rox Lewis u. Clarcke {U. ferox Is. Geoffr,, Richards; U. cinereus Desmarest; U. griseus Desm. ; U. candescens Griff., H. Smith; U. horribiUs Say; Daris ferox Gray; U. fähiger Reichenb.). Der Grizzly-Bär, „Old-Ephraim", „Master Grizzly" der Nord- Amerikaner, bewohnt die dichten Gebüsche und Wälder, die unzu;j ang- lichen Schluchten des westlichen Nord-Amerika, wo er als Gegner von den Jägern gefürchtet ist. Seine Heimath erstreckt sich durch das Felsengebirge bis Mexiko, Neu-Mexiko und Kalifornien, die Wüsten-Gegenden einerseits ; anderer- Die geographische Verbreitung der Bärenartigeu. 609 seits findet man ihu am oberu Missouri, an der Mündung des Nebraska, am Wabasch (was auf Indianisch Bär bedeutet) und Partridge-creek (in den St. P'rancisco Mountains); im Küstengebirge und der Sierra Nevada haust er noch jetzt zahlreich ; in Mexiko, auf den Hochländern von Jalisco, dem nördlichsten Verbreitimgspunkte desselben, nährt er sich von Wachholder- und Cactusfrüchten ; mehr im Norden hält er sich an die Eicheln und Beeren, so in den Chapparaldickichten der Santa Isabella Mountains und in der Coast Range. Im Colorado-Staate, Arizona, Nebraska, Dakota wird er dem Vieh und dem Wilde schäd- lich. Die nördlichsten von ihm besiedelten Gebiete reichen über den Polarkreis hinauf, denn wir finden ihn für Britisch-Columbien, die Big- Horn-Mountains südlich vom Youkon, die Gegenden am Eliasberg, Montana (Milestitz), Fort Laramie und Platte-Gebirge (42 '^ 12' n. Br. 104 <* 48' westl. L.), Alaska , Sitcha, Kenai-Halbinsel, Kotzebue und Cap. Lisburne und Cooks Einfahrt aufgeführt. 5. ZI. aniericanus Pall. ( U. americanus Schreb. ; U. niger d'Aub., Griff. ; U. cinnamomeus Ord. , Audub. , Bach. ; U. richardsoni? U. canadensls? U. arctos niger Erxl.). Der schwarze amerikanische Bär heisst in seinem Heimathlande Baribal, Muskwa und ist durch das ganze Nord-Amerika verbreitet, bildet auch mehrere Farbenspielarteu , deren wir bei Nennung der Fund- orte erwähnen werden. Von Sitcha, Alaska und dem Eliasberge reicht sein Gebiet bis Canada und Neu-Braunschweig. Am obern Missisippi und Missouri, in Wisconsin (mit Ausnahme des County Milwaukee), am Bucklandfluss (N.-W. Nord-Amerika), im Youconthal, Texas, Neu- Mexiko und Californiens Wüsten- und Kupferminendistricten bewohnt er überall die Schluchten und Höhlen. Seltener trifft man ihn im Staate New- York, in Louisiana, Carolina und Florida. Am Priuz- Wllliam-Sund, an den Flüssen Alaskas, bei Cooks Inlet und am Kenai- golf tritt er förmlich Wege, die zu den Laichplätzen fahren, ähnlich wie die Bären in Ost-Asien. Diese nördlichen U. americanus sollen die Varietät richardsoni bilden, während die in den Rocky Mountains, in Colorado, am Oregon, in Californien und Wisconsin vorkommende hellere Form Audubon's U. cinnamomeus oder isabellinus vorstellt. Doch sind die Unterscheidungsmerkmale nur äussere, der Grösse und Färbung, so dass eine Abtrennung unstatthaft erscheint. Auf den Vancouver- und Königin-Charlotte-Iuseln lebt diese Species auch und nährt sich hauptsächlich von Holzäpfeln (Pyrus rivularis), die dort in Menge wachsen. Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 40 610 CARL GREVE, 6. Tl. malayanus Blauf. {TJ. malayanus Raffl., Linne (1766), Blyth ; U. euryspüus Horsf. 1824 ; Helarctos malayanus Blanf., HoRSF., Cantor, Blyth ; Helarctos euryspüus Horsf. ; ProcJiüus malayanus Gray). Die Malayen neanen dieses Thier, welches sich schon viel mehr vom ü. arctos unterscheidet, als alle bisher aufgeführten Species, „Bruang". Die Burmesen geben ihm den Namen „Biruang", „Wekwon". Der Verbreitungsbezirk des malayischen Bären ist ein verhältnissmässig beschränkter. Die Halbinsel Hinterindien, vor allen Dingen die Land- schaften Arakan, Tenasserim, Chittagong, Birma, Terai und die Garo- Hügel bilden auf dem Festlaiide, unter den Inseln Borneo, Celebes, Sumatra und Java seinen Aufeuthaltsrayon. Ob er weiter nach Norden sich verbreitet, ist fraglich. In Pegu ist er vielleicht vorhanden — in Nepal schreibt man ihm die Verwüstung der Cacaoplan tagen zu, doch kann das auch ein anderer Bär sein. 7. U. labiatus Desm. (U. lahiatus Sykes, Elliot, Tickell, Blyth, Jerdon ; ü. longirostris Tied. ; ü. inornatus Pucn ; U. lyhius?; Melursus (Meyn 1794) ursinus Shaw, Blanf.; Melursus lahiatus Blainv. ; Bradypus ursinus Shaw, Pallas ; Prochilus labiatus Illig. 1811; ProcJiilus ursinus Illig.). Der indische oder Lippenbär wird von den Franzosen „le Jongleur" (Gaukler) genannt. Die Hindu bezeichnen ihn, wie fast alle Bären Indiens, mit „Rinch, Rieh, Bhalu, Adam-zäd" ; in Bengalen kennt man ihn unter dem Namen „Bhaluk"; in Sanser „Rikscha"; bei den Mah- ratten „Aswal" ; in Gondwara „Yedjal, Yerid, Asol" ; bei den Oraon „Bir Mendi"; Kai. „Bana"; Tel. „Elugu"; Can. und Tamil. ,,Kaddi oder Karaddi" ; bei den Malayen „Pani Karudi" ; die Singhalesen ,,üsa". Zum Wohnort dienen diesem, durch sein Aussehen schon scharf von allen übrigen Bären getrennten Thiere die Gebirge Dekhans und Nepals, die ganze Halbinsel überhaupt vom Cap Comorin bis zum Fusse des Hymalaja. Im Westen streift er bis Kattywar und Kutsch, im Norden erreicht er die indische Wüste; seine Ostgrenze ist aber noch zweifelhaft. In Ost- und Nord-Bengalen hat man ihn noch ge- jagt, ebenso bei Calcutta, in Pegu, im Silhet und Karetschi-Gebirge. (Einige lassen ihn im Westen den Indus erreichen — doch ist das ebenso fraglich wie sein Vorkommen in Assam.) 8. U. ornatus F. Cuv. Der Anden-, Sonnen- oder Schildbär wurde von Ulloa und Conda- damine entdeckt. Ob er die ganzen Anden bewohnt, ist bisher nicht entschieden. Sicher nachgewiesen haben ihn die Forscher und Jäger Die geographische Verbreitung der Härenartigen. 611 für die Gebirge Chilis, Perus (Lima), das Departement von Tacna, ferner Bolivia (Departement del Veni, Mojos). U. ornatus var. frugilegus Tschudi, der „Hukumari" der Einge- borenen, ist aus denselben Gegenden von den Abhängen der Gebirge bekannt, scheint also mehr eine Form der Vorberge zu sein, während U. ornatus Hochland sthier ist. Werfen wir nun einen Blick auf die zoologischen Regionen, welche von den acht bisher besprochenen Ursus-krteu bewohnt werden. U. arctos gehört ganz der paläarctischen Region an ; U. arctus var. coUaris findet sich nur in der Subregion 3 (sibirische) dieser Region ; U. syriacus ist ein Glied der Fauna der mittelländischen Subregion, während seine Varietät U. isaheUinus auch Theile der sibirischen und mandschurischen Subregion zur Heimath hat ; die Varietät U. syriacus var. lagomyiarius findet sich nur in der sibirischen Subregion. U. torquatus zählt zu den Thieren der sibirischen (im westlichen Theil derselben) und mand- schurischen Subregion; seine Abart U. leuconyx wurde nur für den Süden der sibirischen Subregion festgestellt. JJ. malayanus ist ein Bürger der himalaianischen (indo-chinesischen) und malayischen — U. lahiatus der indischen, ceylonischen und (des westlichsten Theils) der indo-chinesischen Subregion der orientalischen Region. Die nearctische Region weist zwei Bären auf: im californischen, canadischen und Felsengebirgs-Bezirk lebt der Grizzly (U. ferox), und in diesen, sowie noch der vierten Subregion, der alleghanischen, der U. americanus. Die neotropische Region besitzt nur den U. ornatus (in der chilenischen Subregion). In den nördlichsten Theilen der paläarctischen und nearctischeu Region (europäische, sibirische, canadische Subregion) lebt schliesslich ein Bär, der von einigen älteren Autoren mit dem U. arctos .vereinigt, wegen seiner ganz verschiedenen Lebensweise, seines scharf unter- schiedenen Habitus und der innern Merkmale aber doch von dem braunen Bären getrennt wurde, es ist der Eisbär, Polarbär. 9. U. maritimus Desm. ( U. maritimus L., Schreb. ; JJ. marinus Gmel., Schreb., Pallas; U. albus Ross. ; U . polaris? Thalass- arctos maritimus., albus polaris L.), Die russischen Jäger nennen ihn „beloi, morskoi Medwed" (weisser, See-Bär); die Samojeden „Sira-boggo, Djog-dade-boggo" ; die Jakuten „Yrung-Eesse" ; die Tschuktschen „Neingin, Akliok"; die Aleuten „Tanhak"; die Pomory (Küstenbewohner) Kolas „Omkyu"; auf Grön- land bei den Eskimo heisst er „Njönnok". 40* 612 CARL OREVE, Wie weit der Eisbär nach Norden geht, ist uoch nicht bestimmt, vielleicht nur bis zum 82" n. Br., wenigstens verlautet nichts von weiter nördlich gelegenen Fundorten. Südlicher als 53 '' n. Br. geht er ,für gewöhnlich nicht, doch kommen verirrte Exemplare natür- lich zuweilen noch weiter nach Süden vor. Auf König Karls-Land (östl. von Spitzbergen), Giles-Land, Franz-Josephs-Land, den Bären- Inseln, Parry-Inseln, Prinz Patrick, Melville und am Wellington-Canal ist er sehr zahlreich. An der Ostküste Grönlands und an dem Nord-, West- und Ostufer Spitzbergens traf n. Br.), an der Küste Labradors (bis 55 « n. Br. hinab), an der Hudsons-Bay 55'' n. Br.) ist er ziemlich selten, ebenso an der Küste Alaskas. Einzelne Fälle, wo Eisbären angetrieben wurden mit Eisschollen in Gegenden, in welchen man sie sonst nicht kannte, werden ziemlich zahlreich aufgeführt. So waren Eisbären an der Cascobay (Maine) in den Jahren 1550, 1551 erschienen; auf New-Foundland fanden sich 1497, 1534, 1583 welche ein, und 1550 einer südlich von Neu-Schott- land. Auf Kamtschatka, Norwegen und Island fanden auch hin und wieder Besuche .von Bären statt, so im Mäi-z 1851 am Kjöllefjord (Fries) in Ost-Finmarken. An der Südspitze Sachalins kamen der- artige Irrlinge nur sehr selten an, ebenso auf Japans Nordinseln (1690), nach Kola aber werden öfter welche von Spitzbergen und den Bären- Inseln aus verschlagen. Die Küste Nord- Sibiriens scheint stellenweise dem Polarbären als ständiger Aufenthalt zu dienen, so das Ufer an der Lenamünduug, wie auch die Inseln in der letzteren; im Ulus Shigansk wie Jenissei streifen diese Bären oft bis (zur Ansiedelung Tolstonosowskoje) 70 '^ n. Br. nach Süden. Im Dolganenlande, an der Chatanga-Mündung hat man ihnen auch begegnet, während sie im Taymirland fehlen oder nur auf die Tymirbusen-Strecke (75 Va" Q- Br.) beschränkt sind. Bei Amerika finden wir U. maritimus in der Baffins-Bay, an der Westküste der Davisstrasse, in der Frobisher-Bay ; an der N.W.- und Ostküste Nord-Amerikas, jenseits des Mackenzie sehr selten. Zahlreich lebt er aber im Archipel des britischen Nord- Amerika, in der Disco- Bay, am Cap Farewell und bei Umenak, andererseits im Behringsmeer und auf der Insel St. iVIatthäus. Von Neu-Sibirien treibt er oft mit dem Eise an die Küsten des Festlandes, wie auch von Nowaja-Sendja an das Ufer der Waigatschstrasse und von Beeren-Island an Island. Den südlichsten Punkt, den je Eisbären erreichten, haben wir auf Spotted- Isiand (nördlich vom Domino-Hafen) unter 53,5 " n. Br. zu suchen. Die geographische Verbreitung der Bärenartigen. 613 10. U, crowtheri Schinz. Diese problematische Art soll das Maghreb bewohnen, doch weiss kein Eingeborener dieses Gebirges etwas von einem Thiere, das einem Bären ähnlich sehen könnte. Zu Anfang unserer Abhandlung führten wir fossile Bären aus Nord- Afrika auf. Herodot, Virgil und Juvenal reden von afrikanischen Bären. 801 soll Karl der Grosse einen numi- dischen Bären zum Geschenk erhalten haben. 1670 werden Bären in der Berberei erwähnt. Wir müssen also — wenn nicht schon damals Verwechslungen vorlagen — annehmen, dass der Bär in Afrika aus- gestorben ist, denn die Behauptungen, dass es noch jetzt Bären im nördlichen Afrika gäbe, sind auf sehr wacklige Gründe basirt. Im Anfang unseres Jahrhunderts wollte Capitain Sergent, eine dem Jäger- latein nicht abgeneigte Persönlichkeit, bei Azeba ein Stück Bärenfell gesehen haben, welches ja auch durch Handel nach Afrika gelaugt sein kann. R. Hartmann bezweifelte daher schon die Angabe (in : Zeitschr. f. allg. Erdkunde, 1868). In Habesch sah ferner Ehrenberg von weitem ein Thier — wie er glaubte, einen Bären — welches die Eingeborenen „Karrai" nannten , was aber der Name der Hyaena crocuta ist. Gmelin führt nicht allein für die Berberei, sondern auch für Aegypten Bären auf. Die Verfechter der Existenz des U. crowtheri behaupten, die Bewohner des Maghreb nennen ihn „Dabh". Daba'a heisst arabisch die Hyäne, also wieder eine offenbare Verwechslung. Unserer Meinung nach hat Langkavel (in: Zool. Garten, 1886) schlagend nachgewiesen, dass die Existenz dieses U. crowtheri nicht wohl zulässig sei, woher man ihn aus den Listen streichen müsste. IV, Ailuropocla Miln.-Edw. Ailuropus tnelanoleiicus Miln.-Edw. (Ursus melanoleucus Dav.). Gebiss: ^/^ (pm ^^ m ^U)- Dieses der mongolischen Subregion angehörende merkwürdige Ge- schöpf wurde von David gefunden. Die Chinesen nennen es „Pei-ssjun oder Chua-ssjun". In den Museen Europas existiren nur zwei Exem- plare des Ailuropus (in Petersburg und Paris), wie es denn noch sehr wenig bekannt ist. Die Gebirgswälder Ost-Tibets, die Hochwälder am Kukunoor, das westliche Setschuan bilden seine Heimath, aus der er Verwüstungszüge in die Thäler unternimmt, um Wurzeln, Bambusrohr- schösslinge und Gemüse aus den Gärten zu fressen. Er steht dem Bären wie dem Panda nahe, dem ersteren in Gestalt und Zähnen, dem letzteren im Schädelbau ähnelnd. 614 CARL GKEVE, Benutzte Literatur. 1. Allen, On the Coatis (genus Nasua), Wash. 1880. 2. Annal. of. nat. hist. vol. 1, 1838, p. 132—136, vol. 2, 1860, Ser. 3, p. 391, 392. 3. Anutschin, D. N., Ueber die Reste des Höhlenbären und des Menschen aus Transkaukasien, Bull. Sog. Imp. Natural., Moskau 1867, N. 2. 4. Archiv f. 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Globus, der, Bd. 9, p. 96; Bd. 13, p. 157; Bd. 14, p. 293; Bd. 16, p. 111; Bd. 17, p. 93, 102, 128: Bd. 18, p. 208; Bd. 23, p. 335; Bd. 25, p. 128; Bd. 30, p. 6, 222; Bd. 32, p. 203; Bd. 33, p. 188, 190; Bd. 35, p. 367, 383; Bd. 36, p. 349; Bd. 37, p. 171, 172. 24. Haidingee, Berichte, Bd. 1, 1847, p. 132. Die geograpLische Verbreitung der Bärenartigen. 615 25. Humboldt, Zeitschrift f. ges. Naturwissenschaften, 1888, p. 173; 1889, p. 55. 26. Jagdzeitung, Neue Deutsche, 1887. 27. Jäger, Wörterb. f. Zool. Anthropol. Ethnograph., 1880 (die betreff. Artikel). 28. Isis, Zeitschr. f. naturwissenschaftl. Liebhabereien, 1889, p. 31, 47, 78, 111, 119, 224, 238, 279, 312, 360. 29. Knauee, Wörterb. f. Zoologie, 1887. 30. Lebedew, Greographie Russlands, 1885 (russisch). 31. Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, 1883. 32. Major, Beschreibuung d. amerik. Schulpe, 1668. 33. MiDDENDOREF, Sibirische Reise, Bd. 2, Wirbelthiere. 34. — Naturgesch. d. braunen Bären, 1851 (russisch). 35. 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Das Gehäuse ist stets mit Luft gefüllt; steckt die Raupe den Kopf und einige Ringe aus dem Gehäuse heraus, so besitzt sie die Kunst, sich vor dem Nasswerden zu schützen. Auch dringt das Wasser bei der Gelegenheit nicht, wie man erwarten sollte, in das Gehäuse ein. Die Raupe gehört nicht zu den wasser (kiemen)- athmeuden Thieren, sie hat offne Stigmen, athmet Luft, verträgt des- halb auch einen Verschluss der Stigmen mit Oel nicht. Zur Verpuppung heftet das Tliier ein Blattstück an die Unter- seite eines ganzen Blattes und kleidet dieses mit Luft erfüllte Gehäuse mit weissem Gespinnst aus. Die Puppe hat drei Paare von stark ent- wickelten, nach Art einer Brustwarze vortretenden Stigmen. 1) Reaumur, Memoires pour servir ä l'bistoire des insectes, T. 2, 10., Mem., p. 391—406. Zool. JaUrb. VI. Abth. f. Syst. 41 618 G. W. MÜLLER, Auf andere Bemerkungen Reaumur's kommen wir im Folgenden zurück. Spätere Beobachter haben Angaben über weitere Futterpflanzen und Eiablage gemacht, doch bleibt noch eine wesentliche Lücke in der Lebensgeschichte, die ich versuchen will auszufüllen. Die flachgedrückten Eier werden zu etwa 40 bis 100 an die Unter- seite der Blätter der Futterpflanze pflastersteinartig neben einander geklebt. Die ausschlüpfenden Räupchen sind 1,8 mm lang, dieselben bohren sich mit Vorliebe in das Mesophyll der Futterpflanze, sind dort aber keineswegs von Luft, sondern vollständig von Wasser umgeben. Betrachten wir uns ein derartiges Käupcheu unter dem Mikroskop, so haben wir ziemliche Mühe, Stigmen und Stigraenäste aufzufinden, die Stigmen sind wenig markirt, die Stigmenäste sämmtlich verklebt. Die Cuticula zeigt eine bemerkeuswerthe Structur; sie ist in der suprastig- malen Kegion bedeckt mit kleinen flachen Höckern (Fig. 1), in der itst. Region annähernd glatt. Sicher haben wir es in diesem Stadium nicht mit einer Luftathmung zu thun, sondern mit einem Process, der physiologisch dem der Tracheenkiemenathmung gleicht, mit dem ein- zigen Unterschied, dass der Gasaustausch nicht auf gewisse Anhänge, Tracheenkiemen, localisirt ist, sondern an der ganzen Körperoberfläclie stattfindet, eine allgemeine Hautatlimung ist. Das Gleiche gilt für die folgenden Stadien bezüglich der Art der Athmung. Die Lebensweise ändert sich insofern, als das Thier zu- nächst kleine, später grössere Blattstückchen ausbeisst, mit Gespinnst- fäden an der Unterseite der Blätter anheftet, und von diesem Gehäuse aus in der Nachbarschaft das Blatt frisst. Dabei ist aber das Thier allseitig vollkommen von Wasser umgeben, aucii handelt es sich nicht um ein transportables Gehäuse, Weiter finden sich Verschiedenheiten in Zahl und Grösse der flachen Höcker der Cuticula, doch sind diese Unterschiede sehr unwesentlich. Wie oft sich die Thiere häuten, ohne die Art der Athmung zu ändern, habe ich nicht feststellen können, doch ist die Zahl der Häutungen eine ziemlich grosse. Versuche, die im Juli und August ausgeschlüpften Raupen über die Stadien mit Haut- athmung hinweg bis zu denen mit Luftathmung zu führen, schlugen fehl, in der zweiten Hälfte des Septembers und im October Hessen sich die Thiere mit den absterbenden Blättern, an denen sie ihre Blatt- stücke befestigt hatten, zu Boden sinken, alle hatten noch geschlossene Stigmenäste, waren auf eine Hautathmung angewiesen, insofern wäh- rend der Winterruhe, die sie am Grund der Gewässer zwischen abge- storbeneu Blättern durchmachen, überhaupt ein Gaswechsel stattfindet. Beobachtungen an im Wasser lebenden Schmetterlingsiaupen. ßJQ Eine Aozahl derartiger Raupen hatte ich zum Ueberwintern in ein grösseres Gefäss gebracht, resp. ich hatte nach vergeblichen Ver- suchen, die Raupen bis zur Luftathmung zu bringen, die Thiere sich selbst überlassen und stellte, als alle aufgehört hatten zu fressen, das Gefäss in den Keller. Als ich Anfang April den Inhalt untersuchte, fand ich die Raupen, noch eingeschlossen in die im Herbst gefertigten Gehäuse, lebendig vor. Einmal aus ihrer Winterruhe aufgestört, be- gannen sie an den jungen, spärlichen Trieben der P'utterpflanze zu fressen, sich, so gut es gehen wollte, Gehäuse zu bauen. Die Art der Athmung war zunächst noch dieselbe, blieb es auch noch geraume Zeit. Erst im Mai und Juni, nachdem die Thiere sich vorher noch ein- oder zweimal gehäutet hatten, änderte sich das Bild. Die Thiere bauten jetzt ganz in der Art und Weise, wie es Reaumur beschreibt, ein mit Luft gefülltes Gehäuse, mit dem sie von Blatt zu Blatt wan- derten ; streckten sie Kopf und Vorderkörper heraus, so blieb derselbe von einer Luftschicht umgeben. (Die erste derartige Raupe fand ich im Freien am 7. Mai.) Betrachten wir diese Raupen unter dem Mikroskop (am besten eine abgestreifte Haut), so zeigt die Haut eine ganz andere Beschaffen- heit. An Stelle der flachen Warze (Fig. 2) finden wir zahlreiche kleine, conische Höcker, zwischen ihnen, ziemlich regelmässig vertheilt, längere, in eine Spitze ausgezogene Erhöhungen, an denen sich R-nnen herab- ziehen, die übrigens auch den kleinern Höckern nicht fehlen (Fig. 3). Augenscheinlich schützt diese eigenthümliche Structur der Haut die Thiere vor dem Benetzen, das Wasser, das bekanntlich dem Chitin nicht adhärirt, dringt nicht zwischen die Spitzen ein. Es ist etwa so, als tauchten wir ein Stück Sammet oder einen porösen Körper in Wasser ein, ohne die Luft daraus zu verdrängen. Die Stigmen sind jetzt deutlich markirt, oifen (sie waren schon im vorhergehenden Stadium deutlich zu sehen). Ueber die BeschaflTen- heit der Stigmengänge ist es schwierig sich Gewissheit zu verschaffen, da das Thier mit der veränderten Structur der Haut ziemlich undurch- sichtig geworden ist; doch gelang es mir einmal bei Catadysta lemnae in dem betreffenden Stadium die Stigmengänge deutlich mit Luft er- füllt zu sehen, und unzweifelhaft gilt das Gleiche für Hydrocamxm. Kurz, die Raupe ist jetzt eine luftathmende. welche mit einer Taucher- glocke unter Wasser geht; ausserdem ist sie vermöge der eigenthüm- lichen Structur ihrer Haut stets mit einer Luftschicht umgeben, wenn sie einen Theil des Körpers aus der Taucherglocke hervorslreckt. Diese Lebensweise behält die Raupe bei bis zur Verpuppung ; sie häutet sich 41* 620 ®- W. MULLER, noch ein- oder zweimal, doch sind mit diesen Häutungen keine wesent- lichen Veränderungen verbunden. Eine Frage bleibt hier noch zu beantworten. Wie erfolgt der Uebergang von der Haut- zur Luft- resp. Stigmenathmung ? Macht die Raupe die betreffende Häutung bereits, wie die späteren, in einem mit Luft gefüllten Gehäuse durch oder noch, wie die frühern, in einem mit Wasser gefüllten? Wie gelangt sie zu einem mit Luft ge- füllten Gehäuse? Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Zunächst war das Material zur Beobachtung ziemlich spärlich; ich war auf die nicht eben zahlreichen von mir überwinterten Exemplare angewiesen, da die im Freien überwinterten Exemplare sich anscheinend vorwiegend am Grund der Gewässer an den jungen Trieben der Futter- pflanze aufhalten, wozu sie schon der Mangel schwimmender Blätter zwingt, dort schwer zu finden sind. Besonders erschwert wird die Beobachtung dadurch, dass man die Raupen, um sie zu Gesicht zu bekommen, immer stören, ihr Haus aufreissen muss. Jeder Versuch, die Vorbereitungen zu beobachten, zerstört die Vorbereitungen. Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass in zwei Fällen das Haus, das sich an der Unterseite eines schwimmenden Blattes befand, vor der Häutung bereits mit Luft erfüllt, das Wasser daraus verdrängt war, ein Fall, den ich nach der Analogie mit Catadysta lemnae für den normalen halte. In andern Fällen war das Wasser nicht aus dem Haus verdrängt, die Häutung fand im Wasser statt, wahrschein- lich war die Raupe beim Verdrängen des Wassers durch meine Beob- achtungen gestört, oder das Wasser bei einem Versuch, einen Einblick in das Haus zu gewinnen, in dasselbe eingedrungen. Raupen, die sich unter diesen Verhältnissen gehäutet hatten, bauten sich in gewöhn- licher Weise ein Haus, das aber mit Wasser erfüllt blieb. Nach dem Gesagten zerfällt das Raupenleben von Hy- drocampa in zwei scharf geschiedene Perioden. In der einen dieser Perioden hat dasThier eine Hautathmung; in der anderen eine Luftathmuug oder Stigmenathmung. Hand in Hand mit dem Wechsel in der Athmung geht eine andere Veränderung in der Structur der Cuticula (Fig. 2, 3). Steht dieselbe in Zusammenhang mit der veränderten Athmung und in welchem ? Dass ich einen solchen Zusammenhang annehme, wurde im Vorher- gehenden bereits ausgesprochen, doch muss ich noch einmal auf den Punkt zurückkommen. Besonders deutlich ist der Vortheil, welcher dem Thier aus der eigenthümlichen Structur der Haut erwächst, während der zweiten Beobachtungen an im Wasser lebenden Schmetterlingsraupen. Q21 Periode, wo das Thier durch oifene Stigmen athmet. Man glaubt da ein schönes Beispiel von Anpassung vor sich zu haben. Freilich, sehen wir uns die Haut von andern auf dem Lande lebenden Schmetter- lingsraupen an, so finden wir dort weit verbreitet eine sehr ähnliche Structur*), vielleicht die Spitzen weniger lang ausgezogen, doch im Wesentlichen gleich. Sicher hat in dieser Periode die Structur der Haut gegenüber der auf dem Lande lebenden Stammform nur eine sehr geringe Veränderung erfahren, und so haben wir es hier nicht mit einem Beispiel von Anpassung zu thun, wohl aber mit einem recht typischen Beispiel dafür, wie eine Structur, die ursprünglich unzweifel- haft ganz andern Zwecken diente, zum mindesten ohne jeden Zu- sammenhang mit der Function entstanden ist, uns eine vollkommene Anpassung an die Function vortäuschen kann. Anders verhält es sich mit der Structur der Haut während der ersten Periode. Eine ähnliche Structur der Haut, wie wir sie während der zweiten Periode finden, wäre einem Wechsel des Wassers an der Körperoberfläche, wie er für eine Hautathmung nöthig, hinderlich, dazu käme, dass sich zwischen diese Spitzen leicht Schmutz setzen würde, der ebenfalls dem Gaswechsel hinderlich. Es handelt sich hier nicht etwa lediglich um Vermuthungen, die Annahme lässt sich durch folgende Beobachtung begründen. Wird, wie es in der Gefangenschaft in Folge unrichtiger Behandlung bisweilen der Fall, eine Raupe aus der zweiten Periode feucht, so geht sie zu Grunde ; sie behält die normalen Gewohnheiten bei, wandert mit ihrem mit Wasser erfüllten Gehäuse umher, frisst etc. (ein Instinct, der sie veranlasste, an die Oberfläche zu kriechen, dort die Haut trocknen zu lassen, fehlt). Sie kann so längere Zeit leben, über 8 Tage, doch habe ich nie gesehen, dass sich solche Raupen häuten, geschweige zur Verpuppung kommen. Man darf wohl annehmen, dass eine vollständig glatte Haut der Hautathmung noch dienlicher wäre, dass wir in den flachen Höckern lediglich einen Rest der früher in allen Stadien vorhandenen spitzen 1) C. S. MiNOT beschreibt im Archiv mikroskop. Anatomie, 1886, Bd. 28, p. 37 — 48, tab. 7 diese Gebilde von verschiedenen Raupen ; ob, wie MiNOT will, jeder dieser Vorsprünge einer Hypodermiszelle entspricht, lasse ich zur Zeit dahingestellt. Bezüglich der Function, welche diese Gebilde sonst haben, verweise ich auf die von M. Braun (Häutung von Astacus fluviatilis, in: Arbeiten Zool.-zoot. Inst. Würzburg, 1875, Bd. 2, p. 160) ausgesprochene Ansicht, dass diese sowie ähnliche Gebilde der mechanischen Ablösung der abzuwerfenden Theile von den darunter- liegenden dienen. 622 G. W. MULLER, Höcker zu sehen haben, von dem es fraglich ist, ob er selbst noch eine Function hat. Ich will gleich hier erwähnen, dass bei den von mir untersuchten Raupen mit Tracheenkiemen die Körperoberfläche eine ähnliche Structur zeigt wie hier in der ersten Periode, nur mit dem Unterschiede, dass die Höcker sehr klein und flach sind, ausserdem sehr dicht stehen ; die Tracheenkiemen zeigen die gleiche Structur bei Paraponpx, sind glatt bei Catachjsta pyropalis und andern brasilianischen Cataclysta- Arten. Schliesslich will ich nicht verschweigen, dass der Unterschied in der Lebensweise Rkaumur keineswegs ganz entgangen ist. Berücksichtigt werden vorwiegend die durch oöene Stigmen athmenden Raupen. Der anderen Form geschieht Erwähnung an folgender Stelle (1. c. p. 396/97): „II en faut un autre (expedieut) pour les coques qui ne sont fdites que d'une piece rapportee contre une feuille entiere de pota- niogeton Cette chenille peut pourtant se tenir dans Teau immediatement, et cela lui arrive au moins toutes les fois qu'elle a besoin de ce faire une coque." Wie aber schon aus der letzten Bemerkung ersichtlich, wie weiter der Zusammenhang klar ergiebt, ist ihm der Unterschied in der Ath- mung entgangen ; das erhellt besonders daraus, dass er glaubt, auch diese Gehäuse seien mit Luft erfüllt. Die Verpuppung erfolgt meist in der Weise, dass das an einer längern Seite geöffnete Gehäuse an einen Stengel, Blattstiel, seltener an ein Blatt der Futterpflanze angeheftet wird, derart, dass der Blatt- stiel etc. den Verschluss der Oeifuung bildet. Das so gebildete Ge- häuse, das natürlich mit Luft erfüllt ist, wird mit einem weissen Gespinnst ausgekleidet. Die weisse Farbe des Gespinnstes rührt von in demselben eingeschlossener Luft her. Ein, wenn auch nur un- bedeutender Gaswechsel findet jedenfalls da statt, wo dieses lufthaltige Gespinnst der lebenden Pflanze anliegt. Immerhin dürfte dieser Gaswechsel, der in einer Abgabe von Sauerstott" seitens der Pflanze besteht, für die Athmung von Bedeutung sein. Wichtig scheint es mir für diese Annahme, dass die Rau[)e stets Sorge dafür trägt, ihr Gehäuse einem lebenden Pflanzentheil anzuheften. Die Puppe besitzt drei offene Stigmenpaare (2.-4. Ab- dominalsegment), während die übrigen Stigmen geschlossen sind. Beobachtungeu an im Wasser lebendeii ScLmetterlingsraupen. 623 3. Cataclysta lenmae. Reaumuk behandelt Cataclysta lenmae iu der gleichen Abhandlung wie Hydrocampa^ doch sehr viel weniger eingehend. Ein ähnlicher Modus dei' Athnmng wird wohl als selbstverständlich angenommen, deshalb nicht ausdrücklich erwähnt. Thatsächlich zeigen beide Arten in dieser Beziehung eine weitgehende Uebereinstimmung. Auch hier scheidet sich das Raupeuleben in eine frühere Periode mit Haut- athmung, in eine spätere mit Stigmenathmung, hier wie dort finden sich entsprechende Unterschiede in dem Bau der Cuticula (Fig. (5— 9). Die erste Periode umfasst lediglich die kurze Zeit bis zur zweiten Häutung. Erwähnenswerth scheint noch die Thatsache, dass im zweiten Stadium die Stigmengänge nicht mehr in ganzer Länge verklebt, sondern nur an der Stelle des Verschlusshebels geschlossen sind. Es liegt danach die Annahme nahe, dass das Thier bereits jetzt zu einer Stigmenathmung übergehen kann, falls es au die Luft kommt, doch habe ich auch nach längerm Aufenthalt derartiger Raupen an der Luft nie ein Oeffnen der Stigmengänge beobachten können. Dass die beide Perioden trennende Häutung hier stets bereits in einem mit Luft erfüllten Gehäuse erfolgt, wurde bereits ol)en erwähnt; wie in- dessen das Wasser aus dem Gehäuse entfernt wird, habe ich hier ebensowenig beobachten können wie bei Hydrocampa. Die Verpuppung erfolgt ebenfalls in einem mit weisser Seide ausgekleideten Gehäuse, das hier aus Lemnapflänzchen zusammen- geklebt ist; häufig, nicht immer, wird dieses Gehäuse an die Blätter anderer Wasserpflanzen befestigt. Die Puppe besitzt ebenfalls drei grosse offene Stigmenpaare. Im Gegensatz zu Hydrocampa durchläuft das Thier seine ganze Entwicklung innerhalb eines Sommers, hat also im Jahr wenigstens zwei Generationen, vielleicht mehr. In welcher Form das Thier über- wintert, habe ich nicht feststellen können. 3. Zwei brasiHanische Cataclysta- kvien. An anderm Ort^) erwähnte ich, dass mir einmal eine Puppe einer Cataclysta vorgekommen sei, deren Gehäuse sich in einem Wald von Podostomeen, zwischen zusammengeklebten Podostomeenstengeln befand. 1) lieber einige im Wasser lebende Schmetterlingsraupen Brasiliens, in: Archiv für Naturgesch., 50. Jahrg., Bd. 1, p. 210. 624 ^- W. MULLER, Weitere Funde ähnlicher Gehäuse setzten mich in den Stand, die Gehäuse näher zu untersuchen. Die betreffende Art oder die be- treffenden Arten — es handelt sich um zwei sehr nah verwandte Arten der Gattung, die sich aber in ihrer Lebensweise überaus ähnlich verhalten — sind in der oben citirten Arbeit nicht genannt. Leider bin ich auch nicht im Stande, den Namen zu geben, da ich die Thiere nicht bestimmt erhalten konnte, vielleicht sind dieselben neu. Die Puppe hat die gleiche Form wie bei den am citirten Ort be- schriebenen Arten, besitzt zwei Paare von offenen Stigmen. Das Puppen- gespinnst hat etwa die Gestalt eines länglichen Sackes, dessen Wände durch Podostomeenstengel gebildet werden (Fig. 10). Der Sack zerfällt in zwei Abtheilungen , eine untere und eine obere, welche durch eine weiter unten zu beschreibende Thür von einander getrennt sind. Die untere Hälfte des Sackes, in welcher sich die Puppe befindet, ist in ihren obern ^/g von lufthaltigem Gespinnst ausgekleidet, übrigens ist sie hermetisch verschlossen, an ihrer Aussen- seite dicht mit Podostomeenstengeln bedeckt. Die obere Abtheilung ist ebenfalls mit lufthaltigem Gespinnst ausgekleidet, übrigens nach oben offen, ausserdem sind die Wände durchbrochen, so dass das Wasser freien Zutritt hat und diese Abtheilung lebhaft durchströmt. (Die Gehäuse befinden sich natürlich in sehr rasch fliessendem Wasser, da nur hier Podostomeen gedeihen.) Die Athmung dürfte nun in der Weise zu Stande kommen, dass in der obern Abtheilung eine Abgabe von Kohlensäure, Aufnahme von Sauerstoff' von Seiten des lufthaltigen Gespinnstes stattfindet, der Sauerstoff in dem lufthaltigen Gespinnst den offenen Stigmen zugeführt wird. Ausserdem findet vielleicht ein Gasaustausch zwischen den lebenden Podostomeenstengeln und dem lufthaltigen Gespinnst statt. Der Modus der Athmung würde nicht wesentlich von dem in der oben citirten Arbeit geschilderten ab- weichen. Von besonderm Interesse scheint mir der Verschluss der untern Kammer oder Abtheiluug nach oben. Derselbe besteht aus zwei derben, beweglichen Klappen, welche an gegenüberliegenden Punkten des Sackes befestigt sind. Beide Klappen legen sich derart aneinander, dass sie einen dachförmigen Abschluss der untern Kammer bilden; an beiden Enden ist dieses Dach durch kleine Gespinnstpolster gestützt. Der Nutzen dieses Verschlusses ist leicht einzusehen ; derselbe bildet einen vollkommenen Verschluss gegen das Eindringen des Wassers; je stärker das Wasser von oben drückt, um so fester werden sich die Klappen an einander pressen, um so dichter wird der Verschluss. Andrerseits Beobachtungen an im Wasser lebenden Scbmetterlingsraupen. f525 gestattet diese Form des Verschlusses dem ausschlüpfeoden Schmetter- ling freien Ausgang, beim geringsten Druck von innen werden sich die Klappen wie eine Flügelthür ötfnen. Noch ein Wort über die Eiablage der betreffenden Arten. An der gleichen Stelle wie die Puppen fand ich wiederholt an Podo- stomeen Gruppen von mehreren hundert Eiern (einmal 7 — 800) ; die- selben waren kurz-oval und regelmässig pflastersteinartig neben einander gelegt. Aus derartigen Eiern schlüpften mir einmal kleine Schmetter- lingsräupchen von 1 mm Länge aus. Dieselben entbehrten der Kiemen, doch kann wohl kein Zweifel darüber herrschen, dass sie der betreffen- den Cataclysta- Art angehören. Danach muss der Schmetterling behufs Eiablage unter Wasser gehen, und zwar in heftigen Stromschnellen, er muss sich dort festhalten und so lange verweilen, dass er Zeit findet, 700 Eier regelmässig pflastersteinartig neben einander zu legen, gewiss eine Leistung für ein so zartes Geschöpf, welches mir alle ähnlichen Leistungen von Insecten aus anderen Ordnungen (Perliden, Ephe- meriden etc.) zu übertreffen scheint. 4. l cber einen l)rasilianischen Paraponyx {Paraponyx sp.) ^ ). Aus der Gattung Faraponyx ist von zwei Arten die Entwicklung bekannt, von Paraponyx straUotata, von welcher Art sie de Geer beschrieb '^\ und von Tarapony x oryzalis, einer Art, welche in Indien den Reis schädigt; wir verdanken ihre Kenntnis Wood-Mason ^). Beide Arten athmen durch zahlreiche Tracheenkiemen, beide leben an Monocotylen (Stratiotes und Oryza); die eine {straf iotata) baut sich ein loses Gehäuse, indem sie ein Stück der Futterpflanze an ein Blatt heftet oder zwei benachbarte Blätter zusammenspinnt, die andere {orymlis) lebt frei. Bei beiden Arten verpuppt sich die Raupe in einem mit weissem Gespinnst ausgekleideten, aus Theilen der Futter- pflanze gefertigten Gehäuse. Die Puppe athmet durch drei vergrösserte offene Stigmen (2, 3, 4 des Abdomens), welche schon bei der Raupe ausgezeichnet sind. Die beobachtete Art schliesst sich den genannten eng an. Ich 1) Die Versuche, die Art bestimmt zu erhalten, sind leider ver- geblich, gewesen. 2) DE Geer, Memoires pour servir ä l'histoire des insectes, 1752, T. 1, p. 517—41, tab. 37. 3) .1. Wood-Mason, Some account of the „Palan Byoo" or „Teiii- doung Bo" (Paraponyx orysalis)^ Calcutta 1885. 626 et- W. MÜLLER, fand dieselbe ausser bei Blumenau bei Porto bello an der Küste in flachen Gräben und Pfützen, wo sie an einem dort häufigen Gras lebt. Die Raupe erreicht eine Länge von 14 mm, sie ist blass, durch- scheinend, bietet, abgesehen von den Tracheenkiemen, nichts Auf- fallendes. Die Kiemen zeigen eine ähnliche Gestalt wie bei straüotata und oryzalis, bestehen aus einem gewöhnlich fingerförmig getheilten, selten einfachen Stamm ; die Zahl der Aeste steigt auf 5, sie finden sich in folgender Anordnung: sie stehen in drei horizontalen Reihen, deren oberste (suprastigmale, spst.) weit oberhalb der Stigmenreihe liegt; die zweite (infrastigmale, ifst.) liegt dicht unter der Stigmen- reihe, die dritte (pedale, ped.) liegt noch tiefer, dicht über der Basis der Füsse. In der spst. und ifst. Reihe finden wir an den typisch gebauten Segmenten (2 — 11) eine Kieme nahe dem vordem, eine nahe dem hintern Segmentrand (ant. und post.); in der pedalen Reihe ge- wöhnlich nur eine nahe dem hintern Segmentrand. Gestalt und An- ordnung der Kiemen ist nun in den verschiedenen beobachteten Stadien die folgende: 1) Drittletztes Stadium (das jüngste beobachtete): Spst. ant. fehlt, Spst. post. einfach, Ifst. ant. zweitheilig, Ifst. post. einfach, Ped. i)ost. zweitheilig. 2) Vorletztes Stadium: Spst. ant. zweitheilig, Spst. post. zweitheilig, Ifst. ant. dreitheilig, Ifst. post. zweitheilig, Ped. post. zweitheilig. 3) Letztes Stadium: Spst. ant. dreitheilig, Spst. post. zweitheilig, Ifst. ant. vier- oder fünftheilig, Ifst. post. dreitheilig, Ped. post. drei- theilig. Vergleichen wir kurz die gleichen Kiemen in den verschiedenen Stadien, so hat Spst. ant. nacheinander 0, 2, 3, Spst. post. 1, 2, 2, Ifst. ant. 2, 3, 4, Ifst. post. 1, 2, 3, Ped. post. 2, 2, 3 Aeste, woraus sich ergiebt, dass die Vermehrung eine ziendich stetige ist, die Zahl der Aeste gewöhnlich, so weit sie überhaupt zunimmt, sich um 1 vermehrt. Nur Spst. ant. macht eine Ausnahme, da die Kieme gleich zweitheilig auftritt. Wie gesagt, fehlt gewöhnlich ein Ped. ant., doch kommt nicht selten auch an der betreuenden Stelle eine einfache Kieme vor, und zwar an den fusslosen Segmenten, viel seltener an denen mit Füssen ; wo die Kieme fehlt, was, wie gesagt, der gewöhnliche Fall, finden wir an ihrer Stelle ein dichtes Tracheengeflecht. Dasselbe dürfte als rudi- mentäre Kieme zu deuten sein; das häufigere Auftreten der Kieme an fusslosen Segmenten weist darauf hin, dass die Rückbildung im Zusammenhang mit der Bewegung erfolgt ist. Beobachtungen an im Wasser lebenden Schmetterlingsraupen. g27 Vergleichen wir mit der hier beschriebeuen Anordnung der Kiemen die bei orysalis und stratiotaia, so zeigt sich zunächst eine fast voll- ständige Uebereinstimmung mit orysalis (1. c. p. 8); leider macht DE Gekr keine genauen Angaben über die Anordnung bei stratiotnta. Wie aus der Figur ersichtlich, finden sich die Kiemen ebenfalls am vordem und hintern Segmentraud, doch sollen sich an jedem Segment G oder 8 Kiemenbüschel finden, ohne die einfachen, unverzweigten, eine Angabe, deren Richtigkeit ich einigermaasseu bezweifle. Die Stigmen sind entweder wohl entwickelt, sogar im letzten Stadium auffallend gross, so diejenigen von 2., 3. und 4. Abdoiniual- segment, oder sie sind nur als kleine, pigmentirte Punkte erkennbar, so die übrigen Abdominalstigmen, oder sie sind überhaupt nicht ohne weiteres nachweisbar, so die Thoracalstigmen. Die Unterschiede zwischen den Abdominalstigmeu waren bereits deutlich bei den jüngsten von mir beobachteten Raupen, wurden mit jeder Häutung deutlicher. Wie gesagt, finden sich die gleichen Unter- schiede bei den beiden andern bekannten Arten. Die Unterschiede sind ohne Bedeutung für das Raupenleben, bereiten lediglich die Ver- hältnisse bei der Puppe vor; alle Stigmen, auch die grossen, sind ge- schlossen, auch wenn die Raupe für einige Zeit aus dem Wasser geht (um ein Gehäuse zu bauen), so bleiben die sämmtlichen Stigmengänue unwegsam, die Stigmen verschlossen. Auch vermag die Raupe nicht längere Zeit ausser Wasser zu leben, auch nicht in mit Feuchtigkeit geschwängerter Luft. Ueber die Lebensweise der Raupe ist noch Folgendes zu be- merken: Diesell)e lebt, wie gesagt, an einem in flachen Gräben etc. wachsenden Gras ' ), fertigt sich aus den Blättern der Futterpflanze ein Gehäuse, das aus einem zusammengefalteten Blattstück, dessen Ränder mit einander durch Gespinnst verbunden sind, besteht (Fig. 12). Will sich die Raupe ein Gehäuse fertigen, so begiebt sie sich gewöhn- lich aus dem Wasser, da die Blätter meist oder wenigstens häufig aus dem Wasser herausragen, schneidet die Spitze des Blattes gerade ab, macht dann in angemessener Entfernung, das heisst, etwas weiter vom ersten Schnitt, als sie selbst lang ist, einen queren Einschnitt, bei dem sie au beiden Seiten nur einen sehr schmalen Streifen stehen lässt (Fig. 12). In Folge dessen klappt das Blatt zusammen, und zwar fällt in Folge der Faltung des Blattes obere Seite auf obere 1) Ich habe dasselbe nie blühen sehen, konnte deshalb auch nicht an eine Bestimmung denken. 628 G. W. MÜLLER, Seite. Das Thier braucht jetzt uur noch die Ränder durch Gespinnst mit einander zu verbinden, das Blatt an entsprechender Stelle ab- zuschneiden, um ein bequemes, flaches, röhrenförmiges Gehäuse zu besitzen. Schliesslich wird die Röhre noch au einem Ende durch Ge- spinnst geschlossen. Junge Thiere, welche keine genügend schmalen Blätter finden, verfahren etwas anders; sie heften die gegenüberliegenden Ränder eines Grasblattes aneinander, brauchen also nur ein Blattstück von der einfachen, nicht von der doppelten Länge des Gehäuses. Das Gehäuse erfüllt übrigens für die Raupe einen doppelten Zweck, einmal schützt es dieselbe, dann aber liefert es den für die Athmung nöthigen Sauerstoff. Für letztere Annahme lassen sich eine ganze Reihe von Gründe anführen : 1) Zunächst ist ein Wechsel des Wassers in der nur au der Mündung offenen Röhre so gut wie ausgeschlossen , da die Raupe keinerlei Athembewegung ausführt, das Wasser müsste deshalb sehr bald zur Athmung durchaus ungeeignet sein. 2) Die Raupe fertigt sich sehr häufig ein neues Gehäuse, viel häufiger, als es durch ihr Wachsthum bedingt wird, sorgt so stets für lebende Blattstückchen. 3) Sie hält sich fast ausschliesslich in der Sonne ausgesetzten Gräben etc. auf, eine Thatsache, die mir besonders auffällig wurde bei einem theils beschatteten, theils offen liegenden Tümpel ; sie war hier fast ganz auf den offenen Theil beschränkt, obwohl sie in dem beschatteten reichlich Futter gefunden hätte. 4) Schliesslich streckt sie in der Nacht, wo das Gehäuse keinen Sauerstoff abscheidet, den Körper weit aus dem Gehäuse hervor, schlägt heftig mit ihm hin und her, eine Gewohnheit, welche augenscheinlich die Bedeutung hat, den Kiemen frisches Wasser zuzuführen. Bei Tage habe ich diese Gewohnheit nie beobachten können. Aehnlich dürfte sich stratiotata verhalten, de Geer sagt, dass das Gehäuse, nach allen Seiten offen, dem Wasser freien Zutritt ge- währt, von Athembewegungen erwähnt er nichts, dagegen erzählt er, dass das l'hier, während er es zeichnete, wo es also augenscheinlich aus dem Gehäuse genommen war, mit dem vordem Körperende hin und her schlug. Zur Verpuppung fertigt sich die Raupe ein ähnliches Gehäuse wie Hydrocampa; sie öffnet das Raupengehäuse an der einen Längs- seite, befestigt es derart an ein lebendes Blatt, dass eine Röhre ent- steht, deren Durchschnitt etwa ein gleichschenkliges Dreieck bildet, Beobachtungen an im Wasser lebenden Schmetterlingsraupen. 629 verschliesst diese Röhre an beiden Enden dicht. Innerhalb dieser Röhre spinnt dann die Raupe eine dichte Hülle aus weissem (luft- haltigem) Gespinnst. Das Gehcäuse wird mit Vorliebe au der Ober- fläche des Wassers, resp. dicht über derselben angelegt, derart, dass es bei wechselndem Wasserstand sich bald unter, bald über dem Wasser befindet. Die Puppe, welche, wie die der andern Arten, drei Paare von offenen Stigmen hat, besitzt die Fähigkeit, sich vor dem Aus- schlüpfen des Schmetterlings zum Theil aus dem Gehäuse heraus- zuarbeiten, doch scheint sie das nur zu thun, wenn sich das Gehäuse zur Zeit des Ausschlüpfens unter Wasser befindet. Rückblick. Die Raupen von Hydrocampa nymjjltaeata zeigen eine Art der Anpassung an das Wasserleben, wie sie bisher von keiner Schmetter- lingsraupe oder Insectenlarve überhaupt, soviel ich weiss, bekannt war, das Thier hat während eines Theiles des Raupenlebens eine Haut- athmung, während des andern Theiles eine Stigmenathmung. Ent- sprechend ändert sich die Structur der Haut. Die Raupe von Fara- ponyx sp. ist für ihre Athmung auf den von den Wänden des Gehäuses abgeschiedenen Sauerstoff' angewiesen; ich glaube, dass wir diesen Satz ohne weiteres auf alle im Wasser lebenden Schmetterlingsraupen, welche sich ein Gehäuse aus Blattstückchen bauen, anwenden können, also auch auf Hydrocampa und Cataclysta. Bei den Puppen aller genannten Arten sind einzelne Stigmen, und zwar die des 2. und 3. oder 2. — 4. Abdominalsegmeuts, stark vorgewölbt, nur diese Stigmen sind offen, vermitteln allein den Gas- wechsel ; ferner ist bei allen die Puppe von weissem, lufthaltigem Ge- spinnst umschlossen. Bereits früher sprach ich die Ansicht aus, dass die Athmung in der Weise erfolgt, dass zunächst ein Gaswechsel zwischen der Luft des Gespinnstes und dem umgebenden Medium, eventuell dem anliegen- den lebenden Pflanzentheil stattfindet, weiter von Gespinnst zum Stigma. Als weitern Grund für diese Annahme will ich die That- sache anführen, dass die Puppe die Luftathmung nicht entbehren kann, dass sie, aus dem Gespinnst genommen und in das Wasser geworfen, bald stirbt. In der Luft kann sie sehr wohl weiterleben, wenn man nur dafür Sorge trägt, dass sie mit Feuchtigkeit geschwängert ist. 630 ^- ^ • MÜLLER, Beobaclitiingen an im Wasser lebenden Sclimetterlingsraupen, Erklärung der Al)lbil(liiiigeii. Tafel 28. Fig. 1 — 5. Hydrocampa nympJiaeaia. Structur der Cuticnla. 1. Erstes Stadium, ganzes Thier, die Höcker im Profil oder HalL- profil. Vergrösserung 1 500. 2. Letztes kiemenathmendes Stadium , nach abgeworfener Haut. GOO. 3. Erstes luftathmendes Stadium, sonst wie 2. 4. Letztes luftathmendes Stadium (letztes überhaupt), sonst wie 2. 5. Höcker desselben Stadiums von der Seite und von oben. 1500. Fig. r; — 9. Cataclysta lemnae. Structur der Cuticula, freihändig ge- zeichnet bei Seibert V. Vergrösserung etwa 1000. G. Erstes Stadium. 7. Zweites Stadium. 8. Drittes Stadium (erstes luftathmendes) von der Seite (a) und von oben (b). 9. Letztes Stadium vor der Verpuppung. Fig. 10. Cataclysta sp., Puppe mit Gehäuse, Durchschnitt, halb schema- tisch. 2 mal. Fig. 11. Verschluss des Gespinnstes, von oben. Fig. 12. Paraponyx sp., Anfertigung des Raupengehäuses und Gehäuse, schematisch. Nachdruck verboten. lieber setzuiigsr echt vorbehalten. Die KorallriflPe von Dar-es-Salaam und IJmgegeDd. Von Dr. A. Ortiiiann. Hierzu Tafel 29. Meine hauptsächlichste Absicht, als ich mich im November 1890 nach Ost-Afrika begab, war es, die dortioeu KorallriÜe zu studiren, und ich fand auch an den verschiedenen Orten Gelegenheit, solche zu besuchen. Aber nur in einem beschränkten Gebiete war es mir möglich, ausge- dehntere und systematische Untersuchungen vorzunehmen, nämlich in der Umgebung von Dar-es-Salaam, dem Hnuptorte des deutschen Küstengebietes, wo ich mich über zwei Monate ununterbrochen aufhielt. Alle andern Localitäten wurden nur vorübergehend, theilweise nur im Vorbeifahren in Augenschein genommen. Als solche sind zu nennen: die TodteninseP) bei Zanzibar (am 19. December 1890), die Songa- Songa-Insel, im Süden der deutschen Besitzungen, zwischen der Insel Mafia und der Stadt Kilwa Kivindje (am 27. December), die Amanabank vor der Rhede von Kilwa (am 2. Januar 1891). Auch noch weiter im Süden, bei L i n d i und M i k i n d a n i , konnte ich einige Beobachtungen machen (am 29. — 31. December), die sich aber nur auf fossile (resp. subfossile) Ritfe beziehen. Meine Ausführungen im P'olgenden berücksichtigen demnach wesent- lich die Verhältnisse bei Dar-es-Salaam. Die dortigen Riffe zerfallen in Bezug auf die praktische Untersuchung in die eigentlichen Strand- riffe, die zu Fuss leicht zu erreichen sind, und in diejenigen, welche mit den der Küste vorgelagerten kleinern Inseln in Zusammenhang 1) Ins. Chapani der englischen Seekarten, 632 A. ORTMANN, Stehen, und die nur mit Fahrzeugen zu erreichen sind. Letztere konnten einer eingehendem Untersuchung nicht unterworfen werden, da mir geeignete Fahrzeuge nicht zur Verfügung standen, und der einzige Versuch einer grossem Expedition auf solche Inseln (Sinda-Ins.) durch die Ungunst der See, die vom Nordost - Monsun aufgewühlt wurde, vereitelt wurde. Die dem Strande von Dar-es-Salaam unmittelbar an- liegenden Riffe konnte ich dagegen in ausgedehntestem Maasse besuchen, und zwar richtete ich meine Excursionen meist so ein, dass ich zur Springebbe an mehreren Tagen hinter einander aufbrach und an Ort und Stelle möglichst weit mit dem zurückweichenden Wasser und schliesslich bis zum halben Körper und tiefer in dasselbe hinein vordrang. Leider war ich ganz auf mich allein angewiesen. Neger als Arbeiter zu gewinnen, war bei dem Mangel an Arbeitskräften überhaupt kaum möglich, und ausserdem wurden alle meine dahin abzielenden Vorschläge von den Eingeborenen für köstliche Spässe gehalten, die aber ihrer Meinung nach nicht ernst gemeint sein konnten ^). Von den ansässigen Euroi^äern interessirte sich allerdings mancher für meine Studien, aber die Zeit, in der die Springebbe einzutreten pflegte, war die denkbar ungünstigste, da der niedrigste Wasserstand in den nächsten Tagen nach Voll- oder Neumond in die heissesten Mittagsstunden fiel. Es blieb mir somit nur mein persönlicher Diener, ein ca. 16-jähriger Suahilineger, übrig, der mich dann auch regelmässig auf die RiÖe be- gleiten musste. Er sah zwar meiner Beschäftigung theilnahmlos zu, doch konnte ich ihn zum Transport der erbeuteten Sachen verwenden ^). Das Sammeln selbst, das Absprengen der lebenden Korallblöcke von der Unterlage mit Hammer und Meissel, sowie das Sammeln der übrigen Riif- Fauna fiel mir allein zu. Die ßiffe von Dar-es-Salaam im Allgemeinen ^). Die Riffe, welche den Aussenstrand von Dar-es-Salaam begleiten, werden in eine nördliche und südliche Abtheilung von einem ca. 4 bis 10 Faden tiefen Kanal getheilt, welcher die Einfahrt in das innere 1) So ging es mir stets, wenn ich Eingeborenen zumuthete, irgend etwas für mich zu sammeln. 2) In die Brandung war er aus Furcht vor Haifischen nicht hinein- zubringen. Ebensowenig entschloss er sich, gewisse Objecto, z. B. See- .sterne und besonders Seeigel, mit den Händen zu berühren. '6) In der Suahilispracho giebt es für Korallrifie zwei Ausdrücke: fungu und muamba; so viel mir klar geworden ist, bedeutet das erstere mehr „Felsriff", das letztere mehr „Sandbank". Die Koralh-iffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. ß33 Hafenbecken bildet^). Dar-es-Salaam selbst liegt an der Nordseite des Innern Hafens, und demnach ist der Theil der Riffe, der nördlich von der Einfahrt liegt, direct zu Fuss zu erreichen. Nach einem felsigen Vorsprung, dem Ras Chokir, bezeichne ich diesen Theil als die Chokir- ban k , ihre östliche Ecke ist auf den englischen Seekarten 2) als No r t h Sand Head verzeichnet. Die Chokirbank erstreckt sich nördlich bis zu einem zweiten Felsvorprung, dem Ras üpanga. Hinter diesem mündet ein kleines Flüsschen, ebenfalls üpanga =') genannt. Die Mündung des- selben unterbricht das fortlaufende Strandriff, welches jenseits in etwas anderm Typus sich fortsetzt. Letztere Stelle besuchte ich ebenfalls häufig und nenne das dortige schön entwickelte Ritf: Upanga-Riff. Dasselbe ist nur nach Durchwatung der üpaugamündung zu erreichen. Südlich von der Hafeneinfahrt springt die Strandlinie weiter vor bis zum Ras Rongoni, vor dem wiederum lebende Korallen sich befinden, und schliesslich setzt sich das Strandriff weiter nach Süden fort; einen flüchtigen Besuch stattete ich demselben bei Ras Ndege, eine Tage- reise südlich von Dar-es-Salaam, ab, wo es dem Typus des Upanga- Riffes entspricht. Vor dem Strande liegen noch mehrere isolirte Riffe und Inseln. Zunächst finden sich quer ab vom Upanga-Riff die Daphne- Riffo, die sich bis zu ca. 2 Faden unter Niedrigemwasserstand er- heben und über welche ich am 20. December Gelegenheit hatte hinweg- zufahren. Vor dem Hafeneingang liegen die Makatumbe-In sein , etwas südlicher die Kendwa-Insel, deren Riffe mit dem Strandriff (bei Ras Rongoni) direct zusammenhängen ^), und etwas isolirt draussen die Sinda-Iuseln, an deren Innenseite ich zweimal Nachts vor Anker lag (22. December und 10. Januar). Upanga-Riff 5). Der Strand, dem das Upanga-Riff anliegt, wird von einer Bank alten, festen Korallenkalkes gebildet, die steil abstürzt und deren 1) Vgl. die beigegebene Karte. 2) Die von mir benutzte englische Admiralitätskarte (Blatt 674) wurde im Jahre 1874 aufgenommen. Dieselbe ist durchaus zuverlässig. Nur die Vertheilung von Fels- und Sandgrund, Bank und Lagune gerade auf der Chokirbank war nicht maassgebend. Es ist jedoch schon a priori anzunehmen, dass eben hier ganz neue Veränderungen stattfanden. 3) „üpanga" bedeutet in der Suahilisprache : Degen, Säbel, Schwert. 4) Am 30. Januar fuhr ich mit dem Dampfer „Jühlke", der Deutsch- Ostafrikanischen-Gesellschaft gehörig, zwischen diesen Liseln und dem Festlande hindurch. 5) Ich besuchte das Upanga-Riff am 7., 9., 10., 11. und 24. Februar. Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 42 634 A. ORTMANN, obere Kante sich im Mittel 5 m über dem höchsten Wasserspiegel befindet. Ueber dieser Bank liegt einige Meter landeinwärts eine zweite, die wohl ursprünglich ebenso stark war wie die erstere, jedenfalls aber etwas älter und daher stark verwittert und mit Vegetation bedeckt ist und weniger steil abfällt. Am Fusse der erstem Bank, die im Ganzen etwa 8—10 m steil abfällt, brandet zur Fluthzeit die See und hat dort tiefe Grotten und Höhlen ausgespült. Zur Ebbezeit tritt in mehr oder minder grosser Ausdehnung das davorliegende Riff zu Tage, welches in zwei deutlich geschiedene Theile zerfällt. An den Fuss des steilen Felsufers schliesst sich zunächst in der wechselnden Breite von ca. 30—50 m (und mehr) eine ziemlich ebene Terrasse an. Diese wird seewärts durch den mehr oder weniger steilen Abhang des Riffes begrenzt, der sich Anfangs meist zu einem etwas höhern Randwall erhebt. Die ebene Terrasse hat festen Korallkalk als Untergrund; über demselben sind jedoch ansehnliche Detritusmassen (wohl meist von der Brandung am Steilufer herrührend) abgelagert. Diese Massen werden festgehalten und verkittet durch eine reichliche Vegetation von See- gras, Tangen und Kalkalgen. Die so gebildeten Wiesen werden von den sogenannten Brunnen unterbrochen, die Klunzinger^) so schön beschreibt: tiefern (Vg bis 2 m) Stellen mit steilen Rändern, die meist einen reinen Sandgrund zeigen. Da die Terrasse durch den etwas erhöhten Rand, des Abhanges von der See getrennt ist, bleibt auf ihr, besonders in den Brunnen, zur Ebbezeit Wasser stehen, da dasselbe nur langsam durch die wenigen Kanäle, die den Randwall durchbrechen, abfliessen kann ; gewöhnlich tritt die Fluth schon wieder ein, ehe die Terrasse trocken gelegt ist. In dieser ganzen Zone fand ich keinerlei lebende Korallen; ihr Gedeihen wird wohl einmal durch den stets von der Brandung bei Fluthzeit bewegten Detritus, dann aber wohl auch durch das üppige Wuchern der Seegras- und Algen Vegetation beeinträchtigt. Charakteristisch für diese Zone sind die Kalkalgen 2). Der äussere, etwas (höchstens Vg m) erhabene Randwall fällt dann schräg zur Tiefe ab. Die obern Theile desselben werden bei 1) Bilder aus Oberägypten , der Wüste und dem Rothen Meere, 1878, p. 350. 2) Vgl. J. Wai.ther, Die Adamsbrücke und die Korallenriffe der Palkstrasse, in: Pbtermann's Mittheilungen, Ergänzungsheft 102, 1891, p. 19. — Die Kalkalgenlager scheinen also nur local vorzukommen, was der Beobachtung entspricht, dass benachbarte Riffe oft ein ganz ver- schiedenes Leben zeigen. Die Korallriflfe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 635 jeder Ebbe, also auch zu Nippzeit, von Wasser entblösst und bestehen, wie auch der ganze Abhang, aus festem Korallkalk mit zahlreichen losen oder mehr oder weniger mit der Unterlage verkitteten und so ein ausgedehntes System von Höhlen und Löchern bildenden Blöcken. Es entspricht diese Bildung völlig der von Klunzinger beschriebenen des Korallabhauges bei Koseir^). In den meisten jener Vertiefungen bleibt bei Ebbe Wasser zurück. Schon auf der Höhe des Randwalles finden sich einzelne lebende Korallen, die nach der Tiefe zu immer zahlreicher werden. Was nun das Vorkommen der lebenden Korallen im Speciellen anbelangt, so hat man zunächst Folgendes zu beachten. Am üpanga- Riff reicht die Nippfluth bis an den Fuss des Steilufers, die Springfluth ein bis zwei Meter höher herauf. Bei Nippebbe würde der obere Theil des Randwalles und z. Th. die Terrasse blossgelegt werden ; auf letzterer bleibt jedoch im Allgemeinen das Wasser zurück, da es nicht voll- kommen abfliesseu kann. Bei Springebbe wird ein grösserer Theil des Abhanges freigelegt. Auf der Terrasse, zwischen den Seegras- und Tangwiesen, die fort- während von Wasser bedeckt sind, finden sich, wie gesagt, keine lebenden Korallen. Interessant dagegen ist die Vertheilung derselben auf dem Abhang. Schon oben auf dem Randwall, in der Zone, die bei jeder Ebbe frei wird, finden sich einzelne Korallen, und gerade diese Vorkommnisse sind von besonderer Wichtigkeit, da ich consta- tiren konnte, dass — wie schon von andern Forschern beobachtet wurde — gewisse Korallenarten stundenlang den directeu Sonnen- strahlen ohne Wasserbedeckung ausgesetzt sein können, ohne dass ihre Lebensfähigkeit dadurch gestört wird*). Unter solchen Verhältnissen fand ich drei Arten: Pontes lutea, Coeloria sinensis und Goniastraea seychellensis. Besonders die erstgenannte ist für diese Zone des Ritfes charakteristisch und hat hier und in dieser Weise ihr häufigstes Vor- kommen. Alle übrigen hier vorhandenen Arten liegen niemals unbe- deckt vom Wasser frei an der Luft, sondern sie finden sich stets in den Vertiefungen, die bei Ebbe mit Wasser gefüllt bleiben =5). Als solche sind zu nennen : Coscinaraea monile, Montipora exserta, Pontes 1) 1. c, p. 355 fif. und J. Walthek, 1. c, p. 30. 2) Vgl. J. Walther, Die Adamsbrücke und die Korallenriffe der Palkstrasse, in: Petermann's Mittheilungen, Ergänzungsheft 102, 1891, p. 18. 3) Gewisse Arten liegen hier frei, ohne festgewachsen zu sein, in den Löchern. 42* 636 A. ORTMANN, echinulata, Madrepora erythraea, Favia ehrenhergi, Goniastraea reti- formis, Prionastraea pentagona und spinosa, Cijphastraea chalcidicum. Pontes lutea, Coeloria sinensis und Goniastraea seychellensis finden sich auch unter diesen Bedingungen. Alle die genannten Formen treten auch noch weiterhin in der Zone, die nur bei Springebbe frei- gelegt wird, auf, und auch hier kommen jene drei so vor, dass sie zeitweilig ganz unbedeckt vom Wasser sind. In den tiefern Lagen , dort wo bei Springebbe die Brandung steht ^), entwickelt sich nun das reichste Leben, und es war mir in- teressant, festzustellen, welche Formen hier die Hauptmasse des Riffes zusammensetzen. Hier ist nun vor allem die Goniastraea retiformis als diejenige Form zu bezeichnen, die im Wesentlichen zur Riff- bildung beiträgt: mächtige Blöcke, von 1—2 m Höhe und 3—4 m Durchmesser, ragen aus der Brandung hervor, und in den Spalten und Schluchten zwischen denselben haben sich die übrigen Korallen ange- siedelt. Vor allen ist da zu nennen die Madrepora horizontalis, deren dicke, meterweit horizontal ausgebreitete Platten sich an die Goni- asifraea-Blöcke ansetzen. Keine der übrigen Formen erreicht nicht diese Mächtigkeit. Ich erbeutete dort: Madrepora haimei, Coeloria lepto- ticha, Hydnopliora microconus, Pocillopora hempricJii, sowie die Mille- pora verrucosa und tenella, den Stylaster violaceus. Gewisse Weich- korallen (Älcyonium und Sarcophytum) bilden dort oft mehrere Meter im Durchmesser haltende Ueberzüge. Dass hiermit die Anzahl der überhaupt am Upanga-Riff vorhan- denen Formen bei weitem nicht erschöpft ist, dass in der Tiefe ein grosser Reichthum noch zu bestehen scheint, beweisen die von der Brandung ausgeworfenen todten, aber noch ganz frischen Blöcke. Ab- gesehen von den Formen, die ich in der Brandung selbst nachweisen konnte {Goniastraea retiformis und Madrepora horiBontalis) fand ich noch folgende: '^Astraeopora myriopJithalma, '^Montipora verrucosa, Montipora tuherculosa^ Porites echinulata (diesen auch oben), "^Madre- pora cylindrus, '^Echinopora hempricki, StylopJiora suhseriata. Die mit * bezeichneten wurden in grossen, mächtigen Blöcken und Platten gefunden. Einige andere Arten (besonders eine Seriatopora) konnte ich an unzugänglichen Stellen in der Tiefe erblicken, ohne ihrer hab halt werden zu können. 1) Die Brandung hat bei NO.-Monsun hier eine ganz ungeheure Gewalt, und es wird dadurch bewiesen, dass gerade eine sehr starke Wasserbewegung (nicht eine mittelstarke, wie Bourne will) das Korall- wachsthum begünstigt. Die Korallriflfe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 637 Cliokirbank^). Das Upanga-Riff wird südlich von der Mündung des Upanga- Flusses begrenzt: der feste Riffkalk verschwindet allmählich unter den SandmasseD, die in der Mündung abgelagert sind und eine weite, ziemlich ebene Fläche bilden, die bei Ebbe z. Th. trocken gelegt wird. Landeinwärts schhessen sich an die Grenze der Fluthzone die das Upanga-Thal weit hinauf bedeckenden Mangrove-Waldungen. An der Südseite der Upanga-Mündung erhebt sich das felsige Ras Upanga, und quer ab von demselben beginnt das Strandriff sich wieder zu ent- wickeln, das ich hier als die Chokirbank bezeichne, und das sich ununterbrochen bis zur Einfahrt in den Hafen von Dar-es-Salaam fort- setzt. Die Chokirbank zeigt äusserlich eine vom Upanga-Riff verschiedene Physiognomie, die aber im Wesentlichen sich auf die gleiche Bildung zurückführen lässt, hier jedoch durch ganz bestimmte Verhältnisse beeinflusst wird. Zunächst liegt dieselbe einem niedrigem, sanft ge- neigten, sandigen Strande vor, der nur an zwei Stellen von felsigen Klippen unterbrochen wird: dem Ras Upanga und dem Ras Chokir. Beide sind, wie ich unten ausführen werde, Theile eines gehobenen Riffes. Was die Chokirbank selbst im äussern Ansehen besonders auszeichnet, ist ihre bedeutende Breite. Von der durch die Grenze der Fluth und das Aufhören der Ufervegetation gekennzeichneten Strand- linie an erstreckt sich eine fast ebene Fläche hinaus gegen die See, die zur Ebbezeit mehr oder weniger, bis zu einer Seemeile Breite, freigelegt wird. Die Unterlage dieser Bank wird wohl durchweg von festem, todtem Korallkalk gebildet; jedenfalls tritt ein solcher an zahl- reichen Stellen zu Tage, besonders an der äussern Kante, gegen die See zu, und ist hier stellenweise etwas höher erhaben ^). Der grösste Theil der Bank ist jedoch von Detritusmassen bedeckt, die vor den felsigen Uferstellen aus gröbern Gerollen, meist jedoch aus Sand be- 1) Ich besuchte die Chokirbank besonders am 29. Januar, am 4., 14., 15., 16., 23. und 25. Februar, am 4. und 8. März. 2) Ueber diesen Randwall vgl. Faukot, Une mission dans la Mer Rouge et dans le Golfe d'Aden, in: Arch. Zool. exper. et gen. (2), T. 6, 1888, p. 117 — 133. Verf. glaubt, dass derselbe nicht durch stärkere Aufschüttung oder stärkeres Höhenwachsthum entstanden sei, sondern sein Vorhandensein dem Schutzmantel lebender Korallen gegen die Brandung verdanke. Am Upanga-Riff konnte ich aber gerade eine stärkere Aufschüttung am Randwall beobachten und halte diese für die einzige Ursache seiner Entstehung. 638 A. ORTMANN, steheu. Letzterer ist in der Nähe des Ufers, wo er bei jeder Ebbe völlig trocken liegt, nackt, weiter hinaus, an tiefem Stellen, die ihre Wasserbedeckung bei Ebbe behalten, ist er mit dichten Seegraswiesen bewachsen ; Tang und Kalkalgen treten hier zurück. Eigentliche Brunnen sind selten, treten jedoch hier und da in diesen Wiesen auf. Gegen die See zu senkt sich die Bank ganz allmcählich unter den Wasserspiegel und ist hier ebenfalls stark mit Seegras bewachsen. Zur gewöhnlichen Ebbezeit treten nur die dem Strande zunächst liegenden Partien der sandigen Bank, sowie weiter draussen einige felsige Bänke aus dem Wasser heraus, bei Springebbe werden weitere Flächen entblösst ; immer jedoch bleiben grössere Bassins, deren Grund mit Seegras bewachsen ist, und die hier und da Brunnen enthalten, von Wasser bedeckt. Gerade in diesen Vertiefungen, sowie an der Aussenseite der Bank, in einer Wassertiefe von Va bis 1 m bei Ebbe, finden sich diejenigen Korallen, die ich hier erbeutete; sehr selten, und nur bei tiefster Springebbe ragen deren Spitzen etwas aus dem Wasser vor, gewöhnlich bleiben sie untergetaucht. Nur an einer Stelle, quer ab vom Ras Upanga fand ich solche auf felsigem Grunde festgewachsen; aber auch hier von Wasser bedeckt. Im Uebrigen wachsen alle Formen im Seegras, auf saudigem oder kiesigem Grunde, und zwar, was das höchste Interesse beansprucht, mehr oder weniger locker ange- heftet, oft ganz lose und von den Wogen hin und her bewegt. Selbst grössere Blöcke von Psammocora, Lophoseris u. a. Hessen sich ohne Anwendung von Hülfsmitteln einfach vom Grunde emporheben, und bisweilen sah ich solche von 20—40 cm Durchmesser umgestürzt da- liegen, aber noch lebend und weiterwachsend. Dieses Vorkommen ist insofern beachtenswerth, als es beweist, dass grössere Korallblöcke recht wohl eines festen, felsigen Untergrundes, mit dem sie vollständig verwachsen, entbehren können — wenigstens gilt dies für gewisse Arten ^). Was nun die Korallfauna der Chokirbank im Einzelnen anbelangt, so fand ich auf felsigem Grunde festgewachsen an der oben erwähnten Stelle folgende: Porites lutea, Pontes solida, Madrepora vagabunda, Astraeosmilia connata, Gdlaxea fascicularis, und zwar alle in einzelnen 1) Vgl. hierzu J. Walther, Die Korallenriffe der Sinaihalbinsel, 1888, p. 473, wo für das Gedeihen von Rififkorallen ein fester Unter- grund als Vorbedingung angenommen wird, ferner : Sluiter, in : Natuurk. Tijdschr. Nederl. Ind. 49, p. 368, und J. Walthee, Adamsbrücke (1. c), p. 25 f. Die Koralliiffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 639 Stücken, nur die erstgenannte war häufiger. Im Seegras dagegen bilden einige Formen grössere oder kleinere zusammenhängende Bänke, die aus zahlreichen über und neben einander angehäuften Blöcken be- stehen; es sind dies: Montipora spongiosa, Psammocora ohtusangula, Lophoseris laxa. Viele dieser Blöcke sind völlig lose , andere nur locker angewachsen oder stecken mit der todten Basis in Sand und Kies. Zwischen und neben diesen Bänken, auf festerer Grundlage, todten Korallstücken etc. fand ich : Madrepora varidbilis, Echinopora hemprichi, Galaxea ellisi. Die übrigen Arten lagen durchweg locker im Seegrase, bisweilen auf diesem selbst angewachsen, so : Favia ehren- bergi, Pocillopora stibacuta, diese beiden überall in der Seegraszoue zerstreut. Einzeln fanden sich unter gleicher Bedingung : Ä/iems^/aea savlgnyana, Pontes nodifera, Cyphastraea chalcidicum, Leptastraea immersa. Viele Exemplare der letztern Arten waren völlig umwachsen, d. h. zeigten nach allen Seiten hin lebende Kelche, ein Zeichen, dass sie fortwährend von den Wogen bewegt wurden. Im Sande steckte Trachyphyllia geoffroyi, und frei auf dem Grunde lagen Diaseris distorta und Fungia dentigera. Goniopora planidata fand ich auf einer Schneckenschale, die von einem grössern Pagurus bewohnt war. In dieser Region erreichten ferner die Weichkorallen in zahlreichen Formen eine reiche Entwicklung^). In der Nähe des Einfahrtkanals in den Hafen von Dar-es-Salaam hören die lebenden Korallen auf. Es ist dies wohl eine Folge der Wirkung der in dem Kanal herrschenden Strömungen, die mit Ebbe und Fluth wechseln und bei Ebbe aus dem Innern Hafen Sand und Schlamm herausführen, was besonders zur Regenzeit stattfinden soll (vgl. die Scherm -Bildung im Rothen Meer). ßas Rongoni^). Auf der Südseite der Hafeneinfahrt erstreckt sich längs der etwa uordostwärts vorspringenden, meist steilen, felsigen Küste eine schmale Bank, die ähnlich gebaut ist wie der gegenüberliegende Theil der Chokirbank, d. h. im Wesentlichen aus nacktem Sand besteht, bei Ebbe meist frei wird und, soweit sie die Einfahrt begrenzt, keine lebenden Korallen zeigt. Der äusserste Vorsprung der Steilküste ist das Ras Rongoni. Vor demselben senkt sich die Bank seewärts 1) Vorwiegend die Gattungen: Anihelia, Xenia^ Ammothea, Ne- phthya, Älcyonium, Sarcophytum u. a. 2) Ich besuchte Ras Rongoni am 14. Januar und 26. Februar. 640 A. ORTMANN, allmählich ab bis zu 2 — 3 Faden Tiefe, um sich weiter hinaus wieder zu den Makatumbe-Inseln zu erheben. Die dem Ras Rongoni zunächst vorliegenden Theile, die bei jeder p]bbe frei gelegt werden, sind von grobem Geröll bedeckt, auch liegen hier einige mächtige Felsblöcke. Weiter hinaus tritt bei Springebbe ein felsiger und klippiger, aus altem Korallkalk bestehender, sehr unebener Grund zu Tage, und zwischen diesen Klippen, sowie etwas mehr nordwärts, der äussersten Ecke der Chokirbank gegenüber, finden sich auf demselben sandigen Grunde wie auf der Chokirbank, die gleichen Seegraswiesen. Die letztern zeigen eine ähnliche Fauna wie am letztgenannten Orte. Von Korallen kommt hier vor allen die für diese Seegraswiesen charakteristische Pocillopora subacuta vor, und ebenso findet sich hier Diaseris distorta. Von andern Formen erbeutete ich dort: Pontes reticulum, Pontes lutea, Stylophora pistillata, und zwar nur in ein- zelnen Exemplaren. Auf den Felsklippen festgewachsen kommt vor- nehmlich Tuhipora hemprichi vor, die hier bei Springebbe nicht selten völlig frei an der Luft liegt, ohne von Wasser bedeckt zu sein. Die TM&?/?>ora-Klumpen umsäumen die tiefen Stellen oft in dichten Massen. Zwischen ihnen finden sich einzeln: Prionastraea vasta, Favia ehren- hergi, Cypliastraca chalcidicum. Weitere Formen sind in einiger Tiefe vorhanden, besonders nach den Makatumbe-Inseln zu, doch konnte ich leider von diesen kein Material erlangen. Grehobeiie Korallriflfe Ost-Afrikas. Im Vorangehenden habe ich mehrfach von gehobenen Korallrifteu gesprochen. Bevor ich auf die Bildung der jetzigen Strandriffe und die Korallformation altern Datums eingehe, muss ich über diese An- zeichen einer Hebung im ostafrikanischen Küstengebiet überhaupt mich auslassen. Während mau früher aus gewissen Eigenthümlich- keiteu der Rifibildung Beweise abzuleiten suchte für eine Hebung oder Senkung des betreffenden Gebietes, liegt hier die Sache wesentlich anders. Durch eine ganze Reihe von Beobachtungen glaube ich nach- weisen zu können, dass in unserm Gebiete thatsächlich Hebungen, d. h. negative Strandverschiebungen stattfanden, beziehungsweise noch stattfinden, und auf Grund dieser Thatsache erübrigt es, die Wirkungen zu erkennen, die diese Hebungen auf die Korallriffe ausüben, im Gegen- satz zu solchen Gebieten, die positive Strandverschiebungen zeigen, Dass ich dieser Frage besonders nahe trete, hat bestimmte Gründe. Gewisse Rjtfbildungserscheinungen, besonders die Bildung von Atollen, Die Korallriflfe von Dar es-Salaam und Umgegend. Q4.\ wurden von den altern Autoren (Darwin, Dana) als Beweise für eine positive Strandverschiebung angesprochen. Dem gegenüber hat Guppy behauptet, dass Atolle nur in Hebungsgebieten sich bilden können, dass ihr Vorhandensein für eine negative Strandverschiebung beweisend sei. Neuerdings hat Langenbeck: ' ), wie ich glaube mit vielem Glück, nachgewiesen, dass die Grundlagen für Guppy's Theorie zum grössten Theil mit allen sonst beobachteten Thatsachen in Widerspruch stehen, und dass man zur Erklärung der Atollbildung auf die DARwm'sche Theorie zurückgreifen müsse. Wenn es somit als erwiesen erachtet werden muss, dass echte Atollbildungen nicht in Hebungserscheinungen ihre Ursache haben können, so liegt andrerseits die Frage nahe, welches wohl die Merkmale sind, die Hebungsgebiete charakterisiren, und da von derartigen Gebieten nur wenige genauer bekannt sind, so wird es um so interessanter sein, hier ein ausgesprochenes Hebungsgebiet ausführlich zu behandeln. Der zwingendste Beweis für eine vorhandene Hebung ist das Vor- handensein von früherm Meeresboden oberhalb des jetzigen Meeres- spiegels, in unserm Falle das Hervorstehen von festem Korallenfels über denselben. Nach Langenbeck (1. c, p. 172 f.) können sich Korallenbilduugen oft ziemlich bedeutend über den Meeresspiegel er- heben, ohne dass eine negative Bewegung dabei mitwirkt: durch Wogen und Wind werden Koralltrümmer und Sand aufgehäuft, die dann durch Sickerwasser zu einem festen Gestein umgewandelt werden. Dass letzteres in unserm Gebiete nicht der Fall ist, dass vielmehr der feste Korallfels, der oberhalb der Fluthmarke liegt, wirklich in loco entstanden ist, davon konnte ich mich vornehmlich am Ras Chokir bei Dar-es-Salaam überzeugen, und ich werde das Verhalten, wie es uns dort entgegentritt, ausführlicher darlegen. Ras Chokir-) bildet einen steilen, die sandige Strandlinie unter- brechenden Vorsprung von ca. 10—12 m Höhe. Der Fuss desselben ist bei jeder Ebbe völlig unbedeckt von Wasser, die Springfluth reicht etwa 3 — 4 m an der steilen Wand empor. Die W\and selbst setzt sich nun von unten nach oben folgendermaassen zusammen. Zu unterst liegt eine Bank festen Korallkalkes, die in verschiedener Mächtigkeit, meist jedoch etwa 2 m hervorragt und deren obere Grenze etwa im 1) R. Langenbeck, Die Theorien über die Entstehung der Korallen- inseln und Korallenritfe und ihre Bedeutung für geophysische Fragen, Leipzig 1890. Siehe daselbst auch die übrigen Literaturangaben. 2) Aehnlich scheinen die Verhältnisse bei Ras Upanga und Ras Rongoni zu liegen. 642 A ORTMANN, Niveau der Nippfluth liegt. Der Kalk ist stark von der Brandung zer- fressen, zeigt nur hier und da deutliche Spuren von Korallstructur, meist jedoch ein poröses, zerklüftetes Gefüge. In ihm finden sich stellenweise geschichtete Kalklager mit Muschelbreccien etc. ; es ist typischer alter Korallkalk, dessen ursprüngliche Masse durch die Thätig- keit der korallbewohn enden Fauna durchlöchert und zerstört ist, und dessen Lücken von mannigfachem, von Korallen und andern kalkab- scheidenden Organismen herrührendem Detritus ausgefüllt sind ^). Auf dieser festen Bank liegt, scharf von ihr abgegrenzt, eine sehr ver- schieden, von 2—6 m, mächtige Trümmerschicht. Dieselbe besteht im Wesentlichen aus groben Koralltrümmern, vielfach mit noch erkenn- barer Structur, dazwischen finden sich Korallsand, Muschelfragmente, sehr selten unverletzte Conchylieu. Die untern Schichten dieser Trümmermassen werden zur Springzeit von der Fluth bespült und sind stark ausgelaugt. Hierauf folgt, wieder in wechselnder Mächtigkeit von 3 — 5 m, eine Schicht feinen Dünensandes, der nach oben zu all- mählich eine tiefrothe Färbung annimmt (lateritisirt). Seine oberste Schicht ist stark mit Humus durchsetzt, und in ihr wurzelt eine Vege- tation von dichtem Gebüsch. Die Humusschicht ist stellenweise ganz schwarz, und in ihr finden sich zahlreiche, wohlerhaltene Seemuscheln mit weissen Schalen, letztere in einer Höhe von 10 — 12 m über dem Fusse der Wand und etwa 7 — 9 m über dem höchsten Wasserstande. Diese Conchylien sind identisch mit den noch jetzt in der Nähe lebenden ; ich konnte folgende bestimmen, die ich sämmtlich in der Nähe von Dar-es-Salaam lebend in der See fand : Murex inflatus Lmk., OUva bulbosa Mart., Fasciolaria audouini Jon., Strombus gibberulus Ij., Pterocera lambis L., Cypraea annulus L., Nerita plicata und eine Area (Barbatia) sp. Aus dieser Lagerung lässt sich Folgendes schliessen. Der feste Korallkalk ist als gewachsenes altes Ritf anzusehen und nicht durch Verkittung von Trümmern entstanden, da andernfalls sich nicht eine so scharfe Grenze zwischen ihm und den darüber liegenden Trümmer- massen constatiren Hesse, sondern ein allmählicher Uebergang statt- 1) J. Walther, Sinai, p. 42, Adamsbrücke, p. 24, hält die Thätig- keit der sclieerentragenden Krebse für besonders wichtig bei der Erzeu- gung dieses Detritus. Ich kann dem nicht beipflichten und halte die mechanische Zerkleinerung der Korallen selbst durch die Brandung für das wesentlichste Agens hierbei, ohne jedoch Thieren ihre Hülfeleistung dabei ganz abzusprechen. Holothurien, Würmer und Muscheln, weniger Krebse spielen dabei die Hauptrolle, Die Korallriffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 643 finden müsste. Ferner muss hier unbedingt eine Hebung stattge- funden haben. Einmal findet sich der alte Korallkalk in einer Zone, die bei jeder Ebbe freigelegt wird, und in der auf den benachbarten Riffen kaum noch lebende Korallen vorkommen. Dann aber ist zweitens die Trümraerschicht so mächtig und ragt so weit über den jetzigen Wasserstand heraus, dass wohl kaum anzunehmen ist, die Wogen hätten dieselbe so hoch aufgeschichtet. Drittens sind die gut erhalteneu Meeresmuscheln in der Humusschicht, 7 — 9 m über dem jetzigen höchsten Wasserstande, wohl der zwingendste Beweis für eine Hebung ^ ). Die Schicht Dünensand, die unter den Muscheln liegt, hat sich jedenfalls zu der Zeit gebildet, wo die Springfluth noch bis zu dieser Höhe reichte. Noch jetzt beobachtete ich am benachbarten Strande, dass gerade au den Stellen, die nur zu den Zeiten höchsten Wasser- standes von der Fluth bedeckt werden, in den Zwischenzeiten die Dünen- bildung am lebhaftesten ist: der von den Wogen herbeigeführte Sand trocknet sehr schnell und wird vom Winde zu kleinen Dünen ange- häuft. In höhern Lagen wird die Düuenbiklung , d. h. reine Sand- anhäufungen, sehr bald durch die üppige Strandvegetation verhindert. Wir haben also am Ras Cbokir Bildungen vor uns, die nur im Zusammenhang mit einer frühern Meeresbedeckung entstanden sein können, die aber jetzt sich ziemlich bedeutend über den Meeresspiegel erheben. Der eigentliche Riffkalk ist an dieser Stelle allerdings nur ganz unbedeutend gehoben ; dagegen konnte ich an andern Localitäten constatiren, dass ein ähnlicher fester Kalk viel beträchtlichere Hebungen erkennen lässt. Man kann nun zwar wieder für diesen mit Langen- BECK vermuthen, dass er eventuell aus Verkittung von Trümmermassen hervorgegangen ist, jedoch erscheint mir die Entstehung eines solchen festen Kalkes auf diese Weise etwas unwahrscheinlich. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass so ungeheure Trümmermassen, die so massige Kalkbänke abgeben können, zu so bedeutenden Höhen — wie ich gleich erwähnen werde — emporgeführt werden, und zwar allein durch den Wind, denn nur dessen Wirkung kann hier eben wegen der bedeutenden Höhe in Frage kommen. Schon bei der Schilderung des Upanga-Riffs habe ich eine Bank alten Korallkalkes erwähnt, deren obere Kante sich etwa 5 m über den Meeresspiegel erhebt. Ueber dieser, landeinwärts, liegt eine zweite 1) Diese Ablagerung entspricht vielleicht einem alten „Muthwall", vgl. J. Walther, Sinai, p. 469. Strand wall und Fl u t h w a 11 sind bei Dar-es-Salaam sehr schön zu unterscheiden. 644 A. ORTMANN, ältere Bank, die sich etwa 10 — 15 m weiter erhebt. Ganz ähnliche Verhältnisse, also etwa 5 — 10 m erhobene Korallbäuke finden sich bei den meisten der grössern und kleinern, der ostafrikanischen Küste vorgelagerten Inseln, besonders beobachtete ich es bei der Insel Cha- pani (Todteninsel) bei Zanzibar, ferner bei den andern, der Rhede von Zanzibar vorhegenden Inseln, bei den Makatumbe-Inseln und Hammond- Felsen, der Kendwa- und den Sinda-Inseln bei Dar-es-Salaam, bei vielen Inseln des Mafia-Canales, im südlichen Theil der Insel Mafia selbst, der Songa-Songa-Insel bei Kilwa. Am bedeutendsten sind die Hebungen des festen Korallenkalkes, die ich weiter im Süden bei Lindi und Mikindani beobachtete. Besonders bei Lindi findet sich alter Korallfels in ganz bedeutenden Höhen, 20 — 40 m und mehr über dem jetzigen Meeresspiegel; die ganzen Höhen südlich von Lindi, am rechten Ufer des dort mündenden Flusses scheinen so zusammengesetzt zu sein und zwar aus Korallbänken verschiedenen Alters. Leider ist dort wegen der dichten Vegetationsbedeckung eine nähere Untersuchung sehr schwierig. Beachten wir schliesslich noch, dass aus unserm und aus benach- barten Gebieten schon von anderer Seite Anzeichen von negativer Be- wegung angeführt werden (Gallaküste, Zanzibar, Songa-Songa-InseP), so kann wohl kein Zweifel mehr obwalten, dass unser Gebiet und wahrscheinlich ein grosser Theil der ganzen Ostküste Afrikas ein Hebungsgebiet ist. Die Hebung war bis in die jüngste Zeit vorhanden, ob sie noch andauert, dafür kennt man keine sichern Anzeichen. Doch will ich hier eine Mittheilung von Seiten einiger Europäer in Dar-es-Salaam anführen, die beobachtet haben wollen, dass im Allge- meinen jetzt die Fluth im Hafen von Dar-es-Salaam nicht mehr so hoch steige wie früher, d. h. vor einigen Jahren. Ob dies richtig ist, mag wohl vielem Zweifel unterliegen, schon aus dem Grunde, weil kaum anzunehmen ist, dass in so kurzer Zeit eine Verschiebung der Strand- linie sich bemerkbar mache. Jedenfalls wäre es aber anzurathen, hier- über weitere Beobachtungen anzustellen. An der Hand der englischen Seekarten vom Jahre 1874 lässt sich nichts derartiges nachweisen. I)ic Bildung der Rufe an der ostafrikanischen Küste. Wir kommen jetzt zur Erörterung der Frage, wie sich die Ritf- Inldung in Hebungsgebieten überhaupt und speciell an der ostafrika- nischen Küste gestaltet. 1) Vgl. Langenbeck, 1. c, p. 126. Die Koralliiffe von Dai-es-Salaam und Umgegend. 645 Sollen sich an einer aufsteigenden Küste Korallriffe bilden, so sind für'ihre Entwicklung insbesondere die Tiefenverhältnisse des an- liegenden Meeres bestimmend. Es ist seit lange bekannt, dass rift- bildende Korallen nur bis zu einer gewissen Tiefe eine gedeihliche Entwicklung linden; Guppy hat die untere Grenze dieser Zone be- deutend tiefer gelegt, als man bisher annahm, jedenfalls aber mit Unrecht. Guppy verwechselt offenbar die Begriffe: riffbildeude Korallen, riff bewohnende Korallen und S t ein korallen. Steinkoralleu ist ein rein systematisch-zoologischer Begriff; es giebt unter ihnen sowohl riö'bildende Formen, d. h. solche, die direct Riffen ihre Enstehung geben und die Hauptmasse derselben bilden^), als auch Formen, die nur die Riffe bewohnen und wegen ihrer geringen Mächtigkeit nicht wesentlich an der Vergrösserung der Riffe mit- arbeiten ^), und schliesslich solche Formen, die in grössern Meeres- tiefen vorkommen und deren Gedeihen völlig unabhängig davon ist, ob sich auch die für Riff'bildung sonst nöthigen Bedingungen vorfinden. Derartige Formen kommen z. B. auch in Gegenden vor, wo die niedrige Temperatur des Meerwassers ein Wachsthum anderer Korallen unmög- lich macht ^). Dieses verschiedene Vorkommen der Steinkorallen ist völlig unabhängig von ihrer systematischen Stellung: in vielen Gattungen kommen mehrere der genannten Formen zugleich vor. Wenn also Guppy in grössern Tiefen, als bisher angenommen wurde, Riff'korallen zu finden meinte, so ist er den Beweis schuldig gel)lieben, dass diese Formen wirklich riffTjildend sind ; es können ebensogut tiefenbewohnende Steinkorallen sein. Wie dem auch sei, jedenfalls ist festgestellt, dass Korallriffe nur bis zu einer gewissen Tiefe, am üppigsten von der Brandung bis etwa 20 Faden, gedeihen. An einer aufsteigenden Küste ge taltet sich dem- nach die Bildung so, dass zunächst sich an derselben Strandrift'e bilden, die sich so weit erstrecken, als die Meerestiefen nicht mehr betragen als jenes für das Entstehen von Riffen günstige Maass. Diese Strand- riffe werden allmählich über den Meeresspiegel emporgehoben, und gleichzeitig werden entsprechende neue Partien des Meeresbodens in das für Riffkorallen günstige Niveau erhoben, so dass, je mehr das feste Land vorrückt, um so weiter auch die Riffe vorschreiteu. 1) z. B. gewisse Porites-, Madrepora-, Goniastraea- u. a. Arten. 2) z. B. besonders Fungia- Arten. 3) z. B. Lophohelia prolifera an der norwegischen Küste , alle Mittelmeerkorall.eu, die Korallen der japanischen Inseln etc. 646 A. ORTMANN, Es ist leicht einzusehen, dass die horizontale Ausdehnung der Riffe, sowie ihre specielle Ausbildung direct von der Neigung abhängt, in der der Meeresgrund in die Tiefe abfällt. An einer Steilküste, wo dicht am Strande schon bedeutendere Meerestiefen angetroffen werden, ist die Zone, in der eine Riffbildung möglich ist, verhältnissmässig schmal, und die sich bildenden Riffe liegen dicht an der Küste; es können sich dort nur Strandriffe bilden, von denen die gehobenen am Strande dicht hinter und über einander liegen. An Küsten dagegen, wo der Abfall weniger steil ist, wo der Meeresboden auf weitere Strecken hin geringe Tiefe beibehält, können auch in einiger Entfer- nung vom Strande sich Riffe bilden ; ob sie sich, und in welcher Ge- stalt sie sich bilden, hängt dann von andern Factoren ab, unter denen besonders Meeresströmungen und Ablagerungen von Detritus eine Rolle spielen. Unter gewissen Bedingungen können sich dann auch Formen von Riffen herausbilden, die mit Barriereriffen und Atollen einige Aehnlichkeit haben, die sich jedoch von den typischen Vorkommnissen derselben, wie sie in Gebieten mit positiven Strandverschiebungen be- obachtet werden, besonders dadurch unterscheiden, dass der steile Ab- fall zu grossen Meerestiefen völhg fehlt und dass die Kanäle, bezw. Lagunen flach oder ausgefüllt sind ^) (vgl. Langenbeck, 1. c, p. 26 ff'.). In den von mir besuchten Gegenden Ostafrikas treffen wir beide Verhältnisse an : sowohl steil zu grossen Tiefen abfallende Küste, als auch flacheres Wasser vor der Küste in grösserer Ausdehnung. Im Süden, besonders bei Lindi und Mikindani, treten die Berge des Innern bis dicht an die Küste heran, der Abfall sowohl über als unter dem Meeresspiegel ist ein recht steiler: die 100-Faden-Linie zieht sich in geringer Entfernung von der Küste hin. Demgemäss ist auch nur für die Bildung schmaler Strandriff'e Platz, und am Strande findet man gehobenen Korallkalk in mehrern Stufen dicht über einander. Anders liegen die Verhältnisse bei Dar-es-Salaam und im Zanzibar-Kanal. Die lÜO-Faden-Linie, die von Süden her bis fast nach Dar-es-Salaam die Küste in ziemlicher Nähe begleitet, biegt hier nach Osten aus und zieht an der Ostseite der Insel Zanzibar weiter nach Norden. Der 1) Ich möchte für diese Gebilde überhaupt nicht die Ausdrücke Barriererift' oder Atoll angewendet wissen. „Flachseeriff'e" würde wohl eine passende Benennung sein. J. WAi/rnKR (Die Korallenriffe der Sinai- halbinsel, 1888, p. 462) nennt ähnliche Bildungen: „Pelagische Riffe", und ganz besonders laat Heilvrin, in: Proc. Acad. N. Sc. Philadelphia 1890, p. 313, den Charakter dieser Riffe richtig erkannt. Er nennt sie „patch reefs". Die Korallriffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 647 Zanzibar-Canal selbst zeigt nur Tiefen von 10 — 30 Faden. Wie die Bildung auch früher hier gewesen sein mag: jedenfalls erreicht zur jetzigen Zeit der Boden dieser Meerestheile fast durchweg die für das Korallenwachsthum günstige Zone, und demgemäss ist die Vertheilung der Riffe hier eine andere als im Süden. Zunächst er- reichen die Straudriffe bei Dar-es-Salaam eine viel grössere Aus- dehnung, wie wir es besonders bei der Chokirbank gesehen haben. Ferner finden wir, so z. B. vor Dar-es-Salaam und besonders etwas nördlich vor Konduchi, und dann weiter an der Südwest-Seite der Insel Zanzibar und im mittleren Theile des Zanzibar-Canales , bei Zanzibar selbst und in der Richtung nach Bagamoyo zu, zahlreiche Koralleninseln und -Riffe, die in einiger Entfernung von der Küste liegen. Alle diese Riffe bieten nirgends irgend welche Aehnlichkeit mit Barriereriffen : sie liegen regellos zerstreut, und ihre Bildung hängt unzweifelhaft von ganz localen Factoren ab, unter denen jedenfalls Detritusablagerung die Hauptrolle spielt. Auf solche Wirkungen wiid u. a. wohl auch das fast gänzliche Fehlen von Riffen am sandigen Strande von Bagamoyo und Sadaani zurückzuführen sein. Ueber die näheren Verhältnisse hierselbst kann ich keine Angaben maclien, da ich diese Localitäten nicht besuchte; jedoch mache ich darauf auf- merksam, dass in den Zanzibar-Canal von Norden und Süden Strö- mungen eindringen, die jedenfalls für die Rittbildung, resp. die Unter- drückung derselben von Bedeutung sind (vgl. die englischen Seekarten 640 a und b). Die vor Dar-es-Salaam liegenden Koralleninseln, nämlich die Maka- tumbe-Inseln mit den Hammond-Felsen und die Kendwa-Inseln, sind offenbar von dem Strandriffe nicht zu trennen. Zunächst ist das Meer zwischen ihnen und dem Strande so flach, dass z. B. die Kendwa-Insel bei niedriger Ebbe mit dem Festland in Verbindung steht und auch zwischen Makatumbe und Ras Rongoni sich kaum Tiefen über 2 Faden finden. Dann ferner bieten die Inseln mit ihren steilen Rändern, ihrer unter sich und mit den benachbarten Vorsprüngen des Festlandes (Ras Rongoni) gleichen Höhe völlig dasselbe Aussehen dar, so dass die Vermuthung nahe liegt, dieser ganze Complex habe früher in Zu- sammenhang mit dem Festlande gestanden und bilde die Reste eines einzigen, gleichzeitig gehobenen und dann von der Brandung zerstörten Riffes. Noch jetzt brandet an den Hammond-Felsen und Outer Maka- tumbe bei NO.-Monsun die See mit solcher Gewalt, dass von den kleinern hervorragenden Felsen mit der Zeit noch mancher zerstört werden wird. 648 A. ORTMANN, Ebenso wenig wie echte Barriereriffe kommen in dieser Gegend Atolle vor. Nur die Sinda- Inseln, sowie das dicht dabei liegende Kik- wero-Rift" bieten, auf der Karte betrachtet, eine annähernd ringförmige Gestalt dar. Die beiden Sinda-Inseln scheinen mir aber ebenfalls aus der Zertrümmerung einer grössern Insel hervorgegangen zu sein. Leider konnte ich die auf den englischen Karten gezeichnete Lagune nicht näher untersuchen: einige Tiefe scheint sie aber nicht zu besitzen. Das die Inseln umgebende Wasser, besonders nach dem Festlande zu, ist nicht tiefer als 10 Faden, und die Inseln selbst erheben sich so hoch, dass das Aussehen derselben von dem eines typischen Atolles in allen Punkten abweicht. Als charakteristische Erscheinung in einem Hebungsgebiet muss mau schliesslich die verschiedene Höhe der Riffe im Verhältniss zum Meeresspiegel ansehen. Wie die gehobeneu Riffe je nach ihrem Alter in verschiedener Höhe liegen, müssen auch die lebenden, da ihre Unter- lage zu verschiedenen Zeiten in die günstige Tiefenzoue gelangte, sich in verschiedenem Maasse der Oberfläche des Meeres nähern. Auch in unserm Gebiete haben wir diese Unterschiede schön ausgeprägt. Man findet Riffe, deren Oberfläche noch so tief liegt, dass ein kleinerer Dampfer über dieselben ohne Gefahr wegfahren kann: ich nenne die Daphne-Riffe bei Dar-es-Salaam sowie die Riffe südlich vor der Rhede von Kilwa, da ich selbst Gelegenheit hatte, gerade diese zu passiren. Andere Riffe erreichen eben die Oberfläche und werden nur bei Ebbe entblösst; ein solches ist die Amanabank bei Kilwa, sowie zahlreiche Riffe im Mafia-Canal und vor der Rhede von Zanzibar. Wieder andere erheben sich eben über den Hochwasserspiegel: als solches ist die kleine Insel Pombavu bei Songa-Songa zu nennen, auf der der Dünen- sand begonnen hat, sich mit Vegetation zu bedecken. Noch andere Riffe erreichen die verschiedenste Höhe über dem Meeresspiegel, wie wir bei der Schilderung der gehobenen Riffe gesehen haben. Zum Schluss gestatte man mir noch einige Worte über die Wir- kung von Detritusablagerung auf das Korallenwachsthum. Einerseits hat man als Grundsatz aufgestellt, dass Ablagerung von Detritus das Korallenwachsthum hindere, andrerseits in demselben gerade die Vor- bedingung erblickt, durch die Korallenansiedelungen ermöglicht werden, indem tiefer gelegene Theile des Meeresgrundes dadurch so weit er- höht werden, dass sie die für Korallen günstige Tiefenzone erreichen. Auf der Chokirbank bei Dar-es-Salaam habe ich, wie oben erwähnt, gefunden, dass Korallen nicht nur auf reinem, festem Felsgruud sich ansiedeln, sondern dass gewisse Arten ebenso gut auf saudigem Grunde, Die Korallriffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. G49 WO sie einer festen Unterlage entbehren, gedeihen, und es sind dies solche Arten, die z. Th. eine gewisse Mächtigkeit {Psammocora, Loplio- seris) erreichen und somit sich wesentlich au der Riffl)ildung betheiligen. Man wird also nicht allgemein behaupten können, dass Ablagerung von Detritus für das Korallenwachsthum schädlich sei, sondern nur dann, wenn derselbe stark von den Wogen bewegt wird und das Wasser trübt ^). Und in der That finden wir dies auch auf der Chokirbank bestätigt: die oben genannten Korallen wachsen nur da auf sandigem Grunde, wo dieser durch Seegrasvegetation einen gewissen Halt be- kommen hat und nicht von jeder darüber gleitenden Woge aufgewühlt werden kann. In tiefern Meerestheilen ist von einem solchen Auf- wühlen des Grundes ebenfalls keine Rede, so dass dort recht gut sich Korallen auf d siedeln können. Bei Dar-es-Salaam gestalten sich die Verhältnisse also folgender- maassen: Die Küste steigt langsam, die alten Strandrifte werden über das Niveau des Meeres erhoben, neue bilden sich von den aufsteigenden Theilen des Meeresbodens aus und schieben sich, z. Th. als isolirte Flachsee-Riffe ausgebildet, ziemlich weit hinaus. Die älteren gehobenen Riffe werden z. Th. von der Brandung zertrümmert und geben Ver- anlassung zur Bildung von der Küste vorgelagerten Inseln '^). 1) Aus diesem Grunde ist wohl auch die Theorie Walther's vom „Sandfangen" der ästigen Korallen zu verwerfen. Jedenfalls trifft der Satz (Adamsbrücke, p. 28): „Das Wesen der Riffbildung beruht im Sandfangen", für die Verhältnisse bei Dar-es-Salaam nicht zu. Bei Dar-es-Salaam beruht das Wesen der Riffbildung im Emporwachsen compacter Massen von Korallen. Aestige Korallen treten dort ganz untergeordnet auf und fehlen besonders an der Riff'kante fast ganz (1. c, p. 27). Ueber das Vorkommen der ästigen Korallen vgl. Klunzingee, Die Korallthiere des Rothen Meeres, 2, 1879, wo gerade die Arten der Gattung Madrepora grösstentheils (von 17 Arten deren 11) als in der Tiefe vorkommend angegeben werden. Vgl. auch Faurot (in : Arch. Zool. exp. gen. (2), T. 6, 1888). 2) Die Vei'hältnisse liegen in Ostafrika fast genau so wie auf den Sandwich-Inseln. Vgl. A. Agassiz, The Coral Reefs of the Hawaiian Islands, in: Bull. Mus. Comp. Zool., Vol. 17, 1889. Das von Agassiz als Barriereriff angesprochene Riff der Kaneohe-Bay (tab. 5) ist kein solches. Die von Agassiz gegebenen Lands chaftsbilder, besonders tab. 8, 9, 12, lassen sich geradezu auf Ostafrika übertragen. Zool. Jahrb. VI. Abtli. f. Syst. 43 650 A. ORTMANN, Die Korallfauiia yoii Dar-es-Salaam im Allgemciiieii. Ich erbeutete bei Dar-es-Salaam im Ganzen 44 Arten von Stein- korallen, die ich unten im Einzelnen auÖ'ühren werde. Von denselben sind 4 neu, darunter eine neue Gattung. Bei den übrigen zeigt sich, dass die dortige Fauna mit der des llothen Meeres am meisten verwandt ist. 33 der gefundenen Arten kommen dort auch vor, und es sind demnach nur 7 nicht im Rothen Meer heimisch. Von jenen 33 Arten kamen bisher — soweit bekannt — elf Arten nur im Rotheu Meer vor^). Eine Art war vom Rothen Meer und von Zanzibar bekannt^). Neun Arten fanden sich ausserdem noch an verschiedenen Stellen des ludischen Oceans: bei den Seychellen, Mauritius, Ceylon, Mergui-Ins.^). Zwei Arten gehen bis in das ost- asiatische Inselgebiet ^). Die übrigen zehn Arten treten in das Ge- biet des Pacifischen Oceans über und gehören zu den Arten mit weiter horizontaler Verbreitung^), Von jenen sieben im Rothen Meer nach dem Stande unserer jetzigen Kenntniss fehlenden Arten sind nur zwei aus dem Indischen Ocean bekannt, finden sich aber auch im pacifischen Gebiet*'). Die übrigen sind alles östlichere, pacifische Arten. Eine Art war bisher nur von den Philippinen und der China-See bekannt^), drei verbreiten 1) Fungia dentigera, Pontes nodifera, Goniopora planulata, Madrepora erythraea, Madrepora vagahunda, Prionastraea spinosa, Prionastraea vasta, CypJiastraea chalcidicum, Leptastraea immersa, Trachypiliyllia geoffroyi, Stylophora pistillaia. 2) StylopJiora subseriata. 3) Coscinaraea monile (Maur., Ceyl., Merg.), Siderastraea savignyana (Ceyl.), Pontes solida (Maur.), Pontes echinulata (Ceyl.), Astraeopora myriophthalma (Maur.), Montipora spongiosa (Ceyl.), Prionastraea pentagona (Ceyl.), Echinopora hemprichi (Seych.), Pocillopora hemprichi (Maui-.). 4) Favia ehrenbergi (Ceyl., China), Goniastraea reiiformis (Seych., Ceyl., Singapur, China). 5) Porites lutea, Montipora verrucosa, Montipora tuherculosa, Madrepora variahilis, Madrepora Jiaimei, Coeloria leptoticJia, Hydno- phora microconus, Goniastraea seychellensis , Galaxea fascicularis, Pocillopora favosa. 6) Montipora exserta (Ceylon , Torres - Str., Samoa) , Pocillopora Siibacuta (Seych., Neu-Caledonien). 7) Cycloseris distorta. Die Korallriflfe von Dar-es-Salaam und Umgegend. ß51 sich voD Singapur an ostwärts') und eine ostwärts von der Sunda- Strasse 2). Von den 44 gefundenen Arten sind also: 12 weit verbreitet, d. h. indo-pacifisch, von diesen fehlen 2 im Rothen Meer, 23 indische Arten, 2 davon gehen bis nach China, 5 rein pacifische Arten, 4 eigenthümliche Arten. Die Korallfauna von Dar-es-Salaam entspricht also völlig der geographischen Lage. Beachten wir ferner, dass Ceylon sich mehr an die pacifische Fauna anschliesst und dass Dar-es-Salaam mit den Seychellen und Mauritius eine grössere Anzahl der Rothen - Meer- Formen gemein hat, so wird eine Grenze zwischen einem östlichen und westlichen Gebiet zwischen Ceylon einerseits und der ostafrika- nischen Küste nebst Seychellen und Mauritius andrerseits zu ziehen sein. Systematische AufzUIiluiig der gefundenen Komllarteii. 1. Coscinaraea Tiionile (Foesk.) var, C. maeandrina M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 204. C. monile (Foesk.) Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 79, tab. 9, üg. 4, tab. 10, fig. 17. C. maeandrina M.-E. et H., Duncan, in : Journ. Linn. Soc. Zool., Vol. 1 7, 1884, p. 314. C. monile (Forsk.) Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 181. C. maeandrina M.-E. et H., Ortmann, ibid., Bd. 4, 1889, p. 495. Meine Exemplare weichen von einem typischen Exemplar von Koseir etwas ab: Kelchcentren nur 3—7 mm von einander eütfernt, aber ebenso tief wie bei dem typischen Stück, daher die Kelche enger erscheinend. Septalzähne gröber. Kolonie durchweg flach, aber unregelmässig bucklig, sich der Unter- lage anschmiegend. Akrogenes Wachsthum nur an den ältesten Theilen zu beobachten, wo die Platten eine Dicke von höchstens 2 cm erreichen. Hierselbst lassen sich auch Traversen beobachten. Upanga-Riff, oben, in kleinen Wasserlöcheru , nicht selten. Farbe braun. 1) Lophoseris laxa, Psammocora ohtusangula, Coeloria sinensis. 2) Qalaxea ellisi. 43* 652 A. ORTMANN, Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.); Mau- ritius (Üuncan); Ceylon (Ortm.); Mergui-Ins. (Dttncan). Vorkommen: Auf der Klippe, in der Nähe des Abhanges (KLZCi.). 3. Siderastraea savignyana (M.-E. et H.). Astraca savignyana M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 508 Siderastraea savignyana (M.-E, et H.) Klunzinger, Kor. Roth. Meer., Bd. 3, 1879, p. 77. Sid. sphaeroidalis Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 4, 1889, p. 496, tab. 11, fig. 1. Die von mir beschriebene Sid. sphaeroidalis ziehe ich jetzt zu Sid. savignyana, da es mir unzweifelhaft erscheint, dass der wesent- liche Unterschied beider, die kleinern Kelche der erstem, nur dem eigenthümlichen, kugligen Wachsthum der Kolonie zuzuschreiben ist. Bei der vollkommnen Kugelform der Exemplare von Ceylon stehen die Kelche ringsum gedrängt und können deshalb sich nirgends frei aus- dehnen. Bei meinen Exemplaren von Dar-es-Salaam sind die Kolonie- formen massig, nur eines ist unvollkommen kuglig, die andern sind hemisphärisch, so dass sich an gewissen Stellen, besonders am Rande, die Kelche frei entwickeln können. Dort sind sie auch grösser (bis 4 und selbst 5 mm), während sie auf der Höhe der Kolonie meist nur einen Durchmesser von 2 — 3 mm haben. Die Kugelform tritt mehr bei kleinern Exemplaren auf, die durch ihre Leichtigkeit eher nach allen Seiten sich wälzen lassen. An grössern bemerkt man oft, dass sie erst etwa kuglig waren, dann aber, als sie schwerer wurden, fester auflagen und durch fortgesetztes Wachsthum nach einer Seite (oben) dann eine Halbkugel bildeten. Chokirbank, nicht selten, im Seegras auf Sandgruud frei liegend. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.); Ceylon (Oktm.). 3. Lophoseris laxa (Klzg.). Pavonia holetiformis Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, p. 327, tab. 22, fig. 7. Lophoseris danai M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 71. Pav. danae Vekrill, in: Bull. Mus. Comp. Zool. 1864, p. 55. Pav. laxa Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd, 3, 1879, p. 73. Pav. danae Verr., Studer, in : Mitth. Nat. Ges. Bern, 1880, p. 34. Loph. laxa (Kl.), Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 180. Chokirbank, im Seegras auf sandigem Grunde Bänke bildend. Die Korallriffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 653 Verbreitung: Singapur (Vekrill); Sulu-Sec (Dana); Duke of York-Ins. (Ortm.); Fidji-Ins. (Studer, Ortm.). 4. Cycloseris distorta (Michel). Diaseris distorta (Mich.) M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, ISCO, p. 55, tab. D. 12, fig. 4. Semper, in: Zeitschr. f. wiss. ZooL, Bd. 22, 1872, p. 209, tab. 21, lig. 2. Cycloseris distorta (Mich.) Quelch, Reef Cor., in: Chall. Zool., Vol. 16, 1886, p. 120. Bassett-Smith, in: Ann. Mag. N. H. (6), Vol. 6, 1890, p. 447. Meine sämmtlichen Exemplare zeigen die bekannten Bruchlinieii, oft in grosser Anzahl. Trotzdem ich eigens danach suchte, gelang es mir nicht, an Ort und Stelle Exemplare aufzufinden, die niemals zer- brochen waren. Chokirbank und Kas Rongoni, im Seegras auf sandigem Grunde, bei Springebbe in ca. V2 "^ Tiefe. Verbreitung: Philippinen: Canal von Lapinig bei Bohol, G bis 10 Fad. (Semper), Santa Cruz Major-Ins. bei Samboangan, 10 Fad. (QuELCii); China-See: Tizard-Bank, 28 und 43 Fad. (Bassett-Smith), 5. Fiingia dentigera Leuck. F. dentigera Leuck., M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 17. Lohactis dentigera (Leück.) Vekkill, in: Bull. Mus. Comp. Zool. 1864, p. 52. F. dent. Leuck., Klunzinger, Kor. Roth. Meer., Bd. 3, 1879, p. 64. Nicht: F. dentigera Ortmann, in : Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 178, letztere ist wohl Lob. danae Verrill. Chokirbank, im Seegras auf Sandgrund. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.). 6. Psammocora obtusangula (Lamk.). Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, p. 345. M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 220, tab. E. 3, fig. 3. QuELcn, Reef Cor., in: Chall. Zool., Vol. 16, 1886, p. 128. Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 182. Die Kolonien halten im Durchmesser bis 40 cm und werden 20 bis 30 cm hoch. Die einzelnen Klumpen sind kaum festgewachsen, oft von den Wogen umgestürzt und nach der andern Seite Aveiter- wachsend. Chokirbank, im Seegras, auf sandigem Grunde Bänke bildend. Farbe im Leben braun. 654 A. ORTMANN, Verbreitung: Singapur (Mus. Strassburg); Tongatabu (M.-E. H., Quelch); Samoa-Ius. (Ortm.). 7. JPorites reticulum nov. sp. Kolonie nicht gross, ca. 8 cm hoch, vom Grunde an ästig. Aeste senkrecht aufsteigend, gedrängt, 1 — 2 cm dick, sehr unregel- mässig, knollig-lappig, oft zusammenwachsend, besonders oben und dann blattartig-flach. Endverzweigungen kurz, knollenförmig, gerundet oder stumpf-spitzig. Kelche völlig oberflächlich an den untern Theilen und durchaus nicht vertieft. Mauern sehr dünn, linear, an den Spitzen der Zweige als feinesNetzwerk erscheinend, das sich über den ebenen, von Septen, Pali und Columella gebildeten Boden der Kelche erhebt. Pali von den Septalzähnen nur als undeut- licher innerer Kranz abgesetzt, zwischen ihnen eine Columella, die den Pali in der Entwicklung gleich kommt: daher Septalzähne, Pali und Columella gleich hoch. Grösse der Kelche etwas verschieden, die grössten etwas über 1 mm im Durchmesser. Ras Rongoni, einzeln im Seegras, locker angeheftet. 8. Porites lutea M.-E. et H. P. conglomerata Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, p. 561, tab. 55, flg. 3. P. lutea M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 180. Klunzingee, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 40, tab. 5, fig. 16. Quelch, ßeef Cor., in: Chall. Zool., Vol. 16, 1886, p. 184. Ortmanx, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 157. Ortmann, ibid., Bd. 4, 1889, p. 501. Upanga-Riff, oben, theils festsitzend, gewölbte Massen bildend, vom Wasser bei Ebbe unbedeckt, theils kugelförmig, frei (jüngere Exemplare). Chokirbank, auf Felsgrund, halbkuglige Massen. R a s R o n g 0 n i , ein junges, kugliges, freies Exemplar, im Seegras. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.) : Koseir (Klzg .) ; Ceylon (Ortm.) ; China - See : Tizard - Bank (Bassett - Smith) ; Philippinen : Mactan-Ins. (Quelch); Palau-Ins. (Ortm.); Fidji-Ins. (Dana); Tonga- tabu (M.-E. H.); Samoa-Ins. (Ortm.). Vorkommen: Am Abhang und auf der Klippe, trägt wesent- lich zur Bildung der Klippe bei (Klzg.). Die Korallriflfe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 655 9. Pof'ites nodifera Klzg. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 41, tab. 5. fig. 17, tab. G. % 13. Chokirbank, knollig-ästige Massen, locker im Seegras. Verbreitung: Rothes Meer (Klzg.). 10. Porltes solida (Foksk.). P. conglomerata (Esp.) M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 17;). P. solida (Foksk.), Klunzingee, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1870, p. 12, tab. 5, fig. 21, tab. 6, fig. 14. Nur ein einziges, aber typisches Exemplar. Chokirbank, auf Felsgrund. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.); Mau- ritius (Ortm.). Vorkommen: Am Abhang und auf der Klippe oben (Kr^zG.). 11. Forites echinulata Klzg. Kluxzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 43, tab. 5, fig. 18. RiDLBY, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (5), Vol. 1, 1883, p. 258. Oktmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 4, 1889, p. 501. Meine Exemplare scheinen ältere , weiter entwickelte Kolonien dieser Art darzustellen. Bei zweien erheben sich von der hügligen Oberfläche einzelne ca. 1 cm dicke und in einem Falle bis 4 cm hohe cylindrische, selbst wiederholt getheilte Säulen, deren Kelche dünnere und schärfere Mauern zeigen. Upanga-Riff, ein Exemplar (typisch) ausgeworfen, zwei weitere oben in Wasserlöchern. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.); Ceylon (Ridley). Vorkommen: Auf alten Korallenzweigen (Klzg.). 13. Goniopora i^lanulata (Ehübg.). a. lobata M.-E. et H., H. N. Cor., T. .3, 1860, p. 191. G. planulata (Ehrbg.) Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 45, tab. 5, fig. 24, tab. 8, fig. 23. Ortmanx, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 159. Mein Exemplar sitzt auf einer Schneckenschale auf, die von einem Pagurus (punctulatus) bewohnt wird. Es ist hemisphärisch gewölbt und zeigt daher nicht die typische Kolonieform der Art. Die Kelche sind jedoch (gegenüber andern Arten) flach, besonders an den Rand- theilen und sind ziemlich gleich gross, 3 — 4^2 nnm (M.-E. et H.: 3—4, Klzg. : 3—5), stimmen also mit dieser Art gut überein. 656 A. ORTMANN, Chokirbank, im Seegras, wohl vom Pagurus dahin geschleppt. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.). 13. Astraeopora pulvinaria (Lamk.), var. myriophthalma (Lamk.). Ä. myriopUhalma M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 168, tab. E. 2, fig. 4. Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 52, tab. 5, %. 31. Oktmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 160. Upanga-Riff, ausgeworfen. Verbreitung: typ.: Fidji-Ins. (Dana, M.-E. H.). Mir liegt ferner ein Exemplar von Ceylon (aus dem Mus. Madras) vor. var. myriopMhalma : Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.); Mauritius (Ortm.). Die typische pulvinaria ist im östlichen indo-pacifischen Gebiet noch nicht beobachtet, dagegen liegt mir von derselben ein Stück von Ceylon vor. Ein Exemplar des Mus. Strassburg von Fidji bildet den Uebergang von dieser zur var. myriophthalma. 14. Montipora verrucosa (Lamk.). Manopora verrucosa Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, p. 506. Montipora verrucosa (Lmk.) M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 214. Klunzinöer, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 35, tab. 5, fig. 14, 15, tab. 6, fig. 10, tab. 10, fig. 7. QuELCH, Reef Cor., in: Chall. Zool., Vol. 16, 1886, p. 176. Obtmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 155. Upanga-Riff, ausgeworfen , eine grosse , flache Platte mit welliger 01)erfläche. Verbreitung: Rothes Meer : Koseir (Klzg.) ; Mauritius (Ortm.) ; Fidji-Ins. (M.-E. H.); Tongatabu (M.-E. H); Honolulu (Quelch). var. compacta nov. Kolonie massig, mit grossen, gerundeten, kopfförmigen Buckeln auf der Oberfläche. Dar-es-Salaam, unter Bausteinen gefunden, wahrscheinlich von der Kendwa-Ins., resp. von Magagoni, eine Stunde südlich von Dar-es-Salaam stammend. 15. Montipora tuberctilosa (Lamk.). 31. tuherculosa (Lmk.) M.-E. et IL, H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 217. M. incrustans Bröcoeuann, in: Abb. Nat. Ver. Bremen, Bd. 5, 2, 1877, p. 398. Die Korallriflfe von Dar-es-Salaam und Umgegend. ß57 Studer, in: Mon. Ber. Ak. Wiss. Berlin, 1878, p. 588. M. tuierculosa (Lmk.), Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 32, tab. 5, fig. 13, tab. 6, fig. 4, tab. 10, fig. 4. Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 155. Ortmann, ibid., Bd. 4, 1889, p. 498. Zwei junge Kolooien, bei denen die Höcker des Cönenchyms noch sehr wenig entwickelt sind, die aber sonst mit den mir vorliegenden Exemplaren aus dem Rothen Meer und von Mauritius übereinstimmen. Upanga-Riff, ausgeworfen. Verbreitung: Rotlies Meer : Koseir (Klzg.) ; Mauritius (Beügge- MANN, Ortm.) ; Ceylon (Ortm.) ; Neu-Irland (Studer). Vorkommen: Am Abhänge und auf der Brandungszone (Klzg.). 16. Montipora spongiosa (Ehrbg). Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 38, tab. 5, fig. 10, tab. 6, fig. 3, tab. 10, fig. 10. M. erosa Dana ist hiermit nicht identisch. Mir vorliegende Exemplare von erosa (Fidji, Tahiti) unterscheiden sich sofort durch viel stärker coalescirende Zweige sowie durch die Erhebungen des Cönenchyms, die an den Endzweigeu Kanten, Leisten und Ecken bilden, so dass diese nicht fiugerartig-gerundet erscheinen. Chokirbank, weit draussen, bildet im Seegras kleine Bänke; eine Bank bei Springebbe mit den Spitzen aus dem Wasser heraus- ragend. Eine andere durchweg aus niedrigem, kurzästigern Stöcken bestehend. — Farbe braun, Kolonien sehr zerbrechlich. Verbreitung: Rothes Meer (Klzg.); ferner liegen mir Exem- plare von Ceylon (Mus. Madras) vor. 17. Montipora exserta Quelch. M. exserta Quelch, Reef Cor., in: Chall. Zool, Vol. 16, 1886, p. 174, tab. 8, fig. 5. M. scabriculoiäes Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 155. M. exserta Qu., Ortmann, ibid., Bd. 4, 1889, p. 499. Eine junge Kolonie, flach, etwas bucklig und gelappt, auch die Unterseite fast völlig mit Kelchen bedeckt, daher frei, von den Wogen bewegt. Upanga-Riff, oben, in Wasserlöchern. Verbreitung: Ceylon (Ortm.); Torres - Strasse (Quelch); Samoa-Ins. (Ortm.). 658 A- ORTMANN, 18. Madrepora (Isopora) cylindrus nov, s^jec. Kolonie aus wenigea, mehr oder weniger cylindrischen, unregel- mässigen, dicken Aesten bestehend, schwer. Die Aeste sind im Mittel 4—5 cm dick, gegen die Enden stumpf gerundet oder etwas ver- schmälert. Nirgends sind Endkelche zu beobachten. Die Kelche sind dichtstehend, ungleich, schief, sehr selten röhrenförmig, meist halbirt, löÖelförmig, mit schwach verdickter Aussenwand. Dazwischen sehr viele kürzere, ringförmige und völlig eingesenkte; die grössten haben P/j mm im Durchmesser. Durch die gedrängt stehenden, ungleichen, nicht röhrigen Kelche, sowie die mehr oder weniger cylindrischen, dicken Aeste von allen andern Arten der Untergattung Isopora (Studer, in : Mon. Ber. Akad. Wiss. Berlin, 1878, p. 535) leicht zu unterscheiden. Upanga-Riff, ausgeworfen. 19. Madrepora horizontal is nov. spec. Kolonie eine mächtige, solide, 2—3 m breite, V2 — 1 ^ lange Platte bildend, an Blöcken von Goniastraea refiformis seitlich ansitzend und sich frei horizontal erstreckend. Aussenrand in zahlreiche, schnell verwachsende, horizontal gerichtete Aeste von 1—2 cm Dicke zertheilt. Oberseite der Platte mit ziemlich zerstreuten, ca. 3—5 cm von einander entfernten, aufsteigenden, stumpf-konischen Aesten besetzt, die meist einfach sind. Gegen die Basis der Kolonie sind diese Aeste buckeiförmig, gerundet, ohne deutliche Endkelche, 2 — 4 cm dick. Gegen den Band werden sie schlanker, mit deutlichen Endkelchen, an der Basis 2 — 3 cm stark, sich gleichmässig verjüngend, bis 6 cm hoch. Kelche sehr dicht stehend, ungleich, schräg, meist kurz röhren- förmig (an den altern Theilen) oder dimidiat (an den Jüngern Theilen). Mündung rundlich oder schief. Zwischen diesen mehr oder weniger röhrigen Kelchen finden sich zahlreiche eingesenkte. Endkelche 2 bis 3 mm gross, etwa doppelt so gross wie die andern, halbkuglig ge- rundet, dickwandig, mit kleiner rundlicher Mündung. Auf der Unter- seite der Kolonie stehen die Kelche weniger dicht, sind meist kurz- röhrenförmig, gegen die Basis mehr warzenförniig, mit wenigen ein- gesenkten dazwischen. Dicke des von mir abgesprengten Theiles der Platte 5—6 cm, Länge 39 cm. Breite ca. 30 cm. Von der eiuigermaassen ähnlichen M. conigera (Dana, Exp. P^p., tab. 32 fig. 1) einmal durch längere Aeste der Oberseite, dann aber Die Korallriffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. ß59 durch gäDzlich verschieden» •- , vorherrschend röhrige Kelchform ab- weichend. Upanga-Riff, bei Springebbe in der Brandung. 30. Hadrepora erythraea Klzg. Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 14, tab. 3, fig. 5, tab. 4, %. 8, tab. 9, fig. 10. Upanga-Riff, oben, in Wasserlöchern. Verbreitung: Rothes Meer, Koseir (Klzg.). 31. Hadrepora variahilis Klzg. Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 17, tab. 1, fig. 10, tab. 2, fig. 1, 5. tab. 5, fig. 1, 3, tab. 9, fig. 14. Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 152. Ortmann, ibid., Bd. 4, 1889, p. 505. Ein junges, aus sechs Hauptästen von 5—6 cm Höhe bestehendes Exemplar. Chokirbank, auf kiesigem Grund zwischen Weichkorallen, in der Seegraszone. Verbreitung: Rothes Meer : Koseir (Klzg.) ; Ceylon (Ortm.) ; Tonga-Ins. (Oktm.) ; Samoa-Ins. (Ortm.). Vorkommen: In der Tiefe am Korallenabhang (Klzg.). 33. Madrepora vagahunda Klzg. Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 15, tab. 1, fig. 4, tab. 4, fig. 9, tab. 9, fig. 11. Eine jugendliche, 6 cm im Durchmesser haltende Kolonie stimmt recht gut mit dieser Art. Chokirbank, auf Felsgrund, festsitzend. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.). Vorkommen: Häufig auf der Klippe oder in Vertiefungen, oft frei (Klzg.). 33. Madrepora haimei M.-E. et H. M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 151. Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 21, tab, 1, fig. 9, tab. 5, fig. 4, tab. 9, fig. 16. Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 152. Upanga-Riff, bei Springebbe in der Brandung. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.) ; Singa- pur (Ortm.) ; Fidji-Ins. (Ortm.). 660 A. ORTMANN, Vorkommen: Am Abhang, in der obern Region (Klzg.)- 34. Coelor'ia sinensis M.-E. et H. C. sinensis M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 416. Stüdek, iu: Mon. Ber. Ak. Wiss. Berlin, 1877, p. 638. Stdder, in: Mittlu Naturf. Ges. Bern, 1880, p. 25. Maeandrina sinensis (M.-E. H.) Ortmaxn, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 171. Upanga-Riff, oben, bei Ebbe völlig frei werdend. — Mund- scheiben der Polypen grün. Verbreitung: Singapur (Studer, Ortm.); Chinesisches Meer (M.-E. H.) ; Galewostrasse (Studer); Samoa-Ins. (Ortm.). 35. Coeloria leptoticha Klzg. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 20. QuELCH, Reef Cor., in: Chall. Zool., Vol. 16, 1886, p. 95. Kaum von der vorigen Art verschieden. Längere Kelchthäler zahl- reich vorhanden, neben vielen umschriebenen Kelchen. Thäler etwas flacher, aber stellenweise ebenso wie bei voriger Art. Upanga-Riff, bei Springebbe in der Brandung. — Mundscheiben grün. Verbreitung: RothesMeer: Koseir (Klzg.); Tongatabu (Quelch). 26. Hydnophora rnicroconus (Lamk.), Monticularia microcona Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, p. 267, tab. 13, fig. 13. Hydnophora microconus (Lmk.) M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 423. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 21, tab. 3, fig. 1, tab. 9, fig. 12. Quelch, Reef Cor., in: Chall. Zool, Vol. 16, 1886, p. 95. Bassett-Smith, Ann. Mag. N. H. (6), Vol. 6, 1890, p. 371. Upanga-Riff, bei Springebbe in der Brandung. — Farbe braun. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.); Indien (M.-E. IL)'); Mergui-Ins. (Duncan); China -See: Tizard-Bank (Bassett-Smitii); Fidji-Ins. (Dana, Quelch). Vorkommen: Häufig in der Brandungszone der Klippe (Klzg.). 27. Favia ehrenbergi Klzg. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 29, tab. 3, fig. 5, 7, 8, tab. 9, fig. 1. 1) Exemplare von Ceylon (Madras-Mus.) liegen mir vor. Die Koralhiffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. QQl Oktmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 4, 1889, p. 520. Bassktt-Smith, Ann. Mag. N. H. (G), Vol. <;, 1890, p. 371. Upanga-Riff, oben, in Wasserlöchern. Chokirbauk, sehr häufig, einzeln zwischen andern Korallen. Entweder fast frei (oder auf Tang, Seegras etc. festsitzend) im See- gras oder fest auf Felsgrund. lias Rongoni, auf Felsgrund. — Mundscheibe grün. Verbreitung: Rothes Meer : Koseir (Klzg.) ; Ceylon (Ortm.) ; Mergui-Ins. (Duncan); China-See: Tizard-Bank (Bassett-Smith). Vorkommen: In der Brandungszone, oben auf der Korallklippe, also in der Nähe des Abhanges (Klzg.). 28. Goniastraea seychellensis (M.-E. et H.). Prionastraea setjchellensis M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 517. Studkk, in: Mou. Ber. Ak. Wiss. Berlin, 1877, p. 640. Goniastraea seychellensis (M.-E. H.) Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 33, tab. 4, fig. 3. Prionastraea seych. M.-E. H., Ridley, in : Ann. Mag. Nat. Hist. (5), Vol. 11, 1883, p. 255. Goniastraea seych. (M.-E. H.) Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 173. Ortmann, ibid., Bd. 4, 1889, p. 526. Upanga-Riff, oben, bei Ebbe frei liegend, nicht vom Wasser l)edeckt. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.); Seychellen (M.-E. H.); Mauritius (Ortm.); Ceylon (Ridley, Ortm.); Galewostrasse (Studer). 29. Goniastraea retiformls (Lamk.). G. reiiformis (Lmk.) M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 446. 6r. hournoni M.-E. et H., ibid. (var.). G. retiformis (Lmk.) Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 36, tab. 4, fig. 5. G. capitata Studer, in: Mittheil. Naturf. Ges. Bern, 1880, p. 28, fig. 8 (var.). G. retif. u. capitata Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 173. G. retif. Ortmann, ibid., Bd. 4, 1889, p. 527. G. hournoni M.-E. H., Bassett-Smith, in : Ann. Mag. N. H. (6), Vol. 6, 1890, p. 372. Mit G. retiformis vereinige ich sowohl hournoni M.-E. H. als auch capitata Stud. Meine Exemplare, die ich oben auf dem Upanga-Rilf sammelte, entsprechen der G. hournoni durch theilweise grössere (4—5 mm) und durchweg flachere Kelche. Die in der Brandung ge- 662 A. ORTMANN, sammelten zeigen meist die typische reticuJaris-Yorm, jedoch an vielen Stellen l)e()bachtet man grössere (4—5 mm) Kelche, sowie solche mit steiler abfallenden und etwas debordirenden Septen, die der G. capitata entsprechen würden. Auch liegt mir von dort ein plattenförmiges Stück vor, das flachere, jedoch nur 3—4 mm grosse Kelche aufweist. U p a n g a - R i f f , var. bournoni : oben, in Wasserlöchern, die übrigen sehr häufig 'in der Brandung (bei Springebbe) und dort mächtige, meter- hohe Blöcke bildend: an dieser Stelle die Hauptmasse des Rifies zu- sammensetzend. — Farbe braun. Verbreitung: Rothes Meer : Koseir (Klzg.) ; Seychellen (M.-E. II.) ; Ceylon (Ortm.) ; Mergui-Ins. (Duncan) ; Singapur (Studer, Outm.) ; China-See : Tizard-Bank (Bassett-SjMITh). Vorkommen: Am Abhang (Klzci. ). 30. Prionastraea pentagona (Esp.). Fr. melicerum (Ehrbo.) M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 521. Pr. pentagona (Esp.) Klunzingee, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 41, tab. 4, fig. 11, tab. 10, fig. 6. Oetmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 4, 1889, p. 529. Upauga-Riff, oben, in Wasserlöchern. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.); Ceylon Ortm.). Vorkommen: Auf der Klippe in der Brandungszone (Klzg.). 31. Prionastraea spinosa Klzg. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 39, tab. 4, fig. 7, tab. 10, fig. 5. Upanga-Riff, oben, in Wasserlöchern. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.). 32. Prionastraea vasta Klzg. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 38, tab. 4, fig. 8, 12, tab. 10, fig. 4. Mein Exemplar stimmt mit einem mir vorliegenden Originalexemplar Klunzin(!er's gut überein. Der Palikranz ist sehr undeutlich und der Beschreibung nicht entsprechend: bei dem Originale ist er jedoch genau so schwach entwickelt. Ras Rongoni, einzeln auf Felsgrund zwischen andern Korallen. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.). Vorkommen: Häufig auf der Klippe, in Brunnen in der Bran- dungszone (Klzg.). Die Koralliiffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. 663 33. Cypliastraea ehalcidicum (Forsk.). Ktjinzjngee, Kor. Roth. Meer, Bd. 3. 1879, p .53, tab. .5, fig. S, tab. K), %■ 11- Ortmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 174. Kelche au den buckligen Stellen, wie typisch, vorragend, an den (ibenen und gleiclnnässig gewölbten, wo sie entfernt stehen, aber oft fast eingesenkt. Kolonie oft ganz kuglig. Letztere Exemplare sind der C. mülleri M.-E. H. (Out.mann, in: Zool. Jahrb., Bd. 4, 1889, p. 530) sehr ähnlich. Upanga-Riff, oben, in Wasserlöchern, oft kuglig, frei. Diese Exemplare meist mit niedrigem Kelchen. Chokirbank, im Seegras, mehr oder weniger frei und kuglig, mit vorspringenden Kelchen. Ras Rongoni, auf Felsgrund, fest. Ein typisches Exemplar. Verbreitung und Vorkommen: Rothes Meer: Koseir, auf der Korallklippe (Klzg.). 34. Lexjtastraea immersa Klzg. Klünzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 8, 1879, p. 47, tab. 6, fig. 1. Zwei Blöcke mit den Durchmessern 18 und 21 cm, unregelmässig bucklig, frei. Chokirbank, im Seegrase. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.). Vorkommen: Auf der Klippe in Klüften der Brandungszone (Klzg.). 35. JEcJiiiiopora hemprichi M.-E. et H. (non Ehrbg.). E. hemprichi M,-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 623. E. Carduus Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 52, tab. 6, fig. 5, tab. 10, fig. 14. Upanga-Riff, eine mächtige Platte, ausgeworfen. Chokirbank, ein junges Exemplar auf kiesigem Grunde, zwischen Montipora spongiosa. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H): Koseir (Klzg.); Sey- chellen (M.-E. H.). 36. Tracliyphyllia geoffroyl (Aud). Tr. geoffroyi (Aud.) M.-E. et H,, H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 341. Haeckel, Arabische Korallen, 1875, tab. 2, fig. 2. Antillia geojf'r. (Aud.) Brüggemann, in : Ann. Mag. Nat. Hist. (4), Vol. 20, 1877, p. 308. Klünzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 12. 664 A ORTMANN, Von jungen Exemplaren von Tr. amarantus nur durch niedrigere Rippen und gleichmässigere Septen zu unterscheiden. Im Uebrigen finde ich keine Unterschiede und bin geneigt, beide zu vereinigen. Jedenfalls gehört unsere Art aber nicht einer andern Gattung an {Antillia Duncan, nach Brüggemann und Klunzinger, resp. Circo- phyllia subgen. Antillia Duncan ; l)ei letzterni würde sie sogar in einer andern Unterfamilie stehen). Eines meiner Exemplare besitzt eine mehrfach gelappte Wand, ganz in der Weise wie Tr. amarantus. Längster Durchmesser 7 cm, Höhe 41/2 cm. Epithek bald mehr, bald weniger entwickelt (abge- scheuert), bis zur halben Höhe der Kelche reichend. Chokirbank, frei im Sande steckend. — Weichtheile grünhch. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Golf von Suez (Brügge- mann); Tur (Haeckel). Astraeosmilia nov, gen. Am nächsten mit JDasypliyllia verwandt. Kolonie aus Kelchbündeln zusammengesetzt, die dicht gedrängt stehen und der Oberfläche ein astraeoidisches Aussehen geben. Einzel- polypen akrogen wachsend, durch Theilung nach dem ilfwssa-Typus sich vermehrend. Die Kelche sich schnell isolirend, aber noch lange durch die Wand und Rippen verbunden bleibend und erst spät sich völlig von einander trennend: daher Reihen, Gruppen und Bündel von verbundenen, umschriebenen Einzelkelchen bildend. Septen gezähnt, Zähne von innen nach aussen an Grösse abnehmend, debordirend. Coluraella vorhanden , spongiös. Rippen gut entwickelt. Traversen zahlreich, auch ausserhalb der Kelche zwischen den Rippen entwickelt, solange die Polypen noch vereinigt sind, und dort als rudimentäre P'ipithek aufzufassen. Von Dasyphyllia im Wesentlichen durch die langen, seitlich ver- bunden bleibenden Kelche und die fehlenden Colleretts verschieden. 37. AstraeostnUla connata nov, spec. Kolonie eine gewölbte, ca. 10 cm hohe und etwas breitere Masse bildend. Kelche dicht an einander liegend, gerundet, oval oder etwas gebuchtet, Reihen und Gruppen bildend, die durch Wand oder Rippen (mit exotliecalen Traversen) noch lange verbunden bleiben. Die ver- schiedenen Reihen und Gruppen ebenfalls dicht an einander liegend, mit nur wenige Millimeter breiten Zwischenräumen: aber in diesen ver- wachsen weder die Rippen, noch finden sich verbindende Exothecal- Die Korallriflfe von Dar-es-Salaam und Umgegend. (565 traversen, ein Zeichen, dass auch die Weichtheile völlig getrennt waren. Durchmesser der Kelche 1 — 2 mm. Septcu gezähnt, Zähne in der Nähe der Columella kleine, gerundete, echinulirte Lappen bildend ; nach aussen werden diese feiner, und auf dem obern, bogig-deborirenden Rande der Septen sind es nur feine Spitzchen. Columella gut ent- wickelt. Kippen leistenförmig, fein granulirt oder echinulirt. Chokirbank, auf Felsgrund. 38. Galaxea fascicularis (L). Anthophyllum fasciculatum, hystrix u. cuspidatum Dana, U. S. Exp. Exp. 1846, p. 399—402, tab. 28, fig. 2. Gal. fascicularis (L.) M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 227. Verrill, in : Bull. Mus. Comp. ZooL, 1864, p. 50. Studer, in: Mon. Ber. Ak. Wiss. Berlin, 1877, p. 637. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 78. Studer, in: Mitth. Naturf. G-es. Bern, 1880, p. 16. QuELCH, Reef Cor., in: Chall. ZooL, Vol. 16, 1886, p. 71. Ortmann, in: ZooL Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 167. Mein Exemplar stellt die typische fascicularis dar: an den drei vollständigen Septalcyclen mit rudimentärem vierten, den im Mittel 1 cm grossen Kelchen und den stark debordirendeu , lanzettlichen, spitzen Septen sofort zu erkennen. Chokirbank, auf Felsgrund. — Farbe prachtvoll grün. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.); Seychellen (M.-E. H.); Mauritius (Ortm.); Singapur (Verrill, Studer); Chinesisches Meer (Dana); Sulu-See (Dana); Salomons - Ins. : Bougainville (Studer); Vanikoro (Dana); Fidji-Ins. (Dana, Quelch). Vorkommen: Oft bis an das Ebbeniveau reichend (Studer). 39. Galaxea ellisi M.-E. et H. M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 228. Quelch, Reef Cor., in: Chall. ZooL, Vol. 16, 1886, p. 72. Ortmann, in: ZooL Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 167. Chokirbank, im Seegras, einzeln, auf kiesigem Grunde zwischen einer Bank von Lophoseris laxa. — Farbe grün. Verbreitung: Sunda-Strasse (M.-E. H.); Philippinen: Mactan- Insel (Quelch); Fidji-Ins. (Ortm.). 40. Pocillopora hemprichi Ehrbg. Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 69, tab. 7, fig. 1, tab. 8, fig. 13. Ortmann, in ZooL Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 5P3. Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 44 QQQ A. ORTMANN, Upanga-Riff, bei Spriugebbe in der Brandung, häufig. Verbreitung: Rothes Meer : Koseir (Klzg.) ; Mauritius (Ortm.) ; Ceylon (Ortm.). 41. PociUopora t<^vosa Ehrbg. M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 305. Studek, in: Mon. Ber. Ak. Wiss. Berlin, 1878, p. 539. Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 68, tab. 7, fig. 2, tab. 8, fig. 10. Ras Ndege, eine Tagereise südlich von Dar-es-Salaam, auf dem Strandriff oben in Brunnen. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.); Sey- chellen (M.-E. H.); Ceylon (Ortm.); Galewo-Strasse : Salwatti (Studer). 42. JPocillopora subacuta M.-E. et H. M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 303. Oetmann, in: Zool. Jahrb., Bd. 3, 1888, p. 165 (besonders: No. 29, 30, 31). Ich vermuthe, dass meine Exemplare die typische subacuta dar- stellen. Sie bilden halbkuglige Rasen mit vom Grunde an vielfach verzweigten, in den Endverzweigungen nur ca. 3 mm starken Aesten. Die Aeste werden stets länger als dick, bleiben nicht warzenförmig und sind nicht zugespitzt, sondern gleichmässig stark bis oben hin und dort abgestutzt. Einzelne Exemplare zeigen die bemerkenswerthe Abweichung, dass die Endäste blattförmig oder bandförmig verbreitert erscheinen. Da diese Formen in verschiedenen Abstufungen zwischen den typischen 2;erstreut auftreten, so können sie nur als Varietät (var. flabellata nov.) aufgefasst werden. Die einzelnen Stücke variiren ferner in der Dichtig- keit der Rasen und der Länge und Stärke der Endzweige. Chokirbank, im Seegras, auf Pinna, andern Muschelfragmenteu, Steinen etc. festsitzend, oft locker im Sande. Sehr häufig. Ras Rongoni, unter gleichen Verhältnissen. — Farbe heller oder dunkler braun. Verbreitung: Seychellen (M.-E. H.); Neu-Caledonien (Ortm.). 43. Stylophora pistillata (Esp.). M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 134. Klunzinoer, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 62, tab. 7, fig. 3, tab. 8, fig. 2. Ras Rongoni, im Seegras, locker. Die Koralliiffe von Dar-es-Salaam und Umgegend. ()ß7 Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.) : Koseir (Klzg.) ' ). — Nach M.-E. et 11. auch im Todteu Meer (?). 44. Stylophora subseriata (Ehrbg.). M.-E. et H., H. N. Cor., T. 2, 1857, p. 137. Klünzingee, Kor. Roth. Meer, Bd. 2, 1879, p. 65, tab. 7, fig. 10, tab. 8. fig. 14. Upanga-Riff, ausgeworfen. Verbreitung: Rothes Meer (Ehrbg., Klzg.); Zanzibar (M.-E. H.). Anhang. Alcyonaria^). 45. Tuhipora hempriehi Ehrbg. Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, p. 636. M.-E. et H., H. N. Cor., T. 1, 1857, p. 133. Klunzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. 1, 1877, p. 47. Ras Rongoni, auf Felsgrund, bei Springebbe oft völlig frei von Wasser. Verbreitung: Rothes Meer: Koseir (Klzg.). Vorkommen: Besonders in den tiefen Korallbrunnen hinter dem Abhang (Klzg.). Hydrocorallinae Moseley. 46. Millepora platypJiylla Ehrbg. M. platypJiylla Ehrbg., Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, tab. 52, fig. 5. M. ehrenbergi M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 226. M. plafyphylla Ehrbg., Klunzinger, Kor. Roth. Meer, Bd. 3, 1879, p. 84. var. verrucosa M.-E. et H. M.-E. et H., H. N. Cor., T. 3, 1860, p. 227, tab. F. 2, fig. 1. Meine Exemplare stimmen mit dieser letztern Abbildung völlig überein. 1) Bassett-Smith giebt mit Zweifel an der Richtigkeit der Bestim- mung die Tizardbank an. 2) Von den Alcyonaria führe ich hier nur Tuhipora auf, da diese an der Riifbildung mit Theil nimmt. Die Bearbeitung der übrigen Weichkorallen, von denen mir ein ungemein reiches Material vorliegt, wird an andrer Stelle erfolgen. 44* (368 ^- ORTMANN, Upanga-Riff, bei Springebbe in der Brandung. Verbreitung: Rothes Meer (M.-E. H.): Koseir (Klzg.) ; Fidji- Insel (Dana) ; die var. verrucosa : Rothes Meer (M,-E. H.) ; Seychellen (M.-E. H.); Mauritius (Mus. Strassburg). Vorkommen: Am Korallabhang und an den tiefen Brunnen und Buchten desselben, betheiligen sich wesentlich an der Riffbildung (Klzg.). 47. Millepora tenella nov. spec. Aus incrustirender Basis erheben sich zahlreiche, dichotom ver- zweigte, schlanke Aeste von ca. 5 mm Dicke. Dieselben sind cyliu- drisch, verwachsen häufig und unregelmässig mit einander und sind an den Gabelungsstellen oft etwas verbreitert. Sie verlaufen theils parallel, ab und zu ist der Verzweigungswinkel stumpf, meist spitz. Die Aeste erheben sich von der Basis der Kolonie bis zu 4 und 5 cm, die Endverzweigungen sind fingerförmig, 1 — 2 cm lang, an den Spitzen abgestutzt oder gerundet, Dactyloporen sehr fein, zerstreut zwischen den Gastroporen, keine Gruppen bildend. Upanga-Riff, bei Springebbe in der Brandung, in Spalten. 48. Distichopora uiolacea (Fall.). Dana, U. S. Exp. Exp., Vol. 7, 1846, p. 703, tab. 60, fig. 3. Milne-Edwabds, Atl. Cuv. Regn. anim. Zooph., tab. 85, fig. 4. Klünzingek, Kor. Roth. Meer, Bd. B, 1879, p. 89. Upanga-Riff, bei Springebbe in der Brandung, in Klüften. Verbreitung: Rothes Meer : Koseir (Klzg.) ; Fidji-Ins. : Ovalau (Mus. Strassburg); Paumotu-Ins. (Dana). Vorkommen: Am obern Rande des Korallabhanges in Gesteins- klüften, nicht in der Tiefe (Klzg.). Bry ozoa. Wenn auch die Bryozoen an der Bildung von Korallriffen so gut wie gar nicht Theil nehmen, ist es doch von Interesse, die Formen kennen zu lernen, die mit Korallen vergesellschaftet vorkommen. Da überhaupt nur sparsam tropische Bryozoen bekannt sind, so wird es willkommen sein, wenn ich hier die von mir gesammelten Formen auf- führe. 1. Scrupocellaria cervicomis Busk. BusK, Catalog. Brit. Mus., Vol. 1, 1852, p. 24, tab. 42. Smitt, Elorid. Bryoz., I, 1872, p. 14, tab. 5, fig. 39—42. Die Korallrifife von Dar-es-Salaam und Umgegend. 669 HiNCKs, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (5), Vol. 11, 1883, p. 194. Mir liegt die Form mit kleinen vordem Avicularien vor. Letztere fehlen au vielen Zoöcien. Upanga-Riff, an ausgeworfenen Korallen (Echinopora). Verbreitung: Queensland: Cumberland-Ins. (Busk) ; Singapur oder Philippinen (Hcks.) ; Singapur (Mus. Strassburg) ; Florida, 7 bis 10 Fad. (Smitt). — Demnach, soweit bekannt, eine der wenigen rein tropischen Formen. 3. Bugula dentata Busk. BusK, Catal. Brit. Mus., Vol. 1, 1852, p. 46, tab. 35. Ortmann, in: Arch. f. Naturg., 1890, p. 25, tab. 1, fig. 20. var. a/ricana noi\ Von der typischen Art nur durch grössere Oeönung verschieden; dieselbe nimmt Vi ^is ^jr, der Vorderseite ein. Das Avicularium sitzt deshalb auch nicht unter der Oeffnung, sondern neben derselben am Rande. Oöcien kuglig, punktirt. Im Hafen von Dar-es-Salaam, in 15 m Tiefe. Verbreitung: typ.: Neu-Seeland, Tasmanien, Australien, Süd- Afrika (Busk); Japan, Sagamibai, 70 Fad. (Ortm.). 3. Tubueellaria gracilior nov, spec. Gehört in die Verwandtschaft von T. opuntioides Fall. (vgl. Busk, Chall. Chilost., 1884, p. 100, tab. 24, fig. 7, tab. 36, fig. 19) und fusi- formis d'Orb, Mit den Abbildungen der T. opuntioides bei Busk (1. c.) haben meine Exemplare grosse Aehnlichkeit, sie unterscheiden sich jedoch durch bedeutend dünnere Zweige. In welcher Beziehung sie zu fusiformis stehen, kann ich nicht sagen, da mir die Beschreibung der letztern fehlt. Zoarium aufrecht, verzweigt, gegliedert. Zweige un- regelmässig abgehend, dünn und schlank, nicht über ■'/i mm dick. Zoöcien vierreihig, eiförmig, oben ver- schmälert und in die röhrige Mündung vorgezogen. Mün- TubuceUaria düng am Rande unregelmässig gezähnt. In der Mitte ^'^^''Ve^rg" ^^ der Zoöcien vorn eine Pore. Oberfläche netzförmig ge- fenstert, Maschen unregelmässig oval, im Alter kleiner werdend. Upanga-Riff, an ausgeworfenen Korallen {Eckinopora). 070 ^- ORTMANN, Die Korallrifife von Dar-es-Salaam und Umgegend. 4. Tubucellaria coeca Busk. BusK, Chall. Chilost., 1884, p. 99. Ortmann: in Arch. f. Naturg. 1890, p. 33, tab. 2, fig. 15. Mit den von mir von- Japan beschriebenen Exemplaren völlig über- einstimmend. Die mir von Dar-es-Salaam vorliegenden Stücke sind schöner entwickelt, die einzelneu Zweige länger und mehr cylindrisch. Die Zoöcien stehen nur undeutlich in vier Reihen. Upanga-Riff, an Madrepora horizontalis. Verbreitung: Japan, Sagamibai (Ortmann). 5. Lepralia depressa Busk vav. rostrigera Smitt. Busk, Cat. Brit. Mus., Vol. 2, 1854, p. 75, tab. 91, fig. 3. 4. Escharella depressa forma rostrigera Smitt, Florid. Bryoz. II, 1873, p. 57, tab. 10, fig. 203—205. Mein Exemplar entspricht völlig der von Smitt beschriebenen Form, besonders dessen fig. 203: es sind keine Vibracula, sondern Avicularien vorhanden. Upanga-Riff, an ausgeworfenen Korallen (EcMnopora). Verbreitung: Florida, 35—43 Fad. (Smitt); die Vibracula- tragende Form {setigera ^mitt) : Florida, 60 Fad. (Smitt) ; Aegäisches Meer (Busk). 6. Lepralia dentilahHs nov, sp, Zoarium incrustirend. Zoöcien ziemlich gross, etwa 1 mm lang, eckig-oval, in schräge Reihen ge- ordnet. Oberfläche netzig-gefeldert-punktirt. Mündung gross, etwa halbkreisförmig. Unterlippe fast gerade, mit 5 — 7 kleinen Zähnchen. Avicularien zerstreut, nicht auf jedem Zoöcium; wo vorhanden, steht eines seitlich neben der Mündung an der obern Zellecke, Lepralia ctwas erhaben, mit der Spitze nach oben gerichtet, dentiiabris n. sp. Maudibcl spitz. Oöcicn kuglig, fein punktirt. Farbe (trocken) blassbraun. Chokirbank, an Seegras. Ras Rongoni, auf Tuhipora hemprichi. Nachdruck verboten, Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ueber die Ungleichzeitigkeit in der Erscheinung der Geschlechter bei Schmetterlingen. Von Wilhelm Petersen in Reval. Obwohl die zu behandelnde Erscheinung einen allgemeinern Cha- rakter hat, will ich dieselbe zuerst in der OrdnuDg der Schmetterlinge constatiren , um im Anschluss daran eine Erklärung zu versuchen. Jeder, der mit Lepidopteren Züchtungsversuche aus dem Ei in grösserm Maasstabe durchgeführt hat, muss die Beobachtung gemacht haben, dass aus Puppen derselben Brut, trotzdem dass Raupen und Puppen durchaus unter gleichen Bedingungen zur Entwickluog ge- bracht wurden, in der Regel die Männchen früher erscheinen als die Weibchen. Diese Differenz in der Erscheinungszeit ist oft so bedeutend, dass die SS das Auskriechen der $? nicht mehr erleben, sondern ab- geflattert früher zu Grunde gehen. Auch in der freien Natur kann man bei vielen Arten die Beobachtung machen, dass das Gros der Männchen etwas früher erscheint als die Mehrzahl der Weibchen, was man damit in Einklang bringen kann, dass überhaupt die SS jeder einzelnen Brut etwas früher entwickelt sind. Ausnahmsweise scheint es auch bei einigen wenigen Arten vorzukommen, dass die ?? zuerst in der Mehrzahl sich zeigen. Jede Localfauna mit genauen Angaben über die Erscheinungszeit der einzelnen Arten liefert uns zahlreiche Beweise, dass eine Differenz in der Erscheinungszeit der Geschlechter factisch existirt und dass das frühere Erscheinen der SS das typische ist. Obwohl ich selbst ein reichliches Material zu dieser Frage ge- sammelt habe, ziehe ich es vor, hier einige Angaben aus der durch 672 WILHELM PETERSEN, ihre Genauigkeit rühmlich bekannten „Lepidopterologischen Fauna von Estland, Livland und Kurland" des Baron Noleken zu citiren. Diese Angaben hätten dem Skeptiker gegenüber noch den Vorzug, dass sie sicher sine studio niedergeschrieben sind. Lycaena semiargus Rott., „anfangs die S weit zahlreicher als die ?", 1. c, p. 58. — Argynnis niohe L. und adippe Schiff, „nach Teich's Angaben erscheint adippe etwa 10 Tage später als niobe, die Weibchen beider Arten aber viel später, wenn die Männchen schon verflogen sind", 1. c, p. 71. — Argynnis laodice Pallas, „die S erscheinen nach Teich etwa 8—14 Tage früher als die $", 1. c, p. 72. — Chionohas Jutta B., „nach der Beobachtung des Baron Huene bei Lechts vom 21. Mai bis zum 3. Juui, und zwar die d schon ziemlich verflogen, die später erscheinenden $ aber frisch", 1. c, p. 76. — Pararga egeria L., „von Mitte Mai an, das $ etwa 14 Tage später", 1. c, p. 78. — Aglia tau L., 1. c, p. 132. — Acidalia perochraria F. R., „die S beginnen ihren Flug etwa 8 Tage früher als die ?", 1. c, p. 226. — Acidalia commutata Hein., „zuerst sind die SS, dann die ?? zahlreicher", 1. c, p. 230. Diesen Angaben könnte ich noch eine grosse Anzahl aus andern Werken und aus eigener Erfahrung hinzufügen, will mich aber damit begnügen, weil ich voraussetze, dass kein gewissenhafter Beob- achter gegen den allgemeinen Erfahrungssatz der Ungleichzeitigkeit in der Erscheinung der Geschlechter (als Regel) etwas einzuwenden hat. Nur eine Angabe aus Noleken's Fauna möchte ich noch an- führen; bei Polyommatus hippothoe L. heisst es p. 53, dass die ?? zuerst zahlreicher auftieten; und wenn dies auch nicht überall und immer bei dieser Art zuiti> nsn mag, so zweifle ich nicht an der Richtig- keit der Beobachtung und glaube, dass eine solche Abweichung von der allgemeinen Regel auch bei andern Arten vorkommt. Wenigstens besitze ich aus eigener Erfahrung einige Anhaltspunkte dafür. Bei einer genauem Prüfung dieses Phänomens könnte man zu- nächst an sexuelle Zuchtwahl denken und meinen, dass auf diese Weise durch früheres Erscheinen der Männchen den Weibchen ein grösseres Material zur Auswahl geboten würde. Wenn ich nun auch einige Beobachtungen verzeichnen kann, wo ein ? in ganz ausgesprochener Weise eine Reihe von 6S zurückwies und schliesslich einem ganz be- stimmten den Vorzug gab (ich beobachtete dies besonders deutlich bei Orgyia antiqua L. und Bomhyx quercus L.), so glaube ich doch, dass man mit der Annahme von sexueller Zuchtwahl bei Insecten nicht vorsichtig genug sein kann. Im vorliegenden Falle ist dieser Nutzen des frühem Erscheinens der SS da ganz illusorisch, wo ein grosser Ueber die Ungleichzeitigkeit in der Erscheinung der Geschlechter bei Schmetterlingen. 673 Theil derselben schon zu Grunde gegangen oder gänzlich abgeflattert ist, wenn die ersten $? auftreten, und dies ist thatsächlich bei einer nicht unbedeutenden Anzahl von Arten der Fall. Ferner könnte man den Grund für die Verschiedenheit in der Erscheinungszeit in der verschiedenen Entwicklungsdauer der Ge- schlechter suchen. Es liegt aber kein Grund für die Annahme vor, dass speciell das Sexualsystem des einen Geschlechtes eine längere Bildungsdauer beanspruche als das des andern, und von den Ovarien der weiblichen Schmetterlinge wissen wir, dass sie beim frisch ausge- schlüpften Thier nur eine kleine Anzahl reifer Eier enthalten. Die vollständige Ausbildung der Ovarien ist auch für die Copulation, welche sofort erfolgen kann, gar nicht nöthig. Es bleiben sogar die Ovarien einiger Arten, bei denen beide Geschlechter als Schmetterlinge über- wintern, bis nach der Ueberwinterung wenig entwickelt, während andrer- seits die Lebensfähigkeit der Spermatozoen im Receptaculum seminis auch bei Schmetterlingen eine sehr grosse ist. Noch kürzlich konnte ich constatiren, dass ein ? von Basypolia tenipli (einer Noctua), welche unter einem Stein, also vor Kälte wenig geschützt, überwintert hatte, bald nachdem es sich aus seiner Erstarrung erholt hatte, befruchtete Eier legte. (Von D. templi überwintern nach den bisherigen Erfahrungen nur die Weibchen.) Was aber die secundären Sexualcharaktere betrifft, die bei den SS oft eine ausserordentliche Complicirtheit aufweisen, so könnte man ebenso gut für die Ausbildung derselben eine längere Dauer des Puppen- stadiums beim S voraussetzen. Sonst bliebe nur noch übrig, ein Zurückbleiben in der Entwick- lung der Weibchen auf Rechnung der gewöhnlich bedeutendem Grösse der weiblichen Thiere zu setzen. Dann müsste man aber auch weiter folgern, dass grosse Puppen im Allgemeinen eine längere Entwicklungs- dauer haben als kleine, und das ist gewiss nicht der Fall. An den- jenigen Puppen, welche überwintern, kann man es deutlich sehen, dass die grössere Masse des in der Umbildung begriffenen Materials nicht einen längern Zeitraum fordert: Sphingiden, Noctuen, die kleinsten Geometriden und Microlepidopteren erscheinen im Frühjahr zu gleicher Zeit. Wollte man hier einwenden, dass gerade bei den grossen Sphin- giden öfters eine mehrjährige Entwicklungsdauer der Puppe beobachtet wird, so lässt sich dagegen auch eine Anzahl von kleinern Formen anführen, welche ebenfalls zuweilen mehrere Jahre als Puppen liegen bleiben. Ich habe Puppen von Bomhyx lanestris L. sechs Jahre lang gehalten und dieselben beim Oeffuen des Gespinnstes in demselben 674 WILHELM PETERSEN, Stadium der Entwicklung gefunden, wie solche, die einige Wochen alt waren. Die letzten Entwicklungsvorgänge innerhalb der Puppenhülle gehen im Allgemeinen rapid vor sich, und oft unterscheidet sich die Puppe eine Woche vor dem Auskriechen im Mai nur wenig von dem Zustande derselben vor der Ueberwinterung im Herbst. Wir besitzen einen guten Maasstab für die in der Puppe sich abspielenden Ent- wicklungsvorgänge in der Gewichtsabnahme derselben, indem bei er- höhter Lebensthätigkeit mehr Oxydationsproducte , Kohlensäure und Wasser, abgegeben werden. Durch sorgfältige Wägungen einer grössern Reihe von Puppen konnte ich mit Sicherheit constatiren, dass die Ge- wichtsabnahme einige Tage vor dem Ausschlüpfen des Schmetterlings ein Maximum erreicht, dem gegenüber der Verlust in der Zeit vorher (der Anfang des Puppenstadiums ist ausgenommen) geradezu ver- schwindend ist. Bei Arten, deren Erscheinungszeit in den Anfang des Frühlings fällt und deren Flugperiode eine kurze ist, scheint sich die Ausbildung des Falters ganz besonders auf eine kurze Zeit zusammen- zudrängen. Da manche Arten in Jahren, wo die Witterungsverhält- nisse, besonders im Frühjahr, durchaus ungünstige sind, ganz zu fehlen scheinen, so zweifle ich nicht, dass die Fähigkeit der Puppe, eventuell ein oder zwei Jahre länger liegen zu bleiben, der Erhaltung der Art von grossem Nutzen sein kann. Wer die Witterungsverhältnisse bei uns in Estland kennt, wird zugeben müssen, dass einige unserer hoch- nordischen Moosmoor-Relicten, wie z. B. Argynnis freya Thnbg., die eine sehr an das Datum gebundene kurze Flugperiode haben, in manchen Frühjahren wegen wochenlang anhaltenden kalten und regne- rischen Wetters unbedingt zu Grunde gehen müssten, wenn sie nicht als Puppen unbeschadet das nächste Frühjahr erwarten könnten. Auch bei andern Arten, wie z. B. Erehia ligea L., glaubt man eine zweijährige Haupterscheinungsperiode beobachtet zu haben — wir sehen aber, dass auch bei allen diesen Arten die Männchen durch- schnittlich entschieden früher erscheinen als die Weibchen. Es bleibt somit sehr wenig Wahrscheinlichkeit für die Annahme übrig, dass das Geschlecht an sich eine verschiedene Entwicklungs- dauer im Larven- und Puppenstadium habe, und wir müssen nach andern Ursachen suchen. Mir scheint die Nützlichkeit der Einrichtung, dass innerhalb derselben Brut das eine Geschlecht früher erscheint als das andere, darin zu liegen, dass auf dieseWeise am erfolgreichsten die engere Inzucht ver- hindert wird, und es lässt sich sehr wohl denken, dass Ueber die Ungleichzeitigkeit in der Erscheinung der Geschlechter bei Schmetterlingen. 675 diese uützliche Einrichtung auf dem Wege natürlicher Zuchtwahl erworben wurde. Vorausgesetzt nun, dass in der Erscheiuungszeit verschiedener Brüten nur kleine Verschiebungen auftreten, und solche sind that- sächlich immer vorhanden, so werden die $? der Brut A wohl mit den SS der Brut B oder C zusammentretieu, nicht aber mit denen der eignen, und bei Arten, deren SS bedeutend früher erscheinen, kann unter Umständen jede enge Inzucht vollständig ausgeschlossen werden. Wie sehr die Natur im Pflanzenreich dahin strebt, die Inzucht zu vermeiden und möglichst viel Kreuzungen zu erzielen, erkennen wir aus unzähligen Einrichtungen, welche einerseits die Selbstbefruchtung hermaphroditischer Blüthen verhindern und anderseits die Kreuzungen begünstigen. Wie mir scheint, bietet die Ungleichzeitigkeit in der Erscheinung der Geschlechter bei Schmetter- lingen ein frappantes Analogon zur Ungleichzeitigkeit der Entfaltung männlicher und weiblicher Blüthen an derselben Pflanze resp. der ungleichzeitigen Entwick- lung von Staubblättern und Griffel innerhalb der- selben Blut he. Als Analogon der Dichogamie bei Pflanzen wollen wir hier bei Thieren die Bezeichnung Dichogennese') brauchen und wie dort von protandrischeu und protogynischen Arten sprechen. Eine genauere Betrachtung der Fälle, wo bei Schmetterlingen Dichogennese in ausgesprochener Weise auftritt, bestätigt mir die An- nahme, dass der Hauptgrund dieser Einrichtung in der Vermeidung der Inzucht zu suchen sei. Protandrie trifft zu: 1 ) Bei Arten, deren ?? träge sind und sich oft erst bei der Eier- ablage zum Fluge anschicken. Die ?$ besitzen in diesem Falle aus- gezeichnete Mittel zum Anlocken der SS, wahrscheinlich Duftstoffe, welche von den mit besonders ausgebildeten Fühlern versehenen SS auf weite Entfernungen empfunden werden. Einen besondern Fall dieser Kategorie, welcher meist Bombyciden angehören, bilden die Arten, deren $? flügellos, also zur weitern Fort- bewegung vollständig untauglich sind. Die SS aller dieser Arten haben die Gewohnheit, in wildem Fluge bei Tage das ganze Revier nach $? abzusuchen (Beispiele: Bomhyx 1) Diese Bezeichnung schlug mir der kürzlich verstorbene Graf Alexander Keyserling vor, der sich mit meiner Deutung der vorlie- genden Verhältnisse vollständig einverstanden erklärte; öixäg und yevväa). 676 WILHELM PETERSEN, quercus, ruhi, Äglia tau, Endromis versicolora, die Arten der Gattung Orgyia und die Psychiden). Die Anziehungskraft der ?? beginnt oft sofort nach dem Verlassen der Puppenhülle, und ich kann die schon früher von Andern gemachte Beobachtung bestätigen, dass $? mit noch ganz unentwickelten Flügeln die Copulation eingehen. 2) Bei Arten, welche ihre Eier klumpeuweise ablegen, deren Raupen aber sich nicht weit zerstreuen oder gar nesterweise zusammenbleiben (Beispiele: Bonibyx castrensis, neustria und viele andere Bombyciden). Bei einigen dieser Arten, welche in der Jugend nesterweise zusammen- leben, sich aber später, besonders nach dem Ueberwintern, weit zer- streuen, habe ich einen auffallenden Unterschied in der Erscheinungs- zeit der Geschlechter nicht beobachten können, z. B. bei Ärctia caja, die ich zu vielen Hunderten, nach Brüten geordnet, erzogen habe, während z. B. bei Lasiocampa quercifolia, wo die Raupen auch nach der üeberwinterung möglichst zusammenbleiben, eine ausgesprochene Protandrie herrscht. 3) Bei Arten, die ein beschränktes Terrain occupiren und durch geringe Flugfähigkeit in bestimmte Grenzen gebannt sind. Dies tritt besonders deuthch bei den Lycäniden hervor, welche die kleinsten und schwächlichsten Formen unter den Rhopaloceren aufzuweisen haben. Es will mir fast scheinen, als ob hier innerhalb der Gattung die Klein- heit und Schwächlichkeit mit einer grössern Differenz in der Erschei- nungszeit der Geschlechter Hand in Hand geht. Unter den bei uns heimischen Arten tritt dies bei aegon und argus recht deutlich hervor, ein besonders reichliches Material aber für diese Beobachtung bot mir die Fülle der persischen Lycänen; ich führe hier nur aegagrus, cytis, staudingeri, hyrcana, anisopMhalma an, von denen die meisten ausser- ordentlich beschränkte Flugplätze, andere ein wenig entwickeltes Flug- vermögen besitzen. Hier treffen auch wieder die SS einer spätem Brut mit den ersten $$ einer frühern Brut zusammen. Die zu allererst erschienenen SS sind jedenfalls längst abgeflattert, wenn die ?? der- selben Brut erscheinen. Bei aegagrus z. B. mit sehr beschränktem Fluggebiet — oft war es nur ein kleines Stück eines Bergabhanges, wo die Art sich in Menge tummelte — waren die ersten SS wegen ihres wilden Fluges über den mit scharfkantigen Geröllsteinen besetzten Boden schon nach einigen Tagen vollständig abgeflogen, und erst später sah ich wieder frische SS gleichzeitig mit eben ausgeschlüpften ?? fliegen. Andrerseits bemerken wir, dass bei Arten, die nicht auffallend prot- andrisch sind, grosse Flugfähigkeit und Beweglichkeit zur Regel ge- Ueber die Ungleichzeitigkeit in der Erscbeinung der Geschlechter bei Schmetterlingen. 677 hören, sowie die Gewohnheit, sofort nach dem Verlassen der Puppen- hülle die engere Heimath des Larvenstadiums zu verlassen. Dies tritt besonders deutlich an Arten hervor, deren Raupen nesterweise beisammenlebeii (hierher gehören besonders einige Vanessa- Arten). Wir haben bisher die Voraussetzung gelten lassen, dass in der Natur die Inzucht in der Regel als etwas Schädliches nach Möglich- keit vermieden und eingeschränkt wird, und es ist in der That die Zahl der Einrichtungen, welche besonders bei Pflanzen in unzwei- deutigster Weise zur Vermeidung derselben vorhanden sind, so gross, dass wir von der Wichtigkeit dieser Einrichtungen voll überzeugt sein müssen. Bei Besprechung der Hermaphroditen sagt Darwin ^): „Fürs erste habe ich eine grosse Masse von Thatsachen gesammelt und so viele Versuche angestellt, welche übereinstimmend mit der fast allgemeinen Ueberzeugung der Züchter beweisen, dass bei Thieren wie bei Pflanzen eine Kreuzung zwischen verschiedenen Varietäten oder zwischen In- dividuen einer und derselben Varietät, aber von verschiedenen Linien, der Nachkommenschaft Stärke und Fruchtbarkeit verleiht, und ander- seits, dass enge Inzucht Kraft und Fruchtbarkeit vermindert etc. etc." Doch können wir den Satz, dass Inzucht immer zur Degeneration führe, nicht mit absoluter Sicherheit aussprechen, weil der experimentelle Beweis bisher mangelhaft ist und im Gegentheil eine Anzahl von Fällen darauf hinzudeuten scheint, dass Degeneration durchaus nicht die nothwendige Folge der Inzucht zu sein braucht. Wir haben Beispiele, dass einige Racen von Hausthieren im Zustande der Domestication durch Generationen hindurch trotz aller Inzucht von ihrer Fruchtbar- keit nichts einzubüssen scheinen, und die Kaninchen von Porto Santo z. B. stammen alle von einer Mutter ab, ohne die geringste Degeneration zu zeigen. Es scheint in diesen Fällen wohl in erster Linie darauf anzukommen, dass nur die geeigneten Individuen, durch Zuchtwahl von Seiten der Menschen oder der Natur, zu Trägern des Stammes werden. — Wir wollen es nun versuchen, diese Thatsachen und Be- obachtungen im Lichte der neuern Vererbungstheorien zu betrachten. Als die wichtigste Errungenschaft biologischer Forschung in den letzten Jahrzehnten können wir den Nachweis betrachten, dass es eine 1) Entstehung der Arten, p. 119. 678 WILHELM PETERSEN, Vererbungssubstanz giebt, die sich in den Keimzellen und höchst wahrscheinlich nur im Kern derselben findet. Wie diese Substanz als Trägerin aller Vererbungstendenzen dorthin gelaugt, ist eine Frage, deren Beantwortung noch verschiedene Hypothesen und Theorien wach- gerufen hat, und unter diesen hat, wie es scheint, bisher die von Weismann und Galton mit ausserordentlichem Scharfsinn durchge- führte Theorie von der „Continuität des Keimplasmas" es am besten verstanden, den bisher bekannten Thatsachen der Vererbung gerecht zu werden. Im Anschluss au seine Theorie von der Continuität des Keimplasmas hat Weismann zuerst die Bedeutung der sexuellen Fort- pflanzung in einem ganz neuen Lichte erscheinen lassen und nachge- wiesen, dass mit dieser das Mittel gegeben ist, durch welches die individuelle Variabilität nicht nur entstehen kann, sondern entstehen m u s s. Müssen wir aber in der sexuellen Fortpflanzung eine Einrichtung sehen, durch welche die individuelle Variabilität der Metazoen auf der nöthigen Höhe erhalten wird, dann könnten wir uns wohl denken, dass durch Vermeidung von engerer Inzucht die Summe verschiedener Vererbungstendeuzen bei der Vereinigung von Keimzellen noch ge- steigert oder wenigstens die Gefahr, dass die Complication des Keim- plasmas geringer wird, vermieden werden kann. Vorausgesetzt, dass erworbene Charaktere nicht vererbt werden — und in der That ist noch kein Fall bekannt, wo eine Vererbung derselben sich wirklich constatiren Hess ^ — so würden die aus engerer Inzucht hervorgegangenen Individuen einer Art nur über eine ganz bestimmte Anzahl von Vererbungstendenzen verfügen; diese würden unter Umständen ausreichen, um die Art innerhalb ganz bestimmter Lebensbedingungen lebensfähig erscheinen zu lassen, sie würden aber nicht mehr ausreichen , wenn beim Wechsel der Lebensbedingungen neue Anforderungen an die Art gestellt werden und das Maass indivi- dueller Variabilität nun nicht gross genug ist, um durch ganz neue Combinationen von Charakteren der Selection das nöthige Material an die Hand zu geben. Bei engerer Inzucht werden, wie wir es thatsächlich beobachten, 1) Vergl. hierüber ausser den WjEiSMANN'schen Arbeiten: Zieglbr, Können erworbene pathologische Eigenschaften vererbt werden etc. ? Jena, 1886; ferner C. Weigert, in: Schmidt's Jahrbüchern der gesammten Medicin, Bd. 215, Jahrg. 1887, Nr. 7 u. 8 ; auch in England bietet diese brennende Frage zu vielfachen Controversen Anlass, wie die letzten Jahrgänge der „Nature" beweisen; ferner A, R. Wallace, Darwinism. Ueber die Ungleichzeitigkeit in der Erscheinung der Geschlechter bei Schmetterlingen. 679 gewisse Charaktere durch Summation gleicher Vererbungstendenzen bisweilen aufifallend stärker hervortreten ; sobald dies aber auf Kosten anderer für die Erhaltung der Art wichtiger Charaktere geschieht, wird mau in dieser Accumulatiou sonst nützlicher Merkmale keinen Nutzen mehr, sondern nur einen Schaden für die Art sehen. So werden wir es wohl verstehen, dass die Inzucht nicht immer schädlich zu sein braucht, dass sie aber wohl unter Umständen der Art direct verderblich werden kann. Wenn bei den überall und zu jeder Zeit sich ändernden äussern Lebensbedingungen der Natur ein mannigfaltigeres Material von Lebewesen für diese neuen Bedingungen zur Auswahl übergeben wird, so kann dies für die Erhaltung der Art nur von Nutzen sein. Das grösste Maass von individueller Variabilität aber wird erreicht, wenn die zur Copulation gelangenden Individuen derselben Art möglichst entfernt verwandt sind (im engsten Sinne dieses Wortes). Von diesem Gesichtspunkt aus können wir es ver- stehen, warum so viele Einrichtungen zur Vermeidung der engern In- zucht getroffen sind. " Die Erklärung, wie diese Einrichtungen auf dem Wege der Selection entstanden sind, dürfte nicht allzu schwierig sein. Wenn, mit Bezug auf vorliegenden Fall bei Schmetterlingen, die Weibchen, welche inner- halb einer Brut in Folge individueller Anlage in der Entwicklung zurückgeblieben waren, mehr Chancen hatten, mit Männchen einer andern Brut eine tüchtigere Nachkommenschaft zu erzeugen, so bietet es durchaus keine Schwierigkeit, diese individuelle Eigenthümlichkeit auf dem Wege der Selection gesteigert zu sehen, indem die Weibchen ihre Eigenthümlichkeit, hinter den Männchen in der Entwicklung zurück- bleiben, jedes Mal auf ihre Nachkommen vererben mussten. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. Von C. Verhoeff in Bonn a. Rh. Hierzu Tafel 30—31. Uiitersuchuiigen zur Keuiitiiiss der biologischen Entwicklung; der Aculeata mit Rücksicht auf die Colonisation. Die Colonien der geselligen Hymenopteren in ihrer allmählichen Ausbildung zu erklären oder zu erläutern, wurde schon mehrfach ver- sucht. Da indessen bisher sehr wesentliche Grundlagen für solche Versuche mangelten, so konnten dieselben nur geringen wissen- schaftlichen Werth beanspruchen. Ein grosser Fehler, vielleicht der grösste, bestand darin, dass man die geselligen Wespen, Bienen und Ameisen gemeinsam abmachen wollte. Die Colonisation der Ameisen ist aber etwas wesenthch anderes als die Colonisation der Bienen, und wieder anders ist die Colo- nisation der Wespen. — Die wesentlichen Grundlagen aber, welche mangelten, sind die genaue Kenntniss der einer jeden der drei Gruppen von coloniebildenden Thieren phylogenetisch vorangehenden einfachem Thiergruppen. ex) Von den Ameisen wissen wir auch heute in dieser Richtung nichts Positives, wir wissen nicht einmal genügend, wo der Anknüpfungs- punkt an eine der andern Hymenopteren-Ordnungen zu suchen ist. Darum muss ich die Ameisen gauz bei Seite lassen. ß) Von den Wespen steht fest, dass sie eine Abzweigung der P'ossorien sind, und zwar dürfte diese Abzweigung von Formen erfolgt sein, welche den heutigen Trypoxyliden am nächsten standen, Beiträge zur Biologie der Hymonoptera. Q81 uicht von den Trypoxylidea selbst im heutigen Sinne, denn diese besitzen als Nymphen einen sehr ausgeprägten Stachelapparat, welcher allen bekannten Vesparien fehlt. Die Vespiden hat man natürlich von Eumeniden abzuleiten. Protrypoxyliden i Eumenideu Trypoxyliden Um ZU verstehen, wie sich die Industrie der geselligen Wespen entwickelt hat, muss also ein Studium der Biologie derFossorien und Eumeniden vorangehen. y) Die Bienen leiten wir ebenfalls von den Fossorien ab, natür- lich von einer andern Familie derselben. Ich hotfe mit der Zeit auch angeben zu können, welche Famihe der Fossorien mit den Urbienen {Colletidae und Sphecodidae) am nächsten verwandt ist. So viel steht fest, dass es weder die Crabroniden noch die Trypoxyliden sein können ^ ). Auch für die Bienenentwicklung muss die Kenutniss der Fossorien- Biologie von der grössten Bedeutung sein, und insofern stehen gesellige Bienen und Wespen einander viel näher als den Ameisen. Doch schon innerhalb der Bienen selbst handelt es sich um eine Reihe verschiedener Familien, deren mannigfaltige Industrie gekannt sein muss, um die eigentlichen geselligen Bienen dem Verständniss näher zu führen. Dabei müssen die Resultate der Biologie und Morphologie sich decken. Da ich mich längere Zeit mit den Fossorien, Vesparien und Antho- philen beschäftigte, seien mir die nachfolgenden Ausführungen ge- stattet : Graber 2) sagt auf p. 131 seines berühmten Werkes, im Capitel über die Bauindustrie der Insecten : „Nun sind wir auf jene Kerfe vorbereitet, welche in ihrem ganzen Thun dem Menschen näher stehen, als dies bei den bisherigen der Fall gewesen" .... „wir haben die socialen Insecten, die Bienen, die Wespen, die Ameisen im Auge" etc. 1) Pompiliden, Mutilliden, Sapygiden und Scoliiden kommen nicht in Betracht. 2) Vergleichende Lebens- und Entwicklungsgeschichte der Insecten, München, 1879. Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 45 682 C. VERHOEFF, Vorher aber sprach Graber von — Borkenkäfern. Es ist dies für mich ein so gewaltsamer Sprung, dass ich^'.GRABER hier nicht zu verstehen vermag. So wenig wie man Coleopteren und H y m e n o - p t e r e n phylogenetisch-morphologisch zusammenbringen kann, ebenso- wenig kann man es phylogenetisch-biologisch. Hier fehlte — eine empfindliche Lücke — ein Gang durch die ganze übrige Immenwelt. Borkenkäfer können also niemals eine biologische Präparation für sociale Immen sein. Graber ist jedoch durch die Borkenkäfer zu dem Gedanken verleitet, dass auch die Aculeata anfänglich „sämmtliche Eier in ein grosses Loch verscharrt" hätten (p. 164). Dieser Fall kann jedoch nicht eingetreten sein, denn einerseits kennen wir etwas derartiges von keiner Fossorie, anderseits versorgen bereits die En- tomophagen und zwar die Ichneumoniden, aus deren Reihen sich die Fossorien nach meiner Darlegung abgezweigt haben, sorgfältig jedes einzelne Ei für sich. Diese biologische Eigenthümlichkeit der Fürsorge für jedes einzelne Ei haben die Fossorien also schon beim Beginn ihrer Herausbildung als Erbschaft mitbekommen. Und dieses System der Trennung der jungen Nachkommen, welches durch so lange Erdepochen vom Fossorien-Stamm und seineu weitern Abzweigungen, den Bienen und Wespen, streng beibehalten wurde, wird plötzlich bei Bomhus aufgegeben. Dort legt die Stammmutter der Colonie die Eier in Klümpchen zusammen. Kein Wunder, wir sind ja in einer Thier- gruppe, welche seit dem Beginn ihrer Entstehung Fleichnahrung auf- gegeben hat, die jungen Larven werden sich also auch nicht gegen- seitig anfressen. Wie ich in den „Biologischen Aphorismen" schon hervorhob ^ ), war der erste Schritt zur Abzweigung des Fossorien-Stammes der, dass die Immenmutter jedes einzelne Ei nicht einfach am Beutethier ablegte, sondern es mit demselben in einer Erdhöhle verscharrte und so völlig für sich in Anspruch nahm. Ein aufgescharrtes Erdloch ist also der Beginn dieser grossartigen biologischen Entwicklung, die, wie Graber so schön bemerkt, trotz ihres Specialismus, also relativer Vollkommenheit, zu absoluter Vollkommenheit führt. Auf die Anfertigung dieser Erdhöhle wurde allmählich mehr und mehr Sorgfalt verwendet, und sie bildete sich so schliesslich zu dem Einzellbau als niedrigster typischer Stufe der Bauten aus, die wir noch heute mehr oder weniger schön ausgebildet 1) in: Verhandl. d. Naturh. Ver. f. Rheinl. u. Westf., Bonn, 1891. Beiträge zur Biologie der Ilymeiioptera. OSo bei vielen Fossorien, z. ß. bei Mellinus, bei manchen Pompi- liden, ÄmmopJiüa u. a. antreffen. Was diesem typischen Ein/ell- b a u jedoch voranging, das möchte ich in folgende Frage hineinlegen : Giebt es sowohl Grabwespen, welche ihr Beutethier suchen, bevor sie die Höhle gegraben haben, als auch solche, welche das Beutethier erst nach Graben der Höhle aufspüren? Oder kommt nur noch der letztere, uns für viele Arten bekannte Fall vor? Offenbar sind die letztern Fälle die spätem ; bei ihnen ist nämlich die Eigenthümlich- keit des Höhlengrabens durch zahllose Generationen schon so fixirt worden, dass das Trachten nach dieser Thätigkeit sich im Geiste des Thieres eher einstellt als das Trachten nach einem Beutethier. Bei dem Uraculeat musste offenbar das Graben des Erdloches erst nach dem Einfangen des Beutethieres stattfinden. Die Bauten der Fosso- rien, Anthophilen und Vesparien theile ich in folgende Haupt- gruppen : 1. Einzell bauten. Monöcien {f.i6vog, ohJov). Jede Zelle erhält für sich einen nach aussen mündenden Stollen, 2. Linienbauten. Orthöcien {oqd^og, ohiov). Mehrere Zellen liegen in gerader Richtung hinter einander, alle haben denselben Ausgang. 3. Zweigbauten. Dendröcien (dsvdQov, oIkiov). Der mehrzellige Bau enthält einen Hauptgang, und in diesen hinein kann der Insasse jeder Zelle durch einen Seitengang gelangen, ohne andere Bewohner zu belästigen. a) Getrenntzellige Zweig bauten. Die Zellen liegen weiter auseinander, und jede mündet mit einem Seitengang in den Hauptgang. b) Gehäuf tzellige Zweigbauten. Die Zellen haben durch dichtes Aneinanderücken einen besondern Zugang zum Hauptstollen verloren und münden direct in den Haupt- gang. 4. Freibauten. Eleutheröcieu^) (slevd-EQog, ohlov). Die Zellen (welche nicht mittelst Gängen in Lehm, Sand, Gestein, Stengel, Zweige oder Holz angelegt sind) befinden sich frei an Ab- hängen oder Felsen, Mauern u. dergl. Die Bauten können alsdann sein a) einzellige, b) vielzellige Freibauten. 1) Zwischen diesen 4 ersten Gruppen giebt es mancherlei Ueber- gänge, wie ich mehrmals hervorgehoben. 45* 684 ^- VKRHOEFF, 5. Gewölbebaute u. Troglöcien (TQioyh]^ ohiov). Zellen im Sinne der übrigen Gruppen fehlen meist entheils, aber nicht immer. Ein weiterer Raum vermag zahlreiche Individuen zu fassen. Eine Hülle aus Fremdkörpern meist vorhanden. Bau unter- oder oberirdisch (Bomhus), immer versteckt liegend. — 6. Wabenbauten. Melissöcien duiliGoa, ohiov) (Apis). (Nach dem Material, aus welchem die Bauten verfertigt werden, lässt sich jede dieser Gruppen wieder in Untergruppen eintheilen.) Die gegebene Reihenfolge der Bauten entspricht ungefähr der Höhe ihrer Entwicklung, natürlich aber haben *die höhern nicht alle diese 6 — 8 Stufen durchgemacht. Der Linienbau hat vor dem Einzellbau den grossen Vor- theil der Zeit- und Arbeitersparniss. Aber er birgt einen Nachtheil, das Behindertsein der hintern Bewohner des Stollens durch die vordem. (Mancherlei merkwürdige Verhältnisse wirken diesem Nachtheil wieder entgegen; darüber sprach ich an anderer Stelle.)') Linienbauten verfertigen sehr viele Holzbewohner, welche auch schon durch die Verhältnisse, d. h. durch dünne Zweige zu diesem System veranlasst (nicht gezwungen) werden. Aber so wenig wie in solchen Aestchen Zweigbauten fehlen , ebensowenig sind die Linien- bauten auf dieselben beschränkt. Solche finden sich auch in der Erde und in anstehenden Lehm- oder Sandabhängen (z. B. Colletes). Die eigentlichen Erdarbeiter, d. h. diejenigen, welche von der ebenen Erde oder von schrägen Bergabhängen aus ziemlich senkrecht in die Tiefe miniren, verfolgen meist das Zweigsystem. Offenbar haben sich die Bauten der Erdarbeiter direct aus Einzellbauten entwickelt, ohne vorher Linienbauten geworden zu sein. Bei den Anthophilen und Vesparien giebt es keinen Ein zeilbau mehr; diesen Standpunkt hatten bereits ihre Ahnen, die Grabwespen, überwunden. Die Ausnahmen sind nur scheinbare, Ody- nerus parietum z. B., der meist ein Liniensystera verfolgt, legt zu- weilen einen E i n z e 1 1 b a u an, dann nämlich, wenn der Ort, den er sich wählte, zufällig nur für eine Zelle Raum giebt. Diese Art be- nutzt nämlich (anscheinend ausschliesslich) bereits gegebene Räume. Der gehäuftzellige Zweigbau entwickelte sich aus dem ge- 1) Zoolog. Anzeiger, Nr. 402, 1892. Beiträge zur BioloKift der Hymenoptera. ggf) trenntzelligen Zweigbau, wofür die Gattung Hdlictus ein schönes Beispiel abgiebt. Die Freibauten sind sehr mannigfaltig und dürften in Zukunft weiter gruppirt werden. Ihre Hauptentwicklung haben sie in den Tropen. Den einzelligen F reib au kenne ich \on Eumenes pomi- forntis z. B., und hier dürfte ihm ein scheinbarer Einzellbau, wie ihn auch Trypoxylon figuhis in Lehmwänden häufig anlegt, vorange- gangen sein, d. h, ein aus einem Linien- oder Zweigbau entstandener und darum unechter Einzellbau. Ich nenne solche secundäre Einzell bauten {Trypoxylon figidus und einige Eumeniden). Die vielzelligen Freibauten sind zu wenig studirt, werden jeden- falls sehr verschiedenartig entstanden sein und zeigen sehr verschieden hohe Entwicklung. Viele entstanden durch Häufung einzelliger Freibauten, z. B. der von Agenia carbonaria. Bevor sich aus dem Einzell bau der Linienbau entwickeln konnte, mussten die Grabwespenmütter lernen, die Zellen nach aussen gehörig abzuschliessen, denn dann erst konnten in demselben Stollen mehrere Junge versorgt werden, ohne dass diese sich gegenseitig be- lästigten. Wir wissen, dass Mellinus und andere ihre Einzellbauten sehr tief in die Erde treiben. Es ist also von vorn herein in dem Schachte Platz für mehrere Zellen vorhanden, aber deren Isolirung musste erst im Laufe grosser Zeiträume erlernt werden. Jeder Linien- bau lehrt, wie streng die einzelnen Jungen separirt werden. Je besser die Mutter diese Separation lernte, d. h. je vortreölichere Scheidewände sie herzustellen verstand, desto mehr konnten die Zellen an einander rücken und Grabarbeit gespart werden. Andere, welche, wie verschiedene Pompilus, Ammopliüa u. a., die Einzell bauten nicht tief anlegten, haben vielleicht auch später nie Linienbauten zu verfertigen gelernt, wenigstens kenne ich keinen Pompiliden, welcher einen Linienbau construirte. Statt in dem Gange des Einzellbaues weitere Zellen zu verfertigen, konnten die Mütter auch anfangen, seitliche Stollen zu treiben, und so konnte aus dem Einzellbau direct der primitivste Zweigbau werden, wie ihn z. B. PhüantJius triangulum herstellt. Also Einzellbauten oder Einzellbautcn oder E i n ze 1 1 bau t en I I I Linienbauten Zweigbauten Einzellige I Freibauten Zweigbauten. 686 C- VERHOEFF, Sind uns die Anfänge der Ameisencolonisation in völliges Dunkel gehüllt, so wissen wir von den Wespen immerhin etwas Positives. Am besten sind uns die Vorbedingungen und Anfänge der Colonisation bei den Bienen bekannt. A. Die Wespen. Bei den Eumeniden-Gattungen Odynerus und Hojolopus giebt es Linien- und Zweigbauten. Diese Thiere lernten beim Uebergang zu Zweigbauten gleichzeitig ein kunstvolleres Mauern mit Saud und Lehm, d. h. sie verfertigten Vorbauten, nachdem sie durch Herstellen von Lehmdeckelchen auf diese Kunst vorbereitet waren. Zu diesen uns bekannten Bauten gehört aber ein lehmiges oder festsandiges Terrain. Es ist gut vorstellbar, dass gewisse Arten, welche sich in sehr steinige Gegenden ausbreiteten , dort zu andern Gewohnheiten ge- zwungen, die ihnen geläufige Kunst, Lehm zu bearbeiten, statt für den Vorbau, für die Zelle selbst verwertheten ; so ist der einfache einzellige Freibau von Eumenes durchaus verständlich. Es konnte also ein Uebergang zum Freibau stattfinden. Vielzellige lehmige Frei- bauten sind aus den Tropen bekannt. Aber — da ist die Lücke. Wie entwickelten sich nämlich vielzellige Freibauteu aus Sand oder Lehm zu den höchst kunstvollen Papierbauten der PoUsies? Das wird vielleicht in den Tropen gelöst. B. Die Bienen. Auch hier begegnet man zahlreichen Linien- bauten und Zweig bauten. Am interessantesten ist die Gattung Halictus. Dort kenne ich nämlich Arten mit getrenntzelligem Zweig- bau, eine Art (oder zwei) mit gehäuftzelligem Zweigbau und eine Art mit Gewölbebau {quadristrigafus Latr.)^). Von diesem Gewölbebau ist es, was den Bau selbst anbelangt, in der That nur noch e i n Schritt zur Gattung Bombus, das Wegfallen des in den Lehm gemeisselten Zellencomplexes. Bisher betrachtete ich allein die Bauten und ihre Fortbildung. Das war notliwendig, da für die verschiedenen socialen Thiere ver- schiedene Bauten charakteristisch sind und diese Bauten nur durch vergleichende Betrachtung der Bauten der vorangehenden solitären Immen verstanden werden können. Aber hiermit allein ist die Frage der Bildung der Wespen- und Bienencolouieu nicht gelöst, es handelt sich ferner um den Contact zwischen Mutter und Kindern. Bei den solitären Immen besteht kein Contact zwischen den auf einander fol- 1) Die Details über die Bauten habe ich gegeben und kann sie als bekannt voraussetzen. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 687 genden Generationen, bei den socialen Immen lernen Mutter und Kinder sich kennen. Wie konnte der Contact ermöglicht werden ? Wie konnte ferner auch ein dauerndes Zusammenbleiben von Mutter und Kind ermöglicht werden ? Welches waren überhaupt die Grundbedin- gungen für die Colonisation der Wespen und Bienen? Aus dem Studium der Bauten ergiebt sich, dass unentbehrliche Erfordernisse für die Colonisation sind: 1) ein Raum, welcher eine grössere Menge von Individuen be- herbergen kann; 2) ein dichtes Zusammenliegen der von der Mutter angelegten Zellen. Der Contact zwischen Mutter und Kindern wird hergestellt da- durch, dass 3) die ersten Kinder die Nymphenhaut sprengen zu einer Zeit, in welcher die Mutter noch mit der Versorgung der jüngsten be- schäftigt ist. Wo diese drei Factoren gegeben sind, ist auch der Grund für eine Colonisationsentwicklung gelegt. Alle übrigen Erscheinungen bei socialen Immen, auch die Ausbildung eines Arbeiterstandes, sind secun- däre Fortschritte. Bei Wespen ist bislang noch kein Fall bekannt, dass ohne ausgesprochene Colonisation doch schon jene drei Bedingungen erfüllt wären. Bei Bienen dagegen ist ein Fall bekannt, und dieser betriöt den Halictus quadristrigatus, über welchen ich in den „Biolog. Aphor." 1. c. Näheres mittheilte. Hier kommen die ersten jungen Bienen be- reits aus, wenn die Mutter noch an den letzten Zellen arbeitet, in einem Bau, dessen Zellen dicht bei einander liegen, stehend in einem Gewölbe, welches viele Insassen beherbergen könnte. Doch die ersten auskommenden Bienen sind Männchen, und bis zum Ausschlüpfen der Weibchen scheint die Mutter zu sterben^). Dieser Halictus steht also factisch an der Schwelle der Colonisation. Die Kinder associiren sich nicht unter einander, wenn nicht die Mutter zu einem Anziehungspunkt für dieselben wird und die Kinder an sich fesselt. Dies hebt auch Grabek sehr richtig hervor. Ii'rig ist es aber, wenn er behauptet, die Möglichkeit des Contacts zwischen 1) Bei der parthenogenetischen Generation dürften auch Weibchen bei Anwesenheit der Mutter schon hervorkommen! 638 C. VERHOEFP Mutter und Jungen hinge allein von der längern Zeit des Abreifens der Eier ab. Was kann das helfen, wenn die Mutter nicht alle Zellen bei einander anlegt, und wenn nicht ein entsprechender Raum da ist, in welchem das neuausgeschlüpfte Thierchen sich aufhaltend der Mutter begegnet und sich nach Wohlgefallen neben derselben hin und her bewegen kann? Lassen wir die Bedingung 3 vollkommen erfüllt sein, d. h. junge Weibchen erscheinen, wenn die Mutter noch weiter arbeitet, und nehmen wir dabei einen Linien- oder Zweigbau oder einzelligen Freibau an. Die jungen Weibchen würden von dannen wandern oder ihre Mutter überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. In einem Linien- bau ist dergleichen überhaupt nur dann vorstellbar, wenn der Insasse jeder Zelle sich direct nach aussen hervorarbeiten könnte. Ich halte darum an obigen drei Factoren fest als allein maass- gebend für das Zustandekommen der Colonisation bei Wespen und Bienen. Nun wende ich mich zu zwei Momenten, M'elche, nach andern Forschern, für Colonisation von Bedeutung sein sollten. a) Für Wespen. Gewisse Fossorien (ob auch Eumeniden?) sollen ihre Nachkommen nicht mit dem definitiven Futtervorrath ver- sehen, sondern die Zellen auflassen und den sich entwickelnden Jungen fortwährend frisches Futter zutragen. Solches wurde besonders von Mellinus behauptet. Ich konnte dies im vorigen Sommer jedoch als Irrthum nachweisen. Von Crahro quadrimaculatus habe ich selbst ein weiteres Zutragen von Nahrung allerdings sehr wahrscheinlich gemacht, doch möchte ich diese meine eigene Beobachtung immerhin noch wieder bestätigt sehen, und alle andern Fälle dieser Art (Pompiliden, Ammo- phila) müssen mit einigem Zweifel so lange betrachtet werden, bis ganz correcte Untersuchungen augestellt sind. Aber auch angenommen, diese Gral)wespen trügen den Larven Nahrung zu bis zu deren Er- scheinungszeit (und es werden sich gewiss Fälle als sicher heraus- stellen), was hilft das ? Diese in Rede stehenden Grab wespen legen ja alle Einzellbauten an! Sobald also die Larve er- wachsen ist, kümmert sich die Mutter nicht mehr um sie, und jeglicher weitere Contact ist unmöglich gemacht. Wenn diese Erscheinung für Colonisation der Wespen von Bedeutung sein sollte, müsste sie bei einer solitären Wespe mit Freibau nachgewiesen werden. Die Odynerus und HopJopus aber, sicherlich auch Eumenes, schliessen, trotz Ablage des Eies vor Beschattung der Nahrung, nach Eintragung der Beutethiere die Zelle, und das E i bleibt noch mehrere Tage ein solches. Beiträge zur Biolo<;ie der Hymenoptera. ß39 Contact zwischen Mutter im d Kind und Contact zwischen Mutter und Larve ist etwas wesentlich Verschiedenes. Beides ist biologisch von höchstem Interesse. Aber erst wo von obigen drei Factoreu der 1. und 2. eingetreten sind, kann der Contact zwischen Mutter und Larve auch für den Factor 3, Contact zwischen Mutter und Kind, vorbereitend wirken. Wenn aber bei Grabwespen schon Contacte zwischen Mutter und Larve vorkommen, so würde das eben auf die leichte Möglichkeit der Ausbildung dieses Verhältnisses und der Tendenz der Thiere dieser Ordnung zu einem solchen Verhältniss hinweisen. [3) Für Bienen. Es sind schon vor langer Zeit, nämlich von Lepeletier, Beobachtungen gemacht, „dass eine Art Panurgus ein gemeinschaftliches Nest baute. In einem festgetretenen Gartenpfade war ein senkrechtes Loch. Dasselbe umgaben 8 — 10 $ mit Pollen be- laden. Ein $ flog heraus ohne Pollen; darauf flog ein anderes be- ladenes hinein, entlud sich seiner Bürde, kam dann heraus und flog fort. So folgten sich mehrere. Während dieser Zeit kamen andere boladene an, welche am Rande des Loches warteten, bis die Reihe an sie kam". Hier handelt es sich um gemeinsame Benutzung eines Schachtes durch verschiedene Weibchen, welche sich dort zufällig zu- sammenfanden. Lepeletier und auch Schenck, welcher diese in jedem Falle interessante Beobachtung jenes wieder mittheilt, legten dieser Erscheinung offenbar eine höhere Bedeutung bei in Bezug auf Colo- nisation. Halictus, Ändrena, AnthopJiora^ Chelostoma und andere nisten oft in grossen Mengen bei einander, was auch mit jener Panurgus- Erscheinung harmonirt. Friese^) bemerkt: „Für Osniia vulpecula konnte ich auf dem Rigi das gemeinschaftliche Arbeiten dreier Weibchen an einem Neste notiren. Dieses gemeinschaftliche Arbeiten, das ich mir durch das Entstammen aus einer und derselben Geburtsstätte erkläre, hat für das sociale Leben eine wichtige Bedeutung, liefert es uns doch noch heute einen Fingerzeig, wie sich die social lebenden Gesellschaften der Hummeln und Honigbienen gebildet und zuerst abgezweigt haben mögen." Diese Beobachtung will ich in keiner Weise anzweifeln, nur ist es mir nicht einleuchtend, weshalb die drei Weibchen aus einem Neste stammen sollen. 1) Beiträge z. Biol. d. solitären Blumenwespen, in dieser Zeitschr. Bd. 5, Abth. f. Syst., p. 767. 690 • C. VERHOEFF, Alle diese Fälle aber, wie genannte Panurgus, Osmia etc., be- zeichne ich als casuelle Vergesellschaftung, d. h. die bei ein- ander befindlichen Thiere stammen nicht von einer Mutter ab, oder wenn sie zufällig von einer Mutter abstammen sollten, so ist die Mutter selbst nicht die Urheberin des Zusammenhaltens geworden. Dass aber obige Pamirgus- und Osmia- Vereinigungen nur casuelle sein konnten, lehrt schon die Erkenntniss, dass diese Thiere jährlich in nur einer Generation erscheinen. Ganz anders verhält es sich mit der genetischen Vergesell- schaftung, wie solche eben in allen wahren Colonien vorliegt, d. h. die bei einander lebenden Thiere stammen von einer Mutter ab und wurden eben durch diese zusammengehalten und vertraut gemacht. In diese Categorie kann aber von solitären Immen (nach unserm jetzigen Wissen) nur jener Halictus quadristrigatus gestellt werden, denn die bei diesem zusammengefundenen Thiere, welche aber trotzdem noch keineswegs dauernd zusammenbleiben, stammen von einer Mutter ab, wie aus meinen Beobachtungen hervorgeht und aus dem Umstände, dass jährlich drei Generationen durchlaufen werden. Durch casuelles Zusammenthun der Bienen kann offenbar nie Colonisation entstanden sein. Die Familie ist vielmehr die Grund- lage auch des Bienenstaates. Es bildet sich ja auch heute jede typische Colonie nicht durch casuelles Zusammenthun, sondern durch die Nach- kommen einer Mutter. Fremdlinge der eigenen Art werden auch in den echten Colonien meist nicht zugelassen. Der Urgrund der Verschiedenheit der Bienen- und Wespen-Biologie liegt in dec Verschiedenheit der N a h - rung. Die Blüthenkost bedingt eine friedlichere Gesinnung für die Bienen, die Fleischuahrung eine kriegerische für die Wespen. Casuelles Zusammenleben von Wespen dürfte schwerlich je beob- achtet werden. Aber dieselbe Nahrung, welche die Mütter mehr entfremdet als bei Bienen, bringt Mutter und Larven der Wespen in nähere Bekanntschaft als bei Bienen. Die Bienen müssen, bevor sie das Ei ablegen, erst den Speise- brei zurecht machen. Sie sammeln meist zuerst Pollen und vermengen ihn erst später mit Honig. Mögen sie aber auf irgend eine Weise verfahren, stets legt die solitäre Biene das Ei nach der Beschaffung der Nahrung auf dem Futterballen ab. Der Contact zwischen Mutter und Larve, durch den schon die Mutterliebe erweckt werden könnte, fällt bei Bienen also stets fort, tritt nie ein, der Anfang zur Colonisation bei Bienen muss vielmehr durch Zusammen- Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. ß91 leben vou Mutter- und Tochter - B i e n e hergestellt werden. Dieses ist bei dem sanftem Naturell der Bienen offenbar leichter als bei den Wespen, trotzdem die Bienen durch keine Larvenpflege Jungen- liebe empfangen haben. Da die Biene die nöthige Speise also vor der Eiablage beschafft, so liegt kein Grund zu weiterer Sorge vor, sie schliesst die Zelle sofort. — Ganz anders bei Wespen. Die Mütter selbst werden einander durch ihr Kaubritterthum entfremdet. Diese Weibchen gebrauchen zwar mehr List zur Erwerbung der Beutethiere, aber es bedarf ausser dem antiseptischen Mittel der Giftinjection keiner weitern Vorbereitungen, um den Lärvchen die Nahrung annehmbar zu machen. Sie zögern daher auch nicht lange mit der Eiablage (das Ei wird ja durch Mengen und Bearbeiten der Nahrung im Innern der Zellen wie bei Bienen in keiner Weise gestört), ja bei allen von mir näher untersuchten E u m e n i d e n wurde das Ei, ebenso wie beiVes- piden, stets vor der Beschaffung der Beutethiere abge- legt. Damit ist aber um so mehr die Möglichkeit gegeben, dass die junge Larve schon ausschlüpft, wenn die Zelle noch nicht geschlossen ist, wenn die Mutter noch mit dem Herbeischaffen der Opfer beschäf- tigt ist. Der Anblick des jungen Lärvchens wird aber den Eifer der Mutter steigern, sie versorgt die noch bei ihrer Gegenwart ausschlü- pfenden Lärvchen am besten, schon weil diese einen Theil der einge- tragenen Nahrung wegzehren und also für die Mutter Veranlassung da ist, neue Beutetiere dieser Larve vorzulegen. So kann es aller- dings dazu kommen, dass fortwährend der Larve Futter zugetragen wird. Ist eine solche Entwicklungsrichtung einmal begonnen, so wird das Verhältniss zwischen Mutter und Larve immer enger. Die Mög- lichkeit des Erscheinens der jungen Wespe noch bei Gegenwart der Mutter ist aber nur dann gegeben, wenn die letztere gelernt hat, die von ihr verfertigten Zellen dicht bei einander anzulegen. Der genügende Raum ist bei den Freibauten von selbst gegeben. Wie gesagt, sind bei den Wespen vielzellige Freibauten das Ziel der Entwick- lung gewesen. Die Gewohnheit, schon die Larven zu pflegen und zu versorgen, wird um so mehr bewirkt haben, dass auch die ausschlüpfenden Wespen, welche die Mutter im Falle des Zusammenliegens der Zellen natürlich sofort wahrnehmen musste, in ihrer anfänglichen Unbeholfenheit ge- pflegt und geduldet und dadurch zum Bleiben veranlasst wurden. Ueber Fälle von Berührung zwischen Larve und Mutter schon bei Fossorien sprach ich bereits, sie sind jedenfalls wichtig. 692 C. VERIIOEFF, Ich bemerke schliesslich Dochmals, dass die Bauten der socialen Bienen sich aus und zu G e w ö 1 b e b a u t e n , die der socialen Wespen aus und zu vielzelligen Freibauteu bildeten. Beiträge zur Biologie Terschiedeiier Hymenopteren-Arten. Caefiocrfiptifs hhnnculatus Gev. Diese Cryptiden-Form, welche nur selten und erst spät in Deutsch- land zur Beobachtung gelangte, hat der unermüdliche Giraud in seinen „M6moires sur les Insectes qui habitent les tiges seches de la Ronce" bereits als Parasiten von Iloplopus laevipes nachgewiesen. Ausser- dem hat er uns über den Cocon und das S Nachricht gegeben. Die übrige und eigentliche Lebensgeschichte blieb aber in Dunkel gehüllt, wie denn überhaupt seit Ratzeburg's grossem Vorbilde die biologische Ichneumonen-Kunde in einem unglaublich verwahrlosten Zustand ver- harrte. — Um das Verhältniss von Caenocnjpttis himaculatus und Hoplopus laevipes besser zu erkennen, gebe ich zunächst einige sichere Data aus der Lebensgeschichte beider. Caenocryptus himaculatus, Hoplopus laevipes. 2 — 3 Generationen. 1 Generation. 1) 10.|4. $ Imago. Ausgewachsene Larven, überwin- 25.J4. ? Imago. tert: 19.|4. gefunden. 2) etwa 10.— 20.|7. Eier. Nymphen: L|5. 22. |7. ganz junge Lärvchen. Erste Imagines: 22.— 30.|5. 2.|8. beginnen die Larven sich Bauende ?? \ ^j^ \n einzuspinnen. Eier und Larven f :')) 17. |8. S Imago. Ausgewachsene Larven, welche 31.|8. ? Imago. überwintern werden: 22.|7.28.|7. Ueberwintert als Larve. 31.|7.— 5.J10. Auf diese Uebersicht werde ich zurückkommen. Es sei nur hier schon hervorgehoben, dass alle diese Termine natürlich eine gewisse Breite haben. In Fig. 2 der Taf. 30 ist ein am 22./7. 91 gefundener Stollen des Hoplopus laevipes dargestellt. Er enthält 6 Zellen, in denen sich 5 erwachsene Larven befinden, welche die ihnen als Nahrung beige- gebenen Microlepidopteren-Räupchen aufgezehrt haben, und 1 Larve, Beiträge zur Biolopfie der TTymeTioptera 693 welche erst halb erwachsen ist, da sie noch 4 unverzehrte Räupcheu vor sich liegen hat. Die Zeichnung ist als ein Längsschnitt zu denken, durch den in die geschlossenen Zellen ein P^inblick gewährt wird. Gleichzeitig mit diesem Bau fand ich am 22./7. noch mehrere andere, welche Eier, ganz junge Lärvchen und die versorgenden Mütter selbst enthielten, letztere noch mit ihrer Maurerarbeit beschäftigt. Daraus erhellt also, dass die oben angegebenen Termine thatsächlich eine gewisse Breite haben, indem von derselben Generation unvollendete Zellen, Eier, junge und ausgewachsene Larven neben einander leben. Einer solcher unvollendeten Baue ist in Fig. 3 wiedergegeben. Der Verschlussblock Ve ist von mir wiederholt beobachtet worden, doch kommt er nicht immer vor. Ob es sich im letztern Falle um Bauten handelt, welche ihrer Verfertigerin auf gewaltsame Weise ver- lustig gingen, oder ob dieselbe starb, unfähig ihr Werk ganz zu voll- enden, oder ob es Nachlässigkeit derselben ist, kann ich nicht ent- scheiden. Um anzudeuten, wie interessant die Lösung dieser Frage ist, bemerke ich noch, dass die Möglichkeit sehr nahe liegt, dass die mütterliche Wespe, wenn sie etwa 2 — 3 Bauten in ihrem Leben ver- fertigt, bei dem ersten einen Verschluss anlegt, bei dem letzten keinen, da der Brutversorgungsimpuls mehr erloschen ist. Dass die Grösse der Zwischenräume s zwischen den einzelnen aus Sand und Lehm gemauerten Zellen sehr verschieden ist und offen- bar vom Belieben der Wespe abhängt, ergiebt sich aus den Figuren. Das Ei des H. laevipvs {E Fig. 3) wird, wie bei den Verwandten, an einem zarten, kurzen Fädchen an der Decke suspendirt. P/^ Pjj und Pjij in Fig. 2 sind junge, jedenfalls erst seit einigen Tagen ausgeschlüpfte Lärvchen des Caenocryptus bimaculatiis, welche als Ectoparasiten auf dem Rücken der laevipes-Lsirven lebhaft saugen. Sind die Eier des Caenocryptus abgelegt worden, als die laevipes- Mutter noch mit der Versorgung der Zellen beschäftigt war, oder erst dann, als bereits der ganze Bau vollendet, als der Verschlussblock an- gelegt, als die Larven schon alle oder theilweise erwachsen waren? Diese Frage kann mit Hülfe der obigen Beobachtungstermine und der Darstellung 2 entschieden werden. Der Caenocryptus hat 2—3 Gene- rationen, H. laevipes nur eine. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, dass der Caenocryptus seine Eier bei der Frühjahrsgeneration nicht ebenso versorgen sollte wie bei der Herbstgeneration. Nehmen wir an, dass der Caenocryptus seine Eier ablegte, während die Mutter noch mit Bauen beschäftigt war, dann würde daraus folgen, 694 C. VERHOEFF, dass die Eier des Ichneumoniden längere Zeit ruhig dalägen, oder doch wenigstens, dass die Larven sich sehr viel langsamer entwickelten als die des laevipes. Dagegen spricht aber : 1) die Erfahrung, dass die Eier der Parasiten sonst meistens sich ebenso schnell oder oft sogar schneller entwickeln als die ihrer Wirthe; 2) die Thatsache, dass die ?? der ersten Frühjahrsgeneration des Caenocryptus noch gar keine im Bau begriffenen Nester des laevipes vorfinden. Vielmehr sind zu der Zeit, wo die ersten Caenocryptus durch die S befruchtet werden, nur überwinterte Larven ^o,^ laevipes vorhanden. Daraus folgt, dass die ?? der ersten Frühjahrsgeueration des Caenocryptus ihre Eier nur von aussen her in die Zellen der Bauten von Hoplopus laevipes einbringen können. Ist das einmal für die Frühjahrsgeneration constatirt, so muss dasselbe für die eventuelle Sommer- und für die Herbstgeneration gelten, zumal es paradox wäre, anzunehmen, jene kleinen Lärvchen auf dem Rücken der laevipes-La,rYnn, welche thatsächlich im Herbst beobachtet wurden, hätten sich s o sehr viel langsamer entwickelt als ihre Wirthe, dass sie selbst winzig klein, jene aber ausgewachsen wären. Sie würden in einem solchen Falle vielmehr zweifellos von ihren Wirthen aufgefressen sein, da letztere von ihren Nahrungsthieren nichts übrig lassen. Caenocryptus himaculatus legt seine Eier also an erwach- sene (oder fast erwachsene) Larven des Hoplopus laevipes a b. Er muss dabei mit seinem Bohrer Borke, Rinde, Holz und Mark der Rubus-Zweige und Zellenwand und Cocon des laevipes durchlöchern und durch diesen Canal sein Ei au die im Innern geborgene Larve ablegen. Dass Caenocryptus die zu einer solchen Manipulation nothwendige Bohrerlänge besitzt, ist bekannt. Im Herbste können ?? des Caen. himaculatus und des H. laevipes^ welche mit Versorgung der Nachkommen beschäftigt sind, neben ein- ander angetroffen werden. Im ersten Frühjahr ist dergleichen nicht möglich, wohl aber gegen den Sommer zu, denn es muss entweder die Lebenszeit der Frühjahrsgeneration sich bis Mitte Juli ausdehnen, oder aber — und dies scheint mir die Wahrheit zu sein — es schiebt sich noch eine Sommergeneration ein. In letzterm Falle leben die Thiere dieser zweiten Generation mit den laevipes auch gleichzeitig, während die erste Generation des Caenocryptus Individuen des Ho- ^lopus laevipes meist nicht zu sehen bekommt. Beiträge zur Biol<)j;ie der TTymenoptera. 695 Mit dieser Erklärung stinnnt die Dauer der Entwicklung des Caenocrypkis vom Ei bis zur Iniago überein. Dieselbe dauert unge- fähr 6 Wochen. Zwischen dem Erscheinen der $? der ersten Generation und der Ablage der Eier der zweiten Generation liegen nämlich etwa 12 '/a Wochen, eine Zeit, welche also zwei Generationen zur Abwicklung genügt. Darnach werden drei Generationen vorkommen können. Wie die ?$ des Caenocryptus die Lage und das Vorhandensein erwachsener toev^pes-Larven ausfindig machen, kann sicher nur durch directe Beobachtung festgestellt werden. Es fragt sich vor allem, ob sie vor Anstechung des Zweiges das Flugthor gefunden haben oder nicht. So viel ist sicher, dass ihnen ein überaus feiner Geruchssinn zu Gebote steht, da sie sich von aussen her orientiren müssen. Wie aus der Figur zu sehen ist, liegen die drei Lärvchen in ziem- lich gleichen Abständen von einander, und dies deutet darauf hin, dass die Schlupfwespe, nachdem sie durch den Geruch im Allgemeinen sicli über das Vorhandensein der ihren Anforderungen entsprechenden Opfer orientirt hat, am Zweige entlang aufs Gerathewohl ihren Legestachel einbohrt. Caenocryptus bimaculaius entwickelt sich mit deutlicher Proter- audrie, es erschienen sowohl im Frühjahr als im Herbste die SS zwei Wochen vor den $?. Die am 22./7. beobachteten jungen Lärvchen, Fig. 2 P, mochten am 20./7. die Eischale gesprengt haben. Diese jungen Lärvchen besitzen ganz deutliche Antennen, welche später mit einer Häutung wegfallen. Die Larve recapitulirt hiermit noch bis zu einem gewissen Grade die Larven ihrer Ahnen , welche mit solchen Gliedmaassen ausgerüstet waren. Die jungen Ectoparasiten fand ich unweit des Afterpoles der laevipes-Lsirwa aufsitzen. Am 26./7. waren die Schlupfwespenlarven schon halb so lang wie die Wirthlarven, am 29./7. haben sie ihre Opfer schon fast ganz auf- gezehrt und saugen noch an den letzten, in der Cuticula haftenden W'eichtheilen. Sie sind zu langen, feisten Maden geworden, deren Rückensegmente stark emporgewölbt sind; mit diesen Höckern ver- mögen sie sich auf dem Rücken fortzuschieben. (Näheres über die Morphologie der Larve theile ich an anderer Stelle mit.) 2./8. begannen sie den weissen, halbdurchsichtigen Cocon zu spinnen. Die Knochenreste werden, in Uebereinstimmung mit allen meinen übrigen Beobachtungen, bei Ichneumoniden nicht aufgezehrt. Die Larven bleiben von Beginn bis zu Ende Ectoparasiten. — 696 C. VERIIOEFF, 31. /8. erzog ich 2 ? zur Imago. — Der in Fig. 1 dargestellte Bau wurde zweimal von laevipes benutzt, da er alte und neue Zellen ent- hielt. Bei A war der Zweig geknickt und besass also jederseits einen Eingang. Am eigentlichen Eingang Aj fehlt ein Verschluss, wahrscheinlich wurde das $ durch die Caenocryptus vertrieben. Den 19./4. enthielt der Bau eine Zaewijöes-Larve PL In den Zellen g. C. P. befanden sich je eine $ Caenocryptus-^ym^he, am Kopf ganz schwai'z, am Thorax gelb mit einigen schwarzen Linien, am Abdomen noch weiss; sie zeigten die äusserste Lebhaftigkeit, 25./4. verwandelten sie sich zur Imago, nachdem sie sich als Nymphen völlig ausgefärbt hatten. In Zelle 0. C. P. kam das S am 19./4. aus. JPhilanthiis triangulum beobachtete ich den 29./7. 91 mehrfach am Eingange ins Ahrthal. Fig. 4 stellt das in Kies und Sand eingegrabene Zweigsystem dar. Die Gänge mündeten an einer steilen nach Südosten gelegenen Sand- wand und wurden mir durch den frischen Sand auffällig, welcher, innen losgebrochen, den Eingang nach aussen verschloss. Der Hauptgang und die mit Sand zugescharrten Zellen I und II lagen zienjlich hori- zontal , die Zelle III wendete sich nach oben. Jede Zelle enthielt 2 Bienen, welche, völlig regungslos, durch eingespritztes Gift anti- septisch geschützt sind. Eine der beiden Honigbienen, welche immer auf dem Rücken liegen, trägt auf der Brust das IV2 mm breite und 4^2 mm lange Philanthus-EL Es ist wurstförmig gebogen, weiss und liegt ohne Befestigung parallel der Längsaxe der Biene, gerade über den Hüften der Beine. In Zelle III waren die Bienen eingetragen, das Ei jedoch nicht, letzteres wird also erst hernach abgelegt , umgekehrt wie bei Eumeuiden. Der Bienenwolf steht somit, trotz seiner auffälligen Gestalt, unter den Grabwespen auf einer relativ niedrigen C u 1 1 u r s t u f e. Die andern Gänge , welche ich sah, waren dem abgebildeten im Wesentlichen gleich. 29./7. schlüpfte ein Lärvchen aus dem Ei, doch waren meine Aufzuchtversuche vergeblich. Mellinus arvensis ist durch die Mittheilung, dass er seinen Larven fortwährend frisches Futter zutrage, geradezu berühmt geworden. Ich selbst habe diese Er- scheinung in den „l)iol. Aphorismen" auf Glauben Andrer mitgetheilt. SciiENCK schreibt in den „Grabwespeu Nassaus", p. 185, darüber Folgendes ; Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. G97 „Diese Art lebt schaarenweise an sandigen Plätzen und Gräben, wo sie verzweigte Röhren unter der Erde gräbt. Das ^ trägt für die Larven Fliegen aus der Familie der Museiden, besonders PoUonia rudis ein, weicht aber dadurch von fast allen Grabwespen ab, dass sie nicht erst den ganzen Futtervorrath aufspeichert und dann die P]ier legt, sondern dass sie diese an die erste Fliege absetzt und fortfährt Nahrung zuzuführen, nachdem die Larve sich schon entwickelt hat; dasselbe hat man nur noch von Ämmophila sabulosa beobachtet." Die letztere Angabe mag auf sich beruhen. Die merkwürdige Mellinus-Bvut^üege ist auch in Leunis' Synopsis der Zoologie über- gegangen, wo es, Bd. 2, p. 233, heisst: „trägt der sich entwickelnden Larve fortwährend Dipteren und Blattläuse zu". Diese Erscheinung ist mit ähnlichen sogar für die Colonisations- theorie verwendet worden. Abgesehen von der factischen Sachlage, habe ich aber oben bereits gezeigt, dass diese Erscheinung nichts für die Erklärung der Colonisation leistet. Woher Schenck die obigen Mittheilungen geschöpft hat, wer die ganze Sache aufgebracht hat, vermag ich nicht zu ermitteln; That- sache ist, dass die ganze Darstellung auf Phantasie beruht. Auch die Angabe, dass Mellinus arvensis „verzweigte Röhren" anlege, kann ich nicht bestätigen und halte solches für einen Irrthum. Nachfolgende Beobachtungen habe ich im Neckarthal, oberhalb Heidelberg, anstellen können, L/9. 9L An einer nach Südosten gelegenen, senkrechten Wand hatte ich bereits am Tage vorher das merkwürdige Gebahren eines Mellinus verfolgt, ohne den Bau entdecken zu können. Heute gab ich mich an eine sorgfältige Untersuchung. Morgens Vi vor 10 flogen bereits mehrere ?? am Platze umher, und ich sah sie in geborgene Höhlen schlüpfen, als die Wand noch im Halbschatten lag. Bald traf die Sonne die Wand ungehindert, und nun begannen 10—12 Mellinus-^ ein geschäftiges Treiben. Die Höhlen der einzelnen Grabwespen lagen an einer Stelle beisammen, aber stets einige Centimeter von einander getrennt. Auch ich sah sie stets die Pollenia rudis eintragen, welche sie am Rüssel festnehmen und auf ihr reitend den Körper halten. Vor dem Höhleneingang dreht das Mellinus-^ sich schnell um, die Fliege immer am Rüssel festhaltend, und am Rüssel zieht sie, rückwärts laufend, ihre Beute in die Tiefe hinab. Die Gänge ziehen sich fast senkrecht hinunter und werden hier und da in Folge hindernder Steine oder Würzelchen etwas geschlängelt. Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. 46 098 C. VERHOEFF, Die Tiefe der Schächte mass ich auf 30 — 40 cm vom Eingaug bis zur Endzelle; also verrichtet unsere Wespe eine gewaltige, ja riesenhafte Arbeitsleistung ; und diese Kraft wird für je eine Zelle aufgewendet. Ich habe nämlich mit grosser Aufmerksamkeit und Vorsicht die Gänge oflengelegt ; ich fand aber nie eine Spur von Zweigbau, vielmehr ist der Stollen von Mellinus ein Einzellbau mit enorm tiefem Schachte. Einen Gang von mehr als 30 cm Tiefe verfolgte ich bis ans Ende, traf darin das zornig summende Mellinus-^ und am p]ude eine PoUenia, aber kein Ei. In einem andern fand ich die Endzelle schon durch eine Schicht losgeschabten Lehms verschlossen mit 4 Pollenien, welche kein Lebenszeichen mehr von sich gaben. Zwischen den Pol- lenien lag, ohne Befestigung — ein Ei. Mehrere andere Schächte enthielten 5—6 Fliegen, geschlossene Endzellen und ebenfalls je ein Ei. Am folgenden Tage grub ich abermals einige Schächte auf, mehrere enthielten Larven, welche halb erwachsen waren, die Zellen waren jedoch stets geschlossen. Die meisten Zellen enthielten ein Ei, daneben 3—6 Pollenien, aber nie waren sie offen ge- lassen. War eine Zelle noch offen, so enthielt sie entweder gar nichts oder nur 1 — 2 Pollenien, nie ein Ei, In einer Zelle fand ich 5 PoUenia rudis und eine Tephriüs-krt eingetragen. Mell%7ius arvensis trägt also — wie auch Phüanthus — zunächst den für die Larve nothwendigen Vorrath an Fliegen ein, darauf legt sie ein Ei, ohne Befestigung, zwischen die vollkommen bewegungslosen Opfer und schliesst die Zelle sofort in kunstloser Weise durch los geschabten Lehm. Danach wird ein neuer Schacht gegraben. Mellinus steht somit auf derselben relativ niedrigen Culturstufe wie Phüanthus, nur insofern noch niedriger, als er keinen Zweigbau verfertigt und dadurch viel Kraft unnütz verschwendet. Jene von Schenck mitgetheilte Meinung erscheint mir nur durch die Schwierigkeit des Oöenlegens der Schächte erklärlich, auch kann man leicht die nahe bei einander verlaufenden Gänge confuudiren, und der die Zellen verschliessende Lehm wird dann bei ungenauer Unter- suchung übersehen. Eine bildliche Darstellung konnte bei der Einfachheit des Baues entbehrt werden. Ueber Morphologie der Larve und Nymphe später. Hier sei nur noch mitgetheilt, dass sich die Larve einen gelbbraunen Freicocon Beiträge zur Biologie der Ilymenoptera. (399 spinnt, welcher läugiich-oval und undurchsichtig ist. Die Fliegen werden ganz zermalmt, und auch von den Harttheilen bleiben nur wenig ungeniessbare Reste zurück. Anthophora pariethia. Ueber diese so höchst interessante Biene hat uns H. P'üiese*) bereits werthvolle Mittheilungen gemacht. Einmal sollten aber auf Taf. 31 in Fig. 5, G und 7 durchaus natürliche Darstellungen des Baues gegeben werden , sodann muss ich hier einige weitere Be- obachtungen sowie Berichtigungen vorbringen. Ä. parietina legt keineswegs ein „viel einfacheres Nest" an als personata. Beide haben ihre Besonderheiten, doch ist eher der 2)ersonata-Bsi\i einfacher als der parietina-BsLU. Die Eigenthümlich- keit, einen Vorbau anzulegen, ist ja allein schon ein Umstand, der das Wort „Einfachheit" ausschliesst. Was die Ausglättung des Ganges betrifft, so habe ich bei beiden Arten keinen Unterschied finden können. Während der Stollen von Ä. personata gerade verläuft, behält der- jenige von parietina nur Anfangs eine horizontale Richtung, später biegt er in stumpfem Winkel hinab. Die Nester von parietina stellen sowohl nach Feiese's als auch meinen Beobachtungen ein Zweig- system vor , doch kann ich [ohne damit Feiese's Beobachtung an- zweifeln zu wollen] ihm darin nicht beistimmen, dass jeder Zweig wieder mehrere Zellen enthalten soll: dergleichen habe ich nie gesehen. Wie auch aus den Figuren zu erkennen ist, fand ich, dass jede Zelle für sich allein einen Zweig bildet, d. h. jede Zelle mündet direct in den Hauptgang, so dass jeder Bewohner des Baues ins Freie gelangen kann, ohne die andern zu belästigen. Die Bauten in Fig. 5 und 7 sind von der Seite dargestellt, sie sind normal; Fig. 6 von vorn. Ausserdem wurde hier ein schon vor- handenes, altes Nest einer andern Anthophora oder Osmia theilweise benutzt, daher zwei Gänge. Der Vorbau, welcher nicht „sonst nur bei Wespen" vorkommt, sondern auch bei Grabwespen (z. B. JV^^oa;^Zow, cfr. Fig. 11 1^), ist auch im Frühjahr und Herbst von mir in Menge gefunden worden, wie aus den Figuren ersichtlich, welche nach dem Winter aufgenommen wurden. Nur der Endtheil ist meist abgebröckelt. Wenn dagegen die Vorbauten ganz verschwunden sind, so werden sie sich an besonders 1) Beiträge zur Biologie der solitären Blumenwespen , in : Zool. Jahrb., Bd. 5, Abth. f. Syst. 46* 700 C. VERHOEFf^, dem Wetter exponirten Stellen befinden. Bewiesen wird hierdurch übrigens, dass zum Verschluss des Stollens, ebenso wie bei Eumeniden und Trypoxyliden, nur ein ganz geringer Theil des Vorbaues verwendet wird, wie denn auch die thatsächlich von mir gefundenen Verschluss- deck eichen ziemlich dünn und gar nicht zu vergleichen sind mit den klobigen Blöcken, welche personata herstellt (cfr. Ve Fig. 5). Sehr wichtig ist die Beobachtung Friese's, dass die Verfertigung des Vorbaues „mit den Hinterbeinen und dem beweglichen After" ge- schieht. Die sachlich gleichen Vorbauten, von manchen Eumeniden einerseits und Änthophora parietina andrerseits, welche sogar in der Umbiegung und in der Dur chb rech un g des Endtheiles überein- stimmen, geben also ein gutes Beispiel dafür ab, dass dieselbe Sache nicht nur durch verwandtschaftlich gar nicht zusammenhängende Thiere vollzogen werden kann, sondern auch mit ganz verschiedenen Körper- theilen, wenn nur das Substrat das gleiche ist, d. h. es können ver- wandtschaftlich ganz getrennte Thiere mit ganz verschiedenen Organen in derselben Weise sich anpassen, wenn die Existenzbedingungen die gleichen oder doch ähnliche sind. Den Winter übersteht Ä. parietina nicht „als Puppe", sondern als Larve, wie aus der am 28./2. 91 gezeichneten Zelle (Fig. 5) er- sichtlich ist. Diese und andere Larven blieben solche den 20./3. bis 5./4. Die erste Verpuppung fand am 20./3. statt, die zweite am Abend dieses Tages. Das erste S erschien am 14./5. — Anfang März beobachtete ich das Vorpuppenstadium : es schimmern an den in Alkohol bewahrten Larven Kopf und Extremitäten durch, und die auf- geschnittene Larve lässt auch die deutlichen Flügelausstülpungen er- kennen. — Die Zellen sind übrigens sehr schön ausgeglättet, wie auch bei personata] am Afterpol liegen die unverdauten Pollenreste. Alle von mir beobachteten parietina-Bauten waren bei Remagen und Königswinter im Hochlöss angelegt. Die oben angegebenen, als am 20./3. sich zuerst in die Nymphe verwandelnden Larven waren im Februar ausgegraben, hatten also etwa 1 Monat die Zimmertemperatur ertragen. In der freien Natur bleiben die Larven noch länger in diesem Stadium. Als ich am 10./4. nämlich über ein Dutzend Zellen offenlegte, enthielten alle Larven. Von diesen gingen erst am 20./4. drei in das Nymphen- stadium über. Alle von mir beobachteten Bauten zeigen den hakenförmigen Gang, mit stumpfwinkligem bis fast rechtwinkligem Knie, wie ich in Fig. 5 und 7 abbildete. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 701 lu fast allen Nestern fand ich 3 Zellen mit lebenden Larven und 3 oder mehr Zellen mit alten Futterresten, an denen bisweilen Vtinus- Larven zehrten. Dies möchte darauf deuten, dass derselbe Gang zweimal benutzt wird, d. h. von zwei Generationen in zwei auf einander folgenden Jahren, nicht aber die Zellen, welche stets neu angelegt werden. So besitzt z. B. der Bau in Fig. 7 sechs Zellen, von denen 3 je 1 Larve enthielten, 3 dagegen leer waren. Die Nymphe besitzt keinerlei Auszeichnungen; über die Larve berichte ich au anderer Stelle. In Fig. 16 sieht man ebenfalls einen parietina-Ba.u, was au dem Vorbau etc. zu erkennen ist. Das denselben verfertigende ? ist viel- leicht umgekommen, da der Bau den Eindruck macht, als sei er nicht vollständig, und ich nicht annehmen kann, dass ein Osmia-2 die Be- sitzerin sollte vertrieben haben. Er ist nämlich von Osniia cornuta occupirt. Jede der 3 Zellen enthält einen Cocon von Osniia cornuta^ welcher zwei- bis dreischichtig ist. Der noch halb erhaltene Vorbau ist von der Osmia von a bis b total zugemauert worden, was von Ä. parietina niemals geschieht. Anth oj^hora personata. Einige Notizen über diese Biene vergl. in: Entomol. Nachrichten, 1891. In den Figuren 9 und 10 habe ich zwei Bauten möglichst natur- getreu im Längsschnitt dargestellt. Dieselben sind hauptsächlich durch folgende Merkmale charakterisirt : 1) durch einen sehr dicken, massiven Verschlussblock, Vbl; 2) einen ausgeglätteten, horizontalen, vollkommen geraden Stollen ; 3) Zellen, welche innen ebenfalls geglättet, stets senkrecht nach unten ablaufen; 4) die Eigenschaft, dass das Ende des Schachtes keine Zelle darstellt und jede Zelle von unten nach oben direct in den Stollen einmündet. Wir haben also auch hier ein Zweigsystem mit einzelligen Zweigen vorliegen. Das Sonderbarste ist entschieden der Verschlussblock, über welchen H. Friese in seiner sonst so gediegenen Darstellung sonder- barer Weise gar nichts erwähnt. Seine Dicke ist sehr variabel, er ist aber mindestens so stark wie in Fig. 9 und kann die gewaltige 702 C. VERHOEFP, Tiefe von Fig. 10 erreichen, wobei er dann im Innern unregelmässig ist und die Schachtwände nur theilweise berührt. Nach aussen besitzt der Block rings einen breiten Rand, welcher nach aussen abgestrichen ist, also immer dünner wird, wodurch der Ort des Stolleneingangs weniger erkennbar gemacht wird. Das Ganze hat also etwa die Form eines Hutes. Die Zellen sind nach dem Hauptgange hin durch eine Lehmschicht zugemauert. Was die Zahl der in einem Baue befindlichen Zellen betrifft, so fand ich sie schwankend zwischen 2 und 6. Ä. personata benutzt bisweilen auch alte Bauten von pilipes, wobei man sich hüten muss, zu glauben, dass die erheblichen Ab- weichungen von personata selbst verursacht seien. Ein Cocon wird nicht verfertigt. Unter 40 Nymphen, welche ich am 13./4. 91 bei Remagen aus- grub, waren 37 todt, anscheinend meist erfroren, nur einige durch Schimmelpilze vernichtet. Den Milben-Parasiten, welchen H. Friese mit „den Eiern grosser Schwärmer" vergleicht, habe ich leider auch zu verzeichnen. Es ist ein parasitischer Trombidiide: Sphaerogyne ventricosa^ über dessen Bau und Entwicklung Laboulbene Mittheilungen gemacht hat: „La femelle est ovo-vivipare, mais de son abdomen sortent des individus adultes males et femelles, qui se fecondent en quelque sorte en naissaut, . . . tout Ic developpement est intra-uterin ^)." Für den Biologen ist dieser Trombidier ein geradezu schrecklicher Feind, da die jungen Thiere den Trieb in die Ferne mit auf die Welt bringen und so leicht alle benachbarten Behälter inficiren. Eventuell hängen sie sich an unsere Hände und werden so von einem Gefäss zum andern verschleppt. Die Verluste, welche ich bei meinen Zucht- versuchen durch Nässe, Dürre, Pilze oder mechanische Störungen anderer Art zu verzeichnen habe, sind nichts gegen diesen furchtbaren und fast unausrottbaren Feind. Nur radicale Mittel, gründliche Reinigung der befallenen Behälter und Verbrennen alles Befallenen k()nnen Abhülfe schaffen. Die Arbeit von Wochen ist mir durch diesen Feind vernichtet, und ich mahne jeden, der ihn als kleine, glänzende Kügelchen von weisser bis brauner Farbe zuerst auf Ver- suchsthieren beobachtet, zur grössten Vorsicht. — Wann und woher ich diesen Trombidier in meine Behälter eingeschleppt habe, weiss ich nicht, habe ihn in der Natur selbst auch noch nicht beobachten können. 1) in: Journal de 1' Anatomie et de la Physiologie, No. 1, Paris 1885. Fig. A. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 703 Ob dies bei H. Friese der Fall war, geht aus seinen Mittheilungen nicht hervor, Anthojthova inlipes erwähne ich noch kurz wegen des Verschlussdeckels. Derselbe ist hier wieder total verschieden von demjenigen der personata und parictina. Ich habe ihn stets nach innen zu, entfernt vom Ausgange gefunden als eine concave Lehmplatte (L, cf. Fig. A), welche mehrere Millimeter dick ist und ganz das Aussehen eines Zellbodens gewinnt. Dadurch täuscht dieser Verschluss , im Verein mit seiner zurückgezogenen Lage, eine leere Zelle vor, \l woraus den Larven jedenfalls ein Schutz er- wächst. Selbst der eingeweihte Biologe weiss an einer mit Lumenwohnungen reichbesetzten Wand den Grund alter Zellen und den Verschlussdeckel der pilipes- Bauten nicht immer sogleich zu unterscheiden. Jedenfalls stellt pilipes den ursprünglichsten Verschluss dar. Diese Biene vollzog bei Anlage des Verschlussdeckels nämlich dieselbe Hand- lung wie beim Polieren des Bodens ihrer Zellen, sie konnte also eine ihr bereits geläufige Handlung au einer andern Stelle ihres Brut- versorgungsgeschäftes repetiren. A. personata und parietina haben dagegen etwas Neues gelernt, und in diesem Neuen gebührt |;anej{ma unstreitig die erste Stelle, da sie dieselbe Handlung vollziehen muss wie personata, ausserdem aber noch eine ganz andere und viel com- plicirtere. Ueber das Bausystem von Ostiiki eniarfjinata Lepeletier, welches ich in folgender Figur (S. 704) abbildete, hat auch Schmiede- knecht in den „Apidae europeae", Berlin 1882—84, p. 877, nichts Eingehendes mitgetheilt. Trotzdem, dass er mehrfach Bauten dieser Biene zu beobachten Gelegenheit hatte, theilt er uns doch nur mit, dass sie „als Material zerkaute, grüne Pflanzenstoffe'' benutzt und ihre Zellen in „unbenutzten Sandsteinbrücheu mit Vorliebe in faust- grossen Höhlungen, die wahrscheinlich durch Verwitterung weicher, thoniger Stellen entstanden sind", anlegt. Das bei weitem Wichtigste ist somit unbekannt geblieben. Am Bau- system der Osmia emarginata sind drei Haupttheile zu unterscheiden : 704 C. VERHOEFF, 1) die Vorräume, 2) die Mauer schiebt, 3) der Complex der mit Insassen besetzten Zellen. Das vorliegende Nest wurde von mir Ende August 1892, in der Nähe von Visp a./Rhone, in einer aus Steinblöcken lose aufgeschichteten Mauer gefunden. Es bildet eine flache Schicht, welche in einem niedrigen, aber breiten und tiefen Spalt zwischen zwei über einander lagernden Steinblöcken sich horizontal so ausdehnt, dass alle Zeilen Fig. B, Bausystem der Osmia emarginata Lepeletier. F Frontseite, von aussen aUein sichtbar, dieselbe reicht von a bis b. G zwei Gallerien leerer Schufzräume. 31 compacte Mauerschicht. Z Zellenschicht. in einer Ebene liegen. Hinten und rechts näherten sich die Stein- blöcke allmählich bis zur Berührung, daher denn auch an diesen beiden Seiten die Mauerschicht {M) überflüssig war. Von links schob sich ein anderer Stein heran, aber es blieb ein Spalt, so dass diese Seite des Baues etwas freilag und die compacte Mauerschicht M sich links hineinziehen musste. Die ganze Substanz des Nestes besteht aus trüb-grüner, zerkauter Pflanzenmasse, welche, mit Speichel ver- Beiträge zur Biologie der Hymeiioptera. 705 mengt, gegen Witterung und Feinde Schutz gewährt. Diese Masse ist gegenüber mechanischen Stössen ziemlich resistent. An der Front F, woselbst der Bau mit der Mauer beinahe in einer senkrechten Linie abschliesst, ist ein Streifen von etwa 9 cm Breite und von 12 — 13 mm Höhe von der dunkelgrünen Bau- substanz, ohne Erbrechung der aufgeschichteten Mauer, sichtbar. Die Wirkung der Sonnenstrahlen Hess jedoch an der Front die dunkel- grüne Substanz bräunlich und dadurch mehr gesteiufarben werden, und auch dies ist ein Schutz für das Bauwerk. Dasselbe ist genau in natürlicher Grösse dargestellt worden. Der Annahme, dass dasselbe von einem einzigen $ hergestellt wurde, steht, was die Zahl dei- versorgten Nachkommen betriift, nichts ent- gegen. 1) Die Vorräume sind völlig leer, von Gestalt bedeutend ge- streckter als die bewohnten Räume des Zelleucomplexes. Sie bilden zwei Reihen und zeigen gegen einander wesentlich dünnere Trennungs- wände als die Zellen. Von dem Zellencomplex sind sie durch die dicke Mauerschicht scharf getrennt. Ihre Bedeutung ist die, dem fertiggestellten Neste einen Schutz gegen Feinde zu gewähren, vor allem gegen mit langen Bohrern ver- sehene Ichneumoniden , welche nun, nachdem sie mit ihrem Lege- stachel die äussere Wand durchbrochen haben und in den leeren Räumen vergebens nach Larven oder sonstigen Nahruugsthieren, an welchen sie ihre Kier ablegen möchten, umhergetastet, unverrichteter Sache davonfliegen müssen. Auch gegen umhersuchende Trichodes (Bienenwölfe) mögen die Vorräume ein geeigneter Schutz sein (vergl. auch unten). Auf dieselben folgt 2) die compacte Mauerschicht, welche einen weitern Vertheidigungs- wall darstellt. Diese Wand von zerkauter Pflanzenmasse (Jf) misst durchschnittlich V2 cm in die Dicke. Ihr liegt vor allem der Schutz gegen die Winterkälte ob. W^ir können also die Vorraumgallerien mit dem Vorraum bei Odynerus parietum L. ^ ) und die Mauerschicht mit dem Winterblock dieser Art vergleichen. Auch sind diesen Ver- hältnissen die Einrichtungen anderer Eumeniden und auch anderer Anthophila analog. Es bleibt übrig, 3) den eigentlichen Zellencomplex zu betrachten. Derselbe ent- hält hier 23 Zellen, welche ausnahmslos Insassen beherbergen, eine viel weniger gestreckte Form haben als die leeren Vorräume und von 1) Cf. in: Berlin. Entomologische Zeitschrift, October 1892. 706 C. VERHOEFF, einander auch durch dickere Scheidewände getrennt sin^. Dass die Zellen, von oben betrachtet, verschieden gross sind, beruht meist nur darauf, dass dieselben von oben her verschieden weit offengebrochen sind; der Boden und die Decke der Zellen sind nämlich nicht von Pflanzensubstanz gebildet, sondern hier gab der obere und untere Stein- block den Abschluss, an der ringsum gelegenen Pflanzenstoffhülle aber wurde oben und unten die Substanz verschieden breit an den Stein oben und unten angeklebt. Der Inhalt des Baues bestand am 21./8. 92 aus: 1) 15 Zellen mit je 1 Cocon der Osmia emarginata Lep. ; 2) 8 Zellen mit je 1 Cocon der Stelis phaeoptera Ki. ; 3) ca. 30 weissen, 6-beinigen Lärvchen einer Coleoptere, worüber später erst Weiteres mitgetheilt werden kann. Hier sei nur bemerkt, dass diese Lärvchen keine Parasiten sind, sondern Commensalen oder Mitesser, d. h. sie nähren sich von den von den Bienenlarven übrig- gelassenen Futterresten und Excrementballen, welche ausserhalb des Cocous liegen. In diesem selbst ruhen die Osmien und Stelis unge- stört durch das Treiben um sie her. Weder von Anfressen der Nest- substanz noch der Cocons von Seiten dieser Käferlarven habe ich irgend etwas bemerkt. Neben den Käferlarven lebt auch zahlreich eine kleine, weisse und ziemlich trage Milbe, welche, mit blossem Auge noch gut erkennbar, hier und da in Klümpchen zusammensitzt. Es scheint dasselbe Thier zu sein, welches ich auch im Bau von Antlndium antraf. Die Cocons von Osmia emarginata, deren ich zwei rechts in der Figur eingezeichnet habe, sind den mir von andern Osmia-Arten be- kannten Cocons äusserst ähnlich, von oblonger Gestalt, mit einfach zuge- rundeten Enden, höchst fest, lederartig biegsam, völlig undurchsichtig, von dunkelbrauner Farbe, aus zwei Hauptschichten bestehend. Das Innere ist sehr glänzend, das Aeussere matt oder nur schwach glänzend. Schneidet man mit einem Rasirmesser einen Streifen des Cocons theilweise aus, so erkennt man leicht, dass derselbe aus zwei sich ziemlich gut von einander trennenden Schichten besteht. Die innere ist dicker als die äussere Schicht. Die lederartige Grund- substanz der äussern Schicht ist ziemlich durchsichtig, schön roth- Ijraun, mit wirren Fäden überwoben, welche von aussen in die Leder- substanz eingebettet sind und den Glanz derselben verdecken. Letztere ka}m man zweckmässig gelatineartig nennen. Die innere Schicht be- steht wieder aus drei eng auf einander liegenden Unt(!rschichten, einer äussern, aussen matten, und einer iuneru, innen glänzenden, Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 707 gelatineartigen Schicht, zwischen beiden liegt eine filzartige Schicht, welche ein dichtes Gewebe von Fäden vorstellt. Die gelatineartigen Schichten werden durch Erbrechen, resp. Auslecken einer Flüssigkeit, die filzartigen durch Fadenspinnen erzeugt. Die äusserste Schicht ist, wie gesagt, eine dünne Fadenschicht, und in diese hinein wird hernach die erste Flüssigkeitsschicht erbrochen, welche olfenbar sehr schnell erhärtet. Bei 12 mm Länge ist der Cocon 6 mm breit. Seine innere Schicht bleibt übrigens nicht überall der äussern dicht anliegend, sondern an einem der beiden Pole — und dies ist stets der Kopfpol — weicht die innere Schicht zurück (cf. rechts oben Fig. B C) und lässt zwischen sich und der äussern Schicht einen Hohlraum r, in welchen die innere Schicht nur in der Mitte zapfenartig vorspringt. Der Vorsprung be- rührt die Innenfläche der äussern Schicht nicht, sondern bleibt etwa -/g — 1 mm davon entfernt, ein Zeichen, dass dieser Zapfen der zu- letzt verfertigte Theil des innern Cocons ist. Er giebt demselben eine Gestalt, wie sie für den ganzen Cocon aller mir bekannten SteUs-Arten charakteristisch ist, lässt sich mit dem Hals einer Feldflasche ver- gleichen, und man kann die Freicocons der Stelis überhaupt flaschen- förmige Freicocons nennen. Der Cocon der Osmia emarginata lässt sich also bezeichnen als ein doppelter Freicocon, bei welchem ein flaschenförmiger Cocon in einem gewöhnlichen, abgerundeten Frei- cocon steckt. Wie ein Vogelei, welches gegen das Licht gehalten wird, am Pol, welcher die Delle besitzt, stets etwas durchscheint, so auch der Osmia emarginata - Cocon am Kopfpol , weil daselbst nur eine Schicht vorhanden ist. Diese Coconbeschaffenheit ist übrigens nicht auf Osmia emarginata beschränkt, sie wurde nur bisher nicht beachtet. Der Cocon von Os7nia hicornis L. zeigt z. B. einen ähnlichen Bau, nur ist der Höcker am Kopfende der Innenschicht schwächer und die Äussenschicht weit filziger. Ebenfalls schwächer, aber dennoch deutlich vorhanden ist der Höcker oder Zapfen auch bei dem Cocon von Osmia rubicola Fkiese, während er bei Osmia tridentata Duf. und leucomelaena Ki. fehlt. Die Cocons der Rubus-Osmien scheinen nur ein- schichtig zu sein, in Wirklichkeit weist auch der eigentliche Cocon derselben (welcher in Folge dessen etwas durchsichtig ist), thatsächlich nur eine Schicht auf, aber die zweite Schicht fehlt keineswegs, sie ist nur auf die nach dem Aus- gang liegende Seite beschränkt worden, ähnlich wie das mit dem gesammteu Cocon der Pemphrediniden geschehen ist. Au 708 C. VERHOEFF, der Vorderseite ist uämlich ein doppelter Verschluss als Schutz gegen Feinde und Witterung nothwendig, an allen übrigen Seiten übernahm das trockene Holz einen ausreichenden Schutz, und so konnte, wie bei den Rubus-Pemphrediniden der ganze Cocon, so hier wenigstens die äussere Schicht reducirt werden.. (Analogie der Anpassung.) Der Kopf der jungen Osmien liegt also stets unter dem Hohl- raum r, das Abdominalende wird eingekrümmt. Die Larven der 0. emarginata entleeren, wie alle ihre Ver- wandten und wie die Ä^eZ/s-Larven, ihre Excremente vor Verfertigung des Cocons, und es dürfte dies für alle Anthophila gelten, welche überhaupt während des Larvenlebens excrementiren. Was nun den Inhalt der verschiedeneu Cocons des in Rede stehenden Nestes betriÖ't, so enthielten am 2L/8. alle Stelis-Cocons Larven, so dass hier der Parasit nach dem Wirthe erscheint. Von den 15 Osmia-Cocons enthielten 11 Männchen, welche zum Theil schon völlig entwickelte Imagines waren, zum Theil zur Ver- wandlung reife Nymphen, welche sich auch thatsächlich noch innerhalb der nächsten Tage entwickelten. Nur 3 Cocons enthielten weibliche Thiere, und zwar befanden sich 2 derselben erst im Vornymphen- stadium, das 3. war noch Larve. Die Proteraudrie ist somit sehr ausgeprägt. Da aber beide Geschlechter als entwickelte Thiere den langen Winter über in ihrem Kämmerchen verharren, so ist die Pro- teraudrie nicht so bedeutend, wie es nach dieser herbstlichen Ent- wicklungsdifferenz scheinen möchte; ein Vorherauskommen der Männ- chen um einen ganzen Monat wäre ja auch zwecklos. Im Innern des 15. Cocons der Osmia sassen ein Dutzend cocon- lose Larven einer Pteromaline, über welchen auch erst später zu be- richten möghch ist. Die Cocons der Stelis phaeoptera sind von typischem, flaschen- förmigem Bau. Sie sind gleichfcills völlig undurchsichtig, zeigen aussen eine grau-gelbliche, matte, filzige Schicht, unter dieser, eng anhegend, eine dunkelbraune, gclatineartige, undurchsichtige, zu innerst eine helle, dünne, durchsichtige, ebenfalls gelatiueartige Schicht. Zwei getrennte Hauptschichten, wie bei den Osmien, sind nicht vorhanden. Länge 10 UHU, Breite öVg vom. Hinsichtlich des Baustoffes des Osmia -Nestes will ich noch be- merken, dass er gegen Wasser keineswegs dauernd resistent ist, was nicht wundern darf, wenn man bedenkt, dass sowohl der thierische Speichel sich mit Wasser mengt, als aucli Pflanzenzellen solches auf- saugen. Bringt man einen Tropfen Wasser auf das grüne Baumaterial, Beiträge zur Biologie der TTymenoptera. 709 SO wird er allmählich von demselben eingesogen. Die Möglichkeit, ein derartiges Nest frei, schutzlos anzulegen, ist somit ausgeschlossen. Die Osmia-Miitt&Y muss vielmehr (bei dem einmal gewählten Baustoff) gegen Nässe und Regen möglichst geschützte, aber doch wieder sonnige Plätze aussuchen, was ja in vorliegendem Falle auch geschehen ist. Von der Seite anschlagender Regen kann nur die schmale Front treffen, hier wird das Baumaterial ^Y asser aufsaugen. Läge zwischen den Zellen und der Front eine coutinuirliche, compacte Stoff'masse und nicht die doppelte Reihe der Hohlräume, so würden auch die Zellen leicht durchnässt werden. Dem sich vertheilenden Nass leisten aber die Hohlräume, vermöge ihrer schmalen Wände, einen erheblichen Widerstand, denn nur auf diesen schmalen Brücken kann sich die Feuchtigkeit nach innen verbreiten. In dieser Hinsicht also erinnern die Vorräume an die durchlochten Backsteine unserer modernen Zeit. Löst man ein Partikelchen der grünen Bausubstanz unter dem Mikroskop auf, so sieht man sowohl formlose, grüne Krümchen als auch kleine, farblose Gewebestückchen. Spaltötfnungen sind in letzteren deutlich zu erkennen. Trypoxylon ftffulus macht einen Vorbau, wie ich bereits in den „Biol. Aphor.", p. 38, hervorhob. Die Angabe in Leunis' Synopsis der Zoologie, Bd. 2, ]). 231, „oft kleidet sie ihre Gänge mit Lehm aus", ist zu berichtigen. Es raüsste sich in einem solchen Falle doch offenbar um ein in Holz an- gelegtes Nest handeln. Dergleichen kommt aber dort, d. h. in den Zweigen von Rubus, nach meiner Beobachtung nie vor, obwohl ich die Wespe daselbst neuerdings sehr oft beobachtet habe. Wahrschein- lich beruht die Angabe auf einer Verwechslung mit Uoplopus laevipes. Ein Lehm verschluss wird sowohl bei Holz- wie bei Lehmbauten angelegt, nie aber eine Auskleidung. Ein Vorbau fällt bei Holzbauten selbstverständlich fort. Fig. 11 stellt einen im Hochlöss bei Remagen gefundenen Stollen dar. Der Vorbau hat fast dieselbe Form und auch dieselbe Bedeutung wie bei den Eumeniden, wie denn überhaupt Eumeniden und Trypo- xyliden biologisch und morphologisch bedeutungsvolle Anknüpfungs- punkte aufweisen. Der Vorbau dient auch hier zur Abwehr von Feinden, und ein Theil wird zur Verfertigung des Verschlussdeckelchens benutzt, cf. Fe, ich sage nur ein Theil, denn auch an dem abgebildeten Neste ist noch die Hälfte erbalten, obwohl das Wetter schon einiges Material abge- 710 C. VERHOEFF, brochen und dieser Vorbau den ganzen Winter überstanden hat (ge- funden 13./4. 91). Ich bemerke noch, dass bei x kein weiterer Ver- schluss vorhanden ist und dass das Deckelchen Fe nach aussen hin concav erscheint. Anfhidium manicatuni benutzt alte Nester von Anthophora pilipes, wie in Fig. 8 abgebildet. Bei d liegen noch Reste des unverdauten Pollens, c ist die Endzelle des pilipes - Stollens. Von a bis b reicht eine feine, weisse Pflanzen- wolle, welche, mit Widerhäkchen versehen, dicht verfilzt ist. Die Zellen werden einfach durch freie Räume innerhalb dieser Wolle gebildet, und durch ebendieselbe sind also die Insassen der einzelnen (hier 3) Zellen isolirt. Der Bau ist ein Liniensystem, ob immer oder hier nur in Anpassung an den gegebenen Raum, ist zweifelhaft. Alle 3 Zellen waren von Stelis aterrima befallen, deren Cocon flaschenförmig ge- staltet ist, sehr fest, lederartig, braun, vollkommen undurchsichtig, aussen rauh, innen glatt und glänzend. Die Larven entleerten ihre Excremente vor Anfertigung des Cocons. 7./5. 91 wurden die Larven Nymphen, welch letztere am 15./5. dunkelbraun -pigmentirte Augen aufwiesen. — Anfang eTuni Imago. Ob bei X ein Lehmverschluss verfertigt wird, lasse ich dahin- gestellt sein. H. Friese fand die Wollnester in den Bauten von Anthophora per Sonata, und seine Beobachtungen scheinen darauf hinzudeuten, dass vorwiegend ein Liniensystera befolgt wird. Dass die Art als Larve überwintert, ist jetzt sichergestellt. Hoplopns spinipes wurde von meinem Freunde, Assessor Roettgen, auch bei Cochem a./Mosel beobachtet. Leider konnte ich einige interessante Bauten dort nicht selbst inspiciren, doch erfuhr ich von meinem Freunde, dass, in Ermangelung einer senkrechten Wand, eine horizontale Stufe an einem Abhang benutzt wurde und daselbst in ganz typischer Weise der brunnenrohrartige Vorbau angefertigt, trotzdem dass also die Lage um 90" verschoben war. Als er die Zellen untersuchen wollte, waren dieselben durch Ameisen beraubt, welche die grünen Räupchcn hinaus- schleppten. Einen recht interessanten Bau fand ich selbst am Fusse des Drachenfels, am 8./8. , in senkrechten Lösswänden und gab ihn in Fig. 15 wieder: Beiträge zur Biologie der Ilymenoptera. 711 Der Vorbau (F) ist völlig intact, ein Verschluss des Stollens nicht vorhanden. Im horizontalen Schachttheil traf ich ein todtes $ von Clirysis ignita L. Die Tiefe barg zwei Zellen. In der hintern erschien der Cocon von Chrysis integrella, welcher höchst charakte- ristisch ist und von mir bereits in den „Biol. Aphor.", p. 52, be- schrieben wurde. Die vordere Zelle enthielt einen Cocon von Chrysis ignita^ welcher eine mehr gestreckt -längliche Seitenansicht gewährt. Er ist lederartig, innen und aussen braun, schwach durchsichtig, schwach glänzend. Eine besondere filzige Aussenschicht ist nicht abgesetzt, auch fehlt der porcellanartige Glanz im Innern. Hier hat sich ein merkwürdiges Drama abgespielt. Der Hoplopus spinipes hatte zwei Zellen versorgt. In die erste schmuggelte eine Chrysis integrella ihr Kukuksei ein. Diese wurde entweder ver- trieben oder getödtet, sei es durch ihre Wirthin spinipes oder duich ihre Concurrentiu Chrysis ignita. Letztere hat ihr gegenüber jeden- falls das Feld behauptet und ihr Ei in die zweite Zelle unterzubringen gewusst. Alsdann ist die Eumenide entweder umgekommen oder durch die Anwesenheit der Goldwespe zum Verlassen des Baues bewogen worden, oder sie hat die Goldwespe getödtet und sie an Ort und Stelle liegen lassen. — Würde man solcher Fälle mehr mittheilen, so Hesse sich schliesslich eine sichere Einsicht in das Geistesleben dieser merkwürdigen und relativ intelligenten Wesen gewinnen. Halictus sexcincttis F. In den „Biol. Aphor." suchte ich die allmähliche Entstehung der Baukunst und des Baues von Halictus quadristrigatus Ltr. auf hypo- thetischem Wege plausibel zu machen. Ich vermuthete damals, dass es auch Halictus geben müsse, welche in der Mitte ständen zwischen Halictus maculatus und quadristrigatus. Diese hypothetische Zwischen- stufe veranschaulichte ich durch die Figuren 60 C und 62. Jetzt ist aus dieser Annahme eine Thatsache geworden. Ich habe in Halictus sexcinctus eine Biene entdeckt, welche in ihrer Baukunst die obigen Figuren und Annahmen realisirt. Da die genannten drei Arten sich aber aus gemeinsamer W^urzel abgezweigt haben und heute neben ein- ander die Culturstufen aufweisen, welche allein denkbarer Weise [und der Gedanke an dieselben wurde schon vorher gefasst, war also keine Anpassung an die fragliche Uebergangsstufe] quadristrigatus nach einander durchgemacht haben soll, und da die geistigen Thätigkeiten und die Producte derselben ebenso wie die Gestalten ihre Entwicklung 712 C. VERHOEFF, haben, so ist hierdurch meiue Erklärung der Entwicklung des qua- dristrigatus -Baues als richtig erwiesen. Halickis 6-cinctus macht, wie alle Arten dieser Gattung, im Jahre mehrere Generationen durch (wahrscheinlich 3). In den Eiguren 12, 13 und 14 habe ich drei Bauten möglichst naturgetreu wiedergegeben, I./IO. 91 beobachtet. Die Nester 12 und 13 sind 3 mal, 14 nur Imal benutzt worden. Im heissen Sonnenschein schwebten an der Lösswaud, welche am Fusse des Petersberges im Siebengebirge lag, 6 S dieser Biene hastig auf und ab. Hier und da huschte eines derselben in eine Oeli'nung, um stets bald wieder vorzutauchen. Die Oöenlegung der Gänge nahm ich vor, als die Sonne schon tiefer stand. Keine Biene schwärmte mehr umher. Mehrere Höhlen waren durch Lehm verschlossen, als Schutz für die Nacht. Dass dieser Schutz nicht überflüssig ist, ergab sich schon dar- aus, dass ich in einem offenen Gange Cicindela campestris fand , welche dort übernachten wollte. Nähert man sich einer hinter der verschlossenen Pforte ruhenden Biene, so sperrt sie die Mandibeln auf, streckt das Abdomen unter den Hüften durch nach vorn und droht mit dem Stachel. Dies kann man überhaupt kurz die Wehrstellung nennen. — Die ?? waren nur halb so zahlreich vertreten wie die SS ; herumfliegen sah ich keines, doch grub ich eine Anzahl in den Schächten aus. Wie aus den Figuren ersichtlich wird, liegen die Zellen ge- drängt dicht bei einander; es ist ein Zweigsystera mit gehäuften Zellen. Der ganze Unterschied zwischen dem Baue des 6-cinctus und dem des quadristrigatus liegt in dem Mangel eines die gehäuften Zellen umgebenden Raumes. Die beistehenden Figuren C und D veranschaulichen dies. Die Entwicklung ist folgende: ß a ' 1 2 3 4 5 6 1 8 Y b 2 3 4 5 6 d *■ Fig. C. Bau von Ilaliclns Q-cinctus. Fig. D. Bau von Halictus qnadrist7-i(/atiis. Beiträge zur Biologie der TTymenoptera. 71o I. Linien bau (Urbienen, •/.. B. Prosopis). II. Zweighau mit getrennten Zellen (Halictus maculatu»), in. Zweigbau mit gehäuften Zellen ohne Gewölbe {Hai. Q-cinctU!<). IV. Zwoigbau mit gehäuften Zellen mit Gewölbe [Hai. quadrütrigatus). Die Bauten lagen stellenweise sehr dicht und standen durch Coni- niunicationswege (z. B. Sj Fig. 12) mit einander in Verbindung. Als- dann iwerden sie nicht selten unregelraässig. Eine klare Vorstellung giebt Fig. 14. Die Biegung des Schachtes, welche für so viele andere Innenbauten charakteristisch ist, findet sich auch hier zumeist. Die Zellen liegen direct am Schachte, nicht erst, wie bei U. mamlatus, durch einen Seitenweg davon entfernt. Eine feste, aber nicht sehr dicke Lehmschiclit trennt sie davon. Derselbe Bau wird von mehr als einer Generation benutzt. Darauf deuten einerseits die mehr- fachen Gänge mancher Bauten hin, anderseits fand ich in einem bereits früher benutzten Schachte ein $ mit Anlage eines neuen Seitenscbachtes beschäftigt. Nester, aus denen nur SS ausschlüpften, bekunden dies durch die Enge des Schlupfloches, welches gegen die Schachtweite zurücksteht, wie in Fig. 14. Ausser den dicht bei einander befind- lichen Zellenhaufen findet sich wohl auch hier und da eine einzelne Zelle, wie Z Fig. 12. Ueber die Art und Weise, namentlich auch die Form, in welcher die Thiere überwintern, wissen wir noch immer gar zu wenig. Ge- wisse biologische Erscheinungen werden unbeachtet gelassen, weil man häufig nicht im Stande ist, die Tragweite zu erkennen, welche ein summarisches Wissen derselben bietet. Es ist mir sehr ein- leuchtend, dass die Naturforscher kommender Zeiten bisweilen mit Lächeln manche der Heutigen deshalb betrachten werden, weil sie so sehr biologischen und physiologischen Untersuchungen den Rücken gekehrt haben. Die grössten Fragen richten sich nicht nur auf den Bau der Thiere, sondern noch viel mehr auf ihr Leben, denn durch die Kenntniss der Lebensgeschichte werden wir fähig für die Er- kenntniss des indirecten (vielleicht auch directen) Wirkens der Um- gebung auf die Formen. Die Bienen und alle andern Hymenopteren überwintern in allen Zool. Jahrb. VI. Abth. f. Syst. , 47 714 C. VEEHOEFF, EntwickluDgsstadieD, ausgenommen das der zehrenden Larve und das des Eies. Das entschieden häufigste Ueberwinterungsstadium ist das der erwachsenen, nicht mehr zehrenden Larve. Ausser den Ameisen und den Äpis-ArtQH überwintern auch die socialen Vespiden und Bombus nur einzeln. Um so mehr muss es überraschen, unter dem Gros der solitären Immen gesellige Ueberwinterer anzutreffen. Dergleichen ist zwar von Ichneumonen schon lange be- kannt und auch von mir ebenso beobachtet worden wie für gewisse Cryptiden und einige andere Schlupfwespen. Bei diesen Hymenopteren jedoch, welche keine Bruträume herstellen und daher überhaupt nicht fähig sind, sich selbst geschützte Oertlichkeiten zu bereiten, sind die genannten Vergesellschaftungen im Winter zwar recht beachtenswerth, allein sie tragen mehr den Stempel des Zufälligen, die Thierchen treffen eben an geschützten Plätzen zusammen. Ganz anders steht es mit einigen Aculeaten, wofür ich vorläufig zwei Fälle anzugeben vermag. Der eine betrifft Ceraiina (so vielleicht auch bei Xylocopa ?) und ist zuerst von Giraud, freilich nur nebenbei und ohne Vergleich mit ähnlichen Erscheinungen, erwähnt worden. Es überwintern die Thierchen nicht nur gesellig in Rubus-Zweigen, welche sie besonders zu diesem Behufe aushöhlen, sondern sogar $ und $ beisammen. Dass Proterandrie stattfindet, habe ich schon in den „Biol. Aphor.", p. 18, nachgewiesen. Diese Proterandrie ist aber eine von der sonstigen abweichende und muss deshalb noch besonders hervor- gehoben werden. In andern Fällen handelt es sich nämHch um jung geborene Bienen, welche soeben ihren Geburtsstätten entschlüpfen. Hier bei Geratina wird Proterandrie nicht durch früheres Ausschlüpfen der SS aus der Nymphe, son- dern durch späteres Beziehen der Winterquartiere von Seiten der SS hervorgerufen: — unechteProterandrie! In Folge dessen (da Ceratina Linienbauten verfertigt) sitzen die SS in denselben vor den ?? und müssen deshalb früher ausschlüpfen. Ich habe neuerdings die Ueberwinterung von Ceratina wiederholt beobachtet. GiEAUD meint in seinen M6moires — um hier noch Einiges über Ceratina mitzutheilen — dass die überwinternden Thiere erst im Monat Mai des folgenden Jahres sich ins Freie begäben. Das ist zu berichtigen. Ich selbst fand bereits Mitte April mehrere ?? der coerulea, welche an ihrem Neste beschäftigt waren. Eines nahm ich mit in mein Arbeitszimmer, legte den Zweig vor ein Fenster und konnte nun beobachten wie das $ das losgeschabte Mark hinausschaffte. Es ging rückwärts nach aussen zu, presste den Leib gegen den Grund Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 715 und fegte so den sich häufenden Mulm rückwärts nach aussen. Da GiRAUD in Südfrankreich beobachtete, so werden die Ceratinen ihre Arbeit dort sicherlich schon Anfang April aufnehmen, Giraud sagt weiterhin: „Les travaux de la nidification, la vie de la larve et ses metamorphoses ont lien pendant les mois de mai, juin et juillet et r insecte'jiouveau se montre des le mois d'aoüt." Danach nimmt er also nur eine Generation an. Ich selbst habe angetroffen: Anfang April und Mitte Oc tober die Thiere im Winter- quartier ; Mitte Apuil bauende ??; 31. Juli bis 8. August bauende ??, Eier, offene Zellen, Larven aller Entwicklungsstadien und unausgefärbte Nymphen ; 24. August erschienen Iraagines. Es müssten also, wenn Gikaud mit einer Generation Recht hat, fast 4 Monate lang bauende $$ in Thätigkeit sein. Diese Zeit würde aber vollkommen für die Entwicklung einer Generation ausreichen, und Giraud hat ja selbst im Monat Mai Nester gefunden. Ob nun, wie ich in den „Biol. Aphor." ausgesprochen , wirklich zwei Gene- rationen durchgemacht werden, kann nur dadurch sicher bewiesen werden, dass man eventuell Ende Mai oder Anfang Juni schon aus den Nymphen schlüpfende Imagines findet. Mehr als zwei Gene- rationen finden keinesfalls statt. — (Dasselbe gilt für Xylocopa.) Ob die überwinternden Thiere am Eingang ihres Stollens einen Verschluss anbringen, ist noch eine offene Frage, Jedenfalls wäre es merkwürdig, wenn sie in einem offenen Gange der Kälte trotzen sollten. Was den Speisebrei anbelangt, so ist der von C. caerulea keines- wegs flüssig, vielmehr noch weniger befeuchtet als bei Osmia leuco- melaena. Die Masse ist feucht, aber consistent und körnig. Der Zu- sammenhang zwischen Vorder- und Enddarm geschieht bereits eine Zeit lang, bevor die letzten Speisetheile verzehrt sind (wie ich das auch für Osmia leucomelaena nachgewiesen), denn wenn noch etwa V4 — V3 der Nahrung unverzehrt ist, werden schon Faeces entleert. Die Isolirung der Zellen geschieht in sehr primitiver Weise durch Mulmpfröpfchen. Ich komme nach dieser Abschweifung zu dem zweiten Falle ge- selliger Ueberwinterung bei solitären Aculeaten , welcher sich auf Halictus morio bezieht. Natürlich überwintern hier nur die ??, da die SS im Herbste die Begattung vollziehen und dann absterben. Am^ 13./4. 91 entdeckte ich an einer Hügellehne unweit der 47* 716 C. VERHOEFF, Mündung des Ahrthales unter einem grossen, flachen Steine ein ? des H. morio, welches mich veranlasste, die Tiefe genauer zu untersuchen. Das merkwürdige Resultat wird durch die beistehende Figur erhellt. St ist der Rand des aufliegenden Steines. Hebt man diesen empor, so erscheinen die Gänge A. Von ihnen führt bei M ein Gang schräg in die Tiefe, welcher sich nach einiger Zeit in zwei Arme theilt, welche blind endigen. Der Gang TJe war der eigentliche üeberwinterungsplatz. Dort sassen 7 $ dicht bei einander in fried- licher Ruhe. An der Gabelung lag ein todtes, vielleicht erfrorenes Thierchen. Die Ver- theilung der übrigen Individuen sieht man aus der Abbildung i). Die Thierchen waren bereits theilweise durch die Milde des Frühlings emporgelockt , wahr- scheinlich auch schon theilweise ausgeflogen, da der Gang bei B offen war und da ich andere Halictus- Avteii, wie minutus, bereits in Thätigkeit fand. Die Gänge Ä} sind off"enbar hernach angelegt , da die Thiere nach ver- schiedenen Richtungen ins Freie zu kommen suchten. Jedenfalls haben wir es hier mit einem rein zum Zwecke der Ueberwinterung angelegten Neste zu thun, in dem eine gesellige Ueberwinterung zahl- reicher $? stattfindet. 16 Individuen waren noch bei einander. Dass es sich hier auch nicht um ein zufälliges Zusammentreffen handelt, geht einmal aus der versteckten Lage des Aufenthaltsortes hervor, Fig. E. 1) Jedes Individuum ist durch ein + bezeichnet. Beiträge zur Biologie der Hymeuoptera. 717 sodann aus dem klumpeuweisen Zusammeusitzen in einem besonders gegrabenen Gange. Die Thiere halten sich also mit Absicht bei einander, graben vielleicht auch gemeinschaftlich diesen Gang. — Halictus quadristrigatus und ß-cinctus überwintern als Imagiues einzeln in einem Grübchen ihrer Nester. Halictus minutus und Spliecodcs (jibhus graben an senkrechten Lehmwäuden einfache, gerade, hori- zontale Stollen, welche sie mit Lehm nach aussen verstopfen. Am Ende eines jeden solcher Ueberwinterungsgänge ruht ein $. üel>er einige Bewohner der Samtoucus - Zweige. Alle mir bekannten Bewohner der Sambucus- Zweige verfertigen Linie ngänge. Ebenso verfertigen die Larven aller mir bekannten Bewohner einen C o c o n , eine Erscheinung, welche durch die, im Gegen- satz zu Rubus, viel grössere Feuchtigkeit der Zweige bedingt ist. Aus eben diesem Grunde ist auch überhaupt die Zahl der Zweig- bewohner eine bedeutend geringere als bei Rubus. Von Leptotliorax abgesehen, kenne ich bislang aus Sambucus- Zweigen nur Crabroniden, doch dürften weitere Untersuchungen noch manchen Bewohner zur Kenntniss gelangen lassen. Die Crabroniden gehören zu den Gattungen Crabro und Bhopalum. Das Fehlen (oder doch sicherhch seltene Auftreten) der Pemphre- diniden, welche bekanntlich nur Coconrudimente fabriciren, ist besonders zu beachten. In den „Biol. Aphor.", tab. 1, fig. 12 S und flg. 15 ?, stellte ich den Hinterleib der beiden Nymphen von Crabro chrysostomus dar. Die Pleuralzapfen und den übrigen Stachelapparat der Nymphen habe ich seitdem noch bei mehrern andern Crabrouen und bei Rho- palum nachweisen können, d. h. bei allen mir daraufhin bekannten Crabroniden, so dass damit eine wichtige Eigen thümlichkeit der Crabroniden -Familie gefunden ist, durch welche sie sich namentlich von den Pemphrediniden unterscheidet, bei welchen letztern Pleural- zapfenpaare fehlen, ebenso wie Cocous. Es muss deshalb nochmals hervorgehoben werden, dass Crabroniden und Pemphrediniden sowohl nach biologischer als auch morphologischer Seite sich als zwei durchaus getrennte Familien erweisen. 1. Crabro capitosus Shuk. Dlb. Es kommen bei Grabwespen Nester mit nur S Thieren, Nester mit nur $ Thieren und Nester mit sowohl S als $ Thieren vor, man 718 C. VERHOEFF, kann also von männlichen, weiblichen und zwittrigen Bauten oder Nestern sprechen. Es können bei derselben Art ein- und zweigeschlechtige Nester vorkommen, und ich nannte eine solche Form dann eine Art mit polygamen Bauten. Wie sich die verschiedenen Arten, Gattungen und Familien in dieser Beziehung verhalten, kann ich, da ich diesen Gesichtspunkt zum ersten Male auf- werfe, natürlich nicht sagen, es ist das eine Aufgabe der Zukunft, nur einige Fälle werden hier mitgetheilt: Bei C. capifosus findet 1) Proterandrie statt; 2) verfertigt er Freicocons ; 3) Linienbauten; 4) trägt er Empiden und kleine Mücken ein; 5) sind die Bauten polygam; 6) geschieht die Isolirung der Zellen durch Mulmpfropfen, während ein Hauptverschluss fehlt; 7) besitzen die Nymphen Pleuralzapfen wie Crabro chrysostomus, samhucicöla u. a. Das in Fig. 17 dargestellte Nest fand ich am 26./4. bei Rolandseck (Rodderberg). Es ist rein weiblich und sehr merkwürdig durch enorme Tiefe. Dieselbe beträgt nämlich vom Ende der letzten (resp. ersten) Zelle bis zur Flugöfihung 41 cm. Ein solcher Schacht wurde bei eigener Körperlänge von 6,5 mm zur Versorgung von 6 $ Nachkommen angelegt. Man denke sich, dass ein Mensch einen Tunnel von der 63-fachen Länge seines eigenen Körpers mit einem Handinstrument herstellen sollte! Wie viel Zeit würde er brauchen! Wie lange das ? lebt und wie viel solcher Bauten es verfertigt, ist noch unbekannt. Vergl. aber Zool. Anz., 1892, Nr. 402. Ich ver- muthe, auf Grund einer andern Beobachtung, dass gewöhnlich 2—3 Bauten hergestellt werden. Das Nest in Fig. 18 ist zwittrig; es enthielt, als ich es am 7./2. bei Bonn (Kreuzberg) fand, Larven, aus denen 1 $ und 2 $ aus- schlüpften. Die beiden SS entwickelten sich aus den beiden vordem, das $ aus der hintersten Zelle. Die Gesammtläuge des Nestes betrug hier nur 20 cm, wogegen die Mulmschichten zur Isolirung der Zellen viel stärker sind. Die Cocons erscheinen orange- bis schmutzig-gelb, sind aussen rauh - faserig, matt, innen glatt, glänzend, woraus sich die Art der Herstellung ergieljt. Der Afterpol der Larve ist stets der Seite zu- gekehrt, an welcher die zerkauten Reste liegen. Da der Cocon etwas Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 719 durchsichtig ist, so kann man noch die darin sich bewegende Larve erkennen. Sie entleert, wie die der andern Crabronen, ihre Excremente erst nach Verfertigung des Cocons, und dieselben liegen hernach als schwarze, erhärtete Masse dem Afterpol gegenüber. — Die Nahrungs- thiere des $ Baues waren kleine Empiden, vielleicht Platt/palpus, an- scheinend zwei Arten ; die des zwittrigen Baues bestanden in kleinen, schwarzen Mücken, deren noch mehrere vertrocknet in der vordersten Zelle lagen, in welcher die Larve umkam. Das $ Nest enthielt am 26./4. noch in allen Zellen Larven. 27./4. wurde die erste zur Nymphe. 14./5. ?? Imagines. Die Larven im d? Neste verwandelten sich Anfang März bereits in Nymphen, welche am 1.13. schon schwarz pigmentirte Augen und Ocellen besassen. 16. /3. SS der vordersten Zellen Imagines. 19./3. ? der hintersten Zelle Imago [es war am 16./3. aus- gefärbt, nur Metathorax und Flügelscheiden noch hellj. Da das $ Nest das ältere ist, so deuten jene Unterschiede der Bauten auf eine Abnahme der Brutversorgungsenergie (vergl. auch die Behauptungen von Singvögeln mit mehreren Brüten!) Die Erscheinungstermine der ?? der beiden Bauten liegen um etwa IV2 Monate auseinander [14 Tage ungefähr muss man auf früheres Einbringen des einen Baues ins Zimmer rechnen]. Sollte sich in dieser Zeit schon eine Generation abgewickelt haben? — Es ist mir unwahrscheinlich. Die Proterandrie ist schon früh im Nymphenstadium zu er- kennen ; dafür folgenden Beweis auf Grund des Ausfärbungsprocesses : 10.3. 1. und 2. S' Augen und Oberkopf, Mitte der Oberseite des Pro- und Mesothorax schwarz. Unterseite hell. Hinterränder der ßückensegmente schwarz ; das Uebrige, auch die Glieder, weiss. ?: ganz weiss, nur Augen und Ocellen und sehr feine Rändchen an den Abdominalsegmenten dunkel. Beschreibung der Nymphen: c5 Nymphe : zwischen dem Mittelsegmente und dem ersten zapfen- tragenden ^) Segmente zwei zapfe ulose Segmente. Die Zapfen sind 1) Die Zapfen und überhaupt der ganze Stachelapparat haben nicht, wie ich Anfangs vermuthete, eine locomotorische Bedeutung, sondern dienen zur Erleichterung des Häutungsprocesses. In meiner 720 C. VERHOEPF, lang, dornförmig, die Spitzen nach hinten gerichtet. Hinterrand der 2., 3., 4., 5. und 6. Rückenplatte mit kräftigen, nach hinten gerichteten Dörnchen besetzt, welche am 6. schwächer sind. Die entsprechenden Baiichplatten tragen ebenfalls Stachelchen , welche kleiner bleiben. Bauch flach, Rücken hoch gewölbt. Analsegment in eine lange Spitze ausgezogen. 4 Paare Pleuralzapfen. $ Nymphe: ebenso, jedoch am Abdomen breiter. Das 4. zapfeu- tragende Segment fehlt, also nur 3 Paare Pleuralzapfen; daher auch nur 4 Segmente mit einem Stachelkranze am Hinterrande. Die Spitze des Aualsegmentes etwas weniger lang als beim S- Auf der Mitte des Mesothorax sieht man jederseits einen kleinen Buckel als Rudiment eines emporstehenden Zapfens. 2. Crdbro sanibucicola Vh. ^). Zwei Bauten, von denen der eine eingeschlechtig, rein d, der andere zweigeschlechtig war, fand ich dicht neben einander am 13./3. 91 unweit der Siegmündung; natürlich in entsprechender Entfernung vom Ufer, geschützt gegen Hochfluth. Beide Nester stammten zweifellos von 1 Mutter (wie auch die Erscheinungstermine beweisen), und da noch 2—3 gekappte, unbenutzte Sambucus-Zweige in der Nähe waren, von gleich guter Beschaffenheit wie die thatsächlich benutzten, so deutet das darauf hin, dass das betreffende $ in seinem Leben überhaupt nicht mehr Bauten und Zellen verfertigt hat. Der rein $ Bau ist der zuletzt verfertigte, denn die SS des zweigeschlechtigen Baues wurden Nymphen schon am 20./3. Morgens und Nachmittags, die SS im rein S Bau dagegen erst 20./3. spät Abends und 21./3. Morgens. Es wurden also zuerst weibliche Zellen angelegt, später männliche, noch später ein ganz männlicher Bau. Bei einer so geringen Zahl von Nachkommen, wie sie bei Eossorien Regel ist (wenn auch nicht genauer bekannt), ist an einen Ver- brauch von Spermatozoon nicht zu denken. Es weisen vielmelir ander- weitige, noch zu l)esprechende Beobachtungen darauf hin, dass die Art anfänglichen Meinung wurde ich durch Analogie mit Dipteren und Lcpidopteren bestärkt. Cf. ^ool. Anz., 1892, Nr. 401. 1) Cf. Entomol. Nachrichten, Berlin 1891. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 721 des Geschlechtes wesentlich (wenn auch nicht allein) von der Nah- rungsmenge abhängig ist. Die Zahl der Nachkommen kann bei Aculeaten eine geringe sein, weil die Entwicklung eine relativ sehr gesicherte ist. Hier enthält der später angelegte Bau weniger Zellen, nämlich der erste 6, der zweite 4 Zellen. Auch dies spricht für meine Er- klärung, dass der Thätigkeitsd rang des $ abnimmt, wie die Zahl der versorgten Eier zunimmt (cf. auch No. 1). Die Bildung der Eier selbst wirkt auf den Organismus der Grab- wespe und vor allem auch auf deren Nervensystem, und drängt es zu einer Thätigkeit, deren Eigenart im Laufe von zahllosen Generationen erworben wurde. Diese Thätigkeit muss die Mutterwespe ausüben, um die Art zu erhalten. Würde sie diese Thätigkeit nicht vor- nehmen, so hinterliesse sie keine Nachkommen, und wenn alle ihre Artgenossen so verführen, so würde die Art aussterben. Das Vor- handensein dieser Art, die Weise ihrer Brutversorgung und die Evo- lution der ganzen Familie stehen also im engsten Zusammenhange. Wer noch von einem „kategorischen Imperativ" spricht, der be- geht eben einen Anthropomorphismus der Natur und legt einen guten Beweis davon ab, dass ihm der Connex der Naturerscheinungen völlig unklar ist. Je mehr Eier also von einer Wespe versorgt sind, um so mehr lässt im Allgemeinen der Trieb der Brutversorgung nach. Dass dieses Nachlassen nicht in maschinenmässiger Weise, sondern mit einer gewissen Freiheit für das brutversorgende ? vor sich geht, ja oft zeitweise überhaupt nicht zu bemerken ist, kann mau aus meinen Angaben über Hoplopus sjnnipes entnehmen („Biol. Aphor.", p. 45, 49 etc.; cf. auch Berl. Entomol. Zeitschr., 1892, Heft 4). W^er übrigens — um das nebenbei zu bemerken — den Geist dieser und anderer Thiere studiren will, sollte zur Beurtheilung nicht, oder doch nicht in erster Linie, die mit der Fortpflanzung und Brut- versorgung im directesten Zusammenhange stehenden Thätigkeiten wählen, sondern andere, etwa die des Nahrungserwerbes und dergleichen, weil eben keine Thätigkeit so dem Zwange unterworfen ist, wie die der Fortpflanzung und Brutversorgung. Beim Nahrmigs- erwerbe ist dem Thiere voller Spielraum für seine Listen und Er- findungen gelassen. Eigene Initiative ist natürlich auch bei der Brut- pflege zu beobachten, ich wollte nur hervorheben, dass dort die Beurtheilung am schwierigsten ist. Ausser dem obigen S und d? Neste fand ich an der Ahrmündung 722 C. VERHOEFF, auch ein $ Nest, d. h. aus allen 5 Zellen, welche am 15./4. 91 Larven enthielten, entwickelten sich ??. Es betrugen aber die Längen der Bauten von der Mündung bis zum Ende der hintersten Zelle: S Bau: 7,5 cm lang, (J? Bau: 10,0 cm lang (in Fig. 20 dargestellt), $ Bau: 19—20 cm lang. Wenn wirklich zuerst weibliche Eier versorgt werden und der Thätigkeitsdrang abnimmt, wie die Zahl der versorgten Eier zunimmt, so müssen wir erwarten, dass die ?? Bauten die tiefsten und überhaupt am bestem versorgten sind. Das wird durch die obigen Längenmaasse thatsächlich bestätigt : der ? Bau ist der tiefste ^ ). In Fig. 20 ist der Frühjahrsgeneration. 1./4. 1 ^ ) Imagmes erzogen 27. /6. ein Imago erzogen 6./8. 91 Larven. 31. /7. ausgefärbte Nymphen. 2/8 1 1 [ Iraagines erzogen [ Herbst generation. o./o. J J p em I j^g^j.^gjj dieselben überwintern. October J Chevrierien und Elampus der Herbstgeneration, welche ich aus einem Bau erzog, erschienen ganz gleichzeitig. Im Frühling scheinen die Elampus sich etwas eher zu verwandeln als ihre Wirthe. — Da man in den betreffenden Zellen, welche die Elampus beherbergen, nie etwas vom Cocon oder vom rudimentären Cocon des Wirthes wahr- nimmt, so folgt daraus schon, dass die Larve dieses, bevor die Nyniphenzeit da ist, von der Elampus-Lav\Q vernichtet wird. Ob sie Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 741 aber im Ei oder als Larve getödtet wird, und ob die Elamjms-Lsn'yQ im letztern Falle Ecto- oder Entoparasit ist, kann ich nicht folgern. Von den Resten der Wirthlarve sehe ich nichts. Anmerkung. Der Cocon ist in seiner Gestalt einem fusslosen Trinkglase zu vergleichen, in welchem die Flüssigkeit nicht ganz bis zum Rande reicht, d. h. die Schliesswand würde bei dem Vergleich die Oberfläche der Flüssigkeit darstellen. Daraus erkennt man aber die Art der Anfertigung. Es wird zuerst die trinkglasförmige Wand hergestellt, zuletzt erst der Deckel, und dieser hegt gegen den End- raud des trinkglasförniigen Freicocons etwas zurück. 11. Ephialtes divinator Rossi'). Während ich Ephialtes mediator Gr. nur vereinzelt als Rubus- Bewohner antraf, kann fZwmaior Rossi als der häufigste Ichneu- monide in Rubus bezeichnet werden. Proterandrie kann ich jetzt schon zum zweiten Male hier nachweisen und auch die Generationen klarstellen : 7./3. 91 1 (? Imago 4./5. 90 4 cJ Imagines 5./5. 90 1 ^ Imago 8./5. 90 1 ? „ 10./5. 90 1 ? „ Frühlings- aus 1 Bau {Psen) [ generation. (Proterandrie) 21. n. 91 erwachsene Larven; eine noch als Ectoparasit an einer Chevrieria-LRrwe saugend. 30./7. Nymphe mit schwarz pigmentirten Augen. 6./8. Imago S. dl. II. Nymphen verschiedener Ausfärbung. 28./7. 1 S Imago | ■ ■ . g " f {Chevrieria) > Herbstgeneration. ml? ;; |(I^-terandrie)J 878. 1 ? „ J Ueberwintern als erwachsene Larven. Ephialtes divinator macht keinen Cocon. Er ist Ectoparasit. 1) In den „Biol. Aphor." als mediator Gr. bezeichnet. Letzterer kommt ebenfalls vor, aber vereinzelter. 742 C. VERHOEFF, Ueber die Fragen, wie sich die Wirth- und die Parasiten-Larve zu einander anfänglich verhalten, und wie und wann die Schlupf- wespenmutter ihr Ei unterbringt, cf. Berl. Entomol. Zeitschr., 1892, 4. Heft: Zur Biologie von Odynerus parietum. Auch für Ephialtes divinator ist Chevrieria unicolor der häufigste Wirth. Schon daraus konnte man entnehmen, dass dieser Pimplide in 2 Generationen erscheint, wie sein Wirth. Wir können nun auch einen Wahrscheinlichkeitsschluss machen, dass Stigmus j)endulus und Psen atratus, welche ich ebenfalls als W'irthe nachwies, auch gleich- falls in 2 Generationen erscheinen. Immerhin muss noch der exacte Nachweis erbracht werden. Ich constatirte auch bereits, dass Ephialtes divinator Parasit von IIoplopus laevipes ist (cf. „Biol. Aphor.", p. 17), und „dieser Be- fund ist noch von besonderer Wichtigkeit, weil ich den Ichneumoniden todt hinter 4 Zellen mit ausgewachsenen, lebenden Zaevi^es-Larven fand". Jetzt bin ich in der Lage, diesen in der That hochinteressanten Fall, welcher der einzige bekannte des Vor- kommens von Epliialtes divinator bei Hoplopus laevipes ist, zu er- klären. Letzterer macht jährlich nur 1 Generation durch, Chevrieria unicolor, der häufigste Wirth von divinator, und dieser selbst 2 Gene- rationen. Die laevipes erscheinen aber in einer gewissen Zeitbreite, so dass sie und die Chevrierien in gleicher Zeit neben einander bauend angetrofien werden können. Epliialtes divinator lebt nun seit zahllosen Generationen bei verschiedenen Rubus-Bewohnern mit 2 jähr- lichen Generationen. Seine Larven der Frühjahrsgeneration haben schon lange durch Vererbung die Eigenart fixirt, sich im Sommer bereits wieder zur Imago zu gestalten, und von diesen Imagines, welche ungefähr gleichzeitig mit ihren Wirth-Imagines da sind, stammen erst die überwinternden Larven ab. Für jeden Ichneumoniden ist es vortheilhaft, verschiedene Wirthe zu besitzen, und wo es im Moment der Eiversorgung möglich ist, ein Ei unterzubringen, da geschieht es. Es ist sehr wahrscheinlich, dass unser EpJiialtes nur in Mark- zweigen seine Eier unterbringt, aber in diesen ist es wünschens- werth, möglichst viele Chancen zu haben. Das Epliialtes-^ kann nur die eben vorliegenden Verhältnisse bis zu einem gewissen Grade beurtheilen, niemand wird glauben, dass es in die Zukunft schauen könne. Woher sollte es wissen, dass Hoplopus laevipes nur in 1 Generation jährlich lebt? Ist die momentane Gelegenheit günstig, so wird eben das Ei abgelegt. Der Epliialtes brachte also bei passender Gelegenheit sein Ei an einem laevipes -Bau unter. Die Larve ent- wickelte sich glücklich, die Verwandlung erfolgte pünktlich zu der Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 743 Zeit, wo auch die soustigen Wirthe sich entwickeln. Aber — die laevipes -Ln^Ywen schlummern weiter. Der junge Eplüaltes sitzt fest und muss elendiglich sterben, da ihm die Kraft fehlt, die harten Ge- wölbe des laevipes zu durchbrechen. So wird also bewirkt, dass alle in solcher Weise unpraktisch ver- sorgte Larven sterben, sich nicht fortpflanzen können. Und in dieser Weise sind natürlich schon viele Individuen umgekommen, ja es kann nur durch einen besondern Zufall einmal ein sommerlicher Ephialtes äivinator bei solchen Wirtheu entwickelt ins Freie und damit zur Fortpflanzung gelangen. Jenes Ephialtes-^ also, welches das in Rede stehende Ei bei der Faltenwespe unter- brachte, konnte den Trieb, das Ei gerade bei dieser Faltenwespe unterzubringen, nicht ererbt haben, es geschah also aus eigener Initiative. Damit ist aber ein Fall von eclatantem Uebergang der Belästigung einer Art gegeben, deren Vorfahren diese Art nicht angefallen haben. Es dürfte hierfür schwerlich ein correcterer Beweis erbracht werden, ja man überlege sich, ohne an meine Beweisführung zu denken, diesen Satz, und man wird glauben, es sei unmöglich, ihn zu beweisen. Ich lege auf diese Erkenntniss einen grossen Werth, denn sie ist für das Ver- ständniss der Herausbildung der polyphagen Parasiten von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Dass Chevrieria unicolor (Wirth) und Ephialtes äivinator (Parasit) fast gleichzeitig, oder vielmehr Ephialtes um Weniges früher erscheint, dafür 3 Beispiele: Chevrieria : Ephialtes : 1. Fall: 30./7. 2 S 28./7. 1 S 31./7. 1 S 29./7. 1 S 2./8. 1 S 31./7. 1 ? 3./8. 2 ?, 1 (? 6./8. 1 ? 1./8. 1 ? Fall: 8./8. 1 ?. 2. 6./8. 1 ? 6./8. 1 d 12./8. 1 ?. Psen : 3. Fall: 4.1b. 4 (? 5./5. 1 S 8./5. 1 ? 12./5. 1 ? 10./5. 1 ?. 744 C. VERHOEFF, Zu berücksichtigen ist, dass natürlich auch die verschiedene Lage der Zellen eine kleine Difterenz erzeugt. Die Kenntniss des zeitlichen Verhältnisses der Erscheinungen von Wirth und Parasit ist von ungemeiner Wichtigkeit! Angenommen eine Parasitenart, welche bei Immen mit Linien- system schmarotzt. Erscheint sie etwas vor ihrem Wirth, so wartet sie, da sie schwächere Mandibeln hat, vielleicht auf diese und gelangt mit ihr zusammen ins Freie, oder sie arbeitet sich selbst hervor; jedenfalls ist ihre Existenz in diesem Falle gesichert. Erscheint sie dagegen erst nach ihrem Wirth, so wird derselbe aus den hintern Zellen sich hervorarbeiten und dabei die zarte Nymphe des Parasiten verletzen oder gar tödten. In letzterm Falle ist also die Parasiten- art gefährdet. — Handelt es sich bei dem Wirth aber um ein Zweig- system, so kann es für einen Ichneumoniden gleichgültig sein, ob er etwas früher oder später als sein Wirth sich entwickelt. Im Allge- meinen ist ein früheres Erscheinen für eine Schlupfwespe stets vortheilhaf t, da sie durch Umhersuchen viel Zeit verliert. 12. Ephialtes Mediator Gr. in Rubus seltener als voriger. — Zum Schluss dieses Capitels bespreche ich den in Fig. 24 etwas verkleinert dargestellten Bau , ein Lehrstück für jeden , der sich mit wissenschaftlicher Thierbiologie zu beschäftigen die Absicht hat: es handelt sich um einen typischen Liuienbau in Rubus. Bei + fand sich eine kleine Biene mit gelb geflecktem Gesicht; eine Strecke weiter, bei H, ein kräftiges Lehmdeckelchen. Dann ein Absatz und ein denselben schliessendes schwächeres Lehmdeckelchen, abermals ein Absatz, ein länglicher Cocon mit einer Larve, ein Lehm- deckelchen, ein dritter Abschnitt, ein Freicocon (wie der erste), aber gänzlich vom ersten verschieden, ein neues Lehmdeckelchen, ein neuer Absatz, darin ein länglicher Klumpen aus Pollen und Nectar, ein Mulmpfröpfchen, eine letzte Zelle und darin eine un ausgefärbte Nymphe ohne Cocon. Wie erklären? Was hat sich hier abgespielt? — Der Schacht wurde von Ceratina coerulea hergerichtet, eine Zelle glück- lich versorgt und geschlossen. Beim Bereiten des Futterteiges für die 2. Zelle erschien ein Trypoxylon. Ein kurzer Kampf vielleicht. Die Ceratina muss weichen. Die begonnene 2. Zelle der Ceratina schliesst Tnjpoxylon mit einem Lehmdeckelchen ab. Eine Chrysis cyanea erscheint auf der Bühne. Trypoxylon trägt mit Fleiss die grünen Blattläuschen ein. Während er einen Ausflug macht, schlüpft Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 745 die Goldwespe ein uud schiebt ihr Ei zwischen die Futterthiere. Auch TrypoxyJon legt sein 1. Ei ab, er schliesst die Zelle ebenfalls mit einem Lebmdeckelchen. Während er die 2. Zelle versorgt, gelingt es der Chrysis diesmal nicht ihr Kukuksei einzuschmuggeln, die Grab- wespe [schliesst ihre 2. Zelle unbehelligt. Eine weitere Zelle wird nicht construirt, weshalb, ist nicht zu sagen, es folgt aber ein Hauptverschluss H. Im Innern spielen sich weitere Vorgänge ab. Die 1. Gral)wespenlarve erliegt der Goldwespenlarve, und letztere ver- fertigt sich ihren gelatineartigen Freicocon, die 2. Trypoxylon- Larwe gelangt zur Entwicklung und verfertigt ihren langen Cocon von holz- gelber Farbe. Die Ceratina entwickelt sich zur Nymphe. Vorn im Schachte ist noch ein Vorraum. Ihn benutzt ein S des Prosopis hrevi- comis zur Nachtruhe, nachdem es vergebens bei Tag über nach einem $ umhergesucht. — Was würde sich noch weiter abgespielt haben ? — Die Metall-Biene musste sich hervorarbeiten, noch ehe sich die Gold- wespe und die Grabwespe verwandelten, sie hätte dieselben wahrschein- lich durch ihr Hervorarbeiten vernichtet. Anmerkung. Einer merkwürdigen hei Prosopis hrevicornis be- obachteten Erscheinung muss ich hier noch gedenken. Ich fand ein im Uebrigen typisches Nest dieses Bienchens mit 6 Zellen. Die 2 hintern, die 1. und die 3. vordere waren im Innern mit einem fer- tigen Muttercocon ausgestattet, die 2. und 4. Zelle ebenso. Während diese beiden letztern aber je eine erwachsene Larve enthielten, waren die 4 übrigen Zellen ohne Insassen. Die 4 leeren Zellen waren auch deckellos, die beiden Zellen mit Larven mit einem hyalinen Kreis bedeck elt, woraus sich ergiebt, dass die Deckel der Proso^js-Zellen von den Larven herge- stellt werden. Die Pr osopis-Lsirw en verfertigen also einen rudimentären Cocondeckel, worin sie mit den Pemphrediniden übereinstimmen. Im Uebrigen fragt es sich: weshalb waren 4 Zellen dieses Nestes leer? — Leer auch von Futterbrei war nur eine, die 3 andern enthielten nur ^3 — ^U des sonst eingebrachten Vorrathes, aber in allen war von Ei oder Larve nichts zu sehen, das Futter noch völlig intact, nachdem es bereits ein Vierteljahr gelegen. Mir scheint dies durch die Annahme erklärlich, dass die Mutter dieses Nestes in ihren Schleimdrüsen krankhaft affi- cirt war und dadurch gezwungen wurde, mehr Schleimcocons in ge- wisser Zeit zu verfertigen, als Eier versorgt werden konnten, und da- durch wurden nur 2 zwischenliegende Zellen vollkommen hergestellt. — Für die nicht von den Larven, sondern von den ?? herge- Zool. Jahib. VI. Abth. f. Syst. 49 746 C. VERHOEPP, stellten Cocons der Colletiden führe ich also die Bezeichnuns: Muttercocons ein. Allgemeiner Ueberlblick über die ßewolmer der Rulbus-Zweige. Die Rubus-Bewohner haben so gut ihre Geschichte wie alle andern biologischen und alle verwandtschaftlichen Gruppen. Es niuss also zuerst nur eine Art oder eine Gattung unsere Pflanze als Wohnort ausgelesen haben. Da die Parasiten natürlich die Trabanten sind, so kommen sie zunächst ebensowenig in Betracht wie die in den Zweigen minirenden Coleopteren. Meine Betrachtung geht auf die Hauptsache (von der die Parasiten also abhängig sind), auf die Aculeaia. Von ihnen finden wir folgende Genera und Familien in Deutschland ver- treten 1. Crabroniden: 2. Trypoxylidae : 3. Pemphredinidae : 4. Pompilidae: Crabro (1), Rhopalum (1), Nitela (1) Trypoxylon (1) Passaloecus (4), Stigmus (1), Pseit (2), Chevrieria (1) Pogonius (1) ') 5. Eumenidae: Hoplopus (1) 6. CoUetidae : Prosopis (2) 7. Xylocopidae : Ccratina (2) [ 8. Gastrilegidae : Osmia (3—4). Da die Vesparien und Anthophilen auf die Fossorien zurückgehen, so können also diese letztern zuerst als Rubus-Bewohner aufgetreten sein. Sie sind auch heute noch thatsächlich die zahlreichsten. Unter ihnen wieder stellen die Pemphrediniden das Hauptcontingent. Da diese auch ihren Cocon, in Folge des geschützten Nistplatzes, schon aufge- geben haben, so unterliegt es keinem Zweifel, dass Angehörige der Pemphrediniden als die ältesten Rubus-Bewohner überhaupt auftraten. Trypoxyliden und Pompihden sind mit nur je einer Art vertreten, wobei noch zu bemerken ist, dass der Pogonius nicht selbstthätig Gänge verfertigt, also ebenfalls zu den secundären Erscheinungen ge- hört. Die xylöken Crabroniden leben vorwiegend in Sambucus und andern markigen oder weichen Hölzern, während sie in Rubus mehr zurücktreten. Also bilden die Pemphrediniden in der 1) Pogonius hircanus F. und Ceratina alhilahris F. habe ich für die Rheinlande auch als Rubus-Bewohner coustatirt. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 747 That den Mittelpunkt in der Gesellschaft der Rubiis- Be wo hu er. — Die Erscheinuugszeit einer Form ist im Laufe langer Perioden natürlicli durch Klima und alle sonstigen natürlichen Existenz- bedingungen beeinflusst, nur dessen Eingriff macht es uns verständ- lich, weshalb die Arten, welche in gleicher Generationszahl erscheinen, in ihren parallelen Lebensphasen so gleichzeitig angetrotfen werden, d. h. dass man zur gleichen Zeit bauende $? von Trypoxylon, Chevrieria, Psen, Passaloecus etc. antrifft. Diese gleichzeitig bauenden Formen müssen natürlich um die Wohnplätze concurriren, und ich habe mehrere Fälle solcher thatsächlichen Concurrenz und solches Kampfes angeführt. Je mehr Arten Rubus bewohnen wollen, je mehr muss der Kampf sich steigern. Es mussten nun Formen, welche nicht in 2 Generationen (wie die meisten Rubus-Bewohner) erschienen, daraus, dass sie nur 1 Generation durchmachen, einen Vortlieii ziehen, denn sie bauten ja zu einer andern Zeit und wurden so von den Arten mit 2 Generationen nicht befehdet. Die Pemphrediniden, als die Urbewohner, erschienen in 2 Gene- rationen , neue Bewohner von Rubus hatten also die meiste Aussicht, sich auszubreiten, wenn sie solche waren, die in 1 Generation er- scheinen. Um die Concurrenz der Arten zu erkennen , gebe ich da- her eine Uebersicht derselben nach der Zahl der GentM-ationen, soweit dies zur Zeit möglich ist. 1 Generation: Anthophila, Vesparia, Crabronidae. 3 Generationen: Pemphrediniden, Trypoxyliden. Es sind als neue und wichtige Concurrenten der Pemphrediniden also fast nur die Tryj)oxylon hinzugekommen. Die Bienen und Falten- wespen belästigen sie viel seltener, da solche meist in anderer Zeit ihre Brutgeschäfte vollziehen ; natürlich für Bienen und Faltenwespen gleichfalls ein Vortheil. Ausserdem, dass wir erkannt haben, dass Bienen und Wespen phyllogenetisch jüngere Stämme sind, treten noch andere Momente hinzu, welche uns beweisen, dass diese Thiere that- sächlich die letzten sind, welche sich an ein Leben in Rubus ge- wöhnt haben. Die Trypoxyliden werden dadurch gleichfalls als spätere Erscheinungen erwiesen. Die Trypoxyliden, die Falten- wespen und die Osmien benutzen nämlich fremdes Material beim Baue ihrer Nester, während die Urbewohner von Rubus nur das be- nutzen, was ihnen Rubus selbst bietet. Die meisten Aculeaten bauen 748 C. VERHOEPF, in Lehm oder Sand. Wenn nun einige zu einem Baum in Holz über- gehen, so bleiben sie dem alten Material treu (ausgenommen, wenn sie, wie die meisten Pompiliden, noch auf so niedriger Culturstufe stehen, dass sie das Mauern nicht gelernt haben), d. h. siebenutzen in dem neuen Material noch den Baustoff, den ihre Ahnen einst aus- schliesshch benutzten. So legt Trypoxylon seine Lehmdeckelchen an, da eine verwandte Varietät und die meisten andern Arten noch jetzt ganz im Lehm arbeiten. Die Rubus bewohnenden Eumeniden bauen die ganzen Zellen aus Lehm, da ihnen dieses Geschäft von ihren Vor- fahren her geläufiger ist als die ausscWiessliche Holzbearbeitung. Die Osmien machen entweder Deckelchen aus zerkauten Pflanzentheilen, da ihnen diese Arbeit bekannt ist, denn noch jetzt bauen einige Osmien vorwiegend oder ausschliesslich mit Pflanzentheilen, wie z. B. Osmia papaveris, oder sie mauern ebenfalls feine Lehmdeckelchen wie Trypoxylon, eine von den Verwandten ererbte Kunst, die viele Formen in noch weit höherm Maasse ausüben. Prosopis und Cera- tina gebrauchen allerdings keine Fremdstofte, aber sie sind Bienen und wenigstens deshalb spätere Typen. Wie Trypoxylon ein die Pemphre- diniden heftig befeindender Ankömmling ist, so müssen die Rubus- Bienen gegen die Eumeniden zurückstehen. Der Kampf ums Dasein würde sich, soweit er die Occupation der Nistplätze betrifft, in folgen- dem Schema ausdrücken lassen, wobei die innersten die begünstigtesten, die äussern die am wenigsten begünstigten sind: 1 Generation 3 Generationen:" Dass die meisten Rubus - Aculeateu ein Liniensystem verfertigen, ist natürlich zum grossen Theil Folge des Nistortes. 18 der mir be- kannten Immen construiren ein typisches Liniensystem, 2—3 Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 749 eine Uebergangsform zum Zweigsystem, 1 Art ein typisches Zweigsystem. — Es ist nicht immer leicht zu beantworten, welches System die einzelne Form gebaut hat, bevor sie sich au Rubus an- passte. Anhalt müssen uns die verwandten Formen geben, welche in Sand oder Lehm wohnen. Darüber wissen wir theilweise zu wenig. Nur Folgendes lässt sich sagen. Trypoxylon machte in Lehm einen Einzellbau, jetzt in Rubus ein Liniensystem ^ ). Die Eumenideu ver- fertigen in Lehm theils Einzellbauten, theils Zweigbauten, theils Linien- systeme, letztere aber sind dann stets wen igz ellig, der Uebergang zu Rubus bewirkte also jedenfalls eine Veränderung, denn die Rubus-Noster sind vielzellige Linienbauten. Hinsichtlich der Cocons erhalten wir folgende Uebersicht: Kein Cocon : Rudimentärer Cocon 3. F r e i c o c 0 n : 4. Einschlusscocon: 5. Muttercocon: 6. Wandcocon: Ceratina. Pemphrediniden. Trypoxy liden. Crahro. Osmia. Pogonius. Bhopalum. Prosopis. E u m e n i d e n. Zellen verschluss (hergestellt durch die Mütter) Crabroniden. Markmulmver schluss: Pflanzen- oder L e h m- verschluss: Lehraverschluss: Kein Verschluss: Nahrung : Phy tophthires: Arachniden: Dipteren: Pemphrediniden. Ceratina. Prosopis. |. Trypoxyliden. Eumeniden. Pog onius. 'smia. Pemphrediniden. Trypoxyliden. Crabroniden. 1) Bisweilen aber auch in Rubus noch einen Einzellbau. 750 C. VERHOEFP, Lepiclopteren-Rau- f pen und Coleopte- l Eumeniden. ren-Larven: ( Pollen und Nectar: { An tliophila, Anmerkung. Ueber Osmia habe ich noch Folgendes zu be- merken: Schon in den „Biol. Aphor." p. 72 sprach ich mich zweifel- haft über eine 3. Generation aus, eine solche findet in der That n i e- mals statt, worauf mich auch H. Friese für andere Arten aufmerk- sam machte. Friese meint, alle unsere Osmien erschienen jährlich in nur 1 Generation. Für cornuta Latr. und leucomelaena Ki. habe ich in der That auch den Nachweis liefern können, dass nur 1 Generation durchlaufen wird. Immerhin bleibt es mir zweifelhaft, ob nicht die eine oder andere Art, z. B. maritima Friese, in 2 Generationen er- scheint; wenigstens giebt es über die Erscheinungszeit aulFällige Notizen. Die Feinde der bauenden Acnleaten lassen sich zweckmässig in 3 Gruppen eintheilen : 1) Stationäre, d. h. solche, welche in die Zellen geriethen, wäh- rend dieselben im Bau begriÖen waren, und welche auch in den- selben bis zur Reife verbleiben. Diese zerfallen wieder in a) active stationäre Parasiten, deren Erzeuger aus eignem An- trieb und in eigner Person die Zellen der Immen heimsuchten. Dahin : parasitische Fossorien , Vesparien , Anthophilen, ferner die Chrysiden und Entomophagen , sowie die parasi- tischen Dipteren. b) passive stationäre Parasiten, deren Erzeuger nichts von den Immen wissen, und welche sich selbst durch die Immenmütter in die Zellen eintragen lassen. Dahin: die Meloe und Sitaris, sowie die parasitischen Pilze, deren Sporen im Kleide der Immenmütter haften, und einige Milbenformen. 2) Wandernde Feinde, d. h. solche, welche, sei es als Larve, sei es als entwickeltes Thier, die Fähigkeit haben, von Zelle zu Zelle zu wandern und einzudringen, wo es der Raum gestattet. Es gehören hierher : Sphaerogyne^ Ptinus und dessen Larven, sowie die Larven von Trichodes. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 751 Dass die letztern beiden P'ormen wirklich von Zelle zu Zelle laufen , kann man leicht daraus entnehmen , dass die Zellvvände oder auch Coconvvände durchlöchert sind. Auch fand ich Trichodes-L-dwan in Zellen vor, in denen sie die ihnen zukommende Grösse nicht er- langt hal)en konnten. Sphaerogyne läuft in der Jugend relativ sehr geschwind und dringt durch die feinsten Oetlnungen. Dass Trichodes lebende Larven frisst, ist allbekannt. Von Plinus könnte man an- nehmen, dass er nur trockne Reste frässe. Das habe ich durch directe Beobachtung widerlegen können, ich sah eine P^mMS-Larve unter einer Crairo- Nymphe. Letztere machte heftige abwehrende Bewegungen, war aber im Laufe eines Tages getödtet und wurde auf- gefressen. Poppelsdorf-Bonn, 7. Dec. 189L 752 C. VERHOEFF, Erklänuig der Abbildungen. Taf. 30. Fig. 1 . Stollenbau von Hoplopus laevipes, angelegt in einem Zweige von Rubus fruticosus. o. C. P. u. g. C. P. Cocons des Para- siten Caenocryptus himaculaius, o. C. P. offen, der $ Ichneumonide ist bereits ausgeschlüpft, g. C. P. geschlossene Cocons, aus denen je 1 $ hervorbrach. a. Z. alte Zellen , welche beweisen , dass dieser Stollen zum zweiten Male benutzt wurde. Seh. Z. ebenso, aber mit Schimmel erfüllt. Pt Larve des Hoplopus laevipes, welche überwinterte. Ä^ durch Abschneiden , A durch Knicken entstandner Eingang. Die Anlage der in den Zweig eingemauerten Zellen geschah von A^ aus. — Linienbau. Gezeichnet nach dem Befund am 19./4. 91. Fig. 2. Stollenbau von Hoplopus laevipes ebendort. a. L. ausge- wachsene, i. L. halb erwachsene Larven desselben. R Räupchen, welche von der jüngsten Larve noch nicht aufgezehrt wurden. P ganz junge , ectoparasitische Lärvchen des Caenocryptus himaculatus. Ve Verschlusspfropfen, aus Lehm geformt. Gezeichnet und beobachtet am 22. /7. 91. Fig. 3. Stollenbau desselben Thieres, noch nicht vollendet. L eben aus dem Ei gekommenes Lärvchen. E Ei, am Ende der Zelle an der Decke hängend. Z vollendete, a. Z. im Bau begriffene Zelle. Pt Ort, an welchem ich das arbeitende $ antraf. Beobachtet und gezeichnet am 22./7. 91. Fig. 4. In Kies und Sand eingegrabener, fast horizontaler Stollen von PMlantJius triangulum. Die Zellen I und II, welche je 2 Honig- bienen und 1 Ei enthielten, sind mit Sand verschlossen. Bei x sass das $, welches am Punkte III eine Zelle anzulegen im Be- griffe war. Ve losgeschabter Sand, mit welchem der Eingang ver- schlossen war. Gezeichnet 27./7. 91. — Zweigbau. Fig. 5, 6 und 7. Bauten von Anthophora parietina. S. h. horizontaler 1 ^j i, i,^ i. i. -^^ S. V. verticaler j ^chachtabschnitt. L Larve. M Verschlussmaterial. V Vorbau. 5 und 7 von der Seite, 6 von vorn gesehen. Gezeichnet 28,/2. 91. — Zweigbau. Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 753 Fig. 8. Bau von Anthophora pilipes-, erweitert und benutzt von An- thidium manicatuni, befallen von Stelis aterrima. C Cocon von Stelis aterrima, natürliche Grösse, f. A. geschabte und umge- arbeitete Pflanzenwolle, eingetragen von Anthidium manicatum. Die Pflanzenwolle ist auf 3 Zellen vertheilt, welche sie auch trennt. Sie reicht von a bis h. C leerer Raum, welcher die End- zelle des alten Anthophora - Baues darstellt ; bei d die Faeces der Anthophora -lj3iY\e. C. St. die 3 Cocons von Stelis aterrima, welche die 3 Zellen des Nestes erfüllen. Dieselben sind in Wirk- lichkeit von aussen nicht sichtbar. Grezeichnet und entdeckt 10./ 4. 91. — Linienbau. Fig. 9 und 10. Bauten von Anthophora per Sonata. Vbl homogener, schwerer Lehmverschlussblock, seitlich bis a und 6 flach, wie mit einer Maurerkelle abgestrichen. Sch horizontaler Schacht. Grezeichnet 13./4. 91. — Zweigbau. Fig. 11. Stollen von Trypoxylon figulus. V Vorbau. Ve lehmiger Verschlussdeckel. C Cocon. S. V. verticaler 1 . S. h. horizontaler / Schachttheil. Einzellbau. Taf. 31. Fig. 12, 13, 14. Bauten von Halictus sexcinctus. S Hauptschacht, Si Nebenschacht, zweiter Schacht. H Stelle, an welcher ich ein 5 abfing ; Ve abgeschabter Lehm, welcher den Eingang verschliesst und bei y losgekratzt wurde. — Li Fig. 12 und 13 wurde der Bau zweimal benutzt. Fig. 14 ist ein typischer, nur einmal be- nutzter Bau. Bei e ist das Flugloch offen , aber noch eng , weil nur erst ßS ausschlüpften. Grezeichnet und beobachtet I./IO. 91. — Zweigbau. Fig. 15. Bau von Hoplopus spinipes. V vollkommen intacter Vor- bau. Z Zellen des spinipes, welche von 2 Chrysis- Arten befallen wurden. C. Ch. ig. Cocon von Chrysis ignita. C. Ch. in. Cocon von Chrysis integrella. + Ch ig. ? todtes, daselbst gestorbenes $ von Chrysis ignita. Das Nest ist offen, die Besitzerin durch die Parasiten wahrscheinlich vertrieben. Gezeichnet 8./8. 91. — Zweigbau. Fig. 16. Altes Nest von Anthophora parietina, benutzt von Osmia cornuta, welche auch den Vorbau V mit einem Verschluss block Ve ausgefüllt hat. C Cocons von Osmia cornuta in den Zellen von Anthophora. Gezeichnet und beobachtet 8./8. 91. — Zweigbau. Fig. 17. Zellen und Cocons von Crahro capitosus Shuk. Der Lauf- gang ist abgeschnitten. M Mulmtheilchen zur Isolirung. JV stark zerbissene Nahrungsreste. 1. F. — ^. F. erster bis letzter Freicocon. Gezeichnet und gefunden am 26./4. 91. 754 C. VERHOEFF, Beiträge zur Biologie der Hymenopter Fig. 18. Ebenso, 7./2. 91. — Liniensystem. Der Bau 17 besitzt eine Gesammttiefe von 41 cm, der Bau 18 von nur 20 cm. Fig. 19. Bau von Rhopalum clavipes L. 1. E. 2. E. erster und zweiter Einschlusscocon. M zellenabschliessender Markmulm. Fl Flugöffnung. Beobachtet am 13.|3. 91. — Uebergang zu Zweigsystem. F i g. 20. Nest von Crabro sambucicola Vh. /. F. 5. F. erster bis fünfter Freicocon. Fl Zelle, in welcher die Larve umkam und die eingetragenen Beutethiere noch deutlich zu erkennen sind. N stark zerkaute Nahrungsreste. Gefunden 13./3. 91. — Liniensystem. Fig. 21. Stollen von Prosopis hrevicornis Nyl. Schk. mit 2 Endzellen. Beobachtet 5./10. 90 (Zellen mit Larven). — Liniensystem. Fig. 22. Nest von Osmia leucomelaena Ki. mit 7 Freicocons. Drei derselben enthalten die Larven des Parasiten Eurytoma ruhicola GiE. (/. E. — '?. E.). V Verschlussdeckel aus zerkauten Pflanzen- theilen. P verdaute Pollenreste. D gesponnener Deckel , hinter welchem erst der eigentliche Cocon liegt. Fig. 22 B. Die letztern Verhältnisse vergrössert. Zelle /. 0. — 4. 0- ent- halten je 1 Larve der Osmia. Beobachtet 19./4. 91. — Linienbau. F i g. 23. Ende eines Nestes von Hoplopus laevipes. Dasselbe war im Bau begriffen. MÖ der die Wand überkleidende Mörtel aus Lehm. 1. R 3. R. 1. — 3. Einschlusscocon von Rhopalum cla- vipes L. M Markmulm. F i g. 24. cf Text. Ce Nymjjhe von Ceratina coerulea Vill. Chr Cocon mit Larve von Chrysis cyanea L. Tr Cocon mit Larve von Trypoxylon fiffulus L. Gezeichnet 22./7. 91. — Linienbau. Fig. 25. Ein Rubus- Zweig, welcher zuerst (also links von der Linie x y) von Chevrieria unicolor Pz. benutzt wurde. Später (also rechts von der Linie x y) hat noch Trypoxylon ßgulus L. mehrere Zellen angelegt. D gesponnene rudimentäre Cocondeckel. L zellenabschliessende Lehmblöckchen. Fl Flugöffnung. + Larven von Chevrieria unicolor. Tr Freicocons von Trypoxylon figulus. Gefunden am I3./4. 9J. — Vorwiegend Zweig System: Chevrieria : L i n i e n s y s t e m : Trypoxylon. F i g. 26. Nest von Trypoxylon figulus L. gemeinsam mit einer Passal- oecus - Art , in Rubus. L Lehmdeckelchen , je eins vor 1 Zelle. Sp eingetragene Spinnen in einer Zelle, deren Insasse starb. Fl Flugöffnung. /. F. — 8. F. 1.— 8. Freicocon. Gefunden am 13./4. 91. — Linien System. Nachdruck verboten. Ueber setzungsrecht vorbehalten . On some Perichsetidse from Japan. By Frank E. Beddard, M. A., F. K. S., Prosector to the Zoological Society of Loudon, and Lecturer ou Biology at Guy's Hospital. With Plate 32. I am iodebted to the kiiidiiess of iny friend Mr. Masataka Kokugo for a coUectioii of eartliworiiis froni Japan, whicb were in a satisfactory coiidition for anatomical investigation , if uot for histological study. Most regions of the world have been but little explored for OUgoch^ta ; and Japan is one of the least knowu countries ; I am therefore parti- cularly grateful to Mr. Rokugo for giving me the opportunity of adding to what is already known about the Oligochceta of this part of Asia. At present but two papers have been pubhshed dealing with Japanese earthworms; the first is a paper by Dr. Horst ^) which con- tains descriptions of a series of new species of the genus Perkhcefu (or as he terms it „Megascolex'''), among which are three species — viz. : P. sleboldi, P. sclimardce, P. japonicus — from Japan. The second paper dealing with Japanese worms is much niore recent ; Dr. Michael- sen ^) in a notice of the Terricolous fauna of the Azores has inci- dentally referred to two Japanese species — a new form, Allolobo- phora japonica, the other the ubiquitous Ä. foetida. Finally Dr. D. Rosa ^) has described a 6th species — P. ißmce — from the same country. 1) in: Notes Leyd. Mus. Vol., 5, p. 182. 2) in: Abhandl. Naturw. Ver. Hamburg, Bd. 11. 3) in: Ann. Hofmus. Wien, Bd. 6, p. 379. 756 FRANK E. BEDDARD, JPerichfeta rokiKjo n. sp. Of this very well niarked new species there weie four examples in the coUection; I dissected three of these. Even the external characters sliow oiie iinportant difference froni the more typical mem- bers of the genus. There was no visible trace of the usually con- spicuous male generative pores upon the 18th segment. In all Perichaitidie which I have had the opportunity of examining, or whose structure*! know from published descriptions, these pores are ex- ceedingly obvious, and not to he overlooked; it is only in immature Worms that they are invisible ; as all of the four individuals in my possession are provided with a fully developed clitellum, the apparent absence of the male pores cannot be set down to sexual immaturity. In other respects the external characters are not in any way remarkable, as will be seen from the illustration (Fig. 1). Perichceta rokugo is a stoutly built species, not long in proportion to its thickness. One individual had a length of 4' ^ inches with a diameter of 6 mm.; this worm was composed of exactly 100 segments. Appended are the lengths and uumber of segments of the three other specimens : A 4,7,10. ... 84 B 2,4 5 .... 67 C 3 .... 89. The colour (in alcohol) is a greenish-brown — the clitellum a darker brown. The seta> form perfectly continuous lines , as in all the other species of the genus Perichmta (s. s.), and are, as is also characteristic of this genus, implanted upon a distinctly marked ridge. This ridge is especially prominent upon the posterior segments of the body. The apertures visible on the ventral surface of the body are shown in Fig. 1. The only aperture that is at all conspicuous is the Single median oviducal pore ; the actual orifice is very minute ; but it lies in the centre of a grey-coloured area surrounded by a white ring, which contrasts with the dark brown of the rest of the clitellum. The spermathecal pores lie on the boundary lines between segments VI VII and VII VIII. On the Vlllth segment, in front of the ring of seto..o.^| . orientäüs t IC .. varLegaln 3 . irbis u . viverrina K-x-x-H J^ . miniUa . mecxo| II . tifiniui |c«^o| /^ . md<'rivir(i e:/v..i 13 . pajrTPS Zoolog Jahrliücher, Bd. 6 Abth.fSijst. ^^ / Fchaiis 1 1 9 .. cahgaüj BÜIMU 3 .. rugnpes 1 1 U . seruaUna V^^\ .5 . erylhroUis (vor.) 1 1 fr . airacal 1 1 i . Lynx ^U 8 Lyax pardinn 1 1 /; F canadensis 1 1 10 „ rufa 1- -1 //. L.rafa var flondariM. 1 1 19 . . . mxintaaa l«.««-l U . , , auren fo-„-o-o-| /4, . fasaata. KNWWN /.7 Cynmlunis galLatus 1— »-I lö F lamu fi'äKj 1 Ol;/ . soemmenngu ''(forj 1 1 /,s' Cjubatas 1 1 /^ h plnnir/'p.-; 1 1 ^/; . celidogaster 1 1 Ol ., m^gabalica \ 1 ^^ . scripta 1 1 9:-> . trislis'' 1 1 Olt . badia 1 1 i'.. . hyriUv Verlv.Suslav Flsdier.Jma. LitUnstvAGiliscli.Jem. Zoolo;/. Mr-MdierM. YIAhtif.Syst. Taf'.W. ^K -fi in \ ■' fS)--- in j^^i r^ m v^ :;^- ii!^5^^^iÄ>i'«^j'A^i-> /^A , ^Ä^hA n /•/. It^' ^9 IP?^ ^ ^ T) ^ C - Ä^ yj. 7^. GitsravHscher: ZooJoii. JuInMf-lierBd MAhdifSjjsf. Taf.W. Gustav Fischen Jena ZuohgJahrlmlia' Bd UAblli. ESyst. Tat: VJU. TeiLv, Gustav Fischen ^li:i.v;ift3E;T,JSM 'uJmf.-MrhMrr Bd. YLAhth. f. Syst. Taf.JX. Zoolog. Jah-hidirr Bd. MAhtlifSyst. Taf.X. o o • , • O o '^ o O o o^ o ^^ o /o. ll°°o^o-b?tiJ ^ \^inv .3,^1 ., •t^«. X. i^^ ';'-^ '-^^^^^ s,u/i,r h,l IL mtrsyst. Pi^.11 ^!^- Verl V Gustav Fisclier.Jma ZooI(X/. Jaliiimlict ;B(l 0 Ahdi.rSysL JA ^ / ^ \ 1 1 / ( 6. 1 '^ SA \ ik \ l 1 m: jiti: /<). ] .'; -/k-fm-^ />>. \ b% \ x-f' i ;:>^ J .öA .<^, .^^i ( ■'■ r I AI f\l 1 E v.Marenzeller del. Yerl.vGiistav Fischer, Jena. Lith-AnstTÄGiItsÄ Jen: Z0..1. Jahrl). Bd. r. Ahtli. f. Syst. Taf. t>ü. Kuli."in, Laika. .'crlng von Gustav Fischer in Jena. Zool. Jahrb. Bd. ß. Abth. f. Syst. Taf. 21. Vorlag von Gustav Fischer in Jen; /n^ltnj.MirbmluT.ihlh fSi/.-./. Bilß. A.Spulerd ■!iü5;j.'ny;hercler,a LiiliAnstvA.eilisch.dena. ZoülogJalirbächer Bd.öÄbth. l'.Syst- ASpuler.Ml, -.• VerlvGiisav Fischer. Jena. LilliAnst.vAGiksch.Jena. /^ooltx/Jidirbikher ßtLüMil. Si/sl Zoolog. Jiihrbuchcr BdßJibih. fSrsl. 'JM25. '3 n (j i: ^^^&ö?^ ZoolüQ. Miimcbfi: Bdß AbthfSysl Ulli&slvAEillsch, Jena. ■Mog Jahrlmhci:Bil GAbOi./ Si/sL Karte der \erbreitunc^ der barciitirliöeii I-iaublliiere. l\,;olqülua: F^^ l'- iorijnalw. thmf I 1 U„oh;.l.: a„uiro;, „/„.s ///„y. [ H l' Uiuo,,,,^ ^cw P^^^ .hrldrs bn,tur,„Hi T.mm §■■ C /^w.r S«-«' W CUirkf rm ./,/,„■„.. /„/,;,-> /•■ r»!-. I I ., .,m,ru.,n,^- PaU Siihtirsiiui: ^^n „ 7tudai)aniis Flliuif. Hü rt-o;,.» ;<>/<.,• /;,>■„,. r — i ,. /^itui/«.. D.sm. mHUll „ aiunu'i'rns üc.chndi . EH±3 „ Uuc.'rlni,uhah.],nd,. dU T mardimiu^ D^sm. Aili,vv,,oda: I 11 Tr-sii.-.- urch^s L^ OBSi .Iihm^r"-" "ulMwU-m.;,.-^ M Ed !^m l'aKCoUari. F. C„v. HZZI /; *■,;,-,.,«« EhrV/z;, jeivCQrerc Moskau. .'erl "' (iiistav Flsi-hi-r Jena LifeAnslvA.Glltah.Jaia Zoolog. Jahrbücher. Bd. 6Ablh.f>yM. Tal'2S .O.A ^/A/V 3. XiM'« liJMÄ ^ w ^ 'JÜm /^_ ./v. /\ N 4 ^f ■ a^a/I^VvVvW ivvVvS Verl V Gustav Hs eher Jena. /oJotj.JalirlmcJwrBil.Ü. . M. I.Sijsl. Taf.2fJ •5 '" 5 2.3 « ■• — Slmndluüc. '" Luw nudrif/skn WassersUmdes J Fadai-I.üiui «•iii# gehobene, Riffe. •iiWh' ^ende- Korallen.. TLefen.UvFaderL. 8 J) 5 /o Felsen^ \.._ 7 6 5 •■'o .■^^aX^v^'^n' .Makatumbe ; Jnner o \- ..-' .3- Ras ChokiH DAR ES SALAAM / 6 Kendv • 10 Hafen 9 /( ^- 0 \ •. MAGACONI J 'crlvGusbv l':.scher. .Jena, 1 Auf t.xA.ßihsch. siena Zflnlog^iilvlmdiei ■ M 6 Abih ISi/sl Zontog. JnJitbiir/icr ßdB. AbtliJ^S^. 5. '^.' CVerhoeiraJ -• Zool(f(/ JiJirlmclur ßd 6. Ihtli f.' Syst . Taf 31 liih.C C.Müller, Jena. MBL WHOI Librarv - Seria : 15 6 1