EN en a z = Le ee 7% - £ . 5 Ree, A hs = en LE EB uf May Ji : pau M ” ap yi N ih va Wii! Wily NEAR N TAN at Ihn) oh) Sn i ab sit LIEU (AMI 34) RN Hd ww: 9 a u, AL + N ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ooo ABTEEZUNG FÜR ANATOMIE UND ONTOGENIE DER TIERE HERAUSGEGEBEN VON PROF. Dr. J. W. SPENGEL IN GIESSEN SIEBENUNDDREISSIGSTER BAND MIT 38 TAFELN UND 79 ABBILDUNGEN IM TEXT JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1914 Alle Rechte, namentlich das der Übersetzung, vorbehalten. Ben) > Inhalt, Erstes Heft. (Ausgegeben am 30. Dezember 1913.) ZIMMERMANN, KARL, Über die Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. Mit Tafel 1—2 und 3 en im Text FABIAN, HEINRICH, hend anatomische Sion an Eon herzen (nebst Hauptgefäßen) und Versuch ihrer een Deutung. Mit Tafel 3—7 . : MÜLLER-CALÉ, Kurt, Zur inbwicklungsgeseh einiger Theca- phoren. Mit Tafel 8—10 und 10 Abbildungen im Text Hinton, WILLIAM A., The central nervous system of Tunica nigra. With 11 figures in the text Zweites Heft. (Ausgegeben am 13. März 1914.) SCHAXEL, JULIUS, Versuch einer cytologischen Analysis der Ent- wicklungsvorgänge. III. Mit Tafel 11—17 und 6 er im Text : BuRLEND, T. H., The at of RE ES With Plates 18-95 and 7 Figures in the text N; Drittes Heft. (Ausgegeben am 25. März 1914.) SCHWERMER, WILHELM, Beiträge zur Biologie und Anatomie von Perla marginata Scorouı. Mit 18 Abbildungen im Text SCHLEIP, W., Die Furchung des Eies der Rüsselegel. Mit Tafel 26—30 Seite 113 131 223 267 313 IV Inhalt. Viertes Heft. (Ausgegeben am 8. Mai 1914.) SCHEURING, LUDWIG, Die Augen der Arachnoideen. II. Mit Tafel 31 bis 34 und 14 Abbildungen im Text. v. WENCK, WANDA, Entwicklungsgeschichtliche suchungen an Tardigraden (Macrobiotus lacustris Dug.). Mit Tafel 35—38 und 10 Abbildungen im Text ic 6) ne à Titel und Inhalt zu Band 37. 369 465 Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Über die Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. Von Karl Zimmermann. Mit Tafel 1-2 und 3 Abbildungen im Text. Inhaltsübersicht. Einführung 5G) Ae à . 1 Material und Untersuchungsmethoden 3 A. Eigene Untersuchungen . . « LOS) 276: 5 Palibellalideniin ere. : 1.0 NOT NE 5 II. Phasmiden . 14 III. Mantiden ne en ee EEE = 2-0 5 Tite Ba Merpleschender Beil... à . 0 SO ve el IV. DiesHauptpigmentzellen. .. . : san. Baer 21 Vi Bismensenndnlapetum . . CN 26 VI. Bau der Retinula. Die 8. Retinulazelle . . . . . 28 VII. Allgemeines über Facettenaugen . . . . . . . . 31 Vii Ausammenfassung. . . + . UN TENNIS Einführung. Verfolgt man die zoologische Literatur der letzten Jahre, so wird man überrascht sein über die große Anzahl von Arbeiten, die über das zusammengesetzte Auge der Arthropoden erschienen sind. Es sind interessante Probleme, die dieses Organ stellt. Von den Insecten hat Lryvıs zuerst eine große Zahl auf ihre Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 1 2 Kart ZIMMERMANN, Komplexaugen hin untersucht; späterhin erschienen die Unter- suchungen von GRENACHER (1879), auf denen alle weiteren For- schungen fußen. Es ist das Verdienst GRENACHER’s, dab er als erster den anatomischen Bau des Auges richtig deutete, indem er den diop- trischen Teil (Krystallkegel) und den recipierenden Teil (Rhabdom) unterschied. Dies ist für die physiologische Behandlung des Insecten- auges, die 1891 von Exner gegeben wurde, sehr wichtiig. Wenn wir uns den Arbeiten neueren Datums zuwenden, haben wir in erster Linie der Untersuchungen von Hesse zu gedenken, der unsere Kenntnisse vom Arthropodenauge bedeutend vermehrt hat. Jetzt war die Zeit für Spezialarbeiten gekommen, in denen systematisch möglichst viele Gattungen der einzelnen Ordnungen auf den Bau ihrer Augen untersucht wurden, um Material zu Ver- gleichen zu erhalten. So erschienen in den beiden vergangenen Jahren die Arbeiten von Orro KIRCHHOFFER über die Käferaugen und von DIETRICH über die Dipterenaugen, die wichtige Ergebnisse brachten. Die vorliegende Untersuchung gründet sich auf Anregungen, die von Hesse gegeben worden sind. Er schreibt in seinen Unter- suchungen über die Organe der Lichtempfindung bei niederen Tieren im 7. Abschnitt, der von den Arthropodenaugen handelt, auf p. 426, nachdem er auf den vorhergehenden Seiten einen sehr eingehenden Vergleich der Komplexaugen der Insecten mit denen der Crustaceen gegeben hat: „Ich glaube getrost annehmen zu dürfen, dass bei den Insekten Corneagenzellen und Hauptpigmentzellen homolog sind, und da man die Corneagenzellen der Insekten mit denen der Crustaceen, bei der sonstigen Übereinstimmung der beiderseitigen Komplexaugen, doch wohl homolog setzen muss, dürfen wir auch die Hauptpigment- zellen der Insekten mit den Corneagenzellen der Crustaceen homo- logisiren.* Für diese Ansicht von Hesse soll nun im folgenden Beweismaterial gesammelt werden, so daß sie von einer Vermutung von großer Wahrscheinlichkeit zu einer Tatsache wird. Der äußere Anlaß zu dieser Arbeit war ein Präparat, ein Längsschnitt durch das Auge von Mantis religiosa (s. Hesse 1908, p. 34). Dieses Auge weist überraschende Eigentümlichkeiten auf, und eine nähere Untersuchung schien angezeigt. So stellte ich mir, auf Vorschlag von Herrn Prof. Hesse, die Aufgabe, den Bau der Mantidenaugen zu erforschen und zog auch die Phasmiden- und Libellenaugen in den Kreis meiner Untersuchungen. Wie schon oben dargelegt, wurde das Hauptge- wicht bei meiner Untersuchung auf die Erforschung des Verhaltens Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 3 der Hauptpigmentzellen gelegt; aber ich beschränkte mich keines- wegs bloß darauf, sondern strebte darnach, eine möglichst genaue Kenntnis vom Bau der oben angeführten Augen zu erhalten, da eine eingehende Untersuchung noch nicht existiert. Material und Untersuchungsmethoden. Das Material für die Untersuchung der Libellenaugen (Larven und Imagines) sammelte ich in der Umgegend von Tübingen. Teil- weise verwandte ich auch das Material, das Herrn Dr. Linx bei seiner im Tübinger Institut ausgeführten Untersuchung der Stirnaugen übrig blieb. Mantis religiosa ist durch Vermittlung des Zoologischen Instituts von der Station in Rovigno bezogen worden. Bacillus rossi wird im Institut gezüchtet. Die übrigen Mantiden und Phasmiden stammen aus Java und wurden auf den Wunsch des Herrn Prof. Hesse von Herrn Prof. Fırrına (Straßburg) während eines Aufent- halts in Buittenzorg gesammelt und konserviert, wofür ich zu großem Dank verpflichtet bin. Die Arbeit wurde im Zoologischen Institut der Universität Tübingen Herbst 1907 begonnen, im Sommer 1908 und 1909 aber aus persönlichen Gründen wenig gefördert, so daß der Abschluß der Arbeit solange hinausgezögert wurde. Meinem hochgeschätzten Lehrer Herrn Professor Dr. BLochmann habe ich für seine ständige Teilnahme, mit der er mich bei meinen Untersuchungen unterstützte, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Ebenso ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. Hesse (Berlin) für seine wertvollen zahlreichen Ratschläge bei der Ausführung der Präparate und der Abbildungen sehr zu danken. Die Libellen habe ich nach den Bestimmungstabellen in Tümper: „Geradflügler Mitteleuropas“ bestimmt. Die Bestimmung der javani- schen Mantiden verdanke ich der Liebenswürdigkeit von Herrn Dr. med. Krauss in Tübingen, dem ich hierfür verbindlich danke. Als Konservierungsmittel benutzte ich hauptsächlich Sublimat- Essigsäure und ZEnker’sche Flüssigkeit, die beide gute Resultate lieferten. Um ein rasches Fixieren zu erzielen, das für die Erhal- tung des feineren histologischen Baues Voraussetzung ist, schnitt ich zuerst den Tieren mit der Schere die Mundwerkzeuge ab, entfernte hierauf mit einem flachen Rasiermesserschnitt die zwischen den Komplexaugen liegende Stirn, dann wurde der Kopf des Tiers hinter den Augen durchgeschnitten. Bei solchen Formen, deren Komplex- 4 Kart ZIMMERMANN, augen nicht zusammenstoßen, halbierte ich manchmal den Kopf vor der Konservierung, doch ist dadurch die Orientierung erschwert. Sehr hinderlich für die Anfertigung dünner und guter Schnitte ist die dicke, harte Cuticula. Bei Tieren mit großen Augen kann man sich leicht helfen, denn nach der Einbettung in Paraffin läßt sich nach einiger Übung die Cuticula mit einem Messerchen abheben, ohne das darunter liegende Gewebe zu verletzen. Sogar bei kleinen Augen habe ich auf diese Weise die Cornea entfernt, allerdings unter Anwendung des binokularen Präparationsmikroskops. Bei den Libellen läßt sich das Absprengen der Cuticula ver- meiden. Man sammelt eben der Larvenhaut entschlüpfte Imagines, deren Chitin noch nicht hart geworden ist. Wenn man im Monat Mai den Zeitpunkt richtig trifft, kann man solche Exemplare, die an einem Schilfstengel bewegungslos sitzen und sich trocknen lassen, mit den Händen fassen. Auf diese Weise kam ich in den Besitz von Gomphus-Material. Man kann auch ältere Libellenlarven fangen und sie im Aquarium züchten, bis sie ausschlüpfen. Dadurch wird auch die Besimmung des Materials kontrolliert. Bei kleineren Objekten ist es jedoch vollständig ausreichend. wenn man die kombinierte Einbettungsmethode in Celloidin-Paraffin von Frezp und Marrın anwendet (B. Lee u. Mayer, Grundzüge der mikroskopischen Technik, 1907, p. 116), wie sie von Linx in Tübingen bei seiner Untersuchung der Stirnaugen angewandt und beschrieben worden ist. Dieses Verfahren ermöglicht ohne Absprengen ein dünnes Schneiden. Bei dieser doppelten Einbettung ist auch der Übelstand, daß von Querschnittserien bei gewöhnlicher Einbettung gerne die ersten Schnitte aus dem Paraffinband herausfallen, be- seitigt. Neben Längsschnitten, auf denen ich möglichst viele Facetten auf ihrer ganzen Längenerstreckung von der Cornea bis zur Basal- membran zu treffen suchte und die ich meistens in dorsoventraler Richtung führte, gleichgültig, ob der Kopf des Tieres vertikal oder horizontal gestellt ist, waren zum Studium der Verhältnisse auch Querschnitte durch die Ommatidien nötig. Letztere treffen die einzelnen Facetten senkrecht, allerdings wegen der radienförmigen Anordnung immer nur eine kleine Anzahl; meistens fertigte ich Serien in querer Richtung; die ersten Schnitte einer solchen Serie kann man auch als Tangentialschnitte bezeichnen. Für Übersichts- präparate schnitt ich 7,5 und 10m dick, zum sicheren Nachweis von histologischen Feinheiten 5 und dünner. Zur Färbung der Übersichtspräparate verwendete ich Eosin Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 5 und Decariezp'sches Hämatoxylin, für die dünnen Schnitte zur ge- naueren Untersuchung die Eisenhämatoxylinfärbung nach HerpEx- HAIN. Diese Färbung läßt die Einzelheiten scharf umrissen erkennen und liefert immer gute Resultate. Aus den mit Eisenhämatoxylin zu färbenden Präparaten entfernte ich vorher das Pigment. Als Depigmentierungsflüssigkeiten dienten mir die GRENACHER’sche und JANDER’sche Mischung (B. Ler u. Mayer, 1907, p. 278); bei sehr widerstandsfähigem, namentlich dunkelschwarzem Pigment, mußte immer die letztere angewendet werden, die sicher, wenn auch sehr langsam, wirkt. Während des Depigmentierungsprozesses, der 2 Tage und länger dauern kann, könnten sich unter Umständen die auf- geklebten Schnitte von der Unterlage loslösen, und es ist daher ein Photoxylinüberguß zu geben. A. Eigene Untersuchungen. Die von mir untersuchten Arten besitzen Augen, die ausschlieb- lich dem euconen Typus angehören. Um die speziellen Eigentüm- lichkeiten des Orientierungsapparats der verschiedenen Formen ver- stehen zu können, mub auf ihre Lebensweise Bezug genommen werden. I. Libelluliden. Zur Untersuchung gelangten folgende Arten: 1. Aeschna cyanea MÜLL. 2. Gomphus vulgatissimus L. 3. Cordulia metallica LinD. 4. Libellula flaveola New. 5. Agrion puella L. 6. Anax formosus LIND. Die Larven von Aeschna, Cordulia und Agrion wurden auch untersucht. Es ist nicht das erste Mal, daß die Augen dieser Tiere unter- sucht wurden. Daher ist es nicht zu umgehen, daß bei der Be- schreibung der einzelnen Formen Bekanntes wiederholt werden muß; doch sollen die Augen vor allem vergleichend betrachtet werden. 1. Aeschna cyanea. Diese Art ist überall sehr häufig, namentlich waren auch die Larven aus den Tümpeln der Umgebung Tübingens in allen Alters- 6 Kart ZIMMERMANN, stadien leicht zu beschaffen. Diese Form soll als Beispiel für die Libellenaugen ausführlich beschrieben werden. Zuerst soll das Auge der Larve betrachtet werden. Die seit- lichen Partien des Auges sind halbkugelförmig gewölbt, dorsal schiebt sich das Auge keilförmig in die Stirn ein. Das rechte und linke Auge stoßen in der Mitte des Kopfes nicht zusammen. Der Kopf ist nicht frei beweglich. In Fig. 1 ist ein Längsschnitt durch zwei Facetten aus dem dorsalen Teil des Auges abgebildet. Die Cornea besteht nicht aus einer homogenen Masse, sondern ist aus mehreren Schichten auf- gebaut. Wir können nämlich auf Eosin-Hämatoxylin-Präparaten deutlich drei verschieden gefärbte Schichten unterscheiden. Die periphere Schicht färbt sich fleischrot und ist konvex-konkav; die mittlere karminrot gefärbte Schicht ist bikonvex; die innere und dickste Schicht färbt sich violett und ist konkav-konvex. Bei einem 15 mm langen Tier beträgt die Gesamtdicke der Cornea 20—25 u. Der Krystallkegel mit seinen 4 am distalen Ende gelegenen Kernen stößt nicht direkt an die Cornea an, sondern ist von ihr durch sehr kleine dreieckige Schaltstücke getrennt (Fig. 2). Es war nicht leicht, festzustellen, wohin diese gehören. Ich fand auf Schnitten in tangentialer Richtung, namentlich auch durch Vergleichung mit anderen Libellenaugen, daß diese Schaltstücke zu den Hauptpigment- zellen gehören. Am deutlichsten fand ich diesen Zusammenhang im Auge von Gomphus vulgatissimus und von Libellula flaveola. Auf Fig. 2 ist zu sehen, daß von den beschriebenen Schaltstücken sehr schmale Fortsätze ausgehen, die sich dicht an den Krystallkegel an- schmiegen und eine Verbindung zum Zelleib der Hauptpigment- zellen vermitteln. Auf Querschnitten in derselben Lage läßt sich bei starker Vergrößerung eine doppelte Kontur um den Krystall- kegel nachweisen. Die äußere Kontur ist die Grenze der Haupt- pigmentzellen, dieselben schmiegen sich manchmal so nahe dem Kegel an, daß ihre Grenze mit derjenigen des Kegels zusammenfällt. Die durch besondere Größe auffallenden Kerne der Hauptpigment- zellen liegen in halber Höhe des Kegels, und zwar genau einander gegenüber (Fig. 2a). Der zwischen den Kegelspitzen noch übrig bleibende Raum wird durch das Gewebe der Nebenpigmentzellen ausgefüllt. Diese führen hellbraunes Pigment und sind fadenförmig ausgezogen. In ihrer Anordnung ist keine Regelmäßigkeit zu er- kennen, auf Querschnitten liegen die Nebenpigmentzellkerne unregel- mäßig verteilt um den Kegel herum. Es ist ausschließlich in allen Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. a Augenbezirken dunkles Pigment von brauner bis schwarzbrauner Färbung vorhanden, das Maximum der Pigmentanhäufung ist an der Kegelspitze. An den Krystallkegel schließt sich die Retinula an, die im Längsschnitt als schmales, langes Band erscheint, das sich nach der Basalmembran zu verschmälert. In der Achse der Retinula liegt das Rhabdom als ein einfacher Strang. Die feinere Struktur dieses Rhabdoms ist schon von Hesse untersucht und beschrieben worden. Auf meinen Präparaten war an besonders dünnen Stellen die feine Querstreifung zu sehen; nach der Ansicht von Hesse sind dies feine Neurofibrillen, die vom Rhabdom gegen den Zelleib der Retinulazellen ausgehen. Die Retinula wird von insgesamt 8 Zellen aufgebaut, die aber nicht alle in gleicher Höhe liegen. Auf Quer- schnitten durch den distalen Teil werden deutlich 5 rosettenartig um das Rhabdom herum gruppierte Zellen samt ihren Kernen ge- troffen. Das Chromatin dieser Kerne ist zusammengeballt (Fig. 2b). Diese Figur zeigt auch sehr deutlich die vom Rhabdom aus- strahlenden Fibrillen. Im Zentrum der kleinsten Rosette ist der vierteilige Krystallkegel zu sehen. Bei Betrachtung des Längs- schnitts (Fig. 1) erkennt man, daß damit noch nicht alle Retinula- zellen aufgefunden sind, denn es liegen noch Kerne in zwei anderen Schichten der Retinula; es sind die in Fig. 1 mit szk. 6 und sek. 7—8 bezeichneten Kerne, die kleiner sind als die ersten 5 Retinulakerne. Der 6. Kern wechselt sehr in seiner Höhenlage. Die Retinula ist in ihrem proximalen Abschnitt nur noch zweiteilig, wie ich auf Querschnitten, die Biskuitform zeigen, feststellen konnte. Die Retinulakerne liegen also nicht in gleicher Höhe; daraus wird es sich erklären, daß sich in der Literatur (GRENACHER) die Angabe findet, die Retinula der Libellen bestehe aus 5 Zellen. Die früheren Forscher haben nur die distal gelegenen Kerne beschrieben. Man hat bis jetzt angenommen, daß bei den Libellen die Zahl der Retinulazellen reduziert ist. Nach dem oben Gesagten fügt sich jedoch das Auge der Aeschna-Larve in das gewöhnliche Schema ein. Das Pigment ist innerhalb der Retinula nicht gleichmäßig verteilt, relativ am meisten Pigment findet sich um die Retinulakerne herum (Fig. 1). Außerdem liegt hinter der Basalmembran dunkles Pigment. Auf den Querschnitten durch die Retinula sind unregelmäßig verteilt kreisrunde Hohlräume angeschnitten; es sind dies feine Tracheenästchen, die in das Auge eindringen. Die Tracheen reichen 8 Karu ZIMMERMANN, sehr weit ins Auge hinein: sie sind auf Längsschnitten bis über die Mitte der Retinula hinaus zu verfolgen. Uber die Anordnung der einzelnen Facetten im Gesamtauge soll uns die Textfig. A Aufschluß geben. Aus diesem Frontalschnitt ist ersichtlich, daß nicht alle Retinulae senkrecht auf der das Auge nach innen abschließenden Basalmembran aufsitzen, RAD sondern daß sie Retinulae N ii Wn m in den dorsalen Partien des y dorsal Auges gegen sie geneigt „ sind. In diesem Abschnitt N D | : Ly des Auges bilden die Fa- DQ, cetten miteinander den ge- 7 yingsten Divergenzwinkel: =) sie sind beinahe parallel LL gestellt. Hier sind die ein- = SZ 1elnen Facettenglieder ver- längert, verglichen mit den = SS seitlichen Partien des Auges, SS in denen die Facetten am stärksten divergieren. Ich habe mich der Auf- gabe unterzogen, fiir ver- schieden alte Larven die ANY) Zahl der Facetten festzu- ventral stellen. Die Zahl der Fa- Fie. A. cetten nimmt mit dem Alter der Tiere zu. An den Rändern des Auges, vor allem im dorsalen Teil, haben wir eine Knospungszone als ectodermale Wucherung; hier findet fortwährend eine Anlagerung neuer Facetten statt. Da die Grübe der einzelnen Facetten in den verschiedenen Augenbezirken sehr rasch wechselt, geht es nicht an, nur einen einzelnen Bezirk zu zählen und dann die anderen Bezirke mathematisch, ihrer Fläche entsprechend, auszuwerten, wie es von LEINEMANN bei der Auszählung der Käferaugen geschehen ist. Ich wandte eine graphische Methode an. Die Isolierung der Cornea er- reichte ich meistens ohne Anwendung von Kalilauge, es gelang mir nämlich an konserviertem Material das Auge in toto mit einer Pin- cette von der Cornea zu trennen. Was an der Innenfläche der Cornea noch haftet, läßt sich mit einem Pinsel entfernen. Bei Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 9 dieser Methode wird eine zu starke Aufhellung, welche die Kali- lauge mit sich bringt, vermieden, und die Corneafacetten grenzen sich scharf ab. Die Cornea wird nun in mehrere 3- oder 4eckige Stücke zerschnitten, was sich am besten mit der Augenschere unter der Präparierlupe ausführen läßt; auch wird die rings das Auge begrenzende Cuticula bis auf einen schmalen Saum entfernt. Die einzelnen Corneastücke werden nun in Damarharz eingeschlossen und mit Hilfe des Zeichenapparats ausgezählt. Jede Facette wird auf dem Zeichenblatt durch einen Punkt markiert, und beim Mar- kieren wird sofort mitgezählt. Es empfiehlt sich, sehr stark abzu- blenden, die einzelnen Facetten erscheinen dann unter dem Mikro- skop als erleuchtete Kreischen. Von angeschnittenen Facetten wird selbstverständlich nur die Hälfte gezählt. Diese graphische Me- thode gibt die zuverlässigsten Resultate. Dieselben sind auf etwa 3°, genau, wie ich durch wiederholte Zählungen feststellte. Ich fand für ein 16 mm langes Tier rund 5900 Facetten, für ein 26 mm langes Tier rund 7600 Facetten und für ein 35 mm langes Tier 9000 Facetten. So sieht man also, daß die Facettenzahl durch das ganze Larvenleben hindurch allmählich zunimmt. Die zuletzt an- gegebene Zahl stimmt auch mit der Angabe bei LEINEMANN zu- sammen, daß die Imago 10000 Facetten besitzt. Nachdem der Bau des Larvenauges klargelegt ist, soll das Auge der Imago beschrieben werden. Die Augen nehmen den größten Teil des Kopfes ein und stoßen scheitelwärts zusammen. Die Fa- cetten sind so groß, daß man sie bei günstiger Beleuchtung ohne Vergrößerung erkennen kann. Der Kopf, der auf einem dünnen Halse steht, kann nach allen Seiten hin frei bewegt werden. Das Tier hat davon den Vorteil, daß es sein Gesichtsfeld jederzeit ändern kann. In Fig. 3 ist ein Längsschnitt durch den distalen Teil einer Facette abgebildet. Beim Vergleich dieser Figur mit Fig. 2 fällt vor allem die veränderte Lage der Kerne der Hauptpigmentzellen auf. Bei der Imago liegen diese beiden Kerne an der Grenze von Krystallkegel und Rhabdom; sie haben also eine Lageveränderung durchgemacht: sie sind im Lauf der Entwicklung des Tieres herunter- gewandert an die Spitze des Kegels. Sehr deutlich zu sehen ist der schmale Fortsatz der Hauptpigmentzellen, der eine Verbindung zu den 3eckigen Schaltstücken zwischen Cornea und Kegel herstellt. Die Hauptpigmentzellen führen dunkelbraunes Pigment, das Maximum liegt an der Spitze des Kegels, der auf ungefärbten Paraffinschnitten 10 KARL ZIMMERMANN, wie in einen Pigmentbecher eingesenkt erscheint. Den Raum zwi- schen den einzelnen Kegeln füllen die Nebenpigmentzellen aus, die hellbraunes Pigment führen. Die Retinula ist aus 8 Zellen aufgebaut, wie die Zählung der Kerne ergibt, 5 davon liegen im distalen Teil in gleicher Höhe wie bei der Larve. Im proximalen Teil läßt sich der Retinulaumriß auf Querschnitten sehr schwer feststellen, weil hier ziemlich ansehnliche Tracheenäste vorhanden sind. Die Tracheen reichen weit ins Auge bis über die Mitte der Retinula hinein und sind mit einer Piment- kuppe abgeschlossen. Die Anordnung der einzelnen Facetten ist bereits beschrieben (s. Hesse, 1908, p. 31). 2. Gomphus vulgatissimus. Es sei eine Bemerkung vorausgeschickt, die sich sowohl auf Gomphus wie auf die nachfolgend beschriebenen Libellengattungen bezieht. Bei der Untersuchung dieser Libellen lag das Hauptgewicht auf der Erforschung des Verhaltens der Hauptpigmentzellen. Die Retinula habe ich nur bei Aeschna eingehend untersucht. Der Bau der Hauptpigmentzellen läßt sich am Gomphus-Auge leicht überblicken. Wir wenden uns der Betrachtung von Fig. 4 zu, die einen Längsschnitt durch den distalen Teil eines Ommas wiedergibt. Es erscheinen hier wieder die dreieckigen Schaltstücke, die den Kegel haubenartig überdecken und eine Verbindung mit dem Zelleib der Hauptpigmentzellen haben. Namentlich auf der linken Seite des Kegels ist in der Abbildung diese Verbindung deut- lich. Wenn nun die Behauptung über die Zugehörigkeit dieser Schaltstücke zu den Hauptpigmentzellen richtig ist, so muss auf Tangentialschnitten eine Zweiteiligkeit derselben nachgewiesen werden können. Und in der Tat zeigt der Tangentialschnitt (Fig. 4a) diese Trennungslinie. Sie ist nur auf den ersten Tangentialschnitten zu sehen, auf den folgenden Schnitten füllen die 4 Kerne des Kegels den ganzen ringförmigen Raum aus. Diese ersten Tangential- schnitte bekommt man am sichersten, wenn man die Augen frisch geschlüpfter Tiere, deren Cornea noch weich ist, schneidet. Wenn die Cornea erhärtet ist, so wird beim Schneiden auf die darunter liegende Schicht ein Druck ausgeübt, wodurch die Erhaltung ihres feineren Baus leidet. Der Raum zwischen den einzelnen Kegeln wird von den Nebenpigmentzellen ausgefüllt. Ihre Kerne liegen in ver- schiedenen Schichten: es finden sich distal Kerne und wieder an der Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. bt Kegelspitze. Die Zellen reichen mit ihren fadenförmigen Fortsätzen bis direkt unter die Cornea (Fig. 4). Auf dem Querschnitt sehen wir, daß die Nebenpigmentzellen um den Kegel herum in 2 konzentri- schen Kränzen angeordnet sind. Es sind 2 Kränze notwendig, da die Zellen sehr klein sind. Die Zellen des inneren Kranzes sind kleiner als die des äußeren Kranzes. Daneben finden sich noch interstitielle Zellen. Auf tiefer gelegenen Querschnitten finden sich zwischen den Nebenpigmentzellen Intercellularbrücken. Es sei darauf hingewiesen, daß das Querschnittsbild (Fig. 4a) in keiner Weise schematisiert ist, sondern vollständig genau nach dem Prä- parat gezeichnet ist. Der dorsale Teil des Gomphus-Auges führt hellbraunes, der ven- trale dunkelbraunes Pigment. 3. Cordulia metallica. Das Larvenauge dieser Form unterscheidet sich auffallend vom Imagoauge. Die Fig. 5a zeigt uns den Kopf einer 20 mm langen Larve. Die Maske, welche die Front des Kopfes verdeckt, ist ent- fernt. Man findet auf Schnitten, daß nur der seitliche Teil des Auges, der in der Figur mit à F. bezeichnet ist, in Funktion ist. Dieser höckerige Augenteil führt schwarzbraunes Pigment, die Facetten- glieder divergieren außerordentlich stark, und die Cornea ist sehr stark gewölbt. Im übrigen Teil des Larvenauges läßt sich ver- folgen, wie die Ommatidien sich bilden. Die Zellen, welche an der randlichen Zellenwucherung entstehen, ordnen sich in senkrechte Pfeiler an. Aus jedem derselben geht ein Facettenglied hervor. Es lagert sich nun gelbes Pigment ein, der Krystallkegel wird aus- geschieden, und am spätesten erfolgt die Ausbildung des Rhabdoms. Solche unfertigen Ommatidien können natürlich nicht funktionieren, auch schon deshalb nicht, weil dieser Augenteil von der Maske be- deckt ist. Wir können also annehmen, daß die Larve diesen Teil des Auges nicht gebraucht, daß er aber für die ausgebildete Libelle von Wichtigkeit ist, weil seine Ausbildung von der Natur so sorg- sam während des Larvenlebens vorbereitet wird. Die Larve be- treibt auf dem Grunde der Gewässer den Fang ihrer Beutetiere, es sind hauptsächlich andere Wasserinsecten, an welche sie sich kriechend heranschiebt, um sie hierauf mit den Chitinzähnen der hervorgeschleuderten Fangmaske zu fassen und dann zum Maule zu führen. Bei der Beobachtung gefangener Tiere hat sich mir noch ein anderer Gesichtspunkt aufgedrängt. Wenn man nämlich den 12 Karu ZIMMERMANN, Larven ganz langsam ein Beutetier nähert, so reagieren sie nicht, während sie beunruhigt werden, wenn man auch nur wenig das Wasser bewegt, gleichgültig von welcher Seite aus die Bewegung erfolgt. Ich glaube, daß diese Fähigkeit, Bewegungen des Wassers wahrzunehmen, bei der Nahrungsaufnahme mitwirkt. Es ist oben beschrieben worden, wie während des ganzen Larven- lebens hindurch die Entwicklung des gelbes Pigment führenden Augenabschnitts vor sich geht. Es bleibt noch die Frage zu beant- worten nach dem Verhalten des Auges beim Ausschlüpfen der Imago. Darauf gibt die Abbildung Fig. 5b, die den Kopf einer eben aus- schlüpfenden Larve dastellt, Antwort. Der dorsale Augenabschnitt ist kuglig aufgeblasen, das rechte und linke Auge stoßen in der Mitte des Kopfes zusammen. In einem späteren Stadium nimmt auch der seitliche Höcker kuglige Form an. Ich habe auf Schnitten durch das Auge festgestellt, daß Tracheen in die Augen einspringen. Es ist sicher anzunehmen, daß durch Einblasen von Luft die Formver- änderung des Auges erzielt wird. Es werden dadurch die Facetten auseinandergetrieben und eine Vergrößerung des Auges erreicht. Die Imago ist also mit einem vollkommeneren Auge ausgestattet. Der dorsale Teil des Auges mit seinem hellen Pigment besitzt gute Sehschärfe und ein großes Gesichtsfeld. Der histologische Aufbau eines Facettenglieds zeigt keine Be- sonderheiten. Es soll nur auf die Fig. 6 hingewiesen werden, die nach einem ungefärbten Schnitt gezeichnet ist. Es lassen sich hier die Nebenpigmentzellen, die kranzförmig den Kegel umgeben, deut- lich gegeneinander abgrenzen. 4. Libellula flaveola. Geradezu auffallend ist die Ähnlichkeit dieses Auges mit dem von Gomphus. Ich habe die Abbildungen deshalb gegeben, um meiner Ansicht über die Hauptpigmentzellen eine weitere Stütze zu geben. Um den Kegel herum legen sich die Hauptpigmentzellen in der- selben typischen Weise, wie es bei Gomphus beschrieben worden ist (Fig. 7). An diesem Auge ist schon vor mir von Hesse die Be- obachtung gemacht worden, „daß die Hauptpigmentzellen bis unter die Cornea reichen und sich dort mit einer Verbreiterung zwischen diese und die Kegelzellen einschieben“ (Hesse, 1908, p. 27 Fußnote). Es ist aber an dieser Stelle keine Abbildung dieses Befunds gegeben. Die Kerne der Nebenpigmentzelle liegen in 2 Schichten, und zwar ist um einen Kegel ein Kranz von Zellen konzentrisch angeordnet Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 13 (Fig. 7b). Eine doppelte Kontur um den Kegel ist auf dieser Figur deutlich sichtbar. Außerdem sind noch 3 weitere Schnitte ab- gebildet. Fig. 7a erinnert an die Fig. 3a. Sie zeigt, daß die Ver- breiterung zwischen Kegel und Cornea zweiteilig ist. Die faden- förmigen Fortsätze der Nebenpigmentzellen umgeben diese Ver- breiterung, nur ist die Größe und die Anordnung nicht so regel- mäßig. Das Bild 7c zeigt uns die Hauptpigmentzellen mit ihren beiden großen Kernen im Schnitt. Man sieht, wie diese beiden Zellen die feine Spitze des Kegels, der sich auch hier als vierzellig erweist, umfassen. Die letzte Fig. 7 d zeigt einen Querschnitt durch den distalen Teil der Retinula. Hier ist dieselbe aus 5 Zellen auf- gebaut, wie ich es auch für Aeschna festgestellt hatte. Die Pigmentverteilung ist ähnlich wie bei Gomphus. Man kann den dorsalen Teil des Auges mit hellgelbem Pigment unterscheiden vom ventralen mit braunem bis schwarzem Pigment. Das meiste Pigment ist um die Kerne der Hauptpigmentzellen angehäuft. Das hellgelbe Pigment zeigt einegewisse Übereinstimmung mit der Tapetum- substanz, wie sie später von den Mantiden beschrieben wird. Unter- sucht man nämlich ungefärbte Schnitte im auffallenden Licht, so findet man, daß das Pigment das Licht bis zu einem gewissen Grad zurückwirft, ein Aufleuchten findet allerdings nicht statt. 5. Agrion puella. Die nebenstehende Textfig. B zeigt uns die Anordnung der Facetten bei dorsal der Larve. Im Augenmittelfeld sind gr WA. die Facetten am längsten. Die Zahlen WX © A e an der Basalmembran geben die y Winkel an, die von j é n SA : , je 10 Facette SSA X gebildet werden. Das Auge führt nur > £ 2 a 4 À = 5 einerlei Pigment; eine Differenzierung eS wie bei Gomphus und Libellula ist G nicht eingetreten. G i S I, Auch für dieses Auge gilt, dab Ly sich die Hauptpigmentzellen bis unter U | \\ die Cornea erstrecken. Fig. 8 ist nach “SOK einem Querschnitt durch. das distale ventral Ende des Kegels gezeichnet. Fig. B. 14 KARL ZIMMERMANN, 6. Anax formosus. Zum Schluß sei das Auge dieser großen Libelle beschrieben. Es hat verschiedene Eigentümlichkeiten. Die Cornea ist von auffallender Dicke und geschichtet (Fig. 9). Sie zeigt an ihrer Innenseite Einbuchtungen, in die Fortsätze der Pigmentzellen ein- dringen. Die Tracheen fallen durch ihre Größe auf. Es sind breite, sackartige Schläuche, die weit ins Auge hineinreichen. Das ge- wölbte Tracheenende ist von einer Pigmentkappe bedeckt. Eine Vergleichung der Libellenaugen untereinander führt zu dem Ergebnis, daß ihr histologischer Bau in hohem Masse überein- stimmt. Nur in der Pigmentführung ergeben sich Unterschiede. Das Pigment der Larve ist durchgängig dunkelbraun bis tiefschwarz, während bei verschiedenen Imagines außerdem helles Pigment im dorsalen Abschnitt auftritt. Im allgemeinen haben schnell fliegende schwirrende Arten zweierlei Pigment. Die sicherfliegende Aeschna hat die größte Facettenzahl. Die verlängerten Facettenglieder, die am deutlichsten abbilden, sind nach oben gerichtet, die Libellen sehen also nach oben gut. Im Zusammenhang sei noch einmal der Tracheen gedacht. Sie wurden zuerst von Lrypie beobachtet. Die Tracheen glänzen an ihrer Oberfläche, was von einem optisch reflektierenden Stoff be- wirkt wird. Für das Vorhandensein von Tracheen lassen sich ver- schiedene Gründe anführen: 1. Sie stehen im Dienste der optischen Isolierung der einzelnen Facettenglieder, sie unterstützen also das Pigment. Jeder Licht- strahl, der in eine Trachee hineingelangt, ist darin gefangen. 2. Sie bedingen eine Vergrößerung des Auges und dessen Ge- sichtsfelds, ohne wesentliche Vergrößerung des Gewichts. Sie wirken bei der plötzlichen Volumzunahme des Auges beim Ausschlüpfen der Tiere mit. >. Sie vermitteln den respiratorischen Gasaustausch. Da der- selbe bei der Imago intensiver ist, hat dieselbe auch stärkere Tracheenäste als die Larve. II. Phasmiden. Die Phasmiden leben auf Sträuchern und Bäumen und nähren sich von Blättern, die sie nachts verzehren, während sie den Tag in träger Ruhe verbringen. Die Augen haben die Form eines Halb- Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 15 ellipsoids und springen zu beiden Seiten des Kopfes vor. Durch das Auge zieht sich horizontal eine Reflexlinie, wodurch der Eindruck einer Teilung des Auges entsteht. Das Auge ist im Vergleich zur Körpergröße verhältnismäßig klein, aber seine einzelnen Elemente sind noch genügend groß, so daß man übersichtliche Präparate erhält. 1. Sipyloidea sipylus. Dieses Auge hat sich als ein dankbares Objekt bei der Unter- suchung erwiesen. Es sind ein Längsschnitt durch zwei Facetten sowie 7 Querschnitte in verschiedenen Höhen abgebildet. Die Höhen sind auf dem Längsschnitt durch Pfeile mit den entsprechenden Buchstaben angegeben. Die Fig. 10 zeigt uns, daß hier die Nebenpigmentzellen zu Tapetumzellen geworden sind. Die in schmutzig gelbem Ton wieder- gegebene Schicht im Auge kann als Iristapetum bezeichnet werden. Die Reflexionskraft ist noch sehr gering, verglichen mit der Tapetum- substanz der Mantiden. Die Retinula führt körniges, dunkelbraunes Pigment; am distalen Ende weichen die Retinulazellen becherförmig auseinander. In die so entstandene Höhlung senkt sich der hintere Teil des Kegels ein. Auf diese Weise umfassen die Retinulazellen die Kegelspitze. Durch Betrachtung der Querschnitte bekommen wir eine deutliche Vorstellung vom Aufbau eines Ommas. In der Fig. 10a erkennen wir die schon mehrmals beschriebene Figur des ersten Tangentialschnitts. Ein einziger Kranz von Nebenpigment- (Tapetum)zellen ist vorhanden. Ihre Kerne liegen alle auf derselben Höhe, wie der Schnitt 10b zeigt. Ein klein wenig tiefer liegt der Schnitt 10c; zwischen den Kegeln ist die Tapetumsubstanz verteilt. Bei starker Vergrößerung ist um die Kegel eine doppelte Kontur erkennbar, wie es für den zentralen Kegel eingezeichnet ist. Die Hauptpigmentzellen haben geringe Größe. Ihr Zelleib schmiegt sich dem Kegel an, es macht den Eindruck, als ob die Tapetumzellen, die eine starke Entwicklung erfahren, auf die Hauptpigmentzellen zusammendrückend wirken. Auch die Kerne der Hauptpigmentzellen sind nicht von der Größe wie bei andern Formen (Fig. 10b). An diesem Auge läßt sich die Zahl der Retinulaelemente genau feststellen, so daß jeder Zweifel ausgeschlossen ist. Aus dem Längs- schnitt ist ersichtlich, daß sich die Kerne nicht alle auf derselben Höhe finden. Auf dem Schnitt Fig. 10e sind 3 Kerne getroffen, das Rhabdom ist im distalen Teil siebenteilig. Ein klein wenig tiefer liegen 4 Kerne (Fig. 10f) In der Fig. 10e lagern sich die Zellen 16 KARL ZIMMERMANN, rosettenartig um die Kegelspitze, auf dem tieferen Schnitt Fig. 10f ist bereits das Rhabdom getroffen. Untersucht man nun in der Serie die weiteren Querschnittsbilder, so findet man, daß sich immer an der gleichen Stelle eine schmächtige 8. Zelle in den Verband der übrigen 7 Zellen einkeilt. Nach einigem Suchen entdeckt man ein klein wenig tiefer den Kern dieser 8. Zelle (Fig. 10g). Der Zelleib dieser 8. Zelle kann so zusammengedrängt sein, daß nur noch der Kern von ihrem Vorhandensein Zeugnis ablegt. Ein 8. Kern ist immer nachzuweisen, er ist auch auf dem Länesschnitt zu finden, wo er sich durch seine längliche Gestalt auszeichnet. Unter den Retinulazellen findet sich also eine rudimentäre Zelle, die immer an derselben Stelle im Verband der übrigen anzutreffen ist. Wir müssen also den Retinulazellen eine orientierte Lage zusprechen; es wird von dieser 8. Zelle im vergleichenden Teil ausführlich die Rede sein. 8. Bacillus rossi. Bei dieser Form genügt eine kurze Beschreibung, sie zeigt die weitgehendste Übereinstimmung mit der eben beschriebenen java- nischen Form. Auf der Fig. 11 sehen wir zwei Facetten im Längsschnitt. Unter der geschichteten Cornea treffen wir wieder auf die drei- eckigen Schaltstücke, die sich auf dem Querschnitt (Fig. 11a) als zweiteilig erweisen. Von der Pigmentführung ist zu sagen, daß sich in den Nebenpigmentzellen ein zart graugrünes Pigment findet, das sich ähnlich verhält wie die Tapetumsubstanz der Mantiden. In den Retinulazellen ist braunes körniges Pigment vorhanden. Auffallend ist, dab Krystallkegel und Rhabdom etwa gleich lang sind. Die Kegelspitze steckt in einem Becher, der durch Auseinanderweichen der Retinulazellen zustande gekommen ist. III. Mantiden. Es standen mir zur Untersuchung Mantis religiosa sowie einige javanische Formen zur Verfügung. Da letztere die für Mantis religiosa eigentümlichen Besonderheiten in verstärktem Maße besitzen, soll mit ihrer Beschreibung begonnen werden. Die Mantiden nähren sich ausschließlich von lebender Beute. Die recht ansehnlichen Augen sind zu beiden Seiten des herzförmigen Kopfes angebracht. Der Kopf ist wie bei den Schaben gewöhnlich senkrecht zur Körperachse gestellt. Er kann sich mittels des bieg- samen Halses, welcher sich vom ersten Bruststück gut absetzt, Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 17 drehen, nach rechts und links wenden, höher und tiefer stellen, wo- durch das Gesichtsfeld sich fortwährend ändern kann. 9. Rhombadera laticollis. Die Figg. 12 und 13 sind Längsschnittbilder durch zwei Facetten im Augenmittelfelde Fig. 12 ist nach einem depigmentierten, ge- färbten Schnitt gezeichnet. Fig. 13 soll die Pigmentführung ver- anschaulichen. Im Augenmittelfeld sind die Kegel außerordentlich verlängert, direkt unter der Cornea liegen die sehr kleinen Kegel- kerne (Fig. 12). An die fadenartig auslaufende Kegelspitze setzt sich das Rhabdom an. Bei einer solchen Kegelbeschaffenheit fällt dem schmalen, ungebrochen durchgehenden Achsenstrahl sicher die Hauptbedeutung zu. Die nur wenig schief zur Achse einfallenden Strahlen werden durch totale Reflexion an der Mantelfläche des Kegels bis an die Spitze fortgeleitet. Die Kegel stoßen an der Basis beinahe zusammen, es bleibt deshalb nur ein geringer Raum für das ausfüllende Gewebe übrig. Fig. 12a zeigt den Kegel um- geben von einem Zellenkranz, es sind dies Fortsätze der Neben- pigmentzellen. An diesem Auge konnte ich keine Fortsätze der Hauptpigmentzellen zur Cornea nachweisen, weil hier der ganze Raum zwischen den Kegeln von den Tapetumzellen eingenommen wird, die Hauptpigmentzellen sind so nahe an den Kegel gedrängt worden, daß ihre Grenze mit der Kegelgrenze zusammenfällt. Auch ihre Kerne, die dem Kegel rechts und links anliegen, sind klein geblieben. Um diese Kerne herum findet sich rotbraunes Pigment (Fig. 13). An die Stelle des Pigments der Nebenpigmentzellen treten hier körnige Massen, die im durchgehenden Licht schmutzig gelb er- scheinen. Ihre wahre Natur tritt sofort zutage, wenn man voll- ständig abblendet und bei auffallendem Licht beobachtet. Jetzt ‚Jeuchten plötzlich diese Stellen hell auf und heben sich scharf von ihrer dunklen Umgebung ab. Wir haben also hier Tapetumsubstanz vor uns. Sie besteht aus einzelnen Krystallsplitterchen, die die auffallenden Lichtstrahlen reflektieren. Auf meinen verschiedenen Präparaten stimmt die Ausbreitung der Substanz nicht überein, ich glaube deshalb, daß sie keine fixierte Lage hat und daß vielleicht mit einer Änderung der Lichtintensität eine Lageveränderung Hand in Hand geht. Dieses Auge hat das bestentwickelte Iristapetum unter den von mir untersuchten Formen. Das Leuchten des Tapetums ist auf Präparaten, die mit Eosin gefärbt sind, erhalten. Die Ey u Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 2 18 KARL ZIMMERMANN, kerne sind sehr klein und liegen zwischen den Kegeln oberhalb der Kerne der Hauptpigmentzellen. Die Tapetumzellen senden schmale Fortsätze zwischen die einzelnen Retinulae aus. Weiterhin ist noch zu bemerken, daß die in der Mitte des Auges liegenden Facetten- glieder an der Basis der Retinulae in Tapetumsubstanz eingehüllt sind (Fig. 13). Über die Lage und Zahl der Retinulaelemente geben uns die drei Querschnitte 12b bis 12d Aufschluß. Es liegen 7 Retinulakerne im distalen Teil auf gleicher Höhe; sie sind im Längsschnitt mit sek. 1-7 bezeichnet. Auffallend ist, wie der Querschnitt 12b zeigt, daß von den 7 Retinulazellen eine viel kleiner ist und gar nicht die Peripherie der Rosette erreicht. Sie erscheint immer an derselben orientierten Stelle. Sieht man nun die folgenden Querschnitte durch, so trifft man ein klein wenig tiefer eine achtteilige Retinula an. Zwischen der ersten und siebten Sehzelle erscheint eine achte, die noch kleiner als die 7. ist. Die Lage ihres Kernes zeigt uns der Längsschnitt (szk. 8 Fig. 12). Auf Querschnitten, nahe der Basal- membran, kann man nur noch 6 Sehzellen erkennen, die zwei kleineren sind nicht mehr vorhanden; sie sind somit viel kürzer als die 6 normal ausgebildeten Zellen. Hinter der Basalmembran verläuft noch eine zweite Membran, wie es Textfig. C zeigt. Zwischen diesen beiden Membranen ist bei allen Mantiden dichtes Pigment eingelagert. Aus der Tatsache, daß 2 Sehzellen rudimentär geworden sind, darf man mit großer Wahrscheinlichkeit schließen, daß auch die beiden entsprechenden Nervenfasern im Schwinden begriffen sind. Man findet in der Tat auf Querschnitten in der Höhe der Basal- membran (Fig. 12d) 6 starke Nervenfasern neben 2 bedeutend schwächeren. Es ist mir nicht gelungen, auf allen Querschnitten die 8. Nervenfaser aufzufinden, aber stets die 7. Bei diesem Auge sendet also die 8. Zelle nicht mehr regelmäßig eine Nervenfaser aus. Während wir bei andern Augen nur eine einzige rudimentär werdende Sehzelle finden, sind hier 2 vorhanden. Es liegt demnach eine Tendenz zur Verringerung der Sehzellen vor. Ein sicherer Grund für diese Tendenz läßt sich nicht angeben. Die Ausbildung der Facetten in den verschiedenen Augenbezirken zeigt eine weitgehende Differenzierung. Diese erinnert an die un- gleichmäßige Ausbildung des Libellenauges. Wie die Libellen sind die Mantiden an Lebensbedingungen gebunden, die ein rasches und Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 19 sicheres Erkennen von Bewegungen zur Voraussetzung haben. Die vorgeschrittene Differenzierung soll die Textfig. C veranschaulichen. Zwecks Feststellung der Facetten- divergenz zeichnet man nach einem dorsal Längsschnitt, der in dorsoventraler QT Richtung durch das Auge gelegt ist und der möglichst viele Ommatidien Ni vollständig längs getroffen hat, die 50 Krystallkegel und die Rhabdome ein. Bei nicht vollständig längs getroffenen Facetten läßt sich der Kegel zeichnen und daraus die Richtung des Facetten- eliedes gewinnen. Man verlängert hierauf das 1., 11., 21. Facettenglied und erhält nun durch Messung die Winkel, die von je 10 aufeinander- folgenden Facettengliedern gebildet werden. Die geringsten Divergenz- winkel, die 7° und 8° betragen, finden sich im Augenmittelfeld. Die Diver- genz steigt im ventralen Abschnitt bis auf 22°, im dorsalen Abschnitt bis auf 35°. Die dorsalen Facetten, die am stärksten divergieren, besitzen die kürzesten Kegel; dagegen be- sitzen die Facetten des Augenmittel- felds, die fast parallel gestellt sind, stark verlängerte Kegel. Das Ver- hältnis zwischen der Länge des Kegels und des Rhabdoms wechselt in den ventral verschiedenen Augenbezirken. Fig. C. 10. Hierodula hybrida. Es ist überflüssig, von dieser Form besondere Abbildungen zu geben. Die Bilder gleichen beinahe zum Verwechseln denen von Rhombadera. Der Kegel hat dieselbe zugespitzte Gestalt. Man kann auf einem ungefärbten Schnitt dreierlei Pigmentsorten unterscheiden: 1. die Tapetumsubstanz, 2. rotbraunes Pigment in den Hauptpigment- zellen, 3. dunkelbraunes Pigment in der Retinula und hinter der 9% 20 KARL ZIMMERMANN, Basalmembran. Das Tapetum besitzt eine ähnlich starke Reflexions- kraft wie bei Rhombadera, es läßt sich in auffallendem Licht sehr scharf gegen die Umgebung abgrenzen. Von den Sehzellen sind nur 6 normal ausgebildet. In der Ausbildung der Ommatidien besteht ein Unterschied in den verschiedenen Bezirken. Die Facettenglieder der mittleren Region sind länger als diejenigen am dorsalen und ventralen Rande. 11. Mantis religiosa. Uber dieses Auge hat schon Hesse (1908, p. 35) Mitteilungen veröffentlicht. Ich will mich auf die Beschreibung eines Ommas beschränken. Früher schon hat PATTEN (1886, p. 646) das Mantis- Auge beschrieben. : Die Cornea ist aus verschiedenen Schichten aufgebaut. Ihre Dicke wechselt zwischen 33 und 53 w Im dorsalen Teil ist sie am schwächsten, im ventralen am stärksten ausgebildet. Parren hat unter der Cornea liegende Corneagenzellen beschrieben. Ich vermute, dab er die dreieckigen Zellfortsätze, die zwischen Cornea und Kegel liegen, als Corneagenzellen angesehen hat. Dies sind Teile der Hauptpigmentzellen (Fig. 14a); die Beweisführung braucht nicht wiederholt zu werden. Zwischen den Kegeln findet sich wieder ein Iristapetum, welches im durchgehenden Licht schwach grünlich aus- sieht. Die Reflexionskraft ist schwächer als bei den javanischen Formen. Die Kerne der Nebenpigmentzellen liegen in einem Kranz um den Kegel herum, in diese ist Tapetumsubstanz eingelagert. Zwischen die Retinulae hinein setzt sich das Tapetum eine Strecke weit in sehr schmalen Streifen fort. Die äußerst dünne Spitze des Kegels wird von den beiden Hauptpigmentzellen umschlossen. Die- selben führen wie die Sehzellen schwarzbraunes Pigment. Ihre Kerne, die wie die Zellen bei dieser Form eine ansehnliche Größe haben, sind auf ungefärbten Schnitten als helle Aussparungen zu erkennen. Um die Kerne herum sind beide Zellen am breitesten und führen am meisten Pigment. Fig. 14b zeigt diese Stelle im (Juerschnitt. Nach der Cornea hin werden die Zellen schmäler, und auch die Pigmentführung nimmt ab. Die Retinula zeigt auf Querschnitten an ihrem distalen Ende einen Aufbau aus 7 Zellen. 6 der dazu gehörigen Kerne liegen ziemlich in gleicher Höhe, der 7. liegt ein wenig tiefer. Der Zell- leib, der zu diesem Kern gehört, nimmt auf den weiteren Schnitten der Serie immer mehr an aröße ab. Noch etwas tiefer schiebt sich Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 21 eine 8., rudimentäre Zelle in den Verband der anderen (Fig. 14c). Die beiden rudimentär werdenden Zellen sind hier anders orientiert als bei Rhombadera; sie liegen nicht nebeneinander, sondern sind durch eine normal ausgebildete Sehzelle voneinander getrennt. Der 8. Kern ist sehr klein; die platt gedrückte 8. Zelle konnte ich nur auf wenigen Querschnitten mit Sicherheit erkennen. Auf Quer- schnitten, die nahe der Basalmembran liegen, kann man nur noch 6 Zellen zählen, die sich um das Rhabdom herum gruppieren. Die 7. und 8. Sehzelle sind also kürzer als die übrigen. Die Retinula führt braunes Pigment; am dichtesten liegt es am distalen Ende, wo die Kerne liegen und die Retinula am breitesten ist. Es liegt in Gestalt einer kleinen Rosette um das Rhabdom. Zum Schluß soll eine Würdigung der Mantidenaugen nach ihrer biologischen Bedeutung erfolgen. Die Tiere lauern im Hinterhalt auf Beute, regungslos harrend, bis die das Gesichtsfeld absuchenden Augen ein Beutetier entdeckt haben, das nun mit den Blicken ver- folgt wird. Im richtig gewählten Zeitpunkt werden die zu Fang- organen umeestalteten Vorderbeine ausgestreckt und das Opfer da- mit festgeklemmt. Die randständigen Ommatidien dienen zur Wahr- nehmung der herannahenden Beutetiere, auf die dann die Omma- tidien des Augenmittelfeldes gerichtet werden. Das Augenmittelfeld mit seinen verlängerten Facettengliedern lokalisiert die Beute präzis, was für ein sicheres Zuschlagen unbedingt notwendig ist. Bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit des Gesichtssinns von Mantis ist noch in Betracht zu ziehen, daß sie unter den Orthop- teren die am besten ausgebildeten Ocellen hat. B. Vergleichender Teil. IV. Die Hauptpigmentzellen. Zur Gewinnung eines einheitlichen Gesichtspunkts für die Be- urteilung der Ausbildung der Hauptpigment- und Corneagenzellen wollen wir uns die Verhältnisse bei Apterygoten, bei hemimetabolen und bei holometabolen Insecten und bei den Krebsen vergegen- wärtigen. Die niedersten Insecten, die Apterygoten, zeichnen sich durch den Besitz besonderer corneagener Zellen aus, die sich stets in der Zweizahl für jedes Omma finden. Mit dieser Tatsache hat uns 22 KARL ZIMMERMANN, u Hesse bekannt gemacht, den ich im folgenden für mich sprechen lassen kann. Bei Lepisma saccharinum finden „wir seitlich von den Krystallzellen, ebenfalls der inneren Linsenoberfläche dicht anliegend, zwei andere Zellen mit großen, mehr oval gestrecken, einander entgegen- gesetzt liegenden Kernen. Sie schieben sich nur ganz wenig zwischen Linse und Krystallzellen ein: die Vergleichung mit Poduren und Machilis nöthigt uns, sie als Corneagenzellen anzusehen, die wir eigent- lich zwischen Cornealinse und Krystallzellen erwarten sollten. Hier haben sich also Corneagenzellen und Krystallzellen in die Absonde- rung der Cornealinse getheilt“ (p. 411). Ziemlich ähnlich ist das Verhalten der Corneagenzellen bei Machilis, wo sie sich proximal von der Linse befinden. „Sie sind von etwa bohnenförmiger Gestalt und kehren sich die konkave Kante zu. Sie grenzen in der Mitte nicht immer genau an einander; es bleibt daher dort eine geringe Strecke, auf welcher die unter ihnen liegenden Krystallkegelzellen direkt an die Linse grenzen.“ Sowohl bei Lepisma als bei Machilis kommen keine Hauptpigmentzellen vor. auch die seitlich des Krystallkegels liegenden Zellen bei Lepisma sind nicht pigmentführend. Wenden wir uns nun den hemimetabolen Insecten zu. Durch die Untersuchungen der Ephemeridenaugen von ZIMMER (1897) ist mit Sicherheit im Frontauge von Cloeon das Vorkommen von zwei Corneagenzellen festgestellt, welcher Befund auch von Hesse be- stätigt worden ist. Im Folgenden soll das Verhalten der Haupt- pigmentzellen bei den Libellen nach meinen eigenen Untersuchungen zusammengestellt werden. Bei einer ganz jungen Aeschna- Larve finden wir, daß sich zu beiden Seiten des Krystallkegels zwei Zellen anlegen, die bis zur halben Länge des Krystallkegels herunterreichen. Sie haben dort ihre größte Breitenanschwellung, in welcher der Kern sitzt, und stehen durch Fortsätze in Verbindung mit den dreieckigen Schaltstücken, die sich zwischen den Krystallkegel und die Cornea einschieben. Daß diese Verbindung existiert, glaube ich auch für verschiedene andere Formen überzeugend gezeigt zu haben. In die beiden Zellen ist um den Kern herum Pigment eingelagert. Im Ver- lauf ihres Wachstums machen nun die Libellenlarven verschiedene Häutungen durch, die Cuticula wird mehreremal als zusammen- _hangende Haut abgeworfen. Diesen Prozeß macht natürlich die über dem Auge liegende Cornea mit, die bei dieser Gelegenheit daher auch neu gebildet werden muß. Da wir nun mit Recht annehmen dürfen, daß die Neubildung der Cuticula von den direkt anstoßenden Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 23 Gewebspartien geleistet wird, so würde die Cornea von den Fort- sätzen der Hauptpigmentzellen, die den Kegel haubenartig bedecken, ausgeschieden. Diese beiden Zellen haben also jetzt zwei Funk- tionen, sie erneuern die Cornea und stehen gleichzeitig im Dienste der Lichtisolierung. Die Corneagenzellen sind also nicht nutzlos ge- worden, sondern haben eine andere für den Organismus wichtige Funktion übernommen. Die Häutungen erfolgen bei älteren Larven nur in sehr langen Zwischenräumen, die beiden Zellen werden also nur wenig zur Corneaerneuerung in Anspruch genommen, dafür können sie um so vollständiger die zweite Aufgabe übernehmen. Sie wachsen bei älteren Larven immer mehr gegen die Spitze des Krystallkegels aus und umgeben dieselbe mit einem wirksamen Pigmentschutz. Sobald das Tier den Imagozustand erreicht hat, hören die Häutungen auf, und die Corneaerneuerung fällt vollständig weg. Auf Schnitten durch das Imagoauge finden wir, daß die Kerne der Hauptpigmentzellen bis an die Spitze des Kegels herunter ge- wandert sind. So haben wir also schrittweise verfolgt, wie die Um- wandlung der beiden Zellen vor sich geht. Sie sind in frühester Jugend corneabildend und erhalten dann durch Einlagerung von Pigment eine Funktionsvermehrung. Für die Libellen ist also bewiesen, daß Corneagenzellen und Hauptpigmentzellen entwicklungsgeschichtlich senau dieselben Zellen sind; sie liegen ursprünglich distal und seitlich von den Kegelzellen und nehmen erst sekundär bei der Imago ihre Lage an der Spitze des Kegels ein. Diese Tatsache ist von großem Gewicht für die Annahme von Hesse, daß bei den Insecten Corneagenzellen und Hauptpigmentzellen homolog sind. Es bleibt jetzt noch übrig, auf die Verhältnisse, wie sie sich bei Phasmiden und Mantiden finden, einzugehen. Auch hier haben die Corneagenzellen eine Formveränderung erfahren, die bei den Libellen beschrieben worden ist. Wir finden ebenfalls zwischen Kegel und Cornea Zellfortsätze der Hauptpigmentzellen. Zusammenfassend können wir also sagen, daß zwischen der Aus- bildung der Hauptpigmentzellen und dem Vorkommen von Häutungen ein Zusammenhang besteht. Bei den von mir untersuchten hemi- metabolen Insecten sind die Hauptpigmentzellen mit Fortsätzen, die zur Cornea hinauflaufen, ausgestattet. So haben diese Zellen ihre eigene Geschichte aufgeschrieben; ihre Form bei der Imago läßt uns ihre Tätigkeit im Larvenleben erraten. Wir werden diese Zellfort- sätze, mehr oder minder deutlich ausgeprägt, bei allen hemimetabolen 24 Kart, ZIMMERMANN, Insecten erwarten dürfen, denn alle hierher gehörigen Formen häuten sich im Jugendstadium und müssen für die Erneuerung ihrer Cornea Sorge tragen. Wie weit die Verlagerung der Corneagen- zellen nach rückwärts erfolgt, hängt ab von dem Bedürfnis nach Lichtisolation und ist vielleicht auch eine Folge des engeren Zu- sammenrückens der Facetten. Bei den Ephemeriden z. B. hat sich ihre ursprüngliche Lage erhalten. Hier dauert der Larvenzustand etwa 2—3 Jahre, während welcher Zeit mehrere Häutungen vor- kommen. In großem Mißverhältnis dazu besteht der Imagozustand nur kurze Zeit, während dessen die Augen nur im Dienste des Aufsuchens des Geschlechtsgenossen stehen, da wegen der ver- kümmerten Mundteile keine Nahrung aufgenommen werden kann. Zur Vollständigkeit soll auch auf die Augen der holometabolen Insecten Bezug genommen werden. Als Beispiel diene das Auge der Schmetterlinge, worüber wir durch eine Arbeit von JOHANSEN unter- richtet sind, worin er die Entwicklung der beiden in Betracht kommenden Zellen bei Vanessa urticae schildert. Diese haben beim Schmetterling die Lage von Hauptpigmentzellen, der ausgebildete Schmetterling braucht keine Corneagenzellen. Aber die Kerne dieser beiden Zellen liegen in früheren Stadien der Entwicklung in der distalen Region des Auges, und die dazu gehörigen Zellen beteiligen sich an der Ausscheidung der die Augen überziehenden Puppenhülle. „Anstatt nun auch weiter in ihrer Lage an der Oberfläche der Augen zu verharren, treten in deutliche Beziehung zur Oberfläche des Auges Zellen, deren Kerne der mittlern Kernzone angehören, die aber im Laufe der Entwicklung vollständig in die distale Zone über- gehen, während andrerseits die primär in der distalen Zone befind- lichen Kerne hinunterrücken“ (p. 451). „Diese Zellen werden zu den Hauptpigmentzellen“ (p. 453). Hier haben also Zellen, die an der Ausscheidung der Puppenhülle mitgewirkt haben, bei der Imago eine andere physiologische Aufgabe übernommen. Sie unterstützen die Lichtisolierung, was für Tiere, die im grellen Sonnenlicht fliegen, sehr wichtig ist. Wenn wir uns nun den Krebsen zuwenden, so müssen wir bei denselben, da sie ihren Panzer regelmäßig, in den jüngsten Stadien jährlich mehrere Male, später jährlich einmal abwerfen, Corneagen- zellen vermuten. Diese Vermutung findet sich in Wirklichkeit be- stätigt; zeitlebens besitzen die Krebse typische Corneagenzellen. So läßt sich aus den geführten Betrachtungen folgender bio- logischer Gesichtspunkt gewinnen: Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 25 1. Die niedrigst stehenden Insecten (Machilis) haben Corneagen- zellen und keine Hauptpigmentzellen. 2. Bei Tieren, die das ganze Leben hindurch regelmäßig Häutungen unterworfen sind (Krebse), sind Corneagenzellen vor- handen. 3. Bei hemimetabolen Insecten, die sich im Larvenleben häuten, ist die Umwandlung der Corneagenzellen zu Hauptpigmentzellen mehr oder minder vollständig vollzogen. 4. Bei holometabolen Insecten, die im Larvenzustand noch kein Facettenauge besitzen, lassen sich auch Fortsätze der Hauptpigment- zellen nachweisen. Doch wird hier meistens auf die Entwicklungs- geschichte zurückgegangen werden müssen. Es wird ferneren Untersuchungen vorbehalten bleiben müssen, ob diese Schlüsse allgemeine Geltung haben. Der obige Gedanken- gang macht uns auch verständlich, warum in einem Auge entweder nur zwei Corneagen- oder nur zwei Hauptpigmentzellen vorkommen, aber nie beide Arten nebeneinander. Zum Schluß dieses Abschnitts möchte ich noch einen Befund aus KIRCHHOFFER (1908) anführen, der sich für das Vorhergehende ver- werten läßt. Er schreibt auf p. 246: „Bei Scarabaeus variculosus umschließen die Hauptpigmentzellen, welche sich distal an die Cornea ansetzen, den Krystallkegel vollständig und lassen nur an seinem proximalen Ende einen, dem Durchtritt des Lichts dienenden Spalt frei.“ Damit ist für einen Käfer festgestellt, daß die Hauptpigment- zellen mit Fortsätzen bis unter die Cornea heraufreichen. Ferner glaube ich berechtigt zu sein, eine Deutung für einen dem Autor unerklärlichen Befund zu geben. Bei Schilderung des Auges von Elater sanguineus steht auf p. 266: „Die Semrer’schen Kerne sind von einem hellen Hof umgeben, der mit einer licht- brechenden Substanz (x) erfüllt ist. Durch zarte Linien wird sie in zwei Hälften geteilt, was aus tiefer gelegenen Querschnitten noch deutlicher zum Ausdruck kommt. Auf diesem Schnitte sind die Semper’schen Zellen, infolge ihres stark granulierten Plasmas nicht getrennt zu erkennen. Auf dem Medianschnitt sieht man, daß diese Zellen mit lichtbrechendem Inhalt die Semrerschen Zellen zwischen Corneafortsatz und Retinula einhüllen. Ich konnte in ihnen keine Kerne finden, und vermag auch keine Erklärung für ihre Funktion zu geben. Sie werden von den Nebenpigmentzellen, deren Kerne zwischen den Corneafortsätzen liegen, röhrenförmig umgeben. Die Kerne der Hauptpigmentzellen liegen zu Seiten der Spitze des 26 Kart ZIMMERMANN, Corneafortsatzes und unterscheiden sich von den langen Kernen der Nebenpigmentzellen durch ihre rundliche Gestalt.“ Durch diese Beschreibung und bei Betrachtung der zwei dazu gehörigen Querschnittsbilder werde ich lebhaft an meine Querschnitte durch die Augen der Libellen erinnert. Dort gehört der zweiteilige Hof, der sich um die Kerne herumlegt, zu den Hauptpigmentzellen. Die überaus große Ähnlichkeit der Verhältnisse bei Ælater legt es nahe, diesen zweiteiligen Hof als Fortsätze der Hauptpigmentzellen zu deuten. V. Pigment und Tapetum. Die Einlagerung von Pigment ist physiologisch außerordentlich wichtig. Es lassen sich in jedem Facettenglied zwei Arten unter- scheiden: 1. das Irispigment, das in die Hauptpigmentzellen und in die Nebenpigmentzellen eingelagert ist. Diese beiden Zellarten sind morphologisch immer unterscheidbar, schon durch die Größe und Ausbildung ihrer Kerne, 2. das Retinapigment in den Zeller der Retinula. Dem Irispigment liegt vor allem die Aufgabe ob, die Licht- strahlen, die aus dem Krystallkegel herausgebrochen werden, aufzu- fangen und für die Nachbarfacetten unschädlich zu machen. Nament- lich das Pigment in den sehr zahlreich vorkommenden Neben- pigmentzellen ist dafür eingerichtet. Durch das Retinapigment wird der recipierende Abschnitt zu einer pigmentierten Röhre; das Rhabdom ist gegenüber seiner Umgebung von Strahlen, die bei der Entstehung der Bildpunkte stören könnten, abgeschlossen. Sehr häufig findet man auch hinter der Basalmembran kleinere oder größere Mengen von Pigment eingelagert. Dies wird wohl den Zweck haben, daß solchen Strahlen, die durch die Körper- cuticula, welche etwas lichtdurchlässig ist, hindurchdringen und durch die Gewebe bis zur Basalmembran gelangen, der weitere Weg in die recipierenden Abschnitte des Auges versperrt wird. Solche Strahlen würden sich, wenn sie recipiert würden, sehr störend be- merkbar machen. Es ist unmöglich, eine bestimmte Regel für das Vorkommen von Pigment anzugeben. Das dunkle Pigment ist überall außerordent- lich widerstandsfähig gegen Lösungsmittel, während sich helles, namentlich gelbes Pigment überaus rasch löst. Bei einigen von mir untersuchten Formen habe ich in den Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. AT Nebenpigmentzellen kein Pigment, sondern Tapetumsubstanz ge- funden. Das Vorkommen einer solchen Substanz im Facettenauge von hemimetabolen Insecten ist meines Wissens noch nirgends be- schrieben worden. Im Auge von Bacillus finden wir eine Substanz, die lebhaft an ein Tapetum erinnert, bei Mantis religiosa ein deut- liches Tapetum, und bei den javanischen Mantiden sind außerordent- lich stark reflektierende Stoffe eingelagert. Bei den Wirbeltieren bezeichnet man als Tapetum die gefäßlose, spiegelnde Schicht der Chorioidea, die der inneren Augenwand einen meist farbigen Metall- schimmer verleiht und die das Augenleuchten bewirkt. Nachdem man später auch bei niederen Tieren leuchtende Augen gefunden hatte, wurde der Begriff von den Augen der Wirbeltieren herüber- genommen. Bei niederen Tieren entsteht das Leuchten der Augen auf andere Weise; Tapetum ist also kein morphologischer, sondern ein physiologischer Begriff. Ein Iristapetum wurde zum erstenmal von Leypi& beobachtet und zwar am Flubkrebs. Er hat das Tapetum als „weißes Pigment“ bezeichnet. Der Name Iristapetum ist von GRENACHER vorgeschlagen worden, der ein solches bei ver- schiedenen Krebsen beobachtete. Exner beschreibt diese reflek- tierenden körnigen Massen folgendermaßen: „Im durchfallenden Lichte unter dem Mikroskop betrachtet, er- scheinen sie fast so schwarz wie das Irispigment, und scheinen zu diesem zu gehören. Blendet man aber das durchfallende Licht ab, dann erkennt man, daß man es mit einer opaken, stark reflektierenden Masse zu tun hat.“ Dieses Verhalten bei auffallendem Licht stimmt vollständig überein mit meinen Befunden bei Mantiden, für welche somit der Besitz eines Iristapetums nachgewiesen ist, nur daß in diesem Auge das vorherrschende Pigment braun und nicht schwarz ist. In den Mantidenaugen verschwindet die Tapetumsubstanz ganz oder teil- weise nach längerer Behandlung der Schnitte mit Iodkalium, in Alkohol und Xylol ist dieselbe unlöslich, bei Rhombadera ist dieselbe auch auf den mit Eosin gefärbten Schnitten erhalten geblieben. Eine schwierige Frage ist die nach der Bedeutung und Funktion der Tapetumsubstanz. Da es in die sonst pigmentführenden Neben- pigmentzellen eingelagert ist, wird man annehmen dürfen, daß es in erster Linie auch lichtisolierend wirkt. Doch geschieht die Iso- lierung auf einem ganz anderen Wege: das Pigment resorbiert die Lichtstrahlen, während die Krystalle des Tapetums dieselben re- flektieren. Das. Tapetum befördert also die schief in das Auge 28 KARL ZIMMERMANN, fallenden Strahlen wieder unschädlich hinaus. Es können sich also Pigment und Tapetumsubstanz gegenseitig vertreten; in genügender Diehte gewährt diese Substanz Lichtschutz. So würde also für die Facettenaugen der Mantiden auch die Korrelation zwischen Pigment und Tapetum vorhanden sein, wie sie von Linx für die Stirnaugen der Mantiden und Acridier festgestellt worden ist. VI. Bau der Retinula. Die achte Retinulazelle. Die Lichtreception findet in der Retinula statt, welche aus einer Anzahl der Länge nach aneinander liegenden Zellen besteht. Diese Sehzellen sind primäre Sinneszellen. Jede Sehzelle scheidet an ihrem zentralen Teil ein Rhabdomer aus. Bei Lepisma finden wir zwei Lagen von Retinulazellen, eine mehr distale und eine mehr proximale. Wir dürfen wohl annehmen, daß eine Zweischichtigkeit der Retinula das Ursprünglichste ist. Ueber den feineren histologischen Bau der Rhabdomere hat Hesse sich auf viele Arten erstreckende Untersuchungen angestellt. Nach ihm sind die recipierenden Endorgane der Sehzellen stets nach dem- selben Plan gebaut: „Es sind Stiftchensäume, deren einzelne Stift- chen das gewöhnlich verdickte Ende einer Neurofibrille bilden, welche ihrerseits durch die Sehzelle hindurch in deren Nervenfort- satz verläuft und in diesem wahrscheinlich zum Centralorgan (Ganglion opticum oder Gehirn) geht. So wäre also jedes Stiftchen durch eine kontinuirliche Leitung mit einer centralen Zelle ver- bunden. Die Stiftchensäume selbst sind in verschiedener Weise modificirt. In vollkommenster Ausbildung zeigt jedes Stiftchen an seiner Basis eine rundliche oder längliche Verdickung, ein Knöpf- chen, an welches sich dann die Fibrille anschließt; zwischen der Lage der Knüpfchen und dem granulirten Zellplasma liegt eine helle Zone, die Schaltzone, in der die Fibrillen am deutlichsten zu Tage treten, während sie zwischen den Granulationen des Zellplasmas oft ganz verschwinden“ (p. 462). Für das Studium dieser Verhält- nisse sind die von mir untersuchten Formen nicht besonders günstig. Die Streifung der Rhabdomere habe ich sicher gesehen auf Quer- schnitten durch das Auge der Aeschna-Larve. Ebenso konnte die Streifung bei Sipyloidea deutlich wahrgenommen und die Fibrillen bis zur proximalen Umbiegungsstelle verfolgt werden. Die Libellen Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 29 zeichnen sich durch eine große Konzentration der recipierenden Elemente aus; die Verschmelzung der Rhabdomere ist soweit fort- geschritten, daß sie den Eindruck einer anscheinend einheitlichen Bildung machen. Ueber die Anzahl der in einem Facettenglied vorkommenden Retinulazellen haben sich seit GRENACHER die Ansichten geändert. Derselbe schreibt: „daß die typische Zahl 7 als Ausgangspunkt an- gesehen werden muß.“ Es war GRENACHER auch schon bekannt, daß bei Hymenopteren und Cicaden 8 Retinulazellen vorkommen, und er erklärt dies durch eine Vermehrung der Elemente auf 8. Dieser Erklärungsversuch ist heute nicht mehr aufrecht zu erhalten. Das Vorkommen von 8 Retinulazellen ist neuerdings auch für andere Insectenordnungen festgestellt worden. Die Untersuchungen über die Augen pentamerer Käfer von KIRCHHOFFER haben ergeben: „die Retinula besteht aus 8 Sehzellen, von den dazu gehörigen Kernen liegen 7 im distalen Teil der Retinula, während die 8. in die Tiefe gesunken ist.“ Ferner hat Dietrich für die Dipteren eine rudi- mentäre 8. Sehzelle nachgewiesen, von der mindestens immer der Kern vorhanden war. Durch meine Untersuchungen wird die ursprüngliche Achtzahl für weitere Formen festgestellt. Einen 8. Kern konnte ich nach- weisen bei der Aeschna-Larve, ebenso bei den Mantiden. Bei Sipyloidea fand ich eine deutlich 8. Retinulazelle und einen dazu ge- hörigen Kern; das Querschnittsbild erinnert sehr lebhaft an die Verhältnisse bei den Hymenopteren, bei welchen sich ebenfalls 8 Retinulazellen um das Rhabdom herum gruppieren. Es ist in der Arbeit von DierriCH versucht worden, eine Er- klärung für die Reduktion der Retinulazellen von 8 auf 7 zu geben, deren Gedankengang ich wiedergeben will. Er geht zunächst von der von Hesse (1908) ausgesprochenen Annahme aus: „dab die Seh- zellen nicht alle die gleiche spezifische Energie besitzen, sondern auf Licht von verschiedener Wellenlänge abgestimmt sind“. Weiterhin benutzt er seinen eigenen Befund: „die rudimentär gewordene 8. Zelle ist innerhalb der gesamten Dipterenreihe immer dieselbe Morpho- logisch erweist sich also jede Retinulazelle nach ihrer Orientierung wie in bezug auf den ihr entsprechenden Nerv als ein Individuum. Der Schluß liegt nahe, daß sie es auch physiologisch ist. Es gerät also ein spezifisch wirkendes Individuum in Verlust“. Ferner postuliert er, „daß Organismen, die unter denselben Lichtverhältnissen leben wie wir, das Licht auch in ungefähr den- 30 Kari ZIMMERMANN, selben Grenzen der Wellenlänge wahrnehmen und innerhalb dieses Spektrums auch anniihernd dieselbe Zahl differenter Lichtfarben unterscheiden. Diese Erwägungen mögen es rechtfertigen, die weit- verbreitete Siebenzahl der Rhabdomere dahin zu deuten, dab jedes Rhabdomer eine besondere Lichtart, ein Ommatidium alle 7 Farben wahrnimmt. Es mag in diesen Fällen der Besitz einer 8. Sehzelle ohne positiven Nutzen gewesen sein, sich auf die Wahrnehmung einer noch weiteren Lichtqualität zu spezialisieren, als die Zahl der funktionierenden Rhabdomere angibt. Daß aber unter den Arthro- poden, die eine gleichmäßige Ausbildung der 8 Sehzellen aufweisen, die Schmetterlinge und Bienen sich befinden, bei denen das Farben- unterscheidungsvermögen ausschlaggebend für die Existenz des Tieres werden kann, dürfte vielleicht kein Zufall sein.“ Weiter unten faßt er zusammen: „Es gerät also nicht ein Photorezeptor in Verlust, sondern nur dies eine spezifisch wirkende Individuum.“ Dieser Erklärungsversuch ist zunächst sehr überzeugend, aber bei näherer Prüfung der Voraussetzungen, auf welchen er beruht, stellen sich Zweifel ein. Ich kann zunächst bestätigen, dab die rudimentär werdende 8. Zelle nach ihrer Orientierung in bezug auf die anderen Zellen immer genau dieselbe ist. Man empfindet dies als sehr angenehm beim Durchsuchen der Querschnittserien nach dieser Zelle oder nach ihrem Kern, es bedeutet dies eine große Erleichte- rung für die Untersuchung. Ich möchte aber nicht aussprechen, daß wir deshalb berechtigt sind, auf eine spezifische Natur dieser Zelle den verschiedenen Lichtsorten gegenüber zu schließen. Viel- leicht läßt sich die Tatsache der Orientierung der verschwinden- den 8. Zelle auch bloß aus Gründen der Kongruenz und Symmetrie erklären. Aber auch die damit. in Zusammenhang stehende Folge- rung, daß die Insecten genau wie die Menschen 7 Lichtsorten wahrnehmen können, hat für mich nur den Charakter einer ge- wagten Hypothese. Und selbst wenn man der Hypothese zu- stimmen würde, so ließen sich jetzt schon Ausnahmen anführen. Es ist nämlich durch einwandfreie exakte Versuche festgestellt worden, daß die Ameisen auf ultraviolettes Licht, für welches die Menschen keine Empfindung haben, sehr lebhaft reagieren. Wenn man sie nämlich mit ultraviolettem Licht bestrahlt, so tragen sie ihre Puppen rasch aus diesem Bereich weg. Ebenfalls die Daphniden haben ein anderes Empfindungsvermögen am kurzwelligen Ende des Spektrums als andere Organismen. Mit dieser Theorie von der spezifischen Farbenabstimmung jeder Retinula ließe sich auch schwer Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 31 die Tatsache der Zweischichtigkeit der Retinula in Einklang bringen. Wie sollen z. B. die Libellen von einem entfernten Gegenstand, dessen Bild im distalen Teil der Retinula entsteht, alle Farben wahr- nehmen, wenn nur 5 Retinulazellen zur Reception wie bei Aeschna vorhanden sind? Wie sollte man sich ferner erklären, daß bei den von mir untersuchten javanischen Mantiden neben der 8. auch die 7. Sehzelle rudimentär wird? Wir wären gezwungen anzunehmen, daß diese Tiere nur 6 Lichtsorten wahrnehmen. Überdies muß hier gesagt werden, dab die 7 Regenbogenfarben keine scharf abge- grenzten Qualitäten sind; man könnte auch mehr Farben unter- scheiden. Man stößt hier auf große Schwierigkeit, wenn man die DrerricH'schen Voraussetzungen annimmt. Auf dem Wege theore- tischer Spekulation wird eine befriedigende Lösung der Frage der Farbenwahrnehmung durch Insecten kaum zu erwarten sein. Hier können uns nur Versuche mit lebenden Tieren die richtige Auf- klärung verschaffen. Freilich ist es sehr schwer, solche Versuche so anzustellen, dab sich keine Fehler bei der Ausführung derselben einschleichen. Da der Nachweis von ursprünglich 8 Retinulazellen für die oben angeführten Ordnungen geglückt ist, werden wir wohl nicht fehlgehen in der Annahme, daß die ursprüngliche Lage der Retinula auch bei den übrigen Insectenordnungen aus 8 Sehzellen bestanden habe. Die Anwesenheit von 8 Retinulazellen ist von Bepau (1911) für die Wasserwanzen festgestellt worden. So hätten wir also im Insecten- auge mathematisch sich steigernde Zahlenverhältnisse: 2 Corneagen- resp. Hauptpigmentzellen, 4 Krystallkegelzellen und 8 Retinulazellen. VIL Allgemeines über Facettenaugen. Die Facettenaugen demonstrieren in vorzüglicher Weise das überall in der Natur angewandte Gesetz, daß der unendliche Reich- tum an Formen durch Anwendung einfacher Mittel hervorgebracht wird. Als wesentliche Bestandteile kehren in jedem Insectenauge wieder: 1. Der dioptrische Apparat gebildet von der Cornea und den 4 Kegelzellen. 2. Der recipierende Apparat, die Retinula mit Rhabdom, ge- bildet aus 8 Retinulazellen, wovon meistens eine, manchmal noch weitere rudimentär geworden sind. 3. Die pigmentführenden Zellen: 32 Kart, ZIMMERMANN, a) die regelmäßig in der Zweizahl vorkommenden Hauptpigment- zellen, resp. die denselben homologen Corneagenzellen ; b) die Nebenpigmentzellen, deren Zahl nicht bestimmt ist. Es sind dies indifferente Zellen zur Ausfüllung der zwischen den Ommen verbleibenden Zwischenräumen. Durch leichte Abänderungen der Gestalt dieser wenigen Be- standteile und damit einer etwas abgeänderten Anordnung zum Omma sind alle die vielen Abstufungen, die schon beschrieben worden sind, entstanden. In der Anordnung der einzelnen Facetten zum Gesamtauge herrscht wiederum die größte Mannigfaltigkeit, von fast regelmäßiger mathematischer Anordnung nach den Radien einer Kugel bis zu auffallender Unregelmäßigkeit. So ziemlich jede Gattung ist im Bau ihres Sehorganes durch Eigenheiten, die nur ihr zukommen, aus- gezeichnet. Man findet immer, daß die Ausbildung des Auges ab- hängig ist von der Höhe der Gesamtorganisation und von der Lebens- weise des Tieres; je schneller das Tier, um so leistungsfähiger und größer sein Auge, je langsamer, um so kleiner und weniger differen- ziert. Umgekehrt lassen sich durch Vergleichen der Lebensweise und des anatomischen Baues bei verschiedenen Formen Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Augen gewinnen. Es gilt auch hier das von Caux in seiner „Atlantis“ aufgestellte Gesetz: „Bau und Lebensverhältnisse verhalten sich wie die beiden Glieder einer Gleichung, welche beide nur äquivalente Änderungen zulassen“. VIII. Zusammenfassung. Zum Schluß sollen die Ergebnisse dieser Untersuchung zusammen- gestellt werden. Für die von mir untersuchten Augen gilt folgendes: 1. Hauptpigmentzellen und Corneagenzellen sind homologe Ge- bilde Es finden sich Fortsätze der Hauptpigmentzellen bis herauf an die Cornea; die zwischen der Cornea und den Kernen der Kegel- zellen sich findenden, kleinen dreieckigen Schaltstücke gehören zu den Hauptpigmentzellen. 2. Bei denjenigen Libellen, deren Auge durch verschiedenes Pigment in 2 Bezirke geteilt ist, funktioniert im Larvenzustand nur der seitliche ventrale Teil des Auges, der dunkles Pigment führt. 3. Die Retinula setzt sich ursprünglich aus 8 Zellen zusammen, wovon eine regelmäßig rudimentär wird. Meistens ist nur der Kern der 8. Zelle nachzuweisen, nur bei Sipyloidea auch der Rest eines Zellkörpers. 4. Die Mantidenaugen besitzen ein Iristapetum. Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. 33 Literaturverzeichnis. BEDAU, K., 1911, Das Facettenauge der Wasserwanzen, in: Z. wiss. Zool., Vol. 97, p. 417—454. CARRIERE, J., 1885, Die Sehorgane der Thiere, München. Chun, K., 1896, Atlantis. 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Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden und Mantiden. - 35 Erklärung der Abbildungen. bm Basalmembran Px Hauptpigmentzelle co Cornea pxk Kern einer Nebenpigmentzelle ip Irispigment Pxk Kern einer Hauptpigmentzelle ita Iristapetum | Fh Rhabdom k Krystallkegel sti Stiftchensaum kk Kern einer Krystallkegelzelle sx Sehzelle der Retinula kx Krystallkegelzelle sxk Kern einer Sehzelle n Nerv fap Tapetum nf Nervenfaser tuk Kern einer Tapetum-(Neben- nfi Neurofibrille pigment)zelle px Nebenpigmentzelle tra Tracheen Sämtliche Figuren sind mit dem ABBÉ’schen Zeichenapparat ent- worfen, die Einzelheiten sind mit der Hand eingetragen. a telle Fig. 1. Aeschna-Larve. 2 Facetten lings. D. Ok. 2. 220: 1. Fig. 2. Aeschna-Larve. Krystallkegel und distaler Teil der Retinula längs. !/, Imm., Ok. 1. 420:1. Fig. 2a. Querschnitt in der Höhe der Hauptpigmentzellen. !/,,, 0E2.5350:1. Fig. 2b. Querschnitt durch den distalen Teil der Retinula. 1/,,, Oko, 10:1. Fig. 3. Aeschna cyanea. Imago. Längsschnitt. 1/,, Ok. 3. 770:1. Fig. 4. Gomphus vulgatissimus. Längsschnitt. 335; 1. Fig. 4a. Tangentialschnitt. 530:1. Fig. 5a. Cordulia metallica. Kopf einer 20 mm langen Larve. 8:1. Fig. 5b. Kopf einer eben ausschlüpfenden Larve. 8:1. 3% 36 K. Zimmermann, Facettenaugen der Libelluliden, Phasmiden u. Mantiden. Fig. 6. Dsgl. Krystallkegel und Nebenpigmentzellen quer. D. Ok. 2. 220:1. Fig. 7. Libellula flaveola. Längsschnitt aus dem dorsalen Teil des Auges. 12, Ok. 2. 530:1. Fig. 7a. Dsgl. Tangentialschnitt direkt unter der Cornea. 530:1. Fig. 7b. Dsgl. Querschnitt in der Höhe der Nebenpigmentzellen. 530: 1. Fig. 7c. Dsgl. die Hauptpigmentzellen quer. 340:1. Fig. 7d. Dsgl. distaler Teil des Rhabdoms quer. 770:1. Fig. 8. Agrion-Larve. Tangentialschnitt. 420:1. Daitele: Fig. 9. Anax formosus. Längsschnitt. 335: 1. Fig. 10. Sipyloidea sipylus. 2 Facetten längs. 335: 1. Fig. 10a—g. Querschnitte in der Höhe der entsprechend be- zeichneten Pfeile. Fig. 11. Bacillus rossi. 2 Facetten längs. 530:1. Fig. lla. Dsgl. Tangentialschnitt. 420:1. Fig. 12. Rhombadera laticollis. 2 Facetten längs. 60:1. Fig. 12a. Dsgl. Querschnitt. 420:1. Fig. 12b. Dsgl. Querschnitt. 530: 1. Fig. 12c. Dsgl. Querschnitt. 770:1. Fig. 12d. Dsgl. Querschnitt. 770:1. Fig. 13. Dsgl. 2 Facetten nach einem ungefärbten Präparat. 82:1. Fig. 14a. Mantis religiosa. Tangentialschnitt. 420:1. Fig. 14b. Hauptpigmentzellen quer. 420: 1. Fig. 14c. Retinula quer. 420:1. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen (nebst Hauptgefäßen) und Versuch ihrer physiologischen Deutung. Von Heinrich Fabian. Mit Tafel 3—7. Vorliegende Arbeit wurde auf Anregung des Herrn Prof. Dr. STUDER ausgeführt. Ich erfülle eine angenehme Pflicht, wenn ich meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. STUDER an dieser Stelle für das rege Interesse, das er meiner Arbeit stets entgegengebracht hat, meinen herzlichsten Dank ausspreche. Dank schulde ich auch Herrn Privatdozenten Dr. Baumann, der mich in meiner Arbeit förderte. Gleichzeitig sei es mir gestattet, auch Herrn Prof. SPENGEL in Gießen für die Überlassung eines sehr wertvollen Dermochelys- Herzens und einer Chelone imbricata verbindlichst zu danken. Herr Prof. SPExGEL stellte mir in liebenswürdiger Weise einen Platz im Präpariersaal des zoologischen Instituts für meine Untersuchungen zur Verfügung. Einleitung. Es dürfte im ersten Moment gewagt erscheinen, noch einmal über das Gefäßsystem der Chelonier zu schreiben, wo dieses Gebiet doch schon von mir vielfach und von angesehenen Autoren behandelt 38 Herricu FABIAN, worden ist. Bei genauerer Betrachtung erkennt man aber, daß eine an allen Unterordnungen der Schildkréten durchgeführte verglei- chende Anatomie dieser Organe nicht existiert. Die bisher ge- machten Untersuchungen erstrecken sich sehr oft nur auf einige wenige Exemplare, bei manchem Autor auf ein einzelnes Tier. Ferner fehlt es auch an einer einheitlich zusammengefaßten Über- sicht, da die einzelnen Autoren oft verschieden Gewicht legen auf die zu behandelnden Punkte. Diese Lücken finden wohl zum großen Teil ihre Erklärung darin, daß man gewöhnlich das Herz und Gefäß- system der Chelonier im Zusammenhang mit dem der übrigen Rep- tilien beschrieben hat. Die vorhandene Literatur werde ich im Laufe meiner Ausführungen berücksichtigen und jetzt nur in Kürze einiges darüber angeben. Bosanus hat sich schon im Jahre 1819 eingehend mit der Ana- tomie von Testudo europaea befaßt. Er gibt in seinem Werke sehr schöne Abbildungen. BrRÜCcKE beschreibt Testudo graeca und Emys europaea, JACQUART Chelonia midas. Owen, der sich sehr auf Bosanus stützt, bezieht sich auf Emys europaea, Testudo graeca und Chelys fimbriata. Am verdientesten hat sich entschieden Gustav FRITSCH gemacht, der sich wie u. a. auch BrÜckE speziell dem Studium des Gefäßsystems gewidmet hat. Seinen Ausführungen liegen die meisten Untersuchungen an Schildkröten zugrunde. Es sind folgende Arten: Testudo tabulata, Emys concentrica, E. irrigata, Chelydra serpentina, Macroclemmys temminchii, Chelonia midas und cauana. Die 5 Jahre später in den Abhandlungen der böhmischen Gesell- schaft (Prag) 1874 erschienene „Anatomie der Elephantenschildkröte“ von Anton Fritsch stand mir leider nicht zur Verfügung, ich weiß daher nicht, ob das Herz darin erwähnt wird. SABATIER hat nur die Vorhöfe zum Gegenstand einer Arbeit gemacht; er hat von Schildkröten Cistudo europaea, Testudo ibera und Chelonia cauana untersucht. GascH hat Studien angestellt an Hmys europaea, Emysaurus serpentinus und Chelonia midas, RösE an Chelonia midas, Emys europaea und Terrapene clausa (Cistuda carolina), Docrez schließlich an Hmys caspica. HOFFMANN stützt sich in seinem anatomi- schen Teil vollkommen auf die Ausführungen von FrirscH, während seine physiologischen Betrachtungen auf Bricxe zurückgehen. — Man ersieht, daß von den 4 Unterordnungen der Chelonier eigentlich nur Vertreter einer einzigen, allerdings auch der größten, nämlich die der „Uryptodira“ untersucht worden sind. Owen bezieht sich zwar in einem kurzen Abschnitt auf Chelys fimbriata, und Burne streift Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 39 in seiner Anatomie der Muskulatur von Dermochelys coriacea nur ganz flüchtig das Herz. Es erscheint demnach der Wunsch berechtigt, einmal eine ein- heitliche Zusammenfassung der wichtigsten anatomischen Verhält- nisse zu geben, auf Grund vergleichend anatomischer Studien. Meine Bezeichnungsweise ist strenge nach einem Gesichtspunkte durchgeführt. In der Abbildung ist als „oben“ immer der dem Kopf am nächsten liegende Abschnitt gedacht, während die entgegen- gesetzte Partie mit „unten“ bezeichnet ist. Die Bezeichnungen „rechts“ und „links“ sind stets vom Rücken aus bestimmt worden. Um nach Möglichkeit Lücken in der Untersuchungsreihe zu vermeiden, habe ich mich bemüht, Vertreter aller Unterordnungen zu erhalten. Es sind folgende (nach SIEBENROCK’s Systematik ge- ordnet): A. Cryptodira 1. Macroclemmys temminkii (1 Herz) Familie Chelydridae 2. Cinosternum pennsylvanıcum 5 „ Cinosternidae 3. (2) Emys europaea, Panzerl. 10cm a + Testudinidae 4. Cistudo carolina (Terrapene clausa) ® } 5. Micoria trijuga var. thermalis x e = 6. Cyclemys amboinensis = ; n 7. Cinixys belliana Panzerl. 20 cm _ a & 8. (2) Testudo graeca ,, ar, 5 Ff 5 9. Testudo ibera 2 JO, — 5 À 10. (3) Testudo tabulata „25u.17 ,, 5 x R B. Cheloniidea („Pinnata“ nach BAUR, „Eretmopoda* nach RABL). 11. Chelone viridis (1 Herz) Familie Chelonidae 12. Chelone imbricata, Panzerl. ca. 25 cm R > x 13. (2) Dermochelys coriacea 5 10%, » Dermochelyrdae C. Pleurodira. 14. Podocnemis expansa Panzerl. 65cm — Familie Pelomedusidae 15. Chelys fimbriata(Matamata) ,, 10, = » Chelyidae 16. Chelodina longicollis = 20,77 = fc D. Trionychoidea. 17. ‘Trionyx spinifer Panzerl. 12 cm -- Familie Trionychidae Unter diesen waren 12 vollständige Exemplare (ihre Panzer- linge ist angegeben), zum Teil lebend, zum Teil in Spiritus oder auf Eis konserviert. Von den übrigen verschaffte ich mir nur die 40 HeinricH FABraAN, konservierten Herzen mit ihren Gefäßadnexen: es sind 10 Herzen. Ein kolossal großes Herz von Dermochelys coriacea, das einem 1'/, m eroßen Tier entnommen war und sich im Zusammenhang mit den übrigen Eingeweiden befand, wurde mir, wie schon eingangs er- wähnt, von Herrn Prof. SPENGEL in Gießen zur Untersuchung über- lassen. Das war für mich um so wertvoller, als ich eine an meiner kleinen Dermochelys gefundene Abweichung im Gefäßsystem am aus- gewachsenen Exemplar nachprüfen konnte. Das Herz der Gießener Dermochelys hatte folgende Maße: die größte Breite des Herzens (an den Vorhöfen gemessen) betrug 20 cm, die größte Länge 19 cm. Der Ventrikel allein war an seiner breitesten Stelle gut 14'/, cm breit, während seine Längsausdehnung (gemessen von der Spitze bis an den Anfang des Truncus arteriosus, ohne Muskelstreifen) 91, cm betrug. — Von den übrigen Herzen, soweit sie gezeichnet worden sind, ergeben sich die Größenverhältnisse aus den beigegebenen Zeichnungen. Die Präparation des kleinen Dermochelys-Herzens mußte zum Teil unter der Lupe vorgenommen werden. Nach erfolgter äußerer Präparation habe ich dieses Herz sowie das von Trionyx spinifer der Kleinheit wegen in Schnittserien zerlegen müssen, um über die inneren Verhältnisse Aufschluß zu erhalten. Ausführung. Lage des Herzens. Das ganz nahe am Plastron gelegene Herz der Chelonier hat im allgemeinen eine mediane Lage zur Längsachse des Körpers. Nur in 2 Fällen der von mir untersuchten Exemplare lag Dextrocardie vor, nämlich bei einer Zestudo tabulata und bei Trionyx spinifer (siehe Fig. 1 u. 14). Wie wenig Gesetzmäßigkeit diesem Punkte zukommt, ersieht man daraus, daß bei einer kleineren Zestudo tabulata, also derselben Art, das Herz eine mediane Lage zum Körper aufwies. Inwieweit die allerdings sehr starke Dextrocardie der Trionyx spinifer zu tieferen Schlüssen in bezug auf die Trionychoidea überhaupt berechtigt, vermag ich nicht zu sagen, da ich nur dieses eine Exemplar untersucht habe. OGusxr möchte auf diese Dextro- cardie ein „Hauptgewicht“ legen bei Erörterung der Frage nach dem systematischen Verhalten der Trionychoidea zu den übrigen Schild- kröten (s. seine Einleitung). Übrigens zeigt auch das Herz der Cimays belliana eine ganz leichte Wendung nach rechts. Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 41 Bei allen Schildkröten ist das Herz und ein Teil der abgehen- den Gefäßstämme (Truncus) in gleicher Weise vom Pericardium um- schlossen. Ein Blick auf Fig. 1 gibt Aufschluß über die Lage des Herzens im geöffneten Herzbeutel und zum Körper. Auffällig ist bei Trionyx spinifer (Fig. 14) der sehr geräumige Herzbeutel, in dem ein zweites Herz von gleicher Größe Platz haben würde. In der Mehrzahl der Fälle ist die Herzspitze durch einen mehr oder minder langen und kräftigen ligamentösen Strang an die Innen- wand des Herzbeutels geheftet. G. FrırscH nennt diesen „Guberna- culum cordis“, weil er der Meinung ist, daß er dazu bestimmt ist, die Spitze des Ventrikels in ihrer Lage zu fixieren. Ich konnte in sehr vielen Fällen dem Ligament keinen oder doch nur geringen Einfluß auf die „Steuerung“ des Herzens zuschreiben. Horrmann, der, wie schon einleitend erwähnt, sich sehr auf Frırsch stützt, schreibt u. a. über das Ligament: „es erscheint bei den Cheloniern zwar nicht durchgängig, aber doch in den einzelnen Species so regel- mäßig und ist meist so kräftig entwickelt, daß es besondere Beach- tung verdient“. Ich habe das nicht bestätigt gefunden. Es herrscht bei den Cheloniern im allgemeinen bezüglich des Auftretens dieses ligamentösen Stranges eine große Regellosigkeit. So habe ich zum Beispiel bei der zu den Pleurodiren gehörenden Chelodina longicollis diesen Strang wohl ausgebildet gefunden, während die der gleichen Unterordnung angehörende Podocnemis expansa überhaupt keinen auf- wies, obwohl dieses Herz eine viel bedeutendere Größe hatte. Bei meiner kleinen Dermochelys coriacea war die Herzspitze durch ein kurzes kräftiges Band mit dem Pericardium verbunden; dasselbe muß bei dem großen Dermochelys-Herzen (im Besitze des Herrn Prof. SPENGEL in Gießen) der Fall gewesen sein, wie mir die Schnittflächen des abgetragenen Ligaments beweisen. Die von mir untersuchte Trionyx spinifer war ohne Anheftungsband. — Auch die Stärke und Länge dieses Ligaments scheint keiner Gesetzmäbigkeit unterworfen zu sein und in keinem Verhältnis zur Größe des Herzens zu stehen. In einigen Fällen ist es so lang, dab von einem Fixieren des Herzens wohl kaum die Rede sein kann, da die Länge des Bandes kein Hindernis abgibt für die Bewegung des Herzens in dem ihm im Herzbeutel zur Verfügung stehenden Raum. Bei Dermochelys kann das sehr kurze und kräftige Band in der Tat den Ventrikel fixieren, es setzt direkt an der Herzspitze an und verschmilzt fast gerade gegenüber mit dem Pericardium. Meistens erfolgt die Anheftung jedoch nicht direkt an der Herzspitze, sondern etwas dorsal und 42 Heinrich FABIrAN, links von ihr. Auch verschmilzt das Ligament in der Regel nicht gerade gegenüber, sondern seitlich, es nimmt gewöhnlich einen schrägen Verlauf von links unten (Pericard) nach rechts oben (Apex). Chelone viridis ist mit einem unverhältnismäßig kräftigen Band ver- sehen, das sich fast direkt an der Herzspitze (etwas links von ihr) und merkwürdigerweise ventral befestigt; ebenso bei Chelone imbricata. Einige Züge greifen weit auf die ventrale Fläche über (Fig. 25). Macroclemmys temmincki ist wiederum nur mit einem ganz schwach aus- gebildeten Ligament versehen, das auch in gar keinem Verhältnis steht zum großen Ventrikel. Die an den angeführten Beispielen gezeigte Regellosiekeit weist auf eine nicht allzu große Bedeutung dieses Ligaments hin. Eine gewisse Fixierung (in allen Fällen) des Herzens bewirkt auch schon eine ligamentöse Verbindung des Sinus venosus durch die dorsale Wandung des Herzbeutels hindurch mit der Ven- trikelbasis, welche auch die in den Sinus mündende Herzvene um- kleidet. Übrigens will G. Frrrsch in seinem „Gubernaculum“ bei Macroclemmys temmincki ein Gefäß beobachtet haben, Bosanus schon vor ihm bei Emys. GEGENBAUR ist der Ansicht, daß im Ligament ein Rest des sog. Mesocardiums erhalten geblieben ist. Die Form des Ventrikels. Die dem Plastron zugewandte, also ventrale Fläche des Ven- trikels ist im allgemeinen schwach gewölbt. Es fehlt jedoch nicht an Beispielen, wo eine stärkere Wölbung auftritt. So zeigen Chelone viridis und Chelone imbricata auf der Ventralseite einen stark her- vortretenden Sattel, der von der Herzspitze nach dem Truncus arte- riosus zu verläuft und von dem aus die beiden Seitenflächen nach den Rändern zu abfallen. Ähnlich, nur etwas weniger stark aus- geprägt, fand ich das bei Podocnemis expansa und Dermochelys (in Gießen). Horrmann sagt, die ventrale Fläche, „die der fast ebenen Wand des Plastron anlagert“, sei flacher als die „dem ge- wölbten Rücken zugekehrte“. Mir scheint das Gegenteil der Fall zu sein, denn ich fand in allen Fällen eine dorsale Fläche vor, die entschieden flacher war als die ventrale. Bei Podocnemis und Dermo- chelys bot der Ventrikel dorsal sogar eine konkave Ansicht. Der Ventrikel ist breiter als lang, das Verhältnis der Breite zur Länge dürfte, wie schon G. Fritsch angegeben, etwa sich wie 3:2 verhalten. Um eine einheitliche Beschreibung des Ventrikels geben zu können, dürfte es vielleicht ganz praktisch sein, ihm die Form eines Dreiecks zugrunde zu legen, wenngleich manchmal ein Viereck Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 43 passender wäre. Die Spitze des Dreiecks würde dann mit der Spitze des Herzens und seine Basis mit der Basis des Ventrikels zusammen- fallen. Die Basis des Ventrikels ist mehr oder minder nach oben vorgebuchtet und entläßt an seinem am weitesten nach rechts ge- legenen Drittel den Truncus arteriosus. Die Dreiecksseiten müssen als nach außen vorgewölbt und die Ecken stark abgerundet gedacht werden. Der Winkel an der Spitze dürfte ungefähr einem Rechten gleichkommen (Testudo), er ist abhängig von der Breite des Ven- trikels. Die breitesten Ventrikel fand ich bei Podocnemis expansa, Chelodina longicollis, Trionyx spinifer, Thalassochelys caretta und Macro- clemmys temminckii. Bei diesen überschreitet der Winkel an der Spitze einen Rechten bedeutend, so daß sehr stumpfe Winkel ge- bildet werden. Die Zunahme des Winkels an der Spitze geschieht auf Kosten der Basiswinkel, welche, wenn der erstere 90° beträgt, je 45 ausmachen. Chelone viridis steht mit ihrem Verhalten einzig da, bei ihr ist nämlich der Ventrikel länger als breit. Die Folge ist, daß der Winkel an der Spitze nur ca. 45 beträgt, während der rechte Basiswinkel einem Rechten und der linke etwa 45 gleich- kommt. Die linke Ecke der Basis liegt daher weiter nach oben als die rechte, die Basis hat demnach eine Richtung von rechts unten nach links oben. Das mehr langgestreckte Aussehen des Ventrikels wird noch verstärkt, wenn, wie in Fig. 25, die Vorhöfe sich daran anschließen. Chelone imbricata hatte ähnliche Form. Die Herzspitze gehört durchwegs der rechten Hälfte des Ventrikels an. Die Vorhöfe. Es ist schwer, von der Form der Vorhöfe eine allgemein gültige Beschreibung zu geben, da infolge ihrer Dünnwandigkeit ihre Ge- stalt vollkommen davon abhängig ist, in welchem Stadium sie sich befinden, ob in der Systole oder in der Diastole und in welchem Maße. G. Frrrscx hat eine genauere Beschreibung zu geben versucht, er legt ihr prall mit Talg injizierte Herzen zugrunde. Ich möchte mich darauf beschränken, die Form der beiden Vorhöfe mit Horr- MANN als unregelmäßig polyedrisch zu bezeichnen oder nach Cuvier: „leur forme est irrégulièrement arrondie“. — Der rechte Vorhof liegt etwas mehr nach ventral und überlagert öfter mit einem kleinen Teil den Ventrikel. Der linke liegt etwas mehr dorsal und schließt im allgemeinen an der Ventrikelbasis ab. Der zwischen beiden Vor- höfen befindliche Zwischenraum wird durch den aufsteigenden Truncus arteriosus ausgefüllt. Bei Zrionyr fand ich die Atrien in ihrer 44 Heinrich FABIAN, Hauptmasse merkwürdig weit dorsal vom Ventrikel. Die Lage des rechten Vorhofes weiter nach ventral wird wohl in ursächlichem Zusammenhang stehen mit dem in ihn von dorsal einmündenden Sinus venosus. Der linke Vorhof empfängt ja zwar auch von hinten den gemeinsamen Stamm der Venae pulmonales, es ist jedoch ohne weiteres einleuchtend, daß der viel voluminösere Sinus venosus mit seiner großen Blutmenge einen ungleich größeren Einfluß auf die Lage seines Vorhofes ausüben mub. Der rechte Vorhof ist bei allen Schildkröten größer als der linke, und zwar scheint er bei den wasserbewohnenden Arten be- sonders stark entwickelt zu sein. Bei Podocnemis expansa (Fig. 2) ist der rechte Vorhof so kolossal, daß er den linken sicher um das 4—5fache an Größe übertrifft. Einen solchen enormen Größen- unterschied der Vorhöfe habe ich sonst nirgends beobachten können. Meine kleine Dermochelys coriacea hat im Vergleich zum Ventrikel auffällig große Vorhöfe, von denen der rechte wiederum den linken an Größe übertrifft. Der rechte Vorhof nimmt hier einen größeren, zum mindesten aber gleich großen Raum ein wie der Ventrikel (Fig. 12). Auch die Gießener Dermochelys hatte sehr große Atrien. Injiziert man, wie G. Frirscu es getan hat, von den Venen aus geschmolzenes Talg (Huxter’sche Methode), so sieht man, welcher Ausdehnung die Vorhöfe vermöge ihrer dünnen elastischen Wandung fähig sind. Auch Cuvier sind die verhältnismäßig großen Vorhöfe der Chelonier aufgefallen, er schreibt: „Les deux oreillettes sont beaucoup plus grandes, proportion gardee, que dans aucun des animaux des deux classes précédentes, et la capacité de chacune est au moins aussi considérable que celle du ventrieule“. Wenn das nun auch nicht für jeden Fall zutrifft — ich denke an den linken Vorhof —, so möchte ich mich doch Cuvier’s Ansicht im allgemeinen anschließen. — Es ist mir unverständlich, wie RICHARD OWEN sagen kann, die beiden Vorhöfe seien von nahezu gleicher Größe; er stützt sich allerdings nur auf 3 Schildkröten. Der Sinus venosus. Die Größe und das regelmäßige Vorkommen dieses Organes ge- statten schon einen Rückschluß auf seine Bedeutung im Blutgefäß- system der Chelonier. Der Sinus venosus mündet, wie bekannt, in den rechten Vorhof, mit dessen dorsaler Wandung er verschmolzen ist. Außerdem besteht eine ligamentöse Verbindung des Sinus mit dem Ventrikel. und zwar etwa unterhalb der Mitte des dorsalen Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 45 Randes der Basis. Dieses Ligament umhüllt auch die in den Sinus zur Ausmündung gelangende Herzvene. Der dem Herzen am nächsten zelegene Teil des Sinus wird vom Herzbeutel umschlossen, während der größere Teil desselben unterhalb des Pericards zu liegen kommt. Seine Lage ist dorsal vom Herzen und immer mehr oder weniger rechts von der Längsachse des letzteren. Am wenigsten rechts ge- legen und von geringerer Größe fand ich den Sinus venosus bei Testudo. Bei der verwandten Ciniays belliana ist der Sinus schon deutlicher rechts zu finden. Die wasserbewohnenden Arten zeigen diese Rechtslagerung in sehr ausgeprägtem Maße, der Sinus kommt hier zum allergrößten Teil ganz außerhalb (dorsal rechts) vom Ven- trikel zu liegen (Macroclemmys und Pleurodiren). In diesen Fällen ist er dann sehr oft schon von ventral neben dem Herzen sichtbar (z. B. Podocnemis Fig. 2). Dermochelys coriacea bildet eine Ausnahme: bei ihr hat der nur kleine Sinus seine Hauptausdehnung hinter dem Herzen, aber auch hier ist die Rechtslagerung zur Längsachse deut- lich. Den größten Sinus venosus fand ich bei Podocnemis und, wie G. Fritsch, bei Macrolemmys temmincki; Fig. 3 und 20 geben Zeugnis von der kolossalen Ausdehnung dieses Organes. Trionyx spinifer be- sitzt nur einen sehr kleinen Sinus, er stellt fast nicht mehr als die Vereinigung der Venen dar (Fig. 15). Der Sinus venosus erhält sein Blut einesteils aus der Leber, mit welcher er an seinem unteren Rande eng verbunden ist, anderen- teils aus den beiderseitigen Ductus Cuvieri, welche ihm aus den oberen Körperpartien Blut zuführen. Die Zuführung des venösen Blutes aus der unteren Körperhälfte geschieht, wie schon gesagt, durch die Leber direkt. Durch diese direkte Beziehung der Leber zum Sinus kommt eine isolierte Mündung der Vena cava inferior bei den Cheloniern nicht zustande. Dieses Verhalten, das ich bei allen meinen Untersuchungen vorfand, ist von den Autoren nicht oder doch nur ungenügend zum Ausdruck gebracht worden. Es ist eigentlich nur Srannius, der Hinweise darauf gibt, indem er sagt: „Die verhältnismässig wenig umfängliche Vena cava tritt in die Leber und wird durch Aufnahme mehrerer Lebervenen verstärkt. Einige Lebervenen treten einzeln in den Sinus venosus des Herzens.“ Der Sinus ist an seinem unteren Rande so innig mit der Leber ver- bunden, daß es einer gewaltsamen Trennung bedarf, wenn man sie scheiden will. Sind mehrere kommunizierende Gefäße vorhanden, so kann bei der Trennung ein fast siebartiges Aussehen des Sinus- randes zustande kommen. Bei Testudo tabulata war etwa in der 46 HEINRICH FABIAN, Mitte des unteren Sinusrandes eine Trennung von der Leber mög- lich, ohne den Sinus zu verletzen. Die Zufuhr des venösen Blutes wird hier von unten durch zwei sehr voluminöse Kommunikationen vermittelt, und zwar führt die eine in die linke untere Ecke des Sinus, die andere in die rechte. Im allgemeinen sind nicht mehr als 3 Kommunikationen vorhanden, 2 oder 3 bilden die Regel. Mit der Lage des Sinus weiter nach rechts erfährt auch der untere Rand desselben eine Lageveränderung, er empfängt dann mehr oder weniger das Lebervenenblut von der Seite. In starkem Masse ist das bei den Pleurodiren der Fall (Fig. 3), auch bei Trionyx und Macroclemmys temmincki, während bei Testudo, Cinixys belliana und Dermochelys coriacea der Sinus nach unten mit der Leber in Kom- munikation steht. | An seinem oberen Abschnitt erhält der Sinus, wie schon er- wähnt, die beiderseitigen Ductus Cuvieri, welche sich vorher durch Vereinigung der Vena jugularis, subclavia etc. gebildet haben. Nach STANNIUS sollen die Ductus Cuvieri außer den eben genannten noch durch Zusammenfluß der Vena vertebralis anterior und Vena ver- tebralis posterior (Ven. cardinalis) entstanden sein. Röse hat die Ven. vertebralis ant. als selbständigen Stamm nicht konstant an- getroffen. Die Vereinigung der verschiedenen Venen zum Ductus Cuvieri geht schon früh vor der Mündung des letzteren vor sich. Bei Trionyx spinifer erfolgt die Vereinigung der Ven. jugul. und subclavia ausnahmsweise erst unmittelbar am Sinus venosus (Fig. 15). Bei den Zestudo-Arten, die nur einen relativ kleinen Sinus besitzen, liegen die Mündungen der Ductus Cuvieri denen der Lebervenen fast benachbart (Fig. 7, 9, 11) und sich gegenüber. Wo der Sinus nur wenig rechts von der Mittelachse liegt, verlaufen die beiden Ductus Cuvieri in gleicher Richtung und zwar vom Sinus weg nach oben und etwas auswärts (Fig. 7 u. 9). Sobald aber der Sinus mit seiner unteren Hauptmasse dem Bereiche des Ventrikels entrückt ist, also nach rechts sich wendet, muß der linke Ductus Cuv. einen längeren Weg zurücklegen als der rechte, bis er mit dem oberen Sinusteil verschmelzen kann. Oft ist es dann nur noch der linke Ductus Cuv., der, mit seiner nach dem Sinus zu trichterförmigen Erweiterung hinter dem Herzen und zwar hinter dem unteren Teil der Vorhöfe und über die Ventrikelbasis verläuft, während der Sinus selbst rechts vom Herzen lagert (s. Fig. 3). In allen Fällen nimmt der linke Ductus Cuv. seinen Weg schräge von rechts unten (Sinus) nach links oben in einem nach rechts offenen Bogen dorsal Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 47 über den linken Vorhof, diesen also kreuzend. Da mit der rechts- seitigen Wendung des Sinus auch eine höhere Lage verbunden ist, kann der rechte Duct. Cuv. schon früh, d. h. weiter oben und ohne Umwege, zur Mündung gelangen. Auch dieser Ductus paßt sein Volumen dem des Sinus an, indem er trichterförmig in diesen über- geht. Sein Verlauf ist unmittelbar am rechten Vorhofsrande ent- lang direkt nach oben, wo er sich in die Venen teilt. Außer durch die eben beschriebenen Venen erhält der Sinus noch eine geringere Blutzufuhr aus dem Herzen selbst durch die Herzvene, welche, von der dorsalen Seite des Ventrikels nahe der Basis entspringend, durch die ventrale Wand des Sinus unterhalb der Mündung und rechts vom linken Duct. Cuv. zur Ausmündung gelangt (Fig. 16). Venae pulmonales. Der Verlauf der Venae pulmonales zum linken Vorhof ist überall der gleiche. Etwas unterhalb des linken Vorhofes vereinigen sich die aus der entsprechenden Lunge kommende Vena pulmonalis dextra und sin. zu einem gemeinsamen aber nur sehr kurzen Stamm. Dieser -steigt in schräger Richtung von rechts unten nach links oben, wo er in der rechten unteren Ecke mit der dorsalen Vorhofswand ver- schmilzt. Die Vereinigung der Venae pulmonales geschieht ent- weder oberhalb oder unterhalb von dem Übergang des linken Duct. Cuv. in den Sinus. Das letztere ist der Fall, wenn der Sinus noch nicht so sehr rechts gelagert ist (Fig. 9). Auf ihrem Wege zur linken Lunge läuft die Vena pulmonalis sin. zunächst ein Stück parallel (rechts) mit dem linken Duct. Cuv., während die rechte Pulmonalvene sich in entgegengesetzter Richtung quer über den Sinus und etwas schräg nach unten rechts zu ihrem Bestimmungsort begibt. Im allgemeinen sind die Pulmonalvenen nur sehr wenig voluminös im Verhältnis zu den übrigen Gefäßen. Bei Cinixys belliana übertrifft die rechte Pulmonalvene die linke an Volumen (Fig. 11); als Regel darf das aber nicht betrachtet werden. Die arteriellen Gefäßstämme. Es ist schon erwähnt worden, daß der Ventrikel an seinem am weitesten nach rechts gelegenen Dritteil der Basis den Truncus arteriosus entläßt. Dieser setzt sich bekanntlich zusammen aus 3 Gefäßstämmen, dem gemeinsamen Stamm der Arteriae pulmonales, dem linken und dem rechten Aortenbogen. Die innerlich vollkommene 48 Hernricu Fapran, Trennung der 3 Stämme ist schon äußerlich mehr oder weniger er- kenntlich, sei es, dab die benachbarten Wände der genannten Gefäße bis nahe an ihren Ursprung getrennt sind, sei es, daß die immer vorhandenen deutlichen Längsfurchen die verschiedenen Blutbahnen gegeneinander abgrenzen. Unmittelbar am Ventrikel sind die Gefäf- wände immer am innigsten verschmolzen, so daß die Trennungs- spuren sich an dieser Stelle oft ganz verwischen. Am weitesten war eine Trennung möglich bei Trionyx (Fig. 14), woselbst ich die Gefäße (besonders den rechten Aortenbogen) bis nahe an den Ventrikel- rand trennen konnte. Vergleicht man die verschiedenen Trunci, so erkennt man ohne weiteres die Tendenz, dab dieselben an ihrem Ursprung einen mög- lichst kleinen Raum einnehmen sollen, d. h. also sich am Ventrikel zu verengern, während etwas von der Ventrikelbasis entfernt eine oft flaschenförmige Erweiterung erfolgt. An Podocnemis (Fig. 2) ist dieses Verhalten sehr ersichtlich und tritt um so mehr in die Er- scheinung, als an diesem großen Herzen der schon von BRÜCKE be- schriebene Muskelstreifen am Ursprung des Truncus sehr gut aus- gebildet ist. So gewinnt man fast den Eindruck, als sei der sich ober- halb sehr bauchig erweiternde Truncus an seinem Ursprung durch den hier verlaufenden Muskelzug eingeschnürt worden oder als ob er verhindert werden solle, sich auch an dieser Stelle auszudehnen, was ja nicht zweckdienlich wäre. G. Frırsch kommt bei seiner Definition von Truncus und Bulbus arteriosus (der Amphibien) p. 671 zu dem Schluß, daß beide als homologe Organe aufzufassen sind und daß in dem oben erwähnten Muskelstreifen (besonders um den Ursprung der Pulmonalis) der Rest der Bulbusmuskulatur zu erblicken ist. Die Gießener Dermochelys hatte einen 21}, cm breiten Muskelstreifen. Der Truncus arteriosus nimmt im allgemeinen einen schrägen Verlauf von rechts unten nach links oben. Am weitesten nach ventral ent- springt der Stamm der Arteriae pulmonales, der übrigens die beiden anderen Stämme an Volumen übertrifft, ihm rechts und etwas mehr dorsal benachbart der linke Aortenbogen. Der rechte Aortenbogen nimmt dorsal von dem linken seinen Ursprung, er entsendet gleich nach seinem Austritt aus dem Ventrikel nach ventral den kurzen aber kräftigen Truncus anonymus. Der letztere kommt rechts und etwas dorsal von dem linken Aortenbogen zum Vorschein und läuft mit diesem ein Stückchen parallel bis zu seiner Verzweigung in die Arteria subclavia dextra und sinistra. Die Arteriae subelaviae geben wiederum die beiderseitigen Carotiden ab und die Art. Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 49 oesophageae. Die Carotiden entspringen bald mehr bald weniger nahe der Vereinigungsstelle der Subelavien zum Truncus anonymus Bei Podocnemis sind sie an ihrem Ursprung außerordentlich voluminös, verjüngen sich aber sehr bald (Fig. 2). Da die Carotiden zu jeder Seite des Halses an diesem zum Kopfe emporsteigen, müssen sie gleich nach ihrem Ursprung divergieren. Bei Trionyz hat die linke Carotis infolge der starken Dextrocardie einen viel längeren Weg zurückzulegen als die rechte. Sie ist auch bedeutend schwächer als die Car. dextra, wohl deshalb, weil sie den beschwerlicheren Weg quer über den Hals nehmen muß (Fig. 14). Die rechte Carotis braucht diesen Umweg nicht zu machen, sie geht von ihrem Ursprung, der ja sowieso ganz rechts liegt, direkt aufwärts, der rechten Hals- seite folgend. Die rechte Subelavia hat aus demselben Grunde einen kürzeren Weg zum Ziele zurückzulegen als die linke. Bei Dermochelys coriacea (Gießen) war sehr auffällig, das sich die Carotiden nach ca. 9—10 cm Verlauf plötzlich zwiebelartig er- weiterten und sich dann wieder allmählich verjiingten. Burne weist ebenfalls auf diese Tatsache hin. Die Pulmonalarterie verzweigt sich auch sehr bald nach ihrem Ursprung in einen rechten und linken Ast. Die Art. pulm. dextra verläßt den Stamm dorsal und begibt sich, den linken und rechten Aortenbogen von hinten Kreuzend, dann aber ein Stückchen mit dem letzteren parallel laufend, zur rechten Lunge. Die linke Pulmonal- arterie stellt die gerade Fortsetzung des Stammes dar und verläuft, die Richtung des letzteren beibehaltend, parallel mit dem linken Aortenbogen schräge von ventral rechts unten nach dorsal links oben, wo sie dann beide an der linken Seite des Halses ziemlich plötzlich nach unten umbiegen. Die Art. pulm. sin. schlägt nun einen anderen Weg ein: sie kreuzt den linken Aortenbogen (ventral) und begibt sich nach unten links zur linken Lunge, während der linke Aortenbogen weiter nach unten dorsal in den Körper geht. Der Verlauf des rechten Aortenbogens ist zum Teil schon mit dem der rechten Pulmonalarterie beschrieben worden. Nach Abgabe des Truncus anonymus nimmt er eine Richtung von links unten nach rechts oben und dorsal parallel mit der rechten Pulmonalarterie. Letztere ist, um sie in den Zeichnungen zur Ansicht zu bringen, etwas hervorgeholt worden, in Wirklichkeit liegt sie aber in diesem Teil ihres Verlaufes direkt hinter dem rechten Aortenbogen. An der rechten Seite des Halses biegt der rechte Aortenbogen ähnlich wie der linke plötzlich um und begibt sich, die Art. pulm. d. dorsal Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 4 5U Herricu Fasian, kreuzend, nach unten in den dorsalen Teil des Körpers. Hier setzt er sich, nach Aufnahme des linken Aortenbogens, unverjüngt in die Aorta descendens fort. Unmittelbar an der Basis des Ventrikels kommt es durch die eigenartige Lage der Ursprünge zu einer Kreuzung der beiden Aortenbogen. Fig. 18 läßt das auch erkennen. Es entspricht bei den Cheloniern also der rechte Aortenbogen der linken Aorta der übrigen Reptilien und der linke Aortenbogen der rechten Aorta. Es lohnt sich, die Vereinigung der Aortenwurzeln zur Aorta communis descendens in einem besonderen Abschnitt ausführlicher zu behandeln, weist sie doch interessante Merkmale und Verschieden- heiten auf. Die Vereinigung der Aortenwurzeln tritt in allen Fällen (Dermochelys und Chelone imbricata ausgenommen) unterhalb des Herzens an der Dorsalseite und medial zur Längsachse des Körpers ein. Der Abstand von der Ventrikelspitze unterliegt natürlich Schwankungen, aber stets beginnt die Aorta descendens in einiger Entfernung von ihr. Bei der kleinen Dermochelys coriacea fand ich diese Vereinigung auffälligerweise schon hinter dem Herzen, etwa in der Höhe der Ventrikelbasis (Fig. 13). Dasselbe war bei der Gießener Dermochelys der Fall, wo die Vereinigung der Aortenwurzeln etwas oberhalb der Ventrikelbasis erfolgte. Es handelt sich also nicht um ein Jugendstadium, sondern um eine für Dermochelys typische Erscheinung im Gefäßsystem. Bei Chelone imbricata trat die Vereinigung der Aortenwurzeln ein wenig oberhalb der Herz- spitze, also noch eben hinter dem Herzen, ein. Den Hauptanteil an der Bildung der Aorta descendens hat die rechte Aortenwurzel, die sich in ihrem ganzen Umfange in dieselbe fortsetzt. Die linke Aortenwurzel schwächt sich oft dadurch, dab sie sich kurz vor ihrer Vereinigung in die sehr kräftigen Ein- geweidearterien verzweigt. Sie kann dann nur noch durch einen mehr oder weniger dünnen und langen Ast, den Ramus anastomoticus, die Verbindung mit dem rechten Aortenbogen herstellen. Immer aber steht dieser Ramus dem eigentlichen linken Aortenbogen an Volumen nach. Es ist durchaus nicht immer nötig, daß ein Ramus anastomoticus die Vermittlung zwischen dem linken und rechten Aortenbogen übernimmt. In 4 Fällen der von mir untersuchten Arten (Podocnemis expansa, Chelys fimbriata und den beiden Dermo- chelys coriacea) vereinigt sich der linke Bogen direkt und ohne Ab- nahme seines Volumens mit dem rechten Aortenbogen, so daß beide Gefäßstämme in gleichem Maße an der Bildung der Aorta communis Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. Al descendens beteiligt waren. Die Eingeweidearterien gingen in diesen Fallen von der Verschmelzungsstelle, also gleich zu Anfang der Aorta descendens, ab und zwar an der linken Seite derselben (Fig. 3 und 13). Bei Chelone imbricata vermittelte ein ganz kurzer Ramus anastomoticus die Verbindung. Ich will nicht unerwähnt lassen, dab sich bei der Präparation der Chelodina longicollis von ventral her eine scheinbare direkte Verbindung der Aortenwurzeln zeigte. Es gelang mir aber eine Trennung vorzunehmen, ohne die Gefäße zu verletzen. Dadurch kam dann die wahre Kommunikation — ein dünner Ramus anastomoticus — dorsal zum Vorschein. Ich bin der Meinung, dab dieser Befund das Vorstadium einer späteren direkten Verschmelzung des linken Aortenbogens mit dem rechten darstellt. Diese unvollkommene Verwachsung dürfte in der weiteren Entwick- lung so weit führen, daß keine Trennung mehr möglich ist und allmählich infolge des Blutdruckes eine offene direkte Kommunikation der beiden Gefäße zustande kommt. Das Blut würde dann den be- quemeren und geräumigeren Weg vorziehen, der Ramus anastomoticus immer mehr verkümmern und schließlich verschwinden. G. Fritsch behauptet, dab zwischen den Land- und Wassertieren bezüglich des Abganges der Arterien des chylopoetischen Systemes ein bedeutungsvoller Unterschied bestände. Zu den ersteren rechnet er die Schlangen, die Landeidechsen usw. und sagt, die Eingeweide- arterien kämen bei diesen aus dem gemeinsamen Stamm der Aorta descendens, während sie bei den Wassertieren (Crocodilen, Schild- kröten, Varanen) die Hauptfortsetzung der linken Aorta darstellten. Ich wundere mich, daß Frirsc die Schildkröten so schlechtweg zu den Wassertieren rechnet, wo doch eine grobe Anzahl derselben aus- gesprochen Landtiere sind. Spaltet man die Schildkröten in Land- und Wasserbewohner, so findet man keine Bestätigung für die Frrrsca'sche Behauptung, im Gegenteil. Ich brauche nur noch einmal zu wiederholen, daß bei den ausgesprochen im Wasser lebenden Arten, Podocnemis expansa, Chelys fimbriata und den beiden Dermo- chelys coriacea, die in Frage stehenden Gefäße aus dem gemeinsamen Stamm der Aortenwurzeln, der Aorta descendens, hervorgehen. Chelodina longicollis zeigte eine Anbahnung zu gleichem Verhalten. Bei allen übrigen von mir untersuchten wasserbewohnenden Arten und ebenfalls bei den Landschildkröten bildeten die Eingeweide- arterien die Hauptfortsetzung des linken Aortenbogens. — Diese Ausführungen dürften genügen, wenn auch nicht das Gegenteil der 4* 52 HEınrıcH FABIAN, von Frirscx aufgestellten Behauptung, so doch die Unmöglichkeit ihrer Anwendung auf die Schildkröten im allgemeinen zu beweisen. Bezüglich der Eingeweidearterien wäre noch zu erwähnen, dab sie bei Dermochelys infolge der sehr frühzeitigen Vereinigung der Aortenwurzeln hinter dem Herzen gezwungen sind, einen viel längeren Weg bis zu ihrem Ziele zurückzulegen, sie sind demnach bedeutend länger, als es sonst der Fall ist. Am arteriellen Gefäßsystem meiner kleinen Dermochelys coriacea ist noch sehr bemerkenswert, daß eine Kommunikation besteht zwischen den Aortenwurzeln einerseits und den Lungenarterien andrerseits, also zwischen dem rechten Aortenbogen und der Art. pulm. dextra sowie dem linken Aortenbogen und der A. pulm. sin. Diese gut ausgebildete Kommunikation entspricht dem Ductus Botalli der Autoren (Fig. 13). Die Betrachtung der Serienabschnitte ergab, dab dieser Ductus Botalli in seiner ganzen Ausdehnung ein Lumen auf- wies und also keinen verkümmerten Strang, sondern ein funktions- fähiges Gefäß darstellte (Fig. 19). Interessant war es nachzuprüfen, wie und ob sich dieses Gefäß bei der großen Dermochelys (Gießen) zeigen würde. Ich fand an derselben Stelle zwar kein durchgängig freies Gefäß, aber ein äußerst kräftiges Band, einen verkümmerten Ductus Botalli, der wohl schon seit langer Zeit keine Funktion mehr hat ausüben können. Bei einer Chelys fimbriata, welche die gleiche Größe hatte wie die kleine Dermochelys, fand ich an derselben Stelle einen ganz belanglosen, haardünnen Strang vor, der wohl als ver- kümmerter Ductus Botalli angesehen werden muß; dasselbe gilt auch für Chelone imbricata. Sonst habe ich das eben genannte Gefäß nirgends auftreten sehen, auch findet man keine Erwähnung eines solchen bei den Autoren, die sich eingehend mit dem Gefäßsystem speziell der Chelonier befaßt haben. In einigen Lehrbüchern (HerrwiG und GEGENBAUR) findet man einen ganz allgemein ge- haltenen Passus, in dem von der Möglichkeit des Vorkommens seines Ductus Botalli bei Schildkröten gesprochen wird, ohne daß jedoch konkrete Fälle genannt werden. Inneres. Nachdem die äußeren anatomischen Verhältnisse geschildert worden sind, sollen nun die inneren: folgen und zwar zunächst der Sinus venosus, die Vorhöfe und dann der Ventrikel mit den Gefäb- zugängen. Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 53 Sinus venosus. Die Mündung des Sinus in den rechten Vorhof geschieht durch eine geräumige, spaltförmige Öffnung in der dorsalen Wand, die fast der Breite des Sinus ven. gleichkommt und von 2 segelförmigen Klappen umstellt ist. Die Sinusklappen sollen bei Besprechung des rechten Vorhofes einer näheren Betrachtung unterworfen werden. Die Sinusmündung nimmt in der Regel eine bald mehr bald weniger schräge Richtung von rechts oben nach links unten. Horrmany, RösE und GEGENBAUR sprechen von einer unvollkommenen Teilung des Sinus in eine linke und rechte Hälfte. Horrmann spricht nur von einem äußerlichen seichten Eindruck hinter der Mündung der Vena hepatica, der schräg zur Längsachse des Sinus diesen in eine linke und rechte Abteilung scheide, Dieser Eindruck deutet nach dem eben genannten Autor die Grenze an, welche das Gebiet der Vena cava sup. sinistra von dem der Vena cava inf. und sup. dextra trennt. Ebenfalls eine anfängliche Scheidung dieser Venengebiete, aber im Innern des Sinus venosus, beschreiben RÖsE und GEGENBAUR bei Reptilien im allgemeinen, ferner SABATIER und GASCH, und zwar lassen sie diese unvollkommene Scheidung eintreten in Form einer zur Längsachse der Sinusmündung fast senkrecht stehenden Leiste. Diese Leiste entspringt nach Rose von der Valvula dextra und läuft nach oben und links in die linke Klappe aus, er nennt sie „Septum sinus venosi“. Dadurch soll eine von hinten nach vorn fortschreitende Scheidung des Sinus in zwei ungleiche Hälften bewirkt werden; der linke kleinere Abschnitt soll für die Mündung des linken Ductus Cuvieri, der rechte größere für die der Vena cava inf. und des rechten Duc. Cuv. bestimmt sein. Diese Verhältnisse speziell auf die Schildkröten anwendend, sagt Röse, daß bei diesen der Sinus sehr einheitlich und das trennende Septum hier nur andeutungs- weise, wie bei Æmys, Testudo, oder etwas stärker vorspringend, wie bei Chelonia, vorhanden sei. GEGENBAUR ist derselben Ansicht. Auch SABATIER hat, wenn ich ihn recht verstehe, bei Cistudo europaea dieses Septum gefunden, er schreibt: ,L'orifice de la veine cave sup. gauche est séparé du sinus commun des deux autres orifices par un éperon membraneux saillant en forme de croissant, dont la concavité regarde en bas.“ (Gascx (p. 150) hat diese unvollkommene Scheide- wand, er bezeichnet sie als ,Klappe“, bei Chelonia gefunden, dagegen nicht bei Emys und Emysaurus. Auffälligerweise wiederspricht der- selbe Autor sich, indem er im folgenden Absatz, sich auf Chelonia 54 Heinricu Faptan, beziehend, folgendes ausführt: „Die Vena cava sup. sin. mündet ganz im Gegensatze zu ihrem sonstigen Verhalten, hier klappenlos in das dorsale Ende des Vestibulum.“ Mir war es nicht möglich, eine äußere Abgrenzung der ein- zelnen Venengebiete vorzunehmen, da Trennungsfurchen nicht scharf genug vorhanden waren. Bei dem großen Sinus und den weit aus- einander liegenden Venenmündungen ist es aber nicht schwer, eine ungefähre ideelle Grenze zu ziehen. Der größte Raum fällt dann entschieden den Lebervenen zu. Spuren einer inneren Scheidung fand ich in der von RösE beschriebenen Weise rechts vom linken Duct. Cuv. bei Podocnemis expansa (Fig. 16 u. 18) und bei Chelodina longicollis. GascH will bei Chelonia auch noch an der Vena cava inf. eine Klappe und an der V. cava sup. dextra eine Doppelklappe gefunden haben. Das klingt doch ziemlich unwahrscheinlich. Röse hat diesen komplizierten Klappenapparat auch nicht entdecken können, er hält die Vermutung für naheliegend, daß Gascx jedes Endocardtältchen für eine Klappe anspricht. Am geöffneten Sinus (Fig. 16) ist noch die Mündung der Herz- vene bemerkenswert. Sie befindet sich unterhalb und rechts von der des linken Duct. cuv. und wird von einem Band in Form einer Brücke überspannt. Bei der Gießener Dermochelys war die Herz- venenmündung ebenso, nur war die Brücke nicht mehr frei, sondern nach der einen (rechten) Seite zu verwachsen, so daß das venöse Blut nur noch links passieren kann. Die Vorhöfe. SABATIER, auf dessen gründliche Arbeit ich mich im folgenden noch öfter berufen werde, widmet sich in seinen: „Etudes sur le coeur et la circulation centrale dans la serie des Vertébrés“ nur den Vor- höfen der Reptilien. Ich werde mich möglichst auf das wesentlichste beschränken. Das, was bei der äußeren Beschreibung über die Größenverhältnisse der Vorhöfe gesagt wurde, trifft auch für das Innere zu. da es in allen Fällen im Gegensatz zum Ventrikel von Muskulatur unbesetzt bleibt und sich diese nur in den Wandungen vorfindet. Am stärksten ist die Wandung der Vorhöfe allemal am freien ventralen und oberen Teil derselben, während sie überall dort, wo ein benachbartes Organ an die Vorhöfe stößt, aus leicht erklär- lichen Gründen am schwächsten ausgebildet ist. Das ist namentlich am unteren Teil (Boden) der Fall, wo sich die Atrien dem Ventrikel Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 55 anschmiegen, ferner an der Berührungsstelle mit dem Truncus arteriosus und dorsal an der Mündung des Sinus venosus und der Venae pulmonales. Die Vorhöfe erfahren an der Stelle, wo sie ge- zwungen sind, sich in ihrer Gestaltung dem Truncus arteriosus, und zwar namentlich dem am weitesten dorsal gelegenen rechten Aorten- bogen, anzupassen, eine als „Limbus Vieussenii“ bekannte Einbuch- tung (Fig. 18 u. 22). Das Septum atriorum. Das Lumen der Vorhöfe wird durch die Scheidewand in zwei voll- kommen voneinander getrennte Abschnitte geteilt, in den größeren rechten und den kleineren linken. Das Septum, das von ventral (links vom Limbus Vieussenii) in schräger Richtung nach dorsal rechts ver- läuft, ist immer mehr oder weniger in den linken Vorhof vorgebuchtet. Dadurch gewinnt der rechte Vorhof auf Kosten des so schon kleineren linken bedeutend an Raum. Der Grad der Vorbuchtung des Septums in den linken Vorhof scheint nicht ganz unabhängig zu sein von der Größe des Sinus venosus. Am weitesten vorgebuchtet fand ich die Scheidewand bei Podocnemis expansa und Macroclemmys temminchii (Fig. 18. u. 20), bei diesen waren ja auch kolossal entwickelte Sinus venosi vorhanden. Aber auch Testudo tab. zeigte ein weit nach links vorgebuchtetes Septum, obwohl der Sinus nur mittelgroß war. Die Vorhofsscheidewand habe ich in ihrer ganzen Ausdehnung einheitlich und undurchbrochen gefunden. Die von TREvVIRANUS und MUNNIKS gemachten Angaben über durchbrochene Scheidewände bei Terrapene clausa und tricarinata hat Rôse durch eigene Untersuchungen an Terrapene clausa nachgeprüft. Danach hat er diese Angaben nicht bestätigt gefunden, glaubt sie vielmehr irrtümlicherweise entstanden. Diesen Irrtum erklärt Röse sich durch die Tatsache, daß die Muskel- lamellen des Septums spaltförmige Zwischenräume aufweisen, die von einem dünnen und durchscheinenden Endocard ausgefüllt sind und so den Eindruck einer Unterbrechung erwecken können. Trotz- dem Röse die Angaben der eben genannten Autoren eingehend kritisiert und verworfen hat, schreibt Dociren 17 Jahre später kritiklos: „Übrigens soll die Vorhofsscheidewand einiger Chelonier (Terrapena tricarinata, Terrap. clausa) nach Trevıranus ein Loch be- sitzen.“ Das Septum ist im allgemeinen sehr dünnwandig, bei Chelone viridis fand ich es dickwandiger. GascH sagt das auch von Chelonia midas. Bevor ich dazu übergehe, die Mündungen der Venen in den Vor- 56 Heinrıcn FaBıan, höfen zu charakterisieren, will ich in Kürze die Ansicht SABATIER’S über den Werdegang des Sinus venosus in seiner Beziehung zum Vorhofe wiedergeben. Er kommt nach seinen Untersuchungen zu der Auffassung, daß es hauptsächlich der untere Teil des Sinus der Batrachier ist, welcher sich dem Vorhof der Reptilien einverleibt hat, während der obere Teil hinter den Klappen geblieben ist und allein seine Unabhängigkeit bewahrt hat. Die Vorhöfe der Reptilien setzen sich nach SABATIER entwicklungsgeschichtlich aus mehreren Elementen zusammen, nämlich aus den eigentlichen Vorhöfen der Batrachier und Fische und einem Teil des Sinus venosus. Dieser Teil des Sinus ist aber sehr ungleich unter die beiden Vorhöfe auf- geteilt. Ein nur sehr kleiner Abschnitt gehört als Sinus pulmonalis dem linken Vorhof an, während ein viel beträchtlicherer Teil sich dem rechten Vorhof als „arriere-cavite* anfügt. Diese ungleiche Aufteilung des Sinus an die Vorhöfe ist (immer nach SABATIER) be- dingt durch die Lage der Vorhofsscheidewand stark nach links vom Mitttelpunkt der gemeinsamen Sinusöffnung. SABATIER sagt dann zusammenfassend: „Par suite de ses transformations, l’ancien sinus veineux se trouve donc en rapport à la fois avec l'oreillette droite, et beaucoup plus avec cette dernière.“ Die Mündung des Sinus venosus im rechten Vorhof. Der dorsale untere, vorhin als ,,arriére-cavité“ bezeichnete Ab- schnitt des rechten Vorhofes findet nach ventral durch zwei segel- förmige Klappen seine Begrenzung. Diese Klappen, welche in der Regel einen mehr oder weniger schrägen Verlauf von rechts oben dorsal nach links unten ventral nehmen (quer zum Vorhof), umfassen die Sinusmündung und können diese durch ihre besondere Anordnung verschließen. Man kann eine rechte und eine linke Sinusklappe unterscheiden, RösE bezeichnet sie in einigen Fällen als untere und obere. Meiner Meinung nach dürfte man noch besser und für alle Fälle zutreffend von einer ventralen und einer dorsalen Klappe sprechen, weil die rechte immer mehr ventral und die linke mehr dorsal zu finden ist. Die freie Fläche des dorsalen Segels wird immer zu einem Teile vom ventralen freien Segelrand bedeckt. Die obere Anheftung der Klappen kann, wie z.B. bei Test. tab. (Fig. 17) und Macroclemmys, in der Mitte der dorsalen Wand etwa statt- finden, oder aber, wie z. B. bei Podocnemis (Fig. 18) und Cinixys belliana, weiter nach rechts und unten in die rechte Ecke der dorsalen Vorhofswand verlegt werden. Im ersteren Falle stehen die freien Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 57 Klappenränder dann sehr steil, während sie mit zunehmender Ver- lagerung ihres oberen Ansatzes nach rechts und unten immer sanfter absteigen. An ihrem oberen Ende vereinigen sich die freien Segel- ränder, sie gehen in die Spannmuskeln über (Musculi pectinati), welche sie durch ihre Kontraktion zur Annäherung bringen können (Fig. 17). Manchmal greift die obere Anheftung des dorsalen Segels etwas über die des ventralen hinweg (Chelodina longicollis und bei einer Test. tab.), jedoch ist das nicht die Regel. Die Spannmuskeln sind meist sehr kräftig entwickelt, sie gewinnen durch ihre oft strahlenförmig sich ansetzenden Muskelzüge (Fig. 17) eine bedeutende Kontraktionsfähigkeit. An ihrem unteren Ende gehen die freien Segelränder in die Vorhofsscheidewand über, und zwar heftet sich das dorsale (linke) Segel weiter nach ventral und unten an, während das ventrale (rechte) schon früher seinen Abschluß findet. In den meisten Fällen wird so die untere Anheftung des ventralen Segels von dem noch freien dorsalen verdeckt. Das dorsale Segel überragt immer das ventrale auf dem ganzen Verlaufe, ohne indessen breiter zu sein (Fig. 17). Durch diese Anordnung der Klappen wird ein Verschluß gegen den Sinus ermöglicht. Die Sinusmündung resp. der Spalt, den die Sinusklappen in nicht zusammengeschlagenem Zustand frei lassen, zeigt immer nach links gegen das Septum und etwas nach vorne; es hängt von der oberen Anheftung der Klappen ab, in welchem Mabe der Spalt auch nach oben schaut. Die Mündung der Vena pulmonalis im linken Vorhof. Wie schon der äußere Verlauf der Venae pulmonales und ihre unmittelbar vor der dorsalen Vorhofswand erfolgende Vereinigung vermuten ließen, kommt der gemeinsame Stamm in der rechten unteren dorsalen Ecke des linken Atriums zur Ausmündung. Die Mündung ist bald mehr bald weniger trichterförmig ausgeweitet und erfolgt stets unmittelbar am Septum, welches an dieser Stelle dem linken Vorhof am meisten Platz einräumt, indem es mit seiner dorsalen unteren Fläche sich weiter nach rechts in den rechten Vorhof zurückzieht. Auf diese Weise wird die Mündung der Pul- monalvene vom Septum je nach dem Grade seiner Vorbuchtung über- dacht. Bei den von mir untersuchten Schildkröten war die Mündung des in Frage stehenden Gefäßes absolut klappenlos. Auf die Möglich- keiten des Verschlusses werde ich im physiologischen Teil zu sprechen kommen. Die trichterförmige Verschmelzung der Vena pulmonalis mit der dorsalen (rechten unteren) Vorhofswand bildet den von Heinrich FABIAN, cn jo +) SABATIER als „Sinus pulmonalis“ bezeichneten, nicht immer sehr deutlichen, Abschnitt des linken Vorhofes. Die Wandung dieses Abschnitts ist sehr dünn und entspricht demselben Bau wie die des Sinus venosus. Röse behauptet, daß der Lungenvenenstamm bei allen Reptilien in der hinteren oberen Ecke des linken Vorhofes mündet. Ich habe schon erwähnt, daß bei den Schildkröten diese Mündung immer in der hinteren unteren Ecke zu finden ist, höchstens aber einmal bis zu mittlerer Höhe. Einige Autoren wollen an der Mün- dung der Pulmonalvene eine Klappe gesehen haben. Cuvier spricht von 2 Klappen, hinterher aber nur von einer. Docızu beschreibt seine bei Æmys caspica gefundene Klappe als von sphincterartigem Aussehen. SABATIER, auf den ich noch im physiologischen Teil zurückkommen werde, beschreibt ebenfalls eine Klappe, die er sehr augenscheinlich bei einer Chelonia cauana gesehen haben will, er sagt: „il se détache un voile membraneux très-étroit, tendu de la face interne à la face postérieure de l’oreillette“. Unter „face interne“ meint SABATIER die Vorhofsscheidewand. GascH hat die Pulmonalis- mündung bei Emys europaea und Chelonia klappenlos gefunden, während er für Emysaurus serpentinus eine doppelte Klappenvorrich- tung angibt. Diese Klappen, welche er in eine ventrale und dorsale unterscheidet, verbinden nach ihm das Septum mit der dorsalen Wand des Vorhofes. Die ventrale „dachartige“ Klappe soll der dorsalen an Größe bedeutend überlegen sein. Ich kann mir eigentlich nicht denken, daß die Angaben der eben genannten Autoren auf Richtigkeit beruhen, möchte vielmehr glauben, daß man sich öfter hat täuschen lassen durch die gerade hier leicht entstehenden zufälligen Falten. Besonders bei frischen Präparaten kommt es infolge der sehr elastischen dünnen Wandung in der Nähe der Mündung sehr leicht zu willkürlichen Falten- bildungen, die sich aber immer wegglätten lassen. G. FrrrscH, der doch sehr viele Schildkröten untersucht hat, und Röse haben auch keine Klappen an der Pulmonalismündung im linken Vorhof finden können. Die Atrioventricularklappen. Das Septum atriorum trennt nicht nur die beiden Vorhöfe von- einander, sondern es setzt sich auch in ihren Zugang zum Ventrikel nach unten hin fort, so daß die Ostia atrioventricularia eine Schei- dung erfahren. Diese Scheidung der Ostia von Seiten des Septums geht in der Regel ziemlich tief vor sich, besonders war das bei Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 59 Macroclemmys (Fig. 20) der Fall, am wenigsten bei Dermochelys (Fig. 22) und Chelone viridis (Fig. 21), wo das Septum mit der unteren Vorhotsgrenze fast sein Ende erreicht. An ihrem unteren Ende geht die Vorhofsscheidewand in die Atrioventricularklappen über, welche, median zur Längsachse des Herzens gelegen, in eine rechte und linke geschieden werden können. Außer dieser mittleren Anheftung am Septum gehen die Klappen noch eine sehr breite Verbindung mit der dorsalen und ventralen Wandung des oberen Ventrikelabschnittes ein (Fig. 20, 21, 23). Ihre freien Ränder be- grenzen eine halbmondförmige Öffnung; die der rechten Klappe schaut nach rechts, die der linken nach links. Nach oben gegen die Vorhöfe sind die Klappen geschlossen und zeigen, wenn sie auf- gebläht sind, ein kuppelförmiges Aussehen. Sie sind in gespanntem Zustande außerordentlich voluminös, das größte Volumen weist immer die rechte Klappe auf, entsprechend ihrer Zugehörigkeit zum größeren rechten Vorhof. Die freien Ränder weisen einen etwas verdickten Saum auf, der, wie JACQUART auch meint, wohl dazu be- stimmt ist, den Klappen. etwas mehr inneren Halt zu geben. Ich fand diese Verdickung eigentlich nur immer an der rechten Klappe in ausgeprägtem Mabe, während der linke Klappenrand in der Regel dünner auslief. In allen Fällen liegt die rechte Atrio- ventricularklappe höher als die linke. Dem freien Rande der rechten Klappe liegt ein Wulst gegen- über, der unmittelbar (links) neben dem Zugang zum rechten Aorten- bogen sich befindet. Dieser Wulst ist so gelegen, daß bei Kontraktion des Ventrikels die sich aufblähende Klappe mit ihrem freien Rande gegen ihn anschlagen muß (Fig. 23). Der linken Klappe liegt ein freier Endocardrand gegenüber, der einfach die Fortsetzung der inneren Auskleidung des linken Vorhofes bildet und sich nach unten zu an die ventrale und dorsale Ventrikelwandung anheftet (Fig. 23). Auch hier ist klar ersichtlich, daß der linke Klappenrand, wenn er aufgebläht ist, gegen den ebenfalls gehobenen freien Endocardrand anschlagen muß. Am besten dürften diese Verhältnisse an der Fig. 23 zu ersehen sein, weniger gut an Fig. 21, wo das Herz der Chelone viridis von dorsal eröffnet worden ist. In Wirklichkeit ist aber der Zweck dieser Anordnung so klar ersichtlich und bei sämt- lichen von mir auf diesen Punkt hin untersuchten Schildkröten so regelmäßig und gleichartig vorhanden, dab man sie unmöglich über- sehen kann. Um so mehr wundert es mich, daß man noch so wenig auf diese Verhältnisse in klarer Weise eingegangen ist. Es ist 60 HEINRICH FABIAN, eigentlich nur JACQuART, der sich etwas bestimmter darüber äußert, indem er sagt: „il existe un rudiment de repli valvulaire festonné, assez épais, qui garnit l’entrée de chaque orifice auriculoventriculaire, et qui semble destiné à séparer par une occlusion plus complète l'oreillette du ventricule correspondant quand les valvules se relèvent vers celle-ci. Owen spricht von einer der rechten Klappe gegen- über liegenden rudimentären Klappe: „Opposite to the right valve a semilunar ridge projects, in Testudo indica, which is the rudiment of the second auriculo-ventrieular valve in the Crocodile, and of the fleshy valve of that orifice in the right ventricle of Birds.“ HuxuLey äußert sich in einem Abschnitt, der sich auf die Chelonier, Lacertilier und Ophidier bezieht (p. 264), folgendermaßen: „Ihr ventricularer Rand (nämlich der Vorhofsscheidewand) geht beiderseits in eine breite häutige Klappe über, die sich bei der Systole gegen einen Kamm oder Falte legt, welche an einer oder an beiden Seiten vom Rand der Vorhof-Kammeröffnung entwickelt ist und das Rudiment einer zweiten Klappe darstellt.“ Brücke und G. Frirscx lassen die beim Verschluß der Ostia atrioventricularia unterstützend wirkenden Vorrichtungen gänzlich unerwähnt, ebenfalls ROsr, der noch hervor- hebt, daß bei allen Reptilien mit Ausnahme der Crocodile in jedem Ostium atrioventriculare nur eine medial befestigte Taschenklappe vorhanden sei, welche zum Verschlusse des Ostiums völlig ausreichend zu sein scheine. Die soeben gemachten Literaturangaben, die sich nur zum Teil ganz speziell auf Schildkröten beziehen (Jacquart: Chelonia midas, Owen: Testudo indica), mögen zur Genüge gezeigt haben, daß dieser Punkt bisher sehr wenig Berücksichtigung gefunden hat und der Aufklärung bedurfte. Nach Rose sind die beiden Atrioventricularklappen der Reptilien aus den beiden primären Taschenklappen des Ostium venosum commune der Amphibien entstanden durch Verwachsung der primären vorderen und hinteren Taschenklappe. Verwachsungsspuren, welche Röse in Form von zwei quer verlaufenden erhabenen Leisten auf der unteren Fläche der Klappen überall mehr oder minder deutlich festgestellt hat (besonders bei Chelonia midas), dienen dieser Genese zum Beweise. Auch ich habe mich in verschiedenen Fällen vom Vorhandensein solcher Spuren überzeugen können. In sehr starkem Maße sah ich diese beiden Leisten bei Chelone viridis hervortreten. Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 61 Das Innere des Ventrikels. Die ebenfalls hierher gehörenden Atrioventricularklappen sind bereits im Anschluß an die Vorhöfe beschrieben worden. Das Innere der Kammer ist in der Regel mehr oder weniger dicht mit Trabekelzügen besetzt, so daß der Ventrikel im Gegensatz zu den Vorhöfen sehr oft ein schwammiges Aussehen erhält und sein Lumen eine starke Einschränkung erfährt. Am wenigsten dicht von Muskelmassen ausgefüllt fand ich die Ventrikel von Macroclemmys temminckii und Chelone viridis, wo größere Hohlräume auftraten (Fig. 20, 21). Sehr dicht war der Ventrikel u. a. bei Testudo und Podocnemis. In allen Fällen aber ist ein Hohlraum im Bereiche der Atrioventricularklappen und vor den Zugängen zu den arteriellen Gefäßstämmen vorhanden. Bevor ich zur Einteilung des Herzinnern übergehe, ist es nötig, daß ich das wesentliche der sich hierauf beziehenden Literatur skizziere. Brücke teilt den Ventrikel in drei Abschnitte und be- zeichnet den am weitesten links gelegenen als ,Cavum arteriosum“, den am weitesten nach rechts als „Cavum venosum“. An diesem Cavum venosum unterscheidet Brücke alsdann eine obere und eine untere Hälfte, welche voneinander durch eine Muskelleiste getrennt sind. Als ungefähre Grenze zwischen Cavum arteriosum und venosum denkt er sich die Verlängerung des Septum atriorum. STANNIUS gibt dieselbe Einteilung. Jacquarr unterscheidet statt dessen eine rechte und eine linke Kammer, die untereinander kommunizieren und von denen die linke zwei Höhlen aufweist: „c'est à dire d’un droit ou pulmonaire et d'un gauche bilobe, separés l’un de l'autre incomplètement par une cloison, dont le bord supérieur n’est pas soudé aux parois du coeur.“ G. Frirscx will von einem rechten und linken Ventrikel nichts wissen, er spricht vielmehr von einem ventralen und dorsalen Raum, die sich aber beide sehr wohl, wie GascH meint, mit der rechten und linken Herzkammer der Crocodile und Vögel vergleichen lassen. Huxzey gebraucht für die rechte Kammer Jacquarr's (ventraler Raum nach Frrrscn) die Bezeichnung „Cavum pulmonale“. Auch er vermeidet die Ausdrücke „rechte und linke Kammer“, spricht vielmehr von einer kleineren rechten und einer größeren linken Hälfte des gemeinsamen Kammerraumes, die durch eine teils muskulöse teils knorplige Scheidewand voneinander un- vollständig getrennt sind. Den linken größeren Teil des gemein- samen Kammerraumes, der das Blut der Vorhöfe einnimmt, teilt 62 Heinrich FaBran, Hvuxzey in zwei Regionen. Den linken Abschnitt, der das arterielle Blut des linken Vorhofes erhält, bezeichnet er als „Uavum arteriosum“, den rechten, der zunächst das venöse Blut des rechten Vorhofes empfangen muß, als .Cavum venosum“. Huxtey belegt also diese Abschnitte mit den Brücke’schen Namen, versteht aber, wie aus meinen Ausführungen hervorgeht, unter dem „Cavum venosum“ nicht dasselbe wie Brücke. Brücke’s „Cavum venosum“ umfabt Huxukyv’s gleichnamigen Abschnitt plus Cavum pulmonale. Auch ich möchte mit FrırscH und Gascu nicht von einer rechten und linken Kammer reden, weil sich an eine solche Bezeichnung Vorstellungen knüpfen, die beim Schildkrötenherz nicht angebracht sind. Dagegen halte ich es für das Richtigste wie Frırsch von einem ventralen kleineren und einem dorsalen größeren Abschnitt des gemeinsamen Kammerraumes zu sprechen. Diese Bezeichnungen entsprechen am besten den Lageverhältnissen und lassen sich auf jedes Herz der Chelonier mit Klarheit anwenden. Nichtsdestoweniger sehe ich nicht ein, warum man nicht mit Huxzey der Einfachheit halber diesen ventralen kleineren Abschnitt mit dem Namen „Cavum pulmonale“ belegen soll, da doch die Pulmonalarterie aus ihm ihren Ursprung nimmt. Eine weitere Einteilung des dorsalen Abschnittes erübriet sich in der Regel trotz seiner Größe, da er sehr oft dicht besetzt ist von Muskelbalken und dann kaum besondere Differen- zierungen aufweist. In den Fällen aber, wo wie bei Macroclemmys und Chelone viridis 7. B. größere Hohlräume und an der dorsalen Wand ein kompakterer Muskelzug auftreten, dürften Unterabteilungen, etwa wie HuxLEY sie macht, in ganz unscharfem Sinne ganz prak- tisch sein. Die Scheidewand, welche den gemeinsamen Kammerraum in einen ventralen und dorsalen Teil unvollkommen trennt, bildet eigentlich nichts anderes als ein Stück von der rechten oberen ventralen Wandung des hinteren Kammerabschnittes. Anstatt wie an ihrem linken und mittleren oberen Teil mit der ventralen Vorhofswandung zu verschmelzen, hört sie hier unvermittelt auf und endet ventral- wärts unterhalb des Zuganges zur Pulmonalarterie. Auf diese Weise wird ein besonderer Raum für die Art. pulm. gebildet, das Cavum pulmonale oder die ventrale Kammerabteilung. Der spaltförmige Zugang zum Cavum pulmonale wird noch dadurch erweitert, dab die als ,Muskelleiste“ bekannte Scheidewand (,,Conus pulmonalis“ nach FrırscH) an ihrem freien Rande einen konkaven, der rechten Ventrikel- basis zugekehrten Ausschnitt aufweist. Der freie Rand nimmt eine Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 63 Richtung von rechts unten dorsal nach links oben ventral. Ihm gegenüber befindet sich eine schon öfter als „Muskelpolster“ be- schriebene stärkere Muskulatur der ventralen Ventrikelwandung. GascHh will an diesem Muskelpolster bei Emys europaea eine kleine Knorpelplatte gefunden haben; ich habe an dieser Stelle nirgends eine Knorpelplatte entdecken können. An ihrem unteren und linken Teil verschmilzt die Muskelleiste mit der ventralen Ventrikelwand, während sie oben an dem von Bosanus entdeckten Knorpel und, wie schon gesagt, an der Pulmonalarterie ihren Abschluß findet (Fig. 24 u. 25). Außer durch den regelrechten Zugang steht das Cavum pulmonale noch durch kleinere Lücken in der Muskelleiste mit dem dorsalen Kammerabschnitt in Verbindung, sie sind jedoch nicht immer deutlich. Der Zugang zum Cavum pulmonale hat von dorsal die Gestalt einer Rinne, die einerseits begrenzt wird durch die Muskelleiste und andrerseits durch die beim Übergang des rechten Vorhofes in die Ventrikelbasis vorspringende Falte (Fig. 21). Bezüglich des Bosanus’schen Knorpels, der bekanntlich zwischen den Mündungen der arteriellen Gefäßstämme liegt, ist noch zu sagen, daß er sich mit zunehmendem Alter des Tieres vergrößert und immer härtere Konsistenz annimmt, ja verknöchern kann, bei jungen Tieren dagegen öfter ganz fehlt (Chelodina longicollis, kleine Dermo- chelys). Chelonia scheint eine Ausnahme zu bilden. Chelone viridis wies trotz des doch immerhin etwa 6 cm langen Herzens keine Spur eines Knorpels auf. Dasselbe war nach GascHh auch bei Chelonia midas der Fall. Ob die Gießener Dermochelys einen Knorpel besitzt, weiß ich nicht, da ich nur eine äußere Präparation vorgenommen habe. Über den dorsalen Kammerabschnitt bleibt nur noch wenig zu sagen übrig. Er nimmt einen ungleich größeren Raum ein als der ventrale, ist allerdings sehr oft in seinem Lumen stark beeinträchtigt durch das ihn mehr oder minder geordnet durchquerende Muskel- werk. In einigen Fällen ist, wie schon erwähnt, ein kompakterer Muskelzug an der dorsalen Wandung zu bemerken, der unten links beginnend schräg nach rechts oben verläuft, wo er den Atrioventri- cularklappen dorsal zum Ansatz dient. Von diesem dorsalen Muskel- zug gingen besonders bei Chelone viridis eine Unmenge feiner Sehnen- fädehen unterhalb der Atrioventricularklappen nach der ventralen Wandung hinüber, wo sie sehr weit nach rechts und zum Teil an die Endocardbedeckung der Muskelleiste sich ansetzten (Fig. 21). Am dichtesten war das Sehnennetz im unteren Teil des dorsalen 64 Heinrich FABrAN, Kammerabschnittes, während es nach oben zu immer lockerer wurde. An die Atrioventrieularklappen reicht das Sehnennetz aber nicht heran, auch nicht, wenn man sie nach unten zieht. In einem solchen Fall läßt sich in der Tat der dorsale Kammer- abschnitt ganz gut in zwei Zonen unterscheiden. Links von dem oben beschriebenen Muskelzug würde sich dann der von Huxzey als .Cavum arteriosum“ bezeichnete Raum befinden, der hauptsächlich dem linken Vorhof zugehört, während rechts davon das ,Cavum venosum“ nach HUXLEY zu suchen ist, seiner Lage nach dem rechten Vorhof zugehörig. Das Cavum venosum ist größer als das Cav. arteriosum. Die Ursprünge der arteriellen Gefäßstämme. Bei Beschreibung der Zugänge zu den 3 Arterienstämmen werde ich mich vornehmlich an die Fig. 18 halten, welche die Ver- hältnisse typisch wiedergibt. Am meisten ventral in der Kammer, dem Cavum pulmonale zugehörig, liegt der Zugang zur Art. pulmonalis. Er stellt, wie auch bei den anderen Gefäßen, eine längliche Öffnung dar und hat eine fast seitliche Richtung von links nach rechts, jedoch mit einer Neigung von dorsal nach ventral. Durch den Bosanus’schen Knorpel von der Pulmonalarterie getrennt und gewissermaßen verdrängt, liegt der benachbarte Zugang zum linken Aortenbogen mehr nach dorsal. Er nimmt eine Richtung von links hinten nach rechts vorn und bildet so einen Winkel von etwa 50° zur Mündung der Pulmo- nalis. Eine ähnliche Richtung hat auch der Zugang des rechten Aortenbogens, er liegt am weitesten nach dorsal und am wenigsten tief in der Kammer drin, unmittelbar hinter dem des linken Aortenbogens. Ich erwähnte bereits, dab die 3 Gefäßstämme eine längliche Form ihrer Mündung erkennen lassen. Diese weist bei allen dreien ihren größten Durchmesser an dem am weitesten nach dorsal gelegenen Ende auf, während sie sich nach ventral, also immer dort, wo die Gefäßwände aneinander stoßen, verengert. Der rechte Aortenbogen stößt naturgemäß mit dem engen Teil seines Zuganges gegen den weiteren des linken Aortenbogens. Durch dieses Verhalten wird der Gesamtumfang, den die 3 Gefäbursprünge am Ventrikel einnehmen, auf einen verhältnismäßig kleinen Raum beschränkt. Das durch die Kontraktion des Ventrikels hinaus zu befördernde Blut findet durch diese Anordnung an einer Stelle lokalisierte Ausgänge. Die Möglichkeiten der Blutverteilung auf Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 65 die verschiedenen Bahnen werde ich im physiologischen Teil dieser Arbeit zu untersuchen haben. Alle 3 Gefäßstämme entspringen dem rechten oberen Teil des Ventrikels, und zwar gehört die Mündung der Art. pulmonalis dem ventralen, die der beiden Aortenbogen dem dorsalen Kammerabschnitt an. Die Angabe von Gascu (p. 136), dab bei Chelonia die linke Aorta ventraler als gewöhnlich und rechts neben der Pulmonalarterie liege, habe ich an Chelone viridis nicht bestätigt gefunden. Das Fehlen des Knorpels bei dieser Schildkröte ändert an der Lage der Gefäßmündungen nichts. GascH glaubt, daß Brücke zu Unrecht Cuvier den Vorwurf gemacht habe, für die Landschildkröten nur einen Zugang zu sämtlichen Körperarterien angenommen zu haben. Zum Beweise dafür zitiert GascH eine Stelle aus Cuvier’s Werk, 2. Ausgabe aus dem Jahre 1839, wo allerdings von 3 getrennten Mündungen die Rede ist. BrÜCKE hat sich nun aber nicht auf das Werk vom Jahre 1839 bezogen, sondern auf ein früheres aus dem Jahre 1805: „Lecons d'anatomie comparée“, Vol. 4, wo Cuvrer wörtlich als Gegensatz zu den Meerschildkröten sagt: „mais dans les tortues de terre, il n’y avait qu'une seule embouchure pour toutes les artères du corps.“ Cuvier hat sich also in seinem späteren Werke be- richtigt. — Irrtümliche Angaben von TrEvıranus aus dem Jahre 1839 hat Brücke schon zurückgewiesen, ich brauche deshalb nicht darauf einzugehen. Am Eingang der 3 genannten Gefäßstämme befinden sich je 2 Klappen, ihr Volumen entspricht in der Regel dem ihres Gefäbes. Entsprechend den vorhin beschriebenen Mündungen, die sie umrahmen, nehmen die Klappen mehr oder weniger eine schräge Richtung von links hinten nach rechts vorn. Die beiden einem Gefäßstamme zu- gehörigen Klappen vereinigen sich an ihrem oberen Rande an der dorsalen und ventralen Wandung zu einer gemeinsamen erhabenen Leiste, die oft ziemlich hoch hinauf geht und sich dann verliert. Der Verlauf der freien Klappenränder von der ventralen zur dorsalen Wandung des Gefäßes vollzieht sich in einem schön geschwungenen Bogen, dessen Konkavität nach oben schaut. Die rechte Klappe der Aorta dextra, d. h. ihr freier Rand, liegt höher als der der linken, auch ist die erstere voluminöser. Bei der linken Aorta ist dasselbe der Fall. Bei der Pulmonalarterie liegt der freie Rand der linken (ventralen) Klappe höher als der der rechten (dorsalen). Es liegen demnach die freien oberen Ränder derjenigen Klappen am höchsten, welche an der Außenwandung der Gefäßstämme sich befinden, auch Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 2 66 HEINRICH FABIAN, scheinen diese Klappen das größere Volumen zu besitzen. Dieses Verhalten dürfte ohne Zweifel auch dem erwähnten Bestreben dienen, dem Ursprung der Stämme am Ventrikel einen möglichst kleinen Raum zu gewähren. Oder umgekehrt: weil die Gefäßursprünge auf einen kleinen Raum beschränkt sind, ist für die nach innen zu am Zusammenstoß der Gefäße gelegenen Klappen kein allzu großes Volumen möglich. Dagegen können die an der Außenwandung ge- legenen Klappen sich besser entfalten, zumal sie mit ihrem oberen Teil schon außerhalb des Ventrikels liegen. Bezüglich der Klappen des Pulmonalisstammes möchte ich noch darauf hinweisen, daß die linke (ventrale) Klappe der weiter oben gelegenen Mündung der Art. pulm. sin., die rechte (dorsale) derjenigen der Art. pulm. dextra entspricht. Stannıus behauptet, daß jedes Ostium mit 3 halbmondförmigen Klappen versehen sei; ich brauche wohl kaum erst betonen, daß das in keinem Fail zutrifft. Allgemeine Betrachtung. Zum Schlusse sei es mir gestattet, an meine vergleichend anatomischen Ausführungen noch einiges anzuknüpfen, was vielleicht für die Systematik von Interesse sein könnte. Ich möchte noch einmal auf die unter den Schildkröten so fremdartig anmutende Dermochelys coriacea zu sprechen kommen. Über die systematische Stellung der Dermochely war man sich lange uneinig, und noch heute ist die Entscheidung nicht gefallen. Während BOULENGER Dermochelys in Gegensatz zu allen übrigen Schildkröten bringt, indem er diese in die Athecae und Thecaphora teilt (wobei Dermochelys der alleinige Vertreter der Athecae ist), ist Baur der Ansicht, daß Dermochelys von wahren „Thecophoren und zwar von den Pinnaten“ abstammt. Er ist der Meinung, daß Dermochelys die am meisten spezialisierte Form der Cheloniidae ist. SIEBENROCK, dessen Einleitung zur Synopsis ich diese Angaben entnehme, schließt sich Baur an. Dementsprechend bringt er denn auch die Familie Dermochelyidae mit der Familie Cheloniidae in einer Unterordnung (Superfamilie), nämlich Cheloniidea, zusammen. Nick, auf dessen Literaturangaben ich verweise, kommt in seiner umfangreichen Arbeit über das Kopfskelet von Dermochelys zu dem Schluß, dab sie der Chelonia am nächsten steht, daß aber eine frühe Trennung der beiden Gattungen im Laufe der Stammesentwicklung statt- gefunden habe. Nick empfiehlt daher, Dermochelys und Chelonia Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 67 zu einer Gruppe zusammenzufassen, aber unter einem Namen, der nicht eine von ihnen als Typ hinstellt. Was nun das Gefäßsystem der Dermochelys betrifft, so habe ich daran, um noch einmal zu wiederholen, u. a. folgendes auffällig ge- funden (es liegen diesem Punkt zum Vergleiche die Untersuchungen von 12 Arten zugrunde): 1. Im Gegensatz zu allen übrigen von mir untersuchten Arten (von Chelonia abgesehen) trat die Vereinigung der Aortenwurzeln bereits hinter dem Herzen und zwar in der Höhe der Ventrikel- basis ein. 2. Infolge der frühzeitigen Vereinigung müssen die Eingeweide- arterien einen viel längeren Weg zum Ziele zurücklegen. 3. Bei der kleinen Dermochelys war ein funktionsfähiger Ductus Botalli, bei der Gießener Dermochelys an derselben Stelle ein nicht mehr durchgängiges, aber sehr kräftiges Band vorhanden (rudimen- tärer Ductus Botalli). | Bei Chelone imbricata, die mir Herr Prof. SPENGEL zum Vergleich überließ, trat die Vereinigung der Aortenwurzeln auch hinter dem Herzen, aber nur eben oberhalb der Ventrikelspitze ein. Das ist sehr bemerkenswert. Weniger wichtig scheint es mir zu sein, dab Chelone imbricata einen ganz feinen rudimentären Duct. Bot. aut- wies, da ich bei Chelys fimbriata ebenfalls einen solchen haarfeinen Strang fand. Wenn ich also zu den bisher gemachten Angaben, welche auf eine Verwandtschaft der Dermochelys zu Chelonia hinweisen, noch etwas beitragen darf, so hätte ich vor allen Dingen die frühzeitige Vereinigung der Aortenwurzeln zu nennen. Für eine Verwandt- schaft der beiden Gattungen ließe sich eventuell noch anführen, daß bei ihnen das Septum atriorum nur verhältnismäßig wenig tief gegen den Ventrikel zu hinabreicht. Die Gießener Dermochelys ist jedoch auf diesen Punkt hin nicht untersucht worden. Die bedeutend frühere Verschmelzung der beiden Aortenbogen bei Dermochelys sowie die kräftige Ausbildung des Ductus Botalli würden dann den Beweisen zuzuzählen sein, welche besagen, dab Dermochelys im Verlaufe der Entwicklung auf einer primitiveren Stufe zuriickgeblieben sei als die Cheloniidae. Physiologisches. Die im anatomischen Teil gemachten Angaben erleichtern mir wesentlich die Aufgabe, die Funktion des Herzens einer Betrachtung 5* 68 Heinricu Fasian, zu unterziehen. Ich bin mit G, FrirscH der Meinung, daß man nur auf anatomischer Grundlage berechtigt ist, Schliisse auf die Tätig- keit des Organes zu ziehen, wobei allerdings äußere Beobachtungen des pulsierenden Herzens eine ergänzende Rolle spielen können. Im folgenden will ich zunächst auf die Wirksamkeit der Ein- richtungen zu sprechen kommen, die dem Blute während seiner Bahn durch das Herz eingeschaltet sind, die ihm hindernd oder richtung- gebend entgegentreten. In allen meinen Ausführungen über die Funktion der einzelnen Teile werde ich mich an die Fälle halten, wo die Verhältnisse am klarsten ausgeprägt waren. Im Sinus venosus kommt außer den später zu besprechenden Sinusklappen nur noch die eigenartige Mündung der Herzvene in Betracht. Durch diese gelangt das venöse Blut des Herzens in den Sinus, indem es das brückenförmige Band emporhebt und so rechts und besonders links von diesem sich Austritt verschafft. Diese Brücke verhindert, daß Blut aus dem Sinus in die Herzvene gelangt, indem sie sich infolge des auf ihr lastenden Blutdruckes der unteren Sinuswandung anschmiegt und damit auch den Zugang zur Herz- vene verschließt (Fig. 16). Die rudimentäre Scheidewand rechts von der Mündung des linken Ductus Cuvieri hat, wenn sie überhaupt vorhanden ist, wohl keinen Einfluß auf die Blutbahn, höchstens kann sie den absteigenden venösen Blutstrom des linken Duct. Cuv. etwas von der Sinusmündung (im rechten Vorhof) ablenken. Im rechten Vorhof kommt natürlich den Sinusklappen eine große funktionelle Bedeutung zu. Einmal sind ihre großen segelförmigen Flächen dazu bestimmt, einen Rückfluß des aus dem Sinus in den rechten Vorhof gelangten venösen Blutes zu verhindern. Dann aber vermögen auch die freien Segelränder das hineinströmende Blut in seiner Richtung zu beeinflussen. Ein Rückfluß des Blutes wird durch die Anlagerung der freien Segelränder unmöglich gemacht. Dieser Verschluß wird erzielt einerseits durch die besondere Anheftung der Klappen und andrerseits durch die Kontraktion der kräftigen Muskelansätze an dem oberen Ende derselben. Dabei wird das dorsale Segel den ventralen Segelrand etwas überlagern und so einen vollkommenen Abschluß zustande bringen. In nicht angelagertem Zustande sind die freien Segel so gestellt, daß das durch sie herein- strömende Blut nach vorn und links geleitet wird, und zwar gegen das Ostium atrioventriculare dextrum und gegen das Septum atriorum. Bei Testudo tab. reichte die untere Anheftung des dorsalen Segels bis ans rechte Ost. atrioventr. heran (Fig. 17). Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 69 Es ist auffällig, wie wenig Aufmerksamkeit man bisher der Mündung der Vena pulmonalis im linken Vorhof geschenkt hat, be- sonders in Hinsicht auf die Möglichkeit ihres Verschlusses. Es ist eigentlich nur SaBarier, der sich in längerer Ausführung diesem Gegenstand widmet, während z. B. bei BrÜckE und Frirscx nichts darüber zu finden ist. Die Lage der Pulmonalismündung habe ich gekennzeichnet, es handelt sich nun um ihre Verschlußmöglichkeiten, die nicht ohne weiteres zutage treten. SABATIER will, wie erwähnt, an der Pulmonalismündung ein membranöses Segel gefunden haben, das zwischen Septum und der dorsalen Vorhofswand gespannt sein soll. Dieses membranöses Segel nun läßt SABATIEr an dem Verschluß mitwirken und zwar im Zusammenhang mit einem gleich zu be- schreibenden Mechanismus, da er diese Segel nicht für ausreichend hält, den während der Vorhofsdiastole sehr erweiterten Pulmonalis- zugang zu verschließen. Wie er sich das denkt, lasse ich wörtlich folgen: „Mais il est facile de comprendre que, des que les faisceaux musculaires de l'oreillette, qui enlacent les deux extrémités et le bord externe de l’orifice veineux et lui forment comme un sphincter allongé, ont commencé à se contracter, cet orifice est rétréci, et le voile membraneux, pressé par le sang, vient s'appliquer dans l’angle rentrant formé par les parois interne [gemeint ist das Septum] et postérieure de l'oreillette. et aide à fermer complétement l’orifice pulmonaire. C’est ainsi que peu après le début de la systole auri- culaire, il y a obstacle au reflux du sang dans les veines pulmo- naires.“ In seinen weiteren Ausführungen bekämpft SABATIER, wie mir scheint mit Recht, den von Corti für Psammosaurus griseus zum Verschluß der Pulmonalismündung angenommenen sehr komplizierten Mechanismus, hervorgerufen durch den Blutstoß aus der Vena pul- monalis gegen das Septum atriorum. Dabei würde nach Corrr das nach rechts zurückweichende Septum einen Zug ausüben auf seinen oberen Teil und dadurch eine Verengerung des Pulmonaliszuganges herbeiführen, wobei zu gleicher Zeit eine vorübergehende Falte ge- bildet würde. Andrerseits soll durch die zeitweise Verdrängung des Septums nach rechts ein Zug auf die untere Partie desselben aus- geübt und dadurch die Atrioventrieularklappe gehoben werden. Sasarıer’s Einwand, daß der Blutstrom der im allgemeinen schwachen V. pulmonalis wohl schwerlich eine solche Stoßkraft besitzt, um die Ursache eines so komplizierten Mechanismus zu sein, scheint auch mir sehr berechtigt. Außerdem ist die Cortrsche Annahme schon deshalb nicht auf die Verhältnisse bei Schildkröten anzuwenden, 70 HwinricH FABIAN, weil bei diesen in den meisten Fällen das Vorhofsseptum mehr oder weniger stark nach dem linken Vorhof vorgebuchtet ist. Nun zur An- nahme SABATIERS. Angenommen, SABATIER hätte sich nicht geirrt, wenn er von einem membranösen Segel an der Pulmonalismündung spricht, und auch die Möglichkeit einer Verengerung der Mündung bei Kontraktion des Vorhofes zugegeben. Wie würde nun aber der Verschluß in den Fällen zustande kommen, wo, wie absolut feststeht, keine Spur einer Klappe oder Falte vorhanden ist? SABATIEr's An- sicht, die sich nur auf die Untersuchung einer einzigen Art stützt, kann unmöglich verallgemeinert werden. Nochmal in Kürze der anatomische Befund: der gemeinsame Stamm der Venae pulmonales nimmt einen Verlauf von rechts unten nach links oben, wo er in der rechten unteren dorsalen Vorhofsecke trichterförmig unmittelbar am Septum atriorum zur Ausmündung gelangt. Diese Stelle ist aber die am weitesten nach rechts gelegene des linken Vorhofs, und sie wird, da das Septum sich mit seinem unteren dorsalen Rande eben- falls weit nach rechts zu anheftet, von diesem förmlich überdacht. Am schönsten fand ich das bei Podocnemis ausgeprägt. Wenn nun schon am geöffneten blutleeren Herzen eine Vor- buchtung des Septums in den linken Vorhof besteht, wird das um so mehr der Fall sein bei Blutfülle der Atrien. Ich gehe aus von dem Stadium, in welchem die beiden Vorhöfe mit Blut gefüllt sind, also von ihrer Diastole. Es muß dann das größere Volumen Blut des rechten Vorhofes einen größeren Druck auf die Vorhofsscheide- wand ausüben als die kleinere Blutmasse des linken. Dadurch wird das so schon von Natur nach links vorgebuchtete Septum in noch stärkerem Maße nach dieser Richtung gedrängt, zum mindesten aber in seiner Lage bestärkt und damit auch die Pulmonalismündung noch mehr verdeckt. Tritt nun die Systole der Vorhöfe ein, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß bei der allgemeinen Kontraktion der Vorhofswandungen auch die Mündung der Venae pulmonales eine Verengerung erfahren wird. Ferner scheint es mir unausbleiblich, daß bei dem Bestreben der Vorhofswandungen, sich in der Systole dem Innern zu nähern, die dorsale Wandung und damit auch die in Frage stehende Mündung dem Septum näher rückt, das um so mehr, als bei Annäherung der ventralen und dorsalen Vorhofswandungen das Septum noch weiter nach links sich vorbuchten muß, um auszu- weichen. Auf diese Weise bewirkt das Septum einen Verschluß der Pulmonalismündung und verhindert so ein Rückfließen des arteriellen Blutes. Bei eintretender Diastole geht das Septum wieder in seine Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. Al natürliche Lage zurück, die Pulmonalismündung erweitert sich wieder, und es kann von neuem arterielles Blut in den linken Vorhof ge- langen. Die Vorhofsscheidewand bildet dabei kein Hindernis, denn einmal findet sie zunächst noch keine Unterstützung durch den Blut- druck des rechten Vorhofes, und dann wird auch das elastische dünne Septum schon infolge der eigenen Schwere sich mit seinem vor- gebuchteten Teil etwas von der Pulmonalismündung entfernen. Außer- dem sichert der etwas seitlich kommende Blutstrom sich schon leichter eine freie Bahn. Gascx ist der einzige, der, wenn auch nur ganz Aüchtig, in diesem Sinne auf die Bedeutung des Septums hinweist. Er bezieht sich auf die Reptilien im allgemeinen, bei denen, wie er meint, die Pulmonalisklappen zwar selten sind, aber nicht geleugnet werden können. GascH sagt dann, sich auf diese beziehend, wörtlich: „Sie ergänzen überhaupt nur die Funktion des Septum atriorum, das bei den Reptilien ebenso wie bei den Vögeln, den Eingang zur Pul- monalvene überlagert und in diesem Sinne gewissermassen selbst als eine Klappe der Vena pulmonalis betrachtet werden kann.“ Den Atrioventricularklappen fällt die Aufgabe zu, einmal das in den Ventrikel fließende Blut in seiner Richtung zu beeinflussen und dann natürlich vor allen Dingen die Kammer gegen die Ostia atrioventricularia zu verschließen. Wie schon von G. FrıTscH u. A. vor mir betont worden ist, bewirkt die linke Klappe eine Ablenkung des arteriellen Blutstromes in den am weitesten nach links gelegenen Teil des dorsalen Kammerraumes (Cavum arteriosum nach Huxrey), während die rechte Klappe das venöse Blut nach rechts, also in ent- gegengesetzte Richtung, lenkt. Das aus dem rechten Vorhof herab- strömende venöse Blut erhält aber außer durch die Klappe noch durch die sogenannte Muskelleiste einerseits und durch die Falte andrerseits eine Führung (Fig. 21 u. 23). Es wird nämlich eine regelrechte Rinne gebildet, die zum Cavum pulmonale führt. In diese Rinne nun leitet die rechte Atrioventricularklappe das Blut. Auf diese Weise wird dafür gesorgt, dab das venöse Blut nach Möglichkeit direkt ins Cavum pulmonale gelangt. Die durchwegs höhere Lage der rechten Atrioventricularklappe und der ebenfalls weit oben nahe gegen die Ventrikelbasis gelegene Zugang zum Cavum pulmonale lassen dieses Bestreben auch erkennen. Der Hauptzweck der Atrioventricularklappen ist, einen Ver- schluß herzustellen zwischen Kammerraum und Vorhöfen. Bei ein- tretender Kontraktion des Ventrikels werden dieselben durch den 12 Heinricn FABIAN, gegen sie gerichteten Blutdruck gehoben und ihre Spannfläche so vergrößert, daß sie die Ostia atrioventricularia versperren. Unter- stützend wirken hierbei die im anatomischen Teil beschriebenen Hilfseinrichtungen. Der der linken Klappe gegenüber liegende freie Endocardrand wird sich ebenfalls bei Kontraktion des Ventrikels etwas heben und dem freien Rande der linken Klappe zum Anlehnen dienen. Die rechte Klappe erhält dadurch bessere Verschlußfähig- keit, daß ihr freier Rand gegen den ihr gegenüber liegenden Wulst anschlägt. Der Bedeutung und Wirksamkeit nach wären die Klappen einer Tür, der freie Endocardrand und der Wulst einer Leiste am Türrahmen vergleichbar. Es wird durch diese Einrichtung ein voll- kommener Abschluß gegen die Vorhöfe ermöglicht. JACQUART ist der Meinung, daß die beiden Atrioventricular- klappen in der Diastole des Ventrikels so weit nach unten zusammen- schlagen, daß sie jede Kommunikation zwischen den beiden Ab- teilungen seines linken Ventrikels (also zwischen Cavum art. und Cav. ven.) schließen. Bei meiner Chelone viridis, wo eine Trennung der eben genannten Abteilungen am leichtesten vorzunehmen war, reichten die gewaltsam nach unten gezogenen Klappenränder noch nicht einmal an die obersten Sehnenfädchen. Und selbst wenn das möglich wäre, würden noch genug Lücken übrig bleiben, besonders im oberen Teil des sehr weitmaschigen Sehnennetzes. Ich möchte mit G. Frirscn bezweifeln, ob überhaupt während der Tätigkeit des Herzens ein Zusammenschlagen der beiderseitigen Klappen nach unten möglich ist. Die Klappen an den Zugängen der arteriellen Gefäbstämme haben keinen Einfluß auf die Blutrichtung, sondern sind lediglich dazu da, einen Rückfluß des einmal aufgenommenen Blutes zu ver- hindern. Die taschenförmigen Klappen werden mit Blut gefüllt und die freien Ränder somit zur Anlagerung gebracht. Im Folgenden will ich nun versuchen, einen Gesamtüberblick über die Funktion des Herzens zu geben. Zuvor werde ich die An- sichten der Autoren charakterisieren, die sich um die Aufklärung der Herzfunktion bei den Cheloniern verdient gemacht haben. Brücke ist der Erste, welcher dieser Frage näher getreten ist und sich durch zahlreiche Experimente am lebenden Tier bemüht hat, Anfklärung zu schaffen. Leider hat dieser Autor sich zuviel auf seine äußeren Beobachtungen gestützt, anstatt sich mehr an den anatomischen Befund zu halten. Das Resultat von BrückEs Be- obachtungen ist kurz dieses: nicht alle Teile des Ventrikels ziehen Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 73 sich gleichmäßig zusammen, sondern zuerst vorherrschend die schwächere rechte Herzhälfte, zuletzt vorherrschend die muskulösere linke. Infolge davon zuerst Ausleerung des venösen Blutes, dann des arteriellen. Die Verteilung des Blutes auf die Gefäßstämme: das venöse Blut fließt in die Lungen- und Körperarterien zugleich, das arterielle aber ausschließlich in die Körperschlagadern. Zum Beweise führt Brücke an, daß der Eingang in die Lungenschlag- ader während der Kammersystole durch Muskelkontraktion und mit Hilfe eines an demselben befindlichen Knorpelplättchens verschlossen werde. BrÜCKE ist der Meinung, daß der an der Wurzel der Art. pulm. gelegene Muskelstreifen sich gegen die Mitte der Kammer- systole so stark zusammenziehe, daß dadurch eine tiefe Einschnürung gerade am Eingang des Gefäbes gebildet werde. Diese Einschnürung, verbunden mit einer Wendung des Knorpels nach links, bewirke einen Verschluß des Pulmonaliszuganges. „Erleichtert und gesichert wird dieser noch dadurch, daß zugleich die Muskelleiste, welche von dem Knorpel entspringt, gegen die untere (der Bauchseite zugewendete) Herzwand gedrückt wird:* Daß gegen Ende der Kammersystole kein Blut mehr in die Pulmonalarterie strömt, will BrRÜckE auch durch die Beobachtung ihres Pulses erfahren haben. Dann hat er auf eine eigentümliche Art zu berechnen versucht, wieviel vom venösen Blute in die Pulmonalis getrieben wird. Zu diesem Zwecke hat er die beiden Vorhöfe mit Talg injiziert, sie voneinander und vom Ventrikel getrennt, dann das Talg ausgezogen und als Gewichts- unterschied das Zahlenverhältnis 19:11 erhalten. Daraus zieht Brücke den Schluß, daß von 19 Teilen venösen Blutes, welche in den Ventrikel gelangen, 11 Teile in die Lungenschlagader gehen und 8 Teile in den Körperkreislauf zurückflieben. G. Frrrscu, der sich scharf gegen die Brücke’schen Ausführungen wendet, legt seinen Betrachtungen hauptsächlich die anatomischen Verhältnisse zugrunde. Der arterielle Blutstrom erfährt nach ihm in der sehr vielfach durch quere Trabekeln geteilten linken Seite bedeutende Verzögerungen, während der venöse Blutstrom „durch die nach hinten und links (?) sehende Wand des Conus pulmonalis (die Muskelleiste der Autoren) an dem Erreichen des rechten Ventrikel- randes gehindert werden muss und so abwärts in den für ihn be- stimmten Kanal geführt werden“. Bei Kontraktion des Ventrikels soll dann das sich in der unteren Ventrikelhälfte befindende venöse Blut den Pulmonalkanal gewinnen und zwar durch die Kommuni- kationen in der Tiefe sowie der Bauchseite. Er gelangt so zur 74 HernricH FABIAN, Pulmonalis „und bei starker Ausdehnung des rechten Herzens zur linken Aorta. Das Eintreten von venösem Blut in den Conus der rechten Aorta wird im Beginn der Diastole durch die noch an- dauernde Verengerung dieses Teiles ebenso wie durch seine Lagerung nach vorn und oben von dem abwärts gerichteten Strom zwar nicht verhindert, aber jedenfalls erschwert, im weiteren Verlauf derselben verengt die Ausdehnung des Pulmonalkanals den Zugang, bis das andrängende arterielle Blut die Verhältnisse wesentlich beeinflusst.“ Das arterielle Blut hat einen viel beschwerlicheren Lauf, es muß von den „äussersten linksseitigen Höhlen des Ventrikels seinen Weg durch den vielfach von Trabekeln durchzogenen Raum des Ventrikels bahnen, bis er den als schiefe Ebene zur rechten Aorta ansteigenden Conus erreicht. Diese Ableitung und Verzögerung muss bewirken. dass der venöse Strom schon grösstenteils seine Bahn im Ventrikel vollendet hat, wenn der arterielle erst in voller Bewegung ist; der letztere kann dann allerdings den Conus pulm. gegen die rechte Wand hin zurückdrängen, und es wird nun auf den Grad der Spannung im Pulmonalkreislauf ankommen, welcher Teil des arteriellen Blutes seinen Weg in die benachbarte linke Aorta findet. Je straffer der Pulmonalkanal gefüllt bleibt, um so weniger frei wird das Ostium der linken Aorta für den aufsteigenden arteriellen Strom. Dass ein muskulöses, parallel der Gefässachse angespanntes Organ wie der Conus pulm. ein solches darstellt, bei noch bestehender Contraction sich als Klappe vor die Pulmonalöffnung legen sollte, mag BRÜCKE wohl an aufgeschnittenen Herzen demonstriren, an normalen dürfte ein solches Verhalten zu den Unmöglichkeiten gehören.“ Hvuxtey streift entsprechend dem Zwecke seines Buches nur sanz kurz diese Fragen. „Wenn die Systole des Ventrikels eintritt, so ist das praktische Resultat dieser Anordnung, dass Lungenarterie und Aortenbogen zuerst vollständig venöses Blut aus dem Cavum venosum und Cav. pulm. empfangen. Aber wenn das arterielle Blut des Cav. arter. in das Cav. ven. getrieben wird, so entsteht die Tendenz, das venöse Blut des letzteren von den Mündungen der Aortenbögen auszuschliessen und dasselbe in das Cav. pulm. zu treiben, während die Aortenbögen arterielles Blut erhalten. Der linke Bogen erhält einen grösseren Anteil venösen Blutes als der rechte. Zieht sich der Ventrikel zusammen, so nähert sich der freie Rand der muskulösen Scheidewand der Rückenwand des Ventrikels und schliesst allmählich den Zugang zum Cav. pulmonale, welcher so endlich das vom Cav. venosum empfangene Blut austreibt, aber Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 75 kein arterielles Blut einlässt, folglich erreicht nichts von diesem letzteren die Lungen.“ Man ersieht aus diesem Überblick, daß die Ansichten über die Funktion des Herzens sich keineswegs decken. Ich werde mich im Folgenden der besseren Übersicht wegen der Huxrry’schen Be- zeichnungen für die Ventrikelzonen bedienen. Bei der Kontraktion der Vorhöfe wird das arterielle Blut des linken und das venöse des rechten Atriums in den erschlaffenden Ventrikelraum getrieben. Das arterielle Blut muß, entsprechend den anatomischen Verhältnissen, in den äußersten linken Teil des dorsalen Ventrikelabschnitts strömen, in das Cav. arteriosum. Das venöse Blut wird bei beginnender Diastole des Ventrikels zunächst in das Cavum venosum geführt werden. Bei zunehmender Diastole des Ventrikels wird auch der Zugang zum Cav. pulm. sich erweitern, wenigstens scheint mir das unausbleiblich, da die dorsale und ventrale Wandung sich doch bei der Diastole voneinander entfernen müssen. Die Folge ist, daß das venöse Blut, welches sowieso in der oft engmaschigen dorsalen Ventrikelabteilung keinen rechten Platz findet, nach dem Cav. pulmonale zu ausweichen wird. Das venöse Blut wird dann gegen Ende der Erschlaffung das Cav. pulm. ganz anfüllen und mit seinem eventuell übrig bleibenden Teil im Cav. venosum verbleiben. Wenn nun die Systole des Ventrikels eintritt, muß bei dem allseitigen Bestreben der Wandungen, sich zu nähern, auch das Cav. pulmonale eine Volumenverminderung erfahren. Es wird sich schließen und das in ihm enthaltene venöse Blut in die geräumige Art. pulmonalis treiben. Der Teil des venösen Blutes. der nicht Platz gefunden hat im Cav. pulmonale, wird, soweit er nicht noch durch den Druck des sich allgemein verengernden Ven- trikels nachfolet, in die beiden Aortenbogen gelangen. Man darf wohl mit Sicherheit annehmen, daß der linke Aortenbogen mehr venöses Blut erhält als der rechte, da er der Pulmonalis am nächsten liegt. Den Verschluß des Cav. pulmonale stelle ich mir so vor, dab sich im Laufe der Kontraktion die ventrale Ventrikelwandung (rechte obere Partie) mit ihrem fleischigen Polster der „Muskelleiste“ an- lagert, und so den nur flachen Pulmonalraum verschließt. Vielleicht kommt die Muskelleiste sogar der ventralen Wandung entgegen, wenn sie von dorsal einem zu starken Blutdruck ausgesetzt ist, zum mindesten kann sie aber nicht nach dorsal ausweichen, da ihr von dieser Seite der Druck des venösen resp. arteriellen Blutes ent- gegensteht. 76 HEINRICH FABIAN, Das inzwischen herangeriickte arterielle Blut findet, da das Cavum pulmonale verschlossen ist, seinen Ausweg in die Aorten- bogen. Ich bin mit Frrrscu der Meinung, daß es von dem Grade der Spannung im Pulmonalkreislauf abhängen wird, wieviel arterielles Blut in den linken Aortenbogen gelangt, die Hauptmasse wird jeden- falls in den freier zugänglichen rechten Aortenbogen treten. Auf diese Weise kommt es einigermaßen zu einer Trennung der beiden Blutarten. Der viel längere und oft auch beschwerlichere Weg, den der arterielle Blutstrom bis zu den Gefäßzugängen zurücklegen muß, wirkt auch in diesem Sinne. Der venöse Blutstrom kann auf dem denkbar kürzesten Wege sein Ziel erreichen, — die anatomischen Verhältnisse weisen darauf hin. Die Folge ist, daß das venöse Blut in seiner Hauptmasse früher zur Entleerung kommt als das arterielle und so die Möglichkeit einer Vermischung geringer wird. BrückeE’s Annahme, daß in der Mitte der Kammersystole eine Kontraktion des am Ursprung des Truncus arteriosus gelegenen Muskelstreifens eine Einschnürung hervorrufe und so zum Verschlusse der Pulmonalarterie beitrage, darf wohl als unwahrscheinlich be- zeichnet werden. Dieses Überbleibsel des einst pulsierenden Bulbus, das außerdem, wenn auch in geringerem Maße, die linke und rechte Aorta umfaßt, dürfte unmöglich funktionsfähig sein. Der Boyanus- sche Knorpel, den BRÜückE ebenfalls am Verschluß der Pulmonalis mitwirken läßt, kann meiner Meinung nach höchstens im passiven Sinne etwas dazu beitragen. Es wäre denkbar, daß nach Verschluß des Cav. pulmonale der in die Aortenbogen tretende Blutstrom die Lage des Knorpels etwas beeinflussen kann, indem er ihn vielleicht nach links und ventral drückt und so den Pulmonaliszugang vollends erschwert. Unverständlich ist es mir, auf welche Weise sich FRITSCH die Verteilung des venösen und arteriellen Blutes auf die Gefäß- stämme denkt. Wenn Frirscx annimmt, daß erst bei Kontraktion des Ventrikels das venöse Blut in das Cavum pulmonale getrieben wird und von da namentlich in die Pulmonalarterie, so liegt doch eigentlich kein Grund vor, für den arteriellen Blutstrom eine wesent- lich andere Bahn anzunehmen. Anders ist es aber, wenn man, wie ich ausgeführt habe, annimmt, daß sich das Cav. pulmonale schon während der Diastole des Ventrikels mit venösem Blut anfüllt und es bei erfolgender Systole gleich an die Pulmonalarterie weiter gibt. Das folgende arterielle Blut hat dann angesichts des verschlossenen Cav. pulm. nur die Wahl zwischen linkem und rechtem Aortenbogen. Hvxrey läßt den Verschluß des Cav. pulm. dadurch zustande kommen, Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. Wa daß der freie Rand der muskulüsen Scheidewand (Muskelleiste) sich während der Kontraktion des Ventrikels der Rückenwand des letzteren nähert. Wie Huxzey sich das denkt, ist mir unklar. Unter normalen Verhältnissen ist eine leidliche Trennung der beiden Blutarten wohl denkbar. Bei Unterbrechung der Atmung, wie das bei den im Wasser lebenden Arten nötig ist, wird sich diese Trennung immer mehr verwischen. Nach Frirscx tritt als Folge der unterbrochenen Atmung zunächst Stauung des aus dem Körper zurückkehrenden venösen Blutes im Lungenkreislauf ein, dann stratte Anfüllung der Sinus venosi mit venösem Blut. Wenn diese aus- gedehnt sind, soll sich ein Teil des Blutes, welches sonst den Weg durch die Lungen nimmt, durch die Kommunikationen der beiden Bahnen in den Körper verbreiten. Um nun die Kopfpartie möglichst lange von einer venösen Blutüberfüllung zu verschonen, läßt Fritsch das venöse Blut zunächst durch den linken Aortenbogen den Ein- geweidegefäßen zuführen und, nach Füllung des mesenterischen Gefäßsystems, durch die Rückenanastomose in die Aorta descendens ausweichen. Erst wenn das vorhandene arterielle Blut und der Luftvorrat der Lungen verbraucht sind, soll der linke Ventrikel ebenfalls venöses Blut dem rechten Aortenbogen und damit der oberen Körperpartie zuführen. Wenn dieses Stadium eingetreten ist, muß das Tier, wie FrırscHh meint, aufs neue Luft holen. Zur Be- stärkung seiner Hypothese beruft Frırsch sich auf den anatomischen Befund. Er weist mit Recht auf die bei den Tauchschildkröten im Gegensatz zu den Landschildkröten kolossal entwickelten Sinus venosi hin. Chelonia bildet nach ihm in dieser Beziehung eine auf- fallende Ausnahme, doch hält er es nicht für unwahrscheinlich, dab die den Sinus venosi fehlende Ausdehnung ersetzt wird durch die bei diesem Genus beobachteten (Leypic) cavernösen Hohlräume in der Wandung der Pulmonalis und Aorta, welchen er eine ver- zögernde Wirkung zuschreibt. Bei meiner Chelone viridis war leider der Sinus venosus nicht mehr erhalten, von cavernösen Hohlräumen in der Wandung der oben genannten Gefäße konnte aber nicht die Rede sein, sie zeigten keine Abweichung. Eine wesentliche Stütze für seine Hypothese erblickt Frirscx in der Art des Abganges der Arterien des chylopoetischen Systems. Im anatomischen Teil habe ich schon die bezügliche Frrrscn'sche Behauptung zu widerlegen 78 Heinrich FABIAN, versucht, ich kann deshalb darauf verweisen. Bei den Wassertieren, zu denen er schlechtweg u. a. die Schildkröten rechnet, sollen die Eingeweidearterien die Hauptfortsetzung des linken Aortenbogens darstellen, während sie bei den Landtieren aus dem gemeinsamen Stamm der Aorta descendens ihren Ursprung nehmen sollen. Ich habe das, wie ich schon sagte, nicht bestätigt gefunden. ROUE 14. 15. Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. 79 Literaturverzeichnis. Cuvier, G., Leçons d’anatomie comparée, Vol. 4, Paris 1805. BOJANUS, Anatome testudinis europaeae, 1819. RATHKE, HEINR., Ueber die Entwicklung der Schildkröten, 1848. BRÜCKE, E., Ueber die Mechanik des Kreislaufes bei den Schild- kröten, in: SB. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Kl., Vol. 5, Jg. 1850. — , Beiträge zur vergl. Anatomie und Physiologie des Gefässsystemes, in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Kl., Vol.3, 1852. STANNIUS, HERM., Handbuch der Anatomie der Wirbelthiere, 2. Aufl., Berlin 1854. 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A.co Art. coronaria cordis Ao.c. desc Aorta communis descendens Ao. d (s) rechter (linker) Aortenbogen A. oes. d (s) rechte (linke) Art. oeso- phagea A, p.d(s) rechte (linke) Arteria pul- monalis A. subel. d (s) subclavia Atr. d (s) rechtes (linkes) Atrium e Zugang zum Cavum pulmonale Ca. d (s) rechte (linke) Carotis Cav.p Cavum pulmonale D. Bot Ductus Botalli D. Cuv.d(s) rechter (linker) Ductus Cuvieri F Fleischpolster f. E freier Endocardrand K Bosanus’scher Knorpel ~ L. V Limbus Vieusseni M Muskelleiste m das brückenf. Verschlußband an der Mündung der V.co Mm.p Museuli pectinati rechte (linke) Art. n Sehnennetz Ost. atr. ventr Ostium atrioventriculare y rudiment. Septum sinus venosi R. anast Ramus anastomoticus s Sinusmiindung im rechten Vorhof Sept. atr Septum atriorum Sin. v Sinus venosus Tr. anon Truncus anonymus Tr. art Truncus arteriosus 7 Ventrikel V.co Vena coronaria cordis V. jug. d(s) rechte (linke) Vena jugularis V.p.d (s) rechte (linke) Vena pul- monalis V. subel. d (s) rechte (linke) Vena subclavia Vo. air. v. d (s) rechte (linke) Valvula atrioventricularis Vo. d (s) rechte (linke) Klappe W Wulst X Muskelstreifen Y Eingeweidearterien Z Lebermündungen et ae Fig. 1. Testudo tabulata. Ventral. Das Plastron ist abgetragen worden, um das Lageverhältnis des Herzens zum Körper und im ge- öffneten Herzbeutel zur Anschauung zu bringen, Fig. 2. Podocnemis expansa. Der Herzbeutel, Muskelmassen etc. sind entfernt worden, um den Verlauf der Gefäße, soweit es von ventral möglich ist, frei zu legen. sammenhang mit dem Körper. Die Herzen und Gefäße sind noch im Zu- Tafel 4. Fig. 3. Podocnemis expansa. Die Rückseite des Herzens. Das Herz mit dem Sinus und einem Teil der Gefäße ist aus dem Körper entfernt worden. Die Aortenwurzeln sind in ihrer ganzen Länge mit einem Stück der Aorta communis descendens erhalten. Fig. 4. Chelodina longicollis, wie Fig. 2. Fig. 5. Dsgl., wie Fig. 3. Fig. 6. Testudo graeca, wie Fig. 2. Fig. 7. Dsgl., wie Fig. 3. Fig. 8. Testudo tabulata, wie Fig. 2. Fig. 9. Dsgl., wie Fig. 3. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 82 Hemrıcn Fapıan, Vergleichend anatomische Studien an Chelonierherzen. Tafel. 5. Fig. 10. Cinixys belliana, wie Fig. 2. Fig. 11. Dsgl, wie Fig. 3. Fig. 12. Dermochelys coriacea, wie Fig. 2. Fig. 13. Dsgl., wie Fig. 3. Fig. 14. Trionyx spinifer, wie Fig. 2. Fig. 15. Dsgl., wie Fig. 3 Fig. 16. Podocnemis expansa. Dorsal. Vom Sinus ven. ist die dorsale Wand heraus geschnitten worden, um u. a. die Mündung der Herzvene zur Ansicht zu bringen. Tafel iG Fig. 17. Testudo tabulata. Der rechte Vorhof ist halbiert. Die Figur zeigt die dorsale Wandung mit den Sinusklappen. Fig. 18. Podocnemis expansa. Ventral. Die ventrale Wandung der beiden Vorhöfe ıst entfernt, das Innere derselben ersichtlich. Um das Lageverhältnis der Mündungen der Arterienstämme zueinander und zum Ventrikel zu zeigen, habe ich die 3 Gefäße nahe an der Ventrikelbasis quer durchschnitten. Außerdem habe ich durch einen Längsschnitt an der Vereinigungsstelle der Art. pulm. und Aorta sin. die ventrale Wandung der beiden letzteren auseinander klappen können. Fig. 19. Dermochelys coriacea. Längsschnitt, der das Herz ziemlich weit dorsal getroffen hat. Man erkennt u. a. den Sin. ven., eine Klappe von ihr und das Septum atriorum. Fig. 20. Macroclemmys temminckii. Dorsal. Aus der dorsalen Wandung der Vorhöfe und des Ventrikels sind Teile herausgeschnitten. Die Sonden demonstrieren die ungefähre Richtung der Blutbahn. Fig. 21. Chelone viridis. Dorsal. Die dorsale Wandung fehlt voll- ständig bis auf den besonderen Muskelzug. Der Zugang zum Cavum pulmonale ist schön ersichtlich. Fig. 22. Dermochelys coriacea. Längsschnitt, der das Herz mehr ventral getroffen hat. Takel:7. Fig. 23. Test. tabulata. Der Ventrikel ist von unten her halbiert worden. Man schaut auf die untere Fläche der Atrioventricularklappen. Diese Figur soll namentlich den der rechten Klappe gegenüber liegenden Wulst und den freien Endocardrand, den die linke Klappe zum Anschlagen benutzt, veranschaulichen. Die Klappenränder sind der besseren Übersicht wegen einander künstlich genähert worden. Fig. 24, 25. Macrocl. temminckii und Chelone viridis. Ventral. Das Cav. pulmonale (vorderer Ventrikelabschnitt). Die linke Aortenmündung ist infolge der Anheftung weiter nach ventral gerückt. Die natürliche Lage gibt Fig. 18 wieder. Fig. 26 u. 27. Dermochelys und Trionyx spinifer. Längsschnitte, die das Herz sehr ventral getroffen haben. Die Gefäßmündungen sind zum Teil getroffen. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren, Von Dr. Kurt Müller-Calé. Mit Tafel 8—10 und 10 Abbildungen im Text. Inhalt. Einleitung. Hauptteil. I. Laomedea flexuosa. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Ge- schlechtszellen. 2. Embryonalentwicklung. a) Furchung. b) Entodermbildung. c) Ausbildung der Planula. JI, Plumulariidae. A. Pluwmularia echinulata. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Ge- schlechtszellen. 2. Embryonalentwicklung. B. Aglaophenia helleri und Aglaophenia pluma. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Ge- schlechtszellen. 2. Embryonalentwicklung. a) Furchung. b) Sonderung der Keimblätter. C. Thecocarpus myriophyllum. 6* 84 Kurr MüLzer-CaLé, III. Sertularella polyxonias. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Ge- schlechtszellen. 2. Embryonalentwicklung. Zusammenfassung der Ergebnisse. Einleitung. In der Entwicklung der Hydroiden vollzieht sich die Sonderung der Keimblätter in ganz verschiedener Weise. Es lassen sich 4 Typen unterscheiden, denen jedoch nicht etwa eine systematische Einteilung der Hydroiden entspricht. Vielmehr wurde in den ver- schiedensten Familien parallel zur Rückbildung bzw. Umbildung der Gonophoren die ursprüngliche Bildungsweise des Entoderms, wie sie sich noch heute bei den Eiern der freien Medusen findet, abgeändert. Die Entwicklungstypen sind folgende: 1. Entodermbildung durch polare Einwucherung. -Sie ist einer groben Zahl von Anthomedusen und Leptomedusen eigen. 2. Entodermbildung durch multipolare Einwucherung. Hierhin gehören Hydra und Tubularia mesembryanthemum (BRAUER, 1891 au. b), ferner unter den Claviden Cordylophora lacustris (MORGENSTERN, 1901), aus der Familie der Bougainvilliiden Hydractinia echinata (BUNTING, 1894) und unter den Thecaphoren nach Hamann’s (1882) Angaben wahrscheinlich Halecium tenellum. 3. Keimblätterbildung durch Moruladelamination. Diesen Typus kennen wir von Clava squamata (Harm, 1902) und Turritopsis nutri- cula (BROOKS U. RITTENHOUSE, 1907). Bei Gonothyraea loveni (WULFERT, 1902) hat die Furchung einen sehr variabeln Charakter: je nach den Raumverhältnissen, unter denen die Embryonen im Gonophor stehen, können zwei Möglichkeiten verwirklicht sein: Keimblätterbildung durch multipolare Einwucherung oder Moruladelamination. So stellt diese Form einen Übergang vom 2. zum 3. Typus dar. Bei der Moruladelamination wird entweder (Clava) die oberflächlichste Zell- schicht des soliden Keimes zum Ectoderm, während die inneren Zellen das Entoderm liefern, oder aber (Turritopsis) die Furchungs- zellen verschmelzen späterhin zu einem Syncytium, aus dem sich Ectoderm und Entoderm herausdifferenzieren. Ein 4. Typus, zu dem T'urritopsis schon hinüberleitet, findet sich bei Hudendrium nach Harerrr (1904). Hier trägt die Entwicklung bereits von Anfang an einen syncytialen Charakter (syncytiale Furchung und Delamination). Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 85 Während somit die verschiedensten Typen der Entwicklung bei athecaten Formen gut bekannt sind, läßt sich dasselbe von Theca- phoren durchaus nicht behaupten. Hier sind ganze Familien, wie Sertulariidae und Plumulariidae, hinsichtlich ihrer Embryologie noch fast gänzlich unerforscht. Durch METscHNIKoFF (1886), CLaus (1883) u. a. sind einige Fälle von Entodermbildung durch polare Ein- wucherung bei Formen beschrieben worden, bei denen Blastulalarven aus den Eiern freier Medusen hervorgehen. Wenn wir von einigen älteren unsicheren Angaben absehen, sind wir eingehend nur noch über die von WuLrERT (1902) dargestellte Entwicklung von Gono- thyraea unterrichtet. Findet sich nun bei den Thecaphorenformen mit ihrer ver- schiedenartigen Gonophorenausbildung ebenfalls eine solche Mannig- faltigkeit von Typen der Keimblätterbildung? Diese Frage versucht die vorliegende Arbeit zu beantworten. Bei dieser Gelegenheit wurde auch auf einige Tatsachen der Gonophorenentwicklung ein- gegangen. Zur schnellen und eingehenden Orientierung über alle Fragen, die die Verwandtschaft und die Entwicklungsgeschichte der Hydroiden betreffen, möchte ich hier besonders auf das zusammenfassende Referat von Künx (1913) verweisen. Die vorliegenden Untersuchungen beziehen sich auf Vertreter von 3 verschiedenen Familien: Campanulariidae (Laomedea flecuosa Hıncks), Sertulariidae (Sertularella polyzonias L. und Plumulariidae (Plumularia echinulata Lam.), Aglaophenia helleri (MArkr.-Turn.), Aglaophenia pluma (Lamour) und Thecocarpus (Aglaophenia) myriophyllum (L.). Herr Dr. Küax hatte die Freund- lichkeit mir Laomedea flexuosa zur Verfügung zu stellen. Das andere Material sammelte und fixierte ich während eines Studienaufent- haltes an der Neapler Zoologischen Station im Frühjahr 1915. Zur Fixierung benutzte ich neben anderen Fixierungsmitteln hauptsäch- lich das Sublimatgemisch nach Kaiser. Zur Färbung der Schnitte verwandte ich die Herpexxain'sche Eisenhämatoxylinmethode unter Nachfärbung mit Eosin, Lichtgrün oder Pikrokarmin, häufig auch die einfache Doppelfärbung mit Hämatoxylin (DELAFTELD) und Kosin oder Pikrokarmin. Schnitte wurden nach Einbettung in Paraffin je nach dem Objekt und der angewandten Färbung in der Dicke von 6, 8, 10 und 12 « angefertigt. 86 Kurt MüLrer-CALé, Die Anregung zu dieser Arbeit stammt von Herrn Dr. Künn, dem ich hierfür sowie für sein stets gleichbleibendes Interesse und seine Unterstützung außerordentlich verpflichtet bin. Ihm an dieser Stelle zu danken ist mir eine gern erfüllte Pflicht. Hauptteil. I. Laomedea fiexuosa. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Geschlechtszellen. Die Entwicklung der Gonophoren von Laomedea flexuosa haben GoETTE, 1907 (p. 204—210, tab. 12) und Ktun, 1910 (p. 133—138, fig. 78—88) eingehend beschrieben. Nach der Terminologie Küaw's handelt es sich um ein heteromedusoides Gonophor, da es ein Innenectoderm (Glockenkernhomologon) besitzt, dagegen einer Entodermlamelle entbehrt. Jenes ist bei jüngeren Knospen ohne Schwierigkeit nachzuweisen; in späteren Stadien wird indes das Innenectoderm wieder zurückgebildet. Die Einwanderung der Eizellen aus dem Cönosark ist bereits von WEISMANN u. a. eingehend beschrieben worden. Im Gonophor wächst das Ei allmählich zu seiner endgültigen Größe heran, und zwar ist es nur das Eiplasma, das eine bedeutende Zunahme er- fährt, während die Kerngröße verhältnismäßig wenig zunimmt. Das Gastralepithel des Gonophors enthält zahlreiche stark färbbare Ein- schlüsse, offenbar Speicherungssubstanzen. Das in der Gastralhöhle zirkulierende Nährmaterial wird von den Entodermzellen des Entoderm- schlauches des Gonophors augenscheinlich in erhöhtem Maße auf- genommen und dann an die Eizelle weitergegeben. Hier bilden sich aus dem zuerst feinkörnigen Material die Dotterschollen. Diese er- füllen späterhin als ellipsoide Körper den ganzen Zelleib. Das Proto- plasma des Eies wird zu einem wabenartigen Gerüstwerk, in dem die Dotterschollen eingebettet sind. Der Kern der Eizelle hat bläschenförmiges Aussehen und besitzt eine deutlich erkennbare Zellmembran. Seine Gestalt ist kuglig, oval oder ellipsoid. Bei ganz jungen Eiern findet sich im Kern ein großer kugliger Nucleolus, der bei Eisenfärbung homogen und tief schwarz erscheint. Sein Durchmesser beträgt durchschnittlich 7,5 wu. Chromatinstränge lassen sich in diesem Stadium nur schwer nach- Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 87 weisen. Während der vorhin beschriebenen Wachstumsperiode des Eies nimmt der Nucleolus strangförmige, häufig auch hantelförmige Gestalt an und zerfällt allmählich in eine große Zahl von immer kleiner werdenden Bruchstücken. Der ursprünglich meist zentral gelegene Kern wandert, nachdem das Wachstum des Eies beendet ist, an die Peripherie, indem sein Volumen gleichzeitig zunimmt. Hier zerfällt der Nucleolus in eine Unzahl kleinster Kügelchen, die sich gleichmäßig im Kernraum zerstreuen. Das jüngste in einem Gonophor liegende Ei, das ich fand, hatte einen durchschnittlichen Durchmesser von 45 u, während der Kern- durchmesser 25 # betrug. Am Ende der Wachstumsperiode läßt sich an den Eiern eine Längs- und eine Querachse unterscheiden. Die Gestalt ist meist oval oder ellipsoid, häufig jedoch unregelmäßig, indem das Ei gezwungen ist, sich den Platzverhältnissen anzupassen. Die Längsachse ist 0,25—0,3 mm lang, während die Ausdehnung der Querachse 0,15—0,2 mm beträgt. Der Kerndurchmesser ist auf 40 u gewachsen. Der Entodermschlauch, in dem das Ei wie in einem Sattel geborgen lag, beginnt bereits am Ende der Wachstumsperiode sich zurückzubilden, so daß späterhin nur noch ein kleiner Teil der Eioberfläche mit der Stützlamelle des Entodermschlauches in Be- rührung ist. Häufig trifft man in einem Gonangium alle Übergänge von der jungen Eizelle und den ersten Furchungsstadien an bis zur fertigen Planula. Die ältesten Stadien liegen immer apical, in der Spitze des Gonangiums (vgl. Küns, 1910, tab. 11 fig. 85). Jedes Gonophor be- herbergt nur 1 Eizelle, indes kann es auch ganz selten vorkommen, daß 2 in eine Geschlechtsknospe einwandern. Über die Vorgänge beim Eindringen des Spermiums und über die Richtungsteilungen habe ich keine Beobachtungen machen können. Es scheint indes kein Teil der Eioberfläche für den Ablauf der Richtungsteilungen besonders bevorzugt zu sein. Ich fand die Richtungskörper in keinem bestimmten Verhältnis zur längsten und kürzesten Achse des Eies gelagert. 2. Embryonalentwicklung. a) Furchung. Der Furchungskern (Fig. 1) bildet sich zur I. Furchungsspindel um. Diese stellt sich tangential zur Eioberfläche ein und liegt stets 88 Kurr Mürrer-Caté, in der Nähe des Richtungskörperpols (Fig. 2). Während der Telo- phase schneidet von diesem Pol her eine Furche allmählich ein und trennt die beiden rekonstruierten Tochterkerne des 2-Zellenstadiums voneinander (Fig. 2). Die Furche sinkt immer mehr in die Tiefe, das Ei nach unten durchschneidend. Schließlich trennt sie 2 Blasto- meren von gleichen Volumen voneinander. Die Blastomeren bleiben am längsten durch eine Plasmabrücke am vegetativen Pol in Ver- bindung und liegen von Anfang an mit ihrer ganzen Innenfläche fest aneinander. Entsprechend der unregelmäßigen Lage der Richtungs- körper ist auch die Richtung der I. Furchungsebene in bezug auf die Längsachse des Kies durchaus verschieden. Sie kann in der Richtung dieser Längsachse verlaufen oder senkrecht zu ihr oder unter irgendeinem Winkel. Die Richtungskörper scheinen frühzeitig zugrunde zu gehen. Jedenfalls habe ich sie in späteren Furchungsstadien nie mehr fest- stellen können. Nachdem die Ruheperiode des 2-Zellenstadiums abgelaufen ist, geht der II. Teilungsschritt vor sich. Die Spindeln sind wiederum dem animalen Pol genähert, liegen dicht zusammen und haben parallele Lage zueinander. Auch die II. Furche ist entsprechend der Spindelstellung meridional; an den Polen entstehen Brechungs- furchen. Die 4 Blastomeren sind ziemlich gleichgroß; ihre Lage ist aber variabel, da die Gestalt des Eies in Anpassung an die Raum- verhältnisse unregelmäßig ist. Beim Übergang vom 4- zum 8-Zellenstadium scheinen die Mitosen nicht mehr immer ganz gleichzeitig abzulaufen, sondern es finden sich Phasendifferenzen. Infolge der unregelmäßigen Lage und Ge- stalt der Blastomeren dürfte es schwierig sein, die Nachkommen einer bestimmten Zelle weiter zu verfolgen und damit zu unter- suchen, ob sich in der Phasendifferenz eine bestimmte Gesetzmäbig- keit zeigt. Auch die Spindelstellung scheint ziemlich unregelmäßig zu sein, so daß die III. Furche sich nicht als gleichmäßige äquato- riale Furche ausbildet. Im 8-Zellenstadium stoßen die Blastomeren alle in der Mitte zusammen, ohne daß ein Spaltraum, etwa der Be- ginn einer sich ausbildenden Blastulahöhle, zwischen ihnen wahrzu- nehmen wäre (Fig. 4). Auch hier ist entsprechend den gegebenen Raumverhältnissen die äußere Begrenzung und die gegenseitige An- ordnung der Blastomeren durchaus unregelmäßig. Auf das 8-Zellenstadium folgt ein Stadium von 16 Zellen. Auch hier ist keine Andeutung einer Blastulahöhle vorhanden. Die Stellung Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 89 der IV. Furchungsspindeln scheint sich im einzelnen Blastomer nach dessen Form zu richten, die stark von den Raumverhältnissen be- einflußt wird. Jedoch stehen alle Spindeln tangential, so daß die Teilungswände der Zellen auch im 16-Zellenstadium noch gleich- mäßig nach innen strahlen. Auch während des V. Teilungsschrittes treten die Kerne des 16-Zellenstadiums nicht gleichmäßig in Mitose ein, sondern nach- einander, mit recht erheblichen Phasendifferenzen. Während in den vorhergehenden Stadien die Spindelstellung stets tangential war, sind jetzt neben tangentialen Teilungen auch schiefe und radial ge- stellte Mitosen erkennbar (Fig. 5). Somit finden wir nach Abschluß des V. Teilungsschrittes bereits Zellen im Innern des Keimes vor. Das 32-Zellenstadium stellt also bereits einen mehr- schichtigen soliden Keim dar. Die Furchung von Laomedea flexuosa schließt sich somit völlig an den von Harm (1902) bei Clava beschriebenen Typus an. Auch hier wird der Keim im 32-Zellen- stadium mehrschichtig. Man könnte auch späterhin die Beschreibung der Furchung fast wortgetreu aus Harm’s Text übernehmen. Wesent- liche Unterschiede in der Größe der inneren und äußeren Zellen sind nicht wahrzunehmen. Beide Zellarten sind von polyedrischer Gestalt. Wir haben eine echte Morula vor uns. Durch fortdauernde Teilungen, die, wie es den Anschein hat, vollkommen unabhängige voneinander verlaufen, wird die Zahl der Blastomeren ständig weiter vermehrt. Die Spindelstellung kann radial, schief oder tangential sein (Fig. 6). In den Ruhekernen sind ein bis mehrere Nucleolen sichtbar. Schließlich erhalten wir einen soliden Keim von sehr vielen Zellen, die polyedrisch gegeneinander abgeflacht sind (Fig. 7). Unterschiede im Aussehen der Zellen und Zellkerne sind auch jetzt noch nicht wahrzunehmen. b) Entodermbildung. Allmählich beginnt eine Differenzierung sich bemerkbar zu machen, indem die Zellen der Oberflächenschicht in prismatische Ge- stalt übergehen, wobei sie sich hauptsächlich durch radiale Ebenen teilen. Gleichzeitig grenzen sie sich von den darunter liegenden Zellen ab, mit denen sie vorher mannigfach verkeilt waren. Es er- folgt nun allmählich die Herausbildung einer Stützlamelle (st) in Ge- stalt einer feinen Membran, die ectodermales und entodermales Zell- material voneinander trennt. Indes wird hierbei nicht nur die oberste Zellenschicht abgegrenzt, sondern auch einige tiefer liegende 90 Kurt Müzrer-Caré, (interstitielle) Zellen (Fig. 8 iz). Die Stützlamelle, die die beiden primären Keimblätter voneinander trennt, zeigt zunächst noch keinen glatten Verlauf. Dieser bildet sich erst später beim Übergang zur Planula heraus. Der Vorgang der Keimblätterbildung besteht also in einer Moruladelamination oder sekundären Dela- mination (METSCHNIKOFF). Eine Entwicklungsweise, die bei der nahverwandten Gonothyraea loveni gelegentlich vorkommt, ist also bei Laomedea flexuosa, deren Gonophoren weit mehr rückgebildet sind, die einzig mögliche geworden. c) Ausbildung der Planula. Der Embryo nimmt allmählich ovoide Gestalt an. Wir können an ihm einen breiten Sinnes- und einen spitzen Mundpol unter- scheiden. Im Ectoderm wird durch Umlagerung, vielleicht auch durch schräg verlaufende Teilungen die Schicht von interstitiellen Zellen wesentlich verstärkt, die unter dem eigentlichen Ectoderm- epithel der Stützlamelle aufliegt. Die Epithelzellen haben die Ge- stalt schlanker prismatischer Säulen, ihre Kerne liegen peripher. Eine Ausnahme macht der Sinnespol, indem hier die Kerne sich in vielen Zellen mehr nach innen zu finden, in der Nähe der Stütz- lamelle. Der Zelleib dieser Zellen liegt der Stützlamelle mit breiter Basis auf und reicht mit einem dünnen Fortsatz an die Oberfläche heran. Vielleicht haben wir hier primäre Sinneszellen vor uns. Von den interstitiellen Zellen wandeln sich viele in Nesselzellen um und schieben sich aus ihrer tieferen Lage zwischen das Ectodermepithel ein. Die Dotterschollen in den Ectodermzellen werden an ihr zen- trales Ende verlgert und dort allmählich aufgelöst. Ursprünglich ist die Verteilung der Entodermzellen gleichmäßig. Dann geben die im Innern des Keimes gelegenen Entodermelemente den größten Teil ihres Dotters nach innen zu ab, wobei sich ihre zentralen Zellwände auflösen müssen. Dann drängen sie sich peripher zwischen die anderen Entodermzellen ein. Auf diese Weise entsteht ähnlich, wie es Harm (1902) für Clava angibt, ein zentraler kern- leerer Dotterraum und eine zunächst noch mehrschichtige unge- ordnete Lage von Entodermzellen. Auch hier können wie bei Clava und Cordylophora lacustris (MORGENSTERN, 1901) Nesselkapseln ent- stehen. Die Gastralhöhle entsteht durch Resorption der zentralen Dottersäule, die am Sinnespol beginnt. Die fertige Planula, die zum Ausschlüpfen reif ist, hat einen Längendurchmesser von 0,3mm, während ihre Querachse etwa 0,15 mm Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 91 oder etwas mehr mißt. Ihr Sinnespol ist verbreitert und abgerundet, während der Mundpol spitz zuläuft. Während sich vorher kein Unterschied zwischen den Kernen des Ectoderms und Entoderms feststellen ließ, finden wir in der fertigen Planula die Kerne des Ectoderms kleiner als die des Entoderms. Außerdem ist der Nucleolus der Entodermkerne auffallend viel größer als der in den Ectodermkernen. Uber die freie Planula und ihre Festsetzung liegen Beobachtungen noch nicht vor. Doch dürfte die Umwandlung in das Polypenstadium ähnlich verlaufen wie bei der nahe verwandten Gonothyraea, für die sie WULFERT (1902) geschildert hat. II. Plumulariidae. A) Plumularia echinulata. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Geschlechtszellen. Die Entwicklung der Gonangien von Plumularia echinulata ist bereits von Weısmann (1883) zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung gemacht worden. Besonders über die ersten Anfänge der Ausbildung von männlichen und weiblichen Gonangienknospen gibt er ausgezeichnete Bilder (vgl. seine tab. 7—9). WEISMANN glaubte bei Plumularia einen medusoiden Bau nachweisen zu können. GoETTE (1907) ist durchaus gegenteiliger Ansicht (vgl. seine Dar- legungen p. 144—149 und tab. XII). Ich kann GorrrE’s Angaben in den wesentlichen Punkten durchaus zustimmen. Die Entwicklung der Gonophoren geht in folgender Weise vor sich. Bald nach Ein- wanderung der Keimzellen in das Blastostyl läßt sich die Stelle er- kennen, wo die Gonophorenknospe ihre Entstehung nehmen wird; denn während das Ectoderm stets an allen anderen Stellen ein- schichtig ist, beginnt es hier durch uuregelmäßige Zellteilungen mehrschichtig zu werden. Noch bevor eine Ausstülpung vorhanden ist, blättert von der Oberfläche die dünne „Mantellamelle“ ab, und darunter spaltet sich das mehrschichtige „Innenectoderm“ über den Eizellen von dem „Außenectoderm“ ab. Während sich dann die Gonophorenknospe vorbuchtet, erfolgt die Verwandlung des Innen- ectoderms in ein Füllgewebe, das die Eizellen völlig umhüllt. So 92 Kurr MÜLLER-CALE, muß man Plumularia fraglos dem von Künn aufgestellten Typus der heteromedusoiden Gonophoren zurechnen. Nicht selten habe ich außer Gonangien, die männliche oder weibliche Keimzellen allein enthalten, auch zwittrige Gonophoren gefunden. Fig. 9 zeigt einen Schnitt durch ein solches Gonangium auf sehr frühem Stadium. An der Stelle, wo später das Gonophor hervortritt, liegen die Keimzellen. Diese Stelle ist dadurch gekenn- zeichnet, daß das Ectoderm (ekt) darüber bereits mehrschichtig ist. Zwei junge Eizellen (ei) liegen im Entoderm (ent) an der Stütz- lamelle (st); sie sind umgeben von Spermatoblasten (spb), die in lebhafter Vermehrung begriffen sind. Diese liegen größtenteils noch im Entoderm. Ein Teil von ihnen ist aber bereits aus dem entoder- malen Gewebeverband herausgetreten und hat sich dem Ectoderm (ekt‘) angelagert (Fig. 9, rechts). Über die Frage der Entstehung der Spermatoblasten und der Wanderung von ihrem Ursprungsort muB ich hier noch einige Bemerkungen hinzufügen. Nach WEISMANN (1883) sollen sowohl die männlichen wie die weiblichen Keimzellen im Entoderm des Stammes entstehen und dann in das Entoderm des Blastostyls einwandern. GoETTE gibt an, daß die Einwanderung der Spermatoblasten auch nach der fertigen Ausbildung der Gono- phoren noch längere Zeit hindurch andauert. Nach meinen Präpa- raten können Spermatoblasten auch aus dem Entoderm des Blasto- styls selbst hervorgehen, wie dies in ähnlicher Weise GoETTE für die weiblichen Keimzellen von Sertularella polyzonias beschreibt. In Fig. 9 sehen wir die Spermatoblasten (spb) direkt an die Gastral- höhle (bls) anstoßen. Eine ausgedehnte Stelle in der Wand des Entodermschlauches wandelt sich demnach hier in männliche Keim- zellen um. Die Stützlamelle (st) trennt sonst beide Körperschichten deutlich und scharf voneinander. Nur oberhalb der Eizellen und Spermatoblasten verschwindet sie, um sich unterhalb von ihnen später neu zu bilden. Auf diese Weise kommt die Verlagerung der Keimzellen in das Ectoderm zustande. Ähnlich beschreibt GORTTE diesen Vorgang bei Plumularia setacea. Fig. 10 zeigt ein fertig ausgebildetes zwittriges Gonophor, das sich an seinem Grunde durch einen dünnen Stiel vom Blastostyl ab- gesetzt hat. Das Entoderm des Gonophors zeigt mannigfache Ausbuchtungen und Nischen. Sein oberer Teil wird umschlossen von einer Kuppe männlicher Keimzellen, die man als Spermato- cyten (spz) ansprechen kann. Sie werden von einer einfachen Ectodermschicht (ae) überzogen. Auf der anderen Seite des Gono- Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 93 phors liegt ein Ei (ei) Zwischen dieses und das Entoderm ist eine Schicht von Innenectoderm (ze) hineingewachsen, das auch die Ober- fläche des Eies überzieht, so daß das Ei auf der Außenseite von zwei Eetodermschichten (ae und ze) umhüllt ist. Unterhalb der Eizelle liegt in unmittelbarer Nähe wieder ein Haufen von Spermatocyten (spz). Auffallend sind die zahlreichen von Bizzarp (1904) zuerst beschriebenen Drüsenzellen (drz). Man findet sie äußerst zahlreich in dem mehrschichtigen Ectoderm des Stammes. Von hier aus ge- langen sie natürlich auch ohne weiteres in den ectodermalen Überzug der Gonangien. Wir finden sie dort überall, im Ectoderm des Gonophors sowohl wie im Innenectoderm; auch zwischen den männ- lichen Keimzellen liegen sie zerstreut, wohin sie wohl vom Innen- ectoderm aus gekommen sind. Ihr Inhalt macht ganz den Eindruck von einem Haufen dicht zusammengedrängter Dotterkugeln, dem der Kern meist peripher aufsitzt. Die einwandernden Eizellen machen wie bei Laomedea einen oroBen Teil ihres Wachstums schon während ihrer Wanderzeit durch. Die jüngsten unter ihnen haben ein dunkel gefärbtes Plasma und sind von den Spermatoblasten nicht zu unterscheiden. Aber später wachsen sie im Gegensatz zu diesen schnell heran und lagern große Dottermassen in ihren Zelleib ein. Das Ei hat im aus- gewachsenen Zustand einen Längsdurchmesser von 0,16 mm, während die Querachse 0,12 mm lang ist. Der Kern hat bei jungen Eiern genau dasselbe Aussehen wie bei den Spermatoblasten. Er ist bläschenförmig und rund. In der Mitte liegt ein Nucleolus, während die Chromosomen peripher angeordnet sind. Kernbläschen und Nucleolus wachsen weiter heran. Der zuerst tief schwarze Nucleolus erhält später in der Mitte eine hellere, von einem dunklen Ring umgrenzte Partie. Nicht selten finden wir außerdem noch mehrere Vacuolen in ihm. Im ausgewachsenen Ei lassen sich häufig gut die Chromosomen erkennen, die eine zackige aufgerauhte Oberfläche be- sitzen (Fig. 11). Das Eindringen des Spermiums und Richtungsteilungen habe ich nicht beobachten können. 2. Embryonalentwicklung. Die I. Furchungsspindel stellt sich tangential dicht unter der Eioberfläche am animalen Pol ein. Dieser ist häufig noch durch die Richtungskörper kenntlich. Die Zellteilung folgt der Kernteilung 94 Kurt MÜLLER-CALES, recht verspätet. Erst nachdem die Tochterzellen des 2-Zellenstadiums rekonstruiert sind (Fig. 12), beginnt vom animalen Pol her eine Furche einzuschneiden, die sich allmählich in die Tiefe senkt und 2 fast gleichgroße Blastomeren voneinander trennt. Es kann unter Umständen vorkommen, daß die Zellteilung nicht durchgeführt wird. Ich habe Embryonen mit 2 Ruhekernen und Übergänge zu einem 4kernigen Stadium gesehen, bei denen die I. Furche nur wenig ein- gesenkt war. Beim II. Teilungsschritt stellen sich die Spindeln in der Nähe des animalen Poles senkrecht zur vorhergehenden Spindelstellung ein. Sie liegen annähernd in parallelen Ebenen und können im Gegensatz zu Laomedea bereits eine Phasendifferenz aufweisen. Die II. Furche tritt zuerst an der Oberfläche des Eies auf und schneidet dann nach der inneren Berührungsfläche der beiden ersten Blasto- meren durch; sie ist zentripetal im Sinne METSCHNIKOFF'S (1886). Den Abschluß dieses Teilungsschrittes bildet für gewöhnlich ein Stadium von 4 Blastomeren, die keine Größenunterschiede aufweisen und an den Polen in Brechungsfurchen zusammenstoßen (Fig. 13). Ich beobachtete jedoch auch 4kernige Stadien, in denen sowohl die I. wie die II. Furche nur oberflächlich einschnitten und keine Sonderung des Eies in 4 Blastomeren erfolgt war. Ein ähnliches Verhalten, das an superficielle Furchung gemahnt, findet mehrfach in der Literatur für andere Arten Erwähnung. Braver (1891a) be- schreibt bei Tubularia mesembryanthemum einen Modus der Furchung, bei dem sich zuerst die Kerne vermehren, dagegen die Zellteilung anfangs unterbleibt; WuLrErT (1902) hat bei Gonothyraea loveni Ähnliches beobachtet. Der Furchungskern zerfiel hier in 4 Teile, ohne daß das Eiplasma eine Abfurchung zeigte (vgl. seine figg. 25 u. 26, tab. 17). Im III und IV. Teilungsschritt haben in der Regel noch alle Spindeln eine ausgesprochene tangentiale Stellung. Es kann indes vorkommen, daß bereits im IV. Teilungsschritt die eine oder andere Spindel radial gerichtet ist und daß somit schon das 16-Zellenstadium einen mehrschichtigen Keim darstellt (Fig. 14). Fig. 15 zeigt einen Embryo, in dem nur 6 Blastomeren, 5 kleinere und 1 größeres vor- handen sind. Das größere Blastomer enthält 3 Spindeln, von denen 2 tangential, 1 radial gerichtet ist, während die übrigen Blastomeren jede nur 1 Spindel in tangentialer Stellung enthalten. Also kann die Verspätung der Plasmateilungen auch noch in höhere Furchungs- stadien hineinreichen. Im allgemeinen stellt das 16-Zellenstadium Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 95 einen einschichtigen Keim dar. Die einzelnen Blastomeren haben polygonale Außenflächen. Diese Vielecke, deren Umrißgestalt un- regelmäßig ist, bilden die Grundflächen von Zellpyramiden, die mit ihrer Spitze nach innen zu konvergieren. Meist schließen sich die Blastomeren lückenlos aneinander. In einzelnen Fällen jedoch sind die nach innen gewandten Enden ein wenig abgerundet, so daß im Zentrum des Eies ein kleiner Zwischenraum entsteht, den man als Andeutung einer Furchungshöhle betrachten kann. Den V. Teilungsschritt kann man ebenso wie bei Clava und Laomedea als denjenigen bezeichnen, der den einschichtigen soliden Keim in einen mehrschichtigen verwandelt; denn hier finden wir regelmäßig neben tangentialer Spindelstellung auch Spindeln in radialer Lage. Fig. 16 zeigt einen derartigen Schnitt, der 2 radial und 3 tangential gestellte Spindeln enthält. Die Phasendifferenzen zwischen den einzelnen Blastomeren sind hier schon erheblicher geworden, Ruhekerne, Spiremstadien und Spindeln kommen neben- einander im selben Ei vor. Fig. 17 zeigt die Morula von 32 Zellen. In ihr vermehrt sich weiterhin die Zellenzahl durch Teilungen nach allen Richtungen des Raumes wie bei Laomedea. In dem soliden Keim grenzt sich allmählich das Ectoderm ab (Fig. 18); und in ganz ähnlicher Weise, wie bei Laomedea, entsteht auch die Planula. Nur finden sich im Gegensatz zu dieser bei der Plumularia-Larve reichlich Drüsenzellen mit körnigem Inhalt unregel- mäßig über den ganzen Körper verstreut. Die freie Planula von Plumularia echinulata, ihre Festsetzung und Entwicklung zu einem Hydroidenstückchen ist 1909 eingehend von KÜHN beschrieben worden. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Geschlechtszellen. Aglaophenia helleri und Aglaophenia pluma. Da die beiden mir vorliegenden Aglaophenia-Arten nur gering- fügige Unterschiede aufweisen, beschränke ich mich darauf, Angaben über Aglaophenia helleri zu machen. Aglaophenia pluma unterscheidet sich von der vorigen Form nur durch den völligen Mangel an Xanthellen und die geringe Gröbe des Keimes. Das ausgewachsene Ei besitzt einen Längsdurchmesser von etwa 0,5 mm bei einem Querdurchmesser von 0,2 mm. 96 Kurt MÜLLER-CALK, Über Bau und Entwicklung der Corbulen von Aglaophenia liegen die Untersuchungen von Anuman (1871), Weismann (1883) und Nurtine (1900) vor. Über die Entwicklung der Gonangien bat GoETTE (1907) eingehende Untersuchungen angestellt (vgl. seine fig. 270, tab. 13). Ich kann seine Feststellungen über die Gonangien- ontogenese bestätigen; dagegen kann ich mich mit seiner Deutung der Tatsachen (p. 164) durchaus nicht einverstanden erklären. Ich bin der Meinung, daß man die Zellenschicht, die er als „Innen- ectoderm“ bezeichnet, als eigentliches Ectoderm des Gonangiums an- sehen muß und sein sogenanntes „Außenectoderm“ als Mantelschicht. Nach GorrtE handelt es sich bei Aglaophenia um einen „inneren Keimsack“ eines primitiven polypoiden Gonanthen. Diese Deutung erscheint nur durch seine Auffassung der Phylogenese der Gono- phoren gerechtfertigt. Da jedoch gegen diese so zahlreiche Gründe sprechen, daß sie sicher abgelehnt werden muß, so muß man an- nehmen, daß wir hier ein weit reduziertes Gonophor vor uns haben, das von medusoiden Vorfahren abstammt. Es handelt sich um ein „Styloid“ ähnlich wie bei Halecium tenellum |vgl. Künn (1913)]. Die Einwanderung der Eizellen aus dem Entoderm des tammes ist bereits von WEISMAnN (1885) nachgewiesen worden. 2. Embryonalentwicklung. a) Furchung. Die Furchung ist meistens total und adäqual, doch kann sie häufig auch inäqual sein. Die Größenunterschiede der Blastomeren beruhen indes nicht etwa auf regelmäßigen Verschiedenheiten. Sie gleichen sich im Laufe der Entwicklung wieder aus. Das ausge- wachsene Ei hat eine Längsachse von 0,7—1,9 mm, während der Querdurchmesser 0,3 mm beträgt. Die I. Furche verläuft in der Richtung der Längsachse und teilt das Ei in 2 gleichgrofe Blastomeren (Textfig. A). Die II. Furche schneidet ebenfalls in der Längsrichtung des Kies durch (Textfig. C). Die Zellen werden nur durch Kontakt, nicht durch eine Eimembran zusammengehalten. Sie haben weit mehr als bei Zaomedea das Bestreben sich abzukugeln. Infolge des ge- ringen Zusammenhaltes kommen gegenseitige Verschiebungen sehr häufig vor. Manchmal folgt auf das 2-Zellenstadium erst ein 3-Zellen- stadium, indem das eine Blastomer sich erst später weiter teilt (Textfig. B). Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 97 aL I ® BE if It Fig. A. 2-Zellenstadium, quer. Fig. B. 3-Zellenstadium, quer. Fig. C. 4-Zellenstadium, quer. Fig. D. 16—32-Zellenstadium, längs. Fe 5,0080, 7p © Fig. E. Fig. F. Solider vielzelliger Keim, Syncytiales Stadium. Morula. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 7 | 98 Kurt MüLrzer-CALÉ, Die Furchung zeigt weiter nichts Auffallendes. Bis zum 16-Zellen- stadium ist der Keim einschichtig. Eine Furchungshöhle ist nicht ausgebildet. Infolge der Verschiebung der Zellen gegeneinander stoßen nicht alle Zellen in der Mitte des Keimes zusammen, sondern sind unregelmäßig verteilt; doch reichen alle an die Oberfläche. Textfig. D führt uns den Übergang vom 16- zum 32-Zellenstadium vor Augen. Es finden sich erhebliche, jedoch im einzelnen unregel- mäßige Phasendifferenzen. Die Spindelstellung ist teils tangential, teils radial: so stellt das nunmehr folgende Ruhestadium einen mehr- schichtigen Keim dar. Also auch hier wird mit dem V. Teilungs- schritt der vorher einschichtigesolide Keim zur mehr- schichtigen Morula. Während der nun folgenden Zeit starker Zellvermehrung tritt zunächst das Abrundungsbestreben der Blastomeren stark hervor und läbt sie sich über die Oberfläche des Keimes heraus wölben (Fig. 19 und Textfig. E). Die Blastomeren sind von gleicher Größe, ebenso die Kerne, die häufig unregelmäbige Formen und amöboides Aussehen zeigen. Indem die Zahl der Furchungszellen immer größer wird, lagern sich diese immer dichter zusammen. Die Oberfläche des Keimes wird glatt, und die Zellgrenzen verschwinden. Ganz ähnlich haben Brooks u. RıiTTEexHouse (1907) den Entwicklungsvorgang bei Turritopsis beschrieben. Der Unterschied beruht nur darauf, dab die Blastomeren bei Aglaophenia zuvor eine etwas grübere Regel- mäfigkeit in ihrer Anordnung und dauernd einen Zusammenhang erkennen lassen. Bei Zurritopsis dagegen ist der Zusammenhalt der Blastomeren in den mittleren Furchungsstadien nur so locker, dab völlig unregelmäßig gestaltete Blastomerenaggregate entstehen. Hier wie dort kommt am Ende der Furchung ein Syneytium zu- stande (Textfig. F), wie es bei Eudendrium nach Hareirr (1904) aus einer von Anfang an „syneytialen Furchung“ hervorgeht. Zu- erst kann man an den dichter zusammenliegenden Dotterschollen noch den kugligen Plasmabereich erkennen, den jeder Kern ursprüng- lich beherrschte; aber in späteren Stadien ist keine Spur der Zell- grenzen mehr zu bemerken. Fig. 20 gibt bei stärkerer Vergrößerung ein Bild vom syneytialen Aussehen des Keimes. Die Kerne sind unregelmäßig im Eiraum verstreut. Sie haben meist bläschenförmiges Aussehen, einen großen Nucleolus und scharf färbbare Chromatin- brocken, die periphere Lage haben. Allmählich machen sich Unter- schiede in der Größe und dem Aussehen der Kerne geltend. Viele Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. . 99 werden augenscheinlich dazu bestimmt, bei der Auflösung des Deutoplasmas eine Rolle zu spielen. Fig. 20—23 zeigen alle Über- ginge zwischen gewöhnlichen Furchungskernen und „Dotter- kernen“ (d, d,—d;). Die typischen Furchungskerne sind groß, bläschenförmig und hell, da sie viel Kernsaft enthalten; sie liegen zwischen den Dotterschollen an Knotenpunkten des protoplasmatischen Netzwerkes. Gewisse Kerne legen sich nun an Dotterschollen dicht an (Fig. 20 d,). Ihre Gestalt wird kappenförmig, sonst unterscheiden sie sich noch kaum von den anderen Kernen. Doch allmählich ver- lieren sie an Kernsaft, sie werden kleiner und dunkler (Fig. 21 d,, 22, 23 d,—d,), und schließlich gehen sie bei der Erfüllung ihrer Auf- gabe, den Dotter aufzulösen, selbst zugrunde. Wir finden sie in späteren Embryonalstadien als sichelförmige dunkle Körper den Dotterschollen anliegend (Fig. 23 d,). Ein protoplasmatisches Netz- werk verbindet die Kerne miteinander und umhüllt die Dotter- schollen. Häufig kann man in späteren Furchungsstadien an diesen bei Hämatoxylin-Eosinfärbung drei konzentrische Schichten unterscheiden: eine äußere helle, bläulich-violette, augenscheinlich bereits verflüssigtes Eiweiß, dann eine scharf nach außen begrenzte rosafarbene Schicht, und schließlich eine innere Masse, die gelblich-weibe Färbung zeigt und ein körniges Aussehen hat. Die Größe der Dotterschollen ist außerordentlich verschieden; die kleineren haben die Neigung mit- einander zu größeren zu verschmelzen oder sich zu kugligen Haufen zu agglutinieren. Der Beginn der Auflösung des Deutoplasmas er- folgt bei Aglaophenia somit schon in sehr frühen Embryonalstadien. Zwischen den Dotterschollen verteilt findet man einzellige Braun- algen, Xanthellen (a). Ihre Natur und Übertragung auf den Keim wurde von mir und Frl. E. Krüger (1913b) beschrieben. b) Sonderung der Keimblätter. Allmählich bildet sich in einem gewissen Abstand von der Keimesoberfläche eine dünne plasmatische Scheidewand aus, welche den ganzen Umfang des Keimes umzieht und eine syneytiale Ober- flächenschicht von einer Innenmasse trennt. In beiden liegen Kerne und Dotterschollen unregelmäßig in einem Plasmanetzwerk verteilt (Fig. 21). Die Außenschicht stellt die Anlage des Ectoderms, die Innenmasse die des Entoderms dar. Ganz alnlich wird der Vorgang der Keimblätterbildung bei Æudendrium von Harerrr (1904) be- schrieben. Auch dort werden die oberflächlich gelagerten Kerne dem Ectoderm, die im Innern liegenden dem Entoderm zugeteilt; n%x { 1 Kurt Mücrer-Caré I die äußere anfänglich noch syneytiale Schicht grenzt sich gegen das Innere des Keimes durch eine Stützlamelle ab. Im weiteren Verlaufe der Entwicklung erhalten wir bei Aglao- phenia durch rascher verlaufende Teilungen eine mehrschichtige Lage von Ectodermkernen, die meist kleiner als die im Entoderm sind. Im Ectodermsyncytium werden die Dotterschollen in schnellem Tempo aufgebraucht; dabei sieht man auch hier, wie im Entoderm, zahl- reiche Kerne sich in Dotterkerne umwandeln (Fig. 22, 23 d). Mit dem Schwund der Dotterschollen wird in der Außenschicht das weite Plasmanetz zu einem feinen Waben- oder Gerüstwerk. Die Ectoderm- schicht hebt sich nun deutlich durch ihre dunklere Färbung vom Entoderm ab. Die Reste der Dotterschollen sind meist von einer helleren Flüssigkeitsvacuole umgeben. Im Entoderm geht die Ver- flüssigung des Deutoplasmas bedeutend langsamer vor sich (Fig. 22). Die Stützlamelle grenzt sich allmählich immer schärfer ab und tritt besonders bei Pikrokarminfärbung deutlich hervor. Im Eeto- derm beginnt sich aus dem protoplasmatischen Wabenwerk heraus ein prismatisches Cylinderepithel auszubilden (Fig. 23). Die Wände zwischen den einzelnen Zellbezirken schneiden von außen nach innen ein. In der Nähe der Stützlamelle erhält sich die syncytiale Natur des äußeren Blattes am längsten; hier liegen auch noch die letzten Reste der Dotterschollen des Ectoderms. Wenn das Epithel völlig ausgebildet ist, stellt es nicht nur eine einzige Zellenschicht dar; an der Stützlamelle liegen interstitielle Zellen, die nicht zur Ober- fläche hinaufreichen. Im Entoderm sondert sich ein zentraler kernleerer von Dotter- schollen erfüllter Raum von einer kernhaltigen peripheren Schicht ähnlich wie bei Kudendrium, wo die Kerne auch nach außen wandern und sich in der Nähe der Stützlamelle anhäufen. Die Gastralhöhle entsteht durch Verflüssigung der zentralen Dottermasse. Erst nach dem Ausschwärmen der Planula wird aus der syn- cytialen Schicht, die unter der Stützlamelle gelagert ist, das Gastral- epithel fertiggestellt. Die Differenzierungen des Larvenectoderms stimmen im wesentlichen mit den für andere Plumulariiden geschil- derten Verhältnissen überein (vgl. Plum. echinulata, S. 95). Über die freie Planula findet sich Ausführliches in: Mitth. zool. Stat. Neapel, Mole 21719138): Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 101 C. Thecocarpus myriophyllum. Die Gonangienentwicklung und die Einwanderung der Keim- zellen entspricht bei Thecocarpus myriophyllum ganz den Verhält- nissen bei den beiden vorerwähnten Aglaophenia- Arten. Die Furchung ist total und in der Regel stark inäqual. Das Ei ist sehr langgestreckt und brotleibartig abgeplattet. Der ani- male Pol scheint stets an einem spitzen Ende zu liegen; hier finden sich die ersten Furchungskerne, und von hier aus schneiden die Furchen ein, die sich ganz allmählich über den Meridian ausbreiten \ | d \ \ Ke / \ 7 Le a b Hig Gr Thecocarpus myriophyllum. 4-Zellenstadium. a, b, c, d 4 hintereinander folgende Querschnitte. und nach innen dringen. Die I. Furche verläuft nicht der ganzen Eilänge nach, sondern schneidet seitlich ein viel kleineres Stück von einem größeren ab. Fig. 24 zeigt die beiden sehr ungleich großen Blastomeren eines 2-Zellenstadiums im Querschnitt in der Gegend des animalen Pols. In der Nähe der I. Furche liegen die auffallend kleineren Kerne. Häufig kann man bemerken, dab ein Keim am einen Eipol schon durch mehrere Furchen tief ein- geschnitten ist, während sich am entgegengesetzten Eipol kaum eine leichte Einfaltung der Eioberfläche bemerkbar macht. Ahnlich wie bei einer discoidalen Furchung gehen also hier die sehr in der 102 Kurt MÜrrer-CaLé, Richtung der Plasmaachse gestreckten Blastomeren nach dem vege- tativen Eipol zu in eine einheitliche Plasmamasse über. Text- fig. Ga—d stellt 4 Schnitte aus einer Querschnittserie durch ein 4-Zellenstadium dar. Nahe dem einen Ende sind 4 Blastomeren- bezirke durch die I. und II. Furche völlig voneinander geschieden (Fig. Fa). Wenn man die Serie weiter nach unten verfolgt, so be- merkt man, dab die Furchen immer weniger tief einschneiden (Fb), zu leichten Einfaltungen der Oberfläche werden (Fc) und schließlich ganz verstreichen (I'd). Später findet jedoch stets noch eine totale Durchfurchung statt. Von den 4 ersten Blastomeren scheinen im allgemeinen 2 größer und 2 kleiner zu sein (Textfig. G). Die Art ihrer gegenseitigen Anordnung ist sehr verschieden, ebenso die Lage der entstehenden Brechungsfurchen, die bei dem späteren Durch- greifen der Teilungsebenen zuerst nur am animalen Pol zu sehen sind. Die Furchung findet ihren Abschluß mit einer vielzelligen Morula mit Zeilen ohne hervortretende Größenunterschiede (Fig. 25). Augenscheinlich teilen sich die größeren Zellen öfters, so daß im Verlauf der Entwicklung allmählich die Unterschiede ausgeglichen werden. Die weitere Entwicklung bis zur Sonderung der Keim- blätter stimmt völlig mit der Gattung Aglaophenia überein. Auch hier tritt vor der Sonderung der Keimblätter ein syncytiales Stadium ein. Ohne daß eine Gastralhöhle gebildet wäre, verläßt die Planula das Gonangium, indem sie sich durch einen Riß der Gonotheca hin- durchdrängt. Über die freie Planula liegen noch keine Angaben in der Literatur vor. Ill. Sertularella polyzonias. 1. Die Entwicklung der Gonangien und die Entstehung der Geschlechtszellen. Die Entwicklung der Gonangien haben Weismann (1883) und GorTTE (1907, p. 135— 144, fig. 230 u. 231, tab. 11) geschildert. Die Keimzellen wandern im Entoderm aus dem Cönosark in die Gonangien- knospe ein. Nach Gorrre können weibliche Keimzellen nur im Entoderm des Stammes, sondern auch in dem des Blastostyls ihren Ursprung nehmen. „Fertile Blastostyle“ (vgl. Künn, 1913) bringen in ihrem Innern die Keimzellen zur Reife, die den Entodermschlauch des Blastostyls mantelartig rings umhüllen. Keine Spur weist mehr auf die verloren gegangene Bildung von Gonophorenknospen hin. Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 103 Das Ectoderm bleibt dauernd einfach. Die Keimzellen werden von einem entodermalen Füllgewebe (Parentoderm) umhüllt, dessen Ent- stehung GOETTE beschrieben hat. Die Embryonen machen ihre Entwicklung bis zur Planula in einer Acrocyste durch, die an der Mündung der Gonangien hängt. Genauere Untersuchungen über die Entstehung dieser Bildung liegen nicht vor. Man vermutete, nach Analogie mit anderen, ähnlich aus- sehenden Brutsäcken, daß es sich um eine Ausscheidung des Ecto- derms, hier der Endplatte des Blastostyls, handle. Ich möchte noch einige Beobachtungen hierüber mitteilen, da mir ein reichliches Material zeigte, daß diese Vermutung irrig war und die Acrocysten- masse einen sehr eigenartigen Ursprung hat. Die vorhandenen reiferen Eier liegen unter der Endplatte des Gonophors, von dem erwähnten Parentoderm umhüllt (vel. fig. 231 bei GoETTE); jüngere Keimzellen wandern von unten her nach. Es entstehen in zeit- licher Folge mehrere Keimzellenmäntel („Ovarien“) im Leibe des Blastostyls übereinander. Unter dem obersten Ovarium (Fig. 28 km) schnürt sich das Blastostyl durch eine ringförmige Furche (rf) merklich ab gegen den unteren Teil mit den jüngeren Keimzellen (km‘), die ebenfalls ihr Parentoderm erhalten. Somit können wir jetzt einen ersten und zweiten Keimzellenmantel voneinander unter- scheiden (Fig. 27 u. 28). Aus dem Parentoderm (pe) des obersten Keimzellenmantels entwickelt sich ein eigentümliches wabiges Füll- gewebe („Stroma“ WerIsMANN), wobei die Hauptmasse der parentoder- malen Zellen zugrunde geht. Fig. 26 zeigt die Umwandlung von Zellkörpern des Parentoderms in eine gallertartige Masse. Noch eine Zeitlang sieht man in ihrem Strangwerk Kerne mit Resten von Plasmakörpern erhalten; schließlich gehen sie aber völlig zu- erunde Die reifen Eier sind gänzlich eingehüllt von diesem maschigen Gewebewerk (Fig. 27). Vereinzelt finden sich im Stroma die von E. Krüger und mir (1913) erwähnten Algenzellen, Chlorellen, während sie gleichzeitig massenhaft das Ectoderm des Gonanthen, hauptsächlich in der Region der Endplatte (ep), erfüllen. Besonders deutlich treten in dem oberen Keimzellenmantel (Am) die beiden Stützlamellen hervor, von denen die eine das Eetoderm vom Paren- toderm. die andere dieses vom eigentlichen Entoderm trennt. Be- merkenswert ist, daß nicht selten vom Ectoderm des Blastostyls eine oberflächliche Schicht abblättert (n), die eine analoge Bildung zum Mantel der Gonophoren darstellt (Fig. 27 m). Noch vor dem Eintritt der Richtungsteilungen entsteht eine 104 Kurt MüzLer-Caré, Offnung (ö) in der Spitze der Gonotheca (gth) und in der Endplatte des Blastostyls (ep), durch die die Eier nach außen treten, umhüllt von dem Füllgewebe, das unter dem Einfluß des Seewassers auf- quillt und an seiner Oberfläche erhärtet und so die sackförmige Acrocyste bildet (Fig. 28). Beim Austritt der Eier müssen also 3 Schichten durchbrochen werden: die Gonotheca, die ectodermale Schicht der Endplatte und die äußere Stiitzlamelle. Ein Teil des Parentoderms bleibt zwischen den beiden oben erwähnten Stütz- lamellen zurück. Manchmal treten die Eier schon im Innern des Gonangiums in die Furchung ein. Das Ende der Embryonal- entwicklung wird aber stets in der Acrocyste durchlaufen. Die ectodermale Endplatte zieht sich nach dem Austritt der Eier wieder zusammen, und auch am Gonothekenende und der Kuppe der Stützlamelle schließt sich nach einiger Zeit die Durchtritts- stelle wieder. Ebenso wird der Spaltraum, der zwischen den beiden Stützlamellen durch den Austritt von Parentoderm entstand, wieder ausgefüllt (Fig. 28). Die Acrocyste bleibt an der Spitze der Gono- theca hängen und löst sich erst ab, nachdem die Planulalarven aus- geschlüpft sind. Nachdem dies geschehen ist, rücken die Kier des unteren Keim- zellenmantels an das Ende des Gonangiums. Es erscheint mir wahr- scheinlich, daß die Eier einfach nachrücken und in das alte unterdessen wieder herausgewachsene Parentoderm eintreten und nicht jedesmal nach Erfüllung seiner Funktion der Endabschnitt des Blastostyls zugrunde geht und durch den emporwachsenden basalen Abschnitt ersetzt wird. ‚Jedenfalls habe ich in meinen Präparaten nie etwas von einer Degeneration des Endabschnitts des Blastostyls gesehen, vielmehr scheint gleich nach dem Austritt der Acrocystengallerte eine Regeneration des Parentoderms einzusetzen (Fig. 28). Unter dem zweiten Keimzellenmantel ist bereits im Entoderm das Eimaterial für einen nächsten vorhanden, der nach einem gewissen Zeitabschnitt nachrücken wird. So wiederholt sich der ganze Vorgang des Heran- wachsens, Reifens, Austretens und der Embryonalentwicklung der Eier von einem Gonangium periodisch mehrmals. Auch die männlichen Gonangien sind nicht selten in 2 Ab- schnitte gegliedert. Im oberen Teile des Blastostyls sammeln sich die Spermien an, wobei aus dem Parentoderm, in das sie eingelagert sind, ein weitmaschiges Füllgewebe entsteht, in dem sich zerstreute Kerne nachweisen lassen. Im unteren Teil des Blastostyls dagegen liegen die Spermatoblasten. So ist es wahrscheinlich, dab auch Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 105 mehrere „Hoden“ nacheinander reifen. Das Austreten der Spermien wurde in der schon mehrfach zitierten Arbeit (1913a) beschrieben. 2. Embryonalentwicklung. In der Acrocyste liegen die Eier häufig so dicht, daß sie poly- gonal gegeneinander abgeplattet sind. Die innerhalb eines Ovars oder einer Acrocyste liegenden Eier befinden sich alle in demselben Stadium der Reife oder Embryonalentwicklung, so daß auch die Planulalarven fast gleichzeitig ausschlüpfen. Diese Periodizität in der Entwicklung ist die Veranlassung dafür, dab ich nur wenig über die Furchung mitteilen kann. Ich hatte zwar viel Material gesammelt und geschnitten, aber leider fanden sich hierunter nur Eier während des Wachstumsstadiums und in den späteren Stadien der Furchung. Daher muß die Frage, ob es sich hier wie bei den früher beschriebenen Formen um eine Furchung handelt, die nach dem Typus von Clava verläuft, un- entschieden bleiben. Ich möchte allerdings von vornherein glauben, daß auch bei Sertularella polyzonias der Keim stets solide ist. Jeden- falls lassen die Stadien, die mir zur Untersuchung vorlagen, niemals auch nur eine Spur von einem Blastocöl erkennen. Fig. 29 zeigt einen soliden Keim von etwa 32 ungefähr gleichgroßen Zellen. Das Furchungsbild ist dem früher beschriebenen durchaus ähnlich (vel. z.B. Fig. 17). Auch in späteren Stadien ist die Ähnlichkeit mit Laomedea groß. Fig. 30 stellt einen vielzelligen soliden mehrschichtigen Keim vor der Sonderung der Keimblätter dar. Radiäre und tangentiale Teilungen finden sich zerstreut sowohl an der Oberfläche wie im Innern des Embryos. Schon jetzt beginnt sich eine äußere Zellen- schicht ein wenig von den mehr zentral gelegenen Zellen abzuheben, indem die Zellen der Oberflächenschicht durch häufige Teilungen allmählich prismatische Gestalt annehmen. Auch für den Vorgang der sekundären Delamination standen mir leider keine Präparate zur Verfügung. Ich glaube aber annehmen zu dürfen, dab sie im wesentlichen ähnlich wie bei Laomedea flexuosa verläuft. Die ausgebildete Planula weist schlanke prismatische Ectoderm- zellen auf, zwischen denen zahlreiche interstitielle Zellen liegen, von denen viele zu Nesselzellen werden. Daneben finden wir auch Driisenzellen. Das Ectoderm ist am Sinnespol auffallend hoch. Die Zellgrenzen bleiben im Gegensatz zu den weit dotterreicheren Eiern der Aglaopheniinen im Ectoderm dauernd erhalten, im Entoderm werden sie bei der Ausbildung der Gastralhühle unscharf. Diese 106 Kurt Mürrrer-CaLé, entsteht wie bei den meisten anderen Formen durch Verflüssigung einer zentralen Dottersäule. Die in der Mitte gelegenen Zellen lösen sich hierbei auf, und ihre Kerne gehen zugrunde. Die Begrenzung des Entoderms gegen die Gastralhöhle ist daher zunächst ganz un- scharf. In der fertig ausgebildeten Planula sind die Ectodermzellen fast völlig frei von Dottermaterial, während die Entodermzellen nur wenig von dem bei Sertularella sehr feinkörnigen Dotter verbraucht haben. Über die freie Planula und ihre F ortsetzung wurde bereits berichtet (1913a). Zusammenfassung der Ergebnisse. Der bei Clava (Harm, 1902) beschriebene Typus der Furchung und Keimblätterbildung findet sich auch bei einer großen Zahl von Thecaphoren. Ich wies ihn nach bei Laomedea flexuosa, Plumularia echinulata, Sertularella polyzonias. Die Embryonalentwicklung beginnt mit einer totalen adäqualen Furchung Der von Anfang an solide Keim verwandelt sich mit dem V. Teilungsschritt in eine echte mehrschichtige Morula Aus dieser entsteht durch sekundäre Delamination eine Planula, die sich ebenfalls nicht wesentlich von Clava unterscheidet. Bei den sehr dotterreichen Kiern von Aglaophenia und Theco- carpus, gelegentlich auch Plumularia besteht zu Beginn der Furchung eine Neigung zu inäqualer Teilung und Verzügerung der Durch- trennung des Plasmas gegeniiber der Kernteilung. Der weitere Furchungsverlauf führt aber stets zu einer Morula, die der der erst- erwähnten Formen ganz entspricht. Dann aber sehen wir Aglao- phenia und Thecocarpus einen anderen Weg der Entwicklung ein- schlagen. Sie führt zu einem syncytialen Stadium, wie wir es unter den Athecaten bei Turritopsis (Brooks U. RITTENHOUSE, 1907) auch auf eine totale Furchung folgen sehen. Die Keimblätter entstehen dadurch, daß sich in dem Syncytium eine oberflächliche Schicht durch eine Grenzmembran als Ectoderm absondert. Erst später treten im Ectoderm und Entoderm wieder einzelne Zellbezirke auf. Eine von den Athecaten nicht beschriebene Eigentümlichkeit der Aglaopheniinen liegt darin, daß lange nicht alle Furchungskerne auf den Aufbau der Embryonalzellen verwandt werden, sondern in dem Syncytium, sowohl an der Oberfläche, die zum Ectoderm wird, als im Innern zahlreiche Kerne zur Verflüssigung der Dotterschollen Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 107 in engere Beziehung treten und dabei als Dotterkerne zugrunde gehen. Wenn man somit die jetzt bekannten Furchungstypen bei den Thecaphoren überblickt, so zeigt sich, daß auch in dieser Gruppe, ausgehend von der Entwicklungsweise der Eier freier Medusen, alle Abänderangen des Furchungsverlaufes und der Keimblättersonderung verwirklicht sind, die bei den Athecaten vorkommen. Unter den Campanulariiden wechselt mit der Ausbildung der Gonophoren und dem Ort, an dem sich die Embryonalentwicklung abspielt, die Entwicklungsweise zwischen polarer Einwucherung (Meduseneier), multipolarer Einwucherung (Gonothyraea-Kier wenig reduzierter Medu- soide) und Moruladelamination (Eier der styloiden Gonophoren von Laomedea flexuosa). Unter den abgeleiteteren Plumulariiden, die überhaupt keine freien Medusen mehr besitzen, kennen wir jetzt nur Moruladelamination und syneytiale Delamination. Und zwar sind gerade die Aglaopheniinen, ihrem Trophosom und Gonosom nach, die höchstentwickelten Thecaphorenformen, zu dem am weitesten abgeleiteten Entwicklungstypus der syncytialen Delamination fort- geschritten. Breiburs i. Br., Juli 1913. 108 Kurr MÜLLER-CALE, Literaturverzeichnis. f ALLMAN, G. J., 1871—1872, A monograph of the Gymnoblastie or Tubu- larian Hydroids, London, Ray Soc. BILLARD, A., 1904, Contribution à l’étude des Hydroides, in: Ann. Se. nat. (8), Vol. 20, Zool. 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Querschnitt. 16—32-Zellenstadium. Radiale, schiefe und tangentiale Spindelstellung. Fig. 6. Sagittalschnitt. Morula von über 64 Zellen. Fig. 7. Sagittalschnitt. Mehrschichtiger solider Keim. Fig. 8. Sagittalschnitt. Bildung der Stützlamelle. Gezeichnet mit Apochr. Imm. 1,5 und Ok. 0, Tubuslänge 160 mm. ekt Eetoderm. ent Entoderm. ix interstitielle Zellen. st Stütz- lamelle. Fig. 9 u. 10. Plumularia echinulata. Fig. 9. Querschnitt durch ein zwittriges Gonangium vor Abschnürung des Keimsackes. Gezeichnet mit Apochr. Imm. 1,5 und Ok. 0, Tubus- länge 150 mm. Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. 111 Fig. 10. Zwittriges Gonangium nach Abschnürung des Keimsackes, Längsschnitt. Gezeichnet mit Obj. C und Ok. 4, Tubuslänge 150 mm. Zu Fig. 9 u. 10. «we Außenectoderm. b/s Hohlraum des Blastostyls (Gastralhöhle). dx Drüsenzelle des Ectoderms. ei Ei- zelle. ekt Eetoderm (einschichtig). e/t‘ Ectoderm (mehrschichtig). ep Endplatte. gl} Gonotheca. vie Innenectoderm. m Mantel. spb Spermatoblasten. spx Spermatocyten. si Stützlamelle. Tafel 9. Fig. 11—18. Plumularia echinulata. Fig. 11. Junges Ei, Keimbläschen vor der Richtungsteilung. Ge- zeichnet mit Apochr. Imm. 1,5 und Komp.-Ok. 4, Tubuslänge 160 mm. Fig. 12. I. Furchungsspindel in Telophase. Ein Richtungskörper (R. K) an der Oberfläche sichtbar. Gezeichnet mit Apochr. Imm. 1,5 und Komp.-Ok. 4, Tubuslänge 160 mm. Fig. 13. Querschnitt. 4-Zellenstadium. Fig. 14. Querschnitt. 8—16-Zellenstadium. 2 Spindeln radial, 1 tangential. Kombiniert aus 3 Schnitten. | Fig. 15. Sagittalschnitt. 8—16-Kernstadium. Das größere Blastomer enthält 3 Spindeln, wovon 1 radial ist. Kombiniert aus 4 Schnitten. Fig. 16. Querschnitt. 16—532-Zellenstadium. 2 Spindeln radial, 3 tangential. Kombiniert. Fig. 17. Querschnitt. 32-Zellenstadium. Fig. 18. Querschnitt. Mehrschichtiger solider Keim. Fig. 19—22. Aglaophenia helleri. Gezeichnet mit Apochr, Imm. 1,5 und Komp.-Ok. 4, Tubuslänge 160 mm. Fig. 19. Solider vielzelliger Keim. Morula. Fig. 20. Solider Keim. Zellgrenzen nicht mehr wahrnehmbar. Fig. 21. Bildung der Stützlamelle. Syneytiale Delamination. Fig. 22. Keim nach der Bildung der Stützlamelle. Im ectodermalen Syncytium nur noch wenige Dotterschollen, wabenartiges Gerüstwerk von Protoplasma. Zu Fig. 19—22. a Algenzellen. d,—d, Eutodermkerne, die sich in Dotterkerne umwandeln. s/ Stützlamelle. Wait el 10; Fig. 23. Aglaophenia helleri, Embryo im Ubergang zur Planula. Aus dem protoplasmatischen Wabenwerk des Ectoderms differenziert sich das Ectodermepithel heraus. d Dotterkerne. d, letzte Reste von Dotter- kernen, sonst Figurenerklärung wie in Fig. 19—22. 112 Kurt Mürrer-Caré, Entwicklungsgeschichte einiger Thecaphoren. Fig. 24 u. 25. Thecocarpus myriophyllum. Gezeichnet mit Obj. C und Ok. 0, Tubuslänge 160 mm. Fig. 24. Querschnitt. 2-Zellenstadium. Kerne aus 3 Schnitten ein- gezeichnet. Fig. 25. Querschnitt. Vielzelliger solider Keim. Fig. 26—30. Sertularella polyxonias. Fig. 26. Ausschnitt aus einem Gonangium. Bildung des Gallert- gewebes. Gezeichnet mit Obj. ©, Komp.-Ok. 6, Trente 200 mm. Fig. 27. Längsschnitt durch einen oberen Keimsack vor Austritt der Eier in die Acrocyste. Gezeichnet mit Obj. C, Komp.-Ok., Tubus- länge 160 mm. Fig. 28. Längsschnitt. Älteres weibliches Gonangium mit Acro- cyste, ersten und zweiten Keimzellenmantel. Gezeichnet mit Obj. A und Ok. 2, Tubuslänge 160 mm. Zu Fig. 26—28. Ectoderm ist dunkler getönt. «a Algen. acr Acrocyste. ekt Ectoderm. emb Embryonen. ep Endplatte. gg Gallertgewebe. gth Gonotheca. km oberer, km‘ unterer Keim- zellenmantel (Ovar). ö Öffnung in der Endplatte und der Spitze der Gonotheca. rf Ringfurche. pe Parentoderm. Fig. 29. Etwas quer gedrehter Sagittalschnitt. Stadium von etwa 32 Zellen. Gezeichnet mit Obj. C und Ok. 5, Tubuslänge 160 mm. Fig. 30. Etwas quer gedrehter Sagittalschnitt. Mehrschichtiger solider Keim mit Ruhekernen und Spindeln. Gezeichnet mit Obj. C und Ok. 5, Tubuslänge 160 mm. Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. The central nervous system of Tunica nigra.') By William A. Hilton. With 11 figures in the text. Contents. Page bnodpetion US à os à ON ne Seneraälsformrofthe ganglion, . . +. : 0 UE Fheuscreeture, of the ganglion . . ‘./. Vai HONOR IE [he relation of cells to each other . . . "HO RS Simseinreofsthe: cells Sr = es «aid Vo ee OR ee Senne re i Ee co, Introduetion. While enjoying the advantages offered by the Bermuda Marine Biological Station, through the kindness of Prof. E. L. Mark, the director, I was able to obtain a large number of specimens of Tunica nigra. This form is very abundant on Agar’s Island and out on the nearer reefs. Specimens were studied by several methods; some were examined in the fresh condition, while the ganglia of others were dissected out and fixed in various ways for sectioning. CARrNoY’s fluids were largely used for fixation, and were followed by staining 1) Contributions from the Bermuda Biological Station for Research, No. 29. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 8 114 Wituiam A. Hinton, in methylen blue and eosin. Another most serviceable method was to fix with Fremming’s fluid and after sectioning to stain with iron- or copper-hematoxylin. General form of the ganglion. The ganglion is roughly cylindrical. It is imbedded in the mantle between the oral and atrial siphons. A long neural gland, found on its ventral side (Figs. A, D, E), is more or less closely applied to the nerve center and usually extends its whole length or even farther in the direction of the animal’s oral end. It is from this end that a duct of greater or less extent may be followed to such a ciliated funnel as has been described and figured by Junin (1881), MercaLr (1900), and others. The length of this duct from the end of the ganglion to the funnel differs considerably in the various specimens examined. There is also some variation in the position and extent of the duct in the region of the gland. In some individuals this tube, or branches from it, may be traced from the wall of the ganglion itself. That is, it has communication with the nervous tissue similar to that described and figured by SHELDON (1887) in Clavellina. This author suggests that the ciliated pit and duct are for the purpose of aerating the brain. Mercazr (1899 and 1400) calls attention to the close relationship between gland and ganglion in tunicates, and in some of his figures shows relations which might be regarded as histological connections between this duct and the brain. The chief branches of the ganglion run off from its two ends and take a rather dorsal direction. The usual figures of the gan- glion in simple tunicates show only such branches. In some specimens of 7. niyra, in which the stain was not differential, only these larger, Fig. A. Drawing of the ganglion and gland of Tunica nigra, from a recon- struction. The oral end is up, the ganglion is turned slightly to one side, so that more of the gland, on the ventral side, is seen than would be shown in a strictly lateral view. A duct from the gland shows at the oral end. At various places at the end of the ganglion the stumps of nerve trunks are seen. 17:1. Fig. B. Drawing from a reconstruction of a ganglion of Tunica nigra, looking down upon the dorsal surface. Several of the chief nerve trunks are shown, some being a little exaggerated in the drawing, especially the median ones at the lower or atrial end. 17:1. Fig. C. Drawing from a model of a portion of the atrial end of a ganglion in ventral aspect. To facilitate comparison with Fig. B, the atrial end is down, though the shading of the figure is thereby reversed. The cut surface shows a small dorsal median branch cut lengthwise. Other branches are also shown. A ventral view of this part of the ganglion is given to show especially a small lateral fold which extends toward the median plane. 17:1. Central nervous system of Tunica nigra. 115 116 Wicciam A. Hivron, more or less terminal, trunks were well seen. Fig. A shows a reconstruction from such a specimen; not all of the branches are shown. In preparations stained with hematoxylin and picro-fuchsin, there was a good differentiation of the nerve strands running to the surrounding muscle fibers and connective tissue. In such speci- mens the nerve trunks could be traced for long distances from the ganglion out to muscles and to the surfaces of the mantle. In favorable specimens of this sort numerous nerves of moderate and small size were also seen coming off from the body of the ganglion. In the model represented in Fig. B there are three rather large branches shown at the oral end (up in the figure) All of these run up towards this-part of the animal between muscle fibers, often crossing from side to side through the thickness of the mantle. They all undoubtedly supply the musele fibers with which they are closely associated, and also send fibers to the surfaces of the mantle. The central branch, for a time at least, runs along the gland duct. In Fig. A the duct is shown, but no demarcation is shown between the two branches, since they run close together. A more lateral and a more caudal branch, shown in Fig. B, are represented by stubs only in Fig. A. The three terminal branches shown in Fig. B are close together for quite a distance as they leave the ganglion, for a longer distance, in fact, than is to be inferred from the drawing, since their basal portions are represented as one mass, while from sections it is seen that they are distinct down almost as far as the first pair of lateral branches. The larger trunks of the ganglion are often much changed in shape at various parts of their course, as they mould themselves about muscle bands. In a specimen of a nearly related species, all the branches at the oral end were followed in dissections out to the bases of the oral tentacles. In the specimen modeled, the branches were cut off at that end; but if these branches correspond to those of the other species, then we might expect that they also terminate in the region of the oral tentacles. At least they probably contain both afferent and efferent fibers. The several larger nerves at the atrial end also contain fibers supplying muscles and from their position and general distribution seem to contain afferent fibers also. In the specimen shown in Fig. B there were found in the middle part of the ganglion three large nerves, four slightly smaller ones, and about as many very short and rather minute nerves. Most of these trunk Central nervous system of Tunica nigra. ale nerves arise from the median plane, but several, such as the small one near the oral end, are more lateral. Just how many very small nerves arise from the ganglion, it is hard to decide, because some nerves are composed of only a few fibers. The two central nerves at the atrial end are somewhat exaggerated in size in the drawing. There were few cases of anastomosis, at least between the larger trunks. Some of the branches when followed to the periphery were found greatly to change their shpaes owing to the position of muscle fibers; and not infrequently the peripheral part of the nerve becomes swollen to a larger mass than the proximal end. The end nerves usually do not come off from the terminal por- tion of the ganglion, but instead, at one side of the tip. Generally the terminal nerves and most of those from the middle of the gan- elion come off ventrally. The number and distribution of the larger nerves seem to be fairly constant in different individuals, but the smaller ones vary considerably. MercaLr (1899 and 1900) speaks of the continuation of ganglion cells along the peripheral nerve trunks of tunicates, sometimes in connection with the larger branches, but more often along the rapheal nerve. In none of my sections of this species have I seen nerve cells continued out far from the central mass along the nerves. As mentioned before, there is considerable variation in the smaller nerve trunks. The rapheal nerve, which Mercaur describes and figures, was recognized in a number of specimens, and near it, for a variable distance, a process extending out from the neural gland was considered to be the rapheal duct. The rapheal nerve was small and contained no nerve cells. In some specimens it was short and arose by itself near the atrial end of the ganglion. In another specimen three minute nerves, each with a separate origin, but from the same general region of the ganglion and close to one another, were considered as representing together the rapheal nerve. Some of the strands of these were found supplying muscles. Aside from these small branches, which were considered to be rapheal nerves, a rather thick mass of nervous matter (a lateral fold) is shown on the ventral side at the atrial end of the ganglion in Fig. C. This body runs out ventrally and ends abruptly, being inclosed in connective tissue. In cross section it looks like the little dorsal projection shown by Mercaur (1900) in his figure of Phal- lusia and labeled ,,ganglionic cord“; or like the figures in his 1899 publication, his Figs. 2, 3, 4 and 5 showing the conditions in 118 Wiıuvıam A. Hıuron, Distaplia, Amaroecium, Ascidia and Phallusia, respectively. I did not find this projection in all the specimens, nor did I find nerve cells in it. Possibly it represents a part of the rapheal nerve cord. The structure of the ganglion. The nerve cells are arranged chiefly about the periphery of the œanglion, in cross sections of which they appear as a deeply staining border around the central fibrous core (Figs. D, E). The thickness of this peripheral mass of cells varies considerably in different regions. At various places, where the nerve trunks come off, especi- ally in the region of the larger trunks, the cells of the border be- come much reduced in number or disappear in large part as the fibers sweep into or from the more central portion of the ganglion (Figs. E, F). Some of the cells are large, others are small, many of the larger ones being located at the outer surface of the ganglion. Blood is abundant in the gland and is present to some degree also in the peripheral layer of cells in the ganglion. The central, more fibrous mass of the ganglion is not without cells, but they are widely scattered. Many of these are very small and apparently are not functional nerve cells The central area contains cells which not only as a whole but as individuals stain less deeply that the peripheral ones (Figs. F, G). The ganglion is enclosed in a rather dense connective-tissue sheath, which stains pink with fuchsin. In this sheath, and some- times outside of it, a variable number of scattered nerve cells are found, which seem to be a part of the central system. I found no nerve cells in the gland, but in almost every specimen at some point in the series, gland cells and ganglion cells seemed so completely mingled that it was hard to separate the two areas, a condition such as that described for other tunicates by Mercazr (1899 and 1900). The cells which compose the ganglion are of various sizes from very small ones with almost no cytoplasm to rather large ones 10 or 20 x in diameter. Small and large sorts are found together both in the center of the ganglion and in the dense masses near the surface. With methylen-blue and eosin stains, the cells appear mostly unipolar, and spherical or pear-shaped; but there are cer- tainly many cells with several processes, although very often one of these is much longer than the others. Very probably the cells which Central nervous system of Tunica nigra. 119 seem to have but one process may have other smaller ones which were not detected. A few cells, especially in the central portion of the ganglion, were found to have several processes of about equal Fig. E. Fig. F. Fig. D. Drawing of a cross section of the ganglion and gland of Tunica nigra passing through the origin of a large and a small nerve. oral Fig. E. Drawing of a cross section through the centre of the ganglion and gland, the gland on the ventral side. Gist. Fig. F. Camera-lucida sketch from a cross section of a ganglion. The part reproduced extends from the connective-tissue sheath to the center of the ganglion. 450 : 1. size. Something could be learned about the shape of the neurons and the general direction of their larger branches from methylen- blue preparations obtained in section, but the most perfect cells were obtained from specimens fixed in Fremmise’s fluid and stained 120 Wicriam A. Hıvron, in iron-hematoxylin. A few cells, already mentioned, were found outside the connective-tissue mass, and some were found imbedded in it. The thickness of the outer layer of nerve cells in the ganglion differed considerably in various parts of the same specimen. Some of this difference was due to differences in the plane of sectioning. In places the cells became reduced to a single irregular layer, but in most regions more were seen (Figs. F, G). The average number of cell layers might be said to be three; in some places there were many more than this. Some of the larger elements were often found at the outer edge of the ganglion, many of these were seen to send a large process in towards the center. I am inclined to think that most of the larger ones at the outer edge are of this sort. The branches often run in straight towards oe m A ee. the center and are ig. G. Diagram of the ganglion of Tunica nigra ; as seen in a es section which nee through a ape easily followed for and a small branch. Drawings of actual cells from various some distance. regions are placed in this diagram. Some of the longer ‘ processes from nerve cells into the nerve trunk are repre- Other cells send sented quite diagrammatically, because, so far as could be their processes to determined, most peripheral cells send fibers for longer or 1 a1 ; shorter distances along the axis of the ganglion before the central area, entering the nerve trunks. 250:1. but not straight in. The direction in which these run is variable; at the same level the process of one cell may be sent obliquely in one direction part way to the center, and near this another cell may send its process obliquely in the opposite direction, but not necessarily at the same angle. Cells of smaller size in the other layers at the periphery were Central nervous system of Tunica nigra. 121 also seen sending branches to various parts of the central fibrous portion of the ganglion (Figs. G, H). A few of the larger more superficial cells of the ganglion were seen to send their processes out into the connective tissue and in some cases apparently beyond this, rather directly into nearby muscle fibers; some of these were undoubtediy the fibers indicated in the model by the smaller median dorsal branches, but it seems probable that some cells as individuals send fibers directly to muscles. Some of the cells of the peripheral zone could be seen sending processes in among others of this denser mass and in exceptional places a few fibers of this sort were seen inside the general mass of the ganglion. Association cells of large and small size were seen in the midst of the thickened mass. Branches were also seen coming from cells of various levels and running just inside the cortex. Some of these, of course, may have had some efferent fibers as well as association branches. Fibers, apparently for associating various parts of the denser mass at the periphery, were seem to come from cells of all sizes and from all levels, but chiefly from those near the middle of the ganglion. The fibers of these cells at the point of their passage from the peripheral to the deeper layer turn rather abruptly to run for longer or shorter distances along the inner boundary of the peripheral area. Cells of the superficial layers and those farther in towards the center, such as have already been mentioned, usually have one process considerably larger than the others, and in some cases no other processes were seen. Such cells have this portion running in towards the center of the ganglion, sometimes straight, sometimes twisted either near its origin or along its course. Another type of cell was found located at the edge of the ganglion with one large process extending in towards the center of the fibrous mass and with a large branch from this main one running back to another part of the dense cell area (Figs. G, H). Just inside the denser mass of cells a few scattering ones are often evident. These are much like those of the peripheral thicker mass. The larger nerve branches point in various directions, in some they extend out towards or into the peripheral cell layer; some cells send processes along the inner side of this region as association fibers, possibly in some cases as efferent fibers, while others send their main processes in toward the central part of the ganglion. Some cells of this inner portion of the peripheral mass i 122 Wıruıam A. Hinton, are very small, often with very little cytoplasm surrounding the nucleus, and exhibit a fine process extending from one end of the cell in towards the central portion of the ganglion and one from the other end extending out towards the periphery. Whether these small cells are functional nerve cells or not, I do not know. At least one of them was found closely applied to the surface of a process from another larger cell (Figs. G, J). In the more central portions of the ganglion no definite arrange- ment of neurons was evident. They were irregularly scattered or erouped, sometimes they were very abundant, at other times only a few cells were found. None of them were as large as the largest © Fig. H. Fig. J. Fig. H. Four large cells from the peripheral region of the ganglion of Tunica nigra. 450:1 Fig. J. Cells from the central region of the ganglion of Tunica nigra. 450:1. found at the periphery of the nerve center, and there were many nuclei the processes of whose cells, if they had any, were not found. This was similar to the condition of things found at the periphery of the ganglion. The cells of the central area, because of their isolation, could be studied in some ways better than the others, because all sides of them could be seen. They were found to have a number of processes. Some of the processes from the cells seemed to be confined to the central area, probably for associations in this region, others ran to the edges of the deeper masses at various Central nervous system of Tunica nigra. 123 places, while still others penetrated more or less into the cortex of the ganglion (Figs. G, J, K). Apparently the central cells are chiefly for association. The fibers from the ones on the surface are undoubtedly to a large degree efferent, the processes for the most part passing through the center of the ganglion on their way to the larger nerve branches. A few large cells, however, at the periphery, as stated, appear to send their fibers out more directly to muscles. Cells at the edge of, as well as just inside, the more compact mass bring various levels of the ganglion into relation with each other. (Fig. G is a somewhat diagrammatic plan of the ganglion as seen in cross section.) The cells shown are in the actual relations as found in different sections, but the efferent and afferent fibers are represented as though prolonged into the nerve trunk, in the plane of a single section, which is a condition not generally realized. Not so many direct communications were found between cells and the nerve trunks, although many individual neurons could be seen to send their strands in towards the center of the ganglion and in some cases direct communications were found. In other words, efferent fibers usually run first to the center of the ganglion and then, after a longer or shorter longitudinal course take exit through the nerve trunks. Receptive cells at the surface of the body, possibly similar to those described by Hunter (1898a), probably send their processes into the ganglion and may be in some degree related to the central cells. I think it probable that there are not many of these pro- cesses aS compared with the efferent fibers. The relations of cells to each other. In a few rather doubtful cases larger processes of neurons were seen to join with other nerve cells (Fig. K). With specimens stained in iron-hematoxylin after fixation in Fremming’s fluid, as well as with some of the other material, it was often possible to trace the branches from cortical nerve cells for considerable distances into the depths of the ganglion. In favorable localities these processes were seen to branch and the delicate branches were followed some- times as far as, and apparently became continuous with, similar delicate fibers of other cells. The minute twigs were often as fine as the fibrillae which were made out in some of the larger neurons, and seemed to be continuous with the fibrillae within the larger processes 124 WizraaAM A. Hinton, and cells. In places minute branches from the body of the cell continuous with the fibrillae within it were traced out some distance. These fine processes from cells and from larger fibers were seen in many places and appear to form a delicate network of the more peripheral branches. Such a network of fibrillae was evident in all central portions of the ganglion, but it was only in favorable localities that this meshwork was found to be continuous with the processes of the cells and apparently with those of more than one neuron. This fine network shows to best advantage only in per- fectly preserved specimens. The fibrillae may not actually fuse 1 ae K. Cells from Tunica nigra, chiefly from the central parts of a ganglion. Url. with each other, but the best Zeıss apochromatic oil-immersion lenses gave no evidence of a different condition. No hint was gained by the use of the highest powers as to where the fibrillae of one cell left off and those of an other began. A number of the larger pro- cesses of cells could be followed some distance into the ganglion with their numerous apparently anastomosing side branches, until they broke up into minute meshworks and could not be followed farther (Fig. K). Strueture of the cells. Many cells (Fig. L) were found to contain minute fibrillae. These were best shown by hematoxylin methods. Cells stained by Central nervous system of Tunica nigra. 129 erythrosin or eosin and methylen blue gave in varying degrees the appearance of tigroid-like material. In most cells, the deeply staining substance was concentrated into one part of the cytoplasm and not sub-divided into smaller masses; this was especially true of the central cells. In some of the more peripheral neurons the tigroid-like material was not so densely massed and appeared like flakes or dots, but there were few cells of this kind. In many neurons the whole cytoplasm was stained a uniform blue with no indication of darker masses. In cells of medium or large size there wa a large clear nucleus with a large spherical deeply staining Fig. L. Cells of various sorts from several ganglia of Tunica nigra. Fi- brillae are shown in two cortical cells, at the left in the figure. Tigroid-like mate- rial is shown in the larger cells (which are from the peri- phery) in the from of numerous evenly distributed, someti- mes concentrically arranged, masses or flakes ; in the smaller cells (which are from the center), as larger ; continuous patches. Some of these central cells show in a vacuole a paranuclear mass of yellowish pigment, indicated in the figures as a dotted area surrounded by a clear space. 900: 1. nucleolus. In some of the ganglia, there were numerous cells having vacuoles of various sizes, usually only one to a cell; these might be as large as, or even larger than, the nucleus. In a number of specimens these vacuoles were completely filled with a yellowish pigment, which seemed to be best preserved in formalin or FLEm- MING’S fluid, but often appeared partially dissolved out even in these fixatives; this gave the appearance of a large vacuole in the cell with a mass of light yellow substance in the center of the clear ärea (Fig. L). Mærcazr (1900) has shown similar “paranuclear” bodies in the nerve and gland cells in tunicates, which he says may be the same as the centrosome structures described in this group. Hunter (1898b) 126 Wirvıam A. Hınron, describes in Cynthia centrosomes which have about the position in the cells that these pigment bodies do; but I found no indication of centrosomes in Tunica nigra. Summary. 1. The ganglion of Tunica nigra possesses more branches than have been described for related forms. Many of these are quite small. The larger nerves seem to contain both afferent and efferent fibers. The smallest branches seem to supply nearby muscles. Some few muscles are evidently supplied rather directly by cells lying at the periphery of the ganglion. 2. The neural gland on the ventral side of the ganglion is in places almost fused with the nerve center, but free nerve cells were not found among the gland cells. 3. The duct from the gland to the ciliated funnel was much like what has been described by METCALF and many others. 4. Small, somewhat variable strands were recognized in some specimens as rapheal nerves. Another rather thicker mass of nervous substance was found ending abruptly in the connective tissue. This was on the ventral side near the atrial end and was apparently a vestigal structure. Not any of these peripheral nervous structures contained nerve cells. 5 The nerve cells of the ganglion were densely crowded into a cortical layer, the central core being composed chiefly of nerve fibers. There were a few scattered cells located in the central part of this mass of fibers. 6. A large proportion of the cells of the periphery evidently supply muscles. A few cells of the peripheral portion of the ganglion and many of the scattered central cells serve apparently for various sorts of association. In all parts of the ganglion are cells which are apparently connective rather than nervous in function. These are usually smaller than the nerve cells and have very little cytoplasm. 7. In the central portions of the ganglion is an intricate mesh- work of fibrillae, which in places is seen to be continuons from cell to cell and with the fibrillae within the nerve cells. 8. Tigroid-like substance is found in the nerve cells, some- Central nervous system of Tunica nigra. 197 éd times as dense masses, sometimes as flakes or dots. Vacuoles, often containing yellowish pigment, are frequently seen in the nerve cells. 9. Log (1892) and Maenus (1902) have performed experiments to determine the functions of the ganglion in tunicates. MaGxus concludes that when purely local reactions are obtained from a small group of muscle fibers, the nervous system is not involved at all. The ganglion is the reflex center for the rather simple but general movements of the body. The simple structure with the relatively small number of association cells shows a very simple type of central nervous system. er bo CO Wırrıam A. Hırron, Bibliography. BANCROFT, F. W., 1898, The anatomy of Chelyosoma productum, in: Proc. California Acad. Sc. (3), Zool., Vol. 1, p. 309—332, pl. 18. VAN BENEDEN, E. et C. JULIN, 1884a, Le systeme nerveux central des Ascidies adultes et ses rapports avec celui des larves urodèles, in: Bull. Acad. Sc. Belgique (3), Vol. 8, p. 15—72, 4 pls. —, 1884b, Le système nerveux central des Ascidies adultes et ses rapports avec celui des larves urodèles, in: Arch. Biol., Vol. 5, p. 317—367, pls. 16—19. —, 1885, Recherches sur la morphologie des tuniciers, ibid., Vol. 6, p. 239—476, pls. 7-—16. Brooks, W. K., 1893, The genus Salpa, in: Mem. biol. Lab. Johns Hopkins Univ., Vol. 2, vir +396 pp., 57 pls. CAULLERY, M., 1895, Contributions à l’&tude des Ascidies composées, in: Bull. sc. France Belgique (4), Vol. 27, p. 1—158, pls. 1—7. 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Die Besamung und die Befruchtung ne ee Siac E Sf 1) Erster Teil: Die Geschlechtszellenbildung und die normale Ent- wicklung von Aricia foetida CLap., in: Zool, Jahrb., Vol. 34, Anat., p. 381—472, 10 Abbildungen im Text, tab. 16— 28, 1913. — ler Teil: Die abnorme Furchung von Aricia foetida CLAP., ibid., Vol. 35, p. 527—562, 10 Abbildungen im Text, tab. 28— 30, 1913. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 3 132 IV. V. VI. NET VII. JULIUS SCHAXEL, a) Der Bau des Spermatozoons . b) Das Verhalten der Teile des Spermatezeuny’ im ‚ Ei 4. Die Konstitution der ersten Furchungszelle . Die normale Furchung und die Gastrulation Der erste Teilungsschritt . Der zweite Teilungsschritt Der dritte Teilungsschritt . Der vierte Teilungsschritt . . Der fünfte Teilungsschritt. 5 Die Blastula . . a) Die großzellige lost ne b) Die kleinzellige Blastula . 7. Die Gastrulation . 8. Das Zusammenwirken er Zellbertundfeile paneer de Furchung . : a) Die an des rules end der non b) Die Blastomerenkerne . : 9. Der cytologische Rahmen der er e N op to Die Furchung von Eiern mit abnormer Inhaltsanordnung 1. Die abnorme Furchung von dem Ei aus . 2. Die abnorme Furchung von der Blastula aus : a) Einwanderung einzelner Zellen in das Blastocoel . b) Multiple Gastrulation 3. Der cytologische Rahmen der min irre Die Entwicklung isolierter Keimteile Die Blastomeren des 2-Stadiums Die Blastomeren des 4-Stadiums Die Blastomeren des 8-Stadiums . . . Die Blastomeren des 16- und des 32- Sue . Blastomerengruppen . : a) Blastomerengruppen aus gen Kenton : b) Blastodermstiicke aus der Blastula. . 6. Der cytologische Rahmen der Entwicklung dar Date Anhang: Die Entwicklung normal- pr Keime aus mehr als einem Ei . Die Entwicklung unbefruee Kier 1. Die normale Entwicklung . 2. Die Zellabknospungen . 3. Die Anfurchungen ES 4. Der cytologische Ba der op Entwicklung OR Oo ND Die Entwicklung nach der hang mit Sein a matozoen ; . 1. Besamung ohne Befruchtung . w= el ee RENE a) Das Unterbleiben der Integration der männlichen Chromosomen Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 133 7 Seite b) Die verspätete Integration der männlichen Chromo- somen . . MR a DE ARTE N Vi 2. Besamung und Bean te fo ee Feet LOS a) Die Kernerkrankungen während der Farchung . EIN, b) Die Kernerkrankungen in der Blastula . . 200 3. Der cytologische Rahmen der Entwicklung nach ee Be: samung mit vergifteten Spermatozoen. . . . . . . 202 IX. Die Entwicklung nach der Besamung mit stammfremden Spermatozoen . . sitet ASUS 1. Die Copulation des el: aC dem Bikern fee AU 2. Die Copulation des Spermakernes mit einem Blastomeren- kern des 2-Stadiums . . 206 3. Der cytologische Rahmen der Hals nach der Be. samung mit stammfremden Spermatozoen. . . . . . 208 X. Das Ende der abnormen Keime . . „2. 222.2. 277509 XI. Über die Faktoren der Entwicklung . . . . . . . . 912 Einleitung. Wie die beiden früher veröffentliehten Teile dieser Unter- suchungen enthält der vorliegende Mitteilungen über die intra- cellulären Prozesse bei der Formbildung der Metazoen. In den Kapiteln II und III des ersten und im zweiten Teile sind die Be- ziehungen des Eibaues zu der normalen und zu der mannigfach abgeänderten Furchung bei der Annelide Aricia behandelt worden. Der Spiraltypus der Furchung kommt durch Faktorenkomplexe zu- stande, die bei jeder einzelnen Teilung gleichartig wirksam und in ihrer besonderen Beschaffenheit von der Lokalisation der Substanzen im reifen Ei abhängig sind. Die mit der Besamung einhergehenden Vorgänge haben auf die Art der Aufteilung des Eies keinen Einfluß. Dafür daß den in den Blastomerenkernen lokalisierten Substanzen keine determinative Bedeutung für die Furchung zukommt, haben wir für Aricia nur negative Indizien beigebracht. Hier wird über die entsprechenden Erscheinungen der Radiär- furchung des Seesterns Asterias glacialis OÖ. F. MÜLLER berichtet. Aus äußeren Gründen konnte die frühe Eibildung von Asterias glacialis nicht untersucht werden. Als Ersatz ist die wahrscheinlich ähnlich verlaufende Eibildung von Asterias rubens LaNNÉ herangezogen. Die Angaben über das Zustandekommen des furchungsbestimmenden Eibaues bei der Ausreifung und über die Besamung beziehen sich auf Asterias glacialis. Mit dem über Aricia Ermittelten werden die Abschnitte über die normale Entwicklung bis zur Gastrulation, die 9% 134 JULIUS SCHAXEL, künstlich abgeänderte und die Entwicklung von Keimteilen zu ver- gleichen sein. Die parthenogenetische Entwicklung und das Verhalten der Blastomerenkerne nach Besamung mit vergifteten und mit art- fremden Spermatozoen geben im Zusammenhang mit den Degenerations- prozessen beim Absterben der abnormen Kerne Gelegenheit, Fälle von scheinbarer Determinierung durch Kernsubstanzen während der Furchung zu besprechen. Ich habe Asterias deshalb in den Bereich dieser Untersuchungen gezogen, weil die Entwicklung dieses Seesterns, die ich zum Teil schon aus früheren Beobachtungen kannte, eine passende Ergänzung zu den bei Aricia gewonnenen Einsichten liefert. Wenn auch einiges von dem hier Behandelten (so die Entwicklung von Kern- teilen, die Zwangsparthenogenesis und die artfremde Besamung) an Echinodermen bereits von anderen Autoren eine ziemlich ausführliche Bearbeitung gefunden hat, so entbehren meine Mitteilungen in dem vorliegenden bestimmten Zusammenhang doch nicht ihrer besonderen Berechtigung. Hinsichtlich der Anführung von Literatur gilt auch diesmal der Grundsatz, nur das unmittelbar Berührende heranzuziehen, da die eingehende Besprechung der Literatur zusammen mit der theoretischen Verwertung der gesamten Ergebnisse in dem bald folgenden Schlußteil vorgenommen wird. I. Material und Technik. Die unreifen Ovarien wurden ca. 10 cm im Durchmesser messenden Exemplaren von Asterias rubens Linn& am Kap Grenen bei Skagen (Dänemark) entnommen. Sie wurden in einer 2°/,igen Lösung von Zinkchlorid fixiert und in absolutem Alkohol aufbewahrt, wobei ver- mieden wurde, dab die Konservierungsflüssigkeit mit tanninhaltigen Substanzen in Kontakt kam. Nach zwei Monaten wurden sie über Chloroform in Paraffin von 52—54° C Schmelzpunkt eingebettet und die 4 w dicken Schnitte mit Methylgrün + Pyronin nach P. G. Unna (neueste Angabe in: Biochemie der Haut, Jena 1913, p. 8) gefärbt. Das Material von Asterias glacialis O. F. MÜLLER entstammt dem Golf von Neapel. Die Hauptmasse der Zuchten und Versuche führte ich in der dortigen Zoologischen Station im Januar und Februar 1911 aus und ergänzte die Lücken, die sich bei der Bearbeitung dieses Materials ergaben, durch neue Versuche im März 1913. Die beste Zeit für entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Asterias glacialis ist für Neapel der Januar. Im März findet man noch eben Tiere, die ihre Geschlechtsprodukte nicht abgelegt haben, im April Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 135 meist Keine mehr. In großen Aquarien gehaltene Tiere schreiten zwar sehr lange nicht zur Ablage von Eiern und Sperma; aber es zeigt sich wenigstens bei den Eiern, daß sie dadurch eine Schwächung ihres Entwicklungsvermögens erleiden. | Alle Zuchten führte ich bei Zimmertemperatur durch, sofern nicht der Versuch eine Abkühlung oder Erwärmung sah. Ich benutzte etwa 3 1 fassende Gläser, die durchlüftet wurden. Es schadet den Keimen nichts, wenn sie durch leichte Strömungen etwas umher bewegt werden. Trotzdem ließ ich die Durchlüftung und Wassererneuerung so einrichten, daß derartige Störungen vermieden wurden. Meine sämtlichen Zuchten entstammen künstlich befruchteten Eiern. Die Ausreifung der Eier geht nach ihrer Entnahme aus dem Weibchen vor sich. Wenn beide Richtungskörper abgeschnürt sind, setzt man eine kleine Menge lebhaft beweglichen Spermas dazu. Die Sache ist so einfach, daß sich weiteres erübrigt. Die normalen Zuchten habe ich viel weiter, als sie hier verwertet sind, geführt. Ich erhielt große Bipinnaria-Larven, deren Entwicklung erst durch Nahrungsmangel zum Stillstand kam. Um die Lokalisation der Substanzen im Ei zu verändern und dadurch die Art der Aufteilung während der Furchung zu beeinflussen, erwiesen sich mechanische Manipulationen mit dem aus- gereiften Ei als ungeeignet. Man kann zwar durch Druck dem kugligen Ei eine scheibenförmige Gestalt aufzwingen oder es durch Ansaugen in einem engen Glasrohr in einen Zylinder ausziehen; aber sobald die gewaltsame Deformierung aufhört, beginnt das elastische Ei zu seiner normalen Form zurückzukehren, und die mikroskopische Untersuchung von Schnitten durch solche Eier lehrt, daß ihr Inhalt die normale Verteilung besitzt. Solange man mit den Deformierungen innerhalb der sehr weiten Elastizitätsgrenze bleibt, vermag man nichts damit auszurichten; überschreitet man diese aber, so zerplatzen die Eier und erleiden Substanzverluste, die sie für unsere Zwecke untauglich machen, sofern der kernhaltige Rest überhaupt noch imstande ist nach der Besamung oder anders- artiger Entwicklungserregung eine Teilung einzugehen. Daß der Eiinhalt bei mäßigen äußeren Deformationen Keine bleibende Störung in seiner Anordnung erfährt, entspricht den Verhältnissen bei der natürlichen Ablage der Eier von Asterias, die ihre Nachkommenschaft ohne besonderen Schutz in das bewegte Wasser ihrer Wohnstätten entlassen. 136 JULIUS ScHAXEL, Um Furchungsanomalien zu erzeugen, die sich zu der Norm. in sinnvolle Beziehung setzen lassen, hat es auch keinen Wert, den Eiern durch Zentrifugieren Schädigungen unberechenbarer Art zu- zufügen; denn in dem blinden Wahne „experimentiert“ zu haben finden zwar manche Fachgenossen eine ihnen zusagende Befriedigung, aber der zielvollen Forschung ist damit noch nicht gedient. Wie bei Aricia so machte ich auch bei Asterias die Beobachtung bestimmter Anomalien in normalen Kulturen zum Ausgangspunkt der Versuche über die Veränderung des Furchungsmodus. Be- stehende Dispositionen zu Anomalien mußten in großer An- zahl so gesteigert werden, daß sich regelmäßige Störungen nach be- stimmten Alterationen des Eibaues konstatieren ließen. Welcher Art diese sind, davon wird noch ausführlich zu handeln sein. Von den Mitteln zur Förderung der Furchungsanomalien sind solche aus- zuschließen, die gleichzeitig eine spezifische Einwirkung ausüben, was namentlich für viele Chemikalien gilt. Einwandfreie Erfolge lassen sich durch die Benutzung der überreifen Eier im Aquarium zurückgehaltener Weibchen bei gleichzeitiger leichter Erhöhung der Temperatur erzielen. Nur solches Material werden wir S. 171 be- sprechen. Die auf ihr weiteres Verhalten hin geprüften Teilkeime wurden durch Schütteln früher Furchungsstadien oder besser, um mechanische Störungen zu vermeiden, durch Einlesen des Stadiums, dessen Auflösung in Einzelblastomeren gewünscht wurde, in caleium- freies Seewasser erhalten. In dem calciumfreien Wasser bleiben die Keime bis zur Isolierung der Blastomeren, die dann einzeln in normales Seewasser zurückgebracht werden. Ich hatte schon früher die auch von anderen geteilte Erfahrung gemacht, daß die Eier mancher Weibchen von Asterias, wenn sie einige Zeit ohne irgendwelche Beeinflussung stehen bleiben, sich zu teilen beginnen. Das S. 189 untersuchte Material ist aus solcher fakultativer Parthenogenesis hervorgegangen. Es muß allerdings hinzugefügt werden, daß die Zucht, um die Einschleppung von Spermatozoen zu vermeiden, in künstlichem Seewasser gehalten wurde. Diesem möglicherweise anhaftende geringe Mängel in seiner Zu- sammensetzung dürften bei bestehender starker Disposition als hin- reichender Entwicklungserreger wirken. Die Versuche mit artfremder Besamung wurden ebenfalls in künstlichem oder sterilisiertem Seewasser ausgeführt. Es wurde hauptsächlich Sperma von Aricia foetida Cuar. und Patella coerulea L. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. II. 137 verwendet. Obwohl mit dem Annelidensperma einige Male die Be- samung zustande kam und dann die Eier zur Teilung schritten, so konnte von dieser Bastardkombination doch keine zur cytologischen Untersuchung hinreichende Menge erhalten werden. Mit Patella hatte ich bessere Erfolge, und von den aus der Kombination Asterias-® > Patella-3 hervorgegangenen Bastarden wird S. 203 die Rede sein. Als vergiftete Spermatozoen von Asterias sind hier solche bezeichnet, die nach Absolvierung der gleich zu nennenden Prozedur zur Besamung verwandt wurden und ein bestimmtes Verhalten der Keime zur Folge hatten. Die Vergiftung der Spermatozoen geschah dadurch, daß sie nach der Entnahme aus den Hoden 40—50 Minuten in dünne Lösungen von Methylenblau, Methylgrün, Neutralrot oder Bismarckbraun gebracht wurden. Sie verblieben solange in den Farblösungen, bis ihre lebhaften Bewegungen nachzulassen begannen. Das geschah bei einem für die verschiedenen Lösungen verschiedenen Konzentrationsgrad in der angegebenen Zeit. So vorbehandelte Spermatozoen wurden mit einem kleinen Tropfen Flüssigkeit zu den Eiern in sehr viel Wasser gebracht, um die minimale mit über- tragene Menge von Farbe unschädlich zu machen. Der für den Zweck günstigste Konzentrationsgrad wurde durch Vorversuche fest- gestellt. Von Methylenblau wird eine ziemlich große Quantität er- tragen. weniger von Neutralrot und Bismarckbraun, ungleich viel weniger endlich von Methylgrün. Auf alle Einzelheiten Kommen wir S. 193 zurück. Was die Technik der Verarbeitung des Materials angeht, so bin ich ähnlich damit wie mit Aricia verfahren. Die Fixationen wurden so vorgenommen, dab größere Portionen aus den Kulturen der normalen oder abnormen Entwicklung auf einmal fixiert wurden. Einzelne interessante Objekte wurden während des Lebens be- obachtet und auf den erwünschten Stadien festgehalten. Als zweck- mäßige Fixiermittel erwiesen sich die 6°/,ige Sublimatlösung in destilliertem Wasser mit einem geringen Zusatz von 98° iger Essig- säure und das Fremming’sche Gemisch in der von mir meist ge- brauchten Zusammensetzung (10 Teile 7,5°), ige Chromsäure, 45 Teile destilliertes Wasser, 5 Teile 98°), Essigsäure, 40 Teile 1°/, Osmium- siure). Das Sublimatmaterial wurde in lod-lodkaliumlösung, das Fremmnwe-Material in Brunnenwasser ausgewaschen. Zu Total- präparaten dienten in Sublimat fixierte und mit Cochenille gefärbte Objekte, die in Nelkenöl untersucht wurden. Die Schnittpräparate passierten Xylol und Paraffin von 52—54° C Schmelzpunkt. Die 138 Jurius SCHAXEL, Schnittdicke betrug 4x. Gefärbt wurde mit Hämatoxylin- und Anilin- farben, worüber sich bei den besprochenen Einzelfällen Angaben finden. II. Die Eibildung von Asterias rubens LINNE. Von der Eibildung interessiert hier nur so viel, als sich zu der späteren Entwicklung in Beziehung bringen läßt. Außerdem habe ich in einer früheren Arbeit (1911a) die Oogenesis der gewöhnlichen mediterranen Vertreter des Echinodermenstammes vergleichend be- handelt. Dort findet sich auch über die Eibildungsstätte (p. 548) und den Verlauf der Eibildung (p. 553ff. und p. 560ff.) der Aste- roideen das Wissenswerte. Asterias rubens und glacialis gehören jener Gruppe von Echinodermen an, mit denen ich mich damals beschäftigte. Neuere, noch nicht veröffentlichte Untersuchungen an Holothuroideen, die sehr viel Dotter bilden, haben mir gezeigt, dab es Arten gibt, bei denen die Eibildung einen etwas anderen Verlauf nimmt. Für Asterias aber gelten die früher für seine Verwandten gemachten Angaben, die ich (1911 a, p. 566) folgendermaßen zusammengefaßt habe: „Die aus den Chromosomen der letzten Vermehrungsteilung her- vorgegangenen Chromatinfäden des Kernes der jungen Oocyte kon- densieren sich nach einigem Verharren in dem fädigen Zustand in Nucleolen, die sich zu einem einzigen persistierenden vereinigen. Der Nucleolus ist Assimilations- und Emissionszentrum des Chromatins. Die diffuse Chromatinemission erfolgt durch die Kernmembran ohne Kuppenbildung. Das im Kern verbleibende Chromatin strömt vom Nucleolus ab, der als achromatischer Körper deformierender Vacuoli- sation verfällt und, wenn das Keimbläschen nach Integration der Chromosomen sich auflöst, im Zelleib resorbiert wird. Im Zelleib wird unter Anteilnahme des Chromatins das Furchungsplasma kon- stituiert.“ Uber die Beziehungen des Chromatins zu dem Nucleolus im Kern der wachsenden Oocyte wurde im besonderen ermittelt, daß solche vor und während der Emissionsphase bestehen, dann aber der Nucleolus völlig chromatinfrei wird und schließlich die Chromosomen keinen substanziellen Zusammenhang mehr mit dem Nucleolus zeigen (p. 557). Ich bezeichnete daher den Nucleolus dieses Typus der Echinodermen-Eibildung als Amphinucleolus (p. 583). Inzwischen erschienen zwei Arbeiten, auf deren Angaben ich bei dieser Gelegenheit kurz eingehen will. In einer dem zahlenmäßigen Verhalten der Chromosomen bei Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 139 der Zwangsparthenogenesis einer Neapler Asterias-Species gewidmeten Studie gibt P. Bucuxer (1911) einen kurzen Überblick über die Eibildung eines Objekts und sagt von seinen beigefügten Figuren (p. 579): „Auf den ersten Blick ist aus ihnen zu entnehmen, daß es in der Entwicklung des Eierstockeies keinen Moment gibt, der der typischen Tetraden entbehrte.“ Er tritt für eine durch- gehende Persistenz der Chromosomen als solcher ein, und Bezie- hungen des Chromatins zum Nucleolus scheinen ihm nicht begegnet zu sein. Im schroffen Gegensatz dazu steht G. Rerzius (1911). Er unter- suchte Asterias rubens aus dem Gullmarfjord (Schweden), fixierte in Sublimat oder Pikrinsäure und färbte mit Bıoxpr’s Dreifarbengemisch. Er sagt p. 20: „Die Eier der Ovarien enthalten in ihrem großen Nucleolus die hauptsächliche, für die Chromosomen der Richtungs- körper und des Eikerns bestimmte Chromatinsubstanz des Keim- bläschens, aber nicht in reinem Zustand, sondern mit Eiweiß ver- mischt. Dies geht aus der konstanten, dunkelviolett blauen Färbung des Nucleolus nach der Behandlung mit Broxpr-Gemisch hervor . Die eigentliche Abtrennung der genannten Substanz von dem Eiweib fängt erst nach der Abgabe der Ovarialeier in das Meerwasser an. Dieser... Prozeß .. . schließt mit der Abgabe der echten Chromo- somen von dem Nucleolus her an die am Zentrosom entstehende erste Richtungsspindel ab.“ Rerzıus beschreibt in Wort und Bild geradezu das Herausschlüpfen der fertigen Chromosomen aus dem Nucleolus. Ich kann mich mit den Angaben der beiden Autoren nicht ein- verstanden erklären, glaube aber meine früheren Befunde stützen und erläutern zu können durch die Mitteilung einiger Beobachtungen, die einer eigentlich zu mikrochemischen Zwecken unternommenen Untersuchungsreihe entnommen sind. Wir beschränken uns dem Plane der ganzen Arbeit folgend hier auf den optischen Befund. Das auf S. 134 angegebene technische Verfahren erlaubt in den Oocyten von Asterias rubens das Chromatin, die substanzielle Grund- lage des Nucleolus und das Grundplasma in sehr distinkter Weise zu färben. Fig. 1 zeigt zwei jüngste Oocyten nach der letzten Oogonien- teilung. Die Kerne enthalten nur mit Methylgrün gefärbte Chroma- tinfäden, in die die Chromosomen des Teilungsstadiums übergegangen sind. Von einem Nucleolus ist noch keine Spur wahrzunehmen. Die den Kern umgebende Plasmaschicht ist hellrot, ohne bei ihrer Dünne 140 Jurius SCHAXEL, eine besondere Struktur erkennen zu lassen. Werden die Oocyten ein wenig älter, so verliert die Fadenlagerung des Chromatins an Deutlichkeit (Fig. 2). Auber etwas verwischten grünen fädigen Ge- bilden finden sich auch tropfenförmige Ansammlungen von derselben Substanz, die wir als die ersten Spuren chromatischer Nucleolen ansprechen. Unabhängig von den chromatischen Substanzanhäufungen tritt ein tiefrot gefärbtes Gebilde auf, von dem sich weiterhin zeigt, daß es den Anfang des persistierenden Nucleolus darstellt. Im Zell- leib sind keinerlei Veränderungen zu bemerken. Die beiden nächsten von den abgebildeten Stadien sind für uns von besonderem Interesse. In Fig. 3 sehen wir kein eigentlich fädiges Chromatin mehr, sondern nur noch lokale Verdichtungen, von denen zu anderen Verdichtungen, zum Nucleolus und zur Kernmembran chromatische Verbindungen führen. Man kann in solchen Verdichtungen die Bezirke der ehe- maligen Chromosomen erblicken. Dem rotgefärbten Nucleolus hat sich eine Schicht von grüngefärbtem Chromatin angelagert, das, wie der Vergleich von Aufsicht und optischem Durchschnitt bei Be- wegung der Mikrometerschraube lehrt, eine Hülle um ihn bildet. In der Kernmembran und auch schon außerhalb ihrer finden sich chromatische Einlagerungen. Die Chromatinemission hat also bereits angefangen. Der Zelleib beginnt jetzt zu wachsen. Es werden im Plasma lokale Verdichtungen deutlich, die der mehr homogenen Grundsubstanz eingelagert, erscheinen, ein Bild, das durch die an- gewandte Fixation zustande kommt. Der dichtere Plasmabestandteil wird so mit allen granulär ausfallenden Einlagerungen (auch dem emittierten Chromatin) in unregelmäßigfädige Gebilde zusammen- gezerrt. Wir nehmen an, daß der Vorgang der Chromatinemission seinen Höhepunkt erreicht hat, wenn die ihren Anfang charakteri- sierenden Merkmale die stärkste Ausprägung erfahren. Das ist in Fig. 4 der Fall. Der in der Aufsicht grün erscheinende Nucleolus offenbart im Durchschnitt seinen roten Kern von Nucleolensubstanz und seine chromatische Hülle. Die Chromatinanhäufungen im Kern haben jetzt ihre lebhafteste Färbung. und die Einlagerungen in die Kernmembran erreichen eine gewisse Dichtigkeit. Der wachsende Zelleib wird von einer geflechtartigen Struktur erfüllt, die an Stelle des früheren zarten Rot jetzt eine mehr blaurote, in manchen kernnahen Partien grüne Färbungen besitzt, Verfärbung, die durch das emittierte Chromatin hervorgerufen werden. Fig. 5 zeigt eine ältere Oocyte, die nicht ganz die Hälfte ihres Weges zur Reife zurückgelegt hat. Die Chromatinemission ist seit Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. IIT. 141 einiger Zeit zu Ende. Der Nucleolus ist völlig von Chromatin ent- blößt. in seinen äußeren Teilen tiefrot und im Bereich der inneren Vacuolenbildungen heller rot gefärbt. Das zart mit Methylgrün tingierte Chromatin des Keimbläschens nimmt wieder Fadenlagerung an, indem die Chromosomen für die Richtungskérperbildung rekon- struiert werden. Zwischen dem Nucleolus und dem Chromatin be- stehen keinerlei substanziellen Zusammenhänge mehr. Er liegt viel- mehr völlig isoliert im Keimbläschen. Der Zelleib weist eine durch die Fixation verursachte ungleichartige Verteilung seines Inhalts auf. In die Lagerungen dichterer Substanz ist auch das emittierte Chromatin gelangt. Die Färbung zeigt rotgrüne oder bläuliche Misch- töne auf dem hellroten Grunde des Cytoplasmas. Bis zum Schlusse der Reifung sind keine wesentlich neuartigen Veränderungen mehr zu bemerken. Wir verlassen daher hier die Besprechung der Ei- bildung von Asterias rubens, um uns der Untersuchung der für uns in anderer Hinsicht wichtigen Ausreifungsvorgänge von Asterias glacialis zuzuwenden. In betreff der Frage nach den Beziehungen von Chromatin und Nucleolus im Kern der reifenden Oocyte von Asterias ergibt sich, daß sich weder solche Beziehungen überhaupt in Abrede stellen lassen noch die anderweitig behauptete innige Vermengung von Chromosomen- und Nucleolarsubstanz statthat. Der Nucleolus er- weist sich vielmehr, wie ich es 1911a schon darlegte, als echter Amphinucleolus, dessen Beziehungen zum Chromatin nur zeitweilige sind. Bei der Anwendung gewöhnlicher Färbungen entzieht sich der Kern des bleibenden Nucleolus unter der Menge der gleichzeitig gebildeten chromatischen Anhäufungen den Blicken. und während der Assimilations- und Emissionsphase des Chromatins läßt ihn die chromatische Hülle selbst chromatisch erscheinen. Das im Vor- stehenden beschriebene Verfahren zeigt aber. dab der Nucleolus schon vor und während seiner Beziehungen zum Chromatin als distinktes Gebilde sich nachweisen läßt. Wem besonders an der Persistenz der Chromosomen liegt, mub sich in der kritischen Emissionsphase an die lokalen Verdichtungen im Kern halten, die zwischen den radiär von der Nucleolusaußen- schicht nach der Kernmembran ziehenden Chromatinstrémen liegen. Auf das von Rerzıus beschriebene Ausschlüpfen der fertigen Chromo- somen aus dem Nucleolus, für das wir hier gar keine Belege finden, werden die S. 145 besprochenen Versuche mit Asterias glacialis noch ein Licht werfen. 142 Junius SCHAXEL, III. Der Abschluß der Eireifung und die Befruchtung bei Asterias glacialis 0. F. MÜLLER. Innerhalb des Ovars vollzieht sich bei Asterias nur die Vor- reifung, d. h. die Bildung der den Eileib aufbauenden Substanzen. Damit die Oocyte zum entwicklungsfähigen Ei wird, muß der Kern noch die sogenannten Reifeteilungen durchmachen. Einen normalen Verlauf wird die Entwicklung aber nur dann nehmen, wenn gleich- zeitig im Zelleib Substanzumlagerungen von ganz bestimmter Art vor sich gehen. Beide Prozesse treten ein, wenn die vorreife Oocyte durch natürliche Ablage oder durch künstliche Entnahme aus dem Ovar ins Seewasser gelangt. Besamung oder andere entwicklungs- erregende Mittel vermögen jetzt die Furchungsteilungen zu ver- anlassen. 1. Die vorreife Oocyte. Asterias gehört zu denjenigen Echinodermen, die in ihren Eiern keinerlei auffällige deutoplasmatische Substanzen ablagern. Die Vergröberung des Zelleibs besteht daher nach dem Abschluß der Chromatinemission im wesentlichen in einer Massenzunahme des Cytoplasmas und in einer gleichmäßigen Verteilung jener Granula- tionen, die sich von dem emittierten Chromatin herleiten, über den Zelleib. Über die Beschaffenheit der an der Grenze des optisch Wahrnehmbaren liegenden Struktur des Plasmas, die in hohem Maße von der Art des zur Fixation angewandten Verfahrens abhängig ist, können wir uns bier eine Diskussion ersparen. Ich habe mich in meiner früheren Echinodermenarbeit (1911a) für eine wabige Struktur ausgesprochen und meine allgemeinen Anschauungen über den Gegenstand in einer besonderen Mitteilung (1911b) niedergelegt. M. Konorackt (1912, p. 534 und 547) hat meine Angaben bestätigt. G. Rerzıus (1910) ist anderer Meinung. Der Kern ist ein gewöhn- liches Keimbläschen ohne irgendwelche Besonderheiten. Auf sein Verhalten kommen wir gleich noch zurück. Von Bedeutung für die hauptsächlichen Ziele der gegenwärtigen Untersuchung ist das Lageverhältnis der die vorreife Oocyte zu- sammensetzenden Teile. Nach der Ablage, wenn sich die mit dem Austritt durch die Gonoporen verknüpften oder anderweitig zuge- fügten leichten Deformationen ausgeglichen haben, besitzt die Oocyte eine durchaus kuglige Gestalt von glatter Oberfläche. Fig. 15 stellt einen bestimmt orientierten Schnitt durch eine solche Zelle im Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 143 größten Durchmesser dar. Die äußerste Oberflächenschicht wird von einer feinen Lage hyalinen Plasmas gebildet, die nur an einer einzigen, ungefähr kreisférmigen Stelle eine Unterbrechung zu er- leiden scheint. In den Fig. 7, 8, 15, 16 und in anderen ist diese Stelle oben im Durchschnitt zu sehen. Sie nimmt, offenbar aus rein physikalischen Gründen, alle möglichen Farbstoffe nachhaltig auf und ist daher leicht zu beobachten. Auch Buchner (1911) bemerkte sie schon, und ich bin geneigt, seine Ansicht zu teilen, daß es sich um die Narbe, mit der die Oocyte früher an der Wand des Ovariums befestigt war, handelt. Diese Narbe spielt in der weiteren Ent- wicklung keine Rolle mehr, ist aber wichtig als Marke für die Orientierung der Teile der Zelle. Zieht man von ihr durch den Mittelpunkt der kugligen Oocyte eine Gerade, so erhält man die Achse, von der wir fernerhin oft zu sprechen haben werden. Es ist dieselbe Achse, die in der Larve durch Scheitel und After oder in dem sich furchenden Keim durch den animalen und den vege- tativen Pol geht. Unter der Narbe und ganz in dieser Hälfte der Oocyte liegt das Keimbläschen so, dab die genannte Achse es im größten Durchmesser durchläuft (Fig. 15). Es nimmt also im Ver- hältnis zum Zellganzen hinsichtlich dieser Achse eine exzentrische, hinsichtlich der beiden anderen Achsen aber eine symmetrische Lage ein. Die Lage des Keimblächsens zwingt den Substanzen des Zell- leibes eine entsprechende Anordnung auf. Bei Asterias fehlt der Dotter verschiedenen Kalibers, der uns als Indikator der Substanz- verteilung bei Aricia wertvolle Dienste geleistet hat; aber auch der plasmatische Inhalt der Asterias-Oocyte und dann des Eies ist nicht durchaus isotrop, sondern läßt bei sorgfältiger Betrachtung Schichten verschiedener Dichte einer der Zusammensetzung nach allerdings gleichartigen Substanz erkennen. Das Zentrum der vorreifen Oocyte nimmt die dichteste Substanz ein, die in allen Radien nach außen zu gleichmäßig an Dichte abnimmt und an der der Narbe zuge- wandten Seite das Keimbläschen in einer Einbuchtung enthält. Der dichte Innenteil wird von einer saftreicheren, lockeren Schicht all- seitig umgeben. Auf diese folgt als Außenmantel die oben genannte hyaline Oberflächenschicht. Zusammenfassend können wir sagen, dab die exzentrisch-symme- trische Situation des Keimbläschens bei Asterias die Polarität und den radiär-symmetrischen Bau der vorreifen Oocyte bedingt. Ent- sprechend wie bei Aricia die exzentrisch-asymmetrische Außenschicht des Keimbläschens die Schichtengleichheit längs der Radien stört 144 Junius SCHAXEL, und zum Ausgang der komplizierten Lagerungsverhältnisse wird (siehe im ersten Teil p. 397), unterbricht bei Asterias das exzentrisch- symmetrisch liegende Keimbläschen die Schichtengleichheit in ein- facherer Weise nur längs einer Achse. 2. Die Bildung der Richtungskörper. Die das Keimbläschen betreffenden Vorgänge des Reifungsab- schlußes sind bei den Echinodermen Gegenstand vielfacher Bearbei- tung gewesen. Mit den Problemen, die sich wie das zahlenmäßige Verhalten der Chromosomen drehen, befassen wir uns hier nicht. Dagegen bietet sich uns Gelegenheit auf die S. 141 schon behandelte Frage nach der Herkunft der Chromosomen noch einmal zurückzu- kommen, wenngleich wir sie eigentlich als erledigt betrachten. Die Besprechung der Substanzumlagerungen im Zelleib beim Reifungs- abschluß wird bei aller Wichtigkeit des Gegenstandes kurz sein, da sich, was sich darüber ermitteln läßt. als einfach darstellt. a) Das Keimbläschen und das Schicksal seiner Teile. Das auflösungsbereite Keimbläschen (Fig. 6) enthält außer rene licher Flüssigkeit in einem Granulationen führenden Reticulum sus- pendiert die Prochromosomen und den vacuolisierten Nucleolus. Die Prochromosomen erscheinen im fixierten Präparat als lokale Ver- dichtungen der allenthalben im Kern verteilten chromatischen Sub- stanz. Mit dem Nucleolus weisen sie keinen substantiellen Zu- sammhang auf. Die Kernmembran ist leicht gefältelt. Der erste Schritt in ihrer Auflösung besteht darin, dab gerade unter der Haft- narbe der Oocyte die mit der mitotischen Teilung einhergehende Strahlenfigur erscheint und ebenda die Membran zu verschwinden beginnt (Fig. 7). Diese Stelle ist genau vorbestimmt und in allen Zellen dieselbe. Auch BucHser (1911, p. 584) hebt hervor, dab mit Regelmäßigkeit an dieser Stelle „die erneute Tätigkeit des Centriols erwacht“. An der Betonung korpuskulärer Elemente in der Teilungs- figur liegt uns hier nichts. Aus Präparaten, die ähnliches wie das der Fig. 7 zugrunde liegende zeigen, mag sich die früher mehrfach angenommene, von mir (1911a) in Abrede gestellte und neuerdings von Rerzıus (1911) wieder nachdrücklich behauptete Ansicht herleiten, daß die Chromo- somen der Reifeteilungen dem Nucleolus entstammen. Der den In- halt seiner aufplatzenden Vacuolen mit dem Kernsaft vermischende und in Brocken zerfallende Nucleolus liegt in nächster Nachbarschaft Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 145 der sich integrierenden Chromosomen. Daraus dürften die genannten Beziehungen entnommen worden sein. Solche Bilder gelangen in langsam ausreifenden Eiern zur Beobachtung, also dann wenn man die Oocyte frischen Weibchen entnimmt und ohne weiteren Zusatz bei kühler Temperatur im Wasser ausreifen läßt. Man kann es aber auch bewerkstelligen, daß der Nucleolus während der Integra- tion und Formierung der Chromosomen und noch darüber hinaus völlig intakt bleibt. Das ist der Fall, wenn man die Ausreifung dadurch beschleunigt, daß man die Oocyten unmittelbar nach der Entnahme aus der Mutter in Wasser bringt, in dem sich Spermato- zoen befinden oder dem Hodenextrakt beigemischt ist. Die Auf- lösung der Kernmembran, die Integration der Chromosomen aus dem Reticulum und die Richtungskörperbildung geht dann häufig so rasch vor sich, daß der Nucleolus ohne irgendwelchen Substanzverlust in den Zelleib gelangt und dort während der ganzen Teilungsvorgänge unverändert verharrt. Fig. 8 zeigt die ausgebildete Spindel zur Bildung des ersten Richtungskörpers in einer Oocyte, deren Aus- reifung ebenso wie die der Fig. 16 beschleunigt worden ist. In beiden Fällen ist der Teilungsvorgang bereits in das Stadium der Anaphase getreten, also die Chromosomen haben gewiß längst ihre volle Ausbildung erfahren, und noch immer hat der Nucleolus keinerlei Substanz abgegeben. Er zeigt, in den Zelleib übergetreten, noch das- selbe Aussehen wie früher innerhalb des Keimbläschens. Die zu seinem Verschwinden führende Entleerung der Vacuolen steht erst noch bevor. Da sich die in Fig. 8 und 16 wiedergegebenen Zu- stände wenigstens in vielen Fällen willkürlich erzeugen lassen, so darf gesagt werden, daß die Unabhängigkeit von Chromosomen und Nucleolus in der ausreifenden Oocyte von Asterias experimentell be- wiesen werden kann. Die Fig. 8 und 16 zeigen die charakteristische Lage der Spindel bei der Bildung des ersten Richtungskörpers. Der äußere Pol der Spindel liegt so, daß der erste Richtungskörper gerade unter die Haftnarbe abgegeben wird, die ihm wie eine Kappe aufsitzt. Dabei steht die Spindelachse nicht senkrecht zur Zelloberfläche, sondern sie bildet mit der durch Haftnarbe und Zellmittelpunkt ge- zogenen Geraden einen Winkel von etwa 45". Der etwa noch persi- stierende Nucleolus liegt dabei immer in diesem Winkel. An die Bildung des ersten schließt sich die des zweiten Rich- tungskörpers sogleich an. Sie verläuft wie die erste ohne irgend- welche Besonderheiten. Der erste Richtungskörper teilt sich nochmals, 146 JULIUS SCHAXEL, und die drei kleinen Zellen liegen zusammen unter der abgehobenen Haftnarbe. Im Ei bleibt der weibliche Vorkern zurück, dessen äußerst zartes Kernnetz aus den alveolisierten Chromosomen der letzten Teilung hervorgeht. Von dem Inhalt des umfangreichen Keimbläschens läßt sich mit unseren Mitteln nur zweierlei im Ei weiter verfolgen oder an seinen Wirkungen erkennen. Aus dem in den Chromosomen kondensierten Chromatin leitet sich der Chromatinbestand des weiblichen Vorkernes her. Der bei der Keimbläschenauflösung abströmende Kernsaft spielt bei den gleich zu besprechenden Umlagerungen im Zelleib eine Rolle. Die chromatischen Granulationen, die in den Chromosomen keinen Eingang finden, und der zerfallende Nucleolus hören im Zell- leib bald auf als distinkte Körper sichtbar zu sein. Es ist anzu- nehmen, daß sie in Lösung gehen und resorbiert werden. b) Die Substanzumlagerungen im Zelleib. Mit der Lokalisation der Substanzen in der vorreifen Oocyte haben wir uns S. 143 bekannt gemacht. Durch die Auflösung des Keimbläschens gerät das ganze Zellinnere in Bewegung. Der ab- strömende Kernsaft lockert das Plasma auf, und der durch den Schwund des großen Keimbläschens freiwerdende Platz wird von den aufgelockerten Zelleibsubstanzen eingenommen. Worauf die Um- ordnung des Zellinhaltes im wesentlichen hinausläuft, lehrt ein Ver- gleich der Fig. 15 und 16. Das im Zellinneren gelegene dichte Plasma wird nach allen Seiten abgedrängt mit Ausnahme derjenigen Partien, in denen sich die Richtungskörperbildung vollzieht. Das Innere der Zelle nimmt jetzt eine große Masse lockeren Plasmas ein. Darum dehnt sich das dichte Plasma bis unter die hyaline Außen- schicht aus. Die Schicht des dichten Plasmas hat nicht überall die gleiche Mächtigkeit. Sie fehlt ganz in der Kernregion und ist in größter Dicke am gegenüberliegenden Pol vorhanden. Zieht man die exzentrisch-symmetrische Lage des Keimbläschens, von dem die Bewegungen ausgehen, in betracht, so ist eine andere Neulagerung der Substanzen als die erreichte nicht zu erwarten... Im Verlauf der Richtungskörperbildung erfährt die Neuordnung der Substanzen die schärfere Ausprägung, die sie in der entwicklungsbereiten Eizelle besitzt. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. II. 147 3. Die Besamung und die Befruchtung. Von den Echinodermen ist seit langem über die Besamung und die Befruchtung, besonders über das Verhalten der Kernsubstanzen, das im wesentlichen bekannt, was sich mit unseren Mitteln darüber eruieren läßt. Wir brauchen uns daher hier nicht lange damit auf- zuhalten. Von Wichtigkeit ist es festzustellen, welche Substanzen das Spermatozoon bei der Besamung in das Ei mitbringt und was aus ihnen wird. Zuvor müssen einige Bemerkungen über den Bau des Spermatozoous gemacht werden. Schließlich interessiert noch der Weg, den das Spermatozoon im Ei nimmt und die Verände- rungen, die das Ei nach seinem Eindringen erleidet. a) Der Bau des Spermatozoons. Die folgende Beschreibung gründet sich nicht auf Spermatozoen, die unmittelbar aus den Hoden entnommen zur Untersuchung ge- langten, sondern auf solche, die einige Minuten im Wasser schwärmten und dann fixiert wurden. Wir beschäftigen uns also mit Samen- zellen, die sich wirklich in dem Zustande befinden, in dem sie in das Ei eindringen. Fixiert man mit dem Fremmise’schen Gemisch (s. S. 137) und färbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün, so sieht man an dem Spermatozoon bei seitlicher Ansicht (Fig. 9) folgendes. Den Kopf nimmt die dichte Kernmasse ein. Sie bildet einen un- sefähr kugligen, nach hinten etwas abgeflachten Körper. Bei Ein- stellung auf den optischen Durchschnitt bemerkt man, wie sich von vorn her eine trichterförmige hyaline Einbuchtung in den homogenen Chromatinkern einsenkt. Das Mittelstück umgreift kappenartig den Kopf. Bei dem hier angewandten Präparationsverfahren scheint es aus hyalinem Plasma zu bestehen. Nur hinten außen um die In- sertionsstelle des Schwanzfadens gruppieren sich schwarze Granula. Sie bestehen wohl aus Substanz solcher Art, wie sie Fr. Meves (1912) am Spermatozoon von Parechinus miliaris leuchtend rot gefärbt hat. Das Bewegungsorganell des Spermatozoons wird von einem Plasmafaden mit verjüngtem Ende dargestellt. Fig. 10 zeigt ein Spermatozoon in der Ansicht von vorn. Merkwürdigerweise kann man von der hyalinen trichterförmigen Einbuchtung aus durch den Kern hindurchsehen, so daß man den Eindruck gewinnt, Kopf und Mittelstück werden von einem Kanal, den hyaline Substanz erfüllt, durchbohrt. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 10 148 JULIUS SCHAXEL, b) Das Verhalten der Teile des Spermatozoons im Ei. Die anscheinend so einfache Frage, welche von den drei deut- lich gegeneinander abgesetzten Teilen des Spermatozoons in das Innere des Eies gelangen, hat bisher bei Seesternen und Seeigeln trotz vielfacher Diskussion keine endgültige Beantwortung erfahren. Ich habe deshalb die Besamung am lebenden Objekt und am fixen Präparat mit Aufmerksamkeit untersucht. Bei monospermer Be- samung dringt im Umkreis der Haftnarbe und der Richtungskörper ein Samenfaden, getrieben von seiner Geißel und von einem sich ihm entgegenwölbenden Plasmakegel aufgenommen, in die hyaline Oberflächenschicht des Eies ein. Bereits in dieser Plasmaschicht habe ich den vom Spermatozoon abgelösten Schwanzfaden zurück- bleiben sehen, sofern er sich in fixen Präparaten nach dem Beginn der Besamung überhaupt auffinden ließ (Fig. 11). Daraus, daß die Samenzelle bei dem Eintritt in den Eileib ihr Bewegungsorganell verliert, und aus strukturellen Veränderungen im Ooplasma, die auf Strömungen hindeuten, ist zu schließen, dab das Spermatozoon im Eiinnern nicht mehr durch eigene Kraft, sondern passiv durch Plasmabewegungen seinen Ort verändert. In Fig. 12 sehen wir Kopf und Mittelstück nach Zurücklegung des ersten Drittels des Weges im Eiinnern. Im Spermakern beginnt durch Flüssigkeits- aufnahme die Quellung, die weiterhin aus der kompakten Chromatin- masse einen alveolären Kern macht. Die aufgenommene Flüssigkeit wird dem umgebenden Plasma entzogen, so dab dort Dichtigkeits- schwankungen entstehen, die sich am fixierten Objekt als Strahlungen manifestieren. Bedeutend stärkere Strahlungen gehen von dem. ebenfalls quellenden Mittelstück aus, das vorläufig noch als distinkter Körper vom Ooplasma zu unterscheiden ist. Die Veränderungen, die das Ooplasma gerade in seiner Umgebung erleidet, legen die Annahme nahe, daß in ihm die entwicklungserregenden Substanzen lokalisiert sind. Dabei ist es von geringer Wichtigkeit, ob be- sondere korpuskuläre Elemente, die als Träger der entwicklungs- erregenden Fähigkeiten angesehen werden, zur Darstellung gelangen oder nicht. Hinter dem im Zelleib bewegten Spermakomplex bleibt seine Straße als streifige Struktur des Plasmas einige Zeit sichtbar. Auch die Granulationen, die ich S. 147 als Bestandteil des Mittel- stückes beschrieb, bleiben auf dem Spermaweg zurück. Sie werden um so weiter mitgenommen, je näher sie sich noch dem Spermakern befinden; denn in dieser Gegend finden die hauptsächlichen Plasma- Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. II. 149 strömungen statt. Auf späteren Stadien, wenn der Spermakern mehr und mehr das Aussehen des männlichen Vorkernes annimmt, wie in Fig. 13, fließen die Strahlungen des Ooplasmas so in dem Spermioplasma des Mittelstückes, das ihr Zentrum bildet, zusammen, daß nicht mehr unterschieden werden kann, was dem einen oder dem anderen angehört. Mxves (1912, p. 102 ff.) schildert von Par- echinus miliaris, wie das Mittelstück als kompaktes Gebilde ganz so, wie es ursprünglich einen Bestandteil des Spermatozoons ausmacht, im Ooplasma abgesetzt wird und, soweit es verfolgt werden konnte, unverändert verharrt. Eine entsprechende Beobachtung habe ich bei Asterias nicht machen können. Fig. 14 zeigt die beiden Vor- kerne aneinander gelagert. Der in der Figur oben befindliche ist der männliche Vorkern, der untere der weibliche Eine eigentliche Verschmelzung hat noch nicht stattgefunden, wohl aber wird bereits die erste Furchungsteilung eingeleitet. Die bisher monozentrische Strahlung geht in eine dizentrische über. Zwischen den beiden Polen wird nach der Integration der Chromosomen aus den Kernen die Spindel erscheinen. Die Vorgänge, die im Ei auf die Besamung hin erfolgen, sind von zweierlei Art. Gleich nachdem das Spermatozoon von dem sich ihm entgegenwölbenden Plasmakegel aufgenommen worden ist, pflanzt sich durch die ganze hyaline Außenschicht nach allen Seiten eine wellige Bewegung fort (Fig. 11). Dabei verdickt sich die Schicht und wird in ihren inneren Partien noch heller. Schließlich wird eine resistente Haut, die Dotterhaut, abgehoben, indem sich darunter eine Schicht Flüssigkeit ansammelt (Fig. 12). Diese Änderung der Eioberfläche bewirkt, daß keine weiteren Spermatozoen in das Ei einzudringen vermögen. Im Eiinneren werden durch das Eindringen des Spermiums jene Strömungen des Ooplasmas in Gang gesetzt, die den Spermakern zu dem weiblichen Vorkern hinbewegen. Ist das Spermatozoon in dem dafür bestimmten oder doch be- vorzugten Bezirk in das Ei gelangt, dann ist der im Eiinnern zurückzulegende Weg gerade so lang, daß der männliche Vorkern auf ihm Zeit findet, in den zur Copulation geeigneten Zustand zu gelangen. Bewirkt man Polyspermie in der Weise, daß allseitig Spermatozoen in das Ei eindringen, so erreichen die Spermakerne an verschiedenen Orten ihre Teilungsreife, und es resultieren Ent- wicklungsanomalien durch ungeregelte Vielteilungen. 10* 150 JULIUS SCHAXEL, 4. Die Konstitution der ersten Furchungszelle. Die Zelle, mit der man nach der üblichen Anschauungsweise den neuen Organismus seinen Anfang nehmen läßt, hat in der Ei- bildung ihre nächste Geschichte hinter sich. Aus der vorreifen Ooeyte ist sie durch die Richtungskörperbildung, die ihren Kern in den copulationsfähigen Zustand versetzt, und durch die Substanz- umlagerungen, die eine zur Aufteilung geeignete Lagerung des In- haltes bewirken, hervorgegangen. Die Besamung hat zu dem weib- lichen Vorkern den gleichwertigen Spermakern und in das Ooplasma die entwicklungserregenden Substanzen gebracht. Letztere dürften im Mittelstück des Spermatozoons enthalten sein. Geformte Sub- stanzen, die extranucleär bei der Besamung in das Ei eingeführt werden und die sich weiterhin von irgendeiner Wirksamkeit er- weisen, kommen nicht vor. Die auf dem Spermaweg vom Mittel- stück sich ablösenden Granula („Aussaat von Plastosomen“) lassen nichts erkennen, was für eine von ihnen zu spielende bedeutungs- volle Rolle spricht. Auf die Deutung anderer Befunde wird später eingegangen werden. Sehr wichtig zum Verständnis des Folgenden ist die Orientie- rung des Eies und der Furchungsstadien nach einem bestimmten Schema, das wir hier feststellen wollen. Die durch die Haftnarbe und den Mittelpunkt der kugligen vorreifen Oocyte oder des reifen Eies gelegte Gerade fällt mit der Achse zusammen, die in der Larve vom Scheitel (Apex) zum After (Anus, der aus dem Urmund der Gastrula hervorgeht) zieht und die wir deshalb die Apicalanalachse nennen. Wir sprechen ferner von dem Apical- und dem Analpunkt, durch die die Meridiane der Kugel verlaufen. Die Meridiane werden von dem Äquator halbiert. Zerlegen wir die Kugel durch zwei dem Äquator parallele und 45° darüber und darunter geführte Schnitte in drei Teile, so erhalten wir die Apical- und die Analregion des Keimes mit den beiden Polen und dazwischen die Medialregion zu beiden Seiten des Äquators. Es bestünde die Möglichkeit die Medial- region in eine orale und eine aborale Partie zu gliedern, wodurch sich eine rechte und eine linke Flanke von selbst ergeben würden. Wir sehen davon aber vorläufig absichtlich ab und begnügen uns mit dem radiär gebauten statt mit einem bilateral-symmetrischen Schema. In dieses Schema ordnet sich die furchungsbereite Eizelle fol- gendermaben ein: Die Apicalhälfte wird von lockerem Plasma erfüllt, dessen Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 151 Zentrum der Kern einnimmt. Nach außen und gegen den Äquator zu verdickt sich das Plasma allmählich. Die Analhälfte nimmt dichtes Plasma ein, namentlich die Analregion und die äußeren Partien. Der Inhalt der Medialregion ist nicht in allen Radien gleich geschichtet, sondern symmetrisch verteilt, indem das lockere Innenplasma im Äquatorialschnitt eine elliptische Umgrenzung zeigt. Auf zwei gegeniiberliegenden Seiten steigt das dichte Plasma der Analregion in breiterer Masse an den Außenseiten der Zelle auf als in den dazwischen liegenden Partien. Fig. 17 zeigt einen Meridionalschnitt durch das Ei während der Copulation der Vorkerne. Der Apicalpunkt ist durch die von den Richtungskörpern hoch gehobene Haftnarbe gekennzeichnet. Von den aneinander gelagerten Vorkernen ist der männliche noch durch die dichtere Fügung seines Inhaltes kenntlich. Die Kerne bilden das Zentrum der hier im kurzen Durchmesser getroffenen lockeren Plasmamasse, die apicalseitig an die freie Zelloberfläche tritt, während sie sonst von der Schicht des dichten Plasmas um- rahmt wird. Die Analregion nimmt dichtes Plasma ein. Das lockere Plasma zeigt um die Kerne eine strahlige Anordnung, was auf Bewegungen schließen läßt. Überhaupt hat die Substanzvertei- lung im Ei der Fig. 17 im Moment der Fixierung noch nicht die Ausprägung erfahren, die sie wenig später besitzt. IV. Die normale Furchung und die Gastrulation. Wir verfolgen zunächst die Intracellularprozesse bei den Teilungen, die die befruchtete Eizelle erfährt, hinsichtlich der Substanz- umlagerungen, um erst dann die Beziehungen der einzelnen Zell- bestandteile zueinander zu betrachten. Dabei werden wir den normalen Verlauf der Furchung ausführlich behandeln und die Untersuchung der Gastrulation gleich daran anschließen; denn es ergibt sich, daß wenigstens bei ihrer Einleitung mit den Furchungs- vorgängen durchaus übereinstimmende Prozesse wirksam sind. Den Abweichungen von der Norm und den künstlichen Abänderungen der Entwicklung sind die Abschnitte V—X gewidmet. Daß etwas so „Einfaches und Bekanntes“ wie die Furchung eines Seesternes hier eingehend besprochen wird, soll seine Recht- fertigung in der theoretischen Verwertung der Untersuchungs- ergebnisse finden, wo zu zeigen sein wird, daß nur auf diesem Wege der von anderer Seite angestrebten Deutung der Entwicklungs- 152 Jurius SCHAXEL, vorgänge samt der daran geknüpften Philosophie des Organischen überhaupt entgegengetreten werden kann. Das Ei von Asterias glacialis furcht sich total und äqual nach dem Radiärtypus. Die Âqualität ist freilich zunächst nur für die ersten zwei Teilungsschritte eine völlige. Dann macht sich vorüber- gehend für bestimmte Teilungen eine geringe Inäqualität von be- deutsamen Folgen geltend. Darauf werden wir noch zurückkommen. is wird eine Cöloblastula gebildet, die durch Invagination gastruliert. 1. Der erste Teilungsschritt. Die Teilung des Eies in zwei Blastomeren wird durch eine meridionale Furche bewirkt und ist völlige äqual Die Furche schneidet in der Apicalregion unter der Apicalnarbe ein und um- greift alsbald die ganze Zelle. Nach vollzogener Durchschnürung fiachen sich die beiden anfangs mehr ausgerundeten Blastomeren an der Berührungsseite ab. Was die Lagerung der Substanzen im Zellinnern betrifft, so wissen wir vom Ei, daß das kernführende lockere Plasma in der Form eines Ellipsoids zum größten Teil in der Apicalhälfte sich befindet. Die Teilung erfolgt senkrecht zur längsten Achse des Ellipsoids. An zwei Schnitten durch das Ei läßt sich die Situation der Teilungsregion und ihrer Umgebung demonstrieren. Fig. 18 stellt einen Meridionalschnitt dar, der den Apicalpunkt und die beiden Pole der prophasischen Spindel enthält. Die Spindelachse steht senkrecht auf der Apicalanalachse, und die Pole sind jederseits gleichweit von der Zelloberfläche entfernt. Die Situation des Teilungsbezirkes ist also eine streng symmetrische. Weil die Spindel- achse knapp über der Âquatorialebene parallel zu ihr verläuft, ist der Teilungsbezirk in der Richtung der Apicalanalachse exzentrisch gelagert. Das lockere Plasma wird von dichtem umgeben, dessen Hauptmasse die Analregion einnimmt. Der Schnitt der Fig. 19 steht senkrecht auf dem der Fig. 18 und enthält ebenfalls die Spindelpole. Er ist parallel zum und über dem Äquator geführt. Hier zeigt sich der symmetrische Verlauf des Teilungsvorgangs be- sonders deutlich. Um das lockere Plasma der Kernregion finden wir polseitig nur weniges, an den Flanken der Spindel reichliches dichtes Plasma. Die Substanzanordnung während der Prophase der Teilung ent- spricht noch ganz der im ungeteilten Ei oder vielmehr: die Teilung wird nach Maßgabe der im Ei bestehenden Verhältnisse eingeleitet. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 153 Zur Zeit der Anaphase und namentlich bei der Telophase gehen in den beiden Teilhälften symmetrisch-korrespondierende Substanz- verschiebungen vor sich. Sie bestehen für unsere Indizien im wesentlichen darin, daß mit dem allseitigen Einsinken der Furche Substanz von den Außenschichten an der Berührungsfläche der Blastomeren abgelagert wird. Namentlich steigt das dichte Plasma der Analregion an den Innenseiten der beiden Zellen auf. Dadurch wird die Beschaftenheit der kernführenden Ellipsoide lockeren Plasmas so verändert, daß ihre Längsausdehnung nunmehr gegenüber den Verhältnissen im Ei um 90° gedreht ist. Die Blastomeren des 2-Stadiums sind Halbkugeln, die in der Apicalhälfte jene kernführenden Ellipsoide mit der Längsausdehnung parallel zur Berührungsfläche und in der Analhälfte, namentlich in der eigentlichen Analregion, dichtes Plasma führen. 2. Der zweite Teilungsschritt. Der zweite Teilungsschritt wird wie der erste durch eine meridionale Furche bewirkt, die aber auf der ersten senkrecht steht. Aus der Teilung gehen vier gleichgroße Zellen hervor, die nach dem Verstreichen der anfänglichen Ausrundungen die Form von Kugelquadranten annehmen, indem sie sich auf je zwei Berührungs- seiten abflachen. Die vier Blastomeren legen sich nicht völlig an- einander an, sondern lassen innen einen in der Richtung der Apical- analachse ziehenden Kanal frei. M Die Teilungen vollziehen sich, wie es die Anordnung der Substanzen im 2-Stadium erwarten läßt. Die Spindeln entfalten sich in der Längsrichtung der Ellipsoide oberhalb der Äquatorial- ebene. Sie sind beide dieser und der Berührungsebene der Zellen parallel. Fig. 20 stellt einen Aquatorialschnitt durch die vier Spindelpole zur Zeit der späten Anaphase dar. Der Schnitt verläuft in der Apicalhälfte des Keimes und zeigt daher wenig dichtes Plasma. Am meisten davon enthalten die Ecken an der Innenseite der Blastomeren, wo das dichte Plasma während der Telophase noch höher ansteigt. Die Blastomeren des 2-Stadiums teilen sich wie einseitig abgeflachte Eier. Dem entsprechen die Umlagerungen beim Teilungsvollzug. Aus der Analregion strömt dichtes Plasma apicalwärts, namentlich in den Winkeln, die die neue Trennungs- ebene mit der früheren bildet. Es resultieren vier Zellen, die in der Apicalhälfte lockeres Plasma und den Kern, in der Analhälfte dichtes Plasma enthalten. 154 JULIUS SCHAXEL, Sie würden ihrem Inhalt nach kleinen Eiern entsprechen, wenn nicht der Umstand, daß sie statt der Form von Kugeln die von Kugelquadranten haben, eine Modifikation in der Anordnung des Inhalts bedingte. Das kernführende Ellipsoid lockeren Plasmas hat seine Längsausdehnung nicht mehr parallel zu der Äquatorialebene des Keimes, sondern seine Achse bildet einen sehr spitzen Winkel mit der Apicalanalachse. Das Aufsteigen des dichten Plasmas in den Innenwinkeln der Quadranten bringt es mit sich, daß die neue Längsachse nicht der Apicalanalachse parallel wird, wie man viel- leicht erwarten könnte. 3. Der dritte Deilumessehritt. Das 4- geht in das 8-Stadium durch eine äquatoriale Furche über. Die teilende Ebene entspricht aber dem Äquator des Keimes nicht genau, sondern ist gegen ihn etwas apicalwärts verschoben. Dadurch kommt statt einer äqualen eine adäquale und in vielen Fällen eine deutlich inäquale Teilung zustande. Vier kleinere Apicalzellen überlagern die vier größeren Analzellen. Die Abflachung der Zellen gegeneinander erfolgt nach diesem Teilungsschritt nicht so rasch und so stark wie bisher. Eine Berührung findet statt zwischen je einer Apical- und einer Analzelle, und jede Zelle berührt ihre seitliche Nachbarin, nicht aber die ihr gegenüberliegende Zelle. Der Apicalanalkanal weist zwischen den beiden Blastomerenkränzen eine Erweiterung auf: den Anfang des Blastocöls. Die Fig. 21 zeigt einen Meridionalschnitt durch den Keim, der die Pole der anaphasischen Spindeln zweier gegenüberliegender Zellen enthält. Die Spindelmitte (die Chromosomen in der Äquatorial- platte) liegt apicalwärts über dem Keimäquator. Der Teilungs- bezirk ist demgemäß exzentrisch in der Zelle situiert. Die Spindel- achsen konvergieren apicalwärts. Dichtes Plasma findet sich innen- seitig in der Analregion. Hier verbleibt es zunächst, ohne in die Teilungsbewegungen einbezogen zu werden, und gelangt so in die Analzelle. Die beiden abgebildeten, sich im Keime gegenüberliegenden Blastomeren sind in der Kernteilung und der Substanzverlagerung ganz gleichweit gediehen, obwohl sie nicht unmittelbare Geschwister sind. Die räumlichen und zeitlichen Bedingungen und damit das Verhalten aller Zellen des Keimes stimmen eben überein. Die Exzentrizität des Teilungsbezirks und der Verbleib fast allen dichten Analplasmas in den Analzellen hat die Inäqualität der Teilstücke zur Folge. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 155 In dem achtzelligen Keim haben wir je vier unter sich gleiche Zellen. Wir untersuchen den Substanzbestand der beiden Zellarten am besten bald nach der vollzogenen Teilung vor der gegenseitigen Abplattung der Zellen. In Fig. 22 ist ein Schnitt nahezu meridional durch den Keim geführt, der die Ruhekerne zweier benachbarten Apicalanal-Geschwisterpaare trifft. Die Schnittebene bildet mit der Apicalanalachse den spitzen Winkel, den die schiefe Sonderungs- richtung bei der 4—8-Teilung bedingt. Die Substanzen der Apical- zelle sind in allen Radien gleich geschichtet. Der Kern nimmt das Zentrum der Zelle ein, und lockeres, dichtes und hyalines Ober- flächenplasma umschalen ihn. In der Analzelle ist der Inhalt exzen- trisch angeordnet. Der Kern befindet sich apicalwärts über der Zellmitte in einem Bezirk lockeren Plasmas. Die Schicht des dichten Plasmas ist auf der Analseite erheblich dicker als anderswo. Wo sich Apical- und Analzellen berühren, befindet sich eben- falls dichtes Plasma, das bei der Zellabgrenzung dahin gelangt. Lagern sich die Zellen enger zusammen, so nehmen sie eine abge- rundet keilförmige Gestalt an, indem in das Blastocöllumen ein Fortsatz vorgepreßt und dahinein dichtes Plasma gedrängt wird. Letzteres zeigen die Analzellen sehr deutlich. Auf diese Weise kommt es zustande, daß die Ellipsoide der kernführenden Bezirke lockeren Plasmas mit ihren Längsachsen parallel zu der Äquatorial- ebene des Kernes zu liegen kommen. 4. Der vierte Teilungsschritt. Das 16-Stadium kommt durch zwei gleichzeitig durchschneidende meridionale Furchen zustande, die die Zellen jedes Viererkranzes in zwei zum Keimäquator parallelen Ebenen sondern. Soll der vierte Teilungsschritt mit einer Bezeichnung charakterisiert werden, so ist von äquatorial-tangentialen Sonderungsrichtungen zu sprechen. Alle Teilungen sind äquale Ein Kranz von acht unter sich gleichen kleineren Apicalzellen überlagert einen Kranz von acht ebenfalls unter sich gleichen größeren Analzellen. Wenngleich die Zellen sich nach dem Vollzug der Teilungen näher zusammendrängen, so beharren sie doch im wesentlichen in ihrer Position. Infolgedessen bleibt das Blastocöl am Apical- und Analpunkt offen. Die Teilungen der Apicalzellen bieten uns nichts Neues. Ihre Abkömmlinge gleichen ihnen zunächst völlig und behalten die in allen Radien gleiche Schichtung des Inhalts bei. Durch den seit- lichen Druck beim Zusammenrücken wird die Längsachse der 156 Juntus SCHAXEL, Teilungsbezirke aus der äquatorparallelen Richtung in die der Keim- meridiane gebracht. Die Teilungen der Analzellen fallen zeitlich mit denen der Apicalzellen zusammen. Fig. 23 zeigt einen Schnitt, der dem Keim- äquator parallel durch den Analkranz des 8-Stadiums während der Prophasen geführt ist. Alle acht Pole sind vom Schnitt getroffen: sie liegen also alle auf der gleichen Höhe. Die Figur demonstriert schön die Übereinstimmung der Blastomeren hinsichtlich des zeit- lichen Verlaufs der Teilung und des Substanzbestandes. Die Spindel- achsen bilden bis zur Anaphase ein Quadrat. Während der Telo- phase rücken die Pole, der Kugelkrümmung folgend, auseinander. Auf diese Weise kommt die geschlossene Kette der acht Tochter- zellen zustande, die die exzentrische Anordnung ihres Inhaltes über- nommen haben. Die Analregion enthält immer noch die Hauptmasse des dichten Plasmas, und darüber erst liegt der Kernbezirk. Gegen die Blastocölseite analwärts ist der Zelle bei seitlichem Druck die Möglichkeit zur Ausdehnung gegeben. So kommt es, dab die ganze Zelle und mit ihr der Kernbezirk die Längsausdehnung in der Richtung des Keimmeridians gewinnt. 5. Der fünfte Teilungsschritt. Bei dem fünften Teilungsschritt wird der Apicalkranz des 16-Stadiums durch eine Aquatorialfurche äqual in zwei übereinander liegende Zellkränze geteilt: um den Apicalpunkt kommen die acht Apicalzellen, darunter ihre Geschwister, die acht Subapicalzellen, zu liegen. Im Analkranz des 16-Stadiums verlaufen die Teilungen in- äqual. Es gehen aus ihnen acht größere um den Analpunkt gruppierte Analzellen und acht kleinere Subanalzellen hervor. Von teilenden Ebenen im allgemeinen kann bei diesem Teilungsschritt nicht mehr gesprochen werden. Die teilende Ebene einer jeden Blastomere des 16-Stadiums bildet mit der Apicalanalachse des Keimes einen Winkel von ca. 45°, und die teilenden Ebenen der übereinander liegenden Apical- und Analzellen stehen ungefähr senkrecht aufeinander. Die angegebenen. Winkelmaße stimmen wegen der Differenzen in der Teilgröße zwischen Apical- und Analzellen nicht genau. Die Sonderungsrichtungen verlaufen bei dem Übergang des 16- in das 32-Stadium tangential-meridional. Der 32zellige Keim ist aus folgenden vier Zellkränzen aufgebaut: Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. ITI. 157 kleine Apicalzellen | aus äqualer Teilung der Apicalzellen kleine Subapicalzellen | des 16-Stadiums mittlere Subanalzellen | aus inäqualer Teilung der Analzellen oa CD Hm OÙ grobe Analzellen des 16-Stadiums. Die Zustände im Zellinnern nach vollzogener Teilung illustriert die Fig. 24 Sie stellt einen Meridionalschnitt durch je zwei apicale und anale Geschwister dar. Die Apical- und die Subapicalzelle stimmen in ihrem Inhalt überein. Beide zeigen eine konzentrische Schichtung der Substanzen um den zentralen Kern. In der Sub- analzelle liegt der Kern nahezu zentral. Immerhin führt sie an der Aubenseite etwas mehr dichtes Plasma als anderweitig. In der Analzelle nimmt der Kernbezirk eine deutlich exzentrische Lage ein. indem die äußeren und besonders die analen Partien von dichtem Plasma erfüllt sind. Bei dem Zusammenrücken der Blastomeren senden die Apical- und Analzellen Fortsätze nach dem Apical- und Analpunkt aus und verschließen so die Öffnung des Blastocüls. Dadurch wird in den Analzellen die Exzentrizität des Inhaltes verstärkt und in den Apicalzellen wieder eine gewisse Exzentrizität erzeugt, so dab beide Zellarten in Zukunft bei meridionalen Sonderungen nach dem Äquator zu kleinere Zellen abgeben. Die Subapical- und Subanal- zellen werden in die Breite gezogen. Infolgedessen kommt es hier weiterhin zu ausgesprochen tangentialen Sonderungen. 6. Die Blastula. Die Untersuchung der folgenden Teilungsschritte zeigt, dab uns immer Vorgänge von derselben Art wie die bisher geschilderten be- gegnen. Je zahlreicher und kleiner die Zellen aber werden, 'desto mehr gleichen sich die Differenzen in der Dichtigkeit der Zelleib- substanzen aus, deren Verteilung uns die Indizien für die Plasma- bewegungen liefert. Wir sehen daher von der weiteren Verfolgung einzelner Zellen ab und wenden ein mehr summarisches Verfahren der Darstellung an, indem wir uns mit der Betrachtung ganzer Zellkomplexe begnügen. Bereits der 32-zellige Keim stellt eine geschlossene Blastula dar. Von nun an wird der Zusammenschluß der Blastomeren um so inniger, je kleiner sie werden. Bei der Formation des Blastoderms bedingt der Druck, den die Zellen aufeinander ausüben, mannigfaltige Ver- schiebungen, wodurch häufig geschwisterliche Zellen aus ihrer benach- barten Lage gedrängt werden. Mit der Lageveränderung ändern 158 Junius ScHAxEL. sich die Druckverhältnisse und damit wieder die Formbedingungen für die einzelne Zelle. Die Folge dieser Alterationen ist, daß sich die geschwisterlichen Zellen bei den weiteren Teilungen verschieden verhalten und die lange Zeit zu konstatierende Synchronie und Symmetrie der Teilungen im Keime sich mehr und mehr verwischt. Es herrscht also nicht auf einmal Regellosigkeit hinsichtlich des Auftretens und des Verlaufs der Zellabgrenzungen, sondern die Teilungen selbst und die ihnen folgenden Lageverschiebungen und Umformungen trennen bisher unter gleichen Bedingungen befindliche Zellen räumlich und stellen die neuen Bedingungen her. Zudem werden die Teilungen seltner. Auf diesem Wege kommen die schein- bar regellos zerstreuten und mannigfaltig gerichteten Teilungen in der älteren Blastula zustande. a) Die großzellige Blastula. Solange der Keim noch von der Dotterhaut umschlossen ist. tritt wenigstens in den größeren Blastomeren der vom Ei her über- nommene Teilungsmodus klar hervor. Die Fig. 25 zeigt einen zum Keimäquator parallelen Schnitt durch die Subanalzellen während des. sechsten Teilungsschrittes. Die Mitosen haben die Anaphase eben hinter sich. Die Sonderung wird in tangential-äquatorialer Richtung stattfinden und die Teilung äqual ausfallen. In der Schnittebene liegen mehrere, aber nicht alle Spindelpole; es haben also nach der vorausgegangenen Teilung bereits geringe Blastomerenverschiebungen stattgefunden. An der Außenseite (mehr noch analwärts unter der Schnittebene) führen die Zellen dichtes Plasma, und nach dem Blastocöl zu werden sich verschmälernde Plasmakegel vorgedrängt. Einen Meridionalschnitt durch den um einen Teilungsschritt (den siebenten) älteren Keim stellt die Fig. 26 dar. Ein Blick darauf lehrt sofort, daß jetzt nicht mehr alle Zellen gleichzeitig zur Teilung schreiten. Die Synchronie gilt nur noch für unmittelbare Geschwister. Solche können aber in diesem Meridionalschnitt nicht enthalten sein, da die vorhergehenden Sonderungen äquatorial ge- richtet waren. Wo hier Zellen in Teilung getroffen sind, ist ihre tangentiale und annähernd meridionale Sonderungsrichtung zu er- kennen. Die Abweichungen von dem vorbildlichen Schema sind diesmal schon stärker als vorhin. Die größten Blastomeren nehmen die Analregion ein. Apicalwärts nehmen sie an Größe ab. In der Apicalregion selbst sind sie wieder etwas voluminöser als gerade Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 159 an ihrer medialen Grenze, eine Differenz, die übrigens in diesem Stadium, zumal an Schnitten, noch wenig deutlich ist. In der großzelligen Blastula befindet sich der Kernbezirk in dem äußeren breiten Teil der Blastomeren und dehnt sich in tangen- tialer Richtung aus. Ganz außen liegt, besonders in der Analregion, das diehteste Plasma. Die gegen das Blastocöl gerichteten Fort- sätze enthalten weniger dichtes Plasma, das, wenn die Zelle sich zur Teilung abrundet, in die Bewegungen einbezogen wird. b) Die kleinzellige Blastula. Die Abgrenzung dieses Stadiums gegen das vorhergehende ist natürlich eine mehr oder weniger willkürliche und wird nur vor- genommen, um einer Reihe von Ereignissen Rechnung zu tragen, die jetzt einander folgen. Durch Ausstreckung eines zur Geißel sich härtenden Plasma- fadens bewimpern sich die Blastomeren. Die Dotterhaut und die darunter befindliche an der Furchung keinen Anteil nehmende Hüll- substanz wird abgestreift. Die Blastula bewegt sich frei im Wasser, indem der Schlag ihrer Wimpern eine beständige Rotation ver- anlaßt. Bald gewinnt der Keim auch bedeutend an Volumen, nicht aber an plasmatischer Substanz; denn die Zellen, die wohl ihre Zahl vermehren, wachsen vorläufig noch nicht zur Ausgangsgröße nach. Die Volumenvergrößerung geschieht vielmehr durch Aufnahme von Wasser, das im Blastocöl an eine gallertige Substanz gebunden wird. In den fixierten Präparaten finden sich davon Spuren feinen Ge- rinnsels. Das Blastoderm vermehrt seine Fläche durch weitere tangentiale Teilungen und später durch Dehnung der Zellen in die Breite bei Verkürzung der Länge nach. Auf dem in Fig. 27 im Meridionalschnitt dargestellten Stadium ist die Keimhülle noch vorhanden. Der Größe nach ordnen sich die Blastomeren folgendermaßen: von den großen Analzellen aus nehmen sie über die Medialzellen bis zu den Subapicalzellen, die die kleinsten sind, beständig an Größe ab, während die wieder etwas größeren Apicalzellen kleinen Medialzellen an Umfang gleichkommen. Die Blastomeren haben die Form stumpfer Kegel. Auf die äußere Schicht dichten Plasmas, in dem die Geibel wurzelt, folgt die in tangentialer Richtung ausgedehnte Kernregion. Den Innenkegel erfüllt wenig bewegliches dichtes Plasma. Die Zellsonderungen finden in tangen- tialen Richtungen statt. Sie sind seltner als früher. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß die Teilungen der kleinen Blastomeren 160 JULIUS SCHAXEL, viel rascher verlaufen als die ersten Furchungsteilungen. Infolge- dessen verringert sich die Wahrscheinlichkeit, daß viele Teilungen in dem Momentbild des fixierten Präparats zugleich zu finden sind, und ihre scheinbare Seltenheit ist größer als ihre wirkliche. Einen Meridionalschnitt durch die ältere und im Wasser frei flottierende Blastula zeigt die Fig. 28. Der Keim weicht etwas von der bisherigen Kugelform ab, weil das in der Anal- und Apicalregion dickere Blastoderm sich weniger durchbiegt als die medial-lateralen Partien. Die Blastomeren weisen dieselbe Größenordnung auf wie im Stadium der Fig. 27. Indem sie überhaupt immer kleiner werden, verringern sich die Unterschiede. Das gilt namentlich von den Apical- und den Subapicalzellen. Der Gesamtform nach gehen die Blastomeren vom Kegel zum Zylinder über. Als besonders hohe Zylinder erscheinen die Analzellen. Teilungen sind im apicalen und medialen Blastoderm selten. In der analen Region sind sie von nun an nicht mehr tangential gerichtet, wie wir gleich sehen werden. In der kleinzelligen Blastula werden Prozesse eingeleitet, die zu den die bloße Aufteilung des Kies bewirkenden Faktoren neue Mo- mente bringen. Letztere entziehen sich zum Teil den Mitteln der cytomorphologischen Methode. Immerhin sehen wir zunächst noch dem bisher Beobachteten Entsprechendes am Werke. Wie tief diese Übereinstimmung wurzelt, wird sich deutlicher als hier bei der Ana- lysis bestimmter Abnormitäten zeigen. 7. Die Gastrulation. Das Stadium der kleinzelligen Blastula ist nicht von Dauer. Wenn auch die Teilungen im Blastoderm im allgemeinen an Zahl abnehmen, so teilen sich die massenreichen Analzellen doch noch weiter und zwar nicht mehr tangential, sondern ihrer zylindrischen Form folgend nach dem Keiminnern zu. Auf diese Weise kommt in der Analregion durch andauernde Teilungen eine Zellwucherung zustande, von der Zellen gegen das Blastocöl vorgedrängt werden. In dieser Keimregion wachsen die geteilten Zellen zum erstenmal und von jetzt an immer zur Ausgangsgröße heran. Die circumanale Vermehrungszone und der von ihr aus sich in das Blastocöl vor- wölbende Zellkomplex bringen die sogenannte Invagination des Ur- darmes zustande. Es wird also bei der Gastrulation nicht ein dem Blastoderm angehörendes Epithelstück irgendwie eingestülpt, sondern die vom Ei her übernommenen Teilungsbedingungen lassen weitere Teilungen Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 161 von der gewöhnlichen Art vor sich gehen. Lediglich aus der infolge des Vorausgegangenen zustande gekommenen Lokalisation der sich weiter teilenden Blastomeren resultiert das, was wir als Gastrulation bezeichnen. Erst das Nachwachsen der Zellen zur Ausgangsgröße nach vollzogener Teilung, das dann einsetzt, tritt als neuartiges Moment zu den eigentlichen Furchungsvorgängen hinzu. Daß bei der Gastrulation eine „Invagination“ statthat und nicht die als Exogastrula bezeichnete Abnormität gebildet wird, rührt von der Beschaffenheit der Analzellen in der kleinzelligen Blastula her. In dieser liegt der Kernbezirk in der äußeren Zell- partie, während nach dem Blastocöl zu sich eine größere Plasma- masse (hervorgegangen aus dem blastocülseitigen Kegel dichten Plasmas in der großzelligen Blastula, siehe S. 158) findet. Bei der Sonderung in der Längsrichtung der zylindrischen Analzelle kommt so die plasmareichere Zelle nach dem Keiminnern zu zu liegen und wird durch den seitlichen mechanischen Druck, den im Blastoderm die Zellen aufeinander ausüben, weiter einwärts befördert. So liegen die Dinge bei normalen äußeren Verhältnissen. Von anderer Art sind diejenigen Fälle, wo der Urdarm aus dem geblähten Blastocöl nach außen gedrängt wird, weil durch Veränderungen im Medium, in dem sich die Keime befinden, im Blastocöl ein abnormer osmo- tischer Druck erzeugt worden ist. Nach der Gastrulation nimmt der bisher kugelförmige Keim die Gestalt eines stumpfen Kegels an. Durch die in das Blastocöl ge- drängte Zellwucherung ändern sich die Spannungsverhältnisse im Blastoderm, indem in der Analregion gleichsam ein Teil der Kugel- schale entfernt wird. Es findet jetzt eine wirkliche Einstülpung statt. Die circumanale Vermehrungszone wird in das Blastocöl ge- rückt, wo sie die Wandung des Urdarmes bildet. Der Keim dehnt sich dabei längs der Apicalanalachse aus. In den Figg. 29 und 30 sind zwei Meridionalschnitte durch Keime zu Beginn und am Ende der Gastrulation wiedergegeben. Fig. 29 zeigt die Zellen der Analregion in lebhafter Teilung. Es sind zahl- reiche Mitosen zu sehen, die alle nach dem Keiminnern gerichtet sind. In anderen Zellen finden sich formierte Chromosomen. Die Vermehrungszone ist vorübergehend mehrschichtig, und der Komplex der wuchernden’ Zellen wird nach dem Blastocül gedrängt. Im übrigen Blastoderm herrschen noch die Verhältnisse, die wir von der kleinzelligen Blastula her kennen. Auf dem erheblich älteren Stadium der Fig. 30 hat sich das Keimvolumen bedeutend vergrößert. 162 JuLius SCHAXEL, Das ectodermale Blastoderm setzen jetzt niedere Zellen zusammen. Die Vermehrungszone der Abkömmlinge der Analzellen finden wir im Entoderm und zwar in der Wand des Urdarmes, der eine Blase aus flachen Zellen vor sich herschiebt. Aus dem sehr locker ge- fügten Epithel der Darmblase lösen sich Mesenchymzellen ab, die, wie sich zeigt, ihre Teilungsphase hinter sich haben und zur histo- genetischen Differenzierung bereit sind. 8. Das Zusammenwirken der Zellbestandteile während der Furchung. Wir haben die einander folgenden Teilungen bei der Furchung in ihrer Abhängigkeit von der Lokalisation der Substanzen im reifen Ei und in den Blastomeren betrachtet. Nun wenden wir uns dem Zusammenwirken der Bestandteile in der einzelnen Zelle zu. Dabei werden wir das Verhalten der vom Eileib in die Blastomeren über- nommenen Substanzen nur kurz überblicken, um ausführlicher die Beziehungen der Blastomerenkerne zu dem um sie abgegrenzten Zell- leibern zu erörtern. Über die Strukturen des Teilungsapparats der Mitose: der Spindel, der Centren und der plasmatischen Strahlungen, wurden keine neuen Ergebnisse gewonnen. Wir lassen den Komplex der sogenannten achromatischen Figur unaufgelöst. Die plasma- tischen Strahlungen betrachten wir als lokalisierte Schwankungen des Flüssigkeitsgehaltes des Cytoplasmas, als den Wechsel von Ver- dichtung und Ausdehnung, der mit den die Zellabgrenzungen be- wirkenden Plasmabewegungen im Zusammenhang steht. a) Die Substanzen des Eileibes während der Furchung. Was über die Struktur des Ooplasmas mitgeteilt wurde, gilt auch für die Blastomeren. Es sei deshalb auf das S. 142 Bemerkte verwiesen. Im Zelleib des reifen Eies finden wir außer dem Grundplasma noch jene granulären Einlagerungen, die wir von dem Emissions- chromatin der Oocyte herleiten. Die Schichtung des Plasmas in Gebiete verschiedener Dichtigkeit, die uns als Indikator der Plasma- bewegungen diente, beruht auf dem verschiedenen Gehalt an Enchy- lema. Das dichte Plasma hat weder eine andere Struktur noch ent- hält es andere geformte Bestandteile als das lockere. Es ist nur eben dichter gefügt. Die Kondensationen chromatischer Partikel nehmen während der Furchung in den Blastomeren in bestimmter Weise ab. Sie Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. II. 163 sind verschwunden, wenn die Zellen zu andersartigen Leistungen als denen der bloßen Weiterteilung schreiten. Je mehr Teilungen ausgeführt werden, desto eher verschwindet das Zelleibchromatin. Daher ist es früher in der Gastrulationszone als in der Scheitel- gegend des Keimes zu vermissen, obwohl die Analzellen infolge ihres besonderen Reichtums an dichtem Plasma mehr als die Apical- zellen vom Ei her mitbekommen. Über das Verhalten des extra- nucleären Chromatins bei der Furchung eines anderen dotterfreien Echinodermeneies, dem des Seeigels Strongylocentrotus lividus BRANDT, habe ich schon früher ausführlich berichtet (1911 a, p. 570 ff.). Von den Chromatinkondensationen zu unterscheiden sind die Plastosomen (Chondriosomen, Mitochondrien, Autmann’schen Granula), wie ich 1911b speziell für die Echinodermeneier dargelegt habe. In dieser kleinen Arbeit findet sich p. 346 in fig. 12 ein Sektor aus der Oocyte von Asterias glacialis dargestellt, die nach dem BenpA-Verfahren behandeltem Material entstammt. Das Grund- plasma erscheint als fädig-flockiges Gerinnsel, dem die fadenförmigen Chondriosomen eingelagert sind. Im reifen Ei herrschen dann die körnigen Gebilde vor. Wie es von einem überall anzutreffenden Bestandteil undifferenzierten Plasmas nicht anders zu erwarten ist, lassen sich auch bei Asterias Chondriosomen und Mitochondrien wäh- rend der ganzen Furchungsphase zur Darstellung bringen. Ich machte Stichproben, indem ich das 4-Stadium, die großzellige und die kleinzellige Blastula und die Gastrula daraufhin untersuchte, ohne bei gelungenen Präparaten die körnigen oder fädigen Gebilde je zu vermissen oder zu bemerken, dab sie eine wesentliche Ver- änderung erleiden. Über den Anteil der mit dem männlichen Vorkern in den Ei- leib importierten Substanzen an der Entwicklung finden sich bereits S. 148 die nötigen Angaben. Die dem Mittelstück des Spermatozoons entstammenden Granulationen (Plastosomen) entziehen sich bald der Beobachtung. Während der Furchung oder der späteren Entwick- lung treten keine Ereignisse ein, von denen anzunehmen wäre, daß sie mit ihnen im Zusammenhang stünden. b) Die Blastomerenkerne. Seiner Lage nach nimmt der Kern immer das Zentrum des Be- zirkes lockeren Plasmas ein, dessen Bewegungen er bei der Teilung mitmacht. Ein Blick auf die Figg. 17—30 lehrt das vom unge- teilten Ei an bis über die Gastrula hinaus. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 11 164 Junius SCHAXEL, Auf die Volumenrelationen von formierten Chromosomen, Ruhe- kern und Zelle, die bei Echinodermen von anderer Seite zum Gegen- stand ausführlicher Untersuchungen gemacht werden, gehen wir nicht ein. Die Blastomerenkerne zeigen lediglich den Wechsel von Teilung und Rekreation. Diese Verhältnisse dauern solange an, als in den verschiedenen Regionen des Keimes mehr oder weniger unmittelbar aufeinander folgende Teilungen ausgeführt werden oder, mit anderen Worten, während der bloßen Aufteilung des Kies und der Vermeh- rung undifferenzierter Zellen. Bei den ersten Teilungsschritten bilden die einzeln alveolisierten Chromosomen der Telophase Caryo- meren, die zu einem einheitlichen Ruhekern verschmelzen. Später findet eine gemeinsame Alveolisation aller Chromosomen statt, deren Gesamtheit durch eine feine Membran gegen das Cytoplasma als Ruhekern abgegrenzt wird. Während der Teilungsruhe wächst der Kern etwas, um dann von neuem zu der Integration der Chromo- somen zu schreiten. Bei der Kernauflösung zur Teilung gelangen mit dem Kernsaft chromatische Partikel, die am Aufbau der Chromo- somen keinen Anteil genommen haben, in den Zelleib, wo sie nach einiger Zeit verschwinden. Das ist in großen Zügen das Verhalten der Blastomerenkerne bei Asterias, das mit dem übereinstimmt, was ich 1911a (p. 568ff.) für die Blastomerenkerne von Strongylocentrotus dargelegt habe. Um die Beziehungen der in den Kernen lokalisierten Substanzen zu denen des Zelleibes genauer festzustellen und um eine Grund- lage zum Vergleich mit den später zu besprechenden Fällen ab- normen Verhaltens der Kernsubstanzen zu gewinnen, wählen wir ein bestimmtes Stadium des Ruhekernes und sehen zu, wie es sich vom Beginn der Furchung an bis zum Einsetzen histogenetischer Ditferenzierungen bei der Organbildung darbietet. Am geeignetsten erweist sich dazu das Stadium, in dem das Chromatin die feinste Verteilung, die es in der betreftenden Zellart überhaupt erfährt, an- genommen hat. Das der Untersuchung zugrunde gelegte Material ist durchweg in gleicher Weise behandelt worden. Es ist mit dem- selben FLemming’schen Gemisch fixiert und mit demselben Safranin gefärbt. Wir können also mit Sicherheit annehmen, daß alle sich herausstellenden Veränderungen das Objekt betreffen und nicht durch das technische Verfahren verschuldet sind. Es liegen uns sichere Indizien vor für Zustände, deren direkte Beobachtung nicht möglich ist. „Wir schließen bei verschiedener Reaktion desselben Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge: III. 165 Objekts auf dasselbe Reagens zu verschiedenen Zeiten auf vitale Veränderungen des uns im Leben unzugänglichen Objekts. (Erster Teil der Analysis, p. 453.)“ Der Ruhekern einer Blastomere des zweizelligen Keimes ist in Fig. 31 abgebildet. Da die nächste Teilung sehr rasch folgt, so steht der Kern schon vor der Prophase. Den kugligen Kern umgibt ein heller Hof von einlagerungsfreiem, saftreichem Plasma. Er wird von einer zarten, glatten und straff gespannten Membran umschlossen, weil der Flüssigkeitsreichtum ihm einen starken Turgor verleiht. Das Chromatin ist so verteilt, daß die untereinander anastomosierenden Bezirke der Chromosomen abgegrenzt werden können. Es scheint also, daß die Autonomie der Caryomeren bei der Kernbildung in einem gewissen Grade auch noch für die mit ihnen identischen Chromo- somen gilt. In dieser und in den nächsten Kerngenerationen fehlt ein Nucleolus. Der Ruhekern aus dem vierzelligen Keime (Fig. 32) ist seinem Vorgänger sehr ähnlich. Aufbenhof, Saftreichtum und distinkte Chromosomenbezirke finden sich in derselben Weise wieder. Nur das Ganze weist ein geringeres Volumen auf. Die Ruhekerne des 8- und des 16-Stadiums zeigen ebenfalls nichts wesentlich Neues. Eine deutliche Veränderung konstatieren wir erst im 32 zelligen Keim, wo die großzellige Blastula formiert wird. Fig. 33 zeigt den Kern einer der acht Analzellen. Das Chromatin weist jetzt eine feinere Verteilung auf. Die Chromosomenbezirke sind zwar noch als Stellen dichterer Lagerung zu erkennen, aber es ist kaum mehr möglich ihren Bereich im einzelnen zu umschreiben. Die Tendenz zu immer feinerer Verteilung des Chromatins auf dem Kernreticulum kennzeichnet die Ruhekerne der Blastula. In Fig. 34 ist der Kern ‘in den Umriß seiner Zelle aus der Analregion der älteren Blastula eingezeichnet. In dem feinen chromatischen Reticulum finden sich nur noch vereinzelte dichtere Stellen, die Reste der verwischten Chromosomenbezirke. Ein einheitliches Reticulum besitzen die Ruhe- kerne der Analzellen in der kleinzelligen Blastula, unmittelbar ehe die von der Tangentialrichtung abweichenden Gastrulationsteilungen einsetzen. Fig. 35 stellt eine solche Analzelle dar. Wir bemerken die charakteristische Lage des Kernes in der äußeren Hälfte der Zelle (siehe S. 159). Den Kern erfüllt ein gleichmäßig feinkörniges Chromatinnetz. Der Zelleib enthält schwach färbbares Cytoplasma, das nur noch wenige chromatische Einlagerungen führt. Zur Zeit der lebhaften Zellteilungen in der Analregion finden wir dort Ruhekerne mit fein verteiltem Chromatin. Wenn diese 11* . 166 JULIUS SCHAXEL, sich zu der nächsten Teilung vorbereiten, so sehen wir zum ersten Male im Keime einen kleinen, blaß färbbaren Nucleolus auftreten. Fig. 36 zeigt drei Kerne aus der eircumanalen Vermehrungszone auf drei einander folgenden Stadien: den feinnetzigen Ruhekern, die Chromosomen in Rekonstruktion mit einem winzigen Nucleolus und die Prochromosomen mit dem größer gewordenen Nucleolus. Die Kerne derjenigen Zellen, die in einer längeren Teilungs- ruhe verharren, sind durch eine besondere Struktur ausgezeichnet. Während der Gastrulation sind im seitlichen Blastoderm die Teilungen recht selten. Wir finden dort Kerne, deren Chromatin in kleinen flockigen Anhäufungen verteilt ist und die einen kleinen Nucleolus enthalten. Das in Fig. 37 abgebildete Stück aus dem seitlichen Blastoderm ist so orientiert, daß die Apicalseite der Zellen sich oben, die Analseite unten, die Blastocölseite rechts und die Außenseite links befindet. Die Zellen werden analwärts größer. Die Kerne sind gegen früher nach der Blastocölseite hin ver- schoben. An der Außenseite läßt das Cytoplasma Struktureigentüm- lichkeiten erkennen, die wohl mit der zu dieser Zeit ausgebildeten und in Funktion befindlichen Geißel im Zusammenhang stehen. An den Kernen kann man bei der Ausbildung der larvalen Geibeln übrigens keine Veränderung wahrnehmen. Es handelt sich eben um jene Bewimperung früher ontogenetischer Stadien, die ganz auf Rechnung des Cytoplasmas geht, ohne daß der Kern irgendwie daran teilnimmt. Ich berichtete Entsprechendes schon für die Blastula von Strongylocentrotus (1911 a, p. 573) und die Troche der Larve von Aricia (1912, p. 447 ff.). Außer Teilungsstadien trifft man in der in die Urdarmwand verlegten Vermehrungszone der Gastrula (Stadium der Fig. 30) auch länger ruhende Zellen an, deren Struktur der der eben genannten Eetodermzellen gleicht. Die Kerne enthalten ein Chromatinreticulum mit flockigen Anhäufungen und einen Nucleolus (Fig. 38). Eine Durchmusterung der Gewebe späterer Entwicklungsstadien samt der Bipinnarien, in denen die Metamorphose zum Seestern ihren Anfang nimmt, ergibt, daß wir in allen denjenigen Kernen eine solche Struktur antreffen, die undifferenzierten Zellen angehören und die weiterhin wieder Teilungen eingehen werden. Die Kerne der Zellen, in denen sich auf der Produktion von Plasmaderivaten beruhende Differenzierungen vorbereiten, verraten dies schon vorher durch ihr Verhalten. Wir ziehen als Beispiel die nach der Gastrulation aus der Wand der Urdarmblase auswandernden Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 167 Mesenchymzellen heran und verfolgen sie bei der Bildung faseriger Elemente, wie sie als primitive Muskeln in der Bipinnaria anzutreffen sind. Fig. 39, zeigt drei Mesenchymzellen aus dem Blastocöl. Sie sind durch ein helles, von irgendwelchen Einlagerungen freies Plasma von wabigem Bau ausgezeichnet. Die Kerne enthalten einen oder zwei Nucleolen. Das Chromatin ist in flockigen Anhäufungen ver- teilt, die mehr und mehr an Masse zunehmen. Es wird zu keiner weiteren Teilung mehr geschritten, sondern Chromatin angereichert. Mit der andauernden Zunahme der chromatischen Substanz kommt es zu ihrem Austritt aus dem Kern. Die Emission erfolgt ohne durch Stauung veranlaßte Kuppenbildung allseitig durch die Kern- membran. Im Zelleib folgt der Emission die Produktion von Fibrillen. Die anfänglich unregelmäßig geformte Zelle nimmt eine spindel- förmige Gestalt an, und in den peripheren Zellteilen sondert sich ein dichtes Plasma zu parallelen, in der Längsrichtung der Zellen verlaufenden Fibrillen. Fig. 40 stellt die Zelle auf diesem Stadium der Produktion dar. Wir wollen an diesem an sich wenig dazu ge- eigneten Material die Produktion von Plasmaderivaten um so weniger verfolgen, als ich für die skeletbildende Mesenchymzelle des Pluteus von Strongylocentrotus eine ausführliche Darstellung prinzipiell über- einstimmender Prozesse gegeben habe (1911a, p. 573). Ferner ent- hält das Kapitel IV des ersten Teiles dieser Untersuchungen ent- sprechende Darlegungen, so dab wir hier nur zu Wiederholungen gezwungen wären. Ein Überblick über das Verhalten der Blastomerenkerne liefert das sichere Ergebnis, daß während der Furchung und der Zell- vermehrung nie der Chromatinemission vergleichbare Äußerungen von Aktivität der Kernsubstanzen vorkommen. Vielmehr müssen wir annehmen, daß die dem Aufbau des Caryochromatins, dessen Bestand im Keime während der Furchung beständig wächst, dienenden Substanzen in gelöster Form aus den Zelleibern in die Kerne über- treten. Je rascher sich die Teilungen folgen, desto deutlicher sehen wir die Chromosomen als relativ selbständige Kernbezirke den ein- heitlichen Kern zusammensetzen. Später erlaubt die feine Verteilung im Ruhekern solche Unterscheidungen nicht mehr. Bei länger dauernder Kernruhe endlich erscheint das Chromatin in Flocken über das Kernnetz verteilt, die den Chromosomenbezirken nicht ent- sprechen. Vom Beginne der Gastrulation an wird in den Rekreations- und den Ruhekernen ein achromatischer Nucleolus sichtbar. 168 JuLıus ScHaxen, 9. Der cytologische Rahmen der Furchungsvorgänge. Die Blastomerenkerne zeigen lediglich den Wechsel von Teilung und Rekreation. Nach Vollzug einer Teilung bereitet der Ruhekern sich zur nächsten vor, wobei sein Chromatinbestand durch Assimilation dem Zelleib entnommener Substanzen vermehrt wird. Äußerungen von Kernaktivität der Art, wie sie sich in produzierenden Zellen finden, sind nicht zu konstatieren. Die Chromatinkondensationen der Zell- leiber verschwinden während der Furchung allmählich. Die Aufteilung des Eies erfolgt nach Maßgabe der Eikonstitution, die aus der Eibildung hervorgegangen ist. Die Besamung ändert an ihr nichts. Sie beeinflußt weder die Substanzanordnung im Ei noch bringt das Spermatozoon außer dem Kern geformte Substanzen mit, die nach der Entwicklungserregung sich irgendwie wirksam erweisen. Das reife Ei ist durch eine zweifach-symmetrische, aber ex- zentrische Lokalisation seiner Substanzen ausgezeichnet. Der von lockerem Plasma gebildete Kernbezirk hat die Form eines Ellipsoids und ist so in die Apicalhälfte eingestellt, daß die beiden Pole und die beiden Flanken je gleichweit von der Eioberfläche entfernt sind. Die erste Teilung erfolgt senkrecht zu der Längsachse des Ellipsoids und fällt wegen dessen symmetrischer Lage längs dieser Achse äqual aus. Die Blastomeren übernehmen vom Ei die gleich- sinnige Anordnung der Substanzen, die eine sekundäre Modifikation durch die von der Zellgestalt bedingten inneren Umlagerungen er- fährt, indem die Zellen im Keime sich gegenseitig verschiedentlich abplatten. Wir sehen so alle Furchungsteilungen vom zweiten Teilungsschritte an durch zwei Faktorenkomplexe beherrscht, den primären Faktorenkomplex: die Teilung verläuft nach Maßgabe der vom Ei übernommenen Substanzanordnung in der Blastomere; und den sekundären Faktorenkomplex: die vom Ei übernommene Substanz- anordnung wird durch das Lageverhältnis der Blastomere im Keim modifiziert. Durch drei meridionale und zwei äquatoriale Teilungsschritte wird das 32-zellige Stadium erreicht, womit zugleich die grof- zellige Blastula formiert ist. Von jetzt an verlaufen die Teilungen in den um das Blastocöl gruppierten Zellen tangential bis zu dem Stadium der kleinzelligen Blastula. Hier haben die in der Anal- region gelegenen massenreichsten Zellen eine cylindrische Form, und die nächsten Teilungen verlaufen radial gegen das Blastocöl zu. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 169 Damit ist die Einleitung zur Gastrulation gegeben. Bisher sehen wir allein die beiden nach der ersten Teilung gegebenen Faktoren- komplexe am Werk. ‚Jetzt treten neue Momente hinzu, als erstes das Nachwachsen zur Ausgangsgröße der geteilten Zellen. Anhangsweise sei hier noch eine Bemerkung über unser Schema gemacht, das wir zur Orientierung des Eies im Raum nach dem aus ihm hervorgehenden Organismus konstruiert haben. Bei dieser Ge- legenheit mag, um Mißverständnissen vorzubeugen, wieder betont werden, dab es sich hier nur um die Konstruktion eines Schemas handelt, wir aber nicht in dem Ei selbst so etwas wie eine „Organi- sation“ suchen und finden. Was es mit dergleichen für eine Be- wandtnis hat, wird bei den theoretischen Erörterungen zu be- handeln sein. In der bilateral-symmetrischen Bipinnaria geht von dem links- seitigen Hydrocöl die Anlage des Seesterns aus. Es wäre wünschens- wert, die drei Achsen der Larve und die verschiedene prospektive Be- deutung ihrer Flanken schon auf das Ei zu beziehen. Das ist kein von vornherein hoffnungsloses Beginnen; denn das von uns in den Abschnitten 1—7 dieses Kapitels zur Darstellung .der Furchung benutzte Schema gründet sich darauf, daß bei der gegebenen Substanz- lokalisation im Ei nur eine Reihe von Teilungen vor sich gehen muß, damit die Gastrula zustandekomme. Es läßt sich also die Gastrula auf das Ei beziehen, und es resultiert das längs der Apical- analachse polarisierte, im übrigen aber noch radiärsymmetrische Schema. Nun wurde bereits gesagt, daß das dichte Plasma der Analregion in zwei sich gegenüberliegenden Partien des Eies in symmetrischer Weise höher ansteigt als in den dazwischen gelegenen Partien. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit außer der Apical- analachse noch zwei Achsen festzulegen, also an die Stelle der Radiärsymmetrie die Bilateralsymmetrie treten zu lassen. Die Apical- analachse repräsentiertdann die Längsachse des bilateralsymmetrischen Gebildes, die Parallele durch den Eimittelpunkt zur Längsachse des kernführenden Ellipsoids seine Transversalachse und die Parallele zu der einen kurzen Achse des Ellipsoids seine Dorsoventralachse. Der erste Teilungsschritt sondert die rechte von der linken Blasto- mere, der zweite je eine rechte und eine linke orale von je einer rechten und einer linken aboralen Blastomere, und aus dem dritten gehen vier obere (apicale) und vier untere (anale) Blastomeren hervor, von denen jede für sich durch drei Indices bestimmt ist, z. B. die apicale orale rechte Blastomere. 170 JULIUS SCHAXEL, Wir hätten also das Ei und den jüngsten Keim mit den drei Achsen der Bipinnaria ausgestattet. Leider sind wir nicht im- stande, an der Hand der vorliegenden Befunde die Darstellung der Furchung mit dieser Präzision durchzuführen. Wir wissen zwar, daß bei der ersten Teilung die rechte von der linken Blastomere gesondert wird; aber es fehlen uns die cytomorphologischen Indizien, die sichtbaren substanziellen Differenzen, die es uns ermöglichen zu sagen, welche von den zwei Zellen die rechte oder die linke ist. Wir dürfen uns über das Versagen der cytomorphologischen Kriterien bei der „Zufälligkeit“ ihrer Natur nicht wundern. Bei Aricia haben wir in der Dotterverteilung einen weitreichenden morphologischen Indikator, bei Asterias in der verschiedenen Dichtigkeit des Plasmas einen weniger weit reichenden. Wir müssen uns dabei bewußt bleiben, daß wir in diesen Erscheinungen Manifestationen der Deter- mination, die aus unwesentlichen Ursachen uns zugänglich sind, nicht aber Determinanten zu sehen haben. Wir werden auf die theoretische Bedeutung der Sachlage noch eingehen. Hier genügt der Hinweis, daß das derzeitige Fehlen von Indizien der Bedingtheit nicht ohne weiteres für Unbestimmtheit gehalten werden darf. V. Die Furchung von Eiern mit abnormer Inhaltsanordnung. Die Untersuchung der normalen Furchung lehrt, daß die Art der Aufteilung des Eies von der Lokalisation der Substanzen im Ei und in den Blastomeren abhängt. Es ist daher zu erwarten, dab die Furchung von Eiern, deren Inhaltsanordnung von der Norm ab- weicht. von Anfang an und während ihres ganzen Verlaufes abnorm ausfällt. Ferner werden die in irgendeiner Blastomere während der Entwicklung eintretenden abnormen Substanzverhältnisse eine abnorme Nachkommenschaft dieser Zelle veranlassen, so dab von diesem Teile des Keimes aus eine Störung der Entwicklung einsetzt. Der Umfang und die Folgen der Entwicklungsstörung sind hier wie im erst- genannten Falle abhängig von der Größe der Ausgangsabnormität. Im folgenden werden wir uns der Untersuchung der Furchung von Eiern mit abnormer Inhaltsanordnung widmen. Über die Her- kunft des Materials ist S. 136 das Nötige mitgeteilt. Es wurde, allgemein gesprochen, durch Steigerung vorhandener Dispositionen mit Hilfe nichtspezifischer Mittel gewonnen. Wir betrachten zuerst die sehr starken Störungen, die sich schon vor der ersten Teilung des Kies verraten. Dann wenden wir uns Keimen zu, die anfangs Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. VA eine normale Entwicklung zu nehmen scheinen und erst in ihrem späteren Verhalten ihre anomale Beschaffenheit verraten. 1. Die abnorme Furchung von dem Ei aus. Für den äußeren Anblick bestehen die Anomalien darin, daß die erste Teilung statt äqual inäqual ausfällt. In bezug auf den Grad der Inäqualität kommen beträchtliche Variationen vor. Geringe Unterschiede im Volumen der Blastomeren des 2-Stadiums ziehen während der nächsten Teilungen keine auffällige Folgen nach sich. Die stärkste Größendifferenz unter den ersten Teilstücken wurde bei parthenogenetisch sich entwickelnden Eiern beobachtet, worauf wir S. 191 zu sprechen kommen. Hier behandeln wir die häufigeren mittleren Fälle Aus der ersten Teilung gehen zwei Blastomeren hervor, von denen die eine etwa doppelt so viel von der Eisubstanz erhält wie die andere. Die Furche schneidet von der Haftnarbe aus nicht senkrecht ein, sondern weicht seitlich ab, so dab die kleine Zelle seitlich apical- wärts von der großen abgegeben wird. Nach erfolgter Durch- trennung und Abplattung liegt die kleine Zelle der großen in einer leichten Delle auf. Die Fig. 44 zeigt einen Meridionalschnitt durch die Pole der prophasischen Spindel bei der abnorm-inäqualen ersten Teilung. Sie entspricht in der Schnittrichtung und in dem dar- gestellten Stadium der Fig. 18, die die zum Vergleich heranzuziehenden normalen Verhältnisse widergibt. Der Teilungsbezirk ist apical- seitlich so verschoben, daß ein Pol der Zelloberfläche genähert weiter apicalwärts liegt als der andere. Das kernführende lockere Plasma befindet sich nicht innerhalb der Apicalhälfte des Eies, sondern es läßt den regelmäßigen elliptischen Umriß vermissen und ist gleichsam in breitem Zuge unmittelbar an die Zelloberfläche vorgeflossen. Den übrigen Zelleib erfüllt etwas ungleich verteiltes dichtes Plasma, das in der Analregion die dichteste Lagerung aufweist. Die Teilung ist gegen die Norm hinsichtlich ihres Ortes und ihrer Richtung ver- ändert gemäß der andersartigen Lokalisation der Substanzen im Ei, wodurch auch die ungleiche Größe der Teilstücke bedingt ist. Die nächste Teilung des Keimes, der zwei Drittel der Eimasse in der einen und ein Drittel in der anderen Blastomere enthält, fällt sehr merkwürdig aus. Die große Zelle wird durch eine meri- dionale Furche äqual geteilt, ähnlich wie normalerweise die beiden Blastomeren. Die Teilungsebene der kleinen Zelle steht ungefähr senkrecht auf der der großen und teilt sie etwas inäqual. Der so 172 JULIUS SCHAXEL, zustandekommende vierzellige Keim besteht aus zwei gleichen großen Zellen, in deren Berührungsebene zwei ungleiche kleine Zellen über- einander liegen. Die Zellen lagern sich sehr eng aneinander an, bis das Keimganze ungefähr kugelförmig wird. Infolgedessen erleiden namentlich die kleinen Zellen beträchtliche Formveränderungen. Ent- gegen der normalen 4-Teilung (siehe den Äquatorialschnitt der Fig. 20) können hier die beiden Spindelpole nicht in eine Schnittebene zu liegen kommen. Die Fig. 45 zeigt einen dem Keimäquator nahezu parallelen Schnitt durch die Pole der anaphasischen Spindel der großen Zelle. Die Spindel in der kleinen Zelle, deren Achse zu der der groben ungefähr senkrecht und schief zur Äquatorialebene steht, ist schief durchschnitten. In der großen Zelle ist der Teilungsbezirk in seiner Längsausdehnung zu sehen. Das dichte Plasma liegt analwärts unter der Schnittebene. Die Zelle ähnelt in ihrem Verhalten einer Blastomere des normalen 2-Stadiums. In der kleinen Zelle liegt das dichte Plasma innen analseitig, wohin es bei der apical-seitlichen Abknospung dieser Zelle gelangt ist. Die Teilungsregion erstreckt sich daher von der äußeren Analseite nach der inneren Apicalseite. Die kleine Zelle des abnormen 2-Stadiums nähert sich in ihrem Verhalten einigermaßen den Blastomeren des normalen 4-Stadiums bei der 4—8-Teilung (vel. die Fig. 21). Da das Analplasma bei der Teilung in der analseitigen Zelle bleibt, fällt diese etwas volumi- nöser aus, und es resultiert die genannte Inäqualität. Der dritte Teilungsschritt geht in dem abnormen ungleichzelligen 4-Stadium sehr uneinheitlich vor sich. In den beiden großen Blasto- meren sondern sich die inäqualen Teilstücke in der Richtung der Apicalanalachse (ähnlich der Norm). Die Teilungen der zwischen die großen gedrängten, ungleichen kleinen Zellen lassen sich ihrer Rich- tung nach mit Hilfe der uns zu Gebote stehenden Orientierungs- mittel kaum beschreiben. Die weiteren Teilungen sind für die Ab- kömmlinge der großen Zellen zunächst noch vorauszusagen, die der kleinen aber bieten der Beobachtung und der Schilderung, was ihren Verlauf im einzelnen angeht, unüberwindliche Schwierigkeiten. Die Mühe, die es bereitet, für den Einzelfall die geeignete Schnitt- ebene zu finden, lohnt das in seinen allgemeinen Zügen auch so er- kennbare Ergebnis nicht. Mit dem Fortgang der Teilungen ver- lieren die Descendenten der großen Zellen ihre überwiegende Sub- stanzmasse, und der Keim ist aus mehr gleichartigen, wenn auch noch verschieden großen Zellen zusammengesetzt. Die vom Ei her übernommene Substanzanordnung tritt in den Hintergrund gegen die Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 173 gewaltsamen Umformungen, die die Blastomeren bei der Zusammen- drängung der ungleichen Teilstücke zu der Keimkugel erfahren. Wir sehen, dab die kleinen Zellen von Anfang an zwischen die großen gedrängt werden. So wird kein Blastocöl gebildet, sondern der Raum, den es normalerweise einnimmt, mit Zellen erfüllt. Statt der Blastula kommt ein unregelmäßig gefügter Zellenhaufen zustande, eine „Stereoblastula“ aus polyedrisch geformten, ungleich großen Zellen, deren Teilungen nach allen Richtungen vor sich gehen. In Fig. 46 ist ein Schnitt im größten Durchmesser durch ein solches Gebilde wiedergegeben, das dem Alter nach der großzelligen Blastula ent- spricht, sich aber mit nichts Normalem vergleichen läßt. Bemerkt sei noch, daß natürlich in dem abnormen Keim die Teilungen nicht schlechthin „regellos“ verlaufen. Ein Blick auf die Fig. 46 lehrt vielmehr, daß der Teilungsbezirk jeweils nach Maßgabe der in der Zelle befindlichen Substanzen und der Zellgestalt eingestellt ist. Es besteht also nicht Regellosigkeit, wohl aber für uns die Unmöglich- keit für jeden der mannigfaltigen Einzelverläufe die bestimmte Regel anzugeben. Zudem ist noch zu berücksichtigen, daß für jeden der- artigen abnormen Keim wegen der Differenz im Anfang individuelle Eigenheiten in Betracht kommen. 2. Die abnorme Furchung von der Blastula aus. Im vorigen Abschnitt betrachteten wir Keime, bei denen die Ab- weichungen von der Norm von Anfang an so stark waren, daß es überhaupt nicht zu der Bildung einer Blastula kam. Normalerweise sind die Blastomeren nach fünf Teilungsschritten im 32-Stadium um das Blastocöl gruppiert. Dann erfolgen bis zu der kleinzelligen Blastula tangentiale Teilungen. Im Folgenden wenden wir uns Fällen zu, in denen eine Blastula mit bestimmten Eigenheiten, deren Folgen weiterhin sich geltend machen, gebildet wird. Diese Anomalien treten nicht erst in der Blastula auf. Es wäre auch nicht einzu- sehen, woher sie bei der Ausschaltung von außen einwirkender Störungen kommen sollten. Sie werden auf zweierlei Weise ver- anlaßt. In Keimen, in denen die Aufteilung der Eimasse normal vor sich geht, werden die eilungen einer oder mehrerer Blasto- meren gehemmt, während die übrigen Blastomeren sich weiterteilen. Solche Teilungshemmungen beruhen auf Kernerkrankungen, mit denen wir uns im Abschnitt VIII beschäftigen werden. Die andere Ver- anlassung zur Bildung abnorm gearteter Blastulae, die uns hier an- geht, besteht darin, daß vom Beginn der Furchung an infolge ab- 174 Junius SCHAXEL, normer Substanzanordnung im Ei geringe Inäqualitäten bei den Teilungen vorkommen, die sich der Beobachtung zunächst zu ent- ziehen pflegen. Bei der 4—8-Teilung und später treten sie immer deutlicher hervor. Wenn das Blastoderm ausgebildet ist, können wir zwei Gruppen derartiger Keime unterscheiden: erstens solche, bei denen einzelne größere Zellen im Blastoderm zerstreut sind, und zweitens solche, bei denen sich einige Gruppen größerer Zellen im Blastoderm finden. Beide Male ist die Größenabstufung der Zellen des normalen Keimes in Apical-, Medial- und Analregion zu ver- missen, die S. 159 beschrieben und in den Fig. 26, 27, 28 abgebildet ist. Wir sind infolge der ungleichmäßigen Zellenanordnung nicht im- stande unser nach der Norm gebildetes Orientierungsschema auf die abnormen Keime anzuwenden. Das hat die tiefere Bedeutung. dab eben hier wirklich in betreff der Lokalisation der Keimteile oder ihrer Zusammenfügung zum Ganzen wesentlich andersartige Ver- hältnisse herrschen. a) Einwanderung einzelner Zellen in das Blastocöl. In der normalen Blastula nehmen die massenreichsten Zellen die Analregion ein. Hier befinden sich am Ende der Phase der tangentialen Teilungen die hohen cylindrischen Zellen. Eine Ab- normität der Blastula besteht darin, daß eine ausgeprägte Analregion fehlt. Es sind dafür hin und wieder einzelne große Zellen in das Blastoderm eingestreut. Die Abkömmlinge der großen Zellen, die aus ihnen durch tangentiale Teilungen hervorgehen, sind weit in das Blastocöl vorragende cylindrische Zellen, die zu radialen Tei- lungen schreiten. Dadurch werden da und dort im Keime Zellen gebildet, die sich bald innen an das Blastoderm anschmiegen, bald im Blastocöl sich frei bewegen. Im letzteren Falle erinnern sie an Mesenchymzellen, die aus dem Epithel auswandern, sind aber be- trächtlich voluminöser als die viel später von der Urdarmblase ab- gegebenen Mesenchymzellen. Die freien Zellen teilen sich je nach ihrer Form in unkontrollierbarer Weise, lagern sich mit ihresgleichen zusammen und wohl auch wieder dem Blastoderm an. So entstehen im Blastocöl mannigfach geformte Zellenhaufen, während das Blastoderm eine mehr und mehr gleichzellige Beschaftenheit erlangt. Es findet weder eine Rückkehr zur Norm noch eine Gastrulation statt. Letztere ist auch gar nicht zu erwarten; denn es fehlen die Bedingungen zur Gastrulation, eben die normal aufgebaute Analregion und das zellenfreie Blastocöl. Der Keim hat gleichsam sein Gastrulationsver- Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 175 mögen durch die Abgabe zusammenhangsloser Zellen in das Blasto- eöl schon erschöpft. Nur in Keimen, in denen der Hauptsache nach die normale Zellenordnung herrscht und vereinzelt eine leichte Störung eine Zelle zum vorzeitigen Einwandern in das Blastocöl veranlaßt, nehmen die Entwicklungsvorgänge ihren normalen Ver- lauf. Der Eindringling wird verdrängt und später resorbiert. Die Figg. 47, 48 und 49 stellen Schnitte durch abnorme Blastulae im größten Durchmesser dar. Fig. 47 zeigt ein Blastoderm, in dem das Epithel annähernd gleichartiger Zellen durch einzelne Riesen- zellen unterbrochen wird. In einer der großen Zellen vollzieht sich eine tangentiale Teilung. Das Stadium der Fig. 48 ist ein späteres. Die Teilungen verlaufen bereits radial, wie an drei Stellen radial ge- richtete Spindeln und vereinzelte dem Blastocöl innen anliegende Zellen erkennen lassen. Man sieht auch, wie tief die noch unge- teilten cylindrischen Zellen in das Blastocöl hineinragen. Das von eingedrungenen, geteilten und zusammengelagerten Zellen zum Teil erfüllte Blastocöl des in Fig. 49 abgebildeten Keimes ist derjenige Zustand, der keine erheblichen Weiterbildungen mehr zuläßt. Das Blastoderm enthält kleinzelliges Material bis auf eine große Zelle, die im ungeteilten Zustande verharrt. b) Multiple Gastrulation. Zuweilen verläuft die abnorme Aufteilung des Kies so, daß in der Blastula außer einzelnen großen Zellen Gruppen solcher zer- streute einschichtige Verdickungen des Blastoderms bilden, während die normale Größenabstufung der Blastomeren zu vermissen ist. Aus den Gruppen großer Zellen gehen durch tangentiale Teilungen kreis- förmige Bezirke cylindrischer Zellen hervor, die sich ähnlich der normalen Analregion verhalten, indem sich in jedem dieser Bezirke Radialteilungen und Zellverschiebungen abspielen, wie ich sie S. 160 für die Analregion beschrieben und in Fig. 29 abgebildet habe. Die Folge dieser Prozesse sind Invaginationen an verschiedenen Stellen des Blastoderms, die je nach dem zur Verfügung stehenden Zell- material mehr oder weniger vollkommen ausfallen. Die vereinzelt im Blastoderm liegenden großen Zellen geben in der oben ge- schilderten Weise einzelne Zellen gegen das Blastocül ab. Den Keimen mit multiplen Urdärmen ist keine Weiterentwicklung be- schieden, es sei denn, daß eine besonders kräftig angelegte In- vagination über die anderen rudimentär bleibenden dominiert. Manchmal gedeihen zwei benachbarte Invaginationen einige Zeit 176 JULIUS SCHAXEL, nebeneinander und geben Anlaß zu Zwillungsbildungen der ento- dermalen Organe in der Larve. .In den letztgenannten Fällen handelt es sich um der Norm genäherte Keime mit nur lokal beschränkten Anomalien. Freilich sind auch die stärksten Anomalien, mit denen wir uns augenblicklich beschäftigen, nichts anderes als lokale Störungen, die jeweils nur einen umschriebenen Keimbezirk betreffen ; aber ihre Stärke liegt eben darin, daß die umschriebenen Störungen in unbeschränkter Zahl auftreten. Sie wachsen zudem dadurch in ihrer Gefährlichkeit, daß von der in ihrer Menge feststehenden Ei- masse um so weniger für das normale Verhalten übrig bleiben kann, als die abnormen: Bildungen zu ihrem Aufbau verbrauchen. In Fig. 50 ist ein Schnitt im größten Durchmesser durch eine Blastula mit ungleichzelligem Blastoderm wiedergegeben. Das Schnittbild zeigt an drei Stellen Gruppen größerer Zellen, die mehr oder weniger schroff oder durch Übergänge verbunden in das Keim- epithel eingegliedert sind. Unten in der Figur sind die Teilungen zweier Schwesterzellen zu sehen, die eben von der Richtung der Tangente abzuweichen beginnen. Der in derselben Weise wie der von Fig. 50 geführte Schnitt der Fig. 51 durch ein älteres Stadium trifft drei Invaginationen, von denen eine besonders deutlich aus- geprägt ist. Die Invaginationen befinden sich in diesem speziellen Fall alle auf einer Hemisphäre des Keimes. Man kann also an- nehmen, daß die Analregion, statt als geschlossene einheitliche Zell- platte gebildet zu werden, durch abnorme Teilungen eine gewisse Zerstreuung in einzelne, kleinere Bezirke erfahren hat. Im Blasto- cöl flottieren auch einzelne vom Blastoderm abgelöste Zellen, die zu Häufchen zusammengetreten sind oder durch Teilungen solche ge- bildet haben. Solche Zellenkonglomerate formieren oft eine Art Blase, die in ihrem Innern eine Höhlung aufweist, so daß in der Blastula noch einmal ein kleines blastulaähnliches Gebilde eingeschlossen ist. 3. Der cytologische Rahmen der abnormen Furchung. Bei den im Vorstehenden geschilderten Entwicklungsanomalien sind zwei Momente besonders zu beachten: Die abnorme Furchung nimmt ihren Ausgang von Eiern mit abnormer Inhaltsanordnung. Der abnorm aufgeteilte Keim erfährt keine Regulation im Sinne der Norm. | Die Vorgänge in den Einzelzellen entsprechen durchaus denen bei der normalen Entwicklung. Wir sehen zwei Faktorenkomplexe Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. WAT wirksam, den primären, nach dem jede Teilung nach Maßgabe der vom Ei übernommenen Substanzanordnung in der Blastomere ver- läuft, und den sekundären, nach dem die vom Ei übernommene Substanzanordnung durch das Lageverhältnis der Blastomere im Keime modifiziert wird. Es ist klar, daß gerade dadurch die Ano- malie des Eies durch die ganze Furchung weiter gegeben wird. Sie erfährt sogar noch eine Verstärkung, weil die Blastomeren mit jedem Teilungsschnitt in Lagen gebracht werden, die sie weiter von der Norm entfernen. Die der Norm entsprechenden Intracellularprozesse können also zu keiner Regulation der Entwicklung von Eiern mit abnormer Substanzlokalisation führen. Sie garantieren vielmehr den abnormen Fortgang der abnorm begonnenen Entwicklung. Wir sehen erneut den Beweis für die Abhängigkeit der Furchung vom Eibau er- bracht. Vielleicht ist man geneigt zu erwarten, dab außer den für die normale Entwicklung typischen Intracellularprozessen neuartige Vor- gänge statthaben, deren Zweck eine Regulation sein möchte, oder daß in den Keimen mit abnorm gelagerten Blastomeren geeignete Zellenverschiebungen eine regulative Umordnung der Teile zu einem normalen Ganzen bewerkstelligen könnten. Aber die genaue Unter- suchung lehrt mit Sicherheit, daß nichts dergleichen eintritt. Wohl sind geringe Störungen nicht so folgenschwer wie große. Wenn in der Blastula von einer mit etwas zu großen Zellen ausgestatteten Stelle des seitlichen Blastoderms einige Zellen in das Blastocül treten, so erfährt die Entwicklung des Keimes keine Störung; doch nicht etwa deshalb, weil die ausgewanderten Zellen irgendwie regu- lativ an den rechten Ort zurückgebracht werden, sondern nur, weil sie, in irgendeinen Winkel des Blastocöls gedrängt, ohne weiter stören zu können, zerfallen. Während der Eibildung zustande gekommene und durch geeignete Maßnahmen gesteigerte Lokalisationsanomalien des Eies sind samt der durch sie bedingten anomalen Furchung nicht regulierbar. Anders verhalten sich die durch äußere Mittel gewaltsam auf- gedrängten Deformationen von Eiern und Keimen, deren wir schon S. 135 gedachten und die durch die rein physikalisch bedingte Ela- stizität nach dem Aufhören der deformierenden Einwirkungen wieder ausgeglichen werden. Wie die Substanzumlagerungen bei der abnormen Aufteilung des Eies in bezug auf die Einzelzelle der Norm entsprechend ver- 178 Junius SCHAXEL, laufen, so ist das auch mit der Besamung und dem Verhalten der Blastomerenkerne der Fall. Wir beobachten Erscheinungen, die ganz mit den in den Abschnitten III, 3b und IV, 8b geschilderten übereinstimmen. Auf die Intracellularprozesse beim Stillstand der Entwicklung der abnormen Keime werden wir im Kapitel X zu sprechen kommen. VI. Die Entwicklung isolierter Keimteile. Daß aus den isolierten Blastomeren der frühen Stadien dotter- armer Echinodermenkeime vollkommene und proportionierte Larven in verkleinertem Maßstabe hervorgehen, ist wohl bekannt. Die Be- funde darüber wurden, namentlich in die Begriffe des modernen Neovitalismus eingekleidet, oft erörtert. Trotzdem ist es ununter- sucht geblieben, wie die Blastomeren nach ihrer Entnahme aus dem Verbande des Keimes bei der Einleitung der selbständigen Ent- wicklung sich eigentlich verhalten. In dieser Untersuchung besteht unsere gegenwärtige Aufgabe Wir werden die Blastomerengenera- tionen von Asterias auf ihr Verhalten nach der Isolation bis zum Blastulastadium systematisch prüfen, ohne die Darstellung durch die gelegentliche Diskussion der von anderer Seite gemachten Angaben zu stören. Wegen der Beschaffung des Materials sei auf S. 136 verwiesen. Die Abbildungen der Teilkeime sind in derselben Vergrößerung ge- zeichnet wie die die Entwicklung der ganzen Keime illustrierenden Figuren. 1. Die Blastomeren des 2-Stadiums. Die Blastomeren des 2-Stadiums sind Halbkugeln, die in der Apicalhälfte die kernführenden Ellipsoide lockeren Plasmas mit der Längsausdehnung parallel zu der Abflachung und in der Analhälfte, namentlich in der eigentlichen Analregion, dichtes Plasma enthalten. Werden die beiden Blastomeren voneinander getrennt, so rundet sich jede der Halbkugeln zur Kugel aus. Die Apicalanalachse wird verkürzt, die flache Seite zur Kugelwölbuug ausgebogen und die bestehende Krümmung verstärkt. Diese äußere Umformung verläuft nicht ohne innere Umlagerungen. Diese Umlagerungen lassen sich darstellen, wenn man die Zelle gleich nach der Isolation, während die Ausrundung vor sich geht, fixiert. Die Fig. 52 zeigt einen Meridionalschnitt senkrecht zur ersten teilenden Ebene im Sinne des Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. ILI. 179 ganzen Keimes durch eine isolierte Blastomere während der Aus- rundungsumlagerungen. . Die vom Beschauer rechte Seite der Figur ist die ehemalige Berührungsseite der Blastomere mit ihrer Nach- barin. Im Zellinneren befindet sich alles im Fluß. Das dichte Anal- plasma breitet sich aus und steigt unter der Oberfläche auf, während die Kernregion unter Beibehaltung ihrer Längsausdehnung dazwischen einsinkt. Kommen die Plasmabewegungen mit der erreichten Kugel- gestalt der Zelle zur Ruhe, so finden wir in der Apicalhälfte sym- metrisch situiert das Ellipsoid des kernführenden lockeren Plasmas und in der Analhälfte das dichte Plasma. Wir haben ein Gebilde vor uns. das hinsichtlich der Anordnung seiner Substanzen völlig dem Ei proportional ist und nur die halbe Masse enthält. an | Fig. A. Fig. B. Fig. C. >: Die schematischen Figuren A, B und C sollen die Umformung und Umlagerung des Inhalts der isolierten Blastomere des 2-Stadiums in eine eiproportionale Zelle kurz überblicken lassen. Ks handelt sich um Meridionalschnitte im Sinne des ganzen Keimes, die auf dessen erster teilender Ebene senkrecht stehen. Daher ist der um den Kern angedeutete Bezirk lockeren Plasmas immer im Quer- schnitt getroffen. Man sieht auch, wie er unter Beibehaltung seiner Richtung aus der Halbkugel in die Kugel übergeführt wird. Daß die Ausrundungsumlagerungen aus der isolierten Blastomere des 2-Stadiums ein Ei von halber Masse machen, verstehen wir, Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 12 180 JULIUS SCHAXEL, wenn wir uns an das Zustandekommen der Substanzanordnung in den Blastomeren des 2-Stadiums erinnern. Diese ergibt sich aus dem primären und sekundären Faktorenkomplex, aus der Über- nahme der Inhaltsanordnung des Eies und der durch das Lage- verhältnis im Keim bedingten Modifikation. Die Isolation einer Blastomere, ihre Entfernung aus dem Keim, bedeutet nichts anderes als die Vernichtung des sekundären Faktorenkomplexes. Es bleibt also nur der primäre Faktorenkomplex, d.h. die vom Ei über- nommene Substanzanordnung, wirksam. Das Experiment bestätigt, was diese Erwägung erwarten läßt. Die isolierte Blastomere des 2-Stadiums verhält sich wie ein ganzes Ei von halber Masse. Verfolgen wir die weitere Entwicklung durch äußere Einwir- kungen nicht beschädigter isolierter Blastomeren des 2-Stadiums, so begegnen uns alle die Erscheinungen wieder, die wir im Kapitel IV für die normale Entwicklung ganzer Keime behandelt haben. Die Anomalien, die wir antreffen, sind von der Art, wie sie bei der Furchung von Eiern mit abnormer Inhaltsanordnung auftreten (Kapitel V). Wir dürfen annehmen, daß es sich bei ihnen um Teil- keime von abnorm beschaffenen Eiern handelt. Als Beispiel für das normale Verhalten des !/,-Keimes ist in Fig. 53 ein Meridionalschnitt durch das 2-Stadium dargestellt, das in allen seinen Teilen ein ver- kleinertes Abbild des 2-Stadiums des ganzen Keimes ist. Die Kern- bezirke der Apicalhälfte sind quer vom Schnitt getroffen. Die Anal- regionen erfüllt dichtes Plasma. Zu vermissen ist die Keimhülle, die bei der Blastomerenisolation entfernt wurde. Bekanntlich ver- mögen sich auch ganze Keime ohne diese Hülle zu entwickeln. 2. Die Blastomeren des 4-Stadiums. Die Blastomeren des 4-Stadiums sind Kugelquadranten, die in - der Analregion und in den Innenwinkeln aufsteigend dichtes Plasma enthalten, während von der Apicalregion bis unter den Keimäquator sich der Kernbezirk so erstreckt, dab seine Längsausdehnung von apical-innen nach anal-außen verläuft. Wird eine solche Blastomere aus dem Keimverbande isoliert, so rundet sich der im Querschnitt dreieckige Quadrant zur Kugel aus. Er verkürzt sich in der Richtung der Apicalanalachse und dehnt sich in den Flanken aus. Im Inneren vollziehen sich dabei komplizierte Plasmabewegungen, von deren Verlauf und Wirkung die Schemata der Textfiguren D, E und F eine Vorstellung geben. In Worten gestaltet sich die präzise Beschreibung mangels räum- Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 181 licher Marken ziemlich schwierige. Der Meridionalschnitt der Textfig. D entspricht dem der Fig. 21. Er deutet die Substanz- anordnung der im Keimverbande befindlichen Zelle an. Bei der Ausrundung der isolierten Blastomere erfährt das um den Kernbezirk in ungleicher Dicke verteilte dichte Plasma eine andere Anordnung, und der Längsausdehnung des Kernbezirkes wird eine andere Rich- tung ‚gegeben. Die Anhäufung von dichtem Plasma im analen Innen- winkel wird nach der Analmitte verlagert, und der Kernbezirk kommt quer darüber zu liegen. Die Fig. 54, die einen Meridional- schnitt durch eine während der Umlagerungen fixierte Blastomere Ip Bl Fig. D. Fig. E. Fig. F. darstellt, läßt an der inhomogenen Beschaffenheit ihres Inhaltes dessen Bewegung erkennen. In das Schema der Textfig. E sind die Richtungen der Plasmaströmungen auf die mittlere Meridionalebene projiziert eingetragen. Die Textfig. F zeigt die zur Ruhe gekommenen Substanzen in der kugligen Zelle. In der Apicalhälfte findet sich der Kernbezirk, dessen Längsachse parallel zu und über deren Äquator verläuft. Die Analhälfte nimmt dichtes Plasma ein. Aus der Ausrundung und Substanzumlagerung der isolierten Blastomere des 4-Stadiums geht eine dem Ei der Lokalisation des Inhaltes nach durchaus proportionale Zelle hervor, indem durch die Entfernung aus dem Keimverbande der sekundäre Faktorenkomplex in Wegfall kommt und nur der primäre seine Wirkung behält. Der weiteren Entwicklung nach entspricht der '/,-Keim dem 12* 182 Junius SCHAXEL, ganzen Ei. Fig. 55 gibt einen Äquatorialschnitt (im Sinne des ganzen wie des Teilkeimes) durch die Pole der telophasischen Spindel bei der 2-Teilung des "/,-Keimes wieder. Es findet also statt der meridionalen inäqualen Sonderung, die im ganzen Keime bei der 4—8-Teilung diese Zelle zu treffen hätte, eine regelrechte äquatorial- äquale Sonderung statt. Das Resultat der vollzogenen Teilung ist in Fig. 56 durch einen Meridionalschnitt dargestellt. Wir haben ein zweizelliges Stadium vor uns, das bis auf das Volumen dem in Fig. 53 von dem !/,-Keim dargestellten oder dem des ganzen Keimes durch- aus entspricht. In gleicher Weise nimmt die fernere Entwicklung, aus der die Larven von !/,-Grübe hervorgehen, einen normalen Verlauf. Die !/,-Keime lassen sich auch aus isolierten Blastomeren des 2-Stadiums der 7/,-Keime erzielen. Es wird dann der sekundäre Faktorenkomplex in zwei Etappen aufgehoben, und es finden nach jeder der beiden Isolationen innere Umlagerungen statt, wie ich sie S. 179 beschrieben habe. Daß bei diesem langwierigen Verfahren ein größerer Prozentsatz von Keimen als sonst durch die technischen Manipulationen beschädigt wird, stört die theoretische Bedeutung des Falles nicht. 3. Die Blastomeren des 8-Stadiums. Der dritte Teilungsschritt verläuft normalerweise etwas inäqual. Die vier Apicalzellen haben keinen dem ganzen Ei der Lokalisa- tion nach völlig entsprechenden Inhalt. Ihr Kernbezirk nimmt eine zentrale Lage ein, und es fehlt ihnen an exzentrisch situiertem dichten Plasma. Werden sie isoliert, so runden sie sich ab. Die einsetzenden Teilungen ergeben zwar vielfach ein blastulaähnliches Gebilde, ohne daß es aber zur Gastrulation kommt. Der aus einer Apicalzelle hervorgegangenen Zwergblastula fehlt die Blastoderm- verdickung, von der normalerweise die Gastrulation ausgeht. Die Apicalzelle, die von Anfang an kein eiproportionales Gebilde dar- stellt, ist zu der Formation eines normalen Keimes nicht fähig. Anders verhalten sich die Analzellen. Solange sie dem 8-zelligen Keime angehören, besitzen sie analseitig in den Berührungswinkeln reichliches dichtes Plasma, während apical-außen mit ihren Längs- ausdehnungen in tangentialer Richtung die Kernbezirke liegen. Ver- streichen nach der Isolation der Analzellen ihre Abflachungen, so gleichen sie mit dem symmetrisch-exzentrischen Ellipsoid lockeren Plasmas in der Apicalhälfte und dem dichten Plasma in der Anal- Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 183 hälfte kleinen Eiern, die etwas mehr als '/) der normalen Masse enthalten. Die diesen Zustand herbeiführenden Umlagerungen ver- laufen ziemlich einfach und bestehen in auf die Außenschichten beschränkten Ausrundungen. Die alsbald einsetzenden Teilungen gehen der Norm gemäß vor sich. Die Fig. 57 zeigt einen Äquatorial- schnitt durch die Pole der telophasischen Spindel des ersten selb- ständigen Teilungsschrittes der isolierten Analzelle. Das Bild ent- spricht ganz der Zweiteilung des 1/,- (Fig. 55), des "/,- oder des ganzen Eies. Die fernere Entwicklung weist bei normalem Anfang keine Besonderheiten auf und ergibt Zwerglarven, deren Mortalität freilich größer ist als die der Larven aus ganzen gesunden Eiern. Wir dürfen der erhöhten Sterblichkeit aber keine prinzipielle Be- deutung beimessen, da sie auf Rechnung der bei dem Experiment unvermeidlichen Mißhandlungen der zarten Keime geht. Es ist zu erwarten, daß sich den aus den Analzellen des 8-Stadiums hervorgehenden ähnliche Keime auch aus den isolierten Blastomeren des 4-Stadiums der !/,- oder des 2-Stadiums der !/,-Keime erzielen lassen. Auf diese Weise würde man, da die Bildung der Apicalzellen umgangen wird, wirklich acht '/;-Keime statt wie aus dem 8-Stadium nur vier erhalten. Ich habe aber Versuche dieser Art, die an die Lebenszähigkeit des Materials hohe Anforderungen stellen, nicht ausgeführt. 4. Die Blastomeren des 16- und des 32-Stadiums. Der 16-zellige Keim besteht aus zwei übereinander gelagerten Kränzen von je acht Zellen. Für die acht Apicalzellen des 16-Stadiums gilt dasselbe wie für die vier des vorigen Stadiums. Es fehlen ihnen die zu der Formation normal-proportionierter Keime nötigen Eigenschaften. Die acht Analzellen haben von ihren Mutterzellen die exzentrische Anordnung des Inhaltes übernommen. Die Analregion enthält immer noch die Hauptmasse des dichten Plasmas, und darüber liegen die Kernbezirke. Infolge des seitlichen Druckes dehnen sich die Blasto- meren analwärts nach der Blastocölseite hin aus. Infolgedessen hat die Längsausdehnung der ganzen Zellen und in ihnen die der Kern- bezirke die Richtung der Keimmeridiane. Isoliert bildet jede solche Analzelle eine Kugel unter Beibehaltung der noch vom Ei her- rührenden Exzentrizität des Inhaltes. Die Teilungen ergeben eine kleine Blastula, in der die Gastrulation eingeleitet wird. Weiter reichen meine Beobachtungen nicht. Allein alles deutet darauf hin, 184 JULIUS SCHAXEL, dab der weiteren Entwicklung aus inneren Ursachen keine Hinder- nisse in den Weg treten. In dem 32-zelligen Keim zeigen die Apical- und die Subapical- zellen eine konzentrische Schichtung der Substanzen um den zentralen Kern. In den Subanalzellen liegt der Kern nur wenig exzentrisch infolge einer Anhäufung dichten Plasmas an den Außenseiten. In den Analzellen nimmt der Kernbezirk eine deutlich exzentrische Lage ein, indem die äußeren und besonders die analen Partien von dichterem Plasma erfüllt sind. Nur in den acht Analzellen ist also die eiproportionale Substanzanordnung noch sehr ausgeprägt. Daher ist zu erwarten, dab von den 32 isolierten Blastomeren nur sie normal gebaute Zwergkeime liefern werden. Leider gelang mir die saubere Isolation der schon sehr kleinen Zellen des 32-Stadiums nicht, so daß mir sichere Beobachtungen im einzelnen fehlen. Immerhin kann die Vermutung als ziemlich gesichert gelten, dab sowohl aus dem 16-zelligen wie aus dem 32-zelligen Keim bei der völligen Auflösung des Zellverbandes nur die acht Analzellen in normaler Weise Keime zu formieren vermögen. 5. Blastomerengruppen. Bei dem Versuch die Blastomeren der Keime einzeln zu isolieren bleiben oft, namentlich auf älteren Stadien, einige oder mehrere Blastomeren miteinander im Zusammenhang. Durch Zerschneiden der Blastula mit einem feinen Messer (am besten einer scharf ge- schliffenen Lanzette) erhält man Stücke des Blastoderms. Ich ver- fuhr so, daß ich aus Massenversuchen die Teilkeime verschiedener Kombination vergleichend auf ihr weiteres Verhalten prüfte. Normale Larven erhielt ich nur aus jungen mehrzelligen Teilkeimen, wenn sie eine bestimmte Zusammensetzung aufwiesen, nicht aber aus be- liebigen Teilen der Blastula. Wir werden die beiden Fälle getrennt behandeln. a) Blastomerengruppen aus jungen Keimen. Das allgemein Gültige erhellt aus dem Vergleich von sechs Teil- keimen verschiedener Zusammensetzung, deren Geschichte an mehreren Exemplaren ganz verfolgt werden konnte. Der halbe Keim des 4-Stadiums besteht aus zwei Blastomeren von der Form je eines Kugelquadranten. Runden sich beide Zellen zu aneinander gelagerten Halbkugeln aus, so entsteht ein proportioniertes 2-Stadium von halber Eimasse, dessen weitere Entwicklung normal Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 185 verläuft. Die Umlagerung des Zellinhaltes ist dadurch zustande gekommen, dab zu dem weiter gültigen primären Faktorenkomplex an Stelle des vor der Isolation bestehenden sekundären Faktoren- komplexes für die Zusammenlagerung von vier Blastomeren durch die Isolation von zwei Blastomeren der sekundäre Faktorenkomplex für zwei Blastomeren getreten ist. Es geht, kurz gesagt, das halbe 4-Stadium in ein normales 2-Stadium über. Werden die vier Apicalzellen des 8-Stadiums von den vier Anal- zellen getrennt, so verhalten sich die vier Analzellen, indem sie sich längs der Apicalanalachse ausdehnen und ihre Substanzen sich ent- sprechend umlagern, wie ein normales 4-Stadium, das sich weiter entwickelt. Die Apicalzellen desselben Stadiums dagegen bilden für sich allein zwar ein blastulaähnliches Gebilde von durchweg gleich dickem Blastoderm, das aber nicht gastruliert. Es fehlt diesem Teilkeim die von der Substanzanordnung im Ei her übernommene Polarität. Setzen zwei Apical- und zwei Analzellen des 8-Stadiums einen Teilkeim zusammen (halbiertes 8-Stadium), so verschieben die Zellen sich gegeneinander in ähnlicher Weise wie nach der Vierteilung des von Anfang inäqual aufgeteilten Eies (siehe S. 171), und es kommt wie dort zu der Bildung einer Stereoblastula. Aus drei Blastomeren des 4-Stadiums, die sich ähnlich wie die Blastomeren der durch Dispermie erzeugten Simultandreier zusammen- lagern, gehen Keime hervor, die sich der Norm nähern. Die Weiter- teilungen verlaufen hier anscheinend in Vielfachen von 3 statt in Vielfachen von 2, so daß z. B. das 6-Stadium dem normalen 8-Stadium entspricht usw. Die aus fünf Blastomeren des 8-Stadiums bestehenden Teilkeime (vier Analzellen und eine Apicalzelle oder irgend eine andere Kom- bination, besonders wirkungsvoll zwei Analzellen und drei Apical- zellen) ergeben anscheinend regellose Zellenhaufen, indem gleich die erste Zusammenlagerung der Zellen sich der Beschreibung mit unseren einfachen topographischen Begriffen entzieht. Überblicken wir die aufgezählten Fälle, die sich durch geduldiges Experimentieren beliebig vermehren ließen, so sehen wir, daß nor- malproportionierte Keime hervorgehen aus zwei Blastomeren des 4-Stadiums, eventuell auch drei Blastomeren desselben Stadiums und aus den vier Analzellen des 8-Stadiums. Mißbildungen hingegen ergibt die selbständige Entwicklung der vier Apicalzellen des 8-Stadiums (nicht gastrulierende Blastula), zwei Apical- und zwei 186 JULIUS SCHAXEL, Analzellen desselben Stadiums (Stereoblastula) und fünf beliebige Blastomeren desselben Stadiums (Stereoblastula-ähnlichen Zellen- haufen). Die Teilkeime, die sich zu normalproportionierten Keimen entwickeln, haben eines miteinander gemeinsam. Sie zeigen, sobald die Zellenverschiebungen, aus denen die annähernd kugelförmige Ge- stalt des Keimes resultiert, vor sich gegangen sind, eine Gruppierung der Zellen und eine dadurch bedingte Anordnung ihres Inhaltes, die einem Stadium der normalen Entwicklung entspricht. b) Blastodermstücke aus der Blastula. In der kleinzelligen, sich eben bewimpernden und aus der Keim- hülle frei werdenden Blastula herrscht eine bestimmte Abstufung in der Größe der Zellen. Von den großen Analzellen aus nehmen die Blastomeren über das seitliche Blastoderm allmählich an Größe ab bis zu den Subapicalzellen. Die Apicalzellen sind wieder etwas größer und stimmen in ihrem Volumen etwa mit den mittleren Zellen des seitlichen Blastoderms überein. Aus sehr kleinen Stücken des zerschnittenen Blastoderms gehen, falls überhaupt Teilungen erfolgen, Morula-ähnliche Gebilde hervor, die zu keiner weiteren Entwicklung fähig sind. In größeren Stücken des Blastoderms ordnet sich das einen Teil einer Kugelschale bildende Epithel zu Blastula-ähnlichen Gebilden um. In solchen Teilblastulae herrscht natürlich nicht die normale Größen- abstufung der Blastomeren und selten nur eine dieser ähnliche. Ich habe nun entgegen den Angaben von anderer Seite über ähn- liche Objekte nicht finden können, daß sich solche Gebilde durchweg zu normalen Larven entwickeln. Es findet zwar meistens eine Weiterentwicklung statt; aber es kommen dadurch Anomalien zu- stande, die denen ähnlich sind, die ich im Abschnitt V, 2, a und b als die Folgen abnorm konstituierter Eier und Blastulae beschrieben habe. Wir finden auch hier Einwanderungen einzelner Zellen in das Blastocoel, mangelhafte Gastrulation u. dgl, eben die Mibbil- dungen, zu denen die abnorme Größenabstufung der Blastomeren in der Blastula führt. Halbiert man die Blastula senkrecht zu der Apicalanalachse, so ergibt die Analhälfte eine normale Larve, während die Apicalhälfte eine nicht gastrulierende Blastula bildet. In der Analhälfte schließen sich die Zellen über der durch den Schnitt entstandenen Öffnung des Blastocoels zusammen. Die dabei vor sich gehende Dehnung der Zelle in den Richtungen der Kugeloberfläche erlaubt weitere Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. II. 8% tangentiale Teilungen. Der Keim ist gleichsam in ein früheres Blastula-Stadium zurückversetzt, von dem aus die normale Entwick- lung weitergeht. Allgemein läßt sich sagen, daß die Teile der zerstückelten Blastula eine der Norm des Ganzen um so mehr genäherte Ent- wicklung nehmen, je ähnlicher sie dem günstigsten Fall des senk- recht zu der Apicalanalachse apicalseitig von ihrer Mitte und mit Einschluß der Analregion ausgeschnittenen Stückes in bezug auf ihren Zellenbestand sind. 6. Der cytologische Rahmen der Entwicklung der Teilkeime. Während der Furchung verläuft jede Teilung nach Maßgabe der vom Ei übernommenen Substanzlokalisation (primärer Faktoren- komplex), wobei zugleich die übernommene Lokalisation durch das Lageverhältnis der Blastomere im Keim modifiziert wird (sekundärer Faktorenkomplex). Das Verhalten des Keimganzen stellt sich dar als die Resultante der gleichsinnig verlaufenden Einzelereignisse. Die Entfernung einer Blastomere aus dem Keimverband, ihre Isolation gegen die Druckwirkungen der Nachbarzellen, beseitigt den sekundären Faktorenkomplex, so daß der primäre allein wirk- sam bleibt. Die isolierte Blastomere verhält sich also bei ihrer nächsten Teilung wie das Ei, wenn es zur ersten Teilung schreitet. Die Entwicklung ganzer Organismen aus Teilen von Keimen hat in diesen Grenzen nichts Überraschendes oder Wunderbares an sich. Die Grenzen für die Entwicklung normal-proportionierter Keime aus Keimteilen sind für Asterias dadurch gezogen, daß von dem dritten Teilungsschritte an nicht mehr alle Blastomeren mit einer Ei-proportionalen Lokalisation ihrer Substanzen ausgestattet werden. Im 4-Stadium bedingt der sekundäre Faktorenkomplex eine solche Anordnung der Substanzen in den Blastomeren, daß die 4—8-Tei- lung nicht nur der Menge, sondern auch der Lokalisation nach in- äqual ausfällt. Für die Apicalzellen wird der primäre Faktoren- komplex dauernd verändert. Ähnliche Vorgänge wiederholen sich bei den ferneren meridionalen Zellsonderungen. Wir sehen daher normal-proportionierte Keime nur hervorgehen aus allen isolierten Blastomeren des 2- und des 4-Stadiums, aus den vier Analzellen des 8-, den acht Analzellen des 16- und wohl auch den acht Analzellen des 32-Stadiums. Wollte man acht !/,-Keime erzielen, so müßte man die inäquale 188 JuLIUS SCHAXEL, 4—8-Teilung dadurch umgehen, daß man im 4-Stadium die Blasto- meren isoliert. Wenn die vier !/,-Keime sich zweigeteilt haben, würde abermals isoliert. Auf diesem Wege würden acht 1/,-Keime zustande kommen, wenn sich die technischen Schwierigkeiten des Experiments überwinden lassen. Sollen einzelne Blastomeren sich zu normal-proportionierten Keimen entwickeln, so müssen sie eine Ei-proportionale Substanz- lokalisation besitzen. Entsprechendes gilt für isolierte Gruppen von Blastomeren früher Stadien und für Stücke aus dem Blastoderm der kleinzelligen Blastula. In diesen beiden Fällen müssen die Zellen den isolierten Keimteil derartig zusammensetzen, daß sie bei dem Zusammenschluß zur Keimkugel eine den Stadien der Norm pro- portionale Gruppierung erhalten. Normal-proportionierte Keine liefern daher zwei (eventuell drei) Blastomeren des 2-Stadiums, die vier Analzellen des 8-Stadiums und die die Analregion enthaltenden Stücke der senkrecht zur Apicalanalachse geteilten Blastula. Was das Verhalten der Substanzen in den einzelnen Zellen be- trifft, so ist nur zu sagen, daß lediglich die für die normale Furchung charakteristischen Prozesse sich abspielen (siehe Abschnitt IV, 8). Die die Teilungen bewirkenden Plasmabewegungen verlaufen nach Maßgabe der herrschenden Bedingungen. Die Kerne sind immer typische Furchungskerne. Neuartige substantielle Beziehungen treten nicht auf. Bei allen zu beobachtenden Vorgängen handelt es sich nur um Lokalisationen von Substanzen und Zellen. Anhang: Die Entwicklung normal-proportionierter Keime aus mehr als einem Ei. Aus Gründen der später zu behandelnden Theorie läge es hier nahe Untersuchungen darüber mitzuteilen, ob sich aus mehr als einem Ei ein einheitlicher Organismus, nicht etwa eine Mehrfach- bildung (ganze oder teilweise Zwillinge, Drillinge u. dgl.) auf- ziehen läßt. Dem Neovitalismus muß an der Bejahung dieser Frage sehr viel gelegen sein. So hat es auch H. Drrescu (1910) neuerdings wieder unternommen über die Entwicklung verschmolzener Echini- denkeime zu berichten, nachdem seine früheren Angaben angezweifelt worden sind. Er erhielt bei Æchinus microtuberculatus und Sphaer- echinus granularis aus zwei Eiern, von denen gesagt wird, daß sie miteinander verschmolzen sind, neben mannigfachen Mehrfach- Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgiinge. II. 189 bildungen auch reine Einheitsbildungen. Über das Zustandekommen solcher Keime erfahren wir im einzelnen nichts. Ich habe viel Mühe darauf verwendet, bei Asterias glacialis solche Einheitsbildungen zu erzeugen, ohne einen Erfolg zu erzielen. Es lohnt sich daher um so weniger über Mittel und Erreichtes zu be- richten, als die Versuche noch weiter fortgesetzt werden. Das Ge- lingen des Experiments halte ich trotz der bisherigen negativen Resultate nicht für ausgeschlossen, sondern nur an bestimmte Be- dingungen gebunden, über die die folgenden Erwägungen aufklären. Wir wissen, dab aus Teilen von Keimen (isolierten einzelnen Blastomeren oder Gruppen von Blastomeren) dann normal-proportio- nierte Organismen hervorgehen, wenn die isolierten Blastomeren eine Ei-proportionale Substanzlokalisation haben oder die isolierten Gruppen von Blastomeren eine den Stadien der Norm proportionale Gruppie- rung aufweisen. Soll aus mehr als einem Ei ein einheitlicher Or- ganismus aufgezogen werden, so sind dementsprechend die Eier so zusammenzufügen, daß sie zusammen ein Gebilde ausmachen, das einem normalen Stadium in vergrößerten Verhältnissen gleicht. Zwei Eier werden also nicht miteinander zu verschmelzen, sondern in der Weise aneinander zu lagern und gegeneinander abzuplatten sein, daß die Längsachsen ihrer Kernbezirke parallel verlaufen und die Apical- und Analpunkte gleichsinnig liegen. Wir erhalten da- durch ein zweizelliges Gebilde von den Proportionen des normalen 2-Stadiums, indem wir zwei ungeteilten Eiern den sekundären Fak- torenkomplex des 2-Stadiums aufgezwungen haben. Mit drei Eiern würde der Simultandreier nach Dispermie und mit vier Eiern das normale 4-Stadium nachzuahmen sein. Aus mehr als vier Eiern dürfte, von den technischen Schwierigkeiten abgesehen, auf jeden Fall keine normal-proportionierte Einheitsbildung zu erzielen sein. Die von der 4—8-Teilung an zwischen Apical- und Analzellen be- stehende Differenz kann naturgemäß in einem Gebilde, das nur aus ganzen Eiern zusammengesetzt ist, nicht vorkommen. VII. Die Entwicklung unbefruchteter Eier. Durch die Besamung wird normalerweise weder die Lokalisation der Substanzen im Ei, von der die Art seiner Aufteilung abhängt, wesentlich geändert, noch werden außer dem Kern geformte Sub- stanzen in das Ei gebracht, die sich weiterhin irgendwie wirksam erwiesen. Es ist also zu erwarten, dab die Entwicklung unbefruch- 190 JULIUS SCHAXEL, teter Eier, wenn sie überhaupt zustandekommt, ebenso wie die be- fruchteter verläuft, solange die spezifischen Eigenschaften der Zell- kerne nicht zur Wirkung kommen. Für die Furchung wird es gleich- gültig sein, ob die Rekreationskerne der Blastomeren amphimiktischer oder rein mütterlicher Abkunft sind. Bei der Untersuchung der parthenogenetischen Entwicklung interessiert uns hier, ob sich diese Erwartungen bestätigen. Die viel erörterte Frage nach der Chromosomenzahl lassen wir dabei ebenso außer Betracht wie die nicht weniger eifrig bearbeitete Physiologie der künstlichen Entwicklungserregung. Als Material dienen uns die S. 136 erwähnten autopartheno- genetischen Eier gewisser Weibchen. Ihre Entwicklung wurde in künstlichem Seewasser bis zu der hydrocölbildenden Bipinnaria verfolgt. Etwa zwei Drittel der sich entwickelnden Keime gleichen ganz den aus befruchteten Eiern hervorgegangenen. Ein Drittel läßt un der ersten Teilung an die normale Äqualität der Blastomeren vermissen. Wie viele Eier überhaupt keine Teilung eingehen, hängt von der Individualität der Mutter ab. Ich weiß kein Anzeichen, das die Disposition zur Autoparthenogenesis und künstlichen Entwick- lungserregung im voraus verrät. 1. Die normale Entwicklung. Über die normale Entwicklung unbefruchteter Eier ist nichts Besonderes zu sagen. Es gilt für ihre Aufteilung das in den Ab- schnitten IV, 1—7 Ausgeführte. Die Fig. 58 zeigt einen Meridional- schnitt durch den Keim von 64 Zellen. Das Stadium könnte ohne weiteres als Beispiel für die Norm zwischen die Fig. 24 (32-Stadium) und 26 (großzellige Blastula) eingefügt werden. Die Größenabstufung der Blastomeren und die Anordnung ihres Inhaltes entspricht ganz der Norm. Über den großen Analzellen liegen die kleineren Sub- analzellen. Die Apicalhemisphäre wird von den kleinen Subapical- und den Apicalzellen gebildet. In der Analregion findet sich das meiste dichte Plasma und zwar vorzüglich in den breiten Außenpartien. Weniger dichtes Plasma nimmt in allen Zellen die gegen das Blasto- cöl gerichteten Fortsätze ein. Die Kernbezirke dehnen sich im äußeren Teil der Blastomeren in tangentialer Richtung aus. Die Kerne sind Rekreationskerne mit allen den Merkmalen, die für die Furchungsphase charakteristisch sind. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 191 2. Die Zellabknospungen. Bei der Besprechung der abnormen Furchung vom Ei aus be- handelten wir Keime, deren erste Teilung statt äqual inäqual aus- fällt. Wir erwähnten dort (S. 171), daß die stärkste Größendifferenz dieser Art bei manchen parthenogenetisch sich entwickelnden Eiern vorkommt. Ein überwiegend großer Teil des Eies bleibt bei dem Beginne der Furchung von den Teilungsbewegungen ausgeschlossen. Indem der Eikern nach dem Vollzug der Richtungskörperbildung nicht in der normalen Weise in die Tiefe sinkt, sondern der Oberfläche ziemlich nahebleibt, kommt eine außergewöhnliche Exzentrizität des Kernbezirkes zustande. Dementsprechend fallen die Furchungs- teilungen überaus inäqual aus. Es hat fast den Anschein, als würden der Richtungskörperbildung ähnliche Teilungen weiter fortgesetzt. Über einer Riesenzelle mit oberflächlich gelagertem Kern wird all- mählich eine Art Blastoderm gebildet. Später wird die große Zelle mehr und mehr aufgeteilt und dadurch allseitig von den kleineren Zellen umgeben, bis den Kernteilungen keine Zellabgrenzungen mehr folgen und endlich die Teilungen überhaupt eingestellt werden. Zur Beantwortung der Frage, was diese bei der parthenogene- tischen Entwicklung auftretende Anomalie veranlaßt, ist folgendes zu sagen. Wir wissen, daß auch befruchtete Eier sich von der ersten Teilung an inäqual furchen können (siehe S. 171). Es besteht also in manchen Fällen eine natürliche Disposition dazu. Während nor- malerweise die Substanzumlagerungen bei der Ausreifung durch die mit der Besamung einhergehenden Ooplasmabewegungen verstärkt, also die die normale Entwicklung garantierenden Bedingungen ge- fördert werden, fällt bei dem Unterbleiben der Besamung diese letzte Ausprägung der Substanzlokalisation fort. In Eiern, die be- fruchtet inäqual furchende Keime von der S. 171 beschriebenen Art ergeben hätten, gehen bei parthenogenetischer Entwicklung die hier beschriebenen Zellabknospungen vor sich. Die letzteren sind dem- nach keine spezifische Folge der Parthenogenesis. Die bei dem Fehlen der Besamung weniger energischen Ausreifungsumlagerungen lassen nur die zuweilen bestehenden Dispositionen zu der über- mäßigen Fxzentrizität des Kernbezirkes ungehinderter hervortreten. In Fig. 59 ist ein frühes Stadium der Zellabknospung im Meri- dionalschnitt dargestellt. Die große Zelle enthält in der Anal- region das gesamte dichte Plasma und fast unmittelbar unter der 192 JULIUS SCHAXEL, apicalen Oberfläche den Kern von lockerem Plasma umgeben. Da- rüber liegen blastodermartig die kleinen Zellen die selbst nur noch wenige Weiterteilungen eingehen. Ein älteres Stadium zeigt die Fig. 60 in einem im größten Durchmesser geführten Schnitt. Die Zellabknospung und die Weiterteilung der kleinen Zellen hat solche Fortschritte gemacht, daß der noch nicht aufgeteilte Eirest von den kleineren Zellen allseitig umgeben wird. Man sieht sowohl in der großen wie in einigen kleinen Zellen, daß den Kernteilungen Keine Zellabgrenzungen mehr folgen. Ferner ist der Verband der Zellen ein außerordenlich lockerer. Alles das sind Anzeichen beginnender Degeneration, die zum Untergang des abnormen Keimes führen. Was die die Teilungen bewirkenden Plasmabewegungen bei den parthenogenetischen Zellabknospungen betrifft, so verlaufen sie nur den bestehenden Bedingungen entsprechend. Die substantiellen Be- ziehungen der Zellbestandteile untereinander sind dieselben wie bei der normalen Furchung. Insbesondere zeigen die Kerne nur die Merkmale der Rekreationskerne in bloßer Vermehrung begriffener Zellen. 3. Die Anfurchungen. Die Fähigkeit zur Autoparthenogenesis ist nur den Eiern mancher Weibchen von Asterias eigentümlich. Zutreffender ist es wohl zu sagen, daß nicht in allen entwicklungsbereiten Eiern die Auslösung der Entwicklung gleich leicht bewirkt werden kann. Während in einigen Fällen auf Eingriffe jeder Art mit dem Beginn der Teilungen reagiert wird, müssen bei anderen Eiern stärkere Mittel angewandt werden, und manchmal wird nur auf die spezi- fische Wirkung der Besamung mit Entwicklung geantwortet. Diejenigen Eier von Asterias, die nicht authoparthenogenetisch sind, verharren doch nicht bis zu dem Beginn der degenerativen Veränderungen in dem Zustande, den sie nach dem Abschluß der Ausreifnng und der Richtungskörperbildung erreicht haben. Es vollziehen sich in ihnen Vergänge, die als vergebliche Versuche zu Teilungen erscheinen. Der Zelleib bildet an verschiedenen Stellen nacheinander flache Einbuchtungen, die sich lange erhalten. Das zwischen ihnen vortretende Plasma ähnelt einem breiten Lobo- podium, das sehr langsam zustandekommt. Die Veränderungen der Eioberfläche lassen auf durchgreifende Plasmabewegungen im Innern schließen. Dafür spricht auch, daß der Kern in die Tiefe bis zum Eimittelpunkt sinkt und die Schichtung der lockeren und dichteren Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 193 Plasmen mehr und mehr verwischt wird. Ich halte die Plasma- bewegungen für Teilungsversuche, die nicht zur Durchführung ge- langen, weil der Eikern nicht zur Teilung schreitet. In Eiern dieser Art ist die Bildung der Dotterhaut entsprechend der gehemmten Entwicklung nur undeutlich. Man kann zwar Veränderungen in der Außenschicht der Zelle wahrnehmen, ohne aber die normale Ab- hebung der Membran und die damit einhergehende Flüssigkeits- abscheidung zu beobachten. Die Fig. 61 zeigt einen Schnitt durch eine angefurchte Eizelle, die 8 Stunden 45 Min. nach der vollzogenen Reifung fixiert wurde. Der Kern liegt im Zentrum der Zelle. Eine ausgeprägte Plasma- schichtung ist nicht vorhanden. Die Oberfläche weist verschiedent- liche Aus- und Einbuchtungen auf. Die unentwickelt bleibenden Eier enden schließlich durch cyto- lytische Degeneration. 4. Der cytologische Rahmen der autopartheno- genetischen Entwicklung. Die parthenogenetische Entwicklung unterscheidet sich hin- sichtlich der Art der Aufteilung des Eies in nichts von der amphi- miktischen, nachdem die anfängliche Entwicklungshemmung durch andere Mittel als die der Besamung beseitigt ist. Die Furchung seht nach der Maßgabe der Eikonstitution vor sich und fällt je nach deren Beschaffenheit normal oder abnorm aus. Die bei der partheno- genetischen Entwicklung besonders auffälligen Zellabknospungen beruhen auf einer Anomalie des Eibaues, die stärker als sonst zum Ausdruck kommt, weil die Substanzumlagerungen nach der Aus- reifung bei dem Wegfall der Besamung weniger energisch sich voll- ziehen. Spezifische Folgen der Parthenogenesis gibt es nicht. Bei dauernder Teilungshemmung des Kerns verlaufen die Teilungs- bewegungen des Plasmas ergebnislos. Das Zusammenwirken der: Zellbestandteile bei der parthogenetischen Entwicklung ist dasselbe wie bei der aus dem befruchteten Ei. VIII. Die Entwicklung nach der Besamung mit vergifteten Spermatozoen. Die bisher besprochenen Entwicklungsanomalien zeigen in bezug auf die Zellkerne ein Verhalten, das ganz dem im Abschnitt IV, 8, b 194 JULIUS SCHAXEL, für die Norm beschriebenen entspricht. Bei der Furchung von Eiern mit abnormer Inhaltsanordnung und der Entwicklung isolierter Blastomeren betreffen die wesentlichen Eigenheiten den Zelleib. Bei der Parthenogenesis gehen die Kerne zwar von der halben Chromatinmasse aus, verhalten sich aber wie die amphimiktischen Kerne der aus befruchteten Eiern hervorgehenden Keime. In den folgenden zwei Kapiteln werden wir Fälle behandeln, bei denen die Kerne von abnormer Beschaffenheit sind. Solche Kerne führen wir bei der Besamung in das Ei ein, d. h. wir besamen mit vergifteten und mit artfremden Spermatozoen, Experimente, die bei den Echino- dermen schon wiederholt erfolgreich ausgeführt worden sind. Die Besamung mit abnorm beschaffenen Spermatozoen hat für uns den Zweck, zu ermitteln, welche Bedeutung die mit dem Sperma- kern in das Ei importierten Substanzen für den Verlauf der Furchung haben. Aus den bisher mitgeteilten Untersuchungen zogen wir den Schluß, daß die Konstitution des reifen Kies für die Art seiner Auf- teilung verantwortlich zu machen sei, weil wir weder von dem ein- dringenden Spermatozoon noch von dem amphimiktischen Furchungs- kern und seinen Nachkommen für die Furchung bedeutsame Wir- kungen ausgehen sehen. Wenn wir nun im Experiment den Sperma- kern und die von ihm und dem Eikern zusammen abstammenden Blastomerenkerne zwingen, mit dem Inhalt der um sie abgegrenzten Zellen in substantielle Beziehungen zu treten, also das Verhalten der einzelnen den Keim aufbauenden Zellen zu beeinflussen, so wird erst zu erörtern sein, ob diese Alteration des Verhaltens, selbst wenn sie auf den ganzen Keim übergreift, unter den Begriff der Determination gefaßt werden darf. Wir werden im vierten Teile dieser Arbeit auf die Theorie der hier mitgeteilten Untersuchungen ausführlich eingehen. Wie die sogenannten vergifteten Spermatozoen vorbehandelt wurden, ist auf S. 137 mitgeteilt. Der je nach dem Grade der zu erzielenden Schädigung bemessene Aufenthalt der Spermatozoen in den dünnen Farblösungen hat zur Folge, daß die Samenfäden zwar die Fähigkeit in die Eier einzudringen behalten, aber später Ver- änderungen bestimmter Art an ihnen auftreten, die sich auch den eventuell mit ihnen kopulierten Eikernen mitteilen. Sofern das Spermatozoon in das Ei eindringt, wirkt es entwicklungserregend. Der Umfang seiner Teilnahme an der Entwicklung und damit auch die Beeinflussung, die es auf sie ausübt, hängt vom Grade der Schädigung ab, die ihm durch die Vorbehandlung zugefügt worden ist. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. IH. 195 1. Besamung ohne Befruchtung. Das Eindringen des vergifteten Spermatozoons geht wie das des gesunden vor sich, abgesehen von der bei stärkerer Schädigung etwas verlangsamten Bewegung. Auch der Transport des Sperma- kernes durch die ooplasmatischen Strömungen im Eiinneren und die vom Mittelstück ausgehenden Veränderungen des Ooplasmas (siehe S. 148) erfolgen in der gewöhnlichen Weise. Nur der Spermakern selbst verhält sich anders, indem die sonst auf dem Wege zum Ei- kern eintretende Alveolisation der Kernmasse unterbleibt. Bei der starken Schädigung der Spermatozoen, die wir zuerst betrachten, ist sie überhaupt nicht vorhanden oder erst gegen die Norm bedeutend verspätet zu beobachten. a) Das Unterbleiben der Integration der männlichen Chromosomen. Sperma, das 46 Minuten in einer weingelben Lösung von Bismarckbraun belassen worden war, wurde zu frischen Eiern ge- bracht, von denen sich etwa die Hälfte zu normalen Larven ent- wickelten, während bei der anderen Hälfte teils frühzeitig Mibbil- dungen auftraten, teils überhaupt keine Entwicklung eingeleitet wurde. Bei den sich nicht teilenden Eiern hatte keine Besamung stattgefunden. Die Mißbildungen waren von der Art, wie wir sie später behandeln werden. Hier interessieren uns die sich anscheinend normal entwickelnden Keime. Die Untersuchung des auf vier Stadien (2—4-Zellen, 16-Zellen, erobzellige und kleinzellige Blastula) fixierten und in Schnitte zer- legten Materials ergibt folgendes. Das Spermatozoon ist in das Ei eingedrungen und in die Nähe des Eikernes gelangt, ohne daß der Spermakern sich alveolisiert hat. Er behält die kompakte Be- schaffenheit, die er als Spermakopf besitzt. Im Ei haben aber die mit dem männlichen Vorkern importierten Substanzen entwicklungs- erregend gewirkt, und der Eikern schreitet zur Teilung. Die Ent- wicklung beginnt ohne Befruchtung. Wir wissen bereits aus dem Kapitel VII, daß die Parthenogenesis normal konstituierter Eier einen normalen Verlauf nimmt. Bei der Zweiteilung des Eies bleibt der Spermakern in einer Blastomere zurück und geht als Einlage- rung des Zelleibes bei den weiteren Teilungen immer in eine ihrer Descendenten über. Er ist mit einiger Mühe sehr lange in lücken- losen Schnittserien aufzufinden. Die Fig. 62 zeigt drei Analzellen aus einem Meridionalschnitt Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 13 196 JULIUS SCHAXEL, durch die großzellige Blastula, die aus einem mit einem befruchtungs- unfähigen Spermatozoon besamten Ei hervorgegangen ist. Der in der Integration seiner Chromosomen gehemmte Spermakern liegt in der mittleren Zelle. Er ist im Vergleich zum Spermakopf nur wenig gequollen, vermag also aus dem Ooplasma keine Flüssigkeit aufzu- nehmen. Dadurch daß ihn eine feine Schicht konzentrischen dichten Plasmas allseitig umgibt, erscheint er in einer der Analzellen gleich- sam abgekapselt. Der nicht zur Alveolisation gelangende vergiftete Spermakern schädigt das durch die Besamung zur parthenogenetischen Entwick- lung angeregte Ei nicht, weil er offenbar zu dem Ooplasma über- haupt in keine substanziellen Beziehungen tritt. Den vorstehend mitgeteilten ähnliche Beobachtungen machte E. TercoMann schon 1902. Er besamte Eier von ÆEchinus micro- tuberculatus mit Spermien, die mit 0,05°/, iger Kalilauge vorbehandelt worden waren. Auch er fand, daß der Spermakern nicht mit dem Eikern copuliert, sondern „gelähmt“ neben der Spindel der alsbald einsetzenden parthenogenetischen ersten Furchungsteilung liegen bleibt und in eine Blastomere gelangt. G. Herrwıc (1912) be- strahlte die Spermatozoen von Seeigeln mit Radium. Aus den Eiern, die mit solchen Spermien besamt wurden, gingen unter anderen auch parthenogenetische Keime hervor, indem die Entwicklung einsetzte, während der Spermakern ungeteilt abseits im Zelleib liegen blieb. Ferner erzielte derselbe Autor (1913) Parthenogenesis in diesem Sinne bei Wirbeltieren (Kier von Bufo vulgaris und Rana esculenta mit radiumvergiftetem Sperma von Rana fusca besamt), indem er dem Spermium seine entwicklungserregenden Fähigkeiten beließ, es aber zur Vermehrung seines Chromatins untauglich machte. P. HERTWIG (1913) beschreibt das „Radiumchromatin“ des geschädigten Sperma- kernes, der nicht copuliert hat, in einer der Blastomeren neben dem Kern. Schließlich sei hier noch ein Hinweis ohne weitere Diskussion angefügt. Das Mittelstück des Spermatozoons von Parechinus miliaris, von dem Fr. Meves (1912) sagt, dab es als kompaktes Gebilde in eine der Blastomeren bei der Furchung übergeht (siehe oben S. 149), hat, soweit die Beobachtungen reichen, dasselbe Schicksal wie der von der Beteiligung am Aufbau des Keimes ausgeschlossene und durch einige Zellgenerationen mitgeführte Spermakern bei der par- thenogenetischen Entwicklung, die wir eben geschildert haben. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 197 b) Die verspätete Integration der männlichen Chromosomen. Die Besamung mit Sperma, das 48 Minuten lang der Einwirkung einer lichten Methylenblaulüsung ausgesetzt worden war, ergab ca. 70°}, normaler Keime, die sich als aus befruchteten Eiern her- vorgegangen erwiesen. Es hatte also bei einem großen Teil der Spermatozoen eine Schädigung überhaupt nicht stattgefunden. Der Rest der Keime zeigte entweder auf älteren Stadien Erkrankungen, wie wir sie dann besprechen werden, oder es wurde gleich der Be- ginn der Entwicklung gestört, womit wir uns jetzt beschäftigen werden. Auch einige der Bismarckbraunkeime verhielten sich wie die letzteren. Dasselbe gilt von 20°, der Keime aus Eiern, die mit Methylgrün (46 Minuten lang in kaum merklich gefärbter Lösung) vorbehandelt wurden. 80°, der Methylgrün-Spermien ver- mochte überhaupt nicht in die Eier einzudringen, weil die Schädigung auch den Bewegungsapparat ergriffen hatte. Bei diesen Versuchen ist die individuelle Verschiedenheit der Spermatozoen in bezug auf die Resistenz gegen die Schädigung auf- fallend. Von der Methylenblaulösung werden nur die schwächsten angegriffen, während die Methylgrünlösung nur die widerstands- fähigsten eben noch besamungsfähig läbt. Mit den im vorstehenden Abschnitt a untersuchten Keimen haben die nun zu betrachtenden das gemeinsam, dab der Eikern zu einer selbständigen Teilung schreitet, ohne daß der Spermakern zunächst Chromosomen integriert. Die Besamung wirkt also auch hier ent- wicklungserregend, und eine Befruchtung findet nicht statt. Es wäre zu erwarten, daß die normal-konstituierten Eier in der partheno- genetischen Entwicklung normal-proportionierte Keime ergeben. Das ist aber nicht der Fall. Es kommt vielmehr meist schon bei der ersten Teilung zu Störungen, indem die Sonderung der Zellen nicht ganz durchgeführt wird und ein dreiteiliges Gebilde, ähnlich einem unvollständig geteilten Simultandreier nach Dispermie, erscheint. Die Untersuchung von Schnitten durch solche Mibbildungen klärt über ihre Veranlassung auf. Der Spermakern bleibt nicht als kompakter Körper im Zelleib liegen, sondern alveolisiert sich ver- langsamt und mangelhaft, ohne aber teilungsfähige Chromosomen zu integrieren. Zudem ist ihm der Eikern mit seiner parthenogene- tischen Teilung vorausgeeilt. Um den unvollständig alveolisierten männlichen Vorkern entsteht eine Attraktionssphäre im Ooplasma, deren Vorhandensein den normalen Vollzug der ersten Furchungs- 13* 19 JD JULIUS SCHAXEL, teilung stört. Die von dem teilungsunfähigen Spermakern beherrschte Partie des Plasmas bildet zu einer der beiden ersten Blastomeren einen Anhang, wenn die Teilung schließlich doch durchgeführt wird. Eine der Blastomeren fällt daher größer als die andere aus. Diese nicht regulierbare Inäqualität und die fernere Anwesenheit des Spermakerns in einer Blastomere muß die weitere Entwicklung solcher Keime zu einer dauernd abnormen machen. Die Fig. 63 stellt einen Aquatorialschnitt durch die Pole der telophasischen Spindel der ersten Teilung eines Eies dar, das mit einem Methylenblau-Spermatozoon besamt worden ist. Die Substanz- lokalisation wäre an sich eine ganz normale, wenn nicht seitlich der unvollständig alveolisierte Spermakern ein Plasmagebiet teilweise um sich abgegrenzt hätte. Dadurch wird die normale äquale Teilung vereitelt, und eindie normale Weiterentwicklung sicherndes 2-Stadium kann nicht zustande kommen. Der verspätet und mangelhaft Chromosomen integrierende Spermakern vermag mit dem schon in parthenogenetischer Ent- wicklung begriffenen Eikern oder seinen Nachkommen nicht mehr zu verschmelzen, sondern stört durch die Entfaltung einer eigenen, überzähligen Attraktionssphäre im Zelleib den normalen Verlauf der Furchung. 2. Besamung und Befruchtung. Je geringer die Schädigung des Spermatozoons durch seine Vor- behandlung ist, desto weniger wird esin seinem normalen Verhalten verändert. Auf die Besamung mit wenig geschädigten Spermatozoen folgt daher eine normale Vereinigung des männlichen und des weib- lichen Vorkerns. Die Befruchtung geht in der Weise vor sich, dab die Vorkerne aneinandergelagert gleichzeitig ihre Chromosomen inte- grieren und gemeinsam die erste Furchungsteilung eingehen. Die Entwicklung nimmt den normalen Anfang. Erst später zeigt sich, daß die Schädigung an den Spermatozoen nicht spurlos vorüber- gegangen ist. Entweder schon nach dem fünften oder sechsten Teilungsschritt oder erst in der Blastula erleiden die Kerne Ver- änderungen, die sie schließlich zu weiteren Teilungen unfähig machen. a) Die Kernerkrankungen während der Furchung. Die 47 Minuten lang einer Lösung von Neutralrot ausgesetzten Spermatozoen besamten und befruchteten fast alle Eier, zu denen Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 199 sie gebracht wurden. Warum bei einigen Eiern, obwohl Spermato- zoen im Überfluß vorhanden waren, nicht einmal Entwicklungs- erregung eintrat, läßt sich nicht sagen. Es mögen auch einige Fälle von Parthenogenesis, wie sie im Abschnitt VIII, 1, a beschrieben sind, vorgekommen sein, doch wurde darauf nicht geachtet. Das Hauptinteresse beansprucht bei diesem Versuch das Verhalten der durch die geschädigten Spermatozoen befruchteten Eier. Anzeichen dafür, ob die Folgen der Schädigung sich früher oder später be- merkbar machen werden, können vorher nicht angegeben werden. Die entscheidende Rolle spielt hier die individuell verschiedene Resistenz der Spermatozoen. Wir betrachten zunächst die seltneren Fälle der Teilungsstörung während der Furchung. Die Keime zeigen nichts Besonderes bis nach dem fünften oder sechsten Teilungsschritt, also bis das Stadium der großzelligen Blastula erreicht ist. Dann treten Abweichungen vor der Syn- chronie der Teilungen in stärkerem Maße auf, als das normalerweise der Fall zu sein pflegt. Einzelne Zellen bleiben in den Teilungs- schritten hinter den übrigen zurück. Sie sind daran kenntlich, dab sie größer als ihre Nachbarinnen sind. Schon dadurch wird die Größenabstufung der Blastomeren, die in der normalen Blastula herrscht (siehe S. 159), gestört. Wenn die zurückgebliebenen Zellen nach einiger Zeit verspätet zur Teilung schreiten, so macht sich die abnorme Beschaffenheit ihres Kernes geltend. Es werden zwar Chromosomen integriert, und der Teilungskern gedeiht bis zu der Anaphase, in der Äquatorialplatte liegen aber nicht distinkte, regel- mäßig angeordnete Chromosomen, sondern die Chromosomen scheinen mannigfach miteinander zu verkleben und ihrer Trennung Hinter- nisse in den Weg zu treten. Die mitotische Figur bricht gleichsam auf, und die Teilung kann nicht gleichmäßig durchgeführt werden. Statt zweier gleichartigen Kerne gehen aus der Teilung ungleich- mäßig geformte, brockige Gebilde hervor. Zuweilen kommt ein Teil der verklebten Chromosomen außerhalb der Spindel zu liegen, und der Rest wird mehr oder weniger normal geteilt. Dadurch daß in mehreren Zellen des Keimes derartige Erscheinungen auftreten, wird sein Schicksal besiegelt. Die Teilungen kommen überhaupt zum Stillstand, und degenerative Prozesse setzen ein. Die Frage, ob es nur die geschädigten männlichen Chromosomen sind, deren Unfähigkeit zu der weiteren Vermehrung sich im Laufe der Furchung herausstellt, oder ob sich ihre Schädigung auch den weiblichen Partnern mitgeteilt hat, wird durch die Theorie von der 200 Jucius SCHAXEL, „Individualität der Chromosomen“ gestellt, die wir hier nicht auf- zurollen haben. Auf jeden Fall ist zu konstatieren, daß die Er- krankung der Kerne eine allgemeine ist, indem auch schon bei der Teilungshemmung der halben Kernmasse infolge der innigen Zusammenlagerung der Substanzen der ganze Kern teilungs- unfähig wird. In Fig. 64 ist ein Meridionalschnitt durch die großzellige Blastula abgebildet, die aus einem mit einem Neutralrot-Spermatozoon be- fruchteten Ei hervorgegangen ist. Die Blastomeren lassen die nor- male Größenabstufung vermissen, zeigen aber im übrigen das ge- wöhnliche Aussehen. Eine besonders große Analzelle ist verspätet zur Teilung geschritten. Die anaphasische Spindel enthält unregel- mäßig angeordnete und verklumpte Chromosomen, so dab es aus- sieht, als bräche sie seitlich auf. Bei einem gewissen Grade der Schädigung des Spermatozoons copuliert nach der Besamung der männliche mit dem weiblichen Vorkern. Nach fünf bis sechs Teilungsschritten tritt in einigen der amphimiktischen Kerne die Unfähigkeit, weiterhin Chromosomen zu integrieren, hervor. Es kommt zur Bildung abnormer Mitosen, bis die Teilungen überhaupt eingestellt werden. Manche Fälle der von O. Herrwie (1911) beschriebenen Radium- krankheit des Chromatins äußern sich in ähnlicher Weise. Auch einige der Echinidenbastarde, die F. Barrzer (1910) erzeugte, wären zum Vergleich heranzuziehen. b) Die Kernerkrankung in der Blastula. Die Mehrzahl der aus Eiern, die mit Neutralrot-Spermatozoen befruchtet worden sind, hervorgehenden Keime furchen sich normal bis zu dem Stadium der kleinzelligen Blastula. Erst hier zeigen sich ihre Kerne zu normalen Teilungen unfähig. Aber schon in der jüngeren Blastula unterscheiden sich ihre Ruhekerne von denen der normalen Keime. In den Ruhekernen der Analzellen des normalen 32-Stadiums finden wir feinverteiltes Chromatin, das eben noch die Bezirke der Chromosomen erkennen läßt. Ein Nucleolus fehlt (Fig. 33, S. 165). Die Kerne derselben Zellen in den hier betrachteten Keimen weisen bereits auf diesem Stadium einen ziemlich großen Nucleolus auf, und ihr Chromatin ist weniger fein auf dem Kernnetz verteilt (Fig. 41). Es scheinen sich hier schon früher lebhafte Stoffwechsel- vorgänge abzuspielen, als es der Norm entspricht. Die Umbildungen, die in der kleinzelligen Blastula zu der Teilungsunfähigkeit der Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 201 Kerne führen, gehen in den Ruhekernen vor sich. Für unsere in den Chemismus nicht eindringende Beobachtung bestehen sie in einer zunehmenden Hyperchromasie. Nach und nach wird der gesamte Kern von bald mehr brockigem, bald mehr staubartigem Chromatin erfüllt und erleidet durch Auftreibungen an der Oberfläche Defor- mierungen. Es erfolgen noch unregelmäßige, wohl auch amitotische und Vielteilungen der Kerne, die schließlich mehr einem Zerfall als einer Teilung ähnlich sehen. Die Abgrenzung von Zellen um die erkrankten Kerne unterbleibt, so daß syncytiale Massen entstehen. In Fig. 42 sind zerfallende, hyperchromatische Kerne aus solchen Syneytien dargestellt. Solange die Kernerkrankung nur einzelne Zellen der Blastula betrifft, werden diese aus dem Blastoderm in das Blastocöl aus- gestoben, wo sie zerfallen. Wo zahlreiche erkrankte Zellen syn- cytiale Massen bilden, wird das Blastoderm stellenweise verdickt. Der Keim nimmt dadurch eine unregelmäßige Form an. Die um diese Zeit auftretende Bewimperung der Zellen fällt ungleichmäßig aus. Meist befreien sich die Kerne nicht mehr aus ihrer Hülle, bevor an einzelnen Stellen cytolytische Prozesse einsetzen, die ein rasches Absterben herbeiführen. Die Fig. 65 zeigt einen Meridionalschnitt durch die kleinzellige Blastula. Die eben beginnende Kernerkrankung ist einstweilen auf die Analregion beschränkt. Hier finden sich Kerne, deren Hyper- chromasie verschieden weit gediehen ist. Zum Teil beginnen sie bereits zu zerfallen, wodurch das syncytiale Plasma ihrer Umgebung eine chromatische Verfärbung erleidet. In der erkrankten Blastula der Fig. 66 sind allenthalben im Blastoderm Zellen mit hyper- chromatischen Kernen zerstreut. Der Schnitt enthält drei Stellen, an denen solche Zellen in das Blastocöl gedrängt werden. Im Blastocöl sind gerinnselige Reste, die von zerfallenen Zellen her- rühren, zu sehen. In denjenigen Keimen, die sich aus von geschädigten Sperma- tozoen befruchteten Eiern bis zu der kleinzelligen Blastula ent- wickeln, kommt es in den Ruhekernen zu hyperchromatischen Ver- bildungen, die zum Untergang der betroffenen Zellen führen. Das Auftreten der Kernerkrankuug in zahlreichen Zellen hat den Zerfall des ganzen Keimes zur Folge. Die auf dem Blastulastadium erkrankten und nicht weiter entwicklungsfähigen Echinidenbastarde von F. Baurzer (1910) singen unter ähnlichen Erscheinungen zugrunde, wie wir sie 202 Jurius SCHAXEL, hier nach der Befruchtung mit geschädigten Spermatozoen auf- treten sahen. 3. Der cytologische Rahmen der Entwicklung nach der Besamung mit vergifteten Spermatozoen. Die durch den Aufenthalt in dünnen Farblösungen den Sperma- tozoen zugefügte Schädigung beläßt ihnen bei nicht zu lange be- messener Einwirkung ihre Beweglichkeit. Sie hat aber je nach ihrer Stärke und der individuell verschiedenen Resistenz der Spermien zur Folge, daß entweder der Spermakern von Anfang an nicht zur Alveolisation fähig ist oder nach eingetretener Befruchtung die Ab- kömmlinge der vereinigten Vorkerne späterhin die Fähigkeit Chromo- somen zu integrieren einbüßen. Auf die spezifische Wirkung der ihrer Natur nach verschiedenen Gifte, besonders in chemischer Hin- sicht, können wir hier nicht eingehen. Je nach dem Grade der Schädigung beteiligt sich der durch die Besamung in das Ei gelangte Spermakern an dessen Entwick- lung. Unterbleibt die Alveolisation des Spermakerns überhaupt, so entwickelt sich das Ei parthenogenetisch. Bei verspäteter Alveoli- sation ist keine Copulation mehr möglich, weil der Eikern schon in die parthenogenetische Entwicklung eingetreten ist; wohl aber wird der normale Verlauf der Furchung gestört, indem der Spermakern eine eigene Attraktionsphäre im Ooplasma entfaltet. Nach ein- getretener Befruchtung kommt es entweder nach fünf bis sechs Teilungsschritten zu mangelhaften Chromosomenintegrationen, die zu abnormen Teilungen führen, oder die Kerne erkranken in der kleinzelligen Blastula an Hyperchromasie, und die dadurch ent- stehende Teilungsunfähigkeit der Zellen führt den Untergang der Keime herbei. Auch bei der Entwicklung nach der Besamung mit vergifteten Spermatozoen erfolgt die Furchung nach der Maßgabe der Eikonsti- tution. Alles was die Aufteilung des Kies betrifft, geht auf Rechnung der im Eileib und dann in den Zelleibern der Blastomeren herrschen- den Substanzanordnung. Das ist besonders deutlich bei der par- thenogenetischen Entwicklung infolge der Alveolisationsunfähigkeit des Spermakerns. Der verspätet alveolisierte Spermakern beeinflußt nur auf dem Umwege der abnorm veränderten Substanzlokalisation den Furchungsverlauf. Erst die zum Untergang der Keime führen- den Neubildungen gehen von den Kernen aus, indem die zur Chromo- somenintegiation unfähigen Kerne die Weiterteilung verhindern Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. IH. 203 und in teilungsunfähigen Keimen nach einiger Zeit Cytolyse eintritt. Zudem treten noch im Falle der Hyperchromasie Substanzen aus dem durch Vergiftung erkrankten Kern in den Zelleib über, die hier ebenfalls schädigend wirken. Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daß dieser Kernzerfall nicht mit der Chromatin- emission aus den Kernen produzierender Zellen verglichen werden kann. Der Einfluß, den die in den Blastomerenkernen lokalisierten Substanzen bei dem Beginn der degenerativen Veränderungen auf die Furchung nehmen, darf nicht als Determination angesprochen werden, sondern bedeutet nur die Ausbreitung einer früher künst- lich eingeführten Störung des normalen, anderweitig determinierten Verlaufs der Entwicklung. IX. Die Entwicklung nach der Besamung mit stammfremden Spermatozoen. Die Experimente über die Besamung mit stammfremden Sper- matozoen schließen sich, was ihren Zweck angeht, eng an die über die Besamung mit vergifteten Spermatozoen derselben Art an, wie ich schon S. 194 ausführte. Sie sollen ebenfalls über die Be- deutung der in den Blastomerenkernen lokalisierten Substanzen für den Verlauf der Furchung aufklären. Bestände diese Bedeutung in einer spezifischen Beeinflussung, so wäre es möglich, daß die Asterias- Eier, die sich nach der Besamung und Befruchtung mit Anneliden- oder Molluskensperma entwickeln, etwas von den Furchungscharak- teren dieser Formen annähmen. Der Radiärtypus der Furchung dürfte bei den Bastardkeimen Anklänge an den Spiraltypus auf- weisen. Nach unseren bisherigen Ergebnissen ist das freilich nicht zu erwarten. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Eier von Asterias glacialis mit dem Sperma verschiedener Anneliden und Mollusken zu besamen, glückte es, Teilungen nach der Besamung mit dem Sperma von Aricia foetida einzuleiten. Soviel aber das nur spär- liche Material (s. S. 136) erkennen läßt, hat das Annelidensperma nur entwicklungserregend gewirkt, ohne daß eine Vereinigung der Vorkerne eingetreten ist. Die Entwicklung war also eine partheno- genetische ähnlich der nach der Besamung mit stark geschädigten Spermatozoen der eigenen Art, wo der Spermakern, ohne sich zu alveolisieren oder sonstwie zu dem Ooplasma in Beziehungen zu treten, bei den Teilungen immer in einer Blastomere liegen bleibt (578: 195), 204 JULIUS SCHAXEL, Die Spermatozoen des Gastropoden Patella coerulea vermochten in die Eier von Asterias einzudringen. Die Untersuchung von Schnitten durch die besamten Eier zeigte, daß die Vorkerne ver- schmolzen waren, also eine Befruchtung stattgefunden hatte. Nicht jedesmal freilich gelang der Versuch, und wenn sich anscheinend geeignete Individuen hatten finden lassen, stellte sich bei der cyto- logischen Untersuchung doch noch heraus, daß zuweilen ein großer Prozentsatz der Keime sich nur parthenogenetisch entwickelt hatte. Wir beschränken uns hier auf solche Fälle, bei denen die Befruch- tung sich nachweisen läßt. Es zeigt sich, daß der männliche Patella- Kern sich nicht nur mit dem Eikern vereinigt, sondern, wenn dieser ihm durch parthenogenetische Entwicklung vorausgeeilt ist, auch noch eine Vereinigung mit dem Kern einer Blastomere des 2-Stadiums stattfinden kann. Je nachdem das eine oder das andere eintritt, verhalten sich die Keime verschieden. Merkwürdigerweise wurde die bei den Versuchen über stamm- fremde Besamung oft sehr lästig werdende und schwer zu ver- meidende Polyspermie bei der Kombination Asterias 2 >< Patella 3 nur selten beobachtet. 1. Die Copulation des Spermakernes mit dem Eikern. Die Vorgänge, die im Ei durch das Eindringen des stamm- fremden Spermatozoons veranlaßt werden, sind dieselben wie bei der normalen Besamung mit artgleichem Sperma. An der Eiober- fläche gehen jene Veränderungen vor sich, die die Bildung der Dotterhaut zur Folge haben. In dem Eiinnern werden die ooplasma- tischen Strömungen in Gang gesetzt, die den Spermakern dem weib- lichen Vorkern nähern. Der Patella-Kern wird im Asterias-Ei von ooplasmatischen Strah- lungen umgeben und alveolisiert sich auf seinem Wege zum Eikern. Er wird voluminöser als der männliche Vorkern von Asterias, nimmt eine unregelmäbige Form an und erscheint ziemlich chromatinreich. Sein Inhalt ist ungleichmäßig verteilt. Es wäre von Interesse, das Verhalten des Patella-Spermatozoons zum Asterias-Ei mit dem zu dem Ei seiner eigenen Art in allen Einzelheiten zu vergleichen, wozu mir aber leider augenblicklich das Material fehlt. Die genäherten Vorkerne lagern sich aneinander. Es muß eine sehr innige Verschmelzung erfolgen; denn während bei der normalen Befruchtung in den fixen Präparaten die männlichen und weiblichen Kernanteile noch eine Zeitlang deutlich zu unterscheiden sind Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 205 (vgl. die Fig. 14), ist das bei der Bastardbefruchtung nicht der Fall. Die gesamte, ziemlich große Kernmasse sieht durchaus ein- heitlich aus und ähnelt in ihrer Zusammensetzung dem alveolisierten stammfremden männlichen Kern. Der Chromatinreichtum nimmt zunächst noch zu. Die unregelmäßige Form des Kernes bleibt be- stehen. Dieser Zustand des Kernes dauert sehr lange an. Im Zelleib lassen die Substanzumlagerungen erkennen, daß leb- hafte Bewegungen vor sich gehen. Plasmastrahlungen erscheinen und verschwinden wieder. Die Zelloberfläche erfährt verschiedent- lich Einfurchungen. Trotz aller dieser stundenlang andauernden Vorgänge kommt keine Teilung zustande. Der Kern erweist sich als unfähig, Chromosomen zu integrieren. Es werden auch nicht etwa die Asterias- Chromosomen allein formiert und das Patella- Chromatin irgendwie eliminiert, sondern der Kern verharrt als un- aufgelöste Einheit. Nach etwa 20 Stunden bietet er gegen früher ein verändertes Aussehen. Er ist beträchtlich größer geworden, und sein Inhalt ist lichter gefärbt. Offenbar hat eine Quellung infolge reichlicher Flüssigkeitsaufnahme aus dem Zelleib stattgefunden. Der Kerninhalt hat jetzt eine blasige, inhomogene Beschaffenheit. Wenn der Kern dieses Stadium erreicht hat, beginnen an der Oberfläche des ungeteilt gebliebenen Eies cytolytische Umbildungen. Die Fig. 67 zeigt einen Meridionalschnitt durch das Asterias-Ei nach der vollzogenen Befruchtung durch ein Patella-Spermatozoon. Die Bewegungen der Zelleibsubstanzen bei den Teilungsversuchen haben den Kern etwas aus seiner normalen Lage gerückt. Auf der Apical- und der Analseite ist die nicht einschneidende Anfurchung zu sehen. Das teilungsunfähige Verschmelzungsprodukt der un- gleichen Vorkerne ist auffallend chromatinreich und hat eine zackige Form. Das in Fig. 68 dargestellte Ei wurde 20 Stunden später fixiert. Der Copulationskern ist aus dem hyperchromatischen in einen Quellungszustand getreten. Die Teilungsbewegungen im Zell- leib sind eingestellt. Es beginnt vielmehr jene Entmischung der Substanzen, mit der die Cytolyse einsetzt: Die Copulation des stammfremden Spermakernes mit dem Ei- kern ergibt einen hyperchromatischen Kern, der sich auberstande zeigt, Chromosomen zu integrieren. Die erste Furchungsteilung kann daher nicht durchgeführt werden. Das ungeteilt bleibende Ei verfällt schließlich der cytolytischen Degeneration. Umfassende Versuche über stammfremde Besamung bei Echiniden hat H. KureLwieser angestellt. Die Besamung der Eier von Echinus 206 JuLıus ScHAXEL, microtuberculatus mit dem Sperma der Muschel Mytilus galloprovincialis hat nur Entwicklungserregung, keine Befruchtung zur Folge. Die Spindel der Furchungsteilung enthält nur die Eichromosomen. „Der Spermakern bleibt unverändert an einem der Pole der Spindel und wird bei der Zweiteilung in eine der Blastomeren transportiert, wo er allem Anschein nach der Degeneration anheimfällt (1909, p. 456).“ Bei neuen Versuchen (1912) über die Besamung der Eier von Echinus mit dem Sperma verschiedener Anneliden und Mollusken wurde eine Verschmelzung des Eikernes mit dem Spermakern der Annelide Auduinia erzielt. „Bei der Auflösung des Furchungskernes in Chromosomen zerfällt das väterliche Chromatin nicht in Chromo- somen, sondern in formlose Klumpen, die in die ersten Blastomeren verteilt, in diesen auch noch am Aufbau der Kerne beteiligt sein können.... In der Folge werden die Klumpen, wenn überhaupt, nur in sehr wenigen Zellen des sich weiter entwickelnden Keimes mitgeschleppt, wo sie noch im 32-Zellen-Stadium wiedergefunden werden können (1912, p.391).“ Bei den Kurezwreser’schen Bastarden war also die Vereinigung der Vorkerne eine weniger innige als bei den unsrigen. Daher kommt es, daß die Keime, nachdem die Kerne sich des fremden Chromatins entledigt haben, ihre Entwicklung fort- setzen können, ohne daß der fremde Kern darauf irgendeinen dauernden Einfluß ausgeübt hat. 2. Die Copulation des Spermakernes mit einem Blasto- merenkern des 2-Stadiums. t Auf das Asterias-Ei wirkt die Besamung durch das Patella- Spermatozoon entwicklungserregend. Die Alveolisation des Sperma- kernes, die der Befruchtung vorausgehen muß, vollzieht sich in dem stammfremden Ei oft verlangsamt. Es mag auch sein, daß der Spermakern von Patella überhaupt längerer Zeit bedarf, um sich zu alveolisieren als der von Asterias. Jedenfalls kommt es vor, dab bei der Bastardbesamung der Eikern dem Spermakern um eine parthenogenetische Teilung vorauseilt. Fügt es sich nun, daß der verlangsamt alveolisierte männliche Vorkern mit dem Ruhekern einer Blastomere des 2-Stadiums zusammentrifft, so erfolgt eine Ver- schmelzung der beiden Kerne, die ganz der Befruchtung entspricht, nur daß der Eikern durch den von ihm in erster Generation ab- stammenden Blastomerenkern vertreten wird. Der aus der Verschmelzung mit dem Patella- Kern hervor- gegangene Blastomerenkern erleidet dieselben Umbildungen, wie wir Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 207 sie vorhin von dem stammfremd befruchteten Eikern kennen lernten. Er wird zu einem chromatinreichen, unregelmäßig geformten Ge- bilde, aus dem keine Chromosomen mehr integriert werden. Später quillt er blasig auf. Die von diesem Kern beherrschte Blastomere vermag keine Teilung durchzuführen, so daß das halbe Ei ungeteilt bleibt. Die andere Blastomere fährt in ihrer parthenogenetischen Ent- wicklung fort. Sie weicht darin von der normalen Aufteilung um so viel ab, als der sekundäre Faktorenkomplex jeder Teilung durch die Lage der Zellen neben der ungeteilt bleibenden Eihälfte modifi- ziert wird. Die ungeteilte Eihälfte beharrt nicht als starre Halb- kugel, sondern nimmt infolge der eigenen erfolglosen Teilungsbewe- gungen eine wechselnde Gestalt an. Das Resultat der einseitigen Entwicklung ist ein Haufen kleiner Zellen, die einer Riesenzelle mit hyperchromatischem Kern angelagert sind. In Fig. 69 ist ein Meridionalschnitt durch die Ruhekerne des 2-Stadiums abgebildet. In der linksseitigen Blastomere ist die Ver- schmelzung des Kernes mit dem Patella-Kern eher vollzogen, nach- dem die erste Furchungsteilung parthenogenetisch erfolet war. Die linksseitige Zelle ist wohl deshalb etwas größer ausgefallen, weil in ihr zwei Attraktionssphären, die ihres eigenen und die des Spermakerns, entfaltet waren. Der Doppelkern übertrifft den parthenogenetischen Kern beträchtlich an Masse. Der in Fig. 70 dargestellte Keim (eben- falls im Meridionalschnitt) wurde 22 Stunden nach der Besamung fixiert. Die Befruchtungsverhältnisse sind dieselben wie bei dem Keim der Fig. 69. In der rechten Hälfte hat die parthenogenetische Entwicklung eine Anzahl Zellen vom Kaliber der Blastomeren der großzelligen Blastula geliefert. Die befruchtete Zelle hat nur einige Umformungen durchgemacht, ist aber ungeteilt geblieben. Ihr Kern zeigt starke Hyperchromasie. Einen Bastardkern, der einem eben- falls nach 22 stündiger halbseitiger Entwicklung fixierten Keim ent- stammt, zeigt die Fig. 43 nach Safraninfärbung. Um sein eigen- artiges Aussehen recht zu würdigen, muß man ihn mit dem normalen Ruhekern des 2-Stadiums (Fig. 31) vergleichen. An Stelle der distinkten Chromosomenbezirke des saftreichen kugligen Kernes ist staubartig und ungleichmäßig verteiltes Chromatin getreten, das in den Vorwölbungen des mißgestalteten Kernes dichte Anhäufungen bildet. Die Protoplasmastruktur in der Umgebung des Bastardkernes ist viel weniger prononciert als die in der normalen Blastomere. Es eigen sich hierin die Vorwehen der cytolytischen Prozesse. 208 JULIUS SCHAXEL, Die Copulation des stammfremden Spermakernes mit einem Blastomerenkern des 2-Stadiums hat zur Folge, daß der befruchtete Kern hyperchromatisch und zu weiteren Teilungen unfähig wird. Daher nimmt die durch die Besamung eingeleitete Parthenogenesis nur in der Hälfe des Keimes ihren Fortgang. Aus der Entwicklung resultiert eine halbe Stereoblastula neben der ungeteilt bleibenden Zelle. 3. Der cytologische Rahmen der Entwicklung nach der Besamung mit stammfremden Spermatozoen. Das Spermatozoon von Patella vermag in das Ei von Asterias einzudringen. Die bloße Besamung wirkt entwicklungserregend und hat die Parthenogenesis des Eies zur Folge. In vielen Fällen alveolisiert sich der Spermakern im Eiinnern und wird dem Eikern genähert, mit dem er verschmilzt. Es tritt also zu der Besamung die Befruchtung hinzu. Bei verlangsamter Alveolisation kommt es vor, daß der Spermakern sich erst mit dem Kern einer Blastomere des 2-Stadiums vereinigt, weil sich im Ei bereits eine parthenogenetische Teilung vollzogen hat. Die copulierten stammfremden Kerne verlieren die Fähigkeit, Chromosomen zu integrieren. Sie werden hyperchromatisch und ähneln in vieler Beziehung den Kernen in der kleinzelligen Blastula, die sich aus einem Ei entwickelt, das mit einem vergifteten Sperma- tozoon der eigenen Art besamt worden ist. Es handelt sich offenbar um eine Erkrankung der Kernsubstanzen, die mit der im Abschnitt VIII, 2b (S. 201) beschriebenen zu vergleichen ist. Die Erkrankung der Kerne bringt die Entwicklung von der Norm ab, indem sie die Durchführung der Zellteilungen unmöglich macht. Die eingeführten stammfremden Kerne bringen nichts Spezifisches in die Furchung der durch sie zur Entwicklung angeregten Eier hinein. Die durch die Copulation der stammfremden Kerne hervor- gerufene Kernerkrankung beeinflußt die Entwicklung nur indirekt, indem sie Teilungshemmungen zur Folge hat. Von einer deter- minativen Bedeutung der in den Bastardkernen lokalisierten Sub- stanzen für den Verlauf der Furchung kann nicht die Rede sein. Nicht aufgeteilte Eier verfallen nach einiger Zeit der cytoly- tischen Degeneration. . Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 209 X. Das Ende der abnormen Keime. Die mit der Organbildung einhergehenden Differenzierungs- prozesse der Zellen können nur dann so zusammenwirken, dab ein lebensfähiger Organismus mit harmonisch funktionierenden Organen entsteht, wenn die die Organanlagen aufbauenden Zellen im An- schlusse an die Furchung in bestimmter Weise gruppiert werden. Die Grundlage der Bildung eines normalen Organismus ist die normale Aufteilung des Kies. Über die Furchung hinaus sich weiterent- wickeln sehen wir daher nur die normal gefurchten Eier oder solche, die nach einer zeitweiligen Störung eine Regulation im Sinne der Norm erfahren. Die Aufteilung des Kies erfolgt nach der Maßgabe der Ei- konstitution. Die normale Eikonstitution ist also die erste und die unerläßliche Voraussetzung der normalen Entwicklung. Harmonische Organismen gehen aus befruchteten oder parthenogenetischen ganzen Eiern mit normaler Substanzanordnung (Kapitel IV und VII) oder aus Teilen von solchen (isolierten Blastomeren, Blastodermstücken aus der Blastula) hervor, wenn diese eine dem ungeteilten Ei oder einem späteren Stadium der normalen Entwicklung proportionale Zu- sammensetzung aufweisen. In der Möglichkeit, daß bei der Auf- hebung des sekundären Faktorenkomplexes der Furchung der primäre Faktorenkomplex wieder allein zur Wirkung kommt, besteht im wesentlichen die Regulierbarkeit der Asterias-Keime (Kapitel VI). Die auf Grund abnormer Substanzanordnung abnorm gefurchten Keime erfahren keine Regulation im Sinne der Norm (Kapitel V). Aber auch da, wo die abnorme Aufteilung bei normalem Anfang erst im Laufe der Furchung durch Teilungshemmungen in einzelnen Partien des Keimes eingeführt wird, ist die Regulation zu vermissen. Letzteres betrifft die indirekte Beeinflussung der Furchung durch erkrankte und stammfremde Kerne (Kapitel VIII und IX). Die abnormen, nicht regulierten Keime gehen zugrunde. Die den Untergang herbeiführenden degenerativen Prozesse sind immer dieselben, gleichgültig von welcher Herkunft die Keime sind. Bevor die Teilungen aufhören, gehen sie verlangsamt vor sich, In den Zellen mit erkrankten Kernen finden amitotische und Viel- teilungen statt, die sich bis zum Zerfall der Kerne steigern, ohne daß der Zelleib mitgeteilt wird. Auf diese Weise werden Syncytien gebildet. Ausgedehntere syneytiale Bildungen entstehen nach der endgültigen Einstellung der Teilungen durch Verschmelzung der be- 210 JULIUS SCHAXEL, nachbarten Zellen. Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die Ver- schmelzungen nicht rückschreitend nach dem Verwandtschaftsgrad der Zellen vor sich gehen, sondern daß die Blastomeren ohne Rücksicht aufihren Verwandtschaftsgrad so, wie sie sich räumlich. am nächsten liegen, zusammenfließen. Die Zellen verschmelzen nicht überall im Keime gleichzeitig, sondern einzelne Zellen oder Zellengruppen erweisen sich resistenter als andere und verharren unverändert, wenn ander- weitig bereits ein weitgehender Zerfall Platz greift. Cytolytische Prozesse führen die Auflösung der Keime herbei. Sie bieten für die morphologische Betrachtung das Bild einer fort- schreitenden Verflüssigung der Zellsubstanzen, der die Entmischung der dichten und der weniger dichten Bestandteile vorausgeht. Zu- erst verwischt sich die auf den Dichtigkeitsdifferenzen beruhende Strukturierung des Plasmas. Dann werden nach der freien Ober- fläche zu oder, wenn ein Blastocöl vorhanden ist, auch in dieses die verflüssigten Massen in größeren und kleineren Tropfen abgeschieden, während das noch festere Plasma samt seinen Einlagerungen sich in den inneren Partien ansammelt. Die Cytolyse schreitet von der Oberfläche zur Tiefe fort, bis der ganze Keim in einen Haufen sich zerstreuender Tropfen aufgelöst ist. G. Rerzıus hat bei Echinodermeneiern die Erscheinungen der Entmischung bei der Cytolyse ebenfalls beobachtet. Er sagt (1910, p. 52) darüber: „Der Prozeß der Cytolyse besteht... darin, dab die beiden Hauptsubstanzen des Eies, das Protoplasma und das Deutoplasma, sich allmählich und immer mehr voneinander ab- trennen, und zuletzt in den höheren Stadien des Prozesses in tropfen- ähnliche größere oder kleinere Klumpen oder Kugeln übergehen .. .* Ich finde, daß bei der cytolytischen Entmischung nicht nur deuto- plasmatische Substanzen, die bei Asterias glacialis übrigens fehlen, vom Protoplasma getrennt werden, sondern daß ganz allgemein die normalerweise innig vermengten (vielleicht erst durch die Fixation deutlich geschiedenen [siehe ScHaxer, 1911b, p. 342]) dichteren und weniger dichten Bestandteile des Plasmas sich sondern, wobei dem dichten Plasma die Einlagerungen folgen und das lockere durch Flüssigkeitsaufnahme an Masse zunimmt. Wir gehen dazu über, einige spezielle Fälle zu betrachten. Die Fig. 71 zeigt einen Schnitt durch einen Keim, der sich aus einem befruchteten Ei mit asymmetrisch-exzentrisch situiertem Kern- bezirk entwickelt hat. Nach inäqualen Teilungen wurde eine Stereo- blastula gebildet (siehe S. 172 und Fig. 46), in der die Teilungen Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. II. 211 zum Stillstand kamen. Zur Zeit der Fixation waren die Zellver- schmelzungen bereits ziemlich weit gediehen. Daher finden sich allenthalben zerstreut Kerne. Im Innern des Keimes sind vom Schnitt an drei Stellen untereinander nicht zusammenhängende Spuren eines sehr engen Blastocöls getroffen. In ihrer Umgebung sind die ehemaligen Zellgrenzen noch eben erkennbar. Dichtes Plasma ist in den tiefen Schichten angesammelt. Die Plasma- struktur ist stark verwischt und die Außenpartien durch Flüssig- keitsansammlungen aufgehellt. Von der ganzen Oberfläche lösen sich kleine Tröpfchen ab, womit die Cytolyse beginnt. Die Dotterhaut ist stark abgehoben und gefältelt. Der Keim der Fig. 72 entstammt einem mit einem vergifteten Spermatozoon befruchteten Ei. In der kleinzelligen Blastula er- krankten die Kerne an Hyperchromasie. In dem hier dargestellten Stadium haben die in der Fig. 65 und 66 beginnenden Prozesse weitere Fortschritte gemacht. Bis auf wenige Stellen hat die Kernerkrankung sich auf den ganzen Keim ausgedehnt. Im Schnittbild sind nur rechts seitlich einige intakte Zellen, links oben eine und links unten zwei zu sehen. In der Anal- und der Apical- region sind die Kerne in körnige Klumpen zerfallen und die Zell- grenzen völlig verschwunden. Hier sind auch schon cytolytische Prozesse im Gang. In das Blastocöl und nach außen werden tropfige Massen abgeschieden. Die sich faltende Keimhülle zerreißt und geht verloren. Sehr weit ist die Cytolyse in dem Keim fortgeschritten, durch den ein Schnitt im größten Durchmesser in Fig. 73 wiedergegeben ist. Es handelt sich um ein Ei, dessen Kern mit einem Patella- Spermakern verschmolzen ist. Der Copulationskern erwies sich als unfähig Chromosomen zu integrieren, und die Teilungen des Eies mußten daher unterbleiben. Der anfänglich hyperchromatische Kern ist zu einem blaß gefärbten Gebilde von inhomogener Beschaffenheit aufgequollen, eine Erscheinung, die sich bereits auf dem früheren, in Fig. 68 wiedergegebenen Stadium bemerkbar macht. Ein heller Hof umeibt den Kern. Dann folgen in wolkiger Schichtung die dichteren Substanzen. In der äußersten, hier schon das erste Drittel des Radius überschreitenden Schicht ist die eytolytische Verflüssigung im Gange. In großen und kleinen Tropfen ballen sich die zerstörten Plasmen zusammen. Einzelne Tropfen lösen sich unter dem Einfluß der Bewegungen des Mediums ab, weil die Dotterhaut zerfallen und abgestreift ist. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 14 212 Junius SCHAXEL, XI. Über die Faktoren der Entwicklung. Da die theoretischen Erörterungen erst in dem Schlußteil dieser Arbeit ihren Platz finden werden, beschränken wir uns hier auf einige zusammenfassende, die frühe Entwicklung von Asterias be- treffende Bemerkungen. Während der Oogenesis werden die Substanzen des Eies ge- bildet, und durch die mit der Richtungskörperbildung einhergehenden Ausreifungsumlagerungen erhalten sie die für die Konstitution des reifen Eies typische Anordnung. In der Apicalhälfte umgibt den Kern lockeres Plasma, dessen Bereich sich ungefähr als Ellipsoid beschreiben läßt und das eine streng symmetrische Lage hat. An den beiden Polen findet sich weniger dichtes Plasma als an den beiden Flanken. Die Hauptmasse des dichten Plasmas nimmt die Analhälfte ein. Der Eiinhalt ist also symmetrisch und längs der Apicalanalachse exzentrisch angeordnet. Durch diese Lokalisation der Eisubstanzen ist unter der Voraus- setzung der Teilfähigkeit und des Fernbleibens neuer Einflüsse der Verlauf der Furchung in bestimmter Weise gegeben. Die Besamung und die Befruchtung ändert daran nichts mehr. Die Entwicklungs- erregung durch das Spermatozoon kann anderweitig ersetzt werden. Der Weg der Teile des Spermatozoons, die in das Eiinnere gelangen, ist vorgezeichnet, indem ooplasmatische Strömungen den männlichen Vorkern dem weiblichen zuführen. Von den außer dem Spermakern importierten Substanzen (Plasma des Mittelstückes und vielleicht einer dünnen Kernhülle, „ausgesäte Plastosomen“) läßt sich nicht nach- weisen, daß sie bei der Entwicklung irgendeine Rolle spielen oder nach den allerersten Stadien überhaupt noch in Erscheinung treten. Von der ersten Teilung an schafft jede weitere die Bedingungen, die für den Ausfall der ihr folgenden Teilung maßgebend sind. Die Resultante dieser Reihe gleichsinnig verlaufender Einzelereignisse stellt sich uns als der Radiärtypus der Furchung dar. Wir können die dabei wirksamen komplexen Faktoren in zwei Hauptgruppen gliedern. Als primären Faktorenkomplex fassen wir die Tatsache zusammen, daß jede Blastomere die Substanzanordnung des Eies übernimmt, und als sekundären die Tatsache, daß die gegenseitige Abplattung der Blastomeren ihre Gestalt bedingt und dadurch die Anordnung ihres Inhaltes beeinflußt. Mit anderen Worten gelten für Ort, Richtung und Umfang der Teilungsbewegungen in allen Fällen erstens die gleichen Bedingungen (solche wie sie bei der ersten Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 213 “ Furchungsteilung maßgebend sind) und dann zweitens noch die- jenigen besonderen, die die Lage der sich teilenden Zelle im Keime mit sich bringt. Diese Faktoren sind hinreichend, um das Ei in Blastomeren von bestimmter Beschaffenheit (Substanzbestand, Größe, Lage im Keim) zu zerlegen, die Blastula zu formieren und die Gastrulation einzuleiten. Wir dürfen annehmen, daß sie unter dem Hinzutreten neuer Momente (zunächst dem Nachwachsen der Zellen zur Ausgangs- größe) auch bei der Formierung der Organanlagen wirksam bleiben, wenngleich sich hier zufolge des Mangels augenfälliger Indikatoren für die Plasmabewegungen der Nachweis schwieriger gestaltet. Mit der in den Organanlagen einsetzenden histogenetischen Differenzierung ändern sich die während der Furchung und den sich daran anschließenden Zellformationen bestehenden Beziehungen der Zellbestandteile zueinander. Es erfolgt die der Produktion von Plasmaderivaten vorhergehende Chromatinanreicherung im Kern. An die Chromatinemission schließen sich die produktiven Leistungen der Zelleibsubstanzen an. Die Kerne der Furchungs- und Formations- phase zeigen dagegen als Ruhekerne nur blaß gefärbtes Chromatin und keine oder wenig färbbare Nucleolen, wenn nicht in Erwartung, Ausführung oder Folge einer Teilung integrierte Chromosomen vor- handen sind. Außer der vom Zelleib aus erfolgenden Ernährung der Kerne bestehen während der Furchung und der Formation der Organanlagen überhaupt keine substantiellen Beziehungen zwischen Kern und Zelleib. Die Abhängigkeit des Furchungsverlaufs vom Eibau erhellt be- sonders daraus, daß die Veränderungen des Eibaues eine abge- änderte Furchung nach sich ziehen. Das lehrt deutlich die Furchung von Eiern mit abnormer Inhaltsanordnung, die in alle Blastomeren übernommen wird und bei der jede Teilung die Entwicklung weiter von der Norm entfernt. Die Änderung der Beschaffenheit der Furchungskerne dagegen, die sich durch die Besamung mit vergifteten oder stammfremden Spermatozoen erzielen läßt, vermag die Entwicklung nicht in direkter Weise zu beeinflussen. Die eintretenden Kernerkrankungen führen zu Teilungshemmungen, und erst auf diesem Umwege kommt es zu Änderungen im Blastomerenbau, die den normalen Verlauf der Furchung stören. Von einer determinativen Bedeutung der in den Blastomerenkernen lokalisierten Substanzen für die Furchung kann keine Rede sein. 14* 214 Junius SCHAXEL, Den auf Grund des veränderton Eibaues abnorm aufgeteilten Keimen ist keine Regulation im Sinne der Norm möglich. Da sich die Furchung als die Resultante von Einzelereignissen ergibt und wegen des einsinnigen Verlaufes der Lebensvorgänge die voll- zogenen Teilungen nicht rückgängig gemacht werden können, ist eine solche Regulation auch nicht zu erwarten. Regulation hat nur statt, wo Bedingendes, nicht schon Ausgeführtes, im Sinne der Norm umgestaltet werden kann. Das ist der Fall bei den isolierten Keim- teilen, in denen durch den Wegfall des sekundären Faktoren- komplexes der primäre allein zur Wirkung kommt. Die vom Neo- vitalismus den „Regulationseiern“ leichthin zugeschriebene Toti- potenz hält der cytologischen Analysis nicht stand. Daraus werden theoretisch wichtige Schlüsse zu ziehen sein. Palma de Mallorca, August 1913. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 215 Literaturverzeichnis. BALTZER, F., 1910, Uber die Beziehung zwischen dem Chromatin und der Entwicklung und Vererbungsrichtung bei Echinodermenbastarden, in: Arch, Zellforsch., Vol. 5, p. 497—621, 19 Textfigg., tab. 25— 29. BucHnER, P., 1911, Die Reifung des Seesterneies bei experimenteller Parthenogenese, ibid., Vol. 6, p. 577—612, 7 Textfigg., tab. 31—34. DRIESCH, H., 1910, Neue Versuche über die Entwicklung verschmolzener Echinidenkeime, in: Arch. Entw.-Mech., Vol. 30, p. 8—23, 11 Textfigg. HERTWwIG, G., 1912, Das Schicksal des mit Radium bestrahlten Sperma- = chromatins im Seeigelei. Eine experimentell-cytologische Untersuchung, in: Arch. mikrosk. 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Die Schnittdicke beträgt, sofern nichts anderes bemerkt ist, 4 u. Gezeichnet wurde mit Hilfe Zeıss’scher Instrumente auf der Höhe des Objekttisches. Die Abbildungen sind auf lithographischem Wege in der Originalgröße reproduziert. Es gelten die Abkürzungen: Ap. — homogene Apochromat-Immersion n. A. 1,4, 2 mm. Ko. — Kompensationsokular Ob. = Objektiv Ok. — Okular Tafel 11. Asterias rubens LINNE. Fig. 1—5. Eibildungsstadien. Fixiert in Zinkchlorid. Gefärbt mit Methylgrün — Pyronin nach P. G. Unna. Optik Ap., Ko. 12. Fig. 1. Jüngste Oocyten mit fiidigem Chromatin ohne Nucleolus. Fig. 2. Das Chromatin zieht sich aus der Fadenlagerung in einzelne Ansammlungen zuriick (chromatische Nucleolen). Gleichzeitig erscheint der persistierende achromatische Nucleolus. Fig. 3. Beginn der Chromatinemission. Dem achromatischen Nucleolus ist Chromatin angelagert (Amphinucleolus). In dem bisher chromatinfreien Zelleib erscheinen chromatische Einlagerungen. Fig. 4. Chromatinemission. Amphinucleolus mit achromatischem Binnenkörper und chromatischer Hülle. Chromatische Einlagerungen in der Kernmembran. Extranucleäres Chromatin im Zelleib. Fig. 5. Halbreife Oocyte. Chromatinemission beendet. Im Kern der chromatinfreie, vacuolisierte Nucleolus und die Chromosomen in Re- konstruktion. Im Zelleib die Substanzvermehrung im Gange. 218 Junius SCHAXEL, Tafel 12—17. Asterias glacialis O. F. MÜLLER. Tafel 12: Fig. 6. Keimbläschen (Rekonstruktionskern) aus der vorreifen Oocyte. Achromatischer, vacuolisierter Nucleolus. Prochromosomen. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ap., Ko. 6. Fig. 7. Auflösung des Keimbläschens. Die Plasmastrahlung beginnt unter der Haftnarbe der Oocyte. Der Nucleolus zerfällt, während die Chromosomen integriert werden. Fixiert in HERMANN’schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ap., Ko. 6. Fig. 8. Bildung des ersten Richtungskérpers. Der Außenpol der Spindel liegt unter der Haftnarbe. Der Nucleolus ist unverändert aus dem aufgelösten Keimbläschen in den Zelleib gelangt, wo er noch ebenso verharrt, während die Chromosomen sich bereits in der Anaphase der Teilung befinden. Fixiert in HERMANN’schem Gemisch. Gefärbt mit Safranin. Optik Ap., Ko. 6. Fig. 9 und 10. Spermatozoon. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ap., Ko. 18. Fig. 9 Ansicht von der Seite, Fig. 10 Ansicht von vorn. Fig. 11—14. Besamung und Befruchtung. Fixiert in FLEMMING- schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ap., Ko. 12. Fig. 11. Eindringen des Spermatozoons in das Ei, wobei der Schwanz- faden in der hyalinen Außenschicht zuriickbleibt. Wellung der Eioberfläche. Fig. 12. Kopf und Mittelstück des Spermatozoons nach der Zurück- legung des ersten Drittels des intraovalen Weges. Auf dem Spermaweg bleiben dem Mittelstück entstammende Granulationen zurück („Aussaat von Plastosomen“). Ooplasmatische Strömungen. Abhebung der sog. Befruchtungsmembran. Fig. 13. Vom Mittelstück des Spermatozoons ausgehende ooplasma- tische Strahlungen. Alveolisation des Spermakernes. Fig. 14. Männlicher (oben) und weiblicher (unten) Vorkern inner- halb des dizentrischen Strahlensystems bei der Einleitung der ersten Furchungsteilung. Fig. 15. Meridionalschnitt (über die Orientierung s. S. 150) durch die vorreife Oocyte. Keimbläschen unter der Haftnarbe in der Apical- hälfte. Im Zellinnern dichtes, darum lockeres Plasma. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 16. Meridionalschnitt durch die Oocyte während der Bildung des ersten Richtungskérpers. Die Ausreifungsumlagerungen im Zelleib im Gang. Das dichte Plasma wird nach außen und analwärts gedrängt. Fixiert in HERMANN’schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ob. D, Ok. 4. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 219 Fig. 17. Meridionalschnitt durch das Ei während der Copulation der beiden Vorkerne. Ausprägung der endgültigen Substanzanordnung. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Safranin. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 18. Meridionalschnitt durch die Pole der prophasischen Spindel der ersten Furchungsteilung bei normaler Substanzlokalisation. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Licht- grün. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 19. Äquatorialschnitt durch die Spindelpole. Sonst alles wie in Fig. 18. Tafel 13. Fig. 20—30. Stadien der normalen Furchung. Sofern nichts anderes angegeben, in FLEMMING’schem Gemisch fixiert und mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün gefärbt. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 20. Aquatorialschnitt durch die Pole der anaphasischen Spindeln bei dem zweiten Teilungsschritte. Fig. 21. Meridionalschnitt durch die Pole der anaphasischen Spindeln zweier gegenüberliegender Zellen bei dem dritten Teilungsschritte. Fig. 22. Schnitt (annähernd meridional) durch die Ruhekerne zweier benachbarter Apicalanal- Geschwisterpaare des 8-Stadiums. Fixiert in Sublimat-Essigsäure. Gefärbt mit Hämalaun und Eosin. Fig. 23. Agquatorialschnitt durch die Spindelpole der sich teilenden Analzellen bei dem vierten Teilungsschritte. Fig. 24. Meridionalschnitt durch je zwei apicale und anale Schwester- zellen des 32-Stadiums. Fixiert in Sublimat-Essigsäure. Gefärbt mit Hämalaun und Eosin. Fig. 25. Aquatorialschnitt durch die Subanalzellen während des sechsten Teilungsschrittes. Fig. 26. Meridionalschnitt durch die großzellige Blastula. Fig. 27. Meridionalschnitt durch die kleinzellige Blastula innerhalb der Keimhiille. Fig. 28. Meridionalschnitt durch die kleinzellige Blastula nach dem Verlassen der Keimhülle. Fig. 29. Meridionalschnitt durch den Keim bei dem Beginne der Gastrulation. Fig. 30. Teil (Urdarm und seitliches Blastoderm) eines Meridional- schnittes durch den Keim am Ende der Gastrulation. Tafel 14. Fig. 31-40. Ruhekerne und Zellen bei der normalen Entwicklung. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Safranin. Optik Ap., Ka 18. Fig. 31. Ruhekern aus dem 2-Stadium. 290 JULIUS SCHAXEL, Fig. 32. Ruhekern aus dem 4-Stadium. Fig. 33. Ruhekern aus einer Analzelle der groBzelligen Blastula. Fig. 34. Analzelle mit Ruhekern aus der kleinzelligen Blastula. Fig. 35. Analzelle mit Ruhekern aus der freischwimmenden klein- zelligen Blastula unmittelbar vor der Gastrulation. Fig. 36. Kerne aus der zirkumanalen Teilungszone bei dem Beginne der Gastrulation. Fig. 37. Zellen aus dem seitlichen Blastoderm während der Gastru- lation. Fig. 38. Kerne aus den Zellen des Urdarmes der Gastrula. Fig. 39. Mesenchymzellen nach der Auswanderung aus dem Epithel der Urdarmblase. Fig. 40. Mesenchymzelle während der Produktion fibrillärer Diffe- renzierungen. Fig. 41—42. Zellkerne bei der Entwicklung nach der Besamung mit vergifteten Spermatozoen. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Ge- färbt mit Safranin. Optik Ap., Ko. 18. Fig. 41. Ruhekern aus einer Analzelle der großzelligen Blastula, Fig. 42. Zerfallende, hyperchromatische Kerne aus einem Syncytium der erkrankten Blastula. Fig. 43. Hyperchromatischer Bastardkern, der aus der Copulation eines Blastomerenkernes des 2-Stadiums mit dem Spermakern von Patella hervorgegangen ist. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Safranin. Optik Ap., Ko. 12. Tafel 5: Fig. 44—51. Stadien der Furchung von Eiern mit abnormer In- haltsanordnung. Fixiert in FLEMMING’schem (Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 44. Meridionalschnitt durch die Pole der prophasischen Spindel bei der abnormen, inäqualen ersten Teilung. Fig. 45. Aquatorialschnitt durch die Pole der anaphasischen Spindel in der großen Zelle bei dem zweiten Teilungsschritt der abnormen, in- äqualen Furchung. Fig. 46. Schnitt im größten Durchmesser durch die Stereoblastula. Fig. 47—51. Schnitte im größten Durchmesser durch abnorm be- schaffene Blastulae. Fig. 47. Blastoderm mit einzelnen Riesenzellen. Fig. 48. Durch radiale Teilungen gelangen einzelne Zellen aus dem Blastoderm in das Blastocöl. Fig. 49. Die durch radiale Teilungen in das Blastocöl gelangten Zellen lagern sich zu Gruppen zusammen und dem Blastoderm an. Fig. 50. Blastoderm mit zerstreuten Gruppen von großen Zellen. Cytologische Analysis der Entwicklungsvorgänge. III. 991 Fig. 5l. Multiple Gastrulationen. Fig. 52—57. Stadien der Entwicklung isolierter Blastomeren. Fixiert in Sublimat-Essigsäure. Gefärbt mit Hämalaun und Eosin. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 52. Meridionalschnitt durch eine isolierte Blastomere des 2-Stadiums während der Ausrundung. Fig. 53. Meridionalschnitt durch das 2-Stadium des !/,-Keimes. Fig. 54. Meridionalschnitt durch eine isolierte Blastomere des 4-Stadiums während der Ausrundung. Fig. 55. Aquatorialschnitt durch die Pole der telophasischen Spindel bei der Zweiteilung einer isolierten Blastomere des 4-Stadiums. Fig. 56. Meridionalschnitt durch das 2-Stadium des !/,-Keimes. Fig. 57. Äquatorialschnitt durch die Pole der telophasischen Spindel bei der Zweiteilung einer isolierten Analzelle des 8-Stadiums. Tafel 16. Fig. 58—61. Stadien der Entwicklung unbefruchteter Eier. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Fig. 58 und 59 gefärbt mit Gentiana- violett, 60 und 61 mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Fig. 58. Meridionalschnitt durch den normalen Keim von 64 Zellen. Fig. 59. Meridionalschnitt durch ein frühes Stadium der Zell- abknospung. Fig. 60. Älteres Stadium der Zellabknospung und Weiterteilung der kleinen Zellen. Fig. 61. Schnitt im größten Durchmesser durch eine angefurchte Eizelle mit teilungsunfähigem Kern. Fig. 62—66. Stadien der Entwicklung nach der Besamung mit ver- gifteten Spermatozoen. Schnittdicke 5 u. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Fig. 62—64 gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün, 65 und 66 mit Safranin. Optik (mit Ausnahme von Fig. 62) Ob. D, Ok. 4. Fig. 62. Analzellen aus einem Meridionalschnitt durch eine partheno- genetische Blastula. Die mittlere Analzelle enthält den abgekapselten, nicht alveolisierten Spermakern. Optik Ap., Ko. 12. Fig. 63. Aquatorialschnitt durch die Pole der telophasischen Spindel bei der parthenogenetischen Zweiteilung. Seitlich der verspätet und mangelhaft alveolisierte Spermakern von einer Attraktionssphäre umgeben. Fig. 64. Meridionalschnitt durch die großzellige Blastula, die aus einem mit einem vergifteten Spermatozoon befruchteten Ei hervorgegangen ist. Aufbrechende Mitose bei der verspäteten Teilung einer Analzelle. Fig. 65. Meridionalschnitt durch die kleinzellige Blastula nach amphimiktischer Entwicklung. Kernerkrankung und Syneytienbildung in der Analregion. 292 Jurius ScHhaxer, Cytologische Analysis der Entwicklungsvorginge. III. Fig. 66. Schnitt im größten Durchmesser durch die kleinzellige Blastula. An drei Stellen Zellen mit erkrankten Kernen, Im Blastocöl Reste dorthin gedrängter, zerfallener Zellen. Fig. 67—69. Stadien der Entwicklung nach der Befruchtung mit Patella-Spermatozoen. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Gefärbt mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün. Optik Ob. D, Ok. 4. Meridionalschnitte. Fig. 67. Anfurchung der Eizelle mit teilangsunfähigem Copulationskern. Fig. 68. Um 20 Stunden älteres Stadium als das der Fig. 67. Kern gequollen. Beginn der Cytolyse. Fig. 69. Der verspätet alveolisierte Putella-Kern hat mit dem Ruhe- kern der einen Blastomere (der linken in der Figur) copuliert. Take lone: Fig 70. Meridionalschnitt durch einen Keim, der 22 Stunden nach der Besamung mit einem Patella-Spermatozoon in FLEMMING’schem Ge- misch fixiert und mit Eisenhämatoxylin und Lichtgrün gefärbt wurde. Der stammfremde Spermakern hat mit dem Ruhekern einer Blastomere des 2-Stadiums copuliert, woraus ein teilungsunfähiger, hyperchromatischer Kern resultiert. Die andere Hälfte des Keimes hat in parthenogenetischer Entwicklung eine halbe Stereoblastula geliefert. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 71—73. Stadien der degenerativen Umbildungen abnormer Keime. Schnitte im größten Durchmesser. Fixiert in FLEMMING’schem Gemisch. Optik Ob. D, Ok. 4. Fig. 71. Zellverschmelzung und Beginn der Cytolyse in einer Stereo- blastula, die sich aus einem normal befruchteten Ei mit asymmetrisch- exzentrischer Inhaltsanordnung entwickelt hat. Gefärbt mit Eisenhäma- toxylin und Lichtgrün. Fig. 72. Zerfall der hyperchromatischen Kerne, Zellverschmelzung und Cytolyse in der kleinzelligen Blastula als Folge der Befruchtung durch ein vergiftetes Spermatozoon. Gefärbt mit Safranin. Fig. 73. Weit fortgeschrittene Cytolyse eines nach der Befruchtung mit einem Patella-Spermatozoon teilungsunfähigen Eies. Gefärbt mit Eisen- hämatoxylin und Lichtgrün. > Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. The pronephros of Scyllium canicula, By T. H. Burlend, M. A. B. Sc. formerly Scholar of Christ’s College, Cambridge. (Lecturer in Histology and Embryology at University College, Cardiff.) With Plates 18—-25 and 7 Figures in the text, Contents. Introduction. Historical. Material and Observations. Description of the pronephros and its blood-supply in embryos A to K. Comparison of the main results with those of RUCKERT, VAN WIJHE C. RABL and LAGUESSE. Theoretical conclusions reached from a study of the pronephros in the Dogfish compared with the existing views. Introduction. An inquiry into the development of the pronephros in a Che- lonian — Chrysemys marginata — has prompted me to inquire into the early development of the kidney in a Selachian, Scyllium cani- cula. The observations of Rickert and VAN WIJHE are in part de- pendent upon theoretical considerations, and have never been satis- 294 T. H. Burvenp, factorily verified in some important particulars, in spite of ©. RaBr’s excellent work published in 1896. Although their statements are not all in complete agreement, yet the main results of these writers have tended to differentiate the Selachii from other Anamnia with respect to their kidney development, whereas from a comparative study of the development of other systems of organs we might reasonably expect the Selachian kidney to have a similar, though less complicated development than that found in most other Verte- brata. The metameric origin of the Selachian pronephros; the fusion of the distal ends of the first-formed tubules to produce a duct — the Sammelgang; the partly ectodermal origin of this duct; the nature of the vascular supply etc. are all important questions, requiring the most careful confirmation. The mode of origin and condition of the pronephros in a type like Scyllium unconsciously forms, in the mind of the evolutionist, a paradigm for the development in higher forms. Moreover, there are perhaps more diverse statements made by various workers in kidney ontogeny than have been made in respect of any other branch of comparative embryology. This may quite possibly be due to the fact that we have not yet reached the truth with regard to the development of the kidney in lower Vertebrates such as the Selachii. It was with a view partly of testing my own observations upon Chrysemys, partly to satisfy myself that the Selachii differ in im- portant respects in their kidney development from all higher and lower Vertebrates, and partly to give some observations upon a species of Scyllium not hitherto recorded in detail, viz. canicula, that I took up this matter. Throughout this inquiry I have been fortunate in obtaining the support and criticism of the late Professor Srpawick at the Royal College of Science, London. It was he who caused the requisite additional embryos to be sectioned and mounted under my super- vision, and with whom I had the privilege of discussing the results of this inquiry before his untimely death early in 1913. In addition to the embryos described below, I examined many other series of sections of Dogfish embryos in the Zoological Laboratory of the Royal College of Science, and these confirmed the results given below. Professor Sepawick was convinced that the kidney develop- The pronephros of Scyllium canicula. 295 ment in Seyllium canicula falls into line with the method of development recorded for other Vertebrates, e. g. Chrysemys, and he suggested that the chief results of this work should be published at an early date. Historical. A list of the most important contributions to the early develop- ment of the kidney in Selachii is given at the end of this paper. The investigations date back to the work of RÜCKERT and van WIJHE about the year 1888. It will be, perhaps, convenient at this stage to summarize the chief results. Rickert (1888, 1889, 1892) gave particulars of the time of appearance, position, extent, and nature of the pronephros in Pristi- urus, Torpedo, and Scyllium catulus. He concluded that the pro- and mesonephros are not homodynamous organs because: a) they arise in a different way, b) mesonephric tubules arise at a later period in the pronephric region, | c) the mesonephros appears at a much later period in develop- ment than does the pronephros. Rickert also advanced the view that the pronephros had a greater extent in primitive forms than it has in extant species; that what was formerly the posterior region of the organ is now represented by the pronephrie duct; that the pronephros in Torpedo and Pristiurus fuses with, and receives cells from, the ectoderm; that the segmental pronephric tubules fuse distally to form a collecting duct (the Sammelrohr); that from the place where pronephros fuses with the ectoderm a duct grows backwards towards the cloaca by splitting off from the ectoderm; that in Torpedo the left kidney lags behind the right in development; that at the level of the cloaca the duct separates from the ectoderm and grows into the cloaca. Rückerr’s speculations upon the homology between the excretory tubules in Invertebrates and Vertebrates seem to be reflected rather too prominently in his actual observations, since his description of the mode of origin of the Sammelrohr, and the statement that the ectoderm participates in the formation of the pronephros, have never been satisfactorily verified since. Van WisHE began his work upon this subject as early as 1886, and published papers in 1886, 1888, 1889, and 1898, of which the most important is that of 1889. He worked more particularly upon 226 T. H. Burcenn, embryos of Pristiurus melanostomus, but also gave information with regard to Scylliwm, Raja clavata etc. Van WisHE distinguishes between pro- and mesonephros in the following way: I 1. the former arises at the same time as the differentiation of its duct, the latter after its duct: 2. the pronephros in all Vertebrates arises as segmented evag- inations of the somatopleure only, whereas the mesonephros arises from both somatopleure and splanchnopleure; 3. the pronephrie duct constantly arises in connection with the pronephros, whilst the mesonephros gains a connection with the pronephric duct secondarily; 4. the mesonephros possesses malpighian bodies, the pronephros does not: the “glomus” is not homologous with the glomeruli because it is a projection into the metacoelom (general coelom), not into the mesocoelom (nephrocoel). Van Wune divided the mesoderm into epimere (protovertebra), mesomere (nephrotome or Ursegmentstiel) and hypomere (lateral plate region). It is important to observe that van Wie realized that the upper part of the hypomere participates in the formation of the pronephros, although he also believed that this region was metameric. Thus he wrote: “Da nun der Pronephros, wie spätere Entwicklungsstadien zeigen, ein Produkt der Seitenplatte ist, wäh- rend der unmittelbar dorsal davon liegende Teil des Mesoderms zur Mittelplatte gehört, ist die Segmentierung des Mesoderms bei Sela- chiern also nicht auf die Myotomenplatte beschränkt, sondern er- streckt sich auch auf die Mittelplatte und den dorsalen Teil der Seitenplatte”, although there does not appear to be any evidence for this last statement if one may judge from his figures. Van WIJHE noticed the structures which RATHkE had called “Segmentalbläschen”, but said that they are transitory and take no part in the formation of the Selachian excretory system. He considered that the pro- nephric rudiment arises as a row of successive thickenings or out- erowths of the ventral portion of the somatic layer of the lower part of the nephrotome (?), which are directed towards the ectoderm but do not fuse with this layer; each thickening is a rudiment of a pronephrie tubule; since the tubules succeed one another so closely, they soon produce a Vornierenwulst (Solid cell-knob of BALFOUR). Van Wine said that the Sammelrohr (Sammelgang) is, from the first developed along with the tubules from the mesoderm, and that The pronephros of Scyllium canicula. 227 at a later period it is connected with the peritoneal epithelium or at least in close contact with it. The caudal end of the pronephric duct (according to this author), is connected with the ectoderm and the cloaca at the same time. In the degeneration of the pronephros only one tubule persists, the nephrostome of which results from the fusion of the original nephrostomes: this process is variable, but the atrophy must occur either at the anterior or posterior end of the pronephros. CARL Rast published, in 1896, the most complete and authentic account of the development of the pronephros in Selachii. He dealt mainly with Pristiurus embryos, but also examined embryos of Raja alba, etc. RaBz does not deny that the primitive excretory organ extended over the whole length of the coelom: he agrees, moreover, with Rickert, that pro- and mesonephric tubules arise from different portions of the mesoderm, and therefore cannot be homologous. This author insists upon four pronephric segments, not three, as the organ in Amphibia might lead one to expect. RABz makes moreover, what I believe to be a mistake in all the published accounts of the Selachian pronephros, — viz. he looks for metameric rudiments in a structure which is in reality groove-like, and, although these are not apparent as such, since the rudiments at least occur inter- segmentally as often as they occur segmentally, Rasu states that the metameric tubules may be identified by the arrangement of the nuclei in the “Vornierenwulst”, and by incipient evaginations (ne- phrostomes) of the nephrocoel into the “Vornierenwulst”. Rast’s work is chiefly valuable in that he identified the arteries (first discovered by PaunL Mayer in 1887) as the pronephric arteries, and gave a careful account of their number, position and fate in Pristi- urus embryos. He concludes that the second and third ultimately fuse to give rise to the arteria vitellina (arteria umbilicalis of P. Mayer), though the first and fourth may also participate in this process. The Sammelgang, according to RABL, appears as a string (sickle-shaped in section) which binds together the free ends of the tubules: it is obviously a growth of the lateral ends of the tubules, although he admits that its exact development is not quite clear. This string may not join all the pronephric rudiments, for it may happen that the first pronephric rudiment grows out and forms the duct. with which the other rudiments fuse at a somewhat later period. The pronephric duct is entirely mesodermal in origin and Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 15 228 T. H. Burtenp, grows backwards by its own growth, due to rapid karyokinesis in Sammelgang and duct. The left kidney usually lags behind the right in development. In Pristiurus the pronephric arteries of the left side never mature. RaBz arrives at the same conclusion as VAN WisHE with regard to the origin of the coelomic opening of the Müllerian duct. The observations of BEARD were confined to a single embryo: he restrieted his attention to the question as to whether the pro- nephric duct is ectodermal or mesodermal. LaGuEssE (1891) confirms many of the observations of RÜCKERT and van Wie, using embryos of Acanthias. He derived the pro- nephric duct from the ectoderm. GREGORY (1897) ascribes the growth of the duct to two causes: a) splitting from the ectoderm, b) independent growth. Material and Observations. The description of the pronephros and its blood-supply is con- fined to the species Scylliwm canicula, although I have not restricted my examination to this species, since there were embryos of Seyllium catulus also at my disposal. The embryos are described under the letters A, B, K and this lettering also applies to their respective ages. It is to be clearly understood that these letters do not indicate stages of the Dogfish in any seuse comparable to the stages designated by these letters in Bazrour’s monograph upon Selachii. It did not occur to me at the time when the embryos were to be sectioned, that the number of protovertebrae would provide the best evidence of their age, as I felt that the length in millimetres would be sufficient to indicate the stage of development. I had no difficulty, however in counting the number of protovertebrae in the embryos described below after they had been sectioned, since none of the sections were lost in the process of mounting. The embryos were fixed in corrosive sublimate (23°) or in sublimate acetic: before sectioning they were usually stained in bulk for about 40 hours in Boraxcarmine, rinsed for five minutes in acid alcohol, and then put for an hour into 70°, 90°%,, and ab- solute alcohol successively. After dehydration the embryos were The pronephros of Scyllium canicula. 229 cleared for about three hours in cedar-wood oil, and then transferred to paraffin (b, p. 52° C). The sections were placed upon slides and the paraffin removed by xylol, after which they were mounted direct in Canada Balsam, or further stained with DELAFIELD’s Haematoxylin and Eosin, or Orange G in Absolute Alcohol before finally clearing and mounting. The method adopted in studying the pronephros at different stages was as follows: for any particular stage that series of sections was selected which, by comparison with other series at about the same age, showed the most typical condition of the pronephros. The sections throughout the whole of the pronephric region were then microphotographed, and prints prepared and correctly arranged in order and numbered. In this way I obtained a set of serial photo- graphs of the pronephros at different stages in its condition, and thus I was able to examine the structure more conveniently than by an examination of the sections themselves only. In order to facilitate and shorten the description of transverse sections of the embryos below, the number of slides used for mounting any parti- cular embryo has been stated, and also the number of sections on each slide. Thus section 4,33 would be the thirty-third section on the fourth slide, i. e. the number before the comma refers to the slide, and the number after the comma to the section on the slide. In the case of each embryo described a table is given showing the extent of the anterior segments on each side of the body. Embryo A. 3'/, mm long. Fixed in corrosive acetic for fifteen minutes. Stained in Boraxcarmine for fourty-eight hours. Mounted upon two slides having 158 and 142 sections respectively. Sections of this embryo showed that the pronephric rudiment had not made its appea- rance, at least, not sufficiently as to be indubitably recognized. The differentiation of the somatic mesoderm layer had not pro- ceeded very far at this stage (slightly younger than Embryo B), although there were indications in some sections through the region of segments VII—X that the “primitive kidney groove” was be- coming distinct. This stage may fairly be taken as a starting point in con- sidering the development of the pronephros and its duct in Seyllium canicula. No gill-pouches have yet appeared. Plate 18 Fig. 1 is a photograph of a section through the future 157 230 pronephrie region of this embryo. T. H. BurtenD, recognizable condition of the organ. Left side The figure shows the earliest The following table gives the extent of the anterior segments: Right side 1,52—1,68 Ear 1,61—1,75? 1,76—1,89 it 1,82—1,95 1,91—1,104 mM 1,96—1,106 1,106—1,115 III 1,107—1,116 1,116—1,124 IV 1,117—1,124 1,125—1,133 Vi 1,125—1,133 1,134—1,143 VI 1,134—1,143 1,144—1,153 VII 1,144—1,153 1,154—2,4 VII 1,154— 2,4 2,5 —2,12 IX 2,5—2,13 2,13— 2,20 X 2,14—2,21 The total number of protovertebrae in this embryo was 23 or 24. The neurenteric canal was present in sections 2,126 to 2,134. Seg- ment XXIII extended over sections 2,96 to 2,101 (left side) and over 2,94 to 2,97 (right side). In this embryo the nephrotome region in segments III to X or XI is very prominent owing to the presence of large nephrocoels (Segmentalbläschen), which van Wie also noticed in Pristiurus embryos. These structures seem to be homologous with the so-called “innere Vornierenkämmerchen” of FELIX. An examination of the serial sections will reveal the fact that the earliest trace of the pronephros is a continuous, and not a segmental structure (as van WIJHE and Rückerr have claimed), which is quite as prominent in the inter-segmental regions as it is in the segmental regions. Embryo B. 31, mm long. 25 protovertebrae. Fixed in corrosive acetic, and stained in Boraxcarmine. Mounted upon 2 slides having 161 and 144 sections respectively. (The number before the comma in the table below indicates the number of the slide, the number after the comma is that of the particular section on the slide.) Left side 1,69—1,85 1,87—1,106 Ear I Right side 1,63—1,82 1,84—1,105 The pronephros of Scyllium canicula. 231 1,106—1,116 Il 1,106—1,117 1,113—1,123 III 1,117—1,126 1193-1191 IV 1,126 —1,135 1111140 V aad 1,140—1,147 VI 1,144—1,151 1,148—1,155 VII 1,151—1,160 1,155—2,2 VIII 1,160—2,5 29-910 IX 2,5—2,13 2 10—2,18 x 213—2,21 2,96 —2,99 XXV 2 99—9 102 The first gill-pouch is just appearing at this stage. The neur- enteric canal extends from 2,130—2,140. In the above table the sections which pass through any particular protovertebrae on each side of the body are defined. The difficulty in drawing up this table arises from the fact that there is some uncertainty in ascertaining the first body-segment as distinct from the last head-segment. Assuming that there is only one proto- vertebra in front of section 1,105, as the sections of this series seem to show, the pronephros begins in the region of segment VII on each side and extends back into segment IX or X. This ob- servation agrees with that of Ragz for Pristiurus. Whichever seg- ment of the body this may be, I think that I have been able to identify it in the succeeding stages and I have marked it as seg- ment VII throughout. Segmentalbläschen in segments IT?, III—XII or XIII. The kidney rudiment at this stage takes the form of a con- tinuous unsegmented groove or solid outgrowth of the somatic meso- derm of the lateral plate region. The Figs. 2—18 (Plates 18—19) show that the groove-like nature of the rudiment is most obvious in the region opposite the middle of a protovertebra, and the fact that the rudiment is situated in the lateral plate region is most obvious in sections passing between successive protovertebrae. The rudiment extends on the left side from about section 1,150 to 2,8 approximately: on the right side from about 1,151 to 2,21. Owing to the gradual rise to distinctness anteriorly and to the gradual loss of distinctness as we pass caudalwards, it is not easy to say with accuracy where the pronephros begins and ends at this stage. Perhaps this fact accounts for the slight discrepancies which are apparent upon an examination of the accounts of van WIJHE and RABL. 232 T. H. BuRLEND, There is no sign of a pronephric duct in this embryo. It will be noticed that the pronephros is confined to segments VII, VIII and IX on the left side, and to segments VII, VIIL IX and X on the right side. Plate 18, 19, Figs. 2 to 18 are photographs of sections 1,152 to 2,7 of this embryo; they extend over practically the whole length of the pronephric region, at least on the embryo’s left side. It has been stated that in these early Selachian embryos the protovertebra, nephrotome, and lateral plate regions of the mesoderm are as yet undifferentiated, and so the particular region which gives rise to the pronephric rudiment in Selachii is not clear. This is certainly not the case in Scyllium canicula, for the lateral plate region of the mesoderm is never segmented, whereas of the seg- mented portions, the nephrotome region is readily distinguishable on account of the fact that the nephrocoel is a much larger space than the myocoel above it. Embryo C. 3'/,—4 mm long. 26 protovertebrae. Six slides used in mounting, having respectively 97, 96, 97, 119, x, x, sections. Left side Right side 2,26—2,53 Ear 2,34—2,61 2,63— 3,4 I 2,68—3,2 3,4— 3,22 EF 3,2—3,25 3,22 —3,46 III 3,25—3,45 | 3,46—3,64 IV 3,45—3,63 3,64—3,81 V 3,63 — 3,83 3,81—4,1 VI 3,83 - 4,4 4,1—4,18 VII 4,4—4,921 4,18—4,35 VII 4,21—4,37 4,35 —4,49 IX 4,37— 4,53 4,49—4.,65 x 4,53—4,67 (This series of sections was cut much thinner than the others.) The primitive kidney groove is present on the left side from 4,1 to 4,60, viz. in segments VII, VIII, IX and X: on the right side the groove is present from 4,4 to 4,62, viz. in segments VII, VIII, IX and X also. The pronephric duct is not yet present. The blood- vessels are not yet formed. Segmentalbläschen in segments II?, III---XIII?. The pronephros of Scyllium canicula. 283 Embryo D. 41}, mm long. 26 or 27 protovertebrae visible. Fixed with corro- sive acetic and stained in Boraxcarmine. Mounted upon three slides having respectively 142, 132 and 113 sections. Left side Right side 1,65—1,86 Ear 1,59—1,79 1,95—1,106 I 1,94— 1,106 1,106— 1,117 II 1,107—1,115 1,117—1,128 III 1,116— 1,126 1,128—1,139 IV 1,127—1,136 © 1,139—2,6 V 1,137—2,4 2,6—2,16 VI 2,5 —2,14 2,16—2,24 VII 2,14—2,22 2,24—2,32 VIII 2,22—2,30 2,32—2,39 IX 2,30— 2,38 2,39— 2,47 X 2,38—2,45 3,6—3,9 XXVII 3,9—3,8 Two gill-pouches are present but not yet open: a third pouch is somewhat less advanced than the first two. Neurenteric canal 3,91— 3,102, Segmentalbläschen in segments I1?, IIIT—-XH, XIII? The first elear evidence of the left pronephrie rudiment is in section 2,19, and from this rudiment a duct separates off at 2,39 or 2,40 which continues back to section 2,69 in close relation with the ectoderm, but not fused with it. The “Vornierendrüse” itself may be noticed as far back as 2,44 (see Plates 19 to 21 Figs. 19 to 41). Hence the pronephros extends over segments VII, VIII, IX and the anterior part of X on the left side, and the duct extends back to the middle of seg. XIV. On the right side the kidney rudiment begins at 2,16, the duct separates off at 2,33 and ends at 2,69: there are traces of the pronephros as far back as 2,43. Thus segments VII—X comprise the pronephros region on this side also at this stage of development. The duct extends back to the middle of seg. XIV. The blood-vessels are in process of formation in this embryo. An examination of Figs. 19—41 will show that the splanchnic meso- derm of the lateral plate region is further away from the gut wall on the right side than it is on the left side. Thus is anticipated the formation of a blood-vessel, the arteria vitellina (or arteria 234 T. H. BurLEN», mesenterica of some writers) which is prominent in later stages of the development on the right side, and which seems to have an important influence upon the later stages of development of the right pronephros. Embryo E. 5 mm long. 28 or 29 protovertebrae. Mounted upon 3 slides having respectively 131, 147 and 141 sections. Segmentalbläschen in segs. II?, TII—XII or XIV. Left side Right side 1,72—1,93 Ear 1,75—1,93 —1,122 I 1,109— 1,124 1,122—1,128 II 1,124—2,1 1,128—2,10 LE 2,1 —2,12 2,10 —2,23 IV 2,12—2,25 2,23—2,33 V 2,25—2,34 2,34—2,43 VI 2,34—2,44 2,44— 2,52 VII 2,44 — 2,52 2,53—2,61 VIII 2,52—2,61 2,62—2,70 IX 2,61—-2,71 2,71—2,79 x 2,71—2,81 Neurenteric canal 3,127—3,134. The kidney rudiment, in the form of a groove in places and a solid outgrowth in others, is present on the left side from 2,44 to 2,67. The duct begins at 2,68 and ends at 2,115 (viz. end of seg- ment XV). On the right side the rudiment is present from 2,44 to about 2,72. The duct is separated from the underlying mesoderm from 2,67 to 2,105 (viz. end of segment XIV): The pronephros is confined in this embryo to segments VII, VIII and IX. Section 2,44 of this series (Fig. 42) corresponds closely with section 2,17 (Fig. 20) of embryo D, and seems to indicate the same region of the body. The pronephros appears therefore to become reduced in extent at a very early stage, and to end post- eriorly in segment IX. The only blood-vessel distinguishable is found in sections 2,51 and 2,52 (viz. between segs. VII and VIII) on the left and right sides. There may also be a branch from the aorta in 2,59 and 2,60. The pronephros of Scyllium canicula. 235 Embryo F. 51}, mm long. 41 protovertebrae. Mounted upon 3 slides having respectively 146, 147 and 151 sections. Left side Right side 1,79—1,100 Ear 1,69—1,90 — 1,126 Ti —1,117 1,126—1,137 II 1,118— 1,133 1,136 —2,4 III 1,130— 1,146 2,2—2,14 IV 1,144—2,11 2,13—2,26 V 2,10—2,24 2,26—2,37 VI 2,23—2,35 2,38—2,47 VII 2,35—2,46 2,47— 2,56 Avent 2,46—2,56 2,57—2,66 1X 2,56—2,66 2,65 — 2,78 xX 2,66—2,78 The tail of this embryo is cut obliquely: the neurenteric canal is present: there are 3 gill-pouches present but the last pair is not yet open to the exterior. From the condition and number of the pronephric arteries it is probable that the pronephros reaches its greatest development in this embryonic stage. The pronephros on the left side begins at 2,38, the duct becomes separated off at 2,66 and ends at 2,126. Hence the pronephros extends over segs. VII, VIII and IX: the duct reaches back to the middle of segment XVI. The right pronephros begins at 2.35 (approx.); the duct is separated from the mesoderm at 2,61, and ends at 2,122. Thus the pronephros has become still further reduced on the right side as compared with the condition in embryo E, and it now extends over VII, VIII and the front part of segment IX. Segmentalbläschen are present in segs. II?, III to about segment XIV. In this embryo the vitelline artery is well developed, beginning in section 2,30 and cut in many sections more posterior. Its upper wall compresses the splanchnic mesoderm against the somatic mesoderm lateral to the pronephros in places, and so tends to render the relations of the rudiment to the coelom less obvious. The position of the kidney rudiment, relative to the nephrotome and lateral plate regions, is also seen to change as one passes from the front end of the pronephros to the region where the duct separates off (cf. section 2,38 Fig. 50 with section 2,57 Fig. 69 right side). 236 T. H. Burtenp, Although embryo F has about 12 protovertebrae more than has embryo E the changes in the condition of the pronephros or its duct are not extensive during this interval in the development. Thus a comparison of embryos E and F shows that the pronephric duct has grown back over one segment, and the embryo has become longer only by '/; mm. The first pronephric artery on the right side is found in sections 2,34—2,37 (viz. between segs. VI and VII): the second artery is present in sections 2,42—2,46 (inclusive), viz. between segs. VII and VIII, whilst the third artery is a small one in sections 2,53 and 2,54 (viz. at the posterior end of somite VIII. On the left side there are indications of blood-vessels intersegmentally in the region between VI and VII, and at the front and hind ends of somite VII. Owing to the fact that the dorsal portion of each protovertebra tends to slope backwards, and also since the nephrotome region assumes an oblique position though originally vertical, it is necessary to take the front median limit of each somite in the nephrotome region as the original front end of each somite. By a careful comparison of Figs. 19 to 73, it will be seen that section 2,39 (Fig. 51) of this series corresponds with section 2,20 (Fig. 23) of Embryo D. See Plates 21 to 24, Figs. 43 to 73. Embryo G. 6 mm long. Stained in Boraxcarmine. Mounted upon 4 slides having respectively 97, 102, 116 and 150 sections. 45 protoverte- brae. Left side Right side 1,64— 1,854 Ear 1,65 —1,84 2,15—2,29 I 2,18— 2,28 2,30— 2,39 IT 2,29—2,40 2,40— 2,50 III 2,36— 2,51 2,51—2,60 IV 2,49—2,62 2,61 —2,68 V 2,60— 2,72 2,69—2,77 VI 2,11—2,80 2,18—2,87 VII 2,79—2,89 2,86—2,96 VII 2,88—2,96 2,94 — 3,2 IX 2,94—3,3 3,2—3,10 X 3,2—3,11 Segmentalbläschen in segs. II? III to XVI or XVIL On the left side the pronephros begins at 2,81; the duct becomes The pronephros of Scyllium canicula. 237 separate at 2,97 and ends at 3,56. The pronephros therefore extends over nearly the whole of segment VII, the whole of VIII, and the anterior region of IX; the duct extends as far back as the front end of XVII, there are traces of pronephric arteries between segments VI and VII, and at the front and hind ends of segment VIII. On the right side the first indication of the pronephros appears in section 2,80; the duct becomes distinct at 2,97, and ends at 3,76. Thus the pronephros occurs in segments VII, VIII, and the anterior region of IX: the duct has grown back as far as the beginning of XX. This is the only case in my embryos in which the duct on the left side is shorter than its fellow on the right side. Further examination of this embryo pointed to an irregular development of the duct on the left side, since it undoubtedly merged into the mesoderm posteriorly, in- stead of approximating in position to the ectoderm as in other cases. On the right side there is a small pronephric artery (in sects. 2,81 and 2,82, viz. between VI and VII), and a much larger artery in sections 2,87, 2,88 and 2,89, viz. between VII and VIII. There may also be the remains of a branch in sect. 2,95. I examined this embryo, as the others. in order to test the statement of Rickert and Ragz that the pronephros arises as metameric outgrowths from the mesoderm. Such a statement would require that intersegmental connections of somatic mesoderm with the pronephros are absent, also intersegmental nephrostomes. As I have elsewhere stated, there was equally as much evidence that the pronephros is formed from intersegmental structures as from seg- mental ones, and furthermore that the so-called “ostia” (potential nephrostomes of RABL) occur as frequently in the region between two segments as in the segments themselves. Again, there is no justification for speaking of tubules or of nephrostomes in any of the stages of Scyllium canicula earlier than Embryo I, because differentiation into tubules and duct does not occur before this stage. An inspection of the serial sections in the pronephric region of Embryos B, D and F, see Plates 18—24, is sufficient to convince one that the pronephric rudiment of Scylliwm (just as in Chrysemys) is of the nature of a primitive kidney groove, unsegmented in origin, and arising from the somatic mesoderm of the lateral plate region. The groove-like ancestral condition seems to be a more satisfactory explanation of all the conditions observed in the development of the pronephros in every Vertebrate yet described. See Plate 24 Fig. 74. 238 T. H. Burzenn, Embryo H. 6'/,, mm long. 45 or 46 protovertebrae. Mounted upon 6 slides having respectively 74, 74, 75, 75, 75 and 78 sections. Left side Right side 1,64—2,14 Ear 1,64—2,15 2,47—2,60 1 2,49— 2,62 2,61—3,1 II 2,63—3,1 3,2—3,11 III 3,2—3,12 3,12—3,22 IV 3,13—3,23 3,23— 3,32 V 3,23 — 3,33 3,33—3,43 VI 3,34 — 3,44 3,44—3,53 Vil 3,44—3,54 3,54—3,62 VIII 3,54—3,63 3,64—3.72 IX 3,64—3,73 3,74—4,7 x 3,73 —4,8 Segmentalbläschen in segs. IT?, III, — about XVI. On the left side the pronephros extends as far forwards as 3,44: the duct separates from the underlying mesoderm at 3,68, and ends at 5,23. Thus the pronephric somites are VII, VIII and anterior portion of IX: the duct has now grown back to the front end of XXIII. Traces of pronephric arteries in sections 3,42 to 3,46, and in 3,52 to 3,55. On the right side the rudiment begins at 3,45; the duct becomes distinct at 3,69, and ends at 5,13. Hence the organ occupies the same region of the body on each side in this embryo as in Embryo G, but the duct only reaches back to seg. XXI on the right side. The first right pronephric artery is present between VI and VII (sections 3,42—3,46) and the second in sections 3,52 to 3,55. Embryo I. 6'/, mm long, the tail end being much twisted. 67 or 68 proto- vertebrae. Mounted upon 3 slides having 174, 133, and 104 sections respectively. Left side Right side 1,86—1,113 Ear 1,87—1,113 1,155—1,166 I 1,155—1,165 1,165 — 2,5 II 1,164— 2,4 242,19 III 23-218 The pronephros of Scyllium canicula. 239 2, 18—2,98 IV 2,17—2,28 2,28 —2,38 Vv 2,27—2,39 2,38—2,48 VI 2,392.48 2,482.58 VII 2.49 2.58 2,57 — 2,67 VIII 2,59 —9,71 2,68—2,76 IX 2,72—2,82 2,77 2,84 x 2,82 — The first, second, third, and fourth gill-pouches are open to the exterior: the fifth pouch on each side is present, but still closed. On the left side the pronephros is visible as an open groove from 2,51 to 2,62. After this section the duct is closed off from the mesoderm, but has a solid connection with it as far back as 2,65. In 2,66 the duct is open to the coelom. In and behind 2,68 the duct has no connection with the coelom. There are no remains of arteries on this side. Thus there are two pronephric nephrostomes on this side, the first extending over the posterior part of VII, and the front part of VIII, whilst the second occupies a position in the posterior region of segment VIII. On the right side the pronephros is present as a groove from 2,51—2,59; shut off from the coelom but having a solid connection with it in 2,60, 2,61 and probably 2,62. There is a nephrotomie opening in 2,63, and a coelomic opening in 2,67 and in 2,68, but in the intervening sections only a solid connection between duct and coelom exists. After 2,68 the duct is not connected with the coelom. Hence we have on the right side at this stage: first nephrostome — greater part of VII and anterior part of VIII second nephrostome — middle of VIII (opens into nephrotome), third nephrostome — posterior end of VIII. The vitelline artery in this Embryo can be seen in the series of sections shown on Plates 24 to 25 (Figs. 75 to 85). Embryo J. 7!/, mm long. Fixed in sublimate acetic. Stained with DELAFIELD’s Haematoxylin, and Eosin in abs. alcohol. Mounted the sections upon 8 slides, having respectively 59, 56, 56, 59, 53, 48, 52 and 48 sections. About 70 protovertebrae present. 240 T. H. Burtenp, Left side Right side 2,16— 2,37 Ear 2,17—2,37 — 3,26 I — 3,27 3,28—3,37 IT 3,31—3,39 3,39—3,49 III 3,40—3,51 3,50—4,6 IV 3,53 — 4,7 4,7—4,16 V 4,8—4,19 4,18—4,26 VI 4,21—4,28 4,28—4,35 VII 4,30—4,37 4,36 —4,43 VIII 4,39 —4,46 4,45—4,52 IX 4,49 —4,55 The first four gill-clefts on each side are open and the fifth is nearly open. On the left side the pronephros extends as an open groove from 4,32 to 4,38. In sections 4,39, 4,40 and 4,41 the groove is practically closed off from the coelom, but has a solid connection with it. Again in the next two sections 4,42 and 4,43 the groove is open; in 4,44 and all succeeding sections the duct is distinct from the mesoderm. The nephrostomes on this side are: first nephrostome opposite post. portion of VII and ant. portion of VIII second nephrostome opposite the post. end of VIII. On the right side there is an open pronephric groove of the coelomie wall from 4,32 to 4,39. This is almost closed in 4,40, and opens into the lower end of the nephrotome. The groove is closed in 4,41, open in 4,42, and again in 4,43. The groove is completely closed and not joined even by a solid connection with the coelom in and after 4,44. Hence there are the remains of two nephrostomes at this stage on the right side: first opening greater part of VII and ant. end of VIII second opening middle of VIII. There seems to be no trace of an aortic branch to the pronephros on the left side. On the right side the aorta bulges out at 4,28 onwards to 4,34, where its wall fuses with that of the gut. From 4,35 to 4,41 the aorta passes into a large vitelline artery. Behind 4,42 the vitelline artery is not sectioned proximally. The Pronephros of Seyllium canicula. 241 Embryo K. 10 mm long. Sectioned and mounted upon 7 slides having 105, 105, 105, 106, 105, 105, 105 sections respectively. Left side Right side 2,25 —2,56 Ear 2,20— 2,48 2,92— 2,102 I 2,86 —2,95 2,103—3,10 IT 2,96—3,4 3,12— 3,23 II 3,6—3,19 3,25 —3,35 IV 3,20—3,32 3,37— 3,48 M 3,33—3,44 3,49—3,58 VI 3,45—3,56 3,60— 3,68 VII 3,57— 3,66 3,69—3,78 VIII 3,67—3,76 3,79— IX 3,77 — The first four gill-clefts on each side are open, and the fifth cleft is nearly open. On the left side the front end of the pronephrie structure con- sists of an open groove of the coelomic epithelium from 3,64—3,70. This is obviously the first nephrostome and is situated in the post- erior region of the seventh somite. The groove is closed, but has a solid connection with the coelomic epithelium in 3,71 to 3,74, whilst in and after section 3,75 the pronephric duct has neither an opening into, nor a solid connection with, the coelom. Hence it appears that the only opening to persist as the Müllerian duct coelomic opening on the left side is the first nephrostome, and the tubule becomes the extreme anterior end of the Müllerian duct. In embryo J the nephrostome of this tubule was not confined to the seventh segment, but extended into the anterior region of the eighth segment also: that part of the nephrostome which extended into the eighth segment in the last-mentioned embryo is now closed up, while the second nephrostome, present in the posterior region of segment VIII in embryos I and J has now completely atrophied. On the right side the first nephrostome is in the form of an open coelomic groove from 3,64 to 3,69. The groove is closed, but has a solid connection with the coelomic epithelium in 3,70. In and after 3,71 the duct is quite free from the coelomic lining. From a comparison with the condition in embryos I and J it will be seen that it is the first nephrostome which persists, viz. that which ex- 242 T. H. BurLEN», tends over the posterior part of segment VII and the anterior part of segment VIII. The second tubule and its nephrostome atrophy. The vascular supply to the kidney may be observed on the right side only: 3,52—3,69 aorta bulges out ventrally; 3,54 the aortic out-growth fuses with the gut-wall; 3.55—3,63 vitelline artery is cut longitudinally ; As \ the proximal end of the artery now seen in this section; 3,66—3,67 a vascular outgrowth (glomus) of the vitelline artery projects into the coelom opposite the right pronephros; 3,68, 69, 70 the vascular outgrowth fuses with somatic mesoderm in pronephric region and receives a branch from the aorta. (See Plate 25 Figs. 86—96.) A resumé of the development and degeneration of the pronephros in Seyllium canicula as indicated by my series of embryos A to K can be most conveniently given in tabular form (see page 243). From the table it will be seen that the pronephros in Scyllium canicula first appears at the time when 24 or 25 proto- vertebrae are present; the formation of the pronephric duct behind the pronephros can be traced back to the time when about 27 proto- vertebrae are present; the pronephros and its duct arise out of the some rudiment; the left pronephric duct grows back more quickly, at least for a time, than the duct on the right side; the pronephros on each side never extends over more than four segments, and be- comes limited very soon to three segments; the pronephric region comprises the metaotic segments VII, VIII, IX and X at first, and at a later period VII, VIII (and IX) only; nephrostomes become recognizable at a comparatively late period in the development; the nephrostomes, and the blood-vessels between, are not metameric; the blood-vessels on the left side of the body are undeveloped; the ne- phrostomes atrophy from behind forwards until one only on each side (in segment VII) persists as the coelomic opening of the Miillerian duct. The atrophy of the pronephric arteries is dealt with below. 243 cula. lum canı The pronephros of Seyll (1Tews ‘A) pu ST 4s] IST (eus pug 98T 4s] IIRUS pag SIR] pug UTUIPOUL 4sT TTews pag 9.618] pug 9.5.18] 10 WNIPIU ys] solo (4) pag pug won | duo auou auou (4) pug (é) ast (4) pak | PUG (2) 4s] (4) pag pug (4) asT SAL19 JAB pag pug 3991 waysks aunose A 0} Ajıwau [XX Jo puta 0) XX 30 pus QUOIF 09 AX Jo pus 0] ATX 30 PU 07 AIX 30 appıuı 01 2980 0} Afıeau e9eopd 07 Afıwau BIVOTD ' youp onydou -O1d Jysıy VIRO[D 0} Afıwau BIVOTO 0} Apaeou 22V0[0 or Ajivou I1IXX 30 pu9 Y1roay 04 IIAX 30 pula QUOI 0} IAX 30 9JPHIU 01 AX 40 pus 0] AIX jo A[PPIU 0] pup ouqdau -oad JJ9'T IIIA 30 PU9 LOLI} Ue UT SUISO[O : II A JO pus 101197s0d amMojsorydau 4s] ITIA 30 9[pprat UT pug IITA 30 pus IOTI9JUE pue JJA UI auLojsorydeu 4s] IIIA 30 pus 78 pag IITA 30 9[PPIU UT pug IIIA 30 pus gorıoJue — TJ A UI X ‘ amogsomdau ST (uoryıod 101H19Jue) Ke MIA WA (uorgiod xortojue) DTA SINN (uorıod 1orreque) ARENA NEN Silas CSI A (uoryrod 401419qu®) FN LANTA ee TEEN sorqdauotg JULY suriwadde gsnl sorydauorg IIIA 39 pus IONIQUE UL Sursop :ITA Jo Jıed toresod ‘oyo1d 9wmojsoaydau 7857| +02, (4) IIIA JO wed aorıa9sod pug TITA JO Wed 1oroque IIA 30 gard 1017193504 aUoJsoIydau 4s] IIIA Jo red atortaysod ur pug IIIA JO dvd xortaque ITA 30 Jıed st0t193s0d — moIsorydeu 4s] (uor10d 101193u®) XI ‘TITA ‘TIA XI JO Jey Ioroque IITA ‘ITA JO Jey “ysod XD OAs nea (qavd 10119908) XT TITA ‘ITA (uorqaod 1oroJue) ; X ‘XI TITA ‘ITA JO saved 1078045 X XI IIIA IIA XI jo qed 19729415 XI _IITA TTAITITA “TIA 30 avd ouais sorydauorg 979] ‘0301 02 qnoqe ‘oq 01 89 10 29 ‘oJo4d 97 10 CP ‘oyold GF ‘07014 IF -oyoud 65 10 88 ‘oj oad La 10 9G ‘0J01d 92 ‘oyoad cz ‘07014 SUOL OT 1181) ig WU 4 co Nam | abe Be Hase ©) FER OR ce < SRE où aS bd 2 aq <4 = ler) TE à N CLIQUE — 244 T. H. Burtenp, Comparison of the main results with those of RÜCKERT, VAN WIJHE, C. RABL, and LAGUESSE. First appearance ofthe pronephric rudiment. In Scyllium canicula the first traces of a pronephros are to be found in embryos with 24 or 25 protovertebrae, in which the first gill-pouch is present, but not yet open. This agrees closely with the work of C. Rast on Pristiurus, in which the first trace of a pronephros is found in embryos with from 25 to 27 protovertebrae: van Wine gives 27 protovertebrae as the stage of the first ap- pearance in Pristiurus. This corresponds to stage H of Bazrour for Pristiurus, in which the first gill-cleft is nearly open (RÜCKERT, VAN WIJHE). In Torpedo the pronephros first appears at stage J of BALFOUR (RÜCKERT). | In Acanthias embryos LAGUESSE saw the first indications of the rudiment in embryos with about 37 protovertebrae, whereas GREGORY saw them in an embryo with 25 somites. Position of the pronephric rudiment. On this point there is a certain amount of difference in the accounts of various authors, even when dealing with the same species. This variation is probably due to two causes: 1. The slight individual variations which may occur in a species, particularly if the embryos are slightly abnormal, as is of frequent occurrence when artificially reared. 2. The different interpretations possible of the precise limits of the pronephros. Considering the mesodermal outgrowth: in Seyllium canicula it occurs on each side in the region opposite the seventh to the tenth metaotic protovertebra. Rasu’s account for Pristiurus agrees with my own for Scyllium: RaBz also states that the pronephros may exceptionally be limited to three segments — “nur in seltenen Aus- nahmefällen beträgt die Zahl der Vornierensegmente bloß drei”. Van Wie says that the fourth apparent protovertebra in the early embryo is really the first trunk-segment, and he concludes that in a Pristiurus embryo with 27 somites the pronephros is situated in the hinder part of the third, the whole of the fourth The pronephros of Scyllium canicula. 245 and the front part of the fifth trunk-somites. Thus “Die drei vordersten, wohlbegrenzten Somite gehören also dem Kopfe an und erst das vierte ist das vorderste Rumpfsomit.... Der Pronephros... erscheint nämlich als eine Ausstülpung der Somatopleura im blasenförmig auf- getriebenen unteren Teile des dritten, vierten und fünften Rumpf- somites.” Hence we are led to the conclusion that the rudiment in Pristiurus is situated in the sixth, seventh, and eighth metaotic seg- ments, although van Wuune’s figures clearly show it to be in the seventh, eighth, and ninth metaotic segments. RaBz noticed this discrepancy in van Wunes account also. Moreover the last-menti- oned author states that in a Scyllium canicula embryo with 60 somites the pronephros has shrunk into the fifth trunk-segment, viz. the eighth metaotic. In my embryo I (with 67 or 68 protovertebrae) I still find the pronephros in segments VII and VIII. LaGuEsse found the pronephros in segments VII, VIII, IX, and X in embryos of Acanthias. The pronephros extends over: in Pristiurus 5 segments according to RÜCKERT, 4 segments RABL, 3 segments VAN WIJHE, in Seyllium catulus 5 segments _ RÜCKERT, 3 segments VAN WIJHE, in Acanthias 4 segments LAGUESSE, 6 segments (GREGORY, in Torpedo 7 segments RÜCKERT, in Raja clavata 3—5 segments VAN WIJHE, in Raja alba 8 segments RABL. Van WiHE also noticed that in these early embryos, at least in Pristiurus, the nephrocoel is a swollen cavity in the first 13 metaotic ‘somites, in stage H of Bazrour. In embryos with 31 somites they are still further extended, but have quite disappeared in embryos with 35 somites: I find these Segmentalbläschen present at a much later stage in Scyllium. They appear to correspond to the cavities which, in the mesonephric region become the malpighian capsules, and they most probably represent transitory pronephric rudiments in the anterior body-segments. Van WIJHE says that these struc- tures are transitory and take no part in forming the Selachian excretory system. RaBz does not appear to mention these Segmental- bläschen. 16* 246 T. H. Burtenp, With regard to the first pronephric segment: for Torpedo Rickert gives the sixth or seventh, Pristiurus VAN WIJHE sixth ?, Rash seventh, Acanthias LAGUESSE seventh. In this respect Scyllium agrees with Pristiurus and Acanthias. Nature of the pronephric rudiment. Undoubtedly the conclusions of RÜCKERT, van WIJHE and C. RaBz have played an important rôle in the formulation of theoretical interpretations of kidney development, and upon the relationship between the pro-, meso- and meta-nephros. It seems to me rather unfortunate that their conclusions, by no means un- animous, have not been confirmed or reconciled. In the first place, the exact origin of the rudiment is by no means clear. The term “Urwirbel” which these writers used had not quite the meaning which it has today. Thus BALFOUR, in his account of Elasmobranch development writes as follows: “The cavity in each of the protovertebrae is formed of a narrowed dorsal and a dilated ventral segment, the latter on the level of the dorsal aorta”. The protovertebra is the structure which German authors call the “Urwirbel”; the dilated ventral cavity is what has been described as the Segmentalbläschen by van Wie, and is the cavity of the nephrotome, a structure which Srpewick first discovered in the chick. Rast, like Batrour, seems to include the Urwirbel- kommunikation in the term Urwirbel. Thus — “Als Urwirbel- kommunikationen habe ich im Vorhergehenden die ventralen Theile der Urwirbel bezeichnet, welche zur Verbindung mit den Seiten- platten dienen. Rückerr hat dafür den Namen Nephrotome ein- geführt; da aber, wie wir sehen werden, nur ein ganz bestimmter Abschnitt der Urwirbelkommunikationen zu den Urnierenkanälchen wird, und da ferner auch nicht alle Urwirbelkommunikationen diese Umbildung erfahren, so erscheint mir die von RÜCKERT eingeführte Bezeichnung nicht zutreffend”. — What RaBz meant by “Urwirbel”, Ferix speaks of as “primäre Ursegment”, and this later becomes differentiated into a “secundäres Ursegment” and a Nephrotome. Whatever interpretation. we put upon the use of the term “Urwirbel” as used by Rast, his statement that the pronephros arises from it is incorrect, since the Urwirbel is always metameric The pronephros of Scyllium canicula. 247 in the anterior region of the body of Vertebrate embryos, while the pronephros springs from the somatic mesoderm ventral to the meta- meric portion of the mesoderm. Rickert (Boverı also used RückKErT’s preparations) believed that the pronephros in Pristiurus and Torpedo fuses with, and receives cells from, the ectoderm, but this has been disproved by van WIJHE and Ragr. It is still more unlikely that RÜCKERT saw the prone- phrie tubules fuse with one another distally to produce a Sammel- rohr, since neither van Wine nor RABz have been able to verify this statement. The two last-mentioned authors do not however deny that this may happen, and Ragr's description is in favour of such a process. Thus RaBz says — “sie giebt sich darin zu er- kennen, daß in drei auf einander folgenden Segmenten die laterale Urwirbellamelle unmittelbar vor ihrem Übergang in die parietale Seitenplatte gegen das Ektoderm etwas vorgewölbt ist.” — A little later he says — “Da die einzelnen Urwirbel unmittelbar auf ein- ander folgen und dweh keine irgendwie in Betracht kommenden Zwischenräume getrennt sind, so bilden die Herwölbungen einen kontinuirlichen, sich über vier Segmente erstreckenden Wulst; ich will diesen Wulst als Vornierenwulst bezeichnen”. One might reasonably expect from Ragr’s account of the earliest stages of the pronephros to find some of his figures, either of trans- verse or horizontal sections, showing this metameric condition. None of Ragr’s figures show this, neither do those of van WisHE, although the latter wrote — “In den Stadien mit 35—45 Somiten verwischt sich die Segmentirung des Pronephros dadurch, daß sich segmental die Kerne in seinem Innern vermehren, wodurch er ganz solid wird. Doch kann man bei genauer Beobachtung zwar kein Lumen mehr, aber wohl eine Differenz in seinen Querschnitten, welche durch die Mitte der Segmente und solche, welche zwischen denselben geführt sind, erkennen, da die Zahl der Kerne in den ersteren immer geringer ist”. Van Wısue’s figures do not illustrate this point: RaBz has however, attempted to show the tubule ostia — the first indications of the nephrostomes — which are presumably situated opposite the middle of the protovertebrae, as for example tab. 13 fig. 8, in which the ostium is indicated by the arrangement of the nuclei. Surely Rast relied to some extent upon his imagination in deter- mining the position of the ostia!! Again, fig. 16 on the same plate shows the fourth pronephric ostium (van Wine speaks of three 248 T. H. Buruenp, only) which ought to be segmental in position, yet the section con- taining it passes between the ninth and tenth somites. Rasu himself admitted that the pronephric “Anlage” may be quite prominent intersegmentally. It seems that a groove-like origin of the rudiment is much more in accordance with the earliest appearance of the Selachian kidney, and that it is not possible to distinguish nephro- stomes until a later period. A series of successive sections of the pronephros in all early stages shows that the structure is un- doubtedly unsegmented and continuous. Such a view certainly appears more satisfactory than that of Rast, to accord with which such a statement as the following is made — “The number of tubules exactly corresponds with the number of somites over which the pronephros extends. The occurrence of more than the corresponding number of tubules as regard the somites, is explained as due to degeneration setting in early”. The so-called Sammelgang (Sammelrohr). Rast alone describes this, van WIJHE did not apparently notice it. A careful examination of my sections has not revealed any structure such as-is shown in Rast’s figs. 3, 6, 11 etc. on tab. 13. The incipient pronephric duct (in the pronephric region) is quite indistinguishable from the remainder of the “Anlage” in the earlier stages. On this matter RABz writes — “In der That verbindet dieser Strang (Vornierenstrang) die Kuppen der einzelnen Hervorwülbungen der lateralen Mesodermlamelle, aus denen der ganze Vornieren- wulst zusammengesetzt ist” — though somewhat earlier he writes — “dabei geht er (Strang) mit diesem (Wulst) mehrfache Ver- bindungen ein”. — Why are these connections numerous, instead of being metameric ? Van WiIJHE, on the other hand, says that the Sammelgang in Pristiurus is formed from the first along with the tubules out of mesoderm. Both van WusHeE and Rast tried to show that the pronephric tubules are directed towards one another distally, thus suggesting a fusion of their outer ends: but even in this no uniformity in the behaviour of the tubules could be detected. RaBz states that the anterior ones are usually directed caudalwards, the middle ones lateralwards and the posterior ones cranialwards; but the posterior tubules may be directed lateralwards (RaBz) and the anterior ones cranialwards (van WIJHE). If it be true that the tubules are undifferentiated at The pronephros of Seyllium canicula. 249 the stage referred to, the statements of van Wine and Rast only * imply that the pronephros is usually most prominent in its middle region. Rabu ascribes to the Sammelgang of Pristiurus a much greater independence, since it can (he says) grow out both cranialwards and caudalwards of itself. The Sammelgang need not join all the prone- phric rudiments, for it may happen that the first pronephric rudi- ment grows out as “primäre Harnleiter”, and the other rudiments join with it later. My observations on Scyllium canicula point to the belief that the pronephric tubules and duct arise simultaneously in the region of the seventh, eighth, ninth (and tenth?) metaotic protovertebrae, and that it is at a much later period — between the stage of 50 and 60 protovertebrae — that a differentiation occurs into tubules proximally, and duct (Sammelgang) distally. The origin and growth of the pronephric duct and its junction with the cloaca. The portion of the pronephric duct which Feuıx calls the “mesodermale Endabschnitt” is said to arise in connection with, and by the backward growth of, the Sammelgang. RÜCKERT gives the beginning of this process in Torpedo at the four still-closed gill-pouch stage. In Pristiurus it begins, at the end of stage H (BALFOUR) viz. in embryos with 35 somites, at first only on one side (vax WIJHE, 1889), Rasy first notices its origin in Pristiurus embryos with 40 somites. As regards its growth opinions are quite opposed: VAN WIJHE, 1886 to 1898 the hind end of the Sammelgang Bearp, 1887 | LA El pe with the ectoderm: back- Happox, 1887 ne ward growth is effected by Rickert, 1888 splitting off of cells from the LAGUESsE, 1891 | ectoderm. Rickert |say that the primary “Harnleiter” is derived from the LAGUESSE | ectoderm only. VAN WIJHE derives it from ecto- and mesoderm. Thus he says — “Wer die Entstehung des Ganges aus dem Ektoderm annimmt, wie eine solche von den meisten neueren Forschern für verschiedene Wirbelthierklassen angegeben wird, der muss nach meiner Ansicht als erste Anlage des Ganges die Stelle 250 T. H. Burtenp, betrachten, wo der Pronephros zuerst mit der Haut verschmitzt. Dieselbe liegt ungefähr lateral vom Hinterende der erwähnten Drüse”. — Rast says that the duct is entirely mesodermal, and grows by its own increase, owing to active karyokinesis (cf. Bazrour, 1878). GREGORY, 1892, ascribes a double origin to the duct: 1. by a splitting from the ectoderm, 2. by its own increase. I have noticed karyokinesis going on in the growing duct, but not of such a nature as to suggest that this is the means by which the duct grows backwards: although a close contiguity exists between the ectoderm and duct, yet my observations are quite in accordance with those of RABL in that he believed the duct to be entirely mesodermal in origin. The duct is quite distinct from the ectoderm near its posterior end and seems to merge into the mesoderm; the duct stains like the mesoderm, not like the ectoderm; there are many traces of a wandering of mesoderm cells from the somatic layer of the mesoderm to the duct as the latter grows caudalwards. Furthermore, in the case of my embryo G the duct on the left side appears to be abnormal in growth, since it only extends as far back as segment XVII, whereas on the right side the duct has grown back to segment XX. In this case the left pronephric duct clearly seems to end intersegmentally in the somatic mesoderm. Unlike Rickert for Torpedo, and RaBz for Pristiurus, I find that the right duct almost invariably lags behind the left in back- ward growth. It may be that Rası meant the right side of his figures, viz. the left side of his embryos, when speaking of this back- ward growth! Rickert stated that in Torpedo the duct separates from the ectoderm at the level of the cloaca and grows into the latter. VAN WIJHE said that the caudal end of the duct fused with the cloaca and the ectoderm. He found the duct still ending blindly in a 30 mm long Pristiurus embryo. Rast, however, found that in both male and female embryos of 25,3 mm the duct on each side ended in a papilla of the cloacal wall dorsally, but that it did not open into the cloaca. So far as I am able to gather from my sec- tions, the pronephric duct is derived from the mesoderm, and be- comes identical with this layer in the region of, or a little way in front of, the neurenteric canal. Thus there is no question of a structure — the duct — being derived from one germinal layer and later The pronephros of Seyllium canicula. 251 fusing with another germinal layer, and furthermore we have a reasonable explanation of the like origin of both Sammelgang and Endabschnitt portions of the duct, the latter having suffered an arrested development, while the opening of the duct posteriorly — in a region where all the three germinal layers were primitively continuous — is not so improbable as are the earlier interpretations of the growth and relations of the pronephric duct. The greatest development of the pronephros. The pronephros never becomes so prominent in Selachii as it does for example in Amphibians: in Torpedo the structure extends over 7 segments and is greatest and thickest at the stage when four gill-pouches are present, but still closed. Tubule 5 is the largest, each tubule in front of it being somewhat smaller than the one immediately behind; tubules 6 and 7 are rather smaller than 5 (Rickert). In Pristiurus the pronephros is largest at the 40—45 somite stage (Rabu). The pronephros probably reaches its greatest development in Scyllium canicula at the 40—45 somite stage also. The filtratory apparatus. Rasy gives an excellent account of the pronephric blood-supply in Pristiurus: from the aorta transversely directed vessels pass off in the pronephric region inter-segmentally, and these open into the arteria vitellina (Rabi) or arteria umbilicalis (PAun Mayer). The number of these pronephric arteries varies in Selachii in the same way as do the tubules: thus Pristiurus has 4 tubules, 4 arteries, Torpedo has 7 tubules, 7 arteries, and in Seyllium canicula 3 tubules, a arteries. The arteries develop on the right side only: on the left side there are corresponding outpushings of the aorta which never mature, and soon disappear. On the right side also a degeneration of the arteries soon sets in, and at a later stage one artery — which be- comes the vitelline artery — is alone present. But whereas RABz has stated that the vitelline artery arises by the fusion of pro- 252 T. H. BURLEND, nephric arteries 2 and 3, whilst 1 and 4 may or may not take part, RÜCKERT and van Wine said that the arteries abort until one alone remains, and this becomes the vitelline artery. In Seyllium canicula it would appear that artery 1 usually persists and gives rise to the vitelline artery (see embryos I and J), although artery 2 may take part in its formation, at least for some time after 3 has disappeared. In most other respects my observations are in agreement with those of Rast, though I believe that the pronephric arteries are not segmental in position but are situated between the tubules. Moreover I have never found 4 nephrostomes on each side or 4 pronephric arteries in Scyllium canicula. Left Right Left Right L Section 2.38 Left Right 2.48 243 a 2.53 47 2.48 2.58 5 à ı one 3.52 a YA à D 3.57 T Fig. A (EmbryoE). Fig. B (Embryo F). Fig. D (Embryo H). nephrostome Left Richt I 4.32 ; neph. | 4.371 neph 5 ; 4426 de a : prea ry: 447 : $e: 3.79\ i Fig. E (Embryo I). Fig. F (Embryo J). Fig. G (Embryo K). NB. Although these diagrams are drawn to scale so as to give the pro- portions of blood-vessels, nephrostomes and ducts longitudinally, this does not apply to their transverse proportions. Thus the aorta would have to be represented as many times wider than the pronephric arteries, if it were drawn to scale. In order to verify my results on the condition of the pronephros and its blood-supply at different stages, I plotted out upon squared paper (one division to a section), the relative positions of arteries and nephrostomes, as soon as they could be recognized, of the pro- nephros of Scyllium, thus adopting the method employed by Rast. The Textfigures A to G illustrate the condition of the pronephric arteries and nephrostomes in embryos E—K. The pronephros of Scyllium canicula. 253 The figures show that the nephrostomes first become distinguish- able on the left side in embryo I; the disappearance of the second is probable from the condition in Fig. G. On the right side there are three nephrostomes visible in I; two only in J, the third having closed up; and only one in K, the second showing signs of recent closure, since there is a solid connection between the pronephric duct and the coelom in the region previously occupied by the second tubule. Hence it appears that in Scyllium canicula the coelomic opening of the oviduct is due to the persistence of the groove-like nephrostome, which is originally situated in the greater part of segment VII and which may also extend into the extreme front end of segment VIII. Nephrostome 2 (which atrophies later) is situated near the posterior end of segment VIII (left side), and about the middle of, VIII (right side); whilst nephrostome 3 (which atrophies early) is present on the right side only in the posterior region of segment VIII. The vascular system is also instructive: embryo F appears to present the most highly developed condition, with three aortic branches on each? side arranged approximately in the following position: arteries on right side 1. in front of somite VII 2. at the anterior end of somite VIII 3. in the posterior region of VIII. Thus the arteries alternate with the nephrostomes when the latter appear. In embryo K the second right pronephric artery persists some- what longer than it does in embryos I and J, and it may be that this artery (between nephrostomes 1 and 2) persists sufficiently long to be instrumental in effecting the closure of the second nephrostome. At any rate, the first pronephric artery is alone important in the formation of the vitelline artery. Hence my conclusions resemble those of RÜCKERT and van WIJHE, and conflict with those of Rann, with regard to the degenerative changes in the Selachian pronephros. Rast writes “Diese Tatsache ist van Wine und Rickert ganz entgangen; beide leiten die Dotter- arterie von einer einzigen Vornierenarterie ab und lassen die anderen zugrunde gehen. Ich habe guten Grund zu der Annahme, dab für Torpedo ganz ähnliches gilt wie für Pristiurus”. An examination of RagL's text-figures leads me to doubt his reason for saying that the 294 T. H. Burvenp, first tubule disappears: I feel convinced that this does not happen in Seylliwm. With regard to the relation of the glomus to the pronephros, vAN WisHE noticed that a fusion takes place between the former and the lip of the second pronephric nephrostome. Thus “Auf der linken Seite des Embryo mit 71 Somiten (rechte Seite der Figur) sieht man (fig. 6c) die Stelle, wo der Strang von der dorsalen Lippe am Hinterrande des ersten Ostiums (welches 2 Schnitte vorher, fig. 6a, sichtbar ist) hinunterzieht; auf dem nächsten Schnitt (fig. 6d) hängt der Strang fast frei und auf dem folgenden (fig. 6e) ganz frei in der Leibeshöhle, während er darauf (fig. 6f) in die ventrale Lippe des zweiten Ostiums übergeht”. The fusion of the glomus with the somatic mesoderm in or below the pronephric region is not so marked as in Chrysemys; this process is almost certainly related to the evolution of mesonephros from pronephros. Degeneration of the pronephros. Ras has supplied us with a detailed description of this process. It consists of a caudo-cranial shortening of the pronephric region, on the left side more quickly than on the right. At last only one tubule on each remains, and this becomes the coelomic opening of the Müllerian duct. Later, the two openings fuse to form the ostium tubae. Van Wine and RaBz say that the persistent tubule is formed from the fusion of tubules 3 and 4: the process is variable, but it must be either the front or hinder tubules which atrophy. RückerT believed that one of the middle tubules on each side alone gives rise to the front end of the Miillerian duct. In Seyllium canicula it is the first pronephric tubule on each side which persists. Van WiuyHeE and Rabu base their conclusions upon the fact that they find the pronephric tubule ostia become closer together in later development. Thus van WiJHE writes, speaking of an embryo of Scyllium canicula with 57 somites, “Das Organ liegt nämlich nur im hinteren Teile des dritten, dem ganzen vierten und dem vordersten Teile des fünften Rumpfsegmentes. Die spaltförmigen Ostia, von welchen das mittlere auch später immer das größte ist, haben sich in die Länge gezogen und sind dadurch einander genähert; zwischen dem ersten und zweiten sowie zwischen dem zweiten und dritten Ostium fallen je nur 2—3 Schnitte, so dass dieselben der Verschmel- zung nahe sind”. This conclusion is not justifiable, as I will now explain. If van WısHE had counted the protovertebrae in the pro- - The pronephros of Seyllium canicula. 255 nephric region at this stage he would have found that the tubules are never segmentally arranged; that there is a solid connection between ostium 1 and 2, and between 2 and 3; in other words, the ostia are formed by the persistence of a cavity at intervals in a primitive pronephric groove, and not by the hollowing out of meta- meric pronephric rudiments. RaBz made figures of the successive conditions of the pronephros: his conclusions seem to be unsatisfactory because he has not rejected the condition in some of his embryos as abnormal. Thus his text-figure 9, as compared with the figs. which precede and succeed it, appears to represent an abnormal condition. Moreover I have been able to demonstrate that the tubules 2 and 3, if the latter be present, become closed off from the coelom, because traces of this closure persist for a short time as a solid connection with the peritoneum (cf. figs. 75 to 96). The fusion of the tubules begins, according to Ras, in a Pristiurus embryo with 62 somites, and is complete on the right side at the 78 somite stage: on the left side it is not complete until the 94 somite stage at the earliest, and it may be delayed until the embryo is 19 mm long. In Scyllium canicula the third nephrostome disappears on the right side between the stages of 68 and 70 proto- vertebrae: the second nephrostome on each side seems to atrophy before the embryo is 10 mm long. Theoretical conclusions reached from a study of the pronephros in the Dogfish as compared with the existing views on the pronephros in Vertebrates. The existing views upon the pronephros have been summarized in an earlier paper (The pronephros of Chrysemys marginata). I will therefore briefly summarize any conclusions of importance, which a study of the pronephros in the Dogfish seems to support. The pronephros is at first a continuous non-metameric structure originating as a groove in the somatic layer of the lateral plate mesoderm, not as metameric outgrowths in the protovertebra region. Both the portion which gives rise to tubules, and the portion which gives rise to the “Sammelgang” arise at the same time, and from the same rudiment. The whole of the pronephric duct is probably of the same nature as the “Sammelgang”, but has a modified development owing to its later appearance: it is entirely mesodermal in origin. 256 T. H. Burtenp, The mesonephric tubules have a development still more arrested than is that of the duct into which they open; they have a dual constitution, one portion (malpighian capsule) arising from the nephrotome, and the rest consisting of a pronephric tubule which is modified by the environment. Although there is a regular metamerism in the anterior region of the mesonephros, the pronephros is not metameric. The following considerations militate against the view that the pronephros is a {larval excretory organ of definite extent and com- parable to the larval organ of many Invertebrates. The region which gives rise to the functional pronephros is somewhat variable in position and extent in different, though closely allied species, and even within the same species; the pronephros is of greater extent in lower Vertebrates than it is in higher forms generally speaking, although there are noticeable cases (like that of the Dogfish) where this is not the case; the organ is a prominent functional structure for a comparatively long period in some Vertebrates (Myxine, Chrysemys etc.) whilst in others (Dogfish) its functional activity is of very limited duration apparently. The pronephros of Scyllium canicula. 257 Literature. BEARD, J., The origin of the segmental duct in Elasmobranchs, in: Anat. Anz., Vol. 2, 1887. GREGORY, E. R., Origin of the pronephrie duct in Selachians, in: Zool. Bull., Vol. 5, 1897. LAGUESSE, E., Sur le développement du mésenchyme et du pro- nephros chez les Selaciens, in: CR. Soc. Biol. (9), Vol. 3, 1891. RaBz, C., Ueber die Entwicklung des Urogenitalsystems der Se- lachier, in: Morphol. Jahrb., Vol. 24, 1896. RÜCKERT, J., Ueber die Entstehung der Excretionsorgane bei Se- lachiern, in: Arch. Anat. Entw., 1888. — , Zur Entwicklung des Excretionssystems der Selachier, in: Zool. Anz., Jg. 12, 1889. —, Die Entwickelung der Excretionsorgane, in: Ergebn. Anat. Entw., Vol. 1 (Lit. 1891), 1892. VAN WIJHE, J. W., Die Beteiligung des Ektoderms an der Ent- wicklung des Vornierenganges, in: Zool. Anz., Jg. 9, 1886. —, Ueber die Entwicklung des Exkretionssystems und anderer Or- gane bei den Selachiern, in: Anat. Anz., Vol. 3, 1888. —, Ueber die Mesodermsegmente des Rumpfes und die Entwickelung des Excretionssystems bei Selachiern, in: Arch. mikrosk. Anat., Vol. 33, 1889. —, Ueber die Beteiligung des Ektoderms an der Bildung des Vor- nierenganges bei Selachiern, in: Verh. anat. Ges., 1898. 258 T. H. BurLenp, Explanation of Plates. The left side of each of the Plate figures is the right side of the embryo and vice-versa. List of reference numbers: 1. spinal cord 9. ectoderm 2. notochord 10. endoderm 3. dorsal aorta 11. nephrostome 4. protovertebra 12. primitive kidney groove or rudi- 5. nephrotome ment 6. coelom 15. glomus 7. somatic mesoderm 14, pronephric artery S. splanchnic mesoderm 15. nephrocoel Plate 18. Fig. 1. Transverse section through embryo A in the region of the front end of protovertebra IX. It is the section 2,6 in the text. Notice the protovertebra, the nephrotome and the lateral plate regions: the upper portion of the latter is becoming differentiated to give rise to the primitive kidney groove, which is fairly distinct on the left side of the figure. Figs. 2—18 are photographs of successive sections of embryo B in the region of protovertebrae VII, VIII and IX. Fig. 2 (Section 1,152). Passes through protovertebra VII of each side. Notice that on the left side of the figure the kidney rudiment forms the swollen upper end of the lateral plate region. On the right side the myocoel, nephrocoel and coelom are in communication. The nephrocoel The pronephros of Scyllium canicuia. 259 is swollen, and its somatic wall is slightly grooved. This groove is the early condition of the pronephros in the region opposite the middle of the protovertebrae. Fig. 3 (Section 1,153). The Segmentalbläschen are well shown in this figure. Fig. 4 (Section 1,154). On the right side the section passes through the posterior region of protovertebra VII on the animal’s left side. The out-pushing of the somatic mesoderm is quite obvious. On the left side the section passes through the anterior region of protovertebra VII (right side). The pronephric region is present, though not very pro- nounced. Fig. 5 (Section 1,155). On the right side of the figure the extreme posterior end of protovertebra VII is cut through. The pronephrie rudi- ment is quite distinct. Fig. 6 (Section 1,156). On the right side in this figure the rudiment is seen in the region between protovertebrae VII and VIII (left side): its presence in this region proves that the pronephric outgrowth is not segmental in origin. Fig. 7 (Section 1,157). This section passes through the pronephric rudiment in the region of the anterior end of protovertebra VIII (right side of figure), and through the region opposite the posterior end of proto. VII (left side of figure). Fig. 8 (Section 1,158). The pronephric outgrowth is very prominent on the right side of this figure. Fig. 9 (Seetion 1,159). On the left side the rudiment is shown in an intersegmental region (between proto. VII and VIII). On the right side the section shows the middle of proto. VIII on the embryo’s left side. Fig. 10 (Section 1,160). The groove-like nature of the rudiment is much more apparent on the right side (opposite middle of proto. VIII) than it is on the left side (opposite front end of proto. VIII right side). Fig. 11 (Section 1,161). The pronephros is well-marked in this section. Fig. 12 (Section 2,1). The section next after 1,161. The posterior region of proto. VIII (left side) is seen on the right of this figure, and the middle region of proto. VIII (right side) is seen on the left of the figure. Plate 19% Fig. 13 (Section 2,2). Shows the pronephros in an intersegmental region on the right side. Fig. 14 (Section 2,3). On the left of this figure the pronephros near the end of segment VIII on the embryo’s right side is visible. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 17 260 T. H. Burtexp, Fig. 15 (Section 2,4). On the right side the sect. passes through the anterior region of proto. IX (left side): on the left side through the posterior region of proto. VIII (right side). Fig. 16 (Section 2.5). Shows the rudiment in an intersegmental region on the left side of the figure. Fig. 17 (Section 2,6). On the right of the figure the pronephros in the middle of somite IX (left side) is visible. Fig. 18 (Section 2,7). On the right side of this section the last trace of the pronephros on the animal’s left side is seen. Figs. 19—41 are from successive sections of embryo D. Fig. 19 (Section 2,16). The anterior limit of the pronephrie rudiment on the animals right side is observable in this section, which passes through the front end of protovertebra VII. Fig. 20 (Section 2,17). On the right side of this figure is seen the intersegmental region between nephrotomes of the sixth and seventh somites. Fig. 21 (Section 2,18). In this figure (and in all the others of this series) the splanchnic mesoderm of the lateral plate of the left side is further away from the endoderm than is the case on the right side. At a later stage the large vitelline artery will be formed in this region. Fig. 22 (Section 2,19). The anterior limit of the left pronephric rudiment is visible on the right side in this section. Fig. 23 (Section 2,20). Passes through the region of somite VII on each side. Fig. 24 (Section 2,21). The real nature of the pronephric rudiment is disguised in this and the succeeding figure, but its origin is obviously from the lateral plate mesoderm. Plate 20. Fig. 25 (Section 2,22). This and the next section cut obliquely through the lower posterior end of the seventh somite on the embryo’s right side. Fig. 26 (Section 2,23). The groove-like nature of the early pro- nephros is still visible on the right side of the figure. Fig. 27 (Section 2,24). The pronephros on the left side of the figure is very prominent, notwithstanding the fact that it is situated between somites VII and VIII. Fig. 28 (Section 2,25). On the right of this figure it is not difficult to observe the relations of protovertebra, nephrotome and lateral plate regions, the pronephros being situated in the last-mentioned. Fig. 29 (Section 2,26). Notice the close proximity of the distal end The pronephros of Scyllium canicula. 261 of the rudiment to the ectoderm on the left side of this and neighbouring sections. Fig. 30 (Section 2,27). The nephrocoel on the left side in this figure is enlarged. A comparison of this fig. with the preceeding and two succeeding figs. shows how the pronephros seems to be inserted into the somatic mesoderm more and more dorsalwards the further caudalwards we pass. Fig. 31 (Section 2,28). This shows the typical condition of the pronephros in the region of proto. VIII at this stage. The true groove- like nature of the rudiment is disguised by an outpushing of the splanchnic mesoderm of the lateral plate, whereby the coelom between the lateral plates is obliterated in the pronephric region. Fig. 32 (Section 2,29). On the left side in this figure the nephrocoel seems to extend into the pronephros; RABL would speak of this coelomic extension as an ostium. Notice how the pronephros now seems to be an outgrowth of the nephrotome, not of the lateral plate; this is however not the case. Fig. 33 (Section 2,30). Passes through the posterior region of segment VIII on each side. Fig. 34 (Section 2,31). Notice the relations existing between proto- vertebra, nephrotome, lateral plates and pronephros in this figure. Fig. 35 (Section 2,32). The distal portion of the rudiment on each side is assuming the appearance of a solid duct, although it is still connected with the mesoderm. There is a trace of a pronephrie artery on the left side of the figure. Fig. 36 (Section 2,33). On the left the pronephrie duct is shown free from the mesoderm, and contiguous, but not fused with, the ectoderm. There is no sign of an isolated „Sammelrohr“, such as RABL figures for Pristiurus. late 21. Fig. 37 (Section 2,34). The pronephros is very prominent in this region, viz. at the level of somite IX. Fig. 38 (Section 2,35). In this section and the next, one can observe most clearly that the ectoderm is quite distinct from the pronephric duct. Fig. 39 (Section 2,36). On the right side of this figure there is visible what VAN WIJHE and RABL would perhaps interpret as a „Vor- nierenostium“, but a reference to neighbouring figures renders this most improbable. Fig. 40 (Section 2,37). Passes through the hinder end of seg- ment IX. Fig. 41 (Section 2,38). In the next section or the next but one to this the left pronephric duct becomes separated from the mesoderm. the 262 T. H. Buruenp, Fig. 42. A photograph of section 2,44 of embryo E. The section passes through the front end of proto. VII on each side. It exhibits very well on the right side the pronephrie rudiment arising as a groove of the somatic layer of the lateral plate. Compare with Fig. 20. Figs. 43—73 are photographs of successive sections through Embryo F; this series shows the whole of the pronephric region on the animals right side. Fig. 43 (Section 2,31). On the right side of the figure there is visible a swollen nephrocoel or “Segmentalbläschen” of van Wine. The pronephros does not begin until about four sections further back. Fig. 44 (Section 2,32). Notice the vascular projection from the wall of the gut on the left side of this and neighbouring sections; it is supplied by the right pronephric arteries. Fig. 45 (Section 2,33). It will be seen, on comparison of this section with those in front and behind, that the protovertebra is directed obliquely backwards, and so, although the section passes through the posterior region of the protovertebra dorsally, it passes through an inter- segmental region at the level of the nephrotome. Fig. 46 (Section 2,34). On the left side of this figure is shown the invagination of the splanchnic layer of the lateral plate mesoderm towards the aorta; presumably this invagination is related to the formation of pronephric arteries, since it is not so noticeable or perhaps absent on the other side of the figure. Fig. 47 (Section 2,35). Notice the presence of a blood-vessel, which produces a bulging out of the gut-wall into the coelom beneath the pro- nephros on the animal’s right side. This blood-vessel is in communication with the vitelline artery, and is probably of the nature of a “glomus” in this region of the body. ; Fig. 48 (Section 2,36). Shows a blood-vessel passing from the aorta to the right pronephros; the section is in the region between segments VI and VII on the right side of the body. Plate 22. Fig. 49 (Section 2,37). The aortic branch (between segments VI and VII on the embryo’s right side) is cut longitudinally in this section. This pronephric artery passes into the vascular out-growth on the gut-wall (glomus) in section 2,39, Fig. 51. Fig. 50 (Section 2,38). The left pronephros (anterior limit) is shown on the right side in this figure. Fig. 51 (Section 2,39). Notice the glomus on the animal’s right side only; its presence causes the splanchnic mesoderm in the lateral plate region to be pushed up towards the pronephros. The pronephros of Scyllium canicula. 263 Fig. 52 (Section 2,40). The nature of the pronephros it not so clear on the right side of the embryo owing to the large glomus in this section; the groove-like nature of the organ is shown on the opposite side however. Fig. 53 (Section 2,41). This section passes through the middle of protovertebra VII. Whereas in the preceding figure the glomus seems to be fused with the inner lip of the primitive kidney groove, in this figure it seems to be fused with the outer edge, whereby the groove appears to open into the nephrocoel instead of into the general coelom. Fig. 54 (Section 2,42). In this and the next four sections a pronephric artery passes off from the aorta to the glomus. Fig. 55 (Section 2,43). Notice the relations of the pronephros on each side in this section. Fig. 56 (Section 2,44). This section and the next pass through an intersegmental region on the right side of the body, between somites VII and VIII. It will be seen that whereas the nephrotome region is metameric, the part of the mesoderm with which the pronephros is associated is unsegmented. Fig. 57 (Section 2,45). The groove-like kidney rudiment, which was quite obvious in the preceding section, is now assuming the appearance of a solid outgrowth on the right side of this figure. Fig. 58 (Section 2,46). The pronephros is now a solid outgrowth of the somatic mesoderm on each side of the body. Fig. 59 (Section 2,47). The glomus is closely approximated to the somatic mesoderm lateral to the pronephros. Fig. 60 (Section 2,48). An isolated vascular structure seems to be left in the region opposite the pronephros on the embryo’s right side. IDilattre223: Fig. 61 (Section 2,49). The vascular structure mentioned in connection with the last section is again in communication with the glomus. Fig. 62 (Section 2,50). Passes through the middle of protovertebra VIII on each side. Fig. 63 (Section 2,51). The pronephric groove appears to have an opening into the nephrocoel on the right side of this figure whereas in the section in front and in section 2,54 (Fig. 66) behind, the groove appears to open into the general coelom. This appearance is due to the projection of splanchnic mesoderm (homologous with that on the other side in section 2,39, Fig. 5l), which fuses with the upper edge of the groove in figs. 62 and 65, and with the lower edge in figs. 63 and 64. Fig. 64 (Section 2,52). Passes through somite VIII on each side. Fig. 65 (Section 2,53). The pronephrie rudiment on the left side of the figure is becoming differentiated into a proximal narrow tubule portion, and a distal rounded duct portion. 264 T. H. Burtexp, Fig. 66 (Section 2,54). In this and the preceding section the third right pronephric artery is seen passing off from the aorta. Fig. 67 (Section 2,55). The pronephros in the region between segments VIII and IX is here seen. Fig. 68 (Section 2,56). Notice that the glomus in this and neigh- bouring sections causes the splanchnic mesoderm immediately above it to become contiguous with the somatic mesoderm, so that the coelom between these layers is practically absent. Fig. 69 (Section 2,57). From an examination of this and other sections it becomes indisputable that the pronephros is entirely mesodermal #in origin. There is no ectodermal participation, such as RÜCKERT averred. Fig. 70 (Section 2,58). The glomus is now decreasing in size in the posterior region of the pronephros. Fig. 71 (Section 2,59). The connection between the distal part of the pronephros and the somatic mesoderm is becoming narrower on the left side of the figure. Fig. 72 (Section 2,60). This section passes through somite IX on each side. Plate 24. Fig. 73 (Section 2,61). The duct is now free from the somatic mesoderm on the left side of this figure: it is also quite free from the ectoderm. Fig. 74 (Section 2,83 of embryo G). Shows the pronephric rudiment in the region of protovertebra VII. This section apparently corresponds exactly with that shown in Fig. 52 (for embryo F). There is no doubt that the presence of the vascular system on the right side of the embryo tends to render the relations of the rudiment on this side less simple than on the left side. Figs. 75—85 are photographs of successive sections of embryo I. Fig. 75 (Section 2,59). The pronephric rudiment is in the form of a groove in the lateral plate region. Notice the large vitelline artery. Fig. 76 (Section 2,60). On the left side there is visible what appears to be an abortive attempt on the part of the wall of the vitelline artery to fuse with the lip of the pronephrie groove. Fig. 77 (Section 2,61). The groove is closed in this and the preceding section, but the duct produced has a solid connection with the coelomic lining. Fig. 78 (Section 2,62). The pronephric groove is about to open to the coelom, but into a portion of the latter which now has a nephrocoelic nature. The groove on the right side of the figure is still open. The pronephros of Scyllium canicula. 265 Fig. 79 (Section 2,63). The groove on the left side of this figure (about the middle of somite VIII), is again open: the portion of the coelom into which it opens is apparently nephrocoelic, since it is segmental. The groove on the right side is just about to close. Fig. 80 (Section 2,64). The pronephric groove is now completely closed off from the coelom on each side, but has a solid connection with it. Fig. 81 (Section 2,65). The wall of the vitelline artery is no longer connected with the gut-wall; there is a solid connection between duct and coelomic lining on each side. Fig. 82 (Section 2,66). The duct on the right side of the figure is probably again open (the second left pronephric nephrostome). The duct is still closed on the other side. Fig. 83 (Section 2,67). The duct on the right side of the figure is shut off from, but has a solid connection with, the coelom; on the other side the duct is open to the coelom — the third right pronephric nephrostome. Fig. 84 (Section 2,68). The pronephros is open to the coelom for the last time on the left side of the figure, and since this nephrostome happens to be situated practically intersegmentally in position, it opens into the general coelom, not into the nephrocoel. On the right side of the figure the duct is completely shut off from the coelom, and has not even a solid connection with the coelomic lining. Plate 25 Fig. 85 (Section 2,69). In and posterior to this section the pro- nephric duct on each side is quite distinct from the coelomic epithelium beneath. Figs. 86—96 are taken from successive sections of Embryo K, in the region of the degenerating pronephros. Fig. 86 (Section 3,65). The proximal end of the vitelline artery is seen in this section. Fig. 87 (Section 3,66). Notice the pronephros on each side as a groove of the coelomic lining. This section passes between somites VII and VIII on the embryo’s right side. Fig. 88 (Section 3,67). The glomus-like projection of the vitelline artery is tending to fuse with the upper inner edge of the pronephric groove. Fig. 89 (Section 3,68). Shows a vascular fusion on the left side of the figure between glomus and the upper edge of the pronephric groove. Fig. 90 (Section 3,69). The fusion is spreading to the ventral lip of the groove on the left side of the figure. A pronephric artery is also seen. 266 T. H. Burtenp, The pronephros of Scyllium canicula. Fig. 91 (Section 3,70). The groove becomes converted into a duct on the left side of the figure in this section. Compare with figs. 79 and 80. Fig. 92 (Section 3,71). Notice the closure of the groove on the right side of the figure. Fig. 93 (Section 3,72). The pronephrie duct on the right side of the figure still has a solid connection with the epithelium, whereas on the left side the duct is absolutely free. Fig. 94 (Section 3,73). The last trace of the second pronephric nephrostome on the animal’s left side is seen in this and the next figure. Fig. 95 (Section 3,74). There is still a trace of the second left nephrostome showing on the right side of this figure as a solid connection between duct and coelomic lining. Fig. 96 (Section 3,75). The duct is quite free from the coelomic epithelium in and after this section at this stage, viz. embryo K. G. Pätz’sche Buchdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S. Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopoli. Von Wilhelm Schwermer. (Aus dem Zoologischen Institut der Westf. Wilhelms-Universität zu Münster i. W.) Mit 18 Abbildungen im Text. Einleitung. In dem letzten Jahrzehnt sind eine Reihe von neuen Versuchen zur Verbesserung der systematisch-phylogenetischen Darstellung der erößeren Gruppen der Insecten gemacht worden. Hinweisen will ich nur auf die Insecten-Stammbäume von KLAPALER, BÖRNER und HanpuisscH. Diese Arbeiten zeigen uns, wieviel Theorie noch in der heutigen Systematik der Hexapoden liegt und wie unsicher die Verwandtschaftsverhältnisse mancher Ordnungen noch sind. So ist die Ordnung der Pseudoneuroptera amphibiotica mehr oder weniger eine Sammelgruppe, wobei man, wie ich am Schlusse der Arbeit noch mit einigen Worten zeigen werde, besonders den Perliden starken Zwang angetan hat. Es ist dies indessen leicht erklärlich, da die Anatomie der Perliden noch wenig bearbeitet, die Embryo- logie noch ganz übergangen ist; ja man kann sagen, sie sind im Vergleich zu anderen Familien ziemlich stiefmütterlich behandelt worden. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 18 268 WILHELM SCHWERMER, Es war mir deshalb von Herrn Prof. Sremperr, dem Direktor des hiesigen Zoologischen Instituts, die Aufgabe gestellt worden, die Embryonalperiode von Perla marginata genauer zu untersuchen. Leider aber scheiterten meine Arbeiten und Bemühungen an tech- nischen Schwierigkeiten. Das harte Chorion der Eier und die starke Dottermasse derselben machten mir die Anfertigung von guten und übersichtlichen Schnitten und Präparaten vorläufig unmöglich. Da die Organisationsverhältnisse aber ebenfalls von fundamentaler Be- deutung für die Systematik und unsere Kenntnisse des Baues der Insecten noch lange nicht weit genug gediehen sind, so wandte ich mich neben einigen Beobachtungen auf biologischem Gebiete der Anatomie zu. Mit Recht schreibt VERHOEFF in einigen Bemerkungen zu den neuen phylogenetischen Systemen (1905, p. 121): „M. E. handelt es sich in erster Linie darum, durch eingehende Arbeiten über den Bau der Insekten, und zwar im Anschluß an die syste- matischen Gruppen, unsere Kenntnisse zu erweitern, dann ergeben sich die verbesserten Systeme als reife Frucht ganz von selbst.“ Im hiesigen Zoologischen Institute hatte sich bereits SCHÖNE- MUND 1911 mit der äußeren Morphologie der drei größten Species der Perliden beschäftigt und von den inneren Organen den Darm- kanal und die Geschlechtsorgane behandelt. Er wies auf die herma- phrodite Sexualanlage bei dem Männchen von Perla marginata hin. Diese wurde zuerst beobachtet von A. BRANDT an Larven, die er in Thüringen gesammelt hatte. Er schreibt über das männliche Ova- rium (1878, p. 93): „Kommt es bei Perla bipunctata in allen Lokali- täten und in allen Jahren vor, oder hatte ich es mit einem mehr zufälligen massenhaften Auftreten monströser Individuen zu tun, ähnlich dem Erscheinen zwitterhafter Exemplare in gewissen Bienen- stöcken? Wie bereits erwähnt, vermißte ich bei einer der Larven die rudimentären Ovarien. Diese Tatsache beweist, daß der Herm- aphroditismus auch unter den gegebenen Bedingungen von Zeit und Ort keine unerläßliche Eigentümlichkeit darstellt.“ Sicherlich hatte Branpt bei seinen Beobachtungen verschiedene Arten nicht aus- einander gehalten. Denn, wie oben gesagt, zeigte SCHÖNEMUND, dab der Hermaphroditismus nur bei dem Männchen von Perla marginata vorkommt und zwar unabhängig von Zeit und Ort. Meine Beobachtungen beziehen sich hauptsächlich auf die Larven von Perla marginata, bei denen ich das Endoskelet, das Eingeweide- nervensystem und das Circulationssystem untersuchte. Falls auch Larven von anderen Arten in den Beobachtungskreis gezogen wurden, Biologie und Anatomie von Perla marginata Scororr. 969 so bei der Biologie, werde ich besonders darauf hinweisen. Nur hier und dort sind die Imagines zum Vergleiche angeführt worden. Gerade hieraus: könnte man mir nun einen Vorwurf konstruieren, daß ich nicht das fertige Insect, sondern die Larven bearbeitet habe. Hierauf würde ich mit Zawarzin, der die Histologie von Aeschna-Larven behandelte, antworten (1911, p. 482). „Die Larven- periode ist äußerst lang und übertrifft beträchtlich die Lebensdauer der Imago. Bei derartigen Insekten können die Larven als selb- ständige Einheiten angesehen werden, die ihre eigene, dem Leben angepabte und sich wenig verändernde Organisation haben. Die an diesen Larven angestellten Beobachtungen können daher auf jedes beliebige Insekt übertragen werden, wenn nur die Besonderheiten dessen Organisation in Berücksichtigung gezogen werden.“ Das Material verschaffte ich mir aus den Gebirgsbächen des Sauerlandes, aus denen man ohne große Mühe in wenigen Stunden eine eroße Anzahl von Exemplaren sammeln kann. Herrn Dr. ScHÖNEMUnD möchte ich sodann an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aussprechen für die freundliche Über- lassung der von ihm ausgeführten Schnittserien. Herrn Dr. H. JAKOBFEUERBORN, Assistent am hiesigen Institute, und Herrn Privatdozenten Dr. A. THreNEMANN danke ich für das Interesse, das sie meiner Arbeit entgegenbrachten. Besonders danke ich letzterem für die Überlassung einiger Literatur und für die freundliche Überreichung seiner Abhandlung „Der Bergbach des Sauerlandes“. Für eine besondere Pflicht halte ich es, Herrn Prof. Dr. W. SremPezr, meinem hochverehrten Lehrer, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen für seinen Beistand und seine Ratschläge, die mir im Verlaufe meiner Arbeit zuteil geworden sind. I. Biologie. Larvenstadium. Über die Lebensvorgänge auf dem Embryonal- und den ersten Larvenstadien, dem sogenannten Larvulastadium, der Perliden, speziell der größeren Perla-Arten, kann ich nichts Bestimmtes berichten, da, wie bereits oben erwähnt, meine Untersuchungen über die embryonale Entwicklung von Perla marginata an technischen Schwierigkeiten scheiterten. Bereits NEERACHER und besonders SCHÖNEMUND haben 18* 270 WILHELM SCHWERMER, über das Larvenstadium manche interessante Aufzeichnungen ge- macht. An die Berichte dieser Autoren werde ich einige Bemer- kungen anknüpfen, da ich mich ihren Ansichten ıficht immer an- schließen kann. Die ersten jungen Larven kamen mir 5—7 Wochen nach be- endeter Flugzeit der Imagines zu Gesicht. Man kann sie sofort an ihrem ganzen Habitus erkennen. Die Atmung findet noch durch die Haut statt, da das Körperintegument noch sehr zart ist und die Tracheenkiemen eine minimale Entwicklung aufweisen, wenn- gleich auch sie sicher schon in Funktion sind. Die Atmung wird aber weiter noch durch die Wandung des Enddarmes vollzogen. Man kann dies leicht unter einem Mikroskop feststellen. Der Enddarm macht von Zeit zu Zeit schluckende Bewegungen, durch welche das Wasser in den Darm hineingelangt. Sobald aber die in dem Wasser gelöste Luft verbraucht ist, wird dasselbe wieder durch den After ausgestoßen. Das Rectum des Enddarmes übt diese absorbierende Tätigkeit aus. Es hat die Form einer aufgetriebenen Blase, in welche etwas seitlich der Diekdarm einmündet. Ich nehme an, daß auch noch während der späteren Larvenstadien das Rectum der Atmung dient, da an dasselbe, wie man bei der Präparation einer älteren Larve leicht sehen kann, starke Tracheenäste heran- treten und sich reichlich verästeln. Eine Darmatmung während der jüngeren Larvenstadien findet sich bekanntlich auch bei den Ephe- meriden. Bei der Larve von Cloeon hat DRENKELFORT auch eine Darmatmung auf viel späteren Stadien beobachten können. Während nun die älteren Perlidenlarven zur eigentlichen Stein- fauna gehören, treffen wir die Jugendformen sehr selten unter Steinen. Wir finden diese vielmehr regelmäßig in den Moosfilzen, welche massenhaft die Steine und Wurzelstrünke überziehen. Be- sonders bevorzugen diesen Aufenthaltsort kiemenlose Arten. Hebt man solche Mooskomplexe aus dem Wasser heraus, so kann man mit Leichtigkeit eine große Anzahl jugendlicher Larven sammeln, da diese aus den dichten Moosschichten an die Oberfläche kriechen. Sind die Larven aber halb ausgewachsen, so begeben sie sich aus den Moosen an den für sie typischen Aufenthaltsort, unter die Steine. Die jungen Larven wachsen recht schnell, und so folgen die Häutungen rasch aufeinander. Eine Eigentümlichkeit konnte ich bei diesen Häutungen öfters wahrnehmen. Sowohl in den Ge- birgsbächen als auch im Aquarium kamen mir häufig Exemplare zu Gesicht, bei denen sich das Notum des Meso- und Metathorax nicht Biologie und Anatomie von Perla marginata Scorotı. rl mitgehäutet hatte. Hat dies vielleicht seinen Grund darin, dab der Thorax, der im Vergleich zum Abdomen eine stärkere Entwick- lung aufweist, bei den jungen Larven etwas im Wachstum zurück- bleibt? Aber warum wurde der Prothorax mitgehäutet? Oder hängt diese Erscheinung vielleicht mit der Entfaltung der Flügelanlagen zusammen? Eine befriedigende Erklärung vermag ich nicht zu geben. — Die Nahrung der kleinen Larven besteht hauptsächlich aus Infusorien, Diatomeen, außerdem wird von ihnen der feinere pflanzliche Detritus ausgenutzt. Von Würmern verzehren sie Oligo- chäten. Auch Dipterenlarven werden von ihnen gern genommen, so konnte ich von Tendipedidenlarven aus der Orthocladiusgruppe vielfach 6—10 Exemplare aus dem Vorderdarme herauspräparieren. Die größeren Larven sind bereits wahre Räuber geworden. Sie stellen besonders den Ephemeridenlarven nach, aber ebenso auch den kleineren Exemplaren ihrer eigenen Gattung. Selbst ausgewachsene Larven sind vor ihren eigenen Brüdern ihres Lebens nach erfolgter Häutung nicht sicher, was ich verschiedentlich konstatieren Konnte. In ihrer Nahrung sind sie durchaus nicht wählerisch. SCHÖNEMUND reichte ihnen im Aquarium Gammarus und Asellus aquaticus, worin sie eine gute Nahrung fanden. Ja sogar die gewöhnliche Stuben- fliege, Musca domestica, wurde, wenn ich sie ihnen bot, vollständig bis auf die Flügel aufgezehrt. Die Nahrungsaufnahme der Perliden ist eine rege während des ganzen Jahres, wie bei allen stenothermen Kaltwassertieren. THIENE- MANN schreibt darüber (1912, p. 28): „Alle echten Bachbewohner sind stenotherme Kaltwassertiere; sie vollziehen also ihre Lebens- funktion auch in der kalten Jahreszeit, fressen und wachsen im Winterwasser zum mindesten gerade so gut, wo nicht besser, als in der warmen Jahreszeit.“ Scuénemunp hingegen vertritt die Ansicht, daß wenigstens die großen Perla-Arten im Winter eine Ruheperiode durchmachen. „Im Sommer fanden etwa 6—8 Wochen regelmäßige Häutungen statt, im Winter dagegen konnte ich während der Dauer von 3 Monaten auch nicht eine Larvenhäutung beobachten, obwohl im Aquarium alle etwaigen schädlichen Einflüsse der rauhen Jahres- zeit ausgeschaltet waren. Anscheinend machen also die Perliden im Winter eine Ruheperiode durch, und man findet sie deshalb auch besonders am Grunde der Gewässer vor“ (p. 8). Ich muß mich nun der Ansicht von THIENEMANN anschließen, obwohl ich bei den Per- liden im Aquarium zu denselben Resultaten gekommen bin wie SCHÔNEMUND. Denn auf verschiedenen Exkursionen, die ich im 272 WILHELM SCHWERMER, Winter 1911 und 1912 zu den Gebirgsbächen des Sauerlandes unter- nahm, fand ich, daß sich die Perliden im Freien anders verhalten als im Aquarium. Öfters konnte ich nämlich gehäutete Exemplare zu sehen bekommen. So sammelte ich noch am 20. Dez. des ver- flossenen Jahres mehrere frisch gehäutete Larven, obschon sich an den Rändern der Bäche Eis gebildet hatte und das Thermometer nur 3° © Wärme im Wasser anzeigte. Der Vorderdarm der Larven war auch jedesmal mit frischen Nahrungspartikeln angefüllt. Diese Beobachtungen zeigen uns, wie vorsichtig man sein muß, wenn man aus dem Verhalten von Aquariumbewohnern allgemeine Schlüsse ziehen will. Im Winter vermißt man bei niedriger Temperatur die für die Perliden charakteristischen Klimmzüge, wodurch man sie sonst leicht von den Ephemeriden unterscheiden kann. Sie heben den Körper von seiner Unterlage empor, um ihn dann wieder schnell zurück- zuziehen. Diese rhythmischen Bewegungen fehlen, wie gesagt, bei niedriger Temperatur; erwärmt man aber das Wasser auf ungefähr 7—8° C, so treten sie wieder auf, und je höher man die Temperatur steigert, um so schneller folgen die Bewegungen aufeinander. Bei 20° C konnte ich pro Minute 90—120 Klimmzüge zählen. Diese eigenartigen Bewegungen hängen wohl mit der Atmung zusammen. Durch die Klimmzüge wird der Körper immer von frischem Wasser umspült und vermag so besser den Sauerstoff zu absorbieren. Bei niedriger Temperatur ist nun mehr Sauerstoff in dem Wasser gebunden als bei hoher. Da das Sauerstoffbedürfnis aber wohl immer dasselbe ist, so müssen bei steigender Tempe- ratur die Klimmzüge zunehmen, damit die Sauerstoffzufuhr die- selbe bleibt. Ähnliche Bewegungen des Körpers finden wir ja bei den Tricho- pteren. Bei diesen wird der Hinterleib hin und her bewegt, und der auf diese Weise erzeugte Wasserstrom vermittelt den Sauerstoft- austausch. Bei den Ephemeridenlarven werden die Kiemen an sich bewegt. Bekanntlich können die Tracheenkiemen zum Atmen nur im Wasser verwendet werden. Öfters konnte ich jedoch konstatieren, daß ältere Larven zuweilen aus dem Wasser emporsteigen und sich auf Steinen und Holzteilen niederlassen. Hier verbleiben sie oft bis zu 30 Stunden. Da das Tracheensystem der Perlidenlarven nun zum apneustischen Typus gehört, so kann an der Luft keine Atmung durch Stigmen stattfinden. Die äußere Körperhaut Kann aber auch nicht hierfür in Betracht kommen wegen der dicken Chitinschicht. Biologie und Anatomie von Perla marginata Scororr. 273 Es müssen also auch an der Luft die Tracheenkiemen den Gasaus- tausch vollziehen, was sie wahrscheinlich aber nur so lange können, als sie noch etwas von Wasser angefeuchtet sind. Uber die Lebens- dauer der Perlidenlarven außerhalb des Wassers stellte ScHONEMUND Versuche an. Er schreibt (p. 14): „Der Sonne ausgesetzt waren die meisten Larven bereits nach 1}, Stunde tot. Weit günstiger waren die Versuche, welche ich im Schatten bei 15° C anstellte. Die mittelgroßen Larven gingen durchschnittlich nach 4 Stunden ein, größere Exemplare und Nymphen lebten 15—20 Stunden.“ Diese Versuche zeigen weiter, daß die Nymphen in gewisser Beziehung schon imstande sind, sich dem Luftleben der späteren Imagines an- zupassen. Einige Schwierigkeiten bereitet es gewöhnlich, wenn man die Larven auf größere Entfernungen transportieren will. Vereinigt man mehrere in einem Sammelglase, so bemerkt man bald, wie alle starr und regungslos geworden sind. Es empfiehlt sich für längere Transporte, die Gläser statt ganz nur zum Teil mit Wasser zu füllen und einige Moosstengelchen in dasselbe hereinzubringen. Die Larven vermögen dann längere Zeit in dem Wasser zu leben. Sind aber trotzdem einige Larven infolge mangelhafter Sauerstoffzufuhr leblos geworden, so bringe man sie nicht sofort ins Aquarium, weil sie dann meistens eingehen, sondern in eine flache Schale mit etwas Wasser. Nach einiger Zeit bemerkt man an den rhythmischen Bewegungen der Extremitäten, wie sie aus dem Scheintode wieder erwachen. Gewöhnlich erwärmte ich noch das Wasser, in welches die Larven leblos gebracht waren, auf 20° C. Es zeigte sich dann, daß der Wiederbelebungsprozeß viel schneller verläuft. Häufig liefen die Larven schon nach mehreren Minuten rege in der Schale hin und her. Imagostadium. Mit dem Verlassen der Nymphenhüllen treten die Perliden in ihre letzte Lebensperiode, das sogenannte Imagostadium. Diese letzte Häutung findet gewöhnlich bei Nacht statt, wie auch KATHA- RINER und NEERACHER berichten. In den frühesten Morgenstunden erblickt man die verlassenen Nymphenhüllen an Steinen und Bäumen, zuweilen eine beträchtliche Strecke von den Bächen entfernt. Während ich des Abends noch keine Häute vorfinden konnte, sammelte ich des Morgens um 5 Uhr öfters zahlreiche Exuvien. Die Imagines 274 WILHELM SCHWERMER, halten sich dann im Rasen, zwischen Moos oder unter Baumrinde auf. Bei steigender Temperatur schreiten die Männchen emsig hin und her, suchen die Zweige und Blätter der Bäume ab, unabläßlich bemüht auf der Suche nach einem Weibchen. Zuweilen fliegen sie auch wohl zu einem anderen Reviere; doch vertrauen sie sich selten dem Fluge an. Die Weibchen sind gewöhnlich versteckt und ver- harren regungslos an ihrem Aufenthaltsorte. So erklärt es sich, daß man beim Sammeln viel mehr männliche als weibliche Exem- plare zu Gesicht bekommt. Wird man ihrer nicht sofort habhaft, so lassen sie sich zu Boden fallen und verkriechen sich schnell. Die Weibchen erheben sich nur in unruhigem und schwerfälligem Fluge, um die Eier, die in 2—3 Paketchen abgelegt werden, ins Wasser fallen zu lassen. Jedes Paketchen enthält 70—100 Eier. Die Flugzeit ist in den einzelnen Gegenden ganz verschieden. KLaAPÂLEK führt in der „Süßwasserfauna Deutschlands“ für die großen Perla-Arten die Monate Juni und Juli an, NEERACHER für die Um- gebung Basels Ende Mai und Juni; SCHÖNEMUND gibt für Rhein- land und Westfalen Anfang Mai bis Mitte Juni an. Daß aber auch in ganz nahe aneinander stoßenden Gebieten, die, nebenbei bemerkt, zu demselben Stromgebiete gehören, der Beginn der Flugzeit ganz verschieden ist, erhellt aus folgender Beobachtung. Am Olpebach oberhalb Hofolpe sammelte ich am 5. Mai 1912 die ersten Imagines von Perla marginata, im Kränkeltal oberhalb Heinsberg jedoch erst am 18. Mai. Beide Fundstellen sind nur 12 km voneinander ent- fernt, und der Chemismus der Gewässer ist an beiden Orten der- selbe Nur liegt das Kränkeltal 150 m höher über N. N. als der Olpebach. Außerdem oder vielmehr eben deshalb setzt die Frühlings- vegetationsperiode im Kränkeltal 2 Wochen später ein als am Olpe- bach. Ungefähr dieselbe Differenz konstatierte ich nun, wie bereits erwähnt, in dem Erscheinen der Imagines von Perla marginata an beiden Orten. Darum nehme ich an, dab eine bestimmte tägliche Wärmesumme erforderlich ist, wenn die Perliden zum Luftleben übergehen sollen. Diese Wärmesumme wird nun in manchen Gegen- den früher erreicht, und dann ist der Anfang der Flugzeit gegen den Frühling vorgeschoben. Im übrigen treten an einem Orte die Imagines in den einzelnen Jahren fast immer genau um dieselbe Zeit auf; ich verweise hierüber auf die Aufzeichnungen NEERACHER’S. Warme, trockene Witterung schiebt die Flugzeit gegen den Früh- ling vor. So erschienen im Sauerlande infolge des heißen und Biologie und Anatomie von Perla marginata ScoroLi. 275 trockenen Jahres 1911 die Imagines im Mai 1912 etwa 10 Tage früher als im vorhergehenden Jahre. Die Dauer der Flugzeiten ist bei den großen Perlidenarten im Untersuchungsgebiet im Durchschnitt eine kurze. Im Frühjahr 1912 betrug sie für Perla marginata nur 14 Tage. Die Bäche bieten nämlich der Larvengeneration die gleichen Lebensbedingungen, und diese bedingen wieder, daß die Entwicklung aller Individuen gleich- mäßig fortschreitet. Erwähnen möchte ich noch eine eigentümliche Erscheinung, welche man nur bei den Männchen beobachten kann. Mit dem ganzen Körper werden eigenartige Bewegungen ausgeführt. Die letzten Glieder des Abdomens biegt das Männchen nach oben um; darauf versetzt es den ganzen Körper in vertikaler Richtung in rhythmische Schwingungen, wobei das Sternit des 7. und 8. Ab- dominalsegments kräftig auf die Unterlage schlägt. Hierdurch wird ein ziemliches Geräusch verursacht. Daß diese Bewegungen mit denen der Larve nicht zu vergleichen sind, ist klar, da man solche beim Weibchen vermißt und die Imago keine Atembewegungen mehr zu machen braucht, weil ihr Tracheensystem ja ein holo- pneustisches ist. Wir haben es hier sicher mit einer sekundären Geschlechtserscheinung zu tun. Parasiten und Epöken der Perlidenlarven. Sowohl bei jungen als bei älteren Perlidenlarven kann man häufig eine ganze Anzahl von Endoparasiten feststellen. Im all- gemeinen werden die Tiere der Bergbäche weit weniger von Para- siten geplagt als die Bewohner anderer Gewässer. Bei den Perliden fand ich jedoch eine recht beträchtliche Anzahl. Bei jungen Larven sieht man oft den Mitteldarm und besonders die Blindsäcke schwarz durch das Chitin hindurchscheinen. Diese schwarzen Punkte werden von einer recht großen Menge von Gregarinen gebildet. Zuweilen konnte ich bis zu 70 Exemplare in verschiedenen Entwicklungs- stufen zählen. Sie besitzen neben Proto- und Deutomerit noch ein Epimerit, was bei einigen allerdings zu fehlen schien. Besonders zahlreich kommen sie bei verschiedenen Arten der Gattung Perlodes vor. Ältere Larven werden viel weniger von ihnen belästigt. Ein Endoparasit älterer und jüngerer Larven ist eine Mermi- thide. Sie schmarotzt in der Leibeshöhle und bevorzugt die Blut- bahnen des Körpers. In den Antennen, in den Cerci, ja selbst im Rückengefäße trifft man sie an. Ihre Anzahl in den einzelnen Indi- 276 Wir.HELM SCHWERMER, viduen schwankt, als Höchstzahl fand ich.12 Exemplare. Ihre Länge beträgt 0,697—0,748 mm. Als Epöken bezeichne ich Organismen, die auf einem anderen Organismus leben, hier bei uns auf Perlidenlarven, ohne jedoch von deren Körpersäften zu zehren, im Gegensatz zu den Ectoparasiten. Hierher gehören, und der Vollständigkeit halber seien sie an dieser Stelle nochmals erwähnt, obgleich schon ältere Beobachtungen vor- liegen, Bachmilben, die bei den großen Perla-Arten an Larven und Imagines vorkommen. Bei den Larven bevorzugen diese Acarinen besonders die Kiemenbüschel, indessen ist ihre Zahl bei den Larven geringer als bei den Imagines, woraus ich schließe, daß sie in dem nassen Element nicht ausschließlich auf Perlidenlarven angewiesen sind. Wenn die Nymphe bei der letzten Häutung das Wasser ver- läßt, so dient den Milben diese als Transportmittel, in dem sie jetzt auch zum Luftleben übergehen. Sie haften bei der fertigen Imago zahlreich unter den Flügelwurzeln. Hier konnte ich noch mehrere nach 18 Tagen antreffen, obwohl die Imago schon eingegangen war. Was weiter aus den Acarinenlarven wird, kann vorläufig nicht mit Sicherheit mitgeteilt werden, ebensowenig, in welche Gattung sie einzureihen sind. ; Mit größter Regelmäßigkeit leben auf den größeren Perla-Arten, besonders auf Perla cephalotes, eine ganze Menge von Rotatorien. Sie haften am ganzen Körper, siedeln sich vor allem aber auf der Stirn des Kopfes und auf den Tergiten der ersten 5 Abdominal- segmente an. Ob es die auf den Kiemenblättern von Gammarus pulex lebende Art Callidina parasitica ist, vermag ich nicht bestimmt zu sagen. Über die Ansiedlung von Callidina auf den Kiemen- blättern von Gammarus pulex schreibt A. THIENEMANN (p. 52): „Der Grund, weshalb diese Tiere sich stets auf den Kiemen des Floh- krebses ansiedeln, ist wahrscheinlich in dem durch die Kiemen- bewegung hervorgerufenen starken Wasserwechsel zu suchen, wodurch diesen Kleinwesen stets frischer Sauerstoff und neue Nahrungspar- tikelchen zugeführt werden.“ Diesen Grund führe ich auch an für die Ansiedlung der Rotatorien auf Perlidenlarven. Daß jedoch nicht die Kiemen der Larven, sondern die dorsalen Körperregionen von jenen bevorzugt werden, ist leicht verständlich, da nicht die Kiemenbüschel in Bewegung versetzt werden, sondern, wie be- reits oben erwähnt, der ganze Körper rhythmisch hin und her be- wegt wird. Zuweilen beobachtet man auch einige Vorticelliden an dem Biologie und Anatomie von Perla marginata Scorour. 97 äußeren Körperskelet, die wohl aus demselben Grunde diesen Aufenthaltsort wählen. II. Anatomie. Technik. Das von mir aus den Bächen des Sauerlandes gewonnene Material wurde sogleich an Ort und Stelle konserviert. Als Fixiermittel be- nutzte ich heißes Sublimat und HENNING’S Gemisch (Die Mikrotechnik des Chitins, in: Ztschr. wiss. Mikrosk., Vol. 17, p. 311). Zwar wird durch die Hennine’sche Lösung das Chitin etwas erweicht, aber ein Zerreißen der Schnitte läßt sich auch dann nicht immer vermeiden. Um vollkommen befriedigende Serienschnitte herstellen zu können, wurden frisch gehäutete Larven eingebettet, die ich im Aquarium aufzog, in den Bächen indessen auch häufig vorfand. Die Schnitte wurden in einer Dicke von 10 «# ausgeführt, mit der DELAFIELD’schen Hämatoxylinlösung gefärbt und einer Nach- färbung mit einer wässerigen 1°/,igen Eosinlösung unterzogen. Die Figuren der Arbeit wurden von mir nach Schnittserien mit Hilfe des Epincer’schen Projektionszeichenapparats gezeichnet, wobei mich mein Freund HEınEer in liebenswürdiger Weise unterstützte. Das Endoskelet. Über das Endoskelet der Insecten findet man im allgemeinen wenige Angaben in der Literatur. Die älteren Insectenanatomen hatten sich wohl damit beschäftigt und auch manche interessante Aufschlüsse gegeben. Zu nennen sind hier vor allem CHABRIER, 1822, STRAUS-DURKHEIM, 1825, EscHHoutz, 1820, Newport, 1839 u. A., die in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Vor- stellung von einem inneren Chitingerüst allgemein zur Geltung brachten. So bringt auch Burmeister, 1832, in seinem Handbuch der Entomologie einige Mitteilungen über das innere Skelet bei sämtlichen Inseetenordnungen unter besonderer Berücksichtigung der Käfer. Jahrzehnte lang war man dann über die Angaben dieser Autoren nicht hinausgekommen, und so konnte GRABER in den „Natur- kräften“ (p. 95) schreiben: „Mit dieser inneren Mechanik des Brust- gebäudes gelangen wir aber, das darf zur Entschuldigung unserer lückenhaften Darstellung wohl gesagt werden, zu einem Gegenstande, der, nachdem er von älteren grundlegenden Insectenanatomen mit 278 WILHELM SCHWERMER, staunenswertem Geschick verfolgt worden, in neuerer Zeit, wo man sich immer mehr in das Kleinliche verliert, fast gänzlich bei Seite gelassen wurde, sodaß wir gerade über die Glanzpartie des ganzen Kerforganismus am schlechtesten unterrichtet sind.“ Eine größere Arbeit über diesen Gegenstand haben wir aus den 80er Jahren von KrLEuker. Dieser untersuchte aus jeder Ordnung der Insecten die Repräsentanten der wichtigsten Gruppen und machte darüber kurze, vielfach wohl zu kurze Angaben. Leider hat er seiner Arbeit auch keine Figuren beigegeben, wodurch das Ver- ständnis der endoskeletalen Bildungen wesentlich erleichtert würde. In neuerer Zeit wandte man bei der Anatomie der Hexapoden dem Endoskelet einige Aufmerksamkeit zu, besonders bei den Arbeiten über Muskulatur, da dieses in der Hauptsache wohl nur zum An- satze der Muskeln dient. Auch von embryologischer Seite wurde seine Entstehung aufgeklärt. In den Lehrbüchern wird indessen das innere Chitingerüst oft nur mit einem einzigen Satze abgetan, trotz seiner großen Bedeutung für die Mechanik des Kerforganismus. Das Endoskelet von Perla marginata ist im Durchschnitt recht einfach gebaut, komplizierte Bildungen und Verbindungen wie bei den höher stehenden Hexapoden zwischen den einzelnen Chitinteilen fehlen vollständig, woran wir leicht die niedrige Organisationsstufe und Stellung des untersuchten Objekts erkennen können. Neben den sonst allgemein vorkommenden Zinken, Balken nnd Platten werden wir öfters blind geschlossene Chitinröhren zu sehen be- kommen. Kopf. Das Endoskelet des Kopfes, bekannt unter dem Namen T'entorium, hat im Vergleich zum Endothorax weit zahlreichere Bearbeiter und Freunde gefunden, vorzüglich im Anschluß an die Muskulatur der Mundteile Mit dem Ausdrucke Tentorium wird von einigen Autoren die Gesamtheit des inneren Kopfskelets bezeichnet. Andere benennen hiermit nur ein in demselben am regelmäßigsten auftretendes Chitin- stück, das bald als Balken das Hinterhauptsloch durchsetzt, bald als Platte oder brückenförmiges Gebilde mehr oder weniger weit nach vorn der unteren Kopfplatte parallel läuft. Dieses Stück be- zeichne ich als Tentoriumplatte. Sie entspringt unten zu beiden Seiten des Hinterhauptes seitwärts von der Hinterhauptsöffnung (tat). Es ist eigentlich eine Doppelplatte, wie aus Fig. A hervorgeht. Die oberen und unteren Epithelschichten haben Chitin ausgeschieden, Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopor. 279 das nicht miteinander verschmolzen ist. Nach der Medianlinie hin zeigt sich eine kleine Ausbuchtung des Zwischenraums. An die ventralen Chitinpartien dieser Ausbuchtungen setzt je ein Muskel an, der parallel der Ventralplatte verläuft und an dem Mentum be- festigt ist und zwar unterhalb der Palpi labiales. Die beiderseitigen terminalen Arme des Tentoriums (tat) sind hier nach innen hin noch nicht miteinander verbunden. Zwischen ihnen liegen die Stränge des Bauchmarks (bm) und lateral von diesen zwischen Bauchmark und Tentoriumarmen die Ausführungsgänge der thoracalen Speicheldrüsen (athspd), die weiter hinten lateral vom Darm verliefen und sich hier ventral wenden. Vor den ventralgewandten Ausführungsgängen 7H go t (33-- - FO pz tat ~ 4 SN ne 3 ise I Se, 7° athspd a Fig. A. Ventraler Teil eines Querschnittes durch das Hinterhaupt. 30: 1. Die Erklirung der Buchstaben der einzelnen Figuren befindet sich am Schlusse der Arbeit. (athspd) vereinigen sich die beiden Chitinarme zu der Zentralplatte oder Brücke (tp). Diese verläuft annähernd parallel der Kopf- unterfläche ungefähr bis zur Mitte des Unterschlundganglions. Ihre seitlichen Teile enthalten starke Chitinmassen, von denen große Muskelbündel zu den 1. und 2. Maxillen gehen. Die medianen Teile der Brücke haben fast gar kein oder doch sehr wenig Chitin aus- geschieden, dafür ist das Epithel um so stärker entwickelt. Fig. B zeigt uns einen Querschnitt durch diesen Teil der Zentralplatte. Die seitlichen Ränder sind bereits dorsal umgeschlagen. Von hier aus geht je ein starker Arm (a) dorsalwärts weiter schräg nach vorn. Er ist unter einem spitzen, rostrad geöffneten Winkel gegen die Zentralplatte geneigt. Von diesen beiden Hauptarmen zweigen 280 WILHELM SCHWERMER, sich bald zwei neue Arme (8) ab, die senkrecht zur Stirn verlaufen und an dieser etwas seitlich vor den beiden hinteren Ocellen be- festigt sind. Die beiden Arme « sind mit ihren Enden an der Kopfkapsel nahe der Antennenbasis, zwischen mandibularem und antennalem Basalstück, angeheftet. endsk Fig. B. Querschnitt durch den Kopf, etwas weiter oralwärts geführt. 12:1. endsk nr vaspd D Fig. C. Noch mehr oral geführter Kopfquerschnitt. 12:1. Diese Teile des Tentoriums sind untereinander eng verbunden und bilden das hauptsächlichste Kopfgerüst. In der Art und Weise ihrer Befestigung am äußeren Körperskelet besteht indessen zwischen den terminalen Armen und den Armen « einerseits und den Armen £ andrerseits ein großer Unterschied. Das Chitin der beiden erst- genannten Armpaare ist direkt mit dem äußeren Körperchitin ver- bunden und geht in dasselbe über. Bei den dorsalen Armen (§) findet ein solcher Übergang jedoch nicht statt. Zwischen dem Chitin der Arme und dem der äußeren Körpercuticula befindet sich Biologie und Anatomie von Perla marginata Scoport. 281 ein ziemlich starkes Epithel, und so kommt nur eine lose Verbindung mit der Kopfkapsel zustande. Diese Abweichung in der Befestigungs- weise erklärt sich aus der Verschiedenheit ihrer Anlage beim Embryo. Die vorderen und hinteren Arme des Tentoriums gehen aus 2 Paar Ectodermeinstülpungen hervor, die miteinander verwachsen und die Zentralplatte bilden. Später wachsen dann von der Zentralplatte 2 Aste nach der dorsalen Kopfkapsel. Die Arme $ gehen also nicht aus hier gelegenen Einstülpungen hervor, und so ist es zu verstehen, daß sie nicht direkt, sondern durch Epithel mit der Körper- eutieula verbunden sind. Über die Entwicklung des Endoskelets im Kopfabschnitte von Forficula, das zum Teil mit dem hier ge- schilderten übereinstimmt, schreibt Heymons (1895, Die Embryonal- entwicklung von Derm. u. Orth., p. 50): „Im Kopfabschnitt sind es bei diesem Insekt 2 Paar von Ektodermeinstülpungen, welche das als Tentorium bezeichnete Gebilde liefern. Sie treten noch vor der Umrollung des Keimstreifens auf. Das vordere Paar entsteht medialwärts an der Basis der Antennen und stellt zwei weite, mit dem blinden Ende nach hinten gerichtete Säcke dar, welche in dorsoventraler Richtung abgeplattet sind. Die hintere Tentorium- anlage erscheint vorn an der Basis der zweiten Maxillen. Die hier entstehenden Einstülpungen nehmen auch anfangs die Form von weiten Taschen an. Sehr bald aber knicken sie sich rechtwinkelig um und wachsen jederseits als langes, dünnes Rohr nach vorn.“ Später tritt eine mediane Verbindung zwischen den beiden vorderen Tentoriumanlagen ein oberhalb des Mandibularganglions. Sobald die hinteren Anlagen die median verbundene Partie der vorderen erreicht haben, legen sie sich dorsalwärts der letzteren auf. „An dieser Stelle kommt es später zu einer Vereinigung der einzelnen Anlagen untereinander. Von dem betreffenden Punkte wachsen in der Folge noch zwei Sehnen zur Dorsalseite hin.“ Die Verbindungsstellen der einzelnen Anlagen lassen sich viel- fach noch als dünne Nähte erkennen. Comstor u. Kocnı (in: Amer. Natural. 1902) beschreiben die dorsalen Arme als chitinisierte Sehnen. Sie schreiben (p. 41): „In the Plecoptera it appears to be merely à chitinized tendon, the peripheral end of which is less chitinized than the base and is only loosely attached to the skull.“ Daß wir es aber nicht mit Sehnen, sondern einer Röhre (8) zu tun haben, die einen wenn auch engen Hohlraum im Innern besitzt, erhellt aus Fig. ©. Bei der Imago ist das Lumen des Hohlraumes im Innern der Arme noch beträchtlich 289 WILHELM SCHWERMER, vergrößert, wie uns Fig. D zeigt. Überhaupt sind die endoskeletalen Bildungen bei den Imagines, soweit sie aus Röhren bestehen, viel weitlumiger, aber weniger stark chitinisiert. Dies kann für das geflügelte Insect nur von Vorteil sein, indem so sein Körpergewicht beim Fluge herabgedrückt ist. Fig. D. Transversalschnitt durch dieselbe Kopfregion einer Imago. 30:1. Neben diesen bereits erwähnten Tentoriumanlagen kommen noch andere innere Chitinbildungen vor, die weder mit den vorher- geschilderten noch untereinander verbunden sind. Es sind in der Hauptsache 2 Paar Gebilde (endsk), von denen das stärkste den ganzen Kopf von vorn nach hinten durchzieht. Letzteres geht aus von einem nach hinten blind endigenden Ausführungsgang einer, wie ich unten zeigen werde, rückgebildeten Speicheldrüse, der vorn seitwärts am Rande der Zunge mündet und mit der Mündung des jederseitigen Ausführungsganges der thoracalen Speicheldrüsen ver- einigt ist. Vorn besteht jedes endoskeletale Gebilde aus einer runden dicken Sehne, die sich an das Chitin des Speicheldrüsenganges anschließt und nach hinten ventral von den Armen « des Tentoriums verläuft. Weiter hinten wendet sich die Sehne lateral zu diesen und geht nach und nach in eine dünne Platte über, deren Fläche zur ventralen Kopfplatte parallel ist. In Fig. C ist diese Platte (endsk) mit eingezeichnet. Sie steht ungefähr senkrecht auf den Armen B, ist aber nicht mit ihnen verbunden. Ihre seitliche Ver- längerung würde ungefähr den Unterrand der Hauptaugen treffen. Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopour. 283 Dort, wo die Brücke des Tentoriums liegt, gabelt sich die Platte in zwei neue, die unter einem stumpfen Winkel gegen die erste ge- neigt sind. Die eine Platte oder, vielleicht besser gesagt, ein flächen- haft ausgebreiteter Strang wendet sich dorsal zur Medianlinie der Stirn, die andere ventral zu dem Zentralnervensystem (ug). Auf einem Querschnitt erhält man ungefähr die Form eines Y, wie Fig. B zeigt. Die Platten werden im Hinterhaupte immer dünner, bis sie schließlich in die sie umgebende Muskulatur übergehen. Hierher gehört weiter noch als innere Chitinbildung eine Sehne, die von dem äußeren, seitlichen Rande der Mandibeln ausgeht und, den lateralen Teilen der Kopfkapsel parallel verlaufend,. sich nach und nach flächenhaft ausbreitet. In Fig. C ist dieselbe ebenfalls miteingezeichnet (endsk). Sie erstreckt sich bis in die Gegend der Hauptaugen (au) und geht hier als dünnes Chitinblättchen in ein Muskelbündel über, welches nahe an der Basis der Mandibeln als kleiner Muskel an der Sehne entspringt, nach hinten zu ihr parallel läuft, um an den hinteren Armen des Tentoriums sich anzuheften. Zu erwähnen wäre hier noch beim Endoskelet des Kopfes der gemeinsame Ausführungsgang der thoracalen Speicheldrüsen (vaspd). In Fig. A u. B sind die Ausführungsgänge (athspd) noch getrennt. Vor dem Unterschlundganglion (wg) vereinigen sich beide zu einem gemeinschaftlichen Kanale. Dieser ist im Inneren von einer starken Chitinmasse ausgekleidet, wie auch aus Fig. C hervorgeht. An die- selbe setzen vorn unterhalb des Clypeus mehrere kräftige Muskel- bündel an, die sich ventrolateral erstrecken. Eben aus diesem Grunde erwähne ich den gemeinsamen Ausführungsgang auch hier beim Endoskelet. Mhorax. War das Skelet des Kopfes etwas kompliziert gebaut, so treten uns beim Thorax ganz einfache Gebilde entgegen, von denen jedes für sich isoliert ist. Gerade bei der Betrachtung des Endothorax wird uns die niedere Organisationsstufe von Perla auffallen gegen- über höher stehenden Formen. Bei letzteren befinden sich zwischen den einzelnen Bildungen allerlei Verbindungen und Brücken in Ge- stalt von Sehnen, Zinken und Gabeln. Die Stelle dieser Chitinstücke nehmen bei unserem Objekte Muskeln ein, wodurch statt des starren Zusammenhanges der einzelnen Teile eine lose, elastische Verkettung bewirkt wird. Die endoskeletalen Bildungen des Brustabschnitts werden dar- Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 19 284 WILHELM SCHWERMER, gestellt durch Fortsätze des Notums, der Pleuren und des Sternums. Man bezeichnet sie in der Regel als Phragmen, Apodemen und Apophysen. Je nach ihrem Vorkommen in den 3 Thoraxsegmenten unterscheidet man: Proapodeme, Mesapodeme, Metapodeme, Pro- apophyse, Mesapophyse und Metapophyse. Bei den Phragmen ist diese Bezeichnung vielfach unmöglich, da dieselben nicht immer auf alle 3 Brustabschnitte verteilt sind, sondern in einem Thorax- seemente oft 2 Phragmen vorhanden sind, besonders bei Insecten mit stark konzentriertem Thorax. Bei den Coleopteren ist z. B. das erste Phragma am Hinterrande des Mesonotums, die beiden übrigen stehen am- Vorder- und Hinterrande des Metanotums. Man wendet daher ohne Rücksichtnahme auf den Brustabschnitt die Bezeichnung Protero-, Deutero- und Tritophragma an. Letzterer Bezeichnung werde ich mich hier anschließen, obschon die Phragmen auf alle 3 Thoraxsegmente verteilt sind, da unsere untersuchte Form kein Insect mit konzentriertem Thorax ist, sondern alle 3 Brustsegmente ungefähr gleichmäßig entwickelt sind. Metathorax. Ich beginne mit der Beschreibung des metathoracalen Endo- skelets, weil dieses gegenüber dem der beiden anderen Segmente am stärksten entwickelt ist. Die Metapophyse bildet die Haupt- partie desselben. Sie ist ein paariges Gebilde, dessen 2 Arme in keiner Weise untereinander verbunden sind. Sie entspringen zwischen den beiden Hüftgruben. Das Metasternum ist eine quadratische Platte, welche auf jeder Seite mit 2 Fortsätzen die Coxa noch etwas umschließt und dann mit den Pleuralteilen sich vereinigt. Durch eine etwa > -förmige Zeichnung wird es in 5 Felder geteilt. Die 4 seitlichen Äste der Zeichnung besitzen bereits vor ihrer Ver- einigung mit der Querlinie eine dorsolateral gerichtete Einstülpung, die, bis zum Vereinigungspunkte immer tiefer eindringend, in dem- selben ihre längste Ausdehnung erreicht. Hier weist die Metapophyse eine Länge von 2 mm auf, deren distales Ende gegen die einfachen muldenförmigen Metapodeme geneigt ist. Im großen und ganzen ist jeder Arm der Apophysen (mapoph) ein röhrenförmiges Gebilde, das am basalen Teile verbreitert und abgeplattet ist. Hier ist das Lumen im Inneren eng; dorsalwärts vergrößert es sich; das des latero-distalen Teiles ist beträchtlich erweitert, und die starke chitinöse Auskleidung bildet eine breite Basis als Anhaftungsstelle Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopour. 285 für mehrere Muskeln, die zu den seitlichen Metapodemen (mapd), zum Notum und zu den Hüftgruben verlaufen (Fig. E). In der Figur ist der rechte Arm der Metaphysen in seiner ganzen Ausdehnung gezeichnet, von dem linken nur der Basalteil, weil der Schnitt etwas schräg geführt ist, so daß die linke Seite mehr oralwärts getroffen wurde. Fig. E. Querschnitt durch die Mitte des Metathorax. 12:1. Die Metapodemen (mapd) sind außen deutlich sichtbar. Sie ver- laufen von der Coxa bis zum vorderen Rande des Metanotums. An den Pleuren unterscheidet man bekanntlich das Episternum und Epimeron. An der Grenze von beiden entspringen sie und zwar an der ganzen gebogenen Grenzlinie derselben und bilden eine mulden- förmige Vertiefung. Unten ist die Metapodeme zuerst schmal, nach oben verbreitert sie sich nach und nach. Die muldenförmige Ver- tiefung bildet die Ansatzstelle zahlreicher Muskeln; so inserieren an ihr auch die Flügelmuskeln (Fig. KE). Wegen des schräg geführten Schnittes ist die rechtsseitige Metapodeme mehr ventral getroffen als die linksseitige. Das Tritophragma (mph) befindet sich am Hinterrande des Meta- notums. Es ist eine nach vorn gerichtete Einstülpung, die quer über das ganze Notum verläuft und, seitlich etwas analwärts um- gebogen, bis zu der Coxa hinabreicht. In Fig. F ist auf einem Querschnitt der mittlere Teil des Phragmas getroffen. Im Innern bleibt ein kleiner Spalt zwischen den beiden Chitinschichten, der offen mit der Außenwelt in Verbindung steht. Das Herz (H) hat durch das Phragma eine Einknickung erfahren. Es zieht sich zu- 19* 286 WILHELM SCHWERMER, nächst unter ihm her, biegt vor ihm dorsalwärts um und wendet sich dann über ihm etwas caudad erweitert oralwärts. So kommt es, daß in unserer Figur das Herz 2mal getroffen ist. Von dem Phragma verlaufen Muskeln zum Mesothorax und zum 1. Abdominal- segmente. Andere gehen von demselben zum Sternum, und je einer verbindet die lateralen Teile des Phragmas mit dem Basalteil der Metapophyse. Neben diesen geschilderten Chitingebilden tritt noch eine un- paare endoskeletale Bildung an dem Metathorax auf, die von dem Sternum aus in den Körper hineinragt. Bei mehreren Orthopteren ist eine Ähnliche Bildung von einigen Autoren erwähnt worden. So schreibt KLEUKER (1883) von Mantis religiosa (p. 15): „Auf dem Vorderrande des Meso- und Metasternums ragt ein spitzer Zapfen zwischen die beiden Stränge des Bauchmarks.“ VERHOEFF berichtet in seiner Arbeit über Embiiden (1904. p. 149): „An der Bauchfläche fallen zunächst zwei in der Mediane befindliche braune Flecken auf, von denen die longitudinalen Muskeln x-förmig ausstrahlen. Es sind Chitinhöcker, welche gerade an der Grenze von je zwei benachbarten Sterniten liegen und zwar ganz hinten an dem jedesmaligen vorderen.“ Bei unserem Objekt entspringt der unpaare spitze Zapfen (stchz), der eine innere Höhlung aufweist, auf der Grenze zwischen Meso- und Metasternum, indem von den Seiten Einstülpungen gegen die Medianlinie wachsen, sich mit der eingestülpten Bauchnaht ver- einigen und nun zusammen als einheitliches Gebilde dorsal-anal weiter verlaufen. In Fig. G sind die seitlichen Zweige des Hohl- gebildes, das von hohem Cylinderepithel umgeben ist, stark ent- wickelt. Je tiefer aber der Zapfen in den Thorax eindringt, um so mehr werden die seitlichen Arme reduziert, und auf der folgenden Zeichnung, die einem etwas weiter anal geführten Querschnitt ent- nommen ist, sind sie nur noch so eben angedeutet. Das ganze Ge- bilde (stchz) gleicht in seinem weiteren Verlaufe einer dreiseitigen, abgestumpften Pyramide. Der dorsale Teil des distalen Endes dient dem Darme (D) als Stütze. Burmeister (1832) erwähnt eine ähn- liche Stütze, indem er (p. 258) schreibt: „Dieser mittlere Fortsatz ist oben ausgehöhlt und bildet so eine kleine Rinne, in welcher der Darmkanal ruhet.“ In unserem Falle liegt über dem dorsalen Teile des Zapfens Fettgewebe (fk), worauf der Darm lagert. Die Com- missuren des Bauchmarks (bm) werden dadurch, daß sich der Hohl- kegel zwischen sie einschiebt, emporgehoben und auseinander ge- Biologie und Anatomie von Perla marginata Scoport. 287 Fig. F. Dorsaler Teil eines durch den Hinterrand des Metathorax geführten Querschnittes. 66 : 1. stchz ms m Fig. G. Ventraler Teil eines durch den Vorderrand des Metathorax gefiihrten Querschnittes. DO SRE nr, N \ D m bm a stchz Fk Fig. H. Etwas weiter analwärts geführter Querschnitt. 36:1. 288 WILHELM SCHWERMER, trieben, während sie sonst eng nebeneinander parallel verlaufen. Zwei Muskelpaare (m) inserieren an dem Chitinzapfen, von denen das eine Paar zu den Metapophysen, das andere Paar zu den Pro- apophysen verläuft. VERHOEFF hält es für möglich, daß der unpaare Zapfen aus einem paarigen Gebilde entstanden sei, indem er schreibt: „Die Zapfen kann man sich durch Zusammenrücken und Ver- schmelzung getrennter Gebilde entstanden denken.“ Außer diesen typischen endoskeletalen Bildungen sind noch einige unansehnliche Einstülpungen und Chitinverdickungen zu be- obachten, die mehreren Muskeln als Ansatzstelle dienen. So tritt eine an den Seiten des Metasternums auf und zwar in der Mitte derselben (Fig. E). Muskeln führen von dieser eingestülpten Chitin- verdickung zu den basalen und distalen Teilen der Metapophysen. Die Coxalgruben (hg) wären hier weiter noch zu erwähnen, die tief in den Thorax hineinragen und von denen zahlreiche Muskeln aus- gehen. Mesothorax. Das mesothoracale Endoskelet weicht in Lage und Bau wenig von dem des Metathorax ab. Die Mesapophysen neigen sich etwas mehr ventral-lateral über die Hüftgruben als die Metapophysen, die mehr dorsal gerichtet sind. Das Deuterophragma am Hinterrande des Mesonotums ist etwas umfangreicher. Die Mesapodeme weisen dieselbe Stärke auf, ebenso der unpaare vom Sternum sich erhebende Zapfen. Außerdem dringt von dem Vorderrande der Pleuren eine kleine Chitinröhre seitlich in den Mesothorax ein, die beim Meta- thorax fehlt, beim Prothorax wieder vorhanden ist. Prothorax. Die Proapophysen zeigen in ihrem Aufbau eine röhrenähnliche Form, deren Lumen aber kleiner ist als das der Metapophysen. An der Ansatzstelle sind sie noch etwas gegen die Außenwelt geöffnet. Das Basalende liegt zwischen den Coxen wie beim Metasternum, der distale Teil der Röhre reicht indessen bis zu dem Vorderrande des Prothorax. Während die Metapophysen in der Transversalebene verliefen, sind die Proapophysen also unter einem spitzen Winkel gegen diese geneigt. Das Proterophragma ist nur schwach ent- wickelt. Der unpaare ventrale Zapfen fehlt. Die Proapodeme (pap) dringt tiefer in den Körper ein, und ihr distales Ende ist durch hohe Epithelzellen mit dem der Apophysen (apopha) und der vom Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopour. 289 Vorderrande der Pleuren ausgehenden Röhre (chr) verbunden. Der in Fig. J dargestellte Querschnitt orientiert uns über die gegen- seitige Lage der drei Bildungen, von denen zahlreiche Muskelstränge zur Dorsal- und Ventralseite ziehen. Laterale Partie eines durch den Vorderrand des Prothorax geführten Querschnittes. 36:1. Abdomen. Das Abdomen der Insecten ist gewöhnlich frei von endo- skeletalen Bildungen, wie denn auch nach meiner Literaturkenntnis abdominale Endoskelete nirgends erwähnt werden. Im Kopf und Thorax bietet das Endoskelet den zahlreich vorhandenen Muskeln, die zur Bewegung der Mundgliedmaßen, der Flügel und der Extremi- täten dienen, eine gute Ansatzstelle. Das Abdomen beherbergt vor allem das Herz und die Geschlechtsorgane, und so sind im Vergleich zu den anderen Körpersegmenten im Abdomen verhältnismäßig wenig Muskeln vorhanden, woraus sich wieder der Mangel des Endoskelets erklären läßt. Bei unseren Larven tritt aber ein endo- skeletales Gebilde in ganz charakteristischer Weise auf. Es ist eine nach hinten offen ausmündende kleine röhrenartige Bildung, die sich ventralwärts zwischen Darm und Abdominalsterniten vom letzten 290 WILHELM SCHWERMER, Segmente bis zum siebenten hinzieht. Sie entspringt an der Stelle, wo die Analklappen, die kleine Höcker bilden, mit der Basis der Schwanzfäden verwachsen sind. Zwischen den Höckern oder Styli bleibt eine Öffnung, in die auch der Analteil des Enddarmes ausmündet. Fig. K zeigt die Ver- Fig. K. Si Pay ER US | Fig. L. Ventraler Teil eines Querschnittes durch den Hinterrand des 9. Abdominalsegments. 60 :1. Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopozr. 291 bindung von Darm (D) und Skeletteil (ansk). Um den Darm ziehen sich die Schließmuskeln, die ventral an das Epithel des Analskelets ansetzen. Die ventro-lateralen Teile desselben sind durch 2 Muskeln an der äuBegen Körpercuticula befestigt. Beim Übergange vom 10. zum 9. Segmente trennt sich das Analskelet vom Enddarm und rückt weiter zur Ventralseite (Fig. L). Es nimmt die Form eines elliptischen Zylinders an. An seinem oralen Ende im 8. Segmente inseriert Muskulatur (m). Um den Zylinder liegen hohe Epithelzellen, die wie bei allen endoskeletalen Bildungen dort, wo Muskel ansetzen, am stärksten entwickelt sind. Der distale Teil der nach vorn verlaufenden Muskeln inseriert an der Ventral- und Lateralseite des 7. Segments. Dieses Analskelet kommt nur den Larven zu, bei den Imagines ist es stark reduziert, vielfach ganz rückgebildet, während die bisher beschriebenen Skeletteile bei dem geflügelten Tier viel umfang- reicher sind. Hieraus ist zu schließen, daß die Chitinröhre mit ihren Muskeln eine Funktion auszuführen hat, die nur den Larven zukommt. Diese schwimmen häufig im Wasser auf und ab, wobei sie das Abdomen hin und her schlängeln und die Cerci als Steuer benützen. Die am Analskelet inserierenden Muskeln: dienen nun meiner Überzeugung nach zum Einstellen des Steuerapparats und zur Schlängelung des Abdomens. Beinpaare. Anzuschließen wären zum Schlusse noch endoskeletale Bildungen, die in den Beinen vorhanden sind. Wir werden bei unserem Ob- jekte solche antreffen in der Coxa, dem Femur und der Tibia. Ja ee a Fig. M. Ventrolateraler Teil eines thoracalen Querschnittes. 36:1. 292 WILHELM SCHWERMER, Die Beine der Perliden sind entsprechend ihrem Körperbau einfach organisiert. Das hinterste Paar ist am größten, die beiden anderen nehmen in ihren einzelnen Teilen proportional an Länge ab. Die Coxa ist am Brustringe frei beweglich. Das Femur, das kräf- tigste Beinglied, ist stark abgeplattet. An der Unterseite trägt es eine kleine Rinne, in welche die Tibia eingezogen werden kann bei den schon erwähnten rhythmischen Atembewegungen. Die Tibia ist etwas kürzer und ziemlich schmal. Das Endoskelet der Coxa besteht aus einem abgeplatteten Hohl- gebilde (endsk), dessen enges, spaltenförmiges Lumen mit der Außen- welt in Kommunikation steht. Es beginnt an dem distalventralen Ende der Hüfte, verläuft der Unterseite parallel und durchzieht jene in ihrer ganzen Ausdehnung. Anfangs ist es schmal und stark chitinisiert, verbreitert sich in seinem weiteren Verlaufe zum proximalen Teile, und sein Chitin nimmt nach und nach an Stärke ab (Fig. M) Ein Muskel ver- bindet es mit der seitlich neben ihm stehenden Apophyse (apopha), und 2 andere Muskeln, die an ihm inserieren, verlaufen zu dem Vorder- rande des Notums. Das Femur wird von 2 Chitinbildungen (endsk) ausgekleidet, die vom distalen Ende bis zum letzten Drittel des Schenkels reichen. Sie laufen einander parallel, indem die eine den dorsalen, die andere den ventralen Teil durchsetzt (Fig. N). Proximal stellen sie eben- falls Hohlgebilde dar, die allmählich die Form einer breiten Platte annehmen. Die Chitinbildung im unteren Teile des Schenkels be- sitzt am distalen Ende die Gestalt einer ovalen Röhre, deren Wan- dung überall gleichmäßig dick ist, die im oberen Teile hat im Quer- schnitt etwa T-Form, und ihre dorsale Wand ist nur wenig chitinisiert. Letzteres Chitingebilde gewinnt in seinem weiteren Verlaufe bald ein abgeplattetes, röhrenartiges Aussehen und geht erst nahe am proximalen Ende in eine Platte über, während die Röhre des ven- tralen Schenkelteiles schon früh plattenförmig wird (Fig. O). Sämt- liche Muskeln, die sich im Femur vorfinden, so vor allem der Heber und Senker der Schiene, sind an diesen beiden endoskeletalen Bil- dungen befestigt. In der Tibia ist eine kleine ovale Röhre vorhanden, die vom proximalen Ende derselben ausgeht. Das distale Ende der Röhre wird massiv. Von diesem verlaufen Muskeln zu den einzelnen Fub- gliedern. Hiermit wäre das Endoskelet von Perla marginata vollständig Biologie und Anatomie von Perla marginata Scororı. 293 erschöpft. Sind die inneren Chitinbildungen in recht beträchtlicher Anzahl entwickelt, so weist ihr Bau jedoch eine Einfachheit auf, die uns in unserem Objekt sofort einen Repräsentanten einer niedrig stehenden Hexapodengruppe erkennen läßt. Denn von den niedrigsten Formen läßt sich zu den höchststehenden eine Vervollkommnung und gesteigerte Ausbildung der inneren Skeletelemente verfolgen, die bei letzteren an komplizierter Ausbildung nichts zu wünschen übrig läßt, während erstere vollständig des Endoskelets entbehren. Wenn- gleich wir nun auf Grund desselben nicht unmittelbar auf den genetischen Zusammenhang der Insecten schließen dürfen, da das- selbe aus sekundären, im Laufe der Entwicklung erworbenen Ge- Fig. N. Fig. O. Querschnitt durch das distale Ende des Querschnitt mehr proximal durch das Femur Femurs. 42:1. geführt. 42:1. bilden hervorgegangen ist, so können wir doch an ihm die nähere oder entferntere Verwandtschaft der einzelnen Gruppen bestätigt finden. Auf die unserem Objekte auf Grund des Endoskelets am nächsten stehenden Verwandten komme ich später noch zu sprechen. Bei unseren Untersuchungen trafen wir meistens röhrenförmige Gebilde an und nicht massive. Daß jene entsprechend den Ge- setzen der Mechanik besser den auf sie wirkenden Druck- und Zug- kräften standhalten können, darauf will ich nur im Vorübergehen hinweisen. In der Literatur finden sich nur vereinzelt Angaben über solche röhrenartige Bildungen. So beschreibt VERHOEFF bei den Embiiden röhrenförmige Furculae. Jenes rührt wohl daher, daß 294 WILHELM SCHWERMER, man meistens nur makroskopisch die Skeletteile präparierte, die Schnittmethode dagegen nicht anwandte, hauptsächlich vielleicht wegen des harten Chitins, das ja der Schrecken aller Insecten- anatomen ist. Auf die Entstehung des Endoskelets aus Einstülpungen der äußeren Körperwand bin ich bereits oben bei der Beschreibung des Tentoriums zu sprechen gekommen, so dab ich hier von weiteren Bemerkungen absehen kann. Das Eingeweidenervensystem. Das Eingeweidenervensystem der Inseeten ist in seiner Lage und seinem Aufbau seit SWAMMERDAM von einer Reihe von Forschern eingehend untersucht worden. SWAMMERDAM beschrieb zuerst den Nervus recurrens bei der Larve der Seidenraupe und des Nashorn- käfers. Nach ihm wurde bei vielen insectenordnungen dieser Nerv festgestellt, und neben diesem unpaaren Nerven fand man weiter noch ein paariges Nervensystem. Einen Überblick über die einschlägige Literatur dieses Gegen- standes bis zu den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts gibt KozsrLer (1883). In derselben finden wir die mannigfachsten An- sichten über den Ursprung und Verlauf der Nerven, worüber KoESTLER auf Grund eigner Untersuchungen an Periplaneta orientalis nähere Angaben macht. HorEr (1887) revidierte diese Angaben zum Teil, und PawrowA (1895) berichtet auf Grund eingehender Studien genau über das ganze Nervensystem der Geradflügler. Seine Entstehung im Embryo wurde von entwicklungsgeschicht- licher Seite ebenfalls aufgeklärt. Das Eingeweidenervensystem von Perla marginata ist nach dem den meisten Insecten zukommenden Grundtypus gebaut. Es besteht aus einem unpaaren über den Ösophagus sich hinziehenden Nerven (nr), der vorn mit einem Ganglion beginnt und aus einem paarigen Nervensysteme (pspn), das lateral vom Ösophagus verläuft und vorn 2 Ganglienpaare besitzt. Das unpaare Eingeweidenervensystem. Über die Ursprungsstelle des unpaaren Nerven aus dem Gehirn finden wir die verschiedensten Angaben. Einige Autoren lassen ihn aus der Vorderfläche, andere aus der Ventralfläche des Ober- schlundganglions, noch andere aus der Schlundcommissur austreten. Biologie und Anatomie von Perla marginata Scoror1. Bei unserem Objekte entspringen die beiden Commissuren (a) des vorderen Ganglions, des sogenannten Ganglion frontale (gfr), mit dem Gehirn aus seitlichen Loben an der Vorderfläche des Oberschlundganglions unterhalb der Antennalnerven gemeinschaftlich mit Oberlippennerven (o/n), womit die Angaben Pawrowa’s über Ortho- pteren übereinstimmen. Beide Nerven liegen anfangs dicht aneinander und haben eine gemeinsame Scheide. Nachher trennen sie sich voneinander, und in einem großen Bogen wenden sich die zwei Commissuren zu dem Ganglion frontale. Dieses liegt vor Bigs 2. Das Eingeweidenervensystem aus Quer- schnitten rekonstruiert. Etwas schematisiert. ideale dem Oberschlundganglion auf dem Osophagus nnd ist von etwa herz- förmiger Gestalt. Die eine Dreiecks- seite ist nach vorn, die gegenüber- liegende Spitze dem Gehirn zugekehrt. Die Punktsubstanz ist nicht wie ge- wöhnlich zentral gelagert, sondern nimmt den vorderen und unteren Teil des Ganglions ein, die großen Ganglienzellen sind nach hinten und oben verschoben ähnlich wie bei Blatta orientalis nach dem Berichte Horer’s (1887). An der Peripherie fehlen die großen Ganglienzellen ebenfalls. Sie sind übrigens in recht beschränkter Anzahl vorhanden, weisen jedoch gegenüber denen des Gehirns einen größeren Umfang nn e N | Selle -qv 295 MepSDn ¥---vthspn hr 296 WILHELM SCHWERMER, auf. Die Peripherie ist von Kernen niedriger Ordnungsgröße ein- genommen. Von den Nervenfasern der beiden Commissuren, welche vom Oberschlundganglion kommen, verlaufen mehrere bei ihrem Eintritt in das Ganglion frontale nicht zur Punktsubstanz, sondern sie wenden sich sogleich rückwärts und treten in den vom Ganglion nach hinten verlaufenden Nerven ein. Von den zwei Commissuren zweigen nahe am Ganglion frontale zwei kleine Nerven ab, welche die Innervation des Labrums besorgen mit den aus den Loben des Oberschlundganglions entspringenden Oberlippennerven. Ein aus der Mitte der Vorderfläche des Ganglion frontale austretender Nerv wie bei Blatta ist bei Perla nicht vorhanden. Der von dem Ganglion nach hinten unter dem Oberschlundganglion herziehende Nerv ist der sogenannte Nervus recurrens (nr) oder Nervus stomatogastricus. Er erstreckt sich in der Medianlinie über den ganzen Darm bis zu den 8 Blindsäcken des Mitteldarmes. Sein distales Ende gabelt sich in 2 Äste, die lateral zum Darme verlaufen, nachdem der Nerv vorher zu einem kleinen dreiseitigen Ganglion angeschwollen ist, dem so- genannten Ganglion ventriculare (gv) oder Ganglion splanchnicum, wie es von einigen Forschern benannt wird. Zahlreiche Ver- zweigungen treten von dem Nervus recurrens in die Wandung des Darmes ein, die im proximalen Teile außerdem zur Innervation einiger Tracheen dienen. Hinter dem Oberschlundganglion weist der Nervus recurrens eine längliche, minimale Anschwellung auf, das sogenannte Ganglion occipitale (goc). Von diesem laufen nach rechts und links kleine Äste, die mit dem paarigen Eingeweidesystem anastomosieren Cie. 2): Das paarige Eingeweidenervensystem. Fr. Branpt (1835) und BURMEISTER (1832) machten zuerst darauf aufmerksam, daß das unpaare System zu dem paarigen in ganz be- stimmter Korrelation steht. Bei Insectengruppen, bei welchem das paarige in beträchtlicher Größe entwickelt ist, ist das unpaare reduziert und wird oft nur durch das Ganglion frontale vertreten und umgekehrt. PawLowA bestätigt in ihrer Arbeit diese gegen- seitige Wechselbeziehung. Bei unserer Fig. P vermissen wir diese wechselseitige Abhängiekeit. Sowohl das paarige wie das unpaare Nervensystem weist eine umfangreiche Entwicklung auf. Zwar steht das paarige System dem unpaaren an Länge etwas nach; dies er- klärt sich aber leicht daraus, daß die von den paarigen Nerven ver- Biologie und Anatomie von Perla marginata Scoporr. 297 sorgten Organe sich nicht über den Prothorax nach hinten er- strecken. Wenn Pawtowa weiter berichtet (in: Zool. Anz., Jg. 18, p.85): „Bei allen bis jetzt untersuchten Formen ist der paarige Abschnitt auf den Kopf beschränkt und besteht nur aus 2 Paar hinter dem Gehirn gelegener Ganglien“, so stellt unsere untersuchte Art wieder eine Ausnahme dar, indem, wie schon angedeutet, der paarige Ab- schnitt sich bis zum Hinterrande des Prothorax hinzieht. Das paarige System besteht aus 2 Paar hinter dem Ober- schlundganglion liegenden Ganglien, den sogenannten Ganglia pharyngea, die hintereinander geschaltet sind, und von denen das vordere Paar (gph.ant) nach der Medianlinie etwas verschoben ist. Letzteres hat etwa zwiebelförmige Gestalt, das andere ist kugel- förmig und überragt das erste bedeutend an Größe. Von dem vorderen Paare gehen 2 Connective zu dem Ganglion occipitale des Nervus recurrens. Durch eine Commissur (b) ist jedes der beiden vorderen Ganglien mit der Ventralfläche des Oberschlundganglions verbunden. Die beiden Commissuren dringen in die Gefäßwand des Herzens ein und sind fest mit ihr verbunden, so daß sie beim Ab- präparieren der Nerven zerreißt. Oralwärts treten dieselben aus und wenden sich etwas lateral. Ob einige Nervenfasern der Com- missuren die Wandung des Rückengefäßes innervieren, konnte ich mit Sicherheit nicht feststellen, doch bin ich vollkommen davon überzeugt. Mit dem zweiten Ganglienpaare (gph. post) ist das erste durch einen starken Nervenast vereinigt. Zu dem Gehirn verlaufen von dem zweiten Ganglienpaar 2 Commissuren (c), von denen die medial- wärts gelegene etwas länger ist. Sie treten ventral in den Hinter- rand des Gehirns. Mit diesen beiden Commissuren dringen mehrere Tracheenäste in das Oberschlundganglion ein, an welche die Com- missuren angelagert sind. In ihrem Autbau weichen diese beiden Ganglienpaare vollständig voneinander ab. Das vordere Paar stellt eigentlich nur eine An- häufung von Nervenfibrillen dar, in denen längliche Kerne zu er- kennen sind. Punktsubstanz ist nicht vorhanden. Diese Fibrillen pflanzen sich durch die Commissuren zum Gehirn fort und gehen in die desselben über. Mit Hämatoxylin färbt sich die ganze Masse nur schwach, während das 2. Ganglienpaar eine intensive Färbung annimmt. Dieses besteht aus zahllosen kleinen Ganglienzellen, von denen man nur die Kerne sieht, die eine reiche Körnelung aufweisen. Punktsubstanz ist zwischen den Zellen eingelagert, und fein ver- 298 WILHELM SCHWERMER, zweigte Tracheenäste durchziehen das Ganglion. Die Commissuren zum Oberschlundganglion vereinigen sich mit den peripheren Ganglien- schichten nnd nicht mit den darunterliegenden Elementen. Der das 1. und 2. Ganglienpaar vereinigende Nervenast legt sich zur Median- linie hin an das 2. Ganglienpaar an, sendet um dasselbe einige Fibrillen und verläuft dann aboralwärts zu den thoracalen Speichel- drüsen weiter. Dieser Unterschied in der Differenzierung der beiden Ganglien- paare läßt den Gedanken aufkommen, daß wir in denselben Zentren vor uns haben, welche für verschiedene Organe bestimmt sind. So sahen wir bereits das 1. Ganglienpaar mit seinen Commissuren an die Herzwand herantreten und aboralwärts 2 Äste (pspn) zur Inner- vation der Speicheldrüsen abgehen. BiancHarp (1858) deutete das 1. Pharyngealganglienpaar als Gefäßganglion (Ganglions angéins) zur Innervierung der Aorta, das 2. als Trachealganglion (Ganglions tracheins). Das 2. Paar sehe ich auch nur als Trachealganglien an, da von ihnen die Kopftracheen innerviert werden und, wie ich schon bemerkt habe, ihre beiden Gehirncommissuren an Tracheenäste an- gelagert sind. In dem 1. Ganglienpaare erblicke ich das Zentrum, das für die Speicheldrüsen bestimmt ist. Heymons schreibt in seiner Arbeit über die Entwicklung der Dermapteren und Orthopteren (1895, p. 49) von diesen Pharyngeal- ganglien: „Möglicherweise haben wir in den betreffenden Ganglia allata Zentren zu erblicken, welche speziell für Speicheldrüsen be- stimmt sind, die gerade wie diese Ganglien erst sekundär zum Ösophagus eine Beziehung gewonnen haben. Hiermit würde die Be- obachtung von Horer im Einklang stehen, nach welcher bei Peri- planeta die den Ganglia allata entsprechenden hinteren paarigen Eingeweideganglien sich speziell an der Innervation der Speichel- drüsen beteiligen.“ Als Ganglia allata würden wir indessen bei unserem Objekte das 1. Ganglienpaar aufzufassen haben. Hrymons bezeichnet sie als Ganelia allata, weil sie beim Embryo eine andere Ursprungs- stelle aufzuweisen haben als die beiden anderen Ganglien. Sie wandern, wie er bei Forficula zeigt, als Ectodermalzellen vor der Basis der Maxillen im 1. Maxillensegment ventral ein. Die beiden anderen Ganglien entstehen aus der verdickten Schlundwand, indem in der Medianlinie an 3 hintereinander gelegenen Stellen kleine Ausstülpungen entstehen. Aus der mittelsten Einstülpung gehen die beiden Ganglien hervor, die distale liefert das Ganglion frontale. Biologie und Anatomie von Perla marginata Scoport. 299 Überhaupt wird nach Hrymons das ganze Schlundnervensystem nur im Kopfe angelegt. Die aboralwärts gewandten Äste der vorderen Pharyngeal- ganglien verlaufen lateral vom Darm und legen sich ventral an die Ausführungsgänge der prothoracalen Speicheldrüsen. Am Vorder- rande des Prothorax verzweigen sie sich mit den Ausführungs- gängen. Der Hauptstamm des Nervs (hthspn) geht weiter und inner- viert die am Hinterrande des Prothorax gelegenen Speicheldrüsen, der vordere Ast (vthspn) die am Vorderrande befindlichen. Über die Innervation habe ich keine Untersuchungen angestellt, da diese nicht in den Rahmen meiner Arbeit fielen, ich verweise in diesem Punkte auf die eingehende Abhandlung von Horer. Zum Schlusse dieses Kapitels sei es mir gestattet, noch ein paar Worte beizufügen über die Lage der Speicheldrüsen. Nach ImHor besitzt Perla maxima 2 Paar Speicheldrüsen, die im Pro- und Mesothorax liegen sollen. Die Abbildung, die er von denselben gibt, ist in mehrere Werke übergegangen, so auch in das von TümpeL. Bei Perla marginata befinden sich die beiden Drüsenpaare aber im Prothorax. Außerdem liegen noch 2 Speicheldrüsen im Kopf und zwar in der rechten und linken vorderen ventralen Kopf- hälfte, worüber ich auch bei ScHÜNEMUND jede Angabe vermisse. Perla marginata besitzt demnach 5 Paar Speicheldrüsen. Die beiden Kopfdrüsen sind am stärksten entwickelt; der Umfang der ein- zelnen Drüsenlappen ist 4 bis 5mal so groß wie der der thoracalen Drüsen. Die Ausführungsgänge der letzteren, die sich im Kopfe vereinigen und vor ihrer Ausmündung wieder gabeln, münden mit den der Kopfspeicheldrüsen zusammen aus. Wenngleich die Angaben Imnors sich auf Perla maxima be- ziehen, so zweifle ich doch an deren Rıchtigkeit, da diese Art mit der von mir untersuchten in der inneren Organisation fast voll- ständig übereinstimmt. Erwähnen will ich außerdem noch 2 Kanäle, die sich beider- seits von der Ausmündungsstelle der eben erwähnten Drüsen in den dorsalen Kopfteil nach hinten erstrecken und in ihrem Aufbau mit den Ausführungsgängen der Speicheldrüsen vollständig überein- stimmen. Sie endigen blind geschlossen und dienen, wie früher be- merkt, einem endoskeletalen Gebilde als Ansatzstelle. Wir haben es hier nach meiner Überzeugung mit zwei rudimentären Aus- führungsgzängen eines rückgebildeten Speicheldrüsenpaares zu tun, Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 20 300 WILHELM SCHWERMER, so daß wir den Vorfahren unserer Art zwei Paar Kopfspeicheldrüsen zusprechen müssen. Das Circulationssystem. In der Literatur finden sich zahlreiche Abhandlungen über das Gefäßsystem der Insecten, so dab man annehmen sollte, die An- sichten über dasselbe wären geklärt, und doch gehen die Angaben in den Hand- und Lehrbüchern weit auseinander. Erwähnen möchte ich nur die Auffassung von Koz8e (1893) und von R. Herrwıc (1907) über das Herz der Insecten. KoLBE schreibt (p. 542): „Jede Herzkammer besitzt zwei Öffnungen (Spalten, Ostien), an jeder Seite eine, und zwei Klappen, auch Interventri- cularklappen genannt. Die Öffnungen der Kammern liegen in dem erweiterten Teile derselben an den Seiten oder mehr nach der Oberseite gerückt. Die Klappen befinden sich an der Grenze zweier Kammern, sind stets nach vorn gerichtet, und bestehen aus zarten, zuweilen gegliederten Hautfalten.“ R. HerrwiG gibt in seinem Lehrbuch der Zoologie (8. Aufl.) folgende Darstellung (p. 419): „Dicht unter den Rückenschienen liegt das langgestreckte, schlauchförmige Herz in einem besonderen Raum, den man Pericardialsinus nennt. Derselbe ist ein Teil der Leibeshöhle, welcher von dem übrigen, perigastrischen Abschnitt des Leibeshöhle durch eine quere, unvollkommene Scheidewand ge- trennt wird, in welcher die linken und rechten Flügelmuskel ver- laufen. Das Herz empfängt sein Blut durch seitliche Ostien (8 Paar, oft auch weniger, bis zu 1 Paar) aus dem Pericardialsinus, selten direkt aus der großen Leibeshöhle durch ventrale Öffnungen (manche Orthopteren). Indem Segelventile von den Rändern der Ostien in das Herzlumen vorspringen und bei der von hinten nach vorn fort- schreitenden Systole nicht nur die Ostien verschließen, sondern auch einen Abschluß gegen den rückwärts gelegenen Teil des Herzens bewirken, entsteht das Bild einer Kammerung des Herzens. Durch eine vordere Aorta gelangt das Blut in die Leibeshöhle.“ Mehr oder weniger starke Abweichungen in der Entwicklung des Herzens werden von den Handbüchern nicht berücksichtigt. Gerade im letzten Jahrzehnt wurden bei Vertretern der ver- schiedensten Insectengruppen besondere Eigentümlichkeiten im Bau des Circulationssystems konstatiert. So ist bei manchen Insecten die Ostienzahl auf 1 oder 2 Paar reduziert; an der Aorta treten Ampullen im Meta- und Mesothorax auf, so bei den Ephemeriden, Biologie und Anatomie von Perla marginata Scorozr. 301 wie es mein Kollege HEINER neuerdings bei mehreren Arten be- stätigen konnte. Ebenfalls sind solche bei Dytiscus marginalis vor- handen, und JANEr beschrieb dieselben bei geflügelten Ameisen. Nach Pıssarew’s Angaben verläuft die Aorta der Biene in scharfen Biegungen und bildet 18 Schleifen. Daß wir bei unserem Objekte ebenfalls eigenartige Bildungen antreffen, wird unsere Untersuchung zeigen. Das Rückengefäß von Perla marginata besteht aus einem kon- traktilen Schlauch, der sich vom Hinterrande des 9. Segments bis zum Oberschlundganglion erstreckt. Es verläuft im Abdomen dicht unter den Rückenschienen im Pericardialraum gelegen. Das Hinter- ende des Schlauches (7) liegt in der Segmentfalte des 9. Segments, m H. Hee ep ee U Terme a Era 3 AU | S Ne N. REA Em Um ad J y. MNT 07 rs All 10 Segment Fig. Q. Transversalschnitt durch die Segmentfalte des 9. Abdominalringes, um die Lage des Herzens und seine hinteren Ostien zu zeigen. 60: 1. die dem Tergit des 10. Abdominalringes aufliegt (Fig. Q). Zwei Muskeln (m), welche die dorsalen und ventralen Chitindecken der Falte verbinden, schließen es hier ein und bilden eine Art Gefäf- raum. Das hintere Ende des Herzens ist blind geschlossen und zu- gespitzt. Faseriges Bindegewebe (fbg) verbindet es mit der Epi- dermis der Hautfalte nach oben und unten. Nach vorn erweitert es sich sofort stark, und es liegt nach der vollkommenen Ver- schmelzung des 9. und 10. Segments in dem eigentlichen Pericardial- raum. Hier am distalen Ende, im 9. Segmente, besitzt das Herz ein Ostienpaar (0), und zwar ist es das einzige, das an ihm nach- weisbar ist. Nach Brena Dezso (1878) sollen bei den Hexapoden so viele 20* 230 WILHELM SCHWERMER, Paare von Ostien am Rückengefäß vorhanden sein, wie Stigmen entwickelt sind. Diese Ansicht hat sich aber als irrig erwiesen. Nach OBERLE (1912) befinden sich bei Dytiscus marginalis 8 Paare von Ostien, dagegen 10 Paare von Stigmen. Bei Bienen werden 5 Paare von Ostien, aber 10 Paar Stigmen angegeben. ZAWARZIN erwähnt, daß bei Aeschna-Larven nur 2 Ostienpaare vorkommen. Bei unserer Art tritt also nur 1 Ostienpaar auf. Die beiden Ostien bestehen aus 2 Spalten, die sich beiderseits vom Hinterende des Herzschlauches aus der dorsalen Region desselben zu der ven- tralen schräg abwärts bis zum Vorderrande des 9. Segments er- strecken. Auf Transversalschnitten durch dieses Segment wird uns demnach das Herz in 2 Abschnitten entgegen treten, einem oberen und einem unteren, und je nachdem der Schnitt mehr proximal oder distal geführt ist, wird der obere oder untere Abschnitt höher er- scheinen. Die Lippen des Spaltes sind nicht nach vorn, sondern lateral gerichtet. Interventricularklappen oder sogenannte Muskel- peloten, wie solche von Porovıcı (1905) beschrieben werden, fehlen vollständige. Das Blut, welches durch das terminale Ostienpaar ein- dringt, strömt rostrad dadurch, daß die Kontraktion von hinten nach vorn fortschreitet. Der Transport des Blutes ist infolge des Fehlens der Klappen ein unvollkommenerer als bei anderen Insecten, bei denen die Interventricularklappen ein Zurückfließen des Blutes bei der Diastole verhindern. Deshalb kann man bei jungen, frisch gehäuteten Exemplaren unter dem Mikroskop feststellen, daß einige Blutkörperchen wieder caudad fließen. Infolge des Nichtvorhandenseins von Interventricularklappen und von segmental angeordneten Ostienpaaren vermissen wir bei unserer Art die sonst bei dem Herzen beschriebene Kammerung. Wohl können wir aber von Segmentkammern sprechen, insoweit das Herz, das sich jedesmal in dem vorderen Teile der Abdominal- segmente verjüngt, beim Eintritte in ein vorhergehendes Segment eine dorsale, etwas rückwärts verlaufende Ausstülpung aufweist. In den letzten Segmenten ist die Aussackung am stärksten. Die durch die Ausstülpungen des Herzens entstehende Faltung entspricht den Gelenkhäuten der Abdominalringe Sie ermöglicht es wahr- scheinlich, daß das Herz den Ausdehnungen der Segmente folgen kann. STRAUS-DÜRKHEIM (1828) gibt bereits eine Darstellung von den Einstülpungen des Herzrohres, indem er schreibt: „L’abdomen étant susceptile de s’alonger et de se raccourcir et le cœur devant suivre ces mouvements, chaque chambre rentre par le moyen d'un Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopozt. 303 replis dans celle qui précede, afin de pouvoir s'étendre lors de Vécartement des segments“. OBERLE erwähnt dieselben Bildungen bei Dytiscus, und ich ver- weise auf seine fig. 2, die eine gute Vorstellung von diesen Ver- haltnissen gibt. Im Abdomen liegt das Herz in dem sogenannten Pericardial- sinus, den außerdem die Flügelmuskeln und die Pericardialzellen (pz) einnehmen. Von Flügelmuskeln sind 8 Paar vorhanden und zwar je 1 Paar pro Segment vom 9. bis zum 2. Abdominalringe. Das letzte Paar ist das stärkste; die anderen nehmen, je weiter sie nach vorn liegen, an Größe ab. Alle weisen dieselbe Lage auf. Sie inserieren beiderseits an dem ventralen Teile der Pleuren, ver- laufen in gerader Richtung zum Herzen, vereinigen sich unter dem- selben und schicken an dasselbe kleine Muskelfasern, die sich mit der bindegewebigen Umhüllung des Rückengefäßes vereinigen. Die Pericardialzellen (pz) sind oft in mehreren Schichten in den Pericardialraum eingelagert. Im 9. und 10. Segment umgeben sie, auf einen kleinen Raum begrenzt, nur ventral und lateral das Herz, vom 7. bis 2. Segmente legen sie sich dagegen rings um die Flügel- muskeln und reichen seitwärts bis zu den Pleuren. Hier lagern sie sich an die Tracheenstämme und Narben, welche die funktionslosen Stigmen verschließen. Feine Suspensormuskeln, die sich mit der Adventitia, der binde- gewebigen Umhüllung des Herzens, vereinigen, bewirken die Be- festigung des Herzrohres an den Rückenschienen des Abdomens. Der oralwärts vom Hinterleibe durch den Thorax sich er- streckende Teil des Rückengefäßes wird als Aorta bezeichnet. Sie ist bei einigen Insecten etwas modifiziert oder mit Ampullen ver- sehen, hat jedoch gewöhnlich die Form eines geraden Rohres, das jede Kammerung vermissen läßt und zu Kontraktionen nicht mehr fähig ist. Bei Periplaneta soll der thoracale Teil des Herzschlauches in- dessen nach einigen Autoren in 3 Kammern eingeteilt sein. „Nach Kuzwerz soll die Verwandlung der drei pulsierenden Brustkammern des Blutgefäßes in die Aorta der übrigen Insekten eine phylogene- tische Bedeutung haben. Die Entwicklung und verstärkte Tätig- keit der Flügelmuskeln (hier die Muskel der Flügel) bei höheren Insekten übten eine hemmende Wirkung auf die Funktion der pul- sierenden Kammern und führten die Umwandlung der letzteren in 30: WILHELM SCHWERMER ? ein Rohr — die Aorta — herbei.“ (N. v. ApELUNG in: Zool. Ctrbl. 1895). Da wir es bei Perla marginata mit einem niedrig stehenden Insect zu tun haben, so vermutete ich entsprechend der Hypothese von Kurwerz, daß der thoracale Gefäßteil unseres Objekts kon- traktil sei, was ich auch wirklich bestätigt fand. An frisch ge- häuteten Larven beobachtete ich wiederholt, daß der ganze thora- cale Gefäßteil pulsiert und daß die Kontraktionen sich bis in den Kopf fortsetzen. Beim Eintritte in den Metathorax verengt sich das Herz, das etwas ventral unter dem früher beschriebenen Phragma herumbiegt, und verläuft vor demselben senkrecht zum Notum, so dab es jetzt wieder dicht unter die Rückendecke zu liegen kommt. Hier bildet es eine 3seitige Kammer, die analwärts eine Aussackung trägt. In- folgedessen tritt uns das Rückengefäß auf Transversalschnitten in 2 Abschnitten (H) entgegen (Fig. F). 2 Ligamente befestigen die Fig. R. Querschnitt durch den Hinterrand des Mesothorax vor dem Deuterophragma her geführt. Der dorsale Teil desselben ist nur gezeichnet. Er zeigt die vor dem Phragma aufwärts steigende englumige Herzröhre und die mesothoracale Herz- kammer. 54:1. Biologie und Anatomie von Perla marginata Scoport. 305 Kammer rechts und links an der Epidermis. Flügelmuskel sind nicht vorhanden. Pericardialzellen (pz) umlagern wie gewöhnlich das Gefäß, sie begleiten übrigens das Herz bis zum Oberschlund- ganglion. Vorn im Metathorax verjüngt sich das Herz wieder zu einer engen Röhre, erfährt im Mesothorax vor dem Deuterophragma die- selbe Aussackung und weist hier die größte thoracale Kammer (H) auf. Fig. R zeigt uns an einem Querschnitte diese Kammer mit dem vor dem Phragma senkrecht nach oben verlaufenden Herzrohre. Sein Lumen ist so eng. daß sich bei der Systole die Wandungen berühren und dadurch dem Blute ein Zurückfließen unmöglich machen. Die Pericardialzellen sind an dem ventralen Teile des Kanals be- sonders zahlreich vertreten. Die bei einem Kopfquerschnitte getroffene Antennenbasis. 123:1. Vom Mesothorax geht das Herz schräg abwärts zum Darmkanal, bis es unter dem Oberschlundganglion vollständig auf dem Osophagus ruht. Im Prothorax hängt es an einem langen Suspensormuskel (sspm) (Fig. J). Eine eigentliche Kammerung kann man nicht wahr- nehmen, dagegen erweitert sich das Lumen des Gefäßes im Hinter- haupte zu einer dritten pulsierenden Kammer (4) (Fig. A) Die Muscularis, die mittlere der drei Herzgewebslagen, zeigt eine be- sondere Stärke. Zwei nach hinten gerichtete Öffnungen der Kammer ermöglichen es dem Blute nach hinten abzufließen. Durch diese beiden Öffnungen treten die 2 Commissuren der vorderen Pharyngeal- 306 WILHELM SCHWERMER, ganglien an die Gefäßwand heran und dringen in dieselbe ein. Dicht unter dem Herzen liegt der Nervus recurrens (nr) (Fig. A—C). Vor der Kopfkammer liegt das Dorsalgefäß dem Ösophagus un- mittelbar auf; lateral weichen unter dem Oberschlundganglion die Gefäßwände auseinander, und die ventrale Herzwand schwindet. Die Ringmuskulatur des Darmes besorgt nun den Abschluß des Gefäbes zur Ventralseite. Die dorsale Wand bleibt noch bestehen und geht nach und nach in eine dünne Membran über, die schließlich ganz verschwindet und das Blut frei in die Oberlippe eintreten läßt. Verzweigungen der Kopfgefäßwand, die etwa als Aorten zu den Augen oder langen Antennen verliefen, treten nicht auf. Dagegen existieren jederseits an der Basis der Antennen 2 Ampullen (amp), welche selbständig die Fühler mit Blut versorgen (Fig. S). Sie kommunizieren mit dem vor dem Gehirn gelegenen Blutraum durch kleine Öffnungen, die durch Klappen verschließbar zu sein scheinen. Eine englumige Aorta (aa), Aorta ascendens, verläuft von der Ampulle in die Antennen. Ihre Einmündung steht mit der Ampulle in offener Verbindung, verschließbare Ventile fehlen. In den Basalgliedern der Fühler liegt die Aorta in der Mitte; in den folgenden Antennen- gliedern biegt sie etwas nach vorn und legt sich dann eng an die Epidermis an. Die Wände des propulsatorischen Apparats lassen 3 Schichten erkennen, eine äußere und innere Membran und dazwischen eine Muskelschicht mit länglichen Kernen. Eine faserige, mit spindel- förmigen Kernen versehene Membran verbindet die Ampullen mit der Wand des Herzens vor dem Oberschlundganglion. Außerdem geht ein schmales Muskelbündel von der Ringmuskulatur des Darmes zu der Basis der Antennen und inseriert an den Antennalgefäßen. Die rhythmischen Kontraktionen dieser Muskeln sollen nach PAwLowA, welche uns zuerst mit diesen ampullenartigen Organen bei ver- schiedenen Orthopteren bekannt gemacht hat, die Erweiterung der Ampullen, die Diastole, bewirken. Ich verweise hier übrigens zur genauen Informierung über diese propulsatorische Apparate auf die Darstellung PAwrowa’s und auf die von der Verfasserin beigefügte Skizze. Durch die Systole der Ampullen wird das Blut stoßweise in die Aorta ascendens getrieben, was man an einem lebenden Objekte deutlich wahrnehmen kann. Bei jedem Stoß passieren die Blut- körperchen einige Antennenglieder, dann folgt eine Ruhepause. Die Spitze der Antennen wird nicht von allen Blutkörperchen erreicht, Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopo.i. 307 sondern durch seitliche Öffnungen der Aorta, die in den einzelnen Antennengliedern auftreten, gelangen die meisten schon vorher in den die Aorta umgebenden Blutraum, um zum Herzen zurück- zukehren. PAwrowaA sieht den Grund für das seitliche Austreten des Blutes darin, daß das distale Ende der Fühler vielfachen Verletzungen ausgesetzt ist und das geronnene Blut die Circulation unter solchen Umständen hemmen würde. Bei verletzter Fühlerspitze kann das Blut durch die unteren Fühlersegmente ungestört weiter circulieren. Den Antennen ähnlich gebaute Gebilde haben wir in den Cerci vor uns, die bei den Perliden einen besonders starken Bau aufweisen. Es erübrigt sich noch kurz darauf einzugehen, wie diese mit Blut versorgt werden. Die Circulation des Blutes innerhalb der Arterie der Cerci unterscheidet sich in keinem Punkte von der der Antennen. Manche Blutkörperchen treten gleich in den an der Basis gelegenen Ringen durch seitliche Öffnungen der Aorta aus derselben in den Blutraum aus. Wie aber gelangt das Blut in die Aorta? Bei den Ephemeriden besitzen bekanntlich die Klappen der letzten Herzkammer, welche ein Zurückfließen des Blutes nach er- folgter Systole verhindern sollen, eine entgegengesetzte Anordnung wie die der anderen Kammern. Während diese von hinten nach vorn gerichtet sind, sind die hintersten Klappen umgekehrt orientiert, also von vorn nach hinten. Da nun das Herz der Ephemeriden mit den Aorten der Schwanzborsten direkt in Verbindung steht, so hat die Lage des letzten Klappenpaares den Zweck, den Rücktritt des in die Schwanzgefäße eingetretenen Blutes zu verhindern. Bei den Perliden vermissen wir diese Anordnung. Die Aorta der Cerci steht in keiner Verbindung mit dem Rückengefäß, und so sind wir ge- zwungen anzunehmen, daß wie bei den Antennen ebenfalls bei den Analanhängen ein propulsatorischer Apparat das Blut in die Aorta hineintreibt. Leider konnte ich mit Bestimmtheit solche Ampullen an Präparaten nicht nachweisen, da es außerordentlich schwer ist, durch das harte Chitinskelet des letzten Abdominalsegments voll- kommen befriedigende Schnitte herzustellen. Daß indessen propul- satorische Apparate vorhanden sind, daran glaube ich um so weniger zweifeln zu können, als ich mit dem Mikroskop bei jungen Larven zu wiederholten Malen an der Basis der Cerci Kontraktionen be- obachten konnte, die mit denen des Rückengefäßes nicht synchron verliefen. Erwähnenswert scheint mir noch, daß in den letzten Abdominal- 308 WILHELM SCHWERMER, segmenten vielfach MazriGnrsche Gefäße in das Pericardialseptum eintreten und sich dicht an die Herzwandung anlegen. Bei einer Perlodes-Art konnte ich sogar feststellen, daß ein Marrısarsches Gefäß mitten in das Herzlumen eingedrungen war. Kowarzvsky bemerkte dieses Verhalten der MaurısHr’schen Gefäße zuerst an dem Herzen von Pachytilus und deutete dies als pathologischen Fall, nachträglich konnte er jedoch darlegen, daß dieses eigentiimliche Verhalten ganz normal ist. Diese Darlegungen zeigen uns, dab das Herz von Perla marginata von dem üblichen Bautypus eines Insectenherzens nicht unerheblich abweicht. Es unterscheidet sich von diesem durch das Fehlen jeg- licher Interventricularklappen und einer vorderen Aorta, an deren Stelle ein noch selbständig pulsierendes Gefäß vorhanden ist. Hieraus erhellt, daß zwischen dem Herzen unserer Species und dem der Crustaceen kein großer Unterschied besteht, indem wir hier wie dort einen langgestreckten Schlauch vor uns haben, der dorsal den ganzen Körper durchzieht. Schlußbetrachtungen. Zum Schlusse meiner Abhandlung sei es mir vergönnt, in Kürze auf die systematische Stellung der Familie der Perliden einzugehen, wozu unsere Art gehört. Man pflegte sie früher mit Odonaten und Ephemeriden als Amphibiotica zusammenzufassen, womit wir sie auch heute noch oft zusammengestellt finden. Diese Gruppe ist aber sicherlich eine unglücklich zusammengewürfelte: man ließ sich zu sehr durch den Aufenthaltsort der Familien verleiten, sie in eine Ordnung einzureihen, anstatt ihre Organisation in Frage zu ziehen. Denn die innere Organisation der Perliden weicht in recht vielen Punkten von der der beiden anderen Familien ab. Ihr Endoskelet zeigt manche Ähnlichkeit mit dem der Orthopteren, denen sie nach meiner Ansicht näher zu stehen scheinen als den beiden oben er- wähnten Familien. In der hufeisenförmigen Anlage der Geschlechts- organe nehmen sie eine Sonderstellung ein. Die Bauverhältnisse des Herzens lassen recht primitive Züge erkennen, die den Odonaten und Ephemeriden fehlen. Man wird den Perliden, wenn man ihre gesamte Organisation berücksichtigt, wohl den Rang einer selb- ständigen Insectenordnung zuerteilen müssen. In diesem Sinne schreibt Hrymons (1896, p. 59): „Ein wesent- licher Unterschied zwischen Plecopteren einerseits, Odonaten und Ephemeriden andererseits beruht also in dem Fehlen des 11. Ter- Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopott. 309 gites, bei den ersteren bereits in ganz frühen Stadien. Durch diese Eigentümlichkeit nähern sich die Plecopteren unverkennbar den Orthopteren, denen sie auch in vielen anderen Beziehungen, z. B. in der Bildung der Mundteile offenbar sehr nahe stehen.“ „Die Unterschiede, die in den Abweichungen der inneren Organisation, in der verschiedenartigen Entwicklung der Mundteile und des äußeren Körperbaues bei den 4 genannten Ordnungen hervortreten, sind un- verkennbare und offenbar zu weitgehende, um es gerechtfertigt er- scheinen lassen zu können, die Odonata, Ephemerida und Plecoptera, wie man früher zu tun pflegte, als ‚Amphibiotica‘ zusammenzufassen.“ „Aus diesem Grunde wird man auch nicht umhin können, den Odo- naten, Ephemeriden, Orthopteren und Plecopteren den Rang von selbständigen Insektenordnungen zuzusprechen.“ HaxpzirsCH (1904), der bei seinem Insectenstammbaume sich hauptsächlich auf paläontologische Funde stützt, schreibt (p. 741): „Was die drei von mir unterschiedenen Reihen Perloidea, Libelluloidea und Ephemeroidea anbelangt, so muß ich hervorheben, daß die 3 letzteren durch je eine Schaltgruppe mit den Paläodietyopteren verbunden sind, unter einander aber in keiner Verbindung stehen. Man kann sie unmöglich von einander ableiten, sondern nur von ge- meinsamen Stammformen und diese Stammformen sind die Paläo- dietyopteren.“ „Ich halte demnach die Gruppe Amphibiotica nicht für berechtigt.“ „Es bleibt mir nichts anderes übrig, als die Per- liden als selbständigen mit Embiiden, Odonaten, Ephemeriden u. s. w. gleichartigen Hauptstamm zu betrachten.“ Weiter klären wird diese Frage vor allem das Studium der Embryologie, das ich in einer demnächstigen Arbeit wieder auf- zunehmen gedenke. Literaturverzeichnis. 1826. v. BAER, K. E., Uber das äußere und innere Skelett, ein Send- schreiben an Prof. HEUSINGER, in: Arch. Anat. Physiol. 1828. MÜLLER, J., Über ein eigentümliches, dem Nervus sympathicus analoges Nervensystem der Eingeweide bei den Insekten, in: Verh. Leop. Carol. Akad. Naturf. 1828. STRAaUS-DÜRKHEIM, J. 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SCHweErMER, Biologie und Anatomie von Perla marginata Scopozi. Erklärung zu den Abbildungen im Text. a Commissur, welche das Ganglion frontale mit dem Gehirn verbindet aa Aorta ascendens am Aufhängemuskel des Darmes amp Ampulle ansk Analskelet apopha Apophysenarm athspd Ausführungsgänge der thora- calen Speicheldriisen au Augen b Commissuren des vorderen Pharyn- gealganglienpaares mit dem Gehirn ß dorsal gerichtete Arme des Ten- toriums bl Blindsäcke bm Bauchmark ce Commissuren der hinteren Pharyn- gealganglien mit dem Gehirn C Coxa chr Chitinröhre, vom Vorderrand der Pleuren kommend D Darm endsk endoskeletales Gebilde ep Epidermis fbg faseriges Bindegewebe fk Fettkörper jl Flügelscheiden gfr Ganglion frontale goc Ganglion occipitale gph.ant vorderes Pharyngealganglien- paar gph. post lienpaar gv Ganglion ventriculare H Herz hg Hüftgrube hihspn hintere thoracale Speichel- drüsennerven m Muskel. mapd Metapodeme mapoph Metapophyse mpg MALPIGHT'sche Gefäße hinteres Pharyngealgang- mph Metaphragma = Tritophragma n Nerv nr Nervus recurrens / O Ostium Og Oberschlundganglion pap Proapodeme pspn paariger Speicheldrüsennerv px Pericardialzellen sspm Suspensormuskel stchx sternaler Chitinzapfen fat terminale Arme des Tentoriums tp Tentoriumplatte tr Trachee ug Unterschlundganglion. vaspd vereinigter Ausführungsgang der thoracalen Speicheldrüsen vlhspn vordere thoracale Speichel- drüsennerven Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Die Furchung des Eies der Rüsselegel. Von W. Schleip. Mit Tafel 26-30. Inhaltsübersicht. I. Einleitung . . II. Beschreibender Teil 1” 2. 3. 4. 5. 6. LÀ ie 8. 3 Der polare Bau des en Bies Erste und zweite Fürchungsteilung . Dritter Furchungsschritt (Bildung des en “Misrommeens quartetts) . Die weiteren lungen ne zur Mol ides zweiten Micromerenquartetts 5 Die Teilungen bis zur Vollendung des des ee quartetts - Bis zur Vollendung der Teilungen, Paie aes Ant des vierten Micromers in den or À, B und © entsprechen DE Die Entstehung der 4 Bo von Melectoblasten Abnorm sich entwickelnde Eier . Das spätere Schicksal der Blastomeren III. Allgemeiner Teil. 18 2. Vergleich zwischen Ger Bee von "Gepsind, and (dé anderer Anneliden . a) Zellfolgen und eee cle A ber der Ent- en des Clepsme-Eies . EE eee b) Vergleich mit der Furchung de Poly chitten cc) Vergleich mit der Furchung der Kieferegel Uber das Determinationsproblem bei Clepsine 314 W. SCHLEIP, I. Einleitung. Die bisherigen Untersuchungen an Oligochäten und Hirudineen lassen erkennen, daß deren Entwicklung zwar im allgemeinen dem Spiraltypus der Furchung folgt, in vielen und wesentlichen Merk- malen aber davon abzuweichen scheint; nach den vorliegenden An- gaben sind diese Abweichungen nicht überall gleichstark, bei den Kieferegeln z. B. erheblicher als bei den Rüsselegeln. Diese Be- sonderheit der beiden genannten Gruppen ist deswegen auffällig, weil die Polychäten und viele Mollusken an dem scharf charakterisierten Spiraltypus bis in alle wesentlichen Einzelheiten festhalten und weil die Oligochäten und Hirudineen aus vergleichend-anatomischen Gründen als nahe verwandt mit den Polychäten anzusehen sind. Die erste Aufgabe, die sich daraus ergibt, ist die Feststellung, ob diese Abweichungen in der Entwicklung der Oligochäten und Hirudineen tatsächlich vorhanden sind oder nur infolge einer noch unzureichenden Einsicht in die wirklichen Verhältnisse angenommen werden. Die Unsicherheit, welche hierüber besteht, läßt sich schon daraus erkennen, daß KorscHELT u. HEIDER (1909) in ihrer ver- gleichenden Darstellung der Furchung auf eine Behandlung der Oligochäten und Hirudineen ganz verzichtet haben. Wenn diese erste Aufgabe gelöst ist und wenn es sich, wie man vermuten kann, zeigt, daß tatsächlich wesentliche Unterschiede in der Furchungs- weise zwischen Polychäten einerseits und Oligochäten und Hiru- dineen andererseits vorhanden sind, dann stehen wir vor einer Reihe von Fragen, welche eine allgemeinere Bedeutung besitzen. An welchen Punkten hat der starre Polychätentypus der Furchung eine Abänderung erfahren, welche Zellfolgen sind davon unberührt geblieben, in welchen anderen änderte sich die Teilungsweise oder die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung oder beides? Lassen sich die Abänderungen der Furchungsweise in Zusammenhang bringen mit Unterschieden, welche die Oligochäten und Hirudineen auf späteren Entwicklungsstadien den Polychäten gegenüber zeigen? Kann man in den Eiern der beiden genannten Gruppen schon vor dem Punkte der Entwicklung, wo diese anders wird als bei den Polychäteneiern, also vielleicht schon im ungefurchten Zustande, morphologische Unterschiede jenen gegenüber feststellen? Und wenn solche vorhanden sein sollten, so bleibt die Frage, ob sie in kausalem Zusammenhange mit den Abänderungen in der Furchungsweise stehen, eine Frage, die eine experimentelle Behandlung erfordert. Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 315 Die vorliegende Arbeit soll einen kleinen Beitrag zur: Lösung dieser vielen Probleme bringen; sie beschränkt sich aber auf die Untersuchung nur einiger der oben aufgeworfenen Fragen und nur der Entwicklung der Riisselegel (in einer vorläufigen Mitteilung habe ich [1913] über einige Ergebnisse schon berichtet). Gerade die Behandlung der Furchung bei dieser Gruppe erschien mir von vornherein besonders aussichtsreich; denn durch die bewunderns- werten Arbeiten von WuHirmax (1878 und 1887) kennen wir ihre Grundzüge schon und dürfen voraussetzen, daß sie sich verhältnis- mäßig eng an den Polychätentypus anschließt. Im genaueren sind aber die Zellfolgen des sich entwickelnden Olepsine-Eies noch nicht festgestellt, und auch die feineren Vorgänge am Plasma während der Furchung fordern zu einer Nachuntersuchung heraus. Ein anderer Grund, gerade Clepsine als Objekt zu wählen, war die Über- zeugung, daß die Eier dieser Gattung sich zu einer experimentellen Untersuchung besonders gut eignen; ich hoffe über meine nach dieser Richtung hin angestellten Beobachtungen bald berichten zu können. Zwei Arten standen mir zur Verfügung: Eierpakete von Clepsine sexoculata (= Glossiphonia complanata) konnten im April und Mai der Jahre 1912 und 1913 in reichlicher Menge gesammelt werden; Clepsine bioculata (= Helobdella stagnalis) fand ich den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst hinein in Fortpflanzung. Haupt- sächlich untersuchte ich die Eier der ersteren Art und berichte daher über meine Ergebnisse an der anderen nur nebenbei. Die Eier von Clepsine sexoculata wurden durch Zerreißen des dünnen Häutchens, welches sie zu einem Paket vereinigt, isoliert und dann entweder in lebendem Zustande untersucht oder fixiert und zu gefärbten Totalpräparaten oder zu Schnittserien verarbeitet. Die Beobachtung des lebenden Eies sowie die Untersuchung des gefärbten Totalpräparats reichen, so notwendig sie zur ersten Orien- tierung sind, nicht zu einer vollkommenen Analyse der Furchung aus, sondern man muß sich zu diesem Zweck hauptsächlich an Schnitte halten. Die Fixierung mit Fremming’s Gemisch erwies sich als weniger günstig; ich verwandte fast ausschließlich Grzson- PETRUNKEwırTscH’s Sublimatlösung. Die Einbettung zum Zwecke des Schneidens geschah in Paraffin allein oder erst in Celloidin und danach in Paraffin; sie mußte möglichst bald vorgenommen werden, weil die Eier sich bei zu langem Verweilen im Alkohol schlecht schneiden. Die Schnittdicke betrug in Anbetracht der großen Kerne Zool, Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 21 316 W. ScLerr, und Zellen meist 15 uw. Die Orientierung für Schnitte, die quer zur Eiachse gelegt werden sollten, war leicht, da die Mehrzahl der Eier im flüssigen Paraffin sich von selbst mit dem animalen Pol nach oben einstellt; auf Orientierung in anderer Richtung konnte ich ver- zichten, da unter den vielen geschnittenen Eiern genügend zahl- reiche waren, die günstig getroffen waren. Zur Färbung verwandte ich nach vielen Versuchen fast ausschließlich Hämatoxylin-Orange. Von jedem Entwicklungsstadium wurden mindestens 5—10 Serien, die je aus 20—30 Schnitten bestanden, genau mit dem Zeichen- apparat durchgezeichnet, worauf die einzelnen Zeichnungen einer Serie durch Übereinanderpausen zu einem körperlichen Bild des be- treffenden Eies vereinigt wurden, in welches man die Kerne nach Lage und Teilungsstadium eintragen konnte. Bei sorgfältiger Aus- führung dieser Arbeit kann man sicher sein, dab diese Rekonstruk- tionen keine nennenswerten Verzerrungen enthalten. Natürlich wurde auch jedes Entwicklungsstadium, soweit das möglich war, nach dem lebenden Ei oder einem gefärbten Totalpräparat gezeichnet; die so erhaltenen Bilder stimmen mit den Rekonstruktionen gut überein. Spiegelbildlich falsche Bilder lassen sich bei den Rekon- struktionen deswegen leicht vermeiden, weil die Furchung frühzeitig einen ganz asymmetrischen Verlauf nımmt; man kann schon den einzelnen Schnitten ansehen, was rechts und was links von der späteren Medianebene liegt. Die in Fig. 40—60 gegebenen Total- bilder sind alle solche Rekonstruktionen nach Schnitten und nicht etwa Schemata, daher wird auch verständlich sein, dab sie nach Größe und allgemeiner Grundform etwas variieren, wie das eben bei den Eiern auch der Fall ist. Nur einige Totalbilder sind teilweise schematisiert; auf den in Fig. 57 u. 58 abgebildeten späteren Stadien kann man die genaue Zahl und Lage der Zellen der Micromeren- scheibe nur schwer oder gar nicht feststellen, und dasselbe gilt für die von den 8 Telectoblasten erzeugten Zellen. Diese sind daher in Fig. 57 u. 58 schematisch eingezeichnet. Auch auf früheren Stadien (Fig. 56) ist es nicht möglich, die Micromerenhaube genau zu rekon- struieren, wenn sie im Profil gesehen ist. Es wäre aber auch aus- geschlossen gewesen, genaue Zeichnungen hiervon nach ganzen Eiern anzufertigen. Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 317 II. Beschreibender Teil. 1. Der polare Bau des ungefurchten Eies. Der bei einer sehr großen Anzahl von Tieren nachgewiesene polare Eibau, die Differenzierung eines animalen und eines vegeta- tiven Eipoles und damit einer Eiachse, ist auch schon in dem frisch abgelegten Ei von Clepsine vorhanden, und wenn er auch anfangs verhältnismäßig wenig auffällig ist, so tritt er später so deutlich in Erscheinung wie bei nur wenig anderen Arten. Diese polare Struktur des Eies von Clepsine ist vermutlich wie bei anderen Tieren schon innerhalb des Ovars entstanden, ich habe aber den Vorgang der Eibildung nicht in den Bereich meiner Untersuchungen gezogen. Wuirman’s (1878) Angaben hierüber sind erklärlicherweise nicht ausreichend, und GATHY (1900), der auf das Zellplasma des Ovarial- eies nur kurz eingeht, bemerkt nichts über eine polare Differen- zierung desselben. Man erkennt den animalen Pol an der Lage der Richtungsspindel, außerdem aber ist, wie schon Wrruman bemerkte, die animale Hälfte des Eies leichter als die vegetative, so dab sich das einzelne im Wasser liegende Olepsine-Ei mit dem animalen Pol nach oben dreht; das erkennt man natürlich erst dann, wenn die Richtungskörper sich gebildet haben. Aus der Verteilung von Dotter und Plasma läßt sich zu dieser Zeit irgendeine Andeutung des polaren Eibaues nicht entnehmen; denn die plasmatische Grund- substanz des Eies enthält ganz gleichmäßig verteilt die Dotter- elemente und bildet an der Oberfläche eine zusammenhängende, gleichmäßig dünne Schicht. Es ist selbstverständlich, daß die er- wähnte verschiedene Schwere der animalen und vegetativen Eihälfte auf einer ungleichen Verteilung verschieden schwerer Substanzen beruht, aber diese waren mit den angewandten Färbungsmethoden nicht unterscheidbar. Die äußeren Vorgänge bei der Richtungskörperbildung hat Wuirman (1878) schon eingehend geschildert; die feineren Er- scheinungen dabei sowie bei der Vereinigung von Ei- und Samen- kern gleichen, soweit ich sie verfolgt habe, dem, was VEJDOVSKY U. Mri4zex (1903) bei Rhynchelmis und Gatuy (1900) bei Clepsine com- planata selbst gefunden haben. Nach der Abschnürung der beiden Richtungskörperchen und während die erste Furchungsspindel sich anzulegen beginnt, bildet sich im Ei von Clepsine eine eigenartige Struktur aus, die seinen 21* 318 W. ScHLEIP, polaren Bau so auffallend deutlich werden läßt; das ist das ani- male und das vegetative Polplasma (Fig. 1 u. 2). Schon Gruge (1844) und Rosın (1875) haben diese Bildungen beobachtet, und Wnrrman (1878) gab dann eine eingehende Beschreibung von ihnen: 15 Minuten nach Beendigung der Richtungsteilungen entsteht in der Eioberfläche um den animalen Pol herum eine Ringfurche, in welcher sich eine durchscheinende, flüssige Substanz ansammelt ; dadurch entsteht der „animale Polring“. Nach einigen Minuten sendet dieser gegen den Äquator des Eies kurze, pseudopodien- artige Fortsätze aus. Etwas später wiederholen sich die gleichen Vorgänge am vegetativen Pol, doch entsteht hier kein Ring, sondern eine Polscheibe. Vor der ersten Furchungsteilung sinken dann beide Bildungen tief in das Eiplasma ein unter Änderung ihrer Form. Später beobachtete auch VEspovsxy (1888) die gleichen Vorgänge bei Clepsine, außerdem aber auch bei Æhynchelmis, einem Oligochäten; er gab etwa folgende, auf die letztere Art sich beziehende Beschreibung. Vor der Richtungskörperbildung ist auf der ganzen Eioberfläche eine geschlossene Plasmaschicht vor- handen; an der Stelle aber, wo die Richtungsspindel an die Ober- fläche gelangt, weicht die periphere Plasmaschicht auseinander, so daß der Dotter unmittelbar nach außen grenzt. Vom Zeitpunkt der Beendigung der Richtungsteilungen bis zur Ausbildung der ersten Furchungsspindel (— die Abbildungen auf tab. 4 u. 5 der genannten Arbeit scheinen zu zeigen, daß im einzelnen zeitliche Schwankungen dieses Vorganges bestehen —) konzentriert sich das periphere Plasma von dem Äquator gegen die beiden Eipole hin; gleichzeitig plattet sich das Ei an beiden Polen sehr stark ab (bei Clepsine nicht). Auf der vegetativen Seite des Eies bildet dieses Plasma dann ein un- unterbrochenes Feld, dessen Rand eine Verdickung zeigt, indem sich hier das Protoplasma in größerer Menge ansammelt als im Zentrum. Am animalen Pol nimmt das Plasmafeld Ringform an, wobei die Öffnung des Ringes der Stelle entspricht, wo die Richtungs- körper lagen. Während der Ausbildung der ersten Furchungsspindel schreitet die Ansammlung des Plasmas an den Polen fort. VEJDOVSKY beobachtete auch manche Abweichungen von dem gewöhnlichen Ver- halten der Polplasmen; so kann die Ansammlung an einem Pol mächtiger sein als an dem anderen oder gar nur auf den einen be- schränkt sein. Er fand auch Eier von Rhynchelmis, bei welchen die polaren Plasmaansammlungen nicht zur Ausbildung kamen, und solche Eier entwickelten sich auch nicht. Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 319 Die Beschreibungen von Wuitman und Vrespovsky stimmen im großen und ganzen überein; nur weist der letztere darauf hin, dab die von Wuirman beschriebenen pseudopodienartigen Fortsätze der polaren Plasmaansammlungen ein Ausdruck dafür sind, daß Plasma polwärts strömt. Ich selbst kann diesen Beschreibungen nicht viel hinzufügen. Bei Clepsine sexoculata erscheint das Polplasma als eine mit Hämatoxylin stark färbbare Substanz, welche an der Oberfläche des Eies dichter strukturiert ist als in den tieferen Schichten; daher färbt sie sich außen auch dunkler als innen (Fig. 1 u. 2). An der dem Dotter zugewandten Seite gehen die Polplasmen zwar rasch, aber ohne scharfe Grenze in das überall zwischen den Dotterschollen vorhandene Plasma über; in den tieferen Schichten beider Pol- plasmen finden sieh auch Dotterschollen von der gleichen Beschaffen- heit wie im übrigen Ei, nur liegen sie weiter auseinander. Beide Polplasmen, sowohl der animale Ring wie das vegetative Feld, werden während der Ausbildung der ersten Furchungsspindel unter Abnahme ihres Umfanges dicker. Dann tritt auch im animalen Polring regelmäßig eine weitere Differenzierung auf: in seiner tieferen Schicht, gegen seinen äußeren Rand hin, findet sich nun ein schmaler, im Querschnitt unregelmäßig geformter Ring einer Sub- stanz, die etwas dichter strukturiert ist als ihre Umgebung, stellen- weise ist dieser Ring unterbrochen. Auf den Querschnitten (Fig. 1 u. 2) ist er daher ein- oder zweimal getroffen. Weniger regelmäßig und, wenn vorhanden, auch weniger deut- lich tritt eine derartige Bildung im vegetativen Polplasma auf. Bei Olepsine bioculata verhalten sich die Polplasmen im wesentlichen gleich, nur konnte ich hier weder im animalen noch im vegetativen Polplasma jene ringförmige Verdichtung finden; dafür erscheinen aber später in ihnen ähnlich strukturierte, unregelmäßig geformte Klumpen. Bei beiden Arten verschwinden diese Bildungen inner- halb der Polplasmen rasch wieder. Was nun die Entstehung der beiden Polplasmen anlangt, so glaube ich auch, daß sie ihre Bildung dem Zuströmen von Plasma nach den Polen zu verdanken; nur dürfte die oberflächliche Plasma- schicht des Eies nicht allein dabei beteiligt sein, sondern auch das überall zwischen den Dotterelementen vorhandene Bildungsplasma. Denn das erstere ist schon vor der Entstehung jener polaren Bildungen eine so dünne Schicht, daß es zu ihrem Aufbau nicht ausreichen kann. Die eigenartigen peristaltischen Bewegungs- erscheinungen, die am Ei von Clepsine von WHITMAn und VEJDOVSKY 320 W. ScHLEIP, beobachtet wurden und die ich selbst auch verfolgen konnte, mügen vielleicht etwas mit dieser Substanzverlagerung zu tun haben. Nach Entstehung der Polplasmen ist der polare Bau des Eies von Clepsine ungemein deutlich; wenn die Eier frei im Wasser liegen, ist die von dem animalen Polring umgebene Stelle, d. h. der animale Pol, stets nach oben gekehrt, es ist also auch noch nach der Ausbildung der Polplasmen die animale Eihälfte leichter als die vegetative. Die Verbindungslinie des Zentrums des animalen Pol- ringes mit der Mitte des vegetativen Polfeldes stellt natürlich die Eiachse dar. Wie schon VEJpovskY beschrieb, ist die von dem ani- malen Polring umgebene Stelle der Ort der Richtungskörperbildung; später werden die Richtungskörper aber stets verlagert. Denn man findet sie bei Clepsine sexoculata an einer Stelle über dem Polring, in einer kleinen Einsenkung (Fig. 1) oder sogar ein Stück von ihm gegen den Aquator hin entfernt (Fig. 4). Bei Olepsine bioculata liegen sie immer weit von ihrer ursprünglichen Bildungsstätte und ganz unregelmäßig bald in der Gegend des Äquators, bald anderswo. Die Plasmaströmungen, welche zur Bildung der Polplasmen führen, sind wohl auch die Ursachen der Verlagerung der Richtungskörper. Übrigens muß bemerkt werden, daß die Wanderspur des weiblichen Vorkerns nicht immer genau von dem Zentrum des animalen Pol- ringes herkommt; ich sah sie einmal von einer etwas exzentrisch gelegenen Stelle herziehen (Fig. 1), ein Vorkommnis, das ich nicht weiter erklären kann. Das weitere Schicksal der Polplasmen soll im Zusammenhange mit den Furchungsteilungen behandelt werden. Zuvor mögen noch kurz die Beobachtungen erwähnt werden, nach welchen auch bei anderen Objekten ähnliche Bildungen vorhanden sind. Es wurde schon oben bemerkt, daß Verpovsky (1888) bei einem Oligochäten, Ehynchelmis, ganz die gleichen Polplasmen wie bei Clepsine fand. Der gleiche Autor (1881) sah ferner sehr ähnliche Strukturen bei Sternaspis, wo sie aber schon während der Eibildung entstehen. Etwas den Polplasmen von Clepsine Vergleichbares scheint nach Wizson (1892) auch bei Nereis limbata vorzukommen; hier findet sich nach Beendigung der Richtungsteilungen am animalen Pol ein heller Be- zirk, der bei der ersten Teilung in die Zelle CD, bei der zweiten in D übergeht. In diesem Bezirk liegt eine granulierte Substanz, welche sich von dem umgebenden Plasma deutlich abhebt und viel- leicht mit der oben beschriebenen Verdichtung im Polplasma von Clepsine verglichen werden kann. Auch die Erscheinungen am Ei Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 321 von Dentalium (Witson, 1904) zeigen gewisse Ähnlichkeiten mit jenen bei Clepsine. Bei Chaetopterus pergamentaceus beobachtete LiuLıE (1906), daß die oberflächliche Plasmaschicht des Eies sich vor der ersten Furchungsteilung im Aquator zerteilt und nach den Polen konzentriert; hier trägt also ebenso, wie es Vespovsky für Clepsine annimmt, nur die oberflächliche Plasmaschicht zur Ausbildung der polaren Plasmaansammlungen bei. In anderen Fällen kommt bei Polychäten nur eine einseitige Konzentrierung des Protoplasmas vor, so daß die animale Eiregion plasmareicher ist als die vegetative ob dieser Vorgang, den Cnizp (1900) von Arenicola cristata und be- sonders von A. marina beschreibt, der Polplasmabildung von Clepsine analog ist, mag dahingestellt bleiben. 2. Erste und zweite Furchungsteilung. Das Wesentlichste der beiden ersten Furchungsteilungen hat schon Wuirman beschrieben. Beide verlaufen meridional, die erste führt zur Entstehung eines größeren Blastomers, welches allein das Polplasma zugeteilt erhält, und eines kleineren. Beim zweiten Teilungsschritt zerfällt zuerst das größere Blastomer in zwei un- gleichgroße Zellen, dann das kleinere in zwei gleichgroße, so dab 3 kleinere Blastomeren von gleichem Umfang und ein größeres zu- stande kommen. Nur in dieses gelangen die Polplasmen. Die erste Teilung ist 31/, Stunden nach der Eiablage beendet, die zweite 11,—2 Stunden später. Diesen Angaben habe ich noch folgende Beobachtungen hinzuzufügen. Erste Furchungsteilung. Die erste Furchungsspindel steht gleich bei ihrer ersten Anlage senkrecht zur Eiachse, d.h. der Ver- bindungslinie der Zentren der beiden Polplasmen. Im übrigen scheint aber ihre Lage nicht determiniert zu sein, da das Ei ganz radiär gebaut ist und ein Einfluß der Stelle des Spermaeintrittes auf die Lage der ersten Teilungsebene nicht zu erkennen ist. Die Spindel liegt etwa gleichweit von beiden Eipolen entfernt. Sie erreicht allmählich einen bedeutenden Umfang, und man kann an ihr alle die Einzelheiten schön studieren, welche VEJpovsky U. MRÄZEK (1903) von Rhynchelmis ausführlich beschrieben haben. Auf drei verschiedene Erscheinungen, welche sich während dieser Teilung abspielen, soll im Folgenden genauer eingegangen werden, nämlich auf das Verhalten der beiden Polplasmen, auf die Lage der Teilungs- spindel sowie das Größenverhältnis ihrer Centrosome und auf die Richtung der Teilungsebene. 322 W. Schueıp, Während der Ausbildung der ersten Furchungsspindel werden beide Polplasmen unter Verringerung ihrer Flächenausdehnung be- trächtlich dieker und reichen infolgedessen weiter in das Eiinnere hinein. Das führt allmählich dazu, daß aus dem animalen Polring ein Zylinder wird, dessen Lumen aus der früheren Ringöffnung hervorgegangen ist und von Dotter erfüllt wird (Fig. 6 u. 7). Am Ende der ersten Teilung ist aus dem animalen Polplasma schließlich ein ziemlich unregelmäßig geformter Klumpen hervorgegangen, den oft noch ein ganz dünner Dotterstrang durchzieht. Man sieht in dem Klumpen zuweilen noch Schollen einer dichteren Substanz, die Reste jener früher beschriebenen ringförmigen Verdichtung im ani- malen Polplasma; später sind diese Schollen nicht mehr zu sehen. Ganz entsprechende Umwandlungen erfährt das vegetative Polplasma; es wird dicker, geht aus der Form einer Scheibe in die eines un- regelmäßig geformten Zapfens über, der sich weit ins Eiinnere hineinsenkt (Fig. 6), und hängt schließlich nur noch vermittels eines dünnen Stranges mit der Oberfläche zusammen (Fig. 7). Die Pol- plasmen von Clepsine bioculata verhalten sich ebenso. Die erste Furchungsspindel hat sich während dieser Zeit weiter ausgebildet. Anfangs ist sie gleichpolig (Fig. 3), allmählich wird aber das Centrosom am einem Pol umfangreicher als an dem anderen (Fig. 6 u. 7); das größere Centrosom läßt auch stets ein stärker herangewachsenes Tochtercentroplasma erkennen (die hellere, dunkel umsäumte Stelle in den Centrosomen), und an das größere Centrosom treten auch längere Plasmastrahlen heran. Den Höhepunkt ihrer Ausbildung erreichen die Astrophären am Ende der Anaphase (Fig. 7), wenn die erste Teilungsfurche einzuschneiden beginnt. Anfangs liegt die Spindel derart, daß die Eiachse etwa durch ihren Äquator geht (Fig. 3); dann aber verschiebt sie sich in der Richtung ihrer Längs- achse, so daß am Ende der Anaphase der eine Pol, und zwar der kleinere, näher der Eioberfläche liegt, während der größere sich mitten zwischen den beiden Polplasmen befindet, also eigentlich in der ursprünglichen Eiachse (Fig. 7). Dieser letztere Spindelpol ist zu dieser Zeit auch dadurch ausgezeichnet, dab sein Centrosom ellipsoidisch ist; seine Längsachse liegt in der Verbindungslinie der beiden Polplasmen. Unterdessen geht auch die Teilung des Eiplasmas ganz in der Weise vor sich, wie es von. Wurrman beschrieben wurde. Das Ei verlängert sich in der Richtung der Furchungsspindel, und dann schneidet, meist zuerst am animalen Pol, die Furche ein. Es ent- Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 323 steht dadurch schließlich das größere Blastomer CD und das kleinere AB (Fig. 37); das Größenverhältnis beider variiert recht beträcht- lich. Wie schon Wuirman zeigte, gelangen die beiden Polplasmen nur in die Zelle CD. Das wird dadurch ermöglicht, daß die erste Teilung nicht genau meridional verläuft, sondern parallel zu einer Meridionalebene neben den Polplasmen hindurchgeht. Dadurch wird die erste Furchungsteilung erstens inäqual, was die Größe beider Tochterzellen anlangt, und zweitens differentiell, was ihre stoffliche Zusammensetzung betrifft. Übrigens bekommt etwa in einem Drittel der Fälle auch die Zelle AB ein kleines Stück von dem Polplasma mit, entweder nur vom animalen oder nur vom vegetativen oder von beiden. Es ist dann verständlich, daß der animale Polring oder Polzylinder in der Zelle CD unter Umständen zu einem Halb- oder Dreiviertelsring wird. In Fig. 5, welche eine Aufsicht auf den vege- tativen Pol eines 2-Zellenstadiums darstellt, ist ein solcher Fall ab- gebildet, in welchem die erste Furchungsebene dem Blastomer AB ein kleines Stück Polplasma zuteilt. Wenn dies eingetreten ist, verschwindet das Stückchen Polplasma in dem kleineren Blastomer rasch, während die umfangreichere Masse in dem größeren Blastomer erhalten bleibt. Nach Beendigung der Teilung kommen die Kerne in das Innere der Centroplasmakugeln zu liegen, dicht an die Teilungsebene (Fig. 11), und als Rest der Spindel findet man wie bei Rhynchelmis nach Vespovsky (1888) einen Zwischenkörper (Fig. 8, ur 12). Zweite Furchungsteilung. Am Beginn des zweiten Teilungsschrittes sind die Spindeln zunächst noch gleichweit von beiden Eipolen entfernt; sie sind der ersten Teilungsebene dicht angelagert (Fig. 8 u. 12) und verlaufen ganz oder nahezn parallel und senkrecht zur Hiachse. Es eilt das größere Blastomer, CD, voraus; denn wenn der Kern in AB noch in Prophase verharrt, haben sich in CD die Chromosomen schon ausgebildet und in der Äquatorialebene angeordnet. Im Stadium der Metaphase verharren beide Spindeln offenbar längere Zeit, denn in dieser Phase holt die Spindel in AB jene in CD ein (Fig. 8); daß aber trotzdem in dem letzteren Blastomer die Mitose weiter fortgeschritten ist, erkennt man daran, dab die Centrosomen in dieser Zelle schon größer ge- worden sind. Es geht dann die Spindel von CD früher zur Ana- phase über als die von AB, was Fig. 12, welche sich auf Clepsine bio- culata bezieht, sehr schön zeigt; man findet hier die Tochterchromo- somen von CD schon als Caryomeren an den Polen, während in AB 324 W. SCHLEIP, erst die Chromosomen auseinanderzuweichen beginnen. Außerdem zeigt diese Abbildung, daß derjenige Spindelpol in CD, welcher in das große Blastomer D zu liegen kommt, von einem größeren Cen- trosom gebildet wird als der andere; denn daß es sich so verhält, wird dadurch bewiesen, daß die Polplasmamasse, welche ja aus- schließlich in D gerät, dem größeren Centrosom benachbart liegt. Dasselbe ist aus Fig. 10 zu ersehen, welche einen Schnitt durch das schon vollendete 4-Zellenstadium darstellt; der Schnitt hat fast ausschließlich nur die beiden Schwesterzellen C und D getroffen; in D, welches das Polplasma beherbergt, liegt die größere Centro- plasmakugel. Die Plasmateilung erfolgt, wie Wuirman es beschrieb, derart, daß CD sich ein wenig vor AB durchschnürt, so daß ein rasch vor- übergehendes 3-Zellenstadium zu beobachten ist. Die Teilungs- richtung ist wieder annähernd meridional, und das Größenverhältnis der vier Macromeren ist so, wie es WHırman schon angab; leichte individuelle Variationen kommen dabei vor. Am animalen Pol schneiden sich die Furchen in einem Punkte, und bei Clepsine sexoculata findet man hier fast regelmäßig die Richtungskörper, während sie bei Clepsine bioculata ganz unregelmäßig liegen. Am vegetativen Pol kommt es zur Ausbildung einer Brechungsfurche, in welcher B und D zusammenstoßen, während infolgedessen hier A und C auseinander- gedrängt sind (Fig. 38 u. 39) Ein Zwischenkörper wird beim zweiten Furchungsschritt nicht mehr gebildet, aber der vom ersten herrührende ist noch nachweisbar (Fig. 8 u. 12). Es bleibt jetzt noch übrig, das Verhalten der Polplasmen zu besprechen. Ihre Masse kommt stets ausschließlich in D zu liegen, ich habe nie gefunden, dab C ein Teil davon erhält. Auch ist zu dieser Zeit das Stückchen Polplasma, das zuweilen AB zugeteilt wird, spurlos verschwunden. Beide Polplasmen sind jetzt zu ganz unregelmäßig geformten und stark vacuolisierten Klumpen geworden, die kaum noch an die Eioberfläche heranreichen. Man sieht sie in Fig. 9, welche einen Schnitt durch das eben im Entstehen begriffene 4-Zellenstadium darstellt, der so gelegt ist, daß nur die den Zellen A und D entsprechenden Spindelpole getroffen sind. Die aus Caryo- meren bestehenden Kerne liegen in strahligen, aus den Sphären entstandenen Plasmamassen; das animale Polplasma ist der Eiober- fläche noch benachbarter als das vegetative. Später rücken beide näher zusammen, gegen die Mitte des Macromers D hin. Zuweilen hat das animale Polplasma noch andeutungsweise Ringform, was Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 325 einigermaßen noch in Fig. 13 und 14 zu erkennen ist. Diese stellen zwei nahe beisammen liegende, senkrecht zur Eiachse gerichtete Querschnitte durch ein und dasselbe Ei dar. In dem näher am animalen Pol gelegenen Schnitte (Fig. 13) bemerkt man den schon wieder in Mitose befindlichen Kern von D und das animale Pol- plasma, welches zweimal getroffen ist und den Kern in Form einer unzusammenhängenden Masse umgibt. In dem tiefer gelegenen Schnitte (Fig. 14) ist es auch noch zweimal angeschnitten. Außerdem sieht man hier die Kerne der drei anderen Macromeren und kann feststellen, daß die Schwesterkerne paarweise nahe an der Teilungs- ebene beisammen liegen; nur der Kern von D hat sich schon von seiner ursprünglichen Lage entfernt. Vergleichendes. Die erwähnten Variationen in den Größen- verhältnissen der 2 bzw. 4 ersten Blastomeren von Clepsine stehen nicht allein da, im Gegenteil, bei anderen Anneliden sind die indi- viduellen Schwankungen noch viel bedeutender; bei Lumbricus ist nach Wırsex (1890) D meistens größer als die drei anderen Blasto- meren, aber es können auch alle vier gleichgroß seien. Wenn bei Anneliden die zwei ersten Furchungszellen verschieden groß sind, so scheint es Regel zu sein, daß CD sich früher teilt als AB; doch unterliegt das Zeitmaß, um welches CD bei der Teilung voraneilt, beträchtlichen Schwankungen, und zwar nicht nur, wenn man ver- schiedene Arten vergleicht, sondern auch bei ein und derselben Species. Denn nach Mean (1897) teilen sich bei Amphitrite die beiden ersten Zellen gewöhnlich gleichzeitig, doch eilt zuweilen CD voraus. Nach Wırsos (1892) teilt sich bei Nereis sogar die kleinere Zelle früher als die größere. Ganz abweichend verhält sich nach den Angaben von SCHAXEL (1912) Aricia; hier beginnt zwar die Mitose in CD früher als in AB, trotzdem ist die Teilung in der letzteren Zelle eher beendet. Es ist zurzeit nicht möglich einzusehen, auf welche Faktoren diese Verschiedenheiten zurückzuführen sind. Wie erwähnt, zeigt sich bei Clepsine die inäquale Teilung beim ersten und zweiten Furchungsschritt schon frühzeitig in einer heteropolen Ausbildung der Spindel, indem das Centrosom, das in die gröbere Tochterzelle kommt, schneller heranwächst als das andere. Auch war wenigstens bei der ersten Teilung deutlich zu erkennen, daß der in die kleinere Zelle gelangende Spindelpol näher an der Eioberfläche als der andere liegt, so daß jeder Pol schon vor der wirklichen Teilung des Eies etwa im Zentrum derjenigen Masse der Eisubstanz gelagert ist, welche später zu der ihm zugehörenden 326 W. Scncerr, Zelle wird. Beide Erscheinungen sind bei Anneliden schon öfters beobachtet worden. So bemerken z. B. Vespovsky u. MRÂZEK (1903), daß bei der ersten Furchungsteilung von Rhynchelmis die eine der beiden Centrosphären kleiner bleibt als die andere, und sie schließen sich der Ansicht an, daß, bei gleicher Beschaffenheit des Zell- inhaltes ete., die Größe der Centrosphäre in einem direkten Verhältnis zur Größe der Zelle steht. Auch Lizzte (1906) fand bei Chaetopterus ähnliche Verhältnisse wie bei Clepsine: der AB-Pol der Spindel ist kleiner als der CD-Pol, und die Spindel liegt exzentrisch, indem der erstere Pol sich näher an der Eioberfläche befindet; das Gleiche gibt CHizp (1900) von Arenicola an. ScHaxen (1912) berichtete allerdings, daß bei Aricia in der größeren Zelle CD nur die Strahlung umfangreicher ist, während die Centrosome an beiden Polen immer gleichgroß sind. Die heteropole Ausbildung der ersten Furchungsspindel hat dann besonders Bonnevie (1910) bei Nereis limbata verfolgt. Bei dieser Art verläuft die erste Teilung des Eies ebenfalls inäqual, und in Übereinstimmung damit sind die Teilungs- zentren inäqual und die Spindel, wie oben geschildert, exzentrisch im Ei gelagert. Bonxevie wies aber außerdem nach, daß die inäquale Ausbildung der Spindel vom ersten Moment an vorhanden ist; denn das Mutterzentrum, von welchem die Centriolen der ersten Furchungs- spindel abstammen, teilt sich selbst inäqual. „Es scheint als ob von dem grossen seine Strahlung und seine Stellung beibehaltenden Muttercentrum ein winziges Tochtercentrum abgeschnürt wird, um an der Spitze einer sich verlängernden Centralspindel zur Seite ge- schoben zu werden.“ Danach lägen also, wie schon H. E. ZIEGLER (1895) annahm, die kausalen Faktoren für die inäquale Teilung und damit auch für die Differenzierung (siehe allgemeinen Teil) im Teilungszentrum. Ich habe leider die Centriolen der ersten Furchungs- teilung auf so frühen Stadien nicht auffinden können; bei inäqualen Teilungen späterer Stadien schienen mir die Schwesterzentren von vornherein gleichgroß zu sein. Eigenartig ist auch, daß die Spindeln des zweiten Teilungs- schrittes ganz dicht an der ersten Teilungsebene liegen, also durch- aus nicht in der Mitte ihrer Zelle. Dasselbe bilden auch VEIDOVSKY u. MrâzEr (1903) für Rhynchelmis ab, in dem ebenfalls sehr dotter- reichen Ei von Aricia liegen sie aber nach Scxaxez (1912) ziemlich in der Mitte ihrer Zellen. Der entgegengesetzte Fall, dab sie der Eioberfläche genähert sind, scheint bei Anneliden nicht vorzukommen, wohl aber bei Polyphemus, einer Cladocere, nach Künx (1912). Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 327 3. Dritter Furchungsschritt (Bildung des ersten Micromerenquartetts). Nach Warrman (1878) schnürt von den vier Macromeren zuerst D ein Micromer ab, dann C, und schließlich bilden A und B gleich- zeitig je ein solches. Wenn alle 4 Micromeren entstanden sind, lagern sie sich so um den animalen Pol herum über die Furchen zwischen den Macromeren, wie es einer dexiotropen Spiralfurchung entspricht. Ich habe zu dieser Beschreibung nichts Wesentliches hin- zuzufügen und verweise nur erstens auf Fig. 40, wo man die Ab- schnürung der beiden ersten Micromeren, 1d und lc, vollendet sieht, und auf Fig. 41, wo das erste Micromerenquartett, la—1d, voll- ständig gebildet ist. Einiges weitere sei über das Verhalten der Kerne bei diesem Teilungsschritt bemerkt. Während die erste Furchungsspindel in gleicher Entfernung von beiden Eipolen lag, rücken die Spindeln beim Übergang zum 4-Zellenstadium ganz all- mählich näher an den animalen Pol; das kann man schon deutlich in der früher geschilderten Fig. 9 erkennen. Es zeigt sich nun, daß das die Polplasmen beherbergende Macromer D den anderen vorauseilt, denn der Kern dieser Zelle tritt schon in Mitose, wenn die der anderen noch im Ruhestadium verharren, und außerdem ge- langt er auch früher an den animalen Pol. Der schon besprochene, näher am animalen Pol gelegene Querschnitt durch das 4-Zellen- stadium (Fig. 13) enthält den in Mitose befindlichen Kern von D, der tiefer gelegene Schnitt (Fig. 14) die drei anderen Kerne, die Spindelstellung in D entspricht unverkennbar einer dexiotropen Teilungsrichtung. Wie schon früher bemerkt, haben sich zu dieser Zeit die beiden Polplasmen einander und zugleich der Spindel ge- nähert, doch liegt diese noch frei im Dotter, und in dieser Lage macht die Spindel auch die Teilung durch. Erst wenn diese vollendet ist, vereinigen sich die Reste der beiden Polplasmen mit der in 1D zurückgebliebenen Centroplasmakugel und der sie umgebenden Strahlung (s. u.). Eine spätere Phase des dritten Furchungsschnittes zeigen Fig. 15—17; sie stellen drei senkrecht zur Eiachse gerichtete Querschnitte durch ein Stadium dar, in welchem die Micromeren 1d und le schon gebildet sind. In Fig. 15 sind diese beiden Micromeren mit ihren aus Caryomeren zusammengesetzten Kernen getroffen; sie liegen noch nicht so, wie es der dexiotropen Teilung entspricht, was man noch besser an dem Totalbild Fig. 40 erkennen kann. Im nächsten Querschnitt (Fig. 16) folgt der ebenfalls schon bläschen- 328 W. Sonerr, förmige Kern von 1C, und in Fig. 17 erkennt man, daß der Kern von 1D schon wieder in Mitose getreten ist. Die beiden anderen Macromeren sind noch im Rückstand; es scheint merk würdigerweise die Regel zu bestehen, daß von ihnen A ein wenig dem Macromer B vorauseilt. Man sieht nämlich in Fig. 15—17, daß in B die Chromo- somen der Tochterplatten noch Stäbchenform haben, während sie sich in A, wo die Teilung schon in die Telophase eingetreten ist, sich in Caryomeren umgewandelt haben. Es ist mir nicht möglich gewesen sicher festzustellen, ob die Spindeln in A, B und C sich auch dexiotrop einstellen, aber wenn alle Micromeren gebildet sind, so liegen sie so, wie es einer dexiotropen Teilung entspricht (Fig. 41). In allen vier Macromeren sind die Spindeln anfangs gleichpolig; aber wenn sie dann ganz an den animalen Pol ihrer Zelle heran- getreten sind, so wird das im Macromer verbleibende Centrosom und die davon ausgehende Strahlung ein wenig größer (Fig. 18), be- sonders in D, und später, wenn das Micromer sich wie eine Knospe abschnürt, geht in ihm die Strahlung um das periphere Centrosom verloren (Fig. 19). Die Micromerenspindeln verhalten sich also wie die erste Richtungsspindel im Ei von Rhynchelmis nach VEIDOVSKY (1888), nur verschwindet hier auch das periphere Centrosom, in den Micromeren aber nicht. Eine besondere Ansammlung von Proto- plasma findet man an der Stelle, wo die Micromeren sich abschnüren, nicht, so daß ihr verhältnismäßig großer Reichtum an Plasma wohl darauf zurückzuführen ist, daß es aus dem Centroplasma entsteht. Es ist schon mehrfach betont worden, daß unter allen Anneliden Clepsine die verhältnismäßig kleinsten Micromeren besitzt, doch variieren sie in ihrer Größe etwas. Die geschilderte Reihenfolge der Micromerenabschnürung und damit auch das Vorkommen eines Zwischenstadiums von 4 Macro- meren und 2 Micromeren scheint für die Hirudineen charakteristisch zu sein; das Gleiche ist bei Nephelis (SUKATSCHOFF, 1903) und bei Branchiobdella (SALENSKY, 1887) beobachtet. Unter den Polychäten gibt es sowohl Formen, bei welchen die Micromeren gleichzeitig ge- bildet werden, wie solche, bei welchen sie sich ebenfalls zuerst von D und C abschnüren. Das letztere ist z. B. bei Nereis limbata nach Wizsox (1892) der Fall und erscheint hier einigermaßen auffallend, weil bei dieser Art AB sich vor CD teilt. Bei Aricia beginnt nach SCHAXEL (1912) die Mitose ebenfalls zuerst in D: „Der Kern von D befindet sich schon in Anaphase, während die übrigen Kerne erst die Mitose einleiten. Die Zellteilung wird aber zuletzt in D, zuerst Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 329 in B, und dann in A und C vollzogen. Die längere Dauer des Teilungsvorganges in D ist wegen der zu en) erößeren Masse verständlich.“ Auf diesem 8-Zellenstadium (1A—1D und la—1d) kann man, wie schon WuHirmax ausführt, die künftige Medianebene annähernd erkennen, ihre Lage ist etwa bestimmt durch die Mittelpunkte der Macromeren 1B und 1D sowie durch die Furche zwischen den Micromeren 1d und 1a einerseits, 1b und lc andrerseits. Der ani- male Pol wird später zum Vorderende, der vegetative annähernd zum Hinterende; ferner bezeichnet 1D die dorsale, 1B die ventrale, 1A die linke und 10 die rechte Seite. Der größeren Anschaulichkeit halber verwende ich statt der Bezeichnung vorn und hinten die Aus- drücke oben (am oberen oder animalen Pol) bzw. unten (am unteren oder vegetativen Pol). Die Eiachse, die wie erwähnt durch die Ver- bindungslinie der Mittelpunkte der beiden Polplasmen gegeben ist, wird eigentlich nicht zur Furchungsachse, denn die Polplasmen kommen ja nur in das Macromer D zu liegen. Die Furchungsachse ist vielmehr die Linie, welche von der Mitte der Micromerenscheibe zum Mittelpunkt des gesamten Keimes verläuft und in ihrer Ver- längerung im vegetativen Bezirk der Zelle 1D wieder an die Ober- fläche gelangt. Es muß dann noch bemerkt werden, daß bei Clepsine die erste Furchungsspindel nicht in der späteren Medianebene liegt, denn das ist nur da der Fall, wo die vier Macromeren gleich- grob sind. WHITMAN sagt mit gewissem Recht, daß mit diesem 8-Zellen- stadium die Regularität der Furchung endet; denn während der ganzen weiteren Furchung kann man keine Ebene mehr durch den Keim legen, die ihn in symmetrische Hälften teilt. 4. Die weiteren Furchungsteilungen bis zur Vollendung des zweiten Micromerenquartetts (bis zum Stadium: 2A—2C, 3D, 1a'—1d!, 1a?—1d?, 2a—2c, 2d u. 3d). Die folgenden Teilungen sind. recht schwierig zu verfolgen; nur diejenigen der Zelle 1D und ihrer Abkömmlinge sind am lebenden Ei und am Totalpräparat vollständig zu erkennen und von Wuitman auch in der Hauptsache richtig beschrieben. Sie bilden einen Leitfaden, welcher die Feststellung der übrigen Teilungen an Schnittserien ermöglicht. Zum besseren Verständnis der weiteren Schilderungen möge folgendes bemerkt sein: 330 W. SCHLEIP, Die Zelle 1D und ihre großen Abkémmlinge teilen sich früher als die Macromeren des C-Quadranten und diese wiederum rascher als die Macromeren der beiden übrigen Quadranten. Außerdem aber teilen sich die Macromeren früher als die der gleichen Generation angehörenden Micromeren. Die Abschnürung der Micromerenquartette kann man zwar genau verfolgen, aber, abgesehen vom ersten, ist man dabei auf die Schnittserien angewiesen; denn die späteren Micromeren kommen zum Teil von vornherein unter die früher gebildeten zu liegen, so daß sie bei ihrer Kleinheit weder am lebenden Ei noch am durch- sichtig gemachten Totalpräparat hervortreten. Die den einzelnen Micromeren entstammenden Zellfolgen, aus- genommen diejenigen, welche sich von 2d ableiten, kann man über- haupt nicht genau feststellen. Denn erstens wird bei der Teilung der Micromeren die von ihnen gebildete Scheibe sehr bald mehr- schichtig, so daß man die Vorgänge also wiederum nur an Schnitten studieren kann. Zweitens variiert individuell die Größe der ein- zelnen Micromeren und auch die Zeit ihrer Abschnürung; wenn diese Schwankungen auch nicht sehr beträchtlich sind, so bedingen sie doch begreiflicherweise Variationen in den gegenseitigen Lage- beziehungen der Micromeren. Daher kann man die Abkömmlinge der einzelnen Micromeren in den verschiedenen Schnittserien nicht mit genügender Sicherheit oder überhaupt nicht wiedererkennen. Dagegen läßt sich doch aus der Zahl der vorhandenen Micromeren mit sehr großer Wahrscheinlichkeit entnehmen, ob ein Micromeren- quartett sich verdoppelt hat oder nicht. a) Bis zum Stadium: 1A, 1B, 2C, 2D, 1a—1d, 2c und 2d. Wie schon Wnrrman angegeben hat, teilt sich nach Erreichung des 8-Zellenstadiums zuerst 1D in den mehr animalwärts und rechts gelegenen ersten Somatoblasten 2d und in das mehr gegen den vegetativen Pol und links gelegene Macromer 2D (Wurrman’s Be- zeichnungen sind: 1D = x, 2d =x, = primärer Neuroblast oder Neuronephroblast, und 2D — x). Die Deutung, daß 2d dem ersten Somatoblasten der Polychäten entspricht, haben schon Meran (1897) und KOoRSCHELT u. HEIDER (1909) gegeben. Noch vor Vollendung des ersten Micromerenquartetts geht, wie wir sahen, der Kern von 1D von neuem zur Mitose über. Er ent- fernt sich vom animalen Pol und rückt, wie das stets geschieht, in die von der vorhergehenden Teilung herrührende Centroplasmamasse Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 331 hinein. An diese und die sie umgebende Strahlung haben sich, wie schon früher bemerkt, die Reste der beiden Polplasmen ange- lagert. Das sieht man in Fig. 20, welche einen Schnitt durch das 6-Zellenstadium darstellt, der aber anders orientiert ist als die in Fig. 15—17 gezeichneten. Man erkennt in dem hellen Centro- plasma den Kern von 1D, während die Centriolen nicht gefärbt sind; das dunkle Plasma, der Rest der Polplasmen, erstreckt sich noch weit gegen den vegetativen Pol hin.‘ Dieses gesamte Plasma konzentriert sich nun zu einer scharf begrenzten, keine Vacuolen mehr enthaltenden, gezackten Insel, welche in den animalen Teil der Zelle 1D zu liegen kommt; innerhalb dieser Plasmainsel tritt der Kern wieder in Mitose (Fig. 17 u.21). Die letztere Figur zeigt einen Schnitt, welcher parallel zur Furchungsachse quer von links nach rechts, also frontal gelegt ist; links ist A, rechts 1C noch gerade angeschnitten, oben sind auch die beiden Micromeren 1d und lc getroffen. Dieser Schnitt und der in Fig. 17 abgebildete zeigen, dab beim vierten Teilungsschritt die Spindel in 1D deut- !ich läotrop gelagert ist; dasselbe beweisen Fig. 40 u. 41. Es ist also in bezug auf die dritte und vierte Teilung im D-Qua- dranten die ,Alternanzregel* gewahrt. Innerhalb der erwähnten Plasmainsel bildet sich die Teilungsfigur rasch aus. Am lebenden Ei kann man die Teilung von 1D leicht verfolgen und feststellen, dab sie ganz nach den Angaben von Wuirman verläuft. In meinen Schnittpräparaten aber habe ich leider ihre verschiedenen Phasen nicht beobachten können, offenbar weil die Teilung sehr rasch ver- läuft, ich kann daher auch nicht angeben, ob die Spindel entsprechend der verschiedenen Größe der Tochterzellen wieder verschieden große Centrosomen bekommt. Erst ein wesentlich späteres Stadium zeigen die drei Schnitte, welche in Fig. 22—24 wiedergegeben sind. Die beiden Tochterzellen, 2d (der erste Somatoblast) und das etwa doppelt so große Macromer 2D sind schon völlig getrennt. Ihre Kerne haben sich schon wieder zu Spindeln umgebildet, die im animalen Teil ihrer Zelle liegen (Fig. 23). Die Plasmabezirke, in welchen diese Spindeln liegen, stehen, wie die aufeinanderfolgenden (aber nicht abgebildeten) Querschnitte zeigen, mehr gegen den vegetativen Teil beider Zellen hin miteinander in Zusammenhang (Fig. 22). Der gebogene Verlauf dieses „Spindelrestes“ rührt davon her, daß die Teilungsfurche vom animalen Pol her in 1D einschnitt, und die starke Ausbildung des Spindelrestes beruht darauf, daß der Spindel sich die Reste der Polplasmen angelagert hatten. Als abgegrenzte, Zool. Jahrb. XXXVIJ. Abt. f. Anat. 22 332 W. ScHLEIP, ci selbständige Strukturen sind diese von jetzt an verschwunden, aber die beiden Zellen 2D und 2d, die ihre Masse aufgenommen haben, sind plasmareicher als alle anderen großen Zellen. Das macht sich, wie unten ausgeführt wird, bei der Ausbildung der Teilungsfiguren sehr bemerkbar. Sehr bald nach 1D schnürt auch 1C ein Micromer (2c) ab; dieses kommt an Größe den vier ersten Micromeren gleich und ist also viel kleiner als der erste Somatoblast. Seine Bildung vollzieht sich ebenso wie die der Micromeren des ersten Quartetts. Das so erreichte Stadium ist wie das aus 6 Zellen bestehende sehr charakteristisch; die Rekonstruktionen Fig. 42 u. 43 geben ein Bild von einem Ei dieses Stadiums. Das Micromer 2d ist an seiner Größe und Lage zu erkennen, 2c aber daran, daß sein Kern ebenso wie jener von 2C sich in Telophase befindet. Dieses 10-Zellen- stadium ist aber von keiner längeren Dauer, sondern es treten sofort weitere Teilungen ein. b) Vollendung des zweiten Micromerenquartetts. Nach Vorstehendem ist es ersichtlich, daß ebenso wie beim dritten Teilungsschritt auch beim vierten die Macromeren des A- und B-Quadranten hinter den beiden anderen znrückbleiben. Die Spindel von 1A ist in Fig. 24 zu erkennen, die von 1B ist in dem abge- bildeten Schnitt nicht getroffen; sie befinden sich beide in der gleichen Teilungsphase. Ich habe nicht finden können, dab auch bei diesem Furchungsschritt der A-Quadrant dem B-Quadranten etwas voraus ist, wie es bei der Abschnürung des ersten Micro- merenquartetts der Fall war. Nach der Teilung von 1A in 2A und 2a und von 1Bin 2B und 2b kann man die beiden Micromeren nur noch so lange erkennen, als sie mit ihren Schwesterzellen durch einen Spindelrest in Verbindung stehen; dann sind sie infolge der unregelmäßigen Lagerung der Micromeren von den früher gebildeten nicht mehr zu unterscheiden. c) Bis zum Stadium von4 Macromeren und 13 Micro- meren. Während der Vervollständigung des zweiten Micromeren- quartetts schreiten auch andere Blastomeren zur Teilung, wobei sich das Vorauseilen des D-Quadranten wiederum deutlich bemerkbar macht. Denn während in der beschriebenen Weise der A- und B-Quadrant den vierten Teilungsschritt durchmachen, tritt in dem ersteren schon der fünfte ein. Es bildet sich in 2D und 2d eine Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 333 Spindel, die am animalen Pol der Zelle gelagert und so eingestellt ist, daB sie zur Abschnürung einer kleinen Zelle nach dem animalen Pol hin führen muß. Beide Spindeln sind in dem Querschnitt Fig. 23 sowie in dem Frontalschnitt Fig. 25 sichtbar, doch tritt im letzteren die Spindel von 2D weniger gut hervor, weil sie sehr schräg ge- troffen ist. Auffallend ist die große, strahlig gebaute Plasmainsel, in welcher die beiden Spindeln liegen; wie schon früher angegeben, stammt sie von der Polplasmamasse, welche sich auf 2D und 2d ver- teilt hat. Diese Eigentümlichkeit erleichtert das Erkennen der beiden Zellen in den Schnitten in hohem Grade. Obwohl nun die Kernteilung in 2D und 2d zur gleichen Zeit bis zur Metaphase ge- diehen ist, wird sie in ihnen doch zu sehr verschiedenen Zeiten vollendet. Denn in der Mehrzahl der Fälle teilt sich zuerst 2D durch, in 3D und 3d, dann schickt sich 3D zu einer neuen Mitose an, und erst jetzt wird die Teilung von 2d durchgeführt. Weniger häufig geschieht letzteres unmittelbar nach der Abschnürung von 3d. Das ist der Fall in dem Ei, von welchem zwei Schnitte in Fig. 26 u. 27 abgebildet sind. Man sieht in der ersteren das eben ab- geschnürte Micromer 3d in typischer Lagerung unterhalb der übrigen Micromeren; daß es die Schwesterzelle von 3D ist, geht unzwei- deutig daraus hervor, daß es mit dessen Sphäre noch durch einen Plasmazug verbunden ist. Der Kern des Macromers 3D liegt als ein Blastomerenhaufen innerhalb der Centroplasmakugel. In dem anderen Schnitt (Fig. 27) ist die große Tochterzelle des ersten Somato- blasten, nämlich 2d?, mit ihrem ebenfalls im Ruhestadium befind- lichen Kern getroffen, die kleinere Tochterzelle, 2d!, liegt nicht im Schnitt. Da aber, wie gesagt, die Teilung von 2d meistens erst später erfolgt, rechne ich sie auch dem folgenden Entwicklungs- stadium zu. Unterdessen müssen sich die Micromeren durch Teilung schon vorhandener vermehrt haben; denn zu dem Zeitpunkt, wo 3d ent- standen ist, findet man elf, wobei 3d und 2d (bzw. seine beiden Ab- kömmlinge) nicht mitgerechnet sind. Diese Erhöhung der Zahl kann nicht dadurch zustande gekommen sein, daß sich neue Micromeren von Macromeren abgeschnürt haben, da diese in der kurzen Zeit unmöglich eine weitere Teilung durchgeführt haben können. Man findet jetzt die Kerne von 2A—2C in früher Prophase, wie Fig. 26 u. 27 von 2A und 2B zeigen. Das Gesagte wird aber hauptsächlich dadurch bewiesen, daß während der Teilung von 2D Mitosefiguren in den Micromeren vorhanden sind (Fig. 25). Es ist nun sehr wahr- 29% 334 W. ScxLerr, scheinlich, daß die Zellen des ersten Micromerenquartetts sich teilen und nicht die des später gebildeten zweiten; sie tun es sicher aber nicht gleichzeitig, denn man findet nur 1—3 Micromeren zu der- selben Zeit in Mitose. Es ist möglich, aber nicht zu beweisen, dab die Phasendifferenz der Quadranten sich auch entsprechend bei den Micromeren zeigt, daß also 1d und le sich früher als 1a und 1b teilen. Durch diese Zellvermehrung wird die Micromerenscheibe mehrschichtig (Fig. 25 u. 26), ganz abgesehen davon, daß, wie er- wähnt, stets auch 3d in die Tiefe zu liegen kommt. Im Auftreten einer Furchungshöhle scheinen individuelle Varia- tionen zu bestehen, doch ist eine solche in geringer Ausdehnung meist vorhanden (Fig. 27), erscheint aber häufig infolge von Schrumpfung etwas vergrößert. Das Ergebnis aller dieser Teilungen ist ein Stadium, das aus 4 Macromeren und 13 Micromeren besteht. Davon sind 5 Zellen um- fangreich, nämlich außer den Macromeren 2A, 2B, 2D und 3D noch der erste Somatoblast 2d. Die anderen 12 sind kleine Micromeren, und zwar sind es dem Gesagten zufolge 8 Abkömmlinge des ersten Quartetts, nämlich 1a!—1d! und 1a°—1d?, sowie 3 Angehörige des zweiten, näm- lich 2a, 2b und 2c, und endlich noch 3d. Die Gesamtzahl der Zellen beträgt also 17, das ist eine Zelle mehr, als es dem vierten Teilungs- schritt einer typischen Spiralfurchung entspricht. Dieses Mehr be- ruht natürlich darauf, dab das Macromer des D-Quadranten um einen ganzen Schritt voraus ist. Wenn sich außerdem noch das zweite Micromer des D-Quadranten, 2d, geteilt hat, was, wie erwähnt, zuweilen der Fall ist, dann sind sogar 18 Zellen vorhanden. Bis zu diesem Stadium folet also die Entwicklung des Eies von Clepsine sexoculata sehr genau dem Polychätentypus der Furchung; das Vorauseilen des D-Quadranten, was sich durch die schon erfolgte Abschnürung von 3d und die wenigstens zuweilen schon eintretende Teilung von 2d anzeigt, steht mit ihm nicht in Widerspruch. Ich komme auf ähnliche Fälle im allgemeinen Teil zurück. 5. Die Teilungen bis zur Vollendung des dritten Micromerenquartetts (bis zum Stadium: 3A—3C, —Mr und Ml, —2d?—1a'—1d!, 1a’—1d?, 2a—2c, 2d!, 3a—3d). Nachdem das im vorigen Abschnitt geschilderte Entwicklungs- stadium erreicht ist, tritt keine Pause ein, sondern die Furchung Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 335 schreitet ununterbrochen weiter. Es wurde schon oben bemerkt, daß die Kerne von 2A, 2B und 2C sich zu einer neuen Teilung vorbereiten, und nach der Lage und Richtung, welche die Spindel in ihnen einnimmt (Fig. 26 u. 27), kann kein Zweifel darüber be- stehen, daß von allen drei Macromeren ein weiteres Micromer ab- geschnürt wird. Ich habe auch die Bildung dieser Micromeren (3a, 3b u. 3c) in allen Stadien verfolgen können, nach ihrer Ab- schnürung aber sind sie wiederum nur so lange von anderen zu unterscheiden, als sie noch mit der Schwesterzelle durch einen Plasmastrang verbunden sind. Bei diesem Teilungsschritt eilt wiederum 3C deutlich den beiden anderen Macromeren voraus; manchmal ist 3c schon abgeschnürt, wenn 2A und 2C erst bis zur Metaphase glangt sind. In einigen Fällen kann man auch feststellen, daß 2A etwas früher als 2B daran ist, was mit dem Verhalten dieser beiden Macromeren bei der Abschnürung des ersten Micromers übereinstimmt. Die Micromeren 3a—3c werden am Rande und unter- halb an die schon vorhandene Zellscheibe angefügt. Während der Vervollständigung des dritten Micromerenquartetts wird, wenn es nicht schon früher geschehen ist, die Teilung von 2d, dem ersten Somatoblasten, durchgeführt, wobei eine kleine Zelle 2d! und eine große 2d? entstehen, welch letzterer der Name erster Somatoblast belassen werden soll. Diese Teilung verläuft demnach gerade so wie die Abschnürung eines Micromers von einem Macromer. Fig. 29 zeigt die eben abgeschnürte Zelle 2d' noch in plasmatischer Verbindung mit ihrer größeren Schwesterzelle. Nun kommt auch 3D zur Teilung. Bei den Polychäten und vielen Mollusken entsteht bekanntlich bei diesem Furchungsschritt das entodermale Macromer 4D und der zweite Somatoblast 4d, aus welchem das Entomesoderm (die Mesodermstreifen) hervorgeht. Bei Olepsine aber sind die beiden Tochterzellen von 3D nicht nur gleich- groß, sondern sie haben auch die gleiche prospektive Bedeutung, indem sie die linke und die rechte Urmesodermzelle darstellen. Ich habe besonders darauf geachtet, ob sich nicht am vegetativen Pol oder sonstwo von 3D eine kleine Zelle abschnürt, welche vielleicht das rudimentäre Macromer 4D darstellen könnte, fand aber nichts Derartiges. In diesem Punkte weicht also die Zellenfolge von Olepsine wesentlich von der typischen Polychätenfurchung ab. Ich nenne die beiden gleichgroßen Tochterzellen von 3D die linke und die rechte Urmesodermzelle, — MI und Mr; die Bezeichnungen Wuirman’s für diese Blastomeren sind entsprechend xy und x. Ihre 330 W. SCHLEIP, Entstehung verläuft folgendermaßen. Nach Abschnürung von 3d findet man in 3D ein sehr umfängliches Centrosom, umgeben von einer ausgedehnten Strahlung; es ist im animalen Teil der Zelle gelegen. In die Centroplasmakugel ist, wie Fig. 26 zeigt, der Kern hereingerückt, und hier bildet sich auch die neue Spindel aus. Sie ist gleich von ihrer ersten Anlage an von links, dorsal und oben nach rechts, ventral und unten gerichtet, und natürlich nimmt, wie schon Wurrman beschrieb, die Teilungsebene eine dazu senkrechte Lage ein. Wenn die Spindelstellung bei diesem Teilungsschritt den Regeln der Spiralfurchung entsprechen würde, müßte sie ebenso wie die Spindel, welche zur Entstehung des ersten Somatoblasten führt, in läotropem Sinne verlaufen; sie liegt aber beinahe senkrecht zu der Richtung dieser Spindel. Während die Chromosomen an die Pole wandern, schnürt sich 3D entsprechend der Lage der Teilungs- ebene ein. Dabei sind die in Trennung befindlichen Tochterzellen, wie es ja Regel ist bei der Zellteilung, annähernd kuglig; sie werden fast bis an ihre Oberfläche von einer mächtigen Strahlung durch- setzt, deren starke Ausbildung auf den schon früher erwähnten eroßen Plasmareichtum dieses Macromers zurückzuführen ist. Das zeigt der genau senkrecht zur Furchungsachse orientierte Querschnitt Fig. 30, an dem man auch die Richtung der Spindel noch erkennen kann; nur der weiter gegen den vegetativen Pol hin gelegene Tochterkern ist getroffen, der höher gelegene natürlich nicht. Die Lage der Spindel ist ferner auch aus der Rekonstruktion Fig. 45 zu erkennen, wobei zu beachten ist, daß die dem vegetativen Pol näher gelegene Sphäre dunkler gezeichnet ist. Die Durchschnürung von 3D erfolgt übrigens wie die von 1D besonders vom animalen ‘Pol her, so daß der die beiden Sphären eine Zeitlang noch ver- bindende Plasmastrang wieder in einem nach unten konvexen Bogen verläuft, wie es in Fig. 46 angedeutet ist. Die endgültige Lage von Ml und Mr erkennt man schon aus dem Querschnitt Fig. 30, nur ist zu beachten, dab dieser vom vegetativen Pol aus gesehen ist, so daß der erste Somatoblast scheinbar links liegt. Ferner geht die Lage der beiden Urmesoderm- zellen aus Fig. 46 hervor, die ein ganzes Ei von der dorsalen Seite und zugleich etwas von rechts zeigt, Bei dieser Ansicht müssen MI und Mr natürlich größtenteils verdeckt sein, aber ihre im Innern gelegenen Grenzen sind punktiert eingezeichnet. In diesem Ei ist 2d schon geteilt in das nicht mehr erkennbare Micromer 2d! und den ersten Somatoblasten 2d?. Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 337 Die Micromerenscheibe setzte sich bisher zusammen aus den 8 Abkömnmlingen des ersten Quartetts, ferner 2a—2c und 2d! und dem eben vervollständigten dritten Quartett: da aber unterdessen in einer Anzahl von diesen Zellen (vermutlich zuerst in 2a—2c) Teilungen eingetreten sind, wie Fig. 44 beweist, so findet man schon mehr als 16 Micromeren. Auf diesem Stadium hat der Embryo einen sehr charakteristischen Bau, welchen schon Wuirman geschildert hat. Am animalen Pol liegt die Kappe von Micromeren, welche jetzt schon mehrschichtig ist. Alle übrigen Zellen sind lauter große Blastomeren, nämlich die Macromeren 3A—3C, der erste Somatoblast 2d? und die beiden Urmesodermzellen, MI und Mr; diese sechs Zellen sind annähernd gleichgroß. Sie sind so angeordnet, daß Mr in der Mitte des Embryos liegt und nur im Bereich des vegetativen Pols an die Oberfläche grenzt. Um diese Zelle im Umkreis liegen die anderen großen Blastomeren, nämlich links, ventral und rechts die drei Macromeren 3A—3C, dorsal und rechts der erste Somatoblast und dorsal und links die linke Urmesodermzelle. Auf Schnitten, die senkrecht zur Furchungsachse orientiert sind, hat daher Mr eine polygonale Be- grenzung. und von. den Ecken dieses Vielecks verlaufen geradlinig oder im schwachen Bogen die Grenzen zwischen den anderen Blasto- meren bis an die Oberfläche des Embryos. Die letzteren Zellen liegen nicht ganz im gleichen Niveau; denn 2d? ist dem animalen Pol, Ml dem vegetativen Pol benachbarter als die drei Macromeren. Aus dem Gesagten ergibt sich auch, daß der Embryo auf diesem Stadium noch ganz asymmetrisch gebaut ist, denn nicht nur Ml und Mr liegen nicht symmetrisch zur späteren Medianebene, sondern auch der erste Somatoblast befindet sich fast ganz rechts von ihr. Zwischen der Micromerenkappe und den 6 großen Zellen ist eine größere oder kleinere Furchungshöhle vorhanden. 6. Bis zur Vollendung der Teilungen, welche der Abschnürung des vierten Micromersim A-, B- und C-Quadranten entsprechen. Wir haben die Entwicklung bis zu einem Stadium verfolgt, das aus etwas mehr als 22 Zellen besteht; in der Zellenfolge, welche die meisten Teilungen durchlaufen hat, ist die fünfte beendet; wenn sich alle Zellen gleichoft geteilt hätten, müßten 32 vorhanden sein, es sind aber die Macromeren des A-, B- und C-Quadranten um einen Schritt im Rückstand, und auch die Micromeren haben 338 W. ScxLerr. sich nicht so oft geteilt, wie es dem idealen Spiraltypus entspricht. Es sind jetzt vorhanden: die drei Macromeren 3A—3C, die beiden Urmesodermzellen M1 und Mr, der erste Somatoblast 2d? und schließ- lich mindestens noch folgende Micromeren: 8 Abkömmlinge des ersten Quartetts, 2a—2c und 2d! und 3a—3d, also zusammen 22 Zellen. Es haben sich aber, wie besprochen, unterdessen schon früher abgeschnürte Micromeren — darunter vermutlich solche des zweiten Quartetts — durch Teilung vermehrt, so daß man etwas mehr Zellen, nämlich 24—28 findet. Die nun folgende, allerdings nicht scharf abgrenzbare Furchungs- phase ist dadurch charakterisiert, daß in den Macromeren 3A, 3B und 3C Teilungen auftreten, welche der Abschnürung der Miero- meren 3a, 3b und 3c bei den Polychäten entsprechen. Diese Teilungen sind aber ganz anderer Natur als die früheren, denn es teilt sich in den drei Macromeren — von gleich zu erwähnenden Ausnahmen abgesehen — nur der Kern, so daß sie zweikernig werden. Dies hat schon Wnıtman beschrieben, und es findet, wie jetzt festgestellt ist, also nach der Abschnürung des dritten Micromerenquartetts statt. Dabei ist wiederum zu erkennen, daß der Kern von 3C sich meistens früher teilt als jene von 3A und 3B. Man sieht sehr häufig in 3C schon eine fertig ausgebildete Spindel, wenn in 3A und 3B der Kern noch auf dem Stadium der Prophase steht, und 3C ist meist schon zweikernig, wenn in den beiden anderen Macro- meren die Mitose noch nicht abgelaufen ist. Der C-Quadrant hat also, wie auch sein früheres Verhalten beweist, eine etwas größere „Teilungsenergie“ als der A- und B-Quadrant, und diese zeigt sich auch noch in folgender Erscheinung. In gar nicht sehr seltnen Fällen teilt sich 30 bei diesem Furchungsschritt ganz durch, in ein Macromer AC und ein ziemlich großes Micromer 4c (s. Fig. 36). Da an quer zur Furehungsachse gerichteten Schnitten die Trennungsebene zwischen diesen beiden Zellen schwer zu erkennen ist, mag die Teilung des Plasmas von 3C vielleicht noch häufiger sein, als ich sie tatsächlich gefunden habe. Bei dieser Teilung liegen die Spindeln nicht mehr so nahe an dem animalen Pol der Zellen, wie z. B. die in Fig. 28 abgebildete Mitose in 3C zeigt. Auch liegen sie, wenigstens in 3A und 3B, regelmäßig nicht mehr so, wie es den Micromerenspindeln zukommt, sondern meistens ungefähr in einer senkrecht zur Furchungs- achse gerichteten Ebene (vgl. die Rekonstruktion Fig. 48). Be- merkenswert ist ferner, daß die durch die Teilung entstandenen Tochterkerne sehr bald viel chromatinreicher sind als die Kerne Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 339 anderer Zellen, was bei der geringen Vergrößerung in den Ab- bildungen (z. B. Fig. 32) allerdings wenig deutlich hervortritt. Doch kann man in dieser Figur erkennen, daß die Kerne fast frei im Dotter liegen und die zu ihnen gehörigen Astrosphären sehr klein sind. Unterdessen ist auch der erste Somatoblast 2d? zur Teilung ge- schritten, indem sich in seinem umfangreichen Centroplasma (Fig. 46) eine neue Spindel bildete. Diese stellt sich gleich von vornherein senkrecht zu der Richtung ein, welche die Spindel des vorher- gegangenen Teilungsschrittes hatte; sie verläuft also von links nach rechts (Fig. 47). Dann schneidet die Furche, zuerst vom animalen Pol aus, ein und zerlegt 2d? in zwei gleichgroße, auf gleicher Höhe nebeneinander liegende Tochterzellen, die ich mit El und Er be- zeichne; sie stellen die linke und rechte Stammzelle der Telecto- blasten dar. Sie sind noch eine Zeitlang als Schwesterzellen dadurch kenntlich, daß ihre Sphären in ähnlicher Weise miteinander ver- bunden sind, wie ich es oben für die Tochterzellen von 3D ge- schildert habe (Fig. 32). MI und Mr haben unterdessen schon eine neue Teilung vor- bereitet, in manchen Fällen auch durchgeführt. Unmittelbar nach ihrer Trennung bildet sich in jeder innerhalb des alten Centro- plasmas eine neue Spindel. Diese sind zuerst gleichpolig und liegen etwa in der Mitte ihrer Zelle und parallel zur Furchungsachse ge- richtet (Fig. 31). Dann aber verlagern sie sich exzentrisch, wobei sie mit ihrer Längsachse verschiedene Richtungen einnehmen; die in Ml ist meist nach rechts (und animalwärts), die in Mr gerade nach dem animalen Pol gerichtet (Fig. 47). Doch ist ihre Lage nicht konstant und muß sich wohl auch bei den später zu schildern- den gegenseitigen Verschiebungen der Blastomeren etwas verändern. Wenn sie ihre exzentrische Lage eingenommen haben, so bleibt das nach rechts bzw. nach dem animalen Pol gerichtete Centrosom im Wachstum zurück, genau wie das periphere Centrosom einer Spindel, die zu einer Micromerenabschnürung führt. Es bildet sich tatsäch- lich an dieser Stelle dann auch eine kleine, knospenförmige Zelle, die erste Zelle des linken bzw. rechten Mesodermstreifs. Bemerkens- wert ist, daß jetzt die beiden Urmesodermzellen fast ganz kuglig werden und sich hauptsächlich nur da abplatten, wo sie sich gegen- seitig berühren. Ihre endgültigen Lagebeziehungen zu den Macro- meren 3A—3C, die sich übrigens auch erst später ganz ausbilden, werden weiter unten besprochen. Die schon gebildeten Micromeren haben sich unterdessen weiter 340 W. SCHLEIP, vermehrt, ohne daß sich aber feststellen ließe, um welches Quartett es sich dabei handelt. Denn wie früher, so verläuft auch jetzt die Teilung der Micromeren sehr unregelmäßig. Man kann bis zu dem Stadium, wo 3A—3C zweikernig geworden sind, bis zu 30 Micro- meren zählen. Die von ihnen gebildete Scheibe am animalen Pol (Fig. 48) ist in der Mitte mehrschichtig, am Rande einschichtig. 7. Die Entstehung der vier Paare von Telectoblasten. Ein ganz regelmäßiges Verhalten in den weiteren Teilungen zeigen nur die Abkömmlinge des ersten Somatoblasten; meine Be- obachtungen darüber stimmen mit denen von Wuirman (1878) nicht ganz überein. Wir haben gesehen, daß 2d zuerst nach dem ani- malen Pol hin die kleine Zelle 2d! abgab und daß die Schwester- zelle 2d° sich dann senkrecht dazu in äqualer Weise teilte. Dieses Alternieren der Teilungsrichtungen ist auch weiterhin sehr schön zu beobachten. Nachdem in der früher geschilderten Weise El und Er entstanden sind (Fig. 47—49), schnürt jede wiederum ein kleines Micromer nach dem animalen Pol hin ab, wie aus der Spindelstellung in Fig. 50 einwandsfrei hervorgeht; nach ihrer Abschnürung sind diese Micromeren aber von den anderen nicht mehr zu unterscheiden. Ihre Schwesterzellen, die der Einfachheit halber die Bezeichnungen EI und Er weiter führen mögen; teilen sich sodann senkrecht zu der vorhergehenden Richtung, also wieder mit quergestellter Spindel- achse (Fig. 52). Die Vorgänge dabei gleichen aufs Haar denen bei der Teilung von 2d?, und die beiden Schwesterzellenpaare sind wiederum an der plasmatischen Verbindung der in ihnen vorhandenen Sphärenreste zu erkennen. So entstehen aus El die beiden gleich- groben Blastomeren Ell und Elm, aus Er ebeuso Erl und Erm (der Zusatz 1 bedeutet lateral, m medial gelegen), also vier Zellen in einer Reihe nebeneinander. Man sieht diese 4 Zellen in dem senkrecht zur Furchungsachse gerichteten Schnitt Fig. 33, wo auch der plasmatische Zusammenhang zweier Schwesterzellen getroffen ist. In einem Frontalschnitt (Fig. 34) sind ebenfalls alle vier an- geschnitten und außerdem ist in Erm der Kern zu sehen. Ein körper- liches Bild dieses Stadiums zeigt schließlich Fig. 55. Es fehlen mir nun leider die nächsten Übergangsstadien in meinen Präparaten, so daß ich die Möglichkeit nicht ganz ausschließen kann, dab jede der vier Zellen wieder ein kleines Micromer nach dem animalen Pol hin abgibt. Doch ist mir das sehr unwahrscheinlich, erstens weil auch Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 341 Wuirman nichts Derartiges sah, und zweitens, weil eine solche Teilung doch soviel Zeit in Anspruch nimmt, daß ich Stadien von ihr gefunden haben müßte. Außerdem liegen auf dem fol- senden Stadium die Zellen so, wie es einer Teilung entspricht, die wiederum senkrecht zur vorhergegangenen verlaufen ist. Auf dem nächstältesten mir zu Gesicht gekommenen Stadium fand ich nämlich im ganzen sechs Zellen, auf jeder Seite drei. Von diesen liegen jeweils zwei übereinander medial und eine, die viel größer ist, lateral. Aus dem Größenverhältnis der sechs Zellen ist zu schließen, daß Ell und Erl sich noch nicht geteilt haben, während aus Elm zwei Tochterzellen entstanden, nämlich El (die nach dem animalen Pol zu gelegene) und EI" (die mehr nach dem vegetativen Pol zu gelegene) und entsprechend aus Erm auch Er! und Er". Man sieht diese sechs Zellen in der Rekonstruktion Fig. 57, wo allerdings die beiden äußersten von ihnen durch die Micromeren- scheibe teilweise verdeckt sind. In dem Frontalschnitt Fig. 35 sind ebenfalls alle sechs angeschnitten. Ich habe leider keine Präparate gefunden, die etwa durch einen noch erhaltenen plasmatischen Ver- bindungsstrang beweisen, daß El! und EI! sowie Er! und Er! Schwesterzellen sind, aber ich kann nicht zweifeln, daß es sich so verhält; Wuirman’s Angaben stimmen damit auch überein. Erst später teilen sich auch die beiden zurückgebliebenen Zellen. Ell liefert ET und die etwas größere Zelle El!Y; ebenso teilt sich Erl in Er!!! und Er!V. El™ und Er!!! liegen mit El! und Er" in einer Querreihe, die Lage von EI!Y und Er!Y scheint etwas zu variieren. Schon gleich nach der Bildung der beiden mittleren Paare bildet sich in ihnen eine kleine nach dem animalen Pol zu gerichtete Spindel; dasselbe geschieht auch in den äußeren Paaren gleich nach ihrer Entstehung. Wir haben natürlich in diesen acht Zellen die bekannten vier Paare von Teloblasten vor uns, die ich zum Unter- schied von den Urmesodermzellen mit der Bezeichnung Telecto- blasten zusammenfasse. In Fig. 58 sieht man sie sowie auch die von ihnen schon gebildeten Zellreihen. Während dieser Zeit bilden die beiden Urmesodermzellen fort- gesetzt neue, kleine Mesodermzellen, und die schon abgeschnürten vermehren sich durch Teilung, so daß die Mesodermstreifen rasch an Länge und auch an Breite gewinnen. Diese Vorgänge sind schon von Wuirman (1878 u. 1887) ausführlich behandelt worden, so dab ich nicht darauf einzugehen brauche (vgl. auch Fig. 36 u. 49). Es sei nur bemerkt, daß die Zahl von Zellen, welche die beiden Ur- 342 W. SCHLEIr, mesodermzellen zu einer bestimmten Zeit erzeugt haben, nicht immer ganz gleich ist; so fand ich in verschiedenen Fällen: im linken Mesodermstreif 2, im rechten 8 Zellen, oder links 1, rechts 0, oder: links 3, rechts 1; oder links 4, rechts 6 usw. Eine Regelmäßigkeit besteht darin also offenbar nicht. Gleichzeitig vermehrt sich auch die Kernzahl in den Macro- meren 3A—3C (Fig. 53 u. 54). Im allgemeinen ist die Kernzahl in 30 (oder in 4C --4c zusammen) höher als in den beiden anderen Macromeren, so findet man meistens 3A und 3B noch zweikernig, während in dem anderen Entoblasten oder seinen beiden Tochter- zellen schon drei Kerne vorhanden sind. Aber ich habe auch einen Embryo gesehen, in welchem 3A vier Kerne, 4C + 4c dagegen nur drei enthielten. Die Gleichzeitigkeit der Mitosen ist in den Entoblasten — und offenbar auch in den Urmesodermzellen — von jetzt an auf- gehoben. Die Kerne von 3A—3C wandern in dem Plasma; denn wenn noch sehr wenige vorhanden sind, drei oder vier, findet man schon einen oder zwei in der Nähe des vegetativen Poles. Der Chromatinreichtum der Entoblastenkerne und die geringe Ausbildung ihrer Sphären wird immer auffallender. Über die Micromeren habe ich nichts mehr zu bemerken; sie füllen mit ihrer weiteren Vermehrung die Furchungshöhle ganz aus, wozu aber auch die Zellen der Mesodermstreifen beitragen. Wurman (1878) hat schon die auffallenden Zellverschiebungen geschildert, welche eintreten, nachdem die beiden Urmesodermzellen entstanden sind. Die Macromeren 3A—3C umfließen gleichsam seit- lich und unten die beiden genannten Zellen sowie in geringem Grade auch den ersten Somatoblasten. Dadurch wird die freie Ober- fläche von Ml und Mr größtenteils, aber in den einzelnen Eiern in verschiedenem Maße von ihnen überdeckt. Von Mr tritt nur noch ein kleiner Teil am vegetativen Pol an die Oberfläche, aber auch MI ist jetzt von außen in viel geringerer Ausdehnung als früher sichtbar (Fig. 55, 57 u. 58). Der erste Somatoblast bzw. seine Ab- kömmlinge werden von dieser Verlagerung viel weniger betroffen. Es betten sich also die beiden Urmesodermzellen tief in die Macro- merensubstanz ein. MI hauptsächlich in 3A, Mr besonders 3B, während der erste Somatoblast bzw. der rechts gelegene Telecto- blast dem Macromer 3C anliegt (Fig. 33—36). Wnırtman erklärt dies durch Verschiebungen der Blastomeren untereinander, die auf den seitlichen Druck zurückzuführen sind, der durch die Teilungen von 2d? entsteht. Ich möchte darauf hinweisen, daß das Um- Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 343 fließen der genannten Zellen durch die Entoblasten erst von dem Moment an eintritt, wo diese mehrkernig werden. Dann ist offenbar ihre Oberflächenspannung bedeutend geringer geworden, denn nun senken sich alle anderen Zellen stets mit konvexer Oberfläche in sie ein; dadurch kommt dann das oben geschilderte Lagerungs- verhältnis zustande. Warum die Oberspannung der Entoblasten so auffällig abnimmt, wenn diese mehrkernig werden, soll hier nicht weiter erörtert werden. 8. Abnorm sich entwickelnde Eier. Einzelne der in kleinen Schälchen mit Wasser aufbewahrten Eier von Clepsine gingen mir zugrunde; das war leicht daran zu erkennen, daß solche Eier ihre leicht bräunliche oder gelbliche Färbung verlieren und ganz weiß werden und außerdem an ihrer Oberfläche sich aufzulösen beginnen. Solche Eier wurden natürlich entfernt. Es scheint aber, daß Eier, die abzusterben beginnen, vor dem Eintreten der eben geschilderten Veränderungen sich zuweilen noch unregelmäßig weiter furchen. Ich habe wenigstens einige Embryonen gefunden, deren Micromeren abnorm groß oder abnorm gelagert waren und deren Macromeren auch starke Abweichungen vom gewöhnlichen Verhalten zeigten. Bedeutsamer scheinen mir andere Anormalitäten. Öfters fand ich einen Embryo, der sonst keine Besonderheiten aufwies, aber am vegetativen Pol oder seitlich eine ganz schmale Zelle mit Kern zeigte, eingepreßt zwischen den Macromeren bzw. ihren großen Abkömmlingen; ein solcher Fall ist in Fig. 60 abgebildet. Ich weiß dafür nach Abwägung aller sonstigen Möglichkeiten nur die Erklärung zu geben, daß das Ei disperm be- fruchtet wurde und daß sich dann um den Spermakern, welcher nicht mit dem Eikern zur Verschmelzung kam, Plasma abgrenzte; diese Zelle wird dann gleichsam als Fremdkörper zwischen Blasto- meren zusammengepreßt. Ich habe allerdings keinen Beweis für die Richtigkeit dieser Vermutung, habe auch niemals Dispermie mit Sicherheit nachweisen können, doch fand Vespovsky (1888) im Ei von Rhynchelmis, das ja in vielen Beziehungen dem von Clepsine gleicht, zuweilen 2—6 Spermatozoen. Das in Fig. 60 abgebildete Ei ist in Fig. 59 vom animalen Pol zu sehen und zeigt noch eine weitere Eigentümlichkeit. Es sind in ihm nämlich nur sechs kleine Micromeren gebildet, und trotzdem ist das Macromer des D-Quadranten schon im Begriffe, sich in die beiden Urmesodermzellen zu teilen. Vermutlich ist hier der D-Quadrant aus unbekannten Gründen noch 344 W. SCHLEIr, stärker als gewöhnlich vorausgeeilt und schreitet schon zu der ge- nannten Teilung, bevor das zweite Micromerenquartett vollendet ist. Wahrscheinlich ist das Stadium folgendermaßen zusammengesetzt: 1A, 1B, 2C, 3D; 2d (im Begriffe, eine kleine Zelle abzuschnüren) ; la—1d, 2c, 3d. Dieses Ei stammt aus einem Gelege, das durchweg aus Eiern bestand, die sich in den verschiedensten Beziehungen abnorm entwickelten. Solche Abweichungen vom gewöhnlichen Ver- halten sind gewiß für das Verständnis der Furchungsvorgänge nicht ohne Bedeutung, aber die einzelnen Formen von Anormalitäten sind zu selten aufgetreten, als daß man sie verwerten könnte. 9. Das spätere Schicksal der Blastomeren. Wir haben die Furchung des Eies von Clepsine bis zu dem Stadium verfolgt, wo die wichtigsten Organanlagen sich gesondert haben. Um die Furchung der Rüsselegel mit jener der Polychäten vergleichen zu können, müssen wir noch die prospektive Bedeutung der Blastomeren wissen, deren Entstehung wir kennen gelernt haben. Diese ist im wesentlichen schon durch eine Reihe von Untersuchungen geklärt, und ich fasse im Folgenden ganz kurz deren Ergebnisse zusammen. Schon Wnrrman (1878 u. 1887) hat nachgewiesen, daß die drei Macromeren, nach Abschnürung von Micromeren, ausschließlich Entoderm liefern. Die Zellen der Micromerenscheibe bilden nach Wuitman (1887) die Epidermisschicht, das Stomodäum, Sinnes- organe usw.; sie sind also ectodermaler Natur. Wir haben danach anzunehmen, dab das erste bis dritte Micromerenquartett, mit Aus- nahme der acht aus dem ersten Somatoblasten entstehenden Telecto- blasten, vor allem das Ectoderm des Kopfabschnitts liefern. Daß die tieferen Zellen der animalen Scheibe nach Wurrman und auch nach Bereu (1891) Entodermzellen sind, braucht daran nichts zu ändern, denn sie können aus 3A—3C ihre Entstehung nehmen. Die beiden Urmesodermzellen liefern die Mesodermstreifen; die Vermutung Warrman’s, dab sie schließlich auch noch zum Aufbau des Entoderms beitragen, ist nicht bewiesen, und wir können das vorläufig auch nicht für sehr wahrscheinlich ansehen. Die zwei Gruppen von je vier Telectoblasten, die aus dem ersten Somatoblasten hervorgegangen sind, bilden zwei Stränge von je vier Zellenreihen, die sich im weiteren Verlaufe der Entwicklung von der dorsalen Seite auf die ventrale verlagern, so daß sie schließlich in der ventralen Mittel- linie zusammenstoßen. Nach den übereinstimmenden Beobachtungen Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 345 von Wnrrman und Bere (1891) entsteht dann aus den beiden mittleren Zellenreihen das Bauchmark, deren Telectoblasten also die Neuroblasten darstellen. Die anderen drei Paare bilden nach den Angaben Beren’s und Bürcer’s (1902), auf die wir uns stützen müssen, nicht die Nephridien, wie WHITMAN meinte, sondern aus- schließlich die Ringmuskulatur. Sehr auffallend ist das Ergebnis von WHrrman und BERGH, daß die Rumpfepidermis der Rüsselegel sich nicht von den Telectoblasten ableitet, sondern von der animalen Micromerenscheibe. In diesem Punkte stehen also die Rüsselegel im Gegensatz zu den Kieferegeln und den Polychäten, da bei diesen der erste Somatoblast Rumpfepidermis erzeugt. BERGH gibt dafür die hypothetische Erklärung, daß bei den Rüsselegeln von den Telectoblasten und ihren Mutterzellen frühzeitig einige Micromeren an die animale Zellenscheibe abgegeben werden, welche den definitiven Rumpfepidermiszellen entsprechen, die bei den Kieferegeln erst später ihren Ursprung aus den von den Telectoblasten gebildeten Zellreihen nehmen. Wir sahen nun, daß bei Clepsine tatsächlich von den Stammzellen der Telectoblasten solche kleinen Zellen den animalen Micromeren hinzugefügt werden, und meines Erachtens ist die Grenze zwischen den vordersten Zellen der vier Paar Streifen und die Micromerenscheibe nicht scharf zu ziehen (Fig. 58 ist in dieser Beziehung schematisiert). Ich komme auf diese Frage nochmals im nächsten Abschnitt zurück, es sei aber damit festgestellt, daß auch bei Clepsine der erste Somatoblast den größten Teil des Rumpfectoderms bildet, nämlich Micromeren, welche zum Aufbau der Rumpfepidermis beitragen, und das gesamte Bauchmark, außerdem aber auch die — wohl als ectodermal zu bezeichnende — Ring- muskulatur. III. Allgemeiner Teil. 1. Vergleich zwischen der Furchung von Clepsine und der anderer Anneliden. a) Zellfolgen und Teilungsgeschwindigkeiten bei der Entwicklung des Clepsine-Eies. Der Furchungsverlauf von Clepsine ist in der Tabelle (S. 346) übersichtlich zusammengefaßt; sie stellt die Entwicklung bis zu jenem Teilungsschritt dar, welcher der Abschnürung des vierten Micromerenquartetts bei den Anneliden entspricht, während sie die von 2d stammenden und zu den vier Telectoblastenpaaren führenden Furchungstabelle von Clepsine. N roe ee Eee 1a EE ME NS ey IV N (a See a er te Ectoderm A Il N 1A vi es 2A VA ee AAI Entoderm VE (sr ae il nv IV( ie = be er Ectoderm B — ll ee ER 1B vd eae ae a, 2B KES 181 } Entoderm a Ei Re = IC en IV 2 Ve RTE RN Ectoderm : e Il Ge NE ee Mie CIE CC SNS > er ya 27 1C vi OO en ONE 2C vGe ca } Entoderm I i un eee i De ER TEN FR I Ectoderm ul >4 ( BE es oe se . Epidermis z. T. e 2 aT Er._ Rechte Telectoblasten El VII Epidermis z. T. 1D IV Eur Es MR ne - Linke Telectoblasten À NS SES | Rechter 29 “| “ne ae | Mesodermstreif DES MI vu“ VI Linker MI VII, Mesodermstreif 346 Zum Verständnis der Tabelle müssen einige Bemerkungen vorausgeschickt werden. Zellfolgen nicht vollständig enthält. Die Blastomeren sind durch dieselben Buchstaben und arabischen /iffern bezeichnet wie bisher, die Ordnungszahlen der Teilungs- Die Ab- schritte werden durch die römischen Ziffern angegeben. kömmlinge der drei ersten Micromeren des A-, B- und C-Quadranten Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 347 sowie diejenige der Micromeren 1d, 2d! und 3d sind durch punk- tierte Linien, alle übrigen Zellfolgen dagegen durch ausgezogene Linien gekennzeichnet. Diese Unterscheidung wurde aus folgendem Grund gemacht. Wie ich schon oben bemerkte, ist es unmöglich, die weiteren Teilungen der kleinen Micromeren genau festzustellen ; ich kann weder mit Sicherheit beweisen, ob sich ein bestimmtes Micromer (z. B. 2a oder 1c” oder 2d! usw.) wirklich regelmäßig teilt, noch ob dieses stets zu einer bestimmten Zeit geschieht. Aus den tatsächlich in den Micromeren zu beobachtenden Mitosefiguren und den auf den einzelnen Entwicklungsstadien festzustellenden Zahlen von Micromeren geht aber mit Wahrscheinlichkeit hervor, daß die Teilungen der Micromeren wirklich etwa so verlaufen, wie es in der Tabelle angegeben ist. Da aber die Darstellung dieser Zellfolgen, namentlich was den zeitlichen Verlauf der Teilungen an- langt, immerhin nur in hypothetischer Weise möglich ist, habe ich diese Teile des Furchungsschemas durch punktierte Linien an- gegeben. Diejenigen Zellfolgen, welche durch ausgezogene Linien gekennzeichnet sind, kann man sicher feststellen, und es lassen sich auch die Unterschiede der Teilungshiufigkeit in ihnen einwandfrei nachweisen. Das Schema ist natürlich in dem Sinne zu verstehen, daß der Beginn der Furchung links, das letzte dargestellte Stadium rechts steht; gleichzeitig erfolgende Teilungen sind also senkrecht untereinander verzeichnet. Da bei Clepsine aber der Eintritt der Teilung einer Zelle stets ein wenig variiert, muß die ganze tabella- rische Darstellung, namentlich in ihrem rechts gelegenen Teil, als etwas schematisiert angesehen werden. Die Zellen, welche die Pol- plasmen als kompakte Massen mitbekommen, sind durch einen neben ihnen stehenden Punkt bezeichnet; an die Zellen 2d und 2D, in welchen sich die Polplasmen zwischen den Dotterschollen auf- lösen, ist ein mit Punkten ausgefüllter Kreis gezeichnet. Aus dieser Tabelle kann man eine Anzahl der bemerkens- wertesten Eigentümlichkeiten der Furchung von Clepsine ableiten. Im großen und ganzen folgt sie dem Typus der Spiralfurchung, was sich besonders darin zeigt, dab in jedem Quadranten drei Micro- meren von Macromeren abgeschnürt werden; aber im A- und B-Quadranten, meistens auch im C-Quadranten wird statt der Ab- schnürung eines vierten Micromers nur die entsprechende Kern- teilung durchgeführt, was durch eine Klammer hinter dem sechsten Teilungsschritt angedeutet ist, und in dem D-Quadrant ist dieser Teilungsschritt ganz abgeändert, da zwei gleiche Zellen ent- Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 23 348 W. Scuuzr, stehen. Alle Micromeren, die durch punktierte Linien bezeichnet sind, teilen sich langsamer als die großen Zellen (die Macromeren und der erste Somatoblast); es scheint, daß sich hierin die kleinen Micromeren aller drei Quadranten gleich verhalten. Alle großen Abkömmlinge von CD (also 1D, 2D, 3D, MI und Mr, 2d, 2d? usw., ferner C, 1C, 2C und 3C) teilen sich rascher als die großen Ab- kömmlinge von AB, und unter den ersteren eilen in der Teilung die Nachkommem von D wiederum jenen von C voraus. Dieser Phasen- unterschied zwischen den vier Quadranten ist anfangs verhältnis- mäßig gering, so daß z.B. das 3-Zellenstadium und das 6-Zellen- stadium rasch vorübergeht, da beim zweiten Teilungsschritt AB, beim dritten A und B die eiligeren Blastomeren stets wieder ein- holen. Allmählich wird der Unterschied aber immer größer, so dab er schließlich eine, später zwei ganze Teilungen und mehr beträgt. So tritt in 3D der sechste Teilungsschritt etwa zu derselben Zeit ein wie der fünfte in 2C und stets früher als der fünfte in 2A und 2B. Später sind die Nachkommen von 3D mindestens auf dem achten Furchungsschritt, wenn zur gleichen Zeit die Abkömmlinge von 2d? den siebenten und die der Macromeren 3A und 3B den sechsten durchlaufen. Daß die Teilungsgeschwindigkeit aber indi- viduell variiert, wurde schon mehrfach hervorgehoben; so kann die Teilung von 2d gleichzeitig mit der von 3D oder früher eintreten. Wie aus der Tabelle weiter hervorgeht, decken sich diese Unter- schiede bis zu einem gewissen Grad wenigstens mit Verschieden- heiten in dem Gehalt an Polplasmasubstanz, wobei wir von dem Verhalten der Micromeren mit Ausnahme von 2d absehen müssen, schon deshalb, weil sie sich überhaupt langsamer teilen. Die Furchungsgeschwindigkeit der Abkömmlinge von AB, welches das Polplasma nicht mitbekommt, ist geringer als die in den Zellfolgen, welche sich von CD ableiten. Unter diesen zeigen die Nachkommen von C, welches ebenfalls ohne Polplasma bleibt, wiederum eine lang- samere Teilung als die Deszendenten von D. Daß sich dann 2D, 3D usw. rascher teilen als der erste Somatoblast 2d, 2d? usw., kann auf die hier auch sonst noch zu beobachtende Gesetzmäßigkeit zurückgeführt werden, daß nämlich größere Zellen sich rascher teilen als kleinere; denn 2D ist etwa doppelt so groß wie 2d. Es gibt nun aber Tatsachen, welche diese scheinbar vollkommene Ab- hängigkeit der Teilungsgeschwindigkeit von dem Gehalt an Pol- plasmasubstanz in Frage stellen. C bekommt nämlich ebensowenig davon mit als A und B und teilt sich trotzdem rascher; ja es wurde Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 349 sogar erwähnt, daß zuweilen ein kleines Stückchen Polplasma dem Blastomer AB zugeteilt wird, während bei der Zerlegung von CD in C und D stets alles in die letztere Zelle gelangt. b) Vergleich mit der Furchung der Polychäten. Die Teilungsrichtungen bei den einzelnen Furchungsschritten des Eies von Clepsine sind im beschreibenden Teil genauer behandelt. Danach tritt die den Polychäten und einigen anderen Tiergruppen charakteristische spiralige Spindelstellung bei Clepsine nur wenig in Erscheinung: die vier ersten Micromeren liegen zwar so, wie es einer dexiotropen Teilung entspricht, aber nur für die Spindel in D konnte eine dexiotrope Spiralstellung nachgewiesen werden. Der erste Somatoblast kommt nach der Orientierung der Teilungs- figur und nach seiner Lagebeziehung zu dem Macromer 2 D ganz deutlich durch eine läotrope Furchung zustande. Beide Teilungen stimmen in ihrer Richtung genau mit den entsprechenden im Poly- chätenei überein. Aber bei der Abschnürungen der übrigen Micro- meren sowie bei deren Teilung ist von einer spiraligen Furchungs- weise nichts mehr zu erkennen. Zum Teil mag dies bedingt sein durch den gewaltigen Größenunterschied zwischen Macromeren und Micromeren (2d ausgenommen) und vielleicht auch durch den Um- stand, dab offenbar die Micromeren eines Quartetts nicht gleichzeitig zur Teilung schreiten. Bei dem idealen Typus der Spiralfurchung teilen sich alle Zellen jeder Generation gleichzeitig, so daß ein 2-, 4-, 8-, 16-, 32-Zellen- stadium usw. entsteht. Dab es sich bei Clepsine nicht so verhält, wurde oben ausgeführt; aber ganz ähnliche Abweichungen von diesem idealen Typus finden wir auch bei Polychäten nicht selten. Ganz ebenso wie bei Clepsine treten nach Wırson (1892) auch bei Nereis die Teilungen in den Macromeren des D- und C-Quadranten durch- weg, d. h. bis zur Bildung des letzten Micromerenquartetts, früher ein als in den beiden anderen; eine ähnliche Ungleichheit in der Teilungsgeschwindigkeit fand z. B. noch Mean (1897) bei Amphitrite; hier teilen sich beim vierten Furchungsschritt meistens alle Zellen synchron, beim fünften eilen 2D und 2d schon deutlich voran, und beim sechsten sind sie den anderen noch mehr voraus. Es lassen sich hierfür noch weitere Beispiele von den Polychäten und den Mollusken anführen, doch sei nur erwähnt, daß unter den letzteren Trochus nach ROBERT (1903) sich gerade umgekehrt verhält, indem 3D sich verspätet teilt. 23* 350 W. SCHLEIP, Mit der ungleichzeitigen Teilung der Komponenten eines Quartetts steht ihre ungleiche Größe in Zusammenhang. Schon oben wurde erwähnt (S. 325), daß bei den Polychäten das größere Blastomer des 2- und des 4-Zellenstadiums sich im allgemeinen zuerst teilt; aller- dings wurde auch auf Ausnahmen hingewiesen. Das Vorauseilen der Abkömmlinge des D-Quadranten in der Teilung trifft wie bei Clepsine so auch bei Polychäten meist mit einer beträchtlicheren Größe von D bzw. 2d zusammen; bei Arenicola z. B. ist der erste Somatoblast, der hier allerdings in seiner Teilung den Zellen gleicher Generation wenig voraus ist, das größte Blastomer des Keimes. Es zeigt sich also, daß eine ganze Anzahl von Abweichungen, welche Clepsine gegenüber dem idealen Spiraltypus aufweist, in ganz gleicher Art auch bei Anneliden und Mollusken vorkommen. Es ist die Regel, daß eine Zelle sich um so früher teilt, je größer sie ist (KorRSCHELT u. HEIDER 1909), auch bei Clepsine bestätigt, ebenso wie die von Kororp (1894) aufgestellte andere Gesetzmäßigkeit, dab nämlich ein absolut größerer Gehalt an Plasma größere Teilungs- geschwindigkeit bedingt. Denn wir sahen ja, daß sich dasjenige Blastomer zuerst teilt, welches das Polplasma enthält. Daß aber bei Clepsine sich gewisse Schwierigkeiten ergeben, wenn man alle Unterschiede in der Teilungsgeschwindigkeit auf dieses Prinzip zurückführen will, wurde schon oben (S. 345) besprochen. Eigenartig aber ist die Abänderung, welche der sechste Teilungs- schritt von Clepsine erfahren hat, und sie scheint in einem gewissen Zusammenhang mit der Abweichung zu stehen, welche bei dieser Form die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung der Blastomeren zeigt. Im A-, B- und C-Quadranten ist die Veränderung nicht sehr auffallend; sie besteht darin, daß die Abschnürung eines Micromers unterbleibt und nur die entsprechende Kernteilung durchgeführt wird. Da bei den Polychäten 3A und 3a usw. die gleiche Bedeutung haben, nämlich Entoderm liefern, ist das Unterbleiben der Plasma- teilung nicht allzu auffallend, und dieses darf als etwas Sekundäres angesehen werden, weil erstens die Zweikernigkeit eines Blastomers nicht den gewöhnlichen und daher wohl auch nicht den ursprüng- lichen Zustand darstellt und zweitens die Teilung von 3C zuweilen noch durchgeführt wird. Prinzipieller Art aber ist die Abänderung im D-Quadranten; die Teilung wird hier durchgeführt, aber nicht in der für den Spiraltypus charakteristischen Art, sondern 3D teilt sich äqual in die beiden Urmesodermzellen. Es hat also der D-Quadrant von Clepsine alle Entodermanlagen eingebüßt, und zu der Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 351 Zeit, wo bei den Polychäten 3D sich in das entodermale Macromer 4D und das allein Mesoderm liefernde Micromer 3d (den zweiten Somato- blasten) teilt, zerfällt bei Clepsine 3D in zwei gleiche, Mesoderm erzeugende Teloblasten. Man kann nun die Frage aufwerfen, ob die Teilung von 3D bei Clepsine der Abschnürung von 4d bei den Polychäten entspricht und nur abgeändert ist oder ob die sechste Teilung des Macromers des D-Quadranten ganz ausgefallen ist, weil 3D schon dem zweiten Somatoblasten der Polychäten gleichzusetzen ist. Die Teilung von 3D würde also der ersten Teilung des zweiten Somatoblasten homolog sein. Die Frage kann natürlich nicht ent- schieden werden, auch ist daran zu erinnern, daß von 4d vielfach noch entodermale Zellen ihren Ursprung nehmen. Es sei nur er- wähnt, dab schon mehrfach die Ansicht ausgesprochen wurde, daß im Laufe der Phylogenese bestimmte Furchungsschritte gewisser Blastomeren ausgefallen sind; so sind nach der Ansicht von Bovert (1910b) bei den Nematoden die beiden ersten, meridionalen Teilungen verloren gegangen, und Wırsox (1898) hat gleichsam phylogenetische Stufen dieser Rückbildungen von Furchungsschritten gefunden, in- dem er bei Spio, Aricia und Amphitrite die Abschnürung von rudi- mentären Entodermzellen vom zweiten Somatoblasten beobachtete. Es ist sehr auffallend, wie groß die Urmesodermzelle von Clepsine im Vergleich zu der anderer Anneliden ist; sie muB also (vgl. TREAD- WELL, 1898) eine besonders große Menge Mesodermmaterial ent- halten. Vielleicht ist das unter dem Gesichtspunkte recht ver- ständlich, daß bei Clepsine infolge Mangels eines Larvenstadiums die Mesodermstreifen frühzeitig zur Ausbildung der mesodermalen Organe schreiten. Die Mesodermstreifen der Anneliden müssen be- kanntlich zu dem Entomesoderm gerechnet werden; da dieses sich bei Clepsine aber schon auf dem 4-Zellenstadium von den Entoderm- anlagen gesondert hat, ist hier seine Natur aus der Ontogenese nicht mehr zu erweisen. Da aber zweifellos das Mesoderm der Rüsselegel dem der anderen Anneliden gleichzusetzen ist, so geht daraus hervor, dab die Homologie dieses Keimblattes infolge Abänderung der Ent- wicklungsweise ontogenetisch verdunkelt werden kann. Die Teilungsrichtungen des ersten Somatoblasten variieren bei den Polychäten nach den Arten in hohem Grade. Bei Nereis schnürt er nach Wırson (1892) zuerst drei kleine Zellen ab, um sich dann bilateral in zwei gleiche Zellen zu teilen; dann bildet jede wiederum drei kleinere Zellen, um sich dann ebenfalls äqual zu teilen, so daß vier Teloblasten in einer Reihe nebeneinander zustande kommen. 352 W. ScHLerr, Wohl genauer sind die Schicksale der Zelle 2d von Arenicola durch Caıwp (1900) bekannt; ohne auf sie einzugehen, sei nur erwähnt, daß zunächst noch dem Spiraltypus folgende, später aber symmetrische Teilungen auftreten. Ganz anders verhält sich der erste Somato- blast von Clepsine; alternierende dexiotrope und läotrope Teilungen sind hier nicht mehr festzustellen, sondern nur noch symmetrische, wobei die , Perpendikularitäts-Regel“ (KorscHELT u. HEIDER, 1909) sehr schön gewahrt bleibt. Die Herstellung einer bilateralen Sym- metrie geschieht in diesem Keimesbezirk also sehr frühzeitig, was vielleicht damit zusammenhängt, daß eigentlich dieser allein dem Embryo einen bilateralen Bau gibt. Es wurden oben die Ergebnisse von WuitrmMan und von BERGH angeführt, nach welchen der erste Somato- blast von Clepsine außer dem Nervenstrang höchstens einen kleinen Teil des Rumpfectoderms bildet, da die Rumpfepidermis sich von der animalen Micromerenkappe ableiten soll. Es ist aber darauf hin- zuweisen, daß auch bei Polychäten Abkömmlinge von anderen Micro- meren am Aufbau des Hyposphären-Ectoderms teilnehmen; wie KoRrsCHELT u. HEIDER ausgeführt haben, scheint die Ausdehnung der sich von 2d ableitenden somatischen Platte und damit auch ihre Anteilnahme an der Ausbildung des Rumpf-Ectoderms zu variieren; so ist sie verhältnismäßig klein z. B. bei Podarke nach TREADWELL (1901). Da bei Clepsine aus 2d eine (ectodermale) Muskelschicht, die Ringmuskulatur, entsteht, werden offenbar andere Quellen zur Ausbildung der Rumpfepidermis stärker herangezogen. — Ich habe schließlich noch zu bemerken, daß ich nichts darüber angeben kann, ob sich von einem oder dem anderen der drei ersten Micromeren- quartette Mesenchymzellen ableiten. c) Vergleich mit der Furchung der Kieferegel. Die Furchung des Eies von Nephelis ist zwar mehrfach unter- sucht worden, doch können wir uns damit begnügen, die Angaben des letzten Autors auf diesem Gebiete, SUKATSCHOFF (1903), zum Vergleiche zu benützen. Dieser kam zu folgenden Ergebnissen. Die Entwicklung bis zum 8-Zellenstadium verläuft genau wie bei Clepsine (nur sind Polplasmen nicht beschrieben). Die vier am animalen Pol liegenden Micromeren liefern das Ectoderm des Kopfzapfens sowie die Schlundwand und die Muskulatur des Larvenschlundes. Von den drei mehr ventralen Macromeren (die als 1A, 1B und 1C zu bezeichnen wären) schnürt merkwürdigerweise 1C gleich eine Ento- dermzelle in die Furchungshöhle ab, worauf sich dann alle drei bei Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 353 der weiteren Entwicklung passiv verhalten, da ihre Kerne degene- rieren und ihr Plasma allmählich resorbiert wird. Das vierte Macro- mer (— 1D) spielt die Hauptrolle bei der Entwicklung; es teilt sich in eine mehr oben und eine weiter unten gelegene Zelle (von SUKATSCHOFF D! und D? bezeichnet, während nach der neuen Nomen- klatur wohl die Namen 2d und 2D angebracht wären). Wiederum sehr auffallend ist, daß jede von ihnen eine Entodermzelle abschnüren soll, und von dieser Quelle soll überhaupt der größte Teil des Darmes seinen Ursprung nehmen; nach Bürscarı (1877) stammt allerdings die eine von diesen Entodermzellen von dem Macromer, welches wir mit 1A bezeichnen müssen. Von D! (baw. 2d) schnüren sich auBer- dem nach dem animalen Pol zwei kleine Zellen ab, welche SuKa- TSCHOFF als Neuroblasten ansieht; sie würden also den Telectoblasten EU und Er!V von Clepsine entsprechen. Weiterhin teilen sich D! und D? derart, daß jede eine Querzellenreihe von 8 Blastomeren liefert; die von D? stammende liegt näher am vegetativen Pol. Die beiden Endzellen der D?-Reihe sind Urmesodermzellen, die übrigen sechs liefern larvale Ectodermzellen sowie einen Teil der Darm- wand. Das mittlere Paar der weiter gegen den animalen Pol zu gelegenen D!-Reihe gibt dem Kopfkeim den Ursprung, und die drei äußeren Zellpaare sind Telectoblasten, indem sie Rumpfepidermis und Ringmuskulatur liefern. Mit der Entwicklung von Clepsine stimmt, wie erwähnt, die von Nephelis bis zum 8-Zellenstadium vollkommen überein; außerdem gleichen sich beide noch in folgenden Punkten: aus D! (= 2d) ent- stehen alle 4 Paare von Telectoblasten und aus D?(= 2D) die Ur- mesodermzellen; die Micromeren (1a—1d) gehen in die Bildung des Kopfabschnittes auf (bei Clepsine verhält es sich wenigstens wahr- scheinlich so); der D-Quadrant zeigt eine beschleunigtere Teilung, und schließlich fehlt in ihm ein entodermales Macromer (4D). In anderen Merkmalen unterscheidet sich die Furchung von Nephelis nicht nur von der von Clepsine, sondern zum Teil auch von jener der Polychäten. Eigenartig ist schon die Entstehung der Neuroblasten zu so früher Zeit; man würde es verständlicher finden, wenn die beiden mittleren Zellen des D!-Streifens zu Neuroblasten und die beiden von D! (= 2d) nach dem animalen Pol abgeschnürten Blastomeren zu den Stammzellen des Kopfkeimes würden. Weiter ist auffallend gegenüber Clepsine die vielseitige Bedeutung der Zelle D? (=2D), da sie außer den Urmesodermzellen noch larvale Epi- dermis- sowie Entodermzellen liefert; immerhin wäre das noch be- 354 W. SchHueıp, greiflich, aber eigentümlich ist es, daß die Stammzellen der beiden letzteren Elemente mit den Urmesodermzellen eine ebensolche Quer- reihe bilden wie die Telectoblasten. Ganz merkwürdig ist schließ- lich die Abgabe von Entodermzellen von D! (= 2d) und D? (~ 2D). SUKATSCHOFF hat selbst die Schwierigkeit einer genauen Fest- stellung der Zellfolgen betont, was ich nach meinen Erfahrungen an dem viel leichter zu untersuchenden Clepsine-Ei wohl begreife, und er sagt auch ausdrücklich, daß die Entwicklung von Nephelis noch nicht vollständig aufgeklärt ist. So darf man wohl annehmen, dab bei einer Nachprüfung manche der merkwürdigen Abweichungen von Clepsine und den Polychäten sich als nicht bestehend erweisen werden. Doch möchte ich damit nicht sagen, daß man eine voll- ständige Übereinstimmung zwischen Clepsine und Nephelis zu er- warten hat. So wie sich die Entwicklung von Clepsine in manchen auffallenden Merkmalen von der der Polychäten unterscheidet, wird auch die Furchung der Kieferegel ihre Eigenarten besitzen, und aus den bisherigen Angaben möchte ich ebenso wie andere Autoren schließen, daß die Entwicklung von Nephelis stärker abgeändert ist als die der Rüsselegel. Anhangsweise sei noch folgendes bemerkt: über die Furchung von Branchiobdella hat SALENSKY (1887) einiges veröffentlicht; danach scheinen nicht nur die Anfangsstadien, sondern auch spätere denen von Clepsine sehr ähnlich zu sein. Von der ersten Entwicklung der Oligochäten wissen wir noch sehr wenige. Wenn es aber einem Untersucher wie Wizsox (1890) nicht gelang, sich einige Klarheit über die Zellfolgen bei diesen zu verschaffen, so müssen sie einer Untersuchung auch besondere Schwierigkeiten entgegensetzen. Es scheint nach der Darstellung des genannten Autors und auch nach Untersuchungen von VEJDovskyY (1888) an Rhynchelmis, daß diese Schwierigkeiten vor allem in einer großen individuellen Variabilität der Furchungsvorgänge bestehen. 2. Über das Determinationsproblem bei Clepsine. Die für die Spiralfurchung charakteristischen Lagebeziehungen der Blastomeren zueinander kommen bekanntlich nicht erst nach vollzogener Teilung zustande, so daß sie nicht auf die Oberflächen- spannungsverhältnisse des ganzen Keimes und der einzelnen Blasto- meren zurückgeführt werden können, vielmehr stellen sich die Spindeln von vornherein so ein, wie es der endgültigen Lage der Zellen entspricht. Die eine Möglichkeit der Erklärung, dafür die Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 355 Kerne verantwortlich zu machen, ist aussichtslos, weil sie sich auf keine tatsächlichen Feststellungen zu stützen vermag. Man kann aber die Ursachen der Teilungsrichtung bei der Spiralfurchung auch in der Form oder inneren Struktur des Eies und der Blastomeren suchen und also annehmen, daß diese nicht nur die spiralige Ein- stellung der Spindeln, sondern auch deren regelmäßig abwechselnde Richtung bedingen. Die leicht feststellbare Form der Blastomeren gibt uns aber für eine solche Erklärung keine Handhabe, so daß es notwendig ist, die schwerer zu erkennende innere Struktur als Ursache der Teilungsrichtung anzusehen. Ohne die Beobachtungen, die man als Stütze hierfür heranziehen könnte, diskutieren zu wollen ‘sei die letztere Hypothese angenommen und damit vorausgesetzt, daß eine in der Grundsubstanz des Eies bzw. der Blastomeren vor- handene spiralige Metastruktur die spiralige Richtung der Spindel determiniert und dab bei jedem Furchungsschritt die Richtung der Spiralstruktur und damit die Spiralteilung eine Umkehrung erfährt. Damit wäre aber bei weitem noch nicht alles erklärt. Denn es treten im Verlaufe der Spiralfurchung Komplikationen auf, auf welche u. a. Mean (1897) aufmerksam gemacht hat; es gehen näm- lich plötzlich gewisse Zellen von der Spiralfurchung zu einer streng bilateral-symmetrischen über, während ihre Schwesterzellen die ur- sprüngliche Teilungsweise beibehalten. Auch dafür haben wir keine Erklärung, die durch Beobachtung einigermaßen zu beweisen wäre. Wir können nur wieder annehmen, daß mit der Trennung zweier Schwesterzellen die innere Struktur der einen sich so verändert, daß sie sich von nun an in anderer Weise teilt. Die Spiralfurchung ist aber bekanntlich nicht nur durch die Teilungsrichtung gekennzeichnet, sondern auch noch durch andere Merkmale. Erstens zeigt sich bei ihr eine unverkennbare Polarität hinsichtlich der räumlichen Orientierung der embryonalen Anlagen und der Beschaffenheit der Blastomeren im Embryo. Nach dem animalen Pol hin werden die ectodermalen Micromeren abgeschnürt, während — wenigstens in typischen Fällen — entodermale Zellen den vegetativen Pol umgeben, und in den meisten Fällen sind die animalen Zellen mehr oder weniger kleiner als die vegetativen. Zweitens ist stets in bezug auf entwicklungsgeschichtliche Be- deutung, meistens auch in Beziehung auf sofort vorhandene morpho- logische Merkmale ein Unterschied ausgebildet zwischen dem D-Quadranten einerseits und den drei übrigen andrerseits. Man muß demnach bei der Spiralfurchung drei räumliche Diffe- 356 W. ScuLerr, renzierungsrichtungen unterscheiden: 1. eine alternierend spiralige, welche dem Furchungstypus seinen Namen gegeben hat, weil sie die besondere nur ihm zukommende ist; 2. eine polare; 3. eine, die senkrecht zur zweiten verläuft und etwa mit der späteren dorso- ventralen Richtung zusammenfällt. Zur Erklärung der ersten müssen wir uns mit dem begnügen, was oben ausgeführt wurde, dagegen soll die Frage erörtert werden, ob die beiden anderen Differen- zierungsrichtungen auf die Plasmastruktur des ungeteilten Eies zurückgeführt werden können, eine Frage, welche bei Eiern mit nicht spiraliger Furchung schon sehr oft behandelt worden ist. Unterschiede zwischen der animalen und vegetativen Hälfte von Embryonen sind schon seit langer Zeit mit einer polaren Struktur der Eizelle erklärt worden. Ich erinnere nur an die bei den telo- lecithalen Eiern so deutlich in Erscheinung tretende BAaLrour'sche Regel der Zellteilung. Während aber hier Zellgröße und Teilungs- geschwindigkeit mit dem polaren Eibau in Zusammenhang gebracht wird, tut dies Bovert (1910 a und b) beim Ascaris-Ei hinsichtlich der entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung der Blastomeren; er wies experimentell unzweifelhaft nach, daß die Sonderung der Anlagen bei den ersten Teilungsschritten des Ascaris-Eies nur auf polaren Unterschieden im Plasma der Eizelle beruhen kann. Es ist klar, daß auch bei den Anneliden der vielfach nachgewiesene polare Bau des Eies in einem Zusammenhange mit der polaren Verteilung der nach Beschaffenheit und entwicklungsgeschichtlicher Bedeutung unterschiedenen Zellen stehen muß. Daß speziell das Ei von Clepsine eine polare Struktur hat in dem Sinne, dab sein Plasma am animalen Pol anders ist als am vegetativen, wird dadurch be- wiesen, daß erstens die animale Eihälfte leichter ist als die vege- tative und zweitens das animale Polplasma anders geformt ist als das vegetative. Dadurch läßt sich bis zu einem gewissen Grade verstehen, daß die Micromeren sich in ihrer Größe und Bedeutung von den Macromeren unterscheiden; die Verteilung des Dotters kann, weil sie eben eine gleichmäßige ist, hierbei keine Rolle spielen, sondern die Ursachen müssen im Bildungsplasma zwischen den Dotterschollen liegen. Die Kerne und Teilungsapparate können zur Erklärung der Differenzierung von Micromeren und Macromeren nicht herangezogen werden, weil bei der Micromerenbildung wenig- stens im Anfang Tochterkerne und Spindelpole gleich groß sind. Läßt sich aber auch der Unterschied zwischen dem D-Quadranten und den drei anderen, welcher bei der Entwicklung nach dem Spiral- Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 357 typus und ganz besonders speziell bei Clepsine auftritt, auf den Bau des ungefurchten Eies zurückführen? Es scheint mir, daß zwischen dem Verhalten von Clepsine und jenem von Polyphemus nach KÜHN (1912) eine auffällige Parallele besteht. Künn zeigte erstens, dab bei dieser Cladocere die vom animalen Pol zum vegetativen ab- nehmende Größe und Teilungsgeschwindigkeit der Blastulazellen unabhängig ist von ihrer Verwandtschaft, aber sich eindeutig beziehen läßt auf ihren Gehalt an animalem resp. vegetativem Eiplasma; zweitens aber ist die geringere Teilungsgeschwindigkeit des einen Quadranten verständlich, wenn angenommen wird, daß dieser mehr vegetatives Eiplasma als die anderen erhält; das aber tritt infolge einer Schrägstellung der ersten Furchungsspindel tatsächlich ein. Man kann nun zeigen, dab unter einer einfachen Voraussetzung auch bei Clepsine der ursprünglich rein polare Bau des Kies dazu führen muß, daß ein Quadrant sich von den anderen wesentlich unterscheidet. nämlich der durch eine große entwicklungsgeschichtliche Bedeutung ausgezeichnete D-Quadrant. Die erste Furchungsteilung vollzieht sich, nachdem im Ei aus unbekannten Gründen ein animales und ein vegetatives Polplasma entstanden ist; sie verläuft inäqual, indem der eine Spindelpol in die Eiachse, d. h. die Verbindungslinie beider Polplasmen, der andere aber exzentrisch zu liegen kommt. Es ist möglich, daß diese beiden Tatsachen in kausalem Zusammenhang stehen. Wenn die beiden Teilungszentren von vornherein ungleich stark sind (vgl. BONNEVIE, 1910), so wäre es wie bei Polyphemus nach Künn annehmbar, daß das stärkere sich des leichter teilbaren Bildungsplasmas, also der Pol- plasmen, in höherem Grade bemächtigt als das andere, so dab es dann notwendig näher an die Verbindungslinie der Polplasmen rücken muß. Daraus würde sich dann die exzentrische Lage der ersten Furchungsspindel ergeben. Da aber eine verschieden starke Aus- bildung der beiden Teilungszentren anfangs nicht zu beobachten ist, darf es auch als wahrscheinlicher gelten, dab sie erst allmählich zustande kommt; dies kann aber vielleicht durch den Einfluß der Polplasmen geschehen. Denn da nicht anzunehmen ist, daß die beiden Zentren von vornherein genau symmetrisch zur Verbindungs- linie der Polplasmen liegen, wird fast immer eines von ihnen dieser ein wenig benachbarter sein, damit aber auch ein wenig näher an den Polplasmen liegen; und wenn dann der Centroplasmakugel Bildungsplasma zuströmt (vel. Vespovsky u. Mrdzex, 1903), wird das den Polplasmen benachbarte Centrosom etwas mehr davon zu- 358 W. ScHLErr, geführt bekommen. Es wird ein wenig größer, dadurch auch kräftiger und wird daher nun ebenso, wie es oben angenommen wurde, in stärkerem Grade als das andere die Polplasmen in seinen Wirkungs- bereich zu ziehen bestrebt sein. Durch Wechselwirkung dieser beiden Momente (stärkere Zufuhr von Plasma zum einen Centrosom größere Anziehung zwischen diesem und den Polplasmen) kommt dann die stark inäquale Ausbildung und exzentrische Lage der Spindel zustande. Daraus aber ergibt sich die früher geschilderte Lage der ersten Furchungsebene und damit die Zuteilung der Polplasmen auf das größere Blastomer CD. Aus denselben Gründen muß sich dann dieses ebenfalls in zwei ungleiche Zellen zerlegen, von welchen wiederum die größere, D, die Polplasmen allein erhält; dagegen ist kein Grund ersichtlich, warum in AB die Spindel heteropol werden sollte, und tatsächlich teilt sich diese Zelle auch äqual. Damit ist die Zusammensetzung des 4-Zellenstadiums aus einem größeren und drei kleineren Blastomeren gegeben, außerdem aber auch ein Unter- schied im Bau, weil nur D die Polplasmen erhält. Es ist also D sowohl absolut wie relativ reicher an Bildungsplasma, so da seine größere Teilungsgeschwindigkeit verständlich ist. In welchen ge- naueren Beziehungen zu diesen Geschehnissen der Unterschied steht, der nun zwischen D und den drei anderen Blastomeren hinsichtlich ihrer entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung vorhanden ist, bleibt unbekannt. Wenn man nun keine dieser beiden im Vorstehenden aus- geführten Hypothesen für plausibel hält, so muß man sich auf andere Weise die heteropole Ausbildung der Spindel erklären, denn eine Ursache muß doch dafür vorhanden sein. Da man die Teilungs- zentren und die Polplasmen dann nicht dafür verantwortlich machen will und Kern sowie der Dotter — dieser wegen seiner gleich- mäßigen Verteilung — nicht in Frage kommen können, so bleibt noch die Möglichkeit, in dem das ganze Ei durchsetzenden Bildungs- plasma eine in der Richtung der ersten Furchungsspindel orientierte strukturelle Differenzierung anzunehmen, welche die inäquale Be- schaffenheit der Spindel hervorruft. Man muß aber dann noch die zweite Annahme machen, daß eine ähnliche Differenzierung, aber in anderer Richtung, aus unbekannten Gründen in CD auftritt, damit man die ungleiche Teilung auch dieser Zelle erklären kann, mub aber gleichzeitig auch voraussetzen, dab — wiederum aus un- bekannten Gründen — in AB eine solche Orientierung der Struktur des Grundplasmas nicht eintritt, weil diese Zelle sich ja äqual teilt. Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 359 Tatsachen, welche eine endgültige Beantwortung dieser Frage ermöglichen, kann man nur durch eine experimentelle Untersuchung dieser Entwicklungsvorgänge gewinnen; wenn eine Verlagerung der Polplasmen ohne Einfluß ist auf die Gestaltung der ersten Spindel und ihre Richtung im Ei, dann käme wohl nur die letzte der drei Erklärungen in Frage. Im Folgenden soll nun der Versuch unternommen werden, ob auch noch weitere Furchungserscheinungen des Clepsine-Eies sich auf die im Ei vorhandenen besonderen Strukturen, also auf die Polplasmen, zurückführen lassen. Nach dem Vorstehenden ist es klar, daß wir dabei wieder nicht zu definitiven Ergebnissen gelangen werden, sondern nur zu Fragestellungen für eine experimentelle Untersuchung. Mit der Erscheinung, daß sich in den vier Qua- dranten nun erst mit dexiotroper, dann mit läotroper Teilungs- richtung je ein Micromer abschnürt, müssen wir uns unter dem Hin- weis auf die Annahme einer alternierenden spiraligen Struktur in der Grundsubstanz abfinden. Es fragt sich nur, ob wir den Unter- schied zwischen den beiden folgenden Teilungen im D-Quadranten, wie er sich in der Größe des gebildeten Micromers zeigt, wieder mit den im Ei sichtbar vorhandenen Strukturen in Zusammenhang bringen können. Wir setzen dabei voraus, dab der innere polare Eibau bedingt, daß an den animalen Pol kleine Zellen abgeschnürt werden. Bei der Bildung von 1d liegt die Spindel ebenso wie in den anderen drei Blastomeren frei im Dotter, ist also dem Einfluß dieser hypothetischen polaren Struktur der Grundsub- stanz ebenso wie die anderen Spindeln unterworfen, daher ist 1d ebenso klein wie la, Ib und Ic. Bei der nächsten Teilung der Macromeren ist aber die Spindel von 1D, wie früher ge- schildert, mitten in der hauptsächlich aus den Polplasmen ent- standenen Protoplasmainsel gelagert, befindet sich also unter ganz anderen Bedingungen. Ziemlich sicher scheint es, daß durch diesen Umstand die Spindel verhindert wird, so nahe an den animalen Pol zu rücken, wie dies in den anderen Macromeren geschieht; schon dadurch muß es zu einer beträchtlicheren Größe von 2d kommen. Das schließliche Größen- und Lageverhältnis von 2D und 2d kann man also auf die Konkurrenz dreier Entwicklungsfaktoren zurück- führen, erstens auf den eben erwähnten Einfluß der die Spindel umgebenden Protoplasmamasse, zweitens auf die hypothetische Spiralstruktur der Grundsubstanz und drittens auf das Bestreben der polaren Struktur, eine Teilung von 1D in ein sehr ‚großes 360 W. SCHLEIP, Macromer und ein sehr kleines Micromer herbeizuführen. Mit dieser Teilung ist wieder ein erheblicher Fortschritt in der Sonderung der embryonalen Anlagen erzielt, da sich hierbei die Stammlinie des Mesoderms von jener der Telectoblasten getrennt hat. Wir sahen, daß die Teilungsgeschwindigkeit von 2D größer ist als die von 2d. Eine Verschiedenheit im relativen Reichtum an Protoplasma kann man nicht sehen, da aber 2D etwa doppelt so groß ist wie 2d, läßt sich die raschere Teilung von 2D im Einklang mit Erfahrungen an anderen Objekten (s. S. 350) auf den absolut größeren Plasmagehalt dieser Zelle zurückführen. Dieser aber ist nach unserer Annahme erklärt, weil die Struktur des Eies dazu führen mußte, dab 2D erößer als 2d wird. Der Unterschied in der entwicklungsgeschicht- lichen Bedeutung beider Zellen etabliert sich, weil gemäß der hypo- thetischen polaren Struktur der Grundsubstanz die nach dem animalen Pol abgeschnürten Micromeren, also auch 2d, Ectodermqualitäten erhalten. Daß aber im Macromer des D-Quadranten, nachdem es wie die übrigen noch ein kleines Micromer abgeschnürt hat, nur Mesodermanlagen stecken, in den anderen Macromeren nur Entoderm- anlagen, das kann bezogen werden auf den großen Strukturunter- schied zwischen dem D-Quadranten und den drei anderen, der sich durch die zwei ersten Teilungen eingestellt hat. Dieser Unterschied mag auch bedingen, dab die drei sehr plasmaarmen Entodermmacro- meren zu der Abschnürung eines vierten Micromers nicht mehr fähig sind, so daß nur ihr Kern sich teilt, während umgekehrt das sehr plasmareiche Mesodermmacromer 3D jetzt sogar eine äquale Teilung durchführt. Die vom Spiraltypus abweichende Teilungsweise des Macromers 3D kann aber nicht durch seinen größeren Plasmagehalt erklärt werden; denn beim vorhergehenden Teilungsschritt wurde ja noch in typischer, spiraliger Weise ein Micromer von ihm abgeschnürt. Man könnte daher folgendermaßen argumentieren. Der Plasmareich- tum im D-Quadranten bewirkt, daß in demselben alle Entoderm- anlagen des Kernes unterdrückt werden; daher finden sich nach Abschnürung von 3d im Kerne von 3D nur noch Mesodermanlagen. Das bewirkt, daß bei den folgenden Teilungen die Determination durch. das Plasma zurücktritt und die durch den Kern ausgeübte nun allein die entscheidende ist. Das ist so zu verstehen, daß nun der Kern die phylogenetisch ererbte Spiralstruktur des Plasmas um- ändert in eine bilateral-symmetrische, so daß eine äquale Teilung erfolgt. In ähnlicher Weise wäre auch die veränderte Teilungs- Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 361 weise des ersten Somatoblasten zu erklären; die durch die bisherige Furchung zustande gekommene besondere Struktur seines Plasmas bewirkt eine Differenzierung seines Kernes derart, daß in ihm nur noch die Anlagen für das Ectoderm entwicklungsfähig sind. Deren erste Aktion ist eine Beeinflussung des Zellplasmas, die dessen spiralige Grundstruktur aufhebt und dafür eine bilateral-symmetrische hervorruft. Dementsprechend verlaufen auch die folgenden Teilungen, wobei die nicht nur bei der Spiralfurchung, sondern auch bei anderen Furchungsweisen zu beobachtende Perpendikularitätsregel in Er- scheinung tritt. Die im Vorstehenden gemachte Annahme, daß von einem gewissen Entwicklungsstadium an nicht mehr das Plasma allein die Teilungsweise bestimmt, sondern daß die unterdessen vom Plasma differenzierten Kerne auf die Plasmastruktur rückwirken und damit auch auf die Teilungsart Einfluß gewinnen, enthält also die Vorstellung, daß die zunehmende Differenzierung während der Entwicklung auf einer abwechselnden verändernden Einwirkung von Kern und Plasma aufeinander beruht (Boveri, 1910a). Es wurde schon früher ausgeführt, dab die Lagebeziehungen der Urmesodermzellen und der Stammzellen der Telectoblasten zu den Entoderm-Macromeren durch die sich verändernden Oberflächen- spannungsverhältnisse der letzteren sich bis zu einem gewissen Grade mechanisch erklären lassen. Die Ausbildung einer Symmetrieebene im Embryo kann hauptsächlich als die Folge der bilateral-symmetri- schen Teilungen in der vom ersten Somatoblasten stammenden Zell- folge angesehen werden. Wie schon mehrfach betont wurde, soll das Vorstehende nur ein Versuch sein, die Furchung des Clepsine-Kies auf experimentell erforschbare Entwicklungsfaktoren zurückzuführen. Ich möchte auch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß bei anderen Anneliden die Teilungen des Eies und seiner Blastomeren in ähnlicher Weise erfolgen wie bei Clepsine, ohne dab aber auch ähnliche Strukturen im Ei nachzuweisen sind; an anderer Stelle werde ich darauf näher eingehen. 362 W. ScxLerr, Literaturverzeichnis. BERGH, R. S., 1891, Neue Beiträge zur Embryologie der Anneliden, Il. Die Schichtenbildung im Keimstreifen der Hirudineen, in: Z. wiss. Zool., Vol. 52. BONNEVIE, Kr., 1910, Über die Rolle der Centralspindel während der indirekten Zellteilung, in: Arch. Zellforschung, Vol. :5. Boveri, TH., 1910a, Die Potenzen der Ascaris-Blastomeren bei abge- änderter Furchung. Zugleich ein Beitrag zur Frage qualitativ-un- gleicher Chromosomen-Teilung, in: Festschrift R. 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Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 365 Erklärung der Abbildungen. Die Abbildungen auf Taf. 26—28 sind, wenn nichts anderes bemerkt ist, gezeichnet mit Zeiss’ Apochromat 16 mm, Kompensations-Okular 6, Tubuslänge 16 cm auf Objekttischhôhe. Bei den Abbildungen auf Taf. 29 und 30 wurde Kompensations-Okular 4 verwendet. | Auf den farbigen Abbildungen bedeuten: Grün: die Macromeren des A-, B- und C-Quadranten, d. h. die zu dem Entoderm führenden Zell- folgen; Rot: das Mesoderm und die zu ihm führende Zellfolge, d. h. das Macromer des D-Quadranten nach Abgabe des ersten Somatoblasten und die Urmesodermzellen; Gelb: die Zellfolge vom ersten Somatoblasten bis zu den Telectoblasten; Blau: die Micromeren der drei ersten Quartette und ihre Abkömmlinge (mit Ausnahme des ersten Somatoblasten). Die Abbildungen beziehen sich auf Clepsine sexoculata, nur Fig. 11 und 12 auf Clepsine bioculata. Tafel 26. Fig. 1. Meridionalschnitt durch ein Ei, in welchem die Polplasmen schon ausgebildet sind und die erste Furchungsspindel sich eben anlegt; zu sehen sind außerdem einer der beiden Richtungskörper und der Rest der Wanderspur des weiblichen Pronucleus. Fig. 2. Meridionalschnitt durch den animalen Eipol bei stärkerer Vergrößerung; Erklärung s. Text. Fig. 3. Schnitt senkrecht zur Eiachse ; Stadium der ersten Furchungs- teilung. Fig. 4. Schnitt durch dasselbe Ei, animales Polplasma getroffen. Fig. 5. Schnitt senkrecht zur Eiachse durch ein 2-Zellenstadium, vegetatives Polplasma getroffen. Fig. 6 und 7. Meridionalschnitte durch Stadien der ersten Furchungs- teilung. 24* 366 W. SCcHLEIP, Fig. 8. Schnitt senkrecht zur Eiachse, zweite Furchungsteilung. Fig. 9. Schnitt parallel zur Eiachse, Telophase der zweiten Furchungs- teilung. Fig. 10. Schnitt etwa parallel zur Eiachse und zu dem in Fig. 9 abgebildeten Schnitt. Zweite Teilung eben beendet. Fig. 11. Clepsine bioculata, 2-Zellenstadium; Schnitt senkrecht zur Eiachse. Vergrößerung: Apochromat 8 mm, Kompensationsokular 4. Fig. 12. Clepsine bioculata, Zweiter Furchungsschritt. Schnitt- richtung und Vergrößerung wie bei Fig. 11. Patel 2% Fig. 13 und 14. Zwei senkrecht zur Eiachse gerichtete Querschnitte durch ein Stadium von 4 Blastomeren; Schnitt Fig. 13 mehr am animalen Pol gelegen. Fig. 15—17. Drei senkrecht zur Eiachse gerichtete Querschnitte durch ein Stadium von 6 Blastomeren; Erklärung s. Text. Fig. 18. Schräger Schnitt durch ein Stadium von 6 Zellen; Micro- merenspindeln in A und B längsgeschnitten. Fig. 19 und 20. Zwei parallele Schnitte durch ein Stadium von 6 Zellen; in Fig. 19 Abschnürung von la und 1b. Fig. 21. Schnitt, parallel zur Eiachse und von rechts nach links gerichtet, durch ein Stadium von 6 Zellen. Läotrop gerichtete Spindel in 1. Fig. 22—24. Drei parallele, schräg gerichtete Schnitte durch ein Ei, Erklärung s. Text. Tafel 28. Fig. 25. Frontalschnitt (parallel zur Eiachse und von links nach rechts gerichtet); 2D und 2d im Begriffe, ein Micromer zu bilden. Fig. 26. Schnitt parallel zur Eiachse, schräg von dorsal rechts nach ventral links (spiegelbildlich umgekehrt, weil von ventral gesehen), Teilung von 2D in 3D und 3d vollendet; 2A im Begriffe drittes Micromer ab- zuschnüren. Fig. 27. Schnitt durch das gleiche Ei, parallel zu vorigem; 2B in Prophase zur Bildung des dritten Micromers. Fig. 28. Etwa frontal gerichteter Schnitt, Kern von 3C in Teilung. Fig. 29. Schnitt durch dasselbe Ei, parallel zu vorigem; Teilung von 2d in 2d! und 2d? vollendet; 3D in Teilung, nur das eine Centrosom getroffen. Fig. 30. Schnitt quer zur Eiachse, 3D in Teilung. Fig. 31. Schnitt parallel zur Eiachse und von hinten links nach vorn rechts gerichtet. Spiegelbildlich umgekehrt (wie Fig. 27). Mr und MI in Vorbereitung zur Abschnürung der ersten Mesodermzelle. Die Furchung des Eies der Rüsselegel. 367 Fig. 32. Schnitt quer zur Eiachse; 2d? eben in El und Er geteilt. Fig. 33. Schnitt quer zur Eiachse; El und Er eben geteilt. Fig. 34. Etwa frontal gerichteter Schnitt, dasselbe Stadium. Fig. 35. Frontalschnitt, spiegelbildlich umgekehrt (wie Fig. 27). Erm und Elm geteilt. i Fig. 36. Frontalschnitt, spiegelbildlich umgekehrt (wie Fig. 27), 3C in 40 und 4c geteilt; von M] gebildeter linker Mesodermstreif (Mstr) an- geschnitten. Natel 29; Fig. 37. 2-Zellenstadium, von der Seite gesehen. Fig. 38. 4-Zellenstadium, vom animalen Pol gesehen. Fig. 39. Dasselbe, vom vegetativen Pol gesehen. Fig. 40. 6-Zellenstadium, vom animalen Pol gesehen. Fig. 41. 8-Zellenstadium, ebenso. Fig. 42. 10-Zellenstadium, vom animalen Pol und von ventral gesehen. Fig. 43. Dasselbe Ei, von der entgegengesetzen Seite. Fig. 44. Stadium nach Vollendung des dritten Micromerenquartetts ; Vermehrung der früher gebildeten Micromeren; Teilung von 2d und 3D; vom animalen Pol gesehen. Fig. 45. Dasselbe von dem vegetativen Pol. Fig. 46. Etwas späteres Stadium, von der dorsalen Seite gesehen. Mr und MI eben voneinander getrennt; ihre Konturen punktiert einge- zeichnet. Fig. 47. Etwas älteres Stadium: 2d? in Teilung, Ml und Mr bereiten sich zur Bildung der ersten Mesodermzellen vor; von der dorsalen Seite gesehen. Fig. 48. Macromeren 3A und 3B im Begriffe zweikernig zu werden, 3C ist schon zweikernig; 2d? geteilt in El und Er; von MI und Mr schon Mesodermzellen abgeschnürt (s. folgende Figur). Vom animalen Pol gesehen. Tafel 30. Fig. 49, Dasselbe, vom vegetativen Pol; Grenzen der im Innern gelegenen Mesodermzellen . punktiert. Fig. 50. Etwas späteres Stadium, von der dorsalen Seite; El und Er im Begriffe eine kleine Zelle abzuschnüren. Fig. 5l. Dasselbe von der ventralen Seite, Zweikernigkeit der Macromeren 3A—3C sichtbar. Fig. 52. El und Er in äqualer Teilung begriffen ; von der dorsalen Seite. Fig. 53. Dasselbe von der ventralen Seite; weitere Kernvermehrung in 3A—3C. 368 W. Soncerr, Die Furchung des Eies der Rüsselegel. Fig. 54. Stadium mit 4 Telectoblasten, eben durch Teilung aus El und Er entstanden; vom animalen Pol gesehen. Fig. 55. Dasselbe, vom vegetativen Pol. Fig. 56. Wenig älteres Stadium, von der dorsalen Seite. Fig. 57. Stadium mit 6 Telectoblasten, von der dorsalen Seite. Fig. 58. Stadium mit 8 Telectoblasten, welche schon Zellenreihen erzeugt haben; von der dorsalen Seite. Fig. 59. Anormales Entwicklungsstadium, von dem animalen Pol gesehen. Fig. 60. Dasselbe, vom vegetativen Pol; X überzählige Zelle. G. Pätz’sche Buchdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Die Augen der Arachnoideen. I. Von Dr. Ludwig Scheuring. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität GieBen.) Mit Tafel 31—34 und 16 Abbildungen im Text. Inhaltsübersicht. V. Die Augen der Phalangiden. VI. Die Augen der Araneiden. Einige Bemerkungen über Homologien der Augen der verschiedenen Arachnoidengruppen. V. Die Augen der Phalangiden. (Textfig. A—F.) Die Augen der Phalangiden erfuhren schon dreimal ein- gehende Untersuchungen. Leyvıs (1862), GRENACHER (1879) und Purcezz (1894) beschäftigten sich mit ihnen. Von diesen 3 Be- arbeitungen ist diejenige PurcenL’s an Hand eines großen Materials sehr sorgfältig und umfassend ausgeführt, so dab in keinem wich- tigeren Punkte bezüglich der Morphologie des Auges irgend eine Un- klarheit besteht. © Ich prüfte an verschiedenen Arten — die sowohl der Leiobunum- als auch Acantholophus-Gruppe (PURCELL) angehörten — die Befunde Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 25 370 LuDWwIG SCHEURING, Purcezr's nach und kann sie alle bestätigen. Nur betreffs des feineren Aufbaues der Rhabdome kann ich der extremen Ansicht von Purceuz nicht beipflichten, der keine Stiftchen, sondern Waben sieht. Mir scheint ein prinzipieller Gegensatz dieser beiden Struk- turen nicht zu bestehen. Die Konturen der Rhabdome haben das Aussehen einer unruhigen, geknoteten Linie. Ich versuchte durch genaue Messungen und Experimente einigen Aufschluß über die Wirkungsweise der Augen der Phalangiden zu erhalten. Dafür kommt in erster Linie ihre Stellung in Betracht. Schon die älteren Beobachter, die sich mit Phalangiden beschäftigten, fanden, dab die Augen dieser Tiere auf einem Türmchen dorsal in der Mitte des Cephalothorax sitzend in der Hauptsache nur Gegen- stände sehen können, die sich seitlich von ihnen befinden. Sehr schön äußert sich MARCEL DE SERRES (1813, p. 87) zu diesem Punkte: „Die Augen befinden sich auf der Mitte des Corcelts sehr nahe zu- sammen, und sind durch eine tiefe Furche von einander getrennt. Sie liegen ein wenig seitwärts von der Hervorragung, welche die lederartige Hülle bildet, so dass sie nur die Gegenstände, die sich über ihnen, zur Seite und nach aussen befinden, zu unterscheiden brauchen. Da sowohl sie selbst, wie die Theile auf denen sie sitzen, unbeweglich sind, so hält es wohl schwer, dass die Phalangien die Gegenstände, welche in gerader Richtung vor ihnen liegen, unter- scheiden können.“ Auch Jon. Mürter (1826) erwähnt die Phalangiden als Bei- spiele für eine sehr scharfe Trennung der Sehfelder zweier benach- barter Augen. Mit den zwei großen Augen soll sich nach ihm das Tier nach der Seite hin orientieren, während zwei kleinere „am vor- deren Rande des Cephalothorax liegende Augen“ auf die Frebwerk- zeuge blicken sollten. Diese beiden kleineren Augen sind nicht vorhanden. LæeypiG und GRENACHER beschäftigen sich nicht mit der Physio- logie der Phalangidenaugen. Purcezs findet (p. 6): „Die Sehachsen bilden einen rechten Winkel miteinander und liegen in einer Transversalebene des Körpers, so daß sie seitwärts und aufwärts gerichtet sind.“ Ich bemühte mich mit Hilfe des Augenspiegels die Sehfelder der beiden Augen zu bestimmen. Die genaue Festlegung derselben ist hier dadurch erschwert, daß den Augen ein Tapetum fehlt und sie bei Belichtung nur einen schwachen rötlichen Schimmer zeigen. — Die Augen der Arachnoideen. II. 371 Dieser rührt wahrscheinlich von den Glanzkrystallen her, die sich in der Postretina finden (siehe Purcezz p. 35 u. 36). — Es wurden außerdem Zeichnungen des Thorax mit dem Augenhügel von vorn, von oben und von der Seite und Skizzen von Schnitten, die in 3 senkrecht aufeinanderstehenden Ebenen geführt waren, an- gefertigt. Fig. A. Fie. B. Cephalothorax von Phalangium cornutum. Cephalothorax von Phalangium cornutum. Ansicht von vorn. Ansicht von der Seite. Fig. C. Cephalothorax von Phalangium cornutum. Ansicht von oben. Aus der Kombination der 3 Methoden ergibt sich für die Seh- felder der Augen folgendes: 1. Größte Ausdehnung des Sehfeldes eines Auges nach der Seite in der Horizontalen 200°. 2. Größte Ausdehnung des Sehfeldes eines Auges nach der Seite in der Vertikalen 200°. 25% 372 LupwiG SCHEURING, 3. Größte Ausdehnung des Sehfeldes eines Auges von vorn nach hinten in der Mediansagittalebene etwa 160°. Fig. D. Sagittalschnitt durch ein Auge von Phalangium cornutum. Querschnitt durch die Augen von Phalangium cornutum. Nach vorn und nach unten, ebenso nach hinten, bleiben also immer — vorausgesetzt, daß das Augentürmchen unbeweglich ist — Die Augen der Arachnoiden. Il. 313 erößere Partien ungesehen. Die Palpen und Cheliceren bekommt das Tier nie zu Gesicht. Doch vermag es wohl Gegenstände, die sich in einiger Entfernung und etwas seitlich befinden, noch zu sehen. Allen diesen Mängeln könnte durch große Be- weglichkeit des Thorax — wie bei Solifugen — oder noch besser durch Be- weglichkeit des Türmchens abgeholfen werden. Ersteres wird durch die Verwachsung von Brust und Hinterleib unmöglich gemacht, und eine Möglichkeit, dieAugenhügel zu bewegen, scheint auch nicht zu bestehen. Ein ge- fesseltes Tier wurde unter dem Binokular durch den elektrischen Strom gereizt. Es erfolgte starkes Schlagen mit den Palpen und Versuche sich loszureißen, aber keine Bewegung des die Augen tragenden Aufsatzes. Ein genaues binokulares Sehen ist für die Phalangiden nur in einem kleinen Bezirk (ungefähr 25°) dorsal möglich. Nach vorne fällt jede Orientierung über Entfernungen von Gegenständen durch den stereoskopischen Effekt weg. REDIKORZEW (1900) behauptete auch schon, daß sich die Phalangiden nach vorne nur durch ihre Palpen orientierten. Denn Weghindernisse gebe es für Tiere von so grober Kletterfähigkeit nicht. HENKING (1888) fand, dab Phalangium in hervorragendem Maße sein zweites Beinpaar zur Orientierung benutzt. . Trotzdem scheinen aber die Augen den Tieren zur Orien- tierung wesentliche Dienste zu leisten. Ein Kanker weiß sehr ge- schickt vor der ihn zu ergreifen suchenden Hand zu flüchten, be- sonders wenn er ın den Schatten derselben kommt. Auch der Bau der Retina, der Verlauf der Nervi optici und die komplizierte Struktur des Ganglion opticum lassen dies vermuten. Was den Nahrungserwerb anbelangt, so könnten die Phalan- giden, die ja meist typische Nachttiere sind, hierbei der Augen ent- Fig. F. Horizontalschnitt durch die Augen von Phalangium cornutum. 914 Lupwie SCHEURING, behren. Ihre Nahrung besteht nämlich nach Menee (1850) und HexkinG (1888) aus faulenden Vegetabilien und animalischen Stoffen, die die Tiere mit Hilfe ihres Geruchsvermögens auffinden. Über den Bau des Gehirns und den Verlauf der Nervi optici sind wir außer durch die Arbeit von Lryvıc sehr gut durch die umfassende Untersuchung von Saınt-REemy unterrichtet (p. 200 bis 206). Ich kann an Hand einer Reihe von Schnittserien folgende Resul- tate bestätigen: zu jedem Auge zieht aus einem dorsalen Ganglion ein starker Nerv, dessen Fasern innerhalb des Nerven eine Über- kreuzung erfahren. Die Art dieses Chiasmas ist bei verschiedenen Arten verschieden. ; Saint-Remy untersuchte Phalangium opilio und fand eine Kreu- zung hart vor dem Einstrahlen des Nerven in den Lobus opticus. Gleiche Verhältnisse konnte ich bei Exemplaren aus der Gattung Phalangium und Opilio finden. — Leider war es mir nur möglich das Genus mit genügender Sicherheit zu bestimmen — Phalangium cornutum zeigt dagegen eine Uberkreuzung direkt hinter dem Augen- bulbus. Bei Acantholophus wieder ist eine Durchkreuzung kurz vor dem Eintritt in das Ganglion opticum zu beobachten, die aber lange nicht so regelmäßig ist wie bei Phalangium cornutum. Über den physiologischen Wert einer derartigen Überkreuzung der Nervenfasern eines und desselben Auges bin ich mir völlig im Unklaren. Ein binokulares Sehfeld, das damit in Beziehung ge- bracht werden könnte, ist nur in sehr geringem Maße (höchstens 25°) vorhanden. Es bliebe nur übrig anzunehmen, daß früher ein solches in größerer Ausdehnung bestanden habe. Doch lassen sich innerhalb der ganzen Tiergruppe hierfür keine Anhaltspunkte finden. Nach Schluß des vorliegenden Manuskripts erhielt ich noch eine Anzahl ausländischer Phalangiden von Herrn Dr. RorwEr aus Bremen. Im ganzen waren es 7 Arten, die jedoch meistens zu schlecht fixiert waren, als daß sie zu histologischen Studien brauchbar gewesen wären. Bei all diesen Arten war der Glaskörper nur sehr gering entwickelt. Betreffs der Retina konnte ich feststellen, daß Pari- balonius inseriptus Lowxe, Acudorsum albimanum LowNE, Trogulus sp. und Mermerus beccari THor dem Acantholophus-Typ angehören. Bei Biantes filipes Ronwer, Ischyropralis sp. und Nemastoma sp. vermute ich die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe, konnte sie jedoch nicht absolut sicher beweisen. Die Augen der 7 Arten zeigten alle Die Augen der Arachnoideen. II. 375 starke Spuren einer Rückbildung; die Rhabdome sind viel gröber strukturiert als bei den meisten einheimischen Phalangiden, und ihre Zahl ist hier eine weit geringere als dort. Obwohl ich bei der Nachuntersuchung mein Augenmerk auch auf etwaige in Rudimentation begriffene Seitenaugen richtete, so fand ich doch niemals Spuren davon. VI. Die Augen der Araneiden. (Taf. 31—34 und Textfig. G—O.) Schon früh lenkten die Augen des Araneiden die Aufmerksam- keit der Forscher auf sich. Die ersten Arbeiten von SÖMMERING und GAEDE !), die sich mit den Augen der Araneiden beschäftigten, haben nur historisches Interesse. ‚JOHANNES MÜLLER vergleicht 1826 in seinen „Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Sinnesorgane“ das Spinnenauge mit dem der Wirbeltiere. Demgegenüber sucht Brants (1838) die Ocellen der Araneiden in Beziehung zu den facettierten Augen der Insecten zu bringen, er korrigiert die irrige Ansicht Mürter’s von einem bikonvexen Glaskörper. Weiter ent- deckt er, daß innerhalb der Pigmentschicht hinter dem Glaskörper „durchsichtige Röhren“ liegen, die er mit den hellen Kegeln hinter der Cornea der Insecten (gemeint sind die Krystallkegel) vergleicht. Brants findet Augenmuskeln, doch bleibt unerwähnt, bei welchen Augen. Die Muskeln sollen sich von der „Kinnladenmuskulatur ab- zweigen“. Nach Zenker läßt die „Hornhaut“ durch Verdickung der Haut- schichten eine Linse nach innen hervorwachsen. Diese Linse paral- lelisiert er dann mit der des Wirbeltierauges. Ducès (1836) fällt zum erstenmal ein Unterschied in dem äußeren Glanz der Augen auf. Er unterscheidet hiernach „les yeux diurnes et les yeux nocturnes“. Die „Iris“ der ersteren (Salticus) erscheint oft grün, rot oder braun, der Grund jedoch ist immer schwarz; letztere (Mygale und Tarantel) haben ein glänzendes Aussehen („resplendissant comme ceux des chats“). Die erste Arbeit, in der den Augen der Araneiden eine aus- gedehnte Untersuchung gewidmet wurde, ist die von Fr. Leypre (55) „Zum feineren Bau der Arthropoden“ Er untersucht eine ganze 1) Nach Jon. MÜLLER, Vergleich. Physiol. des Gesichtssinnes, in: Acta Acad. Leop. Carol., Vol. 11, p. 338. 376 Lupwia SCHEURING, Reihe Spinnen und findet im wesentlichen schon alle Elemente des Spinnenauges, ohne ihnen aber freilich die richtige Deutung zu geben. „Die Linse ist vom morphologischen und histologischen Stand- punkt aus nur eine kuglig verdickte Stelle der äusseren Haut“... Sie ist von „Porenkanälen“ durchzogen. — Der „Glaskörper“ (Jon. MÜLLER) ist aus „kolbigen Gallertgebilden“ zusammengesetzt, deren „vorderes Ende an die Linse stösst und deren hinteres sich in das Pigment einsenkt“. Diese „Gallertkolben“ sind kernlos. Sie „har- moniren mit jener Krystallkegelsubstanz des fazettirten Insekten- auges“ (p. 436). [Die Ansicht Lreypre’s betreffs der Funktion dieser Krystallkegel deckt sich jedoch nicht mit der heutigen.| Weiter findet Leypıe (p. 437) auch die durchsichtigen Röhren (Brants), die er mit „den Nervenstäbchen des Insektenauges ohne Rückhalt beides für gleichartige Organe“ erklärt. Er untersucht sie in Wasser und dem Blute der Tiere genauer und gibt auch einige Skizzen davon, die aber, was die Beziehung der „eigentlichen Röhren“ zu einem „scheidenartigen Saum“ anbelangt, einen schema- tischen Charakter tragen. „Sie erreichen nirgends die Länge, welche sie im fazettirten Auge haben (bei Epeira diadema messen sie 0,010“ in der Länge), haben aber öfters, wie z. B. in Mygale eine Art feiner Querstreifung, ähnlich wie an den Stäbchen des Frosches und den Stäben vieler fazettirten Augen“ (p. 457). Weiter kannte Leyvıs „außer den Gallertkolben des Glas- körpers und den stäbchenartigen Gebilde* ... noch „zellige Ele- mente“ hinter dem Glaskörper. Wenn er mit verdünnter Kalilauge das Pigment wegschaffte „so schien es dann an Æpeira diadema und Salticus aeneus, als ob die fraglichen Zellen sich wie bipolare Ganglienkugel verhielten, und ich glaube bemerkt zu haben, dass das untere rohrartig ausgezogene Ende der Zelle in die Conturen des Saumes überging, welcher das Stäbchen einschloss, während. das obere Ende mit den Gallertkolben des Glaskörpers zusammenhing“. (Vermutlich soll sich diese Beschreibung auf die recipierenden Zellen der Seitenaugen beziehen.) Endlich macht Lerypre (p. 438) wertvolle Angaben über die Pigmentverhältnisse im Spinnenauge, wenn ibm auch die eigent- lichen Pigmentzellen entgehen, und über verschiedene Ausbildung des Tapetums. Letzteres ist bei einigen Spinnen „ein continuir- liches, überzieht den Grund des Auges vollständig (Dysdera, Tetra- gnatha, Tegeneria, Argyroneta).“ ... „Dagegen weisen einige Spinnen das Eigenthümliche auf, dass mitten durch das Tapetum ein schwarzer Die Augen der Arachnoideen. II. 377 Pigmentstreifen in Wellenlinien zieht (Olubiona, Theridium).“ ... — Bei „Lycosa saccata und mehreren Arten von Epeira“ (p. 440) steckt das Tapetum „in radiären Streifen (0,007')* breit zwischen dem dunklen Pigment. Bei Salticus und Thomisus ist ein solches über- haupt nicht vorhanden.“ — (Wir werden später sehen, wie viel Rich- tiges in diesen Beobachtungen steckt.) Auch Muskeln und deren Wirkungsweise beobachtete schon Leyvoic. Sie sollen nicht das Auge hin- und herschieben, sondern es verengern und erweitern. Wie weit dies zutrifft werden wir später sehen. Irrig ist es, wenn er eine durch Muskelkontraktion bewirkte „Verengerung des Tapetumgrundes“ beobachtet zu haben glaubt, da die Augen mit Tapetum überhaupt keine Muskeln be- sitzen. Muskeln scheint auch BLANCHARD !) gesehen zu haben. Leypic machte noch seine ganzen Untersuchungen ohne An- wendung von Schnitten und Färbungen. Der Erste, der sich diese Methoden bei seinen Studien zu Nutze machte, war GRENACHER (1879). Seine Arbeit ist grundlegend für alle folgenden geworden, wenn sie auch in vielen Einzelheiten als unrichtig erkannt wurde Zum erstenmal wird hier ein DimorphismusderAugenderSpinnen beschrieben. GRENACHER untersucht Zpeira, Lycosa und Saltieus und findet, daß bei diesen die beiden mittleren Augen der vorderen Augenreihe evers gebaut sind, während die anderen 6 inversen Bau aufweisen. Nur die ersteren besitzen Muskeln. Zum erstenmal wird hier ein ein- schichtiger Glaskörper von einer ebenfalls einschichtigen Retina unter- schieden. Zwischen beiden bildet er (fig. 15 u. 16, tab.2) eine trennende Lamelle ab, ohne jedoch dieser in seiner Beschreibung Erwähnung zu tun. Die Retina wird nach GRENACHER aus einer Art stäbchen- tragender Retinazellen gebildet, deren Form und Bau im einzelnen beschrieben wird. Wir werden später noch oft Gelegenheit haben auf die GrREnACHER’sche Arbeit zurückzukommen. GRABER (1879) ist bei seiner Untersuchung derart von seiner Ansicht, in den Retinazellenserien seien Ganglienzellen zu sehen, vor- eingenommen, daß er alle von ihm gefundenen Einzelheiten in dieser Hinsicht umdeutet. Immerhin unterscheidet er zum erstenmal aus- drücklich eine „präretinale Zwischenlamelle“ (p. 64), sieht sie aber, 1) BLANCHARD, De l’organisation du règne animal, in: MILNE EDWARDS, Leçons sur la physiologie et l’anatomie comparée, Vol. 12, p. 239. 378 LupwiG SCHEURING, ebenso wie die postretinale Membran, als eine cuticulare Augen- hülle (,Sclera“) an. Seiner Beschreibung sowohl als seinen Zeich- nungen ist in der oben angegebenen Richtung zuviel Gewalt an- getan, als daß sie hier näher zitiert werden müßten. SCHIMKEWITSCH (1884) untersucht in einer „Anatomie de l’Epeire“ auch die Augen (p. 10—15). Nach seinen Beobachtungen ist das Auge der Kreuzspinne aus „une partie épithéliale“ (Linse und Glaskörper) und „une partie rétinienne ou neurale“ (Retinazellen) zusammen- gesetzt. „La partie retinienne est formée par une assemblage de terminaisons des fibres du nerf optique; chaque terminaison est formée par un renflement de la fibre, lequel supporte, chez l’Epeire, un bätonnet double et des noyaux.“ Im wesentlichen bringt er nichts Neues. Er findet, daß der „Iris-artige Gürtel“ Leypıs’s bestimmte pigmentierte rundliche Zellen des Glaskörpers sind. BERTKAU (1886) untersucht eine sehr große Anzahl von Spinnen. Er unterscheidet zum erstenmal die Augen der Araneiden als Haupt- und Nebenaugen. Im wesentlichen bestätigt er die Befunde GRENACHERS und fügt diesen genaue Angaben über die Tapetum- verhältnisse der Seitenaugen einzelner Arten hinzu. Auch mit der BerrkAau’schen Arbeit werden wir uns noch zu beschäftigen haben. Die Arbeiten von Locy (1886), MArk (1887) und HENTSCHEL (1899) beschäftigen sich ausschließlich mit der Entwicklung der Augen, weshalb ich sie später noch in anderem Zusammenhang zu erwähnen haben werde. Hesse (1901) wendet sein Hauptaugenmerk auf die feinere Struktur der recipierenden Elemente. Wıpmann (1907 u. 08) ersetzt die Bezeichnung Haupt- und Neben- augen durch „inverte und converte Augen“ —. Auf die Darstellung beider habe ich noch so oft einzugehen, daß ich darauf verzichten kann, sie an dieser Stelle zu referieren. Es mag bei der Fülle von Arbeiten, die sich mit den Augen der Araneiden beschäftigen, als müßig erscheinen, eine erneute Unter- suchung über diesen Gegenstand anzustellen. Als ich jedoch bei der Nachprüfung einzelner Angaben auf Widersprüche zwischen meinen Präparaten und früheren Darstellungen stieß und da sich außerdem nur wenig und zerstreute Notizen über die Physiologie der Spinnenaugen finden, unternahm ich es an Hand einer großen Anzahl von Arten aus den verschiedensten Familien sowohl die morphologischen und histologischen Verhältnisse genau zu unter- Die Augen der Arachnoideen. II. 379 suchen als auch durch umfassende Versuche und Messungen etwas über die Wirkungsweise der Augen der Araneiden zu eruieren und Beziehungen zwischen Stellung, Ausbildung und Leistungsfähig- keit der Augen zur Lebensweise aufzusuchen. So wurden dann neben der histologischen Untersuchung Messungen der Brenn- weite und Verschiebung des Linsenbildes bei verschiedener Gegen- standsweite vorgenommen, Versuche über Pigmentwanderung an- gestellt, die Sehfelder der einzelnen Augen bestimmt und der Ver- lauf der einzelnen Augennerven und ihr Einstrahlen ins Gehirn verfolgt. Die Untersuchungs- und Beobachtungsmethoden sind in dem vorhergehenden I. Teil entweder bereits angegeben oder werden noch bei der Beschreibung der einzelnen Untersuchungen erläutert werden. Zunächst wenden wir uns den anatomischen und histologischen Verhältnissen der Augen zu. Daß dabei schon hier und da physio- logische Fragen gestreift werden, ist selbstverständlich. Ich untersuchte folgende Arten: l. Steatoda bipunctata (L.) 18. Segestria sexoculata (L.) 2. Steatoda corrollata (L.) 19. Trochosa ruricola (DE GEER) 3. Amaurobius ferox (C. L. KocH) 20. Pardosa sp. 4. Tegeneria domestica (Cu.) 21. Ocyale (Pisaura) mirabilis (CL.) 5. Tegeneria atrica (C. L. KocH) 22. Lycosa (verschiedene Arten) 6. Tegeneria derhami (Sc.) 23. Potamobius (Lycosa) palustris (L.) 7. Meta merianae (SC.) 24. Tarentula sp. 8. Linyphia pinnala (STR.) 25. Eresus niger (PET.) 9. Argyroneta aquatica (CL.) 26. Avicularia avicularia (L.) 10. Epeira diadema (Cr) 27. Avicularia (verschiedene Arten) 11. Aranea undata (OL.) 28. Ischnothele ruthenbergii (HBST.) 12. Aranea sexpunctata (L.) 29. Mygale (verschiedene Arten) 13. Epeira sp. aus Sumatra 30. Tarentula (verschiedene Arten) 14. Olios sp. 31. Salticus sp. (aus Sumatra) 15. Misumena calycina (L.) 32. Salticus scenicus (L.) 16. Xysticus niaticus (L.) 33. Sitlicus pubescens (F.) 17. Oryptila sp. (citronea ?) Die meisten der einheimischen Tiere sammelte ich mir in der Umgegend von Gießen, Darmstadt und am Bodensee Nach zahl- reichen Versuchen mit den verschiedensten Fixierungsflüssigkeiten verwendete ich zuletzt ausschließlich ein Gemisch von Alkohol- Formol-Eisessig (s. Aug. d. Scorpioniden, p. 554). Daneben wurde in einigen Fällen neben Sublimatgemischen noch die Carnoy’sche Flüssig- 380 Lupwia SCHEURING, keit (bei jungen Tieren zum Fixieren in toto) und die DuBosquE- sche Formol-Pikrin-Eisessig-Mischung angewandt. Salticus sp. aus Celebes, Mygale sp., Olios sp. und verschiedene Avicularia, daneben noch mehrere nicht bestimmte tropische Epeiriden und Hresus niger (PET.) stammen aus der Sammlung des Zoologischen Instituts in Gießen. Ischnothele ruthenbergii (Hzsr.) wurde mir freundlichst aus der reichhaltigen Sammlung des Senckenbergischen Naturhistorischen Museums zu Frankfurt a. M. überlassen, wofür ich dem Direktor desselben, Herrn Prof. Dr. O. zur Strassen, auch an dieser Stelle bestens danke. Für 3 Arten amerikanischer Aviculariden bin ich Frl. Cora D. Reeves an der Universität Ann Arbor in Michigan zu Dank verpflichtet. Avicularia avicularia L. stellte mir in zwei frisch aus dem Kokon geschlüpften, sehr gut erhaltenen Exemplaren Herr Prof. Dr. ALEXANDER PETRUNKEWITSCH aus dem Peabody Museum in New- haven, Conn., in überaus dankenswerter Weise zur Verfügung. Argyroneta aquatica sammelte mir und fixierte nach meinen An- gaben in bereitwilligster Weise mein Freund Herr Dr. Lupwie Nick, Assistent an dem Senckenbergischen Naturhistorischen Museum zu Frankfurt a. M. Von dem Museumsmaterial waren einige Tiere, so Salticus, Eresus, 2 amerikanische Avicularia, sehr gut fixiert, während andere Exem- plare, Mygale, Olios, Epeiridae, nur für die gröbere nicht aber für histologische Studien brauchbar waren. Was die Präparation der Untersuchungsobjekte anbelangt, so wurden sowohl Augen einzeln als auch der ganze Thorax mit den Augen geschnitten. In der Hauptsache wurden Frontal-, Sagittal- und Horizontalschnitte (Schnittrichtung bezogen auf den gesamten Körper) angefertigt; nur in besonderen Fällen, wie z. B. für Quer- schnitte durch die Rhabdomregion eines Auges, richtete sich die Schnittrichtung nach dem speziellen Zweck. Zur Einbettung wurde meistens die Celloidin-Paraffinmethode angewandt, durch die es gelang, lückenlose Serien von 5—10 u Schnittdicke zu erhalten, ohne vorher die Cuticula auf irgendeine Art zu entfernen. Daneben benutzte ich aber auch einfach Paraffin — von verschiedenem Schmelzpunkt — oder Paraffin-Ceresin (siehe BECHER u. Demo, Einführung in die mikrosk. Technik, 1913), nach- dem ich vorher das Chitin entfernt hatte. Dies gelingt bei größeren Die Augen der Arachnoideen. II. 381 Arten sowohl nach längerem Härten in Alkohol als auch nach dem Einbetten in Paraffin meistens ganz gut. Diese Methode empfiehlt sich sehr für große Tiere (Aviculariden), während bei kleineren Arten gewöhnlich nicht alle Augen gemeinsam von ihrer Linse be- freit werden und es dann schwer ist, einzelne zu orientieren. Die Schnittdicke der Präparate schwankte zwischen 5—15 u, wurde aber in vereinzelten Fällen auf 3 mw herabgesetzt. Zum Entpigmentieren verwandte ich durchweg HNO, in ver- schiedener Konzentration; doch darf diese nicht allzu hochprozentig sein, weil sich sonst die Schnitte (besonders Celloidinschnitte) sehr gern loslösen und fortschwimmen. Gefärbt wurde in Eisenhämatoxylin nach HEIDEnHAIN, Eisenhäma- toxylin nach Hansen, Hämatoxylin nach BÖHMER-HAnseEn und Thionin. Damit wurde nach Bedarf Pikrofuchsin, Pikrinwasserblau, Pikrin- säure, Resorcinfuchsin, Eosin und Orange-G kombiniert. Ganz ver- einzelt wurde auch die Silberimprägnationsmethode von Gouer an- gewandt. Benennung der Augen. Seitdem GRENACHER 1879 einen Dimorphismus bei den Augen der Spinnen mit 8 Augen nachwies, wurde nach dem Beispiel von BERTKAU immer zwischen Haupt- und Nebenaugen unter- schieden. Hauptaugen sind die evers gebauten, also das mittlere Paar der vorderen Augenreihe. Als Nebenaugen wurden die übrigen 6 bezeichnet. Wıpmann läßt aus verschiedenen Gründen beide Ausdrücke fallen und ersetzt sie durch inverte und converte. Es sollen diese Ausdrücke Bezug nehmen auf den verschiedenen Bildungsmodus der verschiedenen Augengruppen. Da aber die Art der Entstehung der Augen der Araneiden noch nicht ganz sicher feststeht, so will ich die Ausdrücke Haupt- und Neben- augen, die sich auch allgemein eingebürgert haben, beibehälten, allerdings mit der ausdrücklichen Bemerkung, dab damit in physio- logischer Hinsicht durchaus nicht die größere Wichtigkeit der ersteren ausgedrückt werden soll. Zur allgemeinen Orientierung über den gröberen Bau der Araneidenaugen sei folgendes vorausgeschickt. Die Hauptaugen sind zusammengesetzt aus einer bikonvexen, euticularen Linse und drei zelligen Lagen. Von diesen bildet die äußere (distale) den Glaskörper, der zusammen mit der Linse den dioptrischen 382 LUDWIG SCHEURING, Apparat des Auges darstellt, während die zweite die recipierenden Elemente enthält (Retinazellen) und der dritten eine lichtregulierende (Pigmentzellen) und die übrigen Elemente stützende Funktion (Stütz- zellen und Postretina) zukommt. Bei den Nebenaugen kommt dazu noch eine vierte Schicht, das Tapetum. Ein weiterer Unterschied beider Augengruppen ist der, daß bei den Hauptaugen die recipierenden Elemente vor, bei den Nebenaugen aber hinter den Kernen der Retinazellen liegen. Hiermit hängt auch die verschiedene Innervierung der verschiedenen Retinazellen zu- sammen. Schließlich kommen den Hauptaugen Accommodationsmuskeln zu, die den Nebenaugen immer fehlen. Die Hauptaugen. Die Linse. Die Linse, der Hauptbestandteil des dioptrischen Apparats, wurde von allen früheren Untersuchern mehr oder weniger eingehend be- schrieben, so daß ich mich darauf beschränken kann, das schon Be- kannte zu bestätigen. Die Linse ist wie die Cuticula eine Absonderung der Hypo- dermis resp. des Glaskörpers. Ihre geschichtete Struktur läßt stärker und schwächer färbbare Chitinlamellen erkennen (Taf. 31 Fig. 5). Gerade wie die gewöhnliche Körpercuticula wird sie aus drei Lagen aufgebaut, die aber innerhalb der Linsenverdickung nie pigmentiert oder gefärbt sind. Die Anteilnahme der drei Schichten in der Linsen- bildung ist verschieden. Immer bildet die dritte (proximale) Lage die sich stark färbende Hauptmasse, während die erste (distale) kaum eine Farbe aufnimmt und sich in fast unveränderter Dicke über die beiden anderen hinüberwölbt. Die Form der Linse ist meist eine bikonvexe bis kuglige. Gewöhnlich ist die innere Krümmung die stärkere. Doch kann gerade die Innenseite in eigentümlicher Weise abgeändert sein. So sagt BERTKAU (p. 592): „Bei den elliptischen Linsen ist die Innen- fläche schwächer gewölbt als die Außenfläche; sie kann sogar plan oder konkav sein. Letzteres kommt z. B. an den Scheitelaugen einiger Drassiden vor und ist am stärksten bei Pythonissa noctura entwickelt, wo die Linse kaum noch imstande ist ein Bildchen zu Die Augen der Arachnoideen. II. 383 entwerfen.“ Leider hatte ich keine Gelegenheit diese Angaben nach- zuprüfen, doch habe ich auch wenig Grund sie zu bezweifeln, da, wie wir (p. 631) gesehen haben, ähnliches bei anderen Arach- noiden zu beobachten ist und hier wahrscheinlich wie dort als Zeichen einer starken Degeneration zu betrachten ist. Die Außenseite der Linse dagegen wird selten abgeändert; nur bei Argyroneta aquatica wird sie in Anpassung ans Wasserleben nahezu plan. Auf einige Besonderheiten der Linse in der Form werde ich noch bei der Besprechung der Salticiden einzugehen haben. Irgendwelche Strukturen der Linse, außer der Lamellierung, seien es Porenkanäle (LEYDIG, GRABER, BERTKAU und SCHIMKE- WITSCH), seien es Zellzeichnungen (REDIKORZEW (1900) und WIDMANN) konnte ich nicht finden. Auch in polarisiertem Lichte, wo sie doch nach GRABER deutlich hervortreten sollen, zeigten sie sich mir so- wohl bei frischen als auch bei fixierten und gefärbten Linsen nie. Auf einigen Präparaten, besonders dann, wenn durch Einwirkung von Formol das Chitin etwas gequollen war, fand ich die Oberfläche der Linse eigentümlich gerunzelt und gefeldert. Vielleicht sind diese Runzeln und Wülste mit den Zellzeichnungen der oben genannten Autoren zu identifizieren. Bei der Untersuchung in polarisiertem Lichte erwiesen sich alle Lamellen der Linse als vollkommen isotrop. Um den Brechungsindex der Linse festzustellen, bediente ich mich mit der SCHRÖDER VAN DER Kork’schen Methode. Dazu wurde einer lebenden Spinne (Æweira diadema und Trochosa ruricola) der augentragende Teil des Thorax abgeschnitten, die Linse mit einem Pinsel rasch von den Weichteilen gereinigt, in die verschiedenen Einschlußmedien gebracht und sofort, ehe diese Zeit hatten das Chitin zu durchtränken, beobachtet. Eine Linse wurde immer nur für eine Beobachtung gebraucht. Auf diese Art konnte ich den Brechungsindex der gesamten Linse n — 1,54 bestimmen. Ob kleine Unterschiede der Brechungsexponenten der ver- schiedenen Schichten vorkommen, konnte ich nicht feststellen. Wip- MANN glaubt (p. 269), daß die stärker färbbaren Schichten auch die stärker brechenden seien. Meine Beobachtungen geben für diese Annahme keinen Anhalt. Auch für die Behauptung BerrKav’s (p. 554), wonach eine starke Durchtränkung der Linse, besonders der inneren Teile, mit Peri- lymphe stattfände, konnte ich keine Anhaltspuukte finden. Ebenso 384 LupwıG SCHEURING, beruht die Angabe GRENACHER’s (Sehorgane der Arthropoden, p. 48, tab. 2 fig. 18) und Brrrkav’s (p. 594) von einer speziellen kleineren Sammellinse innerhalb der großen auf Täuschung. Nur bei Saltieiden konnte ich eine ähnliche Differenzierung der Linse beobachten. Lownes „absolut hohle“ Linse, wie er sie bei Æpiblemum scenicum jin: Trans. Linn. Soc. London (2) Vol 2, p. 404, tab. 41 fig. 34] beschreibt und abbildet, dürfte sich sicherlich als ein durch Heraus- reiben eines Teiles der Linse entstandenes Loch in derselben erklären. Der Glaskörper. Auch der Glaskörper ist in früheren Arbeiten so eingehend untersucht worden, dab ich älteren Befunden wenig hinzuzufügen habe. — Einzelne besondere Bildungen desselben habe ich später bei Salticus scenicus und S. pubescens zu erwähnen. — In bezug auf den allgemeinen Bau gilt für weitaus die meisten Spinnen folgendes. Der Glaskörper (Taf. 31 Fig. 13, 15, 17 Gl. K) ist eine besonders ausgebildete Hypodermis, die, wie jene die Cuticula, hier die Linse abscheidet. Die Hypodermiszellen werden länger (2—10 mal so lang) und vollständig durchsichtig, und nur in seltenen Fällen reicht das Pigment der Hypodermis in die unteren Teile der Glaskörperzellen hinüber (bei Formen mit sehr hohem Glaskörper). Das Plasma er- fährt eine starke Reduktion und liegt den Zellwänden in verschie- den dicker Lage an und bildet nur um den am proximalen Ende gelegenen Kern größere Klumpen. Untersucht man ein frisches, zerzupftes Auge, so heben sich die Glaskörperzellen als stark lichtbrechend ab. Ihre Zellwände sind nicht sichtbar; setzt man nun eine Fixierungsflüssigkeit hinzu, so treten durch Gerinnen des Plasmas die Zellwände deutlich hervor, und man kann beobachten, daß nach innen von dem randständigen Plasma ein stärker lichtbrechendes liegt. Auf Schnitten dagegen zeigen sich von diesem kaum noch Spuren, wahrscheinlich deshalb, weil es von den verschiedenen Reagenzien weggelöst wird. Die einzelnen Zellen des Glaskörpers stehen radiär zur Linse. Sie haben die Form eines steilen abgestutzten Kegels. Auf Quer- schnitten bieten sie Bilder, die an pflanzliches Parenchym oder an Chordagewebe erinnern. Die Kerne der Glaskörperzellen unter- scheiden sich von jenen der Hypodermiszellen durch ihre rundere Form und schwächere Färbbarkeit. An der Seite, unter der Stelle, wo sich die Linsenverdickung von der Cuticula absetzt, verlieren die Glaskörperzellen ihre regel- Die Augen der Arachnoideen. II. 385 mäßige Gestalt und Anordnung; sie werden kürzer, spindelförmig und schieben sich über- und ineinander; ihre Kerne werden länger, rücken in die Mitte der Zellen und nehmen allmählich die Gestalt der Hypodermiszellkernen an. Die ganze Übergangszone erhält einen sehr starken Pigmentbelag. (Pigmentzellen GRENACHER’s, p. 43 und BERTKAU’S, p. 595.) Es entsteht so die „Iris“ (Leypie, p. 439), die die Funktion hat, seitlich eintretendes Licht abzuhalten. Zwischen Glaskörper und Retina schiebt sich eine dünne Mem- bran, die „präretinale Membran“ (GRABER) ein. Zuerst wurde dieser cuticulare (GRABER), dann zellige (BERTKAU) Beschaffenheit zugeschrieben, bis HENTSCHEL nachwies, daß sie ein Abscheidungs- produkt der Glaskörperzellen ist und mit der Basalmembran der Hypodermis homologisiert werden muß, mit der sie auch in direkter Verbindung steht. WıpmAnn schließt sich dieser Ansicht an. Es fällt aber nicht schwer, gerade wie bei Scorpionen usw. noch einen zweiten, freilich weit dünneren Zug, der von den Vorderenden der Retina resp. Pigmentzellen gebildet wird, nachzuweisen. Dieser geht hier in ähnlicher Weise in eine postretinale Membran über wie dort. Eingewanderte Mesodermkerne konnte ich zwischen den beiden Lamellen nicht finden. Die Retina. Die Retina, die auf den dioptrischen Apparat folgt, besteht immer aus 2 Arten von Zellen (Taf. 31 Fig. 2, 11, 16, 17 À). Zwischen den eigentlichen Retinazellen (R. Z), die an ihrem distalen Ende die recipierenden „Stäbchen“ tragen, und hinter ihnen findet sich noch ein besonders ausgebildetes Zwischen-, Stütz- oder Pigmentgewebe (Zw. G u. Pg. Z). Das Vorhandensein des letzteren, das allein Träger des Pigmentbelages ist, wurde erst von Wipmann festgestellt, wäh- rend es von GRENACHER, GRABER, BERTKAU und HENTSCHEL trotz seiner großen Sinnfälligkeit übersehen oder falsch und ungenau ge- deutet wurde. BEertkau kommt den Tatsachen nahe und vermutet auch richtig die Zugehörigkeit besonderer Kerne zwischen den Retinazellen zu Pigmentzellen. (p. 599) „Zwischen den einzelnen Retinazellen sieht man hier und da längliche platte Kerne, ähnlich aber größer als diejenigen, welche auch in dem Nervus opticus zwischen den ein- zelnen Nervenfasern resp. -röhren sich finden. Bisweilen drängen sich dieselben hinter den Stäbchen... —. Sie gehören hier wahr- Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 26 386 LupwiG SCHEURING, scheinlich zu den Zellen, die das die Stäbchen an ihrer Basis ein- hüllende Pigment liefern.“ Wipmann sagt hierzu (p. 272): „Überall setzt sich die Retina aus zwei Arten von Zellen zusammen. Es finden sich nämlich zwischen den eigentlichen lichtempfindlichen Retinazellen, die an ihrem distalen Ende ‚Stäbchen‘ ausbilden, indifferente Zwischen- oder Stützzellen. Nur diese letzteren sind mit Pigment erfüllt, während ich in den Retinazellen selbst nie Pigment beobachtete, wie es GRENACHER, BERTKAU, HENTSCHEL beschrieben.“ Mit GRENACHER sind jedoch alle folgenden Untersucher einig, daß nie „Retinulabildungen“ vorkommen, sondern daß jede einzelne Sinneszelle ihre eigene Rhabdombildung hat. Diese ist aber nicht, wie jener annahm, die gleiche, sondern bei den einzelnen Arten ver- schieden. Nach GRENACHER (p. 44) ist eine „feine Längslinie“ in den „so feinen Stäbchen“ der „Ausdruck einer Zusammensetzung aus zwei Hälften, und ich darf zur Begründung dieser Ansicht wohl schon im voraus anführen, daß ich bei allen Augen ächter Spinnen diese Zu- sammensetzung gefunden habe“. BErTKAU dagegen sagt (p. 598): „Oft tritt diese Umwandlung“ [Rhabdombildung] „in ganzem Umfange der schlauchartigen Zelle ein... In anderen Fällen sind es einige Portionen des wandstän- digen Plasmas, die die angegebene Umwandlung eingehen und dann erscheinen sie eher als Stäbchen“. Hesse unterscheidet (p. 447) drei Typen: „Die Stiftchensäume sind also an den Sehzellen auf dreierlei verschiedene Weisen ange- bracht: entweder umgeben sie das Ende der Zelle ringsum an den Seiten, die Endfläche freilassend, oder sie sitzen der Zelle auf zwei entgegengesetzten Seiten an, oder endlich nur auf einer Seite.“ — Letztere Ansicht erweist sich jedoch, wie wir noch später. sehen werden, als irrig. Hesse’s Darstellung, ebenso wie die Wıpmann’s, wird im fol- senden noch eingehende Erwähnung finden. Die Form und Ausbildung der Retinazellen ebenso wie die Ge- stalt der recipierenden Teile derselben sind abhängig von der ver- schiedenartigen Ausbildung und der verschieden starken Entwick- lung des Zwischen-, Stütz- oder Pigmentgewebes, die andrerseits wiederum Beziehungen zu der Lebensweise erkennen läßt. Nach dem von mir untersuchten Material kann ich in bezug auf das Ver- hältnis der Entwicklung des Zwischengewebes zu der Ausbildung Die Augen der Arachnoideen. II. 387 der Rhabdome 7 Typen unterscheiden. Wenn ich auch glaube, daß damit alle Variationen zwischen Pigment- und Retinazellen erschöpft sind, so erscheint es mir doch keineswegs ausgeschlossen, daß kleinere Abweichungen innerhalb der Typen nachgewiesen werden können, sobald man nur eine noch größere Anzahl Familien daraufhin unter- sucht. 1. Die Pigmentzellen reichen nur bis zu den Rhabdomen, Rhab- dombildung an dem ganzen Zellrande (s. oben BERTKAU und Hksse), z. B. Steatoda bipunctata (Taf. 31 Fig. 1). 2. Die Pigmentzellen dringen mit Fortsätzen zwischen den rhabdomtragenden Teil der Retinazellen ein; Rhabdombildung nur an den Seiten, mit denen eine Retinazelle an eine andere anstößt (s. oben BERTKAU), z. B. Amaurobius ferox (C. L. Koch), Tegeneria do- mestica (CL), Tegeneria derhami (Sc.), Olios (Taf. 31 Fig. 2, 3, 4, 5). 3. Pigmentzellen dringen in mehr oder weniger unregelmäßigen Zügen zwischen die rhabdomtragenden Teile der Retinazellen, welch letztere sich in langen Reihen anordnen, ein. Rhabdombildung er- folgt nur noch auf zwei einander gegenüberliegenden, den Pigment- zellen zugekehrten Seiten (s. oben Hesse), z. B. Meta merianae (Sc.) ("Baf. ‚31: Fig. 6, 7). 4. Typ 4 unterscheidet sich vom 3. nur dadurch, daß durch ein- wachsendes Zwischengewebe eine Auflösung der langen Rhabdom- reihen in kleine Partien erfolgt. Die Rhabdome selber stehen in der Mitte der Zelle und sind zweiteilig (s. GRENACHER), z. B. Epeira diadema (Cu.), Aranea sexpunctata (L.), Argyroneta aquatica (Ct.) CPaf..31: Fig. 8, 9,, 10). 5. Es erfolgt eine Isolierung jeder Retinazelle durch Pigment- gewebe. Die beiden Rhabdomhälften rücken auseinander, bilden aber nur nach der Außenseite Stiftchen, z. B. Thomisus, Oxyptila citronea?, Xysticus niaticus (Taf. 31 Fig. 11, 12). 6. Jede isolierte Retinazelle bildet zwei voneinander getrennte, einander gegenüberliegende Rhabdome aus. a) Stützgewebe hinter den Retinazellen mäßig entwickelt, z. B. Trochosa ruricola, Lycosa sp, Pardosa sp. Potamobius palustris (L.) (Taf. 31 Fig. 15), Eresus niger (PET.). b) Stützgewebe hinter den Retinazellen sehr stark entwickelt, z. B. Avicularia avicularia (L.) (Taf. 31 Fig. 16, 17), Mygale, Taren- tula?, Ischnothele ruthenbergu (Hssr.). 7. Die Augen der Salticiden (Taf. 32 Fig. 18, 19, 20, 28). Die 7 Typen lassen sich wiederum in 2 Gruppen unterbringen, 26* 388 Lupwie SCHEURING, die sich sowohl bezüglich der Innervation des ganzen Auges als auch der einzelnen Retinazellen unterscheiden. Bei Typus 1—4 (alles Netzspinnen) tritt der Nerv von hinten dorsal an die mediolaterale Wand des Augenbechers heran, etwa in einem rechten Winkel zur Augenachse (WipMann p. 273)!), durchbricht die post- retinale Membran, spaltet sich in mehrere Äste auf, die zwischen der Kern- und Rhabdomregion in immer kleiner werdenden Bündeln das Auge durchqueren und an jede Retinazelle Fibrillen abgeben, die mehr oder weniger direkt hinter den Rhabdomen in die Zellen eintreten. Demgegenüber tritt bei Typus 5—7 der Nerv proximal an den etwas ausgezogenen Augenbecher heran, spaltet sich nach dem Durchbrechen der postretinalen Membran trichterartig auf, und die einzelnen Fasern münden in das sich verjüngende proximale Ende der Retinazellen, derart, daß es den Anschein hat, als ob die Nervenfaser die direkte Fortsetzung der Retinazellen seien (Taf. 31 Fig. 13, 17). Außerdem sind bei den Netzspinnen alle Retinazellen radiär zur Linse gestellt, was bei den Lauf- und Sprungspinnen nicht immer der Fall ist. | Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Gruppen ist, dab alle Arten der ersteren an jedem Hauptauge nur einen dorsalen Accommodationsmuskel besitzen (Taf. 31 Fig. 5), während den anderen immer mehrere, mindestens zwei — einer dorsal und einer ventral — zukommen. Wir haben schon S. 386 gesehen, daß es schon früher nicht an Ver- suchen gefehlt hat, gewisse Typen in der Rhabdomausbildung zu unter- scheiden. WIDMANN’s Darstellung läßt drei Typen erkennen: 1. solche, bei denen „die recipierenden Teile der Zellen allseitig völlig miteinander verwachsen sind“ (p. 279, tab. 15 fig. 11) Prosthesima pedestris, Epeira, Zilla, Meta ; 2. solche, bei denen „in den Zusammenstoßungslücken zwischen den Zellen das pigmentierte Zwischengewebe bis zu dem Glaskörper vordringt“ Tegeneria, Amaurobius, Theridium (p. 279, tab. 15 p. 19); 3. solche, bei denen zwei voneinander getrennte Rhabdome zu beobachten sind. „Wir finden also bei freilebenden Spinnen im invertierten Auge in einer Zelle zwei scharf von einander getrennte recipierende Elemente“ (p. 281, tab. 15 fig. 12 u. 13). 1) Siehe auch BERTKAU, p. 577: „Bei den Hauptaugen tritt der Sehnerv selten in der Axe des Auges ein, gewöhnlich seitlich, so daß der Augenbulbus an dem Nerv sitzt, wie etwa eine Eichelcupula an ihrem Stiel.“ Die Augen der Arachnoideen. IT. 389 Typus 1: Den ursprünglichen Verhältnissen dürfte dieser Typ, bei dem jede Retinazelle distal in ihrem ganzen Umfange recipie- rende Elemente ausbildet, die, durch kein Pigmentgewebe isoliert, aneinanderstoßen, am nächsten kommen. Unter den von mir untersuchten Arten zeigten zwei demselben Genus angehörende Arten die für den Typus 1 charakteristische Rhabdombildung: Steatoda bipunctata und Steatoda corrolata. Ich will hier zugleich genauer auf die Morphologie des ganzen Auges und besonders auf die Gestalt der Retinazellen eingehen, da diese bei den ersten 4 Typen wesentlich dieselben sind. Die Retinazellen, die radiär zur Linse stehen, haben eine Form, die an die eines „Destilierkolbens“ (Wınmann p. 273) erinnert (Fig. 2). In den randlichen Partien werden sowohl Anordnung als Gestalt unregelmäßiger. In dem dicken aufgeblasenen Ende liegt der nahezu kuglige Kern, der sich von den tiefer liegenden Kernen der _ Pigmentzellen sowohl durch seine viel regelmäßigere Form als auch durch seine geringere Färbbarkeit unterscheidet. Das Plasma der Retinazellen ist nach BerrkAu nicht einheit- lich strukturiert: (p. 607) „Unmittelbar hinter den Stäbchen ist auf eine Strecke ... die Struktur der Zelle eine von der übrigen ganz abweichende: Die Zellen und damit auch die Grenze der einzelnen Zellen gegeneinander werden undeutlich, das Plasma, das bis dahin deutlich als ein Gerüst feiner Fädchen sich darstellte, erscheint als kleine Kügelchen und Tröpfchen.“ !) Hesse beschreibt (p. 444) eine fibrilläre Struktur (Neurofibrillen) der Retinazellen. Dem widerspricht Wınmann (p. 275) aufs ent- schiedenste. Nach ihm beruhen die Fibrillen, die Hesse „nur eine Strecke weit“ verfolgen kann, auf einem „alveolären Bau des Plasmas“. Er untersucht die Retinazellen von Tegeneria domestica genau und beschreibt diese als typisch für Netzspinnen: (p. 274) „Es könnte allerdings den Anschein erwecken, als seien in das lockermaschige Alveolenwerk des Plasmas Fibrillen eingelagert“... (p. 275) „Doch ist leicht zu erkennen“ [bei 1500 facher Vergrößerung!], „wie durch die streckenweise Aufeinanderfolge der Wände der in die Länge gestreckten Plasmamaschen leicht der Anschein erweckt wird, als seien selbständige isolierbare Fibrillen eingelagert, die man wie Hesse (1901, p. 444) sagt, ‚nur eine Strecke weit verfolgen kann‘.“ 1) Ich zitiere an dieser Stelle diese Angaben, obwohl sie sich nicht auf Steatoda, sondern auf Micrommata virescens beziehen, weil sich nur hier der Verfasser über die Struktur des Retinazellplasmas äußert. 390 LupwiıG SCHEURING, Meine eigene Ansicht über den feineren Bau der Retinazellen deckt sich mehr mit der HEesses als der Wıpmann’s. Der proximale bauchige Teil der Zelle läßt wohl eine feinmaschige Struktur des Plasmas erkennen, doch dürfte das klare Hervortreten der einzelnen Alveolen auf den Wıpmann’schen Figuren durch Schematisieren er- reicht sein, da auch Verfasser „im Zeichnen solcher Stukturen noch zu wenig geübt ist“. Weiter distal aber erkennt man in einer ziem- lich homogen erscheinenden Grundmasse einige dunklere fäden- artige Züge, die ein unregelmäßiges Gewirr bilden und so leicht den Eindruck einer alveolären Struktur hervorbringen können. Mög- licherweise kann die homogen erscheinende Grundmasse selbst wieder einen fein alveolaren Bau aufweisen. Ich will hier auch durchaus nicht die Ansicht eines alveolären Baues des Plasmas in Frage stellen, sondern möchte mich nur gegen die Auffassung wenden, daß dieser die allein mögliche Struktur derselben sein könnte. Es ist ganz gut denkbar, daß in einer maschigen plasmatischen Grundmasse noch Fibrillen eingelagert sind. Der bauchige Teil der Zelle ist stark färbbar und geht allmäh- lich in den weniger stark tingierbaren, engeren, fibrillären Teil über (Taf. 31 Fig. 2). Bei diesen Fibrillen dürfte man es sicherlich mit Neurofibrillen zu tun haben, die aus den unterhalb der Rhab- dome in die Zellen eintretenden Nervenfasern stammen. Daß sich auch die fibrilläre Struktur noch unterhalb (proximal) der Nerven- eintrittsstelle findet, wird wahrscheinlich durch die auch von Ganglien- zellen her bekannte Erscheinung erklärt, daß alle in die Zelle eintretenden Fibrillen zunächst gegen den Kern verlaufen, ehe sie die Zelle durch ein anderes Neuron wieder verlassen. Über den Eintritt der einzelnen Nervenfasern in die Retinazelle äußert sich Wınmann (p. 273) folgendermaßen: „Etwa in der Mitte zwischen Kern und Stäbchen verbindet sich in diesen Augen“ [Augen der Netzspinnen] „die Nervenfaser mit den Retinazellen. Die Zelle macht an dieser Stelle eine leichte Biegung gegen die Nervenfaser hin....“ Da aber nach Wrpmann auch „die Nervenfasern eine deutlich wabige Struktur besitzen“, so stellt sich die Verbindung der Nervenfaser mit der Zelle als ein Übergang aus einer fein- maschigen Struktur in die grobalveoläre der Retinazelle dar; tab. 15 fig 19: Demgegenüber fand ich die Nervenfaser immer aus feinen Fibrillen gebildet und konnte nie eine „feinmaschige Struktur“ in ihnen ent- decken. Diese Nervenfasern münden in einen tubusartigen Vor- Die Augen der Arachnoideen. II. 391 sprung der Retinazelle und lösen sich in ihr in die schon beschrie- benen Fibrillen auf, die man manchmal bis zu dem distalen Ende verfolgen kann. Wenn Hesse diese Neurofibrillen „immer nur eine Strecke weit verfolgen kann, so ist dies nach meiner Ansicht ganz natürlich, denn da diese feinen Fädchen keinen geraden Verlauf haben, sondern in- einander gewunden und geschlängelt zu den recipierenden Elementen ziehen, so werden sie auf einem Schnitt nie ihrer ganzen Länge nach getroffen sein. Außerdem ist es auch möglich, daß an den Stellen, wo die Fäden deutlich hervortreten, mehrere Fibrillen an- einander liegen, während sich einzelne infolge ihrer Feinheit der Beobachtung entziehen, ein Grund den Pirrer anführt, um zu erklären, daß es noch nicht einwandfrei gelungen ist, die „Stiftchen- säume der Rhabdome in direktem Konnex“ mit Neurofibrillen zu sehen. Dafür, dab man es mit feinen Fibrillenbündeln zu tun habe, spricht auch noch der Umstand, daß die dunklen Linien nie eine klare scharfe Grenze gegen das umgebende Plasma haben. BertKau’s Behauptung, hinter den Stäbchen verschwänden die Zellgrenzen der einzelnen Retinazellen (siehe S. 389), hat ihren Grund wohl darin, daß es mitunter nicht leicht ist, bei der fibrillären Struktur des Zellinhaltes die Zellwand von den Fädchen zu unter- scheiden. Kommen wir jetzt zu der Besprechung der recipierenden Ele- mente der Retinazellen, so treffen wir hier im wesentlichen auf einander widerstreitende Ansichten. Ich muß deshalb an dieser Stelle diesen Auseinandersetzungen mehr Raum zugestehen, als es die Besprechung der Rhabdome des Typus an sich erforderte, da hier schon beide Anschauungen einander gegenübergestellt werden sollen. Die strittige Frage lautet: Beteiligen sich an dem Zustande- kommen der Rhabdome feinste nervöse Elemente, die sogenannten Nervenendplättchen oder Stiftchensäume? Die einen bejahen, andere verneinen dies. Bis jetzt konnte es keine der beiden Ansichten zu allgemeiner Anerkennung bringen. BERTKAU, PURCELL, WIDMANN sehen nur eine besondere alveoläre Strukturierung des Plasmas, wärend Hesse und Linx Stiftchenräume als Endigungen der Nervenfibrillen annehmen. Noch ändere können überhaupt keine Strukturen unterscheiden, z. B. Lana. Dieser kommt bei der Untersuchung der Augen der Hydrachniden (1905, p. 468) zu folgendem Resultat: „Besondere Strukturverhältnisse 392 Lupwia SCHEURING, bieten diese Gebilde nicht, nur daß ihre Kontur gegen das Zell- innere etwas verschwommen zu sein scheint“. Zwei Seiten weiter jedoch läßt eine andere Stelle vermuten, daß er mehr der Hxsse’schen Ansicht zuneigt. Denn „gegen das Zellinnere“ sollen die Rhab- dome „in Spitzen auslaufen, an die die Neurofibrillen bürstenartig herantreten“. Mit dem Bau der recipierenden Elemente der Hauptaugen be- schäftigten sich folgende Autoren. GRENACHER (p. 44) sieht „zuweilen an den Rändern eine höchst feine Querstreifung ... als Andeutung einer hier sich findenden Blättchenstruktur“. Nach BERTKAU (p. 598) sind die Stäbchen hier nämlich nichts anderes als das umgewandelte wandständige Plasma des Endteiles der Zelle selbst. Und zwar besteht die Umwandlung darin, daß das Plasma homogen, fester und stark lichtbrechend wird.!) Hesse (01) untersucht genau die Rhabdome der Hauptaugen von Steatoda und Epeira, daneben noch die der Nebenaugen einer Reihe anderer Araneiden. Meine Befunde decken sich zum großen Teil mit den seinen, die denen Wıpmann’s entgegenstehen. Er geht bei seiner Betrachtung aus von den Hauptaugen von Steatoda bipunctata. Sie gehören, wie erwähnt, dem Typus 1 an, und Hesse (p. 444) sagt hierzu ausdrücklich: „Sie gehören jenem Typus an, den BERTKAU damit gekennzeichnet hat, daß die Umwandlung des Plasmas im ganzen Umfang der Zelle stattfindet?) ... ‚Die Umwandlung des Plasmas‘ besteht jedoch darin, daß sich am Zell- rand ringsum ziemlich starke, eng stehende senkrecht zur Oberfläche der Zelle gerichtete kurze Striche finden, die nach innen an Dicke abnehmen und im Zellplasma verschwinden.“ Jene Striche sollen „in feinste Fibrillen übergehen... die das Zellplasma durchziehen ... 1) HENTSCHEL (1899) beschäftigt sich nicht mit dem Bau der Stäbchen. 2) Wenn WIDMANN jedoch auf p. 281 Hesse’s Ansicht folgender- maßen darstellt: „Erst HESSE erkannte bei Steatoda, daß zwei einzelne recipierende Elemente im Innern einer Zelle vorliegen“ (p. 445), so zitiert er hier wie auch im Folgenden nicht genau. „Es scheint mir... daß die Umbildung des Plasmas auf zwei entgegengesetzte Seiten der Zelle beschränkt ist... also zwei Stiftchensäume an entgegengesetzten Seiten der Zelle, dazwischen Zellplasma.“ Denn dieses Zitat bezieht sich nicht auf die Haupt-, sondern auf die Nebenaugen. Außerdem verweise ich auf HESSE’s fig. 100, tab. 21, die mit meinen Beobachtungen gut über- einstimmt. Die Augen der Arachnoideen. II. 393 Die Einzelstäbchen sind durch einen Zwischenraum voneinander getrennt und dieser scheint überbrückt von feinen Faserzügen, welche von Zelle zu Zelle laufen; die Fasern scheinen durchaus die Fort- setzung jener Striche zu sein, also mit den im Zellplasma verlaufenden Fibrillen zusammenzuhängen. Die verbindenden Fasern lassen hier und da eine feine Grenze in der Mitte erkennen . .. Jede Zelle trägt einen Besatz von Fäserchen und in der Mitte findet eine enge Berührung der beiderseitigen Säume statt... Wir haben also hier feine, über den Zellkörper hinausragende Fasern mit. verdickter Basis, den oben sogenannten Strichen, welche sich mit einer feinen Fibrille in den Zellkörper fortsetzen“. Und weiter: „Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich sie“ [die Fibrillen] „als Neurofibrillen und dem entsprechend die Fasern mit ihrer Basalverdickung, die mit ihnen verbunden sind, als einen Stiftchensaum betrachte.“ Demgegenüber faßbt Wıpmann das Ergebnis seiner Untersuchung der recipierenden Elemente in Folgendem zusammen (p. 277)'): „In keinem Falle fand ich die von Hesse (1901) beschriebenen und auf seinen mehr oder weniger schematisierten Abbildungen wieder- gegebenen freien Nervenendigungen, ‚die Stiftchensäume‘. Ich muß mich daher der alten Anschauung BerrkAau’s anschließen, daß die recipierenden Elemente nur aus ‚umgewandeltem Plasma der Retinazellen bestehen‘. Die Umwandlung besteht darin, dab am Rande der Retinazellen senkrecht zur Zellwand Reihen von stärker brechenden Alveolen entstanden sind (tab. 15 fig. 9, 10, 11:215)2) Im einzelnen läßt, wie schon erwähnt, die Wipmann’sche Dar- stellung drei Modifikationen in der Rhabdombildung unterscheiden, die sich aber auf ein Schema zurückführen lassen. Bei Epeira, Zilla, Meta und Prothesima fällt auf (p. 280), „dab zwischen die recipierende Region der Zellen überhaupt kein Zwischen- gewebe mehr eindringt“. An allen Seiten der sich gegenseitig ab- plattenden Zellen werden „recipierende Säume“ ausgebildet, „in Ge- stalt von meist fünf- bis sechsseitigen, untereinander netzförmig zu- sammenhängenden Hohlprismen . .. An den Berührungsflächen der Zellen haben die hier“ [d. h. bei Prothesima] „meist einwabigen 1) Der ganze Abschnitt ist vom Verfasser gesperrt. 2) Ich lasse hier den Autor in weitgehendem Maße selber sprechen, da seine Ansicht sowohl als auch seine Kontroverse gegen HESSE in vollem Umfange geschildert werden sollen. 394 LupwıG SCHEURING, Alveolärsäume (fig. 11 av) wiederum dichtere, stärker färbbare Cuti- cularsiume (cs) ausgebildet. Die Alveolenwände der Cuticularsäume (es) sind außerdem dicker als die Alveolensäume (alv). Diese Cuti- eularsäume und auch die Alveolarsäume bestehen immer nur aus einer Wabenreihe“. Zwischen den recipierenden Säumen und dem Zellplasma ist eine scharfe Grenze vorhanden. Zunächst muß ich demgegenüber feststellen, dab Zpeira und Meta gar nicht dem Typus angehören, bei dem sich kein Zwischen- gewebe innerhalb der Rhabdomregion findet. Klar treten die Pigmentzüge zwischen den Rhabdomen bei Augen hervor, die in Hellstellung der noch später zu besprechenden Pigmentwanderung fixiert sind. Was Prothesima anbetrifft, so stand mir diese Art nicht zur Verfügung, doch habe ich nach der Zeichnung Wınmann’s (tab. 15 fig. 11) keine Veranlassung zu zweifeln, daß bei dieser Art tatsäch- lich kein Eindringen des Pigmentgewebes zwischen die distalen Enden der Retinazellen stattfindet. Dann muß ich gestehen, daß es mir trotz eifrigen Suchens nie gelang, Strukturen zu sehen, wie sie Wıpmann beschrieb. Ich schließe mich deshalb im wesentlichen der Ansicht H&sse’s an, obgleich ich auch hier zugeben muß, daß mir im Präparat die Stiftchensiume nie mit solcher Klarheit entgegentraten wie in den Abbildungen von Hesse. Auf Quer- und Längsschnitten fand ich immer den Zellrand in helle und dunklere Striche aufgelöst, so dab Strukturbilder zustande kamen, die an einen feinen, engen Lattenzaun erinnerten. Die Zell- grenze ist gewöhnlich deutlich ausgeprägt; senkrecht zur Zellwand stehen dann ringsherum feine Striche, die in ihrem Verlauf nicht gleichmäßig ausgebildet sind. An ihrem Außenende dünn, schwellen sie rasch an und bilden eine Verdickung, die wahrscheinlich als Basalknopf angesprochen werden muß. Hinter diesem werden die Striche wieder dünner und gehen, wie dies auf Längsschnitten (Fig. 3 u. 7) zu beobachten ist, in sehr feine Fibrillen über, ähnlich wie dies Hesse beschrieben hat. Er konnte einen kontinuierlichen Übergang dieser Fäden in die Nervenfasern nicht feststellen. Ich habe S. 390 schon erwähnt, woran dies wahrscheinlich liegt. Des- halb nehme ich keinen Anstand diese Fibrillen mit Hesse als Neurofibrillen anzusprechen. Vergleicht man meine Befunde mit denen Hessr’s, so entsprechen dessen „feine Faserzüge“, die „den Zwischenraum zweier Einzel- stäbchen überbrücken“, den dünnen Außenenden, während seine „Stäb- Die Augen der Arachnoideen. IL. 395 chen“ in den Verdickungen zu suchen sind. Diese Verdickung jedoch ist auf all meinen Präparaten nicht so scharf und hart umrissen, wie von Hesse die „Einzelstäbchen“ gezeichnet werden. Vielmehr hatte ich häufig den Eindruck. als ob die Verdickung dadurch zu- stande käme, daß sich hier eine Reihe kleiner Knoten und An- schwellungen bildeten. An dem distalen Ende der Retinazellen gehen diese häufig schwach auseinander und haben etwas abgerundete Kanten. Die Ausbildung der recipierenden Elemente erstreckt sich nicht auf die Vorderseite. Gegen den Rand hin werden die Querschnitte der einzelnen Retinazellen größer und die Struktur der „Stäbchen“ lockerer. Der Grund hierfür dürfte darin liegen, daß das von der Linse ent- worfene Bild in der Mitte am schärfsten ist und durch eine Häufung der recipierenden Elemente, die durch Kleinerwerden derselben er- reicht sind, am stärksten ausgenutzt wird. Es fragt sich nun, ob sich nicht tatsächlich die beiden Ansichten über den feinsten Bau der „Stäbchen“ vereinigen lassen. Auf jeden Fall scheint mir bei der letzteren (Stiftchensiume) das wichtigste zu sein, daß sich aller Wahrscheinlichkeit nach Neurofibrillen in den Retinazellen finden und daß die dunklen Striche der recipieren- den Elemente, „Nervenendplättchen“, sind. Daneben brauchen aber die Alveolarstrukturen keine Phantasiegebilde zu sein, sondern man kann in ihnen die Struktur des zwischen den Nervenenden liegenden Plasmas sehen. Es könnten dann (besonders auf Querschnitten) alveoläre Strukturen gesehen werden, während auf Längsschnitten die Endplattchen stärker hervortreten.*) Wenden wir uns jetzt dem Zwischengewebe zu, so ist für dieses auch der Name Pigmentgewebe gerechtfertigt, obgleich es bei Steatoda zu einer Ausbildung von die Rhabdome umhüllenden Pig- mentzylindern nicht kommt. In den Retinazellen selbst fehlt bei allen Spinnen, wie dies zum erstenmal Wipmanx feststellte, jegliches Pigment. Die Farbe des Pigments ist je nach der Dichte orange und hellbraun bis tief dunkel. Auf den Unterschied der Zwischenzellkerne gegenüber den 1) Ich will hier noch erwähnen, daß mir eine besonders starke Trennungslinie zwischen zwei benachbarten Zellen, wie sie WIDMANN in seinem nicht „stärker färbbaren Cuticularsaum“ beschreibt, nie auf- gefallen ist. 396 LupwiG SCHEURING, Retinazellkernen habe ich schon hingewiesen. Bei Steatoda liegen alle Kerne des Zwischengewebes hinter denen der Retinazellen, und ihr längerer Durchmesser liegt ungefähr parallel zu der hinteren Wand des Auges, sie legen sich gelegentlich auch dieser fest an. Nach hinten scheidet nämlich das Pigmentgewebe die „post- retinale Membran“ ab, die durch Anlagerung von mesodermalem Bindegewebe verstärkt wird, wie dies ja von anderen Arachnoideen her bekannt ist. Wie die Hauptaugen aller Araneiden einen muskulösen Accommo- dationsapparat besitzen, so kann auch bei Steatoda jedes Auge durch einen sich an die hintere mediolaterale Wand desselben ansetzenden und nach der dorsalen Mittellinie des Körpers verlaufenden Muskel bewegt werden. Jedoch ist er bei dieser Art nur schwach aus- gebildet, und ich glaube nicht, daß ihm eine nennenswerte physio- logische Bedeutung zukommt. Höchstens ist er imstande, durch Be- wegen des ganzen Augenbechers nach oben das Gesichtsfeld in mäßigen Grenzen nach unten zu erweitern. Dagegen erscheint es mir ausgeschlossen, daß durch die Rückziehwirkung des Augen- muskels eine Verschiebung der Rhabdomregion und damit eine Ein- stellung auf verschiedenen Bildabstand bewirkt wird. Der Typus 2 kommt dadurch zustande, daß sich pigmentiertes Zwischengewebe so zwischen die einzelnen Rhabdome der Art ein- schiebt, daß es aussieht, als seien die Retinazellen um einzelne Pigmentzellen herum gruppiert (Fig. 4). Eine Veränderung der Rhabdombildung ist damit nicht verbunden; nur unterbleibt eine Ausbildung von Stiftchensäumen (Fig. 2 u. 3) an den der Pigment- zelle zugekehrten Seiten der Retinazellen. Amaurobius, Tegeneria und Olios weisen diesen Bau auf. Wipmann fand, dab im Gegensatz zu Prothesima bei Amau- robius, Tegeneria, Theridium und Argyroneta „mehrwabige Säume“ ausgebildet sind (p. 280; fig. 10). — Argyroneta muß hier aus- scheiden, weil sie einem anderen Typus angehört. — Durch „regel- mäßige gleichgrofe in Reihen angeordnete Alveolen erreicht die Struktur der recipierenden Elemente eine fast schematische Regel- mäßigkeit, die dadurch noch auffallender wird, daß das undifferen- zierte Plasma sehr unregelmäßige langgestreckte Alveolen zeigt“ (p. 278; fig. 9). Nach außen liegt ein Cuticularsaum. „Die reci- pierenden Elemente sind ... stark lichtbrechend, am stärksten der Cuticularsaum“ (p. 279). Dieser soll in gewissen Fällen vermöge seiner hohen Brechkraft durch totale Reflexion verhindern können, Die Augen der Arachnoideen. II. 397 daß ein einmal in die Zelle eingedrungener Lichtstrahl seitlich wieder aus ihr heraustrete. Demgegenüber kann ich feststellen, daß ich weder von mehr- wabigen Säumen noch von einem Cuticularsaum oder auch von einer ausgeprägten Trennungsschicht zwischen zwei aneinander stoßenden Zellen etwas wahrgenommen habe. Denn nur eine feine trennende Linie stellt die Grenze der Retinazellen dar; daß diese aber als Isolator dienen könne, wage ich nicht anzunehmen. Die Struktur der Rhabdome ähnelt der von Steatoda sehr, wie überhaupt die feinste histologische Ausbildung derselben bei allen Spinnen ziemlich die gleiche ist. Betreffs der Anordnung und Gestalt der Retinazellen ist zu be- obachten, daß diese in der Mitte des Augenbechers zahlreicher sind, was wiederum durch Verringerung ihres Durchmessers er- reicht wird. Die Kerne des Zwischengewebes, dessen Ausbildung man am besten auf nicht ganz entpigmentierten Schnitten studiert, rücken mehr in und vor die Region der Retinazellkerne. Der Muskel, der von der dorsalen Seite her an die seitliche hintere Augenwand zieht, ist bei Tegeneria und Amaurobius stärker ausgebildet als bei Sfeatoda, kann aber seiner Lage nach nur eine Verschiebung des Augenbechers in der Sagittalebene bewirken (Fig. 5). Bei dem Typus 3, dem Meta angehört, gewinnt das Zwischen- gewebe immer mehr an Ausdehnung und schiebt sich so zwischen die Retinazellen ein, daß es zwei einander gegenüber liegende Seiten derselben flankiert. Dadurch entstehen in abwechselnder Folge mehr oder weniger regelmäßige Reihen von Retina- und von Pigment- zellen (Fig. 6). Die Pigmentzellen legen sich hier wie bei allen folgenden Typen distal über die abgerundeten Retinazellen, so daß nicht mehr diese, sondern Teile der ersteren die zweite Lamelle der „präretinalen Membran“ bilden (Fig. 7 u. 9). Auch in bezug auf die Ausbildung der recipierenden Teile tritt eine weitere Differenzierung ein. Nicht mehr im ganzen Umkreis der Retinazellen werden Stiftchensäume ausgebildet, sondern diese sind auf die beiden gegen die Pigmentzellen gerichteten Seiten be- schränkt (Fig. 7 u. 8). Auf den beiden anderen Seiten stoßen die Rhabdome aneinander, und nur eine sehr feine dunkle Trennungs- schicht läßt sich nachweisen. Auf Längsschnitten durch die Rhabdome (Fig. 7) erkennt man 398 LupwiG ScHEURING, deutlich die Strichelung der Stiftchensäume. Doch sind die ein- zelnen helleren und dunkleren Linien in ihrer Kontur nicht gerade und gleichmäßig scharf, sondern fangen ähnlich wie früher mit einem sehr kurzen dünnen Teil an, um dann kräftiger zu werden, wobei sie aber ein fein körneliges Aussehen erhalten. Gegen die Mitte der Zelle zu verlieren sie sich allmählich. In der Mitte der Zelle zieht in wechselnder Deutlichkeit und Stärke ein feines Bündel von Fibrillen, die sich zu den Stiftchen abzweigen. Die Rhabdombildung reicht bis dicht an die Zellgrenze. Eine solche ist gegenüber den Pigmentzellen deutlicher ausgeprägt als an den Berührungsflächen zweier Retinazellen. In der Fig. 7 ist die Zellgrenze an der mit * bezeichneten Stelle etwas abgehoben und dadurch besonders deutlich zu erkennen. Nach Wipmann dringt bei Meta „zwischen die recipierende Region der Zellen überhaupt kein Zwischengewebe“ (p. 280). Der Typus 4 (Epeira und Argyroneta) unterscheidet sich von dem vorhergehenden durch eine Auflösung der langen Rhabdom- reihen in kleinere Stücke, die dadurch zustande kommen, daß das Pigmentgewebe stellenweise die Rhabdomreihen durchbricht (Fig. 8 u. 9). Die Lage der Stiftchensäume wird insofern etwas abgeändert, als sie sich nicht mehr dicht am Rande der Zelle, sondern mehr median finden. Dadurch wird die Scheidung zweier aneinanderstoßender Rhabdome deutlicher (Fig. 9). In den zentralen Teilen des Auges ist diese Trennung noch deutlicher als in den randlichen. In ihrem feineren Aufbau unterscheiden sich die Rhabdome von Epeira usw. jedoch nicht von denen von Meta. GRENACHER hatte bei Epeira ein zentrales prismatisches Stab- chen beschrieben, das durch „eine äußerst zarte Längslinie halbirt“ ist und an dem er „zuweilen ... an den Rändern eine ebenfalls höchst feine sich nicht bis zur Mitte erstreckende Querstreifung ge- sehen, als Andeutung einer Plättchenstruktur“ (p. 44). Hesse be- schäftigt sich eingehend (p. 446) mit den Stäbchen der Hauptaugen von Epeira diadema. Er gibt eine detaillierte Beschreibung zweier Stiftchensiume, kann aber nicht erkennen, ob dieses Stäbchen im Sinne GRENACHER’s wirklich nur einer Zelle angehört. „Dann hätten wir etwas ganz ausnahmsweises: Im Innern einer Zelle zwei mit den sonst freien Enden einander zugekehrten Stift- chensäume — oder ob wir annehmen dürfen, daß hier ... jedes Mal zwei Zellen eng verschwistert sind und ihre Stiftchensäume unter Die Augen der Arachnoideen. II. 399 Bildung eines Rhabdoms einander zukehren. — So wie es HEIDER für Spinnen überhaupt annehmen möchte“. Hesse neigt, wie p. 447 aus der Beschreibung der Seitenaugen von Epeira und wie weiter aus seiner fig. 105 tab. 21 zu ersehen ist, der Ansicht zu, daß 2 Zellen sich hier zu einem Rhabdom zusammenlegen. Der starke Muskel, der bei allen !) den eben genannten Gattungen sich dorsal seitlich an das Auge ansetzt, kann eine Bewegung des ganzen Augenbechers in einer nahezu sagittalen Ebene bewirken und so die Blickrichtung des Auges etwas verschieben, ohne aber eine nennenswerte Verschie- bung der Rhabdomregion zu erreichen. Für das Zurückkehren des Augenbechers in die Ruhelage bei dem Nachlassen des Muskelzuges darf wohl in erster Linie die Elastizität der Augenwand (postretinale Membran) verantwortlich gemacht werden; weiter hat sicher noch das eigentümliche schwam- mige, von vielen Bluträumen durchsetzte Gewebe, das allseitig die Augen umgibt, die Funktion eines elastischen Polsters und drückt das Auge wieder zurück. Bezüglich ihrer Lebensweise stehen zwischen den Netz- und 1) WıpMAnn erläutert (p. 287) die Wirkungsweise der Akkommo- dationsmuskeln und wählt als Beispiel Argyroneta. „Der eine ventrale Muskel dieser Gattung heftet sich nicht wie sonst an der Stirnwand, sondern merkwürdigerweise an der ventralen Wand der Cephalothorax an. Am Auge inseriert er außerhalb der Medianebene, so daß wir auf dem- selben Schnitte hier den Nerveneintritt nicht treffen. Auf einem dieser Präparate konnte ich deutlich die Wirkung dieses einen zur Bewegung dienenden Muskels beobachten (Textfig. 4). Die Augenachse war aus ihrer gewöhnlichen Richtung um etwa 15° gedreht, so daß sie nunmehr nach der dorsalen Seite gewendet war. Diese eigentümliche Bewegungs- vorrichtung findet wohl ihrem Grund in der Lebensweise der Argyroneta, die im Wasser, sowohl in ihrem Kokon als auch beim Schwimmen, immer die Dorsalseite dem Boden zugewendet hat.“ Demgegenüber muß ich feststellen, daß bei Argyronela ebenso wie bei den anderen Sedentarien auch ein dorsaler Muskel entwickelt ist. Ventral zieht wohl auch ein starkes Muskelbündel dicht an dem Auge vorbei, ohne an diesem aber zu inserieren, zu den Cheliceren. Dadurch wurde wahrscheinlich WIDMANN getäuscht. Weiter möchte ich bezweifeln, daß Argyroneta im Wasser „immer die Dorsalseite dem Boden“ zuwende. Soweit meine Beobachtungen reichen, ist dies durchaus nicht der Fall, und auch in der einschlägigen Literatur konnte ich keine derartigen Angaben finden. Da vielmehr das Tier am liebsten in stark bewachsenen seichten Gewässern lebt, so sit2t und läuft es weit mehr an den Pflanzenstengeln entlang, als es frei herumschwimmt. 400 LupwiG SCHEURING, den Laufspinnen die Misumenoidae. Sie spinnen keine großen Netze, erwerben aber auch nicht ihre Nahrung im Laufen. Sie sitzen in einem Hinterhalt, z. B. unter Blumen (Occiptila citronea), und überfallen von da ihre Beute. Auch in dem Bau ihrer Haupt- augen kommt ihnen eine Mittelstellung zwischen den Sedentariern und den Vagabunden zu. Ich bezeichne sie als Typus 5. Noch erinnert der Nerveneintritt (Fig. 11), den schon BERTKAU festgestellt hat, zwischen Rhabdom und Kern, an die Augen der ersten Gruppe, dagegen ist jede Retinazelle von einem Pigment- gewebezylinder umhüllt, ein typisches Merkmal der Netzspinnen. In bezug auf die Rhabdomausbildung stehen Thomisus und Xysticus Meta nahe. (Man vergleiche die Figg. 8, 10, 12, 14 u. 15) Deutlich erkennt man bei Xysticus Stiftchensäume, die nicht mit- einander zusammenhängen. Gegen die Mitte zu bemerken wir eine feine Trennungslinie, die dem Querschnitt der Zelle das Aussehen einer Kaffeebohne gibt (Fig. 12). Bei ÆEpeira wird das einzelne Stäbchen von einem Fibrillenbündel innerviert; bei Xysticus em- pfangen beide voneinander gerückten Säume ihre Fibrillen von einem gemeinsamen Bündel; bei Potamobius dagegen sehen wir je 2 Säume ein Rhabdom bilden, das von je einem Fibrillenbündel Fasern erhält. Weiter bemerken wir eine starke Vermehrung der Rhabdome. Noch in einem anderen Punkte ähneln die Misumenoiden den Lycosiden. Bei Xysticus und Thomisus sitzen den Augen 2 Muskeln an, wovon der dorsale an der seitlichen Innenfläche in- seriert, während der ventrale in der Medianlinie angreift. Es können so beide durch wechselseitiges Anziehen den Augenbecher in der Sagittalebene bewegen, während vielleicht (2?) durch gleich- zeitige Kontraktion derselben ein Druck auf denselben ausgeübt wird, der ein Verschieben der Rhabdomregion gegen die Linse be- wirken könnte. Gehen wir jetzt zur Betrachtung der Augen der Lauf- und Sprungspinnen über, so lassen sich für diese gegenüber den schon behandelten Formen 2 Hauptunterschiede feststellen, die schon S. 387 erwähnt sind. Zunächst die verschiedene Innervation. HENTSCHEL macht zum (p. 514) erstenmal darauf ausdrücklich auf- merksam und bringt diese „Reversion“ in Zusammenhang mit der Inversion des Augenbechers. WipManx beschäftigt sich (p. 284 u. f.) sehr eingehend mit der Verbindungsstelle der Nervenfasern mit der Retinazelle. „Der geschilderte Eintritt des Nerven“ ist „ein Beweis Die Augen der Arachnoideen. II. 401 für die Richtigkeit meiner Behauptung, daß die Augen der Netz- spinnen phylogenetisch jünger !) sind als die der freilebenden Spinnen, da die Entwicklungsgeschichte beweist, daß auch die Augen der freilebenden Spinnen ein Stadium durchgemacht haben, auf welchem die der Netzspinnen dauernd stehen bleiben“. Er fand, (p. 286) „daß ... die Retinazellen der freilebenden Spinnen in ihrer Ent- wicklung ein Stadium durchlaufen, auf welchem die Nervenfaser von vorn seitlich zutritt, so dass sie erst sekundär durch die ‚Reversion‘ ihre definitive Gestalt annehmen“. Da ich bei jungen Trochosa und Lycosa das Gleiche beobachtete, so schließe ich mich WIDMANN an. „Diese Umbildung vollzog sich wesentlich in der Weise, daß der bauchige Kernteil der Retinazellen der Netzspinnen (Textfig. Ga kt) Fig. G (nach Wipmann). \ REC el a Schematische Darstellung der Retinazelle eines invertierten Auges einer Netzspinne. nf Nervenfaser. n Kern. kt Kernteil der Zelle. rec. el recipierende Elemente. Die Richtung der Pfeile gibt die Ver- schiebung der einzelnen Elemente beim Ubergang in eine Retinazelle eines invertierten Auges einer frei- lebenden Spinne (b) an. a b allmählich verkümmerte, während der Stäbchenteil sich vergrößerte und der Kern (x) sich in der Pfeilrichtung nach den recipierenden Elementen (rec. el) zu verschob. Die Verkümmerung des ersteren Teiles hatte zur Folge, dab der Nerveneintritt von der Seite nach dem proximalen Pole der Retinazellen verschoben wurde, so daß der der Nerv nun in der Achse ins Auge tritt und in die einzelnen Re- tinazellen von hinten übergeht“ (Textfig. Gb). Als zweites Unterscheidungsmerkmal finden wir, daß an den Hauptaugen der Vagabunden gegenüber denen der Sedentarier immer mehr als ein Augenmuskel vorhanden ist. In dem einfachsten Fall, d. h. wenn nur 2 vorhanden sind, wirken sie als Antagonisten; sind es mehrere, so stellen sie einen sehr komplizierten Apparat dar. Weiter ist schon hervorgehoben, daß bei all diesen Formen in jeder Retinazelle 2 Rhabdome entwickelt sind. Außerdem ist die Anzahl der rhabdomtragenden Zellen eine weitaus größere. 1) Ist ein Schreibfehler, muß dem Sinne der WrpMANn’schen Dar- stellung nach älter heißen. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 27 402 LupwıG SCHEURING, _ In bezug auf das Zwischengewebe ist eine Scheidung in eigent- liche Pigmentzellen und in postretinale Zellen eingetreten. Diese Scheidung vollzieht sich folgendermaßen (Fig. 16): Aus der bei der Inversion zu unterst kommenden Lage der Hypo- dermis (P..R. M.) differenziert sich das Zwischengewebe so, dab zu- nächst die Lamelle zwischen diesem Teil und der späteren Retina resorbiert wird (Reste der Falte). Dann wächst pigmenttragendes Ge- webe zwischen die Retinazellen hinein und durchsetzt allmählich diese ganze Region. Nun fangen auch die Kerne an zu wandern. Der größere Teil drängt sich zwischen den Retinazellen hindurch vor deren Kerne und legt sich in die Lücken, die durch das Schlankwerden der rhabdomtragenden Zellen entstehen; sie sind die Kerne der eigentlichen Pigmentzellen. Ein anderer Teil wandert nach hinten und legt sich fest der postretinalen Membran an, wenn sich nicht wie bei den Aviculariden zwischen Retina und der Mem- bran ein starkes eigentümliches Gewebe entwickelt (Fig. 17). Immer bleiben aber die Pigmentzellen und die Postretina miteinander in Verbindung, wie überhaupt die Abgrenzung der einzelnen Zellen des Zwischengewebes keine scharfe ist, sondern das ganze einen mehr syncytialen Charakter hat. Dem Typus 6 gehören an sämtliche Lycosidae, Eresoidae und Theraphosidae. Bei allen den hier in Betracht kommenden Gattungen ist die Innervation der Retinazellen und die Ausbildung der Rhabdome die gleiche. Nur in bezug auf das Zwischengewebe nehmen die Thera- phosiden den beiden anderen Familien gegenüber eine Sonder- stellung ein. Bei ihnen wird nämlich hinter der Retina ein großer bindegewebartiger Komplex ausgebildet, der, wie schon erwähnt, aus dem postretinalen Zellenlager hervorgeht (Fig. 17). Dieses parenchymatöse Gewebe füllt sämtliche Zwischenräume zwischen der Retina und der postretinalen Lamelle aus und findet sich auch zwischen den einzelnen Nervenbündeln, die sich von dem Hauptast abspalten und in dicken Zügen zu den Retinazellen gehen und dann ihre Fasern in das schwach zugespitzte proximale Ende derselben schicken (Fig. 17). Die Kerne dieses Gewebes ähneln denen der Pigmentzellen, sind aber runder als diese und nur in der Nähe der postretinalen Membran abgeplattet. Der Nerv tritt bei allen Lycosiden, Eresoiden und Theraphosiden in einem einzigen dicken Strang durch die Postretina und spaltet sich hier entweder trichterartig oder nur in mehrere Äste auf, um Die Augen der Arachnoideen. II. 403 seine Fasern in die proximalen Enden der Retinazellen zu schicken (Bsp. 13 u. 17). Von den früheren Untersuchern, die sich mit den Hauptaugen der Lycosiden beschäftigten, erkannte erst Wıpmann in jeder Zelle 2 scharf voneinander getrennte Rhabdome, deren „Wabenstruktur“ er p. 281 eingehend behandelt. S. 400 war schon kurz die Rede von der Struktur der Rhabdome von Potamobius. Die beiden recipierenden Elemente sind ganz ähn- lich gebaut wie das einzelne Stäbchen von Epeira (Fig. 14). Jede Zelle zeigt im Querschnitt 2 kaffeebohnenähnliche Gebilde (Fig. 15), die in sich geschlossen feine Striche erkennen lassen. Auf Längs- schnitten zeigen sie immer einen Aufbau aus Stiftchensäumen, und häufig kann man deutlich einen Übergang der Stiftchen in Fibrillen beobachten, wie das früher schon beschrieben. Bei einigen Lycosiden (Zrochosa und Pardosa) fand ich eine eigentümliche Anordnung der Retinazellen. Von dorsal und auch noch etwas von der Seite her legen sich Zellen über die mittleren und ventralen so, dab die Rhabdome der ersteren sehr schief liegen (Fig. 13) und die der letzteren nicht bis zu der präretinalen Membran reichen. Diese Überlagerung wird nur dadurch möglich, daß sich bei den überlagernden Zellen der Teil zwischen Rhabdom und Kern sehr stark streckt und dadurch ein schlauchartiges Aus- sehen erhält. Zunächst dachte ich, als ich diese Verhältnisse zum erstenmal bei einer jungen Trochosa fand, es handele sich um ein Kunstprodukt oder eine pathologische Mißbildung, später gelang es mir aber das gleiche bei 8 erwachsenen Tieren und auch bei Par- dosa auf Längs- und Querschnitten festzustellen. Der physiologische Wert dieser Einrichtung ist mir dunkel. Weiter fielen mir in den langgestreckten Zellen unmittelbar neben deren Kern dunkle Gebilde auf, die an die Nıssz’schen Körper der Wirbeltiere erinnerten. Phaosphären, an die ich zunächst dachte, können diese Gebilde sowohl nach ihrer Färbbarkeit als auch nach ihrer wechselnden Gestalt nicht sein (Taf. 32 Fig. 29). Die Rhabdome der Theraphosiden stehen immer senkrecht zur präretinalen Membran. Um dies zu erreichen, müssen die rand- lichen Zellen stark umbiegen, und der recipierende Teil setzt sich von dem übrigen Zellkörper in scharfem Knick ab (Fig. 17). Bei den von mir untersuchten Lycosiden und Therapho- siden fanden sich immer zwei Muskeln, in der gleichen Anordnung wie bei Misumenoiden. BERTKAU beschreibt bei Micrommata virescens 27* 404 LunwiG SCHEURING, und bei Atypus vier Muskelzüge. Leider stand mir keine der beiden Arten zur Verfügung, doch habe ich keine Veranlassung, diese An- gaben zu bezweifeln, da eine Häufung von Augenmuskeln bei anderen Familien (Salticiden) vorkommt. Einen ganz eigentümlichen Typus, der auf den ersten Blick gar nicht an ein Spinnenauge erinnert, stellen die Hauptaugen der Salticiden dar. Aus der Textfig. J ist die Lage der Augen zu ersehen. Die Hauptaugen nehmen nahezu die ganze vordere Breite des Thorax ein. Wie die Laternen einer Lokomotive leuchten sie in auffallendem Lichte mit einem graublauen Schimmer aus dem dunklen Chitin hervor. Fig MER Sagittalschnitt durch das Haupt- auge von Trochosa ruricola. Halbschematisch. 3 aufeinander- folgende Schnitte auf einen mittlern projiziert. gl. k Glaskörper l Linse m Muskel r Retina Trotzdem diese Augen schon durch die Größe ihrer Linsen auf- fallen, hat sich bis jetzt nur GRENACHER damit beschäftigt. BuxTon bildet wohl sehr gute Längsschnitte durch die Hauptaugen von Attus ab, geht aber nicht auf deren Bau ein. Da es mir gelang eine große Anzahl von Salticus scenicus und Sitticus pubescens zu sammeln, so konnte ich Schnittserien in den verschiedensten Richtungen durch das Auge legen und bin imstande, über alle Punkte ihres feineren Baues zu berichten. GRENACHER hat (p. 52f) den Bau der Augen von Salticus, die er die „sonderbarsten der Spinnen“ nennt, im großen und ganzen schon richtig geschildert. Alle Teile dieser Augen sind gegenüber denen der anderen Spinnen mehr oder weniger stark abgeändert. Am auffälligsten ist die starke Längserstreckung des Augen- bechers. „Die Weichteile treten in Form eines langen cylindrischen Zapfens, der hinten durch die etwas angeschwollene Retina ab- geschlossen wird, tief in das Innere des Cephalothorax ein. Die Die Augen der Arachnoideen. II. 405 Länge des ganzen Auges bei Exemplaren von 7—9 mm beträgt ca. 1—1,25 mm und darüber, also ungefähr ‘}; der gesammten Körperlänge“. Am wenigsten ist die Linse von der Umformung betroffen, ob- gleich auch sie ihre einfache bikonvexe Gestalt durch seitliche Ver- breiterungen des inneren Teiles verloren hat und eine Form annimmt, wie sie aus Fig. 21 zu ersehen ist. Diese Verbreiterungen nehmen aber an der Bildproduktion keinen Anteil. Schon GRENACHER hat geltend gemacht, daß nicht die ganze hintere Fläche der Linse optisch wirksam ist. „Der schön gewölbten äußeren Fläche entspricht eine kleine innere, die auf der Schnitt- fläche eines abgestutzten Kegels, umgeben von einer ringförmigen vertieften Delle gelegen ist. Von der ganzen innern Wölbung kann wohl nur dieser kleine centrale Theil zur wirklichen optischen Geltung kommen, da die ihn rings umgebenden Partien durch ihre unregel- mäßige Oberflächenbeschaffenheit kaum Lichtstrahlen, die noch für den Sehact zu verwenden sind, durchtreten lassen“. Außerdem ist die Brechkraft der randlichen Teile geringer, so dab durch totale Reflexion wohl auch der größte Teil der randlichen Strahlen wieder nach außen zurückgeworfen wird. Weiter dürfte noch dazu kommen, daß die noch später zu erwähnenden Pigmentverhältnisse der Hypo- dermis und des Glaskörpers derart sind, daß sie nur ein kleines zentrales Strahlenbündel hindurchlassen. Der von außen sichtbare „lebhafte grünliche Perlmutterschiller“, durch den die Augen sofort auffallen, ist mit Recht nach GRENACHER „wohl auf Rechnung der Linsenstructur zu stellen“ und kann „nicht innern Reflexionen zugeschrieben werden, weil er auch an isolirten Linsen sich noch erhält“. Doch muß ich zugestehen, daß mir, ob- gleich ich keine andere Erklärungsweise vorschlagen kann, das Zustandekommen dieses Schillerns innerhalb der Linse nicht ganz klar ist, wenn man es nicht ganz auf Rechnung der schon er- wähnten totalen Reflexion der Randstrahlen setzen will. Den größten Anteil an dem Zustandekommen des langen zylin- drischen Augenbulbus hat der Glaskörper, dessen Längsdurchmesser seinen Querdurchmesser um das doppelte bis dreifache übertrifft. Er weicht in seiner Ausbildung sehr von dem typischen corneagenen Gewebe der übrigen Araneiden ab. Es tritt hier eine Sonderung in.zwei verschiedene Arten von Zellen ein. „Seine nur in Punkte der Durchsichtigkeit übereinstimmenden Elemente sind . . . in zwei hinsichtlich der Form sehr verschieden auftretende Gruppen zu 406 LupwiG SCHEURING, sondern, von denen die erste zwar die Innenfläche der Linse berührt, aber nicht bis zur Retina reicht; die andere hingegen mit letzterer in Contact steht, aber sich nicht bis zur Linse erstreckt“. Die ersteren haben eine langgestreckte, schwach geschweifte, nach vorne schwach zugespitzte Gestalt (Fig. 21 u. 25 Gl. K). Nur diese, die mit ihrem Vorderende die Linse erreichen, werden für deren Bildung verantwortlich sein (Fig. 21). „Die innersten, längsten Zellen lassen durch ihre Divergenz nach hinten einen conischen Hohlraum frei, der ausgefüllt wird von den Glaskörperelementen der zweiten Form (GkI, fig. 28), die auf Längs- wie auf Quer- schnitten den Eindruck eines großzelligen Pflanzenparenchyms machen“, Die Zellen der ersteren Form erstrecken sich ungefähr bis zu 4, der Länge des ganzen Glaskörpers und sind außer an ihrer Form sofort auch daran zu erkennen, daß sie in ihren basalen Teilen Pigment- anhäufungen tragen (Fig. 21, 22, 25). Außerdem ist ihre Färb- barkeit eine weit stärkere als die der zweiten Art. Besonders in ihren basalen Teilen und in den Übergangsstellen in die Hypodermis (Fig. 21) zu beiden Seiten der Linse tingieren sie sich sehr stark. Auf diese Weise entsteht ein schmaler schlecht färbbarer Kegel in der Mitte (Fig. 22). Das Pigment liegt in den randlıchen Partien des Glaskörpers nicht in kompakter Lage, sondern es schiebt sich längs der Zellwände kulissenartig in den Augenbecher (Fig. 24 u. 25), besonders in den tieferen Teilen des Glaskörpers. Durch diese kulissenartige Anordnung wird eine vollständigere Absorption seitlich kommender Lichtstrahlen erreicht. Denn es handelt sich darum, die Strahlen, die zu Bild- punkten gehören, die außerhalb der Retina fallen, vollständig un- schädlich zu machen, d.h. zu verhindern, daß sie durch regelmäßige und unregelmäßige Reflexion an der Augenbecherwand das mittlere Bild, das recipiert werden soll, stören. Besonders stark ist der Pigmentbelag an den Seiten der Linse (Fig. 21), dort wo Glaskörper und Hypodermis allmählich ineinander übergehen. Hier liegt das Pigment in dichten Klumpen, die ganze Zelle erfüllend. Außerdem ist hier seine Farbe eine dunklere, ähnlich wie die des Hypodermispigments. Alles dies, ebenso wie eine Ein- schnürung des ganzen Augenbechers hinter der Linse, sind Ein- richtungen, die ebenfalls darauf hinzielen, alle Randstrahlen von dem Bilde abzublenden. Die Farbe des Pigments schwankt von einem gedeckten hell- Die Augen der Arachnoideen. II. 407 bis zu einem tiefen Dunkelbraun (Fig. 24), was aber auch möglicher- weise auf einer verschieden starken Anhäufung gleichgefärbter Pigmentkörner beruhen kann. Doch neige ich mehr zu der ersten Ansicht, da beim Entpigmentieren proximal schon alles Pigment verschwunden ist, bis das distale anfängt sich zu lösen, und er- fahrungsgemäß dunkle Pigmente immer resistenter sind als helle. Die einzelnen Pigmentkörner ähneln in ihrer polygonalen Gestalt den Chromoplasten mancher Blumen (Fig. 25). Die Basalmembran der langen Glaskörperzellen wird sehr kräftig, bleibt immer pigmentfrei und bildet einen Teil der ,Sclera“ (Fig. 24 und 25). Bei der zweiten Form der Glaskörperzellen konnte GRENACHER nicht feststellen, „ob sie einfach rundlich-blasige Zellen, oder viel- fach durcheinander gewundene Schläuche sind.... Auchsie betheiligen sich an der Bildung der äussern Mantelfläche, und zwar an der des hintern Fünftels etwa, wohin die Zellen der ersten Art nicht reichen. Hierkann man deutlich Kerne, die auch stellenweise in den der Retina unmittel- bar vorgelagerten Zellen zu bemerken sind, wahrnehmen; ferner eben- solche Pigmentballen, wie sie den andern Zellen zukommen. In einer . noch zu besprechenden trichterförmigen Grube der Vorderfläche der Retina sind diese Zellen abgeplattet und aufeinandergeschichtet. Das Pigment fehlt natürlich vor der Retina“. Alle diese Beobach- tungen GRENACHER’S entsprechen durchaus den tatsächlichen Ver- hältnissen. Ich konnte die Kerne vor der Retina, die sich fast der präretinalen Membran anlegen (Fig. 20 u. 26) und dabei sehr flach werden, ebensogut nach weisen wie die peripheren Pigmentanhäufungen. Letztere reichen aber nur eine sehr kurze Strecke in das Innere vor. In der „inneren Hauptmasse dieses Theiles“ ist es GRENACHER nicht gelungen Kerne ausfindig zu machen. Ich war nicht glück- licher. Immerhin gelang es mir in diesen Zellen schwach dunkel- gefärbte blasige Gebilde aufzufinden, die als Zerfallsprodukte von Kernen gedeutet werden könnten (Fig. 25). Ist dies der Fall, so ist die Annahme berechtigt, daß dieser Teil des Glaskörpers aus übereinander geschichteten Zellen besteht und nicht durch Durch- einanderschlingen einiger weniger schlauchartiger Zellen, denen die erwähnten platten Kerne zugehörten, gebildet wird. Gegen letzteres spricht außerdem, dab ich nie eine Umbiegungs- oder Knickungs- stelle eines solchen „Schlauches“ gesehen habe. Diese Glaskörperzellen zeichnen sich durch eine sehr geringe Färbbarkeit aus (Fig. 22), die durch die weitgehende Reduktion des 408 LupwıG SCHEURING, Plasmas bedingt ist. Den Hauptinhalt dieser Zellen bildet eine wasserhelle Flüssigkeit, die beim Fixieren nur geringe Spuren eines Gerinnsels zurückläßt (Fig. 23 u. 26). Auch die Struktur der Retina zeigt manches Eigentümliche. GRENACHER Konnte sich „über alle Einzelheiten derselben ein völlig klares und abgerundetes Bild“ verschaffen. Seine Beschreibung der äußeren Morphologie entspricht vollkommen den Tatsachen: „Die Retina hat eine sehr ansehnliche Dicke, so dass sie als ein birn- förmiger, nach hinten in den Opticus übergehender Anhang des Glas- körpers erscheint. Gegen diesen hin trägt sie eine ziemlich tiefe conische oder trichterförmige Grube, deren tiefste Stelle in der Augen- axe liegt und abgerundet endigt.“ Im einzelnen ist aber die Dar- stellung GRENACHER’S irrig. Wohl kann man wie er drei Schichten in der Retina unterscheiden. „Schnitte durch die Netzhaut zeigen drei anscheinend wieder selbständige Schichten; die vorderste ist durchsichtig und pigmentfrei, die mittlere enthält die von intensiv gefärbtem Pigment umgebenen Stäbchen, während in der hinteren, ebenfalls pigmentirten, eine Menge von Zellkernen auftreten.“ Wenn er aber meint: „Selbstverständlich sind alle diese Schichten nur als aus Differenzirung der einzelnen Zellen, die nur in einer Reihe vorhanden sind, hervorgegangen aufzufassen“, so irrt er sich. In der Retina findet sich nicht nur eine Art von Zellen, sondern drei, sowohl morphologisch als physiologisch verschiedene Zellarten sind hier vorhanden. Die von ihm unterschiedenen Schichten sind die Bildungen zweier Zellarten, nämlich der rhabdomtragenden Re- tinazellen und der zum Teil pigmentierten Zwischengewebszellen. Die letzteren wie auch die postretinalen Zellen hat GRENACHER über- sehen. Wir haben also drei Arten von Zellen und müßten, wenn wir verschiedene Schichten unterscheiden wollten, vier Schichten unter- scheiden (Fig. 18, 19 u. 20). Von diesen vier Schichten ist die hinterste, die Postretina, die einfachste. Eine einzige dünne Zellenlage umschließt alle anderen Teile der Retina und bildet proximal die „postretinale Lamelle“, die als dritter Bestandteil der „Sclera“ sich distal der Basalmembran der Glaskörperzellen anlegt und mit ihr verschmilzt; nee geht sie in die Nervenscheide über (Fig. 20). Weit komplizierter sind dagegen die Verhältnisse, wie sie Re- tina- und Pigmentzellen zeigen. Erstere ähneln in ihrer Gestalt denen der Lycosiden, sind aber feiner und etwas mehr in die Länge gezogen und weit zahlreicher (Fig. 20). Außerdem weisen Die Augen der Arachnoideen. II. 409 sie in den verschiedenen Partien der Retina Unterschiede auf. Immer sind in einer Zelle zwei Rhabdome entwickelt, die nahezu den ganzen Inhalt des distalen Zellteiles ausmachen, und immer erfolgt die Innervation an dem proximalen zugespitzten Ende der Zelle, so dab der Nerv nur eine Fortsetzung derselben zu sein scheint (Fig. 20). Der Nervus opticus tritt mit einem partiellen Chiasma der Fasern der linken und der rechten Seite in das Auge ein, spaltet sich zwischen Retina und Postretina trichterförmig auf und schickt seine Fasern zu den rhabdomtragenden Zellen (Fig. 20). GRENACHER bemerkt hierzu: „Über den Opticus (N. op.) weiss ich wenig zu sagen. Er ist ziemlich ansehnlich, und seine Fasern, die sich mehrfach verflechten und kreuzen, treten becherförmig auseinander über die hintere Re- tinafläche hin, wo sie sich verlieren.“ Die Rhabdome, deren feinere Struktur ich leider wegen ihrer außerordentlichen Feinheit nicht genauer untersuchen konnte, stehen immer nahezu senkrecht zur präretinalen Membran (Fig. 20). Über ihre Ausbildung bemerkt GRENACHER ganz richtig: „Die Stäbchen liegen in einer nach vorn schwach concaven Fläche, die auch unter der trichtertörmigen Vertiefung ohne Modification ihres Characters sich eontinuirlich hinzieht. Sie sind äusserst schwierig zu untersuchen, sowohl wegen ihrer Kleinheit, als auch wegen ihres geringen Licht- brechungsvermögens. Die randständigen sind etwas dicker als die centralen, etwa gerstenkornförmig; die in der Mitte gelegenen aber sind sehr dünn und zart, und verlängern sich sehr stark gegen den Opticus.“ Daß auch die seitlichen Stäbchen senkrecht zum Glaskörper orientiert sind, wird — wie bei Theraphosiden — durch eine starke S-formige Biegung ermöglicht (Fig. 20). Gegen die Mitte zu wird diese immer geringer, und im Zentrum haben die Retinazellen einen geraden Verlauf. Auf Querschnitten zeigen die Rhabdome kaffeebohnenähnliche Bilder (Fig. 28), ähnlich wie die der Lyco- siden. Deutlich sind sie immer voneinander geschieden. Feinere Strukturen konnte ich jedoch niemals erkennen. Die Stäbchenregion reicht nicht bis zu dem Rand der Retina; dort findet sich nur pig- mentiertes Gewebe. In den Retinazellen selber kommt nie Pig- ment vor. Die Retinazellkerne liegen in dem proximalen Teil der Zelle und zeichnen sich gegenüber den Pigmentzellkernen durch runde Ge- stalt und geringere Färbbarkeit aus. 410 LupwiG SCHEURING, Ganz besonders eigentümlich sind die Pigmentzellen ausgebildet. Sie schieben sich zwischen die Retinazellen ein und isolieren diese vüllig, erlangen aber auch noch vor diesen eine starke Ausbildung und bilden hier GRENACHER’S erste Schicht, die er ganz richtig be- schreibt, deren Zustandekommen er sich jedoch nicht erklären kann. „Über das Verhalten der vordersten Schicht (fig. 28 F) zu der Retina bin ich nicht völlig in’s Reine gekommen. Sie ist von ziem- lich ansehnlicher Dicke, ausser im Centrum, wo die Concavität der Retina am tiefsten ist, ziemlich stark lichtbrechend (an erhärteten Präparaten) und fein radiär gestreift oder gestrichelt, als ob sie von einer grossen Anzahl sehr feiner, der Länge nach leicht mit einander verschlungener Fäden zusammengesetzt wäre.“ Und etwas später: „Ob nun von den diese Lage zusammen- setzenden Fäden nur einer, oder, wie es mir wahrscheinlicher ist, ein ganzes Bündel zu je einer einzigen Zelle gehört, bin ich zu ent- scheiden ausser Stande. Sicher scheint mir blos, einmal, dass sie keine fremden, neuen Elemente, sondern directe Ausläufer der Re- tinazellen sind, und zweitens, dass in ihrem Bereich keine Zellen- kerne vorkommen.“ Zunächst sind es nicht die „Retinazellen“, sondern Pigment- zellen, die dieses fibrilläre Lager bilden. Die zentralen Teile ent- stehen durch Fortsätze, die die Pigmentzellen zwischen den Retina- zellen hindurchschicken; an den Rändern dagegen, wo diese nicht mehr vorhanden, häufen sich jene. Sie werden den Zellen der Post- retina ähnlich und legen sich mit dem faserigen Gewebe weit über das Innere der Retina (Fig. 20). Hierauf bezieht sich bei GRENACHER folgende Stelle: „Die peripheren Zellen scheinen keine Stäbchen zu führen (RtI), sondern mit ihren vorderen Enden direkt in die erst- genannte durchsichtige Lage überzugehen.“ Die Kerne der Pigmentzellen liegen in einer Reihe zwischen den Rhabdomen und den Retinazellkernen. Sie haben mehr oder weniger unregelmäßige Gestalt und färben sich gegenüber diesen sehr stark. Die Pigmentkörner sind rundlich und von brauner Farbe. Das Plasma ist fibrillär. Auf den Fibrillenzügen findet die Wanderung des Pigments statt. Dabei dringt aber das Pigment nie bis zu dem prärhabdomeren verfilzten Abschnitt der Pigment- zellen vor. In der Mitte der Retina, der Stelle deutlichsten Sehens, sind die Rhabdome am feinsten und dünnsten, wodurch eine starke Häu- fung ermöglicht wird. Ihre Länge beträgt hier mehr als das Die Augen der Arachnoideen. II. 411 Doppelte der randständigen. Durch dieses lange Ausziehen wird eine größere Lichtempfindlichkeit erreicht. Diese Augen erhalten ihr charakteristisches Gepräge dadurch, daß die Retina von der Linse weit abgerückt ist (große Brennweite), ohne aber an Ausdehnung zuzunehmen. Mit der Zunahme der Brenn- weite steigert sich die Bildgröße. Behält die Retina jedoch wie hier ihre Dimensionen bei, so muß ihr Sehfeld eine Einschränkung erfahren. Ein relativ eng begrenztes Sehfeld ist in physiologischer Hinsicht charakteristisch für diesen Augentypus. Es tritt aber noch ein zweites, für die Funktion günstiges Moment hinzu. Das Bild eines Gegenstandes, das bei kurzer Brennweite in den Bereich von wenigen Rhabdomen fällt, wird bei größerer Brennweite und mithin bei Zunahme der Bildgröße sich über eine sehr viele größere Anzahl von Rhabdomen ausbreiten, falls diese ihre Dimensionen beibehalten. Das Bild wird physiologisch sehr viel weiter aufgelöst, oder, mit anderen Worten, das Auge sieht schärfer. Freilich ist damit auch wieder eine größere Lichtstärke des Bildes nötig, die durch eine weite Öffnung der Linse gegeben wird. Einzig dastehend unter allen Spinnenaugen sind auch die Haupt- augen der Salticiden in bezug auf ihre Muskulatur. Hier hat sich ein komplizierter Apparat entwickelt, der nicht nur imstande ist, eine vertikale Bewegung des Auges zu bewirken, sondern der sowohl das ganze Auge in der Horizontalen verschieben als auch wahr- scheinlich die Retina in engen Grenzen auf verschiedene Bildweiten einstellen kann. Nicht weniger als sechs Muskeln resp. Muskelpaare nehmen an den Akkommodationsbewegungen teil. Man ersieht ihren Verlauf am besten aus den Textfigg. J1—3.!) Mit entsprechenden Ziffern sind in dem Quer- und Sagittalschnitt immer die einander zugehörigen Muskelzüge kenntlich gemacht. (Die Numerierung richtet sich nach der Ansatzfolge der Muskeln von vorn nach hinten.) Von diesen sechs Muskeln entsprechen 2 und 5 den zwei Muskeln der Misumenoiden und Lycosiden, 5 dem dorsalen der Sedentarier. Eine genaue Beschreibung der Muskeln und ihrer Wirkungs- weise soll hier folgen: 1) Die Textfigg. J2—3 sind dadurch erhalten, daß ich aus je einer Quer- und Längsschnittserie (30 bei 3 und 10 bei 2) aufeinanderfolgende Schnitte (Dicke 7 u) zeichnete und dann alle diese Zeichnungen auf eine mittlere Ebene projizierte. 412 LunwiG SCHEURING, x bl.r. Migs die Flächenschnitt durch den Thorax von Salticus scenicus. h.a Hauptaugen. s.a Seitenaugen. Ob/.r Bluträume. Fig. J2. Sagittalschnitt durch ein Hauptauge von Salticus scenicus. Schematisch aus 10 Schnitten kombiniert und in eine Fläche verlegt. bl. r Blutraum. No. 1 entspringt ventral, außerhalb der Medianen, zieht steil aufwärts nach hinten und spaltet sich, den Augenbulbus nahezu umfassend, in einen medianen und einen etwas schwächeren seit- Die Augen der Arachnoideen. IT. 413 dorsal = W\“MMHCC=—TY So ventral Fig. J3. Querschnitt durch beide Hauptaugen von Salticus scenicus. Schematisch aus 30 Schnitten kombiniert und in eine mittlere Fläche (direkt vor der Retina) verlegt. lichen Ast. Die Fasern des ersteren treten mit denen von No. 6 in Verbindung. Dieser zieht von seinem dorsalen Ursprungsort an das hintere Ende der Retina, um sich dort mit der Hauptmasse seiner Fasern anzusetzen. Einige jedoch scheinen in Beziehung zu No. 1 zu stehen. No. 2 zieht an der ventralen Medianlinie inserierend langsam nach hinten in die Höhe und erreicht in breiter Fläche den Bulbus ungefähr an der Stelle, an der die Retina beginnt. Hier spaltet er sich in ähnlicher Weise wie No. 1 auf, nur daß hier der stärkere Ast der äußere ist. Dieser steht mit Fasern von No. 5 in Ver- bindung, der, dorsal aus der Medianen kommend, sich nahe dem Hinterende des Bulbus an diesen ansetzt. No. 3 ist ein Abkömmling von No. 1, ebenso wie sich No. 5 von No. 2 abspaltet. Wie wirken alle diese Muskeln ? I. Verkürzt sich 2, so wird das Auge nach unten gezogen, die Blickrichtung verschiebt sich nach oben. Tritt die Kontraktion von 4 hinzu, so werden beide Augen einander genähert, die Sehachsen auseinander gerückt. (Dieses Divergieren ist jedoch sicher nicht stark genug, um jedem Auge ein selbständiges Sehfeld zu sichern, 414 LUDWIG SCHEURING, da der binokulare Sehraum der beiden Augen zwischen 60 und 70° schwankt.) II. Die Verschiebung der Blickrichtung nach oben, wie sie von 2 bewirkt wird, wird verstärkt durch Verkürzung von 1. III. Treten 1 und 2 allein und gleichzeitig in Kraft, so tritt lediglich eine ventrale Verschiebung des Auges und eine Hebung der Blicklinie ein, ohne Anderung der Divergenz. IV. Dasselbe tritt in umgekehrtem Sinne ein, wenn sich 5 und 6 allein kontrahieren. V. Reine Vergrößerung der Divergenz oder besser Verringe- rungen der Konvergenz wird erzielt durch Kontraktion von 2, 3, 4 und 5. (Dabei kommt 4 nur in Betracht, wenn beide Augen sym- metrische Bewegungen ausführen sollen.) VI. Als Antagonisten dieser Muskelgruppe wirken 1 und 6, die die Konvergenz der Blickrichtung erhöhen. (Diese Bewegung kann auch allein für sich ausgeführt werden.) VII. 3 wird vermutlich an Stelle von 4 dann in Wirkung treten, wenn nur ein Auge horizontale Bewegungen ausführen soll. VIII. Schließlich wäre noch möglich, daß durch gleichzeitiges Anziehen von 2 und 5, 1 und 6 ein allseitiger Druck auf den Augenbulbus ausgeübt würde, und daß durch Kontraktion von 5 mit einer Hebung auch ein Nachhintenziehen der Retina verbunden wäre. Es bleibt allerdings fraglich, ob eine Verschiebung der Retina in so geringen Grenzen, wie sie 5 bewirken kann, physiologisch bei der Länge der Rhabdome noch von Bedeutung sein wird. Wichtig für das Möglichwerden all der verschiedenen Bewe- gungen ist, daß sich um die Augen und zwischen ihnen große, mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume finden, die als elastisches Polster wirken (Textäg. J1). Seitenaugen. Die Seitenaugen wurden von allen früheren Autoren verhältnis- mäßig besser untersucht als die Hauptaugen. Es mag dies seinen Grund darin haben, daß häufig gerade die Seitenaugen die größten sind und daß sie durch ihre größere Anzahl gegenüber den Haupt- augen dem Beobachter mehr begegnen. Das wichtigste und auffallendste Moment in der Morphologie der Seitenaugen ist neben deren inversem Bau das Vorhandensein eines Tapetums, durch das sie sich schon rein äußerlich durch starkes Glänzen von den Hauptaugen unterscheiden. Von der Ausbildung Die Augen der Arachnoideen. IL. 415 dieser „unterhalb der recipierenden Elemente gelegenen Zellen- schicht (WipMANN, p. 288) sind die anderen Teile des Auges stark abhängig. Ohne vor der Hand auf die Entwicklungsgeschichte der Seiten- augen einzugehen, wollen wir uns deren Bau näher ansehen. Schon Lrypic kennt, wie wir S. 376 gesehen haben, drei ver- schiedene Arten der Tapetum-Verteilung. BErTKAU') unterscheidet dann (p. 599 u. 600) bei den Seiten- augen ebenfalls drei Typen, die durch verschiedene Ausbildung des Tapetums charakterisiert werden: 1. Das Tapetum „bildet eine den hinteren Teil des Augen- bulbus quer durchsetzende zusammenhängende Schicht (Sparas- Suden).: 2. Das Tapetum ist „in Gestalt zweier gegeneinander geneigter Flügel entwickelt, die zusammen einen länglichen trichterförmigen Raum umschliessen“. 3. Die dritte Form besteht aus einem System von Tapetum- streifen die „ungemein an einen Ofenrost“ erinnern. Wıpmann (p. 289) akzeptiert die beiden letzten Typen. (Der erste erweist sich als falsch, und den beiden fügt er noch einen 3. zu.) 1. Augen mit trichterförmigem Tapetum, bei Netzspinnen. 2. Augen mit rostförmigem Tapetum, bei freilebenden Spinnen. 3.2) Die hinteren Mittelaugen von Epeira vereinigen die Eigen- schaften dieser beiden Typen in sich. Das Verhalten des frischen Tapetums bei auffallendem und durch- fallenden Lichte, ebenso wie das gegen Fixierungsflüssigkeiten, ist von BERTKAU (p. 601 u. 602) und von Wipmann (p. 296) eingehend beschrieben worden, und ich kann auf die Darstellung beider Autoren, denen ich mich anschließe, verweisen. Merkwürdigerweise erwähnt aber keiner der Autoren Kerne im Tapetum, mit Ausnahme Marks, der (p. 80 u. 81) das Tapetum als aus einer eigenen Zellenlage entstehend beschreibt. Die Tapetumkerne sind aber sowohl an jungen als erwachsenen Tieren aller Arten als flache an der Seite liegende Kerne festzustellen. So ist das Tapetum auch nach KiSHENOUYE (p. 78) „a secretion products of the ectoderm“. 1) GRENACHER geht auf die Tapetumverhältnisse nicht näher ein. 2) BERTKAU kannte scheinbar auch schon dieses Verhalten und gibt eine Abbildung eines Auges von Æpeira, die einen Dimorphismus des Tapetums erkennen läßt, in dem Texte aber geht er nicht näher darauf ein. 416 LupwiG SCHEURING, Der dioptrische Apparat der Seitenaugen der Netzspinnen, denen wir uns zunächst zuwenden, ist von BERTKAU (p. 597) und von Wıomann (p. 290) untersucht worden; die Angaben beider Forscher bedürfen kaum einer Ergänzung. Sedentarier. Der Glaskörper der Sedentarier ist nicht radiär, sondern exzentrisch gebaut, d. h. von der einen Seite schieben sich stark verlängerte durchsichtig gewordene Hypodermiszellen zwischen Linse und Retina. Die Dicke dieses Glaskörpers schwankt beträchtlich. Auch rückt manchmal seine Ursprungsstelle etwas unter die Linse. Am dünnsten und am stärksten exzentrisch fand ich ihn bei Steatoda. Hier bildet er nur eine ganz dünne fasrige Lage. Bei anderen Arten, z. B. Tegeneria, Epeira, erreicht er an- sehnliche Dicke und läßt die Tendenz erkennen, zu dem radiär- symmetrischen Bau überzugehen. Ein „Iris“-artiger hypodermaler Ring wird von Wipmanx (p. 291) ebenfalls beschrieben. Ich brauche darauf nicht mehr einzugehen. Betreffs der Retina bestehen zwischen den Ansichten von BERTKAU und WipManx weitgehende Unterschiede. Während nach Ersterem die rhabdomtragenden Zellen ihren Nerven an ihrem distalen dickeren, nach hinten ,retortenartig“ umgebogenen Ende empfangen (p. 619, fig. 6, 8B, tab. 31 u. fig. 13A, tab. 32), findet Letzterer (p. 293), daß die Nervenfasern (». 0) in die Basalteile der Retina- zellen (bs) übergehen und diese, durch den Tapetumspalt hindurch- tretend, dann zu dem distalen, den Kern führenden Enden der Retinazellen hinziehen. Eine andre Verbindung der Basalteile mit dem Kernteil der Zellen ist schon wegen der breiten, sich zwischen- lagernden pigmentierten Zwischengewebsschicht völlig ausgeschlossen (fig. 20 pig. zw, tab. 16).“ Es war mir nicht möglich eine sichere Entscheidung zu treffen, wenn mir auch die Ansicht Wınmann’s, daß der Nerv in das proxi- male Ende des Rhabdoms eintritt, die wahrscheinlichere zu sein scheint. Im übrigen verweise ich auf dessen Darstellung (p. 292 ff.). Nur möchte ich noch erwähnen, daß sich wohl Zwischengewebe bei einigen Formen (Tegeneria, Meta) findet, daß ich aber nie in ihm Pigment beobachtete; bei anderen Formen (Steatoda) fehlt das Zwischen- gewebe im ventralen Teile des Auges völlig. Das Plasma der Retinazellen fand ich immer fibrillär und nie so ausgesprochen maschig, wie es Wıpmann zeichnet und beschreibt. Nur in der Nähe des Kernes wird es gröber und läßt feine Waben erkennen (s. hierzu S. 390). | Die Augen der Arachnoideen. II. 417 Die Rhabdome schildert Wınmann (p. 294) folgendermaßen: „Mit ihren recipierenden Teilen treten die Retinazellen in direkte Berührung und bilden an ihren Berührungsflächen die Rhabdomplatten aus“. Diese kommen nach ihm so zustande, daß „das randständige Plasma der Retinazellen zu mehrwabigen Alveolarsäumen differen- ziert ist, die ihrerseits wiederum an ihren Berührungsflächen stark färbbare Cuticularsäume entwickeln“. Ich konnte keine der beiden Säume entdecken. Die Bilder, die ich sah, haben vielmehr die größte Ähnlichkeit mit denen, die Hesse tab. 21 fig. 102 gibt. Die Aus- bildung der recipierenden Säume erfolgt immer auf zwei einander gegenüberliegenden Seiten der Retinazelle. Deutlich erkennt man immer, dab ein Strang fibrillären Plasmas beiderseits dunkel kon- turiert ist. Diese dunkle Kontur stellt sich bei starker Vergrößerung als eine Reihe punktförmiger Gebilde dar, die, da nach außen von ihnen feine Fortsätze stehen, nichts anderes als die Basalkörnchen der Stiftchensäume sind. Die Stiftchensäume zweier Zellen berühren sich (Fig. 30 u. 31). Nach innen konnte ich ihren Übergang in Neurofibrillen nicht genau feststellen, da das Zellplasma an und für sich fibrilläre Struktur zeigt. Nebenaugen der Vagabundae. Betrachten wir die Seitenaugen der freilebenden Spinnen (zunächst Lycosiden und Eresiden), so finden wir bei ihnen eine Ausbildung, wodurch sie in physiologischer Hinsicht weit leistungsfähiger werden als die der Netzspinnen. In erster Linie wird dies durch eine starke Vermehrung der Retina- zellen und durch eine absolute Isolierung der einzelnen Rhabdompaare erreicht. Möglich wird die Unterbringung der größeren Anzahl von Retinazellen dadurch, daß sie an Größe abnehmen und sich nicht mehr alle mit ihrem proximalen, postrhabdomären Ende durch einen einzigen Spalt des Tapetums hindurchdrängen müssen, sondern ihnen ein ungezwungener Durchgang durch zahlreiche parallele Schlitze des Tapetums gestattet wird. Dieses erhält, wie BERTKAU treffend sagt, das Aussehen „eines Rostes“. Ein weiterer Fortschritt ist die stärkere Ausbildung eines ziemlich hohen radiärsymmetrisch zur Linse angeordneten Glaskörpers. Die Vorteile der größeren Brenn- weite sind bereits besprochen (s. Hauptaugen der Salticiden). Mit dem Bau der Seitenaugen der Lycosiden haben sich im einzelnen GRENACHER, BERTKAU und HENTSCHEL befaßt. Da ihre Ansichten durch die Wıpmann’sche Untersuchung zum Teil als irrig erkannt sind, will ich davon absehen, sie hier wiederzugeben, um so mehr als dies Wıpmann (p. 297 ff.) ausführlich tut. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 28 418 LupwıG SCHEURING, Letzterer beschäftigt sich mit allen Teilen des Auges eingehend, und ich kann ihm in weitgehendem Maße, besonders was den di- optrischen Apparat anbetrifft, beipflichten, da sich meine an Lycosa, Pardosa, Potamobius, Ocyale, Trochosa und Eresus gewonnenen Beob- achtungen mit seinen Ansichten zum großen Teil decken. Seiner Beschreibung des Glaskörpers und der Iris (p. 296) kann ich nur noch hinzufügen, daß ersterer in seiner Höhe bei den ver- schiedenen Arten ziemlich variabel ist und daß letztere bei Formen mit hohem Glaskörper naturgemäß besser ausgebildet sein muß; hier sind denn auch noch die peripheren Glaskörperzellen in ihren basalen Teilen mit einem Pigmentbelag versehen. Den Bau der Retina beschreibt Wipmann p. 297—304 und gibt davon auf tab. 16 fig. 25—33 eine Reihe Abbildungen, die aber alle stark schematisiert sind. Wınmann beschreibt (p. 298) folgendes: „Die Nervenfasern gehen nach dem Eintritt in den Bulbus in die Basalteile der Retina über... Die Basalteile, welche durch pigmentiertes Zwischengewebe voneinander getrennt sind, treten zu zweien — d. h. eigentlich in je zwei Reihen — zwischen den Ta- petumstreifen hindurch zu den recipierenden Elementen. Auf einem Tapetumstreifen stehen also je zwei Reihen recipierender Elemente. Auch die recipierenden Elemente werden allseitig durch pigmen- tiertes Zwischengewebe voneinander isoliert. Im weiteren Verlauf bleiben die Retinazellen bis zum Glaskörper durch Zwischengewebe getrennt, nur findet sich vor den recipierenden Elementen natur- gemäß kein Pigment mehr im Zwischengewebe.“ Abgesehen davon, daß ich mich bezüglich des Nerveneintritts nicht entscheiden konnte, stimmt diese Darstellung völlig mit meinen Befunden überein. Im übrigen kann ich jedoch der Ansicht Wip- MANN’s nicht überall folgen. So konnte ich nicht finden, daß „dies vordere pigmentfreie Zwischengewebe ... zwischen je zwei Retina- zellen einen verdickten Streifen bildet, der genau über dem be- treffenden Tapetumstreifen liegt und diesem parallel zieht“. Es sollen dann immer die 2 Retinazellen, die durch einen Tapetumspalt traten, auch mit starker Einschnürung „wiederum durch den ent- sprechenden Zwischengewebsstreifen zu ihren Kernen ziehen“. Da- durch würden auf einem genau medianen Schnitt, der durch den breiten Zwischengewebsstreifen geht, „alle Retinazellen ... durch den Zwischengewebsstreifen in zwei Teile getrennt sein“. Dieses gemeinsame Hindurchtreten zweier gemeinsam durch einen Tapetumspalt gegangener Retinazellen durch einen genau über Die Augen der Arachnoideen. II. 419 ihm liegenden Zwischengewebsspalt ist aber unmöglich, weil die Retinazellen, sobald sie aus der Rhabdomregion heraustreten, stark nach der Seite umbiegen (Fig. 35, 36, 37), wie dies auch schon BERTKAU richtig beobachtete, und nur wenige median gelegene Zellen mit ihrem kuglig verdickten Ende direkt über ihrem Rhabdomteil liegen. An den Rändern biegen die Kernteile einiger Retinazellen sogar nach hinten um. Wohl wird die einzelne Zelle an der vor der Rhab- domregion gelegenen Umbiegungsstelle schmäler, und das Zwischen- gewebe nimmt an Masse zu, so daß auf Querschnitten die Retina- zellen in dem sich hier stärker färbenden Pigmentgewebe als helle Inseln erscheinen, die proximal noch reihenförmige Anordnung er- kennen lassen. Gegen das Vorhandensein eines besonderen Zwischen- gewebsstreifens, in dem die Kerne liegen sollen, spricht auch, daß die direkt vor dem Rhabdomen liegenden Kerne durchaus keine be- sondere Anordnung erkennen lassen, vielmehr mit ihrer langge- streckten Achse bald senkrecht, bald schief, bald wagerecht zu der Rhabdomregion, wie sie gerade Platz haben, liegen (Fig. 36 u. 38), während im anderen Fall doch eine bestimmte Lage parallel zu ihr zu erwarten wäre. Am stärksten ist die Anhäufung des Zwischengewebes in einer medianen Partie, an der auch die meisten Kerne liegen (Fig. 35 u. 36). BERTKAU zeichnet tab. 31 fig. 7a u. 8 in zwei Transversalschnitten von Dolomedes limbatus und Tarentula inquilina einen medianen Gewebekomplex, von dem die Retinazellen nach links und rechts auseinander weichen. Er glaubt es hier mit einem Blutgefäß zu tun zu haben, eine Annahme, zu der man infolge der lockeren Struktur des Gebildes leicht verleitet werden kann. In Wirklich- keit ist es aber ein starker Zwischengewebskomplex. Auch Wıp- MANN kennt (p. 299) einen „Zwischengewebsstreifen“, der „sich in einer axialen Mittelebene des Auges senkrecht zu den parallelen Zwischengewebsstreifen durch das Auge zieht“. In ihm liegen, wie schon erwähnt, weitaus die meisten Kerne des Zwischengewebes, obgleich sie sich auch dann und wann überall zwischen den Retina- zellen und besonders am Rande des Augenbechers finden und sogar vereinzelt auch proximal von den Rhabdomen angetroffen werden. Das Zwischengewebe stellt sich nach dem vorhergegangenen dar als ein kernarmes, alle Teile der Retina umfassendes syncytiales Ge- webe, das aber im prärhabdomären Teil stärker ausgebildet ist als im postrhabdomären. Während es hier feine Fibrillen aufweist, auf denen Pigment sitzt und sich nur schwach färbt, ist es dort mehr massig, 28* 420 LupwiG SCHEURING, wenig strukturiert, immer pigmentfrei und (besonders mit Eisen- hämatoxylin) stark färbbar (Fig. 38). Nach Wipmann schiebt sich (fig. 27, tab. 16) Zwischengewebe durch jeden Tapetumspalt. Mir scheint es ebenfalls sicher zu sein, daß zwischen den beiden Retinazellen sich Pigmentgewebe durch eine Tapetumlücke drängt (Fig. 32 u. 33). Durch den medianen Zwischengewebsstreifen, der sich als breites Band zwischen die Rhabdomregion einschiebt und sich im postreti- nalen Pigmentgewebe fortsetzt, wird diese in der Sagittalen in zwei Hälften geschieden (Fig. 33). Schon GRENACHER (fig. 24, tab.5) und BERTRAU (fig. 8, tab. 5) waren diese Verhältnisse, nach ihren Abbil- dungen zu schließen, bekannt, wenngleich sie nicht ganz exakt dar- gestellt wurden. Wıpmann erwähnt nur, was bereits S. 421 zitiert, beobachtete aber richtig eine alternierende Anordnung der Rhab- dome der einzelnen Reihen, was wohl auch schon GRENACHER, nach seiner fig. 26, tab. 11 zu schließen, bekannt war, wenn er dessen auch keine Erwähnung tat. Das Zustandekommen dieser „alternierenden Anordnung“ (Fig. 38) erklärt sich aus ökonomischen Gründen. Denn durch ein abwech- selndes sich ineinander Einschieben keilförmiger Zellen wird der zwischen zwei Tapetumzügen freibleibende Platz am besten aus- genutzt. Die abwechselnde Anordnung läßt sich nach unten und oben noch eine Strecke weit verfolgen (Fig. 38). Wenden wir uns jetzt den Rhabdomen zu. Seit Hxsse’s Unter- suchung (p. 445) weiß man, daß sich in jeder Retinazelle zwei einander gegenüberstehende Stäbchen finden. HENTSCHEL hat (p. 517) ein „zweiteiliges“ Stäbchen beschrieben, während GRENACHER und BERTKAU nur ein einziges sahen. Wrpmann läßt sich eingehend über die feinere Struktur dieser Gebilde aus. Ich kann ihm jedoch nur in dem, was er über ihre Form sagt, zustimmen, während, ich mich betreffs ihres feineren Baues der Hesse’schen Ansicht anschließe und mit diesem in den Rhabdomen Stiftchensäume sehe. Wie WipMANN zuerst beobachtete, stehen in dem distalen Ende jeder Zelle die Rhabdome einander dicht gegenüber, während sie proximal einen Keil bilden (Fig. 38). Keiner der früheren Untersucher, mit Ausnahme Mark’s, be- schreibt oder zeichnet in dem Tapetum der Lycosiden Kerne. Man kann diese aber mit Leichtigkeit als sehr flachgedrückt an den Seiten liegend nachweisen (Fig. 34 u. 35). Wie auch schon GRENACHER bekannt, durchbricht der Nervus Die Augen der Arachnoideen. II. 421 optieus die postretinale Membran in mehreren Ästen, die sich sofort innerhalb des Bulbus aufspalten. Einen ganz ähnlichen Bau wie die Seitenaugen der Lycosiden und Eresiden haben die der Theraphosiden. Der Glaskörper wird hier sehr hoch. Das ganze Auge erhält aber häufig — z. B. bei Avicularia, wo die Augen alle zusammen auf eine kleine Er- höhung des Thorax gerückt sind und von da nach der Seite und unten blicken müssen — eine stark asymmetrische Ausbildung. Im übrigen besteht keine nennenswerte Abänderung. Nur scheint auch bei den Seitenaugen dieser Gruppe, gerade so wie bei den Haupt- augen, die Tendenz vorhanden zu sein, das Zwischengewebe stark auszubilden. Denn auch hier finden sich hinter dem Tapetum eine ganze Menge Zwischengewebskerne Für feinere Untersuchung er- wies sich der weitaus größte Teil meines Materials nicht geeignet. An einem Präparat (Querschnitt durch einen Embryo von Avi- cularia) konnte ich deutlich erkennen, wie — ähnlich wie bei Netz- spinnen — hier der Glaskörper asymmetrisch angelegt war und das Tapetum noch eine geschlossene Schicht bildete (Fig. 34). Auf Einzelheiten der Entwicklung will ich jedoch nicht eingehen. Zwischen den beiden schon besprochenen Augentypen stehen gewissermaßen die hinteren Mittelaugen der Epeiriden. BERTKAU hat schon „die total verschiedenartige Ausbildung der verschiedenen Teile desselben Auges“ bei Æpeira richtig erkannt. Hier vereinigen sich trichter- und rostförmiges Tapetum in demselben Auge, derge- stalt, daß ein Teil der Retina sich wie ein Seitenauge der Netz- spinnen darstellt, während der andere ein rostförmig geschlitztes Tapetum aufweist. Die Retinazellen dieses Teiles jedoch ähneln trotzdem mehr denen der Sedentarier als denen der Vaga- bunden. Ihre Gestalt und ihr Verhalten beschreibt Wipmaxn (p. 304—306). Ich konnte alle seine Angaben bestätigen. Nur in bezug auf die recipierenden Elemente bin ich wieder anderer An- sicht und sehe in einer „kästchenförmigen Struktur“ (BERTKAU) keine Alveolen, sondern finde auch hier Stiftchensäume, wie überall bei Spinnen. Nebenaugen der Saltieiden. Über die Nebenaugen der Salticiden liegen nur die Angaben GRENACHER’s vor, der aber schon einige Besonderheiten, die diese haben, richtig erkannte. Was zunächst die Stellung und die Form der Augen anbelangt, so verweise ich auf die Textfigg. K, L u. O1—3. Man ersieht aus ihnen, daß die Hauptausdehnung des Bulbus der vorderen sich von 422 Lupwic SCHEURING, vorn nach hinten erstreckt und die des hinteren von hinten oben nach vorn unten gerichtet ist. Dadurch kommt eine etwas un- symmetrische Gestalt der Bulben zustande, die besonders bei dem hinteren Auge in Erscheinung tritt (Fig. 40). Dabei zeigt dieses im Gegensatz zu dem vorderen eine Hauptausdehnung in die Breite, während jenes besonders tief ist (Textfig. K u. L). Die Linse ‚bietet keine Besonderheiten. Fig. K. Schematischer Sagittal- schnitt durch das vordere Seitenauge von Salticus scenicus. Fig. L. Schematischer Sagittal- schnitt durch die beiden seitlichen Seitenaugen von Salticus scenicus. Fig. L. Den Glaskörper erkennt GRENACHER (p. 50) im wesentlichen richtig. „Sein Bau, namentlich das Verhalten seiner im Umfange gelegenen Zellen ist der gleiche wie dort“ [gemeint sind die hinteren Seitenaugen von Lycosa]; „es ist nur eine starke Entwickelung in der Richtung der Augenaxe, dagegen eine geringere Entfaltung der Die Augen der Arachnoideen. II. 423 Dicke noch hervorzuheben, wodurch seine Gesamtform eine mehr conische wird. Der Mantel des Conus bis zur Retina ist mit reich- lich Pigment versehen, das in den Hinterenden der Glaskörperzellen um den Kern herum abgelagert ist; dieses ist durch Salpetersäure zerstörbar, gegen welche das der Hypodermis sich völlig unempfind- lich erweist. Die Kerne der Glaskörperzellen sind gross und äusserst deutlich.“ Ich habe dem nur hinzuzufügen, daß besonders bei dem vorderen Auge ähnlich wie bei dem Hauptauge durch kulissenartige Anordnung von Pigmentzügen längs der Zellgrenzen (Fig. 39) der Glaskörperzellen Randstrahlen absorbiert werden können und daß die wandständigen Zellen, nach ihrem dichteren und stärker färb- baren Plasma zu schließen (Fig. 39 u. 40), eine ähnliche Wirkung haben wie die randständigen Glaskörperzellen der Hauptaugen (s. S. 406). Dann nehmen die Kerne „nach der Linse hin“ nicht ab, sondern zu. Dab GRENACHER dies nicht richtig beobachtete, hat wohl seinen Grund darin, daß hier die Zellen einen sehr starken Pig- mentbelag tragen, der ihm die Kerne verdeckte (Fig. 39 u. 40). Nach seitlich außen bildet die starke Basalmembran der Glas- körperzellen einen Teil der „Sclera“, die in die postretinale Membran übergeht. Vor der der Retina zeigt die präretinale Membran das gewöhnliche Bild (Fig. 39, 40 u. 41). „Besonders interessant ist nun die Retina.“ Die Form der- selben ist etwas verschieden; während die des vorderen Auges!) spitz konisch ist „und mit der Spitze in den Sehnerv übergehend erscheint“, ist die der beiden anderen (das mittlere Seitenauge ist nur sehr klein) mehr flach und gleicht einem abgestutzten Kegel, dessen Basis in breiter Fläche fast dem Ganglion opticum aufsitzt und von diesem aus durch mehrere Stränge (mindestens 10—12) innerviert wird (Fig. 40). In beiden Fällen aber „berührt die dem Glaskörper zugewandte Fläche anscheinend diesen nicht unmittelbar, da die Wölbung des letzteren stärker ist, als die correspondirende Aushöhlung ihrer Vorderfläche, und so eine nach der Peripherie hin sich erweiternde spaltenförmige Lücke freibleibt“. . Das Verhalten der Retinazellen, die mit ihrem Kern in ganz eigentümlicher Weise verbunden sind, erkannte GRENACHER ebenfalls richtig (p. 51). „Lange habe ich mich vergeblich abgemüht, die Lage der zu den Retinazellen gehörenden... Kerne aufzufinden, und erst der Zufall führte mich auf die Spur.... In der Region, in welcher l) GRENACHER untersucht nur dieses. 424 LupwiG SCHEURING, Glaskörper und Retina zusammenstossen, zieht ringförmig um das eanze Auge herum ein flacher breiter Wulst, der bei noch nicht entfärbten Präparaten sich durch eine besonders intensive Pigmen- tirung bemerklich macht. Nach geschehener Entfärbung erkennt man, dass derselbe unter der auch hier dem Auge zukommenden feinen Cuticula (ct) [gemeint ist der hier von den Pigmentzellen ab- geschiedene seitliche Teil der „Sclera“] gelegen ist, und fast aus- schließlich aus einer Anhäufung ganz dicht aneinandergedrängter Zell- kerne besteht... Man sieht bald, dass diese Kerne zur Retina in einer nähern Beziehung stehen, als ihre relative Lage zu derselben ver- muthen lässt. Jener spaltenförmiger Raum nämlich zwischen Glas- körper und Retina ist erfüllt von einer Unzahl äusserst feiner blasser Fäden (F, fig. 25), die lockenartig gekräuselt im Ganzen einen centri- fugalen Verlauf haben, und über deren Endpunkte bei genauer Unter- suchung kein Zweifel mehr obwalten kann. Jeder dieser Fäden entspringt nämlich am Vorderende eines Stäbchens, tritt dann, etwa rechtwinkelig umbiegend, nach aussen, und endigt im Umfange des Auges an einem Kern. Dabei treten diese Fäden bald nach vorn (über den hintern Rand des Glaskörpers), bald nach hinten (über die peripherischen Retinatheile), soweit es eben die Breite der Kernzone erfordert.... Zwischen diesen feinen Fäden... befinden sich ab und zu noch rundliche Lücken, auch ist hier und da (aber im Ganzen selten) ein Kern noch dazwischen nachweisbar, der, wie ich fast sagen möchte, nicht an den Ort seiner Bestimmung gelangte.“ Diese Schilderung GRENACHER’S besteht vollkommen zu Recht. In der Deutung der Kerne vor der Retina, die „nicht an den Ort ihrer Bestimmung gelangten“, trifft er jedoch nicht das richtige. Diese unterscheiden sich auffallend durch ihre geringe Färbbarkeit und auch durch ihre Größe und Form von den seitlich gelegenen Retinazellkernen (Fig. 39, 40 u. 41). Hier haben wir die Kerne des Pigment- oder Zwischengewebes vor uns, das sowohl die Kern- region als auch jeden Zellkörper der Retinazellen bis zu dem Nerv hin umspinnt. Denn nicht „in der geringen, jene Kerne umhüllenden Menge Protoplasma“ ist das Pigment eingelagert, da ja die Retina- zellen der Araneiden überhaupt nie Pigment tragen. Die Iso- lierung der Retinazellen erfolgt in folgender Weise (Fig. 42 u. 43). Um jede rhabdomtragende Zelle gruppieren sich immer 6 Pigment- zellschläuche. Beide nehmen dabei mehr oder weniger regelmäßige sechseckige Gestalt an. Von oben nach unten wird der Durchschnitt Die Augen der Arachnoideen. II. 425 der Polygone größer (Fig. 43). Das Plasma der Retinazellen ist entschieden stärker färbbar als das der Pigmentzellschläuche. Merk- würdig ist bei diesen ganzen Verhältnissen nur die verhältnismäßig geringe Anzahl der Pigmentzellkerne. Das Pigment ist hell- bis dunkelbraun und zeigt in der Rhab- domregion sehr starke Wanderung. Bleibt dagegen in der Kern- region an demselben Platz. „Die Stäbchen sind immer sehr deutlich, besonders in ihrem vordern Theil, wo sie der Linse gegenüber scharf abgeschnitten sind; nach hinten hin wird es weit schwieriger zu sagen, wie weit sie reichen, weil sie allmälig an Lichtbrechung abnehmen. . . . Ebenso schwierig ist der Übergang der langgestreckten Retinazellen in die Fasern des Opticus zu bestimmen. Die Stäbchen sind sehr nahe an einander gerückt, namentlich in der der Augenaxe benachbarten Region, wo sie auch eine Länge erreichen, welche die der periphe- rischen um das Doppelte etwa übertrifft; die Dicke derselben ist aber nur ganz unbedeutenden Schwankungen unterworfen. Die durch eine feine Längslinie angedeutete Zusammensetzung aus zwei Hälften ist bei stärkern Vergrösserungen ... nicht leicht zu über- sehen“ (p. 51). Die „Zusammensetzung aus zwei Hälften“ erweist sich als zwei getrennte Rhabdome, die fast die ganze Zelle erfüllen, deren genaue Struktur zu studieren mir jedoch wegen ihrer Feinheit nicht gelang. Auf Querschnitten bieten sie ähnliche Bilder wie die der Lycosiden, doch konnte ich mit Sicherheit keine Stiftchensäume erkennen, die aber ihre unruhige, dunklere Kontur sehr wahrscheinlich macht (Fig. 45). In ihrem distalen Abschnitt nahe beieinander liegend, rücken sie mit dem Breiterwerden der Zellen weiter auseinander (Fig. 43). Neurofibrillen konnte ich ebenfalls bei der Kleinheit der Elemente nicht nachweisen. Die größere Länge der Rhabdome an den Stellen deutlichsten Sehens fällt besonders bei dem vorderen Seitenauge auf, während der Unterschied bei dem hinteren nicht so stark ist. GRENACHER fand „auch im Innern der Retina noch Zellkerne.... Diese Kerne erscheinen spindelförmig, während sonst überall die der in die Bildung des Auges selbst eingehenden Zellen kugelig oder höchstens etwas länglich sind“. Wegen ihrer „in baumartig ver- ästelte Züge vertheilten Anordnung“ spricht er sie als „das Auge versorgende Blutgefässe [fig. 25 Pg (2)]* an. Da diese Kerne, die aber durchaus nicht immer „spindelförmig“ sind, sondern vielmehr 426 Lupwie SCHEURING, eine ziemlich polymorphe Gestalt haben, in einem sich verästelten, eigentiimlichen syncytialen Gewebsstrang liegen, so schließe ich mich der GRENACHER’Schen Ansicht an, obgleich ich eine Ver- bindung mit einem Körperblutgefäß nicht beobachten konnte (Fig. 39, 40 u. 41). Eine postretinale Membran, die von einigen wenigen flachen Zellen abgeschieden wird, geht nach hinten in die Nervenscheide über. Ein Tapetum nachzuweisen, glückte mir bei den Seitenaugen der Salticiden nicht. Weder zeigten bei der Beobachtung mit dem Augenspiegel am lebenden Tier die Seitenaugen dieser Arten den bekannten hell leuchtenden Glanz, noch ließen sich auf Schnitten Andeutungen eines Tapetums finden. Eine eigentümliche Struktur begegnete mir in den Seitenaugen von Xysticus und Thomisus. Hinsichtlich der Lage der Retinazell- kerne müssen die Nebenaugen der Misumenoiden in die Nähe der Salticiden gestellt werden, weil eine starke Verlagerung nach außen, besonders der zentralen Kerne, erfolgt. Jedoch scheint diese Zurseiteverlagerung nicht so vollkommen ausgeführt zu sein wie dort, da man auch neben langen blassen Pigmentzellkernen noch dunkle Kerne vor den Rhabdomen findet, die zweifelsohne als zu Retinazellen gehörig gedeutet werden müssen. Aber eine andere Eigentümlickkeit dieser Augen blieb mir un- klar. Fig. 44 stellt einen schiefen Querschnitt durch die Rhabdom- region von Xysticus sp. dar. Man sieht im fibrillären Bindegewebe sonderbare rundliche Gebilde, die in ihrer Mitte eine Zeichnung er- kennen lassen, die an pflanzliche Intercellularräume erinnert. Eine Erklärung dieser Verhältnisse vermag ich vor der Hand nicht zu geben; da mir an meinem jetzigen Aufenthalt weder Spinnen dieser Art zur Verfügung stehen, noch meine dienstlichen Verpflichtungen es zurzeit gestatten, an Hand einer größeren Anzahl neu anzuferti- gender Serien diese Strukturen zu studieren, behalte ich mir es vor, sie später nochmals eingehend zu untersuchen. Zur Physiologie des Spinnenauges. Schon: zur Zeit, da man noch allgemein die Arachniden zu den Insecten stellte, befaßte man sich mit der Frage: sind ihre einzelnen Augen denen der Insecten zu homologisieren, und welche ist ihre Wirkungsweise ? Die Augen der Arachnoideen. II. 427 Die ersten derartigen Angaben, die ich mehr wegen ihres histo- rischen Interesses zitiere, finden wir in PORTERFIELD: A treatise on the eye, Edinburgh 1759. Hier lesen wir Vol. 1 p. 95: „The first eminent Thing we found in the House-spiders were theire Eyes, which in some were four, in some six, and in some eight, according to the Proportion of their Bulk and Longity of their Legs. This Eyes are placed all in the Forefront of their Head (which is round and without any Neck) all diaphanous and transparent like a Locket of Diamonds, or a Set of round Crystal-beads etc. Neither wonder why Providence should be so anomalous in this animal, more than in any other we know of (Argus’s Head being fixed to Arachne’s Shoulder.) For Ist, Since they wanting a Neck cannot move their Head, it is requisite that Defect should be supplied by a Multiplicity of Eyes. 2dly, Since they were to live by catching so nimble a Prey as a Fly is, they ought to see her every way, and to take her per- factum (as they do) without any motion would have scarred away so timorous an Insect.“1) MÜLLER (1826) findet p. 336 u. 337 in den Augen der Spinnen eine Stütze seiner Theorie, wonach bei Tieren, die mehrere Augen besitzen, sich die Sehfelder der einzelnen Augen nicht decken dürfen. Wohl stellt er eine Überdeckung der einzelnen Sehfelder bei Epeira fest, aber da deren Größe nur gering ist, „so kann bei theilweiser Deckung keine bedeutende Störung des Gesichtes ein- treten, indem nur dasjenige Auge deutlich sieht, in dessen Sehgrenzen die Objekte geboten werden“. Dieser Ansicht schließt sich Parson (p. 127) an. Einige zum Teil recht treffende Bemerkungen macht Ducks in seinen „Observations sur les Aranéides“. Nach Ducès (1836) sind die oberen Augen analog den Ocellen der Insecten; die beiden seitlichen, die ja häufig nahe zusammen- rücken, entsprechen den Facettenaugen. Er beschäftigt sich auch mit den Sehfeldern: „La direction la plus ordinaire de ces différents Stemmates vient à l’appui de ces analogies, car in- dépendamment de leur inclinaison générale en dehors, les plus voisins de la ligne médiane ceux qui rapellent le plus les yeux simples 1) PORTERFIELD zitiert hier Angaben eines Dr. POWER aus: Ob- servat. 8, da ich aber dieses Original nicht finden konnte, gebe ich die Stelle aus PORTERFIELD wieder. 428 LupwiG SCHEURING, des insectes regardent les antérieurs en avant, les postérieurs en haut. Quant aux latéraux les antérieurs regardent en bas, les postérieurs en arrière.“ Er findet auch, daß die Blickrichtungen der verschiedenen Augen nach verschiedenen Seiten gehen und daß ein Zusammen- hang zwischen deren Ausbildung und der Lebensweise der Tiere besteht: 1. Spinnen, die in dunklen Röhren oder in Ritzen leben, haben ihre Augen dicht zusammengedrängt auf der Stirn (, Mygale, Atypus, Filistates, Clothos, Segestria und Dysdera“). 2. Solche, die sich in nur kurze Röhren zurückziehen, sonst aber ein großes Netz bauen, haben die Augen am Vorderrande des Kopfes auseinanderstehend (,,Aranea, Micrommata, Clubiona“). 3. Bei Spinnen, die sich frei in der Luft auf ihren Netzen be- finden (,Æpeira, Theridium“), stehen die Augen auf kleinen Vor- sprüngen, die eine größere Divergenz unter sich zulassen. Am aus- gesprochensten ist diese Stellung bei Thomisus, „qui se tiennent en embuscade sur les fleurs, l’ocelle latéro-postérieure du Thomise citron est tellement dirigé en arrière qu'on n’apercoit, par devant, que son support“. 4. Bei den Laufspinnen endlich (,,Salticus, Eresus, Lycosa“) sind die Augen noch zerstreuter. Spätere Forscher, die sich mit dem Bau der Spinnenaugen be- schäftigten, befassen sich nicht mit den Sehfeldern und Blickrich- tungen der einzelnen Augen. Auf einige, die Untersuchungen über ihre Sehweite anstellten, haben wir noch zurückzukommen.!) Erst PETRUNKEWITSCH machte genaue Messungen über die Sehfelder einiger junger Aviculariden und über die Änderung derselben beim erwachsenen Tier. Um die Sehfelder der einzelnen Augen der Spinnen zu be- stimmen, verfuhr ich nach der schon früher geschilderten Weise. Im ganzen protokollierte ich die Spiegelungen von 48 Arten. Ich verzichte darauf, alle’ diese Protokolle hier zu bringen, und 1) RApu (1910) scheint sich mit hierbei gehörigen Dingen zu be- fassen. Denn EMANUEL TROJAN zitiert in einer Arbeit „Das Auge von Palaemon squilla“, in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. K1., Vol. 88, p. 31 RApu: „Auch bei den Spinnen mit vollzählig entwickelten Augen betrachtet er je ein Medianauge mit zwei Nebenaugen zusammen als Doppelauge.“ Die Originalarbeit RADL’s ist polnisch und konnte deshalb von mir nicht berücksichtigt werden. Die Augen der Arachnoideen. II. 429 beschränke mich darauf, einige typische als Beispiele wieder- zugeben. Bei allen Arten mit ganz wenig Ausnahmen, wo schon die Haupt- augen allein die ganze Vorderfront des Thorax einnehmen (Attus), fallen die Sehfelder der Hauptaugen immer innerhalb der der vorderen Seiten- (Oxyptila, Xysticus, Tegeneria) oder hinteren Mittelaugen (Amau- robius, Pholeus, Ocyale), häufig in die der beiden Augengruppen (Argy- neta, Clubiona). An und für sich kommen den Hauptaugen schon binokulare Sehfelder von 15—60° zu. Und hier können wir beob- achten, dab der binokulare Sehraum um so kleiner ist, je weniger Aktivität die Tiere zeigen, und daß die Augen dieser Tiere auch die am wenigsten vollkommen ausgebildeten sind. Sowohl was Häufigkeit und Feinheit der Rhabdome und Isolierung der recipie- renden Elemente durch Zwischengewebe anbelangt, als auch was wir an Bewegungsvorrichtungen beobachten können, stimmt hier gut überein mit der Größe oder Kleinheit der Sehfelder. Eine scheinbare Ausnahme davon machen die Lycosiden, die nur eine verhältnismäßig schwache Überkreuzung der Sehfelder haben. Denn man sollte vermuten, daß gerade diese befähigt sein müßten, in einem großen Umkreis Entfernungsorientierungen vorzunehmen, und gerade sie haben binokulare Sehfelder von nur 10—15°. Aber dieses Minus wird aufgehoben durch die schlankere Form des Tieres und die weit größere Gelenkigkeit des Thorax, der gestattet Fixierbe- wegungen auszuführen. Bei Salticiden erreicht das binokulare Sehfeld der Hauptaugen wieder 70—80°. Wir haben schon S. 411ff. Gelegenheit gehabt, auf den Muskelapparat und die hohe Ausbildung - dieser Augen einzu- gehen. Dies alles ermöglicht dem Tiere im Verein mit dem beweg- lichen Thorax ein genaues Entfernungsschätzen, das sich auch aus all seinen sehr geschickten und präzisen Bewegungen erkennen läßt. Bei Segestria, wo die Hauptaugen fehlen, rücken die vorderen Seiten- augen mehr in die Mediane und erhalten hier allein nach vorn ein binokulares Sehfeld, an das sich ergänzend die übrigen anschließen. Ich sagte oben, daß die Hauptaugen innerhalb des Bereiches der vorderen Seitenaugen oder hinteren Mittelaugen liegen. Haben nun die Hauptaugen ein binokulares Sehfeld, so kommt ein solches auch den Seitenaugen zu. Überall hat das binokulare Sehfeld der Seitenaugen eine gleiche oder sehr ähnliche Erstreckung wie das der Hauptaugen. Nach hinten ist das Einzelsehfeld der nach vorn sehenden Seitenaugen 430 LupwiG SCHEURING, größer als das der mittleren Vorderaugen. An jenes schließen sich die Sehfelder der übrigen Seitenaugen derart an, daß es nicht mehr zu einer nennenswerten Überdeckung kommt, daß vielmehr eine einfache lückenlose Ergänzung der einzelnen Sehfelder stattfindet. Direkt nach hinten vermögen die Tiere nur in den seltensten Fällen zu blicken. Einzelne Werte sind aus den angefügten Protokollen zu ersehen. Die Nervi optici der Augen nehmen ihren Ursprung aus dem am oberen vorderen Ende des Gehirns gelegenen Ganglion opticum. Die Struktur desselben ist von Saınt-REemy für eine ganze Reihe von Araneidenfamilien beschrieben. Ich kann jedoch hier nicht auf alle Einzelheiten seiner Untersuchung eingehen, sondern begnüge mich mit der Feststellung der für mich wichtigen Punkte. Nach SAINT-REMY läßt das Ganglion opticum einen oberen und unteren Lappen erkennen; von dem ersteren aus werden die Hauptaugen innerviert, in den letzteren strahlen die Nerven der Nebenaugen ein. Ohne hier auf die Homologisierungs- und Analogisierungs- versuche SAINT-REmy’s einzugehen, sei nur hervorgehoben, dab beide in enger Beziehung miteinander stehen und daß auch die einzelnen „lobules“ der linken und rechten Hälfte durch eine „masse médul- laire transversale“ miteinander verbunden sind. Der Nerv der Hauptaugen zieht von dem Auge ventral zwischen dem, der zu den Seitenaugen geht — alle drei Nervenäste der Seitenaugen vereinigen sich zu einem Stamm —, zu dem oberen Teil des Ganglion opticum, nach Sarnt-Remy ohne mit dem Seitenaugennerven eine Kreuzung einzugehen. Eine solche konnte ich ebenfalls nicht beobachten. Aber die Nervenfasern strahlen so dicht neben denen der Seiten- augennerven in das Gehirn ein, daß wohl eine direkte Verbindung derselben angenommen werden darf. Ich lasse nun einige Spiegelungsprotokolle folgen. Amaurobius ferox. I. V.M.A. Binokulares Sehfeld 10—15° (schätzungsweise). H.M.A. Binokulares Sehfeld 15°. Verschwindet nach 15°, Gesamtsehfeld 20°. V.S.A. Gerade noch sichtbar — verschwinden nach 5°. H.S.A. Erscheinen nach 15°. Verschwinden nach 160°, Sehfeld 145°. II. V.M.A. Gerade noch sichtbar. H.M.A. Gerade noch sichtbar. Verschwinden nach 60°, Sehfeld 60°. IH: IT. III. H.S.A. V.S.A. V.M.A. MSA H.M.A. V.M.A. V.S.A. H.M.A. H.S.A. V.M.A. H.M.A. H.S.A. V.S.A. V.S.A. V.M.A. ELSA: H.M.A. V.M.A. V.S.A. H.S.A. H.M.A. ‚Die Augen der Arachnoideen. II. 431 Erscheinen nach 50°, Verschwinden nach 125°, Sehfeld 75°. Erscheinen nach 125°, Verschwinden nach 170°, Sehfeld 35°, Erscheinen nach 85°. Verschwinden nach 180°, Sehfeld 95°. Erscheinen nach 20°. Verschwinden nach 105°, Sehfeld 850, Erscheinen nach 80°, Verschwinden nach 230°, Sehfeld 150°. I. Argyroneta aquatica. Binokulares Sehfeld 45° (schätzungsweise).. Verschwindet nach 120°, Sehfeld 145°. Binokulares Sehfeld 50°. Verschwindet nach 125°, Sehfeld 175°, Binokulares Sehfeld 20°. Verschwindet nach 100°, Sehfeld 110°. Erscheint nach 110°, Verschwinden nach 180°, Sehfeld 70°. Binokulares Sehfeld 60—65° (schätzungsweise). Verschwinden nach 80°, Sehfeld 110°, Binokulares Sehfeld 75°. Verschwinden nach 95°, Sehfeld 135°. Erscheinen nach 60°. Verschwinden nach 90°, Sehfeld 30°. Erscheinen nach 80°, Verschwinden nach 160°, Sehfeld 80°. Erscheinen nach 25°. Verschwinden nach 120°, Sehfeld 95°. Erscheinen nach 20°. Verschwinden nach 205°, Sehfeld 185°. Zeigen sich vorübergehend bei 210°. Erscheinen nach 70°, Verschwinden nach 235°, Sehfeld 1659. Tegeneria atrica. Binokulares Sehfeld 45—50°, Verschwinden nach 75°, Sehfeld 100°. Binokulares Sehfeld 50°. Verschwinden nach 80°, Sehfeld 105°. Erscheinen nach 15. Verschwinden nach 150°, Sehfeld 135°. Erscheinen nach 20° (matt). Verschwinden nach 35°, Sehfeld 15°. 439 LuDwIG SCHEURING, Fig. N. C Bei den Figg. M, N, O sind auf dem inneren Kreis die Sehfelder der Haupt- augen, auf dem äußeren die der Neben- augen abgetragen. Fig. M. c Fig. M. Ansicht und Erstreckung der Sehfelder von Argyroneta aquatica. a von oben, b von vorn, c von der Seite. Fig. N. Ansicht und Erstreckung der Sehfelder von Tegeneria atrica. a von oben, b von vorn, e von der Seite. IN VEM.A. H.M.A. H.S.A. II. V.M.A. LE cE. V.S.A. H.M.A. H.S.A. V.M.A. V.S.A, H.S.A. V.M.A. H.M.A. H.S.A. V.S.A. V.M.A. V.S.A. H.M.A. nev MA. V.S.A. H.M.A. Die Augen der Arachnoideen. II. 433 Binokulares Sehfeld 30°, Verschwinden nach 70°, Sehfeld 85°. Binokulares Sehfeld 35°. Verschwinden nach 80°, Sehfeld 100°, Erscheinen (schwach) nach 35°. Verschwinden nach 115°, Sehfeld 80°. Erscheinen nach 25—30°. Verschwinden nach 200°, Sehfeld 170°. Erscheinen nach 25°. Verschwinden nach 125°, Sehfeld 100°, Erscheinen nach 110°. Verschwinden nach 230°, Sehfeld 120°, Erscheinen nach 230° (schwach). Verschwinden nach 245°, Sehfeld 15°, Clubiona sp. Binokulares Sehfeld 50° (schätzungsweise). Verschwindet nach 100°, Sehfeld 125°. Binokulares Sehfeld 60°. Verschwinden nach 90°, Sehfeld 120° Erscheinen nach 40°. Verschwinden nach 170°, Sehfeld 120°. Binokulares Sehfeld 30° (schätzungsweise). Verschwindet nach 70°, Sehfeld 85°, Binokulares Sehfeld 45°. Verschwindet nach 90°, Sehfeld 113°, Erscheinen nach 45°. Verschwinden nach 105°, Sehfeld 60°. Erscheinen nach 90°. Verschwinden nach 100°, Sehfeld 10°, Erscheinen nach 35° (schätzungsweise). Verschwinden nach 200°, Sehfeld 165°. Erscheinen nach 40°. Verschwinden nach 125°, Sehfeld 85°. Erscheinen nach 135°. Verschwinden nach 270°, Sehfeld 135°, Pholcus opilionides. Binokulares Sehfeld 15° (schätzungsweise), Verschwinden nach 45°, Sehfeld 53°. Schwach rötlich, Sehfelder berühren sich. Verschwinden nach 90°, Sehfeld 90°, Binokulares Sehfeld 20°. Verschwinden nach 50°, Sehfeld 60°. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 29 434 IT. IN: RE EEE V.M.A. H.M.A. H.S.A. V.S.A. V.M.A. H.M.A. H.S.A. V.M.A. V.S.A. HS. V.M.A. H.M.A. H.S.A. V.S.A. V.S.A. V.M.A. H.M.A, LupwiG SCHEURING, Binokulares Sehteld 25° (schätzungsweise). Verschwinden nach 30°, Sehfeld 42°. Binokulares Sehfeld 65°. Verschwinden nach 50°, Sehfeld 82° (schlecht festzustellen, da schon vorher H.S.A. leuchten und der Übergang zu diesen kontinuierlich ist). Erscheinen nach 30°. Verschwinden nach 120°, Sehfeld 90°. Erscheinen nach 10°, Verschwinden nach 90°, Sehfeld 80°, geht in das von H.M.A. über. Erscheinen nach 70° (schätzungsweise). Verschwinden nach 200°, Sehfeld 130°. Erscheinen nach 80°. Verschwinden nach 210°, Sehfeld 130°, geht in das von H.S.A. über. Erscheinen nach 200°. Verschwinden nach 250°, Sehfeld 50°. Oxyptila citronea. Binokulares Sehfeld 25—30° (schätzungsweise). Verschwinden nach 80°, Sehfeld 95°. Binokulares Sehfeld 35°. Verschwinden nach 90°, Sehfeld 107°. Erscheinen nach 75°. Verschwinden nach 155°, Sehfeld 80°. Sehen nicht mehr nach oben. Sehfelder beriihren sich. Verschwinden nach 55°, Sehfeld 55°. Erscheinen bei 50°. Verschwinden nach 90°, Sehfeld 40°. Erscheinen nach 70°. Verschwinden nach 125°, Sehfeld 55°. Erscheinen nach 10°. Verschwinden nach 120°, Sehfeld 110°. Erscheinen nach 20° (schätzungsweise). Verschwinden nach 170°, Sehfeld 150°. Erscheinen nach 165°. Verschwinden nach 270°, Sehfeld 105°. Xysticus niaticus. Vorderseite des Cephalothorax eckig, die großen V.S.A. auf Wülsten. V.M.A. V.S.A: Binokulares Sehfeld 30—35° (schätzungsweise). Verschwinden nach 90°, Sehfeld 105°. Binokulares Sehfeld 45°. Verschwinden nach 100°, Sehfeld 123°. H.M.A. H.S.A. i, V.M-A. H.M.A. H.S.A. V.S.A. NIT V.S.A. V.M.A. H.M.A. H.S.A. E V.M.A. H.M.A. V.S.A. H.S.A. I. 8 Fal H.S.A. LIT V.S.A, V.M.A. H.M.A. H.S.A. Die Augen der Arachnoideen. II. 435 Werden gerade noch für kurze Zeit gestreift. Erscheinen nach 100°. Verschwinden nach 185°, Sehfeld 85°. Gerade noch sichtbar. Binokulares Sehfeld 15°. Verschwinden nach 45°, Sehfeld 53°. Erscheinen nach 40°, Verschwinden nach 110°, Sehfeld 70°. Erscheinen nach 80°. Verschwinden nach 120°, Sehfeld 40". Erscheinen nach 20°. Verschwinden nach 120°, Sehfeld 1000, Erscheinen nach 30° (schätzungsweise). Verschwinden nach 180°, Sehfeld 150°. Erscheinen nach 125°. Verschwinden nach 215°, Sehfeld 90°. Erscheinen nach 2000, Verschwinden nach 260°, Sehfeld 60°. Ocyale mirabilis. Schwaches binokulares Sehfeld ca. 5—10°. Verschwinden nach 40°, Sehfeld 45°, Binokulares Sehfeld 20°. Verschwinden nach 50°, Sehfeld 60°. Erscheinen nach 10°. Verschwinden nach 80°, Sehfeld 70°. Erscheinen nach 55°. Verschwinden nach 180°, Sehfeld 125°. Schwaches binokulares Sehfeld. Verschwinden nach 60°. Sehfeld 60°. Erscheinen nach 55°. Verschwinden nach 120°, Sehfeld 65°. Erscheinen nach 25°. Verschwinden nach 85°, Sehfeld 60°. Erscheinen nach 70° (schätzungsweise). Verschwinden nach 160°, Sehfeld 90°. Erscheinen nach 70°, Verschwinden nach 225°, Sehfeld 155°. Erscheinen nach 230°, Verschwinden nach 270°, Sehfeld 40°. Salticus scenicus. Die V.M.A. sind stark entwickelt und nehmen die ganze Vorderfront des Cephalothorax ein. Die Linsen zeigen einen starken Cornealreflex von sichelférmiger Gestalt. Die iibrigen 6 Augen (Seitenaugen) zeigen jedoch keinen Tapetumglanz. Bestimmung ungenau. 29* 436 LupwiG SCHEURING, I. V.M.A. Binokulares Sehfeld 80°. Verschwindet nach 100°, Sehfeld 140°. V.S.A. Erscheinen (ohne Glanz) nach 45°. Verschwinden nach 105°, Sehfeld 60°. H.S.A. Erscheinen nach 80°. Verschwinden nach 170°, Sehfeld 90°. II. V.M.A. Sehfelder nach oben nur unbedeutend. (Das Tier macht mit dem Thorax ausgedehnte Fixierbewegungen.) H.S.A. Schwaches binokulares Sehfeld. Gesamtsehfeld ca. 110°. H.M.A. Erscheinen noch schwach sichtbar. Sehfeld ca. 40°. III. V.M.A. Sehen senkrecht nach unten. Sehfeld 180° (schätzungsweise). V.S.A. Erscheinen (ohne Glanz) nach 50°. Verschwinden nach 90—100° (schätzungsweise). H.M.A. Erscheinen nach 170°. H.S.A. Erscheinen nach 180° (schätzungsweise). Verschwinden nach 240°, Sehfeld 60°. Fig. O. Ansicht und Erstreckung der Sehfelder von Salticus scenicus. a von oben. b von vorn. e von der Seite. Die Frage, ob die Spinnen kurz- oder fernsichtig sind, ist schon früher diskutiert worden, ohne daß man hier zu einem definitiven Resultat gekommen wäre. Aus den vielen Angaben, die sich zerstreut hin und wieder in der Literatur finden, ist es un- möglich, sich eine Vorstellung darüber zu machen. Mit MÜLLER (1826) Die Augen der Arachnoideen. II. 437 sind sich weitaus die meisten Forscher, LUBBOCK, LEUCKART, GRABER, und dann in neuerer Zeit besonders PLATEAU einig, dab die Augen der Spinnen „nur myopisch sind“ und daß eine Bildwahrnehmung nur auf 3—4 cm möglich sei. Demgegenüber sprechen ihnen andere, PECKHAMm und Rarnsow, größere visuelle Fähigkeiten zu (ersterer 8—15 cm, letzterer sogar 30 cm und mehr). Ich selbst habe nur wenige einschlägige Versuche gemacht, bin aber auf Grund dieser geneigt, mich der Peckuam’schen Ansicht anzuschließen. Nach Messungen, die ich an frisch abgetrennten Linsen von Epeira, Tegeneria und Lycosa machte, fällt das Bild bei kurzem Gegenstandsabstand (1—2 cm) etwa mit dem Anfang der Rhabdom- region zusammen. Bei Zegeneria beträgt dieser 0,1166 mm. Bei zunehmendem Gegenstandsabstand bis zu 10—15 cm verschiebt sich der Bildabstand um 0,0253 mm (bei Epeira), um von da ab keine meßbaren Verschiebungen erkennen zu lassen. Die Verschiebungen liegen immer noch innerhalb der Rhabdomregion, die bei Tegeneria 0,026, und bei Epeira 0,029 mm breit ist. Wenn aber das Bild stets in die distale Zone der Rhabdome fällt, welchen Abstand auch das Objekt haben mag, so darf man wohl auch annehmen, daß das Spinnenauge infolge seiner Kleinheit und daher kurzen Brennweite auf die verschiedenen Entfernungen ziemlich gleich gut eingestellt ist. Anders verhält es sich schon bei den langgezogenen Hauptaugen von Attus. Hier ist der Ab- stand der Retina von dem Mittelpunkt der Linse weit größer. Hier muß schon eine merkliche Bildverschiebung eintreten, die aber durch die größere Länge der Rhabdome ausgeglichen wird. Diese Tiere sehen sicher auf größere Entfernungen, wie man schon aus dem Benehmen der Tiere schließen kann, die schon von weitem aufmerken, wenn die Hand sich nach ihnen ausstreckt. So- fort machen dann die Tiere durch Aufrichten des Thorax Fixier- bewegungen. Die Messungen der Bildverschiebung und des Bildabstandes sind allerdings nicht genau genug, um eine definitive Entscheidung zu erlauben, ob die Spinnenaugen kurzsichtig oder ob sie zum Teil kurzsichtig, zum Teil fernsichtig oder ob sie für alle Entfernung sehtüchtig sind. Die Messungen lassen mehr die letztere Annahme wahrscheinlich erscheinen. 438 LupwiG SCHEURING, Beobachtungen über Pigmentwanderung bei Araneiden. Eine ganze Reihe von Spinnen, sowohl Sedentarier als Lycosiden und Salticiden, wurden zur Untersuchung über Wanderung des Retinapigments verschieden lange, 1/,—2 Stunden, der grellen Sonne ausgesetzt, während andere Tiere gleiche Zeiten im Dunkeln gehalten wurden. Dann wurden sie meist in heißem absoluten Alkohol oder Formol-Alkohol-Eisessig rasch fixiert. Beide Flüssigkeiten führen bei vorher angeschnittenen Tieren fast momentan den Tod herbei. Auf diese Weise gelang es mir, z. B. bei Tegeneria, Amaurobius, Meta, Epeira, Lycosa und Attus, ein Wandern des Retinapigments festzustellen. Schon früher, 1890, beschreibt SzczawınskA (p. 556—569) „des changements dans la position du pigment dans l’obscurite et à la lumière“ bei Lycosa hortensis und Epeira diadema. Die Verfasserin verfährt bei ihren Untersuchungen aber sehr oberflächlich; ohne die morphologischen Verhältnisse zu berücksichtigen, beobachtete sie das Verschieben von 2 oder 3 Pigmentzonen zueinander. Ihre Figuren, (tab. 17 fig. 12 u. 13) sowohl als auch ihre Beschreibung sind falsch. Was man nach ihrer Beschreibung als Hellstellung ansehen müßte, ist Dunkelstellung und umgekehrt. Bei der Besprechuug der Pigmentwanderung müssen wir die der Haupt- und Nebenaugen trennen, da bei den letzteren ein die Wanderung erschwerender Faktor, das Tapetum, hinzukommt. Bei allen von mir daraufhin untersuchten Arten konnte ich Pigmentwanderung in den Hauptaugen finden, mit Ausnahme von Steatoda, wo sie ja auch völlig unmöglich ist, da Pigmentgewebe nicht zwischen die Rhabdomregion eindringt. Bei den anderen müssen wir unterscheiden zwischen den Typen, bei denen das Zwischen- gewebe gleichmäßig ausgebildet ist, und dem Typus, wo eine Sonde- rung in Pigmentzellen, die dann einen besonders starken Pigment- belag erhalten, und in gewöhnliches schwach pigmentiertes Zwischen- gewebe eingetreten ist. Im ersteren Falle, Amaurobius, Tegeneria, Meta, spielt sich eine Verschiebung der Pigmentkörner in dem ganzen Gewebe ab, in letzterem, Xysticus, Lycosa, Salticus, vollzieht sich die Pigmentwanderung hauptsächlich in den Pigmentzellen. Wird ein Tier der ersten Gruppe starkem Licht ausgesetzt, so wandern langsam Pigmentgranula nach den Zwischengewebszotten und -streifen (s. S. 393) zwischen die Rbabdome. Dagegen ist Keine Die Augen der Arachnoideen. II. 439 entgegengesetzte Bewegung zu beobachten, wenn man Amaurobius, Tegeneria, Meta aus diffusem, gewöhnlichem Tageslichte — die Tiere leben meist in Ställen und in Wohnungen an Stellen, in die selten direktes Sonnenlicht fällt — längere Zeit in vollständige Dunkelheit bringt. Bei Epeira, wo bei gewöhnlichem Lichte einige Pigment- körner zwischen den Rhabdomen liegen, kommt es auch hier zu einer schwachen Rückwärtsbewegung, und die Granula sammeln sich dann klumpig hinter den Stäbchen an. Weit ausgesprochener und viel rascher setzt die Pigmentwande- rung bei den Lycosiden ein. Bei Belichtung werden hier die um den Kern herumliegenden Teile der Pigmentzellen völlig pigment- frei, und alle Granula häufen sich zwischen den Rhabdomen an, und da Zwischengewebe sich noch vor die Rhabdome schiebt, bilden sie auch hier häufig einen dünnen Schleier. Bei gewöhnlicher, mäßiger Helle reichen Pigmentkegel zwischen die Rhabdome bis zur Hälfte ihrer Länge. In der Dunkelheit ziehen sich auch noch diese alle in die Nähe des Kernes zurück und bieten. die Rhabdome in ihrer ganzen Ausdehnung dem Lichte dar. In den proximalen Teilen des Zwischen- gewebes, in denen auch noch Pigment liegt, das eine Strecke weit sogar noch den Nerven begleitet, zeigt sich keine Bewegung. Ähnlich reagieren die Pigmentkörner des Hauptauges von Salticus. Nur legt sich in den zentralen Teilen nie Pigment vor die Rhab- dome, wohl aber legt sich von den seitlichen Pigmentzellen, die, wie wir gesehen haben, in der Hauptsache das prärhabdomäre Polster bilden, eine dünne Pigmentbedeckung über die äußeren Rhabdome. Außerdem zeigen die Pigmentkulissen des Glaskörpers eine wenn auch nur sehr schwache Pigmentwanderung. Die Zeiten, die die verschiedenen Arten brauchen, um auf den Wechsel der Beleuchtung zu reagieren, sind recht verschieden. Genaue Werte dafür zu erhalten, ist sehr schwer und erfordert viel Mühe, da man, um exakte Vergleichsresultate zu erhalten, mit gleichen Lichtintensitäten experimentieren muß, außerdem eine Unzahl Schnitte angefertigt werden müssen; ich begnügte mich deshalb mit ungefähren Angaben. Die Zeit schwankt zwischen '/, und 1 Stunde für Amaurobius und Tegeneria; 25—40 Minuten für Meta und Epeira; für Lycosiden von Mittel zur Hellstellung 10--20 Minuten; von Mittel zu Dunkel 15—25 Minuten und für Salticus Mittel zu Hell 5—10 Minuten, von Mittel zu Dunkel 10—15 Minuten. Weit weniger ausgesprochen findet eine Pigmentwanderung in den Nebenaugen statt. Hier konnte ich bei Steatoda, Amaurobius, 440 LupwiG SCHEURING, Tegeneria und Meta, die alle Augen mittrichterförmigem Tapetum haben, vor und in der Rhabdomregion nie Pigment finden. Es ist auch kaum möglich, daß, da das prärhabdomäre Zwischengewebe mit dem post- rhabdomären nur an den Seiten des Augenbechers in Verbindung steht — s. S. 416 —, Pigmentkörner auf diesem Umwege wandern. Die Rhabdome der Nebenaugen sind bei diesen Arten also schonungs- los den Sonnenstrahlen ausgesetzt, was jedoch bei der Lebensweise der Tiere, die zum Teil wie Amaurobius und Tegeneria ausgesprochene Nachttiere sind oder wenigstens wie Steatoda und Meta immer an Stellen leben, die selten direkte Sonnenbestrahlung haben (in Ställen, Kellern) wenig oder gar nicht ins Gewicht fällt. Auch die Pigment- wanderung in den Hauptaugen dieser Arten geht ja sehr langsam vor sich. Anders mit den ,Nebenaugen“ der Lycosiden, Eresiden und Salticiden. Bei den beiden ersteren drängt sich, wie wir S. 420 gesehen haben, zwischen je zwei Retinazellen auch ein feiner Zwischengewebs- strang durch einen Tapetumspalt. Auf diesen schmalen Straßen nimmt postrhabdomäres Pigment seinen Weg, um bei greller Be- leuchtung in die Rhabdomregion einzuwand@rn und sich bis zu deren distalem Ende zwischen die einzelnen Stäbchen zu legen. Nie konnte ich aber beobachten, daß ein Lichtschirm auch vor den Rhabdomen sich ausbreitet. Im Dunkeln zieht sich das Pigment hinter das Tapetum zurück oder bildet nur noch direkt vor ihm kurze, dichte, dunkle Zapfen um die proximalen Stäbchenenden. Die Zeiten, die die Granula zu ihrer Wanderung brauchen, sind un- gefähr die gleichen wie bei den Hauptaugen. Bei Salticus, wo es mir nicht gelang, einen Tapetumrost zu finden, gehen die Bewegungen rascher und exakter vor sich, ähnlich wie wir dies bei den Hauptaugen sehen. Einige Bemerkungen über Homologien der Augen der verschiedenen Arachnoidengruppen. Es hat bisher nicht an Versuchen gefehlt, die verschiedenen Augentypen miteinander zu homologisieren. Um eine Übersicht über alle zu dieser Frage geäußerten Ansichten zu geben, lasse ich eine vollständige Aufzählung der hierfür in Betracht kommenden Arbeiten folgen. In den meisten Fällen habe ich darauf verzichtet, zu den einzelnen Theorien Stellung zu nehmen, und nur hin und wieder Die Augen der Arachnoideen. II. 441 sind Einwürfe gemacht. Wenn auch den entwicklungsgeschicht- lichen Arbeiten ein großer Raum zugestanden wurde, obgleich ich nicht imstande war hier neue Tatsachen beizubringen, so erklärt sich dies daraus, daß die meisten Theorien auf ontogenetischen Grundlagen aufbauen. Wenn ich versuche auf Grund meiner Befunde neue Homologie- reihen aufstellen, so weiß ich wohl, daß diese noch nicht als völlig gestützt betrachtet werden können. Besonders bedürfen sie noch der entwicklungsgeschichtliche Nachprüfung, die ich mir für später vorbehalte. LANKESTER u. BOURNE (1883, p. 207) vergleichen das zentrale Auge von Limulus mit den Mittelaugen der Scorpioniden. Ihre Ansicht über die Verwandtschaft der beiden werden wir noch später eingehend kennen lernen; ich will mich deshalb hier darauf be- schränken festzustellen, daß sie beide Organe als homologe Gebilde betrachten. Locy (1886, p. 87 ff.) beschäftigt sich eingehend mit der Ent- wicklung der Augen der Spinnen. Für die Hauptaugen beschreibt er ausführlich die Invagination einer verdickten Epidermispartie. Und auch für die Seitenaugen findet er, daß sie sich genau in der- selben Weise entwickeln wie die Hauptaugen. Aber die eingefalteten Partien erleiden nicht dieselben Umwandlungen wie dort: „In the first place, the two layers remain permanently separated by the development of a much folded chitinous layer . . . [gemeint ist das Tapetum|, secondly, while the retina is developed as in the anterior eyes, from the cells of the inverted portion of the infolded region, the bacilli do not arise in the ends of the cells which adjoin the vitreous body, but at the opposite or posterior ends . . . (Clearly however the retina is developed out of the middle layer, as in the previous case).“ BERTKAU (1886, p. 628) schließt sich der Ansicht Locy’s an, wonach in der Bildung der Haupt- und Seitenaugen kein Unterschied zu konstatieren ist. Die „dem Lichte abgewandte Stellung der Stäbchen“ erklärt er als durch die Ausbildung eines Tapetums bedingt. Er will „die jetzt das Tapetum entbehrenden Arten... von Arten mit Tapetum“ ableiten. Mark (1887) behandelt in einer ausführlichen Arbeit die ein- fachen Augen der Arthropoden. Von seinen Ausführungen, die sich mit den möglichen Bildungsweisen der einfachen Augen, sowohl der einschichtigen als auch der dreischichtigen, befassen, interessieren uns 442 LupwiG SCHEURING, nur die, die von den Ocellen der Spinnen. und Scorpione handeln. Hier betont er ausdrücklich die Tatsache, daß auch die Seitenaugen der ersteren aus einer Inversion hervorgehen (s. Locy) und deshalb nicht mit den Seitenaugen der Scorpione homologisiert werden können. Die Tatsache, daß bei den Seitenaugen die Stäbchen proximal aus- gebildet werden, erklärt er aus dem Vorhandensein eines Tapetums, dem er als Erster celluläre Natur zuschreibt, und sieht diese Art der Rhabdombildung als eine sekundäre an, die sich aus der Inversion eines schon funktionierenden Auges ergeben habe. Die Innervation der Retinazellen ist ebenfalls keine ursprüngliche. (Wir hatten ja schon Gelegenheit diese Behauptung als zutreffend anzuerkennen.) PARKER (1887, p. 201) konstatiert die „striking similarity in the structure and development of the median eyes in scorpions and the anterior median eyes in spiders“. Bezüglich der Inversion der beiden Augen schließt er sich der Ansicht von Mark an, wonach die Inversion derselben sich zu einer Zeit vollzogen habe, da = Augen schon funktioniert hätten. Nach KorscHELT u. Heer (1890, p. 597) „müssen wir“ die Augen der Arachniden „für zusammengesetzte Augen halten, wenn auch nur für reducirte“. Die relativ einfachsten Verhältnisse zeigt das Seitenauge der Scorpioniden. Aber obwohl dieses die Merkmale eines einfachen Auges hat, so ist es doch wegen seines inneren Baues und „seiner auffallenden Übereinstimmung“ mit den Seiten- augen von Limulus „nicht als ein solches anzusehen“. Dort sind (Warase) eine Anzahl Ommaditien-ähnlicher Einzelaugen unter einer Linse vereinigt. Beim Scorpion sind „jederseits mehrere Seitenaugen vorhanden. Von diesen ist jedes als ein Complex von Einzelaugen aufzufassen, und alle zusammen entsprechen einem Seitenauge des des Limulus.“ Dagegen zeigen sowohl die Mittelaugen von Limulus als die der Scorpioniden einen mehrschichtigen Bau. Infolge dieser Mehrschichtigkeit können sie nicht auf die Seitenaugen zurückgeführt werden, „obwohl beide Augen andererseits grobe Übereinstimmung mit einander zeigen. Beide, sowohl die Seiten- wie die Mittelaugen des Scorpions erscheinen als zusammengesetzte Augen, welche aber, die einen mehr, die anderen weniger, die Tendenz zum Zerfall der Einzelaugen und zur Bildung eines einheitlichen Auges erkennen lassen.“ Dieser Tendenz weiter folgend sind die Augen der Spinnen auf der Stufe angelangt, bei der „die Einzelaugen als solche gar nicht oder kaum mehr zu unterscheiden sind“. Es müssen demnach die Augen der Araneiden als höher entwickelt angesehen werden, Die Augen der Arachnoideen. II. 443 „als sie esihrem Bau nach zu sein scheinen“. In ihrer Entwicklung zeigen sie „die grösste Übereinstimmung mit den Augen (und zwar den Mittelaugen) der Scorpione, abgesehen davon, dass sie sich auch durch ihre Lage als homologe Bildungen zu erkennen geben.“ Die Mehrschichtigkeit derselben entsteht durch einen Einfaltungsprozeb; und schon deshalb ist KORSCHELT geneigt „auch das Spinnenauge als zusammengesetztes Auge zu betrachten“. Einen weiteren Grund für diese Annahme glaubt er in der Zweiteiligkeit der Stäbchen des Spinnenauges sehen zu dürfen (GRENACHER). Was die Beziehungen der einzelnen Paare der Spinnenaugen zueinander anbetrifft, so steht der Annahme, in den vorderen Mittelaugen der Spinnen Homologa zu den Hauptaugen der Scorpione zu sehen, gegenüber, daß auch die hinteren Mittel- und die Seitenaugen „ungefähr den gleichen Ent- wicklungsgang aufweisen, wie die vorderen Mittelaugen, während die Seitenaugen der Scorpione auf sehr einfache Weise gebildet werden. Daher möchte man eher sämmtliche Augen der Spinnen auf einen Zerfall der Mittelaugen in einzelne Complexe zurückführen, wie er in ähnlicher Weise für die Seitenaugen des Scorpions an- genommen wurde.“ In diesem Falle würden Seitenaugen den Spinnen gänzlich fehlen. Bei der Einfaltung der Arachnidenaugen erfahren die Elemente der Retina eine Umordnung: „der früher nach aussen gekehrte Theil der Zellen, ist jetzt nach innen gerichtet. Er trägt die Stäbchen und behält sie auch bei den sog. Nebenaugen .... der Spinnen.“ Betreffs der Innervierung irren aber die Angaben von BERTKAU, die den Ausführungen zugrunde gelegt sind, und machen somit auch diese hinfällig. Bei den Hauptaugen haben die einzelnen Elemente neben einer Umlagerung auch noch eine Umformung er- fahren; die Stäbchen werden hier an der distalen Seite der Retina- zelle ausgebildet. Als Grund für das Unterbleiben dieser Umformung glaubt KorscHELT ebenfalls (mit BERTKAU und Mark) das Tapetum der Seitenaugen ansprechen zu dürfen. Nach KisxiNouye (1891 u. 1893) ist „the development of the posterior median eyes connected with that of the brain“ (91, p. 83) und von der Entwicklung der übrigen Augen, die ebenfalls ihrem Ursprung nach dermal sind, völlig verschieden. In der zweiten Arbeit jedoch versucht KisHINouyE die Seitenaugen der Spinnen mit dem zusammengesetzten Auge ihrer Vorfahren — er sieht diese in Limulus und Verwandten — zu homologisieren. „I am inclined to believe that ... the lateral eyes of the spiders are separated, 444 LupwiG SCHEURING, enlarged, and modified ommatidia of a compound eye of their an- cestor.“ KisHINOUYE findet nämlich jetzt, daß „all the lateral eyes of spiders, ...arise from a common thickening of the epiblast on each side at the posterior external corner of the lateral vesicle. ... The thickening is slightly invaginated and consists of cells arranged in many irregular rows“. Nach der Reversion differen- zieren sich diese Kernreihen in drei Gruppen, die den retinalen Teil des Auges bilden. Auf späteren Stadien werden diese verdickten Partien, die urspriinglich im Verbande der Hypodermis liegen, durch eine ringförmige Furche von dieser losgeschniirt, tiefer gelagert und von dem umliegenden ectodermalen Gewebe wieder überwachsen, das auf diese Weise den Glaskörper bildet. Da Parker auch bei Scorpioniden schon eine gemeinsame Anlage (Verdickung der Hypo- dermis) für die Seitenaugen gefunden hatte und da außerdem die Zahl der Seitenaugen bei Spinnen und Scorpioniden eine wechselnde ist, sieht KISHINOUYE seine Annahme genügend gestützt. Den Grund für die Aufspaltung der Ommatidien der zusammengesetzten Augen in einfache glaubt er in einer Veränderung der Lebensbe- dingungen zu finden, die darin bestanden haben soll, daß das Tier seine umherlaufende Lebensweise aufgab und seine Beute im Hinter- halt liegend erwarb. PurceLzz (1894, p. 43—45) findet, daß die Augen der Phalan- giden „am ehesten mit den Augen der Scorpioniden übereinstimmen; d. h. mit den Hauptaugen, denn die Seitenaugen „haben kein Ho- mologon bei den Phalangiden“. Die Entwicklung der Mittelaugen dagegen „verläuft... in ganz ähnlicher Weise wie bei den Augen der Phalangiden“, d. h. durch Inversion (PARKER, LANKESTER U. Bourne). Außerdem scheint ihm für diese Homologie die Tatsache zu sprechen, daß sowohl hier wie dort eine Rhabdombildung aus 5 Zellen eintritt. Was echte Spinnen anbetrifft, so läßt PuRrcELL im Anschluß an PATTEn und KISHINOUYE — es war ihm anscheinend nur dessen erste Arbeit bekannt — und an einige eigene Untersuchungen die Seitenaugen aus einer „becherförmigen ectodermalen Einsenkung entstehen“. Sie sind deshalb denen der Scorpioniden gleichzustellen; die Hauptaugen der Spinnen dagegen sind (Mark, Locy, PATTEN, KIsHINOUYE und KoRSCHELT U. HEIDER) echte inverse Augen und aus drei Schichten aufgebaut. Es kann deshalb nicht zweifelhaft sein, daß diese den Phalangidenaugen homolog sind. Bestärkt wird PurCELL in seiner Ansicht noch dadurch, daß er in den randstän- digen, den ganzen Umkreis der Retinazelle umfassenden Rhabdomen Die Augen der Arachnoideen. II. 445 einiger Vogelspinnen, die sich mit denen der anliegenden Zelle ver- einen, eine echte Retinulabildung erblickt. PurceLLn kommt zu dem Schluß, „daß die vorderen Mittelaugen der Spinnen, die Augen der Phalangiden und die Mittelaugen der Scorpione, sowie jedenfalls die Mittelaugen von Limulus eine Reihe von homologen Gebilden dar- stellen, welche durch eine invertierte Retina mit Retinulae oder wenigstens Rhabdomen charakterisiert sind“. BRAUER (1895) beschäftigt sich in seinen „Beiträgen zur Kenntnis der Entwicklungsgeschichte des Skorpions, II“ auch mit der Ent- stehung der Augen (p. 421 ff... Die Mittelaugen legen sich gleichzeitig mit dem Gehirn an. Hinter der Scheitelgrube grenzt sich eine Ecto- dermverdickung gegenüber der Gehirnanlage ab. Die Stärke dieser /erdickung ist nicht gleichmäßig, sondern die dem Gehirn an- liegenden Teile sind schmäler als die vorderen. Hier geht die Ver- dickung kontinuierlich in die Hypodermis über, „wird aber auch gegen diese durch eine Einknickung schärfer abgegrenzt“. Nach einer Zellvermehrung erfolgt eine Bewegung der ganzen Anlage. „Der hintere Theil beginnt sich zu erheben, während der vorderste seine Lage beibehält und dadurch erhält die oberflächliche vorher ganz glatte Verdickung eine konkave Einstülpung. ... Die Er- hebung setzt sich ... noch weiter fort, so dass bald die Verdickung zu der Oberfläche der Kopflappen nicht mehr wie früher parallel liegt, sondern auf diesen senkrecht steht.“ Weiter wird dann der oberste Teil gegen den Mund zu umgekippt, bis die Verdickung dem Kopflappen aufliegt. Durch diese Bewegung werden die Schichten der Verdickung völlig entgegengesetzt gelagert, „was zuerst aussen lag, liegt innen“ (p. 422). ... Die Verdickungen sind die Anlagen der Mittelaugen, und durch die Umkehrung erfolgt die Inversion. Die Seitenaugen bilden (p. 423) sich aus einem schmalen Wulst jederseits am Kopf (LANKESTER, PARKER, KOWALEVSKY U. SCHULGIN). Es ist dies eine einfache Ectodermverdickung, die aber keine In- version erleidet. Eine ähnliche Bildungsweise wie die Hauptaugen der Scorpione haben die Mittelaugen der Pedipalpen. Nach PEREYASLAWZEWA (1897 u. 1901) differenzieren sie sich aus dem vorderen, oberen Teil der Gehirnanlage, und nach Goucx (1902) vollzieht sich die Bildung der Augen der Pedipalpen so, wie sie Braver für die Scorpioniden beschreibt. HENTSCHEL (1899) sieht die Hauptschwierigkeit bei der Homo- 446 Lupwie SCHEURING, logisierung der sogenannten Hauptaugen der Spinnen mit den einfachen Augen anderer Tiergruppen in dem Umstand, „dass die Stäbchen in den Retinazellen ... nicht an den ursprünglich (in der Epidermis) nach aussen gerichteten, sondern an den innern, dem Licht ursprüng- lich abgewandten Zellenden liegen. Erst in Folge einer Einstül- pung kommt die betreffende Schicht in eine Lage, die dennoch die sich ausbildenden Stäbchen dem Lichte zugewandt sein lässt“ (p. 513). Die Entwicklung der Hauptaugen beginnt damit, daß sich an dem vorderen: Ende eine von unten nach oben gerichtete taschenförmige Einstülpung bildet, deren äußere Wand sich an das davor liegende Epithel anlegt, sich verdickt und nach der Inversion und ihrer völligen Abschnürung die Retina bildet. Die hintere Wand hat sich in der Zwischenzeit stark verdünnt und wird zur postretinalen Membran. Aus der außerhalb der Retina in ihrer ursprünglichen Lage verbleibenden Schicht entwickelt sich der Glaskörper. Parallel der Inversion läuft eine Verschiebung des Augennerven, der nicht mehr am hinteren Ende in die Zelle eindringen kann, sondern die Einstülpung mitmachen muß und nun in einem Bogen von dorsal her in die Retina mündet. (Vel. hiermit die weiteren Verschie- bungen der Nerveneintrittsstelle bei den Lycosiden.) Bezüglich der Nebenaugen gelangt HENTSCHEL zu anderen Re- sultaten als Locy und Marx. Die ersten Anlagen des zukünftigen Auges stellen sich als eine schwache, „von einem ringförmigen Graben begrenzte Einsenkung“ dar, die von den Rändern allmählich überwachsen wird, „so dass sie diese mehr und mehr überdecken“ (p.525). Diese Überwucherung, aus der der Glaskörper entsteht, ist keine gleichmäßige, sondern erfolgt hauptsächlich von der dorsalen Seite her. Inzwischen „vertieft sich allmählich der zwischen diesem Rand- epithel und dem Boden der Einsenkung entstehende ringförmige Graben zu einem tiefen Spalt, einer engen, den Boden der ursprüng- lichen Einsenkung umgebenden Tasche, die sich in der Weise ein- stülpt, daß sie sich mehr und mehr unter der Einsenkung zusammen- wölbt und diese nach innen abschliesst“ (p. 525). Aber auch diese Spaltbildung erfolgt nicht gleichmäßig von allen Seiten her, sondern vorherrschend von der ventralen, „also in gerade entgegengesetzter Richtung zu der stärksten Überwachsung“. Es hat fast den An- schein, als ob dadurch der ganze Augenbecher von ventral her unterwölbt würde. „Die in der angegebenen Weise nach innen vordringende Einstülpung schliesst sich am Grunde des Auges, soweit dies der dort eintretende Nervenstrang gestattet .... zusammen“ Die Augen der Arachnoideen. II. 447 (p. 525). Aus den beiden auf diese Weise unter die Retina gelangenden Zellenschichten bilden sich das Tapetum und die postretinale Mem- bran. Die Zellen der eingesunkenen Partie haben in der Zwischen- zeit an ihrem proximalen Ende Stäbchen ausgebildet. An die distalen Enden der Retinazellen treten die Nervenfasern heran. Vergleicht man diese Darstellung mit den Befunden von Locy und Mark, so fällt es hier nicht schwer, vereinende Gesichtspunkte zu finden. Es fragt sich nämlich nur, inwieweit die Bildungsweise der Seitenaugen nach der Darstellung und den Schemata von HENTScHEL nicht auch als auf einer Inversion beruhend aufgefaßt werden kann. Die Unterwachsung der Retina von unten her und die Überwachsung derselben von dorsal legt den Gedanken an eine Invagination ohne Invaginationshöhle recht nahe. Lana (1905, p. 482) vergleicht die Hydrachnidenaugen mit den Seitenaugen der Scorpioniden und findet eine weitgehende Überein- stimmung in dem Bau der beiden. Sowohl in der Entwicklung als auch in der Rhabdombildung zeigen sich weitgehende Homologien, selbst die perineuralen Zellen (PARKER) findet Lane wieder. SCHIMKEWITSCH (1903 u. 1906 p. 654f.) beschäftigt sich in zwei Arbeiten mit der Entwicklung der Augen der Pedipalpen (Zhelyphonus) und fügt einige Betrachtungen allgemeiner Natur an. Er findet, daß die Medianaugen „in Gestalt von Vertiefungen an der unteren Oberfläche des Stirnfortsatzes der Larve entstehen“ (p. 65), und sieht in diesem Stirnfortsatz das Verschmelzungsprodukt einer paarigen Falte, wie sie PEREYASLAZEWA bei anderen Pedipalpen beschreibt und wie sie auch von Scorpioniden bekannt sind. „Der Umstand, daß dieser Fortsatz ... in Beziehung zu der Entwicklung der Augen steht“ (p. 65), läßt SCHIMKEWITSCH in ihm ein Homologon zu dem Augenstiele der Crustaceen sehen. Aus dieser Annahme ergibt sich für ihn: „Erstens sind die Seitenaugen bei den einen Arachniden invertiert, bei anderen dagegen nicht invertiert. Zweitens sind die Vorderaugen bei den Araneida und Scorpionida eigentlich nicht invertiert, indem ihre Stäbchen nach außen zu vor den retinalen Kernen liegen, allein der Nerv tritt zu einem solchen Auge anfänglich nicht von der unteren Seite des Auges, sondern an die hintere Seitenfläche desselben heran und kann erst später an die Oberfläche verlagert werden, wie dies aus den Beobachtungen und Erwägungen von PARKER, MARK und KorsCHELT (1890) hervorgeht“. ... Es sind nach SCHIMKEWITSCH „die medianen Augen von Zhelyphonus ebenso wie die medianen Augen der Scorpioniden und die vorderen medianen Augen der 448 LupwıG SCHEURING, Araneida, von dem nicht invertierten Typus; ebenso sind die Seiten- augen bei Z’helyphonus, gleich den entsprechenden Augen der Scor- pionida, ebenfalls nicht von dem invertierten Typus“ (p. 65). Da- gegen gehören aber die Seitenaugen der echten Spinnen dem in- vertierten Typus an. Den sukzessiven Übergang eines nicht in- vertierten Auges in ein invertiertes haben schon PARKER, MARK und KorscHELT dargestellt. Danach ist es möglich zu unterscheiden zwischen „primär nicht invertierten Augen (Seitenaugen der meisten Arachniden) und sekundär nicht invertierten Augen (mediane Augen der Scorpioniden und Pedipalpen und vordere Augen der Araneida)“. Um diese Annahme zu begründen, nimmt SCHIMKEWITSCH (p. 67) an, „daß die Augen der Arachnida ursprünglich auf einem Augen- hügel lagen, welcher wahrscheinlich das Resultat der Verschmelzung eines Paares von Augenstielen darstellte“. Einen solchen ursprüng- lichen Augenstiel sieht er in dem Augentürmchen der Pantopoden, auf dem vier invertierte Augen, zwei vordere und zwei hintere, sitzen. Der augentragende Vorsprung auf dem Cephalothorax der Phalangiden und Solifugen ist schon schwächer ausgebildet. Die Rückbildung des Türmchens in die flache Erhebung des augentragenden Teiles des Thorax der Araneiden, Scorpioniden und Pedipalpen ist nach SCHIMKEWITSCH „wahrscheinlich in der Weise vor sich gegangen, daß das Hügelchen mit seiner vorderen Fläche an das Integument anwuchs und mit demselben verschmolz“. Durch dieses Umkippen kamen die vorderen Augen zwischen die jetzige Unterseite des Türmchens und den Thorax zu liegen, von wo sie wieder nach der dorsalen Fläche des Tieres wanderten und „wo sich an der Stelle ihrer Berührung mit dem Integument neue Linsen gebildet haben“. Bei dieser Wanderung sollen sich in die invertierten Augen in nicht invertierte umgewandelt haben. Die hinteren Augen, die, da sie nicht wanderten, auch keine Umwandlung durchmachten, sind bei den Scorpioniden und Pedipalpen verschwunden und nur bei den Araneiden erhalten geblieben. Demnach hätten also die „mittleren Augen der Scorpionida und der Pedipalpa, sowie die vorderen Augen der Araneida ... während ihrer phylogenetischen Entwick- lung drei Stadien durchgemacht: ein primäres nicht invertiertes Stadium, ein invertiertes Stadium und endlich ein sekundäres nicht invertiertes Stadium“ (p. 69). Als Grund für das Anwachsen des Augentürmchens an den Thorax führt ScHIMmKEwITscH die starke Zunahme der Augen- ganglien an. Die Augen der Arachnoideen, II. 449 SOKOLOW (1911, p. 375) hält es bei einem „Vergleich der Panto- podenaugen mit den Augen anderer Arthropoden“ für „richtiger, die Pantopoden als eine selbständige Gruppe zu betrachten“, und nicht auf Grund des Augenbaues Verwandtschaften mit den Arachniden suchen zu wollen. Eine „gewisse Ähnlichkeit“ mit den Nebenaugen der Spinnen ist wohl zu finden. Diese aber von jenen abzuleiten, unterläßt er. Auch in bezug auf den Bauplan der beiden Augentypen ist er nicht mit SCHIMKEWITSCH derselben Ansicht. Während jener die Augen der Pantopoden mit Rücksicht darauf, daß die Kerne der Retina vor den Stäbchen liegen, als invertiert ansieht, glaubt SokoLow ihnen konverten Bau zuschreiben zu müssen (p. 373). Dann würde, wenn die Hypothese von SCHIMKEWITSCH richtig wäre, die Ausdrucksweise umgeändert werden müssen und die nach SCHIMKEWITSCH nicht in- vertierten Augen würden zu inverten; die ganze Umbildung selbst stellte sich aber als wesentlich einfacher heraus. Diese Augen haben dann „wahrscheinlich nur zwei Stadien durchgemacht: ein kon- vertiertes (nicht invertiertes) und ein invertiertes Stadium.“ Wıpmann (1907 u. 1908) will die Ausdrücke Haupt- und Seiten- augen nicht auf die Augen der Spinnen übertragen und schlägt aus „anatomischen, biologischen und besonders ontogenetischen Gründen“ die Bezeichnungen „inventierte Augen für die beiden vorderen Mittelaugen (Hauptaugen)“ und „vertierte Augen für die übrigen sechs Augen“ vor. Diese Ausdrücke sollen einen Hinweis auf die Ent- stehung enthalten und „sind hauptsächlich nach der Entwicklung der Augen“ gewählt. Diese Benennungen sollen auch „auf die Ocellen der übrigen Arachnoideen passen, da fast überall außer zwei invertierten Augen noch mehrere convertierte vorkommen, so- weit die Entwicklungsgeschichte bekannt ist“ (p. 265). Die in- vertierten Augen der Arachniden sind nach Wınmann alle durch Inversion aus der Hypodermis hervorgegangen, während die kon- vertierten lediglich einer Einsenkung ihre Entstehung verdanken (vgl. HentscHheL). Wie die Augen der übrigen Arachniden nach dieser Nomenklatur zu benennen wären, gibt Wıpmann nicht an. Da die Entwicklungsgeschichte der Augen selbst bei den oft unter- suchten Spinnen immer noch nicht klar ist, so kann auch diese Nomenklatur, wenigstens vorderhand, nicht angenommen werden. Porıcz (1908, p. 61—65) geht bei seinen Betrachtungen über die Verwandtschaft der Scorpionenaugen mit denen der Arachniden und den Ocellen der Insecten von seiner Ansicht aus, nach der auch die Seitenaugen der Scorpione durch eine Inversion entstehen. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 30 450 LupwiG SCHEURING, Wir haben schon früher gesehen, daß die Ansicht von einem drei- schichtigen Bau dieser Organe irrig ist. Es sind damit auch alle die daran anknüpfenden theoretischen Erwägungen überflüssig. Sehen wir uns nochmals alle die verschiedenen Auffassungen genauer an, so werden wir finden, daß bis jetzt die, die in den Hauptaugen der Scorpione, der Pedipalpen, der Spinnen und der Phalangiden eine homologe Reihe sah, noch keinen Widerspruch er- fahren hat. Weiter ist dann auch die von Lane betonte Homologie der Seitenaugen der Scorpione mit den Augen der Pseudoscorpione noch nicht angezweifelt worden. Es wurden bisher homologisiert : 1. Die Hauptaugen der Scorpioniden: a) mit den Mittelaugen von Limulus LANKESTER u. BOURNE, KORSCHELT u. HEIDER, b) mit den Mittelaugen der Spinnen Marx, PARKER, BERTKAU, PURCELL, POLICE, WIDMANN, c) mit den Seitenaugen der Scorpioniden (beide Degeneration eines zusammengesetzten Auges) KORSCHELT u. HEIDER, d) mit den Augen der Phalangiden PURCELL, WIDMANN, e) mit den Hauptaugen der Pedipalpen BRAUER und PEREYASLAWZEWA, f) mit den Mittelaugen der Spinnen und Pedipalpen SCHIMKEWITSCH, 2. Die Seitenaugen der Scorpioniden: a) mit den Augen der Hydrachniden Lang, b) mit den Seitenaugen der Spinnen BERTKAU, HENTSCHEL, WIDMANN, c) mit den Seitenaugen der Pedipalpen BRAUER, PEREYSLAWZEWA, SCHIMKEWITSCH, d) mit den Hauptaugen der Scorpioniden POLICE. 3. Die Mittelaugen der Spinnen: a) mit den Seitenaugen der Spinnen Locy, Mark, BERTKAU, PARKER, HENTSCHEL. Die Augen der Arachnoideen. II. 451 Die Herkunft der Arachnidenaugen wollen wir aus dem Kreise unserer Betrachtung ausschließen, da mir, um diese Frage zu er- örtern, die nötigen vergleichenden Untersuchungen fehlen. Wohl möchte ich aber eine Reihe von Augentypen in anderer Weise mit- einander homologisieren, als dies bisher geschah. Feststehend ist die Homologie der Mittelaugen der Scorpioniden mit den Mittelaugen der Pedipalpen. Hierfür brachten auch meine Untersuchungen neue Beweise. Als Fortsetzung dieser Reihe jedoch auch die Mittelaugen der Spinnen anzugliedern, wie dies bis jetzt getan wurde, scheint mir nicht richtig. Vielmehr be- steht nach meinen Befunden eine viel größere Verwandt- schaft der Mittelaugen der Scorpioniden und Pedi- palpen mit denSeitenaugen der Araneiden als mit den Hauptaugen derselben. Man wird mir einwerfen, die Seitenaugen der Spinnen hätten ein anderes Tapetum als die Hauptaugen der Scorpione. Doch darf man der Ausbildung eines Tapetums keine allzu große Bedeutung beimessen. Fehlt es doch den Augen der Pedipalpen ganz, die im übrigen denen der Scorpione völlig gleichen. Ferner fehlt es auch unter den Spinnen einer Gruppe, den Attiden und Salticiden, während es bei den Lycosiden und Misumenoiden seiner Auf- lösung entgegengeht. Man könnte ferner einwenden, daß bei den Spinnen die Lage des Kernes eine präbacilläre ist und daß bei den Scorpioniden und Pedi- palpen der Kern der Retinazelle hinter dem Rhabdom liegt. Hier erhält jede Zelle ihre recipierenden Elemente, dort treten immer eine Gruppe von Zellen zusammen und bilden ein gemeinsames zentrales Rhabdom. Die Lage des Kernes aber zu dem recipierenden Teil bietet gerade die Stütze für meine Behauptung. Wir haben gesehen, daß bei Xysticus und Salticus eine weitgehende Verlagerung des Kernes nach außen von dem recipierenden Teil der Retinazelle erfolgt und daß dabei sogar einige Kerne noch proximal von der Rhabdomregion zu liegen kommen. Bei den Scorpioniden und Pedipalpen konnten wir nun feststellen (Vol. 33, p. 562), daß man in der Retinazelle vier Abschnitte zu unterscheiden hat. Es erweckt dort den Anschein, als ob der rhabdomtragende Teil der proximale sei und als ob die übrigen drei nach hinten umgebogen seien, wodurch die ursprünglich proximale recipierende Region zur distalen wurde und der Kern scheinbar eine postbacilläre Lage erhielt. Mit dieser Anschauung vertragen sich die Innervierungsverhältnisse sehr gut. Bei den Scorpionen und 30* 452 Lupwic SCHEURING, Pedipalpen läuft der Nerv dem unteren Teil der Retinazelle entlang, um kurz vor dem Rhabdom in die Zelle einzutreten. Bei den Seiten- augen der Spinnen konnte ich nicht mit vülliger Sicherheit fest- stellen, ob die Nervenfasern proximal vom Rhabdom in die Zellen eintreten oder ob sie zunächst an diesem vorbeiziehen und erst an seinem distalen Ende sich mit ihm verbinden. Jedoch habe ich aus meinen Präparaten mehr den Eindruck, als ob ersteres der Fall sei. Auch die Retinulabildung in den Hauptaugen der Scorpione und Pedipalpen ist kein Beweis gegen die Verwandtschaft mit den Seiten- augen der Araneiden. Die Frage, ob Retinulabildungen auf eine Höherentwicklung oder auf eine Degeneration hinweisen, ist’ noch nicht geklärt. Während mit LANKESTER U. BOURNE KORSCHELT U. HEIDER in dem zusammengesetzten Rhabdomen Reste eines im Zer- fall begriffenen zusammengesetzten Auges sehen, glaubt Hesse die Retinulabildung als eine fortschreitende Entwicklung des einfachen allseitigen Stiftchensaumes auffassen zu dürfen. Die Hesse’sche Ansicht scheint mir die wahrscheinlichere, da es mir leichter er- klärlich erscheint, daß eine Zelle in ihrem ganzen Umfange licht- recipierende Elemente ausbilden kann, als daß diese Fähigkeit schon von vornherein auf nur einzelne Stellen derselben beschränkt ge- wesen sein soll. SokoLow (1911) betont in seiner Arbeit: Über die Augen der Pantopoden (p. 373), daß die Lage der Stäbchen eine variable sein kann. „Denn die Stäbchen können sich bald an der Stelle der Retinazelle, mit der sich der Nerv verbindet, bald am entgegen- gesetzten Ende entwickeln, und zwar unabhängig davon, ob die Retinazellen von außen oder innen innerviert werden“ (SOKoLoW ist geneigt, mit BerrKau als Grund für die verschiedenartige Entwick- lung das Tapetum anzusehen). Was die Bildungsweise anbelangt, so entstehen die Hauptaugen der Scorpione und Pedipalpen sicherlich durch Inversion, die Seiten- augen der Spinnen jedoch lassen eine solche in der gleichen Weise nicht erkennen. Doch habe ich S. 447 schon darauf hingewiesen, daß man in ihrem Bildungsmodus, wie er sich nach HENTSCHEL dar- stellt, wohl eine abgeänderte Inversion erblicken kann. Auf jeden Fall müßte hier eine erneute Untersuchung die Sache unter diesem Gesichtspunkt nochmals nachprüfen. Dagegen vermag ich nicht positiv zu entscheiden, ob wir in diese Reihe auch die Augen der Phalangiden mit einbeziehen Die Augen der Arachnoideen. II. 453 dürfen. Auf jeden Fall gelang es mir nicht, auf Macerationspräpa- raten Ähnliche Verhältnisse wie bei Scorpionen und Pedipalpen zu beobachten. Die Entstehung der Phalangidenaugen erfolgt durch Inversion. Die Innervierung der einzelnen Retinazellen, die hier zu Retinulae zusammentreten, ist eine proximale. Den Mittelaugen der Spinnen dürfen wir wohl die Hauptaugen der Solifugen als Homologa an die Seite stellen. Eine höhere Differenzierung der ersteren bestände in der Ausbildung von Pigmentzellen, während als Neuerwerb der letzteren das große Sinnespolster hinter der Retina anzusehen wäre. Sicher- lich sind die Seitenaugen der Solifugen gleichen Ur- sprungs mit den Mittelaugen derselben. Die Seitenaugen der Scorpione, die aus einer einfach eingesenkten Hypodermispartie entstehen, wurden bisher immer mit den Nebenaugen der Spinnen homologisiert. Diese Annahme muß jetzt fallen. Nach Lane steht nur fest, daß die Seitenaugen der Scorpione den Augen der Hydrach- niden homolog sind. Wahrscheinlich darf man sie auch mit den Seitenaugen der Pedipalpen in eine Reihe stellen. Nur sind letztere durch das Auftreten eines Tapetums umgebildet. Besonders ist die Lage der Stäbchen eine andere geworden. Phylogenetisch glaube ich mir die Sache so erklären zu dürfen, daß sich in einem Tapetumtrichter, der sich zuerst bildete, die proximal innervierten Retinazellen eingebogen haben. Dagegen neige ich mehr zu der Annahme, daß bei den Seiten- augen der Spinnen die Retinazellen schon funktionierten, als sich ein Tapetum bildete. Dafür spricht nach meiner Ansicht der Um- stand, daß hier die Innervierung der Retinazellen durch das Tapetum hindurch erfolgt. Weiter ergibt sich aus meinen Untersuchungen, dab wir den Seitenaugen der Pedipalpen die Augen der Pseudo- scorpioniden an die Seite stellen dürfen. Wenn ich nun zum Schlusse nochmals meine Resultate zusammen- fasse, so darf nach ihnen als feststehend angenommen werden: 1. Die Homologie der Hauptaugen der Scorpioniden mit den Hauptaugen der Pedipalpen und den Seitenaugen der Araneiden. 2. Die Homologie der Seitenaugen der Scorpione mit den Augen der Hydrachniden. 3. Die Homologie der Seitenaugen der Pedipalpen mit den Augen der Pseudoscorpioniden. 454 Lunwi& SCHEURING, 4. Die Homologie der Haupt- und Seitenaugen der Solifugen. Anzunehmen wäre dann ferner noch die Homologie der Seiten- augen der Scorpioniden mit den Seitenaugen der Pedipalpen und die Homologie der Hauptaugen der Spinnen mit den Augen der Soli- fugen (und den Augen der Phalangiden ?). Es sei mir nun noch gestattet, einige Fragen zur Diskussion zu stellen, die mir nicht ohne Interesse zu sein scheinen, für deren Beantwortung zurzeit aber noch die nötigen Unterlagen fehlen. Entwicklungsgeschichtlich werden die verschiedenen Augen der Arachnoideen nie zu gleicher Zeit angelegt. Bei den Gruppen, die Haupt- und Seitenaugen haben, erscheinen jene zuerst, so z. B. bei den echten Spinnen. Dies scheint mir darauf hinzuweisen, daß wir in dem Typus, der durch die Hauptaugen der Araneiden repräsentiert wird, die phylogenetisch ältesten Augen des Arachniden-Stammes vor uns haben. Die Seitenaugen der Spinnen und ihre Homologa stellten dann eine zweite Bildung dar, die durch nachträgliche Inversion eines schon funktionierenden eversen Auges entstand. Durch das sekun- däre Auftreten eines Tapetums wurde dann die Verlagerung der Stäbchen vor dasselbe bedingt; bei dessen Wegfall oder ander- weitigem Ersatz konnte durch eine Umbiegung des distalen Teiles die Lage der Rhabdome wieder eine scheinbar proximale werden. Für die Trennung beider Typen darf vielleicht auch die Tat- sache geltend gemacht werden, daß anscheinend eine Tendenz be- steht, bei den einzelnen Gruppen der Arachniden immer einen der Typen rein auszubilden. Sowohl bei den Scorpionen als auch bei einzelnen Spinnenfamilien müssen die älteren weichen, während bei Solifugen und Phalangiden diese allein sich erhalten haben. Als vollkommene Neubildungen muß man dann sowohl die Seiten- augen der Scorpioniden und die Augen der Hydrachniden als auch die Seitenaugen der Pedipalpen und die Augen der Pseudoscorpio- niden ansehen. Am Schlusse meiner Arbeit ist es mir ein Bedürfnis, nochmals denen, die mich mit Material unterstützt haben, meinen besten Dank auszusprechen. Ohne ihre Hilfe würde es mir überhaupt nicht möglich gewesen sein, meine Untersuchung so weit auszudehnen. Aber auch den Herren, die mir mit Rat und Tat beistanden und deren Interesse an der Arbeit immer unvermindert blieb, gebührt mein Dank. Meinem verehrten Lehrer Herın Prof. SPENGEL Die Augen der Arachnoideen. II. 455 schulde ich für mannigfaltige Anregungen und Ratschläge meinen besten Dank. Herr Privatdozent Dr. S. BecHER half mir bei der Anfertigung der mikrophotographischen Aufnahmen. Besonders bin ich aber Herrn Privatdozenten Dr. R. Demon verbunden, der mir nicht nur mit seiner reichen Sachkenntnis auf histologischem und sinnesphysiologischem Gebiet stets mit unermüdlicher Bereitwillig- keit zur Seite stand, sondern der sich auch der großen Mühe unter- zog, mein Manuskript durchzusehen. 456 LupwiG SCHEURING, Literaturverzeichnis. BERTKAU, PH., 1885, Über den Bau der Augen bei Spinnen, in: Verh. naturhist. Ver. 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K Glaskörperzellen Saltieus) Hy Hypodermis R Retina L Linse R. Z Retinazelle M Mesoderm R. Z. K Retinazellkern M. Z mesodermale Zelle Rh Rhabdom M. Z. K Kern von Mesodermzellen St Stiftchen Mu Muskel T Tapetum N Nerv T. K Tapetumkern N. F Nervenfaser X Zwischengewebspolster vor der N. Fl Neurofibrille Retina von Salticus. Pg Pigment Zw. G Zwischengewebe Pg, Glaskörperpigment von Salticus Zw. G. K Zwischengewebe Zellkern Pg, Retinapigment von Sallicus Tareles3l: Fig. 1. Querschnitt durch Sfeatoda bipunctata. Flächenschnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges (halbschematisch). 7,5 w. Eisen- hämatoxylin nach HEIDENHAIN. 440:1. Ok. 1, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Fig. 2. Teil eines Sagittalschnittes durch ein Hauptauge von Amau- robius ferox. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 10 w. 440:1. Ok. 1, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBfé’scher Zeichenapparat, gezeichnet bei 825 : 1. Ok. 3, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. Die Augen der Arachnoideen. II. 461 Fig. 3. Sagittalschnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges von Tegeneria domestica. 7,5 4. Hämatoxylin nach BÖHMER-HANSEN, ent- pigmentiert. 1010:1. Ok. 4, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 4. Schiefer Querschnitt durch Tegeneria domestica. Flachen- schnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges (halbschematisch). 10 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 825:1. Ok. 3, Fluorit- Olimmersion 1,8 mm W. AgBf’scher Zeichenapparat. Fig. 5. Seitlicher Sagittalschnitt durch ein Hauptauge von Amau- robius ferox. 10 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 200:1. Ok. 1, Obj. ©. Z. EpInGER’scher Zeichenapparat. Fig. 6. Sagittalschnitt durch Meta merianae. Flachenschnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges (schematisch). 7,5 mu. Hämatoxylin nach BOHMER-HANSEN. 440:1. Ok. 1, Fluorit- er 1,8 mm W. ABBé'scher Zeichenapparat. Fig. 7. Querschnitt durch Meta merianae. Teil eines Längsschnittes durch die Rhabdomregion eines Hauptauges. 5 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN, entpigmentiert. 1360: 1. Ok. 5, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. AbsBE’scher Zeichenapparat. Fig. 8. Sagittalschnitt durch Aranaea undata. Flächenschnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges. 10 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN, halbentpigmentiert. 440 :1. Ok. 1, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Fig. 9. Teil des vorhergehenden Schnittes stärker vergrößert. 1010:1. Ok. 3, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBf'scher Zeichenapparat. Fig. 10. Querschnitt durch Aranaea undata. Längsschnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges. 7,5 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDEN- HAIN, entpigmentiert. 1010:1. Ok. 3, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBk’scher Zeichenapparat. Fig. 11. Teil eines Querschnitts durch ein Hauptauge von Xysticus niaticus? 10 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN, halbentpigmentiert. 1010:1. Ok. 3, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. Appi’ scher Zeichen- apparat. Fig. 12. Querschnitt durch Xysticus niaticus. Flächenschnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges. 7 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDEN- HAIN. 1360:1. Ok. 5, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. Appf’scher Zeichenapparat. Fig. 13. Medianer Sagittalschnitt durch ein Hauptauge von Trochosa ruricola. 10 y. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 200:1. Ok. 1, Fluorit Obj. 4,5 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Fig. 14. Sagittalschnitt durch Potamobius (Lycosa) sp. Längs- schnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges. 7 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 1360:1. Ok. 5, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBf'scher Zeichenapparat. Fig. 15. Querschnitt durch Potamobius (Lycosa) palustris. Flächen- schnitt durch die Rhabdomregion eines Hauptauges. 5 4. Eisenhämatoxylin 462 Lupwie SCHEURING, nach HEIDENHAIN. 1360:1. Ok. 5, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBÉ’scher Zeichenapparat. Fig. 16. Sagittalschnitt durch ein Hauptauge von Mygale (jung). 5 4. Hämatoxylin nach BÖHMER-HAnsen. 440 : 1. Ok. 1, Fluorit- Olimmersion 1,8 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Fig. 17. Sagittalschnitt durch ein Hauptauge von Avicularia sp. 10 yw. Entpigmentiert. Hämatoxylin nach BÔHMER-HANSEN. 95:1. Ok. 1, Fluorit Obj. 9 mm W. ABBÉ’scher Zeichenapparat. Tafel 32, Fig. 18. Sagittalschnitt durch ein Hauptauge von Saltieus scenicus. 5 4. Hämalaun nach BOHMER-HANSEN. ca. 200:1. Ok. 3, Fluorit Obj. 9 mm W. Fig. 19. Sagittalschnitt (etwas schief) durch die Retina eines Haupt- auges von Salticus scenicus. 5 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. ca. 400:1. Ok. 1, Fluorit-Olimmersion W. Phot. Fig. 20. Sagittalschnitt durch die Retina eines Hauptauges von Salticus scenicus. 5 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 620: 1. Ok. 2, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 21. Sagittalschnitt durch die Linse des Hauptauges von Saltieus scenicus. 10 u. Hämatoxylin nach BOHMER-HANSEN. 160:1. Ok. 3, Fluorit Obj. 9 mm. ABBÉ’scher Zeichenapparat. Fig. 22. Querschnitt durch den Glaskérper eines Hauptauges (un- gefähr in ®?/, seiner Länge) von Salticus scenicus. 10 u. Hämatoxylin nach BÔHMER-HANSEN. 300: 1. Ok. 1, Fluorit Obj. 3,2 mm. ABBE’scher Zeichen- apparat. Fig. 23. Sagittalschnitt durch den proximalen Teil des Glaskörpers von Saltieus scenicus. 5 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 623: 1. Ok. 2, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBÉ’scher Zeichenapparat. Fig. 24. Horizontalschnitt durch Salticus scenicus. Seitliche Partien des Glaskörpers nach der Retina. 10 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDEN- HAIN. 300:1. Ok. 1, Fluorit Obj. 3,2 mm. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 25. Sagittalschnitt durch die seitlichen Partien des Glaskörpers eines Hauptauges von Salticus scenieus. 5 4. Unentpigmentiert, Hämatoxylin nach BOHMER-HANSEN. 1010:1. Ok. 4, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. Fig. 26. Schiefer Sagittalschnitt durch die äußere Zone der Glas- körpereinsenkung eines Hauptauges von Salticus scenicus. 10 u. Eisen- hämatoxylin nach HEIDENHAIN. 620:1. Ok. 2, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBf'scher Zeichenapparat. Fig. 27. Ansatz einer Muskelfaser an die Augenwand eines Haupt- auges von Salticus scenieus. 10 u. Hämatoxylin nach BOHMER-HANSEN. 620:1. Ok. 2, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBf’scher Zeichen- apparat. Fig. 28. Querschnitt durch das dorsale Ende einer Retinazelle aus Die Augen der Arachnoideen. II. 463 einem Hauptauge von Sallicus scenicus. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 5 u. 2500:1. Ok. 18, Fluorit-Ölimmersion 18 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Fig. 29. Proximalende mit Nerveneintritt einer Retinazelle von Trochosa ruricola mit eigentümlichem Nebenkern ? ?. 5 yw. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 1360 :1. Ok. 5, Fluorit-Ölimmersion 1,8 mm W. ABBÉ’scher Zeichenapparat. Tafel 33. Fig. 30. Querschnitt durch Mela merianae. Flächenschnitt durch die Rhabdomregion eines Seitenauges. 10 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 1010: 1. Ok. 4, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBÉ’scher Zeichenapparat. Fig. 31. Sagittalschnitt durch Mela merianae. Längsschnitt durch die Rhabdomregion eines Seitenauges (seitlich). 7,5 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 1010:1. Ok. 4, Fluorit-Olimmersion 1,3 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Fig. 32. Querschnitt durch Trochosa ruricola. Längsschnitt durch die Rhabdomregion eines Seitenauges. 7,5 u. Fisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 1010:1. Ok. 4, Fluorit- Ölimmersion 1,8 mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 33. Sagittalschnitt durch Trochosa. Flächenschnitt durch die Rhabdomregion eines Seitenauges. 10 w. Eisenhämatoxylin nach HEIDEN- HAIN. 240:1. Ok. 2, Fluorit-Obj. 4,5 mm W. ABBf'scher Zeichen- apparat. , Fig. 34. Querschnitt durch einen Embryo von Mygale. Anlage eines Seitenauges. 5 4. Hämatoxylin nach BOHMER-HANSEN. 825:1. Ok. 3, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 35. Teil eines Querschnittes durch ein Seitenauge von Potamobius (Lycosa) palustris. 10 u. Hämatoxylin nach BOHMER-HANSEN. 200: |. Ok. 1, Fluorit-Obj. 4,5 mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 36. Sagittalschnitt durch ein Seitenauge von Potamobius (Lycosa) palustris. 10 u. Hämatoxylin nach BOHMER-Hansen. 440:1. Ok. 1, Fluorit-Ölimmersion 1,8 mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 37. Teil eines Querschnittes durch ein Seitenauge von Pota- mobius (Lycosa) palustris. 7,5 u. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 825:1. Ok. 5, Fluorit-Olimmersion 1,8mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. Fig. 38. Teil eines etwas schiefen Querschnittes durch ein Seiten- auge von Potamobius oe) palustris. 10 u. Kisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 620:1. Ok. 2, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBÉ- scher Zeichenapparat. Fig. 39. Sagittalschnitt durch Salticus scenieus. Längsschnitt durch das vordere Seitenauge. 7,5 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 880 : 1. Ok. 2, Fluorit-Obj. 3,2 mm W. ABBf’scher Zeichenapparat. 464 Lupwie SCHEURING, Die Augen der Arachnoideen. II. Fig. 40. Querschnitt von Sallicus scenicus. Querschnitt durch das hinterste Seitenauge. 7,5 #4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 200 : 1. Ok. 1, Fluorit-Obj. 4,5 mm. EDINGER’scher Zeichenapparat. Fig. 41. Sagittalschnitt durch Saltieus scenicus. Schiefer Flächen- schnitt durch das äußerste Seitenauge. 7,5 #. Hämatoxylin nach BÖHMER- Hansen. 440:1. Ok. 1. Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Tafel 34. Fig. 42. Schräger Sagittalschnitt durch Salticus scenicus. Teil eines schrägen Querschnittes durch das hintere Seitenauge. 7,5 4. Eisen- hämatoxylin nach HEIDENHAIN. 825:1. Ok. 5, Fluorit- Ölimmersion 1,8 mm W. ABBE’scher Zeichenapparat. Fig. 43. Etwas schiefer Flächenschnitt durch die Rhabdomregion des vorderen Seitenauges von Salticus scenicus. 5 4. Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN. 1360:1. Ok. 5, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBE- scher Zeichenapparat. Fig. 44. Teil eines Querdurchschnittes durch ein Seitenauge von Xysticus naticus. 7,5 4. Hisenhimatoxylin nach HEIDENHAIN. 1010:1. Ok. 4, Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. ABBÉscher Zeichenapparat. Fig. 45. Teil des in Fig. 43 abgebildeten Schnittes. 2500: 1. Ok. 18. Fluorit-Olimmersion 1,8 mm W. Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden (Macrobiotus lacustris Duj.). Von Wanda v. Wenck. (Aus dem Zoologischen Institut der Universitat zu Freiburg i. Br.) Mit Tafel 35—38 und 10 Abbildungen im Text. Inhaltsübersicht. I. Einleitung. 1. Historisches. 2. Technisches. 3. Material. II. Embryonalentwicklung bis zur Gastrula. 1. Eireifung. 2. Schicksal der Richtungskörper. 3. Furchung. 4. Gastrulation. III. Postembryonale Entwicklung. 1. Postembryonale Entwicklung der Weibchen. 2. Erneuerung des Zahnapparats (Simplexformen). 3. Eneystierung. Anhang: Rote Macrobioten. IV. Allgemeines. 1. Zusammenfassung der Ergebnisse. 2. Verwandtschaftsbeziehungen der Tardigraden. Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 31 466 WanDA v. WENCK, I. Einleitung. LeEiisteorisches. Die Entwicklungsgeschichte der Tardigraden ist zuerst vom Kaurmann an Macrobiotus Dusarpin (1851) untersucht worden. Seine Beobachtungen erstreckten sich auf die ganze Embryonalentwicklung von der Ablage des Eies bis zum Ausschlüpfen des fertigen jungen Tieres. Die Kaurmann’sche Arbeit bringt sehr gute Zeichnungen, unter denen ich besonders die Wiedergabe eines aus dem Ei kriechenden Macrobiotus wie die eines eierlegenden Weibchens her- vorheben möchte. Bei der Behandlung der Embryonalentwicklung dagegen, sowohl bei den Abbildungen wie bei deren Deutung, sind dem Autor allerlei Irrtümer unterlaufen, die sich aus dem damaligen Stande der Untersuchungstechnik erklären lassen. KAuUrmAann mußte sich begnügen, die Entwicklung der Macrobioten am lebenden Ei zu verfolgen, und es ist bei der Kleinheit des Objekts leicht ver- ständlich, daß er auf diese Weise grobe Fehler machen konnte. Erst viel später wurde die Untersuchung der Tardigraden- entwicklung durch v. ERLANGER (1895a) an Macrobiotus macronyx wieder aufgenommen. Dieser behandelte in seiner Arbeit die Gastrulation und die Organanlage; die Furchung beschrieb er kurz. darauf in einer vorläufigen Mitteilung (1895b), der keine ausführ- liche Arbeit folgte. Er benutzte hauptsächlich Totalpräparate, die in Glycerin auf- gehellt wurden. Seine Färbungen ergaben ihm keine günstigen Resultate, denn „Eier, die von ihrer besonderen Eihülle zufällig be- freit waren, färbten sich diffus, und die Kerne traten niemals deut- lich hervor. Dasselbe gilt auch von Eiern und Embryonen, welche auf Schnittserien nachgefärbt wurden“. Von den letzteren scheint er keinen ausgiebigen Gebrauch gemacht zu haben, denn seine Zeichnungen sind nur nach Totalpräparaten angefertigt und so stark schematisiert, daß sie kein Bild der tatsächlichen Verhält- nisse geben. Aus diesem Grunde unternahm ich es, seine Ergebnisse nach- zuprüfen und sah mich zu besonderer Vorsicht genötigt, als ich dabei entdeckte, daß v. ERLANGER einige Stadien vollständig über- sehen hatte und andere infolge fast ausschließlicher Anwendung von Totalpräparaten vollkommen falsch deutete. Er benutzte für seine Untersuchungen zwar eine andere Art als ich, aber ich glaube nicht, Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 467 daß die erwähnten Unterschiede hierdurch hervorgerufen wurden. Um Fehler möglichst zu vermeiden, ging ich sehr sorgsam vor und begnügte mich mit der Untersuchung der Embryonalentwicklung bis zur Vollendung der Gastrula. Diese Beschränkung war ferner geboten, da das Material sich als ziemlich schwierig in der Behand- lung erwies. Einerseits haften den Tieren Sandkörnchen an, die schwer zu entfernen sind und die Schnitte oft zerreißen, andrerseits kann man die Eier bei ihrer Kleinheit (sie sind 70—80 x lang), nicht orientieren, sondern muß sich auf den Zufall verlassen. Es war also eine außerordentlich große Menge von Material für die Arbeit nötig. Es ist selbstverständlich, daß ich mich nicht mit der Behand- lung von Totalpräparaten und lebenden Eiern zufrieden gab, sondern meine Beobachtungen an Schnittserien machte, welche die Verhält- nisse mit wünschenswerter Deutlichkeit erkennen lassen. Dabei ergab sich ferner der Vorteil, daß diese sich leicht durch ein Platten- modell oder zeichnerische Rekonstruktion zum Totalbild vereinigen lassen: bei einer Schnittdicke von 5 uw besteht eine vollständige Serie von Längssehnitten durch ein Ei infolge der Zusammenschrumpfung beim Fixieren etc. schon aus 6, eine Querschnittserie aus 10 einzelnen Schnitten. Außer der Embryonalentwicklung der Tardigraden habe ich auch die postembryonale Entwicklung des Weibchens genauer be- obachtet und die Schilderung durch Mikrophotographien nach lebenden Tieren zu unterstützen gesucht. Es ist in den bisher vorliegenden: Arbeiten dieses Teiles der Entwicklung selten und dann nur flüchtig gedacht worden, so daß ich die Gelegenheit gern ergriff, diese Periode eingehender zu behandeln. Als zur Entwicklung gehörig betrachtete ich auch die Er- neuerung des Zahnapparats, die zum ersten Male von REukAUrF: (1912) beobachtet worden war. Der genannte Autor hatte die Frage offen gelassen, welche Rolle die sogenannte ,Speicheldrüse“ bei der Neubildung der Zähne spielt; ich habe mich bemüht, dieses Problem zu lösen. Das Auftreten vieler encystierter Tiere gab mir auch Anlaß, die von LAUTERBORN, RICHTERS und Murray gegebenen Berichte nachzuprüfen. Besonders interessierte hier das Problem, ob nach längerem Verweilen in encystiertem Zustand die Gewebe der Tiere der Histolyse anheimgefallen waren, wie Murray angibt. Ich möchte an dieser Stelle meinen hochverehrten Lehrern, Herrn Geheimrat Weismann, der mir dieses Thema gütigst überließ, 31* 468 WanDA v. WENCK, und Herrn Prof. DorLeı, für das freundliche Interesse, das sie meiner Arbeit entgegenbrachten, herzlich danken. Ganz besonders bin ich Herrn Prof. SchLeip verpflichtet, der mir die Anregung zur vorliegenden Arbeit gab und mir in liebenswürdigster Weise mit seinem erfahrenen Rat bei Überwindung mancher Schwierigkeiten zur Seite stand. Ferner möchte ich es nicht unterlassen, Herrn Priv.-Doz. Dr. KÜax für manchen wertvollen Wink aufrichtig zu danken. 2. Technisches. Zur Fixierung der Tiere und der Eier benutzte ich hauptsäch- lich Vom Ratn’s Gemisch von Pikrinsäure, Sublimat und Eisessig. Die Lösung wurde kalt angewendet, die zu fixierenden Objekte 5 Tage lang darin belassen und nachher mit 70°/,igem Alkohol 24 Stunden lang gut ausgewaschen. Ganz gute Resultate ergaben auch Versuche mit Boverrs Pikrin-Essigsäure, ZENKER’scher Flüssigkeit und mit einem Gemisch von 2 Teilen Alc. abs. 3 Teilen Aq. dest., 1 Teil Eisessig und Sub- limat bis zur Sättigung. Osmiumgemische erwiesen sich als un- günstig für die spätere Färbung der Schnitte. Nach der Fixierung mußten die Tiere durch häufiges Waschen in Alkohol von den ihnen anhaftenden winzigen Sandkörnchen möglichst befreit werden, da diese, wie erwähnt, das Haupthindernis zur Erlangung vollständiger Schnittserien sind. Ferner war auf gutes Entwässern der Eier vor dem Einbetten zu achten, da sie das in ihnen enthaltene Wasser nur langsam abgeben. Die Tiere mit Eisäcken oder schon losgelöste Eisäcke wurden zusammen in großen Mengen eingebettet. Natürlich kann man auf diese Art die Schnittrichtung nicht beeinflussen, aber unter den vielen Embryonen befindet sich immer eine ausreichende Anzahl, die in günstiger Weise geschnitten sind. Das benutzte Paraffin hatte seinen Schmelzpunkt bei 58°; die Schnittdicke betrug 5 w. Zeit- weilig bediente ich mich auch der Celloidin-Paraffin-Methode, die ebenfalls zu guten Resultaten führte. Zur Färbung der Schnitte benutzte ich DELAFIELD’sches Häma- toxylin mit sehr gutem Erfolg; ebenso lieferte Euruıcn’s Häma- toxylin klare Bilder. Eisenhämatoxylin ließ die Zellgrenzen nicht hervortreten, ebenso wie Boraxkarmin keine besonders guten Resul- tate ergab. Doppelfärbungen erwiesen sich auch nicht als günstig, so daß ich auf sie schließlich ganz verzichtete. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 469 3. Material. Das zu meinen Untersuchungen benutzte Material stammt aus dem Alt-Rheingebiet bei Breisach. Ich fand dort Macrobiotus la- custris Dus. an den verschiedensten Stellen und beinahe das ganze Jahr hindurch. Zur Zeit des tiefsten Wasserstandes vom Januar bis März traten die Tiere in großen Mengen am Rande kleiner Wasserbecken auf, die sich beim Fallen des Stromes gebildet hatten. Der Boden dieser Tümpel war mit feinem Schlamm bedeckt und überzog sich zu der angegebenen Zeit mit einer olivenbraunen Decke von Algen (Diatomeen, Desmidiaceen und dazwischen Oscillarien). Auch auf grobsandigem, feuchtem Boden fand ich Macrobioten, nie- mals jedoch auf steiniger Unterlage. Im April und Mai steigt der Rhein erheblich und macht es unmöglich, an den genannten Tümpeln Material zu sammeln. In diesen Monaten fand ich aber in einem langsam fließenden Bach am rechten Rheinufer nahe dem Städtchen Burkheim viele Macrobioten, doch ließ die Ergiebigkeit dieses Fund- ortes ebenfalls mit dem weiteren Steigen des Rheines nach. Von Ende Juni bis Anfang September waren alle Nachforschungen erfolg- los. In den ersten Septembertagen begann der Rhein wieder zu sinken, und es gelang mir, im Weidengestrüpp bei Breisach in flachen Pfützen wieder Material zu finden. Auf einer Exkursion nach Bellingen, nahe dem Isteiner Klotz, traf ich im November auch vereinzelte Macrobioten derselben Art in kleinen halbausgetrockneten Tümpeln an. Die Hauptzeit für das Erscheinen von Maer. lac. liegt also in den Wintermonaten von Januar bis März, es ist dies auch die Haupt- zeit der Fortpflanzung. Ich glaube, daß das massenhafte Auftreten der Tiere mit dem Erscheinen der oben erwähnten Algen zusammen- hängt, die ihnen als Nahrung dienen. Das plötzliche Verschwinden und Wiederaufleben der Tardigraden erkläre ich mir dadurch, daß die Tiere sich encystieren, um so die Hungerperiode überstehen zu können. Dieses Dauerstadium kann schon bei sehr jnngen Tieren eintreten; nie aber habe ich gefunden, daß ein Ei seine Entwick- lung unterbrochen hätte, um sie erst zu günstiger Zeit zu vollenden. Eine Bildung von „Dauereiern“, wie man sie z. B. bei niederen Krebsen findet, ist bei Macrobioten des Süßwassers nicht beobachtet worden. ZACHARIAS (1886) hat zwar festgestellt, daß Eier einer im Wasser lebenden nicht näher bestimmten Tardigradenart eine kurze Trockenperiode (8 Tage) gut überstehen können. Sein Experiment 470 WanDA v. WENCK, war aber nicht danach eingerichtet, daß es als Beweis für das Vor- kommen von wirklichen , Dauereiern“ dienen Könnte. An günstiger gelegenen Orten, wo die reichliche Nahrung den Tieren länger zur Verfügung steht, halten sie sich bis in den Sommer hinein, encystieren sich aber auch hier mit dem Eintritt ungünstiger Bedingungen. Diese Vorgänge konnte ich in den Aquarien, in welchen ich die Macrobioten hielt, gut verfolgen. Mit dem Abnehmen der Algenflora trat jedesmal eine Periode der Encystierung ein. Im Herbst sprengen die Tiere ihre Cystenhüllen und kommen wieder zum Vorschein. Ihre Zahl ist nicht so groß wie in den ersten Monaten des Jahres. Die Nahrung der Herbsttiere besteht aus Vaucheriafäden, die aber zu dieser Zeit nicht sehr reichlich vorhanden sind. Es war allgemein bekannt, daß die Macrobioten des Sübwassers im Frühjahr zur Fortpflanzung schreiten. Es wurde sogar von Rywoscx (1896) u. A. die Vermutung ausgesprochen, daß das Er- scheinen der Männchen auf diese Zeit beschränkt wäre. Ich konnte feststellen, daß die Männchen sowohl im Frühjahr wie im Herbst vorkommen, und zwar zu beiden Jahreszeiten in prozentual gleicher Menge. Auffällig war das Auftreten rotgefärbter Tiere derselben Art, eine Erscheinung, auf die ich weiter unten genauer eingehen werde. Beim Sammeln des Materials schöpfte ich die Oberfläche des Bodens ab und goß den Schlamm zu Hause in Glasschalen aus. Die Macrobioten zeigten sich ausgesprochen positiv phototropisch, indem sie sich an der Lichtseite des Gefäßes ansammelten, doch nur solange dasselbe nicht direkt von der Sonne bestrahlt wurde. Dem direkten Sonnenlicht entzogen sie sich durch Flucht unter die Algendecke des Bodens. | Ein eigenartiges Verhalten zeigten die in den Monaten Januar und Februar des Jahres 1913 gefundenen Tiere: sie pflegten an der Glaswand des Gefäßes bis zum oberen Rand der Flüssigkeit empor- zuklettern und sich in so großen Mengen festzusetzen, so daß sie dort einen weißen Streifen bildeten. Die bevorzugten Ansammlungs- orte zeichneten sich weder durch reicheren Pflanzenwuchs noch durch besondere Beschaffenheit des Wassers aus, das in allen Teilen gleich- frei von Fäulnis war; ich habe die Ursache dieses Verhaltens der Tiere nicht näher untersucht. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 471 II. Embryonalentwicklung bis zur Gastrula. 1. Eireifung. Die Vorgänge der Eireifung bei Tardigraden wurden von v. ERLANGER (1895 b) an Eiern von Macr. macronyx untersucht. Leider fügte er seiner vorläufigen Mitteilung, der keine ausführliche Arbeit mehr folgte, keine Abbildungen bei; seine Beschreibung gibt die Ver- hältnisse im wesentlichen richtig wieder. Später hat Hennexe (1911) die Ovogenese der Tardigraden geschildert, und zwar bis zur Aus- bildung der ersten Richtungsspindel. Er beschränkte sich gänzlich auf Textabbildungen und schilderte auch nicht alle Stadien. Meine Untersuchungen beginnen mit der letzten Phase der Ovogenese, nämlich den Richtungsteilungen. Zu dieser Zeit sind die Eier so herangewachsen, daß sie sich im Ovar durch den gegen- seitigen Druck polygonal abplatten. Sie besitzen noch keine Membran. Das Ei ist von einer Wabenstruktur mit feiner Granulation in den Wänden (Plasmamicrosomen) gleichmäßig durchzogen, während der Inhalt der Waben fast farblos erscheint (Fig. 1). Das Ei zeigt keine sichtbare polare Differenzierung. Es ist, wie v. ERLANGER schon angegeben hat, sehr dotterarm. Stark färbbare Dotterkügelchen, wie HENNEKE sie beschreibt, fand ich nicht vor. Der Kern, der zunächst noch von einer Membran umschlossen ist, liegt etwa im Zentrum des Eies. Der Nucleolus, dessen Zerfall nach HENNEKE schon in jüngeren Oocyten beginnt, ist hier ganz geschwunden. Deutlich erkennt man die bei diesem Stadium schon herausdifferen- zierten Chromosomen, die in einem nur schwach färbbaren Fadennetz im Kernbläschen aufgehängt erscheinen; ihre Gestalt ist kurz und‘ gedrungen. Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich die fünf Chromo- — somen als bivalent ansehe, denn, abgesehen davon, dab sie ganz deutlich aus zwei Teilen bestehen, habe ich oft genug an den Blastomerenkernen der Embryonen in durchaus einwandfreien Pol- ansichten von Äquatorialplatten die Zahl zehn für die Chromosomen der somatischen Zellen feststellen können. In dem Kern der Ovocyte befinden sich also fünf Doppelchromosomen. HENNEKE bezeichnet sie nicht als solche, sondern spricht zunächst nur von „Körnchen“, welche möglicherweise Chromosomen seien; nach meiner Ansicht kann hier gar kein Zweifel über ihre Natur bestehen, da sie ganz charakte- ristisch ausgebildet sind und nichts anderes im Kern liegt, was eine Verwechslung möglich macht. 472 WanDA v. WENCK, Bei dem folgenden Stadium (Fig. 2) hat sich die Kernmembran aufgelöst, und es bildet sich an ihrer Stelle ein heller Hof, in dessen Mitte die erste Richtungsspindel sich befindet. Dunkle ungleichmäßige Plasmastränge durchziehen diesen Hof und bilden die Verbindung zwischen der Teilungsfigur und dem vorhin erwähnten Wabenwerk, dessen Hohlräume sich in der Umgebung der hellen Zone radiär zur Spindel stellen. Eine solche radiäre Struktur um den Kern der Ovocyte ist von einer Anzahl von Objekten beschrieben, z. B. bei Angiostomum nigrovenosum (SCHLEIP, 1912). Die dunklen Plasma- stränge zeigen die Granulationen in stärkerem Maße als das Waben- werk, während die Spindelfasern homogen sind. Die Chromosomen bieten jetzt das bekannte Bild von stark in die Länge gezogenen Ringen. HENNEKkE hat die Ovogenese nicht bis zu diesem Stadium verfolgt. v. ERLANGER schreibt, daß er die erste Richtungsspindel an lebenden Eiern kurz vor der Ablage gesehen habe und dah sie gleich danach verschwunden ware. Ich halte diese Angabe nach meinen Präparaten für unrichtig, da sowohl abgelegte wie im Ovar befindliche Eier die Spindel besaßen. An fixierten Eiern glaubte v. ERLANGER auch Centrosomen nachweisen zu können, die ich aber nicht gefunden habe. Nach der Ablage nehmen die Eier die Form eines Rotations- ellipsoids an. Sie sind noch hüllenlos und werden sofort von den Spermatozoen umschwärmt. Dieser Vorgang ist auch von KAUFMANN, v. ERLANGER und HENNEKE beobachtet worden. v. ERLANGER sah auch das Eindringen des Spermatozoons am lebenden Objekt. Un- mittelbar nach der Befruchtung bildet das Ei eine Dottermembran. Normalerweise dringt nur ein Samenfaden ein, doch kommen gelegent- lich Fälle von Polyspermie vor, wie Fig. 3 zeigt. Es sind hier zwei Spermatozoen in dasselbe Ei eingetreten, dessen erste Richtungs- spindel am entgegengesetzten Pol liegt und in dem abgebildeten Schnitt nicht getroffen ist. Nach dem Eindringen zieht sich der Kopf zu einem dicken Klumpen zusammen, um den herum ein helles Bläschen mit feiner Membran entsteht. Die im Anfang nur kleine Strahlung schreitet bei der Wanderung gegen den Eikern voran. Was aus überbefruchteten Eiern wird, habe ich nicht feststellen können. Zu derselben Zeit, wo das Spermatozoon an einem Pol eindringt, schreitet die erste Richtungsspindel am anderen zum Vollzug der ersten Reifeteilung. Dabei stellt sie sich senkrecht zur Eioberfläche ein und gibt den ersten Richtungskörper ab, der nicht ausgestoßen wird, sondern ebenso wie späterhin der zweite im Eiplasma nahe Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 473 dem Rande liegen bleibt. Beide grenzen sich durch eine dunkle Plasmaschicht gegen dieses ab. Der zweite Richtungskörper wird ohne Dazwischentreten eines Ruhestadiums gleich nach dem ersten gebildet (Fig. 4). Jeder erhält fünf Chromosomen, die man zuerst deutlich erkennen kann; sie ballen sich aber bald zu zwei bis drei Chromatin- brocken zusammen, die etwa in der Mitte des Körperchens liegen. Eine Kernmembran ist nicht zu erkennen. Über die Reduktionsfrage kann ich mich nicht genauer äußern. 2. Schicksal der Richtungskörper. Das Schicksal der Richtungskörper zeigt verschiedene Eigen- tümlichkeiten, die mich veranlassen, ausführlicher über sie zu be- richten. v. ERLANGER hat schon über ihre Fähigkeit, mehrfache Teilungen durchzumachen, geschrieben, doch hat er sie nur bis zum Zwei-Zellenstadium verfolgt. Die beiden Richtungskörper, die, wie vorhin erwähnt, nahe dem Pol im Eiplasma liegen, beginnen bald nach ihrer Ausbildung sich zu teilen. Die Teilungen verlaufen mitotisch. In der Prophase (Fig. 5) differenzieren sich die Chromosomen heraus und ordnen sich zu einer Äquatorialplatte an. In dieser kann man sehr gut ihre Fünfzahl feststellen. Die Chromosomen sind kurz und stäbchenförmig; eine Spaltung ist an ihnen nicht erkennbar. Anaphasen habe ich leider nicht gefunden. In der Telophase lockern sich die Chromo- somen auf und bilden sich zu Caryomeren um. Eine deutlich aus- gebildete Spindel konnte ich bei den Teilungen nicht feststellen. Der erste Richtungskörper eilt bei der Teilung voran, so daß häufig schon bei dem Zwei-Zellenstadium neben dem zweiten zwei Tochter- zellen des ersten liegen. In einigen Fällen folgten die Teilungen der beiden Richtungskörper so schnell aufeinander, daß beim Zwei- Zellenstadium schon vier vorkamen (Fig. 6). Die Vermehrung der Richtungskörper ist hiermit noch nicht beendet; man kann fünf oder sogar sechs Tochterzellen finden. Bei diesen älteren Stadien sah ich keine Teilungsfiguren mehr; ihre Kerne befanden sich im Ruhe- stadium. Die Höchstzahl von sechs Tochterzellen kann schon auf dem Acht-Zellenstadium erreicht werden. Die Vermehrung der Richtungskörper bei Macr. lac. erinnert in mancher Beziehung an die Mitteilungen von MüLLer-CALÉ (1913) über das Verhalten des Richtungskörpers bei Cypris incongruens. Auch hier ist ein starkes Teilungsvermögen zu konstatieren; die Teilungen verlaufen mitotisch. 474 Wanna v. WENCK, Mürrer-Caré konnte auch eine Spindelfigur feststellen, was mir, wie gesagt, nicht gelungen ist. Obgleich die Richtungskörper nicht ausgestoßen werden, sondern, wie schon erwähnt, im Eiplasma bleiben, wandern sie nach der Vollendung der ersten Furchungsteilung an die erste Furche. Sie legen sich dort entweder an den Schnittpunkt der zweiten mit der ersten, indem sie rechts und links der zweiten anliegen, oder sie bilden, hintereinander gereiht, eine Kette auf der ersten Furche. Es können Verzögerungen in der Wanderung der Richtungskörper auftreten. Zu derselben Zeit, wo einige von ihnen schon am Ei- äquator angelangt sind, verlassen andere erst gerade den Pol, während wieder andere sich zwischen diesen beiden Punkten be- finden. Sie bilden auf diese Weise eine Kette, die vom Äquator zum Pol reicht. Gelegentlich können die Richtungskörper sich bei frühen und auch bei älteren Furchungsstadien regellos über die Ei- oberfläche zerstreuen. Späterhin zerfallen die Richtungskörper. Man sieht gelegentlich, daß sie sehr klein geworden sind (Fig. E) und das Chromatin nur durch spärliche kleine Caryomeren vertreten ist. Es ist anzunehmen, daß die Richtungskörper allmählich von den Furchungszellen wieder resorbiert werden. Das Verschwinden der Richtungskörper kann ausnahmsweise beim Acht-Zellenstadium eintreten; in den meisten Fällen aber erhalten sie sich bis zum Stadium 32 oder 64. Noch ältere Stadien zeigten keine Richtungskörper mehr. 3 Kurchung. Nach der Bildung des zweiten Richtungskörpers formen die Chromosomen des weiblichen Vorkernes sich zu Caryomeren um und wandern in lockerem Zusammenhang miteinander auf die Eimitte zu. Ebenso verwandelt sich die Chromatinmasse des männlichen Pronucleus in Caryomeren. Ich habe diese Vorgänge nur am lebenden Ei beobachten können; unter meinen Schnittpräparaten fand ich leider keines, das dieses Stadium zeigte. Auch v. ERLANGER erwähnt diese Veränderung der Kerne. Er spricht von ihrem „An- wachsen durch Aneinanderlagerung von Bläschen“ und gibt an, daß er die Ausbildung von Astrosphären und Centrosomen gesehen habe, sagt aber nichts Näheres darüber. Ich habe am lebenden Objekt keine Strahlungen feststellen Können. Erster Teilungsschritt. Die Vorkerne treffen in der Mitte des Eies zusammen, wo, nach ihrer Aneinanderlagerung, Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 475 die erste Furchungsspindel ausgebildet wird. Sie stellt sich in der Metaphase schräg zur Längsachse des Eies (Fig. 5). Diese sehe ich als primäre Eiachse an, denn an ihrem einen Ende liegt die Bildungs- stätte der Richtungskörper. Die Spindel dreht sich im späteren Verlauf der Teilung so, daß ihre Achse in der frühen Telophase genau in der Richtung der primären Eiachse liegt (Fig. 7). Die erste Furche steht daher senkrecht zu dieser; sie beginnt während der Telophase der ersten Teilung einzuschneiden und wird erst während der Prophase des zweiten Furchungsschritts vollständig ausgebildet. Sie zerlegt das Ei in zwei adäquale Blastomeren, liegt also im Äquator. Die Spindel der ersten Furchungsteilung zeigt an beiden Polen gleichstark entwickelte Strahlungen aus dunklem granuliertem Plasma. In der Mitte einer jeden liegt ein kleiner heller Hof, das Centrosom; Centriole waren nicht nachzuweisen. In der Metaphase der ersten Teilung sieht man die zehn Chromosomen als kurze, gebogene, dicke Stäbchen, zur Äquatorialplatte angeordnet, liegen. In der Telophase werden die Chromosomen zu Caryomeren umgebildet (Fig. 7), die nicht zu einem einheitlichen Bläschen ver- schmelzen. Zweiter Teilungsschritt. In der späten Telophase der ersten Teilung verläuft die Längsachse der Spindel in einem Bogen, wie das häufig bei einseitigem Einschneiden der Furche in das Ei beobachtet ist. Auch wenn die Kerne sich aufs neue zur Teilung, der zweiten, vorbereiten, sind sie noch durch einen Spindelrest mit- einander verbunden. In Fig. 8 sieht man die Prophase des zweiten Furchungsschrittes. Es ist von jeder Teilungsfigur aber nur eine Sphäre sichtbar, da die andere nicht in der Schnittebene liegt. Die Spindeln stehen nun mit ihren Längsachsen so, daß sie gegen die Teilungsebene konvergieren (Fig. 8). Diese Konvergenz bleibt in der Metaphase zunächst noch erhalten (Fig. 9). Während des zweiten Teilungsschrittes drehen sich die Spindeln aber weiter, bis sie parallel zur ersten Furchungsebene liegen. Dabei können sie sich, von einem Längspol aus betrachtet, unter bald größerem, bald kleinerem Winkel Kreuzen. Am lebenden Ei sieht man eine deutliche Phasendifferenz, wie auch KAUFMANN und v. ERLANGER angeben. Zunächst erreichen die Spindeln in beiden Blastomeren zu gleicher Zeit das Stadium der Metaphase (Fig. 9). Dann durchläuft das eine Blastomer die Ana- phase schneller als das andere, so daß zwischen seinen beiden Tochter- zellen schon die zweite Furche ausgebildet ist, während die Teilung 476 Wanpa v. WENCK, des anderen noch auf einem früheren Stadium verharrt. Hierdurch kommt ein Drei-Zellenstadium zustande. Ich nehme an, daß diese Phasendifferenz nur kurze Zeit bestehen bleibt, denn unter meinen Schnittpräparaten fand sich kein Beispiel dafür. Bald holt die zu- rückgebliebene Zelle die erste in der Furchung ein, so dab ein regu- läres Vier-Zellenstadium am Ende des zweiten Teilungsschrittes ent- steht (Fig. 10). Die beim zweiten Teilungsschritt ausgebildete Furche schneidet die erste etwa unter rechtem Winkel. Aber infolge der, wie oben erwähnt, mehr oder minder gekreuzten Lagen der Teilungsebenen bilden sich Brechungsfurchen aus. Die Entstehung dieser Brechungs- furchen habe ich auch am lebenden Ei verfolgt. Sie kommen da- durch zustande, daß zwei Zellen sich an dem einen Schnittpunkt der zweiten mit der ersten Furche breit aneinander legen und dabei die beiden übrigen Blastomeren auseinanderdrängen; an dem anderen Schnittpunkt verhalten sich die 4 Zellen dann gerade umgekehrt. KAaurmann gibt eine Abbildung eines Vier-Zellenstadiums mit Brechungsfurchen, bezeichnet aber das Auftreten derselben als Aus- nahme. v. ERLANGER hat schon richtig die Brechungsfurchen als regelmäßige Vorkommnisse geschildert. Als primäre Eiachse hatte ich die Längsachse des Eies definiert. Als Furchungsachse nehme ich aber die Verbindungslinie zwischen den Mitten der Brechungsfurchen an. Die Furchungsachse steht also nach dieser Erklärung senkrecht zur Eiachse. Wenn man sich zu dieser etwas ungewöhnlichen Anschauung nicht bequemen will, muß man annehmen, daß die erste Teilungsebene äquatorial und die zweite wenigstens annähernd meridional zur primären Kiachse verläuft. Der ursprüngliche Richtungskörperpol des Eies ist weiterhin nicht mehr zu erkennen, da die Richtungskörper sich verlagern und meistens an eine der beiden Brechungsfurchen gelangen. Diese Stelle be- zeichne ich fürderhin der besseren Darstellung halber als animalen Pol der Furchungsachse. Dieser ist aber, da die Richtungskörper bisweilen zerstreut liegen, nicht immer festzustellen (vgl. auch weiter unten). Die Caryomeren schwellen in der Prophase der zweiten Teilung zu großen Bläschen an (Fig. 8). In der Metaphase erscheinen die Chromosomen als kurze dicke Stäbchen (Fig. 9), und die in der Telo- phase daraus entstehenden Caryomeren sind kleiner als auf dem Zwei-Zellenstadium. Dritter Teilungsschritt. Beim dritten Teilungsschritt Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 477 drehen sich die Spindeln wieder und zwar so, daß bei Ansicht in der Richtung der ersten Teilungsebene die Spindelrichtungen je zweier Schwesterzellen sich überkreuzen. Es konvergieren nämlich immer zwei Spindeln von verschiedener Abstammung gegen die gemeinsame Brechungsfurche ihrer Blastomeren. Vom animalen Pol betrachtet, liegen die diesem zugeneigten beiden Spindeln höher als die zum entgegengesetzten konvergierenden. Kleinere individuelle Unter- schiede in der Stellung werden durch das Bestreben der Spindeln veranlaßt, ihre Achse in die Richtung der größten Längenausdehnung des Blastomers einzustellen. Fig. A. Vier-Zellenstadium. Sämtliche Kerne in zwei Längsschnitten. Jede Figur aus zwei aufeinanderfolgenden Schnitten kombiniert. KAUFMANN und v. ERLANGER geben an, daß der dritte Teilungs- schritt in allen vier Blastomeren zu gleicher Zeit abläuft. Diese Ansicht ist irrig. Die Phasendifferenz wird hier im Gegenteil recht deutlich, wie Fig. Aa u. b zeigen. Hier sind in jeder Figur je zwei aufeinanderfolgende Längsschnitte derselben Serie kombiniert. Der dem Beschauer und dem animalen Pol zugewandte Teil der Spindeln ist dunkler gehalten als der dem vegetativen nähere. Zwei von ihnen sind noch in Metaphase, eine in beginnender, eine in später Anaphase der Teilung. Andere Präparate zeigen eine Pro-, eine Meta- und zwei frühe Telophasen. Eine Phasendifferenz ist hier also sicher vorhanden. Das Ende des dritten Teilungsschrittes wird natürlich durch das Acht-Zellenstadium gebildet. Aber infolge der geschilderten Phasendifferenz kann es vorkommen, daß noch zu dieser Zeit eine Zelle ungeteilt ist. Ihr Kern kann noch auf dem Ruhestadium verharren, während die anderen schon den Schritt ganz beendet haben. Wir erhalten dann Sieben-Zellenstadien. Unter 478 Waxpa v. Wenck, diesen fand ich solche, deren Blastomeren nur Ruhekerne enthielten (Fig. 11a, b). Fünf der Kerne sind in Telophase; die beiden anderen haben ihre Strahlungen verdoppelt, sie stehen in Prophase. Hier muß also eine der Blastomeren weit hinter den anderen zurück- Fig. B. Sieben-Zellenstadium. Sämtliche Kerne des Eies in drei Längs- schnitten. b mittlerer Schnitt, komponiert aus zwei Schnitten. a obere, b untere Kuppe. Fig. C. Acht-Zellenstadium. Sämtliche Kerne in drei Längsschnitten. a obere, b untere Kuppe. geblieben sein und noch die Prophase des dritten Teilungsschrittes durchlaufen. Die in Telophase befindlichen haben diesen Schritt, gerade vollendet. Die zweite Spindel in Prophase ist diesen weiter vorangeeilt und steht schon im vierten Teilungsschritt. Welche der Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 479 beiden Prophasen die verzögerte, welche die voraneilende ist, kann man nicht unterscheiden. Einen ebenso großen Gangunterschied von fast einer ganzen Phase zeigt das in Fig. Ba—c dargestellte Sieben-Zellenstadium. Hier befindet sich ein Kern in eben be- ginnender Anaphase des dritten Teilungsschrittes. Die anderen sechs haben diesen schon beendet und stehen in Metaphase des vierten. Die Phasendifferenz ist nicht immer so scharf wie in den beschriebenen Fällen ausgeprägt. Ich fand Acht-Zellenstadien, in denen der größte Gangunterschied nur etwa einen halben Teilungs- schritt betrug (Fig. Ca—c). Es befinden sich hier vier Kerne in Telophase der dritten Teilung. Die anderen sind schon zum vierten Furchungsschritt übergegangen. Einer von ihnen ist in Pro-, drei sind in Metaphase. Ich habe nun leider nicht einwandfrei fest- stellen können, ob die Verzögerung stets in demselben Blastomer, d.h. in ein und demselben Eibezirk, auftritt. Andere Stadien be- weisen, daß die Phasendifferenz auch gelegentlich wieder ausge- glichen werden kann. Man findet nämlich solche auch mit acht Ruhekernen. Es scheinen hier also Variationen zu bestehen, die nicht näher zu erklären sind. Die Lage der neuen Furchen, die am Ende des dritten Teilungs- schrittes ausgebildet werden, konnte ich nicht sicher feststellen, denn die Blastomeren verschieben sich offenbar gegeneinander. v. ERLANGER gibt an, dab schon auf dem Acht-Zellenstadium eine Furchungshöhle gebildet wird, eine Zeichnung gibt er dazu nicht. Seine Ansicht ist irrig; die Zellen liegen im Innern des Eies fest aneinander und bilden eine solide Morula. Die Caryomeren vergrößern sich in der Prophase des dritten Teilungsschrittes wieder etwas; doch sind die Kerne, wie stets in sich furchenden Eiern, kleiner geworden. Die Caryomeren jeder Zelle verschmelzen am Ende des dritten Teilungsschrittes wiederum nicht zu einem einheitlichen Kernbläschen. Vierter Teilungsschritt. Die Spindeln liegen während des vierten Teilungsschrittes der Oberfläche des Kies benachbart und folgen ihrer Krümmung. Ihre Richtung ist also parallel zu dieser. Die Kerne weisen wieder eine Phasendifferenz auf, wie sie schon bei Behandlung des Überganges vom Vier- zum Acht-Zellen- stadium besprochen wurde. Bemerkenswert ist, daß jetzt diese Unterschiede innerhalb des Teilungsschrittes niemals wieder ganz ausgeglichen werden. Den Abschluß des vierten bildet deshalb nie ein Stadium von sechzehn in gleicher Teilungsphase befindlichen 480 Wanpa v. WENCK, Kernen. Es kommen bestenfalls solche vor, bei denen sechzehn Ruhekerne vorhanden sind (Fig. Da—c). Aber die in der Nähe des animalen Pols gelegenen zeigen durch ihre großen Caryomeren an, daß sie schon wieder in Prophase sind. Die übrigen stehen in später oder früher Telophase. Am vegetativen Pol sieht man sogar noch den Spindelrest zwischen den Tochterkernen. Eine solche Regel- mäßigkeit, wie sie sich hier in der Verteilung der Kerne in ver- schiedener Phase auf der Eioberfläche zeigt, tritt gewöhnlich nicht 16-Zellenstadium. Sämtliche Kerne in drei Längsschnitten. a Kuppe des Kies, kombiniert aus zwei Schnitten. b mittlerer, c letzter Schnitt. auf; diese Anordnung ist ganz zufällig. In der Regel wird das 16-Zellenstadium gar nicht ausgebildet. Die Phasendifferenz kann so groß sein, daß sie nicht mehr ausgeglichen wird. Wir er- halten dann keinen deutlichen Abschluß, sondern sofort den Über- gang zum fünften Teilungsschritt, nämlich 17-, 18-, 19- und 20- Zellenstadien (Fig. Ea—d). Der Verlauf der neuen Furchen ist nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Die Zellen sind annähernd gleichgroß, aber von un- Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 481 regelmäßiger Gestalt. Eine Furchungshöhle wird auch jetzt nicht ausgebildet. Fünfterundsechster Teilungsschritt. Auf dem fünften und sechsten Teilungsschritt stellen sich die Spindeln im allgemeinen wieder parallel zur Oberfläche. Beim sechsten Schritt treten aber auch radiär gestellte Spindeln auf, über die später berichtet wird. Der Beginn beider Schritte kann aus den vorhin angegebenen Gründen nicht immer genau fixiert werden. Das vorhin erwähnte 17-Zellenstadium bildet den Übergang vom vierten zum fünften Schritt (Fig. Ea—d). Fig. %. 17-Zellenstadium. Sämtliche Kerne in vier Längsschnitten. a obere Kuppe, kombiniert aus zwei Schnitten. d untere Kuppe. Eins der Blastomeren hat hier schon den fünften Teilungs- schritt vollendet. Vermutlich sind dabei die Zellen neun und zehn gebildet (Fig. Eb). Mit Sicherheit läßt sich dies allerdings nicht feststellen, da die Kleinheit der Kerne die Unterscheidung von Pro- und Telophase außerordentlich erschwert. Man kann im übrigen sieben Pro- und acht Metaphasen zählen. Der Abschluß des fünften Teilungsschrittes ist wieder nicht scharf ausgeprägt, denn wir finden kein 32-Zellenstadium mit 32 Ruhekernen. Es sind nur Übergänge Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 32 482 Wanpa v. Wenck, vorhanden, nämlich Stadien von 27, 28, 29 und 34 Blastomeren. Auf einem Stadium von 27 Zellen (Fig. Fa—e) befindet sich ein Teil der Kerne schon auf dem sechsten Furchungsschritt, während die übrigen erst den fünften vollenden. Big. mM: 27-Zellenstadium. Sämtliche Kerne in fünf aufeinanderfolgenden Längsschnitten. Der Verlauf der Furchung hat sich als durchaus unregelmäßig erwiesen. Eine Gesetzmäßigkeit in der Phasenverschiebung ließ sich nicht feststellen, es ließ sich nicht einmal nachweisen, daß Kerne gleicher Phase benachbart wären. Die einzelnen Blastomere sind noch immer adäqual. Sie unterscheiden sich jetzt aber in der Form, denn die Zellen der vegetativen Hälfte sind stets höher als die der animalen. Dadurch bekommt die Morula einen deutlich polaren Bau Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 483 (Fig. Fe, d, Fig. Ha, b). Die Kerne, die durch die vielen Teilungen bedeutend kleiner geworden sind, sehen durch die starke Konzentra- tion des Chromatins dunkler aus. Die Caryomeren verschmelzen auch jetzt noch nicht miteinander in den Ruhestadien. Während des sechsten Teilungsschrittes pflegt die Gastrulation zu beginnen. Stadien von ungefähr 40 Zellen müssen wir etwa als das Ende der Furchung betrachten. Ganz genau läßt sich dieser Abschluß nicht feststellen, denn es gibt Embryonen von 56 Blastomeren, bei denen schon eine Anzahl Zellen ins Innere gewandert ist, andrer- seits hat bei solchen von 64 häufig der Gastrulationsprozeß noch nicht begonnen. In Übereinstimmung mit KAUFMANN nnd v. ERLANGER konnte ich feststellen, daß die Furchung total und adäqual ist. Als End- stadium sah KAUFMANN eine Morula an. v. ERLANGER glaubte, wie schon erwähnt, eine Blastula mit geräumiger Furchungshöhle fest- stellen zu können. Wie meine Ausführungen ergeben, stimme ich Kaurmann bei. Der Embryo besteht aus einem soliden Zellenhaufen, einer Morula. Nur ganz ausnahmsweise zeigen die Embryonen An- deutungen einer Furchungshöhle (Fig. 14a, b). Der in Fig. 13 ein- gezeichnete Hohlraum ist durch Reißen des Schnittes verursacht. 4. Gastrulation. Die Gastrulation beginnt, wie schon gesagt, in der Regel während des sechsten Teilungsschrittes. Zu dieser Zeit hat der Embryo noch die Form eines Rotationsellipsoids und weist noch keine Andeutungen der späteren ventralen Einkrümmung auf. Die Entodermzellen entstehen, indem sich einige Spindeln radiär stellen, wie in Fig. 14a, b und Gb, dargestellt ist. Die eine der nach vollendeter Teilung entstandenen Tochterzellen kann hier nicht mehr an die Oberfläche gelangen und muß also im Innern des Embryos liegen bleiben. Radiär gestellte Spindeln habe ich fast nur am animalen, in einem Fall aber auch am vegetativen Pol ge- funden. Diese letztere Tatsache enthält schon einen Hinweis darauf, daß die Entodermbildung durch multipolare Abgabe von Zellmaterial in das Innere stattfindet. Diese Annahme gewinnt durch eine andere Tatsache noch an Wahrscheinlichkeit. Die hohen Zellen des vege- tativen Pols (Fig. 12, 13, 14a, Ha u. b) haben ihre Höhe eingebüßt, nachdem eine Anzahl von Entodermzellen gebildet ist. Es liegt die Vermutung nahe, dab diese durch tangentiale Teilung aus den hohen Zellen entstanden sind. Einen Nachweis kann ich dafür allerdings 32* 484 Wanpa v. WENCK, — va | “ D = De. y \ ES £ es RK f "| > [ % \ tee | » / ; w ra ea 4 FR LE ie + a Y /B ON j æ a va | ni ER > d ! N À TC SRE II ee x “I “x + | 7 ( pie, Br ry hes IB aly, ZN Ag a À «| * / à «#7 RUES | BF d 5 b LL Vs. En iy & À Fa ] en ‘ BP \ ie D> = “€ rn / sh ER Ve: or 7 (RE LS 4 Russ = Pe 2 { BOS N a8 fr Pr > / = oe ia” iG en ory ; ZEN Re a À ti À Pace Bee | Feu 1 ~~ (ae N AB En CL CES € | | Fra ly, NC AR \ æ / Was ge ees 4 de laf + / he N Ll JE 0 X BE € > ; 4 > FR: \ — € = EEE Lg a Fig. G. 56-Zellenstadium. Entodermbildung. a—c drei aufeinanderfolgende Längsschnitte der Serie. d letzter Schnitt. Fig. H. 60-Zellenstadium. Zwei aufeinanderfolgende Querschnitte der Serie. nicht erbringen. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt also bei den Tardigraden Entodermbildung durch eine Art Moruladelamination vor. Der Ansicht v. ERLANGER’S, daß das Entoderm durch Invagina- tion entsteht, kann ich nach meinen vorstehenden Ausführungen nicht beipflichten. Ebensowenig aber kann ich KAUFMANN zustimmen, der die Bildung einer Keimscheibe annimmt, von der sich das untere Blatt abspaltet. r Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 485 Allmählich tritt ein deutlich wahrnehmbarer Unterschied zwischen den Eetoderm- und den von ihnen umschlossenen Entodermzellen hervor. Die äußere Schicht läßt sich dunkler färben und hat chro- matinreichere Kerne (Fig. 15a u. b) als das hellere Entoderm. Die Zellen unterscheiden sich auch durch Größe und Form. Die äußeren sind durch häufigere Teilungen bedeutend kleiner geworden als die inneren, die sich nur langsam vermehren (Fig. Ga—d). Sie ordnen sich zu einem Epithel an, während die des Entoderms einen regel- losen Haufen bilden und ein ziemlich starkes Abrundungsbestreben haben. Der Urmund wird gebildet, wenn Ectoderm und Entoderm schon deutlich gesondert sind. Er entsteht als Spalt zwischen den Ecto- dermzellen (Fig. 15b). Allmählich weichen hier auch die darunter- liegenden Entodermzellen auseinander und ordnen sich epithelial an, so daß hiermit der Urdarm gebildet ist. Dieser steht durch den Ur- mund mit der Außenwelt in Verbindung, während er nach dem ent- gegengesetzten Längspol zu blind endigt und sich flaschenartig er- weitert. Um die Lage des Urmundes zu bestimmen, wurden ältere Entwicklungsstadien zum Vergleich herangezogen, denn sie läßt sich auch dort noch feststellen. Es zeigte sich, daß der Urmund auf derselben Seite, wie später die Anlagen der Gliedmaßen, also ventral gelegen und dem hinteren Pol genähert ist. v. ERLANGER’s Be- obachtungen und die meinen stimmen hier überein. Die Entoderm- zellen ordnen sich, wie oben gesagt, epithelartig um den Urdarm- kanal an und lagern sich fest an das Ectoderm, von dem sie sich aber auch weiterhin deutlich unterscheiden. Nur dicht vor dem Urmund tritt die Sonderung der beiden Keimblätter nicht deutlich hervor (Fig. 16a, b; Fig. 17). An dieser Stelle wird eine Gruppe von Zellen später als alle anderen aus der äußeren Schicht herausdifferenziert. Ich habe nicht bemerkt, daß sie durch radiäre Teilungen "n das Innere eelangen, konnte also nicht feststellen, ob sie Abkömmlinge einer oder mehrerer Zellen sind. Wo man sie zuerst deutlich erkennt, liegen sie, wie in Fig. 17, schon zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Sie bilden einen Teil der ventralen Wand des Urdarms (Fig. 17, 18, 19, 20e, f, 22), in dessen Lumen sie infolge der Größe ihrer Zellen weit vorspringen. Diese Gruppe gelangt ins Innere, wenn in den übrigen Teilen die Einwanderung schon lange beendet ist. Zwischen diesen zuletzt eingedrungenen Zellen und den früheren besteht ein großer Unter- schied im Aussehen und in der Anordnung. Die neugebildete kleine 486 Wanpa v. Wenck, Gruppe fällt durch Größe und glasige Beschaffenheit ihrer Zellen auf (Fig. 17, 18, 19), die ein starkes Abrundungsbestreben haben und sich nie zum Epithel anordnen. Sie vermehren sich anscheinend nicht. Ihre Caryomeren verschmelzen nie zu einem einheitlichen Kernbläschen, wie die des Ectoderms und Entoderms zu tun pflegen. Diese neuhinzugekommenen Zellen weisen in ihrem Äußern und ihrem Verhalten große Übereinstimmung mit der von Braver (1894) für Euscorpio beschriebenen Genitalanlage auf. Ich halte die Gruppe daher für Urkeimzellen. v. ERLANGER scheint diese Zellen nicht gesehen zu haben; zum mindesten hat er ihren Charakter nicht er- kannt. Er gibt auf einem seiner Bilder (fig. 11 seiner Arbeit) einen Längsschnitt durch den Urdarm mit auffallend hohem, aber einschichtig angeordnetem Epithel am hinteren Ende der ventralen Darmwand. Er sagt auch nur: „Die ventralen Zellen des Urdarms sind ansehnlicher als die dorsalen.“ Ich habe Grund zu vermuten, daß diese von mir als Urkeimzellen angesprochene Gruppe später die Gonade wirklich liefern wird. Obgleich die Zellen zunächst zwar an der ventralen Seite der Urdarmwand liegen, ist eine Umlagerung auf die dorsale aber sehr wohl möglich. Sie kann so vor sich gehen, wie Braver für die Genitalanlage von Euscorpio beschreibt. Ich fand jedenfalls bei älteren Embryonen, daß die dorsale Anlage der Gonade in ihrem histologischen Bau große Übereinstimmung mit der Urkeimzellengruppe aufwies. Nach v. ERLANGER soll die Gonade aus einer dorsalen Ausstülpung der Mitteldarmwand hervorgehen. Der Embryo beginnt nun durch lebhafte Zellteilungen, besonders im dorsalen Teil, in die Länge zu wachsen, wie Fig. 17 zeigt. Auffällig ist hier die regelmäßige Anordnung der Mitosen. Diese Erscheinung hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der bei Polyphemus pediculus (Künn, 1912), Cypris incongruens (MÜLLER-CALE, 1913) und bei einigen Cope- poden (Amma, 1911) auftretenden Mitosenwelle. Man sollte nun annehmen, daß ebenso wie bei den erwähnten Arten auch bei den Tardigraden diese Beobachtung an allen Embryonen zu machen sei. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Eine derartig regelmäßige Anordnung der verschiedenen Teilungsphasen kommt verhältnismäßig selten zur Ausbildung, wie ein Vergleich mit einer Anzahl anderer Schnittserien bewies. Da die Eihülle nicht dehnbar ist, muß das Längenwachstum eine ventrale Einkrümmung zur Folge haben. Der Embryo verliert dadurch die Form des Rotationsellipsoids. Die Urdarmwand liegt allseitig dem Ectoderm fest an. Das Lumen ist im vorderen Ab- Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 487 schnitt flaschenartig erweitert. In diesem Teil verläuft der Urdarm in Richtung der Längsachse; nach hinten biegt er fast rechtwinklig zum Urmund um (Fig. 17). v. ERLANGER gibt an, daß der Urdarm zu dieser Zeit schon aus drei gesonderten Abschnitten besteht, die dem späteren Vorder-, Mittel- und Enddarm entsprechen. Das ist nicht ganz zutreffend. Aus dem mittleren Teil des Urdarms gehen allerdings der Magendarm und vermutlich auch die beiden Ab- schnitte des Enddarms hervor. Der vordere Teil des Verdauungs- tractus aber entsteht aus einer ganz anderen Zellengruppe, die später besprochen wird. Die Ausbildung des Enddarms habe ich nicht verfolgt, da die von mir behandelten Stadien zu jung dafür waren. Der Urmund stellte bis dahin die Verbindung mit der Außenwelt her. Er wird zur Zeit der ventralen Einkrümmung ge- schlossen; später bricht in seiner Nähe der After durch, wie ganz alte Embryonen erkennen lassen. Die Umbiegung geht immer weiter; sie beeinflußt hauptsächlich den hinteren Abschnitt des Embryos, der dadurch schließlich gegen den vorderen umgeschlagen wird. Bei der Einkrümmung wird das hintere Ende in seiner Form verändert, d. h. es wird länger und schmäler. Das vordere behält seine Gestalt bei und erscheint da- durch auf Quer- und besonders Frontalschnitten mächtiger. Ein Vergleich der Fig. 20b mit Fig. 20d, e, f und die Figg. 21 u. 22 mögen als Beweis für das oben Gesagte dienen. Der hintere Teil des Embryos hat nun seine größte Ausdehnung in dorsoventraler Richtung, wie Sagittalschnitte sehr deutlich zeigen (Fig. 18, 19). Die Einkrümmung wird endlich so stark, dab bei Querschnitten durch das Hinterende der Urdarm in zwei deutlich getrennten Schenkeln getroffen wird (Fig. 20 d). Gleich zu Beginn der Einkrümmung bemerkt man an der ven- tralen Seite des Vorderendes eine Vorwölbung des Ectoderms in das Iunere. Es ist wahrscheinlich, daß die Einstülpung durch ver- mehrte Zellteilung an dieser Stelle veranlaßt wird, doch gelang es mir nicht, Mitosen nachzuweisen. Der Urdarm wird dabei vom vorderen Pol zurückgedrängt. Allmählich vergrößert sich die Ein- senkung und schiebt sich, einem eingestülpten Handschuhfinger ver- gleichbar, von der Mitte nach vorn unter die ventrale äußere Ecto- dermschicht. Sie liegt dieser dicht an (Textfig. J). Die eben ge- schilderten Verhältnisse werden auch durch die Querschnittserie (Fig. 20 a—h) veranschaulicht, die so angeordnet ist, daß Fig. 20a den Schnitt eben unterhalb des vorderen Pols wiedergibt und Fig. 20h 488 Wanpa v. WENCK, den durch den entgegengesetzten. Nach dieser Querschnittserie ist der Sagittalschnitt (Textfig. J) konstruiert worden. Die ecto- dermale Einstülpung hat, wie oben erwähnt, ein nach vorn ge- richtetes, blind endigendes Rohr mit deutlichem Lumen, das Stomo- dium, ergeben (Fig. 20a bis c), das in der Mitte des Embryos an der ven- tralen Seite in eine Art Rinne ausmiindet. Der Ur- darm wird durch dieses in dorso-ventraler Richtung zusammengedrückt, so dab er seine drehrunde Form und sein Lumen einbüßt. Nun umgibt er wie ein Halbzylinder das Stomodäum (Fig. 20a, b). St Ventr. Querfalte Ventral à . a Hinter dessen Mündungs- ie. J. 5 ; ; a | stelle nimmt der Urdarm Sagittalschnitt durch einen Embryo Schematisch. . aesaın a Nach Fig. 20a—h konstruiert. seine alte Form wieder an (Fig. 20d). Frontalschnitte des in Fig. 20 (a—h) dargestellten Stadiums sind in den Figg. 21 und 22 wiedergegeben. Von der ventralen Seite betrachtet, liegt der in Fig. 21 dargestellte Schnitt höher als der in Fig. 22 abgebildete. Der vordere Teil des Embryos erscheint, wie schon erwähnt, in Frontalansicht breiter als der hintere. Dieser zeigt, wie die ectodermale Körperwand die Wandzellen des eben angeschnittenen Urdarms umgibt. Im vorderen Teil ist das Stomo- däum in seiner ganzen Ausdehnung von der Mitte des Embryos bis zum blinden Ende sichtbar. Das Lumen ist nicht getroffen; man sieht die Verbindung zwischen der äußeren Körperwand und der Einstülpung. Zu beiden Seiten derselben bemerkt man den zu- sammengepreßten Urdarm. Es sind Reste des Lumens zwischen seiner dorsalen und ventralen Wand zu erkennen. In dem in Fig. 22 dargestellten Schnitt ist die dorsale Wand der ectodermalen Ein- stülpung getroffen. Da er nicht ideal frontal liegt, kann man auch hier erkennen, daß sie mit der äußeren Körperschicht in Zusammen- hang steht. Selbstverständlich sieht man den Urdarm zu beiden Seiten. Wir bemerken außerdem in dieser Figur die Urkeimzellen, welche vom Entoderm halbmondförmig umgeben werden. Mit diesen Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 489 zusammen bilden sie, wie schon früher gesagt, die Wand des hinteren Urdarmabschnitts (Fig. 22). Schnitte durch ältere Stadien geben Aufschlüsse über das weitere Schicksal der bis jetzt vorhandenen Anlagen. Das Material war leider nicht sehr reichhaltig, so daß ich keine vollständige Schilderung geben kann. Das Stomodäum liefert den Vorderdarm, d.h. Mund- rohr, Zahnapparat mit seinen Drüsen (sog. Speicheldrüsen) und den Schlundkopf. Die besonders große Menge des nach innen ver- lagerten Ectoderms ist erklärlich durch die außerordentliche Aus- dehnung der später daraus hervorgehenden Organe. Ob auch Gehirn und Augen aus diesem Zellenkomplex entstehen, vermochte ieh nicht zu entscheiden. v. ERLANGER hat diese sehr wichtige Zellengruppe vollständig übersehen. Er läßt den ganzen Vorderdarm, wie schon gesagt, aus dem Urdarm hervorgehen. Kleine Verdickungen des dorsalen und ventralen Ectoderms sollen nach ihm die Anlage von Gehirn, Auge, Bauchmark und Speicheldrüse repräsentieren. Ich kann leider nur über Herkunft der letzteren sichere Auskunft geben. Die Speicheldrüse geht nicht aus dem Urdarm, sondern, wie oben erwähnt, aus dem Stomodäum hervor. Ich möchte mit v. ERLANGER vermuten, daß der Urdarm zur Bildung des mittleren Keimblattes beiträgt. Ich glaube aber nicht, daß die Urdarmdivertikel, die das Cölom liefern, zuerst am Hinterende abgeschnürt werden, sondern im Gegenteil am vorderen Pol. Der Urdarm erleidet nämlich, wie wir gesehen haben, am Vorderende durch die ectodermale Einsenkung eine Umformung zu einem Halbzylinder, die eine Divertikelbildung an diesem Ende wahrscheinlich macht. Der hintere Teil des Ur- darmes ist zu dieser Zeit noch ganz unverändert. III. Postembryonale Entwicklung. 1. Postembryonale Entwicklung der Weibchen. Verschiedene Autoren (KAUFMANN, LANCE u. A.) machen Angaben über jugendliche Stadien von Macrobioten. Abbildungen der ver- schiedenen Altersstufen sind aber bis jetzt nicht gegeben worden. Es war bei dem sehr reichlichen Material, das ich besonders im Januar und Februar 1913 fand, sehr leicht, sämtliche Alters- stadien zu finden und im Bild festzuhalten. Die Tiere wurden leicht chloroformiert, was sie recht gut vertragen können, und photo- graphiert. Da die Bilder bei verschiedenen Vergrößerungen gemacht 490 WanpA v. WENCK, sind, so ist zur Veranschaulichung der Größenverhältnisse einigen Bildern ein Maßstab beigefügt, dessen Länge das richtige Größen- verhältnis der verschiedenen Altersstadien anzeigt. Die Eier von Macrobiotus lac. bleiben im Eisack, d. h. der ab- gestreiften Haut des Weibchens, liegen, auch nachdem das Weibchen ihn abgeworfen hat. Fig. 23 zeigt einen solchen Eisack mit Tierchen, die teils noch in der Eischale gefangen, teils schon ausgeschlüpft sind und ein Tier, das gerade im Begriff ist, auszukriechen (Fig. 23a). Die Tiere machen vor dem Ausschlüpfen stoßende Bewegungen mit den Zähnen und versuchen, den Körper zu strecken. Endlich wird die Eihülle durch die Dehnung gesprengt. Der Kopf des Tierchens und häufig auch gleich das erste Beinpaar kommen heraus; der übrige Teil des Körpers wird rasch nachgezogen. Die Tiere verlassen das Ei vorwärtskriechend. Die eben ausgeschlüpften Jungen kriechen lebhaft im Eisack umher und geraten schließlich einmal an die vordere Öffnung, durch die sie den Weg ins Freie finden. In ihrem Aussehen ähneln junge Macrobioten schon ganz den ausgewachsenen Exemplaren, nur sind sie natürlich bedeutend kleiner; ihre Länge beträgt nur 144 u gegen 880—900 u bei den alten. Sie sind vollständig durchsichtig, auch der Darm ist noch farblos. Ihre Kleinheit erschwert es, in der Abbildung (Fig. 23) deutlich ihre innere Organisation zu erkennen. Zum Vergleich mit ausgewachsenen Tieren eignet sich deshalb besser (Fig. 24) die Ab- bildung eines nur wenig größeren, in der inneren Anatomie mit den jüngsten durchaus übereinstimmenden Tieres. Dieses hat schon Nahrung zu sich genommen, wie an dem dunkel gefärbten Darm zu erkennen ist. Vergleicht man diese Abbildung mit denen älterer Exemplare (Fig. 26—29), so sieht man, dab Haut und Krallen der jungen feiner und zarter sind; ferner, daß der Kopfabschnitt, von der Schnauzenspitze bis zum hinteren Schlundkopfrand gerechnet, relativ größer ist, nämlich 1:6 gegen 1:7 bei älteren Tieren. Die Extremitätendrüsen füllen, wie auch v. ERLANGER bemerkt, die halbe Extremität aus, und ebenso erscheinen die sog. Speicheldrüsen relativ sehr groß. Kaurmann gibt an, daß die Blutkörper junger Tiere kleiner seien als die ausgewachsener; ich habe diesen Größenunter- schied nicht gefunden; dagegen ist natürlich die Zahl der Blutkörper bei jungen bedeutend geringer. Die Augen sind schon bei den Jungen schwarze bohnenförmige Flecken, und auch der komplizierte Zahnapparat ist vollständig fertig. Der Schlundkopf hat noch Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 491 kuglige Form und wird erst später oval. Seine Chitinversteifungen bestehen aus drei Reihen von je zwei Stäbchen; zwischen jedem vorderen und hinteren Stäbchen ist ein Zwischenraum, der später mehr, aber nie vollständig verschwindet. Die sogenannte Speichel- drüse umrahmt den Schlundkopf vollständig. Der Ösophagus ist kurz und besteht aus flachen Zellen. Der Darm, der bei eben aus- geschlüpften Tieren glashell ist, färbt sich bald durch aufgenommene Nahrung braun. Am lebenden Tierchen sieht man an der Stelle, wo der Darm in die Cloake mündet, deutlich die Anhangsdrüsen und die sehr kleine Gonade. Diese liest dem Darm als ein un- paares Säckchen auf, das durch zwei Aufhängefäden nach vorn spitz ausgezogen ist. Die Gonade besteht aus kleinen gleichartigen Zellen, wie auch Lance (1896) u. A. angeben. Erst wenn die Tierchen beträchtlich herangewachsen sind, etwa bis zur Länge von 380 bis 400 u (Fig. 25), kann man ein stärkeres Wachstum der Gonade konstatieren; sie ist dann ca. ?/, so lang wie der Magendarm, doch immer noch erfüllt von gleichartigen Zellen, in welchen sich kleine hellglänzende Körner befinden, ähnlich den in den Blutkörpern auf- gespeicherten Fettkörnchen. Bei gut ernährten Tieren findet während des Wachstums eine erhebliche Zunahme der Blutkörper statt, so dab sie oft ganz vollgestopft davon erscheinen (Fig. 26). Einen weiteren Fortschritt in der Entwicklung der Gonade stellt Fig. 27 dar; im Ovar fallen einige Zellen durch Größe und dunklere Farbe auf, es sind die späteren Eizellen. KAUFMANN und HENNEKE erwähnen ebenfalls dieses Stadium. Die Zellen des Ovars weisen keine besondere Anordnung auf. Sie bilden weder ein Epithel, noch sondern sie sich in Ei- und Nähr- fächer oder ordnen sich zu Reihen an. Wenn die Eier heranwachsen, verdrängen sie die übrigen klein gebliebenen Zellen und legen sich zu mehreren aneinander. All- mählich dehnen sie das Ovar mächtig aus, so daß der Darm ganz zusammengedrückt wird. Die Eier sind dunkelgrau gefärbt und haben einen runden hellen Fleck in der Mitte, den Kern (Fig. 28). Die kleinsten Tiere mit reifen Eiern hatten eine Länge von 480 u; die größten können 900 x lang werden. Die Eiablage ist immer mit einer Häutung verbunden. Ich habe wohl sechzigmal gesehen, wie Eier abgelegt werden. Ein eier- legendes Weibehen pflegt ganz starr, oft etwas dorsalwärts ein- gekrümmt, dazuliegen, bis das Ei aus dem Ovar in die Cloake tritt. Jetzt zieht sich das Tier kräftig zusammen und drängt so das Ei 492 Wanpa v. WENCK, zur Cloakenüffnung hinaus. Die Eier werden dabei stark deformiert, nehmen aber dann sofort ihre ellipsoidale Gestalt an. KAUFMANN gibt eine sehr hübsche Abbildung von dem Austritt des Eies aus der Cloakenöffnung, während meine Abbildung (Fig. 29) die Ruhe- pause nach Ablage eines Eies zeigt. Nicht immer wird die alte, als Eisack dienende Haut vor der Eiablage abgestreift, sondern oft erst durch die abgelegten Eier allmählich vom Körper des Muttertieres abgezogen. In einem Fall riß die alte Haut nicht wie sonst vor der Mundöffnung auseinander, sondern Tier und Eier waren in der alten Haut gefangen. Durch die heftigen Bewegungen des Muttertieres lagen schließlich die Eier vorn im Sack vor der Mundöffnung des gefangenen Tieres, zum Teil hinter ihm. Falls die Haut nicht nachträglich an einer Stelle reißt, müssen solche Tiere natürlich zugrunde gehen. Über die Begattung gehen die Ansichten auseinander. v. Er- LANGER meint, daß der Same durch die alte Afteröffnung des Ei- sackes eindringe und durch die pumpenden Bewegungen des Weib- chens zu den Eiern befördert werde; HENNEKE glaubt, daß die Männchen Löcher in den Eisack bohren, sich über die Löcher legen und den Samen durch diese hineinspritzen. Mir ist es nicht gelungen, diese Frage zu lösen, obwohl ich verschiedentlich copulierende Tiere gesehen habe. Die Männchen pflegen die Weibchen schon auf- zusuchen, noch ehe diese die Eiablage begonnen haben, und verlassen sie meistens erst, nachdem die Eiablage lange beendet ist. Während dieser Zeit klammern sie sich mit ihren Vorderbeinen fest an das Weibchen oder die abgestreifte Haut an, und man sieht sie lebhaft die Zähnchen gegen die Haut führen; ob sie die Haut durchbohren, kann ich nicht sagen. Wie Fig. 30 zeigt, sitzen häufig viele Männ- chen an einem Weibchen; ich habe bis zu neun Männchen gleich- zeitig zählen können. Den Austritt des Spermas habe ich leider nie beobachtet, doch zeigen Schnitte, daß das Sperma in der abgestreiften Haut sich um die Eier ansammelt; — wie es in den Eisack gelangt ist, habe ich aber nicht entscheiden können. Die Weibchen von Maer. lac. können mehr als einmal zur Ei- ablage kommen, denn ich habe oft Weibchen gesehen, die statt eines Sackes mit Eiern deren zwei nachschleppten (Fig. 31). In dem vorderen Sack pflegten erst vor kurzem abgelegte Eier, in dem hinteren ältere, ziemlich weit ausgebildete Embryonen zu sein. Die Männchen von Maer. lac. sind, wie Fig. 32 deutlich zeigt, ca. halb so groß wie die Weibchen und fallen auf durch den hellen, Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 493 von Sperma erfüllten Hoden (Fig. 33) und die eigentümlich stark gekrümmte Kralle des ersten Beinpaares (kr, Fig. 33), die von Rywosch entdeckt und von HENNEKE zum erstenmal abgebildet wurde. 2. Erneuerung des Zahnapparats (Simplexformen). Prarz hat 1888 zum erstenmal eine sogenannte Simplexform beschrieben. Das Tier, das er als besondere Art, Doyeria, auffaßte, ähnelte außerordentlich dem M. hufelandii, unterschied sich aber von diesem durch die anscheinend rudimentären Zähne, eine „birnförmige* Zellenanlage um das Mundrohr und das Fehlen der Speicheldrüsen. Ricarers (1904b) faßte derartig abgeänderte Tiere als Parallel- formen der betreffenden Arten auf und unterschied sie von diesen als Simplexformen. Obgleich man oft Simplexexemplare fand, kam man doch der Lösung der Frage nach ihrer Bedeutung nicht näher, hauptsächlich wohl, weil selten eine große Anzahl von Tardigraden auf einmal zu haben ist. REUKAUF (1912), der eine Menge von Macrobioten und darunter eine große Anzahl von Simplexformen im Belvederepark zu Weimar fand, hat das Verdienst, das Rätsel gelöst zu haben. Er fand, daß nur Macrobioten, die nahe vor der Häutung stehen, unvollständige oder keine chitinigen Mundteile haben, daß sie die- selben aber nach einiger Zeit wieder erlangen, sich häuten und bei guter Ernährung den Vorgang öfter zeigen. Er fand auch das aus- gestoßene Gebiß in dem Kulturtropfen. Am Schlusse seiner Abhandlung stellt er folgende Frage: „Sollten sie (die sogenannten Speicheldrüsen und die Anhangsdrüsen des Enddarmes) nicht vor allem die Aufgabe haben, die für die Neu- bildung der chitinösen und kalkigen Teile des Verdauungskanals nötigen Stoffe zu liefern, wie ja auch die in den Fußenden liegenden Drüsen wohl nur im Dienste der Neubildung der Krallen bei der Häutung stehen ?“ Da ich in den Monaten Februar und März 1913 eine Anzahl von Simplexformen fand, so isolierte ich einige Tiere nach dem Bei- spiel von Reuxaur. Es waren Exemplare der verschiedenen Alters- stufen, deren Grübe zwischen 784 u und 224 u schwankte. Unter den 18 isolierten Tieren starben einige schon bald, ohne nennenswerte Veränderungen der Mundwerkzeuge gezeigt zu haben. Die überlebenden zehn Tiere befanden sich zur Zeit der Isolierung in 494 Wanpa v. Wenck, verschiedenen Stadien der Zahnausbildung. Es waren Tiere da, welche weder Zähne noch Zahnträger, noch Chitinversteifungen im Schlundkopf hatten (Fig. Ka und Fig. 37), ferner solche, bei denen nur Zahnspitzen. Zahnträger und Chitinstäbchen ausgebildet N .Schir C J\ d Fig. K. Neubildung des Zahnapparats bei Macr. lacustris. Schematisch. Nicht eingezeichnet sind Gehirn, Augen, Muskulatur des Kopfes. a Speicheldrüse und Schlundkopf nach Ausstoßung der Chitinteile. Speicheldrüse vor dem Schlundkopf. b Neu- bildung der Zahnspitzen, der Zahnträger, der Mundröhre und der Chitinstäbchen. im Schlundkopf. ce Vollendung der chitinigen Bestandteile des Zahnapparats. d Neubildung des Zahnapparats beendigt. Speicheldrüse wieder in normaler Lage. waren (Fig. Kb), und schließlich solche, die schon einen vollständigen Zahnapparat und Chitinversteifungen hatten. Gemeinsam war allen drei Stadien die eigentümliche paarige Drüsenanlage vor dem Schlund- kopf, die in den beiden letzten Stadien die Zahnspitzen und Zahn- Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 495 träger, resp. den ausgebildeten Zahnapparat umhüllt, und das Fehlen der beiden sonst rechts und links vom Schlundkopf liegenden (Fig. Kd) sogenannten Speicheldrüsen. Eine gute Abbildung des mittleren Simplexstadiums gibt PLATE in seiner Abhandlung von 1889. Man sieht darauf sehr gut die Drüse mit den Zahnspitzen und jederseits hinten an der Drüse ein muskelähnliches, am Schlundkopf befestigtes Band, das ich auch beobachtet habe. Es fand sich nun, daß die obenerwähnten isolierten zehn Tiere in kurzer Zeit sämtlich ihren vollständigen Zahnapparat ausbildeten, genau wie die von Reukaur beobachteten. Zum Teil folgte auf diese Neubildung auch am dritten oder vierten Tage die Häutung, zum Teil gingen die Versuchstiere vor der Häutung ein. Zur Ausbildung der Zähne scheinen nicht viel mehr als 24 Stunden nötig zu sein. Zuerst bilden sich, wie auch REUKAUF sagt, die Spitzen (Fig. Kb, Fig. 36), und zu gleicher Zeit entstehen als vor- läufig noch frei in die drüsige Masse endigende feine Ästchen die Zahnträger am Grunde des Schlundrohres sowie die Chitinaussteifungen des Schlundkofes. Dann wachsen die Zähne in der Richtung von der Spitze zur Furca, die Chitinaussteifungen verdicken sich (Fig. Ke). Endlich ist der Apparat fertig, liegt aber noch in der drüsigen Masse. Sieht man die Tiere nach einigen Stunden wieder an, so findet man, dab diese Masse vor dem Schlundkopf verschwunden ist, dafür aber die Speicheldrüsen auf jeder Seite des Schlundkopfes wieder vorhanden sind (Fig. Kd). Die Vermutung liegt nun sehr nahe, daß die paarig gelappte Drüsenmasse, die während der Zahnbildung vor dem Schlund- kopf liegt, und den Zahnapparat umhüllt, mit den „Speicheldrüsen“ identisch ist. Dafür spricht, daß die enormen Speicheldrüsen nach Lance im Aufbau ihrer Zellen mit denen der Matrix, die die Cuticula liefern, übereinstimmen. Ferner habe ich einmal bei einem Tier beobachten können, wie die drüsige Masse auf einer Seite des Schlund- kopfes zur Hälfte noch den Zahnapparat umfaßte, während die hintere Hälfte seitlich den Schlundkopf bis zur Mitte einrahmte Die Speicheldrüse der anderen Seite umfaßte ihn vollständig, und keine Spur von drüsigen Massen war auf dieser Seite mehr am Zahn- apparat zu sehen. Nach einiger Zeit fand ich bei diesem Exemplar auch, daß beide Speicheldrüsen in normaler Weise den Schlundkopf umgaben. Leider habe ich diese Beobachtungen aus Mangel an geeignetem Material nicht weiter ausdehnen können. Der Regelmäßigkeit der 496 Wanpa v. WENCK, Erscheinung wegen möchte ich aber doch an der oben geschilderten Rückwärtswanderung der Speicheldrüse nicht zweifeln. Das von PLATE gezeichnete Muskelband zwischen jedem Drüsen- lappen und dem Schlundkopf gehört zu dem Muskelapparat der Zähne. Daß die Zähne wirklich von der Speicheldrüse ausgeschieden werden, möchte ich annehmen, da sie wie auch die Zahnträger von der Drüsenmasse während der Ausbildung vollständig umgeben werden und die Drüse ihre Rückwanderung erst antritt, wenn die Zähne vollständig fertig sind. Über Herkunft der Chitinversteifungen des Schlundkopfes vermag ich nichts auszusagen. Nach dem Gesagten ist die Bezeichnung „Speicheldrüse* nun wohl nicht mehr angebracht. Ich möchte vorschlagen, Munddrüse dafür zu setzen, ein Name, der durch die Lage des Organs gerecht- fertigt ist. Es erscheint mir vorläufig nicht zweckmäßig, es nach seiner Funktion zu bezeichnen, da noch nicht festgestellt ist, ob ihm nicht neben der Absonderung der Zähnchen noch andere Aufgaben zufallen. Die Vorwärtswanderung der Munddrüsen habe ich nicht ge- sehen, da die isolierten Tiere nicht wieder zur Abwerfung des Gebisses und zu einer neuen Häutung kamen, sondern eingingen, nachdem sie 14 Tage lang unverändert geblieben waren. Meine Beobachtungen sind leider nur von so geringem Umfange, daß sie nur als weitere Bestätigung der ReuKAur’schen Entdeckungen anzusehen sind. Vielleicht geben sie Anregung zu genaueren Unter- suchungen über die Rolle der sogenannten Speicheldrüsen. 3. Encystierung. Seitdem LAUTERBORN (1906) in einer kurzen Notiz über Cysten von Macr. macronyx berichtete, sind Cysten vieler anderer Tardi- geraden, darunter auch solche von Maer. lac., von RıcHTErs (1909) u. A. beschrieben worden, am eingehendsten die von M. dispar durch Murray (1908). LAUTERBORN schildert die Encystierung von M. macronyx wie folgt: „Hier sah ich auch — leider nur ein einziges Mal — einen Macrobiotus, bei dem sich unter meinen Augen der eigentliche Körper des Tieres überall von der umhüllenden Cuticula abhob, sich zu einem ellipsoidalen Körper kontrahierte, der dann eine dicht an- liegende Hülle absonderte. Innerhalb dieser Hülle waren anfangs noch einige schwache hin- und herschiebende Bewegungen sichtbar, Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 497 die nach einer Stunde etwa vüllig zur Ruhe kamen. Die Chitin- stäbehen des Kauapparats blieben stets gut sichtbar. In den ersten Tagen stand die Cuticula des Tieres mit der Cyste durch zahlreiche Einfaltungen in Verbindung; später schrumpfte sie mehr und mehr zusammen, so daß schließlich die Oberfläche der Cyste mit einem Gewirre von Stacheln und Leisten bewehrt zu sein schien, ganz nach Art gewisser Dauereier von Rotatorien. Bemerkt sei noch, daß das Tier, an dem ich diesen Vorgang beobachtete, sich von den übrigen Exemplaren dadurch unterschied, dab der Magen nicht wie gewöhnlich goldbraun, sondern völlig farblos war; die dicke Körperhaut war in zahlreiche Querfalten gelegt. Aehnliche Tiere sah ich in dem Materiale noch mehrfach.“ Den von LAUTERBORN geschilderten Vorgang habe ich häufig beobachten können, da sich unter meinem Material viele Cysten fanden. Es waren solche in allen Größen, wie folgende Tabelle zeigt: Größte Länge der äußeren Haut Länge der Cyste 164 u 80 u 208 192 -+ 208 208 240 208 240 176 ++ 256 256 320 208 320 256 480 322 RıcHTers (1909) gibt an, dab er Cysten von 146 -176 u fand; aus meiner Tabelle geht hervor, daß sie noch bedeutend stärkere Größenunterschiede aufwiesen. In bezug auf die beiden mit — bezeichneten Exemplare ist zu bemerken, dab sie sich nicht in der Länge kontrahiert hatten, sondern nur die Beine eingezogen waren; eine eigene ellipsoidale innere Hülle war vorhanden. Die Tiere, welche sich zur Encystierung vorbereiteten, waren leicht zu erkennen an dem farblosen Darm und der sie sackartig lose umschließenden alten Cuticula. Diese hatte nicht, wie es bei der Häutung der Fall ist, einen breiten Querrib vor dem Munde bekommen, sondern dort war nur die kreisrunde Mundöffnung mit daranhängenden Stückchen der abgerissenen Chitinauskleidung des Mundrohres zu sehen. Das Tierchen bewegte seinen Kopf lebhaft Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Anat. 33 498 Wanna v. WENCK, in dem von der Cuticula gebildeten Sack hin und her, ohne sich jedoch von ihr befreien zu können. Ich isolierte 14 in diesem Stadium befindliche Macrobioten und fand, daß acht Tiere sich schon nach wenigen Stunden encystiert hatten, die übrigen gingen in den folgenden Tagen ein, ohne Cysten gebildet zu haben. Die Encystierung vollzog sich in der von LAUTERBORN geschilderten Weise. Ich konnte noch einen Tag lang in dem ellipsoidalen Körper die Krallen der Beinchen erkennen, dann aber wurde es schwer, diese zu sehen, da das Tier die Beine mehr und mehr einzog. In diesem Stadium und noch viel später konnte man, wie auch die Abbildungen (Fig. 34, 35) z. T. zeigen, Augen und Zahnapparat gut erkennen, ebenso die dunklen grauen Klumpen, die die Lage des Darms verraten; alles übrige wird verdeckt von den stark granulierten Blutkörpern. Eine 14 Tage nach der Encystierung durch Deckglasdruck aufgequetschte Cystenhülle ließ ein Tier mit sämtlichen wohlerhaltenen Organen hervortreten. Die Haut des Tieres war sehr zart, die Krallen gegen das Bein zurückgeschlagen, Zahnapparat und Schlundkopf normal. Der Darm war fein längsgestreift, und seine Zellen enthielten dicke runde Ansammlungen von Körnern, die den in den Blutkörpern auf- tretenden Körnchen gleichen; nur war eine viel größere Menge von Körnchen vorhanden. Die Blutkörper kamen in großer Anzahl vor und waren stark granuliert. Die Gonade habe ich nicht gesehen, da das Tier sich zu rasch nach dem Ausquetschen veränderte. Murray (1908) hatte an M. dispar dieselbe Beobachtung gemacht. „When a cyst is broken open after its completion, we find within it the animal much as it was before encystment, only smaller, and possessing all its organs, teeth, pharynx, claws etc.“ An älteren Cysten dagegen glaubte er eine Veränderung des Organismus feststellen zu können. „Cases broken open about a week after their completion, are found to enclose the elliptical yellow cyst as before, but these no longer contain complete animals. If the contents of a cyst can be squeezed out without rupture, there appears an almost amorphous mass, without trace of limbs, claws, teeth or pharynx.“ Ich kann mich Murray’s Ansichten nicht anschließen, denn meine Untersuchungen lehrten das Gegenteil. Cysten, die ich mehrere (4) Wochen nach der Encystierung öffnete, zeigten noch vollkommen wohlerhaltene Organe, auch war die ganze ursprüngliche Körperform noch deutlich erhalten; ich konnte auch hier am lebenden Tier keine Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 499 Anzeichen von Histolyse entdecken. Ebensowenig fand ich Spuren eines solchen Prozesses in einer Cyste, welche vom 18. März bis zum 1. Juli in einem kleinen Aquarium gelegen hatte. Beim Öffnen der Cyste zerquetschte ich leider das Tier etwas, aber doch war zu er- kennen, daß Zahnapparat, Schlundkopf, Darm, Augen und Gehirn unverändert vorhanden waren; auch die Beine mit ihren Krallen waren an den unverletzten Teilen zu sehen. Die Körperflüssigkeit zeigte hier und da jene feinen hellen Körnchen, die in den Blut- körpern zu sein pflegen und durch ihre lebhaften Bewegungen ins Auge fallen. An diesem Objekt konnte ich der Verletzung der Blut- körperchen wegen nichts über Veränderungen ihres Inhaltes fest- stellen, dagegen war mir eine solche bei Cysten, die ich etwa einen _ Monat nach der Encystierung geöffnet hatte, aufgefallen. Die Blut- körper, die sonst frei in der Leibestlüssigkeit flottieren und gewöhn- lich zu Anfang der Encystiernng voller Fettgranula sind, waren in solchen Cysten dick aufgequollen und enthielten wenig körnige Substanz. Nur einige dem Darm aufgelagerte Körperchen zeigten noch den gewöhnlichen Körnchengehalt. Sie waren es auch, die bei der lebenden Cyste den Eindruck hervorgerufen hatten, daß der Darm dunkler als das übrige Tier sei, ein Eindruck, den man auch bei Betrachtung der Bilder gewinnt (Fig. 34). An Schnitten prüfte ich meine Beobachtungen nach und fand, daß in jüngeren Cysten (Fig. 39a, b) die Organe, wie ja selbstver- ständlich, sehr schön zu erkennen sind und unverändert erscheinen und daß auch die Blutkörper normal aussehen; die Fettgranula lösen sich natürlich in Xylol auf und sind nicht mehr zu finden. Vergleicht man nun die Schnitte durch eine ältere Cyste (Fig. 40a u. b) mit dieser, so sieht man, daß allein die Blutkörper sich verändert haben. Sie sind aufgequollen durch die Ausbildung einer riesigen Vacuole, die ihre Kerne und das Plasma an die Zellen- wand preßt und die Blutkörper so ausdehnt, daß sie sich gegen- seitig abplatten. Nach diesen Befunden muß ich annehmen, daß eine Histolyse während der Encystierung der Tardigraden nicht eintritt, sondern daß das Tier sich einfach von den in den „Blutkörpern“ auf- gespeicherten Fettvorräten ernährt und nach Aufzehrung der Re- servestoffe erwacht. Über einen etwas abweichend vom gewöhnlichen Typus ver- laufenen Fall von Encystierung bei Maer. lac. möchte ich ferner berichten. Im Oktober 1912 fand ich ein Tier, das sich augen- 500 Wanna v. Wencx, scheinlich zur Encystierung anschickte und das ich zwecks Be- obachtung isolierte. Am nächsten Morgen lag es unbeweglich und hatte die Beine aus der alten Cuticula heraus- und an sich gezogen. Zugleich hatte es eine zweite innere Hülle ausgeschieden (Fig. La). Fig. L. Encystierung von Macr. lacustris. a Beginn der Encystierung. Die alte Haut hebt sich von der neugebildeten Körperhaut ab. Beine angezogen. b dasselbe Tier, stark kontrahiert. ce dasselbe Tier. Die neugebildete innere Haut (Cysten- hülle CR) hat sich abgehoben und zeigt die Umhüllung der halb eingezogenen Fußstümpfe. Plötzlich kontrahierte das Tier sich in der äußeren Haut, wobei die innere Hülle die Bewegungen mitmachte, d.h. diese lag dem Tier noch immer fest an (Fig. Lb). Nach 2 Tagen hatte sich die innere Hülle ausgedehnt und von dem Tier abgehoben (Fig. Le), und dabei Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 501 wurden eigentümliche Ausstülpungen an der inneren Haut sichtbar, die ich nie an anderen Cysten von Maer. lac. beobachtet habe. Die Größenverhältnisse der Häute und des Tieres waren äußere (alte) Haut 480 u innere ur ONU Tier fi Boe Es waren im ganzen acht Vorwülbungen vorhanden, welche der Lage nach den acht Beinchen entsprachen. Auch in ihrer Form glichen sie der chitinigen Cuticula, welche die Beinchen des normalen Tieres bekleidet, doch waren sie vorn abgerundet und hatten keine Krallen. Eine Offnung war auf der Kuppe der Säckchen nicht zu entdecken. Fig. Le zeigt die Cyste mit den Hautsäckchen; man sieht be- sonders deutlich die beiden dem ersten Beinpaar entsprechenden. Von den beiden mittleren Beinpaaren hebt sich je ein Säckchen seiner Durchsichtigkeit wegen von dem darunter liegenden dunklen Tier nicht ab. Von dem letzten Paar ist in dieser Lage nur eine Ausstiilpung zu sehen, die andere wurde aber bei der Drehung des Tieres auch beobachtet. Murray beschreibt bei M. dispar etwas Ähnliches: „On the ventral side are six little conical stumps, the remnants of three pairs of legs. When the cyst has just been formed there are claws on those little stumpy legs, but after short time it is found, that they have been withdrawn through small openings at the ends of the legs. I was never so fortunate as to witness the withdrawing of the claws.“ Die Abweichungen in den Beobachtungen Murray’s an den Cysten von M. dispar und meinen an dieser Cyste von Maer. lac. bestehen nach dem vorhin Gesagten also in folgendem: Die Cyste von M. dispar hat drei Paare von Beinstiimpfen, die von mir beobachtete vier; Murray fand Offnungen auf den Kuppen der Säckchen, durch die die Krallen zurückgezogen sein sollen, ich fand keine Öffnungen. Was das Zustandekommen dieser Stümpfe angeht, möchte ich annehmen, dab dieses Tier die Beine unvollständig eingezogen hatte, als es sich encystierte, und bei Ausscheidung der Hülle die Krallen schon umgeschlagen waren, wie ich es an dem vorhin beschriebenen ausgequetschten Tier beobachtet habe. Die Cystenhülle, welche ebenso wie die Körperhaut von der Hypodermis ausgeschieden wird, konnte in diesem Fall nicht eirund werden, wie bei dem normaler- 502 Wanpa v. WENCK, weise vollständig kontrahierten Tiere, sondern mußte in ihrer Form auch die Beinstümpfe wiedergeben. Das Auskriechen dieses Tieres konnte ich leider nicht be- obachten, da es, nachdem ich es 6 Wochen in einer feuchten Kammer eehalten hatte, doch einging. Die Dauer der Encystierung scheint variabel zu sein. Ich setzte Tiere in Kulturgefäße und fand, daß sie nach 3—4 Tagen alle, Alte wie Junge, encystiert waren. Schon nach 8 weiteren Tagen fand ich eine leere Cystenhülle vor, während alle anderen Tiere noch encystiert waren. Leider habe ich niemals das Ausschlüpfen aus den Cysten ge- sehen und auch nur drei leere Hüllen gefunden. Man konnte an ihnen erkennen, dab das Tier, gleich den von Murray beobachteten Cysten, die Cystenhülle hinten auf dem Rücken gesprengt hatte, vermutlich also ebenso wie M. dispar rückwärts kriechend die Hülle verlassen hatte. Über die Ursachen der Encystierung kann ich nichts Neues oder Genaueres aussagen, da ich keine Versuche in dieser Richtung gemacht habe. Ich möchte mich aber der Ansicht Murray’s an- schließen, der die Encystierung für eine Schutzvorrichtung hält, bei den von mir beobachteten Tieren vermutlich zur Überdauerung einer Hungerperiode. Anhang. Rote Macrobioten. Unter den im Januar und Februar in Breisach gesammelten Tardigraden fanden sich hin und wieder rotgefärbte Exemplare. Genaue Untersuchungen ergaben, dab alle Farbenabstufungen von hellem Gelbrosa bis zu intensivem Ziegelrot vorkommen. Die rote Färbung ist gleichmäßig im ganzen Tier verteilt; die inneren Organe sieht man an solchen Tieren sehr deutlich, da sie farblos geblieben sind. Da die Haut des Tieres vollkommen durch- sichtig ist und auch die Blutkörper farblos sind, so lag die Ver- mutung nahe, daß die Leibesflüssigkeit Sitz der Farbe sei. Durch Zerquetschen des Tieres unter dem Deckglas ließ sich die Richtig- keit dieser Annahme feststellen, denn die austretende Flüssigkeit war rot, die Blutkörperchen farblos. Zwischen den normalen farblosen Macrobioten und den roten Tieren bestehen keine erheblichen anatomischen Unterschiede. So- wohl Krallen wie Schlundkopf, Zahnapparat und Darmkanal stimmen genau überein; nicht überein stimmen die Form der Blutkörper und Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 503 der Inhalt des Ovars. Auffallend ist, daß es mir, obwohl ich ca. 60 rote Tiere untersuchte, nicht gelang, ein einziges zu finden, dessen Ovar normal aussehende Eier enthielt. Das Ovar bietet etwa den Anblick des normaler Weibchen nach der Eiablage. Es ist schmal und klein, häufig auch biskuitförmig in der Mitte eingeschnürt und in den meisten Fällen von kleinen hellglänzenden Zellen erfüllt, deren Kerne nicht zu entdecken waren. Bei einigen Tieren fanden sich außer den kleinen Zellen runde, stark lichtbrechende Tropfen, und nur in einem einzigen Fall sah ich im Ovar drei eiartige dunkel Gebilde, die aber anscheinend kernlos waren. Abweichend vom normalen Typus sind auch die Blutkörper. Beim normalen Tier sind es runde, scharf umrissene Körper mit feiner, aber deutlicher Zellmembran, deutlichem Kern und im Plasma eingelagerten, mit Sudan stark färbbaren glänzenden Kügelchen. Beim roten Tierchen sehen die Blutkörper eigentümlich zerklüftet aus und sind leichter deformierbar (Fig. 38). Die Fettkügelchen scheinen nur lose untereinander verbunden zu sein, ein Kern ist nicht zu sehen. Erst wenn die Blutkörper aus einem Riß der Körperhaut in das umgebende Wasser ausströmen, sieht man eine zarte Umgrenzungslinie hervortreten, ähnlich der feinen Membran der Blutkörper farbloser Macrobioten, doch keinesfalls so deutlich wie diese. Ferner ist beim roten Tier die Zahl der Blutkörper, wie ich mich vielfach überzeugen konnte und wie auch ein Vergleich der Abbildungen eines roten und eines normalen Tieres lehrt, bedeutend geringer. Ich fand in dem Leibessaft der roten Tiere Bacterien, die sich mit Methylenblau am Trockenpräparat gut nachweisen ließen, doch es stellte sich heraus, daß die farblosen Tiere eine ungleich größere Anzahl von Bacterien in ihrem Körpersaft beherbergen. Ob zwischen der geringen Zahl der Bacterien und der roten Farbe ein Zu- sammenhang besteht, habe ich nicht feststellen können. Die Tat- sache, daß Tardigraden oft Bacterien enthalten, ist schon von PLATE beobachtet worden. Die Körperflüssigkeit enthält ferner bei vielen roten Tieren ganz mattglänzende Tropfen, die ich bei farblosen nicht finden konnte. Über die Natur dieser Tropfen läßt sich nichts Bestimmtes sagen: für Öltropfen halte ich sie nicht, da sie das Licht nur sehr schwach brechen. Es ist fraglich, ob diese Tropfen Ursache der Rotfärbung sind. 504 Wanpba v. WENCK, Es blieb noch übrige, festzustellen, ob in der Körperflüssigekeit irgendwelche Farbstoffe gelöst wären. Versuche, die ich nach dieser Richtung hin anstellte, verliefen ergebnislos. Ich zerquetschte Tiere unter dem Deckglas bei Anwesenheit von möglichst wenig Wasser vorsichtig, so daß der Darm unverletzt blieb. Die austretende Körperflüssigkeit ließ ich langsam eintrocknen, um eventuell aus- krystallisierende Farbstoffe zu erhalten; die Flüssigkeit verdunstete jedoch, ohne irgendwelche Spuren von Krystallen zu hinterlassen. Unter den roten Tieren fanden sich sowohl rote Weibchen wie Männchen; auffallenderweise war keines von ihnen kleiner als 400 u, dagegen viele Weibchen größer, bis zu ca. 900 w. Junge Tiere von roter Farbe fand ich also nicht; diese Tatsache würde dafür sprechen, daß die rote Farbe nicht ererbt ist, sondern mit zunehmendem Alter entsteht. Ferner spricht dafür, daß ich rote Weibchen fand, die in der abgestreiften Haut Embryonen nachschleppten, welche sämtlich farblos waren. Als Beweis dafür, daß die rote Farbe keinen allzu tiefgehenden Unterschied zwischen farblosen und roten Individuen ausmacht, kann die Tatsache angesehen werden, daß ich unter den mit einem weißen Weibchen copulierenden Männchen neben mehreren farblosen auch ein rotes fand. Simplexformen und Cysten finden sich bei den roten Tieren wie bei den weißen in genau derselben Form. Aus den mitgeteilten Tatsachen darf man wohl schließen, daß die Unterschiede zwischen den roten und den farblosen Individuen rein physiologische und keine Rassenunterschiede sind. IV. Allgemeines. 1. Zusammenfassung der Ergebnisse. Die in den vorangehenden Kapiteln behandelten Ergebnisse meiner Arbeit fasse ich hier der Übersicht wegen noch einmal kurz zusammen. 1. Mit KAurmann und v. ERLANGER übereinstimmend stellte ich fest, daß die Furchung der Tardigraden total und adäqual ist. Ent- gegen der Ansicht der genannten beiden Autoren fand ich, daß die Teilungsschritte nicht synchron erfolgen, sondern daß sich Phasen- differenzen zwischen den verschiedenen Blastomeren ausbilden. 2. Wie Kaurmann konnte auch ich als Endstadium der Furchung eine Morula feststellen, während v. ERLANGER eine Blastula angibt. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 505 3. Über den Vorgang der Gastrulation weichen die Meinungen KAUFMANN’s und v. ERLANGER’s untereinander bedeutend ab. Ich schließe mich keiner dieser Ansichten an, denn meine Untersuchungen ergaben ein ganz anderes Bild. Kaurmann glaubte an eine allmähliche superfiziell werdende Furchung mit nachfolgender Keimblätterbildung durch Delamination aus der „Keimscheibe“. v. ERLANGER nimmt Urdarmbildung durch Invagination an. Der Urdarm soll dann durch Divertikelbildung das Cölom und durch dorsale Ausstülpung die Keimdrüse liefern, während das Nerven- system, die Speicheldrüsen und das Mundrohr aus einzelnen ecto- dermalen Wandverdickungen hervorgehen. Ich fand, daß die Bildung des Entoderms durch Delamination aus der Morula erfolgte. Der Urmund wird erst später angelegt; mit ihm zugleich bildet sich das Urdarmlumen aus. Dicht vor dem Urmund differenzieren sich zuletzt aus der äußeren Schicht die Urkeimzellen heraus und treten in die ventrale Wand des Urdarms ein. Alsdann erfolgt der Schluß des Urmunds während der ven- tralen Einkrümmung des Embryos und während zur selben Zeit am vorderen Drittel sich das Ectoderm an der späteren ventralen Seite ins Innere vorwölbt. Diese Einstülpung liefert das Stomodäum, das in der vorderen Hälfte des Embryos liegt und vom Urdarm halbzylinderartig umfaßt wird. Diese von v. ERLANGER nicht an- gegebene Einsenkung liefert später den Vorderdarm bis zum Schlund- kopf eingeschlossen, mit allen Anhängen. 4. Gemeinsam mit v. ERLANGER nehme ich an, daß das Meso- derm aus Divertikeln des Urdarms gebildet wird. 5. Die postembryonale Entwicklung verläuft sehr einfach. Die Tiere wachsen unter mehrfachen Häutungen, deren Zahl bis jetzt nicht einwandfrei festgestellt ist, heran, ohne dabei eine Metamor- phose durchzumachen. Ich habe Grund anzunehmen, daß auch nach Eintritt der Geschlechtsreife das Wachstum noch nicht beendet ist. Reukaur's (1912) Angabe, daß mit den Häutungen bisweilen die Erneuerung des Zahnapparats verbunden ist, konnte ich bestätigen und ferner feststellen, daß die chitinigen Teile des Zahnapparats von den als ,Speicheldrüsen“ bezeichneten paarigen Organen zu beiden Seiten des Schlundkopfes geliefert werden. Macr. lacustris ist imstande, sich in den verschiedensten Altersstadien zu encystieren, wie schon Ricwrers (1909) vermutete. Die Organe der encystierten Tiere verfallen nicht der Histolyse, wie Murray (1908) es annahm. 506 Wanpa v. WENCK, 2. Verwandtschaftsbeziehungen der Tardigraden. Man hat die Hoffnung ausgesprochen, den Tardigraden einen festeren Platz im System geben zu können, wenn man Genaueres über ihre Entwicklungsgeschichte erfahren hatte. Meine Unter- suchungen sind leider zu lückenhaft, da ich die Entwicklung nicht weit genug verfolgt habe, als dab ich etwas Abschließendes sagen dürfte. Immerhin ist es doch wohl von Wert, auch auf Grund dieser Ergebnisse Vergleiche anzustellen. Ricarers (1909) hat den Vorschlag gemacht, die Tardigraden „unter Anerkennung gewisser Anklänge an die Nematoden, die als Reminiscenzen an gemeinsame Stammformen gelten dürfen, als nächste Verwandte der Anneliden aufzufassen“. Er begründet seine Ansicht damit, daß „Tardigradenkralle und Annelidenborste durchaus nach demselben Grundsatz gebaut“ seien. Weiter führt er das Vor- handensein von Kopf-, Rumpf- und Aftercirren bei einigen Arten als Beweis für die enge Verwandtschaft dieser beiden Gruppen an. Ferner scheint ihm auch die Ähnlichkeit zwischen dem Schlundkopf der Tardigraden und der Nematoden eine Veranlassung zu sein, sie nicht zu den Arthropoden zu stellen, wie dies andere Forscher ge- tan haben (vgl. weiter unten). Eine ähnliche Anschauung vertreten Bürscazr (1876) und v. ERLANGER (1895a), die auch eine nähere Verwandtschaftsbeziehung zwischen der Gruppe der Würmer, speziell der Nematoden, und den Tardigraden zu erkennen glaubten. Bürscaix fügte sie, auf Grund der anatomischen und entwicklungsgeschichtlichen Verhältnisse des Schlundkopfes und Zahnapparats besonders, seiner Gruppe der Nema- torhynchen zu, und v. ERLANGER schloß sich, wie schon gesagt, BUTSCHLI's Ansicht an. Sie hielten auch eine engere Verwandtschaft zwischen Tardigraden und Rotatorien für wahrscheinlich, wie dies schon früher Dusarvın (1838 u. 1851) und Doyére (1840) getan hatten. Auf Grund der Entwicklungsgeschichte kann man den Bärtierchen weder ihren Platz bei den Anneliden und Nematoden noch bei den Rotatorien geben, da ihre Furchung gar keine Anklänge an den so charakteristischen Spiral- bzw. Bilateraltypus zeigt. Ferner ist sie undeterminiert. Wenn nun die Tardigraden wirklich von anneliden- ähnlichen Vorfahren abstammten, so müßten sie früher wohl den determinativen Typus gezeigt haben, und es ist bei der Kleinheit und der Dotterarmut ihrer Eier und der kurzen Entwicklungszeit Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 507 durchaus unwahrscheinlich, daß sie diesen dann verloren haben sollten. Die meisten Autoren haben sich dahin entschieden, die Tardi- graden wegen ihres Körperbaues im erwachsenen Zustand zu den Arthropoden zu stellen. Über ihren Platz innerhalb dieser Gruppe aber bestehen Meinungsverschiedenheiten. Basse (1905) hielt sie für sehr primitiv und gab ihnen deshalb ihren Platz als niederste der gesamten Arthropodengruppen. PLATE (1889) und nach ihm Lance (1897) stellten die Bärtierchen an den Anfang des Tracheaten- stammes. PLATE begründet seine Ansicht damit, daß er bei Tardi- graden: 1. vier mit Krallen versehene Beinpaare, 2. zwei Mat- pieHi sche Drüsen, 3. Mangel des Flimmerepithels gefunden habe. Lance wies ihnen sogar einen Platz über den Onychophoren an, da sie den höheren Tracheaten ähnlicher seien als diese. v. KENNEL (1891) betrachtete sie als reduzierte Arthropoden, die auf dem Larvenstadium stehen geblieben seien, wodurch er das Vorhanden- sein ungegliederter Fußstummel zu erklären suchte. Die Lage des Schlundkopfes erscheint ihm vergleichbar mit der der ersten vier Segmente bei einigen Dipterenlarven, wo sie eingestülpt sind und den Ösophagus bilden. In fast allen Lehrbüchern sieht man die Tardigraden der Gruppe der Arachnoiden zugeordnet. Es ist ihre äußere Ähnlichkeit mit den Milben, besonders das Vorhandensein von vier Beinpaaren, die O. Fr. Mürzer (1785) dazu veranlaßt hat, ihnen diesen Platz zu geben. Die Aufstellung einer näheren Verwandtschaftsbeziehung zwischen Arachnoiden und Tardigraden ließe sich vielleicht aber auch durch die entwicklungsgeschichtlichen Ergebnisse begründen. Ohne weiteres läßt sich die Embryonalentwicklung beider Gruppen allerdings nicht in Übereinstimmung bringen, da die der Arachnoiden durch den großen Dottergehalt der Eier zunächst ein wesentlich anderes Bild bietet. Man muß, um einen Vergleich durchführen zu können, die Annahme machen, daß die Tardigraden von Vorfahren mit dotterreicheren Eiern abstammen, deren Dottergehalt aber sekundär wieder geschwunden ist. Läßt man diese Annahme gelten, so darf man wohl Keimplatte (Cumulus primitivus) und Blastoderm (Braver, 1894, SCHIMKEWITSCH, 1906, KaurzscH, 1909) mit der Morula der Tardigraden vergleichen. Hier wie dort wird das untere Blatt aus einer durch Abplattung vom äußeren entstandenen Zellenschicht gebildet. Allerdings erleidet der Vergleich dadurch eine Beschränkung, daß bei Arachnoiden das untere Blatt tatsächlich nur an der eigent- 508 WanDA v. WENCK, lichen Keimscheibe abgespalten wird, während beim Tardigraden- embryo die Entodermbildung multipolar erfolgt. Deutlicher tritt die Beziehung bei der Anlage der Urkeimzellen zutage, die bei Tardigraden in derselben Weise wie bei Æuscorpio (BRAUER, 1894) und bei Phalangiden (FAUSSEK, 1892) schon frühzeitig aus der äußeren Schicht herausdifferenziert werden und auch sonst große Ähnlichkeit aufweisen, wie schon früher erwähnt. Von Se (1834) u. a. sind die Bärtierchen den Crustaceen zugeordnet worden. (rewisse Ähnlichkeiten zwischen beiden Gruppen lassen sich wohl auch hier finden, besonders, wenn man die Ent- wicklung der Wintereier einiger Daphniden (VOLLMER, 1912) zum Vergleich heranzieht. Unter der oben gemachten Voraussetzung des sekundären Dotterverlustes kann man die Bildung der Dotter- und der Urkeimzellen bei diesen Crustaceen mit der des Entoderms und der Geschlechtszellen bei Tardigraden als übereinstimmend ansehen, Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 509 Literaturverzeichnis. Basse, A., 1905, Beiträge zur Kenntnis des Baus der Tardigraden, in: Z. wiss. 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Alle Zeichnungen für die Embryonalentwicklung sind mit dem ABBE’schen Zeichenapparat in Objekttischhöhe entworfen. chromat 1,5; Komp.-Ok. 6; Tubuslänge 160 mm. Apo- Die dem Beschauer näher gelegenen Partien der Teilungsfiguren sind dunkler gehalten als die übrigen. Ectoderm durch dunkle Photographien beigegebene Maßstab gibt 100fache Vergrößerung an. Der den Die Tönung gekennzeichnet. Textfigg. A—H haben die Vergrößerung 800. ADr Anhangsdrüse des Darms Au Auge aH äußere Cystenhülle — alte Haut Bik Blutkörper Ch Cystenhülle Ch. St Chitinstäbchen D Darm Ek Ectoderm En Entoderm Esxtr. dr Extremitäten Drüse, F Fußstümpfe der Cystenhülle Fh Furchungshöhle G Urkeimzellen Gh Gehirn Kr Kralle Mh Mundhöhle Mr Mundrohr O Mundöffnung Oe Osophagus Rk Richtungskérper Rsp Richtungsspindel Schlk Schlundkopf Schlr Schlundrohr St Stomodäum Ud Urdarm Um Urmund & Vk männlicher Vorkern Zm Zahnmuskel Tafel 35. Fig, 1 somen herausdifferenziert. jiziert. Fig. 2. aus unterem Schnitt projiziert. Ovocyte mit erster Richtungsspindel. Ovocyte vor Ausbildung der ersten Richtungsspindel. Chromo- Zwei Chromosomen aus oberem Schnitt pro- Drei Chromosomen Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Tardigraden. 513 Fig. 3. Polyspermie. Zwei männliche Vorkerne. Weiblicher Vor- kern nicht getroffen. Fig. 4. Zweite Reifeteilung. Metaphase der zweiten Richtungsspindel, schräg. Daneben erster Richtungskörper. Fig. 5. Längsschnitt. Metaphase der ersten Furchungsteilung. Am Pol erster Richtungskörper in Prophase. Zweiter nicht eingetragen. Kombiniert aus vier Schnitten. Fig. 6. Schräger Schnitt durch Zwei-Zellenstadium. Vier Richtungs- körper. Fig. 7. Längsschnitt. Telophase der ersten Furchungsteilung. Fig. 8. Längsschnitt. Prophase der zweiten Teilung. Fig. 9. Längsschnitt. Zweiter Teilungsschritt. Spindeln in Metaphase. Fig. 10. Längsschnitt. Vier-Zellenstadium. Vier Kerne in Telo- phase. Ein Kern nicht mehr getroffen, einer aus oberem Schnitt pro- jiziert. Fig. lla u. b. Sämtliche Kerne in zwei Schnitten. Sieben-Zellen- stadium mit sieben Ruhekernen. Richtungskörper. Fig. 12. Querschnitt durch ein 32-Zellenstadium. Fig. 13. Längsschnitt durch ein 38-Zellenstadium. Hohlraum im Innern künstlich durch Reißen des Schnittes entstanden. Fig. 14a u. b. Zwei aufeinanderfolgende Querschnitte durch ein 40-Zellenstadium. Entodermbildung. Fig. 15a. Zwei aufeinanderfolgende Sagittalschnitte. Tafel 36. Fig. 15b. Bildung des Urmunds. Fig. 16a u. b. Ende der Gastrulation. Zwei aufeinanderfolgende Querschnitte. Fig. 17. Sagittalschnitt durch eine Gastrula. Urkeimzellen. Fig. 18. Sagittalschnitt durch eine Gastrula. Beginn der Bildung des Stomodäums. Fig. 19. Etwas seitlich von der Medianebene geführter Sagittalschnitt durch eine Gastrula. Fig. 20a—h. Serie von acht aufeinanderfolgenden Querschnitten. Embryo mit vorgeschrittener Stomodäumbildung. a Schnitt durch vorderen Pol. Blindes Ende des Stomodäums; Urdarm. b Zweiter Schnitt. ce Mündung des Stomodäums nach außen; Urdarm. d Vierter Schnitt. Beide Schenkel des umgebogenen Urdarms getroffen. e Fünfter Schnitt, Beide Schenkel des Urdarms; Urkeimzellen. f Sechster Schnitt. g Siebenter Schnitt. Umbiegungsstelle des Urdarms am hinteren Pol. h Achter Schnitt. Wand des Urdarms am hinteren Pol. Fig. 21. Frontalschnitt durch dasselbe Stadium wie in Fig. 20. 514 Waxpa v. Wenck, Entwicklungsgeschichtl. Untersuchungen an Tardigraden. Fig. 22. Frontalschnitt durch dasselbe Stadium wie in Fig. 20. Weiter dorsal gelegen als Fig. 21. Tatelrsr Fig. 23. Abgelegte Haut mit Eiern, ausgeschlüpften Jungen und leeren Eischalen. Ein Tier ist im Begriff auszuschlüpfen (a). 100:1. Fig. 24. Junges Tier. 250:1. Fig. 25. Junges Weibchen. 140:1. Fig. 26. Junges Weibchen, in der Gonade differenzieren sich die Eizellen heraus. 175:1. Fig. 27. Junges Weibchen. Deutlich hervortretende Eizellen im Ovar. Fig. 28. Reifes Weibchen. 150:1. Fig. 29. Weibchen bei der Eiablage. Die abgelegten Eier befinden sich in der abgestreiften Haut. 100:1. Fig. 30. Die (kleineren) Männchen bei der Begattung eines reifen Weibchens. Fig. 31. Weibchen mit zwei Eisäcken verschiedenen Alters. Die älteren Embryonen kenntlich an der helleren Farbe. 50:1. Fig. 32. Weibchen mit Eisack und Männchen zum Größenvergleich, 1001: Fig. 33. Männchen mit charakteristischer Kralle am ersten Bein- paar (Kr) und großer Gonade. 200:1. Fig. 34. Eneystierter Macr. lacustris. Erkennbar sind Auge, Zähnchen, Schlundkopf und Darm (dunkle Anhäufung von Blutzellen). OO Fig. 35. Seitliche Ansicht derselben Cyste. 100:1. Fig. 36. Junges Tier. Simplex. Zahnspitzen schon neugebildet, Speicheldrüse vor dem Schlundkopf. 330:1. Fig. 37. Simplex von Macr. lac. Schlundkopf schmal, zusammen- - gefallen infolge mangelnder Chitinstäbchen. Fig. 38. Rotes Weibchen, Tafel 38. Fig. 39a. Schnitt durch den vorderen Teil eines eben encystierten Tieres. Gezeichnet mit Komp.-Ok, 4 und Apochromat 1,5. Fig. 39b. Schnitt derselben Serie durch das Hinterende des Tieres. Fig. 40a. Schräger Längsschnitt durch Vorderende einer älteren Cyste. Fig. 40b. Schnitt derselben Serie. Hintere Hälfte der Cyste ge- troffen. G. Pätz’sche Buchdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S. 2 f = fat = a x we \= ï = a ' Re Zoolog. Jahrbücher Bd.ÿ1 Abt.f Morph. 5 y, Zimmermann 7 Verlag von Gustav Fischer in Jena, P Weise, Lith., Jena. me Ey & Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt.f Morph. 9 u ee 70 Sn TR 7 UN N N = we BN Zimmermann. / —( 1 % pek 4 © PW id se a m E ja Verlag von Gust Fischer in Jena, P Weise, Lith., Jena. ve », . Zoolog. Jahrbücher Bd. 37. Abt. f. Morph. Taf. 3. : 2 3 5 = In Cy a” 3" 8 E ë S 3 à en“ Fablan. Verlag von Gustav Fischer in Jena, J. B. Obernetter, München, reprod. Zoolog. Jahrbücher Bd. 37. Abt. f. Morph. Fig, 4. = p= ae Chelodina longicollis. Sie | Podocnemis expansa. 1:2 Ao. c. dese. Fabian. A.subcl. d. D. Cuy. d. A p.d. V.p.d. Sin. v. Fig. 6. Fig. 3. Fig. 8. Chelodina le I: Testudo tabulata. Dt A.anast Fig. 9. Testudo tabulata. reo | Verlag von Gustav Fischer in Jena. J. B. Obernetter, München, reprod. Zoolog. Jahrbücher Bd. 37. Abt. f. Morph. en Ca.s. Asubel.s. d. Fig. 13. Dermochelys coriacea. it Fig. 16. Trionyx spinifer. rl Dermochelys coriacea. Podocnemis expansa. Fig. 11. = Cinixys belliana. 271 Fabian. Verlag von Gustav Fischer in Jena, J, B. Obernetter, München, reprod. Zoolog. Jahrbücher Bd. 37, Abt. f. Morph. Taf. 6. Fig. 17. Testudo tabulata. 2:1 Fig. 19. Dermochelys coriacea. 4:1 Atr. d. Fig. 21. Chelone er 1 1 In Vv. Fig, 22. Dermochelys coriacea. 7:2 3 Fig. 18. Podocnemis expansa. isd Fabian. Verlag von Gustav Fischer in Jena. J. B. Obernetter, München, reprod. Loolog. Jahrbücher Bd.37. Abt.f. Morph. Be Verlag von Gusta Fischersn Jena Ih Anst vEARaike Leipzig Zoolog. Jahrbücher Bd. 37. Abt.f. Morph. , Fig. 25. Chelone viridis. Fig. 26. My | | Fig. 24. ; ve Fig. 27. Macroclemmys Temminckit. Trionyx spinifer. iG | 7:2 Fabian. ustav Fi, i Verlag von & Fischer in Jena. J. B. Obernetter, München, reprod. PS S S RS N à \ : = È Inth AnstvE AFunike Leipzig Jena Verlag von Gustav Fischer in Müller-Calé del. Zoolog. Jahrbücher Bd. 37. Abt. Morph. Tat.10. Milller-Calé del Verlag von Gustav Bischerin Jena Tih Anst vE AFımke Leipzig Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. f. Morph. CEA ae nk D ts EN EDEN EE RE RIES VIER iit a . (A Nyse) 5 un Ais aR rs Verlagvon Gu Fischer in Jena, Lith Anst.v.A Giltsch, Jena. 3 = 5 > = zu e 3 as qe nan = 5 5 > a = 5 = Schaxel gez ss Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. f. Morph. Taf 11. schaxel gez Verlag von Gustav Fischer in Jena Lith Anst.v A.Cilisch Jena Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. f. Morph. 72. 73. 76. 14 Schaxel gez Taf. 12. TA. 78. Wy 4 }y ©) 75. $ or A es Far Be aps A 79. Verlag von Gust8V Fischer in Jena Lith.Anst.v À Giltsch Jena. Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. . Morph. ES Zoolog. Jahrbücher Bd.37 Abt. f. Morph. Schaxel gez. Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. f Morph. HOT ‘ 70. A+ Er u ZI Eu ER He hy a Er > ¢ (2 dE Le. rs Schaxel gez. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Lith. Anst.v. A.Giltsch, Jena. Taf. 18. Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. f, Morph. g 5 A J. B. Obernetter, München, repr. Verlag von Gustav Pischey in Jena. 24 + : ; + Fa = =_-- =. = : 53 - € A Se + 5 3 as FA A - . - £ => Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. f. Morph. Burlend. J. B. Obernetter, München, rep Verlag von Gustav Fischer in Jena, a .* Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt.f. Morph. 29 Burlend repr. München J. B. Obernetter, Verlag von Gustav Fischer in Jena. ra = a = 5 = = ss CS < i or) = rg => © = > = = = 8 S > Re S S Burlend. » TOP) , München J. B. Obernetter, Verlag von Gustav Fischer in Jena. # 7 Abt. f. Morph. bi Zoolog. Jahrbücher Bd. Burlend. . S à S = Ÿ = gy 8 S n = S Ss = > S = Ss = J. B. Obernetter, München, 72 > S > = Ÿ ES a N S 5 oe & S = LA 3 à S > È > > so © = Fa Ss = = RSS CSI x 5 as S 3 ES ise} re o = = S à È 5 ~ > = S Ss Burlend. Zoolog. Jahrbücher Bd. Burlend. 37 Abt. f. Morph. Verlag von Gust@ Fischer jy Jena, J. B. Obernetter, Miinchen, } repr} by Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt. f. Morph. :Burlend Verlag von Gustav Fischer in Jena, Taf. 25. J. B. Obernetter, München, res Zootog. Jahrbücher bd.37 Abt.f. Morph. Lith Anst.vE.A Funke Loierige ag von. Gusta’ Fischer in Jena Verlag Zoolog. Jahrbücher Bd.37 Abt.f Morph. r 2D von Gustav Fischerin Jena Tak. 28. Zoolog. Jahrbücher Bd IT Abt.f. Morph. FT Dare SOs") ke aoe = = D” Elm 3B 3C ag von Gustav Fischeran Jena ; EhmssEA Leipzig Schleip del Verl Zoolog. Jahrbücher Bd.37 Abt. Morph. gulli Zus Tao von bustaVFischerin Jen; > Verlag in Jena Er Anst vEAFuike Leipzig Zoolog. Jahrbücher Bd.37 Abt.f/ Morph. Mr lato ai eee ® —<— leip del E Tr || |. Mischerin Ter, x Verlag von bustaßfischerin Jena Th Anst vEAFunke Leipzig Zoolog. Jahrbücher Bd. 37 Abt.f Morph. forange) Pg.2. - Ah. (schwarz) a i | iS N . 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Wenck. ; > 3 3 3 3 5 = = - Verlag von Gustav Fischer in Jena. J. B. Obernetter, München, reprod. Ventral Fig. 39a. Dorsal ; A. \ es a a Ventral Betrdr I = 4 Ei # à ig. 40a. , é a. Dorsal ¢ As Mn Ch od Vorn Exirdr | Ventral ( | ‘ | it KI) Ne | Fig. 59 b. } Iy Extrdr ie VE Ventral = nee I / Fig. 40b. u | er gez vu, 5 2 LithAnstu.KWesser, Jana Verlag von Gustav Fischer in Jena . AU TA PEUR \ je ‘ a . | ip Xe Ui N An H {| HOI Library - Serials WHSE 04644 % View à de Dy + 2