Ban! 7 re 4 Nu a Pee atin BEN cy cap ed errs son pre es ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER. ABTEILUNG FUR ANATOMIE UND ONTOGENIE DER TIERE. HERAUSGEGEBEN VON PROF. Dr. J. W. SPENGEL IN IESSEN. NG VIERUNDZWANZIGSTER BAND. MIT 53 TAFELN UND 67 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1907. A ee Bl ; f | A) (ay FB BE eri : Pr 9 LT m ns ni à F Phere | dE 5 ta $ 5 i f ' er.“ . i Alle Rechte, namentlich das der Ubersetzung, vorbehal : - - 2 5 ui ? ® L 4 & L ‘ —.. as LA ¥ eer aap yt eS. ee | in 2 ts ; AE iu) A RME + x I hn r 4 Erstes Heft. (Ausgegeben am 15. April 1907.) JAPHA, ARNOLD, Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. Mit Tafel 1—7 Se Tee =a: hgh RE UE DIR CCE ABBOTT, JAMES FRANCIS, The Morphology of Coeloplana. With plates 8—10 and 7 figures in the text : : LÜBBEN, HEINRICH, Über die innere Metamorphose der Trichopteren. Mit Tafel 11—13 : SCHLEIP, WALDEMAR, Die Samenreifung bei den Planarien. Mit Tafel 14—15 und 2 Abbildungen im Text . von BAEHR, W. B., Uber die Zahl der Richtungskörper in partheno- genetisch sich entwickelnden Eiern von Bacillus rossi. Mit Tafel 16 Zweites Heft. (Ausgegeben am 15. Juni 1907.) SCHEPOTIEFF, A., Die Pterobranchier, Mit Tafel 17—23 und 2 Ab- bildungen im Text von Davay, E., Der postembryonale Entwicklungsgang von Caridina wickii (Hıcks.). Mit Tafel 24—26 und 1 Abbildung im Text ‚STANGE, Pau, Über die Rückbildung der Flügel- und Halteren- scheiben bei Melophagus ovinus. Mit Tafel 27—28 und 3 Ab- bildungen im Text . IR SEITZ, PHıLıpp, Der Bau von Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). Mit Tafel 29—31 Seite 129 175 193 239 295 323 Iv Inhalt. Drittes Heft. (Ausgegeben am 20. September 1907.) ScHMIDTGEN, OTTO, Die Cloake und ihre Organe bei den Schild- krôten. Mit Tafel 32-33 und 16 Abbildungen im Text STERNFELD, RICHARD, Die Verkümmerung der Mundteile und der Funktionswechsel des Darms bei den Ephemeriden. Mit Tafel 34 und 21 Abbildungen im Text À OTTE, HEINRICH, Samenreifung und Bene bei Tiödndte viridissima. Mit Tafel 35—37 und 2 Abbildungen im Text Viertes Heft. (Ausgegeben am 1. Oktober 1907.) KAUDERN, WALTER, Beiträge zur Kenntnis der männlichen Ge- schlechtsorgane bei Insectivoren. Mit 13 Abbildungen im Text SCHEPOTIEFF, A., Die Pterobranchier. Mit Tafel 38—48 TANNREUTHER, GEO. W., History of the Germ Cells and early Embryology of certain Aphids. With plates 49—53 Seite 357 415 431 521 553 609 Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. Von Dr. med. Arnold Japha. (Aus dem Zoologischen Museum zu Königsberg i. Pr.) Mit Tafel 1—7. Inhalt. I. Einleitung. II. Material und Methode. III. Spezielle Untersuchungen. 1. Seihwal (Balaenoptera borealis Lesson). a) Allgemeines. i b) Das Subepidermalgewebe. c) Die Epidermis. d) Die Pigmentierung. e) Die Hautflecke. f) Die Haare. 2) Augenlid. 2. Finnwal (Galaenoptera musculus auct.). a) Die Haut des erwachsenen Finnwals. b) Die Haut des Finnwalfötus. c) Die Fötalhaare. 3. Blauwal (Bulaenoptera sibbaldii GRAY). a) Die Haut. b) Die Haare. 4. Knölwal (Megaptera boops FABR.). a) Subepidermalgewebe und Epidermis. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 1 2 ARNOLD JAPHA, b) Knollen und Haare. c) Die durch Parasiten hervorgerufenen Hautveränderungen. IV. Zusammenfassung und Schluß. Literaturverzeichnis. Erklärung der Abbildungen. I. Einleitung. Die Haut der Waltiere ist bereits mehrfach der Gegenstand eingehender Untersuchungen geworden. Wenn ich von den ältern Arbeiten von Rapp (1830, 1837), Escuricur (1849), Mayer (1855), LæypniG (1859) u. A. absehe, haben in neuerer Zeit DELAGE (1885). WEBER (1886), FseLstrup (1888), van BAMmBERE (1888), KÜKENTHAL (1893) und Rawrrz (1899) mehr oder weniger ausführlich die Haut der Cetaceen geschildert. KÜKkENTHAL (1893) berücksichtigt vornehmlich die Haut der Zahnwale. Fase srrup (1888) in seiner kurzen Arbeit nur Globiocephalus melas, VAX BAMBERE (1888) nur Tursiops tursio, während DErLAGE (1885) und Rawırz (1899) nur den Finnwal, WEBER (1886) von Bartenwalen den Blau- und Zwergwal untersuchte. Da mir gerade vom Seih- und Knölwal ein großes Material zur Ver- fügung stand, daneben aber auch vom Finn- und Blauwal, so halte ich mich für befugt, die Resultate meiner Untersuchungen an der Haut der nord-atlantischen Furchenwale (von denen mir nur der Zwergwal fehlt), im Zusammenhang zu veröffentlichen, nicht nur weil Seihwal und Knölwal von ändern Forschern bisher noch gar- nicht berücksichtigt sind, sondern vornehmlich auch, weil ich in nicht unwesentlichen Punkten zu andern Ergebnissen !) gekommen bin, besonders auch über den Bau der Haare, von denen eine ein- gehende Schilderung bisher fehlte. Auch Nerven, deren Vorkommen in den Haarbälgen von den frühern Untersuchern geleugnet wurde, konnte ich reichlich nachweisen. Eine zusammenfassende Übersicht bringe ich am Schluß meiner Arbeit. 1) Auf Irrtümer der ältern Autoren, soweit sie von den neuern Untersuchern, insbesondere WEBER (1886) schon berichtigt sind — z. B. Durchtränkung der Epidermis mit Fett, metallischer Pigmentstoff in der Bauchhaut (LEYDIG, 1859), auf der Horuschicht aufgelagertes Fett, das durch Poren nach außen dringt (PAUL, 1884) und noch manches andere — gehe ich gar nicht ein. Uber die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 3 II. Material und Methode. Das untersuchte Material wurde im August des Jahres 1904 auf der Walfangstation im Faskrudsfjord an der Ostküste Islands, wohin ich Herrn Prof. Dr. Braun begleitete, gesammelt. Herr Dr. Paun, der Leiter der Station, hat uns nicht nur in der liebens- würdigsten Weise aufgenommen, sondern auch in jeder Hinsicht bei unsern Arbeiten unterstützt, wofür wir ihm zu eroßem Dank ver- pflichtet sind. Während unserer Anwesenheit wurden etwa 20 Bartenwale zur Station eingeschleppt, von denen reichlich die Hälfte Knölwale waren. die übrigen Blau-, Finn- und Seihwale. Die Konservierung ist teils in Chromessigsäure, teils in Formalin, teils in Alkohol erfolgt. Da die Bearbeitung der Haut ursprünglich nicht in Aussicht genommen war, hat sich die Untersuchung der Ungleichmäbigkeit des vor- handenen Materials anpassen müssen. Das fixierte ‘und gehärtete Material wurde nach Durchführung durch Cedernholzöl in Paraffin eingebettet und in der üblichen Weise in Schnittserien zerlegt, wobei besonders die dicke Knölhaut sowie vor allem auch die Haare technisch nicht geringe Schwierigkeit dem Schneiden entgegensetzten. Die meisten Schnitte mußten ferner mit Eiweiß aufgeklebt werden, da besonders Schnitte von Formalinmaterial, die mit Wasser auf- geklebt waren, schon beim Auflösen des Paraffins sehr oft fort- schwammen. Im übrigen ist Formalin schon wegen der einfachen Anwendbarkeit als Konservierungsflüssigkeit nur zu empfehlen. Die verschiedenartigsten Färbungen wurden ausprobiert, die schönsten Bilder ergab in den meisten Fällen die , Brocamaxx'sche Färbung“. (Vorfärben der Kerne mit Karmin, danach Färbung in einer Mischung von gesättigter wässriger Pikrinsäurelösung mit einigen Tropfen einer wässrigen Lösung von trimethylrosanilintrisulfosaurem Kalk). Für die Färbung der elastischen Fasern eignete sich am besten die schon von Rawırz (1899) empfohlene Methode mit WEIGERTS Fuchsin-Resorein (1898). Es wurde keine Stückfärbung angewandt, alle Objekte wurden erst im Schnitt gefärbt. 4 ARNOLD JAPHA, III. Spezielle Untersuchungen. 1. Seihwal (Balaenoptera borealis L&sson). a) Allgemeines. Die Haut des Seihwals, die bisher noch nicht untersucht worden ist, zerfällt wie die Haut der übrigen Waltiere in Epidermis und „Subepidermalgewebe“. Letzteres entspricht Cutis plus subcutanem Gewebe der übrigen Mammalia, doch so, daß nur die alleroberste Schicht durch festeres Gefüge im Bau der Cutis der andern Mammalia gleichkommt. Der größte Teil des Subepidermalgewebes wird an den meisten Stellen (nicht überall) durch massenhaft eingelagertes Fett zum Panniculus adiposus, eine scharfe Grenze zwischen fett- armem — auch die obersten Lagen der Cutis enthalten Fettzellen — und fettreichem Gewebe fehlt. Die Dicke der „Speckschicht“ wechselt nach der Körpergegend zwischen 5 (Bauchfläche) und 10 cm (Rücken), in der unmittelbaren Umgebung der Rückenflosse ist sie noch erheblich dicker. Übrigens kommen ziemlich erhebliche indi- viduelle Schwankungen nach Ernährungszustand, Alter und Geschlecht vor. Die Epidermisdicke beträgt beim Seihwal im Mittel 1,5 mm, die unpigmentierten Hautpartien sind etwas dicker als die pig- mentierten (ca. 2 mm dick). Am Augenlid vermindert sich die Stärke der Epidermis bis auf 0,85 mm, während die dünnsten Stellen die Kehlfurchen mit nur 0,68 mm sind. Der Übergang der dicken Epidermis des Furchenwalls in die dünne des Furchentals ist ein ziemlich plötzlicher (Taf. 5, Fig. 9). Die Oberfläche der Haut ist spiegelglatt ohne jede Spur von Runzeln, nur im Furchental sind solche im ungedehnten Zustand vorhanden, die in der Längsachse des Körpers verlaufen (Taf. 5, Fig. 8). Bau und Funktion der Kehl- furchen. die der Familie den Namen „Furchenwale“ gegeben haben, hat KükeNTAAL (1893, p. 312—317) ausführlich geschildert, so dab ich darauf verweisen kann. Die Farbe des Seihwals ist auf dem Rücken einfarbig schwarz, auf der Bauchfläche schiefergrau, in der Furchengegend zum Teil weiß. Die Umgrenzung der weißen Hautpartie ist individuellen Schwankungen unterworfen. Zuweilen finden sich weiße Hautstellen noch in der Seitengegend, selbst auf dem Rücken. Über den ganzen Körper zerstreut, hauptsächlich aber in der Seitengegend, fanden sich bei allen untersuchten Exemplaren in Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 5 LL meist sehr großer Anzahl längliche Flecke von sehr verschiedener Größe, die heller sind als ihre Umgebung.') Coruerr (1886) ist der einzige, der sie erwähnt, seine Arbeit enthält auch eine aus- führliche Schilderung der äußern Merkmale des Seihwals mit guten Abbildungen. Am Kopf sind ziemlich viel Haare vorhanden, die vornehmlich auf die Lippengegend beschränkt sind. Schweiß- und Talgdrüsen fehlen vollständig. b) Das Subepidermalgewebe. Das Subepidermalgewebe zeigt folgenden Bau (Taf.1, Fig. 1, 2, 3): In seiner ganzen Dicke wird es von einem kernreichen, derben und festen Bindegewebe gebildet, dessen mehr oder minder dichte Züge in den verschiedenartigsten Richtungen sich kreuzen und dadurch weite Maschenräume bilden, die von feinen Fibrillen durchzogen werden und zwischen denen sich Fettzellen von außerordentlicher Größe an- häufen. Gefäße sind nicht sehr reichlich vorhanden. Nerven sind kaum anzutreffen, Muskelfasern oder Zellen fehlen völlig. Elastische Fasern sind in großer Menge. den Bindegewebszügen beigesellt. Nach der Epidermis zu werden die Bindegewebszüge allmählich dichtmaschiger und fester, um in der obersten Schicht ihren Charakter zu ändern. Die derben Bindegewebsfasern werden zu immer feinern Fibrillen, die aber ein sehr viel engeres Maschenwerk bilden, das sehr viel weniger Fettzellen einschließt. In der obersten Schicht endlich formieren sich auch diese regellos durcheinander gewirkten Faserzüge zu Zügen eines feinen, dichten Bindegewebes, die vor- nehmlich in der Längsachse des Körpers verlaufen und sich schlieb- lich zu parallelen, schmalen Leisten von 0,4—0,5 mm Höhe erheben. Diese ,Cutisleisten“ verlaufen leicht geschlängelt im allgemeinen in der Längsrichtung des Körpers. Der leicht geschlängelte Verlauf dieser Leisten ist — wie ich schon in einer vorläufigen Mitteilung (1905) hervorhob — vielleicht nicht beim lebenden Tier vorhanden, sondern dadurch entstanden, daß die Haut beim Herausschneiden durch die zahlreichen elastischen Fasern im subepidermalen Gewebe sich zusammenzieht. Auf den Leisten erheben sich längliche Papillen, die beim Seihwal etwa die gleiche Höhe über den Leisten erreichen, wie diese selbst über der übrigen Cutis. Diese Papillen enthalten Gefäßschlingen, Nerven habe ich in ihnen nicht nachweisen Können. Flächenschnittserien durch die Haut des Seihwals lassen dieses Ver- 1) Ähnliche Flecke beschreibt GRIEG (1904) von Mesoplodon bidens. 6 ARNOLD JAPHA, halten deutlich erkennen') (Taf. 5, Fig. 1, 2) und erklären. leicht die Bilder, die man auf Querschnitten durch die Haut erhält. Sind sie senkrecht zu den Cutisleisten gerichtet (Taf. 5, Fig. 4, 5, 7), so sieht man sehr schmale „Papillen“ von verschiedener Höhe. Die niedrigen „Papillen“ stellen die quergetroffenen Leisten, die hohen Papillen die ihnen aufsitzenden wirklichen Papillen dar. Sind die : Schnitte mehr oder weniger parallel zu den Cutisleisten gerichtet (Taf. 5, Fig. 3, 6), so sieht man vereinzelte breite „Papillen“ von verschiedenartiger “Gestalt; dieses sind die tangential oder schräg getroffenen Cutisleisten mit aufsitzenden Papillen. Während am ganzen Körper die obersten Schichten des Sub- epidermalgewebes sich ziemlich gleich verhalten, ist das tiefere Sub- epidermalgewebe an gewissen Stellen (Flosse, Lippen, Furchen- gegend etc.) bestimmten Funktionen durch etwas veränderte Struktur angepaßt. So sind z. B. in der Furchengegend die tiefern Lagen durch derbere Konsistenz der Bindegewebsfibrillen, die dichter liegen und vornehmlich in der Längsrichtung der Furchen ziehen, aus- gezeichnet. Das elastische Gewebe ist in der ganzen Furchengegend sehr stark vermehrt und bildet etwas derbere Fasern als an dem übrigen Körper, die aber, im Gegensatz zu dem von Rawırz (1899) beim Finnwal geschilderten Verhalten, ziemlich gleichmäßig verteilt dem Bindegewebe zugeseilt sind, vornehmlich in der Längsrichtung verlaufen und nur selten sich zu dichtern Faserbündeln vereinigen. Ein Unterschied zwischen Furchenwall und Furchental, wie er beim Finnwal vorhanden ist (Rawırz, 1899), fällt dadurch fort. e) Die Epidermis. Die untere Fläche der Epidermis bildet einen Abguß der Ober- fläche des Subepidermalgewebes, zeigt also im allgemeinen in der Längsachse des Körpers verlaufende Leisten, die schmale Rillen be- grenzen, und im Grund der Rillen schachtartige Einsenkungen für die den Cutisleisten aufsitzenden Papillen. Die freie Oberfläche ist völlig glatt und zeigt keinerlei Erhabenheiten oder Einsenkungen, 1) Diese Verhältnisse sind namentlich von ältern Autoren [Rapp (1830) trotz der damals noch unvollkommenen Methodik, DELAGE (1885) trotz seines schlecht erhaltenen Materials] richtig erkannt worden. Neuere Arbeiten, insbesondere Rawırz (1899), lassen aber diese richtige Er- kenntnis so sehr vermissen, daß es mir wünschenswert erschien, unter Berücksichtigung der Artunterschiede diese Verhältnisse an zahlreichen Abbildungen klar zu legen. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. m welche etwa den Cutisleisten entsprächen, wie es bei Landsäugern vorkommt. Die Schichten, die man in der Epidermis der übrigen Säuger zu unterscheiden pflegt, sind beim Seihwal nicht in der gleichen Weise ausgebildet. Zwar ist eine deutlich erkennbare. wenn auch. dünne Hornschicht vorhanden, aber ein Stratum lucidum fehlt, von Keratohyalin und Eleidin ist an keiner Stelle der Haut etwas nachzuweisen. ') Riff- und Stachelzellen sieht man nirgends. Den feinern Bau der Zellen kann man am besten an den unpigmen- tierten Teilen der Haut (Kehlfurchengegend: Furchenwall) studieren (Taf. 1, Fig. 4), da die enorme Pigmentmenge der Rückenhaut die Zell- struktur etwas verdeckt. Die unterste Schicht der Epidermis wird von einer ein- bis mehrfachen Lage ziemlich kleiner, annähernd kubischer Zellen gebildet, die einen rundlichen Kern enthalten, der den größten Teil der Zelle einnimmt. Der Kern enthält meist nur ein ziemlich großes Kernkörperchen und zeigt leichte Granulierung. Nicht selten sieht man Doppelkerne, die Zellvermehrung scheint ziemlich lebhaft zu sein. Durch das dichte Nebeneinanderlagern der Kerne erscheint bei schwacher Vergrößerung (bei Kernfärbung durch Karmin) der unterste Rand der Epidermis von einem roten Saum begrenzt zu sein. An diese Schicht der kubischen Zellen schließen sich Zellen an, die er- heblich größer sind und schlanke Spindelform zeigen, der Übergang von den kubischen Zellen zu den Spindelzellen ist ein ziemlich un- mittelbarer. Die Zellen sind hier so orientiert, dab die Längsachse der Spindeln senkrecht zur Oberfläche der Epidermis, also parallel zu den Papillen, gerichtet ist. Diese Schicht erstreckt sich bis etwas über die Spitzen der Papillen. Auf Flächenschnitten sieht man diese Zellen um die Papillen konzentrisch angeordnet (Taf. 1, Fig. 6), über den Papillenspitzen bilden sie gewissermaßen noch eine Kappe. Das Zellprotoplasma zeigt hier eine deutliche Faserung, die im Zentrum feiner ist und hier einen vacuolenartigen Hohlraum frei- läßt, in dem der Kern liegt. Die Fasern verlaufen in der Längs- richtung der Zellen (Taf. 1, Fig.5). Die Kerne haben ungerähr die gleiche Größe und Struktur wie in der untersten Schicht, enthalten ebenso wie diese ein Kernkörperchen, sind aber nicht mehr kugel- förmig, sondern mehr eiförmig. Doppelkerne sind auch hier nicht selten. 1) Daß nicht die Konservierung die Ursache vom Fehlen des Kerato- hyalins ist, beweisen die Vergleichspräparate, die ich von der Haut der verschiedensten Säugetiere angefertigt habe und in denen ich leicht das Keratohyalin nachweisen konnte. O0 ARNOLD JAPHA, In der Höhe der Papillenspitzen werden die Zellen dieser Schicht noch größer, nehmen allmählich eine unregelmäßige, polygonale Form an und bilden schließlich die dritte Schicht, die aus einer dicken Zellenlage besteht, die fast bis zur Oberfläche reicht. Die Faserung des Protoplasmas ist auch hier noch deutlich, verläuft aber in ver- schiedenartigen Richtungen, vornehmlich konzentrisch parallel den Zellgrenzen, aber feine Fasern kann man zuweilen auch in der Richtung senkrecht zur Oberfläche nachweisen. Die zentrale Vacuole ist noch voluminöser geworden, die Zellen machen den Eindruck, als ob sie aufgequollen sind. Der Kern ist nicht mehr so regel- mäßig konturiert, sondern mit einer unregelmäßigen Oberfläche ver- sehen. Häufig zeigt er sichelförmige Gestalt, die Krümmung ist dann meist nach unten gerichtet. Seltner treten diese sichelförmigen Zellkerne schon in der Schicht der Spindelzellen auf. Die obere (Grenze dieser Mittelschicht der großen Polygonalzellen wird dadurch eebildet, dab die Zellen ziemlich rasch platter werden, um endlich eine mehrfache Lage platter Zellen zu bilden, die ein grobfaseriges Protoplasma enthalten, der Faserverlauf ist parallel zur Oberfläche gerichtet. Diese Schicht sieht so aus, als ob die gequollenen Zellen der Mittelschicht mechanisch zusammengedrückt wären. Die Kerne färben sich noch deutlich, zeigen aber durch ihre unregelmäßige Form, dab sie stark geschrumpft sind. Die Zellen werden immer platter und formieren sich zu der dünnen lamellösen Hornschicht, die — durch die Färbung — scharf von der übrigen Epidermis sich absetzt. Die Grenzlinie ist fast gerade, und ganz plötzlich ohne jeden sichtbaren allmählichen Übergang verwandeln sich diese Zellen der obersten Schicht in Hornzellen, die sich durch ihre intensive Gelbfärbung bei Farbgemischen, die Pikrinsäure enthalten, als solche ausweisen. Die Hornschicht läßt noch deutlich gefärbte, geschrumpfte Kerne erkennen. Die einzelnen Zellen sind in größerer Ausdehnung fest miteinander verbunden, so daß sich Lamellen bilden, zwischen denen Spalten auftreten, die schließlich zur Abstoßung von großen Fetzen führen, deren Länge 1 m und mehr erreichen kann. Dieser oberste, lamellös aufgelöste Teil der Hornschicht, der in der Ab- stoßung begriffen ist, hebt sich auch durch etwas veränderte Färbung deutlich ab, er fehlt auf vielen Präparaten, in diesen Fällen hat die Abstoßung soeben stattgefunden. Den Einwand, daß es nicht zur völligen Verhornung bei Cetaceen kommt, kann ich nicht anerkennen. Allerdines sind die Kerne in der Hornschicht, wenn auch geschrumpft, noch nachweisbar, aber Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 9 Rawitz’ (1899) Annahme, dab es infolge des Einflusses des Wassers nicht zu vollkommener Verhornung kommt, scheint mir unrichtig. Die Haare, die auch bei den Walen vorkommen, sind echte Horn- bildungen, von den Barten ganz zu schweigen; warum soll also auf die Verhornung der Epidermiszellen das Wasser anders einwirken als auf die Verhornung von Haaren und Barten bei den gleichen Tieren? Vollkommen verhornt sind Hufe, Haare und alle andern Hornbildungen der Landtiere, schon bei der Geburt, trotz des Fruchtwassers, das jede austrocknende Tätigkeit der Luft, die nach manchen zur Verhornung nötig sein soll, ausschließt; die Schleim- hautverhornungen (z. B. Zunge der Katze) ergeben dasselbe. Die Verhornung, als was für einen biologischen Prozeß man sie auch auffassen mag, ist ein lediglich chemischer Vorgang innerhalb der Zellen, wobei ich zugestehen will, dab das Keratin der Wassertiere vielleicht ein wenig anders sich verhält, als das Keratin der Land- tiere, das der Austrocknung durch die Luft ausgesetzt ist, ohne jedoch aufzuhören, echtes Keratin zu sein. An den übrigen Körperstellen zeigt die Epidermis den gleichen Bau, nur daß an dem weitaus größten Teil die Haut pigmentiert ist; die Beschreibung der Pigmentierung folgt weiter unten. An den Stellen, die eine Verdünnung der Epidermis erkennen lassen — ins- besondere in den Furchentälern — ist der Bau der Schichten un- verändert, doch sind der geringern Dicke der Gesamtepidermis ent- sprechend die oben beschriebenen Schichten weniger mächtig ent- wickelt. Zu erwähnen ist noch, daß in der Epidermis in den mittlern Lagen über den Papillen zuweilen Blasen anzutreffen sind, die unter Umständen das Bild in den Präparaten stören. Teilweise handelt es sich hierbei wohl um Kunstprodukte. d) Die Pigmentierung. Die dunkle Farbe des größten Teils der Haut wird durch Pigment bedingt, das — wenigstens beim erwachsenen Tier — lediglich auf die Epidermis beschränkt ist, das Subepidermalgewebe ist völlig frei von jeder Spur von Farbstoff.) Auch in der Epidermis der blendend weißen Furchengegend ist gar kein Pigment enthalten. 1) Ein ähnliches Verhalten zeigen ja viele Säugetiere, so daß die Bemerkung SCHNEIDER’s (1902, p. 86), „das Corium ist der Sitz des Hautpigments“ mir völlig unverständlich ist. 10 ARNOLD JAPHA. Das Pigment ist schwarzbraun und von körniger Beschaffenheit; es ist, wie eben erwähnt, in der ganzen Epidermis vorhanden, mit Ausnahme der weißen Furchengegend; und zwar ist das Vorkommen ein zweifaches, einmal findet es sich als Einschluß der Epidermis- zellen und dann auch in besondern, vielgestaltigen Pigmentzellen : „Chromatophoren“. Betrachten wir zunächst die pigmentierten Epidermiszellen, die fast ausschließlich die Färbung der Haut bedingen und denen gegen- über die Chromatophoren, was ihre Zahl anbetrifft, völlig zurück- treten. Die Pigmentkörnchen lassen den Kern stets frei und er- füllen den Zelleib sehr regelmäßig in folgender Anordnung: In der tiefsten Schicht der kleinen kubischen Zellen erfüllt das Pigment fast den ganzen Zelleib, dessen größten Teil der Kern schon einnimmt. Die folgende Schicht der langen Spindelzellen zeigt das Pigment dicht gedrängt am obern Ende zu einer Kappe über dem Kern angeordnet, wie es KÜKkENTHAL (1893) beschrieben hat. Die Pigmentkappe ist entsprechend der Zellform spitz und schmal, zu- weilen zieht sich das Pigment an den Seiten neben dem Kern noch etwas herunter, in seltnern Fällen findet man auch noch eine kleine untere Pigmentkappe von umgekehrter Lagerung. In der an- schließenden Schicht der großen kubischen Zellen sind, der ver- änderten Zellform folgend, auch die Pigmentkappen flacher geworden und mehr über den Kern herübergerückt, so daß er oft ganz von Pigmentkörnchen umhüllt erscheint, die aber am äußern Pol am stärksten gehäuft sind. In der nächsten Schicht der flachen Spindel- zellen sind die Pigmentkappen noch flacher geworden und haben die Form von flachen Tellern angenommen. In der lamellös gebauten Hornschicht ist das Pigment auch lamellenartig angeordnet. Die Protoplasmafaserung tritt in der oben bei der unpigmentierten Haut besprochenen Weise auch bei den pigmentierten Zellen, sofern das Pigment nicht zu dicht liegt, sehr deutlich hervor. Die Verteilung des Pigments ist nicht ganz gleichmäßig, denn die Haut hat an ihrer Oberfläche ein in der Längsrichtung gestreiftes Aussehen, die Streifen entsprechen dem Verlauf der Cutisleisten und der ihnen aufsitzenden Papillen und zwar die etwas hellern Streifen den Cutis- leisten, die etwas dunklern den dazwischen eingesenkten Reteleisten der Epidermis. Auf Schnitten parallel zur Oberfläche ist diese Streifung auch besonders in den obersten Schichten deutlich er- kennbar; auf Querschnitten senkrecht zu den Leisten sieht man über den Papillenspitzen einen etwas hellern Epidermisstreifen Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. ng senkrecht zur Oberfläche der Haut ziehen, zwischen den Papillen einen etwas dunklern schmälern durch die ganze Dicke der Epidermis. Die Erklärung für diese Erscheinung dürfte darin zu finden sein, daß die der Cutisfläche aufliegende Epidermisschicht, die den Ersatz für die abzustoßenden Hornzellen bildet, nicht glatt ist und daher reichlicher pigmentierte Zellen zwischen den Cutisleisten gebildet werden als auf der Spitze der Papillen. Bei genauerm Zusehen bemerkt man, daß entsprechend den Papillen auf den hellen Streifen in regelmäßigen kurzen Intervallen Verbreiterungen zu finden sind, diese sind bei andern Walen, bei denen die Leisten niedriger sind als beim Seihwal, noch auffallender, schon Rarr (1830) beschreibt. daß die Oberfläche der Haut von Löchern durchbohrt erscheint, und daß diese scheinbaren Löcher den Papillenschächten entsprechen. — Diese Erscheinung ist wohl auch die Erklärung für die irrtümliche Annahme, daß die Walhaut von Poren durchbohrt sei. Die Chromatophoren haben die schon von WEBER (1886) be- schriebene und abgebildete Gestalt. Es sind Zellen mit einem deutlich erkennbaren Kern und einem dunkel pigmentierten, un- regelmäßig, amöbenartig gestalteten Zelleib, der feine, verzweigte, dunkel pigmentierte Fortsätze, die zuweilen untereinander oder mit den Fortsätzen anderer Chromatophoren Anastomosen bilden, ent- sendet. Sie liegen stets in der untersten Zellenschicht und entsenden ihre Fortsätze ziemlich weit in die Epidermis hinein; daß sie in Epidermiszellen eindringen, habe ich nie beobachten können, ebenso- wenig einen Zusammenhang mit Nervenfasern. In der Cutis habe ich sie nie gefunden, ebensowenig weiter im Innern der Epidermis. Bilder, die hiervon abzuweichen scheinen, beruhen, wie die Ver- foleung von Flächen- und Querschnittserien lehrt, darauf, dab der betreffende Schnitt Epidermispartien tangential getroffen hat. Zahl- reich finden sich die Chromatophoren in den gleich unten näher zu schildernden Hautflecken, die des Pigmentes in den Epidermiszellen fast völlig entbehren. Sehr viel spärlicher!) habe ich sie in den schwach pigmentierten Hautpartien der Seitengegend finden können. die den Übergang der schwarzen Rückenhaut zur weißen Bauchhaut bilden, während ich in der schwarzen Rücken- und Kopfhaut Chro- matophoren, vielleicht nur infolge des dichtgedrängten Pigments der Basalzellen, mit Sicherheit nicht nachweisen konnte. 1) In meiner vorläufigen Mitteilung (1905) sagte ich: „an normalen Hautstellen niemals“, was ich hiermit einschränkend berichtige. 12 ARNOLD JAPHA, Der Übergang von pigmentierter Haut in unpigmentierte, weiße erscheint unter dem Mikroskop noch allmählicher als für das unbewaffnete Auge, indem — anders als beim Knölwal, bei dem auch unter dem Mikroskop stark pigmentierte Hautstellen schroff an völlig unpigmentierte stoßen — das Pigment in den Epidermiszellen ganz allmählich an Quantität, nicht an Qualität abnimmt, um schlief- lich ganz zu verschwinden. e) Die Hautflecke. Wie oben schon erwähnt, finden sich auf der Haut des Seih- wals vornehmlich in der Seitengegend, spärlicher aber auch am übrigen Körper, eigenartige Flecken von heller Farbe und im all- semeinen länglich ovaler Gestalt. Ihre äußere Begrenzung ist nicht scharf abgesetzt, sondern geht allmählich in die dunklere normale Haut der Umgebung über. Die Größe wechselt nicht unbeträchtlich, die kleinern sind 4—5 cm lang und 2 cm breit, die größten er- reichen Handtellergeröße und mehr. Die Flecken machen den Ein- druck von Narben, die Haut erscheint im Zentrum etwas eingezogen, die feinen dunkeln Längsstreifen der normalen Haut sind umgebogen und unregelmäßig in Verlauf und Ausdehnung geworden, sodaß eine strahlige Zeichnung hervorgerufen wird, die Oberfläche ist im übrigen aber ebenso glatt und von gleicher Beschaffenheit wie die normale Haut (Taf. 2, Fig. 7). Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigt sich die Haut der Flecken in folgender Weise verändert: Das Subepidermalgewebe, das in den untersten Schichten noch keine anormale Bildung auf- weist, ist in den obern Schichten derber, bindegewebsreicher und fettärmer, um in den obersten Lagen einige Millimeter unter der Epidermis in ein derbes, schwieliges Bindegewebe sich umzuwandeln, das fast völlig fettfrei ist. Das elastische Gewebe!) ist spärlicher als im normalen Subepidermalgewebe und macht teilweise durch schwächere oder ungleichmäßige Färbbarkeit den Eindruck, als ob es im Begriff sei, zu verschwinden oder erst zu entstehen. Die Cutisleisten sind breiter und unregelmäßiger, sie verlaufen nicht mehr parallel in der Längsrichtung des Körpers, sondern bilden 1) In meiner vorläufigen Mitteilung (1905) sagte ich: „das sub- epidermale Gewebe ist in ein derbes, schwieliges Bindegewebe umgewandelt, das der elastischen Fasern völlig entbehrt“, was ich hiermit einschränkend berichtige. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 13 sewissermaben einen Wirbel, wodurch die strahlige Zeichnung her- vorgerufen wird (Taf.6, Fig. 13). Die den Leisten aufsitzenden Papillen erstrecken sich teilweise nicht senkrecht in die Höhe, sind breiter und unregelmäßiger gebaut. Auch die Epidermis zeigt sich nicht unbe- teiligt, ihre Dicke ist ungefähr aufs doppelte der normalen Epidermis (etwa 3 mm) gestiegen (Taf.6, Fig. 12), woran die einzelnen Schichten in gleicher Weise beteiligt sind. Im Bau der Zellen sind Abweichungen nicht nachweisbar. Die Pigmentkörnchen in den Epidermiszellen sind spärlich, während die oben geschilderten Chromatophoren an der Cutisgrenze sehr zahlreich sind. Der Übergang vom normalen Ge- webe in das der Flecken ist ein allmählicher. Die Flecken sind hiernach als eine pathologische Erscheinung aufzufassen und zwar als ein chronisch entzündlicher Prozeb. Was die Ursache dieser Bildung ist, kann ich auch nicht einmal vermutungsweise angeben. Hautparasiten, die vielleicht in Betracht kommen könnten, sind beim Seihwal niemals beobachtet, während der Knölwal, der Cyamus und Coronula in Mengen trägt, entsprechende Hautveränderungen nicht aufweist. Bene Haare. Die Autorität Cuviers, der den Walen die Haare absprach, ist es wohl gewesen, die die richtigen Beobachtungen der ältern Unter- sucher nicht zur Anerkennung kommen ließ. Denn schon MARTENS (1675) sagt vom Grönlandwal: „fornen an den Lefftzen unten und oben sitzen kurtze Haar“ und Andere haben dieses bestätigt. Sie haben auch schon bei Zahnwalen, denen auber /nza im erwachsenen Zustande die frei hervorragenden Haare fehlen — die Haarbälge bleiben auch hier erhalten —'!) die Fötalhaare gesehen. Nach Cuvier war es Rapp (1837), der beim „Wallfisch“ (Dalaena mysticetus) kurze Borsten an Oberlippe und Unterlippe angibt. Escuricur (1849) in seinen grundlegenden „Untersuchungen über die nordischen Waltiere“ geht ausführlich auf die Haare der Wale ein. Trotzdem sind auch in neuerer Zeit wieder Zweifel aufgetaucht, so schreibt Pauz (1884) in seiner Dissertation, die auch sonst genug Unrichtig- keiten enthält, wörtlich: „Delphine und Wale besitzen keine Spur einer Haardecke mehr, die selbst schon den Embryonen fehlt“. Da 1) Ausführliche Angaben über die Haare von Phocaena und andern Zahnwalen behalte ich mir für eine besondere Arbeit vor, verweise jetzt nur auf Braun’s Mitteilung in: Zool. Anz., 1905. 14 ARNOLD JAPHA, die Untersuchungen von WEBER (1886), KükenTHAL (1893, 1900) und Rawırz (1900) im groben und ganzen völlig Escaricars Angaben über die Haare bestätigen und erweitern, ist es um so wunderbarer, dab Wri. Krause (1902, die Entwicklung der Haut und ihrer Nebenorgane etc., p. 286) sagt: „Bei den Waltieren besitzen nur die Fötus Haare, welche später vollständig schwinden, am spätesten diejenigen der Oberlippe.“') Demgegenüber möchte ich in Be- stätigung der vorher zitierten Beobachter betonen, daß Prof. Dr. Braun und ich bei sämtlichen untersuchten Bartenwalen — Seih-, Finn-, Blau- und Knölwal — bei jüngern wie bei völlig aus- gewachsenen Exemplaren Haare gefunden haben. (Bei oberflächlicher Betrachtung entgehen sie leicht der Beobachtung, so war es den Walfängern der Station, die die äußern Merkmale der Wale doch gut kennen, ganz neu, dab die Wale auch Haare haben.) Die Haare sind beim Seihwal ziemlich zahlreich, im ganzen etwa 80 vorhanden und lediglich auf den Kopf beschränkt; doch ist die Zahl und die Anordnung gewissen individuellen Schwankungen unterworfen. An der Schnauzenspitze des Unterkiefers, am Kinn, findet sich stets ein Haarfeld, das 20—30 Haare enthält und aus 2 nicht ganz symmetrisch zu beiden Seiten der Medianlinie angeordnete Reihen von ziemlich dicht stehenden Haaren besteht, die sich ventral, etwa 30—40 cm weit erstrecken (Taf. 2, Fig. 10). Außer diesem dichten Haarfeld finden sich am Unterkieferrand noch jederseits 15—20 einzeln stehende Haare, die meist durch große, ziemlich unregelmäbige Zwischenräume getrennt sind. Sie stehen auf dem schmalen Streifen, der sich zwischen Lippenrand und Furchenbeginn vom Kieferwinkel bis zur Unterkieferspitze erstreckt. Auf dem Oberkiefer sind im ganzen etwa 20 auch meist durch weite Zwischenräume voneinander ge- trennte Haare vorhanden, die in 4 geschwungen verlaufenden Längs- reihen von je 5—6 Haaren angeordnet sind und in der Gegend der Spritzlöcher beginnen, die Oberkieferspitze aber freilassen. Zwei dieser Reihen verlaufen nahe den Oberlippenrändern, die beiden andern zu beiden Seiten des medianen Kamms, der sich von den Spritzlöchern bis an die Oberkieferspitze erstreckt. Die Haare sind kurze weiße Borsten von 0,5—3 em Länge und etwa 1/, mm Dicke, An den lichtern Stellen der Haut sind sie meist von einem dunklen 1) Auch die meisten Lehrbücher der Zoologie (z. B. das von HERT- wıG, letzte Auflage 1905) enthalten immer noch die irrtümliche Angabe, daß den erwachsenen Walen die Haare völlig fehlen. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 15 Hof umgeben. Daß es sich bei den Haaren der Wale um „schwell- körperhaltige“ handelt, gibt WEBER (1886) an, er gibt auch eine kurze Beschreibung von ihrem Bau. Meine Untersuchungen haben in wesentlichen Punkten andere Resultate ergeben, sodab ich aus- führlich den Bau der Haare schildern will. Der frei über die Epidermis hervorragende Schaft (Taf. 2, Fig. 15) ist völlig pigmentlos. Mark ist nur in einigen Haaren in Spuren nachzuweisen, sodab das ganze Haar aus ungefärbter Rinden- substanz besteht. Das Oberhäutchen, das zum Teil abgerieben ist, besteht aus groben, ziemlich dicken Zellen, die sich nicht dachziegel- artig decken, sondern nebeneinander liegen und nur mit ihren schmalen Grenzflächen berühren. An einzelnen Haaren kann man eine eigentümliche Blasenbildung im Innern bemerken, die fast den ganzen Durchmesser des an diesen Stellen etwas aufgetriebenen Haars einnimmt und kuglige bis annähernd eiförmige Gestalt hat, sodaß die Längsachse der Blase in der Längsachse des Haars liegt. Im Innern dieser Blase findet sich ein kugliger Körper, der aus konzentrisch geschichteten Rindenzellen zu bestehen scheint (Taf. 2, Fig. 16). Die Haarwurzel ist beinahe senkrecht 15 mm tief in die Haut eingesenkt (Taf. 2, Fig. 12), sie ist von einer Wurzelscheide um- geben und diese wieder von dem Haarbalg. Der Haarbalg ist mächtig entwickelt und besteht aus 2 Lagen, die den weiten Blutsinus zwischen sich einschließen. Sie entsprechen nicht völlig dem äußern und innern Haarbalg der Haare der übrigen Säugetiere, denn die äußere Lage ist sehr kräftig entwickelt, enthält in ihrem obern Teil fast aus- schließlich ringförmig im untern, allerdings auch zahlreiche längs- verlaufende Fasern und setzt sich deutlich von dem umgebenden Fettgewebe ab. Die innere Balglage umgibt die Wurzelscheide un- mittelbar, sie ist aus feinern Bindegewebsfasern aufgebaut und geht nach auben in ein schwellkörperartiges Gewebe über, das sich schließlich zu dem weiten Blutsinus öffnet, der röhrenartig das Haar-umgibt und durch den nur vereinzelte Bindegewebsstränge von der innern zur äußern Balglage ziehen (Taf. 3, Fig. 15). In der Längsrichtung des Blutsinus sowie vornehmlich des innern Haarbalgs verlaufen sehr zahlreiche Nerven- fasern!), die sich in der Tiefe in mehr als 20 Bündeln 1) Bei Anfertigung meiner vorläufigen Mitteilung hatte ich die sehr zahlreichen Nerven noch nicht beobachtet, ich bin auf dieselben erst bei Untersuchung von Haaren eines Finnwalfötus und des erwachsenen Knöl- 16 ARNOLD JAPHA, vereinigen. Dieses Vorkommen von Nerven, welches nach meinen Untersuchungen fiir die Walhaare charakteristisch ist, wird nur ganz kurz von KÜkENTHAL in seiner letzten Walarbeit (1900) erwähnt, während WEBER (1886) und auch noch KükenrHAL selbst (1893) das Fehlen von Nerven als Eigentümlichkeit der Walhaare hervorhoben. Nervenendapparate habe ich bisher nicht nachweisen können. Am obern Hals des Haarbalgs, der sich noch etwas in die Epidermis nach oben kegelférmig vorwölbt, sodaß hier die Epidermis verdünnt ist, sowie am Boden des Haarbalgs, der noch um ein beträchtliches die Haarwurzel nach unten überragt, sind äußere und innere Lage des Balgs miteinander verbunden; der äußere Haarbalg setzt sich dann noch eine Strecke weit über den Blutsinus in die Tiefe fort und umgibt als Scheide ein mächtiges Bündel von Nerven und Gefäßen, das in gerader Verlängerung des Haar- balgs an diesen herantritt (Taf. 3, Fig. 19). Hierdurch wird eine Länge des Haarbalgs durch die ganze Dicke der Speckschicht vorgetäuscht. Bemerkenswert und sehr auffallend ist vegenüber dem Verhalten bei andern Säugern, dab nicht nur die Gefäße, sondern auch die Nerven nicht seitlich, wie KükentHaL (1900) annahm, sondern aus- schließlich von unten her an das Haar herantreten, um sich im Haarbalg in der oben geschilderten Weise zu verteilen. Talgdrüsen fehlen gänzlich, auch Muskeln, die an den Balg heran- treten, habe ich nicht finden können. Die äußere Wurzelscheide ist deutlich ausgebildet, aber nicht sehr voluminös, Pigment enthält sie nur in ihrem obersten Abschnitt. Die innere Wurzelscheide ist ganz rudimentär und läßt die sonst an ihr unterscheidbaren Schichten nicht trennen. Die Haarzwiebel konnte ich nur an einem einzigen Haar unter- suchen, da fast alle Haare dicht oberhalb derselben durchschnitten waren. Sie ist ziemlich lang und nicht merklich aufgetrieben. Sie umfaßt nicht wie bei den Haaren anderer Säugetiere eine Haarpapille, sondern seitlich treten in sie eine Anzahl Papillen ein. Diese sind asymmetrisch angeordnet; eine ist am größten und kann als Hauptpapille, die andern kleinern als Nebenpapillen aufgefabt werden (Taf. 4, Fig. 20). Daß ein Haarwechsel stattfindet, glaube ich nicht; 2 Haare wals aufmerksam geworden und habe sie dann in allen Haaren in großen Mengen gefunden. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 17 habe ich in keinem Balg gefunden, die Haare erhalten sich jeden- falls während des ganzen Lebens. Nicht so selten scheint es vor- zukommen, dab die mürben, wenig elastischen Haare an der Basis abbrechen (Taf. 2, Fig. 10), die Stelle, wo sie gesessen, ist dann aber noch deutlich erkennbar. Wenn vielleicht auch ein oder das andere Haar zugrunde geht, so scheint der Haarbalg doch stets unverändert erhalten zu bleiben (Taf. 2, Fig. 13, 14); äußerlich ist dann von Haaren nichts mehr zu sehen. Der von den frühern Untersuchern geäußerten Auffassung der Walhaare als rudimentärer Organe kann ich nach ihrem eben ge- schilderten Bau nur bedingt zustimmen. Rudimentär ist zweifellos der epitheliale Anteil, das beweist der Bau des Haarschafts selbst, die Marklosigkeit, der Bau des Oberhäutchens, das Auftreten von blasigen Bildungen in der Rinde, nicht minder die Wurzelscheide, deren geringe Mächtigkeit und fehlende Differenzierung ich hervor- hob, vor allem auch das Fehlen des Driisenapparats. Was aber den von der Cutis gelieferten Anteil der Haare (im weitern Sinn) anbetrifft, so kann ich diesen durchaus nicht als rudimentär, im Gegenteil nur als hoch- entwickelt bezeichnen. Der Haarbalg ist von enormer Mächtig- keit und der Blutsinus von außerordentlicher Ausdehnung, vor allem aber ist es die außerordentliche Menge von Nervenfasern, die für die Walhaare charakteristisch ist. Die Haare scheinen demnach durchaus nicht außer Funktion gesetzt, sondern in der im übrigen an Nerven so armen Haut für den Hautsinn eine wichtige Rolle zu spielen. Eine Tastfunktion kommt den Haaren im Wasser nicht mehr zu, deshalb ist der Haarschaft selbst wie der ganze epitheliale Anteil des Haars rudimentär, deshalb fehlt auch der Arrector pili. Der Balg mit seinem enormen Sinus aber bleibt erhalten und kenn- zeichnet sich durch seinen großen Nervenreichtum als funktionierendes Hautsinnesorgan. g) Augenlid. Vom Augenlid standen mir zur histologischen Untersuchung nur Stücke vom Lidrande zur Verfügung, die in Chromessigsäure konserviert waren. Über die allgemeine Form des Lidrands orientiert Die. 11-auf Taf. 5. Das Bindegewebe, das den Lidrand bildet, besteht aus dichten, derben Faserzügen, die enorme Mengen elastisches Gewebe enthalten und in der Richtung des Lidrands verlaufen. Fettgewebe ist ver- Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 2 18 ARNOLD JAPHA, hältnismäßig spärlich zwischen den Bindegewebsbündeln, dagegen sind Blutgefäße sehr zahlreich. Die Bündel des Musculus orbicularis, bis zu denen meine Präparate gerade noch reichen, sind mächtig entwickelt. |WEBER (1886) erwähnt den Musculus orbicularis nicht unter den „Augen- und Lidmuskeln“.] Augenwimpern fehlen und mit ihnen die dem Lidrand der übrigen Säuger charakteristischen Mersow’schen und Mour’schen Drüsen. Der Papillarkörper der Außenfläche des Lids ist ebenso gebaut wie am übrigen Körper. desgleichen die Epidermis, deren Durchmesser sich an dem Lidrande erheblich — bis auf 0,85 mm — verjüngt. An dem Lidrande geht die pigmentierte Epidermis allmählich in die Conjunctiva palpebralis über, die aus einem mehrschichtigen Epithel besteht, dessen Zellen pigmentlos sind, zwischen denen sich aber nahe der Epidermisgrenze vereinzelte große, schön verzweigte Pigmentzellen finden. Die Ober- fläche der Conjunctiva zeigt bis an den freien Rand ein System von tiefern oder seichtern, senkrecht oder schräg verlaufenden Furchen, die sich in den verschiedensten Richtungen kreuzen und auf Quer- schnitten Drüsen vortäuschen, ein Verhalten, das schon vom Menschen und andern Säugern bekannt ist („Srrepa’s Rinnensystem“). h) Rückenflosse. Von der Rückenflosse habe ich nur kleinere Stücke vom Vorder- rand untersuchen können. Sie zeigen parallel dem Vorderrand ver- laufende Bündel reichlich mit elastischen Fasern vermischter. derber Bindegewebsfasern, die wieder zu größern Bündeln vereinigt sind. Blutgefäße sind auch hier zahlreich vorhanden, Fettzellen nur sehr spärlich nachweisbar; über dieser Hauptmasse liegt eine sehr dünne, fast fettfreie Cutisschicht, die den gleichen Bau wie an den übrigen Körperstellen mit dem gleichen Leisten- und Papillensystem zeigt (Taf. 5, Fig. 10). Die darüber liegende pigmentierte Epidermis unterscheidet sich durch nichts von der übrigen Epidermis. 2. Finnwal (Balaenoptera musculus auct.). Die Haut des Finnwals ist bereits zweimal der Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen: von DELAGE (1885) und von Rawırz (1899). Ich kann mich deshalb sehr kurz fassen und werde mich im wesentlichen darauf beschränken, die nicht erheblichen Abweichungen, die die Haut des Finnwals von der Haut des Seihwals unterscheiden, zu beschreiben, sowie auf die Punkte Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 19 hinzuweisen, in denen ich zu andern Ergebnissen gekommen bin als einer meiner Vorgänger oder beide. Etwas ausführlicher werde ich auf die Haut des Finnfötus eingehen, die bisher noch nicht untersucht ist. a) Die Haut des erwachsenen Finnwals. Die Haut des Finnwals zeigt in allen wesentlichen Punkten das gleiche Verhalten wie die Haut des Seihwals. Auch auf ihr finden sich, worauf noch niemand aufmerksam geworden zu sein scheint, die gleichen Flecken, von gleicher Beschaffenheit und Form, wie sie sich beim Seihwal zeigen (Taf. 2, Fig. 8, 9). Die Haare habe ich bei allen Finnwalen, die zur Station gebracht wurden, in ungefähr der gleichen Anordnung und Zahl wie beim Seihwal be- obachtet. Die Epidermis ist nach meinen Messungen mehr als doppelt so dick wie beim Seihwal, nämlich 4 mm [DerasE (1885) gibt nur 25 mm an, Rawirz (1899) 4,5 mm] und ist dadurch schon leicht vom Seihwal zu unterscheiden. Zur mikroskopischen Untersuchung verfügte ich vom erwachsenen Tier nur über einige Hautstücke aus der Übergangszone von pig- mentierter in unpigmentierte Haut und einige Hautflecken, die sämtlich in Formalin konserviert waren. Das Subepidermalgewebe, das schon von DerLAGE (1885) und Rawirz (1899) eine eingehende Schilderung gefunden hat, mit der meine Untersuchungen völlig übereinstimmen, unterscheidet sich in nichts wesentlichem von dem des Seihwals. Nur die Anordnung des elastischen Gewebes in der Furchengegend, die Rawırz (1899) eingehend beschrieben hat, sodaß ich darauf verweisen möchte, und die ich auch an einem mir gütigst von Herrn Dr. Rawırz über- lassenen Präparate untersuchen konnte, verhält sich etwas anders als beim Seihwal. Die Cutisleisten sind schmaler und niedriger als beim Seihwal und sehr regelmäßig gebaut, sodaß hierdurch die Haut vom Finnwale gut von der Haut des Seihwals zu unterscheiden ist. Die ihnen aufsitzenden Papillen ziehen senkrecht in die Höhe, sind sehr regelmäßig angeordnet, hoch und schmal, nach oben zu etwas verbreitert, um spitz auszulaufen („lanzenspitzenförmig“). Die Abbildungen (Taf. 6, Fig. 14—18) erläutern ihren Bau ge- nügend. In meinen Präparaten sind die Gefäße der Papillen prall gefüllt und dadurch besonders augenfällig. Nerven habe ich nicht gefunden. 20 ARNOLD JAPHA, DeraGe (1885) hat das Verhalten der Cutisleisten zu den Papillen') schon ganz richtig erkannt, beschrieben und abgebildet (nur reichen die Papillen nicht so dieht an die Hornschicht heran, wie es nach DELAGE scheint), wie ich im Gegensatz zu der Rawitz- schen Darstellung betonen möchte. Die Epidermis, im wesentlichen von gleichem Bau wie beim Seihwal, zeigt, entsprechend der größern Dicke die Schichten von größerer Mächtigkeit, außerdem verwandeln sich die Spindelzellen der zweiten Schicht schon etwas unterhalb der Papillenspitzen in die großen Polygonalzellen der Mittelschicht, und nur in unmittel- barer Umgebung der Papillen erhält sich ein Mantel von Spindel- zellen, der noch etwas die Papillenspitzen überragt, was besonders auffällig auf Flächenschnitten ist. Die Zellstruktur ist die gleiche wie beim Seihwal, die gleiche Faserung, Kernform usw. ist vor- handen. Das Pigment zeigt die gleiche Anordnung in den Epidermis- zellen wie beim Seihwal, die Chromatophoren habe ich in der von mir untersuchten schwach pigmentierten Haut [im Gegensatz zu Rawırz (1899), der ihr Vorkommen beim Finnwal leugnet] an der Epidermis-Cutisgrenze zahlreich gefunden, doch sind die Ver- zweigungen meist nicht so ausgedehnt wie beim Seihwal. Besonders deutlich sind die Chromatophoren in Flächenschnitten durch die Epidermis nahe der Cutisgrenze zu erkennen. Die Hautflecke zeigen makroskopisch wie mikroskopisch den gleichen Bau wie beim Seihwal, und das dort Gesagte gilt auch für den Finnwal mit der Ein- schränkung, daß ich die Epidermis nicht verdickt, sondern im Gegen- teil dünner als in der Umgebung gefunden habe. Elastische Fasern habe ich aber in meinen Präparaten von Finnwalhautflecken gar nicht nachweisen können. Im übrigen verweise ich auf die Ab- bildungen (Taf. 2, Fig. 8, 9; Taf. 6, Fig. 19, 20). b) Die Haut vom Finnwalfötus. Zur Untersuchung konnte ich die Haut der Oberkiefer- und der Kinngegend eines 3,3 m langen Finnwalfötus benutzen, die in Alkohol konserviert war. Das Subepidermalgewebe unterscheidet sich noch 1) Die Arbeit von DELAGE konnte ich mir erst zugänglich machen, als meine Untersuchungen über diesen Punkt schon abgesch ossen waren, sonst hätte ich dieses schon in meiner vorläufigen Mitteilung hervor- . gehoben. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. — 21 erheblich von dem des erwachsenen Tiers. Das Gewebe läßt zwar schon sehr deutlich elastische Fasern erkennen, die vornehmlich in den obersten Schichten angehäuft sind, aber die Fettzellen sind ncch nicht völlig entwickelt, protoplasmareich, die Bindegewebsfasern sehr fein, das Gewebe sehr kernreich. Das Leisten- und Papillensystem ist schon vollkommen ausgebildet, zeigt aber ein verschiedenes Ver- halten an den beiden von mir untersuchten Hautpartien. Die pig- mentierte Epidermis der tiefschwarzen Oberkiefergegend ist sehr dünn, nur '/, mm, die unpigmentierte und schwach pigmentierte der Kinngegend erheblich dicker, fast 3mal so dick, nämlich 5/, mm. Bei ersterer sind die Leisten von außerordentlicher Regelmäßigkeit, sehr schmal und fast schnurgerade, die Papillen nach oben kolbig erweitert (Taf. 7, Fig. 21—23). Bei der schwach resp. unpigmen- tierten Haut der Kinngegend sind die Leisten breiter, nicht ganz so regelmäßig gebaut, die Papillen nach oben spitz auslaufend und ent- sprechend der dicken Epidermis sehr viel höher (Taf. 7, Fig. 24— 27). Die Epidermis zeigt schon, natürlich in geringerer Mächtigkeit, den gleichen Schichtenbau wie beim erwachsenen Tier, auch ist die Faserbildung in den Epithelzellen schon erkennbar. Die Pigmen- tierung der tiefschwarzen Oberkieferhaut ist so dicht, dab die untersten Epidermispartien zwischen den Papillen tintenschwarz aus- sehen und gar keine Details erkennen lassen, die obern zeigen die kappenförmige Pigmentanordnung wie die Epidermiszellen der er- wachsenen Tiere. Die weiße Kinnhaut ist völlig pigmentfrei, während die leicht grau gefärbte Haut, die die weiße Kinnhaut begrenzt, in der Epidermis an der Cutisgrenze nicht sehr zahlreiche verzweigte Chromatophoren enthält, auch vereinzelte Pigmentkérnchen in den Epidermiszellen erkennen läßt. Die Cutis habe ich in sämtlichen Präparaten frei von jeder Spur von Pigment gefunden, so daß auch hier das gleiche Verhalten wie beim erwachsenen Tier sich findet, daß lediglich die Epidermis der Sitz der Pigmentierung ist (wenigstens in dem von mir untersuchten Stadium). c) Fötalhaare. Die Haare — farblose Borsten von 0,5—1 cm Länge — zeigten bei dem untersuchten 3,3 m langen Fötus die gleiche Anordnung wie bei den erwachsenen Tieren, an den hellern Hautpartien der Kinngegend fanden sich auch schon Pigmentringe um die Haare vor. Mark enthalten die meisten untersuchten Haare, wenn auch oft 29 ARNOLD JAPHA, id nicht durch den ganzen Schaft, im übrigen war es mir nicht möglich, den Bau des Haarschafts genau zu untersuchen, da die Oberfläche der in nicht mehr ganz frischem Zustand zur Konservierung ge- kommenen Haare dick mit Schleim und ähnlichen Auflagerungen bedeckt war. So konnte ich die Struktur des Oberhäutchens z. B. nicht genau erkennen, es scheint aber, als ob seine Zellen etwas mehr dachziegelartig angeordnet sind als beim erwachsenen Seihwal. Die Haarwurzel ist 4,5 mm tief in etwas schräger Richtung in die Haut eingesenkt. Ich fand auch hier eine große zusammengesetzte Papille bei allen untersuchten Haaren [WEBER (1886) betont die rudimentäre Entwicklung der Fötalhaarpapillen von Palaenoptera rostrata|, ähnlich gebaut wie beim Seihwal, die Hauptpapille aber kuglig ohne Spitze, die Nebenpapillen weniger zahlreich und etwas weniger entwickelt (Taf. 4, Fig. 21). Die äußere Wurzelscheide weist keine Besonderheiten auf, die innere Wurzelscheide ist besser ausgebildet als beim erwachsenen Seihwal und läßt die verschiedenen Schichten, die an ihr unter- schieden werden, in einzelnen Querschnittpräparaten ganz gut er- kennen. Talgdrüsen habe ich auch bei den Fötalhaaren nicht nach- weisen können. Der Haarbalg zerfällt in einen äußern und einen innern und zeigt im großen und ganzen den gleichen Bau, wie ich ihn vom Seihwal beschrieben habe. Seine beiden Lagen und vor allem der zwischen ihnen liegende Blutsinus sind noch nicht so mächtig ausgebildet wie beim Erwachsenen. Daß der Blutsinus sich erst so spät entwickelt, ist gegenüber dem schon völlig ausgebildeten Verhalten des epithelialen Anteils des Haars auffällig und kann zur Unterstützung meiner beim Seihwal näher ausgeführten Anschauung dienen, daß der mächtig entwickelte Sinus kein rudimentäres Organ ist, sondern ein in voller Funktion stehendes, dessen hohe Ausbildung eine Neuerwerbung dieser Wale ist. Der zuführende Strang, der auch in gerader Verlängerung des Balgs herantritt, ist sehr dick und wird vornehmlich durch Nervenbündel gebildet, die so zahlreich sind, daß sie gegenüber den Gefäßen. die mit ihnen zum Haarbalg ziehen, vorherrschen. 3. Blauwal (Balaenoptera sibbaldii Gray). Weber (1886), der die Haut des Blauwals bereits untersuchte, geht auf histologische Einzelheiten nicht näher ein, nur gewisse Bildungen am Mundwinkel, die er für rudimentäre Haare hält und Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 93 auf die ich weiter unten noch zu sprechen komme, beschreibt er ausführlich. Mir standen nur von einem männlichen Blauwal einige in Alkohol nicht allzubest konservierte Stücke der Kopfhaut mit Haaren zur mikroskopischen Untersuchung zur Verfügung. a) Die Haut. Das Subepidermalgewebe des Blauwals zeigt im wesentlichen den gleichen Bau wie das der bisher beschriebenen Arten. In meinen Präparaten sind die derben Bindegewebsstränge, die auch reichlich elastische Fasern enthalten, etwas dichter gedrängt und die mit Fettzellen erfüllten Maschenräume weniger ausgedehnt. Die obersten Faserzüge laufen nicht in der gleichen Richtung mit den Cutisleisten, sondern schneiden sie fast im rechten Winkel. Die Leisten sind sehr viel unregelmäßiger gestaltet als beim Finnwal und erinnern mehr an das Verhalten beim Seihwal, unterscheiden sich aber auch von diesem dadurch, daß sie an ihrer Basis durch eine große Zahl von ganz niedrigen Querleisten verbunden sind, so dab man ein netzartiges Bild in einigen Präparaten erhält. Etwas höher nach oben sind sie von denen des Seihwal kaum zu unter- scheiden, sie sind aber niedriger als bei diesem und lösen sich früher in die schmalen Papillen auf, die spitz endigen und die nicht alle ganz gleich hoch zu sein scheinen. Ich habe nur eine Flächen- schnittabbildung (Taf. 7, Fig. 29) durch die Papillenmitte und eine Querschnitt-Abbildung (Taf. 7, Fig. 28) gegeben. Beim Blauwal gelang es mir mit Sicherheit, Nerven auf Flächen- schnitten durch die Cutisleisten nachzuweisen, besonders in der Um- gebung der Haare. Über Nervenendapparate konnte ich aber mit den von mir angewandten Methoden mit Sicherheit nichts ermitteln. Die Epidermis ist nach meinen Messungen 2—3 mm dick '), und auch hierin ist die Haut des Blauwals der des Seihwals ähnlicher als die Haut des Finnwals. Die Zellenschichten, die die Epidermis bilden, sind in der gleichen Anordnung wie beim Seihwal vorhanden. Die Pigmentierung der Epidermiszellen zeigt das gleiche Verhalten wie bei den bisher beschriebenen Walen. Die Chromatophoren, die schon WEBER (1886) beschreibt, habe auch ich, allerdings nur spär- lich, gefunden, nur in der Epidermis, aus der unmittelbaren Um- gebung der Haare, waren sie recht zahlreich. 1) WEBER (1886) gibt 5 mm an. 24 ARNOLD JAPHA, b) Die Haare. Weber (1886) gibt an, dab dem erwachsenen Blauwal die Haare fehlen, dagegen fand er am Mundwinkel feine Löcher, die durch eine Einstülpung der Hornschicht verursacht waren, die sich in Ge- stalt eines soliden Epithelzapfens in die darunter liegende Epidermis fortsetzt. WEBER fabt diese Bildung als ein rudimentäres Haar auf. Schon KÜKkENTHAL (1889) wendet sich gegen diese Auffassung und wie ich glaube, mit vollem Recht. Abgesehen davon, dab am Mundwinkel bei den Walen Haare nicht vorkommen, habe ich oben (S. 17) schon angeführt, daß der Haarbalg stets erhalten bleibt, auch in Fällen, in denen äußerlich vom Haar nichts mehr zu sehen ist. Was die von WEBER (1886) geschilderten Gebilde, die ich niemals am Mundwinkel eines Bartenwals gesehen habe, vorstellen, läßt sich vorläufig nicht sagen, FJELSTRUP (1898) und van BAMBEKE (1888) scheinen ähnliches beobachtet zu haben. Bei Phocaena glaube ich das Gleiche gesehen zu haben, doch sind meine Untersuchungen über die Haut von Phocaena noch nicht abgeschlossen. Ich habe im Gegensatz zu WEBER (1886), wie schon erwähnt, bei allen Blauwalen Haare gefunden, und zwar in gleicher An- ordnung wie bei Seihwal und Finnwal (Taf. 2, Fig. 11). Die Haare stehen zum Teil in einer kleinen trichterförmigen Mulde der Ober- haut. Sie zeigen ganz den gleichen Bau wie die bisher beschriebenen. Mark habe ich nur in einem Haar gefunden. Das Oberhäutchen zeigt den gleichen Bau wie beim Seihwal. Ebenso zeigen die Wurzel- scheiden, der äußere und innere Haarbalg sowie der zwischen ihnen liegende Blutsinus mit seinem Nervenreichtum das nämliche Ver- halten ohne jede Abweichung. Die hier ausgeführte Untersuchung auf elastische Fasern ergab, dab zahlreiche feine, elastische Fasern im äußern Haarbalg vorhanden sind. Uber die Papille kann ich nichts angeben, da alle Haarwurzeln, die mir zur Untersuchung zu- eänglich waren, über der Papille durchschnitten waren. Kurz erwähnen muß ich noch einen Befund bei einem Blauwal- haar, den zu deuten ich nicht imstande bin. Es fanden sich in der Umgebung des Haars nicht sehr spärlich im äußern wie innern Haarbalg mehr oder minder dicht unter der Epidermis schollige tief- schwarze Massen, etwas größer als die in der Epidermis vorkommen- den Chromatophoren, die schon bei schwacher Vergrößerung sichtbar waren; irgendwelche Struktur war an ihnen nicht wahrzunehmen. Uber die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 25 4. Knölwal (Megaptera boops Fapr.). Die Haut des Knölwals unterscheidet sich nicht unerheblich von der Haut der Balaenoptera-Arten. Die Zahl der Furchen ist eine geringere als bei Dalaenoptera, die Färbung sehr variabel. Die Haut des Knölwals ist durch Knollen und einen Haarreichtum aus- gezeichnet, der schon früh Beachtung fand, außerdem ist der Knöl- wal der Träger von 3 Ectoparasiten, die nicht ohne Einfluß auf die Haut geblieben sind. Aber die äußern Merkmale sind schon mehr- fach, auch in neuerer Zeit, geschildert worden, zuletzt ausführlich von Rawırz (1900), sodaß ich darauf verweisen kann. Zur mikroskopischen Untersuchung, über die Veröffentlichungen bisher noch nicht vorliegen, standen mir verschiedene Hautstücke von Kopf und Rücken zur Verfügung, sowie zahlreiche Knollen mit Haaren, Haare, die nicht aus Knollen stammen, sowie mit Parasiten besetzte Hautpartien, die meist in Alkohol. zum Teil in Chromessie- säure oder Formalin fixiert waren. a) Subepidermalgewebe und Epidermis. Das Subepidermalgewebe ist etwas dichter und derber gefiigt als bei den Dalaenoptera-Arten, und besonders der unmittelbar unter der Epidermis liegende, fast fettfreie Teil ist etwas dicker (1—2 mm). Elastische Fasern sind sehr reichlich vorhanden. Die Leisten sind kurz, ziemlich schmal mit vielen spitzen Ausbuchtungen und sehr niedrig, eigentlich nur die Basis der sehr hohen, in Längsreihen an- geordneten Papillen, die über den Leisten etwas breiter werden, um ganz spitz auszulaufen. Dieses Verhalten ist schon makroskopisch beim Zerschneiden der Haut zu erkennen. Die Papillen scheinen zuweilen verzweigt zu sein und laufen meist nicht ganz gerade senk- recht in die Höhe, wie etwa beim Finnwal, sondern in leicht ge- wellten Linien. Da die Papillen außer ihrer beträchtlichen Länge auf Flächenschnitten keine wesentlichen Abweichungen von den Balaenoptera-Arten zeigen, gebe ich neben einem Querschnitt durch die Haut nur einen Flächenschnitt durch die niedrigen Cutisleisten (Wat. 7, Fig. 30; 31). Die Epidermis ist durch ihre Dicke sogleich von der Epidermis der Gattung Balaenoptera zu unterscheiden, sie beträgt 6—9 mm. Im übrigen liegen keine deutlichen Unterschiede vor, und die An- gabe JAGERSKIOLD’s (1891), „dab sie mit kleinen Runzeln versehen ist, so etwa wie die Haut an den Fingerspitzen einer menschlichen 26 ARNOLD JAPHA, _ Hand, nur sind die Runzeln größer,“ kann ich nicht bestätigen, die Oberfläche der Epidermis der Knölwale ist ebenso glatt wie die der übrigen Cetaceen. Herausgeschnittene Hautstücke -— besonders deutlich ist dies bei Phocaena zu sehen — nehmen eine runzlige Oberfläche durch das Zusammenschnurren der elastischen Fasern im Subepidermalgewebe an. Vermutlich ist dieses Verhalten die Ur- sache für JAGERSKIOLD’s Angabe. Die Schichten der Epidermis. die dieselben wie bei Balaenoptera sind, beteiligen sich in gleicher Weise an der Dickenzunahme, ins- besondere auch die Hornschicht. Auch beim Knölwal zeigt sich das eleiche Verhalten wie beim Finnwal, daß die Schicht der Spindel- zellen nicht bis an die Papillenspitzen reicht, sondern daß die Spindel- zellen schon unterhalb der Papillenspitzen in die großen Polygonal- zellen der Mittelschicht übergehen und nur in unmittelbarer Um- gebung der Papillen ein Mantel von Spindelzellen diese konzentrisch umkleidet und die Papillenspitzen noch etwas überragt. Die Zell- struktur scheint die gleiche zu sein wie bei Balaenoptera, wegen ihrer großen Dicke ist die Epidermis einerseits wohl nicht so gut konserviert, da sie schwerer für Reagentien durchdringlich ist, andrerseits ließen sich nicht so dünne Schnitte anfertigen wie etwa von der dünnen Seihwalhaut. Zu erwähnen ist noch ein eigenartiger Befund: Nicht so ganz selten fanden sich unter der Hornschicht und zwar in der Mittel- schicht der großen Polygonalzellen kuglige Bildungen von wechseln- der Größe, die aus konzentrisch geschichteten völlig verhornten platten Zellen bestehen, die scharf gegen die übrigen Zellen durch ihre Gelbfärbung (bei BLocHmanx'scher Färbung, s. S. 3) sich ab- grenzen. Umgeben sind sie von einigen Lagen platter, unverhornter Zellen, die allmählich in die Polygonalzellen übergehen. Ob diese Hornperlen nur eine pathologische Erscheinung sind oder welche Deutung sonst ihnen zukommt, kann ich nicht angeben, trotz einer eroßen Reihe von Quer- und Flächenserien, die ich von der Haut des Knölwals angefertigt habe. Das Pigment zeigt das gleiche Verhalten wie bei Balaenoptera, die Cutis ist pigmentfrei. In der Epidermis findet sich das körnige Pigment in den Zellen in der beschriebenen kappenförmigen An- ordnung, außerdem kommen ziemlich reichlich an der Epidermis- erenze Chromatophoren vor. Aufrällig ist beim Knölwal an den marmorierten Stellen der schroffe Übergang von pigmentierter in unpigmentierte Haut, so daß unter dem Mikroskop in einem Gesichts- Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. DZ feld ohne Übergang vüllig pigmentfreie an dunkel pigmentierte Hautpartien stoßen. b) Knollen und Haare. Die Gestalt und Anordnung der Knollen, denen der Knölwal seinen Namen verdankt, sind schon mehrfach beschrieben worden, sodaß ich darauf verweisen kann. Ebenso ist schon lange bekannt, daß der Knölwal ziemlich viele Haare besitzt, die nicht nur auf den Knollen stehen, sondern, wie zuerst KÜKENTHAL (1893), später Rawırz (1899) angaben, auch zwischen denselben. Eine ganze Reihe von Knollen, die ich untersuchte, ließen folgendes erkennen: Die Gestalt und Größe wechselt nicht unerheblich, halbkuglig sind viele oder auch von der Gestalt eines halbierten Vogeleies. Zuweilen sind zwei miteinander verwachsen: Zwillingsknollen. Die Höhe be- trägt meist 3 cm, ist aber zuweilen geringer und nicht selten be- trächtlicher. Der Durchschnitt (Taf. 4, Fig. 25) zeigt, dab der oberste fett- arme Teil des Subepidermalgewebes beträchtlich verdickt ist, während die Epidermis sich verjüngt. Die Cutisleisten sind noch kürzer und niedriger als in der übrigen Haut, die Papillen er- scheinen dadurch unregelmäßiger angeordnet. Die Knollenepidermis zeigt außer der Verdünnung, die alle Teile gleichmäßig betrifft, keine Veränderungen von der übrigen Epidermis. Auf dem Gipfel zeigt jede Knolle eine kleine trichterförmige Eänsenkung, aus der das Haar, eine kurze, feine, weibe Borste (von etwa */, mm Dicke) heraustritt. Die Knollenhaare sind fast immer markhaltig, die Rindenschicht und das Oberhäutchen sind von gleichem Bau wie bei Balaenoptera (Taf. 2, Fig. 17). Bei den Haaren, die nicht auf Knollen stehen, fehlt die trichter- formige Einsenkung der Haut an der Durchtrittsstelle sehr oft oder ist nur angedeutet, auch scheinen sie meist marklos zu sein. Dies sind aber auch die einzigen — nicht einmal konstanten — Unterschiede im Bau der Haare des Knölwals. Der in die Haut eingesenkte Teil ist bei allen von gleicher Beschaffenheit. Der Bau ist im wesentlichen derselbe wie bei Balaenoptera, nur noch volumi- nöser, der Haarbalg noch umfänglicher und auch tiefer eingesenkt, zuweilen bis 2 cm und darüber. (Ich habe 7 Haare in Längs- und Querserien zerlegt und eine große Menge außerdem makroskopisch untersucht.) N Q ARNOLD JAPHA, Die Knollenhaare reichen also meist nicht an die Knollenbasis heran. Das Haar mit seinem Balg ist häufig etwas schräg in die Haut eingesenkt (Taf. 4, Fig. 23). Das Gefäß- und Nervenbündel (im Zentrum ein oder mehrere starke Gefäße, rundherum die Nerven- bündel) tritt in gerader Verlängerung auch hier von unten als ziemlich umfänglicher, mit bloßem Auge deutlich erkennbarer Strang heran, wie ich dies beim Seihwal schon beschrieben habe (Taf. 3, Fig. 19). Die Papille ist ebenfalls eine zusammengesetzte, aber doch anders gestaltet als beim Seihwal; auf einem Längsschnitt (Taf. 4, Fig. 22) sieht es aus, als ob von einer halbkugligen Papille eine Anzahl von Spitzen radial ausstrahlen. An der innern Wurzelscheide sind wenigstens dicht oberhalb der Papille, auf Querschnitten, die sonst an ihr unterschiedenen Schichten zu erkennen. Die äußere Wurzelscheide zeigt in ihrem obersten Abschnitt in den Haarbalg vorspringende Leisten, die ihr auf Querschnitten ein sternförmiges Aussehen geben. Der epitheliale Anteil ist also etwas weniger rudimentär als bei Balaenoptera. Talgdrüsen fehlen auch hier. Der innere Haarbalg ist etwas voluminöser, auf Querschnitten sieht man in großer Regelmäßigkeit radiir angeordnete Septen, zwischen denen die Nerven emporziehen und sich verteilen, auberdem finden sich schon vereinzelte Blut- räume. Der Blutsinus weist keine Abweichungen von Balaenoptera auf. Der äußere Haarbalg ist mächtiger entwickelt als bei Balae noptera und zeigt ein ziemlich regelmäßig angeordnetes Flechtwerk von längs- und ringförmig verlaufenden Faserbündeln, ist sonst alder von gleicher Beschaffenheit. Auf einigen Querschnitten habe ich an der Außengrenze des innern Haarbalgs Gebilde gefunden von fast gleichem Bau, wie ihn die Varer-Pacıntschen Tastkörperchen zeigen und die ich als die einzigen Nervenendapparate, die ich in der Haut gefunden habe ansprechen möchte. Durch diese Nerven- endapparate in den Haarbälgen zeigen die Wale ein Verhalten, das bei den andern Säugern, soweit ich die Literatur kenne, nicht be- obachtet ist. c) Die durch Parasiten. hervorgerufenen Hautyer- änderungen. Der Vollständigkeit halber will ich noch kurz auf die durch Parasiten hervorgerufenen Hautveränderungen beim Knölwal ein- gehen. Genaueres hierüber gibt Braun (1904). Die 3 für diese Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 29 Walart charakteristischen Hautparasiten. die sich auf allen Knöl- walen in groben Mengen finden, sind: 1. Cyamus boopis Lixn. die „Walfischlaus“, ein Amphipode, der sich von Epidermis nährt. Zahlreich findet man ihn in der die Coronula umgebenden Ringfurche, auch scheint er an andern Stellen tiefe Defekte in die Epidermis zu fressen (Taf. 4, Fig. 27). 2. Coronula diadema L., die „Walfischpocke“, ein Cirripede, der sich vornehmlich am Kopf besonders auf den Knollen ansiedelt, ferner am Rand der Brust- und Schwanzflossen sowie um Nabel und Genitalöffnung, deren Umgebung zuweilen wie mit Coronulis gepflastert erscheint. Die Coronulae sind von einem Hautwall umgeben, der bei den jüngern, kleinern Exemplaren höher ist, sodaß diese tiefer in der Haut zu stecken scheinen als die großen Exemplare. Auberdem wuchert die Epidermis in die 18 sensenklingenförmigen Hohlräume, welche zwischen den Coronula-Schalenteilen sich befinden, wodurch die Schalen sehr stark auf der Haut befestigt sind. WELTNER (1899) hat durch Salzsäure die Coronula-Schale aufgelöst und dann entfernt und ein solches Präparat abgebildet. Ich bringe deshalb nur die Abbildung einer quer und einer median durchschnittenen entkalkten Coronula (Taf. 4, Fig. 24, 25). Die mikroskopische Unter- suchung ergab, was man zum Teil schon an diesen Präparaten ohne Vergrößerung sieht, dab die Cutis nicht verdickt ist, sich nur etwas vorwölbt, im übrigen aber von normaler Beschaffenheit. Die Epi- dermis ist in dem Ringwall, in dem der äußere Schalenteil sitzt. stark verdünnt, im Innern der Schale entsprechend der Größe der Coronula verdickt, und zwar beteiligt sich an dieser Verdickung fast nur die Hornschicht, die den größern Teil des Hohlraums ausfüllt, während das „Stratum Malhighii nur mäßig verdickt ist. Nicht sehr selten sieht man auf der Knölhaut Stellen, an denen Coronulae gesessen haben, aber abgefallen sind. Wodurch dies geschieht, erklärt Braun (1904). Die mikroskopische Untersuchung dieser rosettenförmigen „Coronula-Narben“, von denen ich eine Ab- bildung beifüge (Taf. 4, Fig. 26), ergibt, daß bis auf die noch vor- handene Oberflächengestaltsveränderung, alle Veränderungen, die die Haut in Coronulis zeigt, im Schwinden begriffen sind, die dicke Hornschicht hat sich abgestoßen, und die Haut ist im Begriff, auf die Norm zurückzukehren. 3. Der dritte Ektoparasit des Knölwals ist noch ein Cirripede, Conchoderma auritum L. Eigentlich ist dieses Tier gar kein Parasit 30 ARNOLD JAPHA, des Knölwals, denn es sitzt, wie schon Rawrrz (1900) und Braun (1904) hervorheben, ausschließlich auf der Schale von Coronula. IV. Zusammenfassung und Schluß. In folgendem fasse ich die Ergebnisse anderer und meiner Unter- suchungen über das Integument der nord-atlantischen Furchenwale zusammen. Dasselbe besteht aus Epidermis und Subepidermalgewebe, letzteres entspricht Cutis plus Subcutis der übrigen Säuger, ist mächtig entwickelt und bildet die Speckschicht der Waltiere, deren dünne oberste Lage nur eine der Lederhaut der übrigen Mammalia ähnliche Struktur besitzt, aber auch nicht völlig fettfrei ist. Die Fettzellen, die die weiten Maschenräume des Bindegewebes erfüllen sind sehr groß. Elastische Fasern sind reichlich vorhanden. Die Oberfläche des Subepidermalgewebes erhebt sich zu schmalen, im allgemeinen in der Längsrichtung des Körpers angeordneten Leisten, deren Bau bei den verschiedenen Arten ein etwas verschiedener ist, auf ihnen sitzen die hohen Papillen, die fast nur Gefäßschlingen enthalten und der Ernährung der Epidermis dienen. Das alte Gesetz, das ich kurz so fassen möchte: „Dichtes Haarkleid, dünne Epidermis, Papillen nur angedeutet, dagegen dürftiges oder fehlendes Haarkleid, dicke Epidermis, hohe Papillen“ findet seine Bestätigung bei der Haut der Waltiere. Die Epidermis ist verschieden dick bei den verschiedenen Arten. Die Oberfläche ist spiegelglatt, die dem Sub- epidermalgewebe aufliegende untere Fläche zeigt einen Abguß der Oberfläche des Subepidermalgewebes. In der Epidermis kann man 5 Schichten unterscheiden, und zwar von unten nach oben: 1. die Schicht der kleinen kubischen Zellen, 2. die Schicht der langen Spindelzellen, 3. die Mittelschicht der großen Polygonalzellen, 4. die Schicht der platten Spindelzellen, 5. die Hornschicht. Keratohyalin oder Eleidin habe ich nirgends nachweisen können, trotzdem findet echte Verhornung statt. Das Pigment ist an den gefärbten Hautstellen beim erwachsenen Tier lediglich auf die Epi- dermis beschränkt und findet sich hier in doppelter Gestalt, 1. in den Epidermiszellen aller fünf Schichten, wo es Pigmentkappen um den Kern bildet, 2. in stark verzweigten, sternförmigen Chromato- phoren, die nur in die unterste Schicht der Epidermis eingelagert sind und nicht überall in gleicher Zahl sich finden. L2 © Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 31 Bau und Funktion der für die Furchenwale charakteristischen Kehlfurchen hat KükENTHAL (1893) genau geschildert. Die länglichen Hautflecken, die Seihwal und Finnwal in ziem- lichen Mengen zeigen, sind der Ausdruck eines chronischen Ent- zündungsprozesses der obern Hautpartien, dessen Ätiologie ich nicht aufklären konnte. Schweiß- und Talgdrüsen fehlen vollständig. Haare (kurze, pigmentlose Borsten, deren Oberhäutchenzellen sich nicht dachziegelartig decken), sind auch bei den erwachsenen Tieren stets in nicht einmal geringer Zahl am Kopf in bestimmter An- ordnung vorhanden, am übrigen Körper fehlen sie. Sie sind weit in die Haut eingesenkteSinushaare, denen Talgdrüsen und Arrector pili fehlen, die sich aber durch einen sehr eroßen Nervenreichtum auszeichnen. Die Nerven treten nicht wie bei den Sinushaaren der übrigen Säugetiere seitwärts heran, sondern in gerader Ver- längerung des Haarbalgs von unten. Nervenendapparate — ähnlich den Varer-Pacini’schen Tastkörperchen — glaube ich bei Knölwalen gefunden zu haben.) Die Haarpapille ist eine zusammengesetzte Haarwechsel scheint zu fehlen. Auch wenn die Haare abbrechen, was nicht ganz selten vorkommt, und äußerlich nichts mehr von Haaren zu erkennen ist, scheint der Haarbalg doch niemals zu veröden, sondern unverändert erhalten zu bleiben. Der epitheliale Anteil des Haars ist mehr oder weniger rudimentär geworden, der von der Cutis gelieferte Anteil stellt ein hochentwickeltes Hautsinnesorgan dar. — Auf die Unterschiede der Haut der 4 untersuchten Arten, die ich ja schon besprochen habe, gehe ich hier nicht noch einmal ein, da zu berücksichtigen ist, dab 1. zumal von Finn- und Blauwal mir nur Haut begrenzter Regionen zur Verfügung stand, 2., Haut vom Zwergwal mir fehlt, von Dalaena und Odontoceten ganz zu schweigen. Eine tabellarische Übersicht etwa, die nur diese 4 Arten berücksichtigt, hätte also nur sehr be- schränkten Wert, wenn ich auch nach meinen Untersuchungen glaube, daß die Unterschiede der Haut der Arten, eine fast ebenso gute Diagnose der Art ermöglichen lassen wie die Unterschiede der Barten. 1) Da ich im Begriff stehe, Herrn Prof. Dr. BRAUN wieder auf einer Reise nach einer Walfangstation zu begleiten, so hoffe ich ein reiches Material mitzubringen, das mir eine genauere Untersuchung der Haare mit Spezialmethoden auf Nervenendapparate ermöglichen wird. 32 ARNOLD JAPHA, Die beiden Fragen von allgemeinerer Bedeutung, die Ver- hornungs- und Pigmentfrage, will ich zum Schluß nur noch streifen. Obwohl, wie ich gezeigt zu haben glaube, echte Verhornung bei Walen vorkommt, ist Keratohyalin doch nicht nachweisbar, ein negatives Resultat, dem aber gerade eine gewisse Bedeutung bei der Beurteilung des Verhornungsprozesses und der Rolle, die das Kerato- hyalin nach den meisten Autoren hierbei spielt, zukommt. In bezug auf die Pigmentfrage möchte ich nur kurz bemerken, daß ich durch die zahlreichen Arbeiten der Vertreter der , Einschleppungstheorie“ durchaus nicht überzeugt bin. Ich stehe vielmehr auf dem Stand- punkt, den z. B. Caspary (1891), SchwALee (1893) und viele Andere, die ich hier nicht alle einzeln auffiihren kann, vertreten, und glaube, daß die Epidermiszellen die Fähigkeit haben, Pigment selbständig zu bilden, trotz der Anwesenheit von verzweigten Pigmentzellen an der Epidermisgrenze. Ein Nachschub von Pigment findet bei den untersuchten Walen sicher nicht statt, und bei dem großen Pigment- verlust, der mit der fortwährenden Abstoßung der Hornschicht ver- bunden ist, müßte der eingeschleppte Pigmentvorrat bald erschöpft sein, wenn die Epidermiszellen nicht selbständig neues bildeten. Zum Schluß meiner Arbeit ist es mir eine angenehme Pflicht, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. Braun nicht nur für die Anregung zu dieser Arbeit, sondern vor allem für sein mir stets bewiesenes Interesse und die Förderung, die von ihm mir immer zuteil wurde, meinen Dank auszusprechen. Auch Herrn Privat- dozent Dr. Linn, Assistenten am hiesigen Zoologischen Museum, bin ich für seine wertvollen Ratschläge zu Dank verpflichtet. Herr Geheimrat Strepa hat mir in bereitwilligster Weise die Benutzung der Bibliothek des Anatomischen Instituts gestattet und tiber einige Fragen in liebenswürdigster Weise Auskunft gegeben, wofür ich ihm hierdurch danke. Königsberg, 6. Juli 1906. Uber die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 33 Nachtrag. Im Begriff, mein fertiges Manuskript abzusenden, erhalte ich von Herrn Dr. Rawırz seine neueste Arbeit „Ueber den feineren Bau der Haare von Megaptera boops Fasr. und Phocaena communis Cuv.“ (in: Internat. Monatsschr. Anat. Physiol., 1906, Vol. 23, Heft 1—3). ‘Zu meiner großen Freude kann ich konstatieren, daß Rawırz in vielen Punkten zu den gleichen Resultaten gekommen ist wie ich, z. B. über den Bau der Papille, die Pigmentlosigkeit des Haars usw., auch seine Auffassung der Walhaare als hochentwickelter Organe stimmt mit meiner überein. Was ich allerdings für das wesentlichste Resultat meiner Untersuchungen halte, das für die Haare charakte- ristische, von unten erfolgende Herantreten eines starken Strangs von Nervenbündeln und ihre Verteilung im Haarbalg, hat Rawırz wohl infolge der mangelhaften Erhaltung seines Materials nicht erkaunt. Auch in folgenden Punkten stimme ich nicht mit Rawırz überein. Was er „blätterige Scheide“ nennt, halte ich für die innere Wurzel- scheide, deren Fehlen er behauptet; ebenso habe ich in der Epidermis der Haarumgebung beim Knölwal Chromatophoren gefunden, die fehlen sollen. Bei vielen Haaren habe ich, wie meine Fig. 23, Taf. 7 zeigt und wie ich auch im Text hervorgehoben habe, eine schrage Einsenkung des Haarbalgs in die Haut gefunden. Aber auch bei senk- rechter Einsenkung des Haarbalgs habe ich niemals die von Rawırz als charakteristisch angegebene Knickung des Haars beim Durch- tritt durch die Epidermis gesehen. Ich habe, ebenso wie Rawıtz, als charakteristisch hervorgehoben, daß ein Haarwechsel zu fehlen scheint: die Haare persistieren. Nur kann ich die Ursache hiervon Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 3 34 ARNOLD JAPHA, nicht in dem kavernösen Gewebe sehen, das mit der Ernährung des Haars nichts zu tun hat, diese erfolgt lediglich von der Papille aus. Für die Auffassung der Walhaare scheint es mir von einer gewissen Bedeutung, daß Sinushaare, auch abgesehen von den Walen, keineswegs nur als Schnauzenhaare vorkommen, wie Rawırz glaubt, sondern an allen Körperstellen mit besonders ausgeprägtem Tast- vermögen auftreten können, ich erinnere nur an die Flughaut der Fledermäuse. Königsberg, den 9. Juli 1906. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 35 Literaturverzeichnis.') VAN BAMBEKE, CH., Sur les follicules rencontrés dans l’epiderme de la machoire supérieure chez le Tursiops tursio, 1888, in: Bull. Acad. Se. Belg., p. 503—514, avec 1 pl. Braun, M., Ueber Wale und ihre Parasiten, 1904, in: Schriften phys.- ökon. Ges. Königsberg, Jg. 45, p. 71 ff. —, Einiges über Phocaena communis Luss., in: Zool. Anz., 1905. Vol. 29, p. 145 ff. Caspary, J., Ueber den Ort der Bildung des De in: Arch. Dermatol. Syphilis, 1891, Jg. 23, p. 1f. COLLETT, R., On the external characters of RUDOLPHI’s oral (Balaeno- ptera borealis), in: Proc. zool. Soc. 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WELTNER, W., Epidermiswucherungen eines Wales hervorgerufen durch Cirripedien (Coronula), in: SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1899, No. 6, p. 102 ff. I © Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. Erklärung der Abbildungen. Tatel 1: Fig. 1. Seihwal, Flächenschnitt durch das Subepidermalgewebe der Seitengegend, ziemlich dicht unter der Epidermis. 62:1. Fig. 2. Seihwal, Querschnitt durch das Subepidermalgewebe der Furche. 143:1. Färbung mit WEIGERT’s Fuchsin-Resorcin. Die elastischen Fasern sind quer durchschnitten. Fig. 3. Seihwal, Flächenschnitt durch das Subepidermalgewebe der Kopfhaut, unmittelbar unter der Epidermis. 140:1. Die Bindegewebs- züge, die sich zu den Cutisleisten erheben, sind erkennbar, durch WEIGERT’s Färbung heben sich die in ihnen längsverlaufenden elastischen Fasern deutlich ab. Fig. 4 Seihwal, Querschnitt durch die Epidermis und oberste Sub- epidermalschicht des unpigmentierten Furchenwalles. „62:1. Ubersichts- bild der 5 Epidermisschichten. Fig. 5. Seihwal, Spindelzellen aus der 2. Epidermisschicht des un- pigmentierten Furchenwalles. 740:1. Die Protoplasmafaserung der Zellen ist deutlich erkennbar. Fig. 6. Seihwal, Flächenschnitt durch unpigmentierte Haut der Bauchseite, zeigt die konzentrische Anordnung der quergetroffenen Spindel- zellen um die Cutispapillen. 142:1. atele2: Fig. 7. Seihwal, , Hautfleck“. 1:1. Fig. 8 Finnwal, ,Hautfleck“. 1:1. Fig. 9. Finnwal, Rand von Fig. 8 etwas vergrößert, die Streifung der Haut und deren wirbelförmige Anordnung nach dem Innern der Flecken ist gut zu erkennen. Fig. 10. Seihwal, Haarfeld vom Kinn des Seihwals um die Hälfte verkleinert. 38 ARNOLD JAPHA, Fig. 11. Blauwal, einer der beiden Haarstreifen vom Kinn um die Hälfte verkleinert. Fig. 12. Seihwal, ein Haar in der Haut. 1:1. Durch Aufhellen in Cedernholzöl ist der Balg und der zuführende Gefäß- und Nervenstrang deutlich zu erkennen. Fig. 13. Seihwal, Hautstück mit 2 Haaren, von denen nur das eine die Epidermis frei überragt. 1:1. Fig. 14. Seihwal, das gleiche Hautstück wie Fig. 13 von der Sub- epidermalseite zeigt die beiden durchschnittenen Haarbälge. 1:1. Fig. 15. Seihwal, Haarschaft. 65:1. Fig. 16. Seihwal, Haarschaft mit Blasenbildung. 145: 1. Fig. 17. Knölwal, Haarschaft eines markhaltigen Knollenhaars. 65:1. area: Fig. 18. Seihwal, Haarwurzel, Querschnitt. 25:1. Die Nerven- bündel sind der größern Deutlichkeit halber ganz schwarz gezeichnet. H Haar, WS Wurzelscheide, J. Hb innerer Haarbalg, N Nervenbündel, S Blutsinus, @ Gefäß, A. Hb äußerer Haarbalg. Fig. 19. Knôlwal, Querschnitt des zum Haarbalg ziehenden Strangs von Nervenbiindeln (N) und Gefäßen (G), den eine Verlängerung des äußern Haarbalgs als Scheide (B. Sch) umgibt. 35:1. Tafel 4. Fig. 20. Seihwal, Längsschnitt durch Haarzwiebel und Papille. 62:1. Bezeichnung wie oben. Fig. 21. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Längsschnitt durch Haarzwiebel und Papille. 62:1. Bezeichnung wie oben. Fig. 22. Knölwal, Längsschnitt durch Haarzwiebel und Papille. 62:1. Bezeichnung wie oben. Fig. 23. Durchschnitt durch eine Knolle, der Haarbalg ist senkrecht getroffen. 1:1. Fig. 24. Knélwal, entkalkte Coronula, median durchschnitten. 1:1. C. Sch Coronula-Schale, Ep gewucherte Epidermis, ©. T Coronula-Tier. Fig. 25. Knülwal, entkalkte Coronula, quer durchschnitten. 1:1. Bezeichnnng wie Fig. 24. Fig. 26. Knölwal, . Coronuia-Narbe“. 1:1. Fig. 27. Knölwal, Cyamus-FraBstelle mit Cyamus. 1:1. Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. 39 Date Das Punktierte stellt die Epidermis dar, das Subepidermalgewebe ist weiß gelassen. Vergrößerung 14fach, nur bei den Fötalhautzeichnungen (Taf. 7, Fig. 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27) ist die doppelte, also 28fache Vergrößerung dargestellt. Alle Zeichnungen sind mit dem Zeichenapparat angefertigt. Big; 1. leisten. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Tafel 5. Seihwal, Flächenschnitt durch die obere Grenze der Cutis- Seihwal, Flächenschnitt durch die Mitte der Papillen. Seihwal, Kopfhaut, Querschnitt parallel zu den Cutisleisten, Seihwal, Haut der Seitengegend, Querschnitt senkrecht zu den Cutisleisten. Fig. 5. leisten. Fig. 6. leisten. Fig. 7. leisten. Fig. 8. leisten. Fig. 9. schnitt. Fig. 10. Big, 11. Fig. 12. Fig. 13. Cutisgrenze. Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Drittel. Big. 17. Drittel. Fig. 18. Hig. 919. Cutisgrenze. Fig. 20. Seihwal, Kopfhaut, Querschnitt senkrecht zu den Cutis- Seihwal, Furchenwall, Querschnitt parallel zu den Cutis- Seihwal, Furchenwall, Querschnitt senkrecht zu den Cutis- Seihwal, Furchental, Querschnitt senkrecht zu den Cutis- Seihwal, Übergang von Furchenwall in Furchental, Quer- Seihwal, Rand der Rückenflosse, Querschnitt. Seihwal, Lidrand, Querschnitt. Mate le 6: Seihwal, , Hautfleck“, Querschnitt durch die Mitte. Seihwal, „Hautfleck“, Flächenschnitt durch die Epidermis- Finnwal, Querschnitt senkrecht zu den Cutisleisten. Finnwal, Querschnitt parallel zu den Cutisleisten. Finnwal, Flächenschnitt durch die Papillen im obern Finnwal, Flächenschnitt durch die Papillen im untern Finnwal, Flächenschnitt durch die Cutisleisten. Finnwal, „Hautfleck“, Flächenschnitt durch die Epidermis- Finnwal, „Hautfleck“, Querschnitt durch die Mitte. 40 Aron JarHa, Über die Haut nord-atlantischer Furchenwale. Tafel 7 Fig. 21. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Querschnitt senkrecht zu den Cutisleisten. Fig. 22. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Flächenschnitt durch die Papillen. Fig. 23. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Flächenschnitt durch die Cutisleisten. Fig. 24. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Querschnitt senkrecht zu den Cutisleisten. Fig. 25. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Flächenschnitt durch die Papillenspitzen. Fig. 26. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Flächenschnitt durch die Papillenmitte. Fig. 27. Finnwal, Fötus von 3,3 m Länge, Flächenschnitt durch die Cutisleisten. pigmentierte Kopfhaut, pigmentierte Kopfhaut, pigmentierte Kopfhaut, Haut der Kinngegend, Haut der Kinngegend, Haut der Kinngegend,' Haut der Kinngegend, Fig. 28. Blauwal, Querschnitt senkrecht zu den Cutisleisten. Fig. 29. Blauwal, Flächenschnitt durch die Papillen im untern Drittel. Fig. 30. Knölwal, Querschnitt senkrecht zu den Cutisleisten. Fig. 31. Knölwal, Flächenschnitt durch die Cutisleisten. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. The Morphology of Coeloplana, By Prof. James Franeis Abbott. (Washington University, Saint Louis, Missouri, U. S. A.) With plates 8-10 and 7 figures in the text. Contents. A. Historical é a. KOWALEVSKY’ s Coeloplana 2. KOROTNEFF’s (tenoplana . 3. WILLEY’s Cienoplana . B. The Japanese Coeloplana : 1. The living animal; life habits External appearance 2. Structure of Cocloplana a) Epithelium b) Gastro-vascular ara General organization Histological structure . c) Tentacles and related structures General description . Histological structure d) The Otolith À 5 : e) Parenchyma and muscul cae C. General considerations D. Summary 42 JAMES Francis ABBOTT, The following account deals with the details of structure and homologies of “Coeloplana”, a form hitherto known only from a superficial description of a single specimen. The material for the present paper was described in a preliminary note in: Annotationes Zoologicae Japonenses, Vol. 4, 1902, but press of other duties has made it impossible to complete the work until now. A. Historical. 1. Kowatevsky’s Coeloplana. .In 1881, KowazEevsky discovered in the Red Sea near the city of Tor, a form to which he gave the generic name Coeloplana*), in allusion to the apparent combination of Coelenterate and Planarian characters which it afforded. Kowatrvsxky’s report was published in the proceedings of the Zoological Section of the Sixth “Convention of Russian Naturalists and Physicians”.*) It was reviewed in the “Zoologischer Anzeiger”, and our knowledge hitherto has depended upon this latter rather brief account. The Russian naturalist described his single specimen as grayish above and white ventrally, round in outline and measuring about three lines in one direction by two lines in the other. It was found on Zostera at a depth of 10 to 15 fathoms and was mistaken for a planarian until his attention was attracted by the extrusion of the tentacles. The abstract in the Zoologischer Anzeiger describes Coeloplana as ciliated all over and Kowatevsky’s figure shows cilia all about the periphery but he makes no such statement in the original paper. The animal was described as “Planarian-like”. There was a median ventral mouth leading directly into a central gastric cavity from which branching canals ramified. Four main divisions led off from the central cavity and divided up into many subdivisions, separated by trabeculae connecting the upper and lower body walls. These canals according to KowaLEvsky opened into a circum-peripheral canal from which extended blind processes. Above the mouth was a Ctenophor-like 1) According to the strict rules of nomenclature the spelling “ Coele- plana’ should be retained, but as the spelling “Coeloplana” has been used constantly since KOWALEVSKY’s paper and for orthographic reasons is so very much to be preferred, it has seemed best to continue its use in the present paper. 2) Uster. o6m. 1106, ecrecrso3, Vol. 43. Tpyar. 300.1. orgbaa. Vol. 1. The Morphology of Coeloplana. 43 otolith sac with its enclosed otolith. On either side surrounding it, were two curious half moon shaped diverticula of the gastric cavity.!) In the opposite plane were the characteristic Cydippid tentacles each enclosed in a flask-shaped sheath. Notwithstanding its Planarian-like appearance KoWALEVSKY concluded that so far as his rather superficial examination went, Coeloplana was more Ctenophore than Flatworm. He considered the plane of the tentacles as right and left, that is, sagittal. 2. Korotnerr’s Ctenoplana. Some four years later, another Russian scientist, ALExIs KoROTNEFF, caught in the tow-net, on the west coast of Sumatra, a single specimen of an animal that was very evidently closely related to Coeloplana but presenting marked points of difference. This form was much more like a typical Ctenophore than Coeloplana and to it KOROTNEFF gave the name Ütenoplana. In addition to the characteristic otolith and tentacles which had been described for Coeloplana, KOROTNEFF also described eight rows of Ctenophoral costae, the individual. combs of which, however, were reduced to seven in number. Each costal row was retractile into a cup-shaped cavity of the body wall. The rows of costae were separated in one plane by the tentacle sheathes and between the other rows the body was thrown up into folds, — the whole effect being to give a stellate appearance tothe dorsal surface. In Korornerr’s figure there is a notch in the periphery on either side, in the plane at right angles to the tentacular plane. About the otolith was a circlet of sensory tentacles (11 in his figure) and the whole body surface is described at ciliated. KoROTNEFF described and figured the structure of the otolith and its cup in some detail. According to him the mouth leads directly into a central cavity from which the gastric canals arise, and above which there is a structure like the Ctenophor infundibulum, consisting of 1) The abstract in the Zoologischer Anzeiger reports these: “Vor und hinter diesem Bläschen (i. e. the otolith) gewahrt man die erweiterten scheinbar blinden Enden zweier Canäle, die vom Magen ausgehend gegen die dorsale Körperfläche gerichtet sind”. The obvious but misleading interpretation of this statement seems to have lead LANG astray in one of his homologies. Vide post. 44 James FRANCIS ABBOTT, a cup-shaped cavity just below the otolith sac. The presence of any circumperipheral canal is denied. He also described a remarkable structure in the neighborhood of the tentacles, — a cavity in which lie large and powerful longitudinal muscles and which opens to the exterior by a pore. He conceives this to be possibly excretory in function, and surmises that it may be homologous with the water- vascular system of Planarians. However, as WILLEY suggests, there is no doubt that Korornerr was describing a section through the tentacles, which he was unable to orient correctly. The muscular fibers of the tentacle stalk might well be mistaken for “longitudinal muscles”. 3. Wittey’s Ctenoplana. No further discoveries of either Ctenoplana or Coeloplana were reported until Arraur Wizzey, in 1896, in the course of his in- vestigations in the South Seas, discovered 4 specimens of KOROTNEFF'S Ctenoplana, apparently belonging to different species, three of the specimens being greenish and one crimson. Wıruky was able to keep them under observation in the living state some time and established the fact that Ctenoplana swims through the water as a Ctenophore does, solely by the aid of its costae. The most important contribution that he was able to add to the morphology of the form was the discovery of the male gonads, which are described as being located “at the bases of the two end-lobes of the main portion of the gastro-vascular system” and hence apparently radially disposed in relation to the otolith. The most striking thing in Wizzey’'s description is that these gonads open to the exterior, dorsally, by one or more simple ducts the mouths of which he just below the level of the surmming plates. The cell proliferations which constitute the testis are developed upon the outer walls of the coeca from the gastric canals. The whole arrangement is strikingly at variance with anything we are familiar with in either Coelenterates or Platyhelminthes. WıILLEY asserts that the dorsal surface bears no cilia. He further states that the sensory tentacles near the apical sense organ, instead of forming a closed circle, as described by Korornerr in reality are arranged in two semicircular areas on either side of the otolith sac, — the circle being broken in the line of the tentacular plane. Wizzey’s figures are unsatisfactory inasmuch as he does not attempt The Morphology of Coeloplana. 45 to trace the course of the gastric canals. As far as one can make out, the costae, as figured, seem to lie between large, lobed diverticula of the central gastric cavity, in contrast to the condition usual in Ctenophors, in which the rows of costae overlie the meridional canals. Wirvey’s discoveries led him to institute some interesting homologies and hypotheses which will be taken up further on. B. The Japanese Coeloplana. In the summer of 1901 it was the writer’s good fortune to discover, at Misaki, Japan, some specimens of what were very evidently Kowarevsky’s “Coeloplana”. Devoting himself the next summer to a renewed search he was further rewarded by finding several more, and altogether, that year and the next, some thirty or more specimens were obtained, some of which, however, were lost in aquaria and through poor fixing agents. The Coeloplanae were all obtained from two localities facing the open bay each a few square rods in area. One of these was the rocky beach immediately fronting the Marine Station and the other below the place known locally as “Dojin no Haka”. Both these areas are covered with broken rocks and boulders and are exposed to rather high surf in rough weather. At the times of lowest tides the Coeloplanae may be found at a depth of about two feet, clinging to the small coralline covered stones on the bottom, but they are very rare even in the most favorable localities, and the hunt for them is frequently discouraging. Apparently the animals are never to be found in a tidepool where the water might be left by the receding tide and grow stale or warm in the sun’s rays. Two species occured together, one a bright pink or red in color and the other smaller and chocolate brown. The two were found together in the same locality but always so situated as to make detection extremely difficult, owing to the resemblance between the animal and the stone or alga upon which it was fastened. I have never seen them floating or caught them in the tow-net but they have always been extended on the surface of the stone and fastened by slime so that they tenaciously resisted being taken off, and it was usually found more satisfactory to bring the stones into the laboratory when possible, and carefully force them off with a pipette. The Coeloplanae are found frequently on large rocks, stretched out into a thin shapeless film of slime hardly suggestive of anything animal. Such a specimen 46 JAMES Francis ABBort, so extended may measure 5 or 6 cm across in longest diameter, shrinking to one-fifth that diameter when contracted. 1. Life habits. Coeloplana cannot swim, either as a ctenophore, or by means of the flattened skirt of the body, as some planarians do. I have never found it floating, but in the quiet of the aquarium it usually came to the top and spread itself out, adhering to the surface of the water by the ventral face of the body, as a planarian. In this habit of floating it seems to resemble WiLLEy’s Ctenoplana. At such times Coeloplana, especially ©. mitsukurii, throws out its long delicate tentacles which hang down in the water and wave about in very oraceful fashion, and then the great length of the tentacles in comparison with the size of the body is made apparent (Fig. 2). If disturbed when so floating, — either by the water being agitated or by the body being touched by a foreign substance, — it falls to the bottom in a shapeless lump. Wıuuey describes his Ctenoplana as folding together like a book under such circumstances, but there is no such axis of flexure in Coeloplana. If dropped, dorsal side uppermost, it rights itself without difficulty. Many experiments and observations were made to ascertain whether the animal crawled in any one direction rather than in another, and it was proved con- clusively that it did not. The act of crawling seems to be wholly a response to peripheral stimuli and as such stimuli may act on two or more sides at once, we have the remarkable spectacle of two sides of the animal progressing in different directions. As noted by Kowazevsky this mode of progression is, in a sense, amoeboid. A projection of the body is pushed out and the rest of the body tissue behind it, follows on. When the animal is crawling, the whole periphery of the body is thrown into folds and outpushings. This is especially to be noted in the red form, ©. willeyi, where no con- sistent body shape is maintained and where different sections of the body may overlap each other. One result of such a habit is that the internal structures become twisted about so as to defy orientation. When the animal is very active it will often, while crawling, throw out the tentacles in a cloud of white filaments. The whole mass of filaments seems to be expelled at once and then to be slowly withdrawn. The ejection of the tentacles is effected by a sudden contraction of the muscular walls of the sheath. The two tentacles The Morphology of Coeloplana, 47 may be ejected alternately or together. Touching the periphery with a needle will often cause one or both of them to be protruded a short distance, but I was never able by such means to get the whole tentacle thrown out. External Appearance. Measurements of the size of Coeloplana are not of much value in an animal of such great mobility. When fully contracted the shape of the body in both species is nearly circular. C. willeyi, in such a condition usually measures 1—2 cm across, and C. mitsukurü, 1 cm or less, — usually about 5 mm. Dorsally, the two species differ markedly in color. ©. willeyi varies from pale rose to deep scarlet, the intensity of the color in an individual depending of course in large measure upon whether the animal is contracted or extended. Similarly the smaller species, ©. mitsukurii, ranges from an almost pigmentless condition to a deep chocolate brown. The former species was nearly always found on red Zostera, while the latter favored Melobesia or the bare brown stone. About the periphery there is a series of white or whitish-yellow spots or flecks of color (Fig. 1). These seem also to be indicated in Korotnerr’s drawing. I have been unable to identify them in fixed material or in sections. It may be possible that they are sensory in function and sensitive to light but I have no evidence on the point. It is worthy of note that these spots almost invariably occur opposite a slight notch or puckering of the periphery. In both species there is, as in Cteno- plana, a rather prominent notch opposite the openings of the ten- tacle sheathes. The sheath containing the tentacle filaments lies as a loglike ridge on either side of the otolith and is made especially prominent by being more heavily pigmented than the rest of the body. The Sheath terminates exteriorly in a sort of tubelike papilla, a trifle back of the peripheral notch mentioned above. The papilla lies free above the surface, and when the animal is extended may be retracted so as to leave only the opening on the dorsal surface. The otolith is comparatively small and in C. willeyi almost insignificant in size. It lies in a pit closed by fleshy lips and, in the living animal, is frequently difficult to find. Next to the tentacles the most prominent thing to be observed in the living animal is the network of anastomosing gastric canals. These are much less prominent in C. mitsukwrii on account 48 JAMES Francis ABBoT, of its opacity, but in ©. willeyi they are very evident and the circulation may easily be watched with a low power. It may then be seen that the colorless elements of the circulating fluid are driven through the canals with considerable rapidity. The speed of the circulating current varies with the movements of the animal and, in the peripheral portions at least, is apparently controlled solely by them. The disposition of the canals in the center of the body is very difficult to make out in the living animal but toward the periphery they branch much more profusely and it is seen that they form an anastomosing network, ending blindly in finger-like pockets and not fusing to form a circum-peripheral canal. In connection with the canal system, dorsal respiratory tentacles are frequently to be observed, especially when the animal is floating ventral face upward, on the surface of the water (Fig. 2). These organs are superficially much like the cirri of Thysanozoon, and consist simply of hollow finger-shaped projections from the dorsal surface of the body, in direct communication with certain of the digestive canals. In C. willeyi these tentacles are cylindrical or slightly club-shaped (Fig. 1), whereas in ©. mitsukurii they end in digitate processes which give them a fringed appearance and pro- bably assist the animal in imitating the vegetable growth or the debris, in the midst of which it lives. The body tissue of C. willeya is so loose and the animal itself so ‘amoeboid’ in its movements, that it is impossible to tell, in the living specimen, just what arrangement these dorsal tentacles have, and it is only by the aid of a series of sections that their relations may be worked out. But in C. mitsukurii the body is firmer in texture and its shape more consistent, so that the general arrangement may readily be observed. It is then seen that the tentacles are arranged about the sense organ as a center and radiate from it in four directions. ‘There are 6 to 8 tentacles in each row, and the distal ends of the rows curve in toward the tentacular planes so that the four rows together assume somewhat the appearance of a figure 8 with the upper and lower curves broken. It is easily determined that these four rows follow four main channels of the digestive canal system. With a low power it may readily be seen that the fluid contents of these tentacles is in direct communication with that of the gastric canal immediately underneath, and the solid formed elements of the circu- lating fluid are caught and whirled about in eddies within the tentacles or at their bases. The very evident function of these The Morphology of Coeloplana. 49 organs would appear to be respiratory and this view is supported by the fact that the tentacles are seldom if ever protruded except when the water is a trifle stale. They do not seem to have any sensory function, as they may be touched or pushed aside with a needle without being withdrawn or causing any reaction in any other part of the animal. The tentacles themselves, in C. willeyi, are colorless but the epithelium at the base is heavily pigmented. In ©. mitsukurv, on the other hand the fringed tentacles are densely pigmented and are hardly to be distinguished from incrusting debris. 2. Structure of Coeloplana. a) Epithelium. Compared with the ordinary Ctenophores, the epithelium of Coeloplana is relatively firm and well developed. There are at least four well marked cell elements in its makeup. 1) Gland cells, 2) Interstitial cells or interstitial syncytium, 3) Supporting (ciliated) cells, 4) Pigment cells. Gland cells occur in great numbers all over the body, but are especially numerous at the periphery. They are fewest in number and smallest in the region directly over the tentacle sheathes, — where the epithelium is also relatively much thinner. The various stages in the development of the gland cells, as worked out by Samassa are well represented in Coeloplana. The clear fluid contents of the cells becomes divided off into globules by thin sheets or trabeculae of differentiated cytoplasm, which increase in number and in size until the cell is gradually filled with an anastomosing network of fibrils that stain intensely in haemotoxylin and other basic dyes (Samassa’s Stage B). The fluid contents of the inter- trabecular spaces does not stain with either acid or basic dyes, — at least not by any method tried so far. But at a certain point a sudden chemical and physical change intervenes and the staining reactions are reversed. The formerly fluid globules appear to gel or coagulate and stain intensely with eosine or other acid dyes, while the formerly very evident network either disappears or re- fuses to take any stain. This is the “Stage C” of Samassa. In any one preparation the majority of the gland cells will usually be found in either Stage B or Stage C, but in a very few instances I have found indications of the cell having been killed during the change Zool. Jabrb. XXIV. Abt. f. Anat. 4 50 James FRANCIS ABBOTT, from one to the other. In these cells the lower part had changed over into the third or granular stage, while the distal end retained traces of the network (Fig. 33). The eosinophile granules of Stage C increase in size and swell the cell to its full capacity, — the result being that instead of these granules keeping their original rounded shape they become flattened by mutual pressure, like peas in a pod. The outer surface of the cell is bulged out until at Jast the pressure becomes too great and the cellwall is ruptured, the granules passing to the exterior (Fig. 36). The nucleus of these cells is rather large, oval, or flattened, basal in position and full of chromatin granules. Occasionally cells are found (Fig. 36) of the same shape and general appearance as those of Stage B mentioned above, but filled with a very fine and delicate network of fibrils and with knots of deeply staining protoplasm at the nodes of the reticulum. The cytoplasm is granular, and the nuclei are relatively large and not flattened. It is possible that the secretion of these cells differs in character from that of the ordinary gland cell described above. Between the gland cells of the epithelium, and especially sur- rounding them at the base is a syncytium of interstitial sup- porting substance, full of deeply staining nuclei. In places cellwalls may be made out and apparently there is no hard and fast line to be drawn between the condition of individual supporting cells and that of a true syncytium. Where the gland cells are very numerous and close together, as at the periphery, the nuclei of the supporting substance are very numerous and cellwalls are not dis- cernable. When the gland cells are scattered and relatively less numerous and the intercellular tissue correspondingly greater in extent, cell outlines may frequently be traced downward from the external surface, fading away as they approach the basement mem- brane. Ventrally the interstitial syncytium passes over into a definite cell structure, — the ciliated cells. These are narrow, columnar or sometimes flaskshaped, closely appressed. with an oval nucleus near the base and a granular cytoplasm. At the distal end are knots of deeply staining protoplasm, “microsomes”, from which the heavy cilia arise. These cells are larger in the neighborhood of the mouth and in the pharynx. Here the microsome is large and prominent and the cilia arising from the surface fuse together (in fixed preparations at least) into a rather heavy flagellum. Whether this is the general condition of the cilia bearing cells over. the The Morphology of Coeloplana. 51 whole ciliated surface I cannot say. In the living animal the cilia are very evident over the entire ventral surface. Scattered over the basement membrane and through the adjacent parenchyma, and showing through the outer layer of epithelium, are numerous irregular, branching, pigment cells. These cells, so far as I have been able to make out, are confined to the dorsal surface. There is great variation in pigmentation, such cells being practically absent in some specimens. The substance of the cells is granular, and the color appears to be due to a deposit of some highly refractive material in tiny spherules. These are very likely similar to the iridocytes in the integument of fishes. The pigment cells are sometimes (but rarely) found among the epithelial cells proper. In nearly all cases they are found among the connective tissue and muscle cells that underlie the true epithelium. They are of course most numerous in C. mitsukurii and in both forms are most noticable at the bases of the dorsal tentacles and over the tentacle sheath. In C. mitsukurii they are very thickly scattered through the tissue of the fringed dorsal tentacles themselves, but are absent in the unbranched dorsal tentacles of C. willeyi. The basement membrane is rather thick and is intimately connected with the connective tissue and muscle cells of the parenchyma. b) Gastrovascular system. General organization. The mouth is large, roughly quadrangular or four lobed and lies immediately beneath the sense organ. It opens into a capacious pharynx or stomodaeum, the walls of which are thrown into a great number of folds. Plane section shows that the pharynx is not compressed in either plane but is approximately square in shape, the wall projecting into the cavity from four sides, in the tentacular and transverse planes. Kowanevsky describes the mouth of Coelo- plana as leading directly into the stomach (infundibulum?) without the intermediate development of a pharynx, but the observation is a questionable one as he evidently did not preserve and section his specimen. The complicated pharynx in ©. mitsukwriüi and C. willeyi is, in the living animal, extremely difficult to make out except under the most favorable circumstances, but it is very prominent in fixed and stained material. 52 JAMES FRANCIS ABBOTT, In the roof of this pharyngeal cavity is the opening of a vertical canal which leads up to the infundibulum and which with the pharynx itself comprises the stomodaeum. This canal is strongly compressed in the stomachal plane. Distally it opens into the cup- shaped infundibulum, which lies just beneath the otolith capsule From the infundibulum four main canals arise, two in the sagittal (stomachal) and two in the transverse (tentacular) plane. The latter pair run to the muscular base of the pinnate tentacles, penetrate them and also spread out in a sort of anastomosing network enclosing the sheath. Lateral branches are sent out that ramify to the periphery, anastomosing and subdividing until they end in blind finger-shaped terminations. The other two main branches of the canal system arising in the sagittal plane, sometimes at a trifle lower level than those in the tentacular plane, subdivide into two canals. In some specimens this subdivision occurs so close to the infundibulum as to give the appearance of two independent canals, arising on either side. In most specimens however the parent stem is evident. The two secondary canals arising from its subdivision, run close to the dorsal surface of the body and are the ones which send out the processes described above as respiratory tentacles. As already indicated, the course of the canals is bent toward the tentacular plane so that the two pairs on either side assume roughly the form of a figure “8”. - From these main canals smaller subdivisions arise all along the course which are continued downwards and laterally, anastomosing and uniting with those arising from the canals in the tentacular plane. In ©. willeyi the peripheral digestive tracts partake more of the nature of sinuses, divided off from one another by trabeculae or partitions of connective tissue which extend from the dorsal body wall to the ventral. These trabeculae are especially evident near the periphery, but towards the center the lacunae take on the normal character of thin walled tubes. The “sinuses”, then, are really greatly enlarged divisions of the canal system where the upper and lower walls have become confluent with the dorsal and ventral body walls and where the sides of two adjacent tubules have come together and fused. In many instances the fusion is Incomplete and the limits of the individual walls may be made out. In ©. mitsukurü, these conditions do not appear to be developed or at least only in a limited region about midway from infundibulum to periphery. In this species the amount of parenchyma is very much greater than in ©. willeyi and the digestive The Morphology of Coeloplana. 53 canals retain their tubular character throughout. The lining cells however are not distinct in character from those of the other species, except that being more confined, they are more regular in their arrangement (cf. Fig. 14). From the infundibulum there branch upwards two delicate tubes which open to the exterior in short papillae. As in the typical Ctenophores these arise in such a position that along the tentacular plane the lower one is to the right and the upper one to the left of that plane. These tubes appear to arise singly and a complementary blind ampulla in the alternate quadrant, such as is found in the Ctenophores, could not be demonstrated. Finer structure of the gastric system. The epithelium of the ventral face of Coeloplana is continued into the mouth, and lines the pharynx. In the latter regions, as noted above, the ciliated cells are large and the cilia heavier than elsewhere. The same kind of gland cells found in the body epidermis is also found in the pharynx, in all the various stages. The stomodaeal canal arising from the roof of the pharynx and leading upward into the infundibulum is lined with powerful cilia. The cells are columnar and very granular in all the preparations observed. The nucleus is often much enlarged, packed with chromatin granules and stains very densely. The cells of the infundibulum itself show the same structure as those of the canal. The cells lining the main branches of the canal system constitute a squamous epithelium. These thin walled tubes as they proceed toward the periphery and break up into finer subdivisions show marked changes in structure. The cells lining them elongate and the nucleus usually takes up a position in the basal end, — the tissue thus changing from a squamous to a stratified columnar epithelium. This gives place to a further differentiation, peripherad. The cells become greatly vacuolated, enlarge and bulge out in masses into the digestive canals. The respiratory tentacles being out- growths of the canals themselves, are lined with the same epithelium, reduced to a thin squamous layer. In the peripheral region various metaplastic bodies become very evident: globules of fat, staining densely with osmic acid, others that take anilin acid stains and still others that stain with basic dyes. In addition all varieties of ingested food matter may be found, such as diatoms, as well as other foreign bodies, apparently half digested. These vacuolated 54 James Francis ABBOTT, cells also occur in the branches of the canal system that penetrate into the tentacle root and adjacent tissue (“tentacular canals”). There are no cilia in the canals and no evidence of a syncytium, — the cell outlines being always distinct. In certain regions these vacuolated cells proliferate in long strands or sheets, from the distal ends of which cells bud off (Fig. 32 and 39) which assume a spherical shape and float freely in the gastric canals. In C. willeyi this process is confined to the peripheral region of the body while in ©. mitsukurv’ it takes place in a region approximately midway between infundibulum and periphery. In all cases these cells contain a nucleus and sometimes more than one. The cytoplasm is densely granular and seemingly not at all different in structure from that of normal epithelial cells except that there are no metaplastic granules or ingested food material. Two or three are frequently clumped together. In some instances at least there is an envelope of small cells about a large cell. It may be that these smaller enveloping cells fuse together about the nucleus of the central one, and this too may account for the presence"of more than one nucleus. These cells are frequently vacuolated and the chromatin is broken up into granules. They constitute, together with a mixture of food particles, the formed elements that are to be seen circulating in the living animal and whirling about in eddies at the bases of the dorsal tentacles. In appearance they are strongly suggestive of ova. Cell division may be continued, after the cells are budded off. The morphology of the digestive cells lining the alimentary tract in insects has been described by many observers, — notably NEEDHAM 1897, VAN GEHUCHTEN 1890, and Baupranr 1890, — and the similarity to the conditions in Coeloplana is striking. Like- weise in a hydroid, Corymorpha, May 1903 has described a process very similar to what takes place in Coeloplana. In the former cases the cells become “loaded” with densely staining secretion and break off or extrude portions into the digestive cavity. In Coeloplana, in contrast to the conditions in insects, the endothelial tissue is homo- geneous, there is no central “nidus” and the contents of the budded off cells does not stain differently from the parent tissue. The cyto- plasm never has the appearance of being sloughed off or squeezed out, such as seems to be the rule in Corymorpha and insects. The floating bodies in Coeloplana are cells arising by direct proliferation from the epithelium. Of especial interest in the development, in Coeloplana, of typical The Morphology of Coeloplana. 55 “Ciliated Rosettes” as described by Chun 1880. These are identical in every way with those of pelagic Ctenophora. They lie in the walls of the gastric canals and consist of two layers of 8 cells each, surrounding a central cavity into which project strong cilia from the “rosette” cells (fig. 3 and 8). The beating of these cilia may cause a strong current to flow between the parenchyma and the lumen of the gastric canal. c) Tentacles and related structures. General description. The sheathes of the pinnate tentacles are capacious pouches and when the tentacles are fully retracted, are swelled out into pro- minent bulging masses on either side of the otolith. Notwithstanding the size and capacity of these sacs, it is a constant marvel how the whole of the tentacle with its secondary branches, — often stretching down to a distance of six or eight times the diameter of the whole animal — can be accommodated within. In very trans- parent specimens it is seen that the pouch is not a simple sac or tube but that there are secondary diverticula leading off from the main cavity, — all crowded with writhing filaments, closely packed. In such clear specimens an appearance may be noted that is con- fusing and difficult to interpret without the aid of sections. The central end of the sheath appears rounded and bent back upon it- self like a fishhook, the termination being directed toward the periphery. In sectioned material it may be seen that the central end of the sheath, 1. e. the point nearest the otolith is expanded into a bell from the wall of which the heavy root of the tentacular muscle takes its origin in part. Lying normally below the main cavity of the sheath, but sometimes pushed to one side is what may be called the accessory sheath, a large diverticulum of the main sheath, that in surface view appears to be a continuation of the main sheath and gives the appearance of the latter being turned back, away from the center. The tentacle itself may be said to be anchored to the whole floor of this accessory sheath which spreads out into a broad flat cavity and is lined with formative tissue. The development and growth of these lining cells and of the muscle fibres connected with them is centripetal. The muscle of the tentacle, formed in this accessory branch bends sharply in the neighborhood of the otolith and enters the true sheath, forming the flaming “bell” structure alluded to. The tentacle consists of a main filament of 56 James Francis ABBoTT, muscle from which arise in one plane at regular intervals. the se- condary tentacles. These are independently contractile. The ulti- mate branch never arises directly at the tip of the main stalk but always at one side in conformity with the arrangement of the others. The secondary tentacles are covered with typical Ctenophoral ad- hesive cells (lassocells, colloblasts) that sometimes, when the ten- tacle is fully extended, appear to be arranged in groups or batteries, especially in the region near the end of the primary tentacle. As a rule, in C. mitsukurii, there are no such cells on the primary tentacle itself, except near its origin. In C. willeyi, however, the primary tentacle appears to be covered uniformly with adhesive cells. The masses of undifferentiated cells in the accessory tentacle and the muscles of the tentacle root are penetrated in all directions by the branches of the canals of the gastric system, as already described. Histological structure. The adhesive cells or colloblasts are of the type described and figured for typical Ctenophores (CHux, 1880; Hertwic, 1880; ScHNEIDER, 1892; Samassa, 1902; Bourne, 1900). In especially well fixed material certain details of structure may be brought out in Coeloplana which differ slightly from the appearances described by previous investigators. The fully developed cell consists of a sub- globular or bellshaped cap, surmounting a rather thick spiral filament which is inserted in the outer muscle layer of the secondary tentacle. The shape of the cap seems to vary with age. In younger cells it is almost globular. Frequently in cells remote from the original formative tissue, it is elongated. Whether this is a result of growth or of differentiation persisting from the beginning could not be deter- mined. In ©. mitsukurii the globular form seems to be the only one. The apex of the cap is usually drawn out to a fine filament and the lower margin is likewise expanded into a delicate frill or skirt. Within the outer membrane of the cap-cell, the granular cytoplasm is arranged in a hemispherical layer of segments set like paving stones. in the center of which the nucleus lies, just above. the insertion of the spiral filament. Within the spiral coil is a delicate thread running through the axis of the spiral and uniting with the latter just before its insertion in the tentacle. The spiral may be either dextral or sinistral, and the two kinds usually occur in equal proportion, side by side. Looked at from below, the cell appears as a cup into the depression of which is inserted the spiral ‘ The Morphology of Coeloplana. 57 filament, ending in a closed ring. Through the center of this ring the straight central filament issues (Fig. 5). Adjacent cells are covered and united by a thin membrane to which the apical filament of the cap is joined. (This membrane is found only in C. mitsukurii.) The accessory tentacle sheath is lined with masses of cells that differentiate into the muscular tissue of the tentacle and the collo- blasts surrounding the latter (Fig. 34 and 35). As the growth is continuous, all the various stages of development may be observed in different parts of the same area of tissue. The details of development are somewhat at variance with the processes described by Samassa and by SCHNEIDER. The undifferentiated cells are arranged in an epithelium of hexagonal cells, each of which contains a rather large and sharply staining nucleus immeshed in a reticular network. “Nucleoli” are also present, scattered about the cell. These nucleoli arrange themselves regularly about the nucleus. The nucleoli next draw near the nucleus in the center of the cell, leaving a clear open space between them and the cellwall. They do not completely surround the nucleus but cup over it in a hemisphere. The end of the cell opposite the mouth of this cup begins to elongate. At the same time the cellwall (or the cytoplasm next it) in this region begins to thicken in a spiral ridge. There is a differentiation of the cytoplasm at this stage, — that within the area surrounded by the hemisphere of nucleoli becoming denser. As the lower part of the cell elongates this differentiation is maintained and the denser part of the cyto- plasm is drawn out into a cord, surrounded by the clearer cortical cytoplasm. The spiral thickening continues to increase as the cell elongates until there are a number (four or five) complete spirals formed. At about this time, the cell has an elongated pear shape, — the lower part is filled with a spiral, enclosing a dense cord of cytoplasm that is rapidly becoming filamentous, — the nucleoli surround the rather flattened nucleus in the upper end of the cell and about each nucleolus the cytoplasm begins to cleave off in seg- ments. Later the nucleoli disappear but the segmentation persists and results in the peculiar mulberry-like appearance of the cyto- plasm of the fully formed cell. After four or five of the spiral turns in the lower part of the cell have been completed, the lower margin of the cellwall breaks around, — the spiral separating from the cellwall and becoming free and the broken edge persisting as the skirt or frill. described above, about the lower margin of the cell. >8 JAMES FRANCIS ABBOTT, The central filamentous cord which is derived from the denser cytoplasm immediately surrounding the nucleus persists as the straight axial filament of the differentiated cell. It will be noted that each colloblast, developed as described above is formed from a single primitive formative cell, not from two cell-elements as described by Samassa. Each one is developed independently in ©. maitsukurü, while in C. willeyi they appear to arise in groups as described by Samassa for Beroe. A sheet of colloblasts in C. willeyi, developing together, is covered by a thin membrane derived from the cells themselves, each one of which is attached to it by means of its apical filament. The muscular core. The arrangement of the muscular strands of the tentacles is quite complicated and ditfers considerably in the two species of Coeloplana. In C. mitsukurü there are two sets of muscles making up the core of the secondary tentacles, — longitudinal and diagonal. The outermost layer is a thick sheath of longitudinal muscle fibers in which the colloblasts are rooted. The cavity surrounded by this sheath would appear as a tube, were it not for two partitions which run lengthwise of the tentacle and divide the inner cavity into three longitudinal chambers. The tissue of the outer wall and of the partitions appears to be continuous. Within the three chambers just mentioned, are located the short diagonal muscle fibers. In longitudinal section these have somewhat the feather like appearance to be seen in the body muscles of the earthworm. There is a difference however in that the short diagonal bundles in Coeloplana arising from the walls formed by the longi- tudinal muscle fibers focus, as it were, In a common point in the center of the cavity. The repetition of these focal points at regular intervals longitudinally of the tentacle, gives in section the appearance of apices of a series of wedges as described above. The series of diagonal muscle bundles arise however from the whole inner surface of the chambers. Filling the spaces between, there is a sort of loose connective tissue full of large irregular cells that resemble wandering giant cells. In ©. willeyi there are two sets of circular and two of longi- tudinal muscles. The spiral filaments of the colloblasts are inserted in an outer sheath of muscle fibers. Within this wall are five con- spicuous bundles of longitudinal fibres arranged in a quincunx (in cross section). About the central cord of the five is a dense sheath of circular muscles. There are no longitudinal chambers as in the The Morphology of Coeloplana. 59 other species and apparently no diagonal fibers. The staining reactions are peculiar. Using Mawnn’s Eosin-Wasserblau method followed by Orange G, the five cords of longitudinal fibers stain intense red, — the circular sheath about the central one, blue, — the outer layer, yellow. and the adhesive cells themselves purple. The primary tentacle is made up of a thick bundle of longitudinal muscles immeshed in connective tissue and surrounding a core of the same substance, — a structure very much resembling a telegraph cable. Each muscle strand seems to be developed from a single cell by an enormous elongation of the cell body and con- tains many nuclei. The inner wall of the tentacular sheath is lined in part with an endothelial lining like that of the gastric canals. This is supported by a network of connective tissue and muscle cells. Elsewhere the epithelium is cubical and _ heavily flagellate. A peculiar condition is observable in some preparations of C. mitsukuru. The lining cells bud off as they do in the gastric canals, and appear to take up phagocytic functions. At least in areas where a rapid proliferation is taking place the cavity of the sheath contains great numbers of similar cells that have ingested fragments of colloblasts or frequently whole cells, — spiral and all (Fig. 23). There seems to be no reason for doubting that these phagocytes arise from the inner epithelium of the sheath. d) The otolith. The otolith with its accessory structures does not appear to differ from the general Ctenophore type. The otolith itself consists of a number of calcareous granules held in an organic matrix and swung in a cup by means of cilia. The whole apparatus is usually sunk some distance below the surface when Coeloplana is contracted and the overlapping edges of the epithelium appear like fieshy lips. The cup is subglobular in shape and closed over above by a mem- brane formed by the fusion of cilia springing from cells in the cupwall. The cells whose cilia support the otolith lie in a zone about the lower half of the cup. The cilia are long and arise from the columnar cells of the ciliated zone in densely staining knots of protoplasm as previously described for the cilia in other parts of the body. The cilia form a complete circle about the otolith without appearing to fuse with each other. However, instead of being attached to the otolith evenly on all sides they are gathered together 60 JAMES Francis ABBOTT, Fig. A. Vertical section through otolith cup and adjacent structures (semidiagrammatic). Plane of section bisects the angle formed by the tentacular and sagittal planes of body. Ep Epithelium of dorsal surface composed of gland cells and supporting syncytium. Uc Upper zone of ciliated cells whose cilia fuse to form a covering membrane. G Nerveganglion. Ug Upper layer of a gland cells. Lg Lower layer of same. C Zone of ciliated cells supporting otolith. Jn Infundibulum. Jne Flagellate epithelium lining infundibular canal. Fig. B. Horizontal section (semidiagrammatic) through otolith and capsule showing the otolith sustained by the brushes of cilia arising from the ciliated zone (see text). Ng Nerve ganglion. 7 Tentacular plane. The Morphology of Coeloplana. 61 in a sort of spreading brush or fan, the apex directed against the otolith at four equidistant points, an arrangement that recalls the four S shaped supports in the Cydippida. In the center of the ciliated zone (i. e. directly below the otolith) and also in a second zone above it the cells forming the wall of the cup are not ciliated but glandular. The nuclei are very large and deeply staining and the cells are usually crowded with small granules. Just outside the otolith capsule in the angles formed by the “intersecting tentacular and sagittal planes are four large nerve ganglia (cf. KOROTNEFF) that send off fibers to form a sort of diffuse peripheral system, and on the other hand supply fibers that surround the lower part of the capsule as an enveloping sheath. Each ganglion is directly opposite the point of insertion of the supporting cilia on the otolith. The cells of the nerve tracts and ganglia are large, with large nuclei, and stain intensely in methyl blue. In addition to the central sense organ the yellow pigment spots on the periphery probably have a sensory function tho I have been unable to work out any details regarding them. e) Parenchyma and musculature. In conformity with its life habits Coeloplana has a much firmer body consistency than purely pelagic forms. The spaces between the gastric canals the tentacle sheaths and the epi- dermis are small and filled with a parenchymatous tissue well calculated to withstand the various strains to which the body is subjected. From the basement membrane of the epidermis fine branching muscle processes enter the parenchyma and ramify through- out its extent. The cell elements are of various sorts, — 1) delicate much branched cells with dendritic processes; 2) long usually wavy and thickened muscle cells with terminal branches only, which stain intensely with methyl blue; 3) oval or irregular cells with large nucleus, which may be early stages in development of the elongate muscle cells. There is another variety of cell of doubtful nature to be found scattered through the parenchyma. These are very long and thick, irregular in shape and resemble a crumpled up sausage. The cyto- plasm is granular in some, alveolar in others. No nucleus was demonstrable. They may possibly be parasitic in nature. 62 James Francis ABBort, C. General considerations. Struck by the similarity in habits and form between Coeloplana and the Polyclads, Lane, 1884, attempted to utilize KowALEvSsKY's discovery as the basis of a possible origin of the latter from the Ctenophores through Coeloplana. While it is not probable that any morphologist accepts Lane’s hypothesis nowadays it may be noted that in addition to the erroneous homologizing of the axes of the body in the Ctenophora, discussed by Wırney, Lane was no doubt led astray by the reviewer in the Zoologischer Anzeiger (vide ante) so that he homologized the excretory tubes leading upward from the infundibulum (a structure characteristic of Ctenophores) with the anterior branch of the gastric system of the Polyelads. Wirtey, 1896, with the more exact knowledge obtained from his own and Korotnerr’s studies on Ctenoplana avoided this mistake but contended that Ctenoplana is a primitive form, rather warmly denying any imputation of its being degenerate, as a “groundless assumption”. He places his Cfenoplana in an order, the Archiplanoidea, from which he derives the Ctenophora on the one hand and the Platyhelminthes on the other. It will be seen that the value of this arrangement depends wholly upon whether Ctenoplana is to be con- sidered a primitive form or not and the arguments WILLEY advances in support of his assertion are not wholly conclusive. It must be conceded that Ctenoplana stands midway between Coeloplana and the Cydippid Ctenophores, in regard to either its primitiveness or its “degeneracy”. Coeloplana is wholly without costae: Ctenoplana is scantily provided with costae. Coeloplana has practically given up, or, from Wittey’s point of view, never acquired the pelagic habit while Ctenoplana both swims and crawls. If Ctenoplana is primitive, then Coeloplana is certainly so to a greater degree, and if we find in Coeloplana structures that can only be explained as the result of the reduction, through disuse, of structures characteristic of pelagic Ctenophores and’ associated with their pelagic habit, then the presumption is clear that it cannot be a primitive form in WıLuey’s sense and that the Ctenophora cannot be derived from it. In fact the weight of the morphological evidence bears out the conclusion that Coeloplana is a very highly specialized Ctenophore derived from the Cydippida. Among the structures found in Coeloplana which are characteristic of the pelagic Ctenophores may be mentioned 1) the median funnel The Morphology of Coeloplana. 63 and the excretory pores, 2) the adhesive cells or colloblasts of the pinnate tentacles which are the unique character of the Ctenophora. 3) the otolith and 4) the ciliated rosettes, which are identical with those found in the Ctenophora, even to the number of cells composing them. The last two characters, especially the last, must be considered as vestigial structures reminiscent of a previous pelagic habit. The otolith, the essential organ for orientation in a free swimming Ctenophore, we would hardly expect to find developing in a sluggish littoral form like Coeloplana but its presence is explicable on the supposition that Coeloplana is descended from a pelagic form. The ciliated rosettes in the pelagic Ctenophores function without doubt as means for hastening the absorption of digested food substances into the mesogloea lying between the relatively widely separated gastric canals. In Coeloplana with its great reduction in amount of parenchyma due to the flattening out of the body, and the ramifications of the canal system, such organs must be almost functionless. While the characters just mentioned have evidently been preserved unchanged in the adoption of a littoral habit, other structures have been modified in accommodation to that habit. The costae have disappeared. In Coeloplana the flattening of the body has also brought about attendant changes such as the vertical compression of the flaring proximal portion of the tentacle sheath to produce the “accessory sheath”, the much greater development of the muscular system, the extensive anastomosing of the gastric canals and the conversion of the stomodaeum into a capacious pharynx. A careful examination will also show how the arrangement of the gastric canals in Coeloplana may be merely a modification of the system in the Cydippida. It will be recalled that in a typical Cydippid the mouth opens into a long stomodaeum leading into an infundibulum from which branch out certain definite canals. Two of these, the perradial canals, lying in the tentacular plane, send off an interradial canal on either side and another one directed downwards, the stomodaeal canal, and are continued distally into the muscle of the tentacle as the tentacular canals. Each perradial canal divides in turn into two adradial canals that terminate in vertical expansions underlying the rows of costae. Complementary to the stomodaeum the infundibular canal leads upwards from the infundibulum to the base of the otolith, communicating with the exterior by the two excretory pores. In Coeloplana, on account of the great flattening out of the body. 64 JAMES FRANCIS ABBOTT, Fig. C. Diagram of canal system of Cydippid Ctenophor (after Parker & HASWELL). Me Meridional canal. Ac Adradial canal. 7 Tentacle in sheath. Ic Interradial canal. Jn Infundibulum. In Fig. D. Diagram of canal system of Coeloplana showing the probable derivation from the Cydippid tyle. Ac Adradial canal. Jc Interradial canal. The dotted and striped regions represent similar portions of the canals in both figures. The interradial canals of Fig. C are supposed to be split to the infundibulum and united in the sagittal plane, the identity of the interradial canal being thus lost. The Morphology of Coeloplana. 65 this infundibular canal has disappeared and the lower part of the stomodaeum has become modified as the pharynx. From the in- fundibulum the two perradial canals, as in the Cydippida, lead directly into the roots of the tentacles, but before entering the tentacle base they spread out in an enclosing network or system of sinuses surrounding the sheath, as described before. A glance at the text figures (C and D) will show the probable origin of all these “sinuses”. We have only to imagine the stomodaeal canal bent upward and under the sheath (a natural result of the flattening. of the body) and the splitting off of the adradial canals from the interradial canals to be continued down to the perradial canal and we would have the tentacle sheath enclosed on three sides by canals, the confluence of branches of which would give the enclosing network mentioned. The other two adradial canals would be left free and would run from the perradial canal to the periphery (Fig. D). In Coeloplana the proximal portions of these canals seem to have joined in the sagittal plane to form one one stem canal, which is, however, frequently cleft to the infundibulum (vide ante page 52). From these main trunks arise the anastomosing branches of the gastro- vascular system as previously described. The Cydippid meridional canals have disappeared in Coeloplana. D. Summary. We may summarize the morphological facts described in the foregoing pages as follows: 4 1. The epithelium is similar to that in pelagic Ctenophores with the exception of the cilia on the ventral surface. 2. The epithelial gland cells apparently pass through the same cycle of changes as described by Samassa for the Ctenophores. 3. The coloration is due to iridocyte-like pigment cells in the subepithelial structures. 4. The gastrovascular system consists of a capacious thickwalled pharynx leading upwards into an infundibulum underlying the sense organ. From this two canals arise, in the tentacular plane, enclosing the tentacle sheathes in an anastomosing network. Two others in in the sagittal plane arise in the same way but soon divide so as to form four canals converging towards the tentacles, roughly in the form of a figure “8”. 5. The arrangement of these canals has apparently been derived Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 9 66 JAMES Francis ABBOTT, from the Cydippid Ctenophore type by such an alteration of the Cydippid canal system as would naturally come about in the adoption of littoral habits by a pelagic form. 6. There is no circumperipheral canal and the multitude of small canals throughout the body are to be considered merely as arborizations of the main canals mentioned above. 7. The canals are lined with loose vacuolated endothelial cells that bud off into the lumen of the canals. 8. The pinnate tentacles with their “adhesive cells” (colloblasts) are practically identical with those of typical Ctenophores. 9. The method of formation of the colloblasts is as follows. The chromatin substance in the original mother cell arranges itself in a central mass, which we may call the nucleus and a number of smaller masses (“nucleoli”) which arrange themselves in a hemisphere about the former. Each nucleolus cleaves off the adjacent cytoplasm into blotks (but without the formation of cell walls) so that the original cell has a mulberrylike appearance. This forms the cap of the cell. The cytoplasm differentiates into the spiral cord and the central filament of the developed cell and by its elongation the cell attains the shape and size typical of its kind. The “nucleoli” disintegrate leaving only the central nucleus at the base of the cup. The developed colloblast arises then from one undifferentiated cell and not from the union of two. 10. Phagocytes are to be found in the tentacle sheath, filled with the ingested fragments of colloblasts. 11. The otolith is typical of the Ctenophora and is supported by brushes of cilia arising from the wall of the cup. 12. There is a rudimentary nervous system with four ganglia symmetrically disposed about the otolith capsule. 13. The weight of the morphological evidence supports the assumption that Coeloplana is a very highly specialized Ctenophore related to, or derived from the Cydippida. *) 1) The true position of Coeloplana and its relationship with other groups cannot be certainly decided until its development has been worked out. Unfortunately the writer has been unable to shed any light upon this matter. The only times when it was possible for him to collect were spring and late summer and it is possible that the animals attain sexual maturity at a different season or that they may reproduce at greater depths or in a different environment from that in which they were found. The Morphology of Coeloplana. 67 Literature. 1902. ABBOTT, J. F., Preliminary Notes on Coeloplana, in: Annotat. zool. Japon., Vol. 4, p. 103. 1890. BazBraAntr, Etudes anatomiques et histologiques sur le tube digestiv des Crytops, in: Arch. Zool. exper., Vol. 11. 1900. BOoURNE, G. 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A colloblast or adhesive cell of the tentacles (©. willey:). 1350:1. n nucleus of cap cell, ¢ mulberrylike arrangement of cytoplasm of cap cell, sk skirt of cap cell, sp spiral filament, / central filament, o. m outer longitudinal muscle layer of secondary tentacle, g.c¢ giant cell floating in interstices between muscle filaments of secondary tentacle, (1 brushes or converging wedges of transverse muscle fibers, 7. inner layer of longitudinal muscles, c. 0 central core of the inner longitudinal muscles. Fig. 5. Diagram to show insertion and relation of central and spiral filament to cap cell. Fig. 6. Sketch from life of otolith region. ca. 20:1. Surrounding the otolith is a ring composed of cells that support the otolith. The outer yellowish ring is made up of the belt of gland cells of the cup. On account of their equatorial position they appear in surface view to be external to the band of supporting cells. Surrounding the lips of the depression are the branched pigment cells. Plate 9: Fig. 7. Section through epithelium, parenchyma and tentacle sheath of ©. mitsukuriti. 300:1. ep epithelium, composed of a syncytium of epithelial cells interspersed with gland cells, the latter in this preparation are in the beginning of “Stage C’, s.c¢ flagellate cells lining the tentacle sheath, pig. c pigment cell of the parenchyma, m. b group of muscle cells in cross section, © group of bodies of uncertain nature, possibly parasitic in nature. Interspersed in the parenchyma between the outer epithelium and that of the lining of the sheath are numerous isolated muscle cells and connective tissue cells. The former form a rather dense layer just under the epithelium. Fig. 8. Ciliated rosette viewed from the side of the gastric canal, out of which it opens. 900:1. ¢p squamous epithelium lining the canal, c.r ciliated rosette. The Morphology of Coeloplana. 69 Fig. 9—13. Cellular elements floating in the circulating fluid of the canal system. 900:1. Fig. 9, 11 and 13 show the typical forms resulting from coalescence of several cells. Compare with figure 39, plate 5. Fig. 14. Cross section through skirt of C. mitsukurii near periphery. 300:1. 4g. can cross section of a gastric canal. Note the contrast between the secreting and non-secreting portions of the endothelial lining. Between the epithelium and the canals is a loose parenchyma made up almost wholly of branched connective tissue cells. Fig. 15. Horizontal section (slightly tangential) through otolith capsule. C. willeyi. 160:1. cav cavity of the capsule, gl a few gland cells of the glandular zone, nv ganglia and nervous investment of the surface of the capsule, 7 cavity of the infundibulum which underlies the capsule and comes up about its sides. It is included in this section owing to the fact that the section is not cut quite horizontally. Fig. 16. ©. mitsukurü. Vertical section through a dorsal respiratory tentacle (quite strongly contracted). 365:1. ep dorsal epithelium, p. ¢ pigment cells of parenchyma, en endothelial lining of gastric canals, g. can diverticulum of gastric canal entering the tentacle and branching with it. Numerous cross sections of muscle bundles are to be seen in the parenchyma as well as numerous long independent muscle cells. Fig. 17—21. Cell elements of the parenchyma. 900:1. Fig. 17 and 21; typical connective tissue cells with forked processes found where the parenchyma is loose and spongy (cf. Fig. 24). Figs. 18 and 20, connective tissue cells found in denser parenchyma; Fig. 20 is possibly a type of an early stage of development. Fig. 19 is a solitary muscle cell such as is found throughout the parenchyma. Fig. 22. Cell elements of the circulating fluid of the gastric canal system. 900:1. Division goes on after separation from the parent endothelium. Fig. 23. Phagocyte from tentacular sheath that has ingested portions of colloblasts. nucleus. 900: 1. Fig. 24. Ciliated epithelium of ventral surface of body. 300: 1 (ef. Fig. 7). The gland cells (gl. c) are in Stage B of the cycle, mb muscle bundle cut transversely, »n. ! layer of muscle cells immediately underlying the epithelium, ep» and separating it from the loose parenchyma. Plate 10. Fig. 25—31. Stages in the development of a colloblast (C. willey?). 900:1. Fig. 25, 26, 27 are looked at from above, the rest from the side. Fig. 25, the undifferentiated cell. Fig. 26, the chromatin begins to aggregate into “nucleoli”. Fig. 26. These concentrate about the nucleus proper. Fig. 27. The cytoplasm begins to differentiate into a denser inner column and a spiral outer thickening. Fig. 28—29. The nucleoli have blocked off the cytoplasm about the nucleus into the typical mulberry shape, the central column has thinned and the spiral filament has become much more definite. Fig. 30, the typical spiral filament 70 James Francis Agsorr, The Morphology of Coeloplana. established by the breaking away of the margin of the cell to form the cup. The nucleoli are disappearing. Fig. 32. A strand of endothelium of a gastric canal of C. willeyi; budding off cells into the circulating stream. 900:1. a) cells just divided, b) one just separating from the strand. Fig. 33. Flagellate epithelium of the floor of the pharynx. 800:1. gl.c a gland cell in Stage C, — the greater part of the granules have apparently been thrown out — the nucleus is ‘visible and apparently Stage A is beginning in the lower part of the cell. / lacunae between cells due to shrinkage in fixation. Fig. 34. Horizontal section through root of tentacle muscle and accessory sheathes at sides, ©. willeyi. 80:1. g. can lumen of branches of gastric canal system (tentacular canal) running into the root of the tentacle from the infundibulum, ern endothelial lining of canal system, m. / formative layer of undifferentiated cells from which both muscle and colloblasts arise (in this region largely muscle cells), m.¢ packing of muscle cells about the sheath, /en muscle of the tentacle proper. Fig. 35. A portion of Fig. 34 (X) more highly magnified. 900: 1. en endothelial lining of canal system, »m. c muscle cells converging to form a fiber (m/f) of the tentacle. Fig. 36. Epithelial cells of the dorsal surface. 360:1. «a gland of doubtful nature possibly similar to the “albumin cell’’ described by others. The other two are typical gland cells in Stage C. D one discharging its contents, y granules passing to the exterior. 6 Fig. 37. Transsection of secondary tentacle of C. willeyi. 95:1. Most of the colloblasts are torn off. 7. m inner layer of longitudinal muscles of tentacle (cf. Fig. 4). Fig. 38. Transsection (thick) of secondary tentacle of C. mitsukuri. 300 : 1. col colloblasts, o.c. m outer layer of circular muscle in which the filaments of the colloblasts are inserted, 7. ¢. m inner circular layer, o. m outer longitudinal muscle strands, 7. m inner longitudinal muscle strand. Fig. 39. Strands of endothelium budding off cells into the canal system. 900:1. s septum between two adjacent canals, @ typical cell with central large nucleus surrounded by clear space, b suggests the origin of such a cell in the fusion of several smaller ones. Fig. 40. Flagellate epithelium of stomodaeal canal. (. willeyi. 800: 1. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Über die innere Metamorphose der Trichopteren. (Respirationssystem, Geschlechtsdrüsen und Darm.) Von Heinrich Lübben in Greifswald. Mit Tafel 11—13. Inhalt. Einleitung. Begriff der innern Metamorphose. I. Teil. Die Metamorphose des Tracheensystems. a) Die verschiedenen Respirationssysteme bei den Trichopteren. 1. Offenes Tracheensystem. 2. Geschlossenes Tracheensystem. 3. Blutkiemen. 3b. Modifizierte Blutkiemen. b) Die physiologische Bedeutung der Tracheen. c) Die phylogenetische Differenzierung des Tracheensystems (an cha- rakteristischen Beispielen aus der Trichopteren-Gruppe unter- sucht). d) Puppenstigmata bei den Trichopteren. e) Histologische Veränderungen der Tracheen während der Meta- morphose. 1. Methode der Untersuchung. 2. Die Hauptstämme und ihre Veränderungen. -] bo Heinrich LÜBBEN, 3. Die Tracheenverzweigungen und ihre Veränderungen. a) Rückbildung der Tracheen. 5) Neubildung von Tracheenzweigen. ii Welt Die Metamorphose der Geschlechtsdriisen. a) Allgemeines. b) Die Ovarialanlage und ihre Metamorphose. c) Der männliche Drüsenkeim und seine Metamorphose. IH: Teil; Die Metamorphose des Darms. A. Der Larvendarm. a) Der Ösophagus. b) Der Mitteldarm. c) Der Enddarm. B. Die Metamorphose des Darms. a) Der Ösophagus. b) Der Mitteldarm. c) Der Enddarm. Einleitung. Soviel über die Trichopteren geschrieben worden ist, so tragen diese Arbeiten zum weitaus gröbten Teil morphologisch-systematischen und biologischen Gesichtspunkten Rechnung [cf. das durch ULmer, Über die Metamorphose der Trichopteren, Hamburg 1903, zusammen- gestellte, durch THIEnEMANN, Biologie der Trichopterengruppe, Jena 1905, erweiterte Verzeichnis der Trichopterenliteratur |. Ganz unver- hältnismäßig wenig aber ist über anatomisch-histologische Verhält- nisse veröffentlicht worden, fast so gut wie nichts speziell über die innern Vorgänge bei der Metamorphose der Köcherfliegen. Die Untersuchung dieses Gebiets dürfte aber aus dem Grunde zu wert- vollen Ergebnissen führen, weil wir in den Trichopteren entschieden eine phylogenetisch sehr interessante Hexapodengruppe vor uns haben, einmal, weil sie gewissermaßen eine Verbindungsbrücke zwischen hemimetabolen und heremetabolen !) Insecten darstellen (nach 1) Unterscheidung der Insecten nach LANG und PACKARD, A Text-Book of Entomology, New-York 1898, in Heterometabola und Holometabola, weitere Einteilung der erstern in 1. Manometabola („embracing those forms with a Die innere Metamorphose der Trichopteren. 73 ww LAMEERE, La raison d'être des metamorphoses chez les Insectes, in: Ann. Soc. entomol. Belg., Vol. 45, sind sämtliche Holometabola aus Neuropteren hervorgegangen!), andrerseits, weil uns bei keiner andern Insectenklasse mit solcher Klarheit die Fortentwicklung vom äußerlich einfachsten bis zum vollkommenen Individuum entgegentritt, wie sie uns die vergleichend-entwicklungsgeschichtliche Betrachtung der Trichopteren zeigt. Wir treffen hier beispielsweise neben Formen des ursprünglichsten Inseetentyps, nämlich campodeoiden Larven, höhere Stufen in den eruciformen Larven und hohe Vervollkommnung in den Schmetterlingsformen der hoch differenzierten, in einiger Beziehung freilich bereits in organischer Rückbildung begriffenen Trichopteren- imagines. Für die Morphologie und Systematik der Trichopteren sind bereits Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert von Bedeutung (Réaumue, DE GEER u. à.) Gewissenhafte Forschungen auf diesen Gebieten in den ersten 7 ‚Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts (Picrer, Eaton, Braver, Fritz MÜLLER) hatten die Kenntnis so bedeutend gefördert, dab McLacHLax in den 70er Jahren reichliches und wert- volles Material zur systematischen Bearbeitung der Trichopteren vorfand. Sein in den Jahren 1874—1880 unter dem Titel „A mono- graphic revision and synopsis of the Trichoptera of the European fauna“ herausgegebenes Werk ist noch dem heutigen Entomologen zum Bestimmen unentbehrlich. Ohne das Werk des englischen Meisters herabzuwürdigen, muß man zugeben, daß der Ein- wurf nicht ganz ungerechtfertigt ist, McLacHLax habe bei der Auf- stellung seiner Klassen, Ordnungen und Familien in allzu äußerlicher Weise die Merkmale der Imagines benutzt, die Entwicklungsgeschichte also außer acht gelassen. Diese aber ist für die Aufstellung eines natürlichen Systems unentbehrlich, so unentbehrlich, wie für die Kenntnis der Entwicklungsgeschichte ihrerseits anatomische Unter- suchungen sind. Erfreulicherweise hat die neuere Trichopterenforschung ihr Augenmerk in besonderm Maße auf die Untersuchung der Ent- wicklungsstadien (Larven und Puppen) gerichtet und in den Arbeiten slight ore gradual metamorphosis, but which are active in all the stages“), 2. Hemimetabola („the stages are more marked, though there is no truly inactive pupalike stage“), 3. Heremetabola („including those forms with a gradual though slight or incomplete metamorphosis, but with a quiescent or resting stage at the close of the nymph life“). 74 HeixricH LÜBBEN, Morton’s, KLAPALER’S, SILFVENTUS’, STRUCK’S und besonders ULmEr’s glückliche Resultate gezeitigt. Freilich, genauere anatomische Untersuchungen sind an Larven und Puppen ebensowenig angestellt worden wie an Imagines, es liegen aber Erhebungen über die Anatomie und die „innere Meta- morphose“ der Trichopteren sicherlich auch im Interesse der Systematik. R£aumurs Notizen aus dem Jahre 1734 sind zwar erwähnens- wert, aber zum Teil ungenau und falsch. Wiederaufgenommen und berichtigt wurden sie durch Pıcrer in seinen „Recherches pour servir à l’histoire et à T’anatomie des Phryganides“, Genf 1834. Dies Werk stellt eine respektable wissenschaftliche Leistung dar; die Morphologie freilich tritt auch hier auf Kosten der Anatomie in den Vordergrund. Von spätern Untersuchern der Anatomie der Neuropteren seien genannt: BURMEISTER, Löw, LEYDIG, Léox DUFOUR und HAGEN, deren bezügliche Arbeiten auch FRIEDRICH BRAUER in einer Publikation aus dem Jahre 1855 erwähnt; dieser stellt die Anatomie fest, Insoweit sie aus den Werken obengenannter Autoren bekannt war, und ergänzt sie durch seine eignen Untersuchungen. Wir werden aber fast nur mit Tatsachen bekannt gemacht, die uns mit unsern modernen technischen Hilfsmitteln ohne weiteres klar er- scheinen. Erwähnt werden mag immerhin, als für diese Arbeit von Interesse, dab schon Braver die Anlage der Geschlechtsdrüsen so- wohl als ihre Fixierung durch vordere und hintere Ligamente bei den Larven bekannt war. Er wußte ferner (durch Leypie), dab bereits die Hoden der Larve Samenfäden enthalten!, (durch meine Untersuchungen widerlegt. Der Verf.) und daß die Imagines der Tricho- pteren der Spinngefäße entbehren. Was von neuern Arbeiten für die Anatomie von Bedeutung ist, wird im Verlaufe meiner Arbeit erwähnt werden. Wenn ich mich im folgenden daran mache, einen Beitrag zur „innern Metamorphose der Trichopteren“ zu liefern, so bin ich mir von vornherein darüber nicht im Zweifel, daß ich keineswegs eine erschöpfende Darstellung über diese Frage liefern kann, denn ab- gesehen davon, daß ich meine Untersuchungen auf verhältnismäßig wenige, freilich möglichst heterogene Arten beschränke, werde ich auch unter den zu untersuchenden Organen und Organsystemen eine mir geeignet erscheinende Auswahl treffen müssen. Ich werde meinen Untersuchungen hauptsächlich Rhyacophilidae, Hydropsychidae, (Polycentropinae) und Limnophilidae zugrunde legen. Die Spezialliteratur über die Trichopteren kann mir, abgesehen Die innere Metamorphose der Trichopteren. 75 von der systematischen Orientierung, für meine Arbeit aus Gründen, die nach oben gegebenen Ausführungen klar sein dürften, nur geringe Dienste leisten; es wird dagegen im Charakter der Aufgabe liegen, möglichst die Arbeiten über Insectenmetamorphose im all- gemeinen auf ihre Gültigkeit für die Trichopteren hin zu unter- suchen, vor allen Dingen aber zu ergründen, ob und inwieweit die bedeutendern speziellen Arbeiten über die innern Umwandlungen bei andern Insectenklassen für die Trichopteren von Bedeutung sind. Die hierbei in Betracht kommenden Arbeiten werde ich an ent- sprechender Stelle citieren. Das Material für meine Untersuchungen habe ich zum großen Teil der umfangreichen Sammlung des Herrn Dr. THIENEMANX ent- nehmen dürfen,. besonders das für den morphologischen Teil der Tracheenuntersuchung verwendete. Die von mir selbst gesammelten Tiere stammen aus der Umgebung Greifswalds und aus den Kreide- bächen der Stubnitz (Rhyacophila septentrionis, Philopotamus ludifi- catus, Plectrocnemia conspersa). Herrn Prof. MüLtLer verdanke ich frisch konserviertes Material von Thüringer [richopteren, besonders größere Limnophiliden. Begriff der innern Metamorphose. Während die Stadien der äußern Metamorphose der Holometa- bola durch das Abstoßen der Larvenhaut einerseits, durch das Aus- schlüpfen des fertigen Insects andrerseits markiert sind, geht ihre innere Umwandlung keineswegs so plötzlich vor sich. Ein Teil der spätern Imaginalorgane nämlich tritt in stetiger Entwicklung aus seinen larvalen Anlagen in die Puppe, aus dieser in die Imago über, ein anderer aber nimmt seinen Ursprung durch Histogenese, wobei das Baumaterial durch Histolyse bestimmter Larvenorgane gelietert wird; diese neuen Organe gehen dann, nachdem sie noch eine minder eingreifende Umgestaltung durchgemacht haben, aus der Puppe in das fertige Insect über. Als Repräsentanten der ersten Kategorie nenne ich die Geschlechtsorgane, als solche der zweiten können im allgemeinen die Muskeln gelten. Die Tracheen nehmen gewisser- maßen eine Mittelstellung ein, da sie, wenigstens bei den Trichopteren, nur zum Teil rückgebildet, zum andern Teil aber beibehalten werden. 76 HeinricH LÜBBEN, Teil Die Metamorphose des Tracheensystems. a) Die verschiedenen Respirationssysteme bei den Trichopteren. Man kann bei den Trichopteren und ihren Entwicklungsformen folgende Atmungsarten unterscheiden: 1. Offenes Tracheensystem (bei Landformen: Imagines). 2. Geschlossenes Tracheensystem (fast ausschließlich bei Wasser- formen: Larven und Puppen). a) Allgemeine Hautatmung. b) Lokalisierte Hautatmung. 3. Sogen. Blutkiemen (nur bei gewissen Larven). 3b. Modifizierte Blutkiemen (entstanden durch Vereinigung von 2b und 3; bei wenigen Larven). 1. Offenes Tracheensystem. In dem offenen Tracheensystem, das sich durch den Besitz offener Stigmata charakterisiert, haben wir das phylogenetisch ursprünglichste Respirationssystem der Trichopteren, der Insecten überhaupt, vor uns, und der genetische Ursprung der Tracheen aus einer Invagination des Integuments scheint unbedingt eine terrestre Lebensweise, somit direkte Luftatmung zur Voraussetzung zu haben. Weiter in der Ahnenreihe zurückzugehen als bis zum Auftritt solcher primitiver (offener!) Tracheengänge, würde uns aus dem Rahmen des Begrifts „Insect“ oder „Tracheat“ im weitern Sinn führen. Dab wir nun das offene Tracheensystem gerade bei den phy- letisch ältesten Formen der Trichopteren, nämlich den Larven, vermissen, bei den rezentern Imagines aber allgemein ausgebildet finden, hat seinen Grund darin, daß erstere das Luftleben der Ur- form mit dem Leben im Wasser vertauscht haben und durch An- passung an dieses Medium unter Kollabierung der Stigmengänge die oben unter 2, 3 und 5b angeführten Atmungsmodi, das geschlossene Tracheensystem und die Atmung durch Blutkiemen, angenommen haben. 2. Geschlossenes Tracheensystem. Die erste, ursprünglichste Form dieses Systems, die all- gemeine Hautatmung, ist äußerlich durch den Verschluß der Die innere Metamorphose der Trichopteren. mn Stigmenöffnung (als Narbe stets wahrnehmbar) und durch verhältnis- mäßig geringere Chitinisierung der Körperdecke gekennzeichnet, da letztere die Aufgabe zu übernehmen hat, den Gasaustausch zwischen dem Wasser der Umgebung und dem Blute (resp. den Tracheen) des Tieres zu vermitteln. Allgemeine Hautatmung besitzen neben den Jugendformen der meisten (vielleicht aller?) Trichopterenlarven !): 1. Erwachsene Larven und Puppen von: a) einigen Sericostomatiden (einigen Brachycentrinae und Mierasema), b) einer Leptoceride (Beraea), c) einigen Hydropsychiden (Philopotaminae, Ecnominae), d) einigen Rhyacophiliden (Glossosomatidae und Rhyacophila tristis), e) allen Hydroptiliden. 2. Larven (deren Puppen lokalisierte Hautatmung besitzen) von: a) einigen Hydropsychiden (Polycentropinae). 3. Puppen (deren Larven lokalisierte Hautatmung besitzen) von: a) einigen Rhyacophiliden (Rhyacophilinae). Die unter dem Begriff der lokalisierten Hautatmung verstandene Modifikation des geschlossenen Tracheensystems charakterisiert sich bei den Trichopteren durch die Ausbildung von „Kiemenfäden“, Aus- stülpungen der Haut, die in ihrem Lumen viele feine Tracheen- verzweigungen enthalten, zwischen denen die Blutflüssigkeit zirkuliert. Sie werden als „Tracheenkiemen“ oder „Kiemenfäden“ bezeichnet und bedecken in Form von Schläuchen, die in Büscheln, Gruppen oder Reihen angeordnet sind, die Segmente des Körpers in der mannigfaltigsten Weise. Lokalisierte Hautatmung besitzen 1. Erwachsene Larven und Puppen von: a) Phryganeiden, Limnophiliden, b) den meisten Sericostomatiden (Ausnahmen s. unter all- gemeiner Hautatmung), c) den meisten Leptoceriden, (Ausnahmen s. unter allgemeiner Hautatmung), d) einigen Hydropsychiden (Hydropsychinae).. 1) Benennungen nach dem System von ULMER, in: Ueber die Meta- morphose der Trichopteren, Hamburg 1903. 78 HEINRICH LUBBEN, 2. Larven, deren Puppen allgemeine Hautatmung besitzen (bei allgemeiner Hautatmung unter 3. angeführt). 3. Puppen, deren Larven allgemeine Hautatmung haben (bei allgemeiner Hautatmung unter 2. angeführt). 3. Blutkiemen. Der einfachste, keineswegs aber, wie wir oben sahen, phylo- genetisch ursprünglichste Respirationsapparat der Trichopteren tritt uns bei verschiedenen Larven als sogenannte „Blutkieme“ entgegen. Die Blutkiemen treten immer nur als akzessorische Gebilde in Gegenwart eines andern Respirationssystems, meistens der allgemeinen Haut- atmung, auf, haben also für die Atmung hauptsächlich wohl die Be- deutung der Unterstützung bei ungünstigen Atmungsbedingungen (sauerstoffarmes Wasser). Auch in den Blutkiemen hat man, wie in den Kiemenfäden, Ausstülpungen des Integuments, und zwar meist des Enddarms (daher auch für sie die Bezeichnung: Rectalschläuche, Analdrüsen), zu sehen; sie unterscheiden sich, abgesehen von ihrer Lokalisierung, von den Kiemenfilamenten dadurch, daß sie gewöhnlich retraktil sind, in ihrem Innern keine Tracheenverzweigungen besitzen und ein für die Diosmose wahrscheinlich besonders gut qualifiziertes, eroßzelliges Epithel haben mit Kernen, die an Drüsenkerne erinnern. Da ich auf die Blutkiemen an anderer Stelle nicht wieder zurückkommen werde, will ich bei diesem Gegenstand hier etwas länger verweilen. Unsere Kenntnis über das Vorkommen von Blut- kiemen bei den verschiedenen Trichopterenlarven ist so lückenreich, daß man auf Grund derselben keine Übersicht geben kann, die An- spruch auf Vollständigkeit machen könnte und infolgedessen von eroBem Wert wäre. Trotzdem will ich die darüber vorliegenden Be- obachtungen unten kurz zusammenstellen, zumal ich in der Lage bin, nach eignen Untersuchungen einige auf einfache sowie auf modi- fizierte Blutkiemen bezügliche, nicht unwichtige Ergänzungen zu geben. Analschläuche (ohne Tracheenverzweigungen!) bei Trichopteren- larven sind einwandfrei nachgewiesen bei Hydropsychiden. Hydropsychinae ULMER mit 3, 4, oder (Diplectronia) mit 5, Phila- potaminae mit 4 Analschläuchen. Bei Plectrocnemia, bei der ich An- gaben darüber nicht gefunden habe, fand ich selber 5 einfache Anal- schläuche (Fig. 28). Bei Leptoceriden sollen nach Frırz MÜLLER die Beraeinae im Besitz von Analschläuchen sein. Ob es sich hier um einfache oder modifizierte Blutkiemen handelt, weiß ich nicht. Analschläuche bei Hydroptiliden sind nur bei Ithytrichia lamellaris Die innere Metamorphose der Trichopteren. 19 nachgewiesen worden, wahrscheinlich aber auch in dieser Familie weiter verbreitet. Bei der Gattung Hydroptila sind 3 „säbelförmige Anhänge“ (Umer) des letzten Segments bekannt, und Umer vermutet, dab es vielleicht Analdrüsen sein könnten. Ich habe nun 2 Hydroptiliden- Species auf diese Gebilde hin genau untersucht und gefunden, dab wir es, wenn auch nicht mit Tracheenkiemen einfachster Art zu tun haben, so doch mit einfachen Hautausstülpungen ohne Zellen drüsiger Beschaffenheit, aber mit deutlich darin vorhandenen Tracheen- verzweigungen. Sie haben mit Analschläuchen keinerlei Ver- wandtschaft. Äußerlich unterscheiden sich diese Kiemenfäden von den gewöhnlichen Kiemenfilamenten durch ihre im Vergleich zur Dicke unverhältnismäßige Länge (wenigstens bei gewissen Arten) und ihre chitinisierte Spitze. (Sollten vielleicht Analogien mit den Schwanzanhängen der Ephemeridenlarven bestehen ? Der Verf.) Die Spitze ist bei Hydroptila maclachlani scharf von dem weichhäutigen Teil der Kieme abgesetzt, bei einer andern (unbestimmten) Art aus dem Genfer See aber verläuft dieser Übergang allmählich. Eine andere Form eines weichhäutigen Anhangsgebildes des letzten Abdominalsegments will ich noch erwähnen, die bei der Gattung Brachycentrus bekannt ist und leicht den Irrtum erwecken kann, daß wir es mit Analkiemen zu tun haben. Uzmer gibt an: „Hinter- rand des letzten Segments zwischen den Nachschiebern jederseits in einen kleinen fingerförmigen Fortsatz verlängert.“ Weiteres ist nicht bekannt. Ich habe feststellen können, daß dieser Fortsatz nichts anderes ist als eine Drüsenpapille, an deren Spitze eine etwas sewundene tubulöse Drüse ausmündet, wie es Fig. 5 darstellt. Die Zeichnung macht wohl eine Beschreibung überflüssig. Die Entdeckung dieser Drüse !) bei der Sericostomatide Brachy- centrus montanus und eines, ebenfalls von mir aufgefundenen, weiter unten erwähnten Drüsenorgans bei der dieser Art fernstehenden Limnophilide Ænoicyla pusilla (Fig. 4) läßt uns eine weitere Ver- breitung ähnlicher Organe bei den Trichopterenlarven vermuten. Vielleicht ist dieser Hinweis nicht fruchtlos. 3b. Modifizierte Blutkiemen. Als solche möchte ich die Gebilde bezeichnen, die durch sekundären Eintritt von Tracheenverzweigungen in die Blutkiemen entstehen. 1) Die Drüse zeigt in ihrem Bau eine gewisse Übereinstimmung mit den bekannten GıLson’schen Drüsen an den Thoracalsegmenten. 80 HEINRICH LÜBBEN, Bis jetzt sind sie nur an Larven von Rhyacophiliden (Glossosoma boltoni nach THIENEMANN und Jtawra nach Fritz MÜLLER) beobachtet worden. Dab diese Gebilde bezüglich ihres morphologischen Werts den Anal- schläuchen der Hydropsychiden gleichzustellen sind, beweist „die Größe und die Art der Zellen, die die Schläuche (sowohl bei Hydro- psychiden wie bei Rhyacophiliden) bilden“ (THIENEMANN, in: Zool. Anz., Vol. 24), vor allen Dingen aber ihre Lage im Enddarm und ihre Retraktionsfähigkeit. Schlußbetrachtung über die Blutkiemen. Dab wir es bei den Analschläuchen wirklich mit respiratorischen Organen zu tun haben, scheint durch die Versuche Fritz MÜLLER’s („Larven von Mücken und Haarflüglern mit zweierlei abwechselnd thätigen Atemwerkzeugen“, in: Entomol. Nachr. 1888) sowie durch die Tatsache der reichen Tracheenverzweigungen in den modifizierten Blut- kiemen hinreichend erwiesen. Auffallend ist nun aber folgende Tatsache, die entweder unsere Auffassung von der Bedeutung der Analschläuche erweitern oder die von der Funktion des Enddarms der Trichopteren- larven überhaupt ändern muß: Ich habe festgestellt, daß die Larven, (die keine Rectalschläuche haben, im Besitz eines umfangreichen, mit eroben drüsigen Falten ausgekleideten Enddarms sind (Fig. 35, nähere Beschreibung unter „Metamorphose des Darmes“). Dieser Teil des Darms ist bei den Tieren, die im Besitz von Analschläuchen sind (z. B. Plectrocnemia) ohne so ausgeprägte, drüsige Bildungen, so dab man gezwungen ist, den Analschläuchen als den einzigen Gebilden mit drüsigem Charakter im Rectum in ihrer Funktion die Vertretung dieser Darmdrüsenzellen zuzuschreiben. Weshalb auch sollte das nicht der Fall sein? Die Analschläuche hätten dann eben doppelte Funktion: Während ihrer Lage im Darm die der Darm- drüsenzellen, während ihres Flottierens im Wasser die von Re- spirationsorganen. Wer sich mit dieser doppelten Funktion der Analschläuche nicht einverstanden erklären kann, dem bleibt nur der Erklärungsweg, die Drüsenzellen des Enddarms der Formen ohne Analschläuche mit der Sauerstoffaufnahme in Beziehung zu bringen, ihm drüsige Funktion abzusprechen, und den Enddarm als Atemdarm aufzufassen, wenn anders er nicht gar die ganze respiratorische Tätigkeit der Analkiemen ableugnen wollte. Ob diese Auffassung begründet ist oder nicht, davon könnte er sich durch Beobachtung am lebenden Tier vielleicht überzeugen. Die innere Metamorphose der Trichopteren. 81 b) Die physiologische Bedeutung der Tracheen. Die Frage des Stoffwechsels, speziell der Atmung im Insecten- leibe, ist, das dürfen wir uns nicht verhehlen, ein noch keineswegs vollständig geklärtes Kapitel. So zahlreich die Darstellungen über die äußere Gestaltung, auch über den feinern anatomischen Bau der Tracheen bei den verschiedenen Insectenklassen sind, so verhältnis- mäßig selten sind die Versuche, die physiologischen Vorgänge bei der Respiration zu erklären. In gewisser Weise grundlegend für die moderne Auffassung der Tracheen ist PALMÉN'S Arbeit über „Die Morphologie des Tracheen- systems“ (Helsingfors 1877). Er unterscheidet streng offenes und geschlossenes Tracheensystem, stellt für ersteres die sehr all- semein gehaltene Behauptung auf, daß „die in den zahllosen Tracheenästen aufgenommene atmosphärische Luft durch die Wände der Röhre mit dem Blute in stetiger Wechselwirkung steht.“ (These tracheal gills are everywhere bathed with blood and thus the latter is constantly kept fresh, Packarp, A Text-Book of Entomology, New-York 1898. Ähnlich auch GRABER u. A.). PALMEN scheint die Versorgung der Gewebe mit Sauerstoff einzig der Vermittlung durch die Blutflüssigkeit zuzuschreiben. Daß die Frage des Respirationsvorganges hierdurch keineswegs erledigt ist, ergibt sich aus der Tatsache, dab eine andere Auf- fassung weit verbreitet ist, die nämlich annimmt, daß die Tracheen lediglich Leitbahnen der Luft sind und die Gewebselemente mit ihren feinsten Verzweigungen direkt versorgen. HerrwiG (Lehrbuch der Zoologie) schreibt z. B.: „Da die Tracheen mit ihren feinsten Verzweigungen die Gewebe direkt mit Sauerstoff versorgen, so ist das Blutgefäßsystem rudimentär“. (Einen gewissen Grad von Durch- lässigkeit wird man auch bei dieser Auffassung den Tracheen nicht absprechen können, wie anders wollte man sich die O-Zufuhr zu den Leucocyten vorstellen ?) Was das geschlossene Tracheensystem anbetrifft, so führte wohl Durrocuer als erster (1832) die Atmung bei Larven auf Diosmose zurück. Daß er aber mit seiner Anschauung vor- läufig ohne allgemeine Anerkennung dasteht, geht daraus hervor, daß Prcrer der Gedanke einer allgemeinen Hautatmung noch so fern liegt, daß er für die kiemenlosen Hydropsychidenlarven Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 6 $2 Hersricn LÜBBEN, offene Stigmen beschreiben zu müssen glaubt.) Ob und wie er sowohl wie Braver (1855) den Atmungsvorgang bei Vor- handensein von Kiemen erklären mag, ist aus ihren Arbeiten nicht zu ersehen. Trotzdem Braver den Irrtum Picrers bezüglich der Stigmen bei den Hydropsichidenlarven erkannt hat, steht er der Frage der Atmungsweise bei diesen Tieren ratlos gegenüber. Er schreibt: „Die erwachsenen Larven und Nymphen der Trichopteren athmen durch Kiemenfäden, bei jungen aber und gewissen Gattungen ist die Athmung gänzlich dunkel, da ihnen nebst den Kiemenfäden die Stigmen auch fehlen“. PALMÉN steht wieder auf dem Stand- punkt einer allgemeinen Hautatmung bei kiemenlosen Larven, wie er schon von DUTROCHET eingenommen war, einem Standpunkt, der auch m. E. im Prinzip richtig ist. Als sehr gewagt möchte ich aber seine Behauptung hinstellen, daß das geschlossene Tracheen- system einen mechanischen Apparat darstellt, bestimmt, „die Blut- bahnen auszudehnen“, und daß er demselben „vorwiegend hydro- statische“, keinerlei respiratorische Funktion beimift. Er ist, wie später z. B. auch Dewırz (in: Zool. Anz. 1890) und Lyonser (Lesser, Theol. Ins. I) der Ansicht, daß zur Füllung des Tracheen- netzes (bei geschlossenem System) die abgeschiedene Kohlensäure („verbrauchte Luft“ bei Dewrrz) dient. PALMÉN nimmt also bei Insecten mit geschlossenem Tracheensystem denselben Atmungs- vorgang an, der z. B. den Anneliden eigen ist. Das Vorhandensein der Tracheen ist dabei nach seiner Ansicht unwesentlich. Anders denken heute die meisten Zoologen: Boas z. B. schreibt: Bei einer Anzahl im Wasser lebender Insectenlarven ist das Tracheen- system geschlossen, d. h. ohne offne Stigmen. Bei diesen wird der Sauerstoff durch sogenannte Tracheenkiemen aufgenommen, dünn- häutige Anhänge mit großer Oberfläche und einem reichen Netz von Tracheen, die den im Wasser aufgelösten Sauerstoff endosmotisch aufnehmen (Boas, Lehrbuch der Zoologie, Jena 1906). Kurz zusammengefaßt ergeben die obigen Daten, dab wir es in der Hauptsache mit zwei Auffassungen zu tun haben. Die erste, besonders von PALMEN vertretene, nimmt an: 1) „Le second type se compose, ainsi que nous l’avons dit, des larves qui n'ont aucun organe respiratoire externe. Elles appartiennent aux Rhyacophiles et aux Hydropsychides. Elles respirent par des stigmates placés de chaque côté de chaque anneau abdominal, vers la ligne médiane et un peu en avant du milieu.“ Die innere Metamorphose der Trichopteren. 83 Offenes Tracheen-System versorgt die Organe indirekt (durch Vermittlung des Blutes). Geschlossenes Tracheen-System tritt außer Funktion (dient als Reservoir für Kohlensäure), Atmung: Allgemeine Haut- atmung. Zufuhr des Sauerstoffs zu den Organen durch Vermittlung des Bluts. Nach der andern, weiter verbreiteten Auffassung liegen die hältnisse folgendermaßen: Offenes Tracheensystem versorgt die Organe direkt (ef. Hertwic oben). Geschlossenes Tracheensystem versorgt die Organe direkt (cf. Boas oben). Aufnahme des Sauerstoffs aus der Umgebung direkt (durch die Endverzweigungen der Tracheen unter der Körperhaut). Es liegt mir fern, diesen Theorien gegenüber eine bestimmte Stellung einnehmen zu wollen, eventuell noch eigne Hypothesen auf- stellen zu wollen. Eine Inangriffnahme des Atmungsproblems bei Insecten ist freilich sehr erwünscht, beansprucht aber bedeutend ein- gehendere biologische Untersuchungen und physiologische Experi- mente, als ich anzustellen in der Lage war. Bei den Trichopteren halte ich eine Mitwirkung des Bluts bei der Atmung für gewiß. Phylogenetische Überlegungen lassen ein solches Verhältnis für niedere Insectenformen (Larven) als wahrscheinlich erscheinen, für gewisse Larvenformen (z. B. bei Chironomidenlarven, bei dem Hämo- globin nachgewiesen worden ist: CuExor, 1904) ist ein solcher Atmungsmodus bestimmt vorhanden. Bei den Trichopteren spricht die Anwesenheit von ,,Blutkiemen“ ohne Tracheenverzweigungen und die lebhafte Circulation des Bluts an den respirierenden Körper- wänden für eine Beteiligung des Bluts bei der Atmung. c) Die phylogenetische Differenzierung des Tracheensystems. (An charakteristischen Beispielen aus der Trichopterengruppe untersucht.) Mit Rücksicht auf die oben ausgesprochene Ansicht, dab die_ Urform der Trichopteren (der Insecten überhaupt!) offne Stigmen besessen hat, liegt die Vermutung nahe, daß die einzigste Larven- landform der Trichopteren, Ænoicyla pusilla, ein solches ursprüng- liches Tracheensystem besitzt. Diese Ansicht vertritt auch z. B. PALMÉN. 6* 84 | Herercn LÜBBEN, Neuerdings ist aber das Vorhandensein von Stigmen bei ÆEnoicyla von THIENEMANN in Frage gestellt worden. — Dab übrigens, wenn Paumgén’s Behauptung richtig ist, die Stigmen der Larve eine sekundäre Bildung sein müssen, dah also Enoicyla sich aus einer Form mit geschlossenem Tracheensystem entwickelt hat, geht aus dem ausgeprägten Limnophilidencharakter des Tiers hervor. — Was nun meine eignen Untersuchungen an dem Tiere anbetrifft, so kann ich in den Zweifel THrermMany’s nur einstimmen. Es war mir bei ausgedehnten Untersuchungen an macerierten Objekten, an gefärbten und ungefärbten Isolationspräparaten sowie an Schnitten nicht mög- lich, offne Stigmata aufzufinden; ich bemerke dabei, daß Ænoicyla für Tracheenuntersuchungen das denkbar ungiinstigste Objekt ist, da die Tracheenkanäle der Art nicht nur absolut, sondern auch relativ — d.h. im Verhältnis zu denen anderer gleich kleiner Tiere — winzig sind. !) Mit dem Übergange der Larve der Trichopterenurform zum Wasserleben ist ein Verschluß der Stigmenöffnungen durch Kolla- bieren der Wände des Stigmengangs eingetreten. Dieser selbst wird dann vorläufig nur noch bei der mechanischen Arbeit verwandt, die Tracheenteile bei den Häutungen aus den sich vorübergehend er- weiternden Stigmenkanälen herauszuziehen. Die Tracheen sind mit dem Verluste ihrer Mündungen nach außen aber keineswegs für die Atmung überflüssig geworden und, wie PALMÉN annimmt, außer Funktion gesetzt. Sie schaffen sich ein Äquivalent für den ver- loren gegangenen Stigmengang in der Weise, daß sie ein reiches Netz von Tracheenverästelungen an den Körperwänden ausbreiten. So entsteht die „allgemeine Hautatmung~ des geschlossenen Systems. Über sein Vorkommen innerhalb der Trichopterengruppe gibt die Tabelle auf S. 76 und 77 Aufschluß. 1) Die Entdeckung eines Paars bisher unbekannter Organe bei der Larve von Enoicyla pusilla sei hier kurz erwähnt. Medial vor der Insertionsstelle eines jeden Nachschiebers ist die Chitinbedeckung in Form eines runden Fensters unterbrochen (Fig. 4), durch dessen Rahmen ein scheibenförmiger Komplex von 8—10 unverhältnismäßig großen Zellen — offenbar umgewandelten Hypodermiszellen mit großen runden oder ovalen Kernen — eingefaßt wird. Die Scheibe hat einen Durchmesser von ca. 0,11 mm. Der Versuch, diese Gebilde in Beziehung zur Atmung zu bringen (umgewandelte Blutkiemen!), wäre jedenfalls äußerst gewagt, eine secretorische Funktion, wenn auch unbekannter Bedeutung, scheint mir wahrscheinlicher. Die innere Metamorphose der Trichopteren. 85 Schon auf der soeben erwähnten Stufe darf man kaum noch von einer allgemeinen Hautatmung sprechen, denn die stärker chitinisierten Partien des Körpers scheiden selbstredend als Atmungs- flächen aus; die den Sauerstoff aufnehmenden Tracheenverästelungen pflegen sich von vornherein nach bestimmter Richtung hin zu lokalisieren, sie bevorzugen meist die lateralen und ventralen Teile des Tiers. Als eine interessante Übergangsstufe zur nächsten Art, der eigentlichen „lokalisierten“ Hautatmung oder Kiemenatmung, sind wohl die Hautsäcke von Zthytrichia lamellarıs aufzufassen. Als solche Übergangsstufe betrachte ich weiter die bei verschiedenen Polycentropinen von mir beobachteten Säckchen, die ich wegen ihrer Lage als Subcoxalsäckchen bezeichnen möchte; über ihr Vor- -handensein und ihre Bedeutung liegen meines Wissens Literatur- angaben nicht vor. — Es handelt sich um dünnwandige, sackartige Ausstülpungen (Fig. 1) jeder Subcoxa der beiden hintern Beinpaare. Die Natur dieser Säcke als Atmungsorgane geht aus der An- ordnung der auf ihnen stark verzweigten Tracheen hervor. — Die Kiemensäckchen kommen jedenfalls in erster Linie der Ernährung der Gewebe der Beine zu statten, deren fester Chitinbelag dieselben zur Diosmose untauglich macht. Die Art der Anheftung der Beine an den Körper veranlabt es, daß das in sie eintretende Blut die Kiemensäcke passieren muß und so mit Sauerstoff gesättigt in die Beine eintritt (beachte Richtung der Pfeile). Gerade hier aber ist der Stoff- wechsel ein besonders reger (und daher der Vorteil oben beschriebener Einrichtung um so sinnfälliger), weil die von mir untersuchten Poly- centropinae (Plectrocnemia conspersa und Holocentropus) sich durch den Besitz umfangreicher, mehrfach gewundener Beindrüsen auszeichnen, Bildungen, die den durch LAUTERBORN und Rimsky bei Zthytrichia lamellaris aufgefundenen Drüsen fraglos homolog sind, bei den von mir untersuchten Arten nur in vollkommenerer Weise entwickelt sind. Ihre Form veranschaulicht Fig.2. Von einer genauern Beschreibung an dieser Stelle sehe ich ab, ich will nur bemerken, daß die Bedeutung der Drüsen in einer Unterstützung oder Ergänzung der Sericterien bestehen dürfte. (Durch Untersuchung einer lebenden Plectrocnemia- Larve im Hohlschliff unter dem Mikroskop konnte ich mich hiervon überzeugen, da das Tier ein Netzwerk zu spinnen begann!) — Auf- fällig erscheint immerhin das Fehlen oder die nur schwach ent- wickelte Anlage der Subcoxalsäckchen an den prothoracalen Bein- paaren. Eine Erklärung dafür vermag ich nicht zu geben. Vielleicht 86 HEINRICH LÜBBEN, bedarf es hier noch nicht des Kiemensackes, da das in das erste Beinpaar eintretende Blut noch verhältnismäßig „frisch“ ist, denn es hat erst kürzlich das Rückengefäß verlassen. Dieses aber führt bei den Polycentropinae-Larven sauerstoffreiches Blut vom hintern zum vordern Körperpol. — Ehe ich den Gegenstand verlasse, will ich noch erwähnen, daß ähnliche Kiemensäcke von LAUTERBORN bei Perlidenlarven beschrieben worden sind, mit dem Unterschiede, dab bei diesen noch ein Kiemenfaden dem Gebilde aufsitzt (in: Zool. Anz. 1903: Tracheenkiemen von den Beinen einer Perlidenlarve). Die für die lokalisierte Hautatmung charakteristischen Kiemen- fäden sind in ihrem Bauprinzip nicht anders als die Subcoxal- säckchen der Polycentropinae, während aber diese zur Ernährung spezieller Organe (Bein mit Drüse) angelegt sind, soll die meist ziemlich homonome Verteilung der Kiemenfilamente der gleich- mäßigen Atmung des Körpers dienen. Überall, wo Kiemenfäden auf- treten, sind sie, daß sei hier ausdrücklich bemerkt, wohl stets Er- werbungen der postembryonalen Lebensperiode, sei es nun, wie in den meisten Fällen des frühen Larvenlebens oder der Puppenperiode (Plectrocnemia).*) Mit der Ausbildung von Kiemenfäden, d. h. mit der Umwandlung der allgemeinen in eine lokalisierte Hautatmung setzt also zumeist schon die Metamorphose des Tracheensystems bei den Tieren ein also lange bevor die groben histolytischen Prozesse vor sich gehen, die den Übergang vom Larven- zum Puppenleben markieren. Bei den Puppen finden sich die Tracheenkiemen entweder als eine direkte Übernahme aus dem Larvenleben oder als eine Neu- erwerbung, wie z. B. bei den Polycentropinae, deren Larven, wie wir sahen, kiemenlos sind. Bei den Puppen, vor allen Dingen bei solchen, die nicht im Besitz von Kiemenfäden sind (z. B. Rhyacophila), muB man, wie ich elaube annehmen zu dürfen, den Atmungsprozeß zum großen Teil auf Rechnung der äußerst zarthäutigen Puppenflügel setzen. Bei vielen Puppen ist das Tracheensystem auch mit einer Komplikation verbunden, die ihrer Bedeutung entsprechend in einem besondern 1) Bei einer Larve von Anabolia nervosa?, die etwa 4—5 mm lang war und noch keine Kiemenanhänge besaß, war das Auftreten solcher bei der Häutung unter dem Mikroskop direkt zu beobachten; es traten zu- nächst nur Ausstülpungen des 2.—5. Abdominalsegments auf, die übrigen würden bei entsprechender Beobachtung wahrscheinlich bei der nächsten Häutung in die Erscheinung getreten sein. Die innere Metamorphose der Trichopteren. 87 Abschnitt besprochen werden soll (Puppenstigmata bei den Trichopteren). Bei den Imagines tritt, wie bei fast allen an der Luft lebenden Insecten, die Atmung durch Stigmata wieder in ihre Rechte ein, indem die im allgemeinen bei der Puppe noch kollabierten Stigmen- gänge wieder zu offenen Kanälen werden. d) Puppenstigmata bei den Trichopteren. Daß bei den Trichopterenpuppen das Respirationssystem keines- wegs so ganz einheitlich ist, habe ich bereits oben angedeutet. Die Existenz eines „propneustischen“ Tracheensystems, das ich bei den Puppen gewisser Arten entdeckte, stört nämlich die Einheitlichkeit im Organisationsplan der Trichopterenpuppen, ist aber für die Ge- schichte und Systematik der Tiergruppe, wie wir unten sehen werden, von großer Bedeutung. Terminologie: Die Bezeichnung „propneustisch“ stammt von PALMÉN. Er versteht unter einem propneustischen System den Formentypus eines Tracheennetzes mit nur 1 Paar und zwar pro- thoracaler Stigmata. Die Existenz eines solchen Systems bei In- sectenlarven und -puppen ist ihm freilich nicht bekannt, da er in den prothoracalen Anhängen gewisser Dipterenpuppen mit Recht (teste: DE MEYERE) kiemenartige Anhänge, „accessorische Haut- duplikaturen“ sieht. Bei andern Dipteren, vor allen Dingen bei Chironomiden, sind solche Stigmata jetzt aber bekannt. Durch die Untersuchungen von Dewtrz (in: Zool. Anz. 1899) und Martin (nach: Zool. Jahresber. 1892) ist mittlerweile ein solches Tracheensystem auch für nähere Verwandte der Trichopteren, nämlich für Ephemeriden- und Libellulidenlarven, nachgewiesen worden. Sein Vorhandensein bei den Trichopteren dürfte noch unbekannt sein. Im Besitz solcher prothoracaler Stigmen sind nach meinen eienen Untersuchungen also auch gewisse Trichopterenpuppen! Wir finden diese Stigmen bei gewissen Arten wohlausgebildet, bei andern dagegen sind nur Rudimente derselben vorhanden. — Trotzdem bei Rhyacophila septentrionis u. a. die Stigmenanlage noch ganz den Charakter eines gebrauchsfähigen Organs hat, sprechen doch einfache Überlegungen über die Lebensweise dieser Puppen gegen eine direkte respiratorische Bedeutung des Stigmas. Bevor ich auf eine Betrachtung über den mutmaßlichen Ur- sprung und die Bedeutung des Stigmas eingehe, gebe ich knrz eine Beschreibung des Puppenstigmas. 88 Herricu Lüsgen, Es besteht bei Plectrocnemia in einem unfern der Grenze zum Mesothorax gelegenen (nach Verschiebung des 1. Beinpaars schon unter der Lupe sichtbaren) schräg rückwärts verlaufenden, lateralen Spalt mit schwach gewulsteten Rändern (Fig. 24). Durch Behand- lung der betreffenden Körperregion mit Kalilauge gewonnene Präpa- rate veranschaulichen die ‚Verbindung des Stigmengangs mit dem Tracheenseitenstamm (der an dieser Stelle seine größte Dicke hat) und lassen die eigenartige Gestaltung des Gangs infolge Ausbildung eines dichten Filzes gefiederter Härchen erkennen. Ergänzt werden diese Bilder durch Schnitte. Fig. 27 zeigt einen Frontalschnitt des linksseitigen Stigmas einer fast reifen Rhyacophila-Puppe. Das Tier stand kurz vor der Häutung, denn man sieht die Konturen der Imago schon deutlich unter der Puppenhaut; diese hat sich bereits losgelöst. Die Ränder des Imaginalstigmas sind mit feinen Härchen bewachsen und gehen, wie am Schnitt unverkennbar, direkt durch Häutung aus denen der Puppe hervor. Die (immerhin noch embryonale) Hypodermis der Imago ist durch die Konservierung mit Pikrinschwefelsäure etwas geschrumpft und von der Chitinbedeckung zurückgewichen. Charakteristisch an dem Puppenstigma ist besonders die Dicke der Chitinborsten und ihre Fiederung. Den Ausdruck „Filzkammer“, der für ähnlich aussehende Stigmenbildungen bei Dipteren-Larven gebräuchlich ist, vermeide ich bei den Trichopteren absichtlich, da die Dipterenfilzkammer meist einen ganz andern morphologischen Wert hat (Bildung aus einer Tracheenknospe!) als das Neuropterenstigma. Fig. 26 stellt einen Transversalschnitt durch die Stigmenregion einer noch vollkommen unreifen Puppe von Philopotamus ludificatus dar. Das Stigma ist bereits vollkommen ausgebildet. Der Haarfilz ist bei Ph. nicht so stabil wie bei Rh., dafür aber wird durch rand- ständige Chitinleisten ein sicherer Verschluß der Öffnung gegen das Eindringen des Wassers gewährleistet. An Schnitten untersucht habe ich ferner Plectrocnemia conspersa und Limnophilus rhombicus. Bei letzterer Art habe ich, um das vorweg zu nehmen, nichts von einem Stigma gefunden. Meine weitern morphologischen Untersuchungen der Puppen- stigmata erstrecken sich auf die Betrachtung der mir zugänglichen Puppenexuvien, die natürlich die bei der Häutung mit abgestreiften Chitinskelete der Stigmata aufweisen müssen, sowie auf Unter- suchungen an Macerationspräparaten. So zeigte die Exuvie von Ptilocolepus granulatus ein recht Die innere Metamorphose der Trichopteren. 89 instruktives Bild des Stigmas. Durch den Haarfilz im Innern des- selben wird ein Zusammenfallen der Wände des Stigmas verhindert, und dieses erscheint daher an der Exuvie in nicht wesentlich ver- änderter Gestalt (Fig. 8 u. 9). Für Phryganeiden, Limnophiliden, Sericostomatiden und Lepto- ceriden gilt der Satz, daß die kollabierten Stigmengänge des Pro- thorax denen aller andern Segmente gegenüber durch ihren Umfang ausgezeichnet sind; ihre Anheftungsstellen an die Körperwand zeigen meist eine lebhaft an Stigmata erinnernde Skulptur und dunklere Färbung infolge des hier verdickten Chitins. Überhaupt läßt der Habitus dieser Gänge darauf schließen, daß sie als eine Rückbildung der Puppenstigmata zu betrachten sind. Besonders schön tritt das bei einigen Phryganeiden und Limnophiliden zutage. Bei Phrygamea grandis ist der prothoracale Stigmengang sehr kurz und breit bandförmig (Fig. 7), sodaß man bei der Flächenaufsicht auf die (einander dicht anliegenden) Chitinlamellen zunächst im Zweifel ist, ab man es nicht wirklich mit einem offnen Stigmengang zu tun hat. Zimnophilus rhombieus (KOH-Präparat) hat schon ein längeres Band. Als Vertreter der Sericostomatiden diente mir zur Untersuchung brachycentrus montanus, als solcher der Leptoceriden: Leptocerus aterrimus, auch Mystacides longicornis. Bei allen diesen Formen ist der Gegensatz zwischen den ersten und allen übrigen kollabierten Stigmengängen nicht so scharf markiert wie bei den Phryganeiden und Limnophiliden, immerhin aber deutlich vorhanden. Diese Tat- sache würde an und für sich freilich nicht genügen, um sie als eine Rückbildung von Puppenstigmata auffassen zu dürfen. Wie wir uns überhaupt die Anwesenheit der Puppenstigmata zu erklären haben, wird schwer — oder besser gesagt — überhaupt nicht fest- zulegen sein, wenigstens bei unserer heutigen Kenntnis über die physiologischen Vorgänge bei der Tracheenatmung. Ein Deutungsversuch, der etwas Wahrscheinlichkeit für sich hätte, wäre z. B. der, daß man, ähnlich wie für die Larve, auch für die Puppe ein früheres Landleben voraussetzte. In dem Fall wäre die Bedeutung des Stigmas verständlich. Eine andere Auslegung wäre die, daß das Puppenstigma früher die Bedeutung gehabt hätte, freischwimmenden Individuen (aus denen die jetzt eingeschlossenen Puppen hervorgegangen sein mögen) eine Sauerstoffentnahme direkt aus der Luft zu gestatten, wie man es z. B. bei reifen Ephemeridenlarven beobachten kann. 90 ; HEINRICH LUBBEN, Aus dem Vorhandensein oder Fehlen von Kiemenfäden und Atembewegungen bei der Puppe (als weitgehende Anpassungen an das Wasserleben) resp. aus dem Vorhandensein oder Fehlen von Stigmen (als Merkmale einer verhältnismäßig rezenten Änderung der Lebensweise) könnte man unter Voraussetzung der Richtigkeit der obigen Annahmen eine Unterscheidung treffen. Wie dem auch sei, so kann man doch überzeugt sein, dab in den soeben geschilderten Charakteren Merkmale für eine Systematik auf phylogenetischer Grundlage gegeben sind. Da bei den Tricho- pteren die Puppen die prägnantesten Unterschiede zeigen, so wird man, wie es Frırz MÜLLER und THIENEMANN tun, bei der systema- tischen Einteilung vorteilhafterweise von ihnen ausgehen müssen. Bei dieser Einteilung kann freilich das Vorhandensein oder Fehlen von Kiemenfäden nicht ins Gewicht fallen, wenigstens nur eine untergeordnete Bedeutung haben, da wir es hierbei nicht mit einem ausschließlichen Puppencharakter zu tun haben, sondern eventuell mit einem Erbstück aus der Larvenzeit. Ein reiner Puppencharakter dagegen ist in den Atembewegungen gvegeben. Ihr Nutzen für die Puppen ist klar zu durchschauen, andrerseits ist das Fehlen dieser Bewegungen bei manchen Puppen nur durch vollkommen veränderte Lebensweise verständlich. Wir müssen daher zugeben, daß das Einteilungsprinzip Frrrz Müzzers, das sich auf Vorhandensein oder Fehlen von Atem- bewegungen gründet, glücklich gewählt ist. THIENEMANN nimmt dies Prinzip auf Grund entwicklungsgeschichtlicher Betrachtungen wieder auf, kommt aber, da er kein absolutes Kriterium in den Atembewegungen sieht, zur Aufstellung von 3 Ästen, von denen der 2. die Formen enthält, die nach MÜLLER’s nc dem 3. Ast zugeordnet werden müßten, die aber durch morphologische Charaktere der 1. Kategorie näher stehen. Um diese 2. Gruppe in ihrer Stellung zu fixieren, benutzt er den Besitz von Analstäbchen. Diese Putz- apparate fehlen den beiden ersten Gruppen. Hptgr. I (MÜLLER) | Ast 1: Philopotaminae (ULMER) | Keine Atembew. (Th.) Rhyacophilidae Puppenstigmata, u. Putzapparate | Hydroptilidae keine ie Ast 2: Polycentropinae | Analstäbchen. Hptgr. II (MÖLLER) | (Th.) Æcnominae (ULMER) Atembew. Ast 3: ae Bateappartte a, Hydropsychinae (ULMER) \ keine Stigmata, Köchertragende Formen / Analstäbchen. Die innere Metamorphose der Trichopteren. 91 Dab Tarenemann keinen falschen Schritt getan hat, indem er die Polycentropinae und Æcnominae von dem 3. Ast trennte, ist, glaube ich, durch die von mir beobachteten Puppenstigmata be- kraftigt worden. Während Ast 1 und 2 sich durch den Mangel von Analstäbchen charakterisieren, zeichnen sie sich durch den Besitz von Puppenstigmen aus, welch letztere den mit Anal stäbchen versehenen Puppen des 3. Asts fehlen. Das Puppenstigma dürfte somit ein wichtiges systematisches Merkmal darstellen. e) Histologische Veränderungen der Tracheen während der Metamorphose.') Diesem Abschnitt meiner Untersuchungen der Metamorphose des Tracheensystems der Trichopteren werde ich vorziiglich eine Species zugrunde lesen, die uns von vornherein auf interessante Verhältnisse schließen läßt. Ich wähle Rhyacophila septentrionis, und zwar aus dem Grunde, weil bei dieser Art der Übergang von der Larve zur Puppe mit einem Verlust der Tracheenkiemen verbunden ist, somit besondere Modifikationen des Atmungssystems vorhanden sind. Ich wähle Rhyacophila auch deshalb, weil diese Art ein vollkommen aus- gebildetes Puppenstigma besitzt (cf. S. 88). Es bleibt bei derartiger Behandlung des Themas ja unbenommen, vergleichende Seitenblicke auch auf andere Arten zu werfen. 1. Methode. Zur Konservierung habe ich für ältere Larven und Imagines mit gutem Erfolg Pikrinschwefelsäure verwandt, für jüngere Larven und Puppen erwies sich die Konservierung in 96°/,igem Alkohol als besser. Die Pikrinschwefelsäure besitzt den Nachteil, daß sich das (Gewebe (besonders das embryonale) etwas kontrahiert, was freilich an Isolationspräparaten meist keine wesentliche Störung verursacht. Für Schnitte habe ich Alkoholmaterial stets den Vorzug gegeben. Für Färbungen in toto bei meist sagittaler Durchtrennung der Tiere wandte ich gewöhnlich alkoholische Borax-Karminlösung an, auch wäßriges Alaun-Karmin. Bei Schnittfärbungen erwiesen sich für die meisten Zwecke ein- 1) Über die Metamorphose der Rectalschläuche wird im Anschluß an die Behandlung des Darms einiges gebracht werden. 92 HEINRICH LÜBBEN, fache Färbungen mit basischen Farbstoffen als durchaus genügend, wenn nur die Differenzierung in geeigneter Weise vorgenommen wurde. Doppelfärbungen und Plasmafärbungen mit Anilinfarb- stoffen habe ich nur in einigen speziellen Fällen angewandt. Als Intermedium für die Paraffinüberführung erzielte ich mit Cedernöl gute Resultate. Ich lieb dasselbe bei größern Objekten 12—24 Stunden kalt, 2—4 Stunden unter allmählicher Erwärmung im Ofen einwirken, bevor ich in diesem die Überführung in das Medium vornahm. Im Paraffin genügte eine Erwärmung von 4—7 Stunden unter einmaliger Erneuerung desselben bis zur Einbettung. Imagines wurden in Celloidin geschnitten. Eine eingehende Beschreibung der Gestalt der Larven und Nymphen von Æhyacophila sept. finden wir in KLAPALER’s „Unter- suchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens, 1. Teil (Prag 1888), eine Zusammenstellung der für die Bestimmung wichtigen Charaktere in Urmer’s „Metamorphose der Trichopteren, Hamburg, 1903“. Uber die Imagines: MacLacunan’s eingangs erwähnte Mono- graphie. Einige kurze biologische Notizen finden sich in THIENE- MANN’s „Biologie der Trichopterenpuppe“. Über die Anatomie der Rhyacophiliden ist meines Wissens Literatur nicht vorhanden; soweit solche über Trichopteren überhaupt existiert, bezieht sie sich meist auf größere Arten (Phryganeiden und Limnophiliden). Das Respirationssystem der Larve von Rhyacophila sept. besteht aus 2 lateralen Hauptstämmen, die in jedem Segment eine größere Anzahl von Zweigen an die innern Organe sowie an das Integument und die Tracheenkiemen abgeben. Die stärkste Verzweigung der Seitenstämme befindet sich in jedem Segment in der Nähe der Stigmennarbe, d. h. an der Stelle, wo der kollabierte Stigmengang ansetzt. Hier entspringen sowohl die umfangreichen Kiementracheen als auch die größern Äste, die zu den innern Organen, besonders zum Darm verlaufen (für die Thorakalsegmente kommen noch die Beintracheen hinzu). Die zu den Organen verlaufenden Tracheen variieren in Größe und Zahl in den einzelnen Segmenten beträchtlich, entsprechend dem Sauerstoffbedürfnis der zu versorgenden Komplexe. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die schon erwähnten Kiemen- tracheen, die meist als 2 getrennte Äste den Lateralstamm ver- lassen, um sich in den Kiemenbüscheln aufzulösen. Von diesen letztern sitzt je 1 jeder Seite der ersten 8 Abdominalsegmente sowie dem Meso- und Metathorax oberhalb der Basis der Coxalglieder der Beine vermittels eines kurzen Stiels auf. Bevor die Kiementracheen Die innere Metamorphose der Trichopteren. 95 in diesen Stiel eintreten, teilen sie sich, nachdem sie vorher schon kleinere Zweiglein an die Körperdecke und den Fettkörper sowie an die Önocyten abgegeben haben, in mehrere Äste, die den Stiel parallel zueinander passieren, sich in den einzelnen Kiemenfäden weiter verzweigen und mit ihren Trachealendzellen an der Hypo- dermis suspendiert sind. !) Den größten Umfang haben die Tracheenseitenstämme im Pro- thorax, an der Ansatzstelle des ersten Stigmengangs (0,13 mm bei einer ausgewachsenen Larve), von hier aus verjüngen sich die Längs- stimme analwärts allmählich, bis sie sich in den Nachschiebern in mehrere Ästchen auflösen. Oralwärts erfolgt diese Auflösung im Prothorax kurz vor der Stigmennarbe, nachdem der Seitenstamm noch einen größern Zweig an das erste Bein abgegeben hat (Fig. 13). Der Hauptstamm wird dann in 2 annähernd gleich starke Äste gespalten, von denen der obere in ähnlicher Weise verläuft, wie es in Fig. 3 für Plectrocnemia conspersa dargestellt ist. Er versorgt außer dem Prothorax die den obern hintern Teilen der Pleurae des Kopfs anliegenden Organe (Muskeln), insbesondere aber das Ober- schlundganglion, das förmlich in einem Netz von feinen Tracheen suspendiert erscheint und bei Schluckbewegungen des Tiers sich an den obern Enden der Tracheenzweige wie zwei Äpfel an ihren Stielen bewegt. (Nur an jungen durchsichtigen Exemplaren zu beobachten.) Die vordern und untern Teile des Kopfs, speziell die Mundwerk- zeuge, werden durch Zweige des untern Gabelasts versorgt. Zur weitern Erläuterung der Figur werden die beigefügten Erklärungen genügen. Hingewiesen werden mag noch darauf, dab die Trachee R. Tr offenbar der bei Rhyacophila besprochenen Kiementrachee ent- spricht, welch letztere ihre Verzweigungen (wenn auch nicht aus- schließlich) auf den Kiemenanhängen lokalisiert, während das Homo- logon bei Plectrocnemia (dem Atmungsmodus entsprechend) seine Verzweigungen auf der atmenden Körperfläche verteilt. Über die histologischen Vorgänge bei der Metamorphose des Tracheensystems der Insecten sind Beobachtungen nicht sehr zahl- reich bekannt und beziehen sich fast ausschließlich auf die Dipteren, 1) Wenn KLAPALEK behauptet, daß bei den Trichopteren in jedem Segmente die beiden Längsstämme durch einen Querast veebunden sind, so ist diese Behauptung in bezug auf dle Rhyacophiliden jedenfalls ungültig, ebensowenig habe ich übrigens bei Hydropsychiden (Holocentropus und Pleetroenemia) sowie bei verschiedenen Limnophiliden derartige Quer- anastomosen auffinden können. 94 Heinrich LÜBBEN, auch sind die Angaben zumeist recht allgemein gehalten. Daß eine tiefgreifende Umgestaltung des Tracheensystems während der Meta- morphose stattfindet, wird von allen Seiten bestätigt. Die Frage, ob die Auflösung der Matrix durch Phagocytose vor sich geht oder auf chemischem Wege, findet verschiedene Beantwortung. Die Regeneration der Tracheenzellhaut soll nach WEısmann, VAN Res, Want u. A. von bestimmten Regenerationsherden ausgehen, deren Lage von ihnen verschieden angegeben wird. KUENKEL D’HERCULAIS gibt an, dab, „lorsque la larve est prête à se métamorphoser, la membrane péritonéale devient le siege d’une grande activité et se couvre de cellules, qui, se groupant sur certains points, constituent des agglomérations pyriformes ayant quelque analogie avec les histo- blastes* (HENNEGUY). Zu ganz ähnlichem Resultat kommt HENNEGUY (Les Insectes, Paris 1904). Nicht unerwähnt lassen will ich die Untersuchungen von AnGras, speziell deshalb, weil sie sich auf eine andere Insectenklasse als die von den meisten übrigen Forschern untersuchten Dipteren erstrecken. Seine Untersuchungen an Hymeno- pteren haben ergeben, dab der Übergang von Larve zu Puppe in- bezug auf die Hauptstämme nur in einer Erweiterung des Tracheen- lumens besteht. Aus der Tracheenzellhaut (Hypodermis) entstehen durch Proliferation neue Tracheenzweige. Er hat damit festgestellt, daß bei den Hymenopteren die Umgestaltung der Tracheen keines- wegs so tiefgreifend ist wie bei den meisten Dipteren. Dasselbe kann ich als Grundtatsache für die Trichopteren Kon- statieren. 2. Die Hauptstämme undiihre Veränderungen. Bei den Tracheenhauptstiimmen der Trichopteren beschränkt sich die Metamorphose im wesentlichen auf einen Häutungsvorgang, der mit Veränderungen des Umfangs, der Länge und der Lagerung der restierenden Tracheenmatrix verbunden ist, da die Puppen- und Imaginaltracheen nicht nur andern physiologischen Bedingungen Rech- nung zu tragen haben, sondern auch neuen Bauverhältnissen angepaßt werden müssen. Derartige Umgestaltung wird erreicht durch Re- duktion resp. Vermehrung der Matrixzellen infolge amitotischer Teilung. Der Hauptherd solcher Teilungen befindet sich jederseits von der Stigmennarbe. Daß von hier aus eine systematische Erneuerung der Tracheenzellhaut (Hypodermis) vor sich geht, halte ich für aus- geschlossen, da ich einen Zerfall von Trachealzellen, der doch damit Die innere Metamorphose der Trichopteren. 95 Hand in Hand gehen müßte, nicht beobachten konnte. — Übrigens finden wir eine Zellvermehrung in der Nähe des kollabierten Stigmen- gangs sowohl bei der ruhenden Larve wie bei der Puppe. Eine zweimalige Zellauflösung hätte aber an sich schon etwas Unwahr- scheinliches. Da beim fertigen Insect das Lumen der Tracheen- stämme bedeutend weiter ist als bei der Larve, so ist der Grund einer einfachen Zellvermehrung aber sehr wohl einzusehen. Im einzelnen kann man beobachten, daß die Matrix kurz nach der Einschließung der Larve im Gehäuse sich verdickt, indem die Zellen, die das Pflasterepithel derselben bilden, allmählich kubische bis zylindrische Gestalt annehmen, ein Umstand, der vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß die Zellen eine secretorische Funktion auszuüben haben, da sie eine neue Chitinintima absondern müssen. Später nimmt die Größe der Zellen wieder ab. Sie geben über- flüssiges Baumaterial an die Leibesfliissigkeit ab und haben zu der Zeit, in der die Larvenhaut abgestreift wird, wieder den normalen Zustand des Plattenepithels erreicht. — Die larvale Intima beginnt schon zu Anfang der Larvenruhe sich von der Zellhaut abzulösen. Sie ist von sehr geringer Konsistenz. fällt infolgedessen vielfach zu- sammen und bildet Falten, ein Verhalten, das für die Rückbildung der Tracheenseitenzweige, wie wir sehen werden, von Bedeutung ist. Die Ablösung der larvalen Intima von der Tracheenzellhaut geschieht höchstwahrscheinlich mit Hilfe von Trachealdrüsen. Die Existenz solcher Gebilde ist von Martynow (in: Zool. Anz., 1901) bei freien Phryganeiden-Larven nachgewiesen worden. Er hat ihren Bau beschrieben und auf ihre vermutliche Funktion bei den Häu- tungen der Larve hingewiesen. Ich habe nun diese Drüsen in den verschiedenen Segmenten der Rhyacophila-Larve ebenfalls aufgefunden und konstatiert, dab sie bei der eingeschlossenen, sich für die Ver- puppung vorbereitenden Larve ebenfalls erhalten bleiben, ja dab sie auch in die Puppe übernommen werden, wo sie aber bald einer Riickbildung verfallen, so daß sie bei zum Ausschlüpfen reifen Exemplaren gänzlich vermißt werden. Sie bleiben also vorhanden, solange sie bei den Häutungen der Tracheen von Nutzen sein können. Die Drüsen finden sich stets in der Nähe der Stigmennarbe (Fig. 10, 13), meist derselben diametral gegenüber. Ihr anatomischer Bau entspricht der Beschreibung Marryxow’s, die Kerne sind rund, zur Zeit ihrer secretorischen Funktion etwas gelappt. Meine Ab- sicht, diese Periode durch feinere Untersuchungen näher zu fixieren, habe ich als zu zeitraubend aufgegeben. Die Ergebnisse, daß die 96 HeinricH Lissen, Drüsen periodisch secernieren und, wie oben angegeben, nur so lange existieren als Häutungen vorkommen, ist vielleicht Beweis genug dafür, dab sie mit diesen im engsten Zusammenhang stehen. Ich möchte mich also der von Martrynow erwähnten Vermutung an- schließen, daß die Trachealdrüsen ein Secret absondern, durch das die Loslösung der alten Intima von der Tracheenhaut veranlaßt oder unterstützt wird. Ich will noch bemerken, daß ich die Trachealdrüsen bei allen daraufhin untersuchten Larven aus den verschiedensten Familien aufgefunden habe, dab wir es also mit den Trichopteren allgemein zukommenden Gebilden zu tun haben. Der Vorgang der Tracheenhäutung erscheint so auf genügende Weise erklärt. Bezüglich der Entfernung der losgelösten Häute aus dem Körper drängen sich uns noch einige Fragen auf: 1. Wie geht es zu, dab zum Zwecke der Entfernung der los- gelösten Intima aus dem Körper dieselbe in so regelmäßiger Weise aufgeteilt wird ? 2. Wodurch wird es verhütet, dab bei dem Zurückweichen der Larvenhaut von dem sich innerhalb derselben bildenden Puppen- körper eine Störung des Autbaues des letztern dadurch entsteht, daß durch das beständige Zurückweichen der Larvenhaut der kollabierte Stigmengang einen Zug auf die im Innern des Puppen- körpers liegenden Tracheen ausübte. Die Beantwortung dieser Fragen glaube ich mit einiger Sicher- heit geben zu können. ad 1. Die Aufteilung der larvalen Spiralintima erscheint äußerlich als eine Zerreißung des Lateralstamms kurz oberhalb jeder Stigmen- narbe. (Eine Ausnahme bildet der prothoracale Abschnitt, der mit den zum Kopf laufenden Ästen in Verbindung bleibt.) Sehen wir uns die betreffenden Stellen an der Tracheenzellenhaut einer freien (reifen) Larve genau an, so finden wir dort eine feine Ringkerbe angedeutet. An dem Spiralfaden selber ist eine abnormale Bildung nicht zu bemerken. Die Matrix freilich weist an der betreffenden Stelle eine eigenartige Bildung auf. Die gewöhnliche Epithelbedeckung weicht bis zu einer jederseits scharf markierten Linie von der Ringkerbe zurück und macht zwei großen Zellen Platz, die zusammen den breit bandförmigen Raum ausfüllen. Die Abgrenzung der Zellen gegeneinander habe ich nicht feststellen Können; ihre Kerne Die innere Metamorphose der Trichopteren. 97 liegen meist einander diametral gegenüber, quer über der Kerbe. Bei Rhyacophila konnte ich insofern ein abweichendes Verhalten feststellen, als die Kerne nebeneinander jederseits von der Ring- furche lagen. Daß diese Zellen aus solchen der Tracheenzellenhaut hervorgegangen sind, dürfte außer Zweifel liegen, sie erinnern sogar in der Form ihres länglich ovalen Kerns lebhaft an Trachealzellen. Was nun die Bedeutung dieser Gebilde anbetrifft, inwiefern sie mit der Durchtrennung der Seitenstämme im Zusammenhang stehen, so scheint mir diese Frage am einfachsten dadurch gelöst, daß man den betreffenden Zellgebilden die Absonderung eines chitinerweichen- den Secrets zuschreibt. Bei der freien Larve, die noch Larvenhäutungen durchmacht, wird der Häutungsvorgang auf nicht andere Weise eingeleitet werden. Dies geht daraus hervor, dab ich die präformierten Stellen bei allen Altersstufen vorfand. Ich fand dieselben z. B. auch bei freien Larven von Limnophilus stigma, da der Zufall mir aber nicht solche Individuen zuführte, die nahe vor der Häutung standen, so fand ich die Ringfurche nur schwach ausgebildet. Bei einge- schlossenen Exemplaren dagegen ist sie stets deutlich. Ich sah hier z. B. wie an einem Lateralstamm von 0,34 mm Dicke die normalen Matrixzellen in einer Breite von 0,024 mm auseinandergewichen waren und den beiden großen Zellen Platz gemacht hatten. — Dab übrigens an den so präformierten Stellen der Seitenstämme eine Ver- änderung der Chitinspirale vor Beginn der eigentlichen Häutung vor sich gehen mag, wird durch eine Beobachtung W. MüÜLLer’s (in: Arch. Naturgesch., Jg. 50) an einer brasilianischen Schmetterlings- raupe gestützt. M. hat nämlich bei dieser Raupe an den spätern Durchbruchsstellen der Haupttracheen den Zerfall des Spiralfadens in kleine Teilstücke beobachtet, er macht aber leider über das Ver- halten der Trachealzellen dabei keine Mitteilung. ad 2. So winzig und unbedeutend die kollabierten Stigmengänge der Larve erscheinen, so bietet doch ihre Metamorphose interessante Erscheinungen. Wie die Tracheen überhaupt, so sind auch die Stigmengänge der Larve mit einem Epithel bedeckt. Dieses ver- dickt sich während der letzten Zeit des Larvenlebens durch leb- hafte Teilung und starkes Wachstum der Zellen zu einem soliden Strang, der gegenüber dem ursprünglichen Stigmengang bedeutend verkürzt erscheint. Er zeichnet sich durch starke Tinktionsfähigkeit (Borax-Karmin) aus. Bei geeigneter Behandlung erkennt man in Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 7 98 HeinxricH LÜBBEN, ihm die cuticulare Auskleidung des larvalen Stigmengangs als ein helleres, stark mäandrisch gewundenes Band (Fig. 10). Die nächstliegende Deutung dieser Erscheinung wäre wohl die, dab der verhältnismäßig lange Stigmengang der Larven zwecks Umbildung zu einem spätern Stigma eine Verkürzung erfahren muß. Aber da würde man sich weiter fragen müssen: „Weshalb ist der Stigmengang in der Larve so unnötig lang angelegt?“ Erforderlich ist diese Länge für die Larve nicht, das geht doch daraus evident hervor, daß der Gang schon während des Larvenlebens in der ge- schilderten Weise verkürzt wird. Die Bedeutung liegt jedenfalls tiefer: Mit Beginn der Larvenruhe beginnt die Larvenhaut von der Hypodermis zu weichen; der so entstehende freie Raum wird durch wässrige Stoffwechselprodukte ausgefüllt. Die Lage der Tracheen- hauptstämme im Körper der Puppe wäre nun ganz abhängig von der Länge des Stigmengangs der Larve, wenn derselbe einen geraden Verlauf hätte. Nun ist aber durch die oben beschriebene Einrichtung ein Apparat gegeben, der die Puppe unabhängig von dem äußern Vor- gang der Abspaltung der Larvenhaut macht, indem nämlich bei diesem Vorgang das gewundene Band in erforderlicher Länge aus dem Zellenstrang herausgezogen wird, ohne daß also auf die Puppen- tracheen ein Zug ausgeübt wird. Man beobachtet nicht selten, dab aus einer unter ungünstigen Lebensbedingungen aufgewachsenen Larve, die infolgedessen nur wenig Fettkörpersubstanz angesammelt hat, eine unverhältnismäßig kleine Puppe hervorgeht, die sich außerdem stets in das Vorderende der Larvenhaut kontrahiert. In diesem Fall ist die Vorrichtung besonders nützlich. — Dem Übergang der Puppe zur Imago liegen ähnliche Verhältnisse zugrunde. Von den larvalen Stigmengängen verdient das prothoracale Paar hinsichtlich seines Verhaltens während der Umbildung zur Puppe besondere Aufmerksamkeit, da sich aus ihnen die Puppenstigmata bilden. Die Bildung derselben geht aber auf sehr einfache Weise vor sich. Die Matrixzellen der Gänge wachsen und teilen sich, wie wir es bei den übrigen Stigmengängen sahen, nur in verstärktem Maße. Auf diese Weise entsteht ein Zellenmantel mit dicken Wänden und deutlichem Lumen, das einerseits mit dem innern Tracheenlumen des Tiers, andrerseits mit dem Raum zwischen Larven- und Puppen- haut kommuniziert von diesem aber durch die geschlossenen Stigmen- Die innere Metamorphose der Trichopteren. 99 lippen abgeschnürt wird. In Fig. 25 ist ein Schnitt durch das in Ent- stehung begriffene Stigma dargestellt. Beim Abstreifen der Larven- haut ist das Puppenstigma vollkommen ausgebildet (Fig. 26 u. 27). 3. Die Tracheenverzweigungen der Hauptstämme und oO DS I ihre Veränderungen. Die Puppe muß eine andere Anordnung der Tracheenverzwei- gungen aufweisen als die Larve, weil, wie schon oben gesagt, jetzt andere Organe einer besonders reichlichen Sauerstoffzufuhr bedürfen. Beispielsweise müssen die Geschlechtsorgane, besonders die weib- lichen, reichlich mit Sauerstoff versorgt werden, andrerseits aber fällt ein Teil der Tracheen, die den larvalen Fettkörper und die Sericterien versorgt haben, fort, und auch die zum Darm ver- laufenden erfahren eine Reduktion. Im einzelnen die Rückbildung und Neubildung der Tracheen für die Organe zu untersuchen, ist nicht wohl angängig oder würde eine sehr zeitraubende Arbeit sein, die keineswegs im Verhältnis zu der Bedeutung der Ergebnisse stehen würde. Wenn das Prinzip erkannt ist, unter dem die Rückbildung vor sich geht, ist schon etwas gewonnen. Untersuchungen über die Histolyse und Histogenese der Tracheen sind hauptsächlich an Isolationspräparaten vorzunehmen, da wir an der Hand von Schnitten den Verlauf und die Beschaffenheit der feinen und feinsten Tracheenästchen aus den Augen verlieren. Nun erschwert uns aber bei der eingeschlossenen Larve, die doch gerade in der für unsere Untersuchungen kritischen Zeit in reger Gewebs- auflösung begriffen ist, die im ganzen Körper verteilten, alle Organe umlagernden Produkte der Histolyse [seien es nun freie Fettzellen, Körnchenkugeln, Histoblasten (Wanderzellen) oder Phagocyten] eine Übersicht über die Organe des Körpers, so daß wir darauf angewiesen sind, Zupfproben unter dem Mikroskop zu untersuchen. Dabei geht uns also der Zusammenhang und die genauere Orientierung vieler Organe verloren. a) Rückbildung der Tracheen. Bei der eingeschlossenen Trichopterenlarve finden wir (auf Schnitten) von Fremdzellen umlagerte Tracheenästchen, deren Kerne sehr zusammengeschrumpft sind und den Eindruck der Rückbildung machen. Wir gehen also wohl nicht fehl, wenn wir darin Tracheen vermuten, die dazu bestimmt sind, der Auflösung zu verfallen. Die 77 100 HEINRICH Lipsey, sie umlagernden freien Zellen sind, abgesehen davon, daß sie sich schon äußerlich aus den verschiedensten Elementen zusammensetzen, nicht als Phagocyten aufzufassen, die die Trachealzellen mechanisch zerstückeln, denn die Rückbildung der Tracheenzellen tritt als eine Größenreduktion ohne weitere Gestaltveränderung in die Erscheinung. Der Rückbildung der Tracheen liegen also wohl chemische Vorgänge zugrunde, und die Wanderung der Zellstoffe geschieht indirekt durch Vermittlung des Bluts; dab bei vorgeschrittener Auflösung der Trachealzellen die durch Autodigestion nicht lösbaren Zellreste durch Phagocyten aufgenommen werden, habe ich nicht beobachtet, halte ich aber sehr wohl für möglich. Bevor sich die Trachealhaut vollkommen auflöst, zieht sich die in ihr lagernde Spiralintima in den Tracheenast nächsthöherer Ordnung zurück infolge Faltung der Intima in diesem und in den Ästen höherer Ordnung (cf. S. 95 Abs. 2). Ist die Rückbildung des ersten Zweiges vollendet, so beginnt die Auf- lösung der Matrix der Trachee 2. Ordnung; der in ihr lagernde Intimakomplex zieht sich gleichzeitig weiter zurück, und so schreitet die Auflösung der Tracheen von Stufe zu Stufe weiter. Durch die in ihnen liegenden zusammengedrängten Spiralhäute werden die Wände der von der Histolyse (noch) nicht berührten Tracheen oft stark aufgetrieben, ein Zustand, der aber nur vorübergehend ist. Infolge des oben beschriebenen Vorgangs kommt es bei der Histolyse der Tracheen nie zu Unterbrechungen der Tracheenwände; die zurückweichende Intima bleibt stets innerhalb einer geschlossenen Hülle. Dies Verhalten habe ich nicht nur an einigen beliebigen Zupf- präparaten, sondern sehr deutlich auch bei der Rückbildung der Beine und Tracheenkiemen beobachtet. Fig. 16 soll hiervon einen Begriff nach einem Transversalschnitte durch das zurückgebildete Bein [zugleich Beinanlage der Puppe!! (Fig. 15)| einer ein- geschlossenen Rhyacophila-Larve geben. Die ursprünglich das ganze Bein durchziehende Beintrachee B. Tr ist bereits bis nahe zur Körperfläche (bis S) zurückgebildet. In dem noch erhaltenen Rest liegt die Chitinintima der aufgelösten Seitenzweige. Eine Anhäufung von Zellelementen an der Peripherie dieses Tracheenrudiments be- deutet nicht ohne weiteres eine eingeleitete weitere Rückbildung der Beintrachee, sondern kann auch bereits den Beginn der Neu- bildung der Puppenbeintrachee bezeichnen. In diesem Fall würden dann nicht die Fremdzellen (Phagocyten), sondern die Tracheen- zellen den rezeptiven Teil darstellen. Die Trachee des Puppenbeins geht also direkt aus dem Larvenrudiment durch Proliferation her- Die innere Metamorphose der Trichopteren. 101 vor! — Die Rückbildung der Kiementracheen bei Rhyacophila geht ganz ähnlich vor sich, braucht also nicht besonders beschrieben zu werden. 8) Neubildune von Tracheenzweieen. D fe) Die Bildung neuer Tracheenzweige geht von einzelnen Zellen (bei feinen Verzweigungen) oder von Zellenanhäufungen (bei stärkern Ästen) der Matrix aus. In ersterm Fall teilt sich die Zelle, und die eine der Teilzellen stellt die Anlage der neuen Verzweigung vor, während die andere in der Peripherie der Muttertracheen verbleibt. Die erstere produziert durch weitere Teilungen die Matrixzellen des neuen Tracheenasts, und diese umhüllen eine von der Muttertrachee ausgestülpte Kavität, die in der Tracheenendzelle in feinen Capillaren endigt. Letztere ist den Organen angeheftet oder zwischen die Hypodermiszellen eingeschoben. Eine Erklärung dafür, daß die An- ordnung der Tracheen nach einem bis ins einzelnste fixierten Plan erfolgt (Geäder der Flügel!) ist vielleicht in einem chemotropischen Einfluß zu suchen, dem die wachsende Trachee unterworfen ist. Bei der Entstehung stärkerer Tracheenverzweigungen (die von stärkern Ästen, z. B. den Hauptseitenstämmen, entspringen) bildet sich an der Abzweigungsstelle zunächst ein größerer Zellhaufen (Fig. 13), dessen ausgezogene Spitze auf eine auf ihn wirkende zentrifugale Kraft (cf. oben: Chemotropismus?) schließen läßt (agglo- mérations pyriformes: KUENCKEL p’HERCULATS). Das Prinzip hierbei ist natürlich dasselbe wie bei den Verzweigungen der dünnern Tracheenfäden. Diesem Prinzip widerspricht auch nicht die Bildung der Flügeltracheen, die aus unverhältnismäßig starken Wucherungen der Tracheenzellhaut je eines Seitenzweigs der zu den meso- und metathorakalen Kiemenfilamenten verlaufenden Tracheen hervor- gehen. Mit der Ausbildung der Flügeltracheen werden wahrscheinlich die Kiemenfäden an Bedeutung verlieren, da, wie bereits erwähnt, hier wahrscheinlich die weichhäutigen Puppenflügel in den Dienst der Respiration treten. Die Kiemenfäden zeigen daher bei den Puppen mancher Arten ein verkümmertes Aussehen, bei andern (z. B. Rhyacophiliden) sind sie ganz zurückgebildet. 102 Herricu LüBsen, IN Dem Die Metamorphose der Geschlechtsdrüsen. a) Allgemeines. Das Genitalsystem der Trichopterenimago ist bei den Larven nicht nur bereits angelegt, sondern bei ausgewachsenen, zur Ver- puppung reifen Individuen schon ziemlich weit ausgebildet. Wir unter- scheiden bei diesen Geschlechtsanlagen streng zwischen solchen mesodermalen Ursprungs, das sind Geschlechtsdrüsen (+ primärer Ausführungsgang) und solchen ectodermalen Ursprungs, das sind imaginale Ausführungsgänge (+ Anhangsdrüsen. Da die Ent- wicklung der Ausführungsgänge durch ZAnper für die männlichen Trichopteren eingehend beschrieben worden ist, beschränke ich mich hier auf die Beschreibung der Entwicklung der Geschlechtsdrüsen. Ihre Anlagen sind paarig und finden sich meist im 5. Abdominal- segment (Anabolia nervosa bei 4 und 2, Limnophilus stigma bei &) oder auf der Grenze zwischen dem 4. und 5. Abdominalring, Lim- nophilus stigma 2, Enoicyla pusilla). Bei Rhyacophila septentr. fanden sich die männlichen Driisenanlagen im 5., die weiblichen dagegen im 4. Segment. Ein Hinaufriicken der Geschlechtsanlagen bis ins 4. Segment fand ich sonst noch bei Brachycentrus montanus, Jeden- falls ist die Lage der Driisenkeimen bei den verschiedenen Species variabel, vielleicht auch bei den Individuen derselben Art nicht streng fixiert. Eine Verlagerung der Genitaldriise ins 3. Abdominal- segment habe ich nie konstatieren können. Demnach wären KLAPALERTS Angaben in seiner „Metamorphose der Trichopteren“ abzuändern. Er sagt dort: „Es gelang mir doch, seine Anlagen (des Genital- apparats, der Verf.) als zwei länglich ovale, gelblich weiße, im 3. Hinterleibssegment liegende Körperchen zu entdecken. Dieselben sind gänzlich durch die umgebenden Läppchen der Fettkörper ver- hüllt und laufen jederseits in ein feines, fadenförmiges Suspensorium aus; von diesen verliert sich das vordere in dem Fettkörper, das hintere konnte ich doch bis in das letzte Abdominalsegment ver- folgen, wo sich dasselbe neben dem After inseriert.“ Diese letztere Angabe bedarf ebenfalls einer Korrektur, denn das hintere „Sus- pensorium“ inseriert sich am vorletzten Segment und zwar ziemlich weit seitlich an einer schon äußerlich durch sehr feine Skulptur der Cutieula wahrnehmbaren Stelle. Fig. 4 zeigt diese Verhältnisse Die innere Metamorphose der Trichopteren. 103 nach einem Präparat von Ænoicyla pus, männliche Larve. Eine Vereinigung dieser „primären Ausführungsgänge“ mit den sekundären Geschlechtsanlagen zum imaginalen Ausführungsgang erfolgt erst bei vorgeschrittener Entwicklung dieser Anlagen in der jungen Puppe. Bezüglich der weitern Umgestaltungen verweise ich auf die Arbeit ZANDER’s. Bei meinen Untersuchungen über die Metamorphose der Ge- schlechtsdrüsen scheidet auch die embryonale Entwicklung derselben aus; über den Ursprung des Blastems, der peritonealen Hüllen und des Ausführungsgangs kann ich nur Vermutungen aussprechen. Auf Grund des Habitusbilds scheint eine analoge Bildungsweise wie bei gewissen, daraufhin näher untersuchten Insectenklassen vorhanden zu sein. Daß man schon im frühesten Larvenstadium, manchmal sogar schon beim Embryo, eine Unterscheidung der Sexualität der Insecten treffen kann, ist eine bereits durch HEroLp 1815 (bei Preris brassicae) festgestellte, im Laufe der spätern Zeit vielfach bestätigte Tatsache. HEROLD traf eine Unterscheidung von Hoden und Ovarium im larvalen Stadium nach der Insertionsweise des Ausführungsgangs (hinteres Suspensorium KLAPALER’s) an den Drüsenkeim. Bei der später zum Hoden auswachsenden Anlage setzt der primäre Ausführungsgang an einem Punkte der ventralen Längsseite des Keimkörpers an, bei der Ovarialanlage dagegen am ausführenden (hintern) Pol. Diese rein äußerlichen Unterscheidungsmerkmale sind wohl für die meisten Insecten zutreffend, für die Trichopteren auch in gewissem Grade (cf. unten). Dem hintern Faden (primärer Ausführungsgang) hat man von jeher (und, wie aus Heymoxs’ embryologischen Studien an Phyllodromia germanica hervorgeht, mit Recht) als ontogenetisch gleichwertig den bei der Ovarialanlage stets vorhandenen MÜLLER- schen Faden gegeniibergestellt, den man wohl hauptsächlich als fixierendes Ligament zu betrachten hat. Er steht mit der Flügel- muskulatur des Rückengefäßes in Verbindung. b) Die Ovarialanlage und ihre Metamorphose. Die Anlage des Ovariums erscheint bei einer ausgewachsenen Larve von Anabolia nervosa als länglich-ellipsoider Körper von ca. 0,7 mm Länge und 0,2 mm Breite (Fig. 6). Er ist im Körper in der Weise orientiert, daß der anal verlaufende Ausführungsgang (V. D) ventral, die verschiedenen mit der Peritonealhaut (s. unten) 104 HeixricH LÜBBEN, in Verbindung stehenden fixierenden Bänder (F. B) dorsal angeordnet sind. Der Müruer’sche Faden c stellt die vordere Verlängerung der Keimdrüse dar. Die soeben erwähnte Peritonealhaut ist die Hüllhaut der Ovarialanlage und überzieht auch den Müurer’schen Faden sowie den primären Ausführungsgang eine Strecke: weit (wenigstens bei ältern Larven). Sie soll nach Mryer’s, Lryvie’s und Hrymons’ Untersuchungen aus angelagerten Bindegewebszellen hervorgehen, nach Angaben anderer Forscher (WEISMANN, BRANDT) aber aus dem Blastem der Drüse selber entstehen; ersteres erscheint mir bei den Trichopteren wahrscheinlicher — ich möchte sagen sicher — der ganze Habitus des Gebildes deutet auch darauf hin, z. B. auch der Verlauf von Tracheen zwischen Drüsenanlage und Peritonealhaut. Von dem Drüsenzellkörper deutlich abgesetzt erscheint der primäre Ausführungsgang (Oviduct). Hrymons’ Untersuchungen an Phyllodromia geben uns die Erklärung dieser Erscheinung. Der Autor weist nämlich nach, daß die Zellen des Drüsenblastems und die des Oviducts von vornherein verschieden sind. Eine innige Verbindung zwischen dem Genital- drüsenkeim und dem Oviduct kommt nach meiner Er- fahrung bei den Trichopteren während der Larven- periode überhaupt nicht zustande, eine äußerliche Vereinigung wird aber hergestellt durch die gemeinschaftliche Hülle (Peritoneal- haut) — (vgl. die Hodenanlage Fig. 17). — Die länglich ovalen Zell- kerne des Oviducts setzen sich klar von den spindelförmigen der Peritonealhaut, durch ihre schwächere Färbbarkeit von denen der auch räumlich meist etwas getrennten Geschlechtsdrüse ab. — Aus dem Vergleich der Fig. 6 (2) und Fig. 17 (3) ergibt sich, daß bei den Trichopteren ein grundsätzlicher Unterschied in der Insertionsweise der Ausführungsgänge bei männlichen und weiblichen Larven (wie es Heron» beschreibt) nicht vorhanden ist, wenn auch der Oviduct sich durchweg enger dem Drüsenkeim anschmiegt als das Vas deferens des männlichen Tiers. Der weibliche Drüsenzellkörper der Trichopteren hat sich am Schluß der Larvenzeit folgendermaßen differenziert. Aus einer ursprünglich homogenen Zellenmasse ist durch Einschnürungen eine größere Zahl von Erhebungen gebildet worden, die, ursprünglich fast senkrecht zum Oviduct stehend, in dem Maße, wie sie wachsen und sich an ihren Scheitelenden verdicken, eine Verlagerung nach vorn erleiden. Zu dieser Verlagerung tragen wahrscheinlich die Die innere Metamorphose der Trichopteren. 105 Spezialendfäden bei, indem sie auf die einzelnen „Eiröhren“ einen Zug nach vorn ausüben. Nach Hrymons sollen bei Phyllodromia die Spezialendfäden ebenso wie der Oviduct aus Mesodermalzellen hervor- gehen, die sich schon bei der embryonalen Entwicklung den Genital- zellen anlagern und sich bei der Differenzierung des Keimzellen- komplexes zu Eiröhren von deren Spitzen aus zu Zellsträngen (den Spezialendfäden) anordnen. Die letztern vereinigen sich in der Endfadenplatte. Diese läuft in den Mürrerschen Faden aus. — Diese Entwicklungsweise könnte sehr wohl auch für die Trichopteren passen. Wir finden bei halbreifen Larven die bei Phyllodromia beschriebenen Bildungen wieder, Spezialendfäden und Endfadenplatte. Bei einer noch nicht ausgewachsenen Larve von Plectrocnemia conspersa, bei der die Eiröhrenbildung erst in den ersten Entwicklungsstadien war, die abgeschnürten Zapfen etwa doppelt so hoch als breit waren, zogen sich von jedem derselben breite, einzeilige Zellbänder dorsalwärts, sich hier verjüngend und zur Endfadenplatte (resp. zum Endfadenstrang) zusammenlaufend. Die Zellen der Endfäden zeichnen sich hier gegenüber den eigent- lichen Genitalzellen durch ihre Größe aus. Sie sind aber noch nicht deutlich voneinander abgegrenzt. Ihre Kerne sind groß, von ovaler Gestalt, und die Chromatinsubstanz derselben hat sich in der Kernperipherie angesammelt, so dab die Kernmasse im Innern blaß, die Grenzlinien dunkel erscheinen. Die Grenze zwischen Eiröhre und Endfaden ist keineswegs scharf markiert. Man sieht in letzterm kurz vor dem Übergang zum eigentlichen Blastem statt einzelner übereinander geordneter Kerne 2—3 serial neben- einander liegende Kerne, die die typische Form der Endfaden- kerne aber behalten, jedoch bedeutend kleiner sind als die übrigen. Zwischen diesen Kernen finden sich, anfangs vereinzelt, dunklere Kerne. In dem Mabe, wie diese in der Richtung nach hinten und unten an Zahl zunehmen, nimmt die Zahl der Endfadenkerne ab, und diese verschwinden sehr bald vollständige. In den dunklen Kernen haben wir die der Genitalzellen vor uns. — Die Genital- zapfen bleiben untereinander ventralwärts noch lange durch einen soliden Zellenstrang verbunden, den ich als Primitivbrücke bezeichnen will und der nichts anderes als einen unaufgeteilten Rest des Drüsenblastems darstellt (Fig. 6 u. 22). Dieser Zellenstrang bildet bei der reifen Larve auch vorübergehend ein Lumen aus, er ist daher wahrscheinlich als der ur- sprünglichste Sammelgang der Geschlechtsprodukte 106 HeiNriCH LÜBBEN, aufzufassen (Fig. 22). Diese Beobachtung deckt sich sehr schön mit der Behauptung Scunerper’s (in: Zool. Beitr., Breslau 1885: Uber die Anlage der Geschlechtsorgane und die Metamorphose des Herzens der Insekten), dab bei niedern Insecten aus dem Drüsen- keim direkt ein Gang entsteht, der mit dem primären Ausführungs- sang in Verbindung tritt und mit ihm zusammen den Oviduct bildet. Wie SCHNEIDER dazu kommt, diesen ursprünglichsten Gang als „sekundären“ Ausführungsgang zu bezeichnen, ist mir unklar, zumal er selber sagt: „Sein Auftreten bezeichnet die tiefste, sein Schwinden die höhere, sein Nichtauftreten die höchste Stufe der Entwicklung.“ — Wir hätten also, nach meiner Untersuchung, in den Trichopteren nicht, wie es SCHNEIDER, dem diese Tatsache unbekannt ist, von den Neuropteren kurz behauptet, die höchste Stufe der Entwicklung vor uns, sondern eine Übergangsstufe zu dieser; die höchste Stufe wird nach SCHNEIDER (außer von den Neuropteren) von den Coleo- pteren, Hymenopteren und Lepidopteren eingenommen. Die Ovarialröhren sind mit Beginn ihrer Ausbildung durch Zellhäute einzeln umhüllt worden, welche Abspaltungsgebilde der äußern Peritonealhaut sind, so dab diese jetzt nicht nur die Genital- anlage als Ganzes, sondern auch die einzelnen Teile derselben um- kleidet. Die Ovarialréhren selber, die bei jüngern Larven noch völlige homogene Zellenkomplexe darstellen, haben sich vor Beginn der Larvenruhe bereits differenziert. Der dünnere, ventrale Abschnitt der Röhren bildet sich schon früh zum spätern Eiröhrenepithel in der Weise um, daß sich Zellen mit runden, grobkörnigen Kernen zu einem noch nicht ganz regelmäßigen Epithel an den Wänden der Röhren anordnen (Fig. 22), in der Mitte vorläufig ein freies Lumen lassend. Der so angelegte Gang setzt sich deutlich gegen den apicalen Teil der Ovarialréhre ab, in dem noch keine Spur einer epithelialen Auskleidung zu sehen ist. Die dort gelagerten Zellen sind in lebhafter Teilung begriffen, sie verlieren ihren gegenseitigen Zusammenhang vorläufig aber noch nicht, sondern bleiben zunächst durch Plasmabrücken verbunden. — Ich habe aus der Anlage den Eindruck gewonnen, als ob die epithelialen Ausbuchtungen (Eiröhren- epithel) in der larvalen Anlage als Ausstülpungen der Primitiv- brücke aufzufassen sind, zumal ich in dieser Vermutung durch Auf- findung ganz analoger Bildungen bei der Hodenanlage unterstützt wurde, wo die „Ausstülpungen“ nur kürzer, kelchförmig sind (Fig. 18). Während diese Anlagen bei dem Hodenblastem nicht weiter aus- wachsen, bilden sie sich bei der Ovarialanlage, wahrscheinlich durch Die innere Metamorphose der Trichopteren. 107 Zellteilung unter Aufgabe der scheitelständigen Abgrenzung (gegen die Geschlechtszellkammer), zu dem spätern Follikelepithel um. — Diese meine Vermutungen über die Entstehung der Follikelepithel- zellen will ich nicht als durchaus sicher hinstellen, da ich mich mit dieser Frage nicht eingehend genug beschäftigt habe. Der Be- hauptung Herymons’, daß die Follikelzellen Derivate derjenigen Mesodermzellen sind, aus denen Endfäden und Ausführungsgang hervorgehen, würde meine Auffassung an und für sich nicht wider- sprechen. — Die Zellvermehrung der Genitalzellen geht mit einer verhältnismäßig schwachen Größenzunahme der Genitalanlage von statten, der eigentliche Wachstumsprozeß findet erst statt, wenn das Ovarium bereits begonnen hat, sich im einzelnen zu differenzieren, d. h. Ei- und Nährzellen auszubilden. So weist die ganze Ovarial- anlage auf der in Fig. 11 und Fig. 21 wiedergegebenen Stufe erst Größenverhältnisse von 0,35:1,6 mm (Halesus auricollis) auf. Während die Eiröhren sich in der eingeschlossenen Larve strecken und sich an den blinden Enden bedeutend verjüngen, er- fahren sie, wie bereits oben angegeben, eine Beugung im Sinne der Richtung der Körperachse. — Die Primitivbrücke, d. h. also der Ursammelgang, teilt sich allmählich (in der Puppe) in eine, der Zahl der Eiröhren entsprechende Anzahl von Zellhaufen auf, die am Grund jeder Eiröhre liegen bleiben und später die Verbindung derselben mit dem Oviduct herzustellen scheinen. Bevor dieser Isolierungsprozeß der Ovarialréhren beendet ist, hat bereits ein anderer Vorgang eingesetzt, nämlich die Umwachsung des bis dahin vollständig selbständigen Oviducts durch die proximalen Enden der Eiröhren. (Vollständig freilich, so daß der Oviduct später eine centrale Lage zu den Eiröhren einnähme, ist die Umwachsung nicht.) Die Eiröhren, deren Mündungen bei der Larve alle in der dorsalen Medianen des Oviducts lagen, verteilen sich jetzt auf dem Umfang desselben. Der Oviduct — bei der jüngern Larve noch ein solider Zellenstrang, bei der erwachsenen Larve dagegen schon im Besitz eines zentralen Lumens — hat nämlich mittlerweile einen bedeutenden Umfang angenommen. Durch diesen Vorgang in Verbindung mit der Umwachsung durch die Ovarialröhren entsteht das in Fig. 11 wiedergegebene Bild der Ovarialanlage einer halbreifen Puppe (die Figur zeigt nur die linksseitigen Eiröhren). Die Eiröhren selber behalten inbezug auf den Oviduct ihre dorsale Lagerung bei, die ganze Anlage verläuft ihrer Hauptrichtung nach vom Rücken aus schräg abwärts nach hinten. Die Ovarialröhren stellen sich in der 108 Heısrıch LÜBBEN, soeben bezeichneten Periode in folgender Gestalt dar (Fig. 21): Unter ihren äußern Peritonealhüllen folgt ein Raum, der keinerlei zellige Elemente, sondern lediglich Nährflüssigkeit enthält. Ich habe diesen Raum immer und überall, auf Längsschnitten und Quer- schnitten deutlich ausgeprägt gefunden und kann mir nicht vor- stellen, daß sein Vorhandensein auf den Präparaten durch irgend- welche mechanische Vorgänge (Schrumpfung bei der Konservierung) veranlaßt worden sein könnte (cf. Fig. 14, 23). Nach innen wird dieser Raum durch die Tunica propria abgeschlossen, die eine be- deutende Dicke hat. Sie ist eine strukturlose Haut und wird von den Eiröhrenzellen abgeschieden. Unter der Tunica propria folet im hintern Teil das Eiröhrenepithel, welch letzteres im vordern (distalen) Teil erst einige Zeit später ausgebildet wird. Vor- läufig sieht man in diesem Abschnitt der Röhre nur Zellen von ziemlich gleichmäßigem Aussehen, bei denen ich jetzt, eine Unter- scheidung zwischen Epithelzellen und Genitalzellen noch nicht, resp. - nicht mehr zu treffen vermag. Ob das bei feinern Färbungs- methoden möglich sein wird, lasse ich dahingestellt. Im hintern Teil der Röhre ist aber nicht nur bereits eine äußere Epithel- auskleidung von den im Innern liegenden Geschlechtszellen zu unter- scheiden, es ist innerhalb der letztern auch bereits eine deutliche Unterscheidune in Eizellen und Nährzellen wahrnehmbar. Diese Zellen sind derart in Gruppen angeordnet, dab jedesmal der der Mündung nächst gelegenen Eizelle 5 Nährzellen aufgelagert sind (Fig. 21). Im Aussehen unterscheidet sich jene von diesen durch helleres Plasma und darin suspendierte, stark lichtbrechende Granula, während die Nährzellen sich durch einen großen homogenen Kern auszeichnen. Durch diese Anordnung der Genitalzellen ist die Ausbildung von Eikammern eingeleitet, auch durch eine in Fig. 21 u. 23 angedeutete, am ausführenden Pol beginnende Differenzierung der Eiröhrenepithelzellen: Hinter jedem der beiden hier angedeuteten Ovarialkomplexe haben sich die Epithelzellen zu flachen, sichel- förmigen Gebilden mit lang-spindelförmigen peripheren Kernen differenziert, die offenbar die Bedeutung haben, die einzelnen Zell- gruppen (Ki Nährzellen) der Eiröhre, die spätern Follikel, gegen- einander abzugrenzen und, wie wir sehen werden, später vollständig zu trennen. An der Mündung der Röhre sind die beschriebenen Zellen in besonders großer Zahl vorhanden und bleiben hier (Fig. 23) in der ursprünglichen Form dauernd bestehen, während sie an den übrigen Stellen umgebildet werden, ihre Beziehung zur Tunica Die innere Metamorphose der Trichopteren. 109 propria aufgeben und mit den übrigen Epithelzellen eine epitheliale Umkleidung zunächst der ganzen Ovarialkomplexe, später aber (nach Zurückziehung des Follikelepithels von den Nährzellen) nur der enorm gewachsenen Eizelle bilden. Fig.19 zeigt im Längsschnitt ein Stadium, in dem der Übergang des Eiröhren-(Follikel-)Epithels zum Eiepithel klar zutage tritt (Fig. 14 zeigt die ganze Anlage etwa zur selben Periode im Querschnitt). Die Epithelzellen haben sich von dem Nähr- zellenkomplex auch bereits zurückgezogen und sich über dem Ei (unter Freilassung einer kleinen zentralen Stelle für den Durchtritt der Nährsubstanz zum Ei) fast vollständig geschlossen, zeigen aber an der Stelle noch deutlich gestreckte Gestalt. Bei der reifen Puppe, auch bei der Imago, umkleiden, wie schon oben angegeben, die Follikelzellen die Eizelle als ganz gleichmäßiges Pflasterepithel. Auch jetzt noch ist dem Ei die (reduzierte) Nährzellkappe auf- gelagert. Durch diese Ausgestaltung ist eine völlige Isolierung der Eier erreicht, die Dislozierung der ursprünglichen Röhrenepithelzellen auf die Eizellen hat aber den weitern wichtigen Zweck der Chorion- bildung beim reifen Ei. Schon oben habe ich erwähnt, daß an der Mündung der Eiröhre in den Oviduct ein Komplex von sichelförmigen Zellen bis zur völligen Reife des Eies erhalten geblieben ist und die Mündung der Röhre verschließt. Die Bedeutung dieser Vorrichtung liegt klar zutage; sie soll ein vorzeitiges Heraustreten der Eier aus den Ovarialröhren in den Oviduct verhüten. Über das spätere Schick- sal dieses Verschlußapparats bin ich bis dato nicht unterrichtet. Anzunehmen ist, daß entweder der ganze Komplex in den Oviduct gestoßen wird (?), oder daß durch allmähliche Auflösung der sichel- förmigen Zellen den Eiern die Passage in den Oviduct eröffnet wird. Eine dritte Möglichkeit wäre die, daß die Verschlußzellen kon- traktionsfähig wären und bei starkem Innendruck auseinander- wichen. Vergleiche mit Ovarialanlagen anderer Insecten haben mir gezeigt, daß die beschriebene Vorrichtung nicht allein bei den Trichopteren vorkommt, sondern auch bei andern Insecten, z. B. bei Forficula. Ob sie hier schon beobachtet oder beschrieben worden ist, kann ich nicht angeben. c) Die Entwicklung des männlichen Driisenkeims. Die Anlage der männlichen Genitaldrüse erfolgt im Prinzip ebenso wie die des Ovariums. Ein Unterschied macht sich vorerst 110 HeinrkicHn LÜBBEN, nur dadurch geltend, daß die Zahl der sich abschnürenden Keim- zellröhren bedeutend kleiner ist (meist 4—5) als bei der Ovarial- anlage. Fig. 17 soll einen Begriff von der Gestalt des Hodens und seines ausführenden Gangs (Vas deferens) bei einer freien Larve von Limnophilus stigma geben. Der Längsdurchmesser beträgt 0,9 mm. Ein Vergleich mit Fig. 6 zeigt die Analogie zwischen Hoden- und Ovarialanlage und macht eine nähere Erklärung der Figur über- flüssig. Die Primitivbrücke ist deutlich ausgebildet, bildet sogar an den Miindungsstellen der einzelnen Hodenfollikel je ein trichter- förmiges Gebilde (cf. auch Fig. 18). Unter den peritonealen Hüllen wird, wie bei der Ovarialanlage, eine feine Tunica propria ab- geschieden. Innerhalb derselben liegen die Genitalzellen, deren Ent- wicklung zu den Spermazellen kurz geschildert werden soll. Die larvale Entwicklung der Hodenfollikel selber übergehe ich, da sie im Prinzip mit der der Eiröhren vollständig übereinstimmt. Auf eine minutiöse Schilderung der Spermatogenese gehe ich nicht ein. Es liegt mir nur daran, eine kurze Übersicht über die Reifung der männlichen Geschlechtsprodukte der Trichopteren zu liefern, weil darüber meines Wissens nichts bekannt ist. Meine Unter- suchungen setzen in dem durch Fig. 17 repräsentierten Stadium einer reifen, noch freilebenden Larve ein. Unter den Zellgebilden der Anlage habe ich — das schicke ich voraus — ein Zellgebilde, welches der Verson’schen Riesenzelle entsprechen könnte, nicht ge- funden; wenn eine solche überhaupt vorhanden gewesen ist, so hat sie sich wahrscheinlich bereits aufgeteilt, wie das von verschiedenen Autoren bei andern Insecten beschrieben worden ist. Da UHoLoD- KOWSKY (1894) die Verson’sche Zelle bei einer jungen Phryganiden- Larve beobachtet haben will, so wäre die Frage des Nachprüfens an jungen Larven wert. Solange im übrigen über den Ursprung und die Bedeutung der Versov’schen Zelle soviele verschiedene Versionen existieren!) ist die Frage, ob dieselbe bei Trichopteren vorkommt oder nicht, vorläufig von nicht allzugroßer Bedeutung. Die Zellgebilde, aus denen alle höhern Stufen der Spermabildung 1) Beispielsweise steht CHOLODKOWSKY auf dem Standpunkt, daß die späterhin allmählich zerfallende VERSON’sche Zelle dem Zellenhaufen gleich- zustellen sei, der die Keimzellen der übrigen Insecten darstellt, während Toyama (1894) keine Verwandtschaft zwischen Genitalzellen und der VerRson’schen Zelle sehen will Ziemlich isoliert steht LA VALETTE SAINT-GEORGE mit seiner Ansicht da, daß die VERSON’sche Zelle eine umgewandelte Spermatogonie sei. | Die innere Metamorphose der Trichopteren. els hervorgehen, die Spermatogonien, entstehen aus den urspriinglichsten Genitalzellen durch Teilung. Sie wachsen zu grübern Zellen heran und treten, kurz bevor sie beginnen, sich weiter zu teilen, in Ver- bindung mit 2 Hüllzellen. Der Ursprung dieser ist mir unklar. Ich bin versucht anzunehmen, daß sie Äquivalente der Follikel- epithelzellen der Ovarien sind. Vorläufig entbehrt aber diese Ver- mutung noch der Begründung. — Innerhalb des durch diese Hüll- zellen gebildeten Mantels entsteht sodann als Teilungsprodukt ein kugliger Zellhaufen, wie er in Fig. 12a dargestellt ist. Die Teil- zellen, Spermatocyten 1. Ordnung, teilen sich mitotisch und liefern Spermatocyten 2. Ordnung. Diese liefern die Spermatiden (Fig. 12c), Zellen mit scharf abgegrenztem Kern und hellem Plasmahof. Diese Spermatiden nehmen eine langgestreckte Gestalt an, und der eben- falls sich streckende Kern verlagert sich in ein Polende der Zelle. Der ganze Komplex der Spermatiden nimmt dabei die Form einer langgestreckten Walze mit abgerundeten Enden an, die wir als Spermatocyste bezeichnen. In derselben sind die Spermatiden — in ihrer jetzigen Gestalt als Spermatozoiden bezeichnet — so angeordnet, daß ihre Kerne alle nebeneinander geordnet in einem Ende der Spermatocyste liegen, während die Gesamtheit der fadenförmigen Plasmaleiber den übrigen Raum ausfüllen (Fig. 12e). Die bis jetzt beschriebenen Entwicklungsstufen der Sperma- bildung habe ich an den Hodenanlagen freier Larven von Limno- philus stigma sehr schön beobachten können, und zwar finden sie sich, wie Fig. 17 zeigen soll, bei einer reifen Larve alle neben- einander, indem im allgemeinen die niedern Stufen den Scheitel der Follikel einnehmen, die höhern dagegen den Mündungsenden ge- nähert sind. Zur Ausbildung freier Spermatozoen kommt es dagegen weder bei der freien noch bei der eingeschlossenen Larve. Bei den zur Verpuppung reifen Individuen sieht man überhaupt nur Spermato- cysten. Braver, der bei freien Larven das Vorhandensein aus- gebildeter Spermatozoen angibt (cf. S. 74), hat wahrscheinlich die Spermatocysten mit solchen verwechselt. — Bei der Puppe erfolgt unter Wachstum und weiterer Differenzierung der Spermatozoiden die Resorption der Spermatocystenhüllhaut. Bei der reifen Puppe und beim fertigen Insect liegen die Spermatozoen (Fig. 12f.) in dichten Knäueln in jedem Hodenfollikel. Über die Gestalt der Hoden bei der Imago mögen ein paar kurze Worte nach ZANDER 112 HEINRICH LÜBBEN, (Zur Morphologie der äußern männlichen Geschlechtsorgane der Trichopteren) genügen: „Die paarigen Hoden, aus mehreren, von zartem Bindegewebe umhüllten Lappen bestehend, liegen in eine dicke Fettkörpermasse eingebettet im achten Segmente. Kurze, von den einzelnen Hoden- lappen ausgehende Kanälchen vereinigen sich noch innerhalb des Fettpolsters zu einem engen Vas deferens, das unter mehrfachen Biegungen bis an die hintere Grenze des zehnten Segments zieht, um hier unter Bildung einer rückläufigen Schlinge wieder bis in die Nähe des Hodens zu verlaufen. Etwa in der Mitte des neunten Segments münden beide Vasa deferentia in die Ausführungsgänge zweier langer, stark geschlängelter Anhangsdrüsen ein.“ Eine eingehende vergleichende Übersicht über die verschiedenen äußern Formen der männlichen Organe der Trichopteren gibt Srrrz (Zur Kenntnis des Genitalapparats der Trichopteren, in: Zool. Jahrb., Vol. 20, Anat.). Zum Schluß dieses Abschnitts will ich erwähnen, dab ich bei der Larve von Limnophilus stigma ein Gebilde gefunden habe, das wahrscheinlich dem von SCHNEIDER bei Cimex, Coccus, Acanthra und Thrips entdeckten und beschriebenen „Zellkörper“ entspricht, und das mit der Hodenanlage durch einen direkten Ausläufer der Peri- tonealhaut verbunden ist. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich darin die rudimentäre Anlage der weiblichen Genitaldrüse sehe, denn ein rudimentärer Hermaphroditismus der Inseeten kann nach neuern Forschungen als sicher betrachtet werden. I ren. Die Metamorphose des Darms. a) Der Larvendarm. Bei der Untersuchung der Darmmetamorphose gehe ich aus von dem Zustand des Darmrohrs bei der ausgewachsenen Larve. Eine ziemlich eingehende Beschreibung des Larvendarms ist mir vor kurzer Zeit in einer Arbeit von Vornızs. betitelt: „Habits and anatomy of the larva of the Caddis Fly, Platyphylax designatus Waker“, zu Gesicht gekommen (in: Trans. Wisconsin Acad. Sc. Arts Letters, Vol. 20, Part 1). Ein Vergleich mit meinen eignen Untersuchungen an Rhyacophila sept. und Limnophiliden-Species ergab eine Übereinstimmung in vielen Punkten. Größere Abweichungen Die innere Metamorphose der Trichopteren. 113 zeigte die carnivore Plectrocnemia, besonders auch bezüglich des Enddarms (Rectaldriisen!). Der folgenden kurzen Beschreibung des larvalen Darms sowie den anschließenden Untersuchungen über seine Metamorphose werde ich Limnophiliden zugrunde legen; ich bemerke dabei, daß die Beschreibung fast unmittelbar auf Rhyacophiliden zu übertragen ist, die ich zum Vergleich herangezogen habe. Die Figg. 30—33, 35—38, 46, 48 sind nach Präparaten von Limnophilus griseus entworfen, die Figg. 28, 29, 39, 44, 45, 50 nach Präparaten von Plectrocnemia consp., die übrigen auf den Darm bezüglichen nach solchen von Rhyacophila septentrionis. Makroskopisch erscheint der Darm nach Vorutes (cf. oben) folgendermaßen: The alimentary tract is straight, of the same length as the body, and begins at the mouth as a small thin-walled tube. It extends to about the end of the metathorax with but little variation in size, narrowing slightly at the junction of the head and thorax, thence gradually widening to the beginning of the next division, the mid-intestine. The posterior part of the fore-gut seems to function as a sort of crop as it is frequently seen somewhat swollen with food when it assumes a rounded outline. The mid-intestine, as may be expected from the herbivorous habit of the larva, is very large when normally filled with food. It begins with an abrupt enlargement of the alimentary tract at the posterior border of the metathorax. The fore gut apparently is telescoped into this. The width of the mid-intestine at this point is more than one-half that of the average abdominal segment. From here to the posterior end, in the middle of the sixth segment, it tapers gradually to less than one-third the width of the abdomen. The end of the mid-intestine is marked on its external surface by the attachment of the Malpighian tubules, which are six in number.... The hind-intestine may be divided macroscopically into a large posterior portion beginning in the seventh segment, and a small intestine only about the length of one segment, and rather narrow. Die hier gegebene Beschreibung paßt recht gut auf die von mir untersuchten Arten. Die mikroskopischen Befunde VORHIES decken sich aber nur zum Teil mit meinen eignen. Soweit dies einigermaßen der Fall ist, will ich sie hier wiedergeben. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 8 114 Heinrich Lissen, Der Ösophagus. . the oesophagus is found to consist of an epithelium of thin Heu cells, lining which is a chitinous layer, bearing groups of chitinous spines, which point backward toward the mid-intestine. From two to eight ore nine spines constitute a group. The muscular coats consist of an inner circular and an outer longitudinal layer, both being striated. Sections, both longitudinal and transverse, show clearly that the fore-intestine is telescoped into the mid- intestine for a short distance. The portion thus extending into the mid-intestine as a double fold has the same character of epithelium as the fore-gut, and further proof of its origin is given by the layer of chitin extending to the point where the folded portion meets the anterior end of the mid-intestine. The length of this part is about one half the width of the anterior end of the intestine, so that, if pushed forward by the food it might nearly, if not quite, close the opening. An oesophageal valve is thus formed.“ Auffälligerweise erwähnt VorHIEs mit keinem Wort die für den Ösophagus so charakteristische Längsfaltung der Darmwand (Fig. 33), die, ebenso wie die Auskleidung mit der rauhen Intima (Zähnchen! Fig. 33), für die Kaufunktion dieses Darmabschnitts so wichtig er- scheint, daß Kraräter !) den hintern Teil des Ösophagus direkt als Kaumagen bezeichnet. Da Vorutes nicht nur die Längsfaltung des Vorderdarms, sondern auch dessen Kaufunktion mit keinem Wort erwähnt, diesen Abschnitt vielmehr als eine Art Kropf bezeichnet, da außerdem die Schilderung des hintern ösophagealen Verschlusses (oesophageal valve) auf einen eingestülpten (telescoped) Teil mit glatter Innenwand paßt, so nehme ich an, daß die Erwähnung der Faltenbildung nicht aus Versehen unterlassen ist, sondern daß für Platyphylax andere Verhältnisse vorliegen. Bei allen von mir unter- suchten Arten ist ein nach Art eines Ventils wirkender Verschluß (wie ihn VorHIES beschreibt) überflüssig, da hier ein Verschluß von 1) KLAPALEK (Metamorphose der Trichopteren, Prag 1888): „Er [der Darmkanal] beginnt mit dem Munde, der in einen engen, mit starken Ringmuskeln versehenen Oesophagus führt. Dieser übergeht in den Kaumagen, den wir jederzeit mit der Nahrung angefüllt antreffen können. Seine Wände sind bloss [?! der Verf.] durch starke Quer- und Längsmuskeln gebildet, in ihm wird die Nahrung zur Verdauung vor- bereitet. Nach hinten übergeht er unmerklich in die dritte Abteilung der Verdauungsröhre, den Chylusmagen . . .“ Die innere Metamorphose der Trichopteren. 115 vornherein durch die Ösophagealfalten gegeben ist, denn diese er- strecken sich auch auf den in den Chylusmagen eingestülpten Teil des Ösophagus, verschwinden erst bei dem Umbiegen dieses Teils nach oben (Fig. 36). Nur beim Eintritt von Nahrungspartikeln in den Mitteldarm weichen die Falten auseinander, indem die äußere Ringmuskulatur nachgibt. Fig. 34 zeigt einen Querschnitt durch den eingestülpten Teil des Ösophagus. Das Lumen des Mitteldarms tritt dabei als ein schmaler Ring zwischen dem äußern dsophagealen Chitinbelag und dem Mitteldarmepithel zutage. (Der Darm zeigt, da die Figur nach einem Präparat einer eingeschlossenen Larve gezeichnet ist, Zustände, die uns später beschäftigen werden.) 2. Der Mitteldarm. Voruies: At the beginning of the mid-intestine there is a marked change in the epithelial cells, which are here columnar and bear on their inner surfaces a well-marked peritrophic membrane, the thickness of which is about equal to the average width of the cells. Nests of regenerative cells, very similar in appearance and staining reaction to those described by NEEDHAM for certain dragon fly nymphs, are numerous, and placed at regular intervals. A thick basement membrane and longitudinal muscle fibers are present, the latter somewhat scattered. (The circular fibers form a nearly continuous coat and are unstriated.) Diese Schilderung stimmt mit meinen Beobachtungen iiberein, nur die Nester der Regenerationszellen (Fig. 35 u. 36) erscheinen auf meinen Präparaten in einer Form, die weniger ihren Ursprung erkennen lassen. Daß wir es bei diesen Zellennestern mit Ein- stülpungen des Darmepithels zu tun haben, scheint mir nach VorHıEs’ Zeichnung, die dem Schema Fig. 49a entsprechen wiirde, und bei Vergleich morphologisch gleichwertiger Organe bei andern Insecten [ef. DEEGENER, Entw. des Darmkanals der Insecten (Cybister) während der Metamorphose, in: Zool. Jahrb., Vol. 20, Anat., 1904] als zweifel- los. Bei meinen reifen Larven entsprechen die Zellennester etwa dem Schema Fig. 49b, und man darf dieses Stadium sicher als eine fortgeschrittene Entwicklungsstufe des Zustands in Fig. 49a auf- fassen. Da die Basalmembran den Ausstülpungen (Zellennestern) ein Hindernis entgegensetzt, so wölben sie das Darmepithel gegen das Lumen hin etwas vor (Fig. 36). 8* 116 Heinrich Lipsey, Die weitern Darstellungen VorHtEs’ entsprechen zu wenig meinen Befunden, als daß eine weitere Wiedergabe angebracht wäre. Die Stelle, an der die Marpréxrschen Gefäße in den Darm ein- münden, bezeichnet genau die Grenze zwischen Mittel- und End- darm (Fig. 35). An dem Darmepithel selber ist dieser Übergang nicht so auf- fällig wie an seiner Bedeckung nach innen. An Stelle der peritrophen Membran tritt analwärts von dem Insertionsringe der Maupicur’schen Gefäße eine kräftige Chitinhaut auf, ein Beweis für den ectodermalen Ursprung dieses Abschnitts. Wir sind also an der Grenze zwischen Mittel- und Enddarm angelangt. > Der Enddarm. Der Enddarm zerfällt, wie wir eben sahen, in 2 Hauptabschnitte. Den vordern will ich in Übereinstimmung mit DEFGENER (dieser in bezug auf den betreffenden Abschnitt bei Cybister) als Pylorus- abschnitt bezeichnen (Fig. 35). Charakteristisch für ihn sind ebenso wie für den „Kaumagen“, die zahlreichen Falten, die er bildet, und zwar in größerer Zahl und in unregelmäßigerer Anordnung als der Ösophagus (Fig. 35 u. 37). Diese Darmfalten sind mit zahl- reichen Gruppen kleiner Borsten dicht besetzt (Limn. griseus, Fig. 37). Jeder dieser Borstenbüschel steht durch feine Plasmaausläufer, die das Chitin durchsetzen, in Verbindung mit den Zellen des Darm- epithels. Dieses ist in seiner Gestalt unregelmäßig, besteht in der Hauptsache aus Pflasterepithel ohne deutliche Zellgrenzen. Um- kleidet ist der Pylorusabschnitt in seinem vordern Teile mit einer dicken Ringmuskelmasse (Fig. 35) Analwärts hört dieselbe ziemlich unvermittelt fast ganz auf. Zu gleicher Zeit wird die Anordnung der Darmfalten regelmäßiger, ihre Anzahl (im Querschnitt) wird geringer, schließlich auf 3—4 reduziert. Diese verschließen den mittlerweile bedeutend enger gewordenen Pylorusabschnitt gegen den folgenden Abschnitt (large intestine cf. oben) mit Hilfe eines äußern Muskelringes (Fig. 35), der die Darmfalten gegeneinander prebt. Das Epithel des letzten Darmabschnitts, des Driisenenddarms ist in 5—6 ziemlich regelmäßige Falten gelegt (Fig. 35 u. 38). Es ist äußerlich von einer diese Faltung nicht wiederholenden binde- gewebigen Hülle umgeben und wird außerhalb dieser von 5 Längs- muskelsträngen begleitet. Innerhalb der bindegewebigen Hülle liegen noch einige von Falte zu Falte verlaufende quere Muskeln (Fig. 35 Die innere Metamorphose der Trichopteren. all R.M). Am analen Ende sind aber auch diese vollkommen ver- schwunden. — Das Epithel des Drüsenenddarms besteht aus einer hornhellen (Hämatoxylin), scheinbar vollkommen gleichmäßigen Plasmahaut, in die in ziemlich regelmäßigen Abständen große, scharf konturierte Kerne eingelagert sind, die das Epithel an den be- treffenden Stellen nach außen und innen vorwölben. Analwärts nehmen die Falten an Zahl zu, sie werden bedeutend niedriger und gehen allmählich in einen gleichmäßigen, dünnwandigen Epithel- ring, das Rectum, über. Dieses wird durch Ringmuskulatur ge- schlossen. Es mündet nach außen in Form eines vertikalen Spalts.!) b) Die Metamorphose des Darms. Einen Begriff von der Umwandlung des Darmtracts während der Metamorphose gibt ein Vergleich der Figg. 30—32, von denen Fig. 30 den Darm der freien Larve, Fig. 31 den einer halbreifen Puppe und Fig. 32 den des fertigen Insects in seinen Umrissen zeigt. Im einzelnen stellen sich die Umwandlungen folgendermaßen dar 1. Der Osophagus. Mit Beginn der Larvenruhe nimmt die Umgestaltung des Darms ihren Anfang, und zwar nachdem alle Nahrungsreste aus demselben entfernt worden sind. Die Falten des Osophagus legen sich dann eng zusammen, wobei die Zellen der Wand etwas dicker werden, da sie auf dem kleinern Umfang weniger Platz zur Ausdehnung in der Fläche finden. Hand in Hand hiermit geht eine Zellvermehrung, die besonders lebhaft im hintern Teil des Ösophagusrohrs ist, denn von hier aus findet eine, vorläufig nicht gerade beträchtliche, immer- hin aber deutlich wahrnehmbare Verlängerung des larvalen Öso- phagusrohrs statt. Diese Verlängerung kann die larvale Intima natürlich nicht mitmachen, die Folge davon ist, daß sie sich von der Matrix loslöst und in der Gegend des eingestülpten ösophagealen Darmendes nicht mehr anzutreffen ist, also oralwärts verschoben erscheint. (In Wirklichkeit ist das Ösophagusende der Puppe analwärts verschoben!) Durch die Loslösung der Chitinintima würde der Ver- schluß des Ösophagus gegen den Mitteldarm ungenügend geworden sein, wenn nicht bereits ein Prozeß eingesetzt hätte, der nicht nur 1) Über Analschläuche cf. unter Blutkiemen. 118 Heinrich LÜBBEN, dies verhütet, sondern sogar eine bedeutend festere Sperrvorrichtung }) herstellt, als bei der Larve vorhanden war. Dieser Verschluß wird gebildet durch eine beträchtliche Verdickung der ösophagealen Ringfalte infolge starker Zellvermehrung. Die innern Länesfalten der larvalen Ringfalte gehen in dieser Verdickung auf, so daß wir auf jedem durch die Achse geführten Längsschnitt dasselbe Bild erhalten. Auch im eigentlichen Ösophagus hat mit dem Ablösen der Intima eine Rückbildung der Längsfalten stattgefunden. Die Zellen derselben gehen in der Bildung eines einfachen (etwas erweiterten) eylindrischen Ösophagusrohrs auf. Dieses neue Rohr verengert bald nach Abwurf der Larvenhaut sein Lumen beträchtlich und seine Zellen werden hoch cylindrisch. Dieses Verhalten scheint auf einen innern Druck zurückzuführen sein, dem der Organismus zu dieser Zeit ausgesetzt ist und der mit dem Verhalten des Mittel- darms in Zusammenhang steht. Dieser hat nämlich (wie wir später noch sehen werden) zu der Zeit, wo der Ösophagus auf sein kleinstes Volumen reduziert ist, eine sehr große Dimension an- | genommen; in dem Maße, wie das Lumen des Mitteldarms wieder enger wird, wird der Ösophagus (wenigstens bis zu einer gewissen Grenze) weiter, seine Epithelzellen flacher. Ähnliche Wechsel- beziehungen lassen sich auch bei Mitteldarm- und Enddarmlumen nachweisen. Der Ösophagus beginnt übrigens bei der Puppe sich in 2 Abschnitte zu differenzieren, dadurch bedingt, dab der hintere Teil kropfartig anschwillt (Fig. 31). Zugleich findet ein Längenwachstum in der ganzen Ausdehnung des Ösophagusrohrs statt, wodurch eine Verschiebung des Mitteldarms nach hinten er- folgt. ?) 1) Die Bedeutung eines festen Verschlusses an dieser Stelle wird bei der Betrachtung der Umwandlung des Mitteldarms verständlich werden. — Vorläufig sei nur soviel gesagt, daß die Metamorphose des Mitteldarms (abgesehen von dem Längenausgleich) nicht die geringste Beziehung sowohl mit dem Vorderdarm wie mit dem Enddarm zeigt; sobald er von diesen Teilen in seiner Funktion unabhängig ist, schlägt er, entsprechend seinem andersartigen (entodermalen) Ursprung seinen eigenen Weg bei der Metamorphose ein und verlangt sogar einen festen Verschluß gegen die aus dem Ectoderm entsprungenen Teile des Darms (Vorder- und End- darm). Diese sind in ihrer Verwandlung ziemlich einheitlich. 2) Mit der Verlängerung des Osophagus geht jetzt keine Ver- kürzung der übrigen Darmteile mehr vor sich, denn Mitteldarm und Enddarm haben zu dieser Zeit bereits, wie wir unten sehen werden, ihre Die innere Metamorphose der Trichopteren. 119 Histologisch zeigt der vordere (engere) Teil des Ösophagus jetzt Pflasterepithel, zwischen dem im Bereich des Kopfes eine grobe Anzahl von kleinen tubulösen Drüsen einmündet, die jedenfalls als Ausstülpungen des Darmepithels aufzufassen sind. Der hintere (weitere) Teil des Ösophagus besteht aus einer mehr oder weniger kollabierten dünnwandigen Röhre mit flachkernigem Plattenepithel. Ähnliches Aussehen wie der Puppenösophagus auf dieser Stufe zeigt auch der imaginale Ösophagus. (Zwei schematische Schnitte durch seinen vordern resp. hintern Teil zeigen die Figg. 45 u. 44.) Der hintere an Umfang größere Teil (Fig. 44) ist womöglich noch stärker kollabiert als bei der Puppe und zum Teil, besonders an seinem vordern Ende, fest zwischen den starken Tracheenstämmen eingeklemmt. Er bietet nichts Charakteristisches, erweckt vielmehr den Eindruck der Degeneration. Ich bin daher im Zweifel, ob er bei der Imago noch gebrauchsfähig ist.!) Bevor ich zum Mitteldarm übergehe, will ich ein paar Worte über die Bedeutung des Ösophagusringes als Zellbildungsherd sagen. Von einem „Imaginalringe“ (im Sinne Kowazevskv's) innerhalb des Gebiets der Ösophagealeinstülpung habe ich nichts beobachtet, ebensowenig aber möchte ich die ganze Ringfalte, wie es DEEGENER beim Käferdarm tut, lediglich als Imaginalring ansprechen, ihm viel- mehr, wie oben geschildert, einen Hauptwert als Verschlußvorrichtung beilegen. In schönster Ausbildung tritt uns dieser „Imaginalring“ noch bei der reifen Puppe entgegen, ähnlich wie in Fig. 31, zu einer Zeit, wo die histologischen Veränderungen des Darms fast voll- ständig aufgehört haben, und in nicht wesentlich veränderter Ge- stalt ist er auch bei der Imago wieder anzutreffen (Fig. 46). Seine Bedeutung als Imaginalring wäre doch bis dahin längst erschöpft; trotzdem aber bleibt er erhalten. — Zu dieser Überlegung paßt auch eine Bemerkung DEEGENER’s über Cybister, dahingehend, daß der imaginale Länge erreicht. Diese Längenzunahme des Ösophagus muß also mit einer Krümmung des gesamten Darms oder einer seiner Teile verbunden sein (letzteres ist der Fall, wie die Betrachtung des Enddarms lehren wird). 1) Darüber, ob die Trichopterenimago Nahrung zu sich nimmt oder etwa mit den von der Metamorphose her im Darm verbliebenen Resten resp. mit dem imaginalen Fettkörper sein weiteres kurzes Leben fristet, ist mir nichts Bestimmtes bekannt. Das Faktum, daß die Mundwerkzeuge einiger- maßen zurückgebildet sind, bestärkt mich in der Vermutung, daß bei dem fertigen Insect eine Aufnahme von Nahrungsstoffen aus der Umgebung nicht mehr stattfindet. 120 Heısrıch LÜBBEn, fertige Imaginalring sehr wenig Kernteilungsfiguren zeigte. Bei der Imago ist der Ring, wie es die Fig. 46 zeigt, nach dem Mitteldarm zu mit einem dichten Filz von Haaren besetzt, die mit ihren Spitzen in oder oberhalb des innern Raums des Rings zusammentreffen. Die Be- deutung dieses Haarrings bedarf der Klärung, wie überhaupt die physiologische Bedeutung des Trichopterendarms! 2. Der Mitteldarm. Für die Metamorphose des Mitteldarms ist die Rolle der Re- generationszellen von großer Bedeutung. Ihre Entstehung habe ich bereits oben behandelt. Zu der Zeit, wo die Larve das Fressen einstellt und sich zur Larvenruhe anschickt, lagern sie als rundliche Nester unter dem Epithel. Mit Beginn der Larvenruhe hebt die Metamorphose des Darms gleich mächtig an. Wir sahen oben, dab der Ösophagus mit Beginn der Metamorphose etwas in die Länge wächst. In ungleich größerm Maß ist dies, wie wir noch später sehen werden, mit dem Enddarm der Fall. Mit diesen Veränderungen hat eine Verkürzung des Mitteldarms gleichen Schritt zu halten, die daher mit grober Aktivität vor sich geht. Der Anfangsteil des Mitteldarms, soweit er den eingestülpten Endteil des Ösophagus umschließt, verhält sich dabei ziemlich in- different; dies erscheint nicht auffällig, da er die ständige Ver- bindung mit dem Ösophagus aufrecht zu erhalten hat. (Ich fand in ihm auch bei der Larve nicht die typischen Mitteldarmregenerations- nester!!). Weiter analwärts sind währenddessen die Regenerationszellen bereits in voller Tätigkeit und haben (durch weitere Teilung und gegenseitige Vereinigung) ein geschlossenes, vorläufig noch etwas unregelmäßiges Epithel gebildet, das spätere Puppendarmepithel (Fig. 48). Durch die Ausbildung dieses Epithels und besonders da- durch, daß sich der Mitteldarmschlauch in der Längsrichtung kon- trahiert (cf. oben), wird der Platz für das larvale Epithel sehr ein- geengt. Seine Zellen nehmen daher an Höhe bedeutend zu und treten stetig weiter in das Darmlumen ein, bleiben aber vorläufig noch im gegenseitigen Zellverbande (Fig.42). Die Grenzen zwischen den larvalen Zellen verwischen sich dabei mehr und mehr, die innern Grenzen des larvalen Epithellagers rücken einander sowie der Darmmitte immer näher, und die nach innen liegenden Zellen lassen bald die ersten Anzeichen des Zerfalls erkennen (Auftreten von Pigment- körnchen). — Das embryonale Puppenepithel ist während dieser Die innere Metamorphose der Trichopteren. 121 Vorgänge nicht untätig gewesen. Es hat an vielen Stellen seiner Peripherie streifige Epithelverdickungen gebildet, die auf Quer- schnitten (Fig. 42) als Erhebungen zutage treten. Sie differenzieren sich später als Längsfalten der Puppendarmwand. Ist dieser Zu- stand erreicht, so vermag sich das Puppenepithel, da die Darmwand durch die Falten einen bedeutend größern Umfang erhalten hat, von dem larvalen Darmepithel zurückzuziehen, dadurch nämlich, daß sich die gefaltete Wand glättet. Das larvale Epithel liegt also jetzt vollständig isoliert innerhalb des neugebildeten Darmschlauchs (Fig. 40) und geht hier (nachdem der Mitteldarm mittlerweile an beiden Polen fest verschlossen, cf. oben) seinem allmählichen Zerfall entgegen, indem wahrscheinlich von der resp. durch die Puppendarm- wand verdauende Säfte ausgeschieden werden, die in den Mitteldarm treten und hier durch Auflösung des larvalen Epithels einen für spätere Verwertung aufgespeicherten Chylusvorrat bilden helfen. Nachdem das Puppendarmepithel von dem Larvenepithel zurück- gewichen ist, bilden seine Zellen zunächst ein gleichmäßiges Cylinder- epithel (Fig. 40). Aber auch dieses ist in seiner Gestalt nicht von langem Bestand, sondern hat bis zum Schluß der Larvenruhe (d. h. bis zu dem Zeitpunkt, wo die junge Puppe die Larvenhaut abstreift) eine ganz wesentlich veränderte Form angenommen. Der Darm hat sich so sehr erweitert, daß sein Lumen bis */, des Querschnitts des Tiers einnimmt. Dabei ist aus dem Cylinderepithel des Puppen- darms ein äußerst dünnwandiges Plattenepithel geworden. Die Erweiterung des Darms ist wohl eine Folge der Spannung, die der Darm durch die ihn straff füllende Chylusflüssigkeit erfährt. Die Auflösung des larvalen Darms ist nämlich mittlerweile fast vollendet, nur im hintern Teil fand sich ein noch ungelöster (vielleicht un- verdaulicher) alveolarer Klumpen. Wie wichtig der oben beschriebene feste Verschluß durch die „Imaginalringe* am vordern und hintern Ende des Mitteldarms ist, leuchtet ein, wenn man den hohen Innendruck auf die Darmwand bedenkt. Würde derselbe ausreichen, die Verschlüsse zu öffnen, so würden dem Puppenkörper wichtige Baustoffe verloren gehen. So aber wird die Nährflüssigkeit des Mitteldarms von der eingeschlossenen Larve zur Puppe hinübergerettet und bildet jedenfalls einen wichtigen Bestandteil der Nahrung während der Puppenruhe. Während der Puppenruhe wird der Inhalt des Darms resorbiert, und die Darmwand kontrahiert sich in dem Maß, wie ihr Inhalt ab- nimmt. Die Zellen werden dadurch etwas höher. Die Darmwand 122 Hernricu LÜBBEN, vermag aber nur bis zu einer bestimmten Grenze nach innen zurück- zuweichen, ohne tiefgreifendere Umformungen durchzumachen. Man beobachtet bald, daß einige Zellen des Epithels sich etwas weiter in das Darmlumen vorwölben als die übrigen. Später werden diese Zellen, offenbar infolge des seitlich auf sie ausgeübten Drucks aus dem Zellenverband in das Innere des Darmlumens hineingepreßt. Da sie aber den Zusammenhang mit der Darmwand noch nicht gleich vollkommen verlieren, so erscheinen sie zu dieser Zeit als einzelne oder zu mehreren doldenförmig angeordnete Zellenkolben, deren dünne Plasmastiele sich zwischen den Zellen des nicht modifizierten Darmgewebes inseriert sind. Auf denselben Querschnitten sieht man aber auch bereits vollständig isolierte Darmzellen zwischen der Darmwand und dem Darminhalt liegen. Wir haben es also mit einer zweiten Abspaltung von Darmzellen zu tun. Ist die Auswanderung der Epithelzellen in das Darmlumen beendet, so sind die histologischen Prozesse der Mitteldarmmetamorphose des Insects beendet. Das Epithel wird vollkommen regelmäßiges Cylinderepithel und bleibt ohne wesentliche Veränderungen bei dem Übergange zur Imago. Die äußere Gestalt des Mitteldarms aber kann durch Faltungen verändert werden. Bei einer jung ausgeschlüpften Plectrocnemia- -Imago war das Darmlumen durch eine Faltung in seiner ganzen Längenausdehnung auf ein Minimum eingeschränkt (Fig. 29). Ein kleiner Rest des gelben Körpers war noch in ihm vorhanden. Ventral von der Falte war ein Raum, der nicht durch Gewebe aus- gefüllt war, als früheres Lager des Darms erkennbar. Durch das Vorhandensein dieses Raums wäre dem Darm weiterhin die Möglich- keit gegeben, eventuell (bei Nahrungsaufnahme) wieder Schlauch- form anzunehmen. 3. Der Enddarm. Der Abschluß des Enddarms gegen den Mitteldarm wird in ähnlicher Weise wie der Verschluß am vordern Ende des letztern gebildet, indem sich die obern Falten des Pylorusabschnitts fest zusammenlegen, nachdem sie von der Chitinhaut befreit und durch Zellvermehrung stark verdickt sind. Diese starke Zellvermehrung erstreckt sich auf den ganzen Pylorusabschnitt. Dieser nimmt dabei ein gänzlich verändertes Aussehen an. Im Querschnitt ist sehr bald von den zahlreichen Falten des larvalen Pylorusteils nichts mehr zu sehen. (Die Chitinhaut ist schon losgelöst und zusammengefallen.) Wir sehen jetzt statt der niedrigen Pflasterzellen hohe Cylinder- Die innere Metamorphose der Trichopteren. 123 ~ zellen, die in lebhafter amitotischer Teilung begriffen sind (Fig. 41). Zugleich nimmt der Pylorus durch Verlagerung seiner Zellen ganz unverhältnismäßig an Länge zu und ersetzt dadurch haupt- sächlich die durch die Metamorphose des Mitteldarms bedingte Ver- kürzung.!) Bei diesem Längenwachstum werden die Epithelzellen allmählich wieder niedriger, und sehr bald stellt sich auch wieder eine Faltenbildung des Epithels ein (Fig. 43). In seiner jetzigen Gestalt diesen Darmabschnitt noch als Pylorus zu bezeichnen, wäre ein Unding. Offenbar hat inbezug auf ihn ein weitgehender Funktionswechsel stattgefunden. In seiner Zellstruktur erinnert seine Wand deutlich an das Epithel des larvalen Enddarms (Fig. 38), das ich als hornhelle Plasmahaut mit deutlich konturierten Kernen beschrieb. Diese Beschreibung paßt auch hier. Den so aus dem Pylorusabschnitt der Larve entstandenen Darmabschnitt bezeichne ich als dünnen Enddarm. Seine Weiterentwicklung von der Puppe zur Imago wird durch den Vergleich der Figg. 43 und 50 ver- anschaulicht. Während er aber bei der jungen Puppe in gerader Richtung im Körper verläuft, erfährt er später, nachdem das (ziemlich spät einsetzende) Längenwachstum des Ösophagus begonnen hat, eine Krümmung (Fig. 32). Prcrer ist diese Krümmung des imaginalen Darms nicht entgangen: Le canal alimentaire, considéré d’abord dans son ensemble, est plus long à proportion dans la Phrygane que dans sa larve; car au lieu d’etre droit il offre une courbure. Mais la larve étant sensiblement plus longue que linsecte parfait, le canal intestinal ne s’est pas allongé absolument, il a seulement conservé ses dimensions pendant que celles du corps diminuaient. Auch der hinterste Teil des Enddarms hat während der Meta- morphose seine Längsfalten eingebüßt und seine Zellen zu einem regulären, anfangs dickwandigen, englumigen (Fig. 47), später dünn- wandigen, weitlumigen Epithelzylinder angeordnet. Der Darm be- ginnt schon früh in das Innere hinein kleine Einstülpungen des Epithels zu entsenden, die spätern Analdrüsen. Ziemlich weit vor- geschritten sind diese Bildungen bereits in dem in Fig. 39 wieder- gegebenen Stadium. Man sieht daran, wie eine aus 6—-7 großen Zellen gebildete Kuppel von einem niedrigen Zylinder aus kleinen Zellen getragen wird, welch letztere direkt in die Zellen des Darm- epithels übergehen. 1) Die Verlängerung des Ösophagusrohrs spielt sich hauptsächlich nach Beendigung dieser Vorgänge ab (cf. oben). 124 Heinrich LÜBBEN, Bei der Imago ist von den urspriinglichen Darmepithelzellen wenig mehr zu sehen, sie sind also bis auf ein minimales Maß reduziert, während die Drüsenzellen einen sehr frischen Eindruck machen. Die Drüsenschläuche können durch geeignete Muskulatur an ihrer Mündung kontrahiert werden und so befähigt werden, sich weiter in das Darmlumen vorzuwölben. In ihrem Innern sieht man Tracheenverzweigungen. Die Zahl dieser ,,Rectaldriisen“ bei den verschiedenen Tricho- pteren-Species ist sehr variabel; bei höhern Formen sind gewöhnlich sehr viele, bei niedern wenige, manchmal nur 4—5 vorhanden. Ge- nauere Angaben möchte ich vermeiden, da ich nur von Limnophiliden- Imagines Darm-Isolationspräparate angefertigt habe und ich fürchte, daß meine Schnittserien durch die andern Arten nicht lückenlos sind, um eine Zählung zu gestatten. Daß bei Æhyacophila und Plectrocnemia die Zahl der Drüsen sehr gering ist, kann ich immer- hin danach feststellen. Sie sind natürlich dementsprechend größer, sodaß z. B. bei Rhyacophila 3 auf gleicher Höhe liegende Rectal- drüsen den ganzen Raum des Darms an der betreffenden Stelle aus- füllen. In bezug auf die Metamorphose der im Enddarm mancher Larven beobachteten Analschläuche (ef. Blutkiemen) will ich noch bemerken, daß aus denselben nicht unmittelbar die Rectaldrüsen der Imagines hervorgehen (obwohl die larvalen Gebilde den imaginalen jedenfalls morphologisch gleichwertig sind). Ich habe beispielsweise bei Plectro- cnemia conspersa, deren Larve, wie ich oben mitteilte, im Besitz von 5 Analschläuchen ist, bei der Imago auf einem Querschnitt allein 6 Rectaldrüsen gefunden. Beiläufig will ich noch die Entdeckung eines Paars großer Drüsen (Fig. 20) bei Trichopteren-Puppen und -Imagines erwähnen. Sie liegen im 5. Abdominalsegment, links und rechts von der Medianen und münden mit runder Öffnung am Grund eines Büschels feiner Härchen ventral nach außen. Sie sind bei beiden Geschlechtern vor- handen und sondern ein bei Alkoholkonservierung hellgelb er- scheinendes Secret ab, zu welchem Zweck, ist mir rätselhaft. Zum Schluß vorliegender Arbeit sei es mir gestattet, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. G. W. MÜLLER meinen verbind- lichsten Dank auszusprechen für das meiner Arbeit entgegengebrachte Die innere Metamorphose der Trichopteren. Interesse und für die mir von ihm gewordenen nützlichen Winke und Anweisungen bei der Behandlung derselben. Ferner danke ich aufrichtigst dem derzeitigen Assistenten des Zoologischen Instituts, Herrn Dr. A. THIENEMANN, für die gütige Überlassung seines wertvollen Materials und für seine wertvollen Ratschläge. Erklärung der Abbildungen. Durchgängige Bezeichnungen. A.G.A Anlage der äußern Ge- N.Z Nährzellen schlechtsorgane A. Schl Analschlauch B. @ Bauchganglion B. M Basalmembran B. Tr Beintrachee D Darm D. E Darmepithel D. E. D dünner Enddarm D. L Darmlumen Dr Drüse Dr. D Drüsendarm FE. D Enddarm . D. E Enddarmepithel . E Follikelepithel . Z Genitalzellen Herz . H Hüllhaut Intima (.S. Tr Kiemensacktrachee . St. @ Kollabierter Stigmengang . E Larvales Epithel . M Längsmuskel Muskel M. D Mitteldarm M, D. E Mitteldarmepithel N. S Nachschieber NA Os RA 1) In Fig. 6 ist irrtümlicherweise der Oviduct mit V. D bezeichnet. O Auge 0. D Oviduct Oe Osophagus O. K. Tr Obere Kopftrachee O. R Ovarialréhre P Pylorus Ph Phagocyten P. H Peritonealhaut P. St Puppenstigma FR Rectum R. Dr Rectaldriise R. E Regeneriertes Epithel R. M Ringmuskel I. N Regenerationszellnest S. M Schließmuskel S. Z Sichelzellen T. Pr Tunica propria Tr Trachee Tr. Dr Tracheendriise Tr. S. St Tracheenseitenstamm U. K. Tr Untere Kopftrachee V. D Vas deferens !) V. D. E Vorderdarmepithel V. M Malpighi’sche Gefäße W. Z Wanderzellen. 126 HEINRICH LÜBBEN. Tafel 11, Fig. 1. Plectroenemia conspersa, Larve, Metathorax mit Bein, dieses mit Subcoxalsiickchen. 20:1. (Die Richtung der Pfeile bezeichnet die Richtung des Blutstroms.) Fig. 2. Plectrocnemia conspersa, Larve, Bein mit Tibialdrüse. 24:1. T Tibia, AG Ausführungsgang der Drüse. Fig. 3. Plectrocnemia conspersa, Larve vom Rücken. 12:1. O. Schl. G Oberes Schlundganglion, R. Tr Körperwandtrachee, M. A Muskelansatzstellen, A. Dr Kopfdreher, Fl. Sch Flügel- imaginalscheibe, F. K Fettkörper, Oy Onocyten. Fig. 4. Enoicyla pusilla, hinteres Körperende der Larve. 22:1. H. A Hodenanlage, isoliert. Fig. 5. Brachycentrus montanus, hinteres Körperende der Larve. 72:1. Dr. P Drüsenpapille. Fig. 6. Ovarialanlage bei der Larve von Anabolia nervosa. 105:1. F. B Fixierendes Band. V. D hier Oviduct. Fig. 7. Kollabierter prothoracaler Stigmengang aus der Exuvie von Phryganea grandis. 40:1. Fig. 8. Puppenstigma aus der Exuvie von Ptilocolepus granulatus. 225: 1. Fig. 9. Desgl., etwas andere Lage. 225: 1. Fig. 10. Tracheenseitenstamm mit Trachealdrüse und kollabiertem Stigmengang einer frisch eingeschlossenen Larve von Stenophylax(?). 70:1. K. Tr Kiementrachee. Fig. 11. Limnophilus sp., Ovarialanlage in einer jungen Puppe. 46:1. M. F MÜLLER’scher Faden. Fig. 12. 6 Stadien der Spermagenese von Limnophilus stigma (a—d aus der freien Larve, e aus der eingeschlossenen Larve, f aus der reifen Puppe). a—e 250: 1, f 370:1. Sg Spermatogonie, S.c, Spermatocyte 1. Ordnung, S.c,, Sper- matocyte 2. Ordnung, St Spermatide, S.C Spermatocyste, Sp Spermatozoid, H. Z Hiillzelle. Fig. 13. Rhyacophila septentrionis, eingeschlossene Larve, Tracheen- stamm des Prothorax mit Verzweigungen. 96:1. Pr. Th. Tr Tracheenzweig, der den Prothorax versorgt. Fig. 14. Limnophilus sp., Querschnitt durch das Ovarium einer halbreifen Puppe. 270: 1. Fig. 15. Rhyacophila septentrionis, Querschnitt durch den Mesothorax einer eingeschlossenen Larve. 18:1. B. A Beinanlage, Fl. A Ausgestülpte Flügelanlage, Sr Sericterien, Fl. M Flügelmuskeln. Fig. 16. Teil desselben Schnitts, stärker vergrößert. 140:1. Die innere Metamorphose der Trichopteren. 17 Tafel 12. Fig. 17. Limmophilus stigma, Hodenanlage einer freien Larve. 84:1. R. St Reifungsstadien’ der männlichen Geschlechtsprodukte (cf. Fig. 12). Fig. 18. Limnophilus stigma, Querschnitt durch die Hodenanlage einer freien Larve. 120:1. Fig. 19. Halesus auricollis, Puppe, anales Ende einer Ovarialrôhre. Fig. 20. Abdominaldrüse einer Imago von Halesus aurieollis. 75:1. Fig. 21. Limnophilus sp., jange Puppe. Anales Ende einer Ovarial- rôbre. 85:1. Fig. 22. Limnophilus stigma, eingeschlossene Larve. Querschnitt durch die Ovarialanlage. 170:1. Fig. 23. Limnophilus sp., junge Puppe. Längsschnitt durch den Oviduct mit einmündender Ovarialréhre. 400:1. B. Z Basalzellen (vielleicht Rest der Primitivbrücke), E. Z Epithelzellen des Oviducts. Fig. 24. Plectrocnemia conspersa, vorderer Teil einer Puppe, Extremi- täten zum Teil entfernt. 16:1. K. F Kiemenfäden. Fig. 25. Irhyacophila septentrionis, eingeschlossene Larve. Schräg- schnitt durch die Anlage des prothoracalen Stigmas. St. Anl Stigmenanlage, Pl. Tr Pleuraltrachee. Fig. 26. Teil eines Querschnitts durch den Prothorax einer Puppe von Philopotamus ludificatus. 70:1. Fl Flügelteil. Fig. 27. Lateraler Teil eines Längsschnitts durch den Prothorax einer ältern Puppe von Æhyacophila septentrionis. 70:1. J, St. RR Imaginaler Stigmenrand. Fig. 28. Querschnitt durch das hintere Körperende von Plectrocnemia conspersa. 50:1. P. Z Pericardialzelien. Fig. 29. Plectrocnemia conspersa, junge Imago, Querschnitt durch den Mitteldarm. Schematisiert. 88:1. G. K Gelber Körper, F. K Fettkörper. Tafel 13. Fig. 30. Schema des Larvendarms. Fig. 31. Schema des Puppendarms. Fig. 32. Schema des imaginalen Darms. Fig. 33. Querschnitt durch den hintern Teil (Kaumagen) des Öso- phagus einer Larve von Limnophilus griseus. 140:1. 128 HeinricH Lissen, Die innere Metamorphose der Trichopteren. Fig. 34. Querschnitt durch den in den Mitteldarm eingestülpten Teil des Ösophagus bei einer frisch eingeschlossenen Larve von Rhyacophila septentrionis. 140:1. Fig. 35. Rekonstruierter Längsschnitt durch die hintere Hälfte des larvalen Darms bei Limnophilus griseus. 45:1. Fig. 36. Längsschnitt durch den hintern Teil des Ösophagus und den vordern Teil des Mitteldarms bei der Larve von Limmophilus griseus. ca, 45: 1. Fig. 37. Teil eines Querschnitts durch den vordern Teil des larvalen Pylorusabschnitts von Limnophilus griseus. 300: 1. B. B Borstenbündel. Fig. 38. Querschnitt durch den larvalen Enddarm von Limmnophilus griseus. 75:1. Fig. 39. Querschnitt durch den Puppenenddarm (Driisendarm) von Plectrocnemia conspersa. 110: 1. Fig. 40. Querschnitt durch den regenerierten Mitteldarm einer ein- geschlossenen Larve von Æhyacophila septentrionis. (Das neugebildete Darmepithel ist bereits von dem larvalen Epithel zurückgewichen). 176:1. Fig. 41. Querschnitt durch den vordern Teil des frühern Pylorus- abschnitts einer eingeschlossenen Larve von Limmnophilus griseus. ca. 300: 1. Fig. 42. Querschnitt durch den Mitteldarm einer eingeschlossenen Larve von /lhyacophila. Regenerationsinseln haben ein geschlossenes Epithel gebildet, dieses hat Zellenleisten nach außen vorgestülpt. 130:1. Z. L Zellenleisten. Fig. 43. Querschnitt durch den dünnen Enddarm einer Puppe von Rhyacophila septentrionis. 270:1. H. H Hüllhaut. Fig. 44. Teil eines Querschnitts durch den vordern Teil des Abdomens einer Imago von Plectrocnemia conspersa (schematisiert). 150:1. Fig. 45. Querschnitt durch den vordern Teil des Oesophagus einer Imago von Plectrocnemia conspersa. 380: 1. Fig. 46. Optischer Längsschnitt durch den vordern Mitteldarm- verschlnB einer Imago von Limnophilus griseus (schematisiert). H.K Haarkranz. Fig. 47. Querschnitt durch den Enddarm einer eingeschlossenen Larve von /Æhyacophila septentrionis. Fig. 48. Querschnitt durch den Mitteldarm einer eingeschlossenen Larve von Æhyacophila septentrionis. Ringmuskeln infolge der Kontraktion des Darms in Falten gelegt. Z. M Vorstufe zu Fig. 48. Hier ist die Auflösung der larvalen Muskulatur schon vollendet. 170:1. Fig. 49a u. b. Schema der Bildung der Mitteldarmregenerationszellen. Fig. 50. Querschnitt durch den dünnen Enddarm der Imago von Plectrocnemia conspersa. 180:1. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Die Samenreifung bei den Planarien. Von Dr. Waldemar Schleip, Assistent am Zoologischen Institut in Freiburg i. Br. Mit Tafel 14—15 und 2 Abbildungen im Text. I. Einleitung. Die fast unübersehbare Menge von Arbeiten über die Reifungs- vorgänge in den männlichen und weiblichen Geschlechtszellen, welche sich seit etwa 25 Jahren auf zoologischem und botanischem Gebiet angehäuft haben, verdanken ihre Entstehung in der Hauptsache den beiden Fragen, ob die Reduction der Chromosomenzahl in den Ge- schlechtszellen auf die Hälfte der in den somatischen Zellen vor- handenen eine allgemeine Erscheinung sei und was für eine Be- deutung die Reduction besitze. Daß eine solche Verminderung der Chromosomenzahl auf die Hälfte bei der Reifung der Geschlechts- zellen eintritt, wie es Weısmann 1887 als theoretisches Postulat aufstellte, das haben in völliger Übereinstimmung alle bisherigen Beobachtungen ergeben. Darüber aber sind die Meinungen stets geteilt gewesen, ob diese Reduction bloß eine Halbierung der Chromatinmasse bedeutet oder eine Entfernung der halben Zahl dauernd individuell bestehender Einheiten, der Chromosomen. Es galt also zu untersuchen, ob die Chromosomen solche dauernd indi- viduell bestehende Einheiten sind, oder ob sie nur aus einer jedes- Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 9 130 WALDEMAR SCHLEIP, maligen Neuordnung des Chromatins in gleicher Zahl wieder neu entstehen. Ferner erforderten gewisse theoretische Fragen der Ver- erbung die Feststellung, wie sich die Chromosomen bei der Reduction im genauern verhalten. Bekanntlich hat erst vor kurzem Boverı (1904) in seiner Zu- sammenfassung über die Konstitution des Chromatins alle Beweise, welche bisher für die „Theorie der Chromosomen-Individualitat* er- bracht worden sind, übersichtlich zusammengestellt und die letztere entschieden verteidigt. Und jetzt ist von der Mehrzahl der Autoren die Individualitätstheorie auch wohl anerkannt. Doch hat die An- schauung, daß die Chromosomen dauernd individuell bestehende Ein- heiten sind, bis auf den heutigen Tag noch viele Gegner, ich ver- weise nur auf den Aufsatz von Fıck (1905). Daher sind, wie ich schon in meiner vorhergehenden Arbeit betonte, neue Untersuchungen zur sichern Feststellung dieser für die Bedeutung des Chromatins fundamentalen Frage sehr wünschenswert. Die andere Frage, wie sich die Chromosomen im genauern bei den Reifungsteilungen verhalten, hat ebenfalls bis heute eine sehr verschiedene Beantwortung erfahren. Wenn auch KORSCHELT U. Herper (1902) in ihrem Lehrbuch der vergleichenden Entwicklungs- geschichte die verschiedenen Beobachtungen über Reifungsteilungen in 3 Kategorien zusammenfassen konnten, den eumitotischen und den pseudomitotischen Reifungsmodus, welch letzterer wieder in den Prä- und den Postreductionsmodus zerfällt, so zeigen sich doch innerhalb eines und desselben Reifungsmodus noch so beträchtliche Verschieden- heiten, daß von einem Verstehen der ganzen Vorgänge eigentlich noch nicht gesprochen werden kann. Zwei Reihen von Beobach- tungen haben sich aber seit der Darstellung von KoRscHELT u. HEIDER auffällig gemehrt: Erstens die, daß nach neuern Beobachtungen der Präreduetionsmodus anscheinend der häufigste ist und auch da vorkommt, wo man früher keine Reduction im Sinne WEISMANN’S, sondern eine zweimalige Längsspaltung der Chromosomen fand; ich erinnere an die Wirbeltiere und an die Phanerogamen. Und die zweite immer häufiger gemachte Beobachtung ist die paarweise Vereinigung, die sog. .Conjugation“ zweier Chromosomen vor den Reifungsteilungen. Hier erheben sich wieder mehrere Fragen: Zu- nächst, ist diese paarweise Vereinigung der Chromosomen eine ganz allgemeine Erscheinung und was für eine Rolle spielt sie in dem Reifungs- prozeß? Es wäre also zu untersuchen, ob bei der Reduction die Chromo- somen sich auch beliebig auf die Tochterzellen verteilen können, ohne Die Samenreifung bei den Planarien. 131 dab vorher eine mehr oder weniger ausgesprochene „Paarung“ derselben eintritt. Nun sind in neuerer Zeit drei Arbeiten erschienen, in denen der letztere Vorgang beschrieben ist: Martıesen (1904) gibt etwas derartiges für die Oogenese der Trieladen an, doch bin ich bei meinen eignen Untersuchungen (1906) am gleichen Objekt zu einem andern Resultat gelangt. Ferner gehören hierher die Arbeit von GoLpsCHMIDT (1905) über die Eireifung von Zoogonus mirus und die vorläufige Mitteilung von PRANDTL (1905) über die Reduction bei einem Infusor. Ich muß aber gestehen, daß mir die Ergebnisse der beiden Autoren noch nicht einwandsfrei bewiesen scheinen. Weiterhin muß man fragen: in welchem Verhältnis stehen die ver- schiedenen Formen der ,,Chromosomen-Conjugation“ zueinander? Bei Ophryotrocha findet nach KorscHEurt (1895) die Paarung der Chromo- somen erst in der Äquatorialplatte der ersten Richtungsspindel statt: bei andern Objekten vereinigen sich die Chromosomen paarweise zu einer viel frühern Zeit, und zwar bei gewissen Tieren mit je einem ihrer Enden, indem die Querteilung des Chromatinfadens unterbleibt, bei andern durch Aneinanderlegen der Länge nach. Werden wir diese verschieden intensive „Conjugation“ der Chromosomen in Über- einstimmung bringen können mit den Vererbungserscheinungen ? Oder werden spätere Untersuchungen eine größere Einheitlichkeit der Chromosomenpaarung und der Reifungsvorgänge im allgemeinen zutage fördern, als wir nach den bisherigen Ergebnissen zu erwarten berechtigt sind ? Ein neues Interesse haben die angedeuteten Vorgänge bei der Shromatinreduction gewonnen, als von verschiedener Seite, ins- besondere von Surron und Bovert, die wiederentdeckten MExDEr’schen Vererbungsregeln in Zusammenhang mit den Vorgängen bei der Chromosomenconjugation und -reduction gebracht wurden. Da die All- gemeineültigkeit der Mexper’schen Regeln aber nicht von allen Vererbungsforschern anerkannt wurde, so entstand durch die Ver- knüpfung der Vorgänge am Chromatin mit den Mexper’schen Regeln wieder ein neuer Gegensatz: Nach Surron und Boveri sind die Chromosomen der reifen Geschlechtszellen Träger verschiedener Eigenschaften, also selbst essentiell oder qualitativ verschieden, während sie nach Weısmann nur individuell verschieden sind, Iden oder Idanten darstellen. Vorliegende Untersuchung bezweckt nun, neues Material zur Entscheidung der angedeuteten Fragen herbeizuschafien. Es soll ferner versucht werden, durch eine Vergleichung der Entwicklung Ox 152 WALDEMAR SCHLEIP, der Chromosomen in den Spermatocyten mit der von mir (1906) schon beschriebenen in den Oocyten einen tiefern Einblick in die Be- deutung der mannigfachen Veränderungen im Kern während der Ausbildung der Chromosomen zu erlangen. Il. Literatur. Es ist auffallend, daß bisher über die Samenreifung bei den Turbellarien so wenig bekannt geworden ist, während doch die Ei- reifung derselben vielfach und zum Teil wiederholt an demselben Objekt studiert wurde. Die Samenreifung scheint zwar einer Unter- suchung auf den ersten Blick größere Schwierigkeiten entgegen- zusetzen wegen der verhältnismäßigen Kleinheit der Kerne, aber sie zeigte sich in vieler Hinsicht besser geeignet als die Eireifung. Was bisher meines Wissens über die Samenreifung bekannt wurde, ist Folgendes: VAN DER STRICHT (1898) bildet einige Spermatogonien und Sper- matocyten von Thysanozoon brocchi ab und findet als Zahl der Chromo- somen in den Kernen der erstern 18, in denen der letztern 9; und zwar haben die Chromosomen der Spermatocyten die Form von offenen oder geschlossenen Ringen. Kk. C. ScHxEipEr (1902) beschreibt in seinem Lehrbuch der ver- gleichenden Histologie die Hodenbläschen von Dendrocoelum lacteum etwas genauer: peripher sollen nach ihm die Urgenitalzellen liegen, weiter innen die Spermatogonien; letztere sollen eine „Spermogemme“ liefern, deren Elemente die Spermatocyten und Spermatiden durch die rasch aufeinander folgenden Reifeteilungen bilden; auf die letztern geht SCHNEIDER nicht ein. Wenn SCHXEIDER sämtliche Zellen der Wand der Hodenfollikel als Ursamenzellen oder Spermatogonien deutet, so kann ich mich ihm darin deshalb nicht anschließen, weil man in den Kernen der meisten dieser Zellen die reduzierte Zahl von Chromatinschleifen findet (vgl. unten). Auch war es mir nicht möglich, bei den untersuchten Arten normale Zellengruppen in den Hodenbläschen zu finden, welche eine Deutung als „Spermogemmen“ zulassen würden. Ein wenig eingehender behandelt N. M. Stevens (1904) die Samenreifung und zwar bei der amerikanischen Art Planaria simpli- cissima. Da STEVENS zu ganz andern Resultaten gelangt, als ich in der vorliegenden Arbeit, und da unsere Ergebnisse sich nicht im ‚geringsten in Einklang bringen lassen, so will ich gleich hier die A Die Samenreifung bei den Planarien. 133 Beobachtungen von STEVENS genauer besprechen. SrEvExs fand in den Spermatogonien 8 Chromosomen, in den beiden Reifungsspindeln 4, manchmal aber nur 3. Die Chromosomen der letztern sollen Yförmig sein und sich dadurch von den V- oder Uförmigen Chromo- somen der Spermatogonien unterscheiden. Das Vorhandensein einer Quer- oder Reductionsteilung kann Stevens nicht feststellen. Aus ihren beigefügten Figuren lassen sich auch keine weitern Einzel- heiten entnehmen. Bei allen von mir untersuchten Arten verläuft nun die Samenreifung ganz gleichartig, aber ganz anders als STEVENS für Planaria simplieissima beschreibt, auch ist die Zahl der Chromo- somen bei allen von mir untersuchten Arten konstant und gleich. Aus diesen Gründen, und auch weil die Mitteilung von Stevens sehr kurz ist, muß man vielleicht eine ausführlichere Bestätigung dieser merkwürdigen Verschiedenheit abwarten, bevor man aus ihr irgend welche Schlüsse zieht. Il]. Material und Methode. In ausführlicher Weise untersuchte ich nur Planaria gonocephala Due., während Dendrocoelum lacteum OErSsT., Polycelis cornuta O. SCHM. und nigra Eures. nur zum Vergleich herangezogen wurden. Alle Abbildungen sind nach Schnitten durch Planaria gonocephala gemacht. Die Untersuchungsmethode war dieselbe wie bei meiner Arbeit über die Eireifung des gleichen Objekts: Fixierung entweder mit heißem Sublimatgemisch nach GILSON-PETRUNKEWITSCH oder mit FLEMMING- scher Lösung. Färbung mit Bönmer’schem Hämatoxylin und Pikro- karmin oder mit Eisenhämatoxylin nach Vorfärbung mit Bordeauxrot oder mit andern Kernfarbstoffen. IV. Untersuchungen. 1. Entwicklung und Bau der Hodenfollikel. Es dürfte vielleicht angebracht sein, der Beschreibung der Samenreifungsteilungen einiges über die Entwicklung und den Bau der Hodenfollikel im ganzen vorauszuschicken, da in den bisherigen Arbeiten über die Anatomie der Planarien dieser Punkt weniger oder nur teilweise berücksichtigt wurde. Die Entwicklung der Hoden läßt sich leicht an Schnitten durch eine Reihe verschieden alter Planarien verfolgen, doch genügen auch schon Schnitte durch 134 WALDEMAR SCHLEIP, ein einziges gerade in die Samenproduktion eintretendes Exemplar, da man in solchen neben reifen Follikeln fast immer noch andere in allen Ausbildungsstufen antrifft. Die Hoden liegen bei Planaria gonocephala an der dorsalen Seite des Tiers und zwar fast in seiner ganzen Längenausdehnung; nur das vordere und das hintere Ende enthält keine. Auf dem Querschnitt durch ein Tier sind jederseits von der Mittellinie bis zu 7 oder 8 Follikel zu zählen. Die erste erkennbare Anlage eines Hodenfollikels besteht in einer Ansammlung von großen bläschenförmigen Kernen, von denen jeder von einem dichtern Plasmahof umgeben ist; die genauere Struktur derselben wird weiter unten behandelt werden. Wir haben es also hier mit jenen Zellen zu tun, von welchen nach den über- einstimmenden Angaben von v. WAGNER (1890), CarckHorr (1892), KELLER (1894) und Curtis (1902) außer der Bildung der Geschlechts- organe auch die Regeneration vor sich geht. Auch in meiner Arbeit über die Eireifung bei Planaria gonocephala konnte ich die Ent- stehung der Ovarien aus einer Zusammenlagerung dieser Zellen ver- folgen. Ein näheres Eingehen auf diese theoretisch interessante Tatsache liegt auberhalb meines Themas, es sei nur kurz darauf hingewiesen, dab Kerzer (1894) annimmt, daß die oben gekenn- zeichneten Parenchymzellen — von ihm „Stammzellen“ genannt — direkt von den Blastomeren abstammen und mit den gewöhnlichen verästelten Bindegewebszellen nichts zu tun haben. Nach KELLER muß man also annehmen, daß es nicht beliebige Zellen sind, von welchen die Regeneration und damit die ungeschlechtliche Fort- pilanzung bei den Planarien ausgeht, sondern gleichsam dafür auf- gesparte, und dab ferner die gleichen Zellen auch alle Anlagen in sich tragen, welche sie befähigen zu Keimzellen zu werden. Die andern oben genannten Autoren, namentlich Curtis, drücken sich über den Ursprung dieser Stammzellen nicht so bestimmt aus und weisen auf Zwischenformen zwischen ihnen und den verästelten Bindegewebszellen hin; immerhin bleibt aber noch festzustellen, ob diese Zwischenformen darauf beruhen, daß die „Stammzellen“ aus den verästelten Bindegewebszellen entstehen oder vielleicht um- gekehrt. Denn letzteres muß man nach KErver natürlich bei jeder Teilung und Regeneration der Planarien erwarten. Die Anlage der Hoden ist erst dann deutlich, wenn die sie zusammensetzenden Zellen sich enger zusammengeschlossen haben, so wie es Fig. 1 zeigt; dieses engere Zusammenschließen beruht wahrscheinlich auf einer Vermehrung der „Stammzellen“, wenn man Die Samenreifung bei den Planarien. 135 auch Mitosen in den jungen‘ Hodenanlagen ziemlich selten trifft. Eine Abgrenzung gegen das Parenchym besteht nur insofern, als das Protoplasma der Hodenzellen dichter strukturiert und stärker färbbar ist als das der Parenchymzellen in der Umgebung. Am Rand der Follikel liegen stets einige Zellen, von welchen es zweifel- haft ist, ob sie zum Hoden oder zum Parenchym zu rechnen sind. Im übrigen bilden die Zellen des Hodens selbst ein Syneytium; nur ausnahmsweise sind Zellgrenzen erkennbar in Form von Spalträumen, und diese sind dann wohl eher als Schrumpfungserscheinungen an- zusehen. Wenn die Follikel heranreifen (Fig. 2), dann treten, wie auch übereinstimmend von allen Autoren angegeben wird, zuerst die in der Mitte liegenden Kerne in die Reifeteilungen ein, während die die Außenzone bildenden Kerne sich noch fortgesetzt vermehren. Durch letztern Prozeß und durch die Anlagerung neuer „Stamm- zellen“ nehmen die Follikel an Größe zu. Schließlich treten zwischen den in der Mitte liegenden Spermatocyten Spalträume auf, so daß zuletzt ein Follikellumen entsteht, in welchem die Zellen einzeln liegen. Fig. 2 zeigt einen Schnitt mitten durch ein Hodenbläschen dieses Stadiums; die Wand des Bläschens ist von einer vielschichtigen Lage von Zellen gebildet, im Lumen sind einige Reifeteilungen und auch schon Spermatiden zu sehen. Mit der zunehmenden Reife der Follikel nehmen diese noch weiter beträchtlich an Größe zu, so dab sie auf dem Schnitt dicht gedrängt nebeneinander liegen. Ihr Lumen wird größer, und gleichzeitig nimmt die Dicke der Wand, wenigstens stellenweise, ab, da die Neubildung von Kernen durch Teilung der „Stammzellen“ nicht gleichen Schritt hält mit dem Verbrauch an solchen zur Bildung von Spermatiden. In Fie. 5 ist ein Teil eines Schnitts durch ein ganz reifes Hodenbläschen abgebildet; an einer Stelle desselben fehlt die Wand vollkommen. Reifungsteilungen sind darin nicht mehr zu sehen, sondern nur noch Spermatiden auf ver- schiedenen Stadien der Umbildung zu Spermatozoen. Auf ihre auf- fallende büschelförmige Anordnung werde ich unten noch zu sprechen kommen. Deutliche Ausführungsgänge der Hodenbläschen habe ich ebensowenig wie die meisten der Autoren, welche sich mit der Planarien-Anatomie beschäftigt haben, erkennen können. Dagegen fand ich öfters ein Bündel Spermatozoen in gangförmigen, einer besondern Wand entbehrenden Hohlräumen des Parenchyms, welche mit den Lumina der Hodenbläschen kommunizierten. Die meisten Reifeteilungen fand ich in Exemplaren, welche 2 WALDEMAR SCHLEIP, LA gegen Ende des Winters fixiert waren; während der übrigen Jahres- zeiten herrschten die Follikel von dem Aussehen der Fig. 3 vor. 2. Spermatogonien. Ein Teil der sogenannten „Stammzellen“, welche durch ihr Zu- sammentreten die erste Anlage eines Hodenfollikels bilden, scheinen unmittelbar zu Spermatocyten 1. Ordnung zu werden, ohne vorher eine oder mehrere Generationen von Spermatogonien zu liefern; denn wenn die Kerne einer Hodenanlage noch ganz locker liegen, befinden sich einige von ihnen schon in dem Synapsisstadium. Ein anderer Teil der „Stammzellen“ durchläuft entweder eine oder vielleicht auch mehrere Teilungen, bevor schließlich die aus ihnen entstandenen Tochterkerne die Spermatocyten darstellen; dies wird durch das Vor- kommen typischer mitotischer Teilungen in der Wand der Hoden- follikel bewiesen. In letzterm Fall sind die „Stammzellen“ also als Spermatogonien zu bezeichnen, und deren Vermehrung bedingt das Wachstum der Hodenbläschen. Auch für die Entstehung der Oocyten 1. Ordnung der Planarien mußte ich (1906) die beiden Möglichkeiten annehmen. Für die richtige Beurteilung der Reifungsvorgänge ist hinsichtlich der Spermatogonien die Beantwortung folgender Fragen wichtig: 1. Sind in den ruhenden Spermatogonien die Chromosomen irgendwie an der Anordnung des Chromatins erkennbar? 2, Wie- viel Chromosomen sind in den Spermatogonien vorhanden, zeigen sie Grübenverschiedenheiten und welcher Art sind die letztern? 3. Wie verhalten sich die Tochterchromosomen während der Anaphase ? a) Spermatogonien im Ruhestadium (Fig. 5). Der Kern ist von rundlicher bis langgestreckter Gestalt und besitzt eine Membran, welche sich mit allen Kernfarbstoffen stark färbt. Das Chromatin ist in Form von Körnchen verteilt, welche teils der Kern- membran anliegen, teils im hell erscheinenden Kernraum ohne er- kennbare Anordnung liegen. Die Körnchen sind meistens annähernd gleich groß, manchmal findet man unter ihnen auch größere Brocken. Ihre Form ist kuglig oder unregelmäßig polyedrisch. Die Zahl der Körnchen scheint nicht konstant zu sein, doch läßt sich das kaum mit Sicherheit feststellen. Ein Liningerüst konnte ich nicht er- kennen. Stets ist ein sphärischer Nucleolus vorhanden, welcher von einem chromatinfreien Hof umgeben ist und meistens der Kern- membran genähert liegt; er färbt sich mit Bönmer’schem Hämatoxylin blaßblau, mit Eisenhämatoxylin intensiv schwarz. Das Kernkörper- chen zeigt meistens eine homogene Beschaffenheit, oft aber enthält Die Samenreifung bei den Planarien. 137 \ es eine Vacuole. In dem Protoplasma des verhältnismäßig sehr kleinen Zellkörpers sind keine weitern Differenzierungen zu er- kennen. Diese ruhenden Spermatogonien sind nur in den jüngsten Follikeln häufig, in ältern findet man sie nur noch am Rand. Sie gleichen übrigens vollkommen den oben besprochenen großen Parenchymzellen oder „Stammzellen“. b) Teilung der Spermatogonien (Fig. 6—8). Teilungs- bilder der Spermatogonien findet man viel seltner als solche der beiden Generationen von Spermatocyten, da aber die starke Größen- zunahme der Hodenfollikel sich nur durch eine beträchtliche Ver- mehrung der Spermatogonien erklären läßt, so muß man schließen, dab die Teilung derselben sehr rasch verläuft. Die Umbildung der oben beschriebenen Chromatinkörnchen zu den Chromosomen ließ sich nicht genauer verfolgen; ebenso kann ich über das Schicksal des Nucleolus während der Ausbildung der Teilungsspindel nichts Sicheres angeben. In dem Stadium des Monasters kann man bei Polansicht mit Sicherheit 16 winklig gebogene Chromosomen zählen (Fig. 6); da dieselben nahe beisammen liegen und sich infolgedessen meistenteils decken, sind die Abbildungen weniger deutlich als die Präparate selbst. In Eisenhämatoxylinpräparaten sind die Chromo- somen, wie Fig. 6 zeigt, häufig keulenförmig verdickt, doch tritt das bei Färbung mit BOumer’schem Hämatoxylin nicht hervor. Letztere Präparate lassen aber meistenteils eine Längsspaltung der Chromo- somen erkennen. Es sind unter den Chromosomen eines Kerns deutliche Größenunterschiede vorhanden, für welche perspektivische Verkürzung oder die Annahme einer Kontraktion der einzelnen Chromosomen nicht zur Erklärung ausreicht. Ich habe aber weder das Vorkommen einer konstanten Zahl größerer und kleinerer Ele- mente noch das Vorhandensein je 2 gleich großer feststellen können. Die Tochterchromosomen sind während der Metaphase ungefähr halb so dick wie die Mutterchromosomen, im übrigen erscheinen aber die Chromosomen oft infolge stärkerer Färbung, namentlich in Eisen- hämatoxylin-Präparaten, abnorm dick (Fig. 8). Zuweilen findet man auf Stadien, wo die Tochterchromosomen schon an die Pole gerückt sind, von dem einen oder dem andern Tochterkern aus lange, aus einzelnen Körnchen zusammengesetzte Chromatinfäden sich bis nahe an den Äquator der Spindel hin erstrecken; das scheint für eine dehnbare Beschaffenheit der Chromosomen zu sprechen. In den Tochtersternen ist die Feststellung der Zahl der Chromosomen in- folge ihrer gedrängten Lagerung sehr schwierig; doch findet man 138 WALDEMAR SCHLEIP, stets wenigstens annähernd die zu erwartende Zahl 16. Die auch nicht seltner zu beobachtende Teilung der großen Kerne des Paren- chyms verläuft ebenso wie die der Spermatogonien; namentlich ist die Uhromosomenzahl dieselbe. c) Anaphase. An den Spindelpolen drängen sich die Chromo- somen zu einer kalottenförmigen Masse zusammen, welche ihre Zu- sammensetzung aus einzelnen Chromosomen oft nur noch durch die frei hervorstehenden Enden der Schleifenschenkel erkennen läßt. Dann werden die Konturen der letztern zackig, und die Chromosomen verlängern sich zu Fäden, welche aus einzelnen Körnchen zusammen- gesetzt erscheinen. Es tritt nun um den Tochterkern herum ein heller Raum auf; in diesem liegen also die Schleifen derart, daß die Umbiegungsstellen nach einer Seite des Kerns, die freien Enden nach der andern sehen (Fig. 9). Die Anaphase ist beendet, wenn der ganze Kernraum von einem dichten Chromatingeriist ausgefüllt ist, welches die fädige Anordnung nur noch undeutlich zeigt, so dab das Chromatin wieder in Form von Körnchen verteilt erscheint. In diesen Kernen sind natürlich die 16 Chromosomen nicht mehr zu erkennen. Der Nucleolus ist auf diesem Stadium schon wieder neu aufgetreten (vgl. unten). Es bleibt noch zu erwähnen, dab die Centrosomen der eben ge- schilderten Teilungsspindel während der dicentrischen Wanderung der Chromosomen eine Teilung erfahren (Fig. 7); später vereinigen sich aber beide Hälften anscheinend wieder, denn im Stadium der Fig. 8 findet man an jedem Pol nur ein Centrosom, welches aber durch seine längliche Gestalt mehr oder weniger deutlich seinen Doppelcharakter anzeigt. Woher die Centrosomen der Spermatogonien stammen, konnte ich ebensowenig feststellen wie ihr Schicksal, wenn die Tochterkerne sich in ein Chromatingerüst umbilden. Im Zell- körper sind sie nicht mehr nachweisbar. 3. Erste Reifungsteilung. Die Hauptmasse der Kerne, welche in der Wand eines heran- reifenden Hodenbläschens liegen, sind Spermatocyten 1. Ordnung. Ihr Chromatin befindet sich auf den verschiedenen durch alle wünschenswerten Zwischenstufen verbundenen Umwandlungsstadien zu den Chromosomen der 1. Reifungsspindel. Den Vorgang dieser Umwandlung kann man in folgende Stadien einteilen: a) Jüngste Spermatocyten 1. Ordnung (Fig. 10) Ihre Kerne sind hervorgegangen aus den Tochterchromosomen der letzten Die Samenreifung bei den Planarien. 139 Teilung einer Spermatogonie, welche, wie oben angegeben, durch Verlängerung und dadurch, dab sie das Aussehen einer Zusammen- setzung aus einzelnen hintereinander gereihten Körnchen oder Micro- somen angenommen haben, in ein Kerngerüst übergegangen sind, welches folgende Eigenschaften hat: Das Chromatin erscheint zu- nächst in Form von einzeln liegenden, ungefähr gleicheroßen Körnchen angeordnet, welche dicht gedrängt den ganzen Kernraum erfüllen. Eine Kernmembran ist nicht vorhanden. Zuweilen ist der Kernraum nicht vollständig mit Chromatin erfüllt, sondern es bleibt ein heller Randbezirk chromatinfrei, der meistens nur auf einer Kernseite aus- gebildet ist; doch dürfte das wohl nur auf einer Schrumpfung des Chromatingerüsts oder des Zellplasmas beruhen. Wenn man nun das Chromatin genauer betrachtet, erkennt man, daß die Körnchen nicht einzeln liegen, sondern dab sie mit Nachbarkörnchen zu kurzen Fädchen aneinander gereiht sind. Auf längere Strecken lassen sich diese Fädchen aber nicht verfolgen. In Fig. 10 ist die Vereinigung der Körnchen zu Fädchen angedeutet durch hellere Partien, welche also die nicht in der Einstellungsebene liegenden und daher unscharf erscheinenden Körnchen bedeuten sollen. Ein achromatisches Kern- gerüst habe ich nicht mit Sicherheit erkennen können. Der Nucleolus ist wieder, wenigstens in Eisenhämatoxylin-Präparaten, deutlich sicht- bar, und auch hier meistens von einem chromatinfreien Hof umgeben, in den mit Bönmer’schem Hämatoxylin gefärbten Schnitten wird das blasse Kernkörperchen fast immer durch das Chromatin verdeckt. Wie es sich in diesen Kernen wieder gebildet hat, konnte ich trotz aller darauf verwandten Mühe nicht herausbringen. b) Umwandlung in das Stadium der dünnen Chro- matinfäden (Fig. 11—13). In andern Kernen finden wir in der Hauptsache dieselbe Anordnung des Chromatins, mit der einzigen Ausnahme, dab die Mehrzahl der geschilderten Fädchen nach einem Punkt der Kernmembran hin gerichtet sind; in der Nähe dieses Punkts liegt das Kernkörperchen. Solange die Fädchen noch so dicht gedrängt liegen wie in Fig. 11, ist diese Anordnung nur wenig auffallend; je mehr aber die Fadenstruktur des Chromatins sich aus- bildet. desto deutlicher sieht man die einzelnen Fadenabschnitte; wenigstens die meisten derselben, nach dem Nucleolus hin gerichtet (Fig. 12). Und solche Zwischenstufen führen schließlich zu Kernen, wie einer in Fig. 13 dargestellt ist: das ganze Chromatin ist in Form einer Anzahl von Fäden vereinigt, deren Zahl sich mit Sicher- heit nicht angeben läßt, doch mögen es zwischen 10 und 20 sein. 140 WALDEMAR SCHLEIP, Nur davon konnte ich mich überzeugen, dab die einzelnen Fäden sich nicht zu einem zusammenhängenden Spirem vereinigen, sondern es sind freie Endigungen vorhanden; und zwar bestehen die Fäden mindestens in sehr vielen Fällen aus einer Schleife, deren freie Schenkel nach dem Nucleolus hin gerichtet sind, während die Um- biegungsstelle nach der entgegengesetzten Seite sieht. Die einzelnen, kleinern, scheinbar nicht zu einem Faden gehörenden Chromatin- partikel, welche man in Fig. 13 sieht, gehören dennoch zu solchen, nur waren sie in dem Gewirr von Fäden nicht weiter zu verfolgen; überhaupt konnten in keiner der Figuren dieses Stadiums alle Faden- schleifen eingezeichnet werden. Fig. 14 stellt einen optischen Quer- schnitt durch eine ähnliche Spermatocyte dar, wobei die Schnitt- ebene so gelegt zu denken ist, dab sie die Schleifenschenkel senk- recht trifft. Die Punkte der Fig. 14 sind also die Querschnitte der einzelnen Schleifenschenkel. Im Präparat ist das Bild nicht so deutlich, da die meisten Schenkel in Wirklichkeit mehr oder weniger schräg zur Schnittebene verlaufen und daher die nicht in der Ein- stellungsebene befindlichen Fadenteile ebenfalls noch, aber unscharf, sichtbar sind. Man sieht in Fig. 14 nun 32 Punkte, bei anderer Einstellung ist die Zahl etwas größer oder kleiner, immer aber etwa 30. Nehmen wir an, daß in einem Kern dieses Stadiums 16 Schleifen vorhanden sind, so müßten wir auf einem Schnitt durch ihn, welcher die Schenkel aller Streifen einmal trifft. gerade 32 Punkte zählen können; würde eine Schleife mehrmals getroffen sein oder eine gar nicht, so würden wir natürlich entweder mehr oder weniger Punkte finden. °c) Umwandlung in das Stadium der dicken längs- gespaltenen Chromatinfäden. — Synapsis (Fig. 15—22). Zwischen den oben beschriebenen Kernen finden sich zahlreiche andere, welche sofort dadurch auffallen, daß ihre Chromatinschleifen nicht dünn und einfach, ferner in so großer Zahl vorhanden sind, sondern dicker, ungefähr doppelt so dick wie die oben beschriebenen, ferner längsgespalten und in viel geringerer Anzahl vorhanden. Diese sind nun deshalb als die Kerne weiter entwickelter Spermato- cyten aufzufassen, weil die allmähliche Umwandlung ihrer Chromatin- schleifen in die definitiven Chromosomen der 1. Reifungsspindel in allen Zwischenstufen verfolgt werden kann. Es handelt sich nun darum, festzustellen, wie aus den dünnen Schleifen die dicken längs- gespaltenen hervorgehen, und das läßt sich, obwohl die Zwischen- stufen nicht häufig und daher mir lange Zeit entgangen sind, mit Die Samenreifung bei den Planarien. 141 Sicherheit erreichen. Zunächst kann man konstatieren, dab sich keine Kerne finden, deren Chromatinfäden hinsichtlich ihrer Dicke zwischen den dünnen ungespaltenen und den dicken längsgespaltenen Fäden stehen, sondern es sind immer nur entweder die einen oder die andern vorhanden. Man sieht aber nicht selten Kerne, welche sowohl die dicken längsgespaltenen wie die dünnen ungespaltenen aufweisen, und häufig verlaufen in solchen Kernen je 2 dünne Fäden einander parallel oder setzen sich gemeinsam in einen dieken längsgespaltenen Faden fort. Fig. 15 zeigt 2 nebeneinander liegende derartige Kerne, in denen ich aber die Fäden nicht ganz verfolgen konnte, da es deren immer noch sehr viele sind und sie noch ziem- lich wirr durcheinander liegen. Aus diesen Beobachtungen scheint mir nun hervorzugehen, dab die dünnen Fadenschleifen sich nicht allmählich verdicken und dann der Länge nach teilen, sondern die dicken längsgespaltenen Chromatinfäden sind entstanden durch Zu- sammenlegen von je 2 dünnen Schleifen. Noch andere Beobachtungen sprechen für diese Auffassung: Fig. 17 stellt einen Kern dar, welcher nur die dicken Chromatinschleifen enthält; da der Kern nur etwa 6—7 u dick ist, so ist er, wie sehr viele andere, in jedem Präparat durch das Mikrotommesser nicht verletzt, da die Schnittdicke 7,5 und 10 « betrug. Da nun die dicken Schleifen lange nicht mehr so dicht gedrängt liegen wie die dünnen, so kann man in solchen Kernen ihre Zahl mit Sicherheit feststellen dadurch, daß man einen derartigen Kern mit dem Zeichenapparat genau kopiert. Man kann sich nun überzeugen, daß es gerade 8 Schleifen sind. Um diese Zahl besser übersehen zu können, sind von den 8 Schleifen eines Kerns 4 in Fig. 18 und die andern 4 in Fig. 19 abgebildet. So deutlich ist natürlich die Zahl der Schleifen nicht immer fest- zustellen; infolge Durchschneidens eines Kerns oder ungünstiger Lage desselben (Fig. 16) ist es in den meisten Fällen unmöglich, sie festzustellen. Auch die dicken längsgespaltenen Fäden stellen also, wie die dünnen des vorhergehenden Stadiums, Schleifen dar, deren Schenkel nach einer Stelle des Kerns konvergieren, während die Umbiegungsstellen nach der entgegengesetzten Seite sehen. Ferner kann man sich hier noch besser wie auf dem vorher geschilderten Stadium überzeugen, daß die Schleifen kein zusammenhängendes Spirem bilden, sondern isolierte Fadenstücke sind. In Fie. 20 ist ein Kern von der Seite gesehen gezeichnet, nach welcher die Schleifenenden konvergieren; man sieht hier zwar nicht die zu er- wartende Zahl von 16 freien Fadenenden, aber doch 15, und das 142 WALDEMAR SCHLEIP, läßt sich ja dadurch erklären, daß ein freies Ende nicht so weit reicht wie die andern oder zufällig verdeckt wird. Fig. 21 u. 22 zeigen 2 Kerne des gleichen Stadiums, die Abbildungen sind zu ver- stehen wie die oben erklärte Fig. 14. Man findet hier aber nicht ungefähr 32 Fadenquerschnitte, sondern nur ungefähr die Hälfte, nämlich 16 oder 17. Die eben angeführten Beobachtungen sprechen natürlich sehr dafür, daß sich die Zahl der Schleifen reduziert hat, und zwar von 16 auf 8, und das muß ja eintreten, wenn die Chro- matinfäden sich paarweise aneinander legen. In meiner Untersuchung über die Entwicklung der Chromosomen in den Oocyten von Planaria habe ich die Möglichkeiten, wie die Verminderung der Chromatin- fäden von 16 auf 8 zustande kommen kann und wie daher die dicken längsgespaltenen Chromatinschleifen sich bilden können, aus- führlich erörtert. Und die dort angeführten Überlegungen haben meines Erachtens auch für die Entstehung der Doppelfäden in den Spermatocyten vollständige Gültigkeit. Wir können daher zusammen- fassend sagen, dab sich auch in den Spermatocyten der Planarien je 2 dünne Fadenschleifen der Länge nach zu einem dicken Doppel- faden aneinander legen, sodaß aus 16 Einzelfäden 8 Doppelfäden entstanden sind. Diese paarweise Vereinigung zweier Chromosomen, denn als solche müssen wir die Einzelfäden auffassen, stellt das Synapsisstadium dar. Die Längsspalte der Chromosomen ist in einigen der Kerne recht deutlich zu sehen, z. B. in Fig. 18 und 19; die Fäden sehen oft aus, als ob sie aus einer großen Zahl sehr kleiner Kettenglieder zu- sammengesetzt seien, so wie sie z. B. auch SCHOCKAERT (1902) für die Oocyten von Thysanozoon brocchä beschrieben hat. In andern Kernen, z. B. in Fig. 17, ist die Längsspalte fast oder gar nicht zu sehen. Obwohl dies in den meisten Fällen auf etwas zu intensiver Färbung beruhen dürfte, möchte ich doch annehmen, dab die Einzelfäden sich zu einer gewissen Zeit dichter aneinander legen als später; denn mit der weitern Ausbildung der Doppelchromosomen wird, wie unten zu zeigen ist, diese innigere Vereinigung wieder rückgängig gemacht. Es ist noch nachzutragen, dab man eigentlich erwarten sollte, in den quergetroffenen Doppelfäden der Fig. 21 u. 22 eine Spalte zu finden; bei genauer Betrachtung der Präparate glaubt man auch tatsächlich eine solche zu sehen, aber sie läßt sich in der Zeichnung schwer ohne Übertreibung wiedergeben. Endlich sind an den Figg. 17—19 noch die auffallenden Unter- schiede in der Länge der Doppelfäden eines Kerns zu bemerken; Die Samenreifung bei den Planarien. 143 besonders auffallend ist das in Fig. 18 u. 19 zu sehen. Die kürzern Fadenschlingen sind ebenso dick wie die längern, und wenn man daher eine verschieden starke Kontraktion als Ursache der Längen- unterschiede ansehen wollte, so müßte diese Kontraktion ohne Dicken- zunahme der Fäden vor sich gehen. Vergleicht man Fig. 18 u. 19 mit Fig. 17, so kann man aber auch keinen Anhaltspunkt für die Annahme finden, dab die Gréfenunterschiede zwischen den Schleifen in jedem Kern gleich und konstant sind; allerdings lassen sich diese nicht messen, sondern nur schätzen. d) Das Schicksal des Nucleolus (Fig. 23—25). Das Kern- körperchen ist, wie schon erwähnt, in allen mit Bönnmer’schem Hämatoxylin (und auch mit andern Kernfarbstoffen) behandelten Schnitten infolge seiner blassen Färbung durch das dicht gedrängte Chromatin meistens verdeckt, namentlich dann, wenn das Chromatin in Fadenform angeordnet ist; nur in Eisenhämatoxylin-Präparaten ist es noch im Stadium der Synapsis deutlich erkennbar. Bei sehr starker Schwärzung des Chromatins tritt der Nucleolus aber auch hier nicht hervor, teils weil er vom Chromatin verdeckt wird, teils weil er von einem optischen Fadenquerschnitt nicht mit Sicherheit unterschieden werden kann. Er hat nun die bemerkenswerte Eigen- schaft, die tiefschwarze Färbung auch dann noch beizubehalten, wenn durch die Differenzierung mit der Eisensalzlösung das Chromatin vollkommen entfärbt ist. Seine Veränderungen lassen sich daher an solchen Präparaten gut verfolgen, in denen alles nur noch die Bordeauxfarbe hat mit Ausnahme des tiefschwarzen Nucleolus (Fig. 23—25). In dem Stadium der Spermatocyten, wo das Chromatin noch nicht die oben beschriebenen dünnen Schleifen bildet, ist der Nucleolus stets einheitlich (Fig. 23). Im Stadium der dünnen Chro- matinschleifen liegt er immer in der Nähe der freien Schleifenenden und zeigt hier häufig eine Einschnürung, also den Beginn einer Zwei- teilung (Fig. 24). Haben sich die dünnen Schleifen paarweise zu den dicken vereinigt, so ist das Kernkörperchen fast immer in 2 nebeneinander liegende kuglige Körnchen zerfallen (Fig. 25). Die Teilung kann aber auch schon auf viel frühern Stadien eintreten. Was weiter mit dem Nucleolus geschieht, ließ sich nicht feststellen, vielleicht leitet sich das im Zellplasma der Fig. 18 liegende Körnchen von einem der Teilstücke ab. Diese scheinen also aus dem Kern entfernt zu werden. e) Ausbildung der Chromosomen (Fig. 26—41). Die Kerne, deren „dicke“ Chromatinschleifen keine Andeutung einer 144 WALDEMAR SCHLEIP, Längsspaltung zeigen, wie Fig. 17, sind verhältnismäßig selten. In den meisten ist die Längsspalte sehr deutlich, und solche Kerne leiten vermittelst aller erdenklichen Übergangsstufen zu jenen über, in welchen 8 je ein Fadenpaar darstellende Chromosomen zu finden sind. Die Längsspalte wird dadurch deutlicher, daß sich die Einzel- fäden auf längere Strecken voneinander trennen. In Fig. 28 sind einige der Fäden eines solchen Stadiums abgebildet, ebenso in Fig. 27. Während also die Doppelfäden vorher aus zahlreichen, ziemlich gleich groben, aber sehr kleinen Kettengliedern zusammengesetzt erschienen, haben sie jetzt die Form einer Kette mit größern, unregelmäßigen und ungleich großen Gliedern. Noch auf dem Stadium der Fig. 17—19 waren die Schleifen deutlich aus Microsomen zusammengesetzt; dieses Aussehen verlieren sie jetzt und gehen gleichzeitig eine Reihe anderer Veränderungen ein: Erstens werden ihre Konturen glatt, zweitens nehmen sie beträchtlich an Dicke zu und drittens geht damit Hand in Hand eine Verkürzung der Schleifen; man hat dabei oft den Eindruck, als ob die freien Enden der Schleifen an der Stelle, nach welcher sie konvergieren, festgehalten werden, so daß sich das ge- samte Chromatin nach dieser Seite des Kerns zusammendrängen muß. Diese Konzentrierung des Chromatins ist zuweilen so stark, daß ein unentwirrbarer Knäuel entsteht, in welchem die einzelnen Doppelfäden nicht mehr zu erkennen sind. Es muß zweifelhaft bleiben, ob diese Zusammendrängung zu den normalen Entwicklungs- vorgängen des Chromatins gehört oder ob es nicht entweder ein pathologisches Vorkommnis (Degenerationserscheinung) oder ein Kunst- produkt ist. Aus der Beobachtung, daß diese dichten Knäuel in manchen Präparaten gehäuft vorkommen, möchte ich auf letzteres schließen. Auch Janssens (1905) ist der Ansicht, daß die Zusammen- ballung des Chromatins in den Kernen, das Synapsisstadium ver- schiedener Autoren, auf einer ungenügenden Einwirkung der Fixierungs- flüssigkeit beruht. Bisher hatten die Doppelchromosomen noch dieselbe Anordnung wie früher, die Enden nach einem Punkt gerichtet, die Umbiegungs- stellen nach der entgegengesetzten Seite. Diese Anordnung geht nun verloren. In Fig. 30 kann man annähernd 8 Doppelfäden unter- scheiden, welche ziemlich regellos im Kernraum verteilt sind. In den Spermatocyten dieses Stadiums beginnt aber auch die helle Kernvacuole, in welcher das Chromatin bisher alle seine Veränderungen durchgemacht hat, zu schwinden, und dadurch kommen die Doppel- fäden in das Zellplasma selbst zu liegen. Eine Kernmembran war, Die Samenreifung bei den Planarien. 145 wie oben schon erwähnt, in den Spermatocyten zu keiner Zeit zu sehen. Wenn die Chromatinelemente sich auf diese Weise in der Spermatocyte unregelmäßig verteilen, stellen sie Doppelfäden dar, deren beide Einzelfäden 1, 2 oder 3mal umeinander herumgewickelt sind; die Enden der beiden Einzelfäden sind meistens nicht mit- einander verklebt. Von einer Längsspaltung innerhalb der Einzel- fäden ist (wenigstens bei Planaria gonocephala) nichts zu erkennen. Nun beginnen eine Reihe von Umformungen, wie sie auch schon von andern Objekten mit heterotypischen Teilungsfiguren beschrieben wurden. Der Ausgangspunkt ist die Form der eben beschriebenen Fadenpaare, das Endstadium wird von den Chromatinelementen der Aquatorialplatte der 1. Reifungsteilung dargestellt. Dazwischen liegen eine Menge von Übergangsformen, von welchen die charakte- ristischsten in der Textfigur A zusammengestellt sind. Es kommen zunächst die schon geschilderten umeinander gewickelten Faden- paare mit freien oder verklebten Enden vor (a und b). Weiter finden sich Fadenpaare, welche sich mit ihren Enden nur noch über- kreuzen (c) oder sich überhaupt nur noch an einer Stelle anliegen (d). SHEESH f 0° SOO Hit Fig. A. Dann kommen die bekannten Ringfiguren vor, entstanden dadurch, daß die Einzelfäden mit ihren Enden verkleben; die Verklebungs- stelle zeigt entweder noch deutlich die Zusammensetzung aus zwei Enden, oder sie stellt nur eine knopfförmige Verdickung des Rings dar. Diese Ringfiguren sind entweder unregelmäßig (e bis h), oder, wenn sich die Spermatocyte der Ausbildung der Aquatorialplatte nähert, regelmäßig geformt (i und k). Der Längsdurchmesser dieser Figuren schneidet die Mitten zwischen den Verklebungsstellen, der- jenige der frühern Figuren (c bis f) die Verklebungsstellen selbst. In der Äquatorialplatte findet man die Chromosomen meistens als Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 10 146 WALDEMAR SCHLEIP, sehr langgestreckte und spitzausgezogene Gebilde, welche nur manch- mal noch ein Lumen erkennen lassen (m bis p). Zuweilen ist die eine Verklebungsstelle vorzeitig aufgerissen (1). Etwas anders er- scheinen die Chromosomen in den mit Eisenhämatoxylin überfärbten Schnitten (Fig. 33); sie sind viel dieker und plumper als die normal gefärbten; je zarter gefärbt wird, desto graziler erscheinen sie. Komplizierter sehen die Chromosomen natürlich dann aus, wenn man sie in Polansicht zu sehen bekommt. Es frägt sich nun, ob alle im Vorstehenden beschriebenen Chro- matinfiguren Etappen eines Umbildungsprozesses der umeinander gewickelten Fadenpaare in die spitz ausgezogenen Ringe der Aqua- torialplatte sind, welches die Reihenfolge der Stadien ist, ferner ob nicht vielleicht einige der Figuren Kunstprodukte sind. Im all- gemeinen ist letzteres wohl nicht der Fall, und es werden in der Hauptsache, wie von SCHOCKAERT (1902) und andern Autoren an- gegeben wurde, zwei Faktoren sein, welche ihre Form bestimmen: erstens die Adhäsion der Einzelfäden an ihren Enden und zweitens der Zug der Spindelfasern. Es scheint mir aber zweifelhaft, ob die beiden Faktoren allein zur Erklärung genügen, denn schon das Vor- kommen der umeinander gewickelten Fadenpaare und ihr Umbildungs- prozeß, bevor sie sich in der Äquatorialebene anordnen, machen es wahrscheinlich, daß auch innerhalb der Chromosomen selbst irgend welche formbestimmende Eigenschaften vorhanden sind. Die Reihen- folge der Chromatinfiguren in dem UmbildungsprozeB ist wahrschein- lich die in der Textfig. A eingehaltene; denn je zerstreuter die Chromosomen noch in der Spermatocyte liegen, desto häufiger finden sich die am Anfang der Reihe stehenden Formen, und je mehr sich die Spermatocyte der Ausbildung der Äquatorialplatte nähert, desto zahlreicher sind die langgestreckten Ringe vorhanden. In der fertigen 1. Reifungsspindel sind endlich nur solche zu sehen (Fig. 34 I, 39): Ein eigenartiges Verhalten der Chromosomen zeigt Fig.36, welches nicht so ganz selten ist und ein Licht auf die Zusammensetzung der Chromosomen wirft; Fig. 36 stellt eine Spermatocyte im Stadium der Aquatorialplatte dar; es sind nur 6 Chromosomen eingezeichnet, da die andern das Bild undeutlich machen wiirden. 4 dieser Ringe sind sehr stark verlängert, zugleich sind sie schwächer gefärbt und sehen aus, als ob sie aus einzelnen Körnchen zusammengesetzt seien. Ich glaube, man darf annehmen, daß sie durch Zug der Spindel- fasern oder sonst irgendwie gedehnt sind und infolge dieser Dehnung Die Samenreifung bei den Planarien. 147 wieder die Zusammensetzung aus Microsomen zeigen, welche die Chromatinschleifen vor ihrer Verkürzung aufwiesen. Etwas ähnliches konnte man auch bei der Teilung der Spermatogonien beobachten (s. 0.), und man darf daher vielleicht aus dieser Dehnung und aus der Kürze, welche die T'ochterchromosomen später nach der Teilung der Ringe zeigen, auf eine elastische Beschaffenheit der Chromosomen schließen, welche ihnen gestattet, sich nach einer erlittenen Deh- nung wieder zu verkürzen. Eine gleiche Vermutung äußert auch SCHOCKAERT (1902). f) Größbenunterschiede der Chromosomen. In Fig. 30 bis 35 sind entweder alle oder einige der Chromosomen einer Sper- matocyte 1. Ordnung in ihrer natiirlichen Lage gezeichnet, und in Fig. 37—41 sind alle Chromosomen einiger anderer Spermatocyten der bessern Übersicht halber nebeneinander abgebildet. Ein Blick auf diese Figuren zeigt nun ohne weiteres die auffallenden Größen- unterschiede zwischen den Chromosomen eines und desselben Kerns. Zum Teil beruhen dieselben, wie besonders aus der Fig. 36 zu er- sehen war, vielleicht auf einer verschieden starken Kontraktion. Diese allein kann aber die Größenunterschiede schwerlich bewirken, wie z. B. aus einer Vergleichung des größten Chromosoms der Fig. 37 mit dem kleinsten hervorgeht. Ferner spielt dabei auch die schein- bare Verkürzung der Chromosomen infolge ihrer verschiedenen Orientierung zur Schnittebene eine Rolle; um diesen Faktor soweit als möglich auszuschließen, habe ich vermieden, die Chromosomen solcher Spermatocyten abzubilden, die in Polansicht gesehen sind. Die Größenunterschiede sind nun so stark, dab nicht von der Hand gewiesen werden kann, dab sie wirkliche, nicht nur scheinbare sind. Damit stimmt auch das überein, was über die Chromosomen der Spermatogonien und über die dicken längsgespaltenen Chromatin- schleifen der Spermatocyten im Synapsisstadium gesagt wurde. Eine andere Frage ist aber die, ob bei unserm Objekt in jeder Zelle gleichstarke, also konstante Größenunterschiede zu erkennen sind, und meines Erachtens sind solche bei den Planarien auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht zu beobachten. Wohl kann man überall eine Gruppe größerer Chromosomen und eine kleinerer aus- einanderhalten; aber 1. sind immer Übergänge zwischen beiden Gruppen vorhanden, und 2. ist in der einen Spermatocyte die eine Gruppe zahlreicher, in einer zweiten die andere. Schließlich fällt noch auf, wenn man die Figg. 37 u. 38 hinsichtlich der Größe der Chromosomen vergleicht, daß in der ersten Figur die Chromatin- 10* 148 WALDEMAR SCHLEIP. elemente durchschnittlich kleiner sind als in der zweiten; selbst- verständlich sind alle Figuren genau bei derselben Vergrößerung gezeichnet. Die abnorme Massigkeit der Chromosomen der Fig. 33 ist, wie ich schon erwähnt habe, auf Rechnung der Überfärbung mit Eisenhämatoxylin zu setzen. g) Teilung der Chromatinringe (Fig. 42). Die Teilungs- bilder der Ringe trifft man relativ sehr selten, daher dürfte diese Phase sehr schnell vor sich gehen, da die Tochtersterne wieder beinahe ebenso massenhaft in den Präparaten zu sehen sind wie das Stadium der Aquatorialplatte. Die Ringe teilen sich, indem sich ihre Hälften an den Verklebungsstellen, welche stets noch zu erkennen sind, voneinander lösen. Oft ist die eine Verklebungsstelle schon gelöst, während die andere noch festhält (Fig. 34). Fig. 42 zeigt eine sich teilende Spermatocyte 1. Ordnung, in welcher alle Ringhälften sich schon voneinander gelöst haben und etwa Vförmige Gebilde darstellen, die sich während der Polwanderung verkürzen. Leider sind diese Stadien sehr unübersichtlich, so dab ich keine vollkommenen Bilder geben kann. In Fig. 42 sind auf der einen Seite 8, auf der andern 7 Chromosomen sichtbar. Stets findet man schon während der dicentrischen Wanderung eine Andeutung einer Längsspaltung der Ringhälften, daran kenntlich, daß die Vförmigen Chromosomen nicht 2 freie Enden zeigen, sondern deren 4 oder wenigstens 3. In Fig. 42 ist das bei 4 der Chromosomen deutlich der Fall und kann daher nicht darauf beruhen, daß 2 zu- fällige nebeneinander liegende Chromosomen ein einziges längs- gespaltenes Element vortäuschen. Einmal sah ich auch die Längs- hälften der Chromosomen schon während der Metaphase vollkommen getrennt; leider aber habe ich versäumt, die betreffende Stelle im Präparat aufzuschreiben, und später konnte ich sie nicht wieder finden. Weder an den Einzelfäden der spätern Synapsisstadien noch an den Ringen war mit Sicherheit eine Längsspaltung zu bemerken, während ich dies in den Oocyten des gleichen Objekts sehr deutlich konstatieren Konnte. h) Die Centrosomen. Auf die achromatische Figur näher einzugehen, liegt nicht im Thema dieser Arbeit. Es gelang mir auch nicht, die Centrosomen mit Sicherheit zu erkennen, bis die Chromo- somen in der Äquatorialebene angeordnet waren. Auf frühern Stadien konnte ich nur in einzelnen Fällen im Plasma Körnchen finden, welche man als Centrosomen ansprechen könnte, ohne dab ich aber dafür sichere Beweise anzuführen imstande bin. An den Die Samenreifung bei den Planarien. 149 Spindelpolen sind die Centrosomen sichtbar als ein kleines, etwas längliches Gebilde, von dem die nur undeutlich erkennbaren Spindel- fasern ausgehen. In spätern Stadien der 1. Reifungsteilung hat sich jedes Centrosom in 2 Körnchen geteilt. 4. Zweite Reifungsteilung. Am Ende der Metaphase der 1. Reifungsteilung sind die Vförmig eestalteten Ringhälften dicht an den Spindelpolen zusammengedrängt und lassen wenigstens bei der Ansicht von der Seite weder die Zahl noch die Längsspaltung der Chromosomen erkennen, so dab ein ganz ähnliches Bild entsteht wie am Schluß der Teilung einer Sperma- togonie. Ein Ruhestadium schließt sich an die 1. Reifungsteilung nicht an, sondern die Chromosomen verkürzen sich und bilden dann sofort die Aquatorialplatte der 2. Reifungsteilung. Dabei rücken die Chromosomen wieder etwas auseinander, so dab man in Pol- ansicht meist recht gute Bilder erhält; man findet dann 8 doppelte Chromatinelemente (Fig. 43 u. 44), welche recht komplizierte und mannigfache Figuren bilden, so daß ihre Deutung ohne die Kenntnis der schon während der vorhergegangenen Metaphase aufgetretenen Längsspaltung der Ringhälften sehr schwierig sein würde. Häufig sind 2 kurze, nebeneinander liegende Stäbenen vorhanden (2 der Chromosomen in Fig. 43 und Textfig. Ba). Man könnte sich diese ur X: a b GC d e f 2 Fig. B. leicht dadurch entstanden denken, daß das Vförmige Chromosom an der Knickungsstelle quergeteilt wurde, wie Van DER STRIcHT (1898) es z. B. bei der Eireifung von Thysanozoon brocchi annahm. Eine genauere Prüfung zeigt aber fast stets, dab die Form der geraden Stäbchen nur vorgetäuscht wird und daß es sich um zwei neben- einander liegende, gebogene oder Vförmige Gebilde handelt; sie er- scheinen deshalb stäbchenförmig, weil sie sehr kurz sind und un- günstig liegen. In andern Fällen sieht man die beiden nebeneinander liegenden gebogenen Stäbchen deutlicher, wenn man sie nämlich schräg von der Seite zu Gesicht bekommt (1 Chromosom der Fig. 43). Ferner kommen auch Doppelchromosomen vor, welche ebenfalls zu- erst den Eindruck hervorrufen, als ob sie durch Querteilung eines V 150 WALDEMAR SCHLEIP, entstanden seien (Textfig. Bb); es sind aber auch hier die durch Längsspaltung entstandenen Hälften derselben, also wieder Vförmige Chromosomen, deren Schenkel einen größern Winkel bilden und die sich mit nur einem ihrer Schenkel noch anliegen. Noch schwieriger sind auf den ersten Blick solche Gebilde zu deuten, welche aus 4 im Quadrat nebeneinander liegenden Körnchen zu bestehen scheinen und so ganz den Eindruck einer Vierergruppe machen (Textfig. Bg). Durch Heben oder Senken des Tubus kann man aber stets fest- stellen, daß die 4 Körnchen paarweise zusammenhängen und dab es sich auch hier nur um 2 nebeneinander liegende Vförmige Tochter- chromosomen handelt, deren Enden die 4 Körnchen der scheinbaren Tetrade vortäuschen, wenn nur sie eingestellt sind. Sehr häufig sind ferner mehr oder weniger regelmäßige Kreuze (Textfig. Bf): Sie würden die Deutung zulassen, dab sie durch paarweises An- einanderlegen der Vförmigen Ringhälften an ihren Knickungsstellen nach der 1. Reifungsteilung entstanden seien. Nimmt man aber das an, so würde man z. B. in Fig. 43 zu viel Chromosomen zählen, mehr als 8. Daher muß man sie so deuten, daß sie die 2 durch Längsspaltung entstandenen Tochterchromosomen der 2. Reifungs- teilung darstellen, welche an der ursprünglichen Knickungsstelle ihres Mutterchromosoms noch eine Zeitlang zusammenhängen. In andern Fällen haben sich die Tochterchromosomen schon ganz ge- trennt und bilden ebenfalls Kreuze, aber dadurch, daß sie schräg übereinander liegen (Textfig. Be). Außer diesen sehr häufigen und charakteristischen Chromatinfiguren kommen noch viele andere und . sehr mannigfache vor, welche sich aber immer auf die eine oder andere Weise als durch Längsspaltung entstanden erklären lassen. Um zusammenzufassen, sind also die 16 Einzelchromosomen der Äquatorialplatte der 2. Reifungsteilung als die Tochterchromosomen der 8 Ringhälften aufzufassen, und zwar sind sie aus diesen durch eine Längsspaltung entstanden, wie dadurch bewiesen wird, dab 1. schon während der Metaphase der vorhergehenden Teilung eine Längsspaltung mehr oder weniger deutlich auftritt und 2. in der Äquatorialplatte wenigstens ein großer Teil der 16 Tochterchromo- somen die Vförmige Gestalt noch zeigt, welche sie infolge ihrer Ent- stehung durch eine Längsspaltung haben müssen. Es fällt bei der Betrachtung dieser 16 Tochterchromosomen auf, daß sie so dick sind; dies ist aber erklärlich aus der beträchtlichen Verkürzung, welche die Ringhälften, ihre Mutterchromosomen, erfahren. Von der Die Samenreifung bei den Planarien. 151 Seite bekommt man keine übersichtlichen Bilder der 2. Reifungs- teilung, da hierzu die Chromosomen doch zu dicht liegen. Die schon an den Schleifen des Synapsisstadiums und an den Ringen deutlich erkennbaren Größenunterschiede der Chromosomen eines und desselben Kerns sind auch hier noch im gleichen Mab- stabe zu sehen. Auch die Verschiedenheit in der Größe der Chromo- somen verschiedener Kerne, die oben erwähnt wurde, ist hier zu- weilen recht auffallend (Fig. 43 u. 44). Nachdem die Tochterchromosomen sich voneinander getrennt haben, wandern sie nach den Spindelpolen; ihre Vförmige Gestalt ist dort noch bald mehr bald weniger deutlich erkennbar (Fig. 45 u. 46). Schließlich drängen sich auch hier wieder die Chromosomen zu einer halbkugligen Masse zusammen, welche sich von den ähn- lichen Stadien am Ende der Teilung einer Spermatogonie oder Spermatocyte 1. Ordnung leicht durch ihre geringere Größe unter- scheidet. Die Teilungsbilder der Spermatocyten 2. Ordnung sind weitaus die häufigsten, welche man in den heranreifenden Follikeln antrifft. Wie sich die Centrosomen der 2. Reifungsteilung von denen der 1. ableiten, konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen. Wahr- scheinlich werden durch die oben erwähnte Teilung der Centro- somen an den Spindelpolen die beiden Centrosomen der Spermatocyte 2. Ordnung gebildet. 5. Spermatiden und Ausbildung der Spermatozoen. Auf die histogenetische Ausbildung der reifen Spermatozoen bin ich nicht näher eingegangen, da das Objekt für diesen Zweck zu ungünstig ist. Daher will ich nur das wenige anführen, was ich nebenbei fand und was in der Literatur nicht erwähnt ist. Da- gegen dürfte es nicht uninteressant sein, über die Veränderungen des Zelleibs der Spermatiden etwas zu berichten, da diese die Er- nährung der Spermatiden zum Zweck zu haben scheinen und ähn- lichen Vorgängen bei andern Tieren analog sind. a) Ernahrung der Spermatiden. Nach Durchschnürung der Spermatocyte 2. Ordnung hat die Spermatidenzelle eine rund- liche oder ovale Gestalt und liegt frei in dem Lumen des Hoden- follikels. Dann streckt sich die Zelle, um zuerst lang oval und schließlich sehr lang und schmal zu werden. Wenn sie diese Form erreicht hat, befindet sich der Kern ganz an dem einen Ende der Zelle, und diese selbst liegt nicht mehr frei im Follikellumen, 152 WALDEMAR SCHLEIP, sondern mehrere Zellen, bis zu 30 und mehr, sind zu einem Büschel vereinigt. Ihre kernfreien, konvergierenden Enden sitzen einer Stelle der Follikelwandung auf, während die kernhaltigen Enden, frei in das Lumen hineinragend, strahlenförmig divergieren (Fig. 4). Dabei sitzt ein solches Spermatidenbüschel nicht einer sogenannten Fußzelle auf. sondern steht nur in Berührung mit dem Plasma der die Follikelwand bildenden Spermatocyten. In dem Übersichtsbild (Fig. 3) sind die Spermatidenbüschel teils längs, teils quer oder schräg getroffen, daher das verschiedene Aussehen. Es ist ein- leuchtend, daß durch die Anlagerung der Spermatiden an die Wand die Zufuhr von Nährmaterial zu ihnen ermöglicht wird, und man kann als Beweis für diese Auffassung geltend machen, daß die Ver- längerung der der Wand angehefteten Spermatiden zugleich eine Vergrößerung der Zellen darstellt. In seltnen Fällen aber scheinen die Spermatiden keine solche Lagerung einzunehmen, denn man findet ab und zu im Follikellumen eine größere kuglige Plasma- masse, um welche, teilweise noch in ihr steckend, zahlreiche halb oder ganz reife Spermatozoen herumgewickelt sind. Es scheint sich hier also um eine Anzahl von Spermatiden zu handeln, die sich zu einem Klumpen vereinigt haben. — Von diesen Plasmakugeln sind andere zu unterscheiden, welche mehrere, ungefähr 2—8 Kerne in allen Stadien der Degeneration mit Auflösung des Chromatins im Plasma enthalten. Diese Kerne gleichen, wenn sie noch nicht zu stark degeneriert sind, den Spermatocyten oder den Spermatiden. Eine ernährende Bedeutung haben diese degenerierenden Zellen wohl nicht, denn es wäre schwer zu erklären, wie ihr Material von den Spermatiden aufgenommen werden könnte. In den Ovarien des gleichen Tiers fand ich aber Zellen, für welche eine Bedeutung als Nährmaterial wahrscheinlich ist. b) Bemerkungen über die Ausbildung der Spermato- zoen. Die halbkuglige, dichte und dunkel gefärbte Chromatinmasse, welche von den Tochterchromosomen der 2. Reifungsteilung gebildet wird, geht unter den gleichen Vorgängen, welche für die Anaphase der Spermatogonien geschildert wurden, in einen sphärischen Kern mit lockerm, fädig angeordnetem Chromatin über (Fig. 47 u. 48). Durch Verkleinerung des Kerns und Verdichtung des Chromatin- gerüsts entsteht eine kuglige, intensiv und homogen sich färbende Chromatinmasse, welche in einem hellen Hof liegt. Weiterhin wird der Kern birnförmig; sein spitzes Ende liegt dicht an der Oberfläche der Zelle. Solange das Chromatin noch locker angeordnet war, Die Samenreifung bei den Planarien. 153 konnte man bei Eisenhämatoxylin-Färbung in den meisten Fällen 2 kleine Körnchen erkennen, welche fast immer auf entgegengesetzten Seiten des Kerns liegen. Wenn der Kern birnförmig geworden ist, liegt an seinem spitzen Ende ein Körnchen, welches die schwarze Farbe länger beibehält als das Chromatin (Fig. 49). Manchmal schien es, als ob an dieser Stelle nicht 1, sondern 2 Körnchen lägen, ein dem Kern unmittelbar angelagertes und ein mehr peripher ge- legenes; von letzterm schien dann oft ein kurzes blasses Fädchen auszugehen. Weiter habe ich die beiden Centrosomen, welche in diesen Körnchen wohl zu suchen sind, nicht verfolgen können. „Nebenkörper“ (WALDEYER, 1903) fand ich bei den angewandten Methoden nicht. Der Vorgang, wie sich die birnförmigen Sperma- tidenkerne in die sehr langen, gleichmäßig dünnen Spermatozoen umwandeln, ist schon mehrfach beschrieben worden, z. B. von Irsıma (1884) und Srevexs (1903); Neues kann ich nicht hinzufügen, auch habe ich innerhalb der fertigen Spermatozoen keine feinere Differen- zierung gefunden. 6. Die Samenreifung anderer Planarienarten. Von der im Vorstehenden geschilderten Samenreifung bei Pla- naria gonocephala Due. weicht jene bei den andern vergleichsweise herangezogenen Tricladen (Polycelis nigra Enrs., P. cornuta O. Scum. und Dendrocoelum lacteum OERST.) so gut wie nicht ab, so daß einige wenige Bemerkungen über die gemachten Beobachtungen genügen. Die Stadien der Doppelfäden (Synapsis) sind auch hier die häufigsten, welche man in der Follikelwand antrifft. Die Synapsis vollzieht sich auf die gleiche Art und Weise. Die Zahl der Doppelchromo- somen, welche in den Spermatocyten von Dendrocoelum lacteum und Polycelis nigra bestimmt werden konnte, betrug wie bei Plan. gono- cephala 8; in den Follikeln von Polye. cornuta fanden sich zufällig nur wenig Teilungsstadien, so daß ich hier die Chromosomenzahl nicht feststellte. Gröbenunterschiede der Chromosomen waren auch hier in gleichem Mabstabe zu erkennen. Die 1. Reifungsteilung trennt überall die beiden Ringhälften. Der Wert der 2. Reifungs- teilung war besonders bei Dendrocoelum gut zu erkennen, da die Ringhälften schon vor Beginn der Metaphase die Längsspaltung deutlich zeigen. Abweichend von den Spermatocyten 1. Ordnung der andern Arten, fanden sich in denen von Polyc. cornuta auber dem groben sphärischen Nucleolus noch einige dunkel gefärbte kleinere Kernkörper, die erst vom Stadium der Synapsis an nicht mehr zu 154 WALDEMAR SCHLEIP, sehen sind. Sie färben sich ebenso wie der sphärische Kernkörper nach der Eisenhämatoxylin-Methode intensiv schwarz; sie liegen an der Kernperipherie. Über ihre Entstehung und ihr Schicksal habe ich nichts herausbringen können. V. Zusammenfassung. Die Spermatogonien enthalten im Monasterstadium 16 schleifen- förmige Chromosomen, welche deutliche Größenunterschiede erkennen lassen. Die durch Längsspaltung entstandenen 16 Chromosomen jeder der beiden Tochterzellen der letzten Spermatogoniengeneration, also die Chromosomen der jüngsten Spermatocyten 1. Ordnung, wan- deln sich während der Anaphase in ein Kerngerüst um, in welchem die einzelnen Chromosomen nicht mehr zu erkennen sind. Die Zahl der Spermatogoniengenerationen scheint nicht konstant zu sein, möglicherweise können auch die großen Parenchymzellen („Stamm- zellen“) sich direkt in Spermatocyten umwandeln. In den jüngsten Spermatocyten 1. Ordnung sind die einzelnen Chromosomen nicht zu erkennen. Durch Aneinanderreihen der im Kernraum (wirklich oder nur scheinbar ?) ohne besondere Anordnung verteilten Chromatinkörnchen entstehen wahrscheinlich 16 dünne, ungefähr Vförmige Chromatinschleifen, deren freie Enden nach einer Seite des Kerns und deren Umbiegungsstellen nach der entgegen- gesetzten Seite gerichtet sind. Diese 16 Chromatinschleifen sind also ganz ähnlich gelagert wie die 16 Tochterchromosomen einer Spermatogonie, bevor sie während der Anaphase unkenntlich werden. Im Synapsisstadium legen sich je 2 Fäden der Länge nach aneinander, so dab 8 Doppelfäden entstehen. Die Lagerung der letztern im Kern ist dieselbe; sie zeigen deutliche Größenunterschiede, ferner sind sie, auf frühern Stadien wenigstens, ebenso wie die dünnen Schleifen aus einzelnen Körnchen zusammengesetzt. Durch die Synapsis wird also eine sog. Pseudoreduction der Chromosomen- zahl bewirkt. Ein paarweises Aneinanderlegen der einzelnen Mikro- somen ließ sich nicht erkennen. Die definitiven Chromosomen der 1. Reifungsteilung entstehen dadurch, daß sich die Doppelfäden verkürzen; dabei trennen sich die. Einzelfäden wieder voneinander und hängen nur noch an ihren Enden miteinander zusammen, welche so die Verklebungsstellen der ringähnlichen Doppelchromosomen darstellen. - Bei der Teilung der Spermatocyten 1. Ordnung trennen sich die tinghalften voneinander. Da jede Ringhälfte aus einer der 16 Schleifen Die Samenreifung bei den Planarien. 155 hervorgegangen ist, stellt also die 1. Reifungsteilung eine Re- ductionsteilung im Sinne WEISMANN'S dar. Während der folgenden Metaphase und namentlich dann, wenn die 8 Chromosomen der Spermatoeyte 2. Ordnung sich in der Äqua- torialplatte angeordnet haben, zeigen sie deutlich eine Längs- spaltung. Ein Ruhestadium tritt zwischen der 1. und 2. Reifungs- teilung nicht ein. Bei der letztern werden die Längshälften der 8 Chromosomen auf die Spermatiden verteilt. Die 2. Reifungs- teilung ist also eine Aquationsteilung. Die Reifung der männlichen Geschlechtszellen bei den Planarien folgt also dem Präreductions- modus. Wie der Nucleolus in den jüngsten Spermatocyten entsteht, läßt sich nicht erkennen. Während des Synapsisstadiums, manchmal auch etwas früher, geht er eine Zweiteilung ein. Während der Ausbildung der Chromosomen entziehen sich seine Teilprodukte der Beobachtung und sind auch später nicht wieder aufzufinden. Der Nucleolus steht in keiner erkennbaren Beziehung zum Chromatin. Es ist nicht nachweisbar, ob die Centrosomen in den ruhenden Spermatocyten innerhalb oder außerhalb des Kerns liegen. Zuerst sind sie mit Sicherheit erkennbar als 2 Körnchen an den Spindel- polen und teilen sich daselbst während der Metaphase Wie sich ihre Teilprodukte in den Spermatocyten 2. Ordnung verhalten, bis sie wieder an den Spindelpolen erscheinen, blieb mir unbekannt. Die Spermatiden heften sich büschelweise an die Wand der Hodenfollikel an; dadurch ist eine Nahrungszufuhr zu den zuerst isoliert im Lumen liegenden Spermatiden ermöglicht. VI. Vergleichung der Ei- und Samenreifung bei den Planarien. In meiner Arbeit über die Oogenese bei Planaria gonocephala (1906) habe ich diese zwar nur bis zur Ausbildung der Chromosomen der 1. Reifungsteilung verfolgt. Es zeigen sich aber schon bis zu diesem Stadium teils so große Ubereinstimmungen. teils so auf- fallende Verschiedenheiten in dem Verhalten des Chromatins in den Spermato- und Oocyten, daß eine Vergleichung der Ei- und Samen- reifung hinsichtlich der feinsten am Chromatin zu beobachtenden Vorgänge lohnend erscheinen dürfte Vorauszuschicken ist die Bemerkung, daß in der vorliegenden Arbeit die Figuren gerade doppelt so stark vergrößert sind wie in der erstgenannten: um die Ver- gleichung zu erleichtern, ist in Fig. 50 eine Oocyte im Stadium der 156 WALDEMAR SCHLEIP, Synapsis bei der gleichen Vergrößerung wie die Spermatocyten dar- gestellt. Die Grundlage unserer vergleichenden Betrachtung bildet die Erkenntnis, welche wir den Arbeiten von PLATNER (1889), Boverr (1887—1890) und besonders von O. Hertwie (1890) verdanken, daß Ei- und Samenreifung zwei vollkommen homologe Prozesse sind. Daher kann die Ähnlichkeit oder teilweise vollkommene Gleichheit in dem Verhalten der Spermato- und Oocyten nichts Überraschendes bieten, wohl aber erfordern die beobachteten Verschiedenheiten eine Erklärung. Um es kurz zusammenzufassen, stimmen die Vorgänge bei der Ei- und Samenreifung der Planarien in folgenden Punkten mit- einander überein. Spermatogonien und Oogonien enthalten beide im Monasterstadium 16 schleifenförmige Chromosomen mit deutlichen Grübenunterschieden. In den Tochterkernen beider Zellarten sind die Chromosomen von der Anaphase an nicht mehr zu unterscheiden. In den jungen Spermato- und Oocyten entwickeln sich aus den, an- scheinend wenigstens, unregelmäßig im Kernraum verteilten Chromatin- körnchen die 16 dünnen Fadenschleifen, welche eine ähnliche Lagerung im Kern einnehmen wie die Tochterchromosomen am Ende der vorangehenden Teilung. Bis zu diesem Stadium sind auch die beiderlei Geschlechtszellen von ziemlich gleicher Größe. Die Synapsis erfolgt bei beiden durch paarweise Vereinigung der 16 dünnen Fadenschleifen. Gemeinsam ist auch, daß die Chromatinfäden auf einigen Entwicklungsstadien aus einzelnen Microsomen zusammen- gesetzt sind. Aus den Doppelfäden entstehen die definitiven Doppel- chromosomen. Die beiden Reifungsteilungen habe ich, wie gesagt, in der Oogenese nicht verfolgt, aber aus der Lage der Doppel- chromosomen in der 1. Richtungsspindel und aus der frühzeitig sichtbaren Längsspaltung in den Einzelchromosomen läßt sich mit Sicherheit schließen, dab die Eireifung ebenso wie die Samenreifung nach dem Prareductionsmodus vor sich geht. In den folgenden Punkten verhalten sich die Spermato- und Oocyten verschieden: 1. Die Doppelfäden sind in den Oocyten erheblich größer als in den Spermatocyten, wie aus einer Vergleichung der Figg. 50 und 17 hervorgeht. Es möchte fast scheinen, als ob auch die Körnchen, aus denen die Fäden zusammengesetzt sind, in den Oocyten größer sind, soweit sich darüber bei ihrer unregelmäßigen Gestalt ein Urteil bilden läßt. Die Samenreifung bei den Planarien. 157 2. In den Spermatocyten bilden sich die Doppelfäden direkt zu den ringförmigen Chromosomen um, wie oben beschrieben ist. In den Oocyten trennen sich die Einzelfäden nach der Synapsis zwar auch wieder auf größere Strecken hin, sie verkürzen sich aber dabei nicht, um sofort die beiden Ringhälften zu bilden, sondern sie ver- längern sich im Gegenteil sehr stark; dabei verlieren sie die oft erwähnte charakteristische Lagerung, und dadurch kommt bei ober- flächlicher Betrachtung ein Bild zustande, als ob sämtliche Chromatin- fäden nach der Synapsis wieder zerfallen, so wie das z. B. nach SCHOCKAERT (1902) in der Oogenese von Thysanozoon brocchi der Fall sein soll. Eine weitere Eigentümlichkeit der Oocyten ist die, daß sich ihre Doppelfäden auf diesem Stadium dicht an die Kernoberfläche anlegen und daß das Kerninnere vollkommen chromatinfrei ist, während etwas derartiges in den Spermatocyten nicht vorkommt. 3. Die definitiven Chromosomen der 1. Reifungsteilung sind in den Spermatocyten mehr oder weniger regelmäßige, in der Richtung der Spindelachse ausgezogene Ringe; in den Oocyten ist die Ring- form nur selten deutlich zu sehen, und die Doppelchromosomen sind hier meistens Doppelstäbchen oder ganz unregelmäßige Gebilde. deren Doppelwertigkeit aber stets durch eine Längsspalte angedeutet ist. In den Einzelchromosomen der Oocyten ist schon sehr früh mit großer Deutlichkeit eine Längsspaltung eingetreten, welche später allerdings oft wieder undeutlich wird. In den Spermatocyten erfahren die Ringhälften erst dann eine Längsteilung, wenn sie sich bei der Metaphase voneinander getrennt haben. Eine Ver- gleichung der Größenunterschiede der Chromosomen in den Spermato- cyten mit jenen in den Oocyten läßt sich eben infolge ihrer ver- schiedenen Form auch nicht annähernd durchführen. 4. Ein weiterer Unterschied ist hinsichtlich des Nucleolus vor- handen. In den Spermatocyten ist er klein, teilt sich einmal durch und ist dann kurz nach der Synapsis nicht mehr nachweisbar. In den Oocyten ist er ganz erheblich größer, namentlich nach der Synapsis; er enthält hier häufig Vacuolen und schnürt mehrmals kleine Körperchen ab. Er bleibt auch viel länger bestehen, schwindet aber dann auch, wenn die Chromosomen sich definitiv ausbilden. 5. Der letzte wichtigere Unterschied ist der, daß der Zelleib der Oocyten ganz erheblich größer ist als jener der Spermatocyten, ein Unterschied, welcher ja bekannt genug ist. Auf jüngern Stadien ist er, wie schon oben erwähnt, nicht vorhanden oder gering. Die 158 WALDEMAR SCHLEIP, Größenzunahme, also die . Wachstumsperiode“, der Oocyten fällt in die Zeit der Synapsis und besonders in die Zeit nach dieser. Wie oben schon hervorgehoben wurde, erfordern die eben auf- eezählten Unterschiede in der Ei- und Samenreifung eine Erklärung; denn bei der vollkommenen Gleichwertigkeit, welche die Chromo- somen des Eies und des Spermatozoons nach allen bisherigen Er- fahrungen besitzen, müßten sie auch denselben Entwicklungsprozeß durchmachen, namentlich da gezeigt werden konnte, dab die Oogonien und Spermatogonien, ja sogar noch die jüngsten Oocyten und Sper- matocyten einander zum Verwechseln ähnlich sehen. Man muß also foleern, dab das, was beiden Prozessen gemeinsam ist, das Wesentliche derselben darstellt und dab das Abweichende, was in dem einen oder dem andern Reifungsprozeß zutage tritt, nur der Ausdruck der besondern Funktion der betreffenden Art von Geschlechtszellen ist. Von dem Gemeinsamen zeigt nun die Spermatogenese wenig Ab- weichungen; das Spezielle der Leistung der männlichen Geschlechts- zellen tritt eben erst nach der Reifung auf, bei der Ausbildung der beweglichen Spermatozoen. Dagegen zeigt die Eireifung viele Eigen- tümlichkeiten; von diesen mögen zunächst besprochen werden die Größe der Doppelfäden, ihr scheinbarer Zerfall nach der Synapsis und die mit diesem scheinbaren Zerfall einhergehende Ansammlung der Doppelfäden an der Kernoberfläche. Man darf vielleicht an- nehmen, daß die genannten Eigenheiten in kausaler Beziehung zu einer andern stehen, nämlich zu der stärkern Größenzunahme der Oocyten, welche während der Wachstumsperiode, besonders nach der Synapsis, zu konstatieren war. Ausgehend von der sicher gestützten Vorstellung, daß der Kern einen bestimmenden Einfluß auf die Stoff- wechselvorgänge seiner Zelle und damit auf ihr Wachstum ausübt, kommt man zu der Folgerung, daß die neuerliche postsynaptische Ausbreitung des Chromatins und seine Ansammlung direkt an der srenze zwischen Kernvacuole und Plasma das Chromatin unter die günstigsten Beziehungen setzt, damit es mit dem Zellplasma in Wechselbeziehung treten kann. Wenn aber die Chromatinschleifen zu einem dichten Knäuel zusammengedrängt sind, so wie es im Synapsisstadium der Fall ist, und außerdem noch im Innern der Kernvacuole liegen, so können sie allem Anschein nach kaum in Beziehung zum Zellplasma treten. Ich möchte also aus dem Vor- stehenden folgern, daß die nur in der Oogenese auftretende post- synaptische Ausbreitung der Chromatinfäden an der Kernoberfläche den Zweck hat, dem Chromatin die Leitung der während der Die Samenreifung bei den Planarien. 159 Wachstumsperiode natürlich sehr starken Assimilation neuen Materials zu ermöglichen. Ferner möchte ich vermuten, daß die erheblichere Größe der Chromatinschleifen in den Oocyten etwas ähnliches be- deutet; man könnte sich vorstellen, dab sie der Ausdruck einer zeit- weiligen Hypertrophie des Chromatins ist während des stärkern Zellwachstums. Denn die fertigen Chromosomen der 1. Reifungs- spindel sind in den Spermato- und Oocyten wieder ungefähr eleich- grob, ebenso wie die Spermato- und Oogonien und ferner die jüngsten Spermato- und Oocyten sich hinsichtlich ihres Chromatingehalts nicht merklich unterscheiden. Ein Einwurf läßt sich gegen diese Auffassung machen: Die Oocyten nehmen schon während der Synapsis an Größe zu, wenn auch nicht so stark wie später; diesem Einwurf kann aber zweierlei entgegengehalten werden: 1. könnte während der Synapsis bloß Material in die Zelle aufgenommen, nicht aber verarbeitet, assimiliert werden, und zu ersterm Prozeß ist die Mit- wirkung des Chromatins vielleicht nicht nötig; 2. könnte aber auch der Kern schon zu einer frühern Zeit Teilchen an das Zellplasma abgegeben haben, welche während der Synapsis zur Leitung des Assimilationsvorgangs ausreichen könnten. Übrigens hebt auch MarÉCHAL (1905) hervor, daß im Teleosteerei die Dotterbildung nach der Synapsis beginnt. — So lassen sich also in diesem Fall die speziellen Chromatinverhältnisse, d. h. die besondere Entwicklungs- weise der Chromosomen der weiblichen Geschlechtszellen, erklären aus ihrer speziellen physiologischen Aufgabe. Von diesem Gesichtspunkt aus ließe sich auch der Unterschied verstehen, der in den Spermatocyten und Oocyten hinsichtlich der (Größe des Nucleolus besteht. Stellen wir uns auf den Boden der Harcrer’schen Theorie (1895), nach welcher der Nucleolus ein Kern- secret darstellt, so wird die erheblichere Größe des Kernkörperchens in den Oocyten verständlich, da in den Oocyten die Assimilation, die sich wohl unter dem Einfluß des Chromatins vollzieht, infolge der Dotterbildung stärker ist. Denn einer stärkern Tätigkeit des Kerns müßte auch eine stärkere Secretion, also ein größerer Nucleolus entsprechen. Auf die Bedeutung des Nucleolus wird unten noch zurückzukommen sein. Nicht erklärt ist durch die entwickelte Auffassung der Unter- schied in der Form der fertigen Chromosomen der Spermato- und Oocyten und die Erscheinung, daß in den letztern die Längsspaltung der Einzelchromosomen früher auftritt. Doch sind diese Unterschiede 160 WALDEMAR SCHLEIP, wohl keine wesentlichen, wenigstens spricht nichts dafür, daß die Form der Chromosomen eine besondere Bedeutung besitzt. VII. Allgemeines. Zum Schluß möge noch untersucht werden, ob die in der vor- liegenden Arbeit gewonnenen Resultate geeignet sind, einiges zur Beantwortung der in der Einleitung aufgeworfenen Fragen beizu- tragen. 1. Die Individualitätstheorie. Am Schluß der letzten spermatogonialen und oogonialen Teilung fanden wir die Chromosomen an den Polen zusammengedrängt, die Umbiegungsstellen nach dem entsprechenden Pol, die freien Enden nach dem Äquator der Spindel gerichtet. Später waren die einzelnen Chromosomen nicht mehr er- kennbar. Erst im Stadium der dünnen Chromatinschleifen lieben sich wieder, wenigstens mit großer Wahrscheinlichkeit, alle 16 Chromo- somen erkennen; sie waren ebenfalls wieder ungefähr V- oder U- förmig, ihre Umbiegungsstellen sahen wieder nach einer Seite, ihre freien Enden nach der entgegengesetzten. Wenn nun also die Tochterchromosomen der Spermato- und Oogonien auch nicht Schritt für Schritt verfolgt werden konnten, bis sie die Chromosomen der Spermato- und Oocyten darstellen, so bildet doch die im Vorstehenden hervorgehobene Gleichartigkeit in der Form und Lagerung ein schwerwiegendes Moment für die Annahme, daß die 16 Faden- schleifen der Oocyten und Spermatocyten die Tochterchromosomen der vorhergehenden Generation von Oo- und Spermatogonien sind. Es wäre wenigstens schwer, einen andern Grund sich vorzustellen, warum die 16 Chromatinschleifen diese für die Tochterchromosomen der vorangehenden Teilung charakteristische Lagerung einnehmen, welche später während der Ausbildung der definitiven Chromosomen der 1. Reifungsteilung dann doch aufgegeben wird. Eine weitere Beobachtung unterstützt diese Auffassung; Fig. 15 zeigt 2 Kerne im Synapsisstadium. Die Chromatinschleifen derselben, welche aller- dings nicht ganz vollständig eingezeichnet werden konnten, sind derartig gelagert, daß die freien Fadenenden in jedem Kern nach dem andern Kern hinsehen. Genau so sind die Tochterchromosomen am Ende der Teilung einer Spermatogonie gelagert, und ich möchte auch aus der Form des Zelleibs der beiden Spermatocyten schließen, dab sie die zueinander gehörigen Tochterzellen einer Spermatogonie sind. Es deckt sich das vollständig mit dem schon eingangs er- Die Samenreifung bei den Planarien. 161 wähnten Befund von Ragz (1875), nach welchem in den Epidermis- zellen der Larve von Salamandra die Chromosomen. welche aus dem ruhenden Kerngerüst hervorgehen, annähernd dieselbe Lagerung zeigen, welche die Tochterchromosomen bei der vorhergehenden Teilung vor ihrem Übergang in das Kerngerüst einnahmen. Sicher- lich findet aber bei den Planarien kein nachträglicher Zerfall der 16 Chromatinschleifen oder der 8 Doppelschleifen nach der Synapsis statt, wie von SCHOCKAERT (1902) für Thysanozoon brocchi und von zahlreichen andern Autoren für andere Objekte beschrieben worden ist. In den Spermatocyten und, wie ich in meiner vorangehenden Arbeit gezeigt habe, ebenso in den Oocyten ist davon nichts zu sehen, insbesondere nichts, woraus man eine Auflösung von Chro- matin im Kernsaft oder eine Ausstoßbung sichtbarer Teile des Chro- matins aus dem Kern in das Plasma erschließen könnte. Neuerdings hat sich Fıck (1905) gegen die Individualitätstheorie ausgesprochen und zwar deshalb, weil die Verschiedenheit der Chromosomenzahl bei nahe verwandten Tieren und umgekehrt das häufige Vorkommen gleich vieler Chromosomen bei weit entfernt stehenden außer der Unwichtigkeit der Chromosomenzahl auch die Unhaltbarkeit der Individualitätstheorie beweise. Mir scheint aus der angeführten Tatsache nur das hervorzugehen, daß man aus der Gleichheit der Chromosomenzahl zweier Tiere nicht auf ihre Ver- wandtschaft schließen darf; dagegen scheint sie mir die Boverrsche Ansicht nicht zu widerlegen, nach welcher die Konstanz der Chromo- somenzahl bei einer und derselben Art einen guten Stützpunkt der Individualitätstheorie darstellt. Außerdem beweist doch die Konstanz der Chromosomenzahl bei der gleichen Art unzweifelhaft eine gewisse Wichtigkeit der Zahl, und damit läßt sich die andere Tatsache ohne Schwierigkeit vereinigen, daß ausnahmsweise auch Arten vorkommen, welche in zwei Varietäten zerfallen, von welchen die eine doppelt so viel Chromosomen besitzt wie die andere. Übrigens dürfte eine vergleichende Zusammenstellung der Chromosomenzahlen innerhalb einer Verwandtschaftsreihe von Organismen, wenn sie sorgfältig und vollständig genug ausgeführt wird, doch vielleicht einen Aufschluß über die Bedeutung der Chromosomenzahl ergeben. Wie schon in der Einleitung angedeutet wurde, muß man aber auch anerkennen, dab die Individualitätstheorie unter Umständen eine Einschränkung erfahren kann; Bovrrı (1904) hat dies mit Bezug auf die Protisten ausgesprochen. Vor allem scheint mir aber nicht ausgeschlossen, daß es sogenannte Sammelchromosomen gibt, Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 11 162 WALDEMAR SCHLEIP, welche aus mehreren niedern, unter sich aber essentiell gleichen Einheiten bestehen und welche in diese Einheiten zerfallen können, die sich dann zu neuen Sammelchromosomen in anderer Weise gruppieren können. Weismann (1892), welcher aus gewissen Er- scheinungen der Vererbung ebenfalls schließt, dab die ganzen Idanten (— Chromosomen) bleibende Gebilde sind, hält es auch nicht für unmöglich, daß Änderungen in der Zusammensetzung der Idanten aus Iden eintreten können. Würde sich das bestätigen, so könnte es nicht ohne Einfluß bleiben auf die Beantwortung der zweiten Frage, zu welcher wir uns jetzt wenden. 2. Qualitative Verschiedenheit der Chromosomen. Für die besonders von Surron und Boveri vertretene Hypothese, daß die einzelnen Chromosomen einer reifen Geschlechtszelle quali- tativ verschieden sind, hat letzterer (1904) zwei Beweise angeführt, 1. seine Beobachtungen an dispermen Seeigeleiern und 2. die (röbenverschiedenheiten der Chromosomen innerhalb eines Kerns. Was zunächst letztern Punkt anlangt, so haben sich derartige Grüben- unterschiede der Chromosomen auch bei den Planarien sowohl in der Spermato- wie in der Oogenese leicht feststellen lassen. Es ist aber oben schon hervorgehoben worden, daß gerade das, was für die genannte Theorie von besonderer Wichtigkeit sein würde, sich bei den Planarien nicht feststellen ließ: erstens sind die Größenunter- schiede nicht konstant in dem Sinn, dab alle oder wenigstens mehrere Chromosomen an ihrer Größe erkennbar wären, und zweitens sind in den Spermato- und Oogonien nicht nachweisbar je 2 Chromosomen gleich groß. Wenn nun auch solche negative Befunde weniger Beweis- kraft haben, so kommen noch folgende positive Beobachtungen hinzu, welche für die Auffassung der Bedeutung der Größenunterschiede von Einfluß sind: 1. wechselt die Größe der Chromosomen sehr erheblich nach ihrer Entwicklungsstufe, 2. sind die Chromo- somen einer Spermatocyte öfters durchschnittlich deutlich größer als die einer andern, und 3. sind die auf der gleichen Entwicklungs- stufe (etwa der Synapsis) stehenden Chromosomen der Oocyten er- heblich größer als die der Spermatocyten. Aus dem Gesagten scheint mir nun zu folgen, daß den Größenunterschieden der Chromosomen geringere Bedeutung beizulegen ist als bisher geschehen; mindestens ist zu schließen, daß verschiedene Größe allein keine verschiedene Qualität anzeigt, denn sonst wären ja die Chromosomen einer Sper- matocyte qualitativ verschieden von denen einer andern oder einer Oocyte, was theoretisch nicht denkbar ist. Man könnte vielleicht Die Samenreifung bei den Planarien. 163 aber annehmen, dab die verschiedene Größe eine individuelle Ver- schiedenheit der Chromosomen bedeutet oder daß sie ihren Grund in der verschieden starken physiologischen Tätigkeit hat, wie oben hinsichtlich der Größendifferenzen der Chromosomen in den Spermato- und Oocyten vermutungsweise ausgeführt wurde. Auch Fıck (1905) hebt hervor, daß dem Umstand bei den bisherigen Untersuchungen über die Chromosomenvers¢hiedenheiten noch wenig Rechnung ge- tragen wurde, daß nämlich jedes Chromosom längere Zeit braucht zur vollen Ausbildung seiner typischen Form und daß die Bilder, welche man von den Chromosomen erhält, gewissermaßen nur Moment- bilder sind. Die große Mehrzahl der Angaben, nach welchen in den jungen Spermato- und Oocyten eine Anzahl an ihrer ver- schiedenen Größe sicher unterscheidbarer Chromosomenpaare vor- handen sein sollen und die beiden gleichgroßen, in der Synapsis sich vereinigenden Chromosomen väterlichen und mütterlichen Ursprungs sind, scheint mir zu wenig begründet zu sein. So bilden z. B. A. u. K. E. Scurerver (1905) in ihren figg. 21—26, tab. 7, die Chromosomen der Spermatogonien von Myxine ab; ich kann mich den genannten Autoren wenigstens nach ihren Bildern nicht an- schließen, wenn sie annehmen, dab von den 52 Chromosomen je 2 gleich groß sind und die 26 Paare konstante Größenunterschiede zeigen; ich glaube, daß dies bei der Kleinheit und der Menge dieser Chromosomen überhaupt nicht festzustellen ist. Nicht einmal das möchte ich den Bildern‘ mit Sicherheit entnehmen, daß in jeder Spermatogonie ein Paar gleicher und besonders großer Chromosomen von allen andern Chromatinelementen sicher zu unterscheiden ist. In der Spermatogenese von Brachystola scheint nach Surron (1902) die Konstanz der Größenverschiedenheit der Chromosomen ja sicher zu sein; es fehlt aber meines Wissens der Nachweis, daß die Chromo- somen auch in der Oogenese an ihrer Größe wieder zu erkennen sind. Die bekannten Beobachtungen von Boveri (1902) an dispermen Seeigeleiern bilden zweifellos eine wertvolle Stütze der Theorie der Qualitätsverschiedenheit der Chromosomen. Immerhin ist schon von verschiedenen Seiten, z. B. von Fick (1905), darauf hingewiesen worden, daß die Boverrschen Experimente nicht eindeutig sind, und daher dürfte ohne andere unterstützende Beweismomente die Theorie der Qualitätsverschiedenheit nicht genügend begründet sein. Es gibt noch ein anderes Gebiet, auf welchem sich entscheiden läßt, ob die Chromosomen qualitativ gleich oder verschieden sind, die experimentelle Bastardforschung. Bestätigt sich die Mexper’sche 11* 164 WALDEMAR SCHLEIP, Regel der „Reinheit der Gameten“, so wird man notwendigerweise zu der Ansicht kommen müssen, daß in der reifen Geschlechtszelle nur eine Determinante einer Eigenschaft vorhanden ist, daher würden dann die Chromosomen nicht qualitativ gleich sein können. Die „Reinheit der Gameten“ ist aber, wie auch Mor&ax (1905) hervor- hebt, bisher nichts weniger als bewiesen. 3. Die „Conjugation* der Chromosomen. Das Vor- kommen einer mehr oder weniger vollständigen paarweisen Ver- einigung der Einzelchromosomen vor den Reifungsteilungen ist, wie schon eingangs erwähnt wurde, ein fast allgemeines. In den aller- meisten Fällen soll nach den vorliegenden Angaben die Paarung der Chromosomen derart erfolgen, daß die Einzelchromosomen mit je einem ihrer Enden vereinigt sind; ich führe als Beispiel nur die von Hicker (1896—1902) und von Rückerr (1894) studierten Cope- poden sowie die zahlreichen Untersuchungen von MontcGomery über die Reifungsvorgänge bei den Insecten an. Die paarweise Ver- einigung der Chromosomen in der Weise, wie sie im Vorstehenden für die Planarien beschrieben wurde, ist bisher erst in wenigen Fällen, auf zoologischem Gebiet, vor allem bei Wirbeltieren, be- obachtet worden. Die erste hier zu erwähnende Arbeit ist die von WINIWARTER (1901), welcher die Bildung der Oocyten beim Kaninchen und Menschen untersuchte. Er fand, daß vor dem Synapsisstadium das Chromatin in Form von dünnen Fäden den Kern durchsetzt; diese Fäden verlaufen oft parallel, und WiniwartTEr hält es für wahrscheinlich, daß je zwei dünne Fäden sich paarweise aneinander legen. Diesen Vorgang faßt WixrwarTer als das Wesen der Synapsis auf. WINIWARTER konnte aber nicht feststellen, ob die Doppelfäden ein einziges zusammenhängendes Band oder mehrere Schlingen bilden; jedenfalls aber entstehen die Chromosomen dadurch, daß sich das einheitliche Band oder die Schlingen durch Querteilung segmentiert. Ähnliches berichtet Scrornrenp (1901) für die Spermatogenese beim Stier. A. u. K. E. Schreiner (1905) sind bei Myxine zu folgenden, ganz analogen Resultaten gelangt: Sie fanden in den Spermatogonien etwa 52 Chromosomen. In den jüngsten Spermatocyten sind die Chromo- somen als solche nicht mehr zu erkennen, auch hier durchsetzt das Chromatin in Form von feinen Fäden den Kern. Diese Fäden lassen bald deutlich erkennen, daß sie nach einem Pol gerichtet sind; je 2 nehmen einen parallelen Verlauf, und schließlich ist das ganze Chromatin in Doppelfäden angeordnet. Dieselben verlaufen in langen, Die Samenreifung bei den Planarien. 165 zum Teil gewundenen Schleifen durch den Kern, so dab die Enden der Schlingen gegen die polare Partie des Kerns konvergieren; an dieser Stelle hängen mehrere Schlingen zusammen. Die Doppelfäden zeigen außer der durch die paarweise Vereinigung zweier Einzel- fäden entstandenen Spalte noch eine solche in den Einzelfäden selbst. Nach den Autoren entspricht die Zahl der Schlingen der der Doppel- chromosomen — 26 — nicht, sondern letztere entstehen durch quere Segmentierung der Doppelfäden. Die Teilung selbst geschieht in derselben Weise als Präreductionsteilung wie bei den Planarien. Also verläuft die Spermatogenese bei Myzine in allen wesentlichen Punkten wie bei unserm Objekt, mit der Ausnahme, daß die Zahl der Chromatinschlingen nicht der Zahl der Chromosomen entspricht. Wäre es aber nicht möglich, daß das in der Tat der Fall ist und daß die Autoren es wegen der großen Zahl von Doppelchromosomen {26 gegenüber 8 bei den Planarien) nicht feststellen konnten? Ihre fig. 71, tab. 9 läßt die Vermutung aufkommen, daß die beiden Objekte auch in diesem Punkt, der für die Frage der Individualität der Chromosomen von Bedeutung ist, übereinstimmen. Ganz die gleichen Vorgänge wie bei den Planarien fand schlief- lich MarécHAL (1904 und 1905) in den Keimbläschen der Selachier, Teleosteer und, soweit untersucht, auch in denen von Amphioxus und Ciona. Die Übereinstimmung ist hier noch vollständiger als bei den 2 andern Arbeiten, da MARÉCHAL ebenfalls kein zusammenhängendes Spiremstadium, sondern stets nur einzelne Fäden fand. Lagerung, paarweise Verklebung der Fäden der Länge nach usw. verlaufen genau so, wie in den andern Arbeiten beschrieben ist. Eine weitere hierher gehörige Arbeit ist die Untersuchung von JANSSENS (1905) über das Entstehen des Bouquetstadiums in den Spermatocyten von Batracoseps attenuatus. JANSSENS hält es min- destens für sehr wahrscheinlich, daß bei diesem Objekt die 12 Schleifen des Bouquetstadiums durch paarweises Aneinanderlegen der 24 Tochterchromosomen der letzten somatischen Teilung, und zwar ihrer ganzen Länge nach, entstanden sind. Die Einzelfäden liegen sich dabei eine Zeitlang so dicht an, daß die dicken Schleifen des Bouquetstadiums keine Spur ihres Doppelcharakters mehr zeigen. Derselbe tritt aber später durch Wiedererscheinen der Längsspalte wieder auf. Nach Janssens erhalten dann sehr wahrscheinlich die 2 Spermatocyten 2. Ordnung je 12 ganze Chromosomen, also die Hälfte der 24 Chromosomen der letzten spermatogonialen Teilung. Was die Wirbellosen angeht, so hat Lerar (1905) bei der 166 WALDEMAR SCHLEIP, Spermato- und Oogenese von Cyclops strenuus ebenfalls eine parallele Conjugation zweier dünner Fäden gefunden und stellt sich dadurch in Gegensatz zu den frühern Autoren (HÄcker, Vom Ratu und Rickert). Auf die neuern, ganz gleichlautenden Angaben auf botanischem Gebiet, die von STRASBURGER (1905) und einer Reihe anderer Autoren stammen, gehe ich nicht ein. Wenn es nun auch ein Fehler wäre, nach den Befunden bei einigen Objekten die Beobachtungen an andern, weit entfernt stehenden korrigieren und umdeuten zu wollen, möchte ich es doch nicht unterlassen, auf die große Ähnlichkeit hinzuweisen, welche die Figuren der genannten Autoren und meine eignen mit den ent- sprechenden vieler anderer Arbeiten über Reifungsteilung haben, wobei aber die letztern in ganz anderer Weise gedeutet wurden; auch A. u. K. E. SCHREINER (1905) haben darauf aufmerksam ge- macht. Man möge vergleichsweise einmal nur einige der Abbildungen (z. B. fig. 20, 21, 43, 44) betrachten, welche Monrcomery (1905) in seiner Untersuchung über die Spermatogenese von Syrbula und Lycosa gibt. Ich kann mich ebensowenig wie A. u. K. E. SCHREINER durch diese Figuren überzeugen lassen, daß die Schlingen durch Vereinigung zweier Chromosomen mit je einem ihrer Enden ent- standen sind. Die Zahl ähnlicher Beispiele ließe sich noch sehr vermehren. Daher muß von jeder Arbeit über die Reifungsvorgänge der Geschlechtszellen in Zukunft der Nachweis verlangt werden, ob in frühen Stadien 2 Chromatinfäden sich der Länge nach vereinigen oder ob ein solcher Vorgang ausgeschlossen ist. Was aber die innige Aneinanderlegung der Einzelchromosomen bedeutet, ist heute noch weit entfernt davon entschieden zu sein; zweifellos hat auch sie wie jede andere Tetradenbildung zur Folge. daß bei einer der beiden Teilungen eine Zahlenreduction der Chromo- somen eintritt. Ob dies aber ihre einzige Bedeutung ist, darüber kann mit Erfolg erst dann diskutiert werden, wenn entschieden ist, ob dieses Vorkommen eine weitere Verbreitung hat. 4. Die Bedeutung des Nucleolus. Von allen Bestand- teilen des Kerns sind diejenigen Gebilde, welche mit dem Namen Nucleolen bezeichnet werden, am rätselhaftesten geblieben. In ihrer Deutung stehen sich zwei Ansichten gegenüber. Nach der HÂCKER- schen Auffassung (1895) sind die Nucleolen nichtorganisierte Stoff- wechselprodukte, welche im Kern entstehen und denselben als secret- artige Stoffe verlassen. Nach der gegenteiligen Ansicht bestehen die Nucleolen aus demselben Chromatin wie die Chromosomen und Die Samenreifung bei den Planarien. 167 werden auch zum Aufbau der Chromosomen verwendet. Zwischen beiden Anschauungen stehen eine Anzahl von vermittelnden Auf- fassungen. Bei den Planarien wird sicherlich der Nucleolus in keiner Weise zum Aufbau der Chromosomen verwendet, auch nicht in der Weise, wie sie Janssens (1905) für den Nucleolus der Sper- matocyten von Batracoseps annimmt. Ebensowenig ist etwas zu sehen. was dafür spricht, daß die Chromosomen in den Nucleolus einwandern, um dort irgend eine Veränderung einzugehen, wie das zuerst von GüntHEr (1903) beschrieben wurde. Sollte sich die Günrner’sche Angabe bestätigen, so wäre es jedenfalls ein Vor- kommnis von keinerlei allgemeiner Bedeutung. Die Befunde an den Planarien lassen sich vielmehr, wenn man überhaupt eine Deutung unternehmen will, am ungezwungensten mit der Häcker’schen Kern- secrettheorie vereinigen. Dafür spricht der schon erwähnte Umstand, daß der Nucleolus in den stärker wachsenden Eiern größer wird und länger bestehen bleibt als in den kleiner bleibenden Spermatocyten. Ferner erinnert die starke Färbbarkeit des Nucleolus mit Eisen- hämatoxylin an die Affinität vieler Secretkörner zu diesem Farbstoff. Und schließlich darf man auch aus der Beobachtung, daß Teile des Nucleolus und schließlich dieser selbst aus dem Kern austritt, ohne daß er in erkennbare Beziehung zu den Chromosomen getreten ist, schließen, daß er sich wie ein Secret verhält. Wichtig wäre es allerdings, zu wissen, wie der Nucleolus entsteht. Auch eine Be- ziehung zwischen Nucleolen und Centrosomen ist bei den Planarien nicht festzustellen. Zum Schluß dieser Arbeit möchte ich Herrn Geheimrat Prof. Dr. Weısmann für die vielen Anregungen, die ich ihm verdanke, und für sein Interesse an meiner Arbeit meinen herzlichsten Dank sagen. Freiburg i. Br. Juni 1906. Nachtrag. Erst nach Abschluß der vorliegenden Arbeit bekam ich die neusten Arbeiten von A. u. K. E. ScHrEINEr (Neue Studien über die Chromatinreifung der Geschlechtszellen, in: Arch. Biol., Vol. 22, 1906) zu Gesicht. Ich habe dieselben hier deshalb zu erwähnen, weil die beiden Autoren darin die parallele Conjugation noch für einige neue 168 WALDEMAR SCHLEIP, Objekte (einen Anneliden Tomopteris u. a.) beschreiben. Vor allem mus ich aber hervorheben, daß die beiden Autoren es nun auch für sehr wahrscheinlich halten, daß die dünnen und dicken Fadenschleifen in den Spermatocyten von Myxine jeweils einem Chromosom bzw. einem Doppelchromosom entsprechen ; eine Segmentierung der Schleifen nehmen sie also nicht mehr an. Literaturverzeichnis. BERGHS, J., 1904, La Formation des chromosomes hétérotypiques dans la sporogénése végétale, in: Cellule, Vol. 21. BONNEVIE, K., 1905, Das Verhalten des Chromatins in den Keimzellen von Enteroxenos oestergreni, in: Anat. Anz., Vol. 26. Boveri, TH., 1887, 1888 und 1890, Zellenstudien I—III. Jena. —, 1902, Uber mehrpolige Mitosen als Mittel zur Analyse des Zellkerns, in: Verh. phys. med. Ges. 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Fig. 1—3 sind gezeichnet mit ZEISs Apochr. 1,5 mm, Comp.- Okular 4, Tubuslänge 16 mm mit Hülfe eines ABBÉ’schen Zeichen- apparats auf Objekttischhôhe; Fig. 4 ebenso nur mit Comp.-Okular 6; alle andern Figuren ebenso, nur mit Comp.-Okular 12. Tafel 14. Fig. 1. Hodenfollikel, in Bildung begriffen, vom Parenchym noch nicht abgegrenzt. Fig. 2. Hodenfollikel, älteres Stadium. Fig. 3. Teil eines Querschnitts durch einen reifen Hodenfollikel; enthält büschelförmig angeordnete Spermatiden auf verschiedenen Aus- bildungsstadien und in verschiedener Richtung vom Schnitt getroffen; ferner Spermatozoen. Links oben Follikelwand an einer Stelle nicht mehr vorhanden. Fig. 4. Spermatidenbüschel. Fig. 5. Sogenannte ,Stammzelle“; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 6. Spermatogonie; Äquatorialplatte mit 16 Chromosomen in Polansicht, 3 von den Chromosomen decken sich teilweise. Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 7 und 8. Spätere Teilungsstadien einer Spermatogonie. Bor- deauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 9. Tochterkern einer Spermatogonie. Hämatoxylin, Pikrokarmin. Fig. 10. Spermatocyte 1. Ordnung; jüngstes Stadium, Chromosomen nicht erkennbar; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 11 und 12. Ausbildung des Stadiums der dünnen Chromatin- fäden; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Die Samenreifung bei den Planarien. 173 3 Fig. 13. Stadium der dünnen Chromatinschleifen ; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 14. Das gleiche Stadium, die Schleifenschenkel im Querschnitt gesehen ; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 15. 2 Spermatocyten im Synapsisstadium; dünne Fäden im Begriff sich zu Doppelfäden zusammenzulegen ; Bordeauxrot, Eisenhäma- toxylin. Nateleld: Fig. 16. Stadium der dicken Chromatinschleifen, Längsspalte nicht zu sehen; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. 4 Fig. 17. Dasselbe Stadium, deutlich 8 Schleifen sichtbar; Längs- spalte nicht zu sehen; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 18 und 19. Dasselbe Stadium, in Fig. 18 4 Schleifen ein- gezeichnet, in Fig. 19 die andern 4 Schleifen desselben Kerns. Längs- spalte sichtbar. Fig. 20. Dasselbe Stadium; von der Seite gesehen, nach welcher die Schleifenenden konvergieren; 15 freie Enden zu zählen; Hämatoxylin, Pikrokarmin. Fig. 21 und 22. Dasselbe Stadium, die Schleifen im optischen Quer- schnitt gesehen, 16 bzw. 17 Fadenquerschnitte zu zählen; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 23—25. Zweiteilung des Nucleolus; Bordeauxrot, Eisenhäma- toxylin (stark entfärbt). Fig. 26—28. Einzelfäden trennen sich wieder; nur ein Teil oder Stücke der Doppelfäden eingezeichnet; Fig. 27 mit Hämatoxylin, Pikro- karmin, die andern mit Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin gefärbt. Fig. 29. Chromatin dicht zusammengeknäuelt; Hämatoxylin, Pikro- karmin. Fig. 30. Ausbildung der Chromosomen; Hämatoxylin, Pikrokarmin. Fig. 31. Dasselbe Stadium; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 32 und 33. 1. Reifungsspindel; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin (Fig. 33 überfärbt). Fig. 34. Dasselbe, nur 4 Ringe eingezeichnet; Hämatoxylin, Pikro- karmin. | Fig. 35. Dasselbe; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 36. Dasselbe; Chromatinringe gedehnt; Hämatoxylin, Pikro- karmin. Fig. 37—41. Alle Chromatinringe einiger Spermatocyten 1. Ordnung zur Vergleichung ihrer Größe. Fig. 42. Metaphase der 1. Reifungsteilung; in mindestens 4 von den 15 sichtbaren Ringhälften eine Längsspaltung angedeutet; Hämatoxylin, Pikrokarmin. 174 WALDEMAR SCHLEIP, Die Samenreifung bei den Planarien. Fig. 43. Spermatocyte 2. Ordnung in Polansicht; Chromosomen längsgespalten ; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Fig. 44. Die Chromosomen einer Spermatocyte 2. Ordnung; Bordeaux- rot, Eisenhämatoxylin. Fig. 45 und 46. Spermatiden in Polansicht; Bordeauxrot, Eisen- hämatoxylin. Fig. 47 und 48. Spermatiden in Anaphase; in Fig. 48 ein kleiner Nucleolus sichtbar; Hämatoxylin, Pikrokarmin. Fig. 49. Späteres Ausbildungsstadium einer Spermatide; Bordeaux- rot, Eisenhämatoxylin. Fig. 50. Oocyte 1. Ordnung im Stadium der dicken Chromatinfäden, bei gleicher Vergrößerung gezeichnet; Bordeauxrot, Eisenhämatoxylin. Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Über die Zahl der Richtungskörper in parthenogenetisch sich entwickelnden Eiern von Bacillus rossii, Von W. B. von Baehr. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität zu Tübingen.) Mit Tafel 16. Die Reifungserscheinungen der unbefruchtet sich entwickelnden Eier beanspruchen wieder ganz besonderes Interesse, seitdem die neuern Untersuchungen gezeigt haben, dab das von Wrismaxx (22, 24) aufgestellte, für die Vererbungsfrage wichtige Zahlengesetz der Richtungskörper nicht für alle parthenogenetischen Eier aufrecht erhalten werden kann. BLOCHMANN (2, 3) war der erste, der im Jahre 1888 für die Bienen nachgewiesen hat, daß die Drohneneier 2 Richtungskörper bilden. Diese Beobachtungen wurden später durch PaurLcke 1899 (17), Weismann 1900 (23) und PrTrkunkewirsch 1901 (18) bestätigt. Auch für andere parthenogenetische Eier wurde die Beobachtung gemacht, dab sie nach Art der befruchtungsbedürftigen Eier 2 Richtungskörper bilden, so hat dies schon gleichzeitig mit BrLocH- MANN 1888 Prarner (19) für Liparis dispar (Lepidoptera) und 1892 1) PETRUNKEWITSCH (18) in seiner Arbeit „Die Richtungskörper im 176 W. B. v. BAERR. Rhodites rosae (Hymenoptera) beschrieben. Außerdem schnüren nach Untersuchungen von v. ERLANGER U. LAUTERBORN (9) auch die un- befruchteten Eier von Asplanchna, aus denen sich Männchen ent- wickeln, 2 Richtungskörper ab, während bei dem parthenogenetischen weiblichen Ei nur ein einziger Richtungskörper gebildet wird. Obgleich die Parthenogenese bei Orthopteren und zwar in der Gruppe Phasmiden seit einigen Jahren schon bekannt ist, haben wir bis jetzt keine Angaben über die Eireifung bei diesen Tieren. Um diese Lücke auszufüllen. unternahm ich die Untersuchung der Richtungskörperbildung bei Bacillus rossit. Die Tiere wurden dem Zoologischen Institut von Herrn Dr. med. Krauss geschenkt und mir von Herrn Prof. BLOcHMANN für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Herrn Prof. Buocumann bin ich für die bereitwillige Über- lassung des Materials und für das Interesse, das er meiner Arbeit entgegen brachte, zu großem Dank verpflichtet. Auch den Herren Assistenten Dr. Mater und Dr. Worr danke ich an dieser Stelle für die freundliche Konservierung von Material während meiner Abwesenheit in den Ferien 1904. Im Juli 1903 wurde eine große Anzahl von Herrn Dr. Krauss dem Zoologischen Institut geschenkten frisch ausgeschlüpften Larven von Bacillus rossii ins Terrarium gebracht und mit Rosenblättern gefüttert. Wie mir Herr Dr. Krauss liebenswürdig mitgeteilt hat, sind alle diese Tiere Nachkommen einer im Jahre 1896 aus Dal- matien gebrachten erst halberwachsenen weiblichen Larve und ge- hörten zur ungefähr siebten parthenogenetischen Generation. Eine genaue Zahl der Generationen festzustelten ist deswegen unmöglich, weil 1. die erste in Gefangenschaft genommene Larve sehr möglich befruchteten und unbefruchteten Bienenei* 1901 gibt an, dab HENKING auch bei den parthenogenetischen Eiern von Leucoma salicis 2 Richtungs- körper beobachtet hat. Diese Angabe finden wir auch bei KORSCHELT u. HEIDER (13) im Lehrbuch der vergleichenden Entwicklungsgeschichte, Allgem. Teil, 1903. HENKING selbst aber schreibt darüber ganz anders und betont ausdrücklich, daß er bei unbefruchteten Eiern von Leucoma salias nichts von einer Richtungskörperbildung gesehen hat und daß aus solchen Eiern sicher kein Embryo hervorgehen kann, da der Kern ganz anormale Verhältnisse zeigt (11, p. 169—170). Zahl der Richtungskérper in Eiern von Bacillus rossii. 177 auch vom unbefruchteten Ei stammte und nicht die erste partheno- genetische Generation war; 2. die Dauer der Entwicklung innerhalb des Eies, sowie auch die postembryonale Entwicklung bis zur Eiablage bei Bacillus rossi sehr verschieden ist und zusammen ge- nommen kürzer oder länger als 1 Jahr sein kann, so daß, wenn man diese Tiere jahrelang züchtet, ohne diesem Gegenstand eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken, man zuletzt eine Zucht er- hält, in der die einzelnen Individuen wahrscheinlich zu verschiedenen Generationen gehören. Die Annahme einer Generation pro Jahr ist nur durchschnittlich. Während der ganzen 7jährigen Zucht hat Herr Dr. Krauss niemals unter den Larven Männchen beobachtet. Von den vielen erhaltenen Larven ging mir schon im Herbst 1903 die größere Hälfte zu Grunde, obgleich an frischem Futter das ganze Jahr kein Mangel war und um genügende Feuchtigkeit und Wärme gesorgt war. Die Tiere gingen hauptsächlich zu Grunde während und unmittelbar nach der Häutung, die hier mehrere Male stattfindet. Die Zahl der Häutungen von Bacillus rossi beträgt nach neuern Beobachtungen von GODELMANN (8) 5, und jede Häutung findet in Intervallen von 10—14 Tagen statt. Dagegen sind nach Angaben von DAIBER (7) die Zwischenräume zwischen den aufeinanderfolgenden Häutungen größer und verschieden, beispielsweise 90, 20, 52 und 23 Tage, und die Zahl von 5 Häutungen kann man nur als Minimum bezeichnen. DAIBErR meint, die Zahl der Häutungen ist deshalb nicht leicht mit absoluter Sicherheit anzugeben, weil die Häutungen unter Umständen des Nachts vor sich gehen und die abgestreiften Exuvien von den frisch ausgeschlüpften Larven häufig sofort verzehrt werden. Nach PAGENSTECHER !) häuten sich die Tiere 7 oder Smal. Ich selbst habe nur gelegentlich die Häutungen notiert und möchte auch behaupten, dab die Zahl 5 zu klein ist. Das Verzehren der ab- geworfenen Haut habe ich öfters beobachtet. Die Larven verzehren sie, wie es scheint, mit sehr großem Gefallen, und das geschieht wohl nicht aus Hunger und Mangel an Futter, sondern ist ein Be- dürfnis des Organismus, um das verlorene Chitin zu ersetzen (in Ökonomie des Stoffwechsels ?). Alle am Leben gebliebenen Tiere fingen Anfang Juni (4., 5. Juni) 1904 beinahe gleichzeitig an, Eier abzulegen. Die Eiablage dauerte 1) Zitiert nach GODELMANN (8). Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 12 178 W. B. v. BacHr, bis zum Tod der Tiere, also ungefähr 3—4'/, Monate. Das erste Tier ging am 30. August, das letzte am 17. November 1904 zugrunde. Die Untersuchung der toten Tiere zeigte mir, wie schon DAIBER (7) beobachtet hat, daß noch viele Eier nicht abgelegt wurden. DAIBER gibt an, dab bei der Eiablage eine Abnahme in der Zahl der Eier von Woche zu Woche zu bemerken war, ich dagegen, nach meinen Beobachtungen im Jahr 1904 und 1905, möchte be- haupten, daß das nur in den letzten Wochen stattfindet und im all- gemeinen eine ‘regere Eiablage periodisch auftritt und gewöhnlich durch heiße sonnige Tage veranlaßt wird. Von den abgelegten Eiern wurde ein Teil konserviert und der andere in Kästchen mit Sand gelegt und von Zeit zu Zeit mit Wasser bespritzt, um das Austrocknen zu verhindern. — Von diesen für die Zucht auf- bewahrten Eiern ist am 27. August 1904 die erste Larve aus- geschlüpft, die zweite am 6. September usw. bis zum 25. Oktober. Hier dauerte also das Eistadium ungefähr 3 Monate, und das stimmt mit den Angaben von Heymoxs (12), GODELMANN (8) und auch DaIBER 1) (7). Aber das war nur ein ganz kleiner Teil der zuerst abgelegten Eier, die in so kurzer Zeit ihre Entwicklung vollendeten. Der viel größere Teil der Eier hat überwintert, und erst Anfang März fingen die Larven an wieder auszuschliipfen. Es ist merk- würdig, daß während der ganzen Zeit zwischen dem 25. Oktober 1904 und 26. Februar 1905 keine einzige Larve ausschlüpfte, ob- gleich von jedem Tag der Kiablageperiode Kier für die Zucht ver- wendet wurden. Im März und April schlüpften schon hunderte von Larven aus, und das Ausschlüpfen dauerte noch an im August, als ich Tübingen verließ, wenn auch schon nicht so reichlich wie im Frühjahr. Larven, die im Herbst 1904 ausgeschlüpft sind, fingen Ende April an Eier abzulegen (24. April 1905). Von diesen Eiern schlüpfte am 26. Juli die erste Larve der neuen Generation aus, zur Zeit, wo, wie gesagt, noch viele Eier, die im Sommer und Herbst 1904 ab- gelegt wurden, noch nicht junge Larven geliefert hatten. Jetzt schlüpfen also gleichzeitig Larven aus, die zu zwei verschiedenen Generationen gehören. Ich bedauere, daß ich wegen meiner Abreise nicht länger verfolgen konnte, ob die zu den verschiedenen Gene- rationen gehörenden, gleichzeitig ausgeschlüpften Larven ebenso rasch wachsen und in allem sich gleich verhalten. Larven, die erst 1) Bei der letzten wenigstens für warme Zeit. Zahl der Riehtungskörper in Eiern von Bacillus rossii. 179 im Frühjahr 1905 aus den überwinterten Eiern ausgeschlüpft sind, wuchsen sehr rasch, und viele von ihnen legten schon im Juli die Eier ab, ungefähr 4 Monate nach dem Verlassen des Eies. Die ersten Züchter von europäischen wie überseeischen Phas- miden, die die Parthenogenese bei diesen Tieren beobachtet haben, behaupten, daß, wenn auch die Eier ohne Befruchtung weibliche Larven liefern können, dies sehr bald zur Degeneration führt. Wie von BRUNN (6) berichtet, hat ein deutscher Kaufmann auf Java, Herr WorLrr von Würrıne, selbst aus den Eiern 3. (bzw. 4.) par- thenogenetischer Generation von 2 Exemplaren einer gewaltigen Phasmide Eurycnema herculeana, die er Anfang 1893 in Batavia kaufte, eine größere Anzahl junger Tiere erhalten, aber die Vitalität, nach eignen Worten von Würrıse’s, nahm nach der 2. Generation ab, was sich hauptsächlich in der geringern Größe und kürzern Lebensdauer vieler Individuen zeigte. Im Jahr 1897 veröffentlichte der Abbé J. Dominique !), Entomolog in Nantes, die Resultate einer von den Herren H. u. TH. Pret DE CHURCHEVILLE im Juni 1905 begonnenen Aufzucht der Larven des Bacillus gallicus (Cuarp.), einer dem Bacillus rossii nahe verwandten Art. Die genannten Herren sammelten viele sehr junge weibliche Larven dieser Phasmide, welche auf Prunus spinosa leben, und hielten sorgfältig jedes Männchen fern. Die Tiere wuchsen auf und legten viele Eier. Von den Eiern der im folgenden Frühjahr ausschlüpfenden Generation ergaben je- doch nur noch 6 (von 2500) die Geburt der Larven. Die 3 über- lebenden (die andern fielen den Spinnen zum Opfer) wuchsen zwar, waren aber bei weitem nicht mehr so beweglich und lebenskräftig, wie die Tiere sonst zu sein pflegen. Auch GODELMANN (8) im Jahr 1901 äußerte die Ansicht, dab nur für eine oder zwei Generationen, unbeschadet der Qualität der Individuen, eine parthenogenetische Fortpflanzung stattfindet, hierauf scheint jedoch eine Begattung notwendig zu sein, obgleich, wie es scheint, er selbst keine selbständigen genauen Beobachtungen über Bacillus rossi machte. Dagegen Daiper (7) schreibt darüber anders: „Im Sommer 1903 erhielt ich, wie schon erwähnt, eine zweite par- thenogenetische Generation. Dies scheint bei europäischen Arten bisher nicht in befriedigender Weise erreicht worden“ und etwas weiter, „ich muß betonen, dab die Individuen der obigen zweiten parthenogenetischen Generation sich in keiner Weise unvorteilhaft 1) Zitiert nach v. BRUNN (6), GODELMANN (8) und DAIBER (7). 12% 180 W. B. v. Barnr, von solehen unterscheiden, welche erst seit kurzem in Gefangenschaft sich befinden. Auch das Ausschlüpfen der betreffenden Larven ver- lief durchaus normal. Die Tiere stehen zur Zeit zum Teil vor der 4. Häutung, und der Hoffnung auf eine dritte parthenogenetische Generation steht nichts im Wege.“ Ich selbst, während der 2jährigen Zucht, konnte keine Abnahme der Vitalität bei den Tieren konstatieren, im Gegenteil, die Individuen des letzten Jahrs scheinen mir vielmehr lebenskräftig und stark zu sein. Auch die Zahl der zugrunde gehenden Larven ist viel ge- ringer geworden als im ersten Jahr meiner Zucht. Das kann wohl durch den Umstand erklärt werden, daß, wie mir Herr Dr. Krauss mitteilte, bei ihm im letzten Jahr sehr wenig für die Tiere gesorgt wurde und also die Eltern der uns geschenkten Larven ziemlich viel gehungert hatten und damit abgeschwächt waren. Die bei uns ausgeschlüpften Generationen stammten schon von Eltern, die durch gute Pflege und Fütterung zur Geburt einer gesunden Nachkommen- schaft geeigneter waren. !) Was die Färbung des Bacillus anbetrifft, so gibt GODELMANN (8) an, daß die Farbe von der Umgebung abhängig sei. Er schreibt: „Es ist interessant zu beobachten, wie die Tiere im Herbst, wenn das Laub, das ihnen als Futter dient, anfängt gelb zu werden, ihre Körperfärbung derartig verändern, daß sie der Farbe des Laubs gleicht. Die rotbraune Farbe wird allmählich heller und geht schließlich in ein schmutziges Gelb über, so daß die Insecten nur sehr schwer vom Laub zu unterscheiden sind. Zuweilen kam es vor, daß Tiere ihre ursprüngliche grüne Färbung selbst dann noch bei- behalten, wenn sie schon vollkommen ausgewachsen waren.“ — Die Beobachtungen DaïBer’s (7) führten dagegen zu dem Schluß, daß die Veränderungen in der Färbung oft plötzlich ohne wahrnehmbare Ursache auftreten. Der Abstammung von grünen oder braunen Imagines kann man dabei ebenfalls keine Rolle zuschreiben. Durch präzise Beobachtung und Isolierung der verschieden gefärbten Indi- viduen kann ich nur die Angabe Daiper’s bestätigen. Beim Aus- schlüpfen aus dem Ei sind alle Larven „smaragdgrün“. Einige von ihnen behalten die intensiv grüne Färbung das ganze Leben, die 1) Wie mir jetzt Herr Prof. BLOCHMANN liebenswürdigerweise mit- teilt, sind auch in diesem Jahr (1906) von April ab hunderte von durch- aus normalen und lebenskräftigen Larven aus den überwinterten Eiern ausgeschlüpft. Zahl der Richtungskörper in Eiern von Bacillus rossii. 181 andern dagegen werden gelbgrün oder braun. Die braune Färbung schlägt später gewöhnlich wieder in Grün um, und nur selten (wenigstens bei meinen Tieren) behalten die Imagines diese Farbe auch während der Eiablagezeit und bleiben braun bis zum Tod. Die Eier von Bacillus rossi werden einzeln abgelegt und sehen, wie auch die Eier der andern Phasmiden, „einem Samenkorne täuschend ähnlich“, was schon von vielen Beobachtern hervorgehoben ist. Sie sind von 2 Hüllen umgeben: 1. nach innen liegt die zarte Dotterhaut, 2. nach außen die dicke dunkelbraune Schale mit einem scheibenförmigen Deckel am Micropylenpol. Da die harte äußere Schale noch innerhalb des Ovariums von den Follikelepithelzellen der Eiröhre gebildet wird, so kann sie nicht, nach Ansicht Heymoxs (12), mit dem von Drüsensecreten produzierten Cocon der Blattiden oder Mantiden verglichen werden, sondern entspricht nur dem Exo- chorion anderer Insecten. Die Gestalt des Eies ist länglich oval, seitlich etwas komprimiert. Heymoxs (12), der die Entwicklung des Bacillus rossii von der Aus- bildung der Embryonalanlage an verfolgt hat, bezeichnet als Dorsal- seite die stärker gewölbte der Schmalseiten, als ventrale die entgegen- gesetzte. Der Micropylenpol ist der vordere Pol. Die Dotterhaut umschließt das eigentliche Ei. Dieses besteht zum größten Teil aus Dotterkügelchen und fettartigen Trüpfchen. Am vordern Pol unter dem Deckel bildet der Dotter einen Vorsprung. Für die mikroskopische Untersuchung erwiesen sich die Eier von Bacillus rossii als sehr ungeeignet: sie sind verhältnismäßig sehr groß, der Kern und seine Chromosomen sehr klein (Fig. 1). Dazu kommt noch der große Reichtum an schlecht schneidbarem Dotter, was die Fertigstellung lückenloser Serien sehr erschwert, welche aber hier selbstverständlich durchaus nötig sind. Zur Konservierung versuchte ich es mit verschiedenen Flüssigkeiten und habe die besten Resultate mit heißem Sublimat, Grzsox-Mischung und Formol er- halten. Aber auch bei dieser Konservierung gaben mir nicht alle gleichzeitig konservierten und gefärbten Eier gleich gute Präparate. Um den Zutritt der Flüssigkeit in das Ei zu erleichtern, präparierte ich vor der Konservierung unter dem binokularen Mikroskop den Micropylendeckel ab. Später, als ich schon über die Lage des Kernes orientiert war, machte ich auch gewöhnlich einen Stich in 182 W. B. v. Barre, die Dottermembran; die damit eventuell verbundene kleine Verletzung des Eies war für unsere Zwecke belanglos. Nach der Einwirkung der Konservierungsflüssigkeit wurden die Eier im Alkohol gehärtet, und vor der weitern Behandlung unter dem Binokular das Chorion entfernt. — Um den Dotter besser zu schneiden, bettete ich auf Rat von Herrn Prof. BLocHMaxx die Eier vorher in Collodium elasticum ein. Dieses Medium hat auch den weitern Vorteil, daß man in ihm, dank seiner Durchsichtigkeit, die Objekte gut orientieren kann. Dementsprechend verwandte ich diese Methode der Doppeleinbettung in Collodium und Paraffin später ausnahmslos. Zur Färbung benutzte ich wie für Schnitte so auch in toto hauptsächlich Boraxkarmin, da es mir gut differenzierte Färbungen gab. Bei gut gelungener Färbung ist nur das Chromatin stark rot gefärbt, der Dotter erscheint hellrosa. Es machte viele Mühe, den Eikern aufzufinden. Er liegt in der hintern Hälfte des Eies auf der ventralen Seite. — Das periphere Plasma („Keimhautblastem“ Weısmann’s) ist sehr zart und nur an der Stelle, wo der Kern liegt, und die Richtungskörper sich bilden, etwas verdickt. Das Protoplasma ist feinkörnig und bei gut diffe- renzierter Färbung ganz blaß. Ein protoplasmatisches Netzwerk im Innern des Eies zwischen den Dotterkugeln konnte ich nicht sehen, wahrscheinlich weil es sehr dünn ist. Ich machte hauptsächlich Querschnitte. In den jüngsten der abgelegten Eier (ich konservierte einige unmittelbar nach der Ablage) befindet sich das Keimbläschen nach der Auflösung der Kernmembran an der Peripherie des Kies in Vor- bereitung zur ersten Richtungsteilung. Bei günstiger Flächen- oder etwas schräger Ansicht können wir auf diesen Stadien etwa 18—20 Chromosomen zählen !), die jedoch bei stärkerer Vergrößerung nicht als einfache erscheinen, sondern als zusammengesetzte. Auf Fig. 2 und 3 sehen wir, daß einige Chromosomen ihre Zusammensetzung aus 4 Elementen deutlich zeigen und als Tetraden aufgefaßt werden müssen, die andern stellen längsgespaltene, in der Mitte nur ganz schwach eingeschnürte kurze Stäbchen vor. Einige erscheinen uns als Dyaden, was wohl von der Lage herrühren mag. — Leider er- 1) Diese Zahl stimmt mit der, welche DE SINETY (20) auf ent- sprechendem Stadium der Spermatogenese bei Leptynia attenuata beobachtet hat („18 groupes quaternes“). Die somatische Zahl der Chromosomen beträgt 36. Zahl der Richtungskörper in Eiern von Bacillus rossii. 183 laubte mir die Kleinheit der Bilder und die Schwierigkeit der Her- stellung einer größern Zahl von Stadien nicht, dieses interessante Tetradenstadium genauer zu studieren '. Dazu müßte man wohl hauptsächlich die noch nicht abgelegten Eier zur Untersuchung heranziehen, was man freilich ohne Opfer von mehreren erwachsenen Tieren nicht ausführen kann. Eins möchte ich nur hier sofort kurz hervorheben, nämlich die verschiedene Größe der einzelnen Chromo- somen resp. Tetraden. Über Unterschiede in der Größe der Chromo- somen bei Spermatogenese und Oogenese der Insecten haben wir schon Angaben bei HENKING (10, 11). In neuerer Zeit hat man diesem Gegenstand besonderes Interesse zugewandt. und wir kennen solche Beobachtungen bei der Spermatogenese der Insecten von MOoNTGoMERY (16), McCrune (15), BAUMGARTNER (1), Wizson (25) und vor allem von Surrox (21). Letzter hat bei Brachystola magna auch die Größendifferenz der Chromosomen nicht nur in den Keim- zellen, sondern ebenso in Follikelzellen des Ovariums nachgewiesen. Diese Tatsache dient Boveri (4) wie auch die bekannten „akzesso- rischen Chromosomen“ als Stütze für die von ihm aufgestellte Theorie der Chromosomenindividualität. Er meint nämlich, daß die einzelnen Chromosomen eines Kernes verschiedene Qualitäten besitzen müssen, und diese Verschiedenheit ist hier direkt in der sichtbaren Be- schaffenheit der Chromosomen ausgeprägt: in Größendifferenzen sieht er einen morphologischen Ausdruck der physiologischen Verschieden- wertigkeit der Chromosomen. Gewöhnlich fand ich bei frisch abgelegten Eiern das Keim- bläschen schon zur 1. Richtungsspindel umgebildet und die Tetraden in eine Ebene gestellt. Dieser Fall ist auch auf Fig. 4 ab- gebildet. Die Spindel nimmt eine etwas schräge Lage zur Ei- oberfläche ein. Ein etwas späteres Stadium (angefangene Anaphase) ist Fig. 5. Die Verschiedenheit in der Größe der Chromatinelemente fällt sofort ins Auge. Die chromatischen Verbindungsfäden zwischen sich trennenden Teilen erscheinen hier einfach mit Ausnahme der 1) DE SINETY (20) in seiner Monographie der Phasmiden wollte auch die Spermatogenese bei diesen Tieren behandeln, stieß aber auf so große Schwierigkeiten, daß er nicht viel ermitteln konnte und, um diese Frage nicht ganz unbesprochen zu lassen, andere Gruppen von Orthopteren heran- ziehen mußte, nämlich Locustiden und Acrididen, wo die Chromatinelemente viel größer sind und die Prozesse deutlicher erscheinen. Nach seiner Darstellung entstehen bei Orthopteren die Vierergruppen durch doppelte Längsspaltung, und beide Reifungsteilungen sind Aquationsteilungen. 184 W. B. v. Barner, Chromosomen 4, €, wo sie doppelt sind und auf die Natur der sich ab- trennenden Chromosomen als Dyaden hinweisen. Eine deutliche Ein- kerbung in der Mitte des obern Pols des großen Chromosoma a deutet auch darauf hin. Von einem Centrosoma habe ich nichts ge- funden. — Ein noch mehr vorgerücktes Stadium ist auf Fig. 6 dar- gestellt. Hier sind die Tochterplatten schon weiter voneinander entfernt. Die äußere Tochterplatte stellt das 1. Richtungs- körperchen vor. Eine vollständige Abtrennung von dem Ei findet hier nicht statt, und auch auf den folgenden Stadien bleibt der Richtungskörper im gemeinsamen Randplasma. Die Zahl der Chromo- somen und ihre Natur festzustellen, ist auf diesen Figuren (Fig. 4, 5, 6) wegen ihrer ungeeigneten Lage ziemlich schwer. Dagegen viel günstiger ist es auf Fig. 7, die uns die Polansicht von den beiden Tochterplatten bietet. Das Bild wurde bei verschiedener Einstellung des Mikroskops entworfen, denn die äußere Tochter- platte liegt etwas tiefer. — Die Schnitte wurden senkrecht zur Längsachse des Eies geführt, es zeigt also, dab die Spindel zuletzt beinahe parallel zur Längsachse lag. Die Zahl der Chromosomen in dem Eikern sowie im 1. Richtungskörper dürfte dieselbe sein, und ich konnte in beiden Fällen 17—18 finden. Bei der Kleinheit der Verhältnisse und Verschiedenheit der Größe von den einzelnen Elementen ist es nicht ausgeschlossen, daß ein kleiner Fehler be- gangen wurde. In beiden Teilprodukten der 1. Richtungsspindel finden wir ungefähr in gleicher Orientierung zu den übrigen Chromosomen das grobe Chromosoma a, die wohl als Tochterelemente des groben Chromosoma a in Fig. 5 aufzufassen sind. In einigen Chromosomen sieht man ganz deutlich ihre Zusammensetzung aus zwei Elementen. Nach der erfolgten Teilung der 1. Richtungs- spindel kehren die Kerne nicht in das Ruhestadium zurück, sondern ihr Chromatin ordnet sich zu den Aquatorialplatten von zwei neuen Spindeln: der 2. Richtungsspindel und der Teilungsspindel des 1. Richtungskörperchens. Die Teilung dieser beiden Spindeln muß sich sehr rasch vollziehen, und entsprechende Stadien bekam ich höchst selten. Fig. 8 zeigt uns die beiden Chromatingruppen in Polansicht; dabei ist zu bemerken, daß die 2. Richtungsspindel etwas tiefer liegt. Die Zahl der Chromosomen beträgt in der Aquatorialplatte der 2. Richtungsteilung etwa 20, im 1. Richtungs- körper dagegen sind die Chromosomen ziemlich zusammengedrängt, was das Zählen sehr erschwert. Die ungleiche Größe der Chromosomen tritt in der Aquatorialplatte der 2. Richtungs- Zahl der Richtungskörper in Eiern von Bacillus rossü. 185 spindel deutlich hervor, obgleich das groBe Chromosoma, was wir noch auf Fig. 7 verfolgen konnten, hier von übrigen größern Chromosomen nicht mehr zu unterscheiden ist. Vielleicht ist es anders orientiert. Besonders klein sind hier die 4 Chromosomen in der Mitte €, d, e, f, besonders groß die a, b. Bei genauerm Studium der Chromosomen in der Äquatorialplatte der 2. Richtungsspindel sehen wir, daß beinahe jedes Chromosoma aus zwei Teilen besteht, die durch eine hellere Substanz miteinander verbunden sind. Dies sowie auch die oben erwähnte Verschiedenheit in den Dimensionen der einzelnen Elementen erinnert so sehr an die Verhältnisse, welche Henxkine (11) auf demselben Stadium bei den befruchtungsbedürftigen Eiern bei Pyrrhocoris apterus beobachtet hat, daß es lohnt, vielleicht seine eigenen Worte hier wiederzugeben. Bei der Besprechung der, Ausbildung der 2. Richtungsspindel (11, p. 18) schreibt er folgendes: „Ich habe bereits oben hervorgehoben, daß die Chromosomen oft von ungleicher Größe sind, und kann man sich hiervon besonders gut an dem vorliegenden Stadium überzeugen. So habe ich drei besonders verschiedene Elemente aus der fig. 68 in starker Ver- erößerung in fig. 71 abgebildet. Man ersieht daraus, dab das mittelgroße Element a etwa nur das halbe Volumen des Elements € und das dieses vielleicht gar das Vierfache des Elements 0 beträgt. Das sind also ganz beträchtliche Schwankungen. Im Körperchen a haben wir die normale Größe vor uns, welche von den meisten Chromosomen innegehalten wird. Die Chromosomen in fig. 68 und 81, noch deutlicher aber in fig. 71, zeigen, daß sie in der hellen Mittelzone, dort, wo die Teilung erfolgen soll, eine Abplattung der färbbaren Substanz darbieten, als wenn eine Scheibe von achroma- tischer Substanz zwischen die gefärbten Endstücke eingeschaltet wäre. Thatsächlich erkennt man, daß die beiden Hälften der Chromo- somen noch peripher durch Brücken zusammenhängen, welche bei der Seitenansicht als Fädchen erscheinen. Wenn dann die Hälften weiter auseinander weichen, zieht sich die Zwischensubstanz länger aus. Beachtenswerth scheint es mir zu sein, dab auch die chroma- tische Substanz ihre Form ändert und eine Zuspitzung dort erfährt, wo vorher sich die Abplattung befand. Es geht der achromatische Verbindungsfaden, in welche Gestalt die oben erwähnte Scheibe übergegangen ist, von dem zugespitzten Ende des chromatischen Tochterelements aus (Fig. 76). Ist es mir wegen der ungemeinen Zartheit der achromatischen Bestandteile und der feinkörnigen oder netzigen Beschaffenheit der plasmatischen Grund- und Zwischen- 186 W. B. v. Barre, substanz auch nicht gelungen, einen Ubergang von Chromatin in die Verbindungsfäden sicher nachzuweisen, so zweifle ich doch um so weniger daran, als man sich eine solche Zuspitzung, wie sie in fie. 76 und 82 unten abgebildet ist, nur entsprechend fortgesetzt zu denken braucht. um das zu erhalten, was ich in anderen Fällen mit Sicherheit gesehen habe.“ Die Teilung der beiden Spindeln erfolgt nach meinen Beobach- tungen nicht gleichzeitig. So sehen wir auf Fig. 9, die uns 3 auf- einanderfolgende Schnitte derselben Serie zeigt, daß die Aquatorial- platte der 2. Richtungsspindel noch beinahe auf demselben Stadium wie in der eben beschriebenen Fig. 8 sich befindet, während der 1. Richtungskörper sich schon geteilt hat und die Teilungsprodukte bereits voneinander getrennt sind. Daß wir es hier in Fig. 9b und 9¢ nicht etwa mit dem in der Mitte getroffenen und auf 2 Schnitten zerlegten 1. Richtungskörper zu tun haben, sondern mit seinen Tochterplatten, beweist der genaue Vergleich der Lage beider Chromatingruppen zwischen den Dotterkugeln sowie die Zahl und Beschaffenheit der Chromosomen. Was zunächst die Zahl betrifft, so entspricht sie zwar in Fig. 9b, wo ich nur 12 gefunden habe, nicht dem, was man erwarten sollte bei der Annahme, daß durch diese Teilung die Dyaden des vorhergehenden Stadiums in einfache Chromosomen getrennt werden, also ungefähr 18 betragen, das kann jedoch daher rühren, daß einige Chromosomen von andern überdeckt sind. Die Zahl der Chromosomen in Fig. 9e stimmt, obgleich sie hier mehr zusammengeballt sind, mehr mit der erwarteten Zahl ‚überein, indem ich hier ca. 16 gefunden habe. Die gesamte Zahl der Chromosomen auf beiden Schnitten (Fig. 9b, 9e) übertrifft also beträchtlich die Zahl der Dyaden (Fig. 7 J. Rip.) und ist nur durch Teilung derselben zu erklären. Den Einwand, daß die größere Zahl von Chromosomen daher kommt, daß wir es hier mit durchgeschnittenen Chromosomen zu tun haben, scheint mir damit auch widerlegbar zu sein, dab ich unter ihnen kein einziges fand, das nach seiner Struktur als aus zwei Teilen zusammengesetzt erschien, wie die von uns als Dyaden angenommenen Chromosomen (Fig. 7). Auch die Größe dieser Chromosomen scheint im Vergleich mit der Größe der Chromo- somen von vorhergehenden Stadien so wie auch mit den Chromo- somen in der Aquatorialplatte der 2. Richtungsspindel auf dem Nachbarschnitte (Fig. 9a) um die Hälfte so klein. Diese beiden letzten Stadien (Fig. 8, 9) stammen von Eiern, die 14—18 Stunden nach der Ablage konserviert waren. Trotz aller meiner Bemühungen, Zahl der Richtungskörper in Eiern von Bacillus rossii. 187 mehrere selche Stadien zu erhalten, gelang mir dies leider nicht. — Ziemlich oft dagegen bekam ich Stadien, wo schon der 2. Richtungs- körper von dem Eikern abgetrennt ist und beide Teilungsprodukte des 1. Richtungskörpers schon Veränderungen erlitten haben und durch Zusammenfließen der Chromosomen eine dichte dunkel gefärbte Chromatinmasse darstellen (Fig. 10, 11, 12), so dab es unmöglich ist, sie zu zählen. Das gilt auch für den Eikern und den 2. Richtungs- körper. Da jedoch, wo die Abtrennung des 2. Richtungskörpers noch nicht seit langem stattgefunden hat, konnte ich im Eikern fest- stellen, daß die Zahl der Chromosomen sicher mehr als 11 beträgt (Fig. 14a). Im 2. Richtungskörper. sind hier noch die einzelnen Chromosomen gut unterscheidbar, jedoch nicht zählbar wegen ihrer Zusammendrängung. Nach PrETRuNKEWwrTscH’s (18) Unter- suchungen findet in parthenogenetischen sowie auch in be- fruchteten Bieneneiern bei Abtrennung des 2. Richtungskörpers sowie bei der Teilung des 1. Richtungskörpers eine Reduction der Chromosomenzahl statt. Bei diesem Prozeß findet also nur eine bloße Verteilung der ganzen Chromosomen in je 2 Gruppen statt. Die Chromosomenzahl konnte er nur in den Richtungskörpern fest- stellen, und sie beträgt 8 im Gegensatz zur Zahl 16 im Keimbläschen und den Teilprodukten der 1. Reifungsteilung. Die Chromosomen sind hier aber wahrscheinlich mehrwertig. Man sollte in den Äquatorialplatten der eben gebildeten Blastodermzellen nach Ver- doppelung !) im 1. Furchungskern 16 Chromosomen erwarten, findet aber etwa 64. So weit meine Beobachtungen reichen, findet bei der 2. Reifungsteilung wie auch bei der Teilung des 1. Richtungs- körpers keine Verminderung der Chromosomen statt. Auf Fig. 11 sind alle 3 Richtungskörper (Teilungsprodukte des 1. Richtungskörpers und der 2. Richtungskörper) auf einem Schnitt getroffen, auf dem folgenden Schnitt, der nicht abgebildet ist, der Eikern, auf Fig. 10 dagegen nur 2 Richtungskörper auf einem Schnitt (Fig. 10a) und der 3. auf dem nächsten (Fig. 10b). Der Eikern ist auf beiden Schnitten. Bei diesen beiden Figuren ist ziemlich schwer zu behaupten, welche von diesen 3 kompakten Chromatinmassen den 2. Richtungskörper und welche die Teilungs- 1) Nach PETRUNKEWITSCH nämlich weist die 1. Furchungsspindel der unbefruchteten Bieneneier wieder 16 Chromosomen auf. Auf welche Weise diese Verdoppelung der Chromosomenzahl ohne Zutritt des Spermatozoons entsteht, konnte er leider nicht feststellen. 188 W. B. v. Baeur, produkte des 1. Richtungskörpers darstellen. Auf Fig. 12a dagegen können wir mit viel größerer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß der Richtungskörper, der nahe dem Eikern liegt und in dem noch einzelne Chromosomen erkannt werden können, den 2. Richtungs- körper darstellt und in Fig. 12b die zwei andern kompakten Chromatinmassen, die ganz ähnlich aussehen, die Teilungsprodukte des 1. Richtungskörpers sind. Nach Ausstoßung des 2. Richtungs- körpers ist der Eikern in seinem Volumen stark verkleinert. Später aber fängt er rasch wieder an zuzunehmen. Es kommt auch vor, daß die Teilung der 2. Richtungsspindel der Teilung des 1. Richtungskörpers vorausgeht. Einen derartigen Fall sehen wir auf Fig. 13 und 14. Fig. 14 zeigt uns, daß im Ei- kern wie im 2. Richtungskörper die Chromosomen noch ziemlich ge- trennt sind, was auf noch nicht lange vollzogene Teilung hinweist; in Fig. 13 dagegen ist der 2. Richtungskörper schon ganz kompakt, und der Eikern hat an Volumen zugenommen, der 1. Richtungs- körper ist in beiden Fällen noch nicht geteilt. Das weitere Schicksal der Richtungskörper habe ich nicht ge- nauer verfolgt, hoffe jedoch, bald darauf zurückkommen zu können. Für jetzt möchte ich nur das bemerken, daß ich auf einigen Schnitten sie schon im Zerfall begriffen sah (Fig. 15a u. 16) und deswegen, wenn es sich hier nicht um pathologische Zustände handelt, kaum elaube, daß ihnen eine weitere Rolle in der Entwicklung des Orga- nismus zukommt. wie es nach den Angaben von PETRUNKEWITSCH (18) bei Drohneneiern vorkommt, wo nur eine Hälfte des 1. Richtungs- körpers aus dem Ei entfernt wird und zugrunde geht, die andere Hälfte mit dem 2. Richtungskörper copuliert und so einen Richtungs- copulationskern gibt,!) welcher durch 3fache Teilung eine Gruppe von Zellen gibt, die später nach Weısmann’s Vermutung die Anlage der Keimdrüsen liefern. Von einer nachträglichen Copulation des Eikerns mit dem 2. Richtungskörper habe ich nichts beobachtet. Der Eikern ist, wie schon erwähnt, sehr klein, wenn er in das Ruhestadium übergeht (Fig. 14a), bald aber fängt er an sein Volumen zu vergrößern. Einzelne Chromosomen erscheinen in geringer Zahl 1) Demgemäß könnte unsere Fig. 13 wohl auch so erklärt werden, daß wir hier nicht einen ungeteilten 1. Richtungskörper vor uns haben, sondern einen solchen Richtungscopulationskern. Dagegen aber spricht der Umstand, daß, obgleich das Stadium mit 3 Richtungskörpern sehr oft vorkommt, ich keine Übergänge zu einer solchen Copulation beobachtet habe. Zahl der Riehtungskörper in Eiern von Bacillus rossii. 139 und nicht sehr scharf zefärbt (Fig. 10). Im allgemeinen färbt sich jetzt der Eikern mehr blaß und diffus. Nachdem der Kern ein Viel- faches seiner ursprünglichen Größe erreieht hat, bemerken wir in seinem Innern eine große Zahl von intensiv färbbaren (hromatin- körnehen und Nueleolen. Der Kern entfernt sich im Gegensatz zu andern Fällen nur sehr wenig von der Oberfläche des Eies. Die 1. Furchungsspindel liegt nahe der Peripherie. Die ersten Furchungskerne erscheinen dem- gemäß an der Peripherie und nieht im Dotter. Beaver (5) hat angezweifelt, ob die nach Angaben PrLarvwer’s (19) zwei Riehtungskörper abschniirenden parthenogenetischen Eier von Liparis dispar entwicklungsfahig sind, und sprach die Vermutung aus. daß jene parthenogenetischen Eier. die wirklich zur Entwiek- lung gelangen, nur einen Richtungskôrper bilden müssen, da eine normale Entwicklung eines Eies mit reduzierter Chromatinmasse unmöglich sei. Da bei uns aus den für die Nachzucht zurückgelassenen Eiern eine sehr große Anzahl von Larven sich entwickelt hat, so scheint es mir. daß auch die von denselben Tieren für die Unter- suchung verwandten Eier die normalen Reifungserscheinungen zeigen. Für die Ansieht, daß auch die Eier mit reduzierter Chromatinmenge entwicklungsfahig sind, sprieht in neuerer Zeit nicht nur die oben erwähnte Entwicklung der Drohneneier, sondern auch die Versuche mit dem Hervorrufen der künstlichen Parthenogenese (Lozs u. à. und die bekannten Erseheinungen der .Merogonie~ (Hrrrwıs. Boverr, DELAGE u. a.). Eier, die ich zuletzt untersucht habe, gehören mindestens zur neunten parthenogenetischen Generation. Die Tiere der zwei letzten Generationen, die ich selbst beobachtet habe, zeigten keine An- zeichen einer abnehmenden Lebenskraft in ihrem Aussehen. Wachsen und Eiablage: so glaube ich, daß wir bei Bacillus rossü gar keine fakultative Parthenogenesis haben, sondern eine normale Thelytokie. Dafür spreehen auch die Beobachtungen im Freien: die Männehen bei diesen Tieren zehören zu den zrößten Seltenheiten und sind bisher nur in 2 Stücken gefunden worden (Krauss, 14). Einen ähnlichen Fall haben wir wahrscheinlich bei Rhodites rosue. wo Hexsxıse (11) bei unbefruchteten Eiern auch zwei Richtungskörper beobachtet hat. 190 NI 10. 14: W. B. v. BAEHR, Literaturverzeichnis. BAUMGARTNER, W. J., Some new evidence for the individuality of the chromosomes, in: Biol. Bull., Vol. 8, No. 1, 1904. BLOCHMANN, F., Ueber die Richtungskérper bei unbefruchtet sich entwickelnden Insekteneiern, in: Verh. naturhist. med. Ver. Heidel- berg (N. F.), Vol. 4, Heft 2, 1888. —, Ueber die Zahl der Richtungskörper bei befruchteten und un- befruchteten Bieneneiern, in: Morphol. Jahrb., Vol. 15, 1889. Boveri, TH., Ergebnisse über die Konstitution der chromatischen Substanz des Zellkerns, Jena 1904. BRAUER, A., Zur Kenntnis der Reifung des parthenogenetisch sich entwickelnden Eies von Artemia salina, in: Arch. mikrosk. Anat., Vol. 43, 1894. v. BRUNN, M., Parthenogenese bei Phasmiden, in: Mitt. naturhist. Mus. Hamburg, Jg. 15, 1898. 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Querschnitt durch das Ei. Eik Eikern, Rkp Richtungskörper. Fig. 2—3. Tetraden, nach Auflösung der Kernmembran, gruppieren sich zur Aquatorialplatte der 1. Richtungsspindel. « die große Tetrade. Flächenansicht. Fig. 4 Die 1. Richtungsspindel. Metaphase. « die große Tetrade. Seitenansicht. Fig. 5. Angefangene Anaphase. « die große Tetrade. In b und ¢ doppelte chromatische Brücken, welche die sich trennenden Tetradenhälften noch verbinden, andeuten, daß die letztern aus 2 Teilen sich zusammen- setzen. Seitenansicht. Fig. 6. Älteres Stadium der Anaphase. Seitenansicht. Fig. 7. 2 Tochterplatten nach der 1. Richtungsteilung. «a große Dyade. Polansicht. Fig. 8. Äquatorialplatten der 2. Richtungsspindel und der Spindel des 1. Richtungskérpers. «a, b die größten, r, d, e, f die kleinsten Dyaden. Polansicht. Fig. 9a. Aquatorialplatte der 2. Richtungsspindel. Polansicht. Fig. 9b—9c. Teilprodukte des 1. Richtungskérpers. Polansicht. Fig. 10a—10b. Eikern und 3 Richtungskörper. Eikern auf beiden Schnitten. Fig. 11. 3 Richtungskörper, Fig. 12a—12b. Eikern und 3 Richtungskörper. Eik Eikern, J kp (1), 1 Rkp (2) Teilprodukte des 1. Richtungs- körpers, IJ Rkp 2. Richtungskörper. Fig. 13—14a—14b. Eikern und 2 Richtungskörper. Der 1. Rich- tungskörper noch nicht geteilt. Fig. 15a—15b—16. Eikern und die Richtungskérper. Die Rich- tungskörper im Zerfall. Fig. 17. Der vergrößerte ruhende Eikern und ein Richtungskörper. Lippert & Co. (G. Patz’sche Buchdr.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten, Die Pterobranchier, Anatomische und histologische Untersuchungen über Rhabdopleura normani ALLMAN und Cephalodiscus dodecalophus M’Inv. Werk Rhabdopleura normani ALLMAN. 2. Abschnitt. *) Knospungsprozess und Gehäuse von Rhabdopleura. Von Dr. A. Schepotieff in St. Petersburg. Mit Tafel 17—23 und 2 Abbildungen im Text. XVI. Allgemeines über den Knospungsprozeß. Die Knospen bilden sich bei Æhabdopleura ausschließlich am Stolo oder an dessen Seitenzweigen, nie aber am kontraktilen Stiel, wie das bei Cephalodiscus der Fall ist, oder am eigentlichen Tier- körper. Sie entwickeln sich entweder an den jungen, weiterwachsen- den Zweigen des Stolos (z. B. Fig. 3, 4, 13 u. 14, Taf. 17) oder an den Seitenzweigen des schwarzen Stolos (z. B. Fig. 5, 8, 12, Taf. 17). Ihre Entstehung steht in engen Beziehungen zur Entstehung des 1) 1. Abschnitt, Die Anatomie von Rhabdopleura s. Zool. Jahrb., Vol. 23, 1906, Anat. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 13 194 A. SCHEPOTIEFF, schwarzen Stolos. Die sich an den Seitenzweigen des schon wohl- entwickelten Stolos bildende Knospen stellen Neubildungen dar, die mit den erstern nicht vergleichbar sind. 1. Die Entstehung des schwarzen Stolos aus dem ersten Tier der Kolonie habe ich nicht verfolgen können, da ihre Anfangsstellen einerseits nur in einer sehr geringen Zahl von Exemplaren gefunden wurden, andrerseits sich aber auch stets in ziemlich schlechtem Erhaltungszustand befanden. Nur nach Unter- suchung der freien, weiterwachsenden Stolonen in den jungen Zweigen der Kolonie und besonders in deren Endröhren (fs Fig. 2, Taf. 17 etc.), kann man sich die Hauptentwicklungsstadien des schwarzen Stolos vorstellen. Diese Stadien sind folgende: a) Bildung der ersten Anlagen des Stolos. In seiner einfachsten Form wurde der Stolo als eine Verdickung der Knospen- basis beobachtet (Vd Fig. 19 u. 20, Taf. 18). Diese verlängert sich zu einem längern, frei auf der basalen Wand des Wohnrohrs liegen- den, durchsichtigen Zellenrohr (fs Fig. 8 u. 9, Taf. 18; s. auch im 1. Abschn., Zool. Jahrb., Vol. 23, fig. 17, tab. 33). Sein innerer Raum ist die direkte Fortsetzung des Rumpfeöloms der Knospe (Re Fig. 8, Taf. 18) und durch dessen in die Ausstülpung eindringendes Medianseptum (v. Mes Fig. 8, Taf. 18) in 2 Partien geteilt (r. Se und I. Sc fig. 17, tab. 33, Zool. Jahrb., Vol. 23). Wahrscheinlich geht an der Anfangsstelle der Kolonie die Bildung des Stolos in ähn- licher Weise aus dem Rumpf des ersten Tiers der Kolonie vor sich (Beer Narr). b) Der hohle, frei im Wohnraum liegende Stolo (fig. 17, tab. 33, Zool. Jahrb., Vol. 23 und fs Fig. 247 TEE Fig. 1—3, Taf. 21) läßt auf den Querschnitten einen äußern Zellen- strang (a. Zs fig. 17, tab. 33, Zool. Jahrb., Vol. 23) und einen paarigen innern Raum (Sc) erkennen. Die äußere Zellenschicht ist ziemlich breit und besteht aus einer Schicht verzweigter Epithelzellen mit mehrschichtig angeordneten Kernen. Die Pigmentflecken liegen dicht nebeneinander, gewöhnlich beiderseits von der Längsachse des Stolos in 2 Längsreihen. Der innere Raum, der durch ein Längsseptum (Zs fig. 17, tab. 33, Zool. Jahrb., Vol. 23) in 2 gleiche Partien, eine rechte (r. Sc) und eine linke (/. Sc), geteilt ist, ist mit flachem, niedrigem Peritonealepithel ausgekleidet, das keine Fortsätze in den Raum bildet. Im freien Stolo entspricht also die äußere Zellenschicht der Die Pterobranchier. 195 Körperwand oder dem Ectoderm, das Peritonealepithel der innern Räume dem des Rumpfcöloms, dem Mesoderm. An solchen Stolonen entstehen die Knospen als einfache blasen- förmige Erweiterungen der obern Stolowand (An. A Fig. 10 u. 11, Met 18: Kn 1 Kn. B Fier31. 4, Taf. 17). c) Der hohle eingeschlossene Stolo ohne schwarze Hülle (fig. 18, tab. 33, Zool. Jahrb., Vol. 23). Durch Ausscheidung einer durchsichtigen Substanz (dss) aus der äußern Zellenschicht, die mit der der Wände der Wohnröhren identisch ist, schließt sich der Stolo in die Basalwand des Hauptrohrs ein (4. Rew). In solchen ein- geschlossenen Stolonen verschwindet bald das Längsseptum des innern Raums, der unpaarig wird (Sc). Auf den Querschnitten besteht also der Stolo nur aus 2 Zellenschichten, einer äubern, ectodermalen (a. Zs) und einer innern, dem Peritonealepithel des innern, schmalen, axialen Lumens (?. Zs). An solchen Stellen des Stolos entwickeln sich keine Knospen mehr. d) Die Umwandlung solcher eingeschlossener hohler Stolonen in den schwarzen Stolo fängt mit einer Verdunklung der durchsichtigen Substanz (fig. 19, tab. 33, Zool. Jahrb., Vol. 23), die den Stolo umschließt, an, nicht aber mit neuer Ausscheidung der Substanz. Die schwarze Hülle (s. 7) bildet sich nicht mit einem Male um den ganzen Stolo, sondern zuerst um seine obere und erst später längs seiner basalen Wand. Während der Bildung der schwarzen Hülle um den Stolo erfolgt die Ausscheidung des innern Stabes durch das Peritonealepithel des innern Axialraums, der vom Stabe vollständig ausgefüllt wird. Die innere Zellenschicht des Stolos entspricht also dem Peritonealepithel der Rumpfcülome. Nach der Bildung der schwarzen Hülle kann eine Verkümmerung der innern Zellgebilde eintreten, so daß die äußere Zellenschicht sich von der innern Fläche der schwarzen Hülle trennt und sich so der innere Raum des Stolos bildet. Diese Umwandlung des freiliegenden Stolos in den schwarzen setzt sich auch auf die proximalen Partien der Knospenstiele fort und verursacht die Entstehung der Seitenzweige des Stolos. Die distalen Partien der Knospenstiele verwandeln sich in die kontraktilen Stiele der weiterwachsenden Knospen. Die Bildung der Seiten- zweige geht nicht mit einem Male vor sich, sondern sukzessiv periodisch distalwärts und bewirkt die innere Kammerung der Seitenzweige. 13% 196 A. SCHEPOTIEFF, Bei der Bildung der neuen Zweige der Kolonie können sich neue Stämme des Stolos nicht nur aus den weiterwachsenden, jungen Stolonen der Endröhren entwickeln, sondern auch aus den ältern. Sie entstehen dann aus den Seitenzweigen des schwarzen Stolos und bilden in den ältern Teilen der Kolonie neue Zweige mit jungen Tieren oder Knospen (z. B. fs Fig. 2, Taf. 17). Bei der Entstehung der Knospen nur aus den Seitenzweigen des schwarzen Stolos bildet sich entweder ein sehr kurzer junger hohler Stolo (fs Fig. 10 u. 11, Taf. 17), dessen Spitze sich zu einer Knospenanlage erweitert, oder der innere Raum der Knospe stellt eine Neubildung dar. Da die jüngsten beobachteten Knospen, die direkt auf den Seitenzweigen entstehen, schon dreisegmentiert waren (Kn Fig. 2 oder Fig. 5—8, Taf. 17), konnte ich in diesem Fall die Entstehung des Knospencöloms aus dem schwarzen Stolo nicht ver- folgen. Wahrscheinlich bildet sich dieses durch Delamination der Zellen des innern Stolostrangs. 2. Die 4uBere Form der Knospen (s. Taf.17). Die Bildung der Knospen an den weiterwachsenden freien Stolonen erfolgt stets paarig: es bildet sich eine vordere (Kn’ Fig. 13, Taf. 22, Kn. f Fig. 13, Taf.17) und eine neben diesen liegende hintere Knospe (An? und Kn. C), von denen die vordere stets viel höher entwickelt ist als die hintere. Neben ganz jungen Knospen kann man von außen keine zweite erkennen (Fig. 3, 4, Taf. 17). Die Schnitte durch solche Knospen zeigen jedoch, daß in der proximalen Partie des Rumpfs der Knospe die Anlagen der 2. vorhanden sind. Ähnliche Bilder zeigen manchmal auch die Knospen, die aus den Seitenzweigen der schwarzen Stolos entstehen. Fig. 24, Taf. 18 stellt einen Längs- schnitt durch eine solche Knospe dar (Fig. 6 u. 7, Taf. 17), wo neben den beiden Räumen des Knospenrumpfs (/. Re u. r. Re) noch die Räume (ZU! u. AR?) die in den Knospenstiel (Anst) eingeschlossen sind, hervortreten. Diese stellen die Anlagen der 2. (hintern) Knospe dar. (Gewöhnlich aber zeigen die nicht auf dem freiliegenden hohlen, sondern auf dem schwarzen Stolo entstehenden Knospen keine An- lagen einer 2.: hier findet die Bildung der Knospen nur in der Ein- zahl statt (Fig. 8, 9, 12, Taf. 17). Auf den frei im Wohnrohrraum liegenden Stolonen sind die vordern Paare der Knospen (An? u. Kn* Fig. 10, Taf. 22) höher ent- wickelt als die hintern (An! u. Kn?); die Bildung der Knospen &- folgt acropetal, von der Spitze des Stolos proximalwärts. Bei der Bildung der Knospen auf den weiterwachsenden Stolo- Die Pterobranchier. 197 zweigen oder auf kurzen, jungen Stolonen, die aus Seitenzweigen entsprossen sind, erfolgt natürlich die Bildung neuer Wohnröhren um die Knospen (x. W Fig. 6, 8, Taf. 17; Fig. 25, Taf. 23). Nur um die Knospen, die sich aus den Seitenzweigen statt degenerierter Individuen bilden, findet keine Neubildung solcher statt. In seltnen Fällen bilden sich kurze Seitenzweige an den ältern Stellen der Kolonie (szw Fig. 25, Taf. 23; Fig. 8, Taf. 17), die seitlich an den Rändern des Hauptrohrs verlaufen. Die sich an solchen Seitenzweigen bildenden Knospen liegen außerhalb des Hauptrohrs und scheiden ein neues Wohnrohr um sich aus (n. W). Wie erwähnt, sind die ersten Anlagen der Knospen einfache Erweiterungen der obern Stolowand (An. A Fig. 10, 11, Taf. 18). Ihre Räume (Anc) sind durch die Fortsetzung des medianen Längs- septums des Stolos (Zs) in 2 gleiche Partien geteilt (Stadium A). Durch Vereneune der Basalpartien solcher Erweiterungen sondern sie sich in blasenförmige gestielte Anhänge des Stolos ab Pigs Mig. 12, Taf. 18; Re Big. 3-u: Kn. B Fig: 4, Taf. 17), so- dab man einen eigentlichen ovalen oder eiförmigen Knospenkörper von dem Knospenstiel (Anst) unterscheiden kann (Stadium B). Die Knospen legen sich stets etwas nach hinten zurück, sodab ihre zukünftige Ventralfläche, wie schon erwähnt, gegen die obere, freie Wand des Wohnrohrs gerichtet ist. Bald bekommt der Knospenkörper durch eine Einschnürung seiner ventralen Fläche eine Sonderung in eine größere Vorderpartie oder die Anlage des Kopfschilds (Ks Fig. 13, Taf. 17) und eine kleinere, hintere Partie oder den eigentlichen Knospenkörper (Æf1) Ben.:C Fig; 13 u. 14, Taf 17; Fig. 13, Taf. 18; Stadium C). An der dorsalen Wand der hintern kleinern Partie bilden sich dicht neben dem Kopfschild 2 kleine Ausstülpungen, die Anlage der Lophophorarme (La! Fig. 14, Taf. 17), die ursprünglich ziemlich weit voneinander abstehen. Bei weiterer Veränderung sondert sich das Kopfschild noch stärker ab, sodaß es wie ein großes blattartiges Schild aussieht, das nach hinten gebogen ist (Kn. D Fig. 6 u. 7, Taf. 17; Stadium D). Bei der weitern Veränderung bleibt die äußere Form der Knospen davon unberührt, oder sie beteiligt sich doch nur wenig daran. Die übrigen Stadien der Knospenentwicklung, die ich zu meiner Verfügung gehabt habe und die ich als die Stadien E—I be- zeichne (Stadium E Fig. 5, Taf. 17; Stad. F Fig. 8 u. 9; Stad. G Fig. 10 u. 11; Stad. 7 Fig. 12; Stad. I Fig. 13 u. 14), unterscheiden sich fast 198 A. SCHEPOTIEFF, ausschließlich durch die Veränderungen in ihrem innern Bau von- einander. Alle diese Stadien werden besonders durch sehr große Dimensionen des Kopfschilds (As Fig. 9 oder 13, Taf. 17) charak- terisiert und auch durch ziemlich bedeutende Länge der Lophophor- armanlagen, die wie breite und glatte Röhren ohne Tentakel (La) aussehen. Die Länge des eigentlichen Knospenkörpers (der Hals- region und des Rumpfs) erreicht in einigen Stadien (z. B. im Stadium I) kaum !/, der Gesamtlänge der Knospe (Rf Fig. 13 u. 14, Taf. 17). Die Trennung der ventralen Kopfschildwand in eine vordere, srößere und eine kleinere, hintere Partie durch den Pigmentstreifen fängt oft schon im Stadium G an. Das erste Auftreten der Seiten- lippen und die dadurch hervorgerufene Sonderung des Knospen- körpers in die Halsregion und den Rumpf beeinnt erst im letzten von mir beobachteten Stadium I. Der Knospenstiel stellt in den Stadien E—H die direkte Fort- setzung des Hinterendes des Knospenrumpfs dar (Anst Fig. 10—14, Taf. 17). Das Wachstum der dorsalen Rumpfwand nach hinten, hinter die Ausgangsstelle des Knospenstiels, so daß dieser auf die ventrale Rumpfwand zu liegen kommt, fängt erst im Stadium I an. Abgesehen von den erwähnten Knospenstadien A—I der nor- malen Knospen kommen bei Rhabdoplewra noch andere Formen der ungeschlechtlichen Entwicklung vor, die zusammen mit den normalen Knospen in Kolonien auftreten. Hierher gehören einer- seits die sterilen, andrerseits die Regenerationsknospen. Die sterilen Knospen (St. Kn. Fig. 1, Taf. 18; Fig. 2, Taf. 22) befinden sich ausschließlich in den geschlossenen Kammern der Haupt- röhre, die sich in die freiaufsteigenden Wohnröhren nicht fortsetzen (Km Fig. 1, Taf. 18; Fig. 2, 12, 13, Taf. 22). Sie stellen ovale oder längliche Säcke dar, die stets nur von den Seitenzweigen des schwarzen Stolos ausgehen (szw. Fig. 1, Taf. 18). Man kann keine besondern Organe oder Gebilde an diesen Knospen erkennen. Je nach dem Bau der Kammern, in denen sich die sterilen Knospen befinden, kann man neben den sterilen Knospen, die in Kammern aus durchsichtiger normaler Wohnrohrsubstanz bestehen, oder nor- malen sterilen Knospen (St. Kn Fig. 1, Taf. 18) noch besondere sogen. eingekapselte sterile Knospen unterscheiden (Fig.3, Taf. 18). Diese befinden sich in den Kammern, auf deren innerer Fläche sich eine Schicht schwarzer Substanz entwickelt, die die Knospe mehr oder weniger vollständig umhüllt. Als Regenerationsknospen (Rnk Fig. 1, 2, 3, Taf. 19) Die Pterobranchier. 199 bezeichne ich die Knospen, die nicht vom Stolo, sondern von der Spitze des kontraktilen Stiels ausgehen (c. st), nach der Degeneration des ganzen übrigen Tierkörpers. Hier findet also keine Vermehrung der Individuenzahl in der Kolonie und keine Bildung neuer Wohn- röhren statt, sondern nur eine Regeneration des Individuums. Diese Regeneration erfolgt nicht direkt, sondern sie durchläuft zuerst alle Knospenstadien, die denen der normalen Knospen ähnlich sind. Nur bei voller Regeneration des Tierkörpers kann die Bildung normaler Knospen aus dem Seitenzweige des Stolos stattfinden. Die partielle Regeneration des Tierkörpers ist auch nicht sehr selten, besonders die des Kopfschildes oder der Tentakel. Von allen diesen Gebilden sind am häufigsten, fast in jeder Kolonie, die sterilen Knospen vorhanden. Deren eingekapselte Formen treten gewöhnlich in den ältern Kolonien auf, bei denen die Mehr- zahl der Individuen degeneriert ist, oder in den proximalen, ältern Partien der übrigen. Die normalen Knospen sind in den jüngern Kolonien, in deren distalen Zweigen, in den kriechenden Endröhren der Kolonie (s. weiter unten) (An Fig. 10, 13, Taf. 22), oder in den weiterwachsenden Partien der ältern vorhanden. Viel seltner tritt die Bildung der normalen Knospen in den ältern Partien der Kolonie in leeren Wohnröhren nach der Degeneration der ältern Tiere auf. Am seltensten sind die Regenerationsknospen. Die Knospen aller Arten können mit den geschlechtsreifen Tieren in ein und derselben Kolonie zusammentreffen. XVII Die sterilen Knospen. Die sterilen Knospen sehen wie mehr oder weniger verlängerte Säcke aus, in denen man nur eine oberflächliche Zellenschicht (a. Zs Fig. 2—5 u. 7, Taf. 18) mit zahlreichen Pigmentflecken (p) und eine mit Dotter erfüllte Zentralmasse, den Dottersack (Dts), erkennen kann. Ihr äußeres Aussehen ähnelt sehr der proximalen Partie der kontraktiien Stiele. Die oberflächliche Zellenschicht ist der der Stiele vollständig gleich. Der Dottersack ist von ihm durch eine dünne Hülle, Basalmembran (Bm Fig. 2, 7, Taf. 18), sehr scharf abgegrenzt. An seiner Anheftungsstelle an den entsprechenden Seitenzweig des schwarzen Stolos tritt der Dottersack in direkte Berührung mit dem Vorsprung des innern Zellenstrangs des Stolos nach vorn in der äußern Zellenschicht der Knospe, wie das an den Anheftungs- stellen der kontraktilen Stiele hervortritt. 200 A. SCHEPOTIEFF, Das Innere des Sacks ist vollständig mit einem bindegewebigen Zellenkomplex ausgefüllt (Bg Fig. 2, 7, Taf. 18), der sehr viele Dotterkörner (Dt) enthält. Es sind gar keine innern freien Räume in der Masse erkennbar. Zwischen den Dotterkörnern sind nur die kleinen Kerne des Bindegewebs zu sehen (X), die im Protoplasma der Zellen unregelmäßig zerstreut sind. Die Dotterkörner liegen so dicht nebeneinander, daß sie oft polygonale Umrisse bekommen. Ihr Bau ist mit denen des Stiels identisch. Der Bau der eingekapselten sterilen Knospen (Fig. 3—5 u. 7, Taf. 18) ist dem der in Kammern aus normaler durchsichtiger Wohnrohrsubstanz befindlichen vollständig gleich. Besonders zahl- reich sind die eingekapselten sterilen Knospen in den Kolonien, die im Herbst erbeutet worden sind. Die schwarze Kruste (s. Ar Fig. 4, 5, 7, Taf. 18) schützt wahrscheinlich die Knospe während der Über- winterung; für solche Gebilde kann also der Name Hibernacula am besten passen. Ray Lankester's Vergleich der von ihm be- obachteten sterilen Knospen mit den Statoblasten entbehrt jeder Be- gründung. Die sterilen Knospen treten fast in allen von mir beobachteten Kolonien auf. Sie sind entweder unregelmäßig zwischen den wohl- entwickelten Tieren (st. An Fig. 2, Taf. 22) oder den normalen Knospen zerstreut oder in längern Reihen serial angeordnet. Es sind einige Endröhren vorhanden, die nur aus einer Anzahl steriler Knospen bestehen (Am Fig. 12 u. 13, Taf. 22). Ein weiteres Wachstum der sterilen Knospen in den Tieren hat trotz ihrer Häufigkeit in keiner von den gefundenen Kolonien be- obachtet werden können. XVII Die Regenerationsknospen. Die an den Spitzen der basalen Stielhälften sich bildenden Re- generationsknospen durchlaufen denselben Entwicklungsgang wie die normalen. Knospen, die am Stolo entstehen. Basalpartien am kon- traktilen Stiel ohne Knospen sind sehr selten (c. st Fig. 2, Taf. 17). In solchen kommunizieren die innern Räume der Muskelsäcke direkt mit der Außenwelt. Fig. 3, Taf. 19 zeigt eine wohlentwickelte Regenerationsknospe (Rnk) auf hoher Entwicklungsstufe, die sowohl in der Gesamtansicht als besonders in ihrem innern Bau dem Knospenstadium I ähnelt. Die Pterobranchier. 201 Ihre Organisation wird bei seiner speziellen Betrachtung beschrieben werden. Fig. 1, Taf. 19 zeigt eine andere Regenerationsknospe (Ak), die etwas jiinger ist. Der Unterschied zwischen Regenerationsknospen und echten Knospen besteht hauptsächlich in der Bildung der 1. Knospenanlagen. Die jüngste von mir beobachtete Regenerationsknospe sah wie ein kleines Bläschen (Ænk Fig. 2, Taf. 19) an der Spitze des kontraktilen Stiels aus (ec. st). Die Figg. 4—8, Taf. 19 stellen einige Querschnitte durch diese Regenerationsknospe und den Stiel dar. Das Endbläschen selbst ist hohl und stellt eine Anlage des Kopfschilds dar (Ks Fig. 7 u. 8. Taf. 19); in der proximalen Partie seines innern Hohlraums ist ein kleines inneres Bläschen sichtbar, das eine Anlage der Herzblase darstellt (Ybl Fig. 7, Taf. 19). Fig. 6 stellt einen Schnitt durch die Verbindungsstelle des Bläschens mit der Stielspitze dar, wo zwischen den beiden Hals- regioncölomen — dem rechten und dem linken (r. He, 1. He) — und dem dorsal liegenden vordern Vorsprung des Rumpfeöloms (/. Re) ein besonders solider Zellenstrang auf der ventralen Wand des Stiels liegt, der die vordere Partie des Urdarms darstellt (Ur). Auf Fig. 5, einem Schnitt durch die vorderste Partie der Stiel- spitze, kann man in derselben Darmanlage (Ur) ein inneres Lumen erkennen. Beide Rumpfeölome (r. Re, 1. Re) liegen dorsal von der Darmanlage, sodaß nur ein dorsales Mesenterium vorhanden ist. Diese Rumfcülome sind nichts anderes als die vordern Fortsetzungen der beiden Hälften der Stieleölome, die auf Fig. 4 wiedergegeben sind (r. Ste, I. Ste), die einen Schnitt durch die mittlere Partie des Stiels darstellt. Man kann keine Muskulatur im Stiel erkennen, denn sie ist größtenteils degeneriert und nur in der proximalen Partie des Stiels noch zu erkennen. Obwohl man äußerlich nur die Anlagen des Kopfschilds erkennen kann, ist die Dreisegmentierung doch schon wohlentwickelt. Das Stadium der Regenerationsknospe entspricht teilweise dem weiterhin betrachteten Stadium € der normalen Knospen. 202 A. ScHEPOTIEFF, XIX. Die normalen Knospen. 1. Die jüngsten Knospenstadien. Die erste Anlage der Knospen oder das Knospenstadium A zeigt nur eine einfache Erweiterung der obern Wand des jungen Stolos, dessen innerer Raum durch das Längsseptum des Stoloraums in 2 Hälften geteilt ist (An. A Fig. 10 u. 11, Taf 18), "HS md noch keine besondere Organe entwickelt. DasStadium B (Kn. B Fig. 12, Taf. 18; Fe. Zr 2 23a auch Fig. 14—16, Taf. 18), wo schon der Knospenstiel und die An- lage des Kopfschilds erkennbar sind, wird durch die Bildung eines (Juerseptums (q', Fig. 14, Taf. 18) im innern Hohlraum charakteri- siert, das den Raum der vordern erweiterten Partie oder des Kopf- schilds (Asc) von dem des übrigen Knospenkörpers trennt. Die beiden Räume sind durch die erwähnte Fortsetzung des Längs- septums des Stoloraums (Zs Fig. 12, 15, 16, Taf. 18) in zwei Partien geteilt, eine rechte und eine linke (r. Re u. !. Re Fig. 16, Taf. 18). Von diesen sind die beiden Hälften der proximalen Partie der Knospe eleichgroß, die des distalen — des Kopfschilds — etwas ungleich, da das Medianseptum des Kopfschildraums etwas schief nach rechts verläuft, so daß es nicht mit der vordersten Spitze des Kopf- schilds, sondern mit der distalen Partie seiner rechten Wand in Be- rührung steht (Fig. 15). Die Quersepten bilden sich durch Einwanderung einzelner Peri- tonealepithelzellen ins Innere des Knospencöloms und durch Aus- scheidung einer Basalmembran zwischen ihnen (Dm Fig. 25, Taf. 18). Das Rumpfeölom steht in direkter Verbindung mit dem innern Raum des Stolos mittels eines Verbindungskanals (Anste Fig. 14, Taf. 18), der in den höhern Stadien in dem Knospenstiel verläuft. Eine solche Verbindung existiert bei allen beobachteten Knospen, die sich an hohlen Stolonen entwickeln. Das Medianseptum des Céloms teilt das Lumen des Verbindungskanals auch in 2 schmale Hälften. Im Knospenstadium C (Kn. C Fig. 13 we A RER Fig. 13 u. 17, Taf. 18) tritt die Bildung des 2. Querseptums (4? Fig. 17) und die endgültige Absonderung der 3 Segmente in der Knospe hervor. Fig. 17, Taf. 18 stellt einen Längsschnitt durch die rechte Partie einer Knospe im Stadium C dar, wo das rechte Kopfschildeölom in seiner Gesamtlänge getroffen ist (7. Ksc). Das Die Pterobranchier. 203 2. Querseptum liegt ursprünglich sehr nahe von dem 1., so- dab der 2. Cölomraum zunächst sehr schmal ist. Es geht in diesem Stadium nicht quer durch die ganze Breite des Cöloms, sondern etwas schief von der dorsalen Knospenwand bis zur mitt- leren Partie des 1. Querseptums. Beide Cülomhälften des Kopf- schilds berühren noch das Rumpfeölom. Das Halsregioncülom sieht dann wie ein halbkreisförmiger Spaltraum im 1. Querseptum aus, das längs der dorsalen Knospenwand verläuft. Die ersten Anlagen der Lophophorarme zeigen sich in diesem Stadium als 2 kurze, weit voneinander abstehende Ausstülpungen der dorsalen Wand des Knospenkörpers (La! Fig. 14, Taf. 17). Im Knospenstadium D (Fig. 6 u. 7, Taf. 17; Fig. 18 u. 24, Taf. 18) läßt sich die Dreisegmentierung in normaler Weise er- kennen; man sieht 3 Cölome, von denen das Halsregioncölom sich schon quer durch die ganze Breite der Knospe erstreckt. Die rechte Cölomhälfte des Kopfschilds ist etwas kleiner als im vorigen Stadium (r. Ase Fig. 19, Taf. 19). Fig. 18, Taf. 18 stellt einen Längsschnitt durch die linke Hälfte derselben Knospe dar. Der histologische Bau der Wände der jüngsten Knospenstadien A und B ist dem des hohlen Stolonen vollständig ähnlich. Die be- sondern, spindelförmigen Drüsenzellen in der ventralen Kopfschild- wand, die bei wohlentwickelten Tieren die Drüsenpartie des Kopf- schilds bildet, treten schon seit dem Knospenstadium B auf (Dp Fig. 14, Taf. 18). 2. Das Knospenstadium E. In der Knospe vom Stadium E (Fig. 5, Taf. 17; Fig. 19—22, Taf. 18) sondern sich endgültig die Lophophorarmanlagen des vorigen Stadiums als 2 lange hohle Röhren ab (La). Das rechte Kopf- schildeölom wandelt sich in die Herzblase um, bleibt jedoch noch in Berührung nicht nur mit dem 1. Querseptum der Knospe, sondern auch mit der rechten Kopfschildwand (Hbl Fig. 20 u. 22). Eine tiefe und sehr schmale Invagination seiner dem 1. Querseptum an- liegenden Wand stellt die Anlage des Herzens dar (AM). Die Serie schematisierter Umrisse auf Fig. 19—22, Taf. 19 zeigt den ganzen Entwicklungsgang der Herzblase aus dem rechten Kopfschildeölom (r. Ksc u. Hbl). In dem Innern des Rumpfcüloms treten besondere Zellen auf. Solche frei im Cölomraum liegende Zellen sehen blasig aus und 204 A. SCHEPOTIEFF, unterscheiden sich von den eingewanderten spindelförmigen Peri- tonealepithelzellen durch ihre scharf abgegrenzten Oberflächen und ziemlich großen Kerne (fz Fig. 20 u. 21, Taf. 18). In der proximalen Partie des Rumpfeöloms in der Höhe der Ausgangsstelle des Knospenstiels aus dem Hinterende des Rumpfes bilden sich zwischen den Peritoneal- epithelzellen auch besondere längliche Muskelzellen, die später in die Muskelfibrillen des Stiels übergehen (St. M Fig. 20, 23, Taf. 18). Der Schnitt, der in Fig. 19, Taf. 18 wiedergegeben ist, geht durch die rechte Hälfte der Knospe längs des rechten Lophophor- arms (7. Lac). Das rechte Cölom des Kopfschilds (r. Asc) ist nur teilweise getroffen. wie das des Rumpfcéloms (r. Re). Auf dem Längsschnitt Fig. 20, Taf. 18 ist die vordere Partie der Knospe median getroffen, die hintere dagegen ist etwas schief, sodab das Medianseptum (Msp) des Rumpfcöloms erkennbar ist. Man sieht im Rumpfeölom zahlreiche blasige freischwimmende Zellen (fz). In einigen Knospen vom Stadium E schwimmen die blasigen Zellen nicht frei im Rumpfcölom, sondern sind in 2 Haufen ange- sammelt, die beiderseits vom Medianseptum des Rumpfeöloms (Msp Fig. 21, Taf. 18) in dessen distaler Partie dicht neben dem 2. Quer- septum liegen. Sie stellen meiner Ansicht nach die ersten Anlagen des Urdarms oder des Endoderms der Knospe dar. Auf Fig. 23, Taf. 18 ist ein schief geführter Längsschnitt durch eine etwas weiter entwickelte Knospe wiedergegeben als die vorher beschriebenen Exemplare des Stadiums E. Hier sind die Anlagen des Urdarms schon scharf gegen die übrigen Zellen des Peritoneal- epithels abgegrenzt. Die Anlagen des Darmkanals liegen ursprünglich in der distalen Partie des Rumpfs (Ur Fig. 26, Taf. 18) und wachsen zuerst in der Richtung der Längsachse der Knospe nach vorn in das Medianseptum des Halsregioncöloms, wo sie bis zum 1. Querseptum der Knospe vordringen (in Stadium F; Ur Fig. 27, Taf. 18). Das Wachstum nach hinten in die distale Partie des Rumpfs tritt erst in den spätern Stadien der Entwicklung hervor. 3. Das Knospenstadium F. Dieses Knospenstadium (Fig. 8 u. 9, Taf. 17; Fig. 9—18, Taf. 19) unterscheidet sich von den vorherigen durch das Vorhandensein des vollständig vom Peritonealepithel der Cölome abgesonderten Ur- darms (Ur der Figg. Taf. 19), der als länglicher, solider Zellenstrang Die Pterobranchier. 205 im Medianseptum (d. Mes) des Rumpfeöloms (Fig. 10 u. 11) und des Halsregioncöloms (Ur Fig. 13—15) von der mittlern Partie des Rumpfs bis zum 1. Querseptum der Knospe verläuft. Die Figg. 9—18 stellen eine Serie von Querschnitten durch die Knospe von der proximalen Partie des Knospenstiels bis zur distalen Hälfte des Koptschilds dar. Fig. 9 zeigt einen Schnitt durch die hinterste Partie des Knospenrumpfs (Af Fig. 8, 9, Taf. 17), wo auch die hinterste Spitze des Kopfschilds getroffen ist. Die Knospenwand ist durch Vor- handensein sehr zahlreicher Pigmentflecken (p) und Drüsenzellen (D) charakterisiert, die in den übrigen Stellen der Knospenwände selten sind. Fig. 10 stellt die mittlere Partie des Rumpfs dar, wo neben dem Kopfschildeölom (Ase) und den beiden Rumpfeölomen (r. Re; !. Re) noch der Urdarm (Ur) als ein sehr scharf von den übrigen Knospenteilen abgegrenztes Zellenaggregat sichtbar ist. Fig. 11 stellt einen Schnitt durch die vordere Partie des Rumpfs dar, wo zuerst die beiden Halsregioncölome (r. He; I. He) hervor- treten. Der endodermale Urdarm liegt mehr ventralwärts als auf dem vorigen Schnitt, sodab im Rumpfcülom (Re) nur das dorsale Mesenterium (d. Mes) sichtbar ist. Fig. 12 stellt einen Schnitt durch die hintere Partie der Hals- region dar, wo neben den beiden dorsal liegenden Rumpfcölomen (r. Re, 1. Re) noch die distalsten Partien der beiden Halsregioncölome (r. He, I. He) beiderseits vom Urdarm (Ur) sichtbar sind. Fig. 13 u. 14 stellen Schnitte durch die mittlere Partie der Halsregion in der Höhe des 1. Querseptums dar. Der Urdarm (Ur) geht durch die ganze Breite der Halsregion, sodaß das Median- septum des Halsregioncöloms nirgends erkennbar ist. Die beiden Hälften des Halsregionscöloms (r. He, |. He) treten in keine direkte Berührung miteinander. In den tiefern Partien der dorsalen Wand der Knospe tritt die Nervenschicht hervor, die längs des Urdarms verläuft (Cgl). Fig. 15 stellt einen Schnitt durch die vorderste Partie der Halsregion dar, wo die beiden Ausgangsstellen der Blindtaschen des Halsregioncéloms in den Anlagen der Lophophorarme anfangen (r. Lac, . Lac), die Arme selbst jedoch noch nicht abgesondert sind. Hier ist auch die distalste Spitze des Urdarms (Ur) zu sehen. Auf Fig. 16 sind die beiden voneinander noch nicht ganz ab- 206 A. SCHEPOTIEFF, gesonderten Ausgangsstellen der Lophophorarme (7. La, I. La) wieder- gegreben. Die Herzblase (Hdl), die hier kleiner als im vorigen Knospen- stadium ist, ist auf dem Schnitt in Fig. 17 sichtbar. Auf Fig. 18 ist ein Schnitt dargestellt, der durch die mittlere Partie des Kopfschilds geht, wo die distalen Partien der beiden Lophophorarme (r. La, !. La) wiedergegeben sind. An dieser Knospe ist besonders eigentümlich der Bau des Hals- regioncüloms, das aus 2 seitlichen voneinander vollständig un- abhängigen Lumina besteht. Proximal sind sie voneinander durch die sich nach vorn fortsetzenden distalen Partien der Rumpfcülome getrennt, distal durch den Urdarm, sodaß an keiner Stelle die Bildung des Medianseptums hervortritt. Die dorsale Ansicht eines solchen Halsregioncöloms ist in Fig. 16, Taf. 20 schematisch dar- gestellt. Der Urdarm verläuft also ohne Veränderungen durch die ganze Breite der Halsregion bis zur distalsten Partie des 1. Querseptums (Ur Rio. 27, Taf. 18). Die Bildung des Nervenganglions steht meiner Ansicht nach in gewissen Beziehungen zu der ziemlich tiefen und kurzen Rinne, die zwischen den Ausgangsstellen der beiden Lophophorarmanlagen auf der dorsalen Knospenwand verläuft (Rn Fig. 16, Taf. 19); diese Beziehungen sind schematisch in Fie. 33, Taf. 20 dargestellt. Die Ganglienzellen (Gz) der Cerebralganglions gehen nämlich nur aus der innern Fläche dieser Vertiefung hervor, die noch in den folgenden Knospenstadien zu erkennen ist. 4. Das Knospenstadium G. Die einzige zu meiner Verfügung stehende Knospe vom Stadium G, die auf Fig. 10 u. 11, Taf. 17 in Totalansicht dargestellt ist, geht von einem sehr kurzen, frei im Wohnrohrraum liegenden Stolo aus (fs), der aus einem Seitenzweige des schwarzen Stolos (ss) entspringt und sich im leeren Wohnrohr des ältern Teils der Kolonie befindet. An diesem Stolo kann man neben der Knospe verschiedene nicht ganz erklärliche Gebilde erkennen. Der Stolo selbst biegt sich nach hinten zurück und läßt auf den Schnitten neben der Aus- gangsstelle der Knospe (Anst Fig. 3, Taf. 20) noch die Anlagen der jungen 2. Knospe erkennen, die in der äußern Zellenschicht des Stolos gänzlich eingeschlossen ist (An. A). Der Stolo selbst (fs Fig. 1. Taf. 20) unterscheidet sich von den übrigen Stolonen Die Pterobranchier. 207 des entsprechenden Stadiums durch das Vorhandensein von Muskel- fibrillen (M Fig. 1—3) in den beiden Hälften seines Raums (7. Se, I. Se Fig. 1—3). Am unerklärlichsten bleibt die Bedeutung eines besondern röhren- förmigen hohlen Stoloanhangs (SA Fig. 11, Taf. 17), der von der proximalen Partie des Stolos ausgeht und eine bedeutende Länge erreicht. Er verläuft längs der dorsalen Fläche der normalen Knospe. Seine Länge übertrifft die Gesamtlänge der Knospe, sodab man an seiner ventralen Fläche die distale Spitze des Anhangs erkennt, die einem Lophophorarm sehr ähnlich sieht (SA Fig. 10, Taf. 17). Der Stiel des Stoloanhangs (S¢ Fig. 10, 11, Taf. i7) ist sehr kurz und hat, ebenso wie der Stiel der Knospe, einen doppelten Hohlraum (R Fig. 4, Taf. 20). Fig. 4 stellt den Querschnitt durch beide Stiele (R u. Ænst) dar, wo auch die Biegungsstelle des Stolos etwas schief getroffen ist (r. Sc). Der innere Raum des Stoloanhangs ist unpaarig (R Fig. 5—14, Taf. 20); man kann keine besondern Gebilde darin er- kennen. Die Schnitte quer durch ihn (SA Fig. 5—15, Taf. 20) ähneln im ganzen außerordentlich denen durch die Lophophorarme der Knospen. Ein Unterschied liegt nur in etwas erößerm Durchmesser des Anhangs. Vielleicht ist er eine Anlage einer sterilen Knospe. Die Knospe selbst läßt, abgesehen von den Organen, die in den vorigen Stadien schon vorhanden waren, die erste Anlage des Sto- madäums erkennen. Auf einer Serie von Querschnitten durch diese Knospe (Fig. 5—15, Taf. 20) fällt der rechte Lophophorarm wegen seiner zufälligen starken Biegung nach hinten zurück sehr früh auf (r. La Fig. 11, Taf. 17; auch Fig. 6—8, Taf. 20). Fig. 5 stellt einen Schnitt quer durch die hintere Rumpfpartie der Knospe unterhalb des Urdarms dar. Der Urdarm ist ein solider Zellenstrang, der ununterbrochen von der mittlern Partie des Rumpfs bis zur Herzblase im Medianseptum des Rumpfs und des Halsregion- cöloms verläuft (Ur Fig. 6—12, Taf. 20; auch Fig. 28, Taf. 18). Im Rumpfeölom liegt der Urdarm entweder axial (Fig. 6) oder näher der ventralen Rumpfwand (Ur Fig. 7—9), sodaß entweder beide Mesenterien erkennbar sind (d. Mes, v. Mes Fig. 6) oder — in der distalen Rumpfpartie — nur ein dorsales (Fig. 7 u. 8). Im Halsregioncölom fehlt aber auch, wie im vorigen Stadium, das Medianseptum vollständig, da der Urdarm sich quer durch die ganze Cölombreite von der dorsalen Knospenwand bis zur ventralen 208 A. SCHEPOTIEFF, oder bis zum 1. Querseptum der Knospe erstreckt (Ur Fig. 9—11). Unmittelbar gegenüber der Spitze des Urdarms liegt im Kopfschild- cölom auf dem 1. Querseptum die Herzblase (7 u. Hbl Fig. 13 u. 14), wo auch als Invagination ihrer innern Wand das Herz (#) erkenn- bar ist. Die Darmanlagen lassen noch keine besondere Differenzierung erkennen und sind überall gleich. Auf Fig. 9 ist ein Schnitt dargestellt, der durch die Knospe in der Höhe der mittlern Partie der Halsregion geht, auf der Höhe der Absonderung der hintern Kopfschildpartie von der Halsregion. Man kann eine schwache Depression der ventralen Knospenwand (Vt) und eine Verdickung daran im Innern (Vd) erkennen. Diese Verdickung, die ventral vom Urdarm liegt. trennt die beiden Hals- regioncölome (r. Hc, !. Hc) voneinander. Wie aus den folgenden Stadien hervorgeht, sind hier die ersten Anlagen des Stomadäums zu erblicken. Eine schwach entwickelte Medianrinne der dorsalen Knospen- wand (An Fig. 8—11, Taf. 20) entspricht einem ähnlichen Gebilde im vorigen Knospenstadium. Leider war an dieser Knospe der Unterschied zwischen den Nervenfasern und den Epithelzellen der dorsalen Knospenwand wegen ihres etwas ungünstigen Erhaltungs- zustands zu schwach, um die Beziehungen des Cerebralganglions zur erwähnten Rinne zu verfolgen. 5. Das Knospenstadium H. Im Stadium H treten in der Knospe (Fig. 12, Taf. 17; Fig. 17 bis 25, Taf. 20) tiefe Veränderungen in der innern Organisation ein. Diese bestehen in einer starken Entwicklung des Stomadäums (std Fig. 29, 32, Taf. 18), das den Urdarm in 2 Partien teilt (Nia u. Ur), sodab ohne Kenntnis der frühern Stadien der Ursprung der Noto- chorda eine ganz andere Erklärung fände. Die übrige Organisation der Knospe ähnelt in ihren allgemeinen Zügen der des vorigen Stadiums. Auf den Schnitten durch den Rumpf der Knospe (Fig. 17, 18, Taf. 20) oder die hintere Partie der Halsregion (Fig. 19) kann man das Rumpfcélom (r. Re, /. Re) erkennen, in dessen Medianseptum der Urdarm verläuft entweder axial (Ur Fig. 17) oder näher der ventralen Wand (Ur Fig. 18, 19), sodaß beide Mesenterien (v. Mes Fig. 17) oder nur ein dorsales (d. Mes Fig. 18. 19) vorhanden sind. Der Unterschied dem vorigen Knospenstadium gegenüber besteht in Die Pterobranchier. 209 der ziemlich starken Verbindung des Urdarms in der Halsregion der Knospe mit der ventralen Knospenwand, sodaß zwischen den beiden keine sehr scharfe Grenze erkennbar ist (Ur Fig. 19). Auf den Schnitten durch die Halsregion (Fig. 20—24) fangen die beiden Halsregioncölome weit voneinander an beiden Seiten des Körpers an, wo die ersten Anlagen der Seitenlippen schon unter- scheidbar sind (r. He Fig.18, r.He u. !.He Fig. 19). Oberhalb des Stomodäums in der Höhe der Ausgangsstellen der Lophophor- arme treten beide Halsregioncölome in direkte Berührung mit- einander (r. He, 1. He Fig. 23), sodaß hier ein Medianseptum des Halsregioncöloms wieder auftritt (Msp). Das Stomodäum (sid Fig. 20, 21) stellt eine Invagination der ventralen Halsregionwand ins Innere dar, dessen erste Anlage schon im vorigen Knospenstadium hervortrat. Diese Invagination erfolgt entweder median oder linksseitig (Fig. 20), doch stets gegenüber dem Urdarm, der hier, wie erwähnt, in innige Verbindung mit der ventralen Knospenwand tritt (Ur Fig. 19). Die Invagination dringt in den Urdarm hinein, der noch überall solid ist, sodaß er in zwei Partien geteilt wird, eine hintere, die bis zur mittlern Partie des Rumpfes verläuft (Ur Fig. 17—19, Taf. 20 und Fig. 29, 32, Taf. 18), und eine vordere, die oberhalb liegt und bis zur Herzblase nach vorn reicht: (Nia Fig. 22, 23, 24, Taf. 20; Fig. 29, 32, Taf. 18) Da die Invagination direkt an der Stelle des Urdarms erfolgt, die keine scharfe Grenze gegen die ventrale Knospenwand hat, kann man auch zwischen den beiden Hälften des Urdarms und den Wänden der Invagination keine scharfe Grenze erkennen. Diese gehen ihrer- seits, wie die Schnitte in Fig. 20 u. 21 zeigen (std), ohne scharfe (Grenzen in die Knospenwände über. Beide Hälften des Urdarms sind äußerlich vollständig ähnlich und ungefähr gleich lang. Auch ihr histologischer Bau ist derselbe. Die Spitze der hinteren Hälfte ist etwas gewölbt. Auf Fig. 20 u. 21 kann man eine Andeutung der Invagination der dorsalen Knospenwand erkennen an der Stelle, wo später der rechte Halsregionkanal entsteht (Nphk). Auf den entsprechenden Schnitten durch die linke, die hier nicht angegeben sind, tritt die- selbe Erscheinung hervor. Die Halsregionkanäle bilden sich also wahrscheinlich aus der Knospenwand. Die oberhalb des Stomodäums liegende Partie des Urdarms ist also nicht eine Neubildung, die sich aus dem Stomodäum entwickelt, Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 14 210 A. SCHEPOTIEFF, wie das FowLEer meinte’), sondern ein Teil des endodermalen Ur- darms, was der Vergleich mit den vorigen Knospenstadien G und F bestätigt. Die Notochorda, die aus dieser Partie entsteht, ist also endo- dermalen Ursprungs, nicht aber ectodermalen, wie der Osophagus, der aus dem Stomodäum hervorgeht. Das Ectoderm hat bei Rhabdopleura auch keine Beteiligung an der Ent- stehung des Endoderms. Mit dem weitern Wachstum des Stomodäums nach hinten in die Länge wird die Trennung zwischen der vordern und der hintern Urdarmpartie immer bedeutender. Das Vorhandensein von Pigment- flecken in den Wänden des Stomodäums, die dem Urdarm vollständig: fehlen, ist der Hauptunterschied im histologischen Bau beider. Auch die Zellen des Urdarms sind größer als die des Stomodäums und lassen gar keine oder nur spärliche Zellgrenzen erkennen. Ihre Kerne sind auf den Schnitten oft mehrschichtig angeordnet. 6. Das Knospenstadium I. Das letzte Stadium der Knospenentwicklung, das mir zur Ver- fügung stand, ist auf Fig. 13 u. 14, Taf. 17 dargestellt (Am. I). Die Querschnitte durch die Anheftungsstelle sind auf Fig. 2—3, Taf. 21 dargestellt, wo man die direkte Verbindung der Rumpfcélome der Knospe (r. Re, !. Re) mit den beiden Hohlräumen des Stolos (7. Se, l. Sc) erkennen kann. In der Knospe selbst sieht der Rumpf (ff Fig. 13, 14, Taf. 17), im Vergleich mit dem kolossal entwickelten Kopfschild (Ks), sehr klein aus. Die in seinem Cölom liegende hintere Partie des endo- dermalen Urdarms ist stark entwickelt. Man kann, abgesehen vom Mitteldarm (Md Fig. 30, Taf. 18) und vom Magen (Mg), noch den Enddarm (Zd) erkennen. Auf Fig. 5, Taf. 21 ist ein Querschnitt durch die hintere Partie des Rumpfs dargestellt. wo neben der dorsalen Knospenwand zwei Gebilde zu sehen sind. Das eine, das hohl ist, stellt die direkte Fortsetzung des oberhalb liegenden Magens nach hinten dar und ist der Mittel- darm der Knospe (Md). Das andere aber, das solid ist, unterscheidet 1) Das von ihm beschriebene Stadium liegt zwischen diesem Stadium H und dem folgenden I, und zwar näher dem erstern (s. FOWLER, G., Notes on Rhabdopleura normani ALLM. in: Quart. Journ. microsc. Sc. (N. S.). Vol. 48, 1904). Die Pterobranchier. 211 sich histologisch vom erstern und stellt die Anlage des Enddarms dar (Ed). Beide, Enddarm und Mitteldarm, treten in keinerlei Ver- bindung miteinander, auch nicht mit ihren hintersten Partien, auf den vorigen hier nicht dargestellten Schnitten (s. Fig. 30, Taf. 18). Das ventral von ihnen liegende Medianseptum des Rumpfeöloms war auf den Präparaten größtenteils abgebrochen. Auf Fig. 8 kann man es nur längs der ventralen Knospenwand erkennen (v. Mes). Auf Fig. 6 ist ein Schnitt durch die mittlere Partie des Rumpfs dargestellt. Neben dem Magen (Mg), der ein ziemlich großes inneres Lumen enthält und der dorsalen Knospenwand dicht anliegt, sieht man den Enddarm (Ed), der hier ein schmales Lumen besitzt. Auf Fig. 7, wo nur eine Partie des Schnitts durch den vordersten Teil des Rumpfs dargestellt ist, kann man neben den beiden er- wähnten Gebilde, dem Enddarm (Zd) und dem Magen (Mg), der hier wie ein schmales Rohr aussieht, noch die schief getroffene hintere Wand des Stomodäums (Std) erkennen, die als eine schmale Zellenschicht im ventralen Mesenterium verläuft und gegen die Magenzellen scharf abgegrenzt ist. In der nächsten Fig. 8, wo ein Teil eines Schnitts quer durch die hintere Partie der Halsregion in der Höhe der Seitenlippenanlagen dargestellt ist, kann man den innern Raum des Stomodäums (Sid) erkennen. Auf diesem Schnitt ist auch noch die distale Partie des Enddarms (Ed) vorhanden. Die Anlagen des End- darms stellen im ganzen ein hohles, schmales Rohr dar, das längs der dorsalen Knospenwand, der Wand des Mitteldarms und des Magens verläuft, ohne mit ihnen in Verbindung zu treten (Zd Fig. 30, Taf. 18). Auch histologisch unterscheidet er von ihnen durch stärkere Färbbarkeit des Protoplasmas seiner Zellen. Sein innerer Raum kommuniziert nicht mit den Knospencölomen, aber auch nicht mit der Außenwelt. Gegen die Knospenoberfläche ist er auch deutlich abgegrenzt. Da aber das ganze Gebilde einerseits von den Darm- partien, die sich aus der hintern Partie des endodermalen Urdarms entwickeln, unterscheidet, andrerseits mit seiner vordern Spitze viel höher als diese verläuft, kann man es nicht als Produkt des endo- dermalen Urdarms, sondern der Knospenwand, wahrscheinlich des Proctodäums betrachten. Dafür spricht auch der histologische Bau des Enddarms bei wohlentwickelten Tieren, bei denen darin die Pigmentflecken und die Vacuolen hervortreten. Nicht ganz klar ist die Bedeutung der besondern Zellenkomplexe Zgb1, Zgb?, die auf Fig. 7 u. 8 neben dem linken Rumpfcülom (/. Re) sichtbar sind. 14* 212 A. SCHEPOTIEFF, Auf den Schnitten durch die vordere Partie der Halsregion, die teilweise auf Fig. 9 u. 10 dargestellt sind, kann man das Stomodäum erkennen (Std), dessen innerer Raum sich nach vorn in die proximale Partie der Notochordaanlage (Nia) fortsetzt. Solche vordere Blindtaschen des Stomodäumraums bilden den Axialkanal der hohlen Notochorden. Die Lumina des Magens und des Mitteldarms stehen dagegen in keinerlei Verbindung mit dem Stomodäumraum, sodaß man sie nur als eine Neubildung betrachten kann. Als Ergänzung zur erwähnten Serie von Querschnitten können einige schematisierte Umrisse der Querschnitte durch eine Regene- rationsknospe dienen (Fig. 26—32, Taf. 20), die sich im selben Ent- wicklungsstadium befindet (Fig. 3, Taf. 19). Auf diesen kann man auch das Proctodäum (Ed Fig. 28—30, Taf. 20), den Mitteldarm (Md Fig. 27), den Magen (Mg Fig. 28, 29, 30), das Stomodäum (std Fig. 29, 30) und die Notochorda (Nt Fig. 31) erkennen, die in den- selben Beziehungen zueinander stehen wie in dem erwähnten Stadium der normalen Knospen, nur liegt hier der Magen der Knospe stets ventralwärts von den Enddarmanlagen und steht in etwas engern Beziehungen zum Stomodäum. Dieses Stadium der Regenerations- knospe steht in einigen Beziehungen etwas höher als das der nor- malen Knospe. Die Schemata auf den Figg. 26—32, Taf. 18 zeigen den Ent- wicklungsgang des Darmkanals bei Æhabdopleura wie in medianen Längsschnitten (Fig. 26—30) so auch in dorsaler Ansicht (Fig. 31 und 32) für alle bekannte Stadien der Knospenentwicklung. Die Bildung der Tentakel, der Kiemenrinnen, der Kopfschild- poren und der Gonaden habe ich auf den von mir untersuchten Knospen nicht beobachten können. Sie erfolgt erst in höhern Stadien der Knospenentwicklung, als ich zu meiner Verfügung hatte. Die weitern Veränderungen in den Knospen bei deren Um- wandlung in das vollentwickelte Tier bestehen hauptsächlich in der Verkleinerung der Dimensionen des Kopfschilds und in der Ver- größerung des Rumpfvolumens. Die vordere Partie des endodermalen Urdarms, die Notochordaanlage, behält darum ihre frühern Dimen- sionen bei, oder sie wird sogar etwas kleiner; die hintere Partie, der übrige Darmkanal, dagegen vergrößert sich bedeutend, sodaß in vollentwickelten Tieren die ganze Notochorda nur wie ein kleiner Anhang der vordern Mundraumwand aussieht (Né Fig. la, Taf. 17). Der kontraktile Stiel sondert sich sehr spät durch die Ein- schnürung der Knospenoberfläche von dem übrigen Körper ab. Wegen Die Pterobranchier. 213 der Vergrößerung der hintern Partie der Knospe und ihres Wachs- tums nach hinten, hinter seine Ausgangsstelle, wird er sich in ent- wickelten Tieren an der ventralen Rumpfwand, nicht am Hinter- ende des Körpers befinden. Als Hauptergebnisse des Studiums des Knospungsprozesses bei Rhabdopleura betrachte ich einerseits die Feststellung des cöloma- tischen Ursprungs der Herzblase, die durch Verminderung (Fig. 19 bis 22, Taf. 19) des rechten Kopfschildcéloms entsteht, andrerseits die Entstehung der Notochorda aus dem endodermalen Urdarm (Fig. 26—32, Taf. 18). XX. Der Bau der Wohnröhren. Die Gehäuse der ganzen Kolonie sehen bei oberflächlicher Be- trachtung wie eine Anzahl kriechender Zweige aus (Fig. 1, 6, Taf. 22), von denen zahlreiche einzelne Wohnröhren direkt nach oben (fw me. 6, tab. 25, Zool. Jahrb., Vol. 23; Fig. 1, 2, 6, Taf. 22) oder seitwärts ausgehen (Str). Die kriechende Partie der Kolonie oder das kriechende Rohr, die Hauptröhre (HR Fig. 1, 2, 6, Taf. 22; auch Fig. 11, Taf. 21) — die branching axis Ray LANKESTER’s — ist entweder unregelmäßig verzweigt oder stark verlängert und hat nur kleine kriechende Seitenäste. Sie ist, wie erwähnt, durch Quersepten in eine Anzahl miteinander nicht kommunizierenden Ab- teilungen oder Kammern geteilt (Q Fig. 5, Taf. 22). Die distalen Enden dieser Kammern biegen sich, von der Anfangsstelle der Kolonie aus betrachtet, nach oben um und erheben sich über die Unterlage, indem sie die sogen. freie Wohnröhre bilden. Das ganze Gehäuse der Kolonie kann man sich also als eine Anzahl aneinander gereihter Wohnröhren vorstellen (fw Fig. 2, Taf. 22), worin die Einzeltiere sitzen (Th), von denen jedes Rohr einen kriechenden proximalen Teil besitzt (4.P Fig. 1, 2, 5, 6, Taf. 22), der ein Be- standteil der Hauptröhre ist und, indem er sich aufrichtet und frei wird, die freien Wohnröhren bildet.') Die Grenze zwischen zwei benachbarten kriechenden Röhren erscheint als ein Querseptum. Die Wohnröhren können sich, wie erwähnt, entweder direkt von der kriechenden Hauptröhre erheben (fw! Fig. 1, 2, 6, Taf. 22 u. fw Fig. 5, Taf. 22), oder sie gehen zuerst seitwärts von der Hauptröhre ab und kriechen dann selbst eine kurze Strecke weit auf der Unter- 1) fw Fig. 1, Taf. 19; Fig. 11, 12, 14, Taf. 21; Fig. 1, 2, 5, 6, 10, Taf. 22. 914 A. SCHEPOTIEFF, lage fort; erst dann steigen sie frei nach oben auf. Für solche Partien, die von den kriechenden Hauptröhren durch den Mangel eines Stolos und der Quersepten leicht zu unterscheiden sind, paßt am besten der Name Seitenröhren (Str). Diese treten öfter in den Kolonien auf als die direkt nach oben aufsteigenden Wohnröhren. Beide Teile treffen sehr oft in ein und demselben Zweig der Kolonie zusammen (zZ. B. fw! und Str Fig. 1 oder 6, Taf. 22). An einigen Stellen, wenn sich die Seitenröhren sehr nahe neben- einander befinden, liegen sie eine kurze Strecke aufeinander, oder sie kriechen teilweise über die obere, freie Wand der Hauptröhre (Fig. 7, Taf. 22); endlich können sie mit ihren Rändern eine Strecke weit verwachsen. Beim Auseinanderweichen bleiben in diesem Fall die kriechenden Seitenröhren manchmal noch einige Zeit durch eine feine Lage der Rührensubstanz verbunden. Die freien Wohnröhren erheben sich in den jungen Kolonien oder im Wachstum begriffenen Zweigen anfangs sehr wenig über die freie Wand der Hauptröhren (nW Fig. 6, Taf. 17); erst all- mählich, entsprechend dem Wachstum der in ihnen befindlichen Tiere, werden sie zu Jangen Röhren. Nicht alle Kammern der kriechenden Partie setzen sich in Seitenröhren oder freie Wohnröhren fort und erscheinen daher als geschlossene Räume, die, wie erwähnt, die sterilen Knospen enthalten (Am Fig. 2, 12, 13, Taf. 22). Die Hauptröhre und ihre Zweige zeigen keine besondern Unter- schiede, abgesehen von der verschiedenen Höhe der freien Wohn- röhren (Fig. 2, Taf. 22) und der Unterbrechung ihrer regelmäßigen Aufeinanderfolge durch die geschlossenen Kammern. Die Art der Verzweigung ist recht mannigfaltig, doch alle Zweige stehen in keinerlei Verbindung untereinander: es fehlt die Bildung der ge- schlossenen Maschen, wie das z. B. bei den Wohnröhren von Cephalo- discus dodecalophus der Fall ist, vollständig. Die Verzweigungen der Kolonie sind nur dichotomische. Auf einer glatten Unterlage be- stehen die einzelnen Zweige der Kolonie aus den aufeinanderfolgen- den kriechenden Teilen der Wohnröhren, die eine gerade Linie bilden. Auf einer unregelmäßigen Unterlage können die kriechenden Zweige der Kolonie recht verschiedene Formen annehmen, doch bleibt die regelmäßige Aufeinanderfolge der einzelnen freien Röhren, deren Zahl sehr groß sein kann — bis ca. 300 —, erhalten. Die Ent- fernung der benachbarten Seiten oder freien Wohnröhren voneinander wechselt etwas, beträgt jedoch gewöhnlich ca. 1 mm (Fig. 6, Taf. 22). Die letzten Wohnröhren der kriechenden Zweige der Kolonie Die Pterobranchier. 215 sind die Endröhren (Enr Fig. 2, Taf. 17; Fig. 9—13, Taf. 22, auch Enr fig. 1 u. 2, tab. 25, Zool. Jahrb., Vol. 23). Bei den ganz ausgewachsenen Kolonien, bei denen das Weiterwachstum der Zweige beendet ist, ähneln sie entweder vollständig den übrigen Wohnröhren (Enr! Fig. 11, Taf. 21), oder sie unterscheiden sich nur in wenigen Fällen von ihnen in ihrem Verlauf; man kann z. B. spiral eingerollte Endröhren finden (Fig. 9, Taf. 22). In den jungen Kolonien oder noch im Wachstum begriffenen Zweigen unterscheiden sie sich sehr scharf von den übrigen Wohnröhren. Sie kriechen in ihrem ganzen Verlauf und sind in ihrer distalen Partie geschlossen, d. h. sie ähneln den geschlossenen Kammern der übrigen Stellen der Zweige (Enr Fig. 2, Taf. 17; Fig. 10—13, Taf. 22). Die distalen Partien der einzelnen Zweige können verschiedenes Aus- sehen haben, wie das die Figg. 10—13, Taf. 22 zeigen. Die zu- gespitzten geschlossenen Endröhren können sich in der Reihe der normalen, frei aufsteigenden Wohnröhren befinden, doch ist dieser Fall ziemlich selten (Fig. 10 u. 11, Taf. 22). In andern Fällen besteht die distale Partie der Zweige aus einer Anzahl aufeinander folgender geschlossener Kammern mit Knospen, von denen die letzte Kammer zugespitzt ist und die Endröhre dar- stellt (Fig. 13, Taf. 22). In solchen Endröhren befinden sich stets Knospen, manchmal in Mehrzahl, wie die Fig. 10 zeigt. Die kriechenden Endröhren unterscheiden sich sehr scharf von den übrigen Röhren oder Kammern der Hauptröhre durch den Mangel des schwarzen Stolos, der stets im letzten Querseptum endet (ss Fig. 10—13). Weiterhin setzt sich nur der junge Stolo ohne schwarze Hülle fort (fs Fig. 10 u. 13). Alle kriechenden Partien der Kolonie — die Hauptröhre und deren Zweige und seine Seitenröhren — sind gegen die Unterlage stark abgeplattet, so daß sie im Querschnitt halbkreisförmig er- - scheinen (Fig. 4, Taf. 22). Die angewachsene Basalwand (k. Rw) ist immer dünn — ca. 3—5 u — und der Form der Unterlage an- gepabt. Die obere, konvexe Wand ist stets dicker — ca. 8—10 u — (0. Rw). Die Ubergangsstellen zwischen beiden Wandteilen er- scheinen als solide Dreiecke (Vd). Die sich frei erhebenden Teile der Wohnröhren sind im Quer- schnitt stets kreisférmig. An solchen Röhren kann man stets eine Ringelung erkennen (Rg Fig. 2, Taf. 22). Sie bestehen nämlich aus einer Anzahl in der Achsenrichtung aufeinandergesetzter ring- förmiger Ränder oder Gürtel (Bd Fig. 5, Taf. 22; Fig. 1, 3, 4a—b, 216 A. SCHEPOTIEFF, 5, Taf. 23). Die distalen Ränder dieser Gürtelbänder sind immer nach außen gekrümmt, wodurch sich an der Oberfläche der Röhren mehr oder weniger stark vorspringende ringförmige Rippen bilden (Dr Fig. 3, 4a—b, Taf. 23). Der mittlere Abstand der ober- flächlichen Rippen, resp. die Breite der Gürtelbänder wird distalwärts immer geringer (bd Fig. 4a—b, Taf.23). Die Entfernung der Rippen voneinander erreicht in der proximalen Partie des freien Wohnrohrs ca. 25 u (Fig. 4b, Taf. 23), in der distalen aber selten 15 u (Fig. 4a). Die innere Oberfläche der Wand des Wohnrohrs ist wegen der Dicken- zunahme der Wände in dem proximalen Teil ebener. Die Grenzen der einzelnen Gürtelbänder sind nur im distalen Teil an der Innen- fläche als wellenförmige Vertiefungen erkennbar (Fig. 3 u. 4a, Taf. 23). Dieselben Verhältnisse zeiet auch die äußere Berippung. In der Mitte des Wohnrohrs ist sie viel schwächer als distal. Die Rippen erheben sich anfänglich nur 3—4 u über die Oberfläche (Br Fig. 1, Taf. 23). Distalwärts nimmt ihre Höhe allmählich zu, so dab sie bis 15 « vorspringen (Br Fig. 4a). Die mittlere Dicke der Wand ist in der proximalen Partie der langen Wohnröhren bedeutender — ca. 10 « — als die der distalen, wo sie oft kaum ou erreicht. Jedes Gürtelband wird von einer schräg verlaufenden Linie durchzogen (Q/ Fig. 1 u. 3, Taf. 23), welche gewissermaßen die Verwachsungsstelle des Gürtelbands zu einem geschlossenen „Ring“ darstellt. Die schräge Linie selbst ist nicht gerade, sondern etwas gebogen und geht in die Grenzlinien der benachbarten Gürtel über. Diese Grenzlinien stoßen an den Einmündungsstellen der Querlinien nicht genau zusammen, vielmehr erscheinen die Grenzlinien als die Fortsetzungen der schiefen Querlinien in beiden Richtungen. Wie man auf dem optischen Längsschnitte der Wand sieht (Fig. 1, 3, 4a—b, Taf. 23), ist der proximale der Gürtel- binder schief konkav. An sie stoßen die distalen Ränder, die konvex und nach außen etwas eingebogen sind und die Rippen bilden. Die Bänder selbst sind entweder eben oder etwas ge- krümmt. Diese Biegung ist besonders in der distalen Partie der freien Wohnröhren deutlicher (bd Fig. 4a), im ganzen aber nur schwach ausgeprägt. Die Querlinien treten ohne bestimmte Regel zueinander auf. Die Zahl der einzelnen Bänder einer freien Wohnröhre ist sehr verschieden. Röhren von 1'/, mm Länge bestehen aus 65—80 Bändern, Die Pterobranchier. 217 doch finden sich daneben Röhren mit 10—260 Bändern. Ihre Zahl kann also kein Speciesmerkmal sein, wie das die frühern Forscher vermutet haben. Die Länge der freien Wohnröhren hängt einer- seits von der Unterlage, andrerseits von dem Alter der Kolonie oder der einzelnen Zweige ab. In ein und derselben Kolonie treten neben den sehr hohen freien Wohnröhren auch niedrige auf (s. Fig. 11, Taf. 22). Die kriechenden Teile der Kolonie — Hauptröhre, kriechende Endröhre und Seitenröhren — haben eine etwas ab- weichende Berippung, die natürlich nur an der obern Wand ent- wickelt ist. Diese Berippung erscheint als ein doppeltes System schief zur Achse der Röhre verlaufenden Linien, die an der Mittel- linie der Röhrenwand aufeinander stoßen (HR Fig. 2, Taf. 22). Das Zusammenstoßen findet nicht immer in der Medianlinie der Hauptröhre statt, sondern zuweilen auch seitlich. Gegenüber der frei sich erhebenden Röhren ist hier die Entfernung dieser Linien, d. h. die Breite der Gürtelbänder, fast 3mal so groß — von 60 bis 90 u (Bd Fig. 6, Taf. 23). Die Ringelung der freien Wohnröhren ist die direkte Fortsetzung der alternierenden Kreuzung der Haupt- röhre (fig. 12a, b, c, tab. 25, Zool. Jahrb., Vol. 23). Die schiefen Querlinien der Gürtelbänder an den freien Wohnröhren (Q/) sind also nichts anderes als die Reste der alternierenden zusammenstoben- den Bänder der Hauptröhre. Der Unterschied zwischen der Berippung der kriechenden und der freien Partien der Kolonie besteht ferner noch in ihren verschiedenen Beziehungen zur Wohnröhrenwand: die Berippung der freien Röhren läßt im optischen Durchschnitt immer deutliche Grenzen zwischen den benachbarten Gürtelbändern erkennen, welche von der Oberfläche der Röhre bis zu seiner innern Fläche zu verfolgen sind, d. h. quer durch die ganze Breite der Wohnröhrenwand. An den kriechenden Partien der Kolonie da- gegen erscheinen die schiefen Querlinien der obern Wände als schwache Falten der Wandsubstanz, die man nur selten durch die ganze Dicke der Wand verfolgen kann (Br Fig. 6, auch 9, Taf. 23). An den Verzweigungsstellen der Hauptröhren sowie beim Über- gang in die freie Wohnröhre ist die strenge Regelmäbigkeit des Alternierens der Linien gestört. Die neuen Bänder bilden sich an den Verzweigungsstellen der kriechenden Partien sehr oft in ganz anderer Richtung, sodaß der Übergang zwischen den Liniensystemen der beiden Röhren fehlt (Textfig. A, s. S. 218). Die Regelmäbigkeit in der Richtung der Rippen oder der alternierenden Linien der Oberfläche 218 A. SCHEPOTIERF, der Wohnröhren hat also nur relative Bedeutung, da mit der Störung keine Veränderungen im Bau des Wohnrohrs selbst verknüpft sind. Vor den hohen freien Wohnröhren bildet an der Übergangsstelle der kriechenden in die freie Röhre die obere Wand der kriechenden Partie eine mediane innere Längsrippe (Zrp Fig. 2a u. 2b, Taf. 23), ‘die sich distalwärts gabelt (Textfig. B) und als 2 ins Innere sich erhebende Längsrippen in die proximale Hälfte der freien Wohn- röhre fortsetzt (Lrp!, Lrp? Fig. 2c, Taf. 23; auch Fig. 5 u. 7, Taf. 22 und Lr’, Lr’, Textfig. B). Diese Rippen dienen wahrscheinlich zur N Fig. A. Fig. B. Oberflächliche Berippung einer Ver- Schema des Verlaufs der innern Längs- zweigungsstelle der Hauptröhre von rippen in den Wohnröhren. A Aus- Rhabdopleura. gangsstelle der beiden Längsrippen (Lr!, Lr?). Ansicht der Wohnröhre von oben. Versteifung der hohlen Wohnröhren. In kurzen niedrigen Wohnröhren fehlen sie gewöhnlich vollständig, oder sie sind nur sehr schwach entwickelt. Sie springen ziemlich tief in das Lumen der Röhre vor. Auf Querschnitten findet man in kriechenden Röhren keine scharfe Grenze zwischen diesen Längsrippen und der Wandsubstanz. In den freien Röhren dagegen ist eine solche sehr leicht er- kennbar (Zrp Fig. 5, Taf. 23). Eine Längsrippe besteht im Längs- schnitt hier aus einer Anzahl Schichten der Wandsubstanz. An Totalpräparaten sind die Rippen schwer zu erkennen, besonders in der kriechenden Partie. Die Höhe der Längsrippen erreicht im allgemeinen die doppelte Dicke der Wohnröhrenwand. Die Pterobranchier. 219 Abgesehen von den Längsrippen kann man an der Innenfläche der kriechenden Partien der Kolonie noch hier und da besondere Verstärkungs- oder Ergänzungsschichten erkennen. Die Längs- rippen können teilweise als besondere Form der Verstärkungsschichten betrachtet werden. Solche Schichten füllen etwaige Vertiefungen der innern Wandfläche aus. So finden sie sich z. B. gewöhnlich lings der Seiten der Verdickung der Basalwand, die den schwarzen Stolo einschließt, sodaß in den Röhren, bei denen der Stolo sehr stark in das innere Lumen vorspringt, die steile Erhebung durch die Entwicklung der sekundären Verstärkungsschichten beiderseits abgeflacht wird (Ers Fig. 11, 13, Taf. 23). Ferner treten solche Verstärkungsschichten häufig an den Um- biegungsstellen der basalen, kriechenden Röhrenwand in die obere freie auf. Solche Verstärkungsschichten kann man an jeder Stelle der kriechenden Röhren treffen (Hrs Fig. 2a—c, Taf. 23; Fig. 7, Taf. 22); in freien Wohnröhren dagegen fehlen sie völlig. Die Kammern der Hauptröhren, die eingekapselte sterile Knospen enthalten (Fig. 3, Taf. 18; Km Fig. 12, Taf. 22), unter- scheiden sich, wie erwähnt, von den übrigen durch die Entwicklung einer schwarzen Schicht an der innern Fläche der Kammer (sAr Fig. 4—7, Taf. 18). Dieselbe beginnt am äußern Rand der Öffnung des Seitenzweigs des Stolos, ist also die direkte Fortsetzung der schwarzen Hülle des Stolos (sX7 und sH Fig. 6, Taf. 18) und geht regelmäßig bis zur distalen Partie der Kammern vor. Sie findet auf Kosten des Zwischenraums zwischen der Knospenfläche und der innern Fläche der Wohnröhrenwand statt. (Gewöhnlich ist ihre Dicke dem des Stolos gleich, und nur selten tritt eine Dickenzunahme ein. Bei größerm Abstand der Knospe von der innern Wohnröhrenfläche bleibt oft ein freier Raum zwischen der schwarzen Kruste und der Knospenoberfläche (R Fig. 4, 5, Taf. 18), der auch durch Ausscheidung einer durchsichtigen Substanz aus der Knospe ausgefüllt werden kann. Die schwarze Kruste wird dann vollständig innerhalb der durchsichtigen Wohnröhrenwand ein- geschlossen (sAr Fig. 7, Taf. 18). Auf Schnitten durch die Wohn- röhrenwand kann man also 3 Schichten unterscheiden: eine äußere, durchsichtige (0. Rw Fig. 7, Taf. 18), eine mittlere, dunklere (sAr) und eine innere, durchsichtige (Ls). Die Quersepten der Hauptröhre (Q der Figuren })) bilden HO io. 2, 47, 13,0 Taf 17; Fig. 1, 3,. Taf. 18; Fig. 1,.2, 220 A. SCHEPOTIEFF, sich entweder unmittelbar nach dem Entstehen einer Wohnröhre im Anschluß an dasselbe oder an beliebigen Stellen der kriechenden Hauptröhre zur Abkammerung der geschlossenen in die freie Wohn- röhre sich nicht fortsetzenden Abteilungen derselben, wo sich die sterilen Knospen befinden. Von den beiden Quersepten, die diesen Raum abgrenzen (V! u. 9° Fig. 1. Taf. 18), ist stets das proximale, neben dem sich die Seitenzweige des Stolos für die entsprechende sterile Knospe befindet, dicker als das distale. In den freien Wohnröhren oder in den Seitenzweigen fehlt jede Spur von Quersepten vollständig. Die Zeichnungen, die Ray Lan- KESTER !) geliefert hat (Ray LANKESTER, tab. 39, fig. 1 e. e) oder auch DELAGE?) (fig. 115), wo nämlich eine freie Wohnröhre aus der Mitte der kriechenden zwischen 2 ziemlich weit davon liegenden Quer- septen entspringt, sind nicht richtig. Etwas ähnliches habe ich niemals beobachtet. Auch an den Verzweigungsstellen der Röhren finden sich immer Quersepten (Fig. 2, Taf. 17; Fig. 8, Taf. 22). Die Dicke der Quersepten ist sehr verschieden. Neben den feinsten Septen, die dünner als 10 « sind, finden sich auch solche, die dicker als 160 « sind. Die Untersuchung des feinern Baues zeigt, dab die Septen ein Aggregat von Schichten der Wohnröhren- substanz sind, die den erwähnten Ergänzungs- oder Verstärkungs- schichten entsprechen (Fig. 7, Taf. 22; Fig. 8 u. 9, Taf. 23). Diese Schichten sind besonders gut an dicken Septen zu erkennen. Die genauere Untersuchung ergibt, dab die feinsten Septen nicht, wie ich früher annahm, direkt in die Wohnröhrenwand übergehen, sondern daß die Septenschichten (@ss) sich stets nur an die Röhrenwand an- legen (0. Rwu. Bd). Man kann immer eine scharfe Grenze zwischen der Röhrenwand und den Schichten des Querseptums erkennen. Der Verlauf der letztern ist recht unregelmäßig. Keine Schicht durch- zieht das ganze Lumen der Wohnröhre. Dab die Bildung der Septen allmählich von der innern Fläche der Röhrenwände bis zur Mitte des Lumens erfolgt, wird durch das im ganzen seltne Vorkommen durchbohrter, d. h. nicht ganz ausgebildeter, Septen bestätigt (Fig. 15, 16, Taf. 23). Die zuerst gebildeten Schichten der Septen springen Taf. 19; Fig. 11—15, Taf. 21; Fig. 1, 2, 5—13, Taf. 22; Fig. 8, 9, 12, 165. Tat. 23 1) E. Ray LANKESTER, A contribution to the knowledge of Rhabdo- pleura, in: Quart. Journ. mierosc. Sc. {N.S.), Vol. 24, 1884. 2) Y. DELAGE, Traité de zoologie concréte, Vol. 5, Vermidiens, Paris 1897. Die Pterobranchier. 221 von der Wand der Röhre ins Lumen vor, und ihre innern Ränder erscheinen in Beziehung auf das Septum als eine Anzahl konzen- trischer Ringe und erfüllen mehr und mehr das ganze Lumen der Röhre (Qss Fig. 16, Taf. 23). Nur die dicken Quersepten verlaufen alle senkrecht, quer zur Hauptröhre, während die dünnern auch schief aufsteigen können (Q° Fig. 1, Taf. 18; Q Fig. 12, Taf. 23). Die Unterschiede in der Richtung der Schichten der Querseptum- substanz im Vergleich mit denen der Wände, ihre scharfe Ab- erenzung den Gürtelbändern der Wohnröhrenwände gegenüber sowie das Vorhandensein kriechender Endröhren mit mehreren Knospen ohne Scheidewände zwischen ihnen (Kn'!—Kn* Fig. 10; Kn', Kn? Fig. 13, Taf. 22; Kne, Kn! Fig. 13, Taf. 17) zeigen, daß die Quer- septen sekundäre Gebilde sind, die sich erst nach der völligen Aus- bildung der Hauptröhre zusammen mit der Entstehung der freien Wohnröhren entwickeln. Beim Weiterwachstum der Endröhren ver- erößern sich die Entfernungen zwischen den darin befindlichen Knospen, und in diesen Zwischenräumen bilden sich die Quersepten. Zur Zeit, wo die Quersepten sich zu bilden anfangen, entwickeln sich an der dorsalen Wand die Öffnungen für die jungen freien Wohnrühren. Die Bildung der neuen freien Wohnröhren kann zweierlei sein. Wenn sie sich auf den Endröhren oder auf den alten Partien der Kolonie bilden und sich frei von der obern Wand der kriechenden Röhren erheben, tritt keine Bildung neuer Zweige der Hauptröhre ein (x. W Fig. 6, Taf. 17). Die Entstehung der- artiger neuer Wohnröhren hat Ray LAnkESTER zuerst beobachtet. Er vermutete, dab hier zunächst ein Durchbruch der obern Wand der alten Röhre stattfindet und hierauf der Rand dieses Lochs zu einer neuen freien Wohnröhre auswächst. Er schreibt (p. 7) '): „When a bud reaches a certain stage in development it breaks through the wall of its chamber and grows outwards in a direction forming a sharp angle to the axis. At the same time the young bud which thus bursts its prison wall forms a ring around the orifice of rupture, and upon this a second, third, fourth, and so on, building up its polyp-tube as it advances in growth.“ Die Möglichkeit eines solchen Durchbruchs der alten Wohn- röhre schien mir zuerst zweifelhaft. Die Bilder jedoch, die auf 1) E. Ray LANKESTER, A contribution to the knowledge of Rhabdo- pleura, in: Quart. Journ. Mier. Se. (N. 8.), Vol. 24, 1884. 229 A. SCHEPOTIEFF, Fig. 6, Taf. 17, teilweise Fig. 7, Taf. 23 dargestellt sind, sprechen bestimmt für die Meinung Ray Lankester’s. Die Berippung der neuen jungen Wohnröhre (7. W) unterscheidet sich von den übrigen freien Wohnröhren. Die Gürtelbänder daran sehen nämlich viel höher aus als bei alten, und die oberflächliche Berippung ähnelt mehr der der kriechenden Partien. Bei ganz jungen freien Wohn- röhren sind auch die Grenzen zwischen der jungen und alten Röhren- wand leicht zu erkennen. Die Bildung der freien Wohnröhren beim weitern Wachstum der geschlossenen Kammern in den übrigen Partien der Kolonie, die die Knospen enthalten (z. B. Km Fig. 4, 5, Taf. 17), geht in ähnlicher Weise vor sich. Wenn die neuen Wohnröhren sich seitlich von den Hauptachsen bilden (wie »W Fig. 8, Taf. 17 und Fig. 25, Taf. 23), tritt ge- wöhnlich die Bildung neuer Zweige der Kolonie ein. Diese hängt von dem Verlauf des Stolos und seiner Seitenzweige ab. An einem vom Stolo entwickelten Seitenzweige bildet sich zunächst eine Knospe, die eine neue Röhre ausscheidet. Letztere sieht zuerst wie eine kleine, geschlossene Blase aus, welche die Knospe umschließt und eine eigentümliche Berippung hat. Dieselbe besteht ähnlich wie bei den kriechenden Röhren aus alternierenden Linien, die jedoch weiter voneinander abstehen als die der erstern (Dr Fig. 8, Taf. 17). Wenn unter solchen „Blasen“ der schwarze Stolo weiter wächst, tritt die Bildung neuer Zweige der Hauptröhre ein. Die Substanz aller Wohnröhren, Quersepten usw. ist überall gleich — glasartig, durchsichtig. Bei den stärksten Vergrößerungen sieht sie schwach hellbräunlich aus. Obwohl sie sich sehr leicht schneiden läßt, ist sie ungemein brüchig, so dab das Präparieren der Kolonien eine recht schwere Arbeit ist. Bei schwachen Vergröbßerungen an ungefärbten Präparaten der Wohnröhren erscheinen die einzelnen Gürtelbänder der Rührenwände, die Schichten der Quersepten und Längsrippen sowie die Ergänzungs- schichten entweder homogen oder nur fein gestreift (Bd Fig. 5, Taf. 23). Die innere Strichelung oder Streifung geht im optischen Durchschnitt der Wände parallel den zusammenstoßenden Grenzen der Gürtelbänder oder Schichten. Besonders deutlich tritt diese Strichelung nach Färbung mit Methylenblau hervor (Fig. 14, Taf. 22). Auf den Querschnitten zeigen die innersten Bänder zahlreiche Punkte oder kurze Linien, die auf die Anwesenheit einer innern Struktur hinweisen. Die Färbung mit andern Farben zeigt sie nicht so deutlich wie die mit Methylenblau. Oft sehen die Gürtelbänder Die Pterobranchier. 293 auch nach längerer Färbung — 7. B. mit Boraxkarmin oder Dahlia — ganz homogen aus. Nach Brocnmann’scher Flüssigkeit färbt sie sich hellblau. Direkte Maceration (Zerklopfung nach Einwirkung von 37°/, Salzsäure, 35°, Kalilauge oder 89°, Schwefelsäure) und Pressung offenbart nichts Besonderes im feinern Bau der Gürtelbänder oder Schichten. Die Substanz zerfällt entweder in einen sehr feinen formlosen Brei oder in feinste Lamellen. Das Austrocknen der Wohnröhre wurde an ganzen Stücken sowie an Schichten vorgenommen; entweder wurden diese aus Xylol in Luft auf dem Wärmeschrank (40—50° C) gestellt und nur mit einem Uhrglas zum Schutz gegen den Staub bedeckt, oder sie wurden in Xylol unter die Luftpumpe gebracht und im Vacuum getrocknet. Endlich wurde schnelles und kurzes Austrocknen der in Xylol be- findlichen Schnitte oder Fragmente über der Gasflamme bewirkt. In allen Fällen, wenn nicht direkt in Luft untersucht wurde, er- folgte sofortige Übertragung in vorher auf dem Deckglas erhitzten Kanadabalsam, der so rasch erhärtet, daß er nicht in alle feinsten Hohlräume eindringt. Das Austrocknen der Schnitte auf dem Wärmeschrank sowie von ganzen Fragmenten überhaupt ergab keine wesentlichen Resultate. Dagegen zeigt das Austrocknen der Schnitte über der Flamme in deren Innern eine große Menge kleinster, gaserfüllter Räumchen (Fig. 3, Taf. 22); auch finden sich vereinzelte Bläschen (Pl), fast immer aber Längsreihen von solchen Bläschenketten (Dir). Oft ver- schmelzen diese zu kurzen Längsröhrchen, die sich an einem oder an beiden Enden allmählich verkleinern (Zr). Die Richtung all dieser gaserfüllten Gebilde ist immer parallel der im unveränderten Zustand beobachteten Streifung. Diese Bilder zeigen, daß die Schichten, aus denen die Wohn- röhre besteht, eine feine alveolar-wabige Struktur haben. Die Alveolen sind alle in der Richtung der Streifung angeordnet, und die längsverlaufenden Wände sind dichter, so dab sie als feinste Linien in der Substanz zu erkennen sind und die erwähnte Streifung hervorrufen. Durch Erhitzen wird die Erweiterung der Alveolen bis zur Sichtbarkeit bewirkt. Wegen ihrer geringen Dimensionen ist es unmöglich, die dichtern Längswände durch Maceration zu isolieren und als Fibrillen mit den Resten der Querwände zu er- halten, wie das bei ähnlichen Gebilden anderer Tiergruppen (z. B. Kokons von Hirudineen) möglich ist. 224 A. SCHEPOTIEFF, Ähnliche Bilder, aber etwas unklar und nicht so beweiskräftig, zeigen die Schnitte nach dem Austrocknen im Vacuum. Die Zahl der gaserfüllten Bläschen ist hier viel geringer als nach dem Er- hitzen über der Flamme. In der jungen, noch geschlossenen Wohnröhre, die in Fig. 8, Taf. 17 nW (auch Fig. 25, Taf. 23) dargestellt ist, sieht man an der Basis 2 innere Verdickungen der Wand (Vd', Vd?). Das sieht im Querschnitt durch die Wohnröhre sehr eigentümlich aus (Fig. 14, Taf. 23). Hier bemerkt man, dab diese Verdickungen sich als ein Ageregat von hohlen Kügelchen darstellen, die unregelmäßig läng- lich oder kuglig sind (bl). Sie liegen teils mehr oder weniger frei voneinander, teils, gegen den innern Wohnröhrenraum, sehr dicht. In diesem Fall gehen sie ohne sichtbare Grenzen in die normale Wohnröhrensubstanz über (0. Rw, k. hw). Die Substanz der Wohnröhren ist ein Ausscheidungsprodukt nicht nur der Drüsenpartie des Kopfschilds der Knospen oder Tiere, sondern wahrscheinlich auch aller Stellen der Körperoberfläche, wo die Epithelzellkerne mehrschichtig angeordnet sind. Letztere Stellen scheiden vermutlich die Substanz der kriechenden Röhren aus, während die der freien Wohnröhren wahrscheinlich nur das Produkt. der Drüsenpartie des Kopfschildes ist. Im ganzen ähnelt die Substanz der Wohnröhren bei Rhabdo- pleura nach allen ihren Eigenschaften am meisten der der Appen- diculariengehäuse. In der Substanz der Wohnröhren treten nicht selten am häufigsten in alten Kolonien besondere Einschlüsse hervor, die wie eine Reihe darin eingeschlossener Hohlräume oder Zellen aussehen (Zr Fig. 26, Taf. 23). Ähnliche Gebilde zeigen sich auch auf der Oberfläche der Substanz als sich frei erhebende Ketten hohler Zellen, die nur mit ihren proximalen Enden an die Wohn- röhrenwand angeheftet sind. Die distalen Zellen solcher Ketten sind gewöhnlich größer als die proximalen. Wahrscheinlich sind diese Gebilde tote Hüllen gewisser in der Substanz parasitierenden Organismen. In der durchsichtigen Substanz der Wohnröhren tritt selten eine anomale Modifikation auf, besondere Schichten undurchsichtiger schwarzer oder halbdurchsichtiger bräunlich-grauer Substanz (dsb Fig. 10—13 u. 15, Taf. 23). Dieselben sind identisch mit der schwarzen Kruste in den Kammern der eingekapselten sterilen Knospen. Solche Veränderungen treten nur in den Hauptröhren auf. Im Gegensatz zur erwänten schwarzen Kruste der Kammern Die Pterobranchier. 225 der eingekapselten sterilen Knospen, die eine direkte Fortsetzung der schwarzen Hülle des Stolos darstellt und zufällig auch an be- liebigen Stellen der Hauptröhre (z. B. um die Öffnungen der un- vollkommenen Quersepten (Fig. 15, Taf. 23) hervortritt, sind die anomalen Schichten der dunklern Substanz vollständig von der schwarzen Hülle der Stolo unabhängig. Sie bilden sich entweder auf der innern Fläche der Wohnröhren oder auch in ihrem Innern, sodaß hier, wie bei den eingekapselten sterilen Knospen, die dunklere Schicht innerhalb der durchsichtigen eingeschlossenen ist (dsb mip 10, 11, Taf. 23). In den alten Kolonien zerspringt manchmal diese mittlere Schicht in eine Anzahl polygonaler Plättchen, die voneinander durch die durchsichtige Substanz (Zr) getrennt sind (Fig. 11, Taf. 23). Nicht sehr selten sind Einschlüsse der durchsichtigen Substanz vorhanden, die nur schwach bräunlich sind und eine Übergangsform zwischen der dunkeln Substanz der Stolohülle und der durchsichtigen Substanz der Wohnröhren darstellen (dsb Fig. 12, Taf. 23). Um die jungen hohlen eingeschlossenen Stolonen bildet sich die schwarze Hülle auch zuerst als eine Schicht durchsichtiger bräunlicher Sub- stanz, die sich durch Verdunklung der durchsichtigen entwickelt. Zwischen den beiden Substanzen — der schwarzen und der durch- sichtigen, farblosen — existiert in den Gehäusen von Æhabdopleura kein wesentlicher Unterschied. Erwähnte Anomalien können kaum rein zufällig sein. Sie lassen vielmehr vermuten, daß die schwarze Substanz früher in den Kolonien der Ahnen der rezenten Rhabdopleura viel weiter ver- breitet war als jetzt. Die chemische Prüfung war wegen der geringen Dimen- sionen der Wohnröhren nicht leicht und ist nur in ganz geringem Umfang angestellt worden. Die durchsichtige farbige Substanz der freien Wohnröhren zeigt keine von den charakteristischen Eiweibreaktionen: MIzLon's Reagenz, Xanthoproteinprobe, Biuretreaktion und auch die Furfurol- reaktion geben keine positiven Farbenveränderungen. Die Substanz steht dem Chitin nahe, da sie nach Erhitzung in Salzsäure auf dem Objektträger eine dunkelbraune Lösung gibt, an deren Rändern nach dem Austrocknen eine Anzahl rhombischer Krystalle (wahr- scheinlich salzsaures Glycosamin) hervortritt. Letzteres trifft jedoch nicht in allen Fällen zu. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 15 226 A. ScHEPOTIEFF, XXI. Die Anfangsstelle der Kolonie. Die Anfangsstelle der Kolonie (Ast Fig. 11— 15, Taf. 21; Fig. 17—20 u. 24, Taf. 23, s. auch fig. 1 u. 2, tab. 25, Zool. Jahrb., Vol. 23), die den übrigen Stellen der Hauptröhre gegenübergestellt werden kann, ist außerordentlich schwer zu erhalten. Von ca. 300 Kolonien, die ich zu meiner Verfügung hatte, war sie nur in 11 Kolonien erhalten; in allen übrigen war sie abgerissen. Die meisten von mir gefundenen Kolonien krochen auf Bryozoen- oder Serpulidenröhren, von denen beim Dredgen gewöhnlich nur die distalen von den Felsen des Meeres- bodens sich frei erhebenden Partien erhältlich sind. Ihre Basalteile sowie besonders die Steine selbst, an denen hauptsächlich die An- fangsstellen der Kolonien kriechen, kann man sehr schwierig, nur zufällig, bekommen. Von den erwähnten 11 Kolonien mit der An- fangsstelle (von welchen 7 direkt auf den Steinen vor der Basis der Bryozoen- oder Serpularöhren oder Muscheln krochen) waren nur 3 in ziemlich gutem Erhaltungszustand. Ich kann daher hier nur einen kurzen Überblick der Gesamtorganisation der Anfangsstelle geben, ohne mich in Details einzulassen. Alle andern Forscher haben nur distale Bruchstücke von Kolonie ohne Anfangsstelle vor sich gehabt. Man kann zwei verschiedene Formen von Anfangsstellen erkennen: a) Anfangsstellen, von denen d.e ganze Kolonie nur einseitig, in einer Richtung wächst (6 beobachtete Fälle). Man findet in der ganzen Kolonie also nur eine Richtung in der Aufeinanderfolge der freien Wohnröhren (Ast Fig. 11 u. 12, Taf. 21; Fig. 24, Taf. 23). b) Anfangsstellen, von denen die Hauptröhre beiderseits in zwei verschiedene Richtungen ausgehen (5 beobachtete Fälle) (Fig. 13, 14 u. 15, Tat 221). An allen Anfangsstellen der Kolonie, sowohl an den einseitig als auch an den beiderseits weiter wachsenden, ließen sich folgende Bestandteile unterscheiden: 1. Ein Ring des schwarzen Stolos oder der sog. Embryonal- ring (Er Fig. 11—15, Taf. 21; Fig. 24, Taf. 23). Er besteht aus einer Anzahl alternierender Verdickungen (Vd Fig. 24, Taf. 23) und Verengungen (Vg), von denen die letztern etwas durchsichtig sind. Die Form des Rings ist nicht kreisförmig, sondern stets polygonal oder trapezoid. Es fehlen die Seitenzweige vollständig. Der Hauptstamm des schwarzen Stolos der Kolonie geht aus einer der erwähnten Verdickungen hervor und verläuft zuerst vollständig geradlinig (s. s Die Pterobranchier. 227 Fig. 12, Taf. 21; Fig. 24, Taf. 23). Der innere Bau des Embryonal- rings ähnelt dem des schwarzen Stolos der übrigen Teile der Kolonie vollständig (Fig. 16. Taf. 21). 2. Eine spiral eingerollte oder ringförmige Wohnröhre, deren Basalwand den Embryonalring enthält (Wr! Fig. 12, 14, 15, Taf. 21). Sie war in allen Anfangsstellen vollständig leer und in vielen sehr stark zerstört. Nur an 6 Anfangsstellen war die Basal- wand erhalten (4. Rw Fig. 16, Taf. 21). 3. Eine besondere Zentralblase oder Embryonalblase (Ebl Fig. 11, 12, 14, 15, Taf. 21), die sich innerhalb derselben Wohnröhre befindet. Diese Blase besteht aus derselben durchsichtigen Substanz wie die übrige Wohnröhre der Kolonie. In allen beobachteten Fällen war sie leer. Nur in einer einzigen Kolonie war diese Embryonal- blase unversehrt. In einer andern setzte sich seine obere, freie Wand in eine sich frei nach oben erhebende Röhre fort, deren distale Partie abgebrochen war (Ebl Fig. 15, Taf. 21). Die regelmäßige Aufeinanderfolge der Wohnröhren fängt erst längs des geradlinig vom Embryonalring ausgehenden schwarzen Stolos in der Weise an, daß die sich frei erhebenden Wohnröhren (und alle Seiten- röhren) von der Anfangsstelle aus gerechnet distalwärts abgehen. Abgesehen von den erwähnten Bestandteilen wurden bei den meisten Kolonien (7) noch besondere Nebenringe (Sr!, Sr? Fig. 11, 12, 14, Taf. 21) oder sekundäre Ringe des schwarzen Stolos be- obachtet, die jedoch nicht von dem Embryonalring direkt, sondern nur von besondern knopfartigen Erweiterungen des geradlinigen Stolos ausgehen; diese Erweiterungen befinden sich in einigen Fällen sehr nahe dem Embryonalring — bis 10 u — (Vd Fig. 14), in andern weiter als 1!/, mm (Vd Fig. 12). Diese Nebenringe haben selten Erweiterungen, gewôhnlich sind sie den normalen Stolostämmen ähnlich, haben auch Seitenzweige gegen die Wohnröhren, die sich darum befinden (szw! Fig. 12). Die Wohnröhren, deren Basalwände Nebenringe enthalten, unterscheiden sich sehr scharf von den übrigen Wohnröhren der Kolonie durch ihre eigentümliche Anordnung in Kreise (Wr?,Wr?,Wr* Fig.11,12u.14, Taf.21). Die Richtung ihrer Aufeinander- folge ist also auch eine ganz andere als bei der übrigen. In diesen sog. ersten Wohnröhren der Kolonie wurden in 3 Kolonien normal entwickelte Tiere gefunden, die an den Seitenzweigen der Ringe an- geheftet waren (szw! u. Th Fig.12). In2 Kolonien waren sie steril, in der 3. traten zwischen den sterilen Tieren auch geschlechtsreife Männ- chen auf. die auch in den übrigen Partien der Kolonie vorhanden waren. 15% 228 A. SCHEPOTIEFF, Diese Wohnröhren sind alle miteinander durch durschsichtige Wohnröhrensubstanz verkittet; auch die Räume innerhalb der Ringe sind durch Schichten derselben Substanz abgeschlossen, sodaß auf den Schnitten durch diese Stelle eine Anzahl besonderer, geschlossener oder sich frei nach außen öffnender leerer Räume erkennbar ist. Die Figg. 17—20, Taf. 23 stellen einige Querschnitte durch die Anfangsstelle dar, die in Fig. 11 u. 12, Taf. 21, dargestellt ist. Hier findet sich neben den Nebenringen (Sr', Sr? Fig. 18, 20) ein grober blasenförmiger Raum (AR), der sich nach oben in eine spiral eingerollte Wohnröhre fortsetzt (Wr? Fig. 12, Taf. 21). Die übrigen Räume sind größtenteils ohne Kommunikation miteinander und öffnen sich auch nicht nach außen (R!, R? Fig. 18, 19, 20). Das ganze Aggregat von Wohnröhren ist von dem Embryonalring durch eine kriechende Wohnröhre getrennt, die sich nicht in eine freie Wohn- röhre fortsetzt (k. P Fig. 12; W1 Fig. 17, Taf 23) und neben der Verdickung des geradlinigen Stolos, von dem die Nebenringe ausgehen, mit einem Querseptum endet (Q Fig. 18). In dieser Wohnröhre ist nur ein formloses Zellenaggregat erkennbar, das mit einer dünnen Hülle bedeckt ist (Z9b Fig. 17). Von der erwähnten Verdickung des geradlinigen Stolos (Vd) gehen nicht nur die Nebenringe aus, sondern auch ein sehr kurzer Seitenzweig, an dem der Stiel eines Tiers angeheftet ist, das in einer der ersten Wohnröhren der Kolonie sitzt (Wee Wig: 412; Taf. 21). Die Nebenringe treten, wie bei einseitig sich fortsetzenden Anfangsstellen (Fig. 11, 12, Taf. 21), so auch in beiderseitig sich fortsetzenden hervor, wo in jeder Richtung je ein oder ein Paar Nebenringe vorhanden ist (Sr!, Sr? Fig. 14, Taf. 21). In den übrigen 4 Fällen, wo die Nebenringe fehlen, liegen die ersten Wohnröhren der Kolonie auch etwas irregulär (wie z. B. in Fig. 13, Taf. 21). Sie gehen zuerst in allen Richtungen, sodab erst später die regelmäßige Aufeinanderfolge beginnt. Aus diesem kurzen Überblick der Gesamtorganisation der eigen- tümlichen Anfangsstelle der Kolonien von Rhabdopleura wird es klar, dab man nach der Betrachtung des so geringen und so schlecht er- haltenen Materials, das ich zur Verfügung hatte, keine bestimmten Behauptungen über die Bedeutung ihrer einzelnen Bestandteile aus- sprechen kann. (Fortsetzung folgt.) Die Pterobranchier. Erklärung der Abbildungen. Allgemeine Bezeichnungen. d dorsal v ventral rechte / linke Wand, Partie etc. : d. W dorsale Wand !. He linkes Halsregioncölom r. He rechtes Halsregioncölom usw. Ah Afterhügel Ast Anfangsstelle der Kolonie a. Zs äußere Zellenschicht Bd Band Bdt Blindtasche Bg Bindegewebe Bl Bläschen Blr Bläschenketten Bm Basalmembran Br Berippung Cgl Cerebralganglion est kontraktiler Stiel D Driisen Dp Drüsenpartie dsb dunkle Substanz Dt Dotter Dis Dottersack Ebl Embryonalblase Ed Enddarm Enr Endrohr Epf Epibranchialfalten Er Embryonalring des schwarzenStolos Firs Ergiinzungsschicht fs freier oder junger Stolo fw frei sich erhebendes Wohnrohr fx frei ins Cölom schwimmende Zellen Gp Genitalporus Gx Ganglienzelle H Herz Hbl Herzblase He Halsregioncölom Hd Hoden hP hintere Partie des Kopfschilds HR Hauptröhre der Kolonie Ist innerer Stab i. Zs innere Zellenschicht K Kern Km Kammer Kn Knospe Kne Knospencölom Knst Knospenstiel Knste Cölom des Knospenstiels k. P kriechende Partie i. Rw kriechende Rohrwand Ks Kopfschild Ksc Kopfschildeölom Ksk Kopfschildkanal La Lophophorarm 230 Lac Lophophorarmeölom Lr Längsröhrchen Lrp Längsrippe Ls Längsseptum M Muskelfibrillen Mes Mesenterium Md Mitteldarm My Magen Msp Medianseptum Nphk Nephridialkanal Nphp Nephridialporus Nt Notochorda Nta Notochordaanlage n.W neues Wohnrohr Oe Osophagus Oef Offnung OL Oberlippe 0. tw obere Rohrwand p Pigmentfleck Pep Peritonealepithel pstr Pigmentstreif () Querseptum des Wohnrohrs q Querseptum der Knospe oder des Körpers QL Querlinie Qss Septenschichten R Raum Re Rumpfeölom A. ScHEPOTIEFF, Rf Rumpf Rg Ringelung Rn Medianrinne Rnk Regenerationsknospe SA Stoloanhang Se oder sc Cölom des freien Stolos sH schwarze Hiille s. Kr oder Skr schwarze Kruste Sr Nebenring des schwarzen Stolos ss schwarze Stolo St Stiel Ste Stieleölom Std oder sid Stomodäum St. An (stKn) sterile Knospe St.M Stielmuskulatur Str Seitenröhre szw Seitenzweig des schwarzen Stolos Th Vier Ur Urdarm Vd Verdickung vdN vorderer Dorsalnerv Vg Verengung Vt Vertiefung Vx Verzweigung Wr oder W Wohnrohr Zgb Zellgebilde Zr Zwischenraum ‘apie lems Fig. 1. Schemata der Gesamtorganisation des Körpers von Rhabdopleura. Fig. 1a. Längsschnitt. Fig. 1b. Schema der Organisation des Körpers. Medianer Schema der Organisation der vordern Körperpartie. Ansicht von der dorsalen Körperseite. Fig. 2. findet. 26:1. Fig. 3 u. 4. Die Knospen Stadium B. Fig. 3 171:1. Knospe im Stadium E, die sich aus dem alten Stolo ent- Fig. 5. wickelt. Dorsalansicht. Fig. 6. Bis? 7. dorsalen Seite. Fig. 8. Je) ME PR ARE offenen Wohnrohr liegt (s. Fig. 25, Taf. 23). Knospe im Stadium D von der ventralen Seite. Umriß derselben Knospe (Stadium D, Fig. 6) von der Eine Partie der Kolonie, wo die Bildung der Knospen statt- Fig. 271er 1742: 18 Knospe im Stadium F, die in einem jungen noch nicht Ventralansicht. 171:1. Die Pterobranchier. 231 Fig. 9. Umriß derselben Knospe (Stadium F, Fig. 8) von der dor- salen Seite. 171:1. . Fig. 10. Knospe im Stadium G. Ventralansicht. 150:1. Fig. 11. Knospe im Stadium G. Dorsalansicht. 150:1. Fig. 12. Knospe im Stadium H. Halbschematisierte Ansicht von der rechten Körperseite. 86:1. Fig. 13. Die weiter wachsende Spitze des Stolos, an dem 2 Knospen im Stadium © (Av. C) und im Stadium I (An. /) sitzen. Ansicht von der ventralen Seite der großen Knospe. 107: 1. Fig. 14. Dieselben Knospen von der dorsalen Seite der großen Knospe (Fig. 13). Schematisch. 107:1. Tafel 18. Fig. 1. Eine sterile Knospe. 176:1. Fig. 2. Eine Partie des Längsschnitts durch eine sterileKnospe. 950:1. Fig. 3. Bildung der schwarzen Kruste um die sterile Knospe. Ent- stehung einer eingekapselten sterilen Knospe. 43:1. Fig. 4 Querschnitt durch eine eingekapselte sterile Knospe. 90:1. Fig. 5. Eine Partie des Längsschnitts durch eine eingekapselte sterile Knospe. 214:1. Fig. 6. Schema der Entstehung der schwarzen Kruste um die sterilen Knospen aus der schwarzen Hülle des Stolos. Fig. 7. Eine Partie des Längsschnitts durch eine eingekapselte sterile Knospe, deren schwarze Kruste (sk) in die Wohnröhrensubstanz ein- geschlossen ist. 1160:1. Fig. 8—13. Schemata der Knospenbildung aus dem freien hohlen Stolo. Fig. 8. Ventralansicht des hintern Körperteils des vermut- lichen ersten Tiers der Kolonie mit der jungen hohlen Stoloanlage. Fig. 9. Seitenansicht der jungen Stoloanlage. Fig. 10. Die Entstehung des Knospenstadiums A. Seitenansicht. Fig. 11. Schema des Knospenstadiums A im Flächenschnitt. Fig. 12. Bildung des Knospenstadiums B. Fig. 13. Bildung des Knospenstadiums C. Fig. 14. Schnitt längs der linken Seite der Knospe im Stadium B. 342:1. Fig. 15 u. 16. 2 Querschnitte durch die Knospe im Stadium B. Fig. 15. Querschnitt durch die vordere Spitze der Kopfschild- anlage. 342:1. Fig. 16. Querschnitt durch den Rumpf der Knospe. 305:1. Fig. 17. Längsschnitt durch die Knospe im Stadium ©. Der Schnitt ist etwas schief durch das rechte Cölom des Kopfschilds geführt. 214:1. 232 A. SCHEPOTIEFF, Fig. 18. Längsschnitt durch die linke Hälfte der Knospe im Stadium D. 305:1. Fig. 19 u. 20 stellen 2 Läpgsschnitte durch die Knospe im Sta- dium E dar. Fig. 19. Schnitt längs der rechten Lophophorarmanlage. 300: 1. Fig. 20. Etwas schief gehender Schnitt durch die Längsachse der Knospe. 305:1. Fig. 21 u. 22. 2 Querschnitte durch die Knospe im Stadium E. Fig. 21. Querschnitt durch den Rumpf. 305:1. Fig. 22. Querschnitt durch die hintere Partie des Kopfschilds. 305 : 1. Fig. 23. Längsschnitt durch eine Knospe mit den ersten Anlagen des Darmkanals (Ur). 214:1. Fig. 24. Längsschnitt durch die Knospe im Stadium D, die in Fig. 6 u. 7, Taf. 10 dargestellt ist. In der proximalen Partie des Knospen- rumpfs treten die Anlagen der zweiten Knospe hervor (R!, R?). 305:1. Fig. 25. Bildung der Septen im Célom der Knospe. Eine Partie des Längsschnitts durch die Knospe im Stadium B. 1320:1. Fig. 26—30 stellen Schemata der Entwicklung des Darmkanals bei Knospen im medianen Längsschnitt dar. Fig. 26. Bei der Knospe im Stadium E. Fig. 27. Bei der Knospe im Stadium F. Fig. 28. Bei der Knospe im Stadium G. Fig. 29. Bei der Knospe im Stadium H. Fig. 30. Bei der Knospe im Stadium I. Fig. 31—32 stellen die Entstehung und die Lage des Darmkanals bei den Knospen in ältern Stadien von der dorsalen Knospenseite dar. TDatello; Fig. 1—3 stellen die verschiedenen Formen der Regenerationsknospen (Ink) dar. Fig. 4—8 stellen eine Serie von Querschnitten durch die jüngst beobachtete Regenerationsknospe dar, die auf Fig. 2 (Taf. 12) dargestellt ist, 190: 1s Fig. 4. Querschnitt durch die distale Partie des sich regene- rierenden Stiels. Fig. 5. Querschnitt in der Höhe der proximalen Partie der Darmanlagen (U7). Fig. 6. Querschnitt in der Höhe der Anlage der Halsregion. Fig. 7. Querschnitt in der Höhe der proximalen Partie der Endblase (nk Fig. 2). Fig. 8. Querschnitt durch die Spitze der Endblase. Die Pterobranchier. 233 Fig. 9—18 stellen eine Serie von Querschnitten durch die Knospe im Stadium F dar. 610:1 (s. Fig. 8 u. 9, Taf. 17). Fig. 9. Schnitt durch den Knospenstiel. Fig. 10. Schnitt in der Höhe des Rumpfs der Knospe. 10. Schnitt von der Basis des Knospenstiels. Fig. 11. Schnitt in der Höhe der distalen Partie der Rumpf- cölome. 15. Querschnitt. Fig. 12. Schnitt in der Höhe der proximalen Partie der Halsregioncélome. 16. Querschnitt. Fig. 13. Schnitt in der Höhe der Mittelpartie der Halsregion- cölome. 17. Querschnitt. Fig. 14. Schnitt in der Höhe der distalen Partie der Hals- regioncölome. 18. Querschnitt. Fig. 15. Schnitt in der Höhe der distalen Spitze der Darm- anlagen. 20. Querschnitt. Fig. 16. Schnitt oberhalb der Spitze der Darmanlagen. 21. Querschnitt. Fig. 17. Schnitt in der Höhe der Herzblase. 22. Querschnitt. Fig. 18. Schnitt oberhalb der Herzblase. 25. Querschnitt. Fig. 19—22. Schemata der Bildung der Herzblase aus dem Kopf- schildcélom. Fig. 19. Die beiden Kopfschildeölome in der Knospe im Stadium C. Fig. 20. Herzblase der Knospe im Stadium E. Fig. 21. Herzblase der Knospe im Stadium F. Fig. 22. Herzblase der Knospe im Stadium I. Wathel 20: Fig. 1—15 stellen eine Serie von Querschnitten durch die Knospe im Stadium G dar, die in Fig. 10 u. 11, Taf. 17 dargestellt ist. 305: 1. Fig. 1—4 stellen die Querschnitte durch den frei im Wohn- rohrraum liegenden Stolo (Fig. 1), den Knospenstiel (Anst Fig. 2) und die Ausgangsstelle eines besondern Stoloanhangs (SA) dar, der auf allen andern Schnitten dieser Serie vorhanden ist. Fig. 3 stellt den Schnitt dar, der in der Höhe der sehr jungen zweiten Knospe geht (An. A), die hinter der Knospe im Stadium G liest und nur auf den Schnitten erkennbar ist. Fig. 4 u. 5 stellen 2 Schnitte dar, die in der Höhe der Ab- sonderung des Knospenstiels von den übrigen Stoloteilen gehen. Fig. 6 stellt den 6. Querschnitt von dem in Fig. 4 abgebildeten dar, wo die hinterste Partie des Kopfschilds und die Spitze des nach hinten gebogenen rechten Lophophorarms (r. La) getroffen sind. 234 A. SCHEPOTIRFF, Fig. 7. Querschnitt durch den Rumpf der Knospe. 10. Schnitt. Fig. 8. Querschnitt in der Höhe der hintern Partie des Hals- regioncöloms. 19. Schnitt. Fig. 9. Querschnitt in der Höhe des Stomodäums (Pi). 20. Schnitt. Fig. 10. Querschnitt oberhalb des Stomodäums. 21. Schnitt. Fig. 11. Querschnitt in der Höhe der distalen Partie der Halsregion. 22. Schnitt. Fig. 12. Querschnitt oberhalb der Halsregion. 25. Schnitt. Fig. 13. Querschnitt in der Höhe der proximalen Partie der Herzblase. 26. Schnitt. Fig. 14. Querschnitt durch die distale Partie der Herzblase. 29. Schnitt. Fig. 15. Querschnitt durch die distale Partie des Kopfschilds. 34. Schnitt. Fig. 16. Schema der beiden Halsregioncölome in den Knospen- stadien F u. G. Dorsalansicht. Fig. 17—25 stellen eine Serie von Querschnitten durch die Knospe im Stadium H dar (s. Fig. 12, Taf. 17). Nur in Fig. 17 und 25 sind die ganzen Schnitte dargestellt, in den übrigen ist der Kopfschild nicht angegeben. Fig. 17. Querschnitt durch die mittlere Partie des Rumpfs der Knospe. Hig. 18. Querschnitt durch die vordere Partie des Rumpfs. Fig. 19. Querschnitt durch die Halsregion unterhalb des Stomadäums. Fig. 20. Querschnitt in der Höhe des Stomodäums. Fig. 21. Querschnitt oberhalb des Stomodäums. Fig. 22. Querschnitt in der Höhe der distalen Partie der Halsregion. Fig. 23. Querschnitt in der Höhe der distalen Partie des Urdarms (Nia). Fig. 24. Querschnitt in der Höhe des Ausgangs der Lophophor- arme und der distalsten Spitze des Urdarms (Nta). Fig. 25. Schnitt in der Höhe der Herzblase. Schema. Fig. 26—32 stellen eine schematisierte Serie von Querschnitten durch die Regenerationsknospe dar, die in Fig. 3, Taf. 19 dargestellt ist und sich in etwas höherm Stadium befindet als Stadium H. 214:1. Fig. 26. Querschnitt durch den Verbindungsstrang zwischen der Regenerationsknospe und dem Stiel. Fig. 27. Schnitt durch die hintere Partie des Rumpfs der Knospe. Die Pterobranchier. 235 Fig. 28. Schnitt durch die Mittelpartie des Rumpfs der Knospe. Fig. 29. Schnitt durch die vordere Partie des Rumpfs. Fig. 30. Schnitt in der Höhe des Stomodäums. Fig. 31. Schnitt oberhalb des Stomodäums. Fig. 32. Schnitt in der Höhe der Herzblase. Fig. 33. Schema der Bildung des Cerebralganglions aus der Median- rinne der dorsalen Knospenwand. Patel 21. Fig. 1—10 stellen eine Serie von Querschnitten durch die Knospe im Stadium I (s. Fig. 13 u. 14, Taf. 17) dar. Fig. 1. Querschnitt durch den jungen Stolo vor der Knospe (Kn). Schema. 107:1. Fig. 2. Querschnitt durch die Ausgangsstelle der Knospe aus dem Stolo. Die Verbindungen der Rumpfcölome mit den Stolo- räumen sind noch nicht getroffen. Schema. 100:1. Fig. 3. Querschnitt durch die Ausgangsstelle der Knospe aus dem jungen Stolo. Direkte Verbindung der Rumpfcélome der Knospe mit den Stoloräumen. Fig. 4. Querschnitt durch die vorderste Partie des Knospen- stiels. 32. Querschnitt von der Basis des Knospenstiels. Fig. 5. Querschnitt in der Höhe der hintern Partie der Darmanlagen. 46. Schnitt. 305:1. Fig. 6. Querschnitt durch die Mitte des Rumpfs der Knospe in der Höhe des Magens. 50. Schnitt. 305:1. Fig. 7. Eine Partie des Querschnitts unterhalb des Stomo- däums. 55. Schnitt. 200:1. Fig. 8. Eine Partie des Querschnitts in der Höhe des Stomo- däums. 60. Schnitt, 500:1. Fig. 9. Eine Partie des Querschnitts in der Höhe der proxi- malen Partie der Halsregion. 65. Schnitt. 500:1. Fig. 10. Eine Partie des Querschnitts in der Höhe der vor- dersten Partie der Darmanlagen. 71. Schnitt. 500:1. Fig. 11. Anfangspartie einer Kolonie mit der einseitig wachsenden Anfangsstelle. Fig. 12. Dieselbe (Fig. 11) einseitig wachsende Anfangsstelle. 35:1. Fig. 13. Beiderseits wachsende Anfangsstelle der Kolonie 25:1. Fig. 14. Beiderseits wachsende Anfangsstelle der Kolonie mit meh- reren Stoloringen. 25:1. Fig. 15. Beiderseits wachsende Anfangsstelle der Kolonie. 35:1. Fig. 16. Ein Schnitt durch den Ring des schwarzen Stolos der Anfangsstelle der Kolonie. 305:1. 236 A. SCHEPOTIEFF, Ma fol) Fig. 1. Eine Partie der Kolonie von /habdopleura. Halbschemati- sierter Umriß der Wohnröhren. 37:1. Fig. 2. Eine Partie der Kolonie von /habdopleura mit zurück- gezogenen sterilen Tieren. 25:1. Fig. 3. Eine Partie des Längsschnitts durch die freie Wohnröhre nach Erhitzung auf dem Bunsenbrenner. 1130:1. Fig. 4. Schematisierter Querschnitt durch die kriechende Partie der Wohnröhre. Fig. 5. Schematisierter medianer Längsschnitt durch die kriechenden Partien der 2 Wohnröhren. Fig. 6. Ansicht der kriechenden Partie der Kolonie von oben. Halbschematisch. Fig. 7. Querschnitt durch die Hauptachse der Kolonie bald nach der Abzweigung des freien Wohnrohrs, das auf der Hauptachse, die in der Breite des Querseptums getroffen ist, kriecht. Fig. 8. Halbschematisierter Umriß einer Verzweigungsstelle der Wohnröhren, wo mehrere Zweige des schwarzen Stolos verlaufen. 305:1. Fig. 9. Die spiral gebogene Endröhre der Kolonie. Fig. 10—13 stellen verschiedene Fälle der Endröhren und ihre Be- ziehungen zu den übrigen Wohnröhren der Kolonie dar. Fig. 10. Endröhre der Kolonie mit 2 Knospenpaaren. Fig. 11. Die verbreitetste Form der Endröhren. Fig. 12. Endzweig der Kolonie, die ausschließlich aus den Wohnkammern der eingekapselten sterilen Knospen besteht. Fig. 13. Endzweig der Kolonie, dessen Endröhre den jungen Stolo mit einem Knospenpaar enthält. Fig. 14. Eine Partie des Querschnitts durch die Wohnröhrensubstanz nach längerer Färbung mit Methylenblau. 1130:1. Tafel 23. Fig. 1. Umriß eines Bandgürtels der freien Wohnröhre. Die übrigen sind nicht angegeben. 305: 1. Fig. 2a—c. Serie von Querschnitten durch die kriechende Partie der Wohnröhre an der Stelle, wo sich die innern Längsrippen bilden (s. , Pextfie-7B). ı7100:77 Fig. 22. Querschnitt durch die Ausgangsstelle der beiden Liingsrippen. Die Pterobranchier. 237 Fig. 2b. Querschnitt durch die proximalste Partie der Längs- rippen. Fig. 2c. Querschnitt durch die kriechende Partie vor ihrer Aufrichtung nach oben. Fig. 3. Eine Partie der freien Wohnröhre bei 150:1, von der Oberfläche. Fig. 4. Optischer Längsschnitt durch die Ränder der freien Wohn- röhre, 150:1; a durch den Rand der distalen, b der proximalen Partie der Wohnröhre. Fig. 5. Optischer Längsschnitt durch die proximale Partie der freien Wohnröhre an der Stelle der distalen Spitze einer innern Längsrippe. 150:1. Fig. 6. Optischer Längsschnitt durch den Rand der kriechenden Wohnröhre. 200:1. Fig. 7. Umriß einer anomalen Wohnröhre, das auf der Oberfläche der kriechenden Partie einer Wohnröhre sitzt und eine besondere Be- rippung aufweist. 35:1. Fig. 8. Medianer Längsschnitt durch ein sehr dickes Querseptum. 200 : 1. Fig. 9. Flächenschnitt durch ein dickes Querseptum. 150: 1. Fig. 10. Eine Partie des Längsschnitts durch die Wohnröhren- substanz des kriechenden Rohrs mit abnormer Bildung schwarzer Substanz im Innern. 1050:1. Fig. 11. Eine Partie des Querschnitts durch die kriechende Wand der Wohnröhre, in deren Substanz die Entwicklung der schwarzen Substanz hervortritt. 305:1. Fig. 12. Eine Partie des Längsschnitts durch die kriechende Partie der Kolonie, wobei die abnorme Entwicklung der schwarzen Substanz hervortritt. 70:1. Fig. 13. Eine Partie des Querschnitts durch die kriechende Wand der Wohnröhre, in dessen durchsichtiger Substanz eine Schicht dunklerer Substanz eingeschlossen ist, die mit der schwarzen Hülle des Stolos in Verbindung steht. 305:1. Fig. 14. Eine Partie des Querschnitts durch eine junge, noch ge- schlossene Wohnröhre, das in Fig. 8, Taf. 17 und Fig. 25, Taf. 23 (n. W) dargestellt ist. 300:1. Die Richtung des Querschnitts ist auf Fig. 8, Taf. 17 durch einen Pfeil angegeben. Fig. 15. Querschnitt durch die kriechende Wohnröhre in der Höhe eines unvollkommenen Querseptums, um dessen Zentralöffnung eine Schicht dunkler Substanz entwickelt ist. 100:1. Fig. 16. Querschnitt durch die kriechende Wohnröhre in der Höhe des noch nicht ganz vollständig entwickelten Querseptums. 150:1. Fig. 17—20. Serie von Querschnitten durch die Anfangsstelle der Kolonie, die auf Fig. 11 u. 12, Taf. 21 dargestellt ist. 45:1. 238 A. ScheroniErr, Die Pterobranchier. Fig. 21 u. 22. 2 Umrisse der einfachen anormalen Ringe des schwarzen Stolos, die in den normalen Partien der Kolonie hervortreten. Fig. 23. Eine abnorme Bildung des doppelten Rings des schwarzen Stolos in den übrigens normalen Stellen der Kolonie. 100:1. Fig. 24. Der Ring des schwarzen Stolos der einseitig wachsenden Anfangsstelle bei 150:1. Fig. 25. Bildung einer jungen Wohnröhre. (n. Ws. Fig. 8, Taf. 17.) Der Pfeil zeigt, wie der Stolo bei der Verzweigung der Hauptachse weiter wachsen wird. Fig. 26. Verschiedene Formen abnormer Einschlüsse oder Anhänge der Wohnröhrensubstanz. 545:1. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten, Der postembryonale Entwicklungsgang von Caridina wyckii (Hicks). Von Prof. Dr. E. von Daday in Budapest. Mit Tafel 24—26 und 1 Abbildung im Text. ‘Im November 1904 sammelte Herr Dr. A. BoRGERT aus dem Victoria Nyansa ein sehr gut konserviertes Planctonmaterial und ersuchte mich um Bearbeitung desselben. Bei meinen Untersuchungen fand ich unter den typischen Planctonorganismen, die ich in einer andern Publikation beschreibe, die sehr jungen Larven einer Deca- poden-Art in verschiedenen Stadien der Entwicklung. Allein ich fand diese, in den verschiedensten Entwicklungsstadien befindlichen Larven auch in jenem Pianctonmaterial vor, welches Herr Dr. F. FÜLLE- BORN in den Jahren 1898—1900 aus dem Nyassa und den in der Umgebung liegenden Wässern gesammelt hat, zu deren Bearbeitung der Direktor des Hamburger Museums, Herr Prof. KRAEPELIN, mich aufgefordert hatte. All diese Larven gehören sicherlich in den Ent- wicklungskreis von Caridina wyckii (Hicks), wenigstens müssen wir sie als hierher gehörig betrachten, da nach den Angaben von F. HizGexporr (1) bisher aus dem Victoria Nyansa blob diese Art bekannt ist. Diese Voraussetzung wird auch genugsam gestützt durch den Umstand, dab bei den größern, mithin ältern Exemplaren am obern Rostrumrand die Zahl der Zahnfortsätze zwischen 21—26, am Unterrand dagegen zwischen 8—13 schwankt sowie dab am Dactylopodit des 5. Thoraxfußpaars die Zahl der Zähnchen auf 50 240 E. von Dapay, ansteigt. Diese Zahlenverhältnisse charakterisieren Caridina wyckii (Hicks) in der Tat in hohem Maße (cfr. M. WEBER, 7, p. 168). Bei der Untersuchung der von den erwähnten zwei Forschern gesammelten Larven gelangte ich zu dem Resultat, daß dieselben insgesamt einer Art angehören und eine fast ununterbrochene Serie der postembryonalen Entwicklung aufweisen. Einerseits hat mich gerade dieser Umstand ermutigt, meine Studien darüber zu ver- öffentlichen, andererseits aber trug auch der Umstand dazu bei, dab von den in die Familie der Atyiden gehörigen Gattungen meines Wissens bisher bloß der Entwicklungsgang von Atyaephyra desmarestii (MILLET) bekannt ist, und zwar auf Grund der Unter- suchungen von N. JoLy aus dem Jahre 1843 (3), wogegen sich hin- sichtlich der Gattung Caridina in der Literatur noch keine Daten finden lassen. In vorliegender Arbeit beschreibe ich zunächst die von mir be- obachteten Larvenstadien; hierauf fasse ich die allmähliche Um- gestaltung der einzelnen Organe zusammen, und zwar der leichtern Übersicht wegen jedes derselben für sich; zum Schluß stelle ich eine kurze Vergleichung an zwischen dem Entwicklungsgang einiger nahe verwandten Decapoden-Arten und desjenigen von Caridina wychii an. | 1. Beschreibung der einzelnen Entwicklungsstadien. Bevor ich zu der allgemeinen Beschreibung der einzelnen Ent- wicklungsstadien übergehe, muß ich vorausschicken, daß ich an den mir vorliegenden Exemplaren insgesamt 7 hauptsächliche Larven- formen unterscheide und zwar folgende Stadien: 1. Euzoea, 2. Mesozoea, 3. Metazoea, 4. Protomysis, 5. Mesomysis, 6. Metamysis, 7. Postmysis. Ich muß bemerken, dab ich die Organisationsverhältnisse und Größe der eben aus dem Ei geschlüpften jüngsten Larve nicht auf Grund unmittelbarer Beobachtung festzustellen vermochte, glaube mich aber von der Wirklichkeit nicht zu entfernen, wenn ich die unter der Bezeichnung Euzoea als 1. Stadium beschriebene Larve in der Tat für das 1. Stadium oder demselben sehr nahestehend erkläre. Caridina wyckii (Hıcks). 241 1. Stade. Euzoea. Von diesem Entwicklungsstadium lagen mir 9 Larven dar, deren kleinste bis zur Spitze des Stirnfortsatzes des Thorax gemessen, 1,7 mm, die größte dagegen 2,6 mm lang ist; die Durchschnittslänge beträgt 2,7 mm. Die Schale des Cephalothorax ist samt dem Stirnfortsatz (Rostrum) 0,55—0,8 mm lang und ca. 0,3—0,44 mm hoch; am Vorder- rand ist unter der antennalen Dornerhéhung auch ein Randfortsatz vorhanden (Taf. 24, Fig. 2, 5); der Rückenrand ist gerade, aber an der Basis des Rostrums höckerförmig vorspringend; der Bauchrand ist schwach bogig (Taf. 24, Fig. 2, 3). Das Rostrum ist in der proximalen Hälfte gerade, in der distalen Hälfte hingegen meist schwach nach unten, selten nach oben gekrümmt und 0,17—0,25 mm lang, bildet eine seitlich zusammengedrückte Platte, der Ober- und Hinterrand ist glatt, dornlos (Taf. 24, Fig. 2, 3). Das Abdomen erscheint an den jüngsten Exemplaren bloß aus 6 Segmenten zusammengesetzt, indem das 6. und 7. Segment nicht voneinander gesondert ist (Taf. 24, Fig. 1, 2). An dem Abdomen der ältern Exemplare sind, eventuell bloß infolge des Wachstums oder etwa nach der Häutung, die 7 Segmente schon zu erkennen, denn zwischen dem 6. und 7. Segment tritt eine scharfe Scheide- linie auf (Taf. 24, Fig. 3, 10). Das hintere Ende des Abdomens, bzw. die dem Telson entsprechende Partie ist gestürzt herzförmig, d. i. es bildet 2 Lappen, ist in der Mitte eingeschnitten, und die auf diese Weise entstandenen 2 Lappen sind bogig abgerundet (Taf. 24. Fig. 1, 10), am freien Rand erheben sich je 7 verschieden grobe Borsten, von welchen die äußerste und innerste am kürzesten, die 4. und 5. dagegen am längsten sind, sämtliche Borsten sind ge- fiedert. Die ganze Länge des Abdomens beträgt 1,15—1,6 mm, die des Telsons, bzw. des noch verwachsenen 6. und 7. Segments 0,52 bis 0,7 mm, die des bereits abgeschnürten Telsons 0,3 mm, bei einem Durchmesser von 0,4—0,48 mm. Die zusammengesetzten Augen gleichen einem gestreckten Schlauch mit einem sehr kurzen Stiel. Die paarigen Extremitätenanhänge zeigen die Zahl der typischen Zoea-Larven, und zwar sind am Cephalothorax die 2 Antennenpaare, der Oberkiefer, der 1. und 2. Unterkiefer, die im Dienst des Munds stehen, ferner die 3 zweiästigen Maxillarfub- paare, die sämtlich als locomotorische Organe wirken. Hinter dem Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 16 242 E. von Dapay, 3. Maxillarfußpaar zeigt sich je eine größere und eine kleinere Erhöhung, aus welcher sich später das 1. und 2. Greiffußpaar ent- wickelt, außerdem aber zeigen sich auch kaum wahrnehmbare Spuren des 3. Thoraxfußpaars (Taf. 24, Fig. 1, 2). An denjenigen Exemplaren, deren Telson vom 6. Abdominal- segment bereits abgeschnürt ist, ändert sich zwar die Zahl der Ex- tremitätenanhänge nicht, allein das 1. Greiffußpaar hat sich bereits zu einem 2ästigen Fortsatz umgewandelt und tritt mehr hervor (Taf. 24, Fig. 3). Hierzu kommt noch, daß an der Basis des Telsons an beiden Seiten der Substanz je ein eiförmiges, dunkel granuliertes Gebilde auftritt, aus welchem sich das 6. Abdominalfußpaar ent- wickelt (Taf. 24, Fig. 11). 2. Stad. Mesozoea. Von Vertretern dieses Entwicklungsstadiums lagen mir 2 Larven vor. Die eine, jüngere Larve ist 2,9 mm lang und erinnert in der allgemeinen Zusammensetzung des Körpers lebhaft an die ältern Euzoea-Larven, ist indessen etwas größer. Der Stirnfortsatz des Cephalothorax ist kaum merklich verlängert und in der distalen Hälfte gleichfalls nach unten gekrümmt; außer dem an- tennalen Dornfortsatz ist auch der Bauchrandfortsatz vorhanden (Taf. 24, Fig. 4). Am Abdomen stimmen die ersten 6 Segmente vollständig mit jenen der letzten Euzoea-Larve überein, allein im Innern des Telsons ‘ist das werdende 6. Abdominalfußpaar schon deutlicher zu erkennen (Taf. 24, Fig. 12), während sich in der Zahl der Rand- borsten keine Veränderung zeigt. Die Anzahl der Extremitätenanhänge des Cephalo- thorax ist zwar noch dieselbe wie bei der letzten Euzoea- Larve, allein die einzelnen Extremitätenanhänge sind in ihrer Entwicklung vorgeschritten. Der Stamm des 1. Antennenpaars ist nämlich in 3 Glieder geteilt. Das Endopodit des 2. und 3. Maxillarfubes ist 5eliedrie geworden. Die 2 Äste des 1. Greiffußes sind verlängert und vom Stamm abgeschnürt. Das 2. Fußpaar ist mehr fingerförmig vortretend, daneben ist auch schon das Baumaterial des 3. und 4. Fußpaars zu erkennen. ' An den ältern, 3,12 mm langen Mesozoea-Larven ist am Rumpf und am Abdomen überhaupt keine auffällige Veränderung vor sich gegangen. Im Innern des Telsons aber ist das 6. Abdominal- fußpaar bereits ausgestaltet, beide Äste desselben sind abgesondert, Caridina wyckii (Hıcks). 243 und auch die Borsten an der Spitze des Exopodits sind wahr- zunehmen (Taf. 24, Fig. 13), außerdem hat auch die Zahl der Rand- borsten an beiden Seiten um eine zugenommen, sodaß an jeder Seite 8 derselben erscheinen. Von den Extremitätenanhängen ist bloß das 1. und 2. Greiffub- paar merklich verändert, insofern die beiden Äste des 1. Greiffußes mehr verlängert und im Innern der Spitze bereits die kleinen Borsten wahrzunehmen sind (Taf. 25, Fig. 3, 4 d. e); das 2. Fußpaar ist noch immer lästig, indessen gleichfalls länger geworden, und auch das 3. und 4. Fußpaar ist vorspringend. 3. Stad. Metazoea. Die in der Entwicklung begriffene Larve gelangt unstreitig durch Häutung in dieses Entwicklungsstadium und macht darin, teils durch einfaches Wachstum, teils im Gefolge der Häutungen wiederholt Umgestaltungen durch, und zwar so, dab diese Periode der Umgestaltung eine der am längsten währenden ist. Die jüngste der mir vorliegenden Metazoea-Larven ist von der Spitze des Telsons bis zum distalen Ende des Stirnfortsatzes gemessen 3,2 mm lang. Die Schale des Cephalothorax gleicht vollständige der- jenigen der Mesozoea-Larve, nur daß sie natürlich im ganzen und in den Teilen etwas größer geworden ist. Am Stirnfortsatz treten noch keine zahnartigen Dornen auf. Außer den 6 Segmenten des Abdomens ist auch der typische Telson schon entwickelt, indem an der Basis des 7. Abdominal- segments an beiden Seiten das typische 6. Abdominalfußpaar er- scheint (Taf. 24, Fig. 5, 14). Das Telson selbst behält zwar seine ursprüngliche Form, seine beiden Seiten sind aber nicht mehr bogig wie vorher, sondern abschüssig gerade, verlängert und im Verhältnis zur Länge auch etwas verschmälert (Taf. 24, Fig. 14). Von den Extremitätenanhängen des Rumpfs sind die 2 Antennenpaare nicht wesentlicher verändert, bloß die sichelförmige Geibel des 2. Antennenpaars ist 2gliedrig geworden. Das obere und das 2. Maxillarpaar ist nur wenig verändert, aber gewachsen, während am 1. Maxillarpaar eine merklichere Veränderung statt- fand. Besonders charakterisiert wird diese erste Metazoea- Larve durch das Erscheinen des 1. Greiffußpaars allein noch in einer den Maxillarfüßen ähnlichen Form (Taf. 24, Fig. 5; Taf. ‘25, Fig. 35). Das 2. Fubpaar wird durch 2 von einem gemeinsamen 16* 244 E. von Dapay, Stamm ausgehende fingerförmige, ziemlich lange Fortsätze re- präsentiert, in deren Innerm, nahe der Spitze, die werdenden End- borsten schon zu erkennen sind. Die tolgenden 3 Fußpaare zeigen sich in der Form von nach hinten allmählich kleiner werdenden finger- förmigen Vorsprüngen (Taf. 24, Fig. 5). Es unterliegt keinem Zweifel, daß die mir vorliegende und so- eben beschriebene erste Metazoea-Larve sich zum mindesten 2mal häutet, bis das Protomysis-Stadium eintritt, bzw. daß im Ent- wicklungsgang, obgleich es mir nicht gelungen ist, dies unmittelbar zu beobachten, wenigstens noch 2 Metazoea-Larven vorauszusetzen sind, und zwar die folgenden: Zweite Metazoea. Der Körper ist etwas größer geworden, das Telson ist mehr verschmälert, behält aber seine ursprüngliche Form noch annähernd bei. Die Antennen und die Extremitäten des Munds sind unverändert, ebenso auch die Maxillarfüße. An das den Maxillarfüßen ähnliche 1. Thoraxfußpaar schließt sich das ähnlich entwickelte 2. Thoraxfußpaar. Das 3. Thoraxfußpaar ist in 2 finger- fürmige, verlängerte, ungegliederte Äste geteilt. Das 4. Fußpaar leicht dem vorigen, die Äste sind jedoch sehr kurz und vom Stamm nicht abgeschnürt. Das 5. Fußpaar zeigt sich bloß in der Form eines kurzen fingerformigen Fortsatzes. Dritte Metazoea. Die Zunahme des Körpers schreitet fort, ebenso auch die Verschmälerung des Telsons. An den Antennen, Mundextremitäten und Maxillarfüßen zeigt sich keinerlei auffällige Veränderung, höchstens sind sie verhältnismäßig gewachsen. Hinter dem den Maxillarfüßen ähnlich gebauten 1. und 2. Thoraxfußpaar erscheint auch das 3. Thoraxfußpaar von gleicher Struktur. Die 2 fingerförmigen Äste des 4. Thoraxfußpaars sind verlängert, in ihrem Innern treten die Endborsten auf. Das fingerförmige Fort- satzpaar, welches das 5. Fubpaar repräsentiert, ist länger geworden. Mit Rücksicht auf jene lückenlose Entwicklungsreihe, welche von dem Euzoea-Stadium zur Mesozoea und von dieser zur Metazoea führt, sowie auf jene Kette, welche von dem Proto- mysis-Stadium an durch alle beobachteten Postmysis-Stadien sich unverkennbar zeigt, halte ich es nicht für unmöglich, dab die hier beschriebenen Metazoea-Larven in der Tat vorkommen. 4. Stad. Protomysis. In diesem Stadium der Entwicklung erreicht der Larvenkörper bereits eine ansehnliche Größe, insofern ihre ganze Länge von der Caridina wyckii (Hıcks). 245 Spitze des Stirnfortsatzes bis zum distalen Ende des Telsons ge- messen ca. 5,4 mm beträgt. Am ganzen Körper zeigen sich auf- fällige Veränderungen. Der Cephalothorax ist samt dem Stirnfortsatz 1,6 mm lang; der antennale Randfortsatz bleibt allein und zieht sich etwas tiefer gegen den Bauchrand der Schale, von welchem der früher vorhandene, nach vorn gerichtete Dornfortsatz ganz verschwunden ist (Taf. 24, Fig. 6). Der Stirnfortsatz hat an Länge zugenommen und mißt jetzt ca. 0,5 mm, ist gerade nach vorn gerichtet, an seiner Basis am Rücken ist die höckerartige Erhöhung noch vorhanden, ist aber schon einigermaßen zu einem Dorn umgewandelt, außerdem treten auch noch 2 fernere Dornen auf, neben welchen sich je eine feine Borste erhebt; der Bauchrand ist ganz unbedornt. Die Abdominalsegmente haben zwar alle an Größe zu- genommen, am auffälligsten aber das 6. und 7., welche mit dem bereits völlig entwickelten 6. Abdominalfußpaar das vollständige Telson bilden (Taf. 24, Fig. 6, 15). Das 7. Abdominalsegment ist auffallend verändert, denn es ist zu einer gestreckten, ziemlich schmalen Platte umgewandelt, an der Basis etwas schmäler als am distalen Eude und hier in der Mitte infolge einer schwachen Ver- tiefung in 2, nur wenig vorstehende Lappen geteilt; die Zahl der Randborsten an jedem Lappen ist auf je 7 reduziert, indem die äußerste Borste an die Seite gezogen ist. Die Länge beträgt 0,32 mm (Taf. 24, Fig. 15). Von den Extremitätenanhängen des Cephalothorax haben die 2 Antennenpaare nicht nur an Größe zugenommen, sondern auch die weitere Entwicklung ihrer Antennengeibel hat be- eonnen, insofern dieselben in Glieder geteilt sind (Taf. 24, Fig. 6, 20, 24). Die Mandibeln sowie das 1. und 2. Maxillarpaar sind nicht verändert, sondern bloß etwas größer geworden. Die Maxillarfübe unterscheiden sich voneinander fast nur hinsichtlich der Größe, die Zahl der Thoraxfußpaare hat zugenommen durch das 4. Fubpaar, welches zwar kleiner ist als das 3. sonst aber ebenso gestaltet ist. Das 5. Thoraxfußpaar ist noch immer bloß in Form eines finger- förmigen, ungegliederten Fortsatzes vorhanden (Taf. 24, Fig. 6). An der Bauchseite der ersten 5 Abdominalsegmente zeigt sich je 1 Paar fingerförmiger Fortsätze, die für die künftigen 5 Abdominal- fußpaare als Baumaterial zu dienen haben (Taf. 24, Fig. 6). 246 E. von Dapay, 5. Stade. Mesomysis. Aus diesem Stadium der Entwicklung liegen mir 2, eine jüngere und eine ältere Larvenform, vor. Die jüngere Mesomysis-Larve ist nur wenig größer als die Protomysis-Larve, ihre ganze Länge, vom Stirnfortsatz bis zum distalen Ende des Telsons gemessen, beträgt nämlich ca. 5,6 mm. Die Schale des Cephalothorax und der Stirnfortsatz stimmen vollständige überein mit demjenigen der Larven des Proto- mysis-Stadiums (Taf. 24, Fig. 7). Von den Abdominalsegmenten erscheint das 6. etwas länger. Das Telson, bzw. das letzte Abdominalsegment zeigt schon eine auffälligere Veränderung, insofern es eine gegen das distale Ende allmählich verschmälerte Platte bildet; er ist 3mal so lang, wie die größte Breite beträgt, ist in der distalen Hälfte an beiden Seiten mit je 2, ziemlich entfernt voneinander stehenden Dornen bewehrt, der apicale Rand ist bogig gerandet und die Spitze mit je 7 Fiederborsten besetzt, von welchen die äußere und die 2 innern am kürzesten, dornartig, die 2 äußern jeder Seite die längsten und kräftigsten sind (Taf. 24, Fig. 16). Von den Extremitäten des Cephalothorax sind das 1. und 2. Antennenpaar von denjenigen der Protomysis-Larve nur sehr wenig verschieden, während die Mandibeln kräftiger sind. An den 1. Maxillen hat die Zahl der Zähne der Kaulamelle sehr bedeutend zugenommen, wogegen das 2. Maxillarpaar sich nicht in der Struktur, sondern nur in der Größe verändert hat. Die Maxillarfußpaare haben keine auffällige Veränderung erlitten; es sind typische 2ästige Extremitäten. Die 2 Greiffußpaare sind in ein weiteres Entwicklungs- stadium getreten und weichen von den nachfolgenden ab, insofern am vorletzten Glied des Endopodits die innere Spitze dem künftigen Fingerfortsatz entsprechend etwas vorspringt (Taf. 24, Fig. 7; Taf. 25, Fig. 36). Die Zahl der Gehfußpaare hat ihre typische Höhe bereits erreicht, indem sich dem 2ästigen 3. und 4. Fußpaar das lästige 5. Fubpaar anschließt (Taf. 24, Fig. 7). Sämtliche Abdominalfußpaare sind bereits nahezu typisch entwickelt, das 1. und 5. Fußpaar sind indessen schwächer als die übrigen, das 6. Paar aber zeigt sich bereits in der konstant werdenden Form (Taf. 24, Fig. 16). Caridina wyckii (Hıcks). 947 Die ältere Mesomysis-Larve unterscheidet sich hinsichtlich des äußern Habitus nicht viel von der jüngern und stimmt auch in der Größe mit derselben ziemlich überein, insofern sie bloß 5,8 mm lang ist. Noch am auffälligsten ist die Vergrößerung der Schale des Cephalothorax, welcher samt dem Stirnfortsatz 2 mm mißt. Der Stirnfortsatz ist verlängert, gerade nach vorn gerichtet und reicht bis zum 2. Glied des Stamms der 1. Antenne, der Bauchrand ist glatt, während am Rückenrand bereits 4 Dornen und neben den- selben je eine feine Borste hervorragen (Taf. 24, Fig. 8). Von den Abdominalsegmenten weicht das das Telson bildende 7. Segment nur insofern von dem der jüngern Larve ab, als sich am Apicalrand nur je 6 Borsten erheben, von welchen die äußerste bereits zu einem Dorn verkürzt und erstarkt ist. Von den 2 Antennenpaaren zeigt die Geißel des 2. einen höhern Entwicklungsgrad, indem sie bereits in 12 Glieder zerfällt und fast die Länge von 1 mm erreicht (Taf. 24, Fig. 8). Die Mandibeln und die 2 Maxillarpaare sind bloß ge- wachsen, in anderer Hinsicht aber nicht merklicher verändert. Sämtliche Maxillarfübe gleichen denen der jüngern Meso- mysis-Larve, ihr Endopodit aber ist bereits ziemlich verkürzt. Die Greiffußpaare sind noch 2ästig, die innere Spitze des vorletzten Endopoditglieds aber ist bereits mehr verlängert, und zwar so, daß der werdende Stiel der Schere leicht zu erkennen ist und an der Spitze des letzten Glieds ein krallenartiger Anhang auf- tritt (Taf. 24, Fig. 8; Taf. 25, Fig. 37). Von den Gehfüßen sind das 3. und 4. Paar noch typische 2ästige Füße, ihr Exopodit aber ist kleiner geworden. Am Proto- podit des 5. Fußes zeigt sich ein Epipodit. An der Spitze des Dactylopodits aller Gehfüße erhebt sich ein krallenartiger langer Dorn. Von den Abdominalfüßen ist das Endopodit des 1. Paars noch eine eiförmige kleine Lamelle, während das der übrigen fast so groß ist wie das Exopodit und am Innenrand sich eine Seiten- erhöhung zeigt. 6. Stade Metamysis. Der Körper der Metamysis-Larve stimmt in der äußern Zu- sammensetzung vollkommen überein mit derjenigen der ältern Meso- mysis-Larve, die ganze Größe aber beträgt bereits 7,3 mm, die Cephalothoraxschale allein, ohne den Stirnfortsatz, ist 1,5 mm 248 E. von Dapay, lang. Der Stirnfortsatz ist 1 mm lang, am Riickenrand mit 7 Dornen und ebensoviel feinen Borsten bewehrt, während sich am Bauchrand ein größerer und ein kleinerer Dorn erhebt. Die Abdominalsegmente sind ebenso wie bei der ältern Mesomysis-Larve, und auch das 7. Segment (der Telson) zeigt keine Abweichung. Die Länge des Abdomens beträgt 3,8 mm, die des Telsons 1 mm. Das 1. Antennenpaar macht sich dadurch bemerklich, daß der äußere Ast in mehr (6) Glieder geteilt ist als der innere (4). Das 2. Antennenpaar zeigt schon eine größere Veränderung, insofern es die Länge der Geibel von 2,5 mm erreicht und die Anzahl der Glieder auf 26 steigt (Taf. 24, Fig. 16). Auch die Mandibeln und die 2 Maxillarpaare sind größer geworden und etwas verändert. Von den Maxillarfüßen erleidet das 1. und 2. Paar eine wesentliche Veränderung, es verliert die ursprüngliche Struktur, und beide Äste nehmen die konstante Zusammensetzung an. An den 2 Greiffubpaaren ist das Exopodit noch vorhanden, aber bereits in ziemlich verkümmertem Zustand, besonders am 2. Fubpaar. Am Endopodit beider Fußpaare ist die innere Spitze des vorletzten Glieds schon derart herangewachsen, dab sie fast das apicale Ende des letzten Glieds erreicht, wodurch die 2 Scheren- schenkel sich ihrem vollständig entwickelten Zustand nähern, und am Ende beider tritt auch schon ein Teil des Haarpinsels auf (Taf. 26, Bie. 17. Von den Gehfüßen ist das 1. und 2. Paar noch 2ästig, allein der äußere Ast ist bereits verkümmert, wogegen der innere Ast kräftig entwickelt ist und schon konstante Form angenommen hat. Das 5. Fußpaar ist lästig. An der Spitze des letzten Glieds aller Gehfüße haben sich statt der frühern Borsten und Dornen 2 bis 3 Krallen entwickelt. An den 3. und 4. Füßen tritt auch das Epi- podit auf. Von den Abdominalfüßen ist das Endopodit des 1. Paars weit kürzer als das Exopodit und blattförmig, während beide Äste der folgenden 4 Paare fast gleichgroß sind und am Innenrand des Endopodits der Seitenfortsatz verlängert ist. Am 6. Abdominal- fubpaar zeigt sich keine Veränderung, es ist bloß größer geworden. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß der hier kurz be- schriebenen Metamysis-Larve noch einige weitere Metamysis- Larven folgen, bevor das Protomysis-Stadium eintritt. Die An- Caridina wyckii (Hicks). 249 zahl der vorausgesetzten, von mir aber nicht beobachteten fernern Metamysis-Larven kann man für den Fall, daß man die Verkümme- rung des Exopodits aller Thoraxfüße und sodann den vollständigen Verlust derselben als gleichzeitig vor sich gehend annähme, mindestens mit 2, während, wenn man das Schwinden des Exopodits der Thorax- füße in einer von hinten nach vorn erfolgenden allmählichen Reihen- folge denkt, mindestens mit 3 annehmen. Berücksichtigt man, dab an den beobachteten Metamysis-Larven das Exopodit aller Thoraxfüße in einer von vorn nach hinten fortschreitenden Reihen- folge allmählich kleiner, verkümmerter werden, so ist es schon wahrscheinlich, daß ihr vollständiges Schwinden in umgekehrter Reihenfolge und allmählich erfolgt, und auf Grund dessen nehme ich noch folgende 3 Metamysis-Larvenstadien an. Zweites Metamysis-Stadium. Der ganze Körper nimmt in einem gewissen Grade an Größe zu. Der Stirnfortsatz der Cephalothoraxschale wird etwas länger, am Rückenrand steigt die Zahl der Dornen auf 8—9. Die Geißeln der 2 Antennenpaare sind wenig länger, die Zahl der Glieder des 1. Paars steigt eventuell auf 6—8, die des 2. Paars auf 30—32. Die Mandibeln- und Maxillenpaare sind blob größer geworden, haben sich aber nicht wesentlich verändert; dasselbe ist der Fall bei den Maxillarfüßen, an deren 3. Paar das Endo- podit auffallend verlängert, das Exopodit hingegen verkürzt ist. Von den Thoraxfüben ist das Exopodit nur an den ersten 3 Paaren vorhanden, am 4. hingegen gänzlich verkümmert. Am 3. Thoraxfußpaar ist das Exopodit auffällig verkümmert. Das Dactylopodit aller Thoraxfußpaare hat bereits die konstante Form angenommen. Die Abdominalfüße sind bloß gewachsen, ohne sich zu verändern. Dritte Metamysis. Der ganze Körper hat etwas an Größe zugenommen. Der Stirnfortsatz der Cephalothoraxschale ist etwas länger geworden; am Rückenrand treten nur 1—2 Dornen mehr auf. Die Antennengeibeln sind etwas länger als im vorher- gehenden Larvenstadium, und auch die Zahl ihrer Glieder ist ge- stiegen, besonders an der Geifel der 2. Antennen, die wahrschein- lich bereits 36—38 Glieder zählt. 250 E. von Dapay, Auch die Mandibeln und Maxillen sowie die Maxillarfüße sind größer, ohne sich indessen wesentlich zu verändern. Von den Thoraxfußpaaren ist das Exopodit bloß an den ersten 2 Greiffußpaaren vorhanden, wogegen das am 3. Paar voll- ständig verkümmert ist. Auch das Exopodit des 2. Greiffußpaars ist verkümmert. Mit dieser Larvenform stimmt vollständig überein jene Larve von Atyaephyra desmarestii, welche Joux auf tab. 4, fig. 36 abgebildet hat (3), sowie das 3. 4., 5. Entwicklungsstadium von Palaemonetes (5). Die Abdominalfüße haben bloß an Größe zugenommen. Das Telson ist unverändert. Vierte Metamysis. Die Larve ist etwas größer als vorige Form; der Stirnfortsatz der Cephalothoraxschale ist etwas gestreckter. Die Geifeln der 2 Antennenpaare sind etwas länger als früher, und auch die Zahl ihrer Glieder hat zugenommen; die Geibel der 2. Antenne zählt wahrscheinlich deren 40—42. Die Mandibeln und Maxillen sowie die Maxillarfüße haben sich wesentlich nicht verändert und sind blob etwas größer. Von den Thoraxfußpaaren ist bloß an dem 1. Greiffuß- paar das bereits verkümmerte Exopodit noch vorhanden, während das der übrigen vollständig geschwunden ist. Am Dactylopodit des letzten Gehfußpaars sind am Innenrand wahrscheinlich bereits 8—10 Dornzähnchen entwickelt. Die Abdominalfüße und das Telson haben keine wesent- liche Veränderung erfahren. VII. Stad. Postmysis. In diesem Stadium der Entwicklung weist die junge Larve bereits im ganzen genommen die Organisationsverhältnisse des ent- wickelten Tiers auf, allein die Fortpflanzungsorgane sind noch un- entwickelt, und außerdem zeigt ein oder das andere Organ eine langsame, allmähliche Vervollkommnung, das Herannahen der Stabilität. In dem mir vorliegenden Material habe ich mehrere, in dieses Stadium gehörige Larvenformen gefunden, und zwar so, dab es mir gelungen ist, eine Serie derselben zusammenzustellen, aus welcher ich indessen nachstehend bloß die jüngern, mithin inter- essantern Formen beschreibe. 1. Postmysis-Larve. Der Körper hat in allen Teilen an Größe zugenommen, sodaß die ganze Länge vom distalen Ende des Telsons bis zur Spitze des Stirnfortsatzes gemessen 8,8 mm beträgt. Caridina wyckii (Hıcks). bo 251 Die Schale des Cephalothorax gleicht im ganzen der- jenigen der Metamysis-Larve, ist aber etwas länger und der Hinterrand mit Borsten versehen (Taf. 24, Fig. 9). Der Stirnfort- satz ist um 1 mm länger, gegen das distale Ende nach oben ge- krümmt; an der Basis fehlt die höckerartige Erhöhung; am Rücken- rand erheben sich bereits 13 Dornen, das distale Ende ist indessen glatt; in der Mitte des Bauchrands stehen 3 Dornen. Zwischen den Dornen zeigen sich feine Borsten. Von den Abdominalsegmenten ist das das Telson bildende 7. Segment eine 1,5 mm lange schmale Platte, welche gegen das distale Ende verengt und fast 4mal so lang ist wie ihre größte Breite; nahe dem Rand erheben sich an beiden Seiten in gleicher Entfernung voneinander je 4 Dornen, von welchen der distale nahe der Spitze, der proximale aber fast in der Mitte sitzt. Die apicale Spitze des Telsons ist in der Mitte vorspringend, abgerundet und zeigt an beiden Seiten ein kleines horizontales Feld, auf welchem sich je 1 mächtige gefiederte Kralle erhebt, von welcher nach innen an jeder Seite noch je 3 verschieden lange, gefiederte Dornen auf- ragen (Taf. 24, Fig. 17). Die Geibel des 1. Antennenpaars sind bereits 1,2 mm lang und 12gliedrig; an der Rückenseite des letzten Stammglieds, nahe dem Ursprung der Geißel, zeigt sich ein kleiner fingerförmiger Vorsprung. Die Geißel des 2. Antennenpaars ist auf 5 mm angewachsen und besteht aus 54 Gliedern. Die Mandibeln und Maxillen sind auffällig größer ge- worden und nähern sich in hohem Grad der endgültigen Form und Struktur. Von den Maxillarfüßen zeigen die ersten 2 Paare zwar eine Vervollkommnung, unterscheiden sich aber wesentlich weder von derjenigen der Metamysis-Larve noch des entwickelten Tiers, wogegen das 3. Maxillarfußpaar schon entschieden an das des ent- wickelten Tiers erinnert, am Innenrand des Dactylopodits Qu sind nur noch 3 Krallen zugegen (Taf. 25, Fig. 33). Das Exopodit der GreiffuBpaare ist gänzlich geschwunden, an Stelle desselben aber tritt eine Mastigobranchie auf. Die Scheren nähern sich der äußersten Grenze der völligen Entwicklung, die Schenkel sind gleichlang, die Endspitze dicht behaart. Sämtliche Gehfüße haben das Exopodit verloren, und die Glieder des Endopodits sind ganz ähnlich dem des entwickelten Tiers 252 E. von Dapay, gestaltet; am Innenrand des Dactylopodits bzw. des letzten Glieds des 3. und 4. Fußpaars erheben sich 4 Dornen, während am 5. die Zahl der Dornen auf 13 gestiegen ist. Von den Abdominalfüben ist das Endopodit des 1. Paars noch immer viel kleiner als das Exopodit, ist blattförmig, ohne Seitenfortsatz. Die folgenden 4 Abdominalfußpaare haben eine gleiche Struktur, ihr Exopodit und Endopodit ist fast gleichlang, und auch der Seitenfortsatz des letztern ist gut entwickelt. Am Protopodit des 5. Abdominalfußpaars tritt eine Längsreihe von langen Borsten auf. Das 6. Abdominalfußpaar hat, wie es scheint,' seine vollkommene Entwicklung erreicht. Zweite Postmysis-Larve. Die weitere Entwicklung zeigt sich fast ausschließlich in der Zunahme der Körpergröße, welcher vom distalen Ende des Telsons bis zur Spitze des Stirnfortsatzes gemessen 11,5 mm lang ist. An der Cephalothoraxschale ist oben und nahe des antennalen Fortsatzes ein kleiner Vorsprung abgesondert. Der Stirnfortsatz hat die Länge von 2 mm erreicht und ist schwach nach oben gekrümmt; am Rückenrand haben sich 15 Dornen ent- wickelt, im distalen Drittel sind deren jedoch nur 3 vorhanden, und 2 derselben, nahe der Spitze, sind sehr klein; am Bauchrand erheben sich in der distalen Hälfte 6 Dornen, von welchen der äußerste gegenüber dem zweitvorletzten Dorn des Oberrands liegt. Die ganze Länge des Abdomens beträgt 7,5 mm, das Telson selbst ist 2 mm lang und stimmt durchaus mit dem der Larve des : vorherigen Stadiums überein. Der Stamm des 1. Antennenpaars ist 2mm lang, während seine aus 16—19 Gliedern bestehenden 2 Geibeln die Länge von 2,7 mm erlangt haben. Die Schuppe des 2. Antennenpaars ist 2 mm lang, die Geifel hat eine Länge von 11,5 mm, und die Zahl ihrer Glieder hat sich auf 78 erhöht. Die Mandibeln und Maxillen sind bloß größer geworden, haben sich aber nicht verändert. Das Protopodit des 1. Maxillarfußpaars hat sich zu typischer Größe entwickelt und zu einer Kaulamelle umgestaltet; das Endopodit ist verkümmert, wogegen das Exopodit sich typisch gestaltet (Taf. 25, Fig. 21). Am 2. und 3. Maxillarfußpaar zeigt sich keine Spur einer nennenswerten Veränderung, ausgenommen, daß an den Gliedern des letztern die Zahl der Dornen und Borsten zugenommen hat. Caridina wyckii (Hicks). 253 Die Greiffübe und die ersten 2 Gehfubpaare unterscheiden sich in nichts von denjenigen des vorigen Larvenstadiums, wogegen am Innenrand des Dactylopodits des 5. Fußpaars die Dornen dünn werden und ihre Zahl auf 16 steigt. Am1.Abdominalfußpaar ist das Endopodit größer, und am Innenrand zeigt sich ein kleiner Seitenfortsatz. Die übrigen Ab- dominalfußpaare sind bloß größer geworden, ohne sich aber zu ver- ändern. Dritte Postmysis-Larve. In der Gestaltung der Organi- sationsverhältnisse zeigt sich keine nennenswerte Veränderung, bloß die Maßverhältnisse des Körpers und der einzelnen Extremitäts- anhänge sind gestiegen. Die ganze Körperlänge beträgt vom distalen Ende des Telsons bis zur Spitze des Stirnfortsatzes gemessen 13 mm. Der antennale Dornfortsatz der Cephalothoraxschale ist unverändert geblieben. Der Stirnfortsatz ist 2 mm lang und im ganzen ebenso geformt wie bei der vorherigen Larve, am Rückenrand aber erheben sich 15, und am Bauchrand 7 Dornen. Am Riickenrand des Stirnfortsatzes ist die Anordnung der 3 letzten Dornen ganz wie bei der vorherigen Larvenform. An den Abdominalsegmenten und besonders am Telson zeigt sich keinerlei Veränderung. Die Geißeln des 1. Antennenpaars sind auf 3 mm an- gewachsen und bestehen aus 18—21 Gliedern. Die Geißel des 2. Antennenpaars hat die Länge von 14 mm erreicht, und die Zahl ihrer Glieder ist auf 84 erhöht. Am Innenrand des Dactylopodits des 3. und 4. Gehfußpaars ist die Zahl der Dornzähne auf 4—5, am 5. Fußpaar aber auf 10 gestiegen. Vierte Postmysis-Larve. Von dieser Larvenform gilt im allgemeinen dasselbe wie von der vorherigen Form. Der Körper hat eine Länge von 13 mm. Der Stirnfortsatz der Cephalothorax- schale ist 2,5 mm lang, am Rückenrand erheben sich 18 Dornen, am Bauchrand hingegen 10, und die 3 distalen Rückendornen sind ebenso angeordnet wie bei der vorherigen Larvenform. Die Geißeln des 1. Antennenpaars erreichen die Länge von 3,9 mm und sind aus 27—29 Gliedern zusammengesetzt. Die Geifel des 2. Antennenpaars ist 15 mm lang, die Zahl ihrer Glieder beträgt 92; die Antennalschuppe ist bloß 2 mm lang. Die Mandibeln und Maxillen sowie die Maxillar- und Greiffübe 254 E. von Dapay, haben bloß an Größe zugenommen, ohne aber sich merklicher zu verändern. Am Dactylopodit des 3. und 4. Gehfußpaars ist die Zahl der Dornenzähne auf 6—7 gestiegen, am Innenrand des Dactylo- podits des 5. Fußpaars aber die Zahl der Dornen bereits auf 26. Am Bauchseitenrand des 3., 4. und 5. Abdominalsegments treten Borsten auf. Am Hinterrand des Telsons ist die Zahl der Dornen auf 10 reduziert, von denselben sind an beiden die äußersten zu kurzen, kräftigen Dornen umgestaltet, die nachfolgenden sind etwas kräftiger und länger, die 2 innersten hingegen gleichfalls sehr kurz. Überhaupt werden die Randdornen nach innen allmählich kürzer. Von dieser Larvenform lag mir noch 1 Exemplar vor, welches in den Größenverhältnissen des Körpers und hinsichtlich der Länge der Geißel des 2. Antennenpaars mit denjenigen der vorigen Form vollständig übereinstimmt, im übrigen aber sich mehr oder weniger von derselben unterscheidet. Am Rückenrand des Stirnfortsatzes ‘erheben sich 24, am Bauchrand hingegen 8 Dornenzähne. Die Geibeln des 1. Antennenpaars bestehen bei 5 mm Länge aus 34—38 Gliedern, während ich an der Geibel des 2. Antennenpaars 122 Glieder ge- zählt habe. Am Innenrand des Dactylopodits des 3. und 4. Thorax- fußpaars ragen 6 Dornen hervor, an dem des 5. Fußpaars hingegen deren 30. | Fünfte Postmysis-Larve. Von den zu diesem Entwicklungs- stadium gehörigen Larven lagen mir 3 Exemplare vor, wovon die ganze Körperlänge der einen 20 mm, die der 2 andern dagegen 21 mm betrug. Der Stirnfortsatz des kleinern Exemplars trägt bei 25 mm . Länge am Rückenrand 25, am Bauchrand hingegen 8 Dornenzähne, während bei den 2 größern Exemplaren der Stirnfortsatz bereits 5 mm erreicht und sich am Rückenrand 22 bzw. 26, am Bauchrand dagegen 11 bzw. 15 Dornenzähne erheben. Am Bauchseitenrand der Schale des 3., 4. und 5. Abdominal- segments sind Borsten aufgetreten. Die Randdornen an der distalen Spitze des Telsons sind auf 8 reduziert. Die Geißeln des 1. Antennenpaars sind bei dem kleinern Exemplar auf 7 mm, bei dem größern auf 9 mm angewachsen, und die Zahl ihrer Glieder schwankt zwischen 60—80; die 14 proximalen Glieder sind dicker geworden als die übrigen, und an 8 derselben haben sich feine Riechstäbchen entwickelt. Die Geißel des 2. Antennenpaars ist 20—23 mm lang und die Zahl ihrer Glieder auf ca. 150 gestiegen. Caridina wyckii (Hıcks). 255 Am Innenrand des Dactylopodits des 3. Thoraxfußpaars treten 6—7, am 4. 8—9 und am 5. 42 Dornenzähnchen auf. Das Endopodit des 1. Abdominalfußpaars ist zu einer lanzett- förmigen Lamelle umgewandelt. Sechste Postmysis-Larve. Jedes der mir vorliegenden 3 Exemplare war, vom hintern Ende des Telsons bis zur Spitze des Rostrums gemessen, 22 mm lang. Die Schale des Cephalothorax hat samt dem Rostrum eine Länge von 9 mm; am Vorderrand, über dem Antennaldorn, erhebt sich ein orbitaler Höcker bzw. Vorsprung, an dessen abgerundeter Spitze 3—4 feine Borsten sitzen (Fig. Aa). Der Stirnfortsatz ist 4—5 mm lang, überragt den Stamm des 1. Antennenpaars und selbst die Schuppe des 2. Antennenpaars, das distale Ende ist etwas nach oben gehoben, in der Mitte breiter, insofern der Unterrand im mittlern Drittel bogig, im Basaldrittel aber wieder verengt ist. Fig. A. a Kopfbrustschild, b, e 3 letzten Glieder des 1. uud 2. Greiffubpaars. Der Stirnfortsatz des einen Exemplars trägt am Rückenrand 26, der beiden andern 23 Dornen, von welchen die 3 proximalen an der Cephalothoraxschale selbst sitzen, die folgenden 18 reihen sich in fast gleicher Entfernung derart aneinander, dab der 21. am Be- sinn des distalen Drittels des Stirnfortsatzes sitzt, derselbe ist durch eine große Lücke vom 22. getrennt, gleichwie der 22. vom 23, welch letzterer unfern der Endspitze des Stirnfortsatzes ent- 256 E. von Dapay, springt (Fig. Aa). Der Bauchrand des Stirnfortsatzes ist mit 9—11—14 Dornenzähnen bewehrt, die gerade im mittlern, breitesten Drittel desselben stehen, und zwar derart, dab das distale Ende ihrer Reihen gerade unter den 21. Dornzahn des Rückens fällt (Fig. Aa). Die Geibeln des 1. Antennenpaars sind ca. 10 mm lang, die eine besteht aus 79, die andere aus 92 Gliedern, sie zeigen aber die- selbe Struktur wie an der Larve des vorigen Stadiums. Am 2. Antennenpaar ist die Schuppe wenig kürzer als der Stirnfortsatz, bzw. sie überragt den Stamm des 1. Antennenpaars. Die Geibel ist 25 mm lang. Die Zahl ihrer Glieder vermochte ich nicht genau festzustellen, unstreitig ist sie größer als an der Larve des vorigen Stadiums. Unter den 4—5 Zähnen der Mandibeln erheben sich in einer buchtartigen Vertiefung 8 steife, einfache Borsten; an der untern Ecke der Vertiefung, die fast in die Mitte der Kaufläche fällt, sitzt ein Bündel sehr feiner Haare, hinter welchem sich gleichfalls eine Reihe sehr feiner Härchen erhebt. An der äußern Seite der Man- dibeln zeigt sich in der untern Hälfte ein bogiger Nebenkiefer. Das 1. Maxillenpaar hat dieselbe Struktur wie bei der vor- herigen Postmysis-Larve (Taf. 25, Fig. 10), seine Teile aber sind gröber, und die Borsten erscheinen in größerer Anzahl. Am 2.Maxillenpaar sind die Lappen des Endopodits größer, an der Innenseite tritt ein Nebenlappen auf; der innere Anhang des Exopodits ist in der ganzen Länge fast gleich breit, bloß die an der Spitze schief geschnittene Lamelle ist breiter. Das 1. und 2. Maxillarfußpaar behält die frühere Form und Struktur bei, am Exopodit des letztern aber ist die Anzahl der Borsten eine größere. Am 3. Maxillarfußpaar sind die 2 Proximal- glieder bloß am Innen- und Außenrand behaart, das 3. Glied ist gröber als alle übrigen, an der Außenseite erheben sich gleich weit voneinander 5 gebogene Haarbündel, deren jedes aus 5 Härchen be- steht; das 4. und 5. Glied erscheint zusammengewachsen, und ihre Grenze wird nur durch einen kräftigern Dorn angedeutet. An der äußern Oberfläche des 4. Glieds steht eine Reihe von 7 schiefen Bündeln ziemlich langer, gefiederter Borsten, die gleichsam eine Bürste bilden; das letzte Glied gleicht annähernd dem Dactylopodit der Gehfiibe, der Innenrand ist mit 5 kleinen Dornenzähnen bewehrt. Der Carpus des 1. Greiffußpaars gleicht annähernd einem gestürzten Kegel, die distale Spitze ist schwach eingeschnitten, mehr Caridina wyckii (Hicks). 257 als doppelt so lang, wie die größte Breite beträgt, wenig kürzer als die Palma der Schere und die Zehen zusammen (Fig. Ab). Die Scherenpalma ist um !}, kürzer als die bewegliche Zehe, ihre größte Breite beträgt 0,4 mm, bzw. ihre größte Breite kommt ihrer Länge nahe. An der Spitze der Zehen erhebt sich das charakteristische Haarbündel. Am 2. Greiffußpaar ist der Carpus nur '/, länger als beim 1. Paar, gegen das Ende zu schwach verdickt, die distale äußere Spitze etwas vorspringend, fast 6mal so lang wie die größte Breite. Die Scherenpalma ist ebenso lang wie die Zehen, fast halb so lang wie der Carpus, der größte Durchmesser ist fast halb so lang wie die ganze Länge, d. i. 0,3 mm. An der Spitze der Zehen sind die charakteristischen Haarbündel vorhanden (Fig. Ac). Das 1. Gehfuß- bzw. das 3. Thoraxfubpaar mißt 6,5 mm, am 2. proximalen Glied sitzt in der Mitte des Innenrands ein kräftiger Dorn; das Dactylopodit ist um etwas weniger als '/, kürzer als das Protopodit, am Innenrand erheben sich 9 kleine Dornen. Das 2. Gehfuß- bzw. das 4. Thoraxfußpaar ist 6,5 mm lang, das proximale 2. Glied trägt am Innenrand einen kräftigen Dorn; das Dactylopodit ist !/, so lang wie das Protopodit, am Innen- rand stehen 9 kleine Dornenzähnchen. Das 3. Gehfuß- bzw. das 5. Thoraxfußpaar mißt 6,5 mm, am 2. proximalen Glied ragt in der Mitte des Innenrands 1 kräftiger Dorn empor; das Dactylopodit ist nicht ganz !/, so lang wie das Protopodit, am Innenrand erheben sich 50 kleine Dornenzähnchen, die in proximaler Richtung allmählich kürzer und schwächer werden (Taf. 26, Fig. 23). Das Endopodit des 1. Abdominalfußpaars bildet eine lanzettförmige Lamelle, ist indessen weit kürzer als das Exopodit. Am 5. Abdominalfußpaar sind an der Bauchseite des Protopodits die Borsten kräftiger und länger geworden. An der Schalenlamelle der ersten 2 Abdominalsegmente erheben sich am Bauchrand kleine, gedrängt stehende Borsten, wo- gegen an den nachfolgenden 3 Segmenten die Borsten schon ziemlich lang sind. An der Bauchseite des 6. Abdominalsegments treten spärlich zerstreute, steife Dornen auf. Das Telson-Segment bildet eine nach hinten verengte Lamelle, an beiden Seiten längs des Rands, in gleicher Entfernung voneinander sitzen je 1 bzw. je 5 kräftige Dornen. Am Rand der distalen Spitze des Telsons erhebt sich in der Mitte 1 kleiner Höcker, neben Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 17 258 E. yon Dapay, welchem rechts und links je 4 Dornen gelagert sind, von welchen der äußerte am längsten, länger und kräftiger als alle nachfolgenden, ist, während die 2 andern fast gleichlang sind, alle sind fein ge- fiedert (Taf. 24, Fig. 24). Die in Vorstehendem kurz beschriebenen 6. Postmysis-Larven, bzw. bereits entwickelten, aber noch nicht geschlechtsreifen Exemplare gleichen in hohem Maß den von J. G. pe Max beschriebenen jungen, 21 mm langen Exemplaren von Caridina wickü var. gracilipes aus dem Fluß Maros der Insel Celebes, wogegen dieselben auf Grund derselben Merkmale sich unterscheiden von Carzdina longirostris M. E. (= Car. nilotica Roux) wie die jungen und vollständig entwickelten Individuen von Caridina wyckw var. gracilipes DE MAN (cf. DE Man, 4a, p. 394—396). Als Unterschied muß ich besonders betonen, dab an der Cephalothoraxschale der typischen Curidina wyckü var. gracilipes und auch dem der Stammform über dem Antennaldorn die behaarte lappenförmige Erhöhung nicht vorhanden ist wie bei den oben beschriebenen Larven; ferner, daß an der distalen Endspitze des Telsons von Caridina wyckw var. gracilipes nicht bloß 8, sondern 10 Dornen sitzen. Betrachtet man nun diese Verschiedenheiten als sehr wichtige, so könnte man die von mir gefundenen sämtlichen Larven als zum Formenkreis einer neuen Art ansprechen. Zur Entscheidung dieser Frage ist indessen die Kenntnis der vollständig seschlechtsreifen Exemplare unbedingt notwendig. 2. Entwicklungsgang der einzelnen Organe. a) Das 1. oder innere Antennenpaar. Im 1. Entwicklungsstadium bzw. an der Euzoea-Larve ist der Stamm des 1. Antennenpaars ca. 0,35—0,4 mm lang, zylindrisch, gegen das distale Ende etwas verjiingt und nicht in Glieder geteilt (Taf. 24, Fig. 1—3, 18). Die äußere Geibel ist zylindrisch, finger- förmig und bildet am Ende einen etwas zugespitzten Fortsatz, an dessen Spitze 2 längere, im distalen Drittel des Innenrands aber 3 kürzere Borsten hervorragen. Die Länge beträgt 0,15 mm. Die innere (reißel wird durch eine mächtige, ca. 0,6—0,7 mm lange, spärlich und steif gefiederte Borste repräsentiert, die bisweilen doppelt so lang ist wie der Antennenstamm selbst (Taf. 24, Fig. 18). Im 2. Entwicklungsstadium bzw. an der Mesozoea-Larve ist der Stamm des 1. Antennenpaars bereits auf ca. 0,65 mm angewachsen Caridina wyckii (Hicks). 259 und in 3 Glieder geteilt, deren proximales allein länger ist als die nachfolgenden 2 zusammen; an der Basis tritt außen 1 kleiner Dorn- fortsatz auf; die nächstfolgenden 2 Glieder sind fast gleichlang und dick; am äußern und innern distalen Ende aller 3 Glieder sitzt je 1 Borste, deren äußere gefiedert ist (Taf. 24, Fig. 19). Die äußere Geißel ist bereits 0,17—0,18 mm lang, hat aber ihre frühere Form und Struktur beibehalten. Die innere Geißel erinnert noch immer an eine mächtige Borste, allein ihre Basis ist schon aufgedunsen und zu einem 0,08 mm langen fingerförmigen Fortsatz umgewandelt (Taf. 24, Fig. 19). Im 3. Entwicklungsstadium bzw. an der Metazoea-Larve stimmt das 1. Antennenpaar in der Struktur vollständig überein mit dem der Mesozoea-Larve und unterscheidet sich von demselben nur insofern, als der Stamm etwas verdickt und bereits 0,9—1 mm lang ist. An der das 4. Entwicklungsstadium repräsentierenden Proto- mysis-Larve ist das 1. Antennenpaar nicht nur dicker, sondern zugleich auch länger geworden, insofern der Stamm schon 0,5 mm lang ist, dabei ist die Seitenschuppe mehr vortretend; am proximalen Glied treten nicht nur am Apicalrand, sondern auch an beiden Seiten zahlreiche Borsten auf, allein auch am Endrand der andern 2 Glieder nimmt die Zahl der Borsten zu (Taf. 24, Fig. 20). Die äubere Geibel ist auf 0,2 mm angewachsen, in 3 Glieder geteilt und bloß mit 2 Bürstchen bewehrt. Die innere Geißel ist im Verhältnis zu der Metazoea-Larve wesentlich verändert, denn sie mibt bereits 0,18 mm und ist in 2 Glieder geteilt, deren letztes an der Spitze 4 Borsten trägt (Taf. 24, Fig. 20). Im 5. Entwicklungsstadium bzw. an der Mesomysis-Larve ist der Antennalstamm bereits auf 0,85 mm verlängert, die Schuppe am Basalglied ist größer, an der Spitze treten Borsten auf, im übrigen gleicht sie derjenigen der Protomysis-Larve (Taf. 24, Fig. 21). Die äußere Geißel ist auf 0,38 mm herangewachsen und besteht bereits aus 4 Gliedern, wogegen die innere eine Länge von 0,55 mm erreicht und aus 3 Gliedern besteht, deren proximales Glied allein so lang ist wie die nächstfolgenden 2 zusammen (Taf. 24, Fig. 21). Im 6. Entwicklungsstadium, d. i. an der Metamysis-Larve, mißt der Stamm des 1. Antennenpaars schon 0,97 mm und ist im ganzen kräftiger, allein das Verhältnis der Glieder zueinander ist das frühere geblieben, ebenso auch die Beborstung mit dem Unterschied, daß die Borsten kräftiger und länger sind als früher. Die äubere 17% 260 E. von Dapay, Geißel ist 0,47 mm lang und 6gliedrig, die innere hingegen 0,38 mm und aus bloß 4 Gliedern zusammengesetzt; an den Gliedern hat die Zahl der Borsten zugenommen. Im 7. Entwicklungsstadium, d. i. an der 1. Postmysis-Larve, zeigt sich am 1. Antennenpaar bloß in den Größenverhältnissen des Stamms, in der Länge der Geißel und der Zahl ihrer Glieder sowie in der Behaarung der Stammschuppe einiger Fortschritt, außerdem erscheint das letzte Stammelied; nahe dem Ursprung der Geißeln erscheint ein kleiner fingerförmiger Vorsprung, der auch in den fernern Stadien konstant vorhanden ist. Dasselbe gilt auch hin- sichtlich des 1. Antennenpaars der weitern Postmysis-Larven. Der Kürze halber fasse ich diese Verhältnisse in folgender Tabelle zusammen. Postmysis-Larven. OUR O9 DO le 2. 3. 4. 9. 6. . Länge des Antennenstammes 1,2 mm 2 mm 2mm 2 mm 2 mm 2 mm . Länge der äußern Geibel 12 „ af, 3 „35, Taare . Länge der innern Geibel LE aie ei 3, 68,0) eee . Gliederzahl der äußern Geißel 11—12 19 21 29 70—80 92 . Gliederzahl der innern Geißel 10—11 16 18 27 60—70 79 6. Borstenzahl der Stammschuppe 8 10 12 12 12 12 Die Länge des Antennenstamms scheint somit nach dem 2. Postmysisstadium permanent zu sein, während die Länge und sliederzahl der Geibeln allmählich zunimmt. b) Das 2. oder äußere Antennenpaar. Im 1. und 2. Entwicklungsstadium, d. i. an der Euzoea- und Mesozoea- Larve, stimmt die Struktur des 2. Antennenpaars voll- ständig überein, und bloß in der Größe zeigen sich einige Unter- schiede. Die Antennalschuppe ist in beiden Stadien 0,35—0,4 mm lang, mehr oder weniger blattförmig, die distale Spitze spitzer oder stumpfer abgerundet, mit zahlreichen Borsten bewehrt (Taf. 24, Fig. 22). Die Geißel ist in beiden Stadien eine säbelförmige un- gegliederte Lamelle, die nahe der Spitze 1 kräftigere und 1 schwächere Borste trägt und 0,2—0,25 mm lang ist. An der distalen innern Spitze des Antennalstamms erhebt sich 1 kräftiger Dorn. Im 3. Entwicklungsstadium, d. i. an der Metazoea-Larve, ist die Schuppe des 2. Antennenpaars 0,42 mm lang, annähernd blatt- förmig, an beiden Enden etwas schmäler als anderwärts, der Innen- rand über der Mitte bogig, der Außenrand fast gerade, mit weniger Caridina wyckii (Hicks). 261 zahlreichen Borsten als am Innenrand (Taf. 24, Fie. 23). Die Geißel ist der des vorigen Larvenstadiums gleich, das Ende indessen stark zu- gespitzt, an der Seite nur mit 1 Borste, sie erscheint in 2 Glieder geteilt und ist 0,25 mm lang. An der distalen Ecke des Stamms ist der kräftige Dorn zugegen. An der das 4. Entwicklungsstadium repräsentierenden Proto- mysis-Larve ist die Schuppe des 2. Antennenpaars 0,58 mm lane. Hinsichtlich der Form der Metazoea-Larve gleich, der Außen- rand erscheint unbehaart und hier, nahe der distalen Ecke, eröffnen 2 kleine Dornen die Reihe der apicalen Borsten. Die Geißel ist nunmehr nicht nur fadenförmig, sondern auch in 4 Glieder eeteilt und auf 0,56 mm herangewachsen; die Glieder sind gleich lang (Taf. 24, Fig. 6). Im 5. Entwicklungsstadium hat an der jüngern Mesomysis- Larve die Antennalschuppe dieselbe Form und Struktur wie im vorigen Stadium (Taf. 24, Fig. 7), ist aber erößer, 0,64 mm lang, gegen das distale Ende verbreitert. Auch die Geibel ist länger und mißt 0,61 mm, die Zahl der Glieder ist auf 6 gestiegen. deren 3 proximale kürzer sind als die apicalen (Taf. 24, Fig. 75). Bei der ältern Mesomysis-Larve erreicht die Schuppe des 2. Antennen- paars bereits die in spätern Stadien sich wiederholende d. i. end- gültige Struktur, insofern nahe der apicalen Spitze der kräftige nach vorn gerichtete Dornfortsatz erscheint und nur am Innenrand Borsten stehen. Ihre Länge beträgt 0,76 mm, die gröbte Breite 0,26 mm. Die Geißel mißt bereits 1,2 mm, überragt mithin die Antennalschuppe bedeutend; die Zahl ihrer Glieder ist auf 12—14 gestiegen. An der im 6. Entwicklungsstadium befindlichen Metamysis- Larve ist die Schuppe des 2. Antennenpaars im Verhältnis zum vorigen Larvenstadium bloß etwas größer, d. i. 0,94 mm lang. Die Geißel erreicht eine Länge von 2,5 mm, und die Zahl ihrer Glieder steigt auf 26. Diese Größenzunahme der Geibel schreitet in den übrigen hypothetischen Metamysis-Larven sicherlich im Ver- hältnis und allmählich fort, bis sie diejenige der 1. Postmysis- Larve erreicht (Taf. 24, Fig. 26). An den verschiedenen Postmysis-Larven des 7. Entwicklungs- stadiums nimmt die Schuppe und Geißel des 2. Antennenpaars fort- während an Länge zu, und die Gliederzahl der letztern steigt rapid, wie aus nachstehender Zusammenstellung ersichtlich ist. 262 E. von Dapvar, Postmysis. 1 2. 3. 4. D. 6. 1. Länge der Schuppe 1,2 mm 2mm 2mm 2 mm 2 mm 2 mm 2. Länge der Geibel DU. Ilsa 15 „ 20—23, a) 3. Zahl der Geibelglieder 54 78 84 92 150 190 (?) Hieraus geht hervor, dab die Antennalschuppe bereits im 2. Postmysis-Stadium vermutlich ihre beständige Länge erreicht, denn dieselbe wiederholt sich in den nachfolgenden 4 Stufen. Die Länge der Geibel nimmt an der 2. Postmysis-Larve plötzlich und auffällig zu, d. i. sie wird über doppelt so lang, wie sie im vorigen Stadium war, während sie in den spätern Stadien in geringerm Verhältnis heranwächst. c) Entwicklungsgang der Mandibeln. Von den Mundwerkzeugen machen die Mandibeln im Ent- wicklungsgang die geringsten Veränderungen durch. Im 1. Entwicklungsstadium bzw. an der Euzoea-Larve sowie auch in allen folgenden Stadien bestehen die Mandibeln aus einem mehr oder weniger bogig gekriimmten kegelförmigen Stamm und einem Kauteil. An dem Kauteil kann man einen obern und einen untern vorspringenden Endteil wahrnehmen, deren ersterer mit 4 Zähnchen bewehrt, letzterer aber mit kleinen Borsten dicht be- setzt ist (Taf. 25, Fig. 1). Der Kauteil ist in der Mitte buchtartig vertieft; nahe dem 1. Vorsprung erheben sich am Rand 3 mehr- ästige kurze Borsten, in der Mitte hingegen einige glatte kräftige und jenseits derselben gegen die untere Spitze zahlreiche kleine Borsten. An der Seite des Kauteils zeigt sich auch eine kleine Er- höhung, die mit feinen kurzen Haaren bedeckt ist und gleichsam einen Nebenkauteil bildet (Taf. 25, Fig. 1). Bei der im 2. Entwicklungsstadium befindlichen Mesozoea- Larve gleichen die Mandibeln im ganzen denjenigen der Euzoea- Larve, sind aber auffällig größer. An der obern Ecke des Kauteils zeigen sich 3 kräftige Zähne; die Zahl der an der Spitze mehr- ästigen Borsten ist auf 2 reduziert, diese aber sind größer und von den nachfolgenden glatten Borsten durch einen kleinen zugespitzten Höcker getrennt, woher sich am Kaurand 2 Buchten bilden. Der Höcker an der Seite des Kauteils ist noch immer klein (Taf. 25, Fig. 2). Caridina wyckii (Hıcks). 263 * Im 3. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metazoea-Larve, nehmen die Mandibeln wieder an Größe zu, die 2 mehrästigen Borsten am Rand der Kaufläche sind dicker geworden, und unter denselben erscheinen noch einige, gleichfalls mehrästige, aber dünnere Borsten. An der Seite der Erhöhung an der untern Ecke treten Zähnchen auf (Taf. 25, Fig. 3). Im 4. 5. und 6. Entwicklungsstadium, d. i. bei den Mysis- Larven, setzt sich die Größenzunahme der Mandibeln fort; die Zahl der Zähne an der obern Ecke ist auf 4 gestiegen, und ebenso steigt auch die Zahl der unter der gezähnten Ecke folgenden mehrästigen Borsten auf 4. Am Kaurand sind die feinern mehrästigen Borsten noch vorhanden. Die untere Ecke ist größer geworden, ebenso die Seitenerhöhung am Kauteil. Bei der zum 7. Entwicklungsstadium gehörigen 1. Postmysis- Larve erinnern die Mandibeln noch an die der Mysis-Larven, in- dessen ist der obere gezähnte Teil verbreitert und in 2 Hälften ge- teilt, deren untere mehr vorragt und mit 4—5 gleichgroßen Zähnchen bewehrt ist; unter derselben sind die 4 kräftigen, mehrästigen Borsten noch zugegen, an die Stelle der übrigen aber treten bereits einfache feine Borsten, deren Reihe von den größern durch einen kleinen Höcker getrennt ist. Die Kauerhöhung an der Seite ist noch immer kegelförmig (Taf. 25, Fig. 4). An den Mandibeln der 6. Postmysis-Larve ist die obere Ecke einfach, am Rand mit D—6 kräftigen, fast gleichförmigen Zähnchen besetzt, unter deren Reihe, in einer buchtartigen Vertiefung, 8 glatte, steife, gleichlange Borsten in einer Reihe stehen; auf der an der untern Grenze der ‚Bucht stehenden spitzen Ecke sitzt ein Bündel feiner Haare, von welchem an die ganze übrige Kaufläche mit sehr feinen, kurzen und steifen Dornen bedeckt ist. Der Nebenkauteil an der Seite bildet eine sichelförmig gekrümmte Erhöhung, an deren Oberfläche ge- drängt stehende, ziemlich lange, bogige und steife Borsten sich er- heben. d) Entwicklungsgang der 1. Maxillen. Die 1. Maxillen erleiden bei ihrem Entwicklungsgang zwar ‚gleichfalls im ganzen keine auffällige Modifikation; an den einzelnen Teilen aber finden sich dennoch einige Verschiedenheiten. Bei der im 1. Entwicklungsstadium befindlichen Euzoea- Larve läbt sich an den Maxillen ebenso wie in den folgenden Stadien der Taster sowie die 2 dem Exo- und Endopodit entsprechenden Lamellen 264 E. von Dapay, unterscheiden (Taf. 25, Fig. 5). Der Taster bildet einen finget- förmigen Fortsatz, dessen äußere Spitze mehr vorspringt als die innere und bloß 2 einfache Borsten trägt, während an der innern Spitze 1 kräftige, eigentümlich gekrümmte, gefiederte Borste auf- ragt. Am freien Rand der äußern Lamelle erhebt sich 1 kräftiges und 1 schwaches Zähnchen sowie 1 kleine Borste. Auf der innern Lamelle stehen 4 Borsten, und zwar 2 gerade an der Spitze, 2 da- eesen am Innenrand (Taf. 25, Fig. 5). Im 2. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Mesozoea-Larve, sind die Maxillen fast in allen Teilen etwas größer geworden. Die innere Spitze des Tasters erscheint länger als die äußere, ist aber sonst unverändert. Am freien Rand der äußern Lamelle treten 4 gleichstarke Zähnchen auf, zwischen welchen sich feine Härchen erheben. Die innere Lamelle ist schmäler als die äußere und trägt am freien Rand 4 Borsten, am Unterrand aber 1 Borste (Taf. 25, Fig. 6). Bei der im 3. Entwicklungsstadium befindlichen Metazoea- Larve gleichen die Maxillen im ganzen denjenigen der Mesozoea- Larve. Der Taster ist eröber, die äußere Spitze auffällig länger; neben der Dornborste der innern Spitze erscheint auch 1 feine Borste. Die äußere Lamelle ist im Wesen unverändert, während am Rand der schief abgeschnittenen Spitze der innern Lamelle 6 nach unten allmählich kürzer werdende, dornartige Borsten auftreten MEAC25 Bir, 7). Im 4. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Protomysis- Larve, zeigen die 1. Maxillen nur insofern eine Abweichung von denjenigen der Metazoea-Larve, als der Endrand der äußern Lamelle etwas verbreitert und die Zahl der Zähne gestiegen ist, die Zähne selbst aber sind kleiner. Am Endrand der innern Lamelle treten an Stelle der langen Dornen kleine Zähne auf. Im 5. Entwicklungsstadium bzw. bei der Mesomysis-Larve sind beide Lamellen der Maxillen auffällig größer und nehmen auch eine andere Form an, d. i. sie sind gegen das distale Ende ver- breitert; am freien apicalen Rand der äußern Lamelle nimmt die Zahl der Zähne auffallend zu, am apicalen Rand der innern Lamelle erscheinen Dornen, innerhalb deren Reihe sich Borsten erheben. Der Maxillartaster erscheint kürzer, verändert sich aber sonst nicht (Tat. 25, Figs 8). Im 6. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metamysis-Larve, sind die 2 Lamellen der 1. Maxillen noch mehr herangewachsen und Caridina wyckii (Hicks). 265 schärfer voneinander getrennt; am Außenrand und an der Spitze der äußern Lamelle treten Borsten auf, und auch die apicale Zähnchenreihe wird durch 1 Borste abgeschlossen; am apicalen Rand der innern Lamelle sind neben den Zähnchen auch Borsten zugegen. Der Maxillartaster ist unverändert (Taf. 25, Fig. 9). Im 7. Entwicklungsstadium, d. i. bei sämtlichen Postmysis- Larven, haben die 1. Maxillen eine identische Struktur und wahr- scheinlich ihren definitiven Zustand bereits erreicht. Die äubere Lamelle ist auffällig gestreckt und ihr distales Ende verbreitert, am Außenrand und an der Spitze erheben sich einige lange Borsten, die Seiten sind behaart, die Randzähnchen sind erstarkt, und inner- halb ihrer Reihe stehen feine Borsten (Taf. 25, Fig. 10). Die innere Lamelle ist zu einem normalen bogigen Lappen modifiziert und gleichfalls verbreitert; am freien Rand erheben sich alimählich kürzer werdende, kräftige Borsten; an der Seite reihen sich in einem Bogen gleichfalls Borsten aneinander. Der Maxillartaster der jüngern Postmysis-Larven gleicht noch jenem der Meta- mysis-Larven, wogegen derselbe an ältern Exemplaren zu einem fingerformigen Fortsatz umgewandelt ist, die eigentümliche End- borste fehlt, und an ihrer Stelle treten an der Oberfläche mehrere Borsten aut. e) Entwicklungsgang der 2. Maxillen. Im Entwicklungsgang des 2. Maxillenpaars zeigt sich bloß im 6. und 7., d.i. im Metamysis- und Postmysis-Stadium, eine wesentliche Veränderung, während in den übrigen Stadien die Veränderung unwesentlich ist und sich mehr nur im Wachstum offenbart. Im 1. und 2. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Euzoea- und Mesozoea-Larve, ist das 2. Maxillenpaar hinsichtlich der Struktur und fast auch in der Größe übereinstimmend: das Exopodit bildet eine Lamelle mit abgerundeter Spitze und trägt bloß 3—4 kräftigere, längere Borsten, wogegen die übrigen Borsten sehr kurz sind; der innere Fortsatz ist fingerförmig, mit abgerundeter Spitze, an welcher mehrere lange Borsten sitzen (Taf. 25, Fig. 16). Das Endopodit ist in einen distalen Fortsatz und in 4 seitliche Höcker geteilt; der distale Fortsatz trägt an der Spitze ein Bündel langer Borsten, die Seiten sind fein behaart. Von den seitlichen Vorsprüngen sind die 3 medialen weit kleiner als der proximale, sie sind kegelförmig, an 266 E. von Dapay. der Spitze mit 2—4 geraden Borsten bewehrt; der proximale Vor- sprung hat die Form eines Zipfels, die gedrängt stehenden Borsten sind sichelförmig nach außen gekrümmt. Die 4 Vorsprünge können übrigens auch als Protopodit des ganzen Organs aufgefaßt werden, in welchem Fall das Endopodit bloß durch den nachfolgenden finger- förmigen Fortsatz repräsentiert wird. Im 3. und 4. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metazoea- und Protomysis-Larve, ist das 2. Maxillenpaar gleichfalls von übereinstimmender Struktur. Die distale Lamelle des Exopodits ist verbreitert, wenig länger als der distale Fortsatz des Endopodits, am gerundeten Endrand treten zahlreiche lange Borsten auf, der Aubenrand ist mit feinen Haaren besetzt, der proximale Fortsatz unverändert (Taf. 25, Fig. 12). Der distale Fortsatz des Endopodits ist ebenso wie in den vorigen Stadien, die seitlichen Vorsprünge aber sind etwas verändert, insofern von den medialen innern die 2 proximalen verbreitert und bogigen Zipfeln gleich sind, die Zahl der Borsten hat zugenommen, während der 3. distale Vorsprung seine frühere Form beibehält und bloß die Zahl der Endborsten ist etwas größer. Der proximale Vorsprung ist nur gewachsen (Taf. 25, Fig. 12). Bei den im 5. Entwicklungsstadium stehenden Mesomysis- Larven ist das 2. Maxillenpaar hauptsächlich in den Details größer, auch wenig verändert. Der distale Vorsprung des Exopodits ist zu einer stumpf gerandeten breiten Lamelle geworden, die Borsten an allen ihren Teilen sind länger, und auch der proximale Fortsatz hat an Gröbe zugenommen. Der distale fingerförmige Fortsatz des Endo- podits ist etwas verdickt, am innern Seitenrand treten Borsten auf. Von den Seitenvorsprüngen ist auch der mediale äußere zu einem bogigen Zipfel verbreitert bzw. den beiden andern ähnlich geworden. Der proximale Vorsprung hat wieder an Größe zugenommen (Taf. 25, Fig. 13). Im 6. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metamysis-Larve, hat das 2. Maxillenpaar nicht nur im ganzen und in den einzelnen Teilen an Größe zugenommen, sondern auch anderweitige Ver- änderungen erlitten. Die äußere Exopoditlamelle ist auffällig an- gewachsen, und zwar so, dab sie den apicalen Fortsatz des Endo- podits weit überragt; der proximale Fortsatz ist nicht nur dicker, sondern auch länger geworden, das Ende verengt und zugespitzt, mit mehreren, an der Basis aufgedunsenen Borsten bewehrt (Taf. 25, Fig. 14). Der apicale Fortsatz des Endopodits ist nun kürzer und Caridina wyckii (Hicks). 267 dünner, bloß an der Endspitze mit einigen Borsten versehen; von den seitlichen Vorsprüngen ist der eine verschwunden und die ver- bliebenen 3 haben stark an Größe zugenommen, der proximale in- dessen am meisten; die Zahl der Borsten ist an allen dreien ge- stiegen (Taf. 25, Fig. 18). Bei den das 7. Entwicklungsstadium repräsentierenden Post- mysis-Larven erreicht das 2. Maxillenpaar schon allmählich seine definitive Struktur. Bei der 1. Postmysis-Larve verändert sich am Exopodit des 2. Maxillenpaars der proximale Fortsatz merklich, insofern seine Basis mehr angeschwollen, gleichsam spindelförmig ist; der Außen- und Innenrand ist behaart; an dem spitzen Ende des verengten apicalen Teils erhebt sich ein Bündel langer, an der Basis aufgedunsener Borsten (Taf. 25, Fig. 15). Der fingerförmige apicale Fortsatz des Endopodits ist auffällig kürzer im Verhältnis zu den übrigen Teilen, an der Endspitze nur mit einer dornförmigen Borste besetzt. Die Seitenvorsprünge des Endopodits sind insgesamt stark vergrößert, besonders der distale und proximale, deren ersterer das Ende der apicalen Exopoditlamelle erreicht. An allen 3 Vor- sprüngen treten am Rand und an den Seiten zahlreiche Borsten auf, die aber am proximalen Vorsprung länger und sichelförmig ge- krümmt sind (Taf. 25, Fig. 15). Bei der 6. Postmysis-Larve ist der proximale Exopoditfortsatz des 2. Maxillenpaars bereits so lang wie die Apicallamelle und zugleich zu einer Lamelle verbreitert; der Innen- und Außenrand ist behaart; an der schief abgeschnittenen Endspitze ragen mehrere lange einfache Borsten auf. Der apicale Endopoditfortsatz ist stark verengt, die Seitenvorsprünge heran- gewachsen, die Zahl ihrer Borsten ist gestiegen, am proximalen Vor- sprung hat sich an der Seite ein Nebenvorsprung entwickelt, an welchem, gleichwie am Hauptvorsprung, sichelförmig gekriimmte Borsten sitzen. f) Entwicklungsgang des 1. Maxillarfubes. Der Entwicklungsgang des 1. Maxillarfubpaars ist in den ersten 5 Larvenstadien, d.i. bei der Eu-, Meso- und Metazoea- sowie bei der Proto- und Mesomysis-Larve, ein sehr langsamer, und erst im 6. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metamysis-Larve, zeigt sich eine auffälligere Veränderung, während an der Post- mysis-Larve die Entwicklung allmählich zum Abschluß kommt. Im 1. und 2. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Eu- und 268 E. von Dapay, Mesozoea- Larve, hat das 1. Maxillarfußpaar dieselbe Struktur und Größe; es ist ein typischer 2ästiger Krebsfuß, in welchem ein Proto-, Exo- und Endopodit zu unterscheiden ist. Die 2 Glieder des Proto- podits sind gut voneinander geschieden und am Innenrand mit steifen Borsten bewehrt. Das Endopodit ist aus 4 Gliedern zusammen- gesetzt, deren 3 proximale am Innenrand und an der Spitze mehrere kurze steife Borsten tragen, wogegen das letzte Glied an der Spitze mit mehreren feinen Borsten versehen ist (Taf. 25, Fig. 16). Das Exopodit ist walzenförmig, 2gliedrig, länger als das Endopodit, sichelförmig nach innen gekrümmt, an der Spitze mit 2 apicalen und 2 lateralen, sehr langen sowie mit 2 kurzen Borsten bewehrt. Im 3. und 4. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metazoea- und Protomysis-Larve, ist das 1. Maxillarfußpaar hinsichtlich der Struktur durchaus dem der vorigen Larve gleich, bloß die Gröben- verhältnisse sind geändert, insofern das Protopodit, Endopodit und besonders das Exopodit merklich gestreckt und verdickt ist (Taf. 25, Fig. 17). Im 5. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Mesomysis-Larve, zeigt das 1. Maxillarfußpaar bereits eine merklichere Veränderung. An den Protopoditgliedern haben die Borsten des Innenrands an Zahl und Länge zugenommen. Am Endopodit sind alle 4 Glieder kürzer, und infolgedessen ist naturgemäß auch das ganze Endopodit weit kürzer als vorher. Das Exopodit behält seine frühere Größe bei (Taf. 25, Fig. 18). Bei der im 6. Entwicklungsstadium befindlichen Metamysis- Larve zeigt das 1. Maxillarfußpaar schon eine auffällige Veränderung. Die 2 Glieder des Protopodits sind nicht nur miteinander, sondern auch mit dem Endo- und Exopodit verwachsen, der Innenrand in 2 Vorsprünge geteilt, deren äußerer in Form eines breiten Zipfels sich erhebt, bzw. derart verlängert ist, daß seine Spitze fast die Spitze des Endopodits erreicht, der Innenrand ist mit kräftigen, im Verhältnis kurzen Borsten dicht bedeckt, wogegen von dem Rand des proximalen Vorsprungs wenig lange Borsten ausgehen (Taf. 25, Fig. 19). Das Endopodit ist gänzlich verkümmert, bzw. zu einem fingerförmigen Fortsatz umgestaltet, an welchem keine Borsten zu- geeen sind. Das Exopodit ist kräftig entwickelt, geht von breiter Basis aus und ist sichelförmig einwärts gekrümmt; in der proximalen Hälfte entspringen am Außenrand 6 gefiederte Borsten, an der Spitze sind die frühern langen Borsten noch vorhanden, während am Auben- und Innenrand 1—2 Paar feiner Borsten sitzen (Taf. 25, Fig. 19). Caridina wickii (Hicks). 269 Bei den im 7. Entwicklangsstadium stehenden Postmysis- Larven ist das 1. Maxillarfußpaar einerseits nur in geringem Maße dem der vorherigen Metamysis-Larve, andrerseits aber in ziem- lich hohem Maß dem der nachfolgenden Postmysis-Larve ähn- lich. Der äußere Vorsprung des Protopodits ist noch mehr ge- wachsen und gestreckt, und zwar so, daß derselbe das Endopodit weit überragt, das etwas gespitzt gerundete Ende ist einwärts sekrümmt, woher der Innenrand schwach gebuchtet ist, am Rand erheben sich steife, ziemlich dicke, dornartige Borsten, die Ober- fläche der Seite ist behaart. Die Borsten des proximalen Vorsprungs sind zahlreicher und länger (Taf. 25, Fig. 20), das Endopodit ist unverändert geblieben, dagegen ist das Exopodit kräftiger, die bogige Basis verdickt, die Zahl der Randborsten gestiegen, das distale Ende keulenförmig aufgedunsen und mit 5—6 langen. steifen Borsten besetzt. Aus der dem Protopodit entsprechenden Partie beginnt ein fingerformiges Epipodit herauszuwachsen (Taf. 25, Fig. 20). Bei den folgenden 4 Postmysis-Larven scheint das 1. Maxillarfußpaar zu seiner definitiven Form zu gelangen. Der distale Vorsprung des Protopodits unterscheidet sich von dem des vorigen Stadiums nur insofern, als der äußere Ast nicht gerundet, sondern abgeschnitten und behaart ist. Das Endopodit ist auffällig kurz, aber dicker als vordem (Taf. 25, Fig. 21). Das Exopodit ist scharf abgesondert in einen Basal- und einen Endteil; der Basalteil gleicht einer fast in der ganzen Länge gleichbreiten, gestreckt viereckigen Platte; der Aubenrand ist schwach bogig, behaart, die äußere distale Spitze vorstehend, abgerundet, die innere Spitze geht - in den Endteil über, welcher keulenförmig endigt. Der Aubenrand ist in der ganzen Länge behaart, die an der Spitze angebrachten Borsten sind viel länger, das Epipodit des Protopodits nimmt all- mählich an Größe zu (Taf. 25, Fig. 21). Bei der 6. Postmysis- Larve ist das 1. Maxillarfußpaar fast durchaus dem der frühern Larve gleich und unterscheidet sich von diesem insofern, als der Basalteil des Exopodits auch an der Seite dicht behaart ist, der Endteil aber nicht nur am Ende, sondern auch am Innen- und Auben- rand mit langen, steifen Borsten besetzt ist und die Borsten des Innenrands nach außen gerichtet sind, d. i. mit den äußern in einer Richtung stehend. 270 E. von Dapay, g) Entwicklungsgang des 2. Maxillarfußes. Das 2. Maxillarfußpaar bleibt in den ersten 5 Entwicklungs- stadien, d. i. von der Euzoea-Larve bis einschließlich zur Meso- mysis-Larve, ein typischer 2ästiger Fuß, und eine auffälligere Veränderung desselben erfolgt erst im 6. Stadium, bzw. bei der Metamysis-Larve, es bleibt aber auch dann noch 2ästig. Im 1. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Euzoea-Larve, stimmt das 2. Maxillarfußpaar mit dem 1. vollkommen überein, ist aber etwas srößer. Das Protopodit besteht aus 2 Gliedern, die am Innenrand kurze, kräftige Borsten tragen. Das Endopodit besteht aus 4 gleich- langen und dicken Gliedern, deren apicales an der Spitze mit 3 Borsten bewehrt ist. Das Exopodit ist 2gliedrie, zylindrisch, sichelförmig nach innen gekrümmt, an der Endspitze mit 2 apicalen und 2 lateralen langen sowie mit 2 kleinen Borsten besetzt (Taf. 25, (Fig. 22). Im 2., 3. und 4. Entwicklungsstadium, d.i. bei der Mesozoea-, Metazoea- und Protomysis-Larve, stimmt das 2. Maxillarfub- paar hinsichtlich der Struktur fast vollständig überein, insofern das Endopodit in 5 Glieder geteilt ist und an der Spitze des apicalen Glieds unter den Borsten auch 1 krallenförmiger, gezähnter Dorn auftritt. Der 2. Maxillarfuß der Mesozoea-Larve unterscheidet sich insofern von dem der Metazoea- und Protomysis-Larve, als die Endopoditglieder gleichdick sind (Taf. 25, Fig. 23), während bei der Metazoea- und Protomysis:Larve die 2 distalen Glieder dünner sind als das 3. proximale (Taf. 25, Fig. 24). Das Exopodit ist auch hier sichelförmig nach innen gekrümmt und von derselben Struktur wie früher. Im 5. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Mesomysis-Larve, beginnt am Basalteil des Protopodits des 2. Maxillarfußpaars das Epipodit heranzuwachsen, und zwar in Form des fingerförmigen Fortsatzes der künftigen Arthrobranchie. Am Innenrand beider Protopoditglieder sind die Borsten reduziert und paarweise angeordnet. Die 2 letzten Endopoditglieder sind noch mehr nach innen gebogen, so daß gleichsam ein keilförmiges Gelenk entsteht. Das Exopodit ist um weniges länger als im vorigen Stadium, sichelförmig nach innen gekrümmt, im übrigen gleich dem der vorherigen Metazoea- und Protomysis-Larven (Taf. 25, Fig. 25). Bei der im 6. Entwicklungsstadium stehenden Metamysis- Larve beginnt der 2. Maxillarfuß schon an den des vollständig ent- Caridina wyckii (Hicks). 271 wickelten Tiers zu erinnern und verliert seinen ursprünglichen Larvencharakter. Die Arthrobranchie des Protopodits ist größer, am Innenrand des 1. Glieds erscheinen 2, an dem des 2. Glieds 3 lange Borsten (Taf. 25, Fig. 26). Am Endopodit sind die 2 proxi- malen Glieder zylindrisch, gleichdick und bilden einen Stiel, an welchem die eigentümlich modifizierten übrigen Glieder mit einem Kniegelenk derart sitzen, daß das Endopodit im ganzen einem Hammer gleicht, dessen Kopf seitlich zusammengedrückt, daher plattenartig ist; in der obern Hälfte sitzen 3 lange Borsten, in der untern Hälfte hingegen am Innenrand dornartige Borsten (Taf. 25, Fig. 26). Das Exopodit ist länger als im vorherigen Stadium, hin- sichtlich der Struktur und Behaarung aber unverändert. Im 7. Entwicklungsstadium zeigt das 2. Maxillarfubpaar der ersten 5 Postmysis-Larven eine identische Struktur und unterscheidet sich wesentlich weder von dem der Metamysis- noch dem der Postmysis-Larven. Die Arthrobranchie des Protopodits ist noch größer geworden und schon leicht zu erkennen. Das 2. Protopodit- glied ist zur Ergänzung des Endopodits gestreckt und mit 8 nach innen gerichteten Borsten bewehrt (Taf. 25, Fig. 27). Die 2 Proximal- glieder des Endopodits verbleiben bei ihrer ursprünglichen Aufgabe und Struktur; an den zu einer Platte verwachsenen Gliedern ist der Innenrand in einen obern kleinen und einen untern größern Vorsprung geteilt, vom obern gehen 7 lange Borsten aus, der untere ist mit zahlreichen dornenartigen Borsten besetzt, innerhalb deren Reihe 4 lange Borsten entspringen (Taf. 25, Fig. 27). Das Exopodit ist auffällig langgestreckt, Sförmig gekrümmt, aber ebenso be- haart wie im vorherigen Metamysis-Stadium. Bei der 6. Postmysis-Larve erreicht die Arthrobranchie des 2. Maxillarfußes bereits die Höhe der vollständigen Entwicklung. An dem distalen Plattenteil des Endopodits sind die Vorsprünge noch mehr gewachsen, und am obern ist die Zahl der Borsten ge- stiegen; am Innenrand der 2 Proximalglieder treten nach innen ge- richtete Borsten auf. Das Exopodit ist fast ganz gerade geworden, die proximalen Glieder sind am Außen- und Innenrand mit Borsten besetzt; in der apicalen Hälfte des distalen Glieds erheben sich innen und außen lange feine Borsten, wodurch es von dem des vorigen Larvenstadiums abweicht. 272 E. von Dapay, h) Entwicklungsgang des 3. Maxillarfußes. Der 3. Maxillarfuß bleibt in allen 7 Stadien der Entwicklung ein typischer 2ästiger Fuß, welcher eine allmähliche Umgestaltung ohne auffälligern Sprung durchmacht. Bei der im 1. Entwicklungsstadium stehenden Euzoea-Larve ist das Endopodit kürzer als das Exopodit, besteht bloß aus 4 Gliedern, und das Endglied ist nur mit Borsten bewehrt; die Glieder sind fast gleichlang (Taf. 25, Fig. 26). Das Exopodit ist 2gliedrig, sichel- formig nach innen gekrümmt, die Spitze mit 2 apicalen und 2 lateralen langen sowie mit 2 seitlichen kleinen Borsten besetzt. Das Protopodit ist einfach, ohne Epipodit. Im 2. Entwicklungsstadium, d. 1. bei der Mesozoea-Larve, ist das Protopodit und Exopodit des 5.° Maxillarfubpaars nicht ver- ändert, bloß größer. Das Endopodit besteht bereits aus 5 Gliedern und ist im ganzen länger, und zwar länger als das Exopodit, ge- worden, an der Spitze des letzten Glieds erscheint unter den Borsten ein längerer krallenförmiger, gezähnter Dorn (Taf. 24, Fig. 19). Im 3. und 4. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metazoea- und Protomysis-Larve, zeigt sich an dem 3. Maxillarfußpaar gegen das vorherige Stadium nur insofern eine Abweichung, als sich daran die Pleurobranchie bereits zu erheben beginnt, am 2. Proto- poditglied 2 Borsten auftreten und der Endopodit länger ist, aber es behält seine frühere Struktur bei (Taf. 25, Fig. 30). Bei der im 5. Entwicklungsstadium stehenden Mesomysis- Larve hat die Pleurobranchie des 3. Maxillarfußpaars bereits einen höhern Grad der Entwicklung erreicht und zeigt schon in geringem Maß die künftige vollständige Struktur. Am Innenrand der Protopodit- glieder treten an der Spitze je 2 lange Borsten auf. Das Wachstum des Endopodits ist noch auffälliger als in den vorherigen Stadien, und zwar so, dab es das Exopodit bereits weit überragt, an der Spitze des letzten Glieds ist der krallenförmige Dorn länger und kräftiger. Das Exopodit ist kaum merklich länger als früher und seine Be- haarung nicht verändert (Taf. 25, Fig. 31). | Im 6. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metamysis-Larve, beginnt das 3. Maxillarfußpaar sich bereits seiner definitiven Form und Struktur zu nähern. Die Pleurabranchie des Protopodits ist gut entwickelt, und auch das Epipodit zeigt sich in Form eines fingerförmigen Fortsatzes. Das Endopodit ist fast doppelt so lang wie das Exopodit, an der Spitze des letzten Glieds erheben sich Caridina wyckii (Hıcks). 273 außer den kurzen Borsten auch 2 kleine Krallen an Stelle der im vorigen Stadium vorhandenen Dornkralle (Taf. 25, Fig. 32). Am Exopodit zeigt sich gegen das vorige Stadium keinerlei Veränderung. Im 7. Entwicklungsstadium nähert sich der 3. Maxillarfuß der 1. Postmysis-Larve bereits in hohem Grad der definitiven Ent- wicklung, zumindest ist hierauf aus dem Umstand zu schließen, dab derselbe auch in den folgenden Entwicklungsstadien keine wesent- liche weitere Umgestaltung aufweist, sondern bloß größer wird und die Zahl der Borsten- und Dornenanhänge zunimmt. Das Protopodit ist ebenso wie im vorherigen Entwicklungsstadium, mit dem Unter- schied, dab am Innenrand der Glieder zahlreiche Borsten auftreten. Die Pleurobranchie ist größer und vollkommener (Taf. 25, Fig. 33). Das Endopodit ist im Verhältnis zum Exopodit auffällig länger, d. i. doppelt so lang; die Länge der Glieder wird typisch; am Außenrand und an den Seitenflächen des 3. Glieds treten in einer Längsreihe einzeln stehende Borsten auf, am Propodit, d. i. am vorletzten Glied, erscheinen an der Seitenfläche in 7 Querreihen dornartige, gefiederte Borsten, zu 3—5 in einer Reihe, und außerdem zeigen sich am Seitenrand und am distalen Rand einfache Borsten; am letzten Glied, am Dactylopodit, ragt an der Spitze eine kräftige Kralle hervor, und am Hinterrand sind 3 Zähnchen entwickelt (Taf. 25, Fig. 33). Das Exopodit ist etwas länger und dicker als im vorherigen Stadium, die Behaarung aber unverändert. Der 3. Maxillarfuß der 6. Postmysis-Larve unterscheidet sich von dem der frühern Larvenformen nur in der Behaarung der einzelnen Astglieder. Am Endopodit ist das zweitvorletzte Glied länger als alle übrigen, an der Seitenfläche sitzen in 5 Querbündeln 45 kleine glatte Borsten, der distale Rand ist fein behaart; am vor- letzten Glied bzw. am Propodit sind die in Querreihen stehenden gefiederten Borsten länger geworden, so daß sie gleichsam eine Bürste bilden; das Dactylopodit ist noch selbständig und trägt an der Spitze 1 kräftige Kralle, am Hinterrand aber 4—5 kleine Zähnchen. Das Exopodit ist auffällig kürzer und dünner geworden, auf der ganzen Oberfläche der distalen Hälfte mit feinen, einfachen, langen Borsten bedeckt, die an der Spitze aufragenden Borsten aber sind länger als die übrigen. Die Pleurobranchie erreicht ihre typische Größe und Struktur. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 18 2374 E. von Dapay, i) Entwicklungsgang des 1. Greiffußes. Ein allgemeiner Charakterzug im Entwicklungsgang des 1. Greif- fußpaars ist es, dab derselbe bei allen Zoea- und Mysis-Larven, d. i. in den ersten 6 Entwicklungsstadien, noch typisch 2ästie ist, während er im 7. Entwicklungsstadium bzw. bei der 1. Postmysis- Larve lästig wird, d. i. seine definitive Form und Struktur nahezu vollständig erreicht. Bei der in den Bereich des 1. Entwicklungsstadiums gehörigen jüngsten Euzoea-Larve erscheint das 1. Greiffußpaar nun erst in Form eines fingerförmigen Fortsatzes (Taf. 25, Fig. 34a), welcher indessen später größer wird (Taf. 25, Fig. 34b), schließlich gestaltet er sich 2ästig, ohne daß sich aber die Äste vom Stamm abgliedern (Taf. 25, Fig. 34e). Im 2. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Mesozoea-Larve, sind die 2 fingerförmigen Fortsätze des 1. Greiffußpaares bereits vom Stamm abgegliedert; anfänglich sind beide Äste noch klein (Taf. 25, Fig. 34d), später aber werden beide Äste gleichmäßig länger und dicker; an der Spitze zeigen sich unter der Haut einige Borsten, die werdenden Apicalborsten (Taf. 25, Fig. 34e). Im 3. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metazoea-Larve, gleicht das 1. Greiffußpaar dem 3. Maxillarfußpaar. Das Endopodit ist aus 5 Gliedern zusammengesetzt, die Glieder sind gleich lang und dick, an der Spitze des letzten Glieds erheben sich eine kräftigere und mehrere feine Borsten; es ist weit länger als das Exopodit, bogig nach vorn und innen gekrümmt. Das 2gliedrige Exopodit ist gleichfalls nach vorn und innen gekrümmt, an der Spitze mit den charakteristischen 2 apicalen und 2 lateralen Borsten versehen (Rat 255. Pigs 35): Im 4. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Protomysis-Larve, ist das 1. Greiffußpaar bloß länger geworden, unterscheidet sich indessen in der Struktur nicht von der Metazoea-Larve. Bei der im 5. Entwicklungsstadium stehenden jüngern Meso- mysis-Larve zeigt das 1. Greiffußpaar außerdem, daß es auffallend gewachsen ist, auch schon eine merkliche Veränderung. Am Proto- podit ist das fingerförmige Epipodit, die künftige Pleurobranchie, aufgetreten bzw. etwas länger geworden. Das Endopodit ist stark verlängert und zwar so, daß es weit länger ist als das Exopodit, die 5 Glieder sind gestreckt, die distale innere Spitze des vorletzten Glieds ragt um 0,025 mm vor, trägt an der Spitze eine feine Borste Caridina wyckii (Hıcks). 275 und bildet den Ausgangspunkt des künftigen unbeweglichen Scheren- fingers (Taf. 25, Fig. 36). An der Endspitze des letzten Glieds sitzen 1 kraftigere und 2 schwache Borsten. Das Exopodit er- scheint im Verhiltnis zum Endopodit in der Entwicklung zuriick- geblieben, obgleich es langer und dicker ist als im vorherigen Stadium, es ist bogig nach innen gekriimmt und mit den charakteristischen Borsten bewehrt. Bei der ältern Mesomysis-Larve ist am Protopodit des 1. Greif- fußpaars die künftige Pleurobranchie schon größer, zeigt aber die künftige definitive Form noch nicht. Das Endo- und Exopodit hat an Größe zugenommen, ihr früheres Verhältnis aber ist unver- ändert. Am Endopodit zeigen hauptsächlich die 2 letzten Glieder eine Veränderung, und zwar ragt die distale innere Spitze des vor- letzten Glieds mehr hervor, auf 0,06 mm, und die künftige Schere wird bereits vollständig erkennbar, allein der zum innern Schenkel zu modifizierende Fortsatz erhebt sich bloß bis zur halben Länge des letzten Glieds und trägt an der Spitze 2 Borsten; an der Spitze des letzten Glieds ragen ein krallenartiger gerader, langer Dorn und einige feine Borsten empor (Taf. 25, Fig. 37). Die Struktur des Exopodits ist ebenso wie im vorigen Stadium. Im 6. Entwicklungsstadium, d. 1. bei der Metamysis- Larve, ist am Protopodit des 1. Greiffußpaars die Pleurobranchie bereits eut entwickelt und erscheint schon in ihrer definitiven Form, und sogar auch die Mastigobranchie tritt auf. Das Endo- und Exopodit sind größer geworden, aber das frühere Verhältnis zwischen ihnen ist nicht verändert. Am Endopodit zeigen hauptsächlich die 3 letzten Glieder eine Veränderung. Das zweitvorletzte Glied verliert seine frühere zylindrische, stäbchenartige Form und ist annähernd kegel- förmig, wird bei 0,18 mm Länge am distalen Ende 0,1 mm dick, bzw. es ist bereits zu einem wirklichen Propodit umgewandelt, allein die obere Spitze ragt noch nicht empor (Taf. 26, Fig. 1). Das vor- letzte Glied zeigt schon deutlich die Gliederung in die Palma und die Zehen, der Palmarteil ist auf 0,125 mm reduziert, aber fast auf 0,1 mm verdickt, die distale innere Spitze ist auf 0,11 mm verlängert und erreicht nahezu die Länge des letzten Glieds bzw. des äußern Scherenfortsatzes, an der Endspitze bilden die Borsten ein ziemlich dichtes Bündel; das letzte Glied ist dicker geworden und im ganzen zu dem äußern Scherenfortsatz umgewandelt, am apicalen Ende aber sind noch wenig Borsten vorhanden (Taf. 26, Fig. 1). Das Exopodit 18* 276 E. von Dapay, ist im Verhältnis noch ziemlich lang, aber schon bedeutend dicker, die Behaarung ist indessen unverändert. Im 7. Entwicklungsstadium ist der 1. Greiffuß der 1. Post- mysis-Larve bereits als vollständig entwickelt zu betrachten, da derselbe die bisher erworbenen Eigenschaften auch in den folgenden Stadien beibehält und nur an Größe zunimmt. Am Proto- podit sind dieselben Anhänge zugegen wie im vorigen Entwicklungs- stadium, d. i. die größer gewordene Pleuro- und Mastigobranchie sowie das fingerförmige Epipodit. Am Endopodit ist das 3. Glied bzw. der Carpus gegen das distale Ende nicht nur auffällig verdickt (0,15 mm) und verlängert (0,3 mm), sondern die distale äußere Spitze ist etwas zurückgeblieben, seitlich vorstehend und mit 2 Borsten besetzt, wogegen die innere Spitze nach vorn verlängert ist und eine Gelenksvertiefung zur Aufnahme der Schere bildet (Taf. 26, Fig. 2). Das 4. und 5. Glied bildet bereits eine vollständige Schere; die Palma ist 0,2 mm lang, ihr Durchmesser 0,18 mm; die Zehen sind gleichmäßig 0,3 mm lang und tragen an der Spitze das charakteristische Borstenbündel. Das Exopodit ist gänzlich ver- schwunden, und solcherart tritt der 1. Greiffuß endgültig aus dem Larvenstadium heraus. Bei den fernern Postmysis-Larven zeigt sich am 1. Greif- fußpaar keinerlei wesentliche Veränderung, bloß seine Teile nehmen allmählich an Größe zu, und zwar so, daß z. B. der Carpus der 6. Postmysis-Larve 0,75 mm lang und am distalen Ende 0,55 mm breit ist; die Palma ist 0,5 mm lang und 0,4 mm breit, die Zehen haben eine Länge von 0,68 mm und sind an der distalen Spitze dicht behaart. k) Entwicklungsgang des 2. Greiffußes. Der 2. Greiffuß macht im Wesen dieselben Veränderungen in den einzelnen Entwicklungsstadien durch wie der 1. Greiffußb und erscheint in der frühsten Periode der Entwicklung gleichfalls in Form eines fingerförmigen Fortsatzes. Im 1. Entwicklungsstadium beginnt erst bei den ältern Euzoea- Larven der 2. Greiffuß als kleiner fingerförmiger Fortsatz in be- merkbarer Weise sich zu zeigen. Im 2. Entwicklungsstadium, d. i. bei den Mesozoea-Larven, erscheint der 2. Greiffuß gleichfalls nur als fingerförmiger Fortsatz, der indessen auffällig an Größe bzw. Länge zunimmt, ohne in Glieder geteilt zu sein (Taf. 26, Fig. 3a, b). Caridina wyckii (Hıcks). 977 Bei den jüngsten der das 3. Entwicklüngsstadium repräsen- tierenden Metazoea-Larven ist das 2. Greiffußpaar zu 2 von einem gemeinsamen Stamm ausgehenden Fortsätzen umgewandelt, die aber noch kurz und vom Stamm nicht abgegliedert sind (Taf. 26, Fig. 3e). Bei einer spätern Metazoea-Larve tritt bereits das 2ästige, typisch gegliederte und dem ersten in jeder Hinsicht gleiche 2. Greiffußpaar auf, an welchem schon das 2gliedriee Protopodit, das aus 5 Gliedern bestehende Endopodit und das 2gliedrige Exopodit zu erkennen ist. Das Endopodit ist weit kürzer als das Exopodit, sichelförmig nach innen gekrümmt, die Glieder gleichförmige, das letzte an der Endspitze mit einigen feinen Borsten bewehrt. Das Exopodit ist fast doppelt so lang wie das Endopodit, sichelförmig nach innen gekrümmt, am distalen Ende mit 2 apicalen und 2 late- ralen sehr langen sowie mit 2 lateralen sehr kurzen Borsten besetzt (Taf. 26, Fig. 4). Bei der im 4. Entwicklungsstadium stehenden Protomysis- Larve ist das 2. Greiffußpaar dem der ältesten Metazoea-Larve durchaus gleich, bloß die Größenverhältnisse haben zugenommen. Im 5. Entwicklungsstadium erscheint am Protopodit des 2. Greif- fußpaars der jüngern Mesomysis-Larve bereits eine kammförmige Pleurobranchie. Das Endopodit ist länger geworden, die distale innere Spitze des vorletzten Glieds etwas vorstehend, auf 0,03 mm verlängert und gleichsam den innern Fortsatz der werdenden Schere andeutend. Das letzte Glied ist viel dünner als die übrigen, am Ende mit einer kräftigen und 2 schwachen Borsten versehen (Taf. 25, Fig. 5). Das Exopodit ist noch gut entwickelt, fast so lang wie das Endopodit, die Behaarung ebenso wie vordem. Bei der ältern Mesomysis-Larve beginnt die Pleurobranchie am Protopodit des 2. Greiffußpaars bereits ihre typische Form an- zunehmen, ist aber noch ziemlich klein. Das Endopodit ist kräftiger geworden, weit länger als das Exopodit, die distale innere Spitze des vorletzten Glieds noch mehr verlängert (ca. 0,1 mm) und zum gut erkennbaren innern Fortsatz der kräftigen Schere umgewandelt. der aber an der Spitze auch bloß 2 Borsten trägt; das letzte Glied ist schmäler als alle übrigen, an der Endspitze mit einer kräftigen, gezähnten Dornenkralle und 2 Borsten bewehrt (Taf. 26, Fig. 6). Das Exopodit ist ebenso wie im vorherigen Stadium, indessen etwas kürzer und dünner. Im 6. Entwicklungsstadium ist bei der jüngsten Metamysis- Larve die Pleurobranchie am Protopodit des 2. Greiffußpaars wenig 978$ E. von Dapay, eröber geworden. Am Endopodit des vorletzten Glieds hat die distale innere Spitze bereits derart an Länge zugenommen, dab sie ?, der äubern überragt, woher die beiden Schenkel der Schere sich bereits ihrer vollständig entwickelten Form nähern und am Ende beider Fingerfortsätze tritt auch schon ein Teil des Borstenbündels auf. Das Exopodit ist noch mehr verkürzt. An den ältern Meta- mysis-Larven ist das Proto- und Exopodit nicht wesentlich ver- ändert, außer der größer gewordenen Pleurobranchie erscheint aber auch die Mastigobranchie. Das Endopodit ist im ganzen verdickt, das distale 3. Glied gegen Ende verbreitert, 0.12 mm lang, die Um- gestaltung zu einem Carpus ist bereits wahrnehmbar (Taf. 26, Fig. 7). Das vorletzte Glied ist schon eine wirkliche Palma und die innere Spitze zu einer förmlichen Zehe ausgewachsen, welche die Länge des letzten Glieds bzw. des äußern Schenkels erreicht; die Palma ist 0,17 mm lang, ihre größte Breite 0,1 mm; die Länge der Schenkel beträgt 0,15 mm, an ihrer Spitze nimmt die Zahl der Borsten zu (Taf. 26, Fig. 7). Das Exopodit zeigt Zeichen der Verkümmerung. Im 7. Entwicklungsstadinm weicht bei der jüngsten Postmysis- Larve das Protopodit des 2. Greiffußpaars von dem der ältesten Metamysis-Larve nicht ab. Das Endopodit wird typisch, das 9. Glied bzw. der Carpus ist länger (0,47 mm), das distale Ende dicker (0,14 mm); die äußere Spitze tritt etwas hervor, wird frei und trägst 2 Borsten. Der Palmarteil der Schere ist auf 0,15 mm verlängert, der größte Durchmesser beträgt 0,15 mm; die Länge der Zehen ist auf 0,31 mm gestiegen, die distale Spitze bereits mit dem charakteristischen Borstenbündel besetzt (Taf. 26, Fig. 8). Das Exo- podit ist gänzlich verschwunden. Bei der ältern Postmysis-Larve zeigt das 2. Greiffußpaar bloß ein weiteres Wachstum, das Carpal- glied hat z. B. 1,4 mm Länge erreicht, dagegen beträgt der größte Durchmesser bloß 0,25 mm, ist folglich über Smal so lang wie die größte Dicke, die distale äußere Spitze ist etwas erhöht und stumpf abgerundet. Der Palmarteil der Schere ist 0,6 mm lang und 0,3 mm breit, während die Zehen blob 0,3 mm lang sind und an der Spitze ein dichtes Borstenbündel tragen. Am Protopodit erreichen die Pleuro- branchie und Mastigobranchie fast ihre definitive Größe. 1) Entwicklungsgang des 1. Gehfußes. Das 1. Gehfuß- bzw. das 3. Thoraxfußpaar fehlt an der im 1. Entwicklungsstadium stehenden jüngsten Euzoea-Larve noch Caridina wyckii (Hıcks). 279 gänzlich und zeigt sich erst an den ältern Euzoea-Larven in Form eines subcutanen, kleinen, fingerförmigen Höckers. Im 2. Entwicklungsstadium, d. i. bei den Mesozoea-Larven. erscheint das 1. Gehfußpaar als fingerförmiger Fortsatz hinter dem 2. Greiffußpaar. Auf derselben Entwicklungsstufe findet er sich auch bei der jüngsten Metazoea-Larve, während bei den ältern Metazoea-Larven das 1. Gehfußpaar durch 2 von einem gemein- samen Stamm ausgehende fingerförmige Fortsätze repräsentiert wird, die allmählich heranwachsen und sich vom Stamm abgliedern. Im 4. Entwicklungsstadium gestaltet sich das 1. Gehfußpaar der Protomysis-Larve bereits zu einem typischen 2ästigen Fuß, in- sofern daran das 2gliedrige Protopodit, das Endo- und Exopodit bereits abgesondert sind. Das Endopodit ist aus 5 Gliedern zu- sammengesetzt, die Glieder sind fast gleichlang, werden aber in distaler Richtung immer dünner; das letzte Glied ist mit einigen feinen und einer kräftigen Borste besetzt (Taf. 26, Fig 9). Das 2sliedrige Exopodit ist etwas länger als das Endopodit und sichel- förmig nach innen gekrümmt, die Spitze ist typisch behaart. Im 5. Entwicklungsstadium wird am Protopodit des 1. Gehfubes der jüngern Mesomysis-Larve bereits die Pleurobranchie erkenn- bar. Das Endopodit wird länger als das Exopodit, seine sämtlichen Glieder sind länger und dicker, an der distalen Spitze des letzten Glieds tritt nebst einigen dünnen Borsten auch eine lange, gezähnte Dornenkralle auf (Taf. 26, Fig. 10). Das Exopodit ist kürzer und dünner geworden, die Behaarung aber unverändert. Bei der ältern Mesomysis-Larve macht das 1. Gehfußpaar schon eine radikalere Veränderung durch. Am Protopodit erscheint die früher noch sehr kleine Pleurobranchie bereits in typischer Form. Gegenüber dem Exopodit wird das Endopodit auffällig kräftiger und länger, das vorletzte Glied bzw. das Propodit ist viel länger als die übrigen; das letzte Glied, d. i. das Dactylopodit, beginnt seine spätere Form anzunehmen, an der Endspitze tritt in Gesellschaft einiger Borsten ein ziemlich kräftiger, krallenförmiger, gezähnter Dorn- fortsatz auf (Taf. 26, Fig. 11). Das Exopodit behält seine frühere Form und Struktur bei. Im 6. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metamysis-Larve, nähert sich das 1. Gehfußpaar noch mehr seiner definitiven Form. Das Protopodit behält noch seine frühere Struktur. Das Endopodit wird weit länger und etwas dicker als vordem, das Verhältnis der Glieder zueinander bleibt das frühere, und bloß das Dactylopodit 280 E. von Dapay, zeigt eine beachtenswertere Veränderung, insofern an der Spitze in Gesellschaft von feinen Borsten ein größerer und ein kleinerer krallenartiger Anhang auftritt (Taf. 26, Fig. 12). Das Exopodit ist nicht halb so lang wie das Endopodit, übrigens aber ganz so wie früher. Im 7. Entwicklungsstadium zeigt das 1. Gehfußpaar der 1. Pro- tomysis-Larve sich bereits in definitiver Form. Am Protopodit er- scheint außer der gut entwickelten Pleurobranchie auch die Mastigo- branchie. Von den Gliedern des auffallend verlängerten Endopodits mibt das Propodit 0,7 mm und ist, mit Ausnahme des ebenso langen 2., weit länger als die übrigen, am Rand treten kurze Dornen auf; der Dactylopodit ist 0,15 mm lang, an der Endspitze entwickelt sich eine kräftige Kralle, während am Hinterrand 4 Dornenzähne erscheinen, die nach innen allmählich kürzer werden (Taf. 26, Fig. 13). Das Exopodit ist gänzlich verschwunden, und daher ist der Fuß zu einem vollständigen Gehfuß geworden. Das 1. Gehfußpaar der ältern 6. Postmysis-Larve hat in erster Reihe bedeutend an Größe zugenommen, so erreicht das Pro- podit eine Länge von 2 mm, das Dactylopodit aber 0,41 mm. An der Endspitze des Dactylopodits ragt eine kräftige Kralle hervor, am Innenrand aber treten 9 kleine Dornenzähnchen auf, die von außen nach innen allmählich kürzer werden, die Zahl der letztern nimmt mithin von der 1. Postmysis-Larve an allmählich zu, bzw. sie verdoppelt sich. m) Entwicklungsgang des 2. Gehfubes. Das 2. Gehfuß- bzw. das 4. Thoraxfußpaar zeigt sich an der im 2. Entwicklungsstadium stehenden Mesozoea-Larve als kleine, fingerförmige Erhöhung. Im 3. Entwicklungsstadium ist das 2. Gehfußpaar der jüngsten Metazoea-Larve noch immer nur als fingerförmiger Fortsatz vor- handen, hat aber an Länge zugenommen. Bei der 2. Metazoea- Larve wird das 2. Gehfußpaar durch 2 von je einem Stamm aus- gehende, aber noch nicht abgegliederte Fortsätze repräsentiert, wo- segen bei der 3. Metazoea-Larve die Fortsätze verlängert, vom Stamm abgegliedert sind und von der distalen Spitze der innern Masse Borsten auftreten. Im 4. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Protomysis-Larve, ist am Protopodit des 2. Gehfußpaars der Anfang der Pleurobranchie bereits zugegen. Das Endopodit ist wenig länger als das Exopodit, Caridina wyckii (Hıcks). 281 aus 5 Gliedern zusammengesetzt, die Glieder sind fast gleich lang, walzenförmig. Das Exopodit ist gut entwickelt, sichelförmig nach innen gekrümmt, die Behaarung typisch. Bei der im 5. Entwicklungsstadium stehenden jüngern Meso- mysis-Larve erinnert das 2. Gehfußpaar noch an das der Proto- mysis-Larve, allein am Protopodit ist die Pleurobranchie bereits besser entwickelt, das Endopodit merklich grüber als das Exopodit (Taf. 26, Fig. 15). Bei der ältern Mesomysis-Larve tritt die Pleurobranchie des Protopodits bereits in ihrer spätern Form auf, und neben denselben zeigt sich eine kleine epipoditartige Erhöhung. Das Endopodit ist auffällig kräftiger und länger, fast doppelt so lang wie das Exopodit; von den Gliedern ist das dem Propodit ent- sprechende vorletzte 0,25 mm lang und übertrifft in der Länge, mit Ausnahme des 2. alle übrigen bedeutend; das Dactylopodit ist an- nähernd kegelförmig, 0,15 mm lang, an der distalen Spitze tritt zwischen feinen Borsten eine kräftige Dornenkralle auf (Taf. 26, Fig. 16). Das Exopodit ist etwas dünner, die Behaarung aber ebenso wie bei der Protomysis- Larve. Im 6. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metamysis-Larve, trägt das Protopodit des 2. Gehfußpaars außer der Pleurobranchie und dem kleinen epipoditartigen Fortsatz auch bereits die 2 Mastigo- branchien. Das Endopodit hat an Größe zugenommen, die Glieder aber behalten das frühere Größenverhältnis zueinander bei; das dem Propodit entsprechende vorletzte Glied ist schon auf 0,56 mm an- sewachsen, der Dactylopodit ist 0,17 mm lang, an seiner Spitze er- scheint eine größere apicale und eine kleinere laterale Dornenkralle (Taf. 26, Fig. 17). Das Exopodit ist merklich verkümmert, zeigt aber noch die frühere Struktur. Im 7. Entwicklungsstadium erreicht das 2. Gehfubpaar der 1. Postmysis-Larve bereits fast den höchsten Grad der Entwick- lung, insofern daran in den spätern Stadien keine Veränderung voi sich geht, höchstens schreitet sie im Wachstum vor, und die Zahl der Borsten und Dornen an den Gliedern nimmt zu. Das Protopodit hat dieselbe Struktur wie vorhin. Das Endopodit ist auffällig ver- längert, besonders das dem Propodit entsprechende Glied, welches die Länge von 0,7 mm erreicht, an der distalen Spitze ist eine kräftige Kralle entwickelt, am Hinterrand aber erscheinen 4 krallen- artige kurze, kräftige Dornen (Taf. 26, Fig. 18). Das Exopodit ist spurlos verschwunden, was auf die vollständige Entwicklung hinweist. Das 2. Gehfußpaar der 6. Postmysis-Larve unterscheidet 289 E. vox Dapay, sich von den vorherigen Postmysis-Larven hauptsächlich nur mehr in den Grübenverhältnissen. Das 2. Endopoditglied ist 0,67 mm lang und trägt am Innenrand 4 kräftige Dornen; das Propodit mißt 2,1 mm, die Ränder sind dicht behaart; das Dactylo- podit ist 0,4 mm lang, am Hinterrand erheben sich 9 kleine Dornen- krallen. n) Entwicklungsgang des 3. Gehfußes. Das 3. Gehfuß- bzw. das 5. Thoraxfußpaar erscheint zuerst im 3. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metazoea-Larve, in Form eines fingerförmigen Fortsatzpaars hinter dem 4. ThoraxfuBpaar. Im 4. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Protomysis-Larve, ist das 3. Gehfußpaar noch immer bloß ein fingerförmiger Fortsatz, aber bedeutend länger als vorher. Bei der im 5. Entwicklungsstadium stehenden jungen Meso- mysis-Larve ist das 3. Gehfubpaar bereits zu einer höhern Ent- wicklungsstufe gelangt. Das Protopodit ist in 2 Glieder geteilt, allein von der künftigen Pleurobranchie zeigt sich darum noch keine Spur. Das Endopodit besteht aus 5 Gliedern, die fast gleich- lang sind, allein das letzte Glied ist gegen die distale Spitze all- mählich verengt und trägt an der Spitze Borsten (Taf. 26, Fig. 19). Bei der ältern Mesomysis-Larve erscheint am Protopodit des 5. Gehfubpaars die künftige Pleurobranchie in Form eines finger- formigen Fortsatzes. Das Endopodit ist gegen das vorherige Stadium kräftiger und länger, das proximale 2. Glied und das dem Propodit entsprechende am längsten, letzteres mißt 0,25 mm; das dem Dactylo- podit entsprechende letzte Glied ist 0,16 mm lang, an der Spitze erscheint unter den Endborsten eine kräftige, dornartige, gezähnte Kralle (Taf. 26, Fig. 20) | Bei der das 6. Entwicklungsstadium repräsentierenden Meta- mysis-Larve nähert sich das 3. Gehfußpaar bereits merklich seiner spätern definitiven Form. Am Protopodit erscheint die Pleurobranchie in ihrer definitiven Form. Das Längenverhältnis der Endopoditglieder ist dasselbe wie im vorigen Stadium. Das dem Propodit entsprechende vorletzte Glied ist 0,15 mm lang, das Dactylopodit erreicht die Länge von 0,15 mm und ist an der Endspitze mit 1 kräftigern apicalen und 2 kürzern lateralen Dornenzähnen bewehrt (Taf. 26, Fig. 21). Im 7. Entwicklungsstadium zeigt sich bei der 1. Postmysis- Larve das 3. Gehfußpaar bereits in der definitiven Form und in den definitiven Maßverhältnissen. Am Protopodit erscheinen außer der Caridina wyckii (Hicks). 283 gut entwickelten Pleurobranchie auch die 2 Mastigobranchien. Am Endopodit ist das Propodit auf 0,7 mm herangewachsen, und die Zahl der Randborsten und Dornen ist gestiegen; das Dactylopodit ist bereits 0,25 mm lang, an der Spitze ist die kräftige Kralle zu- gegen, die Zahl der dornartigen Zähnchen am Hinterrand ist auf 15 gestiegen (Taf. 26, Fig. 22), an der Basis der Endkralle erheben sich 3 feine Borsten; die apicalen kleinen dornartigen Krallen zeigen an einem Rand eine kleine Erhöhung. Bei der 6. Postmysis-Larve unterscheidet sich das 3. Geh- fußpaar von dem der vorherigen Postmysis-Larven hauptsächlich in den Größenverhältnissen sowie in der Behaarung des Dactylo- podits und ist dem der vollständig entwickelten Exemplare ganz gleich. Das Propodit ist 2,3 mm lang, an den Rändern dicht behaart: das Dactylopodit ist auf 0,6 mm herangewachsen und am Hinterrand ist die Zahl der kleinen Dornenkrallen auf 50 gestiegen (Taf. 26, Fig. 23). o) Entwicklungsgang der AbdominalfiBe. Für den Entwicklungsgang der Abdominalfüße im allgemeinen ist es charakteristisch, daß das 6. Paar den übrigen weit voran ist und sich bereits bei der Euzoea-Larve zeigt, während die andern erst an der Protomysis-Larve in Form von fingerförmigen Er- höhungen erscheinen (Taf. 24, Fig. 6). Das 1. Abdominalfußpaar beginnt sich erst später zu entwickeln als alle folgenden. Im 5. Entwicklungsstadium, d.i. bei der jüngsten Mesomysis-Larve, ist das Exopodit 4mal so lang wie das Endo- podit, eine relativ schmale, blattförmige Platte, an der Spitze nur mit wenig Borsten besetzt; das Endopodit ist ein fingerförmiger Fort- satz, an der Spitze mit 1 Dorn bewehrt (Taf. 26, Fig. 24). Bei der ältern Mesomysis-Larve bleibt das Verhältnis zwischen dem Endopodit und Exopodit im Wesen dasselbe wie früher, allein beide Aste sind verbreitert, das Endopodit gleicht schon mehr einem kurzen Blatt, und an der Spitze treten 2 Borsten auf (Taf. 26, Fig. 25). Bei der das 6. Entwicklungsstadium repräsentierenden Metamysis- Larve zeigt sich die weitere Entwicklung des 1. Abdominalfub- paars darin, dab das Exopodit fast 6mal so lang ist wie das Endo- podit; es ist auffällig verbreitert, und die Randborsten nehmen nicht nur an Länge, sondern auch an Zahl zu (Taf. 26, Fig. 26). Im 7. Entwicklungsstadium herrscht beim 1. Abdominalfußpaar aller 284 E. von Dapay, Protomysis-Larven zwischen dem Endopodit und Exopodit im allgemeinen fast dasselbe Verhältnis wie bei den Metamysis- Larven, nur das Endopodit ist auffälliger verbreitert, und am Exo- podit treten mehr Borsten auf (Taf. 26, Fig. 27). Das 2, 3, 4 und 5. Abdominalfußpaar entwickeln sich in allen Entwicklungsstadien gleichzeitig und gleichförmig. Im 5. Ent- wicklungsstadium bzw. bei der jüngern Mesomysis-Larve ist das 2.—5. Abdominalfußpaar im ganzen nicht nur einander, sondern auch dem 1. Fußpaar ähnlich, insofern das Exopodit eine ziemlich schmale Platte, das Endopodit aber einen fingerförmigen Fortsatz bildet, aber schon !/, der Länge des Exopodits erreicht und an der Spitze mit 2—3 kleinen Borsten bewehrt ist, wogegen das Exopodit mit 3—4 Endborsten besetzt ist (Taf. 26, Fig. 28) Von der ältern Mesomysis-Larve bis zur 6. Postmysis-Larve erleiden die Abdominalfubpaare bereits eine wesentlichere, aber identische Ver- änderung. Das Endopodit und Exopodit zeigen nämlich nur ein verhiltnismibiges Wachstum, und die Zahl der Borsten nimmt nicht nur rapid zu, sondern am Endopodit in der Mitte des Innenrands tritt auch ein fingerförmiger Fortsatz auf (Taf. 26, Fig. 25), welcher in den weitern Entwicklungsstadien immer länger wird, doch derart, daß derselbe am 2. 3. und 4. Fußpaar stets länger ist als am 5. (Taf. 26, Fig. 50). Im 7. Entwicklungsstadium, d. i. bei den Post- mysis-Larven, indessen unterscheidet sich das 5. AbdominalfuBpaar darin von den übrigen, daß sich am 2. Protopoditglied an der Bauch- seite eine Längsreihe von einigen nach unten gerichteten Borsten — erheben (Taf. 26, Fig. 31). Das 6. Abdominalfußpaar erscheint bereits bei den ältern Euzoea-Larven als zwei Zellenkomplexe im Innern des 6. Abdominal- segments und zwar am Ende desselben (Taf. 24, Fig. 11). An der im 2. Entwicklungsstadium stehenden Mesozoea-Larve ist schon eine weitere Entwicklung des 6. AbdominalfuBpaars wahrzunehmen, insofern es sich hier als in die Substanz des 7. Abdominalsegments bzw. des Telsons eindringender, annähernd kegelförmiger Zellen- komplex zeigt (Taf. 24, Fig. 12). Im Telson der ältern Mesozoea- Larven hat sich aus dem Zellenkomplex bereits ganz kenntlich am 6. Abdominalfußpaar das Endo- und Exopodit ausgestaltet, deren letzteres besser entwickelt, länger ist und an der distalen Spitze sogar Borsten trägt, während das Endopodit kürzer, schwächer und unbehaart ist (Taf. 24, Fig. 13). Im 3. Entwicklungsstadium, d. i. bei der Metazoea-Larve, pe ire Caridina wyckii (Hıcks). 285 zeigt sich das 6. Abdominalfußpaar bereits fest in seiner typischen Form und frei, allein das Endopodit ist noch viel kleiner als in spätern Stadien (Taf. 24, Fig. 14). Von nun an nimmt das 6. Abdo- minalfußpaar fortwährend an Größe zu, die Zahl der End- und Rand- borsten des Exopodits und Endopodits aber steigt allmählich; im Mesomysis-Stadium nähert sich das Fubpaar bereits seiner defi- nitiven Form und Struktur, bis es schließlich in den Postmysis- stadien unstreitig seine vollständige Entwicklung erreicht. wo zu- gleich auch am Außenrand des Exopodits der charakteristische Dorn- fortsatz erscheint (Taf. 24, Fig. 16, 17). Um über die Entwicklungsreihe der Extremitätsanhänge des Thorax und Abdomens ein übersichtliches und vollständiges Bild zu bieten, habe ich es für zweckmäßig erachtet, nachstehende Tabelle zusammenzustellen. In diese Tabelle habe ich der Vollständigkeit halber auch jene Entwicklungs- bzw. Larvenstadien aufgenommen, die ich zwar nicht unmittelbar beobachtet habe, deren Existenz jedoch, wie oben bemerkt, mit Recht vorauszusetzen, ja sogar sicher ist. In der Tabelle bedeutet a — Anlage, en — Endopodit, d. i. das Exopodit ist bereits gänzlich verschwunden, t — typisches 2ästiges Gliedmabenpaar, Pth — Pes thoracalis, Pab — Pes ab- dominalis. 3 Pth Pth | Pth | Pth Pth | Pab | Pab Larve ik eae 3 4 all sa e6 | | | | Euzoea a a — | — _ — — Mesozoea a a a a = — a Metazoea 1 if a a a — = art Metazoea 2 t t a a a — | 6 Metazoea 3 Ce ale) ot t a a — t Protomysis t t t if a a t Mesomysis t t ue ET en t t Metamysis 1 t t AL t en t t . Metamysis 2 t É t en en t t Metamysis 3 t t en en en t t Metamysis 4 t en en en | en t t Postmysis | en en? | en en en te, lant Aus dieser Tabelle geht zunächst hervor, dab das 1. Thorax- bzw. Greiffußpaar und das 6. Abdominalfußpaar gleichzeitig an der 1. Metazoea-Larve erscheinen; ferner geht daraus hervor, dab die Extremitätspaare des Thorax und Abdomens an der Meso- mysis-Larve zuerst in voller Anzahl auftreten, indessen zeigen sie, mit Ausnahme des 5. Thoracal- bzw. des 3. Gehfußpaars noch den 286 E. von Dapay, Larvenzustand. Die allmähliche Weiterentwicklung der Thoracal- extremitätenpaare bzw. die Annahme der definitiven Struktur sowie der Verlust des Exopodits beginnt an der vorausgesetzten 2. Meta- mysis-Larve und kommt mit der Ausgestaltung der 1. Postmysis- Larve zum Abschluß. Bezüglich der Entwicklung der Kiemen bzw. der Pleuro- und Arthrobranchie beschränke ich mich darauf, hier in Kürze Folgendes zu registrieren. Das 3. Maxillarfußpaar zeigt sich zuerst an der Metazoea-Larve, die Pleurobranchien der sämtlichen Thoraxfüße treten bei der Mesomysis-Larve bereits in definitiver Form auf, obgleich sie noch ziemlich Klein ist. Die Arthrobranchie des 2. Maxillarfußpaars erscheint zuerst bei der Mesomysis-Larve und vervollkommnet sich dann allmählich. 3. Vergleichung der Larvenstadien von Caridina wyckii (Hicks) mit denjenigen anderer Arten. Die in den vorherigen Kapiteln beigebrachten Daten geben Zeugnis dafür, dab der postembryonale Entwicklungsgang von Caridina wycki (Hicks), trotz des Aufenthalts im Süßwasser, eine vollständige und ununterbrochene Metamorphose aufweist und in dieser Hinsicht einerseits mit Afyaephyra desmaresti (MILLET) aus Sübwässern, andrerseits aber mit Palaemonetes varians LEacH über- einstimmt. Die von mir beobachtete und als 1. Entwicklungsstadium be- zeichnete Euzoea-Larve von Caridina wychii zeigt im allgemeinen - Habitus bzw. in der Körpergliederung eine große Übereinstimmung mit der von P. Mayer beschriebenen Zoea-Larve des Genus Palaemon und der von Palaemonetes varians LEAcH (5, p. 206), in- sofern das 6. und 7. Abdominalsegment nicht voneinander abgeschnürt und demzufolge das Telson selbständig geworden ist und außerdem auch das hintere Abdominalende in Form und Struktur mit dem der genannten übereinstimmt. Was die Zahl und Entwicklung der Anhänge des Rumpfs bzw. Cephalothorax betrifft, so erinnert die Euzoea-Larve von Caridina wyckit sehr lebhaft einerseits an die eben die Eihülle verlassende Zoea-Larve der von N. Jory abgebildeten Atyaephyra desmaresti (3, tab. 4, fig. 65, 66), andrerseits an die von C. Cuaus beschriebene Hippolyte-Zoea (s. 4, p. 459, fig. 301), nur dab sich hinter dem 3. Maxillarfußpaar schon die Spur des 1. und 2. Greiffußpaars zeigt. Caridina wyckii (Hicks). 287 Hinsichtlich der Entwicklung der Extremitätenanhänge des Cephalo- thorax gleicht aber die Euzoea-Larve von Caridina wyckii auch der Zoea-Larve von Palaemonetes varians Leacn aus dem Salz- wasser, besonders in der Entwicklung der Maxillarfüße, weicht aber von derselben insofern ab, als sich bei dieser bereits auch die sämt- lich nachfolgenden Thoraxfubpaare gleichzeitig in der Form von verschieden großen und entwickelten Rudimenten zeigen (1, tab. 23, fig. 1). Das 1. oder innere Antennenpaar hat dieselbe Struktur wie die von P. Mayer beschriebenen im 1. Entwicklungsstadium stehende Larve von Palaemonetes varians aus dem Süßwasser (5, tab. 10, fig. 1 I), befindet sich somit auf niedrigerer Entwicklungsstufe als die Zoea-Larve von Atyaephyra desmaresti (3, tab. 4, fig. 68); das 2. oder äußere Antennenpaar hat denselben Schnitt wie die Zoea-Larve von Atyaephyra desmaresti (3, tab. 4, fig. 67). In der Entwicklung der 2 Antennenpaare stimmt die Euzoea-Larve von Caridina wyckii aber auch mit der von G. O. Sars beschriebenen, im 1. Entwicklungsstadium stehenden Larve von Athanas nitescens LEACH einigermaßen überein (6, tab. 2, fig. 1, 6). Im übrigen erinnert die Euzoea-Larve von Caridina wyckii (Hicks) hinsichtlich des Habitus und der Körpergliederung auch an die Zoea-Larve von Gebia littoralis (Risso) (s. 4, p. 170, fig. 309A), zeigt indessen bezüglich der Extremitätenanhänge einen höhern Ent- wicklungsgrad, denn sie weist nicht bloß 2 Maxillarfußpaare wie jene, sondern deren 3 Paare auf. Die unter der Bezeichnung Mesozoea beschriebene 2. Larven- form von Caridina wyckii (Hıcks) stimmt hinsichtlich des äußern Habitus und der Körpergliederung mit der 1. Larvenform von Atyaephyra desmaresti (MiuvEr) überein (3, tab. 4, fig. 66), ebenso wie mit der Hippolyte-Zoea und der von P. Mayer abgebildeten im 1. Ent- wicklungsstadium stehenden Larve von Palaemonetes varians aus dem Süßwasser (5, tab. 10, fig. 17), insofern das 6. und 7. Abdominal- segment bereits voneinander gesondert sind, bzw. das Telson bereits selbständig geworden ist (Taf. 24, Fig. 4). Was die Zahl der Extremitätsanhänge des Rumpfs bzw. des Cephalothorax betrifft, so erinnert die Mesozoea-Larve von Cari- dina wyckii (Hıcks) in erster Reihe an ihre eigne Euzoea-Larve, sie gleicht aber auch der Zoea-Larve von Atyaephyra desmaresti, von der sie sich hauptsächlich dadurch unterscheidet, daß sich das 1. Greiffubpaar bereits in der Form eines 2ästigen fingerförmigen Fortsatzes zeigt und hinter demselben auch die nächstfolgenden 288 E. von Dapay, 3 Thoraxfußpaare immer mehr hervorragen. Die entwickelten Extremitätsanhänge des Cephalothorax weisen dieselbe allgemeine Struktur auf wie die 1. Larven von Atyaephyra desmaresti, und bloß das 1. Antennenpaar bildet eine Ausnahme (3, tab. 4, fig. 67 bis 74). Am Abdomen fehlen sämtliche Abdominalfüße ebenso wie an den 1. Larven von Atyaephyra desmaresti und Palaemonetes varians aus dem Sübwasser sowie an der Hippolyte-Zoea. Hinsichtlich der Körpergliederung stimmt das als Metazoea bezeichnete 3. Entwicklungsstadium von Caridina wyckä mit der im 3. Entwicklungsstadium stehenden Larve von Palaemonetes varians aus dem Süßwasser überein (5, tab. 10, fig. 19) sowie mit der 1. Larvenform von Athanas nitescens (6, tab. 1, fig. 1), insofern neben dem Telson auch das 6. Abdominalfußpaar erscheint (Taf. 24, Fig. 5). Hinsichtlich der Zahl der Extremitätspaare des Cephalothorax stimmt die Caridina-Metazoea mit der 1. Larve von Athanas nitescens überein (6, tab.1, fig. 1, 2) und unterscheidet sich von der- selben nur dadurch, daß während bei ersterer das 3. Gehfußpaar bzw. das 5. Thoraxfußpaar gut entwickelt ist, es bei letzterer sich bloß in Form eines kleinen, fingerförmigen Fortsatzes zeigt (Taf. 24, Fig. 5). Der Grad der Entwicklung des 1. Antennenpaars ist wie im Mesozoa-Stadium mit demjenigen der im 3. Stadium stehenden Larve von Palaemonetes varians aus dem Süßwasser übereinstimmend (5, tab. 1, fig. 1 III), erinnert aber auch zugleich an das letzte Larvenstadium von Athanas nitescens (6. tab. 2, fig. 3). Das 2. An- tennenpaar erinnert im ganzen an das der Zoea-Larve von Atyae- phyra desmaresti (3, tab. 4, fig. 67) sowie an dasjenige der 1. und etwas spätern Larvenformen von Athanas nitescens (6, tab. 2, fig. 6, 7), unterscheidet sich aber von demselben doch darin, daß die Antennengeißel mit Beibehaltung ihrer frühern Form nunmehr in 2 Glieder geteilt ist. Die im 4. Entwicklungsstadium stehende Larve von Caridina wyckii, die ich unter der Benennung Protomysis beschrieben habe, erinnert hinsichtlich der Entwicklung einigermaßen an jene Larve von Athanas nitescens, die G. O. Sars auf tab. 1, fig. 3 abbildet, in- sofern als an den ersten 5 Abdominalsegmenten die Abdominalfübe sich in Form von fingerförmigen Fortsätzen zeigen (Taf. 24, Fig. 6), unterscheidet sich indessen von derselben in erster Reihe dadurch, daß die ersten 4 Thoraxfußpaare bereits erschienen sind, während das 5. nur noch in Form eines fingerförmigen Fortsatzes zugegen ist, in zweiter Reihe aber unterscheiden sie sich auch durch die Struktur Ne sers Caridina wyckii (Hıoxs). 289 der Extremitäten des Cephalothorax. Die Geißeln des 1. und 2. An- tennenpaars sind fast ebenso eingelenkt wie bei der im 4. und 5. Stadium stehenden Larve von Palaemonetes varians (5, tab. 10, fig. 1ZV, V). sind mithin auf derselben Entwicklungsstufe angelangt wie an den oben erwähnten Larven von Athanas nitescens. Dasselbe gilt auch hinsichtlich der Entwicklungsstufe der Geißel des 2. oder äußern Antennenpaars, nur dab die Protomysis-Larve von Cari- dina wycki in dieser Hinsicht mit dem 1. Larvenstadium von Palae- monetes varians übereinstimmt (vgl. 5, tab. 10, fig. 27 und Taf. 24, Fig. 6). Das 1. und 2. Greiffußpaar gleicht noch durchaus dem vorherigen Maxillarfußpaar sowie der nachfolgenden 2 Gehfußpaare, und am vorletzten Glied derselben zeigt sich noch keine Spur der Umänderung in eine Schere (Taf. 24, Fig. 6), unterscheidet sich mit- hin in dieser Beziehung sowohl von der Larve von Palaemonetes varians als auch von der 2. Larvenform von Athanas nitescens (5, a LOY fe: 18;'6, tab: 1,0003). Übrigens halte ich es auch für erwähnenswert, daß die Proto- mysis-Larve von Caridina wyckii (Hicks) annähernd auch mit der von G. O. Sars beobachteten Mysis-Form von Gebia littoralis (Risso) (4, p. 470, fig. 309$) übereinstimmt, sich indessen von der- selben dadurch unterscheidet, daß das 4. Thoraxfubpaar bereits gut entwickelt ist, dieselbe Struktur aufweist wie die vorhergehenden Stadien und auch das 1. Abdominalfußpaar sich gleich wie die übrigen in Form von fingerförmigen Fortsätzen zeigt, wogegen an der erwähnten Larve von Gebia littoralis das 4. Thoraxfußpaar nur in Form von fingerförmigen Fortsätzen vorhanden ist und das 1. Abdominalfußpaar noch gänzlich fehlt. Die im 5. Entwicklungsstadium stehende Larve von Caridina wyekät, die ich unter der Benennung Mesomysis beschrieben habe, erinnert bezüglich ihrer Entwicklung einigermaßen an jene Larve von Athanas nitescens, welche G. O. Sars auf tab. 1, fig. 4 abbildet, allein die Geißeln des 1. Antennenpaars bestehen aus mehr Gliedern, und das 1. und 2. Gehfußpaar ist noch typisch entwickelt, d. i. 2ästig. An den ersten 2 Thoraxfußpaaren bzw. den werdenden 2 Greiffußpaaren zeigt das vorletzte Glied nur insofern den werden- den innern Schenkel der Schere, als die distale innere Spitze des- selben etwas hervorsteht (Taf. 24, Fig. 7; Taf. 25, Fig. 36, 37), während an der vorhin erwähnten Larve die Umgestaltung zur Schere weiter fortgeschritten ist (6, tab. 1, fig. 4). Sämtliche Abdominalfußpaare nähern sich schon so ziemlich der definitiven Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 19 290 E. von Dapay, Form und sind besser entwickelt als an der oben erwähnten Larve von Athanas nitescens. Die als 6. D storm hingestellte Metamysis-Larve von Caridina wyckii mit ihren vorausgesetzten 4 Formen hat in ge- wissem Grade eine niedrigere, in gewissem Grade eine überein- stimmende und in gewissem Grade höhere Struktur als jene Larve von Atyaephyra desmaresti, welche M. Jory auf tab. 4, fig. 36 ab- gebildet hat. Die ersten 4 Thoraxfußpaare der jüngsten Metamysis- Larve sind nämlich noch typisch 2ästig, und die Umgestaltung des vorletzten Glieds der 2 Greiffußpaare zur Palma und zum innern Schenkel der Schere ist noch nicht vollständig abgeschlossen, insofern der Stiel noch schmal und der innere Schenkel kürzer ist als der äußere. In den darauffolgenden Metamysis-Stadien verliert die Larve nach und nach das Exopodit des 2. Greiffußpaars, sodann auch dasjenige des 1. Gehfubpaars, während sie der von N. JorLy abgebildeten Larve von Atyaephyra desmaresti (3, tab. 4, fig. 36) sowie der 2. bis 4. Larve von Palaemonetes varians (5, tab. 10, Fig. 18, 19) ähnlich wird. Die letzte Metamysis-Larve verliert schließlich auch das Exopodit des 2. Greiffußpaars und erreicht hierdurch das 5. Larven- stadium von Palaemonetes varians, an welcher das 1. Greiffußpaar nur mehr ein verkümmertes Exopodit aufweist. Zu Beginn der als Postmysis-Larve beschriebenen Ent- wicklungsstadien entspricht die Larve von Caridina wycku vollständig der von G. O. Sars abgebildeten letzten Larve von Athanas nitescens bzw. dem ersten postlarvalen Zeitraum derselben (3, tab. 1, fig. 5) und wird fast identisch mit dem von P. Mayer beschriebenen 6. und 7. Entwicklungsstadium von Palaemonetes varians (5, p. 211). Die eingehendere Schilderung der übrigen Postmysis-Larven muß ich in Ermangelung des gesamten Vergleichungsmaterials unter- lassen, umsomehr als die Umgestaltung derselben je nach der Art zweifellos ganz eigentümlich und charakteristisch sein dürfte, ja sein muß. Hinsichtlich der allmählichen Umgestaltung der Mandibeln und Maxillen sowie der Maxillarfüße bemerke ich bloß, daß dieselbe im ganzen und hier und da auch in den Details fast vollständig in derjenigen von Atyaephyra desmaresti und Athanas nitescens überein- stimmt und in geringem Maß auch an die von Palaemonetes varians aus dem Süßwasser erinnert (cf. 3, 5, 6). Übrigens erleidet der 1. und 2. Maxillarfuß von Caridina wyckii in dem als Metamysis bezeichneten 5. Entwicklungsstadium eine derartige Umgestaltung Caridina wyckii (Hıcks). 291 wie die 2. Larve von Atyaephyra desmaresti (3, tab. 4, fig. 38) und Athanas nitescens im ersten postlarvalen Zustand (6, tab. 3, Fig. 3, 7), Die ununterbrochene Reihenfolge des Entwicklungsgangs sowohl der beobachteten Larvenstadien als auch der einzelnen Extremitäten- paare liefert als Endresultat den Nachweis, dab Caridina wychkii (Hıcks) trotz der Anpassung an den Aufenthalt im Süßwasser doch den Urtypus seiner Metamorphose vollständig beibehalten hat und darin nicht die geringste Reduktion eingetreten ist. Ich halte es sogar für wahrscheinlich, daß dies auch hinsichtlich der übrigen Arten der Familie Atyidae der Fall sein wird, was der Entwicklungsgang der von N. Jozy untersuchten, öfters erwähnten Atyaephyra des- maresti einigermaßen zu beweisen scheint. Literaturverzeichnis. 1. Boas, J.E. V., Kleinere carcinologische Mittheilungen, in: Zool. Jahrb., Vol. 4, Syst., 1889, p. 793, tab. 23, Textfig. 4. 2. HILGENDORF, F., Die Land- und Süsswasser-Dekapoden Ost-Afrikas, in: Thierwelt Deutsch-Ost-Afrika, 1898, Vol. 4, No. 7, tab. 1, Textfig. A—C. 3. Jouy, N., Etudes sur les moeurs, le développement et les méta- morphoses d’une petite Salicoque d’eau douce (Caridina Desmarestii), suivies de quelques réflexions sur les métamorphoses des Crustacés Décapodes en général, in: Ann. Sc. nat., Zool. (2), Vol. 19, 1843, p. 34, tab. 3, 4. 4. KORSCHELT-HEIDER, Lehrbuch der vergleichenden Entwicklungs- geschichte der wirbellosen Thiere, Heft 1, 1890, p. 459, fig. 301. 4a. DE Man, J. G., Decapoden des Indischen Archipels, in: WEBER, Zool. Erg. einer Reise in Niederl. Ostindien, Leiden 1892, Vol. 2, p. 265—527, tab. 15—29. 5. Mayer, P., Carcinologische Mittheilungen, in: Mitth. zool. Stat. Neapel, 1881, Vol 2,.9..197, tab710; 6. Sars, G. O., Postembryonal development of Athanas nitescens LEACH, in: Arch. Math. Naturvid., 1906, Vol. 27, No. 10, tab. 1—4. 7. WEBER, M., Zur Kenntniss der Siisswasser-Fauna von Siid-Afrika, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst., 1897, p. 135, tab. 15. 292 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. OT AD Habitusbild. Fig. a: E. von Dapay, Erklirung der Abbildungen. Tafel 24. Euzoea von oben. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Habitusbild. Euzoea von der Seite. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Habitusbild. Euzoea von der Seite. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Habitusbild. Mesozoea von der Seite. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Habitusbild. Metazoea von der Seite. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Habitusbild. Protomysis von der Seite. REICH. Ok. 1, Obj. 2. Prisma. Mesomysis von der Seite. ReıcH. Ok. 1, Obj. 2. Prisma. Jüngeres Stadium. Fig. 8. Mesomysis von der Seite. ReıcH. Ok. 1, Obj. 2. Prisma. Alteres Stadium. Fig. 9. Habitusbild. Fig. 10. ae ME a. AE py "16! Ry g. 18. g. 19. . 20. Bo . 22. for . 24. 25. ie. 26. Postmysis von der Seite. REICH. Ok. 1, Obj. 2. Prisma. Telson von Euzoea. REICH. Ok. 5, Obj. 0. Telson von Euzoea. REICH. Ok. 5, Obj. 0. Telson von Mesozoea. REICH. Ok. 5, Obj. 0. Telson von Mesozoea. REICH. Ok. 5, Obj. 0. Telson von Metazoea. REICH. Ok. 5, Obj. 0. Telson von Protomysis. REICH. Ok. 5, Obj. 0. Telson von Mesomysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Telson von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. . Antenne von Euzoea. REICH. Ok. 5, Obj. 2. . Antenne von Mesozoea. REICH. Ok. 5, Obj. 2. . Antenne von Protomysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. . Antenne von Mesomysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. . Antenne von Euzoea. REICH. Ok. 5, Obj. 2. . Antenne von Metazoea, REICH. Ok. 5, Obj. 2. Telson von Postmysis, nach REıcH. Ok. 5, Obj. 0. 2. Antenne von Mesomysis 1. REICH. Ok. 5, Obj. 2. 2. Antenne von Metamysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. N ON mm mm mm Ok. tn Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Kio. 7. Fig. 8. Fig. 9. Bio tO: Bag IN Fig. 12. Bigs tS. Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Fig. 27. Fig. 28. Fig. 29. Fig. 30. Fig. 31. Fig. 32. Fig. 33. Fig. 34. 5, Obj. 2 Fig. 35. Fig. 36. [u pd hd hd bi Caridina wyckii (Hıcks). Mandibel von Euzoea. Mandibel von Mesozoea. Mandibel von Metazoea. Mandibel von Postmysis. . Maxille von Euzoea. . Maxille von Mesozoea. . Maxille von Metazoea. Datel #25 . Maxille von Mesomysis. . Maxille von Metamysis. wo © © © YO mw — 1 . Maxille . Maxille Do ww NO NN NN = mi D ND NN ND NY H Maxille . Maxille Maxille . Maxille . Maxillarfuß . MaxillarfuB . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß . Maxillarfuß von Euzoea. von Postmysis. ReıcH. Ok. 5, Obj. 2. von Metazoea. von Mesomysis. von Metamysis. von Postmysis. . Maxillarfuß von Euzoea. von Metazoea. von Mesomy von Metamysis. von Postmysis 1. von Postmysis 2. von Euzoea. von Mesozoea. von Metazoea. von Mesomy von Metamysis. von Postmysis. von Euzoea. von Mesozoe von Protomysis. von Mesomysis. von Metamy von Postmysis. REICH. Ok. REICH. Ok. 5, 5, REICH. Ok. 5, Obj. 2. REC Ok #5; Obj. 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Rercx. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok, 5, Obj. 2. ReıcH. Ok. 5, Obj. 2. Obj. 2. Obj. 2. Reich. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. d, Obj. 2. Rercx. Ok. 5, Obj. 2. REIcH. Ok. 5, Obj. 2. ReıcH. Ok. 5, Obj. 2. sis. ReicH. Ok. 5, Obj. 2. Rercx. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. 5, Obj. REICH. Ok. 5, Obj. 2. 2. Reıch. Ok. 5, Obj. 2. sis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. RRICH. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. REICH. Ok. 5, Obj. 2. 5, Obj. 2. RercH. Ok. 5, Obj. 2. a. sis. REICH. Ok, 5, Obj. 2. REıcH. Ok. 5, Obj. : RercH. Ok. 5, Obj. ReicH. Ok. 5, Obj. 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. 2 2. . Thoraxfuß, a, b, c von Euzoea, d, e von Mesozoea. REICH. . Thoraxfuß von Mesomysis 1. . Thoraxfuß von Mesomysis 2. . Thoraxfuß von Metazoea. ReicH. Ok. 5, Obj. 2. ReıcH. Ok. 5, Obj. 2. REICH, Ok: 5; Obj. 2 994 E. von Dapay, Caridina wyckii (Hicks). Tafel 26. 1. Thoraxfuß von Metamysis. REıcH. Ok. 5, Obj. 2. 1. Thoraxfuß von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. 1 2 Fig. 3. 2. Thoraxfuß, a, b von Mesozoea, c—e von Metazoea. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. Fig. Fig. 4. 2. Thoraxfuß von Metazoea. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 5. 2. Thoraxfuß von Mesomysis 1. REıcH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 6. 2. Thoraxfuß von Mesomysis 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 7. 2. Thoraxfuß von Metamysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 8. 2. Thoraxfuß von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 9. 3. Thoraxfuß von Protomysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 10. 3. Thoraxfuß von Mesomysis 1. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 11. 3. Thoraxfuß von Mesomysis 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 12. 3. Thoraxfuß von Metamysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 13. 3. Thoraxfuß von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj, 2. Fig. 14. 4. Thoraxfuß von Metazoea. Kombiniert nach dem Schema des 2. Fußpaars. Fig. 15. 4. Thoraxfuß von Mesomysis 1. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 16. 4. ThoraxfuB von Mesomysis 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 17. 4. Thoraxfuß von Metamysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 18. 4. Thoraxfu8 von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 19. 5. ThoraxfuB von Mesomysis 1. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 20. 5. Thoraxfuß von Mesomysis 2. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 21. 5. Thoraxfuß von Metamysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 22. 5. Thoraxfuß von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 23. Dactolypodit des 5. Thoraxfußes einer spätern Postmysis ReıcH. Ok. 5, Obj. 2. Fig. 24. 1. Abdominalfu8 von Mesomysis 1. REICH. Ok. 5, Obj. Fig. 25. 1. AbdominalfuB von Mesomysis 2. REICH. Ok, 5, Obj. Fig. 26. 1. Abdominalfuß von Metamysis. REıcH. Ok. 5, Obj. Fig. 27. 1. Abdominalfuß von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj. Fig. 28. 2. Abdominalfuß von Mesomysis 1. REICH. Ok. 5, Obj. Fig. 29. 3. Abdominalfuß von Mesomysis 2. REıcH. Ok. 5, Obj. Fig. 50. Abdominalfuß 2—5 von Metamysis. REICH. Ok. 5, Obj. Fig. 31. 5. Abdominalfuß von Postmysis. REICH. Ok. 5, Obj. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Über die Rückbildung der Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. Von Paul Stange. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Freiburg i. Br.) Mit Tafel 27—28 und 3 Abbildungen im Text. Einleitung. Einer der bekanntesten Vertreter der auf Säugetieren und In- secten schmarotzenden Lausfliegen ist die in der Wolle des Schafs lebende, blutsaugende Schafzecke, Melophagus ovinus. Die Forscher vergangener Zeiten haben diese bizarren Insecten nicht immer als Fliegen erkannt, sondern sie vielmehr zu den Läusen in Beziehungen gebracht, mit denen sie auch in Gestalt, Farbe, Be- wegung und Lebensweise eine unverkennbare Ähnlichkeit haben. LATREILLE (1825) vereinigte die im System verstreuten Tiere zur Gruppe der Pupipara und betrachtete sie als eine einheitliche Gruppe der Dipteren. Dabei leitete ihn die Idee, daß man die einzelnen Tierformen nicht nach wenigen äußern Merkmalen, sondern nach ihrem gesamten anatomischen Bau und ihrer Entwicklung beurteilen müsse. 1858 untersuchte L£uckArT Melophagus und legte mit Hilfe der Entwicklungsgeschichte die engen verwandtschaftlichen Beziehungen 296 PAUL STANGE, zu andern Dipteren, zu Musca, dar. Auf Grund dieser Arbeit wie eigener Studien konnte Braver zum erstenmal die Pupiparen für aberrante Musciden erklären. Bekanntlich ist bei den Dipteren von den Flügeln nur das vordere Paar entwickelt; das 2. ist von den Halteren ersetzt, kleinen wie Paukenschlägel mit einer Anschwellung endenden Schwine- kélbchen, die durch ihren Reichtum an Nerven sich als Sinnesorgane zu erkennen geben und, wie man jetzt wohl all- gemein annimmt, für die Erhaltung des Gleichgewichts beim Flug von Wichtigkeit sind. Von häutigen Flugorganen sieht man nichts bei Melophagus. Man weif aber durch neuere Untersuchungen eines Engländers, Prarr, dab die Flügelanlagen in der Larve vorhanden sind und auch einen Anlauf zu einer weitern Entwicklung nehmen. Das weist deutlich auf eine Periode der phyletischen Entwicklung hin, wo noch Flügel da waren. Die Vorfahren haben solche besessen und sie offenbar eingebüßt, weil ihnen, als Parasiten im dichten Vließ des Schafs, Flügel eher hinderlich als förderlich sein mußten. Die Halteren sollen nach Prarr!) höchst rudimentär sein; er beschreibt sie als „zwei kleine paarige, kolbenartige Vorsprünge, die am hintern Thorax sitzen und von der mit Borsten besetzten gewöhnlichen Körperwand überzogen sind“. Nun aber tut man gut, diese Angaben mit einer gewissen Vor- sicht aufzunehmen, da meines Wissens an diesem Objekt noch niemand die Entwicklung der Flügel- und Schwingeranlagen in der Puppe bis zu dem Augenblick, wo das vollendete Insect auskriecht, ver- folgt hat. Unter diesen Verhältnissen mußte es lohnend erscheinen, mit Hilfe moderner Untersuchungsmethoden das Schicksal dieser beiden Anlagen zu erforschen. Die vorliegende Arbeit wurde auf Anregung von Herrn Geheim- rat Prof. Dr. WEISMANnN unternommen. Es sei mir gestattet, an dieser Stelle meinem hochverehrten und giitigen Lehrer Herrn Geheimrat Wertsmann für die freundliche Anleitung und liebenswürdigste, tatkräftige Unterstützung bei Be- schaffung des Materials meinen innigsten Dank auszusprechen. Zu herzlichem Dank verpflichtet bin ich auch dem Assistenten 1) H. S. PRATT, Beiträge zur Kenntnis der Pupiparen, in: Arch. Naturg., Jg. 59, Bd. 1, p. 193. Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 297 Herrn Privatdozent Dr. Scuuerp, der mit unermüdlichem Interesse den Fortgang meiner Arbeit verfolgt hat. Material. Beim Sammeln des Materials ließ ich es mir zuerst angelegen sein, möglichst viele trächtige Weibchen in meinen Besitz zu be- kommen. Diese sollten ihre Larven ablegen. Auf diese Weise dachte ich mir eine vollständige Reihe von allen möglichen, dem Alter nach genau zu bestimmenden Ent- wicklungsstadien zu beschaffen. Ich verfuhr dabei derart, daß ich die hochschwangern Exemplare, durch deren dünne gedehnte Bauch- decken die Larven weiblich hindurchschimmern, mir heraussuchte, sie mit etwas Wolle in ein Gläschen tat und dieses, einer gleich- mäßigen Wärme wegen, in meiner Westentasche bei mir trug. In den meisten Fällen wurde auch der Inhalt des trächtigen Uterus ausgestoßen, doch entwickelten sich die Fruchtkörper in nur 2 Fällen weiter. Danach legte ich mich darauf, möglichst viele Puppen zu sammeln, zu fixieren, in Schnitte zu zerlegen und die verschiedenen Stadien auf Grund ihrer histologischen und organologischen Differen- zierung zwischen die wenigen, dem Alter nach mir bekannten ein- zugliedern. Wenn dieses Verfahren auch zeitraubend war, weil ich alle Puppen ohne Auswahl schneiden mußte, gelang es mir doch, eine ziemlich vollständige Serie herzustellen. Hinsichtlich des Vorkommens möchte ich noch erwähnen, dab Melophagus in den Sommermonaten sehr schwer zu haben ist. Das hängt damit zusammen, daß sich der Parasit nach der Schafschur, die etwa Mitte Mai vorgenommen wird, auf dem eine Zeitlang fast nackten Körper des Schafs schwer halten kann. Bei dieser Gelegenheit geht jedenfalls ein großer Teil der Schafläuse zu Grunde. Die, welche auf ganz jungen Lämmern sitzen, bleiben verschont, weil ihr Wirt nicht der Wolle beraubt wird. Wohl nur so ist es zu erklären, dab ganz junge Schäflein so viel Parasiten haben. Die Schäfer freilich, die das sehr wohl beobachtet hatten, wollten das mit der Blutbeschaffenheit in Zusammenhang bringen, die so gern für alles verantwortlich gemacht wird. Methoden. Zum Studium der Inseetengewebe ist ein Fixierungsmittel er- forderlich, welches das Chitin leicht durchdringt. Das scheint für die von PETRUNKEWITSCH angegebene Modifikation des GıLsox’schen 298 PAUL STANGE, Sublimatgemisches zuzutreffen. Die trächtigen Tiere wurden deka- pitiert, mit einer Schere kleine Öffnungen in der Abdominalwand | ohne Verletzung der Larve geschaffen, um ein leichteres und sicheres Eindringen der heiß angewandten Sublimatlösung zu sichern. Die Hypodermis soll durch die Hitze fixiert werden, während auf die tiefer liegenden Stellen das Sublimat wirkt. In ähnlicher Weise wurden auch die Puppen am hintern Körperende, welches ich ja ruhig verletzen konnte, gefenstert. Das Material blieb für 2 x 24 Stunden in der Fixierlösung, wurde dann gründlich mit 70°/, Iodalkohol aus- gewaschen und in der üblichen Weise für Einbettung in Paraffin vorbereitet. Um die Schwierigkeiten, die das Schneiden des Chitins macht, möglichst aus dem Wege zu räumen, habe ich die Larven aus dem mütterlichen Körper herauspräpariert, was bei dem gut eehärteten Gewebe meist glatt ging. Bei der Puppe konnte ich nicht also verfahren, da die Gewebe infolge der histolytischen Pro- zesse bröcklie sind und sehr leicht auseinanderfallen. In diesem Fall habe ich das sehr harte und spröde Chitin der Puppenhaut durch Eau de Javelle erweicht. Ich verwandte dazu eine Ver- dünnung von 1:5 und ließ die Objekte 3 >< 24 Stunden in derselben. Mir hat das genützt. Die Puppen ließen sich nun schneiden, was vorher, wo ich nicht erweichte, absolut nicht gelingen wollte. Es mag aber auch wohl ein etwas zu langes Verweilen. der Objekte in Xylol an den ersten Miferfolgen schuld sein. Immerhin blieb auch jetzt noch die Anfertigung von tadellosen Schnitten eine sehr schwierige Aufgabe. Dünne Schnitte erlaubte das Material nicht. Ich mußte mich meistens mit Querschnitten von 10 « Dicke begnügen und auf histologische Feinheiten, so sehr ich mich darum bemühte, verzichten. Unter den verschiedenen angewandten Färbungsmitteln habe ich die Kombination von Hämatoxylin und Eosin nacheinander angewandt bevorzugt. Für das Verständnis der zum Teil recht komplizierten räumlichen Verhältnisse habe ich mich der Rekonstruktionsmethoden bedient. Oft genügte es schon, mehrere Schnitte aufeinander oder nebeneinander zu zeichnen und sich Verbindungen gezogen zu denken, um zu einer körperlichen Vorstellung zu gelangen. Bei schwer zu verstehenden Stellen, wo es sehr darauf ankam, habe ich Plattenmodelle an- gefertigt — ein zeitraubendes, aber sehr nützliches Verfahren. Die Zeichnungen wurden alle mit dem Assr’schen Zeichen- apparat entworfen. durchgehends mit derselben Vergrößerung Lrrrz Okular 0, Objektiv 6. eS ee < Flügel- und Haltereuscheiben bei Melophagus ovinus. 299 Historisches. Daß Flügel und Beine des vollendeten Insects nicht zuerst in der Puppe erscheinen, sondern schon in den letzten Tagen des Larvenlebens in der Anlage vorhanden sind, war bereits SVAMMERDAM bekannt. In der „Bibel der Natur“ (1752) teilt er mit, daß in der Larve von Culex, Apis und Pieris die Anlagen der Flügel unter der thoracalen Haut liegen und durch geschicktes Abstreifen der- selben zum Vorschein gebracht werden können. Lyonner und später Acassız!) beschrieben die Flügelanlagen einer Raupe als „deutliche, angeschwollene, aber etwas abgeplattete Blasen“, die von der äußern Haut ihren Ursprung nehmen sollten. Muß es solchen Tatsachen gegenüber nicht wunderlich scheinen, dab einem LEUuCKART ?) die Bedeutung von jenen Zellenkomplexen, die er im Vorderkörper der Melophaguslarve auffand, unklar blieb ? Seine „Zellenkörper“ beschreibt er als kuglige oder nieren- förmige Gebilde von ca. 0,15 mm im Durchmesser. Die Wandungen sollten ziemlich dick sein und aus „Zellen von einer ziemlich in- ditterenten bläschenförmigen Bildung mit einem scharf kontourierten soliden Kern“ bestehen. Äußerlich sollten sie von einer struktur- losen Zellgewebshülle bekleidet sein, auf der sich zahlreiche und ansehnliche Tracheen verbreiteten. Sie sollten nach ihm schon in früher Zeit des Embryonallebens entstehen in engem Zusammen- hang mit den Muskeleindrücken der Haut: „indem das Muskelblatt hinter den drei vorderen Eindrücken je eine scheibenförmige Ver- dickung, den Zellenkörper, bildet.“ Er meinte, sie könnten sich nach Art der gleichfalls hohlen Wirbelplättchen der Vertebraten später noch in eine ganze Reihe verschiedener Organe auseinanderlegen und vielleicht die Augen oder andere Sinnesorgane anlegen. Der Erste, der die Imaginalscheiben studierte, war WEISMANN.?) Ihre Bedeutung ist von ihm zuerst ganz erkannt und in zwei grund- 1) L. Acassız, The classification of Insects from embryonical data, in: Smithsonian Contribution to Knowledge, Vol. 2, Art. 6, 1857. 2) LEUCKART, Fortpflanzung und Entwicklung der Pupiparen, Halle 1858, p. 48. 3) A. WEISMANN, Ueber die Entstehung des vollendeten Insekts in Larve und Puppe, 1863. A. WEISMANN, Entwicklung der Dipteren, Leipzig 1864. A. WEISMANN, Die Metamorphose der Corethra plumicornis, 1866. 300 PAuL STANGE, legenden Arbeiten über Corethra und Musca dargelegt worden. Er gab diesen ruhenden Bildungsherden auch den Namen, weil sie funktionslos für das Larvenleben, in der Puppe sich entwickelnd, gewisse Organe der Imago: Kopf, Flügel, Schwinger und vor allen Dingen die Beine, liefern. Seitdem haben sich viele Autoren mit dem Studium der Imaginal- scheiben befaßt. von denen besonders GANIN, VIALLANES, KOWALEWSKY und van REES zu nennen sein dürften. Diese haben fast alle ihre Studien an Musca und deren Ver- wandten angestellt, für die dadurch die imaginalen Verhältnisse sehr genau bekannt geworden sind. Melophagus ist nach dieser Richtung hin von einem Schüler LevucKart’s, dem schon erwähnten Henry SHERRING PRATT, studiert. In einer ältern Arbeit ergänzt er auf Grund des Studiums von Serienschnitten die grundlegende Lruckarr'sche Arbeit, „Die Fort- pflanzung und Entwicklung der Pupiparen“. In der letzten (1901) behandelt er ausführlicher die embryonale Entwicklung der Imaginal- scheiben. Diese habe ich zur Basis meiner Untersuchungen ge- macht. !) Nach ihm stülpen sich Flügel- und Halterenscheibe nicht während des embryonalen Lebens ein, sondern treten vielmehr erst spät, in der jungen Larve, auf, ursprünglich als einfache Verdickungen des Eetoderms. Diese sinken gewissermaßen unter die Oberfläche und trennen sich vom Ectoderm, welches sich alsdann wieder darüber schließt. So entstehen hohle, mit einer serösen Flüssigkeit erfüllte Blasen, deren Wandungen nach der Peripherie des Körpers dünn, nach der Achse desselben dick erscheinen. Mit van Rees?) möchte ich einer präcisen Ausdrucksweise halber den Hohlraum kurz als „Peripodalraum“, die dünne Wand als „Peripodalmembran“ be- zeichnen. Spezieller Teil. Auf dem jüngsten Stadium, das ich unter meinem Larvenmaterial gefunden habe, liegen Flügel- und Halterenscheiben hintereinander, mehr lateral als dorsal, über den zugehörigen Beinscheiben, mit denen 1) H. S. Prarr, The embryonic history of imaginal discs, in: Proc. Boston Soc. nat. Hist., Vol. 29, 1901, p. 268. 2) J. van Rees, Beiträge zur inneren Metamorphose von Musca vomitoria, in: Zool. Jahrb., Vol. 3, Anat., 1889, p. 25. Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 301 sie durch Tracheenstämmchen führende Zellenstränge verbunden sind. Etwas dorsal über ihnen, mehr nach innen, zieht jederseits ein großer Längstracheenstamm von hinten nach vorn. Diese luft- führenden Kanäle sind von allen Autoren, die über Melophagus be- richten, gesehen worden. Nach Durour’) sollten sie sich erst kurz vor dem Austritt der Larve aus dem Uterus bilden und allein or- ganisiert sein, während er dem übrigen Körper des „Fötus“ ein „chaos pulpeux“ zuschrieb. Nach ventral gibt jeder Tracheenstamm eine Anzahl von Querästen ab, und jede der Scheiben liegt an einem solchen Querast angeschlossen. In der Größe prävalieren die Flügelscheiben um ein Geringes; sie messen in der Höhe 0,14 mm, in der Breite 0,056 mm, während die entsprechenden Zahlen für die Halterenscheiben 0,105 und 0.049 mm sind. Verglichen mit den ventralen Scheiben, die untereinander ziem- lich gleichgrof sind, sind die dorsalen kleiner. Damit man sich eine Vorstellung davon machen kann, teile ich auch von den Beinscheiben die Zahlen mit: Höhe 0,2275, Breite 0,07 mm. Mit den vordern Enden liegen die Scheiben in nischenartigen Vertiefungen, der Hypodermis hart an; mit den hintern Enden sind sie von derselben weiter entfernt. Die Hypodermis selbst ist eine einschichtige Epithellage aus zylindrischen Zellen, die einen großen Kern besitzen. An der ventralen und dorsalen Fläche des Vorder- körpers, welcher die Imaginalscheiben für Kopf und Thorax birgt, ist sie verhältnismäßig dünn (0,014 mm). Nach beiden Seiten zu verdickt sie sich bis zu einer maximalen Stärke von 0,0595 mm; die Zellen werden hoch und schlank und treten nach der lateralen Mittellinie zur Bildung eines eigen differenzierten Zellenstrangs zu- sammen. Diesen habe ich auf meinem Präparat nur über den Flügel- und Halterenscheiben ausgeprägt gefunden. In Fig. 1, Taf. 27 ist Halterenscheibe und Hypodermisstrang quer getroffen. Von beiden Seiten her krümmen sich die schlanken Hypo- dermiszellen und neigen sich schließlich so zusammen, dab sie einige Zellen einschließen. Die Lücken zwischen den Zellen dürfen nicht weiter irritieren; es sind wahrscheinlich Kunstprodukte, die durch Schrumpfung entstanden sind. Über der Nische, in welcher die Scheibe liegt, hat man außen 1) L. Durour, I. Sur les Pupipares, in: Ann. Sc. nat., 1845, Vol. 3; II., in: Mém. prés. Acad. Institut, 1851. 302 PAUL STANGE, eine Eintiefung. Das ist das typische Bild der in die Flügel- und Halterenregion fallenden Schnitte. Ins Plastische übersetzt heißt das: in der Region über den Flügel- und Halterenscheiben verläuft ein Hypodermiszellenstrang, der von hohen schlanken Zellen wie in ein Rohr, eingebettet ist. Durch die Anordnung und eigentümliche Form der letztern entstehen zu beiden Seiten des Zellenstrangs Wälle, die außen und innen einen Graben zwischen sich haben. Durch solche Bilder bin ich auf den Gedanken gekommen, dab der Zellenstrang möglicherweise mit der Entstehung der dorsalen Scheiben in Zusammenhang zu bringen ist. Beweisen kann ich diese Vermutung nicht, da ich ein Stadium haben müßte, auf dem die Einstülpung der Imaginalscheiben sichtbar ist. Sie wird aber unter- stützt durch die Ähnlichkeit der Scheibenzellen mit den schlanken Hypodermiszellen. Die Wand der Scheibe ist einschichtig; sie er- scheint dick, weil sich die Zellen in ihrer ganzen Höhe berühren, und erscheint dünn in der Peripodalmembran, weil hier die Zellen schräg hintereinander wie eine nach einer Seite auseinandergefallene Geldrolle liegen. Ferner stimmt die Richtung der Peripodalmembran- zellen mit derjenigen der dünn ausgezogenen Enden der schlanken, sekrümmten Wallzellen wunderbar überein. An manchen Stellen hat es den Anschein, als ob die Zellen ineinander übergingen. Ich meine, das Vorhandensein dieses Grabens, besser gesagt, dieser Furchung an der Außenseite mub einen auf die Idee bringen, dab hier früher eine Einstülpung vor sich gegangen ist. Pratr hat diesen Strang zuerst beschrieben und ihn ganz für die Bildung der Bogennaht in Anspruch genommen.!) Ganz all- gemein gesagt, stellt diese einen feinen, nach innen zu kaum sicht- baren Spalt vor, dessen Ausfüllungsmasse, wie das aus der ab- weichenden Färbbarkeit resultiert, von der normalen Cuticula ab- weicht. Diese verschiedene cuticulare Substanz soll von den Zellen des Hypodermisstrangs ausgeschieden werden. Man muß sich vor- stellen, daß diese abnorme cuticulare Substanz leicht eintrocknet, brüchiger ist und die Stelle vorbereitet, wo beim Ausschlüpfen der Fliege die Puppenhaut aufspringt. Dieselbe Funktion hat auch die Ringnaht, die erst später auftritt und nur eine seichte Furche im Chitin vorstellt. Liegt es da nicht nahe, anzunehmen, daß die komplizierte Bogennaht, die schon da ist, wenn von der Ringnaht noch keine Spur vorhanden ist, in der jungen Larve noch eine 1) PRATT, Beiträge zur Kenntnis der Pupiparen, p. 163. a a a ee ee a ee EN Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 303 andere Bedeutung hat? Ist es nicht merkwürdig, dab die Natur das eine mal den komplizierten Apparat nötig hat, um ein Ziel zu erreichen, welches sie das andere mal, in der Ringnaht, so einfach erreicht ? Auf dem nächsten ältern Stadium, welches ich untersuchte, sind die Scheiben größer; sie sind gewachsen. Die Zellen haben sich vermehrt und bilden in ihrer Gesamtheit das eigentümliche, klein- zellige, sogenannte „imaginale Epithel“, welches sehr charakteristisch ist und eine Imaginalscheibe auf den ersten Blick erkennen hilft: die Mitte der dicken Wand wird von einer Kernzone eingenommen, in der massenhaft kleine Kerne angehäuft sind, die Ränder von einer Faserzone. Von Zellgrenzen sieht man wenig. Die dicke Wand, die das eigentliche Imaginalorgan — sei es nun ein Bein oder ein Flügel — anlegt, stülpt sich in den Peripodalraum aus. Bei der Flügelscheibe erfolgt die Ausstülpung der Länge nach von vorn nach hinten und repräsentiert eine Falte, die sich nach hinten vertieft. Dadurch kommt es zustande, daß das hintere Ende zusammengeknickt erscheint und mit einer konischen Verjüngung endigt. Am besten glaube ich meine Darstellung durch die Wieder- sabe von 5 etwas schematisierten Querschnitten durch ein und die- selbe Flügelscheibe unterstützen zu können. Der Zusammengehörig- keit wegen sind sie als Textfig. A (S. 305) zusammengestellt. Denkt man sich die der vordern, mittlern und hintern Region entnommenen Schnitte in der richtigen Reihenfolge aufeinandergelegt und ver- bunden, wird man sich unschwer eine körperliche Vorstellung von diesem Gebilde machen können. Ebenso wie die dargestellte. Flügelscheibe verhält sich — nur im verkleinerten Maßstabe — die Halterenscheibe. Die Ähnlichkeit beider ist so groß, dab es, ohne die ganze Serie von vorn durch- zugehen, auf den bloßen Anblick nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist, welche von beiden man vor sich hat. Diesem Stadium gehören die Figg. 2 u. 3, Taf. 27 an, beides Querschnitte aus der vordern Region der Flügelscheibe (Fig. 2) und der Halterenscheibe (Fig. 3). Wir erkennen die Kern- und Faserzone, die Lage unter dem differen- zierten Hypodermisstrang und die schon sehr dicke Cuticula mit der Bogennaht. Gleichzeitig illustrieren sie auch das Abrücken der Scheiben von der Oberfläche. Damit, scheint mir, gewinnen sie den nötigen Raum, welcher für die durch die Ausstülpung bedingte Volumzunahme nötig ist, wenn nicht die sich entwickelnden Anhänge auf die Hypodermis drücken und die betreffenden Partien hervor- 304 PAUL STANGE, wölben sollen. Ich kann die Beschreibung dieses Stadiums nicht schließen, ohne mit ein paar Worten die Lage der Scheiben erörtert zu haben. Bekanntlich ernährt sich die im Uterus der Mutter heran- wachsende Larve durch das milchartige Secret von 2 Paar Drüsen- schläuchen, die mit der Samentasche in Verbindung stehen oder, wie neuerdings BERLESE!) will, durch das Sperma in der Samentasche. Gleichgültig wie. Jedenfalls füllt sich der Magen und wird prall. Die Wirkung dieser Turgeszenz wird sich, wie auch Prarr meint, auf die Scheiben erstrecken. Sie werden nach vorn gedrängt und zusammengeschoben, so dab auf einigen Qnerschnitten beide in Rede stehenden Scheiben zugleich getroffen werden. In Fig. 3, Taf. 27, welche einen den vordern Regionen entstammenden Querschnitt der Halterenscheibe darstellt, ist die Flügelscheibe noch mitgetroffen (F). Als nächstes Stadium wählte ich eine Larve einige Stunden nach der Geburt. Kurz nach derselben ist die Haut noch weiß bis auf die gebräunten Partien am Hinterkörper: Stigmenplatte und Afterring. Bei gut ausgetragenen Larven habe ich — in Überein- stimmung mit LEUCKART — am Bauch und Rücken eine hellbräun- liche Längsbinde mit regelmäßig gezackten Rändern gefunden. Die Cutieula ist sehr mächtig; am vordern Ende, welches die zusammen- gedrängt liegenden Imaginalscheiben birgt, ist sie noch verstärkt und wohl geeignet, die innern Teile gegen äußere Insulte gut zu schützen. Einige Stunden nach der Geburt fängt sie an, sich zu bräunen und härter zu werden. Zu dieser Zeit fand ich die Scheiben schon sehr weit nach vorn geschoben, ziemlich genau über den zugehörigen Beinscheiben. Vom Magen ist bereits nichts zu sehen; sie haben ihn hinter sich gelassen und liegen nun zwischen Hypo- dermis und der dorsalen Kopfscheibe, der letztern ziemlich nahe. Zwischen ihnen verläuft der Tracheenquerast zum dorsalen Längs- stamm. Im allgemeinen sind sie bedeutend gewachsen, wie das durch Vergleich der diesem Stadium zugehörigen Fig. 4 u..5, Taf. 27 mit denen des vorigen Stadiums 2 und 3 ohne weiteres zu kon- statieren ist. Man überzeugt sich leicht davon, daß sie noch weiter von der Oberfläche entfernt sind, obwohl ein so bedeutender Abstand, nach der gegenwärtigen Differenzierung der Ausstülpung zu schließen, nicht benötigt zu werden scheint. Das kann man eventuell als eine Reminiscenz an eine weit zurückliegende Zeit auffassen, wo noch 1) Referat von R. HEYMONS, in: Zool. Ctrbl., Jg. 8, No. 7, p. 241. Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 305 Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 20 306 PauL STANGE, Flügel vorhanden waren, die Flügelscheiben sehr bedeutend waren und Raum forderten. Doch das ist eine Vermutung, und wir wollen lieber zu den | Tatsachen zurückkehren und die Flügelscheibe zuerst ins Auge fassen. Die Ränder der Flügelfalte, die — wie erinnerlich sein dürfte — sich schräg nach hinten vertieft, sind vom hintern Pol her zusammengewachsen. Der Peripodalraum hat sich zu einem vollständigen Ring geschlossen, in den das Ende der ehemaligen Falte als Zapfen frei hineinragt. Dadurch, dab dieser Prozeß von hinten her vorschreitet, wird ein zapfenförmiges Flügelgebilde immer mehr isoliert. Hierzu wollen wir wiederum 4 Querschnitte durch eine Flügel- scheibe derselben Seite wie die vorige betrachten (Textfig. B). Denkt man sich diese aufeinanderfolgen, kann man sich so ein Gebilde leicht plastisch vorstellen: Der Zapfen selbst beginnt also mit einer breiten Basis; er spitzt sich nach hinten allmählich zu; er ist nicht drehrund. sondern seitlich komprimiert; die Leibeshöhle setzt sich als ein gegen die Spitze sich mehr und mehr verengernder Spalt in den Zapfen fort. Nun zur Halterenscheibe. Was diese betrifft, so ist zu kon- statieren, daß das ursprüngliche Größenverhältnis zur Flügelscheibe ungefähr gewahrt geblieben ist. Wichtig ist aber, daß sie die letzte Differenzierung der Falte zu einem Zapfen nicht mitmacht, sondern bei der Faltenbildung stehen bleibt. In der Hauptsache würde also Fig. A — nur größer gedacht, weil die Scheibe gewachsen ist — (Geltung haben. Damit erklärt es sich auch, warum in der Textfig. C die Halterenscheibe H so abweichend von der Flügelscheibe ein- getragen ist. Diese kleine Skizze soll eigentlich die Lage der Scheiben zueinander, die später noch von Bedeutung ist, demon- strieren. Ich habe mir einen Schnitt durch die betreffende Region parallel zur Rückenfläche gedacht. Von der Flügelscheibe (/’) würde man dann die zapfenförmige Ausstülpung mit dem feinen Spalt in der Mitte sehen. Die Halterenscheibe (7) habe ich mir um 90° ge- dreht gedacht, so daß man an ihrer Oberfläche die Einfaltung sieht. Diese ist durch einen Strich angedeutet, der nach dem sich zu- spitzenden Hinterende der Scheibe zieht. Mir kommt es hier aber darauf an, zu zeigen, daß die Scheiben mit ihren hintern Portionen tiefer im Körper (grau) drinstecken, daß die Flügelscheibe F mit Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 307 der Hypodermis h einen spitzen Winkel bildet, in den sich die Halterenscheibe H mit ihrem vordern Abschnitt hineinlegt. Etwa 2> 24 Stunden nach der Geburt, die übrigens sehr rasch von statten geht, hat die Cuticula ein gleichmäßiges Mahagonibraun angenommen: die Verpuppung ist vor sich gegangen. Die Larven- haut wird bekanntlich zur Puppenhaut. Da von dem Moment der Geburt an auch die Nahrungsaufnahme von seiten der Larve auf- hört, schrumpfen die Mundpapillen in sich zusammen, und der Vorder- körper rundet sich ab: es entsteht die für die Musciden so charak- teristische Tönnchenpuppe. Da ich die Puppenhaut immer mitschneiden mußte, habe ich unwillkürlich mein Augenmerk auch auf sie gerichtet. Ich habe 3 Schichten gut unterscheiden können. In Fig. 6 habe ich einen Querschnitt davon abgebildet. Gegen die Außenwelt grenzt eine sehr hart und fest erscheinende, im durchfallenden Licht gelb er- scheinende Chitinschicht, die in einen hellern Teil übergeht («). Nach innen zu folgt eine durch feine Querstrichelung imponierende Schicht (8), die sich in jungen Puppen schwach rötlich färbt. Darin gleicht sie der Ausfüllungsmasse der Bogennaht, und man könnte daran denken, daß sie eine ähnliche Bedeutung haben könnte. Die innerste Schicht (y) ist in jungen Puppen farblos und färbt sich mit dem Hämatoxylin bläulich wie die junge Cuticula einer Larve. Sie ist offenbar also eine junge Schicht, die später verhornt und dann einen gelblichen Ton annimmt. Durch Messungen konnte ich fest- stellen, daß die Puppenhaut mit ihren vielen Schichten just so dick ist wie die Cuticula der neugebornen Larve. Daraus muß man schließen, daß sich die Querstrichelung in der Larvenhaut heraus- bildet. Meine Präparate stimmen damit überein. Die Querstriche- lung wird bei alten Puppen deutlicher. Wenn die dorsalen Scheiben die letzte Entwicklungsstufe, wie ‘sie früher dargestellt wurde, erreicht haben, finden wir sie zu beiden Seiten des Körpers, eben über der lateralen Mittellinie. Mit ihnen sind alle Scheiben bedeutend gewachsen, die Beinscheiben berühren sich in der Mittellinie des Bauchs. Alle bilden in der Gesamtheit gewissermaßen eine Kappe um das Zentralnervensystem. Mit ihren vordersten Teilen liegen die Beinscheiben der larvalen Hypodermis hart an. Durch das Wachstum und die Streckung der Glieder ist die Peripodalmembran immer dünner ausgezogen und scheint ganz vorn mit der Hypodermis verschmolzen zu sein, zu einer Schicht, die den Peripodalraum nach außen abschließt. Da demnach die 20* 308 PAUL STANGE, Peripodalmembran vergänglich und nur eine vorübergehende Bildung sein würde, bezeichnete sie VIALLANES!), der an Musca studiert hatte, auch als „provisorische Membran“. In der Tat verhält sich die Sache nicht so; van Rers hat darauf aufmerksam gemacht. Wie wir gleich einsehen werden, existiert die Peripodalmembran da gar nicht mehr. Wir müssen nun die Frage nach dem Hervortreten der Glied- maßen und zugleich die nach dem Modus der Thoraxbildung be- rühren. Dieser Prozeß scheint mir damit eingeleitet zu werden, daß die Peripodalmembranen vorn einreißen. Gleichzeitig damit zieht sich die larvale Hypodermis zurück. Dieser letzte Prozeß beginnt vorn und ventral und schreitet im Thorax von vorn nach hinten fort; er muß sich füglich an den am weitesten nach vorn gelegenen Scheiben zuerst zeigen. Da nun alle Scheiben, ventrale und dorsale, so orientiert sind, daß sie mit ihren hintern Enden nach der Körper- achse zu konvergent sind, werden die vordersten Teile der Scheiben bereits frei liegen, wenn die hintern Teile, von der Peripodalmembran umbüllt, im Körper drinstecken. Betrachten wir dazu einige Skizzen nach Querschnitten durch eine junge Puppe (Fig. 7 u. 8). Die imaginalen Teile sind durch Punktierung wiedergegeben; die Punkte entsprechen Kernen. Das übrige Gewebe, auf das es hier nicht so ankommt, ist mit einem leichten grauen Ton und einigen Zellen (Bindegewebezellen) ange- deutet. Ich muß noch voranschicken, daß ich aus der Ungleichheit der beiden Seiten, links und rechts, auf eine schräge Schnittführung schließe, obwohl das, nach andern Stellen zu urteilen, nicht so prägnant sein kann, wie es bei den Flügel- und Halterenscheiben der Fall ist. In Fig. 7 sind die Peripodalräume der Beinscheiben B und B? geöffnet. Die larvale Hypodermis (hl) hat sich vom Chitin (ch) retrahiert, nach beiden Seiten zu. Auf der linken Seite ist bei o der Peripodalraum der Flügelscheibe F noch geöffnet, während er weiter nach hinten — in der Figur rechts — ge- schlossen ist und etwa das Bild einer Imaginalscheibe aus der erwachsenen Larve bietet. Aus der linken Seite geht auch hervor, daß das Basalstiick des Flügelzapfens (bs. F) mit dem des 2. Beins (bs. B*) seitlich verwachsen ist. Bei der zusammen- 1) Siehe van REES, Beiträge zur Kenntnis der Metamorphose, p, 33. VIALLANES, Recherches sur l’histologie des Insectes ete., in; Ann. Sc. nat. (6), Zool., Vol. 14, 1882. Fliigel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 309 geschobenen Lage der Scheiben ist natürlich auch die Halteren- scheibe (HM) getroffen. In der vordern Region, wo die Scheibe noch keine Faltung hat und breit ist, steht der Peripodalraum weit offen (0). Auf dem 4. folgenden Schnitt nach hinten (Fig. 8) ist er links noch geöffnet, rechts schon geschlossen. Durch Vergleich von rechts und links erkennt man, daß das Basalstück der Halterenscheibe (bs. H) verwachsen ist mit dem des 3. Beins (bs. B*); ebenso ist die Peripodalmembran der Halterenscheibe (pm. H) bei der Stelle » mit derjenigen der 3. Beinscheibe verwachsen (pm. B*), und letztere liegt der larvalen Hypodermis an. Gleichzeitig bestätigt diese Figur, daß weiter nach hinten die Glieder von den Peripodalmembranen umhüllt sind. Um zu zeigen, wie sich die uns hier besonders inter- essierenden Scheiben im einzelnen verhalten, habe ich die Partien aus den besprochenen Querschnitten, welche Flügel- und Halteren- scheibe bei geöffnetem Peripodialraum darstellen, in den Figg. 9 u. 10 besonders abgebildet. Dadurch, daß die alte Hypodermis und die Peripodalmembranen sich zurückziehen und schwinden, ge- langen die Gliedmaßen an die Oberfläche. In demselben Mab wie das Schwinden dieser Hüllen erfolgt, verlöten die sich berühren- den Basalstücke und bilden den neuen Thorax. Fig. 11 ist aus zwei Querschnitten durch eine etwas ältere Puppe kombiniert. Man erblickt rechts den vordern Teil des Flügelzapfens (7), von dem links — also auf einem weiter nach hinten liegenden Schnitt — der im Querschnitt runde Endzapfen (F) sichtbar ist. Auf diesem Stadium ragt füglich der nach hinten gekrümmte Flügelzapfen frei in den Puppenraum. In Fig. 12 ist die Partie, aus Fig. 11, die den vordern Teil des Flügelzapfens zeigt, vergrößert abgebildet. Auffällig ist es, dab von den Halterenscheiben, die auf den letzten Stadien als mächtige Falten imponierten, so wenig sichtbar ist. Ich hatte schon erwähnt, dab die Peripodialmembranen der 3. Bein- und Halterenscheibe verschmelzen. Hierdurch wird ein einheitlicher Metathoracal-Peripodialraum gebildet, in welchem das 3. Bein liegt. In Fig. 13 ist ein Querschnitt davon. Wir sehen die weite imaginale Hauttasche, in der B* sichtbar ist. Der Grund dieser Tasche wird von einem imaginalen Epithel gebildet, das aus den miteinander verwachsenen Basalstücken des Beins und der Halterenfalte besteht. Von einem Basalstück der Halterenscheibe dürfen wir, streng ge- nommen, nicht mehr reden, da ja die ganze Halterenfalte als Basal- stück zur Bildung der dorsalen Hälfte des Metathorax verwendet wird. Daß damit die Funktion der Scheibe erschöpft ist, ist nach 310 PAUL STANGE, dem, was wir bei andern Insecten über die Verwendung der Imaginal- scheiben wissen, nicht wahrscheinlich. Denken wir nur einmal an die obern Prothoracalscheiben, welche gewöhnlich außer dem dorsalen Thoracalstück des Prothorax noch ein Respirationsorgan bilden. Bei der Puppe der Corethra bilden sie je ein Stigmenhorn, welches frei in das Wasser hineinragt, bei der Puppe von Musca ein einfaches Stigma, welches auf einem kleinen konischen Zapfen sitzt. Auch in diesem Fall begnügt sich die Halterenscheibe nicht damit allein, ihren Teil zur Bildung des Thorax beizusteuern, sondern sie tritt auf den folgenden Stadien mit dem Tracheensystem in Verbindung. Inzwischen ist die Bildung des Puppenthorax zu Ende geführt. Nach dem Schwinden der alten Haut und dem stetigen Ausgleich der imaginalen Hauttaschen liegen alle Gliedmaßen bis zu ihren Spitzen frei an der Oberfläche, und die Falten sind verstrichen. Ich will noch hervorheben, daß sich auf dem Rücken zwischen den Flügelbasen und Halterenstücken einige Zeitlang noch die alte larvale Hypodermis vorfindet; das erklärt sich ja daraus, daß sich dieselbe von vorn — ventral schräg nach hinten — dorsal zurückzieht. Später fallen wohl die Reste der Degeneration anheim, und durch Wucherung des imaginalen Epithels kommt der Verschluß zustande. Wie das nun im einzelnen vor sich geht, habe ich in Ermangelung des betreffenden Stadiums nicht feststellen können. Wenn 4 Tage seit der Geburt der Larve verstrichen sind, hat sich der auf den letzten Blättern beschriebene Prozeß bereits abgespielt. Die Flügel- zapfen haben sich — von ihrer Hülle befreit — von der Körper- wand entfernt und eine fast horizontale Lage angenommen. Sie sind sehr weit nach vorn gelegen über den Insertionsstellen des 2. Beinpaars. Auf dem nächsten Stadium hat sich die Kopfblase schon hervorgestülpt, der Thorax ist dadurch nach hinten geschoben, und wir finden jetzt unsere Organe da, wo wir sie normalerweise erwarten. Von einem Flügelzapfen dieses Stadiums habe ich ein Plattenmodell gefertigt und dieses in Fig. 14 abgebildet. Es ist von vorn gesehen ein zapfenförmiges Gebilde, welches einmal nach unten und gleichzeitig nach hinten gekrümmt ist. In Fig. 15 ist der Fliigelzapfen eines etwas ältern Stadiums längsgetroffen dar- gestellt. Wir sehen die imaginale Hypodermis (hr), die sich auf den Thorax fortsetzt; an der Spitze ist das imaginale Epithel noch besonders mächtig und füllt den Zapfen solide aus. In der Nähe eines Tracheenstamms (fr) tritt ein feiner dünner Strang in das Organ ein, gibt nach allen Seiten zarte Äste ab, zwischen denen Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 311 Bindegewebszellen liegen, und löst sich in ein Biischel feiner Äste auf. Die Differenzierung der Halterenstücke ist schwer zu verfolgen, vor allem vermag ich nicht mit Sicherheit zu bestimmen, wie groß dieses dorsale Stück des Metathorax ist. In Fig. 16 ist ein Quer- schnitt, der sicher in der betreffenden Region liegt, wiedergegeben. In dem verdickten, imaginalen Epithelstreifen, der sich nach oben in die Hypodermis des Rückens und nach unten in das Thoracalstück (B*) des 3. Beins fortsetzt, scheint sich bei s eine Einstülpung zu bilden. In dem verdickten Epithel sieht man einen Tracheenstamm quergetroffen und nicht weit davon, tiefer im Körper liegend, einen zweiten. Auf dem Stadium, dem Fig. 15 entnommen ist, fand ich an dieser Stelle schon ein Stigma vor, freilich nur eine einfache Mündung des Tracheenstamms nach außen. Schließlich geht aber ein echtes Stigma daraus hervor. Inzwischen hat sich auf der Ober- fläche des Körpers eine feine, strukturlose Membran gezeigt. Es ist derselbe Prozeß der Cuticularbildung, welcher auch bei jeder Häutung der Larve nach Abstoßung des alten Chitinskelets eintritt. Während dort aber die neue Haut der Hypodermis unmittelbar auf- gelagert bleibt, verdickt sie sich hier rasch, hebt sich von ihr ab und bildet die Puppenscheide. Sobald sich diese abgehoben hat, scheidet die Hypodermis von neuem eine Cuticula aus, die eine definitive Bildung ist: das Chitinskelet der Fliege. Dieses überzieht die Körperoberfläche in ziemlich gleichmäßiger Dicke und ist be- kanntlich nur an den Stellen, wo gelenkige Verbindungen erzielt werden sollen, zu einem zarten Gelenkhäutchen verdünnt. So gut wie die Beine erhalten auch die Flügelzapfen ihre Chitinschicht und ihren Borstenbesatz. Seit dem letzten Stadium sind sie nicht ge- wachsen; sie scheinen im Gegenteil kleiner geworden zu sein und sich kontrahiert zu haben, wodurch gleichzeitig die Krümmungen ausgeglichen sind. Indessen sind diese Angaben nicht so ganz ein- wandfrei, weil Schrumpfungen mit hineinspielen. Diese sind bei der Behandlung ganzer Objekte, die durch eine nur schwer von Flüssig- keiten durchdringbare Haut geschützt sind, nicht ganz zu vermeiden. Fig. 17 gibt einen Querschnitt. Der Flügelzapfen ist der Länge nach getroffen. Er ist überzogen von einer verhältnismäßig dünnen Chitinschicht (ch), die von einer einfachen Lage von regelmäßigen Hypodermiszellen abgeschieden worden ist. Bei b ist das Chitinkleid unterbrochen; an dieser Stelle steht eine Borste, von der noch weiter nach außen, doch innerhalb der runzligen Puppenscheide p, ein Stück 312 PAUL STANGE, von derselben längsgetroffen zu sehen ist. An der Spitze des Flügel- zapfens ist das Chitin verdünnt und heller gefärbt. Es umschließt einen auf diesem Schnitt solide erscheinenden Endzapfen, der durch eine halsförmige Einschnürung vom übrigen Zapfen abgegliedert wird. Im Innern sieht man einen blassen Strang mit kleinen Kernen sich gegen die Spitze zu verästeln. Einen Ast schickt er auch zu der Bildungszelle der Borste, und gerade diese Tatsache hat mich in der Vermutung bestärkt, daß es sich hier um Nerven handelt. Bezüglich der Entstehungsweise der Borsten scheint zwischen Flügel- zapfen und Thorax ein Unterschied zu herrschen. In der Thorax- wand beobachtet man zu dieser Zeit auffallend große Zellen oder Zellgebilde, deren Protoplasma eigentümlich kurz gefasert erscheint und sich mit dem Hämatoxylin ganz dunkel gefärbt hat. Besonders eroß und deutlich sind diese Gebilde auf den Schnitten, die die Flügelzapfen treffen. Auf jeder Seite der dorsalen Thoracalwand bemerkte ich 4 solcher Zellgebilde. Diese liegen in Vertiefungen der Cuticula, welche mit kleinen Erhebungen faltiger Natur der- selben regelmäßig alternieren. Bei scharfer Einstellung konnte ich deutlich erkennen, dab es sich hier um 2 Zellen handelt, von denen die äußere ohne Zweifel die Borste aus sich hervorgehen läßt. Die Funktion der 2. darunter liegenden offenbar gleichen Zelle ist mir unklar geblieben, ebenso wie die Bedeutung der 3 spindelförmigen schlanken Zellen, die in der Erhebung der Cuticula liegen und mit ihren Ausläufern die großen dunklen Zellen berühren. Letztere führen an ihrem Grunde einen großen, 0,0175 mm im größten Durch- messer messenden ovalen Kern, dessen Chromatin eigentiimlich an- geordnet ist. Im ganzen erinnern die beschriebenen Zellen sehr an Eizellen. Im Flügelzapfen habe ich solche Zellen nie gesehen, und es scheinen hier nicht besondere Zellen zu sein, von welchen die Borstenbildung ausgeht, sondern die Zellen der Hypodermis scheinen hier die Bildung zu übernehmen. Die Borsten stehen bei dem Flügel- zapfen, der sich aus der horizontalen Lage noch weiter nach oben gehoben hat, auf der medianen Seite. So weit war meine Arbeit gediehen. Aus der histologischen und organologischen Differenzierung des ganzen Puppenkörpers schloß ich, daß der junge Melophagus bald ausgeschlüpft wäre. Nun sagte ich mir: wenn die Flügelzapfen noch auf diesem Stadium, wo sie schon von Chitin umscheidet sind und Borsten haben, vorhanden sind, dann können sie sich unmöglich mehr zurückbilden und müssen sich auch bei dem erwachsenen Tier so gut wie bei einem jungen finden. Als ich nachsah, entdeckte ich Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 313 La sie in der Tat zu meiner großen Freude und Überraschung unter den langen Borsten des Rückens versteckt, an den Stellen, wo ich sie nach meinen Schnitten vermutete: schräg nach hinten über dem 2. Beinpaar. Da erst erfuhr ich durch die Lektüre der ersten Prarrschen Arbeit, daß bei Melophagus kleine rudimentäre Halteren beschrieben werden, die „am hintern Thorax sitzen und von der mit Borsten besetzten gewöhnlichen Körperwand überzogen sind“. Da das die einzigen dorsalen Anhänge sind, die Melophagus besitzt, glaube ich durch diese Untersuchung, die Schritt für Schritt die Entwicklung der Flügelscheiben in der Larve bis zu den rudimen- tären Flügelzapfen der jungen Imago verfolgt, bewiesen zu haben, daß die beschriebenen Gebilde „am hinteren Thorax“ keine Halteren, sondern Flügel — rudimentäre Flügel sind. Da aber, wo sonst die Halteren inserieren, findet sich bei Melophagus das Stigma. Die ungenauen und fehlerhaften Angaben, die über diesen Gegenstand in der Literatur verbreitet sind, machen eine genaue Beschreibung dieser Region wünschenswert. Hierzu wollen wir Fig. 18 zur Hilfe nehmen, welche von der linken, dorsalen Thoraxhälfte das, worauf es hier ankommt, wiedergibt. Das Präparat, nach welchem gezeichnet ist, ist in der Weise hergestellt, daß mit einem feinen Messerchen die betreffende Partie herausgelöst wurde, mit Kalilauge gekocht und endlich in Canadabalsam eingelegt wurde. Die rudimentären Flügelzapfen stehen ziemlich weit nach außen, nahe dem Rand, der einen braun gefärbten, mit schwarzen Haaren besetzten vordern Teil des Rückens gegen einen hellbraun gefärbten, unbehaarten hintern Teil abgrenzt. Letzterer fällt von diesem Rand gegen die Ein- schnürung zwischen Thorax und Abdomen schräg ab und enthält links und rechts, etwas nach außen gelegen, das Stigma. Der Durchmesser derselben beträgt 0,2275 mm; von oben gesehen sieht der ganze Apparat mit seinen Chitinleisten wie eine Fischreuse aus. Die Zapfen sind schräg nach oben und außen gerichtet und etwas nach hinten geneigt. In der Farbe unterscheiden sie sich nicht von ihrer Umgebung; sie sind 0,175 mm lang und 0,098 mm breit. An der Basis ist das Chitin sehr stark verdünnt. Diese weichhäutige Stelle ist durch die starken Borsten des Rückens, die sich schräg über die Flügelzapfen legen, einigermaßen geschützt. Diesen gegen- über verschwinden die Borsten der Zapfen, die auf der medianen Seite derselben stehen, fast vollständig. Soviel über die Topographie; nun zu einer eingehenden Be- sprechung der Flügelzapfen. In Fig. 19 habe ich den Flügelzapfen 314 PAUL STANGE, eines ganz jungen, noch nicht ausgeschlüpften weiblichen Tiers in optischem Durchschnitt abgebildet. Das Chitin war hellgelb; es überzog den Zapfen in einer Stärke von 0,008 mm ziemlich gleich- mäßig. Wie in der Abbildung ersichtlich, sitzt dem eigentlichen Zapfen noch ein kleines Zäpfchen (Z) auf, welches ich nach meinem letzten Schnitt für die abgegliederte Spitze des Fiügelzapfens halten mub. Es ist 0,035 mm lang und 0,021 mm breit. Bei vielen Exemplaren habe ich in meinen Totalpräparaten diese Endzäpfchen nicht gesehen (Fig. 21). Ich dachte schon, daß sie vielleicht nur den weiblichen Tieren zukämen, bei denen ich sie zuerst gefunden hatte. Allein ich fand sie auch bei männlichen Tieren, bei alten und jungen. Füglich darf ich wohl annehmen, daß sie in den Fällen, wo sie fehlten, bei der Präparation verloren sind. Um über die Funktion Klarheit zu gewinnen, habe ich die Flügelzapfen sorgfältig herausgelöst und die nicht verletzten Exem- plare zu schneiden versucht. Das war eine keineswegs leichte Auf- gabe, da man die mit bloßem Auge eben noch sichtbaren Gebilde leicht dabei verliert. Außerdem sind sie kaum zu orientieren, und man muß daher mit den Schnitten, so wie sie kommen, vorlieb nehmen. Fig. 20 stellt einen schrägen Schnitt durch die Spitze des Flügelzapfens dar. Wir überzeugen uns leicht davon, daß die Cuticula des blasenartigen Endzäpfchens sehr zart und dünn geblieben ist. Es kommuniziert durch einen ziemlich weiten Kanal mit dem Hohl- raum des Zapfens. In diesem zieht ein Nerv in die Spitze und tritt durch den Kanal in das Endzäpfchen ein, wo er sich gabelt und an der Peripherie verästelt (n). Man wird daher wohl nicht fehl- gehen, wenn man das Endzäpfchen als ein nervöses Organ deutet, welches zur Perception von gewissen Reizen dient. An der Spitze scheint der Flügelzapfen selbst solid zu sein: man findet regelmäßig polygonale Zellen mit deutlichen Zellerenzen und großen Kernen. Übersicht der Entwicklungserscheinungen. Bevor ich zu einer Besprechung meiner Resultate schreite, dürfte es nicht unerwünscht sein, wenn ich das wesentlichste in knapper Fassung zusammenstelle: 1. Flügel und Halterenscheiben sind in der ganz jungen Larve einfache Blasen. Ihre Wände bestehen anfangs aus einschichtigem Epithel und gleichen der Hypodermis. Die dem Körperinnern zu- liegende Wand erscheint dick, weil sich die hohen schlanken Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 315 Cylinderzellen in ihrer ganzen Länge berühren; die als Peripodal- membran bezeichnete peripher liegende Wand erscheint dünn, weil hier die Zellen schräg hintereinander liegen. 2. Ich vermute, dab der differenzierte Hypodermisstrang unter der Bogennaht mit der Entstehung der Scheiben in Zusammenhang steht. 3. Die Flügelscheiben prävalieren gegenüber den Halteren- scheiben in Größe und Differenzierung von Anfang an. Beide Scheiben legen eine Ausstülpung an: bei der Flügelscheibe wächst diese zu einem nach hinten gekrümmten Zapfen aus; bei der Halterenscheibe bildet sie nur eine große Falte, die mit der Längs- richtung des Tiers zusammenfällt. 4. Alle Scheiben — ventrale und dorsale — konvergieren nach hinten gegen die Kôrperachse. Mit den vordern Teilen berühren die dünn ausgespannten Peripodalmembranen der Imaginalscheiben die larvale Hypodermis. An den Stellen öffnen sie sich. Gleichzeitig zieht sich die alte Haut von vorn-ventral schräg nach hinten und dorsal zurück. Dadurch werden die Spitzen der Imaginalteile zuerst frei. In dem Maße, in welchem dieser Prozeß nach hinten vorschreitet, erfolet das seitliche Zusammenwachsen der Basalstücke der Thoracalanhänge. Unter stetigem Ausgleich der imaginalen Hauttaschen treten die Glieder bis zu ihren Spitzen an die Ober- fläche. 5. Die Flügelzapfen ragen nun frei in den Puppenraum; die Halterenfalten bilden das dorsale Stück des Metathorax. Die Flügel- zapfen drehen und heben sich. Die Bewegung wird am besten nachgeahmt, wenn man seine Arme schräg nach hinten und unten ausstreckt und sie langsam unter gleichzeitiger Hebung in eine horizontale Lage nach außen führt. Damit ist die Bewegung nicht abgeschlossen. Man müßte nun seine Arme nach oben führen. 6. Die Flügelzapfen bekommen eine Chitinschicht und Borsten- besatz: die Spitze gliedert sich ab, zu einem kleinen bläschenförmigen Endzäpfchen. In diesem treten Nerven auf, die sich unter der zarten und dünnen Cuticula verästeln. Die von den Halterenfalten ge- bildeten dorsalen Metothoracalstücke bilden ein Stigma. 7. Flügelzapfen und Stigma finden sich beim ausgeschlüpften Tier an den Stellen, wo man sonst Flügel und Haltere findet. Die frühere Ansicht von einem Vorhandensein von rudimentären Halteren „am hintern Thorax“ ist also irrig. Was früher dafür angesehen wurde, sind die rudimentären Flügel. Wahrscheinlich 316 PAUL STANGE, sind es nervöse Organe. Halteren fehlen; an ihrer Stelle liegt ein Stigma. Bei der nahen Verwandtschaft der Pupiparen mit den Musciden wird man unwillkürlich dazu getrieben, Vergleiche zwischen beiden anzustellen. Da die postembryonale Entwicklung von Musca sehr genau bekannt geworden ist, glaubte ich, solcher vergleichenden Betrachtungen hier um so weniger entraten zu dürfen. In Er- manglung eigner Untersuchungen habe ich mich dabei hauptsächlich auf die Arbeiten von WEISMANN und van REES gestützt. Ich selber hatte vorher die Imaginalscheiben bei der Corethra-Larve und Puppe an der Hand der Weısmann’schen Arbeit eingehender studiert, und da sich in mancher Beziehung eine gewisse Ähnlichkeit und Über- einstimmung ergibt, möchte ich auch die bekannte Tipulide in meine Betrachtungen hineinziehen. Wie Prartr gezeigt hat, entstehen Flügel- und Halterenscheiben erst in der Larve als Einstülpungen des Ectoderms, während die ventralen Scheiben schon im Embryo in derselben Weise angelegt werden. In dieser Beziehung gleicht die Melophagus-Larve der Corethra-Larve, nur mit dem Unterschiede, daß bei der letztern sämtliche thoracalen Scheiben larvalen Ursprungs sind. Außerdem legt auch die Corethra ihre Flügelscheiben von vorn herein größer an als ihre Beinscheiben. Bei der Corethra sind die Imaginalscheiben dauernde Einstülpungen der Hypodermis, bei Melophagus werden sie von der Hypodermis vollständig getrennt und bleiben als hohle Blasen in der Nähe der- selben; bei Musca wandern sie von ihrem Entstehungsorte in die Tiefe und bleiben im Innern des Körpers liegen. Hinsichtlich der Lage nehmen also die Scheiben von Melophagus eine Art Mittelstellung ein. Phylo- genetisch stehen sie aber am Ende einer Reihe, die mit einer einfachen Verdickung und dauernden Einstülpung ihren Anfang nahm. Fassen wir den Modus, nach welchem die Bildung der Thoracalanhänge vor’ sich geht, näher ins Auge, so müssen wir sagen, dab er im Prinzip bei allen dreien der gleiche ist und darin besteht, daß sich die dem Körperinnern zugekehrte Scheibenwand ausstülpt. Im weitern Verlaufe der Entwicklung differenziert sich die Scheibe zu einem Thoracalstück und zu einem Anhang. Die Thoracalstücke treten zusammen und bilden den Puppenthorax. Bei der Frage nach der Entstehung des Puppenthorax scheidet Corethra ganz aus, denn bei ihr wandelt sich der larvale Thorax, der schon in der Larve als besonderer Segmentkomplex kenntlich ist, direkt in den der Puppe um. Der Erste, der über den Bildungsmodus des Puppenthorax Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 317 für Musca nachdachte, war Weısmann.!) Nach ihm löst sich die alte Hypodermis vom Chitin; gleichzeitig zerfällt oder reißt „die Hülle“, das ist die Peripodalmembran, ein Vorgang, der sich sehr rasch abspielen muß, da er nie beobachtet werden konnte. Die bis zur Berührung herangewachsenen Scheiben beginnen dann zusammen- zuwachsen. So dachte sich ungefähr WEısmAann den Aufbau des neuen Thorax. Später beschäftigte sich ganz besonders VIALLANES mit dieser Frage und gelangte zu einer ähnlichen Vorstellung. Er gibt an, daß sich die Scheiben an die Hypodermis anschmiegen, dab die provisorische Membran, das ist die Peripodalmembran, mit der Hypodermis verschmilzt zu einer Schicht, die sich „en grandes écailles“ abhebt. Vor 17 Jahren hat dann van Regs in seinen „Beiträgen zur Kenntnis der innern Metamorphose von Musca vomi- toria“ wiederum das Problem studiert und ist zu dem Resultat ge- kommen, dab „eigentlich die Wrismann’sche Beschreibung noch voll- kommene Geltung hat“. Er setzt sich in dem Kapitel über die Thoraxbildung ganz speziell mit VIALLANES auseinander. Er be- stätigt die Angabe, daß die Scheiben die Hypodermis berühren, widerlegt aber die Auffassung, daß die Peripodalmembranen an den Berührungsstellen mit der larvalen Hypodermis verschmelzen und dab sich die letztere in Fetzen abhebt. Er läßt die alte Haut sich von vorn nach hinten zurückziehen, wodurch die vordern Spitzen der Imaginalscheiben zuerst freigelegt werden; die Peripodalräume öffnen sich und erweitern sich, „indem auf das Epithel anhaltend in mehreren Richtungen ein Zug ausgeübt wird“. Auf eine ausführ- liche Wiedergabe der van Rexrs’schen Auffassung kann ich hier verzichten, da die Beschreibung, die ich über den Bildungsmodus des Thorax für Melophagus geliefert habe, im wesentlichen mit seiner Darstellung für Musca übereinstimmt. Nur auf einen Punkt möchte ich hinweisen, der mir noch kontrovers scheint. Es handelt sich darum, ob nach Eröffnung der Peripodalräume und Streckung der Glieder zwischen den Thoracalstiicken noch Reste der alten Hypo- dermis liegen. Weismann hält dafür, daß die dünne verbindende Zellenlage, welche als schmaler Streif zwischen den Segmenten an- getroffen wird, sekundär entstanden ist, während sie nach van Rees nichts weiter als die noch nicht ersetzte alte Hypodermis ist. Ich mus — für Melophagus — die Werismann’sche Ansicht bestätigen. Mir ist auch nicht klar, daß sich nach dem Zurückziehen der alten 4 1) WEISMANN, Dipteren, p. 166. 318 PAUL STANGE, Haut, welches doch kontinuierlich erfolgt, noch Reste derselben finden können. Ich habe nur auf dem Rücken zwischen den Flügelbasen noch längere Zeit hindurch alte Hypodermis beobachtet. Das erklärt sich aber meines Erachtens dadurch, daß sie sich von vorn-ventral an beiden Seiten schräg nach hinten-dorsal zurückzieht. Wie ich in der Arbeit zu zeigen versucht habe, wandelt Melo- phagus in der Entwicklung der Flügel- und Halterenscheiben seine eignen Bahnen. Die Flügelscheiben lassen rudimentäre Flügelzapfen hervorgehen, die Halterenscheiben jeder- seits ein großes Stigma. Merkwürdig ist es nun, dab die Flügelzapfen auch einen Borstenbesatz aufweisen, wie ihn Musca an der Außenseite der Flügel besitzt — ein Erbstück von jenen Tagen, wo Melophagus noch nicht in der Wolle parasitierte und vielleicht noch wohlausgebildete Flugorgane trug. Freiburg im November 1906. Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 319 Literaturverzeichnis. LEUCKART, Rup., Die Fortpflanzung und Entwicklung der Pupiparen, Halle 1858. Pratt, HENRY SHERRING, Beiträge zur Kenntnis der Pupipuren, in: Arch. Naturg., Jg. 59, Vol. 1. —, The embryonic history of imaginal discs, in; Proc. Boston Soc. nat. Hist., Vol. 29, 1901. VAN REES, J., Beiträge zur inneren Metamorphose von Musca vomitoria, in: Zool. Jahrb., Vol. 3, Anat., 1889. WEISMANN, AUG., Ueber die Entstehung des vollendeten Insekts in Larve und Puppe, 1863. —, Die Entwicklung der Dipteren, 1864. —, Die Entwicklung der Corethra plumicornis, 1866. 320 PAUL STANGE, Erklärung der Abbildungen. Durchgehende Bezeichnungen. a Bogennaht i imaginales Epithel Bebb hee: 3. Bem n Nerv bs Basalstiick o Offnungsstelle bs. B1, ?,® Basalstiick des 1., 2., 3. p Puppenscheide Beins pm Peripodalmembran bs. F Basalstück des Flügels pm. B!, ?,® Peripodalmembran der bs. H Basalstück der Haltere 1., 2., 3. Beinscheibe b Borste pm. F Peripodalmembran der Flügel- ch Chitin scheibe F Flügelscheibe pm. H Peripodalmembran der Hal- Fr Flügelrudiment terenscheibe fH Halterenscheibe pr Peripodalraum Hr Stigma s Einstülpung h Hypodermis tr Trachee hd differenzierter Hypodermisstrang v Vereinigungsstelle hi imaginale Hypodermis x Endzäpfchen hl larvale Hypodermis TNarelw27% Fig. 1—5. Schnitte durch Larven. Fig. 1. Querschnitt von Halterenscheibe und Hypodermis einer sehr jungen Larve. Lücken durch Schrumpfung entstanden. Man beachte die verschiedene Lage der einzelnen Zellen in der dicken Wand der Scheibe (1) und der Peripodalmembran (pn), außerdem die Gleichheit der Zellen in Scheibe und Hypodermis. An der verdünnten Stelle der differenzierte Strang (hd), wie in ein Rohr eingebettet. Leitz, Ok. 0, !/, Ol-Imm. Fig. 2 u. 3. Querschnitte durch Flügel- und Halterenscheiben eines ältern Stadiums. In der dicken Wand der Scheiben das typische imagi- nale Epithel (>) mit Kern- und Faserzone. Peripodalmembran dünn aus- Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. 391 gespannt (pi). Scheiben unter dem differenzierten Strang (hd), Cuticula (ch); in derselben die Bogennaht (4) sichtbar. Ok. 0, Obj. 6. Fig. 2. Fliigelscheibe. Fig. 3. Halterenscheibe. Flügelscheibe (F) mitgetroffen. Fig. 4 u. 5. Querschnitte der Flügelscheibe (Fig. 4) und Halteren- scheibe (Fig. 5) einer Larve kurz nach der Geburt. Scheiben sehr ge- wachsen, faltige Ausstülpung der dicken Wand zu erkennen. Flügelscheibe größer und mehr differenziert. Scheiben mit Peripodalmembran (pr) weiter von der Hypodermis (h) entfernt. ir Trachee. Ok. 0, Obj. 6 Fig. 6. Querschnitt durch Puppenhaut (ch). 3 Schichten: @ äußere, 6 Querstrichelung, y jüngste Schicht. Ok. 0, Obj. 6 Fig. 7 u. 8. Schrägschnitte aus dem vordern Teil junger Puppe. Linke Hälfte mehr nach vorn gelegen. Ok. 5, Obj. 2. Imaginale Teile punktiert, übriges Gewebe durch grauen Ton angedeutet. Links: Peri- podalraum der Flügelscheibe (#) und schon des vordersten Teils der Halterenscheibe (//) geöffnet. Bei o Kommunikation mit Peripodalraum der 2. Beinscheibe (5°). Basalmembranen (bs) der Mesothoracalscheiben verwachsen (bs. F\, bs. 5°). Zwischen der Peripodalmembran der Flügel- scheibe (pm. F) und der Halterenwand sekundäres Gewebe. Rechts: Peripodalraum von } geschlossen: echtes Imaginalscheibenbild. Halteren- scheibe ansehnlicher. Fig. 8. 4. Schnitt nach hinten. Links: Halterenscheibe geöffnet, ihr Peripodalraum kommuniziert (bei 0) mit dem des 3. Beins (5°). Basal- membranen der Metathoracalscheiben (bs. H und bs. B?) und Peripodal- membranen (pm. H und pm. B® bei v) derselben miteinander verwachsen, Rechts: Halterenscheibe geschlossen. Flügelscheibe auf beiden Seiten mit- getroffen (F). Ventral fehlt die larvale Hypodermis (hl), dorsal noch vor- handen, dem Chitin (ch) anliegend. Fig. 9 u. 10. Vergrößerte Partien der linken Hälften von Fig. Zz Boe. Ok. 0, Obj. 6. Fig. 9. Vorderer Teil der Flügelscheibe bei geöffnetem Peripodal- raum. Bei * sekundäres Gewebe. Fig. 10. Vorderer Teil der Halterenscheibe bei geöffnetem Peripodal- raum. Der Zusammenhang der Hypodermiszellen besonders in der Nähe der Vereinigungsstelle mit Peripodalmembran des 3. Beins (pm. D) ge- lockert. Fig. 11. Kombinierter Querschnitt aus vorderm Teil älterer Puppe. Thoracalanhänge frei. Peripodalmembran reduziert. Rechts: Flügelzapfen längsgetroffen (/’); links: die nach hinten gebogene Spitze quer getroffen (7). Rechts: Anfang der Halterenscheibe; links: faltiger Teil quergetroffen (7). Fig. 12. Vergrößerter Flügelzapfen aus Fig. 11. Längsschnitt. Bei der mit * bezeichneten Stelle sekundäres Gewebe. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 21 322 Pauw Srance, Flügel- und Halterenscheiben bei Melophagus ovinus. Tatel 28. Fig. 13. Querschnitt durch die letzte imaginale Hauttasche (= ver- einigte Peripodalräume der Metathoracalscheiben; in derselben 3. Bein- zapfen B? quer getroffen. Im Grunde derselben die Halterenfalten (7), die sich rechts in die Basalmembran des 3. Beins (bs. B?) fortsetzen, links mit der Peripodalmembran (pm) an die Hypodermis (hl) anschließen. Ok. 0, Obj. 6. Fig. 14. Plattenmodell vom Flügelzapfen dieses Stadiums. Von vorn gesehen. 2 Krümmungen nach unten und hinten. Fig. 15. Längsschnitt durch Flügelzapfen. hr imaginale Hypodermis, an der Spitze sehr mächtig. /r Trachee. Im Zapfen zarter Strang, der sich gegen die Spitze büschelförmig verästelt. Ok. 0, Obj. 6. Fig. 16. Querschnitt durch die Seite des Metathorax, bei s Ein- stülpung der alten, jetzt verstrichenen Halterenfalten, die nur durch Ver- dickung angedeutet werden. tr” Tracheengefäße. Nach oben Fortsetzung in die imaginale Hypodermis (hi), nach unten Fortsetzung in das Thoracal- stück des 3. Beins (B°. bs). Ok. 0, Obj. 6. Fig. 17. Querschnitt durch die dorsale Hälfte des Puppenthorax. p Puppenscheide, innerhalb welcher Borsten (b) quergetroffen sind. Cuti- cula (ch) noch dünn. Regelmäßiges Alternieren in der Thoraxwand von Berg und Tal. Im Tal sind Borsten, von dunkel getärbten Zellen mit 1 großem Kern gebildet. Im Berg 3 schlanke Zellen. Flügelzapfen längs getroffen. Bei b steht eine Borste. Unter der Cuticula regelmäßige Zellen- lage. Im Innern ein Nerv (n), Endspitze (x) solide, fängt offenbar an sich abzugliedern. Ok. 0, Obj. 6. Fig. 18. Übersichtsbild nach aufgehelltem Präparat. Fr rudimentäre Flügelzapfen, von langen starken Borsten bedeckt. Hr großes metathora- cales Stigma. Reusenartig. Fig. 19. Flügelzapfen eines noch nicht ausgeschlüpften Weibchens im optischen Durchschnitt; nach Totalpräparat. Endzäpfchen (x) abge- gliedert. Fig. 20. Schrägschnitt durch die Spitze eines Flügelzapfens. Unter der dünnen Cuticula verästelt sich ein Nerv (n). 1, Ol-Imm. Fig. 21. Flügelzapfen vom erwachsenen Tier, herauspräpariert. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Der Bau von Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis), Von Philipp Seitz. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Gießen.) Mit Tafel 29-31. Ein „Echiurus Chilensis“ des Berliner Museums wird zum erstenmal von Max MÜLLER erwähnt (1852, p. 21), der sich mit Angaben über die Länge des Tiers (6'/,“) und der Analschläuche (1°/,“) begnügt. Später werden diese Angaben von Dixsine (1859, p. 778) und GREEFF (1879, p. 144) wiederholt. Eine kurze Anatomie des Tiers gibt dann Conn (1891, p. 463 u. 464), der folgende Merkmale hervorhebt: zerstreute Anordnung der Papillen, kurzer Kopflappen, 3 Paar Segmentalorgane mit Spiraltuben. Ferner weist der Verfasser auf die nahe Verwandtschaft mit Æchiurus unicinctus v. Dr. hin. Für diese Form ist schon reichlichere Literatur vor- handen. Sie wird zum erstenmal, wenn auch nicht unter besonderm Namen, von WILLEMOES-SUHM erwähnt (1876, p. CID). Von DRASCHE, der Autor des Namens, gibt uns dann die erste Beschreibung (1880, p. 621—628). Nach dieser fehlte den von ihm untersuchten Exem- plaren der Kopflappen. Er geht auf die gröbere Anatomie ein und hebt einige Unterschiede gegenüber Æchiurus pallas (der nach den Nomenklaturregeln Æchiurus echiurus zu nennen sein dürfte und im Folgenden unter diesem Namen aufgeführt werden wird) hervor. 21* 324 Parzipr SErrz, Auch SELENKA berichtet kurz über Echiurus unicinctus (1885, p. 1—25). Erweitert werden diese Befunde durch eine Arbeit von Miss EMBLETON, in der neben anatomischen auch histologische Verhältnisse berück- sichtigt werden (1960, p. 77—97). | Das mir zur Untersuchung von Echiurus chilensis zur Verfügung stehende Material stammte von Herrn Prof. PLATE und war auf seiner chilenischen Expedition im Juli 1894 an der Küste bei Tumbes gesammelt worden. Leider ließ die Erhaltung der innern Organe zu wünschen übrig, so daß ich oft nicht näher auf histologische Untersuchungen eingehen konnte. Echiurus chilensis hat einen walzenförmigen Körper (Taf. 29, Fig. 1). Seine Dimensionen schwanken innerhalb weiter Grenzen. Das durchschnittliche Maß für die Länge beträgt ungefähr 12 cm, für die Breite 2'/, cm. Das größte Exemplar war 15 cm lang und und 3'/, cm dick. Manche Tiere zeigten mehr gedrungenen, andere einen äußerst schlanken Habitus. An der ventralen Seite des Vorderendes liegt der Mund, dorsal und lateral von einem kaum 1, em langen halbmondförmigen Kopflappen überragt. Dieser kleine Kopflappen hat nur noch sein Gegenstück bei Echturus wnicinctus, während alle übrigen Echiuriden mit einem längern Kopflappen aus- gestattet sind. Durch die Kürze des Kopflappens gelangte v. DRASCHE zur Annahme, daß ein solcher seinen Tieren fehle (1881, p. 3). In geringer Entfernung voneinander ragen kaum 2 mm hinter der Mundöffnung 2 Bauchborsten 1 mm weit hervor, deren gebogene Spitzen medianwärts gerichtet sind. Der After ist endständig und genau im Zentrum des Hinterendes gelegen, wo er von einem Anal- borstenring umgeben wird. Dieser zeigt wie bei allen sonst be- kannten Echiurus-Arten eine, allerdings nicht sehr auffällige, Unter- brechung an der ventralen Seite, indem hier die Lücke zwischen den Borsten annähernd doppelt so groß ist wie die zwischen den übrigen. Die Zahl der Analborsten ist schwankend, bei der Mehr- zahl der Exemplare 10 oder 11, gelegentlich aber bis zu 13. Äußer- lich treten sie übrigens nicht alle hervor, da vielfach die eine oder andere davon ausgefallen ist, wodurch Unterbrechungen entstehen, oder selbst alle. Auf der Innenseite findet man an den entsprechen- den Stellen die Borstenscheiden und oft Ersatzborsten. Die Ober- fläche des Tiers ist mit papillenartigen Erhebungen bedeckt. In der hintern ungefähr 2 cm langen Region werden diese etwas höher. Eine ausgesprochen ringförmige Anordnung, wie man sie bei andern Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 395 Echiuriden findet, ist hier nicht vorhanden, wenn auch die Papillen zu einer queren Anordnung neigen. Die Abbildung Fig. 1 ist in dieser Hinsicht möglichst genau nach dem besterhaltenen Exemplar gezeichnet. Die ventrale Kopflappenseite entbehrt der Papillen überhaupt. Hier verlaufen wulstförmige Erhebungen vom Kopf- lappenrand nach der Mundöffnung hin. Da hier auch das Epithel von anderer Beschaffenheit ist als auf dem übrigen Körper und die Muskulatur des Kopflappens eine besondere Ausbildung zeigt, so will ich dem Kopflappen weiter unten eine spezielle Betrachtung widmen und behandle vorerst den Rumpf. Einleitend schicke ich noch eine kurze Orientierung über die Topographie der innern Organe voraus. In zahlreichen Windungen durchzieht der Darm die geräumige Leibeshéhle. An der ventralen Seite zieht als gleichmäßig dicker Strang das Bauchmark hin, das sich vorn in 2 gleiche Hälften teilt, die um das Mundrohr herum- führen und durch ihre Vereinigung im vordern Teil des Kopflappens einen überall gleichmäßig dicken Schlundring bilden, an dem ein gesondertes Gehirn nicht zu unterscheiden ist. Wir finden ferner 3 Paare von Segmentalorganen, die alle hinter den Bauchborsten ausmünden. In ihnen werden die Geschlechtsprodukte gesammelt. Schließlich wären noch 2 Analschläuche zu erwähnen, die im hintern Teil der Leibeshöhle liegen, wo ihr Ausführungsgang kurz vor dem After die ventrale Darmwand durchbricht. Die Leibeswand. Die Leibeswand ist in der Mitte des Tiers am dünnsten. Nach beiden Enden gewinnt sie an Stärke, besonders nach dem After zu, wo sie oft 2 mm erreicht. Allgemein folgen von außen nach innen 6 Schichten aufeinander und zwar: 1. Cuticula, 2. Epidermis, 3. Corium, 4. äußere Ringmuskellage, 5. Längsmuskellage, 6. innere Ring- muskellage. Nur an der ventralen Medianseite des vordern Körper- viertels werden die Verhältnisse komplizierter, da dort auf der Innenseite der Leibeswand ein Längsmuskel liegt, der zweifelsohne als Retractor funktioniert (Fig. 2 7). Auch am Hinterende inner- halb des Analborstenrings ergeben sich einige Abweichungen, worauf ich weiter unten noch zu sprechen komme. Die Cuticula (Fig. 3 c) überzieht als eine außerordentlich dünne Hülle die ganze Oberfläche. Unter ihr liegt die Epidermis. Diese ist ein Cylinderepithel mit kurzovalen Kernen (Fig. 3 u. 4 ep). Als solches ist es nur in den Rinnen zwischen den Papillen gut zu 326 Paicrep Seitz, erkennen. Die Epidermis wird von zahlreichen ein- und mehr- zelligen Drüsen durchsetzt, die je nach ihrem Inhalt in Gestalt und Größe sehr variieren und oft tief in das unter der Epidermis gelegene Corium hineinragen. Die Drüsenzellen sind meistens flaschenförmig (Fig. 5), manchmal mehr sack- (Fig. 6) oder schlauch- förmig (Fig. 4). Seltner finden sich Formen mit langem, fadenförmigem Aus- führungsgang und mehr oder weniger kugligem secernierendem Teil (Fig. 3). Meist sind die Drüsenzellen mit Secret gefüllt, das sich in Hämatoxylin intensiv dunkelblau färbt, so daß der Drüsenkörper und der Ausführungsgang der äußern Form noch gut zu erkennen sind. In weniger stark gefärbten Drüsenzellen kann man in dem basalen Teil, nahe an der Wand, einen Kern bemerken. Diese Organe sind unregelmäßig über den ganzen Körper zerstreut. In manchen Papillen sind sie äußerst zahlreich, in andern in geringer Zahl vor- handen. Sie bleiben auf die Höhe der Papillen lokalisiert, wo auch ihre Mündungen liegen. An manchen Stellen sind sie derartig ge- häuft, daß man die einzelnen Ausführungsgänge nicht mehr aus- einanderhalten kann. | Diesen Drüsenzellen sind durch äußere Form, durch Secret und Anordnung mehrzellige Drüsen zum Verwechseln ähnlich. Sind beide Arten mit Secret gefüllt, so ist an eine Trennung nicht zu denken, zumal die kleinern Drüsen und die größern Drüsenzellen sich kaum in ihrer Größe unterscheiden. Im Innern dieser Drüsen liegen zahl- reiche Zellen, die sich allem Anschein nach unter Verwandlung in Secret allmählich auflösen (Fig. 7 u. 8). Bei breiterm Mündungsfeld bildet die Cuticula durch Einsinken einen kleinen Porus (Fig. 9). In manchen Fällen tragen sie wesentlich zum Aufbau der Papillen bei. Außer diesen kommen in den Papillen einer bestimmten Region im Vergleich zu den vorhergehenden noch ungeheuer große zusammen- gesetzte Drüsen vor. Sie beschränken sich auf eine breite gürtel- artige Zone der vordern Rumpfregion, an dessen ventraler Seite die Mündungen der Segmentalorgane liegen. (Genauer begrenzt hebt diese Zone 1 mm vor den Bauchborsten an. In ihrer hintern Be- grenzung kommt uns der oben schon erwähnte Retractor in will- kommener Weise zu Hilfe, da mit dessen Hinterende das dieser Zone genau zusammenfällt. Im Bereich dieses Gürtels tritt auch äußerlich deutlicher eine quere Anordnung der Papillen hervor als am übrigen Rumpf (s. Fig. 1). Was ich über den Bau dieser Drüsen ermitteln konnte, ist Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 327 folgendes: In Längsschnitten (Fig. 10) sind sie oval bis birnférmig, im Querschnitt rund. Verschieden groß, liegen sie einzeln oder zu 2—3 in einer Papille, die sie dann fast vollkommen ausfüllen. Von der Mitte der Drüsen führt ein starker Gang nach außen, der stets auf der Höhe der Papillen mündet. Den Kanal kleiden besondere helle Zellen aus, die vorwiegend kubisch, hier und da auch schmal sind. Am freien Ende des Gangs legen sie sich an die Epidermis- zellen an. Um diesen Gang gruppieren sich in radialer Anordnung dünn- wandige Schläuche von verschiedener Länge, die im Innern mit einem platten secernierenden Epithel ausgestattet sind. Ihr Secret färbt sich weniger intensiv, sodaß sich die Drüsen durch ihre helle Farbe von dem umgebenden stark gefärbten Corium scharf abheben. Über die Mündung der Schläuche in den Gang konnte ich aus meinen Präparaten nichts in Erfahrung bringen. Ähnliche Drüsen beschreibt EMBLETON für Echiurus unicinctus (1900, p. 80). In bezug auf Größe und Anordnung herrscht vollkommene Übereinstimmung mit Echiurus chilensis. Sie schildert diese als flaschenförmige Organe mit axialem, dunklem und nicht von besondern Zellen ausgekleidetem Gang, um den sich Drüsenzellen in radiärer Anordnung gruppieren. Das Corium, eine Bindegewebsschicht, liegt vorwiegend zwischen der Epidermis und der äußern Ringmuskulatur. Letztere wird häufig von ihr durchbrochen. Auch zwischen der äußern Ring- muskulatur und der Längsmuskulatur ist eine dünne Lage davon vorhanden. Die mächtigste Ausbildung erlangt das Corium in der hintern Partie des Tiers, wo es einerseits als beträchtlich dicke Schicht der Muskulatur auflagert und andrerseits die Papillen fast ausschließlich aufbaut. Nach vorn wird es allmählich schwächer, besonders in der Region der Gürteldrüsen, wo es durch diese fast vollkommen verdrängt wird. Das Corium besteht aus einer blassen Intercellularsubstanz mit runden Kernen. Richtige Zellkörper sind nicht zu finden. Die Substanz wird von groben, ungeheuer langen, regellos angeordneten und dicht verfilzten Fasern durchzogen. In der Tiefe, nach der Ringmuskulatur hin, sind sie dichter angeordnet, nach der Oberfläche werden sie lockerer, und die Intercellularsubstanz tritt bedeutend mehr hervor. In der Mitte führen sie in einer sich weniger stark färbenden Erweiterung einen langgestreckten Kern (Fig. 11). In ihrem Aussehen ähneln sie Muskelzellen und sind an manchen Stellen oft nur durch ihre besondere Färbung von diesen zu trennen. 328 PHıLıpp Seirz, Die Muskulatur besteht aus 3 Schichten, einer äußern Ring-, einer mittlern Längs- und einer innern Ringmuskelschicht. Da letztere auch noch bei Æchiurus umicinctus vorkommt, so weichen beide Arten höchst auffallend von Echwurus echiurus ab, wo die Fasern der innersten Muskellage schräg gerichtet sind. Die einzelnen Muskelzellen zeigen eine regelmäßige, röhrenförmige Ausbildung. Die Längsmuskellage ist stärker als je eine der beiden Ringmuskel- lagen. Am Hinterende, wo sie innerhalb des Analborstenrines sehr schwach wird, löst sie sich in einzelne Bündel auf, die hier den von beiden Ringmuskelschichten gebildeten Sphincter radiär durchziehen. Die innere Ringmuskellage verjüngt sich allmählich nach vorn und läuft ein wenig vor den Bauchborsten vollkommen aus. Komplizierter gestalten sich die Verhältnisse am ventralen Vorderende, im Zu- sammenhang mit der Ausbildung des Retractors. Hier bilden nämlich median die Ringmuskellagen keine vollkommen geschlossenen Ringe mehr, sondern beide treten in kreuzweise Verbindung miteinander (Fig. 12). Die Fasern der innern Ringmuskulatur verlaufen schräg durch die Längsmuskulatur nach den gegeniiberliegenden Fasern der äußern Ringmuskulatur. Hierbei wird ein starkes Längsmuskel- band, der Retractor, aus der Längsmuskellage herausgeschält. Nach hinten zu wird diese kreuzweise Verbindung allmählich aufgehoben, und der Retractor geht unter Auflösung in einzelne Bündel wieder in die Längsmuskelschicht über (Fig. 2). Nach vorn teilt sich der Retractor in 2 Bündel, die sich an die Ventralseite des Mundrohrs anlegen; schließlich führen beide Äste um den Mund herum (Fig. 22 r), erstrecken sich in den Kopflappen und lassen sich auf Querschnitten an dessen lateralen Rändern als kaum gesonderte Muskelpartien noch weiter verfolgen. Der Kopflappen. Schon bei makroskopischer Betrachtung fällt der verschiedene Bau der dorsalen und ventralen Seite des Kopflappens ins Auge. Die dorsale, konvex gebogene Oberfläche ist wie der Rumpf mit Papillen, die ventrale, konkav gebogene, mit Längswülsten aus- gestattet. Letztere sind auf Wucherungen des Coriums zurück- zuführen und werden um so höher, je stärker der Kopflappen kon- trahiert ist. Das Epithel der dorsalen Seite stimmt mit dem Rumpf- epithel vollkommen überein, auch die Drüsen mit Ausnahme der Gürteldrüsen kehren in derselben Weise wieder. Die ventrale Ober- fläche wird von einem Cylinderepithel bedeckt, das an seiner Ober- Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 329 = fläche stark bewimpert ist. Am entgegengesetzten Ende tritt ihre geschlossene Begrenzung nach dem Corium hin im Gegensatz zu den Epidermiszellen scharf hervor. Die Grenze zwischen beiden Epithelien ist auf Schnitten sehr markant. Sie verläuft auf dem Kopflappen- rand und wird durch eine Rinne bezeichnet (Fig. 13 ri), die einer- seits von dem äußersten Längswulst der ventralen Kopflappenseite und andrerseits von dem etwas übergreifenden Kopflappenrand der dorsalen Seite gebildet wird. Man sieht diese Rinne auch an dem unversehrten Tier sehr deutlich (s. Fig. 1). Zwischen den Epithel- zellen liegen kürzere und längere Drüsenzellen, die tief in das Corium hineinreichen. Besonders reich an solchen ist der an die Rinne angrenzende Wulst, in welchem auch zahlreiche zusammen- gesetzte Drüsen zu finden sind. Die Muskulatur ist sehr reich ent- wickelt. Sie setzt sich aus Bündeln zusammen, die einander durch- flechten und vielfach Faserstränge austauschen. Die Mehrzahl von ihnen nimmt einen longitudinalen Verlauf und durchsetzt den Kopf- lappen in seiner ganzen Dicke von der ventralen bis zur dorsalen Seite. Ihre Masse wird aber durch zwei Lagen von Quermuskel- bündeln zerlegt in je eine dünnere dorsale und ventrale und eine stärkere mittlere Lage. Jene Quermuskeln verlaufen bogenförmig, die eine Lage mehr dorsal, die andere mehr ventral, sie mögen der dorsale und der ventrale Muskelbogen heißen (Fig. 13). Der dorsale erweist sich als eine Fortsetzung der äußern Ringmuskulatur, der ventrale als solche des später zu besprechenden Mundsphincters. Die mittlere Längsmuskellage tritt nach hinten mit der Längs- muskulatur des Rumpfs in Verbindung, die dorsale läuft nach dem Rumpf hin allmählich aus. Sämtliche Muskelschichten werden schließlich noch von zahlreichen Muskelbündeln in radiärer Richtung durchzogen (Fig. 13). Allem Anschein nach zweigen diese von der ventralen Längsmuskulatur nach der dorsalen Seite hin ab, wo sie unter Auflösung in einzelne Fasern sich nach der Haut hin fort- setzen. Der Bau des Koptlappens gestaltet sich aber durch die Aus- bildung zweier Hohlräume noch weit verwickelter. Der eine liegt in der mittlern Längsmuskulatur, der andere direkt ventral von dem ventralen Muskelbogen. Nennen wir diesen den ventralen, jenen den dorsalen Hohlraum (Fig. 13 eöv u. cöd). Da sie von den radiär ziehenden Muskelbündeln säulenartig durchsetzt werden, so stellen sie auf Querschnitten sich als zahlreiche Lücken dar. Ihr gegen- seitiges Verhältnis beobachtet man mit Vorteil an Serien von Quer- 330 Priripr Serrz, schnitten. Hier ergibt sich nun folgendes: Die beiden Hohlräume sind im Kopflappen vollkommen voneinander getrennt. Der ventrale erstreckt sich bedeutend weiter nach vorn als der dorsale. Beide stehen aber nach hinten mit ein und derselben Höhle, der Leibes- höhle, in Zusammenhang. Der dorsale Hohlraum bildet die direkte Fortsetzung der Leibeshöhle, die sich als eine taschenartige, nach vorn sich zuspitzende Vertiefung in den Kopflappen erstreckt, was sich durch Verfolgung der Schnittreihen leicht feststellen läßt. Weniger leicht tritt der Übergang des ventralen Hohlraums in die Leibeshöhle zutage. In der Mitte schließt sich der ventrale Hohl- raum nach hinten. Aber die an dem Kopflappenrand gelegenen Teile desselben führen in Form zweier Kanäle (Fig. 22 cév) um den Mund herum. Dann vereinigen sie sich ventral von diesem zu einem unpaaren Gang (Fig. 19 cöv), der seitlich von 2 Mesenterien begrenzt wird, die vom Darm nach dem Retractor führen (Fig. 2 u. 19 ms). An der Stelle, wo diese seitliche Begrenzung in Wegfall kommt, hängt dann der ventrale Hohlraum mit der Leibeshöhle zusammen. Diese Resultate finden bei vergleichender Betrachtung ihr Gegen- stück nur noch bei Kchiurus unicinctus und hier in so frappanter Weise, daß die Schilderung für die eine Art fast vollkommen für die andere gelten kann. Aus der Abbildung eines Querschnitts, den EMBLETON gibt (1900, tab. 9, fig. 26), geht hervor, daß inbezug auf Muskulatur und Hohlräume eine große Übereinstimmung besteht. Auf den Zusammenhang der Hohlräume mit der Leibeshöhle hat EMBLETON schon hingewiesen, da in diesen Geschlechtsprodukte, die bei den Tieren frei in der Leibeshöhle umherschwimmen, anzutreffen sind (1900, p. 90). Von dem genauern Verlauf des ventralen Hohl- raums gibt sie jedoch keine Schilderung. Ihre Bemerkung, dab man die beiden Hohlräume ein efferentes und ein afferentes System dar- stellen dürften, worauf sie bei der Behandlung des Blutgefäßes zu sprechen kommt (1900, p. 84), veranlaßt mich, noch einmal besonders hervorzuheben, dab beide Hohlräume im Kopflappen vollkommen getrennt sind und nicht etwa ineinander übergehen. Von einem zu- und abführenden System kann daher keine Rede sein. Die Borsten. Was Zahl und Anordnung der Borsten betrifft, so verweise ich auf die oben schon gemachten Angaben. Da Bauch- und Analborsten in einigen Punkten voneinander abweichen, so behandle ich die- selben getrennt. Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 331 Die Bauchborsten werden im Durchschnitt 1 cm lang und ragen 1 mm weit frei aus der Haut hervor. An jeder Borste können wir 2 Teile unterscheiden: 1. den goldglänzenden, leicht gekrümmten Haken, 2. den fast gleichmäßig dicken zylindrischen Schaft von heller metallglänzender Farbe (Fig. 14). Der Haken erreicht eine Länge von 2!/,, mm. Er ist zu dem Schaft schwach geneigt und so gestellt, daß seine Spitze genau in die verlängerte Achse des Schaftes fällt. Der Haken läuft ein wenig konisch zu. Dieses Ver- halten setzt sich jedoch nicht bis zum äußern Ende hin fort. In der distalen Hälfte ist er abgeplattet, und der Querschnitt zeigt hier eine ovale Form (Fig. 16). Von seiner konkaven oder konvexen Seite her betrachtet endet der Haken breit und abgerundet (Fig. 15). Die Borste besteht aus einer chitinartigen Masse und zeigt nur am innern Ende eine weichere Konsistenz. Unter dem Mikroskop läßt sie eine feine Längs- und Querstreifung erkennen. Diese faßt SPENGEL bei Echiurus echiurus als Ausdruck geringer Unregelmäßig- keiten im Wachstum der Borste auf, jene leitet sich aus der Zu- sammensetzung der Borste aus feinen Längsfasern her, was man sowohl an Schnitten als auch an plattgedrückten proximalen Borsten- teilen zur Genüge erkennen kann. Jede Borste ruht in einem Sack, einer sogenannten Borstenscheide, die frei in die Leibeshöhle hinein- ragt und die Borste von derselben trennt. Die Borstenscheide ist dünnwandig und durchscheinend. Sie wird von einem Epithel aus- gekleidet, das proximal und distal ein Cylinderepithel, in der Mitte der Scheide niedriger ist. Am distalen Ende der Scheide, wo die Epithelzellen mit den Epidermiszellen in direkter Verbindung stehen, tragen jene eine überaus mächtige Cuticula. Nach der Mitte des Borstensacks läuft sie allmählich aus. Im übrigen besteht die Borstenscheide hauptsächlich aus Längsmuskulatur, von spärlichem Bindegewebe durchsetzt. Eine Kontraktion der Muskulatur mub eine Verkürzung der Scheide zur Folge haben, und da die Borste am äußern Schaftende befestigt ist, eine festere Fassung derselben bewirken. Diese Befestigung macht sich schon geltend, sobald man eine Borste aus ihrer Scheide herauszureißen sucht, wobei ein ge- wisser Widerstand bemerkbar ist. Die Scheide schmiegt sich der Borste überall eng an, besonders innig aber an der Übergangsstelle vom Haken zum Schaft, so daß beim Herausziehen der Borste Teile der Scheide mitgerissen werden. Unter dem Mikroskop gesehen legen sich diese wie ein Kragen um die Borste. Sein Aubenrand ist zerfetzt (Fig. 14 kr). Anfänglich könnte man einen Auswuchs 332 Paiciep Seitz, der Borste vermuten, der den Zweck hätte, ein Hervorrutschen aus der Scheide zu verhindern. Bei genauerer Untersuchung stellt man aber fest, daß man in dem Kragen nur Teile der Borstenscheide vor sich hat, die bei der gewaltsamen Trennung mitgerissen wurden. Am distalen Ende der Scheide beobachten wir in der Leibeswand eine kleine vorhofartige Vertiefung (Fig. 18 v). Die Borsten werden durch besondere Muskeln bewegt, deren Benennung ich der SpexGerv’schen Arbeit über Zchiurus echiurus entlehnt habe, wo die Befunde den unsern ähneln. Ein mächtiger Interbasalmuskel verbindet die proximalen Enden der Scheiden (Fig. 2 7b). Die distalen Enden werden ebenfalls durch einen Quer- muskel verbunden, der in der Leibeswand eingebettet liegst und unter dem Retractor hinzieht (Fig. 187d). Alle übrigen Muskeln stehen einerseits mit der Leibeswand und andrerseits mit der Scheide in Verbindung. Zahlreiche dünne Muskelfäden treten vom proxi- malen Ende nach dem Hautmuskelschlauch hin, die man in vordere, laterale und hintere Basiparietalmuskeln einteilen kann. Eine ge- naue Abgrenzung dieser Gruppen läßt sich nicht durchführen. Vom distalen Ende geht nur ein Muskel aus. Er verläuft diagonal zur Längs- und Querachse des Tiers schräg nach vorn und außen und heftet sich hier an den Hautmuskelschlauch an (Fig. 2 mds). Von der Beschaffenheit der Bauchborsten weichen die Anal- borsten wenig ab. Sie sind etwas kleiner als jene. Das frei hervorragende Ende ist nicht gekrümmt, sondern gerade zugespitzt, von goldglänzender Farbe. Der Schaft ist weißlich, metallglänzend. In ihrer Struktur gleichen sich Anal- und Bauchborsten vollkommen. Auch im Bau der Scheiden herrscht große Übereinstimmung. Wieder haben die Epithelzellen, die am distalen Ende der Scheide lagern, eine mächtige, nach der Tiefe schwächer werdende Cuticula ab- geschieden. Was die Bewegungsmuskulatur der Analborsten anbelangt, so treffen wir hier ebenfalls Interbasalmuskeln, die sich zu einem voll- kommenen Ring geschlossen haben. Von der Außenseite des Rings führen zahlreiche Basiparietalmuskeln nach der Leibeswand, auf der Innenseite Basiintestinalmuskeln nach dem Afterrohr hin. Zu einem genauern Studium über die Entwicklung der Borsten reichten meine Präparate nicht aus. Was ich in dieser Beziehung für Æchiurus chilensis feststellen konnte, sind nur Bruchstücke, die in allem darauf hindeuten, daß in den Hauptpunkten Übereinstimmung mit der Borstenbildung bei Æchiurus echiurus (s. SPENGEL) besteht. Echiurus chilensis (Urechis n. &. chilensis). 333 Neben vollkommen ausgebildeten Borsten findet man bei manchen mehr oder weniger ausgebildete Ersatzborsten, die bei den Bauch- borsten lateral, bei den Analborsten vorwiegend an der dem After- rohr zugekehrten Seite liegen. Die Follikel dieser jungen Borsten sind in die Scheidewände der Hauptborsten eingebettet und mit einem hohen Cylinderepithel ausgestattet (Fig. 17 fep). Am distalen Follikelende wird auf einem verhältnismäßig frühen Stadium schon eine Cuticula von beträchtlicher Stärke abgeschieden. Über die Follikelbildung selbst konnte ich mich an meinen Prä- paraten nicht orientieren. Am Grunde mehrerer junger Follikel fand ich je eine große plankonvexe Zelle mit großem bläschen- förmigem Kern und Kernkörperchen (Fig. 17 b2) Wir haben hier eine Bildungszelle vor uns, wie sie SPENGEL für Æchiurus echiurus näher beschrieben hat. Beim Vergleich mit andern Æchiurus-Arten werden wir auch hier wieder an zmicinctus erinnert. Vor allen zeichnen sich beide Tiere durch den einzigen Analborstenring aus, der auch bei Echiurus unicinetus nach den Angaben von EMBLETON ventral eine schwache Unterbrechung haben soll. Auf einen genauen Vergleich über die Scheiden können wir hier nicht eingehen, da uns EMBLETON keine geniigende Schilderung dieser Teile gibt. Sie erwähnt nur, dab die Borsten in Muskulatur und eine protoplasmatische Masse eingebettet lägen, in der schon junge Ersatzborsten zu beobachten seien. Das Nervensystem. Das Nervensystem lehnt sich in seinem Bau an das der andern Echiuriden an. Ventral verläuft dicht über dem Hautmuskelschlauch das Bauchmark frei in der Leibeshöhle, als ein dünner, gleich- mäßiger Strang. Vorn teilt sich das Bauchmark in 2 gleich starke Schenkel, die um das Mundrohr herumführen (Fig. 22 ss) und dann, nachdem sie in den Kopflappen eingetreten sind, an dessen Seiten- rändern entlang laufen (Fig. 13 ss. Am Vorderrand des Kopf- lappens vereinigen sich beide Schenkel durch ein Querstück zu einem vollkommen geschlossenen Ring, der sich leicht bloßlegen läßt. Entsprechend der Kürze des Kopflappens nähert sich der Schlund- ring der Kreisgestalt. Die Ausbildung des vollkommen geschlossenen Rings beweist uns aber auch, dab der Kopflappen in seiner voll- ständigen Länge erhalten war, und nicht etwa ein Teil davon beim Fang der Tiere verloren gegangen sein konnte, wie es bei Echiurus 334 PHıLıpp SEITZ, echiurus sehr häufig geschieht. Im Querschnitt ist das Bauchmark oval (Fig. 21). Die nervösen Elemente werden von 2 besondern Hüllen umgeben. Die äußere wird von einem dünnen peritonealen Überzug gebildet, der aus flachen Zellen besteht mit ovalen Kernen (Fig. 219). Die innere Hülle besteht aus Bindegewebe. In der Mitte der ventralen und lateralen Seiten findet man größere Binde- sewebsmengen. Dorsal und ventral bildet diese Hülle kammartige Vorsprünge nach dem Innern, was einen hantelförmigen Umriß der nervösen Partie auf den Querschnitten bedingt. In der Umgebung der nervösen Partie zeigt das Bindegewebe vorwiegend faserige Struktur, dem sich dorsal und lateral solches von mehr gallertiger Beschaffenheit anfügt. In dem letztern begegnet man runden bis ovalen Zellen, die einen ebenso geformten Kern führen (Fig. 21 rz). In dem äußern Teil der innern Hülle verlaufen Längsmuskelfasern. Diese liegen namentlich an der dorsalen Seite gehäuft, aber auch lateral sind sie noch zahlreich anzutreffen (Fig. 21 mt). Die Nervensubstanz läßt eine bilateralsymmetrische Anordnung erkennen und baut sich aus Fasern und Ganglienzellen auf. Die quer verlaufenden Fasern bilden unregelmäßige Brücken zwischen den beiderseits gelegenen Ganglienzellen. Die Längsfasern präsen- tieren sich auf Querschnitten als fein punktierte Felder. Dorsal und ventral führen zahlreiche Bindegewebsfasern nach dem Innern, die oft kaum von den Nervenfasern zu trennen sind. Hier und da findet man im zentralen Fasergewebe einzelne Bindegewebszellen mit mehreren radial angeordneten Ausläufern. Die Ganglienzellen liegen in größerer Menge an der lateral-dorsalen Seite des Bauch- marks. Sie sind anscheinend vorwiegend unipolar, von birnförmiger Gestalt und variieren stark in ihrer Größe. Die stärkern sind mit einem großen, kreisrunden, manchmal auch ovalen Kern ausgestattet, in dem ein großes Kernkörperchen besonders hervortritt. Bei den kleinern Ganglienzellen, die mehr nach dem Innern gelagert sind, trifft man kleine, sich dunkel färbende Kerne. Bi- und multipolare Ganglienzellen sind in sehr geringer Zahl vorhanden. Leicht läßt sich an Querschnitten ein Neuralkanal bestätigen, der auch den andern Echiurus-Arten zukommt. Er verläuft in der Medianebene ein wenig oberhalb vom Zentrum des Bauchmarks. Denken wir uns eine röhrenförmige Lücke in dem untern Teil des dorsalen Binde- gewebs, so haben wir ein Bild von unserm Neuralkanal. Besondere Hüllen in Form eines Epithels oder eines anders gearteten Binde- gewebs sind nicht vorhanden. Im Innern findet man eine homogene, Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 335 sich gleichmäßig färbende Masse von gallertigem Aussehen, die den Kanal nicht vollkommen ausfüllt, was wohl auf eine Schrumpfung bei der Konservierung zurückzuführen ist (Fig. 21 nc). An einigen Sagittalschnitten konnte ich beobachten, daß der Inhalt nicht überall eine einheitliche Masse war, sondern aus 2 nebeneinander liegenden Strängen von ungleicher Stärke bestand. Eine andere Stelle zeigte eine Gabelung des Strangs, wobei der schwächere Abzweig nach der Ventralseite hinwies. Leider war nur die Wurzel dieser Ver- zweigung sichtbar, eine weitere Verfolgung war nicht möglich. An Schnitten durch das Vorder- und Hinterende des Bauchmarks war ein Kanal nicht mehr nachzuweisen. Über seine Enden konnte ich genaueres nicht in Erfahrung bringen, auch ein etwaiger Zu- sammenhang der Neuralkanäle mit Ganglienzellen ließ sich auf meinen Präparaten nicht nachweisen. Die Befestigung des Bauchmarks wird ausschließlich durch die peripherischen Nerven bewirkt. Ein Mesenterium, das bei Echwurus echiurus Bauchmark und Hautmuskelschlauch verbindet, ist hier nicht vorhanden. Die Nerven treten an der ventral-lateralen Seite aus dem Bauchmark, sie verlaufen auf einer kurzen Strecke frei in der Leibeshöhle und durchbrechen dann in vorwiegend senkrechter Richtung die innere Ring- und die darauf folgende Längsmuskulatur. Danach biegen sie nach außen um und verlaufen zwischen der äußern Ringmuskellage und der Längsmuskelschicht weiter. Eine sym- metrische Anordnung der Nerven, die man bei manchen Gephyreen trifft, ist bei Æchiurus chilensis nicht vorhanden. Unser Bild (Fig. 20) zeigt uns, wie die Nerven in ungleicher Stärke und unregelmäßiger Anordnung aus dem Bauchmark austreten. Immerhin ist jedoch be- merkenswert, dab auf einer größern Strecke die Zahl der beiderseits austretenden Nerven einander gleich ist. SPENGEL konnte bei Echiurus echiurus zeigen, daß die rechts- und linksseitigen Nerven, wenn auch ihre Wurzeln nicht direkt einander gegenüber lagen, sich doch zu einem vollkommenen Ring auf dem Rücken des Tiers schlossen. Für Æchiurus chilensis konnte ich diesen Nachweis nicht liefern. Schon kurz nach ihrem Eintritt in den Hautmuskelschlauch zweigen von den peripherischen Nerven Seitenäste ab. Einige ver- laufen in der Muskulatur, andere ziehen quer durch die äudere Ring- muskelschicht und lösen sich hier unter baumförmiger Verästelung in dünnere Stränge auf. Diese dienen zum Teil zur Innervierung der Hautdrüsen, zum Teil aber begeben sie sich direkt nach dem à 336 Prirıpp Seitz, Epithel. Gerade an solchen Stellen hoffte ich am sichersten Sinnes- organe finden zu können, was mir jedoch nicht gelungen ist. Die vom Bauchmark entspringenden Nerven bauen sich aus feinen Fibrillen auf mit zerstreut liegenden Kernen. Ganglienzellen treten nicht auf sie über. Nach außen werden sie von einer faserigen Bindegewebsschicht umgeben, die in dem frei liegenden Teil der Nerven noch von dem Peritoneum überzogen ist. Führt man die Serien der Sagittalschnitte durch das Bauchmark so weit, dab schließlich die peripherischen Nerven im Querschnitt getroffen werden, so kann man leicht folgende Beobachtung machen: Ein großer Teil der Nerven geht nicht aus einem einzigen Bündel von Fibrillen hervor, sondern aus zwei oder drei, die durch Bindegewebe getrennt nebeneinander entspringen. Erst in einiger Entfernung vom Bauch- mark verschmelzen diese durch allmähliche Verringerung der trennen- den Bindegewebsschichten zu einem gemeinsamen Strang. Über das Hinterende des Bauchmarks unterrichten wir uns am besten an Querschnitten. Hier macht sich zuerst eine Annäherung des Bauchmarks an das Afterrohr bemerkbar. Dann teilt es sich durch eine dorso-ventral gerichtete Scheidewand in zwei seitliche Hälften mit je einem Ganglienhaufen. Die beiden Zweige sind sehr kurz. Sie weichen ein wenig auseinander, schmiegen sich dem After- rohr vollends an und schicken nun je einen starken Nerven in das Afterrohr, der sich bald verästelt. Wir haben darin das letzte Paar der peripherischen Nerven vor uns. Wie sich das Bauchmark an seinem Vorderende verhält. habe ich schon vorausgeschickt. Die Schenkel des Schlundrings zeigen auf Querschnitten ovale Form (Fig. 23), während der Bogen auf Saeittalschnitten kreisrunde Gestalt aufweist (Fig. 25 sb). Die Ganglienzellen des Bauchmarks haben sich auf beide Schenkel ver- teilt, sind jedoch hier nicht mehr so scharf lokalisiert. Größere Haufen findet man an der median-dorsalen Seite. In geringern Mengen kann man sie an den Wurzeln von Seitennerven beobachten, auf deren basale Enden sie sogar noch übertreten. Im Bogen sind die Ganglienzellen noch unregelmäßiger verteilt und treten der Zahl nach so bedeutend zurück, daß er mehr den Charakter einer Com- missur annimmt. Vom Schlundring gehen nach allen Richtungen Nerven aus, hauptsächlich lateral und medial. Die erstern ziehen nach der Rinne am Kopflappenrand, wo sie sich verästeln. Die einzelnen Zweige treten an den Grund und an die Seitenwände der Rinde heran. Die medialen Nerven entspringen teils dorsal, teils Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 337 ventral. Sie nehmen in der mittlern Längsmuskulatur des Kopf- lappens einen queren Verlauf, ohne die Mittellinie zu überschreiten, und verzweigen sich spärlich. Der Darm. Bei der Untersuchung des Darms stellten sich manche Schwierig- keiten ein. Die Epithelien erfüllten meist in tausend Trümmern das Darmlumen oder hatten sich zum mindesten von der Darmwand abgehoben. Es hing sozusagen vom Zufall ab, unter einer Menge von Schnittpräparaten an wenigen die tatsächlichen Verhältnisse noch konstatieren zu können. Zu Schnittpräparaten wählte ich nur solche Stücke aus, die bei makroskopischer Betrachtung das beste Resultat versprachen. Dafür kamen in den meisten Fällen nur ganz kurze Strecken in Betracht. Großen Einfluß auf die Maceration schreibe ich dem Darminhalt zu und dies aus folgenden Gründen: Im ganzen war die Erhaltung des Vorderdarms weitaus besser als die der mittlern und hintern Darmpartien, eine Tatsache, die mit dem Mangel an Darminhalt in jenen Teilen vollkommen im Ein- klang steht. Die folgenden mehr oder weniger gefüllten Darmteile waren durchweg ihrer Epithelien beraubt. Nur bei einem Exemplar, das sich vor allen andern durch die Leere seines Darms auszeichnete, habe ich ein zu mikroskopischen Schnitten geeignetes Stück aus der mittlern Partie gefunden, wohingegen für einen großen Teil des Enddarms das Material vollkommen unzureichend war. Schneidet man das Tier dorsal der Länge nach auf, so sieht man den Darm in zahlreichen Windungen, die hauptsächlich längs verlaufen (Fig. 26). Die Regelmäßiekeit der Anordnung leidet durch die äußerst schwache Befestigung mancher Darmteile. Nur da, wo starke Frenula an den Darm herantreten, bewahrt der- selbe eine regelmäßige Lage. Der Darm erreicht eine enorme Linge, die im Durchschnitt das Zehnfache der Körperlänge beträgt. Wenn auch die Benennung der einzelnen Darmteile frühern Arbeiten über Echiuriden entlehnt worden ist und, in groben Zügen betrachtet, bereits bekannte Verhältnisse wiederkehren, so bieten sich doch bei genauerm Studium interessante Eigentümlichkeiten, wie sie bisher noch nicht bekannt gewesen sind. Zur Einteilung des Darms wählte ich die schon von Jameson für Thalassema neptuni eingeführte Haupteinteilung in Vorder-, Mittel- und Enddarm. Mittel- und Enddarm offenbaren sich schon an und für sich bei makro- skopischer Betrachtung als einheitliche Teile. Zool. Jabrb. XXIV. Abt. f. Anat. iW) bo 338 PhıLıpp SEITZ, Anders liegen die Verhältnisse beim Vorderdarm. Hier scheinen die äußere Form und die vermutlich sehr verschiedene physiologische Aufgabe der einzelnen Teile eine Zusammenfassung zu verbieten. Beachtet man jedoch, daß äußere Längs- und innere Ringmuskulatur sämtliche unter dem Namen Vorderdarm zusammengefaßten Teile, dem Mittel- und Enddarm gegenüber, charakterisieren, so ergibt sich die Berechtigung zur obigen Dreiteilung, die außerdem den all- gemeinen Überblick erleichtert. Je stärker die Kontraktion des Vorderdarms ist, desto direkter verläuft er nach hinten und wird hier durch ein starkes Frenulum 1’/;, cm vom Hinterende und !/, cm rechts vom Bauchmark entfernt befestigt. Da nur noch am Vorderende diesem Darm ein fester Halt durch Frenula und Mesenterien gegeben wird, so beschreibt er oft quer verlaufende Windungen. An den Vorderdarm reiht sich der Mitteldarm, dessen Windungen hauptsächlich längs ver- laufen. Zahlreiche zarte Frenula führen von ihm nach der Körper- wand. In dem Enddarm tritt uns der in seiner Lage am besten fixierte Darm entgegen. Als gerader, abgeplatteter Kanal zieht er links vom Bauchmark her, durch starke, kurze Frenula in seiner Lage gehalten. An sein Hinterende treten zahlreiche, dünnere Frenula heran, in radiärer Anordnung nach allen Seiten ausstrahlend. Am Vorderdarm habe ich folgende Abschnitte unterschieden: 1. Mundrohr, 2. Pharynx (Fig. 26 ph), 3. Ösophagus (Fig. 26 oe), 4. Kropf. Letzterer zerfällt wieder in 5 Teile: a) Kropf 1 (Fig. 26 ka), b) Muskelkropf (gizzard, Jameson) (Fig. 26 km), c) Kropf 2 (Fig. 26 kb). Schon mit bloßem Auge kann man über diese verschiedenen Teile durch ergänzende Betrachtung der äußern und innern An- sicht ins klare kommen. Der Vorderdarm beginnt mit dem an der ventralen Vorderseite gelegenen Mund. Vom Mundrohr strahlen allseitig Frenula aus. Am aufgeschnittenen Darm sieht man, wie die Längswülste der ventralen Kopflappenseite sich unverändert in das bis 6 mm lange Mundrohr hinein fortsetzen. Längs- und Quer- schnitte lehren Folgendes: Die hohen Wülste tragen namentlich zur Verengerung des Lumens bei. Sie werden von Bindegewebe, in das zahlreiche Fasern eingestreut sind, aufgebaut. Das die Wülste be- kleidende Epithel ist vollkommen identisch mit dem der ventralen Kopflappenseite. Das Studium der Muskulatur veranlaßt uns, eine vordere, stark muskulöse Hälfte von einer hintern, schwach muskulösen zu scheiden: Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 339 Vorn ist es zur Ausbildung eines mächtigen Sphincters gekommen, dessen Muskelzellen ventral mit der äußern Ringmuskulatur des: Hautmuskelschlauchs in kreuzweiser Verbindung stehen (Fig. 22). Längsmuskulatur tritt erst in der zweiten Hälfte außerhalb der Ringmuskulatur auf (Fig. 27 mur, ml). Kine scharfe Sonderung der beiden Muskellagen hat sich noch nicht vollzogen, ein Verhalten, wie es der nun folgende Pharynx ebenfalls zeigt. Dieser ist äußerlich als ein wenig erweiterter Abschnitt er- kennbar. Er erreicht einen Durchmesser von 3 mm und eine Länge von 1'/, cm. In seinem Anfangsteil treffen wir radiär angeordnete Frenula. Weiter nach hinten sind sie nur dorsal noch eine Strecke weit vorhanden, die bei ihrer Kürze ein Ansteigen des Darms ver- anlassen. Ventral treten an ihn 2 Mesenterien heran, die wir bei der Schilderung des ventralen Hohlraums des Kopflappens schon kennen gelernt haben (Fig. 2 u. Fig. 19 ms). Eine äußere Begren- zung nach dem Mundrohr hin festzustellen ist unmöglich, nach dem Ösophagus läßt sie sich nur annähernd bestimmen. Versuchen wir, dieselbe an aufgeschnittenen Präparaten festzulegen, so gelingt dies inbezug auf die vordere Begrenzung, die sofort ins Auge fällt. Nach hinten müssen wir uns wieder auf eine annähernde Festlegung beschränken. Innen ist der Pharynx im Gegensatz zum Mundrohr mit ziekzackförmig verlaufenden Leisten ausgestattet, die durch tiefe Täler voneinander getrennt sind. Auf einer Strecke von un- gefähr 5 mm verlaufen sie längs, dann quer und werden nach hinten zu etwas schwächer. Dieses Bild setzt sich noch in den Ösophagus hinein fort. Zur mikroskopischen Betrachtung wählt man mit Vor- teil Längsschnitte, die die angrenzenden Darmpartien noch mit um- fassen. Im Vergleich zum Mundrohr konstatieren wir eine Zunahme der Muskulatur. Die beiden Muskellagen sind noch nicht voll- kommen voneinander gesondert. Die Leisten werden durch Binde- gewebe, das zwischen Muskulatur und Epithel liegt, erzeugt. Letzteres wird von hohen bewimperten Zylinderzellen gebildet, zwischen denen Drüsenzellen gleichmäßig verteilt sind. An den Pharynx reiht sich als 3. Abschnitt der Osophagus mit einer Länge von 21/,—3 cm. Er ist ein muskulöses Rohr, das äußerlich schon 2 verschieden gestaltete Teile erkennen läßt. Der vordere Teil ist länger, meist abgeplattet und glatt, hier und da auch geringelt. Der hintere Abschnitt dagegen ist stets zylindrisch und glatt. Der äußern Differenzierung entspricht auch eine innere, die, wie man sich am aufgeschnittenen Darm überzeugen kann, noch 22% 340 PnıLıpp SEITZ, weit markanter ist. Im Anschluß an die Betrachtung des Pharynx habe ich schon hervorgehoben, daß in den Ösophagus hinein sich jene stets schwächer werdenden Querleisten fortsetzen. Diese lokali- sieren sich jedoch nur auf dessen vordern Teil, während in dem zweiten ungefähr 10—12 gerade verlaufende Längsleisten auftreten, die in seltenen Fällen sogar äußerlich hellere und dunklere Linien hervorrufen. Wenn wir oben bei makroskopischer Betrachtung eine genaue Grenze zwischen Pharynx und Ösophagus nicht feststellen konnten, so gelingt es wenigstens unter Zugrundelegung von Längs- schnitten, ein eng begrenztes Übergangsgebiet abzusondern. Aus diesem gehen die beiden Muskellagen des Ösophagus in ungleicher Stärke hervor. Die äußere Längsmuskulatur des Ösophagus ist nur 1), so stark wie die innere Ringmuskulatur, und beide Muskellagen sind im Gegensatz zum Pharynx vollkommen gesondert (Fig. 28). Bindegewebe baut auch hier die Längs- und Querleisten auf. In der Beschaffenheit des Epithels konnte ich dem Pharynx gegenüber keine Veränderung konstatieren. Unter der Bezeichnung Kropf habe ich 3 Darmteile zusammen- eefaßt, die vom Ende des Osophagus nach dem Mitteldarm verlaufen. Dadurch war ich erstens der Einführung neuer Benennungen über- hoben, ferner aber berechtigen die anatomischen Verhältnisse nicht nur zu einem derartigen Schritt, sondern veranlassen ihn geradezu. Der vordere und der letzte Abschnitt weichen in nur unwesentlichen Punkten voneinander ab. In beiden offenbaren sich die typischen Merkmale des Kropfs, sodaß wir in ihnen den beiden Enden des- selben begegnen, der in der Mitte eine besondere Ausbildung er- fahren hat. Die charakteristische spiral-, selten knäuelförmige Windung des vordern Abschnitts (Kropf 1) verdankt dieser einem dorsal hinziehenden muskulösen Band, das sich den beiden benach- barten Darmpartien anlegt. Je nach der Stärke seiner Kontraktion fügt es die Windungen des Darms enger oder weiter. Das Band erreicht eine Höhe von 2 mm und ist an seinem freien Rand mit einem dickern Saum ausgestattet, der auf eine Häufung von Längs- muskulatur zurückzuführen ist (Fig. 29 mb). Das Band selbst setzt sich aus Längsmuskelfasern, die durch Bindegewebe verkittet sind, zusammen. Das längsstreifige Aussehen des Kropfs 1 gründet sich auf den innern Bau. Dieser erhält sein eigentümliches Gepräge durch zahlreiche, eng aneinanderschließende Leisten, die in der Längsrichtung einen zickzackformigen Verlauf nehmen. Täler von geringer Tiefe trennen dieselben. Diese Beschaffenheit wird durch Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 341 verschieden hohe Epithelzellen hervorgerufen, indem hohe Zellen die Leisten, niedrige die Täler einnehmen. Bindegewebe trägt in keiner Weise zu ihrer Entstehung bei. Die Epithelzellen sind fadenförmig und bewimpert. Der Darm ist reich an schlauchförmigen Drüsen- zellen, die ungefähr die halbe Höhe des Epithels erreichen. Da in diesem 2 Reihen von Kernen vorhanden sind, die eine im basalen Teil, die andere in der freien Hälfte der Epithelzellen, so darf man wohl 2 übereinander lagernde Zellenschichten vermuten, nach dem Darmlumen hin eine Schicht von Epithelzellen, an deren Grund sich eine Lage von Basalzellen anschließt. Ein genaueres Resultat lieb sich aus meinen Präparaten nicht gewinnen. In der Muskulatur hat gegen den vorhergehenden Darm eine Reduktion stattgefunden. Der Kropf 1 ist dünnwandig. Beide Muskellagen sind von gleicher Stärke (Fig. 29). Dorsal ist die Muskulatur etwas mächtiger als ventral entwickelt. Durch diesen dorsoventralen Gegensatz wird das Muskelband bei der Aufwindung des Darms noch unterstützt. Der mittlere Teil des Kropfs (gizzard, Jameson) weicht in jeder Beziehung von den angrenzenden Partien ab. Er repräsentiert sich als ein überall gleichweites, stark muskulöses Rohr, das wir Muskel- kropf nennen wollen. Selten ist er vollständig glatt, meist zeigt er eine mehr oder weniger scharf ausgeprägte Ringelung und gleicht dadurch einer Luftröhre (Fig. 26 km). Die Längsmuskulatur ist schwach ausgebildet (Fig. 34 u. 35 ml), die Ringmuskulatur dagegen äußerst mächtig. Sie wird durch dünne, quer angeordnete Binde- gewebslamellen in einzelne Lagen geschieden (Fig. 35 bg). Das Epithel besteht aus unbewimperten Cylinderzellen, die jedoch im Vergleich zu den bisherigen bedeutend niedriger sind und eine starke Cutieula tragen (Fig. 34 c). Schlauchförmige Drüsenzellen sind in geringerer Zahl vorhanden. Bei der Betrachtung des letzten Kropfteils begegnen wir im wesentlichen den schon für Kropf 1 geschilderten Verhältnissen. Der Darm ist wieder dünnwandig geworden. Die Höhendifferenz der Epithelzellen bedingt das Auftreten von Längsleisten. Wieder treffen wir ein sehr hohes, bewimpertes Epithel mit zahlreichen Drüsenzellen, und die Kerne sind ebenfalls in 2 Reihen angeordnet. An der dorsalen Seite führt ebenfalls ein Muskelband entlang, das sich aber im Gegensatz zu dem des vordersten Abschnitts mit dem Hautmuskelschlauch verbindet (Fig. 26 mbf). Die Windungen kommen hier nicht so deutlich zum Ausdruck. Am Hinterende verbindet sich das Muskelband mit der Körperwand, nach vorn breitet es 349 Parzire SEITZ, sich fächerartig aus. Die Länge des ganzen Kropfs hängt sehr von der Kontraktion der einzelnen Teile ab. Bei möglichst ausgestrecktem Darm kann man für die vordere und hintere Partie je 4 cm, für den mittlern Teil 6 cm annehmen. Der nunmehr folgende Mitteldarm (Fig. 26 md) ist zylindrisch, dünnwandig und schwankt je nach der Kontraktion und seinem Füllungszustand sehr in Länge und Breite. Er wird ungefähr 75 cm lang und 3 mm dick. Da ihm vor allen übrigen Darmteilen die nutritorische Funktion zufällt, so ist er oft von reichlich auf- genommener Nahrung prall gefüllt. Diese ist mit Sand in walzen- förmige Gebilde gepreßt, die in bündelweiser Anordnung im Darm liegen. Gegen die benachbarten Darmstücke setzt der Mitteldarm mit einer Einschnürung an. Vorn ist diese äußerst scharf, wo durch Häufung von Ringmuskulatur ein Sphincter erzeugt wird (Fig. 26 sph), durch dessen Kontraktion eine Verengerung des Darmlumens herbeigeführt wird. Am Hinterende tritt diese Einschnürung nicht in dieser auffälligen Weise zutage. Hier erstreckt sie sich auf mehrere Millimeter Länge (Fig. 26 he). Eine besondere Anhäufung von Ringmuskulatur konnte ich hier nicht finden. Daß mit Beginn des Mitteldarms ein Lagerungswechsel in der Muskulatur statt- gefunden hat, habe ich bereits oben erwähnt. Ob die innere Längs- muskulatur des Mitteldarms von derjenigen des Vorderdarms her- zuleiten ist, ließ sich nach meinen Präparaten nicht feststellen. Die beiden Muskellagen des Mitteldarms sind dünn und durch eine resistente Bindegewebsschicht getrennt, die oft allein der weit vor- geschrittenen Maceration, der sogar die Muskulatur manchmal zum Opfer gefallen war, noch Widerstand geleistet hatte. Als charakteristisches Merkmal für den Mitteldarm müssen wir die ventral an der Innenseite hinziehende Wimperrinne ansehen, die diesen Abschnitt seiner ganzen Länge nach begleitet (Fig. 30 wi). Auben liegt über der Wimperrinne ein Längsmuskelband (Fig. 30, Fig. 26 /mb), das sich noch weiter auf den anschließenden Enddarm fortsetzt. Da es dort an der ventralen Seite endet, wird eine ein- wandsfreie Orientierung über die Lage des Darms trotz des ge- wundenen Laufs ermöglicht. Ungefähr 1 cm vom Vorderende ent- fernt tritt plötzlich der allen Echiuriden zukommende Nebendarm hervor (Fig. 26 nda) und begleitet ventral den Mitteldarm bis auf eine Entfernung von ungefähr 1 cm vom Hinterende (Fig. 26 nde). An beiden Enden steht sein Lumen mit dem des Hauptdarms in Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 343 offener Verbindung, wovon man sich an aufgeschnittenen Präparaten leicht überzeugen kann. Das Epithel des Mitteldarms ist von auber- ordentlicher Höhe. am freien Ende sind die Zellen ein wenig ver- diekt und rufen durch ihre verschiedene Höhe kuppelartige Wölbungen nach dem Darmlumen hin hervor. Die Kerne liegen zerstreut. Reich- lich sind die Zellen mit Secretkügelchen beladen, die verschieden sro sind, Farbstoffe begierig aufnehmen und hier und da zu un- regelmäßigen Klumpen verschmolzen waren (Fig. 33). Eine Be- wimperung konnte ich nur für die Zellen in der Rinne konstatieren. Das Zustandekommen dieser beruht auf einer Wucherung des intermuskulären Bindegewebes, wodurch 2 gegen das Darmlumen vorspringende Wülste erzeugt werden. Unter der Lupe sind sie äußerlich als 2 helle Linien erkennbar, zwischen denen das Längs- muskelband hinzieht. Die Zellen, welche die Wimperrinne auskleiden, sind bedeutend niedriger als die des übrigen Mitteldarmepithels und führen selten Secretkügelchen. Nach dem Grunde der Rinne zu macht sich eine geringe Abnahme in der Höhe geltend. Im Nebendarm begegnen wir sozusagen einem Hauptdarm en miniature, nur daß keine Wimperrinne vorhanden ist. Das Epithel ist niedriger als im Hauptdarm. In der Region des Nebendarms ist das Längsmuskelband auf diesen übergegangen und führt an dessen ventraler Seite entlang. Mit dieser Lageveränderung verändert sich auch gleichzeitig die Form. Während das Band auf dem Haupt- darm einen oval gestalteten Querschnitt gezeigt hat (Fig. 30 Imb), verbreitert es sich auf dem Nebendarm und umlagert dessen ventrale Hälfte in sichelförmiger Gestalt (Fig. 31 /mb). Hinter dem Neben- darm nimmt das Band wieder einen ovalen Querschnitt an (Fig. 32 Imb). Auf den Mitteldarm folgt der nun zu besprechende Enddarm. Was über seine äubere Form, Lage und Befestigung zu sagen ist, habe ich schon oben vorausgeschickt. An ihm können wir genau genommen 2 Teile unterscheiden: 1. den eigentlichen Enddarm, den ich bei der weitern Schilderung kurz mit Enddarm bezeichne (Fig. 26 ed); 2. das Afterrohr (Fig. 26 ar). Äußerlich sind beide nicht scharf gegeneinander zu begrenzen, am aufgeschnittenen Darm gelingt es ebensowenig. Auch mikroskopische Schnitte ergaben in dieser Hinsicht keinen bestimmten Anhalt. Dafür habe ich einen Sphineter angenommen, den wir als innern Sphincter bezeichnen wollen (Fig. 36 sphz), da am äußern Ende des Afterrohrs noch ein zweiter, der äubere, vorhanden ist (Fig. 36 spha). In. Wandstärke und Lage der Muskulatur stimmt der Enddarm >44 Puicipp Seitz, mit dem Mitteldarm überein. Das Epithel setzt sich aus faden- formigen Zellen zusammen, die schlauchförmige Drüsenzellen zwischen sich einschließen. An einem mit Boraxkarmin gefärbten Total- präparat kann man leicht beobachten, wie die Frenula sowohl von der Längs- als auch von der Ringmuskulatur ausgehen. | Das Afterrohr ist nur *, em lang. Morphologisch gleicht es sehr dem Mundrohr und ist wie dieses mit Wülsten ausgestattet. In dem Afterrohr lassen sich wieder 2 Teile unterscheiden. Der vordere Teil ist weiter, weniger muskulös, der hintere Teil durch hohe Wülste englumig und stark muskulös (Fig. 36). Die Muskulatur besteht vorwiegend aus Ringmuskulatur, die am Hinterende mit der Ringmuskellage der Leibeswand in Verbindung tritt und hier den oben schon erwähnten starken äußern Spincter bildet. Längsmuskel- fasern sind spärlich vertreten. Sie liegen innen von der Ring- muskulatur. Das Epithel gleicht dem der Epidermis, ist aber mit Wimperhaaren ausgestattet. Auf den hohen Wülsten der 2. Region findet man.secernierende Organe in reichlicher Menge. Sie ragen mit ihrem untern ein wenige erweiterten Teil tief in das unter dem Epithel gelegene Bindegewebe. Meine Schnitte gestatteten nicht, ihren feinern Bau sicher festzustellen. In dem vordern Teil des Afterrohrs sind die Drüsen nicht mehr anzutreffen, hier scheint auch das Epithel schon eine andere Beschaffenheit zu haben. Dadurch könnte man leicht zu der Annahme geführt werden, dab die Grenze zwischen Enddarm und Afterrohr nicht an den innern Sphincter, sondern zwischen die beiden Afterregionen zu verlegen sei. Leider kann ich über diesen Punkt hier nicht weiter diskutieren, da die genaue Form der Epithelien in Betracht gezogen werden müßte und diese bei meinem Material nicht in entsprechender Weise erhalten waren. Vergleichen wir nun unsere Resultate mit den Befunden bei andern Echiuriden, so ist vor allem die große Mannigfaltigkeit in der Ausbildung des chilensis-Darms hervorzuheben. In manchen Punkten werden wir an Echiurns wnicinctus, ferner auch an Thalassema neptuni erinnert. Geringere Übereinstimmung besteht mit Echiurus echiurus. Einen Ösophagus hat Emsneron für Æchiurus unicinctus nicht erwähnt, obwohl den Abbildungen nach (1900, tab. 7, fig. 5 u. 12) dieser Darmteil auch hier sicher vorhanden ist. Nach ihrer Be- schreibung ist der Kropf bei Echiurus unicinctus nur zweiteilig, ebenso wie bei Thalassema neptuni. Bei dieser Form wäre die Aus- bildung des ersten drüsenreichen Teils, unseres Kropfs 1, bei Echiurus Echiurus chilensis (Urechis n. &. chilensis). 345 unicinctus die des Kropfs 2 unterblieben. Beide Autoren haben die hier in Betracht kommenden Darmpartien getrennt, nur den dünn- wandigen, drüsenreichen Teil Kropf genannt und unsern Muskelkropf (gizzard) als besondern Darmteil aufgefaßt. Bei Echiurus echiurus hat der Kropf überhaupt keine Differenzierung erfahren. Er ent- spricht dem Anfangs- oder Endteil des chilensis-Kropfs. Der Mittel- darm kehrt in äußerst ähnlicher Ausbildung bei allen Echiuriden wieder. Teilen wir ihn nach den Mündungsstellen des Nebendarms in 3 Teile, so korrespondieren diese der Reihe nach mit dem Zwischen-, Mittel- und Hinterdarm von Eehrurus echiurus. JAMESON will bei Thalassema neptuni beobachtet haben, daß die Wimperrinne mit Beginn des Nebendarms auf diesen übertritt und daß die Bildung des Nebendarms durch vollständige Schließung der Rinne zustande käme (1899, p. 552 u. 555). Die unter dem Nebendarm hinziehende Wimperrinne ist nach seinen Beobachtungen eine neue Bildung, die mit der anfänglichen Wimperrinne nichts zu tun hat. Wie liegen nun in dieser Beziehung die Verhältnisse bei Æchiurus chilensis ? Hier lassen die 2 Bindegewebsleisten, die sowohl vor als auch unter und hinter dem Nebendarm die eigentliche Rinne schaffen, makro- skopisch wie mikroskopisch ihren kontinuierlichen Zusammenhang erkennen. Von einem Übergang auf den Nebendarm, der dann auch sicher ein anderes Epithel haben müßte, sind nicht die geringsten Anzeichen vorhanden. Was schließlich den Enddarm noch anbelangt, so finden wir einen entsprechenden Darmteil nur noch bei Æchiurus unicinctus. Die Analschläuche. Die Analschläuche sind 2 dünnwandige, gelb bis bräunlich ge- farbte, schlauchförmige Organe von 3—4 cm Länge. Sie liegen am Hinterende des Tiers, rechts und links vom Afterrohr. Die Schläuche werden nach ihrem freien Ende allmählich enger. Mit ihrer breitern Mündung heften sie sich der Ventralseite des After- rohrs an, das an dieser Stelle jederseits eine Durchbohrung hat, durch welche die Analschläuche mit dem Lumen des Darms kom- munizieren. Am aufgeschnittenen Afterrohr lassen sich schon bei Lupenvergrüberung die nahe beieinander gelegenen Mündungen fest- stellen. Im Innern werden die Gänge von demselben bewimperten Cylinderepithel ausgekleidet, das wir auch im Afterrohr gefunden haben. Nach dem Hautmuskelschlauch und ebenso nach dem Darm 346 Purr Seitz, ziehen von den Analblasen aus zahlreiche dünne Muskelfäden, die den Organen einen leichten Halt gewähren. Unter der Lupe zeigt die Wand papillenartige Erhebungen in unregelmäßiger Größe und Anordnung, die durch kuppelförmige Hervorstülpungen der dünnen, stark kontrahierten Wand erzeugt werden (Fig. 37). Die Muskulatur ist schwach ausgebildet. Die Muskelzellen sind nur stellenweise vorhanden, einzeln oder in ge- ringer Zahl beieinander liegend, und verlaufen bald nach dieser, bald nach jener Richtung, sodaß auf Schnitten längs, quer und schräg getroffene Fasern ins Auge fallen (Fig. 37 m). In dem äußern peritonealen Überzug liegen langgestreckte Kerne. Die Innenseite wird von vorwiegend kubischen Epithelzellen ausgekleidet, deren Form aber sehr variabel ist. Niedrige Zellen findet man vorwiegend auf der Höhe der Kuppeln, sehr schmale an solchen Stellen, wo durch daselbst vorhandene Muskulatur die Wand stark kontrahiert worden ist. Hier bildet das Epithel sogar in das Lumen hin vorspringende Zotten. Oft sehen die Epithelzellen blasenförmig aus. Ihre Kerne sind verhältnismäßig groß, und ein Kernkörperchen tritt mit be- sonderer Deutlichkeit hervor. Anzeichen für eine Bewimperung waren nirgends vorhanden. In den meisten Epithelzellen bemerkt man zahlreiche kleine, gelbe bis braune Kügelchen. Auch für Echiurus echiurus hat SPENGEL derartige rotbraune Tröpfchen in ge- wissen Zellen der Analschläuche festgestellt, die durch den Pigment- gehalt die braune Farbe der Organe bedingen. Die Analschläuche sind mit zahlreichen trichterförmigen An- hängen ausgestattet, die sich makroskopisch wegen ihrer geringen Größe schwer beobachten lassen, an Schnitten dagegen leicht fest- zustellen sind. Fig. 38 zeigt uns einen Längsschnitt durch einen Trichter. Seine äußere Umhüllung wird von dem Peritoneum ge- bildet, seine innere Auskleidung von verschieden gestalteten Epithel- zellen, die am Rande des Trichters eine beträchtliche Höhe erreichen und nach der Tiefe allmählich niedriger und flacher werden. Von den Epithelzellen der Schläuche sind sie grundverschieden. Die oben erwähnten Pigmentkörnchen sind im Trichterepithel niemals anzutreffen, die Zellkerne sind kleiner, und ein Kernkörperchen tritt nicht mehr wie oben besonders hervor. Die Zellen sind mit zahlreichen, langen Wimperhaaren ausgestattet, wenigstens die, welche nach dem freien Rand zu liegen. Ob auch die tiefer ge- legenen Zellen solche Gebilde tragen, ließ sich nicht sicher fest- stellen. Durch den axial verlaufenden Gang kommunizieren die Echiurus chilensis (Urechis n. &. chilensis). 347 Analschläuche mit der Leibeshöhle. Was über die Form der Trichter zu sagen wäre, ist folgendes. Ihre Gestalt variiert sehr. Bei manchen ist der freie Rand weit auseinandergebreitet. Oft sind die Trichter kurz und haben einen weiten Gang. Solche findet man meistens auf den Höhen der Kuppeln, während langgestreckte Trichter mit engem Gang in den Tälern zwischen den Vorwölbungen anzutreffen sind. Wenn wir auch über diese Organe Vergleiche mit andern Echiuriden anstellen, dann zeigt sich auch hier wieder, daß unser Tier durch die Form der Trichter und die oft blasig aussehenden Epithelzellen dem Æchiurus unicinctus am nächsten steht. Die Segmentalorgane. Von Coruın wurde zum erstenmal festgestellt, dab Eehiurus chilensis 3 Paar Segmentalorgane hat (1891, p. 464). Sie liegen an dem ventralen Vorderende, sämtlich hinter den Bauchborsten und sind reihenweise zu beiden Seiten des Bauchmarks angeordnet. Das vorderste Paar befindet sich 5 mm hinter den Bauchborsten, dann foleen in demselben Abstand die weitern Paare. Bei einem Exemplar fand ich nur 5 Segmentalorgane, das letzte rechterseits fehlte. Durch die Ausstattung mit 3 Paaren dieser Organe weicht Kehrurus chilensis von den bisher bekannten Echiurus-Arten, einschließlich des Echiurus unicinctus, bei dem nur 2 Paare von Segmentorganen vor- handen sind, in auffallender Weise ab. Die Schläuche zeigen im allgemeinen die schon von andern Echiuriden bekannten Verhältnisse. An ihrem Grunde stehen sie einmal durch einen den Hautmuskelschlauch durchbohrenden Kanal mit der Außenwelt in Verbindung (Fig. 40). Ein zweiter, den wir Nephrostomalkanal nennen wollen, führt nach der Leibeshöhle (Fig. 40 nk). Mit unbewaffnetem Auge lassen sich diese Öffnungen nieht erkennen. Erst durch Spannung des Hautmuskelschlauchs kann man bei schwacher Vergrößerung die äußern Mündungsporen beobachten. Den Nephrostomalkanal stellt man an Schnitten fest. Dieser durchbricht die Wand des Segmentalorgans am Grunde zweier Spiraltuben (Fig. 2 sp), die schon für Æchiurus unicinctus und einige Thalassema-Arten beschrieben worden sind. Die Schläuche selbst sind nur im Bereich ihrer Mündung mit dem Hautmuskelschlauch verwachsen und sonst in keiner Weise be- festigt. In Gestalt und Größe sind sie sehr variabel. Leer werden sie selten länger als 2 cm und zeigten sich oft so stark kontrahiert, 348 PıLıpp SEITZ, daß das ganze Organ oder gewisse Teile fadenförmig erschienen und nicht kontrahierte Stellen blasenförmig erweitert waren (Fig. 2). Sind sie dagegen mit Geschlechtsprodukten angefüllt, dann bilden sie gleichmäßig weite Säcke und werden auch beträchtlich größer. Im Durchschnitt erreichen sie 3 em Länge und 3 mm Dicke. Das größte Segmentalorgan, das ich angetroffen habe, war 5'/;, em lang und mab im Durchmesser 5 mm. Um den Bau der Organe näher kennen zu lernen, trennen wir das Mündungsgebiet von dem übrigen langen sackförmigen Teil, den wir nun zuerst betrachten. Die Dicke seiner Wand hängt von dem Kontraktionszustand ab. Wir beobachten eine äußere Ring- muskellage, an die sich nach innen eine Längsmuskellage von gleicher Stärke anschließt (Fig. 39). Die äußere Bekleidung wird von einem dünnen peritonealen Überzug gebildet. Zwischen dem Epithel und der Längsmuskulatur liegt ein faseriges Bindegewebe, das Ausläufer in die Muskulatur schickt und diese in verfilzte Bündel zerlegt (Fig. 39 bg). In dem Bindegewebe selbst sind grobe Lücken vorhanden, in denen Haufen heller, kugliger Zellen lagern. In das Lumen springen in Längsreihen angeordnete Zotten vor, die von Bindegewebe und den darin eingebetteten Zellenmassen auf- gebaut werden. Die Epithelzellen haben eine sehr verschiedene Gestalt. Auf der Höhe der Zotten sind sie platt, in den Tälern dagegen Cylinderzellen. Eine Bewimperung war nirgends festzustellen. Das Mündungsgebiet der Segmentalorgane können wir seiner Form nach mit einem Trichter vergleichen, dessen kegelförmiger Teil von der untern Partie des Segmentalschlauchs und dessen Aus- flußrohr von dem nach außen führenden Gang gebildet wird. In dem Bereich des Gangs wird die Wandung des Segmentalorgans bedeutend bindegewebsreicher, sie durchsetzt die Leibeswand und läuft gegen die äußere Ringmuskulatur hin aus. Der Verschluß des Gangs wird durch einen schwachen Sphincter bewirkt, der dicht unter dem Epithel liegt (Fig. 40 sph). Der Trichter wird von hohen, bewimperten Cylinderzellen ausgekleidet, die sich einerseits gegen die Epidermiszellen, mit denen sie nach außen in Verbindung treten, und andrerseits gegen das Epithel der oben schon geschilderten Segmentalorganpartie scharf abheben. Am obern Rand des Trichters zieht der Nephrostomalkanal quer durch die Wandung der Segmental- organe. Seine innere Mündung liegt auf einem kleinen nach dem Lumen hin vorspringenden Hügel aus Bindegewebe. Am Rand der Cölommündung findet man die oben schon erwähnten Spiraltuben. Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 349 Diese sind korkzieherförmig gewunden und ungefähr 2 cm lang. Sie verjüngen sich nach ihrem freien Ende. Die Zahl der Windungen übersteigt meistens 20. Ihren histologischen Bau wollen wir an Querschnitten kennen lernen (Fig. 41). Auf der konvex gebogenen Seite sind sie von niedrigen, fast würfelförmigen, reich bewimperten Zellen überzogen, die auch in den Nephrostomalkanal übergehen. Auf der konkaven Seite liegt der platte Peritonealüberzug. Die ganze Achsenlänge durchzieht dem Peritoneum genähert ein Bündel von Muskelfasern (Fig. 41 m), welche die Bewegung der Spiraltuben vermitteln und für ihre Länge und die Enge der Windungen be- stimmend wirken. Durch die Ausbildung von Spiraltuben kommt Æchiurus chilensis einigen 7halassema-Arten und Echiurus unicinctus sehr nahe. Ob mit diesem Tier auch im histologischen Bau der Segmentalorgane Übereinstimmungen bestehen, muß durch spätere Untersuchung fest- gestellt werden, da EMmBLEToN diesen Punkt in ihrer Arbeit nicht berücksichtigt hat. Die Geschlechtsorgane. Die Geschlechtsorgane selbst waren nicht aufzufinden. Bei Echiurus unicinctus sollen die Geschlechtsprodukte nach Angaben von EMBLETON „by a proliferation of the peritoneal cells“ am ven- tralen Hinterende zu beiden Seiten des Bauchmarks gebildet werden (1900, p. 90). Meine Längs- und Querschnitte zeigten, daß bei Echiurus chilensis das Peritoneum dieser Gegend von der gewöhn- lichen Form nicht abweicht und keinerlei Wucherungen erkennen ließ, die man als Bildungsstätte der Geschlechtsprodukte ansehen könnte. In der Leibesflüssigkeit konnte ich Spermatozoen und auch Zellen, die vermutlich als deren Bildungszellen in Anspruch zu nehmen sind, mit Sicherheit nachweisen, dagegen auffallenderweise in keinem Fall Eizellen. Bei einigen Exemplaren waren die Segmental- organe prall mit Sperma, bei andern mit Eiern gefüllt. Æchiurus chilensis ist also ein getrenntgeschlechtliches Tier. Die Spermatozoen haben die typische Form, einen sich stark färbenden Kopf mit einem zarten blassen Schwanz. Die Eizellen sind mit einer dünnen Haut überzogen. Sie erreichen die beträchtliche Größe von 0,15 mm und führen ein Keimbläschen von 0,05 mm mit einem Keimfleck von 0,01 mm. 350 Priuıpp Serrz, Blutgefäbsystem und Cülomflüssigkeit. Im Gegensatz zu allen bisher auf ein Blutgefäß hin untersuchten Echiuriden (Echiurus echiurus, Bonellia, Thalassema-Arten), die sämt- lich ein charakteristisches Blutgefäßsystem besitzen, fehlt ein solches bei Echiurus chilensis und dem mit ihm nahe verwandten Æchiurus unicinctus ganz und gar. v. DRASCHE hat in seiner Beschreibung der letztern Art zunächst nur erwähnt, es sei ihm „trotz sorgfältiger Untersuchung beider Exemplare“ nicht gelungen, die Gefäßschlinge aufzufinden (1881, p. 622). SELENKA erwähnt allerdings für Hehiurus umicinctus ein dorsales und ein ventrales Gefäß (1885, p. 7). Das erstere soll den Darm begleiten. Sicher liegt hier aber eine Ver- wechslung mit dem Nebendarm vor, und das zweite, das dem Bauch- mark aufliegen soll, ist überhaupt nicht vorhanden. EMBLETON gibt dagegen ausdrücklich an „no trace of a closed system of blood-vessels could be found“ (1900, p. 84). Ich kann diese Angaben für Hchiurus chilensis vollkommen bestätigen. Es besteht weder ein dorsal vom Bauch- mark an diesem entlanglaufendes Bauchgefäß noch seine Fortsetzungen in den Kopflappen hinein, weder ein Darmgefäß an irgend einem Teil des Darms noch ein diese Teile mit dem Bauchgefäß ver- bindendes Gefäß. Meine zahlreichen Schnittpräparate lassen über das gänzliche Fehlen des Blutgefäbes nicht den geringsten Zweifel. Die Leibeshöhle wird erfüllt von der Leibesflüssigkeit, in der zahlreiche Zellen, Cölomocyten, umherschwimmen. Sie sind kuglig und variieren ein wenig in ihrer Größe. In ihrem Plasma liegen zahlreiche gelbliche Körnchen, wodurch die Leibesfliissigkeit eine gelbe Farbe erhält (Fig. 42 gh). Neben diesen findet man in der Cülomflüssigkeit weniger Tiere noch eine weitere Sorte von Zellen, deren Durchmesser 2—3mal so groß ist wie der der Cülomocyten. In ihrem Innern treffen wir dichteres Plasma, das von einem hellern Hof umgeben wird, in dem 1, häufiger aber 2 Kerne liegen. Hier und da befand sich der hellere Hof nur in der direkten Umgebung des Kerns, und die .dunklere Substanz war durch die ganze Zelle verbreitet. Ihre Ober- fläche wird von einer stärkern Membran überzogen. Da ihr Vor- kommen sich auf gewisse Tiere beschränkt, so haben wir es hier möglicherweise mit Parasiten zu tun. Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfen wir andere kleinere Zellen dafür in Anspruch nehmen, die in manchen Célomocyten eingeschlossen liegen und deren Plasma nebst Kern nach der Oberfläche gedrängt haben. Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 351 Bei allen genauern histologischen Untersuchungen sind bisher für die Echiuriden Zellen festgestellt worden, die in allen Organen der Tiere vorkommen und gelbe oder braune Körnchen enthalten. Auch für Æchiurus chilensis kann ich deren Vorkommen bestätigen, wo wir sie besonders reichlich im Corium des Kopflappens und namentlich in den Wülsten der ventralen Seite finden. Ferner möchte ich hier noch 2 Parasiten erwähnen. Der eine lebt im Mitteldarm und ist eine kuglige Gregarine von 0,17 mm Durchmesser mit kleinen, allseitig vorhandenen Höckern. GREEFF beschreibt für Æchiurus echiurus ebenfalls eine im Darm lebende Gregarine mit Höckern, Conorhynchus gibbosus (1879, p. 128 u. 129, tab. 5, fie. 54). Im ausgewachsenen Zustand lebt letztere fast stets in Syzygie, und die Einzelindividuen haben eine ungefähr halb- kuglige Form, sodaß sie sich also von unserer Gregarine wesentlich unterscheiden. Ein weiterer Parasit findet sich in der Muskulatur, vorwiegend in der des Kopflappens, und ist allem Anschein nach als eine Disto- miden-Larve anzusprechen. Ergebnisse. Die Gattung Æchiurus war bisher — abgesehen von der im Obigen behandelten Species Echiurus chilensis Max MÜLLER und dem ihm, worauf ich im Lauf meiner Darstellung mehrfach Gelegenheit gehabt hinzuweisen, in allen Punkten sehr nahe stehenden Æchiurus unicinctus v. DRASCHE — durch die typische Species Kehiurus echurus (Pauuas) vertreten. Mit dieser haben sich andere beschriebene Arten (foreipatus REINHARD, chrysacanthophorus CourHuouy) entweder als identisch oder, soweit ihre mangelhaften Beschreibungen gestatten (sitchaensis BRANDT, abyssalis SKORIKOW), als ihm nahe verwandt er- wiesen, oder sind endlich ganz zweifelhaft (Hehiwrus caraibicus DresinG), sodaß einem nähern Vergleich nur Kehrurus echiurus zu- srunde gelegt zu werden braucht. Dieser ergibt nun folgende Unter- schiede, die ich der bequemern Übersicht halber in folgender Tabelle zusammenstellen will. Echiurus chilensis Echiurus echiurus 1. Kopflappen kurz, halbmond- 1. Kopflappen lang, löffelförmig, förmig, nicht hinfällig. hinfällig. 2. Bauchborsten dicht hinter der 2. Bauchborsten ca. 1 cm hinter Mundöffnung. der Mundöffnung. 352 Parcrep Serrz, 3. 1 Analborstenring. 3. 2 Analborstenringe. 4. Segmentalorgane mit Spiral- 4. Segmentalorgane ohne Spiral- tuben. tuben. D. Innerste Muskelschicht: Ring- 5. Innerste Muskelschicht:Schräg- fasern. fasern. 6. Enddarm vorhanden. 6. Enddarm fehlt. . 7. Blutgefäßsystem fehlt. 7. Blutgefäßsystem vorhanden. In all diesen Æchiurus chilensis charakterisierenden Merkmalen stimmt aber dieses Tier mit Æchiurus unicinctus überein. Auf Grund der tiefgehenden Unterschiede gegenüber Kchöurus echiurus hat schon EMBLETON darauf hingewiesen, Echiurus unicinctus sei von der Gat- tung Echiurus zu trennen (1900, p. 95). Die Notwendigkeit der Aufstellung einer neuen Gattung wird durch meine Untersuchungen nun unerläßlich. Als Gattungsnamen schlage ich Urechis vor. In diese Gattung wären demnach 2 nahe verwandte Tiere, Urechrs chilensis und Urechis unicinctus, aufzunehmen. Das Hauptunterscheidungsmerkmal beruht auf der Zahl der Seg- mentalorgane: Urechis chilensis hat 3 Paar Segmentalorgane, Ureclus unicinctus dagegen nur 2 Paar. Obwohl nun wricinctus schon länger bekannt ist, so müssen wir doch chilensis als Typus der Gattung Urechis betrachten, da für chilensis einige Merkmale bekannt sind, die bis jetzt für wnicinctus noch nicht nachgewiesen worden sind. Demnach ergibt sich folgende Charakterisierung der Gattung Urechis (Typus Urechis chilensis): Walzenförmige Tiere von durchschnittlich ca. 12 em Länge, mit sehr kurzem, halbmondförmigem, nicht hinfälligem Kopflappen. 2 dicht hinter der Mundöffnung stehende Bauch- oder Genital- borsten, deren innere Enden durch einen Interbasalmuskel ver- bunden sind. 2—3 Paar hinter den Bauchborsten stehende Segmentalorgane, die mit je 2 Spiraltuben ausgestattet sind. Am Hinterende des Körpers ein einziger, ventral unterbrochener Borstenring. Hautpapillen in nicht deutlichen Ringen angeordnet; diejenigen eines „Gürtels“ mit besondern Drüsen, die auf deren Oberfläche mit einem Ausfiihrungsgang ausmünden. Innerste Lage des Hautmuskelschlauchs eine Ringmuskulatur. Darm zusammengesetzt aus: 1. Mundrohr, 2. Pharynx, 3. Öso- phagus, 4. Kropf, von dem ein Abschnitt als Muskelkropf (gizzard) Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 353 ausgebildet ist, 5. Mitteldarm, von dem ein Abschnitt von einem Nebendarm begleitet ist, 6. Enddarm, 7. Analrohr. 2 unverästelte Analschläuche, von denen zahlreiche Trichter auf kurzen Stielen entspringen. Kein Blutgefäßsystem. Geschlechtsorgane ? Literaturverzeichnis. 1. Cozuın, À. 1891, Ueber Echiurus chilensis Max MÜLLER, in: Zool. Anz., Vol. 14, p. 463—464. 2. DresiNG, K. M, 1859, Revision der Rhyngodeen, in: SB. Akad. Wiss. Wien, Vol. 37, p. 719—782, tab. 1—3. 3. v. DRASCHE, R., 1881, Ueber eine neue Echiurus-Art aus Japan nebst Bemerkungen über Thalassema erythrogrammon S. LEUCKART von der Insel Bourbon, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Jg. 1880, p. 621—628, tab. 20. 4. EMBLETON, A. L., 1900, On the structure and affinities of Echiurus unicinctus, in: Trans. Linn. Soc. London (2), Zool., Vol. 8, p. 77—97, tab. 7—10. 5. GREEFF, R., 1879, Die Echiuren (Gephyrea armata), in: Nova Acta Leop. Carol. Acad., Vol. 41, Pars 2, No. 1, p. 1—172, tab. 16— 24. 6. JAMESON, L. H., 1899, Contributions to the anatomy and histology of Thalassema neptuni GAERTNER, in: Zool. Jahrb., Vol. 12, Anat., p. 535—563, tab. 28—30, 7. MÜLLER, Max, 1852, Observationes de vermibus quibusdam maritimis, Diss. Berolini. 8. SELENKA, E., 1885, Report on the Gephyrea, in: Rep. sc. Res. Challenger, Zool., Vol. 13, p. 1—25, tab. 1—4. 9. SPENGEL, J. W., 1880, Beiträge zur Kenntnis der Gephyreen. II. Die Organisation von Echiurus pallasii, in: Z. wiss. Zool., Vol. 34, p. 460—538, tab. 23—26, 2 Textfigg. AO. v. WILLEMOES-SUHM, R., 1876, Von der Challenger-Expedition, Briefe an TH. v. SIEBOLD, ibid., Vol. 27, p. CII. -Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 23 304 Puaicipp SEITZ, Erklärung der Abbildungen. Bezeichnungen: ar Analrohr as Analschlauch ba Bauchmark bg Bindegewebe bo Borste bx Bildungszelle einer Borste e Cuticula cöd dorsaler Hohlraum des Kopf- lappens cöv ventraler Hohlraum des Kopf- lappens dm dorsaler Muskelbogen dr Drüsen ed Enddarm ep Epithel fep Follikelepithel fr Frenulum gk gelbe Körner he Einschnürung am Hinterende des Mitteldarms ib Interbasalmuskel id Quermuskel, der die distalen Enden der Borstenscheiden verbindet ka Kropf 1 kb Kropf 2 km Muskelkropf kr Kragen Imb Längsmuskelband des Mittel- und Enddarms om Muskelzellen mb Muskelband des Kropfs 1 mbf Muskelband des Kropfs 2 md Mitteldarm mds schrägziehender Muskel vom distalen Ende der Borstenscheide ml Längsmuskulatur mr Ringmuskulatur mra äußere Ringmuskulatur mri innere Ringmuskulatur ms Mesenterium mur Mundrohr ne Neuralkanal nd Nebendarm nda Vorderende des Nebendarms. nde Hinterende des Nebendarms nk Nephrostomalkanal oe Osophagus p Peritoneum ph Pharynx r Retractor ri Rinne rx runde Zellen s Segmentalorgan sb Schlundringbogen sp Spiraltube sph Sphincter spha äußerer Sphincter sphi innerer Sphineter ss Schlundringschenkel v vorhofartige Vertiefung der Leibes- wand in der Umgebung der Bauch- borsten vm ventraler Muskelbogen wi Wimperrinne Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). 355 Tafel 29. Fig. 1. Urechis chilensis in natürlicher Größe, von der Bauchseite. 1:1. Fig. 2. Übersicht der Organe des Vorderkörpers von der Innenseite gesehen an einem dorsal aufgeschnittenen Tier. 1:1. Fig. 3—6. Drüsenzellen der Haut. 360:1. Fig. 7—9. Mehrzeilige Drüsen der Haut. 360:1. Fig. 10. Gürteldrüse aus der Region der Segmentalorgane. 160:1. Fig. 11. Mittlerer Teil einer Coriumfaser. 180:1. Fig. 12. Querschnitt durch den Hautmuskelschlauch nahe dem ven- tralen Vorderende ungefähr auf der Höhe der 3 Segmentalorganpaare. 10:1. Fig. 13. Querschnitt durch den Kopflappen. 8:1. Fig. 14. Eine Bauchborste. 8:1. Fig. 15. Haken derselben von der konvexen Fläche. 8:1. Fig. 16. Querschnitt durch die distale Hälfte des Hakens. 16:1. Fig. 17. Längsschnitt durch eine junge Ersatzborste. 300:1. Fig. 18. Querschnitt durch die Leibeswand an der Austrittsstelle der Bauchborsten. 10:1. Martel a0: Fig. 19. Querschnitt durch das ventralmediane Vorderende, der den Pharynx, die von diesem nach dem Retractor führenden Mesenterien, das Bauchmark und den Hautmuskelschlauch getroffen hat. 8:1. Fig. 20. Ein Stück des Bauchmarks. 12:1. Fig. 21. Querschnitt durch das Bauchmark. 200:1. Fig. 22. Querschnitt der Mundhöhle und der anliegenden Haut. 10:1. Fig. 23. Querschnitt durch einen Schlundringschenkel mit einigen daraus austretenden peripherischen Nerven. 70:1. Fig. 24. Querschnitt durch das Afterrohr und die hintern Gabeläste des Bauchmarks. 25:1. Fig. 25. Sagittalschnitt durch das Vorderende des Kopflappens. 15:1. Fig. 26. Übersicht über den Darm. 1:1. Fig. 27. Längsschnitt durch das Übergangsgebiet vom Mundrohr zum Pharynx. 30:1. Fig. 28, Längsschnitt durch die Ösophaguswand. 25:1. Martfel 31; Fig. 29. Querschnitt durch Kropf 1, Partie im Bereich des Muskel- bands. 80:1. Fig. 30. Ventraler Teil eines Querschnitts vom Mitteldarm aus der Region vor dem Nebendarm, 80:1. 23% 356 Prutıpp Seitz, Echiurus chilensis (Urechis n. g. chilensis). Fig. 31. Ventraler Teil eines Querschnitts vom Mitteldarm mit dem Nebendarm. 80:1. Fig. 32. Ventraler Teil eines Querschnitts vom Mitteldarm aus der Region hinter dem Nebendarm. 80:1. Fig. 33. Teil eines Querschnitts durch den Mitteldarm. 180:1. Fig. 34. Teil eines Querschnitts durch die Wand des Muskelkropfs. 200:1. Fig. 35. Teil eines Längsschnitts durch die Wand des Muskel- kropfs. 55:1. Fig. 36. Längsschnitt durch das Afterrohr und die angrenzenden Teile des Enddarms und der Haut. 25:1. Fig. 37. Stück eines Längsschnitts durch die Wand des Analschlauchs. 180 : 1. Fig. 38. Desgleichen mit einem längsgetroffenen Analschlauchtrichter. 360:1. Fig. 39. Stück von einem Querschnitt durch den sackförmigen Teil eines Segmentalorgans. 180:1. Fig. 40. Längsschnitt durch das Mündungsgebiet eines Segmental- organs. 20:1. Fig. 41. Querschnitt einer Spiraltube. 180: 1. Fig. 42. Cölomocyten. 360: 1. Fig. 43. Eizelle aus einem Segmentalorgan. 160:1. Fig. 44. Zelle aus dem Cölom mit einem vermutlichen Parasiten im Innern. 400:1. Lippert & Co. (G. Pätz’sche Buchdr.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten, Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. Von Otto Schmidtgen. (Aus dem Zoologischen Institut in Gießen.) Mit Tafel 32—33. Die Urogenitalorgane der Schildkröten sind schon öfters Gegen- stand der Untersuchung gewesen. In der größten Mehrzahl der Fälle wurden jedoch nur die griechische Landschildkröte, Testudo graeca, und die europäische Sumpfschildkröte, Eimys orbicularis, unter- sucht, die gewonnenen Ergebnisse aber für alle Schildkröten ver- allgemeinert. Da nun bei den Schildkröten inbezug auf die Uro- genitalorgane große Verschiedenheit zwischen den einzelnen Familien herrscht, so war es mein Bestreben, Tiere aus möglichst vielen Familien zu untersuchen. Es stand mir folgendes Material zur Ver- fügung: Chelydrae. Chelydra serpentina (L.). 1 2. Cinosternidae. Cinosternum odoratum (DAauD».). 1 9. Testudinidae. Chrysemys reticulata (DatD.). 1 9. Chrysemys concmna (LECONTE). 1 6, 1 ©. Malacoclemmys terrapen (SCHOEPFF). 1 9. Damonia reevesti (GRAY). 2 99. Clemmys guttata (SCHN.). 1 2. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 24 358 OTTO SCHMIDTGEN, Emys orbieularıs (L.).. 4 SZ juv. Cistudo carolina (L.). 1 2. Nicoria trijuga (SCHWEIGG.). 2 dd. Testudo graeca L. 3 GG, 3 28. Testudo calcarata SCHW. 3 Gé, 5 99 (1 &, 3 22 juv.). Testudo elegans SCHOEPFF. 1 ©. Testudo tabulata WauB. 1 & Chelonidae. Thalassochelys caretta (u.). 14,12. Chelone imbricata (L.). 12. Pelomedusidae. Sternothaerus derbianus GRAY. 1 ©. Chelydidae. Chelodina longicollis (SHAW). 2 GG. Trionychidae. Trionyx hurum GRAY. 1 G juv. Trionyx triunguis (FORSK.). 1 2. Trionyx spinifer LESUEUR. 3 GG, 1 ©. Trionyx sinensis WIEGM. 1 ©. Emyda granosa (SCHOEPFF). 1 Emyda vittata (PTRS.). 12. +e: Ein Teil der Präparate stammte aus der Sammlung des Zoo- logischen Instituts der Universität Gießen, ein weiterer Teil der Tiere stand mir lebend zur Verfügung, und der Rest waren Indi- viduen, die im Frankfurter Zoologischen Garten eingegangen und dem Zoologischen Institut sofort zugeschickt waren. Unter letztern befanden sich 12 Exemplare von Testudo calcarata, alte und junge Tiere, welche, Herrn MexGes gehörend, im Frankfurter Garten ge- halten wurden. Ich untersuchte die Tiere alle anatomisch, wobei sich im Bau der Cloake große Unterschiede zeigten. Die Tiere konnten in 2 verschiedene Gruppen geteilt werden, von denen jede in sich dieselben Verhältnisse aufwies. Da ich nicht annehmen konnte, daß in derselben Species derartige Verschiedenheiten im Bau der Cloake aufträten, suchte ich noch nach andern Unterschieden, konnte aber keine feststellen. Um ganz sicher zu gehen. wurde das ganze Material an Herrn Dr. F. WERNER, Wien, geschickt; er hatte die Freundlichkeit, die Exemplare eingehend zu untersuchen, aber auch er konnte keine Unterschiede feststellen. Ich werde die 2 Gruppen bei meinen Besprechungen als Testudo calcarata a und Testudo calcarata b aufführen; die Frage, ob hier doch, trotz voll- 21] Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 359 ständiger Übereinstimmung in allen äußerlich festzustellenden Merk- malen, 2 verschiedene Species vorliegen, muß ich offen lassen. Die Urogenitalorgane von Thalassochelys caretta, Trionyx triumguis und Chelone imbricata verdankt das Zoologische Institut der Giite des Herrn Prof. A. Looss in Cairo. In allen Fällen, wo ich die Präparate selbst anfertigte, wurden sie mit Prerenyt'scher Flüssigkeit behandelt und dann in 70%, Al- kohol aufbewahrt. In der Nomenklatur folge ich dem Schildkröten- katalog des Britischen Museums (BOULENGER). Die Cloake. In der ältern zoologischen Literatur über das Urogenitalsystem der Schildkröten sind die Verhältnisse der Cloake zusammenhängend nur einmal geschildert, und zwar von JOHANN GOTTLOB SCHNEIDER in seiner 1783 erschienenen „Allgemeinen Naturgeschichte der Schild- kröten“. Des historischen Interesses halber führe ich seine Angaben über eine männliche Flußschildkröte hier im Auszuge an. „In dem Halse der Blase“, schreibt er, „ist eine längliche fleischige Warze zu beyden Seiten, vor welcher nach dem After zu der Eingang der Harngänge liegt, in die Samenleiter konnte ich den Eingang nicht finden. Einige Linien unterhalb dieser Warzen ist der Darm zu- sammengeschnürt und bildet zwey Kanäle, oben den Hals der Blasen- röhre mit dem verengten Ende des Kanals, den die schwammigen Teile des Zeuggliedes innerhalb der Kloake machen, unterwärts geht darüber der Kanal des Mastdarmes weg. Nahe an der Zusammen- schnürung des geraden Darmes sitzen zu beyden Seiten die Blasen, \ welche Srvertno Blinddärme nennt.“1) In den Werken anderer Autoren aus älterer Zeit, wie BLUMENBACH (1815), Bosanus (1819), STANNIUS (1856), RATHKE (1848) finden sich nur widersprechende Angaben über die Mündungen der Harn- und Samengänge. Später gibt Buper (1875) eine kurze Beschreibung der Cloake. In Horr- MANN’S (1890) „Schildkröten“ weist der mit ,Cloake“ überschriebene Abschnitt nur Angaben über die Analblasen auf. Drei weitere Autoren aus neuerer Zeit, Gapow (1887), v. MÖLLER (1899) und FLEISCHMANN (1902), befassen sich spezieller mit den Verhältnissen der Cloake. Auf den Inhalt genannter Arbeiten werde ich weiter unten im Zusammenhang mit meinen Befunden näher eingehen. 1) SCHNEIDER, p. 136, 137. 24% 360 Orro SCHMIDTGEN, Da die Cloaken der von mir untersuchten Arten mehr oder weniger große wesentliche Unterschiede aufweisen, gebe ich zunächst das Resultat der einzelnen Befunde. Wo mir männliche und weib- liche Tiere einer Art zur Verfügung standen, beschreibe ich die Cloake der Männchen eingehend, beim Weibchen mache ich nur auf etwaige Unterschiede aufmerksam. Die Anordnung in der Dar- stellung geschah unter folgenden Gesichtspunkten. Zuerst beschreibe ich die Arten ohne Sinus urogenitalis, dann die mit einem solchen, unter den letztern zuerst die Arten, bei denen keine deutliche Grenze zwischen Enddarm und Cloake vorhanden ist, dann die Übergangsformen, und schließlich die Arten, bei denen sich eine deutliche Trennungsfalte findet. Um ein übersichtliches Bild von der Cloake zu erhalten, wurden sie alle auf der dorsalen Seite der Längsrichtung nach aufgeschnitten. Man verletzt hierbei nur die Cloakenwand, da alle Gebilde, welche in der Cloake ihren Sitz haben, wie Penis, Clitoris, Urogenitalpapillen etc. der ventralen Wand anliegen. Trionychidae. Trionys spinifer LESUEUR. (Taf. 32, Fig. 2.) 3 84,12 juv. Die Cloake ist ein ungegliedertes schlauchartiges Gebilde. An seinem vordern Ende setzt es sich in den Enddarm fort, ist von ihm aber durch einen Ringwulst der Schleimhaut deutlich abgegrenzt. An seinem hintern Ende mündet es in einem Querspalt nach außen. Die Wandung ist ziemlich faltenlos. In der Mitte beginnt nach hinten zu eine schwarze Pigmentierung, welche gegen das Ende zu wieder nachläßt. Ventral von der Einmündung des Enddarms in die Cloake liegt eine zweite Öffnung, die Mündung der Harnblase. Lateral und etwas hinter dieser Öffnung befinden sich, frei in die Cloake hervorragend, zwei kleine, wurmförmige, spitz auslaufende Gebilde, die Urogenitalpapillen. Die Mündungsöffnungen von Vas deferens und Ureter sind ohne weiteres nicht zu erkennen; auch auf rein präparatorischem Wege war es schwer, einwandsfreie Präparate zu bekommen. Ich zerlegte deshalb eine unversehrte Cloake in 20 w dicke Querschnitte und fand, daß das Vas deferens auf der Spitze der Papillen ausmündet, der Ureter dagegen, vollständig getrennt davon, vorn an der Basis derselben (Textfig. A a und b). Lateral von beiden Urogenitalpapillen finden sich 2 kleine Längsfalten. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 361 mur \ i Fig. A. Trionyx spinifer. 7. Querschnitte durch die uneröffnete Cloake, um die Einmündung der Urogenitalorgane in dieselbe zu zeigen (Sinus urogenitalis fehlt). ap Arteria penis. cl Cloake. mur Miindung des Uterus. wp Urogenitalpapille. vd Vas deferens. Medial von den Papillen beginnen 2 Rinnen, die Samenrinnen, die dann auf dem Penis nach hinten zu verlaufen. Der Penis liegt der ventralen Cloakenwand an. Auf die nähern Verhältnisse derselben sowie der Samenrinnen werde ich später einzugehen haben, ebenso auf 2 kleine weiße Punkte, welche sich zu beiden Seiten der Samen- rinne befinden und zwar an der Stelle, wo der Penis sich von der Cloakenwand abhebt. 362 OTTO SCHMIDTGEN, \ 1 ganz junges Exemplar zeigte im wesentlichen dieselben Ver- hältnisse. Die Urogenitalpapillen sind noch nicht zipfelförmig aus- gezogen, sondern stellen nur kleine Erhebungen dar. Trionychidae. Trionys triunguis (FORSK.). (Ba 32 "Ris st) es Die Cloake zeigt im großen und ganzen dieselben Verhältnisse, wie sie eben bei Tr. spinifer geschildert wurden. An der Grenze zwischen Enddarm und Cloake findet sich ein nur schwach an- gedeuteter Ringwulst. Die starken Längsfalten des Enddarms gehen auf die Cloakenwand über, verschwinden aber bald, sodaß der mittlere Teil der Cloakenwand wenig oder gar nicht gefaltet ist. Erst im letzten Drittel treten wieder zahlreiche stärkere Längsfalten auf, stark schwarz pigmentiert ist nur der freie Teil des Penis und die Teile der Cloakenwand, wo er sich von derselben abhebt. Ventral von der Mündung des Enddarms in die Cloake befindet sich die Mündung der Harnblase. Hinter ihr liegen etwas lateral die Uro- genitalpapillen. Es sind hier ebenfalls wurmförmige Fortsätze, jedoch sind sie im Verhältnis zur Cloake verschwindend klein. Die zu beiden Seiten der Papillen bei Zrionyx spinifer beschriebenen Längs- falten sind hier bedeutend stärker ausgebildet, ein Sinus urogenitalis ist nicht vorhanden. Kurz vor der Stelle, wo der Penis sich von der Cloakenwand abhebt, finden sich zu beiden Seiten der Samen- rinne 2 gelbe Flecken, auf die ich bei Besprechung der Peritoneal- kanäle einzugehen haben werde. Trionychidae. Trionyx hurum GRAY. (DAL 32 ris 7) 1 & juv. An der Grenze zwischen Enddarm und Cloake ist eine schwache Ringfalte vorhanden. Die starken Längsfalten des Enddarms gehen auf die Cloake über, verschwinden aber bald; die zwei letzten Drittel der Cloakenwand sind fast faltenlos. Schwarz pigmentiert ist nur der freie Teil des Penis, welcher sich von der ventralen Cloaken- wand abhebt. Ein Sinus urogenitalis ist nicht vorhanden. Vas deferens und Ureter münden frei in die Cloake, ersteres auf einer kleinen Erhebung. Lateral von diesen Mündungsstellen — von Uro- genitalpapillen kann man wegen der geringen Größe der Erhebungen Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 363 noch nicht gut reden — sind auch hier 2 Längsfalten zu bemerken. Die Mündung der Harnblase liegt vor den Mündungen der Uro- genitalorgane unter dem dorsalen Teil des Ringwulsts. Trionychidae Trionys sinensis WIEGM. (Pate az, is. 9.) nun Der Enddarm war bei dem mir zur Verfügung stehenden Exem- plar direkt vor der Mündung der Harnblase abgeschnitten, ich konnte deshalb nicht feststellen, ob eine Grenze zwischen ihm und der Cloake vorhanden ist. Die Wand der Cloake ist sehr stark ge- faltet, besonders im ersten und letzten Drittel. Schwarz pigmentiert ist nur die in der ventralen Cloakenwand entspringende Clitoris und 2 Hautfalten, welche zu ihren Seiten liegen. Ein Sinus urogenitalis fehlt. Die Mündungen der Uteri liegen in der Cloake, lateral und etwas hinter der Mündung der Harnblase. Es sind große halbkreis- förmige Spaltöffnungen. welche sich auf einer Erhebung der Cloaken- wand befinden. Umgeben sind sie von einem ziemlich starken Haut- wulst. Die Mündungen der Ureteren liegen, in einer Hautfalte versteckt, vor denjenigen der Uteri. Lateral von den Mündungen der Urogenitalorgane lassen sich auch hier die schon bei andern Arten erwähnten Längsfalten nachweisen. Trionychidae. Emyda granosa (SCHOEPFF.). (Taf. 32, Fig. 4.) Are Cloake und Enddarm sind durch einen Ringwulst voneinander getrennt. Die Pigmentierung der Cloakenwand beginnt erst im letzten Drittel und ist nicht sehr stark ausgebildet. Die Wand der Cloake zeigt viele Längsfalten. Die Urogenitalpapillen bestehen aus Längswülsten ohne frei hervorragendes Ende. Die Uterusmündung ist leicht erkennbar, die Mündungen der Ureteren befinden sich etwas davor, tief in einer Hautfalte versteckt. Lateral von Uterus- und Uretermündungen sind auch hier 2 kleine Längsfalten zu be- merken. In der Mediane, etwas vor den Mündungen der Ureteren, befindet sich die Öffnung der Harnblase. Der Wulst, welcher den Enddarm von der Cloake trennt, ist auf der ventralen Seite so stark ausgebildet, dab eine kleine Tasche der Cloake entsteht. 364 OTTO ScHMIDTGEN, Trionychidae. Emyda vittata (Prrs.). (Taf.32, His. 5.) 102 Die Grenze zwischen Enddarm und Cloake liegt da, wo sich die schwachen Längsfalten des erstern plötzlich vermehren und auch etwas verstärken. Das Lumen des Enddarms ist ebenso groß wie das der Cloake. Schwarz pigmentiert ist nur die Clitoris und ein kleiner Teil der Cloakenwand in ihrer Umgebung. Ein Sinus uro- genitalis fehlt auch hier. Die Harnblase mündet auf der ventralen Seite der Cloake, die Mündungen der Ureteren und Uteri liegen lateral und etwas hinter ihr. Von irgend welchen Erhebungen (Urogenitalpapillen), auf denen sonst die Mündungen der Uteri liegen, ist hier nichts zu bemerken. Lateral von den Mündungen der Uro- genitalorgane finden sich auch hier 2 Längsfalten. Sie nähern sich nach vorn zu immer mehr, um direkt vor der Harnblasenmündung miteinander zu verwachsen. Durch diese Verwachsung wird vor der Harnblasenmündung eine kleine Tasche gebildet. In dem Schildkrötenkatalog von BouLENGER (1889) wird es als zweifelhaft hingestellt, ob Æmyda vittata eine eigene Art sei.) Er hält sie vielmehr für eine Emyda granosa von einer andern Fundstelle (Ceylon). Nach meinen Befunden, besonders was die Mündungen der Urogenitalorgane und, wie ich später noch zeigen werde, die Verhältnisse der Clitoris angeht, glaube ich doch, dab wir es hier mit 2 verschiedenen, wenn auch vielleicht nahestehenden Arten zu tun haben. Eine endgültige Entscheidung muß ich mir jedoch vorbehalten, zumal da mir von beiden Arten nur je 1 Exem- plar zur Verfügung stand. Außerdem war, nach der Ausbildung der Geschlechtsorgane zu urteilen, das Exemplar von Emyda granosa bedeutend älter als dasjenige von E. vittata. Testudinidae. Testudo graeca U. (dar. 33, el #16!) 3 $d, 3 99. Enddarm und Cloake gehen ohne Grenze ineinander über, ein Ringwulst ist nicht vorhanden, auch der Umfang des Enddarms ist derselbe wie der der Cloake. Die Wand der letztern weist schwache Längsfalten auf, eine geringe Pigmentierung findet sich nur im 1) BOULENGER, p. 270. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 365 letzten Viertel. Auf der ventralen Fläche befindet sich in der Mediane als eine spaltförmige Öffnung die Mündung des Sinus urogenitalis. Verlängert man diese Öffnung nach vorn zu, indem man die ventrale Fläche des Rectums und die dorsale des Blasen- halses, das Septum urorectale (v. MÖLLER), durchschneidet, so sieht man die Mündung der Harnblase in den Sinus. Lateral und etwas hinter derselben liegen, tief in einer Hautfalte versteckt, die Uro- genitalpapillen. Sie bestehen hier jederseits nur aus einer ganz kleinen Erhebung. An der Spitze derselben, sie durchbohrend, mündet das Vas deferens, der Ureter medial davon an der Basis. Vas deferens und Ureter laufen in der Cloakenwand so eng nebeneinander, dab sie präparatorisch kaum zu trennen sind. Die Wand des Sinus urogenitalis weist starke Längsfalten auf, besonders an der Ein- mündung in die Cloake treten auf der ventralen Fläche 2 stärker hervor. Zwischen diesen beiden Längsfalten, nahe an ihrem hintern Ende, entspringt die Samenrinne und verläuft bis zur Spitze des Penis. Die Cloake eines weiblichen Tiers ist genau so gebaut wie die des eben beschriebenen Mannchens. Die Mündung des Sinus urogenitalis ist vielleicht etwas größer als beim Männchen, ebenso treten die Urogenitalpapillen stärker hervor. Pigmentierung fehlt vollständig. Testudinidae. Testudo calcarata SCHN. a. (Taf. 33, Fig. 14.) moe? (lS, 2.99 juve Das Ende des Rectums und der Anfang der Cloake sind da- durch gekennzeichnet, dab die starken Längsfalten des erstern sich plötzlich in wesentlich schwächere verjiingen. Was die Weite be- trifft, so ist zwischen Rectum und Cloake kein Unterschied. Hinter obiger Grenzstelle beginnt auf der ventralen Fläche die Spaltöffnung des Sinus urogenitalis, beiderseits ist sie von 2 sehr starken Längswülsten eingefabt. Diese verjüngen sich nach hinten zu und begleiten die Samenrinne bis zu ihrem Ende auf der Penisspitze. Die Verhältnisse des Sinus urogenitalis sind dieselben wie bei Testudo graeca. Für die weibliche Cloake gilt dasselbe, was für die männliche gesagt wurde, mit der Hinzufügung, daß auch hier die Mündung des Sinus urogenitalis viel größer ist. Die sie begleitenden Längs- wülste sind bedeutend stärker ausgebildet. In ihrem hintern Teil 366 Orro SCHMIDTGEN, zeiet die Cloake eine ventrale Aussackung, in welcher die Penis- spitze liegt. Testudinidae. Testudo calcarata Scuy. Db. (Tat. 32; Pie, 1213, Ded, sete JEN: Die Trennung von Rectum und Cloake ist nicht so deutlich wie bei der vorigen Form. Wesentliche Unterschiede finden sich beim Sinus urogenitalis. Die Längsfalten, welche ihn bilden, sind kurz vor der Stelle, wo sie sich verjüngen, mit den Seitenwänden der Cloake verwachsen. Außerdem sind sie an dieser Verwachsungs- stelle dorsal ausgezogen und ragen als breite Hautlappen in die Cloake. Durch diese Verwachsung und durch die Lappenbildung entstehen zu beiden Seiten der Samenrinne 2 Taschen. Auch die bei Testudo graeca im Sinus urogenitalis erwähnten Längsfalten sind miteinander verwachsen. Sie bilden dadurch eine Tasche ventral unter der Mündung des Sinus urogenitalis in die Cloake. In dieser Tasche nimmt die Samenrinne ihren Anfane. Bei einem Weibchen sind die Verhältnisse fast genau so, nur treten die durch die Längs- falten gebildeten Lappen nicht so stark hervor. Chelydidae. Chelodina longicollis (SHAW). (Tat. 88). Mis elt 2 dd. Der Enddarm geht ohne deutliche Grenze in die Cloake über. Letztere ist verhältnismäßig eng, bis etwas hinter der Mündung des Sinus urogenitalis. Hier erweitert sie sich plötzlich. An dieser Erweiterungsstelle münden auf beiden Seiten die Analblasen ein. Die Wandung der Cloake zeigt schwache Längsfalten, die letzte Hälfte ist stark pigmentiert. In der Mediane erstreckt sich die Pigmentierung nach vorn bis zur Mündung des Sinus urogenitalis. Öffnet man den Sinus urogenitalis, so sieht man, daß er sehr eng ist. Von Urogenitalpapillen kann man kaum reden. Eine ganz kleine Erhebung zeigt die Stelle an, wo das Vas deferens mündet. Die Uretermündung liegt etwas davor. Medial von den Mündungs- stellen der Urogenitalpapillen beginnt die Samenrinne. DUR" Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 367 Testudinidae Nicoria trijuga (SCHWEIGG.). (Dat=32,. Fie-115 2 36. Cloake und Enddarm sind nicht voneinander getrennt. Die Falten des Enddarms gehen auf die Cloakenwand über, verschwinden aber nach hinten zu allmählich. Pigmentiert ist nur das letzte Drittel der Cloake. Auf der dorsalen Wand liegt in der Mitte die Mündung des Sinus urogenitalis. Die Falten, welche ihn bilden, treten hier nicht stark hervor, nach hinten zu begleiten sie eine Strecke weit die Samenrinne. Die Urogenitalpapillen sind nicht eroß, das Vas deferens mündet an ihrer Spitze, der Ureter davor. Lateral von der Mündung des Sinus urogenitalis liegen die Mündungen der beiden Analblasen. Pelomedusidae. Sternothaerus derbianus (GRAY). (Taf. 33, Fig: 20.) 140: Cloake und Rectum sind stark gefaltet, eine deutliche Grenze zwischen beiden ist nicht vorhanden. Die den Sinus urogenitalis bildenden Längsfalten sind besonders stark ausgebildet und haben das Aussehen eines ovalen Kissens, welches der ventralen Cloaken- wand aufliegt. Nach hinten zu verjüngen sie sich rasch, um bald in der Cloakenwand ganz zu verschwinden. An ihrem hintern Ende legen sich zu beiden Seiten 2 neue, ziemlich stark hervortretende Längsfalten an. Sie verlaufen nach hinten zu bis zur Clitoris, von hier ab nehmen sie an Stärke ab, sind aber noch fast bis an die Analöffnung zu verfolgen. Von der Mündung des Sinus urogenitalis ab bis etwas hinter die Clitoris ist die Cloakenwand schwach pigmentiert. In der dorsalen Wand befindet sich gegenüber der Mündung des Sinus urogenitalis, da wo die Pigmentierung beginnt, eine kleine, 2 mm tiefe Tasche. Der Sinus urogenitalis ist schwach längsgefaltet. Die Urogenitalpapillen haben die Gestalt stumpfer Höcker mit breiter Basis. Die Uteri durchbohren dieselben und münden an ihrer Spitze aus. Die Mündungen der Ureteren liegen medial an der Basis der Papillen. 368 Orro SCHMIDTGEN, Chelonidae. Thalassochelys caretta (L.). (Taf. 33, Fig. 21, 22.) ES 129. Eine Grenze zwischen Enddarm und Cloake ist nicht vor- handen. Die Wand des Enddarms zeigt sehr starke Längsfalten, die ohne Grenze auf die Cloakenwand übergehen. In den mittlern Teilen der Cloake sind die Längsfalten weniger stark, gegen Ende zu jedoch nehmen sie an Stärke wieder sehr zu. Die ganze Cloaken- wand und auch ein Teil der Wand des Enddarms ist mehr oder weniger stark schwarz pigmentiert. Ein Sinus urogenitalis ist vor- handen. Die Falten, welche ihn bilden, treten bei der starken Fältelung, welche Enddarm und Cloake aufweisen, nicht allzu stark hervor. Die Wand des Sinus urogenitalis zeigt keine Falten, jedoch ist sie ebenfalls teilweise schwarz pigmentiert. Die Urogenital- papillen sind recht groß und zipfelförmig gestaltet. Vas deferens und Ureter münden an ihrer Spitze nebeneinander. Die Cloake eines weiblichen Tiers zeigt im wesentlichen die- selben Verhältnisse. Die Urogenitalpapillen sind bedeutend größer, vorn, nach der Basis zu, münden die Uteri, die Ureteren etwas weiter nach hinten zu in der Nähe der Spitze. Testudinidae. Damonia reevesié (GRAY). (Taf. 33, Fig. 24.) CICR Zwischen Rectum und Cloake ist keine deutliche Grenze vor- handen, unvermittelt geht ersteres in letztere über. Die Cloaken- wand zeigt feine Längsfältelung, pigmentiert ist nur das letzte Drittel. Die Längsfalten, welche den Sinus urogenitalis bilden, treten stark hervor. Sie verlaufen nach hinten, sich allmählich verjüngend, bis zur Clitoris. Diese liegt in einer kleinen Aussackung der Cloaken- wand. Nach Öffnung des Sinus urogenitalis sieht man die Papillen als kleine, runde Höcker lateral und etwas hinter der Mündung der Harnblase liegen. An ihrer Spitze münden die Uteri, die Ureteren vorn an ihrer Basis. Gegenüber der Mündung des Sinus urogenitalis, in der dorsalen Cloakenwand, münden dicht nebeneinander die Anal- blasen. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 369 Testudinidae Malacoclemmys terrapen (SCHOEPFF). IEC Rectum und Cloake sind nicht voneinander abgegrenzt. Die Längsfalten des erstern gehen auf die Wand der Cloake über, um zu beiden Seiten der Mündung des Sinus urogenitalis zu verschwinden. Das letzte Drittel der Cloake ist stark schwarz pigmentiert. Die den Sinus urogenitalis bildenden Längsfalten sind ziemlich stark ausgebildet. Nach hinten zu verjüngen sie sich allmählich, doch kann man sie bis zur Clitoris verfolgen. Diese liegt in einer ziem- lich großen Aussackung der Cloake. Öffnet man den Sinus urogeni- talis, so sieht man auf seiner ventralen Wand 2 Längsfalten, welche zu beiden Seiten der Harnblasenmündung entspringen. Sie verlaufen bis zur Mündung des Sinus in die Cloake. Lateral von diesen Falten liegen die Urogenitalpapillen, 2 kleine stumpfe Kegel. An ihrer Spitze münden die Uteri, die Ureteren davor an ihrer Basis in einer Hautfalte. Zu beiden Seiten des Sinus urogenitalis münden die Analblasen. Cinosternidae. Cinosternum odoratum (DAuD.). (Taf. 33, Fig. 25.) 1.9: Von einer deutlichen Grenze zwischen Rectum und Cloake kann man nicht reden. Das Rectum ist sehr eng und weist ziemlich starke Längsfalten auf, diese gehen auf die Cloakenwand über, ver- schwinden aber dort allmählich. In den vordern Teilen erweitert sich die Cloake nur sehr wenig. Eine starke Vergrößerung des Lumens tritt erst da ein, wo der Sinus urogenitalis in sie einmündet. Nur wenige Längsfalten treten von dieser Stelle ab in der Cloaken- wand auf, pigmentiert ist sie nur an der Stelle einer kleinen Aus- sackung, in welcher die Clitoris liegt. Die Falten, welche den Sinus urogenitalis bilden, sind sehr stark ausgebildet. Das Lumen des Sinus urogenitalis ist sehr groß zu nennen im Verhältnis zu dem des vordern Cloakenabschnitts. Seine Wand weist ziemlich starke Längsfalten auf, die an der Mündungsstelle der Harnblase ihren Ur- sprung haben. Die Uteri münden zu beiden Seiten der Harnblasen- mündung, die Urogenitalpapillen sind nur sehr schwach ausgebildet. 370 OTTO SCHMIDTGEN. Chelydrae. Chelydra serpentina (lL... (Taf. 32, Fig: 10.) 1. 30% Das im Verhältnis zur Cloake enge Rectum geht ohne bestimmte Grenze in diese über. Seine Wand zeigt schwache Längsfaltung, die sich in der Cloakenwand bald verliert. Die 2 Längsfalten, welche den Sinus urogenitalis bilden, treten stark hervor und haben, wie bei Sternothaerus derbianus, das Aussehen eines ovalen Kissens. Nach hinten zu verjüngen sie sich und verschwinden bald ganz. Von der Stelle an, wo sie sich verjüngen, sind sie stark schwarz pig- mentiert. Auch die Cloakenwand zeiet von hier aus eine sich keil- förmig nach hinten zu verbreiternde Pigmentierung. Etwas vor der Stelle, wo die eben erwähnte Verjüngung der Längsfalten sich be- findet, besitzt die Cloakenwand einen ziemlich starken, deutlich her- vortretenden Ringwulst. In der dorsalen Wand befindet sich unter diesem Wulst eine Tasche, welche nach beiden Seiten zu in 2 Zipfel ausgeht. Die Zipfel liegen an der Stelle, wo man bei andern Tieren die Analblasen findet. Was den Sinus urogenitalis betrifft, so zeigt er wenige Fältelung. Die Mündungen der Uteri liegen auf großen, oben vollständig flachen Papillen, die Ureteren münden vor den Papillen in einer Hautfalte. Testudinidae. Testudo elegans SCHOEPFF. (Taf: 33; ig. 23.) 110 Die Grenze zwischen Rectum und Cloake ist durch eine Ein- schnürung, ein plötzliches Enger- und wieder Weiterwerden des Lumens, gekennzeichnet. Die Längsfalten des Enddarms gehen nur teilweise über diese Einschnürung hinaus, und auch diese wenigen verlieren sich bald, sodaß die Wand der Cloake großenteils falten- los ist. Pigmentierung findet sich nicht. Auf der ventralen Fläche liegt die Mündung des Sinus urogenitalis. Die Falten, welche ihn bilden, sind vorn sehr stark, sodaß sie seine Öffnung muschelartig umgeben. Nach hinten zu verlaufen die Falten bis über die Clitoris hinaus. Wo diese liegt, beginnen lateral von den eben besprochenen - Falten 2 neue Hautwülste, welche ebenfalls eine Strecke weit nach hinten verlaufen. Die Wand des geöffneten Sinus urogenitalis zeigt schwache Längsfalten. Sein Lumen ist bedeutend weiter als Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 371 das des sehr engen Blasenhalses. Der Sinus urogenitalis ist recht lang. Die Urogenitalpapillen liegen im vordersten Teil, zu beiden Seiten der Harnblasenmündung. Die Mündungen der Uteri liegen auf der Papille, diejenigen der Ureteren etwas davor und nach der Mediane zu. Testudinidae. Testudo tabulata WAL». he: Eine Grenze zwischen Enddarm und Cloake ist dadurch vor- handen, daß die starken Längsfalten des erstern plötzlich aufhören; die Wand der Cloake zeigt nur unbedeutende Längsfalten. Eine schwache Einschniirung läßt sich an dieser Grenzstelle beobachten. Schwarz pigmentiert ist nur der freie Teil des Penis. Die Falten, welche den Sinus urogenitalis bilden, sind nicht sehr stark ausge- bildet, sie begleiten die Samenrinne ein Stück nach hinten zu. Der Sinus urogenitalis ist sehr kurz. Die Urogenitalpapillen sind hier schmale, faltenartige Erhebungen, welche je in einer Nische, zu beiden Seiten der Mündung der Harnblase, versteckt liegen. Die Vasa deferentia münden an ihrer Spitze, die Ureteren davor an ihrer Basis. © Testudinidae. Chrysemys concinna (LECONTE). Cas mn ie 18.) RR ©. Eine deutliche Grenze ist zwischen Enddarm und Cloake vor- handen. Einerseits ist das Rectum sehr eng, die Cloake dagegen sehr weit, diese Erweiterung tritt nicht allmählich, sondern plötzlich ein; andrerseits ist aber auch eine Ringfalte vorhanden, welche das Rectum von der Cloake trennt. Die Wandung der Cloake weist zahlreiche schwache Längsfalten auf, das letzte Drittel ist stark schwarz pigmentiert. In ihrem hintersten Teil zeigt die Cloake eine ventrale Aussackung, in welcher die Penisspitze liegt. Die Hautfalten, welche den Sinus urogenitalis bilden, verlaufen nach hinten zu, die Samenrinne begleitend, bis zur Glans penis. Öffnet man den Sinus urogenitalis, so sieht man die starken Längsfalten des sehr engen Blasenhalses teilweise auf die Wand des Sinus uro- .genitalis übergehen. Keine dieser Falten reicht aber bis zur Mündung des Sinus urogenitalis in die Cloake. Die Urogenitalpapillen liegen lateral etwas hinter der Mündung der Blase in den Sinus. Es sind kleine, wurmförmige Fortsätze. Die Vasa deferentia durchbohren 912 Orro SCHMIDTGEN, die Papillen und münden an deren Spitze aus, die Ureteren münden vorn an ihrer Basis. Lateral von der Mündung des Sinus uro- genitalis münden die beiden Analblasen. Die Cloake eines Weibchens zeigt im wesentlichen dieselben Verhältnisse. Die Aussackung der ventralen Wand ist entsprechend der kleinern Clitoris auch kleiner. Der Sinus urogenitalis ist be- deutend größer, was durch seine Funktion, die großen Eier aufzu- nehmen, bedingt ist. Die Urogenitalpapillen sind sehr groß und werden von einer hohen Ringfalte umgeben. Die Pigmentierung be- schränkt sich auf das letzte Drittel. Kurz vor der Ausmündung der Cloake bleibt ein 6 mm breites Band unpigmentiert. Testudinidae. Chrysemys reticulata (DAuD.). (Tat. 33, Hig? 19726) 10 Die einzige Abweichung von der vorigen Art besteht darin, dab die Urogenitalpapillen hinter der Uterusmündung zu einem langen wurmförmigen Zipfel ausgezogen sind. Die Pigmentierung der Cloakenwand beginnt schon in der letzten Hälfte, kurz vor der Cloakenmündung hört sie auch bei dieser Art auf. Es fehlt aber hier ein 1 mm breiter Pigmentring, welcher bei der vorigen Art direkt an der Mündung der Cloake noch vorhanden ist. Testudinidae. Clemmys guttata (ScHN.). 1a: Der enge Enddarm geht plötzlich in die viel weitere Cloake über, gleichzeitig ist ein Ringwulst vorhanden, welcher die Trennung noch besonders hervorhebt. Die Wand der Cloake zeigt viele Längs- falten. Die Pigmentierung ist über die ganze Cloake verbreitet, wenn auch nicht überall in gleicher Stärke. Die den Sinus uro- genitalis bildenden Längsfalten sind nicht sehr stark ausgebildet, sie lassen sich nach hinten zu bis zur Clitoris verfolgen. Die Uro- genitalpapillen bestehen aus großen, zipfelförmig ausgezogenen Wülsten, die von einer tiefen Ringfalte umgeben sind. Die leicht sichtbaren Mündungen der Uteri befinden sich nicht direkt auf der Spitze der Zipfel, sondern etwas unterhalb derselben. Auf der Spitze selbst ist ein schwarzer Pigmentfleck. Die Ureteren münden vorn an der Basis der Papillen in einer Hautfalte. Die Analblasen münden zu beiden Seiten des Sinus urogenitalis. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 373 Testudinidae. Cistudo carolina (L.). 1 &. Eine deutliche Grenze zwischen Rectum und Cloake ist dadurch gegeben, daß die sehr starken Längsfalten des erstern plötzlich auf- hören und die viel feinern der Cloakenwand beginnen. Bei keiner andern der von mir untersuchten Arten tritt dieser Übergang so plötzlich und unvermittelt ein. Die den Sinus urogenitalis bildenden Längsfalten verlaufen nach hinten zu bis zur Clitoris. Diese liegt in einer tiefen Aussackung der Cloakenwand, umgeben von 2 starken Wiilsten. Nur sie und der Teil der Wand, welcher an der Aussackung beteiligt ist, zeigen starke Pigmentierung. Die Uro- genitalpapillen bestehen aus 2 kleinen Zipfeln. Die Vasa defe- rentia durchbohren sie und münden an ihrer Spitze, die Ureteren etwas davor in einer Hautfalte. Zu beiden Seiten der Mündung des Sinus urogenitalis liegen die Mündungen der Analblasen. Testudinidae. Emys orbicularis (L.) 2 Gé, 2 22 (juv.). Erwachsene Tiere dieser Art standen mir leider nicht zur Ver- fügung. Bei jungen Tieren, welche ich untersuchte, ging das Rectum allmählich ohne Grenze in die Cloake über. Beide weisen starke Längsfalten auf, unter denen besonders die, welche den Sinus uro- genitalis bilden, stärker hervortreten (Textfig. Ba, b,c). Querschnitte Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 25 374 Orro SCHMIDTGEN, er, | ~ LÉ N E à ke S re ay LA > ANS» ARS \ ie ING > Se 22 vr 7: } = 7} n/,%2 —n N Vv 3 Gah 7 À ET a Se. a J à ts L = A. À. Fig. Bb. up > Tae = à => Nez En | u Da 2 >. ~ Er if Br “4 NY u Sw | . —< Scrat f= a 4 y N,» Pa N man ~~ — > | à L V LE 4 — oe Fig. Be. Fig. Ba—Be. Emys orbicularis. © juv. Querschnitte durch die uneröffnete Cloake, um die Einmündung der Harnblase und der Urogenitalorgane in den Sinus urogenitalis zu zeigen. h Hals der Harnblase. sw Sinus urogenitalis. up Urogenitalpapille. «wr Ureter. vd Vas deferens. durch eine unverletzte Cloake zeigen, daß der Sinus urogenitalis noch nicht ganz ausgebildet ist. Die Verwachsung der Längsfalten reicht nur bis zu der Stelle, wo die Ureteren münden. Die Samenleiter münden auf einer Papille in die Kloake, d. h. an dieser Stelle sind die Längsfalten noch nicht miteinander verwachsen. Die Wand des Sinus urogenitalis zeigt auch einige Längsfalten. In der Epithel- bekleidung des Sinus urogenitalis und des Rectums besteht ein Unter- Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 375 schied in der Art, daß bei ersterm hohe, schlanke Cylinderzellen vorhanden sind, während sie bei letzterm nur etwa die halbe Höhe erreichen. Wo der Sinus urogenitalis in die Cloake mündet, gleichen sich diese Unterschiede allmählich aus. Die Mündungen der Anal- blasen liegen zu beiden Seiten der Mündung des Sinus urogenitalis. Chelonidae. Chelone imbricata (L.). OS LY. Auch von dieser Art hatte ich nur 1 junges Exemplar. Eine Grenze zwischen Rectum und Cloake fand ich nicht. Die Wand des Rectums hat viele Längsfalten, doch verlieren sie sich in der Cloake allmählich. Der Sinus urogenitalis ist auch hier noch nicht ausgebildet (Textfig. Ca, b, c). Uterus und Ureter münden in die Cloake, und zwar der Ureter hinter dem Uterus. Beide Kanäle durchbohren die Urogenitalpapille und münden an ihrer Spitze hinter- einander aus. h 25* 376 ‚OTTO ScHMIDTGEN, Fig. Ca—Ce. Chelone imbricata. 9. Querschnitte durch die unerüffnete Cloake, um die Einmündung der Harnblase und der Urogenitalorgane in den Sinus urogenitalis zu zeigen. cf Corpus fibrosum. e Enddarm. h Hals der Harnblase. mu Mündung des Uterus. pk Peritonealkanal. su Sinus urogenitalis. « Uterus. wp Urogenitalpapille. ur Ureter. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 377 Nach diesen Befunden erweist sich die Cloake als ein schlauch- artiges Gebilde. An seinem vordern Ende münden dorsal das Rectum, ventral die Harn- und Geschlechtsorgane, meist durch einen Sinus urogenitalis. Das hintere Ende kommuniziert durch einen ovalen Querspalt mit der Außenwelt. Im allgemeinen läßt sich eine Er- weiterung der Cloake nach hinten zu feststellen. In der ventralen Wand liegt die Mündung des Sinus urogenitalis, dahinter der Penis bzw. die Clitoris. Gapow (1887) teilt die Cloake der Amnioten in 3 Abschnitte ein, Coprodäum, Urodäum und Proctodäum. Auf die Schildkröten läßt sich diese Einteilung nicht vollständig anwenden. Eine deut- liche Grenze zwischen Reetum und Cloake (Coprodäum und Urodäum) ist nämlich nicht immer vorhanden. Nur in wenigen Fällen (Trionyx, Chrysemys, Clemmys) findet sich ein Ringwulst, welcher die Grenze bezeichnet. In der Mehrzahl der Fälle erweitert sich das engere Rectum ganz allmählich zur weitern Cloake, bei vielen Tieren (den meisten Testudo-Arten) ist sogar das Rectum schon ebensoweit wie die Cloake. Manchmal (Testudo calcarata, Cistudo carolina) läßt sich die Grenze dadurch einigermaßen bestimmen, daß die starken Längs- falten des Rectums sich plötzlich zu den viel schwächern der Cloake verjüngen. Aber auch dieser Übergang findet meist nur ganz all- mählich statt. Wenn Gapow (1887, p. 21) also schreibt: „The rectum is separated from the cloaca by a very distinct circular inner sphincter“, so trifft diese Behauptung nur fiir sehr wenige Arten zu. Gerade bei den von Gapow untersuchten Arten konnte ich von diesem Ringwulst, der nach seiner Abbildung deutlich in die Cloake hervor- ragt, nichts finden. Auch v. Monier (1899), der erwachsene Tiere von Emys orbicularis untersuchte, gibt in seinen Abbildungen keine Andeutungen eines solchen Ringwulsts. Ich möchte jedoch an dieser Stelle gleich bemerken, daß ich seine Abbildungen nicht für ganz der Natur entsprechend halte. Ein so plötzlicher Übergang von dem engen Rectum in die viel weitere Cloake, wie ihn v. MÖLLER z. B. abbildet, ist wohl nicht gut möglich. Bei den von mir untersuchten jungen Tieren sind erstens die Unterschiede bei weitem nicht so be- deutend, zweitens ist aber auch der Übergang ein ganz allmählicher. Bei GEGENBAUR (1901) findet sich die Abbildung einer Cloake von Testudo graeca. Auch hier ist ein deutlicher Ringwulst abge- bildet. Mir standen 6 Exemplare genannter Art zur Verfügung, bei keinem aber fand ich eine derart deutliche Grenze. Der bei Chelydra serpentina und Testudo calcarata oben beschriebene Ringwulst 378 Orro SCHMIDTGEN, dürfte wohl nicht als eine Trennung zwischen Coprodäum und Uro- däum aufgefaßt werden, denn die Mündung des Sinus urogenitalis liegt in beiden Fällen vor dem Wulst. Bei Chelydra serpentina halte ich ihn eher für die rudimentäre Anlage von Analblasen. Wenn hierdurch gezeigt wurde, daß die Trennung von Coprodäum und Urodäum nur in wenigen Fällen praktisch aufrecht zu erhalten ist, so ist dies noch in erhöhtem Maße der Fall zwischen Urodäum und Proctodäum. Hier ist eine Trennung bei den Schildkröten wohl kaum durchführbar. Das Proctodäum ist in allen Fällen so un- wesentlich im Verhältnis zum Urodäum, daß man von einem be- sondern Cloakenraum kaum sprechen kann. Eine Verhornung der obersten Epithelschicht ist höchstens 3—4 mm weit in die Cloake zu verfolgen. Die von Gapow abgebildeten Ringfalten, welche die Grenze zwischen Urodäum und Proctodium bilden sollen, konnte ich nirgends finden. Aus alledem geht also hervor, dab die von GADow angegebene Trennung der Cloake in einzelne Abschnitte bei den Schildkröten wohl angedeutet, aber nicht vollkommen durchgeführt ist. Ein Sinus urogenitalis ist, mit Ausnahme der Trionychiden. bei allen von mir untersuchten Arten vorhanden. Den Sinus urogenitalis einfach als eine Verlängerung des Blasenhalses zu betrachten, halte ich nicht für richtig. Ich sehe ihn vielmehr als einen eigenen Hohl- raum an, in welchen die Harnblase, die Ureteren und die Geschlechts- wege einmünden. Entstanden ist der Sinus urogenitalis durch Ver- wachsung von 2 Längsfalten, welche lateral von den Urogenital- papillen entstehen (v. MÖLLER nennt diese Verwachsungsstelle Septum urorectale). Öffnet man nämlich den Sinus urogenitalis auf die oben schon erwähnte Art, so kann man kaum den relativ weiten Hohl- raum als- einfache Verlängerung des in allen Fällen sehr engen Blasenhalses betrachten. Mit viel größerm Recht kann man von einer Einmündung der Harnblase in den Sinus urogenitalis sprechen, besonders da auch die zahlreichen Längsfalten in der Wand des Blasenhalses nicht auf die Wand des Sinus urogenitalis übergehen. Einen weitern Beweis für obige Ansicht bieten auch die Quer- schnitte durch die Cloake einer jungen Emys orbicularis (Fig. Aa, b, c). Hier sieht man den Sinus urogenitalis schon vor der Einmündung der Harnblase als Hohlraum unter dem Rectum liegen. Die vollständige Verwachsung der Längsfalten, durch welche der Sinus urogenitalis gebildet wird, geschieht erst in postembryo- naler Zeit. Bei den eben erwähnten Querschnitten von Emys orbi- cularıs sind die Längsfalten noch nicht so weit miteinander ver- Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 379 wachsen, dab man schon von einem vollständig ausgebildeten Sinus urogenitalis sprechen kann. Wie ich schon oben beschrieben habe, ist die Verwachsung erst bis zur Mündung der Ureteren fortge- schritten, die Samengänge münden noch direkt in die Cloake. Auch bei der von mir untersuchten Chelonia imbricata ist die Verwachsung noch nicht beendet, hier münden sogar Uteri und Ureteren noch in die Cloake. Bei beiden Arten ist im ausgewachsenen Zustand ein vollständig ausgebildeter Sinus urogenitalis beschrieben. Betrachtet man die Entstehung des Sinus urogenitalis unter diesen Gesichtspunkten, so kann man auch bei den Trionychiden eine Anlage davon nachweisen. Man könnte die Verhältnisse bei ihnen vielleicht sogar als Stütze für obige Ansicht benutzen. Bei der Beschreibung von Zrionyx und Emyda erwähnte ich lateral von den Urogenitalpapillen 2 Längsfalten. Ich betrachte sie als erste Anlagen eines Sinus urogenitalis. Auf Querschnitten durch eine uneröffnete Cloake von Trionyx spinifer (Fig. Aa, b) nähern sich die freien Ränder dieser Falten derart, dab sie, wenn verwachsen, die Mündungen der Harn- und Geschlechtsorgane von der Cloake abtrennen würden, so wie es bei einem ausgebildeten Sinus urogeni- talis der Fall ist. Die bei Emyda granosa erwähnte Tasche, etwas vor der Mündung der Harnblase, ist vielleicht auf beginnende Ver- wachsung der beiden Längsfalten zurückzuführen. Die Längsfalten, welche bei den übrigen Arten den Sinus uro- genitalis bilden, sind sehr verschieden stark ausgebildet. In den meisten Fällen verlaufen sie, sich allmählich verjüngend, zu beiden Seiten der Samenrinne bis zur Penisspitze. Durch diese Verlänge- rung der Längsfalten wird ein Heraustreten von Sperma aus der Samenrinne verhindert. In der geschlossenen Cloake legen sie sich nämlich über der Samenrinne so eng aneinander, daß diese von der Cloake fast vollstänig abgeschlossen ist. Die Mündungen der Harn- und Geschlechtsorgane sind durch die Urogenitalpapillen angezeigt. Vas deferens resp. Uterus durch- bohren jedesmal die Papille, während der Ureter in einer Hautfalte, meist an ihrer vordern Basis, ausmündet. Nur bei Chelonia imbricata und Thalassochelys caretta sind, wie ich oben angegeben habe, die Ver- hältnisse abweichend. Hier durchbohren Uterus resp. Vas deferens und Ureter die Papillen. Die Urogenitalpapillen selbst weisen bei den einzelnen Arten die mannigfaltigsten Variationen auf. In der Literatur haben die Verhältnisse des Sinus urogenitalis die verschiedenste Darstellung gefunden. Schon PERRAULT (1732) 380 Orro SCHMIDTGEN, hat im wesentlichen richtig beobachtet. Während spätere Forscher die Einmündung der Harn- und Geschlechtswege in die Cloake ver- legen, zeigt er, daß sie im Harnblasenhalse liegen. Er beschreibt hier „vier Wärzchen, wovon die zwei größten die äußersten Enden der zuführenden Samengefäbe waren, die kleineren waren die Enden der beiden Harngänge“.!) Aus dem oben angeführten Zitat von SCHNEIDER (1783) geht hervor, daß auch er richtig beobachtete, wenigstens soweit er von männlichen Tieren spricht. Die Mün- dungen der Uteri liegen nach seinen Angaben in der Cloake. BuuMENBACH (1815) spricht wohl von den Harn- und Geschlechts- wegen, macht aber keine Angaben über ihre Mündung. Sehr genau sind die Beobachtungen von Bosanus (1819). In den Abbildungen und im Texte zeigt er an verschiedenen Stellen, daß die Harn- und Geschlechtsorgane nicht in die Cloake münden, sondern in den Harn- blasenhals. In der Erklärung zu fig. 183 heißt es: „Vesica urinalis recipiens immo collo ureterem cum ducto deferente“?). An einer andern Stelle zeigt er auch, dab das Vas deferens die Papillen durchbohrt. Es heißt hier mit Hinweis auf fig. 185: „Ubi extremus canalis deferens, papillulae instar, in vesicae collo eminet.“?) Nach TREVIRANUS (1827) öffnen sich die Samengänge in die Cloake, die Harnkanäle bei manchen Arten ebenfalls, bei andern in den Harn- blasenhals. Raruke (1848) beschreibt die Mündungen der Harn- und Geschlechtsorgane als nebeneinander in der Cloake liegend. RATHKE hat nur Embryonen untersucht und somit richtig gesehen, denn wie ich oben gezeigt habe, ist bei ihnen der Sinus urogenitalis noch nicht vollständig ausgebildet. Srannius (1856) hat von einem Sinus urogenitalis nichts gesehen, nach ihm miindet das Vas deferens auf einer kleinen Papille neben dem Ureter in die Cloake. Bupa (1873) ist der erste, welcher von einem Canalis urogenitalis spricht, in welchen die Harnblase einmündet. Eine genaue Beschreibung davon gibt er nicht. „Ureteren und Ductus deferens münden hinter der Oloakenöffnung der Blase“ *), heißt es bei Testudo graeca. Ob dies nun innerhalb oder außerhalb dieses Canalis urogenitalis ist, läßt sich aus seiner Darstellung nicht ersehen. Nach van WisHE (1880) münden Vas deferens resp. Uterus auf einer Papille, die manchmal von einer 1) Aus einem Zitat bei SCHNEIDER (1783). 2) BOJANUSs, p. 166. 3) Desgl., p. 167. 4) BUDGE, p. 36. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 381 Hautfalte umgeben ist, inden Blasenhals. Die Mündungen der Ureteren liegen vor diesen Papillen. Die Arbeit von Horrmann (1890) ist, was den Abschnitt über den Sinus urogenitalis betrifft, großenteils nur ein Auszug aus der oben erwähnten Abhandlung von Bupexr. Fiene Beobachtungen sind nur in geringer Anzahl angeführt, und ich möchte bezweifeln, daß sie stets mit der nötigen Genauigkeit ange- stellt sind. Nach ihm münden z. B. bei vielen Schildkröten Harn- leiter und Vas deferens an der Spitze einer kleinen Papille gemein- schaftlich in den Sinus urogenitalis. Ich konnte mit Ausnahme von Chelonia imbricata und Thalassochelys caretta bei keiner Art ein solches Verhalten feststellen. Über Trionyx triunguis (aegyptiacus) sagt er: Vas deferens und Harnleiter münden gemeinschaftlich mit einer spalt- förmigen Öffnung in den Sinus urogenitalis und von einer Papille war nichts zu finden.) Wie ich schon oben angegeben habe, sind 2 Urogenitalpapillen vorhanden, dagegen fehlt ein Sinus urogeni- talis. Prare (1897) beschreibt bei einer Chelone mydas eine Papille für die Mündung des Oviducts und eine kleinere für die des Ureters. Gapow (1887) gibt richtig an, daß die Mündungen der Harn- und Geschlechtsorgane in einem Sinus urogenitalis liegen, dagegen er- wähnt er nichts von hier vorhandenen Papillen. Er bespricht weiterhin die Verlängerung der den Sinus urogenitalis bildenden Längsfalten nach hinten zu und legt dieser Verlängerung besondere Bedeutung bei, indem dadurch „eine Trennung in eine ventrale, als Weg der Urogenitalproducte und als Lagerstätte des Penis dienende Portion, sowie in eine dorsale Fäcalpartion der Cloake in unvollständiger Weise ausgeführt ist“.”) Ich kann dieser Ansicht nur voll und ganz zustimmen; unter diesen Gesichtspunkten betrachtet bildet die Schild- krötencloake ein wichtiges Glied in der Entwicklungsreihe zu den Säugetieren. v. MÖLLER (1899) schildert eingehend die Cloake von Emys lutaria |= orbicularis|, mit besonderer Berücksichtigung des Sinus urogenitalis. Er zeigt, dab es „bei erwachsenen Tieren beiderlei Geschlechts zu einer vollständigen Trennung von Cloake und Sinus urogenitalis gekommen ist“.*) Bei jungen Tieren ist diese Trennung noch nicht ganz vollzogen, hier münden die Vasa deferentia noch in die Cloake. Sehr unglücklich gewählt ist die Darstellung der Cloaken- querschnitte. Es ist kaum möglich, sich an der Hand dieser Ab- 1) HOFFMANN, p. 266. 2) GADOwW, p. 21. 3) In: Z. wiss. Zool., Vol. 65, p. 578. 382 Orro SCHMIDTGEN, bildungen ein klares Bild von den wahren Verhältnissen zu machen. GEGENBAUR (1901) beschreibt den Sinus urogenitalis als eine „stiel- artige Verbindungsstrecke der Harnblase mit der Cloake“.') Die jüngste Arbeit über die Cloake der Schildkröten findet sich in der Abhandlung von FLEISCHMANN (1902). Sein Schüler HELLMUTH unter- suchte Embryonen von Emys lutaria |= orbicularis|. An der Hand von Querschnitten beschreibt er in eingehendster Weise die Falten- und Taschenbildungen im Urodäum. Als „wichtigen Stilcharakter des Schildkrötenurodäums“ stellt er die bilaterale Symmetrie im Relief der urodäalen Schleimhaut auf.”) Der Hauptzweck seiner Arbeit scheint der zu sein, nachweisen zu wollen, daß die Verhältnisse bei den Schildkröten mit denen der übrigen Wirbeltiere in keinem engern Zusammenhang stehen, dab die Schildkröten keine vermittelnde Stellung in der Entwicklungsreihe zu den Säugetieren einnehmen. Gerade das Gegenteil läßt sich aber aus der Arbeit ersehen, und HELLMUTH selbst kann sich wohl dieser Ansicht nicht ganz erwehren. Er will sie aber nicht aussprechen, sondern: „muß sich mit der Konstatierung dieser merkwürdigen Stilverwandtschaft zu höheren Gruppen bescheiden “.?) Penis. Wie die Cloake, so hat auch der Penis bei den verschiedenen Schildkrötenarten das verschiedenartigste Aussehen. Ich möchte des- halb auch hier wieder zuerst die Befunde bei den einzelnen von mir untersuchten Arten zur Darstellung bringen. Trionychidae. Trionyx spinifer LESUEUR. (Dat. 32, Hig. 2) 3) 3. 6G) se juy. Der Penis liegt mit seiner vordern Hälfte in der ventralen Cloakenwand selbst, die hintere Hälfte ragt frei in die Cloakenwand vor. Während der in der Cloakenwand liegende Teil keine Spur von Pigmentierung aufweist, ist der freie Teil stark schwarz pig- mentiert. Er teilt sich in 5 Zipfel, einen unpaaren in der Mitte, sowie je 2 paarige auf den Seiten. Auf der dorsalen Fläche des Penis verläuft die Samenrinne. Sie hat ihren Anfang etwas hinter 1) GEGENBAUR, Anatomie der Wirbeltiere, Vol. 2, p. 533. 2) FLEISCHMANN, p. 62. 3) Desgl., p. 77. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 383 der Miindung der Urogenitalpapillen. Wie ich schon oben bei Be- sprechung der Cloake erwähnt habe, sind hier eigentlich 2 Samen- rinnen vorhanden, indem die sonst nur in der Einzahl auftretende Rinne hier durch eine mediane Leiste in 2 eng nebeneinander verlaufende getrennt ist. An der Stelle, wo der Penis sich ver- breitert, um in die 5 Zipfel zu endigen, trennen sich die 2 Samenrinnen und versorgen jede je 2 Zipfel des Penis mit Sperma. Durch diese Anlage einer doppelten Rinne bleibt somit der Samen der beiden Hoden getrennt. Die rechten Zipfel des Penis erhalten nur Sperma aus dem rechten Hoden, die linken Zipfel entsprechend nur aus dem linken Hoden. Der Aufbau des Penis ist am besten auf Querschnitten zu verfolgen (Fig. D). Seine Hauptstütze bilden cl Fig. D. Trionyx spinifer. Querschnitt durch die Cloake mit dem in der Cloakenwand liegenden Penis. a Arterie. cf Corpus fibrosum. cl Cloake. s Samenrinne. die fibrösen Körper. Sie beginnen am vordern Ende des Penis in paariger Anlage, nach hinten zu nähern sie sich immer mehr, um schließlich etwa in der Mitte des Penis miteinander zu verwachsen. Von hier ab kann man dann von einer fibrösen Platte sprechen, ihre seitlichen Ränder sind aufgebogen. Die Platte ver- läuft, sich allmählich verjüngend, bis in die Spitze des mittleren unpaaren Peniszipfels. Was den Bau der fibrösen Platte angeht, so haben wir in der äußeren Zone ein dichtes Geflecht von fibrösen Strängen. Nach innen zu ist das Gefüge lockerer. Zwischen den nach allen Richtungen verlaufenden Strängen finden sich hier zahl- 384 OTTO SCHMIDTGEN, reiche kleine Hohlräume, in welchen ich vereinzelt Blutkörperchen fand. Cavernöses Gewebe findet sich am vordern Ende des Penis. Es ist reich von Blutgefäßen durchzogen. In den mittlern Teilen des Penis fehlt es, erst am hintern Ende tritt es wieder sehr stark auf, indem es fast allein die Glans penis bildet. Das cavernöse Ge- webe am vordern Ende ist mit dem des hintersten Teils durch einen, zu beiden Seiten der Samenrinne, unter der Schleimhaut verlaufenden venösen Hohlraum verbunden. Stets fanden sich zahlreiche Blut- körperchen in demselben. Seiner Wand innen anliegend zieht die Arteria penis nach hinten. Wo das cavernöse Gewebe auftritt, teilt sie sich in zahlreiche kleine Zweige, und diese Öffnen sich in die hier in großer Menge vorhandenen venösen Hohlräume. Bei einem sehr jungen Exemplar dieser Art waren die Verhältnisse des Penis schon genau dieselben. Trionychidae Trionyx triunguis (Forsk.). (Taf. 32, Fig. 1.) 1.30: Gestalt und Aufbau des Penis sind genau dieselben wie bei Trionyx spinifer. Alle dort beschriebenen Merkmale sind auch hier vorhanden. Der Penis des von mir untersuchten Tiers war unge- mein groß. In ausgebreitetem Zustand erreichte das freie Ende beinahe die Größe einer Kinderhand. Ich lasse hier des Interesses halber einige Maße folgen. ‘Die ganze Länge betrug 29 cm, die des freien Endes 13 cm. In der Mitte des freien Endes betrug die Breite 8,5 cm. Die beiden äußersten freien Enden waren 13 cm von- einander entfernt. Trionychidae. Trionyx hurum Gray. (Tat 32 igs 4 &) 1 3 juv. Während bei Trionyx spinifer alle 5 Zipfel des Penis nach hinten gerichtet sind, finden sich bei diesem Exemplar die 2 äußersten Zipfel nach vorn gerichtet. Im übrigen stimmt der Penis genau mit dem von Trionyx spinifer juv. überein. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 385 Testudinidae. Nicoria trijuga (SCHWEIGG.). (Dad. 32, Ele: 11.) 2 dd. Der Penis hat im Verhältnis zum Körperumfang des Tiers eine bedeutende Größe. Besonders sein freies Ende ist stark ausgebildet. Es hat, von oben gesehen, die Form eines Dreiecks, dessen Spitze etwas ventral abwärts gebogen ist. In seinem ganzen Umfang ist es stark schwarz pigmentiert. Die Samenrinne, welche kurz hinter der Einmündung der Urogenitalorgane in den Sinus urogenitalis be- ginnt, geht nicht bis zur Spitze des Penis, sondern endet etwa in der Mitte der dorsalen Fläche des freien Endes vor einem halbkreis- förmigen, nach vorn offenen Wulst. Um diesen erhebt sich ein zweiter, etwas stärkerer Wulst, mit ihm durch 2 seitliche Haut- lappen verbunden. Ein noch stärkerer dritter Wulst umschließt diesen zweiten wiederum. Da wo die Samenrinne auf den ersten Wulst übergeht, findet sich auf jeder Seite eine kleine Schleim- hautpapille vor. Die fibrösen Körper sind paarig angelegt und ver- wachsen etwa in der Mitte des Penis miteinander. Bis zur Ver- wachsungsstelle haben sie keinen gestreckten Verlauf, sondern sind Sförmig gebogen. Sie biegen nämlich erst ventralwärts um und verlaufen eine Strecke weit nach vorn, dann. biegen sie noch einmal ventralwärts um und nehmen ihre alte Richtung wieder auf. Die fibröse Platte ist seitlich stark auf und nach der Mediane zu umgebogen, sodaß der Querschnitt die Gestalt einer Bretzel hat. Gegen das Ende des Penis zu ist diese doppelte seitliche Umbiegung der fibrösen Platte nicht mehr vorhanden, die nach innen gebogenen Ränder haben sich allmählich wieder aufgerichtet. Man findet jetzt nur noch eine Platte mit etwas dorsal gebogenen Rändern, welche sich stark verjüngt und an der Spitze des Penis nur noch als schmaler fibröser Strang vorhanden ist. Der Bau der Platte ist derselbe wie bei Zrionyx. Blutkörperchen konnte ich jedoch in den kleinen Zwischenräumen nicht finden. Das cavernöse Gewebe ist am vordern Ende des Penis sehr stark ausgebildet und stellt zwei deut- lich hervortretende kugelrunde Gebilde dar. Nach dem Auftreten der fibrösen Körper verschwindet es allmählich ganz. Erst im freien Teil des Penis tritt es wieder in bedeutender Stärke auf, die oben beschriebenen Wulste sind ganz aus ihm gebildet. Das cavernöse Gewebe des vordern Penisteils ist mit dem des hintern durch 2 venüse Hohlräume verbunden. Der eine verläuft unter der Schleim- 386 OTTO SCHMIDYGEN, haut zu beiden Seiten der Samenrinne, der andere in dem durch die doppelte Umbiegung der Ränder der fibrösen Platte entstandenen Zwischenraume. Letzterer ist der bedeutend weitere, beide sind mit Blut angefüll. Da wo am hintern Ende des Penis das cavernöse Gewebe auftritt, gehen beide Hohlräume ineinander über. Die Arteria penis teilt sich im vordern Teil des Penis in 2 Äste, von welchen je einer an der Wand der eben erwähnten Hohlräume nach hinten verläuft. Wo beide Hohlräume miteinander kommunizieren, teilen sich die Äste weiter und öffnen sich dann in die zahlreichen venösen Hohlräume, welche hier vorhanden sind. Testudinidae Testudo graeca L. (Rak Sa, ie 19.) 3 dd. Die vordere Hälfte des Penis liegt in der Cloakenwand, die hintere Hälfte ragt frei in die Cloake hervor. Die Peniswurzeln liegen als dicke Stränge cavernösen Gewebes ziemlich weit nach vorn, teilweise sind sie schwarz pigmentiert. Bald treten die fibrösen Körper in ihnen auf und verwachsen etwa an der Stelle miteinander, wo der Sinus urogenitalis in die Cloake mündet. Sie machen kurz vor ihrer Verwachsungsstelle eine schwache Sförmige dorsoventrale Biegung, lange nicht so stark wie bei Nicoria trijuga. Die fibröse Platte ist nicht sehr breit, aber verhältnismäßig dick, die Ränder sind etwas aufgebogen. Sie verläuft, sich allmählich verjüngend, bis in das äußerste spitze Ende des Penis. Was den Bau der fibrösen Platte angeht, so haben wir auch hier eine äußere sehr feste und eine innere etwas lockrere Zone. In den Zwischenräumen zwischen den fibrösen Strängen fanden sich einige Blutkörper. Die Samen- rinne beginnt au der Verwachsungsstelle der fibrösen Körper. Sie endet etwas vor der Penisspitze an der vordern Basis einer nach hinten überneigenden halbkreisförmigen Hautfalte. Um diese Haut- falte herum ist ein ziemlich starker Wulst ausgebildet. Das cavernöse Gewebe nimmt nach Auftreten der fibrösen Körper allmählich ganz ab. In den mittlern Teilen des Penis fehlt es ganz, erst der hinterste Teil mit seinen Wülsten besteht wieder ganz aus cavernösem Ge- webe. Zu beiden Seiten der Samenrinne verläuft unter der Schleim- haut in der durch die Aufbiegung der Ränder der fibrösen Platte entstandenen Bucht ein großer lacunärer Blutraum nach hinten. Er verbindet das cavernöse Gewebe der Peniswurzeln mit dem der Penisspitze und ist teilweise mit Blut angefüllt. In seiner Wand Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 387 verläuft die Arteria penis und versorgt die venösen Hohlräume in der Penisspitze mit Blut. Testudinidae. Testudo calcarata Scuy. a. (Taf. 33, Fig. 14.) Pea LO (1 hg): Die Wurzeln des Penis liegen ziemlich weit nach vorn. Caver- nöses Gewebe ist hier in großer Menge vorhanden. Die fibrösen Körper beginnen etwas vor der Stelle, wo der Sinus urogenitalis in die Cloake mündet, sie verwachsen bald miteinander. Die fibröse Platte ist stark auf und nach innen umgebogen. Gegen das Ende des Penis rollt sich diese starke Umbiegung wieder auf. Die Struktur der Platte ist ähnlich wie bei voriger Art. Sie ist nicht so dick, und das Gewebe in der innern Zone ist bedeutend dichter. Nur wenige Hohlräume sind vorhanden, Blutkörper fand ich darin nicht. Die Anlage der Samenrinne und der Aufbau der Penisspitze sind ganz analog den Verhältnissen bei Testudo graeca, nur befindet sich an der Stelle, wo die Samenrinne auf den Wulst übergeht, auf jeder Seite eine kleine Papille. Entsprechend der doppelten Umbiegung der fibrösen Platte sind auch hier wie bei Nicoria trijuga 2 lacunäre Hohlräume vorhanden, an deren Wand die 2 Aste der Arteria penis nach hinten verlaufen. Testudinidae. Testudo calearata Scuy. b. (Rate a2. Hie. 13.) 2 dd, 4 92 (12 juv.) Die Peniswurzeln legen etwas vor der Stelle, wo der Sinus urogenitalis in die Cloake miindet. Zuerst bestehen sie nur aus cavernösem Gewebe, doch treten bald die fibrösen Körper in ihnen auf, die sogleich miteinander verwachsen und eine breite fibröse Platte bilden. Die Ränder dieser Platte sind zu beiden Seiten stark auf und nach innen umgebogen. Gegen das freie Ende des Penis zu rollt sich die doppelte Umbiegung der fibrösen Platte allmählich wieder auf, letztere verjüngt sich und verläuft bis zur Penisspitze. Die Struktur der fibrösen Platte ist dieselbe wie bei Testudo graeca. Das cavernöse Gewebe ist am Anfange des Penis ziemlich stark ausgebildet, nach dem Auftreten der Corpora fibrosa verschwindet es, gegen das Ende des Penis zu tritt es wieder auf, der letzte 388 Orro SCHMIDTGEN, Teil desselben setzt sich fast ganz aus ihm zusammen. Die Samen- rinne beginnt an der Stelle, wo die Corpora fibrosa auftreten, und - zwar, wie schon oben gezeigt wurde, in einer Tasche unter der Mündung des Sinus urogenitalis. Sie verläuft zwischen den durch die doppelte Umbiegung der fibrösen Platte entstandenen Erhebungen nach hinten zu und endet etwas vor der Spitze des Penis vor einem halbkreisförmigen, nach hinten überwiegenden Wulst. An dieser Stelle befindet sich zu beiden Seiten der Samenrinne eine blatt- fürmige Papille. Um den eben beschriebenen Wulst herum liegt ein zweiter, welcher ganz bedeutend stärker ausgebildet ist und ihn fast ganz verdeckt. Wir finden auch hier auf jeder Seite 2 venöse Hohlräume, in welchen je ein Ast der Arteria penis verläuft. Testudinidae. Testudo tabulata Wats. 18. Die Penisanlage stimmt im eroßen und ganzen mit der bei Testudo graeca überein. Die Peniswurzeln liegen auch hier ziemlich weit vorn, die Verwachsungsstelle der Corpora fibrosa etwa in gleicher Höhe mit der Mündung des Sinus urogenitalis. Auch die schwache Sförmige Biegung der Corpora fibrosa kurz vor der Ver- wachsungsstelle ist vorhanden. Die fibröse Platte ist im Verhältnis breiter als bei Z'estudo graeca, ihre Ränder sind nach oben stark umgebogen und nach unten etwas verdickt, sodaß ihr Querschnitt an- nähernd die Gestalt eines doppelten T hat. Der sonstige Aufbau des Penis ist genau derselbe wie bei Testudo graeca. Am hintern Ende der Samenrinne findet sich hier auf jeder Seite eine kleine Papille. Die Pigmentierung des freien Penisendes ist im allgemeinen etwas stärker als bei Testudo graeca. Dagegen fehlt sie ganz an dem halbkreisförmigen Wulst am hintern Ende der Samenrinne. Chelonidae. Thalassochelys caretta (L.). IE Die Peniswurzeln liegen etwa an der Stelle, wo die Harnblase in den Sinus urogenititalis einmündet. Die Corpora fibrosa sind hier sehr dünn, rings sind sie von cavernösem Gewebe umgeben. Die Verwachsung findet bald statt; sofort hinter der Verwachsungsstelle macht die fibröse Platte eine schwache Sförmige dorsoventrale Bie- gung. Während hier die fibröse Platte schon verhältnismäßig stark ist, nimmt sie im weitern Verlauf nach hinten noch bedeutend an Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 389 Dicke zu. Ihre äußern Ränder sind aufgebogen, wodurch ihr Quer- schnitt die (Gestalt eines Halbmonds hat. Erst ganz gegen das Ende des Penis zu verjüngt und verflacht sie sich wieder, ist jedoch bis in seine Spitze leicht zu verfolgen. Die Samenrinne beginnt an der Verwachsungsstelle der fibrösen Körper und verläuft bis kurz vor die Penisspitze, hier wird sie durch einen halbkreisförmigen Ringwulst abgeschlossen. Cavernöses Gewebe findet sich an den Peniswurzeln und in großer Menge an der Glans penis. Verbunden wird es durch einen, zu beiden Seiten der Harnröhre verlaufenden Blutraum, an dessen Wand die Arteria penis hinzieht. Dieser lacu- näre Blutraum ist in seinem ganzen Verlauf etwas von cavernösem Gewebe umgeben. Testudimdae. Chrysemys concinna (Leconte). (Taf. 33, Fig. 18.) 14: Die Wurzeln des Penis liegen als 2 Stränge cavernösen Ge- webes ziemlich weit nach vorn, seitlich sind sie etwas voneinander entfernt. In ihrem Verlaufe nach hinten nähern sie sich immer mehr, um schließlich etwas hinter der Einmündungsstelle des Sinus uroge- nitalis in die Cloake miteinander zu verwachsen. Erst kurz hinter dieser Verwachsungsstelle tritt ein fibröser Körper auf, der sich so- gleich sehr stark entwickelt und eine breite fibröse Platte mit etwas aufgebogenen Rändern bildet. Gegen das Ende des Penis zu ver- jüngt sich diese allmählich und endet schließlich mit einer etwas abgerundeten Spitze. Ein freies Ende des Penis ist nicht vorhanden, die fibröse Platte hebt sich nirgends von der Cloakenwand ab. In ihrer Struktur muß man auch eine äußere schmale Zone sehr dichten Gewebes und eine innere lockrere unterscheiden. In den Zwischen- räumen der letztern fand ich hier keine Blutkörper. Die Samen- rinne beginnt an der Stelle, wo die beiden Peniswurzeln miteinander verwachsen. Sie verläuft nicht bis zur Spitze des Penis, sondern endigt an der vordern Basis eines nach hinten überneigenden Wulsts. Auf jeder Seite findet sich hier eine blattförmige Haut- papille. Der Wulst befindet sich ein Stück vor der Penisspitze, wenn man hierunter das Ende der fibrösen Platte versteht. Um den eben erwähnten Wulst erhebt sich ein zweiter, welcher etwas stärker ausgebildet ist. Das cavernöse Gewebe, welches der alleinige Be- standteil der Peniswurzeln ist, verschwindet kurz hinter der Stelle, wo die fibröse Platte auftritt. In bedeutenderer Stärke ist es erst Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 26 390 OTTO SCHMIDTGEN. wieder da vorhanden, wo die Samenrinne endigt. Die oben be- schriebenen Wülste setzen sich vollständig aus ihm zusammen. Die cavernösen Bestandteile am vordern und hintern Ende des Penis sind auch hier durch je einen, auf jeder Seite der Samenrinne unter der Schleimhaut verlaufenden lacunären Blutraum verbunden. In ihm verläuft die Arteria penis. Testudinidae. Cistudo carolina (L.) 17 Der Penis hat große Ähnlichkeit mit dem von Chrysemys con- cinna. Ein stärker hervortretender Unterschied liegt nur im vor- dersten Teile desselben. Die Peniswurzeln legen nämlich nicht so- weit nach vorn wie dort, sondern beginnen erst etwas vor der Ein- mündung des Sinus urogenitalis in die Cloake. Die fibrösen Körper treten hier schon im vordersten Teil der Wurzeln auf, und zwar in paariger Anlage. Sie verlaufen nicht lange getrennt nebenein- ander, sondern verwachsen bald und bilden eine fibröse Platte mit seitlich aufgebogenen Rändern. Die Samenrinne und der hintere Teil des Penis zeigen dieselben Verhältnisse wie bei Chrysemys con- cinna. Ein freies Penisende ist auch hier nicht vorhanden. Chelydidae. Chelodina longicollis (SHAW). (Tai. 33, Bio.) 2 oo. Der Penis hat eine bedeutende Längenausdehnung, in seinem ganzen Umfang ist er schwarz pigmentiert. Die Corpora fibrosa beginnen weit vor der Einmündung der Urogenitalorgane in den Sinus urogenitalis. An ihrem vordern Ende sind sie hakenförmig ventralwärts umgebogen. Wie ich schon oben erwähnt habe, ist der Harnblasenhals sehr lang, eben infolge dieses weit nach vorn liegenden Penisanfangs und der ventralen Krümmung. Die Mündung der Harnblase liegt etwa am Ende des ersten Drittels der Corpora fibrosa. Letztere verlaufen bis zu dieser Stelle getrennt nebenein- ander, hier verwachsen sie zu einer fibrösen Platte mit stark auf- gebogenen Seitenrändern. Die Samenrinne nimmt medial zwischen den Mündungen der Geschlechtsgänge ihren Anfang. Durch die starke seitliche Aufbiegung der fibrösen Platte ist sie tief in der- selben versenkt. Sie verläuft nicht bis zum hintern Ende des Penis, sondern endet etwa am Anfane des letzten Drittels. Kurz vor Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 391 dieser Stelle biegen sich die Ränder der fibrösen Platte auch nach innen um, sodaß hier 2 starke seitliche Wülste entstehen. Die nach innen umgebogenen Teile der Platte lösen sich an der Stelle, wo die Samenrinne endet, von der eigentlichen Platte los, sodaß man auf einem Querschnitt jetzt 3 fibröse Körper sieht. Die so los- gelösten fibrösen Stränge verjüngen sich sehr stark und hören bald eanz auf. Hinter der Stelle, wo die Samenrinne endet, verjüngt sich die fibröse Platte, um endlich in einer, in der ventralen Cloaken- wand liegenden Spitze zu endigen. Auch da, wo die Verjüngung beginnt, biegen sich die Ränder der fibrösen Platte noch einmal um, wodurch wieder 2 seitliche Wülste entstehen. Ein freies Ende des Penis ist nicht vorhanden. Die fibröse Platte besteht hier überall aus so festem Gewebe, wie es bei andern Arten in der äubersten Zone beschrieben wurde. Hohlräume zwischen den einzelnen fibrösen Strängen finden sich nicht. Cavernöses Gewebe ist nur sehr spärlich vorhanden, und zwar in der Wurzel und im Endteil des Penis, an letzterer Stelle als dünner dorsaler Belag. Testudimdae. Emys orbicularis (L.. 4 Gé juv. Der Penis liegt fast in seinem ganzen Verlauf in der Wand der Cloake, nur das letzte Endchen ragt frei hervor. Die Corpora fibrosa beginnen paarig, verwachsen aber bald miteinander zur fibrösen Platte, deren Seitenränder sehr stark aufgebogen sind. Im mittlern Teil des Penis sind sie auch noch etwas nach innen um- gebogen. Die fibröse Platte, die sich nach hinten zu verjüngt, ist bis zum äußersten Ende des Penis zu verfolgen. Die Samenrinne beeinnt an der Stelle, wo die Corpora fibrosa miteinander verwachsen, sie verläuft bis zur Glans penis, die aus einem verhältnismäßig starken halbkreisförmigen Polster cavernösen Gewebes besteht. Am Ende der Samenrinne findet sich außerdem zu beiden Seiten je eine kleine Papille. Cavernöses Gewebe tritt außer an der Glans penis noch an den Peniswurzeln auf, in den mittlern Teilen des Penis findet es sich nicht. Die Arteria penis verläuft auch hier in je einem lacunären Blutraum zu beiden Seiten der Samenrinne. Der Penis der Schildkröten ist also ein Organ, welches in der Cloake seinen Sitz hat. Es liegt großenteils ihrer ventralen Wand 26* 392 Orro SCHMIDTGEN, an und zeigt im allgemeinen eine dorsoventrale Abplattung. Die Penisoberfläche ist von der Schleimhaut der Cloakenwand überzogen. Ein freies Ende des Penis fand sich bei Trionyx, Necoria und Testudo, bei den andern Arten hob er sich nicht von der Cloakenwand ab. Während er bei Nicoria und Testudo nur in einer freien Spitze endet, finden wir bei Trionyx deren 5. Als eigentliche Spitze des Penis kann ich aber bei dieser Art nur den mittlern unpaaren Zipfel be- trachten, nur in ihn pflanzt sich, wie oben gezeigt wurde, die fibröse Platte fort. Die andern Zipfel sind nur seitliche Anhänge aus cavernösem Gewebe. Die Hauptstütze des Penis bilden die fibrösen Körper. Mit Aus- nahme von Chrysemys concinna sind sie überall paarig angelegt, ver- wachsen aber dann miteinander und bilden eine fibröse Platte. Die seitlichen Ränder dieser Platte sind stets aufgebogen, jedoch bei den einzelnen Arten in verschiedener Stärke. In allen Fällen setzt sich die fibröse Platte bis in die Spitze des Penis fort. Was ihre Struktur betrifft, so fand sich außen eine Zone dicht verflochtener fibröser Stränge. Im innern Teil durchzogen diese Stränge den Körper nach allen Seiten. Das Gefüge war aber hier nicht so fest wie in der äußern Zone, sondern es fanden sich zwischen den einzelnen Faser- bündeln kleine Zwischenräume. in welchen z. B. bei Trionyx spimfer Blutkörperchen vereinzelt angetroffen wurden. Eine Ausnahme bildet der Penis von Chelodina longicollis; hier war auch in den innern Teilen der Corpora fibrosa das Gewebe so dicht wie bei den andern Arten in der beschriebenen Außenzone, sodaß Hohlräume zwischen den einzelnen Strängen sich nicht fanden. Cavernüses Gewebe findet sich, mit Ausnahme von Thalassochelys caretta, wo es im ganzen Verlauf des Penis auftritt, nur an den Peniswurzeln und an seinem hintern Ende. Die Glans penis ist fast vollständig aus ihm gebildet. Es ist stets von Blutgefäßen durch- zogen, welche sich in seine, in großer Menge vorhandenen venösen Hohlräume öffnen. Das cavernöse Gewebe an der Peniswurzel ist mit dem an der Glans durch je einen, zu beiden Seiten der Samen- rinne unter der Schleimhaut verlaufenden venösen Hohlraum ver- bunden. Ein Epithel dieses Hohlraums konnte ich nirgends finden. An seiner Wand verläuft die Arteria penis. Bei den Arten, wo sich, wie z. B. bei Nicoria trijuga gezeigt wurde, die Ränder der fibrösen Platte auf- und wieder nach innen umbiegen, zeigt sich der durch diese doppelte Umbiegung entstehende Hohlraum auch mit Blut an- gefüllt und ebenfalls von einer Arterie, einem Aste der Arteria Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 393 penis durchzogen. Auch bei diesem Hohlraum konnte ich nirgends ein Epithel finden. Wo am vordern und hintern Ende das cavernöse Gewebe auftritt, kommuniziert dieser Hohlraum mit dem unter der Schleimhaut beschriebenen, der zu beiden Seiten der Samenrinne verläuft. In der Glans verzweigt sich die Arteria penis in feinere Äste, und diese öffnen sich in die zahlreichen Hohlräume des caver- nösen Gewebes. Mit Ausnahme der Trionychiden und Chelodina longicollis be- steht die Glans penis aus 2, in einigen Fällen aus 3, konzentrisch angeordneten halbkreisförmigen Wülsten, von denen der äußere stets sehr stark ausgebildet ist. Der innere ist viel schwächer, an seiner vordern Basis nimmt die Samenrinne ihr Ende. Hier findet sich in vielen Fällen zu beiden Seiten je eine kleine Hautpapille. Die Samenrinne beginnt stets an der Stelle, wo die Corpora fibrosa miteinander verwachsen oder sich doch so weit genähert haben, daß sie dicht nebeneinander verlaufen. Bei keiner der von mir untersuchten Arten geht sie bis zur Spitze. Sie endet stets etwas vor derselben, und zwar mit Ausnahme von Trionyx ferox stets an der vordern Basis eines halbkreisförmigen Wulstes. Bei Trionyx, wo, wie ich schon oben angegeben habe, 2 Samenrinnen vorhanden sind, trennen sich diese schon ein beträchtliches Stück vor der Penis- spitze, und verlaufen, tief eingeschnitten, auf der dorsalen Seite der paarigen Zipfel bis an deren Spitze. Zu beiden Seiten der Samenrinne ist die den Penis überkleidende Schleimhaut stets sehr stark ausgebildet, besonders gegen das Ende des Penis zu nimmt sie sehr an Mächtigkeit zu. Die Samenrinne wird dadurch deutlich von der übrigen Cloake getrennt. Diese Ab- trennung wird noch verstärkt durch die schon oben bei manchen Arten beschriebene Verlängerung der Falten, welche den Sinus uro- genitalis bilden. Die im erschlafften Zustand des Penis angedeutete Abschließbung der Samenrinne ist im Erektionszustand vollständig durchgeführt. Füllen sich nämlich dann die zu beiden Seiten der Samenrinne ver- laufenden Hohlräume mit Blut, so werden die ihnen auflagernden Schichten der Schleimhaut über der Samenrinne so fest zusammen- gepreBt, daß diese einen, von der Cloake vollständig abgeschlossenen Kanal darstellt. Eine Vergleichung des Penis der Schildkröten mit dem der höhern Wirbeltiere zeigt, daß hier nicht nur analoge, sondern auch homologe Gebilde vorliegen. Besonders im Erektionszustand, wo 394 OTTO SCHMIDTGEN, die Samenrinne vollständig: geschlossen ist, tritt diese Gleichheit der Organe deutlich hervor. Eine Beschreibung des Schildkrötenpenis befindet sich schon bei PerRAULT (1792). Der Hauptbestandteil der Rute sind nach seinen Angaben „zwei schwammige Bänder, welche mit der Haut des Mast- darmes zusammengebunden sind“. Die Stelle der Harnröhre vertritt „eine Höhlung, welche die Bänder mit dem Häutchen des Mast- darmes zur Zeit der Ausleerung bilden. Dies geschieht vermuthlich durch das Aufschwellen der Bänder, welche einen leeren Raum in Gestalt eines Ganges zwischen der Haut des Darmes und den Bändern lassen“. Die Eichel beschreibt er als Fortsetzung der Bänder, an ihrer Spitze haben sie „zwei zirkelrunde Anhängsel“, ein großes und ein kleines.1) Man sieht hieraus, dab PErRAULT schon recht gut beobachtet hat. Die Bänder sind die Corpora fibrosa, die Anhängsel die Wülste, welche ich an der Glans beschrieben habe. J.G.SCHNEIDER (1783) hat eine Flußschildkröte untersucht. Bei Beschreibung der Samen- rinne gibt er an, daß sie fast ganz geschlossen werde, wenn man die schwammigen Bänder aufblase. Seine Beschreibung der Eichel stimmt mit der von PERRAULT fast vollständig überein. BLUMENBACH (1815) geht sehr kurz über den Schildkrötenpenis hinweg. Er hat eine Testudo graeca untersucht und schreibt von ihr: „Die Ruthe ist von auffallender Grösse, statt der Harnröhre mit einer Rinne ver- sehen, deren Seitenränder sich aber wohl bei der Erection aneinander legen, und so eine geschlossene Röhre bilden.“ °) Bosanus (1819) hat den Penis von Testudo graeca sehr eingehend untersucht und gibt eine treffliche Schilderung davon. Mit Bezug auf die Samenrinne und die zu beiden Seiten derselben verlaufenden Hohlräume sagt er: „Qui bini canales ampliores, sanguine pro re nata turgentes, mutua laterum appositione sulcum illum urethrae in verum canalem, sursum minime hiantem occludunt.“ ®) TREvrranus (1827) bezeichnet eine un- durchbohrte, mit einer auswendigen Rinne versehene Rute als ge- meinschaftlichen Charakter aller Schildkröten. Nachdem er die Rute von Emys serrata näher beschrieben, kommt er zu dem Schlußsatze: „Die männlichen Zeugungstheile der Schildkröten lassen sich hiernach als entsprungen aus denen der Säugethiere, durch Spaltung der Ruthe 1) Vgl. Zitat bei J. G. SCHNEIDER, p. 140. 2) BLUMENBACH, p. 458. 3) BOJANUS, p. 169. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 395 von oben bis in die Harnröhre und durch Trennung des Ausführungs- ganges des Samens von den Hoden ansehen.“1) Eine ganz vortreff- liche Schilderung der Rute findet sich bei Mürter (1838). RATHKE (1848) macht, nachdem er die Angaben MÜrter’s angeführt hat, auf die sonderbare Abweichung aufmerksam, welche die Eichel der Trionychiden darbiete. Im Gegensatz zu meinen Befunden beschreibt er am Ende des Trionyx-Penis nur 3 Zipfel. Diese Angabe ist darauf zurückzuführen, daß RATHKE nur Embryonen untersuchte. Bei dem von mir untersuchten jungen Exemplar von Trionyz hurum sind die äußersten Zipfel nach vorn gerichtet, wodurch es den An- schein hat, als ob der Penis nur 3 Zipfel habe. Rarake fand eine derartige Anordnung bei Trionyx spinifer (ferox). Bei einem jungen von mir untersuchten Exemplar waren alle Zipfel schon nach hinten gerichtet. Man darf also wohl annehmen, daß die äußersten Zipfel in den frühesten Stadien nach vorn gerichtet sind, daß sie aber später eine Drehung nach hinten machen. Um so mehr ist diese Annahme berechtigt. als diese Zipfel ja ebenfalls mit Samenrinnen versehen sind, die kaum eine Bedeutung würden haben können, wenn ihre Enden bei der Begattung nicht nach dem Ausgang der Cloake zu gerichtet wären. Sranxıus (1856) bringt auch einige allgemeine Angaben über das Copulationsorgan. Nicht richtig ist es, wenn er angibt, daß der Penis bei allen Schildkröten in ein freies Ende aus- gehe. Bunce (1873) macht nur bei der Besprechung von Testudo indica kurz auf die Verhältnisse des Penis aufmerksam. Gapow (1887) beschreibt den Penis der Schildkröten nicht eingehender; nach seiner Ansicht stellt er einen vermittelnden Typus zwischen Straußen und Monotremen dar. Horrmann (1890) führt die Angaben von MÜLLER wörtlich an. Er selbst hat den Penis von Testudo graeca und Emys orbicularis näher untersucht. Seine Angaben beziehen sich hauptsächlich auf die zu beiden Seiten der Samenrinne vor- handenen lacunären Hohlräume und die in ihnen verlaufende Arteria penis. Er beschreibt den lacunären Hohlraum „in“ den Seiten- wülsten (er meint damit die Corpora fibrosa). Nach meinen Befunden liegt er zwischen dem Corpus fibrosum und der den Penis über- ziehenden Schleimhaut. GEGENBAUR (1901) betrachtet den Penis als „ein Gebilde, das sich aus der Schleimhaut der ventralen Kloaken- wand sondert, auf ihm verläuft die Samenrinne“.?) Aus seinen An- 1) TREVIRANUS, p. 286. 2) GEGENBAUR, 1. c., Vol. 2, p. 533. 396 Orro SCHMIDTGEN, gaben geht hervor, dab er für alle Schildkröten ein freies Penisende annimmt, was nach meinen Untersuchungen nicht der Fall ist. Über den Aufbau des Penis sagt er: „Ein fibröser Körper bildet die Grund- lage des Organs und beginnt paarig, während er distal sich einheit- lich gestaltet. Auf ihm setzt sich die erwähnte Rinne (Samenrinne) fort, deren Schleimhautauskleidung durch Schwellgewebe gebildet wird. In den als Phallus bezeichneten freien Abschnitt senkt sich die Rinne tief ein, und hier ist auch das Schwellgewebe am bedeu- tendsten entfaltet.“ 1) Nach meinen Befunden findet sich, mit Aus- nahme von Zhalassochelys caretta, Schwellgewebe nur an der Penis- wurzel und der Eichel, in den mittlern Teilen konnte ich es nicht finden. HELLMUTH (FLEISCHMANN, 1902) sucht ebenso wie bei der Cloake auch hier zu beweisen, daß der Penis der Schildkröten mit dem der höhern Wirbeltiere nicht verglichen werden könne Er zeigt, dab der bisher als Eichel bezeichnete Teil des Penis ectoder- maler Natur sei, „er sproßt am caudalen Abfall der oralen After- papille“.*) Alle übrigen Teile seien aber durch Faltenbildung des Urodäums entstanden, folglich entodermaler Natur. Weil diese Organe nun so getrennt voneinander entstehen, so können sie auch nicht zusammen als Phallus bezeichnet werden, wenn auch „wahr- scheinlich (!) Samenfliissigkeit aus der Uralrinne in die Eichelkerbe fließen kann“ (!).”) Der fibröse Körper entsteht erst sehr spät, und tritt sowohi in den entodermal als auch in den ectodermal entstan- denen Teilen auf. Dieses Auftreten weist doch nun klar darauf hin, dab die ectodermal und entodermal entstandenen Teile eng zusammen- gehören und durch diese gemeinsame Bildung jetzt ein einheitliches Organ darstellen. HELLmuTH sucht aber über diesen Zusammenhang dadurch hinwegzutäuschen, daß er bei der Beschreibung die Ent- stehung „aus dem Bindegewebe der urodäalen Schleimhaut“ durch gesperrten Druck hervorhebt, und dann die Entstehung aus dem Bindegewebe des Phalluswulsts in gewöhnlichem Druck dahinter setzt.*) Unklar erscheint es mir auch nach meinen Befunden, dab er für die paarige Anlage der fibrösen Körper keinen Anhaltspunkt hat finden können. Er kommt dann zu dem Schluß: „Als eigent- liches Begattungsorgan der Schildkröten ist ausschließlich der sekundär 1) GEGENBAUR, |. c., Vol. 2, p. 535. 2) FLEISCHMANN, p. 68. 3) Dsgl., p. 66. 4) Dsgl., p. 72. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 397 versenkte Phalluswulst zu betrachten. Ihm gesellen sich, gewisser- mabßen um seine Funktion bei der Begattung zu ermöglichen, Hilfs- bildungen in der Wand des Urodaeums hinzu, die Uralrinne, die typischen Längsfalten und die fibrösen Körper der Schleimhaut des Urodaeums.“ ') Wenn dann schließlich FLEISCHMANN selbst behauptet: „Die Stilistik der Amnioten offenbart das schamhafte Bestreben, den Phallus von der Oberfläche des Körpers zu entfernen, um ihn in einer Höhle zu verstecken, aus der er erst beim Begattungsakte, heraus- treten soll“ *), so sprechen diese Zeilen wohl hinreichend für sich selbst und machen jeden weitern Kommentar überflüssig, ScHacHhTt (1903) beschreibt die auf den Seychellen lebenden Landschildkröten. Es klingt recht sonderbar, wenn es dem Verfasser, wie er angibt, Schwierigkeiten bereitete, zu entscheiden, ob er ein männliches oder ein weibliches Tier vor sich hatte, zumal wenn man die Abbildung des riesigen Penis betrachtet. Abweichend von dem allgemeinen Schild- krötentypus ist hier nur eine Arteria penis vorhanden, die mitten unter dem fibrösen Körper, in einer für diesen Zweck vorhandenen Furche verläuft. Clitoris. In der weiblichen Cloake liegt in der ventralen Wand, an der Stelle wo beim Männchen der Penis seinen Sitz hat, die Clitoris. Sie ist ein Gebilde, welches mit dem Penis sowohl seiner Lage als auch soinem Aussehen nach die größte Ähnlichkeit hat. Bei den Arten, bei welchen nur männliche und weibliche Tiere zur Ver- fügung standen, hat die Clitoris genau das Aussehen des Penis, nur sind alle Teile bedeutend kleiner ausgebildet. Neben der Kleinheit ist ein weiterer Unterschied der, daß bei keiner Clitoris ein längeres freies Ende auftritt. Ich will auch hier kurz die Befunde bei den einzelnen Arten angeben, doch glaube ich von einer besondern Be- schreibung bei Testudo graeca, Testudo calcarata, Chrysemys concinna und Thalassochelys careita absehen zu können, da hier die Verhält- nisse genau dieselben sind wie beim Männchen, nur daß, wie schon oben erwähnt, die Clitoris ganz bedeutend kleiner ist als der Penis und ihrer ganzen Länge nach der Cloakenwand anliegt. 1) FLEISCHMANN, p. 74. 2) Degl.;: p: 137. 395 Orro SCHMIDTGEN, Trionychidae Trionyx sinensis WIEGM. (Taf. 32, Fig. 9) ae Die Clitoris ist ein 5zipfliges Gebilde und hat große Ähnlich- keit mit dem Penis von Zrionyx spinifer. Die 5 Zipfel, die frei in die Cloake hervorragen, sowie die seitlichen Teile der Cloakenwand sind schwarz pigmentiert. Die äußern Zipfel haben je eine Rinne, die bis zu ihrer Spitze verläuft, dem mittlern unpaaren Zipfel fehlt dieselbe. Die eben genannten Rinnen der linken und rechten Zipfel vereinigen sich an der Basis der Zipfel zu 2 flachern Rinnen, die eng nebeneinander bis kurz vor die Mündungen der Uteri verlaufen. Fibröse Stränge und cavernöses Gewebe treten in derselben Anord- nung auf wie im Penis von Zrionyx spinifer. Die fibrösen Stränge sind im Verhältnis zur Clitoris sehr klein. Trionychidae. Emyda vittata (Prrs.). (Taf. 32, Pig. 5, 6) 1S SUVs Von dieser Art stand mir nur ein sehr junges Exemplar zur Verfügung. Die Clitoris ist 5zipflig, doch sind die 2 äußersten Zipfel nach vorn gerichtet, genau so, wie ich es bei dem Penis von Trionyx hurum beschrieben habe. Der mittlere unpaare Zipfel ist verhältnis- mäbig breit. Die 4 übrigen Zipfel sind stark schwarz pigmentiert und haben auch alle eine bis zu ihrer Spitze verlaufende Rinne. Diese sind die Verlängerungen zweier dicht nebeneinander verlaufender Rinnen, die an der ventralen Cloakenwand auftreten, und zwar an der Stelle, wo beim männlichen Tier die Samenrinne verläuft. Trionychidae. Emyda granosa (SCHOEPFF.). (Taf. 32, Fig. 4.) Ri Die Clitoris besteht in der Hauptsache aus einem starken Wulst cavernösen Gewebes, der, von oben gesehen, die Gestalt eines gleich- seitigen Dreiecks hat. Er ist so orientiert, dab die Basis dieses Dreiecks nach vorn, die Spitze nach hinten gerichtet ist. Der äußerste Teil ragt frei in die Cloake, während sonst das ganze Gebilde der Cloakenwand anliegt. Durchzogen wird diese Clitoris von einer tiefen Rinne, die, wie die Samenrinne bei Trionyx spinifer, durch Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 399 eine kielförmige Leiste in 2 Rinnen geteilt ist. Die Rinne tritt in der Cloakenwand an der Stelle auf, wo die Mündung der Uteri liegt. Da, wo sie auf die Clitoris übergeht, also an der Basis des oben beschriebenen Wulsts, ragt, von diesem ausgehend, auf jeder Seite ein Zipfel in die Cloake vor und zwar nach vorn gerichtet. Auch auf diesen Zipfeln sind schwache Rinnen nachzuweisen. Ein Paar fibröser Körper entsteht kurz vor der Stelle, wo in der Cloaken- wand die oben beschriebene Rinne beginnt, sie verwachsen fast so- fort miteinander und bilden eine fibröse Platte, deren Ränder etwas aufgebogen sind. Diese Platte verjüngt sich nach vorn zu sehr stark, ist aber bis in die Spitze der Clitoris nachzuweisen. Das cavernöse Gewebe tritt in derselben Weise auf wie beim Penis von Trionyx spinifer. Auch die lacunären Bluträume mit ihrer Arterie zu beiden Seiten der Rinne sind vorhanden. Testudinidae. Malacoclemmys terrapen (SCHOEPF.). ies Die Falten, welche den Sinus urogenitalis bilden, verlaufen nach hinten zu bis zur Clitoris. Zwischen beiden Falten verläuft eine Rinne, die auf der Clitoris endet. Diese selbst besteht aus 2 kon- zentrischen, halbkreisförmigen, nach vorn offenen Wülsten. An dem innern Wulst befindet sich an der Stelle, wo die oben erwähnte Rinne endet, zu beiden Seiten je eine kleine stumpfe Papille. Die Wülste sind aus cavernösem Gewebe gebildet. Die fibröse Platte, welche auch hier vorhanden ist, verläuft bis etwas hinter diese Wülste und drückt mit ihrem spitzen Ende die Cloakenwand etwas hervor, sodaß hier nochmals eine kleine Erhebung entsteht. Ein eigentliches freies Ende der Clitoris ist nicht zu finden. Die ganze Clitoris liegt, wie schon oben anläßlich der Beschreibung der Cloake erwähnt wurde, in einer Aussackung der Cloakenwand und ist beim Öffnen der Cloake nicht sogleich in ihrer ganzen Ausdehnung zu sehen. Testudinidae. Chrysemys reticulata (Davp.). (Taf, 33, Fig. 26.) lO: Die Clitoris besteht in der Hauptsache aus einem halbkreis- förmigen, nach vorn offenen Wulst, der durch quergerichtete Ein- schnürungen ein gekerbtes Aussehen hat. Wo die Rinne, die hier im letzten Teil des Sinus urogenitalis ihren Ursprung hat, auf diesen 400 Orro SCHMIDIGEN, Wulst übergeht, findet sich auf jeder Seite eine nach hinten ge- richtete Papille. Eine fibröse Platte, aus 2 fibrösen Strängen ent- stehend, ist vorhanden und bis unter den halbkreisförmigen Wulst nachzuweisen. Testudinidae. Testudo elegans SCHOEPFF. (Taf. 33, Fig. 23.) lie Die bei andern Arten beschriebene Rinne ist hier ebenfalls vor- handen, sie ist auf beiden Seiten von den Falten, welche den Sinus urogenitalis bilden, begleitet. An der Stelle. wo die Rinne auf die Clitoris übergeht, findet sich zu beiden Seiten je eine Papille, dann folet ein halbkreisfürmiger, nach vorn offener Wulst. Unter ihm befindet sich noch ein unpaariger Zipfel, der durch das Ende der fibrésen Platte gebildet wird. Die zu beiden Seiten der Clitoris vor- handenen Länesfalten sind Gebilde der Cloakenwand. Pelomedusidae. Sternothaerus derbianus GRAY. 440: Die Clitoris ist ein unpaares, in der ventralen Cloakenwand liegendes Gebilde, welches aus cavernösem Gewebe besteht und die Gestalt einer Papille hat. In der Mediane verläuft eine schwache Furche, die jedoch gegen die Spitze zu verschwindet. Zu beiden Seiten der Clitoris verlaufen in der Cloakenwand 2 Längsfalten, die teilweise bis an die Clitoris heranreichen. Testudinidae. Damonia reevesii (GRAY). (Taf. 33, Fig. 24.) 2 99. Die Clitoris ist sehr schwach ausgebildet, sie besteht in der Hauptsache aus einem halbkreisförmigen, nach vorn offenen Ring- wulst aus cavernösem Gewebe. Auch hier ist die bei den andern Arten erwähnte Rinne vorhanden. Sie beginnt bei der Mündung des Sinus urogenitalis in die Cloake, und die Falten, welche diesen bilden, verlaufen zu beiden Seiten der Rinne bis zur Clitoris. Da, wo sie auf die Clitoris übergeht, finde sich auf jeder Seite eine Papille. Eine fibröse Platte ist vorhanden, aber nur sehr schwach ausgebildet. CNT Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 401 Testudinidae. Clemmys guttata (Scuy.). que Die Clitoris stimmt fast vollständig mit der von Damonia reevesii überein, der einzige Unterschied ist der, daß die in der Cloaken- wand vor der Clitoris verlaufende Rinne hier etwas breiter ist. Cinosternidae. Cinosternum odoratum (Daun.). Chater asso: 25.) To: An der Miindungsstelle des Sinus urogenitalis tritt in der ventralen Cloakenwand eine Rinne auf, welche bis auf die Clitoris verläuft. Da, wo sie auf dieselbe übergeht, findet sich auf beiden Seiten je eine ziemlich starke Hautpapille. Auf jede dieser Papillen verläuft ein seitlicher Ast der Rinne. Der Hauptteil geht auf eine lange birnförmige Papille über und verläuft bis auf deren Spitze. Hinter dieser Papille, teilweise unter ihr, findet sich ein starker, halbkreisförmiger, nach vorn offener Wulst, der in der Mitte von einer Furche durchschnitten wird. Cavernöses und fibröses Gewebe treten in derselben Anordnung auf wie bei den andern Arten, die fibröse Platte ist jedoch sehr dünn und schmal. Chelydrae. Chelydra serpentina (L.). (Taf. 32, Fig. 10.) 19: Bei dieser Art findet sich an der Stelle, wo sonst die Clitoris auftritt, eine kleine, schwarz pigmentierte Erhebung, kaum größer als eine Stecknadelspitze. Sie besteht aus cavernösem Gewebe, welches auch noch eine kleine Strecke in der Cloakenwand nach vorn zu nachzuweisen ist. Von einer Rinne, wie bei den andern Arten, war hier nichts zu finden. Chelonidae. Chelone imbricata (W.). 1 2 jüy: Die fibrösen Körper sind paarig angelegt, verwachsen aber sehr bald zu einer ziemlich schmalen fibrösen Platte. Cavernöses Gewebe ist an ihren Wurzeln in ziemlicher Menge vorhanden. Die Clitoris ~ hat die Gestalt einer Papille, etwa von der Dicke eines Streichholzes, 402 Orro SCHMIDTGEN, die frei in die Cloake hervorragt. Die Rinne, welche hinter der Mündung des Sinus urogenitalis in die Cloake entsteht, geht auf diese Papille über und verläuft in der Mediane bis zu ihrer Spitze. Die Hauptstütze der Papille ist der Endteil der fibrösen Platte, ihm ist etwas cavernöses Gewebe aufgelagert. Nach diesen Angaben zeigt es sich, daß die Clitoris mit wenigen Ausnahmen dem Penis fast vüllig gleichgestaltet ist, nur daß hier in keinem Fall ein längeres freies Ende zu finden war. Am deut- lichsten tritt die Übereinstimmung bei den Arten zutage, von denen männliche und weibliche Tiere zur Verfügung standen. Hier ist die Clitoris fast stets eine reichlich verkleinerte Wiederholung des Penis. Die Hauptbestandteile sind stets ein halbkreisförmiger, nach vorn offener Wulst und 2 Papillen an der Stelle, wo eine Rinne, die ihrer Anlage nach genau der Samenrinne beim Männchen entspricht, auf diesen Wulst übertritt. In einigen Fällen ist das Ende der fibrösen Platte unter oder hinter jenem Wulst noch in einem be- sondern unpaaren Zipfel sichtbar, besonders stark z. B. bei Testudo calcarata. Eine Ausnahme machen auch bei der Clitoris wieder die Trionychiden. Wir finden dort in 2 Fällen eine 5zipfelige Clitoris, die genau der Anordnung des Trionychidenpenis entspricht. Be- sonders interessant ist die Tatsache, daß bei der jungen Emyda vittata die äußersten Zipfel ebenfalls noch nach vorn gerichtet sind, wie es bei dem jungen und männlichen Exemplar von Trionyx hurum festgestellt wurde. Eine abweichende Form findet sich bei Eimyda granosa. Hier sind 2 nach vorn, aber nur 1 nach hinten ge- richteter Zipfel vorhanden. Ich glaube, daß in diesem Fall die 3 übrigen Zipfel miteinander verwachsen sind. Ob dieses ab- weichende Verhalten stets bei Emyda granosa auftritt, kann ich nicht entscheiden, da mir von dieser Art nur 1 Exemplar zur Verfügung stand. Starke Abweichungen von dem allgemeinen Bau der Clitoris finden wir bei Chelone imbricata, Sternothaerus derbianus und vor allen Dingen bei Chelydra serpentina. In allen diesen Fällen ist die Clitoris zu einem unscheinbaren Gebilde reduziert worden, am meisten bei Chelydra serpentina, wo sie kaum sichtbar ist. Es wäre auch hier interessant, zu untersuchen, ob bei mehreren Tieren dieser Arten die Reduktion in solcher Weise durchgeführt ist. Mir stand nur je 1 Exemplar zur Verfügung, ich konnte also die Befunde nicht bei andern Tieren nachprüfen. Was den Aufbau der Clitoris angeht, so findet man dieselben a ee Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 403 Verhältnisse wie beim Penis. Mit Ausnahme von Sternothaerus und Chelydra fand sich überall eine fibröse Platte, die aus paariger An- lage hervorging. Das cavernöse Gewebe zeigte dieselbe Verbreitung wie beim Penis. In der Literatur finden sich nur sehr wenig Angaben über die Clitoris. In einer großen Anzahl von Arbeiten ist sie überhaupt nicht erwähnt oder es findet sich nur die Bemerkung, daß sie mit dem Penis die größte Ähnlichkeit habe. Die erste Erwähnung der Clitoris finde ich bei Buumenpacu (1815). Er schreibt: „Bey den Schildkröten, nahmentlich bey den auf dem Lande lebenden, ist in den äusseren Teilen eine deutliche, in der Kloaka liegende Clitoris zu merken.“ !) Eine genauere Beschreibung fehlt. RATHKE (1848) nennt die Clitoris „ein rinnenförmiges Organ, dessen Ende bei den verschiedenen Arten von Schildkröten sehr verschieden ist“.?) Er macht dann darauf aufmerksam, daß „von der Clitoris die fibrösen Körper in der Regel so ziemlich ihrer ganzen Länge nach an der Kloake angeheftet, oder gleichsam in die Wandung der Kloake ein- gefügt sind“.?) Diese Befunde stimmen mit den meinigen voll- ständig überein, nur bei einigen Arten ragt der allerletzte Teil der fibrösen Platte frei in die Cloake. RATHKE schreibt weiter: „Eine bedeutende Ausnahme von dieser Regel aber findet sich bei Sphargis coriacea vor, denn bei derselben ist die ansehnlich lange Clitoris nur an ihrer Wurzel mit der Kloake verwachsen.“ Ein Exemplar dieser Art stand mir zur Untersuchung leider nicht zur Verfügung. Horr- MANN (1890) gibt in seinem mit Clitoris überschriebenen Abschnitte zuerst die Angaben RATHkE’s wieder. Er selbst hatte nur Gelegen- heit, eine Clitoris von Eimys europaea [= orbicularis| zu untersuchen. Er findet auch, daß dieselbe wie der Penis aus 2 Seitenwülsten be- steht, doch glaubt er nicht an das Vorhandensein von cavernösem Gewebe, wenigstens nicht bei jungen Exemplaren. v. MöLLEr (1899) beschreibt die Clitoris derselben Art. Da ich keine weiblichen Exemplare davon hatte, halte ich es für zweckmäßig, der Vollständig- keit halber seine Angaben hier anzuführen. „Die Clitoris liegt auf der Mitte der Strecke zwischen den Urogenitalpapillen und der äußeren Kloakenöffnung. Sie ist ein halbkreisförmiger, vorn ange- wachsener, hinten freier Hautlappen, 4 mm lang und 5 mm breit, 1) BLUMENBACH, p. 492. 2) RATHKE, p. 204. 404 Orro SCHMIDTGEN, an ihrem freien gekrümmten Rande mit Einkerbungen versehen, und trägt in der Mitte zwei Papillen, zwischen welchen die vom Sinus kommende Längsrinne endigt. Zwischen der Clitoris und der Kloaken- öffnung liegt eine weite flache Furche, sodaß sich die Clitoris zwischen zwei Vertiefungen der ventralen Kloakenwand befindet, und sich daher von dieser deutlich abhebt.“ ?) Die Harnblase. Eine Harnblase war bei allen von mir untersuchten Arten vor- handen. In ihrer Gestalt zeigt sie die verschiedensten Modifikationen. Dab die Gestalt der Blase von der Verschiedenheit der Kontraktion, von der Menge des Inhalts usw. abhängig ist, ist selbstverständlich. Wenn man aber auch diese verschiedenen Einflüsse berücksichtigt, so hat man doch von der Kugelgestalt bis zur fast vollständigen Trennung in 2 birnförmige alle Übergänge. Bei Nicoria trijuga und Emys orbicularis ist die Blase kugelférmig, mehr oder weniger birnförmig ist sie bei Trionyx, Emyda, Clemmys, Damonia und Chelo- dina, bei Sternothaerus, Cinosternum, Malacoclemmys, Cistudo und Testudo ist die Blase rechts und links in je einen Zipfel ausgezogen. Testudo calcarata hat eine unverhältnismäbig große Blase; in ihr fand sich stets eine große Menge eines weißen Breies. Eine mediane Ein- schnürung bildet sich bei Chrysemys zwischen den beiden Zipfeln und schneidet bei einer männlichen Chrysemys concinna so tief ein, dab es den Anschein hat, als ob 2 birnförmige Blasen vorhanden wären, die mit einem gemeinsamen Hals in den Sinus urogenitalis münden. In allen Fällen verjüngt sich die Blase nach dem Darm zu und geht in einen Hals über. Dieser Blasenhals ist im allgemeinen sehr kurz. Wenn er länger ausgebildet ist, wie z. B. bei Chelodina und XNicoria, so hat dies seine Begründung in der sonderbaren Krümmung der Corpora cavernosa des Penis. Von allen Forschern wird die Harnblase erwähnt und öfters auch beschrieben, jedoch meist nur inbezug auf ihre geradezu ver- blüffende Verschiedenheit bei den einzelnen Arten. Es wäre des- halb zwecklos, eine genaue Literaturübersicht zu geben. Ich möchte nur die Arbeit von Bungz (1875) anführen. Auch er macht auf die Verschiedenheit der Form bei verschiedenen Tieren, selbst in einer Art, aufmerksam, legt aber dieser Verschiedenheit keine besondere 1) In: Z. wiss. Zool., Vol. 65, p. 578. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 405 Bedeutung bei. Auch ich bin der Ansicht, daß diese verschiedenen Formen der Harnblase individueller Natur sind. Das in Horrmann’s Arbeit (1890) mit „Harnblase“ überschriebene Kapitel enthält wenig oder gar keine eignen Beobachtungen, sondern ist nur eine unüber- sichtliche Zusammenstellung der Angaben BupGn’s. Die 2 Ab- bildungen, welche diesem Kapitel beigegeben sind, halte ich für völlig wertlos. Die Analblasen. Das Vorhandensein von Analblasen konnte ich nicht bei allen Schildkrötenarten, die ich untersuchte, feststellen. Bei einigen Tieren waren die mir zur Verfügung stehenden Präparate zu unzureichend, um Untersuchungen in dieser Richtung anzustellen. Keine Spuren da- von waren vorhanden bei Testudo, Trionyx, Emyda, Cinosternum und Chelonia. Bei einem weiblichen Sternothaerus zeigte sich, wie ich schon bei Besprechung der Cloake dieser Tiere angegeben habe, in der Mediane der dorsalen Cloakenwand eine kleine Tasche. Ich zerlegte diese Partie in Längsschnitte; histologische Verschieden- heiten fanden sich nicht. Ich glaube, diese Tasche als Analblasen- rudiment bezeichnen zu dürfen, da sie sich genau an der Stelle be- findet, wo bei einigen Arten die Analblasen münden. Außerdem zeigten die Längsschnitte auf der ventralen Wand der Tasche einen kleinen Längswulst. Dadurch wird die Ansicht, daß man es hier mit einem Rudiment des paarigen Analblasen zu tun hat, noch wesentlich unterstützt. Viel größer ist die ebenfalls schon oben er- wähnte 2zipflige Tasche bei Chelydra serpentina. Hier haben wir es zweifellos mit dem Rudiment von Analblasen zu tun, deren sonst nicht weit voneinander liegenden Mündungen hier zu einer einzigen verschmolzen sind. Vollständig ausgebildete Analblasen fanden sich bei allen übrigen von mir untersuchten Arten, also bei Chrysemys, Malacoclenmys, Damonia, Clemmys, Emys, Cistudo, Nicoria und Chelo- dina, doch war ihre Gröbe bei den einzelnen Arten sehr verschieden. Was nun die physiologische Bedeutung der Analblasen betrifft, so bin ich nicht imstande, ein einwandsfreies Urteil zu fällen. Ich neige am meisten der zuerst: von Duvernoy aufgestellten Ansicht zu, dab sie die Funktion haben, durch Füllung mit Wasser oder Luft das spezifische Gewicht der Tiere zu verändern. Eine genaue Literaturübersicht über die Analblasen findet sich in der Arbeit von Horrmann (1890); auf sie möchte ich verweisen. Es geht daraus hervor, daß den Analblasen im-Lauf der Zeit schon Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 27 406 Orro SCHMIDTGEN, die verschiedensten Funktionen zugeschrieben worden sind, ohne daß man bis jetzt zu einem sichern Endurteil gelangen konnte. Einen sehr interessanten Versuch stellte Gapow (1887) an. Ich möchte seine Angaben, die Horrmann nicht erwähnt, hier anführen: „l put a murrled Emys europaea into a large pan of water coloured with indigo carmine in suspended form. When taken out the following day, coloured water mixed with small clots was freely squirted out, fellowed by clear urine after pressure upon the xiphi- plastron. This was repeated on several days. After four days I took the Tortoise out and at once clamped the anal opening. P. M. dissection showed, that no coloured fluid had entered the intestines through the mouth. No blue stoff had entered the urinary bladder, which was half full, nor had it passed into the rectum or into the oviducts. The vestibulum cloacae and the pouches contained a little coloured fluid, and each pouch was to the greater part filled with a large piece of clotted indigo carmine. This could not have been collected there, unless the Tortoise had frequently taken in water.“?) Die Peritonealkaniile. Peritonealkanäle waren bei allen von mir untersuchten Arten vorhanden. Es sind trichterartige Ausstülpungen der Leibeshöhle, die in der Cloakenwand parallel mit den Corpora fibrosa, teilweise zu beiden Seiten der Samenrinne, verlaufen. In allen Fällen fand ich ein blind geschlossenes Ende (s. unten Textfig. E a, b,c,d). Um ein-. wandsfreie Resultate zu erhalten, zerlegte ich nicht geöffnete, also völlig unversehrte, Cloaken in Querschnitte. Stets waren die Peri- tonealkanäle vorhanden, nach hinten zu wurden sie immer enger und endeten schließlich blind kurz vor der Glans penis oder zu beiden Seiten des Clitorisanfanges. Auch auf präparatorischem Wege verfolgte ich den Verlauf der Peritonealkanäle und kam hier zu dem- selben Resultat. In keinem Falle war es mir möglich, eine Kommuni- kation derselben mit der Cloake festzustellen. Bei Trionyx spinifer und Trionyx aegyptiacus habe ich vor der Glans zu beiden Seiten der Samenrinne gelbe Flecken erwähnt. Bis zu diesen gelben Flecken lassen sich die Peritonealkanäle verfolgen, unter ihnen findet sich das blind geschlossene Ende (s. unten Textfig. Fa, b, c). In der Literatur hat die Frage der Peritonealkanäle zu den 1) GADOW, p. 23. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 407 verschiedenartigsten Ansichten geführt. Eine sehr gute Übersicht über die Frage der Peritonealkanäle findet sich bei Horrmann. Ich sehe deshalb davon ab, eine Zusammenstellung der Literatur zu geben, da ich in diesem Fall nur das dort schon Gesagte wieder- holen müßte. Während eine große Anzahl von Forschern nie Öffnungen der Peritonealkanäle gefunden haben, beschreiben ANDERSON und GADow solche. Auf die Arbeit von Gapow möchte ich näher eingehen, da sie bei Horrmann noch nicht angeführt ist. Er schreibt: „In a large and likewise fresh female Chelys matamata the canals extended along and in the ventral cloacal wall, to open near the glans of the very rudimentary clitoris. They admitted a crow’s quill throughout their length.“ Weiterhin heißt es: „A female specimen of Testudo graeca likewise shows a bristle passed through the canal.“ Er kommt zu der Schlußfolgerung: „To sum up, the peritoneal canals in female Chelonians open into the vestibulum cloacae or near the base of the clitoris. In the males they extend through the penis and either terminate blindly in the glans, or they open in the cloaca through a small orifice situated at the base of the glans and to the inside of the genito-urinal-groove.“') Ich kann nach meinen Befunden diese Angaben nicht fiir richtig halten, sondern bin der festen Uber- zeugung, dab die Mündungen, die GApow beschreibt, künstlicher Natur sind, d. h. dab sie durch Verwendung der Sonde entstanden sind. Die Schleimhaut über dem blinden Ende der Peritonealkanäle ist sehr dünn und kann in obigen Fällen leicht mit der Sonde durch- stoßen worden sein. Ich habe nie eine Sonde verwendet und infolge- dessen auch nie Öffnungen der Peritonealkanäle gefunden. Die vorliegende Arbeit ist im Zoologischen Institut der Uni- versität Gießen angefertigt. Es sei mir an dieser Stelle gestattet, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. J. W. Spencer für die Überlassung des Materials sowie für das andauernde Interesse, welches er meinen Studien entgegenbrachte, meinen wärmsten Dank auszusprechen. 1) Gapow, p. 24. 408 Orro SCHMIDTGEN, Fig. Ec. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 409 | Fig. Ed. Fig. Ea—E d. Nicoria trijuga. . Querschnitte durch die uneröffnete Cloake, um den Verlauf der Peritonealkanäle und ihr blindes Ende zu zeigen. ap Arteria penis. cf Corpus fibrosum. cg cavernöses Gewebe. cl Cloake. mvd Mündung des Vas deferens. pk Peritonealkanal. 410 OTTO SCHMIDTGEN, Fig. Fa—Fe. = _Emyda granosa. ©. HUE SEL durch die Cloakenwand etwas vor der Clitoris, um den Verlauf und das blinde Ende der Peritonealkaniile zu zeigen. a Arterie. cg cavernöses Gewebe. pk Peritonealkanal. Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. 411 Literaturverzeichnis. 1815. BLUMENBACH, J. F., Handbuch der vergleichenden Anatomie, Göttingen. 1819. Bosanus, Anatome Testudinis europaeae, Vilnae. 1875. BUDGE, Ueber das Harnreservoir der Wirbeltiere, in: Mitth. naturw. Ver. Neu-Vorpommern Rügen, Jg. 7. 1902. FLEISCHMANN, Kloake und Phallus der Amnioten, in: Morphol. Jahrb., Vol. 30. 1887. Gapow, Remarks on the cloaca and on the copulatory organs of the Amniota, in: Phil. Trans. Roy. Soc. London, Vol. 178. 1901. GEGENBAUR, Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere, Leipzig. 1890. HOFFMANN, C. K., Schildkröten, in: Bronn, Klass. Ordn. Thier- reich, Vol. 6, Abt. 3. 1899. v. MÖLLER, Über das Urogenitalsystem einiger Schildkröten, in: Z. wiss. Zool., Vol. 65 (1899). 1838. MÜLLER, JOH., Ueber zwei verschiedene Typen in dem Bau der männ- lichen Geschlechtsorgane bei den straußartigen Vögeln und über die Entwicklungsformen dieser Organe unter den Wirbelthieren überhaupt, in: Abh. Akad. Wiss. Berlin. 1897. PLATE, L., Über den Darmkanal und die Kloake einer weiblichen Chelone mydas, in: SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, Jg. 1897, No. 6. 1848. RATHKE, Ueber die Entwicklung der Schildkröten, Braun- schweig. 1903. SCHACHT, Beiträge zur Kenntniss der auf den Seychellen lebenden Elefantenschildkröten, in: Wiss. Ergebn. D. Tiefsee-Exp. (1898/99), Wold, Tif 35 7183. SCHNEIDER, JOHANN GOTTLOB, Allgemeine Naturgeschichte der Schildkröten, Leipzig. 412 Orro ScHMIDTGEN, 1888. ScHoor, FERD., Zur Kenntniss des Urogenitalsystems der Saurier, Rostock, Diss., in: Arch. Naturgesch., Jg. 54, Bd. 1. 1856. STANNIUS, Handbuch der Zootomie, Berlin. 1899. SzAKALL, Uber den Bau des Urogenitalsystems der Krokodile, Gießen. Diss. 1827. TREVIRANUS, Ueber die Harnwerkzeuge und die männlichen Zeugungsteile der Schildkröten, in: Zeitschr. Physiol., Vol. 2, Heft 2. 1880. van WIJHE, Bijdragen tot de kennis van het urogenitaalsystem der Reptilien, in: Tijdschr. Nederl. dierk. Vereen., Vol. 5. a Arterie al Analblase ala Analblasenanlage Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. Erklärung der Abbildungen. mu Mündung des Uterus mur Mündung des Ureters med Mündung des Vas deferens cf Corpus fibrosum p Penis cg cavernöses Gewebe el Clitoris pk Peritonealkanal s Samenrinne e Enddarm su Sinus urogenitalis h Hals der Harnblase «u Uterus kl Cloake ur Ureter mh Mündung der Harnblase up Urogenitalpapille msu Mündung des Sinus urogenitalis vd Vas deferens Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 112 2. © ON D OP & 10. IE 12. 13. Tafel 32. 413 Trionyx triunguis. &. Gedffnete Cloake mit Urogenital- papillen und Penis. '/,:1. Tronye#spinjer age Del: 11. Trionye.spindferz & juyz “Penis... ca:+10 1. Emyda granosa. ©. Geöffnete Cloake 1:1. Emyda vittata. 9. Dsel. 1:1. Emyda vittata. 2. Clitoris. ca. 8:1. Trionyx hurum. &. Geöffnete Cloake 1:1. Trionyx hurum. &. Penis. ca. 5:1. Trionyx sinensis. 2. Geöffnete Cloake. ca. 2:1. Chelydra serpentina. 9. Dsgl. 1:1. Nicoria trijuga. &. Penis. 1:1. Testudo calcarata b. 9. Geöffnete Cloake. 1:1. Testudo calcarata b. &. Dsgl 1:1. LI r ps | 414 Orro Schmivrern, Die Cloake und ihre Organe bei den Schildkröten. Dafel 33 Fig. 14. Testudo calcarata a. 9. Dsgl. 1:1. Fig. 15. Testudo graeca. &. Dsgl. 1:1. Fig. 16. Testudo graeca. ©. (Geöffneter Sinus urogenitalis. ca. 2: Fig. 17. Chelodina longicollis. 4. Geöffnete Cloake. 1:1. Fig. 18. Chrysemys concinna. &. Dsgl. 1:1. Fig. 19. Chrysemys reticulata. 9. Geöffneter Sinus urogenitalis. 1:1. Fig. 20. Sternothaerus derbianus. ©. Geöffnete Cloake. 1:1. _ Fig. 21. Thalassochelys caretta. &. Geöffneter Sinus urogenitalis. 1:1. Fig. 22. Thalassochelys caretta. 2 Dsgl. 1:1. É Fig. 23. Testudo elegans. 2. Clitoris. ca. 5:1. Fig. 24. Damonia reevesii. 9. Clitoris. ca. 7:1. Fig. 25. Oinosternum odoratum. 2. Dsgl. ca. 6:1. Fig. 26. Chrysemys reticulata. 9. Dsgl. ca. 4:1. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Die Verkümmerung der Mundteile und der Funktionswechsel des Darms bei den Ephemeriden. Von Richard Sternfeld aus Bielefeld. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Freiburg i. B.) Mit Tafel 34 und 21 Abbildungen im Text. Seit dem Erscheinen von Pıcrer’s grundlegendem Werk „Histoire naturelle des Insectes néuroptères“, dessen erste Hälfte die Familie der Ephemeriden behandelt, sind eine Reihe von Arbeiten über diese Insectengruppe erschienen. Ich erwähne besonders Eaton, „A Mono- graph on the Ephemeridae“, welche Schrift die Grundlage der heutigen Systematik der Ephemeriden geworden ist. Aber wie diese so waren auch die Mehrzahl der übrigen Arbeiten hauptsächlich systematischen Inhalts, und die wenigen anatomischen vernachlässigen fast völlig eine, besonders für den Deszendenztheoretiker, so hochinteressante Eigentümlichkeit der Eintagsfliegen, die Verkümmerung ihrer Mund- werkzeuge und den damit verbundenen Funktionswechsel des Darms. Zwar gibt schon Pıcrer an, daß die Mundteile der Ephemeriden im Imagostadium völlig verkümmert seien, aber seine, vor nun über 60 Jahren unternommenen, Untersuchungen mußten natürlich, vor allem inbezug auf die Verhältnisse des Darms, unvollkommen bleiben. 416 RICHARD STERNFELD, In neuerer Zeit hat dann Frırzz in seiner Schrift „Über den Darm- kanal der Ephemeriden“ unsere Kenntnisse hierin erweitert, immer- hin aber noch bei weitem nicht völlige Aufklärung gegeben. Auf Anregung meines hochverehrten Lehrers. Herrn Geheimrats Prof. WEIsMANN, habe ich es daher unternommen, die Verkümmerung der Mundteile der Ephemeriden sowie die Funktionsänderung ihres Darms eingehender als bisher geschehen zu untersuchen. Es sei mir gestattet, an dieser Stelle Herrn Prof. Weismann sowohl für seine Anregung wie für die Liebenswiirdigkeit, mit der er mir sein Material zur Verfügung stellte, meinen verbindlichsten Dank auszu- sprechen. Ebenso danke ich Herrn Privatdozent Dr. W. ScHLEIP für die freundliche Unterstützung, die er mir während meiner Arbeit zuteil werden ließ. Die Arten, welche ich zu meiner Untersuchung verwenden konnte, sind folgende: Hexagenia bilineata, & Hexagenia limbata, & + 9, Subimago Ephemera vulgata, & Ephemera danica, 2 Ephemera simulans, & + Q Ephemerella ignita, 9 Caenis (sp.?) Chloeon bioculatus, & + 9, Subimago Centroptilum luteolum, & + ©) Heptagenia venosa, & | Heptagenia fluminum, & + Q Heptagenia semicolorata, & + 9 sowie Larven von folgenden Gattungen: Choroterpes Habrophlebia Ephemerella Bauetis Chloeon Centroptilum Heptagenia Den größten Teil des Imagomaterials verdanke ich der Güte des Herrn Prof. Wretsmann, der Rest wurde von mir in der Um- gebung Freiburgs, zum Teil in ziemlich beträchtlicher Höhe, im Schwarzwald gesammelt. Über besondere Methoden bei der Bearbeitung ist nicht viel zu sagen. Das frisch gefangene, mit Sublimat fixierte Material läßt sich meist recht gut schneiden, aber auch von über 20 Jahre alten Verkümmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. 417 Individuen habe ich gute Schnitte bekommen. Zur Untersuchung der Larvenmundteile kann man mit gutem Erfolg die abgestreiften Häute benutzen, da diese natürlich weit durchsichtiger sind als das Tier selbst. Larvenmundteile. Die Mundteile der Ephemeridenlarven weichen von dem ur- sprünglichen Typus der Insectenkauwerkzeuge wenig ab, wenngleich die einzelnen Gattungen untereinander sehr bedeutende Unterschiede aufweisen. Die Abweichungen stehen zweifellos in direktem Zu- sammenhang mit der Lebensweise der Larven, die teils im Schlamm srabend, teils an der Unterseite der Steine angepreßt lauernd, teils auch freischwimmend ihre pflanzliche oder tierische Nahrung zu erlangen suchen. Im einzelnen sind besonders die an den Mandibeln und Maxillen befindlichen, als Borstenreihen, Haarbüschel oder kamm- artige Gebilde sowie als Zähne, Schneiden und Kauplatten zum Durchsieben und Zerkleinern der Nahrung dienenden Chitinbildungen so kompliziert gebaut, daß ich mich bei der Beschreibung derselben auf das Wesentlichste beschränken muß. Ri Fig. C. Fig. D. Fig. A. Oberlippe von Chloeon. Tiefe Einkerbung (Æ). Hinter dieser eine Rinne (Ri) aus 2 Borstenreihen. 40:1. Fig. B. Oberlippe von Habrophlebia. Kerbe geschweift. 45:1. - Fig. ©. Oberlippe von Centroptilum. Ähnlich Chloeon, jedoch Haarrinne an der Basis. 10:1. 4 Fig. D. Oberlippe von Ephemerella. Kerbe fehlt. 100: 1. 418 RICHARD STERNFELD, Am gleichmäßigten ist im allgemeinen die Oberlippe gestaltet (Fig. A—D). Sie besteht aus einer viereckigen, an den Vorderecken abgerundeten, dünnen Platte, deren Breite beträchtlich schwanken kann. An dem mit kurzen Haaren besetzten Vorderrand befindet sich eine mehr oder weniger ausgeprägte Kinkerbung, die nur aus- nahmsweise völlig fehlt (Fig. D). An der Unterseite stehen regel- mäßige 2 Reihen flach anliegender Haare, die eine Art Rinne bilden, welche bei den verschiedenen Arten abweichend ausgebildet ist. KZ. Fig. G. — HB --Schn Fig. E. Linke Mandibel von Chloeon. KZ Kauzühne. HB Haarbesatz. Ka Kamm (Kauapparat). 40:1. Fig. F. Rechte Mandibel von Chloeon. HB Haarbiischel. Schn Schneide (mit Zähnchen besetzt). 40:1. Fig. G. Mandibel von Heptagenia. 20:1. | Fig. H. Mandibel von Choroterpes. HB Haarbüschel (auf einer zahnartigen Spitze sitzend). 45:1. Fig. J. Mandibel von Habrophlebia. KPI Kauplatte, eine mit Querlamellen versehene Reihe. 45:1. Verkümmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. 419 Bedeutend komplizierter sind die Mandibeln gestaltet (Fig. E bis J). Sie sind annähernd dreieckig und besitzen an ihrer nach innen gekehrten Seite einen aus 2 Hauptteilen bestehenden Zer- kleinerungsapparat. An der vordern Ecke stehen mehrere kräftige, unregelmäßig gestaltete Zähne, während weiter innen die eigent- lichen Kauflächen oder auch Schneiden liegen. Dieselben sind nicht nur bei den einzelnen Gattungen und Arten, sondern auch an beiden Mandibeln sehr verschieden gestaltet. Bei den Larven von Chloeon zeigt die linke Mandibel (Fig. E) einen typisch ausgebildeten Kamm, während die rechte (Fig. F) eine nur mit kurzen Zähnchen besetzte Schneide aufweist. Ähnlich gestaltet sind die Mandibeln von Hepta- genia (Fig. G), Choroterpes (Fig. H) und bei mehreren andern Gattungen. Abweichend davon aber verhält sich zum Beispiel die Mandibel bei Habrophlebia (Fig. J). Hier zeigt der rechte Oberkiefer eine mit Querlamellen versehene Platte, welche, mit einem ähnlichen Gebilde des andern Kiefers zusammen, jedenfalls eine zerreibende Wirkung ausübt. Die beiden extremen Mandibelformen stehen sich übrigens nieht scharf getrennt gegenüber, vielmehr existieren zahlreiche Zwischenformen. Bei einer Reihe von Arten befindet sich zwischen den Zähnen und den Kauflächen ein bewegliches Haarbüschel, das jedoch nicht, wie Tümpen (Geradflügler Mitteleuropas) es für Söphlurus abbildet, federförmig ist, sondern aus einem einfachen Büschel be- steht. Eine besondere Eigentümlichkeit zeigen die Kiefer von Ephemera und Polymitarcis, die einen langen, spitzen Zahnfortsatz tragen, der jedoch nicht zum Kauen, sondern zum Wühlen im Schlamm dient. Noch weniger Übereinstimmung im Bau als die Mandibeln zeigen die Unterkiefer, die ersten Maxillen (Fig. K—N). Immerhin läßt sich soviel Gemeinsames feststellen, daß stets die beiden Laden miteinander verschmolzen sind, wodurch das Organ natürlich um so kräftiger wirken kann. Abweichend von den Oberkiefern sind rechte und linke Maxille stets völlig gleichgestaltet. Der Taster fehlt niemals und ist meist 3gliedrig, doch schwankt schon seine Gröbe innerhalb weiter Grenzen. Bei Ephemerella (Fig. L) bildet er ein verschwindend kleines Spitzchen, während er bei Heptagenia die ganze Maxille um das Doppelte an Länge übertrifft (Fig. M) Chloeon (Fig. K), Habrophlebia (Fig. N) und viele andere Gattungen nehmen eine Mittelstellung ein. Die Maxille selbst dient mit ihrem Vorder- rand zum Zerkleinern der Nahrung und ist zwar schwächer bewehrt als die Mandibeln, dafür aber oftmals noch komplizierter gebaut. 420 RICHARD STERNFELD, Verhältnismäßig einfach sind noch die Unterkiefer von Chloeon, Ephemerella, Baetis und manchen andern, die an ihrem Vorderende Borsten und spitze Zähne tragen. Habrophlebia hingegen weist einen Besatz von dicht stehenden, schwach wellenförmig gekrümmten Haaren auf, die wohl eher ein Sieb darstellen als zum Kauen dienen dürften. Ta IS AN Fig. K. Fig. L. Fig. Ma. Fig. N. Fig. K. 1. Maxille von Chloeon. Rand mit Zähnen und Borsten besetzt. Taster (Ta) mittellang. 40:1. _ Fig. L. 1. Maxille von Æphemerella. Rand mit borstenartigen Kauzähnen (KZ). Taster (Ta) sehr klein. 100 :1. Fig. M. Maxille von Hepfagenia. Rand mit Kämmen und Zähnen besetzt. Taster sehr groß mit Borstenkamm. 20:1. Fig. Ma. Dsgl. Stück des Maxillenrands stärker vergrößert. GrK Große Kämme, flach anliegend. KIK kleine Kämme, frei abstehend. Z Zähne. 120:1. Fig. N. 1. Maxille von Habrophlebia. Wellenförmig gekrümmter Borsten- besatz (BS) am Rand. 45:1. Einen ganz eigenartigen Apparat aber finden wir an den Maxillen von Heptagenia (Fig. M). Der Vorderrand ist nämlich mit einer Reihe kleiner, der Maxille flach anliegender Kämme besetzt, zwischen denen sich zahnartige Spitzen erheben. Diese Zähne werden nach dem Innenrand der Maxille zu immer länger und überragen schlieb- —— 1 Verkümmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. 491 lich die Kämme, die jedoch noch vor der Innenecke plötzlich ein Ende finden. Dazu kommt noch, daß bei Heptagenia der hier stark entwickelte und mit Borstenreihen besetzte Taster, gemeinsam mit dem der Unterlippe, jedenfalls beim Kauen eine Rolle spielt, sodaß nur eine ganz genaue Kenntnis der Lebensweise dieser Larven es ermöglichen würde, die Wirkung dieser Gebilde genauer klarzulegen. Etwas einfacher ist die Unterlippe geformt, doch weisen auch hier die einzelnen Gattungen weitgehende Unterschiede auf. Bald ist das Organ langgestreckt wie bei Chloeon und besonders bei Baetis (Fig. O), bald breit und kurz wie bei Habrophlebia, Choroterpes (Fig. P) und Heptagenia (Fig. Q). Bei den erstgenannten Formen sind die beiden Laden beweglich, bei den letztern meist fest mit dem Hauptteil der Unterlippe verwachsen. Beim Kauen wird die Unterlippe im allgemeinen wohl nur eine geringe Bedeutung be- sitzen, außer bei Heptagenia, wo die mächtige entwickelten Taster jedenfalls die Maxillen in ihrer Tätigkeit unterstützt. N AuL Fig. Q. | Fig. O. Unterlippe (2. Maxillen) von Baetis. InL innere Laden. ÄuL äußere Laden, beide freibeweglich. Ta Taster. 40:1. En P. Unterlippe von Choroterpes. Außere Laden sehr breit. 45:1. g. Q. Unterlippe von Heptagenia. Laden unbeweglich. Taster sehr groß mit en (BIC). 20): Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 28 422 RICHARD STERNFELD, Alles in allem genommen zeigt es sich, daß die Mundglied- maben der Ephemeriden-Larven hoch entwickelte Gebilde sind, die sich im Anpassung an die verschiedenen Lebensgewohnheiten der Tiere in zum Teil weit auseinandergehender Richtung differenziert haben. Wir werden sehen, was im Imagostadium davon übrig bleibt. Nymphenstadium. Schon im Stadium der Nymphe, wie man am besten die er- wachsene, bereits mit Flügelstummeln versehene Larve bezeichnet, machen sich an ihren Mundteilen wichtige Veränderungen bemerkbar. Äußerlich zwar gleichen diese noch vollkommen denen der jungen Larve, aber die Schnittmethode zeigt uns, daß die Verkümmerung bereits begonnen hat. Fig. 1, Taf. 34 stellt einen Sagittalschnitt, etwas seitlich von der Medianebene, durch den Kopf einer Nymphe von Choroterpes dar. Die Mundwerkzeuge sind bereits im Schwinden be- griffen, doch tritt die Verkümmerung nicht bei allen gleichzeitig und gleichmäßig ein. Unterlippe und Maxille sind noch fast in vollem Umfang erhalten geblieben, während die Oberlippe bereits bedeutend reduziert ist. Auffälligerweise sind die Mandibeln bereits in diesem Stadium fast völlig geschwunden, eine Erscheinung, auf die ich weiterhin noch genauer zu sprechen kommen werde. Subimago. Mit dem Abstreifen der letzten Larvenhülle treten, in dem nun folgenden Subimagostadium, die endgültigen Verhältnisse der Mund- teile auch äußerlich hervor. Fig. R zeigt die Mundteile einer Sub- imago von Hexagenia limbata, einer nordamerikanischen Ephemeride. Deutlich ist zu erkennen, daß die Verkümmerung ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Die Größe der einzelnen Teile, mit Aus- nahme der Mandibeln, welche jetzt auch äußerlich bereits völlig ge- schwunden sind, ist etwas beträchtlicher als bei der Imago. Die Maxillen zeigen sich noch 2gliedrig, wobei das dünnere Endglied jedenfalls den Rest des Tasters darstellt, da ja die Maxille selbst schon bei der Larve nur 1gliedrig ist. Zwischen den ersten Maxillen sieht man die Unterlippe mit den beiden, jetzt noch 3gliedrigen, Tastern. Innere und äußere Laden sind scheinbar völlig miteinander ver- schmolzen, scheinbar, denn wie ein Horizontalschnitt (Taf. 34, Fig. 2) zeigt, ist die Trennung der Laden innerlich noch völlig erkennbar und verschwindet selbst bei der Imago nicht ganz. Eigentümlich ist allen Ephemeriden eine bogenförmige, vorspringende Leiste am Verkümmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. 423 Vorderrand des Kopfs, vor der Oberlippe, die sich von der des fertigen Insects nicht wesentlich unterscheidet. Jene Leiste er- schwert bei einzelnen Gattungen (Heptagenia, Chloeon) die Betrachtung der Mundteile, da sie diese dachartig überdeckt. i Mx ULS OL At N ye \ \ eo | OhK x N OL M ita ee Fig. V. Fig. R. Kopf einer Subimago von Hexagenia limbata von unten gesehen. OL Oberlippe. UL Unterlippe mit den beiden noch 3gliedrigen Tastern. Max a (Endglied = dem Taster). ChK Chitinkamm. Af Antennen. Au Auge. 26 M Fig. S. Kopf einer Imago von Ephemera simulans. Maxille 1gliedrig. Taster der Unterlippe nur noch 2gliedrig. 12:1. Fig. T. Kopf von Hexagenia limbata (Imago). 10:1. Fig. U. Dsgl. von vorn gesehen. M Mundöffnung. 10:1. Fig. V. Kopf von Chloeon bioculatus (Imago 2). 15:1. Imago. Die ausgebildete Ephemeride, die Imago, endlich zeigt uns die Mundteile im Zustand hochgradiger Verkümmerung. Immerhin ist diese nicht bei allen Teilen gleichweit fortgeschritten. Verhältnis- mäßig am besten ist noch die Unterlippe ausgebildet, aber auch 28* 494 RICHARD STERNFELD, diese ist zu einem kleinen, mit bloßem Auge selbst bei den größten Arten kaum sichtbaren Zäpfchen geworden. Doch trägt sie an ihrem Ende die stummelförmigen, jetzt nur noch 2gliedrigen Taster. Augenscheinlich ist das Basalglied verloren gegangen, das heißt mit der Unterlippe verschmolzen. Diese Verschmelzung ist, wie Taf. 34, Fig. 3 ergibt, aber auch jetzt noch nicht voll- ständig. Immer noch sind auf dem Schnitt die Taster sowie die Laden deutlich voneinander zu trennen. Zu beiden Seiten der Unterlippe werden die ersten Maxillen als 2 kleine, jetzt völlig un- gegliederte, tasterartige Gebilde sichtbar. Die Oberlippe ist zu einem winzigen, rundlichen Läppchen geworden, hat jedoch eigentlich noch am besten ihre ursprüngliche Form gewahrt, da sie eben auch schon bei der Larve verhältnismäßig einfach gestaltet ist. Die Mandibeln sind, wie bereits erwähnt, völlig geschwunden. Tümrer gibt aller- dings im Gegensatz dazu an, daß dieselben als kleine, ungeliederte, fadenförmige Gebilde noch vorhanden seien. Ich habe jedoch weder auf Schnitten noch bei direkter Untersuchung etwas derartiges auf- finden können und glaube um so eher im Recht zu sein, als auch Prcrer bei der Beschreibung der Imagomundteile die Mandibeln mit keinem Wort erwähnt. Jedenfalls bleibt das Fehlen der Oberkiefer eine sehr auffällige Erscheinung. Man könnte sich dieselbe viel- leicht noch am leichtesten erklären, wenn man von der Annahme ausginge, daß, durch einen Übergang von fester zu flüssiger Nahrung, die Mandibeln bereits früher als die übrigen Mundteile verkümmerten, ähnlich wie uns dies heute die Lepidopteren zeigen. Doch lassen sich darüber naturgemäß nur reine Vermutungen äußern. Die Chitinbekleidung der noch vorhandenen Mundteile wird bei der letzten Metamorphose bis auf ein sehr dünnes Häutchen redu- ziert. Die Organe sind infolgedessen äußerst weich und in ihrer Form leicht veränderlich. Dazu kommt noch die, allen rudimentären Ge- bilden eigne, hohe Variabilität, sodaß es nicht leicht ist, eine genaue Beschreibung von ihnen zu geben. Irgend welche Unterschiede zwischen den Mundteilen männlicher und weiblicher Ephemeriden sind nicht zu bemerken, auch scheint die Verkümmerung bei allen Gattungen gleichweit und in gleicher Weise vorgeschritten zu sein, was sehr bemerkenswert ist, da ja die Mundteile der Larven diese Übereinstimmung durchaus nicht zeigen, vielmehr häufig genug sehr stark voneinander abweichen. Wahrscheinlich ist das Aufgeben der Nahrung bei den Ephemeriden eine sehr alte Erscheinung, älter als die Differenzierung der Larvenmundteile. Ebenso bemerkenswert Verkümmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. 425 ist jedoch. auch, daß deren später erfolgte Veränderungen keinen Einfluß auf die bereits im Schwinden begriffenen Imagomundteile auszuüben vermochten, eine Tatsache, die wiederum beweist, daß die einzelnen Glieder einer Entwicklungsreihe sich unabhängig von- einander verändern können, und die, ohne Zuhilfenahme der Deter- minantenlehre WEIısmAnN’s, schwerlich zu erklären sein dürfte. Für das hohe Alter der Verkümmerung der Mundteile spricht auch die bei allen Gattungen und Arten in völlig gleicher Weise vollzogene Änderung der Funktion des Darms. Bau des Darms. Der Darm der Ephemeriden ist keineswegs, wie man vielleicht annehmen möchte, ebenso wie die Mundteile verkümmert, vielmehr hat er sich zu einem für diese Insectengruppe höchst wichtigen Organe umgewandelt. Von seinen 5 Hauptabschnitten, Vorderdarm, Mittel- und Enddarm, sind der erste und letzte ziemlich eng, während der mittlere Teil stark erweitert ist und besonders das Abdomen fast völlig ausfüllt Am Übergang vom Vorderdarm zum Mittel- darm befindet sich der sogenannte Kropf, eine Erweiterung, die durch eine Ringfalte nach hinten begrenzt ist. Da Frrrze (Uber den Darmkanal der Ephemeriden) Mittel- und Enddarm bereits richtig beschrieben, Bau und Funktion des Vorderdarms jedoch nicht völlig einwandfrei dargestellt hat, so kann ich mich bei der genauern Be- schreibung auf den letztern beschränken. Der Ösophagus beginnt mit der, bei der Imago ziemlich engen, Mundöffnung. Die bereits von Frirze gerügte Behauptung, die Ephemeriden besäßen als Imagines keine Mundöffnung, ist völlig unbegründet, leider aber auch heute noch im Lehrbuche von CLAUS- GROBBEN (7. Auflage 1905) zu finden. Der 1. Abschnitt des Vorder- darms steigt mehr oder weniger steil auf, um dann mit einem ziem- lich scharfen Knick kurz vor dem Kropf nach hinten umzubiegen. Auf dem Querschnitt (Taf. 34, Fig. 4) erscheint der Ösophagus stern- förmig, da die Wandung in Falten vorspringt. Seine innerste Be- kleidung wird von einer sehr dünnen Chitincuticula gebildet, welche aufwärts bis zum Kropf geht. An der untern Seite der Mundöffnung ist sie beträchtlich verdickt und mit sehr kurzen, feinen Borsten besetzt. Auf diese Intima folgt ein anfangs niedriges, dann immer höher werdendes Epithel, welches sich durch den Kropf bis über die Ringfalte fortsetzt und dann allmählich in das flache Epithel des Mitteldarms übergeht. Das Auffälligste am Osophagus ist die an 426 RICHARD STERNFELD, ihm ansetzende Muskulatur. Auf das Epithel folgt zunächst eine kräftige Ringmuskelschicht, welche von der Mundöffnung bis zur Um- biegung vor dem Kropf reicht. Sodann setzen, besonders am mittlern Teil des Pharynx, Dilatatoren an, welche sich in stern- förmiger Anordnung (Taf. 34, Fig. 5), teils an der vordern Kopfwand, teils an einem etwa Uförmig gestalteten Chitinbogen befestigen, welcher mit seinen beiden freien Schenkeln den Vorderdarm umfaßt und an der vordern Kopfwand endet. Eine Längsmuskelschicht, wie Fritze sie angibt, ist nicht vorhanden. Wahrscheinlich liegt, da Frirze die Ringmuskulatur teilweise übersehen hat, eine Verwechs- lung mit dieser vor. Dieser Muskelapparat ist frühern Beobachtern keineswegs völlig entgangen. Frırze deutet ihn auf seinen Abbil- dungen an, spricht aber nicht über seine Bedeutung. Auch bei Tümper finde ich eine darauf bezügliche Bemerkung. „Eigentüm- licherweise“ schreibt dieser, „wird der Schlund durch starke Muskeln zusammengeschnürt, sodaß schon aus diesem Grunde eine Nahrungs- aufnahme unmöglich ist.“ Tatsächlich nehmen ja die Ephemeriden keine Nahrung auf, aber die Muskulatur dürfte sie schwerlich daran hindern, sie wäre dann ja auch völlig überflüssig. Vielmehr glaube ich ihre Bedeutung auf ganz anderm Gebiet suchen zu müssen: Sie macht den Ösophagus zu einer Saugpumpe für die Luftfüllung des Mitteldarms. Funktion des Darms. Daß der Mitteldarm der Ephemeriden bei der Imago, und zwar nur bei dieser, wirklich mit Luft gefüllt ist, läßt sich leicht fest- stellen. Zerschneidet man, wie bereits FrırzE angibt, eine Imago irgend einer Ephemeriden-Art unter Wasser, und preSt es ein wenig mit der Pinzette, so treten eine Reihe von Luftblasen aus dem Darm aus. Doch geschieht dies nur, wenn wirklich der Mitteldarm ange- schnitten wurde, ein Durchschneiden des Enddarms hat nicht den gleichen Erfolg, auch läßt sich die Luft nicht nach vorn durch den Ösophagus pressen. Ich halte es jedenfalls für das Wahrscheinlichste, daß die im Darm enthaltene Gasart wirklich atmosphärische Luft ist, ein anderes Gas dürfte schwerlich in Frage kommen. Ob jedoch die aufgenommene Luft irgend welche Veränderungen erfährt, das ist freilich eine Frage, die sich nicht ohne weiteres beantworten läßt. Die Art und Weise der Luftaufnahme ist bisher wenig berück- sichtigt worden. Nur Frirze beschreibt einen Sphincter, der den Mitteldarm der Ephemeriden gegen den Enddarm verschließt und Verkümmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. 497 dem er, wahrscheinlich mit Recht, eine bedeutende Rolle für die Regulierung der Luftfüllung des Darms zuschreibt. Weit wichtiger jedoch scheint mir die Tätigkeit des Vorderdarms zu sein. Wie bereits erwähnt, ist der Ösophagus von einer starken Ringmuskel- schicht umgeben, die ihn durch Kontraktion beliebig verengern oder auch völlig schließen kann. Das letztere dürfte besonders leicht an den beiden engsten Stellen, nämlich der Mundöffnung einerseits und der scharfen Umbiegung vor dem Kropf andrerseits, möglich sein. Die Wirkung der Muskulatur wäre nun folgende: Soll der Darm des Tiers mit Luft gefüllt werden, so läßt dieses in den durch die Dilatatoren erweiterten Schlund Luft einströmen und preft diese sodann vermittels der Ringmuskulatur in den Mitteldarm ein, wobei der von FrırzE beschriebene Sphincter sowie ein Verschluß am obern Ende des Vorderdarms den Wiederaustritt verhindern würden. Da die Ephemeride dieses Experiment natürlich beliebig wiederholen kann, so ist es ihr dadurch gestattet, den Darm, soweit überhaupt möglich, mit Luft vollzupumpen. Die Menge der jedesmal auf- genommenen Luft ist nicht ganz unbeträchtlich, da ja die kräftigen Dilatatoren die in Falten liegende Ösophaguswand jedenfalls bedeutend auszudehnen vermögen. Es ist übrigens wohl zu bedenken, daß die Luftfüllung des Darms allein das Insect nicht zum Steigen, ja nicht einmal zum Schweben befähigt. Auch glaube ich nicht, daß eine durch die Tätigkeit der Muskulatur eventuell eintretende Erwärmung der Luft genügen würde, um eine bedeutende Wirkung hervor- zubringen. Wohl aber erleichtert zweifellos die Verringerung des spezifischen Gewichts den Flügeln ihre Arbeit, und vor allem ver- mag der Mitteldarm bei dem für die Ephemeriden so charakteristi- schen Auf- und Niedersteigen während des Hochzeitsflugs nach Art einer Schwimmblase zu wirken, da es dem Tiere ja völlig freisteht, ihn beliebig zu füllen und zu entleeren. Mit dem bisher Gesagten scheint mir jedoch die Aufgabe des Muskelapparats noch keineswegs erschöpft zu sein. Vielmehr dürfte auf ihm noch eine zweite Eigenart des Ephemeridenflugs beruhen. Wie Eaton bereits erwähnt und wie man sich durch Beobachtung leicht überzeugen kann, wird der Körper der Ephemeriden während des Aufsteigens fast senkrecht getragen, wobei das vorderste Bein- paar gerade ausgestreckt wird und wahrscheinlich ebenso wie die Schwanzborsten zur Erhöhung der Schwebefähigkeit und zur Er- ‚haltung des Gleichgewichts beiträgt. Auch Gross erwähnt diese Eigentümlichkeit des Flugs in seiner Arbeit „Über das Panmén’sche 428 RICHARD STERNFELD, Organ der Ephemeriden“, indem er dieses als Gleichgewichtsorgan für jene komplizierten Flugbewegungen auffaßt, ob mit Recht oder Unrecht, lasse ich dahingestellt, doch glaube ich mit Hilfe des Muskelapparats eine Erklärung der eigenartigen Flugstellung geben zu können. Stellen wir uns nämlich vor, daß nach Füllung des Mitteldarms mit Luft, der sowohl an der Mundöffnung wie an der Biegung vor dem Kropf geschlossene Ösophagus, durch die Dilatatoren erweitert wird, so muß notwendigerweise ein luftverdünnter Raum entstehen, was natürlich ein Leichterwerden des Kopfs und damit die aufrechte Stellung des Körpers zur Folge hat. Man darf die biologische Bedeutung eines derartigen Flug- apparats für die Ephemeriden nicht unterschätzen. Ich halte es sogar tür durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die damit verbundene Steigerung der Flugfähigkeit die Ursache‘ der Darmumwandlung und damit der Verkümmerung der Mundteile geworden ist, daß also nicht die Aufgabe der Nahrungsaufnahme, sondern der Funktions- wechsel des Darms das eigentlich Primäre ist. Eine Ephemeride, welche imstande ist, sich am Hochzeitsfluge lebhaft zu beteiligen, hat jedenfalls mehr Aussicht sich fortzupflanzen, als wenn sie etwas länger lebt, dafür aber, infolge geringern Flugvermögens, beim Hochzeitsfluge vorzeitig ermattet. Wie wichtig die dauernde Teil- nahme daran für die Fortpflanzung ist, geht schon daraus hervor, daß, nach Eaton, Paarung wie Eiablage mehrere Male stattfinden und in den Intervallen das Tier immer wieder zum Tanz zurück- kehrt, um sich nach einem neuen Gatten umzusehen. Sicherlich ist es auch kein Zufall, daß gerade die besten Flieger unter den Ephe- meriden im männlichen Geschlecht die höchst entwickelten Augen besitzen, da diese bei der geringen Ausbildung der Fühler wohl das wichtigste Organ zur Auffindung der Weibchen sind. Nebenbei dürfte die den Darm füllende Luft in mehr oder minder hohem Grad auch für die Atmung in Betracht kommen. Der geschilderte Muskelapparat ist bei sämtlichen von mir untersuchten Arten vorhanden. Zwar findet er sich weder bei den verschiedenen Gattungen noch bei beiden Geschlechtern einer Art völlig gleich ausgebildet, aber die vorhandenen Unterschiede sind sehr gering und mehr quantitativer als qualitativer Natur. Ebenso wie die große Übereinstimmung der verkümmerten Mundteile deutet auch der überall gleichartig vollzogene Funktionswechsel des Darms auf das hohe Alter dieser Eigentümlichkeit der Eintagsfliegen hin, Verkümmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. 499 gehören ja doch die Ephemeriden auch paläontologisch zu den ältesten Insectengruppen, die wir kennen. Zusammenfassung. Die Resultate meiner Untersuchung sind also kurz gefaßt folgende: Die Mundteile der Ephemeriden sind im Imagostadium im Zustand völliger Degeneration. Dieselbe setzt ein im Stadium der Nymphe, wird bei der Subimago äußerlich vollzogen und ist bei der Imago vollendet. Die einzelnen Organe sind nicht gleichweit reduziert, doch weichen die verschiedenen Gattungen hierin nicht erheblich voneinander ab. Ein Einfluß der verschiedenen Ausbildung der Larvenmundteile auf die verkümmerten des vollendeten Insects ist nicht festzustellen. Der Darm der Ephemeriden ist durchaus kein rudimentäres Ge- bilde Er ist bei der Imago mit Luft angefüllt und dient hauptsäch- lich zur Erhöhung der Flug- und besonders Schwebefähigkeit, wobei ein Muskelapparat am Vorderdarm sowohl die Luftfüllung regelt wie die eigenartige Stellung der Tiere beim Hochzeitsfluge verur- sacht. Der Darm hat also zwar seine ursprüngliche Funktion ein- gebüßt, aber eine neue ist an ihre Stelle getreten. Und diese neue Funktion übertrifft sogar die frühere an biologischer Bedeutung. Sie trägt dazu bei, die extreme Anpassung dieser kurzlebigen Tänzer des Luftreichs an eine möglichst schnelle, sichere Fortpflanzung der Art, die letzte Ursache aller Umwandlung der Lebewelt, zu fördern. Literaturverzeichnis. PıcTET, F. J., Histoire naturelle des Insectes néuroptéres, Vol. 1, Genève et Paris 1843. Eaton, A. E., A monograph of the Ephemeridae, London 1871. BRAUER, F., Neuroptera austriaca, Wien 1857. Rostock, Neuroptera germanica, Zwickau 1888. FRITZE, A., Uber den Darmkanal der Ephemeriden, in: Ber. naturf. Ges, Freiburg i. B., 1888. KOLBE, H. J., Einführung in die Kenntnis der Insekten, Berlin 1893. TümrEL, Die Geradflügler Mitteleuropas, Eisenach 1901. Gross, J., Über das PALMÉN'sche Organ der Ephemeriden, in: Zool. Jahrb., Vol. 19, Anat., 1903. 430 Ricuarp SterxreLp, Verkiimmerung der Mundteile bei den Ephemeriden. Erklärung der Abbildungen. Tafel 34. Fig. 1. Nymphe von Choroterpes. Sagittalschnitt, seitlich der Median- ebene. O Oberlippe, in Reduction begriffen, M Mandibel, bereits völlig geschwunden (nur noch leere Hülle), Mx Maxille, Ul Unterlippe. Fig. 2. Subimago von Hexagenia limbata. Horizontalschnitt. O Oberlippe, U! Unterlippe, innere Laden L, und äußere L, noch erhalten, 7 Basalglied des Tasters. Fig. 3. Imago von Hexagenia bilineata. Horizontalschnitt. Ol Oberlippe, Ul Unterlippe, rechte und linke Hälfte noch getrennt, aber die Laden unter sich verschmolzen. Fig. 4. Ösophagus von Hexagenia limbata. Querschnitt. Oh I Intima (teilweise abgelöst), Hp Epithel, Rgm Ringmuskeln (Verengerer), Dil Dilatatoren (Erweiterer) des Osophagus. Fig. 5. Kopf von Hexagenia limbata. Querschnitt. Oe Ösophagus, Rgm Ringmuskulatur, Dil Dilatatoren (stern- förmig angeordnet), Ch Chitinbogen (Ansatzpunkt für den größten Teil der Dilatatoren), F Fühler, OG Gehirn, Au Augen. Fig. 6. Kopf von Heptagenia venosa. Annihernd medianer Sagittal- schnitt. 2 M Mundéffnung, Oe Osophagus, Kr Kropf, lg F Ringfalte, MD Mitteldarm, Ram Ringmuskeln, Dil Dilatatoren, Ch R Chitin- rohr (kurzer Ast quergetroffen), Ol Oberlippe, Ul Unterlippe, OG Oberschlundganglion, UG Unterschlundganglion, Oc Ocellus, Tr Trachee, Fk Fettkörper. - Nachdruck verboten, Übersetzungsrecht vorbehalten, Samenreifung und Samenbildung bei Locusta viridissima, Von Heinrich Otte. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Marburg.) Mit Tafel 35—37 und 2 Abbildungen im Text. Inhaltsübersicht. Einleitung. Untersuchungsmethoden. I. Samenreifung. Die Verteilung der Geschlechtszellen im Hoden. Die Spermatogonien. Die Spermatocyten 1. Ordnung. Die 1. Reifungsteilung. Die Spermatocyten 2. Ordnung und die 2. Reifungsteilung. Schlußfolgerung. Das akzessorische Chromosom. Die Individualität der Chromosomen. II. Samenbildung. A. Entwicklung der Geschlechtszellen von den Spermatogonien bis zur Spermatide. à (Kern.) Die Mitochondrien. Das Idiozom. 432 HEINRICH OTTE, B. Umformung der Spermatide in das Spermatozoon. Der Kern. Centralkörper und Achsenfäden. Der Mitochondrienkörper. Umformung des Idiozoms zum Spitzenstück. Der sogenannte Idiozomrest. Das Spermatozoon. Zusammenfassung. Einleitung. Zu einem beträchtlichen Umfang ist die Literatur über die Reductionsvorgänge bei der Entwicklung der männlichen und weib- lichen Geschlechtszellen in den letzten Jahren herangewachsen. Eine ganze Reihe von Forschern hat diese Vorgänge bei den ver- schiedensten Objekten aus dem Tier- und Pflanzenreich studiert. Während noch vor 5—6 Jahren gänzlich verschiedene Resultate einander gegenüber standen — so werden im Lehrbuch von KoRSCHELT- HEIDErR 3 Typen des Reifungsverlaufs unterschieden —, schien in den letzten Jahren eine gewisse Einigung dahin erzielt zu sein, daß für die verschiedensten Objekte eine Präreduction im Sinne KORSCHELT- HEIDER angenommen wird. Alle diese Arbeiten bauen sich aber mehr oder weniger auf gewissen Voraussetzungen bzw. Annahmen auf. Namentlich sind es drei Annahmen, die wieder untereinander in Beziehung stehen: die Conjugation der Chromosomen mit den Enden im Synapsisstadium, die Querteilung als Reductionsteilung, die Verteilung der 4 Einzel- stücke der vor der 1. Reifungsteilung auftretenden ,,Tetraden“ auf die 4 Spermatiden. Nachdem nun schon einige Arbeiten der letzten 2 Jahre gezeigt haben, daß diese Voraussetzungen nicht allgemein zutreffen, hielt ich es von vornherein für geboten, mich bei meinen Untersuchungen durch diese Voraussetzungen nicht beeinflussen zu lassen. Locusta viridissima wurde als Untersuchungsobjekt deshalb ge- wählt, weil sie, wie auch andere Orthopteren, durch recht große und deutliche Chromatinverhältnisse ausgezeichnet ist und aus diesem Grunde von vornherein Erfolg versprach. Sind doch gerade auch an Orthopteren recht erfolgreiche Untersuchungen des Reifungs- vorgangs angestellt worden. Namentlich McCiune hat verschiedene Locustiden und eine Reihe anderer Orthopteren vielfach untersucht (1900, 1902, 1905). Außerdem liegen noch kürzlich erschienene Samenreifung und Samenbildung bei Locusta viridissima. 433 Arbeiten vor von BAUMGARTNER (1904), Monrcomery (1905) und Farmer-Moor (1905). Davor haben namentlich noch Surron, DE Sınkty und Wincox die Samenreifung der Orthopteren studiert. Aus der Verschiedenheit der Resultate, die diese Forscher über das im wesentlichen gleiche Objekt erlangt haben, geht zur Genüge hervor, dab nur die verschiedene Art des Studiums und der Auf- fassung die Resultate bedingt. Ich hielt es daher nach den bereits erwähnten neuen Gesichtspunkten für angebracht, mich auch dieses günstigen Objekts zu bedienen. Hierzu kommt noch, daß bei diesen Tieren das sogenannte akzessorische Chromosom vorhanden ist, das in den letzten Jahren viel Interesse beansprucht hat. Wie ich zeigen werde, bin ich in der Lage, über den gesamten Reifungs- vorgang und namentlich über das akzessorische Chromosom neue Angaben machen zu können. Das Material erwies sich aber als geeignet für das Studium der weitern spermatogenetischen Vorgänge, d. h. für dasjenige der Um- und Ausbildung der Samenzellen bis zum fertigen Spermatozoon. Also konnte ich auch diese Vorgänge eingehend studieren. In bezug auf sie ist es mit der Literatur wesentlich anders bestellt. Jeden- falls hat mich mein Literaturstudium auf keine nach neuern Gesichts- punkten unternommene ausführliche Arbeit über die Samenbildung der Locustiden und überhaupt der Orthopteren geführt, und da auch in dieser Hinsicht die Verhältnisse recht klar liegen, wie man sehen wird, so schien es auch in bezug hierauf wünschenswert, die Be- arbeitung weiter zu führen. Uber Locusta und Decticus hatte Grusox 1885 recht umfangreiche Untersuchungen veröffentlicht, deren Inhalt in kurzem folgender ist. Nachdem die Hodenzellen sich mehrmals geteilt haben, entsteht in jeder Zelle eine „Vacuole“. Diese Vacuole bildet sich zum haken- förmigen Spitzenstiick um. Großes Gewicht legt Gizsox darauf, dab das Spermatozoon durch einseitige (unipolare) Verlängerung der Zelle entstände. Vom Rarx (1892) führt zum Schluß seiner bekannten Arbeit über Chromatinreduction an, daß Gryllotalpa, also ein ganz naher Verwandter von Locusta, sich nicht zum Studium der Samenbildung eigne, und bildet nur einige fast fertige Spermatozoen ab. Uber eine meinem Objekt ferner stehende Orthoptere, Forficula auricularia, sind einige ältere Arbeiten vorhanden von Carnoy (1885) und von LA VALETTE ST. GEORGE (1887). Kürzlich, schon nach Beendigung meiner Untersuchung, erschien 434 HEINRICH OTTE, eine neue Arbeit über Forficula von ZWEIGER im vorläufigen Auszug. Soweit es aus dieser vorläufigen Mitteilung ersichtlich ist, weichen die Resultate über die Ausbildung der Samenelemente, noch mehr aber die der Chromatinreduction, beträchtlich von den meinigen ab. Eine schon etwas neuere Arbeit von Wizcox (1895 —96) über Caloptenus weicht in ihren Resultaten auch noch recht von unserer heutigen Kenntnis der Spermatogenese ab. Das Spitzenstück wird nach Wıwcox aus dem Protoplasma gebildet, der Schwanzfaden wird von dem aus den Spindelfasern entstandenen Nebenkern abgeleitet. Es ist auch eine neue Arbeit von Surron (1902) über Gryllus vorhanden. Die Untersuchung ist aber fast nur auf den „Neben- kern“ gerichtet und dürften auch hierüber nicht unanfechtbar sein, wie Mrves (1902) ausführt. Es geben zwar mehrere Forscher an, die die Chromatinreduction bei Heuschrecken in den letzten Jahren studiert haben, daß sie demnächst eine Arbeit über die weitere Ausbildung der Spermatiden veröffentlichen werden. Es ist aber bis heute noch keine derartige erschienen, und dies ist wohl daraus erklärlich, daß die Untersuchung bei den jungen Spermatiden zuerst auf ziemlich verwickelte Ver- hältnisse stößt. Nachdem aber diese Schwierigkeiten überwunden sind, bietet sich Locusta als recht günstiges Objekt für die Unter- suchung der Samenbildung dar und kann so eine nach Möglichkeit „vollständige“ spermatogenetische Arbeit liefern. Namentlich bin ich in der Lage, über mehrere Gebilde neue Angaben machen zu können, wovon ich hier nur die Mitochondrien, den sogenannten „Idiozomrest“, das Spitzenstück erwähnen möchte. Untersuchungsmethoden. Die Hoden von Locusta viridissima wurden im August heraus- präpariert und namentlich in Hermann’scher und Zenker’scher Lösung verschieden lange konserviert. Ganz ausgezeichnet Konserviertes Material wurde mir von Herrn Dr. Tönxıees in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aussprechen möchte. Für das Studium der Chromatinverhältnisse, auch zur Darstellung der körner- und ringförmigen Mitochondrien erwies sich mir am bei weitem günstigsten die Konservierung mit Zexker’scher Flüssigkeit. Diese bewirkt zwar, wie alle Sublimatgemische, eine gewisse Schrumpfung, die aber vollkommen gleichmäbig ist. Samenreifung und Samenbildung bei Locusta viridissima. 435 Dagegen erhält die Konservierung nach HERMANN oder BENDA sehr gut die äußere Form der Zelle und eignet sich namentlich zum Studium der spätern Stadien der Spermatidenumbildung und auch zum Studium der Mitosen. Überhaupt war mir die Benutzung beider Methoden (Benpa und Hermann) unerläßlich, um eine vollständige Untersuchung zu ermöglichen. Der äußere Nachteil, daß die Zellen nach ZEnker’scher Konservierung kleiner sind als nach HERMAnN- scher und Benpa’scher, spielt keine Rolle. Zur Färbung benutzte ich namentlich die Eisenhämatoxylin- färbung nach HernenHaIN, ferner die Benpa’sche Mitochondrien- färbung. Für dringend nötig halte ich es, zur genauen Unterschei- dung der chromatischen Substanz von andern Gebilden auch Kontroll- präparate mit typischen Chromatinfarben wie Alaunkarmin zu be- nutzen. Auf manche Einzelheiten der Konservierungs- und Färbungs- technik komme ich im Laufe meiner Arbeit zu sprechen. I. Samenreifung. Die Verteilung der Geschlechtszellen im Hoden. Zum bessern Verständnis des Nachfolgenden möchte ich zunächst einen kurzen Überblick über die Bauverhältnisse des Hodens speziell im Hinblick auf die Verteilung der Geschlechtszellen geben, die, wie man später sehen wird, für deren Auffassung und Beziehung zu- einander nicht unwichtig ist. Der Hoden von Locusta viridissima besteht aus einer größern Zahl schlauchförmiger Follikel, die in einen gemeinsamen Abschnitt und durch diesen in das Vas deferens einmünden. Jeder dieser Hodenschläuche (Textfig. A) ist von einer bindegewebigen Hülle umschlossen, in der vereinzelte Wandzellen liegen. Zahlreicher sind die Zellen am blinden Ende der Hodenschläuche, wo auch die Hülle stärker ist. Noch stärker ist die Wandung der Ausführungsgänge; in dieser liegen die somatischen Wandzellen dicht nebeneinander. Wie bei den meisten Inseeten, liegen in den Hodenschläuchen oder Follikeln, wie sie von manchen Forschern (MonTGoMERY, McCuuna, Gross) genannt werden, die Geschlechtszellen in Gruppen angeordnet, die von Cysten umschlossen werden. In einer Cyste sind die Stadien nur annähernd gleich; so kommen z. B. alle Stadien der 1. Reifungs- teilung, spätere Prophasen, Metaphasen und Telophasen in ein und derselben Cyste vor. 436 HEINRICH OTTE, In einem bestimmten Follikel sind nie auch nur die hauptsäch- lichsten Stadien der Samenentwicklung vorhanden. Bei den von mir untersuchten Hoden nahmen die Spermatiden bereits einen großen Teil des Follikels ein. Die Zone der Spermatogonien war auf einen relativ kleinen Bezirk am blinden Ende des Follikels beschränkt. Von einer Einteilung eines bestimmten Hodenschlauchs in regel- mäßige Zonen „Keimzone, Wachstumszone, Zone der Reifungsteilungen und Zone der Umwandlung der Spermatiden“ kann hier also nicht die Rede sein. Ja in den meisten Fällen fehlt in einem bestimmten Hodenschlauch die Zone der Reifungsteilungen ganz, und auch die Wachstumszone kann bisweilen völlig fehlen. ‘Spermatogonien (frühe) Spermatogonien (mittlere) Spermatocyten 1. O. (junge Stadien der Fig. 15) Spermatocyten nach Synapsis Junge Spermatiden Junge Spermatiden mit Achsenfaden Spermatiden (Idiozom am Vorderende des Kerns) } { Spermatiden (Spitzenstiick wird haken- , he fürmig) ys Wt \ N 3 \ \ | À LU DER ars N \ Ed AN p— Abwerfung des Cytoplasmas \ wi Spermatiden (gestreckte) —=— Spermatozoen ott (87 Svermatozoen im Ausführungsgang Too. — panuuliy wnydag ouyo 2 iY jduings | ‘wa.doqad sqaRMaoA SNIIDUNAHT iG) tt ey JT = 960496 GTULIOTS nounwwl vlvdn 7, Tad.gyypoMyog aYOSLIossezy Vy tdetad so Suey PHS 552 WALTER Kauperx, Männliche Geschlechtsorgane bei Insectivoren. Literaturverzeichnis. ÄRNBÄCK-CHRISTIE-LINDE, A., Der Bau der Soriciden und ihre Be- ziehungen zu andern Säugetieren, in: Morphol. Jahrb., Vol. 36. DissELHORST, R., Ausführapparat und Anhangsdrüsen der männlichen Geschlechtsorgane, in: OPPEL, Lehrbuch der vergleichenden mikro- skopischen Anatomie der Wirbeltiere, Jena 1904, Dosson, G. E., A monograph of the Insectivora, Vol. 1, 2, London. 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Ab- schnitt, Knospungsprozeß und Gehäuse von Rhabdopleura, ibid., Vol. 24, Anat., 1907. 2) Die Monographie von HARMER über den Cephalodiscus von der Siboga-Expedition (46) und die Arbeiten RıpEwoop’s (48, 49) und ANDERSSON’s (50) sind erst nach Abschluß meiner Untersuchungen und des Manuskripts erschienen, sodaß ich ihre Angaben über die ost-asiatischen, süd-afrikanischen und antarktischen Arten bei der folgenden Beschreibung leider nicht mehr berücksichtigen konnte. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 34 554 A. ScHEPOTIEFF, zunächst für eine Kolonie von Synascidien angesehen. Bei der Be- arbeitung der Tunicaten der Expedition zeigte HERDMAN, daß es keine Synascidie sei. Das Tier wurde dann genauer von M’Intos# untersucht, der im Jahre 1882 einen vorläufigen Bericht über „Cephalodiscus dodecalophus, a new type (n. g.) allied to Prof. Azz- mAN’s Rhabdopleura, dredged in H. M. S. Challenger“ veröffentlicht hat (29). Nach zwei kurzen Notizen (30, 31) erschien im Jahre 1887 sein „Report“ über Cephalodiscus (32), den er als ein Bryozoen-ähn- liches Tier, das jedoch einige Beziehungen zu Balanoglossus zeigt, betrachtete. Diese Beziehungen zu den Enteropneusten wurden ge- nauer durch Harmer im Anhang zu dem Bericht von M’Intos# (32) erörtert. Beide Forscher hatten die Zugehörigkeit des Cephalodiscus zu den Bryozoen-ähnlichen Tieren angenommen, hauptsächlich wegen seiner Beziehungen zu Rhabdopleura, die im Jahre 1887 nur durch die Untersuchung Ray LanKester’s — also sehr unvollkommen — bekannt war. Mit andern Bryozoen hat nach M’Intosn Cephalo- discus sehr wenig gemein, hauptsächlich nur den Lophophor. Die Untersuchungen von Harmer und M'INrosH haben den allgemeinen Bau des Cephalodiscus und seiner Knospen nur in ihren Hauptzügen dargestellt; histologisch wurde er von ihnen sehr wenig betrachtet. Die Hauptergebnisse der M’Intosn’schen und Harmer’schen Untersuchungen kann man in folgender Weise formulieren: 1. Vorhandensein eines Kopfschilds (.proboscis“), das im ganzen denselben Bau hat wie der bei Rhabdoplewra. Es besitzt 2 dorsale Poren („proboscis pores“). 2. Sehr stark entwickelter Lophophor, aus 12 Hauptstämmen bestehend, die dorsal oder seitlich vom mittlern Körperteil ausgehen. 3. Vorhandensein einer Notochorda — einer besondern Fort- setzung der Mundraumwand nach vorn in das Kopfschild. 4. Vorhandensein eines Paares von Kiemenspalten, die in die vordere Partie des Ösophagus führen und sich seitlich öffnen. 5. Die Leibeshöhle besteht aus einem unpaarigen Cölom des Kopfschilds und paarigen Cölomen im „collar“ (Halsregion) und im Rumpf; es läßt sich also eine deutliche Dreisegmentierung erkennen. 6. Das Cölom der Halsregion bildet Fortsetzungen in die Lopho- phorarme und Tentakel und öffnet sich nach außen durch 2 seit- liche Poren („collar pores“). 7. Die Knospen bilden sich als hohle Ausstülpungen der Stiel- spitze und lassen sehr früh eine deutliche Dreisegmentierung er- Die Pterobranchier. 555 kennen. Man kann in den Knospen nur 2 Körperschichten erkennen: die erste bildet Körperwand, Nervenganglion, Mundraum („buccal region“) und Enddarm (,rectum“), die zweite Muskelfibrillen und „skeletogenous tissue“. Von ihnen wurden noch Ovarien mit stark pigmentierten Oviducten, ein Uförmig gebogener Darmkanal, der in Ösophagus, Magen und Enddarm zerfällt, und ein Cerebralganglion in der dorsalen Wand der Halsregion und der hintern Partie des Kopf- schilds beobachtet. Harmer sah im Anhang zum M’Istos#’schen „Report“ die Drei- segmentierung, „proboscis pores“, „collar pores“, Kiemenspalten, „Notochord“ und die Lage des Cerebralganglions im 2. Körper- abschnitt als Merkmale an, die die Verwandtschaft des Cephalo- discus mit Dalanoglossus beweisen. Es muß aber, nach seiner Anschauung, auch eine Verwandtschaft mit den Phoroniden existieren. Nach M’Intosn und Harmer (s. auch 33 u. 37) haben nur MAsTEr- MAN (36, 38, 39, 40, 42) und Coxe (41) bis jetzt (Sommer 1905) den Cephalodiscus durch Studium kennen gelernt und untersucht. Da Cephalodiscus schon auf Grund oberflächlicher Untersuchung den Enteropneusten nahe verwandt zu sein scheint, tritt auch die Frage an uns heran, ob es möglich ist, in seiner Organisation auch die Merkmale derjenigen Typen zu finden, die von einigen Forschern von den Enteropneusten-ähnlichen Formen abgeleitet werden, näm- lich solche der Echinodermen und besonders der Chordaten? Von diesem Standpunkt gehen die Untersuchungen MASTERMAN’S aus, der einer der ersten Forscher war, die in der Actinotrocha, Phoronis und Cephalodiscus die Ahnen der Wirbeltiere erblickt haben. Im Jahr 1897 erschien seine 1. Abhandlung über Cephalodiscus (36), die in vielen wesentlichen Punkten die Angaben von M'Ixrosx und Harmer ergänzt. Die wichtigsten Ergänzungen der MASTERMAN- schen Untersuchungen sind: 1. Vorhandensein eines geschlossenen, nach dem Bau der Entero- pneusten gestalteten Gefäßsystems bei Cephalodiscus. Es existiert auch ein Pericardialsack (Herzblase oder „Präoralsack“), der im Kopfschild liegt. 2. Vorhandensein zweier dorsaler Längsfalten der Ösophagus- wände bei Cephalodiscus, die aus stark vacuolisierten Zellen bestehen. Diese stellen die ersten Anlagen der Chorda der Wirbeltiere dar (sog. ,Diplochorden“ oder ,Pleurochorden“). 37* 556 A. SCHEPOTIEFF, 3. Das von M’Ixtos# und Harmer als „Notochord“ bezeichnete Organ soll eine ,subneural gland“ darstellen und kann mit der Hypophysis der Chordaten homologisiert werden. 4. Das Vorhandensein von Facettenaugen, die von M’Ivtos# als Aggregat von Drüsenzellen betrachtet wurden, an den Spitzen der Lophophorstämme. Im Jahre 1898 vervollständigte MASTERMAN (39) seine ersten Untersuchungen durch das genauere Studium der Genitalien, des Nervensystems und des Knospungsprozesses. Die Untersuchungen des letztern führen ihn zu folgenden Schliissen: 1. Ektoderm und Mesoderm der Knospen bilden sich direkt aus der Stielwand. Das Endoderm dagegen entsteht durch Invagination des Ectoderms der Knospe. 2. Die Kiemenspalten sind endodermalen Ursprungs. 3. Oviducte, Kopfschildporen sowie die „collar pores“ sind ectodermalen Ursprungs. 4. Die Lophophorarme, die an den jüngsten Knospen noch fehlen, bilden sich nicht alle auf einmal, sondern sukzessive nacheinander; ursprünglich tritt die Bildung eines einzigen Paares von Armen auf. 5. Die Herzblase („preoral sac“) bildet sich durch Invagi- nation der hintern Wand des Kopfschildeöloms. Im Jahr 1903 veröffentlichte Masrermax (42) die Resultate seiner Untersuchungen der zentralen Körperpartie von Cephalodiscus (der Notochorda und der angrenzenden Organe), — des „central complex“ — von Cephalodiscus. Die Notochorda hat nach ihm einen ~ Axialkanal, ist also hohl. Gegen ihre Spitze liegt das Herz, das wie bei Balanoglossus eine Invagination der Herzblase („peri- cardial sac“) darstellt. Das Nervenganglion bildet sich ebenfalls durch Invagination, und man kann noch die Spuren des Neuroporus als schwache Vertiefung des Epithels oder ,ectodermal pit“ erkennen. Einer der Hauptfehler der Untersuchungen MASTERMANS, die ziemlich viel Aufsehen erregt hatten, ist das sehr starke Vorherrschen der vorgefaßten Meinung, Cephalodiscus müsse unbedingt zu den Ahnen der Enteropneusten und der Chordaten zu rechnen sein und zwar nicht nur er allein, sondern auch die Actinotrocha und Phoronis. Deswegen hat er auch da, wo nur leise Andeutungen vorhanden sein konnten, die erst in ihrer Summe einen Anhaltspunkt für phylo- genetische Verallgemeinerungen zu bieten vermochten, zu stark schematisiert. Deshalb sind seine Untersuchungen immer mit phylo- genetischen Vergleichen durchflochten. Wenn alle oder fast alle Die Pterobranchier. 557 seine Angaben über die Organisation der Actinotrocha durchaus als falsch nachgewiesen werden, so sind damit nicht nur seine phylo- genetischen Betrachtungen mit verworfen, sondern auch seine An- gaben über den Bau von solchen Tieren wie Cephalodiscus. Die letztern kann ich aber in sehr vielen Punkten nur bestätigen, was mir dagegen bei meinen Untersuchungen über den Bau der Actino- trocha nicht möglich gewesen ist. Schon seit der Veröffentlichung der ersten Arbeit MAsTERMAN’S hat eine Polemik mit Harmer über die Bedeutung der Notochorda begonnen (Harmer 37, MASTERMAN 38, 40), der gegen die MAsTEr- MAN’sche Meinung von der Homologie der Notochorda mit der Hypo- physis auftrat sowie auch gegen die ganze Theorie der „Diplochorden“. Bald nach den ersten Arbeiten MAsTErMman’s erschien eine Notiz Coue’s über den Bau der Endanschwellungen in den Lophophorarmen (41). Statt Facettenaugen, deren Anwesenheit überhaupt sehr merk- würdig und fraglich erschien, fand Coin, daß diese Endanschwel- lungen Aggregate von in verschiedenen Stadien der Entwicklung be- findlichen Nesselkapseln oder „rhabdite cells“ seien. Eine kurze Übersicht über die Organisation von Cephalodiscus, die sich auf eigne Prüfung der Präparate von M'Ixrosx gründete, hat Enters!) bei der Betrachtung der phylogenetischen Be- ziehungen der Pedicellineen gemacht, die ich jedoch als unrichtig bezeichnen muß. Alle andern Forscher, die bis Sommer 1905 über die Beziehungen des Cephalodiscus zu andern Tiergruppen oder über seine Organi- sation geschrieben haben, wie z. B. Lane (34), stützten sich nur auf Angaben der oben genannten Forscher, nicht aber auf eigne Unter- suchungen. Eine kurze Darstellung meiner Untersuchungen habe ich im Jahr 1905 veröffentlicht (45). II. Geographische Verbreitung. Cephalodiscus hat eine noch weitere und noch spärlichere Ver- breitung als Rhabdopleura. Bis zum Juli 1907 ist er an folgenden Fundorten nachgewiesen worden: 1. Challenger-Expedition. 11. Januar 1876, Station 311, Smith Sund, Magalhaens-Straße, lat. 52° 45‘ 30“ S., long. 73° 46‘ 0“ W. 1) EHLERS, E., Zur Kenntniss der Pedicellineen, in: Abh. Ges. Wiss. Göttingen, Vol. 36, 1890. 558 A. SCHEPOTIEFF, Tiefe 245 Faden. Bodenbeschaffenheit: blauer Ton. (M’LyrosH 1887 [32] Challenger’s Summary 1905; 35.) 2. Schwedische Südpolar-Expedition (ANDERSSON, 1903; 43, 50). a) Station 5. Lat. 64° 20' S., long. 56° 38’ W. Graham-Region. S.-O. von der Seymour-Insel. b) Station 6. Lat. 64° 36° S., long. 57° 42’ W. Graham-Region. S.-W. von der Snow Hill-Insel. c) Station 58. Lat. 52° 29'S. long. 60° 36’ W. Südlich von den Falklands-Inseln. d) Station 59. Lat. 53° 45° S., long. 61° 10‘ W. Auf der Burd- wood-Bank. e) Station 73. Lat. 54°55‘ S., long. 67°41‘ W. Feuerland, Beagle- Kanal. W. von der Gable-Insel. f) Station 94. Lat. 62° 55' S., long. 55° 57’ W. Graham-Region. N. von der Joinville-Insel. An allen Fundorten war Sandboden oder Kiesboden. Tiefe 80 bis 107m 3. Ost-asiatische Meere (Harmer, 1903; 45). a) Siboga-Expedition, Station 89, Korallenriff an der Ostkiiste von Borneo (Pulu Kaniungan). Littorale Form. b) Siboga-Expedition, Station 204, S.-O.-Ende von Celebes (Buton Strait). Tiefe 75—94 m. c) Korea-Strabe (long. 128° 20° E., lat. 32° 10‘ N.). Tiefe 183 m. 4. Süd-Afrika, Kapland (RipEwoop, 1900; 48). Cape St. Blaize, Knysna Heads und East London. Tiefe 30 bis 130 Faden. 5. Englische Südpolar-Expedition (Ray LANKESTER, 47; Ripewoop, 49) 1902— 1903. a) Victoria Land, Coulman |. . Tiefe 100 Fad. b) Antarktischer Ozean. Lat. 78° 16' S., long. 197°41‘ O0. Tiefe 100—300 Fad. Wie man sieht, ist die geographische Verbreitung sehr eigen- tümlich und ähnelt der Verbreitung der meisten isoliert stehenden Tiergruppen, die die letzten Reste früher weit verbreiteter und zahlreicher Tierformen darstellen und jetzt an sehr weit voneinander liegenden Orten vorhanden sind (wie z. B. Amphioxus, Enteropneusta, Ganoidei, Peripatus etc.). Bis zu den Angaben Harmer’s war nur eine Art, Cephalodiscus dodecalophus M’Ixt., bekannt. Bis jetzt (Sommer 1907) sind noch Die Pterobranchier. 559 11 Arten beschrieben worden, und zwar Cephalodiscus gracilis, Ce- phalodiscus sibogae und Cephalodiscus levinseni von Harmer (46) Ce- phalodiscus hodgsoni und Cephalodiscus gilchristi von Ripewoon (48, 49) und LANkEster (47), Cephalodiscus aequatus, Cephalodiscus inaequatus, Cephalodiscus solidus, Cephalodiscus densus und Cephalodiscus rarus von ANDERSSON (50). Bis jetzt ist ANDERSSON der einzige gewesen, der Cephalodiscus in lebendigem Zustand hat beobachten können. III. Bau der Wohnrohre. Die Wohnröhre oder das Coenoecium des Cephalodiscus dodeca- lophus M’Inv. hat die Form eines unregelmäßig verzweigten Netzes, dessen Oberfläche reichlich mit Spitzen, Haaren oder andern Vorsprüngen bedeckt ist (Fig. 1, 2, Taf. 38). Neben der Basis einiger von ihnen befinden sich spaltförmige Öffnungen (Oef Fig. 1—3), die in die innern Räume (A Fig. 3) führen. Die einzelnen Balken oder Seiten- spitzen des Netzes haben im Querschnitt kreisförmige oder ovale Umrisse (Röhren des Coenoeciums); ihre Breite ist ungefähr die- selbe an allen Stellen und variiert zwischen 3 und 5 mm. Das ganze Netz ist nur an wenigen Stellen an der Unterlage angeheftet. Die übrigen Partien kriechen frei auf dem Meeresboden. Im Gegensatz zu Rhabdopleura ist keine Regelmäßigkeit im Bau der Wohnröhren oder ihrer Abteilungen noch auch in der Lage der Öffnungen, Stacheln oder Spitzen bei Cephalodiscus dodecalophus M'IxT. er- kennbar. Die nebeneinander liegenden Stacheln oder Anhänge der verschiedenen Röhren sowie auch ihre Wände können leicht mit- einander verschmelzen. Auch nebeneinander verlaufende Röhren können aneinander liegen und verschmelzen (s. M'Ixrosn, 32, tab. 1). Die Tiere (Th Fig. 3) sitzen in ovalen oder länglichen Räumen (iR) einzeln, doch kommunizieren alle diese Räume miteinander: sie stellen Partien eines einzigen stark verzweigten und durch breite Querlamellen (g) geteilten Hohlraums dar. Jeder Raum, der ein Tier enthält, öffnet sich mit einer besondern Öffnung. Solch eigen- tümlicher Bau der Wohnröhre, wo die Tiere eine gesellschaftlich halbsedentäre Lebensweise führen (Lane, 34), hat wenig Analogie im übrigen Tierreich. M’Ixrosx vergleicht sie mit den Gehäusen der Appendicularien. Eine Serie von Querschnitten durch eine Partie einer Röhre der Kolonie ist auf Taf. 38 wiedergegeben (Fig. 6—11). Die freie 560 A. SCHEPOTIEFF, Kommunikation aller Räume miteinander kann man leicht feststellen. Die Ränder der Öffnungen (Oef Fig. 8, 9, 10) sind stets als kurze Verlängerungen der Wände nach außen gebogen (Vd). Alle Stacheln, Vorsprünge und sonstigen Anhänge an der Oberfläche stellen solide Gebilde dar (Ft Fig. 6, 7, 8, 9). Die Substanz der Wohnröhren ist rotbräunlich und durchsichtig, doch entfärbt sie sich nach langer Einwirkung von Alkohol ziemlich bedeutend. Die Wohnröhren, die ich habe beobachten können, haben ihre Farbe fast gänzlich eingebüßt. Die Substanz der Röhren läßt sich sehr gut ganz dünn (bis zu 1 w) schneiden. Auf diesen Schnitten kann man in der Substanz zahlreiche Anwachsstreifen erkennen (Fig. 12). Die ganze Wand besteht aus einer Anzahl sehr scharf abgegrenzter Schichten von homogener Substanz (dsb, dsb1). Ihr Bau ist also dem der Rhabdoplewra ähnlich, nur daß hier die Schichten der Wohnröhrensubstanz nicht regelmäßig miteinander verbunden sind. In allen andern Eigenschaften scheinen die beiden Substanzen einander sehr nahe zu stehen. Die Substanz der Wohnröhren färbt sich im allgemeinen sehr stark und schnell, besonders mit Hämatoxylin oder BLhocumann’scher Flüssigkeit (hellblau). Die Zuwachsstreifen in der gefärbten Substanz treten sehr scharf hervor. Bei aufmerksamer Betrachtung kann man in der homogen erscheinenden Wohnröhrensubstanz der einzelnen Schichten eine feine Streifung erkennen, die parallel den scharf färbbaren Zuwachs- streifen oder (Grenzen der Schichten verläuft. Diese Streifung oder auch die manchmal erkennbare Punktierung (besonders nach Färbung mit Methylblau oder Eisenhämatoxylin) weist auf die Anwesenheit einer innern Struktur hin. Diese tritt hier nach demselben Ver- fahren deutlich auf, wie das bei der Wohnröhrensubstanz der Rhabdo- pleura der Fall ist, nämlich 1. nach Austrocknen der einzelnen Stückchen oder der Schnitte der Substanz in Xylol auf dem Wärme- schrank oder im Vacuum oder 2. nach schwachem Erhitzen über der Flamme mit nachfolgender Untersuchung in der Luft oder nach Einbettung in geschmolzenem Kanadabalsam. Man kann dann, wie Fig. 13 u. 14, Taf. 38 zeigen, dieselben Bilder sehen wie in der Wohnröhrensubstanz von Rhabdopleura (Bl, Bir, Lr), die auf Anwesenheit alveolar-wabiger Struktur hindeuten. . Am schwächsten tritt die Struktur in den Stacheln oder soliden Anhängen der Wohn- röhren auf und am deutlichsten in den Querlamellen der innern Räume. Chemisch ist von mir die Substanz der Wohnröhren von Cephalo- Die Pterobranchier. 561 discus wie die von Æhabdopleura nur auf Eiweißkörper geprüft (Mırron’s Reagens, Xanthoprotein-Reaktion, Furfurol-Reaktion) und zwar mit demselben negativen Resultat. IV. Allgemeine Korperform. Bei Betrachtung mit dem bloßen Auge erscheint Cephalodiscus dodecalophus als ein kleines ovales Kügelchen, das ungefähr 2 mm Länge und ca. 1 mm Breite besitzt. An seinem Körper kann man bei äußerer Betrachtung folgende Abschnitte erkennen: 1. Am Vorderende des Körpers ist ein blattartiges, ventral ge- richtetes Kopfschild (Ks Fig. 4, 5, Taf. 38) vorhanden, das die Vorderspitze des Körpers darstellt und von der ventralen Körper- seite rund oder oval aussieht. 2. Eine schmale Mittelpartie oder Halsregion ist vom Kopf- schild durch tiefe Verengungen der ventralen und der seitlichen Körperwände getrennt und gegen die hintere Körperpartie durch besondere Falten der Körperwand abgegrenzt, die an beiden Seiten des Körpers als Seitenlippen (S/) und an der ventralen als quer zur Körperachse gehende Unterlippe verlaufen (U1). 3. Dorsalwärts hinter dem Kopfschild entspringt aus der Hals- region der sehr stark entwickelte Lophophor (Z), der aus 12 Armen (La) besteht. 4. Ein ovaler, hinten abgerundeter Rumpf (Af), dessen vordere Partie beiderseits schwach abgeplattet ist. Die ventrale Wand des Rumpfs an seiner hintern Partie läßt eine schmale mediane Längs- falte erkennen (Lft Fig. 5). Diese vordere Partie seiner dorsalen Hälfte wölbt sich sehr stark über die Halsregion. 5. Von der ventralen Wand des hintern Rumpfendes geht ein stark entwickelter Vorsprung oder Stiel (St) aus, der mit einer schwachen Vertiefung seiner Spitze (Vt) endet und ein Bewegungs- organ des Tiers darstellt. An seiner Spitze bilden sich die Knospen (Kn!, Kn°). Die bei Rhabdopleura vorhandene Asymmetrie des Körperbaus fehlt bei Cephalodiscus oder tritt nur sehr schwach in der links- seitigen Lage der hintern Partie des Kopfschilds gegenüber der Mundspalte (hP Fig. 4, 6, 7, Taf. 42) oder einigen andern Or- ganen auf. An der Oberfläche des Körpers kann man an den Weibchen von Cephalodiscus (nur solche habe ich zu meiner Verfügung gehabt) 10 Öffnungen erkennen. Eine ventrale Mundöffnung (Ms Fig. 2—5, 562 A. SCHEPOTIEFF, Taf. 42), die eine Längsspalte darstellt, liegt median in der Hals- region oberhalb der Unterlippe, sodaß die hintere Hälfte des Kopf- schilds (kP) sie fast gänzlich überdeckt. Der dorsale After (A Fig. 1, Taf. 39) liegt an der Spitze des erwähnten Vorsprungs der dorsalen Partie des Rumpfs, also viel höher als die Mundöffnung, in der Höhe der weiter unten erwähnten Kopfschildporen. Er er- scheint als eine breite kreisförmige Öffnung. Die beiden weiblichen Genitalporen (Gp Fig. 6, Taf. 39, Ovd Fig. 1, Taf. 40) liegen nahe beieinander auf der dorsalen Rumpfwand vor dem vordern Vor- sprung des Rumpfs. Die paarigen Kopfschildporen (Asp Fig. 4, Taf. 39) liegen in der Mitte der dorsalen Wand des Kopfschilds und sehr nahe beieinander. Die paarigen Halsregionporen (Hrp Fig. 4 u. 5, Taf. 38) liegen seitlich hinter den Seitenlippen. Ventral- wärts, dicht neben ihnen, öffnen sich die beiden Kiemenspalten (Kspt Fig. 4, 5, Taf. 38). Der Körper der Tiere ist hellbräunlich, an einigen Stellen schwach durchsichtige und an den verschiedensten Stellen mit schwarzen Pigmentflecken versehen; doch sind diese bei Cephalo- discus nicht so zahlreich vorhanden wie bei Æhabdopleura. Die Pigmentflecke (p der Figuren) treten im äußern Epithel der Ten- takel (Fig. 1, 6, Taf. 46), der Kopfschildränder, der Seitenlippen (Fig. 5, Taf. 42), in den Oviducten (Fig. 6, Taf. 39; Fig. 8—11, Taf. 48) und in den Ösophaguswänden (Fig. 5, Taf. 42 u. 43) auf. An andern Körperstellen sind sie sehr selten. Diese Pigmentflecke bestehen aus einer Anzahl dicht neben- einander liegender, sehr kleiner schwarzer oder grauer Kügelchen, die miteinander in keinerlei Verbindung stehen, sondern stets von- einander gesondert und entweder kreisrund oder öfters beiderseits abgeplattet sind. Gewöhnlich liegen sie in den Vacuolen der Epithel- zellen, seltner in deren Protoplasma. Die Körperwand von Cephalo- discus (Fig. 12, Taf. 46) besteht aus hohem Epithel (pz), dessen Kerne (X) gewöhnlich mehrschichtig angeordnet sind. Nur an den Stellen, wo die Körperwand besonders dünn ist, — an der dorsalen Rumpfwand oder an den Unterlippenwänden — tritt niedriges Epithel mit ein- schichtig angeordneten Kernen auf. Eine deutlich erkennbare Cutieula (Cut) ist nicht an allen Stellen der Körperoberfläche be- obachtet worden. Am deutlichsten ist sie auf der Stieloberfläche oder auf den Lophophorarmen sichtbar. Bewimperung tritt besonders stark am Lophophor, an den Seiten- lippen und den Kopfschildrändern auf; an den Rumpfwänden und Die Pterobranchier. 563 besonders am Stiel fehlt sie vollständig. Von innern Organen sind das gesamte Darmrohr, die Kiemenspalten, die Kopfschildkanäle und die Halsregionkanäle bewimpert. Die äußerliche Teilung des Körpers in Kopfschild, Lophophor, Halsregion, Rumpf und Stiel entspricht keineswegs einer innern Seg- mentation. In der Leibeshöhle sind 2 Quersepten vorhanden, die sie in 3 — der Gliederung des Körpers in 3 Segmente entsprechende — Abschnitte zerlegen. Das 1. Querseptum (q! der Figg.!) ist stark entwickelt, liegt in der hintern Partie des Kopfschilds und geht schief von vorn dorsal nach hinten ventral, sodaß sich die Kopfschildporen im 1., die Mund- öffnung im 2. Segment befinden. Das 2. Querseptum (q° der Figg.”)) geht zwischen der Unterlippe und der vordern Wand des dorsalen Rumpfvorsprungs, sodaß die weiblichen Genitalöffnungen im 3. Segment, die Halsregionporen und die Kiemenspalten auf der Grenze des 2. und 3. liegen. Durch das 2. Querseptum geht einerseits die vordere Partie des Osophagus, andrerseits die beiden Kiemenspalten und die Halsregionkanäle, sodaß es unmittelbar nur an wenigen Stellen zwischen dem Ösophagus und den Körperwänden erkennbar ist. Wie aus den folgenden Untersuchungen hervorgeht, kann man die innere Anatomie schematisch in bezug auf diese 3 Segmente folgendermaßen darstellen: 1. 1.Segment oder Kopfschild (Ks Fig. 11 etc., Taf. 46; Fig. 14, Taf. 48). Das Colom (Kse) ist unpaarig und öffnet sich durch die erwähnten dorsalen Kopfschildkanäle nach außen. Es enthält die Herzblase (bl), die dem 1. Querseptum anliegt. 2. Das 2.Segment oder die Halsregion hat ein paariges Cölom (He der Figg.,z.B. Fig. 4, Taf. 47), das sich durch die erwähnten seitlichen Kanäle nach außen öffnet. Es liegt an der vordern Partie des Ösophagus und bildet Fortsetzungen in die Seitenlippen, die miteinander unter dem Ösophagus auf der ventralen Körperseite in Berührung treten. Nach vorn gegen das Kopfschild geht vom Ösophagus an der Verbindungs- stelle des dorsalen Medianseptums des Halsregioncöloms mit dem 1. Querseptum des Körpers ein solider Zellenstrang oder die Noto- 1) g! Fig. 2, 4, Taf. 40; Fig. 1, Taf. 41; Fig. 5—8 und 10, Taf. 44. 2) q° Fig. 2, 4, Taf. 41; Fig. 1—2, Taf. 42; Fig. 2—4, Taf. 43; Fig. 8 u. 9, Taf. 46; Fig. 1—2, Taf. 47. 564 A. SCHEPOTIEFF, chorda aus. Die Cülome der Halsregion setzen sich in jeden Lopho- phorarm und in jeden Tentakel fort, sodaß der ganze Lophophor nichts anderes darstellt als eine dorsale Ausstülpung der Halsregion- wand. In der dorsalen Wand der Halsregion liegt median, zwischen den Lophophorarmen, das Cerebralganglion. 3. Das 3. Segment oder der Rumpf hat ebenfalls ein paariges Cölom. Es enthält den übrigen Darmkanal und die Genitalorgane und hat eine Fortsetzung in den Stiel. Die Knospen stellen ur- sprünglich einfache Ausstülpungen der Stielwände dar, sodaß ihre Cölome längere Zeit hindurch in direkter Verbindung mit dem Rumpfcölom stehen. Dieses kommuniziert mit der Außenwelt gar ! nicht; die Räume der Ovarien sind von ihm vollständig abgeschlossen. V. Das Kopfschild. Das Kopfschild (As der Figg.')) ist ein blattförmiges Organ, das in ventraler Ansicht kreisförmig oder oval aussieht. Seine dorsale Wand geht in seiner mittlern Region direkt in die Halsregionwand über; seitlich und ventralwärts ist das Schild durch tiefere Ein- schnürung vom Rumpf gesondert und erstreckt sich bis über die Mundöffnung. An der ventralen Fläche kann man am Kopfschild leicht 2 Partien erkennen: eine hintere, kleinere, die die Mundöffnung und die ventrale Wand der Halsregion umfaßt (2P der Figg.?)), und eine vordere, größere, die die übrige Partie des Kopfschilds bildet (Ks. Fig. 4 u. 5, Taf. 38). An der Grenze zwischen beiden ist ein quer durch die Breite des Schilds verlaufender halbkreisförmiger, ventral- : wärts gebogener Pigmentstreif (pstr Fig. 4, Taf. 42; Fig. 10 u. 11, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 48) vorhanden. Gegen dessen beide Enden zeigen die Ränder des Kopfschilds schwache Einstülpungen ihrer Oberfläche (Vt! Fig. 5, Taf. 38). Dieser Pigmentstreif wurde von M’Inrosu zuerst als Mundspalte des Tiers betrachtet. Er besteht aus einem Aggregat sehr dicht neben- einander liegender Pigmentflecke und erstreckt sich durch die ge- samte Dicke der Kopfschildwand bis zum Peritonealepithel seines 1) Ks Fig. 4, 5, Taf. 38; Fig. 1—6, Taf. 39; Fig. 4, Date Fig. 1, 2, Taf. 42; Fig. 8—11, Taf. 46; Fig. 1, 2, Taf. 473 Be Taf. 48. 2) AP. Fig. 4, 5, Taf. 38; Fig. 3, 4, 6, 7, Taf 42; "ios TOR Taf. 46. Die Pterobranchier. 565 Cöloms. Die hintere Partie des Kopfschilds biegt sich bei den meisten Tieren nach vorn und liegt teilweise über der vordern Partie, sodaß man an Totalpräparaten solcher Tiere die Mundspalte beob- achten kann. In der vordern Partie liegt in der Ventralwand ein Aggregat von Drüsenzellen (Dp der Figg.')). Diese sind feine, stab- förmige Zellen, die quer und fast durch die ganze Breite der Kopf- schildwand verlaufen. Die Zellen sehen im Querschnitt polygonal aus. Ihre Kerne liegen in der Mitte und sind oval und blasenförmig; das Protoplasma ist körnig und sehr stark färbbar. Diese Drüsen- partie des Kopfschilds hat keine scharfe Grenze gegen die Ränder des Kopfschilds. Die Drüsenzellen liegen gegen die Peripherie des Agegregats nicht in einer ununterbrochenen Schicht, sondern unregel- mäßig zwischen den Epithelzellen der Kopfschildwände zerstreut. Im Querschnitt ist die distale Spitze des Kopfschilds sehr stark dorsoventral abgeplattet (As Fig. 1, Taf. 39). Die dorsale Wand ist dünn, die ventrale doppelt so dick. Bald aber, auf den nächsten durch die mittlere Partie des Kopfschilds geführten Schnitten, er- kennt man eine mediane Verdiekung der dorsalen Kopfschildwand (vdN Fig. 2, Taf. 39), die wie eine Längskante aussieht und sich bis zur Halsregion verfolgen läßt (Vd Fig. 5, 6, Taf. 39; Fig. 1, 2, Taf. 40); sie ist teilweise auch auf der dorsalen Wand der Hals- region erkennbar. In dieser Längskante verläuft der vordere dorsale Nerv des Tiers. Auf Schnitten, wo diese Verdickung erkennbar ist, sind die übrigen Partien der dorsalen Kopfschildwand dünn und be- stehen aus sehr niedrigem Epithel, bei den meisten Tieren mit ein- schichtig angeordneten Kernen (dKsw Fig. 3—6, Taf. 39; Fig. 2, Taf. 41). An den übrigen Stellen des Kopfschilds, abgesehen von der Drüsenpartie, bestehen die Wände aus hohen Epithelzellen mit mehrschichtig angeordneten Kernen (Ksr Fig. 1, Taf. 40). Die Ränder des Kopfschilds sind an dessen beiden Seiten stets schwach angeschwollen und etwas nach hinten gebogen (Asr Fig. 3, 4, Taf. 39). An der hintern Partie sieht man die dorsale, d.h. gegen die Mundspalte gewendete Wand, sehr dünn (dAsw Fig. 1, Taf. 42); die ventrale dagegen (Ks) ist bedeutend dicker. Auf Längsschnitten erscheint die Vorderspitze des Kopfschilds schwach angeschwollen und abgerundet (As Fig. 11, Taf. 46). Die 1) Dp Fig. 4—6, Taf. 39; Fig. 1—4, Taf. 40; Fig. 2, Taf. 41; Fig. 11, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 48, 566 A. SCHEPOTIEFF, Drüsenpartie bildet eine schwache Wölbung oder Verdickung der ventralen Wand nach außen. Das Cölom des Kopfschilds (Kse Fig. 11, Taf. 46 etc.) ist am breitesten in der mittlern Partie; es setzt sich in die hintere Partie nur teilweise fort: an den Querschnitten erscheint es dort als ein enger Spaltraum zwischen den beiden Wänden. Die Herzblase füllt eine Partie des Raums des Cüloms aus (Hbl). In den tiefern Schichten des Epithels, besonders aber an dessen dickern Stellen hinter den Zellen der Drüsenpartie ist immer ein subepithelialer Nervenzellenplexus erkennbar. Zwischen den proximalen innern Enden der Drüsenzellen und dem Peritonealepithel des Kopfschildcéloms ist eine ziemlich breite Schicht erkennbar. Bei schwachen Vergrößerungen sieht diese Schicht fein punktiert oder gestrichelt aus; bei stärkern läßt sich hier eine ununterbrochene Schicht von Nervenfasern erkennen (Nzp Fig. 1, 2, 3, Taf. 40; Fig. 2, Taf. 41; Fig. 5, Taf. 45; Mig PES Deren Breite ist an einigen Tieren sehr bedeutend. An den dünnen Stellen der dorsalen Kopfschildwand läßt sich ein solcher Nerven- plexus nicht bemerken. VI. Leibeshöhle. 1. Cölom des Kopfschilds. Das unpaarige Cölom des Kopfschilds (Ase der Figg.!)), das einen Spaltraum zwischen den beiden Kopfschildwänden und dem 1. Querseptum des Körpers darstellt, wird durch starke Entwicklung der Muskelfibrillen charakterisiert. Diese gehen von der ventralen Partie des 1. Querseptums als 2 seitliche Büschel aus (KsM Fig. 6, Taf. 39; Fig. 1—4, Taf. 40; Fig. 1, 2, Taf. 41), verlaufen parallel der Notochorda von hinten ventral nach vorn dorsal fächerförmig durch das ganze Cölom und heften sich an der innern Fläche seiner Ventralwand an. Diese Muskelfibrillen stellen die Bewegungs- muskulatur des Kopfschilds dar. Abgesehen von ihnen wandern die Zellen des Peritonealepithels oft auch in den Cölomraum ein oder bilden Fortsätze darin (Pep Fig. 2, Taf. 40). An den engen Stellen des Cöloms, besonders in seiner hintern Partie, tritt fast vollständige 1) Kse Fig. 1—6, Taf. 39; Fig. 1-4, Taf. 40; Fig. 1 4, tana Fig. 1, Taf. 42; Fig. 4—7 u. 10, Taf. 44; Fig. 46, Taf. 45; Fig. 8 bis 11, Taf. 46; Wig, 2, 5, 6, 13, Tat. 47; Hig. 4, Wat 2a. Die Pterobranchier. 567 Ausfüllung des Cölomraums mit Peritonealepithelzellen ein (Pep Fig. 1, Taf. 40). Um das ventrale Blutgefäß und den Sinus (s. unten) ver- wandeln sie sich in eine Schicht besonderer Spindelzellen, die senk- recht zur Gefäbwand verlaufen und in ihren frei voneinander im Cölomraum liegenden Endanschwellungen ihre Kerne haben (ses mie 3, Taf. 40; Bigs 172, Dar 41; Wig. 7, 10, Taf. 44; Fig. 5, 6, Taf. 45). Die Umrisse der Zellen sind stets undeutlich. An einigen Stellen kann man eine ziemlich scharf entwickelte Basalmembran erkennen (bm Fig. 2, Taf. 40), die jedoch im Gegen- satz zu der im Halsregioncölom gar keine oder nur sehr schwache Runzelung zeigt. 2. Cölom der Halsregion. Das Cölom der Halsregion (Fig. 4, Taf. 47 und He der Figg.!)) ist paarig und umfaßt vollständig die vordere Partie des Ösophagus, sodaß man darin ein dorsales stark entwickeltes Medianseptum und ein dünnes ventrales Mesenterium in der Unterlippe erkennen kann. Das dorsale Medianseptum (d. Msp Fig. 4, Taf. 40; Fig. 1, Taf. 41; Fig. 10, Taf. 44; Fig. 5, 6, Taf. 45, Fig. 13 und d. Mes Fig. 11, Taf. 46; Fig. 2, 4, 7, Taf. 47) heftet sich ventralwärts und vorn an die dorsale Wand der Notochorda, hinten an den dorsalen Blindfortsatz des Osophagus (dBf Fig. 1—4, Taf. 41; Fig. 5, 6, Taf. 45; Fig. 10, 11, Taf. 46) und dorsalwärts an die dorsale Halsregionwand längs des Cerebralganglions und des vordern dorsalen Nerven an. Dieses Septum ist außerordentlich stark ge- bogen, sodab es im Längsschnitt wie ein dickes wellenförmiges Band erscheint (z. B. d. Msp Fig. 10, Taf. 44). Die Entwicklung der Muskelelemente im Medianseptum ist sehr stark. In diesem Septum verläuft das dorsale Blutgefib, das als ein breiter Zwischenraum darin leicht erkennbar ist (dg Fig. 2, 3, Taf. 40; Fig. 6, 7, Taf. 44; Fig. 11, Taf. 46; Fig. 7, Taf. 47). In das Kopf- schildcülom entsendet das Halsregioncölom 2 Fortsetzungen, die als 2 in der dorsalen Partie des Kopfschildeöloms liegende Blind- taschen mit sehr stark gefalteten Wänden erscheinen (rvHcb Dr Her oder ric ul AR OO Dat, 39; Fig. 4, Taf. 40: Fig. 2—4, Taf. 41; Fig. 6, 7, Taf. 42; Fig. 1—4, Taf. 43; Fig. 5—8 u. 10, Taf. 44; Fig. 1 u. 4—6, Taf. 45; Fig. 8, 9, 13, Taf. 46; Fig. 1—7, Taf. 47; Fig. 1—4, 6, 7, Taf. 48. 568 A. SCHEPOTIEFF, Fig. 8, Taf. 46; Fig. 5, 6 und vHcb Fig. 4, Taf. 47). Diese Blind- taschen kann man bis zur Höhe der dorsalen Kopfschildkanäle verfolgen. Auf den Querschnitten liegen ihre distalen Partien beiderseits von der vordern Partie der Herzblase, entweder ganz frei im Cölom des Kopfschilds (rvHch und WwHcb Fig. 13, Taf. 47) oder an der dorsalen Kopfschildwand (rvHeb und WwHcb Fig. 3—5, Taf. 39). Ein schmaler Spaltraum zwischen ihnen und der Herzblase ist stets vorhanden (À Fig. 13, Taf. 47). Dorsalwärts bilden die beiden Hälften des Cöloms der Halsregion Fortsetzungen in die Lophophorarme (Lac Fig. 4, Taf. 47 etc. der Figg.')), die von der dorsalen Partie der Halsregion beiderseits zwischen den Seitenlippen und dem Cerebralganglion in 2 Reihen ausgehen. Über die Lage von deren Ausgangspunkten wird noch bei Betrachtung des Lophophors die Rede sein. Die Seitenlippen, die beiderseits abgeplattete schmale Falten der Halsregion darstellen, sind hohl; sie liegen an beiden Seiten des Körpers unterhalb der letzten Lophophorarme und enthalten ebenfalls Fortsetzungen der beiden Hälften des Halsregioncöloms (Sle Fig. 5-—-7, Taf. 42; Fig.1,2, Taf. 43; Fig.1, 2,4, Taf. 47; Fig. 2,6270 2007 423 Bis zum Schluß der Mundspalte gehen die beiden Hälften des Hals- regioncöloms längs der vordersten Partie des Ösophagus, als 2 im Querschnitt kreisförmige Röhren, in die Unterlippe über (Ul Fig. 2, Taf. 43), wo sie, nach dem Schluß der Mundspalte, wieder miteinander in Berührung treten. Das schmale und sehr dünne ventrale Mesente- rium trennt beide voneinander. Es liegt nur im Raum der Unter- lippe und heftet sich dorsalwärts an das 2. Querseptum des Körpers an (v. Msp Fig. 2, 3, Taf. 43; Fig. 11, Taf. 46; Fig. 3, 4, Taf. 47). Die Gesamtansicht des Halsregioncöloms im Flächenschnitt ist ıingförmig und schematisch mit all seinen Fortsetzungen in die be- nachbarten Körperteile auf Fig. 4, Taf. 47 dargestellt. Das 2. Querseptum (q? der Figg.’)) enthält dorsal den dor- salen blinden Fortsatz des Ösophagus, ventral die ventrale Partie der Ösophaguswand, an beiden Seiten die hintern Partien der Kiemen- spalten und teilweise der Halsregionkanäle Es ist, wie erwähnt, nur an wenigen Stellen erkennbar. Die Cölome des Rumpfs bilden 1) Lac Fig. 1—6, Taf. 39; Fig. 1, A, Taf. 40; Fig. 3, Tarte Fig.) 1—4 u." 9,.Baf. 46: Hig; 1,2, Tat. 47; (Vig. 2; Doris 2) Siehe Anmerkung S. 563. Die Pterobranchier. 569 längs der beiden Seiten des Ösophagus 2 schmale ventrale röhren- förmige Vorsprünge oder Blindtaschen, die bis zur Höhe der Mund- spalte reichen können (v. Bdt Fig. 2,3, Taf. 43 und Re! Fig. 5, 6, 7, Taf. 42; Fig. 1,2, Taf. 43). Sie sind vom Halsregioncölom durch die Fortsetzungen des 2. Querseptums getrennt (q?). An den übrigen Stellen kann man das 2. Querseptum teilweise zwischen dem dor- salen Blindfortsatz des Osophagus (4Bf) und den Seitenwänden der Halsregion (q°? Fig. 2, 4, Taf. 41), zwischen den Seitenwänden des Ösophagus und den Kiemenspalten oder Halsregionkanälen (q? Fig. 7, Taf. 42; Fig. 1, Taf. 43) und zwischen dem Ösophagus und der äußern Körperwand erkennen (g? Fig. 2, 3, Taf. 43). Die Cölome der Halsregion unterscheiden sich von den übrigen einerseits durch eine starke Entwicklung der Peritonealepithelzellen und Muskelelemente, andrerseits durch Vorhandensein besonderer blasiger Zellen in ihrem Innern. Auf den Schnitten durch die Unter- lippe oder die Seitenlippen sieht man zahlreiche Zellen des Peritoneal- epithels, die quer durch den Cölomraum verlaufen und deren Kerne sich oft in der frei im Cölom liegenden Zellpartie befinden (Pep! Fig. 1, Taf. 411). Die freiliegenden Muskelelemente sind durch ihre stärkere Färbbarkeit mit Eosin von den Verzweigungen der Peri- tonealzellen leicht unterscheidbar. Unter den Peritonealepithelzellen entwickelt sich an vielen Stellen der Halsregion, hauptsächlich aber in den Seitenlippen und neben den Ausgangsstellen der Lophophorarme eine Schicht von Muskel- fibrillen, die man als Hautmuskelschlauch der Halsregionwände be- zeichnen kann (HrM Fig. 2, 3, Taf. 40; Fig. 2, Taf. 41; Fig. 5, Taf. 42; Fig. 6, 7, Taf. 44). Man kann oft auch die Bildung einer starken Basalmembran erkennen (Bm Fig. 5, Taf. 42). Sehr eigentümlich sind die frei im Cölomraum schwimmenden kugligen blasenförmigen Gebilde, die massenhaft im Halsregioncölom vorhanden sind (fz Fig. 1, 2, Taf. 40; Fig. 1,-2, 3, Taf. 41; Fig. 5, Taf. 45). Sie treten jedoch nur im eigentlichen Cölom hervor, nicht aber in seinen Fortsetzungen in die Lophophorarme oder Seitenlippen. Sie sind stets vollständig voneinander frei und haben grobe Kerne; die übrige Partie ihres Körpers färbt sich sehr schwach. Man kann keine besondere Hülle an ihrer Oberfläche erkennen, die auf optischen Schnitten sehr scharf abgegrenzt scheint. 1) Auch He Fig. 2, Taf. 41 und Pep Fig. 6—7, Taf. 44 und Fig. 5—6, Taf. 45. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 38 570 A. SCHEPOTIEFF, Diese Zellen, welche bedeutende Größe erreichen können, sind wahrscheinlich modifizierte Peritonealepithelzellen oder Amöbocyten. Die innere Fläche der Halsregion zeigt eine sehr starke Faltung, die sich auf den Hautmuskelschlauch und die Basalmembran erstreckt, jedoch in keinerlei Übereinstimmung mit der oberflächlichen- Faltung der Körperoberfläche steht (Ft Fig. 2, Taf. 40; Fig. 1, Taf. 41; Fie. 5, Taf. 42). Das Cölom der Halsregion öffnet sich nach außen durch kurze Kanäle (Hrk Fig. 4, Taf. 47 etc.), die wir später als Excretionssystem des Cephalodiscus betrachten werden. 3. Cölom des Rumpfs. Das paarige Cölom des Rumpfs (Re der Figg.')) ist einerseits durch den Darmkanal, besonders durch den sehr weiten Magensack, und andrerseits durch die Ovarien fast gänzlich ausgefüllt. Da, wo es als Zwischenraum zwischen den erwähnten Organen erkennbar ist, erscheint es als ein von den freischwimmenden Elementen ganz freier Raum. Das Peritonealepithel des Rumpfcöloms ist, abgesehen vom Stiel, nur an wenigen Stellen stark entwickelt: um die Oviducte (Pep Fig. 11, Taf. 48), um das dorsale Gefäß (Pept Fig. 5, Taf. 43) und in der ventralen medianen Längsfalte des Rumpfs. Diese Falte?) beginnt bald hinter der Unterlippe in der Höhe der hintern Partie des Ösophagus und wird nach hinten zu immer tiefer. Sie stellt die Ausgangsstelle des Stiels dar, der sich in der hintern Rumpfpartie vollständig vom Körper abtrennt (St Fig. 2 u. 3, Taf. 44). Die innere Fläche der Rumpfwand in dieser Rinne ist sehr stark gefaltet (Ft Fig. 9, Taf. 43; Fig. 1, Taf. 44), und die zahlreichen Körperwandfalten verlaufen schief von hinten, beiderseits von der ventralen Medianlinie des Körpers nach vorn. An den übrigen Stellen des Rumpfs ist das Peritonealepithel sehr niedrig und flach. An den Mesenterien fehlt es sogar sehr oft vollständig. Die innere Fläche der Rumpfeölomwände ist an allen übrigen Stellen auch flach. Das Rumpfcölom wird durch ein Medianseptum, worin der Darm- kanal liegt, in zwei Hälften geteilt. Man kann ein dorsales 1) Re Fig. 2, 3, 5, Taf. 39; Fig. 4, Taf. 40; Fig. 2—4, Taf. 41; Fig. 1—7, Taf. 42; Fig. 1—9, Taf. 43; Fig. 1—3, Taf. 44; Fig. 8—9, Taf. 465 Pig. 1,2, "Patel 47 Nie 2s 10, I, aa Mak EEE) 2) Lft Fig. 5, Taf. 38; Fig. 8-9, Taf. 43; Fig. 1, Taf. 44. Die Pterobranchier. 571 Mesenterium (d. Mes der Figg.')) erkennen, das den Enddarm trägt, und ein ventrales (v. Mes der Figg.*)), das sich in den Raum der medianen Falte fortsetzt. In der zwischen Osophagus und Enddarm liegenden Partie des dorsalen Mesenterium verläuft das dorsale Blutgefäß, das näher der Ösophaguswand als der Körper- wand liest (dg Fig. 10, Taf. 46; Fig. 10, 11, 12, Taf. 47). Zwischen jedem Oviduct und dem dorsalen Mesenterium verlaufen noch besondere seitliche Mesenterien (r. Ovmes oder l. Ovmes Fig. 6, Taf. 39; Fig. 1, Taf. 40; Fig. 10, 11, Taf. 47). Diese sind schmale Septen, die sich schräg vom dorsalen Gefäß dorsalwärts zum Oviduct erstrecken. Nach vorn sind sie an die dorsale Rumpf- wand, nach hinten an die Ovarialgefäße angeheftet. Sie bilden die Anheftungsbänder der Oviducte, und ihr Bau ist den andern Mesenterien des Rumpfcüloms vollständig gleich. Die beiden Fortsetzungen der Rumpfcülome nach vorn, längs der ventralen Wand des Körpers zwischen Ösophaguswänden und Kiemen- spalten oder Halsregionkanälen (Rc! und Rec? Fig. 5—7, Taf. 42; Fig. 1—2, Taf. 43 und v. Bat Fig. 2, 3, Taf. 43), die bis zur Höhe des Mundspalts verlaufen, sind schon erwähnt worden. VII. Lophophor. Der eigentliche Lophophor des Cephalodiscus dodecalophus M'IxT. (L Fig. 4, 5, Taf. 38) hat viel Unterschiede von dem der Rhabdopleura aufzuweisen. Die Lophophorarme gehen von beiden Seiten der dorsalen Partie der Halsregion oberhalb der Seitenlippen und der Halsregionporen aus. Auf den Querschnitten liegen die letzten Lophophorarme nicht tiefer als in der Höhe der Vorderspitze des Mundspalts (La Fig. 1—4, Taf. 42; Fig. 14, Taf. 48 etc. der Figg.?)). Man kann einerseits 6 vordere Lophophorarme, die in einer un- unterbrochnen Reihe liegen (Za1—La® Fig. 4, Taf. 47), und 6 hintere 1) d. Mes Fig. 5, 6, Taf. 39; Fig. 2—4, Taf. 40; Fig. 3, 4, Taf. 41; Wig. 6, 7, Taf. 42; Fig. 1, 4-9, Taf. 43; Fig. 1, Taf. 44; Fig. 11, Wat. 46; Fig. 10, 11, Taf. 47; Wig. 11, Taf: 48. 2) v. Mes Fig. 4—9, Taf. 43; Fig. 1, 2, 3, Taf. 44; Fig. 10, 11, mar, 46: Fig. 1, 2, Taf. 47. 3) La Fig. 1—6, Taf. 39; Fig. I, 4, Taf. 40; Fig. 3, Taf. 41; Fig. 1—3, Taf. 42; Fig. 9, 15, Taf. 46; Fig. 1, 2, 4, Taf. 47; Fig. 14, Taf. 48. 38* 572 A. SCHRPOTIEFF, (Lal—LaVI), deren Reihe durch das Cerebralganglion in der Median- linie der Halsregion unterbrochen ist, erkennen, andrerseits 6 rechts- seitig auf dem Körper (La'—La? und Lal—Lall) und 6 linksseitig (La* —La® und LalV—LaVI) liegende. Diese Anordnung erscheint jedoch in der Totalansicht etwas unregelmäßiger, weil die Lopho- phorarme an ihrer Ausgangsstelle miteinander verwachsen sind (Vb Fig. 4, Taf. 39; Fig. 1, Taf. 47), besonders die an den Seiten des Körpers liegenden hintern Arme. Die Lage der Ausgangsstellen ist deutlich nur auf Quer- oder Flächenschnitten erkennbar. In Fig. 1 u. 2, Taf. 39 sieht man die 6 vordern Lophophor-: arme (La'—La®) noch frei voneinander in einer Reihe, die zwischen der dorsalen Wand des Kopfschilds und der vordern Wand des dorsalen Rumpfvorsprungs liegt. Die übrigen Arme sind nach hinten gebogen und auf den Schnitten nicht alle getroffen. In Fig. 3, Taf. 39 sehen wir einige Arme schon miteinander an ihren seitlichen Flächen verwachsen (Vb) in 2 beiderseits von der dorsalen Medianverdickung des Kopfschilds liegenden Reihen, doch sind ihre Cölome voneinander noch vollständig unabhängig (Lac’, Lac”, Lac*). In Fig. 3 ist die Trennung der Lophophorarmcélome durch die gesamte Breite ihrer Wände hervorgerufen (Vb), an etwas tiefer gehenden Schnitten, wie sie die Figg. 4 u. 5, Taf. 39 darstellen, nur durch Schichten der innern Basalmembran oder Muskelfibrillen (Dm). Erst auf der Höhe des Herzens oder der Notochordaspitze kann man die Verbindungen der Lophophorarmcölome mit denen der Hals- region erkennen (r. Hc Fig. 6). Die Figg. 1 u. 2, Taf. 47 stellen einige Flächenschnitte durch die vordere Körperpartie dar und zeigen die Beziehungen der Cölome der Lophophorarme (Zac) zum Halsregioncölom (Hc) oder zueinander sehr deutlich (s. auch 7c, Lac u. He Fig. 2, Taf. 48). Wo die Lophophorarme von der Halsregion ausgehen, tritt eine stärkere Entwicklung der Basalmembran und des Hautmuskel- schlauches der Halsregion hervor. Die unregelmäßig auf der innern Fläche des Halsregioncöloms zerstreuten Muskelelemente verbinden sich zu einer fast ununterbrochenen Muskelschicht, die mit der Basal- membran zusammen eine sehr starke Faltung erfährt (Ft Fig.2, Taf. 40; Fig. 1,2, Taf. 41). Auf den Schnitten sind immer die innern Flächen der Ausgangsstellen der Lophophorarme wellenförmig gebogen. Be- sonders starke Faltung bekommen die ventral gerichteten Wände der Ausgangsstellen, während sie in den eigentlichen Lophophor- Die Pterobranchier. 573 armwänden etwas abnimmt, doch läßt sich bis zur distalen Partie der Arme die schwache Biegung der Wände verfolgen (Bm Fig. 2, Taf. 46). Die ununterbrochene Muskelfaserschicht differenziert sich zu einem breiten auf der dorsalen Lophophorarmwand verlaufenden Muskelbande (LaM Fig. 3, 4, Taf. 46). Das Peritonealepithel der Lophophorarmeölome ist auch stark entwickelt (Pep Fig. 2, 3, 4, Taf. 46) und bildet zahlreiche Stränge dorsoventral quer zur Cölombreite. Dagegen fehlen die erwähnten Blasenzellen des Halsregioncöloms im Lophophor vollständig. Äußerlich kann man an jedem Arm erkennen: 1. eine Dorsal- wand, die im Querschnitt halbkreisförmig erscheint und ziemlich dick ist (d. Law Fig. 4, Taf. 46); 2. eine Ventralwand (v. Law), die etwas dünner als die dorsale ist und in ihrer Mitte eine schwache Depression, eine Längsrinne, hat (Lft Fig. 2, 3, 4, Taf. 46); 3. zwei Reihen ventral gerichteter Tentakel (r7 und /7, Fig. 1, Taf. 46 und 7 Fig. 14, Taf. 48), die von den beiden Rändern der Arme aus- gehen und 4. besondere Endanschwellungen (Kan Fig. 4, 5, Taf. 38; Fig. 14, Taf. 48). - Jeder Arm ist von der Seite schwach gegen die ventrale Körper- seite gebogen. Ihr Längsschnitt sieht wie ein schwach entwickelter Halbkreis aus. Der histologische Bau der Lophophorarmwände ist dem der übrigen Halsregionwände oder der Seitenlippen vollständig gleich. Sie bestehen aus einer Schicht hoher Epithelzellen, deren Kerne mehrschichtig angeordnet sind (Fig. 1—4, Taf. 46). Die Endanschwellungen beginnen zunächst nur mit der Ver- ‘ dickung der dorsalen Wand (Han Fig. 2, Taf. 46), während die ventrale noch dünn bleibt (v. Zaw). Die letzten distalen Tentakel gehen von solchen Stellen der Arme mit dorsal angeschwollener Wand aus (77, IT und Kan Fig. 1, Taf. 46). Oberhalb der letzten Tentakel, deren Reihen bei Cephalodiscus nicht ineinander übergehen, wie das bei Æhabdapleura der Fall ist, verdickt sich auch die ven- trale Wand. Die Endanschwellungen haben im Querschnitt einen kreisförmigen Umriß mit gleich dicken Wänden. Auch das Lopho- phorarmcélom erweitert sich in denselben zu einer Endblase. Seine innere Fläche ist vollständig glatt, ohne innere Faltung. Zwischen den Epithelzellen der Wände der Endanschwellung, ‘deren Kerne (K Fig. 1, Taf. 46) in zahlreichen Schichten ange- - ordnet sind, befinden sich noch sehr große eigentümliche Zellen; sie bewahren ihre Breite entweder in ihrer ganzen Länge durch die gesamte Breite der Wand (gDz Fig. 7a, Taf. 46), oder sie sind nur 574 A. SCHEPOTIEFF, gegen die Peripherie der Anschwellung erweitert (gDz Fig. 1 u. 2, Taf. 46). Gegen die innere Fläche verengen sie sich bis zum feinsten protoplasmatischen Strang, der manchmal sehr schwer von den übrigen Epithelzellen der Anschwellung zu unterscheiden ist. Sie sind stets voneinander durch die übrigen Epithelzellen getrennt (Epz und Epz', Fig. 2, Taf, 46, auch 7a). Ihr Protoplasma ist grobbörnig, stark färbbar und enthält be- sondere sehr stark färbbare, in ungefärbtem Zustand lichtbrechende Körper. Meistens treten solche Körper in Einzahl auf, doch kann ihre Zahl bedeutend sein. Durch Hämatoxylin oder besonders Thionin werden sie sehr schnell gefärbt und schon nach kurzer Einwirkung undurchsichtig. Ihre Form ist sehr verschieden und oft höchst merk- würdig (dsb Fig. 7a—7b). In manchen Zellen findet man ovale oder lappige Körner (dsb Fig. 7c); in andern sieht man längliche, stab- förmige Gebilde, die dicht nebeneinander in einem Büschel längs der Zellachse liegen oder strahlenförmig von einem Zentrum divergieren (dsb Fig. 7b); endlich findet man auch große, polygonale Gebilde. Alle solche Körper können entweder im Protoplasma der Zellen voll- ständig eingeschlossen sein, oder sie liegen an der Peripherie gegen die Oberfläche der Endanschwellung (Fig. 7b), manchmal auch mit ihrer proximalen Partie außerhalb der Zellen. Trotz der eingehenden Beschreibung Cour’s (41), der in diesen Körpern verschiedene Stadien der Entwicklung von Nesselkapseln („Rhabdite cells“) sah, betrachte ich die Zellen, wie M'Ixrosx, als Drüsenzellen. Der lange Aufenthalt des Tiers (seit 1876) in Alkohol könnte teilweise Krystallisation ihrer Ausscheidungsprodukte hervorgerufen haben, welche die Bildung der eigentümlichen strahligen Figuren der Zelleinschlüsse verursachte. Zwischen den bei höhern Tieren bekannten Nesselkapseln (Turbellarien) und den besprochenen Zellen bei Cephalodiscus kann man keine Uber- einstimmung finden. Selbstverständlich haben solche Gebilde nichts mit „Facettenaugen“ zu tun, wie MASTERMAn in seinen beiden ersten Abhandlungen meinte (36, 39). Die Kerne solcher Drüsenzellen kann man im Protoplasma nur schwer entdecken, da sie groß und blasenförmig sind und leicht mit Einschlüssen, besonders mit ovalen oder körnigen, verwechselt werden können (K Fig. 7b und 7d). Die Tentakel (rT und /7 Fig. 1 sowie Fig. 5 u. 6, Taf. 46; T der Figg.!)) sind in ihrer Gesamtlänge voneinander vollständig 1) T Fig. 4, 5, Taf. 38; Fig. 1—6, Taf. 39; Fig. 4, Tata Die Pterobranchier. 575 frei und stellen hohle Vorsprünge der Lophophorarmränder dar. Man kann ca. 50 Tentakel für jeden Arm — 25 für jede Reihe — unterscheiden; doch so viel ich nachweisen konnte, ist die Zahl der Tentakel nicht für alle Arme dieselbe. Die Tentakel erreichen ca. 1/; der Gesamtlänge des Armes. Ihre Länge ist an allen Stellen der Arme fast gleich, nur die proximalen Tentakel sind etwas kürzer. Der Umriß der Tentakel in Querschnitt ist stets vollständig kreisförmig. Die Cölome der Tentakel, die also Blindtaschen der Lophophor- armcölome darstellen (Te Fig. 6, Taf. 39; Fig. 1, 2, 3, Taf. 46; Fig. 4, Taf. 47; Fig. 2, Taf. 48), verlaufen näher an dessen Ventralwand als an der Dorsalwand, so daß sie auf dem Querschnitt durch den Tentakel exzentrisch liegen (Te Fig. 5, Taf. 46). Der Umriß der Tentakelcölome im Querschnitt ist oval oder dreieckig. In vielen Fällen besteht die ventrale Wand des Tentakels aus niederm Epithel mit einschichtig, die dorsale aus höherm mit mehrschichtig angeord- neten Kernen. Die Basalmembran des Lophophorarmcéloms wandelt sich in den Tentakeln in ein solides und ziemlich dickes, dorsoventral abge- plattetes Band um, das axial längs der ventralen Wand des Tentakel- cöloms verläuft (Stützstab des Tentakels, sz Fig. 5 u. 6, Taf. 46). Bei kurzer Wirkung der Farbstoffe bleibt es ungefärbt und kann leicht für ein Gefäß des Tentakels angesehen werden, wie das MASTERMAN getan hat. Längere Behandlung mit Farbstoffen zeigt aber, daß es ein solides Gebilde ist, das aus homogener Sub- stanz besteht. Gegen die Spitze des Tentakels wird es immer schmäler (szt Fig. 6). Seinen Ausgang aus der Basalmembran der Lophophorarme kann man wegen ihrer bedeutenden Feinheit selten erkennen. Von den übrigen Bestandteilen ist die Peritonealepithelschicht des Tentakelcöloms schwach entwickelt (Pep Fig. 6), noch schwächer als im Lophophorarmcélom die der Muskelfibrillen. Wie schon erwähnt, treten im Tentakelepithel, besonders an den Tentakelspitzen, Pigmentflecke auf (p). Eine Bewimperung der Tentakeloberfläche kann man auch sehr oft beobachten. Bigs 3,. Taf. 415 Fi 122 Pat 42-0 Big, 1,12, Daf 47: Pig. 2, 14, Taf. 48. 576 A. SCHEPOTIEFF, VIII. Darmkanal. 1. Osophagus und vacuolisierte Rinnen. Der Osophagus stellt bei Cephalodiscus ein gerunzeltes Rohr dar (Oe Fig. 14, Taf. 47 etc. der Figg.!)), das beiderseits schwach ab- geplattet ist. Auf den Querschnitten erscheint sein Umriß in der vordern Partie gegen den Schluß der Mundspalte trapezoid (Oe Fig. 6—7, Taf. 42), in der hintern Partie dreieckig (Oe Fig. 7, 8, Taf. 43). Der Ösophagus geht von vorn ventral aus und verläuft fast in seiner ganzen Länge nahe der Ventralwand des Körpers; nur seine hintere Partie ist schwach dorsalwärts gerichtet (Oe Fig. 10, Taf 46). Die Mundöffnung stellt, wie erwähnt, eine Längsspalte dar (Ms Fig. 2—5, Taf. 42; Fig. 10, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 47; Fig. 14, Taf. 48), deren Ränder an beiden Seiten schwach ausgebuchtet sind. Von diesen 2 Vertiefungen beginnen 2 innere Längsfalten in den Wänden der vordern Partie des Ösophagus, deren Zellen vollständig vacuolisiert sind, und unterscheiden sich sehr scharf von den übrigen Biegungen oder Faltungen der Ösophaguswände (vordere vacuolisierte Rinnen’)). Die Mundspalte ist durch eine schwach entwickelte Oberlippe abgegrenzt (Ol Fig. 4, Taf. 41; Fig. 1, Taf. 42; Fig. 5, 6, Taf. 45; Fig. 11, Taf. 46). Diese ist eine schwache Anschwellung der Körper- wand, die zwischen der hintern Partie des Kopfschilds und der Vorderspitze der Mundspalte liegt. Beiderseits von den Mundrändern verlaufen die Seitenlippen (r. Sl, !. SI Fig. 3, 4, 5, Taf. 42), zwischen denen stets eine schmale abgeplattete Partie der Körperwand er- kennbar ist (Aw und Kw! Fig. 3 u. 5, Taf. 42). Zwischen der Unter- lippe (Ul Fig. 2, 3, 4, Taf. 43) und dem hintern Abschluß der Mund- spalte bleibt auch eine flache Partie der Körperwand übrig, die ziemlich breit ist (v. Kw Fig. 6, 7, Taf. 42 u. Fig. 1, Taf. 43), sodaß auch die Unterlippe keine direkten Beziehungen zur Mundspalte besitzt. 1) Oe Fig. 1, 6_u. 7, Taf. 42; Fig. 1—9, Vai. 43; Big ie Taf..46; Fig. 1,°2, 4, 12 u. 14, Taf: 47; Big. 2 u. 14, Date: 2) wR Fig. 1—7, Taf. 42; Fig. 10 u. 11, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 47; Fig. 2, 3, 4, Dat. 48. Die Pterobranchier. 577 Die vorderste Partie des Ösophagus bildet den schon erwähnten in das 2. Querseptum des Körpers verlaufenden dorsalen medianen Blindfortsatz (dBf der Figg.!), der mit der dorsalen Körper- wand hinter dem Cerebralganglion in Berührung steht. Dieser Fort- satz ist ein kurzes, im Querschnitt Kreisförmiges Rohr, dessen Wände denselben Bau zeigen wie die übrigen Stellen der Ösophaguswände. Vorn ist daran das dorsale Medianseptum des Halsregioncöloms, hinten das dorsale Mesenterium des Rumpfcöloms, das zwischen Öso- phagus und Enddarm verläuft, angeheftet (dbf Fig. 11, Taf. 46). Die proximale Partie seiner vordern Wand bildet eine kleine Blind- tasche (Ddti Fig. 4 Taf. 41; Fig. 3, Taf. 45; Fig. 10, 11, Taf. 46), von der die weiter unten beschriebene Notochorda ausgeht. Diese Stelle der Wand unterscheidet sich von den übrigen Stellen der Ösophaguswände durch die starke Entwicklung besonderer Drüsen- zellen (D Fig. 1—3, 5, Taf. 45). Diese erscheinen als Aggregate einer körnigen, stark färbbaren Substanz, die zwischen Osophagus- wandzellen zerstreut sind. An den Querschnitten durch den Öso- phagus kann man längs seiner ganzen Dorsalwand die beiden er- wähnten vordern vacuolisierten Rinnen erkennen (wh Fig. 5, 6, 7, Taf. 42), von denen die Kiemenspalten ausgehen. Ihre innern Aus- gangsstellen liegen noch in der Höhe der vordern Partie des Öso- phagus, wo seine ventrale Wand noch in direkter Berührung mit der Körperwand steht (Kspt Fig. 6, Taf. 42). Hinter den Kiemen- spalten setzen sich die vacuolisierten Rinnen auf der dorsalen Partie des Osophagus als hintere vacuolisierte Rinnen (kvR Fig. 1 bis 7, Taf. 43) fort. Man kann auf den Querschnitten des Ösophagus hinter den Ausgangsstellen der Kiemenspalten einerseits eine schmale schwach gerunzelte dorsale Ösophaguswand erkennen, die zwischen 2 sehr stark entwickelten vacuolisierten Rinnen liegt (d. Oew Fig. 3, 7, Taf. 45), und andrerseits 2 ventralwärts angeordnete Seiten- wände der ventralen Partie des Ösophagus (r. Oew und I. Oew Fig. 5 u. 7, Taf. 43). Erstere stellen den „respiratorischen Darm“, letztere den „nutritorischen Darm“ des Cephalodiscus dar. Die beiden Rinnen verlaufen bis zur Höhe der Vorderspitze des Magens, werden schwächer und verschwinden weiterhin ohne scharfe Grenze (huR Fig. 8, Taf. 43). Nach ihrem Abschluß verengert sich der Öso- phagus bedeutend, wird im Querschnitt fast kreisförmig (0e Fig. 9, i) dbf Vig. IA Tat. AIO EUL 6 16 Taf... 45; ‚Fig. 10, 11, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 47; Fig. 2, 14, Taf. 48. 578 A. SCHEPOTIEFF, Taf. 43) und verbindet sich bald nachher mit der vordern Partie der ventralen Magenwand (v. Mgw). Histologisch unterscheiden sich die beiden vordern und die beiden hintern Rinnen sehr scharf von den übrigen Stellen der Öso- phaguswände (Fig. 8, Taf. 47). Die Vacuolisation ihrer Zellen ist sehr stark entwickelt: auf den Schnitten kann man zahlreiche in mehreren Schichten angeord- nete Vacuolen erkennen (Zr), deren Grenzen als schmale proto- plasmatische Stränge erscheinen, in deren Verbindungsstellen die Kerne (X) zerstreut sind. Bei starken Vergrößerungen erscheint der Inhalt der Vacuolen schwach lichtbrechend; er färbt sich gar nicht. Besonders auffallend ist die sehr scharfe Abgrenzung dieser Rinnen gegen die übrigen Ösophaguswände: die Vacuolisierung ver- schwindet nicht allmählich in allen Richtungen, sondern bricht sehr scharf gegen die beiden Seiten ab, sodaß die Rinnen auch bei schwächsten Vergrößerungen sehr scharf abgegrenzt sind. Die Vacuolisierung geht durch die ganze Dicke der Ösophaguswand, ab- gesehen von einer sehr schmalen protoplasmatischen Schicht auf der innern Fläche, die nur bei sehr starken Vergrößerungen erkennbar ist. Eine Bewimperung der innern Fläche der Rinnen ist stets sichtbar. Alle andern Falten der Ösophaguswände bestehen aus Wimperepithel, deren Kerne mehrschichtig angeordnet sind. Die Wimperung tritt an der gesamten innern Fläche des Ösophagus auf, besonders stark aber an den beiden seitlichen Wänden. Die Kerne derselben sind in mehreren Schichten längs der äußern Peripherie der Wände angeordnet (r. Oew Fig. 5, Taf. 43). In den Ösophaguswänden treten auch zerstreute Pigmentflecke auf (P), die in den übrigen Darmpartien, die endodermalen Ursprungs sind, fehlen. Die Pigmentflecke sind auch in den vacuolisierten Rinnen vorhanden (hvR Fig. 5). 2. Kiemenspalten. Die beiden Kiemenspalten (Æspt der Fig.!)) öffnen sich an beiden Seiten der vordersten Partie des Rumpfs hinter den Seiten- lippen ventralwärts und etwas hinter den Halsregionporen. Sie be- ginnen auf der dorsalen Partie des Ösophagus als breite Aus- stülpungen der vacuolisierten Rinnen und verlaufen nach hinten 1) Kspt Fig. 7, Taf. 42 und Fig. 4 ‘u. 5,. Taf. 395 auch “Riese Taf. 43; Fig. 8—11, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 47 und Fig. 14, Taf. 48. Die Pterobranchier. 579 ventralwärts, wo sie sich in länglichen, nach hinten gerichteten Spalten öffnen. Man kann sie als offene Rinnen der Körperober- fläche noch ca. 15 u weit nach hinten verfolgen (r. Lft, I. Lft Fig. 2, 3, Taf. 43). Die proximale Partie der Kiemenspalten befindet sich zwischen dem Rumpfeölom und deren ventraler vordern Fortsetzung; die Ausgangsstelle der Kiemenspalten liegt hinter dem 2. Quer- septum des Körpers (Kspt Fig. 5 u. 6, Taf. 42). Auf den Schnitten sehen die Kiemenspalten wie kurze Röhren aus, deren Breite gegen die Körperoberfläche etwas abnimmt. Auf den Querschnitten hat ihre proximale Partie ein längliches, ovales Lumen, die distale ein schmales kreisförmiges. Auf den Längs- schnitten erscheint die ventrale Wand der Kiemenfalten (vP Fig. 7, Taf. 42) doppelt so dünn wie die dorsale und hat in ihrer ganzen Länge dieselbe Dicke. Die Kerne dieser Zellen sind ent- weder einschichtig oder nur in sehr wenigen Schichten angeordnet. Die dicke dorsale Wand der Kiemenspalten mit mehrschichtig an- geordneten Kernen dagegen wird distalwärts bedeutend dünner, und vor der äußern Öffnung wird ihre Dicke der der ventralen Wand gleich. An der dorsalen Wand kann man eine Längsfalte erkennen, die in der Mitte der Kiemenspaltlänge als eine dorsale in das Rumpf- cölom gerichtete Blindtasche oder ein Kiemenspaltenanhang erscheint (ft Fig. 5, 6, 7, Taf. 42). Gegen die Oberfläche des Körpers zwischen diesem Anhang und der Körperwand liegt die hintere Partie der Wand des Halsregionkanals (Ark Fig. 5 u. Hrw Fig. 6, Taf. 42). Der histologische Bau der Wände der Kiemenspalten ist überall vollständig dem der vacuolisierten Rinnen des Ösophagus gleich: sie bestehen aus stark vacuolisierten Zellen, und ihr innerer Raum ist stark bewimpert. Sie sind also nichts anderes als die zum Durchbruch nach außen gekommenen seitlichen Blindtaschen jener Rinnen. Man kann sich sehr leicht den Übergang von den offenen Kiemenrinnen der Rhabdopleura zu den echten Kiemenspalten vor- stellen. Bei Cephalodiscus sind die vordern vacuolisierten Rinnen den Kiemenrinnen der Rhabdopleura vollständig homolog. 580 A. SCHEPOTIEFF, 3. Notochord'a. Die Notochorda (Nt Fig. 5, 6, Taf. 45; Fig. 14, Taf. 47 etc. der Figg.')) oder der unpaarige Vorsprung der vordern Wand des dorsalen Blindfortsatzes nach vorn in das Kopfschild stellt einen soliden, schmalen, schwach dorsalwärts gebogenen Stab dar. Sie verläuft an der Verbindungsstelle des dorsalen Medianseptums des Halsregioncöloms mit dem 1. Querseptum des Tiers, doch teilweise außerhalb des Halsregioncöloms, sodaß sich ihre ganze ventrale Partie schon im Kopfschild befindet (z. B. Nt Fig. 10, Taf. 44 oder der Figg. Taf. 40 u. 41); das längs der Notochorda verlaufende ventrale Gefäß trennt jedoch ihre ventrale Fläche von dem Peri- tonealepithel des Kopfschildcüloms in ihrer Gesamtlänge (Ksg der Figg. z. B. Fig. 7, Taf. 44). Die Notochorda geht bis zur Dorsalwand der hintern Partie des Kopfschilds, wo sie schwach nach hinten gebogen scheint; doch ist stets eine schmale Partie des 1. Querseptums des Körpers zwischen der dorsalen Körperwand und der Notochordaspitze vor- handen (q' Fig. 6, Taf. 46). Die gesamte distale Partie der Notochorda liegt der Herzblase und dem Herzen gegenüber. Die . Ausgangsstelle der Notochorda, wo um die kurze Blindtasche (Dat Fig. 3, Taf. 45) der Wand des Ösophagusfortsatzes das Aggregat von Drüsenzellen (D) vorhanden ist, ist schon erwähnt worden. Auf den Querschnitten sind die Umrisse der Notochorda voll- ständig kreisrund (z. B. Nt an den Figg. der Taf. 40). Sein histologischer Bau unterscheidet sich vollständig von den übrigen Stellen der Darmwände. Auf den Schnitten sieht man in der Achse der Notochorda von Cephalodiscus dodecalophus M’Ist. eine Reihe besonderer „Zentral- körper* (CK Fige6, 7, 8, 10, 11, Taf. 44; Fig. 5 u 6er) im ganzen 6, die eine sehr eigentümliche Form haben und voll- ständig voneinander unabhängig sind. Die 3 in der distalen Partie der Notochorda liegenden erscheinen auf Längsschnitten durch die Notochorda als ovale Gebilde (z. B. CK? Fig. 6, Taf. 45); der 4, der in der Mitte der Notochordalänge liegt, ist dorsoventral ab- 1) Mt Fig. 6, Taf. 39; Fig. 1—4, Taf. 40; Fig. 1—3, Taf. 41; Fig. 5—10, Taf. 44; Fig. 1, 4, 5, 6, Taf.. 45; Fig. 10, 11, Tatas Fig. 5—7, 14, Taf. 47; Fig. 14, Taf. 48. Die Pterobranchier. 581 geplattet (CK*); der 5, der die größte Partie des proximalen Teils der Notochorda umfaßt, sieht wie ein langer Stab aus, der an beiden Enden, besonders am distalen, stark angeschwollen ist (CA? Fig. 5, Taf.45). Endlich vor dem Übergang der Notochorda in die Ösophaguswand liegt noch ein sehr großer Körper von kugliger Ge- stalt (CK®). Die Notochorda erscheint fast auf allen Schnitten gleich breit, zeigt jedoch an der Stelle zwischen dieser letztern und dem stab- förmigen Körper eine schwache Verengung (Vg Fig. 5). Die Zentralkörper färben sich ziemlich stark mit Farbstoffen, zeigen stets einen körnigen Inhalt, eine innere Punktierung oder Streifung und sind an ihren Rändern auf optischen Schnitten sehr deutlich abgegrenzt (CK Fig. 11, Taf. 44). Das Vorhandensein einer besondern Hülle konnte ich indes nicht mit Sicherheit feststellen. Ihre Oberfläche ist von den übrigen Zellen der Notochorda durch schmale, aber stets erkennbare Zwischenräume getrennt (Zr Fig. 8 u. 11, Taf. 44). In ungefärbtem Zustand erscheinen diese als durch- sichtige, schwach lichtbrechende Gebilde. Da die Kerne der peripherischen Zellenpartie der Notochorda in Kreisen um die erwähnten Zentralkörper angeordnet sind (X Fig. 8, 10, Taf. 44), scheint zuerst die Meinung MASTERMAN’s, dab wir es hier mit einer Drüse zu tun haben (,,subneural gland“) am wahrscheinlichsten. Doch Thionin, das alle übrigen Drüsenzellen des Körpers von Cephalodiscus sehr stark färbt, bleibt bei diesen Zentralkörpern auch nach sehr langer Behandlung ganz ohne Wirkung. Die Erklärung für den Ursprung dieser Körper geben die weitern Entwicklungsstadien der Knospen: die Zentralkörper sind die Reste des an den Knospen gut entwickelten Axialkanals der Notochorda- anlagen, der später in eine Reihe geschlossener, voneinander durch die übrigen Zellen der Notochorda getrennter Bläschen zerfällt. Der körnige Inhalt stellt also wahrscheinlich die Reste der Bewimperung und der Cuticula des Axialkanals dar. Die genauere Untersuchung der Verbindungsstelle der Notochorda mit der Ösophaguswand be- stiitigt die Befunde der Knospenstudien vollständig. In der vordern Wand des dorsalen Blindfortsatzes des Ösophagus zwischen den Basis der Notochorda und der Blindtasche der Wand sind noch 2 solche „Zentralkörper“ erkennbar (CK' Fig. 1 und OK? Fig. 1, 2, Taf. 45), die zwischen dem letzten großen kugligen Zentralkörper der Notochorda (CK® Fig. 1) und der Spitze der Blindtasche liegen 582 A. SCHEPOTIEFF, (Bdt Fig. 3). Sie sind von Epithelzellen der Ösophaguswand (Epz) und den hier zerstreuten Drüsenzellen (D) durch schmale Zwischen- räume (Zr Fig. 1 u. 2) getrennt und mit den in der Notochorda liegenden vollständig identisch. In Fig. 1—3, Taf. 45 ist eine Serie von Schnitten durch diese Ausgangsstelle wiedergegeben, die etwas schief getroffen sind, sodaß in Fig. 1 z. B. die proximale Partie der Notochorda 2mal getroffen ist (Nt, Nt!). Die Blindtasche des Ösophagus ist (Bdt) also die noch erhaltene Partie des Axialkanals der Knospen. Die peripherische Partie der Notochorda besteht in ihrer distalen Hälfte aus einer Schicht vacuolisierter Zellen. Man kann darin große Vacuolen erkennen, die durch schmale protoplasmatische Stränge voneinander getrennt sind (Zr Fig. 8, 9, Taf. 44; Zr! Fig. 6, Taf. 45); in denselben sind die Kerne (X) der Zellen zerstreut, die, wie auf den Querschnitten so auch auf den Längsschnitten, gewöhn- lich regelmäßig um die Zentralkörper in einer Schicht angeordnet sind. Die Zwischenräume zwischen ihnen erscheinen als eine Schicht derselben Zellen, wo die Kerne in mehrere Schichten auftreten können (Fig. 9, Taf. 44). Die Vacuolisierung der Notochorda geht von vorn nach hinten und ist in der proximalen Partie noch wenig entwickelt. Die Zellen darin bewahren meistens ihren protoplasmatischen Inhalt und ent- halten nur teilweise unregelmäßig zerstreute Vacuolen. Solche Zellen sehen wie große, kubische Epithelzellen aus, die oft ihre Grenzen erkennen lassen. Eine besondere Hülle der Notochorda (Nth Fig. 7, 9, Taf. 44) ist oft zu erkennen. Man kann sie nach längerer Färbung als eine dünne Basalmembran unterscheiden, die am stärksten den Gefäßen gegenüber entwickelt ist. 4. Magen und Enddarm. Der weite sackförmige Magen (Mg der Figg.')) füllt fast die gesamte hintere Partie des Rumpfs aus. Auf den Querschnitten durch den Rumpf tritt seine Vorderpartie hinter den Ovarien, zwischen der hintern Hälfte des Ösophagus und dem Enddarm hervor, der von ihm stark abgeplattet ist. Man kann also eine vordere, über dem Ösophagus liegende Magenpartie (vP Fig. 14, Taf. 47, auch 1) Mg Fig. 7, 8, 9, Taf. 43; Fig. 1—3, Taf. 44; Fig. 9, 10, Taf. 465 Fig. 12, 14, Taf. 47; Fig. 14, Taf. 48. Die Pterobranchier. 583 Mgw Fig. 4, 5, 6 und Mg Fig. 7, 8, 9, Taf. 43) von dem übrigen hintern oder eigentlichen Magen unterscheiden. Die Verbindung des Ösophagus mit dem Magen tritt, wie erwähnt, in der vordern Partie der ventralen Magenwand auf. Die Wände des Magens bestehen aus einer Schicht sehr hoher Cylinder- epithelzellen, die ungefähr doppelt so hoch ist wie die der Wände des Ösophagus. Sie unterscheiden sich von jenen auch durch das Vorhandensein großer blasenförmiger Kerne, die gegen die äufere Peripherie der Magenzellen liegen und in einer Schicht angeordnet sind. Äußerlich ist der Magen glatt oder nur wenig gefaltet. Die Bildung innerer Falten, die gewöhnlich nur durch die ungleiche Höhe der Magenzellen hervorgerufen sind, tritt auch nicht so stark wie im Ösophagus hervor. Die Bewimperung des Magens ist schwächer entwickelt als die des Ösophagus: die Wimpern der Magenzellen sind viel kürzer und unbedeutender. Die ganze hintere Partie des Magens tritt dorsalwärts in direkte Berührung mit dem Mittel- und Enddarm; mit der ventralen Körper- wand dagegen steht er in keiner Berührung. Das ventrale Mesen- terium des Rumpfcüloms (v. Mes Fig. 1—3, Taf. 44) kann man bis zum hintersten Körperende verfolgen. Der Mitteldarm (Md Fig. 14, Taf. 47 u. 48) geht von der ventralen Wand der hintern Magenpartie und als ein breites oder sehr stark von der dorsalen Magenwand und der hintern Körper- wand dorsoventral abgeplattetes Rohr in die aufsteigende Darm- schlinge über, die den Enddarm darstellt (Hd Fig. 14, Taf. 47 etc.*)). Es besteht keine erkennbare Grenze zwischen Mittel- und End- darm. Der Enddarm trennt sich sehr früh von der dorsalen Körper- wand ab und bleibt in der größten Partie seiner Länge mit ihr nur durch ein sehr schmales dorsales Mesenterium verbunden (d. Mes der Figg.?)) Er ist im Querschnitt nur in seiner distalen Partie vor dem After oberhalb der Ovarien kreisrund (A Fig. 1, Taf. 39), sonst ist er dorsoventral sehr stark abgeplattet, proximalwärts durch die Magenwand, distalwärts durch die stark angeschwollenen Ovarien (z. B. Ed der Figg. Taf. 41—43). 1) Ed Fig. 2—6, Taf. 39; Big. 4, Taf. 40; Fig. 3 u. 4, Taf. 41; Fig. 1—4, 6 u. 7, Taf. 42; Fig. 1—9, Taf. 43; Fig. 1—2, Taf. 44; Fig. 15, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 47; Fig. 14, Taf. 48. 2) d. Mes Fig. 5 u. 6, Taf. 39; Fig. 4, Taf. 40; Fig. 3, Taf. 41 etc. 584 A. SCHEPOTIRFF, Die Wände des Mittel- und des Enddarms bestehen aus sehr. niedrigen Cylinderepithelzellen, deren blasige Kerne auf den Schnitten stets in einer Reihe angeordnet sind. Sie sind ungefähr halb so dick wie die des Ösophagus und lassen, abgesehen von der Ab- plattung, keine andern sekundären Falten erkennen. IX. Das Nervensystem. Das Nervensystem von Cephalodiscus (Fig. 14 u. 15, Taf. 46) liegt ausschließlich in dem Epithel des Körpers. Abgesehen von dem Cerebralganglion und dem peripherischen Nervensystem kann man an vielen Stellen des Körpers, hauptsächlich an der ventralen Kopfschildwand 1), den Seitenlippen (Nzp Fig. 5, Taf. 42 und Nzp? Fig. 15, Taf. 46), teilweise den Lophophorarmen (Nzp Fig. 3 und Nzp* Fig. 15, Taf. 46) und den Stielwänden (Nzp Fig. 12, Taf. 48 und Nzp? Fig. 14 u. 15, Taf. 46) noch einen subepithelialen Nervenzellenplexus erkennen. Dieser liegt gegen die innere Fläche der Körperwand auf der Basalmembran der Cölome und unterscheidet sich auf den Schnitten von den darauf liegenden äußern Epithelzellen leicht durch seine feine Streifung oder Punk- tierung. Das übrige Nervensystem besteht aus: A) Dem Cerebralganglion (Fig. 13, Taf. 46 und Cgl der Figuren *)), das in der medianen Verdickung der dorsalen Halsregion- wand tief im Körperwandepithel auf der Basalmembran liest. Von oben erscheint es als eine ovale Linse, die sich nach beiden Rich- tungen ohne scharfe Grenzen in die vordern und hintern Nerven- stränge fortsetzt. Seine Seitenränder sind auch nicht sehr scharf abgegrenzt und stehen in Verbindung mit dem subepithelialen Nervenplexus der Halsregionwände. Es fehlt also eine besondere Umhüllung oder eine Grenzschicht des Cerebralganglions vollständig. Wie die Schnitte zeigen, hat es in seiner Längsachse eine erhebliche mediane Depression seiner äußern Oberfläche (Vt Fig. 13, Taf. 46). Es sieht auf dem Querschnitt halbkreisförmig aus (Cgl Fig. 11, Taf. 46; Fig. 14, Taf. 48), während auf den Flächenschnitten seine äußere Partie als ein geschlossener Kreis von Nervenfasern (Cgl 1) Nzp Fig. 1—3, Taf. 40; Fig. 2 u. 3, Taf. 41; Fig.)5, Dates Fig. 11, Taf..46; Nzp! Fig. 15, Dat 46. 2) Col Fig. 3, 4, Taf. 40; Fig. 5, Taf. 45; Fig. 14, 15, auch 2} Tat. 46 ;) Big. 14, af. (As: Die Pterobranchier. 585 Fig. 3, Taf. 40) um die zentral liegenden Epithelzellen (pz) er- scheint. Histologisch besteht das Cerebralganglion aus 2 Zellenschichten: aus einer Schicht von Nervenfasern — Faserschicht (Fs Fig. 13, Taf. 46) — und aus der innern Ganglienzellenschicht (gis), die die innere Fläche der Depression bildet. Man kann diese also als eine Invagination der Ganglienschicht in die tiefere Partie der Faserschicht bezeichnen. Die Ganglienzellen haben das Aussehen sehr großer bipolarer Nervenzellen mit großen bläschenförmigen Kernen, die senkrecht zu den beiden Seiten der Depression angeordnet sind. Die durch Maceration des Cerebralganglions isolierten Ganglienzellen sind in Fig. 16, Taf. 46 (Gz) wiedergegeben. B) Das peripherische Nervensystem besteht aus einer Anzahl von Nerven, die als Aggregat von Nervenfasern erscheinen und keine Ganglienzellen enthalten. 1. Der vordere Dorsalnerv!) ist die direkte Fortsetzung der Faserschicht des Cerebralganglions nach vorn; er verläuft in der dorsalen medianen Verdickung der Kopfschildwand und zerfließt in deren distale Hälften ohne scharfe Grenze in den subepithelialen Nervenplexus (Nzp Fig. 2, Taf. 39). 2. Der hintere Dorsalnerv?) ist die direkte Fortsetzung des Cerebralganglions nach hinten; seine Breite nimmt im Gegensatz zum vordern sehr schnell ab, sodaß er weiterhin bis zur After- öffnung in der vordern Wand des dorsalen Rumpfvorsprungs als ein schmaler Nervenstrang nur schwer erkennbar ist. 3. Die beiden Lateralnerven®) sind Fortsetzungen der Faser- schicht der Cerebralganglions nach beiden Seiten des Körpers. Sie verlaufen dorsalwärts von den Lophophorarmen, den Halsregionporen und den Kiemenspalten. Hinter den Kiemenspalten sehen sie wie röhrenförmige, gut abgegrenzte Stränge aus (rim, ILn der Fig. Taf. 42) und vereinigen sich hinter der Unterlippe zu einem I). vaN. Fig. 2, 3, 4.55, 6, Dat. 39; Fig: 1, 2, Taf. 40; Fig. 5, ae, Big. 11, 18, Cat 46- Big. 13, Tal. 47, 2) hdN Fig. 5, Taf. 45; Fig. 11, 15, Taf. 46. 3) rLn, ILn Fig. 2, 3, Taf. 41; Fig. 1—7, Taf. 42; Fig. 4, Taf. 43; Fig. 14, 15, Taf. 45; auch lin Fig. 3 u. 4, Taf, 48. Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 39 586 A. SCHEPOTIEFF, 4. medianen Ventralnerven des Rumpfs.!) Dieser Nerv geht längs der medianen Ventralfalte des Rumpfs als sehr breite und dünne Fasernschicht direkt in den Stiel über, wo er als Stiel- nerv bis in dessen Spitze verläuft.?) 5. Die Lophophornerven (Lan Fig. 4, 15, Taf. 46) sind direkte Fortsetzungen der Ränder des Cerebralganglions für die vordern (Lan Fig. 3, 4, Taf. 40) oder der Lateralnerven für die hintern Lophophorarme (Lan Fig. 1, 2, Taf. 40). In jedem Arm kann man vom subepithelialen Nervenplexus (Nzp Fig. 3, Taf. 46) einen breiten dorsalen Lophophorarmnerv (dLan) und 2 seitliche ventrale erkennen (r. vLan, 1. vLan), die wahrscheinlich die Ten- takel innervieren. Alle diese Lophophorarmnerven sind jedoch schwer von den Epithelzellen und dem Nervenplexus zu unterscheiden. Den 2. Lateralnerv, der dorsal von dem 1. liegen muß, den MASTERMAN beschrieben hat (36, 39) und der sich in die seitlichen Stielnerven fortsetzt, habe ich nicht entdecken können. Besondere Sinnesorgane fehlen bei Cephalodiscus vollständig. X. Gefäßsystem. Das Gefäßsystem ist bei Cephalodiscus (Fig. 12, Taf. 47) viel stärker entwickelt als bei Rhabdopleura. Es besteht aus der Herz- blase, dem Herzen und einem abgeschlossenen System der mitein- ander kommunizierenden Gefäße und Sinus. a) Die Herzblase (Hbl der Figuren ?)) liegt median im Kopf- schildeölom als ein länglicher Sack zwischen dem 1. Querseptum des Körpers und der Vorderspitze der Notochorda einerseits und den dorsalen Kopfschildkanälen andrerseits. Ihre ventralen und seit- lichen Wände, die den übrigen Septen des Körpers ähneln und sehr dünn sind, liegen frei im Kopfschildcülom. Ihre hintere Wand ist entweder in die Herzwand umgewandelt oder mit dem 1. Quer- septum des Körpers verwachsen. Ihre dorsale Wand liegt distal- wärts sehr nahe an der Kopfschildwand und ist proximalwärts mit 1) vN Fig. 5, 6, 7, Taf. 43; Fig. 1, Taf. 44: Fig. 14, 19, Vata 2) Sin Fig. 2, Taf. 44; Fig. 14, Taf. 46. Stn!, Sin? Fig. 3, Taf. 44; Fig. 15, Taf. 46; Fig. 12, Taf. 48. 3) Hbl Fig. 4—6, Taf. 39; Fig. 1, Taf. 40; Fig. 4, 5, 6, Taf. 44; Fig. 4, 5, 6, Taf. %5; Hig. 10, 11, Taf. 46; Fig. 5} 6, 12,018, Sal erg Fig. 14, Taf. 48. Die Pterobranchier. 587 dieser verwachsen, sodaß die Körperwand auch die dorsale Wand der Herzblase bildet (dw Fig. 4, Taf. 45). Auf den Querschnitten erscheint sie als ein kreisformiges Ge- bilde (Fig. 4 Taf. 44); in Fig. 4, Taf. 45 ist ein medianer Längs- schnitt durch die ganze Herzblase abgebildet. Ihre hinterste Partie setzt sich nach hinten über die distale Partie der Notochorda (hP) und die vordere Partie des ventralen Gefäßes fort: auf den Quer- schnitten sieht sie halbkreisfürmig oder hufeisenförmig aus (Hbl Fig. 5 u. 6, Taf. 44). Eine sehr tiefe, fast */, ihrer Gesamtlänge umfassende Einstülpung ihrer der Notochordaspitze gegenüberliegenden hintern Wand füllt ihren innern Raum aus und bildet das Herz des Cephalodiscus (H Fig. 4, Taf. 45). Die frei im Kopfschildeölom liegenden Wände der Herzblase sind mit Peritonealepithel bedeckt und bilden keine oder nur schwache Falten. Innerlich sind all ihre Wände ebenfalls mit Peritoneal- epithel bekleidet (Pep Fig. 4, Taf. 44; Fig. 4, Taf. 45). Die Herz- blase ist vollständig geschlossen: ihr innerer Raum kommuniziert weder mit einer andern Körperhöhle noch mit der Außenwelt. Um die Herzwände, die sehr stark gefaltet und muskulös sind (Ft), ver- wandelt sich das Peritonealepithel der Herzblase in eine Schicht spindelförmiger Zellen, die im Vergleich mit andern Zellen des Peritonealepithels der Herzblase sehr groß sind und große blaschen- förmige Kerne haben, die in den distalen freien Partien der Zellen liegen. Diese Zellen liegen fast in ihrer Gesamtlänge frei im Herzblasenraum und unabhängig voneinander (Szs Fig. 4, Taf. 44 u. 45). Ähnliche Zellen erblickt man auch im Hinterteil der Herz- blase an der Ausgangsstelle des ventralen Gefäßes (Szs Fig. 5, 6, ‘Taf. 44). Das Vorhandensein von Peritonealepithel im innern Raum der Herzblase deutet schon ihren célomatischen Ursprung an, was durch das Studium der Knospen vollständig bestätigt wird: die Herzblase ist eine veränderte wahrscheinlich rechte Hälfte des ursprünglich paarigen Cöloms des Kopfschilds. b) Das Herz (H der Figg.')) ist eine tiefe, röhrenförmige Einztülpung der hintern Herzblasenwand mit schmalen innerm Raum. Zahlreiche Falten und starke Entwicklung der Muskelfibrillen tritt 1) H Fig. 5, 6, Taf. 39; Fig. 4, 5, Taf. 44; Fig. 4, 5, 6, Taf. 45; Big. 11, Taf, 46; Bip: 6, 22. Taf, 47. 39* 588 A. SCHEPOTIEFF, in seinen Wänden hervor; auf den Schnitten erscheinen diese im Vergleich mit den übrigen Herzblasenwänden sehr dick (M Fig. 5, Taf. 44). Gerade gegen die distale Spitze der Notochorda spaltet sich sein Raum in zwei Gefäße, ein ventrales und ein dorsales, in die das Herz direkt übergeht. c) Das dorsale Blutgefäß (dg Fig. 12, Taf. 47) erscheint zuerst als eine breite Spalte des dorsalen Medianseptums des Hals- regioncöloms, als ein Septumsinus, der sich in der vordersten Partie des Medianseptums durch seine ganze Breite von der Notochorda bis zur Körperwand erstreckt (dg Fig. 2, 3, Taf. 40; Fig. 6, 7, Taf. 44). Seine Verbindung mit dem Herzraum ist schmal und schwer zu er- kennen (dg Fig. 4, Taf. 45). Es liegt gerade gegen die hier schwach nach hinten gebogene Notochordaspitze (N). Sehr bald wird das dorsale Gefäß schmäler und liegt nur in der dorsalen Partie des Medianseptums längs der Körper- wand, wo es bis zum dorsalen Blindfortsatz des Ösophagus ver- läuft (dg Fig. 11, Taf. 46; Fig. 5, 7, Taf. 47). Um die Spitze dieses Blindfortsatzes bildet es entweder eine Erweiterung, einen breiten Sinus, oder spaltet sich in 2 Gefäße, die ihn umfassen (@ Fig. 5, 6, Taf. 45). Den feinern Bau des dorsalen Gefäßes an dieser Stelle habe ich nicht mit Bestimmtheit festzustellen vermocht. Hinter dem dorsalen Blindfortsatz erscheint es als ein breiter Längs- sinus des dorsalen Mesenteriums des Rumpfes, als dorsales Rumpf- gefäß.!) In der Höhe des Ösophagus verläuft es näher der Öso- phaguswand als der Enddarmwand bis zur vordersten Partie des Magens, der Verbindungsstelle der seitlichen oder Ovarialmesenterien mit dem dorsalen Rumpfmesenterium (dg Fig. 10 u. 11, Taf. 47). Gegen das Hinterende der seitlichen Mesenterien gehen von ihm 2Ovarialgefäße aus (Ovg Fig. 4, Taf. 40; Fig. 10, 11,12, Taf. 47), die bis zur Hülle der Ovarien längs der hintern Ränder der Ovarien veriaufen, wo sie die Ovarialsinus (Ovsn Fig. 6, Taf. 39; Fig. 11, 12, Taf. 47) bilden. Diese Gefäße sind kurz und schmal. Längs des Hinterendes des Ösophagus erweitert sich das dor- sale Rumpfgefäß zu einem breiten und langen hintern dorsalen Sinus (d. sn Fig. 5, 6, Taf. 43; Fig. 10, Taf. 46; Fig. 11, 12, Taf. 47), in das es der Verbindungsstelle des Ösophagus mit dem Magen gegenüber ausgeht. Die Wände des Sinus sind stark gefaltet. 1) G Fig. 11, Taf. 46. dg Fig. 4, Taf. 40; Fig. 2, 3, 4, Taf) 403 Fig. 5, 6, 7, Taf. 42; Fig. 1—4, Taf. 43; Fig. 10, Taf. 46. Die Pterobranchier. 589 d) Ventralwärts geht das Herz am Hinterende der Herzblase in das ventrale Gefäß des Kopfschilds über’) Man kann die direkte Verbindung beider sehr leicht verfolgen. Das ventrale Gefäß läuft längs der ganzen Notochorda als ein im Querschnitt halbmondförmiger Spaltraum zwischen dem Peritonealepithel des Kopf- schildeöloms und der ventralen Wand der Notochorda. Seine dorsale Wand wird durch die Hülle des Notochorda gebildet. Ungefähr gegen die Mitte der Notochordalänge hat das ventrale Gefäß eine bedeutende Erweiterung des ventralen Sinus (vSn Fig. 1, Taf. 41; Fig. 10, Taf. 44; Fig. 5, 6, Taf. 45; Fig. 11, Taf. 46; Fig. 12, Taf. 47), während seine ventrale Wand dick, sehr muskulös und oft mit zahl- reichen Ring- oder Querfalten überzogen ist. Das Peritonealepithel des Kopfschilds verwandelt sich an den ventralen Wänden des Ge- fäßes wie auch an denen der Herzblase in eine Schicht spindel- förmiger Zellen, die mit denen der Herzwände vollständig identisch sind. Die stärkste Entwicklung erlangen diese Spindelzellen um den ventralen Sinus (Szs Fig. 10, Taf. 44, Fig. 5, 6, Taf. 45). e) Vor der Oberlippe spaltet sich das Ventralgefäß des Kopf- schilds in 2 seitliche Gefäße (sg Fig. 3, 4, r.sg u. l.sg Fig. 5, Taf. 42; Fig. 5, Taf. 45; Fig. 12, Taf. 47; Fig. 3, 4, Taf. 48), die als sehr schmale und oft schwer an den Schnitten erkennbare Röhren um die vordere Partie des Ösophagus parallel den Mund- rändern ventralwärts von den Halsregionkanälen oder Kiemen- spalten verlaufen und sich hinter der Unterlippe, wo sich der Ösophagus von der ventralen Rumpfwand abtrennt, miteinander zu dem f) medianen Ventralgefäß des Rumpfs (vg Fig. 5, 9, Marı43: Fig. 1,2, Vat. 447 Wie: 12, Taf. 47) vereinigen. Dieses Gefäß verläuft längs der ventralen Körperwand des Rumpfs im Ventralmesenterium des Rumpfeöloms als ein schmaler Spaltraum. Es geht direkt in den Stiel über (dstg Fig. 12, Taf. 47). Die sämtlichen Gefäße stehen also in direkter Verbindung mit- einander; das Herz stellt wahrscheinlich ein pulsierendes Organ für das ganze System dar. Die Blutzellen in den Gefäßen sind wegen ihres geringen Lumens nur schwer zu erkennen. Sie erscheinen als kleine blasige Gebilde mit stets erkennbaren Kernen. Die übrige Partie der Blutzellen ist D) Keg Fig. 274, Tat A0 ie 27 Vat 41; Fig.06, 7, 8, Taf, 44; Fir. 4,15, 6, Taf. 455 Fig. 11) Taf.) 46; Fig. 12, Taf. 47. 590 A. ScHEPOTIEFF, schwach oder gar nicht färbbar und erscheint bei starken Ver- srößerungen fein punktiert oder kérnig. Am zahlreichsten sind die Blutzellen im Herzlumen angesammelt. XI. Das Exeretionssystem. Als Excretionssystem bezeichne ich bei Cephalodiscus die beiden Paare von Cölomkanälen, die Kopfschildkanäle und die Halsregion- kanäle. Obwohl ich nur die Bildung der Halsregionkanäle an Knospen habe beobachten können, wo sie den Nephridien ähneln, betrachte ich auch die Kopfschildkanäle als modifizierte Nephridien wegen ihrer sehr großen Ähnlichkeit mit den ersten. a) Die Kopfschildkanäle (Ask Fig. 3, Taf. 39; Fig. 5, 13, Taf. 47) sind 2 kurze bewimperte Kanäle, die von innen vorn nach außen hinten beiderseits von der medianen Verdickung der dorsalen Kopfschildwand verlaufen. Ihre innern Öffnungen liegen zwischen der vordersten Partie der Herzblase und den Spitzen der beiden vordern Fortsetzungen der Halsregioncölome im Kopfschildeölom (Oef Fig. 13, Taf. 47). Die Kanäle verlaufen einander sehr nahe, doch nicht parallel, sondern etwas schräg; ihre innern Öffnungen liegen einander näher als die äußern Kopfschildporen (Asp Fig. 4, Taf. 39). Ihre Wände sind dünn und bestehen aus einer Schicht niedriger kubischer Wimperepithelzellen, deren Kerne in einer Schicht angeordnet sind. Ihr Lumen ist überall gleich. Die Bewimperung der Kanäle ist gut erkennbar. Die Grenzen zwischen den Kanal- wänden und den Körperwandzellen sind sehr scharf; die äußern Kopfschildporen sind sehr kleine kreisförmige Öffnungen. Die Zellen der Kanäle gehen an der Oberfläche ohne scharfe Grenze in die Zellen der Kopfschildwände über. Dagegen bilden die innern Off- nungen schwache Vorsprünge ins Kopfschildeölom mit seinen Rändern, die an die Spitze der Herzblase stoßen. Eine Partie des Querschnitts durch das Kopfschild ist in Fig. 13, Taf. 47 ab- gebildet, wo diese Vorsprünge eine Partie des Kopfschildeöloms zwischen der dorsalen Wand der Herzblase und der Kopfschild- verdickung vom übrigen Cölomraum abtrennen (Ksc!). Solche Er- weiterungen der innern Öffnungen sind mit Trichtern der Nephridien vergleichbar. b) Die Halsregionkanäle!) sind kurze, breite Röhren, die 1) Hrk Fig. 5, 6, 7, Taf. 42; Fig. 9, Taf. 46; Fig. 1, A, Vata Fig. 1—7, Taf. 48. +. Ark, I. Hrk Fig. 3, 4, Taf. 42. Die Pterobranchier. 591 sehr schwach gebogen sind und sich in Halsregionporen dorsalwärts und sehr nahe von den Kiemenspalten öffnen (Hrp Fig. 4, 5, Taf. 38; Fig. 5, Taf. 42). Sie dringen in das Halsregioncölom als kurze Zellenröhren, die sich in der Höhe der hintern Partie der Mund- spalte öffnen. Beide Öffnungen der Halsregionkanäle sind in Längs- spalten verlängert. Die verlängerte vordere Partie der innern Öff- nungen liegt dicht auf der vordern vacuolisierten Rinne und auf dem 2. Querseptum des Körpers. Die Figg. 3, 4 u. 5, Taf. 48 stellen eine Serie von Querschnitten durch die vordere Partie des Halsregionkanals dar. In Fig. 5 ist diese verlängerte vordere Partie im Querschnitt als eine Schicht bewimperter Cylinderepithelzellen erkennbar (Ark). Diese Schicht unterscheidet sich sehr scharf von den übrigen Peritonealepithelzellen. In Fig. 4 ist ein etwas tiefer gehender Schnitt wiedergegeben, wo die innere Öffnung, die der ventralen Körperwand gegenüber gelegene, in ihrer Mitte getroffen ist (Oef). Man sieht einen Halb- kreis von Cylinderepithelzellen (Ark); der der äußern Körperwand gegenüber gelegene Rand des Halbkreises ist stets dünner als der auf der vacuolisierten Rinne (vvR). Zwischen ihnen und der äußern Körperwand bleibt längs der ganzen Öffnung ein Spaltraum des Halsregioncöloms erkennbar. Dieser Spaltraum ist mit besondern stark verlängerten Zellen erfüllt, die sich nach vorn weit über die vordere Spitze der Öffnung des Halsregionkanals in den Cölomraum erstrecken (Sol). Fig. 1, Taf. 48 stellt einen Flächenschnitt durch den Halsregionkanal dar, wo die verschiedene Breite seiner Wände leicht erkennbar ist. Die Wände der Kanäle bestehen aus einer Schicht mehr oder weniger hoher Cylinderepithelzellen. Die Be- wimperung ist stets sehr deutlich erkennbar. Die äußern Öffnungen — die Halsregionporen — (Hrp Fig. 1, Taf. 48) liegen in der Höhe der hintersten Partie der Mund- spalte (r. Hrk Fig. 4, Taf. 42). Sie erscheinen als kurze Längsspalten, die sich auf die Körperoberfläche fortsetzen und als Vertiefungen oder Rinnen der Körperwand erscheinen, die bis zu den Kiemen- spalten fortlaufen. Diese Vertiefungen unterscheiden sich auf den Querschnitten des Körpers scharf von den übrigen Stellen der Körper- oberfläche; sie treten als Halbkreise von kubischen oder Cylinder- epithelzellen auf, deren Grenzen gut erkennbar sind und die fast in ihrer ganzen Breite scharf gegen die übrigen Körperwandzellen ab- gegrenzt sind (l. Ark Fig. 4, Taf. 42). Nur gegen die Oberfläche kann man eine sehr schmale Verbindungsstelle der beiden erkennen. 592 A. SCHEPOTIEFF, Die distale Partie der Kanäle erweitert sich unmittelbar vor den äußern Öffnungen etwas nach hinten (Hrk! Fig. 6, Taf. 42). Das erwähnte Büschel verlängerter Peritonealepithelzellen, das zwischen dem dünnen, äußern Rand der innern Öffnung und der Körperwand liegt, geht von der Wand des Halsregionkanals aus (Sol Fig. 3, Taf. 42; Fig. 1—4, 7, Taf. 48; auch Fig. 9, Taf. 47). Die Zellen verlaufen als schmale und sehr lange Röhren (Sol Fig. 9, Taf. 26) und enden frei im Halsregioncölom mit besondern Endanschwellungen (Vd), wo ihre Kerne liegen (X). Ihre Ausgangsstellen aus der Kanal- wand sind sehr dicht nebeneinander gelagert und schwer erkennbar, da die Kanalwände noch mit Peritonealepithel der Halsregioncölomen ausgekleidet sind. Nach sehr starker Färbung bleibt immer in der länglichen, schmalen Partie der Zellen eine helle Axialpartie er- kennbar, die wie ein inneres Lumen des Zelleibs aussieht. Wegen der auberordentlichen Kleinheit des ganzen Gebildes kann man jedoch die Beziehungen dieses Lumens zum Raum der Kanäle nicht genau erkennen, noch auch ihr Inneres eingehender studieren. Die Zellen zeigen indes viel Ähnlichkeiten mit den Solenocyten der Nephri- dien von andern Tieren, wie z. B. den Polychäten, und können wahrscheinlich als Modifikationen dieser bezeichnet werden. Diese Solenocyten-ähnlichen Zellen sind sehr scharf von den übrigen Peritonealepithelzellen des Halsregioncöloms unterscheidbar, sowohl durch ihre Länge als auch durch ihre stärkere Färbbarkeit und ihre scharfe Abgrenzung. Nach ihrem ganzen Bau ähneln die Halsregion- kanäle von Cephalodiscus den Kragenpforten der Enteropneusten auberordentlich stark. XII. Muskulatur. Die Muskulatur ist bei Cephalodiscus am stärksten im Stiel ent- wickelt. Im übrigen Körper kann man folgenden Verlauf der Muskelstränge erkennen: die aus dem Stiel in das Rumpfcölom her- vorgehenden Längsmuskelfibrillen, die in der medianen ventralen Rinne verlaufen, stellen die Längsmuskulatur des Rumpfs dar (vM Fig. 5, 8, 9, Taf. 43; Fig. 2, Taf. 44). Sie liegen frei im Cölomraum, und ihre Stärke nimmt nach vorn sehr bedeutend ab. Die Längsmuskelfibrillen spalten sich um die vordere Partie des Ösophagus in 2 beiderseits von den Ösophaguswänden neben der ventralen Körperwand und den Mundrändern verlaufende Stränge Die Pterobranchier. 593 (Schlundmuskulatur) (OeM Fig. 1, 2, 3, Taf. 42; Fig. 3, 4, Taf. 48). Ungefähr in der Höhe der Oberlippe oder der distalen Partie der Mundspalte entspringen von den Schlundmuskelsträngen zahl- reiche Muskelelemente, die im Peritonealepithel des Halsregioncöloms auf den ventralen Wänden des Körpers und teilweise auch in den Seitenlippen verlaufen und als ein dünner, stark gefalteter Haut- muskelschlauch der Halsregionwände erscheinen (HrM Fig. 2, dar 40: Fig. 2 Watetis Mio. 5, Taf. 42; Big. 6, 7, Taf. 44). Die Fortsetzungen dieses Schlauchs gehen zu den Ausgangsstellen der Lophophorarme und weiterhin, wie erwähnt, als Lophophor- armmuskulatur auf die dorsalen Wände der Lophophorarme über (LaM Fig. 3, 4, Taf. 46). Die direkten Fortsetzungen der Schlundmuskulatur gehen längs der ventralen Wand des Körpers in das Kopfschild, wo sie als 2 seitliche Stränge ventralwärts und parallel der Notochorda im Kopfschildeölom nach vorn dorsalwärts verlaufen (Kopfschild- muskulatur (KsM Fig. 6, Taf. 39; Fig. 1—4, Taf. 40; Fig. 1, 2, Taf. 41; Fig. 6, 7, Taf. 44). Man kann bei Cephalodiscus noch Muskelfibrillen im 1. Quer- septum des Körpers (q! Fig. 2, Taf. 40; Fig. 6, 7, Taf. 44; Fig. 5, Taf. 45), im dorsalen Medianseptum des Halsregioncöloms (d. Msp Fig. 5, 6, Taf. 45) und in den Wänden des Herzens erkennen (M Fig. 5, Taf. 44). Alle diese Muskelfibrillen bestehen aus glatten Längsmuskelzellen. Deutliche Ringmuskulatur tritt nur im Stiel hervor. Die Muskelelemente fehlen vollständig in der dorsalen und hintern Partie des Rumpfs sowie in der vordersten und der hinter- sten Spitze des Kopfschilds. XIII. Genitalien. Die Geschlechtsorgane von Cephalodiscus liegen dorsalwärts in der vordern Partie des Rumpfs. Sämtliche von mir untersuchten Tiere waren Weibchen. Die Kolonien von Cephalodiscus dode- calophus M'IxT. scheinen dimorph zu sein. Die Geschlechtsorgane wurden in der Reifungszeit beobachtet und bestanden aus 2 beider- seits vom dorsalen Mesenterium zwischen Ösophagus und End- 594 A. ScHEPOTIEFF, darm im Rumpfeölom liegenden Ovarien (r. Ov, l.Ov und Ov der Fige.1)). Jedes Ovarium erscheint als ein länglicher Sack (Ov Fig. 8, Taf. 48), der von dem Peritonealepithel des Rumpfcüloms umhüllt ist. Seine hintere Partie liegt vollständig frei im Rumpfcülom, die vordere ist durch das Ovarialmesenterium (r. Ovmes, 1. Ovmes Fig. 10, 11, Taf. 47) an das dorsale Mesenterium des Rumpfcöloms angeheftet. Die vordere Partie jedes Ovariums verlängert sich in eine kurze Zellenröhre, den Oviduct, der sich in einen kleinen Genital- porus hinter dem zweiten Querseptum des Körpers öffnet. Die Oviducte sind auch durch Ovarialmesenterien an das dorsale Rumpf- mesenterium angeheftet (r. Ovmes Fig. 11, Taf. 48). An den Ovarien selbst kann man eine dünne äußere Hülle (Ovh Fig. 10, Taf. 47, auch Fig. 6, 7, Taf. 42; Fig. 6, 7, Taf. 43) und eine Anzahl in verschiedenen Reifungsstadien befindlicher Eier (E, E1 Fig. 8, Taf. 48) erkennen, die den innern Raum des Ovarium vollständig ausfüllen. Nur selten kann man diesen erkennen (£R Fig. 4, Taf. 40; Fig. 3, Taf. 41; Fig. 10, Taf. 47). Von den Eiern sind die in der hintern Partie des Ovariums liegenden sehr groß und füllen oft fast den ganzen Raum des Ovariums aus. Sie enthalten zahlreiche Dotterkörnchen und unterscheiden sich auf den Schnitten sehr scharf von den übrigen Eiern, die in der proximalen Partie des Ovariums liegen (E' Fig. 5, 6, Taf. 39; Fig. 8, Taf. 48). Die Ovarialgefäße, die vom dorsalen Gefäß des Rumpfs längs den hintern Rändern des seitlichen Mesenteriums verlaufen, breiten sich unter der Hülle der Ovarien auf der innern Fläche der Dotterpartie zu Ovarialsinus aus (Ovsn Fig. 6, Taf. 39; Rie, 11, 12 Taf. 47) Auf den Längsschnitten der Ovarien kann man vor den großen, hintern Eiern, die mit Dotter gefüllt sind, eine Reihe von ca. 4-5 kleinern Eiern in verschiedenen Entwicklungs- stadien erkennen (E Fig. 3, 5, 6, Taf. 39; Fig. 4, Taf. 40; Fig. 10, Taf. 47). Die Oviducte erscheinen als kurze Röhren, die an die seit- 1) r. Ov, 1. Ovu. Ov Fig. 2—6. Taf. 39; Fig. 4, Taf. 40; Fig. 2—4, Taf. 41; Fig. 1—7, Taf. 42; Fig. i—6, Taf. 43; Fig. 10, Taf. 46; Fig. 10, 11, 12, Saf. 47; Big. 8 0 Tat 48: Die Pterobranchier. 595 ichen Mesenterien angeheftet sind.!) Sie bestehen aus einer Schicht hoher Cylinderepithelzellen. In den Oviducten treten zahlreiche Zellen hervor, die in ihrem Protoplasma ein Aggregat ganz schwarzer Pigmentkörner entwickeln, die den gesamten Zelleib ausfüllen (p Fig. 8—11, Taf. 48). Diese Zellen sind quer zur Längsachse des Oviducts stark verlängert und werden in der Richtung zu den Genitalöffnungen immer zahlreicher. Wie die Figg. 8 u. 9, Taf. 48 und Fig. 10, Taf. 47 zeigen, treten sie, jedoch viel spärlicher, schon in der Hülle der proximalen Partie des Ovariums hervor. Von der dorsalen Körperseite sehen die Oviducte daher wie Kreise von Pigment aus. Die Farbe der Pigmentzellen ist so dunkel, daß sie bei Betrachtung des Tiers von der ventralen Körperseite noch durch die ganze Dicke des Körpers hindurch erkennbar sind. M’Ixros# (29) meinte bei ihrem ersten Anblick, diese Pigmentzonen hätten etwas mit Augen zu tun. Meiner An- sicht nach scheinen diese Zonen aber die Ausscheidungsstellen der Eihüllen zu sein. Im Innern der Wohnröhren sieht man nicht selten eine Anzahl mit besonderer Hülle bedeckter Eier, die ent- weder frei darin liegen oder durch einen besondern Stiel ihrer Hüllen an die innern Wände der Wohnröhren angeheftet sind. Diese Hülle ist durchsichtig und sehr dünn. XIV. Der Stiel. Der Stiel des Cephalodiscus (St Fig. 4, 5, Taf. 38; Fig. 14, Taf. 48) erscheint als ein langes, im Querschnitt kreisförmiges oder schwach abgeplattetes Rohr (Fig. 12, Taf. 48). Seine vordere (ventrale) Wand stellt die direkte Fortsetzung der medianen ventralen Längs- falte des Rumpfs dar (St Fig. 2, Taf. 44). Seine hintere (dorsale) Wand dagegen ist durch eine tiefe Querrinne oder Verengerung von der hintern Rumpfpartie: abgesondert (Vy Fig. 4, 5, Taf. 38). Die Länge des Stiels kann sehr bedeutend sein und übertrifft manchmal die Gesamtlänge des Rumpfs. Alle Veränderungen, die die Körper- wand und das Cölom im Stiel erfahren, beginnen schon in der erwähnten ventralen Medianfalte des Rumpfs. 1) r. Ovd u. 1. Ovd Fig. 5—6, Taf. 39; Fig. 4, Taf. 40; Ovd Fig. 3, Taf. 39; Fig. 1, 2,. Taf. 40; Fig. 11, Taf. 47; Fig. 8—10, Taf. 48. 596 A. SCHEPOTIEFF, An der Oberfläche des Stiels treten zahlreiche Ringfalten (Ft Fig. 2, 3, Taf. 44; Fig. 13, Taf. 48) in den Wänden auf, die eine: bedeutende Tiefe erreichen können und aus einer Anzahl primärer und sekundärer Falten bestehen (Ft!, Ft? Fig. 13, Taf. 48). Sie kommen indes nur an den Wänden des vollständig vom Rumpf abgesonderten Stiels vor. Diese Faltung beschränkt sich jedoch auf die Oberfläche, und zwischen ihr und der Faltung der innern Stielflächen sind keine Beziehungen vorhanden. Die Faltung der innern Stielflächen fängt schon an den Wänden der ventralen medianen Rinne des Rumpfs an, wo auf den Quer- schnitten eine Anzahl schief laufender Falten bemerkbar ist (Lft Fig. 5, 8, 9, Taf. 43; Ft Fig. 1, Taf. 44). Im eigentlichen Stiel kann man an der innern Fläche die sehr regelmäßige Bildung von Ring- falten erkennen (Rg Fig. 13, Taf. 48). Auf Längsschnitten durch den Stiel erscheint die innere Fläche seines Cöloms als ununter- brochene Reihe zur Oberfläche gerichteter Halbkreise, an deren in den Stielraum gerichteten Verbindungsstellen die Ringmuskeln (Am) besonders stark entwickelt sind. In den tiefern Schichten des Stielepithels ist ein subepithelialer Nervenplexus vorhanden (Nzp Fig. 12, Taf. 48; auch Nzp? Fig. 14, 15, Taf. 46). Die direkte Fortsetzung des breiten ventralen Rumpf- nerven, die in die vordere (ventrale) Wand des Stiels als Stiel- nerv verläuft, verschmilzt ohne scharfe Grenze mit diesem Plexus (Stn! Fig. 15, Taf. 44; Fig. 12, Taf. 48). Auf den Schnitten, wo die innere Fläche der Stielwände besonders starke Verdickungen bildet, sind sehr breite Schichten des subepithelialen Nervenplexus angesammelt, die leicht für besondere Nerven angesehen werden können. Die Stielwände (Epz Fig. 12, Taf. 48) bestehen aus hohem Epithel, dessen Kerne in zahlreichen Schichten angeordnet sind. Die Cuticula ist oft sehr deutlich. Wie erwähnt, fehlt der Stiel- oberfläche eine Bewimperung vollständig. Die Spitze des Stiels endet in einer schwachen Depression oder Endvertiefung, in deren Epithelzellen (Vt Fig. 4, 5, Taf. 38; Fig. 14, Taf. 48) ein Aggregat von Drüsenzellen vorhanden ist, die denen in der Ventralwand des Kopfschilds sehr ähnlich sind. Es sind sehr große Cylinderzellen, die durch die ganze Breite der Stielwand verlaufen, mit großen bläschenförmigen Kernen. Ihr körniges Protoplasma färbt sich im Vergleich mit den übrigen Epithelzellen der Vertiefung sehr stark. An den Rändern der End- Die Pterobranchier. 597 vertiefung bilden sich als hohle Ausstülpungen der Stielwände die Knospen. In seinem innern Bau unterscheidet sich der Stiel von den übrigen Teilen des Rumpfcüloms, abgesehen von seiner ventralen Langsfalte, durch folgende Veränderungen: 1. Durch starke Erfüllung seines Cölomraums mit binde- gewebiger Zellenmasse (bg Fig. 12, Taf. 48) und durch die Längsmuskulatur des Stiels (SEM Fig. 3, Taf. 44; Fig. 12, Taf. 48). Die bindegewebige Masse besteht aus netzförmigen, verzweigten Zellen, die alle Zwischenräume zwischen den Längsmuskelfibrillen neben den Stielwänden ausfüllen. Den freien Cölomraum (Ste Fig. 12, Taf. 48) kann man haupt- sächlich in der Stielachse finden oder gegen die Endvertiefung hin. Diese bindegewebige Zellenmasse besteht aus Zellen, die wahrschein- lich in das Stielecölom eingewanderte Peritonealepithelzellen dar- stellen. Sie stehen mit dem Peritonealepithel in direkter Ver- bindung mittels protoplasmatischer Seitenäste. 2. Durch den Mangel des Medianseptums. Das ventrale Mesenterium des Rumpfeöloms hört vor der Ausgangsstelle des Stiels auf, ohne in sein Cölom einzudringen. Weiterhin setzt es sich nur längs den Stielwänden in 2 schmalen dorsalen und ventralen Längsfalten der innern Stielflächen fort. An der innern Fläche der Endvertiefung gehen die Längsfalten ineinander über. Durch die gesamte Längsfalte geht die direkte Fortsetzung des ventralen Gefäbes des Rumpfs bis zur hintersten Rumpfwand, sodaß man auf den Querschnitten durch den Stiel ein Gefäß neben der dorsalen Wand (das dorsale Stielgefäßb) (dStg Fig. 3, Taf. 44; Fig. 12, Taf. 47; Fig. 12, Taf. 48) und eins neben der ventralen Wand (das ventrale Stielgefäb) (vStg) unterscheiden kann. 3. Durch die kräftige Entwicklung der Muskulatur. Ab- gesehen von den erwähnten zahlreichen Ringmuskelsträngen (Rm Fig. 12, 13, Taf. 48), die an der innern Fläche des Stiels ver- laufen und voneinander vollständig unabhängig sind, ist das ganze Innere des Stiels noch mit zahlreichen Längsmuskelfibrillen erfüllt (StM), die an beiden Längsfalten des Stiels angeheftet sind und direkt in das Rumpfcölom übergehen. Sie sind stark ge- krümmt und gebogen, und erscheinen in der Seitenansicht als wellenförmige Bänder. Ihre Mittelpartie ist sehr breit und setzt sich allmählich in sehr lange Endfilamente fort. Die Zwischen- 598 A. SCHEPOTIEFF, räume zwischen den Längsmuskelfibrillen sind, wie erwähnt, größten- teils mit Bindegewebe ausgefüllt. Die Unterschiede zwischen den beiden Muskelelementen, den längs der Stielwände im Peritonealepithel liegenden Ringmuskeln und den frei den Cölomraum durchsetzenden Längsmuskelfibrillen, treten in der verschiedenen Färbbarkeit beider hervor. Die Ring- muskeln färben sich sehr schnell und stark, die Längsmuskeln da- gegen viel schwächer und langsamer, sodaß an Präparaten, wo die Ringmuskeln schon ziemlich stark gefärbt sind, die Längsmuskeln noch fast ungefärbt erscheinen. (Schluß folgt.) 29. 30. 40. Die Pterobranchier. 599 Literaturverzeichnis. II. Cephalodiscus. M’Intosu, W., Preliminary notice of Cephalodiscus, new type (n. g.) allied to Prof. ALLMAN’s Rhabdopleura, dredged in H. M. S Challenger, in: Ann. Mag. nat. Hist. (5), Vol. 10. 1882. —, On Cephalodiscus, a new form allied to Rhabdopleura (ALLM.), in: Nature, Vol. 26, 1882. —, Preliminary report on Cephalodiscus, a new form allied to Prof. ALLMAN’s Rhabdopleura, in: Rep. 52. Meet. Brit. Assoc. Adv. Sc., 1883. —, Report on Cephalodiscus dodecalophus, in: Rep. sc. Res. Chal- lenger, Zool., Vol. 20. Appendix by S. Harmer, 1887. Harmer, S., Sur Cephalodiscus, in: Bull. sc. France Belg., Ann. 1, 1889. 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Allgemeine Bezeichnungen. d dorsal v ventral r rechte ! linke Partie, Wand etc. z. B.: d. Mes dorsales Mesenterium v. Mes ventrales Mesenterium l. He linkes Halsregioncölom r. He rechtes Halsregioncölom usw. A After Gp Genitalporus Bdt Blindtasche H Herz By Bindegewebe Hbl Herzblase Bl Bläschen He Halsregioncölom Blr Bläschenreihen hP hintere Partie Bm Basalmembran Hrk Halsregionkanal Cgl Cerebralganglion HrM Muskulatur der Halsregion CK Zentralkörper Hrp Halsregionporus Cut Cuticula Hrw Wand des Halsregionkanal D Drüsen hvR hintere vacuolisierte Rinne d. Bf dorsaler medianer Blindfortsatz iR innerer Raum des Osophagus K Kern Dp Driisenpartie Kn Knospe dsb dunkle Substanz Knst Knospenstiel E Ei Ks Kopfschild Ean Endanschwellung Kse Kopfschildeülom Ed Enddarm Ksg Kopfschildgefäß Epx Epithelzellen Ksk Kopfschildkanal Ft Falte KsM Muskulatur des Kopfschilds fx frei im Colom schwimmende Zellen Asp Kopfschildporus G Gefäß Kspt Kiemenspalte g. Dx große Driisenzellen Ksr Kopfschildrand gls Ganglienschicht Ksw Kopfschildwand Zool. Jahrb. XXIV. Abt. f. Anat. 40 602 Kw Körperwand L Lophophor La Lophophorarm Lac Lophophorarmeölom LaM Muskulatur des Lophophorarms Lan Lophophorarmnerv Law Lophophorarmwand Lft Längsfalte Ln Lateralnerv Lr Längsröhrchen Lrp Längsrippe M Muskelfibrillen Mes Mesenterium Mgw Magenwand Ms Mundspalte Msp Medianseptum N Nerv Nt Notochorda Nth Notochordahülle Nxp_Nervenzellenplexus Oe Osophagus Oef Offnung OeM Osophagusmuskulatur Oew Osophaguswand OL Oberlippe Ov Ovarium Ovd Oviduct Ovg Ovarialgefäß Ovh Ovarialhiille Ovmes Ovarialmesenterium Ovsn Ovarialsinus p Pigmentfleck Pep Peritonealepithel A. SCHEPOTIEFF, pstr Pigmentstreif q Querseptum des Wohnrohrs 7', 9° Quersepta des Körpers Re Rumpfeölom Rf Rumpf keg Ringelung Fm Ringmuskulatur Sg, sg Seitengefäß S! Seitenlippe Sle Seitenlippencölom sn Sinus Sol Solenocyten St Stiel Ste Stielcélom Sig Stielgefäß St.M Stielmuskulatur Sin Stielnerv sxt Stützstab der Tentakeln s be | 1 ri Zoolog. Auhrbücher Bd.24 Abt. f Morph. Day Ts Japha Sez a J i Zoolog. Jahrbücher Bd.24 Abt. f: Morph: Taf, 2. Hl N 4 I A \ N i SS 1} NUE Japha Fig 15,16; Burdach 11,13,14,17, Yorlas = er u. Gebauer 7-10 u.12 fez RN ena instal Messen lee Zoolog. Jahrbücher Bd.24 Abt. f Morph. = Fig. 18. Japha Fig19. u Burdach 18 gez Tate Fig. 79. „-B.Sch« | Verlag v Guskı Fischer, Jen a u . a. + Verlag v. Gustay Mode Zoolog. Jahrbücher Bd. 24 Abt. f: Morph: Japha Fig. 20-22 u.Burdach 23-27 fez. i Jena. ın scher i i q j F u Verlag von & Japha gez. Zoolog. Jahrbücher, Bd. 24, Abt. f. Morph. Japha gez. Verlag von Gus tay ni - a 0 L jr 2 LL" * . P . ‘ ‘ > %, Y x \ > > ‘ x Zoolog. Jahrbücher, Bd. 24, Abt. f. Morph. Japha gez. Verlag von Gratis Fischer I in Jena. , j : 3 ] . L N f i \ 4 i N i 1 ri! 0 a“ f 1 ‘ a 4 ‘ - = . « * à Y a ‘ E A oo = 5 R 1 fa À 1 1 0 7 v > rr 4 4 a A f = f id . 5 + BEN + 2 d “ v i + 5 Taf 8. Zoolog. Jahrbücher Bd. 24Abt. f Morph. at mu GC) nt DE Fig. 2 Fig. 5. un. co im g.6 LES Zoolog. Jahrbücher Bd.24 Abt. f Morph. 3 | . Taf 9. h pe iy | = Verlag v. Gustav Fischer, Jets. Lith AnstyK.Wesser, Jena. | Wi “ A, 2 à ‘ _ = ‘ vor et: \ TER, ur . | HA N | t ‘ PE ER var) k k Zoolog. Jahrbücher Bd.24 Abt.fMorph. Fig. 40. LithAnstwK Wesser,Jena. 126 v Gustav Fischer Je © ‚Jena a di, 2 Loolog. Jahrbücher Bd.24 Abt. £ Morph. ) Fig. 3b. srlag v. Gustav Fischer, 7. | « Zoolog. Jahrbücher Bd.24 Abt. £Morph. me FR Se = geal > LE ee emsee SE St And. J Fig. 25. PLT: .Ir Verlag v. Gustav Fischer, Jer {\ ur Zoolog. Jahrbücher Bd.24 Abt. £ Morph. o\0\9 101016 57 RE © oO Ce) DS Sco £ Phew: Fig. 42. Warlas v Gusta? Figg) “ Taha er - Verlag v Gu sc her, Jens. Lith Ansty R.Wesser. Jena Zoolog. 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Abt. f Morph. a ce \ N TO il ill “i il sh \\ = D Yr ir i (| 4 UN kB “Goa TAS ‘mas SL? “Mi > a any rt Q ; | | oes 4 = IN fan NW à ANT | \ satt NS u | é | 7 SOP PP TT \\ YA) titi TT TT ae f} AAANN EN À rt) HR klin ES . Gus Æischer ir Ten = ve z Verlag ¥ (Gus er in Jena Schepotieff gez Lith Anst.v Johannes Arndt, Jena Zoolog. Jahrbücher Bd. 24. Abt. f Morph. SchenötiefP a — DERPOHEST gen Verlag von GustaFischer = v | vera na < ale von € e [3 “ . 4 e : : Le | a . : 5 : u u ag one a OB, a a 5 7610 7 m Lith Anstwk WesserJena Verlag v. Gustav Fischer, Jona. DL Zu Zoolog. Jahrbücher Bd. 24, Abt. f Morph. Ev.Daday gez. Verlag v. Gustav Fischer, Jena. 2 Zoology. Jahrbücher Bd.24, Abt.f Morph. — EvDaday gez 5 v Fis | Verlag v Gustav Fischer, Jena, LithAnseyKWessenJena | Zoolog. Jahrbücher Bd. 24 Abt. f. Morph. Paul Stange gez. Verlag von Gustav Fischer in Jena Lifh. Anst.v. Johannes Arndt, J st.v. Johannes Arndt, Jen. alls Paul Stange gez. Verlag von Gustav Fischer in Jeng Lith. Anst.v Johannes Arndt, Jena. * 2 7 i N . | \ . N yi co mix e } a | M | . 22 = = | | a | 7 a be a ry u u 7 5 | . u u =; | u . er en | LA Taf‘ 29. Zoolog. Jahrbücher Ba.24.Abt.L.Norph. ba. ms. SS. : | | r x Guste — oe ns Cr VO ~~ Va oe PPS Zoolog. Jahrbücher Bd.24-Abt.f Morph. 4 RS eee Br e tete, = Be eee Zur à im gel pe Verlag von Qusl®Fischen ;n Jena, Lith.Anstv.Emil Schaal Jens. + Zoology Jahrbücher Bd.9Abt. f Morph. | | Taf 51. m a Ban! eee Scse®wc ta Cie Se — F Verlag vor Gusta ‘Scher in Jena, 7 Lith A E ith Anst.v. Emil Schaal Jena | The © Zoolog. Jahrbücher Bd.24 Abt. f. Morph. | = js Ls > = PA A >= 5 Ce El S = Lith Anst.v. Johannes ‘Amat, Jena d at Zoolog. Jahrbücher Bd.24. Abt. f. Morph. Taf. 33. k 4 i : # i Verlag vor Gustav Fischer 1 Jena . … Lith.Anst.v. Johannes Arndt, Jena. | me hia) | ah ar, Ar EN Ÿ u Pe à mr ( A 1 | | | Kyi u m ul ü w . ad — } ’ Zoolog. Jahrbücher Bd. 94. Abt.£,.Morph. Tak 54. Sternfeld gez Verlag vor Gustav fischer in Jona, Lith Anst.v Emil Schaal. Jena. 17 PAA te / FR à 4 +, T PR Zoolog. Jahrbücher Bd. 24. Abt. f Morph. Wide gez gez Verlaé - Gustav Fischer Tans 4 Zoolog. Jahrbiicher Bd. 24. Abt. f/ Morph. =. f N ( ae \ Br | Sei \ er} J er 8 2 A" 1", | MER DR: | [| «#1 TA } 4 | Ae BEN, | Vas 1 fig f a | | ess KA | | | “HA à sf » RSS À 2 { Pac \| Vg ep: uf [* A Fas nt | r ER ms Se RA ” @ ‘e f & Fa À I \ Ri Fig. N. 4 Fig. 93. 6 Gustav scher. r. Lid EW. ag v Gust her, Je, a. ith AnsteE We Zoolog. Jahrbücher Bd. 24. Abt. £ Morph. ; 3 Taf ER ig. 10% Fig. 105. in Fig. 106. | | | fi \ | | A | W i | \ | ee 1 qe i al | fl | ; Fig. 1 | i > | Fig. M2. Fig. 13. Fig. 10. Fig. 130. | | & Fig. 128. Fig. ta. % ; Fig. 120. \ 727 lig: 16 Fig. 117. Fig. 18. h i Fig. 179. Fe à: == = = = ee x Be LA ee — Se — >: Se — H gez Verlag ı. Gusta¥ Fischer, Jo, à dnctrh thy + à S S RR RS de = 3 8 S S Ÿ 8 Lith Anst.v Johannes Arndt, Jena. vor Gusta Fischer y Verla, g Zoolog. Jahrbücher Bd. 24. Abt. Morph. ‘oolog. Jahrbücher Bd. orph nf 50 dAsn © ad Ksw. 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Jahrbücher Bd. 24-Abt. f Morph. Fig. 8. fe . “Lal, Fig. Ta lLan Taf: #6. haN. ? dMes. vale =. Schepotieff gez Verlag v Gustav Fischer, Jena ImhAnstv.K WessenJena TO Zoolog. Jahrbücher Bd. 24 Abt. f Morph: Schepotief gez. 3 LithAnstv.KWesserJena Verlag v. Gustav Fischer, Jena. fh Zoolog. Jahrbücher Bd. 24. Abt. À Morph. Schepotieff ae \ i ~ Varta Si + +. Verlag von Gustav Fi cher in Jena, Lith Ansty. Johannes Arndt, Jens & Verlag von Gustav Fischer in Jena. Zoolog. Jahrb., Bd. 24, Abt. f. Morph. Tannreuther. Geo W. Zoolog. Jahrb., Bd. 24, Abt. f. Morph. se = an Jia ran a 7 = : Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tannreuther. W. eo Wr: =>. Zoolog. Jahrb., Bd. 24, Abt. f. Morph. $e 2220 9 PH Noa? © © >. nr Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tannreuther. Geo W 50 20 50%. 9 2 0 290590 OR or 55: CED OR, 2B SPIGO Ox Zoolog. Jahrb., Bd. 24, Abt. f. Morph. von Gustav Fischer in Jena. Verlag Geo W. Tannreuther. Is Zoolog. Jahrb, Bd. 24, Abt. f. Morph. | 108 Geo W. Tannreuther. 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