zs bist . 4. « x > x Kr; ART 4 ir x LAC) A A 0 D » 4 uf Au Nye HER f > AE : ur be | EAN re 494 = er : té CTP LAS RAS vi ST A 1 J x: a ras we PEN ra ‘ + > ae Ars N one A Fc NAT £ nr v ZOOLOGISCHE JAHRBUCHER. ABTHEILUNG FUR ANATOMIE UND ONTOGENIE DER THIERE. HERAUSGEGEBEN PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN. ACHTER BAND. MIT 37 TAFELN UND 18 ABBILDUNGEN IM TEXTE. je JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1895. PA | VE ro | : | ee N © at | ae asunas WA. FL: MORE: | be een al se + HA BILH SEE Heft I (ausgegeben am 15. Oktober 1894). Leypic, F., Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. Mit Tafel 1—7 4 NOLDERE, BERNHARD, Die Metamorphose des RE Mit Tafel 8 und 9 . Heft II (ausgegeben am 10. December 1894). SCHINKEWITSCH, W., Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. Mit Tafel 10 und 11. CarLssoN, A., Ueber die Zahnentwicklung bei einigen chenden Mit Tafel 12 und 13 und 2 Textfiguren ar. Hicker, Dr. V., Die spätere Entwicklung der Em En Mit Tafel TR 17 Ranxin, J., On the supposed Vertebration ‘of the Tail in Rena dicularia. With Plate 18 . be AN it hee sie Lure Heft III (ausgegeben am 11. Mai 1895). SPEMANN, Hans, Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. Mit Tafel 19—21 Scumipt, FERDINAND, Beiträge zur Kohlen der rations der Stylommatophoren. Mit 9 Textfiguren FAR Bercu, R., Beiträge zur Kenntniss der Strombiden, besonders der Gattung Terebellum Klein. Mit Tafel 22 und 23 . ‘ Pozzarp, H. B. The Oral Cirri of Siluroids and the Origin of the Head in Vertebrates. With Plates 24 and 25 . 191 217 245 289 301 318 342 379 Inhalt. Heft IV (ausgegeben am 30. Juli 1895). Fuiuarton, J. H., On the generative Organs and Products of Tomo- pteris onisciformis Escascaozrz. With Plates 26—28 Nicxresox, W. S., On Stichocotyle nephropis Cunningham, a Parasite of the American Lobster. With Plates 29—31 Kurncxowstrom, A., Zur Anatomie der Edentaten. Mit Tafel 32—35 und 7 Textfiguren SPULER, ARNOLD, Beitrag zur Kenntnies au eisen ‘Baw u a Phylogenie der pme der Schmetterlinge. Mit Tafel 36 . : he. ga hr VE. BETHE, ALBRECHT, Die RER von i Mit Tafel 37 Seite 425 447 481 520 544 Nachdruck verboten, Uebersetzungsrecht vorbehalten. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. Weitere Beiträge von F. Leydig in Würzburg. Hierzu Tafel 1—7. Im Anschluss an Früheres gestatte ich mir mit neuen Beiträgen zur Kenntniss der Hautdecke und Hautsinnesorgane hervorzutreten, obschon sie allerdings wieder nur den Charakter von Bruchstücken an sich haben. Theilt doch wohl Jeder, welcher dieses Feld betreten hat, die Ueberzeugung, dass es noch der mitwirkenden Theilnahme vieler Beobachter bedarf, bis eine zusammenfassende und abschliessende Darstellung sich ermöglichen lässt. Die Menge der Punkte, welche noch aufzuklären sind, übertrifft bei weitem die Zahl jener, über welche wir uns im Bisherigen einigermaassen zu unterrichten wussten. Es wird im Nachfolgenden zuerst dasjenige vorgelegt, was mir die erneute Beschäftigung mit einigen Arten von Fischen vor die Augen gebracht hat; sodann ging ich daran, das Ermittelte mit den anderweitig gewonnenen Thatsachen und Vorstellungen in Verbindung zu setzen. Einzeluntersuchungen. I. Discognathus lamta. Die Gelegenheit, den genannten indischen Cyprinoiden in einem gut conservirten Exemplar benutzen zu können, verdankt der Ver- fasser der Freundlichkeit der Herren DDr. SARASIN, denen der Fisch Zool. Jahrb. VIIL Abth. f Morph. 1 9 F. LEYDIG, auf ihrer ceylonischen Forschungsreise durch verschiedene wunderliche Bildungen des Integuments aufgefallen war, weshalb sie ein Stiick in Chromsäure einlegten und mich nach ihrer Rückkehr damit be- schenkten !). Epidermis und Lederhaut. In der Structur der beiden Hauptschichten des Integuments besteht Wiederholung bekannter Ver- hältnisse, Die äussern Lagen der Epidermis setzen sich zusammen aus flachen Zellen, darunter kommen rundliche Formen, und in der Tiefe, zunächst der Lederhaut, hebt sich eine Schicht hoher, schmaler Cylinderzellen ab. An manchen Körperstellen entwickelt die freie Fläche der Epi- dermis eine Cuticularbildung, der ich bereits an einem andern Orte gedacht habe, da sie einer von mir geäusserten, von Andern be- strittenen Ansicht zur Stütze dienen kann?). Es zeigt nämlich die oberste Lage der platten Zellen ein streifiges Wesen, das man für eine Art Sculptur ansprechen darf, entstanden durch Verdickungen eines Cuticularsaumes. Von da aus kommt es zur Entstehung von feinen Spitzen, Zapfen oder Dornen, welche sich auf der Einzelzelle erheben, genau dort, wo der Kern der Zelle liegt. Der Dorn gliedert sich in Sockel und Endspitze, wovon letztere, weil stärker erhärtet, von einigermaassen glänzendem Aussehen ist. Dergleichen cuticularen Dornen oder Stacheln begegnen wir z. B. an den Flossenstrahlen, wo sie ganz allmählich beginnen, auf der Wölbung des Strahles am meisten auswachsen, um sich wieder, nach und nach kleiner geworden, gegen die Zwischenhaut der Strahlen zu verlieren (Taf. 1, Fig. 2a). Schleimzellen sind sehr zahlreich vorhanden: in den obern Schichten der Epidermis von runder Form, nehmen die tiefer gelegenen eine kolben- oder flaschenförmige Gestalt an, wobei das schmalere Ende oder der halsartige Theil immer gegen die Lederhaut gekehrt er- scheint. Es verbreiten sich die Schleimzellen fast über die ganze Hautfläche hin, bald etwas mehr vereinzelt stehend, bald auch in dichter Folge. Sie sind z. B. äusserst zahlreich in der Gegend des Kiemendeckels; auch auf den Schuppen zeigen sie sich gehäuft, lassen ! jedoch schon hier den eigentlichen Saum der Schuppe frei. Und es giebt Stellen, wo sie völlig fehlen: man vermisst sie z. B. an der Oberlippe dort, wo die Haut vor der Zone der Papillen sehr glatt 1) Integument brünstiger Fische und Amphibien, in: Biol. Cen- tralbl. 1892. 2) Zum Integument niederer Wirbelthiere, ebenda. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 3 ist; sie mangeln auch auf den Flossenstrahlen an den Orten, wo die Epidermis die vorhin erwähnten dornigen Cuticularbildungen ent- wickelt, während sie hingegen in der Haut zwischen den Strahlen sehr zahlreich anzutreffen sind. Entweder erscheinen die Schleimzellen geschlossen, oder sie haben eine nach oben gekehrte, rundliche Oeffnung, deren Weite verschieden gross sein kann. t Die Kolbenzellen erweisen sich auch hier als eine Umbildung der Schleimzellen, und an gewissen Körpergegenden sieht es aus, wie wenn sämmtliche Schleimzellen in Kolbenzellen sich umgesetzt hätten, so z. B. am Rücken der Schnauze, wo sie alsdann auch dicht gehäuft stehen. Oberhalb der Kolbenzellen ziehen sich hauptsächlich die dunkeln Chromatophoren der Epidermis hin. Wie im Bau der Oberhaut sind auch in der Structur der Leder- haut die Grundzüge die gleichen, welche wir an einheimischen Fischen kennen. Der Stock des Coriums besteht aus wagerechten Lagen, und diese sind von senkrecht aufsteigenden Zügen durchbrochen. Eine zweite Lage von dunkeln Chromatophoren ist zugegen. Das Unter- hautbindegewebe stellt sich unter der Form eines weiten, Fettzellen umschliessenden Wabenwerkes dar, weshalb es fürs freie Auge sich wie eine weiss-gelbliche Masse Ausniramk, und diese Schicht zeigt sich unter der Haut der Schnauze besonders verdickt. Innerhalb des Unterhautbindegewebes ist auf Schnitten unter der Seitenlinie ein nach der Länge ziehender Lymphraum sichtbar, der noch mit geronnener, feinkörniger Lymphe gefüllt war. Auf dem Wege, den das Bindegewebe zwischen die Hälften der Seitenmusculatur nimmt, entsteht zum zweiten Mal ein Lymphraum, welcher den Nervus lateralis umgiebt. Becherorgane. An den Weingeist-Exemplaren der von mir früher untersuchten indischen Cyprinoiden !), welche lange in einer Sammlung gestanden hatten, war nichts mehr von den bezeichneten epithelialen Bildungen nachzuweisen. Doch hatte ich gewisser Er- hebungen der Lederhaut zu gedenken, von denen wahrscheinlich war, dass sie „mit epithelialen Sinnesbechern gekrönt sein werden“. Hier an dem in Chromsäure aufbewahrt gewesenen indischen Karpfen sind die Becherorgane deutlich zu sehen. Unter einander von verschiedener Grösse, so dass die einen um 1) Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Thiere, Bonn 1883. 1* 4 F. LEYDIG, das Doppelte des Umfanges die andern iibertreffen, stellen sich die grössern für das freie Auge und die Lupe unter der Form feiner Höckerchen oder grauer Fleckchen dar. Die kleinern sind nur von Punktgrösse, und die allerkleinsten tauchen erst unter dem Mikroskop auf. Der Wechsel in der Grösse bindet sich auch zum Theil an die Oertlichkeiten ihres Vorkommens, indem sie z. B. im Allgemeinen auf der Scheitelfläche des Kopfes stattlicher sind als in der Wangen- gegend. Hinsichtlich der Verbreitung der Organe zeigt sich, dass sie über die ganze Hautfläche sich erstrecken und es nur wenige Stellen giebt, allwo sie wirklich fehlen. Am Kopf ist namentlich die Schnauze dicht besetzt mit den Sinnesbechern; auch an den Barteln trifft man sie in grösster Zahl, und sie verleihen dem Rand der Barteln, da sie deutlich hervorragen, ein leicht höckeriges Aussehen ; in gleich dichter Menge stehen sie in der Haut der vordern Nasenröhre, was besonders auffällt, wenn wir deren schwach lappigen oder gekerbten Saum vor uns haben. Sie verbreiten sich über die Scheitel- und Wangengegend, finden sich längs des Rückens und der Flanken, nicht minder an der Kehle und am Bauch vor und zeigen sich auch noch auf den Flossen vorhanden. Selbst der glatten, fast spiegelnden Fläche der eigen- thümlichen Scheibe hinter der Unterkinnlade fehlen sie nicht. Zu den Stellen, wo ich sie aber vermisse, gehören die eingeklappten Hautfalten, z. B. am vordern Winkel des Auges. Der weitaus grössten Mehrzahl nach stehen die Becherorgane einzeln für sich, bald näher beisammen, bald mehr auseinanderge- rückt. Aber an manchen Orten — und es handelt sich dann um Organe von geringerer Grösse — sind sie zu zwei bis vier so eng zu- sammengestellt, dass sie einheitliche Gruppen bilden, welche auch als solche von den Elementen der Epidermis umfasst werden. Die Epi- dermiszellen, von der Flächenansicht, umziehen die Einzelgruppe in Ringlinien. Dergleichen gehäufte Becherorgane heben sich für die Lupe als grössere Höcker ab, so z. B. auf der Öberlippe in der Gegend, wo die glatte Fläche in die papilläre Zone übergeht; auch in der Wangenseite begegnet man neben den einzeln stehenden, grössern und kleinern Becherorganen solchen, welche zu Gruppen gehäuft sind. In Anbetracht der Beziehungen, welche die freien Hautsinnes- organe zu denen des Seitencanalsystems haben, sei auf das Verhalten der Becherorgane in der Epidermis der Schuppen noch im Besondern hingewiesen. Nicht auf jeder Schuppe sind die Organe zugegen, in der Fläche des Rückens z. B. habe ich sie auf gar mancher Schuppe Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 5 vergebens gesucht, während sie auf andern deutlich zu sehen waren. Hervorgehoben verdient aber zu werden, dass sie am beständigsten auf jenen Schuppen sich finden, welche von der Seitenlinie durchzogen werden. Die Organe gehören hier theils zu den grössern, theils zu den kleinern Formen, wovon die erstern in der Höhe der Oeffnung des Seitencanals stehen, und zwar meist zu dritt in einer Querreihe, während die kleinern ohne Ordnung über die Schuppe zerstreut sind. Die grössern, welche in der Nähe eines Porus des Seitencanals sich befinden, über- treffen den letztern an Umfang und nehmen sich für die Lupe wie graue Fleckchen aus (vergl. Taf. 1, Fig. 3 u. 11. Histologisch unterscheidet man am einzelnen Becherorgan, in gleicher Weise wie bei den einheimischen Knochenfischen, die Rand- oder Mantelzellen und den Ballen der innern oder birnförmigen Zellen. Aus den letztern können kurze Spitzen oder Stächelchen hervorragen, was namentlich an denen der Barteln wahrzunehmen war; an andern Stellen sind die Spitzen zu längern Borsten geworden. Im optischen Querschnitt nehmen sich die Borsten wie eine Gruppe scharfer Punkte aus. Die Becherorgane sind hervorgegangen aus den Elementen der Epidermis, und noch im fertigen Zustande lässt sich zum Theil das Verhältniss der Zellen der Epidermis zu jenen der Becherorgane er- kennen. So sieht man bezüglich der Mantelzellen, dass sie gewisser- maassen Eins sind mit den Cylinderzellen, welche die unterste Schicht der Epidermis bilden: man vermag z. B. an der Seite der nachher zu besprechenden Papillen den unmittelbaren Uebergang der einen in die andern deutlich zu verfolgen. Aber auch für die innern oder birn- fürmigen Zellen liegt in den Einzelheiten noch gar Manches vor, was veranlassen kann, sie von den Schleimzellen der Epidermis unmittel- bar abzuleiten. Die Lage des Kernes im fussartigen Theil der Zelle, Ausbildung eines Secretraumes im eigentlichen Zellkörper, die etwa vorhandene Borste als hervorgetretenes Secret — Alles deutet auf die von mir angenommene Verwandtschaft hin. An den Becherorganen einheimischer Fische bin ich später noch mit einer Art dritter zelliger Elemente bekannt geworden, über welche unten des Näheren zu berichten sein wird, Es ist durchaus wahr- scheinlich, dass die Körper auch bei unserm Discognathus zugegen sind und nur von mir in der Zeit, in welche die Untersuchung dieses Fisches fiel, noch nicht bemerkt wurden. Papillarzone an der Öber- und Unterlippe Der freie Rand der Oberlippe ist leicht gekerbt durch Furchenbildung à 6 F. LEYDIG, seiner Oberfläche. Eine breite Zone dicht stehender Höckerchen oder Papillen, die sich allmählich nach vorn zu verlieren, bildet den Saum (Taf. 1, Fig. 2). Hinter der Mundspalte, im Bereich der Unterlippe, fällt eine platte, scheibenförmige Fläche auf, und diese zeigt sich abermals von einer mit Papillen besetzten Kreiszone umgeben, welche *als Hautfalte vor- springt. Die Einzelpapillen sind grösser als jene der Oberlippe. Vom Winkel der gedachten Scheibe zieht sich beiderseits eine Hautplatte nach aussen, die eine Anzahl, etwa ein Dutzend, von Wülsten oder Leisten an der Oberfläche entwickelt. Diese verschiedenen Reliefbildungen der Haut haben etwas so Auffälliges, dass eben deshalb die DDr. Sarasın dem Fisch Beachtung schenkten und mir beim Uebersenden brieflich die Ansicht aussprachen, man dürfte vielleicht dahinter ein Sinnesorgan vermuthen. Die Syste- matiker hätten das Ganze für eine „Saugscheibe“ erklärt, doch habe auch schon ein englischer Autor‘) gegen diese Deutung Bedenken ge- äussert. Durch das im Mundwinkel stehende blattartige Organ könne man an die Bildungen auf der Nase gewisser Fledermäuse erinnert werden. Alle diese Hinweise waren für mich Grund genug, um die Theile genauer auf ihren Bau anzusehen. Von vornherein liess sich vermuthen, dass die Papillen Umbil- dungen jener Wärzchen sein werden, welche auch sonst im Bereiche der Schnauze sich finden, aber im dicken Epithel vergraben sind. Und in der That kommen denn auch am Rande der Scheibe Papillen vor, welche Becherorgane tragen, und auf diese folgen erst die vor- springenden rundköpfigen Wärzchen. Bezüglich der letztern lehrt sowohl die Untersuchung von der Fläche als auch der senkrechte Schnitt, dass der bindegewebige innere Theil der Papille oben eine deutliche grubige Vertiefung hat, welche zur Aufnahme einer kuglig verdickten Epidermispartie dient (Taf. 1, Fig. 4). Man könnte sagen, die Epidermis erzeuge da, wo sie über den Gipfel der Papille weggeht, einen besondern Ballen, welcher sich in die Vertiefung legt. Diese die Grube ausfüllende Zellenmasse muss eine etwas andere chemische Beschaffenheit haben als die Epidermis der nächsten Umgebung, denn bei Behandlung mit Glycerin bleibt sie dunkel, während die Umgebung sich aufhellt. Und selbst wenn wir die mit deutlichem Kern versehenen Zellen des Ballens für sich vor 1) Beovarp, Freshwater Fishes of India, 1877. (Ich selber bin nicht in der Lage, dieses Werk einzusehen.) Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 7 uns haben, so unterscheiden sie sich nicht bloss durch Grösse von den Zellen, welche die Seiten der Papillen und die Räume dazwischen bekleiden, sondern auch durch ein gewisses trübes Wesen. Bei starker Vergrösserung vermag man auf der Oberfläche besagter Zellen ausser- dem eine etwelche dornig-streifige Zeichnung zu sehen, die allerdings wegen Feinheit nicht so ohne weiteres in die Augen fällt. Schleim- zellen fehlen in der Epidermis der Papillenzone, ebenso Becherorgane. Nur am Rande der Scheibe stösst man auf rundköpfige Papillen, welche ausser dem Epidermispfropf in der Grube des Gipfels, noch ein oder mehrere Sinnesbecher tragen können. Aber diese stehen dann auf einem Seitenvorsprung der Papille, was darthut, dass der Epi- dermispfropf und die Becherorgane durchaus verschiedene Bildungen sind, und sich auch darin zeigt, dass nach aussen die schon erwähnten kleinern Papillen sich anschliessen, welche nur Sinnesbecher und nicht mehr den Epidermisballen tragen. Der gedachte Epidermisballen ist.wohl in erster Linie den Horn- bildungen einzureihen, in zweiter Linie aber vielleicht den „Perl- organen“. Ob Letzteres richtig ist, kann im Augenblick freilich nicht entschieden werden. Ich suchte mich auch über etwaiges Verhalten der Nerven zu den Papillen zu unterrichten, wusste mir aber keine rechte Einsicht in dieser Sache zu verschaffen. Zwar lassen sich innerhalb des Coriums der Papillarzone Nervengeflechte mit Bestimmtheit erkennen, aber un- gewiss blieb, ob etwa einzelne Fasern in die Papillen aufsteigen. Möglich, dass die Aufbewahrung des Thieres in Chromsäure Schuld trug, weshalb über diesen Punkt keine Sicherheit zu erlangen war, denn selbst an den mit den Sinnesbechern ausgestatteten Papillen gelang es nicht, die doch wohl vorhandenen Nerven zweifellos zu sehen. Besser ging es mit dem Nachweis von Blutcapillaren, und im Falle Stücke derselben in noch gefülltem Zustande getroffen wurden, konnte sogar beim ersten Anblick die Meinung erweckt werden, dass im Innern der Papillen eigenartige Körper lägen, bis man sich über- zeugte, dass es denn doch nur Abschnitte der Blutcapillaren seien. Papillen der Saugscheibe bei Cyclostomen. Da es mich bediinken wollte, als ob die besprochenen Wärzchen der Ober- und Unterlippe von Discognathus den Papillen der Saugscheibe von Petromyzon angeschlossen werden könnten, so mögen, nachdem ich schon früher !) den Papillen des Mundsaumes des fertigen Fisches eine 1) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, in: Festschrift d. Naturf. Ges. in Halle a./S. 1879, p. 137, Anmerkg. 8 F. LEYDIG, kurze Bemerkung gewidmet habe, jetzt einige Beobachtungen an den gleichen Bildungen aus der Mundhöhle der Larve (Ammocoetes) hier ein- geschaltet werden. LANGERHANS hat zuerst diese Theile auf das histologische Verhalten untersucht. Er unterscheidet an den „verästelten Barteln“ ein zwei- schichtiges Epithel, mit feiner Cuticula. Sinneszellen kämen nicht vor, doch gelänge es mit Hülfe von Reagentien, hin und wieder einen Nerven in ihnen zu finden. Demgemäss seien, entgegen der Ansicht älterer Autoren, die Papillen nicht Sitz des Geschmacksinnes oder des Tast- sinnes, vielmehr stellten sie, wie August MÜLLER ausgesprochen, einen rein mechanisch wirkenden Schutzapparat vor 1). Auch ich sehe, dass der Bau der Papillen in wesentlichen Punkten sich vom, Integument entfernt. Schnitte durch letzteres, z. B. aus der Schwanzgegend, zeigen eine gleichmässige Schichtung der bindegewebigen Züge mit zahlreichen länglichen Kernen. In der Epidermis, welche das Corium um das Doppelte der Dicke übertrifft, sind zahlreiche Schleim- zellen zugegen, verschieden in der Grösse; jene der Tiefe haben die Form von Kolbenzellen. Eingestreut erscheinen viele der sich stark firbenden Kerngebilde, welche man auf , Wanderzellen“ bezieht. Auch am Mundsaum ist das Epithel mit seinen Schleimzellen dicker als das Co- rium, dessen obere Fläche im senkrechten Schnitt eine leichte Zacken- linie giebt. Nerven kommen deutlich zur Ansicht. Die Papillen nun, welche in Gestalt zerstreut stehender kleiner Vor- sprünge in der vordern Partie der Mundhöhle beginnen, um weiter ein- wärts seitliche Auswüchse zu treiben, derart, dass sie zuletzt zu grossen, vielfach getheilten, dicht stehenden „Cirrhen“ oder zerfaserten Barteln werden, besitzen ein dünnes Epithel, gebildet aus kleinen, rundlichen Elementen, ohne Schleimzellen und Sinnesbecher. Von Becherorganen ist überhaupt in der Mundhöhle nichts zu sehen. Die bindegewebige Grundlage der Papillen ist von gallertig-netzzelligem Charakter und schliesst nach aussen mit einem homogenen Saum ab. Nerven enthielten meine Präparate nicht, hingegen, was LANGERHANS nicht erwähnt, ausser den Blutgefässen zahlreiche, sehr entwickelte Lymphräume. Sie stellen sich dar als scharf abgegrenzte Höhlungen im Bindegewebe, wechselnd in Form und Grösse, oft buchtig erweitert, je nachdem sie eben vom Schnitt getroffen worden waren. Gleichwie in den Blutgefässen noch Blutkörperchen enthalten sein konnten, so boten auch manchmal die Lymphräume noch deutlich in ihrem Innern Lymphgerinnsel dar. Nach diesen Befunden darf man annehmen, dass die Papillen nicht in Bezug stehen zum Nervensystem, also wohl nichts mit Sinnesapparaten zu thun haben, sondern sowie morphologisch, so auch physiologisch eher den Endausbreitungen des Gefässapparats dienen und wohl durch An- und Abschwellung dem Organismus nützlich sein mögen. Ich erinnere hierbei auch an meine Untersuchungen an indischen Cyprinoiden, allwo papillen- und blattartige Bildungen vorkommen, von denen man zuerst 1) Lancernans, Untersuchungen über Petromyzon Planeri, in: Ver- handlgn. Naturf. Ges. Freiburg i. B. 1873. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 9 ebenfalls vermuthen müchte, dass sie Endpunkte des Hautnervensystems enthalten möchten. Doch es war in derselben keine Spur von Nerven- fasern auffindbar gewesen, wohl aber boten sich zu Blutgefässen und Lymphräumen ganz entschiedene Beziehungen dar). Kopfgruben. Am vordern Theil der Schnauze, in der Gegend zwischen Auge und Nase, sowie am Scheitel machen sich Grübchen bemerklich, die, mit der Lupe angesehen, beinahe an die Papillae circumvallatae der Zungenoberfläche bei Säugern gemahnen könnten, indem aus einer wallartig umzogenen Vertiefung eine kurze Wölbung hervorsteht (Taf. 1, Fig. 6). Die zwei grössten dieser Gruben oder „Poren“ befinden sich am Schnauzeneck auf je einem kegelförmigen Vorsprung, wovon der eine nach oben, der andere nach unten ge- richtet ist, so dass unter ihm der vordere Bartfaden entspringt (vergl. Taf. 1, Fig. 1, 2). Bei der mikroskopischen Untersuchung durch Aufhellung der Haut kommen zahlreiche Nervengeflechte in der Umgebung der Gruben zur Ansicht, so dass man zunächst vermuthen möchte, es könnten Sinneswerkzeuge an diesen Hautstellen verborgen sein, was sich aber bei fortgesetzter Prüfung nicht bestätigen will. Denn durch senkrechte Schnitte, welche die Kenntniss über den Bau der Gruben am meisten fördern, müssen unsere Gedanken eine ganz andere Richtung nehmen. Die grubige Eintiefung erscheint aus- gefüllt von Epidermiszellen, derart, dass zu unterst, wie auch sonst, cylindrische Zellen zugegen sind; die Hauptmasse aber entspricht den Elementen der obern Epidermislage: es sind wohl ausgeprägte, viel- eckige Epidermisplättchen, welche sich stark färben und eine etwas verhornte Natur zeigen. | | | Die innerste Zellenmasse nun kann sich zu einem, wenn auch nicht sehr abgegrenzten, Pfropf zusammenballen, der nach oben bald höher, bald niedriger hervorragt. In diesem Fall ist der Pfropf von einem anscheinend homogenen hellen Käppchen nach aussen überdeckt, und es kann das Käppchen zu einem ganz ansehnlichen Kegel oder selbst dornähnlichem Gebilde (Taf. 1, Fig. 5) auswachsen, das man dem ersten Blick nach für eine cuticulare Bildung halten möchte. Allein es lässt sich bald auf der glashellen Oberfläche des Kegels 1) Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Thiere, 1883, p. 16 ff. (Auf die in dieser Schrift gegebenen Erörterungen über die Bedeutung der Papillen und Hautlappen am Kopf der Fische erlaube ich mir zurückzuverweisen.) 10 F, LEYDIG, oder Dorns eine schwachfeldrige Zeichnung erblicken, nach leichtem Druck kommen helle Lücken zum Vorschein, wie sie auch anderwärts als Spältchen zwischen den Zellen der Epidermis uns vor die Augen gerathen, kurz man überzeugt sich eben, dass man es, anstatt mit homogener Cuticularbildung, mit äusserst platten, dicht zusammen- liegenden glashellen Epidermiszellen zu thun hat, und die Stelle, wo der Kegel oder Dorn in die gewöhnliche Oberhaut übergeht, lehrt, dass auch dort die Zellen der Epidermis an der Wurzel des Dorns bereits von ähnlicher Beschaffenheit sind. Wollte man die sich dar- bietenden Bilder mit etwas Bekanntem vergleichen, so müsste man das Oberhäutchen des Säugethierhaares nennen, an dem alle die be- zeichneten Vorkommnisse sich in gleicher Weise wiederholen. Und selbst ein Gegenstück zu den Wurzelscheiden des Haares könnte man vielleicht darin finden, dass der epidermoidale Kegel aus einer Grube sich erhebt, deren auskleidende Zellen an der Wurzel des Kegels in das anscheinend homogene Oberhautchen übergehen. Nach den mitgetheilten Thatsachen müssen wir schliessen, dass die Gruben nicht auf Sinneswerkzeuge zu beziehen sind, sondern auf jene Organisation, welche wir als Hauttuberkel oder Perlbildungen von einer ganzen Anzahl anderer karpfenartiger Fische unseres Landes kennen und zum „Hochzeitskleid‘‘ rechnen. Dazu kommen nun noch an Discognathus andere, wohl zu be- achtende anatomische Eigenthümlichkeiten der uns beschäftigenden Gruben. Die Zellenmasse, welche die „Poren“ erfüllt und zu den Dornen werden kann, erscheint durchsetzt von Papillen oder Er- hebungen der Lederhaut (Taf. 1, Fig. 5). Zunächst stellen sich die- selben an Schnitten nur als Striche dar, welche vom Boden der Grube aus ins Innere der zelligen Ausfüllung vorspringen, wechselnd in der Zahl nach der Grösse der Gruben. Bei geringer Vergrösserung kann auch der Inhalt der Gruben dadurch ein ungefähr radiär -streifiges Aussehen haben. Genau besehen und hinlänglich vergrössert, nament- lich im Falle die umhüllenden Zellen mehr auseinandergewichen sind, erweisen sich die Striche deutlich als lange, fadenförmige Papillen mit Blutgefässen in ihrem Innern. Ob auch Nervenelemente in sie auf- steigen, war an den Chromsäurepräparaten nicht zu unterscheiden, obschon man im Corium der Umgebung stellenweise starke Nerven- geflechte zu sehen vermochte. Durch das, was nach Voranstehendem über den Bau der Kopf- gruben des Discognathus ermittelt werden konnte, fühlen wir uns in den Stand gesetzt, gewisse, auf den ersten Blick ganz fremdartig sich Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. WT ausnehmende Vorkommnisse bei andern indischen Karpfenarten jetzt zu beurtheilen. Bei zahlreichen aussereuropäischen Cyprinoiden nämlich machen sich am Kopf, namentlich in der Schnauzengegend, Poren sehr auf- fällig, welche von frühern Ichthyologen, z. B. von VALENCIENNES und BLEEKER, nur insofern beachtet worden waren, als die Verschiedenheit in Grösse, Zahl und Lage dazu helfen konnte, manche dieser Fische in systematischem Sinne abzugrenzen. Den Bau weiter aufzuklären, hatte man nicht versucht. Als sich mir die Gelegenheit geboten hatte, mit dergleichen Poren ausgestattete Cyprinoiden selber in Augenschein zu nehmen, gab ich die ersten, die Structur betreffenden Darlegungen !). Je ein Porus erwies sich als die Oeffnung einer sackförmigen Einstülpung der Lederhaut; ins Innere des Säckchens, zwischen noch vorhandenen Resten der Epidermis, erhoben sich vom Grunde und seitlich fadenförmige Bildungen, welche die Natur äusserst ver- schmälerter, lang ausgezogener Papillen des Coriums hatten. Im Innern der Papillen liessen sich Nervenfasern erkennen. Welche Bewandtniss es nun aber mit diesen zum Theil geradezu stattlichen und eigenartigen Säckchen habe, war mir dazumal un- möglich zu bestimmen, und ich wusste eigentlich nur zu sagen, was die Organe nicht sind. Die Säckchen seien keine Drüsen, auch ihre Oeffhungen durchaus nicht mit den Löcherreihen der Kopfcanäle des Seitencanalsystems zu vergleichen, ebensowenig könne irgend eine Verwandtschaft zu den Gallertröhren angenommen werden. ‚Es schien, dass die Säckchen dazu bestimmt seien, den mit Nerven ausgestatteten Papillen durch die Lagerung in der Tiefe eine bergende und schützede Umgebung zu gewähren, zumal Papillen von solcher Länge und Zart- heit sonst nicht auf der Haut zugegen waren. Endgültige Aufschlüsse über die Bedeutung der Säckchen könnten erst erwartet werden, wenn Exemplare zur Untersuchung kämen, welche die volle Epidermis — an den mir vorgelegenen Exemplaren war sie bis auf schwache Spuren abgefallen und verschwunden — noch besässen. Durch die Befunde an Discognathus geht uns ein Licht auf über die wahre Natur dieser „Poren“. Denn es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass auch in und über den Säckchen, zur Brunstzeit, solche vergängliche epidermoidale Wucherungen in Form warzen- oder perl- artiger Auswüchse sich entwickeln werden. 1) Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Thiere, 1883. (Zur Kenntniss der Hautdecke und Mundschleimhaut indischer Cypri- noiden, tab. I und 2). 12 F. LEYDIG, Wäre ich übrigens vor der Untersuchung der aussereuropäischen Karpfenarten mit dem Hautausschlag des heimischen Bitterlings bereits nach der histologischen Seite hin vertraut gewesen, wiirde ich doch schon, trotz des defecten Zustandes der Exemplare, der richtigen Deutung näher gekommen sein, und wenn ich überdies eine Ver- muthung im Gedächtniss gehabt hätte, welche SıEBoLp !) geäussert, dahin gehend, dass die „für weite Poren gehaltenen Gebilde auf der Schnauze des (aussereuropäischen) Cyprinus boga zu dem Perlausschlag Beziehung haben möchten“. Seitencanal. Der Verlauf des Seitencanals am Rumpf und über den Kopf hin vollzieht sich bei Discognathus in der an vielen andern Fischen bekannten Weise. Doch ist vor allem erwähnens- werth, dass die dem Seitencanalsystem zugehörigen Oeffnungen derartig fein sind, dass sie selbst für die Betrachtung mit der Lupe nur wie eingestochene Punkte, umgeben von je einem grauen Hof, sich aus- nehmen. Am ehesten springen jene am Kopf in die Augen, da sie etwas grösser sind als die des übrigen Körpers. Bevor man die Aus- breitung der Poren festzustellen im Stande ist, muss man die Grübchen des Perlausschlages und die Becherorgane von jenen zu unterscheiden gelernt haben. Erst dann werden wir sicher sein, dass in einer mitt- leren Schuppenreihe der Seitengegend Poren sich finden, welche hinter dem Kiemendeckel bogig heraufsteigen und sich einerseits über das Auge her erstrecken, andrerseits unter dem Auge weggehen, während eine dritte Reihe in der Richtung der untern Kinnlade sich fortsetzt. Aus dem, was die mikroskopische Untersuchung bot, möchte Folgendes anzuführen sein. Die Längsröhrchen auf der Schuppenreihe der Seitenlinie — dem freien Auge als Längsstrichelchen erscheinend — sind nach den ein- zelnen Schuppen insofern kleinen Abänderungen unterworfen, als sie bald geradlinig bleiben oder, und dies geschieht häufig, gegen den Porus sich etwas aufbiegen und dabei sich verengern; auch am ent- gegengesetzten oder hintern Ende wechselt gern die Weite des Canals. Von der Fläche gesehen, kommt etwas zum Vorschein, was wohl allgemeiner sich finden mag und mir in den frühern Untersuchungen einheimischer Karpfenarten wahrscheinlich nur entgangen ist. Das Hauptröhrchen der Schuppe besitzt nämlich eine Anzahl von Seiten- röhrchen, vier oder mehr jederseits: sie sind quer gerichtet, kurz und 1) v. SıEBoLD, Siisswasserfische von Mitteleuropa, 1863. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 13 wie trichterförmig geöffnet (Taf. 2, Fig. 10). Bei genauer Prüfung liess sich bestimmt erkennen, dass durch diese Seitenröhrchen Blut- capillaren hindurchtreten und so die Blutgefässe der Innenseite des Hauptröhrchens mit denen der Schuppentasche in Verbindung setzen. Hin und wieder wollte es mir auch scheinen, als ob zugleich Nerven- fasern hindurchzögen, aber mit Sicherheit vermochte ich doch nur Blutcapillaren zu erblicken. Die verkalkte Wand des Schuppenröhrchens zeigt — der Fisch lag, wie gemeldet, in Chromsäure — Streifungen mit schmalen, langen Kernen oder auch leicht zackige, kleine, an Knochenkörperchen er- innernde Höhlungen. Einwärts bleibt eine unverkalkte, bindegewebige Schicht zurück, in welcher Blutgefässe nach der Länge verlaufen, von denen die erwähnten, quer nach aussen durch die Nebenröhrchen ziehenden Capillaren abgehen; zu innerst folgt das Epithel, an dessen Zusammensetzung auch Schleimzellen, und zwar solche von kleiner Art, sich betheiligen. Diese epitheliale Auskleidung, also das Lumen des Canals, erstreckt sich nicht in die Seitenröhrchen. Ein besonderes Augenmerk habe ich der Frage gewidmet, ob der Seitencanal nur in den Röhrchen dahinziehe, welche den Schuppen der Seitenlinie aufgesetzt sind, also, wie ich es früher für solche Fälle annahm, von Schuppe zu Schuppe unterbrochen wäre, oder ob letzteres nur scheinbar sei und vielmehr ein einziger, zusammen- hängender Canal bestehe, ähnlich dem Verhalten bei Rochen und Haien. Ich habe mich jetzt überzeugt, dass eine Unterbrechung des Canals nicht stattfindet. Es ist keineswegs leicht, bei gewöhnlicher Präparationsweise durch Ausschneiden von Hautstücken zu erkennen, dass der Canal im Schuppenröhrchen nur ein Theil des Seitencanals sei und keineswegs mit dem hintern Ende des Röhrchens aufhört. Erst auf mancherlei Umwegen gelangt man zur Einsicht, dass am hintern Ende des Knochenröhrchens der bindegewebige Canal, oder die Fortsetzung der bindegewebigen Auskleidung des Kalkrohres, jedes Mal nach unten biegt und dabei etwas erweitert ist. An der noch zusammenhängenden Schuppenreihe, von innen angesehen, gewährt die Umbiegungs- und dabei erweiterte Stelle beinahe den Eindruck einer rundlichen Am- pulle. Erst nach und nach werden gewisse, Anfangs ganz wunderliche Bilder verständlich, insbesondere eine anscheinende, im optischen Schnitt an der Knickungsstelle gelegene Oeffnung. Die bindegewebige Wand oder Abgrenzung des Seitencanals inner- 14 F. LEYDIG, halb der Lederhaut ist nicht dick, wird jedoch ebenfalls von Blutge- fässen durchzogen und behält die Epithelauskleidung. Am Nervus lateralis zweigen sich Aeste ab, wovon der einzelne aus etwa einem Dutzend von Nervenfasern besteht und an der Wurzel des Schuppenröhrchens sich in letzteres hineinbegiebt, eine kurze Strecke dicht an der Wand fortgeht und sich dann mit dem epithe- lialen Sinneshügel verbindet. Letzterer liegt in Form eines länglichen Wulstes im hintern Theil des Schuppenröhrchens, dessen Wand dort sich zu einer leichten Verdickung erhebt, wodurch die Lichtung etwas eingeschnürt wird. Es kommt vor, dass ausser dem Hauptsinneshügel, weiter nach vorn gegen den Porus zu, noch einmal ein kleinerer Sinneshügel folgt, dessen Nerv deutlich von jenem des Hauptknopfes abgeht (Taf. 1, Fig. 8). Ueber den feinern Bau der Sinneshügel, welche bei geringer Ver- grösserung wie trübkörnige Flecken erscheinen, habe ich an den Chromsäurepräparaten wenig ermitteln können. Die Nerven stellten sich als krümlig-körnige Fäden dar, die sich in die zellige Masse verloren. Was noch am besten ins Auge fiel, waren die Blutcapillaren, welche für den Sinneshügel ein geradezu dichtes Netz, unter Schlingen- bildung am Rande, erzeugen. Das Bindegewebe, welches die Blut- gefässe trägt, erhebt sich zu einem schwach hügelartigen Vorsprung. w IL. Cyprinus carpio. Nur Weniges, was mir bei der Untersuchung eines Stiickes der Kopfhaut des Mainkarpfen bemerkenswerth erschien und zur Ergän- zung von früher Gesehenem dienen mag, soll hier angemerkt werden. ezüglich der Becherorgane in der Epidermis kam, was ich!) bereits anderwärts vorbrachte, deutlich zur Ansicht, dass sie keines- wegs immer papillenartigen Erhebungen der Lederhaut aufsitzen, sondern an ganz flachen Stellen des Coriums sich vorfinden können, in welchem Falle die Epidermis gegen das nach unten folgende Organ wie grubig eingesenkt erschien (Taf. 1, Fig. 12). Im zelligen Körper des Becherorgans lassen sich dreierlei Kerne unterscheiden: jene der birnförmigen Zellen, eine obere Zone bildend; dann weiter hinter- wärts die Kerne der Mantelzellen; endlich drittens, und zwar inter- cellulär, vereinzelt auftretende kernartige Elemente, wesentlich ver- 1) Integument brünstiger Fische und Amphibien, in: Biolog. Cen- tralbl. 1892, p. 212, Anmerk. 2. - Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 15 schieden von den beiden andern Arten. Sie sind kleiner, eckig und färben sich stark. Wie schon bei Discognathus angedeutet wurde, begegnen wir diesen eigenartigen Kernen im gleichen Organ anderer Fische. | In der Epidermis zeigten sich auch die Anfänge des zur Laich- zeit auftretenden „Hautausschlages“ oder der „Perlbildung“. Diese spätern Epidermoidalknoten erscheinen hier als abgegrenzte Zellen- partien in der Tiefe der Epidermis, unter Betheiligung der cylindrisch verlängerten Elemente des Stratum mucosum (Taf. 1, Fig. 13). Es ist um diese Zeit ihre Aehnlichkeit mit den Hautsinnesorganen eine grosse, indessen unterscheiden sie sich schon dadurch von einander, dass die Mitte der Hautsinnesorgane von den Zellen eingenommen wird, welche ich den Schleimzellen vergleiche, während in den Perlorganen diese Art von Zellen fehlt. Die Lederhaut anbelangend, so kann an senkrechten Schnitten ihre obere Grenzlinie bald ganz geradlinig, bald wellig verlaufen, dann auch in Papillen sich erheben, und zwar in solche, auf denen keine Becherorgane sitzen. Man sieht daraus, dass die Papillen keines- wegs durch etwaige Anwesenheit von Becherorganen bedingt sind, sondern in etwas Anderem der Grund ihrer Entstehung gesucht werden muss. Die Structur, welche die Lederhaut auf dem senkrechten Schnitt darbietet, hat manches Eigenthümliche. Man unterscheidet eine obere, viel dunkles Pigment enthaltende Lage, dann eine untere ähnliche Schicht, beide von Stelle zu Stelle verbunden durch aufsteigende, Gefässe und Nerven tragende Züge. Zwischen beiden Lagen, gewisser- maassen eingeschoben und als Haupttheil des Coriums sich darstellend, hebt sich eine um vieles dickere Schicht ab, welche den Charakter von gallertigem Bindegewebe an sich hat. Sie besitzt viele Kerne und ein davon ausgehendes feines Netzwesen mit homogen gallertiger Ausfüllung. Die zarten Streifen in der obern Grenzlage und das Netzwesen der gallertigen Schicht gehen deutlich in einander über (Taf. A, Fig. 12). Es liesse sich fragen, ob die dicke, gallertige Schicht im Corium, trotz der so abweichenden histologischen Beschaffenheit, doch dem Stocke derben Bindegewebes, etwa in der Lederhaut des Frosches, gleichzusetzen sei, oder ob sie nicht vielmehr eine vergrösserte Partie der obern oder Papillarschicht vorstelle. Sollte man letzterer Auf- fassung zuneigen, so müsste man gewisse Längszüge in der untern Grenzschicht für das dem Stocke der Lederhaut Entsprechende nehmen. 16 F. LEYDIG, Allein das Gesammtbild des Schnittes, insbesondere die Art und Weise, wie die gallertig dicke Schicht von der obern und untern Grenzlage umfasst und von den aufsteigenden Zügen durchsetzt wird, spricht, wie mich bedünkt, doch mehr für die erstere Deutung. III. Gobio fluviatilis. Epidermis. Zur Structur der Oberhaut sei nur angeführt, dass in ihr die Schleimzellen, wie bei andern Cyprinoiden, zwar sehr zahl- reich zugegen sind, aber eine geringe Grösse haben, was zusammen- stimmt mit der Kleinheit, welche den zelligen Elementen bei gegen- wärtiger Art überhaupt eigen ist. Lederhaut. Im untern Theil der Lederhaut fallen da und dort Züge von sehr dicht stehenden, stabförmigen Kernen auf, welche man auf die Anwesenheit glatter Muskeln auszulegen sich geneigt fühlen möchte. Sie zeigen sich besonders dort, wo die Substanz des Coriums von Lymphräumen durchbrochen wird, welche sie alsdann geflechtartig umziehen. Die Lymphräume der Lederhaut scheinen mir mehr Beachtung zu verdienen, als es bisher geschehen ist, da ihre Ausbildung inner- halb der Substanz des Integuments eine derartig bedeutende ist, dass auf Quer- und Längsschnitten, ganz abgesehen von den kleinen lym- phatischen Spaltlücken, noch zahlreiche grosse Lymphhöhlungen mit Sicherheit unterschieden werden können. Dabei sind mir besonders merkwürdig geworden jene weiten Lymphräume, welche sich zwischen den blattartigen, die Schuppen bergenden Fortsetzungen der Leder- haut — den sogenannten „Schuppentaschen“ — vorfinden. Letztere nämlich sind alle unter einander, auch am anscheinend freien Rand, verbunden, wie Schnitte gut lehren. Gerade diese Lymphhöhlungen, so zahlreich als die Schuppen selber, mögen wohl im frischen Zustande, und gefüllt mit Lymphe, einen nicht geringen Antheil haben an der bekannten eigenthiimlichen „quammigen“ Beschaffenheit der Fischhaut, welche sonach nicht lediglich auf die Anwesenheit der vielen Sehleim- zellen in der Epidermis zurückzuführen wäre. Ein sehr stattlicher Lymphraum ferner zeigt sich auf Quer- schnitten, und wohl bemerkt, ebenfalls noch innerhalb der Substanz des Coriums, in der Richtung der Seitenlinie (Taf. A, Fig. 14). Er wird durch Schuppenkörper auch wohl in zwei Räume zerlegt; mit- unter ist die Trennung nur scheinbar, indem die beiden Hälften in Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 17 der Mitte doch wieder zusammenhängen. Wie auch sonst kann lym- phatisches Gerinnsel in der Höhlung zugegen sein (Fig. 14a). In dem Theil des Coriums, welcher diesen Lymphraum nach unten ab- schliesst, liegt die Hauptmasse des dunkeln Pigments. Verschieden davon ist der lang bekannte, wohl von Hyrr£ zuerst beschriebene Lymph- gang der Seitenlinie. Derselbe liegt nicht innerhalb, sondern unter- halb des Coriums (Taf. 1, Fig. 14 b). Dieser Lymphcanal der Linea lateralis, wie abermals Schnitte klar überblicken lassen, dringt unter Verschmälerung in die Tiefe zwischen die Seitenmusculatur, um sich dann dort zur Umschliessung des Nervus lateralis wieder zu er- weitern. Hierauf verengt er sich abermals und noch weiter einwärts sich fortsetzend, nimmt er die grosse Vena lateralis ebenso in sich auf, wie vorher den Nervus lateralis. Den übrigen Verlauf konnte ich nicht verfolgen. Das vorhin erwähnte dunkle Pigment der Unter- fläche der Lederhaut begleitet den Lymphraum auf dem ganzen Wege in die Tiefe. Seitencanal. Die Poren des Seitencanals sind hier nicht, wie wir solches anderwärts noch trefien werden, vorstehende Röhrchen, sondern einfache, in der Fläche der Haut oder Schuppe liegende Oeffnungen. Längsschnitte durch den Seitencanal (Taf. II, Fig. 15) lassen deutlich wahrnehmen, dass derselbe keineswegs, zu welcher Annahme andere Untersuchungsmethoden verleiten kénnen, unterbrochen ist: er zieht vielmehr continuirlich dahin, und dort, wo er von Schuppe zu Schuppe anscheinend unterbrochen wird, macht er eine leichte Knickung nach unten, wodurch das Bild eines schwach sackigen Vorsprunges entsteht. Hat man Querschnitte vor sich, so zeigt sich, dass der Seitencanal auf der Schuppe etwas vorspringt, und indem wir von aussen nach innen den Bau durchgehen, so finden wir zunächst, dass die Epidermis auf der Wölbung dünner ist als an den seitlichen Partien; es folgt die knöcherne Umhüllung, die je nach der Schnitt- stelle den Canal nur seitlich oder völlig umgreift. Eine zarte binde- gewebige, von der Lederhaut stammende Auskleidung ist immer zu- gegen; zu innerst kommt das Epithel vom Charakter einer dünnen Epidermis, wesshalb auch die Schleimzellen nicht fehlen. Noch mag bemerkt werden, dass der Durchschnitt des Canals nicht kreisrund gestaltet ist, sondern nach aussen zu leicht abgeflacht erscheint. Die Sinneshügel haben ihre Lage weit weg vom Porus nach hinten. Das einzelne Organ, von der Fläche besehen, zeigt sich von einer hellen, bestimmt begrenzten Zone umgeben, deren wahre Natur Zool. Jahrb, VIIL Abth. 1. Morph. 2 18 F. LEYDIG, man erst an Schnitten zu erkennen vermag. Ist nämlich der Seiten- canal nach der Quere oder nach der Länge getroffen, so hebt sich deutlich nahe um den Sinneshügel herum ein Ringgang ab, der nur von den Zellen des auskleidenden Epithels umschrieben wird: er ent- spricht der hellen Zone, welche bei der Flächenansicht des Sinnes- hügels gesehen wird. Und die Bedeutung anbelangend, so geht man wohl kaum irre, wenn man diesen innerhalb des Epithels verlaufenden Hohlgang für einen Lymphraum erklärt (Taf. 3, Fig. 18 d, Fig. 17 d). Auch bei Durchmusterung der zelligen Zusammensetzung der Sinneshügel stiess ich auf einen mir neuen Punkt, indem ich dreierlei Elemente unterscheiden zu können glaube. Ausser den äussern oder Mantelzellen und den innern oder birnförmigen, welche nach oben je in ein Börstchen sich ausziehen können, bemerkt man noch als drittes Element kleine zackige, sich besonders stark färbende, kernartige Körper, deren Ecken sich auch wohl in Fädchen verlängern. Die Weise, wie der herantretende Nerv sich im Genauern zum Sinneshügel verhält, war nicht zu bestimmen; man sah nur so viel, dass die Nervenfasern aus einander gingen und sich in den Zellenhaufen verloren. An Längsschnitten kommt auch noch klar zur Erscheinung, dass der einzelne Sinneshügel nach vorn und rückwärts einen Strang ab- giebt, der, von den zelligen Elementen her breiter beginnend, sich allmählich verjüngt und weiterhin ins Epithel des Canals sich verliert. Die den Streifen zusammensetzenden Zellen müssen eine besondere Umwandlung (Hartung?) durchgemacht haben, denn sie färben sich stärker als die Umgebung. Hervorgehoben muss auch werden, dass die Sinneshügel, welche im Innern des Canalis lateralis liegen, im Bau übereinstimmen mit den frei auf der Schuppe sich findenden Becherorganen und sich ledig- lich darin unterscheiden, dass sie im Allgemeinen die letztern etwas in der Grösse übertreffen. Die einen wie die andern geben sich als modificirte Partien des Epithels kund. IV. Rhodeus amarus. Epidermis. Auch bei diesem Fisch gehören die Schleimzellen zu den kleinern Formen. Mehr als dies scheint mir das Verhalten Beachtung zu verdienen, welches an der Verbindung der Epidermis mit der Lederhaut sichtbar wird. Dort nämlich gehen die untersten Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 19 Zellen, welche von kurzwalziger Gestalt sind, in Fädchen aus, und indem diese Ausliufer geflechtartig zusammentreten, bilden sie jene oberste Schicht der Lederhaut, welche man Basalmembran zu nennen pflegt. Anscheinend ist gedachte Hautlage homogen, bei schärferem Zusehen bemerkt man an ihr ein streifiges Wesen, und indem man die Linien achtsam verfolgt, kommt man zu dem Ergebniss, dass die Streifen aus einander weichen und mit den Endfädchen der Epidermis- zellen in Zusammenhang stehen. Von besondern Hohlgängen in der Epidermis wird bei den Haut- sinnesorganen die Rede sein. Pigment des Coriums. Am Pigment der Lederhaut, welches ich während der Frühlingszeit untersuchte, unterscheidet man im Allgemeinen die grossen dunkeln Chromatophoren, zweitens kleine, goldgelbe Flecken, deren Elemente etwas an Fett erinnern, und drittens das schöne Roth, womit sich in genannter Zeit die Flossen schmücken und welches nur als eine Um- und Fortbildung des gelben Pigments anzusehen ist; endlich sind noch die guaninhaltigen Plättchen zu- gegen. In den gelben Pigmentzellen ist nicht bloss der Zelleib mit Farbkörnern erfüllt, sondern auch der Kern kann solche enthalten und zwar von besonders sattem Ton, wodurch es kommt, dass der Kern eher das Aussehen eines dunkel orangefarbigen Pigmentklumpens und weniger das eines eigentlichen Zellkernes hat. In den rothen Zellen sieht der Kern — Pigmentklumpen — bei durchgehendem Licht dunkelbraun, ja fast schwarz aus. Noch andres ist mir daran unklar, wesshalb ich auch noch unsicher bin, ob das Gesehene einfach an das anzureihen ist, was ich vor Jahren über „pigmenthaltige Kerne“ gefunden hatte '). Zu den Schmuckfarben des Bitterlings während der Laichzeit gehört ferner auch der schöne stahlblaue Schwanzstreifen, der beim Männchen weit mehr hervortritt als beim Weibchen. Betreffender Pigmentstreifen liegt in der Tiefe der Lederhaut, ja genauer ge- nommen im Unterhautbindegewebe. Die nähere Prüfung der ihn zu- sammensetzenden Elemente führt wieder zu der von mir schon öfter behandelten Frage, ob es ein körniges Pigment von blauer Farbe giebt ?), und im vorliegenden Fall wäre dies mit ja zu beantworten. Die mit Pigmentkörnern vollgepfropften Zellen, von Gestalt rund- 1) Aeussere Bedeckungen der Säugethiere, in: Arch. Anat u. Phys., 1859, p. 679. 2) Vergl. den Artikel: Das Blau in der Farbe der Thiere, in: Zool. Anz. 1885. 2* 20 F. LEYDIG, lich oder zackig-ästig, haben bei durchgehendem Licht ein tiefschwarzes Aussehen. Fasst man aber vom lichtern Rand der Zelle her den In- halt gut ins Auge, so zeigt sich, dass das einzelne Pigmentkörnchen nicht braun ist, sondern von tiefblauem, fast schwarzblauem Farben- ton. Bei der winzigen Grösse der Körnchen lässt sich kaum ihre eigentliche Gestalt ermitteln, doch meine ich bei der mir möglichen Vergrösserung so viel zu sehen, dass die Körnchen nicht kuglig, sondern eckig sind, was alsdann auf krystallinische Zuschärfung aus- zulegen wäre. Und damit könnte sich vielleicht eine Verwandtschaft zu den blauen Krystallen des Flusskrebses anzeigen. Ueber die Zellen mit dem dunkeln Inhalt weg zieht in zusammenhängender Lage die Schicht der metallisch glänzenden Plättchen oder Flitterchen. Vom letzterwähnten überdeckenden Pigment, silberigen Aussehens, kann es auf den ersten Blick scheinen, als ob dessen Elemente nicht durchaus innerhalb von Zellsubstanz lägen, sondern vielmehr frei aus- gestreut wären. Allein das weitere Nachforschen befestigt uns doch in der Ueberzeugung, dass auch hier die Flitterchen allzeit von Cytoplasma umgeben sind: man vermag in Plättchengruppen, selbst solchen, welche stark in die Länge ausgezogen erscheinen, doch nicht selten den zur Zellsubstanz gehörigen Kernfleck aufzufinden. Und daran schliesst sich die fernere Betrachtung, dass das Plasma der die Flitterchen tragenden Zellen ebenso gut contractil sein muss, als es jenes der dunkeln, gelben und rothen Zellen ist. Zu dieser Annahme darf man kommen, wenn man die Farbentöne des abster- benden Fisches in ihren Veränderungen aufmerksam verfolgt, worüber ich schon anderwärts berichtet habe'). Hier steigert sich nämlich ‘unter unsern Augen das prächtige Irisiren, namentlich an den Seiten des Leibes und tritt ganz entschieden stärker hervor, als es am lebens- frischen Thier gesehen wird. In Erwägung der Structurverhältnisse kann dies doch nur dadurch bewirkt werden, dass die Flitterchen durch die Contractilität des Plasmas, in welchem sie liegen, Verschie- bungen und Aenderungen in ihrer Stellung erfahren. Beim Tödten des Bitterlings durch Zerschneiden der Medulla oblongata lässt sich, um auch das noch zu erwähnen, die rasche Ein- wirkung des Centralnervensystems auf die schwarzen Chromatophoren erkennen. Zunächst verdunkelt sich sofort die Haut; man sieht mit der Lupe, dass die einzelnen Chromatophoren grösser geworden sind 1) Blaufarbiger Wasserfrosch; Leuchtflecken der Ellritze, in: Zool. Garten, 1892, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 21 und sich ausgebreitet haben, so am Riicken, an den Seiten, am Kopf; nach einiger Zeit ziehen sie sich wieder zusammen und werden kleiner. Schuppen und Lymphräume. Zur Lederhaut stehen in näherem Bezug die Schuppen. Ihre Substanz ist anzusehen als eine unter Zellenbetheiligung entstandene Umbildung des Bindegewebes; sie behält auf dem senkrechten Schnitt ein feingeschichtetes Aussehen. An ihrer Oberfläche heben sich Kernreihen ab, welche regelmässig den Leisten der Schuppenoberfläche folgen und im senkrechten Schnitt genau mit den Thallinien gehen. Das Unterhautbindegewebe des Coriums ist hell, weitmaschig und, wenigstens an den von mir untersuchten Stellen, ohne Fett. Innerhalb dieses subeutanen Bindegewebes macht sich auf Querschnitten, in der Einsenkung zwischen der Rücken- und Bauchpartie der Musculatur des Stammes ein deutlicher grosser Lymphraum bemerklich, welcher in der Längsrichtung zieht; etwas tiefer verläuft ein andrer Lymph- raum, der den Nervus lateralis umschliesst. Ein besonderes Interesse nimmt ferner ein System von Lymph- räumen in Anspruch, welches höher oben in der Substanz der Leder- haut selber zugegen ist und Beziehungen zu den Schuppen hat. Schon die Untersuchung mit Messer und Scheere, ungleich sicherer aber die Schnittmethode, bringt die Ueberzeugung, dass die ,,Schuppentaschen“ weite Lymphräume besitzen: der auf die Längsaxe gerichtete Schnitt zeigt, dass jedesmal unterhalb der die Schuppe tragenden bindege- webigen Partie ein solcher Lymphraum sich aufthut. Becherorgane. Genannte Körper machen am frischen Thier den Eindruck von dunklern Zellenballen, concentrisch umgeben von den Elementen der Epidermis. Ihrer Vertheilung über grössere Flächen lässt sich dadurch bequem nachgehen, dass man die abgehobene Epi- dermis von Thieren, welche mit Chrom-Essigsäure behandelt waren, vor sich ausbreitet. Sind auch jetzt die Organe selber abgefallen, so kündigen doch helle Flecken — Oeffnungen in der Epidermis — die frühere Lage an; bleiben sie aber an der Stelle, so heben sie sich als dunkle Flecken ab. Auf solche Weise erhält man Kunde, dass auf dem Scheitel des Kopfes die Vertheilung der Organe in mannigfach gebrochenen Linien und Gruppen geschieht, wozu anstatt weiterer Beschreibung auf Fig. 19 (Taf. 2) verwiesen sein mag und zur Erläuterung nur noch dienen soll, dass die vorderste Bogenreihe zwischen die beiden Narinen fällt. Eine ähnliche Anordnung findet auch an der Seite des Kopfes statt; doch herrscht hierin keine genaue Symmetrie zwischen rechts 29 F. LEYDIG, und links. Immerhin hat das Bemerkte nur Geltung für die grössern Becherorgane, denn es sind auch noch sehr kleine, man möchte sagen, unentwickelte zugegen, welche zerstreut stehen. Nicht unerwähnt sei auch, dass die grössern Becherorgane in ihrer Verbreitung am Kopf einigermaassen an den Zug der Linien erinnern, welchen die Poren der Kopfcanäle einhalten. Gehäuft stehen sie an den Kieferrändern ; völlig schienen sie mir zu fehlen an der Kehle, während dort die Schleimzellen ganz besonders zahlreich sind. Aehnlich verhält sich die Membrana branchiostega; hier ist nichts von Becherorganen vor- handen, wohl aber sind abermals viele Schleimzellen zugegen. Der Beachtung werth ist die Art der Vertheilung der Becher- organe auf den Schuppen (Taf. 4, Fig. 21). An der Seite des Körpers — Gegend der Linea lateralis — finden sie sich nahe dem Grunde der Schuppe in einer leicht bogigen Querreihe, dabei in etwas wech- selnder Menge: die höchste Zahl für die einzelne Schuppe scheint acht zu sein. Wenn wir von der Umgebung der Seitenlinie weg nach dem Rücken und nach dem Bauche zu die Schuppen auf die Anwesenheit der Becherorgane durchgehen, so vermisst man sie auf gar mancher Schuppe und erhält im Ganzen den Eindruck, dass die Anordnung der Organe, wie am Kopf, so auch am Rumpf in bestimmten Ver- breitungslinien durchgeführt ist. Im Hinblick auf den Bau wäre auch hier zu melden, dass man ausser den Zellen des Innenballens und den Mantelzellen noch Kerne wahrnehmen kann von etwas dunklerem Aussehen, die nichts mit den Kernen der beiden genannten Zellenarten zu thun haben und nament- lich dann auffallen, wenn wir die Organe von unten her betrachten, insbesondre die Stelle, wo sie der Lederhaut aufsitzen. Und noch ein anderes Vorkommniss darf unsere Aufmerksamkeit beschäftigen. Es ist ein Canal- oder Furchensystem innerhalb der Epidermis, welches Bezug zu den Becherorganen hat. Es kann nämlich dem Beobachter nicht entgehen, dass um das einzelne Organ, begrenzt durch die Elemente der Epidermis, eine Lichtung zugegen ist, die nach beiden Seiten canalartig sich ver- engernd zum nächst gelegenen Becherorgan hinzieht, um mit einer gleichen Lichtung, welche auch dieses umschliesst, zu verschmelzen (Taf. 3, Fig. 20; Taf. 4, Fig. 21). Genaueres Prüfen und Vergleichen bei stärkerer Vergrösserung lehrt, dass es die Unterseite der Epi- dermis ist, welcher dieses Hohlsystem angehört, und zwar in der Art, dass es nach der Lederhaut hin in ganzer Länge offen, sonach eigent- Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 23 lich rinnenförmig gestaltet ist und unten durch die Oberfläche der Lederhaut geschlossen wird. Seitencanalsystem. Weder HECKEL-KNER noch SIEBOLD scheinen die Kopfcanäle und ihre Oeffnungen bemerkt zu haben, wenigstens gedenkt keiner derselben der Poren, was sie doch nie unterlassen zu thun bei den Arten, wo die Oeffnungen grösser und daher deutlich sichtbar sind. Mit Hülfe des Mikroskops lässt sich sehen, dass die Kopfcanäle einen Verlauf einhalten, der dem Gewöhn- lichen entspricht: eine Reihe von Poren, gegen 7, zieht über dem Auge her, eine andre unterhalb des Auges, eine dritte in der Rich- tung der Unterkinnlade, längs des Kiemendeckels. Schnittpräparate zeigen, dass die Kopfcanäle Einwachsungen der Hautdecke sind. Daher gehen die Chromatophoren der Lederhaut mit in die Tiefe, wenn sie auch hier weniger zahlreich sind als in der Hautdecke selber. Das auskleidende Epithel behält ebenso die Schleimzellen. In der Schnauzengegend erscheint der getroffene Canal von einer Knochenrinne umgeben, die nach oben offen ist, so dass dort die häutige Wand des Canals an die Lederhaut anstösst, richtiger mit ihr verschmolzen erscheint. Die Sinneshügel anbelangend, so verdient hervorgehoben zu werden, dass die zusammensetzenden Elemente den Charakter von Schleim- zellen haben; über dem Fuss der Zelle, welche den Kern einschliesst, ist ein deutlich ausgebildeter Secretraum vorhanden. Hinter den Sinneszellen machen sich wieder zahlreiche Kerne bemerklich, Bezüglich des eigentlichen Seitencanals bin ich zweifelhaft ge- worden, ob bei jedem Individuum sich eine Anzahl von Längsröhrchen vorfindet, welche, indem sie den Schuppen aufgesetzt sind, eine, wenn auch kurze Seitenlinie erzeugen. Ich habe wenigstens an einem jün- gern weiblichen Exemplar auch mit der Lupe nichts von den Strichelchen entdecken können, welche eine Seitenlinie andeuten. Meist freilich sehe ich bestätigt, was HECKEL-KNER sowie in gleicher Weise SıeBoLp angeben, dass am Anfang des Rumpfes auf 5—6 Schuppen das erhöhte Längsstrichelchen sich abhebt. Doch muss ich auch hierzu bemerken, dass nicht einmal bei einem und demselben Thier vollkommene Gleichheit auf beiden Seiten des Rumpfes herrscht, insofern die Zahl der Röhrchen von rechts und links nicht genau zu- sammentrifft, ferner in dem einen Fall die Reihe geradlinig zieht, im andern zickzackförmig verläuft. Das Einzelröhrchen hat seinen Porus; gegen das hintere Ende zu liegt der Sinneshügel mit dem herantretenden Nerven. Die Wand des 24 F. LEYDIG, Röhrchens, homogen wie die Schuppe selbst, besitzt wieder seitliche quere Verbindungen, durch welche sich die Blutgefässe im Innern des Röhrchens mit denen der Schuppentasche in Verbindung setzen. Und von Neuem darf betont werden, dass die Sinneshügel des Seitencanals im Bau nicht von den Becherorganen abweichen, sondern nur in der Grösse, und in letzterem Umstande — möchte man sich vorstellen — liegt der Grund, warum zu ihrer Aufnahme das Rohr sich entwickelt hat. Für die Besichtigung mit der Lupe stellt sich der Sinneshügel als grauröthlicher Fleck dar, wobei das Röthliche des Farbentons vom Inhalt der Blutgefässe herrührt. Perlbildung. Bereits Hecket-Kner weisen darauf hin und lassen auf der von ihnen gegebenen Figur des ganzen Fisches gut hervortreten, dass ‚das Männchen im Hochzeitskleide über dem Munde zwei kreisrunde Packete von Knochenwärzchen“ besitze. Genauere Mittheilungen hierüber enthält das Werk Sreson’s. Nach Genanntem erhebt sich bei beginnender Geschlechtsthätigkeit allmählich ein rund- licher Wulst, der aus einem Haufen von 8 —13 ungleich grossen, kreide- weissen Warzen bestehe. Ganz ähnliche Warzen in der Zahl 2—3 kämen auch nahe an dem obern Rande der beiden Augenhöhlen zum Vorschein, wobei ich aufmerksam machen möchte, dass der Zeichner der HEcKEL-Kner’schen Figur diese zweite Gruppe doch auch schon an dieser Stelle angebracht hat. Die Warzen verdienten nicht, wie SIEBOLD bereits ausführt, den Namen „Knochenwärzchen“, da sie keineswegs Verknöcherungen entsprächen, sondern jede Warze sei nichts andres als eine Anhäufung von dicht über- und an einander gedrängten Epithelzellen. Die Richtigkeit dieser Angaben habe ich schon an einem andern Orte bestätigt!) und schliesse jetzt weitere Bemerkungen über den Bau nebst Abbildung an (Taf. 4, Fig. 22). Voraus sei gesagt, dass die Zahl der Höcker sich etwas nach der Grösse des Thieres zu richten scheint. Bei kleinen Männchen ist die Höckerzahl geringer: bei einem Individuum betrug sie nur fünf. Das dunkle Pigment umgiebt die Haut, ohne auf sie überzugehen. Die Höcker sind auch unter sich von verschiedener Grösse und an Quer- schnitten ist ersichtlich, dass der Umriss des einzelnen Höckers nicht bei allen rein rund ist, sondern indem sie sich enger zusammen- schieben, müssen sie ihre Gestalt aus dem Rundlichen ins Längliche und selbst Eckige umsetzen. 1) Integument brünstiger Fische und Amphibien, in: Biol. Centralbl. 1892, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 25 Bei näherem Zusehen kommt man ferner zur Ansicht, dass die Epidermis schon in nächster Umgebung der Höcker etwas verdickt ist. Und was dann recht bedeutsam zur Aufhellung der Verhältnisse bei fremdländischen Karpfenarten wird, die Verdickung der Epidermis wird von säckchenartigen Eintiefungen der Lederhaut aufgenommen. Die unterste Lage der zelligen Ausfüllung besteht aus cylindrischen Zellen, welche auch hier, wie sonst in der Epidermis in Fäden sich verlängern und ziemlich frei hervorstehen, wenn sich die ganze Epi- dermisverdickung von der Wand des Säckchens etwas in die Höhe ge- hoben hat. Dann folgt die Lage der rundlichen Zellen, welche sich eher ausnimmt wie ein zusammenhängendes Plasma mit Kernen. Zu innerst kommen fertige Epidermiszellen, ausgezeichnet dadurch, dass sie schon im frischen Zustande etwas Festeres an sich haben; sie bilden eine Art Zapfen oder Pfropf, dessen Elemente nach aussen zu immer mehr verhornen und auch eigenthümlich gestrichelt sind. Auf Querschnitten erscheinen sie deutlich in Ringlinien angeordnet, in gleicher Weise wie dies ja auch sonst in walzigen Horngebilden ge- sehen wird. Schon bei geringer Vergrösserung und durchfallendem Licht hebt sich der Pfropf als dunkle Mitte der Epidermisverdickung ab; bei auffallendem Licht hat der Gipfel der Wölbung, wenn er sich zuspitzt, ein einigermaassen spiegelndes Aussehen. Dies rührt davon her, dass die Epidermiszellen des Höckers von ganz heller und homogener Natur sind, während den weiter einwärts gelegenen ein körniges Wesen eigen ist und nur ihr breiter homogener Saum in feine Riffbildung ausgeht. Schnitte geben auch über die Verbreitung des dunklen Pigments guten Aufschluss: die Chromatophoren steigen im Allgemeinen bis zum Grunde des Säckchens herab, doch aber gerade dort schien mir das Pigment mitunter völlig zu fehlen. Stimmt nun auch der Bitterling mit indischen Karpfenarten darin überein, dass die Epidermiswarzen in säckchenartigen Einstülpungen der Lederhaut sitzen, so glaubt man doch beim ersten Anblick den nicht geringen Unterschied aufstellen zu müssen, dass hier beim Bitterling keine Spur von jenen Papillen zugegen sei, welche bei indischen Cyprinoiden in langer, auffälliger Form von der Wand des Säckchens in die ausfüllende Zellenmasse vordringen. Bei dieser An- sicht wird man auch stehen bleiben dürfen, so lange es sich nur um die kleinern Warzen handelt. Der Querschnitt durch die grössern Höcker zeigt aber doch, dass die bindegewebige Wand des Säckchens wenige kurze Einsprünge bildet, die sich zunächst wie Anlagen von 26 F. LEYDIG, Papillen ausnehmen. Da sie indessen in der Schnittreihe immer an gleicher Stelle wiederkehren, so müssen sie wohl besser auf eine Art beginnender schwacher Septenbildung der Wand zurückgeführt werden. Die Lederhaut in der Umgebung der Säckchen ist nicht bloss von Blut- und Lymphräumen durchdrungen, sondern enthält auch zahlreiche Nerven. Bis jetzt ist es mir jedoch nicht gelungen, eine unmittelbare Beziehung der Nerven zu den Säckchen aufzudecken; vielmehr scheint ein guter Theil dieser Nerven bloss für die Becher- organe bestimmt zu sein, welche an gleichem Orte sich verbreiten. Eine Wucherung der Hautdecke stellt die Urogenitalpapille des Rhodeus amarus dar, über welchen Theil ich vor Kurzem einiges Historische gemeldet und das Vorhandensein eines Muskelnetzes von quergestreifter Natur in der Wand der Legeröhre angezeigt habe !). Ey; Leucaspius delineatus, Dieser kleine Fisch scheint den Gewässern Frankens zu fehlen oder ist dort wenigstens bisher nicht bemerkt worden. Das lebende Stück, welches ich vornehmen konnte, verdanke ich der Gefälligkeit des verstorbenen Professors SEMPER, der es aus der Gegend von Wien erhalten hatte. Wie man aus den ichthyologischen Mittheilungen Knautue’s erfährt, ist z. B. auch in Schlesien das Fischchen häufig, wodurch es dem Genannten möglich war, über Form und Leben des Thiers manches Interessante zu bringen ?). Lederhaut. Da den vorhandenen Angaben zu Folge die Färbung nach den Aufenthaltsorten sich sehr abändert, so sei vorausgeschickt, dass das von mir untersuchte Exemplar am Rücken und an den Seiten stahlfarbig war, besprenkelt mit zahlreichen dunklen Flecken; die Seite des Kopfes und die Bauchfläche waren von Silberfarbe. Mikroskopisch zeigen vom frischen Thier genommene Hautstückchen die drei so oft zusammen vorkommenden Pigmentsorten: goldgelbe 1) Zur Kenntniss der Legeröhre des Bitterlings, in: Zool. Garten, 1892. 2) in: Zoologischer Garten, 1891. — Zoologischer Anzeiger, 1891. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 27 Zellen, dann dunkelfarbige, welche zum Theil von ganz riesiger Grösse sind, und drittens die den Siberglanz erzeugenden Flitterchen. Die grossen dunklen Pigmentzellen, zu Gruppen vereinigt, bedingen fürs freie Auge die Besprenkelung. Das guaninhaltige Pigment gehört (an der Haut des Kopfes) der untern Fläche oder der Tiefe an, in- dessen die dunkeln Chromatophoren höher hinauf gerückt sind. Die Schuppen nennt SIEBOLD ,,radienlos“, was für mein Exemplar nicht zutreffen will, vielmehr gewahre ich an vielen der rundlichen Schuppen des Vorderkörpers deutliche Radien, die bei genauerem Zu- sehen als Rinnen oder Zwischenräume zwischen den concentrisch ver- laufenden Erhöhungen hinziehen. An den Seiten des Körpers hinter- wärts werden die concentrischen Hervorragungen niedriger, und damit sinken auch die Radien zu blossen Spuren herab. An den Schuppen des Schwanzes sind die Strahlen wieder klarer. Wenn ich hierzu auch die Angaben bei HECKEL-KNER, wonach die Radien auf der vor- dern Körperhälfte „kaum bemerkbar“, hingegen an den Seiten des Schwanzes „sehr deutlich“ hervortreten , vergleiche, so möchte man wohl schliessen, dass in diesem Punkte starke individuelle Abweichungen vorkommen können. Das Verhalten der Schuppen und der Lederhaut zu einander ist wieder so, wie ich es bezüglich des Gresslings zu melden hatte, wo- bei immer zwei Punkte die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Erstens nämlich wird die Schuppe allzeit von einem lichten Raum umzogen, der nicht durch die Behandlung mit Reagentien entstan- den sein kann, da er auch an der frischen Hautdecke sichtbar ist; zweitens kann kaum ein Zweifel obwalten, dass der Raum die Be- deutung einer Lymphhöhlung hat. Schnitte, besonders solche nach der Länge, belehren weiter, dass der Lymphraum gegen die freie Fläche der Haut dadurch abge- schlossen wird, dass der die Schuppe tragende Theil der Lederhaut über den Rand der Schuppe wegzieht zum Rand der nächst folgenden Hautlage sammt ihrer Schuppe. Für eine jede derartige Höhlung oder Kammer könnte man den Ausdruck ,,Schuppentasche“ in Anwendung bringen. Indem man diese Anordnung berücksichtigt, wird begreiflich, dass man beim Versuch, eine Schuppe mit der Pin- cette vom Leib des Fisches abheben zu wollen, allzeit erst die vor- dere Wand der „Tasche“ durchstossen muss, ehe man in den Lymph- raum gelangt. Demnach sind alle ,Schuppentaschen“ mit einander verwachsen oder, wie man in anderer Weise sagen könnte, die Leder- haut erzeugt in sich ein ganzes System von Hohlräumen, in denen je eine Schuppe liegt (Taf. 2, Fig. 9). 28 F. LEYDIG, Noch sei bemerkt, dass am mikroskopischen Bilde, dort, wo die Spitze der einen Schuppentasche zur nächst folgenden übergeht, immer zahlreiche rundliche Kerne sich vorfanden, die mir von Blutzellen her- zurühren schienen. In den blassen, bindegewebigen Anheftungsstreifen von der Schuppe zur Wand der Tasche sind ebenfalls Kerne ange- häuft, doch von anderer, mehr -länglicher Art. Sollten sie auf die Anwesenheit von glatten Muskeln hinweisen? Die einzelne Schuppen- tasche besitzt eine dunkle Pigmentlage; die Hauptmasse des Pigments befindet sich aber wieder an der Unterseite der Lederhaut, hier eine dicke Schicht bildend. Im Unterhautbindegewebe, das nicht fetthaltig war (vielleicht durch Nahrungsmangel in der Gefangenschaft verursacht ?), tritt wieder auf Querschnitten in der Furche der Seitenmusculatur der Längslymph- raum hervor, ebenso ein den Nervus lateralis umschliessender inet raum, und beide stehen in Verbindung. Becherorgane. Wie auch sonst finden sich diese Sinnes- apparate dicht und zahlreich an den Rändern der Schnauze, was sich schon am frischen Thier leicht ermitteln lässt; mehr vereinzelt be- gegnet man ihnen auf der Scheitelfläche des Kopfs, ähnlich in der Wangen- oder Kiemendeckelgegend; auch am Rücken treffe ich sie nur da und dort, ganz vermisse ich sie z. B. auf der Rückenflosse. Die Schuppentaschen der Flanken weisen ebenfalls die Becher- organe auf, die auch hier die Bezeichnung von „freien Seitenorganen“ verdienen. Sie sind verhältnissmässig gross und gern zu mehreren zusammengerückt; in der Schwanzgegend zeigen sie sich noch vor- handen. Zum Bau ist die merkwürdige Thatsache, welche vielleicht indi- viduell war, zu erwähnen, dass aus einigen der Becher der Schnauzen- gegend ein kegliger Körper sich abhob, von homogenem, scharfrandigem Wesen, der sich wie eine Art Secret ausnahm. Es wird ein ähnliches Vorkommniss noch bezüglich einer zweiten Fischart anzuzeigen sein. Noch über anderes, was einigermaassen unklar blieb, möchte ich kurz berichten. Auf Schnitten durch die Haut der Kopfoberfläche, deren Becherorgane von bald grösserm, bald geringerm Umfang sind und ziemlich weit aus einander stehen, zeigt sich, wenn die Lederhaut für die Becherorgane zapfen- oder papillenartig sich erhebt, in diesen Erhebungen eine grössere Anhäufung von Kernen. Mehr noch als dieses lenkt die Aufmerksamkeit auf sich eine Organisation, die wohl den Sinnesbechern verwandt sein mag, aber doch davon verschieden ist. In der Epidermis grenzen sich nämlich Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 29 einzelne zellige Gruppen von andrer Lichtbrechung ab, grösser als ein Becherorgan und von ungefähr kugligem Umriss. Das Ganze könnte auch an eine Anhäufung von Schleimzellen erinnern, und die Epidermis er- scheint an dieser Stelle überhaupt verdickt. Fassen wir die darunter folgende Lederhaut ins Auge, so wölbt sich diese nicht bloss deutlich gegen die Zellenmasse in der Epidermis vor, sondern es besteht hier eine so innige Verbindung, dass Epidermis und Lederhaut fest an einander haften bleiben, während ringsum beide Hautschichten sich von einander gelöst haben. Dann ist noch auffällig, dass in dem vor- gewölbten Theil der Lederhaut oder dem papillenartigen Hügel die Zahl der Kerne so vermehrt ist, dass sie wie gehäuft stehen; endlich ist auch noch ein Nerv zu erblicken, der in die Kernansammlung sich verliert. Nach Allem getraue ich mir einstweilen nur die schon an- gedeutete Vermuthung zu äussern, dass es sich um eine Modification der Becherorgane handeln möge. Seitencanal. Zunächst glaube ich die bisherigen Angaben über die Ausdehnung des Seitencanals erweitern zu können. Dem Fisch wurde die Bezeichnung ,,delineatus“ von HECKEL- Kner ') gegeben, weil die „Seitenlinie nicht über ein Paar Schuppen sich erstreckt“. Es trügen nur „die ersten 2—3 Schuppen, selten 6—7, einfache Nebenröhrchen“. Auch SırsoLp?) spricht von der „kurzen Seitenlinie, welche an die verkümmerte Seitenlinie des Bitter- lings erinnere; doch lässt er den Canal durch 8—12 Schuppen gehen. Alle diese Aussagen haben ihre Richtigkeit für die Besichtigung mit freiem Auge und mit der Lupe; anders aber stellt sich die Sache dar bei der mikroskopischen Prüfung. Denn hierbei kommt zum Vor- schein, dass sich die Röhrchen des Seitencanals noch viel weiter nach hinten erstrecken. Da wahrscheinlich individuelle Schwankungen an- genommen werden dürfen, so ist in Erinnerung zu bringen, dass ich bloss ein einziges Exemplar des Fisches zur Verfügung hatte, und an diesem zähle ich über 20 Röhrchen, welche den Seitencanal bilden. Er verliert sich erst jenseits der Bauchflossen in die Schwanzgegend hinein. Die den Schuppen aufgesetzten Röhrchen sind nicht durchaus von gleicher Form. Das erste verschmälert sich stark hinter dem Porus, derart, dass es beinahe die Gestalt eines Trichters hat; andre 1) Heoxez und Kxer, Süsswasserfische der österreichischen Mo- narchie, 1858. 2) v. Sreponp, a. a. O. 30 F. LEYDIG, sind länger und scheinen durch Verschmelzung oder nahes Zusammen- rücken mehrerer entstanden zu sein. Zwischen dem vordersten Röhrchen und dem nächst folgenden erhält sich ein gewisser Abstand; nach hinten zu giebt es abermals da und dort Unterbrechungen, zu- letzt werden die Röhrchen immer schmächtiger und vereinzeln sich. Hat man die Reihe der Röhrchen als Ganzes vor sich, so ist auch sichtbar, dass sie nicht völlig geradlinig verläuft, sondern unter leichter Knickung. Am Beginne des Seitencanals unterscheidet man zwei grössere Poren, wovon der zweite dem ersten Knochenröhrchen angehört, wäh- rend der vorderste in jenen Abschnitt des Seitencanals zu führen scheint, welcher noch häutig ist. Am Röhrchen einer Einzelschuppe glaubt man ausser dem vor- dern Porus noch einen zweiten am hintern Ende wahrzunehmen, welcher aber der optische Durchschnitt des hier bloss häutigen Canals sein könnte, über welchen Punkt ich jedoch unsicher geblieben bin. Das Röhrchen selber ist in der Mitte gewöhnlich etwas eingeschnürt, nach innen vor der osteoiden Wand erblickt man das Epithel und manchmal auch den herantretenden Nerven. Wenn ich richtig gesehen habe, so ist das Verhalten des „Seiten- canals“ am Schwanzende ein sehr beachtenswerthes. An diesem hin- tersten Abschnitt des Körpers sind keine Röhrchen mehr zugegen, sie fehlen etwa vom letzten Sechstel der Seitenfläche an. Trotzdem ist der Nervus lateralis, welcher bis in die Schwanzflosse hinein verfolgt werden kann, noch mit „Nervenknöpfen‘“ oder ,,Sinneshiigeln“ besetzt, und diese scheinen mir, bei stärkerer Vergrösserung, in Gruben der Haut zu liegen, sind sonach zu „freien Seitenorganen“ geworden. Anbelangend die Poren am Kopf, so sind sie beim frischen Thier gar nicht oder schwer ins Auge zu nehmen, auch gedenken ihrer weder HEcKEL-KnER noch SıeBoLp. Nach Behandlung mit Chrom-Essig- säure lässt sich ihre Anordnung bequemer erkennen: sie sind unter einander in Grösse ungleich und stehen auch nicht ganz symmetrisch von rechts und links, doch folgen sie im Ganzen der gewöhnlichen Anordnung. Eine Reihe von Poren zieht über das Auge her bis in die Nasengegend; dort begegnet sie einer andern Reihe, welche unter- halb des Auges verläuft; eine dritte Reihe biegt am Kiemendeckel herab zum Unterkiefer ; im Nacken geht quer herüber eine kurze Reihe von Verbindungsporen zur andern Seite. Zum Bau der Kopfcanäle vermag man zu sehen, dass auch hier in der Epidermis, welche den sich einstülpenden Canal begleitet, die Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 31 Schleimzellen sich erhalten. Hinter dem bindegewebigen Theil des Canals, herstammend von der Lederhaut, hat sich eine knochenartige oder osteoide Umhüllung gebildet, zuerst als Halbrobr, das sich dann schliesst. Und bezüglich der Sinneshügel liess sich mit Sicherheit erkennen, dass sie im Bau nicht verschieden sind von den Becher- organen, wie man sie aus der Haut der Kopfoberfläche hierzu ver- gleichend betrachten kann; höchstens sind die erstern etwas um- fänglicher '). VI. Malapterurus electricus. Ueber das Integument des Zitterwelses liefert ein von Fritscu herausgegebenes, prächtig ausgestattetes Werk ?) zum ersten Mal viele und interessante Aufschlüsse, gewonnen an reichem, theils frischem, theils gut conservirtem Material. Man könnte es deswegen für über- flüssig halten, dass ich ebenfalls mit Beobachtungen hervortrete, die sich nur auf die Untersuchung von Hautstücken beziehen, welche einem gewöhnlichen, in Weingeist aufbewahrten Sammlungsexemplar ent- nommen worden waren. Trotzdem darf ich vielleicht doch die Er- gebnisse meiner Wahrnehmungen vorlegen, weil ich mich insofern in einem gewissen Gegensatz zu dem genannten Verfasser finde, als der- selbe stark abweichende Züge im Bau erblicken will, während ich den Eindruck empfange, dass die Verhältnisse im Wesentlichen an Be- kanntes sich anschliessen. Epidermis. In der Oberhaut, soweit sie noch erhalten war, machten sich neben den Resten gewöhnlicher Epithelzellen noch die grossen Schleimzellen bemerklich. Dieselben sind äusserst zahlreich, stehen gehäuft und geordnet zu Gruppen, was sowohl im senkrechten als auch im Flächenschnitt gut zur Ansicht kommt. Namentlich im Flächenschnitt erscheint das Bild derartig, dass zwischen den ver- 1) Nach Abschluss gegenwärtiger Untersuchungen erhielt ich durch die Güte des Herrn KnAUTHE ein ganzes Glas voll Leucaspius de- lineatus, sowie Laich- und Brutfischchen. Auf solche Weise bestens mit Material versehen, hoffe ich später eingehender, als es oben ge- schehen ist, über den Bau unseres Fisches berichten zu können. 2) Gustav Fritsch, Die elektrischen Fische, I, 1887. — Der Autor schreibt Malopterurus; ich habe die alte von Lacerëne gebrauchte Bezeichnungsweise beibehalten, da auch AGassiz im Nomenclator zoologicus die Namen Malapterurus und Malopterurus (uakög oder ualax6ç) für gleich gut zu halten scheint. 32 F. LEYDIG, schiedenen grossen Gruppen der Schleimzellen gleichsam helle Strassen hinziehen. Die einzelne Schleimzelle ist von kolbiger Gestalt, das verjüngte Ende nach unten gewendet; sie hat meist einen Doppel- kern, ihre Aussenseite kann eine wabige Zeichnung besitzen, wohl vom Druck der nächst liegenden kleinern Zellen herrührend. Lederhaut. Der Stock der Lederhaut bestand an den Stellen, welche ich von der Seitenfläche des Thieres im senkrechten Schnitt vor mir hatte, von unten nach oben aus einer Anzahl wagrechter Lagen, die sich ziemlich regelmässig kreuzten, so dass man zwischen den Längsbündeln die rundlichen, zahlreichen Durchschnitte der in entgegengesetzter Richtung ziehenden Bündel unterscheiden konnte. Dann folgten schmälere Schichten, die rein wagrecht gelagert waren und durchsetzt wurden von senkrecht aufsteigenden Zügen, welche in Abständen stehen und durch Umbiegen einzelner der wagrechten Lagen entstanden waren (vergl. Taf. 5, Fig. 26). Sehr bezeichnend ist das stark entwickelte papilläre Wesen der Oberfläche der Lederhaut, was an meinem Exemplar um so mehr in die Augen fällt, als hier die Epidermis gutentheils abgefallen ist. Nach Form und Länge bieten die Papillen manche Verschiedenheiten dar: bald einfach fadig und düun, erscheint ihr Ende in andern kolbig oder blattartig verbreitert und alsdann wieder in mannigfaltiger Weise eingeschnitten, so dass das Ende wie in Papillen zweiter Ordnung sich auszacken kann. Die Länge namentlich der einfach fadenförmigen kann sehr bedeutend sein und häufig erscheint auch ihre Endspitze kurz eingeschnitten und dadurch wie gegabelt. Nach Nerven, welche vermuthungsweise in die Papillen eintreten könnten, habe ich vergeblich mich umgesehen, wohl aber liess sich da und dort deutlich ein Blutgefäss darin erblicken, welches, bis ans Ende der Papille aufsteigend, dort schlingenförmig umbiegt. Durch- weg ist im Papillarkörper etwas braunes Pigment abgelagert, das sich zum Theil auch in die Papillen selber fortsetzt. Seitencanal, Fürs freie Auge stellt sich der Canalis lateralis in seinem Verlaufe wie ein leichter Längswall der Oberfläche der Haut dar. Die vorhin erwähnten Papillen lassen in der vordern Körpergegend, nach dem Kopf hin, die Seitenlinie frei, während sie hinterwärts, gegen den Schwanz zu, auch auf dem Wall des Seiten- canals sich erheben. Wenden wir uns der nähern Untersuchung zu, so lehren Flächen- und senkrechte Schnitte schon bei geringer Vergrösserung, dass der Canal von einer derben, weissen Wand begrenzt wird und zweitens, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 33 dass rechts und links vom Seitencanal, in gleicher Richtung mit ihm, ein andrer Längsgang verläuft. Prüft man die Wand (Taf. 4, Fig. 24) des eigentlichen Seiten- canals auf die gewebliche Zusammensetzung, so liefert den Haupttheil hierzu die derbe Bindesubstanz, deren Züge oder „Bündel“ mannigfach in einander geflochten sind und einwärts in eine homogene Lage aus- gehen. Daran schliesst zu innerst eine weiche bindegewebige Schicht, deren Züge nicht nur um Vieles schmäler sind als jene des äussern Theiles der Wand, sondern die eigentlich aus einer Art feiner, starrer Bindegewebsfasern besteht, wie man sie auch anderwärts gern im Bereich der Sinnesorgane antrifft. Die innere weiche Bindegewebs- lage erscheint als Trägerin einer Gefässentfaltung, deren zahlreiche Capillaren auch auf Schnitten sich abheben. Sodann ist diese Lage es auch, in welcher die gleich zu erwähnenden Knochenröhren sich entwickeln. Von Stelle zu Stelle nämlich machen sich im Verlauf des Seiten- canals Knochenhülsen bemerklich, die nicht alle von gleicher Form sind, sondern mannigfachem Wechsel unterliegen, bald länger, bald kürzer sich ausziehen, hier von mehr regelmässigen Begrenzungslinien sind, dort von unregelmässig welligem Contour. Manchmal scheint es auch, als ob die Knochenhülsen gar nicht völlig zu Röhren geschlossen seien, sondern nur tutenartig eingerollt wären (vergl. Taf. 4, Fig. 23). Für die Betrachtung mit der Lupe nimmt sich ein solches Knochenröhrchen wie ein glitzernder Strich aus. Bei stärkerer Ver- grösserung erscheint die Wand der Hülse unregelmässig löcherig durch- brochen, auch wohl knotig verdickt. Nicht aus eigentlicher Knochen- substanz ist die Hülse gebildet, sondern sie ist entstanden aus der Zusammenlagerung von kalkigen Klumpen und Platten. Der unver- kalkte Saum an der Oefinung der Knochenröhre hat eine etwas eigen- thümliche Streifung des Bindegewebes an sich. Bemerkt darf auch werden, dass ausser den eigentlichen Knochen- hülsen noch andere kleinere Verkalkungen von Birn- und Bisquitform in der bindegewebigen Wand des Seitencanals vorkommen, zu deren Ansicht man nach Aufhellung der Haut, etwa durch Glycerin, gelangt. (Auf Fig. 23 ist links ein solcher Kalkklumpen zu sehen.) Hervorzuheben ist nunmehr, dass der Seitencanal sich nach aussen durch häutige Röhrchen oder eine besondere Art von Papillen öffnet, welche indessen leicht von den gewöhnlichen Papillen der Haut unter- schieden werden. Die Röhrchen folgen sich längs der Seitenlinie in Abständen, die nicht genau von gleicher Ausdehnung sind, zuweilen Zool. Jahrb. VIII. Abth. £ Morph. 3 84 F. LEYDIG, stehen sogar mehrere dicht hinter einander. Ihre Gestalt liesse sich im Allgemeinen als eine solche von abgestutzten hohlen Kegeln be- zeichnen; die äussere Oeffnung ist nicht einfach rund, sondern einiger- maassen von buchtiger Form, wobei man freilich auch denken könnte, dass hieran die Herstellung des Präparats Schuld wire. Die untere, in die Lichtung des Seitencanals führende Oeffnung stellt sich, bei verbreiterter Basis der Papille, als ein ziemlich langer Längsspalt dar. Das in die sonstigen Hautpapillen aufsteigende braune Pigment zeigt sich auch in der Wand dieser Ausmündungsröhrchen vorhanden ; mehrmals sah ich auch noch in ihr Verkalkungsstücke (Taf. 4, Fig. 23 e). Innerhalb der im Bisherigen beschriebenen bindegewebigen Wand des Seitencanals liegt ein Epithelialrohr, welches in gewissem Sinne als der wichtigere Abschnitt anzusehen wäre. Bevor man die histologischen Eigenschaften ins Auge nimmt, ist es von Interesse, eine den Seitencanal tragende Hautpartie im aufge- hellten Zustande von der Fläche zu durchgehen. Man sieht, dass die bindegewebige Wand des Seitencanals dicker ist als der Durchmesser der Lichtung des Epithelialrohres und die Lichtung sich noch mehr verengert dort, wo die Schlitzétfhung des Ausführungsröhrchens liegt. Dass ein solches auch abgehen könne an Stellen, wo keine Knochen- hülse eingelagert ist, mag auch bemerkt sein. Steht aber das häutige Ausmündungsröhrchen über einer Knochenhülse, so besitzt letztere eine grössere Oeffnung zum Durchlass. Nehmen wir Bezug auf das epitheliale Innere, so lässt sich so- wohl aus Flächenansichten, wie auch durch Schnitte ermitteln, dass Verdickungsstellen oder Hügel einwärts vorspringen, und zwar geschieht solches innerhalb der Knochenhülsen, wie es scheint, nahe dem vordern Ende der Knochenröhre. Dort macht sich auch eine leichte Um- biegung oder Knickung des Seitencanals bemerklich. Das senkrechte Bild zeigt, dass das Epithelialrohr nach innen aus cylindrisch verlängerten Zellen besteht, während nach aussen nur Plasma mit zahlreich eingelagerten Kernen unterschieden werden kann. Dort, wo die Verdickungsstellen des Epithels sich befinden, erhebt sich zunächst jene oben erwähnte weiche bindegewebige Schicht, in welcher die zahlreichen Blutgefässe verlaufen und in den Hügel aufsteigen. Am Epithel des rundlichen Hügels oder Knopfes ver- mochte ich nichts Weiteres mit Sicherheit wahrzunehmen, als dass hohe Cylinderzellen im Spiele sind, denn im Ganzen war durch die lange Einwirkung des Weingeistes der epitheliale Theil des Hügels Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 35 zu einer körnig-krümeligen, von Kernen durchsetzten Masse geworden (Taf. 5, Fig. 26). Aus gleicher Ursache war auch das Verhalten der Nerven nur bis zu einem gewissen Punkt zu verfolgen: der herantretende Nery | trifft von unten her auf eine Oeffnung in der Knochenhülse, welche er durchsetzt und in die bindegewebige, die Blutcapillaren tragende Erhebung eintritt. Hier gehen die Nervenfasern unter Geflechtbildung auseinander. Den Anschluss an das Epithel verfolgen zu wollen, lag bei dem Erhaltungszustand des Objects ausserhalb der Möglichkeit. Die zwei Nebencanäle, welche je rechts und links vom Seiten- canal innerhalb des Coriums herziehen, haben eine Lichtung, die ge- ringer ist als jene des Seitencanals, wobei sowohl das Flächenbild als auch der Querschnitt zeigen, dass der eine Canal etwas geräumiger ist als der andere (Taf. 5, Fig. 26 c). Zur Begrenzung dieser Neben- canäle verkleinern sich die Bündel des Coriums und verflechten sich mannigfaltiger. Eine epitheliale Auskleidung ist nicht vorhanden. In den meisten Präparaten erscheinen die Canäle leer, ausser der erfüllenden Flüssigkeit, in andern Fällen begegnet uns eine Anschoppung von einer bei auffallendem Licht schwach gelblichen, bei durchgehendem Licht dunklen Masse. Bei genauerer Prüfung dieses anscheinenden Detritus lässt sich die Ueberzeugung gewinnen, dass man zellige Ele- mente vor sich hat, die nur veränderte Lymphkügelchen sein können. Einigemal erschienen sie deutlicher als rundliche, hüllenlose Zellen mit scharfrandigem Kern. Aus dem Gesagten ergiebt sich, dass die zwei Nebengänge Lymph- canäle sind, was sich auch noch weiterhin bestätigen lässt, wenn wir bei gehöriger Vergrösserung den Rand der Canäle scharf ins Auge nehmen: er erscheint von zackigem Wesen, und die Tiefen der Zacken- lücken verlieren sich in die Lymphspältchen des Bindegewebes des Coriums. Ueberblickt man die im Voranstehenden dargelegten Verhältnisse, so wird man sagen dürfen, dass Malapterurus im Bau des Seiten- canals, den wesentlichen Zügen nach, mit dem Seitencanal mancher anderen Fische übereinstimmt. Man kann z. B. die kalkigen Hülsen gar wohl den knöchernen Stützen des Seitencanals anreihen, wie ich sie aus Accipenser 3* 36 F. LEYDIG, beschrieben und gezeichnet habe!), wobei jedoch im Histologischen der Unterschied zugegen ist, dass bei letztgenanntem Fisch „die festen, rinnen- und canalförmigen Stützen aus wirklicher Knochen- substanz bestehen, indem sie schöne, helle, verzweigte Knochen- körperchen von ovaler oder länglicher Gestalt besitzen“, indessen bei Malapterurus keine echte Knochensubstanz die Kalkröhrchen bildet. Im Uebrigen darf ich wohl auch auf meine sonstigen Wahrnehmungen verweisen, welche ich über die Umbildungen der bindegewebigen Wand des Seitencanals bei Selachiern und Teleosteern seiner Zeit kurz zu- sammengestellt habe?). Auch habe ich längst aufmerksam gemacht, dass sich die bindegewebige Wand des Seitencanals scheidet in den derbern äussern Abschnitt und in die „eigentliche, mehr zarte, ebenfalls immer bindegewebig bleibende Innenmembran“. Am ehesten könnte man als etwas Eigenthümliches betrachten wollen, dass die Oeffmungen des Seitencanals zu papillenartigen Röhr- chen ausgezogen erscheinen. Allein auch dazu kenne ich Uebergänge. Während bei Arten von Cyprinus z. B. die Ausmündungsstellen ganz oder ziemlich in gleicher Flucht mit der Oberfläche der Hautdecke liegen, sehe ich bei Salmo fontinalis, wie nachher zu melden sein wird, den Porus in ein kurzes, häutiges Röhrchen vorgezogen. FrrrscH, welcher die cylindrischen Ausmündungsröhrchen des Malapterurus ebenfalls beschreibt und hervorhebt, dass sie „wie Schornsteine in ge- wissen, meist ziemlich regelmässigen Abständen‘ stehen, vergleicht sie mit den von mir angezeigten Papillen der indischen Cyprinoiden, was ich nicht für richtig gelten lassen kann. Nach meiner Ansicht ent- sprechen die Hautpapillen der indischen Cyprinoiden den Hautpapillen des Zitterwelses, und die „schornsteinartigen“ Röhrchen des Seiten- canals sind aufzufassen als häutig-röhrige Verlängerungen der „Poren“ des Seitencanals. Das Herantreten von Nervenstämmchen und ihre Betheiligung an der Bildung der Sinneshügel scheint ebenfalls, insoweit ich den Dingen hier nachzugehen vermochte und in Fig. 26 ausdrückte, sich dem an- zuschliessen, was sich hierüber anderwärts ermitteln liess. 1) Anat.-hist. Untersuchungen über Fische und Reptilien, 1853, p. 11, tab. 1, fig. 2. 2) Histologie, 1857, p. 199. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 37 VIL. Salmo fontinalis. — Salmo irideus. Von den genannten Salmarten, die ich aus dem hiesigen Zoo- logischen Institut, dank der Gefälligkeit des damaligen Vorstandes, Prof. Semper, untersuchen konnte, habe ich die erstere Art im fertigen und im embryonalen Zustande vorgenommen. Es mag für passend gelten, das am alten und am jungen Fisch Gesehene auseinanderzu- halten und für sich zu erörtern. a) Fertiges Thier. Epidermis. Wie auch sonst ist auch hier die Epidermis nach der Körpergegend verschieden dick, am stärksten zeigt sie sich ent- wickelt an der Schnauzenkuppe. Bezüglich der Schleimzellen möchte erwähnenswerth sein, dass sie bei den beiden Salmarten in manchen ihrer Formen den gewöhnlichen Epidermiszellen ziemlich nahe bleiben ; im entwickelten Zustande lässt sich aber der bauchige Zellkörper und dessen Stiel unterscheiden. In ersterm hebt sich der wohl abgesetzte Secretraum ab, umfasst von der Zellsubstanz; das Secret bleibt in gefärbten Präparaten hell, indessen das Zellplasma sich satt roth färben kann und so auch das stielartig verlängerte hintere Ende der Zelle. Dieser Gegensatz ist besonders an den Schleimzellen des Gaumens, allwo diese Elemente überaus zahlreich sind, ersichtlich ge- wesen. Endlich sei auch noch bemerkt, dass anstatt des derben, stiel- artigen Theiles von vorhin ein langer, dünner, fadiger Fortsatz der Zelle sich in die Tiefe ziehen kann. Die Verbindung der untersten Zellen der Epidermis mit der Leder- haut konnte gut gesehen werden, weswegen ich schon anderwärts darüber berichtet habe, und da ich den dortigen, ins Einzelne gehenden Mit- theilungen nichts beizufügen habe, erlaube ich mir-einfach darauf zu verweisen !). Je nach den Körpergegenden besitzt die Epidermis entweder gar keine Chromatophoren, oder doch nur vereinzelt stehende. Lederhaut. Es scheint mir der Beachtung werth, dass in der obern Schicht (,,Papillarkürper“) das Plasma um die Zellkerne, zu- nächst unter der Epidermis, sich entweder noch gar nicht oder wenig- stens nicht deutlich in Fasern differenzirt hat, was weiter abwärts 1) Zum Integument niederer Wirbelthiere abermals, in: Biol. Cen- tralbi. 1892. 38 F. LEYDIG, gegen den Stock der Lederhaut zu in klarer Weise geschieht (Taf. 6, Fig. 35). Damit geht Hand in Hand die Gestaltveränderung der Kerne. Oben sind sie rundlich, den Kernen der Epidermiszellen ahn- lich, unten haben sie eine längliche Form. Schnitte lehren ferner- hin, dass ausser den Blutcapillaren, die noch häufig gefüllt sein können, zahlreiche kleine Lymphräume zugegen sind. Beiderlei Gefässarten halten sich gern nahe bei einander. Am Grundstock der Lederhaut, bestehend aus schmalen, dicht sich folgenden Querlagen, welche von senkrechten Zügen durchsetzt sind, unterscheiden wir die kleinen, zahlreichen, horizontal verlau- fenden Spalträume, welche ebenfalls den Lymphräumen beizuzählen sind, öfters auch erheblich sich erweitern können. Ueber die Kerne in gedachter Lage ist zu bemerken, dass sie weit auseinanderge- rückt stehen, und fasst man ihre Anordnung durch die Dicke der sämmtlichen Schichten ins Auge, so erscheinen sie so über einander gereiht, dass sie auf dem Schnitt unregelmässig senkrechte Linien einhalten. An der Schnauze ist die Lederhaut gleich der Epidermis von besonderer Dicke, was darauf beruht, dass das Gewebe ihres Grund- stockes zum Theil eine Umbildung ins Gallertige erfahren hat und damit an das oben über Cyprinus carpio Gesagte erinnert. Das Unterhautbindegewebe hat einen wabigen Charakter, mit Kernen in dem Fächerwerk. Es kann sich in Fettgewebe umwandeln, das sich schon für das Messer als weiche, dicke Lage abhebt; die Begrenzung der Fettlage bleibt streifig bindegewebig. Man trifft auf Stellen, z. B. unterhalb des Seitencanals, wo in Abständen das Inter- cellulargewebe sich zu senkrecht absteigenden Bälkchen verdichtet. Die Chromatophoren, hauptsächlich in der obern Schicht der Lederhaut sich verbreitend, finden sich auch, mit Ueberspringen des hell bleibenden Grundstockes, in der obersten Partie des Unterhaut- bindegewebes. Zum metallisch glänzenden Pigment mag bemerkt sein, dass die Plättchen bei Salmo irideus, der ja im Leben ein prächtiges Farbenspiel darbietet, schon einzeln ein äusserst lebhaftes Irisiren an den Tag legen. Die Untersuchung der Schuppen hat auch hier Manches ergeben, was der Mittheilung nicht unwerth zu sein scheint. Vor allem liess sich feststellen, dass die Schuppen nach ihrem Herkommen der obern, weichern, pigmentirten Schicht der Lederhaut angehören, nicht dem derben, pigmentfreien Grundstock des Coriums. Die Schuppe ist hervorgegangen durch Umwandlung einer platten- Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 39 artigen Partie des Bindegewebes, wobei, wie ich zu sehen glaube, das Plasma des Zellkörpers nach und nach homogen wird und der Kern schwindet. Die Rindenlage, welche man an der fertigen Schuppe auf dem senkrechten Schnitt unterscheidet, möchte für eine Abscheidung oder Cuticularbildung zu halten sein; sie ist stärker als die eigent- liche Schuppensubstanz, homogen, mit einer Spur von Glanz; mit Farbstoffen zusammengebracht, zeigt sie weniger Neigung, sich zu färben. Die Kerne der Zellen, welche die Abscheidung besorgt haben mögen, bleiben in den Furchen der Rinde erhalten, allwo sie auf dem senkrechten Schnitt regelmässig mit den Erhebungen wechseln. Die eigentliche Substanz der Schuppe ist von geschichtet-streifigem Wesen. Merkwürdig sind mir gewisse Bilder, welche ich durch Längs- schnitte erhalten habe, insofern sie an die Entstehung eines Zahns erinnern können. Man sieht nämlich an der Wurzel der Schuppe eine Art Keim, welcher eine Strecke weit ins Innere der Schuppe vordringt (Taf. 7, Fig. 47). Leider vermag ich nicht mehr die Körpergegend zu bezeichnen, von der die Schnitte genommen sind. Um die Einzelschuppe zieht eine Höhlung, der man wieder die Bedeutung eines Lymphraumes zuschreiben muss, was sich an der Hand von Schnitten, wie Folgendes zeigt, bestimmt darthun lässt (Taf. 7, Fig. 52). Man gehe, um sich von dem Angegebenen zu überzeugen, vom Lymphgang der Seite aus. Im wabigen Unterhautbindegewebe des Coriums der Seitenlinie zieht ein wohl abgegrenzter Lymphraum nach der Länge hin, der öfters noch Massen geronnener Lymphe enthält. Das Lumen zeigt auf dem Durchschnitt entweder rundlichen Umriss oder auch gern eine dreieckige Gestalt, was wohl durch Druck her- vorgebracht sein mag; manchmal erscheint die Lichtung durch eine Art Scheidewand halbirt. Mustert man nun eine Anzahl von Längs- schnitten, so stösst man auch auf solche, in denen dieser Seitenlymph- gang des Unterhautbindegewebes nach oben in die Lederhaut, in grössern Abständen, anscheinend blind endigende Aussackungen ent- sendet. Auf andern Schnitten aber sieht man klar, dass die Aus- sackung, eingetreten ins Gewebe der Lederhaut, dort sich gabelt und mit ihren Aesten in die Räume sich öffnet, welche je eine Schuppe umschliessen (Taf. 7, Fig. 48). Sonach kann kein Zweifel darüber obwalten, dass die Höhlung um die Schuppe nicht etwa künstlich durch Schrumpfung entstanden wäre, sondern dass sie für einen natür- lich vorgebildeten Lymphraum zu nehmen ist. Der gleiche Längslymphraum der Seitenlinie lässt auch da und 40 F. LEYDIG, dort Aussackungen entstehen, welche nach unten sich wenden und wohl Zusammenhang haben mit dem Lymphraum, innerhalb welchem der Nervus lateralis liegt. Wir gewinnen überhaupt auch hier an Salmo die Ueberzeugung, dass die Lederhaut von einer Menge von Lymphräumen des verschie- densten Durchmessers durchbrochen ist: die kleinsten werden vorge- stellt von den Spalträumen zwischen den wagrechten Lagen des derben Bindegewebes; die grössten sind Höhlungen, welche die Schuppen auf- nehmen, und da die osteoiden Wandungen des Canalis lateralis eben- falls nur umgebildeten Schuppen verglichen werden dürfen, so kann man sich nicht wundern, dass auch zum Seitencanal selber Lymph- räume Bezug haben, wovon weiterhin noch die Rede sein wird. Zwischen diesen kleinsten und grössten Lymphhöhlungen begegnen uns noch eine Menge von Mittelstufen, deren Lichtung durch die Schnittrichtung eine sehr wechselnde Form haben kann. Das zoologische Interesse berührt es einigermaassen, dass die Einzelschuppen am Rücken sehr klein sind und, obschon bestimmte Reihen einhaltend, doch nicht mehr an einander stossen. Eine feine Grübchenbildung der Haut, welche man dort mit der Lupe wahrnimmt, schreibt sich von diesem Verhalten her. Becherorgane. Hinsichtlich der epithelialen Sinnesknospen weicht Salmo nicht wenig von der Gruppe Cyprinus ab, indem ich an den zwei untersuchten Arten, in deren fertigem Zustande, nichts von freien Becherorganen zu sehen bekam. An Schnitten, selbst von Stellen, wo man sie am ehesten erwarten sollte, so z. B. an den Kiefer- rändern, werden sie vermisst; umsonst suchte ich danach auch auf dem Scheitel, sowie am Rand der Opercularlappen. Und doch mögen sie nicht völlig fehlen, denn nicht nur stösst man am Embryo auf einzelne der freien Hautsinnesorgane, sondern auch am erwachsenen Thier begegne ich epithelialen Bildungen, von denen mir scheint, dass sie den Becherorganen angereiht werden können. Ich sehe nämlich hin und wieder neben der Seitenlinie, allerdings recht vereinzelt, rund- liche Partien von abgeändertem Epithel, welche den Eindruck von riesigen Becherorganen machen können. Vielleicht entsprechen sie den Bildungen, deren oben von Leucaspius gedacht wurde. Es liegt auch der Gedanke nahe, dass sie der „zweiten Art von Epithelknospen“, die SoLGer !) vom Embryo des Salmo erwähnt, zuzurechnen seien. 1) Soccer, Neue Untersuchungen zur Anatomie der Seitenorgane der Fische, in: Arch. Mikr. Anat., Bd. 18, tab. 17, fig. 5b, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 41 Seitencanalsystem. Die Kopfcanäle und der Seitencanal der Salmenarten sind wohl durchweg schwierig zu untersuchen, und es ist dies vielleicht der Grund, warum Srepoup sie überhaupt bei den von ihm behandelten Species kaum berührt, ja eigentlich findet sich nur bezüglich des Osmerus eperlanus der Hinweis, dass die hier ver- kümmerte Seitenlinie bloss auf die ersten 8--10 Schuppen sich aus- dehne. Etwas mehr gehen HecKkeEL-KneEr auf die Sache ein, indem sie wenigstens angeben, dass z. B. bei Salmo ausonü die Kopfcanäle durch ihre rundlichen Poren den Verlauf ihrer Verzweigungen er- kennen lassen; bei andern Arten seien die Poren am Unterkiefer deutlich. Bezüglich der Seitenlinie melden sie mehrfach die Zahl der Schuppen an; der Poren des Canals gedenken sie aber eigentlich nur von Salmo salvelinus, wo meist jede zweite Schuppe einen Porus trüge, auch hinsichtlich des Thymalus vexillifer sagen sie, dass der Seiten- canal mit „einfachen Röhrchen‘ münde. Wie selbst am frischen Thier das Seitencanalsystem sich nur un- deutlich abhebt, erfuhr ich selber an der Irisforelle (S. irideus). Von den Poren der Kopfcanäle sieht ınan wegen ihrer Kleinheit mit freiem Auge kaum etwas, erst mit der Lupe wird über dem Auge her ein Zug von Löchelchen sichtbar, der sich über die Nasenöffnung erstreckt; und von ihm geht eine Abzweigung zum Unteraugenhöhlenrand. Selbst am Unterkiefer, wo doch sonst nach den Erfahrungen von HECKEL- Kner die Poren noch am ehesten bei andern Arten klar sind, wollen sie hier aufgesucht sein. Was die Seitenlinie anbetrifft, so erscheint sie für die Lupe stellenweise unterbrochen, doch bis zum Schwanze sich erstreckend. Ihre Poren sind noch kleiner als die Poren des Kopfcanals, nur in der Gegend der Anheftungsstelle des Kiemendeckels fallen sie etwas mehr ins Auge. Mikroskopische Studien habe ich an Quer- und Längsschnitten des Seitencanals von Salmo fontinalis unternommen, allwo die Seiten- linie sich als fadenförmiger Strich darstellt und die Poren am Kopf, wenn auch klein, doch deutlich sind. Man unterscheidet an Querschnitten sofort, dass innerhalb des von der Schuppe gelieferten Röhrchens erst der weichhäutige Canal mit seiner epithelialen Auskleidung verläuft. An ihm verlieren sich die vom Nervus lateralis stammenden Nervenäste, die den Seitencanal erreichen, ohne durch den Längslymphraum zu dringen, indem sie neben demselben durch die Lederhaut in den Canal einbiegen. Von Bedeutung ist es wieder, sich überzeugen zu können, dass der Seitencanal, insoweit er von der häutigen Röhre vorgestellt wird, 42 F. LEYDIG, ununterbrochen verlauft, was sich sowohl an ausgebreiteten Hautstiicken, die man von der Fläche betrachtet, als auch an Längsschnitten sehen lässt. Bei der erstern Methode der Untersuchung kommt es zudem gern vor, dass Luft in den Canal eintritt und alsdann eine zusammen- hängende Luftsäule dem Blick sich darbietet. An Längsschnitten, welche die Lichtung in ihrer Continuität blosslegen, bemerkt man auch, dass der Canal nicht genau geradlinig dahinzieht, sondern in leichten Biegungen. Die Poren auch des Seitencanals sind sehr klein und kommen erst durch die Lupe, besser unter dem Mikroskop zur Wahrnehmung, lassen dann aber sehen, dass die eigentliche Oeffnung auf einem kurzen, papillenförmigen Vorsprung steht (Taf. 5, Fig. 28). Je ein Knochencanälchen ist Theil einer Schuppe, oder richtiger, die Schuppe ist zum Röhrchen mit Seitenflügeln umgewandelt. Das Bild der osteoiden Umhüllung erscheint übrigens mannigfach ver- schieden im senkrechten Schnitt: bald hat der Ring starke Seiten- flügel (Schuppenflächen), bald sind letztere sehr kurz; man trifft auch Ringe, die nach einer Seite hin offen sind, was wohl alles zusammen- hängt mit dem Wechsel in Form, Grösse und Umbildung der Schuppe an bestimmter Stelle des Seitencanals. Wollte man die Formabänderungen der Knochenhülsen nach der ganzen Länge des Seitencanals feststellen, so möchte sich hierzu wohl eine gut überwachte Maceration der Haut empfehlen. Auch kommen, soweit ich Salmo fontinalis und Salmo irideus in solchen Punkten verglichen habe, Unterschiede in den Species vor. — Noch habe ich eine Anzahl Schnitte vor mir, allwo rechts und links vom häutigen Seitencanal, bei Mangel der Knochenhülse, ein knorpelig ver- dichteter Längsstrang in der Lederhaut dahinzieht. Leider bin ich nicht im Stande, die Gegend des Seitencanals, der diese Eigenthüm- lichkeit angehört, genauer zu bezeichnen. Wie die gewöhnlichen Schuppen in Lymphräumen liegen, so sind auch jene der Seitenlinie von Lymphhöhlungen umgeben, wovon die unterhalb des Knochencanals noch von einem Balkenwerk durchsetzt sein kann. Das Häufigere ist, dass ein heller Raum rings herum zieht, den man vielleicht zuerst auf Schrumpfung zurückführen möchte, bald aber als das ansprechen wird, was er in Wirklichkeit ist: eine Lymph- höhlung. Und ich sehe an manchen Schnitten, dass die Lymphhöhlung durch eine Seitenbucht mit einem benachbarten Lymphraum zu- sammenhängt. Ausserdem begegne ich noch gern rechts und links vom Knochencanal einem grössern Längslymphgang, der vielleicht den Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 43 seitlichen Lymphgängen bei Malapterurus verglichen werden kann. Hart an dem Lymphgang liegt der Durchschnitt eines Blutgefässes. Der innerhalb der homogen streifigen Substanz der osteoiden Um- hüllung befindliche häutige Canal zeigt sich von bleibend bindege- webiger Natur, und seine Wand ist am dicksten nach beiden Seiten hin, wo die Flügel des Knochenröhrchens abgehen ; man bemerkt zahl- reiche Kerne und Blutcapillaren, letztere am beständigsten im seitlichen Winkel des Canals. Die Kerne der Blutzellen lassen sich von den Kernen des Bindegewebes durch ihre Form und Kleinheit unterscheiden. Auf Flächenansichten kommt auch zu Tage, dass, wie bei den Karpfen- arten, von Stelle zu Stelle quer gerichtete kurze Ausläufer vom Knochenröhrchen abgehen, durch welche die Blutcapillaren des innern oder häutigen Canals sich mit den Blutgefässen des Coriums in Ver- bindung setzen. Der durch eine Oeffnung am untern Theil des Knochenröhrchens eintretende Nerv erscheint entweder einfach oder deutlich gedoppelt. Man könnte meinen, es seien erst kurz vor dem Eintritt zwei Bündel durch Auseinandergehen des einen entstanden; allein es lässt sich da und dort bestimmt sehen, dass schon durch die Lederhaut zwei dicht beisammenliegende Nerven zum Canal aufsteigen. Die Elemente der Nerven sind breite Röhren, lassen ein das Innere durchsetzendes Spongioplasma erkennen; die Kerne der Wand zeigen sich, je nach- dem sie im Schnitt getroffen sind, von rundlicher oder länglicher Form. Nachdem der Nerv in den Canal gedrungen ist, geht er noch eine ziemliche Strecke wagrecht weiter, bis er sich an einem Sinnes- hügel verliert, und es ist wahrscheinlich, dass, im Falle er gedoppelt ist, der andere weiterzieht zum nächstfolgenden Sinneshügel. Eben gedachter Theil ist entstanden durch Wucherung der bindegewebigen Wand, zusammt einer Verdickung des Epithels. Die epitheliale Aus- kleidung des Canals zeigt sich verschieden von der Epidermis der Hautdecke. Das Epithel ist an der Wölbung dünn, feingranulär (es handelt sich um gefärbte Präparate), die rundlichen Kerne viel kleiner als jene der Epidermis; Umrisse der Zellen waren nicht mehr zu unterscheiden. Im verdickten Epithel des Sinneshügels am Boden des Canals sind ausser den rundlichen Zellkernen noch eckige, kernähn- liche Gebilde vorhanden, die sich besonders stark färben und den oben erwähnten, eigenthümlichen Körpern entsprechen, welche man auch in den Becherorganen antrifft. Auf der Oberfläche des Sinnes- hügels kommen bei aufmerksamem Zusehen noch eigenartige Linien 44 F. LEYDIG, zum Vorschein, welche fein und dicht stehen bei etwas welligem Ver- lauf. Ich möchte sie einstweilen den Sculpturlinien eines zarten seul cularsaumes vergleichen. In dem Verhalten des Epithels kommt etwas vor, was man zu- nächst für eine Zufälligkeit halten möchte; allein ich glaube annehmen zu können, dass die Bildung eine naturgemässe ist. Ueber der Eintrittsstelle des Nerven zeigt nämlich das Epithel auf Querschnitten vom Boden her eine leichte, hügelartige Erhebung, die, nach und nach höher werdend, bis ans Epithel der obern Wölbung des Canals gelangt und mit dem dortigen Epithel verschmilzt, wozu ich ausdrücklich bemerken möchte, dass es sich nicht um eine etwa abgehobene Partie des Epithels handelt, sondern um eine wirkliche Fortsetzung desselben. Auf solche Weise wird von einem Theil der feinkörnigen Epithelschicht eine Scheidewand erzeugt, wodurch die Lichtung des Canals in zwei Hälften zerfällt. Dabei ist ferner noch Folgendes anzuführen: diese Scheidewand geht nur eine Strecke weit, dann verliert sie sich in derselben Weise, wie sie entstanden ist, und die Lichtung des Canals ist alsdann wieder einfach; die durch die Scheidewand bedingten zwei Höhlungen sind nicht von gleichem Um- riss, indem die eine rein rundlich im Durchschnitt ist, während die andere eben dadurch eine eingedrückte Form annehmen muss (vergl. Taf. 6, Fig. 35). Gedachte Halbirung der Lichtung des Seitencanals liegt nicht über dem Sinneshügel selber, sondern, wenn auch in dessen Nähe, doch jenseits desselben. Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich die ganze Bil- dung dem an die Seite stelle, was ich oben über einen innerhalb des Epithels um den Sinneshügel herum ziehenden Ringgang bei Gobio flu- viatilis zu berichten fand. Trifft dies zu, so wird man wie dort den Raum sich als Lymphhöhlung vorstellen dürfen. Noch ein anderes Vorkommniss glaube ich an dieser Stelle er- wähnen zu sollen. Hat man nämlich ein Stück Seitencanal vor sich, welches mehrere Sinneshügel besitzt, so zeigt sich, dass der einzelne Sinneshügel nach vorn und hinten einen Streifen abgiebt, den man anfänglich für einen Nerven erklären möchte, was er aber sicher nicht ist. Er hat vielmehr den Charakter von Bindegewebe, stellt sonach ein Ligament vor, und ich meine auch zu gewahren, dass er in die bindegewebige Wand des Seitencanals sich verliert. Bereits mit der Lupe, besonders nachdem sich der Canal mit Luft gefüllt hat, lässt sich der Streifen in der Form eines weissen Schnürchens unterscheiden. Die histologische Beschaffenheit des Verbindungsfadens ist demnach Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 45 gegenüber den Cyprinoiden eine andere geworden: sie ist aus dem Zelligen ins Fasrige übergegangen. Auch beim Embryo von Salmo, wie gleich zu berichten sein wird, ist der Streifen zellig. b) Embryo. Freie Hautsinnesorgane. Hat man die abgehobene Epi- dermis eines mit Chrom-Essigsäure behandelten Embryos zur Ansicht, etwa von der Seite des Kopfes, so heben sich die Sinnesknospen als dunkle Zellengruppen ab, sind von länglich-runder Form und folgen sich in bestimmten Linien der Vertheilung. Dabei sind sie an der einen Stelle mehr zusammengeschoben, an einer andern dagegen aus- einandergerückt. Anbelangend die Verbreitung am Rumpf, so glaubte ich früher, in Uebereinstimmung mit den Angaben anderer Beobachter, dort eine genaue metamerische Vertheilung für das Gesetzmässige halten zu können, bin aber jetzt, nach Untersuchung zahlreicherer Individuen zweifelhaft geworden, ob die metamerische Anordnung allzeit streng eingehalten wird. Ich hatte Präparate vor mir, in denen einzelne Segmente leer ausgingen, während dann auf andern zwei dicht bei- sammenstehende Sinnesorgane sich vorfanden. Im Umfang der einzelnen Sinnesknospen machen sich nicht un- erhebliche Verschiedenheiten geltend, so dass man sie in grosse, mitt- lere und kleine eintheilen könnte. Von stattlicher Entwicklung und dicht hinter einander sich folgend trifft man sie z. B. in der Gegend über dem Auge und ferner an der Wurzel des spätern Kiemendeckels (Taf. 5, Fig. 32); recht klein geworden sind sie z. B. in der Schwanz- gegend, scheinen hier auch weit auseinander zu rücken. Bemerkt darf werden, dass in der Nähe der grossen Sinneshügel am Kopf auch kleine daneben vorhanden sind. Nach der Gestalt könnten sie bald Knospen verglichen werden, dann auch aus breiter Basis sich er- hebenden, abgestutzten Kegeln, welch letztere Form dadurch entsteht, dass ihre zelligen Elemente von unten nach oben stark sich zusammen- neigen. Blicken wir auf den Bau, so ist schon jetzt an ihnen ein innerer zelliger Ballen und eine Mantelschicht zu unterscheiden, sowohl bei seitlicher Ansicht, als auch im Querschnitt. Die Kerne bilden eine obere und untere Reihe. Die Aussenzellen behalten mehr die Natur gewöhnlicher, wenn auch verlängerter Epidermiszellen, während die des Innenballens ein eigenartiges Aussehen angenommen haben: im isolirten Zustande zeigt sich deutlich, dass der nach hinten bauchige 46 F. LEYDIG, | Zellkörper vorn sich halsartig verschmälert, dabei Stiftchen oder Börstchen aus sich hervorgehen lässt. Doch bezüglich des letztern Punktes begegnet man grossem Wechsel, insofern bald gar nichts von Stiftchen sichtbar ist, bald beim Vorhandensein solcher Bildungen sie sich von doppelter Art darstellen, hier als scharfe dunkle Spitzen oder Kegelchen, dort als blasse Borsten von verschiedener Länge. Die letztern scheinen nur von den Mantelzellen erzeugt zu werden, die erstern dem Innenballen anzugehören. Die dunkelrandigen, kegel- förmigen Stiftchen scheinen durch eine Lücke von dem Inhalt der Zelle getrennt oder abgegliedert zu sein. Allein es ist wahrschein- licher, dass die Continuität nicht unterbrochen ist, sondern das Stift- chen durch Härtung ein schärferes Aussehen gewonnen hat, das Ver- bindungsstück aber durch sehr blasse Beschaffenheit unsichtbar ge- worden ist. Wenn man, was nicht selten der Fall ist, anstatt der Stiftehen und Borsten nur Wölkchen von grümlicher Substanz antrifft, so ist dies wohl auf Zersetzung zurückzuführen. Eine grubige Ein- tiefung, die bei Betrachtung von der Fläche wie eine Oeffnung sich ausnimmt, ist oftmals über dem Organ zugegen. Zu erwähnen möchte auch sein, dass mitunter der obere Rand der Sinnesbecher — im senkrechten Schnitt — mit einem Strich ab- schliesst, der an einen Cuticularsaum erinnert. Und ebenso sei ge- sagt, dass man häufig um die Organe einen lichten Raum sieht, der sich zwischen die Unterseite der Epidermis und der obern Fläche der Lederhaut fortsetzt und den bei Rhodeus gedachten Lichtungen inner- halb der Epidermis entsprechen wird, demzufolge auch wohl als Lymphraum aufzufassen ist. Die grössern Sinneshügel, z. B. vor dem Auge oder über dem Ohrlabyrinth, können noch einige Besonderheiten an den Tag legen. Bei geringer Vergrösserung haben sie auf senkrechten Schnitten die Gestalt von Zäpfchen, welche von der Epidermis nach abwärts sich wenden; bei starker Vergrösserung löst sich dieses Bild dahin auf, dass das Organ nach unten in einen längern Stiel sich auszieht, der sich ins Mesoderm und zwar in einen unbezweifelbaren Nerven ver- liert. Die Kerne des Stiels oder der Nervenscheide setzen sich auch über die Seiten des Organs fort. Schräg getroffen, zeigt ihr Inneres einen Ballen runder Kerne mit Plasma, aber noch umgeben von läng- lichen, kleinern Kernen, die viel stärker sich färben; man wird das Ganze auf die oftmals besprochene Differenzirung von Innenzellen und Mantelzellen auslegen dürfen. Noch fällt weiterhin an den grössern Sinneshügeln da und dort auf, dass sich an der Stelle, wo der Nerv Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 47 auf das Sinnesorgan trifft, eine Ansammlung von Kernen, richtiger von Zellenklumpen vorfindet, was sich beinahe wie ein Ganglion aus- nimmt (Taf. 5, Fig. 31). Hat man ein Becherorgan vor sich, das sich etwas abgehoben hat, so lässt sich erkennen, dass die Verbindung nach dem Corium hin in gleicher Weise geschieht, wie sie auch ausser- dem zwischen Epidermis und Corium bewerkstelligt wird: die Zellen franzen sich nämlich an der Basis in feine, fadige Fortsätze aus, und diese zeigen sich mit der Lederhaut verwachsen. Die Verbindung der Becher mit der Lederhaut scheint eine engere zu sein, weil die Or- gane an das Corium angeheftet bleiben, während ringsum die Epi- dermis sich abgelöst hat. Ob hiervon auch der sich ansetzende Nerv die Ursache ist? — Noch andere, den Bau betreffende Mittheilungen folgen nachher bei Besprechung der Becherorgane der Mundhöhle. Bei Ansicht der Sinneshügel von der Fläche macht sich ein Streifen bemerklich, der in der Längsrichtung von vorn und hinten derart abgeht, als ob durch ihn die einzelnen Zellenballen der Sinnes- hügel verbunden werden sollten. Doch geschieht das Letztere nicht, denn jeder der Streifen verliert sich, spitz endigend, bevor er den entgegenkommenden erreicht hat. Der Streifen besteht aus Zellen von spindelförmiger Gestalt, und man möchte anfänglich dafür halten, dass die Zellen eine oder mehrere blasse Nervenfasern einhüllten, der ganze Streifen sonach eine nervöse Bildung sei. Diese Annahme will sich aber bei strengerer Prüfung doch nicht bewahrheiten, da ein ein- geschlossener Nerv sich nicht nachweisen lässt; man geht wohl rich- tiger in der Auffassung, dass der zellige Streifen die Anlage des band- artigen Theiles sei, dessen oben bezüglich der Sinneshügel am fertigen Thier Erwähnung geschehen ist. Und es sei nur noch bemerkt, dass der Nervus lateralis, dem von der Flächenansicht die Sinneshügel wie knospenartig aufsitzen, etwas von dem berührten Streifen ganz Ver- schiedenes ist. Beim ausgebildeten Thier, wie oben gemeldet wurde, begegnete ich keinen freien Becherorganen, hingegen hier am Embryo überzeugen mich Längsschnitte durch den Kopf, dass ausser den grossen Sinnes- hügeln, welche später in die Canäle zu liegen kommen, noch einzelne um Vieles kleinere vorhanden sind, welche nicht auf die Bahnen der Kopfcanäle treffen und also ,,freie“ Organe vorstellen. Es lässt sich einstweilen nicht sagen, ob diese Organe durch Rückbildung ver- schwinden, oder ob es bloss der Zufall verschuldet, dass ich am fer- tigen Thier sie nicht unter die Augen bekommen habe. Unsere Aufmerksamkeit nimmt auch in Anspruch die Erscheinung, 48 F. LEYDIG, dass um die Sinneshügel, also innerhalb der Epidermis, eine wohl ab- gegrenzte Lichtung zieht, die sich zu einem ebenso genau abgesetzten hellen, canalartigen Raum verlängert, welcher in der Richtung der Seitenlinie verläuft. Bei genauerem Studium des Flächenbildes ge- winnt man die Ueberzeugung, dass der canalartige Raum eine nach unten offene Rinne in der Epidermis ist. Die Rinne wird zum Canal durch die unten anschliessende Lederhaut, und man kann in dem Ganzen abermals kaum etwas Anderes als einen Bezirk des Lymph- systems erblicken, ohne dass es freilich gelungen wäre, den Ueber- gang oder die Verbindung mit letzterem unmittelbar aufzudecken. Auch möchte anzuführen sein, dass die Rinne zu zart angelegt ist, um sie an Schnittpräparaten noch vor die Augen zu bekommen: nur an der flach ausgebreiteten Epidermis stellt sie sich deutlich dar. In einem solchen Raum liegen auch die Ausläufer der Sinneshügel (Taf. 3, Fig. 18 a). Einlagerung der Organein das Seitencanalsystem. Der bedeutsame Vorgang, durch welchen die bis dahin frei in der Epidermis liegenden Sinnesknospen in Kopfeanäle und einen Seiten- canal gelangen, lässt sich gut verfolgen. Sowohl am Kopf, wie am Rumpf bildet sich in den Richtungslinien des spätern Canalsystems eine rinnenartige Einsenkung der Epidermis sammt den in ihr be- findlichen Sinnesbechern. Die verschiedenen Stadien, in denen die Rinne oder Furche nach aussen noch weit offen ist, dann ihre Ränder zusammenneigt, bis sie zuletzt sich schliesst und die Rinne dadurch zum Canal wird, kommen alle klar zur Ansicht, ebenso in welcher Folge der Process vorschreitet. Während nämlich am Kopf die Ein- lagerung schon begonnen hat, stehen am Rumpf, dort wo später der Seitencanal vorhanden ist, die Sinnesorgane noch frei: es geschieht also die Bildung der Kopfcanäle früher als jene des Rumpfes. Noch mag angemerkt sein, dass selbst ganz nahe dem Schwanzende freie Becherorgane zugegen sind. Nahezu gleichzeitig erhält der von Lederhaut und Epidermis her- gestellte Canal eine knöcherne Hülse, was schon geschieht zu einer Zeit, in welcher der spätere Canal erst die Form einer Rinne hat, Die Art und Weise, wie am Kopf von den Deckknochen des Schädels her die Knochenhülsen als leistenförmige Erhebungen entstehen, lässt, verglichen mit den von den Schuppen gelieferten Röhren, annehmen, dass Deckknochen und Schuppen nahe verwandt sein mögen (Taf. 5, Fig. 29, 30). Die Substanz der Knochen und Schuppen und ihrer Fortsetzungen Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 49 zum Erzeugen der Rinnen und Caniile ist umgewandeltes Bindegewebe. Der Zellenleib wird hierbei zur Grundlage des Knochens, indessen der Kern bald bleibt, bald verschwindet. Besteht der Kern fort, so erhält sich um ihn eine Héhlung. Wo im Corium Knochenbildung auftritt, zeigt sich als vorläufiges Stadium an dieser Stelle eine Anhäufung, richtiger Vermehrung der zelligen Elemente, und, was eingeschaltet sein mag, an Theilen des innern Skelets, welche aus Bindegewebe her- vorgehen, tritt in den gleichen Präparaten der letztbezeichnete Vor- gang noch klarer hervor. Die Anlage des Schultergürtels z. B. macht sich zuerst bemerklich als eine Anhäufung von Zellen im Mesoderm, und in deren Mitte erscheint eine Platte von Knochensubstanz, die man zunächst für homogen halten und als eine Cuticularbildung an- sprechen möchte. Allein das sorgfältigere Zusehen deckt auf, dass durch Umwandlung des Zellenleibes, nicht durch Abscheidung, die homogen streifige Substanz entstanden ist: jener Theil der Zelle, an welchem sich die Umbildung vollzieht, hebt sich durch ein gewisses härtliches, man möchte sagen, verhorntes Wesen ab. Kern und der ihn umziehende Hohlraum werden kleiner, sinken zu Punktgrösse herab und schwinden auch wohl ganz, so dass jetzt die homogen streifige Knochensubstanz der „Knochenkörperchen“ entbehrt. Noch sei hinsichtlich der Kopfcanäle gesagt, dass sie lange fort an ältern Brutfischchen nicht ganz geschlossen sind, sondern immer noch, wenigstens stellenweise, weit offene Rinnen darstellen. Dies ist der Fall z. B. an dem über dem Auge gegen die Nase verlaufenden Theil der Kopfcanäle, welcher da noch nicht überdeckt ist, wo ein jetzt um Vieles grösser gewordenes Sinnesorgan liegt. Vielleicht, worüber ich bisher keine Erfahrung habe, kommt es selbst am fertigen Thier an diesem Orte zu keinem vollständigen Schluss. An Brutfischchen, welche ausser dem zuerst am Rücken auf- tretenden dunklen Pigment noch das etwas tiefer sich verbreitende rothgelbe und drittens auch das metallisch glänzende Pigment besitzen, heben sich schon für die Lupe die Kopfcanäle und der Seitencanal als lichte Streifen zwischen dem Pigment gut ab, wodurch sich be- züglich ihrer Gesammtverbreitung sehen lässt, dass nicht bloss am Hinterkopf die bekannte quere Verbindung zwischen rechter und linker Körperhälfte besteht, sondern auch eine solche Verbindungsbrücke an der Schnauze vorhanden ist (Taf. 7, Fig. 49). Beim Aal, wo das Gleiche zur Beobachtung kam, werde ich auf das Nähere des Baues eingehen. Becherorgane und Zahnanlagen. Insofern die Schleim- Zool. Jahrb. VIIL Abth. f. Morph. 4 50 F. LEYDIG, haut, welche die Mund- und Kiemenhöhle auskleidet, eine Fortsetzung des Integuments ist, darf man auch die dort vorkommenden Sinnes- knospen in Betrachtung ziehen und gleichzeitig die Zahnanlagen, da man bei deren erstem Ansichtigwerden beinahe glauben möchte, man habe es mit einer Abänderung der Becherorgane zu thun. Die Menge der Becherorgane ist sehr gross, sowohl am Boden der Mund- und Kiemenhöhle als auch am Gaumen, nicht minder auf den Kiemenbogen selber. Ich kann nicht finden, dass die zahlreichen Sinnesknospen in gewissen Linien sich halten, sondern meine zu sehen, dass sie regellos sich vertheilen. Möglich, dass bei anderer Unter- suchungsmethode dennoch eine bestimmte Gruppirung nachgewiesen werden kann. Die Papillen der Mundhöhle, auf deren Gipfel gern die Becher- organe stehen, zeigen im Innern ein netziges Fadenwerk und rundliche Kerne: wahrscheinlich gehört zu jedem Kern ein schwacher Zellkörper, von welchem aus das feinblättrige, netzig verbundene Fachwerk sich entwickelt. Für das gallertige Mesoderm des Embryos ist wohl aller- orts das Gleiche anzunehmen. Nerven vermag ich im Innern der Papille bei diesen Embryonen noch nicht zu unterscheiden; eine An- häufung von Kernen, der man oftmals begegnet, hat vielleicht eher Bezug zu Blutgefässen. Die Form der Becherorgane ist hier meist rundlich-länglich, und nicht selten erscheint das vordere Ende wie zusammengezogen und halsartig verlängert. Die Kerne der Zellen bilden wie sonst zwei über einander stehende Reihen, und der einzelne Kern ist rundlich. Man glaubt aber an Schnitten gefärbter Objecte zuerst auch längliche Kerne zu sehen, was aber bei näherm Prüfen sich anders herausstellt und an dasjenige sich anschliesst, was über die Becherorgane der Hautdecke berichtet wurde. Wie dort nämlich ist es der untere Theil des Zellenleibes, welcher, stark gefärbt, dadurch als ein länglicher Körper sich abhebt, indessen der vordere Theil der Zelle ungefärbt bleibt, wegen der hellen Substanz im Secretraum. Der halsartig ver- längerte oder obere Endtheil der Zelle erscheint wie ein Rohr, dessen homogener Inhalt die vorstehende Borste erzeugt. Die Gesammtheit der röhrigen Enden der Zellen kann dem obern Theil des Organs ein gewisses streifiges Aussehen geben. Hat sich das Becherorgan etwas abgehoben von der Spitze der Papille, so geht deutlich eine feine Auffranzung der Zellen zur Papille, und indem ich die Stelle so genau als möglich ins Auge nehme, glaube ich zu finden, dass die fadig-netzigen Ausläufer der Zellen mit dem Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 51 feinen Netzwerk in der Papille, also den Ausstrahlungen der Binde- gewebszellen, zusammenhingen. Selbst in dem Falle, dass das Organ nicht einer Papille aufsitzt, kann von ihm zur Bindegewebslage eine streifige Verbindung sich bemerkbar machen. In Betreff der Zahnanlagen darf hervorgehoben werden, dass sie an senkrechten Schnitten durch die Schnauze, schon an sehr frühen Embryonen bemerkt werden und, wie angedeutet, um diese Zeit bei- nahe mit den Sinnesknospen verwechselt werden können. Sie stehen am Dach der Mundhöhle in Quergruppen, wobei die mittelsten die grössten sind. Von rundlich-kegelförmiger Form lässt sich an ihnen im optischen Querschnitt eine doppelte Kernreihe unterscheiden, eine äussere und innere und zu innerst ein schärfer contourirter Ring, welch letzterer sich auf die Zahnsubstanz bezieht. Die Entwicklung und Fortbildung dieser Zahnanlagen geht so vor sich, dass die Meso- dermschicht der Mundhöhle in Papillen sich erhebt und mit ihrer Be- grenzung zum Zahnbein wird, indem die Zellen, welche die Papille bilden, plättchenartig auswachsen, dabei sich an die Grenzhaut anlegen und sie verdicken. Haben die Zähne schon einige Grösse erreicht, so stossen ihre Basen an einander und erzeugen damit die Grundlage des Os intermaxillare. Auf die feinern Vorgänge, welche sich bei der Entwicklung der Zahnsubstanz abspielen, habe ich beim Aal geachtet und möchte dies hier einschalten. Das zellige Innere des Zahns oder die Zahnpapille macht zu- nächst den Eindruck eines epithelialen Gewebes; man überzeugt sich indessen, dass diese Zellenmasse der Papille trotz ihres epithelialen Wesens doch von der Lederhaut ausgeht und die Linie der bereits angelegten Zahnsubstanz in die Basalmembran der Lederhaut sich fort- setzt. Uebrigens sondern sich die Zellen der Papille derart, dass die in der Mitte liegenden mit den Elementen der Lederhaut den ge- ringen Umfang des Zellkörpers und die netzig sich verbindenden feinen Ausläufer gemein haben. Die Randzellen hingegen verlängern sich, sind aber dabei sehr abgeplattet, so dass sie, von der Kante gesehen, einen scharfen Strich an sich haben. Sie stellen wohl die Erzeuger der Zahnsubstanz vor, durch Verdichtung und Umbildung des Kopfes der Zellen. Das Herkommen der Schmelzlage des Zahns darf man vom Epithel ableiten, welches mützenartig die Zahnpapille überdeckt und dessen Betheiligung am Auftreten der Schmelzschicht auch daraus erschlossen werden darf, weil eine festere Verbindung zwischen ihnen und dem Schmelz sich offenbart. 4* 59 F. LEYDIG, Für den Aal lässt sich nicht behaupten, dass durch Zusammen- schmelzen der Zahnbasen Knochenstücke entstehen, vielmehr legen sich die Knochen des Kiefergerüstes für sich an, so dass Knochen und Zähne um diese Zeit durch eine ziemlich dicke Lage von Bindege- webe von einander getrennt sind, die Verbindung also von Zahn und Knochen erst später erfolgen muss. Lymphräume. Zu den Mittheilungen, welche im Vorange- gangenen über Lymphräume des Integuments am fertigen Thier vor- gelegt wurden, lässt sich auch an den in Schnitten zerlegten Embryonen manches Weitere sehen. So stellt sich sehr klar jener Lymphraum dar, welcher in der Richtung der Seitenlinie verläuft, in der Furche der Seitenmuskeln , innerhalb des Unterhautbindegewebes der Leder- haut; weshalb er auch von einer Fortsetzung des dunklen Pigments umzogen erscheint. Es kann in ihm noch geronnene Lymphe zugegen sein, mit deutlich unterscheidbaren zelligen Elementen von rundlicher oder lappiger Form. Unterhalb des Lymphganges liegt der Seiten- nerv. Schnittreihen zeigen deutlich, dass der Lymphcanal nach der Schwanzgegend zu enger wird, wie denn auch der Nervus lateralis dort an Stärke abgenommen hat und zuletzt ganz winzig wird. Eine Erweiterung des Lymphganges zu einem Lymphsinus in der Schwanz- gegend fand nicht statt. Am fertigen Thier kam mir keine Stelle unter die Augen, allwo etwa ein vom Seitennerven abgehender Zweig durch die Lichtung des Lymphraumes gedrungen wäre, sondern er bog immer um den Lymph- canal herum. Hier beim Embryo aber habe ich Fälle vor mir, allwo der das Becherorgan aufsuchende Nervenzweig unbestreitbar den Weg durch die Lichtung des Lymphcanals nimmt (Taf. 5, Fig. 33). An der Lederhaut angekommen, trifft der Nerv mit einer Ansammlung von Kernen zusammen, ohne dass ich darüber hinaus eine Verbindung mit dem Becherorgan hätte mit Sicherheit sehen können. Bezüglich des feinern Baues der Nervenelemente möchte noch beizufügen sein, dass der Querschnitt des Stammes der Seitennerven, ausser den Kernen, ein maschiges Wesen der Nervensubstanz, innerhalb der Nervenröhren, zeigt. Nach vorn nimmt gedachter Lymphcanal beträchtlich an Weite zu, so in der Gegend der Brustflosse, und zwar wird dies ziemlich plötzlich geschehen, da er kurz vor der Brustflosse in dem dort ver- dickten Unterhautbindegewebe noch von gewöhnlichem Durchmesser ist. Im Bereich des Kopfes müssen Theilungen stattgefunden haben, denn man begegnet der Lichtung zuerst von zwei, dann von drei Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 53 Lymphräumen jederseits; hart am Ganglion nervi vagi liegt eine be- sonders grosse Höhlung. Ich bin dem Verlauf dieser Lymphbahnen, obschon sie sich an Schnittreihen sicher feststellen liessen, nicht noch weiter nachgegangen und führe nur an, dass auch auf senkrechten Schnitten unter dem Rückenmark, nach der ganzen Länge desselben, ein abgegrenzter Lymphraum zu erblicken ist, was sich auch an der obern Seite wieder- holt. Ebenso mag erwähnt sein, dass der Schlund ringsum von einer Lymphhöhlung umgeben wird, gleichsam in ihr steckt und noch mit Lymphe gefüllt sein kann. Und da ich einmal in einer übersichtlichen Aufzählung begriffen bin, so könnte auch gemeldet werden, dass der Raum des Herzbeutels und die Leibeshöhle hierherzustellen sind. Hierbei war auffällig, dass in der Lymphe des in seiner Wand leicht pigmentirten Herzbeutels einzelne grosse zellige Elemente sich fanden, deren Kerne, in Ein- oder Mehrzahl vorhanden, sich sehr scharf ab- zeichneten von dem hellen, strahlig-maschig durchzogenen Zellkörper. Sie scheinen mir abzuweichen von gewöhnlichen Lymphzellen, oder waren es Ballen solcher Körper? Man stösst auf Stellen, an denen der Uebergang des den Schlund umfassenden Lymphraumes in das Cavum abdominis gut sich wahrnehmen lässt. Endlich sei noch an- geführt, dass vorn, in der Mitte der Bauchwandung über einer Vene ein Langslymphgang herabzieht. Lymphoides Gewebe findet sich zwischen der Schädelbasis und der Schleimhaut, namentlich in der Gaumengegend. Dort zeigt der senkrechte Schnitt ein dickes Epithel mit zahlreichen Becherorganen, die auf deutlich ausgesprochenen Papillen der bindegewebigen Unter- lage sitzen. Mit letzterer verbunden ist eine quergestreifte Musculatur, aus queren, schrägen und längsgerichteten Bündeln zusammengesetzt und in den Anfang der Schlundmusculatur übergehend '). Jetzt folgt die dicke Lage von lymphoidem Gewebe, das heisst ein bindegewebiges Maschenwerk, dessen Räume von körniger Substanz erfüllt sind; mit Zunahme der Musculatur nimmt die Dicke der lymphoiden Schicht ab. Thymus. Auch dieses Gebilde steht mit jenem Theil des Inte- guments, welcher die Kiemenhöhle auskleidet, in näherm Bezug, wes- halb, was ich über dessen Entwicklung sah, hier nicht übergangen werden soll. Bei Betrachtung feiner Schnittpräparate, unter geringer 1) Schnitte, auf der Höhe der Brustflossen genommen, legen dar, dass von der Ringmusculatur des Schlundes weg zum Ductus Cuvieri sich Bündel erstrecken, die man als Ganzes für eine Art Diaphragma ansprechen könnte. 54 F. LEYDIG, Vergrösserung, hat man zuerst den Eindruck, als ob die Thymus lediglich aus einer Wucherung des Epithels der Kiemenhöhle hervor- gegangen wäre, durch Verdickung des Epithels an bestimmter Stelle. Prüft man aber bei Anwendung stärkerer Vergrösserung die betreffenden Partien, so wird klar, dass es nicht allein das Epithel ist, welches den Wulst erzeugt, sondern dass dieses für sich besteht, während die eigentliche Masse der Thymus: Kerne und zarte bindegewebige Fäser- chen, vom Mesoderm kommen. Die Kerne erscheinen so gruppirt, dass Andeutungen heller Lücken oder strassenähnliche Bahnen dazwischen sich hinziehen. Es mag die Bemerkung angeschlossen werden, dass ein gleiches oder sehr ähnliches Gewebe sich auch in der Niere vorfindet. Auf Querschnitten, welche die Gegend der Brustflossen treffen, erblickt man genau hinter dem Lymphraum, welcher in dieser Ansicht ring- förmig den Schlund umgreift, die im Bogen herüber ziehende Kopf- niere. Der nach beiden Seiten sich etwas verjüngende Bogen zeigt sich in eine rechte und linke Hälfte zerlegt. Nahe der Mittellinie kommt ein stattlicher Glomerulus in Sicht, und da in der ganzen Reihe von Schnitten bis in die Gegend, wo der Brustgürtel aufhört, das Bild des Glomerulus gleich bleibt, so geht daraus hervor, dass die Glome- ruli in dichter Längsreihe oder säulenartig zusammenstossen, was be- kanntlich einen frühern Beobachter (Frırz Meyer) nach Untersuchung der Niere von Petromyzon zu der Annahme verleitet hat, es sei ein einziger langer Glomerulus hier zugegen. Um den einzelnen Gefäss- knäuel grenzt sich ein lichter Raum ab, der alsdann seitwärts, nach aussen, in das Lumen eines Harncanälchens übergeht, dessen Cylinder- epithel ganz allmählich hier beginnt. Die Harncanälchen nun, welche in mässiger Zahl zugegen sind, sowie die Glomeruli, umgiebt und zwar in reichlicher Menge, ein eigen- artiges Gewebe, dessen Beschaffenheit eine solche ist, dass ich es hier am Embryo von dem die Thymus bildenden Gewebe nicht zu unter- scheiden weiss. Die zahlreichen Kerne bilden Massen, welche, wie in der Thymus, durch lichte, im Bogen verlaufende Zwischenräume, zu Längsgruppen vereinigt sind. Man kann die Masse kaum anderswo als beim lymphoiden Gewebe unterbringen, und es sei noch gesagt, dass ich auch beim Aal die Harncanälchen von gleicher Substanz umgeben sehe. Vor Jahren habe ich nach Untersuchung der Niere von Salmo salvelinus, Cottus gobio, Esox lucius und eines Leuciscus angezeigt, dass der vordere Theil der Niere keine Harncanälchen enthalte, son- Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 55 dern ein Gewebe vorstelle, welches aus zartem, bindegewebigem Faser- werk, Blutgefiissen und viel Pigment, herrührend von veränderten Blutkügelchen, bestehe, wozu noch und zwar in überwiegender Menge Lymphkügelchen kommen, mit einfachem oder in Theilung begriffenem Kern '). Auch in der ganzen übrigen Niere waren die Harncanälchen gebettet in Massen farbloser Zellen und bräunlichen Körnern, die sich wie verödete Blutkügelchen ausnahmen. In gewisser Hinsicht scheint diese die Nierencanälchen umhüllende Substanz jener zelligen Masse an die Seite gestellt werden zu können, welche ich aus dem Hoden der Eidechse und verschiedener Säugethiere angezeigt habe und welche die Samencanälchen in sehr reichlicher Menge einbetten kann ?). VII. Anguilla vulgaris. Zur Untersuchung dienten ganz junge Thiere, wie sie Frühjahrs vom Meer in die Flüsse aufsteigen und mir vom damaligen Vorstande des hiesigen Zoologischen Instituts freundlichst überlassen worden waren. Die fadendünnen Fischchen waren am Rücken dunkel gesprenkelt, der Bauch weisslich ; längs der Seite zog sich ein metallisch glänzendes, weissliches Band hin, das oben und unten eine schwarze Einfassungs- linie besass. Eine kleine Anzahl der Fischchen hielt im Zimmeraquarium von Mai bis in den August hinein aus, während welcher Zeit einige Farben- veränderungen an ihnen zum Vorschein kamen, die wohl auf Thätig- keit der Chromatophoren beruhen mochten. Die Zahl der dunklen Flecken am Rücken nahm zu, bald ordnungslos, bald so, dass sie den Septa intermuscularia entsprechend eine Art Zickzackzeichnung hervor- riefen, wodurch der frühere helle Seitenstreifen fast völlig verschwunden war. Bei manchen Individuen traten am Hinterkopf grössere dunkle Flecken hervor; die Bauchfläche blieb immer hell. Schon andern Beobachtern des lebenden Aelchens ist aufgefallen, dass dessen Brustflossen, selbst bei sonst ruhiger Lage des Thieres, beständig schwingende Bewegungen ausführen. Die Fischchen halten sich gern zusammen, verborgen im Schlamm, aus dem sie nur Kopf 1) Histologie, p. 461. 2) In: Zeitschr. f. wiss. Zool., V. 2; Histologie, p. 495. 56 F. LEYDIG, Vorderleib etwas hervorstrecken und in die Höhe richten. Bei Regen- wetter schwimmen sie lebhaft herum, steigen gern aufwärts zur Ober- fläche des Wassers und schieben sich etwas an den Wänden hin, als ob sie aus dem Gefäss zu entfliehen trachteten. Wovon die Aalbrut lebt, konnte ich an meinen Exemplaren nicht herausbringen. Im Magen der frisch angekommenen Thiere war nichts von Speiseresten zu erblicken; den im Zimmer gehaltenen bot ich kleine Krebse (Cyclopiden, Daphniden), sowie zarte Algen verschiedener Art an. Manchmal schien es, als ob ein Fischchen vor meinen Augen auf die winzigen Crustaceen stosse; kam es aber zur Zergliederung, so zeigte sich Magen und Darm doch immer völlig leer. Nicht besser erging es mir mit der Beobachtung des ,,Caudal- herzens“. Hielt ein Thier so lange Stand, um mit der Lupe dessen Schwanzgegend genau ins Auge fassen zu können, so schien es mir allerdings manchmal, als ob ein rhythmisch auftretender und wieder verschwindender Blutpunkt in der Gegend spiele, wohin man das ,Caudalherz“ verlegt. Oefter aber sah ich mich ganz vergeblich nach der Erscheinung um. Auch P. Mayer, welcher am jungen Conger das Caudalherz in seiner Thätigkeit sah, zählte in der Minute 100 — 150 Schläge, „aber sie waren sehr unregelmässig und setzten oft ganz aus“ 1). Noch méchte ich, zur weitern Charakterisirung vor Besprechung des eigentlichen Themas, Einiges über die Schwimmblase bemerken. Schon am lebenden Thier schimmert genanntes Organ durch die Leibeswandung hindurch, doch nur von der rechten Seite aus, was andeutet, dass dasselbe nicht genau in der Mitte liegt, sondern seitlich rechts. Unter diesen Umständen erscheint die Schwimmblase als länglich-birnförmiges Gebilde von silberglänzender Farbe; an ihrem untern Rande zieht ein starkes Gefäss (Vene) her, in Form eines rothen Streifens. Geht man an die nähere Untersuchung, so ergiebt sich, dass um diese Zeit noch deutlich die Schwimmblase mit ihrem zu einem Canal ausgezogenen Vorderende in den Schlund mündet. Sie hat ein enges Lumen, das nach hinten wie gegabelt erscheint. Ihre Wand ist dick und besteht von innen nach aussen aus Cylinderepithel, bindegewebiger Lage, Ringmusculatur, der zuletzt sich wieder Bindegewebe anschliesst, welches eine Art Hülle bildet und nach hinten in ein vor der Niere 1) Pau Mayer, Ueber Eigenthümlichkeiten in den Kreislaufsorganen der Selachier, in: Mitth. d. Zool. Station Neapel, V. 8. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 57 herabgehendes Netz von Lymphgängen sich auflöst. Hinter der Schwimmblase glaubt man noch als Fortsetzung der Muskelschicht eine Masse unterscheiden zu können, zu deren Bildung auch grössere Blutgefässe im Spiele zu sein scheinen. Ausserdem bemerkt man die dunkelrothen, aus lauter Gefässen bestehenden „Blutdrüsen“. Vor- stehendes kommt zur Ansicht an Längsschnitten, welche durch das ganze Thier geführt wurden; auf gleiche Weise erfährt man auch, dass bei ältern Aelchen die Schwimmblase keineswegs mehr in offener Ver- bindung mit dem Schlunde steht, sondern jetzt geschlossen ist !). Den nunmehr folgenden histologischen Mittheilungen möchte ich die Bemerkung vorausschicken, dass Zellen, Kerne, Nervenfasern, Muskelbündel an Grösse jenen der Gattung Salmo nachstehen. Integument. Die Epidermis ist am stärksten an der Schnauzen- spitze der Oberkinnlade, allwo ihre Dicke mehr als das Doppelte beträgt von jener des Rückens oder der Bauchfläche. An den Einzel- zellen kommen unter Umständen, z. B. dort wo die Epidermis aus- einandergerissen ist, Randfortsätze zum Vorschein. Die Schleimzellen treten stellenweise so zahlreich auf, dass sie wie eine zusammen- hängende Schicht sich ausnehmen; auch hier sind diese Elemente an der Schnauzenspitze am grössten. Die Lederhaut ist dünn, ihr gehört das dunkle Pigment an und zwar der Rückenfläche, welche ausschliessliche Lage des dunklen Pig- ments mitunter zur schnellen Orientirung des Schnittes dienen kann. (Es mag zwischenhinein bemerkt werden, dass, wie ich mich am aus- gewachsenen Aal überzeugte, dessen dunkel grünliche Rückenfarbe aus dem Zusammenwirken zahlreicher schwarzer Chromatophoren und einem darunter befindlichen gelben Pigment entsteht, welches bald den Cha- rakter von diffusem, bald, durch Verdichtung des diffusen Stoffes, von körnigem Pigment hat.) Auf dem senkrechten Schnitt durch die Haut begegnen uns aber- mals jene mehrfach erwähnten Kerne, welche verschieden sind von den Kernen der Epidermiszellen. Letztere sind grösser und rundlich von Gestalt, die erstern kleiner und häufig von eckiger Form, färben sich auch durchweg viel lebhafter als die Kerne der Epidermiszellen. Zu- erst kann es scheinen, als ob die besagten Kernbildungen sowohl in den Lücken zwischen den Epidermiszellen lägen als auch in den Epidermiszellen selber; fortgesetztes genaues Vergleichen lehrt aber, 1) Ueber den Bau der Schwimmblase des ausgebildeten Aales hat vor langer Zeit Rarnuxe berichtet: Beiträge zur Geschichte der Thier- welt, in: Schriften Naturf. Ges. Danzig, 1827. 58 F. LEYDIG, © dass sie allezeit nur in den Liicken zwischen den Zellen aufsteigen. Diese Art von Kernen mag iiber die gesammte Epidermis verbreitet sein, wenigstens sehe ich sie in allen Präparaten, welche vom Kopf und Rumpf genommen wurden (Taf. 6, Fig. 36). Hat sich die Epidermis von der Lederhaut etwas abgehoben, so gehen von den betreffenden Kernen, oder wohl richtiger von einem ihnen zugehörigen, durch die Reagentien eingeschrumpften Zellkörper feine Fäserchen ab, die sich netzig verbinden, so dass man jetzt zwischen Epidermis und Lederhaut die zahlreichen, sattroth gefärbten Kerne und ein dazwischen sich hinziehendes, zartes Netzwerk erblickt, zu dem die Kerne als Knotenpunkte gehören. Nach oben hängt ausserdem das Netzwerk auch zusammen mit den fadigen Auffran- zungen der Epithelzellen. Der nun folgende Theil der Lederhaut kann zunächst das Aus- sehen einer anscheinend homogenen „Basalmembran“ haben. Ist sie so gelagert, dass sie uns ihre Oberfläche zukehrt, so kommen deutlich feine Längsstreifen zur Ansicht, die ich für eine Art Reliefbildung oder Sculptur der Oberfläche halten möchte. Im rein senkrechten Schnitt will es mir ferner scheinen, als ob die Fäserchen des vorhin erwähnten zarten Netzwerkes die Substanz der Basalmembran durch- setzten und dabei eine äusserst feine, senkrechte Strichelung der Basal- membran erzeugten, um zuletzt abwärts in die Wabenzellen des Unter- hautbindegewebes sich fortzusetzen. Zur Veranschaulichung des Gesagten habe ich in Fig. 36 auf Taf. 6 zusammengestellt, was ich über die Verbindung der Fäden der Epithelzellen, sowie des subepithelialen Netzes und endlich mit dem Corium gesehen zu haben glaube. Selbstverständlich ist mir mehr als einmal der Verdacht aufge- stiegen, ob nicht das beschriebene feine Fadennetz auf blosse Zu- stände der Gerinnung zurückzuführen sei; allein ich habe, gegenüber der Gleichmässigkeit der Bildung, diesen Gedanken doch immer wieder fallen lassen und es für richtiger gehalten, eine wirkliche Structur darin zu erblicken !). 3echerorgane und Seitencanalsystem. Die Becher- oder Hautsinnesorgane kommen sowohl an den ersten Abtragungen durch die Kuppe des vorstehenden Unterkiefers zum Vorschein, als sie auch noch da sind an den letzten der Schwanzgegend entnommenen 1) Einen Durchschnitt durch die Haut des erwachsenen Aales habe ich in der Histologie, fig. 44 auf p. 84 gegeben (Epidermis, Leder- haut, becherförmige Organe, Schuppe, Fettlager). Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 59 Schnitten. Sie verbreiten sich also wieder über die ganze Hautfläche. Weiter lässt sich beim Durchmustern verschiedener Körpergegenden bald erkennen, dass ausser jenen Becherorganen, welche in die Bahnen der Kopfcanäle und des Seitencanals gelangen, noch solche, welche frei bleiben, zugegen sind; sie stehen vereinzelt, ohne, soviel ich zu sehen vermag, eine besondere Ordnung einzuhalten. Auch die in den Seitencanal des Rumpfes gelangenden Organe können so sich vertheilen, dass mehrere auf ein Segment kommen, ein andermal aber auch ein Segment leer ausgeht. Von einer rein „metameren“ Anordnung kann also auch hier kaum die Rede sein. Ueber die Kopfcanäle des Aales äussern sich HECKEL-KNER ledig- lich dahin, dass dieselben „nicht minder als der Seitencanal entwickelt“ seien, begehen aber dabei einen Fehler mit der Behauptung: ‚der über den Augen verlaufende Zweig lässt sich bis in die kurzen Bartel- röhrchen hinter der Oberlippe verfolgen“. Was nämlich von Genannten als „Bartelröhrchen‘ bezeichnet wird, sind, wie aus Längsschnitten unzweifelhaft hervorgeht, die vordern, zu kurzen Röhren verlängerten Nasenöffnungen; in diese mündet aber keiner der Kopfcanäle ein. Die vordern Nasenöffnungen hatte später SIEBOLD richtig „als zwei kurze Röhrchen“ erkannt, er schweigt aber völlig über die Kopf- canäle selber; bezüglich der Seitenlinie bemerkt er, dass sie deutlich zu erblicken sei und „in Ermangelung der Schuppenporen kurze, weiche, in grössern Zwischenräumen von einander entfernte Röhrchen‘ besitze. HECcKEL-KNER sagen noch in Betreff des Seitencanals aus, er sei so weit und dickwandig, dass nach einem durch ihn gemachten Quer- schnitt sein Lumen mit freiem Auge sichtbar und klaffend bleibe, wozu auch der Umstand beitrage, dass seine Wandung zum Theil knöchern sei. Diese wenigen bisher vorliegenden Angaben kann ich nach mehrern Seiten hin erweitern (Taf. 6, Fig. 37—44). Die Vertheilung der Kopfcanäle, wie sie sich an den Brutfischchen darstellt, entspricht in ihrem Verlauf jener der andern Knochenfische: ein Ast geht über dem Auge her und zeigt drei Poren zwischen vor- derer und hinterer Nasenöffnung; ein zweiter Ast zieht unter dem Auge weg und hat zwei Poren; der dritte Ast wendet sich gegen den Unterkiefer, und man zählt an ihm sechs abwärts gerichtete Poren. Die Wurzelstelle der drei Canäle ist ein auffällig erweiterter Raum, der über dem hintern Ende des Schädels liegt, in der Höhe des Klein- hirns; der Raum hat auf Schnitten, je nachdem er getroffen ist, bald einen einfach länglichen, bald einen buchtigen oder gabeligen Umriss. 60 F. LEYDIG, Von dem Raum geht auch der Quercanal ab, welcher die Verbindung der beiden Seitenhälften bewerkstelligt und von gewöhnlichem Durch- messer ist. Es zeigt sich aber ferner, dass noch eine zweite Ver- bindung von rechts und links vorhanden ist und zwar in der Schnauze — im Bereich des Os intermaxillare —; dort vereinigt sich der unter dem Auge herziehende Canal mit dem entgegenkommenden der andern Seite (Taf. 7, Fig. 45). Am Canal, der für den Unterkiefer bestimmt ist, kommt eine solche Communication nicht vor, wohl aber gestalten sich die Ver- hältnisse seines vordern Endes etwas eigenartig und sind mir erst nach und nach klar geworden. Um das Ergebniss kurz zu sagen: der betreffende Canal gabelt sich an seinem vordern Ende, der eine Ast richtet sich aufwärts, der andere abwärts, jeder öffnet sich mit einem Porus. Der nach unten gewendete Porus liegt nahe der Spitze des Unterkiefers; der nach oben gekehrte zeigt sich über dem Anfang der Mundhöhle und ist kleiner, als die übrigen Kopfporen es sind, weshalb man ihn einen Nebenporus nennen könnte. Auf Querschnitten des Unterkiefers nimmt sich meist der vom Porus wegführende Canal so aus, als ob er am Knochen des Unterkiefers geschlossen wäre, er biegt jedoch allzeit in die Bucht des Unterkiefers ein, dort, wo an andern Schnitten der Canal des Unterkiefers verläuft. Der Ueber- gang in letztern lässt sich an Schnittreihen verfolgen. Wenn ich das Bild richtig deute, so kommt endlich auch noch eine schlingenförmige Verbindung vor zwischen dem Canal, welcher über, und jenem, welcher unterhalb des Auges dahinzieht (Taf. 7, Fig. 46). Hinsichtlich der Weite der Kopfcanäle im Vergleich zum Umfang des Thieres darf hervorgehoben werden, dass der Durchmesser der Lichtung bei solchen jungen Aelchen im Zusammenhalt mit der Klein- heit der Fische ein sehr beträchtlicher ist. Man könnte sagen, es walte ein ähnliches Verhältniss ob wie bezüglich des Auges und Ohres, welche beim Embryo ebenfalls durch ihre Grösse auffallen. Auch möchte ferner .noch zu erwähnen sein, dass, wie sich aus der Untersuchung von Thieren verschiedenen Alters ergiebt, ursprüng- lich der Durchmesser der Lichtung in den einzelnen Kopfcanälen so ziemlich gleich gross ist, nach und nach aber gewisse Abschnitte sich erweitern. So nimmt z. B. der über der Nase herziehende Canal in seinem Caliber derart zu, dass er hierin den unter dem Auge ver- laufenden um das Doppelte übertrifft. Die Knochenhülse des letztern Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 61 erscheint auf dem senkrechten Schnitt als geschlossener Ring, bei dem obern Canal aber als Halbring. An den Oeffnungen der Kopfcanäle stülpt sich die Epidermis ein, um das Epithel in der Lichtung des Canals zu bilden, und es ver- dünnt sich hierbei die vorher dicke Epidermis um ein Bedeutendes. Am querdurchschnittenen Porus zeigt sich bestimmt, dass die Horn- schicht der Epidermis aus zwei Zellenlagen besteht, wovon die Kerne der obersten Lage länglich-platt, die der untern rundlich sind. Die zwei Lagen heben sich als Ganzes gern von der Schleim- oder Mat- piGarschen Schicht durch einen Spaltraum ab; die Schleimschicht selbst ist dicker und besitzt drei Kernreihen über einander; der ein- zelne Kern ist länglich-rund. Unter der Schleimschicht kann sich eine scharfe Linie absetzen, die man wohl als den Anfang der im Corium sich entwickelnden Knochenhülse anzusprechen hat. Mit der Epidermis stülpt sich das Corium ein, und dessen Fort- setzung ist überall unter dem Epithel als bindegewebige Lage wahr- nehmbar: sie zeigt zahlreiche Kerne in den Zellkörpern, von denen die Netzstreifen ausgehen. Die Sinneshügel sind, was man von vorn herein erwarten darf, innerhalb der Kopfcanäle so gelagert, dass sie in ihrer Stellung nach den Pori sich richten: sie wenden sich nach aufwärts, wenn die Oeff- nungen nach oben stehen, und nach abwärts, wenn die Poren nach unten ausgehen. Diese Wechselbeziehung ist z. B. in der seitlichen Schlinge der Kopfcanäle in der Oberkiefergegend deutlich zu sehen; auch scheint noch eine andere Abhängigkeit darin obzuwalten, dass die Zahl der Poren von der Zahl der Sinneshügel bedingt wird. Seitlich am Rumpf erstreckt sich die mit der Lupe verfolgbare Porenreihe über die Brustflosse hinaus, alsdann aber lässt sich nichts mehr von Seitencanal und Poren unterscheiden. Durch das Mikroskop ergiebt sich jetzt, dass die Sinneshügel nach und nach frei in der Epidermis liegen, doch dabei eine Längslinie einhalten; die erstern scheinen noch in Knochenschälchen gebettet zu sein '). In der Grösse bleiben sich die einzelnen Organe der Seitenlinie 1) Da ich am erwachsenen Aal die Seitenlinie nicht selber unter- sucht habe, so mag an die Abhandlung von R. Scuneiper „Ueber Eisen- resorption in thierischen Geweben und Organen, 1888“, erinnert werden, in welcher sich ein Querschnitt durch das „Seitenorgan“ vorfindet. Man sieht die epitheliale Auskleidung und die knöcherne Umhüllung des Canals. Der Schnitt scheint sich auf eine Stelle zu beziehen, all- wo ein Porus zugegen war. 62 F. LEYDIG, — so ziemlich gleich, nach hinten zu werden sie etwas kleiner; jene in den Kopfcanälen übertreffen aber zum Theil die der Seitenlinie um das Drei- und Vierfache an Umfang. In dem Bogen, welcher im Be- reich des Os intermaxillare durch Vereinigung des von rechts und links auf einander stossenden Canals entsteht, verschmelzen auch die sich immer mehr nähernden Sinneshügel zuletzt zu einem einzigen, welcher genau in der Mittellinie liegt. Aus dem, was man über den Bau der Sinneshügel zu ermitteln vermag, seien einige Punkte berührt. Die Linie ihres freien zelligen Randes zeigt eine scharfe, fein zackige Grenzzone, hervorgegangen durch Verdichtung der Zellsubstanz, und hebt sich deutlich unter der Form eines breiten, anscheinend homogenen Saumes ab (Fig. 39). Jenseits desselben können Stiftchen oder Spitzchen zugegen sein oder auch fehlen. Ferner hat zu manchen der Sinneshügel, so z. B. zu denen des Unterkiefers, ein eigenthümliches Gebilde Bezug, das für die flüchtige Besichtigung den Eindruck eines Kunstproductes machen könnte, aber ein solches schwerlich ist. Dasselbe stellt einen homogenen Körper dar, von streifig-körnigem Wesen; er liegt frei in der Lichtung des Canals und ist durch feine, fadige Ausläufer mit den Zellen des Sinnes- organs verbunden (Fig. 37, 38). Ich möchte hinsichtlich der Deutung den Körper den Cupularbildungen anreihen. Endlich ist auch wieder des Vorkommnisses gewisser eigenartiger Kerne zu gedenken, welche zwischen den mantel- und birnförmigen Zellen des Organs auch hier sich finden. Sie sind klein, färben sich dunkelroth, und von ihnen gehen feine Fädchen aus. Wurde das Sinnesorgan etwa von der Fläche aus so getroffen, dass seine Basis weggeschnitten erscheint, so lässt sich mit Sicherheit sehen, dass die von den Kernen abgehenden zarten Fädchen unter einander in netz- artige Verbindung treten (Fig. 40). In der Frage nach der Endigungweise der Nerven sah ich auch hier Aehnliches von dem, was ich schon sonst berichtet habe. Von der Scheide der Nervenfasern, noch innerhalb der bindegewebigen Schicht, geht ein zartes Faserwerk (Spongioplasma) weg, welches die Innensubstanz (Hyaloplasma) der Nervenröhre durchsetzt. Verfolgt man nun die zwei Contouren der Nervenscheide bis dahin, wo sie auf das epitheliale Sinnesorgan stossen, so treten die Linien der Nerven- scheide von rechts und links mit den Netzfäden in Verbindung, welche von den erwähnten, stark gefärbten Kernen abgehen, und es ist ferner zu erkennen, dass auch die Fäserchen, welche an der Wurzel des Integunient und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 63 Zellenleibes durch Auffranzung entstanden sind, mit besagtem Netz- werk in Verbindung stehen. Danach darf man aussprechen, dass ein fadig-netziges Geriistwerk zugegen ist, dessen Maschen eine helle Sub- stanz erfüllt. In letztere tritt das Hyaloplasma der Nervenröhren über. Intercellulare Streifen nehme ich als die Nervenenden. Zugegen ist auch wieder der Strang, welcher innerhalb des Canals von den beiden Enden je eines Sinneshügels abgeht zur Verbindung mit dem nächstfolgenden. Beim ersten Ansichtigwerden will es scheinen, dass dieser Verbindungsstrang einen Nerven bedeute, aber das nähere Prüfen kommt zu dem Ergebniss, dass das Gebilde nicht nervöser Natur sein könne, sondern Bezug hat zur epithelialen Auskleidung des Canals. Der Strang ist zelligen Wesens, und wo er eine gewisse Dicke hat, macht sich in ihm eine Lichtung bemerklich, was alles mit dem übereinstimmt, was ich gelegentlich dieses Theiles an Gobio fluviatilis zu berichten fand. Zum Verlauf der Blutgefässe in der bindegewebigen Auskleidung _ des Knochentohres, herstammend vom Integument, möchte zu bemerken sein, dass ich Schnitte vor mir habe, in denen ein in der Mitte des Canals dahinziehendes Blutgefäss, wenn angekommen am Sinneshügel, dort gabelförmig sich theilt, um das Organ zwischen sich zu nehmen. An den Stellen der Haut, allwo frei bleibende Becherorgane stehen, bleibt die Verbindung zwischen Epidermis und Lederhaut eine festere, was dadurch sich zeigt, dass an Hautstücken, welche mit Reagentien behandelt worden sind, sich im Umkreise beide Hautschichten gern von einander ablösen. Und es sollen jetzt diese Mittheilungen mit einer andern, wenn auch nur unvollständig gemachten Wahrnehmung geschlossen werden. Ausser den mit Sicherheit erkannten Becherorganen stösst man näm- lich noch auf Bildungen, welche mit letztern verwandtschaftlicher Natur zu sein scheinen, wenigstens an sie gemahnen. An der Schnauze nämlich, am Beginn der Mundhöhle sieht man vereinzelt zwischen den gewöhnlichen Becherorganen noch Einbuchtungen der Epidermis, denen eine breitere Erhebung oder Papille der Lederhaut entgegenwächst, ausgezeichnet durch eine grössere Anhäufung von Kernen im Innern. Es scheint, dass hiermit etwas Aehnliches vorliegt, wie es gewisse Vorkommnisse bei Leucaspius delineatus sind, von denen früher die Rede war. 64 F. LEYDIG, Riickblicke und Allgemeineres. Die Durchsicht der Schriften, welche auf den Bau des Integuments der Fische Bezug haben, kann lehren, dass gar manche Schwierig- keiten zu überwinden waren, bevor man wenigstens dasjenige sich an- zueignen vermochte, was gegenwärtig den Inhalt unserer Kenntnisse über dieses Organsystem bildet. Doch soll hier auf eine geschichtliche Darlegung nicht eingegangen, sondern nur in Erinnerung gebracht werden, dass man als den Ausgangspunkt histologischer Untersuchung der Fischhaut die Mittheilungen von BLAINVILLE !) und HEUSINGER *) ansehen darf. Der französische Forscher war wohl der Erste, welcher das Inte- gument der Hauptgruppen der Thiere, sonach auch der Fische, zu- sammenhängend abhandelt, bei seinen Untersuchungen indessen, wie es scheint, über den Gebrauch der Lupe nicht hinausgegangen ist. Anbelangend die Hautdecke der Fische weiss er daher nur zu sagen, dass dieselbe einen sehr schleimigen oder gallertigen, anstatt fasrigen Charakter habe. Eine Unterscheidung zwischen Lederhaut und Epi- dermis macht er kaum; die Epidermis betreftend ist er der Ansicht, dass sie sehr zart sei oder vielleicht ganz fehle; die schleimige Be- schatienheit der Haut leitet er ab von einem „appareil crypteux“, zu dem die Poren des Kopfes und der Seitenlinie gehören. HEUSINGER ist insofern über seinen Vorgänger hinausgekommen, als er eine Epidermis sicher annimmt: sie sei sehr fein und gleiche mehr „dem Epithelium der menschlichen Schleimhaut“. Die Lage, welche wir Corium nennen, ist, wie aus der Erklärung seiner Figuren entnommen werden kann, die „untere Pigmenthaut“. Der Autor giebt zum ersten Mal senkrechte Schnitte und zwar durch die Haut eines Cyprinoiden und des Aales, aber bei so geringer Vergrösserung, dass man nur schwer sich daran zurecht findet. Die Untersuchungen über den Bau der Fischhaut ruhten dann bis in die 1840er Jahre, um alsdann von PETERS, RATHKE und Andern mehr oder weniger wieder aufgenommen zu werden. Eine den dama- ligen Standpunkt gut bezeichnende Darstellung findet sich in AGASSIz’s 1) Buaryvitte, De l’organisation des animaux ou principes d’ ana- tomie comparée, Paris 1822. 2) Hrusınser, System der Histologie, Eisenach, 1. Heft 1822, 2. Heft 1823. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 65 grossem Werke über die fossilen Fische'), auf welche ich besonders hinweisen möchte, weil sie den Histologen wohl selten unter die Augen kommt. Vom Jahre 1350 an nahm ich Antheil an diesen Studien, und es folgten die Arbeiten jener Beobachter, deren Namen bereits anzuführen waren oder noch zu erwähnen sein werden, gelegentlich verschiedener Fragen, welche das Integument betreffen. I. Epidermis. Schleimzellen. In die Zusammensetzung der Oberhaut treten, abgesehen von den gewöhnlichen, vielgestaltigen Zellen, bei niedern Wirbelthieren noch charakteristische Gebilde ein, auf welche ich seiner Zeit zuerst aus der Haut der Süsswasserfische die Aufmerksamkeit gelenkt, indem ich sie unter der Bezeichnung „Schleimzellen“ bekannt gemacht habe. Wiederholt bin ich auf diese Zellen zurückgekommen ?) und habe über deren Vorkommen, Entstehung, Unterschiede im Bau, und was sie als Ganzes bedeuten, mich verbreitet. 1) L. AGassiz, Recherches sur les poissons fossiles, 1833— 1843. 2) Ueber die Haut einiger Süsswasserfische, in: Ztschr. f. wiss. Zool, V. 3, 1850. — Rochen und Haie, 1852. — Untersuchungen über Fische und Amphibien, 1853. — Histologische Untersuchungen über Polypterus bichir, in: Ztschr. f. wiss. Zool., V. 5, 1854. — Lehrbuch der Histologie, 1857. — Bau des thierischen Körpers, 1864. — Organe eines sechsten Sinnes, 1868. — Sinnesorgane der Schlangen, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1872. — Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879. — Zelle und Gewebe, 1885. Da im Obigen nur das Morphologische ins Auge gefasst wird, so mag anmerkungsweise berührt werden, dass das von den ,Schleimzellen“ der Epidermis gelieferte Secret bei diesem und jenem Fisch besondern Zwecken dienen kann. So vermag nach F. E. Scaurze der Aal mit dem Secret dieser Zellen Sand zu einer Röhre zu verbinden; nach den Versuchen von Berr ist dem Aal auch das Secret nützlich, um den Uebergang aus süssem in salziges Wasser zu ertragen. Man wird auch Jenen beistimmen, welche hervorheben, dass der Erdeocon, den die Dipnoi sich zu formen wissen, um in der trockenen Zeit auszuhalten, durch das Secret dieser Zellen gebildet wird. Und ich möchte das merkwürdige gürtelförmige Band noch in Erinnerung bringen, welches SreıseucH vor langen Jahren (1802) an der sich begattenden Lota vulgaris beobachtet hat. Ich weiss zwar nicht, ob unterdessen ein Anderer das Gleiche zu sehen Gelegenheit hatte. Wenn aber die Be- obachtung richtig war, so muss man wieder ohne Zweifel die Schleim- zellen als diejenigen Elemente der Haut betrachten, deren Secret das Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Morph 5 66 F. LEYDIG, Gerade den letztern Gesichtspunkt anbelangend, so hatten mich gleich yon Anfang an meine Wahrnehmungen zu dem Ausspruch ge- auf den Gegenstand eingingen, zuschreiben will. Mit dem Hervor- gehen der Schleimzellen aus gewöhnlichen Epithelzellen lässt es sich in Verbindung bringen, dass bei Teleosteern, deren zellige Elemente zum Theil von geringem Umfang sind, auch die Schleimzellen klein bleiben können. Was die Vertheilung besagter Zellen über die Haut anbelangt, so habe ich schon seiner Zeit junge Thiere von Salmo mit noch grossem Dottersack und bevor das Hautpigment aufgetreten ist, als solche be- zeichnet, an denen man leicht sehen könne, dass die Schleim- oder Becherzellen sich über die ganze Oberfläche des Körpers erstrecken, Flossensäume und Dottersack nicht ausgenommen. An erwachsenen Fischen anderer Arten können sich die Schleim- oder Becherzellen an dem einen Ort anhäufen, an dem andern seltener werden und, wie oben berichtet wurde, es giebt auch Gegenden der Haut, wo sie völlig fehlen. Gleich im Beginn, als ich mit den betrefienden Elementen be- kannt geworden war, habe ich sie gewissen einzelligen Drüsen, wie ich sie aus Piscicola, Clepsine u. a. A. beschrieben, verglichen. Und zwar nicht bloss aus dem Grunde, weil sie von geschlossenen Formen, welche in der Tiefe der Epidermis liegen, zu flaschenförmigen, nach aussen geöffneten Gebilden sich umwandeln konnten, sondern auch, weil ich das Vorhandensein eines Secretbläschens oder Secretraumes in ihrem Innern wahrnahm'). Die Bezeichnung „Secretbläschen“ schliesst an eine entsprechende „Umwandlung des Zellinhaltes“ an, auf welche zuerst MECKEL ?) an den Nierenzellen der Mollusken und der Leber des Krebses aufmerksam gemacht hat, während ich später diese Bildung noch an verschiedenen andern Orten beobachtete ?). Material zu dem Bande lieferte. Endlich wird man auch annehmen dürfen, dass die scharfe und selbst giftige Beschaffenheit, welche das Hautsecret mancher Fische auszeichnet, auf das Secret der Schleimzellen zurückzuführen ist. PAGENSTECHER konnte aus eigner Erfahrung mit- theilen, dass ein Stich von Scorpaena die Haut um die Wunde taub macht wie von Brennnesseln oder vom Bienenstich. 1) Histologie, p. 96, fig. 52, links. Auch aus dem Epithel der Schleimhäute, sowie bei Gruppen wirbelloser Thiere habe ich das Vor- kommen entsprechender Elemente angezeigt. 2) Heınrıch Mecker, Drüsenapparate niederer Thiere, in: Arch. Anat. u. Phys., 1846, 3) Bau des thierischen Körpers, p. 24. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 67 Im Gefolge fortgesetzter Untersuchungen liess sich annehmen, dass das Secretbläschen, seiner Entstehung nach, völlig gleichzustellen sei den Vacuolen im Protoplasma'). Und indem sich meine Erfahrungen über den Bau der Zellsubstanz erweiterten, durfte man dafür halten, dass es das Hyaloplasma sei, welches sich im Secretbläschen an- sammeln und dort mannigfache Veränderungen — zunächst Sonderung in Körnchen — eingehen könne, während das Spongioplasma, so deutlich von maschigem Wesen im Fuss der Zelle, im obern bauchigen Theil sich zur Abgrenzung des Secretbläschens membranartig verdichtet. Im Innern des Secretraumes kann auch ein Netz- oder Faserwerk zugegen sein, auf dessen Gegenwart ich zuerst aufmerksam gemacht habe?). Die von mir vertretene Auffassung vom Bau des Proto- plasmas macht leicht verständlich, wie auch innerhalb des Secretraumes ein Balkennetz sich finden könne. Es wollen nun zwar Andere, z. B. jüngst SEILLER ?), in diesem Netzwerk „keine präformirte Structur“ erkennen, es handele sich vielmehr nur um ein durch Reagentien her- vorgerufenes ,,Kunstproduct“. Eine solche Behauptung halte ich, weil durchaus im Widerspruch mit meinen Wahrnehmungen stehend, für irrig und gestatte mir insbesondere auf meine letzten, diese Theile betreffenden Mittheilungen aus der Epidermis der Larve von Sala- mandra zu verweisen, wo abermals der Ursprung des Bälkchenwerkes aus der Wand des Secretraumes sinnenfällig ist *). Aus den Einwürfen, welche man vernimmt, möchte ich vermuthen, dass theilweise etwas andres gemeint ist als das in Rede stehende Balkennetz: vielleicht ein netzig geronnenes Wesen in der Substanz des Secretbläschens. Hat sich die Drüsenzelle nach aussen geöffnet, so ist die Form der Mündung eine wechselnde Aus den von mir gegebenen Ab- bildungen ist ersichtlich, dass die Oeffnung bald rund, bald eckig und verschieden weit sein kann, was wohl eben mit Zuständen des Lebens 1) a. a. O. p. 24. Der Inhalt — Schleim — des Secretraumes muss übrigens doch mancherlei Abänderungen in seiner chemischen Be- schaffenheit erfahren, die im mikroskopischen Bild nicht zur Anschauung gelangen, aber aus den verschiedenen Zwecken, welchen er dient, er- schlossen werden dürfen. 2) Sinnesorgane der Schlangen, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1872, fig. 28 auf tab. 16. 3) Sermier, Frh. v., Ueber Zungendriisen von Anguis, Pseudopus und Lacerta, in: Arch. Mikrosk. Anat., V. 3. — Die Zungendriisen von Lacerta, 1892. 4) Zelle und Gewebe, tab. 1, fig. 22. 5* 68 F. LEYDIG, zusammenhängen wird !). Die Mündung liegt zwischen den Zellen der obersten Lage der Epidermis. Ein eigenthümliches Verhalten bot sich an Petromyzon dar, indem ausser frei sich üfinenden Schleimzellen auch solche sich fanden, die von streifigem Cuticularsaum überdeckt waren, so dass auch an der isolirten Zelle dort, wo man die freie rund- liche Oeffnung erwartet, gewissermaassen ein von feinen Canälchen durchzogener Deckel zugegen ist ?). Der Kern hat seine Lage im Anfangstheil des Fusses und kann noch von besonderer Höhlung umgeben sein ?); in der Seitenansicht zeigt er sich gern als ein halbmondförmiger Strich, der ein gewisses glänzendes Wesen an sich hat. Dieser gleichsam an die Wand ge- drückte Kern scheint von manchen Autoren, welche Durchschnitte von der Epidermis der Fische geben, gar nicht bemerkt worden zu sein, er fehlt z. B. durchweg auf den Figuren bei BODENSTEIN *), der doch sonst auch auf die Kerne der nächst gelegenen Gewebe genaue Rücksicht nimmt. Weiterer Forschung bleibt noch immer anheim gegeben, fest- zustellen, ob die Schleimzellen eine Beziehung haben zu gewissen Enden der Hautnerven. Es hat zwar früher einmal ein Beobachter (Axe, Kry) die Behauptung gethan, die Schleimzellen seien End- organe von Hautnerven; allein keinem der späteren Untersucher wollte es gelingen, sich hiervon zu überzeugen. Ich selber, der ich an Wirbellosen die Beobachtung gemacht, „dass verwandte Drüsenzellen der Oberhaut mit Nerven zusammenhängen“, war nicht im Stande, an den Schleimzellen in der Epidermis der Fische die Verbindung mit Nervenfasern mir sicher vor die Augen zu bringen®). Zwar sah ich 1) Vergl. z. B. bezüglich des Leuciscus dobula in: Organe eines sechsten Sinnes, allwo die Oeffnungen theils rund, theils eckig-zackig sind. Auf tab. 6 der Abhandlung über die Sinnesorgane der Schlangen in: Arch. Mikrosk. Anat., 1872 erschienen die Oeffnungen „im frischen unveränderten Zustand“ rein rund. In: Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, fig. 31, 34 (Epidermis der Karausche, des Hechtes) zeigen sich die Stomata hier verengt, dort erweitert, aber ebenfalls durchaus rund. Ich erlaube mir diese Hinweise, weil mir vorgehalten wird, dass ich über die Form der Stomata mich nicht ausgesprochen hätte. 2) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, p. 187. 3) Vergl. z. B. a. a. O. fig. 2 b. 4) BopexsreN, Der Seitencanal von Cottus gobio, in: Ztsehr. f. wiss. Zool., V. 37, 1882, fig. 2, 4, 5. 5) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, p. 138. — In der obschwebenden Frage möchte auch hinzuweisen sein auf die Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 69 wie Andre, dass der Fuss der Zelle sich in einen zur Tiefe dringenden Fortsatz verlängern könne, der „schliesslich abermals wie abgerissen aussieht“. Man wird bei Wiederaufnahme der Untersuchung ganz be- sonders das Augenmerk auf die feinern Verhältnisse der verbreiterten Basis des Fortsatzes, mit welcher er dem Corium aufsitzen kann, zu richten haben. Einstweilen geht meine Vermuthung dahin, dass das bandartig verbreiterte Ende nicht einfach der Lederhaut aufsitzt, sondern dass die Verbindung so sein mag, wie ich zuletzt in der Haut von Salmo es sah. Dort löst sich der Endsaum der Zelle in kurze Fäserchen auf, und diese erst sind es, welche in das Plasma der ‚ obersten Zellenlage der Lederhaut übergehen !). Die eignen und fremden Erfahrungen liessen schon vor Längerem erkennen, dass die Schleimzellen der verschiedenen Arten der Fische zwar dem allgemeinern Sinn nach, da alle Formen aus umgebildeten Epidermiszellen hervorgehen, für verwandte Bildungen zu erklären sind, im Besondern aber doch durch zum Theil stark hervortretende Merkmale getrennt bleiben können. Darnach habe ich?) schon früher unterschieden eine Gruppe von „Drüsenzellen gewöhnlicher Art“, welche bald mehr rundlich bauchig, bald langlich flaschenförmig sind und darin mit ein- ander übereinstimmen, dass der Kern im verengten Fuss der Zelle liegt, während den obern Theil der Zelle der Secretraum einnimmt. In der Tiefe des Epithels oder der Epidermis können diese Drüsen- zellen geschlossen sein und erst, indem sie grösser werden und in die Höhe rücken, sich nach aussen Öffnen. Schon diese Form der Drüsenzellen kann bei Knochenfischen etwas Abweichendes dadurch haben, dass sie, im Profil gesehen, wie Säckchen sich ausnehmen, von denen sich oben ein enger Ausführungsgang abschnürt, wozu man meine Abbildung einer Papille des Gaumens von Acerina cernua ver- gleichen wolle *). Noch abweichender stellen sich unsere Zellen in der Epidermis interessanten Mittheilungen, welche R. SchwEiper gegeben hat über die verschiedene Neigung der Gewebe zur Eisenresorption. Die Schleim- zellen der Oberhaut des Aales resorbiren das Eisen, hingegen das Nervengewebe besitzt gar keine nachweisliche Neigung zur Eisen- resorption. (Ueber Eisenresorption in thierischen Organen und Geweben, in: Abhandl. Akad. Wiss. in Berlin, 1888). 1) Zum Integument niederer Wirbelthiere, in: Biol. Centralbl., 1892, p. 449. 2) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, p. 146. 3) a. a. O. tab. 9, fig. 28. 70 F. LEYDIG, bei den Cyclostomen dar !). Der Körper der Drüsenzelle hat hier gern eine concentrisch streifige Beschaffenheit; er kann einen Fortsatz nach unten abgehen lassen; dann aufwärts einen gerade gestreckten, häufiger gekrümmten Gang, dessen Mündung von einem homogenen, glänzenden Secretpfropf ausgefüllt wird. Kolbenzellen. Auf diese zweite Gruppe habe ich schon in meiner frühsten Mittheilung aus dem Jahre 1850 hingewiesen, wenn ich auch dort noch nicht die später eingeführte Benennung brauchte. Es wurde bereits dazumal von mir angezeigt, dass es bei manchen Knochen- fischen, z. B. Lota vulgaris, eine Form von „höchst entwickelten Schleimzellen“ gebe, die sich wie grosse, das Licht stark brechende blasige Körper ausnehmen. Viele Jahre nachher habe ich die Gebilde an dem gleichen Fische von Neuem vorgenommen und Näheres über den Bau vorgelegt?). Birnförmig von Gestalt, mit theilweise stark ausgezogenem Stiel stimmen sie mit den „Drüsenzellen der gewöhnlichen Art“ noch darin überein, dass sie wie diese einkernig sind und der Kern ebenfalls im protoplasmatischen Fuss oder Stiel der Zelle liegt. Zu den unterscheidenden Eigenschaften gehört aber, dass der Drüsen- raum eine Oeffnung nicht besitzt und dass ferner die Innensubstanz eine Sonderung vollzogen hat, durch welche am Gipfel eine Art Schale oder Käppchen entstanden ist, die das Licht noch stärker bricht als die übrige Innensubstanz. Will man, wie ich es that, solchen grossen Schleimzellen den Namen „Kolben“ beilegen, so ist anzumerken, dass entsprechende Ge- bilde bei andern Knochenfischen zwei bis drei Kerne besitzen können, was z. B. der Fall ist bei Malapterurus electricus, wo dann die Kerne nicht im Fuss, sondern im bauchigen Theil der umgebildeten Zelle liegen. Aus der Haut des Amiurus hat auch Wrigutr®*) solche ,,clavate cells“ beschrieben und es scheint mir, dass auch auf einer der Zeich- nungen *) mehrere jener Wabenlinien dargestellt sind, deren oben bei Malapterurus gedacht und auf Druckwirkung der nächst liegenden kleinern Zellen bezogen wurden. | Manches Eigenthümliche erscheint auch wieder an den Kolben 1) Meine Untersuchungen a. a. O. p. 139, fig. 3 beziehen sich auf Petromyzon marinus. 2) a. a. O. p. 140, figg. 16, 17; dass daneben auch die andern Schleimzellen vorkommen, ergiebt sich aus fig. 18. 3) WucGur a. a, 0. 4) a. a. O. fig. 1. mit. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. vat der Cyclostomen, woriiber ich nach eignen Untersuchungen an Petro- myzon marinus und fluviatilis ausführlich berichtet habe !). Die Ab- änderungen in Grösse und Gestalt, welche auch Andre bemerkt haben, wurden von mir als Ausdruck wechselnder Lebenszustände aufgefasst. Die einzelnen den Bau betreffenden Punkte noch einmal zu beleuchten, soll hier unterlassen werden. Wohl aber könnte abermals die Frage angeregt werden, ob nicht einzelnen der Kolben die Bedeutung von Endorganen der Nerven zuge- sprochen werden dürfe. Vergleicht man meine auf diese Angelegen- heit gerichtete Bemühung, so hat sich mir, ähnlich wie bei gewöhn- lichen Schleimzellen, die Schlussfolgerung ergeben, dass es nur einzelne der Kolben sein könnten, an welche blasse Nervenstreifen herangehen, derart, dass der nervöse Faden auf den innern Hohlraum des Kolbens trifft und man alsdann das Plasma im bauchigen Abschnitt sammt den dort befindlichen zwei Kernen in Beziehung zur Nervensubstanz sich denken möchte. Aber für die Mehrzahl der Kolben würde eine solche Annahme keine Geltung haben, denn es lässt sich eine Verbindung mit Nerven nicht aufzeigen. Immerhin wäre dies noch kein durch- schlagender Einwurf, denn, worauf ich ausdrücklich hingewiesen habe, in den Fällen, wo ich bei Würmern, Arthropoden und Weichthieren auf Verbindungen einzelliger Hautdrüsen mit Nerven stiess, waren es ebenfalls nur einzelne Drüsen, welche in dieser Weise ausgezeichnet erschienen. Die ganze Frage verdient aber um desswillen im Auge behalten zu werden, weil auch in den Hautsinnesorganen die Umwandlung von Epithelzellen in Becherzellen erfolgt, und ihre Bedeutung an diesem Ort schlägt z. B. SOLGER so hoch an, dass nach ihm die Kolbenzellen in den Hautsinnesorganen der Haie „die eigentlichen Sinneszellen re- präsentiren“. Es wird hiervon noch einmal unten die Rede sein. Des Erwähnens werth möchte auch die Erscheinung sein, dass sowohl die Schleimzellen als auch die Kolbenzellen an manchen Stellen der Haut gehäuft stehen. Für die erstern liefert Petromyzon ein Beispiel, allwo in gewissen Gegenden der Haut die „einzelligen Drüsen“ so dicht zusammenliegen, dass dadurch ein Aussehen entsteht, welches an die Perlbildung erinnert?). Die Kolbenzellen stehen auch bei 1) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, p. 141. Wer meine Veröffentlichung einer Durchsicht würdigen mag, wird mir zu- stimmen, wenn ich sage, dass die historischen Bemerkungen des Prof. Fritsch über die Sache durchaus irrig sind. 2) a. a. O. fig. 13 c. 72 é F. LEYDIG, Discognathus in Menge beisammen am Riicken der Schnauze; bei Malapterurus erblickt man zahlreiche Gruppen solcher Elemente über die Seite des Körpers hin, und Aehnliches zeichnet WRIGHT an Amiurus |). Körnchenzellen. In hohem Grade merkwürdig sind jene Körper in der Epidermis von Petromyzon, welchen man den Namen Körnchenzellen gegeben hat. Was ich über Form und Bau dieser Ge- bilde zu ermitteln vermochte, habe ich anderwärts?) niedergelegt. Den Platz, wo diese Gebilde einzureihen seien, glaubte ich in der Nähe der Strahlenzellen finden zu sollen und möchte auch jetzt noch diese Zusammenstellung nicht ganz aufgeben. Wenigstens könnte zu Gunsten der vorgebrachten Ansicht sprechen, dass die Fortsätze der Zellen sich nicht bloss gabeln und sehr fein auslaufen, sondern selbst Verbindungen eingehen mit andern Fädchen, welche zwischen den untersten Lagen der Epidermiszellen hin und wieder sich bemerkbar machen. Hätten die besagten Körnchenzellen nicht einen so bedeutenden Umfang, so könnte einem auch der Gedanke beigehen, ob sie nicht jenen Elementen anzuschliessen wären, welche im ersten Abschnitt oftmals erwähnt wurden und gemeinhin als „Wanderzellen“ aufgefasst werden. Es ist dies freilich nichts anderes als eine Vermuthung. Zu den ,,Wanderzellen“ mag übrigens noch angeführt sein, dass ich an indischen Cyprinoiden zwischen Epithel und Corium eine graue feinkörnige Schicht bemerkte, in der einzelne Kerne zu erkennen waren und im Ganzen das Bild an geronnene Lymphe erinnerte *). Ferner liessen sich an dem oben abgehandelten Aelchen in den Schnitten der verschiedensten Körpergegenden Kerne zwischen den Zellen der Epidermis unterscheiden, welche eckig von Gestalt und kleiner als die Kerne der Epidermiszellen waren und in Tinctionsmitteln lebhaft sich färbten. Unter Umständen zeigen die Kerne sich durch feine Fäserchen verbunden, so dass namentlich zwischen Epidermis und Lederhaut ein zartes Netzwerk sich hinzieht, zu dem die Kerne als Knotenpunkte gehören. | Zieht man Angaben Andrer in Betracht, so untersteht es wohl keinem Zweifel, dass die gleichen Gebilde es sind, welche Lisr aus 1) Wricur a. a. O, fig. 2, 3. 2) Hautdecke ete., p. 146 ff. 3) Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Thiere, 1885, p- 4, 6, tab. 2, fig. 11. ut ne ee EU Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 13 dem Epithel und der Epidermis von Cobitis sowie aus dem Cloaken- epithel der Rochen und Haie angezeigt hat. Die betreffenden Kerne seien von verschiedener Form, länglich, spindelförmig, auch hantel- förmig; das dazu gehörige Protoplasma werde durch die Reagentien zu sehr aufgehellt, um bemerkt werden zu können. Die Kerne liegen stellenweise haufenartig beisammen. Der Autor nennt die Körper „wandernde Leukocyten“. Und wieder dieselben Gebilde sind es offenbar, welche Oppet als Wanderzellen aus der äussern Haut, dem Epithel der Mundhöhle und des ganzen Darmrohres beim Grottenolm (Proteus) gefunden hat; auch hier seien sie massenhaft eingelagert. Auch an Mittheilungen PAnETR’s wäre zu erinnern. Die „Wander- zellen“ im Epithel stellten sich dem Genannten dar als Kerne von unregelmässiger Gestalt, stark gefärbt, selten mit wenig Plasma, meist seien sie nackt. Es wird, unten bei den Becherorganen auf gewisse Eigenschaften dieser Elemente noch einmal hinzudeuten sein. Wie wenig wir noch mit dem Bau der Epidermis zu Ende sind, bezeugt auch der Stand unserer Kenntnisse über jene Form der Schleim- zellen, welche ich aus der Larve von Salamandra maculosa!) zuerst beschrieben habe. Nach der gründlichen, unter Anleitung FrLemming’s entstandenen Arbeit von Prrrzner erreichen diese Zellen nie die Ober- fläche und sind stets geschlossen; in gleicher Weise sprach sich auch LANGERHANS aus. Ob die Zellen für ihre ganze Lebenszeit in diesem Zustande verharren, ist mir zuletzt doch etwas fraglich geworden ?), und es wären so doch wieder neue Untersuchungen nöthig mit Rück- sicht auf die Behauptung F. E. Scaurze’s, wonach die Zellen die Jugend- formen der „flaschenförmigen“ Zellen seien, was bis jetzt verneint wurde. Und wie angesichts der „Becherzellen“ und der ,Kolbenzellen“ sich die Frage einmischt, ob man rein secretorische oder auch theilweise nervöse Organe in gedachten Elementen zu erblicken habe, so auch hier. Privzner erklärt, und ich hätte dasselbe zu sagen, dass nichts wahr- zunehmen sei, was die Annahme rechtfertigen könnte, die Zellen seien „nervöse Elemente“. — Auf Verschiedenheiten, welche sich im Ver- halten unserer Zellen aus der Epidermis von Siredon gegen Farbstoffe (Karmin, Hämatoxylin) im Vergleich zu den „Becherzellen“ kundgeben, machte CARRIÈRE aufmerksam. 1) Viele Autoren sprechen immer noch von S. „maculata“. Mit Bezug hierauf mag doch wieder einmal ins Gedächtniss zurückgerufen werden, dass der Erdmolch heisst: S. „maculosa Laur.“. Die Bedeutung von „maculata“ und „maculosa‘ deckt sich bekanntlich keineswegs. 2) Zelie und Gewebe, p. 90. 74 F. LEYDIG, | Eine Erwähnung verdient vielleicht auch, dass ich bei einem Thier, welches im System weit weg vom Salamander steht, bei dem Egel Clepsine complanata nämlich, in der Haut grosse Zellen angetroffen habe, welche den besagten Zellen der Salamandra sich verwandt zeigten !). Perlbildung. Zu den Erzeugnissen der Epidermis, welchen ein besondres Studium gewidmet werden sollte, gehört der „Haut- ausschlag oder die ,,Perlbildung der Fische zur Zeit der Fortpflan- zung. Ich habe meinen vor Kurzem veröffentlichten Angaben einst- weilen nichts Neues beizufügen und verweise daher, um Wiederholungen zu vermeiden, auf meine bisherigen Mittheilungen ?), aus denen auch hervorgeht, dass ich in diesen Theilen der Epidermis ein Vorspiel dessen sehen möchte, was zur Haarentwicklung in der Classe der Säugethiere hinführt. Es wird in letzterer Beziehung unten noch einmal von diesem Hautausschlag die Rede sein. II. Lederhaut. Basalmembran. Die Ansichten der Beobachter gehen aus einander, ob eine Basalmembran vorhanden sei in Form einer elasti- schen Grenzschicht oder ob solches nicht der Fall wäre. Diese Verschiedenheit der Auffassung kommt auch darin zum Ausdruck, dass manche Autoren geneigt sind „eine Verbindung zwischen Epithel und Stroma‘ anzunehmen, andere dies aber bestreiten. Mir scheint, dass meine frühern und gegenwärtigen Ermittlungen über die Beschaffenheit der obern Grenze der Lederhaut in den Stand setzen können, eine festere Meinung uns zu bilden. Am Flossensaum von Triton sah ich seiner Zeit, dass dort die obere Schicht des Co- riums fast das Bild eines Epithels darbietet, indem ovale grosse Kerne sammt ihrem Bezirk von Protoplasma dicht und regelmässig aneinander schliessen ?). Ferner bei Petromyzon zeigte sich unter der Oberfläche der Lederhaut eine Lage hüllenloser Zellen mit Kern und feinkörnigem, in Fortsätze ausgezogenem Protoplasma. Beidemal ging über die Zellenlage weg eine homogen-streifige Lage — Basalmembran — und 1) a. a. O. p. 91, tab. 2, fig. 31. 2) Integument brünstiger Fische und Amphibien, in: Biol. Centralbl., 1892. — Besteht eine Beziehung zwischen Hautsinnesorganen und Haaren ? Ebend. 1893. 3) Schwanzflosse, Tastkörperchen bei Batrachiern, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1876, fig. 3 b. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 75 an dieser liess sich bei Petromyzon sehen, dass sie von feinen Oefl- nungen durchbrochen sei, in denen der Durchschnitt eines Fäserchens erkennbar war '). Bringt man nun damit in Verbindung das oben erwähnte Dasein einer Strichelung der Grenzmembran bei Rhodeus und Anguilla und erwägt, dass die Untersuchungen bei verschiedener Me- thode durchgeführt wurden, so ruhen meine seiner Zeit gemachten Aufstellungen doch wohl auf einigem Grund. Die senkrechte Strichelung wird hervorgerufen durch feine, von oben nach unten gehende Fäd- chen, bei deren Zartheit es einstweilen kaum zu bestimmen ist, ob sie alle die gleiche Natur haben oder ob die einen einfach solche Aus- läufer sind, welche Epithelzellen und die Bindesubstanzzellen ver- knüpfen, oder ob die andern nervöse Endfäserchen vorstellen. Die Grenzlage kann aber auch ein zart längsstreifiges Aussehen haben, was auf eine Art von feinem Geflecht zurückgeführt werden darf, welches wieder mit den Zellfädchen der untersten Epidermiszellen zusammenhängt. Die ganze zart streifige Natur der Basalmembran kann nach Quellung durch Reagentien in das Homogene sich umsetzen. Lockeres und festes Bindegewebe. Auch bei den Fischen, welche diesmal zur Untersuchung gekommen sind, betheiligt sich lockeres und derbes Bindegewebe am Aufbau des Coriums in ähnlicher Weise, wie es von andern Arten bekannt geworden ist. Insbesondere ist es das weiche Bindegewebe, welches in näherer Beziehung zum Lymphgefässystem steht, auch Träger der Blutgefässe und Nerven ist, während die derbern Lagen den Grundstock der Lederhaut bilden. Dass nach den verschiedenen Arten der Fische Eigenthümlichkeiten vorkommen, auch Abänderungen nach den Körpergegenden, namentlich in der Dicke der Schichten, ist von vorn herein zu erwarten ?). 1) Hautdecke der Fische; p. 172, fig. 34, 35. Ein Gleiches war von der Haut der Larve von Salamandra zu melden, p. 180. 2) Auf den Bau gerade der Lederhaut wird für gewöhnlich nicht in gleicher Weise Rücksicht genommen, als es im Hinblick auf die Epidermis zu geschehen pflegt. Daher möchte ich ein paar ältere Schriften, welche als Inauguralabhandlungen in Dorpat unter der Leitung Reıssxer’s erschienen waren, ins Gedächtniss zurückrufen: Bracken, De cutis organo quorundam animalium Plagiostomorum disquisitiones micro- scopicae, 1858; Brurzer, De Scaphirhyncho Rafinescii disquisitiones anatomicae, 1859. Vielleicht darf ich auch meine „Histologischen Be- merkungen über den Polypterus bichir“, in: Ztschr. f. wiss. Zool., V.5, 1854 hier noch besonders anführen, da sie neben andern Organsystemen im Bau des Coriums und des Hautskelets verschiedene Einzelheiten bringen. 76 F. LEYDIG, Muskeln. Vor Jahren glaubte ich aussprechen zu können, dass in der Haut der Fische glatte Muskeln nicht zugegen seien. Unter- dessen aber bin ich doch bei Salmo und Leucaspius auf Stellen ge- stossen, wo ich Muskelfasern zu erblicken glaube. Es sind Züge, die mit ihren länglich-walzigen Kernen lebhaft an solche Gewebstheile gemahnen, was ich schon anderwärts zu erwähnen Veranlassung nahm !). Lymphräume. Ein näheres Eingehen verdienen die Lymph- räume der Lederhaut, wobei es zweckmässig sein mag, zuvor noch der Lymphgänge der Epidermis zu gedenken. Ausser den bekannten Intercellularräumen, deren Beziehung zum Lymphsystem wohl nicht anzuzweifeln ist, liessen sich z. B. bei Rhodeus, Salmo, grössere Räume und canalartige Lücken unterscheiden, welche an der Unterseite der Epidermis sich derart hinziehen, dass sie nach unten geöffnete Rinnen vorstellen, die, durch die Lederhaut geschlossen, zu Canälen werden. Zieht man dasjenige heran, was ich früher über die Oeffnungen der Bindegewebszwischenräume nach oben wahrgenommen, so ergiebt sich die Wahrscheinlichkeit, dass auch an diesen Stellen eine Verbindung mit den Lymphräumen der Lederhaut zu Stande kommen wird. Ganz besonders aber ist mir bei den diesmaligen Untersuchungen der Hautdecke der Knochenfische der Reichthum der Lederhaut an Lymphräumen aufgefallen. Dass FoHMANN in dem bekannten Werke aus dem Jahre 1827, in welchem das Lymphgefässsystem der Fische ausführlich behandelt wird, über die Lymphräume der Haut völlig schweigt, ist leicht begreiflich; aber auch bei neuern Schriftstellern vermisse ich Hinweise auf diese Verhältnisse. So z. B. kommt in einer reichhaltigen Arbeit von KLAATSCH, welche die Haut der Knochen- fische von verschiedenen Gesichtspunkten aus zum Gegenstande hat, das Wort Lymphraum gar nicht vor *). Und doch muss ich z. B. die Räume, welche die Schuppen um- geben, gleich hier anführen. Meine Erfahrungen erstrecken sich zwar nur auf die wenigen Arten Gobius fluviatilis, Rhodeus amarus, Leuc- aspius delineatus und Salmo fontinalis, bei welchen sich jedoch überall ergeben hat, dass die Einzelschuppe von einer Höhlung umzogen wird, welcher die Bedeutung eines Lymphraumes zuzuschreiben -ist. Bei Salmo liess sich an Schnitten geradenwegs verfolgen, dass von dem 1) Integument niederer Wirbelthiere, in: Biol. Centralbl., 1892, p. 453. 2) Kraarscn, Zur Morphologie der Fischschuppen und zur Ge- schichte der Hartsubstanzgewebe, in: Morphol. Jahrb., 1890. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 14 unbezweifelbaren weiten Lymphgang, welcher an der Seite des Körpers in dem Unterhautbindegewebe hinzieht, in Abständen Aeste abtreten, die sich gabeln und dann in die Höhlungen sich ötinen, welche je eine Schuppe umschliessen. Aber auch sonst im derben Corium lassen sich Lichtungen grösserer und kleinerer Lymphgänge unterscheiden, wie auch noch einmal z. B. der zahlreichen Lymphräume gedacht sein mag, welche die Mund- papillen von Ammocoetes durchziehen. Gehörten die erwähnten Lymphräume der Substanz der Leder- haut an, so fällt zweitens bei allen den vorhin genannten Fischen noch ein stattlicher Lymphgang auf, der im Unterhautbindegewebe in der Richtung der Seitenlinie verläuft. Tiefer unten folgt ein zweiter, welcher den Nervus lateralis umschliesst, und noch weiter einwärts zeigt sich ein dritter, welcher die Vena lateralis umgiebt. Der seit- liche oder Hyrrr’sche Lymphgang ist wohl früher öfters für den Canalis lateralis gehalten worden, und vielleicht habe auch ich bei meiner Untersuchung des Polypterus vor vierzig Jahren den gleichen Fehler begangen, was unten noch einmal zur Sprache kommen wird. Jedenfalls gebührt M’ DONNELL das Verdienst, bestimmt hervor- gehoben zu haben, dass dieser Seitenlymphgang, welcher unter der Haut liegt, durchaus verschieden ist von dem über ihm befindlichen eigentlichen Seitencanal !). Am Embryo von Salmo fontinalis vermag man, wie oben berührt wurde, manche Einzelheit, sowohl was den Seitenlymphgang betrifft, als auch in Anbetracht der Lymphhöhlungen, welche die Eingeweide umgeben, zu ermitteln. Bei Malapterurus electricus wird der Seitencanal begleitet von zwei Nebencanälen, welche ebenfalls die Natur von Lymphgängen haben. Die Haut vieler unserer Fische besitzt eine eigenthümlich weiche, wie gallertige Beschaffenheit, was ich seit Langem und wohl nicht unzutreffend mit dem leicht aufquellenden Wesen der Epidermis und ihrer zu Schleim- und Kolbenzellen umgewandelten Elemente in Ver- bindung brachte. Jetzt, seitdem ich auch die zahlreichen Lymph- räume und namentlich jene, welche die Schuppe umgeben, kennen gelernt habe, möchte ich annehmen, dass diese im gefüllten Zustände das „Quappige“ der Haut nur vermehren werden. 1) Roserr M Doxxezx, On the system of the lateral line in Fishes, 1862. 78 F. LEYDIG, | Meine Angaben über zahlreiche Lymphbahnen im Integument der untersuchten Knochenfische stehen zu meinem Bedauern in schnei- dendem Widerspruch mit denen von P. Mayer, welcher leugnet, dass bei Selachiern in der Haut des Körpers sich constante Lymphbahnen vorfinden. Jedes Hautgefäss sei entweder eine Arterie oder eine Vene oder eine Capillare und führe nach Umständen reines Blut oder ein Gemisch von Blut und Lymphe. Und so soll insbesondere auch bei Knochenfischen das unter der Seitenlinie verlaufende Lateralgefäss nicht lymphatischer Natur, sondern eine Vene sein !). Die im Obigen aufgeführten Einzelbeobachtungen besagen das Gegentheil. Nie sah ich Blut in dem Seitengefäss, sondern nur Lymphe; eine wirkliche seitliche Vene, noch bluthaltig, liegt tiefer, unter dem Nervus lateralis, ebenfalls umschlossen von einer Lymph- höhlung, die mit jener, welche den Seitennerven umschliesst, in Verbindung steht, und diese wieder hat Zusammenhang mit dem Hauptlymphgang der Seite. Alle diese Lymphbahnen liegen im Unter- hautbindegewebe. In der eigentlichen Lederhaut trifft man auf Lymphräume des verschiedensten Durchmessers, die im Bau von Arterien und Venen schon dadurch sich unterscheiden, dass sie nur wie bestimmt geformte Aushöhlungen im Bindegewebe erscheinen. Auch der Zusammenhang der die Schuppen umschliessenden Räume mit dem seitlichen Lymphgang konnte vor die Augen gebracht werden. Mit dem seitlichen Lymphcanal hängt vielleicht auch eine Er- scheinung zusammen, die ich bei Monro erwähnt finde ?). Es heisst 1) Paun Mayer, Ueber Eigenthümlichkeiten in den Kreislaufs- organen der Selachier, in: Mitth. Zool. Station Neapel, V. 8. In dieser vielfach neue Aufschlüsse gebenden Abhandlung wird auch der Bau der von mir zuerst angezeigten eigenartigen Bildungen an Blutgefässen der Rochen klar gelegt. Mayer bezeichnet sie als ,Sphincteren“. Nebenbei erlaube ich mir anzuführen, dass ich auch in der Schrift: Anatomisch- histologische Untersuchungen, 1853, auf tab. 1, fig. 7, ein Lymphgefäss aus Raja batis gezeichnet habe, welches ausser dem eingeschlossenen Blutgefäss die „Sphineteren“ veranschaulicht, in verschiedener Ansicht. Damals hielt ich dieselben für Gefässverknäuelungen. Die Schrift: Sarpey, Etudes sur l’appareil mucipare et sur le système lymphatique des poissons, 1880, habe ich bisher nicht zu Gesicht bekommen. Er- götzlich scheinen darin, nach den kritischen Bemerkungen P. Mayer's, die Ausfälle zu sein, welche der französische Autor gegen mich macht. 2) In der Uebersetzung des Monro’schen Werkes von SCHNEIDER, welche ich allein zur Hand habe, ist der Fisch genannt Gadus pol- lachus. Nach dem Wortlaut ist zu schliessen, dass der Anatom Perrr die obige Beobachtung gemacht hat. ve Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 79 dort, dass bei einer Art Gadus im Leben die Seitenlinie „erhoben“ sei, nach dem Tode aber senke sie sich und bilde eine Art von kleiner Rinne. Dieser Wechsel kann nun unmöglich von dem Canalis lateralis herrühren, sondern darf wohl von dem in der Seitenlinie verlaufenden Lymphcanal hergeleitet werden, durch dessen jeweiligen Füllungs- zustand bald eine erhabene Linie, bald eine Furche zu Stande kommen mag. Schuppen. Die Vorstellungen, welche ich aus meinen frühern Beobachtungen über den Bau der Schuppen !) gewann, befinden sich mit dem, was ich gegenwärtig sehe, zwar nicht im Widerspruch, sind aber in einigen Punkten zu verbessern. Die Bildung, welche man „Schuppentasche“ nennt, entspricht einer flach ausgebreiteten Papille der Lederhaut und ist gleichzusetzen einer „Schuppe“ oder „Platte“ bei Eidechsen und Schlangen. Auch bei letzt genannten Thiergruppen hat, wie ich seiner Zeit darthat, die Schuppe den Werth von grossen, niedergedrückten Papillen ?). Die bindegewebige Substanz einer solchen Papille verkalkt bei gewissen Arten der Saurier, z. B. den Glanzschleichen, zu Knochentäfelchen, über deren näheres histologisches Verhalten ich an Anguis fragilis und Scincus bereits in eingehender Weise Aufschlüsse gegeben habe 5). Gleichwie nun bei einer Blindschleiche das Knochentäfelchen ein Stück der verkalkten flachen Papille ist, derart, dass noch unverkalktes Bindegewebe eine weiche Rinde um den Knochen bildet, so ist auch die Schuppe der obigen Teleosteer durch Verkalkung eines Theils der Papille entstanden, aber mit dem Unterschied gegenüber von Anguis, dass innerhalb der Papille zugleich ein Hohlraum um das Kalkgebilde entsteht und dadurch die Papille zur ,,Tasche der Schuppe geworden ist. Die Höhlung ist der vorhin erwähnte Lymphraum. Dieser Auffassung gemäss, der zu Folge Schuppentaschen und Pa- pillen der Lederhaut im Grunde eins und dasselbe sind, darf man auch die Papillen der Lederhaut schuppenloser Fische, in unserm Falle jene von Malapterurus für solche ansehen, welche Schuppen- taschen entsprechen, ohne sich zu solchen fortgebildet zu haben. 1) Haut einiger Süsswasserfische, in: Ztschr. f. wiss. Zool., V.3, 1850. 2) Zuletzt in: Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, 1872. — Aeussere Bedeckungen der Reptilien und Amphibien, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1873. Es sei auch erinnert an METTENHEIMER, welcher schon im Jahre 1854 hervorhebt, dass jeder Schuppe eine „Hautpapille“ zu Grunde liegt. (Anat.-hist. Untersuchungen über Tetra- gonurus Cuvieri.) 3) Organe eines sechsten Sinnes, 1868. 80 F. LEYDIG, | Auf dem Querschnitt durch die Haut der Fische, welche zur Untersuchung gedient haben, zeigen sich die Schuppen wie in Fächern untergebracht, welches Aussehen wohl dadurch entsteht, dass die blatt- artig verbreiterten Papillen unter einander verwachsen sind. Wahr- scheinlich bezieht sich auch das, was Andre die „Deckung“ der Schuppe nennen, auf das Zusammenfliessen der Schuppentaschen mittels ihrer Wände. Ich möchte nicht unterlassen, zwischen hinein zu bemerken, dass mir in dem Zusammenvorkommen von Schuppen und umhüllender Lymphe, wie es uns bei Teleosteern begegnet, etwas Aehnliches vor- zuliegen scheint von dem, was ich seiner Zeit über die Rippenstacheln des Urodelen Pleurodeles mitzutheilen fand !). Das fleischlose, glatte, glänzende Endstück der Rippe steckt hier in einer Höhlung, die nach Bau und Inhalt unzweifelhaft ein Lymphraum ist?). Fraısse bestätigt meine Angaben und hebt insbesondere auch hervor, dass der Lymph- raum bei unverletzter Haut prall mit Lymphe gefüllt sich zeigt *). Die Substanz der Schuppe liess ich vor Jahren als ein Conglo- merat von Kalkconcretionen entstehen, was, wie KLAATSCH jetzt dar- thut, nur für die untere Schicht der Schuppe Geltung hat. Der übrige Theil der Schuppe bilde sich durch Betheiligung der Zellen des Binde- gewebes. Ich habe dem zuzustimmen, denn ich sehe nunmehr an den Embryonen von Salmo, dass die Schuppe in gleicher Weise entsteht wie andre aus Bindegewebe hervorgehende Knochen. Es zeigt sich als das Erste eine Anhäufung von Zellen an den Orten, wo sich das Bindegewebe in eine Schuppe umwandeln soll, und letzterer Vorgang beruht auf Veränderungen des Zellenleibes selber. Meine Präparate gestatten mir in dieser Beziehung freilich nur zu sagen, dass der Theil der Zelle, welcher sich zunächst an der Herstellung der homogen- streifigen Substanz betheiligt, ein gewisses härtliches Wesen an den Tag legt. Dabei erlaubt das mikroskopische Bild, welches die Zelle bietet, auch die Annahme, dass zugleich mit der Umwandlung des Zellenleibes eine Abscheidung von Substanz über den Zellenkörper hinaus stattfinden möge. Auch nach KraArscn, welcher die feinern Verhältnisse zwischen den Zellen und der Hartsubstanz schildert, ist hierbei Cuticularbildung im Spiele. 1) Rippenstacheln des Pleurodeles Waltlü, in: Arch. Naturgesch., V. 45 (1879). 2) a. a. O. p. 229, fig. 2. 3) Fraisse, Beiträge zur Anatomie von Pleurodeles Waltlii. Inaug.- Dissert., 1880. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 81 Für die Bildung jener Rindenschicht der Schuppe, von welcher oben die Rede war und die als Cuticularbildung in ausgedehnterem Grade angesprochen werden darf, mögen wohl die Zellen im Besondern wirken, deren Kerne sich auf dem senkrechten Schnitt in den Furchen der Rinde erhalten zeigen. Eben diese Rindenlage, von Andern auch wohl einer Schmelz- schicht verglichen, hat schwerlich eine solche Bedeutung und suche ich deren Verwandtschaft anderswo, indem ich hierbei abermals an Verhältnisse bei Pleurodeles denke. Wie dort das fleischlose End- stück der Rippe — der Rippenstachel — innerhalb des ihn umgebenden Lymphraumes ein glattes, glänzendes Aussehen hat, hervorgebracht durch mehr homogene Beschaffenheit seiner Grenzsubstanz, so wird auch die „Schmelzschicht‘“ der Schuppe nur als festere, glänzende und homogene Grenzlage anzusehen sein. Chromatophoren; Pigmentflitterchen. In Rücksicht auf das Morphologische der Farbzellen in der Fischhaut möchten die obigen Mittheilungen über eine eigenthümliche Umwandlung der Kerne in gelben Chromatophoren des Bitterlings (Rhodeus amarus) zu beachten sein !). Die oftmals schon aufgeworfene Frage, ob auch bei höhern Thieren ein körniges Pigment von blauer Farbe vorkommt, musste bezüglich des stahlblauen Schwanzstreifens des Bitterlings in bejahendem Sinne beantwortet werden. Zur Lehre von der Contractilität der Farbzellen, welcher ich wiederholt Aufmerksamkeit geschenkt habe, konnte man auch am frischen Thier Beobachtungen machen, welche das Frühere bestätigten und erweiterten. | So liess sich die unmittelbare Einwirkung des Nervensystems auf die Thätigkeit der Chromatophoren, wie ich sie vor Jahren am Laub- frosch nach Zerstörung des Riickenmarkes aufgezeigt habe, auch am Bitterling nachweisen. Beim Durchschneiden des Rückenmarks trat zuerst rasche Verdunkelung der Haut ein, hervorgerufen durch das Sichausbreiten und Grösserwerden der einzelnen Chromatophoren; dann erfolgt allmähliches Hellerwerden der Haut durch das contractile Sichverkleinern der Farbzellen. Ein anderer auflälliger Punkt betrifft die Reizbarkeit der Chro- matophoren, insofern sie sich noch lange nach dem Tode des Thieres erhält. An der Stunden lang todt daliegenden Ellritze (Phoxinus laevis) 1) Vergl. auch: Zur Kenntniss der Legeröhre des Bitterlings, in: Zool. Garten, 1892. Zool. Jahrb. VII. Abth, f, Morph. G 82 F. LEYDIG, zeigten nach Einwirkung von Wärme oder Druck die Chromatophoren noch die Fähigkeit, sich zusammenzuziehen'). Dergleichen ganz ört- liche Farbenveränderungen können uns auch den Gedanken nahe legen, dass hier eine unmittelbare Einwirkung auf das Plasma der Chro- matophoren erfolgen möge. Endlich wurde auch die Aufmerksamkeit gerichtet auf das Zu- standekommen der so lebhaften Veränderung der Hautfarbe am ab- sterbenden Fisch, was nicht bloss von jeher an gewissen Meerfischen als eine höchst auffällige Erscheinung bewundert wurde ?), sondern auch an Fischen des Süsswassers, von mir z. B. am brünstigen Bitter- ling, verfolgt werden konnte ®). Die Erklärung hat man nach dem, was ich an Rhodeus amarus sah, darin zu suchen, dass die den Me- tallglanz bedingenden Flitterchen ebenso in Zellsubstanz liegen wie die mattkörnigen Pigmente, also keineswegs frei ausgestreut sind; auch liess sich der zum Zellbezirke gehörige Kernfleck gar nicht selten selbst in den sehr lang ausgezogenen plasmatischen Streifen erkennen. Ferner ist anzunehmen, dass dieses das guaninhaltige Pigment in 1) Näheres in: Integument niederer Wirbelthiere, in: Biol. Centralbl. 1892, p. 455. Dort wies ich auch auf eine bisher unbemerkt gebliebene Beobachtung Sresorv’s hin, welcher die gleiche Erscheinung an Salmo- niden in sehr ausgesprochenem Maasse wahrgenommen hatte. 2) Puinıvs, Nat. hist. Lib. IX, XXX: „Mullum exspirantem versi- colori quadam et numerosa varietate spectari, proceres gulae narrant, rubentinm squamarum multiplici mutatione, pallescentem, utique si vitro spectetur inclusus“. Wohl auf denselben Fisch bezieht sich die An- gabe bei Cerri, Anfibi e Pesci di Sardegna, Sassari, 1777, p. 194: „Una volta, che si pregiosa triglia (Mullus de’ Romani) mi venne in potere, ne ebbi ancora un giocondissimo spettaculo fisico: poiche tenen- dola al bujo, viddi in essa fosforo pit bello e pit vivo, che vedessi mai.“ Ich habe schon anderwärts (Verbreitung der Thiere im Rhöngebirge, Main- thal, Eifel und Rheinthal, in: Verh. Naturf. Ver. Rheinlande u. West- phalen, 1881, p. 176) Gelegenheit genommen, einige ältere Beobachtungen über den Farbenwechsel sterbender Fische in Erinnerung zu bringen. Unterdessen bin ich noch auf die mir bis dahin unbekannt gebliebenen Mittheilungen gestossen, welche Asassız seinem Werke: Poissons fossiles, 1833—1843, eingefügt hat und aus denen hervorgeht, dass er an lebenden, in aufgeregtem Zustand befindlichen Fischen (Aspro zingel, Salmo fario, Lota vulgaris, Silurus glanis) plötzliche Farbenverände- rungen wahrgenommen hat. Er denkt hierbei an eine ,secrétion abon- dante et une résorption subite des pimens colorés“, eine Ansicht, die auf dem damaligen Stand histologischer Kenntniss ruht. 3) Blaufarbiger Wasserfrosch, Leuchtflecken der Ellritze, in: Zool. Garten, 1892, p. 6. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 83 sich schliessende Plasma in gleichem Maasse contractil ist wie jenes, welches das dunkle, das gelbe und rothe Pigment beherbergt. Daraus wird sich alsdann weiter ergeben, dass durch die Contraction des Plasmas die irisirenden Plättchen ') sich verschieben, ihre Stellung zum Licht verändern und so Glanz und Schimmer oder die durch Reflex des Lichtes erzeugten Farben hier hervorrufen, dort zurück- treten lassen. Dem Gesagten zu Folge ist die Erscheinung des Farbenwechsels beim absterbenden Fisch als ein letztes Zucken der Zellsubstanz an der Peripherie des Körpers aufzufassen, gleichsam als ein letztes Auf- flackern des Lebens. Mir dient einstweilen zum bessern Verständniss des Farbenspiels, welches die Haut des absterbenden Fisches darbietet, auch jene Farben- umsetzung, welche an verschiedenen einheimischen Schmetterlingen sich vor die Augen bringen lässt. Die Farbtheilchen der Flügel bei Arten und Gruppen der Macro- und Microlepidopteren sind entweder bald matt, bald von schwachem Schimmer, oder sie gehen auch ins stark metallisch Glänzende über. Beim Männchen zeigt sich mitunter der Schiller der Farbtheilchen sehr gesteigert. Nun ist unschwer zu beobachten, dass die Farben von metallischem Schimmer bei wech- selnder Beleuchtung in überraschender Weise sich umsetzen, so dass z. B. Blau zu Weiss wird, Schwarz in Blau übergeht, Braun zu Grün 1) Wie sehr „die wundervolle Entdeckung von EHRENBERG über den Krystall, welcher die Silberschicht des Bauchfells von Esox lucius bildet“, bei den Zeitgenossen das Interesse erregt hat, ersieht man nach- träglich aus L, Acassiz’s Leben und Briefwechsel, Berlin 1886: Brief Hum- BOLDT's an Acassız aus dem Jahre 1833. — Auf eigene und fremde Be- obachtungen an den krystallinischen Plättchen bin ich mehrmals zurück- gekommen, in: Nov. Act. Acad. Leop.-Carol., V. 34 (1868); Arch. f. mikr. Anat. 1876; Pigmente der Hautdecke und Iris, Verh. Phys.-med. Ges. in Würzburg, 1888, und möchte in dieser Beziehung nach spätern Erfahrungen jetzt noch anschliessen, dass diese irisirenden Plättchen bei manchen Fischen riesengross werden können (Die augenähnlichen Organe der Fische, 1881, z. B. bei Argyropelecus hemigymnus, tab. 4, fig. 27). Auch an den ,Leuchtpunkten“ unserer Ellritze (Phoxinus laevis) sah ich, dass „die Einzelflitterchen eine bedeutende Grösse haben“ (Blaufarbiger Wasserfrosch ; Leuchtflecken der Ellritze, in: Zool. Garten 1892). Es soll auch daran erinnert werden, dass VALENTIN bald nach dem Bekanntwerden der Exnrenpera’schen Entdeckung die „Krystalle“ vorgenommen und seine Änsichten darüber ausgesprochen hat (Ueber den Verlauf und die letzten Enden der Nerven, in: Act. Acad. Leop.- Carol., V. 18). 6* 84 F. LEYDIG, wird, Alles in mannigfachen Abstufungen. Es sind namentlich zahl- reiche Eulenarten (Noctuiden), welche dieses Farbenspiel schön hervor- treten lassen. Ich möchte mir nun vorstellen, dass die Aenderung der Farbtheilchen (Flitterchen) in ihrer Stellung zum Lichte, welche hier von der Bewegung unserer Hand besorgt wird!) und die Um- setzung der Farbe bedingt, am sterbenden Fisch durch die Thätigkeit des Zellplasmas geschieht. In beiden Fällen handelt es sich um ver- änderte Stellung der irisirenden Plättchen zum auffallenden Licht. III. Becherorgane. Vielleicht ist es der Sache dienlich, wenn hier eine übersichtliche Darstellung nach den Gruppen der Fische, Amphibien und Reptilien versucht wird. Die Bezeichnung „Becherorgane“, welche ich vor Jahren zuerst in Vorschlag brachte, wird zwar unterdessen meist nicht mehr ge- braucht und dafür Sinnesknospen, Sinneshügel und Aehnliches, gern auch Hautsinnesorgane schlechthin gesetzt. Doch möchte ich zur Rechtfertigung des von mir seiner Zeit gewählten Namens anführen, dass, obschon die betreffenden Organe nicht eigentlich mit einer Höh- lung versehen sind, sondern massige Bildungen vorstellen, immerhin an ihrem freien Ende eine Mulde oder selbst trichterartige Eintiefung gern entsteht, welche von oben als eine Oeffnung gesehen wird ?). Fische. An einheimischen Süsswasserfischen von mir?) auf- 1) Zu meinen Beobachtungen bediente ich mich einer kleinen Samm- lung solcher Schmetterlingsflügel, welche auf gummirtes Papier abge- zogen sind und mit denen sich viel besser experimentiren lässt als mit aufgesteckten ganzen Thieren. 2) Vergl. z. B. fig. 28, 29 in: Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische. 3) Von meiner im Jahre 1850 erfolgten Anzeige der Becherorgane scheint METTENHEIMER nichts gewusst zu haben, als er im Jahre 1854 anlässlich der von ihm herausgegebenen „Anatomisch-histologischen Untersuchungen über den Tetragonurus Cuvieri“ von ,, Hautdrüsen“ dieses Fisches spricht. Er findet sie besonders zahlreich am Rand der Lippen und der Gegend des Auges; doch hat er „eine mikroskopische Analyse“ nicht angestellt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass sich die Angaben des Autors auf die Becherorgane beziehen. — Mar- cusEN, in der Abhandlung über „Die Familie der Mormyren“, in: Mém. Acad. Imp. Se, St. Pétersbourg, 1864, sagt von diesen Fischen: „Auf dem Kopfe zeigt die Haut viele Lücherchen.“ Auch damit sind wohl die Becherorgane gemeint gewesen, die dem russischen Beobachter eben- falls noch nicht zur Kenntniss gelangt waren. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 85 gefunden, wurden die Organe sodann von F. E. Scuunze zuerst einer eingehenden histologischen Prüfung unterzogen, deren Ergebniss war, dass ein Becherorgan aus zwei gänzlich verschiedenen Arten von Zellen zusammengesetzt sei, wovon die einen einfache Cylinderzellen seien, die andern aber dünne, stäbchen- oder fadenförmige Elemente von ausserordentlicher Länge !). Als ich danach selbst wieder die Untersuchung aufgenommen hatte, stellten sich mir die feinern Verhältnisse des Baues in wesent- lich anderer Weise dar. So viel ich nämlich zu ermitteln vermochte, nach Vornahme der Organe sowohl im frischen Zustande und bei Vermeidung von allem Druck, als auch unter Anwendung von Reagentien, musste man unter- scheiden zwischen den Zellen der Rinde und denen der Mitte. Die erstern bestehen aus einem untern feinkörnigen Theil, welcher den Kern birgt und nach unten sich fasrig auffranzt; weiter nach oben ist die Zelle bauchig angeschwollen, und in diesem verbreiterten Ab- schnitt hat’sich ein Hohlraum entwickelt; das obere Ende der Zelle bildet ein stabförmig verengter Abschnitt, in den sich der Hohlraum des bauchigen Theiles canalartig fortsetzt. Fasst man den stab- förmigen Abschnitt genau ins Auge, so sind die begrenzenden Seiten- linien von feinst granulärer Natur, während dazwischen eine helle homogene Axe hinzieht. Als Endstück dieser Axe ragt aus dem stabförmigen Theil der Zelle eine kurze feine Borste hervor. Bei Knochenfischen des Meeres scheinen nach den darüber vorhandenen Abbildungen die Borsten eine bedeutende Länge erreichen zu können. Von der „hyalinen Röhre“, welche von F. E. Schutze beobachtet wurde, wird unten die Rede sein. Die Zellen der Mitte sind kürzer, dicklicher, granulärer, weshalb sie am frischen Object und bei Vermeidung von allem Druck als Ganzes’ wie eine Art Mark des Organs von feinkörniger Substanz sich ausnehmen. Diesen Zellen der Mitte sitzt am obern freien Ende ein schärfer gezeichnetes Knöpfchen oder Höckerchen an. Die das Becherorgan zusammensetzenden beiderlei Zellen zeigen nach dem Vorgebrachten Verwandtschaftliches zu jenen Drüsenzellen, welche man Schleim- oder Becherzellen nennt. Gleich den letztern haben sie den Kern im untern plasmatischen Theil der Zelle, während im erweiterten obern Abschnitt sich ein Hohl- oder Secretraum be- 1) F. E. Scuurze, Ueber die becherförmigen Organe der Fische, in: Zeitschr. wiss. Zool., 1862. 86 F. LEYDIG, findet, dessen helle Innensubstanz sich in den stabähnlich verschmä- lerten Theil der Zelle fortsetzt. Der in den Drüsenzellen sich wohl auch einstellende Pfropf an der Mündung hat sein Homologon in den Knüpfchen, Höckerchen und Borsten der Zellen des Becherorgans. Nach Anwendung von Reagentien, welche die Gestalt der Zellen mehr- fach verändern können '), kam auch noch eine weitere Uebereinstimmung mit den Drüsenzellen insofern zum Vorschein, als in dem Secretraum vom Rande her ein Balken- oder Netzwerk ins Innere vorspringt. Zu solchen Ergebnissen war ich gelangt durch Untersuchungen, welche ich vor 14 Jahren vorgenommen hatte, und wie das Obige zeigen kann, gelange ich jetzt, bei erneuter Prüfung, nicht nur zu gleicher Auffassung, sondern fühle mich darin noch mehr bestärkt. Ich nahm dort auch die Gelegenheit wahr zu der Mittheilung, dass ich den Bau der Organe bei Gasterosteus übereinstimmend finde mit jener des Hechtes ?). Zuletzt bin ich auf eine Darlegung des Baues besagter Bildungen in einem Artikel eingegangen, der sich gegen MAURER bezüglich des von ihm behaupteten Zusammenhanges der Becherorgane der Fische mit den Haaren der Säugethiere wendet *). In der Arbeit, auf welche ich soeben hinzudeuten mir gestattete, hebe ich auch einen Punkt hervor, der mir Beachtung zu verdienen scheint. Gleichwie nämlich die Becherzellen durch Umbildung ge- wöhnlicher Epithelzellen entstanden sind und man daher nicht immer und überall im Epithel das Stadium der Umformung gerade vor die Augen bekommt, vielmehr die Umbildung der Epithelzellen in Drüsen- zellen den Charakter des Zeitweiligen und Unbeständigen an sich hat, so kann sich dies in derselben Weise in den „Sinnesknospen“ wieder- holen. Man kann auf Becherorgane stossen, deren zusammensetzende Zellen in nichts abweichen von cylindrisch verlängerten Epithelzellen, und hinwiederum begegnen uns die Fälle, in denen die Zellen des Organs von echten Becherzellen nicht zu unterscheiden sind. Und ich durfte damit wohl auch den Wechsel in Verbindung bringen, der sich an den als Secret hervorstehenden Borsten kund giebt, die deshalb bald völlig fehlen, bald deutlich vorhanden sind und dabei wieder in Länge und Dicke abändern. Dass die sogenannten Deckzellen nicht eigentlich besondere Theile 1) a. a. O. p. 154. 2) Zelle und Gewebe, p. 98. 3) Besteht eine Beziehung zwischen Hautsinnesorganen und Haaren ? in: Biol. Centralbl., 1893, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 87 der Sinnesknospen vorstellen, sondern immer nur zur obersten Lage der Epidermis gehören, mag auch hier erwähnt werden, und ebenso, dass sie längere Zeit über die Organe weggehen und erst nach und nach am Gipfel auseinanderweichen, wodurch eine Oeffnung oder ein Durchbruch zu Stande kommt. Auf den Durchschnitten, welche Wır- son |) giebt, sieht man ebenfalls, wie die äusserste Epithellage brücken- artig über die bereits bestehende muldenförmige Eintiefung wegzieht. Ferner giebt es noch ein weiteres in die Zusammensetzung der Becherorgane eingehendes Element, und das sind kernartige Bildungen, welche sich zwischen den Zellen befindeh. Ich wurde auf die Körper an Cyprinus carpio und Rhodeus amarus aufmerksam, und es ist wahrscheinlich, dass ich sie in den frühern Fällen, so auch bei Disco- gnathus, nur übersehen habe. Gedachte kernartige Bildungen sind von geringer Grösse, dabei häufig von eckiger Gestalt, färben sich stark und weichen durchaus von den Kernen der Zellen, welche im Uebrigen das Becherorgan formen, ab. Uebrigens trifft man, was die obigen Mittheilungen darthun, die gleichen kernartigen Körper auch zwischen den Zellen der Epidermis überhaupt an. Ich habe schon anderwärts ?) erwähnt, dass wohl SOLGER die be- treffenden Gebilde zuerst gesehen und als „zackig-eckige Figuren zwischen den Kolbenzellen und indifferenten Stiitzzellen“ unterschieden, auch als „Zwischenpfeiler“ bezeichnet hat. Sie seien ihrer Natur nach „intercelluläre Abscheidungen“. Dann sprach ich die Vermuthung aus, dass die kleinen, kernartigen Körper (‚non epithelial elements‘), auf welche Wricgnr aus einem Durchschnitt des Sinnesepithels von Amiurus hinweist, ebenfalls hierher gehören möchten. Zweifelhaft ist, ob auch „bodenständige Kerne“, welche HERMANN in einer Arbeit über die Becherorgane („Geschmacksknospen“) der Säugethiere be- schreibt, mit den in Rede stehenden Gebilden Gemeinsames haben. Es unterscheidet nämlich der Genannte ausser den „Stabzellen‘“ und „Stiftchenzellen‘ noch ,,Basalzellen“, durch deren Fortsätze ein Maschen- werk entsteht, das unter sich und mit dem Schleimhautstroma in Ver- bindung tritt und ebenso mit den Plasmafortsätzen der Stützzellen. Eine höchst schwierige und noch nicht ins Reine zu bringende Frage ist die nach dem Endverhalten der Nerven zu den Becherorganen, An vielen der Sinnesbecher, und zwar schon im frischen Zustande, bekommt man ein Nervenbündel zu Gesicht, welches an einen Sinnes- 1) Wırson, The embryology of the Sea Bass, 1891. 2) a. a. OÖ. p. 366, Anmerk. 2. 88 F. LEYDIG, becher herantritt. Sowohl früher wie jetzt habe ich darüber Auf- klärung gesucht, was aus der Nervenrühre wird, nachdem sie den bindegewebigen Boden verlassen hat, und bin zuletzt!) zu dem Er- sebniss gekommen, dass der homogene Inhalt der Nervenröhre oder das Nervenmark sich intercellulär verbreitet in Form senkrecht zwischen den Zellen der Rinde aufsteigender Streifen, welche oben spitz oder mit knopfartiger Verdickung aufhören. Die Scheide der Nerven- röhre aber löst sich beim Heraustreten aus dem Corium netzig auf und geht damit in Gemeinschaft mit dem innern Maschenwerk der Nerven- röhre in die fadigen Fortsätze über, in welche sich die Zellen des Organs in ihrem untern Ende auffranzen. Möglicher Weise sind noch jene zwei Formen von Nervenendigungen vorhanden, welche ich vor dreizehn Jahren in den Organen der Seitenlinie angetroffen und bild- lich dargestellt habe ?), nämlich intercellular ziehende Markstreifen, welche in Netzform zusammentreten, und endlich auch Nervenfasern, welche in die birnförmigen Zellen übergehen. Die Vermuthung, dass auch diese Nervenendigungen vorkommen mögen, stützt sich darauf, dass die freien Becherorgane und jene, welche in den Canälen des Kopfes und der Seitenlinie eingeschlossen sind, im Wesentlichen über- einstimmen und eigentlich nur durch die Grössenverhältnisse sich unterscheiden. Am Embryo von Salmo begegnete ich auch hin und wieder der Erscheinung, dass an der Wurzel der Sinnesknospen, innerhalb des Mesoderms, eine Ansammlung von Kernen zugegen war, welche als Ganzes den Eindruck eines kleinen Ganglions machen konnte, zumal auch der Nerv selber hier herantritt. Den Darlegungen über die Structur der Sinnesbecher sollen jetzt noch einige Angaben über Verschiedenheiten in Grösse, Umriss, Vor- kommen und Anordnung beigefügt werden. Die Grösse ist eine sehr wechselnde: es giebt solche, die fürs freie Auge gar nicht erkennbar sind, andre, die unter diesen Umständen nur die Grösse eines Punktes zeigen, viele aber heben sich als Höcker oder Fleckchen deutlich dem unbewafineten Auge ab. Es wird von mancher Seite behauptet, dass die Sinnesbecher sich durch Theilung vermehren. Mir selber ist bisher nichts aufgestossen, welches mir diese Annahme wahrscheinlich gemacht hätte. Es schien sich mir immer, auch wenn die Organe in Gruppen beisammenstanden, um eine locale Differenzirung der Elemente der Epidermis zu handeln, 1) a. a. O. p. 367. 2) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, fig. 43. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 89 Im Umriss sind die Becherorgane bald rund, oval oder abge- stumpft kegelfürmig, am obern Ende mit oder ohne grubenartige Ein- senkung. Alle diese Mannigfaltigkeiten in Grösse und Gestalt können uns an einem und demselben Fisch entgegentreten. Betreffend die Anordnung, so ist bedeutsam, dass die Organe in ihrem ersten Auftreten und häufig auch bleibend in Reihen stehen, welche Längs-, Schräg- und Bogenlinien bilden, wie dies z. B. am Scheitel und auf den Schuppen des Bitterlings (Rhodeus amarus) zur Ansicht kam. Wenn eine Vereinigung zu Gruppen oder zu unregel- mässiger Lagerung sich darbietet, so scheint dies aus spätern Zu- ständen hervorzugehen. Die Verbreitung der Organe über die Oberfläche des Körpers ist offenbar nicht bei allen Fischarten die gleiche. Während ich sie z. B. schon längst an den Lippen und Barteln') gewisser Cyprinoiden in grosser Menge antraf, habe ich sie dort bei den von mir untersuchten Salmoniden völlig vermisst. Auch bezüglich ihrer An- oder Abwesen- heit auf den Flossen scheint es Verschiedenheiten zu geben. Zu dem oben darüber Vorgebrachten mag jetzt noch angeführt werden, dass in dem R. Schneiper’schen Werk über Eisenresorption in thierischen Organen und Geweben das Flossenstück eines Aales dargestellt ist, auf dem sich ausser den „Becherzellen“ noch zwei grössere und ebenfalls durch das resorbirte Eisen blau gefärbte, kuglige Körper finden, von denen der Text nichts meldet, die aber nichts anderes sein können als Becher- organe (Sinnesknospen). Dass immer die gleichen Bildungen in die Mund- und Rachen- höhle der Knochenfische sich fortsetzen und namentlich am Gaumen sehr zahlreich stehen, habe ich ebenfalls von Anfang an aufgezeigt und wusste später auch anzugeben, dass sie von da auf die Schleim- haut des Kiemenapparats sich verbreiten ?). Das Vorkommen der „Endknospen“ an den Kiemenbogen von Cottus erwähnt nach mir auch 1) Merken schreibt es JoBErT zu, die Barteln als eine der Stellen bezeichnet zu haben, wo sich die Organe besonders zahlreich finden, während dies lange zuvor von mir und zwar gleich in der ersten Mit- theilung geschehen ist. 2) Auch bei Cyclostomen kommen die Becherorgane im Kiemen- apparat vor. Denn nach Anton Schneider (Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Wirbelthiere, 1879) tragen die „hintern Säume der Diaphragmen jeder eine Reihe von warzenförmigen Anschwellungen, welche Geschmacksknospen sein dürften“. Die Ab- bildung auf tab. 2, fig. 5 veranschaulicht ein unbezweifelbares Becher- organ. 90 F. LEYDIG, BODENSTEIN mit dem Beisatz, sie seien dort stärker entwickelt als am übrigen Körper, welche Bemerkung einige Beachtung verdienen dürfte im Hinblick auf gewisse andere Vorkommnisse, Jedenfalls ergiebt sich, dass die becherförmigen Organe über die ganze Fläche des Integuments und dessen Fortsetzungen einwärts sich verbreiten können, was ich seiner Zeit denn auch ausdrücklich hervor- gehoben habe !). PARKER, welcher nach dieser Richtung hin den Protopterus unter- sucht hat, welches Thier oflenbar nur freie Hautsinnesorgane besitzt, denn nirgends seien „schützende Furchen oder Canäle zugegen“, sagt aus, dass hier im Bereich der Extremitäten von diesen Organen nichts aufzufinden war ?). Wenn übrigens der Autor beifügt, dass man bei einem „sozusagen terrestrischen Thier“ solche Organe überhaupt gar nicht erwarten sollte, so darf ich doch an meine Beobachtungen über das Vorkommen der betreffenden Organe auch bei Reptilien erinnern. Und sind nicht fast alle unsre einheimischen Amphibien ,,terrestrische“ Thiere, die nur der Fortpflanzung halber das Wasser aufsuchen ? Noch darf angeführt werden, dass die Sinnesknospen. gern den Papillen aufsitzen, welche sich auf der freien Fläche des Integuments und der Schleimhaut der Mund-, Rachen- und Kiemenhöhle erheben ; aber es ist unrichtig, wenn gesagt wird, das Vorhandensein der Becher- organe sei stets an die Entwicklung der Hautpapillen geknüpft. Es giebt Hautpapillen, welche keine Becherorgane tragen, und andrerseits kommen letztere entschieden auch an Stellen vor, wo sich das Corium nicht in Papillen erhebt. Ueber die morphologische und physiologische Bedeutung der Papillen des Integuments, auch bei Säugethieren und andern Wirbelthieren, erlaube ich mir auf frühere Mittheilungen zu verweisen *). Durch die bisherige Erörterung zieht sich die Annahme, dass die Becherorgane trotz ihrer Verschiedenheiten in Grösse und Form doch alle zusammen eine eng verbundene Gruppe bilden; allein mehrere, wenn auch erst bruchstückartig erhaltene Beobachtungen geben dem Gedanken Wahrscheinlichkeit, dass sich die Gruppe der Becherorgane schon für die Classe der Fische in Unterabtheilungen auflösen lassen 1) Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, 1872, p. 102. 2) W. N. Parker, Zur Anatomie und Physiologie von Protopterus annectens, in: Ber. Naturf. Ges. Freiburg i. B., 1885. 3) Aeussere Bedeckungen der Säugethiere, in: Arch. f. Anat. u. Phys., 1859, p. 696 ff. — Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Thiere, 1883, p. 19. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 91 wird. In wie weit meine Beobachtung, dass in Becherorganen der Schnauzengegend von Leucaspius ein kegelförmiger Körper von scharf- randigem Wesen anzutreffen war — eine Bildung, welche an das von P. und F. Sarasın bei Ichthyophis entdeckte „Hörkeulchen“ erinnert — auf eine Trennung hinweist, mag einstweilen dahingestellt bleiben. Aber bestimmter spricht schon vor Längerm SOLGEr !) von einer „zweiten Art von Epithelknospen“. Vielleicht gehe ich auch nicht fehl, wenn ich die von Merken?) bei Balistes aufgefundenen und als „eigenthümliche Organe“ bezeichneten Bildungen hier anziehe. Und bei gegenwärtiger Untersuchung bin ich an Leucaspius delineatus und Salmo fontinalis auf Structuren gestossen, die nach Obigem Verwandt- schaftliches zu den Becherorganen zu haben scheinen, jedenfalls aber nicht ganz mit ihnen übereinstimmen. In der Classe der Amphibien und noch mehr in jener der Reptilien wird dieser Zug der Sonderung und Umgestaltung in neue Formen noch deutlicher sich zeigen. Amphibien. Die ersten Anlagen der Becherorgane stellen ab- gegrenzte Zellgruppen in der Epidermis dar, längere Zeit völlig über- deckt von der obersten Lage der Epidermiszellen *). Erst später wird für die Spitzen der Organe ein Durchgang frei; die obersten Epithel- zellen werden herkömmlich im Hinblick auf die Lage als Deckzellen unterschieden. Von mir wurde ferner auch zuerst*) darauf hingewiesen, dass die Zellen der Mitte — ich nannte sie als Ganzes den „Innenkörper“ — in Form und sonstigen Eigenschaften sich von den Randzellen unterscheiden. Dieser Erkenntniss hatte ich in der Folge beizufügen, dass die Substanz der Innenzellen im frischen Zustande „ein etwelches helles wie homogenes Wesen an sich habe und nach Reagentien ins Feinkörnige sich trübe“. Anfangs bezeichnete ich die Form der Zellen als rundlich, was ich aber bald in „länglich-birnförmig‘‘ verbesserte °), und später machte ich auch aufmerksam, dass der Hals der Zelle durch Verengerung stabartig sich ausziehen könne. In Betreff des feinern Gefüges der Zellen gedenke ich bereits in der frühern Mit- theilung einer querstreifigen Zeichnung, die sich in ihrer Substanz bemerkbar mache und mich „beinahe an den aufgerollten Faden der 1) Seitenorgane der Knochenfische, p. 385. 2) a. a O. p. 76. 3) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische. (Organe aus der Mundhöhle der Larve von Pelobates.) 4) Organe eines sechsten Sinnes, 1868. 5) Allgemeine Bedeckungen der Amphibien, 1876. 99 F. LEYDIG, Nesselzellen“ gemahnen konnte. In Untersuchungen, die ich 17 Jahre später mit bessern Hilfsmitteln vorzunehmen im Stande war, zeigte es sich, dass die „Querstreifung‘‘ von den das Innere des Kerns durch- ziehenden und fadig verbundenen Klümpchen herrührt, ähnlich dem, was an gewissen Zellkernen der Insecten deutlich ins Auge fällt '). Bezüglich der den Rand der Organe bildenden Zellen — ge- wöhnlich Mantel- oder Stützzellen genannt — hatte ich an der Larve von Pelobates gesehen, dass sie den Charakter der Innenzellen be- sitzen können, ein Verhalten, das auch bei den Fischen wahrgenommen wird und wohl mit verschiedenen Zuständen im Leben der Zellen zu- sammenhängt. Die gleiche Bemerkung gilt wohl auch für eine be- stimmte Sonderung, die ich im Gefolge andrer Untersuchungen auf- zeigen konnte, insofern sie zugegen sein oder fehlen kann. Ich meine die Umwandlung der Zellen in solche, welche sich in ihrem Wesen den Becherzellen nähern. Die Mantelzellen der Organe von unsern Urodelenlarven hatten eine gestreckte Form mit Secretionsraum, und der über dem Kern liegende Abschnitt erschien oben geöffnet, so dass die helle Materie, welche den Secretionsraum erfüllte, vorn wolkig austreten konnte. Nimmt man die Tafeln zur Hand, welche die Abhandlung von Buanion begleiten ?), so sind dort die betreffenden Zellen bei stärkerer Vergrösserung sehr naturgetreu nach dem Umriss dargestellt, aber nichts ist von dem Hohlraum und dessen Fortsetzung in den obern Theil zu sehen, eine einzige Linie begrenzt die Zelle und deren hals- artig verlähgerten Abschnitt *). Es mag nicht für überflüssig gelten, auf die bisherigen Be- funde über die aus den Becherorganen hervortretende Substanz in etwas einzugehen, indem ich zuvor in Erinnerung bringe, dass die helle homogene Materie, gewissermaassen das Secret der Zellen, schon bevor sie nach aussen gelangt ist, also noch innerhalb des Zellen- körpers einen hellen Saum vorspiegeln, man möchte sagen, eine Art Cuticula erzeugen kann #). 1) Zelle und Gewebe, p. 100, tab. 3, fig. 50. 2) Buenion, Rech. sur les organes sensitifs, qui se trouvent dans l’épiderme du Protée et de l’ Axolotl, 1873. 3) Dass auch an Sinneszellen der Säugethiere der nach oben ge- kehrte Abschnitt sich ins Stäbchenförmige, richtiger Walzig-Röhrenförmige umbilden kann, bei gleichzeitigem Sichzusammenziehen des untern oder bauchigen Theils, kam mir z. B. an den Riechzellen der Katze deutlich vor die Augen. (Zelle und Gewebe, fig. 44, 45). 4) a. a. O. p. 99. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 93 Erhebt sich die homogene Substanz über die Zellenköpfe, so kann sie sich darstellen in Form von Stiftchen, bezüglich welcher ich nach Studien an den Larven von Salamandra und Triton Eingehenderes berichtet habe '). Sie erscheinen im optischen Querschnitt als Ringelchen, welche das Licht stark brechen; von der Seite gesehen sind es keglige Hervorragungen, am Gipfel auch wohl von etwas geknöpfter Gestalt. Mit Hülfe solcher Vergrösserung und nach Einwirkung von sehr schwacher Lösung Pikrinsäure sah ich einige Jahre nachher ein neues Merkmal ihrer Form, darin bestehend, dass ihre Oberfläche keineswegs ganz glatt ist, sondern Linien erkennen liess, welche man auf vorspringende Kanten zu deuten sich befugt halten durfte ?). Noch habe ich aus meinen Erfahrungen anzuführen, dass die kegligen Hervorragungen bald ohne sonderliche Ordnung stehen, bald zu zwei Längsreihen, gleichsam kammartig, gruppirt sind. Es hat auch ge- schienen, als ob keineswegs immer je ein Stiftchen oder Kegel zu einer einzigen Zelle gehöre, sondern dass auf eine Zelle mehrere Stiftchen kommen können). Gegenüber von andern Autoren, welche von „langen Haarbüscheln“ sprechen, sah ich bei Urodelen immer nur Stiftchen von winziger Form. Wie die entsprechenden Gebilde bei den Fischen, sind auch hier bei Amphibien die Kegel und Stiftchen von sehr verletzlicher Natur und schmelzen leicht zu Körnchenhäufchen ein. Eine zweite Art, unter welcher das Secret der Becherorgane ge- troffen werden kann, ist ein Faden, der im frischen Zustande von blassem zarten Wesen ist, eine ziemliche Länge und an der Basis einige Breite hat und in dem innern Zellenhaufen wurzelt. Dieses Gebilde beschrieb und zeichete ich*) von den Larven einheimischer Urodelen (Salamandra, Triton), allwo übrigens der Faden nur an den Organen der Wangengegend und des Schwanzes sichtbar war. Ich nannte später 5) geradezu den Faden „eine Art Schleimfaden“. Ohne unterdessen diese fadige Bildung von Neuem untersucht zu haben, bin ich durch anderweitige Erwägungen und die Angaben mehrerer Be- obachter zu der Ansicht gekommen, dass die vielbesprochene hyaline 1) Allgemeine Bedeckungen der Amphibien, Sonderabdr., p. 51; die Abbildungen hierzu in: Hautsinnesorgane der Urodelen, in: Morph. Jahrb., V. 2, figg. 1, 2, 3 auf tab. 18, fig. 25 auf tab. 20. 2) Zelle und Gewebe, p. 99, tab. 3, fig. 51, 52. 3) Man wolle hierzu die citirten Tafeln vergleichen. 4) Organe eines sechsten Sinnes, fig. 10, 11, 14, 17. 5) Zur Kenntniss der Sinnesorgane der Schlangen, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1872. 94 F, LEYDIG, Röhre, welche F. E. Schurze !') aus den Organen hervorstehen lässt und welche ich immer vergeblich suchte, mit dem erwähnten „Schleim- faden“ ein und dasselbe sein mag. Der Unterschied in unsern Auf- fassungen wird aber darin bleiben, dass ich das helle homogene Ge- bilde nicht für ein „Rohr“ ansehe, sondern für eine solide, fadige Cuticularbildung, wie ich solches wiederholt ausgesprochen habe ?). Sehr beachtenswerth sind die in dem Sarasın’schen Werke *) niedergelegten Angaben und beinahe geeignet, um meine Wahr- nehmungen und jene von F. E. Scauzze in Einklang bringen zu können. Die Genannten sagen nämlich, dass bei Ichthyophis von den innern Zellen je ein starres Haar ausgehe, während die äussern oder Stützzellen ein Secret liefern, welches im erhärteten Zustande die „Röhre“ bilde Das kommt dem nahe, was ich über die Becherorgane aus der Mundhöhle der Eidechsen seiner Zeit zu erwähnen hatte ®). Dort gingen die äussern Zellen in einen Kranz von Spitzen aus, die einen streifigen Saum erzeugten und wozu ich die Vermuthung äusserte, dass sie Anfänge oder auch Reste der Gallertröhre sein könnten. Da der beregte Gegenstand immer noch nicht ins völlig Reine gelangt ist, so möchte ich doch noch einiger andrer Autoren gedenken, welche zum Theil mir entgegenstehen, zum Theil sich meiner An- schauung nähern. So liessen sich z. B. LANGERHANS und MALBRANC dahin vernehmen, dass sie die Existenz der Scuhurze’schen Röhre zu bestätigen haben. Auch WIEDERSHEIM ©), indem er die Abbildung des „Nervenhügels von einem Urodelen‘t giebt, zeichnet eine deutliche hyaline „Röhre“, zu deren Anfertigung er sich vielleicht auch des- halb so sicher gefühlt hat, weil MERKEL behauptet, die „hyaline Röhre sei bei den Amphibien sicher gestellt“. Immerhin wird vom Autor selbst die von ihm herrührende Zeichnung für ,,halbschematisch‘ er- klärt. Hören wir aber z. B. SOLGER, so ist (bei den Fischen) die „hyaline Röhre“ nicht hohl, sondern ein solides Abscheidungsproduct 1) F. E. Scuurze, Nervenendigung in den sogenannten Schleim- canälen der Fische und über entsprechende Organe der durch Kiemen athmenden Amphibien, in: Arch. Anat. u. Phys., 1861. 2) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Urodelen, in: Morph. Jahrb., V. 2, p. 297; zuletzt in: Zelle und Gewebe, p. 98. 3) P. Sarasın und F. Sarasın, Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon, V. 2, Heft 2, 1887. 4) Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, 1872, p. 101, tab. 12, fig. 15, 5) Wırversueim, Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere, 1886, p. 358, fig. 282. integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 95 der Zellen '). Und bei Fraisse erfahren wir, es sei bei Pleurodeles nirgends etwas von der ScuuLze’schen „Röhre“ wahrzunehmen, sie sei entschieden eine cuticulare Bildung?). Auch die Mittheilungen CARRIERE’S ?), welcher die Sache an Siredon verfolgt hat, bewegen sich deutlich auf der Bahn meiner ursprünglichen Ansichten. Bei dem Widerspruche, in den ich mich so oftmals in gegen- wärtiger Sache mit andern Beobachtern gesetzt fand, habe ich wieder- holt die Ursache darin gesucht, dass im Vorkommen der gedachten Cu- ticular- oder Secretbildung wohl eine gewisse Unbeständigkeit herrscht, weil es sich um vorübergehende Entwicklungsstadien handeln möge. Und diese Meinung findet ihren Rückhalt in frühern und spätern Nachrichten. Während z. B. bezüglich des Proteus Buanion und MALBRANG sagen, dass die „Röhre“ hier fehle, meldet OPPEL, dass er sie hier „mehrfach“ antreffe — also doch nicht immer! Im Text wird das Gebilde „hyaline Röhre“ zwar genannt, aber die Abbildung zeigt einen nach dem freien Ende zu sich verjüngenden, mit Längsstreifen versehenen Körper. (Die Längsstreifung hat früher auch schon Sor- GER bei Gobius minutus bemerkt.) Bei Siredon, im fertigen Zustande, vermissten BuGNION und MALBRANG die Röhre, und auch von CARRIERE hören wir, dass er,lange darnach vergeblich gesucht habe, dann aber habe er das Gebilde am jungen Thier „handgreiflich“ vor sich ge- habt. Eben deshalb sei wiederholt, dass ich bei den Larven der von mir untersuchten Anura an keiner Art etwas von der „Röhre“ vor die Augen bekommen habe. Jetzt wie früher stelle ich die besprochene Bildung an den Becher- organen mit der sogenannten Cupula der Seitenorgane auf eine Linie. Ja ich kann nicht umhin, die Frage aufzuwerfen, ob man nicht noch weitere Secretsubstanzen unter den angedeuteten Gesichtspunkt ver- einigen darf. Ich denke hierbei nicht bloss an den glashellen Pfropf, der sich z. B. in den Hautdrüsen von Triton während des Land- aufenthalts bildet, sondern noch mehr an die ,,glashelle Gallertmasse“ in den Schleimröhren der Selachier, welche ich *) für „Zellenabschei- dungen in grösserm Maasstabe“ längst erklärt habe °). 1) SoLseEr, a. a. O. p. 374. 2) Fraisse, a. a. O. 3) Carrrére, Postembryonale Entwicklung der Epidermis des Sire- don pisciformis, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1884. 4) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Urodelen, p. 307. 5) Wenn Frirscn jüngst sagt, man habe „übersehen oder vernach- lässigt, dass die Gallertröhren und Ampullen de facto mit einer als 96 F. LEYDIG, Schon bezüglich der Fische war hervorzuheben, dass in die Reihe der Becherorgane noch Bildungen gehören mögen, die man, weil einer- seits verwandt, andrerseits verschieden von ihnen, als eine besondere Art von Sinnesknospen ansprechen könnte. Für die Classe der Am- phibien springt nun ebenso in die Augen, dass die „Becherorgane“ keineswegs von einerlei Art sind, sondern starke Umbildungen erfahren können. So erwähnt CARRIÈRE, dass man bei Siredon zweierlei Formen von Knospenorganen unterscheiden könne ; in noch höherm Grade sehen sich P. und F. Sarasin nach ihren Untersuchungen an Zchthyophis veranlasst, eine Zerlegung der Hautsinnesorgane in der Weise vorzu- nehmen, dass sie zwei Gruppen aufstellen: ,, Hügelorgane“ und „faschenförmige Organe“. Im Innern der letztern befindet sich ein stark lichtbrechender Körper von keulenförmiger Gestalt; das Keulchen steht auf den Spitzen der Haare, welche von den birnförmigen Zellen ausgehen. Endlich habe ich mich längst für berechtigt gehalten, die Geschmacksplatten, welche bei verschiedenen Gattungen der anuren Batrachier sowie auch der Urodelen vorkommen, als eine „Untergruppe oder engere Abtheilung“ der Becherorgane hinzustellen '). Secret zu bezeichnenden Substanz angefüllt sind“, so ist dieser Ausspruch, wie man aus Obigem erfahren kann, nicht ganz zutreffend. Uebrigens nehme ich Anlass, um ebenfalls ein literarisches Versäumniss nach- zutragen. Ich wusste nämlich lange nicht, dass in dem Werke: Ma- GENDIE und DesmouLins, Anatomie des systèmes nerveux des animaux à vertèbres, Paris 1825 in dem beigegebenen Atlas auf tab. 1, fig. 1 vier Packete der Ampullen aus Raja eingezeichnet sich finden und in der Erklärung der Tafel genannt werden: ,Organes sensitifs particuliers des raies.“ Anführen möchte ich ferner noch, dass sich in der bei uns wenig bekannten Abhandlung: Boxsporrr, Jemfürende Anatomisk Be- skrifning af cerebral Nerverna hos Raja clavata, in: Act. Soc. Scient. Fenn., V. 5 auf einer schönen Abbildung des Nervensystems der Raja ebenfalls ein Packet der Gallertröhren zu sehen ist, sowie auch eine besondere Tafel mehrere mikroskopische Figuren über die Ampullen giebt. 1) Allgemeine Bedeckungen der Amphibien, 1876. — Zelle und Gewebe, p. 95. Es mag hier auch des eigenartigen Epithels gedacht werden, welches ich bei dem indischen Cyprinoiden Lobocheilus falcifer auf dem polsterartigen, bis dahin für die Zunge gehaltenen Organ vor- fand und in seinen Einzelheiten dargesellt habe. (Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Thiere, 1883, p. 22 ff; tab. 2, fig. 18 u. 19.) Das Epithel ist dort zu einer grossen Sinnesplatte umgewandelt, die man den Geschmacksplatten auf der Zunge der Batrachier vergleichen darf. Ich bin später noch einmal, gelegentlich meines Aufsatzes gegen Brock, auf die Sache zurückgekommen (Nervenendkörperchen in der Haut der Fische, in: Zool. Anz., 1888, p. 43), indem ich dabei die Er- Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 97 In Rücksicht auf die Frage nach den Verschiedenheiten der Becherorgane mag es gerechtfertigt sein, wenn ich auf die hierher gehörigen Bildungen in der Mundhöhle der Batrachierlarven nochmals Bezug nehme, zu dem Zweck, die Darlegungen, welche F. E. SCHULZE zuletzt gegeben hat, mit meinen Angaben zu vergleichen. Nach dem genannten Beobachter !) besteht das Becherorgan bei der Larve von Pelobates aus verlängerten Cylinderzellen und zweitens aus dünnen stäbchen- oder fadenförmigen Elementen, welche die Nerven- endzellen seien. Diese Unterscheidung wird gegründet auf Präparate, welche durch Reagentien gegangen sind. Dem entgegen sah ich an den Organen im frischen Zustande als wesentlichen Bestandtheil eine Gruppe von Zellen, die hinten bauchig verbreitert und vorn fast stabartig verengt sind, also eine umgekehrt birnförmige Gestalt haben. An der Spitze konnte ein glänzendes, rundliches Körperchen sich abheben ?). Es war eben der Bau der gleiche, wie,ich solchen an den Larven der Urodelen wahrgenommen hatte. Jahre nachher handelt SchuLzE die Organe abermals ab *). Ohne meinen Angaben und Zeichnungen Beachtung zu schenken, erklärt er, dass er an seiner frühern Darstellung festhalte. Blicke ich jedoch auf diese neuesten Abbildungen, so geben sie eben wieder nur das Bild der Organe, wie sie durch Reagentien verändert sind, und die Striche, welche die „fadenförmigen Geschmackszellen“ andeuten sollen, können ebenso gut für Schrumpfungsformen genommen werden als auch für fadige, von Kernen ausgehende Verlängerungen, welche im gewöhnlichen Epithel als „Wanderzellen“ angesprochen werden. Nur nebenbei sei erwähnt, dass meine Wahrnehmungen über das Hervor- gehen der Sinnesepithelplatten auf den keulenförmigen Papillen der Zunge insofern Bestätigung finden, dass auch F. E. ScHuLzeE die scheinung hervorhob, dass bei diesem Fisch über der wirklichen Zunge noch ein zweites zungenähnliches Organ liegt. Es schien mir dies von Bedeutung zu sein bezüglich der Vorstellung, dass bei Säugethieren eigentlich die Neben- oder Unterzunge das Frühere war und die obere oder ausgebildete Zunge für ein späteres Erzeugniss angesehen werden dürfe. 1) F. E. Somuzze, Geschmacksorgane der Froschlarven, in: Arch. Mikrosk. Anat., V. 6. 2) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, p. 157. 3) F. E. Schurze, Ueber die innern Kiemen der Batrachierlarven, in: Abh. Akad. Wiss. Berlin, 1888. Zool. Jahrb. Vill. Abth. f. Morph. 7 98 F. LEYDIG, Becherorgane auf den Papillae clavatae zu dem Sinnesepithellager auswachsen lässt. Mehr als alles dies müssen aber unser Interesse in Anspruch nehmen die Mittheilungen, welche der Autor über „neu entdeckte Epitheldrüsen“ vorlegt. Diese ‚merkwürdigen‘ Drüsen seien von Kürbisform und an der Endfläche leicht dellenartig vertieft; sie be- ständen aus Zellen von langgestreckter Gestalt, nach dem freien Ende zu verjüngt, mit „doppelt contourirter, röhrenförmiger Membran“. Der Inhalt dieses Theiles der Zelle sei hell, fast wasserklar, der übrige Theil bilde eine körnerreiche Masse, im basalen Ende liege der grosse, bläschenförmige Kern. Wanderzellen mit stark tingirbarem Kern seien ebenfalls zugegen. Diese epithelialen Gebilde erzeugen durch ihre Menge ein fôrm-- liches „Drüsenfeld‘‘ am Dache der Rachenhöhle, stehen auch zahlreich an der Unterseite der Kiemendeckplatten, ferner in den seitlichen Aus- sackungen der Kiemenhöhle, endlich auch seien dicht damit besetzt die in die Kiemenhöhle hineinragenden fingerförmigen Papillen. Welche Bedeutung soll man den betreffenden Bildungen beilegen ? Wie aus dem Angeführten erhellt, nimmt sie F. E. Scauzze für mehrzellige Drüsen, beschränkt auf das Epithel, ohne in eine binde- gewebige Grundlage eingebettet zu sein, stellten also eine Drüsenform vor, wie sie sonst im Bereiche der Wirbelthiere nicht angetroffen wird. Nach meinem Dafürhalten sind diese „Drüsen“ als sehr entwickelte Becherorgane anzusehen, eine Deutung, zu welcher schon der erste Blick auf die Figuren hinleiten darf und die auch durch ein näheres Eingehen nicht zurückgewiesen wird. Zunächst nämlich kann weder die Grösse noch das theilweise Sichzusammenschieben ein Hinderniss für meine Annahme sein, da ja auch z. B. bei Fischen die Sinnes- hügel nicht nur recht umfänglich sein können, sondern sich auch wohl zu einem zusammenhängenden oder „linearen Nervenknopf“ verbinden. Zweitens kann zu Gunsten meiner Ansicht angeführt werden, dass gerade auch am Gaumen der Fische die Becherorgane sehr entwickelt sind, auch nicht minder papillenartige Hervorragungen, Bartfäden z. B., dicht damit besetzt erscheinen. Und was drittens den Bau anbelangt, so passt doch die Be- schreibung, welche F. E. Scuutze von den zelligen Elementen giebt, genau auf dasjenige, was ich über die Umbildung der Zellen der Becher- und Seitenorgane zu Schleimzellen anzugeben hatte: Sonderung in körnigen Fuss mit Kern, nach oben lichter Secretraum, Uebergang desselben in eine röhrenförmige Verlängerung. Ob nicht auch, anstatt ‘Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 99 der flockigen Masse, welche aus den Zellenéffnungen an gehärteten Präparaten hervorgeht, unter andern Umständen stiftähnliche Bil- dungen zugegen sein werden, wird sich erst durch weitere Unter- suchungen ergeben. Eine entschiedene Uebereinstimmung giebt sich auch darin kund, dass die „höchst auffällige Trennung von zwei gesonderten Kernreihen, die ziemlich weit auseinander liegen“, in gleicher Weise, wie oben zu vermelden war, bei Becherorganen vorkommen kann. | Betrachtet man ferner die fig. 30 auf tab. 4 bei F. E. SchuLze, so sehen wir in beiden „Drüsen“ einige zwischen die Zellen auf- steigende dunklere Streifen eingezeichnet, die durchaus an die inter- cellularen Streifen erinnern, welche in den Becherorganen sich be- merklich machen können. Was endlich den Umstand betrifft, dass unterhalb der „epithelialen Drüse“ mehr oder weniger zahlreiche Blutcapillaren sich finden, so habe ich auf das gleiche Verhalten an den Hautsinnesorganen der Amphibien hinzuweisen Gelegenheit gehabt. Auch Andere, FRAISSE z. B., haben dies gethan. Ist nun nach Voranstehendem eine gewisse Uebereinstimmung der „Drüsen“ mit Becherorganen kaum wegzuleugnen, so wird man jetzt den Haupteinwurf gegen die von mir angenommene Verwandtschaft beiderlei Bildungen daher nehmen, dass ein zur „epithelialen Drüse“ tretender Nerv fehlt! Das ist ein Punkt, um den sich in unserer Frage Vieles dreht und der mir bei den eigenen Untersuchungen schon mehr als einmal zu denken gegeben hat. Ich bin nämlich wiederholt auf Becherorgane gestossen, und zwar solche von typischer Art, ohne dass es mir gelungen wäre, einen das Organ versorgenden Nerven in Augenschein zu bekommen. Und das nicht etwa durch die Gegenwart von allzu reichem Pigment in der bindegewebigen Schicht oder durch andere ungünstige Zu- fälligkeiten, sondern an ganz sauber daliegenden Organen. Danach bleibt kein anderer Ausweg als die Annahme, dass es auch „Becherorgane“ ohne Nerven giebt. Bewährt sich dies, so liesse sich behaupten, dass gar manche Bildung, die man bisher den Becher- organen anreihte, ein Sinnesorgan nicht sein kann, sondern für eine „epitheliale Drüse‘‘ anzusprechen wäre !). 1) Es soll nicht unterlassen werden, auf eine Figur des Proteus die Aufmerksamkeit zu lenken, welche bisher kaum beachtet wurde und etwas aufzeigt, was die Frage, ob Hautdrüsen oder ob Hautsinnesorgane vorliegen, ebenfalls aufwerfen lässt. Ich meine die Schreiser’sche Ab- 7* 100 F. LEYDIG, Man sieht, dass wir auf diese Weise in den Kreis jener Be- trachtung geführt werden, welcher ich schon zu wiederholten Malen Ausdruck gegeben. Mir scheint, dass den „Sinneszellen“ und den „Drüsenzellen“ ein verwandtschaftlicher Zug innewohnt. Und dies erstreckt sich so weit, dass wir gewissen Bildungen gegenüber im Schwanken bleiben, ob wir sie der einen oder der andern Gruppe zutheilen sollen. Man erinnere sich z. B. jener zelligen Elemente in der Epidermis der Batrachierlarven, welche unter der Bezeichnung Stiftchenzellen !) dem Einen Drüsenzellen sind, dem Andern Sinnes- zellen, so dass sie auch wohl (von F. und P. SARASIN) als erste Stufe zur Bildung der Becherorgane betrachtet werden. Ob die „Stiftchen- zellen‘‘ aber immer einen Nervenfaden aufnehmen, ist bisher unsicher geblieben. Wir stehen also wieder vor demselben Zweifel, wie er uns . bezüglich der Becherorgane entgegentritt. In ähnlicher Lage befinden wir uns den Schleimzellen (Becherzellen) der Wirbelthiere gegenüber: hin und wieder zeigt sich etwas wie ein Zusammenhang des untern Endes der Zelle mit dem Ausläufer einer Nervenfaser, in den meisten Fällen aber ist von einer solchen Verbindung mit Nerven nichts sicht- bar. Und auf den gleichen Wechsel musste ich auch längst bezüglich der einzelligen Hautdrüsen von Anneliden und Weichthieren hinweisen, indem auch dort nur einzelne der Drüsen mit einem Nerven ausge- stattet erscheinen. In Rücksicht auf die von mir vertretenene Meinung, dass in den zur Sprache gebrachten Organisationsverhiltnissen „neben der em- bildung des Proteus anguinus, in: Isis 1817, tab. 5, fig. 1. Hier sieht man nach der Länge des Leibes, bis in die Schwanzgegend hinein, zwei Fleckenreihen aufs deutlichste ausgedrückt, welche durchaus meta- mer gestellt sind. Im Text werden die Flecken für „Drüsen- oder vielmehr Grubenreihen“ erklärt, wodurch der ,Olm dem Salamander näher trete“. Wenn man sich nun erinnert, dass Buenion, welcher die Haut des Proteus sorgfältig untersucht hat, hervorhebt, es fehlten hier die grossen dunkeln Hautdrüsen, wie solche der Axolotl, Salamander und andere Amphibien besässen, so möchte man vermuthen, dass es sich um sehr entwickelte Hautsinnesorgane handeln könnte. Andrer- seits liesse sich auch denken, dass an dem Scurerers’schen Thier, welches ein wahres Riesenexemplar vorstellt, sich doch auch, neben den kleinen hellen, auch die grossen dunklen Drüsen ausgebildet hätten. Man wird bei Wiederaufnahme der Untersuchung nicht umhin können, den be- zeichneten Fall näher zu prüfen. 1) Vergl. meine Aufsätze: Stiftchenzellen in der Oberhaut der Ba- trachierlarven, in: Zool. Anzeiger, 1885; Integumente niederer Wirbel- thiere, in: Biol. Centralbl., 1892. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 101 pfindenden Thätigkeit auch eine secretorische stattfinden möge“, ge- statte ich mir, auch meine Beobachtungen an den Geschmacksplatten der Batrachier ') in Erinnerung zu bringen. Die Elemente dieser Or- gane sind entwickelte Becherzellen, mit Eigenthümlichkeiten in Be- grenzung und Form. Die Substanz, welche aus der Mündung der Zellen hervorkommt, erscheint im frischen Zustande wie zu einer homogenen rundlichen Masse zusammengeflossen, und es liegt der Ge- danke nahe, dass diese hervorquellende gallertige Substanz bei der Geschmacksempfindung betheiligt sein werde. Ich könnte so es nicht für ungereimt ansehen, ähnliche Beziehungen auch in Betreff der Becher- und Seitenorgane für wahrscheinlich zu halten, trotzdem dass mir deswegen starker Tadel zu Theil wurde ?). Reptilien. Auf die Hautsinnesorgane der Saurier und Ophidier bin ich durch mehrfache Untersuchungen zurückgekehrt, die, wie es scheint, andern Autoren nur theilweise oder auch gar nicht bekannt geworden sind. Zuerst gedenke ich dieser Bildungen von Anguis fragilis und Lacerta vivipara aus der äussern Haut); späterhin auch von La- certa agilis, allwo ich sie von der Haut der Lippen über die Schleim- haut der Mund- und Rachenhöhle verbreitet fand *). In einer an- schliessenden Arbeit habe ich den Bau der Organe näher dargethan an Tropidonotus natrix und Coronella laevis®), dann auch an Arten der Gattung Vipera vom Rande der vor den Giftzähnen befindlichen Taschen ®). Die Untersuchungen fortsetzend, bespreche ich die be- 1) Zelle und Gewebe, p. 94. 2) Man vergleiche z. B. Erste, Capitelliden, Monographie in: Fauna und Flora des Golfs von Neapel, 1887, wo gesagt wird: „Eigenthüm- licher Weise that Leyvıs, nachdem er mit bestem Erfolg die herrschende Auffassung des Seitenorgansystems als eines schleimabsondernden Ap- parates bekämpft und anstatt dessen die nervöse Natur dieses Systems vertreten hatte, doch wieder selbst insofern einen Schritt nach rück- warts, als er den Seitenorganen, genauer den Organen des sechsten Sinnes, neben der emptindenden auch eine secretorische Thätigkeit zu- schrieb.“ 3) Organe eines sechsten Sinnes, 1868, p. 86. 4) Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, 1872, p. 100, tab. 12, fig. 151. 5) Zur Kenntniss der Sinnesorgane der Schlangen, in: Arch. Mikr. Anat., 1872. 6) Die Giftzähne einheimischer Schlangen, Ebenda, 1872, p. 13, tab. 1, figg. 13, 14. 102 F. LEYDIG, tretienden Theile auch von Coluber viridiflavus!) und weise eben- daselbst ?) auch auf die Sinnesbecher am „Schnauzenhorn“ der Sand- viper (Vipera ammodytes) hin. Zuletzt gab ich unter Benützung junger Thiere von Vipera berus Mittheilungen über die Verbreitung dieser epithelialen Sinnesorgane in der Mundhöhle, eine Zeichnung beifügend, welche ihre Anordnung am Gaumen veranschaulicht *). Ueberblickt man all das Einzelne, was ich über die Becherorgane der Reptilien vorzulegen hatte, so ergiebt sich, dass jene Sinneshügel, welche der Schleimhaut der Mund- und Rachenhöhle angehören, noch am meisten denen der Amphibien und Fische, wie sie dort sowohl in der Mund- und Rachenhöhle als auch in der äussern Haut vorkommen, sich anschliessen. Die Abweichungen sind kaum grösser, als sie nach der sonstigen Verschiedenheit der genannten Thierclasse erwartet werden dürfen. Anders aber steht es mit den entsprechenden Or- ganen des Integuments. Hier wandelt sich bei den Reptilien der Bau zum Theil derart um, dass sie, wie ich mich seiner Zeit ausdrückte, „einen andern Formenkreis darzustellen scheinen“. Darin möchte ich die Ursache erblicken, dass mehr als ein Autor sich mit dem Aus- spruch vernehmen lässt, es gingen die becherartigen Sinnesorgane den eigentlichen Landthieren, also auch den Reptilien, überhaupt ab. Bei solcher Verschiedenheit der Ansichten mag es nicht über- flüssig sein, etwas näher auf die Sache einzugehen. Die Organe der Mund- und Rachenhöhle bei Lacerta zeigten nach meinen vor mehr als zwei Decennien vorgenommenen Untersuchungen eine aus länglichen Zellen zusammengesetzte Wand, und diese Zellen bedingten durch ihre feinen Endspitzen einen streifigen Saum an der bald verengten, bald erweiterten Oeffnung des Bechers. Im Grunde befindet sich ein zelliger Innenkörper. Die Organe sitzen auf kurzen Papillen, und Nerven sieht man deutlich herantreten. Bei Anguis stehen die Organe nicht auf papillenähnlichen Her- vorragungen, sondern ruhen in grübchenartigen Austiefungen. Abge- sehen von den Deck- oder Hüllzellen, bekunden auch hier wieder die eigentlichen Zellen des Organs die Natur von Schleimzellen, wie ich das im Einzelnen beschrieben habe. An der Mündung der Zellen quillt entweder eine wolkige Substanz hervor, oder es erscheint eine 1) Ueber die äussern Bedeckungen der Reptilien und Amphibien; Haut der einheimischen Ophidier, Ebenda, 1878. 2) a. a. O. fig. 8. 3) Ueber einheimische Schlangen, in: Abh. Senckenb. Naturf. Ges. Frankfurt a. M., 1884, fig. 3. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 103 Anzahl stiftartiger Körperchen oder auch nach Anwendung von Chrom- säure abgestutzte Fäden und Stäbe, welche, um das Zwei- und Drei- fache an Länge die Stifte überragend, büschelförmig gruppirt sind. Indem die einzelne Schleimzelle des Organs zunächst für sich zwischen den Deckzellen ausmündet, kann man drei, vier und mehr solcher Einzelüffnungen vor die Augen bekommen, welche alsdann zu einer gemeinschaftlichen einzigen Mündung zusammenfliessen. Auch hier halte ich solchen Wechsel für bedingt durch verschiedene Zu- stände der lebenden Zelle. Pseudopus bot im Wesentlichen die gleichen Verhältnisse dar wie Anguis, und gewisse Abweichungen hingen vielleicht damit zu- sammen, dass das Exemplar, welches zur Untersuchung gedient hatte, während des Winterschlafes gestorben war. Den Bau unserer Organe aus der Mundhöhle der Schlangen habe ich an Tropidonotus und Coronella, sowohl am frischen Thier als auch nach Gebrauch von Reagentien, kennen zu lernen gesucht und zwar nach mehreren Seiten hin. Auch hier hatte ich bezüglich der epi- thelialen Sinnesknospen zu erwähnen, dass ein Theil der das Organ zusammensetzenden Cylinderzellen die Natur von Schleimzellen habe. Meinen Mittheilungen begegnet MERKEL mit den Worten: „Ueber diese so positiven Angaben kann ich nicht umhin, mein Befremden auszudrücken, da denselben durchaus nichts Thatsächliches zu Grunde liegt“; er müsse jede Analogie der Knospenzellen mit Schleimzellen, sowohl was Gestalt als was Function betrifft, ganz entschieden in Ab- rede stellen, die von mir beschriebenen Schleimzellen seien zufällig aus andern Theilen der Mundhöhle unter die zerzupften Knospen gerathen. Hierzu bemerke ich, dass die fig. 7, tab. 7 des MERKEL’schen Werkes, welche meine Angaben des bestimmtesten widerlegen soll, von den feinern Structurverhältnissen, um welche es sich doch hier handelt, gar nichts an den Tag bringt. Das „Befremden‘“ darf also wohl auf meiner Seite sein. | Ueber die Becherorgane einer Schildkrötengattung (Chelonia) be- richtet TucKERMANN ') und zeichnet den Bau so, als ob sie einzig und allein aus langen Zellen beständen, welche eine ganze Anzahl von Kernen, bis zu sechs, nach ihrer Länge besitzen, was schwerlich der Fall sein wird. Der Autor will übrigens finden — und das verdient 1) Tuckermann, On the terminations of the nerves in the lingual papillae of the Chelonia, in: Internat. Monatsschr. Anat. u. Phys., 1892. 104 F. LEYDIG, alle Beachtung — dass die Organe auf der Zunge der Schildkröten von zweierlei Art seien. Was jetzt die Sinnesorgane der äussern Haut anbelangt, so folgt aus meinen frühern Studien, dass sie in manchen Stücken mit den Organen in der Schleimhaut der Mundhöhle übereinstimmen, insbe- sondere darin, dass sie becherförmig sind, mit einer Oeffnung nach aussen, und zweitens, dass auch hier ein zelliger Innenkörper sich unter- scheiden lässt. Ich habe die Organe einer neuen Prüfung unterdessen nicht mehr unterworfen und verweise daher bezüglich des Einzelnen auf die seiner Zeit gegebenen Ausführungen und die erläuternden Abbildungen '). Nach MERKEL wäre ich abermals betreffs der Organe von Anguis in schwere Irrthümer gefallen, der Bau sei ein ganz anderer. Ge- legentlich der Untersuchungen über das Parietalorgan der Reptilien habe ich die Becherorgane des Integuments an einem der Gattung Anguis nahe stehenden Thier, bei Seps tridactylus, angesehen und zwar von der Haut der Kopfschilder. Die Organe stehen dort in reihen- weiser Anordnung und zeigen klar die Mündung, welche von wech- selndem Umriss ist: bald weit und kreisförmig, bald verengt und eckig. Es wird also wohl auch meine Angabe bezüglich Anguis seine Richtigkeit haben und wahrscheinlich auch in dem andern Punkt, dass ein innerer Zellenballen unterschieden werden könne. Jüngst hat auch Maurer”) die fraglichen Bildungen an Anguis vorgenommen und muss zugestehen, dass sie „becherförmig“ seien und ableitbar von den Hautsinnesknospen. Das wäre also Bestätigung meiner Angaben. Für mich besteht nahezu kein Zweifel, dass MERKEL andere Dinge vor sich gehabt hat, als was ich dargestellt, seine Abbildungen *) lassen sich eher auf die „hellen Flecken“, welche ich als „eine besondere Form von Sinnesorganen“ bei Schlangen beschrieben habe, beziehen 1) Organe eines sechsten Sinnes, p. 81 ff, tab. 3, fig. 21 (Schuppen- rand der Gesichtsgegend von Anguis fragilis); fig. 22 (Haut der Unter- lippe von demselben Thier); fig. 23 (Hautstück der Lippe von Coronella laevis). — Zur Kenntniss der Sinnesorgane der Schlangen, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1872, fig. 30 (Kopfschild von Coronella laevis, Oeff- nungen der Sinnesbecher.) — Aeussere Bedeckungen der Reptilien: Haut einheimischer Schlangen, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1873, fig. 8 (Sinnesbecher aus der Haut der Schnauzenwarze der Sandviper). 2) Maurer, Hautsinnesorgane, Feder- und Haaranlagen, ein Beitrag zur Phylogenie der Säugethierhaare, in: Morph. Jahrb., 1892. 3) Merxet, a. a. O. figg. 7, 8, 9. LL Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 105 und können durchaus nicht, was sie, der Meinung des Autors nach, doch thun sollen, mich widerlegen. Eine erneute Untersuchung möchten auch die Hautsinnesorgane der Geckotiden verdienen. Was ich!) daran zu sehen vermochte, lässt noch nicht erkennen, inwieweit sie den Sinnesknospen zuge- reiht werden können. Das einzelne Organ ist durch ein homogenes, kreisrundes Deckelchen geschlossen, und auf diesem erheben sich bald eine, bald mehrere Borsten. Deckelchen wie Borsten sind ausge- zeichnet durch ihre Widerstandskraft gegen Kalilauge, und diese „Sinneshaare“ wurden daher von mir als „wirkliche Cuticularhaare“ angesprochen. Nicht minder würde es sich empfehlen, die „hellen Flecken des Integuments der Schlangen, auf welche ich vor zwei Decennien auf- merksam gemacht und welche ich nach Verbreitung und Bau abgehandelt habe ?), mit den jetzigen Hülfsmitteln und Erfahrungen einer wiederholten Prüfung zu unterwerfen. Ich konnte dazumal bezüglich des histo- logischen Verhaltens nur drei Punkte feststellen: einmal dass die Cuti- cula der Epidermis von da an, wo sie auf die Grenze der hellen Flecken trifft, ihre Sculpturen verliert und glatt über die Stelle weg- geht; sodann dass die Substanz des Fleckes aus einem rundlich um- schriebenen Haufen von Zellen bestehe, welche lichtern und zartern Wesens waren als die umgebenden gewöhnlichen Epidermiszellen ; endlich es nehme ein stärkerer Nerv die Richtung gegen jenen Theil der Schuppe, allwo die hellen Flecken sich befinden. Seitdem hat, meines Wissens, bloss MERKEL gedachte „hellen Flecke von den Körperschuppen des Tropidonotus untersucht, ist jedoch bezüglich ihrer Structur kaum weiter gekommen als ich. Doch fügt er meinen Beobachtungen hinzu, dass die Hornschicht im Bereich der Flecken sehr beträchtlich verdünnt sei und das Stratum Malpighii sowie die Cutis sich in nichts von den übrigen Schuppen unterscheide, Der Autor will übrigens sein „Urtheil über die Gebilde noch suspen- diren“. Ich selber glaubte mir die Frage, in welche Gruppe von Or- ganen die „hellen Flecken“ zu bringen seien, dahin beantworten zu sollen, dass ich ihnen die Bedeutung von „Abänderungen der Sinnes- becher“, wie sie am Kopf vorkommen, beilegte, und diese Auffassung schien mir namentlich damit begründet werden zu können, weil die 1) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Urodelen, in: Morphol, Jahrb., V. 2, p. 307, fig. 31. 2) Haut einheimischer Schlangen, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1873. 106 F. LEYDIG, gedachten Bildungen gewissermaassen stellvertretend an gleichem Platz auftreten, wo sonst Becherorgane stehen. Auch jetzt noch hege ich die Meinung, dass der damals geäusserten Ansicht eine gewisse Be- rechtigung zukommt. IV. Seitenorgane. Unter die Bezeichnung „Seitenorgane“ stelle ich gegenwärtig, wie früher, jene Sinneshügel, welche bei Fischen in eigenen Hautcanälen des Kopfes und des Rumpfes geborgen sind und bei Amphibien, ohne in Canäle aufgenommen zu sein, doch in ihrer Anordnung Linien ein- halten, welche dem Hautcanalsystem der Fische verglichen werden können. Schon sehr bald hat sich mir die Frage aufgeworfen, ob die frei über die Haut verbreiteten Becherorgane und die in den Canälen ge- lagerten Sinneshügel im Wesentlichen ihrer Natur gleich oder unter sich verschieden seien. Indem ich zur Beantwortung die eigenen und fremden Befunde abwog, so ergab sich daraus der Schluss, dass zwar, was im Vorherigen dargelegt wurde, Verschiedenheiten des Baues in so starker Weise vorkommen, um uns zu berechtigen, die Hautsinnes- organe in eine ganze Anzahl von Gruppen zu zerlegen. Andererseits aber war die Aehnlichkeit der Becherorgane oder freien Hautsinnes- organe mit denen des Seitencanalsystems in mancher Thierspecies so gross, dass die Annahme zulässig erschien, beiderlei Bildungen seien von eng verbundener Beschaffenheit. Die Frage erscheint mir bedeutsam genug, um den Gang, wie ich zu der ausgesprochenen Ansicht gelangte, in Kürze bezeichnen zu dürfen. Die erste bestimmende Wahrnehmung war die, dass bei Amphibien im Larvenzustande dieselben Becherorgane, welche am Kopfe stehen, auch den Seitennerven aufsitzen: sie galten mir daher für einerlei Bildungen '). Noch entschiedener konnte ich mich aber über dieses Zusammen- gehören äussern nach Untersuchung der Haut des Hechtes (Esox lucius) ?). Hier liess sich abermals bemerken, dass ausser den „Seiten- 1) Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, 1972, p. 160. 2) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, p. 160 ff. Ich hatte dazumal zu bedauern, dass ich mir die Schrift von Frk (Rech. sur le nerf pneumo-gastrique chez les poissons, 1869) nicht zu beschaffen vermochte, da ich vermuthete, dass der Verfasser die freien, nicht in Schuppenfurchen stehenden Organe schon gekannt haben möge. Nun- Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 107 organen“ in den canalisirten') Schuppen noch Sinneshiigel vorhanden sind, welche frei liegen. Am Rumpfe stehen sie in Reihen, welche quer zur Körperaxe gerichtet sind, zusammengesetzt aus sechs bis zehn Hügeln. Obwohl unter sich von verschiedener Grösse, sind sie im Allgemeinen umfänglicher als die gewöhnlichen Becherorgane; doch kämen in der Haut des Kopfes, z. B. der Wangengegend, ebenfalls grössere Sinneshügel vor. Als Ergebniss durfte ich anführen, dass es gleichgültig wird, ob man von Becherorganen oder von Seitenorganen sprechen will, da „beide im Wesentlichen des Baues übereinstimmen“, Der zellige Körper der Seitenorgane in den canalisirten Schuppen zeigt eine unzweifelhafte Sonderung der Elemente in eine Mittelpartie und in eine Randschicht. An den Zellen der letztern unterscheiden wir ein etwas bauchiges, hinteres Ende und einen vordern, stabartig verengten Theil, mit welchem die Zellen alle strahlig zusammenneigen, wie das bei der Ansicht von oben schön gesehen wird. Das Ende der Mantelzellen ist eine zarte Borste, und diese erscheint als Ab- schluss einer hellen Innenzone des stabartigen Theiles der Zelle. Die Zellen der Mittelpartie oder des innern Ballens sind körniger, kürzer und breiter, und an ihrem Gipfel kann sich ein glänzendes Körnchen abheben. Genau so ist aber auch die Zusammensetzung der freien Sinneshügel, und solche sah ich auch, wie erwähnt, bei verschiedenen Cyprinoiden. Auch bei Gasterosteus aculeatus vertreten nach meiner Unter- suchung *) freie Hautsinnesorgane das Seitencanalsystem, Kopfcanäle mehr in den Besitz der Abhandlung gelangt, glaube ich, dass dort in der That die „corpuscules nerveux“ auf fig. 9 der tab. 3 die freien Hautsinnesorgane vorstellen. 1) Ich habe schon (a. a. O.) aufmerksam gemacht, dass der Aus- druck „canalisirt“ nicht ganz zutrifft, indem es sich hier beim Hecht nicht sowohl um einen Canal handelt, als vielmehr bloss um eine Furche, gebildet durch einen Ausschnitt am Hinterrande der Schuppen, wobei die Ränder etwas verdickt sind und sich auf- und einwärts biegen. Den Boden der Furche erzeugt die nächst anschliessende Schuppe. Eine Abbildung dieser Schuppen findet sich bei M Donnett, On the system of the lateral line, 1862, p. 175. 2) a. a. O. p. 162. Als ich mich seiner Zeit mit dem Gasterosteus aculeatus (grosser Stichling) beschäftigte, suchte ich eifrig, aber ver- gebens in den Gewässeru bei Bonn nach Gasterosteus pungitius (kleiner Stichling), dessen dortiges Vorhandensein ich für möglich hielt, weil er ja, obschon Bewohner der Nord- und Ostsee, in die Mündungen der Flüsse weit aufsteigend, in Rheinarmen z. B. "bei Speier nachgewiesen wurde. Nach der Abbildung bei J. G. Weser, Fische Deutschlands 108 F. LEYDIG, | mit einbegrifien. Vorher hatte auch SOLGER angezeigt, dass Gaster- osteus pungitius nur freie Seitenorgane besitze. Die Schlussfolgerung, welche ich aus all diesem zog, steht nun freilich nicht im Einklang mit den Ansichten mancher anderer Beobachter. Nach der Meinung von F. E. Scuurze sind die Becherorgane streng von den Seitenorganen zu trennen, welche Auffassung auch MERKEL und Wrient theilen, die ebenfalls eine scharfe Grenze zwischen beiden gezogen wissen wollen'). Andere mit der Sache nicht minder ver- traute Autoren, obschon sie keine entschiedene Stellung einnehmen, müssen doch, so z. B. SOLGER, nach Untersuchung der Organe von Gobius bekennen, dass die beiderlei Organe in der Hauptsache über- einstimmen. Ja, der eben genannte Forscher spricht sich an einem zweiten Orte dahin aus, dass die Seitenorgane in den Canälen sich von den frei stehenden nur unterscheiden durch stabförmige Zellen- lager und die Cupula terminalis, sonst seien auch sie geschieden in ein centrales und in ein peripherisches Feld. Im Hinblick auf die Amphibien stimmen die Angaben, welche Fraısse über Pleurodeles macht, mit meiner Auffassung überein. Unser Beobachter findet, dass zwischen den Becherorganen am Rande des Mundes und im Munde selber, verglichen mit den Seitenorganen, „keine erheblichen Unterscheidungsmerkmale“ zu erkennen seien. Beide ähnelten sich ungemein, die am Lippensaum seien nur kleiner, eiförmiger und stünden bedeutend dichter. Um zu den Organen der Fische zurückzukehren, so verdient es, wie mir däucht, immer besondere Beachtung, dass in den freien und in den gedeckten Sinnesknospen der zellige Körper sich sondert in ein Mittelfeld und in eine Randzone. Auf diese von mir zuerst an den „Nervenknöpfen“, wie ich die Organe damals nannte, von Acerina und der Schweiz, 1870, zu urtheilen, müssen die freien Hautsinnesorgane hier etwas mehr entwickelt sein als bei Gasterosteus aculeatus, denn es erscheint eine deutliche, aus einer Punktreihe bestehende Linea late- ralis gezeichnet, welche auf der Figur des Gasterosteus aculeatus nur spurweise angedeutet wird. 1) Ich führe auch M’ DoxxeLz an, welcher (a. a. O.) sich schon 1862 dahin geäussert hat, dass die Becherorgane auf keine Weise mit dem System des Seitencanalsystems in Verbindung gebracht werden können. Der Widerspruch von dieser Seite her ist begreiflich. Es hat ja der Genannte nicht einmal die grossen Sinneshügel in den Kopfcanälen von Acerina zu erblicken vermocht, offenbar auch die Becherorgane gar nicht gesehen, da er nur von ,papillae . . . . as occurring in the lips of many fresh-water fishes“ spricht. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 109 und Lota aufgezeigte Trennung hat nach mir z. B. auch BODENSTEIN an Cottus hingewiesen; es seien an den Sinneshügeln zwei Regionen zu unterscheiden, eine peripherische, aus cylindrischen Zellen be- stehende und eine centrale, aus Birnzellen zusammengesetzte. Die so sehr verschiedene Grösse der Sinneshügel beruht auf Zu- nahme der epithelialen Elemente sowohl als auch der bindegewebigen Basis mit ihren Blutgefässen und Nerven. Vergleicht man die bild- lichen Darstellungen, welche ich früher und gegenwärtig über die Sinneshügel aus dem Seitencanalsystem verschiedener Fische vorzu- legen Veranlassung nahm, so macht sich der Unterschied sehr be- merklich, dass der epitheliale Theil des Sinneshügels der bindegewebigen Unterlage entweder in gleicher Linie aufliegt wie das übrige Epithel, oder aber es erhebt sich der bindegewebige Theil des Canals zu einer Art Papille, womit auch die stärkere Entwicklung der Blutcapillaren zusammenhängen mag. Ein Hinzukommniss, welches dem ersten Ansehen nach als ein unterscheidendes Merkmal zwischen freien und gedeckten Hautsinnes- organen betrachtet werden könnte, ist die Anwesenheit einer homogen- häutigen oder gallertigen Substanz, welche die freie Fläche bedecken kann und von Andern Cupula genannt wurde, welche Bezeichnung von einer entsprechenden Bildung über dem Sinnesepithel im Gehörorgan übertragen wurde. Ich gestatte mir, auch an dieser Stelle daran zu erinnern, dass ich vor mehr als vier Decennien diese „Cupula‘ zuerst bei einigen Meerfischen beschrieben habe!). SOLGER?) wies später nach, dass im Seitencanal von Chimaera und der Rochen ebenfalls gedachte Bildung zugegen sei, von fein parallel-streifigem Wesen und verbunden durch zarte Stränge mit dem Epithel; der Genannte sieht das Gleiche auch bei Acerina und andern Teleosteern und spricht als höchst wahrscheinlich aus, dass diese Cupula in den „Schleimcanälen“ zu vergleichen sei der von F. E. Scauzze beschriebenen hyalinen 1) Ueber die Nervenknöpfe in den Schleimcanälen von Lepidoleprus, Umbrina und Corvina, in: Arch. Anat. u. Phys., 1851: „Zur Charak- terisirung der Kopfcanäle gehört noch, dass jeder Nervenknopf von einer glashellen Gallertschicht mützenartig bedeckt ist, die sich leicht abheben lässt.“ Die übrige Gallertmasse, welche den Canal ausfüllt, sei flüssiger, etwa von der Consistenz des Glaskörpers. 2) Songer, Seitenorgane der Fische, 1878. — Neue Untersuchungen zur Anatomie der Seitenorgane, in: Arch. Mikr. Anat. 1880. — Auch Emery hat in der eleganten Arbeit über Fierasfer nähere, den Bau be- treffende Darstellungen der Cupula gegeben (Le specie del genere Fierasfer nel golfo di Napoli e regioni limitrofe, 1880). 110 F. LEYDIG, Röhre an den frei stehenden Hautsinnesorganen, eine Auffassung, welche, wie schon oben bemerkt wurde, auch die meinige ist. Im Einzelnen freilich des feinern Verhaltens giebt es mancherlei Ver- schiedenheiten: es kann z. B., wie aus meinen Mittheilungen hervorgeht, bloss ein cuticularer Grenzsaum zugegen sein, welcher über die Zellen- köpfe wegzieht und bestimmte Zeichnungen oder Sculpturlinien erkennen lässt !); ein andermal sind homogen geschichtete Lamellen vorhanden ; auch die Gattung Salmo zeigt hierin manches Eigenthümliche, ebenso Anguilla. Aber was nun wieder im Augenblicke zur Hauptsache wird: auch von diesen Cupularbildungen finden sich an freien Sinnesknospen mehr oder weniger Spuren in Form homogener Grenzsäume, wozu ich. auf verschiedene meiner Mittheilungen verweisen möchte. Anbelangend das Endverhalten der Nerven, so führt mich das- jenige, was ich mir vor die Augen zu bringen vermochte, immer wieder zu der Auffassung zurück, welcher ich schon zum Oeftern Ausdruck gegeben habe. Die Hauptpunkte sind: 1) In den Nervenröhren ist ein zartes Maschenwerk (Spongio- plasma) zugegen, welches aus der Nervenscheide entspringt und beim Uebertritt des Nerven an das Sinnesepithel sich mit jenem Netzwerk verbindet, welches entstanden ist aus den Basalfäden der Epithelzellen und auch der Fäden, in die sich die „Wanderzellen“ verlieren. 2) Das Nervenmark geht in die Substanz der Intercellularräume über, dringt dort als Markstreifen vor, welche zugespitzt oder ge- knöpft aufhören, auch wohl in Netzform zusammentreten. 3) Man trifft Nervenröhren, weiche in die birnförmigen Zellen übergehen ?). Es möchte sich bei weitern Untersuchungen empfehlen, die Art und Weise, wie das freie Aufhören des intercellularen Markstreifens geschieht, näher ins Auge zu fassen. Bei Anwendung von härtenden Reagentien erscheint der Knopf von homogener Beschaffenheit, einfach als Verdickung des nervösen Streifens; aber es ist mir doch auffällig, 1) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, p. . 162, figg. 40-44. 2) Meine erste Mittheilung der Thatsache, dass Nervenfasern den bindegewebigen Boden verlassen können, um ins Epithel überzugehen, steht in: Frorrep’s Notizen, April 1850; die Abbildung hierzu wurde in dem Lehrbuch der Histologie, p. 57, fig. 31 gegeben. An diese weit zurückliegende Sache darf ich wohl deshalb erinnern, weil noch vor Kurzem ein Autor diesen Befund F. E. Scuuzrze, der allerdings, aber erst Jahre nachher, das Gleiche sah, irrig zuschreibt. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 111 dass in meiner ersten Abbildung der Endknopf sich als kleine End- zelle darstellt. Meine damalige Untersuchung war am lebensfrischen Object ausgeführt worden! Würde sich das Endknöpfchen wirklich als ein kleines Zellengebilde ausweisen, so liesse sich die „freie“ Nerven- endigung und jene, welche in einer Verbindung mit den birnförmigen Zellen besteht, in einen gewissen Zusammenhang bringen. Noch einen zweiten Punkt giebt es, den ich an dieser Stelle be- rühren möchte. Es will mir nämlich vorkommen, als ob die Endigungs- weise der Nerven in den Sinneshügeln nicht anders sich verhält als in der umgebenden Epidermis überhaupt. Zu dieser Vermuthung führt mich einerseits die einigemal gemachte Wahrnehmung, dass ja in der gewöhnlichen Epidermis der obigen Cyprinen da und dort ganz ähnliche Streifen zwischen den Zellen aufsteigen, um an der Ober- fläche spitz oder leicht geknöpft aufzuhören. Mit Sicherheit liess sich aber meinerseits nicht bestimmen, ob die Streifen Fortsetzungen der Nerven des Coriums seien. Ganz die gleichen Bilder muss ScHOLER vor sich gehabt haben, wenn er sagt, dass es oft den Anschein habe, als ob in der Epidermis der Fische feinste Fäserchen mit einer knopf- förmigen Anschwellung als freie Endigung der Nerven zugegen wären !). Doch auch unser Autor fühlt sich genöthigt, beizusetzen, dass er es nicht mit Gewissheit entscheiden könne, ob dies wirklich die Enden der Nerven gewesen seien. Wenn man nun aber in Betracht zieht, dass auch F. E. Scnunze erklärt, er habe ‚mit grosser Deutlichkeit“ in der Epidermis der Fische intercellulare freie Nervenendigungen in der That verfolgt?), so wird es sich doch auch in den Fällen von SCHÖLER und mir wirklich um Nerven gehandelt haben. Hält man damit zusammen, dass meiner Wahrnehmung zu Folge die Mantel- zellen der Hautsinnesorgane aus den Cylinderzellen der Epidermis hervorgehen, und ebenso die birnförmigen Zellen den Schleimzellen der Epidermis verwandtschaftlich nahe stehen, so gewinnt fast von vorn herein die Annahme an Wahrscheinlichkeit, dass auch die Nerven in ihren Endausläufern sowohl im Sinnesepithel (Hautsinnesorganen) als auch in der gewöhnlichen Epidermis sich gleichen werden. 1) E. Scaörer, Beitrag zur Kenntniss der Nerven in der Epidermis der Fische, Inaugural-Dissertation, Bonn, 1885, unter der Anleitung von Prof. M. Nusspaum erschienen. 2) F. E. Souvrze, Freie Nervenenden in der Epidermis der Knochen- fische, in: Sitzungsber, Akad. Berlin, 1892. 112 F. LEYDIG, Noch zu einer andern Betrachtung könnte man sich angeregt fühlen, wenn wirklich, wie es oben hingestellt wurde, Nervenfasern mit dem untern Ende der birnförmigen Zellen sich verbinden. Dieses Ver- halten würde alsdann dazu dienen, über die Natur der Borsten und Kegel, welche dem freien Ende der Hautsinnesorgane aufsitzen, eine bestimmtere Ansicht zu fassen. Man möchte sich nämlich, mit Zu- grundelegung meiner Erfahrungen über den Bau des Protoplasmas — Scheidung in Spongioplasma und Hyaloplasma — vorstellen, dass die homogene Nervensubstanz mit dem Hyaloplasma der Birnzellen zu- sammenfliesst. Und dies könnte zur Annahme bewegen, dass der aus dem Innern der Zelle hervorgetretene borstenähnliche Theil „Endigung des percipirenden Apparates“, das heisst der Nervensubstanz wäre. Indessen wird eine derartige Betrachtungsweise auch wieder durch- kreuzt von Vorkommnissen, welche darthun, dass die über die Zelle nach aussen getretene Abscheidung erhärten und so zu einer Outicular- bildung werden kann. Und es soll hierbei auch abermals auf die Beobachtungen von SCHNEIDER!) hingewiesen werden, denen zu Folge in der Nerven- substanz keine Neigung zur Eisenresorption sich zeigt, während von den Becherzellen Eisen resorbirt wird. Da ich nun die Sinneszellen in nahe Beziehung zu den Becherzellen bringen möchte, so würde das unter sich abweichende Resorptionsvermögen der beiderlei Gewebs- substanzen nicht für die nervöse Natur der Borsten sprechen, diesen vielmehr der Charakter eines Secrets richtiger zugelegt werden müssen. Es kann auch noch daran erinnert werden, dass vielleicht an einem und demselben Hautsinnesorgan ein wirklicher Unterschied be- steht zwischen den Borsten des peripherischen Feldes und den Kegeln und Höckern der centralen Region. Die erstern, aus den Mantelzellen hervorgequollen, können, zu einem Ganzen vereinigt, ein weit vor- stehendes cuticulares Gebilde erzeugen, an dem sich die Kegelchen der Mitte nicht betheiligen. Doch sei gern eingeräumt, dass es einst- weilen unmöglich ist, über diese Dinge ein sicheres Urtheil zu ge- winnen. Verbindungsfaden der Seitenorgane. In Betreff der Bildung, von der jetzt die Rede sein soll, meine ich, dass FEÉ*) sie 1) Rogert Scunerper, Ueber Eisenresorption in thierischen Organen und Geweben, in: Abh. Akad. Wiss. Berlin, 1888. 2) Fr£, Rech. sur le nerf pneumo-gastrique chez les poissons, 1869. Die Tafeln dieser Abhandlung, nebenbei gesagt, verdienen das Lob, dass sie durch Zeichnung und geschickt angewendete technische Mittel sehr Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 113 zuerst bemerkt hat, indem ich auf dessen tab. 3, fig. 9, sowie auch an fig. 8 den Strich zwischen den „corpuscules nerveux‘ dahin aus- lege. Will man aber davon absehen, so ist SOLGER es gewesen, welcher zuerst die Aufmerksamkeit auf diese Verknüpfung der Seitenorgane gelenkt hat !). Der Genannte sah am Embryo der Forelle eine ,,eigen- thümliche Streifung‘“ zwischen den Sinneshügeln und erkannte auch den Verbindungsstrang bei Acerina cernua und Lota vulgaris. Ueber den Bau sagt er, der Strang sei kein Blutgefäss, auch kein Epithel- strang, sondern er bestehe aus marklosen, von kernführender Scheide umschlossenen Nervenfasern. Später auf diese, wie er sie nennt, „Seitenorganketten“ zurückkommend ?), spricht er noch einmal aus, dass in ihnen „in der That eine nervöse Verbindung der Einzelorgane zu einer Organkette vorliege“. Nach BODENSTEN *), der ebenfalls den Strang gesehen hat, geht derselbe aus dem centralen Theil des Hügels hervor, verläuft in der untern Schicht des Canalepithels und besteht aus feinen Fasern mit angelagerten Kernen. Ob die Stränge Anastomosen von Nervenausbreitungen seien, war nicht zu entscheiden. MERKEL *) sieht bei Cobitis fossilis, dass die Nervenhügelgruppen der untern Seitenlinie des Rumpfes durch einen Streifen verbunden seien, der ein modificirtes Oberhautepithel vorstelle. Er fragt, ob nicht in diesen Verknüpfungssträngen ein erster Anfang oder ein letzter Rest eines Seitencanals zu suchen wäre. CARRIÈRE hat die „Kette“ am gleichen Fisch untersucht und findet, dass die Stränge cylindrische, etwas breit gedrückte Röhren seien, die auf dem Durchschnitt nichts zeigen, was Nervenfasern gleichen könne. Endlich möchte noch zu erwähnen sein, dass auch auf den prächtigen Figuren, welche ALLIs über das Seitencanalsystem von Amia calva hat anfertigen lassen, der Strang eingezeichnet erscheint °). Voranstehende Zusammenstellung kann lehren, dass man den fraglichen Theil wiederholt gesehen und auch genauer ins Auge gefasst hat, ohne aber über Bau und Bedeutung sich einigen zu können. Meine an Gobio, Rhodeus, Salmo und Anguilla angestellten Beobachtungen hübsch und übersichtlich ausgefallen sind. Nur mit freiem Auge und der Lupe hat übrigens der Autor gearbeitet. 1) Sozége, in: Arch. Mikrosk. Anat. V. 18. — Sitzungsber. d. Naturf. Ges. in Halle, 1880. 2) in: Zool. Anzeiger, 1882. 3) Bopensrery, a. a. O. 4) MeErkeı, a. a. O. 5) Auuıs, in: Journ. of Morphol. 1889. Zool. Jahrb, Vill. Abth. f. Morph. 8 114 F. LEYDIG, | führen zwar auch zu keinem Abschluss, werfen aber doch vielleicht einiges Licht auf die Natur der Stränge, indem wir Folgendes be- rücksichtigen. Bei Gobio fluviatilis zeigt sich das Hautsinnesorgan von einem bestimmt abgesetzten Hohlgang umgeben, den man kaum für etwas Anderes als für einen Lymphraum ansprechen kann. Bei Rhodeus amarus war zu erkennen, wie solche Lichtungen um die Sinnesorgane mit einem Canal- oder Ringsystem zusammenhängen, welches der Unterseite der Epidermis angehört. Aehnliches kam auch am Embryo von Salmo zum Vorschein. Man darf wohl vermuthen, dass die „canalini epiteliali‘‘, deren Emery in seiner Arbeit über Fierasfer gedenkt, das Gleiche vorstellen mögen. Sicher ist nun wohl, dass der Verbindungsstrang nicht aus ner- vösen Elementen besteht, sondern zuerst aus epithelialen Zellen, welche zusammen einen Hohlraum umschliessen, den man für einen Lymph- gang erklären darf. Ein anderes Mal wird der Streifen zu einer fasrigen oder ligamentösen Bildung. Diesem Wechsel möchte zu entnehmen sein, dass man die er- wähnten verschiedenen Lichtungen für einen Theil der Lymphgänge zu halten habe, welche in bestimmter Anordnung die Substanz der Epidermis durchziehen und wozu auch die Lichtung des Verbindungs- stranges gehören wird. In seiner ersten Entstehung mag er mit der — von mir freilich nicht gesehenen — Epithelverdickung zusammen- hängen, aus welcher die Sinneshügel hervorgehen sollen. Die Stränge wären unter diesem Gesichtspunkt Ueberbleibsel einer epithelialen Wucherung, welche sich von der Epidermis abgespaltet hat und zur Anlage für die Sinneshügel wird. Keinesfalls hat aber die Lichtung im Strang etwas zu thun mit dem Lumen des spätern Seitencanals, indem der letztere durch rinnenartige Einsenkung und Abschluss der- selben zum Canal entstanden ist. Beim Nachforschen nach der Natur der Verbindungsstränge lag es nahe, auch auf die Frage zu achten, ob der Nervus lateralis aus dem Ectoderm entstehe oder gleich den übrigen Nerven von dem mittlern Keimblatt abstamme. Was ich zu sehen bekam, war ge- eignet, um mich zu letzterer Ansicht zu bekennen. HorrMann hin- wiederum lässt den Nervus lateralis „aus einem Theil der Zellen der Grundschicht des Hornblattes“ kommen: in den Verbindungssträngen trete Fibrillenbildung auf, und diese mache es deutlich, dass die Zellen die Grundlage für die Bildung des Nervus lateralis abgeben. Die Lich- Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 115 tung in dem Verbindungsstrang, von der vorhin die Rede war, ist übrigens auch auf den Figuren des genannten Untersuchers zu sehen. V. Kopfeaniile, Seitencanal. Der Entstehungsweise der bezeichneten Canäle bin ich an Em- bryonen von Salmo fontinalis nachgegangen und glaube durch Schnitte zu erkennen, dass eine rinnenartige Einsenkung das Erste ist, und dass sich alsdann die Rinne zum Canal schliesst. Dies stimmt nun nicht ganz zu der Angabe von WaLruEeR!), welcher mittheilt, dass das Erste im Auftreten des Seitencanals eine Verdickung des Epithels sei, die nach unten wuchert und rinnenförmig wird. Ist diese Angabe richtig, so muss ich das früheste Stadium nicht vor die Augen be- kommen haben. Anbelangend das Herkommen der knöchernen Stützen, so wachsen jene am Kopf von den Deckknochen des Schädels herauf, am Rumpf sind sie Fortsetzungen der Schuppenanlagen. Schon von anderer Seite ist hervorgehoben worden, dass die Bil- dung des besagten Canalsystems am Kopf beginne und von hier nach hinten vorschreite, was ich denn zu bestätigen hatte. An Brutfischen von Salmo sind übrigens die Kopfcanäle stellenweise noch lange fort weit offen. Die „Poren“ an dem Canalsystem kommen, wie von vorn herein zu vermuthen ist, dadurch zu Stande, dass die ursprüngliche Rinne an solchen Stellen sich nicht schliesst. Es kann der Porus ganz in der Ebene der Hautfläche liegen, oder die Haut zieht sich, wie ich es vor Jahren bezüglich der Selachier angegeben, röhrenförmig aus. Auch jetzt sah ich an Salmo fontinalis den Porus in Gestalt eines papillen- artigen Vorsprunges mit Oeffnung am freien Ende; die etwas auf- fälligeren, von Frrrscn bei Malapterurus angezeigten Röhrchen stellen, wie oben zu berichten war, nichts Eigenartiges vor, sondern sind als ebensolche durchbohrte Papillen anzusehen. Dieses Verhalten mag wohl ein verbreiteteres sein: so erwähnt z. B. BLAINVILLE, welcher zu den Wenigen gehört, die vor langen Jahren schon die Kopfcanäle und den Seitencanal der Knochenfische genauer erforscht hatten, dass bei Muraena conger, dem er eine eingehendere Beschreibung widmet, die Oeffnungen des Seitencanals auf durchbohrten Papillen stehen ?). 1) Warruer, Jom, Entwicklung der Deckknochen am Kopfskelet des Hechtes, Esox lucius, in: Jenaische Zeitschr. f. Naturwiss., 1882. 2) Bramvınıe, De l’organisation des animaux, ou principes d’ ana- tomie comparée, 1822. g* 116 F, LEYDIG, Von Interesse ist mir bezüglich des Vorkommens dieser durch. bohrten Papillen am Seitencanal die Abbildung des Coregonus fera in Rarp’s Bodenseefischen !). Die Seitenlinie erscheint dort ausge- drückt durch je ein kurzes Längsstrichelchen auf der Schuppe; aber nach etwa der zwölften Schuppe, vom Kopf her, ist deutlich neben den Längsstrichelchen noch ein kurzes, abwärts gewendetes Gebilde an- gebracht, das nahe der Schwanzflosse sich wieder verliert. Für mich besteht kein Zweifel, dass, während das Längsstrichelchen das Schuppen- röhrchen des Seitencanals bezeichnet, das nach abwärts gewendete Gebilde die durchbohrte Papille vorstellt. Betrachtet man ganz ge- nau die Zeichnung, so glaube ich sogar die, gleich den Seitenrändern, pigmentirte Oeffnung an manchen dieser Papillen unterscheiden zu können. Offenbar hat, wie das schon öfters vorgekommen ist, das scharfe Auge des Künstlers etwas festgehalten und ausgedrückt, was der Autor keiner Beachtung gewürdigt hat. Denn im Text beschränkt sich Rapp auf die Angabe: „die Seitenlinie vorn schwach abwärts gebogen“. Da auf den übrigen Tafeln, welche Fario lacustris, Fario trutta und Salmo umbla veranschaulichen, keine Papille zu sehen ist, so möchte ich vermuthen, dass nicht bloss die Entwicklung der Pa- pille bei Coregonus fera, sondern auch deren Pigmentirung sie für den Zeichner sinnenfälliger gemacht hat. Bezüglich eines andern Sal- moniden, des Thymalus vexillifer, zeigen übrigens, wie schon gesagt, HECKEL-KNER an, dass die Seitenlinie mit „Röhrchen“ ausmiinde; nicht minder hat SIEBOLD an Anguilla vulgaris gesehen, dass in Er- mangelung von Poren am Seitencanal weiche Röhrchen zugegen sind. Die Umbildungen, welche in der Lederhaut dort vor sich gehen, wo sie zur Wand des Canals wird, scheinen nach dem, was schon darüber bis jetzt bekannt geworden ist, recht mannigfaltiger Art sein. Aus meinen frühern sowie aus den jetzigen Untersuchungen ergiebt sich, dass von der weichen, lockern, der Epidermis zugekehrten Grenz- schicht der Lederhaut jener Theil der Wand des Canals entsteht, welchen ich seiner Zeit?) als „eigentliche Membran des Schleimcanals“ bezeichnet habe. Diese Schicht trägt hauptsächlich die zahlreichen Blutcapillaren, und bezüglich des Malapterurus war zu erwähnen, dass das Bindegewebe dieser Schicht an „jene Art feiner, starrer Binde- gewebsfasern“ erinnert, wie man es auch anderwärts im Bereich der 1) Rapp, v., Die Fische des Bodensees, Stuttgart 1854. Die durch Handcolorit hergestellten Tafeln sind die schönsten von denen, welche mir von Fischabbildungen vor die Augen gekommen sind. 2) Histologie, p. 202. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. "17 Sinnesorgane antrifft. Das gleiche Bindegewebe erzeugt auch den _ hügelartigen Vorsprung für den epithelialen Theil der Seitenorgane, worauf ich schon früher an Acerina cernua näher eingegangen bin '). Es sei nur noch bemerkt, dass die Grenzschicht dieses Bindegewebes durch das zierliche und dichte Netz der Blutcapillaren an die Membrana choriocapillaris des Auges erinnern kann. Das innere Bindegewebe des Seitencanals ist es ferner, in welchem kalkige Stützen in Form von Halbringen und Röhren auftreten können, dabei in mannigfacher Abänderung sowohl nach den Körpergegenden als auch nach den einzelnen Individuen. Hinsichtlich des histologischen Verhaltens hatte ich schon seiner Zeit zu berichten, dass die Sub- stanz der festern Stützen, z. B. bei Chimaera, keine echten Knochen- körperchen besitze, sondern nur „stellenweise grössere ovale, den Knochenkörperchen vergleichbare Hohlräume“. Und auch jetzt war bezüglich des Malapterurus zu melden, dass die Hülsen keine eigent- liche Knochensubstanz vorstellten, sondern sie beständen aus einer Zusammenlagerung von kalkigen Klumpen und Platten. Schon mehr an Knochenkörperchen erinnerten die leicht zackigen, kleinen Höhlungen in den Schuppenröhrchen von Discognathus; immerhin schien mir aber doch auch bei Salmo die Bezeichnung „osteoide Substanz“ an- statt Knochenmasse passender. Dass aber bei andern Arten echtes Knochengewebe zugegen sein kann, zeigen meine Beobachtungen z. B. am Spiegelkarpfen, Schleie und Barbe, allwo die den Schuppen der Seitenlinie aufgesetzten Halbcanäle „schöne strahlige Knochenkörper- chen“ besitzen ?). An den Canälen des Kopfes sind ja die Hülsen auch wohl mit echten Hautknochen verschmolzen. Aus jenem Theil der Lederhaut, welchen ich als Grundstock be- zeichnete, geht bei schuppenlosen Fischen (Rochen und Haien nach meinen frühern Untersuchungen, und den jetzigen an Malapterurus) die derbe Wand des Seitencanals hervor, deren feste Bindegewebs- bündel eine weisse Farbe fürs freie Auge geben. Ich fand diese Lage bei manchen Arten der Selachier von solcher Dicke und Festigkeit, dass sie sich wie Knorpel schnitt, in welchem Falle sie auch die Structur von Faserknorpel hatte, indem sie aus netzfasriger Grund- substanz und rundlichen Zellen bestand. Der epitheliale Belag des Canals geht aus einer Einsenkung der 1) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, p. 163. 2) Vergl. auch meine Befunde an Acipenser, in: Anatomisch- histologische Untersuchungen über Fische und Reptilien, 1853. Auch dort traf ich „wirkliche Knochenkörperchen“ an. 118 F. LEYDIG, © Epidermis hervor und hat daher zugleich mit den gewöhnlichen Ele- menten noch zahlreiche Schleimzellen, wenigstens in den Arten, welche ich vorgenommen. Es ist daher eine auffällige Sache, dass BODEN- STEIN zu Folge die Schleimzellen im Canal bei Cottus gobio „vollständig fehlen“. Derselbe Autor giebt ferner an, dass die Zellen des Epithels „kuppenartige Erhöhungen‘ besitzen, wozu ich vermuthen möchte, dass es sich bei Cottus um eine Bildung gleicher Art handeln könne, welche ich in ausgesprochenem Maasse bei Hexanchus griseus vor Jahren wahrnahm, allwo die Epithelzellen des Canals streckenweise in „lichte stachelförmige Fortsätze‘“ endigten!). Ueber den Seitencanal am Rumpfe der Knochenfische stand ich seiner Zeit bezüglich unserer einheimischen Arten in der Meinung, dass der Canal sich auf die Schuppenröhrchen beschränke, also der Verlauf ein fortwährend unterbrochener wäre. Bei der vor mehr als vier Decennien angewendeten Methode der Untersuchung war es kaum möglich, hierüber ins Klare zu kommen. Auch Jahre nachher glaubt auch M’Donnert hervorheben zu sollen, dass, während bei Selachiern der Seitencanal ein ununterbrochenes Rohr darstelle, bei den Knochen- fischen dies nicht der Fall wäre, der Seitencanal sei zerschnitten in die Tunnels, welche den Schuppen der Seitenlinie aufsitzen. Selbst SOLGER, obschon er viel später sich mit unserm Object beschäftigt hat, scheint hierüber auch nicht anders zu denken, was ich daraus schliessen möchte, weil er in dem von ihm gegebenen guten zusammen- fassenden Bericht diesen Punkt nicht berührt. Jetzt konnte ich bei Wiederaufnahme des Gegenstandes an mehrern unserer Schuppenfische mich überzeugen, dass der Seitencanal auch hier ohne Unterbrechung dahinzieht, allerdings unter Auftreten mancher besonderer Verhältnisse, wie sie in den obigen Einzeluntersuchungen angeführt wurden. Der systematische Zoologe gewinnt bekanntlich durch den so mannigfach abändernden Verlauf der Seitenlinie im engern Sinne Anhaltspunkte für die Abgrenzung der Arten. Oftmals gerade, dann wieder leicht bogig in der Flanke des Fisches dahinziehend, nähert sie sich hier mehr dem Rücken, dort mehr dem Bauch, so z. B. bei Alburnus, ja kann bei einer „der ausgezeichnetsten Gattungen der Süsswasserfische“, dem Pelecus cultratus, in leichten Knickungen noch 1) Histologie, p. 202, fig. 106. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 119 etwas weiter herabsteigen'). Beschaut man Abbildungen von Meer- fischen *), so erscheint auch bei Exocoetus die Seitenlinie ganz nahe gegen den Bauch hin gerückt, ein Gleiches zeigt sich bei Belone, Hemiramphus. Merkwürdig ist der Verlauf z. B. auch bei Anabas scandens: die Seitenlinie bricht nach hinten plötzlich ab, und die Fort- setzung liegt nun etwa drei Schuppenreihen tiefer. — Zu den Fischen, deren Seitenlinie eine nähere Untersuchung bedarf, gehört auch der Häring, Clupea harengus. Auf der Abbildung, welche der so genaue Zeichner Franz WAGNER in der medicinischen Zoologie von BRANDT u. RATZEBURG gegeben hat, ist gar nichts von einer Seitenlinie zu sehen, und im Text heisst es: ,,Seiterlinie nicht deutlich, ausser wenn die Schuppen entfernt sind.“ Die letztere Angabe vermag ich mir nur dahin auszulegen, dass jetzt der Nervus lateralis durchschimmert. Wahrscheinlich vertreten freie Hautsinnesorgane die Linea lateralis. Bezüglich der Bahnen, welche die Kopfcanäle einhalten, wird zwar das bekannte Schema — ein Ast über dem Auge her, ein zweiter unter dem Auge, ein dritter für den Unterkiefer — allgemein wiederkehren, aber insoweit darauf bisher näher geachtet wurde, so kommen doch mancherlei Verschiedenheiten nach den einzelnen Gattungen und Arten zum Vorschein, insbesondere was die Verbindung betrifft. Man betrachte z. B. den Holzschnitt, welchen Emery über den Verlauf der Kopfcanäle von Fierasfer gegeben hat*). Dort besteht, ausser der gewöhnlichen Quercommissur im Nacken, noch eine zweite zwischen den Augen; ferner verbinden sich der Supra- und Infra- orbitalcanal in der Schnauzengegend schlingenförmig. Nach BODENnSTEIN vereinigt sich bei Cottus ebenfalls der Supra- orbitalast mit dem der andern Seite in der Gegend des hintern Augen- randes. Die Figuren von ALLIs bei Amia calva lassen einen Zu- sammenhang der „infra-orbital lines“ sehen. Die Verbindung von Supra- und Infraorbitalcanal zeichnet MERKEL als Norm des Verlaufes bei Knochenfischen. Beim Aal schien auch mir eine schlingenförmige Verbindung zwischen den beiden gedachten Canälen zu bestehen. Dann sah ich weiterhin bei letztgenanntem Fisch in der Schnauze einen Zusammenhang der Canäle von rechts und links, und das Gleiche war von Salmo zu melden *). 1) Siehe die Abbildung bei HeckeL-Kxer, p. 126, fig. 65; oder J. G. Weser, Die Fische Deutschlands, tab. 23. 2) z. B. das Broc#'sche Fischwerk. 3) Emery, a. a. O. p. 38, 39. 4) Wenn ich bei Sreensrrur (Fortsatte Bidrag til en rigtig Opfat- 120 F. LEYDIG, An dem der Gegend des Unterkiefers zugehörigen Canal scheinen nicht minder Abweichungen vorzukommen. Beim Aal z. B. meine ich den Canal in der Präoperculargegend unterbrochen zu sehen, was ich mir zwar Anfangs dahin auslegen wollte, dass in den angefertigten Schnitten eine Lücke bestände, allein für Cottus gobio meldet auch BODENSTEIN, dass der Unterkiefercanal nicht in Verbindung stehe mit den übrigen Kopfcanälen. Auf der Abbildung stellt der Theil des Canals, welcher vorhanden ist, vorn einen zusammenhängenden Bogen dar. Beim Aal, so viel ich zu erkennen vermag, tritt das letztge- dachte Verhalten nicht ein, sondern der Unterkiefercanal gabelt sich vorn, der eine Ast wendet sich nach aufwärts, der andere nach ab- warts und besitzt einen Endporus. Verschiedenen Angaben und Abbildungen, welche man in den Schriften über die Knochenfische findet, möchte zu entnehmen sein, dass nicht bloss die Kopfcanäle sich verzweigen, sondern dass auch am Seitencanal eine Zertheilung stattfinden könne. Wenigstens darf diese Meinung aufkommen, wenn mehrere Seitenlinien in den Be- schreibungen erwähnt werden. So heisst es in der Diagnose, welche Kröyer !) von dem nordischen Fisch Stichaeus praecisus giebt: „Praeter lineam lateralem propriam ternae utrinque lineae laterales mucum efferentes“, wozu ich mir denken möchte, dass ihr Ursprung in der Nackengegend zu suchen sei, in Form von Ausläufern des dor- tigen Canals. Vielleicht gehört etwas auch hierher, was an der Zeichnung des Mullus imberbis, welche eine Abhandlung von Cuvier begleitet, auffällt. Dort zeigen sich auf jeder Schuppe der Seitenlinie deutlich neben einander herziehende Bildungen, die ich für Hülsen des Seitencanals nehme, und wenn dies richtig ist, so müssen drei Canale dicht neben einander auf jeder Seite verlaufen *). Im Text wird nicht darauf Bezug genommen, wahrscheinlich weil für Cuvrer die Sache nicht angreifbar war. telse af Oiestillingen hos Flyndrene, 1878) die fig. 2 auf tab. 4 (La marche charactéristique des branches de la ligne laterale sur la téte des poissons plats) richtig deute, so findet auch bei Platessa flesus eine Anastomose des Stirnastes der Canale an der Schnauze statt. 1) Kroyer, Nogle Bidrag til nordisk Ichthyologi, in: Naturhist. Tidsskrift, 1861—1863. Ich vermag die Abhandlung des dänischen Naturforschers nur insoweit zu lesen, als sie lateinisch ist, und weiss daher nicht, ob und was er über die drei Seitenlinien in der ausführ- lichen Beschreibung sagt. 2) in: Mém. du Muséum, 1815. (Ich habe nur die Uebersetzung in der Zeitschrift Isis von Oxen, 1818, vor mir.) Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 121 Unter den Fischen, welche durch Aufsteigen vom Meer in die Fliisse zeitweilig einen Bestandtheil unserer Fauna bilden, ist es die Gattung Alosa, deren Seitencanalsystem durch einen hohen Grad von Verzweigung sich auszeichnet. Leider kann ich einstweilen dariiber nicht aus eigener Erfahrung berichten, aber Hecke. u. KNeER') melden, dass bei genanntem Fisch am Seitencanal bis ins feinste gehende Verzweigungen vorkommen; dasselbe geschehe an den Canälen des Kopfes und des Vorderrumpfes, und man gewahre dort eine Unzahl dendritisch verästigter Röhrchen, welche gegen äusserst feine Poren gerichtet seien. Die Autoren bemerken hierzu, dass auch VALENCIENNES „diese interessante Eigenthiimlichkeit, doch nur ober- flächlich, berührt“ habe. Ich bin im Stande, auf einen Anatomen hinzuweisen, der die be- treflende Organisation ebenfalls kennt. Es ist BRECHET, welcher in dem trefflichen Werke über das Gehörorgan der Fische ?) nebenbei über Alosa vulgaris eine Abbildung von den „Schleimcanälen“ des Kopfes gegeben hat, aus der ersichtlich ist, dass beim Maifisch von den Canälen am Seitentheil des Kopfes eine Menge von Zweigen ab- gehen, die sich theilweise wieder verzweigen. Im Text der Schrift finde ich nicht, dass hierauf Bezug genommen wird, und in der Er- klärung der Figuren heisst es auch bloss: „conduits excréteurs muci- fères avec leurs ramifications sur l’opercule. Les canaux se rendent dans un sac ou réservoir“. Mit dem letztern ist wohl die Verbindungs- stelle hinüber zum Canalsystem der andern Seite gemeint. Jedenfalls verdient die Figur aus der Vergessenheit hervorgezogen zu werden. Ein anderes Beispiel liefert der nordamerikanische Fisch Amia calva, allwo nach der überaus eingehenden Darstellung, welche ALLIS veröffentlicht hat, eine äusserst zahlreiche Verästelung an den Canälen des Kopfes und der Seitenlinie vorkommt und mit feinen Enden nach aussen ausmündet ?). An dieser Stelle möchte ich auch die Vermuthung aussprechen, dass gewisse Zeichnungen auf den Schuppen brasilianischer Fische, welche AGassız vor mehr als sechs Decennien bekannt gemacht hat, 1) Hecker u. Kner, Süsswasserfische der österreichischen Monarchie, 1858, p. 230. 2) Brecuer, Recherches anatomiques et physiologiques sur l’organe de l’onie des poissons, Paris 1838 (tab. 4, fig. 6). 3) Aruıs, The anatomy and development of the lateral-line system in Amia calva, in: Journ. Morphol., 1889 Die Tafeln, womit die Schrift ausgestattet ist, sind von ganz eigenartiger Schönheit. 122 F. LEYDIG, gleichfalls als Verzweigungen des Seitencanals ausgelegt werden können. Das unten genannte Werk ') bringt nämlich auf vier Tafeln die Um- risse von Schuppen, bei geringer Vergrösserung, wobei sich zeigt, dass das den Schuppen aufgesetzte Röhrchen des Seitencanals zwar meist von einfacher Form ist, in manchen Arten aber sich nach hinten ga- belt und zwar so, dass von den Gabelästen wieder Seitenzweige ab- gehen, doch in unsymmetrischer Weise. Die Linien sind auf den Zeichnungen so geführt, dass man für die Gabeläste anzunehmen hätte, sie seien blind geschlossen ; bezüglich der dendritischen Verzweigungen kann man bei der angewendeten geringen Vergrösserung nicht ent- nehmen, ob die Ausläufer der Verzweigungen offen oder geschlossen sind. Es liegt der Gedanke nahe, dass die von mir angezeigten Neben- röhrchen am Schuppencanal bei Cypriniden und Salmoniden etwas dem vorigen Entsprechendes sein mögen. Allein einstweilen lässt sich dies nicht mit völliger Sicherheit behaupten, denn in die Nebenröhrchen unserer Fische erstreckt sich die Lichtung des Hauptcanals nicht, auch gehen sie nicht frei, mit einem Porus zu Tage aus, sie dienen nur zum Durchtritt von Blutgefässen. Auch weiss man bis jetzt noch nichts über das histologische Verhalten der Röhrchen in den Schuppen 1) Selecta genera et species piscium, quos collegit et pingendos euravit J. W. pe Srix. Digessit, descripsit et observationibus illustravit L. Agassiz, 1829. (Mit diesem stattlichen Quartbande begann der 21- jährige AGassiz seine glänzende schriftstellerische Laufbahn, nachdem er zwei Jahre vorher, in der Isis, 1827, als „stud. med.“ den von ihm auf dem Münchener Fischmarkt entdeckten Gobio uranoscopus angezeigt hatte.) Ich begegne übrigens in der Literatur noch verschiedenen An- gaben, welche hierher zu stellen sein werden. So gehen nach Mar- KUSEN (in: Mem. Acad. Sc. St. Petersbourg, 1864) von den „Knochen- réhrchen* der Schuppen der Seitenlinie bei den Mormyren nach oben und hinten Seitenzweige ab. Doch erfährt man nicht das Mindeste über ihren Inhalt. — Carrier in den „Beschreibungen neuer Pharyngo- gnathen“ (in: Verh. Phys.-med. Ges. Würzburg, V. 5) meldet, dass die „Ausmündungsröhrchen der Seitenlinie* — so nennt er das den Schuppen aufgesetzte Röhrchen — bei der einen Art „einfach“ seien, bei einer andern „gegabelt“, und wieder bei einer andern „verzweigt“. — Auch LE = de =] dasjenige scheint sich anzuschliessen, was Hecken-Kwer (a. a. O. p. 128) über die Seitenlinie von Pelecus cultratus aussagen: „jede Pore einer Schuppe (der Seitenlinie) giebt einen, seltener zwei kurze Seitenzweige ab.“ Vergl. hierzu auch Beobachtungen von Soccer und dessen Hin- weise auf Befunde von Bıanconı über zierliche, baumartige Ausläufer der Seitenlinie, in: Arch. Mikrosk. Anat., V. 18, p. 372, Anmerk. 1, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 123 der brasilianischen Fische, so dass eben noch diejenigen Punkte uns fehlen, welche ermöglichen, eine Vergleichung durchzuführen. Neben dem Charakter der Verzweigung des Canalsystems ist ferner noch hervorzuheben, dass der Canal an gewissen Stellen sich zu grössern Hohlräumen erweitert. Der Kopfabschnitt des Canal- systems nimmt wohl allgemein einen weitern Durchmesser an als jener des Rumpfes und kann sogar zu grössern Hohlräumen werden. Es geschieht dies, indem ich die eigene Erfahrung heranziehe, bei Acerina, Lepidoleprus, Corvina, Umbrina. Bezüglich anderer Fischarten spricht z. B. BLAINVILLE davon, dass bei Muraena conger in den Canälen stellenweise bedeutende Erweiterungen (,,poches, sinus“) zugegen seien; BEerGsÖr gedenkt gelegentlich der „dilatationes canalium mucosorum capitis“ beim Schwertfisch Xiphias?). Die Abbildung, welche COLLETT von Lycodes sarsii gegeben hat, lässt auch Aehnliches vermuthen, da sie ausnehmend grosse „Poren“ längs der Ober- und Unterkinnlade, sowie am Kiemendeckel her aufzeigt, während diese Poren an der Seitenlinie so herabsinken , dass sie wie zu fehlen scheinen ?). Er- weiterungen der Kopfeanäle mit blind geschlossenen Aussackungen erblickt man auch auf den Figuren, welche Emery über Fierasfer gegeben hat *). Weit und mit grossen Oeffnungen versehen sind nach den Ab- bildungen bei M’DONNELL auch die Kopfcanäle bei Platesia®). Eine Erwähnung für sich verdient ferner noch der Aal (Anguilla vulgaris), von dessen Kopfcanälen ich zu berichten fand, dass sie beim jungen, noch fadendünnen Thierchen einen verhältnissmässig bedeutenden Durchmesser besässen. Dies scheint noch mehr am alten Thier, das ich selber noch nicht auf diesen Punkt untersucht habe, der Fall zu 1) Brarmsvinue, De l’organisation des animaux ou principes d’ana- tomie comparée, 1822. 2) Auf diese Erweiterungen der Kopfcanäle beim Schwertfisch kommt auch Berssör zu reden in seiner Abhandlung über den in diesen Höhlungen lebenden Philichthys ziphiae (in: Naturh. Tidsskrift, 1864). Vielleicht darf ich daran erinnern, dass ich schon Jahre vorher aus den Schleimcanälen des Kopfes von Corvina einen ebenfalls merkwürdigen Schmarotzerkrebs beschrieben habe („Ueber ein neues parasitisches Krustenthier“, in: Arch. Naturgesch., 1851, p. 259, tab. 3). 3) Corzerr, Lycodes Sarsii ex ordine Anacanthinorum gadoideorum, in: Act. Soc. Scient. Christianensis, 1875. 4) Emery, a. a. 0. 5) Rorert M'Doxxezz, On the system of the lateral line in Fishes, 1862, tab. 7, fig. 1 und die Holzschnitte p. 173. 124 F. LEYDIG, sein, wie dies aus den Mittheilungen von HouGuron hervorgeht !). Ich glaube wenigstens dessen Angaben in diesem Sinne auffassen zu können und füge nur noch bei, dass bereits Monro die „Höhlen hinter dem Kopfe des Aales“ wahrgenommen hat, und da er in aller Kürze (nach der Scunerper’schen Uebersetzung) im Capitel über die „Schleimröhren“ davon spricht, so wird er sie wohl auch mit letztern in Verbindung sich gedacht haben. Die den Schuppen der Knochenfische aufgesetzten Röhren oder Hülsen des Seitencanals zeigen grössere und kleinere Abänderungen der Gestalt, namentlich bezüglich der Länge und Weite: bald sind sie ganz gerade gestreckt, bald gegen den Porus zu leicht aufgebogen und verengt, womit sie flaschenförmig werden. Trotz solcher nach der Oertlichkeit, den Individuen und den Species eintretenden Ver- schiedenheiten lässt sich doch sehen, dass sich gewisse typische For- men innerhalb der Einzelgruppen herausgebildet haben. Man ver- gleiche z. B. die Zeichnungen über die Schuppen der Seitenlinie, welche AGAssiz vor Jahren bezüglich der einheimischen Salmoniden gegeben hat?). Das Röhrchen bleibt dort fast durchweg im Umriss ziemlich gleich, nur verschmächtigt es sich gern nach dem Porus zu, so bei Salmo salar, S. fario, S. trutta, bei S. lacustris und S. vexillifer. Dabei bemerkt man ferner an den Abbildungen von jungen und fertigen Thieren einer und derselben Species, so z. B. an S. fario, dass auch nach dem Alter hierin Verschiedenheiten sich einstellen: bei der ge- nannten Art sind die Réhrchen in der Jugend viel kiirzer und breiter, später erst am vordern Ende verengt und ausgezogen. Am meisten weicht das Röhrchen bei S. umbla ab durch Kürze und Weite; doch möchte man dies nur für individuell halten, weil es bei einem zweiten und dritten Thier wieder kürzer und enger gezeichnet erscheint. Die auf der Dorsalfläche der Röhrchen von S. fario, S. trutta, S. hucho, S. vexillifer erscheinenden rundlichen oder länglichen Stellen sind wohl als Lücken zu deuten, dadurch entstanden, dass sich hier die osteoide Substanz nicht völlig geschlossen hat. 1) Hovsmron, Note on the existence of a pair of sub-cutaneous orifices in the head of the Eal and Conger, in: Micr. Jour., V. 4. 2) L. Acassız, Histoire naturelle des poissons d’eau douce, 1842. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 125 Es wurde von mir die Ansicht geäussert, dass die Becherorgane mit den frei stehenden Hautsinnesorganen eng verbunden sind und diese hinwiederum mit den im Seitencanalsystem befindlichen Sinnes- hügeln zusammen gehören. Zu den vorgebrachten Gründen liesse sich jetzt auch anführen das Auftreten von Nebenseitenlinien, was zwar bis jetzt nur wenig beobachtet wurde, aber wahrscheinlich öfters, ob typisch oder individuell, mag einstweilen dahingestellt sein, vorkommen wird. Solche Fälle belehren, dass freie Sinneshügel zu solchen werden können, welche in Schuppencanälen liegen. Besonders deutlich zeigt sich dieses beim Hecht, Esox lucius, wo nicht nur die eigentliche Seitenlinie fortwährend unterbrochen ist, sondern zerstreut an den Flauken Nebenseitenlinien entstehen, dadurch, dass freie Sinneshügel in die Furche einer Schuppe aufgenommen werden '). Beachtenswerth für die gegenwärtige Frage ist mir wieder die bereits oben hervor- gehobene Abbildung des Coregonus fera in Rapp’s Bodenseefischen ?). Indem man nämlich genau die Gegend über dem Anfang der Seitenlinie durchgeht, entdeckt man, dass der Zeichner auf einer Anzahl von Schuppen das gleiche Längsstrichelchen angebracht hat, womit die eigentliche Seitenlinie markirt erscheint. Man möchte also annehmen, dass bei dem Fisch Anfänge von Nebenseitenlinien zugegen sind. Für diese Auffassung spricht ferner auch dasjenige, was bis jetzt über den Wechsel, sogar nach den einzelnen Individuen, zwischen Rinne und Canal am fertigen Thier bekannt geworden ist. Schon F. E. Scuunze hatte angezeigt, dass bei Gobius in der Seitenlinie es niemals zur Bildung eines Canals komme, also, wie auch SOLGER be- schrieben hat, hier nur frei stehende Seitenorgane vorkommen. MER- KEL fand bei Mugil cephalus, dass fast sämmtliche Schuppen des Körpers in rinnenartigen Auskerbungen die „Nervenapparate“ besitzen. Bei Leucaspius zeigt sich mir, dass das Endstück des ,,Seitencanals“ nicht geschlossen ist, sondern sich in offene Gruben auflöst, in denen die Sinneshügel ruhen, und an Rhodeus hatte ich auf bedeutende in- dividuelle Schwankungen im Hervortreten der Seitenlinie hinzuweisen. An Gasterosteus sah MERKEL ausser den freistehenden Nervenhügeln der Seitenlinie, nach hinten zu, einen „Tunnel“, in den jetzt die vorher freien Hügel zu liegen kamen, ein gewissermaassen umgekehrtes Verhalten von dem, was Leucaspius bietet. 1) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, p. 160. Auf der Abbildung des Hechtes in dem Biocu’schen Werke (copirt im Atlas von Oxen) sind vier Seitenlinien eingezeichnet. 2) Rarr, Fische des Bodensees, tab. 2. 126 F. LEYDIG, BODENSTEIN führt ebenfalls eine ganze Ansahl von individuellen Abänderungen auf, welche er an Cotius gobio hinsichtlich der Ver- zweigung, Lage der Poren, Zahl der Sinneshügel beobachtet hat. Jüngst erinnert endlich KNAUTHE daran, dass er schon vor Jahren gar nicht selten „unzweifelhafte Leucaspius delineatus erbeutet habe, welche mit completer Seitenlinie versehen waren“ !). Es schliesst diese Thatsache gut an das an, was ich oben von genanntem Fische zu berichten fand. Ueberdenkt man dies Alles, so wird man leichter verstehen, wie durch mannigfache Grade der Ausbildung von Rinne zum Canal, in- dividuell und typisch, auch der Sinneshügel von einem freien Haut- sinnesorgan zu einem gedeckten Seitenorgan werden kann. Noch einmal soll daran erinnert sein, dass in den grössern Höhlungen erweiterter Partien der Kopfcanäle die Sinneshügel einen dem entsprechend grössern Umfang annehmen, so nach meiner Er- fahrung bei Acerina, Corvina, Umbrina, Lepidoleprus. Für Muraena conger darf man das gleiche Verhalten vermuthen, obschon Braımn- VILLE davon nichts meldet. Der Genannte bemerkte in den Canälen bloss eine auskleidende, an Blutgefässen ziemlich reiche Schleimhaut ; indessen haben auch in viel späterer Zeit Untersucher des Seitencanal- systems die Sinneshügel völlig übersehen. Einigen der lebenden Ganoiden mögen noch bezüglich des in Rede stehenden Organsystems ein paar Worte ausser dem schon Vorge- brachten gewidmet werden. An dem Weingeistexemplar des Polypterus bichir, welches ich ?) vor Jahren zergliederte, konnte ich wahrscheinlich machen, dass auch hier Becherorgane zugegen seien. Die grössern runden Oeffnungen, welche sich bei der Flächenansicht von Stückchen der Epidermis er- kennen liessen, sowie die Form der Lederhautpapillen, welche an ihrem Ende die gleichen gezackten Ränder hatten, wie sie bei Teleosteern zur Aufnahme der Zellen des Becherorgans dienen, deuteten auf die Anwesenheit der Becherorgane hin. An den Kopfcanälen war sicht- bar, dass sie sich in die bekannten drei Aeste zertheilen und mit zahlreichen, wenn auch nicht besonders weiten Oeffnungen ausmünden. 1) Knavrur, Zwei fortpflanzungsfübige Cyprinidenbastarde, in: Zool. Anz., 1893. 2) Histologische Bemerkungen über den Polypterus bichir, in: Ztschr. wiss. Zool., 1854. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 127 Den Seitencanal beschrieb ich als eine häutige Röhre von 1“ Durch- messer und unter der Haut verlaufend. Nach meiner jetzigen Kennt- niss glaube ich annehmen zu müssen, dass ich in dieser Röhre nicht den eigentlichen Canalis lateralis vor mir hatte, sondern den in gleicher Richtung ziehenden Seitenlymphgang. Denn letzterer liegt sonst im Unterhautbindegewebe, der Canalis lateralis aber im Corium, und da die Lederhaut bei unserm Fisch fast völlig zu den Schuppen ver- knöchert ist, so dass unter den Schuppen nur noch eine dünne Lage des Coriums übrig bleibt, so wird der eigentliche Seitencanal in der Schuppensubstanz der Seitenlinie verlaufen. Darin werde ich auch bestärkt durch die Angabe bei M’DOoNNELL, dass die Seitenlinie bei Polypterus durch Längsschlitze der Schuppen bezeichnet sei. Auf der bekannten von GEOFFROY ST. Hinarre gelieferten Abbildung ist die Seitenlinie scharf ausgedrückt. Was sich an einem „trocken aufbe- wahrten Exemplar“ an der Seitenlinie beobachten lässt, theilt SOLGER mit '). Den so merkwiirdigen nordamerikanischen Knochenhecht, Lepid- osteus osseus*), vorzunehmen, hat mir die Gelegenheit bisher ge- mangelt. Wenn ich die Mittheilungen von Ramsay Wricutr gehörig auffasse, so stimmt Lepidosteus in bedeutsamer Weise mit dem nächst folgenden Ganoiden, dem Acipenser, darin überein, dass gedachtem Fisch ausser den Becherorganen, welche zahlreich in der Mundhöhle sich finden, auch die eigenartigen sackförmigen Hautsinnesorgane des 1) in: Arch, Mikr. Anat., V. 18, p. 369. 2) Wie schwer dieser Ganoid noch in den 30er Jahren dieses Jahr- hunderts für den europäischen Naturforscher zu beschaffen war, lässt sich aus dem bereits oben citirten Briefwechsel L. AGassiz’s entnehmen. Dort liest man auch mit Interesse, dass der neunzehnjährige Student Asassız, der ja von Klein auf die Fische seiner Heimath eifrigst studirt hatte, beim ersten Anblick eines ausgestopften Lepidosteus im Karls- ruher Museum sich gesagt hatte, dass derselbe einzig unter den lebenden Fischen dastehe. „Seine Verwandtschaft mit den Lepidosteen der alten geologischen Epochen wurde ihm erst später bei seinen Untersuchungen fossiler Fische klar. Er entdeckte damals die Reptilienähnlichkeit dieser Gruppe und sah, dass nach der Gelenkverbindung der Wirbel, der Kopf sich freier auf dem Rumpf bewegt haben müsse als bei irgend einem Fische der Gegenwart. Zu seinem grossen Entzücken bewegte das erste lebende Exemplar des Knochenhechtes, welches ihm (auf seiner Expe- dition an den Obern See) gebracht wurde, den Kopf nach rechts und links und aufwärts, wie es die Saurier thun und es andern Fischen versagt ist.“ 128 F. LEYDIG, Störs zukommen '), ALEXANDER AGassız ?), welcher wohl zuerst über die Jugendstadien des Lepidosteus Abbildungen gab, hat auf diese Dinge nicht geachtet, nur auf einer Figur ?) darf man den Längsstrich an der Seite des Körpers für den jetzt aufgetretenen Canalis lateralis halten. Leider haben auch BALFOUR u. PARKER in ihrem grössern Werke über den Bau und die Entwicklung des Lepidosteus *) die Hautsinnesorgane nicht in den Bereich ihrer Untersuchung gezogen. Man sieht bloss auf einigen Schnitten durch den Gesammtkörper °) des Embryos die Stelle der „lateral line‘ durch einen dreieckigen Fleck bezeichnet, von dem ich nach der Analogie mit dem Embryo von Salmo annehmen möchte, dass er den eigentlichen Seitencanal, den Lymphgang und den Seitennerven zusammen begreift; die epitheliale Sinnesknospe erscheint ebenfalls nicht markirt. Ueber den Acipenser enthält das Werk von BRANDT u. RATZE- BURG °) bildliche Darstellungen der ganzen Fische und der Hautober- fläche, die man wegen ihrer ausserordentlichen Genauigkeit nur mit Vergnügen betrachten kann®). Man sieht, dass der Canalis einmal durch die Schildreihe der Seitenlinie geht, dann aber auch zwischen je zwei Schildchen hervortreten kann in Form einer gewundenen, mit sehr kleinen Knochenkernen besetzten Linie. Zwanzig Jahre später untersuchte ich einige Störarten in Triest im frischen Zustande *). Ich fand hier die becherförmigen Organe von den wulstigen Lippen an, durch die Schleimhaut der ganzen Mund- und Rachenhöhle, sowohl oben am (Gaumen als auch unten. auf dem Zungenrudiment; nach rückwärts nahm ihre Grösse allmählich ab, und am Anfang des Schlundes hatten sie ganz aufgehört. Die Organe sitzen auf einfachen oder zu- sammengesetzten Papillen. Zweitens fand ich Bildungen, welche an 1) R. Ramsay WariGur, Some preliminary notes on the anatomy of Fishes, in: Canadian Institute, Toronto, 1885. 2) A. Acassiz, The development of Lepidosteus, in: Proc. Amer. Acad. Arts Sc. 1878. 3) a. a. O. fig. 14. (Profile of young on the fifth day after hatching.) 4) Bazrour and Parker, On the structure and development of Lepidosteus, in: Phil. Trans. Royal Soc. London, 1882. 5) a. a. O. fig. 74, 75, 76. 6) Branpt u. RarzegurG, Medicinische Zoologie, V. 2, 1833. Der Künstler, nicht umsonst schon in der Vorrede gerühmt, war Franz Wasner, damals wohl noch sehr jung; Anatomen und Zoologen ver- dankten ihm auch später sehr schöne und exacte Zeichnungen. 7) Anatomisch-histologische Untersuchungen über Fische und Rep- tilien, 1853, tab. 1, figg. 1, 2. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 129 „aggregirte Hautdrüsen der Frische“ gemahnen konnten, aber eben- falls immer mit einem Nervenstiimmchen versehen; sie gehörten nur dem Kopfe an, und ich bezeichnete ihren Verbreitungsbezirk im Nähern. Nach ihrer Bedeutung schienen sie mir den Gallertröhren der Selachier zu entsprechen. Endlich lieferte ich auch eine Darstellung des Ver- laufes des Seitencanals und der Kopfcanäle. Der Seitencanal liege immer in knöchernen Stützen, welche wirkliche Knochenkörperchen besitzen. Die in den Canal von Strecke zu Strecke eintretenden Nerven bringen im Innern einen niedrigen Längswulst hervor, der den „knopfförmigen und linearen Nervenausbreitungen im Seitencanalsystem der Knorpel- und Knochenfische‘“ entspreche. Es wird von Interesse sein, durch die Studien der nordamerikanischen Morphologen nach und nach zu erfahren, wie sich Lepidosteus in allem diesen gegen- über von Acipenser verhält. Dass auch der Ganoid Amia calva, verglichen mit den Knochen- fischen, ganz erhebliche Eigenthümlichkeiten besitzt, erhellt deutlich aus der mehrfach angezogenen höchst wichtigen Arbeit von ALLIS. Gar manche im Bisherigen über das Seitencanalsystem der Knochen- fische gegebenen Darlegungen kommen in bessern Zusammenhang, wenn wir die gleiche Organisation auch bei Selachiern ins Auge fassen. Schon vor Jahren habe ich berichtet, dass der Seitencanal bei Rochen und Haien, angelangt am Kopf, dort eine beträchtliche Er- weiterung erfährt. Der Seitencanal liege ferner in der Substanz der Haut, dessen Verzweigungen im Kopf aber unter der Haut; an der Schnauze erfolgten schlingenförmige Verbindungen. Bereits Monro hatte in einer kräftigen Zeichnung den schlangenartigen Verlauf der Canäle an der Unterseite der Schnauze und die schlingenförmige Ver- bindung an einem Rochen ausgedrückt '). Bezüglich der Ausmündung hatte ich seiner Zeit erwähnt, dass diese entweder durch blosse Löcher geschehe, die in der vordern Wand angebracht seien und dicht auf einander folgen, oder die Oeff- nung stehe auf einem röhrenartig ausgezogenen Theil, wodurch der Seitencanal ein halbgefiedertes Aussehen bekomme. Betrachtet man die Zeichnung, welche Monro ?) über Gadus geliefert hat, so scheint 1) In der Scunemer’schen Uebersetzung des Monro’schen Werkes auf tab. 5. — Vergl. auch meine Abbildung des Kopfes von Chimaera in: Lehrbuch der Histologie, p. 200. 2) a. a. O. tab. 4. Zool. Jahrb. VIL. Abth. £ Morph. 9 130 F. LEYDIG, der Seitencanal und ein Theil der Kopfcanäle hier ebenfalls halb ge- fiedert zu sein, wenn ich annehmen darf, dass die abgehenden, nach unten gewendeten Canälchen von derberer Beschaffenheit der Wandung sind. Diesem Verhalten schliesst sich nun wohl ungezwungen das- jenige an, was oben über verschiedene Knochenfische zu berichten war: den Röhrchen entsprechen die meist dicht sich folgenden und durch- bohrten Papillen, nur dass dieselben von weicher, zarter Natur sind. Von höchstem Interesse ist die Schrift von GARMAN, welcher den Verlauf des Seitencanals der Selachier in einer grossen Anzahl von Linearzeichnungen darzulegen vermochte !). Die Arbeit gründet sich auf die Untersuchung eines so reichen Materials, wie es wohl nur das „Museum of Comparative Zoology“ dem Forscher zur Verfügung stellen konnte, und es erforderte grosse Ausdauer, die mannigfaltigen Bahnen über den Körper so vieler Thiere hin darzuthun. Doch ist jetzt damit eine Uebersicht über den Verlauf erreicht, wie man sich die- selbe nur wünschen kann. Das Durchgehen der 52 Tafeln lehrt, dass bei allem Beharren in den Grundzügen doch eine ausserordentliche Mannigfaltigkeit im Einzelnen sich entwickelt hat, insbesondere gegen die Endausbreitung zu. Die Seitenröhrchen, welche die Halbbefiederung erzeugen, können sich nicht nur abermals zu langen Röhren ausziehen, sondern sie zertheilen sich zuletzt gabelig oder in wiederholter Zer- spaltung. Auf einigen Zeichnungen ist die Zertheilung der Canäle so dicht, dass man beim ersten Anblick ein Netz vor sich zu haben glaubt, allein das scheinbare Netz beruht doch nur auf rasch sich folgenden Zerspaltungen. Und daneben bei andern Arten werden die Röhren auf einfache Linien zurückgeführt. Ich möchte aus diesen Zeichnungen eine Stütze für meine An- sicht entnehmen, dass bei Knochenfischen auch die freien Hautsinnes- organe durchaus über den Körper sich in bestimmten Linien verbreiten, die im Einzelnen gerade so mannigfaltig sein können, wie hier bei den Selachiern der Verlauf der Ausstrahlungen des Seitencanals. Schade, dass GARMAN über das Histologische völlig schweigt, so dass weitere Anhaltspunkte nicht herausgefunden werden können. VI. Sinnesepithel im Gehérlabyrinth. Die grosse Uebereinstimmung, welche zwischen dem epithelialen Theil der Hautsinnesorgane und dem Sinnesepithel im Ohrlabyrinth 1) Samven Garman, On the lateral canal system of the Selachia and Holocephala, in: Bull. Mus. Comp. Zool. Harvard Coll, V. 17, 1888, oa gd Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 131 schon im Allgemeinen besteht, bewährt sich auch bezüglich der feinern Structurverhältnisse. Man unterscheidet an den Ampullen der Bogencanäle bei Salmo fontinalis eine Tunica propria in Form einer glashellen Haut, deren Löcher, bestimmt zum Durchtritt der Nervenelemente, in deutlicher Weise sich abgrenzen. Zwischen dieser Grenzhaut und dem Knorpel nach aussen zieht sich ein unverkennbarer perilymphatischer Raum herum. Die quer durch die Ampulle des vordern Bogehganges ziehende Crista acustica gewährt im senkrechten Schnitt ein auffallend ähnliches Bild mit dem eines Seitenorgans unter gleichen Umständen (Taf. 7, Fig. 50). Wie dort das obere Ende einer Papille zur Aufnahme des Sinnesorgans ausgetieft sein kann, so erhebt sich hier im Ohrlabyrinth die bindegewebige Wand der Ampulle in eine Leiste, welche sich oben zu einer Rinne einsenkt und vom Sinnesepithel ausgefüllt wird, während an den Seiten- flächen das gewöhnliche Epithel sich verbreitet, in Gestalt einer einzigen Lage niedriger Zellen, deren Kerne von der Fläche rundlich, im optischen Schnitt stabförmig sich ausnehmen. Die Zellen des Sinnesepithels sind doppelter Art, einmal solche von Birn- oder Flaschenform und mehr nach der Mitte gelagert; dann zweitens andre von cylindrischer oder fadig verlängerter Gestalt. Letztere nehmen die Peripherie ein und stossen an das Epithel der seitlichen Fläche der Leiste. Die Flaschenzellen liessen sich nach Früherem mit den Schleimzellen in Verbindung bringen, während man bezüglich der zweiten Art, welche den Mantelzellen homolog ist, unmittelbar wahrzunehmen vermag, dass sie aus den niedrigen Epithelzellen der Seitenflächen der Crista hervorgeht. In weiterer Uebereinstimmung mit den Seitenorganen machen sich die zwei Kernreihen, eine vordere und eine hintere, bemerklich, wovon die erste den Flaschenzellen angehört, die zweite den Mantel- und Epithel- zellen. Zwischen den bezeichneten Elementen kommen nun abermals die eckigen, stark gefärbten kleinen Kerne vor, von denen feine, verästigte Fäserchen ausgehen. Der zum Sinnesepithel der Hörleiste tretende Nerv zeigt ein beachtenswerthes Verhalten, dessen ich schon anderwärts') gedacht habe. Die „Nervenfasern“ stellen sich deutlich als Röhren dar von verschiedenem Dickendurchmesser, und in ihrer Axe erscheint ein 1) Einiges zum Bau der Netzhaut des Auges, in: Zool. Jahrb., Bd. 7, Abth. f. Anat., 1893. g* 132 F. LEYDIG, | eckig-zackiges Körperchen als Durchschnitt eines das Rohr durch- ziehenden Fadens. Vergegenwärtigt man sich nun, dass nach früher von mir gemachten Ermittelungen das Innere des Nervenrohrs von einem Schwammwerk durchzogen ist, so nimmt der so eben erwähnte Faden die Stellung einer centralen, fadigen Verdickung des Schwamm- wesens an. Dass in unserm Falle aber der Faden dasselbe ist, was man in andern Nervenfasern als Axencylinder beschreibt, liegt auf der Hand. Darnach muss aber die Bedeutung des Axencylinders in völlig anderm Sinne aufgefasst werden, als bisher geschehen. Nicht eigentlich nervöse Substanz bildet hier den Axenstrang, sondern er ist ein central verdichteter Spindeltheil des die Nervensubstanz durch- ziehenden Gerüstwerkes. Die Art und Weise, wie die Nervenelemente im Sinnesepithel auf- hören, ist auch hier eine schwierige, kaum mit voller Sicherheit zu bestimmende Sache, wozu ich nur Folgendes anzuführen vermag. Wenn die Palissaden oder Sinneszellen etwas aus einander ge- wichen sind, so lässt sich ein Maschenwesen zwischen den beiden Zellenlagen erkennen, das mir von drei Seiten her entstanden zu sein scheint. Einmal durch die Auffranzung der basalen Enden der Sinnes- zellen, zweitens durch Uebertritt des Maschenwerkes, in welches sich die Nervenscheide auflöst, endlich drittens glaube ich zu sehen, dass von den stark sich färbenden Kernbildungen („Wanderzellen‘‘) Fäser- chen kommen, welche unter Verzweigung an dem Netz sich betheiligen. Die Ausläufer von den Kernen, oder wohl richtiger von dem die Kerne einhüllenden Plasma, nimmt sich auch wohl nach Einwirkung von Reagentien wie eine stark gefärbte homogene Substanz aus, und mit- unter hat es mir auch geschienen, als ob die betreffenden Kerne in Form und Wesen grosse Aehnlichkeit besässen mit den Kernen, welche sich in der Scheide der herangetretenen Nerven finden. Trägt man all diesem Rechnung, so möchte sich die Ansicht auf- stellen lassen, dass das Spongioplasma der Nervenröhrenscheide sammt dem nach innen vorspringenden Schwammwerk mit dem Netzwesen zu- sammenhängt, welches durch Auffranzung der Zellen und aus den Aus- läufern der ,,Wanderzellen“ gebildet wird. Das Protoplasma aber oder die eigentliche Nervensubstanz würde in die Substanz der Lücken übergehen und in streifiger Form zwischen den Zellen sich verbreiten und aufsteigen. Nach meinen Wahrnehmungen bestände also Ueber- einstimmung mit dem, was ich über die Nerven in den Hautsinnes- organen mir vor die Augen zu bringen vermochte. Dass meine Ab- bildungen Fig. 42 und Fig. 5l a das Gesehene nur schematisch zu- sammenfassen, soll noch ausdrücklich erwähnt werden. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 133 Hasse, welcher ebenfalls schon die feinen Ausläufer der ins Epithel getretenen Nervenfasern „zwischen die Stäbchenzellen sich empor- heben“ sah, mit knopfförmiger Verdickung am freien Ende, fand auch einmal den Nervenausläufer verbunden mit dem Ende einer Stäbchen- zelle'). Damit wäre eine weitere Uebereinstimmung mit dem Sinnes- epithel des Seitencanalsystems zu verzeichnen, da auch dort neben der freien Endigung ein Zusammenhang mit den birnförmigen Sinnes- zellen stattzufinden scheint. L Jenseits des Sinnesepithels kommt noch mancherlei in Sicht, was nicht leicht zu entziffern ist. Wie mich bedünkt, sind es einerseits Bildungen, welchen man auch in den Becherorganen begegnet, andrer- seits scheinen sie Bezug zu haben zur Entstehung jener Form von harten Otolithen, die man als die „porzellanartigen“ bezeichnet. Man trifft über dem Epithel der Gehörleiste — ich habe das aus der Ampulle des vordern Bogengangs vor mir — ein Wölkchen körniger Substanz und ausserdem ein abgehobenes feingestricheltes Häutchen, das sich wie ein hervorstehender Strang ausnimmt, vielleicht deshalb, weil im senkrechten Schnitt nur immer ein Stück in die Schnittlinie fällt. In diesem feingestrichelten Häutchen möchte ich ein Homologon jenes Cuticularsaumes erblicken, welcher über den Sinneshügeln des Seitencanals bei Salmo zu erwähnen war. Im Gehörfleck des Sacculus zeigt das Sinnesepithel dieselbe Son- derung wie in der Ampulle, also die Schicht der Cylinderzellen ein- wärts, dahinter die Lage rundlicher Kerne, ins übrige Epithel über- gehend, endlich als drittes Element wieder die kleinen, stärker sich färbenden Kerne, welche in feine Fäden ausgehen, die sich verästigen können. Da sich unterhalb der palissadenartig gestellten Zellen, ohne Unterbrechung, die Kerne des Epithels hinziehen, möchte anzunehmen sein, dass die erstern durch Auswachsen und Abgeschnürtwerden von letztern den Ursprung nehmen. Die Palissadenzellen schliessen mit einem schärfern, leicht ge- zackten Saum ab, und jenseits desselben macht sich eine Schicht be- merklich, die in verschiedener Beschaffenheit auftritt, hier in Gestalt feiner Börstchen, dort als fadig vorgequollene Substanz, ein andermal wieder als grümlich-körnige Lage, was wohl Alles jeweilige Zustände sind, wie sie von der Präparationsflüssigkeit festgehalten wurden. Was ferner beachtenswerth sein dürfte, ist der Umstand, dass gedachte 1) Hasse, Das Gehörorgan der Fische, in: Anatom. Studien, Heft 3, 1872. 134 F, LEYDIG, Schicht übergeht in eine gallertig, dabei streifig sich ausnehmende Cupula, die nach den Schnitten bald von Mützenform ist, bald band- artig, auch wohl ringförmig, dann endlich von Gestalt eines rundlichen Hügels. Zieht man auch in Erwägung, dass von der Palissadenschicht weg ein ähnliches, aus feinen Fädchen bestehendes Häutchen vor- handen sein kann, was zur Verbindung mit der Cupula dient, so darf uns der Gedanke beigehen, dass hier die Anlage der noch kalklosen Hörsteine im Spiele ist, anders gesagt, dass die grossen oder „por- zellanartigen Otolithen“ umgewandelte und verkalkte Partien der ur- sprünglich gallertigen Cupula sein werden (Taf. 7, Fig. 5). Und es mag hierzu bemerkt werden, dass Hasse in seiner gründlichen Arbeit über das Gehörorgan der Teleosteer einmal am fertigen Thier von Perca Otolithen beobachtete, welche „eine Consistenz wie steife Gallerte“ zeigten, ohne Kalksalze, im übrigen aber die gewöhnliche Form des Otolithen besassen. Meine im Vorigen angeführten Wahrnehmungen sind dem jungen Thier von Salmo entnommen worden; auch im Ohrlabyrinth der jungen Anguilla treten uns die gleichen Structurverhältnisse entgegen. Auch hier nämlich giebt sich bezüglich des Sinnesepithels in den Ampullen und im Sacculus Uebereinstimmung kund mit dem Bau der Hautsinnesorgane. Zunächst besteht es wieder aus dreierlei Elementen: erstens aus jenen Theilen, welche den Mantelzellen entsprechen; zweitens aus grössern birnförmigen, in geringer Zahl vorhandenen Zellen; drittens aus den kleinen dunklen Kernen. Jenseits des Epithels folgt eine Lage, die sich bald wie eine feine Behaarung oder ein Börstchenbesatz ausnimmt, bald auch wie eine Folge vou Secretfädchen. Dann kommt eine zartstreifige Masse, in welcher man wohl ebenso gut eine Cupula oder auch die organische Grundlage der Otolithen erblicken darf. Je nachdem diese Masse vom Schnitt getroffen erscheint, wechselt die Form vom Eirundlichen bis Bisquitförmigen, oder sie stellt auch ein radiärstreifiges ausge- höhltes Gebilde vor, das durch zartes Fadenwerk mit dem Epithel verbunden ist. Die radiäre Streifung der Wand dieses Otolithen- körpers ist bei schärferm Betrachten von der Art, dass ihre homo- gene Substanz wie von hellen Porencanälen durchsetzt sich ausnimmt. Es ist vielleicht nicht allzu kühn, gedachte Vorkommnisse mit den oben erwähnten eigenartigen Körpern aus den Kopfcanälen zusammen- zustellen. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 135 VII. Hautsinnesorgane der Anneliden. Ich habe zuerst auf das Vorhandensein von Bildungen bei Hiru- dineen hingewiesen, welche ich den Becher- oder Hautsinnesorganen der Fische als gleichwerthig an die Seite stellte !). Ausser Aulostomum, Nephelis und Clepsine habe ich das Vorkommen der Organe ge- legentlich von Piscicola angezeigt ?). Ferner hat Kennet bei Landblutegeln des tropischen Amerika entsprechende Sinnesorgane beschrieben *), die zwar seiner Meinung zu Folge sehr verschieden seien von den becherförmigen Organen ein- heimischer Hirudineen, was er offenbar doch nur behaupten konnte, indem er meine Angaben über den Bau der Organe bei Clepsine ganz übersehen hat. Denn der Vergleich lehrt, dass die grösste Ueberein- stimmung herrscht im Bau der beiderlei Bildungen. Und wenn an dem conservirten Material, welches der genannte Autor benutzte, z. B. die Sinneshärchen nicht zugegen waren, welche ich am frischen Thier von Clepsine und Nephelis deutlich vor Augen hatte, so lässt sich das bei der so leichten Vergänglichkeit der fadigen Theilchen unschwer begreifen. Auch Eısıc *) glaubt sich dagegen aussprechen zu sollen, dass die Hautsinnesorgane der Egel mit den Seitenorganen der Fische in eine Reihe zu bringen wären, welche abweichende Meinung mir in- sofern auffallend ist, als er bezüglich der von ihm bei Capitelliden entdeckten und eingehend beschriebenen Hautsinnesorgane eine solche Homologie gelten lässt. Hierbei kann ich nicht umhin, die aufgestellten histologischen Angaben mir etwas anders zurecht zu legen, obschon ich allerdings das Object nicht aus eigener Erfahrung kenne. Mir scheint nämlich wahrscheinlich, um nicht zu sagen gewiss, dass das, was von EısıG als „Spindeln und Stäbchen“ beschrieben wird, zu einer Zellenform zusammengehört, wie sie in den Hautsinnesorganen der Fische sowohl als auch der Egel Nephelis und Clepsine zu Tage tritt. Ich halte das Ganze für Zellen, welche nach hinten bauchig erweitert 1) Augen und neue Sinnesorgane der Egel, in: Arch. Anat. u. Phys., 1861. — Tafeln zur vergleichenden Anatomie, 1864. — Haut- decke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879, p. 159. — Zelle und Gewebe, 1885, p. 100, Anmerk. 2. 2) Beiträge zur Kenntniss des thierischen Eies im unbefruchteten Zustande, in: Zool. Jahrb., V. 3, Abth. f. Anat., p. 290. 3) in: Zool. Jahrb., V. 2. 4) a. a. O. 136 F. LEYDIG, sind und dort den Kern umschliessen, während ihr vorderer Abschnitt zu enger Röhre sich verschmächtigt hat, derart, dass in der Ge- sammtheit eine „Stäbchenschicht“ vorgetäuscht werden kann. Nach Ersig wäre das „Stäbchen“ der „plasmatisch fasrige Leib der Faden- zelle“, und die „Spindel“ stellte den „geschwänzten Kern“ vor. Es mag von meiner Seite daher noch einmal darauf hingewiesen sein, dass auch bei Fischen und genannten Egeln durch den canalartig aus- gezogenen vordern Theil des Zellkörpers das Bild einer „Stäbchen- schicht“ entstehen kann, sobald man das Organ im Ganzen nimmt. Auch die „Körner“ anbelangend, so hege ich die Ansicht, dass sie jenen hellen kernartigen Bildungen angereiht werden können, die, was im Vorhergegangenen mehrmals gemeldet wurde, zwischen den Zellen der Seitenorgane sich finden. Allerdings würde dann, wenn diese Auffassung zulässig ist, der bedeutende Unterschied zwischen den Organen der Fische und jenen der Capitelliden hervortreten, dass die „Körner“ bei letztgenannter Gruppe in sehr grosser Menge vor- handen wären: nach den Darstellungen EısıG’s umfassen sie geradezu „haubenförmig“ die Schicht der „Stäbchen“ und „Spindeln“. Be- merkenswerth ist auch, dass die besagten „Körner“, wie unser Ge- währsmann ausdrücklich sagt, auch sonst im Ganglienplexus der Haut und des Darms zugegen sind, was wieder mit gewissen von mir an Fischen gemachten Beobachtungen übereinstimmen würde. Endlich gestatte ich mir noch aus den reichhaltigen Untersuchungen von EısıG einen wichtigen Punkt zu bezeichnen, welcher mit meiner Auffassung, wonach die freien und die im Canalsystem eingeschlossenen Hautsinnesorgane der Fische im Wesentlichen ein und dasselbe sind, zusammentrifit. Der genannte Beobachter, indem er seine an den Capitelliden gewonnenen Wahrnehmungen überblickt, kommt zu dem Ergebnis, dass dort die Becherorgane „diffuse Sinneshügel“ sind, nur viel kleiner die Seitenorgane und im Bau insofern verschieden, als in ihnen die Modification der zelligen Elemente in „Stäbe“ und „Spindeln“ nicht so genau durchgeführt sei; auch bildeten die „Körner“ kein Ganglion. „Im Wesentlichen des Baues stimmen die Becher- organe mit denjenigen der Seitenorgane zusammen“, sagt EısıG an anderer Stelle. Und auch jene Thatsache möchte ich noch heran- ziehen, weil sie zu Gunsten der von mir vertretenen Ansicht spricht, dass bei der Gattung Capitella keine Seitenorgane vorhanden sind, sondern nur „sehr entwickelte Becherorgane“, was also ein Verhalten der beiderlei Organe zu einander bedingt, wie es auch bei Fischen sich einstellen kann. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 137 VII. Hautsinnesorgane und Haargebilde. Bei der charakteristischen Bedeutsamkeit, welche dem Haarkleid der Säugethiere zukommt, liegt es nahe, die Frage aufzuwerfen, ob nicht diese Horngebilde schon bei niedern Wirbelthieren ihre Vor- giinger haben. Die Amphibien gelten nach den gegenwärtigen Vorstellungen als Ausgangspunkt der Säugethiere, weshalb ich mich seiner Zeit schon darnach umgesehen hatte, ob nicht in dieser Thiergruppe Organisationen sich vorfinden, welche auf die Herkunft der Haare der Säugethiere ein Licht werfen könnten. Es gelang mir aber nicht, etwas Derartiges aufzuzeigen, denn die Hornhöcker des Integuments, hervorgerufen durch Verdickung und Erhärtung der Epidermis, liessen sich nicht in diesem Sinne deuten, sondern waren eher den Hornzähnen und Schwielen der höhern Wirbelthiere anzureihen !). Anscheinend glücklicher war MAURER, der sich nach mir die Lösung dieser wichtigen Frage zur Aufgabe gestellt hatte, indem er aus seinen nach dieser Richtung gepflogenen Untersuchungen den Schluss zieht, dass die Hautsinnesorgane niederer Wirbelthiere, ins- besondere der Amphibien, der Boden wäre, auf welchem die Haare der Säugethiere sich entwickelt hätten ?). Gegen die Richtigkeit dieser Lehre habe ich?) Einsprache er- hoben und beschränke mich jetzt darauf, nur einige der Punkte noch einmal zu durchgehen, welche es mir unmöglich erscheinen lassen, der Auffassung des genannten Beobachters beizustimmen. Zuzugeben ist, dass die Haaranlage der Säugethiere sehr ähnlich _ ist der Anlage eines Becherorgans der Fische und Amphibien. Beide stellen wohlabgesetzte Zellgruppen innerhalb der Epidermis vor, wobei ihre zelligen Elemente von länglicher Gestalt sind und aufwärts zu- sammenneigen. Da solche Anlagen der Tiefe der Epidermis ange- hören, so zieht die oberste Epithelschicht über sie weg, und es sind sonach zuerst gedachte Keime völlig von Epithelzellen überdeckt. Ob auch die Hautdrüsen, welche in ihrem ersten Auftreten sich 1) Allgemeine Bedeckungen der Amphibien, in: Arch. Mikrosk. Anat., 1876, Sonderabdruck, p. 115. 2) Maurer, Hautsinnesorgane, Feder- und Haaranlagen, ein Beitrag zur Phylogenie der Säugethierhaare, in: Morph. Jahrb., 1892. 3) Besteht eine Beziehung zwischen Hautsinnesorganen und Haaren? in: Biol. Centralbl., 1893. 138 F. LEYDIG, als Umbildungen gewisser Partien der Epidermis erweisen, in der Form der Anlage ebenfalls den Hautsinnesorganen gleichen, glaube ich zunächst noch in der Schwebe lassen zu müssen. Hingegen war ich in der Lage, darauf aufmerksam machen zu können, dass die Gebilde des Hautausschlags brünstiger Fische, die soge- nannten Perlorgane, in ihrem ersten Beginn mit den Anlagen der Haare und der Hautsinnesorgane übereinstimmen. Auch diese Theile nämlich zeigen sich in ihrem Anfang als abgegrenzte Zellenpartien in der Tiefe der Epidermis, und zwar so, dass in erster Linie die cylin- drisch verlängerten Elemente des Stratum mucosum das Material hierzu abgeben. Ein sich wiederholender Charakter der drei voranstehenden Organe besteht auch darin, dass sie alle in ihrer Anordnung bestimmte Linien einhalten oder Reihen bilden. Wenn nun behauptet wird, dass zwischen den Hautsinnesorganen und den Haargebilden eine bleibende Verwandtschaft sich erhält, so müsste doch auch im Bau der fertigen Organe dies sich ausdrücken, und deshalb schloss ich eine übersichtliche Darstellung von dem an, was mich fortgesetzte Untersuchungen in dieser Beziehung hatten finden lassen. Man kann aber nicht sagen, dass im Bau etwas vor- liegt, was auf eine Uebereinstimmung der Hautsinnesorgane niederer Wirbelthiere mit den Haargebilden der Säugethiere hinweist. Und ich habe dies bezüglich der Amphibien in gleicher Weise durchgeführt wie in Betreff der Fische, unterliess auch nicht in Erinnerung zu bringen, dass schon seit Längerem von mir und Andern die Ansicht begründet wurde, es bestehe in morphologischem Sinn eine Verwandt- schaft der Hautsinnesorgane zum Gehörapparat. Endlich gedachte ich auch noch des Vorkommens verwandter Sinneshügel bei Gruppen wirbelloser Thiere, ohne dass man auch dort eine etwelche Verknüpfung mit Haargebilden vorzunehmen im Stande wäre. Musste ich mich sonach durchaus ablehnend verhalten gegenüber der aufgestellten Behauptung, es bestünde eine Beziehung zwischen den Hautsinnesorganen niederer Wirbelthiere und den Haargebilden der Säugethiere, so hatte sich mir durch vorausgegangene Studien ein neuer Gesichtspunkt aufgethan, von dem aus, wie es mich bedünkte, das Herkommen der Haare der Säugethiere mit grösserer Deutlichkeit erblickt werden konnte. Es waren die Gebilde des Hautausschlages oder der Perlorgane, welche nach meinem Dafürhalten hier in Betracht zu ziehen sind und zwar zunächst, weil sie wie die Haaranlagen in der Tiefe der Ober- Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 139 haut entstehen als wohlabgegrenzte Zellenbezirke ; zweitens weil aus diesem Keimstadium sich Knötchen, Stacheln und Dornen entwickeln können, die dann drittens durch starke Verhornung eine Natur an- nehmen, welche an den, Haarschaft der Säugethiere erinnert. Und endlich fällt auch noch zu Gunsten der hier vertretenen Auffassung ins Gewicht, dass sich die Lederhaut zur Aufnahme des Perlorgans follikelartig einsenken kann. Es kann alsdann ein Hornkegel aus einem „Porus“ hervorstehen. 2 Letztgedachtes Verhalten erinnert aber lebhaft an gewisse „Poren“ am Schenkel der Eidechsen, aus denen ebenfalls Hornkegel hervor- ragen, Theile, in denen ich schon vor Jahren Haarbildungen zu er- blicken glaubte, welche auf niedriger Stufe stehen geblieben seien. Und deshalb däuchte mir auch, dass die Schenkelporen der Eidechsen in den bezeichneten Kreis organischer Bildungen einbezogen werden dürfen. Gegen Voranstehendes hat sich von Neuem MAURER gewendet, mit der Erklärung, dass er seine Ausführungen in gegenwärtiger Frage vollkommen aufrecht erhalte‘). Es liegt mir daher ob, wenigstens auf Einiges nochmals einzugehen. Unser Autor will sechs Formen von Hautsinnesorganen unter- scheiden, von denen eine ausser den Sinneszellen und Schutzzellen noch „Deckzellen“ entwickle, die verschieden sind von dem, was ich als Deckzellen bezeichnete. Es seien Elemente, welche nicht der ober- flächlichen Lage der Epidermis angehören, sondern sie würden vor- gestellt von Theilen der Epidermis, welche an die Längsseite der _Stützzellen angrenzen. In solchen Zellen findet unser Autor die mor- phologische Grundlage für das Oberhäutchen des Säugethierhaares und diese Form der Hautsinnesorgane sei es, von welcher allein die Haar- gebilde der Säugethiere abzuleiten wären. Diesen bestimmten Angaben gegenüber befinde ich mich freilich in einer ungünstigen Lage, weil ich bekennen muss, niemals auf Sinnesknospen gestossen zu sein, an denen eine dem Oberhäutchen des Haares vergleichbare Schicht zu entdecken gewesen wäre, und eben so wenig kamen mir solche vor die Augen, welche etwas einem Haarschaft Aehnelndes gezeigt hätten, auch nicht einmal spurweise. 1) Maurer, Zur Frage von den Beziehungen der Haare der Säuge- thiere zu den Hautsinnesorganen niederer Wirbelthiere, in: Morphol. Jahrb., V. 20. 140 F. LEYDIG, Da ich nun aber daran festhalten möchte, dass MAURER doch irgend eine Bildung vor sich haben muss, die seiner theoretischen Ansicht sich fügte, so darf ich hierzu vielleicht eine Vermuthung äussern. Man trifft auf Sinnesknospen, welche klein an sich, aber in dicker Epidermis liegen: dadurch entsteht eine so bedeutende canalartige Einsenkung von der Oberfläche der Epidermis zur Sinnesknospe herab, dass auf dem senkrechten Schnitt eine Art Spalt zu Stande kommt, dessen Grund von der Sinnesknospe ausgefüllt wird. Sollten nicht die Elemente der Wände des Spaltes es gewesen sein, welche die ,,Deck- zellen“ MAurer’s vorstellen? Ich habe dergleichen Sinnesknospen z. B. in der Haut des Scheitels von Cyprinus carpio ‘gesehen und bemerke noch, dass an Hautstücken, welche in härtenden Flüssigkeiten lagen, die Lichtung des Spaltes geschwunden sein konnte und die begrenzenden Wände durch Zusammenschluss sich alsdann beinahe wie ein solider Strang ausnahmen. Doch würde es immer unmöglich bleiben, histologische Elemente eines Haares daran erkennen zu wollen. Indem ich so, nach wie vor, einen Zusammenhang der Haarge- bilde der Säuger mit Hautsinnesorganen niederer Wirbelthiere be- streite, nehme ich wieder die Gelegenheit wahr, einiger Umbildungen der Sinnesknospen, welche nach andrer Richtung erfolgen, zu gedenken. Es lassen sich z. B. die „Geschmacksplatten‘ der Batrachier hier anführen. Von mir zuerst angezeigt, habe ich sie später als eine „Untergruppe oder engere Abtheilung“ den Organen des sechsten Sinnes eingereiht ') und zugleich hinzugefügt, dass sie wohl bei allen einheimischen Anuren und Urodelen vorkommen mögen, da ich sie bei Rana, Bufo, Pelo- bates und Triton zu Gesicht bekommen hatte”). Fortgesetzte Unter- suchungen ergaben weiterhin — und dies ist für Gegenwärtiges von einigem Gewicht — dass auf der Zunge der Larven von Anuren und Urodelen anstatt der spätern „Geschmacksplatten“ sich gewöhnliche Becherorgane vorfinden, so dass nicht daran zu zweifeln ist, es seien die Geschmacksplatten aus den Becherorganen hervorgegangen ®). Auch die Verwandtschaft der Hautsinnesorgane mit dem Sinnes- epithel im Gehörapparate lässt sich nicht in Abrede stellen. Man darf geradezu behaupten, dass das, was ich einen „linearen Nerven- knopf“ nannte, und eine Crista acustica morphologisch ein und das- selbe sind, und ich habe ausdrücklich erwähnt, dass eine Crista acustica 1) Allgemeine Bedeckungen der Amphibien, 1876. 2) a. a. O., Sonderabdr., p. 54, Anmerk. 1. 3) Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische, 1879. — Zelle und Gewebe, 1885, p. 100. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 141 im senkrechten Schnitt ein auffallend ähnliches Bild mit dem eines Seitenorgans giebt, nach Lagerung, Gestaltung und im feinern Bau. Hingegen halte ich es für irrig, wenn ein Autor behaupten will, es seien jene höchst eigenthiimlichen Organisationsverhaltnisse, welche unter dem Namen „Nebenaugen“ oder „Leuchtorgane“ aus der Haut einer Anzahl von Fischen bekannt wurden, ebenfalls in den Kreis des Seitencanalsystems zu stellen. Denn ich!) vermochte an Scopelus nicht nur den Seitencanal mit seinen „Nervenknöpfen“ im Innern der Schuppenröhrchen zu erkennen, sondern an einer Species (Sc. hum- boldtii) auch noch die feinern Structuren wahrzunehmen, insbesondre auch die Anwesenheit der borstentragenden Zellen. Es bestehen also im Körper dieser Fische das Seitencanalsystem und die Nebenaugen oder Leuchtorgane gleichzeitig. Auch spricht gegen eine nähere Ver- wandtschaft die Thatsache, dass man es im Seitencanalsystem wesent- lich mit epithelialen Bildungen zu thun hat, indessen die Nebenaugen und Leuchtorgane innerhalb der Lederhaut sitzen. Eine andre Frage bleibt immer noch die, ob nicht ein gewisser Zusammenhang zwischen Hautsinnesorganen und Hautdrüsen obwalte, und ich habe erst wieder vor Kurzem die Gründe angedeutet, welche mich bestimmen, die Ansicht von einem derartigen Verwandtschafts- verhältniss nicht ganz fallen zu lassen *). Nach meinen frühern Er- fahrungen am Integument der Amphibien zeigten sich die Hautdrüsen als „Umbildungen gewisser Partien der Epidermis“, und FrAIsse hebt auf Grund seiner Studien an Triton und Plewrodeles hervor, dass die Anlagen der beiderlei Organe ursprünglich nicht zu unterscheiden wären: sie seien sich ganz gleich, und erst später werde klar, was zu Drüsen und was zu Sinnesorganen sich gestalte. Während nun schon aus den Beobachtungen von P. und F. Sarasın an Ichthyophis der . Schluss, dass im frühesten Stadium Hautdrüsen und Hautsinnesorgane von gleicher Bildung seien, keine rechte Stützte erhielt, erklärt jetzt auch MAURER, welcher die Verhältnisse an Larven von Salamandra und Triton untersucht hat, dass die Form der Anlage der beiderlei Organe verschieden und eine Verwechslung unmöglich sei. „Die An- lage der Sinnesorgane stellen stets hohe stäbchenförmige Zellen dar, die eine meilerartige Anordnung erkennen lassen, während die Drüsen- anlage immer durch einen Complex von wenigen kugligen Zellen ge- bildet wird.“ Bezüglich der Säugethiere hatte der Genannte schon 1) Die augenähnlichen Organe der Fische, 1881. 2) In: Biol. Centralbl., 1893, p. 372. 142 F. LEYDIG, früher ausgesagt, dass die Anlagen der Haare und der Drüsen nicht verwechselt werden können, und fügt dem jetzt noch bei, dass die Drüsen stets als Ballen kleiner kugliger Zellen, niemals in Gestalt stäbchenförmiger Zellen in meilerartiger Anordnung sich anlegen. Sollte sonach wirklich ausgeschlossen sein, dass die in die Leder- haut eingesenkten Drüsen in irgend einer Beziehung zu Hautsinnes- organen stehen, so Könnte sich doch die Frage immer wieder dahin wenden, ob nicht die epithelialen Sinnesknospen etwas von der Natur einer Drüse besitzen. Es ist in dieser Hinsicht zwar kaum besonderes Gewicht darauf zu legen, dass CORNALIA, LESSONA und LATASTE die Hautsinnesorgane an den Larven von anuren Batrachiern „erypte mucose“ oder „lignes glanduleuses“ nennen !), da diese Herpetologen die Organe der histologischen Prüfung nicht unterwarfen. Wohl aber haben meine Befunde gezeigt, dass die zelligen Elemente der Sinnes- knospen in Schleim- oder Becherzellen sich umzuwandeln vermögen, und endlich drittens ist an die von F. E. SCHULZE aus der Rachenhöhle der Larve von Pelobates beschriebenen Organe zu erinnern, welche der Genannte für epitheliale Drüsen anspricht, während ich glaube, sie den Becherorganen anreihen zu können. Indem wir nach dieser Abschweifung jetzt zu der Veröffentlichung Maurer’s zurückkehren, haben wir an die Perlorgane des Hautaus- schlages anzukniipfen, deren Kegel oder Dorn im entwickelten Zu- stande mir doch eine solche Bildung vorzustellen scheint, welche dem Haar vergleichbar wird. Nach Maurer zwar bestiinde die ein- zige Aehnlichheit in der Thatsache, dass eine ,,locale intensive Ver- hornung“ von Epidermiszellen stattfinde, während ich an dem Dorn im entwickelten Zustande (bei Phoxinus) Mark und Rinde unter- scheiden konnte: ersteres bestand aus weichern rundlichen Zellen, die Rinde aus stark verhornten platten Elementen, derart, dass man zu- nächst nur eine homogene streifige Partie vor sich zu haben glaubt. Bei Discognathus zeigten sich die äussern Zellenlagen so platt und glashell, dass aufs lebhafteste das Bild des Oberhäutchens des Säuge- thierhaares ins Gedächtniss gerufen wird. Nach all diesem darf ich wohl immer darauf zurückkommen, dass hier an den Dornen des Haut- ausschlags sich doch etwas vorfindet, was den Haaren verwandt ist, während an den Hautsinnesorganen mir bis jetzt nichts vor die Augen kam, was einer Haarbildung sich anreihen lässt. In diesem Punkte 1) Vergleiche meine Bemerkungen in: Die augenähnlichen Organe der Fische, 1881, p. 74. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 143 stehen freilich MAURER und ich weit aus einander: mein Gegner meint, es könne zwar angenommen werden, dass die Perlorgane Vorläufer der Haare seien, aber es wäre dies bis jetzt nicht bewiesen, während sich aus der von ihm durchgeführten Vergleichung eine Ueberein- stimmung im Bau der Hautsinnesorgane mit den Haaren bis ins Ein- zelne ergebe. Bei solchem Auseinanderweichen der Ansichten muss angenommen werden, entweder dass in meinen Beobachtungen eine starke Lücke vorhanden ist oder dass auf andrer Seite der speculative Gedankengang weiter geführt hat, als eigentlich die Thatsachen zu- lassen. MAURER regt übrigens noch einen andern Gedanken an. Ich hatte nämlich schon erwähnt, dass Perlorgane und Hautsinnesorgane sich zum Verwechseln ähnlich ausnehmen können; unser Autor wirft jetzt die Frage auf, ob wir in den Perlorganen „Gebilde vor uns haben, die als das, was sie sind, von vorn herein entstanden oder ob sie nicht vielmehr aus andern Hautsinnesorganen sich herausbildeten“. Durch Untersuchungen, die er nach dieser Richtung anstellte, will er in der That gefunden haben, „dass zwischen Hautsinnesorgannen und Perl- organen gewisse Beziehungen bestehen, die dahin zu formuliren wären, dass an Stelle zu Grunde gegangener Sinnesorgane Perlorgane ent- ständen“. Doch will er auch wieder zugestehen, dass es Perlorgane giebt, die schon als solche angelegt wurden, also nicht auf verödete Hautsinnesorgane als ihre Vorläufer zurückgeführt werden können. Hinsichtlich der „Schenkelporen“ der Eidechsen, über deren Ent- wicklung und Bau Maurer sich eingehend verbreitet, will er nur zu- geben, dass die Tieflagerung und Verhornung eine Vergleichung mit dem Haar gestatten. Die Zapfen für einfachere Formen eines Haares zu halten, wie ich es that, sei „Ansichtssache“, und im Bestreben, ' meine Einwände aus dem Wege zu räumen, spricht er die Vermuthung aus, dass die Hautsinnesorgane mit den Perlorganen und den Schenkel- poren in einem gemeinsamen Boden zusammentreffen, von dem sie sich nach eigner Richtung divergent entwickelt haben. Mir scheint, dass aus dem einstweilen bestehenden Widerstreit der Ansichten doch der Eindruck sich gewinnen lässt, es sei die ganze Frage nicht eine von denen, über welche man ergebnisslos auf lange fort hin und her reden kann, sondern es müsse sich bei fortgesetzter ernster Forschung eine sichere Vorstellung erringen lassen. Mit dem Wunsche, dass dies bald geschehen möge, schliesse ich für den Augen- blick diese Erörterungen. 144 F. LEYDIG, Nachsehrift. Im Begriffe, vorstehende Arbeit abzuliefern, lerne ich ein eben erschienenes Werk kennen, in welchem auch Untersuchungen über die „Endknospen der Barbe und des Aales“ niedergelegt sind. Das Buch betitelt sich: M. von Lennosséx, Beiträge zur Histologie des Nervensystems und der Sinnesorgane, Wiesbaden 1894. Die Mittheilungen beanspruchen ein hervorragendes Interesse. An dem „geschichtlichen Rückblick“ hätte ich freilich Einiges auszusetzen. So finde ich es ungehörig, wenn gesagt wird, ich sei „zufällig auf die Organe gestossen“, während doch die Haltung meiner den Gegenstand betreffenden Arbeit deutlich genug zeigt, dass es sich um eine planmässig durchgeführte Untersuchung der Haut der Knochenfische handelt :). Ferner ist es ganz irrig, wenn es heisst, ich hätte die Becher- organe bloss von der äussern Haut gekannt, hingegen habe F. E. ScHuLze nachgewiesen, dass die besagten Organe in der Schleimhaut der Mund- höhle ihren Hauptsitz einnehmen. Zu dieser Behauptung würde LEN- HOSSEK unmöglich sich verstiegen haben, wenn er sich in der Literatur etwas umgesehen hätte. Nachdem ich nämlich im Jahre 1851 (in: Ztschr. wiss. Zool.) das Vorkommen der Becherorgane über die Haut des Kopfes hin, mit Ausnahme der Stellen, welche als eingeklappte Haut- falten versteckt liegen, dann insbesondere von den Lippen, den Barteln, Schuppentaschen und Flossen angezeigt hatte, meldete ich bald darauf in der Schrift: Anatomisch-histologische Untersuchungen über Fische und Reptilien, 1853, also zehn Jahre vor F. E. SchuLze, dass beim Stör die Verbreitung der Becherorgane von den Lippen „über die Schleimhaut der ganzen Mund- und Rachenhöhle weg, sowohl oben am Gaumen als auch unten auf das Zungenrudiment sich erstreckt“; erst „am Anfang des Schlundes haben die Papillen und ihre Becher aufgehört“. Hierzu gab ich an dem erwähnten Ort auf tab. 1, fig. 1 die Abbildung einer „Schleimhautpapille vom Gaumen“, auf der die „eigenthümlichen becherförmigen Organe den Auswüchsen der Papille aufsitzen“. Das Gleiche sah ich dann bei fortgesetzten Studien auch an den Knochenfischen, und daraufhin enthält meine Histologie, 1857, also immer noch sechs Jahre vor Erscheinen der F. E. Schuuzze’schen Arbeit (1863), die Mittheilung, dass den Papillen der Schleimhaut der 1) Der Autor hat offenbar, wie auch aus Anderm hervorgeht, meinen Artikel gar nicht in die Hand genommen, obschon er denselben citirt — more solito. Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 145 Rachenhöhle „bei Teleosteern und Ganoiden“ die becherförmigen Organe zukommen. Und auch diesmal fügte ich (p. 299, fig. 160) eine Ab- bildung bei, welche „eine Schleimhautpapille des Rachens von Leu- eiscus“ veranschaulicht, „zerspaltet in fünf Ausläufer, an deren Enden becherförmige Organe sitzen.“ Zur Sache selber mich wendend, scheint es mir angebracht zu sein, wenn ich auf eine Zeichnung in meiner ersten Mittheilung (in: Zeitschr. wiss. Zool. 1851) zurückkomme, weil sie das Verhalten der Hautnerven zu unsern Organen ,ohne Anwendung irgend eines Reagens“ vom lebensfrischen Object naturgetreu, wie ich behaupten darf, wieder- giebt (a. a. O. fig. 1). Man erblickt eine Masche des oberflächlichen Nervenplexus, allwo ein Austausch der Fasern statt hat. Die Nerven- fasern sind theils breit und doppelt contourirt, theils fein und blass; ich gab hierzu auch an, dass in den tiefern Plexus die breiten Fasern vorherrschen, während in den höher gelegenen Netzen das Umgekehrte eintrete. Dies erkläre sich daraus, dass man unzweifelhaft gewahre, wie die breiten dunkelrandigen Fasern in ihrem peripherischen Ver- lauf fein und blass werden. In den Schuppentaschen der Schleie (Tinca chrysitis) sah ich übrigens nur feine Fasern. Theilungen der Primitivfasern in 2 und 3 Aeste kamen schön zur Ansicht; die Ein- schnürung der Stammfibrille vor dem Abgang der Aeste war bereits an den Nerven der vom lebenden Thier genommenen Schuppentasche vorhanden, konnte also nicht eine Folge von Veränderung der Nerven- faser sein. Was nun aber noch klar aus der citirten Figur hervor- geht, ist die Erscheinung, dass die vier dort angebrachten, mit einem Sternchen bezeichneten Papillen, auf welche die Becherorgane zu sitzen kämen, ihre Nerven durch Austausch von verschiedenen Stellen der Masche erhalten. | In der damaligen Untersuchung an diesem Punkte angelangt, forschte ich nach der Weise, wie die Nerven am Becherorgan selber endigen. Aus dem lebenden Fisch (Brassen, Abramis brama) eine Schuppentasche ausschneidend, sah ich aus den Nervennetzen ein Bündel von 4, 5, 6 dunkelrandiger Fasern in die Papillen aufsteigen, deren Contouren bis zum Grunde des der Papille aufsitzenden Epi- dermisbechers verfolgt werden konnten. Doch verloren sich die dunkeln Contouren schon eine Strecke yom Ende der Papille, so dass als ge- meinsamer Fortsatz der Fibrillen eine anscheinend homogene Substanz zugegen sich zeigte, die sich bis zum Ende der Papille erstreckte. Ich warf dabei die Frage auf, ob diese blasse Substanz „die von ihrer Zool. Jahrb. Vill. Abth. f. Morph. 10 146 F. LEYDIG, Markscheide entbléssten Axencylinder vorstelle“. Die Beantwortung dieser Frage sei aber wohl erst künftigen Forschungen vorbehalten. Zwei Decennien nachher kam ein neues wichtiges Moment in Be- tracht, indem der französische Forscher Joperr die Gegenwart einer körnig-fibrillären Masse anzeigte, welche an der Basis der Becher- organe, also an der Spitze der Papille sich befinde. Als ich einige Jahre nachher abermals die Organe untersuchte, kam ich bezüglich der feinkörnigen Substanz JoBERT’s zu der Ansicht, dass sie durch die aufgefranzten untern Enden der Zellen des Bechers entstehe, „vielleicht unter Mitwirkung der aus der Papille getretenen Axencylinder der Nervenfasern.“ Hier setzen nun die Untersuchungen LEnHoss£X’s in bedeutsamer Weise ein. Während nämlich bei den von mir und Andern ge- brauchten Methoden keine rechte Klarheit darüber zu gewinnen war, welche Structur der zwischen Papille und Becherorgan befindlichen Masse zukomme, findet jetzt der genannte Histologe auf Grund eines neuern Untersuchungsverfahrens, dass die JOBERT’sche körnig-fibrilläre Substanz ein Büschel zarter, durcheinander gewirrter Fasern von nervöser Natur sei, und von dieser nervösen Scheibe aus erheben sich die eigentlichen Endfasern. Letztere treten aber nicht zwischen die Zellen der Becherorgane ins Innere, sondern ziehen nur an der Aussen- seite empor und können hierbei auch wohl mit kleinen Terminal- knépfchen aufhören. Ein Uebergang von Nervenfasern in Sinneszellen wird durchaus in Abrede gestellt. Wenn ich nun übrigens die Befunde LennosséxK’s mit den eigenen, allerdings nur fragmentarischen Wahrnehmungen zusammenhalte, so glaube ich darin eine Bestätigung meiner Ansicht über das Endver- halten der Nerven erblicken zu können. Denn was ergiebt sich aus dem Vergleiche der beiderseitigen bildlichen Darstellungen andres, als dass der Inhalt der Nervenröhren, nach Zurücklassen der binde- gewebigen Scheide und deren Uebergang in ein Netzwesen, durch die Epidermis und die Becherorgane intercellular sich verbreitet, hier aber erst durch gewisse Hilfsmittel sich anschaulich machen lässt. Die Vermuthung möchte ich auch äussern, dass die von JOBERT erwähnten stark lichtbrechenden Kerne an der Basis der Becherorgane wohl dasselbe sind, was ich oben vielfach als kernartige, sich besonders stark färbende Bildungen zur Sprache brachte. Und noch eine zweite Vermuthung drängt sich mir auf: sollte nicht die „gangliöse An- schwellung“ am Nerven des Becherorgans vom Embryo des Salmo, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 147 welche ich auf Taf. 5, Fig. 31 5 abbilde, zur spätern JOBERT’schen Scheibe Bezug haben ? Und was endlich immer wieder erwähnt zu werden verdient, ist der Wechsel in gewissen Eigenschaften, welcher uns an den Becher- organen auffällt. Die Härchen z. B. am freien Ende der Zellen, in dem einen Fall so deutlich, fehlen ein andermal ganz; der Secret- raum im Innern der Zellen kann zugegen sein, dann wieder nicht. Das basale Ende der Zellen, hier einfach quer abgeschnitten, ist dort in Zacken und Fortsätze bis zur Netzbildung ausgezogen. Die Mantel- zellen können vom Charakter einfacher Cylinderzellen sein oder in ihrer Sonderung mit den Innenzellen übereinstimmen. Es fragt sich, ob man in allen solchen Fällen lediglich verschiedene Zustände im Leben eines und desselben Organs vor sich hat oder ob bleibende, typische Abweichungen damit ausgedrückt werden. Auch bezüglich der Nerven- endigung selber schien es mir schon seiner Zeit, dass hierin nach den Gattungen der Fische Verschiedenheiten sich ausprägen und Aehn- liches geht auch aus den Darlegungen LENHOSSÉK’S hervor. Man sieht eben, dass auch auf diesem Gebiete noch gar Vieles erst zu ordnen ist, bevor man im Stande sein wird, das Ganze klarer zu überschauen. Würzburg, im Mai 1894. Erklärung der Abbildungen. Tafel 1. Alle Figuren beziehen sich auf Discognathus lamta. Fig. 1. Kopf des Fisches, schwach vergrössert: man sieht die Vertheilung der Hautsinnesorgane, der Poren des Seitencanalsystems, der Gruben für die Perlorgane. Fig. 2. Untere Fläche der Schnauze, ebenfalls bei Vergrösserung mit der Lupe: „Saugscheibe* und Papillarzone an der Ober- und Unterlippe. Fig. 2a. Cuticulare Dornen der Epidermis. Fig. 3. Schuppe der Seitenlinie: ein Röhrchen des Seitencanals, freie Hautsinnesorgane. Fig. 4. Papillen vom Rande der Scheibe: am Gipfel von zweien, links, ein Epidermispfropf; rechts zwei Becherorgane. 10* 148 F. LEYDIG, Fig. 4a. Papille mit Becherorgan, an dem der Uebergang der Cylinderzellen des Epithels in die Mantelzellen des Becherorgans zu sehen ist. | Fig. 5. Kopfgrube mit Hornkegel im senkrechten Schnitt bei mässiger Vergrüsserung. Aus dem Boden der follikelartigen Einstülpung erheben sich drei schmale Papillen in die Zellenmasse. Fig. 6. Hautoberfläche der Schnauze, gering vergrüssert: man unterscheidet drei Kopfgruben und zahlreiche Becherorgane. Die hellen Ringe dazwischen deuten die Schleimzellen an. Die dunkeln Flecken stellen verästigte Pigmentzellen vor. Fig. 7. Kopfgrube von oben und stärker vergrössert: der sich hervorwölbende Epidermispfropf. Tafel 2. Fig. 8. Röhrchen des Seitencanals von Discognathus im optischen Schnitt, mässig vergrössert: es sind zwei Sinneshügel, in geringer Ent- fernung von einander, zugegen. Fig. 9. Schnitt durch die Lederhaut von Leucaspius delineatus. Zwei Schuppen (a), umgeben von Lymphräumen (b), den Schuppen- taschen. Fig. 10. Zwei seitliche Ausläufer eines Schuppenröhrchens des Seitencanals, durch welche Blutcapillaren treten, von Discognathus. Fig. 11. Oberfläche einer Schuppe der Seitenlinie von Discognathus, mässig vergrössert: links zwei freie Hautsinnesorgane; rechts ein Porus der Seitenlinie; zahlreiche Schleimzellen und oberste Lage der Epi- dermiszellen. Fig. 12. Kopfhaut von Cyprinus carpio im senkrechten Schnitt, mässige Vergrösserung: ein Becherorgan sitzt der Lederhaut unmittel- bar auf (nicht auf einer Papille) und liegt so in der Tiefe der dicken Epidermis, dass ein Spalt oder Canal von oben sich herabzieht. Fig. 13. Perlorgan in seiner Entstehung von Cyprinus carpio. Fig. 14. Senkrechter Querschnitt durch die Gegend der Seiten- linie von Gobio fluviatilis. Mässige Vergrösserung. Am Seitencanal sind sichtbar: das Epithel mit den Schleimzellen, die bindegewebige Wand, die osteoide Umhüllung; die dunkel gehaltenen Partien im ganzen Schnitt bedeuten Schuppenkörper. Grosse Lymphräume mit Gerinnsel in der Lederhaut (a). Seitlicher Lymphcanal unterhalb des Coriums (b). Fig. 15. Gobio fluviatilis, Längsschnitt durch den Seitencanal bei geringer Vergrösserung: man sieht, dass derselbe nicht unterbrochen ist. Zwei Poren; Lage zweier Sinneshügel in der Nähe der Poren. Tafel &. Fig. 16. Senkrechter Schnitt durch die Haut der Seitenlinie von Gobio fluviatilis, mässig vergréssert. Im Seitencanal sichtbar: das Sinnesepithel und das gewöhnliche Epithel, in letzterm Durchschnitte Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. 149 von Lymphgiingen, rechts und links vom Sinnesepithel. In dem untern Theil der Lederhaut Züge, welche an glatte Muskeln gemahnen. Grössere und kleinere Lymphräume; die zwei sehr umfänglichen enthalten noch Lymphgerinnsel. Schuppe und Schuppenröhrchen sind, um sie besser abzuheben, dunkel gehalten. Fig. 17. Längsschnitt durch ein Schuppenröhrchen von Gobio fluviatilis, mässig vergrössert. a Osteoide Wand; b bindegewebige Schicht der Wand; c abgehobenes Epithel; d Lymphräume im Epithel; e zum Seitenorgan tretender Nerv. Fig. 18. Andrer Längsschnitt durch ein Stück des Seitencanals von Gobio fluviatilis, Vergrösserung wie vorhin. @ Lichtung des Canals; b Porus; c Epithel; d Lymphraum im Epithel um ein von unten sich darstellendes Seitenorgan. Fig. 18a. Vom Embryo des Salmo fontinalis: zwei Seitenorgane und ihre Ausläufer. Fig. 19. Scheitel von Rhodeus amarus; geringe Vergrösserung. Anordnung der freien Hautsinnesorgane in Bogenlinien und Gruppen. Fig. 20. Stückchen frischer Epidermis vom Kopf des Rhodeus amarus; Flächenansicht; gering vergréssert. Um die Becherorgane (a) ziehen lichte Hohl- oder Lymphräume. Tafel 4. Fig. 21. Einige Schuppen von Rhodeus amarus, gering vergrössert. a Freie Hautsinnesorgane in Bogenlinie stehend und umgeben von lichten Lymphräumen, die sich auch weiterhin im Epithel erstrecken. b Chromatophoren. Die Schleimzellen sind angedeutet an einer Stelle durch helle Ringe. Fig. 22. Perlorgane der Schnauze von Rhodeus amarus im senk- rechten Schnitt, mässig vergrössert. In der Lederhaut der Umgebung Capillargefässe und Nerven. Fig. 23. Seitenlinie von Malapterurus electricus, von der Fläche; gering vergrössert. a Papillen der Lederhaut; 6 Canalis lateralis: Stück davon mit Knochenhülse; c papillenförmiger Porus, entspricht der ' Fig. 28 auf Taf. 5 von Salmo; d die zwei den Seitencanal begleitenden Lymphgänge. Fig. 24. Wand des Canalis lateralis von Malapterurus im Längs- schnitt; mässig vergrössert. a Derbes Bindegewebe; b weiche binde- gewebige Schicht; in ihr entsteht e die Knochenhiilse; d Epithel. Fig. 25. Salmo fontinalis, Embryo; Schnitt durch die Gegend der spätern Seiteniinie; mässig vergréssert. a Ein noch freies Seitenorgan ; b Seitenlymphgang; c Nervus lateralis. Tafel 5. Fig. 26. Senkrechter Querschnitt durch die Gegend der Seiten- linie von Malapterurus electricus, mässig vergrüssert. a Papillen der Lederhaut; b Canalis lateralis: in ihm ein Sinneshügel; ¢ die den Seiten- canal begleitenden Lymphgänge. 150 F. LEYDIG, Fig. 27. Senkrechter Querschnittt durch die Gegend des Seiten- canals von Salmo fontinalis, gering vergrössert. a Epidermis; b Leder- haut: in ihr Lymphräume, welche die Schuppen umschliessen und die Knochenhülse des Seitencanals; e Unterhautbindegewebe: in ihm der seitliche Lymphgang; unter ihm der Nervus lateralis, ebenfalls umgeben von einer Lymphhöhlung. Fig. 28. Papillenförmiger Porus des Seitencanals von Salmo fon- tinalis, nebst Sinneshügel und zwei Nebenröhrchen des Knochencanals ; gering vergrössert und etwas schematisch. Fig. 29. Embryo von Salmo fontinalis. Beginnende Einsenkung der Haut zur Aufnahme des bis dahin freien Hautsinnesorgans. Fig. 30. Embryo von Salmo fontinalis, Scheitelgegend zwischen den Augen. Rinnenförmige Einstülpung der Haut für die Sinnesorgane ist tiefer geworden, und es beginnt die knöcherne Umhüllung sich zu bilden. Fig. 31. Von der Schnauze eines Embryo des Salmo fontinalis, mässig vergrüssert. a Epidermis, abgehoben, in ihr ein Becherorgan, dessen Zellen in stärkere Börstchen ausgehen ; b Nerv für das Becher- organ, mit zelliger (gangliöser) Anschwellung; ce Mesoderm. Fig. 32. Von der spätern Kiemengegend des Embryos von Salmo fontinalis. Hautsinnesorgane hier dicht zusammengerückt und zum Theil von besonderer Grösse. Fig. 33. Von Salmo fontinalis, Embryo, Gegend des Seitencanals, senkrechter Schnitt. Der zur Sinnesknospe gehende Nery (a) tritt hier durch den lateralen Lymphgang; unterhalb des letztern der Neryus lateralis im Durchschnitt. Fig. 34 Aus der Epidermis eines jungen Thiers von Rhodeus amarus. Mässige Vergrösserung. a Verbindungsstrang zwischen zwei Hautsinnesorganen; b Lymphgang in der Epidermis. Tafel 6. Alle Figuren, mit Ausnahme von Fig. 42, 43 und 44, mässig vergrössert. Fig. 35. Durchschnitt durch die Epidermis und den obern Theil der Lederhaut vom erwachsenen Salmo fontinalis. a Canalis lateralis; b grössere Lymphräume, ausserdem noch kleinere; ¢ Schuppe. Fig. 36. Durchschnitt von der Haut des Unterkiefers der jungen Anguilla vulgaris. Netzwerk mit Kernen zwischen Epidermis (a) und Lederhaut (b). Fig. 37. Durchschnitt aus dem Unterkiefer von Anguilla vulgaris. a Canal mit Seitenorgan, eigenthümlichem Körper in der Lichtung des Canals über dem Organ; b Nerv, Fig. 38. Seitenorgan aus einem der Kopfcanäle der Anguilla vul- garis. Die Zellen sind zu Becherzellen umgewandelt; in der Lichtung des Canals über dem Organ erscheint abermals der eigenthümliche Körper (a). Fig. 39. Hautsinnesorgan aus dem Canal des Unterkiefers von Anguilla vulgaris. Eine deutliche Cutieula begrenzt die Lichtung. en nenn de. LLLP AES En 7 4 En Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische, 151 Fig. 40. Ein gleiches Organ von unten angesehen. Die , Wander- zellen“ bilden durch ihre Ausläufer ein Netzwerk. Fig. 41. Aus einem Kopfcanal mit Hautsinnesorgan von Anguilla vulgaris, an dem sich die maschige Auflösung der Nervenscheide zeigt. Die helle Stelle ist Lichtung des Canals. Fig. 42. Eine Nervenröhre für sich und das Auseinandergehen der Nervenscheide in ein Maschenwerk. Uebergang des Nervenmarkes in einen intercellulären Streifen, der knopfförmig endet. Schematisch. Fig. 43. Schnauze der jungen Anguilla vulgaris, unter der Lupe gezeichnet: a vordre, b hintre Nasenöffnung; c Poren der Kopfcanäle. Fig. 44. Längsdurchschnitt durch den Kopf der jungen Anguilla vulgaris, gering vergrössert: @ hintre, b vordre Nasenöffnung. Mehrere der Kopfcanäle sind stückweise getroffen. Tafel 7. Alle Figuren mässig vergrössert, ausgenommen Figur 48, 49, 51a. Fig. 45. Querschnitt durch die Gegend der Oberkinnlade, zwischen den beiden Nasenhöhlen, junge Anguilla vulgaris. Zeigt die Verbin- dung des betreffenden Kopfcanals von rechts und links zu einer queren Schlinge (a). Fig. 46. Aus demselben Thier eine seitliche, schlingenförmige Ver- bindung der Kopfcanäle, in der Gegend der Oberkinnlade. Zwei Sinnes- hügel im Epithel. a Porus. Fig. 47. Von Salmo fontinalis, Hautdurchschnitt. a Epidermis; b weicherer oberer Theil der Lederhaut; c derberer unterer Theil der Lederhaut; d Wurzel einer Schuppe, in welche sich eine Strecke weit eine Art Pulpe erstreckt. Fig. 48. Längsschnitt durch die Lederhaut von Salmo fontinalis. a Seitlicher Lymphgang im Unterhautbindegewebe; aus ihm erhebt sich ein Ast nach oben, welcher sich mit den die Schuppen umschliessenden Lymphräumen verbindet. Fig. 49. Scheitel eines Brutfischchens von Salmo fontinalis, gering vergrüssert. Der über dem Auge herziehende Kopfcanal verbindet sich nicht bloss im Nacken mit dem der andern Seite, sondern auch in der Schnauze durch eine Schlinge. Fig. 50. Junge Anguilla vulgaris: Durchschnitt durch die Crista _acustica der Ampulle eines Bogenganges. q@ Sinnesepithel, eine Furche der bindegewebigen Leiste ausfüllend; b Nerv. Fig. 51. Aus dem Sacculus des Ohrlabyrinthes von demselben Thier: Zusammenhang des Otolithen (a) mit der Cupulaschicht (b). Fig. 51 a. Endverhalten der Nerven im Sinnesepithel des Ohr- labyrinthes, halbschematisch. Nach Präparaten aus dem Embryo von Salmo fontinalis. Fig. 52. Von Salmo fontinalis, Längsschnitt durch die Haut, ge- ring vergrössert. a Epidermis; b Lederhaut, in ihr verläuft c der Seiten- canal; d Unterhautbindegewebe, in ihm e der Seitenlymphgang; f Seiten- nerv, umgeben von einem Lymphraum, 152 F. LEYDIG, Integument und Hautsinnesorgane der Knochenfische. Inhaltsübersicht. Einzeluntersuchungen. Seite 1. DIIRERBEHUR sine ode ee |. CU NN 1 AO EAN RD Ve UT a ST RTE HE Come Duovmtlıa, Sle ra ek ft kk ae Re nu Lune ta Lou dan «6 ta 2. -LONORBNS “GAUNGRUI 1) us gy ear ob re | oi = PNR VI Malapterurus electricus . . . BEN OP VENEN Tu ee VII. Salmo fontinalis. — Salmo dann oo es 24h 115% Nail, Anguilla vulgaris . . . 4 u 2... 2 2,0 he Rückblicke und Allgemeineres. . Plage 24516 2211211 SNS MR OS RS ECO) AN SL OO AR eee IV. LOdeMNAUE nus te Li à Me ns ee ent HT! Booherorgane. t. Cri ON ANR toe SN RE IV. Seitenorgane .. J sb dich ho Et Ba TOG V. Kopfcanäle, Barker era alt tie VL Sinnesepithel im Gehôrlabyrinth . . . . . . . . . 130 VII. Hautsinnesorgane der Anneliden . . . . . . . . . 135 VII. Hautsinnesorgane und Haargebilde . . . ... . . . . 137 Maebsohl A "si; sinn iat) ANNE. mal CCE NOTÉE Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten, Die Metamorphose des Süsswasserschwammes, (Aus dem zoologischen Institut der Universität Strassburg.) Von Dr. Bernhard Nöldeke in Strassburg i. E. Hierzu Tafel 8 und 9. Einleitung. „Die bisherigen Untersuchungen über die Entwicklung der Spon- gien aus dem befruchteten Ei haben noch kein einheitliches Bild für die Entwicklungsgeschichte dieser Gruppe ergeben und stehen vielfach unter einander im Widerspruch.“ Dieser von HEIDER (9, p. 1) 1890 ausgesprochene Satz hat, ob- gleich in den letzten Jahren mehrere dieses Gebiet behandelnde Arbeiten erschienen sind, auch heute seine Gültigkeit nicht verloren. Den grössten Fortschritt bezeichnet in dieser Frist entschieden das grosse Werk von DELAGE (4) über die Embryogenie der Schwämme auf Grund seiner Untersuchungen an Spongilla, Esperella, Reniera und Aplysilla. Stehen scheinbar auch einzelne Species noch ausser- _ halb des von diesem Forscher für die Spongienentwicklung aufge- stellten Rahmens, so schien doch wenigstens nunmehr eine Grund- lage für eine einheitliche Auffassung auf diesem Gebiet von neuem vorhanden zu sein, nachdem die von GOETTE in seinem Werke über die Spongillenentwicklung (7) aufgestellten Thesen durch die Arbeit von Maas (12) anscheinend widerlegt waren. Jedoch sind die von DELAGE beschriebenen Vorgänge bei der Metamorphose der Larven zum fertigen Schwamm zum Theil so sonderbarer Art, dass eine Bestätigung derselben durch Nachunter- suchungen entschieden wünschenswerth und nöthig ist. Für die marinen Kieselschwämme steht eine neue Bearbeitung in naher Aussicht. Denn schon vor dem Erscheinen der definitiven Arbeit 154 BERNHARD NOLDEKE, DELAGE’s veröffentlichte Maas im Februar 1892 eine vorläufige Notiz über die Entwicklung von Esperia (14); was jedoch gerade die Vor- gänge bei der Geisselkammerbildung anbelangt, so findet sich hierüber in dem kurzen Bericht keine nähere Angabe. Wir müssen daher die ausführliche Arbeit von Maas abwarten !), um in ihr eine Bestätigung oder Widerlegung DELAGE’s zu finden, soweit seine Angaben die marinen Kieselschwämme betreffen. Eine von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Facultät der Universität Strassburg gestellte Preisaufgabe, deren Bearbeitung ich unternommen, verlangte eine entsprechende Untersuchung am Süss- wasserschwamm, dessen Ontogenie nach DELAGE weder mit GOETTE’S noch Maas’ an demselben Thier gemachten Beobachtungen in Einklang zu bringen war. Vor den schon erwähnten Autoren war es insbesondere LIEBER- KÜHN, welcher in einer Reihe von Arbeiten Spongilla und speciell ihre Entwicklungsgeschichte behandelte (10, 11 u. a.). Seine vorzüglichen biologischen Angaben besitzen noch heute ihren vollen Werth, während in Anbetracht der unvollkommenen Mittel und Methoden, die ihm bei seinen Beobachtungen zur Verfügung standen, seine embryologischen Untersuchungen kaum mehr als eine historische Bedeutung haben, da das Resultat derselben natürlich nur in groben Zügen die Entwick- lung des Schwammes aus der Larve geben konnte. Sein Ergebniss ist kurz folgendes: Die eiförmigen, bewimperten Larven, „Schwärm- sporen“, gehen nach ihrer Festsetzung ziemlich rasch in einen sehr flachen Kuchen über, aus welchem sich dann allmählich die junge fertige Spongilla entwickelt. Wir finden in den Arbeiten LIEBERKÜHN’S auch zwei interessante Beobachtungen, die wir bei GOETTE wieder antreffen, nämlich die, dass die Larven mitunter schon im Mutterleib ihre Entwicklung so weit durchmachen können, dass sie ihr Wimperepithelium verlieren, und ferner, dass letzteres sich an den freischwärmenden Larven in Fetzen ablösen könne (11, p. 389; 10, p. 11). Die nächste wichtigere Mittheilung über die Spongillenentwicklung veröffentlichte 1878 Ganın (6). Sich vollständig auf den Boden der Keimblättertheorie stellend, fasst er die Larve des Siisswasserschwammes als aus drei Keimblättern zusammengesetzt auf, deren innerstes die Magenhöhle einschliesst. Wie die strenge Durchführung der Theorie es erfordert, gehen alle Blätter in die entsprechenden Schichten über. 1) Siehe Nachwort. I ER BE Fr Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 155 Wahrend das Ectoderm bei der Metamorphose zur Epidermis wird, geht das Entoderm in die epitheliale Auskleidung der innern Hohl- räume mit Ausnahme der des Subdermalraumes über. Letzterer ist nach GANIN’S Auffassung auf eine echte Leibeshöhle zurückzuführen, während das ganze Canal- und Kammersystem auf Ausstülpungen der Magenhöhle beruhen soll. Das larvale Mesoderm bildet sich in das Parenchym um. Zu vollständig andern Resultaten kommt GoETTE in seiner 1886 erschienenen Arbeit (7). Nach diesem Autor geht der’ ganze fertige Schwamm nur aus dem larvalen Entoderm hervor, unter welchem Namen Gantn’s Meso- und Entoderm zusammengefasst wird; das Ectoderm geht durch Abstossung oder Atrophie zu Grunde. Auch die „Entodermhöhle“, welche mit einer Gastrulationshöhle in keiner Weise homolog ist, verschwindet bei der Metamorphose spurlos. Daher können weder die Geisselkammern noch irgend welche andern Hohl- räume auf sie zurückgeführt werden, sondern sie müssen als vollstän- dige Neubildungen aufgefasst werden. In den Geisselkammern ins- besondere haben wir Producte einer eigenthümlichen Zellknospung zu sehen, in Folge deren sich die definitiven Geisselzellen aus dotter- haltigen Zellen durch Hypertrophie bilden, nachdem die Dottersub- stanzen sich in Zellkerne umgewandelt haben '). Während der Meta- morphose ist die Zeitfolge der Erscheinungen einer grossen Unregel- mässigkeit unterworfen (7, p. 13). Auf Grund seiner Befunde wies dann GOETTE auf den Parallelismus zwischen der geschlechtlichen und der ungeschlechtlichen Fortpflanzung von Spongilla hin, da die Vorgänge bei der Entwicklung aus den Gemmulis keine andern seien als die bei der Larvenmetamorphose sich zeigenden; denn die Gemmulamasse unterscheide sich in keiner Weise von einem ectodermlosen, noch indifferenten Larvenentoderm (7, p. 25). Im schärfsten Widerspruch zu allen Angaben GoETTE’s stehen diejenigen von Maas (12), welcher, wieder auf Gantry zurückgehend, drei differenzirte Gewebsschichten für die Spongillenlarve feststellte, deren äussere die Epidermis, deren mittlere das Parenchym und deren innere die Auskleidung der innern Hohlräume bilden solle. Zumal den Uebergang des larvalen Ectoderms in die spätere Epidermis hielt er für zweifellos, da er ihn nicht nur durch seine Dauerpräparate er- 1) Siehe Seite 178. 156 BERNHARD NOLDEKE, wiesen fand, sondern ihn sogar am lebenden Thier mit Hiilfe eines Horizontalmikroskops beobachtet haben wollte. Die grosse larvale Höhle will er auf eine von aussen her erfolgende Einstülpung zurückführen, fasst sie also als echte Magenhöhle auf. Aus ihr sollen sich durch Ausstiilpungen alle definitiven Hohlräume bilden. Diese Angaben fanden keine Bestätigung bei einer von DELAGE ausgeführten Nachuntersuchung. Dieser Autor ist zu Resultaten ge- kommen, welche mit keinen frühern Beobachtungen im Einklang stehen. Wie GOETTE constatirte auch er den entodermalen Ursprung der Epi- dermis; jedoch geht nach ihm das Ectoderm nicht verloren, sondern wandert nach der Anheftung der Larve in das Innere derselben, wo seine Zellen nach Auflösung ihres gegenseitigen Zusammenhangs von Parenchymzellen aufgenommen werden sollen. Nach einer bestimmten Zeitdauer erlangen sie ihre Freiheit wieder und werden nun zur Bildung von Geisselkammern verwendet, welche wie die andern Hohl- räume Neubildungen sind, da auch er ein spurloses Verschwinden der larvalen Höhle beobachtet hat. Nach ihm sind kleine, von GOETTE und Maas schon in der freien Larve gefundene und von diesen Au- toren als Geisselkammeranlagen gedeutete Hohlräume auch vorüber- gehende Bildungen und dürfen schon als entodermale Producte in keiner Weise in Beziehung zu den aus dem larvalen Geisselepithel entstehenden Geisselkammern gebracht werden. Die epitheliale Aus- kleidung der Canäle ist aber entodermalen Ursprungs. Nach dieser Arbeit ist noch eine kurze diesbezügliche Mittheilung von WELTNER (20) erschienen, welcher experimentell die Frage über den Zusammenhang des Ectoderms und der Epidermis zu lösen ver- sucht hat und dabei zu dem leider nicht genügend erläuterten Resultat gekommen ist, dass künstlich ihres Ectoderms beraubte Spongillenlarven sich trotzdem zu normalen Schwämmen entwickelten. Wie aus diesem Ueberblick ersichtlich ist, ist für Spongilla die Entwicklungsgeschichte noch in keiner Weise klargestellt. Auf einer Seite stehen diejenigen Forscher, welche die Keimblättertheorie allge- mein gültig und daher auch für den Süsswasserschwamm consequent durchgeführt wissen wollen. Auf der andern Seite finden sich die Autoren, welche in der Ontogenie von Spongilla einen eigenartigen Typus erblicken, der mit dem bei den übrigen Metazoen festgestellten nicht harmonirt. Was aber die Schicksale des larvalen Ectoderms sowie die Bildung der Geisselkammern anbelangt, herrscht bei ihnen keine Uebereinstimmung. 2 PP RE eier er N Die Metamorphose des Süsswasserschwammes. 157 Wie ich hier gleich vorgreifend bemerken will, stehen auch meine Resultate in einzelnen, und gerade in diesen wichtigen Punkten mit den bisher vorliegenden Angaben nicht im Einklang. Material und Untersuchungsmethode. Das Material zu meinen Untersuchungen lieferte mir die Ill sowie zum Theil auch die auf Elsässer Seite gelegenen Altwasser des Rheins. Besonders häufig fand ich Spongilla an allen Schleusen, welche in der Stadt und vor derselben in der Ill angelegt sind. Ich habe bei meiner Arbeit sowohl die Larven von Spongilla fluviatihs wie auch die von Sp. lacustris verwendet. Um das nöthige Material zu erhalten, wurden vom Boote aus die Spongillenkrusten möglichst sorgfältig mit einem Kratzer von ihrer Unterlage abgelöst, sofort an Ort und Stelle auf ihre Trächtigkeit untersucht und die für die Untersuchung brauchbar erscheinenden Stücke in grosse, Elodea canadensis enthaltende Gläser vertheilt; die ganze Procedur wurde, soweit irgend möglich, unter Wasser vorge- nommen. In meinem Arbeitszimmer hielt ich Spongilla in grössern Aquarien, deren Wasser sowohl durch eine langsame Durchlüftung als auch durch Pflanzen den nöthigen Bedarf an Sauerstoff zugeführt erhielt. Die unter diesen Verhältnissen bald zahlreich ausschwärmenden Larven wurden auf kleinere Gläser vertheilt, in denen ihnen genügend Gelegenheit geboten war, sich an Pflanzen — besonders günstig in jeder Beziehung erwies sich Elodea — festzusetzen. Als Conservirungsflüssigkeit verwendete ich, nachdem ich die _ verschiedensten Proben gemacht, am liebsten die FLEmmine’sche Chrom- osmiumessigsäure. Die besten Präparate erhielt ich, wenn ich nur wenige Tropfen der Säure in das kleine, den Larven zum Aufenthalt dienende Standgläschen gab. Die dabei entstehende starke Verdün- nung der Conservirungsflüssigkeit verhinderte jede Schrumpfung sowie auch jede plötzliche Formveränderung, die bei Anwendung starker Lösungen leicht eintreten und bei der Untersuchung irreführende Bilder hervorrufen können. Für die so conservirten und in üblicher Weise gehärteten Larven erwies sich nach mehreren Versuchen mit den verschiedensten Färb- mitteln die Tinction mit Boraxcarmin als die weitaus beste und wurde daher weiterhin allein angewendet. Behufs Herstellung der Schnitt- serien bettete ich die Präparate in Paraffin ein. 158 BERNHARD NOLDEKE, Betonen will ich ausdrücklich, dass die nach den Angaben DE- LAGE’s mit Alkohol und Mayer’schem Carmin hergestellten Präparate an Deutlichkeit und Schärfe der Contouren hinter den auf oben an- gegebene Weise angefertigten bedeutend zurückblieben. Die Untersuchung wurde ausgeführt im Zoologischen Institut der Universität Strassburg während der Sommer 1892 und 1893. Es ist mir ein Bedürfniss, an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. GoETTE, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen für das Interesse, welches er mir während meiner ganzen Studienzeit be- wiesen hat. Auch Herrn Privatdocenten Dr. von WAGner bin ich für viele freundschaftliche Rathschläge zu grossem Danke verpflichtet. I. Theil. a) Die freie Larve. Da ich meine Untersuchungen lediglich auf die Metamorphose der Spongillenlarve beschränken wollte, habe ich über prälarvale Stadien keine eigenen Beobachtungen gemacht. Soweit solche für das Ver- ständniss späterer Verhältnisse nöthig sind, werde ich mich auf die diesbezüglichen Mittheilungen von GANIN, GOETTE und MAAs beziehen. Ich beginne sofort mit der Beschreibung der freien Larve, auf die ich trotz aller Angaben der frühern Autoren doch etwas ausführlicher eingehen muss. Die Spongillenlarve besitzt eine eiförmige Gestalt; ihren breiten, beim Schwimmen stets nach vorn gerichteten Theil bezeichne ich wie die frühern Forscher als Scheitelpol, die Längsaxe als Scheitelaxe. Die Undurchsichtigkeit, welche der Larve eine milch- weisse Färbung verleiht, lässt sie trotz ihrer Kleinheit schon mit freiem Auge erkennen und in ihren ruhigen Bewegungen deutlich und genau verfolgen. Ein dichtes Wimperkleid dient ihr zur Locomotion. Wie alle Schwammlarven ist auch sie ziemlich lichtscheu. Bei ihren Bewegungen hat schon MAAs ein actives Schwimmen „mittels der Wimpern“ beobachtet. Dabei sind die senkrechten Hebungen und Senkungen anscheinend ihre Lieblingsbewegungen. Jedoch bietet ihr häufiger Aufenthalt am Wasserspiegel dem Be- obachter genügend Gelegenheit, sie auch in ihren andern Schwärm- richtungen zu verfolgen. Dabei sieht man häufig eine stark geneigte Haltung des Thierchens, so dass die Scheitelaxe einen schiefen Winkel mit der Wasseroberfläche bildet. Während bei diesem Schwimmen Die Metamorphose des Süsswasserschwammes. 159 stets der Scheitelpol nach vorn gerichtet ist, finden wir ihn bei den Senkungen nach oben, also in der Bewegungsrichtung nach hinten ge- richtet. Bei dieser Ausnahme yon der Regel haben wir es wohl nicht mit einem activen Schwimmen, sondern mit einem Sichfallenlassen zu thun. Während Gorrre in den Wasserströmungen die Ursache für die Bewegungsrichtungen der Larven erblickte, hat DELAGE versucht, die die Thierchen in verschiedener Intensität treffende Beleuchtung als die richtende Kraft hinzustellen. Soweit die allgemein constatirte Flucht aus dem Hellen in das Dunkle in Frage kommt, hat diese Hypothese viel Verlockendes an sich; jedoch alle Bewegungen dürften hierdurch allein doch nicht zu erklären sein. Auch giebt DELAGE zu, dass diese Auffassung noch durchaus unerwiesen ist, hofft aber, dass genaue Untersuchungen eine Lösung der Frage in jener Richtung ergeben könnten. Wie Maas den Larven eine ausserordentlich lebhafte Bewegung zuschreiben kann (12, p. 537), ist mir nicht verständlich geworden. Denn meistens ziehen sie, falls sie sich an der Wasseroberfläche halten, ruhig und gemessen ihre Kreise. Ueber die histologische Zusammensetzung der Larve können uns erst Schnittpräparate genügenden Aufschluss geben. Am lebenden Material erkennt man wohl deutlich eine geisseltragende, äussere Zellenschicht sowie eine unter dem Scheitelpol liegende Höhle, aber alle eingehenden Untersuchungen werden durch die Undurch- sichtigkeit der Larve völlig unmöglich gemacht. Auch Totalpräparate geben uns keine klare Vorstellung, und man ist daher fast ganz auf die Schnittserien angewiesen. _, Die äussere, schon am lebenden Thier erkennbare Schicht, welche ungefähr in gleichmässiger Dicke die ganze Larve umgiebt, ist zu- sammengesetzt aus cubischen, einreihig gestellten Zellen. Der Kern in diesen ist verhältnissmässig gross und liegt in dem nach dem Larveninnern gerichteten Theil der Zelle. Er hat ein äusserst dichtes Netz von feinen Chromatinfäden, so dass erst bei sehr starker Ver- grösserung einige wenige Kernkörperchen im gefärbten Präparat sicht- bar werden. Bei Anwendung schwächerer Linsen scheint er dann vollständig homogen gefärbt. Jede Zelle hat, soweit ich mich an Zupfpräparaten orientiren konnte, eine einzige Geissel (LiEBERKÜHN, 10, p. 11), welche ungefähr zwei- bis dreimal so lang, wie die ihr zugehörige Zelle hoch ist. Besser 160 BERNHARD NOLDEKE, als bei der Anwendung yon Chromosmiumessigsiure liessen sich, wie schon MAAS angab, die Geisseln in Sublimatpräparaten erhalten. Die beschriebene äussere Schicht nenne ich mit GANIN, GOETTE und Maas Ectoderm, während DELAGE im Gebrauch dieses Aus- drucks eine Unvorsichtigkeit erblickt, die er vermeiden will. Im zweiten Theil meiner Arbeit komme ich noch auf diesen Punkt zurück. Dem Ectoderm stelle ich die gesammte Innenmasse der Larve nach GoETTE’s Vorgang als Entoderm gegenüber. In diesem ist deutlich die der schwärmenden Larve nie fehlende „Entoderm- höhle“, wie GOETTE den unter dem Scheitel gelegenen Hohlraum genannt hat, mit ihrer epithelialen Auskleidung von dem die Haupt- masse des Entoderms bildenden Entodermkern zu unterscheiden. Ueber die Natur der Höhle sind die Autoren, die sich mit der Entwicklung von Spongilla aus dem Ei beschäftigt haben, nicht zu einem übereinstimmenden Urtheil gekommen. Während GANIN und Maas eine echte Gastrulationshöhle (Magenhöhle) in ihr sehen, be- streitet GOETTE diese Auffassung und erkennt in ihr nur eine vorüber- gehende, vollständig dem Entoderm angehörige Bildung. Wie DELAGE schliesse auch ich mich letzterm Forscher an und glaube, dass wir vorläufig in der Entodermhöhle einen zur Erhaltung des Gleichgewichts dienenden Apparat sehen dürfen. Dass die Höhle ihre Existenz dem Umstande verdankt, dass die Entodermmasse nicht genügend gross ist, um den von dem Ectoderm umgebenen Hohlraum auszufüllen (4, p. 390), ist wohl selbstverständlich und hätte Seitens DELAGE’s keiner Er- wähnung bedurft; denn eine physiologische Erklärung bringt uns diese Angabe nicht. Selbst in einem noch äusserst wenig differenzirten Zustande des Entoderms zeigt die Höhle schon ihre epitheliale Auskleidung. Stets habe ich sie an der halbkuglig gewölbten Decke gefunden. Ihre Zellen bilden eine überaus dünne, einfache Schicht, welche sich kappen- fürmig über den Hohlraum hinzieht. Der convex vorragende Boden kann eine epitheliale Bedeckung auch zeigen, doch fand ich besonders an jüngern Thieren dieselbe nicht mit der Regelmässigkeit auftreten wie an der Höhlendecke. In dem unter der Höhle liegenden Entodermkern lässt sich eine auffallende Ungleichheit des Reifestadiums, auf dem die Larven den mütterlichen Körper verlassen, leicht constatiren. Die jüngsten Stadien, die ich angetroffen, enthielten wenige, aber grosse dotter- haltige Zellen mit fast gar nicht färbbarem Protoplasma, während die Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 161 ältern, vorgeschrittenern eine ziemlich weitgehende Differenzirung des aus unzähligen kleinen Zellen bestehenden Entoderms zeigten. Die grossen, noch indifferenten Zellen der jüngern Larven haben neben ihrem Kern, dessen Chromatinstructur selbst bei stärkster Ver- grösserung nicht immer klar zu erkennen ist, viele Nebeneinschlüsse von meist kugliger, oft aber auch unregelmässiger Form. Dass wir in diesen nur Dotterreste erblicken dürfen, wird von allen Autoren angenommen. Bei der Regellosigkeit, welche wir in der Aufeinander- folge der verschiedenen Entwicklungserscheinungen antreffen werden, können sich derartige vereinzelte Dotterreste auch noch in spätern Stadien zeigen. Es wäre nun von grösster Wichtigkeit gewesen, ein ‚bestimmtes kritisches Reagens auf Dotter anwenden zu können, da wir meiner Ansicht nach von diesen körnerreichen, dotterhaltigen Zellen später auftretende vielkernige Zellen scharf zu trennen haben. Bei allen Autoren spielt die Frage über die Dotternatur oder Nicht- dotternatur in den Spongillenzellen sich zeigender Einschlüsse eine grosse Rolle. Maas und DELAGE haben versucht, die Lösung dieses Streites durch Doppelfärbungen herbeizuführen, gelangen aber bei denselben Tinetionsmitteln zu gerade entgegengesetzten Resultaten (4, p. 425). Meine Experimente mit diesem Hülfsmittel haben auch zu keinem Er- folge geführt. Die besten Bilder erhielt ich noch mit Mischungen von Eosin und Methylengrün; jedoch war auch hier meistens schon bei mittlern Vergrösserungen eine scharfe Bestimmung, ob die Einschlüsse rosa oder blau gefärbt seien, in Folge des leicht bläulichen Tones, den das Zellprotoplasma angenommen hatte, nicht möglich. Je mehr der Dotter verbraucht wird, desto deutlicher lassen sich die Zellen in zwei Sorten unterscheiden, in die Bildungszellen * (bz, cell. intermédiaires nach DELAGE) und die Amöboidzellen (az, c. amoeboides). Eine bestimmte äussere Form ist für keine der beiden Sorten charakteristisch. Sie fügen sich stets dem ihnen zur Verfügung stehenden Raume ein. Im Allgemeinen kann man nach dem Aeussern nur sagen, dass die Amöboidzellen gewöhnlich grösser als die Bildungs- zellen sind. Als sicheres Unterscheidungsmerkmal dient der Kern. Dieser zeigt bei den Bildungszellen ein feines, weitmaschiges Chro- matingerüst, in dem einige Fäden stärker hervortreten als die übrigen, in dem wir aber keinen deutlichen Nucleolus erkennen können. Der Kern behält selbst nach lang dauernder Tinction immer sein verhält- nissmässig blasses Aussehen. Dem gegenüber besitzt der bedeutend Zool. Jahrb. Vill. Abth. f. Morph. 11 162 BERNHARD NÖLDEKE, grössere Nucleus der Amöboidzellen einen scharf contourirten, äusserst tinctionsfahigen Nucleolus. Beide Zellarten spielen im Laufe der Entwicklung eine verschie- dene Rolle. Trotzdem möchte ich den Unterschied zwischen ihnen nicht in der scharfen Weise aufrecht halten, wie es DELAGE in seiner Arbeit gethan. Sowohl Gorrre wie Maas sehen in den Entoderm- zellen, die sich in der erwähnten Weise von einander unterscheiden, nur verschiedene Entwicklungsstadien ein und derselben Zellform. Maas hat sogar dies beweisende Uebergänge gesehen. Mir ist es nicht gelungen, solche zu finden. Jedoch ist mir aufgefallen, dass Amöboidzellen sich in desto geringerer Anzahl zeigen, je weiter die innere Ausbildung des Schwammes fortschreitet. Im fertigen Thiere. zeigen sie sich im Verhältniss zu frühern Stadien nur selten und ver- einzelt, wenn sie auch immer noch einen nicht geringen Bestandtheil des Parenchyms bilden. Ich glaube daher, dass die Amöboidzellen embryonale Gebilde sind, die jeder Zeit in die differenzirteren Bildungs- zellen sich verwandeln können. Aber ausserdem können die Amöboid- zellen noch andere Functionen übernehmen, wie die Bildung der Spicula oder der Geschlechtsproducte. Der Unterschied zwischen den beiden Zellarten ist also kein genereller, sondern nur ein func- tioneller. Noch während des Schwärmens der Larve zeigt sich im Ento- dermkern unter den Bildungszellen eine neue Differenzirung. Es lagert sich nämlich eine, allerdings nicht continuirliche Schicht zwischen das Ectoderm und die übrige Entodermmasse. Diese Zellen (ep) lassen sich von den im Innern gelegenen Bildungszellen nur durch ihre abgeflachte Form unterscheiden; jedoch erreichen sie in der freien Larve noch nicht die Form eines Pflasterepithels. Sie umgeben den gesammten Entodermrest, wandern daher auch zwischen die entodermale Höhlendeckenschicht und das Ectoderm ein. Naturgemäss lässt sich gerade über der Höhle das Auftreten dieser neuen Differenzirung genauer verfolgen. In den Figuren 8 a—c habe ich verschiedene Stadien derselben wiedergegeben. Die Zellen können sich, wie man sehen kann (Fig. 8a), von den übrigen schon absondern, wenn sie noch mit Dotterresten versehen sind. Je mehr der Dotter ver- schwindet, desto mehr flachen sie sich ab. Wie man in Fig. 8b sieht, findet man mitunter Uebergangsstadien, in denen einzelne der sich abflachenden Zellen noch geringe Nebeneinschlüsse zeigen. Ist gerade im Umkreis der Höhle diese Schicht besonders deutlich zu erkennen, so kann man doch auch sehr gut am Entodermkern dieselbe Die Metamorphose des Süsswasserschwammes. 163 verfolgen. Auf den Schnitten umgiebt sie kranzförmig das ganze Entoderm (Fig. 1ep). Nachdem das Ectoderm während der Meta- morphose in das Larveninnere gerückt ist, bildet sich aus dieser peripherischen Entodermschicht die Epidermis der Spongilla. DELAGE hat den sie bildenden Zellen daher den Namen der c. &pidermiques gegeben. Lediglich aus Bequemlichkeitsrücksichten schliesse ich mich ihm an, ohne den Unterschied zwischen diesen Epidermalzellen und den Bildungszellen so scharf, wie er es gethan, aufzufassen. Die Grössen- unterschiede, die er als Trennungsmerkmale anführt, sind nicht derart, um stets gefunden werden zu können. Allzu grossen Werth scheint DELAGE selbst nicht auf die strenge Durchführung des Unterschiedes zu legen; denn in einer nach seiner Arbeit erschienenen kurzen Note (5) sagt er: „La seule chose, qu’il soit permis de mettre en doute, c’est qu'elles (i. e. les c. épidermiques) soient fondamentalement distinctes des éléments de la masse centrale‘ (p. III). In der eigentlichen Entodermmasse können sich schon jetzt in grösserer oder geringerer Anzahl kugelförmige, von Bildungszellen regelmässig begrenzte Hohlräume zeigen, in welchen ich trotz der gegentheiligen Behauptung DELAGE’s ganz entschieden die ersten Anlagen der Geisselkammer erblicken muss. Ich werde jedoch hierauf erst ausführlicher zu sprechen kommen, wenn ich mich speciell mit der Entwicklung des Höhlen- und Kammersystems befasse. Ueber die Bildung der Spicula habe ich keine eingehenden Be- obachtungen gemacht. Ich kann nur wiederholen, was schon alle Autoren berichtet haben, dass nämlich das erste Auftreten der Nadeln in sehr frühe Zeit fallen muss, da ich auch nicht eine einzige freie Larve gefunden, welche der Spicula vollständig entbehrte. Dass letz- . tere das Ectoderm durchbohren, wie GOETTE beobachtet hat, kann ich nicht bestätigen, da ich in den Fällen, in denen ich derartige Vorgänge sehen zu können glaubte, nicht die Möglichkeit eines Arte- facts ausschliessen konnte. Das Auftreten der Spicula und der Kammeranlagen ist kein Kri- terium für ein bestimmtes Entwicklungsstadium. Dagegen ist mit der vollendeten Differenzirung der Epidermalschicht der Larve die Mög- lichkeit gegeben, sich festzusetzen. Nie habe ich eine eben angeheftete Larve gefunden, welche dieser peripherischen differenzirten Entoderm- schicht entbehrte. Ich glaube daher, eine Larve, welche ihre Epi- dermalzellen besitzt, wohl mit Recht als eine reife „Normal“-Larve ansehen zu dürfen. Bevor ich nun zur Betrachtung der Metamorphose übergehe, muss 11* 164 BERNHARD NOLDEKE, ich noch kurz die Beschreibungen, welche sich bei den frühern Autoren über die Spongillenlarve finden, mit der meinigen vergleichen. Nach GOETTE besteht die Larve aus Ectoderm und Ento- derm, welche Ausdrücke ich von ihm für dieselben Anlagen über- nommen habe. Obgleich er annimmt, dass in den häufigsten Fällen die peripherische Entodermschicht erst mit der Auflösung des Ecto- derms sich besonders differenzirt, und dann auch nur in Anpassung an die neu entstandene Oberfläche (7, p. 15, 44), so legt er andrer- seits doch Werth darauf, dass schon unter dem noch erhaltenen Ecto- derm die abgeflachten Zellen sich zeigen (p. 6, 14). Vollständig schliesse ich mich ihm in dem an, was er über die ungleich fortgeschrit- tene Differenzirung des Entoderms in den verschiedenen Larven sagt. Wenn man nur eine etwas grössere Anzahl von Larven beobachtet und untersucht hat, wird man die grossen Unterschiede in den ver- schiedenen Thieren sowohl wie auch den Vorsprung erkennen können, den in jeder Larve die peripherischen Zellen vor den innen liegenden haben. Wenn Maas diese Thatsachen nicht anerkennt, kann ich ihm darin ebenso wenig folgen wie in seiner ganzen Auffassung, die er über die Larve gewonnen hat. Obgleich er allerdings ausdrücklich fest- stellt, dass die drei differenzirten Gewebsschichten von ihm nicht als wirkliche Keimblätter aufgefasst würden, haben seine Untersuchungen zu dem Resultat geführt, dass die Entodermhöhle eine Gastru- lationshöhle sei, dass ferner das sie auskleidende Platten- epithel Entoderm und die Hauptmasse der Larve Mesoderm „in geläufiger Terminologie“ genannt werden dürften (12, p. 534). Diese schematische Auffassung zieht sich mit all ihren verderblichen Folgen wie ein rother Faden durch seine ganze Arbeit und hat ihn, da er in Wirklichkeit eine consequente Durchführung der Keimblätter- bildung nicht unterlassen wollte, von vorn herein irregeführt. Dass die freie Larve schon Geisselkammern enthalten könne, hat er richtig beobachtet; falsch dagegen ist, wenn er sie als Divertikel der grossen Höhle auffasst (12, p. 535). Natürlich lässt Maas auch die Angabe Gorrre’s, dass die Larven in sehr verschiedenen Reife- zuständen zu schwärmen beginnen, nicht gelten. Wenn er stets hat feststellen können (12, p. 536), dass die Differenzirung innen und aussen gleichen Schritt halte, kann ich dem gegenüber nur betonen, dass gar nicht selten die Larven das Ectoderm vollständig entwickelt, das Entoderm dagegen noch aus indifferenten Zellen bestehend zeigen, Maas geht aber noch weiter in seinen Behauptungen; denn nach ihm Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 165 soll die freischwärmende Larve dem ausgebildeten Schwamm sehr nahe kommen (p. 540). Ja es soll sogar, „wenn die äussere Zell- schicht ihren definitiven Charakter erreicht und ihre Wimpern gebildet hat, auch ein entwickeltes Canalsystem vorhanden‘ sein, und nur die mittlere Schicht soll dann noch einiges Dottermaterial enthalten (p. 536). Wie Maas zu einem solchen Urtheil gekommen, ist mir unverständlich, man müsste geradezu die Annahme machen, dass er eine sich während des Larvenlebens unglaublich rasch entwickelnde Varietät unter Händen gehabt hat oder dass er selten sich zeigende Fälle — dass sie vor- kommen können, kann ich nicht leugnen — als normale, gewöhnliche Fälle aufgefasst hat. Die Maas’sche Auffassung der Larve hat schon DELAGE zurück- gewiesen. Obgleich er in Wirklichkeit auch drei Keimblätter annimmt, nur mit der Einschränkung, dass er ihnen nicht die typischen Namen beilegt, hat er in durchaus berechtigter Weise das Höhlenepithel als zu der gesammten Innenmasse gehörig angesehen. Dagegen möchte er in der Epidermalschicht, deren Bedeutung für die weitere Entwick- lung er richtig erkannt hat, ein besonderes Keimblatt erblicken. Thatsächlich ändern ja diese theoretischen Erörterungen an den Befunden nichts. Die anatomische Beschreibung, die ich von der Larve gegeben habe, schliesst sich vollkommen an die DELAGE’s an. Und doch besteht in der Auffassung eines Vorkommnisses ein fundamen- taler Unterschied. DELAGE behauptet nämlich, dass die von mir als Kammeranlagen aufgefassten Hohlräume als Homologa der Entoderm- höhle verschwänden. Für ihn giebt es keine Geisselkammern in der freien Larve. Er erklärt die Larven, welche derartige Höhlenbildungen in grosser Anzahl zeigen, mindestens für Anomalien, wenn nicht sogar . für pathologische Erscheinungen (p. 352). Hierin muss ich ihm widersprechen. Hätte DELAGE die Larven so lange schwärmen lassen, bis sie sich freiwillig ansetzten, so hätte sich ibm wohl eine andere Auffassung aufdrängen müssen. In seiner Me- thode erblicke ich die Ursache für die falschen Resultate, zu denen er gelangt ist. Ich muss hier kurz auf diesen Punkt eingehen. DELAGE veranlasste seine freischwärmenden Larven, deren Alter sich bei der von ihm angewandten Methode auf höchstens 12—15 Stunden be- laufen konnte, künstlich dazu, sich festzusetzen, indem er die Wasser- oberfläche unter ‚sorgfältiger Entfernung jeder Luftblase mit Glas- plättchen bedeckte. Dabei konnten sich natürlich nur diejenigen Larven festsetzen, welche bereits eine differenzirte Epidermoidalschicht besassen. Obwohl diese mitunter erst sehr spät auftreten kann, wenn 166 BERNHARD NOLDEKE, die Entodermmasse schon die Anlage der Kammern zeigt, findet man sie in der Regel dort sehr friih, vor jeder weitern Differenzirung des Entoderms. Deshalb bilden unter den jüngern Stadien auch die Larven, welche nur die Differenzirung der Epidermoidalschicht ohne jede Spur von Geisselkammern zeigen, die bedeutende Mehrheit. Als nothwendige Folge dieser Thatsache bildeten die erzwungener Weise angesetzten Larven ihre Epidermis rasch aus, während das Entoderm die Metamorphose natürlich in seiner normalen Weise durchmachen und dabei bedeutend hinter der Ausbildung der Oberhaut zurückbleiben musste. In Folge dessen trat zu einer Zeit, wo das Ectoderm schon von Entodermzellen aufgenommen war, ungefähr am 2. Tage, die An- lage der Kammern auf. Zeigte sie sich früher, so konnte sie aller- dings bei der Seltenheit dieses Falles als eine vorübergehende, un- wichtige oder pathologische Erscheinung aufgefasst werden. Da bei der Bildung der Geisselkammern im Allgemeinen die bei der Rück- bildung des Ectoderms auftretenden vielkernigen Zellen entweder schon verschwunden oder doch schon im Verschwinden waren, so konnte es allerdings nahe liegen, diese Vorgänge in Zusammenhang mit einander zu bringen; DELAGE hat es auch gethan. Im Gegensatze zu DELAGE fing ich aus meinen Aquarien immer nur einen Theil der schwärmenden Larven heraus. Es waren daher schon am zweiten Tage nach der Einsetzung der trächtigen Spongillen Larven von sehr verschiedener Schwärmzeit vorhanden. Dem Zufall blieb es überlassen, ob ich ältere oder jüngere Exemplare fing. Setzte ich die gefangenen in Standgläser, so hefteten sich bald Larven an die Blätter der vorhandenen Wasserpest an, jedoch lange nicht in der Menge wie bei der Methode DeLaGe’s. Da so die Larven schwär- men konnten, bis sie sich freiwillig ansetzten, ist es nicht wunderbar, dass sowohl meine freien Larven als auch die eben festgesetzten einen andern Anblick bieten konnten, als DELAGE es beschreibt. Ich traf in den sich abflachenden Larven so oft Geisselkammern und zwar mit sichtbaren Geisseln an, dass ich sie nicht für abnorme, sondern höchstens für ausnahmsweise früh aufgetretene Erscheinungen ansehen kann, So erhielt ich auch, was DELAGE nicht erhalten hat: Larven mit Geisselkammern und vollständigem oder doch noch zum grossen Theil erhaltenem Ectoderm. Da dadurch meiner Ansicht nach der Zusammenhang der Geisselkammerzellen und des Ectoderms aber nicht mehr aufrecht erhalten konnte, konnten für mich auch die vielen Bilder, welche mir eine ectodermlose, vielkernige Zellen enthaltende Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 167 Entodermmasse ohne jede Kammeranlage zeigten, nicht die Bedeutung haben wie für DELAGE. Es ist klar, dass Verhältnisse, wie er sie den Larven geboten, völlig „abnorme“ waren; es können daher die Resultate, welche er aus seinen Beobachtungen gewonnen, nicht mehr den festen sichern Werth haben, den er für sie bei seinen Schlussfolgerungen fordert. b) Das Ectoderm und die Bildung der Epidermis. Nach einer Schwärmzeit, deren Dauer jedenfalls grossen Schwan- kungen unterworfen ist, setzt sich die Larve an einem ihr passenden Gegenstand fest. Im Allgemeinen kann man, wie schon Maas an- giebt, die Länge des freien Lebens auf ungefähr 24 Stunden angeben, Doch habe ich, ohne mich speciell mit diesem Punkt zu befassen, folgende Ausnahmen beobachtet. Eines Morgens fand ich zahlreiche Larven in einem Aquarium schwärmend, in welches ich erst am vorhergehenden Abend einige trächtige Spongillen eingesetzt hatte. Ausserdem fand ich aber an einem Blatt, welches auf der Oberfläche des Wassers schwamm, eine Anzahl — 29 Stück — festgesetzt! Dem gegenüber kann ich Fälle anführen, in denen ich isolirte Larven drei Tage schwärmend be- obachten konnte. Erst dann setzten sie sich, während einer Nacht gewöhnlich, an und entwickelten sich darauf zu kleinen regulären Schwämmchen. In den meisten Fällen setzt die Larve sich mit dem Scheitelpol oder mit einem Punkte in der Nähe desselben fest. Vor der An- heftung pflegt sie sich in immer langsamer werdender Bewegung dem Objecte, welches sie für ihr Festsetzen sich auserwählt hat, zu nähern, bis sie in unmittelbarer Berührung mit ihm zu sein scheint. Dann _ hört die Bewegung, welche schliesslich nur noch eine auf dem Fleck rotirende war, plötzlich auf; die Larve hat sich festgesetzt. Das Schlagen der Geisseln hält noch längere Zeit an, während schon ein äusserst feiner, durchsichtiger Hof um die Larve auf dem Gegenstand, auf dem sie sich angeheftet, auftritt. Er besteht aus amöboid fort- kriechenden Zellen, die, wie ich schon am lebenden Thiere beobachtete und in Dauerpräparaten über jeden Zweifel sicher stellen konnte, aus der innern, entodermalen Masse stammen. Immer neue Pseudopodien bildend, verlieren die äussersten Zellen mitunter ganz den Zusammen- hang unter einander und mit der Hauptmasse; nachfolgende Zellen sind bemüht, die verlorene Verbindung wieder herzustellen, was aber nicht immer gelingt. Langsam und allmählich hört dieses reizende Spiel auf. 168 BERNHARD NOLDEKE, An Schnitten lässt sich feststellen, dass der auf diese Weise sich bildende Hof von Epidermalzellen gebildet wird, welche sich aus vielen kleinen oder aus einer grössern Lücke, die das Ectoderm an der Berührungsstelle oder in ihrem Umkreise aufweist, sich her- vordrängen. Sie breiten sich in äusserst feiner Schicht auf der Unter- lage aus und nehmen vollständig den Charakter der definitiven Epi- dermis an. Eine wirkliche Befestigung der Larve an die Unterlage findet erst durch diese hervorquellenden Epidermalzellen statt, wenn auch durch den ersten Anstoss das Ectoderm getroffen wird, welches aber nur eine äusserst lockere Befestigung vermittelt. Hat noch keine Befestigung durch entodermale Zellen stattgefunden, so ist es überaus schwierig, die Larven auf ihrer Unterlage zu conserviren, da schon die leiseste Schwankung der Flüssigkeit genügt, die leichten Thiere abzulösen. Während diese Hofbildung auftritt, flacht sich die Larve zu einem ganz niedrigen Kuchen ab, der den sie ursprünglich umgebenden Hof ganz oder doch bis auf einige Reste bedeckt. Dabei ist auch die Höhle immer kleiner geworden, indem sie mehr und mehr eine spaltförmige Gestalt angenommen (Fig. 2); dieser Process endigt mit dem vollständigen Schwund des Hohlraumes (Fig. 3 u. ff.). Das ihn auskleidende Epithel gewinnt seine indifferente Bildungszellen- natur wieder, und es ist nach dem vollständigen Höhlenschwund keine Spur mehr von ihm zu entdecken. Unterdessen macht sich am Ecto- derm ein überaus interessanter Vorgang bemerkbar. Bald nach der Anheftung der Larve zeigt es sich überall in der Auflösung begriffen. Wie die Ectodermzellen an der Ansatzfläche des Thieres ihren festen Zusammenhang aufgegeben haben, so entstehen auch an der freien Oberfläche zwischen ihnen Lücken. Nach Verlust, resp. Einziehung, ihrer Geisseln, welcher bald nach der Anheftung der Larve eintritt, runden die einzelnen Zellen sich mehr oder weniger ab, an einzelnen Stellen zieht sich das Ectoderm zu massigen regellosen Haufen zu- sammen, an andern bildet es unregelmässige Falten und Buchten. Hier befinden sich Ectodermzellen noch in ihrer ursprünglichen Lage, dort erscheinen andere von entodermalen überlagert. Ueberall zeigen die Epidermalzellen das Bestreben, an die freie Oberfläche zu ge- langen, während das Ectoderm von ihnen überwachsen in das Innere der Larve gelangt, sei es in verschiedenen grössern oder kleinern Haufen, sei es hier und da auch als vereinzelte Zellen. Häufig nehmen auch die Faltungen des noch in Zusammenhang gebliebenen Geissel- epithels einen bedeutenden Umfang an. Besonders leicht zeigt sich er ee ee ss ss SE C0 gp pré sir ll Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 169 diese Erscheinung in der Nähe des Befestigungspoles. Dann bildet sich eine förmliche Fusszone von Ectodermzellen in der Larve, sobald die Zellgrenzen unklar geworden sind. Wir erhalten dann Bilder, welche lebhaft an die Figuren von Esperia in der MAas’schen Arbeit (14) erinnern. Oft erwecken auch derartige Präparate den Eindruck, als ob eine Zusammenziehung des Ectoderms nach einem einzigen Punkt hin erfolgt sei. Leider sind mir keine einen solchen Pröcess klar be- weisenden Objecte bei meinen Untersuchungen begegnet. Doch sprechen meines Erachtens die figg. 9, 18 und 20 in Gorrre’s Arbeit (7) für ein Vorkommen dieser Art der Ectodermeinwanderung. Auch habe ich, wenn auch nur selten, Larven angetroffen, deren Ectoderm in einem Zustande sich zeigte, welcher wohl als Einleitung für eine ein- heitliche Einwanderung des gesammten Epithels aufgefasst werden konnte. Nachdem nun die Epidermalzellen theils durch die Zusammen- ziehung des Ectoderms, theils durch eigenes Wandern, indem sie sich durch Lücken des Geisselepithels aus dem Innern herausdrängen und sich über dasselbe lagern, an die Oberfläche gelangt sind, beginnen sie sofort, sich zur Bildung der definitiven Oberhaut zusammen- zulegen. Sie treten in Verbindung mit einander, flachen sich ab und überziehen schliesslich die ganze Oberfläche des Schwammes als feines Plattenepithel (Fig. 4, 5, 12, 15). An der Peripherie schliessen sie sich an das Epithel der Unterfläche an. Die Einwanderung des Ectoderms scheint immer einzu- treten. Ich habe wenigstens nie Bilder erhalten, welche einer solchen Auffassung irgend widersprachen. Weder konnte ich eine Atrophie des Ectoderms an Ort und Stelle, noch ein Abgeworfenwerden des- selben beobachten. Auch das von GOETTE festgestellte Abgleiten der festgesetzten Larve von dem Ectoderm der Ansatzfläche ist mir nicht in meinen Präparaten begegnet. Sobald das Ectoderm von der Oberfläche verschwunden ist und seine Zellen sich im Innern der Larve befinden, scheint sich der etwa noch vorhandene Zusammenhang zwischen ihnen vollständig zu lösen. Das ganze Thier zeigt sich dann häufig vollständig durchsetzt von den deutlich erkennbaren Ectodermkernen. Um diese Zeit treten die von MAas angeführten unregelmässig geformten Zellen mit gekörntem Protoplasma (12, p. 548) auf. Diese Zellen weisen sich durch die Structur ihres Kernes als echte Amöboid- zellen aus. Maas hat dagegen angenommen, dass sie Neubildungen 170 BERNHARD NOLDEKE, oder neu aufgetretene Differenzirungen seien. Sie besitzen ausser ihrem Kern eine wechselnde Anzahl äusserst tinctionsfähiger kleiner Einschlüsse. DELAGE hat nun, wie ich glaube, überzeugend nach- gewiesen, dass diese Einschlüsse auf die Ectodermkerne zurückgeführt werden müssten (4, p. 424 ff.). Ich bezeichne diese Zellen daher als vielkernige Zellen. In einem gewissen Stadium, und zwar nach der Einwanderung des Ecto- derms, treten sie überaus zahlreich auf; je häufiger sie sich zeigen, um so seltener findet man im Fladen noch freie Ectodermkerne. Letztere werden von den Amöboidzellen umflossen und aufgenommen. Da jedoch dieser Vorgang am lebenden Thier nicht direct beobachtet werden kann, so macht sich hier wieder der Mangel von kritischen Dotterreagentien fühlbar; denn a priori ist natürlich eine etwaige Dotterneubildung, wie sie bei der Gemmulation auftritt, nicht auszu- schliessen. Viele Arbeit, viel Mühe würden dem Beobachter erspart werden, wenn durch bestimmte Reactionen die Natur der Einschlüsse voll- ständig zweifellos hingestellt werden kann. Gorrre hat diese viel- kernigen Zellen für dotterhaltige angesehen, Maas kam auf Grund seiner Doppelfärbungen zu demselben Resultat (p. 548). Auf dieselben Versuche stützt sich aber DELAGE und hält die Kernnatur der Ein- schlüsse für sicher. Ich muss mich vollständig letzterm Autor an- schliessen. Alle meine Beobachtungen sprechen dafür, dass die Ectodermzellen von den Amöboidzellen thatsächlich gefressen werden. Aber auch die vielkernigen Zellen ändern in der fortschreitenden Metamorphose wieder ihr Aussehen. In vielen von ihnen färben sich die Kerne, welche von dem vollzogenen Fressacte noch Zeugniss ab- legen können, nicht so stark wie in andern; auch verlieren sie oft ihre scharfen Contouren. Andere Amöboidzellen zeigen ein überaus grob, noch andere ein bedeutend feiner granulirtes Protoplasma. Kleinere und grössere Granula liegen neben charakteristischen Ectoderm- kernen in der Zelle eingeschlossen. Je geringer die Anzahl letzterer ist, desto mehr nimmt — selbstverständlich bis zu einer bestimmten Grenze — die Tinctionsfähigkeit des Protoplasmas zu (Fig. 16 a—c). Vergleicht man alle diese Erscheinungen unter einander, so kann man sich nicht dem Eindruck entziehen, dass sie alle Anzeichen von einer mehr oder weniger weit fortgeschrittenen Degeneration der Ecto- dermkerne sind, dass diese mit andern Worten von den Amöboid- zellen verdaut werden. Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. Ari Mitunter scheint die Rückbildung der Ectodermzellen schon vor der Aufnahme in die Amöboidzellen zu beginnen. Ich fand nämlich ab und zu ausserhalb der Entodermzellen Haufen kleiner Granula, zwischen denen noch unversehrte freie Ectodermkerne sichtbar waren. Der Umstand, dass diese Granula denselben Eindruck wie die der Amöboidzellen machten und dass ich sie nur bei einer einseitigen Anhäufung des Ectoderms in der Fusszone vorfand, könnte wohl für die Ansicht sprechen, dass wir es hier mit einem Zerfall der Ecto- dermkerne ausserhalb der Entodermzellen zu thun haben. Denn eben diese einseitige Anhäufung würde wohl schon den Amöboidzellen den Aufnahmeprocess erschweren können, so dass der Zerfall, welcher mit der Einwanderung der Ectodermzelle eingeleitet worden ist, rascher vor sich geht, als die Fresszellen ihre Arbeit durchführen können. Auch DELAGE hat darauf hingewiesen, dass die Veränderungen, welche am Kern der Ectodermzelle sich zeigen, schon vor der Aufnahme letzterer in die Amöboidzelle beginnen können (4, p. 424). Ob nun in oder ausserhalb einer solchen — jedenfalls verschwin- den allmählich die Ectodermzellen im Innern der festsitzenden Larve, so dass sie für die weitere Entwicklung eine Bedeutung unmöglich haben können. Diese die Schicksale des larvalen Ectoderms betreffenden Be- obachtungen stehen nicht alle im Einklang mit denen der frühern Autoren. Was zunächst GoETTE betrifft, so geht nach ihm die Festheftung der Larve durch die Zellen der Höhlendeckenschicht vor sich. Ist dies auch nicht ganz genau aufrecht zu halten, so ist doch das Wesentliche dieser Angabe richtig, indem die entodermale Natur der Randzone festgestellt ist. Zu demselben Resultat gelangt DELAGE, jedoch mit der von mir bestätigten Angabe, dass die amöboiden Zellen des nach der Anheftung entstehenden Hofes aus der epidermalen Schicht stammen. Diesen Angaben stehen diejenigen von Maas wieder gegenüber. Ihm scheint „schon aus mechanischen Gründen“ (12, p. 544), die er aber näher auszuführen nicht für nöthig erachtet, die GoETTE’sche Behauptung, dass die Randzone entodermal sei, schwer haltbar. Er erklärt sie für ectodermal. Mit Hülfe seines Horizontalmikroskops konnte er am lebenden Thier feststellen (p. 542—544), wie die Ecto- dermzellen amöboid werden. ‚Jedoch stimmen diese Feststellungen einfach mit den wirklichen Vorgängen nicht überein. Mir ist es un- verständlich geblieben, wie Maas auf die Beobachtung am lebenden 172 BERNHARD NOLDEKE, Thier so grossen Werth legen kann. Obwohl eine Controlle etwaiger Befunde an derartigem Material durchaus angebracht ist, so muss doch schon bei einer oberflächlichen Betrachtung der Mangel, den solche Untersuchungsmethoden nothwendig bei der Undurchsichtigkeit der Larve mit sich bringen, erkannt werden. Bei der von allen Autoren beobachteten Abflachung der Larve haben Gorrre und DELAGE den vollständigen Höhlenschwund con- statirt. Dieser ist so gründlich und tritt so regelmässig auf, dass es geradezu unbegreiflich ist, wie er MAAs hat entgehen können. Seine Angabe (12, p. 549), dass die Höhle immer mehr verstreicht und ihr Lumen in das dichtere Gewebe, das sich in sie senkt, hineinsendet, ist leider nicht durch eine beweiskräftige Abbildung unterstützt. Denn seine fig. 27 kann als „aus verschiedenen Schnitten combinirt* dieses Prädicat nicht für sich in Anspruch nehmen. Sie kann nur als ein Schema für den Vorgang aufgefasst werden, wie ihn der Autor sich denkt. Dasselbe gilt von fig. 35. An keiner Stelle ist eine Er- wähnung der Thatsache zu finden, dass sehr häufig Larven während der Metamorphose keine Spur von Hohlräumen zeigen. Der Process der Ectodermeinwanderung ist zuerst von DELAGE in richtiger Weise beschrieben worden, während GoETTE als erster den entodermalen Ursprung der definitiven Epidermis erkannt hat. Aber er liess das Ectoderm durch Abwerfung oder Atrophie an Ort und Stelle verloren gehen, eine Angabe, welche zwar im allgemeinen Ergebniss mit meinen Befunden sich vereinigen lässt, für die ich aber unter meinen Präparaten keine Bestätigung habe finden können. Bei Maas ist selbstverständlich über irgend einen Untergang von Ecto- dermtheilen nichts erwähnt. Seiner Ansicht nach findet bei der Ab- flachung der Larve eine so bedeutende Oberflächenvergrösserung statt, dass alle Ectodermzellen nach ihrer Umwandlung in die flachen Epidermiszellen vollkommen Platz finden können! Auch diese Angabe findet er durch die Beobachtung am lebenden Thier bestätigt. Er ging in seiner unrichtigen Annahme eines Zusammenhanges zwischen Ectoderm und Epidermis (,Continuität des Ectoderms“) soweit, dass er sämmtliche Bilder, durch welche Gorrre zu seinen Resultaten ge- langte, als leicht herzustellende Kunstproducte erklärte. Letzterer Angabe widersprechen direct WELTNer’s Berichte (20) sowie meine eigenen dahin zielenden Beobachtungen. An lebenden Thieren hält das Ectoderm manche harte Behandlung aus. Nie habe ich gefunden, dass eine Schädigung des Ectoderms eintritt, wenn eine mit der Pipette dem Wasser entnommene Larve wieder in dasselbe fallen gelassen Die Metamorphose des Siisswasserschwammes, 173 wird. Allerdings treten bei unvorsichtiger Conservirung und Hartung Schrumpfungen auf, welche natiirlich nicht ohne Einfluss auf das Ectoderm bleiben und gerade eine Abblätterung desselben hervorrufen können. Aber die Möglichkeit, solche Bilder künstlich herzustellen, beweist noch lange nicht die „Continuität des Ectoderms“. Denn erstens können künstlich herstellbare Bilder in den Präparaten auch auf natürliche Vorgänge zurückgeführt werden, und zweitens ist das Abwerfen gar nicht die einzige Möglichkeit für die Larve, ihr Ecto- derm zu verlieren. Die drei Beweise, welche Maas p. 546 für seine Auffassung ins Feld führt, können für mich also diese Bedeutung nicht haben. Der erste, die Beobachtung am lebenden Thier, ist der Natur der Sache nach vollständig unsicher; der zweite, die Möglich- keit künstlicher Herstellung der Bilder, beweist nichts; der dritte jedoch, das Verhalten des Ectoderms auf Schnittserien, hat mir ge- rade das Gegentheil bewiesen. Der Umstand, dass die Epidermis bei Spongilla entodermalen Ursprungs ist, kann heutigen Tages nicht mehr überraschend sein. Schon GOETTE wies auf die Notizen MArsHALL’s (15) und Merscu- NIKOFF’s (16) hin, welche beide eine Atrophie des Ectoderms bei Spongien beobachtet hatten, aber für diesen Vorgang keine andere Erklärung fanden als die Annahme, dass er nur vorübergehend, schein- bar sei. Auch zeigte derselbe Autor, dass Sycandra dieselben Um- bildungen erleide, dass aber der ganze Process des Ectodermverlustes nur falsch verstanden sei. Kurz vor der Hauptarbeit, jedoch schon nach den vorläufigen Notizen DELAGE’s (2 u. 3), erschien ein kurzer Bericht von Maas über die Entwicklung von Esperia lorenzi (14), in welchem er selbst feststellte, dass das larvale Geisselepithel nicht in die bleibende Epidermis übergehe, sondern sich während der Me- tamorphose in das Larveninnere begebe. Leider lässt die definitive Arbeit noch immer auf sich warten; sie würde jetzt, nachdem Maas seinen alten Standpunkt aufgegeben, wohl eine werthvolle beweisende Ergänzung der Derage’schen Arbeit werden, soweit sie die Ectoderm- einwanderung betrifft !). Ueber die weitern Schicksale des Ectoderms gehen DELAGE’s und meine Ansichten weit auseinander. Jener hat den gefressenen Zellen noch eine wichtige Theilnahme an der Ausbildung der Spongilla zu- gewiesen, indem er die aufgenommenen Zellen nach wieder erlangter Freiheit in die Kragenzellen sich umbilden lässt. Gegen eine derartige 1) Siehe Nachwort, 174 BERNHARD NOLDEKE, Auffassung der Kammerbildung lässt sich doch mancher Einwurf machen. Wie will DELAGE z. B. unterscheiden, ob eine Zelle aufge- nommen oder freigelassen wird? Zumal er selbst angiebt, dass schon vor der Aufnahme in dem Kerne sich Aenderungen seiner Structur zeigen können! Von allem bisher über Spongien Bekannten ist der von DELAGE beschriebene Process der Geisselkammerbildung das allerauffälligste. Dass eine Zelle, welche von einer andern aufgenommen wird, regel- mässig nach einer 24stündigen Gefangenschaft wieder freigelassen wird, ist schon eigenthiimlich. Aber der Umstand, dass die wieder befreite ihre alte Natur vollständig beibehalten und von ihrer Lebens- fähigkeit auch nicht das Mindeste eingebüsst haben soll, erscheint mir unglaublich, selbst wenn der ganze Process der Aufnahme nur einen be- quemen Transport der Geisselzellen an ihren definitiven Bestimmungs- ort bezweckt (4, p. 394). Gerade in dem Umstand, dass Zellen von andern desselben Kör- pers gefressen werden, muss man entschieden einen Beweis einer vor sich gehenden Degeneration erblicken; von einer wirklichen Lebens- fähigkeit kann da wohl nicht mehr die Rede sein. Nun hat DELAGE selbst mehrfach erwähnt, dass ab und zu einzelne Ectodermzellen wirklich verdaut würden (p. 393, 426, 430). Ich halte diese Fälle nicht für Ausnahmen, sondern für die Regel. Am besten lassen sich mit meinen Beobachtungen diejenigen GOETTE’s vereinigen, obgleich ich zu einer dem Schlusse dieses Forschers gerade entgegengesetzten Auffassung gekommen bin. GOETTE erblickte in den vielkernigen Zellen embryonale Gebilde, welche ihren Dotter’ noch nicht verarbeitet hatten. Derselbe sollte allmählich sich in Kernsubstanz umbilden, worauf dann durch Zellknospung die Bildung der Geisselkammern vor sich gehen sollte. Auf die Unhaltbarkeit dieser Hypothese ist schon von anderer Seite hingewiesen, und es wird dieselbe, wie ich aus mündlicher Mittheilung von Herrn Prof. GOETTE weiss, von ihm nicht mehr aufrecht gehalten. Die von GOETTE beobachteten Thatsachen lassen sich aber mit meinen Befunden sehr gut in Einklang bringen ; nur muss der Process gerade umgekehrt aufgefasst werden. Die Ein- schlüsse nehmen nicht immer mehr die Kernnatur an, sondern sie verlieren sie mehr und mehr. — Ich erblicke also in den Zellen mit dem grob granulirten Protoplasma, die Gorrre als Anfangsstadien des Processes ansah, die Endstadien desselben und umgekehrt. Zu dem Resultat, dass das Ectoderm nicht im ursächlichen Zu- sammenhang mit den Geisselkammern steht, führen auch die WELTNER- un tte. D ni nn. Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 175 schen Experimente, wenn auch die Mittheilung über dieselben zu unvollständig ist, um sie voll verwerthen zu können. Den Hauptbeweis für meine obige Ansicht erblicke ich aber in dem Umstande, dass sich wirkliche Kammern schon vor der Ein- wanderung des Ectoderms in der freien Larve zeigen können. Näher werde ich hierauf im nächsten Abschnitt eingehen. c) Die weitere Differenzirung des Entoderms. Unabhängig von den das Ectoderm und die Bildung der Epidermis betreffenden Vorgängen geht die Anlage des ganzen innern Höhlen- und Canalsystems vor sich. Schon in der freien Larve treten oft einige von Bildungszellen begrenzte Höhlungen in wechselnder Anzahl und Grösse auf. Sie stehen in keiner Weise mit einander in Zusammenhang. Zufälliger Weise können sie, falls sie dicht unter dem Entodermhöhlenepithel liegen, auch eine Verbindung erhalten mit dieser larvalen Höhle, doch ist dieselbe dann stets secundär und darf in keiner Weise als eine nothwendige aufgefasst werden. Die Existenz dieser kleinen Hohlräume ist von allen Autoren beobachtet worden. GoETTE und Maas erblickten in ihnen die An- finge der Kammerbildung. Letzterer führte sie auf Ausstülpungen der „Magenhöhle“ zurück (12, p. 535). All diesen Auffassungen tritt DELAGE schroff gegenüber, indem er sämmtliche derartige ,, lacunes“ als Homologa der Entodermhöhle und somit auch als unwichtige vorübergehende Erscheinungen aufgefasst wissen wollte. Trotz der Bemerkung von Maas (12, p. 539), dass an den sie einschliessenden Zellen „nicht immer und auch weniger deutlich als das Collare die Geisseln nachzuweisen“ gewesen seien, schreibt DELAGE, dass jener Autor überhaupt keine Geisseln gesehen habe; er spricht sich folgender- maassen aus: ,,Trouvant dans la larve les petites cavités sphériques, il les a prises pour des corbeilles; mais il n’aurait pas dü se pro- noncer avant de voir des flagellums. Or ces cavités n’en ont jamais.“ Letzterer Behauptung muss ich direct widersprechen; denn ich habe mehrfach theils frei schwärmende, theils erst kurze Zeit fest- sitzende Larven angetroffen, welche charakteristische Kragenzellen mit sichtbaren Geisseln zeigten. Ein Präparat, von dem der Durchschnitt Fig. 18 herstammt, wies, trotzdem das Ectoderm noch an der Ober- fläche vorhanden war, deutliche zweifellose Geisselkammern auf. Zeigte auch der Zustand des Ectoderms schon geringe Andeutungen der be- ginnenden Degeneration, so kann man doch unmöglich die Geissel- 176 BERNHARD NOLDEKE, kammerzellen mit den noch an ihrem ursprünglichen Platz befind- lichen Zellen des larvalen Geisselepithels in irgend welchen Zusammen- hang bringen. Auch gegen die Behauptung DELAGE’s, dass bei Beginn der Kammerbildung ganz regelmässig alle Ectodermzellen von den Amöboidzellen aufgenommen seien, sprechen viele Larven, die schon fertige Kammern zeigen, während Theile des Ectoderms noch in ihrer ursprünglichen Lage vorhanden waren. Vergleicht man ferner (Fig. 17) die Einschlüsse der vielkernigen Zellen mit den Kernen der Geisselkammerzellen, so ist es fast unmöglich, an einen directen Zu- sammenhang dieser Gebilde zu denken. Denn auch abgesehen von dem Eindruck der Degeneration, den die Ectodermkerne in den Amöboidzellen machen, schliesst schon der Grössenunterschied zwischen ihnen und den Kernen der Kragenzellen den Gedanken an einen Ueber- gang ersterer in letztere aus. Ich muss daher an dem Standpunkt von GOETTE und Maas festhalten, dass die Geisselkammern aus den in der Larve auftretenden kugligen Hohlräumen hervorgehen. Die Hohlräume selbst muss ich für selbständige Producte der Bildungszellen ansehen. Interessant ist es, dass MAAS in den schwärmenden Larven von Esperia ähnliche Lacunen gefunden hat, welche er auch hier mit den spätern Geissel- kammern in Verbindung bringt. Für die Entwicklung der Kammern liegen verschiedene Möglich- keiten vor. Entweder können alle zu einer Kammer gehörigen Zellen an Ort und Stelle aus einer einzigen Bildungszelle entstehen und dabei einen mehr oder weniger compacten Zellenhaufen bilden, in dessen Innerm die Höhle sich nach und nach ausbildet. Oder sie können durch Wanderung von verschiedenen Punkten an ihren Platz gelangen und sich erst dann zur Bildung der Kammerwandung zusammenlegen. Welcher Fall bei Spongilla typisch ist, das zu entscheiden ist mir trotz aller Bemühung nicht gelungen. Möglich, wenn auch nicht gerade wahrscheinlich ist es immerhin, dass beide Fälle neben einander vorkommen. Für die erste Annahme sprechen die kugelförmigen Zellenhaufen, die sich in jungen Larven nicht gerade selten finden; es ist mir aber nicht geglückt, häufig Theilungsfiguren dabei zu erblicken. Der zweite mögliche Fall könnte begründet werden durch Bilder, in welchen man Bildungszellen perl- schnurartig in nicht geschlossenen Bogen an einander gereiht, oder Vacuolen, welche von pseudopodienbildenden Zellen nicht ganz ge- schlossen begrenzt werden (Fig. 2, 3, 4), findet. Principieller Werth liegt in einer bestimmten Entscheidung wohl nicht. wer I “ris LES Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. Un Von frühern Autoren hat Gorrre sich dem Wesen der Sache nach für die erste Annahme erklärt, ebenso hat ZyKorr dieselbe Bildungsweise der Kammern bei der Entwicklung der Spongilla aus der Gemmula constatirt (21). Auch DerAGE stellte sich 1890 noch auf diesen Standpunkt (2, p. 656). Haben die Kammern sich isolirt gebildet, treten sie secundär unter einander und mit den sich nun auch bildenden Subdermalräumen in Zusammenhang. Sämmtliche Verbindungscanäle sind natürlich auch entodermalen Ursprungs, indem ihre Wandungen von sich abflachenden Bildungszellen ausgekleidet werden. Wie schon oben bemerkt, kann das Auftreten der Kammern schon in der freien Larve beginnen, doch finden wir auch andrerseits sehr häufig ganz flache Kuchen, welche gar keine oder nur ganz geringe Andeutung dieser Bildungen aufweisen. Gerade da fällt dem Be- obachter die Richtigkeit der von GOETTE erwähnten, von Maas be- strittenen Thatsache auf, dass „eine bestimmte Regel über die Reihen- folge der Entwicklungserscheinungen und ihre Verbindung mit den biologischen Zuständen bei Spongilla durchaus vermisst“ wird (7, p. 6). Wie Maas hat auch DELAGE diesen Punkt als nicht richtig hingestellt. Ihnen gegenüber muss ich betonen, dass man in einer grössern An- zahl von Larven die verschiedensten Combinationen bestimmter Ent- wicklungserscheinungen findet. So trifft man freie Larven mit Epi- dermalschicht ohne Kammerbildung oder mit beiden Erscheinungen oder — allerdings ein seltener Fall — mit letzterer ohne erstere. In Folge dessen ist an den festsitzenden Larven auch eine bestimmte Verbindung der verschiedenen Ausbildungsstufen der Epidermis mit entsprechenden der Kammern unmöglich festzustellen. Dadurch, dass die Epidermis nach ihrer vollendeten Ausbildung sich von den unter ihr liegenden Zellen weit abhebt, bildet sich der um den ganzen Schwamm herum zu verfolgende Subdermalraum. Dieser Vorgang wird durch die die Oberhaut zeltartig emporhebenden Nadeln nicht unwesentlich unterstützt (Fig. 6). Von einer von mehreren Autoren erwähnten Cuticularmembran habe ich bis zu diesem Stadium nichts mit Sicherheit constatiren können. Während der fortschreitenden Differenzirung des Larveninnern zeigt sich auch eine Aenderung der ganzen Intercellularmasse, welche, mehr und mehr tinctionsfähiger werdend, sich in die gallertige Sub- stanz umwandelt. Schliesslich besteht aus ihr der grösste Theil der Spongilla. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Morph. 12 178 BERNHARD NOLDEKE, Die Bildung des Osculums und der Poren zeigen das Ende der Entwicklung an: wir haben die junge Spongilla vor uns (Fig. 7). Ob, wie GOETTE angiebt, Osculum und Poren homologe Bildungen sind oder nicht, wie es DELAGE’S Ansicht ist, konnte ich nicht ent- scheiden. Ist nun der Schwamm fertig entwickelt, besitzt er ein ganz anderes Aussehen, eine ganz andere Differenzirung als die freie Larve. Be- sonders haben die Zellkerne fast alle ihre Structur verändert, so dass, ohne die Metamorphose verfolgt zu haben, der Zusammenhang zwischen den Kernen der larvalen Bildungszellen einerseits, den langgestreckten Kernen der Epidermiszellen sowie den kleinern, stark tinctionsfähigen Kernen der Geisselzellen andrerseits nicht erkennbar ist. Diese Structur- und Gestaltsveränderungen müssen wir mit Aenderungen der Functionen in Zusammenhang bringen. Es erübrigt hier nur noch eine kurze Notiz über die Zeitdauer, der die Larve zur Ausbildung bis zum fertigen Schwamm benötigt, zu geben. Jedenfalls ist dieselbe eine sehr variirende, da sowohl das Ausschwärmen wie auch die Anheftung in ganz verschiedenen Reife- zuständen erfolgen kann. Wir dürfen deshalb, worauf auch GOETTE schon hingewiesen hat, den Beginn der Metamorphose nicht von dem Momente der Anheftung abhängig machen. Im Allgemeinen habe ich gefunden, dass die für die Untersuchung wichtigsten Stadien unter den 1—2 Stunden festsitzenden Larven angetroffen werden. Die Anheftung hängt nicht, wie GOETTE geglaubt hat, allein von äussern zufälligen Bedingungen ab. Dahingestellt muss ich es lassen, in wie weit die Temperatur und die chemische Beschaffenheit des Wassers von Einfluss sind. Immerhin halte ich für die erste Bedingung der Möglichkeit, dass die Larve ihr freies Leben beendigt, die vollendete Differenzirung der Epidermalschicht. Ist dieselbe der Kammerbildung vorausgeeilt, so nimmt die festsitzende Larve eine längere Zeit bis zur vollendeten Entwicklung in Anspruch. Bildet sich aber die peri- pherische Schicht erst während der Kammerbildung aus, so können wir binnen wenigen Stunden nach der Anheftung eine junge Spongilla erhalten. Die Verdauung des Ectoderms geht um so schneller vor sich, je weiter die Differenzirung des Entoderms fortgeschritten ist. Diese Beobachtung ist meines Erachtens nur erklärlich durch die schon Die Metamorphose des Süsswasserschwammes, 179 vollendete Ausbildung typischer Fresszellen, welche auf Amöboidzellen zurückgeführt werden müssen. Findet sich kein der reifen Larve behagender Anheftungsplatz, so kann sie ihr freies Leben unter fortwährender Weiterentwicklung des Entoderms noch eine Zeit lang fortsetzen. Schliesslich aber be- festigt sie sich am Oberhäutchen des Wasserspiegels, woselbst sie sich binnen äusserst kurzer Zeit — es genügt oft nur eine halbe Stunde — zu einer fertigen Spongilla ausbildet. Alle diese Beobachtungen, die mit denen der frühern Autoren in vielfachem Widerspruch stehen, habe ich so häufig gemacht, dass ich an ihrer Richtigkeit keinen Zweifel hegen kann. d) Resultate. Vergleiche ich nun noch einmal meine Resultate mit denen von GOETTE (7, p. 21), Maas (12, p. 550) und DELAGE, so komme ich zu folgendem Schlusse. Von allen hier in Betracht kommenden Ergeb- nissen MAAs’ (3—9) kann ich nur einzig und allein die Angabe be- stätigen, dass das Sichfestsetzen der Larven mit dem Scheitelpol ge- schieht und eine ausserordentliche Abplattung der Thiere zur Folge hat. Was Goerte’s Resultate anbelangt, so kann ich ihm darin voll- ständig beipflichten, dass der fertige Schwamm mit allen seinen Theilen nur aus dem Entoderm hervorgeht, während das Ectoderm zu Grunde geht. Die von ihm constatirte Abblätterung kann ich jedoch nicht bestätigen, das Fehlen der Epidermis an der Ansatzfläche muss ich aber bestreiten. Von DELAGE weiche ich principiell ab in der Auffassung der Ectodermeinwanderung; er weist dem eingewanderten Ectoderm noch eine grosse Rolle zu bei dem Aufbau des Schwammes. Meine Ueber- einstimmung mit ihm bezieht sich nur auf die Einwanderung selbst und die Aufnahme der Ectodermzellen in die Amöboidzellen. Ich kann daher meine Ergebnisse kurz folgendermaassen zu- sammenfassen : 1) Die Larve des Süsswasserschwammes besteht aus dem geisseltragenden Ectoderm und dem Entoderm. 2) Die Anheftung der Larve ist abhängig von der Sonderung der peripherischen Entodermschicht (Epi- dermalschicht), welche auch die Befestigung des Thieres an der Unterlage übernimmt. Sie geht aber unabhän- gig von der weitern Differenzirung des Entoderms vor sich. 12* 180 BERNHARD NOLDEKE, 3) Nach der Anheftung der Larve wandert das Ecto- derm in die Innenmasse, woselbst seine Zellen von bestimmten Entodermzellen gefressen und verdaut werden. Die Epidermis der Spongilla ist entodermaler Herkunft; sie bildet sich aus der Epidermalschicht. 4) Der ganze Schwamm ist auf das larvale Ento- derm zurückzuführen. 5) Die Geisselkammern stehen mit der larvalen Entodermhöhle und dem Ectoderm in keinem Zusam- menhang. Sie sind selbständige Bildungen, welche schon in der freien Larve auftreten können. II. Theil. Theoretische Erörterungen meiner Befunde und Vergleich derselben mit denen DELAGE’s. Auf Grund meiner Befunde muss ich Spongilla aus dem Kreise der Schwämme ausscheiden, deren beide Keimblätter während der Metamorphose erhalten bleiben. Da DELAGE aber in seiner Embryo- genie der Spongien für alle untersuchten Species letzteres Verhalten nachgewiesen zu haben glaubt, scheint die Einheitlichkeit in der Spongienentwicklung aufs Neue in Frage gestellt. Betrachte ich jedoch alle Resultate DELAGE’s, so glaube ich nach meinen Untersuchungen nicht mehr, dass der von ihm festgestellte Weg der Metamorphose für alle Schwämme der richtige ist. Schon der ganz eigenthümliche Process der Kammerbildung, wie er ihn an- giebt, musste Zweifel daran berechtigt erscheinen lassen; dass der ganze Vorgang sich thatsächlich auch in völlig andrer Weise ab- spielt, konnte ich in meiner Arbeit feststellen. Nach DELAGE soll aber der wunderbare Fressprocess vor der Kammerbildung gerade bei Spongilla am vollkommensten durchgeführt sein; hier sollte keine Geisselzelle sich vor der Umbildung in eine Kragenzelle einer 24- stündigen Gefangenschaft entziehen können. Dadurch, dass aber bei dieser Species die Bildung der Kammern in ganz anderer als der von DELAGE angegebenen Weise vor sich geht, ist für die andern von ihm untersuchten Arten, welche den Process nicht in so allgemeiner Weise durchgeführt zeigen, ein Verhalten, wie er es festgestellt, nicht gerade wahrscheinlicher geworden. Der einzige Umstand, der überhaupt noch Das. . Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 181 für die wirkliche Existenz der von DeLAGE beschriebenen Vorgänge spricht, ist die mehr oder weniger grosse Uebereinstimmung derselben bei allen von ihm untersuchten Arten. Ich kann mir bei meiner völligen Unkenntniss der Entwicklung von Esperia, Reniera und Aplysilla kein Urtheil über die diesbezüglichen Resultate DELAGE’S erlauben; doch dürften Nachuntersuchungen in hohem Maasse auch für diese Schwämme wünschenswerth erscheinen. Die ganze Auffassung, welche DELAGE sich über’ den Process selbst gemacht hat (4, p. 394), hängt eng mit seiner Ansicht über die enge Begrenzung der Zellfunctionen und die Vererbung ') zu- sammen. Nach meinen Untersuchungen beruhen alle diesbezüglichen Erörterungen auf falschen Voraussetzungen, da gerade das von DE- LAGE angeführte Beispiel der Identität der larvalen Geissel- und der definitiven Kragenzellen sich nicht bestätigt. Eine Kritik der Derage’schen Theorie lässt sich in endgültiger Weise erst nach dem in Aussicht gestellten Erscheinen eines grössern Werkes über diesen Punkt geben. Der Hauptwerth der Arbeit DerAage’s liegt nun natürlich nicht mehr in diesen mannigfachen Einzelheiten, sondern ich erblicke ihn in der Feststellung der von dem Autor allerdings nicht erkannten, bei den Spongien allgemein auftretenden Rückbildung des Ecto- derms. Diese schon von Gorrre als sicher angenommene Degeneration eines ganzen Keimblattes zeigt sich bei allen vier von DELAGE unter- suchten Arten. Der Rückbildungsprocess beginnt mit der Einwan- derung des Ectoderms in die Innenmasse. Bei Spongilla ist der vollständige Schwund des Ectoderms constatirt. Nehmen wir nun an, dass DeraGe’s Beobachtungen an Esperella, Reniera und Aplysilla bestätigt würden, so ist zwar der Vorgang bei ihnen ähn- lich aufzufassen wie der von SCHULZE (19) bei Sycandra festgestellte. Hier sollen die Radiärtuben direct aus dem eingestülpten Geissel- epithel hervorgehen. Wenigstens glaube ich ihn dahin verstehen zu 1) Der. spricht sich hierüber p. 413 aus: ,L’ hérédité n’ intervient, qu’en fixant la constitution physico-chimique de tous les éléments d’une manière si précise, que chaque cellule est à chaque instant de son évolu- tion en présence de ce dilemme: rencontrer des conditions extérieures identiques à celles qu'a rencontrées la cellule identiquement conformée du parent et réagir contre ces conditions par une modification identique, de manière à poursuivre une évolution totale identique — ou mourir.“ 182 BERNHARD NOLDEKE, müssen, wenn er sagt (p. 288): „Es lassen sich an den innern Cylinder- zellen wieder Geisseln erkennen.“ Die Kluft jedoch zwischen Spon- gilla und den marinen Schwämmen ist eine überaus grosse, indem unter den gegebenen Voraussetzungen die vom Ectoderm bei letztern übernommene Function bei ersterer plötzlich dem Entoderm zugefallen sein muss. Diese Differenz wäre meines Erachtens nicht durch die Anpassung der Spongilla an das Süsswasserleben allein zu erklären. Dagegen erhält die Annahme, dass das Ectoderm bei allen Schwämmen nach der Einwanderung zu Grunde geht, durch den von DELAGE bei allen untersuchten Species mehr oder weniger deutlich gefundenen Fressprocess eine überaus kräftige Unterstützung. Für Ascetta und Sycandra hat Gorrre schon einen derartigen Verlauf der Entwicklung als äusserst wahrscheinlich hingestellt. Zu diesen würden sich jetzt die von DELAGE untersuchten Schwämme gesellen. Halisarca und Oscarella haben bis jetzt zwar noch keinen Anhaltspunkt für einen Ectodermschwund während der Metamorphose ergeben. Besonders Heiper’s Mittheilungen über Osc. loburalis (8) stehen in schroffem Widerspruch zu der Annahme einer Degeneration des larvalen Geisselepithels. Vielleicht wird aber auch hier eine neue Untersuchung Aufklärung bringen. Der Process der Ectodermrückbildung veranlasst mich, noch kurz auf die Keimblättertheorie und ihre Anwendung auf die Spongien einzugehen. DELAGE hat sich gescheut, den Larvenschichten, deren er drei annehmen möchte, die üblichen Namen Ecto-, Ento- und Mesoderm beizulegen. Ueber diesen Punkt hat er sich in einem längern Capitel ausgelassen. Jedoch ist sein Standpunkt ein durchaus unentschiedener. Sein Gedankengang ist kurz folgender: Nehmen wir einen fertigen Schwamm und schliessen von seinen Verhältnissen auf die Natur der seine Larve zusammensetzenden Keim- blätter, um danach dieselben in entsprechender Weise zu bezeichnen, so erhalten wir eine vollständig ungewohnte Anordnung derselben ; das Ectoderm würde von dem aussen liegenden Entoderm und dem zu innerst gelegenen Mesoderm eingeschlossen sein. Gehen wir andrerseits von den bei der Larve vorliegenden Ver- hältnissen aus, so müssen wir zugeben, dass das Ectoderm die Geissel- kammern im fertigen Thier bildet, während aus dem Mesoderm die Epidermis, aus dem Entoderm alle übrigen Bestandtheile hervorgehen. Da aber auch diese Auffassung dem herkömmlichen Gebrauch zu- widerläuft, so folgert DELAGE, dass die Spongienkeimblätter nicht in = ow me ss. à Le RP | Die Metamorphose des Siisswasserschwammes, 183 einer den Keimblättern der übrigen Metazoen vergleichbaren Weise differenzirt seien. Ich glaube nicht, dass dem wirklich so ist. Zuerst müssen wir, bevor wir der Betrachtung der Streitfrage näher gehen, den Stand- punkt festlegen, von dem aus dies geschehen soll. SCHULZE hat bekanntlich bei Sycandra auf Grund der defini- tiven Lagebeziehungen im fertigen Thier die Bezeichnung der larvalen Blätter vorgenommen, was ihn zwang, die echte Gastrula als „Pseudogastrula“ hinzustellen. Einer solchen Auffassung ist GOETTE entgegen getreten, indem er darauf hinwies, dass nur die Entwick- lungsgeschichte „die Homologie oder die genetische Formgleichheit der Keimtheile und der aus ihnen hervorgehenden Bildungen ver- schiedener Thiere erschliesse“. Nur auf Grund derartig begründeter, wahrer Homologien können wir fruchtbringende Vergleichungen zwischen den verschiedenen Zweigen des Thierreichs resp. den Gliedern der- selben anstellen. Obgleich DELAGE sich nicht auf diesen Standpunkt stellt, halte ich ihn für den allein. berechtigten. GOETTE wie Maas haben, wenn auch in wichtigen Einzelheiten sehr von einander ab- weichend, gefunden, dass die Gastrula des Süsswasserschwammes eine der der übrigen Metazoen vollständig homologe Bildung sei; GOETTE hat constatirt, dass ihr Geisselepithel dem Ectoderm einer typischen Metazoengastrula vollkommen homolog sei. Es darf uns daher nichts abhalten, ihm den ihm zukommenden Namen Ectoderm, der Innen- masse den des Entoderms beizulegen; es liegt gar kein Grund vor, eine 3-blättrige Zusammensetzung der Larve anzunehmen. [Nehmen wir aber überhaupt keine echten Keimblätter an, so müssen wir auch diesbezügliche Namen vermeiden, was MAAs nicht gethan hat.] Obwohl nun DELAGE selbst anführt, dass ein larvales Ectoderm durchaus nicht ein aus ihm hervorgehendes definitives Ectoderm (d.h. Epidermis) bedinge (p. 412), obwohl er ferner zugiebt, dass nicht die definitiven Lagebeziehungen für die Benennung der Keimblätter be- stimmend sein dürfen (p. 411), obwohl er ferner die Untersuchungen GoETTE’s über die embryonalen Zustände der Spongilla kennt (p. 411), folgert er, dass die Differentiation der Keimblätter bei den Spongien nicht ohne weiteres einen Vergleich mit denen der übrigen Metazoen zuliesse! (p. 416). Der Schluss hätte ein anderer sein müssen, nämlich der, dass wir in der Spongienlarve ein typisches Ectoderm und Entoderm in normaler Lagebeziehung zu einander haben. Diesen Standpunkt müssen wir trotz aller Vorgänge während der Metamorphose festhalten. Wir sind 184 BERNHARD NOLDEKE, dann aber auch zu dem Schlusse gezwungen, dass die Epidermis der Spongien nicht homolog der Oberhaut der übrigen Metazoen ist. Weil DELAGE trotzdem die Schichten des fertigen Thieres mit Ecto-, Ento- resp. Mesoderm bezeichnet, ist es für den Leser nicht immer ganz leicht, in den Detage’schen Frörterungen sich zurecht- zufinden. Auch die Erledigung der Frage über die ectodermale Abstammung des Mesoderms geht von dem Standpunkt aus, eine übereinstimmende Bezeichnungsweise der Larvenkeimblätter und der entsprechenden Schichten des fertigen Thieres durchzuführen. Dieselbe Ansicht finden wir bei MAAS, wenn er von einem Ectomesoderm der Spongien reden möchte (13, p. 572). Bei den jetzigen Kenntnissen über die Spongienentwicklung und den mit bestimmten Namen auf das Engste verbundenen Begriffen ist ein derartiger Standpunkt völlig undurchführbar und daher eine Be- zeichnungsweise, wie DELAGE sie versucht hat, nicht aufrecht zu halten. Soviel über die theoretischen Erörterungen DELAGE’s. Für die Auffassung der Spongienlarve haben sie ebensowenig etwas Neues bringen können wie etwa meine Befunde. Denn auch dadurch, dass ein seiner Entstehung nach typisches Keimblatt während der Ent- wicklung der Larve verloren geht, wird sein principieller Werth als solcher nicht aufgehoben. Auf Grund dieser Ueberlegung dürfen wir in den Spongien echte Metazoen erblicken; dass diese aber mit den übrigen Metazoen keine über das Gastrulastadium hinausgehende genetische Beziehung haben, dürfte wohl im Hinblick auf den weitern Verlauf der Entwicklung höchst wahrscheinlich sein. Gegen die Annahme der Forscher, welche in den Spongien einen getrennt von den Metazoen direet aus den Protozoen hervorgegangenen Stamm erblicken wollen, spricht die beiden Theilen gemeinsame, völlig übereinstimmende Entwicklung des Eies bis zur Gastrula. Der Standpunkt, auf Grund gewisser Vorgänge in der Entwick- lungsgeschichte die Cnidarier und Spongien zu trennen, ist schon von GOETTE, DELAGE und Heiper befürwortet worden, Dem gegenüber hat Caux (1) noch einmal versucht, beide Zweige gemeinschaftlich im System im engern Kreise unterzubringen. In der Entwicklungsge- schichte, wie sie heutigen Tags bekannt ist, dürfte er aber kaum mehr eine Stütze für seine Ansicht finden, dass ,,die fixirten Schwamm- larven mit ihren radiären Buchten höchst sinnfallige Beziehungen zu den Larven der Hydromedusen darbieten“ (p. 93). Zu dieser Auf- Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 185 fassung scheint bisher doch nur die eine auffällige Ausnahme machende Oscarella zu berechtigen. Wir erhalten nach diesen Erörterungen folgende Schlussfolgerungen: 1) Die Spongien besitzen eine typische Gastrula mit Ecto- und Entoderm, welche typische Lagebeziehungen zu einander haben. 2) Die Umbildung der Spongienkeimblätter ent- spricht nicht derals typisch bekannten. Das Ectoderm geht nach Anheftung der Larve einen Rückbildungs- process ein, in Folge dessen nimmt es am Aufbau des fertigen Thieres keinen Antheil. 3) Die Spongien haben mit sämmtlichen übrigen Metazoen keine über das Gastrulastadium hinaus- gehende genetische Beziehung. Nachwort. Die vorliegende Arbeit war als Bearbeitung der von der hiesigen mathematisch-naturwissenschaftlichen Facultät gestellten Preisaufgabe vollkommen fertig gestellt, als Mitte Januar jene lang erwartete Arbeit von Maas erschien: „Die Embryonalentwicklung und Meta- morphose der Cornacuspongien.“ In diesem Werke hat nun Maas nach erneuten Untersuchungen Folgendes festgestellt. Nach der Anheftung der freischwimmenden z weischichtigen Schwammlarve findet eine Umkehrung der Schichten statt, weshalb der entodermale Ursprung der Epidermis nicht länger in Frage stehen kann. Nach dieser Umkehrung findet eine Durch- wachsung der beiden Schichten statt, soweit das Entoderm nicht zur Bildung der Epidermis verbraucht worden ist. Hierauf sollen die nun in der ganzen Masse der ehemaligen Larve zerstreuten Zellen des frühern Geisselepithels zur Bildung der Kammern verwandt werden. Hat Maas also auch erfreulicher Weise jetzt die entodermale Herkunft der Epidermis für alle von ihm untersuchten Schwämme — auch für Spongilla — zugegeben, so steht er in einem Punkte doch noch auf seinem alten Standpunkt; er weist dem Geisselepithel einen wichtigen Antheil am Aufbau des fertigen Schwammes zu. Soweit diese Behauptung, für welche ich keinen stricten Beweis in seiner Arbeit finde, die marinen Schwämme anbetrifft, kann ich sie 186 BERNHARD NOLDEKE, natiirlich nicht beurtheilen. Aber, wie schon gesagt, hat Maas diese seine neue Hypothese auch auf Spongilla angewandt. Hierbei hat er natürlich seine ganze frühere Arbeit zurückgenommen oder, wie er sich ausdrückt, manche seiner frühern Beobachtungen anders deuten, andere thatsächlich berichtigen müssen. Da dies alles an der Hand seiner frühern Abbildungen geschieht, so bedarf es nur einiger kleiner Correcturen oder „anderer Deutung“! So wird, was früher Ectoderm hiess, in einigen Zeichnungen jetzt Entoderm genannt und umgekehrt, mit der Begründung, dass die beiden Schichten schwer zu unter- scheiden seien; damit ist der entodermale Ursprung der Epidermis festgestellt! Das Geisselepithel wird nach der Umkehrung der Schichten im ganzen flachen Kuchen zerstreut und soll dann die Kammern bilden. Da letzteres nach der Durchwachsung geschieht, ist der Beweis natürlich überaus schwer zu führen; man vermisst ihn auch bei Maas. Dagegen hat er zwei Angaben gemacht, welche nicht für seine Theorie sprechen. Erstens bleibt er in so fern auf seinem alten Stand- punkt, als er die gelegentliche Anwesenheit von Geisselkammern in der freien Larve vor der Metamorphose zugiebt. Zweitens hat auch er den Fressprocess bisweilen constatirt. Nur versucht er, beide Be- obachtungen in seinem Sinn zu deuten. Den Fressact hält er nämlich für eine aussergewöhnliche pathologische Erscheinung, die daher mit der normalen Entwicklung nichts zu thun hat. Die in der freien Larve vorkommenden Geisselkammern sollen nach Maas ausschliesslich und unmittelbar unter dem Geisselepithel liegen; dies soll den Zu- sammenhang beider erweisen, wie er für Esperia ausdrücklich angiebt. Diese Angabe ist aber unrichtig. Ich habe derartige Hohlräume, welche zweifellos Anlagen von Geisselkammern waren, im ganzen Ento- dermkern der freien Larve gefunden, so dass sie unmöglich im Zu- sammenhang mit dem Ectoderm stehen können. In Folge dieser Befunde kann ich doch wohl meine Behauptung, dass das Ectoderm nicht mit den Geisselkammern in irgend welcher Beziehung steht, als haltbarer betrachten als die Hypothese von Maas; ich muss daran festhalten, dass das Ectoderm keinen Antheil hat an dem Aufbau des fertigen Schwammes. Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 187 Literaturverzeichniss. [In diesem Verzeichniss habe ich nur diejenigen Werke angeführt, auf welche ich in meiner Arbeit verwiesen habe.] 1) Caux, a: Bronn’s Klassen und Ordnungen d. Thierreichs, V. 2, Abth. 2. (Cölenteraten). 2) Deraoz, Sur le développement des Eponges silicieuses et l’homo- logation des feuillets chez les Spongiaires, in: ©. R. Ac. Sc. Paris, V. 110, 1890. 3) — Sur le développement des Éponges, ibid. V. 112, 1891. 4) — Embryogénie des Éponges, in: Arch. Zool. Exp. (sér. 2), V. 10, 1892. 5) — Note additionnelle sur l’embryogénie des Éponges, ibid. (sér. 3), V. 1, 1893. 6) Gaxix, Zur Entwicklung der Spongilla fluviatilis, in: Zool. Anz. Jg. 1, 1878. 7) Gorrre, Abhandlungen z. Entwicklungsgesch. d. Thiere, Heft 3: Unters. z. Entw. v. Spongilla fluv. 1886. 8) Herper, Z, Metamorphose d. Oscarella lobularis, in: Arb. Zool. Inst. Wien, V. 6, 1886. 9) Korscuetr u. Herper, Lehrb. d. vergl. Entwicklungsgesch., V. 1, 1890. 10) Lıeserküns, Beiträge z. Entwicklungsgesch. d. Spongillen, in: Mürrer's Archiv, 1856. 11) — Beiträge z. Anatomie der Spong., ibid., 1857. 12) Maas, Ueber d. Entw. d. Süsswasserschwammes, in: Zeitschr. wiss. Zool., 1890. 13) — D. Auffassung d. Spongienkörpers, in: Biol. Centralbl., V. 12, 1892. 14) — D. Metamorphose v. Esperia Lorenzi, in: Mitth. Zool. St. Neapel, V. 10, 1892. 15) MarsHarr, Ontogenie v. Reniera filigrana, in: Zeitschr. wiss. Zool., V. 37, 1882. 16) METSCHNIKOFF, Spongiol. Studien, ibid. V. 32, 1879. 17) SOHULZE, Ueber d. Bau u. d. Entw. v. Sycandra raphanus, ibid. V. 25 Suppl. 18) — Ueber d. Bau u. d. Entw. d. Spongien. Die Gattung Halisarca. ibid. V. 28, 1877. 19) — Untersuchungen üb. d. Bau u. d. Entw. d. Spongien, V. Meta- morphose von Sycandra raphanus. ibid. V. 31, 1878. 20) Werrser, Spongillidenstudien II, in: Arch. rx Naturg., 1893, V. 1. 21) ZyKorr, Entwicklungsgesch. v. Ephydatia Miilleri aus der Gemmulae, in: Biol. Centralbl., V. 12, 1892. 188 BERNHARD NOLDEKE, Erklirung der Abbildungen. Alle Abbildungen sind mit dem Asst’schen Zeichenapparat am SEIBERT'schen Mikroskop gezeichnet. In allen Figuren bedeutet: ek Ectoderm. en Entoderm, en‘ Entodermhöhlenepithel. ep Epidermalzellen resp. Epidermis. bz Bildungszellen. am Amöboidzellen, am‘ Amöboidzellen mit Ectodermzellen. gk Geisselkammern. g Geisseln. d Dotterkérper. Tafel 8. Fig. 1. Schnitt durch eine freie Larve. (1°°/,). Fig. 2. Schnitt durch eine eben angesetzte Larve. Das Ectoderm zeigt den Beginn der Auflösung. ('°°/,). Fig. 3. Die Auflösung des Ectoderms ist fortgeschritten; die viel- kernigen Zellen treten auf. Die Höhle ist vollständig verschwunden. (100). ). Fig. 4. Die Abflachung der Larve ist fortgeschritten. Die viel- kernigen Zellen durch den ganzen Schwamm zerstreut. (10°/,). Fig. 5. Die Epidermis noch nicht so weit ausgebildet wie in Fig. 4. Jedoch treten die vielkernigen Zellen mehr zurück; das Ecto- derm ist fast ganz verdaut. (1°°/,). Fig. 6. Der Subdermalraum hat sich entwickelt. Der Schwamm macht den Eindruck einer jungen Spongilla. (1°°/;). sd — Subdermal- raum. Fig. 7. Auch die Poren haben sich gebildet. Eine junge Spongilla. (100/,). po => Poren. Fig. 8. Bildung der Epidermoidalschicht. (#°5/,). a. Die zwischen das Ectoderm einwandernden Zellen sind noch stark dotterhaltig. b. Nur wenige (*) der eingewanderten Zellen zeigen noch Dotterreste; die Zellen haben sich mehr abgeplattet. c. Die Epidermalschicht ist ausgebildet. Die Metamorphose des Siisswasserschwammes. 189 Tafel 9. Fig. { Zellen und Bildung der Epidermis. (5°°/, ). Fig. 15. Stück der fertigen Epidermis (Längsschn.). (°°°/,). Fig. 16. Allmähliche Auflösung der Ectodermkerne in den viel- kernigen Zellen. Drei verschiedene Stadien. In a hat der Process schon begonnen (vergl. Fig. 11 am‘); in c ist er fast beendet. Fig. 17. Stück aus einer fast ausgebildeten Spongilla, um den Unterschied zwischen den Geisselkammerzellkernen und den Einschlüssen der vielkernigen Zellen zu zeigen. Fig. 18. Querschnitt von einer freischwärmenden, Geisselkammern neben dem Ectoderm zeigenden Larve. (!00/,). Fig. 19. Stärker vergrössertes Stück eines andern Schnittes der- selben Larve. (500/ ). Pr à | A nk if “y iat by : Ir r + aillaty oh warn i Am LAr ean ° recut sis a 3 ra | <— rs 4 “À an ry [3 “a! u À ‘ , * | ’ | È a mai, tal ad LE hai asile ag à s à L " Fi ra L 5 Na Colour), start ats! iby DOME = eae | lou Goût air hatndantnl I gprtaaiit Ndamdih » BI AS is | 4 : CRE indie n LS TELL D i 1 fy iat, 4 | with Ir il ] y j 14 Aid. Lan a EM TE TL late \ | Yo a 1 ty oy rn wie ) - ae ca wT ft ib orn APTE | ji (40 natn ten) HUE © ei CU ı chili! he vous bate iin Tr sduxivs Dole hin, a Pi i ae MORE ral L t J [ L 4 ' Wa AI g ta caine later) „und mA aioe ren { Uh. am % à 3 | bz kr il Tit ® hh # ieor rt hi : Hh 4 ate hy be J i: Jian es Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Poble) inJena. — 1320 - « i L Al « Z se a > i Or - 4 ' Pr) € L à 7 ap 2 [7 Fr, | . -. 4 » Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. Von W. Schimkewitsch in Petersburg. Hierzu Tafel 10 und 11. Anatomischer Bau. Das Endosternit oder die unpaare sehnige Platte des Cephalo- thorax ist bei den meisten Arachniden beschrieben worden. Bei den Acarinen wird es zum ersten Male von CRONENBERG angeführt. Das Muskelsystem von Eylais extendens behandelnd, schreibt dieser Autor: „Hier befindet sich, gleich hinter dem Nervenknoten, eine kleine Gruppe von Muskelfibrillen, welche fast sternförmig von einem allgemeinen Centrum ausgehen und sich an der Haut befestigen“ (78, p. 14). Doch die Bedeutung dieses Muskelsystems ist für CRoNENBERG ‚unklar geblieben. Ich habe schon damals auf meinen Präparaten von Eylais extendens den sehnigen Charakter dieses Centrums bemerkt und schrieb im Jahre 1884: „On peut considérer ce tendon comme le rudiment de la lame aponevrotique des Araignees“ (84a, p. 33). Ein — dem bei Eylais beschriebenen — ähnliches Factum ist von NALEPA ausführlich für Tyroglyphen beschrieben worden (86a, p. 123). „Sämmtliche Coxaldepressoren gehen von einem gemeinsamen Knotenpunkte aus, welcher über dem Ende der Bauchganglienplatte und unter dem Magen liegt. Dieser Knotenpunkt ist aus der Ver- schmelzung der Kopfsehnen der Coxaldepressoren entstanden und zeigt daher die allgemeinen Eigenschaften einer Sehne. Er färbt sich fast gar nicht und bricht das Licht ungemein stark . . .“ Zool. Jahrb. VIll. Abth. f. Morph. 13 192 W. SCHIMKEWITSCH, Aber bei andern Milben finden wir ein echtes Endosternit in Form einer mehr oder weniger entwickelten Platte. So ist z. B. eine ähnliche Bildung von KRAHMER für Halarachne halichoeri (85b) beschrieben worden. Ebenso beschreibt WINKLER bei den Gamasiden ein Endosternit: „Die Gestalt desselben ist ungefähr die eines Dreiecks mit nach hinten gerichteter Spitze; da aber sein Chitinkörper nach rückwärts an Höhe zunimmt, so stellt es beiläufig ein Sphenoid dar (wenigstens bei Gamasus). Uebrigens ist seine Gestalt durchaus nicht für alle Gattungen constant“ (88b, p. 19). Endlich scheint bei den dritten Acarinenformen dieses Organ voll- ständig zu fehlen. KrAnmer findet es nicht bei den Uropoda unter den Gamasiden. Ich suchte es vergeblich bei Zxodes calcaratus BIRULA, dessen Schnittserie mir J. WAGNER zur Verfügung gestellt hatte. J. WAGNER fand bei Untersuchung der Entwicklungsgeschichte dieser Milbe gleichfalls keine Anzeichen eines Endosternits (94a). Bei den Pseudoscorpionen und zwar bei Chernes hat CRONENBERG ein Endosternit gefunden in Form „einer schmalen, queren, vorn leicht ausgeschweiften Platte, die in transversaler Richtung (zur Brust) ca. 0,06 mm, in der Längsrichtung kaum 0,012 mm misst und hinter dem Thoracalganglion über den letzten Hüften liegt“ (89, p. 433). Das Endosternit der Opilioniden ist von BLANCHARD (tab. 30°! fig. 9) und von DE GRAAF (tab. 15, fig. 75 u. 76, 82) dargestellt. Es ist (fig. 19) eine von unten stark eingebogene, von der Rückenseite convexe, in die Breite des Thieres ausgedehnte Platte, in welcher man zwei Paar Auswüchse unterscheiden kann, ein vorderes (ant) und ein hinteres (p), oft sehr unsymmetrisch entwickelt. Der mittlere Theil der Platte hat die Form einer dünnen Wand, deren Dicke bei ein und derselben Art variirt. An der Basis der vordern Auswüchse an ihrem innern Rande sind noch zwei Protuberanzen zu sehen (dv), an welche sich die dorso-ventralen Muskeln befestigen. Wenn man jedoch die Durchschnitte von Opilio parietina (nach den Präparaten von FAUSSEK) betrachtet, sieht man, dass die Seitentheile des Endosternits stark nach unten gebogen sind, wo auch die Coxaldepressoren ihren Anfang nehmen; die Trochanteradducteren beginnen an der äussern (resp. obern) Fläche der Seitentheile der Platte. Bei Mygale existiren, nach der Beschreibung von R. LANKESTER, ausser dem vordern Paare noch vier Paare von Seitenauswüchsen ; von der obern Seite der Platte entspringen noch drei Paar Auswüchse, welche den zwei Paaren seitlicher Auswüchse von Limulus (,,rod-like tendons“) ER —_ OO sie Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden, 193 und dem einen Paare bei Buthus entsprechen. Hinten existirt bei Mygale sowohl als auch bei Limulus ein unpaarer gegabelter Aus- wuchs (84, fig. 3 u. 4, tab. 6). Aber wenn man die fig. 3 und 4 LANKeEsTeErR’s mit fig. 4 und 10, tab. 12 BLANcHARD’s und mit der Beschreibung dieses Autors vergleicht, so zeigt es sich, dass die Seite, welche LANKESTER als Rückenseite beschreibt, von BLANCHARD als Bauchseite aufgefasst wird und umgekehrt. Auf diesen Fehler LAnk&srter’s hat schon BERNARD (94, p. 19) aufmerksam gemacht. Nach diesem Autor sind bei Mygale auf der Bauchseite nicht drei, sondern vier Paar Auswüchse vorhanden, welche sich alle an der Sternalplatte des Cephalothorax befestigen sollen und somit nichts anders als Chitinapodemen sind. Da der Autor keine Angabe über den histologischen Charakter dieser Apodemen giebt, so bleibt seine Annahme unbewiesen. Wahrscheinlich sind diese Apodeme Modificationen der das Endosternit mit der Sternalplatte ver- bindenden Muskeln. Bei Epeira existiren nach meinen frühern Be- obachtungen (84a, fig. 5, tab. 1 u. fig. 2, tab. 7) ausser dem vordern Paare von Auswüchsen, an denen sich die Muskeln befestigen, welche die Maxillen bewegen, und dem hintern Paare, von welchem die Muskeln nach dem Abdomen ausgehen, noch auf der untern Seite vier Paar Auswüchse, jedes Paar aber besteht aus einem äussern und innern Zweige, welche die Anheftungsstellen der Beinmuskeln sind. Von der Rückenseite des Endosternits gehen zwei Paar Auswüchse aus, welche in seinem hintern Theile liegen und nicht in dem vordern, wie bei den Opilioniden; an ihnen beginnen die Rückenmuskeln. Ausserdem sind hier noch dorso-laterale Auswüchse vorhanden, an welchen sich gleichfalls Muskeln befestigen; sie liegen mehr nach aussen als die eben ange- . führten. Im Vergleich mit Mygale sind die Auswüchse bei Epeira sehr schwach entwickelt und erscheinen eher als etwas gehobene Ab- gangsstellen der Muskeln denn als Auswüchse im engern Sinne des Wortes. Das Endosternit von Phrynus nähert sich, nach der fig. 7, tab. 2 BLANCHARD’s zu urtheilen, dem der Araneina. Das Gleiche sehen wir nach der Beschreibung BERNARD’s (94, p. 20, fig. 6), welcher ausser den beiden vordern Auswiichsen noch vier Paar Riicken- auswiichse abbildet, welche wahrscheinlich den von mir erwähnten dorso-lateralen Auswüchsen der Æpeirae entsprechen, da von ihnen gleichfalls, wie es scheint, Muskeln zu der Rückenwand des Cephalo- thorax ausgehen („four pairs of ligamentous attachments to the dorsal wall“). Bernarp erwähnt ein Paar unterer Auswüchse, welche sich bei Phrynus gleichfalls an der Brustwand des Cephalothorax befestigen, 13* 194 W. SCHIMKEWITSCH, d. h. wahrscheinlich gleichfalls eine Modification der Muskeln dar- stellen. An der hintern Leiste des Endosternits von Phrynus be- ginnen gleichfalls Längsmuskeln (siehe die fig. 6 BERNARD’S). Bei den Microthelyphoniden erscheint, nach den Beobachtungen von Grass (86), das Endosternit in Form von zwei mit den Spitzen zusammenstossenden Dreiecken. Das vordere Dreieck ist grösser, und die Ecken seiner Basis sind in zwei lange Auswüchse verlängert. Andere Auswüchse erwähnt GrAsst nicht. Bei Thelyphonus asperatus erscheint das Endosternit, nach den Präparaten von J. TARNANI (90a) zu urtheilen, in Form zweier Längs- bänder, welche durch drei Querbrücken verbunden sind, so dass sich zwei Löcher bilden, von welchen das erste grösser und oval, das hintere kleiner und rund ist. Von der hintern Querbrücke geht ein runder spatenförmiger Anhang aus, welcher wahrscheinlich dem hin- tern Dreiecke der Microthelyphoniden entspricht. In der Fläche der Quertrabekeln gehen Seitenanhänge aus, deren mittleres Paar kürzer ist; das vierte (vordere) Paar der Seitenauswüchse ruht auf den vordern Enden der Längsbänder, welche sich in Gestalt zweier vorderer Auswüchse nach vorn erstrecken (fig. 14 lér!). — Bei den Scorpionen gehen die Muskeln des ersten Beinpaares von den vordern Auswüchsen aus, welche gleichfalls Muskeln zu den Maxillen entsenden. Von der Vereinigungsstelle des ersten Trabekels mit den Seitenplatten gehen zwei Auswüchse aus, welche als Anheftungspunkte für die dorso- ventralen Muskeln dienen (fig. 14 dv). R. LANKESTER beschreibt folgendermaassen das Endosternit der Scorpioniden: „In Limulus and in Mygale the endosternite does not embrace the alimentary canal nor the nerve-cords in its substance, being simply continuous with the delicate connective tissue which sur- rounds those organs; whereas in Scorpio the thickening and specialising of the connective tissue extends from the main plate, so as to form a subneural arch below the nerve-cords, thus enclosing the nerve cords in a neural canal, whilst similary on its dorsal surface the ali- mentary tract is enclosed in a gastric canal and the dorsal artery or aorta in an arterial canal. In the Scorpions, also, the connective tissue continued from the sides of median plate is tough and dense, so as to form an expansion of the endosternite in the form of a right and left »posterior flap« (84, p. 131—132). Diese ,flaps“ bilden etwas einer Wand oder einem Diaphragma Aehnliches zwischen dem Cephalo- thorax und Abdomen (Breck, 85). Die vordern Ecken des Endosternits von Buthus cyaneus ver- 4 $ : | Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden, 195 längern sich nach LANKESTER und Miss BECK in zwei lange Vor- sprünge („anterior process“), von deren Basis zwei Seitenvorspriinge („lateral median process“) ausgehen. Von dem subneuralen Bogen zweigen gleichfalls zwei Vorspriinge ab (,,anterior process of the sub- neural arch‘). Das Endosternit von Androctonus bicolor (fig. 21a u. 21b) ist nach meinen Beobachtungen einfacher gebaut. Es umfängt weder den Darm noch die Aorta und steht augenscheinlich in keiner Verbindung mit dem Diaphragma zwischen dem Thorax und dem Abdomen. Von jeder Seite geht je ein Auswuchs nach vorn, welcher gabelförmig ge- theilt (ant) und von der Seite mit einem Höcker für die Muskeln des ersten Beinpaares versehen ist (lér'). Es sind Seitenzweige vorhanden, welche gleich wie bei Buthus, nach den Zeichnungen von LANKESTER und Miss Beck zu urtheilen, die Enden eines Quertrabekels darstellen (!tr?). Unter diesen Seitenzweigen liegen noch ein Paar Auswüchse (ltr?) und an dem hintern Rande zwei Hocker für die dorso-ventralen Muskeln (dv). Ein subneuraler Bogen (snr) mit zwei nach vorn ge- richteten Vorsprüngen ist wie bei Buthus vorhanden. Erwähnen wir, dass bei Limulus, nach der Beschreibung und den Zeichnungen von BENHAM (85a, tab. 76, fig. 5 u. 3), das Endosternit mit einem Paare nach vorn gerichteter Auswüchse versehen ist und mit zwei Paaren schmaler Seitenzweige, welche von der Oberfläche des Endosternits ausgehen und ebenfalls, nach der fig. 5, tab. 76 zu urtheilen, gleichsam die Enden der Quertrabekel darstellen. Lan- KESTER hat anfänglich die Auswüchse mit den Seitenzweigen von Buthus (84, p. 132) verglichen. Von oben aber erheben sich vom Endosternit des Limulus zwei kurze Höcker für die Anheftung der dorso-lateralen Muskeln, am hintern Rande zwei Seitenauswüchse zur Befestigung der Muskeln des 6. Extremitätenpaares. Hinten endet das Endosternit, ähnlich demjenigen der Thelyphoniden und Microthe- lyphoniden, mit einem unpaaren Anhang. Erwähnen wir noch vorläufig bei Limulus und dem Scorpione das Vorhandensein von Quertrabekeln, welche scheinbar von oben mit dem Endosternit verwachsen sind und sich von jeder Seite in einen (Scorpioniden) oder zwei (imite) Aus- wüchse verlängern. Verhältniss zum Muskelsystem. Am veränderlichsten in der Zahl erscheinen die Muskeln, welche vom Endosternit zur Rückenfläche des Cephalothorax gehen — die 196 W. SCHIMKEWITSCH, dorso-ventralen. Augenscheinlich sind sie immer paarweise vor- handen. Der von MeEnGE beschriebene unpaare Muskel existirt nach CRONENBERG (89) nicht. Bei Halarachne sind nach KRAHMER vier Paar solcher Muskeln vorhanden. NALEPA spricht unbestimmt von mehrern Muskeln bei den Tyroglyphen. Bei den Gamasiden ist scheinbar ein Paar vorhanden, doch ist jeder Muskel doppelt und be- steht aus einem äussern und innern Theile (WınKLer, 88a, fig. 7). Bei den Pseudoscorpioniden ist nach ÜRONENBERG ein solches Muskelpaar zu finden, welches sich mit seinen obern Enden einander nähert. Die Opilioniden haben, nach den Präparaten von FAUSSEK zu urtheilen, zwei Paar dorso-ventraler Muskeln, von welchen eins senkrecht verläuft, während das andere, schwächere, schräge zum vordern Theile der Rückengegend des Cephalothorax sich hinzieht, wo es sich auch befestigt; dieser Muskel erinnert sehr an einen ähn- lichen und zwar den ,,tergo-proplastral muscle“ Bexnam’s bei Limulus oder dem 49. Muskel (85a). Bei den Araneinen (84a, fig. 2 u. 3, tab. 7) sind zwei solcher Muskel- paare vorhanden, wenn das erste Paar nicht gleichfalls zweien entspricht, wie man es in Folge der Zersplitterung dieser Muskeln in einen vor- dern und hintern Theil glauben könnte. Dann würde die Zahl der- jenigen bei den Scorpioniden entsprechen, wo gleichfalls drei Paare vor- handen sind. Bei den Araneinen existirt ausser diesen Muskeln noch eine Reihe anderer ähnlicher, welche aber näher zum äussern Rande des Cephalothorax liegen, ungefähr so, wie es für die Milben beschrieben worden ist, wo WINKLER sie als äussern Theil der innern Muskeln be- trachtet. Bei Limulus befestigen sich am hintern Theile des Endosternits ausser den drei Paar vordern (44, 50, 51) tergo-plastral-Muskeln noch einige Paare dorso-lateraler Muskeln und andere. Ausser diesen Muskeln entspringen vom Endosternit der Arach- niden noch Muskeln, welche zu den Extremitäten gehen. Alles, was uns in Betreff der Musculatur der Milben, Phalangiden, Araneinen und Scorpioniden bekannt ist, zusammenfassend, können wir feststellen, dass vom Endosternit gewöhnlich Muskeln ausgehen, welche sich am innern Winkel der Coxae befestigen (Coxaldepressoren, Hüftensenker, post- coxal-entosclerite plastron muscles) (Fig. 28, 5). Nach aussen von diesen Muskeln beginnen die Muskeln, welche sich an der Grenze zwischen Coxa und Trochanter befestigen (Ad- ductoren des Trochanters, dentomerite-plastron muscles, élevateurs des pattes in meiner Arbeit über die Anatomie von Epeira, fig. 28, 4). Die Muskeln, welche zum äussern Rande der Coxae gehen, beginnen Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 197 an der Körperwand (Coxalelevatoren, Hüftenheber). Interessant ist, dass bei Limulus vom Endosternit auch Muskeln zum ersten Glied- maassenpaare ausgehen, während die Cheliceren bei den Scorpioniden und Araneinen keine Muskeln vom Endosternit erhalten, die Maxillen jedoch bekommen ihre Muskeln von den vordern Auswiichsen des Endosternits. Bei den Araneinen (84a, fig. 6, tab. 7) kann man dabei eine vollständige Analogie mit der Musculatur der Füsse beobachten, und zwar befestigt sich ein Muskel am innern Rande der Coxae (m. 39), der andere am äussern Rande des Trochanters; die Maxillarelevatoren (m. 43) beginnen an der Körperwand. Beim Scorpion bekommen die Maxillen jede drei Muskeln vom Endosternit, und alle diese Muskeln befestigen sich an den Coxae, so dass in dieser Hinsicht die Maxillen der Araneinen primitivere Verhältnisse aufweisen. Ausser diesen Muskeln gehen beim Scorpion (Fig. 28) vom obern Theile des Endosternits drei Muskelpaare aus, welche sich zwischen dem 2. und 3. Beinpaar (79. Muskel Miss Beck), zwischen dem 3. und 4. (81. m) und hinter dem letzten befestigen (83. m), anterior, median, posterior epimero-plastron muscles) (85, p. 350). Ich glaube, dass diese Muskeln eine ganz besondere Bedeutung haben. R. LANKESTER vergleicht diese Muskeln mit den sog. plastro-coxal muscles bei Li- mulus, vielleicht auch müssen sie mit denjenigen Muskeln verglichen werden, welche von den langen Fortsätzen des Endosternits bei Limulus ausgehen und sich an der Körperwand zwischen den Coxalelevatoren der 3., 4. und 5. Extremität befestigen, wobei die Anheftungsstelle dieser Muskeln an der Körperwand beim Scorpion sich merklich hinuntersenkt zur Basis der Coxalglieder. Aehnliche Muskeln existiren auch bei den Araneinen (Dyctina viridissima), bei welchen ihre An- heftungsstelle scheinbar höher liegt als beim Scorpion, nach der Zeichnung 24, tab. 4 GAuBErRT’s (92) zu urtheilen. Bei Epeira konnte ich diese Muskeln nicht auffinden. Tarnant theilt mir mit, dass ähn- liche Muskeln bei den Thelyphoniden existiren. Alle die genannten Verhältnisse sind auf dem Schema Fig. 28 dargestellt. Um mit den Extremitäten abzuschliessen, sind noch folgende Thatsachen zu besprechen: Muskeln, die am subneuralen Bogen des Endosternits entspringen, liegen bei Androctonus nach der Beschreibung von Miss Beck (85, p. 350) anders als bei Buthus. Ausser dem Muskeln, die von den vordern Vorsprüngen dieses Theils zu den sogen. „postoral entosclerite“ hinziehen (fig. 1, m. 84), entspringen von derselben Stelle des Endosternits zwei Paar Muskeln, von welchen das innere Paar sich an den innern Winkel der Genitalplatten, das 198 W. SCHIMKEWITSCH, äussere aber an den äussern anheftet (m.ex, m.in, Fig. 2 u. 10). Dieses letzte Paar verläuft ziemlich nach hinten und tritt hinter die Genitalöffnung. Wenn die Genitalplatten der Scorpione auch Extre- mitäten darstellen, so bekommen sie vom subneuralen Theile des Endosternits je zwei Muskeln, so wie die Thorakalextremitäten, woraus man den Schluss ziehen muss, dass der subneurale Theil des Endo- sternits schon dem Abdomen angehört, wie es früher R. LANKESTER angenommen hatte (85c, p. 371). Vom hintern Theile des Endosternits entspringen Muskeln, die sich in das Abdomen fortsetzen und als ge- wisse Abtheilungen der zwei Längsmuskeln des Abdomens erscheinen („lateral antero-posterior muscles“). Bei Limulus liegt eine Reihe unpaariger Sehnen diesen Muskeln entlang; der histologische Bau dieser Sehnen ähnelt dem Bau des Endosternits. Scorpione besitzen nur eine solche Sehne: sie liegt über den kammförmigen Organen (Suprapectinalsehne). Bei den Araneinen finden sich drei solche Sehnen, die aber paarig sind (84a, fig. 1, tab. 7): zwei über der Genitalöffnung und eine im hintern Theile des Abdomens. P. Mıtroranow hat schon im Jahre 1881 bei Argyroneta aquatica in diesen Sehnen Höhlungen, die Bildungszellen enthielten, beschrieben. Von diesen Sehnen bei Limulus, von der 2. und 3. Sehne der Araneinen und ebenso von der Suprapectinalsehne der Scorpione entspringen dorso-ventrale Muskeln, die mit denjenigen, welche vom Endosternit zu der Rückenseite hin- ziehen, verglichen werden können. Bei den Araneinen entspringen ausser den. Muskeln, die sich an die untere Oberfläche des Abdomens (von der 2. Sehne) heften, Muskeln von diesen Sehnen zu den Lungen, zur Genitalöffnung (von der 1. Sehne) und zu den Spinn- warzen (von der 3. Sehne), d. h. zu Organen, die in irgend einem Verhältnisse zu embryonalen Extremitäten stehen. Es ist sehr mög- lich, dass auch die Muskeln, welche sich an die Wand des Abdomens heften, die Reste von Muskeln der rückgebildeten Extremitäten sind. Ebenso verlaufen bei Scorpionen Muskeln von der Suprapectinalsehne zu den kammförmigen Organen. Auf diese Weise kann man die ab- dominalen Sehnen der Araneinen sowie der Suprapectinalsehne der Scorpione mit denjenigen von Limulus vergleichen. Das erste Paar der Sehnen aber, von welchem bei den Araneinen Muskeln zur Genital- öffnung verlaufen, entspricht sehr wahrscheinlich bei Scorpionen dem subneuralen Theile des Endosternits, von welchem auch Längsmuskeln zur Suprapectinalsehne, ebenso wie vom supraneuralen Theile des Endosternits gehen. Was die Versetzung dieser Sehne in den Cephalo- thorax betrifft, so steht sie im Zusammenhang mit der Lage der Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 199 Genitalöffnung. Jedenfalls sprechen anatomische und embryologische Thatsachen gar nicht für den Vergleich des subneuralen Theils des Endosternits mit dem Diaphragma von Galeodes, wie es BERNARD (94) , behauptet. Auf solche Weise erscheint der Gedanke von R. LAn- KESTER, dass das Endosternit aus einer Reihe von längs den abdo- minalen Muskeln gelegenen Sehnen besteht, sehr wahrscheinlich, aber es gehören zum Endosternit nicht nur Sehnen-, sondern auch Muskel- elemente, wie es die Entwicklung beweisen kann. Ebenso fällt ins Auge das von R. LAnkEsTER bemerkte Verhältniss des Endosternits zu den Körpersegmenten: bei Limulus, da, wo Muskeln vom Endo- sternit auch zu den Cheliceren verlaufen, wird er wahrscheinlich auch von Sehnen des Chelicerensegments gebildet; bei Scorpionen nimmt dieses Segment schon keinen Antheil an der Bildung des Endosternits, dafür aber gehört eine Abdominalsehne zum Endosternit. Die Che- liceren der andern Arachniden bekommen auch schon keine Muskeln vom Endosternit, im Gegensatz zu den Maxillen aller andern Formen, ausser den Milben. Auch das Maxillarsegment der Milben nimmt, wie es scheint, schon keinen Theil an der Bildung des Endosternits, aber es scheint auch keine Beifügung der abdominalen Sehnen bei andern Arachniden, ausser den Scorpionen, stattzufinden. Das eetodermale Endoskelet. Kırrary (48) hat das ectodermale Endoskelet von Galeodes unter- sucht, Miss Beck (85, p. 342) aber beschrieb dasjenige der Scorpione. Ich gebe hier eine schematisirte Zeichnung der für die nachfolgende Darlegung wichtigen Theile des Endoskelets der Scorpione (Fig. 22) und eine Beschreibung des Endoskelets von Galeodes caspius (Fig. 23), die etwas von Kirrary abweicht. Scorpione haben ausser der vor- dern gabelförmigen ectodermalen Einstülpung (A, Fig. 22) (preoral- entosclerite) noch zwei Paar stark entwickelter Einstülpungen oder Apodemen, von denen das eine zwischen dem 1. und 2. Beinpaare (third coxal-entosclerite) liegt und beiderseits aus einer vordern (D) und hintern (E) Falte besteht, während das andere sich zwischen dem 2. und 3. Beinpaare befindet (fourth coxal-entosclerite) (F). Bei Ga- leodes kann man im Skelet Chitinfalten unterscheiden und Apodemen, die mehr oder weniger tief in die Leibeshöhle hineindringen. Im vordern Theile der Bauchseite findet sich bei Galeodes eine unpaare kegelförmige Chitinverdickung (Imp. Fig. 23), die hinten in Form zweier flügelförmiger Vorsprünge (Al.) in die Leibeshöhle hineinragt. 200 W. SCHIMKEWITSCH, An der Basis dieser Vorspriinge entspringen zwei eine X-förmige Figur herstellende Chitinfalten, die sich mit einander vereinigen, später aber wieder auseinandertreten; sie vereinigen sich auf der Grenze der Seg- mente, welche dem 1. und 2. Beinpaare entsprechen, mit zwei Chitin- falten, die sich schon als echte, an ihrem Hinterende erweiterte und hinter dem Schlundganglion mit einander zusammenstossende Apodemen fortsetzen (D). Ihrer Lage nach entsprechen diese Falten vollends den vordern Einstülpungen der Scorpione, die zwischen dem 1. und 2. Beinpaare liegen (D Fig. 22). Dies wird auch dadurch bestätigt, dass hinter diesen Falten zwei Querfalten (E Fig. 23) gelegen sind, welche augenscheinlich dem hintern Paare der Einstülpungen der Scorpione entsprechen (E Fig. 22). Diese Falten sind mehr an ihrem äussern Ende erweitert, wo jede von ihnen mit zwei kopfförmigen Verdickungen (7, 2 Fig. 23) versehen ist, von denen die hintere an der Bildung des Extremitätengelenkes Theil nimmt. Diese hintere Falte ist mit der vordern durch eine schmale, von der Basis der Apodeme (D) entspringende Längsfalte (Lgd) vereinigt. Ausserdem verlaufen von den Längsfalten des vorhergehenden Segments schräg nach vorn und seitwärts zur Basis der Maxillen zwei seitliche Chitinfalten (lat), und das dem 2. Beinpaar entsprechende Segment hat eine mediane unpaarige Falte (Imp,), die nicht bis zur Grenze des nachfolgenden Segments reicht. Auf der Grenze der Segmente, die dem 2. und 3. Beinpaare entsprechen, folglich entsprechend dem hintern Paare der ectodermalen Einstülpungen der Scorpione, sind wieder zwei Paar Falten (F und @) gelegen, die dasselbe Verhältniss zeigen wie die Falten des vorhergehenden Segments. Das vordere Paar der Falten (F') ist eigentlich zu einer Querfalte vereinigt, es wird aber ebenso beiderseits von einem vorn von der Falte liegenden Apodem begleitet, welches an seinem Ende in Zweige gespalten ist. Dieses Apodem (f), das wahrscheinlich zur Anheftung der Muskeln dient, ist mit der Falte F verwachsen und bildet mit ihr ein Ganzes. Das hintere Faltenpaar (@) hat auch auf seinem äusseren Rande kopf- formige Verdickungen (7 u. 2), von welchen die hintere zum Extre- mitätengelenke gehört; die hintere Falte ist mit der vordern nicht durch eine, sondern durch zwei Längsfalten vereinigt: eine innere (Lgd), die an der Vereinigungsstelle des Apodems (f) mit der Falte (F) anfängt, und eine äussere (Lg. ex). Die Falten, die auf der Grenze der Segmente des 3. und 4. Beinpaares liegen, erscheinen auch in der Zahl von zwei Paaren; das vordere von ihnen (J) bildet schon keine Apodeme, und das hintere (A) bildet nur eine hintere kopfförmige Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 201 Verdickung (2), die an der Bildung des Gelenkes Theil nimmt. Diese beiden Falten sind durch eine breite mediane Falte (Imp,) vereinigt, welche dieses ganze Segment durchzieht und noch zwei seitliche Falten (L), die schon hinter dem 4. Beinpaar liegen, von sich abspaltet. Die Vergleichung des Endoskelets von Galeodes und den Scorpionen führt mich zu dem Schlusse, dass alle drei paarigen, am meisten entwickelten Apodeme der Scorpione entsprechende Theile bei Galeodes haben. Das 1. (D) und 2. (E) Apodem sind durch zwei Falten dargestellt, die auf der Grenze zwischen den Segmenten des 1. und 2. Beinpaares liegen, das 3. Apodem aber (F) durch das vordere Paar ähnlicher Falten auf der Grenze der nachfolgenden Segmente. Dabei sind auch bei Galeodes die 1. (D) und 3. (E) von den erwähnten Falten von beiden Seiten mit einem Apodem vereinigt. Deshalb scheint mir die Homologie des vordern Paares der Apodeme von Galeodes mit dem Endosternit sehr zweifelhaft zu sein, obgleich sie von BERNARD (94) vertheidigt wird. Die Apodeme selbst (Fig. 25 u. 29) bestehen aus einer innern Chitinschicht, die im Innern, besonders an den Ausgangsstellen secun- därer Falten Höhlungen enthält („space filled with staining protoplasmic matter“, nach der Beschreibung BErNARD’s) (94); von aussen aber sind sie mit einer mächtigen Matrixschicht bedeckt, deren Zellen eine sehr bedeutende, die Dicke der Chitinschicht mehrmals iibertreffende Höhe erreichen. Solche Zellen sind auch auf den Falten des Endoskelets zu be- obachten (Fig. 24 Imp,). Ihre Membranen sind verdickt, ihr Inhalt ist hell; Kerne und Plasma nehmen nur einen kleinen Theil der Zellen ein und liegen der Chitinschicht an. Auf ihrer Innenseite besitzen diese Apodeme eine niedrige Chitin- schicht und bilden Falten, welche in die Einstülpungen der Apodeme der andern Seite hineingreifen (Fig. 25). Ganz dasselbe Verhältniss _ wird beim Flusskrebs beobachtet (Fig. 27), wo das erste Paar der _ Apodeme ein sehr complicirtes System von Falten bildet, die in die _ Einstülpungen zwischen den Apodemen der entgegengesetzten Seite hineingreifen. Unter anderm sind Vordertheile der Apodeme (D) bei Galeodes durch einen Quermuskel, von dem ein Theil iiber, der andere unter dem Oesophagus verläuft, vereinigt (Fig. 24 m.tr.oe). Das Vorderpaar der Apodeme ist beim Flusskrebs durch ein fibrilläres Querband verbunden (Fig. 27 ftr). Endlich in Bezug auf das Nerven- system nehmen die Apodeme von Galeodes entschieden dieselbe Lage wie das erste Apodemenpaar beim jungen Androctonus ein; dies kann man auf Fig. 5 sammt den vordern Vorsprüngen des Endosternits 202 W. SCHIMKEWITSCH, sehen. Diese Einstülpungen entbehren einer Chitinschicht in ihren Hintertheilen, sie verlaufen aber weiter hinter den Hinterrand des Kopfganglions und unterscheiden sich von den Apodemen von Galeodes nur dadurch, dass sie in der Medianlinie einander nicht genähert sind. Histologischer Bau und Entwicklung. Die Untersuchung des histologischen Baues des Endosternits ist — in so fern lehrreich, als sie zeigen kann, wie zwei Gewebe, obgleich zu einem und demselben Keimblatte gehörend, aber ziemlich scharf im Laufe einer gewissen Periode der Entwicklung begrenzt, am Ende sich ganz assimiliren. Es ist fast kein Unterschied zwischen dem Bau der seitlichen und mittlern Theile des Endosternits zu bemerken. Das Gewebe des Endosternits enthält bei allen untersuchten Formen Elemente zweifacher Art: dünne, oft in Bündel vereinigte Fibrillen und Zellen. Die Fibrillen der Vorsprünge sind parallel der Längsaxe der Vorsprünge gelegen, in der Platte des Endosternits aber verlaufen die Fibrillen in Querrichtuug. Am deutlichsten ist das Zerfallen der Fibrillen in Bündel in den Quercommissuren (Fig. 15) von Thelyphonus ausgeprägt, man kann es aber auch auf Längsschnitten vom medianen Theile des Endosternits der jungen Scorpione bemerken, d. h., wenn die Bündel quer geschnitten sind. Dies ist auch bei Phalangiden nach Entfernung gewisser Concremente aus dem Endosternit zu bemerken (Fig. 20a). Die Zusammensetzung aus Bündeln scheint eine ziemlich allge- meine Erscheinung zu sein. Einige Bündel von Thelyphonus asperatus TH. zeigen Spuren von Querstreifung (Fig. 15). Die Zellen des Endo- sternits, die zum ersten Male von MrrroFANOw und mir 1881 (81, 8la) — bei Araneinen beschrieben worden waren, sind besonders deutlich bei M Thelyphonus zu sehen, wo sie meistentheils Complexe bilden. Die Zellen bei Thelyphonus besitzen ein helles, sich kaum färbendes Plasma und chromatinreiche Kerne von unregelmässiger Form (Fig. 17). Die Höhlungen, die diese Complexe enthalten, sind in den Seitentheilen des Endosternits rundlich, im mittlern Theile aber und in den Vor- sprüngen sind sie parallel der Fibrillenaxe ausgezogen. Ausserdem findet man in diesen letztern Theilen auch einzelne Zellen. Solche einzelne Zellen trifft man bei Androctonus öfter, obgleich auch Complexe nicht selten sind. Die Form der Zellen enthaltenden Höhlungen ist in den Vorsprüngen und im mittlern Theile des Endo- sternits noch mehr parallel den Fibrillen ausgezogen und fast spalt- Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 203 förmig (Fig. 9). In den Seitentheilen dominiren Zellencomplexe, und die Höhlungen unterscheiden sich durch grössern Durchmesser. Es finden sich auch solche Complexe, wo jede Zelle in ihrer besondern Höhlung liegt. Sehr selten findet man Complexe mit einer Höhlung im Centrum. Bei den Phalangiden (Fig. 20 b) wird im Gewebe des Endosternits eine andere Eigenthümlichkeit beobachtet, nämlich Krystall- concremente, die sich in schwachen Säuren und Alkalien lösen. Läng- liche Krystalle bilden sphärische oder wurstförmige Anhäufungen, wobei die Krystalle mit ihren Enden zum Centrum der Sphäre oder zur Axe der Wurst gerichtet sind. Im Vordertheile des Endosternits treten, wie man es auf Längsschnitten nach den Präparaten von V. Faus- SEK sehen kann, die obern und untern Reihen dieser Concremente, von denen jede hier nur aus einer Schicht Würstchen besteht, aus ein- ander und lassen zwischen sich einen kleinen Raum, welcher der Concremente entbehrt und Zellkerne deutlich zu unterscheiden erlaubt. Die Zellcontouren sind nach der Einwirkung der Säuren undeutlich. Bevor ich zur Entwicklung des Endosternits übergehe, will ich noch erwähnen, dass die vordern Abdominalsehnen der Araneinen, als paarige erscheinend, mit der Sehne der entgegengesetzten Seite durch einen Quermuskel verbunden sind. Ganz ebenso erscheinen bei dem jungen, noch nicht geborenen Androctonus bicolor aus der von A. Bırura im Kaukasus gemachten Sammlung die Suprapectinalsehnen deutlich paarig (Fig. 6a, b, c, sr.pt) und sind durch einen Quer- muskel mit der Sehne der entgegengesetzten Seite verbunden (m. tr). Dieser Muskel stösst aber an die Wände der Höhlung, die durch Verschmelzung der Basis der kammförmigen Organe gebildet ist, an. Die den Genitalplatten entsprechende Sehne erscheint ab origine unpaar und besteht aus einer Anhäufung rundlicher Zellen, die sich dort befindet, wo die Muskeln dieser Platten sich mit dem Subneural- bogen des Endosternits verbinden (Fig. 2 u. 10). Schon daraus ist es klar, dass das Muskelgewebe einen grossen Antheil an der Bildung des Endosternits nehmen muss. In der That haben bei den jungen Scorpionen die vordern Vorsprünge des Sub- neuraltheils, von denen die kurzen Muskeln und die sogenannten »postoral-entosclerite‘- Muskeln entspringen, gänzlich den Charakter echter Muskelstränge (Fig. 1 m. 84). Dasselbe bemerken wir auch an einigen andern Theilen des Endo- sternits und unter ihnen auch an den Subneuralbogen, die aus von der einen bis zur andern Seite des Körpers hinziehenden Fasern bestehen (Fig. 2 m. trs). 204 W. SCHIMKEWITSCH, An den auf dem Niveau des 3. Beinpaares gemachten Querschnitten kann man bemerken, dass das Endosternit bei den jungen Scorpionen aus zwei dreieckigen Theilen besteht (Fig. 1 pl), welche den beiden Seiten des Nervensystems anliegen und ganz ebenso wie die beiden Abdominal- und die unpaarige Subneuralsehne von mehreren, rund- lichen Zellen gebildet wird. An diesen dreieckigen Theilen sind die meisten Muskeln be- festigt, und sie selbst sind durch eine Querbrücke augenscheinlich musculöser Natur mit einander verbunden (Fig. 1 m.tr). Ausserdem aber besteht der verdickte Theil des Endosternits oder der Quer- trabekel aus Muskeln, die ohne Unterbrechung sich von der einen Seite des Körpers bis zur andern hinziehen (Fig. 1 m 80). Zu diesen Muskeln gehören die Trochanteradductoren des 2. und 3. Beinpaares (dentomerite plastron muscles, 77, 80 und wahrschein- lich auch des 4. Beinpaares 82); die niedern Theile dieser beiden Muskeln sind an dem sehnigen Theil des Endosternits befestigt, ihre höhern Schichten aber ziehen ohne Unterbrechung von der einen Seite bis zur andern hin. Ganz auf dieselbe Weise ziehen sich ununterbrochen auch die von den Zwischenräumen zwischen den Gliedmaassen entspringenden und am Endosternit sich anheftenden Muskeln (,,epimero-plastron muscles“ 79, 83 und wahrscheinlich 87) von der einen Seite des Körpers bis zur andern hin (Fig. 1 u. 4). Die Trochanteradductoren der Phalangiden befestigen sich an der Seitenfläche des Endosternits und kommen in seinem hintern Theile den Muskeln der gegeniibergelegenen Seite nahe. Die Scorpione haben in dieser Beziehung noch einen Schritt weiter gethan: bei ihnen sind diese Muskeln durch ihre Riickenfasern mit den Muskeln der entgegengesetzten Seite verbunden; manchmal beobachtet man bei den jungen Scorpionen an der Verbindungsstelle einen etwas andern Charakter der Muskelfasern: sie färben sich näm- lich etwas intensiver als der übrige Theil des Muskels, Die Anwesenheit der ununterbrochenen Muskelstränge bei den Scorpionen, die von dem einen Körperende bis zum andern hin- ziehen (,,epimero-plastron muscles“), ist sehr wichtig für den Vergleich der Arachniden mit den Crustaceen. Was den Bau des Subneuralbogens betrifft, so bildet dieser dem Laufe der Fasern nach keinesfalls Längsstränge, die das Endosternit mit der Subneuralsehne verbinden würden, sondern er ist nichts anderes Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 205 als ein Quermuskel, der die beiden Seitensehnen des Endosternits ver- bindet und später mit der Subneuralsehne verwächst (Fig. 2 m.trs). Der musculöse Charakter aller dieser Theile bei den jungen, noch nicht geborenen Scorpionen ist ganz klar und deutlich, es werden auch die Querstreifen an den Muskelfasern beobachtet (Fig. 13). Erst mit dem Heranwachsen der Thiere bekommen die Muskelkerne und das sie umgebende Plasma augenscheinlich, im gewissen Grade selbständig werdend und sich vermehrend, die oben beschriebene Structur und Anordnung. Der Unterschied zwischen den sehnigen und musculösen Theilen des Endosternits verschwindet beinahe gänzlich, und jene Theile der oben genannten Muskeln, die zwischen den Seitensehnen eingeschlossen sind, ebenso wie diejenigen Quermuskeln, die diese Sehnen verbinden, werden zu Bestandtheilen des Endosternits. Solche Beispiele, wo die Muskelkerne eine grosse Selbständigkeit erlangen, sind in der Embryologie der Arthropoden schon bekannt. So hat Prof. KOROTNEFF eine ähnliche Erscheinung bei der Meta- morphose von Tinea (92b) beschrieben. Die Aehnlichkeit der Endo- sternitelemente mit dem Fettgewebe ist nur scheinbar und hat keine besondere Bedeutung (Fig. 13 ad). Bei den Embryonen der Thelyphoniden (Fig. 16 u. 15) haben, nach den Präparaten von J. K. TARNANI, die Querbänder des Endosternits auch einen unzweifelhaften muskulösen Charakter (m. ir), die Seitentheile (pl) aber bieten einen sehnig-zelligen Charakter dar. Sodann werden auch, obgleich ich das nicht mit voller Zuversicht behaupten kann, die Seitensehnen der Thelyphoniden dem Anschein nach als einzelne ge- trennte und erst später mit einander verschmelzende Centren ange- legt. Es behalten wenigstens die hintern Theile dieser Sehnen bei .den erwachsenen Embryonen ihre Selbständigkeit. Bei den Scorpionen erscheinen die Seitentheile schon sehr früh als ununterbrochene Sehnen. Bei Androctonus, in einem Stadium zwischen dem der Fig. 28 und Fig. 32 Laurıe’s (90a), sind zwischen der Anlage des Nervensystems und dem Darmfaserblatte gar keine Zellen des Hautmuskelblattes vor- handen, ausgenommen die mit Dotter vollgestopften Mesodermzellen oder Leukocyten (Fig. 11 Jct), welche von KOWALEWSKY u. SCHULGIN (87) beschrieben wurden. Die Elemente des zukünftigen Endosternits wachsen von den Seiten als von dem äussern Rande der Coxae entspringende Seiten- anhäufungen der Zellen des Hautmuskelblattes hinein (Fig. 11 msd). 206 W. SCHIMKEWITSCH, Diese Anlagen werden den Trochanteradductoren und den von den Seitenwänden des Körpers abgehenden Muskeln („epimero-plastron muscles“) die Entstehung geben. Später, zur Zeit der Bildung der Ectodermeinstülpung, vache am innern Rande der Coxae die Zellen des Hautmuskelblattes, aus denen die Coxaldepressoren werden, herein (Fig. 3 m). An jener Stelle, wo sich die beiden Anlagen berühren, differenzirt sich auf Kosten desselben Keimblattes eine Anhäufung rundlicher Zellen, wie es bei Androctonus und Buthus zu sehen ist (Fig. 3 u. 8). Man kann behaupten, dass in jenen Fallen, wenn zwei Muskel- anlagen einander entgegen wachsen, sie mit einander verwachsen; wenn sie aber unter einem Winkel zusammentreffen, so bildet sich an der Stelle ihrer Berührung eine Sehne mesodermalen Ursprungs. Bei Araneinen bildet sich nach meinen frühern Beobachtungen (85d, p. 554) das Endosternit auch durch das Zusammenwachsen einiger Bündel des Hautmuskelblattes über dem Centralnervensystem. Um mit der Entwicklung abzuschliessen, will ich noch eine That- sache erwähnen, die ich beiläufig beobachtet habe. Der äussere Theil der Geschlechts-Ausführungsgänge des Scorpions wie auch die Receptacula seminis werden auf Kosten einer schon von KOWALEWSKY U. SCHULGIN beobachteten Ectodermeinstülpung ge- bildet (Fig. 12 cvg). Höchst wahrscheinlich ist diese Einstülpung ein Resultat der weitern Entwicklung der Höhlung, die durch das Zusammenwachsen der Genitalplatten entstanden ist. Interessant ist es, dass die kamm- förmigen Organe auch an ihrer Basis mit einander verwachsen und eine sich hinten öffnende Ectodermhöhlung begrenzen (Fig. 6 a, b, € cut). An ihrer obern Wand liegt der quer verlaufende Suprapectinal- muskel. Vor den Genitalplatten befindet sich beim erwachsenen Scorpion eine unpaarige, mit einer kleinen Vertiefung versehene Chitinverdickung (pentagonal metasternite) (Fig. 22 u. 1 m.st). Von dieser Vertiefung gehen die Muskeln zum innern Rand des Coxalgliedes des 3. Beinpaares ab (Fig. 1 m. coz). Eine vollkommen ebenso gebildete Vertiefung befindet sich vor den kammförmigen Organen (Fig. 6a m.st,), und von ihr entspringen die Muskeln zur Basis dieser Anhänge (m.cox), deren innere Ränder auf dieselbe Weise wie die Coxae in die Körperhöhlung hinein dringen (Fig. 6a ex). Die Aehnlichkeit in der Structur der Genitalplatten und der kamm- Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 207 förmigen Organe prägt sich darin aus, dass an den ersten jederseits 3—4 Warzen vorhanden sind, die nach demselben Typus wie die An- hänge der kammförmigen Organe gebildet sind. Diese Warzen be- stehen nur aus Ectoderm (Fig. 12 km), und die sich an ihrem distalen Ende befindenden Zellen dringen hinein und bilden eine knospen- artige, aus langen Zellen bestehende Anlage der embryonalen Sinnes- organe (Fig. 7c). Wenn wir dieses Organ mit dem Anhange der ER Organe vergleichen, so zeigt sich, dass auch dort die Anlage der Nervenendigungen den Charakter einer gemeinsamen ectodermalen Knospe hat, die beinahe die ganze Höhlung des Anhanges ausfüllt (Fig. Ta). Hier aber unterscheidet man an dieser Anlage zwei Ab- theilungen: eine proximale Abtheilung (gl), die einer Anhäufung der ter- minalen gangliösen Zellen („cellules en chapelet“, GAUBERT, 92) den Anfang giebt, und eine distale (so), die den Nervenendigungen selbst die Entstehung giebt. Das beim erwachsenen Scorpion den grössten Theil der Höhlung des Anhanges erfüllende Mesoderm ist beim Embryo desselben nur als eine einzige Zellenschicht um die Anlage des Ganglions vorhanden (Fig. Ta msd). Die Embryonalwarzen der Genitalplatten verschwinden schon im Laufe des Lebens im Mutterleibe, die Ueberreste der Sinnesorgane aber kann man auch an den vollkommen entwickelten Embryonen als einige in der Epidermis liegende und kaum mit ihren Endigungen nach aussen vorspringende kleine Anhäufungen von Zellen beobachten (Fig. 7b sn). So scheint es mir sehr wahrscheinlich zu sein, dass die Genital- — platten früher die Rolle von Sinnesorganen spielten und ähnlich den kammförmigen Organen gebaut waren. Es steht nun die Frage offen: Ist diese Function der Anhänge als Sinnesorgane primären Charakters ? Stellen sie nicht vielleicht Reste von Kiemenblättern, die ihre Func- tion verändert haben, dar? Ein Vergleich mit den Crustaceen. Ein dem Endosternit sehr ähnliches Gebilde kommt ausser Limulus und Apus auch bei einigen andern Crustaceen vor. So beschreibt und zeichnet Knipowrrscu (fig. 1, tab. 3, 92a) bei Laura gerardiae eine Zool. Jahrb. Vill. Abth. f. Morph. 14 208 W. SCHIMKEWITSCH, im Verlauf des Schalenmuskels liegende und über dem Nervensystem sich befindende Sehne, die dem Endosternit ungemein ähnlich ist. Eine ähnliche Sehne finden wir auch bei Nebalia (CLAUS, 88, p. 47), wobei sowohl bei Laura, wie auch bei Nebalia an dieser Sehne auch andere Muskeln sich befestigen, die bei Laura zum sogenannten Mund- kegel, bei Nebalia dagegen zum 2. Maxillenpaare gehen. Bei Nebalia liegt diese Sehne im Verlauf des abdominalen Längsmuskels, und es folgt hinter ihr im Cephalothorax noch eine Reihe metamer ange- ordneter Sehnen (,,intermusculire Sehnenblätter‘), die mit einander paarweise durch Querbrücken vereinigt sind. Von diesen Sehnen ent- springen ebenso wie bei Limulus und bei Araneinen die dorso-ventralen Muskeln („Spanner des Sehnenblattes“, CLAUS, 88). An Schnittserien von Nebalia aus dem Weissen Meere (Fig. 26) habe ich in der Sehne des Schalenmuskels grosse, grosskernige und sich lichter färbende Zellen gefunden, die in den dreieckigen Seiten- theilen der Sehne eine mehr rundliche Form hatten; aber dem Cha- rakter dieser Zellen nach kann man sie wohl schwerlich als modi- ficirte Muskelzellen ansehen. Sie bieten eine grosse Aehnlichkeit mit den der Sehne anliegenden Zellen des Fettgewebes dar (ad) und sind wahrscheinlich nichts anderes als diese letztgenannten Zellen, die in das Innere der Sehne eingeschlossen sind. Sehr wahrscheinlich ist es, dass jene Zellkerne, die die übrig gebliebenen Muskelkerne der Nebalia darstellen, einer so tiefen Umänderung unterliegen, dass sie nicht so leicht zum Vorschein kommen. Dennoch denke ich, dass die Querfasern oder Querbrücken aller Sehnen der Nebalia, gleich den- jenigen der Arachniden, muskulösen Ursprungs sind !). Wahrscheinlich nehmen an der Bildung der vordern Sehne der Nebalia ausser den beiden Sehnencentren auch die sie verbindenden Muskelelemente und Muskelfasern des Schalenmuskels Theil. Meiner Ansicht nach können die Muskeln des Scorpions, die von der einen Seite des Körpers zur andern hinziehen (epimero- plastron muscles), mit jenen, die von den Seitenvorsprüngen des Endo- sternits von Limulus entspringen, und mit dem Schalenmuskel der 1) Möglich ist es, dass die fibrilläre Querbrücke, die über dem ersten Paare der Apodeme des Astacus liegt (Fig. 27 f.tr) und an deren seitlichen Enden sich die Muskeln befestigen, sich auch als ein Gebilde musknlösen Charakters erweisen wird, ebenso wie auch die fibrillären Querbrücken, die zum Theil paarweise die nächstfolgenden Apodeme verbinden und zum Theil auch über den Apodemen hinziehen. Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden, 209 übrigen Crustaceen verglichen werden; dabei sind diese Muskeln mit dem Schalenmuskel nicht homolog, wie ich mich in meiner vorläufigen Mittheilung (93) ausgedrückt habe, sondern homodynam. Der Schalenmuskel der Nebalia gehört dem ersten Maxillarsegment an und wird von dem ersten Maxillarganglion innervirt (CLAUS, 88, p. 49); die ihm entsprechenden Muskeln der Scorpione gehören da- gegen den hintern Segmenten des Cephalothorax an. Ich glaube, dass der Schalenmuskel der Cirripedien dem der übrigen Crustaceen (die Cypridiniden ausgenommen) vollständig homolog ist und dass seine Lage über dem Darmcanal durch die Veränderung der allgemeinen Gestaltung des Körpers verursacht ist. Diese Ver- änderung findet eine Stütze in dem Umstande, dass bei Zbla nach Darwin (51—54, p. 44) dieser Muskel unter den Oesophagus zu liegen kommt, welch letzterer sich zu einem langen Bogen krümmt, um über dem genannten Muskel herüberzuziehen. Da aber der Vorder- und Mitteldarm aller Arthropoden sich unabhängig von einander ent- wickeln, ist es klar, dass während des Wegrückens des Schalenmuskels nach der Dorsalseite es einen Moment gegeben haben muss, wo der Vorder- und Mitteldarm nicht über dem Schalenmuskel, sondern unter ihm zusammenstiessen. Diese Erscheinung findet nämlich bei allen Cirripedien ausser Zbla statt. Der Vergleich mit Nebalia ist noch in einer andern Beziehung wichtig. Bei ihr werden im Abdomen die beschriebenen Sehnen durch Chitinlamellen, die nahe an der Grenze der Segmente entspringen, ersetzt. Im Cephalothorax ist dagegen das ectodermale Endoskelet durch mesodermale Sehnen ersetzt. Beim Scorpion befestigen sich die dorso-ventralen Muskeln des _ Abdomens an der Körperwand, dieselben Muskeln des Limulus aber und der Araneinen, wie auch die dorso-ventralen Muskeln des Ce- phalothorax befestigen sich schon an den mesodermalen Sehnen und am Endosternit. Zwar befestigen sich die Muskeln auch im ersten Falle, wie das schon R. LANKESTER (85c) bemerkt hat, an dem subdermalen Binde- gewebe, jedoch dient in dem zweiten Falle als Stützpunkt des Muskels schon ein mesodermales Gebilde — Mesoskelet. Dasselbe Verhältniss wird auch an den andern Muskeln beobachtet: beim Scorpion entspringen die Muskeln, die zu jenem Theil des Oesophagus gehen, welcher sich vor der Nervenmasse befindet, vom ectodermalen Endoskelet. Bei den Araneinen entspringen sie von den vordern Vorsprüngen des mesodermalen Endosternits. R. Lan- 14* 210 W. SCHIMKEWITSCH, KESTER meint, dass diese Muskeln mit jenen, die bei Limulus auch vom Endosternit zum Oesophagus hinziehen (,,plastro-buccal muscles“ 67 m), verglichen werden miissen. Die Tendenz, die Anheftungsstellen der Muskeln ins Innere des Körpers zu verlegen, ist dem gesammten Thierreich eigen. Der erste Schritt in dieser Richtung wird durch die Bildung des ectodermalen Endoskelets, der zweite durch die mesodermaler Sehnen erreicht. Bei den Araneinen, wo das Endoskelet im Abdomen fehlt, entstehen beim Embryo unter den hintern Sehnen provisorische Ectodermfalten, die von mir auf fig. 11, tab. 22, (85d) abgebildet sind. Im Allgemeinen ist die Bildung des Endosternits nur ein be- sonderer Fall jener Tendenz zur Ersetzung des ectodermalen Endo- skelets durch einen Mesoskelet. — Ss. ail a , a ee ee » Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 211 Literaturverzeichniss. 85. Beck, Description of the muscular and endoskeletal systems of Scorpio, in: Trans. Zool. Soc. London, V. 11, 1985. 85a. Bennam, Description of the muscular and endoskeletal systems of Limulus, in: Trans. Zool. Soc. London, V. 11, 1885. 94. Bernarp, The endosternite of Scorpio compared with the homo- logous structures in other Arachnidae, in: Ann. Mag. Nat. Hist., (Ser. 6) V. 13, 1894. 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Wien, V. 7, Wien 1888. Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden. 213 Erklärung der Abbildungen. Tafel 10 und 11. Allgemeine Bezeichnungen. A präorales Apodem des Scorpions, Al fliigelférmige Vorsprünge der vordern Chitinverdickung von Ga- leodes, ad die Zellen des Fettkörpers, ant die vordern Auswüchse des Endosternits, cht die chitinösen Theile, coec die Darmdivertikeln, ca Chitineinstülpungen am innern Winkel der Coxae und der kammférmigen Organe, ex. dr Coxaldriisen, cx.gn ihre Ausführungsgänge, cvt Höhle zwischen den Basaltheilen der kammförmigen Organe, evg ectodermale Genitalhöhle, D die erste Chitinfalte und das erste Apodem bei Galeodes und Scorpionen, Dr Darm, dv dorsoventrale Auswüchse des Endosternits, E hintere Chitinfalte des ersten Paares bei Galeodes und hinteres Apodem des ersten Paares bei Scorpionen, ed Entoderm, ept epitheliale Theile, F vordere Chitinfalte des zweiten Paares bei Galeodes und zweites Apodemenpaar bei Scorpionen, f zweites Apodemenpaar bei Galeodes, f. tr fibrilläre Querbrücke zwischen den vordern Apodemen bei Astacus, G hintere Chitinfalte des zweiten Paares bei Galeodes, gl Ganglienanlage in den Anhängen der kammförmigen Organe, 914 W. SCHIMKEWITSCH, gnd mesodermaler Abschnitt der Genitalgänge, gn.pl Genitalplatten, H hintere Chitinfalte des dritten Paares bei Galeodes, I vordere Chitinfalte desselben, Imp Imp, | mediane unpaarige Chitinfalten bei Galeodes, Imp» Einstiilpungsstellen des Ectoderms im Nervensystem (s. Ko- WALEVSKY U. SCHULGIN, 87), km provisorische Warzen auf den Genitalplatten, L laterale Chitinfalten des hintern Paares bei Galeodes, lat laterale Chitinfalten des vordern Paares bei Galeodes, Lgd chitinöse Längsfalten bei Galeodes, Lg.ex äussere chitinöse Längsfalten bei Galeodes, ltr, | Ir ( Seitenauswüchse des Endosternits, 3 4 M. str Mittelstrang des Nervensystems, m verschiedene Muskeln, "4 af Trochanteradductoren des 2. u. 3. Beinpaares, 7G +4 A laterale Muskeln, die vom Endosternit entspringen, m. 84 die Muskeln, welche vom subneuralen Bogen zum Postoral- entosclerit ziehen, m. 86a Coxaldepressoren des 4. Beinpaares, m.cox die Muskeln, welche vom Endosternit zu den Coxae des 3. Bein- paares ziehen, und ihnen entsprechende Muskeln der kamm- förmigen Organe, m. cx Coxaldepressoren, m.dv dorso-ventrale Muskeln, mM. CX m. in m.mz Maxillarmuskeln, msd Hautmuskelblatt des Mesoderms, mst Metasternit und seine Vertiefung, mst, Vertiefung, die vor dem kammférmigen Organ liegt, m. tr Quermuskeln, welche die Seitensehnen verbinden, m.tr.oe oesophageale Quermuskeln bei Galeodes, m.tr.s Quermuskel, der den subneuralen Bogen bildet, ma Maxillae, N Centralnervensystem, nrv die Nerven der kammförmigen Organe, oe Oesophagus, org Genitalöffnung, p hintere Auswüchse des Endosternits, pd die Beinglieder, äussere und innere Muskeln der Genitalplatten, i RS en M Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden, 215 pl Seitensehnen, s.ap Stigmapodemen, sn provisorische Sinnesorgane auf den Genitalplatten, s.nr subneurale Sehnen, so Anlage der Nervenendigungen in Anhängen der kammförmigen Organe, sp die Milz der Scorpionen, sr.pt suprapectinale Sehne, st Stigmen, tr Tracheen, v Blutgefässe, 1] die knopfförmigen Verdickungen der queren Chitinfalten bei 5] Galeodes, I, II, III, IV die Basalglieder der Beine. Fig. 1. Querschnitt durch Androctonus bicolor (nach der Bestim- mung von Prof. Korotnerr) vor seiner Geburt in der Gegend des dritten Beinpaares. Fig. 2. Querschnitt desgleichen in der Gegend der Genitalöffnung. Fig. 3. Querschnitt eines vollständig entwickelten Embryos von Buthus sp. (nach der Bestimmung von A. Bıruza) zwischen dem 2. und 3. Beinpaare (Sammlung des Herrn Prof. Korornerr von den Sunda-Inseln). Fig. 4. Horizontalschnitt eines vollständig entwickelten Embryos von Androctonus bicolor. Fig. 5. Querschnitt desgleichen in der Gegend des 2. Beinpaares. Fig. 6 a,b,c. Drei Querschnitte eines gleichen Embryos von An- droctonus bicolor in der Gegend der kammförmigen Organe. Fig. 7a. Anhänge der kammförmigen Organe eines Androctonus- Embryos im Längsschnitte. Fig. 7b. Genitalplatte eines vollständig entwickelten Embryos von Androctonus bicolor im Querschnitte. Fig. 7e. Dieselbe auf einem frühern Stadium. Fig. 8. Ein Theil eines Querschnittes durch einen Buthus-Embryo. Fig. 9. Ein Theil eines Querschnittes des Endosternits eines er- wachsenen Androctonus bicolor an seiner Vereinigungsstelle mit dem Subneuralbogen. ; Fig. 10. Ein Theil eines Querschnittes eines Embryos von An- droctonus bicolor vor seiner Geburt in einer Gegend vor der Genital- öffnung. Fig. 11. Querschnitt eines Embryos von Androctonus bicolor in der Gegend des Zwischenraumes zwischen dem 3. und 4. Beinpaare auf einem Stadium zwischen figg. 28 u. 32 Laurıe's. Fig. 12. Ein Theil eines Querschnittes durch einen vollständig ent- wickelten Embryo von Androctonus bicolor mit provisorischen Warzen an den Genitalplatten in der Gegend der Genitalöffnung. Fig. 13. Querschnitt durch den seitlichen Theil des Endosternits eines Embryos von Androctonus bicolor vor seiner Geburt (bei stärkerer Vergrösserung). 216 W. SCHIMKEWITSCH, Ueb. Bau u. Entwickl. d. Endosternits d. Arachniden, Fig. 14. Endosternit von Thelyphonus asperatus Tuor. von oben gesehen, nach TARNANI. Fig. 15. Querschnitt durch den Seitentheil des Endosternits von Thelyphonus asperatus Tuor., nach einem Präparat von Tarnant. Fig. 16. Horizontalschnitt durch den Cephalothorax eines voll- ständig entwickelten Embryos von Thelyphonus schimkewitschii Tarnant, nach einem Präparat von TARNANI. Fig. 17. Zwei Zellencomplexe aus einem Querschnitte durch das Endosternit von Thelyphonus asperatus Tuor., nach einem Präparat von TARNANI. Fig. 18. Vordertheil der Endosternitsanlage bei Thelyphonus schimkewitschii Tarnant im Querschnitte, bei stärkerer Vergrösserung dargestellt. Fig. 19. Endosternit von Opilio parietinus von oben gesehen. Fig. 20. Endosternit von Opilio parietinus im Querschnitte; a nach der Einwirkung von schwacher Salzsäurelösung; b vor der Einwirkung derselben. Fig. 21. Endosternit von Androctonus bicolor; a von oben, b von hinten gesehen. Fig. 22. Etwas schematisirte Darstellung der Bauchwand des Cephalothorax von Androctonus bicolor. Fig. 23. Etwas schematisirte Darstellung der Bauchwand des Cephalothorax von Galeodes caspius Bıruna (var. lehmanni). Fig. 24. Ein Theil eines Querschnittes durch den Cephalothorax von Galeodes caspius Bir. Der Schnitt hat den Untertheil des Kopf- ganglions getroffen. Fig. 25. Die hintern Enden des ersten Apodemenpaares von Ga- leodes caspius Bır. im Querschnitte. Fig. 26. Querschnitt durch die vordere Sehne von Nebalia (aus dem Weissen Meere). Fig. 27. Querschnitt durch das erste Apodemenpaar von Astacus fluviatilis. Fig. 28. Schematische Darstellung der Beziehungen des Endo- sternits der Arachniden zum Muskelsystem; / u. 2 Dorsoventralmuskeln, 3 Seitenmuskeln, 4 Trochanteradductoren, 5 Coxaldepressoren. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen, (Aus dem Zootomischen Institut der Universität zu Stockholm.) Von Albertina Carlsson. Hierzu Tafel 12 und 13 und 2 Textfiguren. Während in den letzten Jahren von vielen Forschern zahlreiche und ausgezeichnete Darstellungen über das Säugethiergebiss und dessen Entwicklung veröffentlicht worden sind, giebt es nur spärliche An- gaben über die Zähne der Teleosteer. Zwar haben Owen, HUXLEY, HEINcKE, TAUBER, Tomes und Boas diesen Gegenstand behandelt; doch nur TAuUBER hat Embryonen untersucht; die übrigen haben bei ihrer Beschreibung über die Zahnentwicklung bloss die Verhältnisse bei ältern Thieren berücksichtigt. Ihre Beobachtungen stimmen weder unter einander völlig überein, noch haben sie über eine vollständige Entwicklungsreihe von Embryonen verfügt. Um, wenn möglich, Auf- schlüsse betreffs der ersten Anlage, des Wachsthums und des Ersatzes der Zähne zu erhalten, habe ich im Zootomischen Institut der Stock- holmer Hochschule 11 Embryonen und Larven verschiedener Grösse von Salmo salar, zwei von Cottus quadricornis, drei junge Stadien von Abramis brama, zwei von Carassius vulgaris, einen jungen Gaster- osteus aculeatus und zahntragende Knochen erwachsener Exemplare von Lota vulgaris, Perca fluviatilis, Lucioperca sandra und Esox lucius und wegen der Vergleichung mit den Selachiern einen Embryo von Acanthias vulgaris an lückenlosen Schnittserien untersucht. Diese Arbeit auszuführen ist mir nur dadurch ermöglicht, dass mein Lehrer, Herr Professor W. LECHE, mir mit Rath und Hülfe gütigst beigestanden und auch das benutzte Material zu meiner Verfügung gestellt hat, wofür ich ihm hier meinen innigsten Dank ausspreche. 218 ALBERTINA CARLSSON, Ehe ich zur Darlegung der eigenen Untersuchungen übergehe, will ich in grösster Kürze eine Uebersicht der Resultate der oben genannten Forscher geben, um eine Zusammenfassung der bisherigen Ansichten zu gewinnen, und fange mit dem Werke von Owen ') an, der unter den von mir citirten Autoren zuerst die Entwicklung der Fischzähne beschrieben hat. Er hat beobachtet, dass sich im Binde- gewebe eine Papille bildet. Diese wird von Zellen, die sich vom Mundepithel absondern, bedeckt und besteht aus einer dicken Membran, die eine mit Flüssigkeit erfüllte Höhle begrenzt. Wenn die Papille sich vergrössert, nimmt die Epithelschicht an Dicke ab ?). Bei vielen Fischen ist der Zahnkeim von einem Säckchen umgeben, worin die Zahnanlage sich entwickelt. Die Befestigung der Zähne geschieht durch Fasern, die sich zwischen dem Zahn und dem Kiefer erstrecken und entweder elastische Ligamente bilden oder bisweilen vollständig verknöchert sein können. Der Zahn kann nur aus Dentin bestehen, ist aber gewöhnlich von einer Schmelzschicht bekleidet, die jedoch kein wirklicher Schmelz ist und von keinem Schmelzorgan abgesondert wird, sondern nur durch ihre chemische Zusammensetzung von dem Zahnbein abweicht. HuxLEY *) giebt an, dass die Zähne der Makrele nie eine freie Papille bilden, sondern schon bei der ersten Anlage in die Schleim- haut eingesenkt liegen, dass die Papille aus dem Bindegewebe und ihre Begrenzung — das Schmelzorgan — aus dem Epithel der Mundhöhle entsteht. Er hat auch Schmelz als eine conische Haube über dem Zahnbein gefunden. HEINcKE*) ist theilweise zu andern Ansichten gekommen. So bemerkt er, dass die erste Anlage aus einem Epithelzapfen besteht, der sich in das unterliegende Bindegewebe einbohrt. An diesem Zapfen können zwei Zellformen unterschieden werden; die äussern Zellen sind cylinder- oder spindelförmig und gleichen der untersten Zellenschicht des Schleimhautepithels; die innern dagegen sind rund und kleiner. Nun bildet sich eine Papille des Bindegewebes, die dem 1) No. 9. 2) Auf diese Weise muss wohl Owen’s Beschreibung gedeutet werden, denn er sagt p. 15: „In these primitive papillae there can be very early distinguished a cavity containing fluid, and a dense membrane (membrana propria pulpi) surrounding the cavity, and itself covered by the thin external buccal mucous membrane, which gradually becomes more and more attenuated, as the papilla increases in size.“ 3) No. 5. — 4) No. 3. Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 219 untern Ende des Epithelzapfens entgegenwächst und ihn einstülpt, so dass sie dadurch von einer Epithelkappe umgeben wird. Diese ist die Anlage des Schmelzkeims. In diesem differenzirt sich die innere Zellenlage und bildet die Schmelzmembran, die äussere wird das äussere Epithel. Der Verbindungsstrang zwischen dem Zahnkeim und dem Schleimhautepithel der Mundhöhle persistirt eine Zeit- lang, wird später aber resorbirt. Beim Hecht hat HeINCKE gefunden, dass ein Ersatzzahn auch als eine Abzweigung aus dem äussern Epithel des Schmelzkeims eines noch im Zahnsäckchen befindlichen Zahnes ent- stehen kann. Schmelz kommt bei allen von ihm untersuchten Fisch- zähnen vor; fehlt! er im ausgebildeten Zustande, so kann man ihn wenigstens im Zahnsäckchen finden. Tauger !), der Embryonen untersucht hat, gelangt zu derselben Anschauung wie Owen, indem er bemerkt, dass die früheste Zahn- anlage im Bindegewebe entsteht, aber nach seiner Ansicht zuerst nur von einer einzigen, grossen, gelben Zelle gebildet wird. Diese theilt sich bald in mehrere, während das umliegende Epithel eine schöne Cylinderform annimmt. Weiter hat er auch beobachtet, dass während der Ausbildung der Zähne mehrere Papillen nicht zur Entwicklung kommen, theils weil sie sich in das Epithel hineinschieben, theils weil es ihnen an Platz mangelt. Was das Vorkommen von Schmelz an- belangt, bemerkt TAUBER, dass dieser bei allen kaltblütigen Wirbel- thieren zu finden sei. Betreffs der Entstehung der Ersatzzähne schliesst er sich OWEN an. Zu denselben Ansichten wie HEINcKE ist, wie es scheint, unab- hängig von diesem, auch Tomes”) gelangt, wenn man von der Art der Bildung der Ersatzzähne als einer Abzweigung vom äussern Epithel des Schmelzorgans absieht. Was den Schmelzkeim anbetrifit, so hat er gefunden, dass dieser aus Zellen besteht, welche ihre grösste Länge an der Spitze der Papille erreichen, und dass ihre Entwicklung in einem directen Verhältniss zur Dicke des Schmelzes steht. Da Boas*) nur die Zähne der Scaroiden untersucht hat, welche sich in Alveolen bilden und dadurch von denen der meisten übrigen Teleosteer abweichen, übergehe ich ihre Eigenthümlichkeiten und er- wähne nur, was für alle Knochenfische gelten kann und was von den schon genannten Forschern nicht beobachtet worden ist. Im Gebrauch wird die Schmelzhaube abgenutzt, so dass das Zahnbein entblösst und das Cement theilweise abgetragen wird. Gewöhnlich werden jedoch 1) No. 13. — 2) No. 14. — 3) No. 1. 290 ALBERTINA CARLSSON, die Zähne abgestossen, wenn der Schmelz verloren gegangen ist. Dieser ist bei allen Zähnen mächtiger als das Dentin, nur an den Schlundzahnen hat letzteres eine Dicke, welche sich derjenigen des Schmelzes nähert, an den Kieferza':nen ist es besonders stark reducirt. Hinsichtlich der Anlage und Entwicklung der Zähne hat Boas die- selben Beobachtungen wie Tomes gemacht. I. Beschreibung. Die Zähne von Salmo salar. Als Ausgangspunkt dient uns das jüngste Embryonalstadium des Lachses, von welcher Art ich, wie erwähnt, eine grössere Reihe unter- sucht habe, und ich fange dabei mit den Zähnen des Unterkiefers an. Der Lachs besitzt ausserdem nach LiLLJEBORG!) Zähne am Inter- maxillare, Maxillare, Vomer, Palatinum und an der Zunge. Die Zähne des Unterkiefers. Das jüngste von mir untersuchte’Stadium — Stadium A — ist ein Ei von 5 mm Durchmesser. Der MEcker’sche Knorpel ist schon vorhanden und eine Verknöcherung an dessen lateraler Seite aufge- treten. Im vordern Theile des Kiefers verlängern sich und wuchern die Zellen der untersten Ectodermschicht und bilden eine Einstülpung in das Mesoderm. Durch das Auftreten einer Mesodermpapille von ungefähr 10 Zellen geht besagte Einstülpung in einen Schmelzkeim über (Fig. 1 sk), der aus langgestreckten, beinahe cylindrischen, gleich- förmigen Zellen besteht, welche ihre Kerne an der Basis haben. Der nächst hintere (also der 2.) Zahnkeim steht auf derselben Entwick- lungsstufe, ist jedoch ein wenig grösser, denn er ist auf drei Schnitten sichtbar, der erste nur auf zwei. Der dritte und letzte ist der am meisten entwickelte; sein Schmelzkeim fängt an, sich einem Stadium zu nähern, welches, abgesehen von der Schmelzpulpa, etwa dem Sta- dium entspricht, das von Lecue®) als das glockenförmige be- zeichnet wird (Fig. 2 sk), während die vorhergehenden noch auf dem „kappenförmigen‘“ stehen. Hinter jeder von den beiden ersten Zahn- anlagen schieben sich die untersten Eetodermzellen zusammen (Fig. 3 zv), bewahren die langgestreckte Form, wodurch sie von den übrigen Zellen in derselben Schicht abweichen, senken sich aber vor dem fol- 1) No. 8, V. 2, p. 499. — 2) No. 6, p. 508. Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 221 genden Zahnkeime in das Mesoderm ein und drücken dessen oberste Zellen zusammen, so dass diese eine ovale Gestalt annehmen. Diese unregelmässige Anhäufung erfolgt auch nach dem letzten Zahnkeime (Fig. 4 zw); sie bildet aber bald eine deutliche, mit der Convexitat dem Mesoderm zugewandte Rinne (Fig. 5 sl), die sich durch acht Schnitte erstreckt und wohl als eine Schmelzleiste angesehen werden kann. Darauf nimmt diese tiefste Zellenschicht ihre gewöhnliche Lage an, d. h. die Schmelzleiste und damit die Differenzirung der tiefsten Epithelschicht hören auf; ihre Zellen sind kurz, beinahe quadratisch, von der Fläche gesehen, wie im übrigen Teile des Unterkiefers. Stadium B. Lachsei von 5,5 mm Durchmesser. Dieses Stadium ist durch das Vorhandensein einer zusammen- hängenden Schmelzleiste gekennzeichnet. Man beobachtet sie sowohl vor als zwischen und eine Strecke hinter den Zahnanlagen. Hier sind vier Zahnkeime vorhanden, von denen die beiden vordersten auf einer höhern Entwicklungsstufe als diejenigen des vorigen Stadiums stehen, indem der Schmelzkeim beinahe glockenförmig ist und sich in ein äusseres und ein inneres Epithel differenzirt hat, welche jedoch nicht durch eine Schmelzpulpa geschieden werden. Der zweite Zahnkeim ist grösser als der erste, wie dies auch bei dem jüngern Lachsei der Fall ist; der dritte ist kleiner als die vorhergehenden, und der vierte besteht nur aus einer Verlängerung und Anhäufung der Zellen der Schmelzleiste, die man auch auf denjenigen Schnitten, die vor den Zahnanlagen liegen, bemerken kann (Fig. 6 sk). Eine Zahnanlage, die . der dritten in dem Stadium A entspricht, fehlt also hier gänzlich. Stadium C. Lachsei von 6 mm Durchmesser. Kurze Zwischenräume zwischen den Zahnkeimen charakterisiren diese Entwicklungsstufe; daraus lässt sich ersehen, dass neue Zahn- anlagen zwischen den schon vorhandenen hervorwachsen, und als solche kann man diejenigen ansehen, deren Schmelzkeime auf dem kappen- förmigen Stadium stehen oder sich dem glockenförmigen Stadium nähern. An der Spitze der weiter ausgebildeten Zahnbeinkeime be- ginnen Dentinscherben sich anzulegen. Stadium D. Körperlänge 14 mm. — Kopflänge 2 mm. — Dottersack vorhanden. 222 ALBERTINA CARLSSON, Trotz der bedeutendern Grisse hat die Zahnausbildung nicht die- selbe Höhe erreicht wie in dem vorigen Stadium: es sind nicht so viele Zahnkeime vorhanden; Dentin wird nicht angetroffen ; drei Schmelz- keime sind auf dem kappenförmigen Stadium angelangt oder stehen ihm nahe; der vierte und letzte besteht nur aus einer Verlängerung der Epithelzellen ohne eine Mesodermpapille. Bemerkenswerth ist, dass die Schmelzleiste nicht die gewöhnliche Form einer Rinne hat, sondern mehr zusammengedrängt ist (Fig. 7 s/) und dadurch sich mehr dem Verhalten bei den Säugern nähert. Stadium E. Körperlänge 15 mm. — Kopflänge 2,5 mm. — Dottersack wie vorher. Die Zahnkeime sind nur wenig grösser als in dem soeben be- schriebenen Stadium; beim Vergleich mit denen des grössten Eies, Stadium C, erscheinen sie wie in ihrer Entwicklung gehemmt. Von den vier Schmelzkeimen sind drei auf dem kappenförmigen Stadium stehen geblieben, nur einer — der dritte — hat das glockenförmige erreicht. Aber sehr eigenthümlich ist, dass zungenwärts von dem vordersten dieser vier Zahnkeime eine Zahnanlage auftritt, die also eine Andeutung einer innern Zahnreihe darstellt. Sie ist später als die äussere Zahnreihe angelegt und besteht nur aus weichen Theilen (Fig. 8 z), wogegen in dem vordersten labialen Zahnkeime Dentin sich gebildet und der Zahnbeinkeim die oberflächlichen Mesoderm- zellen zusammengeschoben hat, so dass sie eine ovale Form annehmen und den untern Theil der Papille umgeben. Diese Bildung muss wohl als der erste Anfang eines Zahnsäckchens angesehen werden (zs). Stadium F. Körperlänge 18 mm. — Kopflänge 4 mm. — Dottersack wie vorher. Mit dem Wachsthum des Embryos sind auch die Zahnkeime auf einer höhern Entwicklungsstufe angelangt. Im Zahnbeinkeim kommt öfter als bisher eine Verknöcherung vor. Besonders hervorzuheben ist das Vorhandensein zweier Zahnreihen, von welchen die innere wie im vorhergehenden Stadium nur aus einem Zahnkeime besteht. Da ich bei allen übrigen untersuchten Embryonen nur eine Reihe gefunden habe und das erwachsene Thier auch nur eine besitzt, wie auch Owen!) erwähnt, so deutet diese Erscheinung auf eine Verwandt- 1) No. 9, p. 143. Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 293 schatt mit Fischen, deren Kiefer mit mehreren Reihen bewaffnet sind, und kann vielleicht als ein Atavismus betrachtet werden. Stadium G. Körperlänge 19 mm. — Kopflänge 4,5 mm. — Dottersack wie vorher. Die Zellen des Schmelzorgans sind in diesem Stadium an der Spitze des Zahnkeims mehr langgestreckt als in den jüngern; wo sie in das äussere Epithel übergehen, haben sie eine niedrigere, bei- nahe quadratische Form (Fig. 9 sk). Die Zellkerne sind an die Peripherie gerückt, liegen nicht wie bisher nahe an der Zahnpapille. Das Dentin tritt mehr oder weniger reichlich in vier von den sechs Zahnanlagen auf; die Zwischenräume zwischen diesen sind im Allge- meinen sehr reducirt; doch nach dem vierten Zahnkeime — also in der Mitte des Kiefers — findet sich nur die Schmelzleiste, keine Zahn- bildung auf sechs Schnitten. Hier können sich später neue Zahnkeime bilden. Wenn sich das Zahnbein entwickelt, verändern sich die äussern Zellen der Zahnpapillen und gehen in die langen Odontoblasten über. Stadium H. Körperlänge wie in dem vorigen Stadium 19 mm. — Kopflänge ungefähr 3 mm. — Dottersack wie vorher. Dieses Stadium ist von besonderem Interesse durch das erste Auftreten einer zweiten Dentition. Da die Zahnkeime nicht an der Seite der Schmelzleiste entstehen wie bei den Säugern !) und den Reptilien ?), sondern am Grunde derselben, kann die Schmelzleiste nicht neben diesen fortlaufen und an ihrer Basis die Ersatzzähne bilden. Von diesen ist hier nur einer vorhanden, und er wird an der lingualen Seite der Schmelzleiste durch eine Ver- längerung und eine bald darauf eingetretene Wu- cherung der Zellen erzeugt (Fig. 10 sk), und um den noth- wendigen Platz zu bekommen, müssen diese Zellen sich dabei etwas in das Mesoderm zurückziehen. Weil sich noch keine Zahnpapille differenzirt hat, besteht die Zahnanlage nur aus verlängerten Ecto- dermzellen, d. h. ist auf derselben Entwicklungsstufe wie der dritte Zahnkeim im Stadium B (Fig. 6) angelangt. Um die erste Bildung eines Ersatzzahnes zu verdeutlichen, füge ich hier im Texte zwei ein 1) No. 6, p. 509 und fig. 2 und 3, und No. 10, p. 454. 2) No. 7, p. 798. Zool. Jahrb, VII. Abth. £ Morph. 15 294 ALBERTINA CARLSSON, wenig schematisirte Abbildungen bei, von denen Fig. A die erste Verlingerung der Zellen und Fig. B deren Wucherung und Hinein- schiebung in das Mesoderm darstellt. Diese beiden Stadien hat der in Fig. 10 abgebildete Zahnkeim zuriickgelegt. Fig. A. Fig. B. _—— A600 REN FOLIES GE REES Ole! BEN ISSN OU; 5 wre €3 18) AA VEN SOA QE N S @ SOL NÉE & Ê DOS AY AU ORV ODE ANY SX ZOOS = BAECS, 18 S'SOSSRRAENIS FO NE > IV Mg if EW: de oe QSOS KUN we € SEIT We © © © DEI 9e N Lk -- 6” m I © @& & u Pet ar u C33 om. @ HT TOUTE ee e ve 2 D © UM Salmo salar. Embryo. Unterkiefer. V Verlängerung und W Wucherung der Zellen der lingualen Seite der Schmelzleiste. Zk Zahnkeim. Stadium J. Körperlänge 21 mm. — Kopflinge 4 mm. — Dottersack wie vorher. Obwohl dieser Embryo 2 mm länger als der vorige ist, zeigt die Zahnbildung keine höhere Entwicklung; Ersatzzähne sind nicht nach- zuweisen. Nur verdient erwähnt zu werden, dass zwischen den vorher beobachteten Zahnkeimen neue Anlagen auftreten. Stadium K. Körperlänge 23 mm. — Kopflänge 5 mm. — Dottersack wie vorher. Dieses Stadium kennzeichnet sich durch eine grössere Anzahl von Zahnkeimen, von denen 10 vorhanden sind; es sind jedoch noch nicht alle da, denn der erwachsene Lachs hat nach LiLLJEBORG !) 12 bis 18 Zähne. Die langen Zwischenräume zwischen den Zahnanlagen, be- sonders im hintern Theile des Kiefers, und das Vorkommen der Schmelz- leiste hinter dem letzten Zahnkeime ermöglichen, dass später mehrere neue entstehen. Die Zähne beginnen sich am Knochen zu befestigen; es ist nämlich das Dentin in dem 2. und 3. Zahnkeime mit dem Kieferknochen verbunden (Fig. 11). In einigen Ersatzzähnen hat sich 1) No. 8, V. 2, p. 519. Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 995 schon Zahnbein abgesetzt. (Kine Zwischenstufe zwischen den in Fig. 10 und Fig. 11 abgebildeten Zähnen der 2. Dentition ist in Fig. 15 dar- gestellt.) Hinsichtlich ihrer Form haben die Schmelzkeimzellen eine Veränderung erlitten, indem sie wenigstens an der Spitze der weiter entwickelten Zahnanlagen (Fig. 11 sk) eine kurze, runde Form an- nehmen, ohne dass sich Schmelz abgelagert hat, und sich nicht so deutlich wie vorher von den oberflächlichen Epithelzellen unterscheiden. Stadium L. Körperlänge 26 mm. — Kopflänge 6 mm. — Ohne Dottersack. Auf dieser Entwicklungsstufe haben die Zahnkeime noch nicht das Mundepithel durchbrochen oder sich von der Schmelzleiste abge- schnürt, aber gleichwohl wesentliche Veränderungen erfahren. Das Dentin hat sich bei allen angelegt. Während im vorigen Stadium nur 2 Zahn- anlagen mit dem Kieferknochen verbunden waren, sind hier alle mit ihm verwachsen. Die Schmelzbildung scheint ein wenig später als die Verkalkung des Zahnbeinkeims stattzufinden, denn erst jetzt tritt sie ein. Beinahe die Hälfte der Zahnanlagen sind mit Ersatzzähnen versehen, und bei einigen von diesen kann man Dentin beobachten. Von Wichtigkeit ist auch, dass von der Seite der Schmelzleiste schon die dritte Dentition ausgeht, denn lingualwärts von einem Ersatzzahn verlängern sich die Zellen der Leiste und bilden einen Schmelzkeim, der das kappenförmige Stadium erreicht und sich über einen empor- wachsenden Zahnbeinkeim gewölbt hat (Fig. 12 2%). Sowohl hier als überall bei den von mir untersuchten Lachsembryonen fehlt jede An- deutung einer Schmelzpulpa mit Ausnahme von dem Verhalten im Zwischenkiefer bei dem Stadium H (siehe unten). Die Zähne auf dem Intermaxillare. Die Zahnbildung scheint auf dem Intermaxillare später als auf dem Unterkiefer einzutreten, denn sie ist in dem kleinsten Ei — wie Stadium A bezeichnet — nicht angedeutet, und in dem grössten reicht der Schmelzkeim nicht über das kappenförmige Stadium, während er bei dem jüngsten in dem letztgenannten Knochen dem glockenförmigen sich nähert. Zwei Embryonen — die Stadien H und J — sind besonders interessant dadurch, dass sich hier der Anfang der Abschnürung der Zahnkeime vom Mundepithel beobachten lässt, und dass das innere und äussere Epithel des Schmelzorgans nicht so nahe wie gewöhnlich an einander liegen, sondern durch einen kleinen Zwischenraum geschieden sind, der mit gewöhnlichen Epithelzellen gefüllt ist und vielleicht als 15* 226 ALBERTINA CARLSSON, eine Andeutung einer Schmelzpulpa angesehen werden kann (Fig. 13 ie, ae). Obwohl, wie bemerkt, die Zahnanlagen des Intermaxillare später als diejenigen des Unterkiefers angelegt werden, entwickeln sie ‘sich sehr rasch, denn bei dem grössten Embryo sind fünf vorhanden, welche Anzahl nach Owen !) den erwachsenen Lachs charakterisirt — sie kann sich aber nach LiLLJEBORG ?) bis auf neun belaufen — und die drei medialsten, welche mit Ersatzzähnen versehen sind, haben sich beinahe völlig vom Mundepithel abgesondert. Die Zahnbildung steht in keinem Zusammenhang mit dem Auftreten des Kieferknochens: denn die Differenzirung des Intermaxillare aus dem Mesoderm heraus erfolgt räumlich von den Zähnen resp. dem Dentin völlig geschieden, d. h. durch undifferenzirtes Mesoderm getrennt, und erst bei einem Embryo von 23 mm Länge setzt sich der Zwischenkiefer scharf vom übrigen Mesoderm ab (Fig. 14 zwk). Die Zähne auf dem Maxillare. Die Entwicklung derselben stimmt mit derjenigen der Unterkiefer- zähne überein, daher habe ich nur wenig hinzuzufügen. Die Zähne bilden sich auf dem Maxillare früher als auf dem Intermaxillare, denn im kleinsten Ei sind auf jenem Knochen zwei Zahnkeime vorhanden, während auf diesem jede Andeutung derselben fehlt. Im Vergleich mit denjenigen des Unterkiefers entwickeln sie sich nicht so rasch wie diese, denn sie sind im Allgemeinen kleiner, und die Ersatzzähne treten sowohl später als auch in kleinerer Zahl auf. Ausserdem kommt am Maxillare keine Spur von einer dritten Dentition vor, die doch im Unterkiefer auftritt. Die Zähne an der Zunge. Die Zahnbildung an der Zunge zeichnet sich durch eine langsame Entwicklung und die Bildung einer grossen Anzahl von Zähnen aus. In dem jüngsten Ei findet man eine deutliche Schmelzleiste und einen Zahnkeim, aber in dem Eistadium kommt der Schmelzkeim nicht über die Kappenform hinaus, und nur eine Anlage ist vorhanden. Wenn der Embryo eine Länge von 18 mm erreicht — im Stadium F — setzt sich ein Dentinscherbchen ab, und das Schmelzorgan ist glocken- fürmig. In den beiden ältesten Embryonen sind fünf, resp. sieben Zähne angelegt, eine Zahl, welche die gewöhnliche beim erwachsenen 1) No. 9, p. 143. — 2) No. 8, V. 2, p. 518, Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 997 Thiere, wo nach LiLLJEBORG !) nur drei hervortreten, weit übertrifft. Als Beweis einer verspäteten Ausbildung der Zahnkeime verdient auch erwähnt zu werden, dass nur eine Anlage mit dem Zungenbein ver- bunden ist, und dass weder eine Abschnürung der Zahnanlagen von der Schmelzleiste noch Ersatzzähne zu beobachten sind. Die Zähne auf dem Palatinum. Auf diesem Knochen bilden sich die Zähne sehr spät. Erst im Stadium K, wenn der Embryo 23 mm lang ist, sind Zahnkeime vor- handen. Diese besitzen eine sehr geringe Grösse. Die Schmelzleiste ist leicht zu bemerken und erreicht besonders im hintern Theile des Gaumenbeines, wo die Zahnanlagen sehr weit von einander entfernt liegen, eine ansehnliche Tiefe. Im folgenden Stadium sieht man acht Zahnkeime; doch sind noch nicht alle angelegt, denn bei einem aus- gebildeten Lachse findet man nach LILLIEBORG !) 11 bis 15. In einem Zahnkeime — dem vierten — haben Zahnbein und Schmelz sich ge- bildet, und das Dentin ist mit dem Palatinum vereinigt; die Schmelz- leiste stülpt sich auf seiner lingualen Seite zur Bildung eines Ersatz- zahnes aus (Fig. 15 2°). Die Zähne auf dem Vomer. Auch hier habe ich Zahnanlagen nur bei den zwei grössten Em- bryonen gefunden. In dem Stadium K, wo zuerst Zahnkeime vor- kommen, hat die Schmelzleiste ganz wie im Unterkiefer bei dem jüngsten Ei im vordern Theile der Mundhöhle sich nicht völlig diffe- renzirt, sondern besteht nur aus einer unregelmässigen Anhäufung von Epithelzellen, bildet keine deutliche Rinne. Im hintern Theile hat sie die gewöhnliche Form und ist leicht zu verfolgen. Dies und das winzige Aussehen der drei Zahnanlagen deuten auf ihr spätes Auf- treten hin; es scheint mir daher, als ob die Zähne des Vomer zuletzt angelegt werden. Im folgenden Stadium ist die Schmelzleiste ebenso wie auf allen oben beschriebenen bezahnten Knochen ohne Unter- brechung und in Verbindung mit dem Mundepithel sowohl vor als hinter den Zahnkeimen erhalten. Diese haben auf dem Pflugschar- beine nicht die Entwicklung derjenigen des Gaumenbeines erreicht, in- dem nur einer mit Schmelz versehen, keiner mit dem Knochen ver- wachsen ist und jede Andeutung einer zweiten Dentition fehlt. 1) No. 8, V. 2, p. 519. 228 ALBERTINA CARLSSON, Die Ziihne von Cottus quadricornis. Von dieser Art sind 2 Exemplare untersucht: das eine ein Em- bryo von 10 mm Länge und das andere ein junges Individuum von 15 mm. Hinsichtlich der Schmelzleiste, Zahnentwicklung und Bildung der Ersatzzähne bieten diese nichts Neues oder nichts von dem Ver- halten bei Salmo salar Abweichendes dar. Die Zähne von Gasterosteus aculeatus. Das untersuchte Thier besitzt eine Länge von 25 mm, und die Zahnbildung desselben stimmt völlig mit derjenigen des Lachses über- ein, so dass die oben angeführten Thatsachen noch mehr bestätigt worden sind. Die Schlundzähne von Abramis brama. Stadium A. Körperlänge 15 mm. — Kopflänge 4 mm. — Ohne Dottersack. Das Suchen nach Zähnen oder Zahnanlagen an den Kieferknochen bei den drei vorliegenden Stadien ergab ein durchaus negatives Resultat. Nur an den sog. Schlundknochen kommen Zähne vor. In diesem Stadium ist die Schmelzleiste noch continuirlich erhalten (Fig. 16 sb), hat gewöhnlich die Verbindung mit dem Mundepithel bewahrt und besitzt hier und da, besonders in ihrer vordern Hälfte, die Form einer Rinne, deren äussere Zellen eylinderförmig, deren innere kleiner und rund sind, und erstreckt sich hinten einige Schnitte über den letzten Zahnkeim hinaus. Da das Thier sehr gross ist, sind die Zahnanlagen sehr weit entwickelt, so dass ich ihre erste Entstehung nicht habe beobachten können. An dem ersten Zahnkeim haben sich Dentin und Schmelz abgesetzt: das Zahnbein ist durch eine deutliche wellenförmige Naht mit dem Schlundknochen verwachsen; die Zahnpulpa steht in offener Communication mit den Markräumen des Knochens und ist mit runden, grosskernigen Zellen angefüllt. Im Vergleich mit denjenigen des Lachses sind die Odontoblasten mehr langgestreckt. Der basale Theil des Zahnkeims hat sich vom Epithel abgeschnürt ; die Spitze des Zahnes aber reicht in die Schleimhaut hinein. An seiner lingualen Seite hat sich als eine kolbenförmige Ausstülpung der Schmelzleiste ein Ersatzzahn gebildet (vergl. Fig. 17 #?). Die Basis des Ersatz- zahnes hat nicht die ausgebreitete Form wie beim Lachs, sondern eine Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 299 mehr zusammengedrückte (vergl. Fig. 11, 12 und 15), welche man er- hilt, wenn man sich die Basalzipfel zusammengeschoben denkt. In der Zahnpapille hat sich ein Dentinscherbchen abgesetzt; die Zellen des Schmelzkeims sind cylindrisch, an der Spitze der Zahnanlage lang, an den Seiten kiirzer. Der zweite Zahnkeim befindet sich auf derselben Entwicklungs- stufe wie der erste; sein Ersatzzahn ist dagegen ein wenig weiter in der Entwicklung vorgeschritten, denn er ist von einem Zahnsäckchen umgeben und auf mehreren Schnitten zu beobachten. Der dritte weicht von den beiden ersten darin ab, dass er nur mit einem kleinen Theile am Schlundknochen befestigt ist und dass ihm ein Ersatzzahn fehlt. An seiner labialen Seite befindet sich eine Zahnanlage, welche eine äussere Reihe repräsentirt. Sie ist mit dem Schlundknochen verbunden, besitzt Dentin und Schmelz. Wahrscheinlich ist sie später als die innere Zahnreihe angelegt, weil auf einigen Schnitten sowohl vor als hinter derselben eine gut ausgebildete Schmelzleiste zu ver- folgen ist, die jeder Verbindung mit derjenigen der eigentlichen Reihe entbehrt. Der hinterste oder vierte Zahnkeim steht nur mit den weichen Theilen des Schlundes in Verbindung, weil der Schlundknochen sich noch nicht so weit nach hinten erstreckt. Doch ist eine Verkalkung eingetreten; auch Schmelz ist vorhanden. An der lingualen Seite findet sich ein Ersatzzahn, der dieselbe Grösse wie derjenige des vordersten Keimes erreicht. Stadium B. Körperlänge 18 mm. — Kopflänge 4,5 mm. Die Schmelzleiste ist längs der ganzen Zahnreihe zu beobachten, obwohl sie bisweilen zwischen den Zahnkeimen wie ein vom Epithel abgeschniirter und von Epithelzellen gebildeter Strang aussieht. Die Zahnanlagen haben sich jetzt ansehnlich vergréssert und in zwei Reihen geordnet. In der innern sind 5 vorhanden, die normale Anzahl !) beim erwachsenen Thiere, und in der äussern 2. In der erstgenannten Reihe sind wie vorher die drei vordersten Zahnkeime mit dem Schlund- knochen verbunden, die zwei hintern nicht, weil dieser hier nicht ossificirt ist. Der 5. oder hinterste Zahn bekundet sein spätes Auf- treten dadurch, dass sein Ersatzzahn nur weiche Theile besitzt, während in allen übrigen Verkalkung eingetreten ist, 1) No. 8, V. 3, p. 278. 230 ALBERTINA CARLSSON, An der labialen Seite des dritten Zahnkeims befindet sich wie in dem jiingern Stadium eine äussere Reihe von Zähnen (Fig. 17 sid). Sie besteht aus zwei Anlagen, welche beide mit dem Schlundknochen verwachsen sind; ihre Pulpahöhlen communiciren mit den Markräumen des Knochens. Die vorderste muss dem einzigen in der homologen Reihe des vorigen Stadiums entsprechen, denn sie ist grösser als die folgende und mit einem Ersatzzahn versehen. Stadium C. Körperlänge 26 mm. — Kopflänge 6 mm. Mit dem Wachsthum des Thieres erreichen die Zahnanlagen eine höhere Entwicklungsstufe. Die Schmelzleiste ist jedoch noch vorhanden. Die innere Zahnreihe steht im Begriffe, das Epithel zu durchbrechen; in ihren Ersatzzähnen haben sowohl Dentin als Schmelz sich angelegt. Neben dem 2., 3. und 5. Zahnkeime befinden sich die drei Zahn- anlagen der äussern Reihe. Im Allgemeinen sind diese kleiner als diejenigen der innern; doch sind in allen Harttheile vorhanden, und zwei sind mit dem Schlundknochen verbunden. Der vorderste besitzt einen Ersatzzahn, der aus einem glockenförmigen Schmelzorgan und einer Mesodermpapille besteht und noch nicht die zusammengedrückte Form angenommen hat, welche bei den oben erwähnten Anlagen be- schrieben ist, sondern eine breite, an die bei dem Lachs erinnernde. Die Schlundzähne von Carassius vulgaris. Die zwei untersuchten Exemplare besitzen eine Länge von 22 resp. 27 mm und zeichnen sich durch eine reiche Bezahnung des Schlundknochens aus. Während beim erwachsenen Thiere nur eine aus 4 Zähnen bestehende Zahnreihe ') vorkommt, ist hier eine grössere Anzahl Zähne vorhanden, welche drei Reihen bilden, von denen die linguale die am weitesten ausgebildete und folglich auch zuerst angelegte ist. In derselben sind alle 4 Zähne vorhanden, Zahnbein und Schmelz sind entwickelt; die 3 vordersten haben das Epithel durchbrochen, der hinterste nicht; der 2. und der 3. sind mit Ersatzzähnen versehen, welche in der Schleimhaut liegen, aber sich vollständig von der ersten Dentition abgeschnürt haben und Dentin und Schmelz besitzen. Die mittlere und die laterale Reihe bestehen aus je zwei Zähnen, von denen die vordern mit ihren Ersatz- 1) No. 8, V. 3, p. 147. eT Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 931 zähnen sich auf derselben Entwicklungsstufe wie diejenigen der lingualen Reihe befinden; die hintern sind dagegen kleiner. Die Ersatzzähne der ältern Thiere. Was diese Zähne anbetrifft, so habe ich sie bei Lola vulgaris, Perca fluviatilis, Lucioperca sandra und Esox lucius untersucht und gefunden, dass ihre Entstehung sich etwas verschieden verhält, je nachdem sie in einer Reihe oder in mehreren angeordnet sind. Auf dem Intermaxillare und Dentale von Lota vulgaris und Perca fluviatilis, wo die Zähne mehrreihig stehen ') und betreffs ihrer Ent- wicklung keine Abweichungen von einander darbieten, kommt bei ganz erwachsenen Thieren eine längs dem Knochen fortlaufende breite Schmelzleiste vor, die alle neben einander gelegenen Zahnreihen um- fasst. Nimmt man einen Schnitt ein wenig hinter den hintersten Zähnen, so bemerkt man eine deutliche Epitheleinstülpung (Fig. 18 sl), welche das Ende der Schmelzleiste ist und wie das übrige Epithel aus mehreren Arten Zellen gebildet wird. Oberflächlich liegen grosse, runde Zellen, von welchen einige in die Leiste hineingewandert sind, tiefer kleinere, ovale und nächst dem Bindegewebe eine Schicht von cylinderférmigen. Vom Boden der Leiste senkt sich mehr oder weniger tief in das Bindegewebe hinein eine grosse Anzahl von Zahnanlagen auf verschiedenen Entwicklungsstufen, welche sich ganz so entwickeln, wie es vom Lachs u. a. oben beschrieben worden ist. Aber im Gegen- satz zum Verhalten bei diesen geht die Anlage eines Ersatzzahnes nie von der lingualen Seite der Leiste aus, sondern sie entsteht nur von dem Boden derselben. Ein Schnitt aus dem mittlern oder vordern Theile des Knochens zeigt ebenfalls eine Menge von Zähnen und Zahn- "anlagen auf verschiedener Ausbildungsstufe, und die breite Schmelz- leiste ist noch immer deutlich zu verfolgen (Fig. 19). Im vordern Ende der Kieferknochen verhält sich die Leiste ganz wie im hintern, d. h. sie verschmälert sich und erstreckt sich ein wenig medialwärts von den vordersten Zähnen. Lueioperca sandra und Esox lueius besitzen nur eine Reihe Zähne, erstere Art auf allen zahntragenden Knochen, letztere auf dem Inter- maxillare und dem Mandibulare ?). Weil bei dem Sander im vordern Theil des Unterkiefers und des Zwischenkiefers grosse und kleine Zähne dicht hinter einander vorhanden sind, könnte es bisweilen auf 1) No. 8, V. 2, p. 149, und V. 1, p. 45. 2) No. 8, V. 1, p. 61, und V. 2, p. 480. 232 ALBERTINA CARLSSON, Schnitten den Eindruck machen, als ob sie neben einander ständen; dies beruht jedoch darauf, dass die Wurzel eines grossen Zahnes sich unter diejenige eines kleinen erstreckt. Mit Hinsicht auf den von mir untersuchten Zwischen- und Unterkiefer von Lucioperca sandra und einen Unterkiefer von Esox lucius bin ich zu dem Resultate ge- kommen, dass auch bei ältern Thieren eine wohl erhaltene Schmelz- leiste vorhanden ist, und dass die Ersatzzähne nicht wie bei Perca und Lota auf dem tiefsten Punkt der Leiste, sondern an deren lingualer Seite wie beim Lachs u. a. entstehen. Bisweilen wird jedoch, besonders bei ältern Thieren, die Schmelzleiste zwischen den Zähnen resorbirt, denn beim Hecht — es war ein grosses Exemplar — konnte sie im mittlern Theile des Unterkiefers, wo die Zähne ihre bedeutendste Grösse erreichen, nicht mehr nachgewiesen werden; sonst war sie ‘überall noch deutlich erhalten (Fig. 20). Die Ersatzzähne treten in reichlicher Menge auf: bei Lucioperca bilden sich in der vordern Kiefer- hälfte, wo die grössern Zähne sich befinden, sehr oft zwei Schmelz- keime von verschiedener Entwicklung, welche die Anlagen zu zwei Zähnen sind, die einen fertigen Zahn der Reihe nach ersetzen werden, und Esox besitzt sogar drei solche Zahnkeime (Fig. 20 zk). Von diesen hat der älteste sich dem Kieferknochen sehr viel genähert, wogegen die beiden andern mehr oberflächlich liegen. Auf dem Palatinum stehen bei Esor die Zähne in mehreren Reihen, aber hier findet sich nicht wie bei Perca und Lota eine breite, alle Zahn- reihen umfassende Schmelzleiste, sondern mehrere Leisten, die ohne Ver- bindung mit einander verlaufen. Jede von diesen bringt nur eine Zahn- reihe mit den Anlagen der Ersatzzähne auf ihrer lingualen Seite her- vor. Diese Zahnproduction ist besonders lebhaft auf der innern Seite und im vordern und mittlern Theile des Knochens, wo die Zähne am grössten sind und am meisten gebraucht werden. II. Vergleichung und Zusammenfassung. Es ist schon bemerkt, dass zwei verschiedene Ansichten betreffs der Entstehung der Zähne der Knochenfische aufgestellt sind. Nach der einen — von Owen und TAuBer vertreten — bilden sie sich durch Anhäufungen im bindegewebigen Theile der Schleimhaut der Mund- höhle, nach der andern — von Boas, HEINCKE, HUXLEY und Tomes vertreten — durch Einstülpungen des Mundepithels. Kürzlich hat Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 233 Rose') in seiner Arbeit über die Zahnentwicklung der Reptilien er- wähnt, dass die ersten Zahnanlagen der Knochenfische sich in Form von typischen, über das Niveau der Schleimhaut hervorragenden Papillen entwickeln, ohne aber bisher die Beobachtungen an Knochen- fischen, auf welche sich diese Behauptung stützt, dargelegt zu haben. Im Gegensatz zu diesen Auffassungen geht aus meinen Untersuchungen an Salmo salar, Abramis brama u. a. hervor, dass bei diesen Tele- osteern wenigstens der erste Anstoss der Zahnbildung durch eine Ver- längerung und Wucherung der untersten Zellenschicht des Epithels gegeben wird (Fig. 3 u. 4), und dass diese Bildung bald in eine Schmelzleiste übergeht (Fig. 5). In dem Auftreten einer continuirlichen Schmelzleiste stimmt die Zahnbildung der Knochenfische mit dem Verhalten bei den höhern Wirbelthieren überein, bei welchen man ja schon lange eine solche gekannt hat. Diese Leiste tritt ununter- brochen an allen zahntragenden Theilen der Mundhöhle auf. TAUBER, der auch Embryonen zu seiner Verfügung gehabt, spricht nicht von freien Papillen bei Zoarces?). Erwähnung verdient noch die Unter- suchung eines 52 mm langen jungen Lachses, welcher in jeder Unter- kieferhälfte nur drei winzige Zahnanlagen und einige kleine auf dem Maxillare und Intermaxillare besass, von denen aber keine die Schleim- haut durchbrochen hatte. An den übrigen zahntragenden Knochen waren keine Zähne vorhanden. Ein Vergleich mit dem Verhalten bei andern untersuchten Exemplaren derselben Art macht es wahrschein- lich, dass bei diesem Thiere die Zahnbildung in ihrer Entwicklung gehemmt war. Aber besonders im Unterkiefer fanden sich hinter den Zahnkeimen einige papillenartige Erhöhungen, welche aus einer Menge von verlängerten Zellen in der tiefsten Epithelschicht bestanden und ‘ mit den darüber liegenden über die Fläche der Schleimhaut empor- ragten (Fig. 21 eh). Da diese an einem so weit vorgeschrittenen Stadium wahrgenommen wurden, kann ich sie nicht mit den von Röse gefundenen Papillen homologisiren, sondern vermuthe, dass das Epithel der Mundhöhle hier nicht die Kraft gehabt hat, eine vollständige Zahnreihe hervorzubringen, sondern anstatt dieser nur vereinzelte Zahnanlagen und diese nutzlosen Ectodermanschwellungen erzeugt hat. Wie Rose ?) will auch ich hervorheben, dass das Epithel bei der Zahnbildung das active Element ist, denn nicht nur die Schmelzleiste ist eine Epithelbildung, sondern im Grunde derselben verlängern sich 1) No. 11, p. 128 und 131. — 2) No. 13, p. 1. — 3) No. 11, p. 131. 234 ALBERTINA CARLSSON, die Zellen, um das früheste Auftreten eines Schmelzkeims der ersten Dentition einzuleiten (Fig. 1 u. 6), und auch das Auftreten der folgenden Zahngeneration geht von der Leiste aus. Ein knospen- förmiges Stadium des Schmelzkeims, welches aus einer einfachen An- schwellung der Leiste besteht und bei den Säugern sich sehr früh ausbildet '), kommt wahrscheinlich bei den Knochenfischen nicht vor. Tauser’s Behauptung ?), dass die Zahnanlagen aus einer grossen, gelben Zelle im Bindegewebe entstehen, kann ich nicht bestätigen, vielmehr besteht der Zahnbeinkeim, der sich aus dem Mesoderm bildet, von seinem ersten Auftreten an aus mehreren Zellen (Fig. 1 zbk). Bei niederen Wirbelthieren scheint eine functionslose Dentition sehr oft vorzukommen; so haben LEcHE?) sie bei Iguana, Röse *) bei Croco- dilus und Knochenfischen und TAuBER 5) bei einigen Knochenfischen nachgewiesen. Aber weder bei Salmo noch auch bei Abramis und Cottus habe ich Reste derselben gefunden, und ich glaube auch kaum, dass sie beim Lachs vorkommen; meine Auffassung wird durch die Thatsachen gestützt, dass sie weder in den untersuchten Eiern ge- funden worden, noch auf dem Intermaxillare, Vomer und Palatinum, wo die Zähne sich spät anlegen, in den frühern Stadien gebildet sind. Auch kann ich Tauser’s Ansicht #) nicht beipflichten, dass einige Zahnkeime wegen Mangels an Raum in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Die Zwischenräume zwischen den Anlagen sind vielmehr in frühen Stadien so gross, dass unaufhörlich neue Zähne zwischen schon vorhandenen auftreten, worin die Zahnentwicklung bei den Knochen- fischen einen grossen Unterschied gegen diejenige bei den Säugern darbietet, bei welchen die Zähne sich in einer Reihe, der eine hinter dem andern, anlegen. Bei den hier untersuchten Knochenfischen besitzt die Schmelzleiste wie bei den Sauriern (Iguana) nach Lecne ?) eine grössere Breite (Fig. 5 u. 18) als bei den Säugern, welches Verhält- niss nach diesem Forscher durch die reichere Zahnproduction dieser Thiere verursacht wird. Zwar erreicht sie nach Herrwia ®) bei den Selachiern, die sich durch einen besonders lebhaften Zahnwechsel aus- zeichnen, diese Form nicht, was ich auch bei einem Embryo von Acan- thias vulgaris von 19 cm Länge gesehen habe, aber hier wird die geringere Breite durch die ansehnlichere Tiefe ersetzt. Von besonderem 4 1) No. 6, p. 508. — 2) No. 13, p. 1. — 8) No. 7, p. 795. — 4) No. 11, p. 129 und 131. — 5) No. 13, p. 2. — 6) No, 13, p. 2. — 7) No. 7, p. 797. — 8) No. 4, p. 364. Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen. 935 Interesse ist, dass die erste Dentition sich auf dem Grund der Schmelz- leiste (Fig. 9), nicht an der Seite anlegt, wie dies der Fall ist bei den Selachiern '), den Sauriern *) und den Säugern ®), und dass die folgenden Zahngenerationen sich mehr oberflichlich (Fig. 11, 15, 20) an der lingualen Seite derselben entwickeln, wenn die Schmelzleiste nur eine Zahnreihe umfasst, und schliesslich, dass dabei entweder nur ein neuer Schmelzkeim (Abramis) oder zwei bis drei (Salmo, Lucio- perca, Esox) beinahe gleichzeitig auftreten können, um einen Zahn zu ersetzen. Diese so eigenthümliche Lage der Ersatzzähne hängt offen- bar mit der Entstehung der ersten Dentition zusammen. Weil diese den ganzen Boden der Leiste einnimmt, müssen die folgenden Gene- rationen an der lingualen Seite sich bilden, aber wenn ein Zahn aus- gefallen ist, senkt sich sein Ersatzzahn in die Tiefe hinab, um seinen Platz einzunehmen. Eine solche Verschiebung findet nicht nur bei den Knochenfischen statt, sie kommt nach HerrwiG#) auch bei den Selachiern vor, bei welchen sich die zahntragende Schleimhaut unauf- hörlich nach vorn bewegt, wobei die jüngern Zähne die verlorenen ersetzen. Das erwähnte, beinahe gleichzeitige Auftreten von mehreren Er- satzzähnen bei denjenigen Raubfischen, welche Zähne nur in einer Reihe besitzen, wird durch die rasche Abnutzung der functionirenden Zähne bedingt. Wohl kann es beim Hecht (Fig. 20) scheinen, als ob der jüngste Schmelzkeim nicht von der Schmelzleiste, sondern vom äussern Epithel eines vorher angelegten Schmelzkeims sich ausstülpe ; aber da aus andern Schnitten hervorgeht, dass der Schmelzkeim eines Ersatzzahnes sich von der lingualen Seite der Leiste abzweigt, und dass bei Salmo (Fig. 12) und Lucioperca sogar zwei auf dieselbe Weise entstehen, so glaube ich nicht, dass der fragliche Zahnkeim abweichend von dem Verhalten bei den übrigen von mir untersuchten Knochenfischen sich bildet, sondern gleichfalls unmittelbar von der Schmelzleiste ausgeht. In Folge der weit vorgeschrittenen Entwick- lungsstufe der Keime der zwei ältern Ersatzzähne, in welchen Dentin und Schmelz sich in grosser Menge abgesetzt haben, ist eine Loslösung von der Schmelzleiste eingetreten; die Epithelanhäufungen an der Seite der Zahnkeime beweisen, dass diese kaum abgeschlossen ist. Hinsichtlich des Hechtes haben HEINCKE und Tomes beobachtet, dass 1) No. 4, p. 379. — 2) No. 7, p. 798. — 3) No. 6, p. 509. fig. 2 u. 3. — No. 4, p. 385. 236 ALBERTINA CARLSSON, hier eine lebhafte Zahnproduction stattfindet; der erstgenannte Forscher | erwähnt, dass der Keim eines Ersatzzahnes vom Schmelzkeim eines Zahnes ausgeht !), und Tomes ?) hat gefunden, dass es bei Esox nichts Ungewöhnliches ist, zwei Zahnanlagen von verschiedener Entwicklung anzutreffen, welche einen und denselben Zahn ersetzen werden, ein - Verhalten, welches er beim Schellfisch, Aal und Barsch nicht be- obachtet hat. Besitzt wieder die Schmelzleiste eine ansehnliche Breite, indem sie mehrere Zahnreihen umfasst (Lota, Perca), so bilden sich die Er- satzzähne am tiefsten Punkte der Leiste und nicht auf der lingualen Seite derselben. Diese Abweichung wird offenbar durch Mangel an Platz verursacht, denn neben einem Zahn befindet sich ja ein anderer, und darum müssen sich die neuen Schmelzkeime am Boden der Leiste anlegen. Zwar finden sich Zähne in mehreren Reihen auf dem Palatinum — von Esox lucius und den Schlundknochen von Abramis brama und von jüngern Individuen von Carassius vulgaris; aber sie liegen nicht so dicht an einander, und dem zu Folge haben mehrere Schmelzleisten sich gebildet, und die Ersatzzähne können wie gewöhnlich auf der Lingualseite der Leiste entstehen. | Die Zahnbildung der Knochenfische bietet einen wichtigen Unter- schied von dem Verhalten bei den Säugern im Vorhandensein einer _ während des ganzen. Lebens persistirenden Schmelzleiste dar und « nähert sich mehr derjenigen der übrigen niedern Wirbelthiere, bei welchen eine solche Zeit Lebens functionirt. Eine Verschiedenheit liegt ferner darin, dass bei den Teleosteern die Abschnürung der Zahn- anlagen von der Schmelzleiste sehr spät stattfindet, während sie bei den Säugern nach Lecne *) eintritt, wenn das Zahnbein erst ange- — fangen hat sich abzusetzen. Beim Lachs im Stadium L von 26 mm Länge, wenn Schmelz und Dentin sich gebildet haben und Ersatzzähne « vorhanden sind, ist sie noch nicht vollendet. Hierin stimmen auch die Knochenfische mehr mit den Sauriern überein, deren Zahnkeime nach dem genannten Forscher sich sehr spät von der Schmelzleiste loslösen *). Auch die Zähne der folgenden Dentitionen hängen sehr lange mit der Leiste zusammen. Sie schnüren sich, wie sich aus den — Untersuchungen an Carassius, Esox, Lota u. a. ergiebt, erst vollständig | 1) No. 3, p. 55. — 2) No. 14, p. 265. Le — 4) No. 7, p. 797. Ueber die Zahnentwicklung bei einigen Knochenfischen, 237 { ab, wenn Zahnbein und Schmelz überall, wo sie sonst anzutreffen sind, * mt ab ee Om we) 10. 14. 12. 13. 14. 15. 16. 17. Die spätere Entwicklung der Polynoë-Larve. 281 Literaturverzeichniss. Boas, J. E. V., Lehrbuch der Zoologie, Jena 1890. Bourne, A. G., Certain points in the anatomy of Polynoina and on the Polynoö (Lepidonotus LracH) clava of Montagu, in: Trans. Linn. Soc. London, (2. Ser.), Zool., V. 2, 1883. Carus, J. V., Prodromus Faunae mediterraneae. Pars 1, Stuttgart 1884. CLAPAREDE, R. E., Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungs- geschichte ‘wirbelloser Thiere an der Kiiste von Normandie ange- stellt. Leipzig 1863. — Les Annélides Chétopodes du Golfe de res in: IMém. Soc. Phys. Hist. Nat. Genève, V. 19, 1868. Drascue, R. von, Beiträge zur Entwicklung der Polychäten. 2. Heft, Wien 1885. Euters, E., Die Borstenwiirmer. Leipzig 1864—68. Eısıs, H., Capitelliden, in: Fauna und Flora des Golfes von Neapel, 16. 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Allgemein gültige Bezeichnungen. a Aciculum, ac Analcirren, äu.l äussere Zellenschicht Schlundes, ak Analkerbe, aö Analöffnung, be Bauchcirrus, bn fibrillärer Theil des Bauch- strangs, bp Bauchplatte, bs Borstensackknospe, b.st basales Stück der Anhangs- organe, b.str Bauchstrang, cd Cirrusdrüsen, cz Centralzelle der Ventralpa- pille, d. bs dorsaler Borstensack, d.lm dorsale Längsmusculatur, ez Endzapfen der Elytren, e.VII Elytren des VII. Segments (4. Paar), fe Fihlercirren, hb Haltebänder des Aciculums, des il Innere Zellenschicht des Schlundes, ! Lacunen der Epidermis, m Mesodermzellen, m.bs Mantelschicht des Borsten- sacks, mf Muskelfäden der Kopfhöhle, m.str Mesodermstreif, ol Oberlippe, 0.59 Oberes Schlundganglion, pr Pigmentring, pz „Perlzellen“ d. Darmepithels, rc Rückencirrus, rp Rückenplatte, schl Schlundanlage, sd Schlunddrüsen, sp Scheitelplatte, v.bs ventraler Borstensack, v.g ventrales Gefäss, v.l ventrale Längsmusculatur, vp Ventralpapille, v.r ventraler Ruderast, v.tr ventrale Transversalmuskeln, wr Wimperring. Sämmtliche Figuren beziehen sich, soweit keine besondern Angaben gemacht sind, auf die Larve von Polynoé. Der fibrilläre Theil des Centralnervensystems ist auf allen Figuren durch einen gelben Ton ge- kennzeichnet. Tafel 14. Fig. 1. Aeltere Trochophora mit beginnender Segmentbildung. Gezeichnet nach einer Skizze von Herrn Prof. H. E. Zıssrer (nach dem lebenden Thier) und ergänzt nach Präparaten. 284 VALENTIN HACKER, Fig. 2. Zeiss, Obj. A, Oc. 4, Vergr. 97. „Uebergangsstadium“, von unten. Gleichzeitige Ausbildung der Fusstummel des I.— Vo. Segments. Kolbenförmige Anlage der Cirren. Fig. 3. Zeiss, Obj. A, Oc. 2, Vergr. 52. ,Nectochätastadium“, von unten. Die Cirren sind flaschenférmig ausgezogen. Die Elytren des VIL Segments (4. Paar) mit kegelférmigen Endzapfen. Fig. 4. Zeiss, Obj. A, Oc. 2, Vergr. 52. Acht- bis neungliedriges Stadium, von oben (ohne die Elytren). Das neunte Segment (IX) in erster Anlage begriffen. Die Cirren sind tentake!förmig verlängert. Fig. 5. Zeiss, Obj. A, Oc. 5, Vergr. 130. Kopf im Nectochäta- stadium, von unten. Zapfenförmige Anlage der drei Fühler (f). Die Palpen (p) treten als dicke Kolben hervor. Fig. 6. Zeıss, Obj. A, Oc. 5, Vergr. 130. Kopf der 8—9glied- rigen Larve, kurz ehe sie sich auf den Grund herabsenkt; von oben. Die Form entspricht annähernd der Kopfform der ausgewachsenen Polynoé reticulata. Fig. 7. Sem. Apochr. Obj. 4 mm, Comp. Oc. 2, Vergr. 125. Hinter- ende des „Uebergangsstadiums“, von unten. In der Kerbe zwischen Bauchplatte (bp) und Rückenplatte (rp) befinden sich die Ansatzstellen der Analcirren. Bauchplatte und Rückenplatte enden mit kegelförmigen Endzapfen. Fig. 8. S., 4 mm, 2, 125. Bauchplatte des Nectochätastadiums, von unten. Der ganze Rand mit dunklen, auf reges Wachsthum hin- weisenden Körnchen besetzt. p Papillen der Analcirren. Fig. 9. S., 4 mm, 2, 125. Rückenplatte des Nectochätastadiums, von oben. Die gewölbten Elytren des VII. Segments (e VII) mit kegel- förmigen Endzapfen (ez). Fig. 10. S. 4 mm, 2, 125. Querschnitt durch eine Trochophora, in der Höhe des Oesophagus. Die (in der Fig.) rechte Seite ist etwas höher als die linke getroffen, die Schlundanlage kommt nur in letzterer zur Ansicht. Das säckchenförmige Schlunddivertikel (schl) ist an seiner hintern Circumferenz von einer einschichtigen Lamelle bedeckt, welche die in Bildung begriffene äussere Zellenschicht (du./) des definitiven Schlundes darstellt. Der vom Oesophagus durch einen Ringwulst ge- trennte entodermale Theil des Verdauungstractus zeigt den Reusenapparat und in seinem Innern halbverdaute Nahrungsbestandtheile (einzellige Algen, Diatomeen). Auf der linken Seite ist der Mesodermstreifen (m.str), in der Kopfhöhle sind vereinzelte Muskelfäden (m/f) getroffen. kn vielleicht Kopfniere mit Ausführungsgang. Fig. 11. S, 4 mm, 2, 125. Schräger Querschnitt durch eine etwas ältere Trochophora, Stadium der Fig. 1 (die Schnittrichtung ist in Fig. 1 durch den Pfeil angedeutet). Die Anlagen des obern Schlund- ganglions (0.sg) haben gegenüber dem vorhergehenden Stadium (Fig. 10) eine bedeutende Breitenausdehnung erlangt, der hintere Abschnitt der ursprünglichen Scheitelplatte stellt sich als scharf abgegrenzte, linsen- fürmige Knospe dar, welche noch in lebhafter Vermehrungstbätigkeit begriffen ist. In der linken Hälfte der Figur sieht man die secundäre Leibeshöhle in Bildung begriffen. kn Kopfniere (?). Die spätere Entwicklung der Polynoé-Larve. 285 Fig. lla. S., 4 mm, 2, 125. Oberster Schnitt derselben Reihe. Die beiden kleinzelligen Ectodermbänder, welche die Anlagen des obern Schlundganglions darstellen, stossen in der Scheitelregion noch nicht zusammen. Vor denselben einige drüsige Elemente, d (vergl. Fig. 17 d). Bei p Pigmentanhäufungen, welche den Anlagen eines der innern Augen- paare entsprechen, Tafel 15. Fig. 12. S, 4 mm, 2, 125. Sagittalschnitt durch eine noch ältere Larve. Der Pigmentring (pr) und die beiden Zellenreihen des Wimper- ringes (wr) sind vor allem durch die Beschaffenheit ihrer Kerne scharf gegenüber den Elementen der übrigen Epidermis und speciell der Ober- lippe difterenzirt. Im Bereich des Kopfes treten bereits innerhalb der Epidermis die mit den Rückbildungsvorgängen im Zusammenhang stehenden Lacunen (l) auf. Die innere Zellenschicht der Schlundanlage ist mehrschichtig geworden, die äussere Zellenschicht hat an Ausdehnung zugenommen. Fig. 13. S., 4 mm, 2, 125. Längsschnitt durch ein älteres Stadium mit fortgeschrittener Segmentbildung. Die Schlundanlage ist bereits an die obere Seite des Oesophagus gerückt. Im entodermalen Theil des Verdauungstractus führen die Zellen der ventralen Partien sowie der Darmfalte (df) (durch Osmiumsäure) dunkel gefärbte Körnchen. Fig. 14. Sers., hom. Imm. 2 mm, Oc. 2, Vergr. 250. Querschnitt durch den hintersten Theil einer jüngern Larve (derselben, von welcher der Schnitt Fig. 10 stammt). Die Borstensackanlagen des letzten Seg- mentes (bs) sind flach angeschnitten. Der Mesodermstreifen (m. str) stellt sich deutlich in zweiblättriger Form dar. Im Bauchstrang kommen die Nervenfibrillen noch nicht zur Darstellung. Fig. 15. S., 2 mm, 2, 250. Höher gelegener Schnitt durch die- selbe Larve, der Mesodermstreif lässt auch hier im Ganzen eine zwei- blättrige Beschaffenheit deutlich erkennen. Sein dorsaler Abschnitt ent- hält die Anlage der dorsalen Längsmusculatur (d.l/m), sein mittlerer Theil ist zwischen Darm und Borstensackknospe eingezwängt, während ‘ sein ventraler Abschnitt in der für Polygordius bekannten Weise eine Differenzirung in Darmfaserplatte (df) und Hautmuskelplatte (ventrale Transversalmuskeln, v.ér, + ventrale Längsmuskelstreifen, »./) zeigt. Die Fibrillen der ventralen Längsmuskelstreifen zeigen im Querschnitt eine paarige Anordnung. Der Bauchstrang und die medianen Abschnitte des Darms sind noch ohne peritoneale Bekleidung. Fig. 16. S., 2 mm, 2, 250. Sagittalschnitt durch die Scheitel- region einer Larve im „Uebergangsstadium“ (Fig. 2, 17, 18). In der sattelformigen Einsenkung zwischen den beiden Hälften des Oberschlund- ganglions, welche sich bereits von der Epidermis losgelöst haben, hat sich eine keilférmige Zellenmasse (sp) eingeschoben, welche vermuthlich von der in den vorhergehenden Stadien in lebhafter Vermehrungsthätigkeit be- griffenen und von der Epidermis abgelösten linsenférmigen Knospe stammt. Dieser Zellenmasse sitzt die Anlage des unpaaren Fühlers (kc) auf. In der Epidermis treten als Ausdruck der Rückbildungsvorgänge grosse Lacunen (/) auf. 286 VALENTIN HACKER, Fig. 17. S, 4 mm, 2, 125. Seitlicher Längsschnitt durch eine Larve im Uebergangsstadium. In den Segmenten I—VI sind die Ne- phridien mehr oder weniger vollständig getroffen. In den Nephridien des Ill. und IV. Segmentes ist die Zusammensetzung derselben aus einem sackförmigen Haupttheil und einer rückläufigen Schlinge zu erkennen (vergl. Fig. 17a). Die äussere Mündung (nm) liegt neben der Centralzelle der Ventralpapille (Segm. II und III). d Drüsenelemente. Fig. 18. S, 4 mm, 2, 125. Längsschnitt durch die andere Seite derselben Larve. Von drei Nephridien sind die Innenmündungen ge- troffen. Die Schlundanlage ist vollständig auf die Dorsalseite des Oeso- phagus gerückt. Im Darmepithel treten einzelne „Perlzellen* auf (pa). In der Epidermis der Kopfregion sind allenthalben Lacunen zu bemerken. Fig. 19. S. 2 mm, 2, 250. Schnitt durch die Fussstummelanlage einer Larve im „Uebergangsstadium“ (in der in Fig. 19a durch den Pfeil angedeuteten Richtung). In der Bauchcirrusanlage sind vier lange Drüsenschläuche zu sehen, im Basalstück des Riickencirrus sind zwei etwas grössere Drüsen getroffen. Tafel 16. Fig. 20. S., 2 mm, 2, 250. Radialschnitt durch die Flosse einer 5—6 mm langen, mit 9 Beinpaaren versehenen jungen Tomopteris. Die Flosse besteht aus einem ein- bis mehrschichtigen Gewebe grosskerniger Zellen, innerhalb welcher, namentlich am Rande und an der Unterseite, grosse „Vacuolen“ (vy) auftreten. Die Zellen enthalten zum Theil kleine birnenförmige Secretpfropfen (d,); viele Zellen erstrecken sich durch die ganze Länge des Radius und enthalten lange, mehrfach gebauchte Drüsenschläuche (d,) („Faserbündel“ Grusn’s). Die zugehörigen Kerne (k) liegen an der der Leibeshöhle (lh) zugewandten Basis. Fig. 21. S, 2 mm, 2, 250. Etwas schräger Querschnitt durch ein dorsales Längsmuskelfeld einer jungen Larve von Polygordius. Die Querschnittsbilder der Muskelfibrillen sind winklig oder bogig (vergl. Fig. 15 vl). Fig. 22. S., 2 mm, 2, 250. Hälfte eines Querschnittes durch eine Larve, etwa vom Stadium der Fig. 13. Knospenförmige Anlage der Cirren und Borstensäcke. Dorsaler und ventraler Borstensack haben eine gemeinschaftliche Anlage, deren ventraler Abschnitt jedoch in der Differenzirung voranschreitet. Die Lagerung des Mesodermstreifens ist (im Vergleich zu Fig. 15) durch die übrigen Organanlagen vielfach gestört. Fig. 23. S, 2 mm, 2, 250. 1. Schnitt einer Längsschnittreihe durch eine 8—9gliedrige Larve. Zwischen die (flach angeschnittene) Bauchplatte (bp) und das Enddrüsenfeld der Rückenplatte (rp) ist die horizontale Analkerbe (ak) eingeschoben, auf deren Höhe die ventralen Längsmuskelstreifen liegen. Im VII. Segment ist bei n vielleicht ein geschrumpftes Nephridium getroffen. Das VIII. und IX. Segment ist in Bildung begriffen, in ersterem sind die Querschnitte durch die Borsten- anlagen zu erkennen. Die Wachsthumsbezirke sind durch das Auftreten kleiner (durch Osmiumsäure) dunkel gefärbter Körnchen ge- kennzeichnet. mz Muskelzellen. Die spiitere Entwicklung der Polynoé-Larve. 287 Fig. 24. S. 2 mm, 2, 250. 2. Sehnitt durch dieselbe Reihe. Im IX. Segment tritt eine grosse runde Zelle auf, welche Aehnlichkeit mit den Centralzellen der Ventralpapillen hat. Eine hinter dem IX. Segment gelegene Kerntheilungsfigur steht vielleicht mit den die Bil- dung eines X. Segments herbeiführenden Vermehrungsvorgängen im Zusammenhang. Fig. 25. S, 2 mm, 2, 250. 3. Schnitt durch dieselbe Reihe. Die Analöffnung ist flach angeschnitten, der eine Analeirrus voll getroffen. Fig. 26. Zeıss, Obj. A, Oc. 4, Vergr. 97. 4. Schnitt durch die- selbe Reihe. Der Schnitt hat den unpaaren Fühler (wpe), den linken paarigen Fühler (pc), den linken Palpus (p), ferner das ventrale Gefäss (vg) in einem grossen Theil seiner Länge und die Analöffnung getroffen. Fig. 27. S., 2 mm, 2, 250. Derselbe Schnitt. Die zwischen End- darm und ventraler Längsmusculatur gelegene mesodermale Zellenmasse scheint zwischen den beiden ventralen Längsmuskelfeldern mit dem Ectoderm in unmittelbarem Zusammenhang zu stehen. Das ventrale Gefäss lässt sich durch mehrere Segmente hindurch verfolgen. Tafel 17. Fig. 28. S, 2 mm, 2, 250. Schnitt durch einen Rückencirrus einer ältern Larve. Das centrale Nervenbündel endet an der Spitze in einer Anzahl von Härchen. Fig. 29. S, 2 mm, 2, 250. Schnitt durch einen Palpus einer ältern Larve. Dem Muskelcylinder (me) liegt einseitig ein dicker Nerven- strang (cn) auf. Die Nervenfasern enden theils in kleinen, terminalen Stäb- chen (st), theils in warzenförmigen, der Palpusoberfläche aufsitzenden Papillen (w). An der Basis des Palpus einzelne kleine Drüsen (cd). Querrunzelung der Oberfläche durch Contraction. Fig. 30. S, 2 mm, 2, 250. Aus derselben Serie. Verbindung des Nervenbündels des Palpus (cn) mit dem oberen Schlundganglion. Fig. 31. S., 4 mm, 2, 125. Schnitt durch eine Elytre einer ältern Larve. Dieselbe ist vom Elytrenträger (bst) abgerissen. Bei ez ist der aus dem Endzapfen der Elytrenanlage (Fig. 9 ez) hervorgegangene, be- sonders grosse Sinnesendapparat getroffen. e.m Muskel. Auf der Elytre _ ectoparasitische Infusorien (3). Fig. 32. S., 4 mm, 2, 125. Oberflächenansicht durch eine Elytre einer ältern Larve. Nur die stärksten der Nervenverzweigungen sind eingezeichnet. Fig. 33. S, 2 mm, 2, 250. Schnitt durch eine Ventralpapille einer ältern Larve. Die ,Centralzelle“ (cz), welche eine durch Osmium- säure sich bräunende Substanz einschliesst, von einem Kreis heller Stützzellen (stz) umgeben (vergl. die Oberflächenansicht Fig. 2 und 3). Fig. 34. S., 2 mm, 2, 250. Schnitt durch den dorsalen Borsten- sack aus einem der hintern Segmente einer Larve im Nectochätastadium. Dem innern kegelförmigen Ende des Aciculums ist der dunkel tingirte Kern der Matrixzelle (mz) sowie eine freie Mesodermzelle (m) aufgelagert. Fig. 35. 8., 2 mm, 2, 250. Schnitt durch ein junges Parapodium. Ausschälung des ventralen Borstensacks. Zool. Jahrb, VII. Abth. f. Morph, 19 288 VALENTIN HACKER, Die spätere Entwicklung der Polynoé-Larve. Fig. 36. S., 2 mm, 2, 250. Schnitt durch das Darmepithel einer Larve im „Uebergangsstadium“ (vergl. Fig. 18). Auftreten der gross- kernigen Perlzellen (pz). Fig. 37. S., 2 mm, 2, 250. Schnitt durch das Darmepithel einer Trochophora. Differenzirung der vier Zellformen. Fig. 38. S., 2 mm, 2, 250. Querschnitt durch den vordern Theil des Schlundes einer ältern Larve. In der innern Schicht acht Längs- canäle (sd); in der Verschmelzungslinie der beiden Schlundhälften schieben sich die langen Zellen der äussern Schicht (äu.l) von hinten her keil- förmig herein. Fig. 39. S., 2 mm, 2, 250. Weiter hinten gelegener Querschnitt aus derselben Reihe. In der innern Schicht sind nur noch die Quer- schnitte durch die 4 innern Canäle zu erkennen; die äussere Schicht ist fast vollkommen geschlossen (s. Text). Fig. 40. S. 2 mm, 2, 250. Schnitt durch eine Ventralpapille des III. Segments einer 7—8gliedrigen Larve. Das Secret der Centralzelle ist in der Entleerung begriffen. Mitose in der Genitalanlage. Fig. 41. 8. 2 mm, 2, 250. Schnitt durch das II. Segment der- selben Larve. An der Basis des Baucheirrus, also gleichfalls neben der Ventralpapille, eine grosse Dyasterfigur, die vermuthlich zur Genital- anlage gehört. Fig. 42. S., 2mm, 250. Kerntheilungsfiguren aus den Geschlechtsorga- nen einer jungen Tomopteris. Die Zelltheilung ist vollzogen, die chroma- tischen Elemente liegen in Form lockerer, flacher Kränze an den entgegengesetzten Polen der Tochterterritorien. Fig. 43. S. 2 mm, 2, 250. Kerntheilungsfiguren aus dem Darm- epithel einer jungen Tomopteris. Die Zellterritorien sind noch nicht abgegrenzt. Die chromatischen Elemente liegen als geschlossene Körbe in der Mitte der Tochterterritorien. Nachdruck verboten Vebersetzungsrecht vorbehalten. On the supposed Vertebration of the Tail in Appendicularia, By James Rankin, B. Sc. Assistant in the Department of Zoology and George A. Clark Scholar in Biological Science in the University of Glasgow. With Plate 18. By the earlier investigators of the Appendiculariæ from CHAmIsso downwards no mention seems to be made of any apparent segmen- tation in the tails of these animals. This is evidently due to the fact that the interruptions in the muscular layers of the appendage are very rarely, if ever, seen in living specimens. FoL, who treated the animals with various reagents, does not record their appearance although he has most minutely described the phenomena connected with the various genera and species which came under his observation. Ray LANKESTER') is among the first who have made mention of the muscular interruptions above referred to. He states, as the result of the examination of some specimens of Fritillaria furcata at Naples in 1871—72, that “the musculature of the tail is broken up into a series of myomeres, seven in number, one corresponding to each pair of nerves given off by the axial nerve-cord”. Further in his article “Vertebrata” in the Encyc. Brit.*), dealing with the question of the admission of the Tunicata to the phylum Vertebrata, he says “the Ascidian tadpole, and more clearly the free-swimming 1) in: Quart. Journ. Microsc. Sc., (N. 8.) V. 22, 1882. 2) in: Encyc. Brit., 9° Edition. 19* 290 JAMES RANKIN, Tunicate Appendicularia, do exhibit a segmentation of the muscles of the hinder part of the body wall similar to and identical with that of Amphioxus”. HerpMAN in his article “Tunicata” in the same edition of the Encye. Brit., states that the tail (of Appendicularia) “shows distinct traces of metameric segmentation, having its muscle bands broken up into myomeres, while the nerve cord presents a series of enlargements from which distributory nerves are given off”. It is evident that LANKESTER’s conclusions from his examination of F. furcata cannot apply to the whole group, as Fou") states (speaking generally of the caudal nerve): “Il présente un nombre variable (20 a 40) de renflements de chacun desquels partent de petits filets nerveux se rendant aux muscles et à I’ épiderme.” In F. furcata SEELIGER ?) found 10 apparent segments in the caudal musculature, and 8 of the so-called ganglia in connection with the nerve cord. I do not think it probable that he is right in re- garding each muscle segment as “eine einzige riesige Muskelzelle”, or in stating that “die Segmentgrenzen sind lediglich die Grenzen zwischen zwei Zellen”. My reasons will be given further on. While working sometime ago, through the kind permission of Dr. Murray, Edinburgh, in the temporary Marine Station at Millport on the Firth of Clyde, I found Appendicularia extremely plentiful, and I had abundant opportunity both then and afterwards of examining living and prepared specimens. I found at that time only a single species, viz. Oikopleura dioica. Subsequently I procured from Naples some preserved examples of F. furcata. My attention was specially drawn to the tail of O. dioica, and from my observations I found it impossible to admit that its structure could be interpreted as showing metameric segmentation’). 1) Etudes sur les Appendiculaires du détroit de Messine, 1872. 2) Die Entwicklungsgeschichte der socialen Ascidien, in: Jenaische Zeitschr. Naturwiss., V. 18, 1884—85. 3) Some difficulty was experienced in getting a mode of treatment which would bring out clearly the structure of the tail of these animals, Hematoxylin followed by safranin gave good results. Sxrmmr’s process borax carmine followed by sulphindigotate of soda) gave some fine preparations. When tails were treated according to SEILER’s method, and afterwards subjected to the action of safranin in order to intensify the nuclear stain, extremely good preparations were obtained. The fixing agents used were mercury bichloride, and KLeINENBERG’S picro- sulphuric. On the supposed Vertebration of the Tail in Appendicularia. 291 The main features in the structure of the tail being well known I shall not again describe them. If true segmentation were present we might find corresponding evidence in the axial chord (though not probably in such a simple form as this), but we should certainly expect it in the nerve cord and in the musculature. The axial chord, according to For, “n’est autre chose qu’ un tube fermé des deux bouts, et rempli d’une masse de con- sistance cartilagineuse”. — “La paroi du tube est une mem- brane très mince et anhiste. A sa surface interne, l’on decouvre des cellules lenticulaires, rarement étoilées, aplaties, et qui ne montrent plus trace de nucléus”. In ©. dioica I have not found the “cellules étoilées”, but in my preparations there is a distinct nucleus in the lenticular cells. This and the relative position of these cells are shown in Fig. 6 and 7, PI. 18. I have not observed similar nucleated cells in the axial chord of F. furcata, where apparently only the disc-like nuclei have persisted. In neither case do the cells of the chord correspond in number or position to the primitive muscle cells. Their relative distribution in a very young form of O. dioica is shown in Fig. 10, Pl. 18, where the cells have not yet begun to secrete the cartilaginous substance. Fou draws attention to the firmness of the chord. He says “On peut couper la corde en travers, la serrer dans un compresseur, sans que cette masse change de forme, ou sorte du tube qui la renferme”. This elasticity I believe to have an im- portant bearing on the phenomena observed in the musculature. The nerve cord of O. dioica is a thin flattened filament closely applied to the side of the axial chord. At the base of the tail is the _ large caudal ganglion and I have counted from 13 to 15 of the smaller so-called ganglia in this species. It is difficult to determine their exact number as those near the posterior extremity of the tail consist simply of single nerve corpuscles which are not readily distinguished in prepared specimens. They are easily seen in living animals, but the movements of the tail render it difficult to observe the precise number. For states that “un fin canal parcourt le nerf et les deux ganglions dans toute leur longueur”. The sections which I have pre- pared of O. dioica show that the two ganglia (i. e. the cerebral and the caudal) as well as the nerve cord in the body and tail, are solid structures. By suitable staining I have been able to demonstrate that the nerve cells on the caudal filament are in structure similar to those in the caudal ganglion, which have a granular protoplasm and a large vesicular nucleus with a nucleolus, although For says concerning 292 JAMES RANKIN, them “ils font partie du nerf et ne prennent pas la valeur de cellules; il n’est du moins pas possible d’y distinguer un nucléus ou un proto- plasma granuleux”. The general arrangement of the caudal ganglia in ©. dioica I have shown in Fig. 3, Pl. 18, which was drawn from a living specimen. I bave not found a system of paired caudal nerves in O. dioica; nerve twigs are very irregular in their occurrence, but when they are present their origin agrees with that recorded for the caudal nerves of other species, viz., except in the case of the large caudal ganglion, they arise from the nerve cord itself and not from the nerve corpuscles. In some instances they are given off by the nerve cord at a point where no nerve cells are found. The nerve cord in O. cophocerca appears to be stouter than in O. dioica, The distribution of the caudal ganglia in F\. furcata is shown in Fig. 1, Pl. 18. In the nerve corpuscles of F. furcata I have only been able to find a deeply staining nucleus; I have not in any case observed a nucleolus. See Fig. 8, Pl. 18. The number of the ganglia I find to be in accordance with SrELIGER’s statement. It will be seen that ganglia in both ©. dioica and F. furcata are very irregularly distri- buted. There is, however, in both a notable agreement in the relative position of the corresponding ganglia in different individuals. The muscles of the tail are of peculiar structure. As has been pointed out by previous observers the fibres are transversely striated and have no sarcolemma. Immediately underneath the tesselated epithelium of the tail, in the region occupied by the musculature, is a layer of granular protoplasm belonging to the muscle fibres. This layer is not divided up longitudinally in agreement with the more deeply placed fibres, but is apparently continuous from side to side and from end to end of the muscle layer. In some of my longi- tudinal sections, however, it seems to be aflected to some extent by the transverse striation of the fibres. The mother cells of the muscu- lature have an oval or rounded nucleus, but this appears to be altered in a peculiar fashion after the fibres have made their appearance. In the tail of F. furcata, Fig. 1, Pl. 18, are seen curions reticulations which lie in the granular protoplasm external to the fibrous part of the musculature. They are present in both muscle bands, but the reticulations of the opposite sides do not always coincide in position. A reticulation of one side of the tail may be placed in front of or behind the corresponding reticulation of the opposite side in the anterior part, but much more markedly in the posterior part where regular arrangement is altogether awanting. These reticulations present On the supposed Vertebration of the Tail in Appendicularia, 993 a bilateral structure in the anterior two thirds of the tail as if the nuclei of two collateral cells had become reticular and had partly fused. In ©. dioica, Fig. 6, Pl. 18, a similar reticulation is seen, also lying in the granular protoplasm, but here the structure is much opener and apparently continuous from end to end so that separate nuclei cannot be distinguished. It also presents anteriorly a bilateral arrangement. There seems to be no reason to doubt that these reti- culations are derived from the nuclei of the primitive mother cells of the tail musculature. In transverse section, Fig. 9, Pl. 18, the cut ends of these reticulations are seen as minute specks which stain more deeply than the rest of the protoplasm. The deeper part of the musculature consists of fibres which are rectangular in section; the longer diameter of the rectangle being placed perpendicularly to a plane passing longitudinally from the primitive dorsal to the primitive ventral surface of the tail through the axis of the chord. The fibres lie side by side like laths placed with their broad surfaces towards each other, or like the “trackers” of an organ. As I have previously pointed out, interruptions in the continuity of the muscle fibres are rarely, if ever, seen in living specimens: at least I cannot be certain that I have ever detected such in any of the numerous individuals which I have examined. As is well known, however, in specimens which have been prepared in the usual way (fixed by picro-sulphuric acid, mercuric chloride etc. and stained), many transverse breaks are frequently seen in the muscu- lature. These ruptures are not readily found in very young examples, at least of O. dioica. In the tail of F. furcata from which Fig. 1, Pl. 18, was drawn none were found even by careful search under great magnification. In other examples of the same species I have observed them only irregularly, most frequently not at all. It would thus ap- pear that these interruptions are certainly not of constant occurrence even in specimens of the same genus, which have been prepared in exactly the same manner. In ©. cophocerca, of which, however, I have only seen a few examples, I have not found a regular series of such breaks. The muscle segments resulting from these ruptures Lan- KESTER regards as myotomes “identical with those of Amphioxus”. In his paper in the Quart. Journ. of Microsc. Science he states that he “could not trace a distinct fibrous septum separating the myomeres from one another, but merely a break in the continuity of the mus- cular fibres”, and that “it is probable that a very delicate membrane separates each myomere from its successor, but my specimens did A" 294 JAMES RANKIN, not enable me to distinguish such”. I think it may be safely con- cluded that no such separating membrane or septum exists. I have examined many specimens of tails mounted whole and of longitudinal and transverse sections, but have found no trace of an intervening connective tissue substance. The transverse markings of the tail are simply ruptures of the muscle fibres and nothing more. A closer exa- mination of these ruptures will make their accidental character more evident. Frequently I have found as in Fig. 4, Pl. 18, that the break extends only half way across the muscle band; sometimes, though rarely, there may be a break on one side of the tail and no corre- sponding one on the other; in a few cases the break is clear and decided, but often it is so faint that it is hardly visible at all and only discoverable by a careful examination. In this last case only a few fibres here and there may be ruptured, the remainder being per- fectly intact. In many cases, chiefly in F. furcata, as shown in Fig. 1, Pl. 18, the continuity of the fibres is preserved from one end of the muscle layer to the other. In most instances in ©. dioica where a complete break occurs it is of the character shown in Fig. 4, Pl. 18, but very often the ends of the ruptured fibres interdigitate irregularly for considerable distances. It is evident to me that the breaks in the musculature are not simply demonstrated by the preparation but caused by it. If tendinous intersections were present I think it is probable that they would form the strongest and not the weakest part of the musculature. During my stay at Millport I found that when living specimens were examined under the microscope they remained alive only for a few minutes. While they were in a dying condition the behaviour of the tail appeared to throw some light on the origin of the ruptures in question. The muscle fibres contracted but the elastic axial chord did not yield as it was being pulled on both sides, the result being that the muscle layers gave way in one or more places. They did not simply break right across but gave way bit by bit, as the strands of a hempen cord would do if it were slowly sub- jected to a breaking strain. The number of the muscle segments resulting from the inter- ruptions in the fibres appears to be remarkably constant. LANKESTER states that there are 7 in F. furcata; Servicer that there are 10. I have not found a specimen which enabled me to determine the number independently. In well marked tails of O. dioica there are usually 9. Occasionally a ninth fracture (thus making 10 segments) is found in that part of the musculature lying beyond the posterior > nr On the supposed Vertebration of the Tail in Appendicularia, 995 end of the chord. This is what we should expect as from the po- sition of that part of the muscle layer relatively to the chord it is not subjected to the same strain during fixation as the remain- ing part. Neither can that part, from its position at the tip of the tail, be subjected to the same tear and wear during the life of the animal. A break, in the musculature of this species, lying beyond the posterior end of the chord I have only exceptionally found. When a very young ©. dioica is examined it will be found that the tail presents on each side a linear series of cells, the mother cells of the musculature. These so far as I have been able to observe do not correspond in number to the muscle segments. I have not yet been successful in procuring one of these young specimens from which longitudinal sections of the tail could be made, but when examined entire there appear to be about 12 cells in the linear series. In the anterior two thirds of the tail the cells are large and regular, but they are smaller and irregular in the posterior third. There is in addition a single terminal cell which is capped by a cell of the epi- thelium. There seem to be two of the large regularly placed cells in the width of the muscle band. These evidently correspond to the “muscle-cells” which KowaLewsky !) figures in his drawing of the transverse section of the tail of the Ascidian larva. The arrangement of the nuclear reticulations in the adult is evidently in agreement with the arrangement of the cells in the young form, but so far as my observations go the cells of the latter are not identical with the muscle segments of the former. Hence as far as O. dioica is con- cerned, I do not see my way to accept SEELIGER’s view already quoted, nor to agree with him in regarding each muscle segment as a huge single muscle cell. The breaks in the muscle layers seem to be simply fractures along transverse lines of weakness; the primitive structure of the tail apparently having nothing to do with the location of these lines. In all probability this applies also to F\. furcata. The appearance of the anterior and central regions of the tail in a very young O. dioica is shown in Fig. 10, Pl. 18. In a slightly older specimen the longitudinal striation due to the formation of the muscle fibres becomes visible, and it is to be observed that the fibres in one cell correspond in position with those of the cells next in the series, even while the boundaries of the cells remain distinct. The musculature is totally 1) A. Kowarewsky, Weitere Studien über die Entwicklung der einfachen Ascidien, in: Archiv Mikrosk. Anat., 1871. 296 JAMES RANKIN, different from that of Amphioxus where each myotome has its own set of independent muscle fibres, permanently separated from those of the adjoining myotomes by the connective tissue substance. In specimens older still the continuity of the fibres becomes established and the cell boundaries disappear. In an adult ©. dioica there may be as many as 160 fibres in the width of the broadest part of the muscle layer. There are other breaks in the musculature besides those already mentioned. Of most common occurrence are little “islands” of muscular tissue which are frequently seen in tails of O. dioica and O. copho- cerca. I have not observed them in F. furcata. They are shown in Fig-.5, Pl. 18. Sometimes breaks similar to those which form the “islands” are seen on the margin of the muscle layer cutting off a more or less crescent shaped mass. Probably these phenomena are due to pathological changes in the muscles as granular material is often seen at the ends of the fibres. This is shown in the middle “island” of the figure. I have not observed any evidence of such changes at the margins of the transverse ruptures. It may be re- called that in certain pathological conditions ruptures occur of the fibres of some human muscles, as, e. g., the rectus abdominis, adductors of the arms, ete. When the animal is dying the tail is usually the first part to give way. I have observed specimens where the body was quite active, as shown by the movements of the cilia, while the tail was reduced to a shapeless mass. Possibly the early decay of the tail may have some bearing on the greater prominence of the breaks in the older tails, and on the appearance of the “islands”. LANKESTER states that “the metamerism of the tail of Fritil- laria, though it may be viewed as an incipient formation of vertebral segments, appears to be most satisfactorily explained as a remnant of a more fully expressed ‘vertebration’ which was once possessed by a larger and more elaborate ancestor of the Appendiculariæ, of which existing forms are the reduced and degenerate descendants”. In the structure of Appendicularia, and in its development so far as it is known, there is little or nothing to support the theory of degeneracy; there is in its life history no evidence of descent from a more highly developed ancestor. The invertebrate features shown by the animal rather point to an invertebrate ancestry; lead rather to the conclusion that these organisms are in process of being conformed to vertebrate structure, and only show a remarkable middle stage between the two On the supposed Vertebration of the Tail in Appendicularia. 997 groups. We are almost forced to this conclusion by the absence of proof or even of probality of degeneration in these forms. The absence of vertebration, however (we are at least justified in saying that vertebration has not been proved), may not of itself be sufficient reason for concluding that these animals ought to be ex- cluded from the vertebrate phylum. BATESON !) has pointed out that a considerable approach to segmentation may be found in a group of unsegmented animals, as, for example, in Gunda segmentata among the Platodes. Therefore he is of opinion that segmentation may arise within an unsegmented group; it is apparently not necessary to sup- pose that it has been inherited. To sum up, then, segmentation is absent in the axial chord; it is absent in the nerve cord equally in the body and in the tail; and, from the foregoing observations, we cannot hold that segmentation is present in the musculature. Even if it could be held that the structure of the musculature of the tail implied true metamerism, the discrep- aucy which SEELIGER, as already stated, first pointed out between the number of the so-called ganglia of the caudal nerve and the number of the “muscle segments” would quite prevent the application of the term to the tail as a whole. Since the completion of the above paper the supplement to the third volume of Bronn’s “Classen u. Ordnungen d. Thierreichs” has come into my hands. In fig. 5, tab. 4 of that work the nuclei of the muscles are represented with a regularity which I have never found. Nor have I seen the corpuscles on the nerve filament of F’. furcata with the structure shown in fig. 9, tab. 3. In conclusion I have to thank Professor Youn@ for valuable help in the preparation of this paper. It may be mentioned that Dr. YounG for many years has taught, that the structure of the tail of Appendicularia was quite devoid of any metameric significance. Since the above was placed in the printer’s hands my attention has been directed to two further papers on this subject. In the earlier of these LEFEVRE?) states as the result of his 1) Bareson, On the ancestry of the Chordata, in: Quart. Journ. Microsc. Sc., (N. S.) V. 26, 1886. , 2) G. LEFEVRE, in: Johns Hopkins Univ. Cire., V. 13, No. 111, April 1894. 298 JAMES RANKIN, observations that the breaks in the muscle layers of the tail of Appendicularia are “purely accidental”, but remarks that the occur- rence of the “splits” at definite intervals may be influenced by the regular occurence of the paired nerves although he says that he has been unable to stain satisfactorily “the nerve cord and ‘spinal’ nerves”. He is inclined to regard the breaks in the muscle bands as being “the first step towards an incipient vertebration”. LEFEVRE does not give the genera or species of the animals on which his observations were made. : In the other paper SEELIGER !) states that having received fresh material he has been enabled to complete his former observations. He says “Die vermeintlichen ‘Segmentgrenzen’, die bei geeigneter Be- handlung auftreten, sind also lediglich die Grenzen zwischen je zwei Muskelzellen und unterbrechen nicht einmal die Continuität des Fibrillenverlaufes. Erst nach langer Einwirkung bestimmter Reagentien, oder wenn beim Tode des Thieres eine Auflösung der Muskelbänder in die einzelnen Zellen erfolgt, reissen die Fibrillen an diesen Stellen entzwei. Die Muskelzellen der rechten und linken Seite liegen ein- ander ziemlich genau gegenüber”. The animals examined were F’ fur- cata and O. cophocerca. I do not know from what evidence SEELIGER reaches these con- clusions, but I find myself quite unable to accept them. A further examination of my preparations tends to confirm the statements already made. 1) There appear to be two rows of cells concerned in the form- ation of the middle and anterior parts of the muscle band of each side. Reference has already been made to the bilateral appearance of the reticulations in F’. furcata and O. dioica. In some of my preparations of the former species the reticulations of the anterior two thirds of the tail are almost completely divided in two, the halves being con- nected by a very few slender nuclear threads. None of my pre- parations of F. furcata show a series of muscle “segments”, but, judging from their appearance in O. dioica, when they do occur the “segments” of each side probably correspond to each other more or less exactly. But the nuclear reticulations certainly do so only in very few in- stances. More especially the nuclear structures which are situated between the posterior pair of large gland cells vary in position mar- 1) O. Serusser, Die Bedeutung der „Segmentation“ des Ruder- schwanzes der Appendicularien, in: Zool. Anzeiger, No. 446, 1894. On the supposed Vertebration of the Tail in Appendicularia, 299 kedly. In my preparations the reticulation of one side is altogether anterior (or posterior) to that of the other side. The same phenomena are seen in connection with the 2” and 9" pairs of reticulations. If the “segments” in these regions were really muscle cells we should have those of the opposite sides alternating with each other (see Fig. 1, Pl. 18). | 2) Although the “segments” of each side in the posterior part of the tail of O. dioica correspond approximately to each other, I have been unable to find the muscle cells of the same region simi- larly placed in a larval form. 3) A careful examination of the breaks in the musculature of O. dioica shows that their appearance is quite incompatible with SEELIGER’s explanation. Their characteristics I have already pointed out, and I find it impossible to recognise in them any evidence of a “resolution of the muscle bands into single cells”. In a very young 0. dioica where the muscle fibres are just being formed the boundary line between the two cells is clear and distinct and quite different from the “Segmentgrenzen” of the adult. It should be remembered too that in young O. dioica the breaks are frequently absent. The “islands” already referred to furnish evidence that breaks do occur. 300 JAMES RANKIN, On the supposed Vertebration of he Ttail in Appendicularia, Explanation of Plate. Reference letters’: cg Caudal ganglion. m.l Muscle layer. c.ch Cells of notochord. n Nuclei. ch Notochord. n.f Nerve filament. c.n.f Corpuscles on nerve filament. nu.c Nucleated cells in alary ex« ep Epithelium. pansion of tail. f.m.l Fibrous part of muscle layer. nu.ch Nuclei of notochord. gl.c Gland cells. : p.p.l Protoplasmic part of muscle i.m.l Interruptions in muscle layer. layer. is „Islands“. r Reticulations (nuclei of mus= mc Muscle cells. cle cells). Plate #f. 18 Fig. 1. Tail of Fritillaria furcata. The muscle layers of this specimen showed no interruptions. Oc. 2, Obj. 3. Fig. 2. Tail of Oikopleura dioica showing eight interruptions in the musculature. Oc. 4, Obj. 3. Fig. 3. Notochord, nerve filament, caudal ganglion, and nerve cor- puscles of tail of O. dioica. Showing unequal distribution of nerve corpuscles. From living specimen. Fig. 4. Part of muscle layer of tail of O. dioica. The inter- ruption extends only half way across the layer. Oc. 4, Obj. 7a. Re- duced one half. Fig. 5. Part of muscle layer from tail of O. dioica. Three “islands” are shown. Oc. 4, Obj. 3. Fig. 6. Part of tail of O. dioica showing reticular arrangement of nuclei of muscle cells. Oc. 4, Obj. 7a. Fig. 7. Part of tail of O. dioica. Posterior extremity of noto- chord showing nucleated cells. Oc. 4, Pl. 7a. Fig. 8. Posterior part of nerve filament from tail of F. furcata showing character of nerve corpuscles in this species. Oc. 4, Obj. 7a. Fig. 9. Part of transverse section of tail of O. dioica to ‚show structure of muscle layer. Oc. 4, Obj. 18b. Fig. 10. Part of tail of very young O. dioica. Oc. 4, Obj. 7a. The drawings, except Fig. 3, were all made by means of Reıcuerr's camera lucida and lenses. Frowmannache Buchdrackere! (Hermann Pohle) inJona. — 1821 “es SE en N Nachdruck verboten. Uebersetwungsrecht vorbehalten. Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. Von Hans Spemann. (Aus dem Zoologischen Institut zu Würzburg.) Hierzu Tafel 19—21. Ueber die erste Entwicklung der Nematoden ist im Lauf der letzten Jahrzehnte eine Reihe von Arbeiten erschienen. Der Versuch, dieselbe Schritt für Schritt genau zu verfolgen, ist aber nur von GOETTE !), HALLEZ ?), WANDOLLECK 5), ZUR STRASSEN *) und BOVERI °) gemacht worden und zwar von GOETTE bei Rhabditis nigrovenosa, von Harrez und Boverr bei Ascaris megalocephala, von ZUR STRASSEN bei Bradynema rigidum, von WANDOLLECK bei Strongylus paradoxus. Hierbei widersprechen sich die Angaben von GOETTE, HALLEZ, ZUR STRASSEN und WANDOLLECK in manchen Punkten, wo sie aber über- einstimmen, stehen sie in schroflem Gegensatz zu den Resultaten der sehr eingehenden Untersuchung Boverrs. So geben z. B. jene Forscher einstimmig an, von den beiden ersten Furchungszellen liefere die eine das ganze Ektoderm, die andere das ganze Ento-Mesoderm, während 1) Gorrre, Untersuchungen zur Entwickelungsgeschichte der Würmer, 1. Theil, 1882. 2) Harıez, Recherches sur |’ embryogénie et sur les conditions du développement de quelques Nématodes, 1885. 3) Wanpotieck, Zur Embryonalentwicklung des Strongylus para- doxus, in: Archiv fiir Naturgeschichte, Jahrg. 58, V. 1, Heft 2, 1891. 4) zur Strassen, Bradynema rigidum v. Sies., in: Zeitschr. f. wiss. Zool., V. 54, 1892. 5) Bovert, Ueber die Entstehung des Gegensatzes zwischen den Geschlechtszellen und den somatischen Zellen bei Ascaris megalocephala. Sep.-Abdr. a. d. Sitzungsber. d. Ges. f. Morphologie u. Physiologie in München, V. 8, 1892. Von Boverrs ausführlicher Arbeit, die noch nicht erschienen ist, lagen mir die Tafeln vor. Zool. Jahrb. Vill. Abth. f. Morph. 20 302 HANS SPEMANN, Boveri bei Ascaris megalocephala fand, dass allerdings die eine Fur- chungszelle bloss Ektoderm liefert, und zwar den grössten Theil des- selben, dass aber auch die andere zum Aufbau des Ektoderms beiträgt. Ferner wurde bisher ein grosser Theil des Vorderdarms vom Ento- derm (von ZUR STRASSEN vom Mesoderm) abgeleitet, der nach BOVERI aus dem Ektoderm entsteht. Die wichtigste Abweichung aber betrifft die beiden Urgeschlechtszellen, die alle bisherigen Arbeiten aus dem Mesoderm entstehen liessen, während sie nach Boveri gar keinem Keimblatt angehören, sondern von vorn herein eine Sonderstellung ein- nehmen. Da sich nun die Angaben von HALLEZ über Ascaris megalo- cephala nicht bestätigt hatten, so lag es nahe, zu vermuthen, dass sich auch bei GOETTE, ZUR STRASSEN und WANDOLLECK ein Irrthum eingeschlichen habe. Herr Prof. Boveri schlug mir daher vor, WAN- DOLLECK’s Object, Strongylus paradoxus, einer Nachuntersuchung zu unterziehen. Die Entwicklung dieses Nematoden ist dadurch eigenthiimlich, dass sich bei der ersten Furchung der gesammte Dotter in die eine Zelle begiebt, wodurch natiirlich die Orientirung viel leichter ist als bei GOETTE’s und ZUR STRASSEN’s Object. Fand sich nun Ueberein- stimmung mit Boverrs Resultaten, so wurde dadurch auch für Rhabdo- nema nigrovenosum und Bradynema rigidum ein Irrthum äusserst wahrscheinlich gemacht. Ferner ist Strongylus paradoxus dadurch ein sehr angenehmes Object, dass er zu den häufigsten Parasiten des Schweines gehört, so dass man nie mit dem Material in Verlegenheit kommt. Methode der Untersuchung und Conservirung. Ein schwacher Punkt der früheren Untersuchungen scheint es mir zu sein, dass sie, mit Ausnahme derer von Boveri und ZUR STRASSEN, hauptsächlich an lebendem Material angestellt worden sind. So wichtig diese Art der Beobachtung für andere Zwecke ist, so scheint sie mir nicht ausreichend, wo es darauf ankommt, den genealogischen Zu- sammenhang der einzelnen Zellen und die Abstammung der Keim- blätter zu bestimmen. Da sich meine Untersuchung auf diese zwei Punkte beschränkt, so arbeitete ich bloss mit conservirtem Material und suchte den Zusammenhang der verschiedenen Stadien namentlich durch Verfolgung der Theilungsfiguren festzustellen. So wird es möglich, jedes einzelne Stadium genau zu analysiren und mit dem ee MP pi Li "ns “yey Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. 303 Zeichenapparat treue Abbildungen herzustellen. Ich bemerke hierzu noch, dass die Kerne und Theilungsfiguren meiner Zeichnungen bloss in Betreff ihrer Grösse und Stellung, nicht aber im feinern Detail Anspruch auf Genauigkeit erheben. Die Eier von Strongylus paradoxus sind sehr empfindlich, nament- lich die jüngern Stadien, und trotz der grössten Sorgfalt ist der Er- folg der Conservirung bei scheinbar ganz gleicher Behandlung ein verschiedener. Es erwies sich als vortheilhaft, die Würmer enthal- tenden Lungenspitzen sofort in '/,-proc. Kochsalzlösung von Körper- temperatur zu bringen. Die Eier sind offenbar zarter als das sie beherbergende Thier, das eine Abkühlung ganz gut erträgt. Die Eischläuche wurden auf bekannte Weise herauspräparirt, in Pikrin- essigsäure (nach Boverr) abgetödtet und fixirt, mit Boraxkarmin ge- färbt und in Glycerin übertragen. Nelkenöl ist, wenigstens für die Anfangsstadien, weniger zu empfehlen, da es zu stark aufhellt. Die Kernfiguren erscheinen dann sehr deutlich, aber die ohnehin oft kaum sichtbaren Zellgrenzen verschwinden fast völlig. Aus den Eischläuchen bringt man die Eier durch vorsichtiges Drücken und Schieben mit Präparirnadeln auf den Objecttriger, wobei man sie möglichst zu isoliren sucht; sie kleben sonst in Klumpen an einander und lassen sich nicht drehen. Sind sie aber gut von einander isolirt und befindet sich die richtige Menge Glycerin unter dem durch ein Haar gestützten Deckglas, so dass die Eier nicht gedrückt werden, aber auch nicht umherschwimmen, so kann man sie, häufig wenigstens, ziemlich leicht drehen, indem man das Deckgläschen durch schwache Stösse mit der Präparirnadel seitlich verschiebt, und kann auf diese Weise ein und dasselbe Ei von allen Seiten zeichnen. Erklärung der Figurenbezeichnung. Es wird nöthig sein, über die Abbildungen einige Worte voraus- zuschicken und die Bezeichnung der einzelnen Zellen mit Farben und Buchstaben zu erklären. Beide sind der Arbeit Boverr's entlehnt. Die differenzirte Zelle wird durch eine Farbe ausgezeichnet, die noch indifferente Zelle bleibt weiss. Bei Asc. megalocephala ist diese Be- zeichnung in den sichtbaren Vorgängen in den Zellen begründet, in- dem die weisse Zelle bei der nächsten Theilung ihr Chromatin voll beibehält, die mit einer Farbe bezeichnete hierbei eine Chromatin- reduction erfährt. Obwohl es mir nicht gelang, bei Str. paradoxus etwas Aehnliches zu beobachten, so scheint es mir doch durch die ganz 20* 304 HANS SPEMANN, gleiche Entwicklung und das spätere Schicksal der betreffenden Zellen gerechtfertigt, die gleiche Bezeichnung anzuwenden. — Man kann sich also vorstellen, die indifferente Zelle (Propagationszelle P) spalte, ähnlich wie die Scheitelzelle in dem Vegetationspunkt einer Pflanze, eine Reihe differenzirter oder sich differenzirender Zellen (somatischer /ellen S, mit den Buchstaben AB, EM, C, D bezeichnet) ab, bei Asc. megalocephala fünf, bei Str. paradoxus vier, um dann die An- lage der Geschlechtsorgane zu bilden. Von diesen Ursomazellen theilen sich die AB und die EM je in eine vordere und hintere, die mit den grossen Buchstaben A, B, E, M bezeichnet werden. Durch die nächsten Theilungen entstehen Zellen, die der rechten und linken Körperhälfte angehören und mit den betreffenden kleinen Buchstaben bezeichnet werden, die der rechten Seite mit lateinischen, die der linken mit griechischen. So theilt sich die Zelle A in eine rechte a, eine linke « (Fig. 66). Wo diese Bezeichnung nicht mehr ausreicht, werden Indices ;,; , u. s. Ww. angehängt. Ergebnisse der Untersuchung. Vor der ersten Theilung sammelt sich der Dotter in der einen Hälfte des länglichen Eies an; die erste Furche fällt mit der Grenze beider Hälften zusammen, so dass eine dotterarme (Fig. 1 S,) und eine dotterreiche (P,) Zelle entsteht. Beide sind gleich gross. Daraus folgt, dass die dotterreiche Zelle weniger Protoplasma enthält als die dotterarme, also dass hier eine Ausnahme von der HERTwIG- schen Regel vorliegt. In Folge der grösseren Concentration des Proto- plasmas erscheint die Zelle S, stärker gefärbt und zeigt ein gleich- mässig feinkörniges Aussehen, während für die Zelle P, die stark lichtbrechenden Dotterkugeln charakteristisch sind, die in einem feinen Netzwerk von Protoplasma liegen. Die zweite Theilung findet wohl stets in der dotterarmen Zelle S, zuerst statt. Die Theilungsebene der resultirenden Zellen A und B steht senkrecht zur ersten (Fig. 2, 3). Hierauf theilt sich auch ?, in die Zellen EM und P,. Die Axe der Theilungsfigur steht zuerst ziemlich in der Richtung der ersten Theilungsaxe (Fig. 1, 2, 3), nimmt dann eine mehr und mehr schräge Stellung an, zumal nachdem sich die Aequatorialplatte getheilt hat (Fig. 4), so dass das vierzellige Stadium der Fig. 5 aus dem dreizelligen direct hervorzugehen scheint, ohne Vermittlung eines T-förmigen Stadiums, wie es HALLEZ (l.c.) und Bovert für Asc, megalocephala gefunden haben. Jedoch soll nicht behauptet werden, dass sich nicht auch einmal bei Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus, 305 Str. paradoxus die Theilung von P, in EM und P, vollziehen könnte, ehe sich P, einer der beiden dotterarmen Zellen anlegt. Ob sich P, nach A oder nach B wendet, lässt sich nicht bestimmen, weil die Zellen A und B nicht zu unterscheiden sind. Das Richtungs- körperchen ist an den verschiedensten Stellen anzutreffen oder fehlt ganz, wie auch GoOETTE (l. c.) für Rhabditis nigrovenosa, ZUR STRASSEN für Bradynema rigidum, Boveri im Gegensatz zu HALLez für Ase. megalocephala angeben. Auf diesem Stadium, wie es Fig. 5 mit vier ruhenden Kernen zeigt und wie man es ausserordentlich häufig findet, kann man sich schon ungefähr über die Körperregionen des fertigen Thieres orientiren. Es entsprechen die dotterarmen Zellen A und B ungefähr der Rückenseite, die dotterreichen Zellen EM und P, un- gefähr der Bauchseite des künftigen Thieres, die Zelle A der Kopf- gegend, P, der Schwanzgegend. Die Symmetrieebene geht durch die Mittelpunkte der vier Zellen. Eine genauere Bestimmung, als sie ge- macht wurde, scheint mir in Anbetracht der spätern starken Ver- lagerungen unzulässig. Die vier Zellen A, B, EM und P, gehören beiden Körper- hälften an, wie ich im Gegensatz zu WANDOLLECK (I. c.) hervorheben muss. Nach ihm „gerathen die Ek-Kugeln in Bewegung, schieben sich an einander vorbei (so dass ihre Trennungsfläche sich im spitzen Winkel zur Medianebene stellt), ziehen sich in die Länge und zerfallen in je zwei Theilstücke (fig. 12)“ (p. 132). Dass dem nicht so ist, beweist schlagend meine Fig. 6b. Die Zelle A theilt sich in eine rechte a, eine linke «, die Zelle B in eine rechte b, eine linke 5. Fig. Te zeigt die Theilung vollzogen und zugleich die vier Zellen so gegen einander verschoben, dass « vorn, 6 hinten etwas vorsteht, eine cha- rakteristische, stets wiederkehrende Anordnung. Die Fig. 6, 7, 8 zeigen successive die Theilung der Zellen EM und P,. Dabei bemerkt man, dass in Fig. 6a die Zelle P, einen -Vorsprung vor EM hat, in Fig. 7 umgekehrt EM sich schon in E und M getheilt hat, während in P, noch die Kernspindel sichtbar ist. Es ist das eine allgemeine Erscheinung, dass zwar die Richtung der Theilungsebenen und damit die Lagebeziehungen der nächstver- wandten Zellen gesetzmässig sind, dagegen der Rhythmus der Theilungen und damit die Form des ganzen Eies, wenigstens vorübergehend, variirt. In dieser Thatsache scheinen mir die Forscher ziemlich einig zu sein, obwohl GoETTE und WANDOLLECK mehr das Variiren, HALLEZ und zur STRASSEN mehr die Constanz betonen. Die Zellen E und M sind nicht gleichartig; M ist dotterärmer als E und nähert sich in 306 HANS SPEMANN, seinem Aussehen den ektodermalen Zellen a, «, b, $ in verschiedenem Maasse. Den Vorgang der Dottersonderung bei der Theilung konnte ich natürlich an meinem conservirten Material nicht beobachten, er wird aber von WANDOLLECK (p. 132) beschrieben. Er hat wohl eine physiologische Bedeutung, indem nämlich M die Anlage des Meso- derms, E die des Entoderms ist. Aus der Zelle P, gehen zwei dotterreiche Zellen hervor, eine untere P, und eine obere S, (C) (Fig. 8). Letztere rückt nach vorn und keilt sich zwischen die Zellen b und ? ein (Fig. 8b). Sie liefert Ektoderm, und zwar einen Theil jener hellen Elemente, die noch auf späten Stadien am hintern Ende des Embryos auffallen, und unter denen auch GoETTE's Schwanzzellen sich befinden. Ich denke, es wird sich das im Laufe der Darstellung als unzweifelhaft ergeben, und damit würde sich die Angabe als unrichtig herausstellen, dass bloss die eine der beiden ersten Furchungszellen Ektoderm, die andere bloss Ento-Mesoderm liefere. Fig. 9 fiihrt uns einen Schritt weiter. Die vier ektodermalen Zellen a, b, a, 8 der Fig. 8 haben sich getheilt, und ihrer unsym- metrischen Lagerung entsprechend, zeigen auch die je vier Tochter- zellen auf beiden Seiten eine verschiedene Anordnung, rechts in Form eines T, links in Form einer Raute (vergl. Fig. 8a mit 9a, Fig. Sc mit 9c). Es schiebt sich also auf der rechten Seite eine dotterarme ektodermale Zelle zwischen die Entodermzelle E und die dotterreiche Ektodermzelle C bis an die Zelle P, heran (Fig. 9c), während auf der linken Seite die Zellen Æ und C unmittelbar an einander grenzen. Die Kerne der Zellen M, E und C bereiten sich zur Theilung vor. In Fig. 10 ist diese vollzogen. Die Urmesodermzelle M hat sich, wie schon die Kernfigur mit den zwei Tochterplatten in Fig. 9b andeutet, zunächst in eine vordere und eine hintere Zelle getheilt, die sich aber sofort gegen einander verschieben, so dass die vordere zu einer linken (u), die hintere zu einer rechten (m) Mesodermzelle wird. Jedoch liegen bis in spätere Stadien hinein die linke Zelle # und ihre Ab- kömmlinge etwas vor der rechten Zelle m und ihren Derivaten (Fig. 10b, 11b, 12b, 13a, 14). Die Entodermzelle E hat sich in eine vordere Er und eine hintere ÆEy getheilt. Die vordere FE; ist in die Tiefe gerückt (Fig. 10a, 10b, 10d, blau ausgezeichnet), was vorübergehend ist, aber regelmässig zu sein scheint. — Auch die dotterreiche Zelle C hat sich getheilt in eine rechte ce und eine linke y. In der Zelle P, endlich bemerkt man eine Kernspindel; es bereitet sich die Theilung Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. 307 vor, aus der noch ein dotterreiches entodermales Element D und die Urgeschlechtszelle P, hervorgehen (Fig. 11). Um die Entwicklung bis zu diesem Stadium noch einmal in kurzer und anschaulicher Weise zu wiederholen, gebe ich Bovert’s Schema, auf Strongylus paradoxus übertragen. Ektoderm, Entoderm Mesoderm ome Wenn, mm eee \ 7 | L/ Ektoder Ektoderm \} / (EM) & (©) 8, (D) | | Og = Teint . befr. Ei 4 Pi Fe P, Vergleicht man meine bisherigen Ergebnisse mit den Angaben WANDOLLECR’s (I. c.), so wird man finden, dass sie, abgesehen von weniger bedeutenden Punkten, die an den betreffenden Stellen bemerkt sind, mit einander übereinstimmen, was die Beschreibung der Theilungs- vorgänge, nicht aber was die Deutung der einzelnen Zellen anlangt. Die Beschreibung, die WANDOLLECK (I. c.), p. 133, Zeile 13—26 giebt, passt auf meine Fig. 8; was er im Folgenden schildert, ist ziemlich genau der Uebergang von Fig. 8 zu Fig. 9 und 10. Freilich, was die Bestimmung der einzelnen Zellen anlangt, gehen unsere Ansichten weit auseinander. Seine Zelle En, ist meine Zelle C, die durch Theilung in die Zellen c und y, die „Schwanzzellen“, zerfällt, dotterreich ist, aber zum Ektoderm gehört, wie die weitere Entwicklung zeigt. Wan- DOLLECK hält sie für entodermal, erstens weil ihre Abkömmlinge von den dotterarmen Zellen überwachsen werden, wogegen meine Be- obachtungen und auch GorTTE's (l. c.) Angaben streiten, und zweitens wohl auch, weil sie dotterreich ist (p. 137, Zeile 5—10). Seine Ento- dermzelle En, ist meine Zelle E, also nach meiner Auffassung die Urentodermzelle; seine Zelle En, meine Zelle M, die Urmesoderm- zelle, und seine En, ist meine P,, d. h. die Zelle, welche noch ein dotterreiches Element ans Ektoderm abgiebt und dann die Urge- schlechtszelle darstellt. Was nun GoeTTe’s (I. c.) Angaben anlangt, so sind sie den meinigen so ziemlich entgegengesetzt. Es lassen sich nämlich seine Zeichnungen 308 HANS SPEMANN, tab. 3, fig. 1—9, ganz gut mit meiner Fig. 1—10 vergleichen, wenn man die Zellen, aus denen nach Gorrre Entoderm und Mesoderm werden sollen, und die er mit Roth bezeichnet, mit meinen rein ekto- blastischen Zellen S, und ihren Abkömmlingen identificirt, seine mit Schwarz bezeichneten Zellen, aus denen ausschliesslich Ektoderm her- vorgehen soll, meiner Zelle P, und ihren Abkömmlingen gleichsetzt. Da bei meinem Object mit seinen zweierlei Zellen eine Verwechslung ausgeschlossen ist, die bei einem andern Object leicht möglich wäre, so will ich mit ein paar Worten darauf eingehen. Gorrre’s fig. 3 entspräche meiner Fig. 3, En, und En, wären A und B; seine fig. 7 wäre so ziemlich meine Fig. 7; in seiner fig. 8 entsprächen die Zellen En, . ; 4 den Zellen a, b, «, # meiner Fig. 8, die Zellen Ek, 5, , , meinen Zellen S,, P,, E, M. fig. 9 von GoETTE könnte vielleicht ein ähnliches Stadium sein wie das meiner Fig. 10; das Paar Ek, wären meine m und u, Hk, meine noch nicht getheilte E, und Ey, Ek, wäre P,, endlich das Paar Ek, meine ¢ und y; freilich sind auf diesem Stadium bei mir schon acht dotterarme Zellen vorhanden. GoETTE’s figg. 10 und 11 hingegen stimmen mit meiner Auffassung, so wie sie sind, d. h. so, dass die schwarz contourirten Zellen meinen dotterarmen gelben, die roth contourirten meinen dotterreichen ent- sprechen. Nur wäre das Stadium ein etwas früheres, etwa ein solches, wie meine Fig. 8 es zeigt. Von hier ab fehlen die Vergleichungs- punkte. Auch ist bei der entgegengesetzten Auffassung der ersten Stadien eine Verständigung über die späteren nicht wohl möglich. Es muss weitern Untersuchungen vorbehalten bleiben, festzustellen, ob die Differenzen im Object selbst oder in einem Irrthum ihren Grund haben. Für Bradynema rigidum giebt ZUR STRASSEN (1. c.) eine Ableitung des Mesoderms, die von den Angaben der übrigen Autoren abweicht. Die Urmesodermzelle entsteht nach ihm bei der 3. Furchung und wäre meine Zelle P,. Dem entsprechend sagt er später, die Urmeso- dermzellen „wuchern, und zwar Anfangs in Folge wiederholter Quer- theilungen, in Gestalt zweier bauchständiger, rechts und links von der Medianebene liegender Zellenreihen nach vorn“. Seine Ableitung der beiden sich verschieden verhaltenden Urgeschlechtszellen ‚von den symmetrischen Mesodermanlagen“ kann ich für Strongylus paradoxus nicht bestätigen. Doch scheint mir zur STRASSEN der Wahrheit näher gekommen zu sein als seine Vorgänger, da er die Urgeschlechtszellen für Abkömmlinge der Zelle mes (meiner P,) hält, was auch für Ascaris megalocephala und Strongylus paradoxus zutreffen würde. — es Zar Entwicklung des Strongylus paradoxus. 309 Ich möchte noch auf die Aehnlichkeit zwischen einigen unserer Ab- bildungen hinweisen, wobei allerdings die Deutung verschieden ist. Das wäre einmal seine fig. 36 und meine Fig 6a. Seine Zelle eké? müsste ich dann freilich als die Urmesodermzelle ansprechen, seine Zelle mes wäre, wie auch in fig. 29, meine Zelle P,, ekt' und ekt*® wären meine Zellen A und B. Auch seine fig. 39 möchte ich mit einer meiner Figuren vergleichen, nämlich mit Fig. 8 Nur wären dann seine Zellen mes,, mess, ent, und ent, ektodermale Elemente, meine Zellen a, «, b, 8; die Zellenreihe ekt!, ekt, ekt* und ekt? ent- spräche meinen Zellen M, E, P, und ©. Die Aehnlichkeit kann ja auch Zufall sein, doch halte ich bei seinem viel ungünstigern Object eine Verwechslung nicht für ausgeschlossen. Was nun den letzten der genau untersuchten Nematoden, Ascaris megalocephala, angeht, so kann ich in allem Wesentlichen die Angaben Boverrs voll bestätigen. Auf einige kleinere Unterschiede ist schon oben hingewiesen worden. Davon ist wohl der wichtigste, dass bei Ascaris megalocephala die Stammzelle P, noch eine Zelle, F, ans Ektoderm abgiebt, so dass erst P, die Urgeschlechtszelle darstellt. Wegen einer eingehenden Kritik der Angaben von HALLEZ verweise ich auf die Arbeit Boverr's. Wir kehren zu Strongylus paradoxus zurück, den wir in einem Stadium verlassen haben, wie es Fig. 10 und mit einem kleinen Fort- schritt Fig. 11 zeigt. Dieser Fortschritt besteht darin, dass die Theilung, die sich Fig. 10 in P, einleitet, in Fig. 11 vollzogen ist. Ihre Producte sind, wie schon erwähnt, die grosse dotterreiche ekto- dermale Zelle D und die kleinere Urgeschlechtszelle P,, die sich durch einen besonders stark gefärbten Kern auszeichnet. Ihre Con- touren sind sehr schwer zu erkennen, und da sie häufig asymmetrisch f liegt, wie in Fig. 13a, in den Winkel zwischen die zwei dotterreichen Zellen Er und D eingekeilt und, wie gesagt, klein ist, so kann sie leicht übersehen werden. Es wäre mir damit wohl nicht besser ge- gangen als den meisten der andern Forscher, wenn ich nicht durch die Analogie mit Ascaris megalocephala nach Boveri aufmerksam ge- macht worden wäre. — In Fig. 11 sind ausserdem die ektodermalen dotterarmen Elemente vermehrt, was sich schon in Fig. 10 einleitet; die mesodermalen Zellen m und « schicken sich zur Theilung an. Man werfe noch einen Blick auf Fig. 11e, die einen optischen Längs- schnitt, entsprechend Fig. 11a, darstellt. Man sieht, wie die ekto- dermalen Flemente, die dotterarmen wie die dotterreichen, anfangen Entoderm und Mesoderm zu überwachsen. Dieser Vorgang nun be- herrscht die folgenden Veränderungen, während zugleich die Meso- 310 HANS SPEMANN, dermzellen m und uw zu zwei Mesodermstreifen auswachsen, die Ento- dermzellen sich vermehren und die Urgeschlechtszelle in die Tiefe rückt. Fig. 18a,b,c und Fig. 19a,b zeigen die Ueberwachsung vollendet, und da wir uns hier wieder auf bekanntem Boden befinden, so wollen wir zunächst dieses Stadium analysiren und dann die Brücke zu ihm zu schlagen suchen. Fig. 18a zeigt einen eiförmigen Zellenhaufen, der am vordern Ende aus vielen kleinen, dunkel gefärbten, am hintern Ende aus einigen grössern, hellen, dotterreichen Elementen besteht. Ungefähr in der Mitte sieht man eine kleine Grube, deren Grund eine sehr intensiv gefärbte Zelle mit Kernspindel bildet (P,). Diese Figur wird ergänzt durch einen optischen Horizontalschnitt, Fig. 18b, der verschiedene Ebenen etwas schematisch combinirt, wie der Vergleich mit Fig. 18c zeigt. Man sieht aussen die ektodermale Ueberkleidung, die kleinen dotterarmen Elemente in Form eines Hufeisens, hinten durch zwei dotterreiche Ektodermzellen abgeschlossen. Die rothen Zellen gehören einer tiefern Ebene an. Dann folgen nach innen zu die zwei Meso- dermstreifen, zwei vorne zusammenstossende Reihen von je 6 Zellen. Im Innern erblickt man eine dotterreiche Protoplasmamasse, mit ein- zelnen unregelmässig angeordneten Kernen. Zellgrenzen sind auf keine Weise zu unterscheiden. Von dieser hellen Masse hebt sich sehr scharf eine kleine, dunkel gefärbte Zelle ab, P,, die eine Kern- spindel enthält. — Fig. 18c zeigt dasselbe Ei im optischen Längs- schnitt. Man sieht, wie die Zelle P, überwachsen wird. Der Ver- gleich mit Fig. 18a lässt erkennen, dass in höhern oder tiefern Ebenen dieses Verhalten sich noch deutlicher zeigen würde. Die sechs Meso- dermzellen eines Streifens (Fig. 18b, 18c) liegen nicht in einer Höhe; das ist wohl ein Uebergangsstadium, wie die Besprechung der Fig. 17 noch genauer ergeben wird. — Fig. 19a, b,c zeigt ein etwas späteres Stadium, vom Bauch gesehen, im Horizontal- und im Querschnitt. Der Verschluss ist vollendet, die Urgeschlechtszelle hat sich in eine vordere und hintere getheilt, die jetzt völlig isolirt zwischen Ekto- und Ento- derm liegen. ; In der Deutung dieses Stadiums sind die Forscher wohl einig, wenigstens was die beiden Mesodermstreifen anbelangt. Die hintern dotterreichen Zellen freilich halt WANDOLLECK (1. c.) für entodermal und lässt sie vom Ektoderm, also den dotterarmen Zellen, überwachsen werden (p. 139). Er illustrirt das durch Abbildungen, die rein sche- matisch gehalten sind und in denen ich keine Aehnlichkeit mit dem, was ich gesehen habe, entdecken kann. Jedenfalls miissten nach seinen Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. 311 eigenen Angaben zu einer Zeit, wo die Mesodermstreifen völlig aus- gebildet sind, wie in meinen Figg. 18 und 19, die dotterreichen Zellen schon überwachsen sein. Viel spätere Stadien, wie z. B. meine Fig. 20, zeigen hinten helle dotterreiche Elemente. Sind aber diese dotter- reichen Zellen, die sich auf Zelle P, (Fig. 5) und in letzter Linie auf Zelle P, (Fig. 1—3) zurückführen lassen, ektodermal, so ist Wan- poLLeck’s Angabe falsch, dass die eine der beiden ersten Furchungs- zellen das Ektoderm, die andere das Ento-Mesoderm liefere; und da Boveri dasselbe für Ascaris megalocephala angiebt, was ich für Stron- gylus paradoxus gefunden habe, so ist es wahrscheinlich, dass es trotz der gegentheiligen Angaben für alle Nematoden Geltung hat. Es gilt nun zu zeigen, wie aus dem Stadium der Fig. 11 das der Fig. 18 hervorgeht. Betrachten wir zunächst Fig. 12b. Die beiden dotterreichen Entodermzellen E, und Eı, sind noch nicht getheilt, in der vordern ist eine Kernspindel. Sie werden flankirt und theilweise überlagert von zwei Paar Zellen m,, m, und u,, u,, die in ihrem Aus- sehen eine Mittelstellung zwischen den dotterreichen und den dotter- armen Zellen einnehmen; dadurch und durch ihre Lage geben sie sich als die Abkömmlinge der Zellen m und « von Fig. 11b zu erkennen, die sich ja auch gerade zur Theilung anschicken. Ich weise noch einmal auf die unsymmetrische Lage der beiden Paar Mesodermzellen hin; “1 steht gegen mı ganz bedeutend vor. Die zugehörigen Seiten- ansichten Fig. 12a und Fig. 12c zeigen Kernspindeln in fast allen ektodermalen Zellen: die Zelle e der Fig. 11d hat sich in er und cj getheilt (Fig. 12c), die Zelle y schickt sich erst zur Theilung an (Fig. 12a). — In Fig. 13a haben wir vier Entodermzellen; die dotter- reiche Ektodermzelle y der Fig. 12 hat sich in die Zellen yı und yrı . getheilt (Fig. 13b). Auffallend ist an diesem Stadium noch die Form der Zelle D; die unsymmetrische Lage der Urgeschlechtszelle P, ist häufig, aber wohl kaum constant. — Die folgenden drei Figuren 14, 15, 16 zeigen, wie die Mesodermzellen nach der Mitte zusammenrücken, wohl dem Andrängen der sich stark vermehrenden Ektodermzellen nachgebend. Fig. 15 zeigt Theilungsfiguren in den beiden vordern Mesodermzellen, während sich in Fig. 16 die beiden hintern zuerst getheilt haben. Die Theilung der dotterreichen Ektodermzelle D ist in Fig. 14 eingeleitet, in Fig. 15 und 16 vollzogen; sie liefert die Zellen d und à. Wir kommen nun zu dem entscheidenden Stadium, das die Figg. 17a—g von verschiedenen Seiten darstellen. Fig. 17a ist die Bauchansicht, die mit dem optischen Schnitt Fig. 17c zu combiniren 312 HANS SPEMANN, ist. In ersterer sieht man vier mesodermale Zellen mır!, my’, wır!, u? die, vom Ektoderm nach der Mitte gedrängt, das Entoderm fast völlig verdecken. Bei tieferer Einstellung sieht man vier weitere Zellen my', mi, ui, wr®, die in Fig. 17a blau contourirt sind; Fig. 17¢ zeigt sie noch deutlicher. Weil die tieferen Zellen weiter vorne liegen, so ist angenommen worden, dass sie von den zwei vordern der vier Meso- dermzellen in Fig. 14 und 15 abstammen. Darauf möchte ich indess keinen grossen Nachdruck legen. Dagegen erscheint es mir als zweifel- los, erstens dass alle acht Zellen Mesodermzellen sind. Bei den vier tiefern wird das jedermann auf den ersten Blick zugeben; die Lage, Anordnung und Grösse der Zellen scheint mir jede andere Annahme auszuschliessen. Aber auch die vier obern Zellen können meiner An- sicht nach nur Mesodermzellen sein, schon deshalb, weil sie von den ektodermalen Elementen überwachsen werden. Das ist aus Fig. 17a zu ersehen; besser noch aus den Figuren 17e und 17f. Erstere stellt einen optischen Längsschnitt vor, der Fig. 17b entsprechend, etwas rechts von der Medianebene liegend. Man sieht die zwei tiefen Meso- dermzellen der rechten Seite m;' und mı?; aber auch die oberfläch- lichern my! und m;? sind schon ziemlich weit vom Ektoderm über- wachsen. Besonders aber Fig. 17f, ein optischer Querschnitt, zeigt die mesodermale Natur der vom Ektoderm schon halb überwachsenen Zellen mı,! und wy’. Zweitens aber scheint mir aus den Abbildungen auch mit völliger Sicherheit hervorzugehen, dass die acht Mesoderm- zellen der Fig. 17 von den vieren der Fig. 12b, 13a, 14, 15 abzu- leiten sind. Lage, Grösse und Färbbarkeit der Zellen zwingen zu dem gleichen‘ Schluss. Hieraus folgt rückläufig, dass das Mesoderm von der Zelle M, Fig. 7a, b abstammt. Ueber diesen ganzen Vorgang sagt WANDOLLECK (1. c.) kein Wort. Dass er ihm entgangen ist, gebe ich seiner Methode Schuld. Als Be- weis für die spätere Bestimmung einer Zelle giebt er immer an, dass er die Entwicklung ein und desselben Eies ununterbrochen verfolgt habe. Um aber zu entscheiden, was Ektoderm, was Entoderm und Mesoderm wird, müsste die Beobachtung bis zu einem Stadium fort- geführt werden, wie es etwa meine Fig. 19 zeigt. Ich glaube, es dürfte schwer sein, so viele Zellen, die noch dazu nicht stille halten, so lange genau zu beaufsichtigen. WANDOLLECK giebt auch schon auf einem frühern Stadium an, dass er zur Schnittmethode seine Zuflucht venommen habe. Aber gerade bei einem Stadium wie in Fig. 17 ist zu fürchten, dass bei dieser Methode das Wesentlichste dem Beobachter entzeht. Da scheint es mir bloss zum Ziele zu führen, wenn man be- Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. 313 sonders günstige Eier aufs sorgfältigste durchmustert und analysirt und von allen Seiten genaue Zeichnungen macht. Wenn ich WANDOLLECK recht verstehe, so sind die beiden Zellen En,, die durch die Zellen En, (Schwanzzellen ?) aus der Reihe der Entoderm- zellen herausgedrängt wurden, seine Urmesoblasten. Die Zellen En, sind wohl meine d und d (Fig. 15), und die kleine Geschlechtszelle Py ist übersehen worden. Von diesen hinten gelegenen Zellen wuchern dann nach WANDOLLECK die Mesodermstreifen nach vorn. Ganz ähnliche Angaben machen GOETTE (l.c.) und ZUR STRASSEN (1. c.). Bei HALLEZ (1. c.) endlich entstehen die beiden Urmesoblasten auf so völlig andere Weise, dass keine Vergleichbarkeit vorhanden ist. Hingegen befinde ich mich auch in diesem Punkte in völliger Uebereinstimmung mit Bovekı. Das Entoderm besteht auf diesem Stadium noch aus vier Zellen, deren Kerne sich aber zur Theilung anschicken, Fig. 17 c, d, f, g. Die Zellgrenzen sind undeutlich, aber erkennbar. Ihnen liegt die kleine, stark gefärbte Geschlechtszelle P, auf, Fig. 17c. In Fig. 17a ist sie nicht zu sehen, weil sie schon von den Ektodermzellen d und à über- deckt wird. Die eigenthümliche Sonderstellung dieser Zelle wird be- sonders deutlich durch die Figg. 17d und 17g illustrirt. Diese einzelne kleine, eigenthiimlich gefarbte Zelle zwischen den dotterreichen Ekto- und Entodermzellen muss eine besondere Bedeutung haben. An dieser Stelle liegt auch nach zur Srrassen’s (1. c.) Beschreibung die Urge- schlechtszelle von Bradynema rigidum; ebenso halten Gorrrs (1. c.) und WANDOLLECK (L c.) zwei Zellen, die in dieser Gegend liegen, für die Anlage der Geschlechtsorgane. Völlige Analogie besteht aber zwischen Strongylus paradoxus und Ascaris megalocephala nach Boveri, was Abstammung und Lage der Geschlechtszelle anlangt, und da diese bei Asc. megalocephala einen ganz scharf ausgeprägten Charakter hat, so ist diese Analogie die Hauptstütze meiner Ansicht. Ein Unter- schied besteht in der Art, wie die Urgeschlechtszelle in die Tiefe rückt. Bei Strongylus paradoxus wird sie einfach vom Ektoderm über- wachsen, während sie noch ungetheilt ist (Fig. 18a). Bei Ascaris megalocephala dagegen rücken die schon zu zwei vorhandenen Zellen erst mit der Einstülpung des Ektoderms zum Oesophagus in die Tiefe. Vergegenwärtigt man sich noch einmal die Entstehung der Zelle P, und geht zurück bis auf Fig. 5, so sieht man, dass es unstatthaft ist, die Urgeschlechtszelle vom Mesoderm abzuleiten. Die Urmeso- dermzelle M und die Zelle 7, (Fig. 8a), aus der bei der nächsten Theilung die Urgeschlechtszelle hervorgeht, verhalten sich vielmehr, bildlich gesprochen, zu einander wie Geschwisterkind. Die Urge- 314 HANS SPEMANN, schlechtszelle nimmt bei Strongylus paradoxus wie bei Ascaris megalo- cephala nach Boveri von Anfang an eine Sonderstellung ein. WANDOLLECK (1. c.) beschreibt auf p.139, wie sich der schlitzförmige Blastoporus von hinten nach vorn fortschreitend schliesst. Ich kann dem nicht beistimmen. Meine Figg. 17 und 18 zeigen, dass das Ekto- derm von vorn und von den beiden Seiten ziemlich gleichmässig heran- rückt, und fast genau in der Mitte der Bauchseite zusammenschliesst. Es mag das bei den einzelnen Nematoden verschieden sein; die Angaben der andern Forscher sprechen dafür. Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte über meine Fig. 20 sagen. Sie macht es nämlich wahrscheinlich , dass ein viel grösserer Theil des Vorderdarms, als WANDOLLECK annimmt, durch Einstülpung des Ektoderms entsteht. Meine Fig. 20 stellt ein früheres Stadium dar als WANDOLLECK’s (1. €) fig. 25, und trotzdem geht das Epithel des Oesophagus ganz continuirlich in das Epithel der äussern Körperbe- deckung über. Jedoch ist das bloss im optischen Querschnitt zu sehen, wie ihn meine Fig. 20c zeigt; nach dem optischen Längs- und Hori- zontalschnitt (Fig. 20a, b) könnte man allerdings zu der Vorstellung kommen, wie sie sich in WANDOLLECK’s fig. 25—27 ausspricht. Das ist aber auch WANDOLLECK aufgefallen, dass die Zellen des Oeso- phagus dotterarm und stark färbbar sind, und weil nun in der Gegend die dotterarme Zelle En, liegt, so muss sie den Oesophagus liefern. Zwischen ventralem Mesoderm und der Darmanlage bemerkt man zwei Kerne G, die sich besonders stark färben und möglicher Weise die Geschlechtszellen sein könnten. Man wird leicht bemerken, dass sich diese Untersuchung in allen Stücken, selbst in technischen Einzelheiten, aufs engste an die Arbeit Boverr’s anschliesst ; ich möchte sie auch nur als eine Bestätigung seiner Ergebnisse betrachtet wissen. Ausserdem ist mir aber auch Herr Prof. Boveri so unausgesetzt mit Rath und That an die Hand gegangen, dass ich die Arbeit bloss zum Theil als mein geistiges Eigenthum bezeichnen kann. Für seine freundliche unermüdliche Unterstützung sei ihm auch an dieser Stelle mein herzlicher Dank ausgesprochen. Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. 315 Erklirung der Abbildungen. Tafel 19—21. Abkömmlinge von S,(AB) { gelb, dotterarm roth, dotterreich Ektoderm braun, dotterreich hellblau, dotterreich \ Entoderm Abkömmlinge von P, dunkelblau, Mittelstellung | Mesoderm Stammzelle resp. Ge- weiss, dotterreich schlechtszelle. Tafel 19. Fig. 1. Zweizelliges Stadium. $,(AB) erste Ursomazelle, mit Kernspindel und ansitzendem Polkörperchen. P, erste Stammzelle, mit Kernspindel. Fig. 2. Zweizelliges Stadium. §,(AB) theilt sich. Das Pol- körperchen sitzt diesmal der Zelle P, an. Fig. 3. Dreizelliges Stadium. S, (AB) hat sich in A und B ge- theilt. Fig. 4 Dreizelliges Stadium von der linken Seite. P, theilt sich. Fig. 5. Vierzelliges Stadium von der linken Seite. P, hat sich in die zweite Ursomazelle, die Ento-Mesodermzelle S,(EM) und die zweite Stammzelle P, getheilt. Fig. 6a. Fünfzelliges Stadium von der linken Seite. A hat sich in a und « getheilt, B, S, (EM) und P, schicken sich zur Theilung an. Fig. 6b. Dasselbe von der Dorsalseite. Kernfigur in P, war bei dieser Einstellung nicht sichtbar. Fig. 7a. Siebenzelliges Stadium, von der linken Seite. B hat sich in 6 und # getheilt, die Ento-Mesodermzelle S, (EM) in die Urentoderm- zelle E und die Urmesodermzelle M. P, ist gegen Fig. 6a in der Theilung zurück. Fig. 7b. Dasselbe von der Ventralseite. Die Furche zwischen E und M hat gegen die Zelle b hin noch nicht vollständig durchgeschnitten. Fig. 7c. Dasselbe von der Dorsalseite. 316 HANS SPEMANN, Fig. 8a. Achtzelliges Stadium, von der linken Seite. Die Zelle P, hat sich in die dritte Ursomazelle, die Ektodermzelle S,(C) und die dritte Stammzelle P, getheilt. Fig. 8b. Dasselbe von der Dorsalseite. Fig. Sc. Dasselbe von der rechten Seite. Fig. 9a. Zwölfzelliges Stadium, von der linken Seite. Fig. 9b. Dasselbe von der Ventralseite. Fig. 9e. Dasselbe von der rechten Seite. Tafel 20. Fig. 10a. Fünfzehnzelliges Stadium, von der linken Seite. Die 8 gelben Ektodermzellen schicken sich zur Theilung an. Fig. 10b. Dasselbe von der Ventralseite. Die Urmesodermzelle M hat sich in die Zellen m und u getheilt, die Urentodermzelle E in die Zellen E, und Ey. E, liegt in der Tiefe. Fig. 10c. Dasselbe von der Dorsalseite. Die Zelle C hat sich in die Zellen ¢ und y getheilt. Fig. 10d. Dasselbe von der rechten Seite. Fig. lla. Stadium von 24—26 Zellen, von der linken Seite. Die Zelle P, hat sich in die vierte Ursomazelle S, (D) und die Urgeschlechts- zelle P, getheilt. Fig. 11b. Dasselbe von der Ventralseite. Fig. lle. Dasselbe von der Dorsalseite. Fig. 11d. Dasselbe von der rechten Seite. Fig. 11e. Dasselbe im optischen Längsschnitt. Fig. 12a. Stadium von 32—36 Zellen, von der linken Seite. Zelle ¢ kt sich ec; und c;; getheilt, Zelle y schickt sich zur Theilung an. Fig. 12b. Dasselbe von der Ventralseite. Die Zelle m hat sich in m; und mj, die Zelle w in wy; und wy getheilt. Die Entodermzelle E, schickt sich zur Theilung an. Fig. 12c. Dasselbe von der rechten Seite. Fig. 13a. Stadium mit vier Entodermzellen und vier Mesoderm- zellen. Zelle S,(D) eigenthümlich verzogen. Urgeschlechtszelle P, liegt stark asymmetrisch. Fig. 13b. Dasselbe Stadium von der rechten Seite. Fig. 14, 15, 16 zeigen das Zusammenrücken des Mesoderms über dem Entoderm. Tafel 21. In Fig. 16 haben sich die hinteren Mesodermzellen my und yy getheilt. Fig. 17a—g. Stadium, bei dem die Ueberwachsung des Ento- Mesoderms weiter vorgerückt ist. Fig. 17a. Von der Ventralseite. Vier Mesodermzellen oberflächlich, vier in der Tiefe. Letztere sind blau punktirt, resp. weiss ausgespart. Die Urgeschlechtszelle ist von den Ektodermzellen d und à verdeckt. Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. 317 Fig. 17b. Dasselbe von der rechten Seite. Fig. 17c. Dasselbe im optischen Horizontalschnitt, der durch die tiefern Mesodermzellen gelegt ist. Fig. 17d. Dasselbe im optischen Längsschnitt, der etwas links von der Medianebene durch die Urgeschlechtszelle, die oberflächlichen Meso- dermzellen jy, und wyrs, und die tiefe Mesodermzelle ur. gelegt ist. Fig. 17e. Dasselbe im optischen Längsschnitt, der rechts von der Medianebene durch die vier rechtsseitigen Mesodermzellen gelegt ist. Fig. 17f. Dasselbe im optischen Querschnitt, der durch die vor- dernobern und die hintern tiefen Mesodermzellen gelegt ist. Fig. 17g. Dasselbe im optischen Querschnitt, der durch die Ur- geschlechtszelle gelegt ist. Fig. 18a. Verschluss des Prostomas. Fig. 18b. Dasselbe Stadium im optischen Horizontalschnitt. Es zeigt die vorn zusammenstossenden Mesodermstreifen und die kleine, dem Entoderm aufgelagerte Urgeschlechtszelle P,. Fig. 18c. Dasselbe im optischen Längsschnitt. Fig. 19a. Stadium nach Verschluss des Prostomas von der Ven- tralseite. P,. und P,, die Abkömmlinge der Urgeschlechtszelle P,. Fig. 19b. Dasselbe im optischen Horizontalschnitt. Fig. 19c. Dasselbe im optischen Querschnitt, der durch die Zelle P,a gelegt ist. | Fig. 20a. Ein späteres Stadium, das die Einstülpung des Ekto- derms zum Oesophagus Oe im optischen Längsschnitt zeigt. Dahinter das helle Entoderm, an dem Zellgrenzen nicht mehr zu unterscheiden sind. g Geschlechtszellen (?). Fig. 20b. Dasselbe im optischen Horizontalschnitt. Mes Meso- dermstreifen, Oe Oesophagus, g Geschlechtszellen (?). Fig. 20c. Dasselbe im optischen Querschnitt. Oe Oesophagus, Mes Mesodermstreifen. Zool. Jahrb. Vill, Abth, f, Morph. 21 Nachdruck verboten. Vebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. Von Dr. Ferdinand Sehmidt. Privatdocent an der Universität Giessen. Hierzu 9 Textfiguren. In den folgenden Blättern theile ich einige Beobachtungen mit, die ich, mit der Entwicklungsgeschichte der Pulmonaten beschäftigt, an einem reichen Material von Embryonen verschiedener Stylommatophoren gemacht, Beobachtungen, durch die unsere Kenntniss der Ontogenie der genannten Formengruppe in einigen nicht unwesentlichen Punkten ergänzt wird oder doch eine präcisere Fassung erhält und die vielleicht als Ausgangspunkt für weitergehende Be- trachtungen und Schlussfolgerungen dienen dürften, zumal wenn sie durch übereinstimmende Untersuchungsergebnisse, auch von anderer Seite her und an andern Formen gewonnen, erweitert und gestützt werden sollten. Meine Mittheilungen beziehen sich auf einige frühe embryonale Anlagen und deren weitere Umbildung bei den Embryonen von Suc- cinea, Limax und Clausilia. Von diesen Formen waren Limax und Clausilia schon mehrfach Objecte entwicklungsgeschichtlicher Studien, während Suceinea bisher gänzlich unberücksichtigt blieb und daher besonders unser Interesse beansprucht, zumal sie in mehr als einer Hinsicht Abweichungen von dem bekannten Verhalten verwandter Formen zeigt. Ich gebe einleitend eine kurze Schilderung vom Bau eines Embryos von Limaz agrestis auf dem Stadium des ersten Auftretens der uns hier interessirenden embryonalen Anlagen, der Sinnesplatten, des Fusses und des Schalen- oder Mantelfeldes. m =a Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 3]9 Der noch auf tiefer Entwicklungsstufe stehende Embryo ist von Kugelgestalt. Die weite, den vordern Körperpol bezeichnende Mund- öffnung führt in den durch Embolie entstandenen „Urdarm“ der Ga- strula; eine Differenzirung desselben in bestimmte Abschnitte ist noch nicht vorhanden, auch fehlt noch der After, der erst später an der der Mundöffnung gegenüberliegenden Körperseite und zwar in der Medianebene des noch streng bilateral-symmetrisch gebauten Embryos angelegt wird, jedoch noch nicht zum Durchbruch gelangt. Die Zellen des eingestülpten Entoderms sind schon jetzt durch reichliche Eiweiss- aufnahme bedeutend vergrössert, ihr Protoplasma von stark licht- brechenden, oft zusammenfliessenden Tropfen erfüllt. Ausser dem im Wesentlichen noch auf dem Stadium der Gastrula stehenden ,,Urdarm“ sind von innern Organen nur die beiden Urnieren vorhanden; der ganze Raum zwischen der ektodermalen Körperbedeckung und dem Entoderm, die Leibeshöhle der Larve, wird von den charakteristischen embryonalen spindelförmigen oder multipolaren Mesodermelementen durchsetzt. Das Epithel der Körperoberfläche wird aus grossen cubi- schen Zellen gebildet, deren Protoplasma durch die Farbstoffe nur sehr schwach tingirt wird. Bald beginnt nun an vier scharfbegrenzten Körperregionen eine lebhafte Vermehrung der epithelialen Elemente; aus den grossen cubi- schen Zellen geht ein aus bedeutend kleinern Elementen bestehendes Cylinderepithel hervor, dessen dichtgedrängt stehende Zellen durch die verschiedenen Tinctionsmittel intensiv gefärbt werden. Betrachtet man daher einen solchen, mit Alauncarmin !) gefärbten Embryo in auffallender Beleuchtung, so erscheinen diese embryonalen Anlagen als dunkle, schwach vorgewölbte Scheiben, die sich scharf von dem - blassgefärbten Epithel ihrer Umgebung abheben; es sind die uns in den folgenden Mittheilungen in erster Linie interessirenden embryo- nalen Anlagen, die beiden Sinnesplatten, die Fussanlage und das Schalen- oder Mantelfeld. Der Embryo steht auf dem Stadium der Trochosphära, doch sind nicht alle Charaktere derselben voll entwickelt. So ist vor allem das Velum?) 1) Mit Alauncarmin erzielt man Färbungen, die für die Untersuchung in auffallendem Lichte ganz besonders geeignet sind; die matt violett- bläulichen Töne lassen die geringste Reliefbildung am embryonalen Körper viel plastischer und deutlicher hervortreten als an den mit Pikrokarmin oder Hämatoxylin behandelten Objecten. 2) Das Velum, ein Organ, das in erster Linie doch der Fort- bewegung dient, finden wir bekanntlich bei den Pulmonaten, wenn 21* 320 FERDINAND SCHMIDT, nur in rudimentirer Gestalt vorhanden: zu beiden Seiten der Mund- öffnung, unter den Sinnesplatten verlaufend, finden wir es als einen nur schwer erkennbaren Wimperstreifen; deutlicher ausgebildet fand ich es an den Larven von Succinea. e 4 I. Die Sinnesplatten. Ich beginne mit der Betrachtung der beiden Sinnesplatten: diese wichtigen, gänzlich dem prävelaren Körperabschnitt angehörenden Gebilde liegen als zwei rundliche oder ovale Scheiben zu beiden Seiten der weiten Mundöffnung, begrenzen dieselbe jedoch nicht unmittelbar, denn es bleibt zwischen ihnen und jener ein beträchtlicher Raum, der von den gewöhnlichen embryonalen Epithelzellen der Körperoberfläche eingenommen wird. Für die Basommatophoren wird angegeben, dass die Sinnesplatten oder „Scheitellappen“ durch Theilung aus einer ursprünglich einheitlichen „Scheitelplatte“ hervorgehen (RagL) — ich muss für die von mir untersuchten Stylommato- phoren betonen, dass die Sinnesplatten schon in ihrem ersten Erscheinen stets als zwei vollständig geson- derte, symmetrisch gelegene Gebilde auftreten, wodurch übrigens der Möglichkeit eines Vergleichs der fraglichen embryonalen Anlagen und ihrer Derivate mit der Scheitelplatte der Annelidenlarven keineswegs entgegengetreten wird. . Aus den Sinnesplatten geht bekanntlich eine Reihe von Organen des spätern Kopfabschnittes sowie ein beträchtlicher Theil des Central- nervensystems, vor allem die Cerebralganglien und die später zu den Lobi accessorii werdenden Cerebraltuben!) hervor. überhaupt nachweisbar, nur in mehr oder weniger reducirtem Zustande, was natürlich damit zusammenhängt, dass den Larven dieser Formen- gruppe das pelagische Umherschwärmen der marinen Gastropoden und somit auch die Nothwendigkeit eines dazu geeigneten Locomotionsorgans abgeht. Doch kennen wir auch unter den Pulmonaten eine Form, die ein vollkommen ausgebildetes, umfangreiches Velum besitzt, nämlich Onchidium; das Organ geht hier schliesslich sogar in die charakte- ristische zweilappige Form des Veligerstadiums über, das den nahever- wandten Vaginuliden allerdings wieder fehlt. 1) Eine ausführliche Darstellung dieser Entwicklungsvorgänge bei verschiedenen Stylommatophoren liefern die folgenden Abhand- lungen: Sarasın, P. und F., Aus der Entwicklungsgeschichte der Helix Waltoni Regvr, in: Ergebnisse naturwiss. Forsch. auf Ceylon, V. 1, Heft 2. — Hencuman, The origin and development of the nervous 7 ENS L Beiträge zur Keuntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren, 3921 Zunächst ändern die Sinnesplatten allmählich ihre Form; sie nehmen nierenförmige Gestalt an, mit der Mundöffnung zugewandter Concavität. Dann wölbt sich jederseits der laterale, obere Theil als rundlicher Höcker nach aussen vor: die Anlage des ersten, das Auge tragenden Tentakels (7. I). Unter diesem wird bald der zweite Fühler (7! IT) in gleicher Anlage sichtbar und unter dieser schliesslich jederseits ein drittes, in genau derselben Weise entstehendes Gebilde (7. IIT). An den Fig. 1—3, die die Umgebung der Mundöfinung verschieden alter Embryonen ven Limax agrestis darstellen, sind diese Vorgänge leicht zu verfolgen. Fig. 2. Die somit jederseits in der Dreizahl vorhandenen, durchaus gleich gebauten embryonalen Tentakel sind knopfförmige Gebilde, deren Ober- fläche ein hohes Cylinderepithel trägt; dieses Epithel wuchert in starken, unregelmässigen Massen nach innen zur Anlage der Tentakel- ganglien und bildet dann, umgeben von spärlichen mesodermalen Elementen, die Hauptmasse der noch knopfförmigen embryonalen Fühler. Aus dem Epithel des ersten Tentakels geht ausserdem in Gestalt einer kleinen, sich später vom Mutterboden als geschlossenes system of Limax maximus, in: Bull. Mus. Comp. Zool. Harvard Coll., V. 20, 1890. — Scamir, Ferp., Studien zur Entwicklungsgeschichte der Pul- monaten. I. Die Entwicklung des Nervensystems, Inaug.-Dissert., Dorpat 1891. Genauere anatomische Angaben über die Lobi accessorii des aus- gebildeten Gehirns machen: Lacaze-Durusers, Otocystes ou capsules auditives des Mollusques, in: Arch. Zool. exper., V. 1, 1872. — Ders., Du systéme nerveux des Mollusques Gastéropodes Pulmonés aquatiques et d’un nouvel organe d’innervation, ibid. — Bünmie, Beiträge zur Kenntniss des Centralnervensystems einiger pulmonaten Gastropoden: Helix pomatia und Limnaeus stagnalis. Inaug.-Dissert., Leipzig 1883. 322 FERDINAND SCHMIDT, Bläschen loslésenden Einstülpung das Auge hervor; am Grunde der Fühleranlage (7. IT) aber finden wir den kreisrunden Eingang zur tief eingestülpten, jetzt noch nicht geschlossenen Cerebraltube. Während nun die beiden obern oder vordern Tentakelanlagen in der Folge allmählich zu den Fühlern auswachsen, bleibt die Anlage des dritten zunächst längere Zeit auf der embryonalen Entwicklungsstufe stehen, um sich dann schliesslich zu den sogenannten „Mund- lappen“, den „subtentaculären Lappen“ oder „Lippen- tentakeln“ umzuwandeln. Während diese Vorgänge sich abspielen, entwickelt sich jederseits aus dem medialen Theil der Sinnesplatte in Gestalt von Querwülsten, deren Zahl allmählich, vorn oder oben beginnend und nach hinten oder unten fortschreitend, anwächst, das Semper’sche Organ (SO). Dieses umgrenzt beim erwachsenen Thier unmittelbar die Mundöffnung, beim Embryo liegt es in der ersten Anlage in beträchtlicher Ent- fernung von derselben. Die Annäherung kommt dadurch zu Stande, dass die ganze, die embryonale Mundöffnung, d. h. den verengerten Blastoporus umgebende Partie der Körperoberfläche allmählich zur Bildung des ektodermalen Vorderdarmes eingesenkt, eingestülpt wird, wodurch der Blastoporus ins Körperinnere verlagert wird; er bezeichnet später die Stelle, an der der ektodermale Vorderdarm in den ento- dermalen Mitteldarm übergeht. Aehnliche Angaben über die Ent- stehung des Vorderdarmes finden sich schon mehrfach in der ent- wicklungsgeschichtlichen Litteratur; ja, es dürfte diese Bildungsweise des Vorderdarmes wohl den gewöhnlichen, vielleicht allen Gastro- poden zukommenden Typus darstellen !), In Fig. 3 gebe ich die Ab- 1) Mit der Bildung des Stomodäums geht auch die allmähliche Ver- lagerung eines embryonalen Gebildes Hand in Hand, das ich hier kurz erwähnen muss, da es nahe liegt, dasselbe zum Velum in Beziehung zu bringen. An ältern Embryonen findet man über der Mundöffnung ein kleines, von Flimmerepithel gebildetes Feld (vergl. Fig. 1, 2 W), das sich eine Strecke weit in das Stomodäum hinein fortsetzt — so ist es auch früher schon beobachtet worden (For). Während des Processes der Einstülpung des Vorderdarmes wird nun auch die Masse dieser Flimmerzellen mit ins Innere verlagert und bildet schiesslich einen in der Medianlinie an der dorsalen Wand des Stomodäums gelegenen Zellenwulst. Auf Querschnitten sieht man dann die grossen, blassge- färbten, keulenförmigen Zellen, mit ihren starken Cilien weit über das umgebende Epithel des Vorderdarmes hervorragend, in das Darmlumen vorspringen ; ganz besonders stark entwickelt fand ich diesen flimmernden Zellenwulst an den Embryonen von Ancylus fluviatilis. Ob nun diese Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 393 bildung des Kopfabschnittes eines eben erst aus dem Ei geschliipften Limax-Embryos, ein Vergleich derselben mit den Fig. 1—2 illustrirt in instructiver Weise die uns hier interessirenden Vorgänge. Wir sehen in Fig. 3 die beiden ersten Fühler und besonders den Ten- takel 1 in ihrer Entwicklung schon relativ weit fortge- schritten, die Anlage des dritten dagegen noch den embryonalen Typus bewahren ; die schon völlig ausgebildeten Falten des SEMPER’schen Organs begrenzen unmittel- bar die Mundôfinung. Aus diesen kurzen Angaben geht nun zu- nächst hervor, dass wir die Mundlappen Fig. 3. oder subtentaculären Lappen bei Limax als ein drittes, nur in besonderer Weise umgebildetes Tentakelpaar auffassen dürfen — die Herstammung von demselben Mutterboden und die durchaus gleich- artige Anlage und in den Anfangsstadien auch durchaus gleichartige weitere Ausbildung der drei Fühlerpaare berechtigen dazu; ferner er- giebt sich die Thatsache, dass die Tentakelin keinerlei Be- ziehung zum Velum stehen, da sie Derivate der dem prävelaren Körperabschnitt angehörenden Sinnesplat- ten sind — sie erinnern in auffälliger Weise an die Kopffühler vieler Anneliden und deren Larven. Es entsteht nun die Frage, ob die verschiedenen, als Lippen- tentakel, Mundlappen oder subtentaculäre Lappen bei den Gastro- poden bekannten Gebilde einander wirklich homolog sind. Was wir bisher von der Entwicklung der fraglichen Organe wissen, lässt dies zweifelhaft erscheinen, denn wir besitzen Angaben, denen zu Folge bei einigen Formen, und zwar speciell Pulmonaten, die Mundlappen aus dem Velum oder einem Rudiment desselben hervorgehen sollen. Zellen, die mit ihren lebhaft schlagenden Cilien wohl vor allem dazu dienen, das Nährmaterial des Embryos in den Darm zu befördern, zum Velum Beziehungen haben, ein Rudiment desselben sind, ist doch sehr fraglich; dagegen spricht jedenfalls das späte Auftreten der fraglichen Elemente. 324 FERDINAND SCHMIDT, Derartige Beobachtungen theilt Joyeux-Larrure!) für Onchidium mit, und Ray LAnkESTER ?) macht für Limnaeus ähnliche Angaben, die allerdings von anderer Seite nicht nur keine Bestätigung ?), sondern sogar directen Widerspruch *) gefunden haben. Sollten aber weitere Untersuchungen die Beobachtung, dass bei gewissen Gastropoden die subtentaculären Lappen aus dem Velum hervorgehen, bestätigen, so wäre damit ein Anhalt geboten für die Vergleichung dieser Organe mit den Mundlappen der Lamellibranchiaten, die ja zweifel- los Beziehungen zum Velum oder Rudimenten desselben haben. Damit wäre aber auch der Nachweis geliefert, dass nicht alle als Mundlappen bezeichneten Gebilde bei den Gastropoden ohne weiteres als homologe Organe aufzufassen sind, sondern dass wir zu unterscheiden hätten zwischen solchen Organen, die als Derivate der Sinnesplatten, als ein drittes Tentakelpaar, dem prävelaren Körperabschnitt angehören — sie liessen sich ganz passend als Lippententakel bezeichnen — und den aus dem Velum hervorgehenden Mundlappen, die den gleich- namigen Organen der Lamellibranchiaten ®) entsprächen. 1) Joyeux-Larruig, Organisation et développement de l’Oncidie (Oncidium celticum), in: Arch. Zool. expér., V. 10. 2) Ray-Lanxester, Observations on the development of the Pond- Snail (Limnaeus stagnalis) etc., in: Quart. Journ. Micr. Se., (N. 8.) V. 14. 3) For, Etudes sur le développement des Mollusques. III. Sur le développement des Gastéropodes pulmonés, in: Arch. Zool. expér., V. 8. 4) Boxzs®cous, 3möpionansuoe passurie Lymnaeus stagnalis, in: San. um. Axanemiu Hayks, 3, V. 36, 1879. 5) Schon Loven sprach bekanntlich die bestimmte Vermuthung aus, dass die Mundlappen der Lamellibranchiaten aus dem Velum hervor- gehen diirften, doch fehlte es bis in die neueste Zeit an beweisenden Beobachtungen, und auch heute noch sind wir bei Beurtheilung der Frage einzig und allein auf die Angaben angewiesen, die ZIEGLER über die Entstehung der fraglichen Organe bei Cyclas (ZiesLer, Die Ent- wicklung von Cyclas cornea Lam., in: Z. wiss. Zool., V. 41) macht, also einer Form, die nur Rudimente des Velums besitzt und daher weniger geeignet zum Untersuchungsobject erscheint als die mit hoch entwickeltem Velum ausgestatteten marinen Muschellarven; die genaue Untersuchung einer dieser letztern Formen wäre daher sehr erwünscht. Bei Cyclas lässt sich die Entwicklung der Mundlappen aus dem als rudimentäres Velum gedeuteten Wimperfelde sehr deutlich verfolgen. Ich untersuchte den Vorgang an den Embryonen des nahe verwandten Pisidium (Pis. obtusale, pulchellum und fossarinum) und kann die kurzen, aber wichtigen Angaben Zissuer’s durchaus bestätigen. Bei beiden Formen, Cyclas und Pisidium, finden wir die Mundöffnung von einem breiten Wimperwulst umgeben, der besonders bei den Embryonen Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 395 Il. Die Entwicklung des Fusses. Bevor ich nun zur Entwicklung des Fusses übergehe, seien einige zusammenfassende Angaben über eine andere embryonale Bildung von grosser Bedeutung eingeschoben, den Blastoporus — die schein- bare Abschweifung soll in den folgenden Blättern gerechtfertigt werden. Wir besitzen in der ausgedehnten entwicklungsgeschichtlichen Litteratur eine grosse Zahl von Angaben über den Blastoporus der Gastropoden und die spätern Beziehungen desselben zum Darmtractus der Schnecke, Angaben, die auf den ersten Blick einander durchaus zu widersprechen und nicht leicht vereinbar zu sein scheinen. Eine sorgfältige kritische Sichtung hat zur Auffassung geführt, dass die ursprüngliche, typische Gestalt des Blastoporus die eines langge- streckten, die Ventralfläche des Embryos einnehmen- den Spaltes ist, der sowohl zum spätern Munde als auch zur Afteröffnung Beziehungen hat — die zahlreichen, wechselnden Thatsachen der Ontogenie bilden, von diesem Gesichts- punkte aus betrachtet, eine Reihe durch Uebergänge genügend ver- bundener Erscheinungen. Nicht immer, wohl aber in der Mehrzahl der Fälle, ist die ur- sprüngliche spaltförmige Gestalt des Blastoporus noch deutlich aus- geprägt, sondern wir finden vielfach eine annähernd kreisförmige oder ovale Form desselben. Der Blastoporus kann dann entweder direct von Pisidium sich scharf begrenzt von der Umgebung abhebt. Diesen Wimperwulst (oder dieses Wimperfeld, in dessen Mitte die Mund- . öffnung liegt), können wir mit Zıeszer als Rudiment des Ve- lums auffassen, indem wir es mit demjenigen Theile dieses Organs vergleichen, der bei marinen Larven (z.B. Teredo) als prä- und postoraler Wimperstreifen gleich- falls die Mundöffnung umfasst. Aehnlich wie bei Cyclas wird auch bei Pisidium durch eine vom Munde nach beiden Seiten hin- ziehende Einkerbung der bisher etwa ringförmige Wimperwulst in einen obern (präoralen) und untern (postoralen) Abschnitt getheilt, die sich ganz passend als Ober- und Unterlippe bezeichnen lassen. Eine vom Munde ausgehende, der Medianebene entsprechende Einsenkung theilt dann die Ober- und Unterlippe in je zwei Hälften, eine rechte und linke; das anfänglich ringförmige Velumrudiment ist so in vier gesonderte, symmetrisch gelagerte Wülste zerfallen, die im Laufe der weitern Entwicklung, sich faltenartig erhebend, zu den Mundlappen aus- wachsen. Aus der Oberlippe gehen so die beiden äusseren, aus der Unterlippe die beiden innern Mundlappen hervor. 326 FERDINAND SCHMIDT, in den Mund übergehen, wie bei Fusus!) den Pteropoden ?) und Heteropoden *), oder wie bei den Stylommatophoren, in Folge einer secundären Einstülpung ins Körperinnere verlagert, den Ueber- gang des ektodermalen Stomodäums in den entodermalen Mitteldarm bezeichnen, oder endlich in fortschreitender Verengerung sich völlig schliessen, wie bei Nassa und Neritina *), bei denen dann gleichfalls eine secundäre Einsenkung an der Stelle des geschlossenen „Urmundes“ den Vorderdarm liefert. Ist der Blastoporus spaltförmig, so ist ein allmählich von hinten nach vorn fortschreitender Verschluss wohl das gewöhnlichste Verhalten; ein am Vorderende des Spaltes erhalten ge- bliebener Rest desselben kann dann direct zum Munde werden — so bei Planorbis®) und Limnaeus*), bei Patella?) — oder endlich völlig geschlossen die Stelle bezeichnen, an der nachträglich das Ektoderm zum Vorderdarm eingestülpt wird, wie wir das bei Aplysia ®), bei Bithynia®) und Crepidula‘®) finden. Eine Sonderstellung nimmt hinsichtlich dieser Vorgänge Paludina!!) ein, bei welcher der Blasto- 1) BoBRETZKY, Studien über die embryonale Entwicklung der Gastro- poden, in: Arch. Microse. Anat., V. 13, 1877. 2) For, Sur le développment des Ptéropodes, in: Arch. Zool. expér., V. 4, 1875. 3) Ders., Sur le développement embryonnaire et larvaire des Hetéro- podes, ibid., V. 5, 1876. 4) Brocumann, Ueber die Entwicklung der Neritina fluviatilis, in: Z. wiss. Zool., V. 36. . 5) Ragı, Ueber die Entwicklung der Tellerschnecke, in: Morph. Jahrb., V. 5. 6) Ray Lankester, On the development of the Pond-Snail, in: Quart. Journ. Microse. Se., (N. 8.) V. 14, 1874. — Boısscous, Iuöpio- Ha.TbHOe pasBuTie Lymnaeus stagnalis, in: 3an. umn. Axagzemin may. 3. V. 36, 1879 7) Parren, The embryology of Patella, in: Arb. Zool. Inst. Wien, V. 6. 8) Brochmann, Beiträge zur Kenntniss der Entwicklung der Gastro- poden, in: Z. wiss. Zool., V. 38. 9) Sarasty, P., Die Entwicklungsgeschichte der Bithynia tentaculata, Inaug.-Dissert., Wiesbaden 1882. — v. Ernancrr, Beiträge zur Ent- wicklungsgeschichte der Gastropoden. I. Theil. Zur Entwicklung von Bithynia tentaculata, in: Mitth. Zool. St. Neapel, V. 10, 1892. 10) Coxkzix, Note on the embryology of Crepidula etc., in: Johns Hopk. Univ. Cire., V. 10, No. 88, 1891, und in: Zool. Anzeiger, Jahrg. 15, 1892. 11) Birscur1, Entwicklungsgeschichtliche Beiträge. L Zur Ent- wicklungsgeschichte von Paludina vivipara, in: Z. wiss. Zool.. V. 29, 1877 — v. ErLANGER, Zur Entwicklung von Paludina vivipara. 1. Theil, in: Morph. Jahrb., V. 17, 1891, Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 397 porus sich schliesst bis auf einen am Hinterende gelegenen Rest, der zum After wird, und von grossem Interesse ist endlich die Thatsache, dass bei Doris!) am Hinterende des auch hier spaltförmigen Blasto- porus, dessen Vorderende zum Munde wird, die für viele Gastropoden so charakteristischen, die Lage des Afters bezeichnenden Analzellen nachgewiesen sind. Durch diese letztern Thatsachen wird die An- schauung, dass der spaltförmige Blastoporus Beziehungen sowohl zum Munde als auch zum After besitzt, Beziehungen, die auch jetzt noch ontogenetisch in wechselnder Weise zum Ausdruck gelangen, nicht nur in prägnanter Weise gestützt, sondern zweifellos begründet und damit die Möglichkeit gegeben, diese Vorgänge direct mit den ähn- lichen Erscheinungen aus der Entwicklungsgeschichte der Anneliden in Zusammenhang zu bringen. Diese kurz erwähnten Vorgänge der verschiedenartigen Umbildung des Blastoporus fallen in eine sehr frühe Entwicklungsperiode, jedoch noch in die Zeit des ersten Auftretens eines andern wichtigen Organs, des für die Mollusken so typischen Fusses, mit dessen Entwicklung wir uns in der Folge zu beschäftigen haben. In den allermeisten der hier in Betracht kommenden embryologischen Arbeiten wird die Frage kurz erledigt durch die Angabe, der Fuss entstehe als höckerartige Vorwölbung in der, den Verhältnissen des ausgebil- deten Thieres entsprechenden Körperregion, also an der Ventralseite zwischen Mund und After. Einige wenige, in neuern Abhandlungen enthaltene Angaben aber lassen es fraglich erscheinen, ob in allen Fällen die allererste Anlage des Gebildes wirklich beobachtet wurde, ob nicht gewisse Entwicklungsvorgänge, die dem Erscheinen der un- paaren Fussanlage zeitlich vorausgehen, übersehen wurden. Wenn nun - auch für viele Formen die Entstehung des Fusses als unpaarer Höcker durch wiederholte Beobachtung festgestellt worden ist, so verdienen doch diese wenigen, anders lautenden Angaben die vollste Beachtung, da sie vielleicht den Ausgangspunkt für weitgehende Verallgemeinerung und nicht unwesentliche Schlussfolgerungen bilden könnten. Wir be- sitzen nämlich einige vereinzelte Angaben, denen zu Folge der unpaare Fuss aus der Verschmelzung zweier ursprünglich getrennten symmetrischen Anlagen her- vorgeht! Derartige sehr bestimmt lautende, ausführliche und durch 1) Lancrernans, Die Entwicklung der Gastropoda Opisthobranchia, in: Z. wiss. Zool., V. 23, 1873. 328 FERDINAND SCHMIDT, gute Abbildungen gestiitzte Angaben macht Parren für Patella '), und ähnliche Beobachtungen theilte ich vor Jahren in einer kurzen Notiz für Succinea*) mit, Beobachtungen, die ich dann nachträglich an reichem Material erweitern und ergänzen konnte und hier im Zu- sammenhange mit den Angaben Parren’s ausführlicher wiedergeben will. Die erste Anlage des Fusses lässt sich bei Succinea schon in einem sehr frühen Entwicklungsstadium, auf dem das embryonale Ge- bilde noch als Gastrula zu bezeichnen ist, nachweisen. Der Anfangs länglich-ovale Blastoporus hat sich schon bedeutend verengert; er führt als immer noch relativ weite, jetzt etwa kreisförmige Oeffnung in den einfachen, geräumigen Urdarm, dessen Wandungen von den bereits durch Eiweissaufnahme bedeutend vergrösserten Entoderm- zellen gebildet werden. Dicht hinter dem Blastoporus, der spätern Ventralseite entsprechend, findet man das Epithel der Körperober- fläche in Gestalt zweier flacher, zu beiden Seiten der Medianlinie ge- legener Höcker vorgewölbt; hinter diesen erscheint dann später die schon erwähnte Anlage des kreisförmigen Mantel- oder Schalenfeldes. Diese beiden symmetrisch hinter dem Blastoporus ge- legenen, Anfangs nur schwach entwickelten Vorwöl- bungen sind die erste Anlage des Fusses. Sie sind am lebenden Objecte nur äusserst schwer erkennbar, treten aber am con- servirten und mit Alauncarmin gefärbten in auffallender Beleuchtung deutlicher hervor. Beginnt dann in ihnen die schon erwähnte Um- wandlung des embryonalen Epithels in ein aus kleinen, intensiv sich färbenden Elementen bestehendes, so hebt sich die doppelte Fuss- anlage auch schärfer von der blass gefärbten Umgebung ab; die beiden Anschwellungen erscheinen dann deutlich durch eine genau der Median- linie entsprechende Furche getrennt. Die weitere Entwicklung besteht zunächst in einer allmählichen Grössenzunahme der beiden Höcker, die schliesslich in der Medianlinie mit einander ver- schmelzen und dann zusammen eine unpaare, hinter dem Blastoporus gelegene ovale Scheibe bilden; eine leichte mediane Furche deutet noch die Zusammensetzung derselben aus zwei ursprünglich gesonderten Hälften an. Wenn dann der Fuss sich allmählich stärker entwickelt und als massiges Organ sich von dem übrigen embryonalen Körper scharf abhebt, schwindet diese Furche gänzlich. 1) Parren, The embryology of Patella, in: Arb. Zool. Inst. Wien, V. 6. 2) Scamipr, Ferv., Die Entwicklung des Fusses der Succineen, in: Sıtz.-Ber. Dorpater Nat. Forsch. Gesellsch., 1888. Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 399 In dieser hier kurz geschilderten Weise verläuft jedoch die Ent- wicklung nicht bei allen Individuen; ich konnte in verhältnissmässig zahlreichen Fällen nicht unerhebliche Abweichungen und Variationen constatiren, die mir nicht bedeutungslos zu sein scheinen und daher kurz erwähnt seien. ; Ich habe die Entwicklung des Fusses an einem reichen Material, an über 100 Embryonen von Succinea putris, verfolgt; die Ent- stehung des Organs aus einer ursprünglich paarigen Anlage, wie sie oben dargestellt wurde, bildet zwar die Regel, doch fand ich auch Embryonen, bei denen der Fuss schon in seinem ersten Auftreten als einheitliche und dann sehr breite Scheibe erschien, die bei einzelnen Individuen allerdings auch wieder deutliche Anzeichen einer Zweitheilung in Gestalt einer medianen Längsfurche oder auch einer deutlichen Ein- kerbung am hintern Rande zeigte. Besonders eigenthümlich aber fand ich die Anlage des Fusses an einem, wie es schien, pathologisch ent- wickelten Embryo: der Blastoporus war von auffallender Grösse und hatte die ursprüngliche längliche Form bewahrt; die Fussanlage aber hatte die Gestalt eines etwa hufeisenförmigen Wulstes, der den hintern Theil des Blastoporus umfasste. Vergleichen wir nun hiermit die wichtigen Angaben PATTEN’s: auch bei Patella lässt sich die erste Anlage des Fusses schon in einem sehr frühen Entwicklungsstadium nachweisen und zwar auch hier in Gestalt zweier Höcker, die zu beiden Seiten des Blastoporus gelegen sind. Während nun der Blastoporus allmählich nach vorn verlagert wird, nähern sich die beiden Hicker — swellings nennt sie der Autor — einander und verschmelzen schliess- lich zu einer einheitlichen Masse; eine mediane Einkerbung erinnert jedoch auch noch in spätern Stadien an die Entstehung aus einer paarigen Anlage!). Es besteht also eine offenbare Ueberein- stimmung zwischen diesen Vorgängen bei Patella und den entsprechen- den Erscheinungen bei Succinea, und auch gewisse Angaben über die 1) Es liegt nahe, auch hier einen allmählichen, von hinten nach vorn fortschreitenden Verschluss des Blastoporus anzunehmen ; PATTEN äussert sich in folgender Weise: „as the blastopore encroaches still more upon the ventral surface two swellings may be observed on each side of it“ und fährt dann fort: „as the blastopore moves forward and leaves its intermediate position between the two swellings, they unite and form a median protuberance which developes into the foot, whose dual origin is for a long time indicated by the presence of a small median indentation“. 330 FERDINAND SCHMIDT, Entstehung des Fusses bei Vermetus ‘), denen zu Folge auch bei dieser Form eine doppelte Anlage des Organs (wenigstens im vordern Theile) nachweisbar ist, diirften hier heranzuziehen sein. Dagegen ist es zweifelhaft, ob wir in der zweilappigen Form des Fusses bei den Embryonen von Limnaeus (Ray LANKESTER), Planorbis und Ancylus (For) eine hierher gehörende Erscheinung zu sehen haben, da diese zweitheilige Bildung sich aus einer ursprünglich einheitlichen zu ent- wickeln scheint und somit als ein secundärer Vorgang aufzufassen wäre; jedenfalls aber wäre eine erneute Untersuchung der genannten Formen mit Rücksicht auf die hier berührte Frage von Interesse. Aus diesen kurzen Angaben geht also zunächst hervor, dass die Anlage des Fusses bei einzelnen Formen schon in eine sehr frühe Entwicklungsperiode fällt, und ferner, dass sie mit gewissen Entwick- lungsvorgängen am Blastoporus gleichsam Hand in Hand geht, wo- durch die Frage geweckt wird, ob nicht etwa ein genetischer Zu- sammenhang zwischen dem Blastoporus und der Fussanlage besteht, derart, dass die letztere durch Bildung und Umwandlung der erstern bedingt oder doch wenigstens beeinflusst wird. Es dürfte dieser Frage- stellung entgegengehalten werden, dass sie sich doch nur auf einige vereinzelt dastehende Fälle stützt, die als Ausnahmen nicht geeignet seien, als Ausgangspunkt für weitgehende Betrachtungen und Schluss- folgerungen zu dienen. Ein solcher Einwand scheint mir nicht be- rechtigt, denn es ist keineswegs erwiesen, dass Patella und Succinea hinsichtlich der Entstehung des Fusses eine Ausnahme bilden, es ist sehr wohl möglich, dass auch bei vielen andern Formen, deren Ent- wicklung uns bisher gänzlich unbekannt blieb oder nur ungenügend erforscht ist, eine paarige Fussanlage vorhanden ist — wir finden in so vielen embryologischen Arbeiten den Fuss ja erst erwähnt, wenn seine Anlage schon als deutlich einheitliche Vorwölbung erscheint, die vielleicht wie bei Patella und Succinea erst durch Verschmelzung zweier anfänglich getrennter Anlagen, die übersehen wurden, hervor- gegangen ist. Aber selbst wenn Patella und Suceinea wirklich Aus- nahmen wären, so könnten doch gerade die bei ihnen gefundenen Ver- hältnisse am treuesten phylogenetisch alte und daher wichtige Vor- gänge illustriren, während bei den ihnen gegenüber stehendenFormen das ursprüngliche, typische Bild durch abgekürzte Entwicklung in seinen wesentlichen Zügen schon verwischt oder gar nicht mehr zum 1) Sarensky, Etudes sur le développement du Vermet, in: Arch. Biol., V. 6, 1887. EE — a | 2 Beträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 331 Ausdruck gelangt; jedenfalls spricht die Thatsache des ontogenetisch schon so sehr frühzeitigen Auftretens der Fussanlage bei Patella und Succinea dafür, dass wir bei diesen Formen ursprüngliche Verhält- nisse vorfinden. Wenn wir von der Thatsache ausgehen, dass der Molluskenfuss und speciell der uns hier in erster Linie interessirende Gastropoden- fuss als unpaares, einheitliches Organ in der Medianlinie des Körpers an der Ventralseite zwischen Mund und After gelegen ist und nun das oben über die Lage des Blastoporus und dessen Beziehungen zu Mund und After Mitgetheilte heranziehen, so sehen wir den Fuss die Lage des geschlossenen Blastoporus einnehmen. Wir sahen ferner, dass die erste Anlage des Fusses schon in eine sehr frühe Entwicklungsperiode fällt, in eine Zeit, da wenigstens bei ein- zelnen Formen der Blastoporus noch in voller Umbildung begriffen ist, was wie so manches andere Moment dafür spricht, den Mollusken- fuss als eine phylogenetisch sehr alte Bildung aufzufassen. Verlegen wir nun aber das erste Auftreten des Fusses in die frühe Entwicklungs- periode, die noch durch die allmähliche Umbildung des Blastoporus charakterisirt wird, so führt die gleichzeitige Annahme eines spalt- förmigen, vom Munde bis zum After sich erstreckenden Blastoporus zur Annahme einer ursprünglich doppelten, paarigen Anlage des Fusses, die erst nach Verschluss des tren- nenden Spaltes zum einheitlichen, unpaaren Organ wird. Die für Patella und Succinea constatirte Bildungsweise des Fusses gewinnt, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, ein neues, erhöhtes Interesse, da wir in ihr nun nicht mehr eine vereinzelt da- stehende und schwer erklärliche Ausnahme zu sehen haben, sondern ursprüngliche, phylogenetisch alte und daher wichtige Verhältnisse erhalten finden. Zwar sind es bisher ja nur diese vereinzelten Formen, die für die Entstehung des Molluskenfusses aus einer ursprünglich paarigen Anlage direct angeführt werden können; doch wurde schon darauf hingewiesen, dass wir überhaupt nur bei verhältnissmässig wenigen Typen die zweifellos „allererste Anlage‘‘ kennen, dass weitere eingehende Studien vielleicht für so manche andere Form die ein- heitliche Anlage gleichfalls in eine paarige auflösen dürften. Die paarige Anlage des Fusses, dieses wichtigen, typischen Organs aber wäre in einer Formengruppe, die einen streng bilateral-symmetrischen Bau zeigt, nicht überraschend und die Annahme einer solchen, selbst wenn die ontogenetische Forschung sie nur noch bei wenigen Formen nachweisbar finden, in der Mehrzahl der Fälle dagegen schon im Ein- 332 FERDINAND SCHMIDT, klang mit der nicht mehr reinen, typischen Gestaltung des Blasto- porus die unpaare Anlage constatiren sollte, doch der Priifung werth — eine solche aber bei etwaigen neuen Studien in der Entwicklungs- geschichte der Mollusken zu veranlassen, der Zweck dieser Zeilen. Wenn wir dann den hier ausgesprochenen Gedanken der Ent- stehung des Molluskenfusses aus einer paarigen Anlage — eine An- wendung desselben auf die verschiedenen Formengruppen des Mollusken- stammes und die bei einzelnen zweifellos vorhandenen secundären Erscheinungen ist hier nicht meine Absicht — weiter verfolgen, drängt sich die Frage auf, wie diese paarige Anlage zu deuten, ob sie nicht auf eine andere, schon vorhandene Bildung zurückzuführen sein dürfte ? Es liegt nahe, hier an jene embryonale Bildung zu denken, auf die schon mehrfach hingewiesen wurde und die in der That Beziehungen zum Fusse zu haben scheint, den Blastoporus. Wir begeben uns allerdings auf das Gebiet der reinen Hypothese, wenn wir der Vermuthung Ausdruck geben, der Fuss sei aus den mit ein- ander verschmolzenen Lippen des sich schliessenden spaltförmigen Blastoporus entstanden, und doch scheint diese Annahme mehr Wahrscheinlichkeit für sich zu haben als so mancher andere Versuch einer Deutung des Molluskenfusses, etwa die /urückführung desselben auf ein schon hoch entwickeltes Organ einer andern Thiergruppe. Dass wir jetzt vielleicht bei keiner lebenden Form mehr das ur- sprüngliche Bild des Verschlusses des Blastoporus rein erhalten finden, kann nicht befremdend erscheinen; die kurze, einleitende Uebersicht über die Schicksale des Blastoporus zeigte schon eine grosse Mannig- faltigkeit im Verlaufe des Processes. Ob daher ein allmählicher, am hintern Ende beginnender und nach vorn fortschreitender Verschluss des Spaltes — wobei vielleicht am hintern Ende desselben ein Rest als After erhalten blieb — den ursprünglichen Typus darstellt, oder aber der Spalt in ganzer Ausdehnung gleichzeitig durch Aneinanderlegen und Verschmelzen seiner langgestreckten Lippen zum Schlusse kam — wobei in wechselnder Weise Reste als Mund und After erhalten blieben — oder ob der Vorgang in noch anderer Weise verlief, wird wohl unentschieden bleiben müssen, eine Verwachsung der als Blasto- poruslippen bezeichneten Umschlagsränder des Spaltes aber als das Wesentliche beim ganzen Vorgange zu bezeichnen sein. In den bei Patella den Blastoporus seitlich begrenzenden, bei Suceinea an seinem hintern Ende gelegenen paarigen Vorwölbungen hätten wir dann solche, allerdings wohl schon stark modificirte Reste Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 333 der urspriinglich langgestreckten Blastoporuslippen zu sehen. Nur als eine Vermuthung, die vielleicht durch weitere Funde in der Onto- genie der Mollusken weitere Stützen finden könnte, sei das hier kurz Ausgeführte betrachtet. Es sei mir gestattet, hier im Anschluss an die Entwicklungs- geschichte des Fusses einige Bemerkungen über dessen so sehr cha- rakteristisches Anhangsgebilde, die Podocyste, hinzuzufügen. Dieses eigenthümliche Organ (Pe) wurde bei verschiedenen Stylommato- phoren gefunden und für Helix, Clausilia und Limax eingehend beschrieben !); ich untersuchte es an den Embryonen von Limax agrestis und verschiedener Clausilien und suchte auch bei Suceinea nach demselben, aber vergeblich: die Podocyste fehlt Succinea gänzlich! — ich werde auf diese Thatsache noch einzugehen haben (man vergl. Fig. 4—5). In allen Fällen zeigt das Organ den be- kannten Bau; die Wandungen des bläschenförmigen Gebildes werden von zarten, nur schwach sich färbenden Epithelzellen gebildet, der Fig. 4. Fig. 5. Innenraum, der mit der embryonalen Leibeshöhle in directem Zu- sammenhange steht, wird von contractilen Mesodermelementen in meist regelmässiger dorso-ventraler Anordnung durchsetzt. Bei den Em- bryonen einer Clausilia (ich vermag leider nicht anzugeben, welcher Species die Eier angehörten) aber fand ich das Organ sehr eigen- thümlich gebildet: die auffallend grossen Podocysten liefen in zwei lange, schlanke Zipfel aus, die unter lebhaften Contractionen bald nach 1) Gesen#aur, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Land- gastropoden, in: Z. wiss. Zool. V. 3, 1851. — For, Sur le dévelop- pement des Gastéropodes pulmonés, in: Arch. Zool. exper., V. 8, 1880. — Sarasin, P. und F., Ergebnisse naturwiss. Forsch. auf Ceylon, V. 1, Heft 2. Aus der Entwicklungsgeschichte der Helix waltoni Rrrve. Zool. Jahrb. Vill. Abth. f. Morph. 29 334 FERDINAND SCHMIDT, Art von Uhrfedern aufgerollt, bald über den Mantel hinaufgeschlagen wurden. In Fig. 6 ist ein solcher, mit Sublimat behandelter Embryo, von der Fussohle aus gesehen, dargestellt. ) Was die Functionen der Podocyste betrifft, so wird dieselbe ganz allgemein und zweifellos auch mit Recht als embryonales Circulationsorgan angesehen; doch mag dem eigenartigen Gebilde nebenbei auch eine respiratorische Thä- nea tigkeit!) zukommen. Mit der Podocyste wird nun noch ein anderes embryonales „Organ“ in Zusammenhang gebracht, die sogenannte „Nackenblase“, welcher die gleiche Function zugeschrieben wird; die beiden Organe sollen, in ihrer Thätigkeit zeitlich alternirend, die Circulation der Leibeshöhlen- flüssigkeit hervorrufen und im Gange erhalten; doch wird dem auch widersprochen und der Podocyste allein eine active Rolle zugeschrieben. Ich habe nun diese sogenannte „Nackenblase“ (Nbl) bei Limax, Clausilia und Succinea auf allen Entwicklungsstadien genau untersucht und bin zu dem Resultat gelangt, dass wenigsten bei diesen Formen ein eigenes „Organ“, welches mit diesem unglücklich gewählten Namen bezeichnet werden könnte, überhaupt nicht vorhanden ist. Was als „Nackenblase“ bezeichnet wird, ist nichts anderes als die Masse der in Folge von Eiweissaufnahme enorm vergrösserten Ento- dermzellen, also die embryonale Leber mit ihrer nur aus spärlichen mesodermalen Elementen und dem äussern Körperepithel gebildeten Hülle. In frühen Entwicklungsstadien bildet sie fast die Gesammt- masse des Körpers, der die ersten embryonalen Anlagen (mit denen wir uns hier beschäftigen) als verhältnissmässig unbedeutende Anhangs- gebilde aufgelagert sind. Wenn dann in spätern Stadien der embryo- nale Körper in Folge regen, allseitigen Auswachsens immer mehr der Form des ausgebildeten Thieres ähnlich wird, während die Leber- anlage nicht mehr an Umfang zunimmt, ändert sich das Verhältniss vollständig; dann finden wir nur noch in der „Nackengegend“, d. h. Os 1) Hierfür sprechen besonders die Verhältnisse bei Helix (Fou, Sarasin); bei der tropischen Helix waltoni Reeve kleidet die enorm entwickelte Podocyste fast die ganze Innenfläche der Eischale aus. Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 335 zwischen dem Kopfabschnitt (oder dem ersten Tentakelpaar) und dem vordern Mantelrande eine starke Vorwölbung, die bei oberflächlicher Betrachtung jetzt allerdings als ein besonderes Organ, eine „Blase“ erscheint, zumal hier das Epithel der Körperoberfläche noch den alten embryonalen Charakter bewahrt hat und durch die zarten, blass ge- färbten epithelialen Elemente sich auffällig von der übrigen Körper- ‚bedeckung unterscheidet und so in der That eine Blase vortäuscht. Eine solche ist aber, wie Schnitte durch die betreffenden Stadien zeigen, nie vorhanden, denn wir bezeichnen als Blase doch ein Ge- bilde, das einen von relativ dünnen Wandungen umgebenen Hohlraum darstellt — die embryonale Leber aber ist eine sehr solide Bildung. Zwischen ihr und dem sie bedeckenden Epithel der Körperoberfläche finden wir allerdings einen Theil der embryonalen, von Mesoderm- elementen regellos durchsetzten Leibeshöhle, doch handelt es sich keineswegs um eine blasenartige Auftreibung. Aus dem Gesagten geht hervor, dass die sogenannte „Nacken- blase“, deren wesentlichsten Bestandtheil, deren Kern die solide embryonale Leber bildet, nicht ein „Organ“ ist, das active Bewegungen, Contractionen auszuführen geeignet scheint — und doch beobachtet man an jedem lebenden Embryo von Limax oder Clausilia Vorgänge, die solche Contractionen vortäuschen können und auch vorgetäuscht haben. Die Erscheinung ist sicherlich in folgender Weise aufzufassen und zu erklären: die Podocyste, das alleinige Circulations- organ des Embryos, führt regelmässige, kräftige Con- tractionen aus, durch welche die Flüssigkeit in der embryonalen Leibeshöhle in Bewegung versetzt wird; bei jeder Contraction wird der flüssige Inhalt der Podocyste in die Leibeshöhle gedrängt, wodurch hier einerhöhter Druck entsteht, der sich in einem prallen Anschwellen derjenigen Partie der Körperwandung geltend macht, die den geringsten Widerstand bietet, nämlich der Nackenregion, denn, wie schon kurz erwähnt, hat ja nur hier das Epithel der Körperoberfläche den zarten embryo- nalen Typus bewahrt. Am ganzen übrigen Körper des Embryos be- steht es schon aus dicht gedrängten Cylinderzellen, unter denen sich die mesodermalen Elemente in compacten Massen angesammelt haben und so eine relativ starke, weniger elastische Körperwandung bilden. Erschlaffen dann wieder die musculösen Elemente der Podocyste, so strömt wieder ein Theil der Leibes- höhlenflüssigkeit in jene zurück, und mit dem sinken- 22* 336 FERDINAND SCHMIDT, den Druck verringert zugleich auch die stark ge- schwellte Nackenregion ihr Volumen, sie sinkt gleich- sam zusammen, was bei oberflächlicher Betrachtung einer activen Contraction ') nicht unähnlich sieht. Für diese Auffassung spricht vor allem auch das Verhalten bei Succinea: wie schon erwähnt, fehlt dieserFormdie Podocyste gänz- lich, die soge- nannte „Nacken- blase“ aber ist nicht nur vorhanden (vergl. Fig. 4, 5, 8), sondern geradezu enorm entwickelt; sie zeigt jedoch ee nicht die ge- Fig. 7. ringsten Bewe- gungserschei- pungen, weil eben die treibende Kraft, einecontractile Podocyste, fehlt. Ja, auch die Verhältnisse bei den ältern Embryonen von vor Limax selbst sprechen dafür, dass nur der Podocyste die Fähigkeit der activen Contrac- tion zukommt. Die Podocyste ist ein provisorisches Larven- organ, das später gänzlich resorbirt wird; bei den fast zum Ausschlüpfen reifen Em- bryonen ist es schon stark zu- rückgebildet und hängt nur noch als schlaftes, geschrumpftes, nicht mehr functionirendes Anhängsel an der hintern Spitze des nun vollkommen entwickelten, massigen Fusses. Die „Nackenblase“ ist noch vorhanden, sie zeigt aber nicht mehr, wie in frühern Stadien, die passiven Be- wegungserscheinungen. Ein Embryo von Limax agrestis in dem betreffenden Entwicklungsstadium ist in Fig. 7 dargestellt, ein sehr 1) Falls eine solche vorhanden wäre, müssten die mesodermalen ? Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 337 charakteristisches Bild. Wir erkennen schon in den wesentlichsten Zügen die werdenden Formen der Schnecke, wenn auch noch einzelne Organe, wie vor allem die noch nicht vollständig ausgebildeten Fühler (7. I—IIT) von ganz unverhältnissmässiger Grösse sind. Be- fremdend erscheinen die schon stark reducirte Podocyste (Pe) und vor allem die „Nackenblase‘“ (Nbl), welch letztere dem Embryo ein sehr charakteristisches Aussehen verleiht, was besonders am conservirten und (mit Alauncarmin) gefärbten Objecte drastisch her- vortritt: die „Nackenblase“ hebt sich dann als ganz blass tingirtes Gebilde scharf von dem dunkel gefärbten übrigen embryonalen Körper ab. III. Das Mantel- oder Schalenfeld. Ich gehe zur Betrachtung der letzten, uns hier interessirenden embryonalen Anlage über, des Mantel- oder Schalenfeldes. Bei allen von mir untersuchten Embryonen von Limaz, Clausilia und Succinea zeigt dasselbe in seinem ersten Auftreten und auch in der weitern Ausbildung grosse Uebereinstimmung; es ist eine von typischem Cylinderepithel gebildete, kreisförmige oder mehr ovale, schwach vor- gewölbte Zellenscheibe. Aus ihr gehen bekanntlich die Schalendrüse und der Mantel hervor. Während bei den Süsswasserpulmonaten in Uebereinstimmung mit andern Gastropoden das Schalenfeld mehr oder weniger tief taschenförmig zur Schalendrüse eingestülpt wird, um dann, wieder vorgestülpt, die somit von Anfang an äussere Schale abzuscheiden, scheinen bei den Stylommatophoren die ent- sprechenden Entwicklungsvorgänge anders zu verlaufen. Bei Limaz und einzelnen andern Formen kommt es bekanntlich schon frühzeitig zum Schluss der eingestülpten Schalendrüse, die nun als allseitig ge- schlossenes epitheliales Bläschen in ihrem Innern die rudimentäre Schale ausscheidet. Man ist geneigt, in diesen Vorgängen bei Limax ein aberrantes Verhalten, eine Ausnahme zu sehen, wozu ja auch die Verhältnisse beim ausgebildeten Thiere berechtigen. Um so auffallender ist daher die schon 1851 gemachte Angabe GEGENBAUR’s, dass auch Elemente zwischen der central gelegenen Leberanlage und dem Epithel der Körperoberfläche eine ganz bestimmte und zwar radiäre Anordnung zeigen, was jedoch keineswegs der Fall ist; die nur wenig zahlreichen Zellen sind ganz regellos zerstreut. In der Podocyste dagegen sind die embryonalen Muskelzellen entsprechend ihrer Function angeordnet, sie sind in regelmässiger dorso-ventraler Lage zwischen den Wandungen des Organs ausgespannt. 338 FERDINAND SCHMIDT, bei Clausilia, also einer Form, die im ausgebildeten Zustande eine gut entwickelte äussere Schale besitzt, diese Schale Anfangs gleich- falls im Innern liegt, allseitig umschlossen von dem Epithel der Schalen- drüse; erst später soll das die innere Schale bedeckende Gewebe schwinden und diese so zur bleibenden äussern werden. Diese sehr auffallende, später nicht wieder controlirte Beobachtung ist in dieser Gestalt auch in die Hand- und Lehrbücher der Entwicklungsgeschichte übergegangen (BALFOUR, KORSCHELT u. Heiper), doch wird sie von KORSCHELT als „nicht recht erklärlich mit einer gewissen Reserve aufgenommen: ‚man ist geneigt, die geschilderte Erscheinung so zu erklären, dass über der im Innern der Schalendrüse gelegenen Schale eine kleine Oeffnung erhalten bleibt und es sodann zu einem aller- dings sehr verspäteten Ausgleichen der Schalendrüse kommt“. Ich hatte nun Gelegenheit, an einem reichen Material von Embryonen verschiedener Clausilien die interessante Frage nicht nur am lebenden Object, sondern auch am conservirten und in continuirliche Schnitt- serien zerlegten zu untersuchen, und will hier die Resultate in Kürze wiedergeben. Schon in sehr frühen Entwicklungsstadien wird das Epithel im Centrum des Schalenfeldes bei Clausilia allmählich als tiefe Tasche gegen das Körperinnere eingestülpt und schnürt sich schliesslich als ein all- seitig geschlossenes Bläschen völlig vom Mutterboden ab. Auf Medianschnitten durch Embryonen in den betreffenden Stadien finden wir dann die Schalendrüse als relativ grossen, linsenförmigen Körper zwischen der hintern, dorsalen Darmwand und dem Epithel des Mantelfeldes. An der Schalendrüse selbst lassen sich passend zwei epitheliale Blätter (oder Schichten) unterscheiden, die ich als inneres, dem Larvendarm zugewandtes und als äusseres, unter dem Mantelepithel gelegenes bezeichne; zwischen beiden finden wir auf Schnitten als schmalen Spalt die Drüsenhöhlung. Die ganze Schalen- drüse wird bald ringsum von den embryonalen Mesodermelementen umgeben, ist also vollständig zu einem Organ des Körperinnern ge- worden. Auf diesem Stadium stimmt die Schalendrüse von Clausilia völlig mit den bei Zimax bekannten Verhältnissen überein. Während nun aber bei Limax das Organ im Verlauf der weitern Entwicklung keine wesentliche Fortbildung mehr erfährt, sondern auf dieser primitiven embryonalen Ausbildungsstufe stehen bleibt, machen sich bei Clausilia bald an den zelligen Elementen der Drüse weitgehende Veränderungen Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren, 339 bemerkbar, die eine weitere Ausbildung des Organs einleiten. Es beginnt zunächst in allen Theilen der Driise eine lebhafte Zellenver- mehrung, das ganze Gebilde nimmt beständig an Umfang zu. Die Zellen des „äussern Blattes“ behalten dabei ihren ursprünglichen Charakter bei, die als „inneres Blatt“ bezeichnete Zellenschicht da- gegen gewinnt bald ein ganz verändertes Aussehen. In Folge sehr lebhafter Vermehrung nehmen ihre Elemente die Gestalt äusserst schlanker, hoher, dicht gedrängt stehender Cylinderzellen an, deren Kerne in verschiedener Höhe gelegen sind, daher bei schwacher Ver- grösserung ein mehrschichtiges Epithel vorgetäuscht erscheint. Das ganze, linsenförmige Organ hat so bedeutend auch an Dicke gewonnen und wölbt nun den centralen Theil des Mantelfeldes stärker als bisher nach aussen vor; auch der Rand des Mantelfeldes setzt sich jetzt als wohl ausgeprägter Wulst schärfer gegen die umgebende Körperober- fläche ab. Hat die Schalendrüse diesen Grad der Ausbildung erreicht, so beginnt in ihrem Innern die Ausscheidung der ersten Schalen- anlage in Gestalt eines zarten, stark lichtbrechenden, cuticularen Häutchens; auf Schnitten erscheint dieses als scharf gezeichnete Linie im spaltförmigen Hohlraum der Drüse. Die nun folgenden Entwicklungsvorgänge lassen aus der bisher innern Schale die bleibende äussere hervorgehen. Bei Betrachtung des Embryos in auffallendem Lichte bemerkt man im Centrum des ungefähr kreisförmigen Mantelfeldes eine leichte grubenförmige Ein- senkung; ein Schnitt zeigt das Epithel als kleines Säckchen gegen das Körperinnere eingestülpt. Da die geschlossene Schalendrüse ja dicht unter dem Epithel des Mantelfeldes gelegen ist, nur durch wenige embryonale Mesodermelemente von demselben getrennt wird, trifft die Einstülpung das „äussere Blatt“ der Schalendriise. An der Berührungs- stelle wölbt sich dieses leicht nach aussen vor, und es kommt zu einer vollständigen Verschmelzung der beiden epithelialen Schichten, des äusseren Drüsenblattes mit dem Epithel des Mantelfeldes. In der Mitte der Berührungsstelle weichen dann die epithelialen Elemente auseinander, es entsteht eine kreisförmige, sich allmählich erweiternde Oeffnung, in deren Grunde man bei auffallendem Lichte das nun blossgelegte, glänzende Cuticularhäutchen, die erste Schalenanlage, sieht ). 1) Unter den zahlreichen von mir untersuchten Embryonen habe ich nicht unerhebliche Variationen hinsichtlich der Zeit, in der die 340 FERDINAND SCHMIDT, Die weitern Vorgänge lassen sich, soweit sie hier in Betracht kommen, in wenigen Worten schildern. Der zunächst noch bedeckte Theil der Schalenanlage wird bald gleichfalls freigelegt, da das Mantel- gewebe nach allen Richtungen hin centrifugal zurückweicht, bis es schliesslich nur noch einen dicken, ringförmigen Wulst um den Schalen- rand bildet, der in ihm wie in einem Falz steckt. Die zarte, stark lichtbrechende Schale hat auf diesem frühen embryonalen Stadium die Gestalt einer mässig gewölbten, kreisförmigen Scheibe, die dann allmählich, in Folge der regen Ausscheidung immer neuer cuticularer Schalensubstanz durch das Epithel des ringförmigen Mantelwulstes an ihrem Rande verstärkt, an Umfang zunimmt und, sich dabei ver- tiefend, bald zu einem etwa halbkugelförmigen, napfartigen Hohlgebilde wird, das nun schon einen beträchtlichen Theil des embryonalen Körpers umschliesst (man vergl. Fig. 9: Embryo von Clausilia lami- nata, Sch Schale). Der starke Randwulst wächst unterdessen zum Mantel aus, und an der rechten Körperseite tritt an demselben auch schon ein deutliche Einbuchtung auf (LH), die erste Anlage der Lungenhöhle In ihrem Umkreis entwickelt das vel Mantelepithel bald starke Cilien, so dass dann das „Athemloch“ in der Mitte eines Flimmerfeldes gelegen ist; diese Cilien sind auch R am conservirten und in Schnitte zerlegten Object mit vollster Klar- Fig. 9. heit zu erkennen. Es ist dies neben der Fussohle die einzige Partie der Körperoberfläche, die zu dieser Entwicklungsperiode ein Wimperepithel aufweist — eine auch Brock !) bekannteThatsache. Durch das hier Mitgetheilte wird also die alte An- verschiedenen Phasen des Drüsenschlusses und der spätern Umwand- lung der innern Schale in eine äussere ablaufen, constatiren köunen. Embryonen, die in ihrem ganzen Bau sich als gleichaltrig erwiesen, zeigten dennoch in der Ausbildung ihrer Schalendrüsen oft recht be- deutende Unterschiede; der Process vollzieht sich nicht bei allen Indi- vidnen geich schnell. I) Brock, Die Entwicklung des Geschlechtsapparates der stylomm. Pulmonaten, in: Z. wiss. Zool., V. 44, 1886. Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Stylommatophoren. 341 gabe GEGENBAUR'S für Clausilia im Wesentlichen bestätigt, und auch für Succinea kann ich auf Grund eigener Be- obachtungen das Vorhandensein einer zeitweilig vell- kommen geschlossenen Schalendrüse constatiren. In Uebereinstimmung mit den für Clausilia geschilderten Verhältnissen wird auch bei Succinea die anfänglich innere Schale in Folge Zurückweichens der sie be- deckenden Gewebsmassen erst secundär zu einer äus- sern. Bei dem in Fig. 4—5 dargestellten Embryo von Succinea putris liegt die Drüse noch als allseitig geschlossenes Bläschen unter dem Epithel des Mantelfeldes, dessen centraler Theil, wie auch auf der Ab- bildung angedeutet ist, durch den darunter liegeuden Drüsenkörper deutlich nach aussen vorgewölbt erscheint. In Fig. 8 ist ein bedeutend älterer Embryo derselben Art in der Seitenansicht wiedergegeben; die napfförmige zarte Schale (Sch) tritt schon fast vollständig frei zu Tage und nur noch ihr Rand ist von dem Mantelgewebe in Gestalt eines starken Ringwulstes bedeckt. Wenn daher bei Limax und einigen andern, als „Nackt- schnecken“ bekannten Formen die embryonale Schalendrüse sich schliesst, so haben wir darin einen vielleicht allen Stylommato- phoren zukommenden und somit für diese Gruppe typischen Vor- gang, nicht aber eine vereinzelt dastehende Ausnahme zu sehen und den „Nacektschneceken“ hinsichtlich der hier erörterten Frage nur in so fern eine Sonderstellung anzuweisen, als bei ihnen die in typischer Weise geschlossene Schalendrüse sich später nicht wieder nach aussen öffnet, sondern, auf embryonaler Entwicklungsstufe, einem auch den mit hoch entwickelter äusserer Schale versehenen übrigen Stylommatophoren eigenthümlichen Uebergangsstadium stehen bleibend, eine rudimentäre Schale ausscheidet. Wie weit aber unter den Stylommatophoren das hier für Clausilia und Succinea constatirte Verhalten verbreitet, ob es that- sächlich, wie nach dem oben Mitgetheilten wohl anzunehmen, ein ganz allgemeines, typisches Vorkommniss ist, werden weitere Untersuchungen an möglichst zahlreichen und verschiedenen, bisher nicht berück- sichtigten Formen der so gestaltenreichen Gruppe zu entscheiden haben — Untersuchungen, die vielleicht auch ein klärendes Licht auf das Wesen dieser zunächst mit KorsCHELT als „nicht recht erklärlich“ zu bezeichnenden Erscheinung werfen dürften. Falkenstein im Taunus December 1894. Nachdruck verhoten Uebersetzungsrecht vorhehalten. Beiträge zur Kenntniss der Strombiden, besonders der Gattung Terebellum Klein. Von Dr. R. Bergh in Kopenhagen. Hierzu Tafel 22—23. Die Familie der Stromben, die Strombidae, zeigt sich schon in den äussern Formverhältnissen sehr eigenthümlich ausgeprägt. Der Fuss hat gleichsam einen hohen kräftigen Hals, der ihn mit dem eigentlichen Unterkörper verbindet; er ist im Verhältniss zum Körper klein; das Vorderende ragt frei unter der Schnauze hervor, das Hinter- ende ist schief abgestutzt und trägt eine grosse Deckelfacette, die Seitenränder nicht vortretend. Der nach unten gerichtete, sehr starke hornige Deckel ist länglich, etwas gebogen, zugespitzt, mit apicalem Nucleolus, am einen Rand oft gezackt, und dient zum Hüpfen oder Springen, der Bewegungsart dieser Thiere. Der Kopf besteht wesentlich aus einer starken, etwas zusammenziehbaren Schnauze mit kleiner senkrechter Mundspalte und den vom Grunde der Schnauze sich erhebenden langen cylindrischen Augenstielen, den Oph- thalmophorien, die am Ende das grosse, mit schöner, (bei den ver- schiedenen Arten) verschiedenfarbiger Iris und grosser Linse ausge- stattete Auge tragen. Am etwa aussersten Drittel der Innenseite tragen die Augenstiele meistens (Strombus propr.) einen cylindrischen oder etwas zugespitzten, das Auge kaum überragenden Tentakel, welcher den Terebellen fehlt. Die Athemröhre (Sipho) ist kurz, überragt nicht die Schale; hinten verlängert sich der Mantelrand mit- unter in einen kürzern oder längern suturalen Fortsatz. Das Be- gattungsorgan ist sehr stark, an der einen Seite mit einer Furche versehen, welche sich am vergrésserten Ende des Penis erweitert und mit Reihen von Villi (Strombus) oder von Haken (Terebellum) besetzt ist. Die Furche setzt sich am Grunde des Organs in eine am Boden Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 343 der Kiemenhöhle schräge nach hinten verlaufende Samenrille fort. Das Organ wird vom Fussganglion innervirt und gehört eigentlich : zum Fuss. Beim Weibchen ist eine ähnlich verlaufende, doch mehr oberflächliche Furche vorhanden, die aber in einem Bogen an das rechte Ende der vordern Fussfurche hinabsteigt. Die bei den verschiedenen Arten der Strombiden so variirende Schale ist von den Conchyliologen abgehandelt. Die der Gattung Terebellum ist von der der Stromben ausserordentlich abweichend; das Thier ist aber dennoch äusserlich wie im innern Bau absolut eine Strombide. Schon Quoy u. Gararp hatten (1832) einige Notizen über die Radula der Stromben (Str. lambis, Str. chiragra) geliefert, später (1847) Lovin (Str. gloridus) und (1853) BErGH (Str. gibberulus), vor allem aber (1856) TroscHher, der auch die Mandibelplatten beschrieb und die Zahnplatten einer Reihe von (17) Arten abbildete!). Dann haben v. JHERING (1877), vor allem aber (1887) Bouvier?) das Central- nervensystem eingehend untersucht. Sonst ist über die anatomischen Verhältnisse der Stromben fast nichts bekannt. Das weit hinter dem Schlundkopfe, im vordersten Theile der untern Eingeweidehöhle liegende, in reichliche Bindesubstanz gehüllte Centralnervensystem zeigt den obern Theil, die cerebro-pleuralen Ganglien, immer etwas nach links liegend, während der untere Theil, die pedalen Ganglien, nach rechts verschoben ist. Die Connective zwischen beiden Theilen von mittelmässiger Länge. Das supra- intestinale sowie das subintestinale Connectiv ziemlich lang. Die Zygoneurie (BOUVIER) rechtsseitig, wie bei den meisten Prosobranchiern. Die cerebro-buccalen Connective lang, die buccalen Ganglien durch eine nicht kurze Commissur verbunden. Die grossen Augen mit schöner Iris und grosser Linse. Die ziemlich grossen Otocysten vor und unter den pedalen Ganglien liegend, mit grossem Otolith. Das Geruchsorgan (SPENGEL) sehr lang und dünn, aber noch federförmig, unterhalb der Kieme, einen grossen Bogen nach vorn bildend und bis in die Athemröhre hinein verlängert. 1) Troscner, Das Gebiss der Schnecken, V. 1, 1856—58, p. 191—199. Auch Esermarn (Ueber die Schneckenzungen. Programm d. Herz. Realschule zu Coburg, 1865, p. 12, tab. 3, fig. 46) hat die Zahnplatten von Str. gigas dargestellt. 2) Bovvrer, Système nerveux des Gastérop. prosobranches, 1887, p. 172—178, fig. 43, 51. 344 R. BERGH, Die Schnauze stark. Dicht hinter dem Munde findet sich der Schlundkopf. Derselbe ist ziemlich stark, trägt jederseits hinter der schmalen Lippenscheibe eine senkrecht stehende feste Mandibel- platte, welche aus dicht gedrängten Stäbchen zusammengesetzt ist. Die Zunge vom gewöhnlichen innern Bau, mit den gewöhnlichen Knorpelplatten. Die Raspel ist typisch tänioglossat, mit einer nicht grossen Anzahl von Zahnplattenreihen; die Zahnplatten ziemlich gross und stark. So gross der Unterschied in der Schalenform bei den verschiedenen Arten ist, so gering ist im Ganzen der specifische Unterschied in den Formverhältnissen der Zahnplatten. Die medianen Platten bestehen aus einer horizontalen Grundplatte, von welcher sich der Körper fast senkrecht erhebt; derselbe ist fast immer breiter als hoch, mit umgekremptem Schneiderand, mit stärkerem medianem und mehreren lateralen Dentikeln. Die Zwischenplatten sind von ganz ähnlichem Bau, nur asymmetrisch, der Schneiderand läuft nach innen in einen starken Dentikel aus, ausserhalb dessen mehrere kleinere stehen. Die zwei Seitenplatten endlich sind lang und gebogen, ziem- lich schmal, der Länge nach ausgehöhlt, der untere Rand in der letzten Strecke mit mehreren (4—6) Dentikeln versehen; die äussere Seitenplatte ein wenig kleiner als die innere. Die Speicheldrüsen sind sehr lang und dünn, in ihrer ganzen Länge an die Speiseröhre geheftet; sie passiren mit ihren kurzen Ausführungsgängen (wie auch die Aorta ant.) über die Nervenschlingen. Die Speiseröhre vorn mit einer eigenthümlichen pharyngealen rweiterung an der obern Seite des Schlundkopfes anfangend, dann mit fast gleichmässiger und nicht bedeutender Dicke sich durch die untere Eingeweidehöhle erstreckend, dieselbe verlassend sich an die Vorderleber schmiegend und deren hinterm Rande folgend, mit einer Biegung in den Magen einmündend. Der Magen ziemlich gross, zwischen der Hauptleber und der Niere theilweise entblösst liegend, durch eine Querfalte in zwei Räume getheilt; in dem vordern findet sich eine eigenthümliche, frei hervorragende cuticulare Bildung, eine Art von Krystallstiel; in dieselbe Abtheilung münden die Hauptleber und die Mittelleber. Der Darm am obern Theil der Niere (und das Rectum) an der hintern Wand der Kiemenhöhle an die starke, vortretende Analpapille verlaufend. Die Hauptleber mitunter kurz, sich kaum durch mehr als eine Schalenwindung hinauf erstreckend, mitunter fast bis in die obersten Windungen aufsteigend, sich in den Magen ôfinend. Die Mittelleber rechts, hinter der Niere liegend, viel kleiner als die Beitriige zur Kenntniss der Strombiden. 345 vorige, sich auch in den Magen ôfinend. Die Vorderleber ganz vorn, links liegend, etwa von der Grösse der Mittelleber, sich in den Darm 6ffnend. Die Niere zeigte weder innerlich noch äusserlich eine deutliche Diflerenzirung in zwei Partien; die branchio-renale und pericardio- renale Oeffnung wie gewöhnlich. Der Hoden lang, das oberste Ende der Eingeweidemasse bildend und weiter nach vorn fast die ganze Länge der Leber und des Magens begleitend. Der an der columellaren Seite der Haupt- und Vorder- leber stark gewunden verlaufende Samenleiter geht in eine Samen- rille über, welche längs der bintern Wand der Kiemenhöhle verläuft, sich schräg an der untern Wand derselben, an den Grund des colossalen Begattungsorgans fortsetzt und weiter längs der Rückenseite desselben bis fast an seine Spitze. Der Penis ist in der letzten Strecke immer erweitert und die Ränder der Furche hier sehr oft mit Reihen von weichen Zotten (Strombus) oder Dornen (Terebellum) besetzt. Der Eierstock ganz links am Grunde der Kiemenhöhle liegend; derselbe öfinet sich in eine Eirille, deren oberer stärkerer Rand in der ersten Strecke den untern ganz deckt; indem die so verdeckte Rille den Grund der Kiemenhöhle verlässt und auf ihre untere Wand hinübergeht, wird sie offen und setzt sich, allmählich undeutlicher werdend, nach vorn und unten auf den Hals des Fusses fort und ver- läuft bis an die rechte Ecke der vordern Fussfurche !). — Ueber Be- gattung, Laich und Entwicklung dieser Thiere ist nichts bekannt. Die Stromben gehören nur den tropischen und subtropischen Meeresgegenden (Rothem Meer, Küste von Senegal, Indischem und Australischem Meer) an; sie sind apathische und sehr langsame Thiere, die sich hüpfend und springend auf wenig tiefem Meeresboden bewegen. Sie leben von Pflanzen und von auf dem Boden liegendem Detritus. 1) Die Verhältnisse der weiblichen Geschlechtsorgane sind mir sehr unklar geblieben. Quoy u. Garmarp (Voy. de l’Astrolabe, Moll, V. 8, 1834, p. 58) haben einige Notizen dariiber geliefert, die ziemlich un- verständlich sind. Die Schleimdriise („luterus“) soll lange Bänder, „Gehirnwindungen ähnlich“ bilden, der Eierstock in der erwähnten Rille liegen und der Eileiter kurz sein. 346 R. BERGH, Im System der Prosobranchier werden die Strombiden, wie von P. Fıscher und von Bouvier besonders hervorgehoben, ihren Platz bei den Chenopiden und Struthiolarien finden. I Strombus L. Die Stromben unterscheiden sich (ausser durch die Schale) von Terebellum durch besondere , an den Ophthalmophorien sitzende Tentakel, durch viel stärkere Entwicklung des Fusses und durch das Fehlen von fadenförmigen Gebilden hinten am Mantelrande, die sich in die Schalensutur einlegen. 1. Strombus gigas L. Taf. 22, Fig. 26—30; Taf. 23, Fig. 54—59. Von dieser riesengrossen Form des Antillenmeeres habe ich zwei grosse Individuen, ein männliches und ein weibliches, dem Kopen- hagener Museum gehörend, beide aber leider schon theilweise und zwar in sehr roher Weise geöffnet, untersuchen können; ferner ein jugendliches weibliches (mit Schale von 9,6 cm Länge), mir von Herrn Prof. SELENKA geschenkt. In den Form- und relativen Maassverhältnissen stimmten die beiden, der Schale beraubten und in Alkohol aufbewahrten Individuen mit einander überein; das männliche war etwas grösser als das weib- liche. Die unten gegebenen Maasse beziehen sich hauptsächlich auf das männliche Individuum. Die Länge des Fusses betrug 6 cm bei einer Breite vorn von 2,5. Die hinten etwas breitere Fussohle war durch eine deutliche Furche vom zusammengedrückten Halse des Fusses geschieden, aber nicht breiter als der letztere. Das vordere, 2 cm frei vortretende Stück des Fusses mit gerundeten Ecken, mit ziemlich tiefer Rand- furche, welche in der Mitte einen tiefen Porus zeigt. Das Hinter- ende des Fusses schief nach unten und vorn abgestutzt, von der Deckelfacette aufgenommen. Diese letztere gross, 3,2 cm lang bei einer Breite von 2,2; mit tiefer und breiter, etwas schräger Mittel- furche und mit mehreren schwächern, nach oben etwas convergirenden zu jeder Seite derselben ; die Facette ist oben und an den Seiten von einer (bis 3—4 mm breiten) vortretenden Falte eingefasst. Der sehr steil aufsteigende Fussrücken stark convex. Der um seine Längs- axe ein wenig gedrehte, dunkel horngelbe Deckel ist kurz säbel- Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 347 förmig mit glatten Rändern; die Länge betrug 8 cm bei einer Breite bis 2,5, die Dicke durch die mediane Längsrippe bis 5,5 mm; das obere Ende ein wenig zugespitzt, gerundet, das untere lancettförmig zugespitzt. Die freie, hintere Fläche ist eben, etwas gewölbt, mit deutlichen, nach oben convexen Anwuchslinien. Die etwas concave vordere Fläche besteht aus dem kürzern und breitern, an die Deckel- facette gehefteten Theile und dem freien längern, spitz zulaufenden. Der erstere, angeheftete Theil zeigt den obern und die Seiten- ränder verdünnt; die Fläche ist durch einen starken, nach oben ver- schmächtigten submedianen Längskamm in zwei Abtheilungen getheilt, eine kürzere und breitere rechte und eine etwas längere und schmalere linke, welche beide sich convex gegen den dickern freien Theil des Deckels abgrenzen; zu beiden Seiten des Kammes finden sich einige gebogene, nach oben convergirende schwache Leisten. Der freie Theil des Deckels stark, mit concavem, etwas nach vorn um- geschlagenem, dickerm linkem Rande; der rechte Rand ist convex, flacher und dünner; die vordere Fläche ist bis an die Spitze von einer verdickten Fortsetzung des erwähnten submedianen Längskammes durchzogen; die linke Partie somit kürzer und schmaler, die rechte länger und, breiter; diese ganze vordere Fläche zeigt deutliche, die Convexität gegen die Deckelspitze kehrende Anwachslinien; die der Anheftungsfacette zunächst liegende Partie ist glatter, die übrige Strecke meistens mit ziemlich dicht stehenden, äusserst feinen Knöt- chen bedeckt. — Die fast cylindrische, einem menschlichen Penis ziemlich ähnliche Schnauze überragt den freien vordern Theil des Fusses, war von einer Länge von 3,2 cm bei einem Durchmesser von 1,5—1,3; die senkrechte Mundspalte 7 mm lang. Die Ophthal- mophorien am Grunde an der Wurzel der Schnauze fast zusammen- stossend, am Grunde ein wenig eingeschnürt, ein wenig kürzer als die Schnauze, etwas zusammengedrückt, unten an der Innenseite sich etwas concavirt der Schnauze anschmiegend; die Breite betrug vor der Einschnürung am Grunde 2 cm, an der Gegend der Wurzel der Tentakel 1 cm. Die Augen an der Spitze der Ophthalmophorien mit schöner schwarzer Iris. Etwa am Anfange des letzten Viertels der Länge der Ophthalmophorien treten aus einer niedrigen Grube der Innenseite die kegelférmigen, 8 mm langen Tentakel hervor. — Der Nacken und seine Fortsetzung, die obere Wand des Unterkörpers, sind ziemlich flach, eben. Ziemlich weit hinten, eigentlich zum Fusse gehörend, tritt rechts beim Männchen das Begattungsorgan hervor. Dieser mächtige Penis ist am Grund ein wenig breiter, im Ganzen 348 R. BERGH, etwas zusammengedriickt, 6,5 cm lang bei einem Durchmesser am Grunde yon 14 mm, an der Mitte und meistens in der übrigen Strecke von 8 mm. Das Organ ist von der Wurzel ab längs des obern Randes von einer engen, tiefen Furche durchzogen, die sich gegen das Ende des Organs und zwar in einer Strecke von 3,5 cm Länge zu einer Art von zusammengebogener, löffelartiger Bildung ent- wickelt, die, ausgebreitet, eine Breite bis 2,5 cm erreichte Vom Grund des Penis ab und sich in die tiefe Furche desselben fort- setztend, zieht sich die Samenrille leicht gebogen fast gerade nach hinten längs des Bodens der Kiemenhöhle bis an den Grund der- selben in einer Länge von vollen 5 cm. Diese Rille ist von einer gleichmässigen Breite von etwa 1 mm, ziemlich flach, jederseits von einer ein wenig vortretenden Falte eingefasst. — Der Mantelrand zeigt sich mit einer Reihe von dichter oder spärlicher vertheilten, 0,5—1 mm hohen, mehr oder weniger spitzen, weichen Höckerchen besetzt. Der ziemlich breite Sipho hatte eine Länge von 3,5 cm. Durch die Decke der weiten Kiemenhöhle schimmerten undeutlich das dünne Geruchsorgan, die Kieme, die Falten des Schleimhaut- organs und das Rectum hindurch. Die dicht- und dünnblättrige Kieme zeigt sich (nach Spaltung des Daches der Kiemenhöhle) vorn dicht am verdickten Mantelrand anfangend und sich schräge in einem schwachen Bogen an das hintere linke Ende der Höhle erstreckend. Die Kiemenblätter erreichten eine Länge bis zu wenig- stens 1,5 cm bei einer Höhe bis 6 mm; nur etwa das innerste Viertel der Blätter war angeheftet, sonst ragten sie schief frei hervor. In der Gegend des Anfanges des zweiten Drittels der Kieme (von hinten ab gerechnet) fängt das schmale (durchgehends 0,6 mm breite), lange Geruchsorgan an, das in einem geringen, nach vorn (2—7 mm) wachsenden Abstand von der Kieme längs des Hinterrandes der- selben bis etwa an den Anfang des letzten Drittels verläuft, wo das Organ stark nach vorn biegt und sich bis an das Ende des Sipho fortsetzt, der rechten Seite desselben mehr genähert. Der hintere Theil des Daches der Kiemenhöhle wird hinter der Kieme vom falten- reichen Schleimorgan eingenommen, das links niedrig anfängt, dessen schräge Falten aber allmählich zu einer Länge von 2,7 cm bei einer Dicke bis 3 mm anwachsen; die Falten heften sich dem Rectum (Taf. 23, Fig. 54 b) seiner ganzen Länge nach bis an den Grund der Analpapille an. Hinter dem Schleimorgan verläuft seiner ganzen Länge nach das starke, gerade Rectum (Fig. 54 a) (von einem fast durchgehenden Durchmesser von 12 mm); derselbe endet mit der ab- Beitriige zur Kenntniss der Strombiden. 349 gestutzt kegelförmigen, 12 mm hohen (Fig. 54a‘) Analpapille, die am Grunde einen Durchmesser von fast 10 mm hatte; ihr Grund fand sich 3 cm einwärts vom Mantelrand. Hinter dem Rectum endlich, ganz nahe am Uebergang der obern Wand der Kiemenhöhle in die untere (etwa 5 mm hinter dem Rectum), verlief, mit dem Darm fast seiner ganzen Länge nach parallel, der Samenleiter als ein starker Strang von einer Höhe und Dicke von etwa 4,5 mm, der in einem Abstand von fast 2 cm von der Wurzel der Analpapille am Anfang der Samenrille endigt. Vom Ende des Samenleiters verläuft eine starke, schräge Falte fast bis an den Grund der Analpapille, und zwischen dieser Falte und dem Rectum finden sich noch kurze quere und schräge Falten. Unweit von der linken Ecke der Kiemenhöhle präsentirt sich gleichsam auf dem Gipfel eines niedrigen, gerundeten Hügels der ovale, im Durchmesser 1,5 mm haltende Nierenporus. Beim Weibchen waren die Verhältnisse dieselben, nur das Schleimorgan relativ weniger entwickelt. In geringem Abstand hinter dem (Fig. 54 aa‘) Darm, mit demselben parallel, nur in der letzten Strecke sich vom Darm etwas mehr entfernend, verlief bis unweit von der Analpapille der Eileiter, dessen Durchmesser etwa 1,5 mm betrug. Von der Gegend des Anfangs etwa des letzten Fünftels des Eileiters ab ging eine ganz feine Furche aus, die erst in der obern Wand des Unterkörpers verlief, dann schräg nach hinten und unten hinabsteigend, in einem weiten Bogen sich nach vorn und unten wen- dete und sich sehr deutlich bis an das rechte Ende der vordern Fuss- furche fortsetzte. Sich dicht an den Eileiter anlegend, verlief längs des Hinterrandes desselben ein spiralig gewundener Gang, ein wenig dünner als der Eileiter. Der Kopf war violett-grau oder schwärzlich marmorirt, am stärksten an der obern Seite, hier und da einige zerstreute rosafarbige Flecke und Striche zeigend; die Spitze der Athemröhre zeigte eine Reihe von rundlichen schwarzen Fleckchen; sonst war die Farbe des Thieres gelblich. Die untere Körperhöhle, welche das Centralnervensystem und den grössten Theil der Speiseröhre mit den Speicheldrüsen ent- hält, ist ziemlich eng, abgeplattet. Vorn, wo sie in die enge Höhle der Schnauze übergeht und mehr rundlich ist, betrug der Durch- Zool. Jahrb. VII, Abth. f. Morph. 93 350 R. BERGH, messer 5 mm; sie erweitert sich aber schnell und hatte hinten einem Durchmesser von 22 bei einer Höhe von 6 mm. Ganz vorn, unter- halb der Wurzel der Schnauze, steht die Höhle durch eine fast 4 mm weite Oeffnung mit der grossen Fusslacune in Verbindung. Die obere Wand der Höhle ist ganz eben; die untere, welche sich ohne Grenze in die niedrigen Seitenwände fortsetzt, ist wie die letzteren von dicht an einander liegenden starken, musculösen Querbalken gebildet; an den Wänden finden sich feine Gefässöflnungen. Das Centralnervensystem (vgl. Taf. 22, Fig. 1) unverhältniss- mässig klein; die Ganglien röthlich-gelb. Dieselben sind in reichliche, fest anhängende Bindesubstanz gehüllt, welche die Ganglien an die Speiseröhre und die Speicheldrüsen innig anheftet und sich auf den Grund der Nerven hinaus fortsetzt. Die cerebro-pleuralen Ganglien 4 mm lang, durch eine ganz kurze Commissur verbunden, die Breite der ganzen Ganglienmasse auch fast 4 mm; die zwei Ab- theilungen deutlich unterscheidbar. Von den cerebralen Ganglien gehen je 3 Nn. rostrales antt. und einige kurze postt. ab, ferner ein N. buccalis (?), der der Speiseröhre an den Schlundkopf folgt, ein N. tentacularis, der N. opticus und wahrscheinlich der N. acusticus; ferner das lange cerebro-buccale und das cerebro-pedale Connectiv. Die pleuralen Ganglien geben erst je das starke pleuro-pedale Con- nectiv ab; das rechte ferner den N. supraintestinalis an das supra- intestinale Ganglion und das zygoneure Connectiv an das subintestinale Ganglion; das linke pleurale Ganglion giebt 4—5 Nn. palliales und parietales (für die Körperwand) ab, ferner einen N. supraintestinalis an das Gangl. supraintestinale, einen N. subintestinalis an das sub- intestinale Ganglion und den N. columellaris. Die cerebro- und pleuro- pedalen Connective ziemlich stark, besonders das letztere, etwa 4 mm lang. Die pedalen Ganglien vorn etwas von einander geschieden, sonst einander in der Mittellinie berührend, 2,5 mm lang bei einem Querdurchmesser der beiden Ganglien von 2 mm; sie waren etwas dicker als die cerebro-pleuralen. Vom Hinterende, theilweise auch vom Aussenrande hinten gingen 5—6 starke Nn. pediaei antt. und postt. aus; vom rechten ferner ein starker N. penis. Das supraintesti- nale Ganglion (12 mm vom Hinterende der linken cerebro-pleuralen Ganglienmasse entfernt) war von ovaler Form, von etwa 2 mm grösstem Durchmesser; es lieferte der Kieme mehrere Nn. branchiales, einen N. olfactorius (pseudobranchialis) für das Geruchsorgan und mehrere Nn. parietales; der N. supraintestinalis setzt sich ferner durch das (et Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 351 Ganglion an das linke viscerale Ganglion fort. Das subintesti- nale Ganglion der cerebro-pleuralen Ganglienmasse ein wenig mehr als das supraintestinale genähert, etwa von derselben Form und Grösse. Dasselbe liefert den N. pallialis dexter, mehrere Nn. parietales und ein viscerales Connectiv an das rechte viscerale Ganglion. Die runden buccalen Ganglien am pharyngalen Ende der Speiseröhre liegend, durch eine nicht kurze Commissur verbunden, dem Schlundkopf (N. buceinatorius), der Zunge (N. lingualis), der Raspelscheide (N. ra- dularis) und der Speiseröhre (N. oesophagalis) mehrere Nerven liefernd. Die zwei visceralen Ganglien hinter der Speiseröhre, an der hintern Wand der untern Eingeweidehöhle liegend, von ovaler Form, von kaum 0,6 mm Durchmesser, durch eine nicht kurze Commissur verbunden. Die Augen gross, kugelförmig ; von 2,5 mm Durchmesser, mit schwarzer Iris und einer roth-braunen Linse von 1,2 mm Querdurch- messer, mit schwächer gewölbter vorderer, stark gewölbter hinterer Fläche, an der Grenze zwischen den zwei Abtheilungen ein vorsprin- gender Rand; das. dünne Glaskörperlager gelb. Die in einer Quer- linie vor und ausserhalb der Pedalganglien liegenden Otocysten von ungefähr 0,35—0,40 mm Durchmesser; der gelbe, kugelförmige, leicht in 4 Theile zerfallende Otolith von etwa 0,12—0,14 mm Durch- messer. Das lange, schmale Geruchsorgan (SPENGEL) von ge- wöhnlichem Bau’). Durch den Tentakel konnten ein Gefäss und der N. tentacularis verfolgt werden. — Die median in der vordern Fussfurche einmündende, weissliche Fussdrüse 10 mm lang bei einem Durchmesser bis 2 mm. Die Innenseite der Schnauze zeigte ein starkes musculöses ‘ Ringlager mit zahlreichen Gefässöffnungen; an der untern Wand fand sich ein medianer Streifen von zerrissenen kurzen Bindesubstanzfäden, die den Schlundkopf und die Speiseröhre an die Wand befestigten; unterhalb des Streifens verläuft die Art. rostralis; oben an den Seiten- wänden kommt ihrer Länge nach ein ähnlicher Streifen vor, auch für ähnliche Anheftung. Längs der Innenseite der Schnauze verlaufen drei Nn. rostrales, von denen zwei sich in die Umgegend des Aussenmundes verlieren. Das Ringlager der Schnauze ist von einem 1) Dasselbe ist von Brrnarp (Rech. sur les org. palléaux des Gastérop. prosobr., in: Ann. Sc. Nat., Zool., (sér. 7), Vol. 9, 1890, p. 193, tab. 9, fig. 35) erwähnt (Str. gigas, luhuanus). 23* 352 R. BERGH, stärkern Längslager umgeben, welches in den verschiedensten Rich- tungen von schrägen und senkrechten Faserbündeln durchzogen ist. Die Wand der Schnauze hatte meistens (nur nicht vorn) eine Dicke von 5 mm; die vorn viel weitere Lichtung maass meistens 5 mm und war fast ganz vom Schlundkopfe und von der Speiseröhre eingenommen. Dicht hinter dem Aussenmunde der Schnauze fand sich der Schlundkopf. Dieser hatte bei dem grossen (männlichen) Indi- viduum eine Länge von 11 bei einer Höhe von 10 und einer Breite von 11 mm; bei dem jugendlichen Individuum betrugen die ent- sprechenden Maasse 7, 6 und 6 mm. Der Schlundkopf ist fast kugel- förmig, unten und an den Seiten gleichsam wie von zwei durch eine gebogene Furche geschiedenen, fast gleich grossen Partien gebildet, einer vordern mandibularen und einer hintern lingualen. Die erste zeigt eine ganz schmale Lippenscheibe um die Mundöffnung und ist durch kurze Muskelbündel an die Umgegend des Aussenmundes ge- heftet. Die hintere Partie zeigte gleichsam zwischen zwei Kissen (Mm. linguales inff.) die (hier 7 mm lange, 4 mm breite, wegen der durchschimmernden Zahnplattenreihen) violette, nach oben gekrümmte Raspelscheide. Die hintern */, der obern Seite des Schlundkopfes werden von dem kurz-birnförmigen (vorn 8 mm breiten), vorn convex endenden pharyngalen Vorderende der Speiseröhre gebildet, dessen Vorderrand etwa dem Vorderrand der Zunge entspricht. Dieser ganze letzte Theil ist in seiner ganzen Ausdehnung durch kurze Binde- substanzbündel an die Wand der Schnauze geheftet und zeigt somit nach Auslösung des Schlundkopfs eine kurzzottige Oberfläche. Hinter dem Schlundkopfe ragt die Raspelscheide 3 mm unter der Speiseröhre hervor. — Die Unterseite des Schlundkopfes ist durch kurze Binde- substanzbündel an die Schnauze geheftet, so wie der hinterste Theil durch etwas längere auch an die Seitentheile derselben. Von der Umgegend des Aussenmundes geht jederseits ein kurzer M. protractor bulbi an den untern Theil der Seite der vordern Partie des Schlund- kopfes und ein wenig mehr nach hinten ein ähnlicher, ferner von der untern Wand der Schnauze noch zwei Mm. protractores an den hin- tersten Theil des Schlundkopfes. Vom Grunde der Schnauze hinten geht endlich jederseits längs der Unterseite der Speiseröhre ein langer, flacher M. retractor bulbi, welcher längs des Grundes der Raspel- scheide verläuft und sich in mehrere Schwänze theilt, die sich an der Grenze zwischen der vordern und hintern Partie des Schlundkopfes anheften. — Hinter der Lippenscheibe präsentirt sich an beiden Seiten die senkrecht an der Wand liegende, von der andern oben wie unten ganz Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 353 geschiedene, gelbbraune, ein wenig irisirende Mandibelplatte, welche durch ihre Farbe gegen die milchweisse Cuticula der Backe absticht. Dieselben waren der Fläche nach ein wenig gebogen, oben und unten ein wenig schmaler und daselbst gerundet, etwa 4 mm lang bei einer Breite von 1 und einer Dicke von etwa 0,4—0,5 mm (bei dem jüngern Individuum war die Länge 2,2, die Breite 0,5 mm). Am Hinterrande der Mandibelplatte fand sich weisses, schmales und festes Gebräme und an der äussern angehefteten Seite ein längs der Mitte verlaufender gerundeter Kamm von ähnlicher Beschaffenheit, beide gingen unmittelbar in die Mandibelplatte über; mit dem Kamm passten die Platten genau in eine Grube der Backe. Die Platten waren aus ganz dicht gedrängten, hohen und nur 0,007— 0,01 mm dicken, gelben Stäbchen gebildet; aus ähnlichen, nur blasseren Ele- menten bestanden auch die erwähnten appendiculären Bildungen. — Die Mundhöhle ziemlich eng, von der Zunge fast ganz ausgefüllt. Die Zunge stark, ziemlich breit, vorn gerundet, mit Spuren von einigen ausgefallenen Zahnplattenreihen, und unten mit medianem Kamm. In der roth-braunen schillernden (3,8 mm breiten) Raspel 16 Zahnplattenreiben, die Randpartie der Raspel aber gelblich wegen der Seitenzahnplatten, die nur im obern Theile (und theilweise im Grundtheile) roth-braun waren. Unter dem Raspeldache und weiter in der Scheide fanden sich 64 entwickelte und 10 halb- und fast nicht entwickelte Reihen; die Gesammtzahl derselben somit 90. Bei dem erwähnten jüngern Individuum waren in der Raspel 19 Zahnplatten- reihen vorhanden, weiter nach hinten 64 entwickelte und 6 halb- und unentwickelte Reihen; die Gesammtzahl somit 891). Die vordersten 3—5 Reihen zeigten die Platten abgerieben, beschädigt (ohne Den- tikel) und theilweise ausgerissen. Das fest anliegende Raspeldach flach, ziemlich breit, zungenförmig, 3 mm lang. Die Fortsetzung der Raspel ist hinter dem Dach stark nach unten gebogen, dann wieder nach oben gekrümmt; das Ende der Raspelscheide durch einen muscu- lösen Strang mit dem hintern Theil des Vorderendes der Zunge ver- bunden. Die medianen und die Zwischenplatten sind von roth-brauner Farbe, so auch die obere Hälfte der Seitenplatten sowie der untere Theil ihres Grundstücks; die Farbe der Zahnplatten, wie gewöhn- lich, in der Raspelscheide dunkler. Die Breite der vordersten wie der hintersten medianen Platten betrug 0,80 mm; bei dem jüngern 1) Trososer (l. c. p. 298) giebt die Zahl der Reihen auf 54 und „eine Anzahl unentwickelter“ an. 354 R. BERGH, Individuum nur 0,521); die Breite der Zwischenplatten 1,1 mm. An den medianen Platten (Taf. 22, Fig. 26) kamen an jeder Seite des mittlern Dentikels 3 kleinere vor; an den Zwischenplatten (Fig. 27, 28) ausserhalb der kräftigen Spitze des Schneiderandes 3—4, selten 5 Dentikel; von den Seitenplatten (Fig. 29, 30) trug die innere 5—6 Dentikel; die äussere ebenso, mitunter auch nur 4. — Die milch- weissen Zungenknorpel 5,5 mm lang bei einer Breite von 4,5 und einer Dicke bis 2 mm; die ®/, ihrer Unterseite dienen Muskel- anheftung. Die kurzen Ausführungsgänge der Speicheldrüsen münden hinten in die pharyngale Erweiterung der Speiseröhre ein. Die gelblich-weissen Drüsen sind fast cylindrisch, vorn nur von einem Durchmesser von 1,25, später meistens von 3—3,5 mm, mit ziemlich weiter Lichtung; in der vordern Strecke (in der Schnauze) zeigen sie sich höckerig und mit vielen Einschnürungen, in der übrigen Strecke sind sie mit vielen kurzen Querästen versehen, die quer über die Speiseröhre mit denen der Drüse der andern Seite zusammenstossen. Die Drüsen sind durch reichliche kurze Bindesubstanzbündel innig an die Speiseröhre sowie an die Wand der Speiseröhre gelöthet. Die bräunlich-graue Speiseröhre bildet, wie oben erwähnt, an der obern Seite des Schlundkopfes eine pharyngale, vorn breitere Erweiterung ; die obere Wand derselben erstreckt sich bis etwa gegen die Gegend des Vorderrandes der Zunge; die untere Wand der Speiseröhre springt frei über das Raspeldach als eine starke, quergefurchte, in der Mitte ausgerandete, 3,5 mm lange Falte hervor. Die Länge der Speiseröhre vom Schlundkopfe ab bis an den Austritt aus der Körper- höhle war 8,7 cm bei einem Durchmesser vorn von 4—5, weiter nach hinten von 5—6 mm. Die Speiseröhre ist, was besonders in der Schnauze deutlich hervortritt, längs ihrer Unterseite durch kurze Binde- substanz angelöthet; ferner oben an ihren Seiten durch dünne, aber zähe, dicht neben einander liegende, aber doch gesonderte Binde- substanzfäden, welche sich quer über die Speiseröhre mit denen der andern Seite verbinden. Die Innenseite des intrarostralen Theils der Speiseröhre zeigt feine Längsfalten und zwei starke, etwa 2,5 mm hohe, ziemlich mediane; in der übrigen Strecke sind diese letzten weniger deutlich und die andern Falten alle fast gleichgross, von einer 1) Trosouez, (1. ec. p. 198) giebt die Breite zu 0,75 mm an, EsEr- HARD (1. c. p. 12) zu 0,49 mm. Beitriige zur Kenntniss der Strombiden. 355 Höhe von 2,5—3 mm. Die Höhle der Speiseröhre leer. — Im linken Winkel der untern Körperhöhle verlässt die Speiseröhre die- selbe, und die Fortsetzung des Verdauungscanals verläuft noch etwa 1,5 cm in der Körperwand, verlässt dann dieselbe und verläuft in einer Länge von 6 cm längs des linken Randes des untern Leber- lappens, biegt sich um den obern Rand desselben, folgt in einer Strecke von etwa 2 cm dem rechten Rande dieses Leberlappens und öffnet sich in den Magen. Die Innenseite dieser Darmstrecke zeigte feine Längsfalten, und in dieselbe mündete mit einem kurzen Gallengange der erwähnte Leberlappen; die Höhle war leer. Der Magen lag mit einem grossen Theil seiner Oberfläche zwischen Hauptleber und Niere entblösst. Er zeigte sich schon auswendig durch eine leichte Ein- schnürung in zwei Räume getheilt, wie es sich nach Spaltung der obern Wand deutlich erwies. Der hintere Raum war fast kugel- förmig, 2 cm lang, 2 cm breit und 1,5 cm hoch; die Wand des ge- rundeten Hinterrandes liess sich leicht von der Leber lösen. Das Vorderende war unten und an den Seiten durch eine Querfalte von dem vordern Raume geschieden; median erhob sich unten von dieser Falte ein dicker (bei einer Höhe und Dicke von 5 mm 13 mm langer) Kamm, welcher noch in die hintere Kammer etwas hineinragte, während er median mehr als die Hälfte der vordern Kammer durchzog ; am abgeflachten Oberrand trug der Kamm eine Furche, die sich hinten zu einer Facette entwickelte. Rechts an der obern Wand dieses ‚Raumes fand sich eine ziemlich starke, flache, längs der Mitte ver- tiefte Verdickung (dem erwähnten Kamm entsprechend), die sich als eine Längsfalte in den vordern Raum hinein fortsetzte; mit Ausnahme von einigen kurzen, von der Querfalte ausgehenden Längsfalten war die Wand des hintern Raumes sonst glatt. Der vordere Raum war etwas kleiner als der hintere, besonders schmaler, 1,7 cm lang bei einer Breite von 1 cm; median längs der Unterseite fand sich in einer Strecke die Fortsetzung des erwähnten Kammes und weiter nach hinten eine starke Längsfalte, rechts ferner 3 schräge Falten; eine circuläre Falte bildete die Grenze gegen den abgehenden Darm. Links fand sich ganz vorn in diesem Raume eine weite Gallenöffnung, ferner die Cardia, rechts ganz hinten neben dem Pylorus eine andere. Die Gegend des Pylorus war von einer ganz schwach gelblichen Cuticula überzogen, welche sich nach vorn über die Längsfalte und den Kamm zu erstrecken schien und vom letztern löffelartig in den hintern Magen- 356 R. BERGH, raum hineinzuragen'). Dieser ,,Krystallstiel“*) ist ganz dünn, durchsichtig, ein wenig federnd; er (Fig. 55) besteht aus einem etwas längern Theil (bei den zwei grossen Individuen 10—11 mm an Länge bei einem Durchmesser von 5—6 betragend), welcher sich an der einen Seite in den löffelförmigen Theil herumdreht; dieser letztere ist ein wenig kürzer als der vorige, an Länge 8—9 mm messend, fast horizontal oder wenigstens etwas schräg gegen den vordern Theil gestellt, einem mehr oder weniger flachen Löffel mit umgebogenen Seitenrändern ähnelnd. Es wäre möglich, dass das Organ das plötz- liche Eintreten einer zu grossen Menge von Speisebrei verhindern soll. Dieser breiige Inhalt des Magens, welcher grau (fein weiss punktirt) aussen schon durchschimmerte, bestand hauptsächlich aus feinen Sand-, theilweise auch Kalkpartikeln, mit einer Unmasse von den verschiedensten Algen, besonders der Lyngbya majuscula Hary. (nach Bestimmung durch den Algologen Dr. KOLDERUP-ROSENVINGE), mit Foraminiferen und Stückchen von solchen, Diatomeen, Schalen von Molluskenlarven, ganz kleinen Crustaceen und Stückchen von solchen und einer Menge von dreistrahligen Spikeln vermischt. Der Darm verlief vom Pylorus ab erst zwischen der Hauptleber und der Mittel- leber, dann oberhalb der Niere, in die Niere eintretend und durch die ganze Länge derselben (?) eine lange dünne Schlinge legend; der Darm tritt dann als Rectum hervor, welches, ausgestreckt, eine Länge von 11,5 cm hatte bei einem fast durchgehenden Durchmesser von 1,1; die starke Analpapille frei vortretend. Die Innenseite des Darmes zeigte feine Längsfalten bis an das Rectum; im ersten Drittel des letztern war eine starke Längsfurche vorhanden, sonst waren die Wände fast eben. Fast bis an das Rectum war der Darm mit einem dem oben erwähnten ähnlichen Inhalt vollgestopft, das Rectum dagegen war weniger gefüllt oder selbst fast leer. Die Hauptleber erstreckte sich bis zu 1 cm vom obern Ende des Hodens, war aber beim Männchen in einer Länge von fast 2 cm 1) Bei allen drei untersuchten, viele Jahre in Alkohol aufbewahrten Individuen schien das Organ lose in dem Speisebrei zu liegen, mit welchem der Magen voll gepackt war. Die ursprünglichen Lagever- hältnisse bleiben somit ganz unsicher. 2) Huxtey (On the morphology of the ceph. Moll., in: Philos. Transact., 1853, p. 60—61, tab. 4, fig. 16—17) hat nach Cu. ÜoLLIER wieder die Aufmerksamkeit auf den , crystalline style“ der Stromben (Pteroceras) gelenkt; seine Beschreibung und noch mehr die mitge- gebenen Figuren sind aber schwer verständlich. Beiträge zur Kenntniss der Strombiden, 357 vom Hoden ganz umschlossen, durch denselben undeutlich durch- schimmernd. Weiter nach vorn war die Leber längs ihres convexen Randes und zum grössten Theil an der Hinterseite vom Hoden über- zogen, in der Weise, dass also nur der grösste Theil der Vorderseite und ein Drittel der Hinterseite der Leber entblösst waren. Die Leber, welche sich kaum durch mehr als eine Windung der Schale hinauf erstreckte, maass, ausgestreckt, 12 cm an Länge bei einer Breite bis 3 und einer Dicke bis zu 1 cm. Die Farbe war an der Aussenseite bleigrau, auf Schnitten grau-braun und gelb-grau. Diese Leber öffnet sich in den Magen neben der Cardia. Die Mittelleber ein wenig kleiner als die untere, an der rechten Seite des Pylorustheils des Magens hinter der Niere liegend. Sie öffnet sich neben dem Pylorus in den Magen. Die Vorderleber ganz vorn liegend, 4 cm lang bei einer Höhe von 2 und einer Dicke von 1 cm; sie öffnet sich in den Darm. — Beim Weibchen bildet die Leber das Hinterende der Eingeweidemasse, deren Ueberzug wie beim Männchen in einen Faden sich verlängert. Das Pericardium 17 mm lang bei einer Breite von 7. Die Vorkammer des Herzens 10 mm lang bei einer Breite von 6. Die Aorta ant. und post. wie gewöhnlich von der Wurzel ab getrennt. Vorn in der untern Eingeweidehöhle unter der Wurzel der Schnauze eine 4 mm weite Oeffnung, in die grosse Fusslacune leitend; eine flache Lacune längs des Fussrückens verlaufend. Die Niere gelblich-grau, gegen die blei- oder bläulich-graue Leber contrastirend, fast 4 cm lang bei einer Breite von 1,5—2,3 cm; an der obern Wand kürzere und niedrige Querfalten; an der untern viel stärkere, höhere (7—10 mm hohe), mit einander communicirende und zusammengesetzte Falten. Die branchiale Oeffnung ganz vorn sehr deutlich, etwas mehr nach hinten die feine pericardiale. Beim Männchen bildete der Hoden den hintersten Theil der obern Eingeweidemasse, beim Weibchen die Leber; bei beiden Geschlechtern aber war eine Verlängerung als ein 8—9 mm langer, hinten ge- schlossener Faden von abnehmendem Durchmesser von 0,6—0,25 mm vorhanden. Der Bau desselben konnte nicht ermittelt werden; be- sonders gegen die Spitze hin und in derselben fanden sich feston- artig verbundene gelbliche Bildungen unter der Cylinderepithelschicht. Der schwach gelblich-weisse Hoden, wie oben erwähnt, das allerhinterste Ende der Eingeweidemasse ausschliesslich bildend, dann in einer kurzen Strecke das Hinterende der Leber einschliessend, in der ganzen übrigen Strecke die Hauptleber und den Magen begleitend, 358 R. BERGH, die erste längs des convexen Randes und an der hintern Seite mit einer bis 3 mm dicken Lage iiberziehend. Die Drüse bestand aus langen, etwas verzweigten Läppchen, die zum Rande ziemlich senk- recht standen. In den Läppchen der Drüse die gewöhnlichen Zoo- spermienbiindel ; die Zoospermien sehr lang, mit langem Kopfe. Ausser- dem fanden sich aber in Menge die bizarren, langen, etwas abge- platteten, von Brock angegebenen !) „wurmförmigen Spermato- zoen“. Dieselben (Fig. 56, 57) waren meistens an dem einem Ende dünner als am andern; im Innern sind sie von 2—4, meistens 4 Reihen von ziemlich grossen, stark lichtbrechenden, etwas fettähn- lich glänzenden Körpern erfüllt; seltener fehlten solche Körperreihen im dünnern Körperende; . längs beider Ränder verläuft eine schmale, wellenartig gebogene (im Leben undulirende) Membran. Die Länge derselben betrug bis 0,16 bei einer Breite bis 0,025 mm (Brock giebt die Lange zu 180 w an). — Die erste Strecke des Samenleiters war an dem untersuchten Individuum nicht zu verfolgen. Die Fort- setzung desselben tritt dicht an der branchio-renalen Nierenporusscheibe als Samenrille hervor und verläuft nach rechts, unterhalb des Rectums an der untern Seite eines besondern, starken, vorspringenden Stranges. Dieser Strang ist in der ersten (5 cm langen) Strecke seiner Länge von dreieckigem Durchschnitt, von 6,5 mm Höhe bei einer Dicke von 4; in der letzten (etwa 4,5 cm langen) Strecke mehr rund- lich, von etwa 4 mm Durchmesser; in einem Abstande von 2 cm vom Grunde der Analpapille endet der Strang gerundet, indem er in die obere Lippe der Samenrille übergeht ; vom Ende geht noch eine schwache Doppelfalte (Röhre?) (mit einer Länge von 13 mm) schräg nach oben gegen das Rectum. Der Strang hat in der ersten Strecke nur eine schmale Befestigungslinie, gleichsam durch ein Mesenteriolum; in der übrigen ist dieselbe breiter. Der Strang scheint wesentlich von musculösem Bau. An der untern Fläche dieses Stranges verläuft die flache, offene, bis 2,5 mm breite Samenrille, deren Hinterlippe dicker ist: am Vorderende des Stranges setzt sie sich enger und tiefer schräg in der obern Wand der Kiemenhöhle nach vorn an den Penis fort. Das Begattungsorgan ist von kolossaler Grösse, wie oben er- wähnt und beschrieben; die Furche längs des Rückenrandes ist bis an die löftelartige Erweiterung des Organs ziemlich, etwa 3,6 mm tief, eng. Dieser lôffelartige Theil (Fig. 58) zeigt die obere ausgehöhlte 1) Brock, Ueb. die doppelten Spermatozoen einiger exotischer Prosobranchier, in: Zool. Jahrb., V. 2, 1887, p. 616—619, tab. 16, fig. 5—6 (Pterocera lambis, Strombus lentiginosus). Beitriige zur Kenntniss der Strombiden. 359 Seite aus einem schmalern innern (linken) und einem äussern (rechten) breitern Theile bestehend, welche beide quergestreift waren. Die zwei Theile sind durch eine Fortsetzung der Furche (Samenrille) geschieden, welche rechts neben dem spitzen Ende des Lötlels (Fig. 58 c) aus- mündet. Die Furche ist weniger tief als am Körper des Penis, ihre Ränder in der hintern Hälfte etwas dicker, gerunzelt, sonst eben; in der vordern dagegen viel breiter und dicker, mit wenigstens 5—6 Reihen von ungeordneten Zotten dicht besetzt. Diese Zotten (Fig. 59) sind nicht hoch, kaum 1,6 mm an Höhe überschreitend, kegelförmig, weich. Die Ränder ‘des Löffels sind gerade oder schwach wellen- fürmig gebogen. Die Aussenseite des Lüffels ist gewölbt, eben; längs der rechten Seite, mit dem Rande parallel, verläuft eine nicht tiefe Furche, wodurch dieser schmale rechte Theil gleichsam durch eine niedrige Lippe von der übrigen Aussenseite geschieden wird. Die Zusammensetzung des Genitalsystems beim Weibchen konnte an dem vorliegenden Material nicht ermittelt werden. An den branchialen Nierenporus anstossend, fand sich ein kleiner zusammen- gedrückter, gelblich-weisser Körper von etwa 10 mm Länge bei einer Höhe von 5 und einer Breite von 3 mm; von oben durch eine starke (Taf. 23, Fig. 54 c) Falte gedeckt, während eine Falte an der Unterseite kleiner war. Der Körper war compact, gegen seine Unter- seite von einer kleinen Höhle durchzogen. Die Falte längs der obern Seite setzte sich weiter rechts fort, in einer Länge von 3,3 cm mit abnehmender Breite von 3—1,5 mm; diese Falte deckt ganz (Fig. 54 ¢) eine viel schmalere, und zwischen beiden verläuft eine feine Furche, welche dann, frei (Fig. 54 d) hervortretend, nach vorn umbiegt und an der untern Wand der Kiemenhöhle verläuft, dann weiter in einem weiten Bogen längs der rechten Seite des Fusses an die rechte Ecke der vordern Fussfurche hinabsteigt. Der erwähnte Körper schien sich in ein korkzieherähnliches Organ (Fig. 54 f) fort- zusetzen, das längs des Hinterrandes der erwähnten Falte verlief und dessen schräge Windungen an der Vorderseite eine Länge von 3 mm deckten; das Organ schien sich (fast wie beim Männchen) in ein dünnes, gegen das Rectum aufsteigendes Rohr fortzusetzen, welches sich an einer Papille innerhalb der Analpapille zu öffnen schien (Fig. 54 f). 2. Str. gibbus Mart. Taf. 23, Fig. 50—53. Str. turturella Bouten. Str. isabella Lam. 360 R. BERGH, Von dieser ostindischen (philippinischen) Form habe ich nur ein Individuum untersuchen können, ein männliches, aus den Sammlungen Semper’s herrührend. i Die Schale mass an Länge 5,2 cm bei einer Breite bis zu 3,4; die Dicke derselben bis zu 1 mm, an der Aussenlippe der Mün- dung bis zu 4 mm. Der braune Deckel 17 mm lang (die Spitze aber abgenutzt) bei einer Breite bis zu 5 und einer Dicke bis zu 1 mm; der Bau fast genau wie bei Str. gigas, der rechte Rand aber mit einer Reihe von (6) spitzen und starken Dentikeln (Fig. 50, 51). Die Farbe der Schnauze grau-roth, weissfleckig, die der Tentakel röthlich, das zum grössten Theile weggebissene Begattungsorgan (wahr- scheinlich) carmoisinroth; sonst war der Unterkörper gelblich. Der mittlere Theil des Mantels (der obern Wand der Kiemenhöhle) in weiter Ausdehnung stark braun- oder carmoisinroth. Durch den Mantel schimmerte deutlich das sehr grosse (von vorn nach hinten bis 8 mm breite) Schleimorgan, weniger deutlich die Kieme und in seiner ganzen Länge das Geruchsorgan hindurch. Der hintere Theil der Kiemen- höhle war mit einem dicken, durchschimmernden, weisslichen Lager vom Secret des Schleimorgans stark angefüllt. Die Länge des vordern Theils des Fusses betrug 8 mm, die der Deckelfacette 9 mm, der Bau der letztern war auch ganz wie bei Str. gigas. Die Länge der Schnauze 12 mm bei einem Durch- messer von 4; die Länge der Ophthalmophorien 11, der Tentakel 3 mm. Die Athemröhre ganz kurz. Das Centralnervensystem wie gewöhnlich, die pleuralen Ganglien jedoch etwas mehr als sonst von den cerebralen geschieden ; das subintestinale ziemlich länglich. — Die Augen ungewöhnlich gross, mit breiter, schöner Iris, mit kugelrunder, brauner Linse von 0,7 mm Durchmesser, mit gelbem Glaskörper. Die schon unter der Lupe als kreideweisse Punkte sichtbaren Ohrblasen fast in einer Querlinie an der Unterseite des vordern äussersten Theils der pedalen Ganglien liegend, von 0,5 mm Durchmesser, mit einem runden Oto- lithen von 0,16 mm Durchmesser. Das Geruchsorgan fast wie bei Str. gigas, von einer Breite von 0,5—0,8 mm, von gewöhnlichem fiedrigem Bau. Der Schlundkopf von gewöhnlicher Form und gewöhnlichem Bau, die Länge 4 mm betragend; die Zungenknorpel wie gewöhnlich. Die Mandibelplatten schmutzig hellgelblich, etwa 1,2 mm lang bei einer Breite bis ungefähr 0,30; der Bau wie gewöhnlich, die Elemente viel- leicht relativ ein wenig kürzer und dicker als sonst. Die Anzahl der Beiträge zur Kenutniss der Strombiden. 361 ‚Zahnplattenreihen in der Raspel und ihrer Fortsetzung betrug 29, von welchen eine ganz unentwickelt und eine halb entwickelt; die zwei vordersten Reihen sehr beschädigt und incomplet. Die Platten waren gelb; die Breite der vordersten sowie der hintersten medianen betrug 0,24 mm, die der Zwischenplatten 0,29 mm, die Sehne des Bogens der innersten lateralen Platten 0,52 mm. Die medianen Platten sind von etwas anderer Form als bei den meisten andern Arten; sie sind kürzer und höher und die Basalplatte schmaler; an jeder Seite der medianen Spitze 4 (selten 3) kurze und spitze Dentikel (Fig. 52). Die Zwischenplatten (Fig. 53) sind fast dreieckig; ein Ausschnitt am Aussenrande ist kaum angedeutet; am Schneiderande ausserhalb der Spitze 4 Dentikel. Die Seitenplatten von gewöhnlicher Form; die innere ein wenig grösser, hat 3 (selten 2), die äussere 4 Dentikel '). Die Speicheldrüsen wie gewöhnlich, ebenso die Speiseröhre. Die Länge der ersten Strecke des Darmes von seinem Austreten aus der untern Eingeweidehöhle in seinem Verlauf schräg unter der Vorder- leber bis an den Magen betrug (ausgestreckt) fast 2,5 cm. Der Magen ungefähr 12 mm lang, vor der Mitte seiner Länge etwas ein- geschnürt; der schwach gelbliche Kamm der Unterseite etwa 4 mm lang; auch hier schien ein „Krystallstiel“ vorhanden zu sein, aber ganz dünn, ganz farblos, und seine Lage- und Formverhältnisse liessen sich nicht bestimmen; die Faltenbildungen des Magens waren ziemlich zahlreich. Der Magen war leer. Der abgehende Darm vom Pylorus ab bis an die Analpapille, besonders aber die erste Strecke, mit bräun- lichem und schwärzlichem Inhalt ähnlicher Art wie bei Strombus gigas prall gefüllt. Das Rectum ist roth, 2,5 cm lang bei einer Breite von 2,5 mm; die starke Analpapille gelblich. Die Vorderleber 11 mm lang bei einer Breite bis 8 und einer Dicke bis 3; dunkel braun-grau mit grünlichem Schimmer. Die Hauptleber weit hinaufsteigend, von dunkel grün-grauer Farbe. Die Gallenöffnungen wie gewöhnlich. Das Pericardium von 5 mm Länge, die Herzkammer 3 mm lang. Die Niere schien sich wie bei Str. gigas zu verhalten; die Faltenbildungen auch sehr stark. Der Hoden bis an die ersten Windungen der Schale aufsteigend, sich dann noch in einen 3 mm langen, nicht ganz dünnen, carmoisin- rothen Faden fortsetzend; bis an seine letzten Windungen war der 1) Die Zahnplatten dieser Art sind von Trosonez (l. c. p. 195 | Str. canarium L.], 199 |Str. isabella Lam.| tab. 16. fig. 17, dargestellt. 362 R. BERGH, _ Hoden von der durch ihre Farbe abstechenden Leber begleitet. Die Farbe des Hodens war schmutzig gelblich, der Bau der gewöhnliche. In den Läppchen des Hodens fanden sich ausser den gewöhnlichen Zoo- spermien eine Menge von den wurmförmigen Spermatozoen, denen des Str. gigas ganz ähnlich und auch eine Länge bis 0,16 mm erreichend, an Seitenansichten präsentirte sich die (undulirende) Seitenmembran oft sehr schön. Längs der Innenseite des Hodens und fast von seiner Spitze ab verlief in äusserst zahlreichen und dichtliegenden Windungen der gelbe Samenleiter, welcher unten an der columellaren Seite der Leber liegt und quer über die Vorderleber gegen die Samenrille ver- läuft. Ganz links am Grunde der Kiemenhöhle fand sich ein Organ, das vielleicht als Prostata zu deuten wäre Dasselbe, von der Gegend des branchialen Nierenporus ab durch ein kurzes Mesen- teriolum am seinem Hinterrande befestigt, war rechts dicker und ge- rundet, links etwas verschmälert, ein wenig halbmondförmig gebogen, 10 mm lang bei einer Breite von 2,75 und einer Dicke von 1,75 mm, von weisslicher Farbe; das Organ schien compact. Längs der Unter- seite verlief eine Furche, die sich in die lange Samenrille fortsetzte, deren vordere Lippe in ihrem Verlaufe hinter dem Rectum die hintere deckte. Diese verdeckte Rille entfernt sich dann etwas vom Rectum, biegt nach vorn um und setzt sich als offene Rille an der obern Wand des Unterkörpers bis an das Begattungsorgan fort, von welchem bei dem untersuchten Individuum nur der untere Theil erhalten war. 3. Str. wreeus L. Taf. 22, Fig. 19—25; Taf. 23, Fig. 31—36. Ich habe zwei und zwar weibliche Individuen dieser Art unter- suchen können, von SEMPER bei Bohol gefischt und mir von Herrn Prof. SELENKA überlassen. Die Schalen der in Alkohol aufbewahrten Individuen massen an Länge 5 und 6 cm bei einer Breite bis 2,3 und 2,9 cm. Der kastanienbraune Deckel 15 mm lang bei einer Breite bis fast 5 und einer Dicke bis 0,8 mm, abgeplattet, lanzettförmig, der hintere Rand mit mehreren (8) ‘spitzen Zacken; die Unterseite mit ziemlich kleiner Anheftungsfacette (Fig. 19, 20). Die Länge der Ophthalmophorien 11, der eigentlichen Tentakeln 1,5mm bei dem grössten Individuum betragend; die Länge der Schnauze 16 bei einem Durchmesser von 12 mm; die Breite des gerundeten Vorderrandes des Fusses 8, die Länge der zugespitzt-eiförmigen Deckel- Beitriige zur Kenntniss der Strombiden, 363 facette auch 8 mm. — Die Farbe des ganzen Unterkérpers war jetzt hell schmutzig gelblich-weiss. Die Formverhältnisse der Bnbthehnonhöriet mit den Tentakeln wie bei Plerocera millepeda. Die Schnauze gegen die Spitze nicht geschwollen. Der Fuss wie gewöhnlich; die Länge der Deckelfacette 7 mm. Die Kieme wie sonst, die Länge der Blätter bis 5 mm steigend, die freie Spitze derselben ziemlich lang ; die Breite des langen Geruchs- | organes etwa 0,6 mm. Es glückte, bei dem einen Individuum das Centralnerven- system vollständig frei zu legen (Taf. 23, Fig. 31). Die cerebro- pleuralen Ganglien (Fig. 31 a) an der Mitte etwas eingeschnürt, die beiden Abtheilungen fast von derselben Grösse; die pedalen Ganglien (Fig. 31 b) dicht an einander stossend, eiförmig, etwas abgeplattet , etwas kleiner als die cerebro-pleuralen. Das supra- (Fig. 31 ce) sowie das subintestinale (Fig. 31 d) Ganglion rundlich, die zwei mit denselben verbundenen visceralen Ganglien (Fig. 31 f) klein. Die buccalen Ganglien rundlich, durch eine nicht lange Commissur verbunden (Fig. 31 e). Die Augen wie bei der vorigen Art. Die schönen Otocysten (Fig. 31) schräg gegeneinander dicht vor den Pedalganglien liegend, von etwa 0,16 mm Durchmesser; der gelbe Otolith von ungefähr 0,08 mm Durchmesser, bei leichtem Druck in mehrere (wie es schien, 4) Stücke zerfallend. Die Ophthalmophorien von gewöhnlichem Bau. Der Schlundkopf von ganz ähnlichem Bau wie oben; 3 mm lang, während die Raspelscheide noch 1,5 mm hervorragte. Die bräun- lich-gelben Mandibeln (Taf. 22, Fig. 21) von etwa 1,15 mm Länge bei einer Breite bis ungefähr 0,35 mm; aus dicht gedrängten, eckigen (Fig. 22, 23) Säulen gebildet, die eine Höhe bis 0,1 bei einem Durch- schnitt von meistens 0,016 mm erreichten, sie waren an der Spitze ein wenig gebogen und abgeplattet. Die Zunge von Form wie oben; ebenso die Zungenknorpel. An der Zunge 13 Reihen von Zahnplatten ; weiter nach hinten, unter dem Raspeldache und in der Raspelscheide, noch 15 entwickelte, 2 halbentwickelte und 3 farblose Reihen, die Gesammt- zahl derselben somit 33. Die Zahnplatten waren horngelb; die Breite der medianen Platten 0,25 mm. Die Platten (Fig. 32—36) stimmten in ihren Formverhältnissen sehr nahe mit denen des Pterocera lambis überein; nur die Seitenplatten (Fig. 24, 25) waren etwas verschieden, und den Zwischenplatten fehlte der Ausschnitt aussen am Schneiderande. Die Speicheldrüsen und die Speiseröhre wie oben. Das Rectum stark. 364 R. BERGH, Die obern Eingeweide waren bei beiden Individuen dermaassen hart und bröcklig, dass sich ihre Verhältnisse nicht ermitteln liessen. 4. Str. (Pterocera) millepeda L. Taf. 23, Fig. 37—49. Von dieser Form hatte ich ein einziges und zwar männliches In- dividuum zur Untersuchung, von Semper bei Bohol gefischt und mir von Herrn Prof. SELENKA freundlich überlassen. Die Schale des in Alkohol aufbewahrten Individuums mass von Spitze zu Spitze 14 cm. Der starke, schwarze, an den Rändern, be- sonders in der angehefteten Strecke, horngelbe Deckel 2,3 cm lang bei einer Breite bis 8 mm; die Anheftungsfacette 14 mm lang, diese letztere Strecke etwas um ihre Längsaxe gedreht, in der Randpartie dünner, die breite mediane Partie mit 2 Längskielen; der freie Theil des Deckels säbelartig gebogen, die hintere Seite ein wenig gewölbt, die vordere etwas ausgehöhlt, der mehr gerundete linke Rand con- cavirt und glatt, der scharfe rechte convex (und durch Abnutzen ein wenig zackig). Die ganze freie (hintere) Fläche glatt, mit schwach angedeuteten Anwuchslinien. Die Ophthalmophorien 2,2 cm lang, die Schnauze 2 cm lang, in der aussern Hälfte von einem Durchmesser bis 7 mm; die Länge des freien vordern Theils des Fusses 12 mm, die Breite des Vorderrandes 13. Die Länge der Deckelfacette 14 mm bei einer Breite bis 6,5, sie war ringsum durch eine Furche begrenzt, die sie unten mit fast 2 mm überragte, sie war von 3 nach unten convergirenden Furchen durch- zogen, von welchen die mittlere die stärkste. Die Länge des gebogenen Penis, ausgestreckt, 2,4 cm betragend. Das so viele Jahre in Alkohol aufbewahrte Individuum war ein- farbig schwach gelblich-grau. Der Vorderrand des Fusses etwas convex, mit ziemlich starker Randfurche, die untere Lippe derselben median gespalten, in der Mitte der Furche die Oeffnung einer Fussdriise. Die Fussohle längs des rechten Randes durch eine feine Furche begrenzt, die hinten tiefer wird und die Fussohle vom hervortretenden untern Rand der Deckel- facette scheidet; am linken Rand der Fussohle ist eine ähnliche Furche nur vorn und hinten sichtbar. Etwa von der Gegend der Grenze zwischen letztem und vorletztem Viertel der fast cylindrischen Ophthalmophorien geht von der obern innern Seite das viel schmäch- tigere, fast cylindrische, nur wenig spitzer zulaufende, 4 mm lange tentakelartige Anhängsel ab (Fig. 37). Unten und oben am Grunde Beitriige zur Kenntniss der Strombiden. 365 der phallusähnlichen Schnauze eine feine, die Ophthalmophorien ver- bindende Falte. Der weit nach hinten entspringende Penis stark ge- bogen, etwas abgeplattet, planconvex, am Ende etwas dicker (Fig. 38). — Der Mantelrand mit mehreren rundlichen Zacken und hinten noch mit 4, nach hinten an Länge zunehmenden fingerförmigen Lappen. Die Kiemenhöhle sehr weit, an Länge (bis an den Grund der Athem- röhre) fast 5 cm messend; durch die obere Wand schimmerte das Ge- ruchsorgan hindurch, die Kieme und besonders das grosse, hell schmutzig-gelblichweisse, von auch durchschimmernden Längsfurchen durchzogene Schleimorgan, dessen Secret die Hälfte der Länge der Kiemenhöhle in ihrer ganzen Breite deckte. Die sehr (5,8 cm) lange, ziemlich gerade, nur im vordern Ende gebogene Kieme zeigte zahl- reiche plattliegende Blätter, die eine Länge bis 10,5 mm erreichten und etwa mit ihrem letzten Fünftel frei hervorragten. Dicht an der Kieme verläuft fast in ihrer ganzen Länge das schmale Geruchs- organ, das in einem nicht weiten Abstande vom Vorderende der Kieme eine knieartige Biegung macht (Fig. 395) und sich bis in den Anfang der Siphonalfurche hinein fortsetzt; das Organ hatte eine fast durchgehende Breite von nur 1,3 mm, war übrigens von gewöhnlichem Bau, nur mit sehr kurzen Blättern (Fig. 42)1). Der Zwischenraum zwischen dem Vorderende der Kieme und dem des Geruchsorgans ist mit feinen quergehenden Falten bedeckt (Fig. 39). Das weit nach hinten vom Schlundkopfe liegende Central- nervensystem einer sehr nahestehenden Art ist von Bouvier (l. e. p. 172; vergl. fig. 51) untersucht worden, und den Angaben dieses ausgezeichneten Forschers wird kaum etwas Wesentliches hinzuzufügen sein. Die cerebro-pleuralen Ganglien etwas links, die pedalen etwas rechts verschoben. Die beiden cerebro-pleuralen Ganglien dicht an einander liegend, aber deutlich geschieden ; die cerebro- und pleuro- pedalen Connective ziemlich lang; der N. opticus und der N. tenta- cularis ganz geschieden. Das an der linken Wand der Körperhöhle liegende supraintestinale Ganglion etwas kleiner als das pleurale Ganglion. Das an der untern Wand der Körperhöhle ruhende sub- intestinale Ganglion ein wenig kleiner als das supraintestinale. Die pedalen Ganglien etwa so gross wie die cerebralen, dicht an einander 1) Der bei F. Bernarp (Rech. sur les org. palléaux des Gastérop. prosobranches, in: Ann. Sc. Nat., Zool. (ser. 7) V. 9, 1890, p. 193, tab. 9, fig. 37) erwähnte und dargestellte, stark geschlängelte Verlauf des Organs (bei Pteroc. lambis) war bei dem von mir untersuchten Thiere (mit sehr schlaffer Wand der Kiemenhöhle) nicht zu sehen. Zool. Jahrb. VIII, Abth. f. Morph. 24 366 R. BERGH, stossend; sie geben dem Fuss mehrere starke Nerven, und das rechte noch einen starken N. penis. Die cerebro-buccalen Connective sehr lang; die neben dem Pharynx liegenden buccalen Ganglien ziemlich gross, kugelfürmig, durch eine Commissur verbunden, die etwa doppelt so lang wie der Durchmesser des Ganglions war. Die Augen von einem Durchmesser von fast 2 mm; sie zeigten noch eine schön ausgeprägte Iris; die Linse war braun, kugelförmig, von einem Durchmesser von ungefähr 0,8 mm. Die Otocysten (Fig. 40) neben dem Aussenrande des vordern Theils der Fussganglien, schräg einander gegenüberliegend, kugelförmig, von etwa 0,37 mm Durchmesser; der leicht in 4 Stücke zerfallende, gelbe Otolith von 0,2 mm Durchmesser.. Die Ophthalmophorien sowie die Tentakel sehr musculös (Fig. 41), auf Schnitten nur einige feine Lichtungen von Gefässen zeigend. — Die Fussdrüse nur etwa 2,25 mm lang, mit geringem Drüsengewebe. Am Vorderende der Schnauze die ziemlich enge, senkrechte Mundspalte. Dicht hinter derselben liegt im dickern Theile der Schnauze der Schlundkopf; längs der Speiseröhre und des Schlund- kopfs verläuft jederseits ein mehrköpfiger, starker, von der Gegend des Grundes der Schnauze entspringender Muskel, der sich in mehrere lange Schwänze auflöst, welche sich um die Mundgegend anheften. Der Schlundkopf ist stark, von Eiform, 7,5 mm lang bei einer Breite bis 4,5 und einer Höhe bis 5 mm. Derselbe zeigt etwa in seiner Mitte eine oberflächliche Einschnürung, die an der Unterseite und an den Seiten etwas mehr ausgeprägt ist. Der vordere Theil ist von rundlichem Umriss und etwas schmächtiger. Der hintere zeigt oben eine mediane, länglich-ovale Partie, die sich nach hinten in die Speise- röhre fortsetzt und von den Seiten eine Menge von kurzen Muskelbändern an die Schnauze und die Mundgegend abgiebt; die Seitenpartien dieses hintern Theils werden von je einem rundlichen Knoten (Zungenmuskel- masse) gebildet, beide sind unten durch die dicke, sich zwischen ihnen einschiebende Raspelscheide geschieden, welche etwa 3 mm lang bei einer Breite bis 2,5, sich etwas hinaufbiegt und die Fortsetzung der Raspel dunkel durchschimmern lässt. Von der Gegend der Ein- schnürung am Schlundkopf sowie von seinem Hinterende gehen kurze Muskeln an die Umgegend der Mundspalte. — Innerhalb der Mund- spalte findet sich am Vorderende des Schlundkopfes eine Andeutung einer Lippeuscheibe, welche durch eine Furche von der Mundhöhle geschieden ist. Unweit hinter der letztgenannten Furche findet sich jederseits eine senkrecht liegende, längliche, etwa 2,5 mm lange, an eer Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 367 der Mitte 0,5 mm breite, oben und unten etwas zugespitzte bräunliche Mandibelplatte (Fig. 43), aus mehrkantigen, senkrecht und schräg stehenden Stäbchen (Fig. 44) zusammengesetzt, die, dicht neben ein- ander gedrängt, eine Höhe bis zu etwa 0,20 mm erreichten bei einem Durchmesser bis ungefähr 0,0055 mm, sie zeigten meistens feine Quer- linien. Die Wände der Mundhöhle ziemlich dick; die Höhle ziemlich eng, von der Zunge zum grössten Theil erfüllt. Die Zunge kurz und gross, vorn zusammengedrückt. In der braun-gelben, schillernden Raspel fanden sich 15 Zahnplattenreihen, weiter nach hinten deren 31 ent- wickelte, 2 halbentwickelte und 3 ganz junge, weiche und farblose; die Gesammtzahl der Zahnplattenreihen also 51. Die Platten waren von horngelber Farbe. Die Breite der vordern medianen Platten betrug 0,43, die der hintern auch nur 0,43 mm. Die Seitenplatten der vor- dersten drei Reihen sehr beschädigt. Die medianen Platten mit grossem mittlerm Dentikel und jederseits 3 kleinern (Fig. 45 a, 46 a). Die Zwischenplatten mit starkem innerm Dentikel und mit 4 kleinern ausser- halb desselben, von welchen der äusserste mit dem Aussenende der Platten verschmilzt (Fig. 45 b, 46 b). Die etwas ungleich grossen Seitenplatten zeigen 5 starke Dentikel (Fig. 47, 48)1). — Die hübschen, matt sehnenglänzenden, kurz-spatelförmigen, an der obern Seite ein wenig concavirten Zungenknorpel (Fig. 49) 4 mm lang bei einer Breite bis 2,2 und einer Dicke bis 0,41 mm. An ihrem Hinter- ende hefteten sich längsgehende Muskeln an, sowie an der äusseren Hälfte der untern Seite quergehende. Der Bau der gewöhnliche reticuläre. Die langen Speicheldrüsen an die Speiseröhre innig ange- heftet; die Ausführungsgänge ziemlich kurz. Die Länge des Rectums von seiner Austrittsstelle aus der Niere bis an den Anus etwa 5,3 cm messend; die Länge der freien Analpapille 4,5 mm. Die Niere aschgrau. Die ovale (2 mm weite), klaffende Nieren- öffnung (in die Kiemenhöhle) sehr auffallend. Es glückte nicht, die hintern Eingeweide mit dem Hoden aus der Schale herauszubringen. Der Samenleiter in einer Strecke seines Ver- laufes unter dem Rectum zu einer Dicke von 3 mm Durchmesser erweitert. Der starke Penis?) ein wenig abgeplattet, am Ende etwas dicker und gleichsam in einen gebogenen, weichen, an beiden Seiten 1) Die Zahnplatten sind wesentlich wie von Troscuet (l. c., V. 1, p. 196, tab. 17, fig. 1, 2) dargestellt. 2) Quor u. Gamarp (Voy. de |’ Astrolabe, V. 3, 1834, p. 59, tab. 50, fig. 12) haben das Copulationsorgan ziemlich richtig dargestellt. 24* 368 R. BERGH, — durch eine ziemlich lange Furche begrenzten weichen Haken (Fig. 38) fortgesetzt, welcher löffelartig ausgehöhlt ist und das auch etwas vor- tretende Ende des übrigen Penis theilweise umfasst. Längs des hin- tern Randes verläuft durch die ganze Länge des Penis eine schmale und tiefe Furche bis an den Grund des Hakens, in der letzten Strecke sind die Lippen der Furche höher und dünner. Es fand sich keine Spur einer villösen oder einer Hakenbewaffnung '). I. Terebellum KLen. Die Conchylie, auf welche KLEIN die Gattung Terebellum gründete, war schon Linné bekannt, welcher dieselbe erst (Syst. nat., ed. 10, V. 1, 1758, p. 718) als zur Gattung Conus (als C. terebellum) ge- hörend, später (Syst. nat., ed. 12, V. 1, pars 2, 1767, p. 1185) als zur Gattung Bulla (als B. terebellum Rumpn) gehörig hinstellte, wo sie auch GMELIN (Syst. nat., ed. 13, V. 1, pars 6, 1789, p. 3428) liess. Schon vorher hatte KLEIN (Tentamen meth. ostracol., 1753, p. 38, tab. 2, fig. 48, 49) auf diese Form seine Gattung Terebellum gegründet, welche von den Conchyliologen und Malakologen seit LAMARCK (1799) allgemein adoptirt worden ist. Schon Rumpn betrachtete die Terebellen als mit den Stromben zunächst verwandt; LAMARCK stellte sie in die Nähe von Oliva, Cy- praea und Ancillaria, während BLAINVILLE sie zwischen Conus und Oliva unterbrachte. Wegen der Aehnlichkeit der Schalen von seinem Strombus terebellatus und Terebellum stellte SowErBy (1822) sie wieder in die Nähe von Strombus. Die wahre Stellung von Terebellum im System der Prosobranchier konnte selbstverständlich aber erst festgestellt werden, nachdem das Thier bekannt geworden war, wie es durch A. ApAms u. L. Reeve (Voy. of the Samarang. Moll., 1848, p. 36—37, tab. 9, fig. 6) geschah. Seitdem steht es fest, dass die Terebellen zur Gruppe der Strombiden gehören. Im Allgemeinen stimmen die Körperverhältnisse von Terebellum mit denen von Strombus überein. Besondere Tentakel an der Seite der Ophthalmophorien fehlen aber; der Sipho ist noch kürzer als bei den Stromben, und es ist ein suturaler Fortsatz 1) Vielleicht war solche bei dem schlechten Conservirungszustand abgestossen, auch eine Samenrille am Boden der Kiemenhöhle war nicht deutlich. vey Beiträge zur Kenntniss der Strombiden, 369 des (hintern) Mantelgebrämes vorhanden; der vordere Theil des Fusses ist sehr schwach; der Deckel ist wie bei den meisten oder vielen Stromben an dem einen Rand, aber besonders stark, ge- zähnelt. Die Schale ist eigenthümlich, in Form von der der (meisten) Stromben sehr abweichend, glatt, ohne Epidermis; die Spira kurz; die letzte Windung langgestreckt, fast cylindrisch, der Mund der Schale lang, hinten schmal, vorn weiter; der Columellarrand vorn ein wenig vortretend. Im innern Bau, welcher bisher unbekannt war, scheinen die Terebellen sich wenig von den Stromben zu unterscheiden. Das Ge- ruchsorgan scheint länger zu sein. Die Zungenbewafinung stimmt so zu sagen vollständig mit der der Stromben und ebenso die Mandibel- platten. Das mächtige Begattungsorgan zeigt auch dieselben Formverhältnisse wie bei jener Gattung, trägt aber eine sehr starke und sehr ausgebreitete Bewaffnung, besonders der Glans, mit dicht- stehenden Häkchen. Die Terebellen scheinen fast ganz wie die Stromben zu hüpfen (CUMING, ADAMS). Terebellum subulatum (L.). Taf. 22, Fig. 1—18. Lamarck, Hist. nat. des anim. s. vert., 2. ed., V. 10, 1844, p. 583. Von dieser schénen!) Form habe ich zwei Individuen untersuchen können, von SEMPER bei Bohol gefischt und mir von Herrn Prof. SELENKA überlassen. Die Schale der zwei in Alkohol aufbewahrten männlichen In- dividuen mass an Länge 3,5—3,8 cm bei einer Breite bis 9—10 mm; die Dicke der Schale bis 0,6 mm betragend. Der Deckel fehlte bei beiden Individuen ?). Die Farbe des Unterkörpers war hell graulich-weiss ; durch die obere Wand der weiten Kiemenhöhle schimmerte sehr deutlich das gelb-weisse Schleimorgan, ferner das Rectum, die Kieme und das Ge- 1) Auf den Südsee-Inseln werden sie als Ohrschmuck verwendet. Vgl. Scumertz, Schnecken u. Muscheln im Leben d. Völker Indonesiens u. Oceaniens, 1894, p. 26. 2) H. und A. Apams (The genera of recent moll., V. 1, 1858, p. 263, tab. 27, fig. 4a, 4b) haben den zugespitzten Deckel mit seinen zwei langen spitzen Dentikeln abgebildet. 370 R. BERGH, ruchsorgan hindurch. — Apams hat einige Notizen über die Farben- zeichnung des lebenden Thieres geliefert. Das vordere Stück des Fusses kurz (3 mm lang), dünn, in der Mitte eingekerbt, ohne deutliche Randfurche. Das hintere Stück langer (10 mm lang), zusammengedrückt (7 mm hoch); die Deckelfacette langlich, 4 mm lang, wenigstens an der einen Seite mit wellenförmig gebogenem, diinnem Rande. Die cylindrische oder wenig zugespitzte Schnauze 10 mm lang bei einem Durchmesser yon 2 mm. Die Ophthalmophorien bei dem einen Individuum 7, bei dem andern 12 mm lang bei einem Durchmesser von respective 1,25 und 0,6 mm; bei dem Individuum mit schlaffen Oph- thalmophorien waren sie von gleicher Länge, bei dem andern das rechte kürzer mit viel kleinerm Auge '); sie waren fast cylindrisch, das oculare Ende mitunter etwas geschwollen. Der weit nach hinten entspringende, quer durch den hintern Theil der Kiemenhöhle hinein- geschlagene Penis 15—17 mm lang bei einer Breite bis 2 und 4 mm ?), Das Mantelgebräme etwa 1 mm breit; vorn ein kurzer (kaum 2 mm langer), breiter Sipho. Ganz hinten, am Ende der Kiemen- spalte, ist die obere mit der untern Wand derselben durch eine Com- missur verbunden, von deren Vorderrand die cylindrische Analpapille 2,5 mm frei hervortritt (Fig. 3b); am Grunde derselben finden sich vielleicht (Fig. 3) zwei feine Oeffnungen (für eine Analdrüse ?). Hinter dem Vorderrand der Commissur findet sich eine längliche Vertiefung, von deren Hinterende drei (Fig. 3 c) Faden ausgehen, von welchen der längste wenigstens 10 mm lang war). Die Kiemenhöhle ist (wie die letzte Windung der Schale) sehr (20—25 mm) lang. An der obern Wand findet sich rechts das eigenthümliche, stark entwickelte, gelb- weisse, von tiefen Längsfurchen und (besonders hinten) von feinen Quer- furchen durchzogene Schleimorgan, mit geradem hintern und stark convexem vordern Rand (Fig. 2a); in die Quere mass dasselbe 6,75—7 mm bei einer Länge (von vorn nach hinten) von 2,5—7 und einer Dicke von 1,2—1,5 mm‘). Hinter demselben erstreckte sich 1) Apams zu Folge (l.c. V. 1, p. 263) soll das eine Ophthalmophor überhaupt länger als das andere sein. 2) Die im Folgenden angegebenen Maasse betreffen das grössere der untersuchten Individuen. 3) Dieselben werden wohl den „dünnen Faden“ darstellen, der nach Apams (I. c. p. 262) in die Sutur der Schalenwindungen einge- lagert ist. 4) Aehnlich wie oben ist das Organ auch von F. Bernarp (l. c. p. 335) erwähnt. a Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 371 ein von oberflächlichen Furchen netzartig durchzogenes Organ von der Farbe des Schleimorgans, von welchem es vielleicht (Fig. 2 a) nur ein Theil war, vielleicht auch eine besondere (Anal-)Drüse dar- stellte, welche sich vielleicht durch die erwähnten Oeffnungen am Grund der Analpapille entleert (Fig. 5). Etwas vom Hinterende der Kiemenhöhle entfernt verläuft, an der obern Wand der Höhle befestigt, das Rectum, welches dann nach hinten biegt und schräg über die Unterfläche des Schleimorgans an die Analpapille verläuft. Ganz links zeigt sich sehr deutlich an der Hinterwand der Kiemenhöhle die querovale Nierenspalte. Vor dem Schleimorgan und dem Rectum verläuft schräg die an beiden Enden etwas nach vorn ge- bogene grosse Kieme (Fig. 2 b), die eine Länge von etwa 13—15 mm bei einer Lange der Blätter bis 2- 2,5 mm hatte; nur die Spitze der Blätter war frei. Das sehr lange, ganz eigene Geruchsorgan fängt etwa an der Mitte der Länge der Kieme oder weiter links an (Fig. 2 6), folgt derselben nach links bis über ihr Ende (unterhalb des Pericardiums, Fig. 2 c), macht dann eine starke Biegung nach rechts und verläuft dann etwas geschlängelt nach vorn bis an den Grund des kurzen Siphos (Fig. 2 d)!). In der ersten und in der letzten Strecke ist das Organ dünn, von einem Durchmesser von 0,25—0,5 mm, nimmt aber von beiden Enden allmählich bis zu einem Durchmesser von 2 mm zu; es zeigt den gewöhnlichen pinnaten Bau (Fig. 4). Der vom Geruchsorgan umschriebene Raum ist eben, falten- los (Fig. 2). — Durch die untere Wand der Kiemenhöhle, die obere Wand der untern Körperhöhle, schimmert undeutlich die schräge, nach links und hinten verlaufende Speiseröhre hindurch; mit derselben verlief parallel mehr links die Aorta anterior. Von dem hintern Ende der Kiemenhöhle verläuft schräg nach vorn und rechts bis an den Grund des Penis die Samenrille (Fig. 3 ec), welche sich in die Furche des Begattungsorgans fortsetzt. Ausserhalb dieser Rille, da wo die obere Wand der Kiemenhöhle in die untere um- schlägt, ragt die Analpapille hervor (Fig. 3 b). Hinter dem Rectum und der Kieme schimmert noch das an der obern Wand der Kiemenhöhle befestigte Vorderende der Niere hin- durch, ferner ganz links das Pericardium und die dunkle Vorderleber. Der Columellarmuskel lang und stark, löffelförmig endigend. Die Eingeweide weit hinaufsteigend, mit einem dünnen Faden endigend 1) Aehnlich ist auch der Verlauf des Organs von F. Bernarp (1. c. 1890, p. 195) angedeutet. 372 R. BERGH, — (Fig. 8 a), die allerletzten feinsten Windungen der Schale leer oder theilweise kalkig gefüllt. Das Centralnervensystem wie bei andern Strombiden weit vom Schlundkopf in dem vordersten Theil der schmalen untern Körperhöhle liegend, von weisslicher Farbe und sonst die bei andern Strombiden vorkommenden Verhältnisse zeigend (Taf. 22, Fig. 1). Die cerebro-pleuralen Ganglien auch etwas links und die pedalen etwas rechts verschoben. Die in der Mitte etwas eingeschnürten cerebro- pleuralen Ganglien (Fig. 1 a) dicht an einander liegend; die cerebro- und pleuro-pedalen Connective ziemlich lang. Das supraintestinale Ganglion (Fig. 1 c) nicht viel kleiner als das pleurale; das subintesti- nale (Fig. 1 d) fast so gross wie das supraintestinale. Die pedalen Ganglien (Fig. 1b) grösser als die cerebro-pleuralen. Die cerebro- buccalen Connective sehr lang, die buccale Commissur nicht kurz (Fig. 1e). Die visceralen Ganglien wurden bei der geringen Grösse der Thiere nicht gesehen. Die Augen wie bei Strombus mit schöner Iris und einer kugel- runden, braungelben Linse von einem Durchmesser von 0,25 mm. Die Otocysten dicht vor den pedalen Ganglien liegend (Fig. 1/7), von etwa 0,27 mm Durchmesser, mit einem runden, dunkelgelben Otolith von einem Durchmesser von 0,16 mm. Im vordern Fusstiick keine mediane Driise. Der Bau des Geruchsorgans schien der gewöhnliche. An der Unterseite der Schnauze eine ausgeprägte mediane Längs- furche. Dicht hinter der senkrechten Mundspalte fand sich der durch die Schnauze schwach grau durchschimmernde Schlundkopf, von der bei den Stromben gewöhnlichen Form, mit äusserer Andeutung einer Theilung in zwei Abtheilungen. Die Länge des Schlundkopfes 1 mm bei einer Höhe und Breite von 0,75; die Raspelscheide hinten und unten etwas vortretend. Dicht innerhalb des Vorderendes jeder- seits die schwach gelbliche Mandibelplatte von einer Länge von ungefähr 0,64 mm bei einer Breite von etwa 0,10; die dieselben zu- sammensetzenden, schön Quincunx-artig geordneten Elemente (Fig. 9) von ungefähr 0,065 mm Höhe bei einer Breite von 0,007, spitz endi- gend (Fig. 10). Die Zunge ziemlich kurz und breit; in der Raspel 13—14 Zahnplattenreihen, von welchen aber die 2—3 ersten incomplet, auf die Seitenplatten reducirt; weiter nach hinten, unter dem Raspel- dache und in der Raspelscheide, noch 20 und 17 entwickelte, 2 halb entwickelte und 2 ganz junge Reihen; die Gesammtzahl der Reihen somit 37 und 35. Die Platten waren gelblich; die Breite der medianen ganz vorn und ganz hinten 0,09 mm, die der Zwischenplatten 0,14 mm. Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 373 Die Formverhältnisse der Platten wie bei den Stromben; die medianen (Fig. 11 a, 12) jederseits mit 3—4 Dentikeln, die Zwischenplatten auch mit 3—4 (Fig. 11 b, 13) und die Aussenplatten mit 5—6 (Fig. 11 cd, 14) Dentikeln. Die Zungenknorpel wie bei Strombus. Die dünnen, weisslichen, etwas knotigen, langen Speicheldrüsen sind an die Speiseröhre angeheftet und begleiten dieselbe bis an die Leber. Die lange, dünne Speiseröhre von einem Durchmesser von 1—1,3 mm bei einer Länge von etwa 13; sie verlässt die untere Ein- geweidehöhle, biegt sich nach hinten und begleitet den linken Rand der Vorderleber (Fig. 7 a), verläuft längs des linken (untern) Randes der tiefen Leberkluft und geht in den Magen über. Die ganze Strecke zeigte feine Längsfältchen. Der Magen (Fig. 7) langgestreckt, etwa 5,25 mm lang bei einer Breite bis volle 2,25; er zeigte starke Längs- falten und eine noch stärkere federförmige; es schienen drei grössere Gallenöffnungen vorhanden zu sein, eine vorn, eine unterhalb der Mitte der Länge und eine ganz hinten. Es konnte keine Spur eines Krystallstieles nachgewiesen werden. Vom untern Ende entspringt der Darm, welcher (Fig. 7 b) in die Nierenhöhle eintritt, eine kleine Schlinge bildet, längs des rechten Randes und der Hinterwand der Nierenhöhle verläuft, dieselbe hinten verlässt, schräg nach vorn geht und, in die Kiemenhöhle eintretend, weiter nach rechts an die Anal- papille verläuft. — Der Inhalt der Verdauungshöhle war eine un- bestimmbare thierische und pflanzliche Masse, mit feinsten Sand- und Kalkpartikeln, mit Foraminiferen und Diatomeen vermischt. Die untere, die Vorderleber (Fig. 7 a) länglich, 5 mm lang bei einer! Breite von 2; links (unten) an den M. columellaris geheftet; _ sich in die längs des linken (untern) Randes verlaufende Fortsetzung der Speiseröhre öffnend. Die Hauptleber von derselben Farbe wie die vorige, bei dem einen Individuum schmutzig grünlich-gelb, bei dem andern schwarz-braun. Sie fängt ziemlich dünn (Fig. 8) am untern Theil der vorletzten oder drittletzten Windung der obern Eingeweide- masse an, steigt, immer breiter werdend, bis an den Anfang der letzten Windung hinab, wo sie eine Breite (von vorn nach hinten) von 4 mm hatte. Hier gabelt sich die Leber und umfasst von beiden Seiten den Magen und die Fortsetzung der Speiseröhre (Fig. 7); der obere Ast ist länger und stärker, unten etwas (bis zu einer Dicke von 4 mm) angeschwollen ; der untere ist kürzer, mehr zugespitzt. Die Ober- fläche der Leber ist eben, nur ganz oberflächliche Furchen zeigend. 374 R. BERGH, Das Pericardium rundlich-dreieckig (Fig. 2 e); neben der Vorkammer der feine Nierenporus. Die Herzkammer | mm lang. Die Niere weisslich, längs des rechten Randes (Fig. 7 e) des rechten (obern) Beines der Hauptleber aufsteigend; unten etwa 3,5, sonst meistens 2 mm breit, hinten etwas verschmälert. Die Höhle derselben ziemlich weit; unten die branchiale Oeffnung; die vordere Wand dicker, den gewöhnlichen schön baumartig- und pennat- reticulären Bau zeigend. Längs der dünnen hintern Wand verläuft der Darm. An der Niere konnten weder innerlich noch äusserlich zwei Abtheilungen unterschieden werden. Dagegen fand sich unten, längs des obern Randes des Pericardiums, eine etwas gesonderte Partie, vielleicht eine Nebenniere. Der (schwach gelblich-)weisse Hoden bildet allein die ersten Windungen der obern Eingeweidemasse und verlängert sich in einen dünnen (Fig. 8 a), aus einer von Faserzügen durchzogenen Zellenmasse zusammengesetzten Faden. Der Hoden setzt sich dann, an Höhe all- mählich (bis zu 3 mm) zunehmend, bis in die Gegend jenseits der Bifurcation der Leber und des hintern Endes der Niere (Fig. 7) fort; der obere Rand der Windungen des Hodens ist scharf, der untere dünn, den Rand der den Hoden begleitenden Hauptleber ein wenig deckend (Fig. 7e, 8). Die Flächen des Organs sind eben, die innere (columellare) von oben nach unten streifig und unter der Lupe schon den Bau desselben deutlich zeigend. Der Hoden besteht nämlich aus hohen, durch die ganze Höhe desselben sich erstreckenden, also auf die Spiralrichtung senkrecht stehenden, meistens ungetheilten oder einfach-gabligen Follikeln (Fig. 5), die leicht knotig sind und am untern Rande sich mit einander verbinden. In den Läppchen dieser Follikel Massen von spermatogenen Zellen und von gewöhnlichen Zoo- spermien, dagegen wurden die erst von Brock bei den Strombiden gesehenen „wurmförmigen Samenkörper“ nicht nachgewiesen. Dagegen fanden sich in ziemlicher Menge gelbe und roth-gelbe, einfache oder mehrkernige Zellen oft mit concentrisch geschichteter Wand und von einem Durchmesser bis ungefähr 0,04 mm (Fig. 6). Das Ende des Hodens setzt sich an der Hinterseite in die (Fig. 7 f) lange Samen- leitermasse fort. Dieselbe ist mit dem einen Rande an dem kurzen untern Schenkel der Hauptleber innig befestigt, dessen vorderes Ende sie etwas überragt; der andere Rand ist frei. Diese gelbe Masse hatte eine Länge von 9,5 mm bei einer Breite hinten (doch nicht nach der Krümmung gemessen) von 4 mm; nach vorn war sie etwas verschmälert. Sie besteht aus sehr zahlreichen, dicht an einander liegenden und innig Beiträge zur Kenntniss der Strombiden, 375 an einander gehefteten quergehenden Windungen. Aus dem untersten Ende geht ein dünner Gang hervor (Fig. 7), welcher sich rechts wendet und unterhalb der Speiseröhre und des Darmes an dem Hinterende der Kiemenhöhle verläuft und sich da dem Anfang der Samenrille anschliesst, welche sich am Grund der Furche des Begattungs- organs fortsetzt. In den Windungen des Samenleiters fanden sich Massen von Samenfadenbündeln, ausserdem Körperchen, die etwa an eine von Brock (I. ec. p. 618, fig. 5 c) gelieferte Figur erinnerten. Der gebogene Penis (Fig. 15) ist dem von Strombus ziemlich ähnlich, vielleicht noch kräftiger. Am Grunde etwas dicker, wird das Organ dann dünner, um gegen das Ende wieder etwas anzuschwellen (Fig. 16), wo es sich gabelt, der eine Ast ist kürzer, der andere länger oder ebenso (bis 6 mm) lang; längs des Hinterrandes vom Grund ab verläuft eine sehr ausgeprägte Furche, welche sich bis über den An- fang des kurzen Astes fortsetzt; der längere Ast ist in seiner äussern Hälfte abgeplattet, quergefurcht, in der übrigen Strecke zeigt derselbe auch eine starke Furche, beide Furchen sind von einander geschieden (Fig. 15, 16). Fast die äusserste Hälfte des Körpers des Penis sowie der untere Theil des kürzern Astes des Endes desselben sind mit dichtstehenden, meistens in Quincunx geordneten Häkchen versehen (Fig. 17, 18), denen so vieler Nudibranchier (besonders cryptobran- chiater Dorididen) ähnlich. Die lange Furche ist mit Ausnahme des untersten Theils mit ähnlichen Häkchen ausgestattet und dieselben meistens etwas plumper (Fig. 17) als die an den Seiten des Penis. Die kürzere obere Furche ist nur an den Rändern mit einer oder einem Paar von Dornenreihen ausgestattet. Die Dornen von gewöhn- lichem Bau, aus einer kleinen gewölbten Platte bestehend, von welcher ‘sich der gebogene Haken erhebt, die Breite der Platte bis etwa 0,25 mm, die Höhe des Hakens auch 0,25 mm; die Farbe der Dornen hellgelb. 376 R. BERGH, Erklirung der Abbildungen. Die meisten Figuren sind mit Camera und bei der angegebenen Vergrösserung gezeichnet. Tafel 22. Terebellum subulatum (L.). Fig. 1. Das Centralnervensystem, von oben, mit Cam. gezeichnet (Vergr. 55); a Ganglia cerebro-pleuralia, b G. pedalia; ce Ganglion supraintestinale, d G. subintestinale; e Ganglia buccalia, ff Otocysten. Fig. 2. a Schleimorgan, b Kieme, ccc Geruchsorgan (SPENGEL), d kurze Athemröhre, e Pericardium mit Herz. Fig. 3. a zurückgeschlagene obere Wand der Kiemenhöhle, b Anal- papille, ¢ Samenrille, d Grund des Begattungsorgans, e suturale Faden. Fig. 4. Vom dünnern Theile des Geruchsorgans (Vergr. 100). Fig. 5. Hodenlappen aus dem hintersten Theil des Organs (Vergr. 55). Fig. 6. Farbige Zellen aus dem Hodenlappen (Vergr. 350). Fig. 7. a Speiseröhre, längs der Vorderleber verlaufend, b Darm, c Hoden, d Hauptleber, e Niere, f Samenleiter. Fig. 8. Hinterster Theil der obern Eingeweidemasse (Hoden, Haupt- leber), «a Endfaden. Fig. 9. Stück der Mandibelplatte (350 X). Fig. 10. Elemente derselben (750 X). Fig. 11. Stück der medianen und rechten Partie der Raspel von oben; a mediane Platten, b Zwischenplatten, cd die Seitenplatten Fig. 12. Mediane Platte, von hinten (350 X). Fig. 13. Zwischenplatte, von hinten (350 X). Fig. 14. Innere Seitenplatte, von vorn (350 X). Fig. 15. Begattungsorgan, von der Seite. Fig. 16. Ende eines solchen, von einem andern Individuum. Fig. 17. Stück der hakenbesetzten Partie der Furche (100 X). Fig. 18. Hakenbesetzte Partie des Randes der Furche (100 X). Fig. Fig. Fig. Fig. 5 Fig. Fig. 5 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 19. 20. 21. 22 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Beiträge zur Kenntniss der Strombiden. 377 Strombus urceus L. Deckel, von der Hinterseite (?/,). Derselbe, von der angehefteten SAP OR RTS: Rechte Mandibel, von der freien Fläche (100 X). Vom hintersten Theile derselben (350 x Vom vordersten Theile derselben (350 X). ZweigSeitenplatten, von vorn (200 X). Eine Seitenplatte, vom Rande (200 X). Strombus gigas L. Mediane Zahnplatte, von hinten (100 X). Zwischenzahnplatten, von vorn (100 X). Aehnliche, von hinten (100 X). Grosse Seitenplatte, schräg von hinten (100 X‘). Seitenzahnplatte, von der Seite (100 X). Tafel 23. Strombus urceus L. Centralnervensystem, mit Cam. gezeichnet und dann reducirt; a cerebro-pleurale Ganglien, b pedale Ganglien, vor denselben die Otocysten mit den Nn. acustici; ¢ supraintestinales, d subintestinales Ganglion ; e viscerale Ganglien. Fig. . 32. . 33. . 34. . 35. . 36. 45. Basalplatte einer medianen Platte, von unten (350 X), Mediane Platte, von vorn (350 X). Mediane Platte, von hinten (350 X). Zwischenplatte, von hinten (350 X). Unregelmässige Zwischenplatte, von hinten (100 X). Strombus millepeda L. Kopf mit Schnauze und Ophthalmophorien. Begattungsorgan. Vorderende a der Kieme und b des Geruchsorgans. Otocyste (100 X). Durchschnitt des Ophthalmophors. Stück des Geruchsorgans (55 X). Rechte Mandibelplatte, von der Innenseite (55 X). Elemente derselben (350 X). Stück des mittlern Theils der Raspel, von vorn (100); a mediane, b Zwischenplatten. Fig. Fig. Fig. Fig. 46. 47. 48, 49. Aehnliches, von hinten (100 X); a und b wie oben. Aeusserste Seitenplatte (100 X). Zwei innerste Seitenplatten (100 X). Zungenknorpel. R. BERGH, Beitriige zur Kenntniss der Strombiden. 378 Strombus gibbus (Marr.). Fig. 50. Deckel, von der Hinterseite (*/,). Fig. 51. Derselbe, von der Vorderseite (?/,). Fig. 52. Mediane Zahnplatte, von hinten (350 X). Fig. 53. Zwischenplatte, von hinten (350 X). Strombus gigas L. Fig. 54. Von einem weiblichen Individuum. a Rectum, a’ Anal- papille, 6 hinterer Theil des Schleimorgans; c verdeckte, d offene Eier- rille, e spiralig gewundener Gang, f ? Fig. 55. Krystallstiel, « angehefteter, b freier Theil, Fig. 56. Wurmförmiger Samenkörper, von der Rückenseite. Fig. 57. Aehnlicher, von der Seite. | Fig. 58. Ende des Begattungsorgans; a Stiel, b lüffelartiger Theil, c Oeffnung der Samenrille. Fig. 59. Villi des Endes der Samenrille (55 X). Nachdruck verboten.” Uebersetzungsrecht vorbr halten. The Oral Cirri of Siluroids and the Origin of the Head in Vertebrates. By H. B. Pollard, Owens College, Manchester. With Plates 24—25. Contents. Introduction. Technique. On the occurrence of oral cirri. Descriptive part: Models of Auchenaspis, Silurus, Trichomycterus and Call- ichthys. Sensory tentacular nerves of Auchenaspis, Trichomycterus, Callichthys and Myzine. | Comparative part: Nasal tentacle and nerve supply. Premaxillary tentacle and nerve supply. Maxillary and coronoid tentacles. Origin of the cranium. Labials and nerve supply. Mental tentacle and extramental. Submandibular tentacle. The Meckelian cartilage. Other parts of the head. Histology. Reversion and larval forms. Zoological position of Siluroids. Introduction. Nearly four years ago, I found in the cellar of the Anatomical Buildings at Freiburg i./B. a number of Siluroids, which Prof. WIEDERS- HEIM openhandedly placed at my disposal, and I then began my study 380 H. B. POLLARD, of the head in this group. Being however engaged on Polypterus, I did not actively investigate their anatomy till October 1891. After Christmas of that year Prof. WirpersHem procured for me more material, through the kindness of Dr. GUNTHER of the British Museum, and Prof. Môügius of Berlin, and I wrote a short paper on their la- teral line system, though I also investigated other parts of their anatomy. Proceeding then to the Zoological Station at Naples, to occupy the Oxford University table, my work on this group was again interrupted, since I wished to make use of opportunities of studying the development of the head in fish. At Naples however I also dis- sected quite a number of the more uncommon Selachii and Teleostei, and came to the conclusion that very little information could be gained, as to the ancestral history of the head, from a study of its development. Before leaving the Zoological Station I made the wax plates for a model of Silurus glanis from a valuable series of sections, which Prof. Donrn, knowing how widely my views differed from his, with generous magnanimity handed to me for examination. On my return to England I continued the present work at Uni- versity College, London, where Prof. WELDON supplied me with some specimens of Myxine. My study has been completed as BERKELEY Fellow of the Owens College, Manchester. I am also greatly indebted to the Governing Body of my Oxford College, Ch. Ch., which re- newed a research scholarship. To.the late Prof. Mınnes MARSHALL I owe a specimen of Protopterus, and to Mr. Hoyer, Keeper of the Manchester Museum, the opportunity of making a preparation of Ceratodus. In various museums I have taken every opportunity of studying fish, both recent and fossil. The wax models described in this paper were made from the following species: Auchenaspis biscutatus GEOFFR., Cameroons. Trichomycterus tenuis (Pygidium tenue) WEYENBERGH, Sierra de Cordoba. . Callichthys paleatus Jenyns, Porto Alegre. Silurus glanis. A small specimen of Chaetostomus quairensis STEIND., Caracas, was unfitted for modelling. The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates, 381 Technique. The models have been made after the wellknown method of Born, but with certain additions to the technique. The heads of the small fish were decalcified in picric acid, stained with alum carmine, and subsequently with bleu de Lyon. Camera drawings were made on ordinary tracing paper and then rolled in with the wax to make the plates. I used the cheap impure wax with a low melting point of the kind used, I am told, by printers. A large rectangular museum bottle proved the best table on which to cut out the plates. After reaching a certain size the models became extremely diffi- cult to handle and it was necessary to find some method of strength- ening them. I decided to electroplate them. The parts were wired together and then brushed with a suitable kind of blacklead. Then by applying in the copper sulphate bath, a current up to 5 or 10 ampères, according to the size of the model, a deposit of copper of sufficient solidity was formed in a few hours. Subsequently they were painted and photographed. For oppor- tunity of carrying out these operations I am indebted to the Physical Department of the Owens College. By subsequent calculation I find that the models are an appre- ciable fraction too long in comparison with the breadth, but that does not detract to any great extent from their value. The wax plates must be made considerably thinner than the calculated thickness, but how much thinner depends on the “personal equation”. On the occurrence of oral cirri. Oral cirri, barbels, barbules or tentacles occur in many fish, and form one of the characters diagnostic of the Siluroids (Nematognathi), in which they occur throughout, with the apparent exception of Plecostomus. Much information on them can be gained from syste- matic works, especially from GÜnTHEr’s Catalogue of Fishes, where the subject is treated from the systematist’s point of view. True barbels do not grow out indefinitely, but only with certain morphological relationships, and the maximum number in the Craniata is 6, or perhaps 7 pairs, which I term nasal, premaxillary, maxillary, coronoid, mental (and extramental) and submandibular. I attempted to draw up a list showing the occurrence of the individual tentacles, but had to relinquish it from lack of morpho- logically precise observations. These tentacles may be bifid and per- haps completely split, or fringed, but nevertheless all processes from Zool. Jahrb. VIil. Abth. f. Morph. 95 382 H. B. POLLARD, the skin round the mouth e. g. those of Plecostomus may not be con- sidered proper tentacles, though they may in a remote way have been connected with tentacles. Such skin processes may be compared with the fringe round a lamprey’s mouth. Tentacles occur in Cyprinoids, and especially in Cobitidae, where they attain an equal development with the Siluroids. They appear also in Gadidae and other fish. Motella trieirrata and Mullus barbatus are familiar examples. Again they are found in Sturgeons, as the barbels under the snout, and in the larva of an Amphibian, Dactyl- ethra (Xenopus). Below the fish they appear in Myxinoids, and as I maintain, in the well-known form of the oral cirri of Amphioxus. A typical tentacle should consist of the following parts: 1) a skeletal axis connected with a root piece, the axis being accompanied by 2) sensory nerves, which supply tactile organs in the skin, and worked by 3) muscles belonging to a special system and not homo- logous with the metameric body muscles, the 4) motor nerve supply being from nerves which have been shown to arise from the lateral cornu of the central nervous system, and to proceed out with the sensory nerves. Descriptive Part. Model of Auchenaspis (Figs. 1, 2, 8). The head of a specimen, 5 cm in length, was cut in sections 30 u thick. Every second section was drawn with a camera with a magnification of 28 (Zeıss Oc. 2, Obj. aa, height above table of drawing 19 cm). Thickness of wax plates 1,35 mm. Model 23 cm long (or a little over 9 inches) by 20 cm broad. The head as far as reconstructed was about the size of a hazel nut. The specimen was no doubt a young one. The replacement of cartilage by bone has not occurred to any great extent. The head was not modelled further posteriorly than the anterior semicircular canal. The anterior semicircular canal is enclosed in cartilage, which does not however extend up as a tegmen cranii, nor is it prolonged downwards to form the floor of the cranial cavity, and there is no appearance of resorption of cartilage, to indicate that at an earlier ontogenetic stage it extended further. A pterotic ridge is present, better developed in its posterior than in its anterior part, and it bears the moderately long articulation for the hyomandibular. The The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 383 articulation is a very flat one, showing that there can be little move- ment of the hyomandibular on it. In the cranial floor, two blocks of cartilage occur, at the level of the anterior semicircular canal. The cartilage of the auditory region is continued forwards as the wall of the orbital region, a bay in front of the anterior semicircular canal indicating where the facial and trigeminal nerves pass out. Slightly further forwards about the middle of the orbital region, the epiphysial bar (ph) passes across the supra- cranial fontanelle, and somewhat further forward, there is a large open space in the cartilaginous wall. This is filled up by thin bone and does not transmit nerves or blood vessels. Below this a carti- laginous projection, directed backwards at each side of the pituitary body, forms a partial floor to the brain in this region. It leaves a deep notch below the orbital wall, filled up however by thin bone. Where the orbital joins the ethmoid region, a slit-like preorbital canal (Pr.orb.c.) can be seen. It transmits a vein and the Ophthal- micus superficialis, VII. The nerve runs in a foramen of the carti- lage on the right side of the drawing, the opening being seen from the front, on the preorbital process. On the left side of the figure, a notch corresponds to this foramen, the cartilage being partly re- placed by bone. The preorbital process is well developed, but not of great verti- cal extent. An extraordinarily well developed rostrum is present, triangular in section in its anterior part, the upper angle truncated in the posterior sections. This rostrum extends far back posteriorly, as a thick cartilaginous septum between the olfactory nerves and lobes of each side, and from this septum a roof extends to the orbital wall and preorbital process, so that the olfactory nerves and lobes lie in long tunnels of cartilage, except where this is replaced irregularly, above and below, by thin bone. In the model these replacements appear as asymmetrical open spaces on each side of the rostral region. The anterior narrower portion of the brain case, that is, from the epiphysial bar forwards, is drawn out to a remarkable length, as indeed are all the structures of the anterior part of the head. The hyomandibular cartilage (H. M.) is triangular in form, the lower angle being produced into a strong process, which bears the operculum without the intermediation of an opercular cartilage. An extensive but thin block of cartilage (Qu) remains in the symplectic and qua- drate region, and sends inwards and forwards a short pterygoid process. 25* 384 H. B. POLLARD, The cartilaginous terminal portions of the prepalatine piece (Pre- pal.) are shown in the figures, the part round about the articulation with the preorbital process being replaced by bone. The prepalatine cartilage reaches almost to the tip of the snout. A small round block (m.v.s.) between the ends of the prepalatine cartilages in the model represents, in a very diagrammatic fashion, the premaxillary piece and rudimentary median support of the velum. The Meckelian cartilage (ck) has an inverted T-shape, the arms of the T being long. The posterior arm does not reach the quadrate, the quadrato-mandibular articulation being formed by bone. The upper process is the coronoid process (Proc. cor.) which bears the long and large procartilaginous coronoid piece (Cor. p.), which is con- tinued into a tentacle combining characters of maxillary and coronoid tentacle (Mz. t.), in that it is continuous with the coronoid piece, and also supported by the maxilla, which is attached to the end of the prepalatine cartilage. The tentacle is directed outwards and back- wards. The anterior arm of the Meckelian cartilage is the mento- meckelian process (M.mek.), which is very far from reaching its fellow of the opposite side. I am inclined to think that it has not, at an earlier ontogenetic stage, extended further. In the fleshy lower lip, there is a huge block of procartilage !) (Ment. p.), with a projection directed posteriorly, while medially and somewhat below this block may be seen on each side the mental tentacle (Ment. t.), which is actually. supported by a lamina of pro- cartilage, lying superficially below the dentary bone. This supporting lamina is of considerable extent. A submandibular tentacle (Subm. t.) lies below the coronoid pro- cess, also with a superficial supporting lamina of procartilage. A stylohyal (Sty. hy.) bears the ceratohyal (Hy.) which is massive posteriorly. The thickened anterior end bears a hypohyal piece. Model of Silwrus (Figs. 3, 4). Sections 15 w thick. Every 3rd section drawn, with magnification 28 (Zeiss Oc. 2, Obj. aa). Height of drawing above table 19 cm. Wax plates 1 mm thick. Model, reconstructed as far as middle of horizontal semicircular canal (on one side), 11 cm long and 15 broad. The drawings for this model were taken from sections belonging to Prof. Dorn, which he kindly allowed me to use. The cartilage was at its maximum development, no replacement by bone having occurred. 1) Better termed Extramental. The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates, 385 The skull wall, in the auditory region, is not completed on the internal aspect, but on the contrary a large fenestra is left, as is the rule in Teleostei. The cartilage of the side wall of the cranial cavity only extends back so far as to separate the anterior semi- circular canal from the brain, while above, in the same region, a car- tilaginous roof extends towards the middle line very slightly beyond the level of the membranous labyrinth. The pterotic ridge, which is on a level with the external semicircular canal, is not specially strongly developed. Below the pterotic ridge is the articulation for the hyomandibular, which is a long narrow articulation, situated at an angle of 30° to the median axis. From the pterotic ridge, the floor of the auditory capsule slopes, at an angle of 30° with the horizontal plane, to the basicranial region where it is continuous across the middle line, behind the large pituitary fontanelle. As is well known, an interorbital septum is never formed in Si- luroids, and at this young stage the orbital walls are very wide apart. The upper portion of the orbital wall (PArKer’s supraorbital band) is a forward prolongation of the auditory capsule, and is triangular in section for some distance, the pterotic ridge being also continued forwards. The pterotic ridge can in fact be traced on to the ant- orbital process. In front of, and partly below the auditory region, is a great foramen in the skull wall, through which many of the cranial nerves pass out, all from the optic to the facial. This is partly filled, in the adult, by the so-called prootic. The floor of the cranial cavity is continuous cartilage, except for the large pituitary fontanelle, but, between this foramen and the pituitary fontanelle, the cartilage is much reduced in breadth and thickness. The skull wall in the anterior half of the orbital region is complete and passes into the ethmoid region. At its anterior limit there is a foramen, the Canalis praeorbitalis (Pr. orb. c.). At the junction of the orbital and ethmoidal regions the epiphysial bar (Eph) passes across the supra- cranial fontanelle, thus dividing the latter into pre- and post-epiphysial portions. The side wall of the skull is produced into a large vertical ant- orbital process, separating the nasal and orbital cavities, and the cranium is almost as wide in this region as in the auditory region. At its anterolateral extremity, the antorbital process has an articu- lation for the prepalatine piece (Prepal.). The nasal cavities are wide apart, the rostral portion of the chondrocranium being very broad. The olfactory lobes and nerves lie, as it were, in two short 386 H. B. POLLARD, tunnels, being separated by a thick internasal septum and roofed over by the bridge of cartilage, which extends from the anterosuperior orbital region to the rostral region. Between the antorbital process and the base of the rostral region lies the extensive floor of the nasal cavity. The shape of the rostral region is best shown by the figure (Fig. 3). The hyomandibular (H. M.) articulates, as above mentioned, with the pterotic region of the auditory capsule. Its upper portion is in the form of an inverted triangle, the articulation being the base of the triangle. At the apex of this triangular part there is a notch in front for the hyomandibular nerve, while behind is attached the oper- cular cartilage which bears the operculum. From this level the hyomandibular cartilage broadens downwards and forwards to the quadrate and symplectic regions. At the poste- rior ventral angle, that is in the symplectic region, is attached the stylohyal, while at the most ventral, or quadrate region, is situated the articulation for the lower jaw. Inwardly and forwards, the qua- drate is prolonged into the small pterygoid process, which in Silurus is attached by a ligament to the vomer. The prepalatine piece articulates with the antorbital process. It is an irregularly shaped block of cartilage. In some specimens there may be found at its anterior edge accessory nodules of cartilage. Externally it bears the procartilaginous axis of the maxillary barbel (Mz. t.), which proceeds out at a right angle for a short distance, then turning backwards. The prepalatine piece has no connection with the pterygoid process. In front of the rostrum is a small triangular block (Pmx. p.) representing somewhat schematically the premaxillary block of pro- cartilage. The Meckelian cartilage (Mck.) passes horizontally forward from its articulation with the quadrate. An angular process, however, passes downwards and backwards from the articulation. At some little distance forward, the coronoid process is given off. The coro- noid process (Proc.cor.) projects vertically upward and bears the procartilaginous, cylindrical, horizontally placed coronoid piece (Cor. p.), which reaches forward to the level of the prepalatine piece, its end, in fact, approaching the maxillary tentacle. Directly below the coronoid process lies the proximal portion of the submandibular tentacle (Subm. t.), and, some little distance in front of this, in seen the corresponding part of the mental tentacle ee The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 387 (Ment. t.). Beyond the level of the mental tentacle, the Meckelian cartilage becomes distinctly more slender (m: Mck.) passing over con- tinuously, in the symphysial region, into the corresponding portion of the opposite side. Viewed from the front, the model reveals a most remarkable conformation of the edge of the rostral portion and the Meckelian cartilage, a bay being formed in the rostrum above, and in the Meckelian cartilage below. A nodule (m.v.s) attached to the rostral region, in the bay, represents a tentacle-like pro- cartilage support of the upper “Velum”, or flap used to close the mouth in respiration, and a corresponding nodule (m.v.s) on the Meckelian cartilage represents the lower tentacle-like support of the lower velum. The stylohyal bears the enormous ceratohyal (Hy.) which is much expanded at its anterior and posterior ends. The middle portion which is strengthened by perichondrial bone is thinner. Anteriorly are found the smaller hypohyals. Model of Trichomycterus (Figs. 5, 9). Specimen about 2,5 cm in length. Sections 20 w thick. Every second section drawn with magnification 48, Zeıss Oc. 14, Obj. aa, Ht, above table of drawing 19 cm. Thickness of wax plates 1,6 mm. Model about 13,5 cm long by 18,5 broad. Reconstructed so far as to show the hyomandibular. The head was about the size of a small pea. The replacement of cartilage by bone has gone on in places so far as to seriously interfere with the modelling although the specimen was very young, the nerves being almost in an embryonic condition. Apparently in all the S. American Siluroids ossification begins at a remarkably early stage. The auditory region shows much replacement of cartilage by bone, only irregular and asymmetrical projections being left. Cartilage only remains in fact in the neighbourhood of the hyomandibular articulation. A pterotic ridge is little developed and the hyomandibular articulation, which is very great in extent anteroposteriorly, may be said to be on the pterotic ridge itself. The cartilaginous floor of the brain case is only represented by three isolated blocks, one unpaired and median at the level of the auditory labyrinth, and a pair situated below the foramen of exit of the Facial and Trigeminus nerves. The supraorbital band is the only remaining cartilage of the posterior part of the orbital wall. It is somewhat triangular in section. 388 H B. POLLARD, At the middle of the orbital region the epiphysial bar (Eph.) passes across the supracranial fontanelle. In the anterior border of the epiphysial bar at the median point is a notch where the epiphysis rests. In front of the level of the epiphysial bar a portion of the carti- laginous side wall is left and shown foreshortened in the figure (Fig. 5) but there is no antorbital process and no bridge above from the orbital to the rostral region (in other words the olfactory lobes and nerves are not roofed over by cartilage). The internasal septum takes the form of a distinct rostrum which however does not project beyond the level of the anterior narial opening. In the cranial floor behind the rostrum is a pair of small fonta- nelles in the cartilage. One is indicated by the shading on the right of the drawing. These lodge minute projections from the base of the forebrain. Behind the epiphysial bar the skull cavity widens out very remar- kably. From the epiphysial bar forwards it is much smaller as shown in the figure. The hyomandibular (H.M.) articulates with the skull by an enormously long articulation and only along the articulation does much cartilage remain. There is however a strong process downwards and backwards which supports the operculum without the intermediation of an opercular cartilage. Another block of cartilage remains in the symplectic and quadrate region, the intervening portion having been replaced by perichondrial bone. A small pterygoid cartilage (Pty, Fig. 9) is independently formed much further forward. It may be seen on the left of the figure partly hidden by the prepalatine piece. The cartilaginous apophyses of the prepalatine piece (Prepal.) remain as a small portion at the articu- lation near the base of the rostrum and a large distal block. Above the prepalatine cartilage is the nasal tentacle with a slight basal expansion. This forms the outer wall of the anterior narial opening. The rostrum bears at its tip the upper tentacle-like support of the velum (m.v.s.). A small nodule of procartilage is seen on the left between the prepalatine and the velar supports. The maxillary tentacle (Mz. t.) does not rest on the prepalatine piece but is sup- ported by the intermediation of the maxillary bone. Its base is bifur- cated on the left side of the figure. The Meckelian cartilage (Mck.) is represented as a triangular The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 389 block. The posterior portion has undergone partial resorption and the posterior angle is far from reaching the quadrate. The upper angle is prolonged into a vertical somewhat anteriorly directed coro- noid process (Proc. cor.) to which is affixed the procartilaginous coro- noid piece (Cor.p.) which is large and passes continously into the coronoid tentacle. The tentacle (Cor.t.) turns downwards outwards and backwards. The anterior angle of the Meckelian cartilage is produced into the mentomeckelian process (m. Mck.) which is short and very far from reaching its fellow of the opposite side. The distance of the mentomeckelian processes from each other is well shown in the figure. A stylohyal cartilage (Sty.hy.) is present and bears the cerato- hyal which is very thick at its two ends. In the specimen the middle portion was replaced by perichondrial bone on one side. The distal extremity bears a hypohyal. The postero-ventral tip of the ceratohyal bears a procartilaginous prolongation (* Fig. 9) which supports the uppermost branchiostegal ray. lt may perhaps be considered the homologue of one of the cartilaginous branchiostegal rays of Selachii. Model of Callichthys (Figs. 6, 7, 10). Specimen 3 cm in length. Sections 25 « thick. Every second section drawn, with magnification 28. Zeiss, Oc. 2, Obj. aa, height of drawing above table 19 cm. Wax plates 1,2 mm thick. Only the end of the snout reconstructed. The specimen was young but replacement of cartilage by bone has proceeded to a considerable extent, especially in the rostral region. The median cartilage of the rostral region slopes sharply down- wards and forwards, and, viewed from the side, its profile is curved. The floor of the nasal cavity. extends laterally as two wings, actually prolonged still more laterally by the prefrontal bone. At the median anterior part of the rostral region there are abundant traces of re- sorption of cartilage, showing that a more distinct rostral prolongation was present at an earlier stage. This resorption is the cause of the irregular appearance of the anterior face as seen in the model. Below the junction of the lateral and medial portions, a remark- able though slight projection of cartilage (* Fig. 7) bears the pre- palatine bones, of which the large cartilaginous apophyses are seen in the figure, placed curiously close together and, along with the so called ethmoid bone, reaching very near to the tip of the snout. 390 H. B. POLLARD, Below and in front of the prepalatine cartilage is seen the three- rayed, procartilaginous premaxillary piece, forming the tip of the snout (Pmz. p.). The maxillary tentacle (Mz. £.) is attached to the prepalatine car- tilage through the intermediation of the maxillary bone. The tentacle itself passes sharply downwards and backwards, below the coronoid tentacle. Behind the maxilla lie the paired, external tentacle-like supports of the velum (l. v.s.). Only the mentomeckelian portion of the lower jaw (m. Mek.) is seen in the model. A coronoid process is not developed, and the coronoid piece is only represented by a procartilaginous rudiment, not shown in the model. The coronoid tentacle (Cor. t.) proceeds backwards, almost parallel with the mentomeckelian cartilage, and it is fused with the distal portion of the mental tentacle (Ment. t.). The mental tentacles, which have a beautifully curved form, are fused with one another at their bases in the middle line, below the premaxillary piece. The junction is in front of, and slightly below the symphysis of the dentary bones. The distal fusion of the mental and coronoid tentacles deserves especial attention. Sensory Tentacular Nerves of Auchenaspis (Fig. 8). The trigeminal nerve passes out from the skull, along with the Facial, in front of and below the hyomandibular articulation, thence passing downwards and forwards below and somewhat internal to the eye, which in Siluroids is small. Just below the optic nerve it divides into two great branches, the upper and internal shortly dividing into palatine (R. pal.) and maxillary branches. The lower branch slightly further forwards divides into Ramus coronoideus and Ramus mandi- bularis. The palatine branch, after separating from the maxillary, passes inwards through an anterior portion of the adductor arcus palatini muscle, that part which stretches from the skull wall in the anterior orbital region to the posterior end of the prepalatine piece, and which moves the maxillo-coronoid barbule. The motor nerves to this muscle run along with the palatine nerve. Reaching the skull wall the pre- palatine nerve passes downwards and forwards, beneath and internal to the preorbital process, lying in fact beneath the lower wall of the passage of the olfactory nerves. Here it runs alongside the edge of the vomer and, reappearing in front of the postorbital process, pro- The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates, 391 ceeds, parallel to the edge of the rostrum and beneath the olfactory organ, to the end of the snout where, on reaching the premaxilla, it divides into several small twigs. The maxillary nerve (2. Mz.) runs forward almost horizontally above the edge of the posterior part of the prepalatine piece, giving off the premaxillary branch and passing just outside the postorbital process. It then takes a long course forward between the anterior part of the prepalatine and the coronoid piece, giving off above a small branch to the skin and, below, another branch which supplies the skin at the base of the maxillo-coronoid tentacle. The main portion turns outward and supplies the anterior face of the maxillo-coronoid tentacle. The premaxillary branch (R.pmx.) passes external to the pre- orbital process, crossing over the prepalatine piece to lie internal to this piece, runs forward parallel to the edge of the rostrum, and divides into twigs which run beneath and outside the olfactory organ to supply the premaxillary region. The coronoid branch (R.cor.) is given off from the mandibular nerve and passes forward parallel to and just outside and below the maxillary nerve. It turns outward, still parallel to the maxillary nerve, and supplies the posterior face of the maxillo-coronoid tentacle. The mandibular nerve (R.md.) passes downwards and forwards and, some little distance behind the coronoid process, it divides into Ramus mandibularis externus and R. md. internus The R. md. externus passes outside the coronoid process forwards and downwards outside the mento-meckelian process, and reaches the posterior edge of the mental piece (the large block of procartilage in the lower lip). Here it divides into a number of twigs which supply the fold of skin below and behind this piece. The R. md. internus passes inside the coronoid process and divides into two branches which I name mental and submandibular. The mental branch (R. ment.) passes forwards, outside and below the mento-meckelian process, internal to the R. md. externus. Proceeding horizontally forwards, it crosses internally the block of procartilage of the lower lip and, reaching the mental tentacle, passes down it, dividing then into two branches, which supply the anterior and posterior aspects of the tentacle. The submandibular branch (R.subm.), after parting from the mental, proceeds down outside the mento-meckelian process to the submandibular tentacle, dividing into two branches, which supply the anterior and posterior faces of the tentacle. 392 H. B. POLLARD, The R. md. internus contains motor portions, which pass off where the nerve divides into mental and submandibular branches, and supply, the anterior branches, the muscles of the mental tentacle, and the posterior the muscles of the submandibular tentacles. More exact descriptions of the muscles and the motor supply must be reserved for a subsequent work. I have not observed any ophthalmic branch of the Trigeminus though some fibres may accompany the Ophthalmicus superficialis of the Facial. Sensory Tentacular Nerves of Trichomycterus (Fig. 9). The Ophthalmicus profundus (R.o.p.) takes its exit from the cranial cavity independently of the maxillary branches, and is at first difficult to distinguish from the Ramus ophthalmicus superficialis of the Facial. It runs below the rectus superior, above the optic nerve, along the wall of the orbital region, proceeding forwards, outside the olfactory organ, to reach the nasal tentacle, then dividing into two branches which supply this tentacle. The great maxillary stem, taking its exit in front of the hyo- mandibular, proceeds downward and forward to below the eye. Behind the optic nerve it gives off the Ramus palatinus (A. pal.), which runs inwards and downwards, through the anterior portion of the adductor arcus palatini muscle (that part which moves the prepalatine piece and to which it gives motor fibres). Reaching the base of the skull it runs forward alongside the vomer and parallel to the edge of the rostrum, and then reaching the premaxilla it divides into several small twigs. Below the eye the great maxillary stem divides into two branches, the Ramus maxillaris (R.mzx.) and the Ramus mandibularis (2. md.). Almost immediately, the R. maxillaris gives off a Ramus pre- maxillaris (R.pmzx.) which runs outside the anterior portion of the adductor arcus palatini, outside the articulating cartilaginous part of the prepalatine piece, above the bony portion, and internal to the anterior cartilaginous part of the prepalatine. Here it runs below the olfactory organ, parallel to the Ramus palatinus, and dividing into fine twigs, is lost in the tissue above the premaxilla at the tip of the snout. The Ramus maxillaris runs forward horizontally, above and some- what internal to the coronoid piece, dividing in front into three branches, the innermost of which supplies the skin internally at the upper anterior angle of the mouth, the upper and outermost branch passing The oral cirri of Siluroids and the origin of the head Vertebrates. 393 downwards in front of the coronoid piece, then dividing into two twigs which supply respectively the anterior faces of the maxillary and coronoid tentacles. The third middle branch runs down, internal to the coronoid piece, and supplies the posterior face of the maxillary tentacle. The Ramus mandibularis gives off a Ramus coronoideus (R. cor.) which runs forward, outside and parallel to the R. maxillaris, and turning down, proceeds to the posterior face of the coronoid tentacle. The Ramus mandibularis, passing downwards, runs internal to the coronoid process and divides into mental and submandibular nerves, besides giving off motor fibres The Ramus submandibularis (R. subm.) turns backwards, outside the coronoid process, and supplies the skin below the Meckelian cartilage, while the R. mentalis (R.ment.) is continued forwards to the front of the dentary region. Sensory Tentaeular Nerves of Callichthys (Fig. 10). The main stem of the Trigeminus passes below the eye, giving off behind that organ a palatine branch, which divides into several small twigs supplying the roof of the mouth. Below the centre of the eye the main stem divides into two branches, an upper and lower. The upper gives off shortly a Ramus premaxillaris (R.pmx.) and, as the Ramus maxillaris (R.mx.), runs forward along with the R. premaxillaris in a space between the ad- ductor mandibulae and adductor arcus palatini muscles. The Ramus premaxillaris gives off small branches to the skin in the antorbital region and passes forward, lying near the skin outside the prepalatine piece, dividing into small twigs in the premaxillary region. The Ramus maxillaris, running forward, divides into 1) a small branch which passes outwards and downwards and along the posterior face of the coronoid tentacle, 2) a large branch which runs down outside the maxillary tentacle and divides into four twigs, two of which supply the anterior and lateral face of the coronoid tentacle, and the other two the posterior face of the maxillary tentacle, 3) a branch which divides above the velar support, some twigs supplying the lateral part of the anterior region of the roof of the mouth, the remaining branch passing down inside the maxillary tentacle to supply its anterior face. The Ramus mandibularis (R.md.) gives off a Ramus coronoideus (R. cor.), which is small and runs above and outside the adductor mandibulae muscle, turning down to supply the posterior face of the coronoid tentacle. 394 H. B. POLLARD, Continuing forwards and downwards, through the adductor mandi- bulae muscle, the Ramus mandibularis divides into R. R. mandibulares externus (R.md. ext.) and internus. The R. mandibularis externus lies outside the muscle and gives off a small branch, which runs downwards and backwards to the skin outside the Meckelian cartilage, thence, passing outside the anterior portion of the Meckelian cartilage, it continues forwards internal to the maxillary and coronoid tentacles, and reaching the mental tentacle, it divides into three small twigs which supply the anterior face of this tentacle, the skin there being remarkably rich in sense organs. The Ramus mandibularis internus divides above the Meckelian cartilage into R. submandibularis (R.subm.) and R. mentalis (R. ment.). The former turns down outside the mentomeckelian process, while the R. mentalis continues on above it and passing forward horizontally, parallel to the R. mandibularis externus, divides into small twigs which supply the posterior face of the mental tentacle. An Ophthalmicus profundus is only represented by certain fibres running in the course of the Ramus ophth. superficialis of the Facial. Sensory Tentacular Nerves of Myxine (Fig. 11), For purposes of comparison and in view of the object of this paper, I venture to give a figure of the terminal distribution of the sensory branches of the Trigeminus in Myxine, with some description, though I have only one point to add to the almost perfect account given by JOHANNES MULLER in his classical memoir. In the figure the anterior part of the irregular nasal skeleton is shown, and supplying the skin in this region are several twigs be- longing to one of the branches of the Ophthalmicus profundus (R. o. p.), the upper terminal branch of the first branch of the Trigeminus of MÜLLER, 5‘ in his figures. One twig also proceeds to the premaxil- lary tentacle (shown in my figure with an asterisk). The branch termed Ramus premaxillaris (R.pmz. in the figure) is MULLER’s “lower stouter branch of the first branch of the Trige- minus, 5°”, It runs alongside the premaxillary piece, the “vordere knöcherne Stütze der Schnauze”, and, after giving off motor branches, supplies the first or premaxillary tentacle. The above two branches form the “upper anterior branch of the Trigeminus” and both are said to run above the optic nerve in Bdellostoma. They are by most authors termed ophthalmic branches, and I have kept that name in my preliminary communication. ——S u cf Be The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 395 The remaining branches belong to the “anterior lower branch” of MOtier. The maxillary nerve (R.mx.) is his branch 6’ and the coronoid (f. cor.) is his branch 6“. They supply the maxillary and coronoid tentacles. My Ramus mandibularis (R.md.) corresponds to the “deeper finer branch, 6”, of the anterior lower branch”. Only the sensory part is shown in the figure. It divides into a Ramus mentalis (R. ment.) supplying the fourth or mental tentacle, and a Ramus submandi- bularis (R.subm.), not specially mentioned by MÜLLER, which supplies the skin in front of and below the anterior lateral piece of the “Zungenbein” of MULLER which I take to be the Meckelian cartilage. Comparative Part. Nasal Tentacle. The most typical condition of the nasal tentacle is shown in Trichomycterus. The procartilaginous axis expands at its basal por- tion, and forms a partial wall outside the olfactory organ, being at- tached to a small bone, one of the terminal antorbitals of the series surrounding the suborbital branch of the lateral line system. This small bone and the base of the tentacle are supported by the pre- palatine piece. In Clarias the base of the tentacle is bifurcated, and the two prongs are attached to prefrontal and antorbital bones, at each side of the posterior of the nasal openings, the tentacle itself rising up in front of the opening behind the small nasal bone. The position of the tentacle in relation to the anterior and posterior nostrils has been used as a diagnostic of certain groups of the Siluroids (GUNTHER). | In Motella tricirrata, one of the Gadidae, far removed from the Siluroids, the procartilaginous axis of this tentacle bears the anterior tubular opening of the nose, and the basal portion forms the roof of the olfactory chamber. In Callichthys though the tentacle is absent there is a procarti- laginous roof to the olfactory chamber, which helps to support the anterior narial aperture and is obviously the basal portion of a tentacle. Thus it is seen that when the tentacle is absent yet a basal portion of it may remain and form a support for the wall of the olfactory capsule. As such it is known to anatomists as the “nasal labial” or „Nasenflügelknorpel“. 396 H. B. POLLARD, According to SAGEMEHL, such a nasal labial occurs in many Cyprinoids and perhaps in all; and also in the Characinidae. No doubt on special search it might be found in very many other groups of Teleostei. The nasal labial of Selachii has been described in rich detail by JOHANNES MULLER and GEGENBAUR. Many references to such struc- tures have been made by PARKER, but subsequent investigation has shown his observations to be unfortunately unreliable. In many Selachii the nasal labial is fused with the edge of the nasal capsule, and indeed GEGENBAUR concludes that it is a portion cut off from the cranium. That however is controverted by compa- rison outside the Selachii. In the Dipnoi there is a trelliswork of cartilage forming the wall of the olfactory capsule and, in view of the frequent fusion of the nasal labial with the cranium in Selachii, this trelliswork may perhaps be held to represent a nasal labial. The nasal capsule and tube of Myzine is surrounded by irregular rings of procartilage, which represent the nasal labials. GEGENBAUR, in mentioning this view, concludes that it is a hasty one, but all doubt seems to be removed by the fact that the nasal tube is worked by a muscle, the Nasalis of FURBRINGER or “Zurückzieher der Nasen- öffnung” of MÜLLER, which belongs to the tentacular system and is supplied by the Ophthalmicus profundus, while the nasal tube itself receives sensory branches from the Ophthalmicus profundus. The compressor narium M., ethmoideonasalis F., and a portion of the transversus oris F. are also attached to the nasal tube. On this point MULLER remarks that “Since two olfactory nerves proceed into the single olfactory capsule, the single olfactory capsule is to be explained rather by the apposition than fusion of the nasal capsules of cartilaginous fish, and this happens indisputably through the suppression of those parts which otherwise lie between the nasal capsules”. While agreeing with MüLLER in principle, I regard the supporting elements of the nasal capsule of Myxine as corresponding only to the nasal labial of Selachii, not to the whole capsule. Furthermore no one, who has examined a series of sections of the head of Myxine, can doubt that the plate supporting the posterior part of the nasal or hypophysial tube where it opens into the palate, the “Gaumenplatte” of MÜLLER or “posterior intertrabecula” of PARKER is a posterior continuation of the nasal skeleton, and as such ultimately to be derived from a nasal tentacle. MULLER compared the nasal cartilages of Chimaera with the The oral ‘cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 397 rings of the nasal tube of Myzine. This view is shown below to be untenable. Only the most anterior crescentic cartilage (f of MULLER) corresponds to the nasal labial of Selachii and the nasal rings of Myxine. Nerve Supply. The motor nerves, which have occasionally to be referred to in this paper as supplying the system of tentacular muscles, are, to follow the distinction established by His, nerves of the lateral cornu. The sensory nerves of the oral cirri are branches of the Trigeminus, and a sharp distinction must be drawn between them and the nerves of the lateral line system. The nerves of the lateral line system develope quite differently from the trigeminal branches. Their ganglia are derived from cells proliferating along certain tracts of the ecto- derm as shown by BEARD, FRORIEP and Kuprrer. I have followed the process myself in Gobius. The evidence of comparative anatomy is not less clear as to distinctness of the lateral line nerves in fish. The topographical position and course of nerves is not of great importance. This has been determined by STannius for the palatine nerves. “It is to be established that in certain classes of animals a larger, in others a smaller portion of allied elements may be con- tained originally in the course of one or other of two allied nerves, and at the same time the same elements may frequently arise by an indifferent root, without distinctly belonging to the one or the other nerve.” Numerous examples of this phenomenon will occur in this paper. The most extreme case is that of the premaxillary nerve of Myxi- noids. According to FÜRBRINGER the premaxillary nerve in Bdello- stoma runs over the eye-stalk and optic nerve, while in Myxine ‘ (and all other vertebrates) it runs below the optic nerve. FURBRINGER indeed explains this by supposing the eye a later structure and cap- able of wandering, but an explanation on the grounds given by Sran- NIUS is more reasonable. Thus we see that the fundamental grounds for determining the homology of nerves are 1) origin from homologous nerve cells, 2) terminal distribution to definite structures. The course of the fibres is of less importance. It is hardly necessary to remark however that an absolutely strict conception of homology is incompatible with a theory of evolution. The sensory nerve of the nasal tentacle is the ophthalmicus pro- fundus, and it is shown best in Trichomycterus where it takes the normal course of an ophthalmicus profundus, namely, below the rectus Zool. Jahrb, Vili, Abth, f. Morph. 26 398 H. B. POLLARD, superior and obliquus superior, over the eyestalk. In Trichomycterus it runs on the outer side of the olfactory organ to reach the tentacle. In Clarias the nerve does not bear quite the same relation to the eye muscles, because the small eye, along with the muscles, is shifted very far laterally, while the nerve follows the skull wall more closely. It runs on the median side of the olfactory organ to reach the ten- tacle. In other Siluroids the ophthalmicus profundus may only be represented by some fibres running along with the ophthalmicus super- ficialis of the Facial. In some Siluroids e. g. Silurus (STANNIUS) and Clarias the trochlear nerve runs along with the ophthalmicus profundus. That is purely a case of apposition. The comparative anatomy of the ophthalmicus profundus is fairly well known in the vertebrates, and need not be further entered into here, except as regards Myxine. In Cyclostomi, MULLER and STANNIUS showed that it contains motor fibres, a fact of which most embryo- logists who have drawn up schemes of the head have been oblivious. The motor fibres supply muscles attached to and working the nasal tube and belonging to the tentacular system. Another feature in Myxine is that a small twig from the ophthalmicus profundus supplies the premaxillary tentacle. Premaxillary Tentacle. A premaxillary tentacle occurs in Cobitidae (Misgurnus) and some Cyprinoids e. g. Barbus, where it is attached to the premaxilla. However, these forms are much modified as to histology and topo- graphical relations and are not suited to form a basis for comparison. In Siluroids, though the tentacle itself is absent (except in Aspredinidae GÜNTHER), yet there is usually present a block of pro- cartilage at the tip of the snout, in relation with the premaxilla. In Callichthys (Figs. 6 and 7 Pmz.p.) this block is triradiate, occupying the tip of the snout below the prepalatine pieces, and on its lower surface develops the premaxilla. A corresponding block is present in Chaetostomus, differing somewhat in shape. With it articulate the anterior ends of the premaxillae which possess the remarkable form depicted by several authors in the Hypostomidae. The ventral position of the mouth in these South American Silu- roids is due to the large size of this piece and of the prepalatine, in addition to the presence of a rostrum. In Sturgeons it is due mainly to the rostrum, while in Selachii it is brought about by the position The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 399 and size of the nasal capsules and the presence of rostral cartilages. In embryos of various vertebrates it is due merely to the mode of growth of the brain and olfactory organs. In Silurus the premaxillary piece is represented by procartilage above and between the premaxillary bones. In many Teleostei it becomes a solid block of cartilage. It is mentioned by Srannıus as a special part of the snout in front of the nasal septum. “In Cottus and Belone, a small discrete cartilage, applied to the anterior end of the skull, is covered by the premaxillae.” “In Malthaea it forms a considerable free projection on the skull” (STANNIUS). SAGEMEHL gave the rather unsatisfactory name “Rostrale” to this block and mentioned its existence in Scomberesocidae, Cyprinodontidae, Scopelidae, Cyprinidae, Anacanthini (Macrurus), Acanthopteridae and Plectognathi. “From its relations to the premaxillae we have every ground for the supposition that it originally formed the basis (Grund- lage) of these bones. The fact that it occurs in far removed forms of Teleostei allows the conclusion that it is of great antiquity, and thus we may expect to find it in lower fish.” “It is found in most distantly related groups, and this points to its being an inheritance from a very remote ancestral form.” SAGEMEHL goes on to compare it to a small cartilage between the ends of the palato-quadrate in Heptanchus. This view cannot be correct. Since it is unpaired the piece cannot, according to SAGE- MEHL, correspond to a labial of Selachii. A premaxillary block also occurs in the Pharyngognathi (Labrus) and probably in many others not yet investigated, especially where the premaxillae possess a verti- cal upward projection, sliding on the ethmoid region. Among the older anatomists this piece has apparently also received the name _ prenasal cartilage, but I have not succeeded in running this term down. An interesting feature in connection with this block is that the median velar support is shown by comparison to be a posterior pro- longation from it serving to support the velum, or fold of respiratory function, which lies behind the premaxillae. “In many Teleostei, mucous folds, placed behind the jaws, hinder the outflow from the mouth of the water which has been gulped in” (Srannius). The median velar tentacle-like structure is shown in Silurus and Tricho- mycterus (Figs. 3 and 5) and it occurs in many Teleostei. There may be also a lower median tentacle-like support of a lower velum, and these two give the appearance shown in Silurus (Fig, 3). It is the mode of development of these structures in the embryo which 26* 400 H. B. POLLARD, has given rise to the views of some embryologists on the paired nature of the mouth of Teleostei. These structures possess no great morpho- logical importance. A similar phenomenon is seen in the nose of Myxine, where a small process forms a partial septum in the nasal tube. I propose to deal with the Selachii and some other forms later on. In the Sturgeon, the most median of the two pairs of tentacles appears, from its nerve supply, to be the premaxillary tentacle. The premaxillary tentacle of Myxine is the one which MULLER showed to be the first, though viewed externally it lies inside and below the morphologically second. It is continuous with the unpaired bar of hard tissue, which underlies the nasal tube and which is its root piece. MULLER terms this premaxillary block the “knécherne Stiitze der Schnauze” and has given full details. Nerve Supply. Two nerves supply the region of the premaxilla. They are the palatine and a branch of the maxillaris, which I term here the pre- maxillary. The R. premaxillaris occurs throughout the Siluroids, with comparatively unimportant variations. In Auchenaspis it runs along with part of the buccalis. : The palatine nerve is also present in all Siluroids examined by me. It supplies the muscle which moves the prepalatine piece and, except in Callichthys, proceeds forward to the tip of the snout. The R. premaxillaris corresponds to the nerve supplying the pre- maxillary tentacle of Myzine. This is usually considered to be an ophthalmic branch and I have kept the old name in my preliminary communication. However it is better to consider it a special branch, and not a mere portion of the ophthalmic. It is said to run over the optic nerve in Bdellostoma, and under it in Myxine, as in other vertebrates. It runs mainly in the substance of the palato-ethmoidalis superficialis muscle (FURBRINGER) the Retractor of the bony support of the snout (MULLER), outside the premaxillary piece, beyond which it gives off a motor branch to one portion of the Depressor of the mouth (U' of MULLER). It then supplies the premaxillary tentacle, which also receives a twig from the ophthalmicus profundus. Concerning the R. palatinus there are widely divergent opinions, which have been summarized by Srannius. In Silurus glanis he states that it is undoubtedly a branch of the Trigeminus. In other forms it appears to be Facial, and finally in “Ganoids”, elements of the Glossopharyngeus enter into its composition (vy. WIJHE). The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 401 Therefore, in considering its homologies, various components must be recognised in the palatine, and I consider the most anterior branches a dissociated portion of the R. premaxillaris. The most anterior tentacle of Cyprinoids is supplied by a nerve, of which Büchner has given a most excellent description (in Barbus). He terms it maxillaris superior. “It springs from the anterior internal border of the ganglion, passes in a canal formed by the upper convex face of the body of the sphenoid (parasphenoid) and the base of the greater (prootic) and lesser wing (orbitosphenoid) and is directed along the internal wall of the orbit, passes between the anterior frontal (ectethmoid) and palatine along the vomer and forms a kind of plexus with a branch of the maxillaris inferior (R. mx. superior). From this plexus start three branches for the two barbels and for the fleshy lip along the intermaxillary. That of the superior barbel passes through a foramen, hollowed out at the internal extremity of the maxillary bone.” SAGEMEHL has described the nerve as palatine in Cyprinoids and agrees with BÜCHNER, and I have myself followed the course of the nerve by sections and dissections in Misgurnus fossilis. It takes a course intermediate between those of the R. premaxillaris and R. pa- latinus of Siluroids, inasmuch as it passes below the prepalatine piece. I take it therefore, that this nerve almost universally termed palatine contains palatine and premaxillary fibres and corresponds to the Pre- maxillaris of Myxine. The R. palatinus has been described in detail in the Sturgeon by STANNIUS and v. WisHe. “In Acipenser the N. palatinus has relations really corresponding to those of Teleostei” (STANNIUS). “It runs forward along the lateral edge of the parasphenoid, separated from the orbit by a paired outgrowth of cartilage from the Basis cranii. In front of this the nerve forms a network with the Ramus maxil- laris superior, and then sends branches to the snout and ends in the tentacles” (v. WIJHE). The barbels of Sturgeons are therefore premaxillary and maxillary tentacles. Maxillary and coronoid Tentacles. Maxillary tentacles are shown most typically in Trichomycterus and Callichthys (Figs. 5, 6 and 7). They are supported, through the intermediation of a small maxillary bone (os labial Cuvier, adnasal Mc. Murricn), on the prepalatine piece and extend downwards and 402 H. B. POLLARD, outwards. They are also present in Cyprinidae. The coronoid ten- tacle is most typically shown in Trichomycterus, where it is very. long. Its base passes continuously into a large procartilaginous root piece, the coronoid piece, which is firmly attached to the cartilaginous coronoid process of the lower jaw. In Callichthys the tentacle is fused, near its base, with the mental tentacle, and the coronoid piece is only represented by a small mass of procartilage. The rudimentary tentacles of Hypostomidae are maxillary tentacles. The tentacle at the angle of the mouth in the majority of Silu- roids combines the characters of the two tentacles and may thus be termed maxillo-coronoid. In Auchenaspis this. is well shown (Figs. 1 and 2). The coronoid piece is seen to be continuous with the tentacle but on the other hand this tentacle is borne by the maxilla, which articulates with the prepalatine piece. In Silurus (Figs. 3 and 4) the coronoid piece does not reach the tentacle actually, but ap- proaches near it. What I think may be regarded as the proof of the fusion of maxillary and coronoid tentacles is given by the nerve supply. What occurs in the case of the mental and coronoid tentacle of Callichthys gives a clue as to how the fusion may have actually taken place. Judging from the nerve supply the outer pair of barbels of the Sturgeon are maxillary tentacles. The prepalatine piece requires careful observation. In the young Silurus it occurs as a squarish block of cartilage, articulating with the preorbital process. In my specimen of Auchenaspis ossification had set in around the articulation, and consequently only apophyses of cartilage are left. The anterior block always lies very far forward in the snout. The posterior end serves for the attachment of the adductor muscle proceeding from the ethmoid wall. The muscle is mentioned by Srannius. It works the maxillo-coronoid tentacle. In Trichomycterus a small cartilage remains in the posterior part of the articulation, and on comparing closely the sections of the young Callichthys, I found that a small projection of cartilage from the skull represented this free cartilage of Trichomycterus. Thus we have a stage when the prepalatine cartilage is continuous with the skull cartilage (the spot is marked with an asterisk in Fig. 7). In all Siluroids, this prepalatine piece never enters into conti- nuity with the pterygoid cartilage, the latter being attached by liga- ment to the vomer. The lateral velar supports which may, as in The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 403 Callichthys (Figs. 6 and 7) be of considerable size are apparently derivatives of the maxillary tentacle. As to other Teleostei, BALFOUR remarks of the Salmon: “The anterior bar of the upper arcade is known as the palatine; but it appears to me as yet uncertain how far it is to be regarded as an element primitively belonging to the upper arcade of the mandibular arch which has become secondarily independent in its development; or as an entirely distinct structure which has no counterpart in the Elasmobranch upper jaw. The latter view is adopted by PARKER and BRIDGE and a cartilage attached to the hinder wall of the nasal cap- sule of many Elasmobranchs is identified by them with the palatine rod of Teleostei” (Prepal.). The development of this region in the Salmon has been worked out by STÖHR, who finds that tissue in the anterior trabecular region gives rise to trabeculae, palatine cartilage (Prepalatine), and tissue underlying the maxilla. The fusion of pala- tine and pterygoid elements occurs later. I have followed the process also in Gobius. It might be considered that these ontogenetic stages recapitulate the condition in Siluroids, but that can only be in a very limited sense, inasmuch as the piece in Siluroids is moveable, with special muscles, and does not bear any close resemblance at all to this embryonic condition. Indeed the resemblance is really closer in the adults. In the Sturgeon free prepalatine cartilages exist, at any rate in the young animal, outside the basal angle (Basalecke) in front of the mouth. They may be the ethmo-palatines of PARKER, but his lack of precision reduces the value of his observations. I cannot tell what PARKER meant, since enthusiasm cannot replace accuracy. In Poly- pterus there is a separate ossification (autopalatine, v. WisHeE), in the upper jaw, where it articulates with the ectethmoid, and the cartilage projects forwards beyond this point. This is here called prepalatine. A similar projection occurs in Chlamydoselachus (GARMAN), so that, in this form, we must conclude that the prepalatine is really included in the jaw, in the region of the articulation with the preorbital pro- cess. In Heptanchus and Hexanchus, a posterior portion of the pre- palatine piece would appear to be represented by the “Lateral process of the ethmoidal region M”, of GEGENBAUR, which the latter homologizes with the “Schadelflossenknorpel” of Rays. The second tentacle of Myzine is the maxillary tentacle. It lies outside and above the premaxillary and is connected by a bar of softer cartilage to the coronoid tentacle and to the antero-lateral piece 404 H. B, POLLARD, of the tongue apparatus, the piece W of MÜLLER and my Mek (Fig. 11). To the base of this tentacle, but not fusing with it, extends the pro- cess from the cranium, which MürLer termed the cartilaginous pro- cess at the anterior end of the palatal ridges”, the Processus spinosus of FURBRINGER, or the Prepalatine of PARKER. The coronoid tentacle extends downwards and has an expanded root piece of hard cartilage. The prepalatine piece is in continuity with the ethmoid region, and thence with the subocular bar (Gaumen- leiste of Mt tier), and the subocular bar is continuous with the auditory capsule and basilar part of the skull. MULLER makes the following remarks on the origin of the first cranium. On the fibrous membrane of the chorda tube arise paired cartilaginous rudiments of basilar pieces, running out into the audi- tory capsules and forwards as lateral wings. This is shown in Ammo- coetes and Myxine. From this stage chondrification has proceeded further, and by various steps the condition of the chondro-cranium of higher vertebrates is attained. This is the simple view of MÜLLER, and to me it seems still the most correct. Indeed where the con- ception of recapitulation in ontogeny has, in spite of the arguments of v. BAER, GEGENBAUR and others, been introduced, there has often been great retrogression from the truth. MÜLLER does not come to any conclusion as to the origin of the subocular regions and of the prepalatine piece. The prepalatine piece I regard as the root piece of a tentacle, and since there is no break of continuity in the skull of Myxinoids we may perhaps regard the subocular bar and “quadrate” regions as outgrowths and extensions of fused vertebral and tentacular elements. This would mean that the autostylic condition of suspension of the jaws is the most primitive condition. To this conclusion I have come in a recent paper from quite different grounds. The Labials (sensu strictiori). Comparison of the traces of premaxillary, maxillary, and coronoid tentacles brings us to the question of the labials, as the term is strictly used by GEGENBAUR. I shall treat of the subject rather in a historic way. Cuvier (1814) dealt with the upper jaw of fish and came to the conclusion that the maxillary bones (labiaux ou mystaces) and inter- maxillaries correspond to the two labials of Squatina and other sharks, while in the Rays the intermaxillaries are represented by the small The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 405 cartilage in the nasal lobe, and the maxillaries by the “Schädelflossen- knorpel”. On the maxilla of Teleostei he remarks: “Since the labial bone is unprovided with teeth in almost all the fish, it has little resemblance to the ordinary maxilla; but in order to be convinced as to its nature, it is enough to observe it in the trout or salmon, and thence to follow it in its various forms” (I may here remark that the Teleostean maxilla only partly corresponds to the maxilla of other vertebrates e. g. Polypterus, where it is mainly a “suborbital” bone). On the Siluroids he remarks: ‘The intermaxillary, without a pedicle (ascending process), is situated under the anterior, more or less broadened edge of the skull and at each of its extremities is a small maxilla, which, becoming flexible, is prolonged into a long fila- ment or barbel; in a word, the principal barbel of Siluroids is their maxilla prolonged”. As to Chimaera: “In the thickness of the lip are found three bones (cartilages), which one recognises as the inter- maxillary, maxillary and the palatine arcade; this last is entirely suspended by muscles and ligaments, without articulating with anything”. Subsequent investigation has confirmed the remarks of Cuvier to a wonderful extent. RATHKE (1823) compared the labials of Petromyzon to the “Knorpelriemen” of Amphioxus (I quote from memory of the text). JOHANNES MULLER (1835) criticised Cuvier’s accounts and views, and attempted to show that the labials are structures not belonging to the general plan of the vertebrates, and that the upper jaw of sharks corresponds to the upper jaw of other vertebrates. “The tooth- bearing cartilage of Plagiostomi can be nothing else than the upper - jaw (maxilla), while the labial bones are, as we have already shown, accessory pieces. Probably in the tooth-bearing cartilage, maxilla and premaxilla are united”. The palatine arch of e. g. Teleostei is, ac- cording to MULLER, represented by accessory cartilages in Narcine and other fish. MÜLLER makes many valuable comparative obser- vations, and gives a complete account and figure of Callorhynchus. His views have not met with acceptance, and have been abandoned since Herrwia’s researches on dermal bones. GEGENBAUR (1872) gave a complete account of the structures in Selachii, accepting Cuvıer’s homology of the premaxillary and maxil- lary labials, drawing attention however to the distinction between the dermal bone and its subjacent tissue. The premaxillary bone must be imagined as developed phylogenetically, not from a cartilaginous 406 H. B. POLLARD, substratum, but on such, the bone persisting while the cartilaginous substratum retrogrades and finally disappears. He then set forth his view that the labial arches are to be compared with arches of the inner visceral skeleton or branchial bars. This has been the basis for most of the modern German views. Huxrey (1876) compared the lower labials of the frog to the annular cartilage of the lamprey and the “incomplete ring” of Am- phioxus, while the upper labials of the frog are the anterior dorsal cartilages of the lamprey. BALFOUR (1882) says of the labials: “The meaning of these car- tilages is very obscure; but from their being in part employed to support the lips and horny teeth of the Cyclostomata and the Tad- pole I should be inclined to regard them as remnants of a primitive skeleton supporting the suctorial mouth with which, on the grounds already stated I believe the ancestors of the present vertebrates to have been provided.” Howes (1891) has compared the labials of Chimaera and Marsipo- branchs. His figures of Myxinoids are partly erroneous as to facts, being apparently compounded from museum preparations. The question of the homology of the labials in Chimaera seems to me to be decided by the work of VETTER, the value of which can hardly be overestimated. He describes in detail the musculature of the labials in Chimaera. These structures are worked by four muscles; the Musculi labiales anterior and posterior, and two portions of the Levator anguli oris. The Labialis anterior is supplied by an anterior motor branch of the Trigeminus and corresponds closely to a portion of the Copulo- tentaculo-coronarius muscle of Myaine (FÜRBRINGER) the “Kopf U‘ des zweiköpfigen Herabziehers des Mundes” (MULLER) which, as I have shown, is innervated by a branch from the premaxillary nerve. The Labialis posterior is a portion of the Kopf U of MÜLLer, and is supplied by a most posterior branch of the motor part of the Trigeminus. The portions of the Leyator anguli oris are the Retractores tentaculorum of Myxine. We have therefore in these labials remnants of premaxillary, maxillary and coronoid tentacles. To put the homologies, which I maintain, into unmistakeable form, I will refer to MULLER’s figure of Callorhynchus. I take his “äusserer Nasenflügelknorpel e” to be the remnant of the premaxillary tentacle, his “oberer Seitenknorpel des Mundes c” to be a remnant of the maxillary tentacle, his “unterer The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates, 407 Seitenknorpel des Mundes b” to be the coronoid tentacle, his “innerer Nasenflügelknorpel f” to be the nasal labial or remnant of nasal tentacle. Then the remaining piece, the “Träger der Lippenknorpel und der Nasenflügelknorpel d” can only be the prepalatine piece, precisely as Cuvier maintained. The labials of Selachii are then easily shown to be premaxillary, maxillary and coronoid tentacles '). Further, by comparison of Holocephali and Dipnoi it is rendered probable that the posterior upper labial of Ceratodus, as described by Huxtey, and one of the antorbital cartilages of Protopterus, as represented by WIEDERSHEIM and RÔSE, and other authors, are homo- logous with the prepalatine piece, and to proceed outside the limits of the fish, the “Cartilago labialis superior” of the Anuran tadpole, as shown in the splendid work of Gaupp, is also a prepalatine piece. In Dactylethra larvae it bears a maxillo-coronoid tentacle. There still remain some few structures to be considered. SAGE- MEHL has described certain small cartilages in the region of the arti- culation of the maxilla, which he terms submaxillaria, in Catostomidae, Gymnotus and Perca. He homologizes them with the upper labials of Selachii, giving however no figures, and adding that they corre- spond to the two small upper labials described by PARKER in Salmon embryos where, always supposing PARKER’S figures to be correct, they belong rather to the premaxilla. Then also there are the “Mundwinkelknorpel” referred to by MÜLLER and STANNIUS. That of Polypterus is the coronoid labial, as it is attached to the coronoid process. In others more definite observations are needed to show whether these “Mundwinkelknorpel” are coronoid or mental pieces. Certain muscles in Teleostei, considered by VETTER superficial portions of the adductor mandibulae, proceed, not to the lower jaw but, to the maxilla and neighbouring parts. The Adductor tentaculi of Amiurus, described by Mc Murricn, is one of these. In Cobitidae (Misgurnus) they are very large, labial muscles also being present in correspondence with the presence of the tentacles. VETTER states that they are innervated by a special motor branch of the Trigeminus. They correspond to the Retractores tentaculorum of Myxinoids, and are a further proof of the correctness of the views here maintained. 4) The The lower labial of Selachii may however prove to be extra- mental, in which case the coronoid would be absent as a rule. In Scymnus there is a mass of soft cartilage along the upper jaw which might then represent the coronoid. 408 H. B. POLLARD, Nerve Supply. It is impossible in Siluroids to sharply define maxillary and coro- noid nerves inasmuch as many fibres running along with the maxil- laris supply the coronoid tentacle. However there is always a coronoid branch arising from the mandibularis and supplying the posterior face of the coronoid tentacle. Where the coronoid and maxillary tentacles are fused, as in Auchenaspis, the branch is still present in exactly the same relation, and this indeed is one of the proofs that the maxillo-coronoid tentacle contains maxillary and coronoid elements. A similar coronoid branch is described as arising from the mandibular nerve in larval Salamanders, by von PLESSEN & RABINOWICZ. As to Myxine, the second branch of the Trigeminus divides into maxillary and coronoid branches, apart from motor nerves. They supply maxillary and coronoid tentacles and the skin between them. STANNIUS gives further descriptions of the distribution of the maxillaris superior in Silurus and Acipenser, mentioning the pre- maxillary branch in Silurus. He states that the maxillaris superior supplies the upper labial cartilages in Spinaz. BÜCHNER figures the maxillaris superior in Barbus as an upper branch of the maxillaris inferior. He describes its course and its anastomosis with the premaxillary nerve (his maxillaris superior). The literature of the cranial nerves is immense but I do not think the facts need further reviewing here. Mental Tentacle. The mental tentacles of Callichthys are fused at their bases, the fused portion lying medially in front of the symphysis of the dentary bones. Thence the tentacle curves down on each side and, never really becoming free to the exterior, fuses distally with the proximal part of the coronoid tentacle. There is no special root piece. In Silurus the mental tentacle is situated some little way back from the symphysis along the lower jaw, being supported by a plate of pro- cartilage lying just internal to the skin. To this are attached muscles. The condition in Auchenaspis is similar, the basal plate being however very much larger. In Auchenaspis there is situated at the outside of the dentary bone a large block of procartilage (Ment. p.) with a posterior ventral projection running parallel with the tentacle as shown in Fig. 2. This block may be a derivative of the tentacle, possibly arising as a bifurcation of the proximal portion. Such a bifurcation The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 409 is shown in the proximal part of the maxillary tentacle in Tricho- mycterus (Fig. 5, left side of the drawing). The outer prong of the bifurcation may have expanded second- arily so as to have formed’ this great block. The outer mental ten- tacle of Misgurnus is a continuation from a corresponding block just as if the backward projection of the piece in Auchenaspis were pro- longed into a tentacle. A corresponding piece is found in .Motella tricirrata, and no doubt in many other Teleostei, in fact this may be in some fish the “Mundwinkelknorpel” of STANNIUS. A median unpaired mental tentacle is also present in Motella and Gadidae, but it shows few of the characters of a typical mental tentacle. This tentacle is paired in Mullus and Upeneus. The lower support of the velum may be a derivative of the mental tentacle though much modified. The mental tentacles of Callichthys show a remarkable similarity with the cartilage in front of the lower jaw of Protopterus, as figured especially well by Röse and of Ceratodus as figured by Huxrey. I have, as in most cases, verified the observa- tions myself, by sections in Protopterus and dissection in Ceratodus. This cartilage however passes under the lower teeth and is continuous with the Meckelian cartilage showing in this respect no correspondence with Callichthys. The position of this cartilage led HuxLEY, erro- neously I think, to term the lower teeth splenial. The huge unpaired block of cartilage in front of the lower jaw in Callorhynchus is obviously a mental piece, corresponding to the mental cartilage of Dipnoi (lower labial of GUNTHER), and somewhat doubtfully to the mental piece of Auchenaspis. In Chimaera as shown by Husrecut and VETTER it is represented by a small pair of cartilages below the coronoid labials at each side of the Meckelian cartilage. Howes has compared this mental piece with that of the Myxinoids and with the lower half of the annular cartilage of the lamprey, which Huxtey homologised with the lower labial of the tadpole. Considering now the Selachii, I have to withdraw a hasty state- ment in my preliminary paper that no traces of mental tentacles occur in them. GEGENBAUR describes in a few Selachii small carti- laginous blocks below the Meckelian cartilage, and these he considers to be rudiments of rays, showing that the lower jaw once bore a gill. In accordance with my theory I consider them to be rudiments of the mental and submandibular tentacles. GEGENBAUR goes on to make the far reaching suggestion that on such cartilages the jugular plates 410 H. B. POLLARD, of Crossopterygia may have arisen. On my view the jugular plates would, like the premaxillae and maxillae, arise in connection with tentacles. However direct evidence is still wanting, unless indeed certain phenomena in Ceratodus may be interpreted as such. HUXLEY has described an ensheathing bone at each side of the symphysis, on the ventral face of the mandible. This he takes to be the dentary element, setting aside GÜNTHER’s determination of the tooth as the dentary. The bone in question however lies in front of and below the mental cartilage, and may be interpreted on GEGENBAUR’S sug- gestion, as a paired anterior jugular plate. Jugular plates occurred in fossil Dipnoi but are usually stated to be absent in the living forms (SMITH Woopwarp). This bone is absent in Protopterus. The mental tentacle in Myxinoids is represented by a hard root- piece, bearing a rudimentary tentacle and suspended only by ligaments and muscles. It is fully described by MÜLLER as the cartilage in the 4° or lowest tentacle. Nerve Supply. The nerve supply of the mental region is from the R. mentalis and the R. mandibularis externus. The Ramus mentalis in Siluroids runs outside or above the mentomeckelian process and forward, to run down outside the tentacle, where that is present, or to branch in the skin, when the tentacle is absent. The Ramus mandibularis externus may be a dissociated branch of the R. mentalis. It runs outside the coronoid process supplying in Auchenaspis the fold of skin below the mental block of cartilage. In Callichthys it is placed not so far forward. Other details are given by STANNIUS. In Misgurnus fossilis, the mental tentacle is supplied by a R. mentalis which crosses the Meckelian cartilage and then runs below that cartilage. In Motella tricirrata the unpaired mental tentacle is supplied by a R. mentalis which takes a slightly different course. It crosses the lower jaw rather far back, and then proceeds along with the R. mandi- bularis of the Facial, which supplies the mandibular branch of the lateral line system. This close apposition led ZINCOxE to the erroneous view that the mental tentacle was supplied from the Hyomandibular nerve of the Facial. The mental tentacle in Myzine is supplied by a mental branch proceeding forward as in Siluroids. The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 411 Addendum. I must confess to not being able to speak with any feeling of certainty concerning the mental tentacle in Siluroids and Cyprinoids. The independence of the R. mandibularis externus and the ex- istence of the separate block in Auchenaspis may be taken to represent, as an alternative view to the above, a separate external tentacle or Extramental. GÜNTHER in the Catalogue of Fishes mentions two pairs of barbels as occurring in a number of Siluroids close to the chin. This is also stated for Cobitidae, but I am in doubt whether the inner smaller process is a real tentacle or only a fold of the skin. It has the form of a tentacle. The question may be decided by examination of fuller material or completer literature than has been accessible to me. Submandibular Tentacle. I have investigated the submandibular tentacle in Auchenaspis and Silwrus. It lies just below the coronoid process, being supported by a subdermal plate of procartilage, which is very large in Auchen- aspis. It has no typical relation with a root piece, but from careful comparison I am convinced that the Meckelian cartilage is the root piece of this tentacle, precisely as in the case of the premaxillary root piece, the prepalatine, and the coronoid block. It is in Myxine that the Meckelian cartilage, or anterolateral piece of the tongue ap- paratus most closely resembles a root piece, a supposition strengthened by the disposition of the nerves. Occurrence of the submandibular tentacle is rare in fish. The nerve supply is from the R. submandibularis which in Silu- roids is given off from the R. mandibularis, just at the point of origin of the coronoid process. The Ramus submandibularis then crosses outside the mentomeckelian process to supply the tentacle. At the branching of the R. mandibularis into R. mentalis and submandibularis, the motor nerves to the muscles, moving the mental and submandi- bular tentacles are given off. A similar disposition of the nerves is described by Gaupp in Amphibia. “In Urodela and Reptilia, the principal portion of the Inframaxillary nerve runs in the canal of the lower jaw, as the Ramus alveolaris, forwards at the upper edge of the Meckelian cartilage, but a branch of this Alveolaris inferior runs down on the outer side of the Meckelian cartilage, and round its lower edge inwards, reaching the inner side after proceeding through 412 H. B. POLLARD, a foramen (in Siredon between the dentary and opercular) and then supplies the Mylohyoid.” . “This branch is the Ramus circumflexus, and in the Frog it alone forms the terminal portion of the Inframaxillaris” (GAupP). The R. submandibularis is present in Myxinoids, running however along with the mentalis outside the Processus coronoideus and sup- plying the skin in front of the Meckelian cartilage. This branch pos- sesses a certain resemblance to the Ramus mandibularis externus but nevertheless it appears to me to be really the submandibular. Meckelian Cartilage. The Meckelian cartilage of Zrichomycterus is of an irregular in- verted T shape, the crossbar of the T being horizontal, the coronoid process representing the stem, The process towards the quadrate does not reach the articulation, partly because the cartilage, even at this young stage, has been resorbed after the formation of the os articulare. Probably at no ontogenetic stage was this arm at all. massive. The mentomeckelian process is also very short and far from reaching the symphysis, that being formed by the dentary bones only. The Processus coronoideus proceeds upwards and forwards accompanied by bone. It bears the procartilaginous coronoid piece. The demarca- tion between the hyaline cartilage of the coronoid process and the procartilage of the coronoid piece is quite clear. In Callichthys the coronoid process is wanting, and the coronoid piece is rudimentary. The mentomeckelian extends very little forwards and to judge from the appearance of the cartilage there has been no resorption, so that probably it never extended further at earlier stages of its ontogeny. The mentomeckelian processes are as far from reaching the symphysis as in Trichomycterus. In Auchenaspis the condition is a little different from that of Trichomycterus. The posterior arm is in the same state and the processus coronoideus passes up, and bears the coronoid piece. The mentomeckelian process is however longer, reaching halfway from the coronoid process to the symphysis, tapering away. In Silwrus, where the cartilage is more extensively present, the posterior arm extends beyond the articulation with the quadrate, as an angular process, and the mentomeckelian process is fused with its fellow and the symphysis. In Hypostomidae the whole rami of the lower jaw may be said to be free, there being no symphysis. A pro- cessus coronoideus is stated to be frequently present in fish by STAN- The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 413 nius. “The lower jaw, varying to an extraordinary extent in shape, possesses often a special coronoid process”. It is indicated in Dipnoi by the shape of the jaw, and the cartilaginous coronoid process can well be seen in sections. The Selachii are not known to possess a coronoid process, the ' lower jaw in these animals being far from primitive. It is no part of the present paper to follow out the coronoid process in the Vertebrates, and indeed complete observations on the relative extent of cartilage and bone are still wanting. It may be remembered that the rami of the lower jaw of Teleostei are said to lie some way apart in embryos (StöHr), but this may have nothing to do with the existence of the space between the mento- meckelian processes in Siluroids. The anterolateral piece of the tongue apparatus in Myxinoids corresponds, to a certain extent, with the Meckelian cartilage. From its anterior upper corner a coronoid process proceeds to the coronoid piece and on to the maxillary tentacle, the relations in this respect being essentially the same as in Auchenaspis, where maxillary and coronoid tentacles are fused. The branches of the mandibular nerve run outside it however. No mentomeckelian process is present, or only virtually so, and there is no articulation with the quadrate region. A number of muscles belonging to the tentacular system are at- tached to MEckEr’s cartilage. In Myxinoids the number is consider- able. In Teleostei it is almost equally great, but in Selachii there has been much reduction and simplification. VETTER says of the ad- ductor mandibulae of Teleostei: “This muscular mass is nowhere found in the form of the relatively simple undivided adductor of ‘ Selachii or of Chimaera but always split into several portions. The Teleostei thus stand in regard to the jaw muscles much nearer to Myzine than the Selachii. Many great authorities have held that the adductor mandibulae is the homologue of the adductores arcuum visceralium and that the jaws represent a visceral arch, yet this view appears to me to be entirely erroneous and to have turned subsequent investigations into a wrong path. In spite of the admirable researches of Jo- HANNES MULLER, FÜRBRINGER and VETTER, much remains to be done, especially in the way of comparison, since the muscles yield most conclusive evidence of the correctness of the Cirrhostomial theory. Zool. Jahrb. VILL Abth. f. Morph. bo -] 414 H. B. POLLARD, The Cranium and other Parts. Concerning the skull it is not my intention to enter into any great amount of detail. A cartilaginous tegmen cranii is not formed. . However across the great fontanelle runs the epiphysial bar, beneath and slightly in front of which the pineal organ terminates. It divides the fontanelle into an anterior and posterior portion and the anterior part corresponds to the Selachian “Praefrontallücke” (GEGENBAUR) in- asmuch as a prolongation of the pineal organ is said to terminate at the anterior border of the tegmen cranii. PARKER has described the tegmen cranii in the Salmon. An epiphysial bar is shown by SAGEMEHL in Characinidae and Cyprinidae. It is represented by a rudimentary block of cartilage, discovered by myself in Polypterus, and Gaupr has followed its development in the tadpole, terming it the Taenia tecti transversalis. The main fontanelle in the frog thus corresponds to the Praefrontalliicke of Selachii. It is interesting to note that the cartilage follows the wandering of the pineal organ backwards, but the dermal bones do not, the pineal organ shifting from between the frontals to between the parietals. There is considerable variation in the floor of the brain, cartilages remaining only as blocks or processes, paired or unpaired. A preorbital process is not formed in Zrichomycterus, but by various degrees it reaches a complete development as in Silurus. One of the most remarkable features is the Rostrum or modifi- cation of the internasal septum. It is most marked in Trichomycterus and Auchenaspis. It becomes invaded by the so called dermethmoid bone. We have only to consider the rostrum somewhat prolonged to obtain a typical Sturgeon rostrum. The Sturgeons cannot be very far removed from the Siluroids, more especially the Hypostomidae, as indeed is suggested by HuxLey’s observations on the relation of the fossil forms. The comparative anatomy of the hyomandibular is of very great interest, but, since I have already dealt with the subject in a paper on the suspension of the jaws, I need not refer to it in detail here. The hyomandibular articulates with the pterotic ridge by a long articulation. The immobility of the suspensorium of Hypostomidae is well known. In Clarias the pterotic ridge is produced far outwards, the arti- culation of the hyomandibular lying some way from the cranial wall. The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 415 The Siluroids approach near to an autostylic condition, or, to speak more correctly, are little removed from it. Histology of the Tentacular Skeleton. I venture to give the following sketch of the varieties of cartilage present in the tentacular skeleton. Condensed embryonic tissue, known as procartilage, developes in various directions. It may give rise to an intercellular matrix with a tendency to become refractile. Such a tissue for the sake of com- parison I term soft Myxinoid tissue (A), inasmuch as it forms the axis of the tentacles of Myzxine. The nuclei and protoplasm may disappear, and the intercellular matrix become very hard, as in the hard tissue of Myzine. On the other hand the intercellular matrix may become fibrillar and the cells and protoplasm degenerate as in the tentacles of Clarias (B). Or the procartilage may develope into hyaline cartilage (C) or persist to a considerable extent in its embryonic condition (D). The refractile matrix is stained blue by Bleu de Lyon, while the nuclei and protoplasm remain unstained. The core of the tentacle may attain very little development, the tentacle then being very flexible, as in Misgurnus, or on the other hand as in Motella it may be formed by structureless bone with a layer of osteoblasts round it. I have drawn up the accomp- anying scheme of the occurrence of these tissues. A stroke between two letters indicates that the tissue is intermediate between two varieties. Na. Pmz.t. & p. Mz. t. & Prepal. Cor.t. & p. Mental t, & p. Subm. t. Clarias B B c (degenerate) ' Auchenaspis B C A B A B Trichomyc- C/D C/D Cc C/D A terus (young) . ee Callichthys D C/D C C/D D C/D (young) Chaetostomus A/D A/B C A (hard) (young) li Acipenser D D C (young) Misgurnus (rudimentary) C D Extramental D (young) Motella D C (replaced Extramental D (young) by bone) Other forms C C C/D Cc (Teleostei) ( Polypterus) (Dipnoi) 27* 416 H. B. POLLARD, From such a scheme it may be learnt that all parts are inde- pendently variable. Root piece and tentacle in Amphioxus are essen- tially similar in structure. In Myxinoids the root piece is differentiated from the tentacle by the great development of the intercellular matrix, the hardening of the same, and the degeneration of nuclei and proto- plasm. In Siluroids much more complicated differentiations have arisen. The tentacles are not of similar histological nature in different families. The root piece differs from the tentacle in the same indi- vidual, the root pieces differ among themselves, some being of pro- cartilage, some of the Myxinoid tissue, and some of true hyaline cartilage. Usually in one animal all the tentacles are of similar histological nature, but nevertheless this is not always the case e. g. in Motella tricirrata. To a certain extent the grade of histological differentiation is a measure of the constancy of the piece. For example MEcKEL’s cartilage and the hyoid cartilages occur in all the Craniata. The prepalatine : piece, the hyaline premaxillary piece of Teleostei, the mental piece of Holocephali and of the Dipnoi are less omnipresent, but still run through whole orders, while less differentiated tentacles are present or absent in different genera. Of course there is no universal rule. In view of the extraordinary amount of variation in histology and structure, it is very remarkable that, when tentacles do occur sporadically, they can be refered to certain of definite 6 or 7 pairs. Following the conception of WEISMANN, it would seem that the archi- tecture of the germ plasm is more constant than the quality of the determinants. Exceptions to this rule may be discovered. The embryonic development of the tentacles in Ictalurus albidus has been investigated by RypEer. Those present in the adult develope early in situ and there is no parallelism with the phylogeny. Reversion and Larval Forms. From comparison of long lists illustrating the occurence of the individual tentacles, and from consideration of the fact that they appear sporadically, I have come to the conclusion that it would be extremely rash to maintain that the tentacles have come down in unbroken ancestral line from an early progenitor. In other words, their presence must often be due to reversion'). They are not always 1) Or, in many cases, inasmuch as rudiments of tentacles are almost always present, by “redevelopment from rudiments” (Darwın). No sharp distinction can be drawn between the phenomena of reversion and redevelopment from rudiments. The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 417 the most primitive and archaic forms that possess the tentacles most fully developed. All parts of an organ may not revert to the ancestral condition, or in other words the reversion may be only partial. Such is the case in the tentacles of Cobitidae where the skeletal axis is not developed. In the language of WrIsMANN the reversion in this case is due to determinants in the skin, the skeletal determinants not being evolved. When once a structure has arisen by reversion and been rendered constant by natural selection, it will develope ontogenetically direct to the adult condition, and therefore it is useless to seek for infor- mation as to its ancestral history in its embryological history. It will I think be obvious, to anyone fully acquainted with the writings of Darwın and WEISMANN, that reversion may occur at any free living stage. Larval forms are often supposed to represent an- cestral or existing adult forms. The resemblance has no doubt been greatly exaggerated. For instance I am not aware that Ammocoetes shows any approach in positive characters to Myxine or Amphioxus. Nevertheless such characters as the prepalatine piece of tadpoles, and the maxillo-coronoid tentacles of the larva of Dactylethra, at its fancied “Siluroid’” stage, have to be accounted for. Tentacles do not occur so far as I know in other tadpoles nor in the larvae of Uro- deles. Therefore probably we have here a case of larval reversion, but it is only an exceedingly incomplete reversion. The Zoological Position of Siluroids. The Siluroids are mostly freshwater fish with an extraordinary diversity of habits and structure and with a remarkably wide geo- graphical distribution. While however the group as a whole occurs in all the zoogeographical regions, yet certain families are confined to one. Thus, for instance, the Loricarina with peculiar anatomical features appear to be confined to the rivers of S. America. (Certain forms from the oriental region have been allied with them by some ichthyologists.) They are freshwater forms without any means of passing across seas, being heavily armoured with feeble powers of swimming, lying at the bottom of pools in the daytime, and creeping about at night on banks by means of their strong spines, and feeding on soft substances more or less putrified (WEYENBERGH). We are justified by the principles of geographical distribution in attributing to Loricarina an antiquity like that of Lepidosiren. 418 H. B. POLLARD, Nor is there any reason, as far as distribution is concerned, for denying to other families, such as the Clariina, an immense antiquity. They are a now flourishing group, while the Dipnoi, with restricted range are a decadent group. The dermal skeleton of Hypostoma and Callichthys has been exhaustively investigated by Herrwia, who found that their dermal teeth are homologous with the placoid scales of Elasmobranchs. Therefore the dermal skeleton must be regarded as exceedingly primi- tive. From that of Hypostoma may be derived that of Acipenser, which however is considerably more modified. Recently KLAATscH has attempted to upset Herrwia’s conclusions, but I am not alone in thinking that in spite of the technical excellency of KLAATscH’s work, he has signally failed to prove bis point. Another feature of considerable interest is revealed by the oral teeth of Hypostomidae. Some forms have been excellently figured by . Kner. I would specially refer to his fig. 1, tab. 5. The bent hook-like teeth of the premaxillary and dentary bones all converge in the same direction, and the two premaxillae and the two dentary bones are separate, thus forming four independently move- able blocks. Such teeth can only be used for hanging on to some object. WEYENBERGH remarks “the fragility of these teeth is enough to show that the fish cannot use much force with them, and this is not necessary, because these fish feed on more or less putrescent organic substances. I have met, for example, with many specimens round a dead horse, which was decaying in the river Primero. It seems to me that their mode of feeding does not deserve the name of masti- cation, but rather of suction”. It is of no little importance to find that these archaic animals have a suctorial mouth. Possibly the symphysial teeth of Coccosteus may also have been used for hanging on. No doubt Coccosteus did not live on dead horses, but even in palaeozoic times, there can have been no lack of decaying organic matter. Coccosteus also possessed normal teeth in its jaws, so that it would appear to have been able, not only to hang on, but also to bite in the usual fashion. The Siluroids are almost throughout characterised by having a very small gape of the jaws. They will suck at bait and not swallow it suddenly like ordinary fish!). Along with this is associated the 1) This information I owe to my friend, Mr, E. T. Meıror, who has observed the habits of Australian species, The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates. 419 fact that the suspensorium possesses little mobility and the suspension is little removed from autostylism, which I hold to be the primitive condition. Of late years it has become customary to look upon the “Ganoids” as derived from Selachii, while the Teleostei are regarded as a flourishing offshoot from the least primitive of the Ganoids, Amia. When the Ganoids were established as a limited group by the weight of MüLLER’S authority, and further when the primitiveness of Selachii was so strongly insisted on by GEGENBAUR, it was but logical to assume that a Selachian form gave rise to a Ganoid, and this in turn to a Teleostean. However the Ganoids are now being given up as a natural group. SAGEMEHL’s work illustrates the progress of such views. This author directly compared Amia with Selachii, and came to the con- clusion that a form like Amia might be descended from an early Notidanus-like shark. Then he proceeded to show that the Chara- cinidae are closely allied to Amia, while a group including Siluroids, Gymnotidae, Characinidae and Cyprinidae, must be founded under the term Ostariophyseae, since they possess in common the remarkable “WEBER’s apparatus”. No weight can then be assigned to characters of the dermal armature or fins. BRIDGE and Happon, also working on WeEBER’s apparatus, seem also to accept the modern origin of Siluroids, Thus according to SAGEMEHL the Siluroids are to be derived from Amia. Such a view seems to me inconsistent with all known prin- ciples of comparative anatomy and geographical distribution. Any discussion on the affinities of the Siluroids would be in- complete without reference to the paleontological evidence. Agassiz classed the Siluroids, on account of their dermal armature, with the Ganoids, from which they were removed by JOHANNES MÜLLER. Subsequently (1858—61) Huxrey following up the investi- gations of PANDER, compared certain of the Siluroids with Cephal- aspidae. ‘‘No one can overlook the curious points of resemblance between the Siluroids, Callichthys and Loricaria, on the one hand, and Cephalaspis, on the other, while in other respects, they may be still better understood by the help of the Chondrostean Ganoids.” “I am inclined to place the Cephalaspids provisionally among the Chondrostei, where they will form a very distinct family.” Ray Lan- KESTER at the conclusion of his monograph on the Cephalaspidae remarks: “It cannot be too strongly asserted that these fishes are, 420 H. B, POLLARD, as far as can be seen, by no means of a low type. At the same time there is nothing in the remains known to us which will indicate even approximately their affinities to any one of the large groups recognised in the classification of Amphirhine fishes.” “The series of scales or bones along the body of Cephalaspis —so strongly recalling the cinctures of Callichthys which has a complete endoskeleton — are, probably, morphologically of the same nature as those structures, but anteriorly I have not been able to detect any modification of the flanking ‘scales’ in Cephalaspis in the form of clavicular bones.” “It is best then to let the group of Cephalaspidae stand alone.” PANDER, HuxLey and Ray LANKESTER are therefore agreed that the dermal armature of Loricarina is like that of the oldest known vertebrate fossils. CLAYPOLE (1892) has discovered Crossopterygian fins along with a Pteraspidian, Palaeaspis. | As to the Silurine forms, HuxLey compared Coccosteus with Clarias and concluded that the structural coincidences in the two forms “must lead us to assign a place near, if not among, the Silu- roidei to Coccosteus”. This view has not met with general acceptance and TRAQUAIR writes “Undoubtedly, the weakest point in Professor HuxLey’s ‘Essay’ is the attempt which he made to show by comparison of the exo- skeletal plates of Coccosteus with the bones visible on the exterior of the skeleton of many recent Siluroids, that there was a possibility at least of the enigmatical group of the Placodermata turning out to belong to the great order of Teleostei, or ordinary bony fishes, ‘hitherto supposed to be entirely absent from formations of palaeozoic age’. Recent discoveries in the palaeozoic rocks of America point, as we shall presently see, to another, and perhaps more probable solution of the question.” The “perhaps more probable solution” is given by the discovery of Dinichthys. NEWBERRY discovered that Dinichthys has a dentition like that of Protopterus, and therefore concludes that it is allied to the Dipnoi. Dinichthys being also allied to Coccosteus, it follows that Coccosteus is allied to the Dipnoi. Nevertheless, too much stress must not be laid on a single feature. Fusion of teeth to form great dental plates has occurred over and over again in the Vertebrates as for example in Plectognathi and in Hatteria. The jaws of Dinichthys have far less resemblance to those of the more archaic Ceratodus, where the teeth lie on the inside on The oral cirri of Siluroids and the origin of the head in Vertebrates, 491 the lower jaw, than to the more modified Protopterus. Therefore the resemblance may be due to convergence. Other features forbid entirely the close alliance of Dinichthys and Protopterus. The latter has no structures corresponding to the spines of the former. The whole dermal armature is entirely different, and finally the distribution of the lateral line system, as figured by CLAYPOLE, is in no respect like that of Ceratodus or Protopterus (I have examined both of the latter . animals on this point), while it bears a remarkable similarity to that of Clarias, as figured by me. Returning to Coccosteus, I may state that I have examined a number of specimens and the dermal armature certainly shows no affinity with Dipnoi. Elsewhere I have endeavoured to prove that the lateral line of Clarias closely resembles that of Coccosteus, thus of- fering confirmation of HuxLey’s view. The Siluroids are therefore not classed with the Cephalaspidae and Coccosteidae mainly on negative evidence, such as the absence of pectoral fins or clavicular bones and the absence of internal ossi- fication. 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Ramus mandibularis in- Ment. t. Mental tentacle. ternus, Mck. Meckelian cartilage. R.mz. Ramus maxillaris. m. Mck. Mento-Meckelian pro- R.ment. Ramus mentalis. cess. R.0.p. Ramus ophthalmicus pro- Na Nasal cartilage. fundus. Na. t. Nasal tentacle. R.pal. Ramus palatinus. Op.c. Opercular cartilage. R.pmzx. Ramus premaxillaris. Pm«.t. Premaxillary tentacle. R.subm. Ramus submandibularis. Pmz.p. Premaxillary piece. 494 4H. B. POLLARD, The oral cirri of Silur. and the origin of the head in Vertebr. Bigs a. Fig. 2. Fig. 3, Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fio, X. Fig. 8. Fig. 9 Fig. 10 Fig. 11 Plates 24—25. Model of Auchenaspis, front view. ” ” ” side view. » » Stlurus, front view. à a s side view. ; „ Trichomycterus, front view. » » Callichthys, front view. side view. Sensory branches of Trigeminus of Auchenaspis. % = i ® „ Trichomycterus. 4 £ ? ei „ Callichthys. x " hi G „ Myxine. i Berichtigung. In meinem Aufsatz „Ueber Bau und Entwicklung des Endosternits der Arachniden“ im 2. Hefte dieses Bandes bitte ich folgende bei der Correctur übersehene Irrthümer zu verbessern: S. 201 Z. 14 v. u. „Matrixschicht“ (statt ,,Chitinschicht“). » 206 ,, 6 v. 0. mex (statt m). „215 „ 16 v. o. „A. BiruLa“ (statt „Prof. KOROTNEFF“). „215 ,, 20 v. o. „Prof. KoROTNEFF“ (statt „A. BIRULA“). Taf. 11, Fig. 23, siebter Buchstabe v. u. @ (statt L). Petersburg, 24. Dec. 1894. WLADIMIR SCHIMKEWITSCH. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 1985 — — Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis Eschscholtz. By J. H. Fullarton, M. A. D. Sc, F. R. $. E. Zoologist to H. M. Fishery Board for Scotland, Edinburgh. With Plates 26—28. Oxen’s Isis of 1825 made known and briefly delineated the characters of a new genus which had been discovered by EscHScHOLTz !) in the South Sea, and the species was named by him Tomopteris onisciformis. The true position in the Animal Kingdom of this trans- parent animal was misunderstood. ESCHSCHOLTZ placed it amongst the “Schnecken”, in his third family, the Heteropods of Lamarck. Quoy & Garmarp ?) found the same genus in May 1826 in the sea in the neighbourhood of Gibraltar, but did not know of its previous discovery by EschscHoLtz, and they named it Briarea scolopendra. Both EscascHoLtz and Quoy & GAIMARD regarded the lateral ap- pendages as respiratory organs, the former calling them “Respirations- flossen”, the French authors designating them ‘‘pieds-branchies ou appendices branchiaux”. The view taken of these appendages naturally led them to consider the new gelatinous and transparent animals as most nearly allied to such Gastropods, as the Heteropods on the one hand, and the Nudibranchs on the other. The French naturalists seem 1) Escascnozrz, Bericht über die zoologische Ausbeute während der Reise von Kronstadt bis St. Peter und Paul, in: Isis v. Oken, Jahrg. 1825, Heft 6, p. 733, tab. 5, fig. 5. 2) Quoy & Garmarp, Observations zoologiques faites à bord d’ Astrolabe, en Mai 1826, dans le détroit de Gibraltar, in: Ann. Sc. Nat. V. 10, 1827, p. 235, tab, 7, fig. 1. Zool. Jahrb. VII. Abth. f. Morph 98 496 J. H. FULLARTON, however to have had some doubt, for their statement is hypothetical. “Si col anne LEE est un mollusque, il doit étre placé apres les Glaucus.” Busco '), along with his teacher JOHANNES MULLER, in 1847, obtained Tomopteris in Heligoland, and threw doubt on the inter- pretation, which had been given as to the lateral appendages being’ “Athmungswerkzeuge”, and he described them as “zur Ortsbewegung dienend”. He was unable to find a lumen in the network (“Ver- zweigung”) of the plates springing from the distal ends of the lateral appendages, and concluded that EscHscHoLtz had wrongly placed it amongst the swimming Gastropods, as the characteristic foot was awanting. GRUBE ?) in the following year discussed the position of Zomo- pteris and placed it amongst the Worms, regarding it as a Chaetopod destitute of bristles. He placed it in a new subdivision of the Appen- diculata Polychaeta, which he called Gymnocopa °). Sir JOHN DALYELL‘) independently recognised its Annelidan character and called it Nereis phasma or the Spectre Nereis, while Gosse 5) called it Johnstonella catharina, afterwards in his Marine Zoology €) reverting to EscHscHOLTz’s name Tomopteris onisciformis. Generative Organs and Products. The earliest described example showed genital cells. ESCHSCHOLTZ ?), although he did not designate them generative products, or apparently recognise their genital character, saw what he termed “kleine Kügelchen” both “in den Flossen” and “in der Höhle des Mittelleibes”. Quoy & Gaimarp 5) also recognised eggs. Their words ®) are: “On voyait facilement de chaque côté du tube digestif un grand 1) Buscu, Einiges über Tomopteris onisciformis, in: Archiv f. Anat. u. Physiol., Jahrg. 1847, p. 180, tab. 7, fig. 5. 2) Gruse, Einige Bemerkungen über Tomopteris und die Stellung dieser Gattung, in: Archiv f. Anat. u. Physiol., Jahrg. 1848, p. 456, tab. 16, fig. 9—13. 3) Groupe, Die Familien der Anneliden, in: Archiv f. Naturgesch., Jahrg. 16, V. 1, 1850, p. 249. 4) Darxezx, The powers of the creator, V. 2, tab. 36, fig. 16, 17, p. 260, London 1853. 5) Gosse, Naturalists rambles on the Devonshire coast, London, p. 356. 6) Gosse, Marine Zoology, V. 1, p. 106, London. 7) p. 733. 8) p. 236. On the generative Organs and Products of Tomopteris oniseiformis E. 427 nombre d’ovules, plus pressés vers l’extrémité du corps où ils étaient comme entassés; quelques-uns occupaient les appendices branchiaux.” Buscn ') saw two kinds of cells in the body-cavity, and called them, respectively, a) “Eier” with “Keimbläschen und Keimfleck”, and b) “kleine Kiigelchen”. He described the latter as blood corpuscles, “wahrscheinlich Blutkérperchen”. He was the first to perceive what other observers have since noticed, that the latter circulate freely in the body-cavity, and in the lateral prolongations of this cavity into the parapodia, but apparently he had noticed that the ova also are carried around in these streaming movements. Exception might be taken to his “kleine Kiigelchen” being in reality blood corpuscles, but this will come up for consideration when I deal with my own obser- vations. GRUBE ?) also describes the eggs, “liegen frei in der Bauchhöhle.” LEUCKART & PAGENSTECHER ®) advance the subject a stage further, and state the origin of the egg-cells to be from the inner-wall of the extremities of the lateral appendages. They also tell of a “Kliiftungs- process” *) taking place before the development into eggs of the cells found in the body cavity, and they were the first to perceive the genital apertures for the passage of the eggs from the animal to the surrounding medium. CARPENTER °), who obtained his specimens on the west coast of Scotland, within two or three miles of where I first met with Tomo- pteris, gives an account by Huxtey of examples which he caught in Torres Straits. HuxLey deals amongst other matters with the ova seen freely passing from the hollow lateral appendages to the cavity proper of the body. These floating “rounded masses’ or ova were —" of an inch in diameter, the germinal vesicle being ae 250 of an inch, and the germinal spot being mo of an inch. HuxLEY saw in another, supposed to be a male, what he took for young spermatozoa, which were —+—" of an inch in diameter. CARPENTER & CLAPAREDE 6) describe eight pairs of “ovoidal bodies” 1) p. 185. 2) in: Archiv f. Naturgesch., ut supra, p. 343. 3) Levcxart & PAGENSTECHER, Untersuchungen über niedere Seethiere, in: Archiv f. Anat, u. Physiol., Jahrg. 1858, p. 588, tab. 20, fig. 1—8. 4) p. 592. 5) Carpenter, On Tomopteris onisciformis Esox., in: Trans. Linn. Soc., London 1859, V. 22, p. 353, tab. 62, fig. 1—9. 6) Carpenter & Craparkpe, Further researches on Tomopteris 28* 428 J. H. FULLARTON, in the caudal prolongation as testes, and say that each testis consists of “an undivided sac, whose cavity, when the organ has attained its maturity, is almost entirely filled with a mass of spermatozoa”, and the individual spermatozoa are kept in motion “by the action of the cilia clothing that part of the inner wall of the testis which is near its external orifice”. They describe and figure two orifices, one at the posterior or distal end leading to the outside, and the other on the inner and anterior side, which is occasionally seen, opens into the body-cavity. They state that the external orifice is distinct from “the large ridged rosette of the ciliated canal”, but are not sure of its distinctness from the smaller rosette. The spermatozoa, which they figure, have two tails like the antherozoids of Algae. The testes are said to occupy the same position in the lateral appendages that the ovary does, the chief difference being in the size of the appendage, but CARPENTER & CLAPAREDE mistake the oval vesicles for testes. Even if they were testes, situated at the base of the appendages as they are, they can scarcely be said to be in the same or a corresponding position to the ovaries, which are at the apical terminations. They corroborate LEUCKART & PAGENSTECHER’s obser- vations on the place of origin of the ovarian cells in the lateral appendages, but add that “they are developed also in the caudal prolongation”. “Their rudimentary ovaria”, alleged to occur in mature males in the lateral appendages, are probably the tissue which gives rise to spermatozoa. Their view as to what are testes, when we come to deal with the structures shown in sections of the parapodia and of the ovoidal vesicles, will be further dealt with. They failed to find any female genital orifice. GEGENBAUR!) in his Comparative Anatomy, in describing the generative organs of Annelids, figures ovarian cells in Zomopteris as arising in one of the forks of the parapodium. KEFERSTEIN ?) made investigations on Tomopteris taken from Sicilian waters, and like CARPENTER & CLAPAREDE failed to notice what LEUCKART & PAGENSTECHER had seen, a female genital orifice to the exterior. Like previous observers he perceived the seat of origin of the eggs, but while he denies the presence of a lining layer onisciformis Escn., in: Trans. Linn. Soc. London, V. 23, p. 59, tab. 7, fig. 1—14. 1) GEGENBAUR, Grundriss der vergleichenden Anatomie. 2) Krrerstein, Einige Bemerkungen über Tomopteris, in: Archiv f. Anat. u. Physiol., Jahrg. 1861, p. 360, tab. 9, fig. 1—6, 9. On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E, 499 of epithelium in the body-cavity, still, to avoid a difficulty, he states his belief that “Epithel” persists at the place where the egg-heaps are formed. This is scarcely valid reasoning, especially as he gives no indication that he made a single section to prove his contention as to the absence of epithelium (or endothelium rather), and his single figure of Tomopteris moreover, is so very rough that it must be regarded as only an approximate representation. His statement as to the group of cells where one is a ripe egg, and the others are only a small appendage to the larger ripe egg, will hereafter be considered. He describes other individuals, as large as those containing eggs, which, however, show only small groups of large cells (“kleine Gruppen von 0,016—0,02 mm grossen Zellen”); but although he suggests he hesitates to regard them as seminal cells. QUATREFAGES!) saw only one pair of female genital openings, and states that the sexes are separate, and that “les oeufs se dé- veloppent dans la cavité générale sur les côtés du tube digestif.” VEJDOVSKY *) has made the most accurate contribution to our know- ledge of the generative organs and products, especially in the male, of any observer, who up to his time had dealt with Tomopteris. Like others he failed to notice the paired female genital orifices which LEUCKART & PAGENSTECHER had found. He describes and figures ripe spermatozoa with only one tail, an isolated “Samenleiter” and paired “Samenklumpen” in the caudal prolongation, distinguishing between the latter and the “Samenleiter”. He sets CARPENTER & CLAPAREDE right in reference to the origin of the spermatozoa, and his “Samenklumpen” are the equivalents of their testes. The seminal ducts are modified segmental organs, and he saw them in all fully developed segments. My observations differ from his in this respect, and also from the interpretation which he places on his “Samen- klumpen”, but these points will be considered in course. GREEFF, in his contribution to this subject, deals with the species of Tomopteris which he found at different times in the Canary Is- lands *) and in the Guinea Islands +). In his Canary species, he saw 1) Quarreraces, Histoire naturelle des Annelés marins et d’eau douce, 1865, V. 2, p. 219. 2) Vespovsky, Beiträge zur Kenntniss der Tomopteriden, in: Z. f. wiss. Zool., V. 31, 1878, p. 81, tab. 6, 7, fig. 1—15. 3) Greerr, Ueber die pelagischen Anneliden von der Küste der canarischen Inseln, in: Z. f. wiss. Zool., V. 32, 1879, p. 237, tab. 13 —15, fig. 40—51. 4) Greerr, Ueber die pelagische Fauna an den Küsten der Guinea- Inseln, in: Z. f. wiss. Zool,, V. 42, 1885, p. 432, tab. 12, fig. 1—21. 430 J. H. FULLARTON, in T. kefersteini, small bodies carried in a stream brought about by the action of cilia clothing the inner surface of the body wall, and he called these “Lymphkürperchen oder Samenkörperchen”. He also observed ripe eggs, and “Keimzellballen” in females. In 7. esch- scholtzia an ovary and eggs are figured. While he did not apparently observe the female genital orifices in his Canary species, he was the first since LEUCKART & PAGENSTECHER’S time to see both pairs in his Guinea species, 7. rolasi and 7. mariana. He describes three pairs of testes in the three last segments of both these species, but he mistakes for testes the vesicular structures, which CARPENTER & CLA- PAREDE regarded as testes, but which VEIDOVSKY more correctly calls “Samenklumpen”. The other naturalists, ALLMAN !), Gosse, and DALYELL who have written on Tomopteris do not deal with the generative products, and CLAPARÈDE ?) only met at Naples with a mutilated specimen. The sexes are separate. The experience of all observers, who have distinguished the sexes, is the same as mine, viz., that a much larger number of females than males is obtainable by means of the tow-net, in most cases five or six to each male. The younger forms are oftener met with than the adults. In the adults or individuals with a long caudal prolongation of the body, the sexes are easily distinguishable by the large ovarian cells, Fig. 10 ov., in the body cavity on the one hand, and by the round vesicles — “Samenklumpen” — Fig. 5 v.s., on the other. In the young or tail-less forms, the sex is often difficult to determine, as the ovarian and spermatic tissues are much alike in appearance. Both sexes are met with at all seasons of the year, and the adult females seem always to have generative products free in the coelom during the warm months of the year. Male generative organs. Neither ESCHSCHOLTZ, nor Quoy & GAIMARD distinguished males, unless the “kleine Kérperchen” of the former seen in the body-cavity and its continuations into the lateral appendages refer, as is very improbable, to male cells. It is much likelier that the reference is to female genital cells which are larger, and therefore more easily perceived. Buscu did not find any males, but it is possible that some in which he did not find eggs, but only “Blutkörperchen” (?), were males, and that his blood-cor- 1) Arıman, On some recent results with the towing net on the south coast of Ireland, in: Nature, 1873, V. 9, p. 74. 2) CLarARèpe, Annélides chétopodes du Golfe de Naples, in: Mém. Soc. Phys. et Hist. Nat. Genéve, V. 19, 1868, p. 569. On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E. 431 puscles were spermatozoa. LEUCKART & PAGENSTECHER saw only females. Hux try’s example, obtained in Torres Straits, was likely a male, but though this is problematical, still, the size of the cells seen in the body-cavity (=—1-" of an inch) agrees very closely with the size of the heads of the spermatozoa in my specimens. CARPENTER & CLAPAREDE were the first to distinguish indubi- tably individuals of the male sex, although they seem to have com- pletely misinterpreted the organs. KEFERSTEIN’s suggestion that the small groups of cells 0,016—0,02 mm, which he saw in individuals with no egg-heaps, were “Samenzellen” must be received with caution. QUATREFAGES distinguishes separate sexes, but gives no details indic- ating whether he personally observed the differences or bases his distinction on the diagnosis of CARPENTER & CLAPAREDE. VEJDOVSKY and GREEFF, as has been mentioned, distinguished separate sexes. The testes are found in the forks of all the parapodia with well-developed bi-ramous divisions, Fig. 1 ¢ The generative tissue originates from the endothelium of the fork, Fig. 4 en, and is easily seen both in the living animal and in mounted specimens. Sections prove that Buscn’s statement, of epithelium being only present where the sexual elements arise, is not consistent with the fact that endo- thelial tissue clothes the whole of the inner surface of the body wall and its appendages. The endothelium of the parapodium and of its forks is continuous, but I have never found that genital cells arise from the main-stem-endothelium which is quite indistinguishable from that of its two forks. The cells arise in both forks, and the organs in neighbouring forks are always similar in size and shape. The cells of the endothelium proliferate and the daughter-cells, Figs. 2, 3, 4 £.c., resulting stand forth from the wall. By successive multi- plication the organ, from being a single layer of cells in thickness, Fig. 2, gradually increases till a large portion of the lumen of the fork is filled up with generative tissue, Fig. 1. This increase takes place distally and proximally, as well as towards the centre of the cavity. The whole mass of cells so originating constitutes the testes. The appendages in which they are formed are truly lateral and forked, but the succeeding appendages, Fig. 5 par., which are more or less ventral and only indistinctly divided into two branches at the very apex, do not bear testes. Carpenter & CLAPARÈDE found what they called “rudimentary ovaria” in mature males in the terminal walls of the lateral appendages, but leave the determination to future obser- vers of whether the cells of these develope into ova or remain rudi- 432 J. H. FULLARTON, mentary. Their “rudimentary ovaria”, whose cells are very similar to those in the incompletely formed ovaries of young and unripe females, are, I believe, really the testes. The misconception doubtless arose from their initial mistake as to the “ovoidal bodies” also found in mature males. Each genital cell in the testis, Figs. 1—4 t.c., is similar in size and shape, and can thereby serve to distinguish the testes from the mature ovary whose cells vary much in character as will be seen, Figs. 10—12 ov‘,o. The male cell consists of two portions, Fig. 4 £. c., a peripheral portion, which remains somewhat clearer, and a large central mass, which stains more deeply after treatment with borax carmine. While the cells occupy the greater part of the area of the section, there is apparently a common matrix in which they are embedded and evenly distributed. The whole testis is a single rounded and oblong mass in a more or less close union with the inner wall of the fork, occupying the greater part of the distal end, Fig. 1 ¢. Seminal vesicles in addition to testes are found in the ma- ture males, Figs. 5—7 v.s. The number of these vesicles, as well as the number of the testes, depends on the age and therefore the size of the males. The vesicles are altogether absent in immature males. In my specimens I generally found four or five pairs of such struc- tures, Fig. 5, while CARPENTER & CLAPAREDE have described as many as eight pairs, but no mature male of mine had such a large caudal prolongation as theirs possessed. GREEFF, on the other hand, has described 7. mariana with a shorter posterior end and possessing three pairs “birnförmige Schläuche”, while Vespovsky figures four pairs of “Samenklumpen”. The seminal vesicles are present in the segments, where the appendages, instead of being lateral, have become sub-ventral, Fig. 5 par., that is, in the most posterior segments car- rying only indistinctly bi-ramous appendages. Sometimes, however, I have found them present in the last segment with well-developed bi-ramous parapodia, in which testes also are found in the forks. They are always ovoidal in shape, Figs. 5--7 v.s. Some are nearly spherical, while others have the long axis at least three times the length of the shorter, Fig. 6 db. They are true sacs, surrounded by a thin layer of tissue, which, when the sac is greatly distended, is almost invisible except in sections under very high magnification, Fig. 8. But if sections are examined in series, here and there the nuclei of the wall of the sac are distinctly seen, Fig. 8 n. When the sac is not greatly dilated, the investing membrane can usually be a On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E, 433 observed. The sizes of the sacs vary considerably. The rounded forms seen in Fig. 5 are on an average about 0,0775 mm in diameter, while others may be as much as 0,124 mm in length and 0,02 mm or even less in breadth. The shape and size of the seminal vesicles depend on the amount of the contents and on the peristaltic move- ments of the intestine in the caudal prolongation. The spermatozoa which crowd into the seminal vesicles are easily recognised both in the living animal and in the specimens mounted whole and in serial section, Figs. 6—9 sp. CARPENTER & CLAPAREDE describe correctly the spermatozoa in the vesicle as “in continual movement upon each other, the motion being kept up chiefly, if not entirely, by the action of the cilia clothing that part of the inner wall which is near its external orifice”. The ciliary action doubt- less extends much beyond the external orifice, and the ceaseless peri- staltic motions of the intestine also help to promote the movements among the contents of the vesicle, as well as the vibratile lashings of the tails of the spermatozoa. The sperms, which are set free from the cells arising in the forks of the parapodia, can be seen in the body- cavity of the mature male, and Vespovsky has described their entrance into his “Samenleiter”. The head of the spermatozoon is ovate, but I did not see that it was furnished with more than one tail, and it is pos- sible that CARPENTER & CLAPAREDE may be correct in describing it as possessed of two tails. The head-portion ranges from 0,004 to 0,005 mm in its greatest diameter, and the lesser diameter is about half of this. They stain much more deeply after treatment with carmine than do any other cells of the body. The male genital orifices are two in number, one from the seminal vesicle to the exterior, Figs. 5, 6, 7, 8 v.s.o., and the second opens into the body-cavity, Figs 6 a‘, 9 v.s. i. The external opening is easily seen in those where the spermato- zoa are not crowded in the seminal vesicle quite up to the opening. In many, especially where the vesicles are nearly spherical, a clear hyaline space is left around the external aperture, Fig. 5 v.s.o., and on closer inspection at the apex of this space a small circular collar, Fig. 7, is seen bounding the very small aperture, v.s.o. This hyaline space is only seen plainly in preserved and stained specimens. Sections reveal its presence also, Fig. 8 v.s.o. The inner opening is not so easily seen in mounted specimens. This is doubtless due to the great contraction which takes place, and the absence in most of spermatozoa at this portion of the canal. But occasionally in sections, 434 J. H. FULLARTON, Fig. 9 v.s., the course of the canal inwards from the great outer dilatation can be traced by the presence of spermatozoa along its course. When no sperms are in the inner part of the canal, it col- lapses so as to be almost indistinguishable. Where the seminal vesicles are present, I was unable to see either the large rosette-like or the smaller opening of the nephridia, other than the two openings of the seminal vesicles. CARPENTER & CLAPAREDE describe two open- ings in their ovoidal sac and also figure (tab. 7, fig. 3) a large rosette- like opening as coexisting alongside of their “ovoidal body”. The smaller opening of the “ovoidal body”, I believe with them, corre- sponds to the smaller rosette-like opening seen in anterior segments, but I am unable to confirm the presence of both the inner opening and the large rosette-like opening in the same segment, and I cannot but think that the inner opening, which they only occasionally saw, may have been due to the pressure which they say they exercised in order to cause the sperms to be discharged from the outer opening. In reference to the interpretations which different observers have placed on the parts, which I have called testes and seminal vesicles respectively, the views of CARPENTER & CLAPARÈDE, of VEJDOVSKY and of GREEFF must be noticed. The seminal vesicles correspond with the testes of CARPENTER & CLAPAREDE and of GREEFF, and with the “Samenklumpen” of Veypovsky. These observers apparently did not study the male organs by means of sections, indeed, the first was not able to preserve his specimens, and neither VEJDOVSKY nor GREEFF seems to have made sections of the genital organs, although Vespovsky isolated a “Samenleiter”. In coming to my results I was aided as much by sections as by the living animal or animals mounted whole. The seminal vesicle is really an efferent seminal duct, which may act as a storehouse for spermatozoa, till they are required for the fertilisation of the ripe ova, and I agree with Vespovsky that the efferent ducts are merely nephridia modified for a generative function, as is the case in many Annelids. This view is supported by what is seen in the appendages in front. In these the nephridia are plainly visible, occupying a position in the anterior angle where the para- podia spring from the body, while, when the parapodia become sub- ventral, nephridial openings other than the orifices of the seminal vesicles are not seen nor are they met with in sections of the caudal prolongation. Moreover, the seminal vesicles occupy a corresponding position to that of the anterior nephridia, and VEspovsky’s figure (tab. 6, fig. 7) of an isolated seminal duct is corroborative. On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E. 435 But I am unable to follow Veypovsky when he distinguishes between “Samenleiter” and “Samenklumpen” and especially when he accounts for the latter by saying: “Die Samenfäden können deshalb nicht gleich von den wimpernden Samentrichtern aufgefangen werden und häufen sich rings um dieselben in der Leibeshöhle an.” There surely must be some other reason for the sperms being heaped up in exactly similar situations of both sides of the body. The peristaltic movements of the intestine would prevent this. The spermatozoa, as CARPENTER & CLAPAREDE and GREEFF saw, were within a distinct sac, whose walls I was able to see, and the outer opening at least of this sac was clearly visible. But, when we come to the fixing of what is testis, I agree with Vespovsky that the testes and the ovaries are developed in similar positions in the different sexes. The testes of CARPENTER & CLAPAREDE occupied the basal and rounded portion of the sub-ventral appendages. There cannot, therefore, be any doubt that their testes correspond to the seminal vesicles already described, for their testes and my seminal vesicles are found in the same posi- tions. They describe them !): “Eight pairs of ovoidal bodies from which the rudimentary pinnules appeared to spring being really the testes, which occupy the parts of the perivisceral cavity that are prolonged into the short lateral appendages whereon these pinnules are really borne. Each testis (tab. 7, fig. 2) is an undivided sac, whose cavity, when the organ has attained its maturity, is almost entirely filled with a mass of spermatozoa. The individual parts of this mass are in continual movement upon each other, their motion being kept up chiefly, if not entirely, by the action of the cilia clothing that part of the inner wall of the testis which is near its external orifice.” In the testes we should expect to find male generative cells either being formed from other active generating tissue, or a common mass of male tissue, but in no one of the many sections, that I cut, did I find either the one or the other. Further, it is hardly likely that the individual parts would be “in continual movement upon each other”, or that the walls of an undivided testicular sac would be clothed with cilia. These naturalists seem therefore to have totally misappre- hended the nature of the seminal vesicles, and, consequently, have been led to describe “rudimentary ovaria” in mature males. One is able to speak with more certainty in their case, as my observations were made on the same species, but Greerr made his observations as to the male organs on two Guinea species, T. rolasi and T, mariana, 1) p. 68. 436 J. H. FULLARTON, and differences in species may account for much, although hardly for such divergences in his and my observations. He gives a drawing (tab. 13, fig. 20 b & a) of the posterior part of 7. mariana, showing three pairs of testes in the last three segments, and two pairs of segmental organs in the first two of these. He evidently follows CARPENTER & CLAPAREDE in interpreting his three pairs of “birnförmige Schläuche” as testes (“Hoden”), but I am puzzled to understand the coexistence in two of them of segmental organs, and the absence of these in a third as his figure shows. Female generative organs. The female generative pro- ducts were seen by the earliest observers, for it is fairly certain that “kleine Kügelchen” of Escuscnourz referred to ovarian cells, and Quoy & GAIMARD saw “ovules”, both in the cavities of the parapodia, and in the body-cavity alongside of the digestive tube. Busch also mentions characteristic “Eier”, but LEUCKART & PAGENSTECHER were the first to observe the female generative organs, as well as the paired genital openings in the female, and other observers since have also seen them. In all the females, which I obtained, ovarian cells were present, in the smaller and tail-less forms in the position where they originate, and in ripe adults, both in that place and also separated from the mother-tissue. In living animals the free ovarian products were seen circulating in the body-cavity, between the intestine and the body-wall, and in its lateral continuations, from the frontal horn-like lobes and the base of the appendages from which the styliform tentacles arise, to the last pair of bi-ramous parapodia. This circulatory motion was effected chiefly by the peristaltic move- ments of the intestine, but in the region of the head, at least, there were also smaller currents promoting circulation, which could only be accounted for by the action of the cilia of the endothelium as GREEFF has already noticed in 7. kefersteini. The large ripe eggs, Fig 10 ov, when pressed between the body-wall and the intestine and against each other, were continually altering their shape owing to the pressure exerted. In this way they were made to assume an oval shape, and on the relaxation of pressure they returned to their normal spherical outline. The ovaries, like the testes, occupy a position in the forks of all the lateral parapodia, Fig. 10 0, but are wanting in the para- podia, which are indistinctly bi-ramous and sub-ventral. Before the formation of generative tissue, it is impossible to distinguish the endo- thelium from which it ultimately arises, from the rest of the endo- thelium lining the body-cavity or from that portion of the endothelium On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E. 437 in the neighbourhood in the fork, where generative tissue has been already formed. The endothelial layer is very thin, Fig. 15b en, but the activities of its cells give rise on the side next the lumen of the fork to new cells. The endothelial cells become elongated, and these prolongations are gradually constricted or divided off from the mother cells, thus forming a superficial layer of daughter-cells, Fig. 13 ov’. Division takes place in the daughter-cells, and probably also new proliferations arise in the endothelial cells, till the tissue from being one, Fig. 13, becomes many-layered, Figs. 14, 15. The outer surface becomes more or less rounded in outline. Like the testes, the ovarian tissue increases by the multiplication of cells both towards the apex of the fork, and towards the undivided part of the parapodium, till the greater portion of the cavity of the fork is filled up. In the ovarian tissue, the cells, like those of the testes, are at first similar to one another, Fig. 13, and in mounts of the whole animal are indistinguish- able from sperm cells. This is the case in younger females, but as the tissue advances in development, the older cells of the ovary be- come greatly enlarged, and the organ appears more or less lobulated on the side away from the place where it is attached to the mother endothelium, Fig. 10—12, 14, 15 o.,ov’. These lobules usually consist of a rounded mass of cells, Fig. 12 ov’, often with a giant cell in each. Till staining agents are applied the mass seems to be a large sphere with a number of smaller spheres inside, such as CARPENTER: & CLAPAREDE have drawn (tab. 7, fig. 13), but when suitably treated so as to bring out the cell-walls, the whole mass is seen to be made up of a series of polygonal cells, Fig. 12 ov’, each of which contains a large nucleus, », and smaller nucleolus. These nuclei give to unstained specimens an appearance of true endogenous cell-formation, the large nuclei looking like cells. The whole mass, however, has apparently arisen from the division of a single ovarian cell, and may be paral- leled with the “Klüftungsprocess” of LEUCKART & PAGENSTECHER. The ovary may therefore be composed of very small and large rounded cells and masses of cells, and in ripe or nearly ripe indi- viduals this is always the case. The size and shape of the organ and of the masses of cells in the organ differ according to the age of the individual. As in some other worms, the generative products separate from the ovary, Fig. 10 ovm., sometime before they are ripe or capable of fertilisation, Fig. 10 ov.ovm. The products so liberated are those contained in what was apparently a lobule of the ovary and always 438 J. H. FULLARTON, consists of several cells. These cells may be almost a spherical mass, Fig. 17, or they may be an oblong rounded mass of cells, Figs. 16 a,b, c. Very often the whole mass simulates true segmentation. The generative masses, when set free, float and circulate in the coelom, as has been already described. Almost all observers who have dealt with Tomopteris are familiar with the products at this stage and the circulation has also been noticed by them. Difficulties emerge when we attempt to trace the ripening process of the generative products after they have been set free. From the restlessness of the living animal it is impossible to watch changes or advances in development of the generative products, even should these take place at sufficiently close intervals so as to be capable of appreciation by the eye with the aid of microscopic appliances. One must therefore draw conclusions from the generative cells seen in the body-cavity, their size, shape, contents, and their relative behaviour on the addition of fixing and staining agents. The materials are, the most advanced cells still in the ovary but on the point of being liberated, Fig. 12 ov’, the masses of cells floating in the body-cavity similar in character to these, Fig. 10 ovm., single cells or ova of varying size, Figs. 17—23, up to the ovum of largest size, Fig. 25, and a series of other cells not unlike the ovum but with one to about sixteen or even thirty-two cells, Fig 28 et seq., in union with it. The characters, which have helped me, are the relative amounts of proto- plasm and of deutoplasm in the cells as brought out chiefly after staining has taken place, the size and shape of the cells, and the presence or not of polar bodies. The contents of the body-cavity in my opinion assort themselves into three classes, first those cells which are developing to result in the ripe ovum or second class of cells, and third, the cells which have followed on the fertilisation of the ova. The cells ripening towards an ovum exhibit what LEUCKART & PAGENSTECHER called a “Klüftungsprocess”. Before liberation from the ovary, the masses of cells are mostly composed of protoplasm, and it is rare to find deutoplasmic spherules in them. Figs. 10, 11 and 12 show these masses in situ, and they are represented separa- tely in Figs. 16a, 16b and 16c. The individual cells composing the mass seldom project beyond the outline of the others, and in many cases the whole mass approaches a spherical shape. But soon after liberation from the ovary, the cells of the mass, Fig. 18 et seq. project, and there is no longer any doubt that we have an aggre- On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E, 439 gation of cells connected together, and not simply one large cell with a large number of nuclei, as might be imagined (Fig. 17) when the cell walls are not brought into relief by staining. The youngest free masses are indistinguishable from the lobulated masses in the ovary, and both take up a uniform stain when treated with borax carmine. As ripening progresses the free masses of cells do not stain homo- geneously throughout, for a number of deutoplasmic spherules are now seen, especially in the largest cell of the group, Fig. 19, 21 deut. The large cell seems to be increased at the expense of the smaller cells till ultimately it forms a small ovum. I was able to trace in many instances a gradual transition from a mass like that of Fig. 21 to the ripe ovum represented in Fig. 25, which is an accurate drawing to scale of an average sized large ovum. It is 0,248 mm in diameter. The smallest of the ova is about half that size, and there is little difference between the smallest ova and the largest cell of the most advanced mass of cells. The ovum, when it is about ripe, after being treated with a carmine stain has a slight yellowish tinge in colour, due to the pre- sence of a large number of deutoplasmic spherules throughout its mass, Fig. 24 deut. Small vacuoles are also seen in sections, Fig 24 vac. The ripe egg (Fig. 25) at the time of fertilisation shows certain nuclear changes, and for sometime afterward circulates in the coelomic fluid like the unripe masses of cells. The nucleus exhibits a vacuol- ation, Fig. 26 vac., which is soon followed by its division into two, Fig. 27 n. The ovum at this time is generally slightly oval, but the change in shape may be the result of the pressure already noticed, rather than due to any difference in its behaviour brought about by fecundation. The divided nucleus is composed of about equal portions, but I was unable at this stage to observe any polar body expelled, When, however, segmentation had taken place into a large macro-and a small micromere I found the characteristic polar body, Fig. 28 p. b. The deutoplasmic granules, deut., were almost uniformly distributed throughout the mass of the macromere, mac., but the nucleated micro- mere, mic., was composed almost exclusively of protoplasm. Segment- ation took place regularly into two, four, eight, sixteen and thirty-two micromeres, Figs. 29—32 mic. Amongst all the specimens which I examined containing oospheres, I never found any more advanced in development than Fig. 32, and I must conclude that the oosphere leaves the body of the mother about this time. The macromere is seen to be surrounded with a very thin pellicle which, in the most 440 J. H. FULLARTON, advanced stages, stands out in relief from the cell contents, Figs. 31a, 32 p. The deutoplasm, which in younger oospheres, Fig. 28, 29 deut., is fairly equally distributed throughout the micromere, becomes more aggregated in older forms, Fig. 31, 32, and the portion towards the periphery contains more protoplasm, Fig. 31, 31a, 32 pr. This may be an indication of approaching macromeral division which, however, was not exhibited in the oldest generative products found in the body- cavity. My observations are in accord, so far as development to the ripe ovum is concerned, with that outlined by LEUCKART & PAGENSTECHER, who figure (tab. 20, fig. 4) two stages to the ripe egg, the first being one large and two smaller cells, and the second and more advanced being one large and one smaller cell. KEFERSTEIN gives another explanation as to the course of development, and describes what I have called segmentation stages in these words: “Bei einem Eier- haufen mit solchem reifen Ei erscheinen die übrigen Eier nur wie ein kleiner Anhang an diesem grossen” (tab. 9, fig. 5). From his figure it may appear that his “Eierhaufen” corresponds to my oosphere and that his “kleiner Anhang”, although composed of cells unlike one another, might represent the micromeral elements which I observed. Unfortunately he gives only one figure, so I am unable to say whether my suggestion as to correspondence is accurate, or whether his would be comparable to some of the stages in my investigation previous to the egg attaining ripeness. If what I have described as micromeres of the oosphere were simply “kleiner An- hang”, we should expect to find that there was no common cell wall between the large cell and one of the smaller cells, or between ad- joining small cells, and no polar body would be found. But in my specimens there are common walls, not two walls, and a polar body is distinctly seen in several. I therefore conclude that there are two classes of multicellular generative products, one kind preceding the attainment of ripening of the egg, and the other subsequent to ferti- lisation. : The female genital orifices, Fig. 35 f.o., are two pairs of transverse slits immediately in front of the nerves (mv) given off from the ventral chord to the fourth and fifth pairs of parapodia, par. IV, V. They are situated on the ventral aspect of the body and, in fully ripe females, are connected to the sides of the body at the angle formed by the body and the anterior surface of the fourth and fifth parapodia. LEUCKART & PAGENSTECHER saw in 1858 these openings d On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E. 441 in 7’. onisciformis, but QUATREFAGES saw only one pair in the fourth segment and suggested that they were “pores génitaux”. Apparently they were not again seen till Greerr observed them in T. rolasi and T. mariana and he figured both pairs in the latter (tab. 12, fig. 4). The hyaline nature of the animal, as well as its continual activity and restlessness, make it difficult to distinguish them in the living animal, especially on the ventral surface, and it was only after my specimens were fixed, stained, and mounted, that I could see them. I was fortunate in obtaining examples of different ages, and conse- quently of varying maturity, and so was able to trace the development of the orifice from a very early stage, up to the point where the aperture is distended for the extrusion of the generative products. In some, even with ova nearly ripe, it was impossible after careful search to distinguish the opening, but the negative result was probably due to too deep staining or lack of differential staining of the whole mounts. I can therefore appreciate the difficulty which previous ob- servers, who tried but did not find the openings, experienced. Once however the orifice in the fully mature individual is seen, it is easier to trace its development in younger forms. In the youngest form, in which the tissue destined for the form- ation of the aperture was seen (Fig. 33 f.0.), the paired tissue on opposite sides in the same segment was not connected together across the middle line, as is shown in older individuals. The apertures were still shut and, as Greerr has noticed in T. rolasi and T. mariana, they ran diagonally across the body outwards and forwards. They are situated about mid-way between the middle ventral line and the anterior point of origin of the lateral appendage. In preserved spe- cimens each seems to consist of a band of tissue with elongated nuclei; the band separates in the middle and becomes united at either end, mb. The space left by the division of the band is spindle-shaped and not unlike the shape of the opening ultimately formed. The cells composing the band are not much elongated, and the nuclei occupy the greater parts of the cavities of the cells. The whole of this primitive structure is covered, not only by epidermis but also by the muscular layers of the body wall, both longitudinal and circular. The bands of tissue of either side in the same segment extend inwards till they meet, crossing the double nerve-chord, Fig. 34—36 n.s., slightly in front of the increased number of central nerve cells which marks what in other worms is the ganglionic swelling, Fig. 33, 34, Zool. Jahrb. VIIL Abth. f. Morph 99 442 J. H. FULLARTON, 36 n.g., from which the nerves to the lateral appendages arise, Fig. 33 —36 nv. While the spindle-shaped interruption in the transverse band remains, it is still covered by the tissues of the body-wall, Fig. 34 f.o. The band has also become attached at its outer end to the sides of the body, m.b. It is attenuated both towards the sides and towards the middle. The unequal contraction caused by reagents makes the band assume in Fig. 34, a curved appearance, and the wrinkling noticed between the lateral appendages is due to the same. The spindle-shaped space still maintains a position about mid-way between the centre row of nerve cells and the sides of the body. Both in this and in the younger stage, Fig. 33, the long axis of the nuclei are in the same direction as the length of the band. They are only seen after the action of staining agents, but they form such a continuous and regular transverse line from side to side that it scarcely requires differential staining to mark them off from the nuclei of the layers of the body-wall. When the band is complete from side to side the animal shows that it is approaching maturity, and the discontinuous bands are only found in immature individuals, Fig. 33 mb. The cells of the band become greatly elongated till they have all the appearance of long and narrow spindle-shaped fibres, but this is more noticeable in more advanced stages. In the fully ripe females, containing genital products ready to be shed to the exterior, what was a spindle-shaped marking or inter- ruption in the band in younger individuals, has now become a definite opening, Figs. 35, 36 f.o. The genital clefts have doubtless arisen by the parting of the muscular and epidermal tissue of the body wall, which was seen covering ventrally the interrupted space already mentioned. The opening is surrounded, as LEUCKART & PAGEN- STECHER noticed, by tumid or swollen lips. The median end of the opening is pointed while the lateral portion is rounded. In the tissue of the lips, besides muscular fibres, oval cells are seen at intervals, and the two lips meet near to the outer margin of the ventral nerve chord to form the connecting band (Fig. 36 mb.) to the paired opening of the other side. The band becomes slightly thinner at the lateral edge of the ventral chord and broadens out till it attains a maximum as it crosses the central row of nerve cells, which is so characteristic of Tomopteris, as other observers have already noted. A similar muscular band is joined to the outer rounded end (Fig. 36 mb.) and is inserted immediately in front of the origin of the fourth and fifth On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E. 443 pairs of lateral appendages. This band of attachment gradually nar- rows, till it is almost a fine thread, to the sides of the body. The orifice occupies a very definite position in relation to the muscles. GREEFF noticed and figured for 7’. eschscholtzia the muscles to the lateral appendages, and my observations of T. onisciformis are confirmatory. The ventral muscles for each appendage proceed from the ventral muscles of the circular layer of the body-wall in two main bundles. The band arising anteriorly, m.a., runs diagonally outwards and is inserted on the posterior aspect of the lateral appendage of the same segment, and crosses its fellow band, m.p., which arises posteriorly to be inserted on the anterior side of the inner wall of the appendage. The genital orifice is placed in the inner angle formed by these crossing bands, and, therefore, towards the middle line of the body. The longitudinal muscles of the ventral surface, Fig. 36 m. /., also cross the genital cleft laterally over its outer border, and medianly also over a part of the orifice itself, acting as a kind of sphincter. While the fibres of the longitudinal muscles maintain a straight course on the outside of the opening, they are curved, outwards slightly, and inwards very markedly, as represented in Fig. 36. In some, with a wide open orifice, I have observed what appears to be a plug of mucus filling up that portion which is not covered by the bending fibres of the longitudinal muscular layer. While LEUCKART & PAGENSTECHER as well as GREEFF saw two pairs of openings, QUATREFAGES saw only one pair of female genital orifices in front of the fourth pair of parapodia, but I can account for this only on the supposition that his was an aberrant form. I met with a similar female, which had one pair of openings in the fourth segment, and in front of the next pair of lateral appendages only one opening was found, its fellow of the opposite side or any trace of it being wanting. 29* J. H. FULLARTON, List of Referenee Letters. an anus. be body-cavity. bel lateral prolongation of body- cavity. deut deutoplasm. en endothelium. fn fin-like expansion of podium. f.o female genital opening. gl gland of fin. int intestine. m. a anterior muscle dium. mac macromere. mb muscle band to genital open- ing. mic micromere. m.l longitudinal muscles of body wall. m.p posterior muscle to parapo- dium. n nucleus. para- to parapo- n.c nerve cells. n.g ganglion of ventral chord. mt network of fin. n.s ventral nerve chord. mv lateral nerve. o ovary. ov ovum. ov’ ovarian cells in ovary. ovm mass of free ovarian cells. p pellicle. par parapodium. par.l lobe of parapodium. p.b polar body. pr protoplasm. r.o rosette-like organ. sp spermatozoa. t testis. t.c testicular cells. vac vacuole. v.s vesicula seminalis. v.s.i inner opening of same. v.s.0. outer of opening of same. Plate 26. Fig. 1. One of the lobes of a parapodium and fin-like expansion of a ripe male showing the testis in its cavity. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. (The drawing is combined from a stained preparation and, the fin-like expansion, from an osmic acid specimen.) Fig. 2. Transverse section of a lobe of a parapodium of a young male showing the male genital cells arising from the endothelium. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 3. in number. Similar section of a ripe male with genital cells increased Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm, On the generative Organs and Products of Tomopteris onisciformis E. 445 Fig. 4. Similar section (in part) of a ripe male with genital cells three to four layers in thickness. Zriss Oc. 8, Homog. 2 mm. Fig. 5. Portion of a ripe male behind the 13% body-segment to the end of the tail showing the paired seminal vesicles in the 14% — 17 th segments. Zeiss Oc, 4, Apo. 16 mm. Fig. 6a—e. Five seminal vesicles, showing differences in shape and size, from a ripe male. Zeiss Oc. 8, Apo. 16 mm. Fig. 7. Portion of a ripe male opposite the second pair of caudal parapodia showing the external genital opening. Zeıss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 8. Transverse section of the caudal prolongation, through the anterior part of parapodium, showing the seminal vesicle where it opensito the exterior. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 9. Transverse section (in part) similar to preceding, but slightly posterior to it, showing the distended part of the seminal vesicle and a part of the canal on its inside. Zriss Oc. 8, Apo. 8 mm. Plate 27. Fig. 10. One of the parapodia with fin-like expansion of a ripe female showing the ovaries and free cells in the body cavity of the main stem and forked branches. Zeiss Oc. 2, Apo. 8 mm. (The details of the net-work were filled in from a narcotised specimen.) Fig. 11. One of the parapodia (in part) of a ripe female showing the ovaries in the cavity of the forks. Zeıss Oc. 4, Apo. 8mm. (The specimen is slightly twisted from the action of fixing agents.) Fig. 12. One of the ovaries of a ripe female as seen from the side. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 13. Transverse section of a lobe of a parapodium of a young female showing the ovarian cells arising from the endothelium. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 14. Transverse section of a lobe of a parapodium of a nearly ripe female showing the cells of the ovary. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 15. Transverse section of a lobe of a parapodium of a ripe female showing ovarian cells at different stages of development. Fig. 15a. Zriss Oc. 8, Apo..16 mm. Fig. 15b. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 16a—c. Groups of ovarian cells approaching maturity in ovary. Zeiss Oc. 8, Apo. 16 mm. Fig. 17. Spherical group of ripe cells isolated from ovary by pressure. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 18—23. Cell-masses floating in body-cavity at different stages of ripeness, Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 24. Section of an egg just before fertilisation. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 25. Ripe egg. Zeıss Oc. 8, Apo. 16 mm. Fig. 26. Egg with nucleus vacuolated. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. 446 J. H. FULLARTON, On the generative Organs etc. of Tomopteris. Plate 28. Fig. 27. Egg with nucleus divided into two portions. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 28. Sagittal section of oosphere with one macro-and one micromere. Zeıss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 29—32. Oospheres with two, four, eight, sixteen and thirty- two micromeres respectively. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Fig. 33. Portion of the body of a young female opposite the 4" parapodium showing the incipient genital orifice. Zeıss Oc. 8, Apo. 16 mm. Fig. 34. Portion of the body of a nearly adult female opposite the 4 and 5™ parapodia showing the genital orifice still closed. Zeiss Oc. 8, Apo. 16 mm. Fig. 35. Portion of the body of a fully ripe female opposite the 3", 4 and 5% pairs of parapodia showing the external genital orifices open. Zeıss Oc. 2, Apo. 8 mm. Fig. 36. Portion of the ventral wall of Fig. 35 showing the genital orifice in its relation to the muscular bands of the body wall. Zeiss Oc. 8, Apo. 8 mm. Nachdruck verboten. Vebersetzungsrecht vorbehalten. On Stichocotyle nephropis Cunningham, a Parasite of the American Lobster. By W. S. Nickerson. (Contributions from the Zoëlogical Laboratory of the Museum of Com- parative Zoölogy at Harvard College, under the direction of E. L. Marx, No. XLIX.) With Plate 29—31. Contents. 1. Introduction. Literature, Material, Methods. Attempts at in- fection. 2. Description of live animal. 3. Description of systems of organs. a) General form, size, arrangement of suckers &c. b) Cuticula. c) Musculature. d) Suckers. e) Parenchyma. f) Digestive system. g) Excretory system. h) Sexual organs. i) Nervous system. j) Sense organs. . Classification. . Probable life-history. . Literature cited. . Explanation of figures. 1D Ol The parasite which is the subject of this paper was discovered by chance in one of the lobsters used for dissection in the course on the Morphology of Animals in Harvard College. In the specimen upon which one of the students!) was at work a considerable number of small swellings were observed upon the wall of the posterior part of the intestine and of the rectum in the vicinity of the rectal gland. These appeared to be the cysts of some parasite, but as I could not 1) Mr. W. T. Busu. 448 W. S. NICKERSON, at once take the time to investigate them, the infected part of the intestinal tract was cut out and placed in preservative fluid until I should be able to give it a more thorough examination. Upon opening these cysts each one was found to contain coiled up within it a small worm agreeing very closely with the description given by J. T. Cun- NINGHAM (84) of a Trematode which he found in a similar position in the Norwegian lobster, Nephrops, and which he named from the immature encysted form Stichocotyle nephropis. It has not been reported heretofore from the American lobster, Homarus americanus, and in fact the paper of CUNNINGHAM already alluded to is the only original reference to the genus. CUNNINGHAM deals in this paper with the immature worms, which he found in the cysts, and gives a general description of their form, together with such facts of their anatomy as he was able to make out in his spe- cimens. The sexually mature form has not yet been discovered. MonTIcELLı (93) declines to recognize the genus Stichocotyle, since only the larval stage is known and its resemblance to Macraspis elegans described by OLssox (69) is so great as to make it probable that it is only the immature form of Macraspis. The worm seemed to me to possess unusual interest because of its peculiarities of form and structure, and I therefore determined to investigate it further in the hope that I might be able to find out something of its life-history, possibly to discover the adult animal, and also to obtain a more ad- equate knowledge of the finer anatomical features of the larval stage. In order to carry on this investigation it was necessary that I should have the opportunity to examine a large number of uncooked lobsters, an opportunity which I could nowhere else get so well as at a lobster canning establishment. Mr. ARTHUR A. BROWNE, manager of the canning factory at North Haven, Maine, very kindly offered me all the privileges which I wished, and I accordingly spent several days during the latter part of June 1893 at his factory. I would here make the acknowledgements due to Mr. Browne for the courtesies so freely extended to me. I examined at North Haven between 400 and 500 lobsters and obtained from them the greater part of the material which I have used in the study of this worm. I was surprised to find so few cases of infection; out of all the lobsters opened I found only 5 or 6 at all infected and only one of these showed more than 4 or 5 cysts; that one had 27. In all cases the part of the intestinal tract affected was the same, viz. the region immediately adjacent to the point of On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 449 union of the intestine and the rectum. Though I examined the intestine throughout its whole length in every infected lobster, in no case were cysts found in any other part than that indicated. From these observations it would appear that this worm is much less frequently present in Homarus than in Nephrops, for CUNNINGHAM says in referring to the latter genus: “Usually out of a dozen opened three or four are infected.” According to my experience with Homarus, out of 100 lobsters opened only one is likely to be found infected. It is to be said however that the lobsters used at the canning factory were mostly of small size — between 9 and 101/, inches in length — and it is possible that in larger lobsters the proportion infected may be somewhat greater. Among those which I opened were however a few very large and evidently very old lobsters and in none of these was any sign of infection observed. It is not improbable also that local conditions may have an influence upon the number of individuals in- fected. All of the lobsters received at North Haven were caught in Penobscot Bay within a radius of perhaps 15—20 miles and it is possible that lobsters from another locality might show either a much greater number of cases of infection or an entire freedom from the parasite. Of the 100 or more uncooked lobsters dissected in the laboratory during the past two years two have been found infected — one in 1893 by 60—70 worms and one in 1894 by a single one. These lobsters were bought from dealers in Boston and the region in which they were caught is not known. The greater part of the material which I collected was preserved in either a saturated solution of corrosive sublimate in KLEINENBERG’S picro-sulphuric mixture + 5°/, acetic acid, or in Perenxyrs fluid. Either of these gives very satisfactory results, though the material killed in the latter fluid has perhaps been of the most service to me. Neither of these reagents preserved the cilia which line the excretory tubules in a satisfactory manner and the flame cells also were not readily made out in the preserved worms. A number of the worms were treated with the killing fluid while flattened under the compressor; some of these, when stained faintly in MAyEr’s HCl-carmine and mounted in balsam, allowed the excretory system to be made out in a much more satisfactory manner than is possible either in the living animal or from sections. For staining sections either Enruica’s or Bornmer’s haematoxylin gave very good results, especially if followed by eosin, though on some accounts the ammonia- 450 W. S. NICKERSON, iron-sulphate haematoxylin of HEIDENHAIN is to be preferred to either. None of the common carmine or cochineal stains which I tried were satisfactory, though Mayer’s HCl-carmine is to be pre- ferred to any of the others. Several of the commoner aniline dyes also failed to give useful results. I had hoped that by feeding some of the larval worms to fishes I might be able to learn something of the later life history of this Trematode. The amount of material which I obtained was so small however that I could hardly afford to use any considerable number for such experiments. I fed several of them, a part still in the cysts and others freed from their cysts, to two fishes — one a small flounder and the other of a small species not determined — but without obtaining any results. The flounder died from lack of pure water due to my inability to provide for him an aquarium of sufficient capacity. The other fish was kept alive for a week or more and brought back to Cambridge in good condition, but finally escaped over the side of the dish in which he was kept and when found was dried stiff and hard. The single worm already mentioned, which was found in one of the lobsters dissected in the laboratory, I fed to a large minnow (Fundulus) which was kept in a salt-water aquarium. On my return to Cambridge after an absence of five days I found the minnow dead apparently from failure of the aerating apparatus; no trace of the Stichocotyle was found on dissection. Thus my experiment came to naught. When the young worms were set free from the cysts and placed in sea-water they seemed very lively and for a long time kept up the contractions and elongations of their bodies in a very animated way. Their capacity for extending and drawing together the body is quite remarkable and surpasses that which I have seen in any other Trematode. The extent of their motion is comparable to that seen in the “neck” region of Distomum cygnoides; but in Stichocotyle the same power appears to be uniformly present throughout the whole length of the body. Stichocotyle seems in fact not at all inferior to the leeches in this respect. Its progression is accomplished in a manner similar to that of Trematodes in general, i. e. by fixing the posterior region of the body by means of one or more suckers while the anterior part reaches forward and attaches itself by means of one or more of the anterior suckers; this is followed by the loosening of the posterior attachment and the drawing up of the hind end of the body to the anterior point of attachment. The suckers may be On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 45] used either singly or in groups; often, on trying to take up the worm by a pipette, when it was lying in a comparatively quiet condition, it was found to be attached by a considerable number of suckers — half or more of the total number present. The hold of the animal on a smooth glass surface was so strong that it was difficult to remove it except by a sudden movement when it was unprepared to resist. How long these young worms could be kept alive in sea-water was not determined, since the number of worms which I had was too small to warrant that kind of experimentation. Those which had been kept for 24 hours free in see-water still appeared active and healthy. Stichocotyle, in the stage of developement at which it is found encysted in the lobster, is, in a normal state of contraction, from 3—7 mm long and '/,—*/, mm thick in the largest part of the body. It is of a whitish color and of a generally cylindrical form, but tapering a little toward either extremity (Pl. 29, Fig. 2). The greatest thickness is in a region about one fourth of the animals length from the head end. From here backward the body gradually diminishes in size. A transverse section of the body in any region is nearly circular and varies from this condition only when the section passes through a sucker. The mouth is ventral and near the anterior end and its lips are able to perform the function of a rudimentary sucker. Along the mid-ventral line of the body is a series of suckers arranged in a single row. They begin a short distance behind the mouth and extend backward very nearly to the posterior end of the body, gradually becoming smaller toward the latter end of the series. The number is, in the immature state at least, not definite. Cun- NINGHAM found it to vary from seven in the smallest worms to twenty- two in the largest. These limits exceed somewhat those which I have found, but this is not be wondered at, as he had so many more individuals for examination. According to my observations, however, the larger worms usually have fifteen or sixteen suckers, as stated by him. In the cyst the worm lies rolled up into a coil of about one and one half turns. I have never found a cyst to contain more than one worm, though CuNNINGHAM states that several worms may be found in the same cyst, as many as five having on one occasion been taken from a single cyst. The excretory pore is upon the dorsal surface near the posterior end. The sexual pore is median, ventral, and a little in front of the anterior edge of the first sucker. _ 452 W S. NICKERSON, I proceed now to treat somewhat in detail of the different systems of organs found in the young Stichocotyle. The specimens which I collected in June showed in several details of structure a little more advanced state of development than those obtained in April. As CUNNINGHAM’S specimens were all obtained during the winter or early spring, it is only natural that I should be able to make out a number of features of greater or less morphological significance which he did not observe. Cutieula. The outer covering of the body is a thick, nearly homogeneous, elastic coat, which resembles closely that of other Trematodes. Its thickness, however, is rather remarkable averaging 8—11 u over the greater part of the body. Within the cavities of the suckers, however, it is much thinner, being not over one half the normal thickness. At the posterior end of the body it is also somewhat below the average thickness. It is entirely destitute of spines or bristles or hooks. Pore canals also are not present. When the living worm is considerably elongated this coat has a smooth regular outline, but in the normal semi-contracted state it is seen to be thrown into distinct, more or less regular, transverse wrinkles which appear in longitudinal sections as crenations and give a ringed appearance to the body. In longi- tudinal sections these crenations are seen to be due entirely to undul- ations of the external surface, the inner surface remaining unaflected and being everywhere in close contact with the underlying musculature. Surface views and tangential sections (Pl. 30, Fig. 18) show that these transverse wrinkles are not due to simple circular constrictions at equal distances apart and extending in each case entirely around the worm, but that instead there are considerable inequalities in them ; the outlines of the individual furrows are far from even or regular, and few if any of them completely encircle the body. These facts show that the material of which the outer layer is composed is flexible, being stretched to accommodate the elongations of the worm and so compressed as to throw its surface into wrinkles when the animal is in a contracted state. Very divergent opinions are still held by naturalists concerning the nature of this layer and its source is distinctly problematical. Several theories have been advanced to account for it. First, the earlier theory, that this external layer is a basement membrane derived from an epidermis which has been lost, is now On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 453 pretty generally discarded. If this theory were correct, we might expect to find that in an animal which is increasing in length by growth at the posterior end, as is the case in Stichocotyle, there would still be present in the growing region a portion of the epidermis to secrete the covering of this newly formed part of the body. No trace of such epidermal cells can be detected in Stichocotyle, and yet the external layer is everywhere present, though somewhat thinner in this : region than in the older portion of the body. Secondly, the theory that certain of the cells underlying the mus- culature of the body wall are gland cells and secrete the material of which the outer layer is made up, has been recently maintained by BRANDES (92). He believes that in a considerable number of species he has been able to distinguish such cells and to trace the ducts from them through the musculature into the outer layer, where they terminate. I feel very confident that in Stichocotyle there are no such glandular cells to be distinguished. I have tried a considerable num- ber of different stains, including the haematoxylin dyes of KLEINEN- BERG, BOEHMER, EHRLICH and HEIDENHAIN; also lithium picro-carmine, borax carmine, alum carmine, Czokor’s cochineal, MAYEr’s HCl-carmine besides several aniline dyes, and in no case can processes of cells be detected extending through the muscular layer into or toward the outer body layer, as described and figured by BRANDES for a large number of digenetic Trematodes. It is therefore impossible to accept this view as a satisfactory explanation of the conditions found in Stichocotyle, even though it is in the highest degree improbable that the layer in question has in this case a different origin from that which obtains in all other Trematodes. Thirdly, the theory that the outer layer is a metamorphosed epidermis from which nuclei and cell-boundaries have disappeared, has gained a good deal of acceptance during recent years. This view derives most of its support from the fact that several observers have reported finding traces of degenerate nuclei in the external layer. This is the theory which MonTiceLLı has adopted and applied in describing the outer layer of Cotylogaster, though he finds in that form little evidence to support this conception. The latest evidence which he has put forth in support of this view (Monriceuuı, ’93) I have unfortunately not been able to consult. The paper has come to my knowledge only through the review published in Zool. Cen- tralbl., V. 1, p. 16. It would appear from this review that no new kind of evidence has been brought forward, but that Monriceuur finds 454 W. S. NICKERSON, a new species, Distomum calytrocolyle, to contain vesicular structures in the cuticula which he interprets as degenerate nuclei. This is followed by a résumé of the evidence from other sources which seems to him confirmatory of his views. Numerous small spherical or rounded globules, which stain dif- ferently from the surrounding substance, are indeed present in the outer layer of the body of Stichocotyle. There is however nothing in their appearance to give any ground whatever for interpreting them as nuclei or as remnants of nuclei. I believe that there is a method of explaining them which is simpler and more natural and which will at the same time afford a satisfactory explanation of most of the other conditions present. I shall return to a consideration of this later. There is yet another theory to account for the outer layer of the body of Trematodes; it is unsupported by any considerable amount of evidence, but nevertheless it seems to account for all the conditions presented in a more satisfactory manner than either of the older theories. I refer to that recently suggested by Looss (93). This in brief is as follows. The parenchyma of the body is formed from a layer of undifferentiated cells lying just beneath the muscle layer and compared by Looss to the cambium of plants. In the transformation of these cells into the highly vacuolated condition of the character- istic deeper lying parenchyma there is produced a large quantity of formed material, which is set free in a region just beneath the outer wall of the body. This makes its way through the musculature and the outer layer to the exterior in small particles or globules, and here, by confluence of the globules, becomes converted into the so-called cuti- cula, later formed portions being added to the layer already present. Several facts seem to confirm this theory more than either of the others mentioned. There are frequently found scattered throughout the thickness of the outer layer minute, more or less globular spots which take stains less deeply than the general mass of the layer. These are most frequently of even, circular outline and the greater number of them are of small size — from 1 to 2 « in diameter — though the largest sometimes measure as much as 8,5 uw. Occasionally however they are irregular in outline and may also be elongated in a direction perpendicular to the surface of the layer. They are present in sections of tissue killed by various reagents and stained by dif- ferent dyes. I am inclined to regard them as being due to the presence in the outer layer of small globular masses of the recently On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 455 formed matter, which were caught while they were passing through the previously formed cuticula to the exterior. Looss has observed such a passage of formed material to take place in living Redia and Cercaria and it is certainly not improbable that such particles would be affected by stains somewhat differently from that material which had already passed out, had come into contact with the surrounding water and had therefore attained its ultimate condition. In certain regions these globules are seen to be very numerous, while in others adjacent to them they may be quite absent. No law governing their distribution could be made out. Study of the peripheral parenchyma just beneath the muscu- lature reveals in it also minute particles which agree in appear- ance with the small spots seen in the cuticula. If these bodies in the cuticula were degenerate nuclei, we might reasonably ex- pect to discern differences in structure and staining qualities among them. Those in different parts of the body should show transi- tional stages leading from structures having sufficient resemblance to nuclei to put their character beyond question, down through various intermediate conditions to complete degeneration. But as a matter of fact no such series can be made out and the only difference between the structures is that of size. Moreover I have in no case seen the larger globules in the younger posterior end of the worm, but always in the anterior half of the body, where the cuticula had attained the greatest thickness. This condition harmonizes with the theory that these spots are due to globules of formed material passing out through the cuticula, for the greater the thickness of the cuticula the greater the resistance to the passage of such globules, and hence the greater the likelihood of small globules flowing together to form larger ones. In the sections of one of my specimens killed in MERKEL’s fluid and stained in HemeENHAIN’s haematoxylin, the spots or vacuoles in in the cuticula were especially numerous, and in many places there were attached to the outer surface of the layer rounded globules corresponding in form and size, as well as in staining quality, with the globules still enclosed by the cuticula (Pl. 30, Fig. 20). The impression produced by the study of this specimen was, that the slowly penetrating MErKEr's fluid had affected the outer portion of the cuticula in such a way as to obstruct the passage of globules outward before it had penetrated to the inner part of the layer: hence the small globules united in the cuticula to form larger ones and 456 W. S. NICKERSON, when certain of these found their way to the exterior they were har- dened and their form preserved as soon as they came into contact with the fixing fluid. Another fact which seems to indicate that this layer has arisen as an exudation from the outer portions of the body, is found in the character of the deeper surface of the material composing it. Where the cuticula has been raised up slightly from the musculature beneath, its lower surface shows a very irregular outline with projecting pro- cesses corresponding to the interstices between the muscle fibres beneath. It gives just the appearance to be expected if the material forming the layer has made its way out or been slowly squeezed out through the meshes of the muscle layer. It is hardly the appearance to be expected of metamorphosed epithelium, and if the material were derived from special glandular cells lying scattered beneath the muscu- lature, we should not expect to find the processes of the material reaching into all the spaces between the fibres, but only into those which immediately overlie the special gland cells. The outer surface of the cuticula as seen in tangential sections with a magnification of four or five hundred diameters presents an appearance which also harmonizes well with this theory of the form- ation of the cuticula. The whole surface is covered with minute elevations, which give it a striking resemblance to the surface of grain leather. If the increase in thickness of the layer is produced at the outer surface by additions of material which makes its way through to the exterior in small globules, it might naturally be expected to produce just such a surface as I have described. BRANDES (92, p. 566) says, “Was nun das Role der Sub- cuticulardrüsen ET so glaube ich schon jetzt mit Sicherheit behaupten zu können, dass sie nirgends fehlen werden... .. Sollten diese Drüsen aber wirklich trotz eingehender Untersuchungen irgendwo nicht aufzufinden sein, so bin ich überzeugt, dass auch die Cuticula des betreffenden Trematoden eine ausserordentlich geringe Ausbildung zeigen wird.” As I have already stated, it is not possible to distinguish any difference in the character of the different cells making up the sub- muscular layer of the body of Stichocotyle, even with the aid of the stains best adapted to differentiating glandular cells. It is equally true that in this worm the cuticula does not show “eine ausser- ordentlich geringe Ausbildung”; on the other hand it has, as I have On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 457 already pointed out, an average thickness of from 8 to 11 «a, which is a rather remarkable development when the small size of the worm is taken into consideration. The conclusion, therefore, to which I have come concerning the outer covering of the body is, that it is neither a basement membrane, nor an epidermis from which the evidences of cellular structure have been lost, nor yet a secretion produced by certain specially modified gland cells. I hold it to be formed material, which is produced in all peripheral portions of the body in connection with the trans- formation of the unmodified peripheral cells into the highly vacuolated parenchymatous tissue. This formed material makes its way in minute globules, through the two muscular layers of the body wall and the cuticula already deposited, to the exterior, where in contact with the surrounding water it assumes a somewhat gelatinous consistency and becomes added to the outer surface of the cuticula already present. Museulature. Immediately beneath the cuticula lies the musculature of the body-wall. This is made up of three sets of fibres, all lying parallel with the surface: circular, longitudinal and oblique (Pl. 30, Fig. 9). The most numerous of these are the outer circular fibres, which form a close layer; when the worm is in a contracted condition the fibres are so closely appressed that they become flattened by mutual pres- sure. In a moderately elongated worm, however, the individual fibres appear separated from one another by narrow spaces and then they are circular in cross section. The next deeper layer is composed of fibres extending lengthwise . of the body and hence crossing those of the outer layer at right angles. They are much less numerous than the circular muscles and the individual fibres are larger. The deepest layer, composed of diagonal fibres, is scarcely recog- nizable as a distinct set of muscles; it is made up of numerous fibres of varying degrees of obliquity forming an almost perfect trans- ition from the longitudinal to a very oblique course. The fibres of this system are about equally divided between those that extend forward obliquely from right to left, and those from left to right; and in the normal degree of contraction of the worm these cross one another at right angles: Their degree of obliquity, as well as the angle at which they cross one another, is, however, dependent upon the state of contraction of the body. Zool, Jahrb. VIII Abth. f. Morph. 30 458 W. S. NICKERSON, In character these fibres are the same as the longitudinal muscles, but they are less numerous (Fig. 9). The determination of the histological structure of these muscles is not easy. The different cellular elements, as seen in sections of prepared material, are so intimately united as to make the correct- ness of any analysis of the tissue which is not confirmed by sub- sequent study of maceration preparations somewhat open to question. Concerning the outer, circular muscle fibres I am unable to give any satisfactory explanation. I have not been able to find nuclei either in these fibres or connected with them. Somewhat more satis- factory results were obtained in studying the longitudinal and oblique fibres. Just beneath the zone of muscles and among the cortical cells of the body parenchyma occur certain nuclei which may be recognized as slightly smaller than those of the ordinary parenchymatous cells. In especially favorable conditions such nuclei may occasionally be seen lying embedded in a homogeneous mass of substance that is in close contact with a muscle fibre, as shown in Pl. 30, Fig. 11. The homo- geneous mass has the form of a low rounded elevation on one side of the fibre not far from the middle of its length, and I interpret it as the undifferentiated remnant of the muscle cell, and hence regard these smaller nuclei as probably belonging to the muscle fibres of the longitudinal and diagonal sets. Whether certain of them are connected with the outer, circular fibres may be open to question, but I have seen no indication of such a relation. In one preparation the longitudinal fibres present the appearance shown in Pl. 30, Fig. 16; each fibre appears to be a tube with nodes of more deeply staining substance filling the lumen at intervals. The exact significance of this condition is somewhat doubtful. It seems probable that the tube is formed by what was the more contractile outer part of the fibre, which was differentiated from the less hyaline interior portion. The tubular appearance may very probably be due to imperfect preservation, which has allowed the breaking down of the axial part of the fibre. Besides the muscles of the body-wall there are scattered paren- chymatous muscle fibres, many of which extend from the intestine to the periphery of the body. These are nearly radial in direction and distributed rather uniformely through all parts of a cross section and in all regions of the body. At the anterior end of the body, however, they are more largely developed and there constitute the protractor On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 459 and retractor muscles of the pharynx (Pl. 29, Fig. 5), by which changes in the position of the pharynx are accomplished. These fibres, like those of the longitudinal muscles of the body-wall previously described, have the nucleus attached upon one side of the contractile filament, as shown in Pl. 30, Fig. 10. They frequently differ however from the muscles of the body-wall in having their ends branched. By this means they may have a double insertion, as is to be seen in | the case shown in Fig. 10b. Additional muscles are found in the suckers and will be treated of in connection with those structures. Suckers. The number and arrangement of the suckers has been already spoken of. The method of formation of new suckers may next receive attention. CUNNINGHAM says (p. 274): “The suckers are always more dif- ficult to distinguish at the posterior end of the series, where they are very small, and they evidently increase in number at this end, just as the segments of a Chaetopod.” In Pl. 31, Fig. 22 is shown the appearance of a median sagittal section through the posterior portion of a specimen of Stichocotyle. It will be seen from this figure not only that the suckers are suc- cessively smaller and closer together toward the posterior end of the body, but that they all appear to be derived from a common mass of tissue, which is sharply set off from the general parenchymatous tissue of the body. It seems probable from this that in an early stage in ontogeny a certain cell, or group of cells, was differentiated from the rest to become the fundament of the suckers. This mass must have elongated backward to keep pace with the growth of the worm, while at the same time its anterior end became broken up into separate masses, each one of which was converted into a single sucker. That the muscles of the suckers are entirely distinct from those of the body-wall, as observed by CUNNINGHAM, need occasion no sur- prise when it is taken into account that the material from which the suckers are formed has probably been from an early period in the history of the individual entirely distinct from the outer tissue of the body. The evident manner of origin of the separate suckers harmonizes with the idea of the close relationship of this species with the Aspido- bothridae expressed by Monriceuuı (92). VOELTZKOW (88) observed 30* 460 W. S. NICKERSON, that in the embryo of Aspidogaster the ventral sucker arises as a simple structure which secondarily elongates and becomes separated, first by transverse and later by longitudinal ridges, into the series of sucker-like depressed areas of which the complicated adult organ is made up. In Stichocotyle there is the equivalent of only one of these series of lines of separation, the transverse; but, as in Aspidogaster, they are formed first at the anterior end. The process differs from that in Aspidogaster in that the subdivisions in Stichocotyle become entirely separate from one another forming distinct suckers, whereas in that form the separation is less complete and they remain connected as parts of a single compound sucker. Each of the simple suckers of Stichocotyle (Pl. 29, Fig. 4; Pl. 31, Fig. 21) has the typical form of such structures, that of a shallow bowl or cup with a circular rim and a thick wall which is sharply separated from the general parenchymatous tissue. The cuticula which covers the surface of the body becomes thinner where it passes over the rim of the sucker and within the depression is not more than one-half the normal thickness. The musculature of the sucker is quite simple. It consists of four sets of fibres. Of these the most prominent is that which extends radially from the deep to the superficial surface of the sucker. These are well developed fibres and at their ends are generally divided into a number of strands, by means of which several points of attachment are gained. . Along both the inner and the outer surfaces of the sucker are delicate muscle fibres which occupy planes approximately parallel with the long axis of the animal and consequently appear in transverse sections as rows of fine dots (Pl. 31, Fig. 21). These are continuous with each other at the margins of the cup, where the dots are some- what larger owing to the greater diameter of the fibres in this region. It may be seen in frontal sections that the fibres of this part of the sucker extend in a circular course around the margin of the opening and thus act as a sphincter to diminish the size of the orifice. Scat- tered throughout the substance of the sucker are nuclei which occa- sionally appear to lie between the branched ends of the radial muscle fibres, but in general are irregularly distributed between the fibres. It may be seen in transverse sections of these radial muscle fibres that each one consists of a darker (stained) central core surrounded by a more hyaline cortical portion. In all portions of the tissue of the sucker there may also be On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 461 distinguished a faint irregular reticulum, which is in intimate relation with the fibres and the nuclei. Whether these nuclei are in any way connected with the muscle fibres of the sucker I have not been able to determine. Parenchyma. The parenchyma of the body presents a condition similar to that of the parenchyma of digenetic Trematodes generally. It surrounds and supports all of the internal organs as a more or less open meshwork with nuclei distributed through it. In the interior portions of the body these nuclei are less numerous and of smaller size than in the peripheral portions just beneath the musculature of the body- wall (Pl. 29, Fig. 4). Concerning the intimate structure of this tissue and the origin of the vacuolated condition I have made no observations which enable me to add anything to what is already known concerning them, Digestive System. The digestive system (Pl. 29, Figs. 3—6; Pl. 30, Fig. 19; Pl. 31, Figs. 22, 23, 25 and 26) is simple and made up of three portions, the pre-pharynx, the pharynx and the simple intestine. There are no glands or other appendages connected with it. The pre-pharynx (PI. 29, Fig. 5) may be divided into two por- tions, an outer, more or less distinctly cup-shaped vestibule and a nar- rower inner part, which lies immediately in front of and surrounding the anterior end of the pharynx. The relations of these parts are shown in Pl. 29, Fig. 5. The pharynx is capable of being protruded far forward within the cavity of the pre-pharynx, which is accordingly extremely variable in form. The Cuticula, which is continuous with that covering the whole exterior surface of the body lines the pre-pharynx, becoming somewhat diminished in thickness within the inner portion of the pre-pharyngeal cavity. It also extends backward through the pharynx as far as its posterior end. The outer portion of the pre-pharynx is a somewhat imperfectly formed, but nevertheless distinct, mouth-sucker. It is of the simplest type embracing only three sets of muscle-fibres. Two of these are continuous with the circular and longitudinal muscles of the body- wall. The third set consists of fibres radiating through the paren- chyma of the anterior part of the body from the wall of the pre- pharyngeal cavity to the external body-wall. By the contraction of 462 W. 5. NICKERSON, these radial muscles the cavity of the pre-pharynx is increased in size, thus providing a means of suction and also making it possible for the pharynx to be the more easily thrust forward. The pharynx is not in any way peculiar. It is of medium size and has the ordinary form — that of a cask or barrel with a lumen extending lengthwise through it. It is composed of four sets of muscle fibres: radial, inner and outer circular, and longitudinal. The first of these is much more prominent than either of the others. The inner circular fibres lie close to the cuticular lining of the pharynx and are plainly evident upon the inner surface. The outer circular fibres lie next to the outer surface of the body; they are not numerous and are only very feebly developed, so that they are to be made out only by the most careful scrutiny. The longitudinal fibres lie near the exterior surface just beneath the outer circle or set and are very delicate and inconspicuous. Nuclei are quite abundantly distributed through the tissue of the pharynx, but I have not been able to determine their exact relations. The movements of the pharynx as a whole are brought about through the action of two sets of muscle fibres, which are attached to it on all sides near its posterior end. Some of these fibres are shown in Pl. 29, Fig. 5. Those of one set, the protractors of the pharynx, extend obliquely forward to the body-wall and by their con- traction draw the pharynx forward. Those of the other set, the re- tractors of the pharynx, extend backward and are attached to the wall of the intestine some distance back of the pharynx. By their contraction the pharynx is drawn back. The intestine connects immediately with the posterior end of the pharynx. It is a simple tubular sack, median in position, extending backward to very near the posterior end of the body (Pl. 31, Figs. 22 and 23). Its wall is made up of two layers of muscle fibres, inner circular and outer longitudinal, and a single layer of large entoderm cells. The latter show great variety both in size and in form. In general they seem to be larger in the more posterior portion and to become gradually smaller toward the anterior end of the intestine. Some of the different forms which they may assume are shown in Pl. 31, Figs. 25 and 26. The nuclei are always located close to the basal ends of the cells, are elliptical in outline, and show one or more, often several, nucleoli peripherally located. The free end of the cell has the power of elongating in a very marked degree and the more On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 463 or less club-shaped extremity may be seen in the living worm to float about in the fluids within the intestine moving for considerable distances one way and the other borne by the movement of the fluids . within the intestine and appearing almost like a free cell. They were indeed mistaken by CunnincHam for such. They show various degrees of vacuolation, the vacuoles being chiefly near the free ends of the cells and either appearing as a single rounded cavity (Fig. 22) or being broken up into parts and distributed through the cytoplasm of — the cell, as shown in Fig. 26. From the way in which these elongated entodermal cells overlie one another in the intestine, it often happens that in sections they present an appearance similar to that shown in Pl. 31, Fig. 23. It was probably some such appearance as this which led CUNNINGHAM to state that these cells “form sometimes more than one layer.” Backward from its union with the pharynx the intestinal wall lacks for a short distance its epithelial lining, as shown in PI. 29, Fig. 5. This is probably associated with the movements of the pharynx. In the living specimen observed under a compressor this part of the intestinal wall may be seen to form distinct lateral folds extending from the two sides inward and meeting in the middle (Pl. 29, Fig. 6); the folds act as a valve to interrupt communication between the cavity of the intestine and that of the pharynx. Exeretory System. The excretory organs present several rather peculiar features and offer evidence concerning the affinities of this somewhat aberrant worm as direct as is to be obtained from any single system. The system is made up of paired excretory vesicles, which extend forward on each side of the intestine to points opposite the pharynx. At the posterior end they unite with each other back of the intestine and open by a dorsal pore near the caudal extremity of the body. Into the anterior ends of these vesicles open the smaller tubules of the system. In treating of this system I shall describe successively these parts — flame-cells, capillaries, collecting tubules and caudal vesicle — into which the system may be divided in Trematodes generally. The flame-cells are entirely indistinguishable in sections, but may be made out with certainty in the smaller and more transparent 464 W. S. NICKERSON, specimens when they are observed alive under compression. They could be distinguished most clearly in the anterior end of the specimen, - where they could be seen to form distinct swellings at the extremities of the finest tubules (Pl. 30, Fig. 19). The view which I could get of them was not however such as to enable me to enter at all into the discussion of the question of the method by which the fluid passes from the tissue spaces into the lumen of the tubules. The capillaries also are for the most part distinguishable only in the living specimen. They are exceedingly fine tubules, having a more or less dendritic arrangement, and terminating in flame-cells; never, so far as I have observed do they form anastomoses with one another. Whether the whole excretory system of one side of the body is entirely separate from that of the other side even to the capil- laries, I cannot state positively but I very strongly believe that such is the case. Neither am I certain whether in Stichocotyle the capil- laries are arranged in groups in different parts of the body. In the anterior end of the body they could be seen in the living worm to be quite numerous, whereas in the region a little farther back I was unable to distinguish them. This may have been due, however, to the greater opacity of this portion of the body caused by the presence of the great lateral excretory trunks with the concretions contained in them. The arrangement of the branches of the collecting tubules, as shown in preserved specimens and represented in Pl. 31, Fig. 23, suggests such a grouping. A sketch of the capillaries seen at the anterior end of the worm is given in Pl. 30, Fig. 19. The walls of the capillaries appeared to be lined with a coating of exceedingly short, fine cilia. This observation is not in accordance with those reported by students of other allied Trematodes, nor with observations of my own upon these tubules in other Trematode larvae ; nevertheless I believe that such cilia are present in Stichocotyle. The collecting tubules form a well developed system, within each of the lateral halves of the animal. They can be very cléarly seen in the living worm observed under a compressor, though their distribution and connections can be much more satisfactorily made out in preparations of the whole worm, They lie upon the dorsal side of the large lateral vesicles, whose convolutions they follow closely, and may be traced continuously from near the tail end forward to the point at which they open into the large lateral vesicles. This point is far forward near the head end, but may be somewhat On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 465 farther back than in the case represented in the drawing (Pl. 31, Fig. 23). In sections of one worm it was found to be located about half way between the mouth and the first sucker. There is, however, only one place of communication between the collecting tubules of each side of the body and the large lateral vesicle of the corresponding side. Between the tubules of opposite sides there is no connection whatever. The general method of branching and the distribution of these collecting tubules may be seen from the drawing (Pl. 31, Fig. 23). On each side of the body a single tubule opens into the vesicle near its anterior end. These tubules extend backward and give off numerous branches. From that of the right side the first to be given off is about midway between the sexual opening and the anterior end of the body; it extends backward but a short distance before being lost in capillary branches. The second branch is given off at a point opposite the sexual aperture; it extends forward and is distributed to the vicinity of the mouth and pharynx. The third branch arises just behind the first sucker and passes backward to the vicinity of the right testis. In the vicinity of the third, fourth and fifth suckers several short branches are given off, which are distributed to adjacent portions of the body and the oviduct. In the posterior fourth of the body the main tubule divides into two branches, which become gradually smaller and are finally lost near the posterior end. The branches of the main tubule of the left side differ somewhat from those of the right. There is here no branch corresponding with the first on the right side. The first branch to be given off is opposite the second branch of the right side and divides into several sub-branches, which extend both forward and backward to the region between the anterior end of the body and the second sucker. The second branch arises opposite the third sucker and is distributed to the portion of the body opposite the second and third suckers. Near the fourth sucker a branch is given off which passes to the region of the ovary and the left testis. Behind the seventh sucker the tubule divides and the two portions reach backward and are lost near the posterior end of the body. In the living animal long cilia may be seen in the lumen of the tubules attached to their walls at intervals; they lie along the axis of the lumen with the free ends directed cephalad and keep up a constant undulating vibration which is not too rapid to be followed by the eye. The length of these cilia is two or three times the 466 W. S. NICKERSON, diameter of the lumen of the tubule and they are separated by spaces of from two to four times this unit. In many cases they appear to be attached immediately beneath nuclei situated in the walls of the tubules. The condition here described is that presented by the larger and more prominent portions of the tubules as seen in the anterior portion of the body. Whether there is a gradual transition from this condi- tion to that of the short closely placed cilia of the finer capillary tubules, I was not able to determine. The structure of these tubules is shown in Pl. 31, Fig. 24 a—e; a represents a portion of the left tubule shown in Fig. 23 more highly magnified. The thickness of the wall cannot be made out in the whole preparation, but the distribution of the nuclei of the cells which form the walls is shown and several of the long cilia previously described are discernable. In Fig. 24 6 and c the appearance of these tubules is represented as seen in longitudinal and transverse section respectively. I know of no criterion for determining whether the lumen in this case is intercellular or intracellular. The condition of the excretory vesicle in Stichocotyle is peculiar. The single median vesicle, which in most digenetic Trema- todes lies near the posterior extremity of the body, has in this species hecome divided into two symmetrical portions, so that there are two separate excretory vesicles, one of which lies upon each side of the intestine (Pl. 29, Figs. 3 and 4; Pl. 31, Fig. 23). These begin with their wider anterior ends opposite the pharynx and extend backward nearly to the single dorsal excretory pore. They are much convoluted in the broader portions, the extent of the con- volutions varying with the degree of contraction of the body, but become straighter toward the narrowed posterior ends. Opposite the blind end of the intestine they become suddenly reduced to very narrow passages which lead inward to the median plane just behind the end of the intestine, where they unite to form a single median canal, which extends backward and upward to the dorsal excretory pore (Pl. 31, Figs. 22 and 23). That these two large lateral trunks, which CuNNINGHAM called lateral, excretory canals, are really the homologues of the excretory vesicle, is a proposition which hardly needs explanation or defence. A comparison of these structures with the lateral trunks of Aspidogaster leaves no room for doubt concerning the morphological equivalence of the two; in the latter form they have been observed (VOELTZKOW °88) to arise as simple enlargements On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 467 of the excretory vesicle, which in early stages of the ontogeny is a simple median structure. Indeed, Monriceruı (93, p. 176) has al- ready recognized the real character of these organs from the less complete description of them given by CUNNINGHAM. The narrow terminal portion of the excretory vesicle which extends to the dorsal pore, is lined by a thick layer of cuticular material, similar in character to that forming the outer covering of the body. It will also be seen from Pl. 31, Fig. 22, that the peripheral layer of unmodified parenchyma cells of the body wall is reflected inward at the excretory pore and surrounds this portion of the excretory vesicle ; hence we not unnaturally find that the cuticular layer has here pre- cisely the same nature as upon the outer surface of the body. CUNNINGHAM says of this part of the system: “At the posterior end the two lateral canals terminate in muscular portions which pass inward behind the intestine and unite to form a single median chamber with thick muscular walls. This chamber opens in the usual way by a pore on the dorsal surface, close to the end of the body. The rhythmical dilatation and contraction of the terminal chamber is very pronounced.” The general topographical relations are described very clearly in the paragraph quoted, but the statement that the terminal portions of the excretory system have thick muscular walls is surely due to a mistake of observation on the part of the author. No indication of muscle fibres can be seen in sections through the parts under discussion, neither does CuNNINGHAM’s figure furnish any evidence of the existence of such fibres. “The rhythmical dilatation and con- traction of the terminal chamber” I have not observed and in view of the absence of muscle fibres in the walls of the chamber, it is not easy to conceive how such a phenomenon could be brought about. The cavity of the excretory vesicles is filled with solid highly refractive bodies (Pl. 30, Fig: 17), which are composed of several concentric lamellae and move freely too and fro in the lumen of the vesicle as they are propelled by the general contractions of the body. They are remarkably uniform in size, averaging about 20 « in diameter, and by far the greater number are spherical. Some of the occasional variations in form and size are shown in Pl. 30, Fig. 17 c, d,e; the average is represented in a and b. As shown in these figures, the concentric shells are not all of the same thickness and the surface bounding a layer may be either smooth and even or it may be ir- regular and so present in optical section the appearance which is shown in Fig. 17 €, d. 468 W. S. NICKERSON, There is frequently present embedded in the material of which these bodies are composed one or more small spherical particles ; these may lie either at the centre — and so appear to be a core around which the layers have been laid down — or in among the concentric layers in any other position (Fig. 17 c, d), as though caught by chance during the deposition of the material and enclosed by it. They appear to be of the same substance as the rest of the concretion and when central in position are probably only the earliest stages in the segregation of material to form the larger concretionary bodies. Occasionally one of these concretions is found which has an irregular form and seems to be built up around a somewhat irregular amorphous mass, as in Fig. 17 e. Sometimes also there are seen bodies which appear to have resulted from the fusion of two or more separate con- cretions in an early stage of their formation and which by subsequent increase have come to have a somewhat lobulated form (Fig. 17 d). It is not uncommon also to find them having one or, more rarely, two projecting points upon the surface, as shown in Fig. 17 c. In sections of one specimen there were also present in the vesicles together with the larger concretions numerous very small spherical bodies (Fig. 17 f), which would appear to be very early stages in the formation of the larger ones. That they are cells with membrane and nucleus, such as Leyrenyr (81) found in Gastrodiscus, is not possible. A complete series of stages from these small bodies to the larger ones, I have not found. This may be due to the fact that nearly all of my material was preserved in acid reagents, which destroyed these concretions, and that consequently I was able to study them under the more favorable conditions presented in sectioned material in only two or three specimens. In the living worms moreover the smaller bodies were naturally less easily seen, being enclosed among the larger and more prominent ones and being easily overlooked under the less favorable conditions caused by the opacity of the over- lying tissues. ; Little is known about the chemical composition of these struc- tures. In killing one of the worms in an acid mixture (picrosulphuric, corrosive sublimate, acetic) while observing it under a low power, a single bubble of gas was observed to be formed. Considering the small quantity of the material and the fact that the reagent was cold, this seems to be sufficient evidence to warrant the assertion that the material contains a carbonate. A somewhat crude test for On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 469 guanin !) gave negative results. After treating the concretions with strong nitric acid, there still remained behind a skeleton or organic matrix, which preserved the form of the body and was destroyed only by strong sulphuric acid. The excretory vesicles with their contained concretions and portions of the collecting tubules were seen and described by Cun- NINGHAM. He observed the long cilia within the collecting tubules, but did not determine the point at which the tubules communicate with the vesicles. Flame-cells and capillaries he did not observe. The relation of the excretory vesicles of Stichocotyle to those of Aspidogaster has already been mentioned. A close similarity between the other parts of the excretory system is also evident in these two forms. In Aspidogaster the excretory vesicles extend forward only as far as the anterior end of the compound ventral sucker, and the main collecting tubes, after extending forward to very near the anterior end of the animal, must make a turn in the vicinity of the pharynx and extend backward for a short distance before uniting with them. In Stichocotyle the vesicles extend forward nearly to the anterior end of the body, and consequently the collecting tubes do not make a turn backward, but open into the vesicles opposite the pharynx, in a region corresponding with that at which the tubules of Aspidogaster turn upon themselves to extend backward. These differences are, however, not important, and do not obscure the essential similarity. The long vibratile cilia in the collecting tubules, as described by VOELTZKOW, also agree closely with those which I have observed in Stichocotyle. VOELTZKOW states that in Aspidogaster the distribution of the excretory tubules of the two sides of the body is not symmetrical: all of the sexual organs are supplied by branches from tubules of the left side. Whether the same asymmetry in the distribution of these tubules occurs in Stichocotyle.does not appear clear. It is more dif- ficult to determine the exact source of each tubule in Stichocotyle, since the organs are placed much closer together than in Aspidogaster. It will be seen from Fig. 23 (Pl. 31) that one of the branches of the left side evidently arises in the vicinity of the ovary and another near the left testis. The right testis seems, however, to be much more intimately related to a branch from the right side, and a branch from the right side also extends to the oviduct. In view of these facts, 1) Sections of the material on the slide were heated with strong nitric acid and ammonia was then added. 470 W. S, NICKERSON, we must conclude, I think, that the asymmetry in the distribution of these tubules does not occur in Stichocotyle to the same extent as in Aspidogaster. But though the same differences between the two sides of the body do not occur here, it nevertheless appears to be true in this species, that there is not strictly bilateral symmetry in the arrangement of the collecting tubules. All things considered, it seems evident that there is a very close resemblance between the excretory systems of the two forms. The excretory system of Cotylogaster, described by MonTIcELLI (92), has certain features of interest in this connection. From the dorsally placed excretory pore a common duct, or caudal vesicle, ex- tends obliquely forward and ventrad for a short distance, and then divides into two cornua, which extend forward one on either side. Furthermore, this common portion of the excretory vesicle is lined by a portion of the “ectoderm”, which is reflected inward as far as the bases of the lateral cornua. Since MonTIcELLı applies the term ecto- derm to the layer which I have called cuticula, it will be seen at once that these portions of the excretory system in Cotylogaster agree very closely with those of Stichocotyle. The more minute portions of the system are not sufficiently known in Cotylogaster to furnish a basis for making comparisons. The Sexual Organs. The complete sexual apparatus cannot be described, since no worm has been obtained in a sufficiently mature condition for all parts of the sexual organs to be developed. Nevertheless the more advanced specimens have the fundaments of most of the sexual organs present, and though the final form and position of all of the organs cannot be determined, enough can be made out to enable one to arrive at a fairly definite notion of this system, and to give one some ground, not possessed by CuNNINGHAM, for comparing this with other Trematode parasites. Somewhat more trustworthy conclusions concern- ing the relationships of Stichocotyle are perhaps possible from this increased knowledge of its structure. In the worms which I have studied there are present the funda- ments of the ovary and oviduct, the testes and the vitellary glands. The ovary (Pl. 29, Fig. 3 oa; Pl. 31, Fig. 23 oa) is situated about midway between the anterior and the posterior end of the body, nearly in the median plane and ventrad of the intestine. It is approximately retort-shaped, with the larger part upon the left side. From the On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 471 narrow right end the oviduct leads forward upon the right side of the median plane, ventrad of the large excretory vesicle of that side. Opposite the anterior sucker the duct broadens out somewhat and just in front of the anterior margin of the sucker makes a bend inward to the mid-ventral line, where it ends. This point, then, indicates the position of the sexual orifice. The testes (Pl. 29, Fig. 2 te; Pl. 31, Fig. 23 te) are two rounded masses of tissue lying a short distance caudad from the ovary upon the dorsal side of the excretory vesicles, one upon each side of the intestine. They are not symmetrically placed, the left always being farther forward than its fellow of the opposite side. The ducts (vasa deferentia) are not yet developed in the worms which I have studied. The fundament of the vitellary glands and their duct exists as a cord of cells lying in the median plane near the posterior end of the body, midway between the intestine and the dorsal body-wall. Its position is indicated in PI. 31, Fig. 23 gl. vt. Its anterior end may be traced forward as a thin strand of cells, indicated in part of its course by a dotted line passing forward along the right side of the intestine and finally under it to join the oviduct at the point where the latter leaves the ovary. From the positions and relations to one another of these several masses of cells, it would seem as though there could be little doubt as to the correctness of the interpretation which I have put upon each of them. CunniINGHAM described the masses of tissue which I have called ovary and oviduct, but without either recognizing definitely of what organs they were the fundaments, or determining the position of the pore by which at a later period one of them communicates with the exterior. He neither mentions nor figures the testes or the vitel- lary glands and duct. Regarding the histology of these masses of tissue which I have described, there is little to be said. It appears essentially alike in all parts and is composed of deeply staining cells with prominent nuclei, which lie closely crowded together. It can be recognized in the’ part which I have called the oviduct that the nuclei are more crowded in the peripheral than in the axial portion — a suggestion of the tubular character which the organ is to assume later. That the relation between these organs and the suckers is not definite may be seen by comparing Figs 3 (Pl. 29) and 23 (Pl. 31). There is no indication in any of my specimens of a LAURER’S canal: whether it.develops later, will be known only when the adult 472 W. S. NICKERSON, shall have been found and its anatomy studied. The fact that it is absent in Aspidogaster and Cotylogaster, which are evidently very closely related forms, makes it improbable that it will be found to occur in Stichocotyle. Nervous System. The nervous system conforms closely to the typical condition in Trematodes. A diagram of it is given in PI. 30, Fig. 12. A broad commissure composed of fine fibrils, closely interwoven extends across above and just in front of the pharynx (Pl. 29, Fig. 5). Upon each side of the median plane this enlarges a little, and from the two enlargements thus formed arise three pairs of nerves or fibre-courses. Those forming the first pair are short and extend directly forward above and upon either side of the pre-pharynx to about midway between the commissure and the anterior tip of the body, where they become dispersed and cannot be followed farther. Those of the second pair are very small and extend downward and backward to the vicinity of the pharynx. The third pair are the most important and make up the greater part of the nervous system. They extend diagonally downward and backward upon each side of the pharynx to the ventral region and thence backward toward the posterior end of the body just outside the margins of the ventral suckers. The position of these ventral nerves as seen in cross section is shown in Pl. 29, Fig. 4 cd. n. v. Opposite each sucker a pair of minute branches is given off, one from each lateral nerve; these extend inward to the sucker. There is no sub-oesophageal commissure, and no direct connection between the neryous structures of the two lateral halves of the body other than that of the supra-oesophageal commissure already described. The histological condition of this system is difficult to make out satisfactorily. None of the tracts of fibres described contain numerous ganglionic cells or nuclei. In the large ventral nerves a few scattered nuclei are present, but I have not observed such in any of the other nerve courses. There are, however, abundant nuclei lying immediately upon the surface of the fibre tracts in nearly all regions. Along the course of the two lateral nerve cords these seem to be most abundant upon the ventral side. In form and size, as well as in staining qualities, they do not differ noticeably from the other nuclei distri- buted through the parenchyma. Notwithstanding this fact, occasionally one may be found which clearly has a fibre passing off from one of its ends and extending into the tract of nerve fibres. Now and then On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster, 473 also one may be found which has two filaments passing from it in opposite directions. The presence of these fibres, taken in connection with the absence of cells having more clearly marked ganglionic _ characteristics, furnishes sufficient evidence for considering the cells in question ganglionic. There is, however, no aggregation of a con- siderable mass of such cells in any one region, and they seem to be only a little more numerous at the anterior end about the supra- oesophageal commissure than along other portions of the nerve tracts. In the living worm studied under the compressor, there could be seen very near the anterior end, in the position indicated by an asterisk (*) in Pl. 30, Fig. 19, numerous cells which appeared espe- cially distinct, and whose form could be made out very clearly. Several of these cells are represented in Pl. 29, Fig. 8. Processes could be traced from certain of them very clearly, and their appearance seems to indicate that they are ganglionic cells. In sections, however, I am unable to make out any difference between the cells of this region and those in the other portions of the nervous system. That they appeared so much more distinct here than elsewhere, was probably due merely to the better conditions for observing them presented in this part of the body. The parts of this system which CuNNINGHAM observed and de- scribed were the transverse commissure and the rudiments of the lateral nerves. Concerning the former, he says: “the fibrils of which it is composed are extremely minute, and the whole tract is destitute of nuclei.” This he thinks “may represent the cerebral ganglion”. Sense Organs. I shall describe as sense organs, certain structures observed chiefly upon the ventral surface of the animal, and more abundantly present near the anterior end. By far the greater number are found within the cavities of the suckers. They are represented in Pl. 30, Figs. 13 and 14, and consist essentially of a fine filament which ex- tends out through a distinct opening in the cuticula and ends free at the exterior. Around the outer end of the pore the cuticula shows a slight annular thickening. The filament, which occupies the centre of the pore, may be traced inward through the muscle layers and frequently may be followed for some distance through the parenchyma. The outer free end of the fibre appears to be slightly thicker than the deeper portion lying in the cuticula. Zool. Jahrb, VIL. Abth. f. Morph. 31 474 W. S. NICKERSON, The inner end I have been able to trace with certainty to a ganglionic cell in only a single case (Pl. 30, Fig. 14). In a few other cases, however, I have succeeded in following it back to the immediate vicinity of the ganglionic cells which thickly border the first pair of nerve bands. I have also found stumps of similar fine fibres con- necting with certain of these cells. Within the suckers I have in a few cases found cells terminated by processes at two opposite poles. These facts furnish what seems to me satisfactory evidence that the structures in question are of a sensory character. Their distribution also is such as to lend support to this view. They are present at the anterior tip of the body, and all around the margin of the oral sucker and within it. They are also found scattered over the anterior ventral part of the body, between the mouth and the first sucker, the region in which the sexual orifice is located. Upon the anterior suckers they are very numerous, becoming less so in those farther back toward the caudal end. The number in each sucker was counted in the case of one worm, which was sectioned in such a way as to be very favorable for seeing these structures. The result is as follows: Within oral sucker (about) 75 A 1 la. 2 behind mouth 60 „ 2nd Le] ” ” 18 ” 3 ” ” ” 56 ” gt ” ” LE] 58 ” 5% ” ” LL 55 bb) 6" ” 9 LL 48 LL {is ” ” ” 37 ” 811 ” LL LE] 38 ” ha ” ” ” 27 ” 10" ” LE] ” 18 ” 11" LA ” ” 8 parts Py "4 i} 5 It will be seen that there are very few of them in the younger suckers of the posterior part of the row. Nevertheless I have seen occasionally one of these sense organs upon the ventral side very near the caudal end, and outside of the suckers. I have never seen one upon the dorsal side of the body except as already stated at the anterior tip. In Pl. 30, Fig. 15 I have represented a condition which I have observed in a few cases, and which I believe to be a sense organ in process of formation. Careful examination of both this and the On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 475 adjacent sections shows that the filament in this case ends within a little cavity in the under surface of the cuticula, as shown in the figure, and that there is no connection with the exterior. It seems probable that the nerve fibre grows out from a ganglionic cell toward the exterior, and that when it comes into contact with the cuticula the latter substance becomes dissolved or resorbed over its tip to make a canal by which it may communicate with the exterior. Several facts tend to disprove the suggestion that these may be gland cells: they lack the staining qualities characteristic of glands; many of them have two processes extending out from them; no aper- tures in the cuticula exist in this portion of the body except those already described which are traversed by the hairlike axial filament, a structure not readily explained on the assumption that they are glandular apertures. Classification. From the description which I have given of this parasite, it will, I think, be sufficiently evident that it is closely related to the two genera Aspidogaster v. Baer and Cotylogaster Mont. Both the di- gestive and excretory systems give very direct and unmistakable evi- dence of this, as I have already pointed out. The position and ar- rangement of the suckers, as I have previously explained, is also brought, by a study of the method of their origin, into very close agreement with the condition presented by the suckers of those forms. MoxricELLI (92) has united these two genera, Aspidogaster v. BAER and Cotylogaster Monvt., with three others — Platyaspis Monr., Aspidocotyle Dres. and Macraspis OLSSON — whose anatomy is less perfectly known, to form the family of the Aspidobothridae. Monri- CELLI recognized from CuNNINGHAM’s description the close relationship of Stichocotyle to the other members of this family, but declined to accept it as a separate genus, since only its larval stage was known, and this, from its resemblance to the imperfectly known Macraspis of Orsson, he believed to be the larval condition of that form. In this conclusion I believe him to be in error. One of the grounds on which he bases this opinion is the supposition that CuUNNINGHAM’S drawings represent the suckers of Stichocotyle as being more distinct from one another than they really are. This supposition is supported, he thinks, by his own observations made upon preserved specimens of this worm collected by the late P. J. VAN BENEDEN. If a certain 31* 476 W. S. NICKERSON, amount of distortion should be found in CUNNINGHAM’S drawings, it would not indeed be surprising, since all of his figures were drawn without the aid of a camera. An examination of my own drawings, which were carefully made from camera outlines will, however, show, I think, that the suckers are quite as distinct as CUNNINGHAM has represented them. But there are yet other differences between Stichocotyle and Macr- aspis, which seem to me too great to be explained away by the fact that Stichocotyle is a larval form. The acetabula of Macraspis are so confluent as to make a single compound sucker extending along nearly the whole ventral side of the body, whereas in Stichocotyle a similar connection of the suckers has been outgrown at an early stage of their ontogenetic development, so that they are now quite distinct and separated by considerable spaces (Pl. 29, Fig. 7); furthermore in Stichocotyle, they stop short of the posterior extremity of the body (Pl. 31, Fig. 22), whereas in Macraspis the ventral sucker extends over the posterior end of the body and upon to the dorsal side. There also seems to be a somewhat greater relative distance be- | tween the anterior sucker of Stichocotyle and the oral extremity of the worm than is shown in the figures of Macraspis between the anterior end of the ventral sucker and the anterior end of the body. It is perhaps not improbable that the adult of Stichocotyle may be found nearly enough related to Macraspis elegans Os. to be put into the same genus with it, but I am convinced that this species is not the larval form of the worm described by OLsson. Any conclusions which may be reached concerning the relations of these two forms will, however, be only tentative until the anatomy of Macraspis shall have been definitely made out and the adult form of Stichocotyle discovered. It would seem, however, even from our present knowledge, that Stichocotyle has quite as good claims to be considered a genus of the family Aspidobothridae as has the imper- fectly known Aspidocotyle Dies. It may therefore be provisionally described as follows. Genus Stichocotyle Cunn., 1884. Body elongated, cylindrical, tapering toward posterior end. Suckers numerous (7—22) in a single row along mid-ventral side, distinct from one another. Mouth terminal; pharynx medium; intestine simple, tubular, extending to very near posterior end of body. Genital orifice, median, ventral, in front of anterior sucker. Testes two, in middle On Stichoeotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 477 region of body, dorsal, one upon either side of intestine, left a little farther anterior than right. Ovary nearly median, ventral of intestine, in front of testes; oviduct passing forward on right side. Vitellary glands on dorsal side of intestine near posterior end of body, duct passing down around right side of intestine to oviduct. Excretory pore, dorsal, near posterior end of body. Excretory vesicle, forming - two bread convoluted tubular trunks which extend forward on either side of intestine to region of pharynx. Larval form encysted in wall of intestine of the larger marine Crustacea. Adult form unknown. Stichocotyle nephropis Cunn. in cysts in intestinal wall of Nephrops and Homarus. Life History. The life history of Stichocotyle is entirely unknown. CUNNINGHAM thought that the adult would probably be found to live inside the body of some large fish. This is rendered extremely probable both by the fact that Macraspis and Cotylogaster are found in such ani- mals, and also by the fact that lobsters are said to be eagerly eaten by many of the larger fishes during the early summer after the moult has occurred. Both the position of the sexual apparatus and the presence of sense organs in the worms which were obtained in the latter part of June suggests that they were ready for life under other conditions. I am told by the lobster-fishermen upon the coast of Maine that the large sea cat-fish will often enter lobster-pots and devour the hard-shelled lobsters which are contained in them. I think it not improbable, therefore, that this fish may become the final host of Stichocotyle. I have been able to obtain only a very few specimens of this fish for examination, and so have not succeeded in satis- factorily testing my hypothesis. I hope to be able to examine a con- siderable number of sharks and cat-fishes during the present summer, in the expectation of obtaining the adult Stichocotyle. Concerning the early life history of Stichocotyle, we have even less to guide our conjectures. That the nearly related Aspidogaster has a direct development with metamorphosis, cannot safely be taken as an indication that Stichocotyle has also a direct development, for lowing to the well known tendency of fresh-water conditions to ob- iterate larval life, it may well be that Aspidogaster has secondarily 478 W. S. NICKERSON, lost a more or less complicated series of changes which have been retained by its relatives inhabiting salt water. | CUNNINGHAM suggests that the eggs of Stichocotyle are probably taken in by the lobster with its food, and that the young worms are hatched from them in the intestine. The fact that the cysts of Stichocotyle have been found only near the posterior end of the intes- tine suggests to me quite as strongly that a free-swimming larva has entered the intestinal tract through the anus and thus become en- cysted in the wall of the intestine. There is certainly nothing more improbable in this proposition than in the well-known seeking out of the respiratory chamber of a snail by the miracidium of our common fresh water Distomes. What the course of development actually is in this interesting form we can expect to know only when the adult shall have been found and the development traced from the egg. This I hope ultimately to accomplish. In conclusion I would here express the sincere gratitude which - I feel to my instructor Dr. Epwarp L. Mark for his many courtesies both in the course of this work and throughout my connection with the department of which he is the head. Cambridge, May 10, 1894. Literature. BRANDES, G., ‘92, Zum feineren Bau der Trematoden, in: Zeitschr. f. wiss. Zoologie, V. 53, p. 558—577, tab. 22. Lestenyı, C. v., ’81, Ueber den Bau des Gastrodiscus polymastos Levoxarr, in: Abhandl. Senckenberg. Naturf. Gesellsch., V. 12, p- 125—146, 3 pl. | Looss, A., 93, Zur Frage nach der Natur des Körperparenchyms bei den Trematoden, nebst Bemerkungen über einige andere, zur Zeit noch offene Fragen, in: Ber. Verhandl. K. Sachs. Gesellsch. Wiss. Leipzig, Math.-Phys. C1, V. 45, p. 10-34. Moxriceut, F. 8., ‘92, Cotylogaster Michaelis n. g. n. sp. e revisione degli Aspidobothridae, in: Festschr. R. LEuckarr, p. 168 —214, tab. 21, 22. — 793, Studii sui Trematodi endoparassiti. Primo contributo di osser- vazioni sui Distomidi. Jena. Zoolog. Jahrb., Suppl.-Hft. 3, 229 pp., 8 Taf. On Stichocotyle nephropis Cunningham, a parasite of the American lobster. 479 Ousson, P., '67, Entozoa, iakttagna hos Skandinayiska hafsfiskar, in: Acta Universitatis Lundensis. Lunds Univ. Arsskrift Afdl. Math. och Naturvet., V. 3, 59 pp., tab, 1, 2. — ’68, ibid., V. 4, 64 pp. tab. 3—5. — '69, Nova genera parasitantia Copepodorum et Platyelminthum, ibid. NV. 6, Mod, 6 DR, In. Vortrzkow, A., ’88, Aspidogaster conchicola, in: Arb. Zoolog.-Zootom. Inst. Wiirzburg, V. 8, p. 249—289, tab. 15—20. Explanation of Figures. All figures are of Stichocotyle nephropsis Cunnincuam and were made with the aid of an Anse camera lucida, except where the contrary is expressly stated. Abbreviations. act. Sucker. oa. Ovary. cd.n.v. Ventral nerve cord. or. Mouth. cl. flm. Flame cell. ov’dt. Oviduct. cl.gn. Ganglion cell. phyx. Pharynx. com.sw oe. Supra-oesophageal com- po.exc. Excretory pore. missure. pr’ phyx. Prepharynx. cpl. Capillary. prt.phyx. Protractor of prepharynx. cys. Cyst. ret.phyx. Retractor „ 2 gl.vt. Vitellary gland. tb. clg. Collecting tubule. in. Intestine. te. Testis. nl. Nucleus, vs.exc. Excretory vesicle. Plate 29. Fig. 1. Portion of intestine and rectum of a lobster infested by Stichocotyle. Life size, without camera. Fig. 2. Surface view of a specimen which had escaped from a cyst. X 22. Fig. 3. Ventral view of a preparation made from a specimen which was fixed by reagents while held flattened under a compressor. The dorsal excretory pore is shown as seen through the body. X 22. Fig. 4 Cross section through middle region of body. The section passes through a sucker and one testis. X 147. Fig. 5. Median sagittal section through the anterior end of a specimen. X 147. Fig. 6. Sketch of pharynx and beginning of intestine in optical section, as seen from dorsal side in the living worm under a compressor. Freehand. Fig. 7. Outline of median sagittal section to show relation of 480 W. S. NICKERSON, On Stichocotyle nephropis Cunningham. suckers to one another. Made by combining in one drawing two dif- ferent sections of the same worm. X 22. Fig. 8. Cells, probably ganglionic, seen in the anterior end of the living worm under a compressor. Freehand. Plate 30. Fig. 9. Muscles of body-wall as seen in tangential section of the side of the body. X. 495. Fig. 10. Parenchyma muscle cells. X 750. Fig. 11. Longitudinal muscle cell of body wall. X 750. Fig. 12. Diagram of nervous system as seen from dorsal side. Fig. 13. Sensory organs: a) section through cuticula perpendicular to the surface; b) tangential section. X 780. Fig. 14. Sensory organ from interior of sucker, showing connection with ganglionic (?) cell. X 750. Fig. 15. Sensory organ in process of formation; filament growing out through the cuticula. X 750. Fig. 16. Longitudinal muscle fibres of body-wall from specimen preserved in Merker’s fluid. X 750. Fig. 17. Concretions from excretory vesicles; a and b, typical forms; c and d forms occasionally present; f small bodies from exere- tory vesicle of one specimen. X 495. Fig. 18. Appearance of cuticula seen in tangential section. 255. Fig. 19. Dorsal view of anterior end of living specimen, as seen under compressor; showing distribution of capillaries terminating in flame cells. Concretions represented in excretory vesicle of right side only. Outlines only with aid of camera. Fig. 20. Section through cuticula of specimen killed in Merker's fluid. X 750. Plate 31. Fig. 21. A sucker as seen in transverse section. X 255. Fig. 22. Median sagittal section through posterior end of body. 114. 7 Fig. 23. Dorsal view of preparation of whole specimen killed while under compressor; drawn to show excretory system. Camera outlines (X 36); fine tubules put in freehand by aid of higher power (Zeiss D). Fig. 24. Collecting tubules of excretory system; a) as seen in whole preparation (Fig. 23); b) longitudinal section; ce) cross section. X 495. Fig. 25. Transverse section of intestine toward posterior end. X 495. Fig. 26. Elongated intestinal epithelial cells as seen in oblique section. X 495. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Zur Anatomie der Edentaten. Von A. Klinekowström in Stockholm. (Aus dem Zootomischen Institut der Universität zu Stockholm.) Hierzu Tafel 32—35 und 7 Textfiguren. I. Beiträge zur Anatomie des Magens der Edentaten. Einleitung. Bei keiner Abtheilung der Säugethiere, die Wiederkäuer natürlich ausgenommen, begegnen uns die durch Arbeitstheilung hervorgerufenen anatomischen und histologischen Differenzirungen der verschiedenen Magentheile schärfer ausgeprägt als bei den pflanzenfressenden Eden- taten, den Bradypodiden, deren complicirter Magenapparat dazu noch in schroffstem Gegensatz zu der einfachen Magenform ihrer nächsten Verwandten, der Myrmecophagiden und Dasypodiden, steht. Obwohl die rein makroskopischen Verhältnisse schon durch die Untersuchungen mehrerer Forscher, Cuvier, MECKEL, OWEN, Rapp u. a., wohlbekannt sind, hat die Schwierigkeit, nach modernen Methoden gut conservirtes Material zu bekommen, bis heute eine ge- nauere Beschreibung der feineren Structur des Magens der Brady- podiden verhindert. Als ich mich im Winter 1891/92 zoologischer Studien halber in Surinam aufhielt, wurde mir sowohl vor der Abreise mündlich als auch während meines Aufenthaltes brieflich von meinem Lehrer, Herrn Prof. W. Lecue, mehrere Male dringend ans Herz gelegt, gut conservirtes Material zu einer monographischen Unter- suchung der Bradypodiden zu sammeln. Durch die gütige Hülfe des Gouverneurs von Surinam, S. Ex. Mijnheer van Ascu v. Wısck, gelang es mir auch, eine Reihe von gut fixirten Embryonen des Bradypus tridactylus sowie in Chromsäure fixirte Eingeweide eines erwachsenen Thieres, mehrere Magen in Spiritus etc. zu bekommen; auch von Choloepus didactylus, Dasypus peba, Myrmecophaga jubata und Cyclo- 482 A. KLINCKOWSTROM, thurus didactylus erhielt ich Material. Ehe ich zur Darstellung der Ergebnisse meiner im Laufe des Jahres 1893 im Zootomischen Institut der Stockholmer Universität ausgeführten Untersuchungen übergehe, ist es mir eine angenehme Pflicht, meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. LECHE, sowie meinem Freund, Herrn Prof. Dr. E. MÜLLER, dem ich mehrere schöne Präparate der betreffenden Theile verdanke, meinen besten Dank auszusprechen. I. Makroskopischer Bau des Magens von Bradypus und Choloepus. Gute Beschreibungen des makroskopischen Baues des Magens von Bradypus und Choloepus finden sich, wie schon erwähnt, bei mehreren Autoren, Cuvier (1), MECKEL (2) und Rapp (5), auch in neuerer Zeit ist der Bradypus-Magen durch PırLıer u. BOULARD (3) untersucht worden. Da aber keine der oben erwähnten Untersuchungen als er- schöpfend zu bezeichnen ist und da eine makroskopische Beschreibung ohnedies für das Verständniss der feinern Structurverhältnisse noth- wendig ist, werde ich hier den mikroskopischen Ergebnissen eine kurze Beschreibung des gröberen Baues des Bradypus-Magens voraus- schicken. 1. Magen von Bradypus. Der Magen von Bradypus zerfällt in 6 verschiedene, durch die Structur der Schleimhaut mehr oder weniger deutlich unterschiedene Abtheilungen. Ich werde im Folgenden diese Abtheilungen als 1., 2. und 3. Cardiamagen, Fundusmagen, Pylorusdrüsenmagen und Pylorus- magen bezeichnen. Wenden wir uns zuerst zu einer äusseren Betrach- tung des Bradypus-Magens (Taf. 32, Fig. 1 u. 2). Der ganze untere (caudalwärts gelegene) Theil des Magens wird von einem grossen, zipfelmützenartig ausgezogenen Blindsack eingenommen, dessen halb- mondförmig gebogene Spitze an der rechten Seite des Magens liegt. Es ist dies der gewaltig entwickelte Fundusmagen (F), dessen secer- nirende Innenfläche, wie wir bald sehen werden, noch dazu durch ein Faltensystem bedeutend vergrössert wird. — Oberhalb des Fundus- driisenmagens liegt nach rechts der dünnwandige 3. Cardiamagen (Taf. 32, Fig. 1 C M 5) und nach links der dickwandige, halbkugel- förmige 1. Cardiamagen (Taf. 32, Fig. 1 C M1), der nach rechts und oben in den ebenfalls dickwandigen 2. Cardiamagen (Taf. 32, Fig. 1 und 2 CM 2) übergeht. Der Oesophagus (Taf. 32, Fig. 2 O) mündet an der dorsalen Seite des Magens zwischen dem 1. und 2. Cardia- Zur Anatomie der Edentaten. 483 magen ein. Nach rechts geht der 3. Cardiamagen durch ein kurzes, cylindrisches Uebergangsstiick in die U-förmig gebogene Pars pylorica über, die in zwei durch eine ziemlich starke Einschnürung von ein- ander getrennte Theile zerfällt; der proximale, kürzere stellt den Pylorusdrüsenmagen dar (Taf. 32, Fig. 2 Pd M), der distale, längere den Pylorusmagen (Taf. 32, Fig. 2 PM). Am geöffneten Magen bemerken wir nun Folgendes: Der Oeso- phagus mündet, wie schon bemerkt, an der Grenze zwischen dem 1. und 2. Cardiamagen ein. Der 1. Cardiamagen ist rundlich, halbkugel- förmig gewölbt; er steht in weit offener Verbindung mit den beiden andern Cardiamagen und mit dem Fundusmagen. Nach links und unten (caudalwärts) wird er durch einen stärkern, halbkreisförmig ge- bogenen, muskulösen Wulst von dem Fundusmagen und 3. Cardia- magen abgegrenzt. Diese wulstförmige Leiste geht von der Cardia- gegend aus, zieht halbkreisförmig nach unten und rechts, um sich an der Innenfläche des 2. Cardiamagens in ein fächerförmig ausgebreitetes System von muskulösen Falten auszubreiten. Auch das Innere des 1. Cardiamagens zeigt ein solches, aus der Cardiagegend ausstrahlendes Faltensystem. Der 1. Cardiamagen ist stark muskulös, die am Spiritus- präparat hellgelbe Schleimhaut ist ziemlich derb. Der 2. Cardia- magen, der nach rechts vom 1. liegt, mit welchem er in weit offener Verbindung steht, hat eine noch dickere Muskelwand als jener; auch finden sich hier an der Innenseite ebenso wie dort fächerartig ver- zweigte Leisten, die aus dem Endpunkt der halbkreisförmigen Grenz- leiste des 1. Cardiamagens ausstrahlen. An der dorsalen Wand des 2. Cardiamagens erstreckt sich eine Falte, die mit der dorsalen Magenwand eine Rinne bildet, welche von der Cardia direct in den Pylorusdrüsenmagen führt. Die stark verhornte, in concentrische, gekörnte Leistchen gefaltete Schleimhaut ist äusserst dick, am Spiritus- präparat bräunlich-gelb und sehr derb. Der 3. Cardiamagen liegt unter (caudalwärts) dem 2., von welchem er durch eine tief ins Innere der Magenhöhle hineinragende Falte getrennt wird; dieser Magen ist dünnwandig, mit einigen schwachen Muskelleisten, die innere Fläche ist hellgelb, eben und pergamentartig. Wie wir sehen, bilden die drei Cardiamagen eigentlich nur verschiedene Theile oder Aus- stülpungen einer und derselben grossen Magenabtheilung, die durch die verhornte, drüsenlose Schleimhaut charakterisirt wird; morpho- logisch entsprechen wohl die Cardiamagen am nächsten dem obern Theil der Pars cardiaca des Magens der übrigen Edentaten. Fundusmagen. Der Fundusmagen (Taf. 32, Fig. 1 u. 2 F) 484 A. KLINCKOWSTROM, ist die grösste der sechs Magenabtheilungen; er nimmt die ganze Unterseite des Magens ein und zieht sich nach rechts in einen halb- mondförmig gebogenen Blindsack aus (Taf. 32, Fig. 1u. 2 Zf). Er steht mit dem 1. und 3. Cardiamagen in weit offener Verbindung. Von diesen wird er durch die Structur der Schleimhaut deutlich ge- trennt. Dieselbe ist nämlich weich, sammetartig, von röthlicher Farbe und erhält durch die zahllosen, dicht gehäuften Driisenéffnungen ein feinpunktirtes Aussehen. Die Grenze gegen die verhornte Schleim- haut des Cardiamagens ist scharf, wie mit dem Messer abgeschnitten, mit etwas angeschwollenem Rand. Fig. A stellt diese Grenze zwischen dem Fundusmagen und dem Cardiamagen dar. Der Blindsack des Fig. A. Magen von Bradypus (halbschematisch), Ca Cardia, C1—3 Cardiamagen, F Fundusmagen, Oe Oesophagus, Pdm Pylorusdriisenmagen, Pm Pylorusmagen, P Pylorus, Die unschraffirten Theile der Figur bezeichnen verhorntes Pflasterepithel, die punktirten bezeichnen Labdrüsen und die Kreuze Pylorusdrüsen (Schleimdrüsen). Fundusmagens wird durch longitudinale Scheidewände, welche sich von der convexen zur concaven Fläche erstrecken, in neben einander liegende Fächer eingetheilt. Ich finde im Ganzen 8 solche Fächer, von welchen sich 3 bis zur Spitze des zipfelförmigen Blindsacks er- strecken. Taf. 33, Fig. 9 stellt einen Durchschnitt des Blindsacks dar. Cuvier beschreibt nur drei Taschen bei Bradypus, Rapp dagegen 6, es scheinen sich also hier nicht unbeträchtliche individuelle Schwan- kungen vorzufinden. Der Fundusmagen entspricht dem Fundustheil der einfachen Magenformen. Zur Anatomie der Edentaten. 485 Pylorusdrüsenmagen. Nach rechts und hinten vom 2. Car- diamagen liegt, mit diesem durch einen kurzen, cylindrischen Ueber- gangstheil verbunden, der Pylorusdriisenmagen (Taf. 32, Fig. 1 u. 2 P. D.m.). Derselbe ist klein, cylindrisch und ziemlich dickwandig, die Schleimhaut ist von demselben Aussehen wie die des Fundusmagens. Wie schon bemerkt, zieht von der Cardia eine rinnenförmige Falte durch den 2. Cardiamagen zur Oefinung des Pylorusdrüsenmagens. Diese Rinne endet aber nicht hier, sondern zieht durch den ganzen Pylorusdrüsenmagen als ein rinnenförmiger Streifen, dessen gelbliche, derbe, der Länge nach gefaltete Schleimhaut sich scharf gegen die umgebende, röthliche, weiche, drüsentragende Innenfläche des Pylorus- drüsenmagens absetzt. Diese eigenthümliche Rinne geht direct in die Schleimhaut der letzten Magenabtheilung, des Pylorusmagens, über. Der Pylorusmagen hat eine längliche, birnförmige Gestalt; nach oben steht er durch eine ziemlich enge, ovale Oeffnung mit dem Pylorusdrüsenmagen in Verbindung, nach hinten geht er direct in das Duodenum über. Der Pylorusmagen ist die dickwandigste der 6 Magenabtheilungen ; die starke Muscularis, die an der Grenze gegen den Pylorusdrüsen- magen 1—1,5 mm dick ist, nimmt bald gewaltig an Mächtigkeit zu und erreicht am Pylorus eine Dicke von 5—7 mm. Die Schleimhaut des Pylorusmagens ist von gelblicher Farbe, sehr stark verhornt und mit zahlreichen, kleinen, spitzigen Papillen bedeckt. Die ganze Schleim- haut zeigt ausser zahlreichen Querfalten noch 3—4 längliche, in das Lumen tief hineinragende Längsfalten oder Wülste. 2. Magen von Choloepus. Der Magen von Choloepus (Taf. 32, Fig. 3 u. 4) stimmt im Grossen und Ganzen mit dem.von Bradypus überein, stellt aber ent- schieden eine weniger differenzirte Entwicklungsstufe dar. Die wich- tigsten Verschiedenheiten sind folgende: Sämmtliche drei Cardiamagen sind im Vergleich mit Bradypus ziemlich dünnwandig, die musculösen Wülste sind sehr schwach. Der Fundusmagen ist bedeutend weniger entwickelt als bei Bradypus, sein Blindsack ist bei Choloepus kegel- fürmig, kurz und stumpf; die für den Fundusmagen von Bradypus so charakteristischen Zwischenwände fehlen bei Choloepus ganz. Der Pylorusdrüsenmagen dagegen ist im Vergleich mit dem von Bra- dypus stark entwickelt, und die eigenthümliche, von der Cardia ausgehende Rinne gleicht ganz derjenigen von Bradypus. Sehr schwach 486 A. KLINCKOWSTROM, ist dagegen der Pylorusmagen, der sowohl in der Stärke der Muscu- laris als in der Dicke der Hornschicht der entsprechenden Magen- abtheilung von Bradypus bedeutend nachsteht. II. Feinerer Bau des Magens von Bradypus. Nach der vorhergehenden Uebersicht der gröberen Anatomie des Bradypus-Magens wenden wir uns jetzt zum feineren Bau der ver- schiedenen Magenabtheilungen. Zu diesem Theile der Untersuchung wurde ein Magen von einem erwachsenen Dradypus-Weibchen, der noch lebenswarm in 5-proc, Chromsäure fixirt wurde, verwendet. Zur Färbung der Schnitte wurden verschiedene Färbmittel benutzt: Borax- karmin — Nigrosin, Hämatoxylin — Eosin, Pikrokarmin u. a. Die besten Bilder wurden mit Hämatoxylin und Eosin gewonnen; auch Pikro- karmin zeigte sich, besonders zum Studium der verhornten Theile (Cardia und Pylorusmagen), sehr empfehlenswerth. 1) Cardiamagen. Die drei Cardiamagen stimmen bezüglich der histologischen Structur mit einander überein. Die Verschieden- heiten liegen nur in der stärkern oder schwächern Entwicklung der Muscularis und der innern Hornbekleidung. Wenden wir uns zuerst zum dünnwandigen 3. Cardiamagen, der die einfachsten Structur- verhältnisse zeigt (Taf. 32, Fig. 5). Auf die im Vergleich mit dem 1. und 2. Cardiamagen schwache Muscularis (m) folgt die aus lockerm Bindegewebe bestehende Submucosa (s. m), von dem Epithel durch eine ebenfalls sehr schwache Muscularis mucosae getrennt (m. m). Das Epithel (E) ist gegen die darunter liegenden Schichten sehr scharf ab- gegrenzt. Es besteht aus mehreren Lagen von Zellen, die unter all- mählicher Verhornung nach der Magenhöhle zu in ein wirkliches Stratum corneum (Ah) übergehen. Die untersten Zellen des Epithels sind von cylindrischer oder cubischer Gestalt mit undeutlichen Zell- grenzen; die Kerne sind rundlich. In den obern Zellenschichten werden die Zellen und ihre Kerne allmählich mehr plattgedrückt (auf dem Querschnitt spindelförmig) und verlieren in den obersten Lagen ganz ihre Zellstructur, so dass dieser, eine Hornschicht bildende Theil des Epithels nur eine wellige, mit der Innenfläche des Magens parallele, faserige Structur zeigt. Erster und zweiter Cardiamagen. Die Muscularis, die in eine dünne äussere und eine dickere, den oben erwähnten Leisten entsprechende, innere Schicht zerfällt, ist stark entwickelt und über- trifit an Mächtigkeit 5—10 mal Epithel und Submucosa, während am Zur Anatomie der Edentaten, 487 3. Cardiamagen die Muscularis 3—4 mal dicker als die obern Schichten war. Die Submucosa und das Epithel unterscheiden sich von denen des 3. Cardiamagens dadurch, dass sie, statt wie dort ganz über die Muscularis zu ziehen, hier zahlreiche, unregelmässige Falten oder Papillen bilden, welche die schon besprochene, körnige Structur der Schleimhaut dieser Magenabtheilungen bedingen. Sowohl Submucosa als Epithel stimmen bezüglich ihrer histologischen Structur mit dem 3. Cardiamagen überein; nur das Stratum corneum zeigt, besonders in den Falten zwischen den Papillen, eine bedeutend stärkere Ent- wicklung als dort. Fundusmagen. Dieser, die grösste der verschiedenen Magen- abtheilungen (er übertrifft sogar die drei Cardiamagen zusammen- genommen), stellt, wie schon Rapp richtig bemerkt hat, ein grosses Absonderungsorgan dar. Die äussere Wand des Fundusmagens besteht aus den für die Magenwand so charakteristischen Schichten. An der Bildung der Wände der verschiedenen Taschen aber nehmen nur Epithel, Muscularis mucosae und Submucosa Theil. Die Muscularis ist ein wenig schwächer als im 3. Cardiamagen und besteht wie gewöhnlich aus zwei einander kreuzenden Faserschichten. DieSubmucosa ist, besonders im Innern der Taschenwände, sehr stark entwickelt und von zahlreichen Blutgefässen durchsetzt. Die Muscularis mucosae ist gut entwickelt, ihre Fasern verlaufen in verschiedenen Richtungen. Ueber der Muscularis mucosae liegt die Drüsenschicht. Die eigentliche Schleimhaut, durch die dicht stehenden Drüsenöffnungen sehr be- schränkt, besteht aus einem einfachen Cylinderepithel mit rundlichen Kernen. Drüsen des Fundusmagens. Die sehr dicht stehenden Drüsengänge stellen ziemlich kurze (!/,—!/, mm), gerade Schläuche dar; am untern Ende sind sie manchmal gegabelt (Taf. 32, Fig. 6). Die Drüsenwand besteht aus einer einzigen Lage von cubischen Zellen. Die Kerne sind rundlich oder oval. Gegen Hämatoxylin verhalten die Kerne sich sehr verschieden. In sämmtlichen Drüsenschläuchen findet man nämlich, dass, während einige Kerne das Färbmittel begierig aufnehmen, andere nur eine intensivere Färbung des Chromatins zeigen, wogegen die achromatische Substanz nur sehr schwach gefärbt ist. Der unterste Theil der Drüsenschläuche scheint eine specifische Be- deutung zu haben; die Zellen sind hier gross, wie aufgequollen, mit fast ausnahmslos schwach gefärbten Kernen. Da aber der Fundus- magen mit dem Fundustheil des einfachen Magens morphologisch gleichwertliig ist, kann es etwas eigenthümlich erscheinen, anstatt den 488 A. KLINCKOWSTROM, bei den Säugethieren vorkommenden Belegzelldrüsen bei Bradypus hier einer Art von Drüsen zu begegnen, die am meisten an die so- genannten Pylorusdrüsen erinnert. Ich werde im vergleichenden Theil auf diese Verhältnisse zurückkommen. Uebergang zwischen Cardiamagen und Fundus- magen. Taf. 33, Fig. 10 stellt einen Schnitt durch das Grenzgebiet des Cardiamagens gegen den Fundusmagen dar; die Grenze zwischen den beiden, in histologischer Beziehung so verschiedenen Gebieten ist, wie man sieht, äusserst scharf ausgeprägt. Das geschichtete Pflaster- epithel des Cardiamagens geht mit einer scharfen Knickung nach innen in das einfache Cylinderepithel des drüsenreichen Fundusmagens über. Der Uebergang. vom geschichteten zum einfachen Epithel ge- schieht so, dass die obern Zellenlagen an der Grenze mit gezacktem Rand enden und nur die unterste, aus cubischen oder cylindrischen Zellen bestehende Lage, die Grenze überschreitend, in das einfache Cylinderepithel des Fundusmagens übergeht. Der Pylorusdrüsenmagen. Die eigenthümlichste von allen Abtheilungen des Bradypus-Magens ist zweifelsohne der Pylorus- drüsenmagen, in welchem wir zwei histologisch durchaus verschiedene Gebiete unterscheiden, nämlich 1) die mit verhorntem Pflasterepithel bedeckte Rinne und 2) den drüsentragenden Theil. Die Rinne. Wie schon eben bemerkt, bildet die Rinne ge- wissermaassen eine Verbindungsbrücke zwischen den Hornschichten des 2. Cardiamagens und des Pylorusmagens, in welchen das Rinnen- epithel allmählich übergeht. Taf. 33, Fig. 11 stellt einen Querschnitt durch die Rinne dar. Auf die mächtige, aus in verschiedenen Rich- tungen ziehenden Faserzügen bestehende Muscularis (JZ) folgt die in Falten erhobene Submucosa (sm), die aus lockerm Bindegewebe und schwachen Muskelfasern besteht. Eine eigentliche Muscularis mucosae scheint in der Rinne zu fehlen. Das Epithel zeigt dieselbe Structur wie im Cardiamagen; der Verhornungsprocess der obern Zellenlagen scheint in der Rinne sehr schnell vor sich zu gehen, so dass das Innere derselben manchmal von Resten der abgestossenen Hornschichten angefüllt erscheint (Taf. 33, Fig. 11). Drüsiger Theil des Pylorusdrüsenmagens. Mit Aus- nahme der Rinne wird die ganze innere Fläche des Pylorusdrüsen- magens eingenommen von einem weichen, drüsenreichen Epithel, das makroskopisch von dem des Fundusmagens nur durch seine mehr röth- liche Farbe zu unterscheiden ist. Die Muscularis ist in diesem Theil des Magens gut entwickelt und besteht aus den gewöhnlichen Zur Anatomie der Edentaten. 489 zwei Faserschichten, von welchen die innere Ringfaserschicht die stiirkste ist. Auf die gefiissreiche Submucosa folgt die gewaltig ent- wickelte Muscularis mucosae, die aus starken, mit der äussern Muskel- schicht der Muscularis parallel ziehenden Fasern besteht. Auf die Muscularis mucosae folgt die von den dicht an einander stehenden Drüsenschläuchen gebildete Driisenschicht. Der allergrösste Theil des Pylorusdrüsenmagens wird von Lab- oder Belegzellendrüsen eingenom- men, nur an der Grenze zwischen der Rinne und dem Drüsenepithel liegt ein schmales Band von Pylorusdrüsen (Taf. 33, Fig. 12, p). Belegzellendrüsen. Die Belegzellendrüsen von Bradypus sind 1,5—2 mm lange, gerade, am untern Ende kolbenförmig auf- getriebene Schläuche. Das erste Drittel derselben wird von den kurz- cylindrischen Zellen des Oberfliichenepithels bekleidet. Die übrigen zwei Drittel werden von typischen Haupt- und Belegzellen eingenommen (Taf. 32, Fig. 7). P Pylorusdrüsen. Betrachtet man unter starker Lupenver- grösserung die Grenze zwischen der Rinne und dem Drüsenepithel des Pylorusmagens, so bemerkt man eine schmale, weisse Leiste, die zwischen dem Pflasterepithel der Rinne und den röthlichen Beleg- zellendrüsen liegt. Auf den Schnitten zeigt sich diese Leiste als eine Reihe sehr langer, am untern Theil knäuelförmig zusammengeballter Drüsenschläuche von dem als Pylorusdrüsen bekannten Typus (Taf. 33, Fig. 12, p). Belegzellen fehlen hier ganz; sämmtliche Zellen sind cylindrisch mit kleinen, rundlichen Kernen und hellem Protoplasma. Der Uebergang zwischen dem Rinnenepithel und den Pylorusdrüsen- zonen (Taf. 33, Fig. 12) geschieht durchaus in derselben Weise, wie es beim Uebergang vom Fundusmagen in den Cardiamagen be- schrieben ist. Der Pylorusmagen. Die letzte der Magenabtheilungen, der Pylorusmagen, wird durch die, besonders in der Nähe des Pylorus, gewaltige Entwicklung der Muscularis charakterisirt; die äussere Faser- schicht ist unscheinbar, besonders im Vergleich mit der mächtigen Ringfaserlage. Die Submucosa ist sehr mächtig, die Muscularis mu- cosae dagegen ziemlich schwach entwickelt. Sehr eigenthümlich ist das Epithel (Taf. 33, Fig. 13), welches aus zahlreichen, dicht stehenden, zapfenförmigen Papillen besteht. Die wohlentwickelte Tunica propria dringt ins Innere der Papillen ein. Das gewaltig dicke Epithel be- steht zu unterst aus geschichtetem Pflasterepithel mit einer untern Reihe cubischer oder cylindrischer Zellen und mehreren Lagen unter allmählicher Verhornung sich abplattender Zellen. Darauf folgt die Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Morph. 39 490 A. KLINCKOWSTROM, gewaltige Hornschicht, dem übrigen Epithel 5—8 mal an Mächtigkeit überlegen. Die Hornschicht besteht aus welligen, den Epithelpapillen entsprechenden Lamellen oder Fasern, die jede Spur der ursprüng- lichen Zellstructur verloren haben. Die gegen die Magenhöhle ge- wandte Fläche der Hornschicht ist unregelmässig gezackt und ge- wöhnlich, wahrscheinlich in Folge der Einwirkung des Magensecrets, bräunlich gefärbt. Der Pylorus. Der Uebergang vom Pylorusmagen in die von dicht stehenden, verästelten Brunner’schen Drüsen gefüllte Duodenum- wand findet in durchaus derselben Weise statt wie der Uebergang vom Cardia- zum Fundusmagen oder vom Pylorusdrüsenmagen zum Rinnenepithel. Zusammenfassung. 1) Der Magen von Bradypus zerfällt in sechs verschiedene, mehr oder weniger distincte Abtheilungen, den ersten, zweiten und dritten Cardiamagen, den Fundusmagen, den Pylorusdrüsen- magen und den Pylorusmagen. 2) Von diesen Abtheilungen sind Pylorusdrüsenmagen und Fundus- magen mit einfachem, drüsentragendem Cylinderepithel ausgekleidet, die übrigen Abtheilungen aber mit zusammengesetztem, an der Ober- fläche verhorntem Pflasterepithel. 3) Der Uebergang vom geschichteten Pflasterepithel zum einfachen Cylinderepithel findet überall so statt, dass die obern Zellenlagen des Pflasterepithels mit scharfem, gezacktem Rande am Uebergangsort enden und nur die unterste, an die Tunica propria grenzende, aus cylindrischen oder cubischen Elementen zusammengesetzte Lage übrig bleibt und direct in einfaches Cylinderepithel übergeht. 4) Die drei Cardiamagen stellen eigentlich nur verschiedene Theile eines gemeinsamen Cardiamagens dar; sie sind alle mit ver- horntem Pflasterepithel ausgekleidet und stehen mit einander in weit offener Verbindung. Der erste und zweite Cardiamagen haben eine starke Muscularis und eine durch unregelmässige Epithelpapillen wie gekörnte Schleimhaut; der dritte Cardiamagen ist dünnwandig, mit einer ebenen, papillenfreien Schleimhaut. 5) Der Fu n dus mage n stellt die grösste der 6 Magenabtheilungen dar; seine secernirende Fläche ist durch längs laufende Scheidewände bedeutend vergrössert. Er trägt kurze, gerade, der Belegzellen ent- behrende Drüsen. 6) Der Pylorusdrüsenmagen besteht aus zwei Theilen: Zur Anatomie der Edentaten, 491 1) der mit verhorntem Pflasterepithel bedeckten Rinne, die das Pflaster- epithel des Cardiamagens mit demjenigen des Pylorusmagens verbindet, und 2) dem drüsentragenden Epithel. 7) Die Driisen des Pylorusdriisenmagens sind echte Lab- oder Belegzellendriisen mit Ausnahme eines schmalen Streifens von Pylorus- driisen an beiden Seiten der Rinne. 8) Der Pylorusmagen zeichnet sich durch die gewaltige Entwick- lung der Muscularis und der Hornschicht aus. Das Epithel ist mit dicht stehenden, spitzigen, verhornten Papillen bedeckt. III. Vergleichung des Magens der Bradypodiden mit dem der Maniden, Dasypodiden und Myrmecophagiden. Um aus den vorstehend gewonnenen Thatsachen irgend welche wissenschaftlich verwerthbaren Schlussfolgerungen abzuleiten, ist es nothwendig, die Untersuchung auch auf einige Repräsentanten der übrigen Edentatengruppen auszudehnen. In dieser Absicht habe ich das mir zur Verfügung stehende Material, einen in MüÜrter’scher Flüssigkeit fixirten Magen von Dasypus peba, zwei Spiritusmagen von Cyclothurus didactylus, einen Spiritusmagen von Myrmecophaga jubata, einen Spiritusmagen von Manis longicaudata und einen Spiritusmagen von Manis tricuspis untersucht. 1) Magen von Dasypus peba (Fig. B). Der Magen von Dasypus peba, der von Rapp (5) schon makro- Fig. B. Magen von Dasypus peba. (a Cardia, Oe Oesophegus, Fd Labdrüsen, Pd Pylorusdrüsen, P Pylorus, X Pyloruswulst. skopisch beschrieben und abgebildet ist, bietet sehr einfache Verhält- 32* 492 A. KLINCKOWSTROM, nisse. Der Magen zerfällt in zwei Abtheilungen, eine grössere Pars cardiaca und eine kleinere Pars pylorica, jene Träger der Lab- oder Belegzellendrüsen, diese der Pylorusdrüsen. Ausserdem ist eine kleine kranzförmige Zone von Cardiadrüsen um die Cardiaöffnung vorhanden (Fig. B). Pars cardiaca. Diese, die grössere der beiden Abtheilungen des Gürtelthiermagens, nimmt den grössten Theil der Curvatura major und ein kleines Stück der Curvatura minor ein. Seine Grenzen gegen Oesophagus und Pars pylorica sind ziemlich scharf und schon makro- skopisch bemerkbar. An der Grenze gegen die Pars pylorica nehmen zahlreiche der Länge nach verlaufende Wülste ihren Ursprung (Fig. B). Diese sind als Verdickungen der Tunica propria durch Anhäufung der hier sehr langen Fundusdrüsenschläuche aufzufassen, die Muscu- laris nimmt an ihrer Bildung keinen Theil, und von Submucosa findet sich nur ein ganz schmaler Streifen in der Mitte jedes Wulstes. Die Schleimhaut ist weich, sammetartig und drüsenreich ; rings um die Cardiaöffnung liegt eine kleine Gruppe von Schleimdrüsen von durch- aus der Structur der Schleimdrüsen der Pars pylorica; dieser Drüsen- ring ist sehr scharf gegen den durch Pflasterepithel und gewaltige Mucindrüsen charakterisirten Oesophagus abgesetzt, geht aber nach unten allmählich in das Labdrüsengebiet über. Der ganze übrige Theil der Pars cardiaca besteht aus hohem Cylinderepithel, in dessen trichterförmigen Falten, den Magengruben, unzählige, mit sehr zahl- reichen, grossen Belegzellen ausgestattete Labdrüsenschläuche münden. Pars pylorica. Die kegelförmige Pars pylorica ist durch die Dicke der Muscularis und den völligen Mangel an Labdrüsen charak- terisirt. Die innere Fläche der Pars pylorica ist, abgesehen von einigen unregelmässigen Muskelfalten, glatt, nur am Pylorus selbst liegt an der Curvatura major eine halbkreisförmige starke Falte und an der Curvatura minor der von Rapp (5) bereits erwähnte, für Manis, Myrmecophaga und Dasypus charakteristische halbkuglige Wulst, der zum grössten Theil aus der Submucosa eingelagertem Fett- gewebe besteht. Die Schleimhaut der Pars pylorica besteht wie die der Pars cardiaca aus hohen Cylinderzellen, die Drüsen sind spärliche, stets der Belegzellen ermangelnde Drüsenschläuche. 2. Magen von Cyclothurus (Fig. C und D). Von Cyclothurus didactylus stehen mir zwei Magen zur Ver- fügung, die jedoch unter einander bezüglich der äusseren Form nicht unbedeutende Abweichungen zeigen. Der eine (Fig. D), der einem Zur Anatomie der Edentaten. 493 Weibchen angehört, stimmt ziemlich mit den in der Literatur be- schriebenen Verhältnissen überein; er ist in eine grössere Pars car- diaca und eine kleinere Pars pylorica getheilt. Die Cardiaöffnung liegt an der Grenze der beiden Abtheilungen. Die Pars cardiaca ist kuglig eiförmig und sehr dünnwandig, die Pars pylorica dagegen mehr kegelförmig, die kleine Curvatur ist, gerade wie bei Dasypus peba, Fig. C. Fig. D. 0e. 06 An Fig. C und D. Zwei Magen von Cyclothurus didactylus. cher als convex denn als concay zu bezeichnen. Eine ganz andere Gestalt zeigt der zweite, von einem Männchen stammende Magen. Er ist zwar auch in eine Pars cardiaca und eine Pars pylorica ge- theilt, beide sind aber von ungefähr derselben Grösse, und die kleine Curvatur bildet hier eine tiefe Concavität, statt convex zu sein. Dazu kommt noch, dass die Pars cardiaca nicht rundlich ist, sondern eine fast eckige Gestalt besitzt. Die Schleimhaut von Cyclothurus zeigt keine erheblichen Ver- schiedenheiten in den beiden Magenabtheilungen; sowohl die Pars cardiaca als die Pars pylorica sind von weichem, drüsenführendem Epithel bekleidet. Die bei Dasypus peba schon besprochenen Leisten finden sich auch bei Cyclothurus, nehmen hier aber ihren Ursprung dicht an der Pylorusöffnung, um sich, wie bei Dasypus, bis in den Fundus ventriculi zu erstrecken. Von dem kugligen Wulste im Pylorustheil der Curvatura minor finde ich bei Cyclothurus nur schwache Spuren. Die histologische Untersuchung lehrt uns, dass die ganze Pars cardiaca Labdrüsen be- sitzt, die, den Leistchen entlang, auch in die Pars pylorica eindringen, bis in die Nähe des Pylorus. Zwischen den Leistchen finden sich in der Pars pylorica zahlreiche, zum Theil verästelte Pylorusdrüsen, die besonders im Bereich der Curvatura major zu einer stattlichen Ent- wicklung gelangen. Die Grenze zwischen Lab- und Pylorusdrüsen- gebieten ist sehr undeutlich, und selbst unter den letzteren begegnet man, wenigstens im Uebergangsgebiet, hier und da vereinzelten Beleg- 494 A. KLINCKOWSTROM, zellen. Die Magengruben sind hier wie bei PBradypus nicht mehr trichterförmig, sondern von demselben Durchschnitt wie die Drüsen- schläuche; ihr Epithel ist jedoch, wenigstens noch in der Pars pylo- rica, wie bei Dasypus hocheylindrisch. 3. Magen von Myrmecophaga jubata (Fig. E). Der mir zur Verfügung stehende Magen von Myrmecophaga ju- bata, der von einem alten Männchen stammte, erlaubte leider keine genauere Untersuchung der Structur der Schleimhaut. Ich muss mich darum mit einer kurzen Be- schreibung der makroskopisch ) à sichtbaren Verhältnisse beschei- den. Die Pars cardiaca ist sehr | / | gross, verhältnissmässig dünn- | = / ; wandig und von fast kugliger | Dwell Gestalt; die kleine Pars pylorica x ist sehr dickwandig und hat eine \ Fr kegelförmige Gestalt. Das In- \ | nere des Magens ist fast ganz \ eben, mit sehr schwachen Andeu- / tungen der vom Cyclothurus- und / Dasypus-Magen bekannten Lei- / sten. Sehr mächtig entwickelt ; ist dagegen der halbkugelförmige ae A Wulst in der Pars pylorica. Er | Tec besteht hier wie bei Dasypus Ps el zum grössten Theil aus Fett- ea at IR gewebe. Die Schleimhaut zeigt keine Verschiedenheiten in den verschiedenen Theilen des Magens. Sowohl in der Pars cardiaca wie in der Pars pylorica ist sie-überall weich, sammetartig, mit zahl- reichen grossen Magengruben ausgestattet. 4, Magen von Manis (Fig. F u. G). Die Magen der verschiedenen Manis-Arten sind in neuerer Zeit von Max WEBER (6) (M. javanica) und von PILLIET (M. crassicaudata) untersucht worden; ich selbst habe an Spirituspräparaten den Magen von M. longicaudata und M. tricuspis untersucht. Bei M. longi- caudata, M. crassicaudata und M. tricuspis zerfällt der Magen in eine Pars cardiaca und eine Pars pylorica, Die Pars cardiaca ist mit a Zur Anatomie der Edentaten. 495 zusammengesetztem, an der Oberfläche stark verhorntem Pflasterepithel bekleidet, ihre Schleimhaut ist in zahlreiche geschlängelte Querleisten gefaltet. Die Pars pylorica, die von der Pars cardiaca durch eine sehr scharfe Grenze geschieden ist, hat eine weiche, drüsentragende Schleimhaut. Die Drüsen sind theils Lab-, theils Pylorusdrüsen. Die Labdrüsen liegen bei M. longi- caudata und, soweit ich aus PıL- LıET’s Beschreibung ersehen kann, auch bei M. crassicaudata als eine breite, gürtelförmige Zone rings um die Basis der kegelförmigen Pars Fig. F. Magen von Manis trieuspis. pylorica, deren übriger Theil, bis ärsen. Pd Pylorusdrisen, P Polos zum Pylorus, Pylorusdrüsen trägt. Bei Manis tricuspis sind dagegen die Labdrüsen auf einen ovalen Fleck im Gebiet der Curvatura major beschränkt. Der im Pylorustheil der Curvatura minor liegende, bei Manis sehr stark entwickelte, kuglige Wulst ist bei sämmtlichen oben ge- nannten Arten mit wei- cher, Pylorusdrüsen tra- gender Schleimhaut be- deckt. Sehr abweichend von den vorigen Arten ist nach WEBER der Magen bei M. javanica. Die Labdrüsen finden sich hier nur in der als grosse Magen- drüse bezeichneten Einstülpung der Magen- schleimhaut, die nach ’ Lage und Grösse ziem- Fig. G. Magen von Manis javanica (nach M, WEBER). lich dem Labdrüsenge- Pa et gat Md grosse Magendrüse, p Schleimdrüsen, ylorus, z Pyloruswulst, biet bei M. tricuspis entspricht. Noch grösser sind die Veränderungen im Bereich der Pylorusdrüsen, welche nicht mehr einfache Drüsenschläuche sind, sondern aus zahlreichen Drüsenschläuchen gebildet, kuglige Drüsen- körper. Sie sind an drei Stellen der Magenschleimhaut localisirt, 496 A. KLINCKOWSTROM, nämlich: 1) in der Mitte der Curvatura minor, 2) unmittelbar vor dem Ausführungsgang der grossen Magendrüsen, 3) nahe am Pylorus unter dem kugligen Pyloruswulst. Alle übrigen Theile der Magenschleim- haut sind verhornt. Der Pyloruswulst und ein Stück in der Nähe des Ausführungsganges der grossen Magendrüsen sind sogar mit Horn- zähnchen besetzt. Zusammenfassung. Wie aus vorliegender Untersuchung hervorgeht, bestehen bei den verschiedenen Edentatenfamilien bezüglich des Baues des Magens sehr wechselnde Verhältnisse, die zum Theil schwerlich durch die Ver- schiedenheiten der Nahrung und Lebensweise zu erklären sind. Auf der niedrigsten Entwicklungsstufe finden wir die Myrmecophagiden, in deren einfachem Magen eine Pars cardiaca und Pars pylorica noch nicht anders als durch die verschiedene Stärke der Muscularis zu unterscheiden sind. Das ganze Innere des Magens wird hier von einem Drüsenepithel eingenommen, in dem die Lab- oder Belegzellen- drüsen die Hauptrolle spielen; bei Cyclothurus erstrecken sie sich allerdings in der Pars pylorica, mit Pylorusdrüsen gemischt, bis zum Pylorus selbst, zeigen aber zugleich eine bestimmte Tendenz, sich an einem System von längsverlaufenden Schleimhautfalten zu localisiren. Einen entschiedenen Fortschritt zeigt uns der Magen der Dasy- podiden durch seinen Zerfall in eine von der Pars cardiaca durch die Beschaffenheit der Schleimhaut schon makroskopisch unterscheidbare Pars pylorica; die aus dem Magen von Cyclothurus bekannten Falten oder Leisten sind vom Pylorus bis zur Grenze der Pars cardiaca weggedrängt. Der ganze Magen ist zwar hier noch mit drüsen- tragender Schleimhaut ausgekleidet, die Labdriisen sind aber auf die Pars cardiaca beschränkt, während die Schleimhaut der Pars pylorica ausschliesslich Pylorusdriisen trägt. Noch weitere Differenzirungen der verschiedenen Magentheile begegnen uns bei den Maniden, deren zwar äusserlich noch einfacher Magen einen Weg eingeschlagen hat, der, wie uns die Erfahrungen in anderen Familien (z. B. Nagern, Cetaceen) lehren, früher oder später zum zusammengesetzten Magen führen muss. Das wichtigste Characteristicum des Manis-Magens ist das Auf- treten eines neuen (Gewebes, des zusammengesetzten, an der Ober- Zur Anatomie der Edentaten, 497 fläche verhornten Pflasterepithels. Bei Manis crassicaudata und longicaudata, die wohl unter den untersuchten Arten die ursprüng- lichsten Verhältnisse zeigen, erstreckt sich das Hornepithel schon über den grössten Theil der Pars cardiaca, die Labdrüsen werden durch diese Anordnung auf eine breite, giirtelférmige Zone zwischen dem Hornepithel und der Pars pylorica, die hier wie gewöhnlich nur Pylorusdrüsen zu besitzen scheint, beschränkt. Einen weiteren Fort- schritt zeigt uns der Magen von Manis tricuspis. Das Hornepithel hat sich hier im Bereich der Curvatura minor bis zur Grenze der Pars pylorica ausgedehnt, die Labdrüsen werden also hier auf ein ovales Feld im Bereich der Curvatura major localisirt. Noch weiter ist es aber bei Manis javanica gegangen; hier hat das Hornepithel thatsächlich das ganze Innere des Magens ausgekleidet, die Pylorus- drüsen in vereinzelte Gruppen zusammendrängend und das Labdrüsen- feld, das sich zur „grossen Magendrüse‘ eingestiilpt hat, an allen Seiten umgebend. Bei den Bradypodiden endlich finden wir den zusammengesetzten Magen auf dem Gipfel seiner Differenzirung. Waren bei den Maniden nur histologisch verschiedenartige Theile einer gemein- samen Magentasche vorhanden, so sind hier durch die vielfache Dif- ferenzirung der Muscularis wirkliche, mehr oder weniger selbständige Taschen oder Magenabtheilungen entstanden. Die Pylorusdrüsen haben durch das Auftreten eines neuen, für die Bradypodiden charakte- ristischen Drüsenfeldes, des „Fundusmagens“, ihre Bedeutung fast ganz verloren und sind auf einen schmalen Streifen an den Seiten des dem Labdrüsenfelde entsprechenden „Pylorusdrüsenmagens“ beschränkt. In den drei Cardiamagen endlich haben wir eine, dem mit Hornepithel überkleideten Theil der Pars cardiaca der Maniden entsprechende ‘ Magenabtheilung. Als eine Bildung sui generis müssen wir dagegen den eigenthümlichen Fundusmagen der Bradypodiden betrachten. Die Entwicklung dieses gewaltigen Absonderungsorgans ist wohl bei den Vorfahren unserer Faulthiere mit der Anpassung an reine Laub- und Blätterkost Hand in Hand gegangen. 498 A. KLINCKOWSTROM, Literaturverzeichniss. 1) Cuvier, Leçons d’anatomie comparée, Paris 1805, V. 3, p. 388. 2) Meere, System der vergleichenden Anatomie, Halle 1829, V. 4, p. 605—617. 3) Pınuier et Bouzar», Sur l’estomac de l’Hippopotame, du Kangarou, du Paresseux etc., in: Journ. Anat. Phys., 22. année, p. 402—423. 4) Pruurer, Sur la structure de l’estomac des Edentés, in: C. R. Soc. Biol., Paris (9), V. 3; p. 315. 5) v. Rapp, Edentaten, 2. Aufl, Tübingen 1852. 6) Weser, Max, Beiträge zur Entwicklung und Anatomie des Genus Manis, in: Zool. Erg. einer Reise in Nied. Ost-Indien, V. 2, H. 1. Erklärung der Tafeln. Tafel 32. Fig. 1 u. 2. Magen von Bradypus cuculliger. C.M, Erster Cardiamagen. C. M, Zweiter ù C. M, Dritter ‘ F, Fundusmagen. L. Leber. O. Oesophagus. P. Pylorus. P.M. Pylorusmagen. Pd. M Pylorusdrüsenmagen. Zf. Zipfelförmiger Blindsack des Fundusmagens. . Fig. 3 u. 4. Magen eines jungen (N. Gr. !/,) Choloepus didactylus. Fig. 5. Schnitt durch den 3. (N. Gr. ?/,) Cardiamagen von Bra- dypus. h Hornschicht, E Epidermis, m.m Muscularis mucosae, sm Sub- mucosa. JM Muscularis. (Nacuer Obj. 7 X Oc. 1.) Fig. 6. Drüsenschlauch aus dem Fundusmagen von Bradypus. s secernirender Theil der Drüse, m.m Muscularis mucosae. (NacHET Obj. 7 X Oc. 1.) Fig. 7. Labdrüse aus dem Pylorusdriisenmagen von Bradypus. b Belegzellen, h Hauptzellen, m.m Muscularis mucosae. (Nacner Obj. 7 X Oc. 1.) Zur Anatomie der Edentaten, 499 Tafel 33. Fig. 8. Schnitt durch einen Muskelwulst im Cardiamagen von Bradypus. E Epidermis, s.m Submucosa, M Muscularis. (Nacuer Obj. 1 X Oc. 2.) Fig. 9. Schnitt durch den Fundusmagen eines Embryos von Bra- dypus (Nacuer Obj. 1 X Oc. 2.) Fig. 10. Schnitt durch die Magenwand von Bradypus an der Grenze zwischen Fundus- und Cardiamagen, E Pflasterepithel des Cardiamagens, D Drüsen des Fundusmagens, m.m Muscularis, sm Sub- mucosa. (Nacher Obj. 3 X Oc. 2.) Fig. 11. Schnitt durch die Rinne des Pylorusdrüsenmagens. F Fun- dusdrüsen, A Hornschicht, m.m Muscularis mucosae, M Muscularis p Pylorusdrüsen, R Rinne. (Nacuer Obj. 1 X Oc. 3.) Fig. 12. Schnitt durch die Magenwand von Bradypus an der Grenze zwischen Rinne und Driisengebiet des Pylorusdrüsenmagens (Naomer Obj. 3 X Oc. 2.) Fig. 13. Schnitt durch das Epithel des Pylorusmagens von Bra- dypus. h Hornschicht, E Epithel, tp Tunica propria, m.m Muscularis mucosae, sm Submucosa. (Nacner Obj. 3 X Oc. 2.) Sämmtliche Negative sind auf Epwarp’s isochromatischen Platten aufgenommen. 500 ‘ A. KLINCKOWSTROM, II. Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Geschlechtsorgane der Edentaten. I. Männliche Geschlechtsorgane von Myrmecophaga jubata. Sowohl bei den Myrmecophagiden als bei den Bradypodiden scheinen die Mannchen seltner zu sein als die Weibchen. Unter den von mir in Surinam gesammelten Edendaten finden sich z. B. von Cyclothurus didactylus 1 4, 2 99 » Myrmecophaga jubata 1 4, — » Dradypus tridactylus 2 34,5 99 » Choloepus hoffmani — 3 » Dasypus peba — 19 Dieses Verhältniss ist wahrscheinlich der Grund, dass bei Myrme- cophaga jubata die weiblichen Geschlechtsorgane viel besser als die männlichen bekannt sind. Sowohl PoucHer (7) als Rapp (8) haben die weiblichen Organe untersucht, und ForBEs (3) giebt eine ein- gehende Beschreibung derselben von zwei im Zoologischen Garten zu London gestorbenen Individuen. Von den männlichen Organen aber besitzen wir meines Wissens keine eingehende Beschreibung, sondern müssen uns begnügen mit einigen spärlichen Angaben von Owen (6) und Rapp (8), dessen Exemplar noch dazu sogar für die makrosko- pische Untersuchung in ziemlich schlechtem Conservirungszustand war. Unter diesen Umständen war es mir natürlich sehr willkommen, während meines Aufenthalts in Surinam 1892 ein altes Männchen von Myrmecaphaga jubata zu erhalten. Das Thier wurde am 30. Januar auf der kleinen Plantage Klaarenbeck am Komoweynifluss getödtet. Der Intendant der Plantage, Mijnheer van SCHÔNE, hatte die Güte, das Thier sogleich nach meinem 5—6 km entfernten Aufenthalt Ephrata zu senden. Da aber das Thier durch die Langsamkeit des Zur Anatomie der Edentaten. 501 Boten erst spät am Abend in meine Hände kam und ich dazu an einem der gewöhnlichen Klimafieber litt, musste ich die Obduction bis zum folgenden Morgen aufschieben. An eine Behandlung für histologische Zwecke war bei dem schon 15—18 Stunden todten Thier nicht zu denken, und ich musste mich deshalb damit begnügen, die verschiedenen Organe durch Härtung in allmählich verstärktem Spiritus für makroskopische Zwecke zu con- serviren. Beim Herauspräpariren wurde aber leider aus Versehen, da mir das Fieber keine eingehende Untersuchung der Verhältnisse erlaubte, die Spitze des eigenthümlichen Uterus masculinus abgeschitten und ging verloren. Taf. 34, Fig. 1 stellt die männlichen Geschlechtsorgane von Myr- mecophaga jubata, von der Ventralseite gesehen, dar. Die Harnröhre ist aufgeschnitten, und in die verschiedenen Ausführungsgänge sind Sonden eingeführt. Der Penis. Der stumpfe, kegelförmige Penis (P), der unmittel- bar unter der weiten Analöffnung seinen Ursprung nimmt, ist von einer derben, mit starren, schwarzen Borsten spärlich bewachsenen Haut bedeckt. An der Spitze der Ruthe bemerken wir die winzig kleine Eichel (E), ein glattes, halbkugliges Gebilde von kaum 3 mm Durchmesser, die von einer Vorhaut zum grössten Theil bedeckt wird. Die Mündung der Harnröhre liegt nicht an der Spitze der Eichel, sondern an ihrer hintern Seite als eine spaltförmige, von starren Borsten umgebene, 4—5 mm lange Oeffnung. Urogenitalcanal und Blase. Der cavernöse Theil der Urethra, der sich von der Eichel bis zum Bulbus erstreckt, hat eine ebene, glatte Schleimhaut, an welcher nur einige schwache, der Länge ‚nach verlaufende Falten zu sehen sind. Am Uebergang zur Pars membranacea urethrae liegt eine tiefe, mit glatter Schleimhaut be- deckte Grube oder Tasche (Ta), in welche die Ausführungsgänge der beiden Gl. Cowperi (G C) münden. Die Pars membranacea des Uro- genitalcanals erstreckt sich von der oben erwähnten Grube bis zum obern Theil des Veru montanum, wo sie in die Pars prostatica über- geht. Die glatte Schleimhaut zeigt hier zahlreiche, der Länge nach verlaufende Falten. In der Mitte der Pars membranacea liegt das von zwei grossen, fein quergefalteten, lippenähnlichen Hautfalten um- gebene Veru montanum. Am Grund der durch diese Falten erzeugten Grube finden wir 4 Oeffnungen (Taf. 34, Fig. 2); die kleinern, von gezackten Hautfalten umgebenen oberen stellen die gemeinsame Mün- dung der Glandulae vesiculares und Vasa deferentia dar; die untern, 502 A. KLINCKOWSTROM, grössern, sind die Oeffnungen der, wie beim Weibchen, paarigen Vagina masculina. Nach oben vom Veru montanum geht die Pars membra- nacea in die Pars prostatica über. Die Schleimhaut verhält sich hier ganz wie in der Pars membranacea, ist aber von den zahlreichen Ausführungsöffnungen der Prostatadrüsen siebartig durchbohrt. Die Pars prostatica urethrae geht nach oben über in die weite, eiförmige Blase (6), an deren Grund die Uretheren auf zwei glatten, papillen- artigen Hervorragungen münden (Ur). Hoden und Vasa deferentia. Die Hoden (Taf. 34, Fig. 1 T) sind länglich-oval, von der Grösse einei Taubeneies. Die Epidi- dymis (Ep) ist sehr lang und geht in das gerade verlaufende Vas deferens (Vd) über, das ohne irgend welche Erweiterung bis zum Veru montanum verläuft. Accessorische Drüsen. In seiner eingehenden Arbeit über die accessorischen Geschlechtsdrüsen hat auch OUDEMANS (5) einige Glieder der Familie der Edentaten untersucht; von den Myrmecopha- giden hat er jedoch nur über Cyclothurus verfügt. Er scheint aber nicht zu zweifeln, dass die dort gefundenen Verhältnisse bei den übrigen Arten auch bestehen, und kommt so zu dem Schluss, dass bei den Myrmecophagiden sowohl wirkliche, d. h. ausserhalb der Musc. ure- thralis liegende, Glandulae Cowperi als auch Gl. prostaticae fehlen. Ein einziger Blick auf Taf. 34, Fig. 1 genügt, um uns von der Unrichtigkeit dieser für Cyclothurus ganz zutreffenden Behauptung zu überzeugen. Denn Myrmecophaga jubata besitzt sowohl CowPper’sche als Vorsteherdrüsen von stattlicher Entwicklung. Die Glandulae Cowperi (@C), die in Form und Lage mit denen der Gürtelthiere übereinstimmen, sind kuglig, von der Grösse einer Kirsche und münden, wie schon erwähnt, durch einen ziemlich weiten, gerade verlaufenden Ausführungsgang in die Urethra an der Grenze der Pars cavernosa ein. Die Vorsteherdrüsen (Pr) stellen eine, die Dorsalseite der Pars prostatica urethrae umgebende elliptische, nach oben stumpf zugespitzte, nach unten herzförmig eingekerbte Scheibe von 4—6 mm Dicke dar. Sie münden in die Urethra durch zahlreiche Ausführungsgänge ein (Taf. 34, Fig. 1). Glandulae vesiculares (@.v). Die Samenblasen sind bei Myrmecophaga jubata, besonders im Vergleich mit Cyclothurus, klein zu nennen. Sie bilden eine aus gewundenen Drüsenschläuchen be- stehende ovale oder retortenähnliche Drüsenmasse, die durch einen ziemlich engen, stark geschlängelten Ausführungsgang zusammen mit dem entsprechenden Vas deferens auf dem Veru montanum ausmündet Zur Anatomie der Edentaten. 503 (Taf. 34, Fig. 1 Gv). Die Gl. vesiculares sind durch lockeres Binde- gewebe mit den eigenthümlichen, blasenartigen Erweiterungen der Vagina masculina (x) verbunden. Vagina und Uterus masculinus. Gleich unter den ge- meinsamen Ausfiihrungséffnungen der Vasa deferentia und der Samen- blasen am Veru montanum (Taf. 34, Fig. 1 V.D. u. @.v.) finden sich noch zwei Oeffnungen (Taf. 34, Fig. 1u.2 V. m). Sie sind bedeutend weiter als die Ausführungsöffnungen der Vasa def. und Gl. vesiculares, und entsprechen in jeder Beziehung den Orificia vaginae des weib- lichen Thieres, die von ForBEs (3) abgebildet und beschrieben sind. Durch diese Oeffnungen gelangen wir in zwei, durch ein mediales Septum (Taf. 34, Fig. 3 Sp.) von einander getrennte Canäle, die dorsal von der Vorsteherdrüse und den Vasa deferentia liegen. Diese Va- ginae masculinae haben ziemlich dicke Wände und eine glatte, der Länge nach gefaltete Schleimhaut. Das mediale Septum erstreckt sich bis ungefähr auf 2 cm an die Oeffnungen in der Urethra. An dieser Stelle vereinigen sich die beiden Vaginae masculinae zu einem einzigen Canal (Taf. 34, Fig. 3 U.m), mit sehr engem Lumen und stark musculösen Wänden, der wohl als ein Homologon des weiblichen Uterus zu betrachten ist. Leider ging, wie schon erwähnt, bei der ersten Präparation der Geschlechtstheile die Spitze des Uterus mas- culinus verloren, so dass es mir unmöglich ist, anzugeben, wie weit sich das betreflende Organ erstreckt oder ob noch irgend welche Reste der Eileiter bestehen. Gerade am Uebergang des Uterus masculinus in die beiden Vaginae masculinae finden sich zwei gewaltige blasen- artige Erweiterungen (Taf. 34, Fig. 1, 2, 3 X). Diese Blasen, die eine Länge von 3,5 cm und eine Breite von 2,5 cm haben, sind ziem- lich dickwandig, mit glatter, in stark longitudinale Leisten gefalteter Schleimhaut (Taf. 34, Fig. 2 X). Die Wand besteht aus einer lockeren bindegewebigen Serosa, einer Schicht von glatten, kreisförmig ver- laufenden Muskelfasern, einer gefässreichen Submucosa und einer Schleimhaut mit sehr hohen Cylinderzellen. Der Conservirungszustand der Schleimhaut erlaubte aber nichts Näheres über die Art dieser Zellen festzustellen, ich glaube ihnen aber unbedenklich eine secre- torische Thätigkeit zuschreiben zu dürfen, da die gewaltige Entwick- lung der betrefienden Blasen sowie vor allem das völlige Fehlen einer entsprechenden Bildung an den weiblichen Vaginae, eine be- stimmte Function vorauszusetzen scheint. 504 A. KLINCKOWSTROM, Zusammenfassung. 1) Myrmecophaga jubata besitzt wirkliche wohl entwickelte Glan- dulae Cowperi und Glandulae prostaticae. 2) Die Urethra öffnet sich hinter der winzig kleinen Eichel, ohne dieselbe zu durchbohren. 3) Die Vagina masculina ist wohl entwickelt, wie beim Weibchen doppelt und besitzt in ihrem obern Theil zwei grosse blasenförmige Ausstülpungen mit wahrscheinlich secretorischer Function. Il. Männliche Geschlechtsorgane von Bradypus tridactylus. Viel besser als diejenigen der Myrmecophagiden sind die männ- lichen Geschlechtsorgane der Bradypodiden durch die Untersuchungen von MECKEL (4), Rapp (8) und OuUDEmAnNS bekannt. Ich kann daher nur wenig Neues zu ihrer Beschreibung beifügen. Der Penis (Taf. 34, Fig. 4 P) ist bei Bradypus ziemlich klein, im Gegensatz zu den bei Myrmecophaga bestehenden Verhältnissen ist die Eichel (Gl) im Ver- gleich mit dem Penis sehr gross, glatt und an der hintern Seite ge- spalten — bei Choloepus zerfällt nach MEcKEL (4) die Eichel in zwei Lappen, zwischen welchen die Harnröhre mündet. — Die Mündung der Urethra findet sich bei Bradypus ganz wie bei Myrmecophaga an der Basis der hier gespaltenen Eichel, nach hinten von derselben. Die wohlentwickelte Vorhaut (pr) ist mit spärlichen braunen Haaren be- wachsen. Urethra. Sowohl die Pars cavernosa als membranaeca hat eine der Länge nach gefaltete Schleimhaut; eine taschenförmige Einstül- pung der Ausmündungsstelle der Cowprr’schen Drüsen (@. €), wie bei Myrmecophaga jubata, kommt bei Bradypus nicht vor. Das Veru montanum ist bei Bradypus klein, papillenähnlich und ermangelt ganz der für Myrmecophaga charakteristischen, grossen Hautfalten. Die Pars prostatica urethrae zeigt keine bemerkenswerthen Abweichungen von den bei Myrmecophaga jubata beschriebenen Verhältnissen. Die bei den todten Thieren stets sehr stark contrahirte Blase (B) ist ei- förmig und muss, nach den bedeutenden Harnmengen zu urtheilen, welche die Thiere immer unmittelbar vor dem Tode von sich geben, im Leben sehr geräumig sein. Die Mündungen der Harnleiter sind bei Bradypus nicht wie bei Myrmecophaga jubata durch besondere Papillen bezeichnet. Die beinahe kugelrunden Hoden (7) stimmen bezüglich Form und Lage bei Bradypus vollständig mit denen von Zur Anatomie der Edentaten. 505 Choloepus überein, wie sie von MECKEL (4) beschrieben und abge- bildet sind. Die Epididymis (Ep) ist bedeutend weniger in die Länge gestreckt als bei Myrmecophaga jubata. Die Vasa deferen- tia (V.D.) sind stark geschlängelt und durchsetzen, wie OUDEMANS (5) ganz richtig bemerkt, den Musc. urethralis in sehr schräger Richtung. Die Cowper 'schen Drüsen, deren Ausführungsgänge schon von Rarp (8) bei Choloepus (?) beschrieben sind, liegen ganz im Innern des Musc. urethralis verborgen (G.C.). Ihre Ausführungs- gänge in der Urethra liegen an der Grenze der Pars cavernosa gegen die Pars membranacea. Da sie schon durch OUDEMANS (5) in er- schöpfender Weise beschrieben sind, glaube ich auf eine genauere Darstellung verzichten zu können. Bezüglich des Vorkommens von Samenblasen bei den Bradypodidae sind die Autoren nicht einig. Nach Rapp (8, S. 100) „finden sich Samenbläschen bei den Faulthieren, Gürtelthieren und Ameisenfressern. Bei Choloepus didactylus sind die Samenblasen sehr gross und bestehen aus dicken, vielfach gewundenen Blind- därmen . . .“ Dagegen haben sich sowohl MEcKEL (4) — bei Choloepus — als OUDEMANS (5) — bei Bradypus — von dem vollständigen Fehlen der Samenblasen überzeugt; auch bei meinem männlichen Bradypodiden ist äusserlich keine Spur von Samenblasen wahrzunehmen. Bezüglich der Rapr’schen Angaben scheint es mir das Wahrscheinlichste zu sein, dass hier ein „Lapsus calami“ vorliegt, d. h. dass Cyclothurus didactylus statt Choloepus didactylus zu lesen ist. Um einen näheren Einblick in die betreffenden Verhältnisse zu gewinnen, zerlegte ich das Veru montanum und die umgebenden Theile eines erwachsenen Bradypus in eine Querschnittserie. Bei Durch- musterung derselben zeigten sich nun zwei, allerdings ganz rudimen- täre Samenblasen, die in Gestalt von zwei kleinen blinddarmähnlichen Ausstülpungen der Vasa deferentia dicht an ihrer Ausmündung am Veru montanum in den Musc. urethralis eingebettet waren. Die Prostata von Bradypus, die ganz wie die Glandulae Cowperi vom Musc. urethralis bedeckt sind, münden wie bei Myrmecophaga jubata durch zahlreiche Oeffnungen in die Urethra oberhalb des Veru mon- tanum ein; bezüglich ihrer Structur habe ich zu OUDEMANS’ gründ- licher Untersuchung nichts hinzuzufügen. Von der bei Myrmecophaga jubata so stattlich entwickelten Vagina masculina war bei Brady- pus nichts zu sehen; unter Lupenvergrösserung zeigten sich nur un- mittelbar unter den Oeffnungen der Vasa deferentia am Veru mon- tanum ein paar kleine Gruben oder Spalten, bezüglich welcher es mir Zool. Jahrb VII Abth f. Morph 33 506 A. KLINCKOWSTRÖM, aber zunächst unmöglich war zu entscheiden, ob es sich um Orificia vaginae oder bloss um Faltenbildungen der Urethraschleimhaut handelte. Auf Schnitten untersucht, stellt sich die Sache folgendermaassen dar. Dicht unter den Mündungen der Vasa deferentia in die Urethra öffnen sich die beiden Vaginae masculinae in der Gestalt von zwei kleinen spaltförmigen, mit Epithel ausgekleideten Oeffnungen, die aber bald ihr Lumen verlieren und als massive Epithelstränge sich im Muse. urethralis dorsal und medial von den Vasa deferentia kopfwärts er- strecken; sie nähern sich nun allmählich einander, um in der Median- linie unter Wiederauftreten des Lumens zu einer kleinen unpaarigen epithelialen Blase zu verschmelzen; dieser Uterus oder Vagina mas- culina entbehrt jeder Spur von eigener Musculatur sowie von den für Myrmecophaga so charakteristischen blasenartigen Ausstülpungen. III. Weibliche Geschlechtsorgane von Bradypus tridactylus. Beim weiblichen Bradypus tridactylus besteht, wie schon Rapp (8) bemerkt hat, noch eine rudimentäre Kloake, indem After und Ge- schlechtstheile in einer gemeinsamen, seichten Grube münden, die durch die Vereinigung der senkrechten Genitaléffnung mit dem quer- gestellten, halbmondförmigen After eine anker- oder kleeblattähnliche Gestalt erhält. Diese grubenartige Kloake ist mit einer derben, spär- lich behaarten Haut von röthlich-grauer Farbe bekleidet, von dieser Haut erstreckt sich eine ziemlich schmale Brücke als Damm quer über den Boden der Grube, den After von der Geschlechtsöffnung trennend. Von dem ventralen Theil der Kloakengrube schamlippen- artig umgeben liegt die senkrechte Oeffnung des Scheidenvorhofs oder Sinus urogenitalis (Taf. 34, Fig. 5). Gerade an der Grenze zwischen der Körperhaut und der Schleimhaut des Scheidenvorhofs liegt die breite, niedrige, faltenähnliche Clitoris (CZ), die ihrer Linge nach gespalten ist. Von einem Präputium findet sich keine Spur. Der geräumige, 15—20 mm tiefe Scheidenvorhof, in welchen die weite Harnröhre sowie die dorsal von der Urethra liegenden Vaginae ein- münden, hat eine glatte, faltenlose Schleimhaut. In der Verlängerung der Vaginae liegen im Scheidenvorhof auf jeder Seite in einer Reihe die 8—10 Mündungen der BarrnoriN'schen Drüsen (B. Dr.). Die Vagina ist wie bei den Myrmecophagidae doppelt und mündet mit zwei verhältnissmässig sehr engen Oeffnungen in den Scheidenvorhof ein (or. V). Von Garrner’schen Gängen findet sich Zur Anatomie der Edentaten, 507 bei Bradypus keine Spur. Die mediane Scheidewand, die die beiden Vaginae (v, u. vg) trennt, ist sehr dick, so dass es verhältnissmässig leicht ist, durch Präparation die beiden Scheiden von einander zu trennen (Taf. 34, Fig. 5). Die 40—45 mm langen Vaginae sind mit einer glatten, der Länge nach stark gefalteten Schleimhaut bekleidet, die in die Uterusschleimhaut übergeht. Ventralwärts von den Orificia vaginae liegt im Scheidenvorhof die Oeffnung der Urethra, ein weiter, 20—30 mm langer Canal mit längsgefalteter Schleimhaut. Die Urethra mündet in die Harnblase (B), welche völlig mit der des Männchens übereinstimmt. Accessorische Drüsen. Die Barrnorry’schen Drüsen, die, ähnlich wie die sogenannten Lacunen der Stute, durch mehrere Aus- führungsgänge in den Scheidenvorhof münden, sind wohlentwickelt, mit kleinen, von hohem Cylinderepithel ausgekleideten Acini. Ausser den Barraorin'schen Drüsen besitzt das Weibchen von Bradypus auch eine wohlentwickelte Vorsteherdrüse, die ganz wie beim Männ- chen durch mehrere Oeffnungen in den obern Theil der Urethra aus- mündet. Die weibliche Prostatadrüse ist ganz wie die männliche vom Musc. urethralis bedeckt und steht bezüglich der Entwicklung nur wenig hinter der männlichen zurück. Die Acini sind bedeutend grösser als die der Barrnorın'schen Drüsen, dagegen ist das Drüsenepithel niedriger. Der Uterus. Da unter meinen Bradypus-Weibchen kein nicht trächtiges Individuum sich befindet, kann ich über die Structur des Uterus im Ruhezustand nichts aussagen, sondern muss mich damit begnügen, den in der Schwangerschaft am wenigsten fortgeschrittenen Uterus (Taf. 34, Fig. 5 U) zu beschreiben. Der einfache Uterus, der nach unten ganz allmählich in die beiden Scheiden übergeht, hat eine elliptische oder birnförmige Gestalt. Die Eileiter münden in den obern Theil mit kurzen, trichterförmigen Oeffnungen ein. Die starke Muscularis zeigt ausser dem gewöhnlichen Stratum vasculare und dem schwächern Stratum submucosum noch ein ganz dünnes, unmittelbar unter der Serosa liegendes Stratum supravasculare (über die Schleim- haut des Uterus siehe Placenta). Die schmalen Eileiter (7 F) sind stark geschlängelt, die Ostia abdominalia sind langgestreckt und mit hahnenkammähnlichen Franzen besetzt, wie bei Myrmecophaga. Die bohnenförmigen Ovarien (Ov) sind in eine unvollständige Ovarialtasche eingeschlossen, die einen Theil des Eierstocks frei hervorragen lässt (Taf. 34, Fig. 5 rechts). Durch ein kurzes Ligament sind die Ovarien mit der Dorsalseite des Uterus verbunden. 33* 508 A. KLINCKOWSTRÖM, IV. Weibliche Geschlechtsorgane von Choloepus. Von Choloepus didactylus verfüge ich nur über drei junge, noch nicht geschlechtsreife Weibchen. Ich kann darum nur wenig zu TuRNER’s (9) Beschreibung der weiblichen Geschlechtstheile des er- wachsenen Thieres hinzufügen. Die Schamöffnung, die in ihren Ver- hältnissen zum After vollständig mit Bradypus übereinstimmt, mündet in den bei (jungen) Choloepus verhältnissmässig kurzen Scheiden- vorhof. Die winzig kleine Clitoris ähnelt derjenigen von Bradypus. Die BartnoLım’schen Drüsen von Choloepus münden nicht wie bei Bradypus durch eine Reihe von 8—10 Drüsenöffnungen in den Scheidenvorhof ein, sondern haben wie bei Myrmecophaga nur 2—3 Ausführungsgänge auf jeder Seite. Nach Turner (9) besitzt Choloepus eine einfache Vagina, was ihn von seinen sämmtlichen nächsten Stammesgenossen, Bradypus, Cyclothurus, Myrmecophaga, entfernen wiirde. Bei meinen jungen Choloepus bietet es keine Schwierigkeit, zu constatiren, dass die ganze Vagina zwar einfach ist, aber dass am untersten Theil ein kleines Septum besteht, so dass die Vagina durch zwei Oeffnungen in den Scheidenvorhof einmiindet. Indessen ist bei meinen noch vollkommen jungfräulichen Thieren diese Scheidewand so schwach entwickelt, dass es sich wohl denken lässt, dass beim ersten Partus durch Zerreissung des Septums ein einfaches Orificium vaginae, wie es TURNER beschreibt, zu Stande kommen kann. Ventral von den Orificia vaginae finden sich zwei kleine Oeffnungen, die zu je einem kleinen Gange führen, sie sind wohl der Lage nach als GARTNER’sche Gänge zu deuten. Vaginae und Uterus haben beim jungen Choloepus dieselbe Gestalt, wie FORBES (3) sie bei Myrmecophaga be- schrieben und abgebildet hat, indem Uterus und Vagina, ohne deut- liche Grenzen in einander übergehend, von den Orificia vaginae bis zum Fundus uteri die Gestalt eines handschuhfingerförmigen Schlauches haben. Bei dem trächtigen Choloepus hat dagegen der Uterus voll- kommen dieselbe Gestalt wie bei dem trächtigen Bradypus. Die Urethra. Die Harnröhre ist bei Choloepus kürzer als bei Bradypus. Vorsteherdrüsen scheinen beim Choloepus-Weibchen nicht vorhanden zu sein. Weder die Eierstöcke noch die Eileiter scheinen von denselben Theilen bei Bradypus in bemerkenswerther Weise ab- zuweichen. V. Die Placenta von Bradypus. Ueber die Placenta von Choloepus besitzen wir durch TuRNER’s (9) an frischem Material ausgeführte Untersuchungen sehr genaue An- Zur Anatomie der Edentaten, 509 gaben. Ich kann bezüglich Bradypus die für Choloepus geltenden Beobachtungen des englischen Forschers nur bestätigen. Da aber Turner nur über eine Entwicklungsstufe der Placenta der Faul- thiere verfügte, während ich drei verschiedene Stadien vor mir habe, möchte eine kurze Beschreibung der nicht unbedeutenden Veränderungen der Gestalt der Placenta während ihrer Entwicklung am Platze sein. Die jüngste zu meiner Verfügung stehende Entwicklungsstufe der Placenta von Bradypus stammt aus dem in Taf. 34, Fig. 5 abge- bildeten Uterus. Nach Aufschneiden des Tragsackes gelang es ohne Schwierigkeit, die Frucht in toto durch Zerreissung der lockeren Trennungsschicht der Decidua aus dem Uterus zu nehmen. Die Frucht hat auf diesem Stadium die Gestalt einer flachgedrückten Kugel von 60 cm Durchmesser. Der Embryo, dem noch jede Spur von Haaren fehlte, hatte von der Schnauze bis zur Schwanzspitze eine Länge von 110 mm. Taf. 35, Fig. 6 stellt ein Photogramm von dem durch einen Kreuzschnitt geöffneten Ei nach Entfernung des Embryos dar. Ein einziger Blick genügt, um uns zu überzeugen, dass wir hier eine ganz andere Anordnung der Loben oder Cotyledonen der Placenta als bei dem von TURNER beschriebenen Choloepus vor uns haben. Die Pla- centa besteht nämlich hier aus einer Menge halbkugelförmiger, erbsengrosser Loben, die über die ganze Oberfläche des Chorions zerstreut sind, eine Placentagestalt bildend, die ebenso wenig „kuppelförmig“ als „gürtel-“ oder „scheibenförmig“ ge- nannt werden kann. Die zweite Placenta — der dazu gehörige Embryo hat eine Länge von 240 mm und besitzt schon ein ziemlich vollständiges Haarkleid — hat eine ganz andere, mit TuRNER’s Choloepus-Placenta genau übereinstimmende Gestalt. Die Loben sind bedeutend gewachsen, haben sich dicht an einander gedrängt, und vor allem nehmen sie nicht mehr die ganze Oberfläche des Chorions ein, sondern sind auf die gegen den Fundus uteri gelegenen zwei Drittel des Chorions be- schränkt, während der gegen das Os uteri gerichtete Theil des Cho- rions völlig glatt und membranös scheint. Dass diese wichtige Ver- änderung zu Stande gekommen ist durch Atrophie der gegen das Os uteri liegenden Cotyledonen oder Lappen, ist leicht zu constatiren, denn an der Grenze zwischen der Placenta und dem freien Chorion liegen zahlreiche, offenbar mehr oder weniger atrophirte Placenta- lappen oder Cotyledonen. Die dritte zu meiner Verfügung stehende Placenta (Taf. 35, Fig. 7) stammt aus einem Uterus, dessen Embryo eine Länge von 265 mm hatte und, nach dem, dem erwachsenen Thiere 510 A. KLINCKOWSTROM, völlig gleichen, Haarkleid zu urtheilen, nicht lange bis zum Partus hatte. Hier finden wir noch weitere Fortschritte in der angebahnten Richtung; wie man aus dem Photogramm ersieht, ist die Placenta nicht mehr auf den ganzen obern Theil des Eies ausgebreitet. Sämmt- liche zahlreiche Lappen haben sich zu zwei grossen Scheiben zu- sammengeschlossen, die von einander durch einen Zwischenraum von 1—2 cm getrennt sind (Taf. 35, Fig. 7). Jede dieser Scheiben, die einen ovalen Umriss mit einer Länge von 60 mm und einer Breite von 40—50 mm haben, besteht aus 4—6 von einander unvollständig getrennten Lappen, die in ihrer Anordnung Spuren der Vereinigung zahlreicher kleinerer Lappen oder Loben zeigen. Die starke Nabel- schnur entspringt, Gefässzweige nach beiden Seiten abgebend, in der Mitte zwischen den zwei Placentascheiben. Bezüglich des feinern Baues der Placenta möchte ich nur bemerken, dass die ältern Stadien vollständig mit Turner’s Darstellung der Choloepus-Placenta überein- stimmen, während bei der jüngsten meiner drei Placenten (Taf. 35, Fig. 6) die geschlängelten mütterlichen Gefässe noch im Vergleich mit den ältern Stadien ziemlich schwach entwickelt sind. Wie aus der vorliegenden Untersuchung hervorgeht, müssen wir nunmehr die seit TuRNER’s Arbeiten für die Bradypodidae als cha- rakteristisch geltende, kuppelförmige Placenta nur als eine Uebergangsstufe betrachten von einer jugendlichen indifferent viellappigen Placenta (Taf. 35, Fig. 6) zu der am Ende der Schwangerschaft sich entwickelnden zweischeibigen Placenta (Taf. 35, Fig. 7), die mit jener gewisser Affen viel Gemeinsames hat. Diese Thatsachen gewinnen ein gewisses Interesse dadurch, dass sie uns in der Ontogenie der Bradypus-Placenta ein zwar abgekürztes, aber zweifelsohne in seinen Grundzügen richtiges Bild der phylo- genetischen Entwicklung der scheibenförmigen Placenta geben. Da nun auch die bei Bradypus noch vorübergehend auftretende indifferente, viellappige Placenta als die einfachste Form eines deciduaten, aus einer indeciduaten polycotyledonen Placenta!) ent- wickelten Mutterkuchens erscheint, wird durch die obige Unter- suchung die Abstammung der Bradypodiden sowie ihrer nächsten, ebenfalls mit einer viellappigen, mehr oder weniger scheibenförmigen Placenta ausgestatteten Verwandten (der Myrmecophagiden und Dasy- podiden) aus einer indeciduaten, polycotyledonen placentalen Form sehr wahrscheinlich. 1) Die indeciduate polycotyledone Placenta ihrerseits darf wohl als eine Weiterbildung der diffusen Placenta betrachtet werden. = é 1140qq91mp Siddupiouz uaywdsod sc é 'sso13 1493 ‘ss014 ‘ss018 é é é é ua 1408 é uo]yaJ | 19175 ‘uepuwq10A uapuegioa uopueyioA é uopuwy1oA é uerqey |"wıpnı ‘po pueye} ayyaommpn. | | ‘[4osoAure "ıyyoın x 121} ‘Uepuwyi0A | 1017 ‘uepuwyioA 4 “osnyy ur puvqioa muumda | = Twam3ar -urqns ‘jeumäur urmopq® [surmopqw [suımopq® £ £ ? ? 2 ? 2 3 uopuvgioa | uopuegi0A | & uepueqioa | ately 1498 "y1oA | ul} ‘uopuvyioA 5 | x | 2 g — I 8% 018 E | | 4 19puwt10A LEIDEN uspu#10A uapuwyioA | uopuvuyioA à é 1149} 3199) | 11997 uapury1oA N 4 uayo 1194 aassolqosed uayo uago | _ | _- — | JIUMU9S 1498 yınıs ayos yamus qowjare qgowur | eddop yeddop yaddop sın1o01q yowzuto ouate | qoujute sndosmohse AUDE | sndhevcy endaojoyp sndipvag vırynproopuj vıunproeg "uU9383uepq uep Taq 31493 1149} uUPPUBILIOA uepuryioA 1148} urmopqe ? 1149} ua puwyioA 1149} ayo 11044 youayos eddop ouue AISSBUr ue] 149$ JOYA 10) [EL QUE | ‚moswu sn191/) ues “Ni oyos HAAMO!) 1917 ‘uepuwy10A uapuvy10A nese) queuivg 191} ‘nopuwy10A BIVISOIg [varmopqe uspoy ? 2 1149} SOTO ‘Iq ‘HLuVg 'P 2—T oduydsduniyunysny uesnig uopuwy10A 249$ NTIOHLHV (2) vues wwSs014 neyo OYLOSHIWUVAG Jaws youurorz ouuifva umnjdeg yeddop worse, qouyure sn191N & vbvydoorwsA jy 211943834909[498904) 19P uojtTeqyueperyosıoa 10P Iyoısıoqay Ayosızaeı[ogeL 512 A. KLINCKOWSTROM, VI. Allgemeine Schlussfolgerungen. Wie bekannt, herrschen seit lingererer Zeit unter den Fachge- nossen bedeutende Meinungsverschiedenheiten sowohl bezüglich der Beziehungen der verschiedenen Edentatenfamilien unter einander als bezüglich der Stellung der ganzen Ordnung. Die noch heute verbreitetste Anschauungsweise sucht hartnäckig die Bradypodidae gegenüber sämmtlichen übrigen, unter dem Namen Gräber (Efo- dientia) zusammengefassten Edentaten als selbständige Gruppe hin- zustellen. Wenig besser ist eine zweite Gruppirung, wonach die Gürtelthiere den unter dem Namen „Phytophaga“ ver- einigten Bradypodidae und Megatheridae gegenübergestellt werden, während die Myrmecophagidae, Manidae und Orycteropodidae in natur- widriger Weise als „Vermilingua‘“ an einander festgeschmiedet verbleiben. Der englische Anatom FLOWER (2) war der Erste, der sich kräftig gegen diese Art von Systematik wandte. Gestützt auf die osteologischen Verhältnisse, vor allem die eigenthümlichen Gelenk- verbindungen der Wirbel, die Structur der Geschlechtsorgane und die Ergebnisse der Paläontologie, hob er die Verwandtschaft der ameri- kanischen Formen (Myrmecophagidae, Bradypodidae und Dasypodidae) unter einander sowie ihre Unabhängigkeit von den Manidae und Orycteropodidae hervor. Die Ergebnisse meiner Untersuchung des Magens der Edentaten schienen Anfangs FLower’s Ansichten zu wider- sprechen. Denn während einerseits der hochdifferenzirte Magen der Faulthiere dem einfachen Magen der Myrmecophagiden im höchsten Grade unähnlich ist, schien andrerseits der Magen der Maniden nicht unerhebliche Aehnlichkeiten mit dem der Bradypodiden zu besitzen. Vor dem Zeugnisse des Knochengerüstes und der Geschlechtsorgane muss aber diese Anschauung weichen, und einer näheren Untersuchung ge- lingt es auch bald, die scheinbaren Homologien auf trügerische Ana- logien zu reduciren. Die Aehnlichkeiten im Bau des Magens der Faul- und Schuppenthiere werden nämlich mehr oder weniger von den Macropodiden, den Wiederkäuern, den Nagern und den Cetaceen getheilt, Gruppen, bei welchen an eine nähere genetische Verwandt- schaft nicht zu denken ist. Dagegen geht aus der Vergleichung oben genannter Thierformen hervor, dass die Differenzirung des Magens, vor allem das Auftreten von verhorntem Pflasterepithel, immer Hand in Hand geht mit einer Anpassung an irgend welche schwer ver- dauliche Kost, seien es stark cellulosehaltige Pflanzentheile (Nager, Wiederkäuer, Känguruhs, Faulthiere) oder durch Cuticularpanzer ge- Zur Anatomie der Edentaten. 513 schützte thierische Nahrung (Cetaceen, Maniden), und noch dazu öfters mit einer Reduction des Zahnsystems verbunden ist. Hier drängt sich nothwendiger Weise eine Frage auf: Warum hat die reine In- sectenkost in Verbindung mit der völligen Reduction des Zahnsystems bei den Manidae zu einer starken Differenzirung des Magens geführt, während dieselben Factoren den einfachen Magen der Myrmecophagidae völlig unberührt gelassen haben? Ich werde später auf diese Frage zurückkommen. Viel ergiebiger als die Untersuchung des Magens zeigt sich die Betrachtung der von dem Wechsel der Kost und des Zahnsystems unberührten Geschlechtsorgane (siehe Schema S. 511). Der einfache Uterus, die deciduate viellappige Placenta bilden im Verein mit den abdominalen Hoden eine Gruppe von wichtigen, unter einander un- abhängigen Charakteren, welche die amerikanischen Edentaten eben- so fest mit einander vereinigen, wie sie dieselben von den indeciduaten, mit zweihörnigem oder doppeltem Uterus und inguinalen Hoden aus- gestatteten Manidae und Orycteropodidae trennt. Wir müssen also in den Dasypodidae, Bradypodidae und Myrmecophagidae die Nach- kommen einer hypothetischen, wahrscheinlich ameri- kanischen Urform mit abdominalen Hoden, einfachem Uterus und viellappiger deciduater Placenta sehen. Betrachten wir nun die verschiedenen Familien dieser Gruppe näher, so bemerken wir, dass die Bradypodidae und Myrmecophagidae durch den Besitz der doppelten Vagina, der offenen Ovarialtasche, durch das Fehlen des Hautpanzers, sowie endlich durch den aus einem einzigen Jungen bestehenden Wurf unter einander ebenso sehr ver- wandt scheinen, wie sie sich von den Gürtelthieren mit ihrer einfachen Vagina, ihrer geschlossenen Ovarialtasche, dem Vorhanden- sein mehrerer Jungen in jedem Wurf und der besonderen Structur ihres Penis unterscheiden. Der einheitliche Stamm der amerikanischen Edentaten muss sich demgemäss erst in zwei Zweige gespalten haben. Aus dem einen sind die heutigen Gürtelthiere und ihre ausge- storbenen Verwandten, die Glyptodontidae, hervorgegangen. Der andere dagegen hat sich wieder in die Bradypodidae und Myrmeco- phagidae gespalten. In mit den Megatheridae, jenen zum Theil riesigen Bewohnern der pleistocänen Wälder Amerikas, mehr oder weniger nahe verwandten Formen glaubt FLower, wie ich denke, mit Recht, die gemeinsamen Ahnen der Faulthiere und Ameisenfresser wieder- gefunden zu haben. Nach diesen Betrachtungen über die Stammesgeschichte der ameri- 514 A. KLINCKOWSTROM, kanischen Edentatenfamilien bleibt uns noch die gegenseitige Stellung der beiden altweltlichen Familien Manidae und Orycteropodidae näher zu erörtern. Bezüglich der systematischen Stellung von Orycteropus spricht sich FLOWER (2, p. 364) folgendermaassen aus: „Lastly, Orycteropus is a form, in most respects perfectly apart from all others. The structure of its teeth alone would almost entitle it to be placed in an order by itself, were it not for the practical inconvenience of doing so.“ Ich muss bekennen, dass ich dieser Ansicht nicht bei- stimmen kann. Im Gegentheil bin ich fest überzeugt, dass zwischen den Manidae und Orycteropodidae eine Verwandtschaft besteht, aller- dings von viel älteren Zeiten her als diejenige, welche die amerikanischen Edentaten unter einander verbindet. Das hauptsächliche Argument, das FLOWER hervorhebt, die eigenthümliche, mit keinem andern Säuge- thiere gemeinsame Structur der Zähne der Orycteropodidae, besitzt im vorliegenden Fall gar keinen Werth, denn die Zähne der Vorfahren der heutigen, auch als Embryonen völlig (?) zahnlosen Schuppenthiere sind uns ganz unbekannt. Die gürtelförmige Placenta der Oryctero- podidae lässt sich aber, wie auch FLower bemerkt, leicht von der diffusen Placenta der Manidae ableiten, ebenso verhält es sich mit dem zweihörnigen Uterus von Manis, der ohne weiteres aus dem bei Orycteropus noch bestehenden doppelten Uterus abzuleiten ist. Sowohl Orycteropodidae als Manidae sind uralte Familien, die, wie uns Fır- HoL’s Entdeckungen in den Phosphaten von Quercy (1) zeigen, schon in der Oligocänzeit einen gemeinsamen Verbreitungsbezirk besassen. Auch die Schädel !) der beiden Familien bieten zahlreiche Aehnlich- keiten; die Verschiedenheiten sind grösstentheils solche, die in der bei Manis stattgefundenen Reduction des Zahnsystems und der Kau- musculatur ihren Grund haben. Wie bekannt, hat Fırnor (1) in dem von ihm entdeckten oligo- cänen Leptomanis einen Uebergang zwischen Manidae und Myrmeco- phagidae zu sehen geglaubt. Ich muss aber bekennen, dass ich in Fırnor’s Abbildung des betreflenden paläontologischen Belegstückes nichts derartiges sehen kann. Leptomanis hat zwar ein wenig mehr verlängerte Nasalia als Manis, aber dasselbe ist ja in noch höherm Grade der Fall, wenn wir z. B. Myrmecophaga jubata mit M. tetra- dactyla oder diese mit Cyclothurus vergleichen. In allen übrigen Charakteren stimmt Leptomanis, soweit aus der Abbildung hervorgeht, 1) Von Orycteropus war dies der einzige Theil, den ich zu unter- suchen Gelegenheit gehabt habe. Zur Anatomie der Edentaten, 515 mit den Manidae überein. Da aber aus Fırnor’s Untersuchungen her- vorgeht, dass schon in der Oligocänzeit sowohl Manidae als Oryctero- podidae sich vollständig aus dem gemeinsamen Urstamme differenzirt hatten, leuchtet ein, dass wir den gemeinsamen hypothetischen Ahnen der beiden heutigen paliotropischen Edentatengattungen in noch viel älteren Zeiten als der oligocänen zu suchen haben. Die Anpassung der Manidae an ausschliessliche Insectenkost in Verbindung mit der Reduction des Gebisses ist also, angenommen, dass wir mit FLOWER unter den Megatheridae die Ahnen der Ameisenfresser zu suchen haben, von viel älterem Datum als diejenige der Myrmecophagidae. In dieser Annahme finden wir eine wahrscheinliche Erklärung der schon hervorgehobenen Thatsache, dass, obwohl Schuppenthiere und Ameisenfresser eine möglichst parallele Entwicklungsrichtung einge- schlagen haben, die bei jenen vorhandenen eigenthümlichen Differen- zirungen der Magenschleimhaut bei diesen völlig fehlen. Denn bei einer in einer bestimmten Richtung specialisirten Lebensweise muss wohl bei den betreffenden Thieren eine allmählich fortschreitende Anpassung an die Lebensweise eintreten. Die Richtigkeit dieser Be- hauptung angenommen, leuchtet es aber ein, dass bei einer schon in der Oligoncänzeit auf Insectenkost beschränkten Familie (Manidae) eine viel durchgreifendere Anpassung als bei den erst in pliocäner oder postpliocäner Zeit (?) differenzirten Myrmecophagiden zu er- warten ist. — Allein hier drängt sich eine neue Frage auf. Die Bradypodidae, die sich ungefähr zur selben Zeit wie die Myrmeco- phagidae aus dem beiden gemeinsamen Stamme differenzirt haben, be- sitzen, wie schon gezeigt, einen hochentwickelten, zusammengesetzten Magen. Wie kommt es nun, dass, während die von einer Art schwer- verdaulicher Kost lebenden Faulthiere sich einen hochcomplieirten Magen erworben haben, die Myrmecophagiden, die, nach den Maniden zu urtheilen, eines zusammengesetzten Magens wohl bedürftig sein mochten, sich mit einem einfachen begnügen müssen? Ich muss be- kennen, dass mir diese Frage, als sie sich mir zum ersten Mal auf- drängte, den Werth der vorhergehenden Deductionen bedeutend zu erschüttern schien. Allein bei näherem Nachdenken zeigt sich die Sache in einem andern Licht, denn da man wohl als sicher betrachten muss, dass die gemeinsamen Vorfahren der Myrmecophagidae und Bradypodidae, die Megatheridae, wenn nicht ausschliesslich, doch wenigstens zum allergrössten Theil von Laub lebten, so haben die Bradypodidae sich nur in der von den Ahnen schon eingeschlagenen Richtung weiter differenzirt, während die Ameisenfresser dagegen eine 516 A. KLINCKOWSTROM, bezüglich der Nahrung völlig neue Richtung eingeschlagen haben. — Genauer ausgedrückt denke ich mir den Vorgang so: Am Ende der pliocänen und am Anfang der postpliocänen Zeit hatte sich die Familie der Megatheridae, wie bekannt, schon in mehrere Familien gespalten. Einige waren wie Megatherium von riesiger Grösse, andere bedeutend kleiner. Ihre Nahrung war wohl hauptsächlich von vege- tabilischer Art, bestand aus Blättern und Knospen, die sie von den Bäumen abweideten. Allein die Wälder, in denen die Megatheriden sich aufhielten, müssen einen ganz anderen Charakter gehabt haben als der jetzige Urwald, der ihre heutigen Epigonen, die Bradypodiden und Myrmecophagiden, beherbergt. Denn im heutigen neotropischen Urwald, wo das Laub der riesigen Bäume auf hohen glatten Stämmen hoch in die Luft ragt, würde ein noch so riesiges Megatherium bald kläglich zu Grunde gehen müssen (siehe H. BURMEISTER: Description phys. de la républ. Argentine, Buenos Ayres 1879, V. 3, p. 284, 320). Diese Veränderung des Waldes vom niedrigen Gebiisch zum thurmhohen Urwald scheint mir die erste Ursache der Veränderungen der dort lebenden Edentaten gewesen zu sein. Denn Hand in Hand mit der Zunahme der Höhe des Waldes mussten die Megatheridae entweder aussterben oder mit der Nahrung in die Höhe als Baum- bewohner folgen, oder endlich sich an irgend welche an- dere Kost anpassen. Wie wir wissen, sind alle drei Möglich- keiten in Wirklichkeit eingetreten. Die Riesen der Gattung, die ebenso wenig zum Klettern wie zur Anpassung an animalische Kost fähig waren, gingen zu Grunde. Die Ahnen der Faulthiere dagegen folgten den Laubmassen in die Höhe und wurden immer mehr an ausschliess- liche Blätterkost angepasst. Endlich die Urahnen der heutigen Ameisen- fresser mussten sich an eine völlig neue Kost anpassen. In dem nebenstehenden Schema habe ich die in obenstehenden Zeilen dargelegten Hypothesen bezüglich der Phylogenie der Edentaten in Gestalt eines Stammbaumes graphisch dargestellt. 517 Zur Anatomie der Edentaten. Pepaev *(3) waproapar Srunoypoyans ‘WOW Ayosımag ‘seZune I musoeg ‘reddop snif “wmorag *(aed pla) ‘Due nov ‘qoware wurde, wu» ur uojleanz ‘sumdur uspoy -dnyog oqo) priver 2 ssoad endo. o—______——__e—________¢ ee ace usppung ‘sedanp I ‘Savy ZUBAYOS Ywjuapıpnanz “eu anpıpodo4poh4g II SS -möiur uspog ‘yrwddop NS mn ‘qunploepur N app vIU00vI4 “ozusdusddnyag Yunpmwapuı >e ER LORES ‘sngıp wuaonıg “Sruioy Be -uy ‘sodunp I ‘zjosaduswusnz 42 mie) “eyusmmdozur y yaıpzouur uedem ‘yowuure vuiSe 1 -qns pun [vainsar uapoyy Je er A deb sur, L ! a o——_______»» ° es ——— en ,, 1Oyospeyyodig IR ae ?opruow “II srupuojdayT *‘yOyUojoasuy “ıyay S1107 ‘Wsoyuozuegy “HQ ‘uepusqioa uosw]q ‘uoyurd -nouvg ‘qouyuto uo$eyy ueyvjduogoouy 21#Juewurpni pun Ivey 19po piojyıwerj -o09msh py u oe woydooowushpy ‘sodunp I 2 qouyute Ua Av ee yeddop vue A & snanyophy —— en ‘SOM yasıman “‘qouyars 3 Se 920 ‘(iqostmes uapwjdiozuwg PROG), mpunnobn "3 PUR ave 40po) plo; yaweyy a # Eu x = 7 ee vy Gustat Fischer Te: 62.) 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