X '* ■ ,äp^ jSivs. ^^^ l1^ ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ABTHEILTJNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR J. W. SPENGEL IN aiESSEN. SECHZEHNTER BAND. MIT 33 TAFELN UND 49 ABBILDUNGEN IM TEXT JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1902. Alle Rechte vorbehalten. ISL I Inhalt. Erstes Heft (ausgegeben am 6. Mai 1902). Seite Braun, M., Fascioliden der Vögel. Hierzu Tafel 1 — 8 .... 1 Zweites Heft (ausgegeben am 22. September 1902). JjOMAN, J. C. C, Neue aussereuropäische Opilioniden. Mit Tafel 9 163 Caelsson, Albertina, lieber die systematische Stellung von Eupleres goudoti. Mit Tafel 10 u. 11 217 ßÜBSAAMEN , Ew. H. , Mittheiluugen über die von .Herni J. Bornmüller im Oriente gesammelte Zoocecidien. Mit Tafel 12—16 und 39 Abbildungen im Text 243 VOSSELER, J., Beiträge zur Faunistik und Biologie der Orthopteren Algeriens und Tunesiens. Mit Tafel 17, 18 und 8 Abbildungen im Text 337 Hagmann, Gottfried, Die Eier von Caimau niger. Mit Tafel 19 — 20 450 Drittes bis sechstes Heft (ausgegeben am 24. November 1902). Looss , A. , Heber neue und bekannte Trematoden aus Seeschild- kröten. Nebst Erörterungen zur Systematik und Nomenclatur. Mit Tafel 21—32 und 2 Abbildungen im Text 411 StafeORD, J., On the American ßepresentatives of Distomum varie- gatum. With plate 33 895 Xachdritch verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Fascioliden der Vögel. Von Prof. Dr. M. Braun, Königsberg i. Pr. Hierzu Tafel 1-8. Inhaltsverzeicliniss. Seite I. Gttg. Cathaemasia Lss 4 1. Sp. Cathaemasia fodicans Brn 4 II. Gttg. O^yisthorchis R. Blanch 5 2. Sp. Opisiliorchi.^ inferrtiptus Ben 5 III. Gttg. Metorchis Lss 7 3. Sp. Metorchis xantkusuiuKs (Cüepl.) .... 7 4. Sp. MeforcJiis crassiusciihis (BuD.) .... 10 5. Sp. Metorchis coerideiis n. sp 11 IV. Gttg. JPsilostoinum Lss 11 6. Sp. Psilostornum brevicoUe (Ckepl.) .... 12 7. Sp. PsilostoD/um oxyurum (CßEPL.) .... 14 8. Sp. Psilostomum spicidirjcrimi Mühlg. ... 15 ^= Distonmm oligoon v. LsTW. ... 16 Anhang: 9. Sp. DistoDiiim holodes n. sp , . . 17 V. Gttg. OrcJiipedu^n Ben 19 10. Sp. Orchipedum trache'icolri Ben 20 VI. Gttg. Mesaulus n. g 23 11. Sp. Mesaulus yratidis (ßuD.) 24 VII. Gttg. Anoictosto^na Stoss 28 12. Sp. Anoictostoma (?) planirolte (ßuD.) ... 28 VIII. Gttg. Philoplithalnius Lss 31 13. Sp. Philophthahnns lucipetus (BuD.) .... 32 14. Sp. Philophthalmus lacrymosus )i. sp. ... 37 Zool. Jahrb. Bd. XVI. Abth. f. Syst. 1 2 M. Braun, Seite IX. Gttg. Plagiorchis Lhe 37 15. Sp. Flagiorchis clegans (ßüD.) 38 16. Sp. Plagiorchis cirratvs (RuD.) 43 Distonmm gJobocaudatuni Ceepl. ... 44 17. Sp. Plagiorchis maculosus (RuD.) 45 18. Sp. Plagiorchis nayius (ßuD.) ...... 47 19. Sp. Plagiorchis vüellatus (v. LsTW.) .... 50 20. Sp. Plagiorchis triangidaris (Dies.) .... 51 21. Sp. Plagiorchis permixtus Ben 54 X. Gttg. Microlistruni Ben 55 22. Sp. Microlistrum cochleari forme (RuD.) ... 56 23. Sp. Microlistrmn cocJdear (Dies.) 58 24. Sp. Microlistrum spinctum Ben 59 XI. Gttg. J*haneropsolus Lss 62 25. Sp. Phaneropsolus viicrococcus (RuD.) ... 62 XII. Gttg. Ochetosoma Ben 64 26. Sp. Ochetosoma moiistrxosivm Ben 65 XIII. Gttg. JProstJiOf/oninius Lhe 67 27. Sp. Prosthogonimus ovatus (RuD.) .... 69 28. Sp. Prosthogonimus cuneatus (RuD.) .... 75 29. Sp. Prosthogonimus pellucidus (v. LsTW.) . . 79 30. Sj). Prostliogonimus japonicus Ben 81 31. Sp. Prosthogonimus rarus Ben 83 XIV. Gttg. Stomylotrema Lss 85 32. Sp. Stonnjlotrema pictum (CeepIj.) .... 86 33. Sp. Stomglotrema vicarium Ben 89 34. Sp. Stomylotrema tagax Ben 90 35. Sp. Stomylotrema fastosum Ben 90 36. Sp. Stomylotrona hijugum Ben 91 XV. Gttg. Eumegacetes Lss 92 37. Sp. Eumegacetes contribulans Ben. ... 93 = Bist, crassum v. Sieb 94 38. Sp. Eumegacetes medioximus Ben 96 XVI. Gttg. DierocoeUum Duj 97 39. Sp. JJicrocoeliimi petiolatam Raill 98 40. Sp. Dicrocoelium albicolle (Rltd.) 99 41. Sj). Dicrocoelium deflecfens QivD.) . . . . 101 42. Sp. Dicrocoelium delecians Ben 102 43. Sp. Dicrocoelium voluptarium Ben 103 44. Sp. Dicrocoelium reficiens Ben 103 45. Sp. Dicrocoelium lubens Ben 104 46. Sp. Dicrocoelium Uliciens Ben 105 XVII. Gttg. Lyxierosomunt Lss 106 47. Sp. Lgperosomum lougicauda (RuD.) . . . 106 48. Sp. Lypcrosonnrui lotiatum (?) Raill. . . . 110 49. Sp. Lyperosomiim corrigia Ben 111 Fascioliden der Vöffel. 3 Seite 50. Sp. Lyperosom 11.111 rudectioii Ben 112 51. Sp. Lyperosormvm salchrosum Ben. . . 113 XVIII. Gttg. Uarmostomum Ben 114 52. Sp. Ilarmosfom/mi fvscatum (RuD.) . . . . 114 53. Sp. Harmoslomum marsivpiwm Ben. . . . 118 54. Sp. harmostomum centrodes Ben 120 55. Sp. Harvwstomnm mordens Ben 122 56. Sp. Harmoslonmm candale (RuD.) . . . . 123 57. Sp. Dist.Te?,T^. Harmostovnimmesostomum ^MD. 126 XIX. Gttg. Glaphyrostofnuiu Ben 129 ' 58. Sp. Glaphyrostomum adhaerens Ben 130 59. Sp. (llapliyrostonium propinquimi Ben. . . . 132 XX. Gttg. Scaphiostotnuni Ben. 133 60. Sp. Scaphiostomu'm illatabüe Ben 134 XXI. Gttg. JIrogonimus Montic 136 61. Sp. Uroyuninms macrosfomus (ßUD.) resp. Di st. holostomum RüD , . 136 XXII. Gttg. Urorygma Ben 138 62. Sp. Urorygma nanodes Ben. 138 XXIII. Gttg. BUhar^lella Lss 140 63. Sp. BiUiarxiclla pidvertilenta Ben 140 64. Sp. Büharxiella (?) canaliculata (Kud.) . . . 142 XXIV. Gttg. Dlstomum Retz 146 65. Sp. JJistounnn pittaciiun Ben 146 66. Sp. Distomuni suspensw)/ Ben. .... 147- 67. Sp. Dlstomum marculentiim Ben 148 68. Sp. Dlstomum trifolmm Ben 150 69. Sp. Dlstomum vexans Ben 151 70. Sp. Distomuni globulus Rud. ..... 152 71. Sp. Distomio)} polyoon v. LsTW. .... 155 72. Sp. Disiomum aretiula Ceepl 156 Auf den folgenden Seiten werden 72 Fascioliden-Arten aus Vög-eln beschrieben; ein grosser Tlieil der Arten ist neu, die übrigen waren grössten Tlieils Species inquirendae ; nicht bei allen konnte die Unter- suchung so weit geführt werden, dass sie jetzt schon als genügend gekennzeichnete Arten gelten können; aber auch bei den andern wird die künftige Forschung noch Vieles hinzuzufügen haben. Die beigegebenen Abbildungen verdanke ich der geschickten Hand meiner Schülerin Maetha Gebauee, die auch nach ungenügend erhaltenen Objecten die wesentlichen Eigenthümlichkeiten correct wiedergebende Zeichnungen anzufertigen gelernt hat. Den Directoren der Zoologischen Museen zu Berlin, Greifswald, München und Wien, ferner Herrn von Linstow und Herrn Prof. 1* 4 M. Braun, M. Stossich habe ich auch an dieser Stelle für die Ueberlassimg des werthvollen Materials herzlichst zu danken. I. Gattung: Cathaeniasia Looss 1899. 1899. Cathaemasia Looss, "Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aeg,, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 562. Von dieser Gattung- war bisher nur eine Art {Distoma hians RuD.) bekannt; ich glaube eine zweite Art aufstellen zu dürfen, die in der Helminthensammlung des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums zu Wien in Glas Nr. 631 aufbewahrt wird; ihr Wirth ist Sterna nigra (Europa, Asien, Afrika). 1. Cathaeniasia fodicans Ben. 1901. (Fig. 1.) 1801. Cathaemasia fodieans, Beaun, Z. Eev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 896. Das betreffende Exemplar ist 7,5 mm lang und 2,5 mm breit; das Vorderende ist etwas verjüngt, das Hinterende breit und quer abgestutzt; von Stacheln ist nichts zu erkennen. Der subterminale Mundnapf ist 0,633 mm lang, 0,7 mm breit und dünnwandig; der um ein Drittel der Körperlänge von ihm ent- fernt liegende Bauchnapf dickwandiger, 1,0 mm lang und breit. Pharynx dicht hinter dem Mundnapf, fast 0,5 mm lang, 0,333 mm breit. Oesophagus fehlt, Darmschenkel schmal, bis fast zum Hinter- rand reichend. Genitalporus ziemlich dicht vor dem Bauchnapf; Cirrusbeutel klein; im Hinterende hinter einander die beiden Hoden, der hintere um mehr als % seiner Länge vom Hinterrande entfernt, in der Form an den Uterus einer Taenia (s. str.) erinnernd; man erkennt deutlich einen medianen Stamm, an dem jederseits drei, an den Enden ver- breiterte und eingeschnittene Seitenäste sitzen; der vordere Hoden viellappig, aber weniger tief eingeschnitten und nicht so regelmässig wie der hintere. Uterus den ganzen Raum zwischen vorderm Hoden und Bauchnapf einnehmend, die Darmschenkel seitlich nicht überschreitend. Eier dünnschalig, gelb, 0,072—0,083 mm lang, 0,0416 mm breit. Dotterstöcke zu den Seiten des Körpers, aus zahlreichen kleinen Follikeln bestehend, vorn am Hinterrande des Bauchnapfes beginnend und bis zum Körperende reichend. Keimstock vom Uterus lesp. Hoden verdeckt. Fascioliden der Vögel. 5 Die Unterschiede zwischen Cathaemasia hians und C. fodicans sind, wie ich selbst betone, nicht sehr erheblich; der Hauptunter- schied liegt zweifellos in den Hoden, welche zwar bei beiden Arten vielgelappte, platte Organe darstellen, aber bei C. hians kleiner, weniger stark eingeschnitten und weniger regelmässig gestaltet sind. Ein weiterer I^nterschied liegt in der geringern Grösse der Eier (bei C. fodicans), die auch eine dünnere Schale besitzen; auch scheint mir der Uterus einen grössern Raum einzunehmen. IL Gattung: Opisthorchis R. Blanch. 1895. 1895. OpistJtorchis'BLA'NC'H.A'Rl), Anim. paras., in: Bull. 8oc. zool. France, Y. 20, p. 217. 1895. Opisthorclds Blanchard, Maladies parasit., in: Traite de pathol. gen. (Bouchakd), V. 2, p. 730. 1898. Campida p. p. Stiles and Hassall, Not. on paras. 48, an inv. of the gen. . . . of Fasciolidae, in: Arch. Parasitol., V. 1, p. 85. 1899. Opisdiorchis Looss, "Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem.-Fauna Aeg., in: Zeel. Jahrb., V. 12, Syst., p. 564. Die Gattung wurde von Blanchard für Fascioliden mit vor dem Bauchnapf gelegenem Genitalporus aufgestellt, deren Geschlechtsdrüsen hinter dem Uterus gelegen sind; Typus wurde Distomum felineum Riv. Im Laufe der Zeit sind ihr zahlreiche Arten zugewiesen worden, die z. Th. im Habitus von dem T^^pus abweichen. Looss sah sich daher veranlasst, die Gattung enger zu fassen, d. h. auf Arten vom Typus des Disf. feUneinn zu beschränken und für andere Formen die verwandten Gattungen Holometra und Metorchis aufzu- stellen. Dass die von Cobbold 1859 aufgestellte Gattung Campula von Stiles u. Hassall irriger Weise mit Opisthorchis zusammen- geworfen worden ist, hat Looss (1. c. p. 558) gezeigt (vergl. auch Braun, M., Ueber Campula oblonga Cobb. in: Ctrlbl. Bakt. Abthl. 1, V. 28, 1900, p. 249). 2. Opisthorchis Interruptus Brn. 1901. (Fig. 2.) 1901. Opisthorchis interruptus Braun, Z. Bev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 897. Unter den Trematoden der Vögel, welche im Naturhistorischen Hofmuseum zu Wien aufbewahrt werden, sind nur in 2 Gläsern Opisthorchiinen vertreten; das eine (Nr. 699) enthält solche aus dem Darm von Alcedo viridinifa Bodd. (Brasilien), das andere (Nr. 708) 6 M. Braun, von Ärdea virescens L. (Brasilien). Nur die ersten sind genügend er- halten, sie gehören der Gattung Opisthorchis im engern Sinne an, und sollen hier unter dem Namen Oinsthorchis interruptus näher be- schrieben werden. Die Thiere sind abgeplattet, von bandförmiger Gestalt, jedoch hinten etwas breiter als vorn, 7 — 8 mm lang, in der Höhe des Bauch- napfes 0,5, in der der Hoden 0,7 mm breit. Das Hinterende ist mehr oder weniger zugespitzt. Die Seitenränder verlaufen vom Bauchnapf an nicht gerade, sondern leicht w^ellig, was durch eine besondere Anordnung der Muskeln bedingt wird. Im Grunde der bis zum hintern Hoden einander folgenden Wellenthäler inseriren sich dicht neben einander Fasern, die nach innen radiär aus einander gehen, die vordem und hintern Fasern ziehen im Bogen zu den benachbarten Thälern. Eine ähnliche Anordnung bei jedoch stärkerer Faltung der Seitenränder findet sich bei Opisthorchis lancea (Dies.), mit dem die zu beschreibende Art überhaupt nähere Beziehungen zeigt. Ihr Körper zerfällt zwar nicht so deutlich wie bei Op. lancea in den conischen, schmälern Hals und den breiten, am Rande gekräuselten Hinterleib, aber beide Abschnitte sind auch bei Op. interruptus an- gedeutet, jedoch — wenigstens an den mir vorliegenden Objecten — nicht scharf von einander abgegrenzt. Der Mundnapf liegt subterminal und ist im Durchschnitt 0,25 mm lang und 0,26 mm breit; etwa 1,3 mm hinter dem Vorderende liegt der kleinere, kreisrunde oder auch in die Quere gestreckte Bauchnapf (0,135 mm im Durchmesser). Ein deutlicher Praepharynx fehlt; der Pharynx ist 0,104 mm lang nnd 0,125 mm breit; der Oesophagus hat etwa die Länge des Pharynx. Die beiden weiten Darmschenkel ziehen bis an den Hinter- rand; hier erweist es sich, dass in der Regel der eine Schenkel etwas länger als der andere ist. Der hintere Hoden liegt vom Hinterrande 0,7—0,8 mm entfernt, schräg vor diesem der vordere Hoden ; sie sind nicht gleich gross und und gleich gestaltet; der hintere erscheint rundlich und wenig ge- lappt, auch etwas grösser, der vordei-e lässt eine Andeutung von 4 Lappen gut erkennen; zwischen ihnen verläuft S-förmig die schlauchförmige Excretionsblase. Das vor dem vordem Hoden aber seitlich gelegene Receptaculum seminis ist rundlich oder birntörmig und kleiner als die Hoden; median und vor ihm liegt der in die Quere gestreckte Keimstock, dessen Querdurchmesser dem der Hoden gleich kommt. Von hier entspringt der Uterus, der in ziemlich dichten Fascioliden der Vögel. 7 iiueren Schlingen, die das Mittelfeld kaum überschreiten, nach vorn zum Genitalporus zieht. Dieser liegt dicht vor dem Bauchnapf. Cirrusbeutel fehlt. Die Eier sind ziemlich dunkel gefärbt, 0,023 mm lang-, 0,01 mm breit. Die kleinen Dotterstocksfollikel lassen eine Gruppirung, wie sie oft bei OpisthorcMs vorkommt, deutlich erkennen ; sie beginnen vorn, nicht ganz auf gleicher Höhe, hinter dem Bauch- napf, von diesem etwa so weit entfernt, wie die Entfernung der Saugorgane von einander beträgt ; hinten reichen sie über den hintern Hoden hinaus, ohne den Hinterrand zu erreichen ; sie enden auch hier nicht auf gleicher Höhe. Charakteristisch ist nun, dass constant in der Höhe das Eeceptaculum und des Keimstockes jederseits eine ziemlich lange (ca. 0,6 mm) Unterbrechung in den Dotterstöcken vor- kommt, die sich ebenfalls, wenn auch nicht so ausgesprochen, bei Op. lancea findet.^) Die Exemplare aus dem Darm von Ardea virescens scheinen der- selben Art anzugehören; sie haben ungefähr dieselbe Länge, die Saugnäpfe und die Eier weisen die gleichen Maasse auf, die Darm- schenkel erstrecken sich auch hier bis an den Hinterrand und sind ungleich lang, Hoden und Keimstock liegen an den entsprechenden Stellen, die Seitenränder zeigen ebenfalls vom Bauchsaugnapf an die eigenthümliche Faltung — über die Dotterstöcke kann ich jedoch Nichts aussagen, da ich sie nicht erkennen konnte. III. Gattung: Metorchis Lss. 1899. 1899. Metorcliis Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem.-Fauna Aeg., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 564. 3. Metorchis xantJiosonius (Crepl.). (Fig. 4-7.) 1846. Distoiini)/} xanthosomuni Ceeplin , Nachtr. zu Gürlt's Verz. d. Thiere, in denen Entoz. gefund. word. sind, in: Arch. Naturg,, Jg. 12, V. 1, p. 138. In der obigen Notiz steht nur die Angabe, dass Ceeplin am 3. Januar 1839 in der Gallenblase von Colymbus septentrionaUs ein Distomum fand, das er unter dem angegebenen Namen zur Helminthen- Sammlung des Greifswalder zoologischen Museums gestellt hat; eine Beschreibung der Art ist von Seiten des Autors nicht erfolgt. Da- 1) Man vgl. Weski, 0., Mitth. üb. Dist. lancea Dies., in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 27, 1900, p. 579. 8 M. Bbaun, her konnte G. R. Wagener i) einer in der Gallenblase von Podiceps minor gefundenen Art nur mit Zweifel den von Creplin gewählten Namen beilegen ; auf diese Form bezieht wieder M. Kowalewski -) eine im März 1896 in Anas querquedula gefundene Form, die aller- dings so von der WAGENEß'schen Art abzuweichen scheint, dass der Autor sie als eine Varietät resp. als besondere Art angesehen wissen will, worin ihm jedoch Looss ^) nicht beistimmt; dieser hält „Opisfhor- chis xanthosoma Crepl, ? Wag., var. (?) compasctia Kow.^' für jüngere Exemplare von Disfomum crassiusculum Rud. Die Typen des Distomum xanthosommn Ceepl, werden noch in der Greifswalder Sammlung aufbewahrt; sie sind verhältnissmässig gut erhalten und lassen Folgendes erkennen. Der langgestreckte und ab- geflachte Körper (Fig.4) ist vorn schmal und quer abgestutzt ; vomVorder- rande an verbreitert er sich allmählich bis in die Höhe des vordem Hodens, von da wird der Querdurchmesser wieder geringer; der Hinterrand ist abgerundet; die Länge beträgt 2,8 — ^3,2 mm, die grösste Breite 0,8 — 0,9 mm. Von einer Bestachelung der Haut ist Nichts zu sehen, doch ist die Cuticula überall abgefallen, was höchst wahrscheinlich schon beim Auffinden der Fall war, denn der Species- name w^eist darauf hin, dass die Thiere gallig imbibirt waren, was nach meinen Erfahrungen erst nach dem Tode eintritt; im Leben sind diese Formen durchsichtig und gelbröthlich oder weiss; jeden- falls ist nicht ohne Weiteres die Gelbfärbung des Körpers als normal anzusehen. Am Körper lassen sich drei verschieden grosse Regionen unter- scheiden: ein ganz kurzer Halstlieil, in w^elchem 3[undsaugnapf, Pharj^nx und Oesophagus (?) liegt, der grosse mittlere Tlieil mit Dotter- stöcken, Uterus, Vesicula seminalis und Bauchnapf und das Hinter- ende mit Hoden, Keimstock und Receptaculum seminis. Vorn steht terminal der Mundnapf; auch seine Mündung ist nach vorn gekehrt; nach meinen Messungen ist er stets etwas breiter (0,222 mm) als lang (0,180 mm im Durchschnitt). Ihm folgt unmittelbar der sehr kleine, kuglige oder etwas in die Länge gestreckte Pharynx (0,064 mm breit); vom Oesophagus habe ich Nichts gesehen, wenn vor- 1) Beitr. z. Entw. d. Eingeweidew., Haarlem 1857, p. 103, tab. 22, fig. 3, 4. 2) Stud. heim. V, in: ßozprany Wydz. mat. przyr. Akad. w Krakowie, V. 35, 1898, p. 132, tab. 2, fig. 22. 3) Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trera. -Fauna Aeg., in : Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 565. Fascioliden der Vögel. Q handen, ist er sehr kurz. Die Darmschenkel müssen den ganzen Körper durchziehen, doch sind sie in ihrer grössten Länge von den Dotterstöcken resp. Uterusschlingen verdeckt, kommen aber im Hinter- ende wieder zum Vorschein, wo sie am Hinterrande einander zu- biegend in der Nähe der Mittellinie blind enden. Der an der Grenze zwischen vorderm und mittlerm Körperdrittel gelegene Bauclinapf ist kreisrund (0,169 mm). Die Anordnung der Genitalien weist Bistomum xanfhosomiim C'eepl. in die Gattung MetorcJns; wir finden im hintern Körperdrittel schräg hinter einander die beiden grossen Hoden; sie sind rundlich, aber scheibenförmig, der hintere gewöhnlich an seinem Aussenrande mehr oder weniger tief gekerbt. Neben dem vordem Hoden liegt das grosse, beuteiförmige, stets winklig geknickte Eeceptaculum se- minis und in der Mitte, dicht vor dem vordem Hoden der querovale, meist zum Theil von Uterusschlingen verdeckte Keimstock. Nach dessen Hinterrande streben auch die queren Dottergänge zu, die kurz vor dem Hinterende der Dotterstöcke ihren Ursprung nehmen. Die Follikel dieser Organe sind verhältnissmässig gering an Zahl, rundlich oder zum Theil wenigstens in dei- Querrichtung des Thieres ver- längert; sie beginnen jederseits vorn bald hinter dem Pharynx und reichen bis zum Vorderrand des vordem Hodens, hier etwas mehr sich häufend. Der Raum zwischen ihnen wird fast ganz vom Uterus eingenommen; seine Schlingen liegen sehr dicht neben einander und sind weit; die elliptischen, gelbbraunen Eier sind 0,0273 — 0,032 mm lang und 0,014 mm breit. Neben dem Bauchnapf bemerkt man noch einen Theil der Vesicula seminalis. Mit dieser nunmehr charakterisirten Art scheint mir das WAGENER'sche Dist. xanthosomum nicht übereinzustimmen, wenig- stens nicht, wenn die Zeichnung und die kurzen Angaben in der Figurenerklärung richtig sind, denn der Uterus nimmt einen ver- hältnissmässig kleinen Raum ein, auch liegen seine Schlingen nicht dicht und sind nicht weit; die Dotterstöcke sollen ferner die „ganzen Seitenränder des Thieres" besetzt halten, das Eeceptaculum seminis ist erheblich kleiner, der Keimstock und die Hoden aber grösser. Auch KowALEwsKi's oben angeführte Form kann ich auf die CREPLiN'sche Art nicht beziehen, wohl aber stimmt mit ihr überein Opisthorckis crassiusculus Rud. var. [? = sp.nov. (?) janus Kc>w. aus der Gallenblase von Anas hoschas L. var. domestica] ; das in fig. 28 (1. c.) abgebildete reife Exemplar weicht gar nicht vom Typus des Bist, xanthosomum Crepl. ab; die oifenbar Jüngern Exemplare, die den 10 M. Braun. ügg. 15 u. 16 zu Grunde liegen, haben breitere Dotterstöcke, die aber bei stärkerer Füllung- des Uterus gewiss ganz an den Seiten- rand werden gedrängt werden. Ich selbst habe die Art im April d. J. in der Gallenblase hiesiger Hausenten gefunden und finde ebenfalls die Dotterstücke bei Jüngern Exemplaren breiter. Mir liegt ferner Metorchis xanthosomus (Ckepl.) noch vor aus der Gallenblase von Porphyrio porphyrio (L.) (gesammelt im Februar 1901), sowie von Colymbus septentrionalis (gesammelt von Mühling im Fe- bruar 1897) ; es sind dieselben Exemplare, welche Mühling ^) zu Distomum crossmsculum Rud. gezogen hat, von dem sie sich aber unterscheiden. Alle diese Exemplare stimmen auch in den Maassen mit den Typen überein, was schliesslich auch die bei gleicher Ver- grösserung gezeichneten Abbildungen ergeben (Fig. 5 u. 6). Ich rechne endlich auch Exemplare, die ich im October 1899 in der Gallenblase eines im hiesigen Thiergaiten verendeten Marabu (Leptoptüus crumeniferus Cuv.) gefunden habe, trotz ihrer Grösse zu Metorchis xantJiosomns (Fig. 7). Die Thiere sind bis 4,3 mm lang und bis 1,3 mm breit; die Maasse für die Saugorgane überschreiten nur wenig, die für die Eier gar nicht die oben angegebenen Zahlen. Es erübrigt nur noch mit wenigen Worten auf 4. 31etorrhis crassiusculus (Rud.) einzugehen; diese Art lebt in der Gallenblase von Raubvögeln und steht ohne Zweifel Metorchis xantJtosomus (Crepl.) sehr nahe; sie unterscheidet sich aber von diesem schon durch die Körpergestalt; der Körper ist spateiförmig, und das verbreiterte Hinterende setzt sich in der Höhe des Keimstockes immer durch eine Einziehung an den Seitenrändern von dem conischen Yorderende ab; ferner nehmen Hoden und Keimstock in dem an und für sich grössern und breitern Hinterende einen kleinern Raum ein, so dass grosse Teile des Hinter- endes frei bleiben ; die Dotterstöcke sind mehr nach vorn verschoben, ebenso der Uterus, diese Organe halten also einen kleinern Theil des Gesammtkörpers besetzt; dazu kommen noch Differenzen in den Maassen für Pharynx und Eier, sowie die Kleinheit des Receptaculura seminis, das den Keimstock an Grösse kaum übertriffst. Die Unterscheidung beider Arten, von denen die eine in Schwimm- und Stelzvögeln, die andere in Raubvögeln lebt, ist daher möglich. 1) Die Helminthenfauna der Wirbelthiere Ostpreussens, in: Arch. Naturg., Jg. 1898, V. 1, p. 23. Fasciüliden der Vögel. H 5. 31etorc7iis coeruleiis n. sjj. (Fig. 8.) In der Gallenblase einer „türkischen Ente" {Cairina moschata, Brasilien), die im hiesigen Thiergarten eingegangen war, fand Herr Dr. Luhe einen Metorchis in mehreren Exemplaren, dessen Dotter- stöcke und junge Eier bei durchfallendem Licht deutlich blau oder violett erschienen; da nun auch andere Unterschiede gegenüber bis- her bekannten Metorchis- kxi^n bestehen, so halte ich mich zur Auf- stellung einer neuen Art für berechtigt. Die Thiere sind langgestreckt, abgeflacht, vorn schmäler als hinten; beide Enden sind abgerundet; die Länge beträgt 2,5, die Breite bis 0,666 mm, Hautbestachelung ist nicht nachzuweisen. Von den Saugorganen ist der Mundnapf weniger grösser (0,260 : 0,200 mm) als der Bauchnapf (0,220 mm im Durchmesser) ; den Pharjnix habe ich nicht sicher erkannt; die Darmschenkel reichen bis hinter die Hoden. Charakteristisch für unsere Art ist die Lage des Bauch- napfes (in der Körpermitte) und die Kleinheit der Hoden ; mit letzterm hängt zusammen, dass die Dotterstöcke und der Uterus weit nach hinten reichen, dem entsprechend allerdings auch vorn etwas weiter vom Vorderende entfernt beginnen resp. sich erstrecken. Das Re- ceptaculum seminis ist kleiner als der Keimstock; die Eier zeigen die gewöhnlichen Grössenverhältnisse, 0,0228—0.0273 mm Länge, 0,014 mm Breite. IV. Gattung: JPsilostomum Looss 1899. 1899. Psilosiomum Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem.-Fauna Aeg., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 573. Die Gattung wurde von Looss für kleine resp. unter mittelgrosse Fascioliden vom Typus des Distomum platyurum Mühl. gegründet, die in ihren Genitalien die Verhältnisse der Echinostomen wieder- geben, ohne in der Umgebung des Mundnapfes einen Stacheln tragenden Halskragen zu besitzen. Der Autor rechnet zu derselben Gattung noch Bist. simüUnmm Mühl. und Bist, spiculigerum Mühl., mir will es scheinen, dass man auch Bist. hrevicoUe Crepl. und Bist, oxyurum Ceepl. den Psilostomen einreihen dürfe, während mir die Zuweisung einer neuen Art {Bist, bolodes) trotz grosser Aehnlich- keit mit den Psilostomen deswegen fraglich erscheint, weil der Pharynx fehlt. Auch auf das am Schluss beschriebene Bist, suspen- 12 M. Bbaun, sum mihi miiss ich bereits an dieser Stelle hinweisen, da es in den Verwandtschaftskreis dieser Arten gehört. 6. Psilostoiituni hrevicoUe (Crepl. 1829). (Fig. 9.) 1829. iJistoma hrericoUe Creplin , Nov. observ. de entozois. , Berol., p. 54. 1845. DisioDta hrevicoUe Dujardin, Hist. nat. Helm., Paris, p. 445. 1850. Distonuim hrevicoUe DiESiNG, Syst. heim., V. 1, Vienn., p. 363, 1892. Distoniuni {DicrocoeUuin) hrevicoUe Stossich, I dist. d. ucc, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, P. 1 (p. 35). 1897. Disfoma hrevicoUe Müller, Helminth. Mitth., in: Arch. Naturg., Jg. 63, V. 1, p. 19, tab. 3, fig. 2. Ausser durch Creplin ist diese Art nur durch Müller be- schrieben worden; sie bewohnt den Darm \on Eaetyiatopus ostralegus und liegt mir in Exemplaren vor, welche Eudolphi in diesem Wirth am 30. September 1819 gesammelt hat (Berliner Sammlung Nr. 1608), also zu spät, um den Fund noch für die Synopsis zu verwerthen. Den von Eudolphi dieser Art gegebenen Namen führe ich nicht erst an, da er als unpublicirter Museumsname gegenüber dem mit einer Beschreibung publicirten ÖREPLiN'schen keine (jültigkeit hat; auch die Typen der Art, welche in der Greifswalder Sammlung aufbewahrt werden, konnte ich untersuchen. Der Körper zerfällt, wie Creplin und Müller angeben, durch eine hinter dem Bauchnapf gelegene Einschnürung in zwei ver- schieden lange Abschnitte: den die beiden nicht ganz gleich grossen Saugorgane tragenden, meist etwas gekrümmten Hals und den längern, nach MÜLLER walzigen, an den Berliner Exemplaren jedoch abge- platteten und in der Mitte verbreiterten Hinterleib. Die Gesammt- länge beträgt 3 mm, nach Müller und Creplin bis 5,8 mm; hier- von entfällt etwa Vs ^i^f den Hals. Die Aehnlichkeit der Körperform sowie der Anordnung der Ge- nitalien mit den Echinostomen bemerkt Müller mit Recht; jedoch fehlt, wenigstens an den EuDOLPHi'schen Exemplaren, ebenso jede Spur einer Bestachelung wie eines Kragens um die Mundöifnung; das Vorderende ist einfach abgerundet, das Hinterende verschmächtigt sich allmählich. Die Saugnäpfe sind fast gleich gross, nach Müller der Bauch- napf constant etwas kleiner; es ist das richtig, wenn man beide Fascioliden der Vögel. \^ Organe von der Fläche sieht; von der Seite gesehen ist der Banch- napf regehnässig tiefer, sein Dorsoventraldnrchmesser also grösser als der in die Längsaxe des Thieres fallende ; letzterer beträgt z. B. 0,18, der erstere 0,25 mm ; der Mnndnapf desselben Thieres ist 0,208 mm lang u. 0,240 mm breit. Die Entfernung beider Sangorgane be- trägt weniger als Vs der Körperlänge. Der Bauchnapf weist ausser den normalen Muskeln noch einen deutlichen Sphinkter am Ein- gang auf. Der vorn und hinten abgestutzte Pharynx folgt dem Mundnapf fast unmittelbar, er ist 0,156 mm laug und 0,145 mm breit; bei grössern Thieren dürften auch für ihn grössere Zahlen gelten. Die Darmschenkel lassen sich bis zu den Dotterstöcken verfolgen und werden gewiss bis zum Hinterrande ziehen; Müller will einen bis zum Bauchnapf reichenden Oesophagus gesehen haben, den ich nicht finde. Die Genitalien hat MtJLLER richtig erkannt; die die ganzen Seitenränder des Hinterleibes einnehmenden Dotterstöcke, sowie den hervorgestülpten Cirrus sah bereits Creplin. Der Genitalporus liegt dicht vor dem Bauchnapf und dorsal von diesem zieht, entsprechend der Wölbung des Napfes gekrümmt, der schlanke Cirrusbeutel zum Porus. Die übrigen Genitalien liegen, abgesehen vom Metraterm und einem Theile der männlichen Gänge, im Hinterleibe und zwar: ziem- lich in seiner Mitte, jedoch ein wenig zur Seite gerückt, der kuglige Keimstock, hinter ihm dann die beiden längsovalen Hoden, die durch einen Zwischenraum von einander getrennt sind. Beide Organe sind in der Regel verschieden lang und breit, meistens der vordere Hoden länger und breiter als der hintere.' Zwischen vorderm Hoden und Keimstock findet sich die Schalendrüse und das Dotterreservoir. Am Hinterende nähern sich die grossen Dotterstocksfollikel. Auffallend gross sind die nur in sehr geringer Anzahl vorhandenen Eier (0,104 mm lang und 0,08 mm breit). Eine sehr ähnliche Form liegt mir aus Glas Nr. 719 der Wiener Sammlung vor; sie stammt aus dem Darm von Larus cirrocephalus ViEiLL. (Brasilien), ist jedoch leider nicht geschlechtsreif, weshalb ich ihre Beschreibung unterlasse. Nächst verwandt mit Dist. hrevicoUe Crepl. ist ohne allen Zweifel 14 M. Braun, 7. Psilostoiniini oxijurtim (Creplin) ^) (Fig. 'lO), das den Darm von Anas-kri^w -) bewohnt. Auch diese Art ist in der Wiener Sammlung vertreten (Glas Nr. 506 aus Anas marila). Zur Ergänzung der vorliegenden Beschreibungen kann ich noch hin- zufügen, dass die Cuticula des conischen Halstheiles geringelt ist, was allem Anschein nach von in dichten Querreihen stehenden, kleinsten Stacheln herrührt. Die Saugnäpfe sind noch mehr ver- schieden als bei Dist. brevicolle, doch ist auch hier der Bauchnapf sehr tief, also im Dorsoventraldurchmesser des Thieres stark ver- längert; daher springt er stark hervor und legt sich gewöhnlich beim Auflegen des Deckglases um; sehr deutlich ist auch an seinem Ein- gang der Sphinkter. Der Praepharynx ist sehr kurz, der Pharynx klein (0,135 mm im Durchmesser) und die Darmgabelstelle dicht vor dem Bauchnapf gelegen; nach hinten scheinen die Darm- schenkel gerade so weit zu reichen wie die Dotterstöcke, die das hinterste Leibesende frei lassen. Der Hinterleib, der über zwei mal so lang ist wde der Vorderkörper und sich von diesem durch eine Einschnürung hinter dem Bauchnapf absetzt, hat lanzett- förmige Gestalt; er spitzt sich nach hinten zu und ist in der Mitte am breitesten (ca. 1 mm). Die ganzen Seitenränder bis auf die hinterste Spitze des Körpers werden sowohl auf der Rücken- wie Bauchfläche in bi-eiter Zone von den grossen und dicht stehenden Dotterstocksfollikeln eingenommen, die medianwärts bis an die Hoden heranreichen, die Darmschenkel verdecken und hinter dem hintern Hoden sich verbinden. Der vordere kleinere Theil des Mittelfeldes ist im Hinterleib vom Uterus und dem Keimstock eingenommen; dieser ist kuglig (0,16 mm), der Dorsalfläche mehr genähert und auch neben der Mittellinie gelegen; vom vordem Hoden trennt ihn die Schalendrüse, hinter der die queren Dottergänge liegen. Den grossem hintern Theil des Mittelfeldes halten die grossen, in die Länge gestreckten Hoden besetzt; sie liegen dicht hinter einander; ihre einander zugekehrten Flächen sind meist eben, ihre Seitenränder 1) Creplin, F. C. H., Observat. de entoz. Gryph., 1825, p. 48. — V. LiNSTOW, Helmiutli. Studien, in: Arch. Naturg., Jg. 48, V. 1, 1882, p. 19. — Bkaun, M., Verz. v. Eingeweidew. aus Meckl.. in: Arch. Frde. Naturg. Meckl., Jg. 1891, p. 100/101. 2) Die Art ist in der (üreifs walder Sammlung vertreten aus Anas (jlariülis^ A. marila, A. f/(li(jula, A. nifjra, A. tadorna u. A. danguln. Fascioliden der Vögel. 15 mehrfach tief eingekerbt. Unmittelbar vor dem Bauchnapf trifft man den Genitalporus ; der lange und schlanke Cirrusbeutel krümmt sich um den Napf herum und scheint die Vesicula in seinem Grunde ein- zuschliessen. Die wenigen Eier finde ich 0,082 — 0,1 mm lang und 0,06—0,069 mm breit. Das zugespitzte, nur den Endtheil des Excretionsapparats ent- haltende Hinterende weist dicht stehende Ring- und nach innen von diesen Längsmuskeln auf, die dem übrigen Hinterleibe nicht fehlen, aber jedenfalls nicht in dieser Menge zukommen ; wahrscheinlich ist das Hinterende retractil, ohne freilich Verhältnisse darzubieten, wie sie den Hemiuren zukommen. Trotzdem dem Anschein nach eine derartige Organisation bei Bist, drcvicolle fehlt, sind beide Arten zweifellos sehr nahe verwandt; sie stehen jedoch nicht isolirt da, denn einerseits finden sie einen Anschluss an die von mir aufgestellte Gattung Orchipedum, andrer- seits und mehr noch an Psilostomum Looss und besonders au den für dieses Genus gewählten Typus : Disf. platyuriim Mühl. i) (aus dem Darm von Harelda (ßacialis). Allerdings sind die beiden CRBPLm'schen Arten schlanker, ihr Vorderkörper besonders bei Dist. oxyurum schärfer abgesetzt, auch bei der genannten Art abgeplattet, aber diese Diffe- renzen fallen gegenüber den Uebereinstimmungen nicht sehr ins Ge- wicht, so dass man wohl beide Arten dem Genus Psilostomum ein- reihen darf; ich gebe aber die Möglichkeit einer generischen Ab- trennung für Disf. oxyurum Ceepl. zu, da zu den erwähnten Diffe- renzen noch die Lappung der Hoden und die eigen thümliche Be- schaffenheit des Hinterendes hinzukommt (vgl. auch Orchipedum). 8. l^.silostomum spiculigerum (Muhlg.). 1898. Disioiuum spirurnjervni MÜHLING , Die Helm. -Fauna d. Wirbelth. Ostpreuss., in: Arch. Naturg., Jg. 1898, V. 1, p. 97, tab. 3, fig. 18. 1899. I'silos-fonniiii .spiridif/erum Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem.- Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 574. Von dieser den Darm von Fuligula nt/roca bewohnenden Art liegt mir das Original-Exemplar vor; ich habe dasselbe wiederholt unter- sucht, ohne mehr finden zu können, als Mühling angiebt. Da aber in der Beschreibung einzelne Lücken geblieben sind, deren Ausfüllung mir nothwendig erschien, Hess ich eine Schnittserie anfertigen und kann 1) MÜHLING , P. , Beitr. z. Kenntn. d. Trem. , in : Arch. Naturg., Jg. 1896, V. 1, p. 267, tab. 17 fig. 6, tab. 19 fig. 13 u. 14. I^ß M. Braun, nun angeben, dass, wie Mühlino schon vermuthete, ein Cirrusbeutel vorhanden ist, der sich in dorsoventraler Eichtung erstreckt und bis zum Grunde des Bauchnapfes reicht. An letzterm fehlen nicht die für andere Psilostonien-Arten von Mühling constatirten, an den Bauchnapfrand von aussen her herantretenden Muskeln, dagegen ist der Sphinkter in der Bauchnapfmusculatur selbst nur schwach ent- Avickelt. MüHLixG macht nun weiterhin auf eine „gewisse Aehnlichkeit"^ seiner Art mit Distomiim oligoon v. Lstw. i) (Fig. 11) aufmerksam; trotzdem nun s. Zt. von Linstow sich brieflich gegen eine Identificirung beider Arten ausgesprochen hatte, -) trat mir bei dem erneuten Studium des Psüostommn spiculigerum und der Be- schreibung des Bist, oligoon die Aehnlichkeit beider Formen immer wieder vor Augen, so dass es mir darauf ankam, die von LmsTow'sche Art selbst kennen zu lernen; auf meine Bitte übersandte mir Herr VON Linstow die als mikroskopisches Präparat montirten Original- exemplare, von denen eins in Fig. 11 (Taf. 1) abgebildet worden ist. Wenn man von der gestrecktem Körpergestalt des Bist, oligoon ab- sieht, so besteht kaum ein Grund gegen die Vereinigung beider Arten ; zwar soll die von LiNSTOw'sche Art der Stacheln entbehren, es fehlen solche auch in der That den Originalexemplaren, gleich- zeitig aber auch die Cuticula, so dass sich die Stachellosigkeit des Bist oligoon zur Zeit nicht beweisen lässt; es soll fernerhin der (Ürrus fehlen, doch ist der ziemlich langgestreckte, bis zum Bauch- napf reichende Cirrusbeutel an einzelnen Objecten noch heute deut- lich zu sehen. Alles Uebrige stimmt bei beiden Formen recht gut überein, sowohl die Anordnung der Genitalien als auch die Grösse- der Saugorgane und der Eier, deren Breitendurchmesser wohl in Folge eines Druckfehlers zu gross angegeben ist; ich finde die Eier des Bist, oligoon 0,093 mm lang und 0,056—0.064 mm breit, während VON Linstow 0,072 mm Breite anführt. Unter diesen Umständen wird man daher Bist. spicuUgeruni MÜHL. als synonym zu Bist, oligoon v. Lstw. einziehen müssen. 1) V. Linstow, Helminth. Unters., in: Zool. Jahrb., V. 3, Syst., 1887, p. 103. 2) cf. bei MÜHLING, Helm.-Fauna d. Wirbelth. Ostpreuss., in: Arcli. Naturg., Jg. 1R98, V. 1, p. 97. Fascioliden der Vögel. \'^ 9. Distomuni holodes ri, sp. (Fig. 12, 13.) Unter diesem Namen will ich eine bereits früher von mir er- wähnte ^) Fascioliden- Art beschreiben, die Mühling im October 1897 in der Bursa Fabi-icii einer Fulica atra neben Prosthoc/oinmus ovatns (RuD.) zu Rossitten (Kurische Nehrung) gefunden hat. Der breit spindelförmige, vorn und hinten abgerundete Körper ist im conservirten Zustande 2,17 mm lang und an dei- breitesten Stelle 1 mm breit. Die Rückenfläche ist wenig gewölbt, die Baucli- fläche in der Mitte buckeiförmig vorgetrieben. Fast die gesammte Cuticula ist auf der Bauchfläche mit kleinen Stacheln dicht besetzt, nur das hinterste Körperende bleibt frei; auf der Rückenfläche lassen sich die Stacheln bis in die Höhe des Bauchnapfes verfolgen, die da- hinter liegende Fläche bleibt frei. Die Mundöff'nung ist nach vorn gerichtet, liegt jedoch ventral; der Mundnapf ist 0,36 mm breit und 0,29 mm lang ; nur wenig kleiner erweist sich der vor der Körpermitte gelegene Bauchnapf (0.312 mm in beiden Durchmessern). Trotz aller Aufhellungsmittel war an den beiden mir vorliegen- den Exemplaren weder von der Bauch- noch von der Rückenfläche her ein Pharynx zu erkennen; um in dieser Beziehung jedoch ganz sicher zu sein, liess ich von dem einen Exemplar eine Sagittalschnitt- serie anfertigen; ihre Untersuchung bestätigte das Fehlen des Pha- rynx an dem verhältnissmässig langen, bis in die Nähe des Bauch- napfes reichenden Oesophagus. Die Gabelstelle des Darmes liegt vor dem Bauchnapf, und die Darmschenkel lassen sich durch den ganzen Körper bis an den Hinterrand verfolgen, wenn sie auch zum grossen Theil durch die Dotterstöcke verdeckt sind. Der Genitalporus liegt weit vorn am Hinterrand des Mundnapfes etwas seitlich von der Mittellinie; der Cirrusbeutel ist je nach der Contraction des Thieres länger oder kürzer, jedenfalls aber verhält- nissmässig gross ; er enthält die vieltach geschlängelte, jedoch schmale Vesicula seminalis. Dicht neben ihm mündet das durch besondere Structur nicht ausgezeichnete Metraterm aus. Von den ül)rigen Genitalien fielen von der Bauchseite her nur die grossen, bauch ständigen, aber an den Seiten gelegenen Dotter- 1) Bkaun, M., Tremat. d. Burs. Fabr., des Eileit. u. d. Eier d. Vögel, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, 1901, p. 18. Zool. Jahrb. XVI. Abtb. f. Syst. 2 ]^g M. Braun, stocksfollikel auf. die jederseits ein langes, noch vor dem Bauchnapf beginnendes Band bilden, das sich bis in die Nähe des Hinterrandes erstreckt. Die Follikel liegen in der grössten Erstreckung der Dotterstöcke zu mehreren neben einander, am Vorder- und Hinter- ende jedes Organs nur zu einem. Sonst konnten von der Bauchseite her nur noch die grossen, vor und hinter dem Bauchnapf liegenden Eier sowie das Hinterende des einen Hodens erkannt werden. Drehte man das Exemplar um. legte man es also auf die Bauchfläche, so traten die drei Geschlechtsdrüsen deutlich hervor; sie liegen hinter einander in der Mittellinie, der kleine kuglige Keimstock genau dorsal vom Bauchnapf und dahinter die grossen, etwa dreieckigen Hoden. Auf Schnitten ist dann noch dorsal vom Keimstock die Schalendrüse erkennbar, dagegen fehlt — oder war wenigstens nicht auffindbar — das Receptaculum seminis und der LAUßER'sche Canal. Der kurze aber weite Uterus macht nur wenige kurze Schlingen; die in ihm enthaltenen Eier sind gelbbraun, dünnschalig, 0,093 mm lang und 0,06 — 0,07 mm breit, also recht bauchig. Die Genitalien des Distomum holodes sind demnach ebenso an- geordnet wie bei den typischen Echinostomen; doch kann diesen die in Eede stehende Art wegen des Mangels eines Stacheln tragenden Halskragens nicht angeschlossen w^erden. Nun hat Looss ^) für echinostomenähnliche, aber des Halskragens entbehrende Fascioliden aus Vögeln die Gattung Psüostonmm (Typus: Dist. platyurum Mühl.) aufgestellt, mit der unsere Art zwar in recht vielen, jedoch nicht in allen Punkten übereinstimmt. Eine Differenz liegt in der Be- stachelung der Haut, die hier ausgedehnter ist als bei den Psilo- stomen, wo — nach der Diagnose — wenn überhaupt, nur stellen- Aveise die Bauchfläche bestachelt ist, aber in diesem Punkte ver- halten sich die drei von Looss angeführten Psilostomen-Arten that- sächlich anders und verschieden: Dist. platyurum ist ganz unbestachelt, Dist. simiUimum Mühl. zeigt Stacheln auf der Ventralfläche um den Bauchnapf herum und etwas weiter nach hinten, so wie endlich auf der Rückenfläche am Vorderende , und Dist. spiculigerum Mühl. ist auf der Bauchfläche mit Ausnahme der Gegend zwischen den Saug- ()]-ganen ganz bestachelt -) und weist auch noch vorn auf einem kleinen 1) Looss, A., Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 573. 2) ]yiÜHLlN(;, P., Die Hchn.-Fauna d. Wirbelth. Ostpreussens, in: Aich. Naturg., .Ig. 18i)8, V. 1, p. 98. Fascioliden der Vögel. 19 Theil der Eückenfläche Stacheln auf. Demnach setzt in dieser Be- ziehung- Dist. holodes die Reihe nur fort und braucht wegen seiner ausgedehnteren Bestachelung- von Psiloshmnmi nicht ausgeschlossen zu werden. Weitere Differenzen liegen in dem Mangel des Pharynx und des Receptaculum seminis sowie in der Länge des Oesphagus; in dieser Hinsicht bietet Distomum holodes resp. seine Beziehungen zu den Psilostomen, die offen und klar sind, ein Pendant zu Dht. cymhifonne Rud. und dessen Beziehungen zu den Phyllodistomen : während die letztern Pharynx und Receptaculum seminis entbehren, kommen beide Organe dem Disf. cymbi forme zu; umgekehrt sind die Psilostomen mit den genannten Organen ausgerüstet, während sie dem Disf. holodes fehlen; sonst ist in beiden Fällen die Ueberein- stimmung eine sehr grosse. Soll nun hier wiederum eine neue Gattung aufgestellt werden, wie Looss dies für IJisf. cymhifonne ge- than hat? Mir scheint dies nicht gerechtfertigt, nicht weil auch diese neu aufzustellende Gattung nur eine Art enthielte, sondern weil sie sich zu wenig von den Psilostomen entfernt. Ich persönlich würde Dist. holodes, auf dessen Beziehungen zu Dist. globidiis Rud. ich noch hinweisen möchte, ruhig den Psilostomen einreihen; die Erfahrungen an Dist. cymhi forme halten mich aber davon ab, und so mag die Art einstweilen unter dem alten Gattungsnamen gehen. V. Gattung: Orchipedum Brn. 1901. 1901. Orchipedum Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 943. Mittelgrosse Fascioliden, deren Körper in einen conischen Hals- und längern, blattartigen Hinterleib zerfällt ; in letzterm liegen die Genitalien, die sich dem Typus der Echinostomen fügen, jedoch sind statt zweier hinter einander liegender Hoden deren zahlreiche das ganze Mittelfeld des Hinterleibes einnehmende vorhanden; ausser den seitenständigen Dotterstocksfollikeln finden sich noch mehrere in zwei Längsreihen angeordnete Gruppen auf der Rückenfläche. Haut unbestachelt ; Saugnäpfe verschieden gross; Darm mit Pharynx, kurzem Oesophagus und zwei bis ans Hinterende reichenden, unverästelten, im Hinter- leibe wellig verlaufenden Schenkeln; Genitalpori dicht hinter dem Pharynx gelegen, Cirrusbeutel fehlt; LAURER'scher Canal und Re- ceptaculum seminis vorhanden; Uterus nur aus aufsteigendem Schenkel bestehend, Eier wenig zahlreich, gross. Bewohner der Trachea von Wasservögeln. Typus : Orchipedum trache'icola Ben. 2* 20 ^I- P'RAUN, 10. OrcJiijyedum tracheicoht Ben. 1901. (Fig. 14, 15.) 1901. Orchipedum iracheicola Braun, Z. Eev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 943. Diese ausgezeichnete Art findet sich in der Wiener Sammlung (Glas Nr, 377) als Monostomum favum bezeichnet; sie wurde zu Wien im October 1857 in der Trachea einer Anas fusca gefunden und erweist sich als eine typische P'asciolide mit Mund- und Bauch- napf, jedoch mit zahlreichen Hoden. Mit keiner der bisher bekannten Arten, welche durch die gleiche Eigenthümlichkeit sich auszeichnen, ist die vorliegende in nähere Beziehung zu bringen — von einer ab- gesehen, die unten besprochen werden wird; ich habe daher eine neue Gattung: „Orchipedmn^^ aufgestellt. Der Körper zerfällt in zwei deutlich von einandei^ abgegrenzte Abschnitte, den etwa 2 mm langen, conischen Halstheil und den etwa 5 mm langen, breitern, abgeflachten und nach hinten sich ver- jüngenden Leib; seine grösste Breite beträgt 1,6 mm; die Grenze fällt mit dem Hinterrand des Bauchnapfes zusammen. Die Cuticula ist unbestachelt. Der kreisrunder Mundnapf liegt subterminal, die runde Eingangs- öifnung ventral ; der Durchmesser des Napfes beträgt 0,4 — 0,48 mm ; der Bauchnapf ist ebenfalls kreisrund oder in die Quere gestreckt; im ersten Falle beträgt sein Durchmesser 0,73 mm, im andern ist er 0.833 mm breit und 0,625 mm lang. Der Pharynx schliesst sich dem Mundnapf unmittelbar an, er ist umgekehrt birnförmig, vorn verjüngt, hinten verbreitert, 0,240 mm lang, 0,230 mm breit ; ihm folgt ein dickAvandiger, wohl ebenso langer Oesophagus, der immer — wohl in Folge der Contraction des Kör- pers — dorsalwärts gerichtet ist. Die dünnwandigen, aber von hohem Epithel bekleideten Darmschenkel wenden sich zuerst nach den Seiten und vorn, biegen dann nach hinten um und verlaufen in einer be- sonders im Hinterkörper deutlichen Schlangenlinie bis fast zum Hinterrande; seitliche Blindsäcke fehlen. Die Genitalien liegen mit Ausnahme der Endabschnitte der Leitungswege im Hinterleibe, und zwar hinter dem Bauchnapf asym- metrisch auf einer Seite der runde Keimstock (0,5 mm im Durch- messer), auf der andern Seite neben ihm die ziemlich ebenso grosse Schalendrüse, hinter und dorsal von ihm das hufeisenförmige Kecep- taciiluiii seminis; auch der LAUREii'sche Canal ist vorhanden. Die Fasciolifleu der Vögel. 21 g-anzen Seitenränder des Hinterleibes sind auf beiden Flächen von den dicht stehenden, grossen Dotterstocksfollikeln eingenommen; sie liegen nach aussen von den Darnischenkeln und füllen, wo diese nach innen einbiegen, den dadurch frei werdenden Raum aus; die innere Grenzlinie der Dotterst()cke folgt also den äussern Contouren der Darmschenkel. Ausserdem finden sich aber noch auf der Dorsal- fläche rechts und links der Mittellinie symmetrisch angeordnete Gruppen von Dotterstocksfollikeln, die jederseits eine mehrfach unter- brochene Längsreihe bilden. Die Zahl dieser Gruppen ist nicht ganz constant; meist finden sich drei deutlich gesonderte Paare an den Stellen, wo die Darmschenkel nach aussen ausbiegen. Das vorderste liegt dicht hinter dem Keimstock resp. der Schalendrüse; in dem verjüngten Hinterende ist noch ein viertes und fünftes Paar zu er- kennen, aber die Anordnung ist keine so regelmässige, auch sind die Gruppen der Mittellinie sehr genähert, schmäler, aber in die Länge gestreckt. Ganz hinten stossen sie mit den um den Hinter- rand herumgreifenden Follikeln der seitenständigen Dotterstöcke zu- sammen. Auf der Ventralfläche wird das ganze Mittelfeld im Hinterleibe von Keimstock und Schalendrüse an von den zahlreichen rundlichen Hodenbläschen eingenommen, die nicht gleich gross, aber stets kleiner als der Keimstock sind; ihre Zahl beträgt etwa 50; vorn liegen sie zu 3—4, hinten nur zu 2 neben einander, und zwar fast nur in einer Schicht, selten schiebt sich ein Bläschen von der Dorsalseite darüber. Der Uterus wendet sich nach seinem Ursprung aus der Schalen- drüse gleich in wenigen Windungen nach vorn, passirt den Bauch- napf dorsal, macht auch noch vor diesem einige Windungen und mündet endlich ziemlich dicht hinter dem Pharynx aus. Die nicht zahlreichen Eier sind bauchig, gelbbraun. 0,062 mm lang und 0,05 mm breit. Ein Cirrusbeutel fehlt sicher; dicht hinter der Mündung des durch Ringmuskeln ausgezeichneten Metraterms liegt eine zweite Oeifnung. die in einen engen, dickwandigen Canal führt, der sich aber bald erweitert und in die stark gewundene, ventral vom Uterus liegende und bis zum Bauchnapf reichende Vesicula seminalis über- geht; ihre Verbindung mit den Hoden war nicht festzustellen. Unter den Fascioliden der Vögel ist meines Wissens nur eine Art bekannt, welche zahlreiche Hoden besitzt: Distomum formosum Sons. ^) aus Grus cinerea; leider kennen wir das befallene Organ 1) SoNSiNO, P., Un nuovo Distoma del sottogenere Polyorchis Stoss., in: Proc. verb. Soc. Tose. Sc. nat., Adunanz. 6. luglio 1890. 22 ^I- Braun, nicht. Die Art wird 30 mm lang- nnd bis 3 mm breit; sie ist lang- gestreckt lanzettfch'mig-. besitzt sehr grosse Saugnäpfe, einen conischen dorsal gewölbten, ventral ausgehöhlten Halstheil und ca. 200 Hoden- bläschen im Hinterleibe; vor diesen liegt auf einer Seite der Keim- stock, die Dotterstöcke finden sich nicht nur an den Seiten des Hinterleibes, sondern auch in zwei Längsreihen von Follikeln auf der Dorsalfläche. Der Uterus, der auch nur aus dem aufsteigenden Schenkel besteht, enthält g-rosse Eier und mündet weit vorn, hinter dem Mundnapf aus — alle diese Verhältnisse finden sich, wenn auch modiflcirt, bei der hier beschriebenen Art aus Anas fusca wieder, so dass eine Vereinig-ung- beider Arten zu einem Genus sich wohl be- gründen Hesse, wenn nicht zwei i)0sitive Angaben Sonsino's entgegen ständen: Diät, formosiim soll nämlich einen 2 mm langen, hinten keulenförmigen Cirrusbeutel besitzen, und die männliche Geschlechts- öffnung soll entfernt von der Uterusmündung, ein wenig: vor dem Bauchnapf liegen. Da mir die Aehnlichkeit beider Arten auffiel, habe ich zunächst am intacten Thier (d. h. bei Orchip. traclmcola) nach dem Cirrusbeutel und seiner Ausmündung lange gesucht, aber Nichts gefunden; zur Sicherheit liess ich ein Exemplar in eine Sagittal- schnittserie zerlegen und überzeugte mich von dem Fehlen eines Cirrusbeutels und von der Lage der männlichen Geschlechtsöffnung dicht hinter der Uterusmündung. Damit will ich die gegentheiligen Angaben Sonsino's über Bist, formosum noch nicht bezweifeln ; hierzu liegt um so weniger Veranlassung vor, als ich selbst in Prosthogonimus rarus eine Form beschrieben habe, bei der thatsächlich die beiden Genitalöftnungen getrennt von einander liegen, und als wir ferner wissen, dass selbst bei Arten derselben Gattung (ßchinostomum) ein Cirrusbeutel vorkommen resp. fehlen kann. Bestätigen sich diese Verhältnisse, dann wird Bist, formosum Vertreter eines besondern, mit Orchipedum verwandten Genus werden müssen, andernfalls kann es diesem eingereiht werden. Wo ist nun der Anschluss für Orchipeduin zu suchen? Man wird hierbei wohl zuerst an andere Fascioliden mit zahlreichen Hoden denken; ein Vergleich erweist aber bald, dass in andern Punkten bedeutende Unterschiede bestehen, die einen Anschluss unmöglich machen. IJist. cyc/noides z. B. muss ausser Berücksichtigung bleiben, weil es sehr kleine Dotterstöcke besitzt, der Uterus sich bis ans Hinterende ausdehnt und der Genital porus dicht vor dem ßauchnapf liegt; bei JJist. poUjorchis Stoss. sind zwar die Dotterstöcke stark entwickelt, auch zieht der Uterus ziemlich direct von seiner Ur- Fasciolideii der VöoeJ. 23 Sprungs- zur Ausmünduiigsstelle, doch besitzt diese Art einen wohl entwickelten Cirrusbeutel und führt die 24 Hoden in zwei Doppellängs- reihen. Diese reilienweise Anordnung der Hoden ist auch für IHst. molk (Leidy) charakteristisch, das aber auch kaum in Frage kommen wird, obgleich es wie Orchipedum tracheicola ein Parasit der Athmungs- organe (von Aromochelys odorata) ist. Wegen total anderei' Verhält- nisse im Genitalapparat fallen Anaporrhutum, Si/ncoelinm, (Hiotrema, Hapalotrema und Pleorchis urocotyle Pak. fort. Die Anordnung der Genitalien verweist Orclnpedum vielmehr in die Nähe der Psilostomen resp. Echinostominen, obgleich diese Formen fast immer einen Cirrusbeutel besitzen; es liegt hier wie bei Orchi- pedum der Keimstock vor den Hoden, die Darmschenkel reichen bis ans Hinterende, die Dotterstöcke sind sehr stark entwickelt, der Uterus besteht nur aus dem aufsteigenden Schenkel und enthält nicht sehr zahlreiche, aber grosse Eier; auch das abgesetzte Vorderende ist bis zu einem gewissen Grade bei vielen Echinostomen ausgesprochen — kurz: Orchipedum dürfte den natürlichsten Anschluss bei diesen Gruppen von Fascioliden finden. Es giebt aber noch zwei andere, schon lange bekannte Arten, welche in den nähern Verwandtschaftskreis von Orchipedum gehören, das sind Dist. brevicolle Crepl. (aus Haematopua ostralegus) und Dist. oxyuriim Crepl. (aus ^was- Arten); sie unterscheiden sich von Orchi- pedtim durch die nur in der Zweizahl vorkömmenden Hoden, welche bei der erstgenannten Art ganzrandig, bei Dist. oxtjurum dagegen an den Eändern tief eingeschnitten sind; ferner besitzen beide irrten einen schlanken Cirrusbeutel. Wenn sie demnacli auch nicht zu Orchipedum gestellt werden können, so bleiben sie dieser Gattung doch verwandt (vgl. Dist. brevicolle Crepl.). VI. Gattung: 31esaulus n. ff. Grosse, muskelkräftige Fascioliden vom Tj- pus der Echinostomen, jedoch ohne Halskragen und Stacheln; Körper abgeplattet, band- förmig, glatt; Saugorgane einander genähert, Mundnapf sehr klein, Bauchnapf im Durchmesser fast der Körperbreite gleich kommend; Praepharynx, Pharynx und Oesophagus vorhanden, Darmschenkel unverästelt, bis in die Nähe des Hinterrandes reichend. Bauchnapf im Grunde durchbohrt und in eine gerade, den ganzen Körper durch- ziehende und im Excretionsporus ausmündende Eöhre sich fort- setzend, die sonst in keinerlei Beziehung zum Excretionsapparat steht. Excretionsorgane mit zahlreichen, verästelten und bis unter 24 ^I- Braun, die Cuticiüa vordring-enden Blindsäckchen versehen. Geiiitalien wie bei den P'chinostomen . doch ist der Uterus verhältnissmässig- hing-; ('irrusbeutel gross, die Vesicula seminalis enthaltend; Genitalporus dicht vor dem Baiiclinapf. Kier dünnschalig, gross, zahlreich. Im Darm von Löftelreihern Brasiliens. Kinzige Art: Dkiomum (jrande Rud. 11. 3/esaulus ffrandls (Rud.). (Fig. 16—19.) 1819. Disloiiia !/rainh' RUDOLriii, Eut. Synopsis, p. 676. 1845. Disloiun grnnde Dujardin, Hist. nat. heim., p. 446. 1850. Disloirnfiit grniidc DiESiNG, Syst. heim., V. 1, p. 346. 1892. J)isl()))/inii (/randr Stossich, I dist. d. ucc, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, P. 2 (p. 40). 1901. Dislo'niun/ (/raiitlc Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. 1, in: (Jtrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p, 564. Von dieser Art liegen mir zahlreiche Exemplare vor; die Typen finden sich im Zoologischen Museum in Berlin (No. 1459); es sind die beiden Exemplare, welche Rudoli'hi aus der NATTEßER'schen Reiseausbeute durch Bremser erhalten hatte; von demselben Funde rühren die Wiener Exemplare her (No. 390), von einem andern eben- falls in Wien beftndliclie Stücke (No. 751 und No. 752); dazu kommen einige Exemplare, welche v. Oi.kkks (Berliner Sammlung No. 2493) und Hensel (Berliner Samndung No. 2664) gesammelt haben; sie sind von Brandes mit dem Namen Dist. coinmhctnnt belegt worden. Alle Exemplare stammen aus PlataUa ajaja, deren Darmcanal sie bewohnen ; doch findet sich auch die Angabe auf den Etiketten, dass sie im Abdomen beobachtet worden sind. Die Thiere erreichen eine Länge von 30 mm bei einer Breite von 2 — 4 mm; der Körper ist bandförmig, vorn zugespitzt, hinten sich allmählich verschmälernd ; die meisten Exemplare sind eingerollt. Bauch und Kücken sind ziemlich eben oder leicht gewölbt oder auch. — namentlich der Rücken — der Länge nach rinnenfömig. Der grosse Bauchnapf liegt dem Mundnapf sehr nahe, dadurch ist der vordere Körpertheil (Hals) sehr kurz. Der Körper ist unbewaffnet. Die kleine Mund()ffnung liegt fast terminal; jedoch auf der Bauch- fläche. Verhältnissmässig klein ist der Mundnapf (0.2S — 0.312 mm lang. 0,31 mm breit); er erscheint bald kreisförmig begrenzt, bald hinten etwas schmähn- als vorn. Von enormer Grösse dagegen ist der 1—2 mm hinter dei- Körperspitze gelegene Bauchnapf, dessen Fascioliden der Vöo-el. 25 Querdurclimesser der Breite des Körpers beinahe gleich koniint; hei einem Exeniphir von ;} mm Breite beträgt der quere Durchmesser des Bauchnapfes 2,5 mm, bei einem andern 2,66 mm und bei einem von 2 mm Breite 1,5 mm. Sein Eingang stellt eine quer liegende Ellipse dar; der Napf selbst verlängert sich nach hinten in einen Blindsack, in dessen Mitte man bei einigen Exemplaren schon mit der Lupe eine kleine Oeffnung sehen kann; hier beginnt ein den ganzen Körper durchziehender und in der Axe verlaufender Canal, der hinten im Excretionsporus ausmündet. Diese meines Wissens bei keinem andern Trematoden bekannte Röhre hat RuDoiiPHi schon gesehen ; er sagt : „p o r u s v e n t r a 1 i s . . . profundus, quasi du et US ex eo substantiam partis corporis posterioris peteret." In der That erkennt man an aufgehellten Exemplaren den Canal sehr gut. Dem Mundnai)f schliesst sich ein Praepharynx an ; er ist musculös und je nach der Contraction länger oder kürzer, aber kaum jemals länger als der Pharynx selbst; die Länge des letztern beträgt 0,33 mm, die Breite 0,30 mm. Dann folgt der mit Bingmuskeln ver- sehene Oesophagus (0,4 mm lang), der sich unmittelbar vor dem Bauchnapf gabelt. Die unverästelten Darmschenkel umziehen in grossem Bogen das Saugorgan, wobei sie ganz an die Körperseiten gelangen ; hinter dem Bauchnapf nähern sie sich wieder mehr der Mittellinie und durchziehen nach innen von den Dotterstöcken fast den ganzen Körper; sie erreichen jedoch nicht den Hinterrand, sondern enden etwa 0,7 mm vor diesem. Zwischen Vorderrand des Bauchnapfes und der Darmgabelstelle liegt in der Mittellinie der Genitalporus, aus dem gelegentlich der Cirrus hervorragt. Ein w(!nig hinter der Kr)rpermitte erkennt man in der Mittellinie den kleinen kugligen oder ({uer ovalen Keimstock; unmittelbar hinter diesem liegt die Schalendrüse, das Dotterreservoir und die ([ueren Dottergänge. Dann folgen nach hinten gleich die beiden Hoden; sie liegen hinter einander in der Axe und sind von nierenförmiger oder gekrümmt hanteiförmiger Gestalt; die Concavität der beiden Organe, die eine Länge von 1,5 mm erreichen . ist nach verschiedenen Seiten gerichtet, was wohl darauf hinweist, dass die Hintereinanderstellung der Hoden erst secundär aus der Neben- einanderlagerung hervorgegangen ist. Der nur aus einem auf- steigenden Schenkel bestehende Uterus macht im Mittelfeld zwischen Keimstock und Bauchnapf sehr regelmässige, quer gerichtete Schlingen und gewinnt dorsal den Bauchnapf passirend den Porus. Die Eier 26 M. Bkaun, sind dünnschalig-, gelblicli. 0.104—0,114 mm lang- und 0,062—0,073 mm breit ; ihre Zahl ist, da der Keimstock weit vom Bauchnapf entfernt liegt, also auch der Uterus lang ist, eine grosse. Die Seiten des Körpers nach aussen von den Darmschenkeln nehmen die Dotterstöcke ein; sie bestehen aus ziemlich kleinen Follikeln und beginnen vorn mit dem Hinterrande des nach hinten gerichteten Grundes des Bauchnapfes; von da ziehen sie ununter- brochen bis in die Nähe des Hinterrandes des Körpers, hinten die Darmschenkel noch etwas überragend. Aus diesen Angaben geht hervor, dass Distomum grande sich im Bau den Echinostomen völlig anschliesst ; würde es einen Halskragen mit Stacheln besitzen und der sonderbaren Röhre entbehren, so müsste es der Gattung Echinostomum eingereiht werden. Mangel des Halskragens theilt es mit einigen andern den Echinostomen nahe- stehenden Formen, Allocreadium. Psilostomum, iJist. oxyurum, D. hrevi- colle, D. yelatinosum und andern, mit denen jedoch unsere Art nicht vereint werden kann. Der Besitz der eigenthümlichen, an den Bauch- napf sich anschliessenden Röhre rechtfertigt die Aufstellung einer besondern, den Echinostominen anzuschliessenden Gattung, die ich Mesaulus n. g. nennen will. Da mir ausreichend Material vorlag, Hess ich mehrere Schnitt- serien anfertigen und kann nun obige Beschreibung nach mehreren Richtungen hin erweitern. Die Körpercuticula ist verhältnissmässig dünn (kaum 0.0046 mm) und ohne jede Spur von Stacheln oder Schuppen ; dagegen erweist sich die Hautmusculatur verstärkt, was besonders für die Ring- und Längsmuskellage gilt : beide Schichten sind dick und bestehen aus 6—8 — 10 unter einander liegenden Fasern, welche in flachen, durch schmale Parenchymstreifen und Dorsoventralfasern getrennten Bändern angeordnet sind. Weniger an Masse haben die Diagonalfasern zu- genommen. Dass an einzelnen Körperstellen Verschiedenheiten in der Mus- culatur auftreten, ist bei Trematoden eine häufige Erscheinung; ich will hier nur erwähnen, dass bei der vorliegenden Art die Ring- muskeln auf der Ventralfläche vom Bauchnapf bis zum Munde nur ein bis zweischichtig sind, wogegen die Bündel der Diagonalfasern sich ganz bedeutend verstärkt haben. Ungemein muskelkräftig sind auch die Saugorgane, besonders der Bauchnapf; gegenüber den Muskelfasern tritt das Parenchym ganz zurück: an dieser Verstärkung nehmen besonders die Radiär- Fascioliden /(inicol/c Brandes, ßev. d. Monostom., in: Ctrbl. Bakt., V. 12, p. 506. 1901. Aiioidoxloma planicoUe Braun, Z. Eev. d. Trem. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 567. Fasciolideu der Vögel. 29 Auch diese Art stammt aus der NATTERER'schen Ausbeute in Brasilien; als Wirtli wird von Rudolphi Pelccanus sidci (= Sula fusca). von Diesing auch noch Cathartes aura angegeben. Dass die Meinung Diesing's, Dist. planicolle gehöre zu den Monostonien, irrig sei, vermuthet Monticelli, und Brandes stellt es durch Nachunter- suchung der Typen fest. Dieselben werden im Zoologischen Museum zu Berlin aufbewahrt (Nr. 1597), Cotypen aus demselben Wirth und demselben Fund herrührend befinden sich in Wien (Nr. 513). Die Thiere sind abgeplattet — Rudolphi fand die Rückenfläche des Vorderendes gewölbt und die Bauchfläche etwas ausgehöhlt — und kaum mehr als 2 mm lang. Der Körper besteht, wie Rudolphi richtig bemerkt, aus zwei ungleich grossen Abschnitten ; der vordere umfasst etwa -/s der Körperlänge, er ist schmal, doch divergiren seine Seiten von vorn nach hinten ein wenig; der hintere ist etwas breiter, auch dicker und hinten abgerundet; an der Grenze beider liegt der Bauchsaugnapf. Der Mundnapf ist terminal und vollkommen trichterförmig ; seine Breite beträgt 0,177 mm, die Länge nur 0,135 mm. Um die Mund- öifnung herum liegen der Aussenfläche des Organs gerade Stacheln von 0.0364 mm Länge auf; sie bilden einen einfachen Ring, in dem 30 — 32 Stacheln stehen; ihr freies Ende ist zugespitzt und nach hinten gekehrt. Der Bauchnapf ist kreisrund mit einem Durchmesser von bis 0,104 mm. Dem Mundnapf folgt fast unmittelbar ein 0,082 mm langer und 0.059 mm breiter Pharynx; auch der Oesophagus ist sehr kurz, manch- mal kaum angedeutet. Die weiten Darmschenkel ziehen nur wenig divergirend nach hinten und lassen sich bis hinter den Bauchnapf verfolgen; ihr blindes Ende habe ich nirgends, selbst nicht auf Schnitten, deutlich genug wahrnehmen können. Die Analyse der Genitalien ist eine recht schwierige, da die Thiere nicht nur stark gedunkelt sind, sondern das ganze Hinterende mit Eiern erfüllt zeigen. Leicht lässt sich allerdings feststellen, dass mit Ausnahme des Vorderendes der Dotterstöcke die Genitalien hinter dem Bauchnapf liegen; verhältnissmässig häufig habe ich auch den grossen, fast kugligen Keimstock asymmetrisch auf einer Seite ge- funden, sowie neben ihm in der Mitte die grosse Vesicula seminalis ; aber von den Hoden war keine Spur zu entdecken, auch das Hinter- ende der Dotterstöcke nicht mit Sicherheit zu erkennen. Da ge- nügend Objecte vorhanden waren, liess ich eine Sagittalschnittserie anfertigen, deren Untersuchung wenigstens Folgendes ergab: die 3Q M. Braun. beiden Hoden liegen nicht symmetrisch, aber auch nicht genau hinter einander, vielmehr trifft man den hintern Hoden auf derselben Seite wie den Keimstock und hinter diesem, den andern Hoden vor und neben dem hintern Hoden; diese Organe liegen also schräg neben einander und hinter dem Keimstock ; der hintere ist vom Hinterrande noch um mehr als seinen Durchmesser, der dem des andern Hodens und des Keimstockes gleich kommt, entfernt, welchen Raum Abschnitte des Uterus einnehmen. Das Dotterreservoir liegt fast median hinter dem Keimstock, zu ersterm führen genau quer verlaufende Gänge aus den seitenständigen Dotterstöcken ; ihre ziemlich grossen Follikel beginnen vor dem Bauchnapf, reichen hier auf der Rückenfläche jederseits weiter nach der Mittellinie als auf der Bauchfläche und erstrecken sich nach hinten bis zur Mitte des verbreiterten Hinter- endes. Die grosse S-förmig gewundene Vesicula seminalis scheint nur im Cinmsbeutel zu liegen. Der Genitalpoi'us ist an den intacten Objecten wohl zu erkennen, meist neben der Medianlinie und dicht vor dem Bauchnapf; es fällt jedoch auf, dass man ihn nie auf der Fläche, sondern vom Gewebe verdeckt sieht, gleichviel ob man die Bauch- oder Rückenfläche betrachtet; die Sache klärt sich nach Untersuchung der Schnitte dahin auf, dass von vorn her eine breite Falte über den Saugnapf herüberhängt, die auch den Genitalporus verdeckt. Der Verlauf des Uterus lässt sich im Einzelnen nicht verfolgen, die Schlingen erfüllen das ganze Hinterende, treten bis an die Seiten- ränder und verdecken die übrigen Genitalien fast völlig. Die zahl- reichen gelbbraunen Eier sind oval, 0,0182 mm lang und 0,009 mm breit. Fascioliden mit einem Stachelkranz um die Mundöffnung sind mehrfach beschrieben; es gehören hierher die Arten der Gattungen Stephanochasmus Lss., Ac amthoch asm us Lss., Änoidostoma Stoss., Cenfro- cestus Lss. und Ascocotyle Lss. In keine dieser Gattungen passt Bist. plam'coUe ganz hinein ; Centrocestus und Ascocotyle fallen bei einem Vei^gleich nicht nur deshall) fort, weil ihre (Tcnitalien einem andern Anordnungsprincip folgen, sondern auch weil der Mundnapf nicht die typische 1'richterform besitzt. Diese findet sich nur bei den drei zuerst genannten Gattungen, von denen auch wiederum Stephano- chasmus ausser Berücksichtigung zu lassen isl, da hier die Genitalien wie bei typischen Echinostomen sich verhalten. Bei Arantliochasmus liegen Hoden und Keimstock ganz im Hintergrunde und vor ihnen der aus dem Mittelfelde nicht heraustretende Uterus; so bleibt also noch Anoictostoma übrig, wofür Bist, coronatum Wauen. (nee Rüd.) Fascioliden der Vögel. 31 Typus ist. Die Diagnose der Gattung- bei Looss \) enthält nun frei- lich Punkte, welche für Dist. planicollc nicht passen ; das sind 1) Be- stachelung der Haut, 2) symmetrische Lage der Hoden und 3) Frei- bleiben des hinter den Hoden gelegenen Hinterendes von I^terus- schlingen. Auf den Mangel der Bestachelung bei Dist. lüanicolle ist kein Gewicht zu legen, da die Stacheln abgefallen sein können; die symmetrische Lage der Hoden ist allerdings Regel bei Dist. coro- natum Wag., wozu D. corvinae Stoss. und D. dloysiae Stoss. synonym sind, doch zeigt die Abbildung bei Wagener -) schräg hinter ein- ander liegende Hoden, wie endlich auch bei D. aloysiae Stoss. Uterus- schlingen hinter den Hoden gezeichnet sind. '^) Demnach dürfte es doch wohl möglich sein, einstweilen Avenigstens Dist. planicoUe Rud. der Gattung Anoidostoma einzureihen. VIIL Gattung: JPhilophthalmus Looss 1899. 1899. Pl/ilojfhthalmus Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool, Jahrb., V. 12, Syst., p. 587. Typus der Gattung ist eine von Looss zu Cairo entdeckte, unter den Augenlidern von Corvus cormx lebende Art {PJiüophthalmus palpe- hrarnm). der sich das europäische Dist. lucipetnm Rud. anschliesst. Die Hautbewaffnung, die dieser Art eigen ist, jedoch der ägyptischen und einer neuen brasilianischen Art {Phüoplithalmus lacrymosus n. sp.) fehlt, nöthigt die von Looss gegebene Diagnose der Unterfamilie Fhilophthalminae, zu der noch die Gattung Pygorchis gehört, in diesem Punkte abzuändern. Da ferner der Pharynx bei Phil, lucipetus (Rud.) entschieden kleiner ist als der Mundnapf, so ist auch in dieser Be- ziehung die Diagnose der Unterfamilie zu modificiren. Das Recepta- culum seminis, dessen Vorhandensein Looss als zweifelhaft hinstellt, scheint in der That zu fehlen resp. durch eine Auftreibung des An- fangstheiles des Uterus ersetzt zu sein. 1) Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst.. 1899, p. 583. 2) Enthelminthica III, in : Arch. Anat. Physiol., Jg. 1852, tab. 16, fig. 4. 3) Brani Elm. terg. II, in : Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 9, 1885, tab. 6, fig. 28. 32 M. Braun, 18. PJiilojJhthfilmtis lucijfetiis (Rud. 1819). (Fig. 21-23.) 1819. Disfonia litrijirfunt E,UDOLPHl, Entoz. Synops., p. 94, 367. 1824. Distoma lucipetum Bremser, Icod. heim., tab. 9, fig. 1, 2. 1845. Distoma {Dicrocoelium) hicijxinm Dujardin, Hist. nat. Helm., p. 400. 1850. Dislonium Incipetum DiEsii^G, Syst. heim., V. 1, p. 338. 1892. D/sfojini)u {DlcroroeliuiJt} lucij)ctum Stossich, Dist. d. ucc, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, 2, p. 15, No. 29. 1897. DisUniiu')!! bicipetum Braun, lieber D. lucipet. BuD., in: Zool. Anz., V. 20, p. 2. 1899. Philophthalvnifi lucipjetus Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Treni.- Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 587. 1901. Disfmniuii lueiprhim Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, Y. 29, p. 565. Die Geschichte dieser Art halte ich in wenigen Worten in meiner vorläufigen Mittheilung (1897) angegeben; was über sie bekannt ist, basirt auf den Publicationen Rüdolphi's, Bremser's und Dujardin's, und zwar beziehen sich alle Autoren auf einen Fund, den seiner Zeit Bremser gemacht hat, welcher die betreffenden Exemplare unter der Nickhaut bei Lanis fuscus und L. gJcmcus entdeckte; eine Anzahl schickte er an Rudolphi, der die erste Beschreibung 1819 ver- öffentlichte; nach einem der im Wiener Museum gebliebenen Exem- plare ist dann die Abbildung in Bremser's Icones helmin thum an- gefertigt worden, während ein weiteres Exemplar an Dujardin ge- langte, so dass die erste Beschreibung vervollständigt werden konnte. In Europa ist diese durch ilii-en Wohnsitz ausgezeichnete Art bisher nicht wieder gefunden worden; ich wurde auf sie aufmerk- sam durch eine Sendung von 3 Distomen, die A. de Miranda Eibeiro zwischen Auge und Augenlid eines Larus maculipennis in Rio de Janeiro gefunden hatte; diese Form schien mir mit der europäischen so sehr übereinzustimmen, dass ich sie für dieselbe Art erklärte. Neuerdings hat nun Looss in Cairo eine zweite Art unter den Augenlidern von Corvus cornix und Milvus parasiticus gefunden und sie zum Typus der neuen Gattung Philophthcümus erhoben {Ph. pal- pebrarum n. sp.); derselben Gattung reiht er auch die RuDOLPm'sche Art ein. In der Helmiuthensammlung des Museums für Naturkunde in Berlin sind nun die Typen des Distomum lucipetum Rud. noch vor- handen und zwar sowohl Exemplare von Lams fuscus (Nr. 1435) als von Lärm (jlaucns (Nr. 1436); ihre Untersuchung setzt mich in den Stand, Fasciolideu der Vögel. 33 die begreiflicher Weise in mancher Richtung ungenüg-ende Beschrei- bung bei RüDüLPHi und Dujaedin zu ergänzen. Hierbei halte ich mich vorzugsweise an die Exemplare von Lorns glaucus, weil sie besser erhalten sind, zum Vergleich wurden auch die in Wien auf- bewahrten Cotjpen herangezogen. Der Körper ist langgestreckt und abgeflacht bei einer Länge von bis 7 und einer Breite von bis 1,7 mm; das vor dem grossen Bauchsaugnapf liegende Vorderende verschmächtigt sich conisch und war bei vielen Exemplaren nach der Dorsalseite winklig abgeknickt ; der 3 — 4 mal so lange Hinterleib bleibt meist gleich breit oder verschmächtigt sich allmählich nach hinten, wo er abgerundet endet. Unbekannt war bisher, dass die Cuticula des Distomimi lucipetum bewalfnet ist und zwar in einer Weise, die meines Wissens bisher noch nicht zur Beobachtung gekommen ist; es handelt sich um Schuppen, die nur 'auf der Bauclifläche stehen, im Halstheil in der gewöhnlichen Quincunx-Stellung, hinter dem Bauchsaugnapf jedoch, hinter dem zuerst eine schuppenfreie Zone regelmässig zu sein scheint, beginnen dieselben bald kleine Gruppen zu bilden, innerhalb deren die Zahl der Schuppen nach hinten zu mehr und mehr zunimmt; Anfangs (Fig. 22) sieht man sie zu zwei oder drei neben einander, dann treten vier Schuppen, hierauf noch mehr (bis zwölf) in einer Gruppe auf. die sich dann in einem Ringe anzuordnen pflegen; gelegentlich liegen auch Schuppen in der Mitte der Ringe. Nach hinten zu nimmt freilich allmählich die Grösse der Schuppen und damit auch der Gruppen wieder ab, doch lassen sie nur einen schmalen Streifen am Hinterende ganz frei. Dass es sich wirklich um Schuppen und nicht etwa um Drüsenmündungen handelt, ist leicht zu erweisen, sieht man diese Bildungen doch an gelegentlichen Falten über die Oberfläche der Cuticula hervorstehen; auch sind sie compact, homo- gen und bestehen aus einer bräunlichen, stark lichtbrechenden Sub- stanz; von der Fläche gesehen erscheinen sie fast quadratisch, die grössten sind 0,019 mm lang und breit; im optischen Schnitt sind sie rund, doch kommen auch mehr sich zuspitzende, also mehr dreieckige Schuppen vor. An einzelnen Exemplaren sind sie ganz abgefallen; auf dem Rücken habe ich bei keinem der untersuchten 14 Exemplare Spuren einer Beschupi)ung gesehen. F^nter der Cuticula bemerkt man die dicht stehenden Ring- muskeln, denen Längs- und dann die Diagonalfasern folgen; die Dorsoventralmuskeln sind stark entwickelt, ihre pinselförmig aus- Zool. Jabrb. XVI. Abth f. Syst. 3 34 ^I- Braun, strahlenden Enden fallen auf beiden Körperfläclien sofort dem Be- obachter auf. Die bedeutende Grösseuditferenz der beiden Saugnäpfe ist schon EuDOLPHi aufg-efallen , sie drückt sich auch in den von Dujardin mitgetheilten Zahlen (Querdurchmesser 0,5 mm für den Mund- und 0,92 mm für den Bauchsaugnapf) aus. Nach meinen Messungen erscheinen beide Organe nur selten in beiden Dui'chmessern gleich, fast immer überwiegt der Querdurchmesser ; dieser beträgt (im Durch- schnitt von 8 Messungen) für den Mundsaugnapf 0,400, für den Bauchsaugnapf 0,935 mm, dagegen der Läugsdurchmesser 0.337 resp. 0,799 mm. Doch kommen ziemlich erhebliche, mit der Körpergrösse sowie mit der Contraction zusammenhängende Differenzen vor (Mund- saugnapf, quer: 0,333—0,533, längs: 0,200—0,400 mm, Bauchsaugnapf, quer: 0,666—1,166, längs: 0,633—1,033 mm). (lewühnlich folgt der Pharynx dem Mundsaugnapf unmittelbar, letzterer lässt sogar immer an seiner hintern Fläche eine Vertiefung zur Aufnahme des Pharynx erkennen. Dieses Organ, dessen Breiten- durchmesser Du.TARDiN auf 0,4 mm angiebt, ist im Gegensatz zu den Saugnäpfen fast kuglig; sein Querdurchmesser beträgt im Durch- schnitt 0,317, der Längsdurchmesser 0,295 mm. Der darauf folgende Oesophagus ist nur wenig länger als der Pharynx selbst; die Gabel- stelle liegt unmittelbar vor dem Genitalporus , von hier ziehen die Darmschenkel divergirend nach hinten, wo sie sich bis in die Nähe der Excretionsblase verfolgen lassen. Bei der Breite des Bauch- saugnapfes werden sie von seinen Seitentheilen, bei der Ansicht vom Bauche her, verdeckt. Am hintern Körperrande liegt der Excretionsporus; er führt in eine kleine dreieckige oder birnförmige Blase, auf deren Scheitel vermittels eines ganz kurzen gemeinschaftlichen Ganges zwei weite Sammelröhren einmünden, die sich bis vor den Bauchsaugnapt verfolgen lassen; auf der Abbildung sind jedoch diese Canäle bis auf ihren Endabschnitt absichtlich weggelassen worden. Theile der Genitalien haben schon Rudolphi und Bkemser gesehen, und Duj ardin giebt von ihnen eine gute Schilderung, doch ist ihm der Keimstock, die Schalendrüse, das Detail der Windungen des Uterus u. A. entgangen. Im hintern Körperende liegen hinter einander die in der Regel ungleich grossen Hoden; ihre Gestalt ist meist längs oval (d. h. ihr Längsdurchmesser fällt in die Längsaxe des l'liieres), ihre Oberfläche glatt, seltener machen sich seichte Ein- kerbungen bemerkbar, und nur bei dem einen abgebildeten Exemplar Fascioliden :sTOW , Helm. Studien, in: Jena. Z. Naturw., V. 28, p. 335, tab. 23, Fig. 11. 1896. Distomum elegans RuD. =- D. eirratu)» RuD., Mühling, Beitr. z. Kenntn. einig. Trem., in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 20, p. 589. Von den Originalexemplaren, die Rudolph: im Darm zweier noch nicht flüg'ge gewordener Haiissperlinge gefunden hat, existiren noch 4 in der Berliner Sammlung- (Nr. 1480); sie hat Mühling unter- sucht und ist zu dem schon von Andern vorher gezogenem Schluss gekommen, dass Dist. elegans mit Dist. cirratum Rud. zusammenfallt. Schon RuDOLPHi hatte auf die grosse Aehnlichkeit beider Arten hin- gewiesen, wie andrerseits Dujardin auf die mit Dist. macuJosnm Rud.; doch betont letzterer, dass die von Creplix gemachten Angaben über die Lage des Genitalporus bei Dist. ele(/ans. die mit der Beschreibung bei RuDOLPHi nicht übereinstimmen, diese Art selbständig stellen würden, wenn sich Creplin's Bericht bestätigte. Rudolphi findet nämlich ..cnite poruui ve}itralem'^ ein ,,tuberc'uhwi, quod cirruin continere mdetur'-^, während Creplin sagt: ,^pone porum anticum, eidem annexum, microscopium mihi monstravit porum 'partum genitalem, e quo cirrlmm exsertum autem nidlo in specimine vidi; nun macht schon Rudolphi auf eine Macida exigua poue porum terminalem bei seinen Exemplaren aufmerksam, die eine weitere Oeffuung vortäuscht, so dass wohl sicher beide Autoren dasselbe gesehen haben und bei der sonstigen Ueber- einstimmung in der Beschreibung auch dieselbe Art — die Creplin- schen Exemplare stammten ebenfalls aus Passer domesticus — vor sich gehabt haben. Es handelt sich also schliesslich nur um eine Deutung des Gesehenen, und da dürfte Dujardin mit seiner Ver- mutliung, Creplin habe das Lumen des Pharynx für den Genital- porus angesehen, Recht behalten. Die mir vorliegenden 4 RuDOLPHi'schen Exemplare von Dist. Fasciolicleu der Vögel. ;-^9 eJegans sind g-estreckt oblong", abgeflaclit, an beiden Enden abgerundet oder hinten zugespitzt, 2 — 2,3 mm lang und 0,66 mm breit; die Cuti- cula ist abgefallen, doch lassen sich Stacheln am Vorderende erkennen. Der bauchständig-e Mundsaug-napf ist meist in die Länge g-e- streckt (0,177 mm lang-, 0,156 mm breit), kann jedoch auch mehr der Kreisform sich nähern; der um etwas wenig-er als ein Drittel der KiJrperlänge von ihm entfernte Bauchsaugnapf ist stets kreisrund und bedeutend kleiner (0.104 mm im Durchmesser); ungefähr den- selben Querdurchmesser besitzt auch der dem Mundsaugnapf direct folgende Pharynx, der immer ein kugliges Lumen zeigt. Dicht hinter ihm entspringen die Darmschenkel, die als ziemlich weite Canäle sich bis zum Hinterrande vei;folgen lassen. Die Anordnung der Genitalien entspricht der von Bist, cirratum ; der kuglige Keimstock, der stets grösser als der Bauchsaugnapf ist, liegt auf einer Seite vor den schräg hinter einander gelegenen, breit elliptischen Hoden; neben ihm bemerkt man das Hinterende des langen und schlanken Cirrusbeutels, der sich C-förmig biegend um den Bauchsaugnapf hertimschlägt und vor diesem ausmündet; nach derselben Stelle zu zieht auch der dickwandige Endabschnitt des Uterus. Die Dotterstöcke sind sehr stark entwickelt, ihre grossen Follikel nehmen die ganzen Seitenflächen ein. beginnen also vorn schon neben dem Pharynx und erstrecken sich bis an den Hinter- rand; vor dem Bauchsaugnapf und hinter den Hoden dehnen sie sich dorsal jederseits bis zur Mittellinie aus. Die Eier sind 0.032 bis 0.0364 mm lang und 0,0182-0,0228 mm breit. Die Entscheidung über die Berechtigung dieser Art resp. ihr Zusammenfallen mit Bist. eirraUon ist recht schwierig und viel- leicht ohne entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen überhaupt nicht zu tretten ; wenn ich die AViener Exemplare von Dist. cirratum RuD. mit den Typen von Dist. elegans Eud. vergleiche, so ist es allerdings leicht, beide Arten aus einander zu halten; die ersteren sind kleiner, haben ungefähr gleich grosse Saugnäpfe und Dotter- stöcke, welche erst in der Höhe des Genitalporus beginnen, auch vorn das Mittelfeld freilassen, wogegen Difd. elegans grösser, auch breiter ist. ungleich grosse Saugnäpfe und Dotterstöcke besitzt, die vorn schon in der Höhe des Pharynx beginnen und hier vor dem Bauchsaugnapf (wie auch hinter den Hoden) zusammentreten; auch sind die Eier etwas grösser. Auf das differente Verhalten der Dotter- stöcke kann man jedoch in diesem Falle kein zu grosses Gewicht lesen, denn diese Organe variiren in der That bei den Arten von ^Q M. Braun, Plagiorclns individuell selbst bei Exemplaren aus demselben Wirtli; bei der unten folgenden Beschreibung- des Bist, cirratum werde ich angeben, dass gelegentlich die Dotterstöcke vorn zusammentreten; auch das MüHLiNG'sche Bist, cirratum zeigt diese Verbindungen der beider- seitigen Dotterstöcke sehr deutlich. So würden also die Ditterenzen in der Grösse des Körpers, der Saugnäpfe und der Eier als unter- scheidende Merkmale übrig bleiben. Wir wissen jedoch, dass Bist, cirratum über das bei dieser Species angegebene Maass hinaus wächst, schon die EuDOLPHi'schen Typen dieser Art sind grösser als die Wiener Exemplare; die Differenz in der Grösse der Eier ist nicht erheblich, die Miuimalzahlen bei Bist, elegans fallen noch in die Maxinmlzahlen bei Bist, cirratum. auch werden von andern Autoren Zahlen für die Eier von Bist, cirratum angegeben, welche sich mit denen für Bist, elegans fast decken. Die Differenz in der Grösse der Saugnäpfe beider Arten bleibt bestehen: Bist, cirratum besitzt fast gleich grosse Saugnäpfe, bei Bist, elegans ist der Bauchsaugnapf er- heblich kleiner als der Mundsaugnapf; die Differenz ist so beträcht- lich, dass sie nicht allein aus verschiedener Contraction erklärt werden kann, aber sie reicht allein doch gewiss nicht zur Trennung beider Arten aus, und dies um so weniger, als das MüHLI^'G'sche Bist, cirratum einen kleinern Bauchnapf besitzt; da jedoch noch andere, bis jetzt verborgene Differenzen bestehen können, so will ich einst- weilen beide Formen noch gesondert lassen. Sie gehören zweifellos zum Genus Plagiorchis. Vereinigt man beide Formen, dann ist elegans als der in der ersten Publication zuerst aufgezählte Name als Speciesbezeichnung zu wählen. Bist, elegans wird nun noch aus Fringilla linaria angegeben (DiEsiNG 1. c. p. 350); die betreffenden Exemplare finden sich im Wiener Museum unter No. 361 und sind von Bremser gesammelt; sie haben jedoch mit Plagiorchis nichts zu thun, sondern sind Uro- gonimus macrostomus (E,ud). In der Wiener Sammlung werden jedoch noch 2 Gläser mit Trematoden aufbewahrt, die als Bist. eJerjans Eüd, diagnosticirt sind ; das eine (No. 3()2) enthält aus dem Darm von Fringilla coelebs neben ürogonimus macrostomus (Rud.) zahlreiche Dicrocoelien, das andere (No. 363) aus dem Darm von Fringilla montana, (= Emheriza lappo- nica) stammende Dicrocoelien und einige Exemplare einer kleinen Plagiorchis- A\% die mir von Bist, cirratum Rud. nicht verschieden zu sein scheint, jedenfalls mit den Wiener Exemplaren dieser Art (Glas No. 306 aus Corvus monedula) übereinstimmt. Fascioliden der Vöo'el. 42^ Dag-egen glaube ich ein Distomum der Berliner Sammlung- zu Dist. elcgans Rud. stellen zu können: bei der Beschreibung- des Phaneropsolus micrococcus (Rud.) führe ich an, dass in der Berliner Sammlung neben den Tj^pen dieser Art (No. 1484) noch ein Glas (No. 1485 ) aufbewahrt wird, dessen Inhalt aus dem Darm von Glareola austriaca stammt, von Bremser an Rudolphi gesandt war und von letztem! in seiner Synopsis (p. 384) unter Bist, micrococcmn ange- führt wird. Das Glas enthält neben 2 Taenienproglottiden ein 2,3 mm langes und 0,5 mm breites, gestreckt oblonges Distomum. welches mit D. clegans recht gut übereinstimmt. Es ist etwas ab- geflacht, trägt vorn einen ziemlich grossen Saugnapf (0.208 mm lang, 0,177 mm breit) mit längs gestellter, spaltförmiger Oeft'nung; darauf folgt der dem Bauchsaugnapf an Grösse ziemlich gleich kommende Pharynx (0,104 mm lang, 0,135 mm breit), hinter dem' wenigstens die Anfänge der Darmschenkel zu erkennen sind. Der Bauchsaug- napf liegt noch innerhalb des ersten Körperdrittels; er ist kreisrund (Durchmesser 0,135 mm). Neben und hinter diesem bemerkt man den langen, C-förmig gebogenen Cirrusbeutel und neben diesem das Metra- term mit deutlicher Ringmusculatur. Die drei Keimdrüsen liegen scheinbar in einer geraden Linie hinter einander im Mittelfelde, der Keimstock am blinden Ende des Cirrusbeutels und dahinter die beiden Hoden; bei genauerm Zusehen kann man sich jedoch überzeugen, dass die Hoden ein wenig schräg hinter einander liegen — das Thier ist stark gestreckt, und damit ist die typische Schrägstellung der Hoden beinahe aufgehoben. Die Dotterstöcke nehmen die Seiten des Körpers, von der Darmgabelung an bis zum Hinterrande, ein und communiciren vorn vor dem Bauchsaugnapf und hinten hinter dem Hoden. Der Verlauf des Uterus ist schwer zu verfolgen, man er- kennt jedoch Eier zwischen, hinter und vor den Hoden sowie im Metraterm; ihre Länge beträgt 0,032 — 0,036 mm, die Breite 0,0182 mm. Auch einen 2 mm langen Fla(jiorcMs der Wiener Sammlung (Glas No. 535), der aus dem Darm von Strix scops stammt, möchte ich zu Bist, elegans Rud. stellen ; Mundsaugnapf 0,28 mm im Durchmesser, Bauchnapf 0,156 mm Durchmesser, von einander um mehr als ein Viertel der Körperlänge entfernt ; Pharynx kuglig, fast so gross wie der Bauchnapf; Genitalporus dicht vor letzterm; Keimstock von der Grösse des Bauchnapfes, dicht hinter ihm; Hoden breit elliptisch, schräg hinter einander; Dotterstöcke vorn neben dem Pharynx be- ginnend und bis zum Hinterrande reichend, vorn dorsal communi- 42 M. Braun, cirend. Cirrusbeutel laug-g-estreckt. Eier 0,041 mm lang- und 0,021 mm breit. Die Wiener Sammlung- enthält ferner in Glas No. 612 Fascio- lid en aus dem Darm von Falco subbuko; sie sind gut erhalten und gehören meiner Ansicht nach ebenfalls zu Plagiorchis elegans (Rud.); die meisten Exemplare sind ziemlich gestreckt und schmal, andere dagegen kürzer und breit. Wenn ich sie näher beschreiben sollte, müsste ich die obigen Angaben wiederholen ; ich erwähne daher nur, dass auch der meist in die Länge gestreckte Mundnapf grösser als der kreisrunde Bauchnapf ist, dass ferner die Form der Hoden von der Contraction der Thiere abhängt, indem die gestreckten Exemplare auch gestreckte d. h. elliptische, Hoden, die contrahirten dagegen fast kreisrunde Hoden zeigen. In einem Falle ist sogar der eine Hoden — vielleicht in Folge von Schrumpfung — vierstrahlig. An diesen Formveränderungen participirt der Keimstock nicht; ich sehe ihn immer rund. Endlich scheinen mir auch 2 Exemplare aus dem Darm von Parus major, die in der Wiener Sammlung unter No. 469 mit der Bezeichnung Disf. macrostomum aufbewahrt werden, ebenfalls Bist, elegans zu sein; wenigstens habe ich, abgesehen von der gestrecktem Körpergestalt, trennende Unterschiede nicht anzugeben. Aus dem- selben Wirth hat von Linstow unter dem Namen Bist, erraticum Rüi). eine Fasciolide beschrieben, ^'on der man schon nach der bei- gegebenen Zeichnung vermuthen kann, dass sie ein Flagiorchis ist; allerdings weist der Uterus einen abweichenden Verlauf in so fern auf, als er nicht zwischen, sondern um die Hoden herum zieht. Wie mir ein von Herrn v. Linstow übersandtes. Bist, erratictmi enthaltendes mikroskopisches Präparat zeigt, liegt in dieser Beziehung ein Irrthum vor: der mit wenigen Eiern gefüllte Uterus verläuft in der für Flagiorchis tyi)ischen Weise. Auch hier vermag ich typische Unter- schiede von Flagiorchis elegans (RuD.) nicht aufzufinden. Bistomum erraticum ist von Rudolphi nie beschrieben, der Name vielmehr nur für eine Anzahl Fascioliden aufgestellt worden, welche nach tlem Wiener Katalog in Fringilla linaria, MotaciUa alba und mehreren Parus-Arten gefunden worden sind; Diesing hat dann, jedenfalls gestützt auf eigene Untersuchungen, Bist, erraticum als synonym zu Bist, macrostomum eingezogen. Die Wiener Sanimlung enthält nur in Glas No. 361 Distomen aus Fringilla Unaria, welche thatsächlich ebenso wie die aus Parus palustris (Wiener Sammlung No. 466) Urogonimus macrostomus (Rud.) sind. Avogegen Distomen Fasciolideu der Vög'el. 43 aus Parus major (No. 469) zwar als Dlst. macrostomum bezeichnet, aber eine Plag iorclüs- Art (PL elegans) sind. Distomen aus andern Parus-Arten {P. caerukus und P. petidulmus werden noch von Ei DOLPHi genannt) fehlen jetzt in der Wiener Sammlung, dagegen finden sich solche aus aus Motacilla alba (Glas No. 471) vor; das (41as enthält aber einen Plagiorchis {elegans resp. cirratus) und eine bei oberflächlicher Betrachtung allerdings mit Bist, macrostomum Rui). zu verwechselnde Fasciolide, die jedoch eine ganz andere, an- scheinend noch nicht beschriebene Art ist; leider ist das eine Exemplar so wenig durchsichtig zu machen, dass ich es unbeschrieben lassen muss. Jeden P'alls ist „Distoma erraticum Rüd." ein Sammelname, mit dem wir nicht operiren können; was so bezeichnet worden ist — RuuoLPHi hat die fraglichen Thiere nie gesehen — gehört nach Obigem 3 verschiedenen Arten an. 16. JPlaffiorcliis cirratus (Rüd.). 1802. Fdsciola chrhata Rüdolphi , Forts, d. Beob. üb. d. Eingew., in: Arch. Zool. Zoot., V. 3, St. 1, p. 66, fig. 4. 1809. Disfoiiia eurntiDii Eudülphi, Ent. Hist. nat., V. 2, P. 1, p. 376, tab. 6, fig. 7. 1819. Distoma r-irratuin RuDOLPHi, Ent. Synops., p. 100. 1845. Distoma {Brachtjlainuis) cirratiüit'D\J3XRJ)Yiis, Hist. nat. heim., p.413. 1850. Distoinuiii cirraiiim DiESiNG, Syst. heim., V. 1, p. 350. 1892. Disioiiiinii (Braclijjlaimus) cirratum p. p. Stossich , I Dist. d. ucc, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., V. 13, 2, p. 11. 1896. Disiomntif cirraliivi MÜHLlNd , Beitr. z. Kenntn. d. Trem. , in: Arch. Naturg., Jg. 62, V. 1, p. 262, tab. 17 fig. 5, tab. 18 fig. 12. 1899. Plagiorchis rinnfus Luhe. Z. Kenntn. einig. Dist., in: Zool. Anz. V. 22, p. 530. 1899. Lrpodcrnia rirrahiut LOOSS, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 590. EuDOLPHi fand diese Art zuerst (15. Juni 1800) in 13 Exemplaren im Dickdarm von Corvus frtigilegus, hierauf wieder im Juni 13 Exem- plare im Dickdarm von Corvus monedula und 2 Exemplare in dem- selben Organ von Pica caudata. In der Berliner Sammlung werden Exemplare aus Corvus monedula aufbewahrt (No. 1482 Coli. Rud.), ausserdem aber noch solche aus demselben Wirth, die Bremser in Wien gesammelt hat (No. 1481). Allem Anschein nach beruht die erste Angabe RuDoLPHi's über den Wirth auf einem Irrthum, der in der zweiten Mittheilung einfach corrigirt ist; demnach sind dann auch die Exem- plare in Glas No. 1482 die Typen der Art. Leider sind diese wie 44 M. Braun. die von Beemser erhaltenen (No. 1481) im Laufe der Zeit so dunkel geworden, dass sie über die Organisation gar keinen Aufschluss mehr geben. Ein Theil der von Bremser in Corvus monedula gefundenen Exemplare wird jedoch in der Wiener Sammlung unter No. 306 auf- bewahrt. Sie sind gestreckt oblong, 1,3—1,5 mm lang, 0,5—0,6 mm breit; die Saugnäpfe, die um etwa ein Drittel der Körperlänge von einander entfernt liegen, dürften als gleich gross zu bezeichnen sein, so dass je nach der Contraction (oder Quellung) auch einmal das eine oder andere Organ etwas grössere Zahlen aufweist, die sich für beide zwischen 0,156 und 0,187 mm bewegen. Der Pharynx ist 0.062—0,073 mm breit. Die ovalen oder rundlichen Hoden liegen in der hintern Körper- hälfte schräg hinter einander, vor ihnen der kleinere Keimstock so- wie der wie gewöhnlich um den Bauchnapf sich herumschlagende Cirrusbeutel. Die Seiten des Körpers werden von den kugligen Dotterstocksfollikeln eingenommen, welche vorn vor dem Cirrusbeutel beginnen und bis an den Hinterrand reichen ; in der Regel verbinden sich die beiderseitigen Organe vor dem Bauch napf auf der Dorsal- fläche nicht, doch kommt dies ausnahmsweise auch vor, wie die in der Regel hinter den Hoden vorhandene Communication der Dotter- stöcke gelegentlich einmal nicht zur Ausbildung kommt. Die Hauptmasse der Eier, deren Länge zwischen 0,0237 und 0,035 mm, deren Breite zwischen 0,0182 und 0,0228 mm schwankt, häuft sich hinter den Hoden an. Ln Uebrigen bietet der Verlauf des Uterus keine Besonderheiten dar. Alles in Allem genommen stimmen diese Exemplare bis auf das Grössenverhältniss der Saugnäpfe ganz gut mit den allerdings grössern Exemplaren aus Corvus corone überein, w^elche Mühling beschrieben hat. Distoniuni globocaudatimi Crepl. 1825. Disloni 11)11 (jlolxxnudatmn Creplin, Obs. d. entoz. Grj^ih., p. 49. 1845. Distonia f/lobocaudafion Dujardin, Hist. nat. beim., p. 413. 1849. DiMomnm glohocmidatum Creplin, Nachtr. z. Gl-rlt's Verz. etc., in: Arch. Naturg., Jg. 15, V. 1, p. 64. 1850. Disiomiuii globucaudaium Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 351. 1878. Distomum (jlobocaudatimi v. Linstow, Comp. d. Hehninthol., p. 99. Schon DujAiiDiN vermuthet, dass Bist. i/Iobocaudatmn Crepl., dessen Aelmlichkeit mit Bist, cirraium resp. B. elegans Rud. Creplin selbst hervorhebt, zu Bist, cirmtum Rud. zu ziehen sei, doch füliren Fascioliden der ViJgel. 45 Creplin selbst (1849). Diesing und v. Linstow die Art noch auf. Bei Stossich finden wir ihren Namen neben Bist, elegans Rud. unter den S3'nonymen zu Bist, cirratum Rud. (I Dist. d. uccelli, Trieste 1892, p. 11) und MühlinCt (Beitr. z. Kenntn. ein. Tremat., in: Ctrbl. Bakt, Abth. 1 V. 20, 1896, p. 589) schliesst sich diesem nach Untersuchung der Originalexemplare der in Betracht kommenden iVrten an. Eine noch in der Literatur unter dem Namen Bist.'' glohomudatuni gehende Art (V. Linstow, Nemat., Trem. u. Acanthoceph. ges. v. Prof. Fedt- scHENKO, in: Arch. Naturg. Jg. 49, Y. 1, 1883, p. 307) kann jeden- falls nicht hierher gehören, da sie 13 mm lang ist und Eier von 0,13 mm Länge und 0,075 mm Breite besitzt. Da ich nun einstweilen Bist, cirratum und Bist, elegans trenne, lag es mir daran, die Originalexemplare selbst zu untersuchen; sie befinden sich in der Sammlung des Zoologischen Museums zu Greifs- wald und rühren von zwei Wirthen her, nämlich aus Corvus cornix und Garruins glandarius (Juni resp. Juli, Wolgast i. Pomm.). Ein ein- ' gehender Vergleich ergab, dass sie in der That von Bist, elegans Rud. in keiner Weise zu unterscheiden sind; ich konnte auch fest- stellen, dass die Kugel, welche Ckeplin bei diesen Thieren am Hinter- ende gesehen hatte, nichts anderes war als die stark gefüllte Excretionsblase. Nun hat aber Ceeplin selbst auch Bist, elegans Rud. gefunden und zwar wie Rudolphi in Haussperlingen {Fasser domesticus)\ auch diese Exemplare befinden sich noch — von 3 verschiedenen Funden herrührend — in der Greifswalder Sammlung. Sie sind z. Th. recht gross, bis 3 mm lang und 1 mm breit, doch fehlen auch nicht Exem- plare von nur 1,7 mm Länge und 0,6 mm Breite, die auch schon Eier führen. Ihre Saugnäpfe sind gewöhnlich gleich gross, während bei den als Bist, glohicaudatiim bezeichneten Thieren der Mundnapf stets etwas grösser ist. Bei den letztern kommt auch stets auf der Dorsalfläche vor dem Bauchnapf eine Yerlnndung der beiderseitigen Dotterstöcke vor. die ebenso regelmässig bei dem Bist, elegans Creplin's fehlt; demnach stimmen diese Exemplare mehr mit Bist, cirratum Rud. als mit Bist, elegans Rud. überein. 17. Plafjiorc7iis ntacidosus (Rud.). (Fig. 27, 28.) ? 1791. Fasriola hirundinis Feoelich, Beitr. z. Naturg. d. Eingeweidew., in: Der Naturforsch,, Stck. 25, p. 75. 46 M. Braun, ? 1800. Disfoma hirin/tJiiiuin Zeder, Nachtr. z. Naturg. d. Eingeweidew., von GoEZE, p. 169. 1802. Fasciola maculosa Rudolphi, Forts, d. Beob. üb. d. Eingevveidew., in: Ai-ch. Zool. Zoot. (Wiedemann), V. 3. 1, p. 67. 1809. Disionui mnculomm Rudolphi, Ent. bist, nat., V. 2, p. 374. 1845. Disloma niaculosum DüJARDIN, Hist. nat. heim., p. 412. 1850. Distovmm maculosum Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 349. 1876. Distomnm (Dicrocoelium) maculosum Olsson , Bidr. t. Skand. Hehninthf., in: Svensk. Vetensk.-Akad. Handl., V. 14, No. 1, p. 14, tab. 2, flg. 29. ? 1876. Distounnii crassiim Olsson (nee v. Siebold), ibid., p. 25, tab. 4, fig. 57, 58. 1892. Distommn (Brachylaimus) macidosnvi Stossich , I Dist. d. ucc, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, p. II (p. 11). 1901. Distomwii niaculosum == Plaqiorchis macuJosus Braun, Zur Rev. d. Tremat. d. Vög. I, in: Ctrbl." Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 566. Wenn in unsern Schwalbenarten nicht noch eine zweite Plagiorchis- Art vorkäme, die ich Fl. permixtus genannt habe, so würde kaum ein Zweifel bestehen bleiben können, dass Fasciola hirundinis Feöl. und Disfoma hirundinuni Zed. mit der RuDOLPHi'schen Fasciola maculosa = Dist. maciäosum Rud. = Flagiorchis maculosus mihi identisch sind; die Identität ist zwar wahrscheinlich, aber doch nicht so sicher, dass auf den alten Namen zurückgegriffen werden muss; ich behalte also den RuDOLPHi'schen Namen bei, der durch die noch vorhandenen Originalexemplare (Berliner Zoolog. Museum No. 1475 und 1476) gedeckt ist. Allerdings haben die Thiere im Laufe der Zeit gelitten, so dass durch ihre Untersuchung allein die Art nicht ausreichend beschrieben werden könnte; sie erweisen aber wenigstens so viel, dass sie mit Exemplaren aus denselben Wirthen, die unter der gleichen Be- zeichnung in der Wiener. Münchener und hiesigen Sammlung auf- bewahrt werden, übereinstimmen. Die Art steht in ihrer Organisation sowie in den Grössenver- hältnissen der Organe dem Plagiorchis cirratus resp. elegans so nahe, dass eine Unterscheidung ohne Berücksichtigung der AVirthe zunächst kaum möglich ist. Allerdings sind die Thiere gewöhnlich etwas ge- streckter, doch kommen auch breite Exemplare vor; die Saugnäpfe sind durchschnittlich ein wenig grösser, aber auch diese Organe schwanken in den Maassverhältnissen erheblich, selbst bei gleich grossen Thieren; eine Zeit lang glaubte ich Unterschiede in den Dotterstöcken gefunden zu haben, die bei PlagiorcJns maculosus vorn nicht, dagegen hinten stets communiciren — aber auch das ist niclit Fasciolideu der Vögel. 47 durchgehend, da gelegentlich wenigstens Verbindungen der Vorder- enden der Dotterstöcke über die Dorsalfläche herüber vorkommen. Wenn ich dennoch Disfomum macuhsum als selbständige Art auf- fasse, so geschieht es nur, weil ich regelmässig bei den Plagiorchis- Kxemplaren aus Hirundo-Arten im Vorderkörper rundliche, nicht scharf begrenzte Körper von der Grösse der Dotterstocksfollikel finde, die ich nie bei PJagiorchis cirratus resp. elegans gesehen habe; ob diese Bildungen, die dem Vorderende bei mittelstarker Vergrösserung ein geflecktes Aussehen ^) verleihen. Hautdrüsen sind, kann ich nicht sagen; ebenso wenig kann ich aber mit absoluter Sicherheit ihr Fehlen bei den beiden andern Formen behaupten, sie könnten vor- handen sein, aber weniger deutlich hervortreten. Stellen wir uns streng auf den Standpunkt des Wissens, so muss zugegeben werden, dass die Unterscheidung von Distomum cirratum^ elegans imd maculosum ziiY Zeit nicht sicher möglich ist, wenn man die Wirthe ganz ausser Acht lässt; es ist daher jetzt ernstlich kaum ^twas dagegen einzuwenden, wenn man die drei Formen zusammen- zieht; ich unterlasse dies noch, weil die Möglichkeit des Auffindens wirklich trennender Charaktere mir nicht ausgeschlossen erscheint; solche können noch in der Organisation der erwachsenen Thiere oder in deren Entwicklung gefunden werden. 18. PUiffiorcliis 7ianus (Eud.) 1802. (Fig. 29, 30.) 1802. Fasciola nana Rudolphi, Forts, d. Beob. üb. Eingew., in: Arcb. Zool. Zoot. (Wiedemann), V. 3, Stck. 1, p. 68. 1809. Didoma naniim Rudolphi, Ent. hist. nat., V. 2, 1, p. 376. 1819. Disto)iia nawmi Rudolphi, Ent. Synop., p. 101. 1845. Distoma nanum Dujardin, Hist. nat. heim., p. 446. 1850. Distomum nanuvt Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 350. 1892. Distonuim naniim Stossich , I Dist. d. ucc. , in : Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, 2, p. 41. 1901. Plagiovf'lns nnnus Braun, Z. Rev. d. Tremat. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abt)h. 1, V. 29, p. 567. Alles, was bisher über diese Art bekannt ist, beruht auf den Mittheilungen Eudolphi's, dem übrigens auch nur 2, im untern Theile des Darmes einer Bekassine (ScoJopax gaUinuIa) im Sommer 1800 zu Greifswald gefundene Exemplare vorgelegen haben ; bei der 1) Der von RuDOLPHl gewählte Speciesname bezieht sich auf die dem blossen Ausre als helle Flecke erscheinenden Geschlechtsdrüsen. 4g M. Braun, Kleinheit der Thiere (1.12 mm Länge) und der Un Vollkommenheit der damali,o-en Hilfsmittel miisste die Beschreibung dürftig ausfallen. ^Mr erfahren, dass der im Ganzen elliptische Körper sehr schmal und platt, aber in der Mitte etwas zusammengezogen war. Der Mund- saugnapf war doppelt so gross wie der ihm genäherte Bauchsaug- napf, zeigte auch eine längliche Oetfuung gegenüber der kreisrunden des letztern. Der hintere Theil des Körpers zeigte zu beiden Seiten Eier (Dotterstöcke), in der Mitte ein gewundenes Gefäss und einige hellere Stellen : der Cirrus wurde nicht gesehen ; die Farbe war weiss mit einem löthlichen Fleck. Von den beiden Originalexemplaren ist in der Berliner Samm- lung nur noch eins vorhanden (No. 1483); es war stark gekrümmt und ganz dunkel geworden, so dass die Aufhellung mit Creosot nur wenig erkennen liess; nach Zurückführung in Wasser versuchte ich mit Hilfe von Pinseln eine Streckung; hierbei brach das Hinterende ab, liess mich aber damit den bis dahin nicht gesehenen hintern Hoden erkennen ; höchst wahrscheinlich war auch das Vorderende ver- letzt worden, denn beim Zufügen von Creosot löste sich auch dieses ab. Glücklicher Weise hatte ich zwischen den einzelnen Manipula- tionen Skizzen angefertigt, die im Zusammenhang mit dem, was das Präparat jetzt noch erkennen lässt, die Eigenthümlichkeiten dieser anscheinend recht seltenen Art einigermaassen kennzeichnen lassen. Der terminale Mundsaugnapf hat einen Querdurchmesser von ca. 0,12 mm, der um etwa ein Drittel der Körperlänge von ihm ent- fernte Bauchsaugnapf von 0,069 mm. Hinter dem erstem war ein dem Bauchsaugnapf an Grösse ziemlich gleich kommender Pharynx erkennbar; von den Darmschenkeln habe ich nichts gesehen. Keimstock und die beiden Hoden liegen hinter einander in der Mittellinie und hinter dem Bauchsaugnapf, von diesem wie von ein- ander durch kleine Zwischenräume getrennt; neben und hinter dem Bauchsaugnapf bemerkt man den langen, C-förmig gebogenen Cirrus - beute], dessen Hinterende den Keimstock zum Theil verdeckt. Eier sind zwischen und hinter den Hoden zu sehen, §ie sind ziemlich dick- schalig, dunkelbraun und bauchig (0,0273 mm lang, 0.0182 mm breit); die ganzen Seiten des Körpers vom Pharynx. an bis zum Hinterende werden von den zahlreichen und grossen F'ollikeln der Dotterstöcke eingenommen, welche hinter den Hoden auch in der Mitte zusammen- treten. Diese wenigen Angaben dürften hinreichen, um f Vi fit. namm Rri). in die Nähe von Dkt. macichsum, 1). cirvainm und D. elegant;, Fascioliden der Vögel. 49 d. li. in die Gattung Plagiorchis, zu stellen. Ich halte mich hierzu um so mehr für berechtigt, als ich in der Wiener Sammlung Trematoden gefunden habe, die mit der RuDOLPHi'schen Species gut über- einstimmen und die Charaktere der Gattung Plagiorchis deutlicher zur Schau tragen. Bei der ßesclireil)ung des Phaneropsolus micrococcus (RuD.j wird angeführt, dass in der Wiener Sammlung auch ein Glas (No. 488j aufbewahrt wird, dessen Inhalt aus dem Darm von Glareola austriaca stammt, ohne jedoch mit der Diagnose, Bist, micrococcum, übereinzu- stimmen; es enthält vielmehr neben Holostomiden eine Anzahl Distomen, die unverkennbar mit Bist, cirrattim, D. elegans, D. macu- Josum verwandt sind, am besten aber mit Bist, nanum Rüd. über- einstimmen. Die Thiere (Fig. 39) sind abgeflacht, 1 — 1,3 mm lang und 0.166— 0,2 mm breit, vorn wie hinten abgerundet oder auch, nament- lich am Hinterende zugespitzt. Stacheln sind nur undeutlich zu sehen. Die beiden, einander ziemlich genäherten Saugnäpfe sind ver- schieden gross ; der vordere, der gewöhnlich eine längsgestellte, spalt- förmige Mündung aufweist, ist 0,09 — 0,114 mm lang und 0,09 mm breit, der Bauchsaugnapf 0,069 — 0,08 mm gross. Der dem Mund- saugnapf unmittelbar folgende, ziemlich kuglige Pharjiix schwankt in der Breite zwischen 0,045 — 0,06 mm; die Darmschenkel entziehen sich den Blicken. Unmittelbar vor dem Bauchsaugnapf sieht man bei vielen Exem- plaren den langen und dünnen Cirrus aus dem Genitalporus heraus- ragen und zwar in einer Länge, welche die Körperbreite erreicht oder etwas übertrifft ; der Cirrusbeutel selbst ist vorn gebogen, sonst gerade und ziemlich lang (bis 0,2 mm). Je nach der Contraction liegt der kuglige, den Bauchsaugnapf an Grösse etwas übertreffende Keimstock dem Saugorgan näher oder mehr entfernt ; ihm folgen dann schräg hinter einander die beiden breit elliptischen oder kugligen Hoden, die schon der hintern Körperhälfte an- gehören. Die Dotterstöcke, die sich auch durch relativ grosse Follikel auszeichnen, beginnen vorn in der Höhe des Genitalporus und erstrecken sich continuirlich bis an den Hinterrand; auf der Rückenfläche besetzen die Follikel auch das Mittelfeld und zwar vorn in schmaler Zone am Bauchsaugnapf, hinten dagegen hinter den Hoden Ins zum Hinterende. Der Uterus ist bei fast allen Exemplaren mit Eiern gefüllt; Zool. Jahrb. XVI. Abtb. f. Syst. 4 50 M. Bbaün, besonders deutlich tritt der lani^e, am Hiiiterrande beginnende und S förmig zwischen den Hoden verlaufende, aufsteigende Schenkel hervor. Die Eier sind 0,0273—0,032 mm lang und 0,0182 mm breit. Plagiorchis nanus (Eud.) theilt viele Charaktere mit PL elegans resp. PI. cirrafus, als deren Zwergrasse man ihn bezeichnen könnte; immerhin scheint mir diese Art doch noch selbständiger dazustehen als etwa PI cirratus; hierfür sprechen die verhältnissmässig grossen Eier, die schlanke Körpergestalt, die nicht besonders stark ent- wickelten Dotterstöcke, der wiederum verhältnissmässig lange Cirrus- beutel. Genauere Untersuchung an frischem und besser conservirtem Material sowie auf Schnitten wird vielleicht weitere Unterschiede entdecken lassen, eventuell auch die Entwicklungsgeschichte. 19. I*lagiorchis vitellatus (v. Lstw.). (Fig. 31.) 1875. Didormmi vitellatum v. Linstow, Beob. an neuen u. bek. Helm., in: Arch. Naturg., Jg. 41, V. 1, p. 189. 1892. Distomw))} {Bracki ilain ms) vitellatum Stossich, I dist. d. uccelli, in : Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, 2, p. 12. Glas No. 614 der Wiener Sammlung enthält aus dem Darm von Äctitis hjpoleiicus Fascioliden, die unzweifelhaft der Gattung Plagi- orchis angehören. Aus demselben Wirth sind durch v. Ltnstow Distomum vitellatum und B. macrophallos beschrieben worden; ich bezweifle nicht, die erstgenannte Art von mir zu haben. Die Exemplare sind von spindelförmigem Umriss, jedoch vorn und hinten abgerundet und je nach der Contraction verschieden breit; ihre Länge beträgt 1,3 — 2,0 mm, die Breite 0,23—0,46 mm. Stacheln sind nicht aufzufinden. Der Mundnapf liegt terminal, ebenso die Mundöffnung, die meist einen dorsoventral gerichteten Schlitz darstellt; gewöhnlich ist der Mundnapf in die Länge gestreckt, 0,156 mm lang und 0.135 mm breit. In einer Entfernung von ungefähr ^1,. der Körperlänge oder auch weniger liegt der Bauclmapf ; er ist gewöhnlich kuglig und hat einen Durchmesser von 0,08—0,10 mm. Wie immer bei den Plagiorchis-Arten folgt auch hier der kuglige Pharynx, dessen Durchmesser kleiner als der des Bauchnapfes ist, unmittelbar dem Mundnapf; ein Oesophagus scheint zu fehlen oder nur sehr kurz zu sein; die Darmschenkel lassen sich bei einzelnen Exemplaren bis in die Nähe des Hinterrandes verfolgen. Die Anordnung der Genitalien weicht nicht von der bei andern Fascioliden der Vögel. 5I Arten desselben Genus ab: die beinahe kugligen Hoden, welche grösser als der Keimstock sind, liegen schräg hinter einander und zwar im Beginn der hintern Körperhälfte; der fast 0,3 mm lange Cirrusbeutel ist schlank und schlägt sich mit dem Vorderende C-förmig um den Bauchnapf herum, vor dem er ausmündet. Noch in der vordem Körperhälfte oder gerade in der Mitte liegt der kuglige Keimstock, der dem Bauchnapf an Grösse gleich kommt oder kleiner bleibt. Die ganzen Körperseiten von der Darmgabelstelle an bis zum Hinterrande sind von den auffallend grossen, jedoch ziemlich spärlichen (im Vergleich zu anderen Arten) Dotterstocksfollikeln ein- genommen ; ihre Grösse erreichen sie anscheinend erst mit fort- geschrittenem Alter, denn die kleinern, auch weniger Eier ent- haltenden Exemplare weisen auch kleinere, jedoch immerhin ver- hältnissmässig grosse Follikel auf; bei ganz alten Thieren bilden sie eine fest zusammenhängende Masse. Stets erstrecken sie sich hinter den Hoden auf der Dorsalfläche bis zur Mittellinie, weniger regel- mässig gehen sie vorn vor dem Bauchnapf, ebenfalls dorsal eine schmale Verbindung ein. Der Uterus zeigt den charakteristischen Verlauf; er enthält verhältnissmässig wenige Eier von brauner Farbe; sie sind 0,027-0,0364 mm lang und 0,0228 mm breit. Die hier gemachten eingaben stimmen mit denen bei v. Linstow gut überein; Flagiorckis vifelhitus unterscheidet sich auf den ersten Blick von andern nächstverwandten Arten durch die Grösse und die verhältnissmässig geringe Zahl der Dotterstocksfollikel. 20. JPlagiorchis triangularis (Dies.) 1850. (Fig. 32, 33.) 1850. DiMonuim Ariaugularc DiESiNG, Syst. heim., V. 1, p. 351. 1892. Distomum trianguläre Stossich, T Dist. d. ucc. , in: Boll. Soc. adriat. Sc, nat., Trieste, V. 13, 2, p. 44. 1901. Flaqiorchis fn'ang/ilaris Braun, Z. ßev. d. Tiem. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth.' 1, V. 29, p. 568. Nee: 1896. Distoniiini {Brachylaixiiis) mrropis Paeona, Int. ad alc. Dist. nuov. 0 poco noti, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Genova, No. 50, p. 5, fig. 2. 1899. Megacetes triangularis Looss , Weit. Beitr, z. Kenntn. d. Trem.- Fauna Aegyptens , in: Zool. Jahrb., V. 13, Syst., p. 725, tab. 28, fig. 44—46. Diese Art wird zuerst von Rudolphi (Synops. p. 120) nach dem Cat. Ent. Vienn. unter den Species dubiae als Distoma aus Merops 4* 52 M. Braun, iapiaster) erwähnt; benannt und beschrieben wird sie erst von Diesin«. Hiernach gehört sie zu den nicht bestachelten Arten, deren sessiler Bauchnapf kleiner als der Mundnapf ist, ziemlich weit vorn liegt — so deute ich mir das ,.supernm^' der DiEsiNcVschen Diagnose — und eine beinahe dreieckige Eingangsöffnung besitzt; der oblonge Mund- napf liegt ganz vorn; der ziemlich abgeflachte, ovale Körper ist 1 Linie lang, ^^ Linie breit. Aus weitem Nachweisen in der Literatur geht nun hervor, dass Dist. trianguläre Dies, ausserordentlich selten ist; eine i. J. 1811 von der .,K. K. Naturalienkabinets-Direction in Wien" in deutscher und lateinischer Sprache herausgegebene Schrift^) ergiebt in dem beigefügten „Index systematicus animalium a nobis exploratorum ". dass bis dahin in Wien 44 Exemplare von Merops apiaster untersucht und nur einmal ein neues Distomum gefunden sei. Die Unter- suchungen wurden fortgeführt, und in einem i. J. 1821 erschienenen „Recensus animalium in Museo Vindobonensi circa vermes dissec- torum et enumeratio singularum specierum helminthum Ins ex ani- malibus lectarum -) findet sich die Angabe, dass unter 101 unter- suchten Merops apiaster dieses neue Distomum nur einmal und zwar nur in einem Exemplar gefunden worden ist. Dieses Unicum wird in der Wiener Sammlung in Glas No. 484 aufbewahrt ; die Aufschrift lautet: ,,132 Dist. meropis. Merop. apiastri. i." Die Zahl 132 ent- spricht der Nummer, unter welcher Rudolphi diese Form in seiner Synopsis anführt. Dass der dieser Art von Diesikg gegebene Name auf der Etikette fehlt, will Nichts besagen, denn erstens ist vielfach die ursprüngliche von Beemser oder Rudolphi herrührende Bezeich- nung der in ^^^ien aufbewahrten Helminthen nicht abgeändert worden, und zweitens war hier über dem Wort ..meropis" ein anderes Wort mit Bleistift darüber geschrieben worden, das aber heute nicht mehr zu entziffern ist; es wird „trianguläre" gelautet haben. Jedenfalls muss man, was mir auch Herr Dr. von Makexzeller brieflich be- stätigte, dieses eine in Glas No. 484 aufbewahrte und aus dem Darm von Merops apiaster stammende Distomum als dasjenige Exemplar an- sehen, welches der DiEsijsG'schen Beschreibung zu Grunde gelegen hat. Die Nachuntersuchung ergab nun tblo-endes Resultat: 1) Nachlicht von einer beträchtlichen Sammig. thier. Eingeweide- würmer u. Einladg. zu einer liter. Verbindung etc. — Noticia collect, ins. vermium intost, et exhortatio ad commercium litt. etc. — p. 16. 2) Abgedruckt in: Westrumb, A. H. L., De heim, acanthocephalis, Hannov. 1821, p. 70. Fascioliden der Vögel. 53 Das Exemplar ist 1,4 mm lang und 0,5 mm breit; man kann es als lang" gestreckt oval bezeichnen, denn die hintere Körperhälfte ist breiter als die vordere und der Hinterrand gebogen. Die beiden Saug- näpfe stehen ziemlich nahe bei einander; der vordere ist mehr gestreckt und grösser als der kreisrunde, eine dreieckige Eingangsötthung auf- Aveisende Bauchnapf; Mundnapf 0,166 mm lang, 0.145 mm breit, Bauchnapf 0,114 mm lang, 0,104 mm breit. Dicht hinter ersterem erkennt man den kleinen (0,0729 mm) Pharynx, von den Darmschenkeln nur Andeutungen. Der Genitalporus liegt dicht vor dem Bauchnapf, und aus der Mündungsstelle ragt der sehr lange und dünne Cirrus hervor; dem entsprechend ist auch der ('irrusbeutel ausserordentlich lang ; er stösst mit seinem Hinterende an den vordem Hoden und dürfte gestreckt wohl halbe Körperlänge erreichen. Die grossen ovalen Hoden liegen in der hintern Körperhälfte, schräg, aber dicht hinter einander; vor ihnen befindet sich der Keimstock, der fast die Grösse eines Hodens erreicht. Die ziemlich grossen Dotterstocksfollikel nehmen die Körper- seiten vom Pharynx bis zum Hinterrande ein; auf der Rückenfläche dehnen sie sich weiter nach der Mittellinie aus, auch verbinden sich die beiderseitigen Follikel hinter dem Phaiynx und am Hinterende. Vier Gänge, zwei vordere und zwei hintere, führen das Secret hinter den Keimstock. Der Uterus besteht aus einem kürzern absteigenden und längern aufsteigenden Schenkel, deren Umbiegungsstelle am Hinderrand gelegen ist. Die braunen Eier sind 0,0409 mm lang und 0,0228 mm breit. Die Anordnung der Genitalien verweist diese Art in das Genus Plagiorchis Lhe.; sie unterscheidet sich von andern Arten durch die Länge des Cirrusbeutels, die Grösse des Keimstockes und der Eier. Neuerdings ist nun zuerst von Parona ein Distomnm aus Merops apiaster und dann von Looss, der die von Parona kurz beschriebene Art sowohl in Merops wie in Passer domesticus und Glareola pratin- colci gefunden hat, auf die DiEsiNG'sche Art, d. h. auf Distomum trianguläre, bezogen worden. Hier liegt nun ein Irrthum vor, der durch die ungenügende erste Beschreibung und den Umstand hervor- gerufen worden ist, dass aus Merops eben nur Bist, trianguläre be- kannt war. Die PARONA-Looss'sche Axt hat mit der DiEsiNG'schen nichts weiter gemein, als dass beide Arten Fascioliden sind und den- selben Wirth bewohnen; sie gehören zwei verschiedenen Gattungen an, Megacetes resp. Eumegacetes Looss und Plagiorchis Lhe. Während nun die Aufstellung einer besondern Gattung für die Parona- x^ M. Braun, Looss'sche Art durch die Aufdeckung- des Irrtimms nicht berührt wird, muss der von beiden Autoren ihrer Art zugewiesene Species- name geändert werden ; ich nenne sie Eimegacetes emendatus (= Bist, meropis Parona [nee Rud.] = Megacetes triangularis Looss [nee Bist, triangiäare Dies.]). 21. Plagiorchis pei'wixtus Ben. 1901. (Fig. 33, 34.) 1901. Plagiorchis permixim Beaun, Z. Eev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 943. Unter zahh^eichen Flagiorchis maadosus der Wiener Sammlung (Glas No. 476, Wirth: Hirundo riistica) tand ich neben Eumegacetes contrihidans eine neue Flagiorchis- kri in 2 Exemplaren, die den Namen PI. permixtus führen mag. Die Thiere (Fig. 34) sind fast 5 mm lang, etwas mehr als 1 mm breit ; der Körper langgestreckt, abgeplattet und vorn etwas, hinten weniger verjüngt. Die beiden Saugnäpfe liegen nahe bei einander und sind unge- fähr gleich gross (Mundnapf 0,281 im Quer- und 0,260 mm im Längs- durchmesser, Bauchnapf 0.312 mm in beiden Durchmessern bei dem einen Exemplar, bei dem andern Mundnapf 0,260 mm lang, 0,240 mm breit, Bauchnapf 0.25 mm in beiden Durchmessern). Pharynx dicht hinter dem Mundna})!', etwas breiter als lang, vorn etwas schmäler als hinten ; kein Praepharjiix, kein Oesophagus ; Darmschenkel wegen der stark entwickelten Dotterstöcke nach hinten nicht weit zu ver- folgen. Vor dem Bauchnapf liegen zwei Genitalpori, mit dem einen hängt der lange S-förmig gewundene Cirrusbeutel, mit dem andern das gerade verlaufende IMetraterm zusammen ; das Hinterende des Beutels reicht bis zum Hinterrand des Keimstockes. Dieses Organ liegt in der Mittellinie hinter dem Bauchnapf und von diesem weniger weit entfernt als er selbst vom Mundnapf; es ist kuglig und kleiner als die Hoden. Hinter ihm erkennt man andeutungsweise die Schalen- drüse und die kurzen queren Dottergänge, die aus den dorsal liegen- den und der Medianlinie genäherten longitudinalen Dottercanälen hervorgehen. Die aus sehr zahlreichen und grossen Follikeln be- stehenden Dotterstöcke sind stark entwickelt; sie beginnen vorn noch in der Höhe des Bauchnapfes und lassen hinten nur das hinterste Ende frei; dabei erstrecken sich die Follikel sowohl auf der Bauch- Fascioliclen der Vögel. 55 Avie Rückenfläclie, namentlicli aber auf letzterer weit nacli der Median- linie zu; hier zei(»en die Follikel hinter den Hoden eine eigenartige traubige Gruppirung, die ventral weniger deutlich ist. Die Hoden liegen etwa in der Körpermitte schräg hinter ein- ander; sie sind fast kuglig und fast gleich gross. Auf- und ab- steigender Schenkel des Uterus sind hinter ihnen einigermaassen aus- einander zu halten; die Umbiegungsstelle liegt am Hinterrand; in der typischen Weise winden sich beide Schenkel S-förmig zwischen den Hoden hindurch. Das Metraterm ist dickwandig. Die Eier sind sehr zahlreich, dunkelbraun, oval, 0,0273 — 0,032 mm lang und 0.019 mm breit. X. Gattung: Microlistrunt Ben. 1901. 1901. Microlisirum Braun, Z. Rev. d. Tiem. d. Vög., in Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 563 u. 895. Mittelgrosse Fascioliden, deren Körper blattförmig ist oder in • einen ausgehöhlten Vordertheil und mehr oder weniger langen, mehr cylindrischen Hinterleib zerfällt ; Haut bestachelt. Saugorgane klein, von einander entfernt, der Bauclmapf gewcUmlich umgeschlagen. Praepharynx etwa so lang wie der langgestreckte Pharynx, Oeso- phagus fehlend oder minimal; Darmschenkel unverästelt, bis zum Hinterraude reichend. Genitalporus dicht vor dem Bauchnapf; CiiTUS- beutel dick, sehr musculös, mit dünnem Cirrus; Vesicula seminalis ausserhalb des Cirrusbeutels gelegen; mit Ausnahme weniger Uterus- schlingen liegt der ganze Genitalapparat hinter dem Bauchnapf; die ovalen, ganzrandigen oder gekerbten Hoden hinter einander und hinter dem kleinern, meist asymmetrisch gelegenen Keimstock; Receptaculum seminis sehr gross, dicht hinter dem Keimstock ; Dotter- stöcke zu den Seiten sich bis in die Nähe des Hinterrandes er- streckend. Uterus aus ab- und aufsteigendem Schenkel bestehend, hinter den Hoden bis zum Hinterrand reichend und zahlreiche Windungen beschreibend ; Eier klein, zahlreich. Parasiten von Vögeln. Typus: Distoinum cochlearifornie p. p. Rud. Die Gattung scheint sich an Glossidium Lss. anschliessen zu lassen, mit dem sie in der Configuration des Darmes und auch im Genitalapparat übereinstimmt; doch ist bei Glossidium die Vesicula seminalis im Cirrusbeutel, hier ausserhalb desselben gelegen, auch reichen die Dotterstöcke nicht bis ans Hinterende. 5ß 31. Braun, 22. Microlistrum cocJileariforme (Eud. 1819). (Fig-. 35.) 1819. Distoma cochleariformc p.p. RüDOLPHi, Ent. Synops., p. 681. 1845. Distoma eoclileari forme p. p. DUJARDIN, Hist. nat. heim., p. 449. 1850. Distomiim cochlearifonite Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 357. 1892. DiMomvm cochJeari forme p.p. StossiCH, I Dist. d. uccelli, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., V. 13, 2, p. 37. 1901. Microlistrum corhleariformr Braun , Z. Rev. d. Trem. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 563. Unter dem Namen Bist. cocMeariforme beschreibt Rudolphi eigentliümlicli gestaltete Trematoden, welche Natterer in Brasilien, und zwar im Darm von Pelecanus aquila, Sterna minuta, Sf. r* cantiaca und Sterna No. 102 gesammelt hatte; die Exemplare aus P. aquila waren fast 4 Linien, die aus den Sterna- Arten nur l^o — 2 7« Linien lang. Die letztern trennte Diesing als besondere Art (D. cochlcar Dies. = B. diesingi Cobb.) ab, was meine Nachuntersuchung durch- aus rechtfertigt. Von Bist. cocJileariforme s. str. findet sich sowohl in der Berliner (No. 1500) wie in der AViener .Sammlung (No. 321) je ein Exemplar in gutem Erhaltungszustande. Der 7 mm lange Körper zerfällt in zwei ungleich lange und verschieden breite Abschnitte; der kleinere fast 2 mm lauge und etwas über 1 mm breite Vordertheil ist ventral ausgehöhlt, das lange Hinterende ist etwas schmäler, auf beiden Flächen gleichmässig gewölbt, aber nicht drehrund ; die Grenze fällt ungefähr mit dem Bauchsaugnapf zusammen. Die Körperoberfläche ist bei beiden Exemplaren glatt, aber mit Rücksicht darauf, dass Bist, cochlear bestachelt und sich bei Bist, cochleariforme einige kleine Stacheln in der Umgebung des Bauch- saugnapfes vorfinden, ist Bestachelung auch hier anzunehmen. Die beiden Saugnäpfe sind einander genähert, der vordere 0,208 mm lang," 0,260 mm breit ; der Bauchsaugnapf ist tief, hat sich mehr oder weniger nach der Seite umgelegt und hierbei die benach- barte Körperwand mit sich herübergezogen ; in normaler Lage dürfte er kreisrund aussehen (Durchmesser 0,198 mm), seine Achse ist 0,260 mm lang. Praepharjaix kurz, Oesophagus fehlt, Pharynx gross, kräftig, um- gekehrt birnförmig (0,229 mm lang, hinten 0,166 mm breit). Die Darmschenkel wenden sich in grossem Bogen nach hinten und durch- ziehen an den Seiten den ganzen Körper, ohne den Hinterrand zu Fascioliden der Yügel. 57 eiTeichen ; sie enden ca. 0,3 mm davor. Das sie auskleidende Epithel ist hoch und trotz des Alters der Objecte gut erhalten. Die drei Geschlechtsdrüsen liegen hinter einander im Mittelfeld und von einander durch kleine, ziemlich gleich grosse ZAvischenräume getrennt, vorn in erheblicher Entfernung hinter dem Bauchsaugnapf, jedoch vor der Körpermitte der runde Keimstock (0,8 mm Durch- messer); dann folgen die beiden ovalen Hoden (0,67 mm lang, 0,50 bis 0,57 mm breit). Unmittelbar hinter dem Bauchsaugnapf erkennt man den dickwandigen, gurkenkernförmigen Cirrusbeutel, der fast 1 mm lang und 0,3 mm breit ist; an sein zugespitztes Vorderende schliesst sich ein langer gewundener Canal an, der zum Genitalporus zieht (Cirrus). Aus dem Verhalten bei den nächst verwandten Arten ist zu schliessen, dass auch hier die Vesicula seminalis ausserhalb des Oirrusbeutels gelegen ist; ein dichtes Convolut von Uterusschlingen verhindert jedoch hier den Einblick. Hinter dem Keimstock fällt ein helles, kugliges oder nieren- förmiges Hohlorgan auf, das ich für das Receptaculum seminis halte. Die Dotterstöcke liegen wie geAvöhnlich an den Seiten des Körpers; hier beginnen sie vorn noch vor dem Keimstock und setzen sich nach hinten bis unmittelbar vor das Ende der Darmschenkel fort; sie er- reichen also ebenfalls nicht das Hinterende; dorsal wie ventral greifen ihre grossen Follikel, namentlich vor, zwischen und hinter den Hoden auf die Darmschenkel über. Der Verlauf des Uterus ist ein eigenthümlicher, leider im Ein- zelnen nicht mit genügender Sicherheit zu verfolgen ; der Canal zieht zweifellos zunächst an einer Aussenseite des vordem Hodens nach hinten, beschreibt dann Schlingen zwischen den Hoden, setzt sich hierauf an der entgegengesetzten Seite des hintern Hodens nach hinten fort und verbreitet sich nun im Hinterende bis zur Spitze mehr auf der Dorsalfläche ; hinten dreht er dann um und strebt den- selben AVeg — jedoch im Hinterende vorzugsweise ventral nach vorn, wo er dann endlich zwischen Keimstock und Bauchsaugnapf eine typische „Rosette" bildet (vgl. MkroUsfrum spinetum). Die Eier sind sehr zahlreich, im Jüngern Zustande gelbbraun, älter dunkelbraun ; ihre Länge beträgt 0,0228—0.0273 mm, die Breite 0,014 mm. 58 M. Bkaun, 23. Microlistrum cocJilear (Dies. 1850). (Fig-. 36.) 1819. Distal, la corldcarifonnc p. p. Rudolphi, Ent. Synops.. p. 681. 1845. Distoma cochleariforme p.p. Dujardin, Hist. nat. heim., p. 449. 1850. Distoiinim cochlear DiESiNG, Syst. heim., V. 1, p. 357. 1861. Distomvm Diesingi Cobbold , Syn. of the Distomid, in: Proc. Liun. Soc. London, V. 5, Zool., p. 14. 1892. Disfoiiiu))) cuchkar Stossich, I Dist. d. uccelli, in: Boll. adriat. Sc. nat., V. 13, 2, p. 37. 1892. Distomiim cochleariforme p, p. Stossich, ibid. 1901. Müroli.strum cochlear Bkaun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bact., Abth. 1, V. 29, p. 563. Die von Eudolphi als kleinere Exemplare von Dist. cochleariforme angesehenen Trematoden sind ebenfalls in der Berliner Sammlung (No. 1498 aus Stertia sp.^), 1499 aus Sterna? minuta und 1501 aus Sferna? caidiaca) vorhanden, während die Wiener Sammlung unter No. 320 ein Glas enthält, das die Aufschrift trägt; „52b Dist. cochleariforme. Sternae cantiacae." Die in diesen Gläsern auf- bewahrten Trematoden halte ich alle für ein und dieselbe Art und mit Dies]X(t für specifisch verschieden von Bist, cochleariforme Run. (aus Pelecanus aqiiiJa); ihr muss der von Diesing vorgeschlagene Speciesname zufallen, zu dem der CoBBOLD'sche synonym ist. In der Körperform ähnelt Bist, cochlear sehr dem Bist, cochleari- forme, nur ist das vordere ausgehöhlte Körperende verhältnissmässig länger und weniger breit; die Gesammtlänge beträgt 3,5 — 4 mm, die grösste Breite des Vorderleibes 0,6, die des Hinterleibes 0,3 — 0,46 mm. Der erstere ist bis zum Bauchsaugnapf auf beiden Flächen mit sehr dicht stehenden kleinen Stacheln besetzt, die auch noch auf den Hinterleib sich fortsetzen, den grössten Theil desselben aber frei lassen. Die innere Organisation weicht nur in Einzelheiten von der des Microlistrum cochleariforme ab. Der Mundsaugnapf ist 0,114 mm lang, 0,166 mm im Durchschnitt breit der Bauchsaugnapf, der auch hier meist von seiner Fläche zu sehen ist, sich also nach der Seite umgelegt hat, ist in dieser Lage kreisrund (0,129 mm Durchmesser). Im Gegensatz zu Microl. cochleariforme \&\ bei M. cochlear ein Praepharynx zu sehen, der an Länge dem Pliarynx (0,149 mm lang, 0,114 mm breit) gleichkommt oder ihn ein wenig übertrifft; dagegen 1) In demselben Glase findet sich noch ein Echinostoniii))) , das an andrer Stelle beschrieben wird. Fascioliden der Yngel. 59 ist auch hier kaum vou eiuem Oesophagus zu reden. Die Darm- schenkel reichen hinten bis fast an den Hinterrand, sind also relativ länger und fassen daselbst die kurze mehr sackförmige Excretions- blase zwischen sich. Die Genitaldrüsen liegen, was sich besonders bei den Hoden zeigt, relativ weiter nach hinten; diese beiden Organe sind wegen ihrer Grösse mit blossem Auge als helle Flecke in dem durch Uterus und Dotterstöcke dunklen Hinterleibe zu erkennen. Vor ihnen liegt der Keimstock, dicht hinter diesem das Receptaculum seminis ; zwischen Keimstock und Bauchsaugnapf ist die grosse S-förmige Vesicula seminalis gelegen, ferner der hier längere, mehr schlauchförmige Cirrusbeutel, der sich ebenfalls in eine schmale Eöhre fortsetzt. Die Dotterstöcke beginnen hier in der Höhe des Recptaculum und reichen bis zum Hinterende. Abweichungen im Verlauf des Uterus kommen kaum vor; die dunklen Eier sind 0,0273 — 0,032 mm lang und 0.014—0.016 mm breit. In Glas No. 298 der Wiener Sammlung fanden sich neben Bist. canaJiculatum Rud.- (aus Sterna galenctilata) noch 2 ca. 3 mm lange Distomen, die mit Microl. cochlear bis auf die Grösse der Organe und der Eier übereinstimmen ; ich lasse dahingestellt, ob es sich um eine besondere AyI oder nur um eine vom Wirth abhängige Varietät der genannten Art handelt. Das ebenfalls löffeiförmige Vorderende ist 0,6 mm lang, 0,219 mm breit und dicht mit feinsten Spitzen besetzt; die grösste Breite des drehrunden Hinterleibes erreicht 0,25 mm. Der endständige Mundsaugnapf ist 0,052 mm lang, 0,073 mm breit, der runde Bauchsaugnapf 0,069 mm gross; Praepharynx so lang wie der Pharynx 0,073 mm lang, 0,057 mm breit), Oesophagus fehlt, Darmschenkel ziehen bis zum Hinterende. Genitalporus unmittelbar vor dem Bauchsaugnapf, Cirrusbeutel im Ganzen 0,3 mm lang, vorn röhrenförmig hinten breiter, Dotterstöcke seitlich in der Höhe des Receptaculum seminis beginnend und fast bis zum Hinterrand reichend. Hoden ebenfalls in der hintern Körperhälfte gelegen. Uterus wie bei Bist, cochlear verlaufend. Eier 0.0182 mm lang, 0,009 mm breit. 24. MlcroHstruni sj^inetum Ben. 1901. (Fig. 37-39.) 1901. MIcroUsirum spincl/nit Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 895. In der Berliner Sammlung befindet sich mit der No. 1606 ein Glas, das mehrere ganz platte Distomen beherbergt; die Aufschrift 60 ^I- Braun, \?i\itet : ,.Distoma attenuatum Btibms. Rhynchops nigra. Brasilien. Coli. RuD., Natterer S." Aus dem genannten Wirth, einer durch ver- kürzten Oberschnabel ausgezeichneten Laride, sind meines Wissens Trematoden bis jetzt nicht beschrieben worden ; es scheint demnach, dass diese von Bremser bereits getaufte, aus der NATTERER'schen Ausbeute stammende Art zu spät an Rudolphi gelangte, um von ihm noch neben andern Formen in den Appendix zu seiner Entozoorum Synopsis aufgenommen zu werden. Jedenfalls liegt eine sehr eigen- thümlich gebaute Art vor, die den von Bremser ihr beigelegten Namen nicht beibehalten kann, da ein Bist, aüenuahmi seit 1845 in in der Literatur existirt (Dujardin) und die BREMSER'sche gleich- benannte, aber verschiedene iVrt nirgends beschrieben worden ist; ich nenne sie Microlistrum spinetiim. Die vorhandenen 6 Exemplare sind fast gleich lang (5—5,5 mm); die gr(3sste Breite liegt im Bereich des ersten Körperdrittels il — 1,3 mm) ; mit Ausnahme des hintersten, sich stark zuspitzenden Körperendes ist Rücken- wie Bauchflcäche sehr dicht mit kurzen Stacheln besetzt. Die beiden Saugnäpfe liegen weit von einander und sind ver- schieden gross, der endständige Mundsaugnapf im Durchschnitt 0.286 mm breit (Maximum 0.302, Minimum 0,271 mm), 0,252 mm lang (0,240 resp. 0,260 mm), wogegen der hinter dem Beginn des zweiten Körperdrittels, etwas neben der Mittellinie gelegene Bauch- saugnapf nur 0,136 mm lang und 0,129 mm breit ist; er ist an den meisten Exemplaren nicht oder nur sehr undeutlich zu sehen, selbst von der Bauchfläche, da die ihn dorsal deckenden Uterusschlingen seine Abgrenzung schwierig oder unmöglich machen; die angegebenen Maasse konnten daher nur an 2 Exemplaren erhalten Averden. Hinter dem Mundsaugnapf bemerkt man den stets nur kurzen Praepharynx; der Phai-ynx ist im Durchschnitt 0,236 mm lang und 0,143 mm breit; gewöhnlich langgestreckt ist er bei einem Exemplar fast kuglig (0,198 mm lang, 0,187 mm breit). Der hinter ihm liegende Oesophagus ist minimal. Durch ein hohes Epithel zeichnen sich die beiden, weit nach hinten sich erstreckenden Darmschenkel aus; sie erreichen das spitze Hinterleibsende nicht ganz, sondern enden etwa auf der Höhe des Hinterrandes der Dotterstöcke ; meist entzieht sich aber der Endabschnitt, weil er von Dotterstocksfollikeln resp. den Uterusschlingeu gedeckt wird, den Blicken. Vom Excretionsapparat habe ich nur die schlauchförmige End- blase sowie Theile von Sammelröhren in der vordem Körperhälfte nach aussen von den Darmschenkeln gesehen. Fasciolideu der Vögel. 6]_ Der Genitalporus liegt in der Mittellinie dicht vor dem Bauch- saug-napf", der wie erwähnt, nicht ganz median zu finden ist. Leicht treten in dem Mittelfeld der hintern Körperhälfte die beiden lang- gestreckten Hoden hervor; sie liegen vor einander, stets ist der vordere kürzer aber breiter und an den Seitenwänden stärker gekerbt als der mehr glattwandige, längere, aber schmälere hintere Hoden; zum männlichen Apparat rechne ich dann noch eine mit Sperma gefüllte, zweitheilige Blase (Vesicula seminalis), die dicht hinter dem Cirrusbeutel und neben dem Keimstock liegt ; der nur von der Dorsal- fläche erkennbare Cirrusbeutel ist ziemlich kurz und verhältniss- mässig breit. Vom weiblichen Apparat begegnet uns der Keimstock auf einer Seite, etwas vor der Körpermitte und hinter dem Cirrusbeutel ; seine Begrenzung bildet gewöhnlich einen Kreis. Hinter ihm liegt eine ihm an Grösse fast gleich kommende, an den Eändern gelegentlich eingekerbte Blase, die einen feinfaserigen Inhalt aufweist; ich halte sie für das Eeceptaculum seminis. Die Dotterstöcke, aus zahlreichen kleinen, ästig angeordneten Follikeln bestehend, nehmen, noch vor dem Keimstock beginnend, die Seitenfelder ein und erstrecken sich weit nach hinten, hier allmählich schmäler werdend. Der grössere Teil des Mittelfeldes wird vom Uterus eingenommen; schon auf der Höhe des hintern Hodens be- ginnen die Schlingen die Darmschenkel zu verdecken, also in die Seitenfelder überzutreten. Im Einzelnen ist der Verlauf dieses Organes nicht zu verfolgen, die Schlingen schieben sich derart über und neben einander, dass ihr Zusammenhang nur auf ganz kurze Strecken deutlich wird; ein Theil von ihnen liegt ganz dorsal, die meisten ventral. Die langgestreckt ovalen Eier sind dunkelbraun, dünnschalig und constant 0,0228 mm lang, 0,0114 mm breit. Späterer Zusatz: Dieselbe Art findet sich auch in der Wiener Sammlung (No. 592) aus demselben Wirth ; ein Exemplar ist jünger und lässt den Verlauf des Uterus deutlich verfolgen (Fig. 39): der Canal wendet sich nach seinem Ursprung nach hinten, passirt den vordem Hoden auf der einen, den hintern auf der andern Körperseite, ver- läuft dann auf dieser bis zur Körperspitze und wendet hier um; der aufsteigende Schenkel bleibt nun auf derselben Seite, geht vor dem vordem Hoden auf die entgegengesetzte über und umgiebt schliess- lich mit Windungen den Bauchnapf, hierbei mehr oder .weniger weit 62 M. Braun, nach vorn ausgreifend. Bei diesem jüng-ern Exemplaren sind auch die Einkerbung-en an den Hoden noch nicht ausgebildet. XL Gattung: Phaneropsolus Looss 1899. 1899. Phaneropsolus Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., Y. 12, Syst., p. 608, 25. Phanero2)'Solus niicrococcus (Eud. 1819). (Fig. 40.) 1819. Distoma inkrococmm p.p. Rudolphi, Ent. Synop., p. 101 et 383. 1845. Distoma niicTOCOCCtuit p. j). Dujardin , Hist. nat. heim. , p. 447. 1850. Distomuin micrococcuin p. p- Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 351. 1892. Distomnm (Braehylaimtis) m/'crococcum p. p. Stossich, I Dist. d. Uccel., in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Y. 13, 2, p. 8. 1901. Phaneropsolus microcorrus Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Yög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abtb. 1, V. 29, p. 567. Diese durch ihre Kleinheit ausgezeichnete Art fand Rudolphi in grosser Menge im Darm einer Glareola austriaca (im April zu Rimini); gleichzeitig erwähnt er, von Bremser noch 3 aus dem Darm derselben Wirthsart stammende Objecte erhalten zu haben, von denen das eine gut zu untersuchende an Länge um mehr als das Vierfache die von Rudolphi selbst gesammelten Exemplare übertraf. Von demselben BREMSER'schen Funde hatte auch Dujardin ein Exemplar erhalten, untersucht und seiner Beschreibung zu Grunde gelegt. Weitere Funde und Beschreibungen sind nicht zu verzeichnen. Mir liegen die RuDOLPHi'schen Typen der Art (Berliner Samm- lung No. 1484), die 3 von Bremser gesandten Objecte (Berl. Sammig. No. 1485) und ein Glas der Wiener Sammlung (No. 488) mit Trematoden aus Glareola austriaca, die als Dist. micrococcum be- zeichnet sind, zur Nachuntersuchung vor. Die 3 Gläser enthalten jedoch verschiedene Arten; ich beschränke den RuDOUPHi'schen Species- namen {micrococcum) auf diejenigen Exemplare, welche dieser Autor selbst gesammelt und genauer beschrieben hat ( Berl. Sammig. No. 1484 ). Von den 3 durch Bremser eingesandten Objecten ist nur eins und zwar dasjenige, das auch Rudolphi kurz beschreibt, eine Fasciolide; die beiden andern sind Proglottiden einer Taenie; Glas No. 488 der Wiener Sammlung enthält neben Distomiden auch einige Holostomiden. Die Originalbeschreibung betont zunächst die geringe Grösse ( '/4 Linie lang, V« — ^j-a Linie breit), die einen Vergleich der weiss- liclien, in der Mitte mit einem gelben Fleck versehenen Thiere mit Fascioliden der Vögel. 63 Sandkörnern nahe legt; die Körpergestalt war und ist an den con- servirten Objecten verschieden, meist mehr OA'al, bisweilen auch elliptisch, mitunter war der Körper in der Mitte zusammengezogen oder die Bauchfläche ausgehöhlt und demgemäss der Rücken mehr oder weniger gewölbt. Von den beiden Saugnäpfen ist der vordere grösser als der in der Körpermitte stehende. Der Cirrus wird als ein grosses gewundenes Gefäss angegeben. Mit Hülfe des Mikro- skopes konnten verschiedene helle Flecke erkannt werden, die weitere Saugnäpfe vortäuschten; wenige kuglige Eier fanden sich zu den Seiten des Hinterendes. In Distomum micrococcum Eud. handelt es sich, was allerdings die vorstehenden Angaben nicht erkennen lassen können, um einen Angehörigen des von Looss aufgestellten Genus Pltaneropsoliis, das mit zwei Arten aus Affen, mit einer (Ph. sigmoideus Lss.) aus Passer domesticus und Ccqwimulgus europaeus bekannt geworden ist. Die elliptischen oder breit ovalen, mitunter auch bisquitförmigen Thiere sind 0,5 — 0,7 mm lang, 0,33 — 0,4 mm breit und bis auf den Hinterrand ganz bestachelt. Die Form des Mundsaugnapfes wechselt, wie bereits Rudolphi in dem verschiedenen Verhalten des Einganges andeutet, sehr; er ist bald mehr kreisförmig, bald mehr in die Quere oder in die Länge gestreckt; dementsprechend schwanken die Durch- messer, und zwar der lange zwischen 0,08 und 0,09, der quere zwischen 0,078 und 0,104 mm ; hiergegen ist der Bauchsaugnapf kreis- rund, jedoch ebenfalls verschieden stark contrahirt, so dass die Zahlen für die Durchmesser zwischen 0,054 und 0,069 liegen. Ein Praepharynx fehlt; der kuglige oder auch mehr in die Quere gestreckte Pharynx ist 0,032 — 0,041 mm breit; von einem Oesophagus kann man kaum reden, vielmehr treten die Darmschenkel fast unmittelbar hinter dem Pharynx hervor und bilden unter einander je nach der Contraction der Thiere einen grössern oder kleinern spitzen Winkel. Mit ihrem Hinterende erreichen sie kaum die Körpermitte; gewöhnlich stossen sie an die ganz seitlich gelegenen, in die mittlere Körperzone fallenden Hoden oder bleiben auch von diesen entfernt. Die Hoden sind kreisrund und zweifellos bereits von Rudolphi gesehen worden; in der Mitte fassen sie den erheblich kleinern Bauchsaugnapf zwischen sich, während auf einer Körperseite (im Bilde links) nach innen und etwas vor dem entsprechenden Hoden ein elliptisches Organ zu sehen ist, dessen Längsaxe einen Winkel zur Körperaxe bildet, also schräg liegt; es ist dies der Keimstock. 64 M. BrauxX, Das Reeeptaciilum seminis habe ich nie deutlich genug- sehen können, da es von Uterusschlingen verdeckt wird. Der Uterus erfüllt das ganze hinter den Hoden und dem Bauchsaugnapf gelegene Körper- ende, trotzdem ist nicht selten die grosse V-förmige Excretionsblase, deren Schenkel bis an die Hoden reichen, erkennbar. Die zahl- reichen Eier sind oval, 0,014—0,018 mm lang und 0,009 mm breit; wegen ihrer Kleinheit kann sie Rudolphi unmöglich bemerkt haben, wsiS er dafür angiebt, werden einzelne, mit Eiern gefüllte Abschnitte des Uterus oder Dotterstocksfollikel gewesen sein. Die Dotterstöcke liegen seitlich und in der vordem Körperhälfte; jedes Organ stellt eine aus wenigen, ziemlich grossen Follikeln bestehende, in die Länge gestreckte Traube dar, die nach aussen und über den Darm- schenkeln liegt. Den Genitalporus findet man, wie bei allen Phanerojysolus- Arten, weit vorn in der Mittellinie, unmittelbar hinter dem Pharynx; sehr leicht ist der lange, ein liegendes S beschreibende Cirrusbeutel er- kennbar, dessen Länge etwa -/s *^6r ganzen Körperlänge beträgt; er enthält in seinem Hinterende die Vesicula seminalis. An der Zugehörigkeit des Bist, micrococrum zur Gattung Phanero- psohis Ij'^h. ist nach diesen Angaben nicht zu zweifeln; es dürfte sich jedoch fragen, ob Ph. sigmoideus Lss, nicht trotz der verschiedenen Wirthe mit der beschriebenen RuDOLPHi'schen Art zusammenfällt. Was Looss (1. c. p. 712) hierüber mittheilt, ditferirt nur sehr wenig von dem , was ich gefunden habe ; zumeist handelt es sich hierbei auch nur um geringfügige Differenzen in der Grösse musculöser Organe (Saugnäpfe, Pharynx) und der Eier (0,019:0,008 gegenüber 0,014—0.018:0,009 mm), was aber zur Charakterisirung einer be- sondern Art nicht ausreicht, ebenso auch nicht der Umstand, dass bei Ph. sigmoideus die Darmschenkel die Hoden nicht erreichen, während sie dies in der Regel bei Bist, micrococcum thun ; aber auch dies sind Verhältnisse, bei denen die Contraction des Körpers und die Conservirung sicher von Einfluss sind. Demnach dürfte es gerecht- fertigt sein. PJi. sigmoideus Lss. als synonym zu Ph. micrococcus (Rüd.) einzuziehen. XTT. Gattung: OcJietosomaUR^. 1901. 1!H»1. Orhrlosoma BßAUN, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. IT, in: Ctrbl. Bakt, Abth. 1, V. 2i), p. 944. Diese in die Nähe der Pleurogenetinen gehörige Gattung ist folgendermaassen zu charakterisiren. Fascioliden der Vögel. 65 Körper unter mittelgTOSs , ganz abgeplattet, kann rinnenförmig gekrümmt werden; bestachelt. Saugnäpfe gross, Pharynx klein, Oesophagus wenig länger, Darmschenkel kurz, den Bauchnapf nicht überschreitend; Genitalporus ventral, jedoch in der Nähe eines Seitenrandes, zwischen den Saugnäpfen; Cirrusbeutel langgestreckt, kräftig, mit Vesicula seminalis, Cirrus dick, unbewaffnet; Hoden symmetrisch hinter dem Bauchnapf; Keimstock asymmetrisch vor einem Hoden; Dotterstöcke schwach entwickelt, nicht bäumchen- förmig, zu den Seiten des Bauchnapfes und hinter diesem. Uterus mit ab- und aufsteigendem Schenkel und quer gerichteten, das Mittel- feld nicht überschreitenden Schlingen, vorzugsweise in der hintern Körperhälfte sich ausbreitend. Eier dünnschalig, klein. Im Rachen von Vögeln. Typus: Ochetosoma monstniosum Brn. Dieser Art nähert sich das die Lunge von Heterodon platyrhinus bewohnende Distomum zschokkei Volz (1899) und eine zweite in Xenodon sp. gefundene, noch unbenannte Art, die ich aus einer mir von Herrn Dr. BRANDEs-Halle übersandten Zeichnung kenne. Es scheint mir jedoch fraglich, ob man diese beiden Arten in die Gattung Ochetosoma stellen kann. 26. Ochetosoma monstniosum Bex. 1901. (Fig. 41, 42.) 1901. Ochetosoma moiistrnomim Braun, Z. E,ev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 944. In Glas No. 605 der Wiener Helminthensammlung fanden sich Fascioliden, welche laut Aufschrift aus dem Rachen von Corone venustissima (Westindien) stammen und von Steenstrup im Juli 1862 der Sammlung überwiesen wurden ; ob Steenstrup der Sammler ist, bleibt fraglich. Die ganz abgeplatteten Thiere weisen dadurch ein eigenthüm- liches Aussehen auf, als die eine Körperseite gewöhnlich mehr oder weniger weit umgeschlagen ist; die Faltungsstelle verläuft jedoch nicht in der Mittellinie, sondern seitlich von ihr, auch kann der ganze oder auch nui- ein Theil der einen Körperhälfte umgeschlagen sein. Da sich dies nur selten ausgleichen Hess, so erschienen die meisten Exemplare asymmetrisch. Ihre Länge schwankt zwischen 1,7 und 2 mm, die Breite zAvischen 0,6— 0,8 mm; der Vorderrand ist abgerundet, das Hinterende Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 5 66 M. Braun, zugespitzt oder quer abgestutzt und breit oder asymmetrisch, auf einer Seite etwas länger — ohne dass eine Verletzung erkennbar ist; die Seitenränder verlaufen ziemlich parallel oder sind da und dort vor- gewölbt. Der Körper ist auf der Rückenfläche ganz mit kurzen, sehr dicht stehenden Spitzchen besetzt, von denen ich auf der Bauchfläche nichts bemerken kann. Die Musculatur weist namentlich hinter dem Bauch- napf eigenthümliche Verhältnisse auf; ausser den peripheren Ring- und Längsmuskeln, von denen wenigstens die erstem nur in einer Schicht vorhanden sind, finden sich hinter dem Bauchnapf stärkere Bündel von Fasern, welche an beiden Ansatzstellen pinselförmig aus einander gehen; ein Theil dieser Bündel entspringt in Zwischen- räumen in oder dicht neben der Medianlinie und inserirt sich an die Körpercuticula ungefähr in der Mitte zwischen Medianlinie und Seitenrand ; zwischen ihren Ansatzstellen entspringen andere bis zum Seitenrand sich erstreckende Bündel ; ihr Verlauf ist im Allgemeinen ein querer, nur die hintern Bündel ziehen mehr longitudinal zum Hinterrand. In der Nähe des Bauchnapfes ändert sich dieses Ver- halten allmählich, die Bündel lösen sich auf, ihre Fasern werden länger, und sie nehmen schliesslich die Anordnung der Diagonalfasern an, die sie im ganzen Vorderkörper beibehalten. Der Mundnapf liegt ventral, er ist 0,260 mm lang und breit, die Eingangsöffnung rund oder ein wenig in die Länge gestreckt; ungefähr in der Körpermitte befindet sich der kreisrunde Bauchnapf (0,333 mm im Durchmesser). Der kleine Pharynx (0,093 mm lang, 0,073 mm breit) folgt dem Mund- napf unmittelbar; der dickwandige Oesophagus ist etwa 1^., — 2 mal so lang wie der Pharynx und gabelt sich ungefähr in der Höhe des Genitalporus ; die beiden Darmschenkel sind kurz, sie übersehreiten nach hinten den Bauchnapf nicht, sondern enden an dessen Mitte oder wenig dahinter. Der Genitalporus ist seitenständig, freilich nicht ganz am Körper- rande, aber doch in seiner Nähe auf der Bauchfläche gelegen ; an ihn schliesst sich der C-förmig gebogene, verhältnissmässig breite und dickwandige Cirrusbeutel an, der bis unter den. Bauchnapf reicht. Die rundlichen oder leicht lappigen Hoden liegen symmetriscli hinter dem Bauchnapf, vor dem einen und meist vom Bauchnapf verdeckt der erheblich kleinere rundliche oder ovale Keimstock; ein Receptaculum seminis finde ich bei keinem Exemplar, die Vesicula seminalis ist im Cirrusbeutel eingeschlossen. Die aus kleinen, eiit- Fascioliden der Vögel. ß7 fernt von einander liegenden Follikeln bestehenden Dotterstöcke liegen an den Seiten, sie beginnen vorn mit oder vor dem Vorder- rande des Banchnapfes und erstrecken sich nach hinten nicht oder nur wenig über die Hoden hinaus. Der Uterus bildet bei Jüngern Thieren eine lange, nach hinten gerichtete Schleife, deren beide Schenkel über einander liegen; mit der Zunahme der Eier bilden beide Schenkel seitlich gerichtete Schlingen, die sich schliesslich derart mit Eiern füllen, dass das ganze Hinterende mit Ausnahme einer schmalen Seitenzone vom Uterus eingenommen wird, jedoch stösst er nicht an den Hinterrand. Der aufsteigende Schenkel zieht dann dorsal vom Bauchnapf nach vorn und geht neben dem Cirrusbeutel in das dickwandige Metraterm über. Die Eier sind dünnschalig, von gelbbrauner Farbe, 0,032 — 0,036 mm lang, 0,014-0,018 mm breit. Bei einigen Exemplaren finden sich im Parenchym kleine, fettig glänzende, aber in Creosot unlösliche Kugeln, die wohl Inhalt von Excretionsgefässen darstellen. Die vorstehend beschriebene x4rt schliesst sich wegen der seit- lichen Lage des Genitalporus den Pleurogenetinen an, ditferirt aber von ihnen durch Lage und Form der Dotterstöcke, so dass sie keines- falls direct eingereiht werden kann, sonst würde der einheitliche Charakter dieser Unterfamilie durchbrochen werden. Man muss da- her eine zweite Unterfamilie bilden, als deren Vertreter die vor- liegende Art, für welche ich die Gattung Ochetosoma bilde, zu gelten hat. XIIL Gattung: Prosthoffoninius Lhe. 1899. 1899. Prosthoijoiiin/us Luhe, Z. Kennte, einig. Dist., in: Zool. Anz., V. 20, p.'539. 1899. Pifpiinoprion Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d, Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 628. In dieser Fascioliden-Gattung herrschte bisher beinahe dieselbe Verwirrung wie bei den die Leber der Hauskatze bewohnenden Trematoden; erst die Untersuchung der Typen und zahlreicher Exemplare verschiedener Sammlungen hat mich in den Stand gesetzt, mehr Klarheit zu Schäften.^) Wegen der Gültigkeit des einen oder 1) Braun, M., Trematoden der Bursa Fabricii, des Eileiters und der Eier der Vögel, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, 1901, p. 12—19, mit 4 Abb. — Braun , M. , Ueb. einig. Trematoden der CREPLlN'schen Helmitliensamml., ibid., p. 258 — 260. 68 M. Braun, des andern der beiden Gattungsnamen bestehen dieselben Verhält- nisse wie bei PJagiorchis. Im Jahre 1886 hat Poieieb^) für eine in Tetmfhym vaillanti gefundene Fasciolde, deren Genitalporus auf der Dorsalfläche, etwas vor dem Mundsaugnapf liegt, die Gattung Cephalogonimus aufgestellt; ihr einziger Vertreter erhielt den Namen C. lenoiri Poie. Wenige Jahre später bemerkte P. Sonsino -), dass auch Bist, ovatum Eud. in die- selbe Gattung einzutreten habe, weil der Genitalporus dicht neben dem Mundsaugnapf liege % und Railliet bezeichnete in demselben Jahre auch Bist. peUucidnm v. Lstw. als Angehörigen der Poieiee- schen Gattung. *) In diesem Umfange ist Cephalogonimus von den Autoren meist angenommen worden, so z. B. von Monticelli ■'). von Stiles u. Hassall ^) u. A. Ich selbst habe mich dieser Gattung gegenüber ebenso skeptisch verhalten "') wie gegenüber Mesogonimus, weil beide nur ein Merkmal berücksichtigten; die Folgezeit hat mir Recht gegeben. Unabhängig von einander und fast gleichzeitig haben Luhe ^) und Looss ^) für Bist, ovatum Rud. und Bist, pellucidum v. Lstw. eine besondere Gattung gegründet (Prosthogoninms Lhe. = Prymnoprion Lss.) und damit Cephalogonimus auf den ursprünglichen Umfang be- schränkt; Looss beschreibt ferner eine neue Prgmnojjrion- Art {Pr. 1) PoiElEE, J., Trem. nouv. oii peu connus, in : Bull. Soc. philom. Paris, (ser. 7), V. 10, 1886, p. 21. 2) SoNSiNO , P. , Un nuova Distoma del sottog. Polyorchis St., in: Proc. verb. Soc. tose. Sc. nat., Adun. 6./7. 1890. 3) Dass der Genitalporus von Di.stomiim ovafnw ,,ganz seitlich am Halse" liegt, erwähnt zuerst v. Siebold , in: Lehrb. d. vergl. Anat. d. wirbellos. Thiere, Berlin 1848, p. 144, Anm. 18. 4) Ich entnehme dies dem Umstände , dass Railliet in seinem Traite de Zool. med. et agric. (2e ed., 1895, p. 369) vermerkt: „('. prJJi(- cidiis Haill. 1890"; die betreffende Publication habe ich bisher nicht ausfindig machen können. .5) Monticelli, F. S., Stud. s. Trem. endop., Prim. contrib., Distom., in: Zoul. Jahrb., Suppl. 3, 1893, p. 157. (5) Stiles, Ch. W. and A. Hassall, Notes on paras. 48. An invent. of the genera etc. Fasciolidae, in: Arch. Parasitol., V. 1, 1898, p. 85. 7) Bkafn, M:., Trematodes, in: Biio.NN, CI. Ordn. Thierr., p. 909, 8) LUHE, Z. Kenutn. einig. Listomen, in: Zool. Anz.. V. 22, 1899, p. 539. 9) Looss, A. , Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 628. Fascioliden der Vögol. 69 miccps) und ein neues Genus {Lepialea), bei dem ebenfalls der Genital- porus neben dem Mundsaugnapf liegt. Mit diesen Aufstellungen bin ich, soweit es sich um die Gattungen handelt, einverstanden; eine nähere Untersuchung erfordern jedoch die zu ProsthoijonhuHs zu stellenden Arten, obgleich eine derselben bereits seit 1803 bekannt ist und in der Literatur oft genug erwähnt wird (Bist, ovatnm Efd.); ich glaube jedoch beweisen zu können, dass unter dem Namen D. oratuni auch noch das von Rudolphi bereits aufgestellte Bist, cuneaium geht, das nur noch von Gfelt wieder er- kannt worden ist; wird diese Art in der Literatur nach Rudolphi angeführt, so geschieht es unter den Species inciuirendae oder unter den Synonymen zu Bist, ovatitm. Es wird sich also zunächst darum handeln, die Charaktere der beiden RuDOLPHi'schen Arten festzu- stellen. '27. Prosthofßonimus ovatus (Rud. 1803). (Fig. 43.) Unter dem Namen Fasciola ovata beschreibt Rudolphi \) Fas- cioliden, die J. 0. K. Meyer zu Berlin in der Bursa Fabricii eines Con-Hs frugiJegus gefunden hat; es waren ca. 30 Würmer, die sammt dem befallenen Organ in die Hände Rudolphi's gelangten. Erst später hat dieser den Wurm selbst gefunden"), und zwar in dem- selben Organ bei Corviis pica (= Pica caudata), Anas clypeata und Fidica nigra. Von den Exemplaren dieser 4 Funde, die den Be- schreibungen bei Rudolphi zu Grunde liegen, fehlen in der Helminthen- sammlung des Zoologischen Museums zu Berlin nur diejenigen aus P^'c'rt; in Glas 1425 finden sich laut Aufschrift die von Meyer ge- sammelten Exemplare (mit sammt der Bursa), in Glas 1424 die Exemplare aus Anas clypeata und in Glas 1423 diejenigen aus F'uUca atra. Halten wir uns zuerst an die Typen, die MEYER'schen Exemplare, so fällt bei der Betrachtung mit dem blossen Auge eine schon von Rudolphi^) angegebene Verschiedenheit auf: die meisten der 26 Exemplare sind ganz flach, „ein paar ziemlich dick" — es sind 3, die sich auch anatomisch von der Mehrzahl unterscheiden, also einer andern Art angehören, die vorläufig ausser Berücksichtigung bleiben soll. 1) Rudolphi , K. A. , Neue Beobachtungen über die Eingeweide- würmer, in: Arch. Zool. Zoot. (Wiedemann), V. 3, St. 2, 1803, p. 25. 2) Rudolphi, C. A., Entoz. bist, nat., V. 2, P. 1, 1809, p. 357. 70 ^'- l'HM'N, \)vv Uinriss der .«iMiiz plMttcii, bräunliclitMi uiul (Iniclisclieiiiendeii Exeuiplaiv ist eher Www- ;ils! eifönuis': der eine l'ol spitzt sich /u niul trä,u't den Äluiulsauuiiapf. der aiulero Pol ist stai'k verhtvitiMl und abijvstuin]>t't. l)i(> l.äuiic schwankt zwischen W und 0 nun. die gTösste Hreili> zwischen 1 und L' mm. Pie Cnticnhi ist anf beiden Kinperth'iclien mit Stacheln veisehen. welche vorn hinter d«Mn iMundsaugnapf auftreten und hier kleine, dreiseitiii-e Schüppchen sind, die nach dem Batu'hsaug-napf hin allmählich sich verläni>ern und nun spitze, ziemlich lange Stadieln darstellen, die in der mittlem Kegion des Körpers dichter als vorn und hinten stehen; aber auch die einfache Stachelform bleibt nicht bestcluMi. da sich bei vielen die Spitze hakenartig" nach hinten um- biegt; gegen den llinterrand zu nimmt die Dichtigkeit der Stacheln erheblich ab, doch lassen sie sich bis in die Nähe des Kxcretions- l>orns \erfolgen. l>ie Länge der gr()ssten Stacheln beträgt etwa 0.0 IT) mm. l)i(^ versi'liiedene Ciritsse d(>r Saugnä[>fe kannte bereits l\riK>i,iMii; der ;\lundsaugiu\pf erscheint gewöhnlich länger als breit, doch stehen sich die beiden Durchmesser ziemlich nahe, indem der nuere (indivi- duell zwischen 0.14(> und 0.107 nun. der lange zwischen 0,167 und O.-JOS mm schwankt. Per Uanchsaugnapf ist über doppelt so gross und l)einalu> knglig (0,854 — 0.447 mm in der Querriclitung. 0.:>0() mm in der Länget. Die Kutfernung beider Saugorgane von einamler ist keine beileutende. indtMU der i^auchsangnapf ungefähr an der Grenze zwischen vordenii und uiittlerui Kör[>erdrittel gelegen ist. Ein Praepharvnx ist gewidmlich nicht erkennbar, der kleine Pharynx folgt nuüst dem Saugnapf unmittelbar; seine Durchmesser schwaukcn zwischen 0.1 und O.Ui nun. wobei bald der Quer-, bald der Längsdurchmesser iler grössere ist. Oesophagus und l>arm- schenkel sind oft mit Blut gefüllt und daher bereits von Krooiavin gesehen worden: je nach der Contractiou des Vorderendes und der Grösse des 'Phieres erscheint der Oesophagus verschieden lang [0:2i) bis 0,4 mm); die Gabelstelle liegt etwa um die Länge des Oeso- phagus vom Bauchsangnapf entfernt; die Darmschenkel selbst ziehen Anfangs divergirend nach hinten, biegen aber hinter der Mitte des Kör^iers ziemlich scharf median wärts ab und- enden entfernt vom Hinterrande, die Hoden um deren halbe oder drei^"iertel l^änge über- ragend. \"on den Kxcretionsorgauen ist nur der Kudabschnitt als bald biin-. bald canaltTtmiiger Kaum zu erkennen. Fa8ciolidf;n der Vöj^el, 7j^ I)ej' Geriital|»()ius lif^.gt ganz vorn am rechten Seitenrande (im Bilde bei Jiauclilaj^e des Tliieres links); von hier aus zieht der schmale, nach hinten nur wenig sich verbreiternde Cirrusbeutel bis an die I)armgabel.st(;lle und nimmt hier — wie ich an andeiii 01)- jecten gesehen habe — das Vas deferens auf, welches etwa am Voi-derrand des liauchsaugnapfes nach Verschmelzung (Utr beiden Vasa efferentia bf-giiint. Die Hoden fallen ganz oder zum grös.>tf'i) Theil in die iiintere Körperhälfte: sie liegen so gut wie symmetrisch und sind meist langgestreckt oval ; von rein kreisförmiger Begrenzung habe ich sie nicht gesehen, doch auch nicht immer so gestreckt wie in der Abbildung; bei gestrecktem Organen ist der Rand, nament- lich der Aussenrand, nicht gleichmässig gewölbt, sondern unregel- mässig eingebuchtet. Der Keimstock ist ein gr-osses, stark gelapptes Organ, welches dorsal den Bauchsaugna{>f fast völlig deckt, jedoch stets etwas von der Mittellinie nach der dem Genitalporus entgegengesetzten Seite zu abgerückt ist; vom Kücken gesehen, sieht der Keimstock traubig oder maulbeerartig aus; seine Lage ist ganz con.stant dr^rsal vom Bauch- saugnapf, nie hinter ihm. iJie Dotterstöcke beginnen vorn stets vor dem Bauchsaugnapf, jedoch hinter der riabelstelle des iJarmes, nehmen mit ihren mehr oder weniger deutlich traubig angeordneten P'ollikeln die ziemlich br-eiten Seitenfeld^.r ein und enden in der Kegel auf halber Höhe der- Hoden da, wo die Oarm.schenkel nach innen abbiegen. Gar nicht selten zeigen sich J>ifferenzen in der Länge der beiden Dotterstöcke am selben 'j'hier, die meist deren Hinterende betreffen. Vor- ihrer Mitte entspringen die queren Dottergänge und vereinigen sich am HinterTand des Bauchsaugnapfes zu einem kleinen Dotterreservoir-. LAiKEu'scher Canal und Receptaculurn seminis, die sicher nicht fehlen, habe ich bei keinem der Typen gesehen, wohl aber wenigstens das Ke- ceptaculum bei einem F^xernplar aus Glas No. 1423; es ist klein, kuglig, gestielt und liegt hinter und seitlich von dem Dotterreservoir. Der Verlauf des Uterus ist wegen der zahlreif:hen ^^'indungen schwer zu verfolgen; er wendet sich zuerst zwischen den Hoden nach hinten und beschreibt bald starke, in die Seitenfelder hinaustretende Schlingen, die fast das ganze Hinterende erfüllen und hier eine dem blossen Auge sichtbare Ko.sette oder- dendriti.sche Figur bilden: zwischen den Hoden gelangt er wieder nach vorn, be.setzt den Kaum vor den f^oden und zwischen den Darmschenkeln, letztere da und dort überschreitend, und geht endlich in das Metraterm über-. 72 M. Braun, Charakteristisch für Bist, ovatum ist, dass der dreieckige Raum zwischen den Darmschenkeln und den Dottergängen stets von dichten Windungen des Uterus erfüllt ist; nur das Gebiet des Keimstockes bleibt frei. Die Eier sind sehr zahlreich, dünnschalig, elliptisch und meist 0,024 mm lang, 0,013 mm breit; als Minimum für die Länge fand ich 0,0221, die Breite war dagegen constant. Mit diesen Exemplaren aus Corvus frugüegus stimmen überein die Exemplare aus Fulica atra (Glas No. 1423) — bis auf ein noch zu beschreibendes, sowie anscheinend auch die sehr schlecht erhaltenen Exemplare aus Anas chjpeata (Glas No. 1424). Nunmehr können die in der Literatur vorhandenen Beschreibungen von Disi. ovatum. so weit sie auf eigenen Untersuchungen basiren, mit den hier gegebenen verglichen werden. Es kommen hierbei nur drei oder vier Autoren in Frage: 1) Wedl hat in der Bursa Fabricii bei Scoloijax gallimda, Grus cinerea und Fulica atra kleine gelbröthliche Trematoden gefunden, die er als Bist, ovatum Rud. beschreibt ^) ; da bei diesen Formen der Keimstock, von Wedl als „Agglomerat vou Samenbläschen" ange- sehen, hinter dem Bauchsaugnapf liegt, auch die Hoden mehr in der Querrichtung entwickelt sind und Uterusschlingen vor dem Bauch- saugnapf fehlen, so ist es mir ausser Zweifel, dass hier eine andere Art vorliegt, auf die unten eingegangen werden soll [Bist, cuneatum Rud.). 2) V. LiNSTow -) stellt zum Vergleich mit seinem Bist, pellucidum die Merkmale des „allbekannten B. ovatum^^ zusammen, ohne dabei direct die Lage des Keimstockes zu erwähnen; da jedoch in der Anm. 1 bei Besprechung des WEDL'schen B. ovatum auf den Keim- stock dieser Form Bezug genommen wird, so ist anzunehmen, dass auch das v. LiNSTow'sche Bist, ovatum in dieser Beziehung wie das WEDL'sche von dem Typus abweicht; dazu kommt ferner, dass die Uteruswindungen im Hinterende derart dicht an einander liegen, dass dasselbe gelb und völlig undurchsichtig wird — ein Merkmal, das für Bist, ovatum Rud. nicht gilt. Um in der Beurtheilung der von V. LiNSTOw als B. ovatum bezeichneten Trematoden ganz sicher 1) Wedl, C, Anat. Beob, üb. Tremat., in: 8B. math.-nat. Cl. Acad. Wies. Wien, V. 26, 1858, p. 241, tab. 1, fig. 1. 2) V. LlNSTOW, Einig, neue Distom. u. Bern, üb. d. weibl. Sexualorg. d. Trem., in: Arch. Naturg., Jg. 1873, V. 1, p. 96. Fasciolitloii der Vüyel. 73 ZU gehen, erbat ich mir die betreffenden Exemplare; ich erhielt ein mikroskopisches Präparat, 4 Distomeen aus der Bursa Fabricii von Corvus corone enthaltend, bei denen der vielfach und tief gelappte Keimstock schon mit der Lupe hinte,r dem Bauchsaugnapf zu er- kennen war. Es handelt sich also auch in diesen Exemplaren um eine andere Art {B. cuneatnm Rud.). 3) Railliet ^) scheint ebenfalls das typische THsL ovatum Rud. nicht vor sich gehabt zu haben, obgleich er dessen „petites epines ä pointe retrograde" erwähnt; aber die weitere Angabe von dem Ver- halten des Uterus im Hinterende trifft wiederum nicht 1). ovatum Rud. 4) Looss -) beschreibt Pri/mnoprion ovatus (Rud.) nach Exemplaren aus der Bursa Fabricii von Passer domesticus (Aegypten), weil „die früher unter dem Namen Bist, ovatum R. vereinigten und durch V. LiNSTow getrennten zwei verschiedenen Arten auch heute noch nicht aus einander gehalten werden". Hierbei passirt ihm aber das Versehen, dass er Wedl eine Angabe über die Bestachelung des Bist, ovatum zuschreibt, die dieser Autor thatsächlich nicht gemacht hat; Wedl sagt, dass die Stacheln „an dem vordersten Thierabschnitte in dichterer Menge beisammenstehen" und nicht, wie Looss referirt, dass „die Bestachelung im Hinterkörper intensiver ist als vorn'^ Der Looss'sche Prymnoprion ovatus weicht nun von dem typischen Blstomum ovatum ebenfalls durch die Lage des Keimstockes ab — er liegt hinter dem Bauchsaugnapf und „zum Theil sogar über ihm" — sowie durch die unregelmässig gestalteten Hoden, die mir niemals in dieser Form bei Bist, ovatum begegnet sind. Ferner fehlen Uterus- schlingen vor dem Bauchsaugnapf, Darmschenkel und Dotterstöcke reichen relativ weit nach hinten, und die Körperfonn ist eine andere, andrerseits stimmt die Bestachelung überein bis auf den Punkt, dass Stacheln in der directen Umgebung des Excretionsporus fehlen. Aus diesem gewiss überraschenden Resultat, dass die Beschrei- bungen des Bist, ovatum nicht auf die typischen Exemplare passen, wird man vielleicht den Schluss ziehen, dass die von mir hervor- gehobenen Charaktere nicht so fest sind, dass sie allen Individuen zukommen, resp. dass Bist, ovatum eine sehr variable Art ist, wird sie doch aus sehr verschiedenen Vogelarten angeführt. Das ist jedoch nicht der Fall: als ich mich mit den Eigenthümlichkeiten des 1) Railliet, A., Trait. Zool. med, et agric, 2e ed., 1895, p. 368. 2) Looss, A. , Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 720, tab. 27, fig. 39. 74 M. Braun, typischen Bist, ovatum sowie der zweiten in Betracht kommenden Art {D. cuneatum Eud.) vertraut gemacht hatte, ging ich daran, die in der hiesigen Sammhuig vorhandenen und als Disf. ovatmn bezeich- neten Trematoden zu sichten; ich fand darunter auch ein Glas mit D. ovatum aus der Bursa Fabricii von Corvus cornix (von Mühlincx im October 1897 zu Rossitten gesammelt) und hierin beide Arten vertreten ; ^) ihre Sonderung gelang schon mit der Lupe. Mühling hat wohl, wie das gewiss sehr vielfach geschehen ist, den Fund nach dem Wirth resp. dem befallenen Organ bestimmt, nachdem er sich von der Lage des Genitalporus überzeugt hatte ; eine zweite Art aus der Bursa Fabricii kam nach der Literatur gar nicht in Frage, denn Dist. peUucidian v. Lstw. war im Oesophagus gefunden worden, D. hursicoJa Ceepl.-) ist Nomen nudum und wird als synonym zu 1) Die gleiche Erfahrung habe ich mit „Dist. oratinn'-'' der Wiener Sammlung gemacht; dort finden sich 2 Gläser (507 aus Corvus friigi- lequs, 508 aus Corvus cornix), und in beiden werden neben einer Mehr- zahl von Dist. ovatum ßUD. ein resp. zwei Exemplare von Dist. cuiiratiini RUD. aufbewahrt. 2) lieber diese Art sind die Acten noch nicht geschlossen ; sie wird von CßEPLiN allerdings nur angeführt in: Arch. Naturg., 1846, V. 1, p. 134, ihr Wirth ist Grits eine reu, das befallene Organ die Bursa; wenn nun auch (irus cinerea in seiner Bursa nach AVedl Dist. cunratHui EuD. beherbergt, so ist damit die Identität von Dist. ImrsicoJa Crepl. mit D. cuneatuni ßui). (= D. ovatum autt.) noch nicht erwiesen, denn die Bursa Fabricii der Vögel kann auch andere Trematoden- Arten beherbergen. So beschreibt Looss (Weit. Beitr. Kenntn. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst. 1899, p. 694) ein Echinostonmm Jnirsirola aus Milvus parasiticus und Falco tinnujicidus, ich kenne ferner ein Distoniuin. vom Habitus der Echinostomen , aber der Kopfstacheln entbehrend aus der Bursa von Fulica atra (vgl. Dist. bolodes mihi), und endlich sehe ich, dass Trematoden der Wiener Sammlung (Glas No. 295 mit der Aufschrift: „Dist. bursicola Crepl. — Ardeae cinereae bu. ") Echinostomen sind, welche dem Loüss'schen Ech. tjursicola nahe stehen, ohne mit ihm identisch zu sein. Da jedoch die Herkunft der Wiener Exemplare nicht bekannt ist, so ist natürlich die Frage nach dem typischen Dist. bursicola Crepl. nicht entschieden; jedenfalls erscheint es aber verfrüht, es mit Dist. oratuin autt. zu ideutificiren. Späterer Zusatz : Wie sich nachträglich heravisgestellt hat, ist in der That Dist. bursicola Crepl. eine von Dist. ovatmn durchaus verschiedene Ai't; sie gehört dem Genus Echinostoinuiu an und ist von mir mit Rück- sicht auf die bereits vergebene Namenscombination (Echin. bursicola Lss.) EcJiin. cloacinuni genannt worden (Braux, Ueb. ein. Trem. d. CREPLlN'schen Helminthens., in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, 1901, p. 259). Fasciülideu der Vcigel. 75 D. ovafum ang-eselien, ebenso wie J). cuneatmn Rud., das übrigens zuerst im Darm g-efundeu worden ist. Als weitere Wirtlie ergab die Revision der von Creplin ge- sammelten und im zoologischen Museum in Greifswald aufbewahrten Helminthen Larus caiius, Anas glaciah's, Fica caiidafa, Sturniis viij- (jaris und Corvus cornix ; die meisten andern für Prostliog. ovatiis aufgezählten A\'irthe (cf. Creplin, Nachtr. zu Guklt's Verzeichn. etc., in: Arch. Naturg., 1846, V. 1, p. 129) beherbergen andere Prostho- gonimus-Arten (vergl. Braun, M., Ueb. einig. Tremat. d. ÜREPLiN'schen Helminthens., in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, 1901, p. 258). 28. I^rostliOf/onimus cuneatits (Rud. 1809). (Fig. 44, 45.) RuDOLPHi hat diese Art nach 3 Exemplaren beschrieben.^) die er im Darm von Otis tarda fand; eine weitere Beschreibung existirt unter dem Namen IJ. cuneatum nicht, doch wird diese Art noch einmal als im Eileiter von Pavo cristatus aufgefunden ange- ' führt und zwar von Girlt-); mehrere Autoren führen sie noch an (z. B. DujARDiK, DiEsiNG, V. LiNsTow, Stossich), Railliet"^) dagegen sieht sie als synonym zu Bist, ovatiun Rud. ein. In der Berliner Helminthensammlung finden sich noch die 3 RuDOLPHi'schen (No. 1 426) wie die GuRLT'schen Exemplare (No. 2980) ; obgleich sie nicht besonders gut erhalten sind, erweisen sie sich als \o\i Prosfh. ovatus (Rud., nee autt.) verschieden und die RuDOLPHi'schen übereinstimmend mit dem, was die Autoren nach Rüdolphi gewöhnlich ,,Distotmim ovaium^^ nennen. Diese Unterschiede betreffen die Grösse der Sauguäpfe, die Aus- dehnung der Dotterstöcke, die Lage des Keimstockes und das Ver- halten der Schlingen des Uterus im Hinterleibe. Auf letzten Punkt macht schon Rüdolphi aufmerksam, ferner noch auf den verschiedenen Körperumriss und das nicht so verdünnte Vorderende. Im Allgemeinen ist nämlich Prosth. cuneatus ziemlich dick und mehr gestreckt, bei starker Conti'action fast dreieckig mit abgestutztem Hinterrand; die Länge der Typen beträgt bis 5,2 mm, die grösste Breite im Hinterende 1,7 mm. 1) Rüdolphi, C. A., Entoz. bist, nat., V. 2, P. 1, 1809, p. 359. 2) Creplin , Nachtr. zu Gurlt's Verz. d. Thiei'e , bei denen Ent, gef., in: Arch. Naturg., 1846, V. 1, p. 134. 3) Railliet, A., Trait. de Zool. med. et agric. 2e ed., Paris 1895, p. 369. 76 ^I- Bkaun, Die Bestachelung ist bei den Tyi)en und den GuRLT'schen Exemplaren nicht vorhanden, bei andern mir zur Verfügung stehenden aber sehr wohl zu erkennen; sie verhält sich nicht anders als bei Dist. ovatum Rud. Die Saugnäpfe sind ungefähr noch einmal so gross als bei Dist. ovatum Rud. und von der Fläche gesehen so gut wie kreisrund; die Durchmesser schwanken für den Mundsaugnapf zwischen 0,3 und 0,4 mm, für den Bauchsaugnapf zwischen 0,6—0,8 mm. Der an den Mundsaugna])f sich anschliessende Pharynx ist kuglig (0,2 mm im Durchmesser oder auch etwas kleiner, je nach der Contraction) ; auch die Länge des Oesophagus schwankt zwischen 0,2 und 0,4 mm; stets liegt die Gabelstelle des Darmes in grosser Nähe zum Bauchsaugnapf, so dass der Raum zwischen diesem und der Darmgabelung bei Prosth. cuneatus klein, bei Prosth. ovatus gross ist. Die oft mit schwarzbrauner ]\rasse gefüllten Darmschenkel überragen hinten die Hoden um deren ein- oder anderthalbfache Länge. Der Genitalporus liegt wie Prosth. ovatus zur Seite des Mund- saugnapfes; der Cirrusbeutel ist länger und dicker und die in ihm eingeschlossene Vesicula seminalis mehrfach gewunden. Die länglich ovalen, selten mehr runden Hoden liegen oft nicht ganz sjanmetrisch im Beginn der hintern Körperhälfte ; Einkerbungen an ihrem Aussen- rande, die bei Prosth. ovatus an den Hoden fast regelmässig zu treffen sind, machen sich hier kaum bemerkbar; der Rand der Hoden erscheint meist gieichmässig gekrümmt. Ganz regelmässig findet man den Keimstock hinter dem Bauch- saugnapf und zwar auf der dem Genitalporus entgegengesetzten Seite; er ist vielfach und tief gelappt, verhältnissmässig gross; ge- legentlich werden die vordersten Enden einiger nach vorn gerichteter Lappen vom Hinterrand des Saugnapfes verdeckt, wie bei Prosth. ovatus diese Enden gelegentlich über den Vorderrand des Bauch- napfes hervorragen ; meist liegt aber der Keimstock ganz frei, jedoch dem Saugnapf dicht an. Auch das Receptaculum seminis konnte ich an einigen Exemplaren neuerer Conservirung erkennen; es ist kuglig, ziemlich gross — etwa wie das Ende eines Lappens des Keim- stockes — und nach hinten gerichtet. Die Dotterstöcke beginnen jederseits mit der Mitte des Bauch- saugnapfes oder mit dessen Hinterrande und enden gewöhnlich am Hinterrand der Hoden ; die Follikel sind ziemlich gross, dicht gedrängt und auf der Ventral- wie Dorsalfläche in eine Anzahl hinter einander Fascioliden der Vög-el. 77 gelegene flache Trauben angeordnet. Dies ist allerdings nur selten erkennbar, weil die beiden Längsreihen von Trauben sich jederseits decken und schräg zur Beobachtung kommen; wenn aber zufällig beim Abtödten sich ein Theil der Bauchfläche dorsal verschoben hat, tritt die Doppellängsreihe der Träubchen deutlich hervor. Die queren Dottergänge, welche bei Bist, ovatum am hintern Saugnapfrande oder etwas vor diesem entlang ziehen, finden wir hier entsprechend der Lage des Keimstockes mehr vom Saugnapf entfernt. Charakteristisch für Prosfh. cuneatus ist endlich auch die An- ordnung der Uterusschlingen : sie bilden hinter den Hoden ein so dichtes Convolut, dass im Hinterende alles von ihnen verdeckt wird und dieser Theil dem blossen Auge wie ein gelber Fleck erscheint ; dabei ist der Uterus erheblich breiter als bei Prosfh. ovatus Rud. Schon bei kleinen Individuen macht sich die Ansammlung der Uterus- schlingen im Hinterende deutlich bemerkbar. Der zwischen den Hoden aufsteigende Schenkel, der gewöhnlich dorsal den Saugnapf überschreitet, bildet vor diesem keine Schlingen mehr — wie das in erheblichem Maasse bei Prosfh. ovatus der Fall ist — , sondern zieht nur wenig gewunden nach vorn zum Genitalporus. Die Eier sind 0,0228 — 0,0273 mm lang und meist 0,013 mm, selten 0,016 mm breit. Nach diesen Angaben wird die Selbständigkeit des Prosth. cuneatus Rud. gegenüber dem Prosfh. ovatus Rud. nicht mehr zu bezweifeln sein. Welche Wirthe kommen nun für Prosfh. cuneatus ausser Otis tarda in Frage? Zunächst Corvus frugüegus, denn die ,,paar ziemlich dicken" Exemplare, die Rudolph i bei der ersten Beschreibung seiner Fasciola ovata = Bist, ovatum erwähnt, sind zweifellos Prosth. cuneatus^ die neben P. ovatus in der Bursa Fabricii desselben AVirthes gefunden wurden. Ebenso wenig bezweifle ich, dass das von Wedl 1858 ab- gebildete und aus der Bursa Fabricii von Grus cinerea stammende ,.,Dist. ovatum'''' zu Unrecht diesen Namen führt; es ist Prosth. cuneatus. Freilich zeigt die Abbildung einige Differenzen, doch möchte ich hierauf nicht so sehr viel Gewicht legen , weil in jener Zeit und auch von Wedl selbst gar Manches über Trematoden incorrect dar- gestellt worden ist. Diese Differenzen betreifen das Vorderende der Dotterstöcke, welche erheblich vor dem Bauchsaugnapf beginnen; auch fehlt der Oesophagus, wogegen die Darmschenkel wieder zu lang gerathen sind. Ferner ist IHst. ovatum bei v. Linstow (1878) zweifellos Prosth. 78 M. Bkaun, cuneatus; es stammt aus der Bursa Fabricii von Corvus corone. In der Beschreibung- hat der Autor d. c. p. 98) allerdings Maasse für die Saugnäpfe dieser Form angeg-eben, welche mit meinen Angaben nicht stimmen (Mundsaugnai)f 0,06, Bauchsaugnapf 0,126 mm); ich finde an den mir zum Vergleich übersandten Objecten, die unter dem Deckglas stark gedrückt sind, den Durchmesser des Mundsaugnapfes 0,400—0,433 mm, den des Bauchsaugnapfes 0,766—0,933 mm gross. Der von Looss (1. c. p. 722) beschriebene Fnjnuwpnon auceps aus Machetes pugnax ist meines Erachtens ein kleiner Prosth. cimeatus Euu., ich wüsste wenigstens nicht, was aus der gegebenen Be- schreibung und Abbildung nicht eben m gni ?a\Q\i 2a\f Prosth. cuneafus anwendbar wäre. Dass das betreffende Exemplar sein Kopfende ver- loren haben soll, kann ich aus der Looss'schen Zeichnung nicht be- stätigt finden ; vielmehr deute ich das von Looss als Pharynx be- zeichnete hufeisenförmige Organ als den (verschobenen) Mundsaugnapf und sehe den wirklichen Pharjaix rechts daneben in einem kleinen runden Organ mit radiär gestreifter AVandung, das am Vorderende des Oesophagus liegt. Den Looss'schen Prymnopriou ovatus (aus Passer domesticus) kann icli nicht für Prosth. ovatus (Rud.) halten, eher für Prosth. citrieatus, obgleich die Dotterstöcke vor dem Bauch- saugnapf beginnen ; dafür spricht die Lage des Keimstockes (hinter dem Bauchsaugnapf) und das Fehlen der Schlingenbildung im Uterus vor dem Bauchsaugnapf. Sonst liegt mir Prosth. cnncaius noch vor aus folgenden Wirthen : Garrulus (jlanclarins (Bursa Fabricii), No. 1668 der Berliner Helminthensammlung, gesammelt von v. Siebold im Sep- tember 1830; Corvus cornix (Bursa Fabricii), No. 3185 der Berliner Sammlung, von GuRLT gesammelt ; es führt wie das vorige auf der Auf- schrift den Namen ,.Dist. ovatum EL'D."; auch unter den von MüHLiNG 1) gesammelten Distomen aus der Bursa Fabricii verschiedener Arten ist Prosth. cimeatus vertreten und zwar aus Corvus cornix, C. frwjilegus, C. corax und Garrulus (jlandarius; ferner ist Prosth. cuneatus neben P. ovatus in der AMener Sammlung vertreten in G4aö 1507 (Bursa Fabricii von ()>rrus frugUcgus) und 508 (Bursa von Corvus cornix). 1) MÜHLING, P. , Helm.-Fauna d. AVirbelth. Ostpreuss. , in: Arch. Naturg., 1898, V. 1, p. 80. Fascioliden der Vögel. 79 P^iii aus einem Hühnerei stammendes und in der Berliner Samm- lung- unter No. 3186 aufbewahrtes Distomum scheint ebenfalls hier- her zu gehören; es ist sehr schlecht erhalten und lässt nur so viel erkennen, dass das Hinterende ganz vom Uterus erfüllt ist und die Dotterstöcke in der Höhe des Hinteri-andes des Bauchsaugnapfes be- ginnen ; der Keimstock scheint hinter dem Bauchsaugnapf zu liegen. Auch über das oben erwähnte Dist. cuneatum Gurlt aus Pavo cristafits bin ich nicht sicher geworden, weil die Exemplare unge- nügend conservirt sind; ich habe bei keinem den Bauchsaugnapf deutlich gesehen ; der Mundsaugnapf ist 0,45 mm lang, 0,417 mm breit, der Pharynx 0,177 mm lang und 0,219 mm breit. Der weite Uterus- canal 'füllt nicht das ganze Hinterende aus, so dass möglicher Weise Disf. pelluddum v. Lstvv. vorliegt. Die Eier sind 0,028 mm lang und 0,016 mm breit. In der Greifswalder Sammlung ist Prosfh. cuneatus vertreten aus Cygmis musicus, (Ms tarda, Grus cinerea, Gorvus cornix, Corvus corone, Pavo cristatus, Fulica atra, Anas clangula und Fringilla coelehs (vgl. Braun, in : Otrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, 1901 p. 259). 29. I^rostiwf/oniniiis pelliicidus (v, Lstw. 1873). (Fig. 45 a.) Eine Zeit lang schwankte ich, ob ich nicht diese Form ebenfalls zu Prosfh. cuneatus (Kud.) ziehen sollte, dem sie zweifellos sehr nahe steht ; ich habe mich aber schliesslich überzeugt, dass die LiNSTOw'sche Art berechtigt ist. Der Autor \) hat sie im Oesophagus von Gallus domesticus entdeckt und ist zu genauerer Untersuchung durch den Wohnsitz veranlasst worden, da Bist, ovatum (autt.) zwar auch im Haushuhn, jedoch nur in der Bursa P'abricii zu finden ist. Mir ist dieselbe Art hierorts wiederholt als aus Hühnereiern stammend vorgelegt worden; dem allgemeinen Gebrauch folgend habe ich sie als „Bist, ovatum''^ bezeichnet; diese Exemplare weichen jedoch in keiner Weise von Bist, pellucidam ab, und so scheint es, als ob gerade auf diese Art die in der Literatur -) verzeichneten Fälle von 1) V. LiNSTOW., Einig, neue Distom. u. Bern. üb. d. weibl. Sexualorg. d. Trem., in: Arch. Naturg. 1873, V. 1 , p. 94, tab. 5, fig. 5, 6. 2) Man vgl.: Hanow, Seltenh. d. Nat. u. Oekon., V. 1, Lpzg. 1753, p. 318. — Creplin, in: Arch. Naturg., 1846, V. 1, p. 134. — Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 335. — Landois, in: Jouru. Ornithol., V. 30, 1882, p. 13. — Schuberg, in: L. Pfeiffer, Protozoen als Krankheitserreg., Nachtr., Jena 1895, p. 77. 80 M- Braun, dem Vorkommen von Egeln oder Distomen in Hühnereiern zurück- zuführen sind. Der Beschreibung bei v. Likstow habe ich wenig hinzuzufügen. Prosth. 2>c4Iucidus ist die grösste der europäischen Prosthogonimus- Arten, da sie bis 9 mm Länge und 4 — 5 mm Breite erreicht; im Um- riss ähnelt sie dem Dist. ovatum, sie ist langgestreckt oval mit zu- gespitztem Vorderende und stark verbreitertem Hinterleib. Ueber die Bestachelung kann ich keine bestimmte Angabe machen; die wenigen mir vorliegenden Exemplare entbehren der Stacheln, an dem v. LiNSTOw'schen sind einzelne Stacheln (mit ge- krümmter Spitze) in der mittlem Körperregion zu sehen. Die wie bei allen Prosfhogominus-Arteia einander genäherten Saug- näpfe — der Bauchsaugnapf liegt etwa an der Grenze zwischen vorderm und mittlerm Körperdrittel — sind erheblich grösser als v. LiNSTow angiebt: an dem typischen gedrückten Exemplar messe ich Längs- und Querdurchmesser des Mundsaugnapfes fast zu 0,9 mm, des Bauchsaugnapfes zu 1,0 resp. 1,3 mm; an meinen ebenfalls gedrückten Präparaten finde ich 0,666 bis 0,733 mm für den queren, 0,766 — 0,833 für den Längsdurchmesser des Mundsaugnapfes und den Bauchsaugnapf 0,833 — 1,0 mm gross. Bei 2 nicht gedrückten Exem- plaren V. LiNsTow's finde ich in querer Eichtung für den Mundsaug- napf 0,666, für den Bauchsaugnapf 1,0 mm. Die erheblich geringern Zahlen bei v. Linstow betreifen wahrscheinlich nur den Eingang in die Saugorgane. Die Anordnung der Innern Organe ähnelt sehr derjenigen bei Prosth. cuneatus; der 0,26—0,3 mm breite und 0,20—0,23 mm lange Pharynx folgt dicht dem Mundsaugnapf; bei einer Länge von 0,4 bis 0,5 mm theilt sich der Oesophagus in die beiden Darmschenkel, welche sich wegen ihrer Füllung mit brauner Masse (Blut) leicht verfolgen lassen; sie reichen bis in die Nähe des Hinterrandes, jeden- falls überragen sie die Hoden um deren doppelte Länge oder noch mehr. Die Hoden, welche an Grösse dem Bauchsaugnapf gleich kommen oder ihn etwas übertreffen, sind kreisrund oder nur wenig in die Länge gestreckt und ihre Oberfläche gleichmässig gewölbt. Die beiden Vasa efierentia vereinigen sich am Vorderrande des Bauch- saugnai)fes zum Vas deferens, das von hinten in den langen, die Gabelstelle des Darmes überragenden Cirrusbeutel eintritt. Hinter dem Bauchsaugnapf liegt der grosse, stark gelappte Keim- stock, hinter diesem das ziemlich grosse Eeceptaculum seminis — Fascioliden der Vög-el. gl Theile, die alle schon v. Linstow richtig- gesehen hat, bis auf die angebliche Verbindung des Stieles des Receptaculum mit dem TTterus. Die nicht stark entwickelten Dotterstöcke beginnen am Hinterrand des Bauchsaugnapfes oder sogar etwas dahinter und überragen nach hinten nur wenig die Hoden. Wie V. LIN8To^^• mit Recht betont, beschreibt zwar der Uterus zahlreiche Windungen, doch liegen diese nie dicht an einander; es lässt sich daher der Verlauf des Organes leicht verfolgen. Der An- fangs sehr schmale absteigende Schenkel zieht in leichten Krümmungen zwischen den Hoden nach hinten ; hinter ihnen beginnt er breiter zu werden und tritt auf die dem Genitalporus entgegengesetzte Hälfte des Hinterrandes, grosse Bogen und Schlingen beschreibend, die über den Darmschenkel nach aussen treten. Am Hinterrande schlägt sich dann der Uterus in weniger stark gewundenem Verlauf auf die andere Körperseite herüber und beginnt nach vorn aufzusteigen; hinter dem entsprechenden Dotterstock gelangt er dann in das Mittelfeld, das er in der ganzen Breite einnimmt; zwischen den Hoden greifen die Schlingen seitlich nicht mehr weit aus. der Canal zieht dann, meist sich noch mehr erweiternd neben dem Keimstock und dem Baucli- saugnapf resp. dorsal über letzterm nach vorn ziemlich geraden Wegs zum Genitalporus ; doch ist der Endabschnitt wieder bedeutend schmäler. Das dreieckige Feld zwischen dem Bauchsaugnapf und den Vorder- theilen der Darmschenkel wird zw^ar vom Uterus passirt, aber er macht hier eben so wenig stärkere Windungen wie bei Prosfh. cimeatus. Die Eier sind dunkler braun und constant ein wenig länger als bei Prostli. cuneatus und /'. ovatus (0,0273—0,029:0,011—0,013 mm). Prosth. pellucidus w^ar bisher nur aus Gallus domesticus bekannt geworden ; Exemplare aus der Bursa Fabricii von Ntmienius arquatus w^erden im zoologischen Museum zu Greifswald aufbewahrt ; sie sind VON Crepplin gesammelt worden (Braun, M., Ueb. einig. Trem. d. CREPLiN'schen Helminthens., in Ctrbl. Bakt.. Abth. 1, V. 29, 1901, p. 259). Die Nahrung besteht wie bei den vorstehend geschilderten Arten aus Blut. 30. JProstliOf/onimus japonirus Brn. 1901. (Fig. 46.) 1901. Pros-tJ/ogoH/iinis jrtpoiiiriis 'Brau^, Trem. d. Bursa Fabr., d. Eileiters etc., in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 17. Fig. 3. In der Berliner Helminthensammlung befindet sich unter No. 1128 ein Glas mit 2 Distomen, welche aus einem Hühnerei stammen Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. B 82 M. Bbaun, und von Matsubara in Yedo (Japan) gesammelt sind ; sie tragen die Bezeichnung ..Distoma ovatuni'^, gehören jedoch einer andern Art an. Wegen der Lage des Keimstockes hinter dem Bauchsangnapf schliessen sie sich Prosth. cuneatus und P. pellucidus an, unterscheiden sich aber doch in manchen Punkten von ihnen, so dass die Aufstellung einer neuen Art gerechtfertigt erscheint. Sie sind langgestreckt," ziemlich breit, hinten etwas, aber nicht erheblich verbreitert (5 mm lang, 1,6 mm breit), und wenig abge- plattet. Von Bestachelung ist nichts zu sehen. Die beiden ziemlich nahe liegenden Saugnäpfe sind beinahe gleich gross, ja bei dem einen Exemplare ist sogar der Bauchsaugnapf etwas kleiner (Mundsaug- napf 0,7 in beiden Durchmessern, Bauchsaugnapf 0,666 mm, während das andere Exemplar folgende Zahlen aufweist: Mundsaugnapf 0,7 in der Längs-, 0,6 in der Querrichtung, Bauchsaugnapf 0,733 in der Längs- und 0,833 in der Querrichtung). Der Pharynx schliesst sich dem Saugnapf dicht an und ist 0,177 — 0,20 mm gross; der Oesophagus ist bei beiden Exemplaren kurz; die Darmschenkel biegen hinter den Hoden nach der Mittel- linie zu ein und verlaufen bis nahe ans Hinterende; sie überragen die Hoden nach hinten um das Dreifache ihrer Länge. Die aus dicht gedrängten Follikeln bestehenden Dotterstöcke beginnen bei beiden Exemplaren hinter dem Bauchsaugnapf, etwa halbwegs zwischen diesem und den Hoden und überragen die letztern nach hinten um deren Länge oder noch etwas mehr. Da nun der nicht besonders tief gelappte Keinistock dicht hinter dem Bauch- saugnapf liegt (nicht ganz in der Mittellinie, sondern etwas nach der dem Genitalporus zu entgegengesetzten Seite verschoben), so ver- laufen hier die ungefähr aus der Mitte der Dotterstöcke entspringen- den Gänge nicht quer, wie bei den drei andern Arten, sondern schräg von hinten nach vorn und innen, um sich am Keimstock zu vereinen. Bei einem Exemplar ist das Eeceptaculum seminis als kleiner birn- förmiger Körper hinter dem Keimstock deutlich zu erkennen. Die Uterusschlingen füllen das Hinterende hinter den Dotter- stöcken ziemlich ganz aus, wobei sie die Darmschenkel nach aussen über- schreiten; in der Höhe der Hoden beschränken sie sich bei dem einen Exemplar auf den Raum zwischen den Hoden;^bei dem andern treten sie über diese und die Darmschenkel hinaus, erst neben und vor dem Keimstock beschränkt sich der von ihnen eingenommene Kaum auf das Mittelfeld; dann zieht der Uterus, nur Krümmungen bildend, Fascioliden der Vögel. g3 dorsal vom Bauclisaugnapf zum Genitalporiis. Dieser liegt vorn am Körperrande da, wo der Vorderrand in den Seitenrand umbiegt. Die etwas hinter der Körpermitte symmetrisch liegenden Hoden sind kuglig, bei einem Exemplar mehr oval und zeigen keine Ein- kerbungen. Die von ihrem Vorderrande abgehenden Vasa efferentia scheinen sich vor dem Bauchsaugnapf zum Vas deferens zu vereinen, das in den langen und stark gewundenen Cirrusbeutel übergeht. Die kleinen Eier sind dunkelbraun, 0,024 mm lang, 0,013 mm breit. 31. frosthoffonimus rarus Ben. 1901. ' (Fig. 47, 48.) 1901. Prosthoqoniiiivs rarus Braun, Trem. d. Bursa Fabr. etc., in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 17, fig. 4. Unter den in Glas 1423 der Berliner Sammlung befindlichen Exemplaren von ,,Dist. ovaium Rud." fiel nach dem Aufhellen schon dem blossen Auge ein Exemplar dadurch auf, dass der Uterus auch im Hiutertheile nur das Mittelfeld einnahm und die breiten Seiten- theile vollkommen frei liess; ich hielt diese Form Anfangs für eine individuelle Variation des Prosth. ovaiiis; nachdem ich aber in Glas 1615 der Berlinei" Sammlung 3 andere, dieselbe Eigenthümlichkeit aufweisende Exemplare gefunden habe, halte ich mich für berechtigt, sie zum Vertreter einer besonderen Art zu machen, zumal Uterus- und Cirrusmündung bei ihnen räumlich getrennt liegen. Die Wirthe sind Fulica atra und Anas hoschas, der Wohnsitz die Bursa Fabricii und der Fundort wenigstens für die 3 Exemplare aus Anas laut Aufschrift : Berlin ; das eine Exemplar aus Fulica hat RüDOLPHi selbst am 31. Juli (welchen Jahres?) wohl ebenfalls in Berlin gesammelt. Da es gut conservirt ist, ist es der folgenden Beschreibung zu Grunde gelegt. Der 4,2 mm lange, ganz abgeplattete Körper besteht deutlich aus zwei Abschnitten: der kleinere vordere ist conisch, der hintere ziemlich gleich breit (2 mm). Reste einer Bestachelung sind an ein- zelnen Stellen, sowohl am Rande wie auf den Fläclien deutlich zu erkennen; es handelt sich um ziemlich lange spitze Stacheln in der mittlem Körperregion, denen wohl kleinere nach vorn folgen werden. Die beiden Saugnäpfe sind kräftig entwickelt, etwa ein Drittel der Körperlänge von einander entfernt; der Mundsaugnapf misst 0,312 mm in der Längs- und 0,354 mm in der Querrichtung, wo- gegen beide Durchmesser für den Bauchsaugnapf 0,521 mm betragen. 6* 34 M. Braun, Auch der Pharynx ist recht kräftig- und dickwandig-. 0,147 mm lang, 0,198 mm breit; nur wenig länger (0.208) ist der Oesophagus, dem- nach liegt die Darmgabelstelle ziemlich weit vom Bauchsaugnapf entfernt — wie bei Prosfh. ovatus Extd.). Die Darmschenkel diver- giren im Beginn ihres Verlaufes, hinter den Hoden aber wenden sie sich etwas mehr der Mittellinie zu und verlaufen, da und dort von den Uterusschlingen seitlich hinausgedrückt, nach hinten; sie über- ragen die Hoden um deren fünffache Länge. Sinuöse Ausbuchtungen, die an den Darmschenkeln anderer verwandter Arten oft auftreten, fehlen hier ebenso wie blutiger Inhalt. Die rundlich-ovalen Hoden liegen dicht hinter dem Bauchsaug- napf resp. noch neben dessen Hinterrande ; die Vasa eifenrentia sind nicht zu erkennen, wohl aber das Ende des Vas deferens am Cirrus- beutel; letzterer ist langgestreckt, schmal, aber ziemlich dickwandig; er verläuft neben dem Oesophagus und Pharynx nach vorn, da und dort sich windend, und mündet neben dem Yorderrande des Mund- saugnapfes auf einer besondern, nach der Seite gerichteten Er- hebung nach aussen (Fig. 48). Ich bemerke gleich hier, dass die Uterusmündung von der männlichen Geschlechtsöffnung relativ weil entfernt liegt und zwar am Seitenrande in der Höhe des Hinterrandes des Mundsaugnapfes, also ca. 0,3 mm weiter nach hinten. So befremdend diese Angabe klingt, so sicher ist sie; ich habe nicht nur den Verlauf des End- abschnittes des Uterus mit aller wünschenswerthen Deutlichkeit verfolgen, sondern auch die Ausmündungsstelle selbst sehen können und zwar nicht nur bei dem einen Exemplar aus Fulica atra, sondern auch bei andern. Das hier nicht besonders sich absetzende und dünn- wandige, aber ziemlich weite Metraterm zieht nach aussen vom Cirrusbeutel nach vorn, hierbei einige Windungen beschreibend; am Mundsaugnapf angelangt, l)iegt es plötzlich im Bogen nach hinten und aussen um und mündet am Seitenrande aus. Der Keimstock des Prostliogonimus rariis liegt wie Pr. ovatus (RuD.) dorsal vom Bauchsaugnapf und ist auch ähnlich tief gelappt; die dendritisch sich ausbreitenden Dotterstöcke liegen in ihrer Hauptmeuge auf der Bauchfläche und nur die ganz am JSeitenrande gelegenen Follikel greifen nach dem Rücken hinüber. Der Uterus breitet sich hinter dem Bauchsaugnapf nur im Mittelfeld zwischen den Darm- schenkeln aus und zwar der absteigende Schenkel in dichten queren AVindungen auf der dem (lenitalporus entgegengesetzten Seite; unmittelbar vor der Excretionsblase schlägt er sich auf die andere Fasciolideii der Vögel. 85 Seite und zieht dann ebenfalls in dichten Querwindungen nach vorn; er passirt den Hoden derselben Seite, dann den Bauchsaugnapf und beschreibt im Einzelnen kaum zu verfolgende Windungen in dem von dem Anfangstheil der Darmschenkel und dem Bauchsaugnapf begrenzten Raum; schliesslich gelangt er neben den Cirrusbeutel, den er eine Strecke weit an seiner Aussenseite begleitet, und biegt dann in dem gerade nach vorn gerichteten Verlauf plötzlich nach aussen zu seiner seitenständigen Mündung um. Die Eier sind bräunlich, elliptisch, 0,024—0,0273 mm lang, 0,013 mm breit. Prosthogoninms rarns, der auch in der Bursa von Anas chjpeata lebt (vgl. BßAUN, in : Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, 1901, p. 259), weicht in einzelnen Punkten seiner Organisation nicht unwesentlich von den 4 andern Arten ab, so in der rein bauchständigen Lage der Dotterstöcke, in der Entfernung der beiden Genitalpori von einander und in der Beschränkung der Uterusschlingen im Hinterleibe auf das Mittelfeld ; sollten noch andere Arten mit gleichen Eigenthümlich- keiten gefunden werden, so wird man sie auch generisch von den übrigen Prosthogoniminen trennen müssen. Nun noch ein Wort über Hirudo fasciolaris 0. F. Müll. Es existirt von dieser aussen am Darm einer Anas hoschas do- inestica gefundenen Art eine Abbildung in der Zoolog, danica (fasc. 2, tab. 54, fig. 1 — 3, 1780) und eine Beschreibung (in Eudolphi's Entoz. hist. nat., V. 2, P. 1, p. 431). Ohne Zweifel handelt es sich um eine Prosthogonimus-Arl, was Rudolphi schon erkannt hat, da er sie seinem Dist. ovatimi als sehr ähnlich bezeichnet. Da über die Lage des Keimstockes Nichts bekannt ist, so ist die sichere Bestimmung der Species unmöglich; Vermuthungen zu äussern scheint mir ganz überflüssig. XIV. Gattung: Stoniylotrema Lss. 1900. 1899. Storiiijhis'Loo^^, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zooi. Jahrb., V. 12, Syst., p. 629. 1900. tStoniylotreina Lüoss, Nachtr. Bemerk, z. d. Namen d. von mir vor- geschl. Distomidengattgn., in : Zool. Anz., V. 23, p. 602. Die von Looss selbst vorgenommene Aenderung des Gattungsnamens war nothwendig, weil der zuerst benutzte Name seit 1871 bereits an Coleopteren vergeben ist. Typus ist eine von Looss irrthümlich 36 M. Braun, für Distomum singulare Mol. gehaltene Art, die ich Stomylotr. perpastum zu nennen vorschlag-e; sie weicht durch das Verhalten der Dotter- stöcke sowohl von der MoLiN'schen wie von den 4 neuen Arten aus brasilianischen Vögeln ab, bei denen allen auf der Genitalporus- seite 7, auf der entgegengesetzten 9 Follikel in einer gebogenen Längsreihe liegen, währen die Looss'sche Art zwar wenige, aber doch mehr Dotterstocksfollikel jederseits führt, ohne dass eine be- stimmte Anzahl flxirt ist. Hiernach wird die Gattungsdiagnose um- zuändern sein. 32. Stoniylotrema pictiim (Crepl. 1837). (Fig. 49.) 1837. Distoma picf/nn Creplin, Art. Distoma, in: Ersch u. Grüber, Encycl., V. 29, p. 313 u. 316. 1858. Didomnm .singulare Molin, Nachtr. z. Prosp. hehii. , in: SB. Acad. Wiss. Wien, math.-nat. CL, V. 33, p. 288. 1861. Disfomuvi siiigidare Molin, Prodr. faun. heim. Venet., in: Denkschr. Acad. Wiss. Wien, math.-nat. CL, V. 19, 2, p. 200, tab. 2 fig. 6, tab. 3 fig. 3. 1899. Stoniijlus Looss, Weit. Beitr. z. Kenntu. d. Trem.-Paana Aegyptens, in: Zooi. Jahrb., V. 12, Syst., p. 629. 1900. Stomiilotrenui Looss, Nachtr. Bemerk., in: Zool. Anz. , V. 23, p. 602. ' 1901. Storni jlotrrnia piclii.m Braun, Ueb. einig. Trem. d. CREPLiN'schen Helm., in: Ctrbl. Bakt., Abtli. 1, V. 29, p. 260. Diese in mancher Beziehung ausgezeichnete Art, welche Creplin in einem einzigen Exemplar in der Cloake eines Storches {Ciconia alba) entdeckt hat, ist von Anfang an zu den Species inquirendae gerechnet worden; sie ist es aber nicht mehr und nicht weniger als viele der EuDOLPm'schen Arten, denn Creplin verötfentlichte in der gewiss für wissenschaftliche Publicationen sich wenig eignenden Ersch- u. GRUBER'schen Encyclopädie eine lange Beschreibung, die freilich in das DiEsiNo'sche Systema helmin tlium (V. 1 p. 397) nicht übergegangen ist. Hierin wie in der Verstecktheit der Publi- cation, die übrigens von Diesing und Andern falsch citirt wird, mag es liegen, dass Disiomum piclum nichts wieder erkannt worden ist, obgleich Molin dieselbe Species, allerdings in Ibis falcinellus, und L(Joss eine nahe verwandte Art in Glareola patrincola gefunden haben. Looss hält allerdings seine und die MoLiN'sche Form für identisch, es ist jedoch nicht schwer, die Verschiedenheit aus den vorliegenden Angaben zu erweisen. Der Umstand, dass Molin's Art im Dünndarm Fascioliden der Vögel. 87 gefunden wurde, während Creplin und Looss als Wohnsitz die Kloake resp. den Enddarm angeben, fällt nicht ins Gewicht; Looss bemerkt mit Recht, dass wenn die Angabe bei Molin nicht über- haupt auf einer Verwechselung beruht, der Wohnort (Dünndarm) nur ein anormaler sein wird, da die stark entwickelten Saugnäpfe auf einen Aufenthaltsort in der Nähe der Ausmündung des Darmes hin- weisen. Creplin berichtet nun über IHstomum pictmn Folgendes: Das einzige Exemplar war von elliptischer Gestalt, 2V4'" lang, 1%" breit ; der unterhalb des Vorderendes des Wurmes gelegene kugel- förmige Mundnapf schien auf der Rückenfiäche durch; hinter der Mitte des Körpers lag der mit wulstigem Rande versehene, kreis- runde Bauchnapf, dessen Boden auf der Rückenfläche mit einer breiten Erhabenheit vorsprang. Hinter dem Mundsaugnapf lag ein ansehnlicher, fast birnförmiger Schlundkopf, der in eine dünne Speise- röhre überging; sie entzog sich aber bald dem Auge, so dass weder ihr Ende noch auch die Darmschenkel erkennbar waren. An der Bauchseite zeigte sich jederseits nicht weit vom Körperrande und mit diesem parallel laufend eine Reihe weisser, etwas länglicher, un- regelmässig gestalteter Flecken, welche Creplin als die Anfänge des dorsal liegenden Gefässystems betrachtet. Letzteres schildert der Autor recht ausführlich — es unterliegt mir aber keinem Zweifel, dass hier Organe oder Organtheile als zum Excretionsapparat ge- hörig betrachtet werden, die zum Theil mit diesem Nichts zu thun haben; schon die erwähnten Längsreihen weisser Flecke haben mit Excretionsorganen Nichts zu thun, sondern sind Dotterstocksfollikel, wie denn auch allem Anschein nach Theile des Uterus zum Gefäss- system gerechnet worden sind. Lieber die Genitalien erfahren wir Nichts. Das einzige von Creplin erbeutete Exemplar befindet sich noch in der Sammlung des Zoologischen Museums zu Greifswald und ist mir von Herrn CoUegen Müller in entgegenkommendster Weise zur Nachuntersuchung anvertraut worden (Fig. 49). Es ist von elliptischem Umriss, 4 mm lang, 2 mm breit und ziemlich abgeplattet. Der sehr muskelkräftige Mundsaugnapf liegt auf der Bauchfläche und ist von beinahe kreisförmigem Umi-iss (1,033 mm lang, 1,0 mm breit); hinter der Körpermitte befindet sich der ebenfalls dickwandige Bauchnapf (1,033 mm lang, 1,166 mm breit); seine Mündung ist etwa kreisrund, die des Mundnapfes mehr in die Länge gestreckt. Vom Darm ist nur der 0,364 mm breite, 0,250 mm lange Pharynx gg M. Braun, sowie ein Tlieil eines Schenkels (auf einer Seite) zu erkennen, vom C4efässystem nur einzelne im Vorderende zu den Seiten und hinter einander liegende Räume, die mit fein granulirtem Inhalt gefüllt sind. Dagegen traten die Genitalien schon am nicht aufgehellten Thier deutlich hervor; an einem Körperrande, doch noch auf der Bauchlläche liegt etwa in der Höhe des Pharynx der Genitalporus, zu dem der langgestreckte (1.166 mm lange) und dickwandige Cirrus- beutel hinzieht; in seinem Hinterende beherbergt er eine kleine Vesicula seminalis. Auf der entgegengesetzten Körperseite findet sich neben dem Pharynx ein 0,266 mm im Durchmesser haltendes Organ, der Keimstock, und hinter ihm, symmetrisch zu den Seiten des Körpers die ebenfalls kugligen Hoden (0,4 mm im Durchmesser). Hinter dem Keimstock bemerke ich noch einen Theil des sonst vom Anfangstheil des Uterus verdeckten Receptaculum seminis. Die von Ceeplin bereits bemerkten weissen Flecke haben bohnenförmige Gestalt ; ihre Zahl beträgt auf der Genitalporusseite 7, auf der ent- gegengesetzten 9 — es sind die Dotterstockfollikel. Sehr verwickelt ist der Verlauf des Uterus ; da einzelne Strecken nicht oder sehr stark gefüllt waren, so war es trotz vieler Bemühungen mir nicht möglich, den Verlauf des ganzen Canals zu verfolgen; im Allgemeinen scheint er einen Ring um den Bauchsaugnapf zu bilden, jedoch eine Menge von seitlich oder nach vorn resp. hinten gerichtete Schlingen abzugeben, die bis zwischen die DotterstocksfoUikel treten. Schliesslich gelangt der Uterus neben den Cirrusbeutel und zieht in seinem letzten Ende gerade zur Mündung. Die Eier sind ziemlich dunkelbraun, 0,0273 mm lang, 0.019 mm breit. Mit dieser Art stimmt nun JHsfonmm singulare Mol., das übrigens auch nur in einem Exemplar gefunden worden ist, aufs Beste über- ein; der Autor hat alle Organe erkannt, freilich das eine oder andere irrig gedeutet. Wir erfahren noch, dass die Darmschenkel parallel den Seitenrändern bis ins Hinterende ziehen und hier sich einander zuneigen; im Uebrigen stimmt Alles, selbst die Grösse des Thieres, mit den obigen Angaben so überein, dass ich Bist, singulare Mol. als synonym zu Bist, pictum Crepl. ansehen muss. Dagegen ist sicher Stomylus singularis Loo.ss eine besondere Art, die einen andern Namen erhalten muss.^) Ihre Länge beträgt (im etwas gedrückten Dauerpräparat) 2,7—3 mm, ihre Breite 1,6 mm; 1) Sie mag Stoiiig/otrema j/rrpaxfimi heissen (= Stomylus singidaris Loüss, nee DIstoinniH singulare Mol.). Fascioliden der Vögel. 89 die Saug-näpfe differiren in der Grösse erheblicher (Mimdnapf 0,7, Bauchnapf 1 mm), der Pharynx ist kug'lig" (0,3 mm), die Dotterstocks- follikel sind weit zahlreicher, kleiner und nicht von bohnenförmig-er (Testalt; auch der Verlauf des Uterus bietet im Detail einzelne Differenzen dar, und die Eier sind ein wenig länger (0,034 mm), während die Breite auch hier 0.019 mm beträgt. 33. iStotiifjlotreina vieariuni Brn. 1901. (Fig. 50.) 1901. StoDiylofrni/a rkarium Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, Y. 29, p. 896. Diese dem Darm von lUs coerulescens Vieill. (Brasilien) ent- stammende Form würde ich der europäischen Art {St. pictum [Crepl.]) unbedenklich anschliessen, wenn nicht einige Unterschiede zwischen beiden vorhanden wären. Körper breit elliptisch, vorn und hinten gleichmässig abgerundet, 2,1 mm lang, 1,3 mm breit. Mundnapf bauchständig, 0,573 mm lang und 0,625 nmi breit, mit in die Lichtung vorspringendem Wulst am Vorderrande, Bauchnapf nur um die Dicke seiner Wand vom Hinter- rande entfernt, 0,625 mm lang, 0,647 mm breit. Pharynx 0,156 mm lang, 0,187 mm breit; Darmschenkel nach aussen von den Hoden. Genitalporus randständig, etwas vor dem Pharynx gelegen; Cirrusbeutel schlank, mit seinem Hinterende die Mittellinie über- schreitend. Hoden symmetrisch vor dem Bauchnapf, ziemlich nahe der Mittellinie, rund, etwas grösser als der Pharynx; Keimstock rund, kleiner als der Pharynx, gerade vor dem einen Hoden. Dotter- stocksfollikel gross, nierenförmig, in je einer Längsreihe, 7 auf der Genitalporus-, 9 auf der entgegengesetzten Seite; beide Reihen überschreiten nach hinten den Hinterrand des Bauchnapfes nicht; auf der Porusseite beginnt die Reihe hinter dem Cirrusbeutel, auf der andern etwas vor dem Keimstock. Uterus umgiebt den Bauch- napf, nach vorn reichen seine Schlingen bis zum Cirrusbeutel resp. Keim- stock. Eier hellbraun, elliptisch, 0,0228 mm lang, 0,014 mm breit. St. vicarium unterscheidet sich von St. lyictum durch geringere Grösse des Körpers und der Saugnäpfe — die betreffenden Maasse differiren um etwa die Hälfte — , ferner durch die Lage des Bauch- napfes, der dem Hinterrande mehr genähert ist; hierdurch werden die Lagebeziehungen der DotterstocksfoUikel zum Saugnapf andere, während dieselben bei Stomylotrema pictum auch hinter dem Bauch- 90 M. Bkaun, impf liegen, überschreiten sie bei *Sy. vicarinm dieses Organ nach hinten nicht. Aber anch der Anfang jeder Längsreihe verhält sich bei beiden Arten verschieden ; bei der brasilianischen beginnen beide Eeihen fast in gleicher Hcilie mit dem Pharynx, bei St. pictum erst hinter dem Pharynx. Endlich sind die Eier bei -SY. vkarium kleiner. 34. Sfoiiit/fotroiHa taffax Ben. 1901. (Fig. 51.j 1901. Stomiiloirrmn faqa.r Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth! 1, V. 29, p. 896. Körper oval, hinten breiter als vorn, 1,6 mm lang, 1 mm breit. Mundnapf bauchständig, 0,533 mm lang, 0,416 mm breit, Bauchnapf um die Hälfte seines Durchmessers vom Hinterrande entfernt, kreis- rund, 0.469 im Durchmesser. Pharynx 0,135 mm lang, 0,156 mm breit; Darmschenkel nach aussen und dorsal von den Hoden ziehend, also zum Theil vom letzteren verdeckt. Genitalporus randständig, in der Höhe des hintern Drittels des Mundnai)fes; Cirrusbeutel langgestreckt S-förmig, mit dem Inuenende die Mittellinie eben erreichend; Hoden gross, rund, symmetrisch vor und neben dem Bauchnapf; Keimstock kleiner als der Pharynx, rund, neben dem Pharynx gelegen. Dotterstocksfollikel kleiner als der Keimstock, beinahe kreisrund, zu 7 resp. 9 in jeder Längsreihe, hinten den Hinterrand des Bauchnapfes kaum überschreitend, vorn auf der Genitalporusseite hinter dem Cirrusbeutel in der Höhe des Pharynx beginnend, auf der andern Seite liegt der erste Follikel noch neben dem Mundnapf und vor dem Keimstock. Uterus nur den Bauchnapf umgebend und Schlingen nach hinten entsendend; Eier hellbraun, elliptisch, 0,0228—0,025 mm lang, 0,011—0,014 mm breit. Die Art findet sich in 2 Exemplaren in der AMener Sammlung (No. 720) aus dem Darm von Hirnndo versicolor Natt. (Brasilien); die grossen runden Dotterstocksfollikel und die fast gleich grossen Saugorgane charakterisiren die Art. 35. StoiHfjlotreina fastosum Ben. 1901. (Fig. 52.) 190L S/o)i/i//otrema fastosinn Beaun, 7i. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, Y. 29, p. 896. Körper von ovalem Umriss, hinten breit, ziemlich dick; Länge 2,6 mm, grösste Breite (in der Körpermitte) 1,6 mm. Mundnapf bauch- Fasciolideu der Vögel. 91 ständig, 0,5 mm lang und breit, Bauchnapf hinter der Körpermitte gelegen und um zwei Drittel seines Durchmessers vom Hinterrand entfernt, 0,677 mm lang, 0,729 mm breit; beide Saugorgane sehr dickwandig. Pharynx 0,187 mm lang, 0,229 mm breit. Darmschenkel dicht hinter ihm abtretend und sich wie gewöhnlich zuerst nach den Seiten und vorn wendend, dann nach hinten umbiegend und nach innen von den Hoden verlaufend ; ihr Hinterende nicht erkennbar. Genitalporus am Körperrande in der Höhe zwischen Mundnapf und Pharynx gelegen; Cirrusbeutel schlank, in schräger Eichtung verlaufend und bis über die Mittellinie des Körpers hinaus reichend. Hoden kuglig, ziemlich gross, an den Seiten synmietrisch und nach aussen von den nach innen einbiegenden Darmschenkeln gelegen; Keimstock kuglig, neben dem Pharynx auf der dem Genitalporus entgegengesetzten Seite liegend. Dotterstocksfollikel gross, kuglig oder elliptisch, in je einer Längsreihe am Körperrand gelegen ; ihre Zahl beträgt wie bei den andern Arten 7 resp. 9; die hintersten liegen hinter dem Bauchnapf. Uterus weit, in dichten, radiär ge- richteten Schlingen den Bauchnapf umgebend. Eier sehr zahlreich, elliptisch, dunkell)raun, 0,0228 mm lang, 0,014 mm breit. Die Art ist in der Wiener Sammlung in Glas No. 660 vertreten ; ihr Wirth ist eine brasilianische Caprimnfgus- Art (No. 1021 des Sammlers). Sie ist durch die grossen Dotterstocksfollikel, den langen Cirrus- beutel, besonders aber durch den Verlauf der Darmschenkel resp. deren Verhalten zu den Hoden charakterisirt ; bei allen bis jetzt be- kannten Arten liegen die Hoden mit dem Keimstock innerhalb der Darmschenkel, hier nur der Keimstock, die Hoden nach aussen vom Darm. ^^^ohl zu derselben Art dürfte ein Stomylotrema gehören, das mir aus Glas No. 758 der Wiener Sammlung vorliegt; als Wirth ist Squafarola helvetka Brasiliens angegeben. Auch hier liegen die grossen runden Hoden ganz am Körperrande, und auf der einen Seite glaube ich den Darmschenkel nach innen vom Hoden zu erkennen. 36. Stomylotrema bijur/um Bßx. 1901. (Fig. 58.J 1901. Sto)in/Iofrcma hijvgiim Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Xög. II, in: Ctrbl. Bakt., Ath." 1, Vol. 29, p. 896. Körper von ovalem Umriss, wenig abgeplattet, hinten wenig breiter als vorn; 1.3 mm lang und 0.8 mm breit. 92 M. Braux, Mundnapf ventral, jedoch nahe dem Vorderrande. 0,323 mm lang lind breit: Bauchnapf nur um ein Drittel seines Durchmessers vom Hinterrande entfernt, 0,448 mm lang und breit, mit grosser kreis- runder Oeffnung. Pharynx 0,09 mm lang, 0,114 mm breit; Darm- schenkel in der gewöhnlichen Weise verlaufend und anscheinend etwa in der Höhe der Bauchnapfmitte endend. Genitalporus am Seitenrande des Körpers etwas vor der Grenze zwischen Mimdnapf und Pharynx gelegen: Cirrusbeutel schlank, schräg gelagert und mit seinem Hinterende die Mittellinie fast er- reichend. Die drei Genitaldrüsen in der gewöhnlichen Lage, alle kuglig, Hoden grösser als Keimstock, letzterer etwa eben so gross wie der Pharynx. Dotterstöcke jederseits eine Längsreihe von grossen dicht auf einander folgenden Follikeln bildend, deren Zahl auf der Genital- porusseite 7, auf der entgegengesetzten 9 beträgt; die Follikelreihe beginnt hier weit vorn noch in der Höhe des Mundnapfes, auf der Porusseite jedoch hinter der Geschlechtsöffnung. Die Follikel sind zum Theil exquisit bohnenförmig, zum Theil aber verdoppelt, so dass die Form einer 3 oder einer 8 auftritt. Für den Uterus ist neben und hinter dem Bauchnapf, da dieses grosse Organ weit nach hinten gerückt ist, wenig Platz; er bildet allerdings einen Eing A^on Schlingen um den Bauchnapf, aber die Schlingen sind klein ; vor dem Bauchnapf werden sie grösser und erstrecken sich auf der Genitalporusseite bis zum Cirrusbeutel, auf der entgegengesetzten bis zum ersten Follikel des Dotterstockes, reichen also hier bis zum Mundnapf Die zahlreichen braunen Eier sind fast kuglig, 0,019 mm lang und 0,014 — 0,018 mm breit. Diese Art fand sich in Glas No. 640 der Wiener Sammlung: ihr Wirth ist Himantopus meJanopterus Mey.. Heimath Brasilien. Die Form der Dotterstocksfollikel und die Kleinheit der fast kugligen Eier zeichnet sie neben geringer Körpergrösse vor andern Arten aus. XV. Gattung: Biimegacetes Lss. 1899. 189i). Megaceies Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. ti. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. ti30. 1900. f'j(fiifgacrte.s Looss, Nachtr. Bern, zu den Namen der von mir vorgeschl. Distomidengttgn., in: Zool. Anz., V. 23, p. 602. Audi bei dieser Gattung ergab sich die Nothwendigkeit einer Namensänderung, da der zuerst von Looss vorgeschlagene Name Fascioliden der Vögel. 93 bereits 1859 an Coleopteren vergeben war. Wie ich gezeigt habe,^) hat Looss die als Typus bezeichnete einzige Art verkannt : Megacetes iriangularis Lss. ist nicht Distomum trianguläre Dies., wie der Autor anualim, sondern eine neue Species, die ich Eumegacetes emendatus zu nennen vorgeschlagen habe; die Gattungsaufstellung wird da- durch nicht berührt, ihr T3q)us bleibt die Looss'sche, neu benannte Art, der ich noch 2 andere, eine europäische und eine brasilianische, hinzufügen kann. 87. JEuniegacetes eontrihulans Brn. 1901. (Fig. 54.) 1001. Eumegacetes eontrihulans Bkaun, Z. Eev. d. Trem. d. Vög. 1, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 568. 1901. Eumegacefcf: contrihtdans Braun, Z. Eev. d. Trem. d. \ög. II, ibid., p. 895. In Glas No. 476 der Wiener Sammlung fand sich zwischen zahlreichen Exemplaren von Plagiorckis maculosus auch eine Eume- gacetes, der sich ^^on Eumegacetes emendatus mihi = Megac. iriangularis (Dies.) Lss. specifisch unterscheidet; ich will diese Art Eu7n. eontri- hulans nennen, ihr 'NMrth ist Hirundo rusfica. Das Thier ist breit oval, wenig abgeplattet, 2,5 mm lang und 1,5 mm breit; die breiteste Stelle fällt in die Höhe des Pharynx; Vorder- und Hinterrand sind abgerundet. Der Mundnapf liegt ganz ventral; Querdurchmesser 0,73 mm Längsdurchmesser 0,666 mm; ziemlich eben so gross, aber kreisrund ist der in der Körpermitte liegende Bauchnapf (0,698 mm im Durch- messer). Die Eingangsöffnung beider Organe ist dreieckig. Dem Mundnapf folgt der Pharynx unmittelbar; auch er ist kräftig, seine Gestalt beinahe kuglig (Querdurchmesser 0,240 mm). Hinter ihm entspringen sofort die Darmschenkel, die sich zuerst nach vorn und den Seiten wenden, hier umbiegen und bis zum Hinterrand reichen. Die Genitalien sind im Wesentlichen so angeordnet wie bei Eum. emendatus-, der Genitalporus liegt weit vorn in der Mittellinie, die Hoden ziemlich symmetrisch zwischen den Anfangstheileu der Darmschenkel und dem Bauchnapf, hinter letzterm nicht ganz in der Mittellinie der Keimstock; die Uterusschlingen halten vorzugsweise die Seiten des Körpers besetzt und verdecken hier den Darm — nur 1) In: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, 1901, p. 568. 94 ^i- Braun, die Dotterstöcke zeigen eine auffälligere Diiferenz : sie beginnen bei Eimieg. emendatus jederseits noch vor dem Bauclinapf und reichen bis zum Hinterrand, hier dagegen nehmen sie nicht einmal die ganze hintere Körperhälfte ein, sondern beginnen erst in der Höhe des Hinterrandes des Bauchnapfes, dafür aber verbreitern sie sich bald nach hinten, und die beiderseitigen Organe treten hinter dem Keim- stock in Verbindung. Die Eier sind sehr zahlreich, 0,0228 mm lang, 0,014 mm breit; ihr Deckelende ist ziemlich zugespitzt. Der Hauptunterschied zwischen den beiden bisher bekannten Eugemacetes- Arten liegt in dem verschiedenen Verhalten der Dotter- stöcke; dazu kommt noch die allerdings nicht besonders erhebliche Differenz in der Grösse der Saugnäpfe. Die vorstehende Beschreibung war längst geschrieben, das Er- gebniss auch bereits vorläufig mitgetheilt worden, als mir auf meine Bitte die von v. Siebold hinterlassene Trematodensammlung aus München übersandt wurde. Darunter befand sich auch das zuerst im Jahre 1836 erwähnte Distonium crassuin v. Sieb. 1836. DistomiDu rrassmn v. Siebold, Fernere Beob. üb. d. Spermatog. d. wirbellos. Thiere, in: Arch. Anat. Physiol., Jg. 1836, p. 234, Anm. 1848. Difitomiim crassum v. Siebold, Lebrb. d. vergl. Anat. d. wirbellos. Tiiiere, Berl., p. 143, Anm. 10. 18.50. Distonmni crassum Diesing, Syst. heim., V. 1, j). 397. Von dieser Art war bisher nicht mehr bekannt, als dass sie im Dickdarm der Hausschwalbe {Hirundo urUca) lebt und die Hoden vor dem Bauchnapf führt. Aus dieser positiven Angabe v. Siebold's geht sicher hervor, dass diejenige Art, welche Olsson ^) aus demselben AVirth unter dem gleichen Namen beschreibt und abbildet, nicht die V. SiEBOLD'sche Art sein kann, da bei Dist. crassum Olss. (nee. v. Sieb. nee Busk) die Hoden hinter dem Bauchnapf liegen. Die Olsson 'sehe Art ist zweifellos ein Plagiorchis und wahrscheinlich, wie Looss -) bereits vermuthet, Plagiorchis maculosus (Rud.). Unter den Trematoden der Münchener zoologischen Sammlung befanden sich allerdings nicht mehr die Originalexemplare des Bist, crassum v. Sieb., jedoch ein so bezeichnetes Exemplar, das am 23. Juni 1) Olsson, Bidr. tili Skand. Helminth. , in: Svensk. \'etensk.-Akad. Handl., V. 14, 1876, No. 1, p. 25, tab. 4, fig. 57, 58. 2) Looss, AVeit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jabrb., \'. 12, Syst., 1890, p. 557, Anm. 1. Fascioliden der Vög-el. 95 1869 von WiLLEMOEs-SoHM in Götting-en (in Ilirunclo nrhica) ge- sammelt war. Trotzdem ist die Diagnose siclier und richtig, was die handschriftlichen Notizen v. Siebold's, die mir Herr College Hektwict ebenfalls übersenden Hess, beweisen. Ich entnehme den- selben, dass V. SiEBOLi) am 4. Juli 1835 — damals in Danzig — 14 Hausschwalben untersucht und bei 2 von ihnen 4 Exemplare des Bist, crassum gefunden hat, das er in seinen Notizen genauer beschreibt und auch abzeichnet; Beschreibung und Abbildung passen nun vollständig auch auf das WiLLEMOES-SuHivi'sche Exemplar, das wohl V. Siebold selbst bestimmt haben wird. Es ergiebt sich nun, dass Bist, crassum v. Sieb, gut mit Eumegacefes contrihulans überein- stimmt; allerdings ist der Eingang in beide Saugnäpfe nicht drei- eckig, Sondern rund, und es beginnen die 1 )otterstocksfollikel noch in der Höhe des Bauchnapfes. In seinen Notizen giebt v. Siebold ferner an, dass die frischen Exemplare röthlichgelb waren und „unter der Rückenfläche ein merk- würdiges Secretionsorgan" besassen; es besteht dasselbe aus einem rund um den Leib verlaufenden Randgefäss, aus dessen hinterm Theile ein medianes Rückengefäss entspringt, das sich bald gabiig theilt; die nach vorn ziehenden Aeste münden in der Höhe des Mund- napfes wieder in das Randgefäss, auch schien ein den Mundnapf um- kreisendes Ringgefäss vorhanden zu sein ; alle diese Gefässe enthielten farblose Körperchen, die bei Bewegung der Thiere hin und her ge- trieben wurden, v. Siebold sah ferner die beiden Darmschenkel bis zum Hinterrande reichen, er erkannte die Hoden, den Cirrus, den Dotterstock und den Uterus, auch zeichnet er in einer Abbildung den hinter dem Bauchnapf gelegenen Keimstock, ohne diesen allerdings zu erwähnen, vielmehr hält er noch die Dotterstöcke für die Ovarien. Demnach ist v. Siebold der Entdecker der ersten Eumegacetes- Art, deren Eigenthümlichkeiten ihm sehr wohl bekannt waren; leider hat er hierüber bis auf die die Lage der Hoden betreffende Angabe nichts publicirt, so dass Bist, crassum bis auf den heutigen Tag eine Species dubia, ja ihr Name nach Looss (1. c.) ein Nomen nudum ge- blieben ist. Demnach dürfte auch ein Zurückgreifen auf den alten Namen nicht nothwendig sein, da eine zum Wiedererkennen aus- reichende Kennzeichnung der allerdings seltenen Art unterblieben war und auch nicht mehr die Typen, sondern nur handschriftliche Aufzeichnungen existiren. Jedenfalls aber muss Bist, crassum Olss., wenn es eine selbständige Art ist, umgetauft und für Bist, crassum BusK. die ältere Bezeichnung- Bist, huslä R. Lank. benutzt werden. 96 M. Bkaun, 38. Eiiniefjacetes medioximus Brn. 1901. (Fig. 55, 56.) 1901. Eumcgocetes medioxinms Bkaun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 895. Diese Art fand sieb in 2 Exemplaren neben Prosthogowmits sj). in Glas No. 663 der AViener Helminthensammlung-; sie stammt aus dem Darm von GalhuJa grandis Lath. und ist von Natteree in Brasilien gesammelt worden. Die beiden Exemplare sind verschieden gross ; meine Beschreibung betrifft das grössere und ältere Stück; es ist von ovalem Umriss, auf der Rückenfläche stark gewölbt, auf der Bauchfläche mehr eben ; seine Länge beträgt 2,8 mm, die grösste Breite 1,5 mm. Der Mundnapf liegt terminal, die Mundöflfnung subterminal auf der Bauchfläche ; das Saugorgan ist 0,6 mm lang und 0,666 mm breit. Hinter der Körpermitte findet sich der Bauchnapf (0,666 mm lang, 0,7 mm breit). Der beinahe kuglige Pharj^nx (0,2 mm im Quer- durchmesser) folgt unmittelbar dem Mundnapf, ebenso erfolgt dicht hinter ersterm die Gabelung des Darmes; das Hinterende der zuerst nach den Seiten und dann nach hinten ziehenden Darmschenkel habe ich nicht feststellen können. Wie bei den andern Eumef/acefes-Arten liegt der Genitalporus median in der Höhe des Hinterrandes des Pharynx; median liegt auch der dünnwandige, kurze, aber breite Cirrusbeutel und neben ihm das Metraterm. Zwischen den quer gerichteten Theilen der Darmschenkel und dem Bauchnapf bemerkt man auf gleicher Höhe die grossen längs ovalen Hoden, während der kuglige, aber kleinere Keimstock fast median hinter dem Bauchnapf liegt und wegen der Lage des Napfes verhältnissmässig weit nach hinten gerückt ist; Receptaculum seminis und Schalendrüse entzogen sich den Blicken. Die Dotterstöcke liegen in der hintern Körperhälfte und nehmen die Seitenzonen der Ventralfläche ein; sie beginnen vorn noch etwas vor dem Vorderrande des Bauchnapfes und erstrecken sich bis zum Hinterrand des Körpers, ohne jedoch hinten unter einander, wie bei Eumegaeetes confrihulan.% zu communiciren. Der Verlauf des Uterus ist im Einzelnen nicht zu verfolgen, zwei Hauptschlingen liegen an den Körperseiten und reichen vorn bis zum Mundnapf, andere breiten sich im Hinterende aus, während der ziemlich weite Endabschnitt geraden Wegs zwischen den Hoden nach dem Genitalporus zieht. Fasciolideii der Vögel. 97 Die zahlreichen Eier sind braun, oval, an einem Ende ziemlich zu- gespitzt, 0,025 mm lang, 0,014 mm breit. Auf der Rückenfläche tritt das Excretionssystem streckenweise dadurch deutlich hervor, dass Theile der weiten Canäle mit einem weissen Pulver erfüllt sind (Fig. 56); leider sind aber gerade die Hauptcanäle wenig oder gar nicht gefüllt. Es scheinen dorsal über dem Bauchnapf zwei weite Hauptcanäle vorhanden zu sein, die durch mehrere, zum Theil selbst wieder gespaltene engere Canäle mit ein- ander communiciren ; hinten scheinen beide Eöhren in eine zu ver- schmelzen, die dann wohl durch den Porus ausmündet. Jedenfalls geben beide Canäle nach hinten, nach den Seiten und nach vorn eine Menge weiter Aeste ab, die sich wiederholt theilen und auch unter einander communiciren, so dass netzartige Verbindungen zu Stande kommen; die peripheren Enden biegen sich an den Seiten des Körpers ventralwärts um und enden blind; entsprechende Enden sieht man in Mengen dorsal über dem Mundnapf, ebenso im hintern Körperende, jedoch bleiben sie auf der Rückenfläche. Aehnliche Verhältnisse hat Looss bei Eumegacetes emendatus (= Megacetes triangularis Lss.) gesehen. XVI. Gattung: Dicrocoeliuni Duj. 1845. 1845. IHcrocoeliin// Dujardin, Hist. nat. heim., p. 388 resp. 391. 1847. Dicrocoeliuiii E. Blaxchaed , Rech, sur l'organis. d. vers. , in: Ann. Sc. nat. (Ser. 3), ZooL, V. 7, p. 291. 1895. Dicroeoeliiini R. Blanchard, Malad, paras., in: Traite de path. gen. (ßouCHARD), V. 2, p. 730. 1899. Dicrocoeliuiii Looss, "Weit. Beitr. z. Kenutn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12. Syst., p. 632. 1901. Dicrocoelnnn Braun. Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 944. In Bezug auf die Geschichte dieser Gattung verweise ich hier nur auf die Auseinandersetzungen von Looss; die Annahme seines Vorschlages, die Gattung noch enger zu fassen, als dies gewöhnlich geschehen ist, scheint mir geboten ; ich beschränke sie daher auf Dicrocoeliinen von blattförmiger Gestalt mit neben oder schräg hinter einander liegenden Hoden und sjanmetrisch entwickelten Dotterstöcken; für langgestreckte Arten von drehrundem oder band- förmigem Körper und hinter einander gelegenen Hoden nehme ich die provisorisch von Looss aufgestellte Gattung Lijperosonmm an. Zool. Jahrb. XVI. Abtli. f. Syst. 98 M. Braun, 39. UicrocoeliuiH petiolatuni Raill. 1900. (Fig. 57.) 1900. Dicroroelium petiolatHii/ Railliet , Trem. hep. des oiseaux, in: CR. Soc. Biol. Paris, V. 52, p. 239. 1901. Dicrocoelhmi petwlatnm Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 946. In der Wiener Sammlung (Glas No. 619) vertreten und gefunden im März 1855 in der Leber eines Garrulus glandarius. Dicrocoelium petiolatiim gehört zu den langgestreckten Arten der Gattung und ähnelt im Habitus dem Dur. reficiens; es wird bis 6 mm lang und ist in der Höhe der Hoden 1,6 mm breit; der Hals ist nur etwa 1,5 mm lang. Der subterminale Mundnapf ist 0,36 mm lang und breit; der kräftige und vorspringende Bauchuapf weist 0,625 mm im Durch- messer auf; seine Eingangsöffnung ist in der Regel ein längs gestellter, breiter Spalt; die Entfernung der Centren beider Saugorgane beträgt 1,3 mm. Der Pharynx ist 0,145 mm lang und 0,208 mm breit; die Darm- schenkel ziehen nach aussen von den Hoden, dann nach innen von den Dotterstöcken über diese hinaus nach hinten und enden 1,6 mm vor dem zugespitzten Hinterende. Der Genitalporus liegt wie gewöhnlich am Hinterrande des Pharynx; an ihn schliesst sich ein bis unter den Vorderrand des Bauchnapfes reichender , ziemlich schlanker Cirrusbeutel an, neben dem das nicht besonders ausgezeichnete Metraterm liegt. Die Geschlechtsdrüsen sind rund, ungelappt, die Hoden etwas grösser als der Keimstock und hinter dem Bauchnapf gelegen ; der Keimstock in ziemlicher Entfernung hinter dem einen Hoden und durch üterusschlingen von ihm getrennt ; bei einem Exemplar bemerkte ich hinter dem Keimstock ein deutliches Receptaculum seminis, es ist wohl sonst immer durch Uterusschlingen verdeckt. Die Dotter- stöcke liegen zu den Seiten des Körpers; sie bestehen wie bei allen andern Arten aus ziemlich grossen, rundlichen oder birnförmigen Follikeln, die dicht neben und hinter einander liegen; sie beginnen vorn in der Höhe oder unmittelbar hinter den Hoden und enden noch vor der Mitte des Hinterkörpers; meist sind die Organe nicht ganz gleich lang; ihre Länge beträgt ca. 1,75 — 2,0 mm. Der Uterus breitet sich hinter den Hoden in queren Schlingen im ganzen Mittelfelde aus; vorn zwischen den Dotterstöcken reiclien Fascioliden der Vögel. gg sie bis an diese heran, hinter ihnen überschreiten sie in der Regel niclit einmal die Darmschenkel, anch bleibt das äusserste Hinterende meist frei. Die Eier sind brännlich, nicht sehr dickschalig-, 0,032 bis 0,0409 mm lang, 0,020—0,025 mm breit. Die vorliegende Art stimmt gut mit Dkr. petiolattim Eaill., das ebenfalls in der Leber (und Gallenblase) des Garrulus glandarius gefunden worden ist , überein ; allerdings sind die französischen Exemplare nur 0,7— 0,84 mm breit und haben Eier von 0,045—0,05 mm Länge und von 0,027 — 0,029 mm Breite; doch da die übrigen An- gaben, auch die Maasse stimmen, dürfte dieselbe Species vorliegen. 40. JJicroeoelium albieolle (Rud. 1819). (Fig. 58.) 1819. J)isfoij/(i alhicolle RuDOLPHi, Ent, Synopsis, p. 98 et 376. 1824. DifttoD/n albieolle Bremser, Icon. heim., tab. 9, fig. 3 et 4. 1845. Disfoyna albieolle Dujardin, Hist. nat. heim., p. 393. 1850. Dislonnim albieolle Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 348. 1892. Disiomuni (Dieroeoeliiau) maerotrru-?)/ p. p. Stossich, I Dist. degli uccelli, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., V. 13, 2, p. 14. 1896. Distoomini longicauda p. p. MÜhling, Beitr. z. Kenntn. d. Trem., in: Arch. Naturg., Jg. 1896, V. 1, p. 248. 1900. Distoma albieolle Bailliet , Trem. hepat. des oiseaux , in: CR. Soc. Biol. Paris, Seance 10 mars 1900. V. 52 p. 239. 1901. Dierocofliuvi albieolle Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abtb. 1, V. 29, p. 562. Die in Rede stehende Art ist allem Anschein nach bisher nur einmal gefunden worden und zwar von Bremser zu Wien in den Gallengängen und der Gallenblase eines Zwergadlers {Aqiiüa pennata) ; 6 Exemplare gelangten zu Rüdolphi nach Berlin, der sie seiner Beschreibung zu Grunde legte; sie werden, als allerdings ganz un- brauchbare Reste, in der Berliner Sammlung unter No. 1463 aufbe- wahrt. Der grösste Theil der Exemplare blieb im Wiener Hof- museum und findet sich noch heute dort unter den Nummern 281 und 282; nach einem ist die recht gute Abbildung bei Bremser herge- stellt worden. Endlich kam ein Exemplar auch in das Museum zu Paris und ist kurz von Dujardin beschrieben worden. Stossich und Mühlin:g ziehen die Art als synonym zu Bist. Jomjicaiida Rud. (= 1). macrourum, Rud.) ein, während sich Railliet ohne nähere Begründung für ihre Selbständigkeit ausspricht. Die Untersuchung kann sich nur an die Wiener Exemplare (Cotypen) halten, da die Typen ganz unbrauchbare Bruchstücke ge- worden sind. 100 M. Braun, Distomum albicoUe wird ca. 6 mm lang", ist abg^eflacht, lanzett- förmig und zeig-t die grösste Breite (1 mm) in der Körpermitte. Von Bestachelung' in der Haut ist Nichts zu sehen. Die einander sehr genäherten Saugnäpfe sind zwar verschieden gross, aber nicht erheblich different ; die Durchmesser des Mundsaugnapfes finde ich zu 0,239 bis 0,312 mm, die des Bauchsaugnapfes zu 0,312 — 0,390 mm; grössere Unterschiede fand Dujardin, der 0,34 für den Mund-, 0,51 mm für den Bauchsaugnapf angiebt. Dicht hinter dem Mundsaugnapf ist ein kleiner kugliger oder mehr in die Breite gestreckter Pharynx zu erkennen ; sein Querdurchmesser beträgt im Mittel 0,092, sein Längs- durchmesser 0,083 mm. Der Oesophagus ist sehr kurz, manchmal fehlt er ganz; die Darmschenkel waren nirgends weit zu ver- folgen, sie werden voraussichtlich bis in die Nähe des Hinterrandes reichen. Von den Genitalien fällt der fast den ganzen Leib vom Bauch- saugnapf an einnehmende Uterus auf, dessen Schlingen quer gerichtet sind; sie liegen so dicht, dass sie die Geschlechtsdrüsen bis auf den vordem Hoden völlig verdecken; den fast auf gleicher Hr>he liegen- den hintern Hoden und den erst hinter diesem folgenden Keimstock habe ich nur ganz andeutungsweise gesehen. Dagegen sind wiederum die Dotterstöcke leicht aufzufinden; sie liegen wie gewöhnlich in den Seitentheilen, sind in der Regel nicht ganz gleich auf beiden Seiten entwickelt und beginnen erst eine Strecke hinter dem Bauch- saugnapf, etwa um den Vj.^ — 2 fachen Saugnapfdurchmesser: nach hinten reichen sie kaum über die Körpermitte hinaus. Der Genital- porus liegt zwischen den beiden Saugnäpfen in der Nähe des Pharynx, Einzelheiten der Structur der Leitungswege sind nicht erkennbar. Die dunkelbraunen, ziemlich dickschaligen und bauchigen Eier, deren Längsdurchmesser Dujardin mit 0,032 mm angiebt, finde ich im Mittel 0,0246 mm lang (Maximum 0,032 mm, Minimum 0,021 mm) und 0,015 mm breit. Bist. albicoUe Rud. muss der Gattung Dicrocoeliuni eingereiht werden; unter den genauer bekannten Arten dieses Genus ist ihm Dicroc. dafliratiim (Desl.) nee Bist, clathratum Olss. , Mühl. = Disf. refertum Mühl. sehr ähnlich; die Saugnäpfe haben bei beiden Arten ziemlich dieselbe Grösse und liegen nahe beieinander; bei beiden Arten liegt der Genitalporus dicht hinter dem Pharynx, der Hoden fast auf gleicher Höhe dicht hinter dem Bauchnapf, beginnen die Dotterstöcke hintei- dem Bauchnapf und erstrecken sich ziemlich weit nach hinten; der Uterus füllt den ganzen Körper aus, auch sind Fascioliden der Vögel. 101 beide Formen abgeplattet und von spindelförmigem Umriss. Als Unterschiede sind jedoch anzuführen die bedeutendere Körpergrösse des Dicroc. alhicolle, mit der die erheblichere Grr)sse der Geschlechts- drüsen zusammenfällt — bei Dicroc. clathratum (Desl.) sind Hoden und Keimstock winzig klein — , dagegen besitzt Dicr. albicoUe etwas kleinere Eier und weniger weit nach hinten sich erstreckende, auch aus grössern Follikeln bestehende Dotterstöcke und einen stärker entwickelten Hinterleib. Eechnet man dazu noch die verschiedenen AVirthe, so dürften beide Arten trotz aller Aehnlichkeit aus einander gehalten werden können; eventuell müsste man Dicr. cJathratum (Desl.) als synonom zu Dicr. alhicolle (Eud.) einziehen. 41. Dicroroeliu^n defleftens (Eüd. 1819). (Fig. 59.) 1819. Distoiufi (leflecten.'^ Rudolph:, Ent. synops., p. 677, 1845. Distoma dcfledr/is Dujaedin, Hist. nat. heim., p. 443. 1850. Distonmm defleciens DiESiNG, Syst. heim., V. 1, p. 347. 1892. Distomnm deflcctens Stossich , I Dist. d. ucc. , in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Y. 13, 2, p. 38. 1901. Dicrocoehuvi dcflectens Bkaun , Z. Rev. d. Trem. d. \ög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 563. Von dieser Art kenne ich nur 2 Exemplare; das eine findet sich im Berliner Zoologischen Museum (No. 1462) und ist leidlich gut erhalten ; das andere der Wiener Sammlung (No. 337) ist wenig brauchbar; der Wirth ist Thryothorus hypoxanthus (= Sylvia No. 163); Vaterland: Brasilien. Meine Beschreibung betrifft in erster Linie das Berliner Exem- plar; es ist abgeflacht, breit lanzettförmig, 3 mm lang und 1 mm breit; das Vorderende ist abgerundet; das hintere zugespitzt. Der Mundnapf liegt ventral und ist beim Berliner Exemplar an- scheinend gequollen, so dass die Maasse wohl zu gross sind (0,312 mm lang, 0,364 mm breit); beim Wiener Exemplar hat der Mundnapf ein natürlicheres Aussehen und ist nur 0,240 mm lang und 0,281 mm breit ; das Organ ist hier von der Fläche gesehen vorn schmal, hinten am breitesten. Der Bauchsaugnapf ist um etw^a ein Drittel der Körperlänge vom Vorderende entfernt, sein längs gestellter Eingang elliptisch ; der Längsdurchmesser des ganzen Organs beträgt 0,416 mm (beim Wiener Exemplar 0,364 mm), der quere 0,375 mm (0,333 mm). Praepharynx fehlt; Pharynx ziemlich kuglig, 0,104 mm gross; Oesophagus kurz, Darmschenkel weit, ihr blindes Ende scheint die Körpermitte nur wenig zu überragen. 102 M, Braun, Der Genitalporus liegt ganz vorn in der Hölie des Pharynx und in der Mittellinie; der Cirrusbeutel ist kurz und gedrungen; wahr- sclieinlicli enthält er die Vesicula seminalis. Die beiden kugligen (0,208 mm) Hoden liegen symmetrisch neben einander und dicht hinter dem Bauchsaugnapf, hinter dem einen der kleinere Keimstock. Die seitenständigen und schmalen Dotterstöcke beginnen vorn in der Höhe der Hoden und überragen hinten nur wenig den Keimstock. Der Uterus breitet sich mit quer gerichteten Schlingen in der hintern Körperhälfte aus; seitlich reichen die Schlingen bis an die Dotter- stöcke, hinter diesen aber bis zum Seitenrand. Die Eier sind ziemlich dunkel, zahlreich, 0,0228 — 0,0273 mm lang und 0,014—0,016 mm breit. Die Angaben genügen, um Bist, defecfens Rud. der Gattung Dicrocoelium i. e. S. zuzuweisen, von der im Folgenden noch andere Arten aus Vögeln Brasiliens beschrieben werden. 42. Dicrocoeliunt delectaits Brn 1901. (Fig. 60.) 1901. Dicrocoeliuvi delectitiis BßAUN , Z. Eev. d. Trern. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 945. Vertreten in der ^Viener Sammlung (Glas No. 668) aus dem Darm von MyiotJiera ruficeps Spix (Heimath Brasilien). Die Art steht in demselben Verhältniss zu D. voluptarium wie 1). luhcns zu JA üUciens; sie wird 2,8 mm lang, 1 mm breit, hat einen kleinen conischen Halstheil und einen langen, breiten, nach hinten sich verjüngenden Körper. Der Mundnapf ist 0,198 mm lang und 0,240 mm breit; der kreisrunde, eine dreieckige Lichtung aufweisende Bauchnapf hält 0,350 mm im Durchmesser; die Centren der beiden Saugorgane sind 0,5 mm von einander entfernt. Pharynx rundlich, 0,093 mm im Durchmesser. Die Darmschenkel überragen nur wenig die Dotter- stöcke und en-eichen nicht das Hinterende. Genitalporus am Hinterrande des Pharynx; Cirrusbeutel an den Bauchnapf stossend. Hoden kuglig oder längs oval, symmetrisch neben und hinter dem Bauchnapf oder nur hinter diesem gelegen, etwas kleiner wie der Bauchna])f; Keimstock oval, mit seiner Längsaxe quer gestellt. Dotterstöcke in der Höhe der Hoden beginnend und erheblich über die Körpermitte nach hinten herausreichend, 1,4 mm lang. Uterus hinter den Hoden stark entwickelt und auch zwischen Fascioliden der Vögel. 103 Hoden und Keimstock tretend, hinter den Dotterstöcken meist den Kürperrand erreichend. Eier braun, massig dickschalig, 0,0228 bis 0,0273 mm lang, 0,014—0,0182 mm breit. 43. Dicroeoelium roliijJtafiiim Brn. 1901. (Fig. 61.) 1901. DiovcocI/if))/ rohiptariuni Beaun , Z. ßev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 945. Im Habitus dem Dicroeoelium iUiciens und D. Jubens gleichend, jedoch nur 3 mm lang und 1,3 mm breit ; Wirth : Falco sp. Brasiliens, (No. 733 des Sammlers), Wohnsitz : Darm ; Wiener Sammlung No. 675. Die beiden Saugorgane sind einander sehr genähert, so dass das Hinterende des CiiTUsbeutels unter den Bauchnapf zu liegen kommt ; zweifellos wird sich dies je nach der Contraction des Vorderendes verschieden verhalten. Mundnapf subterminal, kreisrund (0,229 mm im Durchmesser), Bauchnapf mit dreieckiger Eingangsöffnung, von kreisrundem Umriss (0,323 mm im Durchmesser); die Centren der beiden Saugnäpfe sind 0,5 mm von einander entfernt; Pharynx 0,07 mm lang, 0,09 mm breit ; Darmschenkel enden hinter der Mitte zwischen dem Hinterrand des Körpers und dem der Dotterstöcke. Genitalporus am Hinterrand des Pharynx gelegen; Hoden oval oder mehr kuglig, symmetrisch neben und hinter dem Bauchnapf, grösser als dieser, nicht gelappt. Cirrusbeutel 0,2 mm lang, hinten 0,125 mm breit. Keimstock mit seiner Längsaxe quer gestellt, oval oder vierlappig, dicht hinter dem einen Hoden; Schalendrüse neben und etwas hinter dem Keimstock, in der Mittellinie. Dotterstöcke noch in der Höhe der Hoden beginnend und in der Körpermitte endend, 1 mm lang. Uterus den ganzen Körper hinter den Hoden besetzend, jedoch nicht zwischen Hoden und Keimstock tretend, hinter den Dotterstöcken bis an den Rand des Körpers reichend. Junge Eier hell-, alte dunkelbraun, nicht sehr dickschalig, 0,032 mm lang, 0,0228 mm breit. 44. Dicroeoelium reflciens Ben. 1901. (Fig. 62.) 1901. Dicroeoelium reficiem^ Beaun, Z. Eev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 945. In Glas No. '713 der Wiener Sammlung und aus dem Darm von Fako nitidus Lath, stammend; Heimath Brasilien. 104 M. Braun, Der Körper ist langgestreckt (4 mm), abgeplattet und schmal (0,75 mm), Hals kurz, Hinterkörper lang, hinter den Genitaldrüsen sich verschmächtigend. Mundsaugnapf 0,344 mm in beiden Durchmessern, jedoch nicht kreisrund, sondern hinten etwas schmäler; Bauchnapf kreisrund, mit runder Eingangsötfhung, 0,4 mm im Durchmesser ; die Entfernung der Centren beider Organe beträgt 0,5 mm. Pharynx 0,114 mm lang, 0,156 mm breit. Darmschenkel weit nach hinten, jedoch nicht ganz bis zum Hinterrand reichend. Die drei Geschlechtsdrüsen gleich gross und rund, kleiner als der Bauchnapf; die Hoden dicht hinter ihm gelegen, hinter einem Hoden der Keimstock, hinter diesem, jedoch in der Mittellinie, die Schalendrüse. Die Dotterstöcke beginnen vor den Hoden, in der Höhe der Mitte des Bauchnapfes oder mit seinem Vorderrande zusammenfallend und erstrecken sich nur wenig über die Mitte des Körpers hinaus. Uterus in beiden Exemplaren wenig gefüllt, die Schlingen erfüllen den ganzen Raum hinter den Hoden bis zum Ende der Darmschenkel, scheinen sie aber seitlich nicht zu überschreiten, bedecken sie jedoch an einzelnen Stellen. Eier braun, dickschalig, 0,032 — 0,0364 mm lang, 0,0182 mm breit, also schlanker als bei den andern Arten. 45. Dicrocoeliuni lubens Bkn. 1901. (Fig. 63.) 1901. iJkrocoeliwit hihens Beaun , Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 945. Diese Art liegt mir nur in einem nicht besonders gut erhaltenen Exemplar aus dem Darm von ripra rupricolo, wo sie neben Dicroc. ilUciens vorkommt, vor (Glas No. 279 der AViener Sammlung). Sie unterscheidet sich auf den ersten Blick von diesem (Fig. 64), dem sie in der Grösse und Habitus gleicht, durch die weit stärkere Entwickelung des Uterus, dessen Schlingen fast den ganzen Körper einnehmen. Dies würde allerdings zu einer Trennung beider Formen mir nicht , genügt haben; es bestehen jedoch weitere wichtige Unterschiede: die beiden Saugnäpfe differiren nicht so stark in der Grösse (Mundnapf 0,364 mm, Bauchnapf 0,47 mm) und liegen auch erheblich näher an einander ; Pharynx kuglig (0,104 mm) ; Darmschenkel nicht verfolgbar. Die Hoden liegen wie bei den übrigen Arten derselben Gattung hinter dem Bauchnapf und sind nicht gelappt, sondern rund; ver- hältnissmässig gross ist der Keimstock, an dem eine ganz leichte Fasciolideu der Vögel. 1()5 Lappung wolil hervortritt. Ferner sind die Dotterstöcke viel länger; sie beginnen vorn noch in der Höhe des Bauchnapfes und erstrecken sich nach hinten bis über die Körpermitte hinaus (Länge über 2 mm). Die ausserordentliche Ausdehnung des Uterus ist schon erwähnt; seine Schlingen stossen seitlich dicht an die Dotterstöcke, hinter diesen beinahe an den Körperrand und schieben sich vorn auch zwischen Hoden und Keimstock hinein. Die Jüngern Eier sind gelb- braun, ältere schwarzbraun ; ihre Schale ist dicker ; Längsdurchmesser 0,032 mm, Breite 0,0228 mm. 46. Dicrocoeliuin illiciens Brn. 1901. (Fig. 64.) 1901. DicrocoeJmm ilUcirns Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, y. 29, p. 944. Körper abgeplattet, mit einem kurzen conischen Halstheil, Hinter- ende breit, allmählich sich verschmälernd ; 6 mm lang, breiteste Stelle in der Hcihe der Hoden fast 2 mm. Mundnapf subterminal, kreisrund, 0,510 mm im Durchmesser; Bauchnapf 1,5 mm dahinter, kreisrund, 0,700 mm im Durchmesser. Pharynx kuglig (0,162 mm), kein Praepharynx, Oesophagus minimal; Darmschenkel nach aussen von den Hoden verlaufend, hinter ihnen der Mittellinie sich wieder nähernd und nach innen von den Dotter- stöcken liegend; hinten erreichen sie nicht das Hinterende. Genitalporus über der Darmgabelstelle, also dicht hinter dem Pharynx gelegen; Cirrusbeutel etwa 0.47 mm lang, 0,260 mm breit, mit Vesicula seminalis ; die Vasa efferentia scheinen erst an der Ein- mündungssteile in den Beutel sich zu vereinen. Hoden gross, in die Länge gestreckt, gelappt, rechts und links neben dem Bauchnapf gelegen, nach hinten ihn jedoch überragend. Hinter dem einen Hoden der in die Quere gestreckte, bohnenförmige Keimstock, nach innen und hinter ihm die Schalendrüse. Receptaculum seminis? Dotterstöcke im Verhältniss zur Grösse des Thieres klein (etwa 1 mm lang), nur wenig länger als die Hoden; ihr Vorderende fällt mit dem Hinterrande der Hoden ziemlich zusammen. Der Uterus breitet sich in der ganzen hintern Körperhälfte aus; die Schlingen sind quer- gerichtet; vorn bleiben sie zwischen den Dotterstöcken, bedecken jedoch die Darmschenkel; hinter den Dotterstöcken greifen sie seit- lich noch weiter aus und erreichen im Hinterende die Seitenränder; der aufsteigende Schenkel geht dann schliesslich dorsal vom Bauch- napf in das dickwandige Metraterm über. Die sehr zahlreichen und 106 M. Braun, ziemlich dickschaligen Eier sind dunkelbraun, 0,0364 mm lang und 0,0228 mm breit. Die Art liegt mir vor aus Glas No. 37 der Wiener Sammlung, Wirth : Bhamphastus sp., Rio branco, Brasilien, ferner aus Glas No. 678 derselben Sammlung, wo ebenfalls Bhamphastus S2). als Wirth ange- geben ist, und endlich nur in einem Exemplar aus Pipra rupricola Brasiliens (Glas No. 279). XVII. Gattung: Lyperosoniu7n Looss 1899. 1899. Lijperosomnm Looss, Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. - Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 635. 1901. Lyperosonium Braux , Z. ßev. d. Trem. d. Vög. IT, in: Ctrbl. Bakt", Abth. 1, V. 29, p. 944 resp. 946. Ein Typus für diese bei Vögeln vorkommende Gattung ist meines Wissens bisher nicht namhaft gemacht worden; ich stelle daher Distoma longicauda Eud. 1809 als Typus auf. Die Arten sind nicht leicht zu unterscheiden, immerhin bieten Form und Grösse der Ge- schlechtsdrüsen, Ausdehnung der Dotterstöcke, Grösse der Eier und der Saugorgane in ihren Verschiedenheiten genügende Anhaltspunkte zur Kennzeichnung der Arten. 47. Li/2)erosomuni loufficauda (Rud. 1809). (Fig. 65.) 1809. Distovia longicauda Rudolphi, Ent. bist, uat., V. 2, 1, p. 372, 1819. Distoma viacrourum Rudolphi, Ent. synops., p. 98. 1850. Difitomwn rriacronru'))i Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 345. 1892. Disloiiinni {DicrocoeUavi) macrouya))i p. p. Stossich , I Dist. d. ucc, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat. Trieste, V. 13, 2, p. 13. 1896. Distonium longicauda Mühling, Beitr. z. Kenntn. d. Trem. in: Arch. Naturg., Jg. 62, V. 1, p. 248, fig. 2, 9. 1900. Dicrocoeliuui longicauda Railliet , Tremat. hep. des oiseaux, in: CR. Soc. Biol. Paris, V. 52, p. 239. Nee: 1883. DiMomnm inacrourum v. Linstow , Nem., Trem. u. Acanthoc, ges. von Prof. Fedtschenko , in: Arch. Naturg., Jg. 49, \^ 1. p. 309. 1886. iJistomun/ macrouriim v. Ltnstow, Rund- und Saugwürmer, in: A. P. Fedtschenko, Reise nach Turkestan, V. 2, Th. 5, in: \'erh. Ges. Frde, Naturw., Anthrop. Ethnogr. Moskau, W 34. Der ersten Beschreibung liegen mehrere Exemplare zu Grunde, welche A. Jurine (in Genf?) in der Leber und Gallenblase von Fascioliden der Vügel. ]^Q7 Conms cornix gesammelt und an Rudolphi geschickt hat. Den ursprünglichen Namen hat Rudolphi selbst, seinen Nomen claturregeln folgend, später abgeändert, und wir nehmen ihn wieder auf. Auch von dieser Art bewahrt das Zoologische Museum in Berlin die Typen unter No. 1461 auf; es sind 3 Exemplare, von denen eins nicht mehr ganz intact ist. Die beiden andern sind langgestreckte und abgeplattete Würmer von 8 resp. 11 mm Länge, deren grösste Breite weit vorn, in der Höhe des Bauchsaugnapfes liegt; das kurze Vorderende ist fast C3'lindrisch, mit geringem Dickendurchmesser; hinter dem vorspringenden Bauchsaugnapf verschmächtigt sich der Körper ganz allmählich nach hinten. Die Mundöfifnung liegt bei beiden Exemplaren auf der Bauch- Hache und ist bei dem einen der Quere, bei dem andern der Länge nach gestreckt. Die beiden Durchmesser des Mundsaugnapfes sind fast gleich, bei dem kleinen Exemplar betragen sie 0,396 mm, bei dem grossen der Längsdurchmesser 0,406, der quere 0,417 mm. Etwa noch einmal so gross ist der Bauchsaugnapf (0,75 resp. 0,8 mm), dessen Eingang in beiden Fällen ein längs gestellter Schlitz ist. Ein Praepharj'nx ist nicht ausgesprochen, der Pharynx ist immer etwas breiter (0,23 mm) als lang (0,177 — 0,187 mm), der Oesophagus kurz. Die Darmschenkel werden bis zum Hinterrande reichen, doch sind sie deutlich nur vorn und dann wieder nur auf eine kurze Strecke hinter den Dotterstöcken zu sehen ; sonst werden sie nament- lich im Hinterende von den Uterusschlingen verdeckt. Die Hauptmasse des Körpers wird von den Genitalien einge- nommen : die Hoden folgen nicht ganz dicht dem Bauchsaugnapf und liegen hinter einander und zwar bei dem einen Exemplar der vordere Hoden rechts, bei dem andern links. Der Durchmesser der runden Hoden beträgt mehr als die Hälfte des Querdurchmessers des Bauchsaugnapfes. Auf derselben Körperseite, auf der der hintere Hoden liegt, findet man auch den kleinern, ebenfalls rundlichen Keimstock, ungefähr von dem hintern Hoden so weit nach hinten gelegen, wie die Hoden unter einander entfernt sind. An den Seiten- rändern beginnen die schmalen, aus dicht gedrängten Follikeln be- stehenden Dotterstöcke etw'a mit dem Hinterrand des vordem Hodens und erstrecken sich von da bei dem grossen Exemplar 4 mm w^it nach hinten; mehr als das mittlere Körperdrittel wird von ihnen eingenommen. Der ganze übrige Theil des hinter den Hoden liegenden Körpers beherbergt die Uterusschlingen, die sehr dicht an einander liefen, aber die Hoden und auch den Keimstock mehr oder 108 ^i- Braun, weniger frei lassen. Zwischen den Hoden werden die im allgemeinen quer gerichteten Schlingen schmäler, und dann geht der Endtheil, ohne überhaupt Schlingen zu bilden, nach vorn zum Genitalporus. Diesen findet man ziemlich dicht hinter dem Pharynx in der Mittel- linie; bei dem einen Exemplar ragt der verhältnissmässig breite Cirrus aus dem Perus hervor. Der langgestreckt ovale Cirrusbeutel, welcher die Vesicula seminalis einschliesst , hat eine Länge von 0.5 — 0,6 mm bei einer grössten Breite von 0,25 — 0,29 mm. Sein Hinterende reicht nicht bis an den Bauchsaugnapf. Die dunkelbraunen Eier sind ziemlich dickschalig und bauchig, 0,0228 mm lang, 0.019 mm breit. Zu dieser Species ziehe ich im Wiener Naturhistorischen Hof- museum vorhandene (No. 472) und aus der Gallenblase von Corvus cornix stammende Exemplare, dieselben, welche Diesing anführt; es gehören ferner hierher die seiner Zeit von mir in der Leber desselben AVirthes gefundenen Distomen, welche MÜHLiNti (1896) beschreibt und abbildet, trotzdem hier die Maasse für die Eier mit 0,0435 : 0,015 bis 0.025 angegeben sind ; ich habe das typische Exemplar nachgemessen und die Eier 0,0230 mm laug, 0,019 mm breit gefunden. Endlich stimmt auch Dicrocoelinm longkaida Railliet 1900 mit dem Tj'pus gut überein; es ist in der Gallenblase des Corvus cornix und Corvus corone gefunden worden, während bei Corvus friigüegus nach Eailliet eine kleinere Varietät lebt. Für andere in der Literatur aufgezählte Wirthe der in Rede stehenden Art ist erst noch der Nachweis der richtigen Diagnose zu führen; ausgeschlossen scheint mir zu sein, dass IMst. macrourum aus Pica caudata Turkestans (1883 und 1886 VON LiNSTOw) diesen Namen zu Recht führt, denn die Saugnäpfe sind erheblich viel kleiner (0,15 Mund-, 0,25 Bauchsaugnapf); immer- hin liegt allem Anschein nach eine verwandte Form vor. Sicher gehört auch Dist. macrourum (1883 und 1886 v. Linstow) aus den Gallengängen von Corvus corone (Fig. 66) nicht zu der EuDOLPHi'schen Species, da seine Eier doppelt so gross sind (0,049:0,029 mm); die Untersuchung der mir vom Autor übersandten Originale ergab ferner ungleiche Grösse der Saugnäpfe (Mundnapf 0,350, Bauchnapf 0,7 mm im Querdurchmesser) ; die Hoden sind auch erheblich grösser als beim Typus (/>. longicauda), der Keimstock -ist nicht rund, sondern langgestreckt oval und steht mit seiner Längsaxe in der Querrichtun^- des Thieres; endlich bestehen die Dotterstöcke aus nur wenigen, aber grossen Follikeln, so dass jeder Dotterstock nur 0,6—0,7 mm lang ist. Da an den Seitenrändern des Bauchnapfes je ein Zipfel Fascioliden der. Vögel. JQ9 vorhanden ist, so liegt mögliclier ^^'eise Dicroc. lobatum Ratll. vor, das fast dieselben jMaasse in den Eiern aufweist und ebenfalls kleine aus grossen Follikeln bestehende Dotterstöcke besitzt. Doch sind bei dieser Art die Saugnäpfe fast gleich gross und der Keimstock kugiig. (Vgl. : ? Dicroc. lohatum). Die Abgrenzung des Bist, longicauda gegenüber D. albicolle (Fig. 58) ist nicht schwierig ; es kommt in Betracht, abgesehen von der geringern Körpergrösse, die lanzettförmige Gestalt des Körpers, die geringere Grösse der Saugnäpfe bei einer nicht so grossen Verschiedenheit zwischen den beiden Saugorganen, die geringere Ausdehnung der Dotterstöcke, die stärkere Ausbildung des Uterus, dessen rein quer gerichtete Schlingen Keimstock und hintern Hoden regelmässig ver- decken. Auch an der Selbständigkeit des Dist. attenuatum Duj. (Gallen- blase von Turdus merida) ist nach Railliet (1900) nicht zu zweifeln ; es ist eine kleine (3,5 mm lang), sehr schmale Art, deren Genital- drüsen in einer geraden Linie liegen, während die Dotterstöcke erst hinter dem Keimstock beginnen; die Eier sind grösser, aber schlanker. Andere verwandte Formen sind von Anfang an als selbständige Arten angesehen worden, so Bist, clathratum Desl. (nee Olss.) = B. refertum Mühl., Bicvocoelium olssoni Raill. (= Bist, clathratum Olss. (nee Desl.) — beide aus der Gallenblase von Cypselus apus; hierzu kommen dann andere die Leber von Vögeln bewohnende xlrten: Bicrocoelium panduriforme Raill. (Hc« caudata), Bier, petiolatum Raill. {Garridiis glandarius), Bier, lohatum {Äccipiter nisus) und Bio-, sirigosum Lss. [Merops apiaster), sowie Bist, plesiostomum v. Lstw. (Perdix graeca) und Bist, porrectum Brn.^) {Sauroplmga sanrophaga) ; weiter steht dann endlich Bist, heterolecithodes Ben. (Porphyrio por- phyrio-ljeber). Alle diese Arten mit Ausnahme der letztgenannten sowie des Bier, petiolatum und pandurifortne muss man der Gattung Lyperoso7num Lss. zuweisen. 1) Braun, M., Trematoden der DAHL'sclien Sammig. aus Neu-Guinea, nebst Bem. üb. endopar. Trem. d. Cheloniden (in : Ctrbl. Bakt., Abth. 1, Y. 25, 1899, p. 714); von dieser Art gebe ich an dieser Stelle (tab, 1, flg. 3) eine Abbildung ; die Typen werden im Zoologischen Museum in Berlin aufbewahrt. 110 ^- Braun. 48. Lyperosotmiui lohatiitii (?) (Raill. 1900j. (Fig. 67.) 1900. Dkrocoelium lohatum Railliet, Trem. hep. des oiseaux, in: CR. Soc. Biol. Paris, V. 52, p. 239. Eine dieser Art sehr nahe stehende habe ich unter dem Wiener Material (Glas No. 512) gefunden; ihr Wohnsitz ist die Leber von Pica caudata. Die RAiLLiET'sche Art, welche die Leber von Accipiter nisus bewohnt, ist sehr lang (7.5 — 9 mm) und dünn (0,38—0,40 mm); ihr Kopftheil ist verhältnissmässig dick, die Saugnäpfe sind ziemlich gleich gross, der Bauchnapf seitlich mit je einem ohrförmigen An- hängsel versehen; die grossen Hoden liegen hinter einander und hinter dem Bauchnapf, der erheblich kleinere und kuglige Keimstock in geringer Entfernung hinter den Hoden ; die Dotterstöcke (1 — 1,4 mm lang) hinter dem Keimstock; Eier 0,047—0,050 mm lang, 0,028 bis 0,030 mm breit. Diese Verhältnisse finde ich ziemlich ebenso bei den mir vor- liegenden Dicrocoelien, nur die ohrförmigen Anhänge am Bauchnapf sind nicht erkennbar, auch ist die Körperbreite geringer. Die Thiere sind 7 — 8 mm lang, jedoch nur 0,2 mm breit; der 0,7 mm lange Halstheil ist wenig schmäler (0,16 mm). Den sub- terminalen Mundnapf finde ich 0,156 mm breit und lang, den Bauch- napf mit quer gestellter Oeifnung eben so breit, aber nur 0.135 mm lang. Der Pharynx scheint nur 0,07 mm lang zu sein; Darm- schenkel ? Die beiden elliptischen Hoden (0,24 mm lang) folgen ziemlich dicht auf einander — eine Uterusschlinge trennt sie nur — und liegen hinter dem Bauchnapf, der vordere von diesem nur etwa um eine Hodenlänge entfernt; von dem hintern Hoden ist der runde Keimstock (0,1 mm) ebenfalls durch eine Uterusschlinge getrennt. Die Entfernung zwischen Vorderrand des Körpers und Hinterrand des Keimstockes beträgt ca. 2 mm; der ganze übrige, drehrunde Körper ist dicht mit Eiern erfüllt, so dass die Dotterstocksfollikel in der Regel nicht zu erkennen sind ; nur bei einem Exemplar sehe icli hinter dem Keimstock je eine Reihe von grossen Follikeln, die ca. 0,7 mm lang ist. Die dunkelbraunen und zieinlich dickschaligen Eier sind 0,041 - 0,045 mm lang, 0,0228- 0,0273 mm breit. Sollte es sich herausstellen, dass wirklich dieser Art aus der Elster die Anhänge am Bauchnapf fehlen, dann würde dieser Um- stand sowie die kleinern Dotterstöcke, die etwas kleinern Eier und Fascioliden der Vögel. m die sehr geringe Körperbreite als unterscheidende Merkmale zur Aufstellung einer besondern Art genügen ; jedenfalls würde die dann zu benennende x\rt dem Dicrocoelium lohatum Raill. aus Accipiter sehr nahe stehen (vgl, unter: Lyperosomtim longicauda). 40. Li/perosontum corrigia Ben, 1901. (Fig. 68.) 1901. Lt/j)fro.so))ni)ii rorrii/ia Braun, Z. ßev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbi Bakt., Abth. 1,' V. 29, p. 946. Diese Art wurde am 22. Mai 1858 zu Wien im Darm von Tefrao tetrix gefunden (Wiener Sanmilung No. 376). Die Thiere sind abgeplattet, langgestreckt spindelförmig im Um- riss, 10 — 13 mm lang und bis 1 mm breit, das Vorderende faden- förmig dünn, die Haut ist unbewaffnet. Die beiden Saugnäpfe liegen einander sehr nahe — die Ent- fernung ihrer Mittelpunkte beträgt nur 0,6 — 0,7 mm, also etwa ^20 der Körperlänge; der subterminale Mundnapf ist 0,260—0,312 mm lang, 0,260—0,281 mm breit, der bei der Schmalheit des Vorderendes stets vorspringende Bauchnapf ziemlich kreisrund (0,312 mm im Durchmesser). Dicht hinter dem Mundnapf folgt der 0,125 mm lange und breite Pharynx, hinter dem sich der Darm gleich gabelt; die Schenkel durchziehen den ganzen Kiirper, enden jedoch hinten nicht auf gleicher Höhe. Dicht hinter der Darmgabelung findet man den Genitalporus, aus ihm ragt gelegentlich der schlanke Cirrus hervor; der Cirrus- beutel ist nicht besonders kräftig und erreicht mit seinem Hinterrand den Bauchnapf nicht immer. Die Geschlechtsdrüsen liegen hinter einander, zum Theil noch im vordem Drittel, der kuglige Keimstock (0,312 mm) hinter den Hoden, etwas seitlich von der Mittellinie, hinter der Grenze zwischen erstem und zweitem Körperdrittel. Die Hoden sind oval (0,42 mm lang, 0.31 mm breit) und von einander wie vom Keimstock durch einen Zwischenraum von ca. 0,6 mm ge- trennt; doppelt so gross ist die Entfernung des vordem Hodens vom Bauchnapf. In der Höhe des Keimstockes beginnen die aus grossen kugligen Follikeln bestehenden Dotterstöcke, jedoch beiderseits in verschiedener Höhe, der eine vor dem Keimstock, der andere an dessen Mitte;, eben so enden sie hinter dem mittlem Körperdrittel asymmetrisch; 1X2 M. Braun, ihre Länge beträgt etwa 5 mm ; vom Hinterrande des Körpers bleiben sie ca. 3,6 mm, vom Vorderrande etwa 5 mm entfernt. Der Verlauf des Uterus zeigt die für Dicrocoelien typischen Verhältnisse; er wendet sich in quer gerichteten Schlingen nach hinten, dreht sich am Hinterrande nach vorn um, bildet im weitern Verlaufe ähnliche Schlingen, welche die Darmschenkel kaum über- schreiten und tritt dann auf einer Seite vor den Keimstock ; von nun ab werden die Schlingen schmäler, der Verlauf wird da, wo die Hoden passirt werden, ein mehr gerader, wenn auch vor dem vordem Hoden noch wieder Schlingen auftreten. In dem absteigenden Schenkel sind die Eier hell-, im aufsteigenden dunkelbraun; sie sind ziemlich dickschalig, 0,032 mm lang und 0,0228 mm breit. iVnfangs glaubte ich in der hier beschriebenen Art Distomum pjesiostomum v. Lstw. ^) (aus Perdix graeca) vor mir zu haben, doch ergab die Untersuchung zur Trennung beider Formen ausreichende Unterschiede; sie dilferiren schon, obgleich sie ziemlich dieselbe Länge besitzen, in der Körperform: bei Bist, plesiostomum verlaufen die Seitenränder parallel, der Querdurchmesser bleibt also fast am ganzen Körper der gleiche, während bei Dicr. corrigia das Vorderende stark verschmälert ist und eine Verbreiterung des Körpers um das Doppelte hinter dem Keimstock eintritt; weiterhin nehmen bei der turkesta- nischen Art die Dotterstöcke genau die Seiten des mittlem Drittels ein, hier beginnen sie hinter demselben und erstrecken sich auch ins hintere Drittel; ferner sind zwar die Hoden bei beiden Arten oval, sie liegen aber bei der turkestanischen mit ihrer Längsaxe in querer, bei der Wiener in longitudinaler Eichtung; auch differirt dei" Keimstock, er ist bei Bist, plesiostomum gelappt, bei Bier, corrigia kreisrund, und endlich sind die Saugnäpfe der hier beschriebenen Art so gut wie gleich gross, bei der v. LiNSTow'schen dagegen ist der Bauclmapf grösser. Trotzdem sind beide Arten näher unter einander verwandt. 50. Lyperosomum rudeetum Brn. 1901. (Fig. 69.) 1901. Lgperosoiinnn rndeHinn BßAUN, Z. ßev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbi. Bakt., Abth. 1, V. 2!), p. 946. 1) v. Ljnstow, Nem., Trem. u. Acanthoceph., ges. von Prof. Fedt- SCHENKO, in: Arch. Naturg., Jg. 49, V. 1, 1883, p. 305, tab. 9, fig. 48. Fascioliden der Vögel. ^13 Diese Art lebt im Darm von Ihis coerulescens Vieill. (Brasilien) und findet sicli in Glas No. 731 der Wiener Sammlung-. Der Körper ist langgestreckt (7 mm lang-), vorn und hinten ver- schmächtig-t, anscheinend drehrund; die grösste Breite beträgt 0,5 mm. Der fast terminal stehende Mundnapf ist 0,24 mm lang und 0.21 mm breit; etwa 0,5 mm hinter ihm befindet sich der 0,208 mm lange und 0,198 mm breite, also fast kreisrunde Bauchnapf. Der kleine Pharynx (0,08 mm lang, 0,07 mm bi'eit) folgt dem Mundnapf unmittelbar; der Oesophagus ist etwa doppelt so lang wie der Pharynx; die Darmschenkel lassen sich jenseits des Bauchnapfes nicht verfolgen. Der Genitalporus liegt in der Mitte zwischen den beiden Saug- organen ; es ragt aus ihm der C'irrus hervor ; der Cirrusbeutel, welcher die gewundene Vesicula seminalis enthält, ist 0,2 mm lang und etwa halb so breit. Hinter dem Bauchnapf folgen, nur wenig von ein- ander entfernt, die beiden grossen Hoden, deren Oberfläche eben so wie die des hinter ihnen liegenden, kleinern Keimstockes vielfach eingeschnitten ist. Die aus ungemein kleinen Follikeln bestehenden Dotterstöcke beginnen vorn schon rechts und links neben dem Oeso- phagus, also noch vor dem Genitalporus, und erstrecken sich, auf der Dorsal- wie Ventralfläche ziemlich weit medianwärts ausgedehnt, er- heblich bis über die Mitte des hinter dem Bauchnapf gelegenen Hinterleibes; ihr Hinterende liegt etwa 1,7 mm vom hintern Körper- ende entfernt. Der ganze Körper hinter dem Bauchnapf mit Aus- nahme der Stellen für Hoden und Keimstock ist mit Uterusschlingen erfüllt, hinter den Dotterstöcken reichen sie bis an den Körperrand ; die dunkelbraunen Eier sind dickschalig, 0,028 mm lang und 0,014 bis 0,018 mm breit. Li/perosomwn rudediitn ist durch die gelappten Geschlechtsdrüsen und die stark entwickelten Dotterstöcke gut charakterisirt. Lappung der Geschlechtsdrüsen ist von einigen Dicrocoelien bekannt, jedoch bis jetzt nicht von Lyperosomen. 51. Lyiierosoniuni salebrosuni Brn. 1901. (Fig. 70.) ÜJOl. L>/perosomu)i/ mlebrosiuii Beaun , Z. Rev. d. Trem, d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 946. Aus CypseJus melhn III. in der Wiener Sammlung (Glas No. 656). Körper langgestreckt, mit kurzem, conischem Halstheil, 1,5 — 1,7 mm lang; Hinterkörper schmal, drehrund, hinten sich verjüngend. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Svst. 8 1 14 M. Bräun, Mimdnapf sehr klein (0,052—0,06 mm lang), Mundöffnung- ven- tral; Bauchnapf gross (0,208 mm lang), vorspringend, so lang wie der ganze Hals. Pharynx 0,042 mm lang; Darmschenkel V Genitalporus dicht hinter dem Pharynx gelegen; Cirrusbeutel schlank, 0,2 mm lang, an den vordem Hoden stossend. Hoden rund, so gross wie der Bauchnapf, der vordere dorsal vom Bauchnapf ge- legen und buckeiförmig vorspringend, der hintere an den vordem stossend und dicht hinter dem Bauchnapf. Keimstock um die Hälfte kleiner, rund, dem hintern Hoden direct folgend. Dotterstöcke nur schwach entwickelt, hinter dem Keimstock beginnend und anscheinend kaum bis zur Mitte des Hinterkörpers reichend. Dieser ist vom Keimstock an prall mit Eiern gefüllt. Junge Eier fast farblos, ältere braun, nicht besonders dickschalig, aber verhältnissmässig gross: 0,032—0,037 mm lang, 0,014—0,019 mm breit. Diese Art ist durch ihre Kleinheit, die sehr ungleich grossen Saugnäpfe, die grossen Hoden und die Lage des vordem Hodens (dorsal vom Bauchnapf) charakterisirt. XVIII. Grattung: HarniostomuTti Ben. 1899. 1899. JIarniost(j»iuiii Braun, lieber Clinostomuni Leidy, in: Zool. Anz., V. 22, p. 492. 1899. Hefprolopc Looss, "Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 651. Ueber die Prioritätsberechtigung des von mir für Fascioliden vom Typus des Distommn lepiostomum Olss. vorgeschlagenen Gattungs- namens besteht zwischen Looss und mir keine Meinungsverschieden- heit. Die Gattung war bisher nur aus Säugethieren bekannt, sie ist auch in Vögeln vertreten. 52. Havtnostottitim fuscatwn (Rud. 1819). (Fig. 71.) 1819. Didonia fuHcatum ßuDOLLHi, Ent. Synops., p. 101 et 384. 1845. Disloma fuscatiim Dujardin. Hist. nat. heim., p. 445. 1850. Distoiiuim fuscatum Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 353. 1892. Disloiiinm fuscatum, Stossich, I Dist. d. ucc. , in: Bell. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, 2, p. 40. , - 1901. /iani/ostoviNVi fuscatum Braun, Z. ßev. d. Trem. d. \'ög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 564. Auch hier beschränkt sich das Wenige, was wir von diesem Be- wohner des Dünndarms der Wachtel {Coturnix communis) wissen, auf die erste Beschreibung; der Wurm wurde von Rudolphi in Ancoha Fascioliden der Vögel. 115 gefunden und scheint nie wieder zur Beobachtung gelangt zu sein. Die Originale werden in der Berliner Sammlung unter No. 1486 auf- bewahrt. Der cylindrische oder auch etwas abgeflachte Körper ist lang- gestreckt (bis 3,5 mm lang) und wenig breit (0,5 — 0,6 mm); Vorder- und Hinterende sind meist abgerundet. Die Cuticula ist meist ab- gefallen, bei einem Plxemplar erhalten und am Vorderrande mit kleinen Stacheln versehen. Der eine längs gestellte Oeffnung aufweisende Muntlsaugnapf liegt ventral und ist im Durchschnitt 0,208 mm lang, 0,197 mm breit. Etwa ein Drittel der Körperlänge von ihm entfernt, bei stark zu- sammengezogenem und dann verbreitertem Vorderende auch näher, finden wir den kleinern, kugligen Bauchsaugnapf (0,163 mm). Prae- pharynx und Oesophagus fehlen, den ganzen unpaaren Darm stellt der Pharynx (0,104 mm lang und breit) dar; hinter ihm treten die Darmschenkel sofort rechtwinklig nach den Seiten ab, biegen dann nach hinten um und verlaufen bis zum hintersten Körperende, über- all in gleich bleibender erheblicher Weite. Mit Ausnahme der Dotterstöcke liegen die Genitalien in dem schmalen Mittelfelde und zwar im Hinterende die beiden grossen, kugligen Hoden, welche den um die Hälfte kleinern, ebenfalls kugligen Keimstock zwischen sich fassen; letzterer nimmt in der Regel nicht genau die Mitte ein, sondern ist nach einer Seite und dorsal ver- schoben; neben ihm befindet sich eine Zellenmasse (Schalendrüse) und bei einigen Objecten ein kleines, scharfrandiges Bläschen (Dotter- reservoir). Voi' dem vordem Hoden bemerkt man den Genitalporus, zu dem von vorn her der kleine Cirrusbeutel (0,12 mm lang) tritt, in dessen Hinterende wiederum das von hinten kommende, zur Samenblase erweiterte Vas deferens einmündet. Der das Mittelfeld einnehmende Uterus wendet sich zuerst in geschlängeltem Verlauf nach vorn bis über den Bauchsaugnapf hinaus, biegt hinter der Darm- gabelung nach hinten um und erreicht den Porus. Die dunkel- braunen, ziemlich bauchigen Eier sind 0,023 mm lang und 0,014 bis 0,018 mm breit. Die schmalen Dotterstöcke beginnen liinter dem Bauchsaugnapf und reichen bis zum vordem Hoden. Ein Blick auf die Abbildung lehrt ohne weiters, dass Dist. fus- catum EuD. dem Genus Harmostomum mihi einzureihen ist; es stellt zugleich den ersten Vertreter dieser Gattung aus einem Vogel dar. Aus Coturni.r covmmmis, also aus demselben Wii'tli, aus dem g:;: 116 M. Braun, Harmostomum fuscatum (Rud.) stammt, beschreibt Molin ^j als neue Art Distomum heteroclituni, das die Coeca bewohnt und ganz sicher ebenfalls zu Harmostomum geh()rt. Die Beschreibung reicht jedoch nicht aus, um endgiltig über die Berechtigung dieser Art zu ent- scheiden; ihre bedeutende Grösse (9 mm) dürfte sie immerhin trotz des gleichen Wirthes und desselben Heimathlandes (Italien) von HannostotuKm fuscatum (Rüd.) trennen lassen. Eine andere, sicher zu Harmostomum gehörige Form beschreibt G. R. Waoenek -) unter dem Namen Distoma dimorplmm, deren Ver- schiedenheit Yon Bist, dimorphum Dies, dieser Autor erkannt ") und daher den Namen Bist, commutatum vorgeschlagen hat. ^) lieber sie berichtet auch noch Sonsino ^) ; sie lebt in den Blinddärmen des Haushuhnes (Pisa und Nizza), unterscheidet sich aber von Harmost. fuscatum durch bedeutendere Grösse (7,5 mm), vor Allem aber durch die Ausdehnung der Dotterstöcke, die nach Wagenee bis zum Pharynx reichen. Möglich, dass mit ihr Bist, heteroclitum Mol. zusammenfällt. Im Anschluss hieran möchte ich noch einige andere Harnio- stomen aus mitteleuropäischen Vögeln besprechen; es handelt sich zuerst um das SxossiCH'sche Bistoma mesostomum aus Turdus visci- vonis (cf. Bist, mesostomum Rud.), welches zweifellos ein Harmo- stomum ist, aber wegen seiner Grösse nicht mit Bist, mesostomum der Wiener Sammlung aus Coccofhraitstes (Glas No. 485) vereinigt werden kann. Die STOssicH'sche Art schliesst sich weit mehr Bist, fuscatum Rud. an, obgleich auch dieses durchschnittlich etwas kleiner zu bleiben scheint. In gleicher Weise nähert sich dem Bist, fuscatum eine mir aus Columba paltmibus L. vorliegende Form, die in Admont (Steiermark) gesammelt worden ist und in der Wiener Sammlung unter No. 280 aufbewahrt wird. Ueber Trematoden aus Tauben existiren meines Wissens in der Literatur nur zwei Angaben: A. Muellek (in: Arch. Naturg., 1897, V. 1. p. 23) hat ein vielleicht zu 1) Mc)LlN, R., Prodr. fauu. heim, venetae, in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien., math.-nat. Cl, V. 19, Abth. 2, 1861, p. 203. 2) Wagener, G. R., Enthelminthica No. III, in: Arch. Anat. Pliysiol., Jg. 1852, p. 555, tab. XVI, fig. 1. 3) DiESiNG, K. M., Neunzehn Art. v. Trem., in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien., math.-nat. CL, \'. 10, 185H, p. 64, Anm. 4) DiKS]N(i, K., Rev. d. Myzhelm., in: SB. Akad. Wiss. Wien., math.-nat. CL, V. 32, 1858, p. 339. 5) Sonsino, P., Stud. e not, elmintoL, in: Atti Soc. tose. Sc. nat., l'roc. verb., V. 6, 1889, p. 234. Fasciolid eil der Vögel. 117 Ecki)iosiomimi gehöriges Distonmm im Dann von Colimiha livia be- schrieben, und Stossich (1898. cf. unter Bist, mcsostomum) berichtet, von A. Valle in Triest Trematoden aus Columba Iwia erhalten zu haben, die mit seinem Bist, mesostomnm aus Turdus viscivorm gut übereinstimmten, doch durch den Besitz einer Bestachelung am Vorderende unterschieden waren.') Die mir vorliegenden Harmostomen aus Columha palumhus sind nun ebenfalls vorn bestachelt, und so liegt es nahe, die Harmostomen der beiden Taubenarten, die noch dazu in räumlich nicht weiter Entfernung beobachtet wurden, für identisch anzusehen. Wenn ich ihnen oder wenigstens den mir vorliegenden Exemi)laren aus Col. pahimhns auch die mir vorliegenden aus Turdus riscirorus trotz ihrer Stachellosigkeit anschliesse, so bestimmt mich hierzu der Umstand, dass ich zwischen beiden keine Diiferenzen auf- finden kann, bis auf den Besitz resp. das Fehlen der Stacheln; über letzteres — bei den Harmostomen aus Turdus — lässt sich jedoch gar nichts bestimmtes sagen, denn die Cuticula fehlt den betreffenden Exemplaren; sie können also ebenso gut bestachelt wie unbestachelt gewesen sein. Da die Exemplare aus Turdus viscivorus unter I). mesostomum beschrieben werden, beschränke ich mich hier auf die Beschreibung der aus Columba palumhus stammenden Harmostomen (Wiener Samm- lung Xo. 280). Sie sind cylindrisch, jedoch hinten etwas verjüngt; ihre Länge beträgt 3 — 4 mm, die Breite 0,5—0,6 mm. Am Vorderende finden sich kleine Stacheln, die ventral bis etwas über den Bauchnapf hin zu verfolgen sind, dorsal hören sie schon hinter dem Pharynx auf; sie stehen dicht in ziemlich nahe neben einander liegenden Eingen. Die Eingangsöffnung in den ventral gerichteten Mundnapf ist, wie gewöhnlich bei den Harmostomen, ein längs gestellter Spalt; die Durchmesser des Napfes betragen 0,28—0,36 mm für die Länge und 0,28—0,30 mm für die Breite. Schon in einer Entfernung von ^l^ der Körperlänge findet sich der kleinere Bauchnapf; er ist kuglig, springt gewöhnlich etwas vor und hat einen Durchmesser von 0,24 mm. 1) Aus Railliet's Traite de Zool. med. et agric. (2e ed., Paris 1895, p. 371) ersehe ich, dass Mazzanti ein anscheinend auch zu den Harmo- stomen gehöriges und aus Haustauben stammendes ,J)istontuiit coJunibae" beschrieben hat; es ist mir jedoch nicht möglich gewesen, die Arbeit auf- zufinden. 118 M. Braun, Der kug-lige oder mehr ovale Pharynx (0,15 mm Läng-e) folgt dem Mimdnapf direct ; die Darmschenkel, welche dicht hinter dem Pharynx entspringen, wenden sich zuerst nach den Seiten oder nach vorn nnd biegen dann nach hinten um ; sie sind weit und durchziehen den ganzen Körper: kurz vor dem Hinterrand enden sie blind. Die drei Genitaldrüsen finden sich im Hinterende zwischen den Darmschenkeln in der typischen E^lge : Der Keimstock zwischen den beiden Hoden; letztere sind oval und gross (bis 0.4 mm lang), der erstere rund (0,2 mm) und etwas nach der Dorsalfläche ver- schoben; ventral von ihm liegt die Schalendrüse, hinter dieser das Dotterreservoir. Der Genitalporus liegt vor dem vordem Hoden; bei einem Exemplar ragt aus ihm der schlanke, unbewaifnete Cirrus hervor (0,8 mm lang, 0,03 mm bi'eit); den Cirrusbeutel finde ich 0,22 mm lang und 0,073 mm breit; hinter oder neben ihm liegt das etwas aufgetriebene, nicht besondei-s dickwandige Metraterm. Vom vordem Hoden an bis zum Pharjnix füllen die Uterusschlingen das ganze Mittelfeld aus, während die Dotterstöcke erst hinter dem Bauchnapf beginnen und bis zum vordem Hoden reichen. Die Eier sind dünnschalig, gelb, 0,027 mm lang und 0,014 — 0,018 mm breit. Wenngleich in dieser Beschreibung einige Abweichungen von den bei Harmostomam fuscaium erkannten Verhältnissen vorhanden sind, so sind dieselben doch so unerheblich, dass ich, vorläufig wenig- stens, eine Trennnng nicht vornehmen möchte. 53. Hör ui ostomuni unifstipium Brk. 1901. (Fig. 72.) 1901. HaniKistniiniin iiiKrsiijihin) Bkaun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 941. Die Art ist in Brasilien in den Coeca von Perdix rufina Spix gefunden worden und wird in Glas No. 732 der Wiener Sammlung aufbewahrt. Die Thiere sind 3—4 mm lang, 0,6—0,7 mm breit, cylindrisch, vorn abgerundet, hinten verjüngt. Vorderende bestachelt, auf der Rückenfläche kaum über den ]\Iundnapf hinaus, auf dem Bauche lässt sich die Bestachelung bis hinter den Genitalporus bei einzelnen Exemplaren verfolgen. Die Mundöff'nung ist eine auf der Bauchfläche gelegene, längs- gestellte Spalte; der musculöse Mundnapf, der an seinem Vorder- ende einen Muskelzapfen trägt, ist 0,375—0.396 mm lang und 0,323 bis Fasciolideu der Vögel. | ] 9 0.350 nun breit. In etwa ein Drittel der Körperentfernung steht der kreisfcirniig- begrenzte Bauclmapf, dessen Durchmesser 0,37 — 0,39 mm beträgt. Dicht hinter dem Mundnapf folgt der ebenfalls kräftige, fast kuglige Pharynx (0,208 mm), hinter dem die beiden Darm- schenkel henkelartig nach vorn gebogen abgehen, was wohl auf Eechnung der Contraction zu setzen ist; am Seitenrande biegen sie nacli hinten um und durchziehen als weite Canäle den ganzen Körper bis zum Hinterrande. (lanz im Hinterende, jedoch noch von den Darmschenkeln über- ragt, finden sich in einer geraden Linie oder ein wenig verschoben drei ovale oder kuglige, fast gleich grosse Organe (ca. 0,17 mm im Durchmesser); das mittelste, gewöhnlich nach einer Seite gelegene ist der Keimstock, das vordere und hintere die beiden Hoden. Am Yorderrande des vordem Hodens bemerkt man ungefähr in der Mittellinie den Genitalporus und zwar auf einem bei Seitenlage des Thieres schon für das unbewaffnete Auge erkennbaren Vorsprung, jenseits dessen das die Geschlechtsdrüsen tragende, verjüngte Hinter- ende ein wenig dorsal wärts abgebogen ist. Hier mündet sowohl der 0,4 mm lange und halb so breite Cirrusbeutel wie das ebenfalls dick- wandige Metraterm aus. Der Beutel ist nach vorn gerichtet, und vor ihm ist die einem liegenden S gleichende Vesicula seminalis deutlich zu erkennen. Neben dem Keimstock findet man die Schalendrüse und neben oder hinter ihm das Dotterreservoir, zu dem die Dottergänge hinstreben. Die Dotterstöcke selbst, welche aus sehr kleinen Follikeln bestehen, nehmen die Seitenränder ein und erstrecken sich dicht hinter dem Phar3^nx beginnend bis zum vordem Hoden. Der Uterus besetzt mit seinen quer gerichteten, die Darmschenkel bedeckenden oder frei- lassenden Schlingen das ganze Mittelfeld vom Cirrusbeutel an bis zur Darmgabelstelle ; hier biegt er nach hinten um. Die zahlreichen, braunen und dünnschaligen Eier sind 0,025 mm lang und 0,01 mm breit. Aus Perdix-Avten sind bisher nur Distonmm plesiostomum v. Lstw. und B. snlcaium v. Lstw.^) bekannt geworden, beide üusPerdix graeca: die erstgenannte Art ist ein Lyperosonmm, die zweite scheint auf den ersten Blick eine ganz abweichende Form darzustellen, ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass auch sie zu den Harmo- 1 ) V. LiNSTOW, Nemat., Trem. u. xVcantoceph. ges. v. Prof. Fedtschenko in Turkestan, in: Arch. Naturg., Jg. 49, V. 1, 1883. p. 309, fig. 51. J20 M. Braun, stomen gehört: die Geschlechtsdrüsen liegen im Hinterende, aller- dings nach Zeichnung und Text der Keimstock vor den beiden Hoden, was aber ein Irrthum in der Deutung des fraglichen Organs sein kann; der Verlauf des Uterus entspricht den Verhältnissen bei Harmostomen, die Unterbrechung in der Höhe des Bauchnapfes ist natürlich nur eine scheinbare; auch die beiden grossen Saugnäpfe sowie der muskelkräftige, dem Mundnapf dicht folgende Pharynx weisen auf ein Harmostotmmi hin. Wenn diese Art nicht richtiger beschrieben worden ist, so fällt dies dem Beschreiber, dem nur ein von anderer Hand angefertigtes mikroskopisches Präparat vorlag, gewiss nicht zur Last. 54. Harmostomuni centrodes Ben. 1901. (Fig. 73, 74.) lltOl. Hiiniiostojirtii)/ centrodes Braun, Z. Kev. d. Trem. d, Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 941. Vertreten in der Wiener Helminthensammlung (No. 761 ) aus dem Darm von Tinamus variegatus Lath. (Heimath Brasilien). Der cylindrische, vorn abgerundete und hinten nur wenig sich verjüngende Körper ist 3,5 mm lang und bis 0,8 mm breit; die Cuti- cula führt Stacheln, doch nur in der vordem Körperhälfte, sie ver- schwinden bald hinter dem Bauchnapf. Der Mundnapf liegt ganz auf der Bauchfläche, ebenso die längs gestellte Mundöffnung; seine Länge beträgt 0,4, die Breite 0,36 mm. Der Bauchnapf, etwas vor der Körpermitte gelegen, ist kreisrund und 0,364 mm gross. Der Pharjmx ist 0,156 mm lang und 0,166 mm breit; die Darmschenkel reichen bis in die Nähe des Hinterrandes. Von den drei im Hinterende gelegenen Geschlechtsdrüsen sind die rundlichen Hoden etwas grösser als der zwischen ihnen auf einer Seite liegende Keimstock. Der Genitalporus liegt am vordem Hoden ; Metraterm und Cirrusbeutel sind gross, letzterer beutelförmig. ca. 0,25 mm lang und bis 0,18 mm breit; die Innenfläche des Cirrus ist mit sehr schlanken, ein wenig gebogenen, 0,23 mm langen Stacheln besetzt (Fig. 74). Das Metraterm ist ebenfalls musculös und von ovaler Gestalt; Stacheln sind in ihm nicht erkennbar. Die Schalen- drüse liegt zwischen den Hoden neben dem Keimstock und das Dotterreservoir hinter ihr. Die aus kleinen Follikeln bestehenden Dotterstöcke beginnen vorn hinter der Gabelstelle des Darmes, un- gefähr in gleicher Höhe mit der Umbiegungsstelle des Uterus und Fascioliden der Vögel. 121 enden hinten in der Hölie des Keinistockes. Die quer g-ericliteten Uterusschlingen stehen namentlich hinter dem Bauchnapf sehr dicht, lialten sich jedoch im Mittelfelde, d. h. sie überschreiten die Darm- schenkel nach aussen nicht; dorsal vom Bauchnapf macht sowohl der auf- wie absteigende Schenkel weniger weit nach den Seiten und auch weniger dicht gelagerte Schlingen, so dass diese Stelle dem Auge als ein heller Fleck erscheint. Vorn biegt der Uterus nicht dicht, sondern etwas hinter der Darmgabelstelle nach hinten um. Die schlanken, dünnschaligen und braunen Eier sind 0,025 mm lang und 0,014 mm breit. Wenn ich die hier beschriebene Art nicht mit Harmostomum marsupium n. sjJ. vereinige, mit dem sie oifenbar näher als mit andern Harmostonien verwandt ist, so geschieht dies wegen der bei H. marsupium fehlenden Bewaffnung des Cirrus; ferner sind bei der letztgenannten Art die drei Geschlechtsdrüsen fast gleich gross, hier die Hoden grösser und endlich beginnen die Dotterstöcke bei beiden Arten auf verschiedener Höhe und sind im Allgemeinen bei H. cen- 'trodes schwächer entwickelt. Harmostomen aus dem Darm von Nothura maculosa Tem., deren Heimath ebenfalls Brasilien ist (Wiener Sammlung No. 749) glaube ich zu der vorstehend beschriebenen Art stellen zu dürfen ; sie sind zwar etwas kleiner (2,3 mm), auch beginnen ihre Dotterstöcke in der Höhe des Pharynx, und es reichen die Uterusschlingen vorn bis zur Darmgabelstelle, aber das sind Verhältnisse, die gewiss von der Zusammenziehung des Vorderendes, speciell von der Zurückziehung des Mundnapfes abhängen, so dass hierauf um so weniger Gewicht gelegt werden darf, als weitere Unterschiede nicht namhaft gemacht werden können; die Bestachelung des Cirrus tritt auch hier sehr deutlich hervor. Ebenso möchte ich stark contrahirte und sehr mit Eiern gefüllte Harmostomen aus dem Darm von Tinamus carhonarius (Glas No. 742 der Wiener Sammlung, Heimath Brasilien) hier an- schliessen. Da ich am Totalpräparat die Lage der Gesclilechts- öffnung nicht feststellen, wie überhaupt vom Cirrusbeutel Nichts sehen konnte, weil Uterusschlingen den Einblick hinderten, liess ich ein Exemplar in Sagittalschnitte zerlegen; der Zweck wurde erreicht. Es ergab sich bei der Untersuchung, dass die drei Geschlechts- drüsen alle in dorsoventraler Kichtung gestreckt sind, dass ferner auf der Rückenfläche in der Höhe des Keimstockes der LAUREE'sche Canal ausmündet und dass die Vesicula seminalis zwischen Keim- stock und vorderm Hoden gelegen ist; dagegen enthielten die ersten 122 ^I- Braun, Uternswindung-en neben Eiern auch Sperma. Der am vordem Hoden gelegene Genitalporus führt nach innen in einen schmalen, von dicker Cuticula und zahlreichen Muskeln umgebenen Gang, in welchen von vorn der Cirrusbeutel, von hinten das Metraterm ein- mündet. Die dicke Cuticula setzt sich in die Hohlräume beider Oi'gane fort und trägt im Cirrus die oben erwähnten Stacheln ; beide Organe haben ferner Ring- und Längsmuskeln, und die Lichtung des Metraterms ist erheblich weiter als die des Cirrus. Auch ergab sichj dass der Bauchsaugnapf sehr tief ist ; der ganze Dorsoventral- durchmesser beträgt 0,42 mm, davon fallen 0,31 mm von der Mün- dung des Bauchnapfes bis zu seiner dorsalen Aussenfläche. Auch aus dem Darm von Tiucmms ohsoMus TE^^. (Heimath Brasilien) liegen mir Harmostomen vor (Wiener Sammlung, Glas No. 760); ich bin jedoch nicht sicher, dass sie zu H. centrodes ge- hören, mit dem sie sonst übereinstimmen, da ich die Stacheln im Cirrus nicht finden kann. Noch weniger scheint mir ein aus Tinamus n. sp. (Brasilien) her- rührendes Exemplar i Wiener Sammlung, Glas No. 756) zu H. cen- trodes gestellt werden zu können, weil der dicke, hervorgestülpte Cirrus unbestachelt und der Keimstock sehr gross ist; doch unter- lasse ich die Aufstellung einer besondern x\rt, da nur ein Exemplar vorhanden ist. Ich erwähne schliesslich noch, dass auch die Helminthensamm- lung des Zoologischen Museums in Berlin ein aus Tinamus sp. stammendes Harmostomum besitzt (Glas No. 1631); es ist von Sello im April 1822 in Ypanema (Brasilien) gefunden worden, aber leider so stark gedunkelt, dass eine nähere Untersuchung unmöglich ist. 55. Harniostoinuni mordens Bkn. 1901. (Fig. 75.) ■1901. Ilarniofifomnni morden^ Beaun, Z. Rev. d. Trem. d. \ög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abtb. 1, V. 29, p. 941. In der Wiener Sammlung aus dem Darm \'on IhdJus sp. (Bra- silien) vertreten (Glas No. 697). Der C3^1indrische, hinten jedoch zugespitzte Körper ist 3,5 mm lang und 0,5 mm breit; die Cuticula ist nur auf der Bauchfläche vom Hinterrande der Mundöffnnng an eine kleine Strecke weit be- stachelt, was namentlich bei Seitenlage des Thieres deutlich her- vortritt. Fasciolideii der Vögel. ]2B Die subterminale i\ruiidölfnung- ist rund oder in die Quere ge- streckt, der Mundnapt kräftig und auf seiner Dorsahvand mit einem nach innen in die Lichtung des Napfes vorspringenden musculösen Polster versehen; Länge des Napfes 0,312 mm, Breite 0.350 mm. Bauchnapf kreisrund, ein Drittel der Körperlänge vom Miindnapt entfernt, 0,312 mm im Durchmesser; seine Eingangsöffnung gewöhn- lich dreistrahlig. Dicht hinter dem Mundnai)f liegt der kuglige, kräftige Pharynx (0,145 mm lang), hinter dem die Darmschenkel entspringen und in der gewöhnlichen Weise bis zum Hinterrand des Körpers ziehen. Die im Hinterrande zwischen den Darmschenkeln gelegenen Geschlechtsdrüsen scheinen von ziemlich gleicher Grösse. Genital- porus vor dem vordem Hoden gelegen; Cirrusbeutel verdeckt. Die Dotterstöcke beginnen halbwegs zwischen Mund- und Bauchnapf und erstrecken sich bis zur Mitte oder dem Hinterrand des vordem Hodens ; das Dotterreservoir liegt unmittelbar hinter und neben dem Keimstock. Dei' an den Seiten die Darmschenkel wenig oder nicht überschreitende Uterus reicht vorn nur bis zum Hinterrand des Bauchnapfes; er enthält sehr zahlreiche, gelbbraune Eier von 0,02 mm Länge und 0,014 mm Breite. Die Art ist hinlänglich durch die beiden gleich grossen Saug- näpfe, von denen der vordere noch eigenartig ausgerüstet ist, durch das Freibleiben des vor dem Bauchnapf gelegenen Theiles des Mittel- feldes von Uterusschlingen und durch verhältnissmässig lange Dotter- Stöcke unterschieden. 56. HarniosfonaiiH eaudale (Rud.) sp, Itiq. 1800. Didoina mri/oeaf actis Zjjder, Erst. Nachtr. z. Naturg. d. Eingew. p. 168. 1803. Distoma carijoeaiarfis Zedee, Anltg. z. Naturg. d. Eingew., p. 210. 1809. Distoma candnle Eudolphi, Ent. hist. nat., V. 2, 1, p. 382. 1819. Distoma caudalc Rudolphi, Ent. synops., p. 103. 1848. Distoma raiidalf Dujaedin, Hist. nat. heim., p. 442. 1848. Distoma caadalr v. SiEBüLD , Lehrb. vergl. Anat. wirbell. Tb., p. 144 Anm. 18. 1850. I)istn}uiun eaudale DiESiNG, Syst. heim., V. 1, p. 362. 1892. Distomam eaudale Stossich, I Dist. d. ucc, in: Boll. Sog. adriat Sc. nat., Trieste, Y. 13, 2, p. 36. 1901. Ilarmostomiihi eaudale Braun, Z. Rev. d. Trem. d. \ög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 562. 124 >I- Beaun, Nee: 1870, Distoma candale "WillemOES-Suhm, Helm. Not. II, in: Zeitsch. wiss. Zool, V. 20, p. 97. 1893. DIsfomnni caudalc Monticelli, Stud. Trem.endop. Dist. I., in: Zool. Jahrb., Suppl. 3, p. 149, Anm. 1. 1897. Distoma caudale Müller, Helm. Mitth., in: Arch. Naturg., Jg. 63, V. 1, p. 16. Die Kenntnisse über diesen Wurm sind äusserst dürftig- und beruhen fast allein auf den ersten Mittheilungen Zedee's; sie lauten: Läng-e I—IV., Linien, Breite ^U—^l^ Linie; Gestalt elliptisch, nieder- gedrückt, vorn breiter und dicker, hinten schmächtiger, flacher und zugespitzt, auf dem Eücken rundlich, auf der Bauchseite flach; Farbe aschgrau; Saugwarzen tief, in der Weite einander fast gleich, die vordere sehr schief, auf der untern Fläche und zur Hälfte durch- sichtig; die Saugwarze am Bauche eingegraben, ganz vertieft, eckig, ohne Lippe ; in der Nähe des Hinterendes ein kurzes, weisses, walzen- rundes, warzenf()rmiges (xeläss, das Zeugungsglied; Hals gleich weit, dick, fast rund ; der Rand des unten flachen, oben rundlichen Körpers ringsum scharf, im Leben durchsichtig; Wohnort im Mastdarm von Nucifraga caryocafades. RuDOLPHi hat diesen Wurm nicht gesehen; er nennt ihn, seinen Nomenclaturregeln folgend, Disf. caudale und giebt Diagnose und Beschreibung nach Zeder, hinweisend auf CTinostomum heterostomum (Ruij.) und Urogonimus macrostomtts (Rud.), bei denen die Geschlechts- öffnung im Hinterende resp. an dem hintern Körperpol gelegen ist. DujARDiN folgt der Diagnose bei Rudolphi, Diesinci ändert oder erweitert sie jedoch durch die Angabe, dass der Bauchsaugnapf an der Basis des Halses gelegen ist, auch zählt er 2 neue Wirthe auf {Garrulus gjanclarius und Pyrrhocorax alpinus), in denen das Thier in Wien (von Bremser) gefunden worden ist; diese Exemplare müssen demnach Diesing vorgelegen haben und von ihm untersucht worden sein. Ob v. Siebold Disf. caudale gesehen hat, ist aus der Form seiner Bemerkung, die sich auf die Lage des Cirrus bezieht, nicht ersichtlich; Stossich hat die Art nicht gefunden. Was Willemoes- SuHM als Dist. caudale kurz beschreibt, ist, wenn die Angabe Zeder's von der Lage des Cirrus sicher ist, ge- wiss nicht die RüDOLPHi'sche Art, obgleich der Wirth {Pyrrhocorax alpinus) unter den Wirthen von Dist. caudale angeführt wird; denn es heisst ausdrücklich, Cirrus und Scheide münden zwischen den beiden Saugnäpfen; auch besass diese Form einen ..stark vom Körper Fascioliden der Vögel. ]^25 sicli absetzenden Schwanz" wie Bist, appendiculatum, welcher Hinweis MoNTicELLi sogar an die Möglichkeit einer Zuweisung des Bist, cauddle zu den Apoblemen {Hemiunis) denken lässt. Dass endlich das Dist. caudäle, das Müllek im Darm von Coracias garrula gefunden hat, Urogonimus macrostomus ist, lehren Beschreibung und Abbildung. Aus dem bisher Bekannten lässt sich eine Vorstellung über den Bau des Disi. caryocatactis = Dist. caudale nicht gewinnen; wir wissen Nichts über den Darm und kennen von den Genitalien nur annähernd die Lage des Cirrusbeutels; der Körper wird elliptisch genannt, und doch soll er vorn breiter und dicker, hinten schmäch- tiger und zugespitzt sein; der Mundsaugnapf soll sehr schief stehen, was wohl auf eine ventrale Lage der Mundöffnung hinweisen wird. Bei dem Umstände, dass die Tyi)en der Art, die ZEDEß'schen Exemi)lare, wohl nicht mehr existiren, müssen die von Diesing unter- suchten Exemplare des Wiener Museums als die Typen angesehen "werden, da dieser Autor eine wohl auf Grand eigener Untersuchung etwas modificirte Diagnose giebt. In der Wiener Helminthensammlung tragen 3 Gläser die Be- zeichnung Dist. caudale; das eine (No. 300) enthält Trematoden aus Nucifraga caryocatactes, No. 302 aus Pica caudata und No. 303 aus Pyrrhocorax alpinus; die beiden zuerst genannten 'Wirthe führt jedoch Diesing (1. c.) nicht an, sie können auch hier unberücksichtigt bleiben, einmal weil die Diagnose der Trematoden aus Nucifraga, die auch noch aus Brasilien stammen sollen, nur mit einem Frage- zeichen auf Dist. caudale lautet — es handelt sich in ihnen um eine PI agiorchis- Art — , sodann weil Glas No. 302 einen Opisthorckis ent- hält, der sich in Nichts von 0. lancea (Dies.) unterscheidet; hier ist demnach eine Verwechselung der Objecte, Gläser oder Etiketten vor- gekommen. So bleibt Glas No. 303 übrig, in welchem zahlreiche Exemplare einer Harmostomum- Art sich finden, leider in einem sehr schlechten Erhaltungszustande. Die Thiere sind alle mehr oder weniger C-förmig gekrümmt und erreichen eine Länge von fast 2 mm, die grösste Breite schwankt je nach dem Füllungszustande des Uterus zwischen 0,3 und 0,4 mm. Der Körper ist langgestreckt spindelförmig, das Vorderende abge- rundet, das hintere spitzt sich zu und setzt sich bei stark gefülltem Uterus schwanzartig ab. Der rundliche Mundsaugnapf zeigt die längs gestellte, spaltförmige Mündung auf der Bauchfläche; sein Längsdurchmesser beträgt ca. 126 M. BraUxV, 0,15 mm, der quere 0,14 mm; etwas vor der Körpermitte liegt der ein wenig gr()ssere Bauchsaugnapf. In dem hellen Vorderende schimmert dann dicht hinter dem Mundnapf der kuglige Pharynx durch; von den Darmschenkeln ist Nichts zu sehen. In dem eben- falls ganz hellen Hinterende lassen sich manchmal zwei hinter ein- ander liegende elliptische Körper erkennen, die Hoden ; zwischen ihnen muss der Keimstock liegen, denn man sieht dahin die Dotter- gänge ziehen und von da den Uterus beginnen. An den Seiten findet man die Dotterstöcke als je einen schmalen Streifen von Follikeln, die schon etwas vor dem Bauclisaugnaj)f beginnen und bis zum vordem Hoden reichen. Der grösste Theil des Körpers, vom Phar^mx an bis zum vordem Hoden ist dicht mit Eiern gefüllt, nur in der Hr)he des Bauchsaugnapfes macht sich bei Seitenlage des Thieres auf der Bauchseite eine Lücke in den dichten Windungen des Uterus geltend, in welcher der Bauchnapf Platz findet. Die Eier sind 0,0273-0,032 mm lang und 0,014—0,018 mm breit. Ihre grosse Menge verdeckt den gewiss auch hier vor dem vordem Hoden gelegenen Cirrusbeutel, sowie den Grenitali)orus. Mit dieser Form stimmt „Distoninrii ntesostonmrn^'' aus Loaia coccothramfes der Wiener Sammlung (Fig. 16) recht gut überein (vgl. den folgenden Abschnitt). 57. Uistoiirttm mesostouimn (Rüd.) sp, inqu. (Fig. 76.) 1803. Fasciola Ji/esusfoina Rudolphi, Neue Eeob. üb. d. Eing., in: WlEDE- MAN^% Arch. Zool. Zoot., V. 3, St. 2. p. 28. 1809. Disloma menostomimi. Rudolphi, Ent. bist, iiat., V. 2, 1, p. 387. 1819. Dislontd inesostomitiii Rudolphi, Ent. Synops., p. 104. 1850. J)/.sto)iiinji lUPsostniiiiDii DiESiNG, Syst. hehn., \. 1, p. 361. 1890. I)is1ornii))i mcsostonnini StüSSICH, Bran. di elm. terg., Ser, 7, in: Boll. Sog. adriat. Sc. nat., Trieste, \. 12, p. 5. 1892. Itistoniwii (Jlrarhylaiimis) inrsoslomuni Stossich, I Dist. d. iicc, ibid., V. 13, 2, p. 7. ? 1896. Di.sfoiiiurii niesasfonnnn Stosöich , Kic. elmint. . ibid., Y. 17, p. 128. 1898. IHsIdvnim {Ilrucln/lairiHis) n/esosfovin»/ StossicH p. p., Sagg. faun. elm. di Trieste, in: Progr. civ. Scuol. real.'sup., p. 33. Im Mastdarm eines Turdus iliacus fand Rudolphi 4 Distomen (Greifswald 9. November 1801), bei deren Beschreibung er auf Dist, macrostommn hinweist; er würde beide Formen vereinigen, wenn er ,.hier das Kügelchen des Schwanzendes" d. h. den Cirrusbeutel ge- Fascioliden der Vögel. ;127 fanden hätte. Von diesen 4 Exemplaren findet sich in der Ber- liner Sammlung- nur noch ein einziges vor (No. 1505), das aber so stark gedunkelt ist, dass alle Aufhellungsmittel selbst bei grellster Beleuchtung versagen ; es ist abgeplattet, 1,3 mm lang und 0,45 mm breit; das eine Ende, das Eudolphi das vordere nennt, ist abge- rundet und setzt sich als ein etw^a halbkreisförmiger Vorsprung ab, während das Hinterende sich zuspitzt. In der Mitte erkennt man die quer gestellte Eingangsöffnung in den Bauchsaugnapf (0,2 mm lang in der Querrichtung des Thieres); sonst bemerkt man ausser einer Verletzung zahlreiche dunkelbraune Eier von 0,0228 mm Länge und 0,114 mm Breite. Diese Angaben reichen natürlich zur AMeder- erkennung der Art nicht aus, Ihr nächster Beschreiber ist Diesing, der zu dem einen AVirth noch 3 andere: Pyrrlmla vulgaris, Fringüla coccothraustes und Fr. chloris hinzufügt; die Wiener Sammlung enthält hiervon noch die Exemplare aus Pyrrlmla (jNo. 486) und Coccothraustes (No. 485); die erstem erweisen sich als Urogonimus macrostomus (Hud.), das letztere — es ist nur ein Exemplar vorhanden — als ein Harmostomum. Das Thier (Fig. 76) hat im Allgemeinen spindelförmigen Umriss, doch ist das Hinterende schlanker und zugespitzt, das vordere breiter und abgerundet, die grösste Breite fällt etwa in die Höhe des Bauch- saugnapfes; sie beträgt bei der Länge von 1 mm 0,3 mm. Die Saugnäpfe sind fast gleich gross, der vordere 0,137 mm in beiden Durchmessern, der Bauchsaugnapf eben so lang, jedoch 0,145 mm breit. Er liegt jedoch nicht in, sondern vor der Körpermitte, immer- hin dieser genähert; sein Eingang ist rund, die Mundöffung dagegen ein Längsspalt. Hinter dem Mundsaugnapf folgt dicht der kurze (0,05 mm), aber breite (0,1 mm) Pharynx, hinter dem wiederum die Anfangstheile der beiden Darmschenkel erkennbar sind. Im Hinter- ende liegen vier Organe, einmal zwei beinahe kuglige Körper in der Mittellinie und durch einen kleinen Zwischenraum von einander getrennt — ich halte sie für Hoden; die beiden andern Bildungen liegen zwischen ihnen, das eine kleinere, mehr ventral gelegene ist das Dotterreservoir, das andere mehr dorsal gelegene und grössere ist der Keimstock. Die Dotterstöcke sind an den Seiten des Körpers als je ein schmaler Streifen erkennbar, sie beginnen vorn mit dem Vorderrand des Bauchsaugnapfes und enden am Vorderrand des vordem Hodens. Der ganze Raum zwischen den Dotterstöcken und dem vordem Hoden bis zum Pharynx hin ist mit Eiern gefüllt; sie sind gelbbraun, elliptisch oder an einem Pole spitz ausgezogen 128 ^^I- Bkacn. und 0,0228—0,0273 mm lang und 0,014-0,0182 mm breit. Die Genitalöffnung- habe ich trotz allen Suchens nicht gefunden; wir dürfen sie bei der Anordnung dei- Genitalien vor dem vordem Hoden erwarten. Ob nun diese Form wirklich Bist, mesostommn Rud. ist, wage ich nicht zu entscheiden; möglich ist es wohl, da die beiden Saug- näpfe verhältnissmässig gross und beinahe gleich gross sind, da auch hier der Körper mit Eiern angefüllt ist, deren Maasse mit denen des Originals fast übereinstimmen und da auch die Körperform einiger- maassen stimmt ; freilich liegt der Bauchsaugnapf nicht in der Mitte, aber das kann, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, von der Contraction resp. von der Entwicklung des Hinterendes abhängen. Andrerseits muss auch hier darauf hingewiesen werden, dass dieses Harmosfonmm recht gut mit IHst. caudcüe der AViener Samm- lung aus Pyrrhocorax alpinus) übereinstimmt. Die Art würde dann Harm, mesosfomum (Rud. 1803) (= Bist, caudale Rud. 1809) heissen müssen. In einer Tnrdus-Art (T. viscivorus) hat auch Stossich ein un- bestacheltes Bistomum getunden und trotz der bedeutendem Körper- grösse (5 mm) als Bist, mesostommn bezeichnet. Die Beschreibung ergiebt Manches mit der Wiener Form Uebereinstimmende : die beiden Saugnäpfe sind gleich gross, dem Mundsaugnapf folgt gleich der Pharynx, und hinter diesem gabelt sich der Darm; die grossen elliptischen Hoden liegen hinter einander im Hinterende des lang- gestreckten Körpei's ; zahlreiche kleine, gelbbraune Eier füllen den Raum zwischen dem Saugnapf und dem vordem Hoden; nur lässt Stossich den Uterus vorn am Pharj^nx ausmünden. Die Nachunter- suchung der mir freundlichst zur Verfügung gestellten Exemplare ergab, dass die Triestiner Form ebenfalls ein Harmostomum ist (Fig. 77); ich konnte den kleinen, walzenförmigen Cirrusbeutel und den Genitalporus vor dem vordem Hoden deutlich erkennen, ebenso den Keimstock und das Dotterreservoir zwischen den beiden Hoden; die schon von Stossich gesehenen Dotterstöcke liegen an den Seiten des Körpers, reichen vom Bauchsaugnapf bis zum vordem Hoden. Entsprechend der bedeutendem Körpergrösse sind auch die Saug- organe grösser (0,25 mm der Bauch-, 0,3 mm der Mundnapf) ; der Bauchsaugnapf liegt etwa am Beginn des zweiten Körperdrittels; die Darmschenkel reichen, wie Stossich richtig angiebt, bis an den zugesi)itzten Hinterrand. Die gelbbraunen Eier sind 0.0273 mm lang und 0,016 mm breit. In der Kürze der Dotterstöcke gleicht diese Fasciolideu der Vögel. 129 Form dem Harmostomum fuscatum (Rud.), sie dürfte aber doch wohl specifisch verschieden und dann besonders zu benennen sein. Dieselbe Form glaubt Stossich 1896 auch aus dem Darm einer Columha livia durch A. Valle erhalten zu haben; doch ist dies dem Autor selbst zweifelhaft, da jüngere Exemplare vorn bestachelt waren (vergl. unter Harmostomum fuscatum). Bist, mcsostomum will endlich auch Zellek ^) in Turdus iliacus und T. merula gefunden haben ; die Angabe, dass diese Distomen ver- hältnissmässig spärliche, aber grosse Eier bilden, schliesst jedoch die Identität der ZELLER'schen und der RuDOLPHi'schen Form aus. XIX. Gattung: Glaphurostonnun Brn. 1901. lUOl. (ilaphyrostomum Braun, Z. ßev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 942. Wie es unter den Clinostomen Formen giebt, bei denen der Genitalporus nicht an, sondern hinter dem vordem Hoden gelegen ist, wie ferner die von mir aufgestellte Gattung Scaphiostomum sich durch die Lage des Genitalporus von Ityogonimus Lhe. unterscheidet, so kommen auch unter den Harmostominen Arten vor, deren Genital- porus hinter den vordem Hoden verlegt ist. AVill man diesem Um- stände, wie dies bei den jetzigen Anschauungen über das S3^stem der Fascioliden kaum anders möglich ist, Rechnung tragen, so ist die Aufstellung einer besondern Gattung nothwendig. Consequenter Weise muss dies dann auch für Clinostomen mit hinter dem vordem Hoden gelegenen Genitalporus geschehen, für welche ein Name bereits existirt, nämlich Mesogonimus Mont. ; -) ihn in dem ursprüng- lichen Sinne wieder anzunehmen, scheint mir jetzt durchaus gerecht- fertigt. Es gehören in diese Gattung der im geschlechtsreifen Zu- stande anscheinend bis jetzt noch nicht bekannte Typus {Bist, reti- culatum Looss 1885) und die von mir als CUnostomum Sorbens be- schriebene Art. ■') Für Fascioliden vom Bau der Harmostomen, jedoch mit hinter den vordem Hoden verlagertem Genitalporus habe ich die Gattung Glaphyrostomum aufgestellt; als weiterer Unterschied wäre noch an- 1) Zeller, E., Ueber Leucochloridium paradoxum, in : Zeitsch. wiss. Zool., y. 24, 1874, p. 573. 2) MoNTiCELLi, F. S., Sagg. d. una morf. d. Tremat., Napoli 1888, p. 92. 3) Braun, M., Die Arten d. Gttg. Clinostomnm , in: Zool. Jahrb., V. 14, Syst., 1900, p. 34. Zool. Jahrb. XVL Abth. f. Syst. 9 130 M. Braun, zuführen, dass der Mundsaugnapf nicht, wie gewöhnlich bei den Harmostomen, in die Länge gestreckt ist, auch die Mundöffnung nicht einen Längsspalt darstellt, sowie dass das männliche Copulations- organ aus drei Theilen besteht: 1. der Vesicula seminalis, 2. einer Fortsetzung derselben, die mit einer starken Eingmuskellage ver- sehen ist und direct in den dritten Abschnitt, den Cirrusbeutel über- geht; dieser ist klein, umgekehrt birnförmig und mündet im Porus; sein ihn durchziehender Canal dürfte mit seiner Wandung ausgestülpt werden können. Die Gattung beschränkt sich bis jetzt auf brasilianische Vögel; ihr Typus ist: 58. Glaphyrostomuni adliaerens Ben. 1901. (Fig. 78.) 1901. Glaphyrostomum adhaerens Braun, Z. Rev. d. Trem. d. \ ög. II, in: Ctrbi. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 942. Die Art ist in mehreren Exemplaren in der Wiener Helminthen- sammlung (Glas No. 733) vertreten; sie bewohnt den Darm einer 3 fyiotJiera- Art Brasiliens und entstammt wie die andern Trematoden aus brasilianischen Vögeln der NATTEREE'schen Ausbeute. Der Körper der bis 4,5 mm langen Thiere hat mehr spindel- förmige Gestalt, das Vorderende ist abgerundet, das Hinterende zu- gespitzt, die breiteste Stelle (0,9 mm) liegt in der Höhe des Bauch - napfes, welcher ziemlich stark über die Oberfläche hervorspringt. In Folge des Durchscheinens der Uterusschlingen ist der ganze Körper bräunlich, nur das vorderste und hinterste Ende sowie der Bauch- napf sind weisslich. Die Cuticula trägt kleine Stacheln, doch geht die Bestachelung auf dem Rücken nicht über den Mundnapf nach hinten hinaus, während sie sich auf dem Bauche bis hinter den Bauchnapf ver- folgen lässt; das letzte Viertel bleibt aber auch hier frei. Der 0,47 mm im Durchmesser haltende Mundnapf ist bei der Ansicht von der Bauchfläche kreisrund, doch liegt die rundlich ovale Eingangsöffnung an seinem Vorderende. Unmittelbar vor oder in der Körpermitte liegt der kreisrunde, 0,6—0,7 mm grosse Bauchnapf: er ist wie der Mundnapf dickwandig (0,15 mm). Der Darmcanal zeigt die gleichen Verhältnisse wie bei den Harmostomen; es liegt also der kräftige Pharjmx (0,187 mm lang, 0,240 mm breit) dicht hinter dem Bauchnapf; unmittelbar hinter Fascioliden der Vögel. 131 ersterni entspringen die Darnischenkel, welclie sich g-leich nach den Seiten resp. bei den contrahirten Thieren erst nach vorn nnd anssen wenden, um dann nach hinten umzubiegen und den ganzen Körper als weite Röhren bis zum äussersten Schwanzende zu durchziehen. Die Geschlechtsdrüsen liegen hinter einander im Hinterende, der Keimstock zwischen den Hoden, wie oft bei Harmostomen, auf einer Seite und mehr dorsal; die Hoden sind rundlich oder etwas in die Länge gestreckt und wenig grösser, gleich oder kleiner als der Keim- stock. Hinter diesem liegt das Dotterreservoir, neben und hinter ihm die Schalendrüse; bei einem Exemplar sehe ich den hinter dem Keimstock hervorkommenden und auf der Rückenfläche sich öffnenden LAUREK'schen Canal sehr deutlich, da er mit einer körnigen Masse gefüllt ist. Der Genitalporus liegt ziemlich in der Mittellinie zwischen Keimstock und hinterm Hoden; das zu ihm führende Metraterm ist nicht besonders ausgezeichnet, sondern ein enger, dünnwandiger Canal. Das männliche Copulationsorgan besteht aus dem terminalen Bulbus von umgekehrt birnföi-miger Gestalt (Länge 0,1 mm, Breite 0,072 mm), einem daran nach vorn sich anschliessenden, ca. 0,25 mm langen und geraden Canal, der mit dicker Ringmusculatur versehen ist, und der gewundenen Vesicula seminalis, die in der Höhe des Vorderrandes des vordem Hodens liegt, im Einzelnen jedoch, da sie von Uterus- schlingen verdeckt ist, nicht verfolgt werden kann. Die seiten- ständigen, aus zahlreichen, kleinen Follikeln bestehenden Dotter- stöcke beginnen vorn etwas hinter dem Pharj^nx und erstrecken sich bis in die Höhe des Keimstockes. Aus ihrem Hinterende ent- springen, wie gewöhnlich bei Harmostomen, die Dottergänge, die in kurzem Verlauf nach hinten und innen ziehend in das grosse Dotter- reservoir einmünden. Der Uterus, wie bei den Harmostomen aus einem auf- und ab- steigenden Schenkel bestehend, wendet sich zuerst in quei" gerichteten, dicht gelagerten Schlingen nach xom bis zum Pharynx, hier biegt er um und zieht ebenfalls Schlingen bildend zum Porus ; dorsal vom Bauchnapf bilden beide Schenkel kaum einige Krümmungen, sie ver- laufen vielmehr fast gerade, weshalb diese Stelle dem blossen Auge als heller Fleck erscheint. Er beherbergt sehr zahlreiche, elliptische und gelbliche Eier, deren Länge nur 0,02, deren Breite 0,009 bis 0,01 mm beträgt. Dieselbe Art findet sich auch in Glas No. 692 der Wiener Sammlung; ihr ^'irtli ist GaUinuJa Moloides Puch. (Brasilien); die 9* 132 M. Braun, Exemplare sind allerdings alle kleiner (3,3 mm lang und 0,7 mm breit), doch kann ich andere Unterschiede nicht auffinden bis auf geringe Grössendifferenzen auch bei den Saugnäpfen. 51). Glaphyrostofnuni projHnquu^n Brn. 1901. (Fig. 79.) 1901. GlapJiyrostommn propiiiqwn» Braun, Z. Rev. d. Trein. d. Vög. II, in: Ctrbi. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 942. Diese Art findet sich in Glas No. 589 der Wiener Helminthen- sammlung (aus dem Darm von Dendrocolaptes scandens — Brasilien). Sie wird 2,7 mm lang und 0,7 mm breit; der ümriss des auf einer Fläche liegenden Kr)rpers ist breit spindelförmig, jedoch ist das Vorderende abgerundet; auch setzt sich dieses, so weit es den Mundnapf trägt, von dem übrigen Körper leicht ab. Die Cuticula ist vollkommen glatt. Der subterminale Mundnapf ist fast kreisförmig (0,312 mm im Durchmesser); die Innenfläche seiner dorsalen Wand trägt, eben so wie bei Harmostomum mordens, am vordem Theile ein in die Lichtung vorspringendes Polster, das, wie mir Sagittalschnitte zeigen, eine locale Verdickung der Saugnapfwand um ein Drittel ist; im hintern Theile ist die dorsale AVand des Napfes 0,08, im vordem 0,13 mm dick. Der Bauchnapf liegt ein Drittel der Körperlänge vom Vorderrande entfernt; er ist kreisrund mit einem Durchmesser von 0,350—0,396 mm, also grösser als der Mundnapf. Der Pharynx schliesst sich dem Mundnapf auf den Total- präparaten direct an, auf Schnitten zeigt sich ein kurzer, zusammen- geschobener Praepharynx; ersterer ist gewöhnlich breiter als lang (0,177 resj). 0,144 mm) oder auch kuglig (0,156 mm im Durchmesser). Die Darmschenkel entspringen gleich hinter ihm, wenden sich im Bogen nach vorn und aussen, biegen dann am Körperrande nach hinten um und durchziehen ziemlich nahe dem Bande den Körper. Das ganze Mittelfeld, vom Pharynx bis zum Ende der Darm- schenkel, wird von den Genitalien eingenommen, nur die Dotterstöcke liegen seitlich ; von den ganz im Hinterende gelegenen Genitaldrüsen sind die Hoden constant kleiner als der nach einer Seite und gleich- zeitig nach der Dorsalfläche verschobene Keimstock; auch scheint regelmässig der vordere Hoden etwas grösser zu sein als der hintere. Neben dem Keimstock trifft man die Schalendrüse; von ihrer Ventralfläche her kommt ein grosser sich nach hinten wendender und vor dem hintern Hoden im Bogen dorsalwärts ziehender Canal, Fascioliden der Vögel. 133 der schliesslich auf dem Eücken ausmündet, der LAURER'sche ('anal; er ist, weil dickwandig und meist gefüllt, auch an Totalpräparaten zu sehen ; ein Receptaculum seminis kann ich nicht finden. Der Genitalporus liegt in der H(>he des Keimstockes in der Mittellinie der Bauchfläche ; an ihn schliesst sich von vorn kommend das lange Co})ulationsorgan an, welches dieselbe Zusammensetzung zeigt wie bei Glaph. adhaerens, nur ist es nicht so lang, auch die Ringmusculatur nicht so kräftig. Vor ihm findet sich die einem liegenden S gleichende Vesicula seminalis; neben seinem distalen, bulbusartig aufgetriebenen Endabschnitt, der bei einem Präparat aus der Genitalöifnung hervorsieht, liegt das von zahlreichen, sich stark färbenden, kleinen Zellen umgebene Metraterm. Der Uterus füllt vom Keimstock an und den vordem Hoden mehr oder weniger ver- deckend, das ganze Mittelfeld bis zum Pharynx aus; seitlich treten die Schlingen meist unter die Darmschenkel, ohne sie jedoch nach aussen zu überragen; die Sagittalschnitte lehren, dass die Uterusschlingen den Raum zwischen Bauch- und Rückenfläche einnehmen. Die ziemlich dünnschaligen, gelben Eier sind 0,0228 mm lang und 0,011 mm breit. Die kleinen Follikel der Dotterstöcke bilden quer stehende Gruppen, die an den Körperseiten beginnen und sich in querer Richtung auf der Ventralfläche unter die Darmschenkel fort- setzen, so dass sie diese bei Rückenlage des Thieres bedecken. Jeder Dotterstock beginnt vorn noch in der Höhe des Pharynx oder un- mittelbar hinter ihm und reicht hinten bis zum Keimstock ; das sehr grosse Dotterreservoir liegt neben dem Keimstock und ventral von der Schalendrüse. GlapJiyrostomum propinquum unterscheidet sich von Gl. adhaerens durch geringere Körpergrösse, kleinere Saugorgane, mehr nach vorn gerückten Bauchnapf, eigenartige Anordnung der Dotterstocksfollikel, bedeutende Grösse des Keimstockes und schwächere Ausbildung der Ringmusculatur am männlichen Copulationsorgan. XX. Gattung: Scaphiostouium Brx. 1901. 1901. Scaphiostomum Braun, Z. Eev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 897. Harmostominen von fadenförmiger Gestalt und sehr bedeutender Körperlänge; unbewaifnet; Saugorgane einander genähert; Mund- öffnung terminal, Mundnapf schlauchförmig mit erweiterter Mündung ; Bauchnapf von der gewöhnlichen Gestalt. Pharynx tonnenförmig, Praepharynx und Oesophagus fehlen ; Darmschenkel un verästelt, den 134 M. Braun, ganzen Körper durchziehend. Excretionsblase klein. Genitaldrüsen hinten, jedoch vor dem schwanzartig sich verjüngenden Körperende hinter einander gelegen und zwar der Keimstock zwischen den Hoden ; Schalendrüse (?) und Dotterreservoir dorsal vom Keimstock ; Laurer- scher Oanal? Dotterstöcke seitenständig, sehr langgestreckt und aus kleinen Follikeln bestehend. Uterus ebenfalls sehr lang; Eier zahl- reich, sehr klein. Genitalporus vor dem vordem Hoden ; Cirrusbeutel kurz und dick. Parasiten von Vögeln. Typus: ScapJiiostomnm illatahile Ben. 60. ScaphiostoiiiinH illatahile Bek. 1901. (Fig 80.) 1901. Sciij/]/iosto)nvji/ illatahile Braun, Z. Bev. d. Trem. d. Yög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 897. Körper fadenförmig, drehrund, hinten verjüngt, Vorderende ab- gestutzt ; bis 25 mm lang und bis 0,6 mm breit ; unbestachelt. Mund- napf röhrenförmig, terminal, vorn etwas erweitert, 0,8 mm lang, vorn 0,4, hinten 0,233 mm breit und dick; Mundöffnung terminal; Bauchnapf etwa 2 mm vom Vorderrande entfernt, 0,260 — 0,290 mm gross. Der tonnenförmige Pharynx liegt dicht hinter dem Mundnapf; er ist 0,260 mm lang und 0,25 mm dick (im Dorsoventraldurchmesser). Die Darmgabelung scheint unmittelbar hinter dem Pharynx statt- zufinden; die unverästelten Darmschenkel ziehen durch den ganzen Körper bis zum äussersten Hinterende. Von den Excretionsorganen ist der terminale Porus zu erkennen ; an ihn schliesst sich eine kleine Blase an, die sich nach vorn zu in einen kurzen Stiel fortsetzt; dieser nimmt zwei weite, parallel verlaufende Röhren auf, welche sich jedoch bald den Blicken ent- ziehen. Die Genitalien sind nach dem Typus der Harmostomen gebaut: man findet im Hinterende drei auf einander folgende, ovale Organe; das mittlere und kleinere von ihnen ist der Keimstock, das vordere und liintere die beiden Hoden; vor dem vordem Hoden liegt der Genitalporus. Während aber diese Organe bei den Harmostomen im hintersten Körperende gelegen sind, werden sie hier von einem 3 mm langen Schwanzende überragt, so dass, da weiterhin auch der Genital- porus 3 mm vor dem Hinterrande des hintern Hodens gelegen ist, die Geschlechtsöffnung 6 mm von der Schwanzsi)itze entfernt ist. In dieser Beziehung erinnert Scapliiostomnm an liijogonimns Lhe., doch liegt hier der Genitalporus vor dem hintern Hoden. Fasciolideii der Vögel. ]^35 Die Hoden sind 0,53 mm lang, der Keimstock 0,46 mm lang. Die Schalendrüse scheint dorsal vom Keimstock zu liegen, hinter ihm jedenfalls nicht, da der hintere Hoden direct folgt; auch das Dotter- reservoir ist dorsal vom Keimstock, an dessen hinterer Circumferenz gelegen. Der aus der Genitalöifnung hervorragende Cirrus ist 0,26 mm dick und unbestachelt. Die aus sehr kleinen Follikeln be- stehenden Dotterstöcke nehmen die Seiten des Körpers ein, beginnen vorn 0,5 — 1,5 mm hinter dem Bauchnapf und erstrecken sich ununter- brochen bis dicht vor den Genitalporus. Hier entspringen zwei schmale nach hinten ziehende Gänge, die sich bis zum Dotterreservoir verfolgen lassen. Der Uterus strebt vom Keimstock zuerst ventral vom vordem Hoden nach vorn, macht hierauf einige Windungen vor dem Hoden, zieht dann dorsal vom Cirrusbeutel weiter und beschreibt nun kurze quer gerichtete Schlingen, die sich nach vorn leicht verfolgen lassen; mehr als 2 mm hinter dem Vorderende der Dotterstöcke biegt er nach hinten um und zieht, ebenfalls Windungen beschreibend bis zum Genitalporus. Die elliptischen, gelbbraunen Eier sind nur 0,0182 mm lang und 0,012 mm breit. Die Art findet sich in Glas No. 661 (2 Exemplare) und in Glas No. 706 der Wiener Sammlung in einem defecten Exemplar; sie lebt im Darm von Falco nitidus Lath. Brasiliens. Als ich diese Form zuerst sah, glaubte ich wegen ihres lang- gestreckten Körpers, der hinten den Genitalporus erheblich überragt, und wegen der Lage der Geschlechtsdrüsen nahe dem Hinterende einen Verwandten von Ityogoninms ocreatus (Goeze) = Distomum lorum Duj. vor mir zu haben; nähere Untersuchung lehrte jedoch nicht unwesentliche Unterschiede kennen, so die verschiedene Gestalt des Mundnapfes, verschiedene Lage des Genitalporus, Verschiedenheiten in den gegenseitigen Lagebeziehungen der Genitaldrüsen und in ihrem Verhalten zum Körperende; daher konnte diese brasilianische Art nicht dem Genus Uijogonimus eingereiht werden. iVber auch die Gattung Harmostonmm , die mehrere Vertreter in Vögeln besitzt, konnte trotz der sehr ähnlichen Anordnung der Genitalien nicht in Frage kommen, weil alle bisher bekannten Arten weit kleiner sind, einen anders beschaffenen Mundnapf besitzen und die Genitaldrüsen mehr dem Hinterrande genähert sind oder ganz hinten liegen. Zweifel- los bestehen verwandtschaftliche Beziehungen der vorliegenden Art zu Itijoffonimus sowohl wie zu Harmostomum, zu diesem sind sie sogar noch nähere, aber man kann jetzt wenigstens nicht mehr die vor- 136 M. Braun, liegende Art den Harmostomen einreihen ; der ganze Habitus weicht zu sehr ab. Daher habe ich eine besondere, in die Unterfamilie der Harmostominen zu stellende Gattung ScapMostomum aufgestellt. XXI. Gattung: Urogoniinus Montic. 1888. Urogonimus Monticelli, Sagg. di una morf. d. Trematodi, Napoli, p. 92. 1898. Urogonimus Stiles and Hassall , Notes on paras. 48. An in- ventory etc., in: Arch. Parasitol., V. 1, p. 95. 1899. Urogonimxs Looss , Weit. Beitr. z. Kenntn. d. Trem. -Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 653. Ich führe die Gattung hier nur an, um über Bisioma holostonmm RuD. zu berichten, das sich nach Untersuchung der Typen ebenso wie Bist, ringens Rud. als synonym zu Urogonimus macrostomus (Rud.) erweist. 61. Distomum holostomuni Rud. 1819 = Urogonimus niacrostoiiius (Rud. 1802). 1819. Distoma holostoiinnn Rudolphi, Ent. Synops., p. 94 et 368. 1845. Distoma holostonmm Dujardin, Hist. nat. heim., p. 446. 1848. Disto)num Jwlostomum v. Siebold, Lehrb. vergl. Anat. wirbell. Th., p. 144, Anm. 18. 1850. Distonmm holostomion Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 339. 1853. Distonmm holostomnm v. SiEBOiii) , Ueb. Leucocblor. parad., in: Zeitsch. wiss. Zool., V. 4, p. 433. 1866. Distonmm holostonmm "Walter, Helm. Stud., m: Ber. Offenbach. Ver. Naturkde., p. 14. 1874. Disfuumm liolostoni'um. ZeIjIj'ER, Ueb. Leucochl. parad., in: Zeitsch. wiss. ZooL, V. 24, p. 574. 1892. Cladocoelium holostomum StoB'SICJI, I Dist. d. ucc, in: BoU. Soc. adriat. Sc. nat., V. 13, 2, p. 3. RuDoLPHi erhielt von Bremser ein im Darm von Ballns aquati- cus gefundenes Distonmm von 1 \/.> Linien Länge und ^/o Linien Breite ; die Saupnäpfe waren sehr gross, der vordere endständig und kreis- rund, der grössere Bauchsaugnapf wies eine quer gestellte elliptische Oeffnung auf; der oblonge Körper zeigte die Bauchfläche eben, den Rücken wenig gewölbt, den Vorderrand breit und abgestutzt, das Hinterende schmäler und zugespitzt; von innern Organen konnten dunkle Gefässe an den Seiten und in der Mitte ein längliches trau- biges Organ gesehen werden. Die sehr ausgezeichnete Art erhielt den Namen B. Jwlostomum. Dass ihre Genitalien von der Regel ab- weichend am Hinterende ausmünden, constatirte v. Siebold 1848; Fasciolideii der Vög-el. ]37 1853 denkt derselbe an einen Zusammenhang" des THst. holostonmm, das auch in (hiüinula chloropus und G. porzana vorkommt, mit den schwanzlosen Cercarien des Leucoclüoridium paradoxnm. Walter fand die Art in Rallus aquaticus und schreibt ihr baumförmig verästelte Darmschenkel zu. Zeller, der bekanntlich zuerst ans den in Lenco- cMoridinm eing-eschlossenen un geschwänzten Cercarien Dist. niaero- stonmm Rud. erzog-, überzeugte sich durch Vergleich von Zeichnungen, die V. Siebold von Bist, holostonmm angefertigt hatte, von der Iden- tität dieser Form mit I). macrostomxm. Stossich hält jedoch noch beide Arten aus einander. In der Berliner Sammlung findet sich das EuDOLPHi'sche Ori- ginalexemplar des Bist, holosiomum noch vor (No. 1437); ein zweites Exemplar, ebenfalls aus Rallus aquaticus stammend, wird in der Wiener Sammlung aufbewahrt (No. 427). Beide noch gut erhaltenen Objecte bestätigen die Ansicht Zeller's; doch darf ich nicht verschweigen, dass ausser der erheblichem Grösse des Bist. Jiolostomutn, die bereits Zeller in Betracht zieht, aber als irrelevant hinstellt, der Bauchsaug- napf beider Exemplare grösser als der Mundsaugnapf ist, während bei Bist, macrostomum die Saugnäpfe gleich gross sind resp. der Mund- saugnapf etwas grösser zu sein pflegt. Bei dem Berliner Exemplar beträgt der Querdurchmesser des Mundsaugnapfes 0,7 mm, der des Bauchsaugnapfes fast 0,9 mm, bei dem kleinern AViener der eine 0,6, der andere 0,7 mm. Unter diesen Umständen habe ich mich bemüht, weitere Diiferenzen herauszufinden, aber ohne Erfolg; die Anordnung der Genitalien, das Verhalten des Darmes, Form und Grösse der Eier, die übrigens nach Heckeet auch bei B. macrostomum variiren, stimmen mit den entsprechenden Organen und Bildungen der eben genannten Art durchaus überein, so weit sich dies an alten Objecten consta- tiren lässt. Ich betrachte demnach Bist, holostomum als synonym zu Bist, macrostomum; hierzu halte ich mich nicht nur deshalb für be- rechtigt, weil die Saugnäpfe als musculöse Organe verschieden con- trahirt resp. erweitert sein können, sondern weil zwei andere, in der Wiener Sammlung (No. 428) aufbewahrte und aus Gallinula pormna stammende Exemplare, die ebenfalls die Bezeichnung Bist, holostomum tragen, sich in Nichts von Bist, macrostomum nnter- scheiden; sie sind kleiner als die beiden Exemplare aus Rallus aquaticus und haben gleich grosse Saugnäpfe. 138 M. Braun, XXII. Gattung: Uroriiguia Brk. 1901. 1901. Urorygma Beaun, Z. Kev. d. Trem. d. Vög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 942. Körper sehr klein, walzenförmig, Saugorgane verhältnissmässig gross und kräftig ; Mundnapf terminal, Bauchnapf hinter der Körper- mitte, fast am Hinterrande. Pharynx kräftig, Oesophagus ?, Darm- schenkel bis ans Hinterende reichend. Genitalporus am Hinterende oder etwas dorsal verschoben; männliches Copulationsorgan klein, Vesicula seminalis gross, spindelförmig, von Eingmuskeln umgeben; Hoden vor dem Bauchnapf neben einander gelegen, Keimstock hinter ihnen, dorsal vom Bauchnapf; Uotterstöcke seitenständig, zwischen den beiden Saugorganen ; Uterus anscheinend einen fast geschlossenen Kreis beschreibend; Eier dickschalig und bauchig. Parasiten von Vögeln. Typus: Urorygma nanodes Bkn. (52. Uroi'i/f/iiia nanodes Brn. 1901. ' (Fig. 81, 82.) 1901. Urorygma nanodes Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Xös;. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 942. Die Art findet sich in wenigen Exemplaren in der Wiener Sammlung (Glas No. 718) aus Falco nitidus (Brasilien); sie ist nicht nur wegen ihrer Kleinheit, sondern auch deswegen schwer zu unter- suchen, weil ein grosser Theil des Körpers von den beiden Saug- näpfen eingenommen und der übrige fast völlig von Eiern erfüllt wird. Gestalt sackförmig, vorn abgestutzt, hinten abgerundet oder zu- gespitzt; Länge 0,8 — 1 mm, Breite 0,4 mm. Cuticula ohne Stacheln. Der Mundnapf liegt terminal, die Mundöffnung ist also scheitel- ständig; sein Längsdurchmesser beträgt 0,260, der quere 0,3 mm; jenseits der Mitte des Köri)ers, bei manchen Exemplaren fast am Hinterende findet man auf der Bauchfläche das zweite ebenfalls grosse und sehr kräftige Saugorgan, dessen Länge und Breite 0,31 bis 0,33 mm beträgt; es ist also etwas grösser als der Mundnapf. Dicht hinter letzterm folgt der Pharynx (0,125 mm lang, 0,145 mm breit), und hinter ihm gabelt siel. 149 Mundsaugnapf subterminal, 0,182 mm lang; und breit, jedoch niclit kreisförmig begrenzt, sondern hinten breiter als vorn; der Bauchnapf liegt dicht vor der Körpermitte und weist 0,135 — 0,145 in seinen Durchmessen auf. Hinter dem Mundnapf bemerkt man den 0,09—0,1 mm breiten und ebenso langen Pharynx; die Darm- schenkel treten gleich hinter ihm ab und erstrecken sich über die Mitte des Köri)ers hinaus, ohne jedoch den Hinterrand zu erreichen; sie enden etwa zwischen drittem und letztem Viertel. An intacten Thieren konnte ich niemals den Genitalporus finden, er liegt, wie Schnitte zeigen, nicht ganz in der Mittellinie, sondern unmittelbar vor und neben dem Bauchnapf; hierhin strebt von vorn her der retortenförmige Cirrusbeutel und neben ihm das Metraterm. Die übrigen Genitalien A^erth eilen sich derart, dass Hoden, Keim- und Dotterstock in der vordem Kör})erhälfte gelegen sind, während der Uterus die hintere mit Ausnahme des oben erwähnten Anhanges einnimmt; wo dieser eingezogen ist, reicht der Uterus bis fast zum Hinterrande. Am meisten nach vorn trifft man den Dotterstock ; er besteht aus grossen Follikeln, die die ganze Rückenfläche vom Bauch- napf bis über den Hinterrand des Mundsaugnapfes besetzen und nach den Eändern an Zahl zunehmend an jeder Seite aufhören ; bei Rücken- lage des Thieres erkennt man also nur die seitlichen Follikel, die in einer Längsreihe stehen, erst beim Senken des Tubus kommen die dorsalen Follikel zum Vorschein. An den Seiten des Körpers liegen die ovalen oder kugligen, grossen Hoden; die Darmschenkel ziehen aussen von ihnen und wenden sich hinter ihnen mehr nach der Medianlinie zu; das vordere Drittel jedes Hodens liegt noch im Gebiet des Dotterstockes. Zwischen den Hoden , aber asymmetrisch auf einer Seite, also median von dem einen Hoden, trift't man den längsovalen Keimstock; er ist jedoch kleiner als die Hoden und liegt dicht unter der Rückenfläclie. Das Receptaculum seminis scheint hinter dem Keimstock zu liegen. Der Verlauf des Uterus ist im Einzelnen nicht zu verfolgen; er nimmt die ganze hintere Körperhälfte ein und tritt dann in der Mittellinie nach vorn, wo er erst am Phar3mx wieder nach hinten umbiegt, um zum Genitalporus zu gelangen. Die zahlreichen Eier sind dünnschalig, gelbbraun und langgestreckt oval; ihre Länge beträgt 0,027—0,032 mm, die Breite 0,009—0,014 mm. Die Excretions- blase ist lang und schlauchförmig, sie verläuft im Hinterende in der Körperaxe, am Hinterrande des Uterus aber wendet sie sich im Bogen dorsal. 150 M. Braun, Distommn marculeutum hat zweifellos in der Lag'e der Ge- schlechtsdrüsen und der Ausbreitung des Uterus hinter denselben eine Aehnlichkeit mit Fhaneropsolus Lss. und Lecitlwdendrium Lss., doch sind in beiden Gattungen die Darmschenkel ganz kurz und die Dotterstöcke von einander getrennte Träubchen; bei Phaneropsolus münden die Genitalien am Pharynx aus. auch ist der Cirrusbeutel weit länger, während ein solcher den Lecithodendrien fehlt und der Genitalporus hier allerdings dem Bauchnapf benachbart ist. Die abweichenden Verhältnisse bei Bist, marculentum hindern seine Zu- weisung- zu einer der beiden Gattungen. Andere stehen meiner An- sicht nach noch entfernter. 68. DistoiuuiH trifolkmi Ben. 1901. (Fig. 92, 93.) 1901. Disfomum fn'fnli/mi Bkaun , Z. ßev. d. Trem. d. Vög. II. in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 947. Diese Art war mir l)ereits mit den Clinostomen der Wiener Sammlung zugegangen; sie lebt im Oesophagus von Ardea coicoi Brasiliens (Glas No. 608, X, 644). Die zungenförmig-en Thiere haben eine Länge von etwa 3 und eine Breite von 1 mm; das Hinterende ist stumpf, das Yorderende mehr zugespitzt und abgerundet; Bauchfläche eben, Rücken leicht gewölbt; keine Stacheln. Der subterminal gelegene Mundnapf ist beinalie kuglig (0,136 bis 0,14 mm im Durchmesser), der um etwa ein Drittel der Körper- länge \m\ ihm entfernte Bauchnapf ist dünnwandig und quer oval mit einem Querdurchmesser von 0,115 — 0,15 mm. Ein kurzer Prae- pharynx trennt den an Grösse dem Mundnapf gleich kommenden Pharynx von dem Saugorgan; auch ein dem Pharynx an Länge gleichender Oesophagus ist vorhanden ; die Darmschenkel Hessen sich nur wenig bis hinter den Bauchnapf verfolgen. Um den Oesophagus liegen dicke Packete von Drüsenzellen. Den Genitalporus sehe ich dicht vor dem Bauclmapf in der Mittellinie, von einem Cirrusbeutel jedocliL Nichts, wohl aber hinter dem Saugorgan ein gewundenes, weites Gefäss (Vesicula seminalis). Ganz im Hinterende liegen symmetrisch die beiden fast 0.5 mm langen Hoden, deren Aussenrand eingekerbt ist. In der IMittellinie und \'()r den Hoden tritt deutlich ein 0,24 im Durchmesser haltender kugliger Körpei* hervor (ßeceptaculum seminis) und vor diesem ein Fascioliden der Vögel. \Pfi auf der Eückenfläche liegendes dreiblättriges Organ (Keimstock). Nach dieser Stelle ziehen auch die queren Dottergänge; sie kommen aus den seitlich gelegenen, aus dicht stehenden Follikeln zusammen- gesetzten Dotterstöcken, welche liinten bis an die Hoden heran- reichen, vorn jedoch erst eine Strecke hinter dem Bauchnapf be- ginnen. Einen grossen Theil des Körpers nimmt der eigenartig ver- laufende Uterus ein; derselbe wendet sich zunächst auf einer Körper- seite nach hinten, biegt dann an dem entsprechenden Hoden nach vorn um und zieht hierauf vor dem Keimstock quer nach der andern Seite, um hier ebenfalls eine nach hinten bis zur Mitte des andern Hodens reichende, lange Schlinge zu bilden; vorn wieder angelangt, tritt der dicht mit Eiern erfüllte Schlauch in querer Eichtung wiederum auf die andere Seite und gewinnt schliesslich in mehrfachen weit ausholenden Windungen den Porus. Die Eier sind dunkel- braun und bauchig. 0,023 mm lang, 0,014 mm breit. Vorn treten endlich noch neben den Darmschenkeln und dem Oesophagus Theile des Excretionsapparates hervor. Ich bin nicht im Stande eine Art zu nennen, welche mit der hier beschriebenen in einen nähern Znsammenhang gebracht werden könnte. 61). DistOiittnH vexans Ben. 1901. (Fig. 94, 95.) 1901. Distonnon rc.rans Braun, Z. Rev. d. Trem. d. \"ög. II, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 947. In der Berliner Sammlung wird unter No. 3609 ein kleines Di- stomum aufbewahrt, das im Dickdarm eines jungen Turdus nwrula gefunden worden ist. Die Länge des langgestreckt elliptischen Thieres beträgt 1,7 mm, die grösste Breite 0,5 mm. Die Cuticula ist sehr dünn und entbehrt der Stacheln. Die kräftigen Saugnäpfe stehen einander nahe und sind fast gleich gross: Mundsaugnapf 0,25 mm lang, 0,281 mm breit, Bauch- saugnapf 0,302 mm lang und breit. Vom Darm sehe ich nur den Pharynx; er liegt dicht hinter dem Mundsaugnapf und ist 0,114 mm breit, 0,09 mm lang. Der Genitalporus liegt an einem Seitenrande zwischen den Saug- näpfen; zu ihm hin lässt sich der quer gerichtete, dicht hinter dem Pharynx beginnende Cirrusbeutel verfolgen, vor dem der mit Eiern 152 M. Braun, o:efüllte Eiidabschnitt des Uterus verläuft. Hinter dem Bauchsaug- uapf, zum Theil jedoch von diesem verdeckt findet man zu den Seiten der Mittellinie, jedoch nicht ganz symmetrisch gelegen, zwei ovale Körper von ungefähr der Grösse des Bauchsaugnapfes ; es sind die Hoden. Der Keimstock liegt in der Mittellinie zwischen den beiden Saugorganen und zwar dorsal; seine Form ist elliptisch, die Grösse etwas die des Pharynx übertreifend ; hinter ihm scheint das Recepta- culum seminis oder die Schalendrüse zu liegen. Die Dotterstöcke bestehen aus grossen Follikeln und nehmen jederseits ein etwa drei- eckiges, dorsal gelegenes Feld ein, dessen Basis schräg zur Mittel- linie steht; nur eine Seitenkante jedes Feldes ist von der Bauchfläche zu sehen; in dem von den beiden Feldern begrenzten Eaum liegt der Keimstock (Fig. 95). Der Uterus zieht an der Genitalporusseite nach hinten und beschreibt dann hinter dem entsprechenden Hoden zahlreiche, quer gerichtete Schlingen, die mehr auf der Rückenfläche gelegen bis zum Hinterrande reichen; hier biegt der Canal um und beschreibt nun auf der Ventralfläche Schlingen, die sich bis zum Bauchsaugnapf erstrecken; von hier ab zieht der Uterus sich wenig schlängelnd nach vorn bis vor den Cirriisbeutel, um rechtwinklig nach dem Genitalporus zu umzubiegen. Die dunklen Eier sind 0,025 mm lang und 0,016 mm breit. Die Art dürfte in die Nähe der Pleurogenetinen gehören, doch lässt sich, so lange sie nicht genauer bekannt ist, etwas Bestimmtes nicht sagen. 70. Distomuiti (flobulus Rud. (Fig. 96^ 97.) 1819. IHstoiiKi glohvhis RuDOLPHi, Synopsis, p. 109 et 401. 1845. iJtsfo/ua globitlus Dujardin, Hist. nat. hehn., p. 450. 1846. JHsfoma ghhulus CßEPLiN , Nachtr. z. Verz. d. Th. , in: Arch. Naturg., Jg. 12, V. 1, p. 142, 143, 145, 146. 1850. Disfomum (/Johtilus Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 365. 1858. Disiorimni glohidus Diesing , ßev. d. Myzhehn. , in : SB. Akad. Wiss. Wien, raath.-nat. Gl., V. 32, p. 341. 1892. Disfomum ghbnh/s Stossich, I Dist. d. ucc, in: Boll. Soc. adriat. Sc. nat., Trieste, V. 13, 2, p. 40. 1901. Distoiinivi (jlolxilus Braun, Z. Rev. d. Trem. d. Vög. I, in: Ctrbl. Bakt., Abth. 1, V. 29, p. 564. Auch diese Art ist seit ihrer Entdeckung durch Rudolphi (No- vember zu Greifswald, Dünndarm von Anas fuligula) nicht wieder beschrieben worden, Dujardin, Diesing und Stossich beschränken Fascioliden der Vögel. 153 sieh auf eine kurze Wiedergabe der ersten Beschreibung ; nur Creplin glaubt dieselbe Art auch in Anas glacialis, A. marila, A. acuta, Mergus merganser, M. serrator (hier aber im Dickdarm) und in Alca torda beobachtet zu haben, zählt sie jedoch nur auf. Mir stehen die Typen der Art (Berliner Sammlung No. 1530) und die von Creplin gefundenen in der Greifswalder Sammlung auf- bewahrten Exemplare zur Verfügung. Die Beschreibung, welche Rüdolphi von der Körpergestalt der nur 0,5— 0,75 mm lang werdenden Art giebt, ist durchaus zutreffend; auch die übrigen Angaben, welche die Saugnäpfe und die Eier be- treffen, bestätigen sich. Leider stösst die Untersuchung der Original- exemplare, die stark contrahirt und sehr dunkel sind, auf unüber- windliche Schwierigkeiten; ich kann nur Folgendes angeben: An dem eingezogenen oder auch halsartig vorgestreckten Vorder- ende ist der Mundsaugnapf deutlich zu sehen; Längs- wie Quer- durchmesser sind gleich (0,104 mm) oder der letztere ist etwas grösser (0,1 25 mm). Nur bei einem Individuum, das auf der Seite lag, konnte ich den Bauchsaugnapf erkennen (Fig. 96); er lag ungefähr in der Mitte des Körpers und wies einen Längsdurchmesser von 0,25 mm auf. Der unmittelbar dem Mundsaugnapf folgende Pharynx ist 0.083 mm lang und 0,062 mm breit; andere Abschnitte des Darmes entzogen sich der Beobachtung. Die Geschlechtsöffnungen liegen anscheinend seitlich von der Mittellinie und zwar zwischen Mundsaugnapf und Pharynx ; an dieser Stelle bemerkt man oft, sowohl bei Seiten- wie Rückenlage der Thiere, zwei Anhänge aus dem Körper hervorragen; der vordere kann lang, gerade oder gewunden sein, ist dünn, von einem Canal durchsetzt und lässt sich nach innen in eine langgestreckt kolbige Scheide verfolgen (Cirrusbeutel mit mehr oder weniger weit vorge- strecktem Cirrus); der unmittelbar dahinter liegende Anhang ist stets kurz und breiter; sein peripheres Ende ist dem Mundstück einer Trompete ähnlich verbreitert; auch er ist ein Gang, der ins Innere weiter zieht und hier gelegentlich bis zu einem der grossen Eier verfolgt werden kann, über das sich seine Wandung fortsetzt; er kann deshalb nur der Endabschnitt des Uterus sein. Die grossen Eier sind aber nicht nur im vordem Körpertheil, zwischen den beiden Saugnäpfen zu sehen, sondern gelegentlich auch im Hinterende und hier auf der Dorsalfläche ; sie sind breit elliptisch, 0,104 mm lang, 0,073 mm breit und umschliessen regelmässig einen 154 ^r. Braun, kleinem, granulirten Körper, der die Eischale nicht ganz ausfüllt. Die Zahl der erkennbaren Eier ist immer eine geringe (4—6). Die grosse Undurch sichtigkeit des Körpers rührt von den stark entwickelten Dotterstöcken her, die den grössern Theil des Leibes einnehmen; über die Configuration dieser Organe lässt sie nur so viel sagen, dass sie nicht nur die breiten Seitenflächen inne halten, sondern anscheinend auch die Rückenfläche; die gelegentlich abzu- grenzenden Follikel sind sehr gross. Nach hinten dehnen sich die Dotterstöcke nicht bis zum Hinterrand aus, auch lassen sie die Bauchfläche hinter dem Bauchsaugnapf frei. Hier bemerkt man ganz im Hinterende einen in der Dorsoventralaxe des Thieres ver- längerten Körper, der bei der Betrachtung von der Fläche kreis- rund ist ; vor ihm und ihn meist zum Theil deckend liegt ein ebenso gestalteter Körper gleicher Grösse, der mit seinem Vorderrande an den Hinterrand des Bauchsaugnapfes stützt; beide Organe dürften kaum etwas andres als die beiden Hoden sein. Den Keimstock glaube ich nur bei einem Thier gesehen zu haben, wenigstens be- merkte ich vor dem hintern Hoden einen kleinern. ebenfalls ellip- tischen Körper, der eine andere Structur aufwies als benachbarte, ihm an Grösse gleichkommende Dotterstockfbllikel. In der Greifswalder Sammlung ist Bist, glohiilus vertreten aus Mergus serrator (Creplin leg. Gryphisw. Dec), Älca torda (Creplin leg. Gryph. Nov.), Anas glacialis (Creplin leg. Wolgast. Nov.) Anas acuta (Creplin leg. Gryph. Oct.) und Anas marüa (Creplin leg. Wolg. Jan. Nov.), hier jedoch untermischt mit Cyathocotyle prussica MüHL.; diese Art findet sich auch noch (als Bist, glohulus be- zeichnet) in einem Tubus, dessen Inhalt (1 Ex.) aus Anas glacialis (Wolgast. Jan. Creplin leg.) stammt, und in einem zweiten aus Anas marila (Wolgast. Jan. Creplin leg.); in dem Tubus, der Bist, glohulus aus Mergus merganser enthalten soll, fanden sich keine Trematoden. Alle Exemplare des Bist, glohulus sind so w^enig gut erhalten, dass ich die Beschreibung nicht Aveiter vervollständigen kann. Die Grösse der Eier theilt diese Art mit Cyathocotyle prussica MüHL., die im Darm von Anas glacialis lebt, aber schon durch die Lage der Geschlechtsöffnung am Hinterrande des Körpers genügend unterschieden ist; eine ebenfalls klein bleibende kvi mit grossen Eiern beschrieb v. Linstow unter dem Namen Bist, oligoon (aus dem Darm von GaUinula chloropus), allerdings zu kurz, um eine Verwandt- schaft beider Formen sicher zu stellen (vergl. unter Psilostonmni spi- Fascioliden der Vögel. I55 culigerum Mühlg.). Andere sehr kleine Arten sind Bist, arenula Crepl. (aus Fulica afra), D. nanum Rud. {Scolapax gallinula), D. micrococcum Rud. {(Tlareola prafincola), D. macrophallos v. Lstw. {Toianus hypolennis), D. minutiim Cobb. (Haematopiis ostralegiis), T). spiculifferum Mühl. {Fiiligula nyroca), D. brachysomum Crepl. Von der erst genannten wissen wir sehr wenig-, die Untersuchung- der l^pen weist sie zu Plianeropsohcs Lss. ; die beiden Rudolphi- sclien irrten kommen nicht in Frage, da T). nanum ein Plagiorchis und D. micrococcum ein PhcmcropsoJus ist, ebenso nicht D. macro- phalhis; da es sehr kleine Eier besitzt, auch die Hoden neben ein- ander liegen; Bist, minutum Cobb. kann auch nicht in Betracht ge- zogen werden, da sowohl die typische Form wie die mit ihr gewiss nicht identische MüLLER'sche Art ') kleine Eier besitzen (beide Arten bedürfen übrigens dringend einer Nachuntersuchung); D. hracliysomum Crepl. ist ganz anders organisirt, dagegen besteht grosse Aehnlichkeit mit T). spicuUgernm Mühl.; zwar fehlen I). gJo- Imlus die kleinen Stacheln, welche die MüHLiNG'sche Art besitzt, doch will das bei dem Alter der Objecte Nichts sagen; im Uebrigen ist die Uebereinstimmung eine weitgehende, freilich nicht so gross, um beide Arten vereinen zu können, denn die Saugnäpfe sind bei B. globtdus verschieden gross, bei B. spiculigermn gleich gross, die Eier der erstgenannten Art sind etwas grösser und weniger zahlreich, auch sind die Dotterstöcke compacter (was aber mit der Contraction zusammenhängen kann) und vereinen sich hinten nicht, endlich ist der Cirrus, den Mühling bei B. spiculigermn nicht mit Sicherheit gesehen hat, sehr gross. Vorläufig könnte man demnach Bist, glohulus der Gattung Psilosfomum Lss. einfügen. 71. TJlstoiuiuH poJffoon v. Lstw, (Fig. 98.) 1887. Distomiini fxjhjooa v. LiNSTOW, Helminth. Unters., in: Zool. Jahrb., V. 3, Syst., p. 103. 1892. Distomiiin ])oliioo)i Stossich, I Dist. d. ucc, in: Boll. 80c. adriat. Sc. nat., Trieste,' V. 13, P. 2, p. 44. Von dieser ungenügend bekannten Art, welche den Darm von Gallinula chloropus bewohnt, stand mir das einzige Originalexemplar in einem mikroskopischen Präparat aus der Privatsammlung des 1) in: Arch. Natmg., Jg. 63, 1897, V. 1, p. 18, tab. 3, fig. 1. 156 M. Braun, Herrn v(jn Linstow zur Verfügung-. Leider ist dasselbe nicht gut erhalten, so dass ich nur wenig mehr, als die erste Beschreilnmg bringt, anführen kann. Das breit spindelförmige und abgeplattete Thier, dessen Cuticula fehlt, hat eine Länge von 0,73 mm; die grösste Breite lällt hinter die Körpermitte und beträgt 0,36 mm. An dem etwas mehr zuge- spitzten Vorderende sind die Contouren des kleinen ]\Iundnapfes einigermaassen deutlich zu erkennen, deutlicher der unmittelbar da- hinter liegende Pharynx (0,0228 mm im Durchmesser). Von den Darmschenkeln ist Nichts zu sehen. Auch die Lage des Bauchnapfes ist nicht mit Sicherheit festzustellen, er scheint hinter der Körper- mitte zu liegen. Von den Genitalien treten nur die Dotterstöcke, der hervor- gestreckte Cirrus und die Eier hervor; letztere erfüllen ziemlich die ganze hintere Körperhälfte, sind gelb, dünnschalig, 0,0273 mm lang und 0,014—0,018 mm breit. Die aus ziemlich grossen Follikeln be- stehenden Dotterstöcke nehmen auf der Rückenfläche (?) zwei unge- fähr dreieckige Felder ungefähr im mittlem Körperdrittel ein, während an einem Seitenrande und sicher hinter dem Bauchnapf, den V. LiNSTOw „etw^as vor der Körpermitte" gesehen hat, der Cirrus hervorragt; er lässt sich nach innen in einen undeutlich be- grenzten, ovalen Körper verfolgen, der nur der Cirrusbeutel sein kann. Allem Anschein nach liegt aber der Genitalporus nicht am Seitenrande, sondern auf der Bauchfläche, wenn auch seitlich ver- schoben. Hoifentlich wird die Art bald wiedei- gefunden und so beschrieben, dass ihre Stellung gesichert werden kann. 72. Distoni/uni arenula Crepl. 1825, (Fig. 99.) 1825. Distoiiinm arenula Creplin, Observ. d. entozo'is, P. 1, p, 53. 1845. iJistomani arenula Dujaedin, Hist. nat. heim., p. 447. 1850, Distonuim arenula Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 364, 1892, IHstomuni arenula Stossich, I Dist. d. ucc, in: Boll. Soc, adriat. Sc. nat., V. 13, P. 2, p. 35, Diese den Darm von FuUca atra bewohnende Art ist ausser von ilirem Entdecker nicht wieder gesehen und beschrieben worden; vielleicht dass sie sich wegen ihrer Kleinheit den Blicken der Unter- sucher leicht entzieht. Die Untersuchung der im Greifswalder Zoologischen Museum Fasciolideu der \i\gc ]^57 aiifbewahi'teii Typen eig-ab Folgendes: Die Tliiere sind breit birn-, selten kartenherzförmig- oder fast rund ; am häufigsten ist das Hiuter- ende abgerundet und das Vorderende in einen kleinen Zapfen aus- gezogen; ist letzterer contrahirt, dann entstellt die Kreisform und zieht sich, was aber nur sehr selten vorkommt, das Hinterende in der Mitte ein, so ist der Köri)er umgekehrt kartenherzförmig; auch mehr gestreckte, also ovale Exemplare kommen vor. Die Länge be- trägt 0,25 — 0,3 mm, die Breite bis 0,23 mm, der Dorsoventraldurch- messer ist gering. Da die Cuticula bei allen Exemplaren fehlt, so lässt sich über das A^orkommen oder Fehlen von Stacheln oder Schuppen Nichts sagen. Bei nicht sehr contrahirten Thieren liegt der Mundnapf wie die Mundöifnung terminal; das Organ ist in der Quere 0,036—0,041 mm, in der Länge 0,027 — 0,028 mm gross. Der Bauchnapf liegt dicht vor der Mitte der Längsaxe und ist kreisrund (0,05 mm im Durch- messer). Die übrigen Organe entziehen sich fast alle wegen der grossen Zahl der beinahe den ganzen Körper füllenden Eier den Blicken; erkennbar sind am leichtesten die beiden aus wenigen, ziemlich grossen Follikeln bestehenden und zu den Seiten des Yorderendes gelegenen Dotterstöcke; sie beginnen mit dem Hinterrand des Mund- napfes und enden noch vor dem zweiten Saugorgan. Gelegentlich sieht man auch dicht hinter dem Mundnapf den wenig kleinern kugligen Pharynx und endlich den langgestreckten Cirrusbeutel ; er verläuft quer etwa von der Mitte der vordem Körperhälfte zu einem Seitenrande und scheint hier ungefähr in der Höhe des Vorder- randes des Bauclmapfes auszumünden; aus der Mündung ragt mit- unter der Cirrus hervor. Von den Darmschenkeln und den Genital- drüsen habe ich trotz Anwendung von Farbstoffen Nichts sichtbar machen können. Die Eier sind dünnschalig, schwach gelblich, 0,018 bis 0,022 mm lang und 0,009—0,012 mm breit. Soweit sich urtheilen lässt, dürfte Dist. arenula am ehesten zu Fhaneropsolus gehören. Auch hier kann ich nur wünschen, dass ein baldiger Fund die grossen Lücken in der Beschreibung beseitigen möge. Möglicher Weise ist Distomum moleculum v. Lstw. aus liallus pygmaeus mit der CEEPLiN'schen Art näher verwandt. Königsberg i. Pr. im Juli 1901. 158 M. Braun. Erklärung der Abbildungen. Allgemein gültige Bezeichnungen: Bs Bauchsaugnapf < ' Cirrus ( 'h Cirrusheutel ( 'g Canalis gynaecophorus ( ')n Mündung des Cirrusbeutels ( \i Canal I) Darm Dr Dotterreservoir Dsf Dotterstock Exg Excretionsgefässe Exp Excretionsporus H Hoden K Keimstock Mt Metraterm Ms Mundsaugnapf X Nervencommissur Oes Oesophagus Ph Pharynx Rs ßeceptaculum seminis Uf Uterus Vd Vas deferens Vc Vas efferens Vs Vesicula seminalis Tafel 1. Fig. 1. ('atlmnnasia fodirans Ben. (aus SfcDin in'(/fa); auf dem Rücken : 1 2 : 1 . Fig. 2. Opisfhorchis iiileirnptHs Ben. (aus Alcfdo Idcolor) ; auf dem Bücken; 20 : 1. Fig. 3. Lyyerosüiinim iiorreduni (Ben.) (aus Saiirophagu scnirojd/aga); auf dem Bücken ; 25:1. Fig. 3 a. Dasselbe, mittlerer Theil eines anderen Thieres ; 20 : 1. Fig. 4. Metorclns xantkosonnis (Ceepl.) (aus Coli/nib/fs sejdrntri(j- iialis); Typus; auf dem Rücken; 30:1. Fig. 5. Metorchis xanthox(»niis (Ceepl.) (aus Porjdigrio porjdiijrid); auf dem Rücken; 30 : 1. Das Exemplar zeigt A^erlagerung der Geschlechts- organe. Fig. 6. McfnrcJiis xnidhosounis {ClimUj.) (aus (\i//piih/is .srpfeiifri(»i(ilis, Königsberg); auf dem Rücken; 30 : 1. Fig. 7. MetorcJiis xanlJtosovins {CkkvIj.) (aus Lcpfuj)// Ins (irgcda); auf dem Rücken; 30:1. Fig. 8. Mrtorchis coendeiis ii. sp. (aus ('airinu inosihnfa); auf dem Rücken; 30 : 1. Fig. 9. PsilostonmmbrcricoUe {(jUVJ'Ij.) {2i\xs, ■Uaemniopiis ostralegfis) ; Typus; auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 10. PsilüstomHi)) oxg/rn/)// (Crevl.) (aus Anas g/a(ia//s)-^TyTp\is; auf dem Rücken liegend; 15 : 1. Fig. 11. Psilostomiivi oligooii (v. LsTW.) (aus (ntlliindd cldoroji/is); Typus ; auf dem Rücken ; 50 : 1 . Fascioliden der Vögel. ^^59 Tafel 2. Fig. 12. Uistoiiiinu hokx/cs'BR'S. (aus F/ilim a/ray, auf dem Rücken; 38: 1. Fig. 13. Dasselbe Exemplar auf dem Bauche liegend; 38:1. Fig. 14. Orrhipcdinu Iracl/eirold Brn. (aus Anas fitsro); auf dem Rücken; 12 : 1. Fig. 15. Dasselbe Exemplar auf dem Bauche liegend; 12:1, Fig. 16. Me.mHlus grandis (RuD.) Typus (aus Platalra ajaja); auf dem Rücken; 6:1. Fig. 17. Mcsdiiiiis (/raiidis (Rvi).)', Medianschnitt durch das Vorder- ende ; 50 : 1. Fig. 18. Mesauhis grandis (RuD.); Medianschnitt durch den Bauch- napf und umgebende Theile ; 50:1. Fig. 19. Mcsaidus grandis (Rud.) ; Medianschnitt durch das Hinter- ende ; 50 : 1. Fig. 20. Aitoiri()sto)na (?) plaiiicoUe (Rud.) (aus Pelecanns sula); Cotypus ; auf dem Rücken ; 50 : 1 . Fig. 21. Philoplähabniis Incipctiis (RuD.) (von Laras fascas); Typus; auf dem Bauche liegend; 15 : 1. Fig. 22. PliiJophfhabnus hicipetvs (Rud.) ; Theil der Körperober- fläche hinter dem Bauchnapf; 50 : 1. Fig. 23. PhilopJdhalmus htcipefns (RuD.); Eier; 168:1. Fig. 24. Pliilopldhabniis larrgvujsns 11. sjj. (you Larns mactdijjennisy, auf dem Rücken; 20 : 1. Tafel 3. Fig. 25. Plagiurchis elegaiis (RuD.) (aus Passer domesücns); Typus; auf dem Rücken ; 38:1. Fig. 26. Dasselbe Exemplar auf dem Bauche liegend; 38 : 1. Fig. 27. Plagiorchis iimeidosus (RuD.) (aus Hinnido rasfica, Königs- berg i. Pr.) ; auf dem Rücken ; 30 : 1 . Fig. 28. Dasselbe Exemplar auf dem Bauche liegend; 30 : 1. Fig. 29, Plagiorchis naii/us (RuD.) (aus Sfolopjax gallinida)] Typus; auf dem Rücken; 70 : 1. Fig, 30. Plagivrrhis nanus (RuD.) (aus (llarcola austriaca, Wiener Sammlung No. 488); auf dem Rücken; 50: 1. Fig. 31. Plagiorchis vitcllatus (v. LsTW,) (aus Trit/ga hypoleuras, Wiener Samml, No. 614); auf dem Rücken; 50: 1. Fig, 32. Plagiorchis triangulär is (Dies.) (aus Merops apiastcr)] Typus: auf dem Rücken; 50 : 1. Fig, 33, Dasselbe Exemplar bei gleicher Vergrösserung ; auf dem Bauche liegend, Fig. 34. Plagiorchis perntixtiis Brn. (aus Hinmdo rustica), auf dem Bauche ; 15:1, Fig, 34a. Dasselbe Exemplar auf dem Rücken liegend; 15:1, Fig, 35, Microlistruni Cochlea ri forme (RuD.) (aus Pelecaiias aqnila) ; Typus; auf dem Rücken; 15: 1. 160 M. Braun, Fig. 36. Microli.sinn)) roclilenr (Dies.) (aus Sferna sp.) ■ Typus ; auf dem Rücken; 30 : 1. Fig. 37. Microlidnnii spindum Ben. (aus Rlnjnchops nigra) ; auf dem Rücken; 25 : 1. Tafel 4. Fig. 38. MInvIistno)/ spinetiim Brn. (aus TUnpichops nif/ra) ; auf dem Bauche liegend; mittlere Partie des Körpers; 38:1. Fig. 39. Microlistrnvi spinetntn Brn. (aus Ii'hi/ticJ/ops nigra, Exemplar der Wiener Samml.); auf dem Rücken; 25:1. Fig. 40. PJianeropsobis micrococcus (RüD.) (aus (iJareoln austriaca); Typus; auf dem Rücken liegend; 70 : 1. Fig. 41. Ochefosoma vwnstruosani Ben. (aus ('orom renastissinm); halb auf der Seite liegend; 38 : 1. Fig. 42. Ochrtosoiiia mousfrnosuv/ Brn. (ebendaher) ; auf dem Bauche liegend; 38:1. Fig. 43. ProsfJiogoninnis orafiis (RuD.) (aus Corriis fragilegirs); Typus ; auf dem Bauche liegend; 25 : 1. Fig. 44. Prosthogoninias c/mcafas (RuD.) (aus ( 'orras cornix, Rossitten) ; auf dem Rücken; 15 : 1. Fig. 45. Prosiliogoiiimiis cuueatus (RuD.) (aus Corrus coro)i€ , nach einem mikroskopischen Präparat der v. LiNSTOW'scheu Samml.) ; auf dem Rücken ; 15:1. Fig. 45 a. Prosthogonbnns pe/laridas (v. LsTW.) (aus (ialhis dome- sticits) ; Typus ; auf dem Rücken : 8 : 1 . Fig. 46. Prosthogoninnis japonicas Ben. (aus dallns do)ucsticus); auf dem Bauche liegend ; 15:1. Tafel 5. Fig. 47, Prosthogoiiimus raras Ben. (aus Fiilica atra); auf dem Bauche liegend; 20:1. Fig. 48. ProstJiogouivias rarus Bui^i. (ehendsiher)', Hälfte des Vorder- endes mit den Endabschnitten der Geschlechtsgänge; 70:1. Fig. 49. Stomglotrenia pidmn (Ceepl.) (aus dconia alba) ; Typus ; auf dem Rücken; 20: 1, Fig. 50. Sfomyhtrcnia ricariaiu Ben. (aus Ibis corr/ilcsrens) ; auf dem Rücken; 38 : 1. Fig. 51. Stomglotrema tagax Ben. (aus Hirimdo sp.); auf dem Rücken ; 38 : 1. Fig. 52. Sfonu/lotrciita fasiosunt Ben. (aus ('ojirimalgas sp.); auf dem Rücken ; 25 : 1. Fig. 53. Stonnjlotraiia bijugam Ben. (aus Himaniopns nidanocopliahis) ; auf dem Rücken; 38 : 1. Fig. 54. Eumegacdes runtribulans Ben. (aus Ilinindo nistica)-^ auf dem Rücken ; 38 : 1. Fig. 55. Eumcgacctrs mcdioxwnis Ben. (aus (ralbala graiidis) ; auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 56. fJumegacctesmcdioxinnis Ben. (ebendaher); auf dem Bauche ; nur die gefüllten Excretionsgefässe sind gezeichnet; 25 : 1. Fasciolideu der Vögel. 161 Fig. 57. Dicvocoolivm peiiolatinn (?) Raill. (aus Nucifrafja cjlnin/arlus); auf dem Rücken; 15 : 1. Tafel 6. Fig. 58. iJtcrococ/i/im (ilbirollr (Ri'D.) (aus Aquila peiinnta) ; Cotypus ; auf dem Rücken ; 20:1. Fig. 59. DicrocorJ'nnn defledens (R\5D.) (aus Tliriiofliorus hypoxaniJiKs); Typus; auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 60. Dirrocoeliiini delrrfaits Brn. (aus Mylothrra ■sy^.); auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 61. Dicrorocliinii roli(ptariu)i/ Brn. (aus Falro sp.) ; auf dem Rücken ; 25 : 1. Fig. 62. Dicrocoelkon reficiens Brn. (aus Falco nitidus); auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 63. Dicrocoeliuni luhrns Brn. (aus ripra rupricola) ; auf dem Rücken; 20 : 1. Fig. 64. DicrocorHiivi illiciens Brn. (aus Rhamphastus sp.) ; auf dem Rücken; 20 : 1. Fig. 65. Lyperosonuon long icauda (TiVD.) {ans Cortuis curone); Typus; auf dem Rücken; 12:1. Fig. 66. Lypcrosomum sp. (aus Cnrvus rorone , v. LiNSTOw'sche Samml.); auf dem Rücken; 15 : 1. Fig. 67. Dicrocoeliwn lobatuui (?) Raill. (aus Pica caudata); auf der Seite liegend: 25 : 1. Tafel 7. Fig. 68. Lypcrosomimi corrigia Brn. (aus Tetra o tctrir) ; auf dem Rücken; 12 : 1. Fig. 69. Ljiprrosommn rudectioa Brn. (aus Jhis coerulescens) ; auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 70. Lgperosomum salebrosuni Brn. (aus Cgpseli(s mdlta) ; auf Seite; 50 : 1. ' Fig. 71. Harmost onuDU fiiscatum (RuD.) (aus ('otuniix conuinmis)-^ Typus; jüngeres Thier ; auf dem Rücken; 70:1. Fig. 72. Hariitostomum marsupinm Brn. (aus Perdix ruflna) ; auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 73. Harniostomum. rentrodcs Brn. (aus Tinmwis rariegrttus)-, auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 74. Hnrmostomum cenfrodes Brn. (ebendaher); Stacheln im Cirrus; 240 : 1. Fig. 75. Harmostomum mordens Brn. (aus L'cdlus s^).); auf dem Rücken ; 30: 1. Fig. 76. Distonmm mcsostonnmi Run. (aus Loxia coccothraiistes, "Wien. Samml. No. 485); auf dem Rücken; 70: 1. Fig. 77. Distovmin inesostomum Stoss. (aus Turdus riscivorus); Original; auf dem Rücken; 25 : 1, Fig. 78. (rlapJ/grostonmm adhaerrns Brn. ( aus Mgiothera sp) ; auf dem Rücken; 25 : 1. Fig. 79. (Haphyrostomum propAnquicm Brn. (aus Dendrocolaptes scandens) ; auf dem Rücken ; 80 : 1 . 162 M. Beaun, Fascioliden der Vögel. Tafel 8. Fig. 80. Scaphiosfomu))) illatabile Ben. (aus Faico nitidus)-^ auf der Seite liegend; etwa 10 : 1. Fig. 81. Urorjigma nanodes Ben. (aus Fako nitidus); auf dem Rücken ; 50:1. Fig. 82. Uroi\ijg»ta iia/iodcs Ben. (ebendaher); halb auf der Bauch- fläche liegend; 50 : 1. Fig. 83. BilJtarziella j/idrerulenta Ben. (aus Anas qucrquedula); Männchen; auf dem Kücken; 20: 1. Fig. 84. lÜlharzieUa puhrnde/iUy Ben. (ebendaher); Vorderende eines Männchens ; 38 : 1 . Fig. 85. Bilharziella cancdiculaia (Rud.) (aus Stoma '/alericidata): Typus; 15: 1. Fig. 86. Bllhar%iella canaliciilata (RuD.) (ebendaher); 15:1. Fig. 87. Pnlharzidla canalieulnta (RuD.) (ebendaher) ; Cotypus ; Mündung der männlichen Genitalien; 70 : 1. Fig. 88. lUJharzie/la caiialicuJata (RuD.) (ebendaher) ; Cotypus ; optischer Schnitt von zwei copulirten Individuen ; 30 : 1 . Fig. 89. iJistomnm pittaciuni Ben. (aus Tringa iiderpres); auf dem Rücken ; 25 : J . Fig. 90. J>/sfi))i)ii)// sHsj>ei/si(iit Ben. (aus Corvus -sp.); auf dem Rücken; 20: 1- Fig. 91. Distoinum rnarciilenfion ÜRti. (aus F))d)eriza citroHel/a); auf dem Rücken ; 50:1. Fig. 92. Dhtomnm trifolium Ben. (aus Ardca roicoi); auf dem Rücken ; 38:1. Fig. 93. Distointim irifoliiou Ben. (ebendaher); auf dem Bauche: Hinterende ; 38:1. Fig. 94. DistonuiDi vexans Ben. (aus Turdits n/crida); auf dem Rücken ; 50 : 1. Fig. 95. D/sfoiiiuHi vexans Ben. (ebendaher); auf dem Bauche ; 50 : 1. Fig. 96. Disfoinum glohidus RuD. (aus Anas fuligida)] Typus; auf dem Rücken; 50 : 1. Fig. 97. Distomum glohuhis RuD. (ebendaher); Typus; auf der Seite liegend ; 50 : 1. Fig. 98. Distoniiuii j)olgoon v. LsTW. (aus (iaUinula cJuoropus)] Typus ; auf dem Rücken ; 70:1. Fig. 99. Distomum arrmda Ceepl. (aus Fidica alra); Typus; auf dem Rücken; 120 : 1. Lippevt & Co. (G. Pätz'sche Buchdr. ), NaumburR a/S. Nachdruck verboten. TJeher setzungsrecht vorbehalten. Neue aussereuropäische Opilioniden. Von Dr. J. C. C. Loman, Amsterdam. Hierzu Tafel 9. Die auf den folgenden Seiten beschriebenen neuen Opilioniden erhielt ich aus den Museen von Berlin (M. B.) und Hamburg (M. H.), und ausserdem konnte die kleine aber wichtige Sammlung, die Herr Dr. A. Brauer von den Seychellen mitbrachte, hier einen Platz finden. Zwar konnten die Thiere alle in bekannten Familien untergebracht werden, aber unsere Kenntnisse werden durch die Auffindung so vieler neuen Formen aus wenig oder nicht durchforschten Gegenden sehr bereichert, namentlich willkommene und entscheidende Belege beigebracht für die Eichtigkeit meiner in einer frühern Arbeit ^) ausgesprochenen Vermuthungen über die geographische Verbreitung. Die Unterordnung der Insidiatores, aus der zuerst in Neu- holland und auf den Fidschi-Inseln lebende Thiere beschrieben sind und die nachher auch im Capland und auf Madagaskar angetroffen wurde, kommt auch in Südchile vor, wie zuerst Sörensen gemeldet hat, als er im Berliner Museum die Opilioniden-Sammlung durchsah. Das betreffende Thier {Triaenomjx chüensis) wird unten charakterisirt. Aber auch aus dem unbekannten Neuseeland fanden sich neue Arten vor, die mit zur Befestigung der Meinung beitragen, dass diese Unterordnung in allen südlichsten Theilen der Erde lebt. 1) Loman, Ueber die geogr. Verbr. der Opilioniden, in : Zool. Jahrb., V. 13, Syst., p. 71—104. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. H 164 J- C. C. LOMAN, Die zweite Unterordnung, die der Laniatores, fand man in ganz Südamerika, sie geht nördlich bis in den Süden Nordamerikas vor. In Afrika war sie bekannt ans Kamerun, aus Abessinien, der italienischen Colonie Erythraea und aus Reunion. Das untersuchte Material hat aber gezeigt, dass Thiere aus den Familien der JEpedanidae, der Assamiidae und der Biantidac ausserdem vorkommen in Togoland, im Capland, Natal, auf Madagaskar und im Innern der deutschen ost- afrikanischen Colonien, endlich auf den Seychellen. In Hinsicht der geographischen Verbreitung bietet die Sammlung von Prof. Brauer auf den Seychellen grosses Interesse. Zwar sind einige Gattungen eigenthümlich und endemisch, aber im Ganzen zeigt sie einen unbestreitbar ost -asiatischen Charakter. vSie enthält keine einzige echt afrikanische Form, dagegen 3 neue Arten der typisch indischen und polynesischen Gattung Ibcäonhis Ksch., die nicht einmal besonders aberrant sind. Und in Asien und Australien ist das Verbreitungsgebiet obiger Familien ebenfalls durch mehrere neue Fundorte erweitert. Somit fand auch der zweite von mir auf- gestellte Satz eine umfassende Bestätigung: die Laniatores kommen auch in diesen südlichen Ländern vor, aber sie sind ausserdem nördlicher über alle Tropen bis in den subtropischen Gürtel der nördlichen Halbkugel verbreitet. ^) Und was endlich die dritte Unterordnung, die Palpatores, betrifft, die bekanntlich über die ganze Erde verbreitet ist, so haben mich werthvolle Funde aus Afrika und Südamerika in den Stand gesetzt, ihre Systematik weiter auszuarbeiten und die Verwandtschaft der vielen Genera unter einander besser zu begründen. Ich will das hier weiter aus einander setzen. In einer frühern Arbeit fand ich schon Gelegenheit, die beiden Subfamilien, die Gagrellmi und die Phalangimi, zu besprechen, und konnte mit einiger Bestimmtheit an- geben, dass die Gagrellmi ausser in der orientalischen Region auch in den Gebirgsgegenden des tropischen Afrikas und Südamerikas gefunden werden müssten. '-) Das hat sich nun bestätigt. Mir liegen jetzt von dieser Unterfamilie Exemplare vor aus Tipuani, 2500' hoch "Bolivien Porto Cabello und Caracas Venezuela 1) 1. c, p. 103. 2) LOMAN, 1. c, p. 94 in der Anmerkung. Opilionideu. 165 Espirito Santo Brasilien Para „ Minas-Geraes „ Petropolis „ Tog-oland Westafrika, ausserdem aus dem Innern von Deutsch Ost-Afrika und Nordamerika. Leider sind besonders von diesen Thieren viele nicht erwachsen und deswegen nicht 7a\ beschreiben, aber dennoch wegen ihres Fundortes wichtig für die Geographie der Ordnung. Fügt man hinzu, dass zahlreiche Arten aus Indien, dem Malayischen Archipel, von den Philippinen, Neuguinea, China und Japan schon bekannt waren, so fällt die weite Verbreitung sogleich auf. In Wirklichkeit ist diese aber noch viel grösser. Denn es wird durch die Anatomie geboten, die Gattung Liohmum von den Phalangnni auch zu den GagrelUni zu stellen, und nebst dieser all ihre Verwandten, wie Cosmohunus, Forbesium und viele andere euro- päischen und nordamerikanischen Genera. Zu verwundern ist es allerdings, dass das Aeussere der Thiere dieser Anordnung nicht so- gleich förderlich gewesen ist. Indessen ist das wohl Alles unserer geringen Kenntniss zuzuschreiben, denn die zuerst beschriebenen GagrelJa- Arten scheinen in der That von Liohunum ziemlich ver- schieden. Sehen wir indess die Diagnose Thoeell's an, so kommen wir bald zu dem Schlüsse, dass die von ihm aufgestellten äusserlichen Merkmale nicht Stich halten. Sie lautet^): „Subfam. GagrelUni Thor." „In Jiac suhfamilia eas Phalangioidas compreJiendo, quae a Phalan- giinis Sim., sive Flidlangioidis Thor, eo praecipue differunt, quod tegtimenta duriuscula hahent, cephalothoracem e duahus partihus articulatione separatis compositum et etiam ab ahdominis scufo dorsiiali, qtiod e 5vel 6 segmentis coali- ttim est, articulatione divisum, coxas vero in marginibus Serie dens a lamellarum parvarum cremilatas;" Das erste Kennzeichen ist die etwas grössere Härte der Körper- bekleidung. Nun ist freilich bei einigen Gagrella- Arteii die Chitini- sirung besonders stark, namentlich ist das Rückenschild, das aus 1) Thoeell, Aracnidi artogastri birmani , in : Ann. Mus. civ. Stör, nat. Genova (2), V. 7, 1889, p. 6ü7. 11* 166 J- C. C. LOMAN, den vordem Abdominalseg-menten verwachsen ist, oft ohne jede sicht- bare Seg-mentation und setzt sich deutlich gegen die weniger chiti- nisirten Seitentheile ab. Dazu kommt noch, dass bei mehreren Arten der ganze Körper mit mikroskopischen, dicht gedrängten Chitin- knötchen bedeckt ist. Aber diese Kennzeichen sind nicht allgemein ; andere Arten haben eine weichere Haut, und die mikroskopischen Chitinpünktchen fehlen; die Rückensegmente, obschon verwachsen, sind durch sichtbare Furchen getrennt. Und der Unterschied gegen- über Liohunum, wo die vordem Segmente des Rückens beim Männ- chen ebenfalls recht undeutlich sind, ist praktisch ohne Werth. Das Wort „duriuscula^^ in obiger Diagnose zeigt hier auch wohl, dass wir keine scharfe Grenze zu ziehen im Stande sind. Die zweite Differenz mit Liohunmn ist gleichfalls nur scheinbar wichtig. Der Cephalothorax besteht bei vielen Opilioniden aus zwei recht deutlich geschiedenen Abtheilungen: einer vordem grössern, die den Augenhügel trägt, und einer hintern, schmalen, durch tiefe Einsenkung davon geschiedenen. Das kann man am ersten besten Phalangium nachsehen, und auch Liohununi und Gagrella zeigen das- selbe Verhalten. Auf das schmale Quersegment folgt wieder eine tiefe Furche, und hinter dieser fängt der Hinterleib an. Nun muss ich eine Verbindung dieser Körperabschnitte durch Gelenke sehr bestimmt in Abrede stellen. Zwar dienen diese Chitinstücke der Rückenhaut zur Befestigung einiger Muskeln anderer Körpertheile, aber es besteht in dieser Hinsicht zwischen den Gattungen keine Differenz. Der einzige Grund, welchen ich mir denken kann, der Thorell zu seiner Auffassung geführt hat, ist das Aeussere einiger malayischen GagreUa-Arten, die durch besonders dunkle Farbe der stark chitinisirten Rückensegmente ausgezeichnet sind und wo die weichere Verbindungshaut wTisslich aussieht. Doch Gelenke sind es eben so wenig wie z. B. beim alten Nashorn die Falten seiner dicken Haut. Wenden wir uns jetzt zum dritten Punkt. Die Ränder der Coxae, sowohl vorn wie hinten, sind mit einer Linie sehr kleiner, eckiger, stehender Knötchen bewachsen, die wirklich allen Gagrellini, so weit ich sie kenne, zukommt. Als ich nun die neuen Thiere aus Afrika und Amerika darauf hin untersuchte, stimmten diese mit den malayischen Arten überein, nur war die Form der stehenden Lamellen eine andere (siehe Fig. 19). Also hätte Thokell hier einen leicht controlirbaren Charakter gefunden, der zur Trennung der beiden Unterfamilien führen würde. Ldobumim sollte demnach Opilioiüdeu. \Q'J unter den Phalangiini bleiben. Bei der nochmaligen Prüfung dieses Unterschiedes bei Liobnnmn, zur sichern Ueberzeugung, bemerke ich aber, dass dessen Coxae ähnliche Längsreihen zukommen wie der Gagrella, nur dass sie dem Auge leicht entgehen können wegen ihrer der Coxa ganz gleichen Farbe (Fig. 19 a). Denn während man bei den meisten GagreUa- A.vien die schwarzen oder braunen Punktlinien sofort sieht, haben die winzigen Knötchenreihen an der Coxae unseres Liohmmm eine hell gelblich weisse Farbe, genau dieselbe also wie die der ganzen Bauchseite. Nur bei schiefer Be- leuchtung und einigermaassen starker Vergrösserung (mit der Lupe gelang es nicht) sieht man in der That vorn und hinten die er- habenen Pünktchen. Und doch war die Sache nicht ganz unbekannt. In dem treff- lichen Arachnidenwerke Simon's heisst es z. B. in der Diagnose des weiblichen Liobunum rotunduni Latr. i): „Hauches entierement blanc testace, presentant au bord anterieur une tres-fine ligne g r a n u 1 e u s e " ; auch einigen andern Liohmum-Arten geht diese Linie nicht ganz ab, bei der Mehrzahl scheint sie zu fehlen. Hier ist also ein Grund, weshalb Liobunum rotunduni nicht nur nicht von den Gagrellini getrennt, sondern im Gegentheil diesen einverleibt werden muss. Indess spricht das Fehlen dieser übrigens sehr charak- teristischen Coxalknötchenreihen bei einigen Arten desselben Genus für das systematisch Ungenügende dieses äusserlichen Kennzeichens. Was sind denn nun wohl die richtigen Merkmale der Ga- grellini? Bis jetzt habe ich gezeigt, dass Alles, was Thorell als solche beschrieb, eliminirt werden muss, weil nicht zutreffend. Es wird sich nun leider zeigen, dass Niederreissen leichter ist als Auf- bauen. Fasse ich Alles zusammen was den Gagrellini (wozu nun nach Obigem auch Liobunum nebst Verwandten zu bringen ist) gemeinsam ist, so gelange ich zu Folgendem: 1. Körper (besonders beim $) schön ovalrund, Abdominalsegmente vorn verwachsen, oft so verschmolzen, dass sie sich wie ein Schild- chen von den hintern abheben. Diese hintern bald ganz frei, bald mehr oder weniger unter sich und mit den vordem verwachsen. 2. Füsse länglich bis sehr lang und dünn. 3. Endklaue der Palpen innen gekämmt. 1) Simon, Arachnides de France, V. 7, p. 176. 168 J- C. C. LOMAN, 4. Maxillen des zweiten Fusses rundlich, nach innen gerichtet, einen Winkel von 180*^ bildend. 5. Augenhügel meist glatt oder nur mit Härchen oder ganz kleinen mikroskopischen Zähnchen bewaffnet. 6. Das erste Glied der Mandibeln unten mit nach vorn gerich- tetem spitzem Zahn. 7. Penis mit 2 eigenthümlichen seitlichen Drüsentaschen. Mag nun die Unterfamilie ziemlich gut charakterisirt sein, viel schwerer erscheint es, die Genera scharf zu deflniren. Thoeell hat zwar mehrere Gattungen aufgestellt^}, wozu sich jetzt lAohimum mit seinen zahlreichen Verwandten auch gesellt, doch kommt es mir vor, dass wir noch weit vom Ziel entfernt sind und nur die Untersuchung eines viel grössern Vergleichungsmaterials Aufschluss geben wird. Und erst die Zerlegung dieser Genera in Arten! Wohl sind manche recht ausführlich beschrieben, und doch kam es vor, dass ein genau mit der mehrere Seiten langen lateinischen Beschreibung übereinstimmendes Thier. später, nach Vergleichung mit dem Typus, sich als ganz verschieden herausstellte! Einstweilen muss ich darum auf eine eingehende systematische Bearbeitung dieser Familie verzichten. Verfügen wir später über eine genügende Beobachtungszahl, so wird es hoffentlich möglich, das weite Feld zu überblicken und fällt uns der systematische Faden von selbst in die Hände. -) Der Beschreibung der neuen Arten möge eine kurzgefasste Synopsis vorangehen. Man verliere dabei aber nicht aus dem Auge, dass diese nur die in der jetzigen Arbeit erwähnten Thiere und deren nächste Verwandte umfasst und dass daher Gattungen wie Sclero- 1) Hypsibnnus, Ceratobunus, Zalejdus^ Scotonienicij Gagrella^ Arthro- centrus, Alclnitopa, Oncohuniis, Syirus, ^ijstenoceiürus, Mxrfhdna. 2) Bezeichnend ist, was L, KoCH genau vor 40 Jahren schrieb : „Keine Familie der Arachniden bietet hinsichtlich der Artbestimmung grössere Schwierigkeiten als die Opilioniden. Am meisten erschwert das Studium dieser Familie , dass ein bestimmtes äusseres Merkmal der voll- endeten Entwicklung des Thieres nicht bekannt ist . . . Das junge Thier ist aber von dem vollständig entwickelten in Form, Farbe und Zeichnung meist so verschieden, dass man leicht verführt werden kann , es als eigne Art anzusehen." — KoCH, Bemerkungen über die Arachniden-Familie der Opilioniden, in: Coit. -Blatt zool.-mineral. Ver. Begensburg, 1861. Opiliouiden. 169 soma, Trofjulus, Ph alang ödes , Ischyropsalis , Nemastoma, Stylocellus, u, A. niclit aufgenommen sind. Opilioues Sundevall. ') Ceplialotliorax cum abdomine late conjunctus. Mandibulae triarticulatae ; articuli secundus et tertius forcipem efficiunt. Palpi simplices (non clielati). Coxa pedum g-ressoriorum primi paris semper, secundi paris saepe lobo maxillari instructa. Labium sternale (pars anterior sterni) os infra claudit. Pedum gressoriorum et palporum tibia in patellam et tibiam (s. str.) divisa est. Canalis digestivus organis accessoriis lobatis. Systema respiratorium tracheale. duobus spiraculis aperitur. Vasa Malpighii in vesicas urinarias duas exeunt, quae in ventre inter coxas aperiuntur. Glandulae foetidae duae adsunt, quae aut in margine ipso aut prope marginem lateralem cephalothoracis exonerantur. Systema generationis constat teste (aut ovario) unico semi- circulari, cujus vasa deferentia (aut tubae) in vesicam seminalem (aut oviductum in uteruni dilatatum) unicam exeunt. Penis (aut ovipositor) cliitinosus, in vaginam, glandula unguentaria instructam, retroduci potest. Animalia ovipara. Metamorphosis exigua aut nulla. Oculi saepissime duo (raro 4), tuberculo communi medio impositi ; interdum late disjuncti. 1 Pedes omnes unguiculis singulis instructi 2 Pedibus 1. et 2. unguiculi singuli, pedibus 3. et 4. unguiculi bini adsunt Sub-ordo Laniatores. 1) cfr. : Sundevall , Conspectus Arachnidum , Londini Gothorum, 1833. — Koch, Uebersicht des Ai-achnidensystems, 1839. — Hahn u. Koch, Die Arachniden, 1839 — 49. — Sörensen, Bidrag til Phalangi- dernes Morphologi og Systematik, in: Naturh. Tidsskr. (3), V. 8, 1873. — Simon, Arachnides de France, V. 7, 1879. — Simon, Opiliones Mecostheti, in: Ann. Soc. entom. Belgique, 1879. — SöRENSEN, Opiliones Laniatores, in : Naturh. Tidsskr. (3), V. 14, 1884. — Thorell, Opilioni nuovi, in : Ann. Mus. civ. Stör. nat. Genova (2), V. 10, 1891. 170 J- C. C. LOMAN, 2 Pedes 3. et 4. unguiculis instructi, qui processibus lateralibus biiiis admicis muiiiti sunt Sub-ordo Insidiatores. Unguiculi omues integri Sub-ordo Palpatores. Subordines Palpatores Laiiiatores Insidiatores Seg'menta dorsalia Segmenta dorsalia Segmenta dorsalia coalita ^) (ultimo libero 4 postrema libera, re- 4 postrema libera, re- excepto). Ceplialotho- liqua cum cephalo- liqua cum cephalo- rax cute molla seg- thorace in scutum tliorace in scutum mento insequenti se- magnum coalita. niagnum concreta. paratus est. Palpi tenues, fili- Palpi robusti, in- Palpi robusti, pedi- formes; pars tarsalis crassati; pars tarsalis bus crassiores, pro- unguiculo pusillo (aut ungue maximo, pre- cessibus armati, qui- nullo) instructa. bensili armata ; Spinae, bus aculei laterales si adsunt. aculeo api- (apici propinqui. non call munitae. autem apicales) im- positi sunt; pars tar- salis ungue mediocri instructa. Lobus maxillaris Lobus m axillaris Ijobus maxillaris 2. paris discretus, mo- 2. paris nullus, aut 2. paris rudimentarius, bilis. * rudimentarius, immo- immobilis. bilis. Coxae mobiles, ra- Coxae coalitae (pri- Coxae coalitae (pii- diatim convergeutes, mo pare excepto), im- mo pare excepto), im- quare sternum breve mobiles, subparallelae. mobiles, subparallelae, et apertura genitalis quare sternum longum quare sternum longum ori valde appropin- et apertura genitalis-^ et apertura genitalis quata. ab ore remota. ab ore remota. 1) In nounullis Gagi'ellinis 3 — 4 postrema libera. Opilionideu. 171 Pecles omnes im- Pedibus 1. et 2. un- Ung-iies i)ediim bre- guibus siiigulis in- giiiculi singuli adsunt ; viiim magni; pedes 1. structi; par 2. omniiim 3. et 4. unguiculi bini. et 2. uiiguibus singii- longissimum. Coxae 4. saepe di- lis integris, pedes 3. latatae; par 4. fere et 4. iinguibus smgu- semper omnium Ion- lis instructi, qui pro- gissimiim. cessibiis lateralibus aduneis mimiti sunt. Organa accessoria Organa accesoria Organa accessoria canalis digestiv! multi- canalis digestivi pau- canalis digestivi pa- lobata. lum minus lobata. rum lobata. Glans penis longi Glans penis immo- Crassi penis brevis mobilis musculo eri- bilis, musculis erigi non glans musculo move- gitur, in ejus corpore potest. tur , in penis corpore pone incrassato sito. sito. Glandula unguen- Glandula unguen- Glandula unguen- taria vaginalis penis taria vaginalis penis taria vaginalis penis magna, multilobata. pusilla, integra. pusilla, integra. Ovipositor longus, Ovipositor brevis. Ovipositor brevis, penicillis tactus apice apice modo setas apice setas longissimas notatus. Receptacula longas gereute. Re- gereute. (Receptacula seminis 2 parva. ceptacala seminis 8. seminis 2 majora.) Differentia sexualis Diiferentia sexualis Differentia sexualis plerumque exigua. plerumque magna. .exigua. Subordo: Palpatores Thor. Fam. : PhaJangiidae Sund. Subfamiliae JPJi ctlarif/iini Thor. Cephalothorax quadratus cir- citer, parte antica lata. Palporum unguiculus integer, non dentatus. Gaf/rellini Thor. Cephalothorax triquetrus cir- citer, parte antica angusta, acuta. Palporum unguiculus pecti- natus. 172 J. C. C. LOMAN, Lobi maxillares 2i paris alte Lobi maxillares 2i paris tere- triaiigiili. paiilo anteriora versus tes, angusti, intus directi, angu- directij angulum obtusum inter lum inter se non formantes. se formantes. Tuber oculorum dentibus ma- Tuber oculorum plerumque joribus ornatum. leve, vel subtilissime modo denti- culatum. Penis corpus antice angustatum. Penis corpus antice marsupia 2 unguentaria fert. Subfam. : JPhalanf/iini Thoe. Guruia n, ff. Mit Bhampsinitus E. S. verwandt, jedoch davon verschieden durch folgende Charaktere: Tuber oculifenmi in parfeni cephalothoracis posticani situm, parvo longius quam altius, stipra utrinque serie triorum denticulorum inter se dissimiJiuni armatum est. Mandihulae masculinae corpore muUo Jongiores; earum crassa pars secunda ovata est. PaJpi valde tenues, pedihus multo dehiliores, ex parte suh mandi- hulis permagnis latent. Pedes hreviores. Guruia frif/escens n, sp, (Fig. 1.) Gurui, über dem Urwald, 3—4000 m. Ost-Afrika. 1 Ex. ^. Neumann leg., M. B. Dorsum. Cephalothorax trapezförmig; Augenhügel (Fig. 1«) nahe dem Hinterrande, oben mit Doppelreihe von 3 (4) unregel- mässigen, scharfen Kegelzähnchen, deren Höhe nur wenig grösser als der Durchmesser ihrer Basis ist. Foramina supracoxalia gross, an den Seiten unweit des Vorderrandes, länglich oval. Scharfe Dörnchen bedecken den Ceph., in Sonderheit vor- dem Augenhügel und dicht am Rande. Die Hinterleibsegmente verwachsen und nur durch Stachelreilien kenntlich. Venter. Das Labrum deutlich gekrümmt; Segmente glatt, nicht durch Zahnreihen abgesetzt. Opilionideu. 173 Maiidibulae S dick, grösser als der Körper, brauchen den ganzen Vorderrand zur Befestigung, und verdrängen die kleinen Coxae der Palpen nach unten, neben dem Mund, so dass diese von oben her nicht sichtbar sind. Das 1. Glied fast 2 mal so lang wie der Ceph., oben fein gezähnt, sehr wenig gekrümmt; das 2. mit der Scheere so lang wie der Körper, dick eiförmig, ganz mit kleinen Dörnchen bedeckt, die Scheere mit 2 — 3 groben, stumpfen Zähnen. Palpi dünner als die Füsse, sogar kürzer als die Mandibeln, weichhaarig; Coxae nur halb so gross wie die nächst liegenden des 1. Fusses. Tarsus 3 mal so gross wie die Tibia, mit kleiner End- klaue. Pedes. Femur, Patella und Tibia kurz und fein bedornt; der 2. Fuss, schlanker als die andern, ist 31 mm lang. C 0 1 0 r. Oben warm dunkel braun, der Ceph. ein wenig weiss fleckig; die Dörnchen am Hinterleibe weiss oder dunkel mit weiss umrandetem Fuss. Unterseite etwas heller, Coxae weiss getüpfelt, auch die Fussspitzen heller braun. Mandibeln fast braun- schwarz. Long. corp. 6^2; mandib. $ 11; palp. S 6 mm. Guruia levis n, sjj. (Fig. 2.) Mehrere Exemplare. Zanzibar, Hildebeand leg., M. B. Dorsum. Die Zähnchen des Augenhügels etwas kräftiger als bei der typischen Art, am Fuss an einander schliessend. Scharfe Dörnchen sind über den Ceph. verbreitet und begrenzen die Hinter- leibsegmente, wie bei der vorigen Art, nur sind sie nicht so kräftig, beim Weibchen sogar wieder schwächer als beim Männchen. Venter wie bei der vorigen Art. Mandibulae (Fig. 2). Die der Männchen dick, sehr breit, viel grösser als der Körper, von wesentlich anderer Form als bei 6r. frigescens, mit ungewöhnlich langen Scheerenflngern, die nur einen einzigen grössern Zahn mitten am beweglichen Gllied tragen, während die beiden Fingerspitzen, wo sie sich berühren, wie eine Pincette fein gezähnt sind. Scheere und Finger sind glänzend glatt, das erste, dicke, ein wenig gekrümmte Glied aber ist rauh durch mehrere Zahnreihen; an der Innenseite trägt es eine dichte Reihe kräftiger Stacheln. 174 J- C. C. LOMAN, Die weiblichen Maudibeln sind noch nicht ^/.j so gross wie die männlichen, nur sehr wenig- geschwollen, das erste Glied kurz und glatt, das Scheerenglied und die Finger von gewöhnlicher Gestalt und Grösse. Scheere mit nur 1—2 winzigen Zähnen. Palpi kurz und dünn, unbehaart. Innen an der Spitze trägt die Patella einen Auswuchs von der Hälfte ihrer Länge. Pedes wie bei der vorigen Art; der 2. Fuss ± 30 mm. Color. Oben dunkel braun, nur wenig gefleckt; unten schmutzig weiss; Füsse dunkel braun; Mandibeln glänzend dunkel kastanienbraun, fast schwarz. Long. corp. cJ 7, $ 9, mandib. S 16. ? 5; palp. 6 \'o mm. Cristina n. f/. Tuber oculorum maximum in. parteni ceplidlothorads posticam situm, longum, altissime cristatum. Mandihulae parvae. Palpi debiles. Differentia sexualis : Maris pedis I femur longiiis et mulio crassius quam feminae. Cristina erassipes n. sp, Fig. 3. • Bismarckburg, Togoland, West-Afrika. Viele Expl., Coneadt, Büttner leg., M. B. Dorsum. Gleich hinter dem Augenhügel eine wenig nach vorn gekrümmte untiefe Furche ; die nächst folgende, etwas tiefere, dagegen nach hinten gebogen. Die übrigen Segmeute durch Dörnchenreihen gekennzeichnet. Der sehr grosse, schmale, Augenhügel nimmt den hintern Theil des Ceph. ein und trägt jederseits oben eine Eeihe von 4 hohen, starken Stacheln, von denen der hinterste der längste ist. Zahlreiche Dörnchen bedecken den Ceph. in regelmässigen Reihen; eine Doppelreihe vom Augenhügel zum Vorderrande enthält die kräftigsten. Foramina supracoxalia sehr klein, in den Vorder- seitenecken gelegen. Im Allgemeinen sind die vielen Zähnchen beim Männchen etwas grösser als beim Weibchen. V e n t e r. Die Bauchsegmente trag-en- Querreihen weisser Knötchen von derselben Art, mit der die Coxae bedeckt sind. M a n d i b u 1 a e beider Geschlechter klein, von gewöhnlicher Form ; vorn mit winzigen Zähnchen bedeckt, die beim S wieder etwas stärker sind als beim §, Opilionideu. 175 Palpi ebenfalls scliwat-li, ohne Geschleclitsdimorpliismiis. Tro- chanter und Feniur mit Dörnchen überwachsen, die des $ ein wenig schwächer als die des S- Pedes. Der 1. Fuss zeis't deutlichen Geschlechtsdimorphismus. Beim S ist er sehr dick, besonders das Femur desselben, welches mit kräftigen Zähnchenreihen versehen und nach vorn gekrümmt ist. Doch sind auch Coxa, Trochanter und Patella dieser Füsse kräftiger als die der übrigen Gliedmaassen und rauh. Dagegen ist der 2. Fuss dünn und schwach. Beim ? ist der 1. Fuss kaum dicker als die letzten zwei, und die Dörnchen sind viel kleiner als beim S- Der 2. Fuss ist auch hier schmächtiger als die andern. Color bräunlich, die Weibchen oben nur einfarbig, die Männchen besonders am Ceph. zu beiden Seiten und vor dem Augen- hügel dunkel scheckig; alle Dörnchen weisslich oder mit heller Spitze, so dass die Rückensegmente dadurch sehr deutlich zu unter- scheiden sind. Die Bauchseite heller gelbbraun, die Segmente (besonders bei den durch Eier ausgedehnten grössern Weibchen) mit brauner Querbinde; alle stumpfe Knötchen weisslich; Füsse von der braunen Grundfarbe, die Spitzen heller. Long. corp. S 7—8, ? 9—10; Fem. I d 8, § 5; Ped. II c? 46, $ 38; palp. 6 mm. Subfam.: Gaf/reUini Thor. Gcif/rella Stol. Gaf/f'ella luzonica n, sp, Prov. Albay, Luzon, Philippinen. Viele Expl., Jagor leg., M. B. Dorsum. Augenhügel so hoch wie breit, glatt (nur wenige Härchen sind mit dem Mikroskop zu entdecken). Segmente des Ab- dominalschildchens schwer sichtbar, nur bei den Jüngern und noch nicht völlig erwachsenen Individuen deutlicher. Eückenstachel ver- tical, etwas spitz, doch bei altern Exemplaren oft abgenutzt, so lang wie der Tarsus der Palpen. Palpi wie die Mandibeln von gewöhnlicher Form. Femur unten feinbezähnt; Tibia 3 mal länger als breit; Tarsus über 2 mal so lang wie die Tibia. Pedes lang. Femora sehr fein bestachelt (mit der Lupe kaum wahrzunehmen). Der 2. Fuss misst 95 mm. Color. Die erwachsenen Thiere sind mitsammt dem Rücken- 176 J. C. C. LOMAN, Stachel ganz braunschwarz; die hellsten Exemplare behalten diese Farbe nur am Augenhügel und an den Trochanteren. Inter- mediäre Färbung haben die meisten Individuen, wo nur der Rücken braun ist, der Bauch bis w e i s s 1 i c h aussieht ; etliche finden sich wo bloss die Coxae weiss sind, andere wo der Rücken (auch der Stachel) hell gelbbraun ist und die Coxae mit der übrigen Bauchseite weisse Farbe besitzt. Die Füsse sind chocoladen- braun, nach der Spitze heller werdend. Long. corp. 6 — 9 mm. Gaffrella simplex n. sp. Tenger-Geb.j Ostjava. 6 Ex., Feuhstoefer leg., M. B. — Tenger- Geb., Ngadisari 2000 m hoch, 2 Ex., Loman leg. 1882. D 0 r s u m sammt den Coxae ganz mit mikroskopischen Knötchen bedeckt, sogar bis auf den Rückendorn. Die zu einem Schildchen verwachsenen vordem Abdominalsegmente nur bei jungen Thieren sichtbar, bei alten stark chitinisirt, so dass die Furchen nicht mehr zu unterscheiden sind. Die hintern 4 ganz frei. Augenhügel klein, so hoch wie breit, mit vor und über jedem Auge 3 — 4 winzigen Zähnchen, hinten aber noch einigen kleinern. Rückendorn am 2. Ab- dominalsegment kurz, so lang wie die Tibia der Palpen, gerade auf- gerichtet. Bei einem Exemplare sah ich noch das Rudiment eines 2. kleinern Rückendornes am 1. Abdominalsegment, von der Form eines spitzen Knötchens. Palpi von gewöhnlicher Form, kurz behaart; Tibia SVo mal so lang wie breit; Tarsus 1^/., mal so lang wie die Tibia. P e d e s von mittelmässiger Länge, nicht dünn, dicht mit Stachelchen bedeckt. Pes 2 + 54 mm. C 0 1 0 r sehr verschieden nach dem Alter der Thiere ; die dunkel- sten Exemplare schwarzbraun, auch die Coxae; nur die Bauch- segmente heller gelbbraun. Die Mehrzahl der Thiere ist heller braun pigmentirt. Die Füsse folgen der Körperfarbe. Long. corp. 5 — 8 mm. Gaffrella ferruijinea n, sp, Canton , . 5 Ex., W. Helmsteo leg., M. H. — Central- Japan, Muzu Kosisan, 15 Ex., Lenz leg., M. H. Dorsum. Ganz mit mikroskopischen Knötchen bedeckt. Der Rückendorn, von der Grösse des Tarsus der Palpen, nicht geneigt. Opiliouideu. ]^77 Augenhüg-el so hoch wie breit, nicht vollkommen g'latt, einige Härchen tragend. Die Fnrchen am Abdominalscntnm gut zu unterscheiden. Venter. Coxae wie die aller andern mir bekannten indischen Gagrella-Arten mit dunkel braunen mikroskopischen Coxalknötchen- reihen von der in diesem Genus charakteristischen Form (Fig. 19&). P a 1 p i behaart ; Tibia 3 mal so lang wie breit ; Tarsus 2 mal so lang wie die Tibia. Pedes lang und dünn, mit mikroskopischen Stachelchen; Pes 2 + 89 mm. Color hellbraun rostfarben oben, unten hell braun gelb bis gelblich weiss; am Abdomen ein breiter, dunkler, brauner Längsstreifen; Augenhügel und Bases femorum schwarz. Füsse gelbbraun, Femora und Tibiae (besonders Tibia 2) an der Spitze viel heller, fast mit breitem weissem Ringe. Long. corp. s 5, $ 6 — 7 mm. Idohtinuni C. L. Koch. Liiohiinnni f/if/anteum n. sp, Central-Japan, Minosan Setsu. 5 Ex., Lenz leg., M. H. Dorsum. Abdominalscutum weniger scharf abgesetzt, die Furchen zwischen den verwachsenen Segmenten deutlich; freie Rückensegmente mit den Rändern zusammenhängend. Augen so hoch wie breit, mit einigen winzigen Zähnchen, um die Augen ein schwarzer Ring. Venter ganz ohne Coxalknötchen, vollkommen glatt. Palpi von gewöhnlicher Form, haarig; Tibia kaum 3 mal so lang wie breit; Tarsus 2 mal so lang wie die Tibia. Pedes sehr lang, mit mikroskopischen Stachelchen; Pes 2 bis 141 mm. Color grau gelb mit breitem braunem Rückenband, das in der Mitte oft einen hellen Längsstreifen zeigt; Bauch heller; Füsse braungelb, Femur und Tibia an der Spitze viel heller. Alle Femora an der Basis mit dunkel braunem Ring, wie ein Trochanter Spurius. Long, corp.: 8 — 10 mm. JPr'ionofiiwa n, ff. Die Gattung hat Aehnlichkeit mit andern Gattungen dieser Subfamilie, in Sonderheit mit Zäleptus Thor., und unterscheidet sich 178 J- C. C. LOMAN, durch den mit regelmässigen Zähnchenreilien beklei- deten Aug-euhügel (Fig. 18), durch das Fehlen eines Rückenstachels und durch den fingerförmigen Fortsatz an der Innenseite der Patella der Palpen. Die Coxal- k nötchen sind charakteristisch Sspitzig (Fig. 19), Füsselang. Ff'ionomma coronatuni n. sp. Venezuela, Porto Cabello. 10 Ex., Sievers leg., M. H. D 0 r s u m. Körper ganz mit mikroskopischen Knötchen bedeckt, auch die (^oxae. Die vordem Abdomiualsegmente zu einem Scutum verwachsen, doch sind die einzelnen Segmente mit einiger Mühe zu unterscheiden. Die darauf folgenden freien Segmente an den Seiten mit einander verwachsen, das Analsegment aber ganz frei. Der kleine Augenhügel am Hinterende des Ceph., breiter als hoch, trägt über jedem Auge eine Reihe von 10 — 12 Zähnchen und neben dieser nach innen eine zweite unregelmässige Reihe von 5 — 6 etwas kleinern. Beim Männchen sind diese Zähnchen ein Avenig schärfer und grösser als beim Weibchen (Fig. 18). Augen gross. Palpi von gewöhnlicher Form; die Patella trägt innen einen dünnen geraden Zahn zur Länge der Hälfte des Gliedes; Tibia S^o mal so lang wie breit; Tarsus kaum 2 mal so lang wie die Tibia. Femur, Patella und Tibia mit sehr kleinen, scharfen Dörnchen, Tarsus wenig behaart. Pedes lang und dünn; Femora mit Reihen winziger Stachel- chen; Pes 2 + 106 mm. Color kaffe- bis choco ladenbraun; die Seiten bisweilen etwas dunkler als die Mitte des Rückens. Schwarz sind besonders bei den Männchen Augenhügel, Trochantere und Coxalknötchen (Fig. 19^), Füsse braun. Long. corp. 4 — 7 mm. JPriononima unicolor n, sp, Tipuani, Quellfluss des Beni, 2500 ' hoch , Bolivien. 1 Ex., V. Leonhardt leg., M. H. Dorsuni. Körper ganz mit mikroskopischen Knötchen bedeckt, auch die Coxae. (Die Form der Coxalknötchen wurde in Fig. 19c abgebildet.) Die vordem Abdominalsegmente zu einem Schildchen unkenntlich verwachsen, die 4 freien nicht mit den Rändern zu- sammenhängend. Der kleine Augenhügel, hinten am Ceph., trägt Opilionideu. 179 Über jedem Auge eine Reihe von 7 — 8 scharfen Zälinchen. Neben dieser Aiissenreihe einzelne Zähnchen gewissem! aassen zu einer Innenreihe vereinigt. Palpi ganz wie bei der vorigen Art. P e d e s länglich, wie bei Pr. coronatum winzig bestachelt ; Pes 2 + 85 (Femur 19) mm. Color ganz kaffebraun, nur der Augenhügel schwarz. Palpen und Mandibeln heller. Füsse von der Grundfarbe. Long corp. 4 mm. Subordo: Laniatores Thor. 1 Segment a dorsalia 4 posteriora libera 2 Segmeutum dorsale solum ultimum liberum Fam. Oncopodidae 2 Coxae posteriores ceteris multo latiores, cum segmento ventrali primo omnino coalescentes. 8piracula conspicua 3 Coxae posteriores ceteris paulo (ad maximum triplo) majores, cum segmento ventrali primo ad basin modo coalescentes, ad apicem a ventre disjunctae, liberae 4 3 Palpi breves, minime armati Fam. Cosmefidae Palpi fere semper longi, spinosi ; si non longi, at certe spinis aut setis validis instructi Fam. Gonyleptidae 4 Palpi decussantes, ad maximam partem modo aculeis et dentibus, non vero spinis armati Fam. Assamiidae Palpi non vel parum oblique positi, spinis veris (i. e. pro- cursibus, apice aculeum vel setam gerentibus) armati 5 5 Palpi non modo in partibus tibiali et tarsali, sed etiam in parte femorali spinis notati Fam. Epidanidae Palpi longissimi , gracillimi , parte femorale mutica (vel fere mutica), partibus tibiali et tarsali spinis paucioribus longissimis armatis. Oculi sessiles, proxime sulcum primum, spatio magno inter se separati Fam. Biantidae Die Fam. Phalangodidae ist in obiger Liste nicht aufgeführt. Dafür möchte ich im Folgenden eine Erklärung geben. Sie wurde April 1879 von E. Simon ^) charakterisirt : „Spiracula occulta. Coxae posteriores ceteris paulo latiores, cmn segm. ventr. 1 ad hasin coales- centes, ad apicem liberae et serratae.^^ In dem grossen Arachniden- werke desselben Autors, ebenfalls aus dem Jahre 1879, -) findet sich 1) Simon, Opiliones mecostethi, in: Ann. Soc. entom. Belgique, 1879. 2) Simon, Les Arachnides de France, V. 7, p. 149. Zool. Jahrb. XVI. Abtli. f. Syst. 12 180 J- C- C. LOMAN, die Oharakterisirung- der neuen Familie ausführliclier l)egTündet, und Simon bescliliesst seine Diagnose mit der Bemerkung-: „La famille des Phdlangoäidae differe sufflsamment de celle des Gonylep- ticloe (famille type) et des Cosmetidae par ses hanclies de la 4. paire soudees par lenr base seulement, petites, et ne formant avec le Premier segment ventral qu'une piece courte, par l'absence de stig- mates apparents, enfln par l'absence de la strie longitudinale, si con- stante cliez les Gonylepfidae, sur le segment thoracique qui fait suite ä la strie cephaliqne." Ausser dem Typus der Familie Phalangodes, Tellkampf, werden noch die Gattungen Mermerus, Epedanns, Mora- candns, Sikdces und Ferefrius hinzugerechnet. Oncopns, den Thorell ursprünglich zu den Cosmetidae gestellt hatte, wird von Simon in erstgenannter Arbeit noch, als zu den Phalangodidae gehörig, be- schrieben, in der nächsten Schrift aber als Typus einer neuen Familie aufgeführt. Einige Jahre später hat Sörensen ^) uns eine erweiterte Dia- gnose der Flmlangodidae gegeben, deren wichtigste Punkte ich jetzt einer näheren Betrachtung unterziehen will. Ad 1. „Lohtis maxiUaris coxarnm II latus, discrctus, mohüis, porrectiis, partem inferiorem loln ma.riUaris I et partem exferiorem lahii Sternalis obfegens." Es ist nöthig, die etwas ältere Beschreibung Süvion's damit zu vergleichen: „Lobe — maxillaire de la se- conde paire formant l'angle interne de l'article. dis- tinct par une strie oblique et souvent prolonge en avant par un petit tubercule." Also einmal eine beweg- liche Maxille am 2. Fuss, oder aber ein unbewegliches mit der 2. Coxa verwachsenes Rudiment. Die Phalangodes-S\)edes. die ich gesehen habe, schliessen sich nun alle der SiMON'schen Definition an, und da auch Sörensen selber in seiner ersten Beschreibung des Ptychosoma (= Scotolemon =^ Phalangodes) vitellinum das Thier unter den Gonyleptiden aufführt, die sich bekanntlich durch unbewegliche, rudimentäre Maxillen am 2. Fuss auszeichnen, wird die Sache nicht deutlicher und kann ich hier nur an einen LTthum denken. Und Thorell, der den Fall in seinen „Aracnidi Artrogastri birmani, (in: Ann. Mus. Stör. nat. Genova, 1889, p. 155) auch erwähnt, äussert sich sehr bestimmt in einer Note:. ,.In Phalangode . . . . 1) Sörensen, Opiliones Laniatores, in: Naturh. Tidsskr. (3), V. 14, p. 58 L — Sörensen, Opiliones Australasiae, in: L. KoCH, Die Arach- niden Australiens, V. 2. Opilioniden. \g1 lobus niaxillaris pediini 2. paris . . . porrectus .... siilco plus minus distiiicto a coxa sua separatus, sed ni o b i 1 i s non in ulla mihi coonita Laniatorum specie videtur." Das ist nun auch meine Erfalirung-, nach der Ph(dan indistinctis divisnm , gJahrum. Margo anticus 5 denfes conicos porrectos ostendit. Tuher ocujorum fransversum, ovale, fere leve (dentictilis minimis ohtecta). Spiracula plane detecfa. Coxae 4. antecedentibus paulJuIo majores. Mandihulae parvae. Palpi hrevcs, forma solifa, pedibus non crassiores. Pedes breves, inermes. Hfjpoxest/tis levis n, sp. Madschame und Ivilimandjaro. Paesler leg. Wenige Ex., M. B. Dorsum. Scutuni aus 6 zusammengewachsenen Segmenten be- stehend, hinten viel breiter als der Cephalothorax, nur die erste und letzte Furche deutlich zeigend. Vorderrand mit 5 dicken, kegel- förmigen Auswüchsen. Die freien Rückensegmente mit Eeihen winziger Knötchen. Augenhügel (Fig. 15) ungefähr in der Mitte des Cephalo- thorax, V:^ so breit wie dieser, fast glatt, bisweilen mit einigen winzigen Pünktchen. Rückenseite sonst glatt. V e n t e r. Coxae ein wenig rauh durch haartragende Knötchen ; Segmente fast glatt oder mit kaum sichtbaren , mikroskopischen Knötchenreihen. Stigmen sehr deutlich, am ersten Bauchsegment, sichtbar. Coxa 4 etwas grösser als die andern. M a n d i b u 1 a e klein ; art. 1 mit nahezu glattem Kugelauswuchs. Palpi kurz, von der Dicke der Füsse; Femur unten mit 2 Zähnchenreihen; Tibia aussen 1, innen 2 Dornen; Tarsus 2 — 2 Dornen; Endklaue = Tarsus. Pedes kurz, glatt. Länge: ?, 13, '?, 11 mm. Zahl der Tarsengl.: ?, 10, ?, 5. C 0 1 0 r. Rostbraun am Rücken ; Extremitäten und Bauch meist etwas heller, bis gelbbraun. Long. corp. 5 — 6; palp. 3% mm. Dicort/j^hus n. (/. Scutum sub-trapesoidum, stdcis 4 divisum, qtiorum duo anteriores siüco longitudinale conjundi; margo frontalis 5-denfattis ; area scuti secunda eminentiis majoribus 2 not ata. secunda eminentiis majoribus 2 not ata. Üpilioiiideu. ;|^g3 Tnher ocnlifcrum ante medium ceplutlolhoracem siftim, non alfum, dentibus 2 fortihns arnmtnm. Spiracula plane detecta. Coxae 4. düafafae. Mandihidae parvae. Palpi breves, debiles. Pedes inennes, hreviores. JJicort/i^hus fn7'^vus u. sjk D. Ost- Afrika: Dar-es-Salam. 5 Ex. Stuhlmann leg. D. Ost- Afrika: Laiig-eiiburg-. 9 Ex. Fülleborn leg., M. B. Dorsum. Scutum hinten verbreitert, durch 4 Querfurchen ge- theilt ; die ersten zwei durch eine undeutliche Längsfurche verbunden. Vorderrand mit 5 Zälinen, der mittlere klein, der über den Palpen dick, 2 mal so gross wie die äussersten. Augenhügel (Fig. 12) Vs so breit wie der Cephalothorax, dem Vorderrand näher als der ersten Furche, nicht hoch, viel breiter als lang; er trägt in der Mitte 2 parallele Kegelzähne von der Höhe des Hügels. Seiten- und Hinter- rand des Scutunis mit einer Reihe mikroskopischer Knötchen. Segment 2, 3 und 4 in der Mitte mit grössern Auswüchsen; das 2. Segment mit 2 niedrigen Kegeln, das 3. mit noch 2 kleinern, das 4. mit 2 breitbasigen, spitzen Kegeln, ungefähr so hoch, wie das Segment lang ist. Ausserdem auf dem 3. freien Rückensegment 2 ganz ähnliche. Venter. Erste 3 Coxae rauh durch gedrängte mikroskopische Knötchen ; Coxa 4 glatt, dick, so breit wie die zwei vorhergehenden zusammen. Stigmen gross, ganz deutlich sichtbar. Uebrige Segmente mit Querreilien mikroskopischer Knötchen. Mandibulae. Art. 1 vorn mit rauhem Kugelauswuchs. Palpi klein; Trochanter und Femur unten mit einer dichten Reihe dicker Kegelchen, Femur ausserdem innen an der Spitze mit ähnlichem dickem breitbasigem Kegel ; Tibia innen 2, aussen 1 Dorn, Tarsus 2 — 2 Dornen. Endklaue = ^j^ Tarsus. Pedes kurz, glatt. Länge: 12, 23, 14, 21 mm. Zahl der TarsengL: 5, 11—13, 6, 7. Color. Oben ganz dunkelbraun (unter dem Mikroskop zeigen sich viele hellere Stellen); einige Exemplare mit schwacher hellerer Mittellinie. Coxae unten röthlich- braun. Long. corp. 5 — 7; palp. 3, 194 J- C. C. LOMAN, Acanthophrys n. (f. Scutum 5 sulcis distinctis divisum ; margo anfdcus dentihus 5 armatus ; areae omnes eminentüs majorihns anibabis in medio armaiae ; segmentum ultimum, sextum, quasi margo postictis, serie transversa processuum coni- corum altorum pectinifermn. Tuber ocuJorum Jatiim, non alfum, fere in cephaJotlioracem medium sittim, dentihus erectis 2 conicis altis, et post eos 2 minoribus, armatum. Spiracula obtecta. MandibuJae mediocres. Palpi debiles, breves. Pedes temies. Acanthox)h7ujs pectinata n. sx>. D. Ost - Afrika. Aus einer Waldschlucht, relativ trocken, in Ukinga bei Mararupra, aus Mulm ausgesiebt. Wenige Ex. Dr. Fülleborn leg., M. B. Dorsum. Scutum durch 5 deutliche Furchen getheilt, überall stark mit haartragenden Zähnchen bewachsen. Vorderrand mit 5 Kegelzähnen, die äussern grösser als der Mittelzahn. Augenhügel (Fig. 13) Vs dei^ Cephalothoraxbreite, fast in der Mitte desselben (nur wenig mehr dem Voi'derrande genähert), nicht lang, oben zwei hohe Kegelzähne tragend (beinahe 2 mal so hoch wie der Hügel), und dahinter 2 viel kleinere, der Länge nach sehr verschieden und oft niedrig, alle etwas nach aussen gerichtet. Die Segmente tragen ausser dichten Zähnchen, auf der Mitte 2 etwas grössere Kegelauswüchse, die des 4. Segments am grössten, aber noch nicht so hoch wie das Segment lang ist. Das 2. Segment in der Mitte mit kaum angedeuteter Längsgrube. Hinterrand und 3 folgende Rückensegmente mit einer Eeihe hoher Kegel, die kammartig geordnet sind und etwa so hoch sind, wie jedes Segment lang ist. Oberes Analsegment nur mit kleinern Zähnchen. Venter. Coxae mit haartragenden Kegelchen, besonders die vordem ; die Bauchsegmente nur mit Reihen haartragender Knötchen. Coxa 4, wenig grösser als die andern, aussen mit 2 — 3 grössern Kegelchen; besonders bei den Exemplaren ,^ die ich für männlich halte. Stigmen tief in der Grube verborgen zwischen der letzten Coxa und dem Abdomen. M a n d i b u 1 a e klein ; art. 1 vorn oben mit rauhem Kugel- auswuchs. Opilioniden. J^95 Palpi seil wach, zart; Femur unten mit einer Zähnclienreihe, an der Spitze innen ein ganz kleiner Zahn; die übrigen Glieder unten an den Bändern mit Kegel zähnchen ; von diesen sind als grössere Auswüchse (obschon immer noch nicht sehr gross) zu bezeichnen : an der Tibia 1 aussen, 2 innen, und am Tarsus 2 — 2. Pedes dünn und von mittelmässiger Länge: 9, 20—24, 10 V2, 14—15 mm. Zahl der Tarsengl.: 5, 10—12, 6, 7. Color, Braun bis schwarzbraun oben; die Seiten und der Bauch heller braun bis gelbbraun; Füsse dunkel. Long. corp. : 3 — 4; palp. 2 mm. Pol{fcoryi)h/iis 11. (j. Scutum trape^oidum, asperatum, sulcis 5 divisum; margo anticus 5-denfcdns. Tuher oculorum in medium cepJiälothoracem sihmi, dentibus crassis . ohtuse conicis ohtecttmi. Spiracida obteda. Coxae 4. dilatatac. Mandibulae parvae. Falpi hreves, forma solita. Pedes hreves. JPolt/eortfphus asper n, ff. Capland, Algoa Bay. 1 Ex. ?, Dr. Brauns leg., M. H. Dorsum. Scutum nach hinten zu ein wenig breiter werdend, durch 5 Furchen getheilt, ganz mit dicken, stumpf kegelförmigen Zähnen besetzt, von denen in der Mitte jedes Segments wohl stets 2 etwas stärker sind als die andern. Die 4 freien Eückensegmente ähnlich bewachsen, das letzte, Analsegment sogar am kräftigsten, in der Mitte ein noch etwas grösserer Zahn am Hinterende des Körpers. Vorderrand mit 5 starken Kegelauswüchsen. Augenhügel (Fig. 14) in der Mitte des Cephalothorax, V4 so breit wie dieser, niedrig, aber wie die übrige Eückenfläche ganz mit stumpfen Kegelzähnen bedeckt. Venter. Coxae und Bauchsegmente dicht mit zum Theil haar- tragenden Knötchen bewachsen. Coxa 4 so gross wie die vorher- gehenden zusammen, nach hinten gerichtet; Stigmen nicht sichtbar. Mandibulae klein; art. 1 mit rauhem Kugelauswuchs; art. 2 vorn behaart. Zool. Jahrb. XVI. Abth f. Svst. 13 196 J- C- C. LOMAN, Palpi kurz, mit durch Zähnclien raulier Oberfläche; Femur unten mit einer Eeihe schwacher Zähne; Tibia aussen 1, innen 2 Dornen; Tarsus klein, mit 2 — 2 schwachen Dornen. Endklaue = Tarsus. Pedes kurz, ungewaffnet. Länge: 7, 10, 8, 12 mm. Zahl der Tarseugl. : 3, 5, 5. 5. C 0 1 0 r : gelblich mit am Rücken breitem s c h w^ a r z e m Längs- streifen; Füsse auch dunkel pigmentirt. Long, corp, : 4^2, palp. 2V2 nim. Coelobiitius n. g. Scutnm sub-tra'pezoidum suJcis 5 divisuni, qiiornm anteriores 2 sulco longihidinali conjundi-, margo antkiis denies 5 porredos osfendit; area scuti 4. eminentiis maximis 2 notafa. Tiiher oculorum fere in cephalofhoracis medio sifuni, Jmmile, sulco lato cxcavatum ; s^^pra ociilnm crista tuhercuJoruni inisillornm in seriebus 2 — S longitudinaJihus positornm adest. Spiranila plane deteda. Mandilnüae parvae. Palpi hreves, debiles. Pedes inermes, longiores. Coelobuiius ntelanacanthus n. sp. D. Ost-Afrika, Usambara Darema. 6 Ex.. Conradt, Büttner leg., M. B. Dorsum. Scutnm nach hinten verbreitert, mit 5 deutlichen Furchen, die ersten 2 durch eine seichte Längsfurche vereinigt. Vorderrand mit 5 Kegelzähnen, der in der Mitte scliwach, die über den Palpen sehr kräftig, die äussersten aber wieder klein. Augen- hügel (Fig. 11) fast in der Mitte des Cephalothorax. etwa \':j so breit wie dieser, niedrig, in der Mitte ausgehöhlt, über jedem grossen Auge 2 — 3 parallele Längsreihen winziger Zähne. Area 4 mit 2 recht grossen Stacheln, fast so hoch wie der Ceph. lang ist. Das dritte freie Rückensegment trägt 2 ganz ähnliche. Diese 4 Aus- wüchse sind etwas nach aussen gerichtet. -" Venter. Sonst auf Rücken und Bauch nur mikroskopische, gedrängte Körnchen. Stigmen ganz frei, sichtbar. Die 4. Coxa etwas grösser als die vorhergehenden. Mandibulae klein; art. 2 vorn mit wenigen Härchen. Opilioiiiflen. ]^97 Palpi von gewöhnlicher Form, schwach; Femur unten nur mit stumpfen Keg-elhöckern und innen ein stärkere.'^ Häkchen statt eines Börnes; Tibia aussen 1, innen 2 Dornen; Tarsus 2—2 Dörnchen; Endklaue = Tarsus. Pedes ziemlich lang-; 15, 29, 21, 31 mm. Zahl der Tarsengl. : 6—7, 14—17, 8, 8. C 0 1 0 r. yehr charakteristisch. Grundfarbe s c h m u t z i g g e 1 b - grau; ganz schwarz sind der Cephalothorax nebst dem Augenhügel, oder wenigstens ein breiter Längsstreifen, weiter die 4 grossen Stacheln des Eückens ; am Bauche ist die s c h w a r z e Farbe sehr variabel, entweder gar nicht oder sogar stark vertreten; die Füsse ebenfalls hier und dort mit dunklen Stellen. Long. CO r p. 4 Vo — 6 '/j ; p a 1 p. 4 mm. P'am. : Epedanidae Thor, (nee W. S. ). Angulus anterior-interior coxarum 2. paris sulco coxa sua sepa- ratus, antice directus, maxillam rudimentariam immobilem formans, Oculi tuberculo communi impositi (nonnunquam sessiles vel suo- quisque tuberculo late disjuncti), fere in medio vel ante medium cephalothoracis locati. Spiracula plerumque magna, detecta; rarissimo visu difficilia. Palpi non tantum in partibus tibiali et tarsali, quae non vel parum oblique positae sunt, verum etiam in parte femorali spinis sub-aequalibus armati.^) 1 Tuber oculiferum nulluni. Oculi late separati. sessiles vel uterque suo tumulo impositus 2 Tuber oculiferum manifestum 4 2 Inter oculos Spina adest 3 Scutum eminentiis plane destitum Tfino Loman 3 Uterque oculus suo tumulo impositus Ihalonius Ksch. Oculi prorsum sessiles Holozoster n. 4 Tuber oculorum eminentiis majoribus 2 5 Tuber oculorum eminentia majora una 8 Tuber oculorum eminentiis majoribus destistutum 16 5 Area scuti tertia eminentiis majoribus 2 munita 6 Area scuti tertia eminentiis majoribus destituta 7 6 Sulci duo anteriores sulco longitudinali conjuncti Beloniscus Thor. 1) Genere Centrobuno, valde aberrante, excepto ; vide infra p. 205. 13* 198 J- C. C. LOMAN, Sulci omnes disjuncti Bahrius Thor. 7 Margo scuti anticiis 5-dentatus Amhara Pav. Marg'o scuti anticus in utroque angulo dente armato Bupares Thor. 8 Pedis primi femur serie spinarum magnarum munitum 9 Pedis primi femur glabrum 13 9 Tuber oculorum in medio in spinam productum 10 Tuber oculorum ab oculis in triangulum aequilaterum ele- vatum Trigonohunus Loman 10 Scutum in dorso tuberculis armatum 11 Scutum in dorso inerme Sitalces breoni E. S. 11 Spina tuberis oculiferi bifida Sitalces OtuhercuJatus E. S. Spina recta 12 12 Palpi fere inermes Centrobunus n. Palpi spinosi Podoctis Thor. 13 Scutum 5 sulcis 14 Scutum 4 sulcis 15 14 Tuber oculiferum latum, liumile, spina longa media armatum Thyreoüis Thor. Tuber oculiferum conicum, dente brevi armatum Pyramidops n. 15 Tarsorum posteriorum unguiculi subter dentati Acrobunus Thor. Tarsorum posteriorum unguiculi intus in dentem minorem producti CaJetor Loman. Tarsorum posteriorum unguiculi integri Epedanus Thor. 16 Tuber oculiferum ab oculis in triangulum elevatum Trigonobunus Loman. Tuber oculiferum in medio non elevatum 17 17 Area scuti prima parva, secunda omnium maxima Zalmoxis W. S. Area scuti i)rima omnium maxima 18 18 Area prima quinque insequentes conjunctim fere aequat Sinniculus n.^) Area prima insequentibus conjunctim multo brevior 19 19 Limbus scuto anterior 5 dentes porrectos ostendit Sidama Pav. 1) Sinniculus = Sinis Loman, Der Name Sluis ist schon prä- occupirt und muss demnach geändert werden. Opilioniden. ^gg Limbus soiiti anterior iion dentiferus . 20 20 Coxae posteriores reliqiiis multo latiores Tithaeiis Thor. Coxae posteriores parvo dilatatae 21 21 Tuber oculorum fere leve Sterrhosoma Thor. Tuber oculorum seriebus granulorura regulariter obtectum Chondrohumis n. Diese Familie ist noch nicht alt; sie wurde von Sörensen im Jahre 1886 errichtet. Da dieser aber das Genus Epedanus Thor. nicht gesehen und dadurch nicht richtig aufgefasst hatte und es doch auch in die eigene Familie aufgenommen werden sollte, hat Thorell eine erweiterte Diagnose gegeben und zugleich die Fam. Zalmoxidae W. S. mit ihr vereint, weil das Fehlen oder Vorhanden- sein einer Scopula an den Hinterfüssen, wie dieser Autor meint, „vix nisi valoris notae genericae" sei. ^) So revidirt, ist ihr Hauptmerkmal das Verhalten der Maxillar-Palpen. Nicht dick, nicht ausserordentlich lang, aber gleichniässig an allen Gliedern mit Dornen bewachsen, besonders an den Schenkeln, so könnte das be- schrieben werden. In zweiter Eeihe kommt das erste Fusspaar in Betracht, das oft wie die Palpen kräftige Dornen trägt, vor allem am Femur, manchmal oben und unten. Ich kenne aus andern Familien überhaupt keine ähnliche Bewaffnung der Vorderfüsse. Weiter sind die Stigmen fast immer gut sichtbar, sehr selten verborgen. Zuletzt finden wir auch in dem rudimentären Maxillar- Anhang der 2. Coxa einen wichtigen Charakter. Diese bei den Flialangiidae so deutlich vorstehenden, beweglichen, lang dreieckigen Gebilde fehlen den Gomj- leptidae und Cosmetidae ganz, bei den Assamiidae sieht man ein winziges Rudiment, das, mit der betreffenden Coxa verschmolzen, nicht einmal durch eine Furche abgetrennt ist. Nur den Biantidae und unsern Epedanidac kommen deutliche, jedoch unbewegliche, durch eine Ein- senkung von ihrer Coxa gesonderte, spitze Rudimente dieses Körper- theils zu. Doch ist von all diesen Charakteren keiner so überwiegend, dass ein Fehlen nicht statt haben könnte. In letzter Instanz entscheidet wohl immer der gesammte Habitus eines Thieres über seinen Platz, in einer bestimmten Familie, und wenn Einer nur genug Formen untersucht hat, so ist die dadurch erlangte üebung oft nützlicher als eine Seite voll Charaktere. 1) Thorell, Aracnidi artrogastri birmaui, in: Ann. Mus. civ. Stör, nat. Genova (2), V. 7, p. 675. 200 J. C. C. LOMAN, Bei der Verg-leiehung- der zu dieser Familie g-ehörenden Gat- tungen unter sich war mir schon längst die grosse Aehnlichkeit von Mesoceras W. S. mit Ibalonius Ksch. aufgefallen, allein die richtige Entscheidung konnte nur durch eine genauere Betrachtung der Ori- ginalexemplare des Ibalonius jagori Ksch. im Berliner Museum her- beigeführt werden. Dieser Mühe hat sich Herr Prof. Dr. Fr. Dahl unterzogen, wofür ihm herzlicher Dank gesagt sei. Auch habe ich durch seine Vermittlung Exemplare dieser Art zu Gesicht bekommen, welche die letzten, geringen Zweifel über die Identität beider Gat- tungen gehoben haben. Und da Ibalonius Ksch. 1880 älter ist, müssen wir Mesoceras W. S. 1886 fallen lassen. Die beiden Arten von Sitalces E. S., S. breoni und S. novem- tuberculatus, sind sehr verschieden und gehören vermuthlich nicht zu einer Gattung. Ich habe es aber unterlassen, neue Namen einzu- führen, bis man durch eine Nachuntersuchung, wenn möglich der Typen, volle Gewissheit über die Verwandtschaft dieser Thiere er- langt haben wird. Ibalonius Ksch. 1880. Syn. : Mesoceras W. S. ^) Die sechs bis jetzt mir bekannten Arten dieser Gattung; die eine grosse Verbreitung hat, können bequem definirt werden, wie folgt: 1 Femur pedis 1 spinis armatum 2 Femur non spinosum, sed serie pilorum instructum I. jagori Ksch. (Philippinen) 2 Cephalothorax maculis duabus albis notata /. himaculatus n. (Seychellen) Cephalothorax non maculatus 3 3 Area ultima scuti in medio 2 — 3 processibus erectis armata 4 Areae ultimae eminentiae majores desunt 5 4 Processus dorsales 5 subaequales sunt I. inscriptus n. (Seychellen) Processus areae ultimae ceteris multo breviores sunt I. Mrschi n. (Seychellen) 1) SÖEEXSEN , Opiliones Australasiae, in: KoCH, Die Arachniden Australiens, V. 2, 1886. Opiliuniden. 201 5 Eminentiae scuti areae 4. sunt tubercula liumilia /. annuJipcs W. 8. (Fidsclii-I.) Eminentiae areae 4. sunt processus longiores /, spiniger W. S. (Fidschi-I.) Ihalonius inscripttis n, sp, Seychellen, Mähe, unter alten Blättern. Gegen 100 Ex., Brauer leg. Sehr nahe, auch was die Färbung betrifft, den Arten von den Fidschi-Inseln verwandt {I. annuUpes W. S. und /. sinniger W. S.). Zur Charakteristik hebe ich Folgendes hervor. Dorsum. Scutum convex, mit parallelen Seitenrändern. Der Dorn zwischen den Augen schlank und spitz, so lang wie das erste Segment des Scutums. Die folgenden Segmente desselben tragen jedes in der Mitte ein Paar spitz kegelförmiger Knötchen, nicht höher als die Augenhügel. Ausserdem hat das 4. Segment 2 spitze Stacheln, so lang 'wie der Cephalothorax, und auf dem Hinterrand des Scutums stehen 2 ähnliche, parallele, kaum kleinere. Venter. Spiracula deutlich sichtbar. Coxa 4 kaum grösser als die andern. M a n d i b u 1 a e. Art. 1 an der Spitze kugelförmig verdickt, mit 3 — 4 dicken Zähnen; art. 2 vorn etwa 4 ähnliche Zähne. Palpi kurz, so lang wie der Körper; Trochanter unten 2; Femur unten innen 1 distaler, aussen 7 (die proximalen 2 am grössten); Patella innen 1—2. aussen 1; Tibia 3 — 3; Tarsus innen 2 — 3, aussen 2 Dornen. Patella = Tibia =- Tarsus = Endklaue. Pedes kurz, so dick wie die Palpen; Trochanteren cylindrisch. Pes 1 : Trochanter unten 3 ; Femur unten 1 Reihe von 5 hohen, schlanken Dornen. Scopula vorhanden. Länge: 7, 19, 12, 17 mm. Zahl der Tarsengl.: (3) 4, 9—13. 5, 5. Color. Nur die dunkelsten Thiere haben eine gelbe Grund- farbe, die stark mit dunklem Braun oder Schwarz gezeichnet ist, oft wie mit chinesischen Buchstaben ganz bepinselt. Die hellsten sind w e i s s 1 i c h , d u n k e 1 g e 1 b scheckig. Die meisten Exemplare stehen aber in ihrer Färbung zwischen diesen Extremen ein. Füsse hellfarben, bis an die Spitze dunkel geringelt. Diff. Sex. Die Mandibeln der SS sind grösser und kräftiger als die der 2$. 202 J- C. C. LOMAN, Am Eücken mancher Weibchen und jungen Thiere sind die kleinern Kegel nicht einmal gut wahrzunehmen, einige Male sind sogar die 4 grossen klein geblieben. Auch die Fusslänge variirt ungeheuer, ja eigentlich alle Charaktere mehr oder weniger, w^as bei der ungewöhnlich grossen Zahl der untersuchten Individuen (etwa 100 jeden Alters) nicht verwundern kann. Der obigen Beschreibung liegt, wo nichts Anderes erwähnt, ein erwachsenes Männchen zu Grunde. Long. corp. : 3 — 4; palp. 3 mm. Ihalonius biiuaculatiis n. s/>. Seychellen, Mähe, etwa 1 Dutzend Ex., Braueh leg. Der vorigen Art nicht unähnlich, aber durch die Zeichnung des Eückens sofort zu erkennen. Dorsum mit w^enig scharfen Furchen; Dorn zwischen den Augen nicht hoch; Segm. 4 mit 2 langen Dornen, w^eit aus einander; letztes Segment mit 2 ähnlichen, sich mehr genäherten. Scutum sonst glatt. Freie Segmente mit einigen stumpfen Kegelchen. M a n d i b u 1 a e des Männchens dick ; Art. 1 oben und vorn einige Zähnchen; Art. 2 vorn 3 krumme Zähne über einander; die des Weibchens viel kleiner, fast ungewaffuet. Palpi etwas kürzer als der Körper, stark bedornt; Femur aussen 3, innen 1; Patella aussen 1, innen 2; Tibia aussen und innen 3; Tarsus auch 3 — 3 Dornen. Pedes kurz, nicht dicker als die Palpen; Pes 1; Trochanter unten 1; Femur 5 Dornen. Länge: 6, 19, 11, 14 mm. Zahl der Tarsengl.: 3, 12—14, 5, 5. C 0 1 0 r. Die Grundfarbe ist ockergelb, vielfach mit dunklen, bis schwarzen Flecken und Strichen durchzogen. Sehr charakte- ristisch für die Erkennung der Art sind 2 grosse, weisse, aber schwarz eingefasste, schräg viereckige bis birnförmige Stellen auf beiden Seiten des Vorderkörpers, gleich hinter den Augen. Füsse wie die der vorigen Art, breit und dunkel geringelt. Auch hier wie dort geht die Farbe der Exemplare sehr aus einander und finden sich hellere und dunklere Thiere. . Diff. sex. Männliche Mandibeln viel kräftiger und dicker als' die weiblichen. Die männlichen Palpen scheinen mir ebenfalls etwas grösser als die der Weibchen. Long. corp. 4 — 4^«; palp. 3 — 3\'., mm. Opüioniilen. 203 Ib(t1onius Uarsf'lri it. ,«?/>. Seychellen, Make, 2 Ex.. Braueü leg\ Dorsum mit wenig- scharfen Furchen; Dorn zwischen und etwas hinter den Augen hoch, schlank, fast cjdindrisch, von der Länge der Kopfbrust; Segm. 4. mit 2 fast eben so hohen, weit aus einander stehenden Stacheln, die schräg nach aussen gerichtet sind; auf dem letzten Segment 3 kürzere Kegel in der Mitte, so hoch wie die Länge des Segments (der mittlere ist bei einem der beiden Exemplare sehr klein). Alle Segmente tragen ausserdem Querreihen winziger, weit von einander entfernten Körnchen. Die Seitenränder des Scutuni mit einer ähnlichen Körnchenreihe, deren Körnchen dicht neben ein- ander gedrängt sind. Venter. Coxae mit haartragenden Knötchen, besonders die erste, die eine Eeihe von 6 grossem zeigt. Ueber den Palpen 1—2 grössere, nach vorn gekrümmte Kegeldornen. Mandibulae stark, mit eiförmig geschwollenem 2. Glied, vorn mit 4 — 5 krummen, fast hakenförmigen, starken, breitbasigen Dornen ; art. 1 aussen an der Spitze mit 1 ähnlichen. Scheerenzangen länglich mit wenigen, aber groben Zähnen. (Beide Exemplare sind vermuth- lich männlich.) Palpi länger als der Körper; Trochanter unten 2 — 3; P^emur aussen 6, innen 1; Patella aussen 1, innen 2; Tibia aussen und innen 3; Tarsus aussen und innen 2 Dornen. Endklaue = Tarsus. Pedes länglich; Trochanter 1 unten 1 — 2, Femur 4 Dornen, der distale kurz. Länge: 11, 33, 24, 32 mm. Zahl der Tarsengl.: 5, 13-15, 5, 5. Color ganz braun, vielfach mit schwarzen mikroskopischeJi Netzchen überzogen. Mandibeln ganz wenig heller, etwa röthlich braun. Füsse nicht geringelt, von der Grundfarbe; nur die Tarsen fast weiss. Long. corp. 3V2 — 4V2; palp. 5V-2 — 6 n^wi- Holozoster n. g, Scutuni maxinmm, truncato-ovale, välde convexum, in medio, ante marginem posticum, processu amito armatum, sidcis carens, tarnen seriebus eminentiarum segmenta Septem ostendens. Scgmentorum liherormn anteriora tria brevissima, lütimum, anale, antecedentibus mtdto majtis. Tuber ociüorum deesf ; ocidi sessües, prope marginem smiti aniicum, late disjuncti. 204 J- C. C. LOMAN, Inier et pone oculos spinn erecta est. Spiractila detecta. Coxae 4 non düatatae. Manäihulae mediocres. Palpi hrevissimi, debiles. Pedes hreves. ITolozoster ovalis n. sp, Seyehellen. Mähe, + 20 Ex., BRArER leg. Dorsum. Das Scutimi (Fig. 5) sehr gross, fast oval, vorn und hinten abgestutzt, den Bücken des Thieres ganz einnehmend, stark gewölbt (indess die Bauchseite flach ist, schildkrötenähnlich); der Vorderrand nach unten umgedreht, Mandibeln und Palpen um- schliessend, daher, v^ie so oft, in 5 Zähne endend. Furchen sind nicht zu sehen (sogar die zwischen Cephalothorax und Abdomen fehlt), aber es finden sich Querreihen grösserer Kegel auf den Segmenten. Vorn die weit aus einander liegenden, grossen Augen, ganz ohne Hügel; zwischen diesen, aber ein wenig nach hinten, ein spitzer verticaler Dorn, V4 so hoch wie die Augendistanz ; dann weiter nach hinten 2 Kegel, halb so gross wie der erste, einander 2 mal so nahe wde die Augen. Nun folgen vier Querreihen von je 4 stumpfen Kegeln, bald höher, bald nur wie dicke Knoten aussehend; in der Mitte vor dem Hinterrande steht ein schräg nach hinten gerichteter, schlanker, spitzer Stachel, oft fast so lang v/ie die Augendistanz, oft aber kürzer. Die 3 freien Rückensegmente sehr kurz, am hintern Körperende zusammengedrängt. Sie tragen in ihrer Mitte einen dicken, kurzen Zahn, der auf dem 3. Segment am kürzesten. Das Analsegment auf die Bauchseite gedreht, so lang wde jene 3 zusammen. Rückeuseite überall mit winzigen, weit aus einander liegenden Knöt- chen bedeckt. Venter ganz rauh höckerig durch dicht gedrängte Körnchen; Stigmen klein, sichtbar, und nicht von den kurzen Processus fulcientes dem Auge entzogen. Coxae kurz und stumpf bedornt, besonders die vierte. Mandibulae nicht gross; art. 1 kurz, oben gewölbt; art. 2 etwas dick, vorn mit wenigen haartragenden Kegelchen ; Scheere gross, mit dünnen Fingern und welchen groben Zähnen. Palpi schwach; Trochanter oben und unten mit 1 — 2 starken Dornen; Femur unten an der Basis mit 3 langen und dicken, seit- liche Haare tragenden Doi-nen, ausserdem mit kleinen Kegelhöckern; Opilionideu. 205 Patella = Tibia = Tarsus --= Kndklaue ; Bewaffnung scliwach. lange Haare auf kurzer Basis, innen noch viel schwächer als aussen; Pa- tella an der Spitze 1, Tibia 2 — 2, Tarsus auch 2—2. P e d e s kurz ; Trochanteren und Femora aller Füsse unten mit Dornreihen versehen. Femur 2 aber am geringsten; Femur 1 trägt auch oben eine Eeihe starker haartragender Kegel. Länge: 4, 9, 6, 7 mm. Zahl der Tarsengl. : 3, 6—8, 5, 5. Diff. sex. Männliche Thiere im Allgemeinen ein wenig stärker bewaffnet, so besonders das Femur der Palpen und die Mandibeln. C 0 1 0 r. Die dunkelsten Thiere sind mitsammt den Füssen ganz schwarzbraun, der Bauch etwas heller; eben gehäutete Exemplare sind nahezu schmutzig weiss; die Mehrzahl ist aber intermediär gefärbt, gelblich bis röthlich-braun. Long, c 0 r p. 3 ^ 'g ; p a 1 p. 2 mm. Ceiitrohumis a, r/. Scutum sulcis 5 indistincfis divisum. Tuber ocuJorum crasstim, alte conicum, in apice dente acuto armatum, in margine scuti anteriore locatum. Palpi teretes, proceri, fere inertnes. Unguis brevis. Pedes breves. Pes 1. spinis armatus. Ceitti'obtinns brauei'i it. sp, Seychellen. Mähe. 1 Ex. S, Brauer leg. Dorsum. Der ganze Körper nebst den Füssen von Sandkörnern bedeckt. Das Scutum zeigt 5 undeutliche Querfurchen, ist rauh durch mikroskopische Knötchen, ausserdem trägt es besonders auf den hintern Segmenten Reihen kleiner Kegel, die mittlem am grössten. Augenhügel ganz vorn auf dem Cephalothorax, dick kegelförmig, ein wenig über den Vorderrand geneigt, mit spitzem Zahn endend (Fig. 9) ^), die Augen unten tragend; Vorderrand ohne Zähne; freie Rücken- segmente mit Knötchenreihen. Venter und Coxae ganz mit haartragenden Knötchen bedeckt. Stigmen in einer tiefen Grube zwischen Coxa 4 und Abdomen, doch nicht unsichtbar. Sternum lang und schmal. Coxa 4 nicht ver- grössert. Mandibulae dick, kräftig, länger als der Körper; art. 1 lang. 1) Bei der Untersuchung abgebrochen ! 206 J. C. C. LOMAN, rund, ein wenig gekrümmt, unten jederseits mit einer Staclielreilie. die äussere am stärksten; art. 2 länglich oval, vorn und auf den Seiten mit mehreren verticalen Stachelreihen bedeckt; die langen, krummen Scheerenfinger haben wenige groben Zähne. Palpi von in dieser Familie sehr ungewöhnlicher Form, rund- lich, so dick wie die Füsse, beinahe ungewatfnet (Fig. 9 a). Die Coxa trägt innen einen nach vorn gerichteten, starken Auswuchs von der Form einer dicken, krummen Messerklinge; Trochanter unten mit 1 Zahn; Femur seitlich comprimirt, an der Basis (höher als an der Spitze) zeigt es unten einen kräftigen dreizackigen Zahn ; Patella =^ Tibia = ^/o Femur; Tarsus wieder fast so lang wie das Femur, mit schlanker, aber nicht besonders langer Endklaue; an der Spitze unten tragen Tibia und Tarsus 2 stärkere Haare. P e d e s kurz ; der erste Fuss oben und unten mit hohem Dornen- kamm ; Femur oben etwa 19 dünne Dornen, unten nur ungefähr 14 ; Patella und Tibia nur mit starken Haaren. Länge: 10 '/o, 17, IP/o. 15 mm. Zahl der Tarsengl. : 3, 7, 5, 5. Color. Dunkel braun, auch die Füsse; Mandibeln, Palpen und Fusspitzen heller, gelbbraun. Long. corp. 5; mand. 7; palp. 9 mm. Die aberrante Gattung sollte nach dem Verhalten der wehrlosen Palpen nicht in diese Familie, sondern zu den Assamiidac gestellt werden, aber der ganze Habitus des Thieres verbietet das. Der grosse, hohe Augenhügel, das bedornte erste Fusspaar, die kräftigen Mandibeln, die nicht unsichtbaren Stigmen und der deutlich hervor- tretende Maxillaranhang der 2. Coxa sind Merkmale der Epidanidae^ und ausserdem sind die Palpen, obschon ungewaftnet, viel länger als der Körper und würden auch in der erstgenannten Familie ihr Analogon nicht finden. I^ifvtunidops n. {/. Sciitum rectangulum, sulcis 5 divisum\ parte cephcüotlwracica brevi. Tidjer oculorum magnum, late conicum, non hene limiiainm, ante cephaJofhoracis medio emergens, spinam brevem apicalem, ocKlosqiie basales gerens. Coxae 4. maris maxime, fcminae panlnm düafafae. Spiracula obtecta. Mandibulae mediocres. Falpi robustü pedihus brevibus crassiores. Opilioniden. 207 I'f/ranndops ptjf/inaea n. .s/). West-Afrika. Togoland, Bismarckburg-. A'iele Ex., Büttner leg., ]\r. B. Dorsiim (Fig. 6) viereckig, der Cephalothorax schmäler. Der Augenhügel ist breit kegelförmig und steigt von allen Seiten sanft empor. Oben trägt er einen kurzen Zahn; die Augen liegen an seiner Basis. Die Segmente und der Rand des Scutum mit Reihen kleiner Zähne; in der Mitte aller Segmente, auch der freien, befinden sich 2 etwas grössere Zähne. Der Vorderrand ist ein wenig über den Mandibeln ausgeliölilt. Venter ganz höckerig; am letzten Segmente etwas grössere Zähnchen. Spiracuhi nicht zu sehen, Mandibulae ziemlich kräftig; art. 1 oben vorn oval ge- schwollen ; art. 2 vorn mit einigen haartragenden Zähnen ; die Scheeren- finger mit wenigen groben Zähnchen. Palpi kräftig, länger als der Körper, dicker als die Füsse; Trochanter innen eindornig; Femur unten gezähnt, ausserdem 2 lange Dornen, innen an der Spitze 1 Dorn; Patella innen 1; Tibia dicker und länger als der Tarsus, 2 — 2; Tarsus 3 — 3 Dornen. Endklaue = Tarsus. Pedes kurz. Länge: 3, 5^2? 3, 5^/o mm. Zahl der Tarsengl. : 4, 9, 5, 6. Diff. sex. S- Coxa 4 grösser als die 3 andern zusammen; der 4. Fuss bis auf den Metatarsus grob gezähnt; Trochanter unten mit 1 groben, stumpfen Zahn ; Femur, aber besonders Tibia mit plumpen Zähnen, davon 3 grössere. ?. Coxa 4 kaum 2 mal grösser als der 3.; der 4. Fuss fast ohne Auswüchse, nur wenig kräftiger als die andern. Color ganz hellgelb bis gelblich- weiss. Long, c 0 r p. 2 ^/.2 ; pal p. 3 mm. Chondrobunus n. ff, Genus Sferrhosoniafi Thor. ^) affine , Udero oculorum majore, Seriebus granulorum fransversis regulariter obtecfo, distingueiiidum. 1) Thorell, Opilioni nuovi, etc., in: Ann. Mus. civ, Stör. nat. Genova (2), V. 10, 1891, p. 743. 208 J- C. C. LoMAN, Chondrohumis f/i^anulatus ii. sp. Bismarck- Archipel, Ealum, Lowon, 2 SS, 1 ?• F. Dahl leg-.. M. B. D 0 r s u m. Sciitum durch 5 Furchen getheilt ; der Cephalothorax glatt, aber das Abdomen, auch die freien Segmente, mit Knötchen besäet. Der Augenhügel, so lang- wie hoch, umfasst die Hälfte der Cephalothoraxbreite und liegt vor dessen Mitte. Er trägt keine grössere Auswüchse, sondern ist mit 3 — 4 regelmässigen Querreihen kleiner Kegel bedeckt (Fig. 8). Venter etwas rauh, mit Reihen mikroskopischen Knötchen auf den Segmenten; Stigmen deutlich sichtbar; Coxa 4 nur wenig grösser als die andern. Mandibulae nicht sehr gross, aber mit kräftiger Scheere. Palpi kurz und stark; Trochanter unten 1; Femur unten am Fusse 2. in der Mitte innen und aussen 1 Dorn; Tibia innen 3, aussen 2—3; Tarsus beiderseits 2 Dornen. Endklaue = Tarsus. Pedes kurz, dünner als die Palpen. Länge: 5, 9, 6, 9^2 nini. Zahl der Tarsengi.: ,3, 6 — 7, 5, 5. Diff sex. Der 4. Fuss der Männchen, nebst der Coxa. dicker, mit rauherer Oberfläche und etwas länger als beim Weibchen; auch die männlichen Mandibeln sind etwas kräftiger als die weiblichen. Color ganz dunkelbraun; Coxae etwas heller. Long. corp. 3'. 3: palp. 4. Fam. : JBkmtidac Thor. Angulus anterior-interior coxarum 2. paris porrectus, sulco obliquo a reliqua coxa separatus. lobum maxillarem rudimentarium immobilem ita form ans. Oculi sessiles, multo longius a margine antico partis cephalo- thoracicae scuti dorsalis ([uam a margine ejus postico remoti, et spatio maximo inter se separati. Palpi longissimi et gracillimi, parte femorali mutica (vel fere mutica), partibus tibiali et tarsali spinis (i. e. procnrsibus, apice aculeum gerentibas) paucioribus longissimis armatis, non oblique positis. Unguis longus, gracilis, incurvus. Spiracula occultata. ' Pedes 3. et 4. scopula praediti. Area 4. scuti eminentiis majoribiis duabus notata Ldcnrhs W. S. Opilioniden. 209 Area 4. sciiti eminentia majore uiia praedita Acudorsum n. Area 4. scuti emiiieutiis niajoribus destituta Hinsuanins Ksch. Die Gattung- Bianfcs E. S. 1885^) wurde 1889 von Thorell^) wohl mit vollem Rechte zum Typus einer neuen Familie erhoben, welche auch das ältere Genus Hmzumiins Ksch. 1880 aufnehmen sollte. Nun ist nach Sörensen '') HinBuanius freilich durch einen niedrigen kegelförmigen Auswuchs zwischen den Augen verschieden, doch erhielt ich aus der Beschreibung des Typus ^) sogleich den Ehidruck völliger üebereinstimmung der beiden Genera. Herr Prof. Fr. Dahl, den ich bat, das einzige Exemplar des Hinzucmius insuJanus Ksch. im Berliner Museum darauf hin zu untersuchen, liat mir seit- dem geschrieben: „Der Thorax ist mit sehr kleinen glänzenden Höckern besetzt. Von diesen ist allerdings beim Original-Exemplar einer am Hinterrande des Thorax in der Mitte ein wenig höher als die andern. Ich meinerseits würde darauf hin sicher keine Gattung aufrecht erhalten, etc." ^\ie man also sieht, ist ein niedrig kegel- förmiger Auswuchs vor und zwischen den Augen nicht da. Damit fällt aber der Unterschied zwischen beiden Gattungen ganz weg und muss Biantes als synonym zu Hinzuanius gestellt w^erden. Die Familie Biantidae bleibt aber erhalten. Acudorsum n. ff. Genus Hinzuanio Ksch. affine, nofis inseqiientihus disfinguitur : Area quarta scufi processu crasso conico arniaia. Oculi maxinii. Feniora palporum intus 1 — 2 spinis notafa. Aeudorsum aJbimanuni n. sp. Seychellen, Mähe, viele Ex., Brauer leg. Dorsum. Scutum (Fig. 7) ganz mit mikroskopischen Körnchen bedeckt, trapezförmig, mit deutlichen Rändern und 5 Furchen, ausser bei den alten, stark cliitinisirten Individuen, wo nur die erste und letzte Furche sichtbar sind. Auf dem vorletzten Segment ein dicker. 1) Simon, in: Bull. Soc. zool. France, 1885, p. 1. 2) Thorell, Araenidi artrogastri birmani, in : Ann. Mus. civ. Stör, nat. Genova (2), V. 7, 18H9, p. 671. 3) Sörensen , Opiliones Australasiae , in : Koch , Die Aracliniden Australiens, Y. 2, p. 67 : „ojni/cittia (nitcriorc hiiniilUer conica.^ 4) Karsch, in: Z. ges. Naturw., V. 53, 1880, p. 402. 210 J. C. C. LOMAN, coiiisclier Stachel, nicht g-anz so hoch, wie der Cephah)thorax lang ist. Augen sehr gross, weit aus einander hinten auf dem Thorax sitzend. Venter kurz aber nicht dicht behaart. Coxa 4 etwas grösser als die andern. Kleine Processus fulcientes. Stigmen daher nicht gut sichtbar. Mandibulae klein; art. 2 mit spärlichen Haaren. Palpi sehr lang, schlank; Femur unten am Fusse 1 kurzer Dorn und 2 weitere Dornen ungefähr in der Mitte ; Patella lang, mit nur 1 Dorn innen an der Spitze; Tibia innen 2. aussen 4 Dornen; Tarsus innen 1, aussen 2 Dornen. Endklaue = Tarsus. Dornen an Tibia und Tarsus sehr lang. Pedes kurz, nicht gewaffnet. Länge: 6, 11 V2, 7, 107, mm. Zahl der Tarsengl. : 3, 5, 5, 5. Das erste proximale Tarsenglied lang, oft so lang wie die folgenden zusammen (wie in dieser Familie wohl immer). Tarsus 3. und 4. mit Scopula (auch ein Familien- charakter). Color braun bis schwarzbraun, auch die Füsse; nur die Spitze der Palpen (oft die distale Hälfte der Tibia und der ganze Tarsus) sehr charakteristisch hell gelblich weiss. Long, c 0 r p. 3 ; pal p. 5 mm. Subordo : I n s i d i a 1 0 r e s Loman. Farn.: Triaenonychidae W. S. Lobus m axillaris coxarum 2. i)aris discretus, sulco distincto coxa sua separatus (sed non mobilis). Plerique scuti sulci videri non possunt. Coxae 4. dilatatae. Palpi validi, pedibus crassiores, S corpore majores, processibus armati, quibus aculei laterales (sub-apicales) impositi sunt. Unguis mediocris. Unguiculi pedum brevium permagni; pedes 1. et 2. unguiculis singulis integris; pedes 3. et 4. unguiculis singulis instructi, qui pro- cessibus lateralibus binis aduncis nnmiti sunt. 1 Spiracula magna detecta 2 Spiracula partim obtecta vel visu difficilia 3 2 Tuber oculiferum magnum, conicum, grano praeditum Triacnonyx W. S. Opilioniclen. 211 Tuber oculifernm magnuin, i-onvexum, iiierme Nimcia n. Tul)er oculiferum emiiientiis duabus instiuctiuiij priore tridente Triaenohunus W. S. Tuber oculiferum emiuentia uua uotatuui 4 Tuber oculiferum magnuni,. dentem longam apicalem gereus Acumoniia Loman Tuber oculiferum emineutia obtusa parva uotatum 5 Sternum longe pentag-ouum Larifiuja Loman Sternum auguste triaugulum, poue latius Adaeum Ksch. Adaeuni Ksch. Adaemn ^lif/ri-ßavtini u. sp. Neuseeland, Stephens-Insel, Cook's Strasse. 1 d, 2 $. Thilenius leg-.. M. B. Beschreibung des Männchens : Dorsum. Körper etwas birn förmig; Scutum viereckig, hinten wenig verbreitert, ohne deutliche Furchen, aber mit durch unregel- mässige Kegelreihen rauher Oberfläche; der Cephalothorax ist durch kleinere Auswüchse unterschieden. Am Vorderrand sitzen 5 äusserst kräftige, nach vorn weisende, spitze Kegel, der mittlere am grössten. Der Augenhügel ist klein , stumpf kegelförmig , über den Vorderrand neigend, bis an die Spitze mit groben Kegelchen bedeckt, oben einen kaum grössern stumpfen Kegel zwischen den kleinen Augen tragend. Venter. Coxae mit Knötchenreihen umrandet, besonders die 1. Coxa mit 2 — 3 Stäbchenreihen versehen, die vordem spitz, die hintern wie stumpfe Pfählchen. Die Genitalklappe trägt am Vorder- rand eine Reihe von 7 Stäbchen. Hinterleibssegmente mit Reihen haartragender Knötchen. Stigmen nicht deutlich, zum Theil ver- borgen. Sternum linear, hinten etw^as breiter. M a n d i b u 1 a e klein ; art. 2 allseitig rauhkörnig ; Scheere schwach. Palpi sehr gross, dick und stark gewaffnet. Trochanter plump, dornig; Femur kurz, fast halb so breit wie lang, oben wie unten mit spitzen Kegeln bewachsen (die, wie in diese Familie immer, ein starkes seitliches Haar, etwas unter der Spitze, tragen), die untern Innern am grössten ; Patella innen 2 Dornen, Tibia und Tarsus kurz und breit, unten abgeflacht, jederseits mit 3 Dornen, die äussern sehr Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 14 212 J- C. C. LOMAN, dick und kräftig; die kleine, starke Eiidklaue misst noch nicht die Hälfte des Tarsus. P e d e s kurz ; Coxae und Trochanteren mit starken Auswüchsen ; auch die Femora rauh bestachelt. Länge: 6, 11, 8, 11 Vo mm. Zahl der Tarsengl.: 3, 6, 4, 4. Cülor. Gelbliche Grundfarbe, am Eücken stark schwarz pigmentirt; an den Seiten und unten hellgelb; Füsse schwarz- gelb abgesetzt. Diff. sex. Die 2 weitern Individuen in dem Gläschen, von dem- selben Fundort, die ich jetzt für Weibchen halte, habe ich anfänglich als eine besondere Art beschreiben wollten. Es scheint mir jedoch besser, hier an einen Geschlechtsdimorphismus zu denken. Zwar sind die Weibchen von dem einen männlichen Exemplar verschieden, die Palpen sind nur schwach bedornt, der Tarsus des zweiten Fusses besitzt 7 Glieder, doch die ganze Körpergestalt, die Farbe, der Augenhügel, das Sternum, die rauhe Körperoberfläche, kurz, der ganze Habitus beider Formen zeigt Uebereinstimmung. Wenn man alle männlichen Auswüchse, wie Stacheln, Dornen. Kegel etc. ab- schneiden oder zu kleinen stumpfen Knoten reduciren, die monströsen Palpen verkleinern und ihre Bewaffnung abschwächen könnte, so würde der Körper dem der Weibchen gleichen. Auch die ganz ähn- liche Färbung, die schwarzgelb gezeichneten Füsse, haben mich in der Auffassung bestärkt, dass wir es hier mit Thieren einer Art, von einem Fund, zu thun haben. Doch ist völlige Gewissheit in diesem Fall wohl schwer zu erhalten. Long. corp. 3 — 4; palp. S 5, $ 3^/o mm. Triaenoiifjoc W. S. Triaenonyx cJiUensis u. .s7>. Puerto Montt, Prov. Llanquihue, Chile. 1 Ex. S, Dr. Tonck leg., M. B. Ibidem. 3 Ex. SS. F. L.\u leg. M. H. Dorsum. Die Segmente bald mehr bald weniger deutlich, nur die Furche zwischen Thorax und Abdomen immer zu sehen. Mikro- skopische Pünktchen bedecken den Cephalothorax, und Reihen winziger Zähnchen bilden die Grenzen der Segmente. Der Hinterrand des Scutunis und die freien Rückensegmente tragen spitze Zähnchen. Der nicht vornüber neigende Augenhügel steht am Vorderrande, ist Opilionideu. 213 stiiiiipf kegeliöriiiig- und trägt oben einen Zahn von derselben Grcisse wie die Zähne auf dem 4. Segment. In der Mitte des 2., 3. und 4. Segments befinden sich 2 Zähnchen, die des 4. am grössten, doch kaum so hoch wie das Segment lang ist. V e n t e r. Alle Coxae, besonders die des ersten Fusses. mit Zähuchen bedeckt , die übrige Bauchseite nur spärlich behaart, Stigmen gross, sichelförmig, deutlich sichtbar (nicht wie bei Larifuga und AcHmoiüia verborgen). Starke stumpfe Zähne sind von beiden Seiten her über die Furche zwischen Coxa 4 und Abdomen gewachsen. Das Sternum ist schmal, hinten in ein Dreieck ausgezogen, vor der ]\ritte rautenförmig verbreitert. M a n d i b u 1 a e nur mit wenigen Haaren bewachsen, klein. Palpi S viel dicker als die Füsse, etwas länger als der Körper.^) Trochanter mit 1; Femur oben 3, innen mit 2 — 3 kleinern Dornen; Patella innen 1 Zahn; Tibia wie Tarsus jederseits 3 Dornen. Die Endklaue noch nicht die Hälfte des Tarsus. Pedes kurz, viel dünner als die Palpen; der erste Fuss unge- watfnet. Trochanteren einigermaassen kuglig. Länge: 9, 14, Q^'o, 14\/2 mm. Zahl der Tarsengl.: 4, 12— 16, 4, 4. Color braun; Palpen und Fusspitzen heller, gelbbraun. (Ein helleres, wohl nicht ganz erwachsenes Exemplar gelbbraun, dunkel pigmentirt.) Long. CO r p. 5 — 6 ; pal p. S 6 V2 inni- linneia n. g. Corpus rohmdatum. Scufum inernie; praeter suicum posi-cephdlo- ihoracicum promtrvum malus aclesf. Tuher ocuJorum inerme, Jatum, non alfum, in parte anteriore scuti situm, inter oculos convexum. Oculi magni. Stermim lineare, parte anteriore dilatata, pone in furculam pro- dudum. Spiracula magna, detecta, lunaria, post suicum posita coxam 4. paris ah abdomine separantem. Palpi validi, crassi; masculini corpore longiores. Pedes hreves ; pcs 1. inermis. 1) Es liegen nur männliche Thiere vor; beim Weibchen vermuthlich, wie bei anderen Gattungen dieser Familie, etwas kürzer. 14* 2J4 J. C. C. LOMAN, Wuncia sperata n. sp, Stephens Insel, Neuseeland. Mehrere Ex. SS, ?'+, und junge. Thilenius leg., M. B. Dorsum ohne Auswüchse, ganz glatt. Das hoch gewölbte Scutum ist hinten verbreitert, nur mit einer Furche hinter dem Thorax. (6 Segmente sind durch die Färbung, besonders bei Jüngern Thieren, zu erkennen.) Der Vorderrand besitzt 5 stumpf kegelförmige Zähne, die mittlem 3 begrenzen die Mandibeln. Der Augenhügel steht am Vorderrand, ist breit, aber weder lang noch hoch, in der Mitte oben zwischen den grossen Augen nicht ausgehöhlt, sondern gewölbt. V e n t e r. Die vordem 3 Coxae sind mit groben, haartragenden Kegelhöckern bedeckt, die etwas grössere vierte ist nahezu glatt. Sichelförmige grosse Stigmen liegen deutlich sichtbar am 1. Bauch- segment, das durch 2 Querfurchen in 3 Theile getheilt wird. Der vordere Theil ist die frei bewegliche Genitalplatte. Das Sternum (Fig. 4) ist schmal linear und hat eine unebene Oberfläche, wie ein in regelmässige Falten gelegtes Tuch (durch wellenartige Qiierrunzeln verursacht). Hinten breitet es sich zu einer stumpfen Gabel aus, nahe dem Vorderende befindet sich eine rautenförmige Verbreiterung. Das letzte Bauchsegment (vordere Analsegment) ist fast 3 mal so lang wie die vorhergehenden. Mandibulae. Das erste Glied unten mit 1 — 2 Zähnchen, oben an der Spitze in einen nach vorn gekrümmten Zahn endend. Das 2. (Scheeren-) Glied ist klein und zeigt vorn nur einige haar- tragende Zähnchen. Palpi (5. Die männlichen viel mal (4 — 5) dicker als die Füsse, länger als der Körper, unregelmässig mit haartragenden Kegelhöcker- chen bewachsen. Von gröbern Auswüchsen seien folgende erwähnt : Trochanter aussen 3, innen 1 stumpfer Kegelzahn. Femur aussen 2, in der Mitte 1 krummer, innen an der Spitze 1 grösserer Zahn. Patella innen und aussen 1 dicker, kurzer Zahn. Die breite, unten abgeplattete Tibia trägt beiderseits 3 starke Kegelzähne, ebenso der etwas kleinere Tarsus. Die Endklaue nur ^g so lang wie der Tarsus. $. Die weiblichen, kleiner als die männlidien, nur etwa 3 mal so dick wie die Füsse. Auch die Bewaffnung ist viel weniger stark. Nennenswerthe Zähne finden sich, ausser den von Tibia und Tai'sus, die nur wenig schwächer sind, noch am Trochanter 1 aussen, am Femur aussen: 1 an der Basis und 1 in der Mitte. Opilionideu. 215 P e d e s kurz, viel dünner als die Palpen ; das Femur des 1. Fuj^ses unten mit einer Reihe von 7—8 wenig ins Auge fallenden runden, liaartragenden Knoten. Troclianteren, besonders des 2. Fusses, etwas kuglig. Länge: 10, 15, 10 V.., 15^/., mm. Zahl der Tarsengl.r's, 10—11, 4, 4. ( ' 0 1 0 r r 0 1 h b r a u n , die Fasse wenig heller, aber oft mit dunkler Pigmentirung. Palpen und Mandibeln einiger Exemplare etwas heller, mehr gelb lieh- braun. Die jüngsten Thiere b raun lieh - schwarz grau, ihre Rüekensegmente av eis s gezeichnet; Füsse un- deutlich weiss geringelt. Fast ganz erwachsene Individuen zeigen immer noch hellere Rückensegmente und dunklen Längsstreifen in der Mitte des Rückens. Long. corp. 8 — 9; palp. S H, $ 7 mm. 216 J- C. C. LoMAN, Opilioniden. Erklärung- der Al)ll)il(limg:eii. Tafel 9. Fig. 1. (iuruia frigpscens n. sp.; $; Körper von rechts, ohne Füsse, \a Augenhügel von links. Fig. 2. (iiiruki leris n.sj).', c? ; linke Mandibel schräg von vorn und aussen. Fig. 3. Cristina crassipes n. sp.; cj ; Körper von links, nur mit linkem Vorderfuss und Femur des 2. Fusses. Fig. 4. Nuncia sperata n. sp.; $ ; Sternum. Fig. 5. Holozoster ovalis n. sp.; ^ ; Scutum von oben. Fig. 6. Pjjraniidops pyrpuaca n. s]).; S; Körper von oben, ohne Gliedmaassen. Fig. 7. Acudorsum alhiinainon n. sp.; Scutum eines alten Indi- viduums von oben. Fig. 8. (Viondrohunus (putnulatus n. sp.; $; Cephalothorax von oben. Fig. 9. Cfiitrohumis hraueri n. sp.; (J ; Augenhügel von links; 9a rechter Palpus von aussen. Fig. 10. Mitraceras crassipalpunt n. sp. ; Augenhügel von oben links. Fig. 11. Coelobunus vielanacaniJiiis n. sp.; Augenhügel von hinten, Fig. 12, Dicoi'yphus furviis n. sp. ; Augenhügel von hinten. Fig. 13. Acanthophrys pedinata n. sp.; Augenhügel von hinten, Fig. 14. Polycoryplms asper n. sp.\ Augenhügel von hinten. Fig. 15. Hypoxestus levis n. sp.; Augenhügel und Cephalothorax von oben. Fig. 16, Coiioimna fortis n. sp.; Cephalothorax mit Augenhügel von rechts. Fig. 17. Monorhabdittm singulare n. sp. ; Augenhügel von hinten. Fig. 18. Prionorumn coroitatam n. sp.; Augenhügel von links. Fig. 19. Coxalknötchen ; a von Liohnnum rofundum Latk. , b von Gagrella ferruginea n. sp. ; c von Prionomnia unicoJor n. sp. ; d von Pno- nomma coronatum n. sp. Fig. 20. Pelitnus segnipes Loman (erwachsen) ; Scutum von vorn, Fig. 21. Pelitnus segnipes Loman (erwachsen); Scutum von der linken Seite. lieber aetzmigti recht vorbehalten. Xachdni.ck verboten. Ueber die systematische Stellung von Eupleres goudoti. Von Albertina Carlssoii. (Aus dem Zootomischen Institut der Universität zu Stockholm.) Hierzu Tafel 10 u. 11. Die auf der Insel Madagascar einheimisch vorkommenden Car- nivoren gehören bekanntlich zur Familie Viverridae. Obwohl die Anzahl der Gattungen eine geringe ist, finden wir Repräsentanten von den beiden Subfamilien Viverrinae und Herpesfinac. In die erstere gehören Crijptoprocta und Fossa ; der letztern stehen GaJidia, Henii- galidia und Galidictis näher. Was Eupleres angeht, so hat man über dessen Stellung im System verschiedenartige Ansichten ausgesprochen, DüYERE (6), welcher die erste Beschreibung von ihm giebt, rechnet ihn, von der Beschaffenheit des Zahnsystems geleitet, zu den Insec- tivoren. Andere Forscher haben ihn als einen Viverriden angesehen, einige aber bringen ihn zu den Viverrinae, andere zu den Herpestinae. Blainville (3, tab. 8, 10, 11, 12), der den Schädel und die Knochen der Extremitäten abgebildet, stellt ihn in die Nähe von Genetta. Auf seine Beobachtungen über den äussern Habitus, den Schädel und die Zähne gestützt, schliesst Gray (12, p. 577; 13, p. 826 ff.), dass das Tliier mit Crossarckus und Suricata verwandt sei. Von dem Knochen- gerüst besitzen wir schliesslich Darstellungen von Gervais (11) und MiVART (16); von diesen Forschern meinten der erstere, ddi^^ Eupleres Genetta am nächsten stehe, der letztere, dass er eher zu Hemigalidia zu bringen sei. Das Gehirn wird von Gervais (10) beschrieben und 218 Albertina Caelsson, abgebildet, und nach diesen Angaben findet Krueg (14) genanntes Organ mit dem der Viverrinae übereinstimmend. Da wir von den Weiclitheilen von EupJercs nichts wissen und die Beschreibungen des Skelets bisweilen von einander abweichen, ergriif ich mit Freude die Gelegenheit, dieses Thier untersuchen zu können, als das Zootomische Institut der Stockholmer Hochschule in den Besitz eines in Formol conservirten jungen, nicht völlig aus- gewachsenen Weibchens von 24 cm Länge gelangte und Herr Prof. Dr. W. Leche mir gütigst dieses Exemplar zur Bearbeitung übergab. Für dieses sein grosses Vertrauen und seinen Beistand bei meiner Arbeit spreche ich ihm nochmals meinen innigsten Dank aus. Ausser- dem habe ich das Skelet eines erwachsenen Thieres und eine Anzahl andrer ViverrideUy sowohl ganze in Spiritus conservirte Exemplare als auch Skelete, zum Vergleich untersucht. Was den äussern Habitus betrifft, so ist das Thierchen durch den langgestreckten Kopf und die langen, spitzen Ohren gekenn- zeichnet, welche weit aus den Haaren hervorragen. Durch die Form derselben unterscheidet sich Eupleres scharf von den Herpestinae {Herpesfes, Crossarchus, Suricaia\ welche kurze abgerundete Ohren besitzen, und nähert sich den Viverrinae (Geneüa u. A.), wo sich eine ähnliche Bildung wiederfindet. Die Ballen der Füsse (Fig. 1 u. 2) erinnern an diejenigen von Geneüa, wie schon Gray (12, p. 577) nachgewiesen hat. Es sind deren 9 vorhanden, in 2 Reihen angeordnet, 5 in der ersten und 4 in der zweiten, am Vorderfuss finden sich ausserdem 3 kleine Ballen, die unmittelbar an einander liegen, bei Geneüa dagegen ist einer von den beiden übrigen getrennt. Den drei letztern entsprechend findet sich am Hinterfuss wie bei Genetta ein langgestreckter, hinterer Ballen vor, der aber weder dieselbe Länge wie bei dieser erreicht, noch mit den vordem in Verbindung steht. Der Metacarpus und der Metatarsus sind wie bei Genetta be- haart, bei Crossarchus nackt; bei Suricata, die nur 4 Zehen an jedem Fuss besitzt, sind sie mit Haaren bekleidet (12, p. 578). Die Krallen sind wenig gekrümmt und haben die lange, schlanke Form, welche nach MiVART (16, p. 192) die Herpestinae auszeichnet, im Gegensatz zu der kurzen, gewölbten bei den Viverrinae. Bei Eupleres kommen keine Präscrotaldrüsen vor; darin liegt eine Uebereinstimmung mit den Herpestinae, bei welchen sie nicht i Sj'stematische Stellung von Eupleres goudoti. 219 auftreten. Doch muss man sicli erinnern, dass die genannten Drüsen nach MivART (16, p. 189, 187, 150, 193) bei den auf Madag-ascar ein- heimischen Viverridae fehlen, wenn man von Vimrricnla absieht, die wahrscheinlich vom Festlande eingewandert ist, denn dieser Forscher erwähnt, dass sie bei Galidia und Hemigalklia nicht vorkommen, und er vermuthet, dass sie auch bei Galididis fehlen. Von Fossa sagt er, dass er in dem Balg- derselben keine Andeutung dieser Drüsen gefunden habe, und betreffs Cryptoproda giebt er an, dass sie nicht vorhanden seien. Da die Fauna Madagascars auch in vielen andern Momenten ein etwas ursprünglicheres Gepräge als die des afrika- nischen Festlandes bewahrt hat, so lässt sich wohl die Frage auf- werfen, ob möglicher Weise die Präscrotaldrüsen spätere Bildungen sind, welche erst bei den afrikanischen Viverridae auftraten, nachdem die Thierwelt der Insel von den letztern getrennt worden war. Der Anus mündet bei Eupleres wie bei den Viverrinae an der Körperfläche, nicht wie bei den Herpestinae in einem Analsack aus. Von den übrigen Madagascarformen finde ich nach Untersuchung eines Exemplares von Crjjptoprocta, dass sie sich in dieser Hinsicht wie die Herpestinae verhält, aber dass Galididis, Galidia und Hemi- galidia nach Mivart (16, p. 193, 189) wahrscheinlich mit den Viver- rinae übereinstimmen ; von Fossa habe ich keine Angaben darüber gefunden. Skelet. A^^eil das Skelet schon von mehreren Forschern beschrieben und abgebildet worden ist (siehe oben), wäre eine vollständige Beschrei- bung desselben überflüssig. Dagegen wird es von Bedeutung, in genealogischer Beziehung verwerthbare Momente zu vervollständigen und Abweichungen hervorzuheben, welche möglicher Weise individuell sind oder von dem Alter des Thieres abhängen. Die Zähne zu unter- suchen habe ich unterlassen, denn Herr Prof. Leche beabsichtigt diese in Verbindung mit denjenigen anderer Formen in dem in Publi- cation begriflenen zweiten Theile seiner Arbeit „Zur Entwicklungs- geschichte des Zahnsystems der Säugethiere" zu beschreiben. Schädel. Jeder Condylus occipitalis {cd, Fig. 3) zerfällt in eine grössere, laterale und eine kleinere, mediale Partie. Am Schädel des erwachsenen Exemplares ist die mediale Portion vergleichsweise schwächer, hat sich aber so viel nach der Mittellinie des Schädels gezogen, dass die beiderseitigen Condyli einander beinahe berühren. Einen entsprechenden von zwei Theilen gebildeten Gelenkkopf habe ich bei keinem andern Viverriden gefunden, wohl aber bei Enhjdra 220 Albertina Carlsson, marina (Fig. 4) und Hclidis moschota. Bemerkenswert]! ist weiter, dass die beiden Gelenkküpfe bei diesen Formen und ausserdem (unter den Viverriden-Schädeln der hiesigen Sammlung) bei Fossa, Viverri- cula und Herpesfes (Fig. 5) nur durch eine schmale »Strecke des Basi- occipitale von einander getrennt sind. Unter andern Raubthieren fand ich, dass bei Mnstcla putorms (Fig. 6). Maries und Lufra die beiden Condyli nicht nur am vordem Rande des Foramen magnura einander berühren, sondern wirklich verschmolzen sind oder, m. a. W., dass der Gelenkkopf hier sowohl von den Occipitalia lateralia als auch von dem ganzen Rande des Basioccipitale gebildet wird. Der gewöhnliche Unterschied zwischen den Reptilien und den Säugern im Vorkommen eines unpaaren Cond3^1us bei den erstem und eines paarigen bei den letztern wird durch diesen Befund seiner ent- scheidenden Bedeutung beraubt. Nach Mivaet (16, p. 190) besitzt EiipJcres ein Foramen condyloideum ; bei dem von mir untersuchten Thiere und an dem Schädel des altern Individuums ist es nicht vorhanden. Da dieses Foramen bei verschiedenen Exemplaren der- selben Art bisweilen selbständig, bisweilen mit dem Foramen lacerum posterius vereinigt auftritt (17, p. 468), ist diese Abweichung von geringer Bedeutung. Sehr eigenthümlich verhält sich der N. glosso- pharyngeus (gl, Fig. 3), indem er nicht durch letztgenanntes Foramen? sondern durch die aboiale Oeönung des Canalis caroticus die Schädel- höhle verlässt. Der Processus paroccipitalis ist sehr kurz und legt sich in Folge dessen wie bei Crijptoprocta, Fossa, Galidia und Herpesfes nur an den obern Theil der dorsalen Wand der Bulla ossea an, ver- breitet sich nicht wie bei den meisten Viverrinae (17, p. 467} blatt- förmig über dieselbe. Der Canalis alisphenoideus scheint gewöhnlich zu fehlen: er wird von Mivaet (16, p. 190) Eupleres abgesprochen; an dem zu meiner Verfügung stehenden erwachsenen Schädel ist er nicht vorhanden, doch habe ich einen sehr kurzen bei dem jungen Exemplare gesehen (aJisph). (41iederung der Wirbelsäule bei dem untersuchten Individuum: C. 7; I). 13; L. 7; S. 3; C. 21, also ebenso, wie Flower (8, p. 80) angiebt, nur dass er von 20 Caudalwirbeln spricht. Die Alae atlantis besitzen beim jugendlichen Thiere eine ab- gerundete Form {al, Fig. 7) und reichen Wehig über den caudalen Rand des Wirbels hinaus; sie erinnern dadurch an ein ähnliches Verhalten bei Herpesfes und Felidae (17, p. 460). Bei dem erwachsenen Thiere sind die entsprechenden Fortsätze in ihren aboralen Theilen verlängert {al, Fig. 8), jedoch kürzer als bei Genefta, wie Gervais Systematische Stellung von Euplercs goiuloti. 221 (11, p. 247) nachgewiesen hat. Vielleicht steht die spät eintretende VergTösserung in Verbindnng mit der zunehmenden Stärke der Hals- muskeln des ausgewachsenen Thieres. Die Hyperapophysen des Epistropheus sind deutlich abgesetzt, jedoch weniger stark ausgeprägt als bei Crossarchus, HcmUialea und Herpcstcs; sie verhalten sich wie bei Genetta. Die Processus trans- versi der 5 hintersten Cervicalwirbel zeichnen sich durch ihre grosse Ausdehnung am Ursprünge aus, ein Verhalten, worauf sicherlich AA^iNGE (23, p. 57) hinzielt, wenn er sagt, dass die Halswirbel eine ungewöhnliche Stärke erreichen. Bei ArcUctis, Cynogale und Vara- dojnms sind am Wirbelbogen diese Fortsätze mehr zusammengedrängt. Die Dornfortsätze der Thorakal- und Lumbaiwirbel sind lang und schlank, schwächer als bei Geneita, CrossarcJms und Paradoxurus. Von der Lendenwirbelsäule sagt Gervais (11, p. 248), dass sie sich bei Enpleres durch mehr Biegsamkeit und Schwäche als bei Genetta auszeichnet. Die Scapula des jungen EupJeres weist einen beinahe gerad- linigen Vorderrand auf (Fig. 9), während bei dem erwachsenen Thiere hier eine Ausbuchtung angetroffen wird (Fig. 10). Der vordere, innere Winkel ist bei dem jungen Thiere scharf abgesetzt, bei dem alten abgerundet. Das Schulterblatt erinnert in dem Jüngern Stadium an das von Crossarchus, in dem altern an das von Cynogale. Jede Spur einer Clavicula fehlt. Am Oberarmknochen ragt die Linea tuberculi minoris wenig hervor, wahrscheinlich in Folge des eigenartigen Ansatzes des M. latissimus dorsi, welcher sich an die Spina tuberculi majoris anheftet (siehe unten). Die Spina condyloidea lateralis ist weniger scharf als bei CrossarcJms, Arctictis, Paradoxurus u, A. abgesetzt, ^y'ds mit der geringen Entwicklung der Mm. supinatores longus et brevis zusammen- hängt, von denen der letztere ganz fehlt. Das gleichzeitige Vor- kommen eines Foramen entepicondyloideum und einer durchbohrten Fossa olecrani findet sich bei EupJeres und bei Genetta, ein sonst nach Gervais (U, p. 249) bei den Ranbthieren sehr seltner Befund. Der Radius und die Ulna sind lang und schlank; von dem erstem Knochen giebt Mivart (17, p. 471) an, dass er länger als der Humerus sei. So ist es auch bei dem erwachsenen Thiere. Bei dem jungen ist dagegen der Oberarmknochen länger als die Speiche, d. h. verhält sich wie bei den übrigen Viverridae. Im Carpus tritt ausser den gewöhnlichen Carpalknochen ein radialer Randknochen auf, welcher mit dem Os naviculare und dem 222 Albertina Carlsson, Os multaiigulura majus articulirt und durch Ligamente mit dem Eadius und dem Metaearpale I verbunden ist. Er und der letzt- genannte Knochen dienen dem M. abductor pollicis longus zum An- satz. Er ist kleiner als das Multangulum majus. M u s c u 1 a t u r. Wie in meiner Arbeit über Nandinia hinotaia (4, p. 513), erwähne ich nur diejenigen Muskeln, welche sich bei Eupleres eigenartig ver- halten, d. h., durch welche Eupleres sich von den übrigen Viverridae unterscheidet, sowie ferner auch diejenigen, durch deren Beschaffen- heit er sich einem oder einigen seiner Ordnungsgenossen anschliesst und gleichzeitig sich von den übrigen sondert. Die Vergleichungen beziehen sich vornehmlich auf die Beschrei- bungen der Carnivora fissipedia von Windle u. Parsons (21 u. 22) und meine Arbeit über Nandima. Ein M. praeputio- abdominalis {pr^ Fig. 15) ist vorhanden. Er entspringt in der Hautfalte der Vulva, umschliesst ein muskel- freies Feld, scheint durch seine Lage als Compressor der Mammae wirken zu können und endet in der Bauchfascie. Hinsichtlich seiner Ausdehnung erinnert er an das Verhalten bei Genetta vulgaris S, wo fraglicher Muskel (4, p. 514) sich in der Höhe der letzten Rippe be- festigt; er ist schwächer als bei Nandiina. wo er sich bis an das Oberarmbein erstreckt. Der M. masseter ist wie der folgende Muskel schwach in Folge des reducirten Zahnsystems. Er besteht aus zwei Schichten: einer oberflächlichen, die vom vordem Theile des Jochbogens ent- springt — bei dem Hunde geht diese Portion von dem lateralen Rande des ganzen Margo massetericus des Jochbogens und von dem Processus zygomaticus des Temporale aus (7, p. 130. 131). Die tiefe, sehr dünne Partie entspringt aboral von der vorhergehenden am Arcus zygomaticus und befestigt sich nur an der Fossa masseterica, nicht wie beim Hunde auch an der Crista condjdoidea. Der M. t e m p o r a 1 i s wird von zwei dünnen Schichten gebildet, welche die Medianlinie des Kopfes nicht erreichen. Der M. s t e r n o - m a s t o i d e u s geht vom Manubrium sterni und der 1. Rippe aus, ist am Ursprünge und in der ersten Hälfte mit dem entsprechenden der andern Seite verwachsen. Bei den Viverridae ist es eine Ausnahme — Cryptoproda, Genetta, Nandinia — wenn sie vereinigt sind; bei den Felidae hat man es nicht gefunden; bei den Hyaenidae, Mustelidae, Ursidae, Canidae und Procyonidae ist es ge- Systematische Stellung von Eupleres goudoti. 223 wohnlich. Der kopfwärts liegende Theil ist wie bei Herpestes, Pro- cjjon. Luira und Ursufi mit dem M. trapezius verbunden. Der M. omo-hyoideus fehlt wie oft unter den Viverridae; bei den Fclidac kommt er nie vor. Der M. stylo-hyoideus verhält sich wie bei -A^anr^m?«, indem die tiefe Partie nicht auftritt, welche sonst den Raubthieren zukommt. Die Insertion ist eigenartig; der Muskel befestigt sich theils am Os hyoideum, theils strahlt er in die Fascie über dem M. mylo- hyoideus aus. M. mylo-hyoideus. Die hintersten Fasern inseriren am Os hyoideum; die übrigen vereinigen sich zu einer Raphe, w^elche sich Avie bei den meisten Raubthieren bis zur Symphysis menti erstreckt. Bei den Hijacnidae, Canis, Procijon und Nandinia geht er nicht so weit nach vorn. Der M. digastricus steht in keinem Zusammenhang mit dem Os hyoideum. ist wie bei den übrigen Carnivoren ein einbäuchiger Muskel, ohne jede Spur einer Zwischensehne. Er wird jedoch von 2 verschiedenen Nerven versorgt, im hintern Theile vom N. facialis und im vordem vom N. mylohyoideus. Insertion: an der Mitte des Unterkiefers, bei Tiverra an dem hintern Theile desselben Knochens (15, p. 692). Der M. m a n d i b u 1 o - a u r i c u 1 a r i s verhält sich bez üglich des Ursprunges, Ansatzes und der Innervation wie bei Nandinia. Der M. trapezius {irp, Fig. 14) bildet einen einheitlichen. Muskelzug, was als eine Ausnahme anzusehen ist, denn bei den Carnivoren ist er in zwei oder drei Theile gespalten (15, p. 721). Die vordersten Fasern (M. clavo-cucullaris) hängen mit dem M. sterno- mastoideus zusammen und sind durch eine Zwischensehne mit dem M. deltoideus verbunden [clv). Uebrigens befestigt sich der IMuskel an der Spina scapulae. Der M. levator scapulae und der M. serratus anticus major bilden eine zusammenhängende Muskelscheibe, in der die beiden Muskeln durch die verschiedene Innervation von einander zu trennen sind. Jener wird vom N. dorsalis scapulae und einige Cer- vicalnerven, dieser vom N. thoracicus lateralis versorgt. Der M. levator scapulae entspringt von den Alae atlantis und von den 4 letzten Cervicalwirbeln, der M. serratus anticus major von den 9 vordersten Rippen. Ein ebenso langer Ursprungstheil ist, was diese Muskeln betrifft, auch bei Herpestes gefunden. 224 Albertina Carlsson, Der M. rhomboideus steht in Bezug auf den Ursprung- dem gleicliuamig-en der Tiverrinac sehr nalie, indem er von dem 2. Halswirbel, dem Ligamentum nuchae und den 2 vordersten Thorakahvirbeln aus- geht; bei Herpesfes erreicht er das Occiput. Wie bei Nandinia und den Procyonidae ist der Muskel einheitlich, sonst oft in zwei Portionen gespalten. Der M. splenius geht von den Processus spinosi der 2 vor- dersten Bi'ust- und der 3 hintersten Halswirbel und vom Ligamentum nuchae aus. Inserirt am Occiput, nicht an den Cervicalwirbeln, d. h. ein M. splenius colli ist nicht vorhanden, er tritt nur bei Hijaena striata auf und wird ausnahmsweise bei einem Carnivor gefunden. j\L t r a c h e 1 0 - m a s 1 0 i d e u s. (M. trachelo-raastoideus, Leche, M. longissimus capitis, Ellen- berger u. Baum, M. transversalis capitis, Windle u. Parsons.) Er entspringt von den 3 letzten Cervical- und den 3 vordersten Thorakalwirbeln, beim Hunde von 4 Brustwirbeln (7, p. 151). In- sertion: unter und lateralwärts von dem M. splenius. M. comp lex US. Dieser Muskel entstellt neben, aber dorsal- wärts von dem vorigen und befestigt sich am Occiput. Er weicht von dem gewöhnlichen Verhalten unter den Carnivoren durch das Fehlen der Liscriptiones tendineae ab. Der M. biv enter cervicis nimmt seinen Ursprung von dem 4. und 5. Brustwirbel, ist also schwächer als beim Hunde (7, p. 151) wo er auch vom 6. ausgeht; inserirt medialwärts vom M. complexus. Zwei schwache Inscriptiones tendineae sind vorhanden. Da der Hals des Thieres relativ lang ist, war zu erwarten, dass diese Muskeln sehr entwickelt seien ; aus obigem geht jedoch hervor, dass sie nicht die Stärke wie beim Hunde erreicht haben. Der M. rhomboideus profundus fehlt. Er tritt nur unter den Mustelidae auf. Ein M. SU bei a vi US ist nicht gefunden. Er wird bei Tiverra und Genetta angetroffen. Der M. deltoideus besteht wie gewöhnlich aus 3 Portionen. Die Pars clavicularis (clv, Fig. 14) ist durch eine Zwischen- sehne von dem M. trapezius getrennt und befestigt sich in Ver- bindung mit dem M. brachialis anticus an der Ulna. Bei Nandinia, geht er zum Humerus, im Allgemeinen bei den Viverridae zum Vorder- arme. Die Pars scapularis {cpd, Fig. 13) entsteht an der late- ralen Hälfte der Spina scapulae. Die Pars acromiale {crd) ent- Systematische Stellung von Enpleres goudoti. 225 springt von dem ]\retacromion und dem Acromion, vereinig-t sich mit dei- vorigen Partie, worauf beide an der Christa deltoidea inseriren, distahvärts vom Ansätze des M. infraspinatus {np) und denselben theilweise überlagernd. Die Befestigung weicht von der gewöhnlichen unter den Carnivoren ab, indem der Muskel nicht die ]\Iitte des Humerus erreicht und die scapulare Portion sich distalwärts von der acromialen anheftet, nicht kopfwärts und tiefer, als es bei den ge- nannten Thieren der Fall ist. Der ]\r. t e r e s minor fehlt als selbständiger Muskel. Er kommt bei Vivcrra, Geneüa und Crijptoiwocfa vor. M. pectoralis. Die Insertion hat eine ungewöhnliche Länge bekommen, indem sie sich bis zum letzten Viertel des Humerus er- streckt ipd^ Fig. 14). Die abdominale Partie — M. pectoro-abdomi- nalis — wird sowohl von den Nn. thoracici anteriores als auch von den Intercostalnerven vei'sorgt. Der M. latissimus dorsi ijd, Fig. 14) entspringt an den 7 letzten Thorakal- und den 3 vordersten Lendenwirbeln, verwächst mit dem M. teres major und giebt, kurz ehe er in eine Sehne über- geht, den M. dorso-epitrochlearis [drsp) und einige Sehnenfasern an den M. pectoralis ab. Sehr bemerkenswerth ist die Insertion: die breite, platte Endsehne liegt unter dem M. coracobrachialis, dem M. biceps {hie) und den grossen Nervenstämmen und befestigt sich an der Spina tul)erculi majoris, vom M. pectoralis bedeckt. Wenn der M. latissimus dorsi sonst an der Spina tuberculi majoris sich anheftet, geschieht es nach Leche (15, p. 722) durch einen Zipfel, welcher über die Armnerven und Gefässe geht und oft mit dem M. pectoralis verbunden ist — Procijon, Nasua, Herpcstes, während die Hauptportion sich wie gewöhnlich verhält. Enpleres erinnert ein Avenig an das Verhalten bei Phascogale, wo nach Cunningham (5, p. 5) der grösste Theil des Muskels unter den beiden Köpfen des M. biceps am Sulcus bicipitalis inserirt und nur eine kleine Partie an der Spina tuberculi minoris. Diese fehlt bei Enpleres, und die Insertion hat sich bis zu der grössern Spina gezogen. M. corocobrachialis. Ausser dem kurzen Kopf oder dem M. rotator humeri, welcher den Viverriclae zukommt, tritt bei Enpleres wie auch bei Nandinia ein langer Kopf auf. Dieser besteht nur aus wenigen Muskelfasern, ja ist beinahe rudimentär. Die Ursidae und Mnstelidae besitzen einen zweiköpfigen M. coracobrachialis; den übrigen Eaubthieren fehlt der lange Kopf. 226 Albertina Carlsson, Der M. biceps bracliii {hie, Fig. 14) entspringt wie bei Xandinia und andern Vivcrridae vom Processus coracoideus, geht durch die Kapsel des Scliultergelenkes, um sich am Radius zu befestigen. Unter den Raubthieren kommen nur bei den Ursidac, Frocijonidae und Paradoxnrus zwei Köpfe in diesem ]\[uskel vor. M. triceps brachii (Fig. 13 u. 14). Der Muskel ist hier 4köpfig, indem der innere Kopf wie bei Nandinia verdoppelt ist. Dieselbe Anzahl wird l)ei Crijpfoprocta (2, p. 435), Viverra civetta und Hcrpestes gefunden; bei Gcnetta wechselt sie zwischen 4 und 5. M. brachialis anticus. Obwohl hier wie bei den übrigen Raul)thieren nur der lange Köpf angetroffen wird, bekommt er, wie auch bei Nandinia, Aeste vom N. radialis und vom N. musculo-cutaneus. Diese doppelte Innervation deutet wahrscheinlich darauf hin, dass die beiden ursprünglichen Köpfe unter den Raubthieren zu einem ver- schmolzen sind. ^ ) Der M. pronator radii teres (prf, Fig. 14) verhält sich wie bei Herpesfes und Genctta durch die Insertion in der Mitte des Radius; bei Cryptoproda, HemigaJea , Nandinia und bisweilen bei Viverra eivetta erreicht er den distalen Theil der Ulna. Besitzt nur einen Kopf; bei Nandinia haben sich ausnahmsweise deren zwei entwickelt. Der ]\1. palmaris longus {pl) ist einfach, d. h., nur der M. palmaris longus externus tritt auf. Er wird wie gewöhnlich vom N. medianus versorgt, bei Nandinia, wo war sowohl einen externus als auch einen internus antreffen, vom N. ulnaris. Auch bei Crijpfoprocta ist der Muskel verdoppelt ; bei Herpesfes und Paradoxnrus einfach ; Viverra civetta variirt in dieser Hinsicht. Ein M. flexor brevis digi forum manus kommt hier wie bei den Viverridae im Allgemeinen vor, l)ildet die Sehne des M. per- foratus des 5. Fingers und sendet zum 4. einen Sehnenzipfel, welcher sich mit dem M. flexor disfitorum sublimis verl)indet. Bei Geneffa 1) Bemerken swertli ist die verschiedene Innei^virung , durch die der als Brachialis anticus beschriebene Muskel bei den Säugethieren sich aus- zeichnet. Unter den j\Ionotremen wird er nach Westlixc; (20, p. 20) bei Eclndiia , wo fraglicher Muskel mit dem M. supinator longus vereint ist, vom N. medianus, bei Ornithorhynclms sowohl von diesem Nerven, wie auch vom N. radialis versorgt; unter den Marsupialiern bekommt er bei Th/j/ar/uJis und Cuscus nach Cunningham (5, p. 28) Aeste vom N. musculo-cutaneus , und unter den Raubthieren wird er beim Hunde , wie Ellp^nberger u. Baum erwidmen (7, p. 545) , von dem letztgenannten Nerven, im Allgemeinen bei den Caruivoren aber nach AViX'DJiE u. Parsons vom N. radialis innervirt. Systematische Stellung- von Eupleres goudoti. 227 erstreckt sich dieser Muskel zu den 2 ulnaren Fingern, bei Yivcrra civetta, Herpesfes und Nandinia nur zum 5. Finger. Der M. palmaris brevis fehlt. Seine Function wird von dem letztgenannten Muskel übernommen, welcher nach Leche (15, p. 838) einen gut entwickelten Palmaris brevis repräsentirt. Der M. flexor digitorum profundus (flp, Fig. 13 u. 14) besitzt 5 Köpfe wie bei Cryptoproda, Genetta, Paradoxurus, Viverriculu. und CynicHs; bei Herpesfes und Viverra sind nur 4 vorhanden. Mm. lumbricales sind am rechten Arme 3, mit den Sehnen des 3., 4. und 5. Fingers des vorhergehenden Muskels vereinigt ; am linken findet sich ausserdem ein schwacher Lumbricalis am Index. Bei den Viverridae treten 4 auf; bei Viverra civetta fehlt der ulnare bisweilen. Wenn bei andern Eaubthieren nur 3 vorkommen, ist der radiale verschwunden. M. flexor carpi ulnaris [flu, Fig. 13 u. 14). Die beiden Köpfe verwachsen wie hei Herpesfes und Nandinia nahe dem Ursprünge; sie sind bei Cryptoprocfa und bisweilen bei Viverra bis an die Insertion getrennt. Der M. opponens pollicis fehlt wie bei andern Viverridae. Von den Adductoren der Hand {add, Fig. 14) sind nur 2 vorhanden, zum 1. und 5. Finger. Einer zum 2. tritt nicht auf. Von den kurzen Flexoren {fix) finden sich wie gewöhnlich 2 für jeden Finger. Ein M. supinator brevis fehlt, kommt aber bei den übrigen Viverridae vor. Der M. extensor digitorum communis {exd, Fig. 13) weicht vom gewöhnlichen Verhalten dadurch ab, dass er an allen 5 Fingern inserirt. B. ab du et or pollicis longus {ahpl und abpV, Fig. 13 u. 14) befestigt sich am radialen Randknochen und am Metacarpale I. M. Pronator q u a d r a t u s nimmt wie bei Cryptoprocfa die 2 distalen Drittel des Vorderarmes ein, bei Nandinia, Herpesfes und Viverricula die untere Hälfte und bei Viverra das letzte Viertel. M. tensor fasciae latae bildet einen beinahe selbständigen Muskel, von der Spina ilei superior anterior und der Crista ilei aus- gehend (ffl, Fig. 16), schliesst sich dem dorsalen Rande des M. ecto- glutaeus (cfgl) dicht an, ohne mit demselben zu verwachsen, und geht in eine Fascie über, die im distalen Theile des Oberschenkels mit dem Mm. sartorius, femoro-coccygeus und biceps femoris zusammenhängt, um sich an der Patella zu befestigen. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 15 228 Albeetina Caklsson, Der M. biceps femoris (hcf) besitzt 2 Köpfe: der eine geht von dem Tiiber ischii, dei' andere von einigen Scliwanzwirbeln aus. Inserirt an der Crista tibiae. Nandinia fehlt der caudale Kopf. Bei Crijpioprocta scheint nach der flg. 6 in der Arbeit von Beddaed (2, p. 436) der einköpfige M. biceps femoris am Ursprünge ebenso schwach wie der M. tenuissimus zu sein. Am gemeinsamen Ansätze gehört der grösste Theil von demselben zu dem letztern Muskel ; bei Eupleres bleibt in seinem ganzen A^erlauf der M. tenuissimus {ten) sehr schmal und ist an der Anheftung bedeutend kürzer als der M. biceps femoris. M. f e m 0 r 0 - c 0 c c y g e u s ( Leche). (Caudo-femoralis s. Agitator caudae,"! Windle u. Paksons.) Dieser (fmcg) entspringt von den vordem Caudalwirbeln unter dem caudalen Kopfe des vorigen Muskels. Er geht in eine lange 8ehne über, welche wie bei den Felidae sich an die Patella anheftet, wogegen sie bei den Viverridae nur das letzte Drittel des Femurs erreicht. Der M. sartorius {sart, Fig. 16 u. 17) ist wie bei Hyaenidae, Ccmidae und unter den Viverridae bei Paradoxurus und ViverrkuJa verdoppelt. In der letztgenannten Familie kann er in derselben Art theils einfach, theils verdoppelt auftreten oder stets einfach — Cryptoprocia. Der M. pectineus {pc, Fig. 17) bildet eine beinahe einheitliche Muskelscheibe, von der Bauchfascie und dem Processus ileopectineus ausgehend. Bei den übrigen Viverridae hat er oft zwei Schichten — Cryptoprocta, Viverra — oder zwei deutliche Köpfe — Nandinia. Der M. g 1 u t a e u s v e n t r a 1 i s ( scansorius) weicht vom gewöhn- lichen Verhalten bei den Raubthieren durch seine starke Entwicklung ab, indem er vom ventralen Rande des Os ilei beinahe bis zur Spina ilei anterior superior geht. Der Muskel wird bei den Viverrinae — bei Paradoxurus nur bisweilen — angetroffen, fehlt aber bei Herpestes. M. caudo-femoralis. Der Muskel, welcher nach Leche (15, p. 870) durch sein Verhalten zum N. ischiadicus charakterisirt wird, indem derselbe ihn überlagert, ist nicht vorhanden. Da Windle u, Parsons unter diesem Namen den M, femor-ococcygeus (Leche) be- schrieben, aber erwähnen, dass letzterer Muskel unter den Viverridae bei Paradoxurus und bisweilen bei Genetta verdoppelt sei, scheint es, als ob der M. caudo-femoralis nur diesen zwei Thieren und Nandinia in genannter Familie zukommt. Der M. semitendinosus (snd, Fig. 16) ist wie bei den Car- nivoren zweiköpfig ; der eine Kopf geht als ein directer Fortsatz des Systematische Stellung von Eiipleres goudoti. 229 M. bieeps femoris von einigen Schwanzwirbeln, der andere vom Tuber ischii aus. Der M. p r a e s e ni i ni e m b v a n o s u s u n d d er M. s e m i m e ni - branosus (jirs, smm, Fig. 16 u. 17) können wie bei der Katze (15, )). 876) nur theil weise von einander getrennt werden, bei Gcnetta nach MivART (17, p. 496) im grössten Theile ihrer Länge und bei Crypfoprocfa (2, p. 437) bilden sie zwei selbständige Muskeln. Mm. adductores femoris. Die Mm. adductores longus et brevis sind verwachsen, entspringen vom Ramus descendens Pubis und heften sich an die distale Hälfte des Os femoris an ; der M. adductor magnus geht vom Isehium aus und befestigt sich von dem Trochanter major bis zum Condylus internus. Nur vom N. obturatorius innervirt. Der M. peroneus longus {2)rJ, Fig. 16) entsteht am Capitulum flbulae und mit einigen Fasern am Ligamentum genu externum, bei Xandima nur am Wadenbein ; eine tibiale Partie, welche bisweilen unter den Carnivoren vorkommt, tritt bei Eupleres nicht auf Der M. extensor digitorum brevis {exhr) verhält sich wie bei den Viverrinae, indem er sich zu den 4 Innern Zehen erstreckt; bei den HerpesUnae versieht er alle 5. Der M. gastrocnemius (gsf, Fig. 16 u. 17) ist in Ueberein- stimmung mit dem Verhalten bei andern Viverridae zweiköpfig. Eine Fabella ist in dem äussern Kopf, nicht in dem innern, vorhanden. Da nach Windle u. Pajrsons die Verknöcherung erst in einem altern Stadium auftritt und das untersuchte Thier ein sehr junges war, ist es möglicli, dass es später gebildet wird. Der M. soleus {sl) ist schwach wie bei den Felidae und Viverridae, fehlt den Canidae und Hijaenidae. DerM. accessorius inserirt an den Sehnenfasern, die den tiefen Flexor des Hallux bilden, mit dem Verhalten bei den Viverridae übereinstimmend. Wird ausser bei der letztgenannten Familie auch bei den Felidae angetroffen, bei den Canidae und Hyaenidac gewöhn- lich nicht. Mm. lumbricales sind 6 vorhanden; die 2., die 4. und die 5. Zehe haben deren je 2. Bemerkenswerth ist diese grosse Anzahl, denn sonst kommen theils 4 — Viverridae, Procijonidae, MusteUdae — theils 3 — Canidae, Felidae, Hyaenidae — vor. Mm. adductores (Mm. contrahentes, Euge) sind 4 vorhanden, von denen 2 zur 5. Zehe gehen und einer zu jeder von den 2 innern {ad^, ad-, ad°, Fig. 17). Bei Felis pardus und F. pardalis finden sich 2 Adductoren zur 5. Zehe, sonst besitzt diese nur deren einen. Nach 15* 230 Albebtina Carlsson, EuGE (19, p. 646, 647) sind auch 2 an der 5. Zehe bei Ornifhorhynchns und jDasijurus vorhanden. Gehirn. Zwar findet sich eine Darstellung des Gehirns von Eupleres nebst einer Abbildung desselben in der Ansicht von oben nach einem Schädelausg'uss von Gervais (10), und auf dieselbe gestützt hat Keueg (14, p. 628) nachgewiesen, dass genanntes Organ mit dem der Viverrinae übereinstimmt. Ich habe das Gehirn des jugendlichen Thieres untersucht und es mit dem der andern Aeluroidea mit Hülfe der Gehirnpräparate der hiesigen Sammlung, der erwähnten Arbeit von Krueg und der Beschreibung des Gehirns von Cryptoproda ferox von Beddaed (2, p. 433, 434) verglichen. Zunächst geht aus einer solchen Yergleichung hervor, dass die Gestalt des Gehirns von der kurzen, zusammengedrückten bei Vwerricula und Herpestes abweicht und eine mehr langgestreckte ist, wie schon die lang ausgezogene Schädelkapsel ergiebt. Wie gewöhnlich bei den Aeluroidea ist die Fissura rhinalis mit der Fissura rhinalis posterior verbunden (rh, rhp, Fig. 11). In dem Fehlen einer Fissura anterior, dem Vorkommen einer langen Fissura sj^lvii {s) und der Verbindung der Fissura suprasylvia mit der Fissura suprasylvia posterior {ss, ssp) verhält sich Eupleres wie die Viverrinae; bei den Herpesiinae ist eine Fissura anterior vorhanden, die Fissura sylvii ist kurz oder fehlt, und die Fissura suprasylvia posterior ist ausnahmsweise mit der Fissura suprasylvia verbunden, ja kommt bisweilen nicht vor. Nach Beddaed's Abbildung scheint es mir, als ob diese letztgenannten Fissuren auch bei Cri/pfoprocfa von einander getrennt wären. Die Fissura suprasylvia zeichnet sich bei Eupleres und den Viverrinae durch eine mehr gekrümmte Form als bei den Herpesiinae aus und hat einen auf- und vorwärts ge- richteten Fortsatz, der sich bei einigen Felidae (14, tab. 35) — Felis pardalis, F. concoJor, Cynailurus jubatus — wiederfindet. Die Fissura praesylvia {ps) ist wie bei den Viverrinae lang, bei den Herpestinnc und Cryptoproda nach Beddard (2, p. 434) verdeckt oder bisweilen bei den erstem fehlend. Sie geht bei Eupleres von der Fissura sylvii aus, was für ihn eigenthümlich ist, denn Krueg (14, p. 610) erwähnt, dass die Fissura praesylvia sehr selten mit einer andern Fuiche als mit der P'issura rhinalis verbunden ist. Hin- sichtlich der Fissura coronalis [co, Fig. 11 u. 12) stimmt Eupleres mit den Viverrinae überein, indem diese lang ist, bei den Herpestinae Systematische Stellung von Enpleres g-oudoti. 231 aber kurz, und sie besitzt wie bei Crjjptoprorfa einen medianen Fort- satz. Die Fissnra ansata (an) tritt deutlich hervor, ist mit einer tiefen medial wärts gerichteten Nebenfurche versehen und geht direct in die Fissnra lateralis {!) über. Eine Fissnra medilateralis scheint zu fehlen. Die Fissnra cruciata (c) ist seicht und hängt mit der Fissnra splenialis zusammen wie bei den Aeluroidea, die Felidae aus- genommen. Harter Gaumen. Im vordem Theile desselben findet sich eine entwickelte Papilla incisiva, von kleinern Papillen umgeben (Fig. 3), und hinter diesen letztern verlaufen 14 Leisten über die Gaumenfläche. Von denselben sind die 5 vordersten bogenförmig und durch eine schwache Eaphe palatina in der Medianlinie mit den gegenseitigen verbunden ; weiter aboral tritt in der Mitte des Gaumens eine Einsenkung auf, welche die auf jeder Seite befindlichen halbmondförmigen, crenelirten Falten von einander trennt. Die Anzahl der Gaumenleisten scheint be- sonders gross zu sein; dieselbe wird auch bei Nandinia Unotata er- reicht; in Folge der Kürze des Gaumens stehen sie bei dieser dicht an einander. Herpestes puJveniJcntes besitzt nur 5 bogenförmige und 6 halbmondförmige Gaumenleisten. Ihm fehlt eine Eaphe palatina; viele Falten sind crenelirt und einige so tief, dass sie beinahe wie selbständige Papillen aussehen. Mit Herpestes stimmt Crossarclms fascifdus überein; doch haben die Erhebungen des Gaumens einen mehr geradlinigen Verlauf und sind in der Anzahl reducirt. Speicheldrüsen. Die Glandula parotis ist bei Eupleres kleiner als die Glandula submaxillaris, d. h., sie verhält sich wie beim Hunde (15, p. 1051); die Glandula zygomatica fehlt. Bei den Viverridae ist die letzt- genannte Drüse vorhanden, und die Ohrspeicheldrüse ist ansehnlicher als die Unterkieferdrüse (17, p. 503). Nach Ranviee (18) besteht die von altern Forschern als Glandula subungualis beschriebene Drüse aus zwei verschiedenen Theilen, welche vom N. lingualis ge- trennt sind. Die vordere ist als Glandula subungualis, die hintere als Glandula retrolingualis aufzufassen. Beide sind bei Eupleres langgestreckt, von derselben Grösse und kleiner als die Glandula submaxillaris. 232 Albertina Carlsson, Zunge. Diese kennzeichnet sich durch ihre lange, schmale und spitze Form, entsprechend der Configuration der Kiefer. Von Papulae circumvallatae sind 2 vorhanden; bei den Viverridae treten davon 2 oder 3, mehr selten eine grössere Anzahl auf (17, p. 499 ff.). Ueber die ganze obere Fläche sind Papulae fungiformes zerstreut; an der Spitze der Zunge sind sie sehr klein, an der Basis erheblich grösser. Zwischen denselben verbreiten sich die weichen und kleinen Papulae filiformes, welche auf der Spitze, an den Seitenrändern und neben diesen an der untern Fläche schärfer werden und dicht an einander stehen. Magen. Der Magen (Fig. 18) besitzt bei Euplcres wie bei Nandinia (4, p. 520) und ArcticUs (9, p. 197, 198) seine grösste Ausdehnung in der Längsrichtung des Körpers, nicht in dessen Querrichtung wie bei Geiwtfa, Prkmodon u. a. (17, \^. 505 ff.) und erinnert also nicht an die kurze, runde Magenform bei Crossarchus imd S urica fa (17, p. 507). Im Fundus ventriculi findet sich die linksseitige Ausbuchtung, welche die Carnivoren auszeichnet (15, p. 1075); sie ist hier dorsalwärts ge- richtet. Die Curvatura major ist lang, die Curvatura minor kurz; der pylorale Abschnitt biegt sich cranialwärts ähnlich wie bei den meisten Viverridae (17, p. 505) — Nandinia, Genetfa, Arcficfis, (9, p. 198). Prionodon — , hat jedoch nicht die Grösse wie bei den 3 letzten, Der Ductus choledochus {ch) und der Ductus pancreaticus i2)anc) münden vereinigt in das Duodenum 7 mm vom Pylorus ein. Da das Thierchen nach Angabe 3 Wochen lang in Gefangen- schaft gelebt hat, konnte aus dem Inhalt des Magens nichts auf die Nahrung im freien Leben geschlossen werden. D a r m c a n a 1. Die Länge desselben beträgt 135 cm, wovon 123 cm auf den Dünndarm und 12 cm auf das Colon und das Eectum kommen. Da das Thier 24 cm lang ist, verhält sich seine Länge zu der des Darmcanals wie 1 : 5,625 oder wie bei Viverra civetta, wo das Ver- hältniss wie 1 : 5,5 ist (15, p. 1072). In der Familie Viverridae ist bekanntlich ein Blinddarm, von Nandinia und bisweilen Arctidis abgesehen, vorhanden. Er ist bei Eupleres kurz, ein wenig gekrümmt (Fig. 19) und steht in Form und Grösse demjenigen von Gencita tigrina am nächsten (17, p. 508). Systematische Stellung- von Eupleres goudoti. 233 L e b e r. Die Leber von Eupleres wird durch die Grösse des rechten Seg- ments, das beinahe doppelt so gross wie das linke ist, und durch die ansehnliche Länge des candalen Lobus (Fig. 20) charakterisirt, ver- hält sich also ganz wie die von Crossarchus (17, p. 512). Der rechte laterale Lappen ist kleiner als der rechte centrale, doch mehr ent- wickelt als bei Crossarchus, denn er bedeckt hier grössten Theils den caudalen Lobus, was er bei Crossarchus nicht thut, und erinnert da- durch an das Verhalten bei Herpesfes. Die Fissura cj^stica wird nicht wie bei den letztgenannten Thieren am medialen Bande des rechten, centralen Lappens gebildet, sondern wie gewöhnlich an dessen ventralem, und dringt so tief in die Lebermasse hinein, dass die Gallenblase nicht auf der abdominalen Fläche hervortritt und auch an ihrer Spitze von der Leber begrenzt wird. Der linke cen- trale Lobus ist kleiner als der linke laterale und wird von diesem wie bei Nandinia (4, p. 521), Crossarchus, Galidia und Vivcrra (17, ■p. 510 ff.) von der untern Fläche verdrängt. Die Uebereinstimmimg mit der Leber von Crossarchus zeigt sich auch in der starken Aus- bildung des Lobus caudatus, welcher direct in den kurzen Lobus Spigelii übergeht. Kehlkopf. Die Epiglottis ist abgerundet wie bei Cryptoprocfa und Vivcrricula, weniger spitz als bei Nandinia, und besitzt deutliche Plicae epi- glotticae laterales. Das Taschenband fehlt wie bei Nandinia und Herpesfes nach Albrecht (1, p. 279) ; es kommt bei Cryptoprocta und Viverricula vor. Wie bei übrigen Carnivoren mit Ausnahme von Hijaena (15, p. 1124) ist eine Cartilago procricoidea vorhanden. Der Sinus subepiglotticus wird von den langen Plicae aryepiglotticae be- grenzt. Durch ihre Form wird der Kehlkopf sehr in die Länge ge- zogen, und die Ligamenta vocales mit der Rima glottidis liegen weit unter der Epiglottis. Ergebnisse. Aus obiger Darstellung geht hervor, dass Eupleres goudoti ver- schiedene Kennzeichen besitzt, wodurch er mehr mit den Viverrinae als mit den Herpestinae übereinstimmt. Unter diesen sind zu be- tonen : 234 Albertina Caelsson, 1. Die Form des äussern Ohres, das lang- und spitz ist. 2. Die Ballen der Fasse sind wie bei Genetta figrina angeordnet. 3. Der Anus mündet an der Körperfläche, nicht in einem Anal- sack (wie bei den Herpestinae) aus. 4. Der M. rhomboideus verhält sich wie bei den Tiverrinae. 5. Der M. glutaeus ventralis (scansorius) ist vorhanden (fehlt bei Herpestes). 6. Der M. extensor digitorum brevis geht an die 4 Innern Zehen (bei Herpestes an alle 5). 7. Die Anordnung der Furchen des Grosshirns stimmen mit den- jenigen der Tiverrinae überein. 8. Der Magen erinnert in der Form an den von Ardictis und Nandinia. 9. Das Coecum erreicht eine bedeutende Entwicklung und hat dieselbe Form wie das entsprechende Organ bei Genetta tigrina. Aber Eupleres zeichnet sich auch durch mehrere Merkmale aus, welche den Herpestinae eigenthümlich sind. Unter diesen haben wir folgender zu gedenken: 1. Die Krallen haben die langgestreckte, schlanke Form, welche den Herpestinae zukommt. 2. Präscrotaldrüsen fehlen (vergl. oben). 3. Die Form der Alae atlantis ist bei dem jungen Thier der- jenigen von Crossarchus, bei dem ausgewachsenen derjenigen von Genetta sehr ähnlich. 4. Die Scapula verhält sich in dem Jüngern Stadium durch ihren geradlinigen Vorderrand und scharf abgesetzten vordem, Innern Winkel wie bei Crossarclms. Bei dem altern Thier ist genannter Winkel abgerundet, und das Schulterblatt hat eine Form, welche an die bei Cynogale erinnert. 5. Der M. levator scapulae und M. serratus anticus major be- sitzen die lange Ausdehnung, welche sich bei Herpestes wieder- findet. 6. Der M. teres minor fehlt wie bei Herpestes (er wird bei Viverra, Genetta und Cryptoprocta gefunden). 7. Die Leber ist wie bei Crossarchits gebildet. 8. Der Kehlkopf schliesst sich dem von Herpestes durch das Fehlen eines Taschenbandes an. Demnach können wir Eupleres weder zu den Viverrinae noch zu den Herpestinae stellen, sondern müssen ihn als eine Form auf- Systematische Stellung von Eupleres goudoti. 235 fassen, welche noch Kennzeichen vereinigt, die sich anf die beiden Gruppen v er t heilt haben. Ausserdem besitzt er Charaktere, welche man bei keinem andern Viverriden antrifft (von Xandinia hisweilen abgesehen). Diese sind : 1. Die Differenzirung des Condylus occipitalis (sie kommt auch bei Enliydra marina und Helidis moschata vor). 2. Der Austritt des N. glossopharyngeus aus der aboralen Oeif- nung des Canalis caroticus. 8. Der Radius ist bei dem erwachsenen Thiere länger als der Humerus — wie es auch bei Crocuta der Fall ist — ; bei einem jungen ist er kürzer als der Oberarmknochen (d. h., er ver- hält sich wie bei übrigen Viverridae). 4. Der M. trapezius bildet einen einheitlichen Muskel, wie bis- weilen unter den Marsupialia, Edentata, Glires, Prosimiae und Primates. 5. Die Insertion des M. latissimus dorsi (erinnert an das Verhalten bei Phascogale. 6. Die Insertion des M. deltoideus (siehe oben). 7. Der M. coracobrachialis ist zweiköpfig wie bei den Ursidae, einigen Mustelidae und auch bei Nandinia. 8. Eine doppelte Innervation ist bei dem M. brachialis anticus vorhanden (wird auch bei Nandinia angetroffen). 9. Das Fehlen des Adductors des 2. Fingers. 10. Das Fehlen des M. supinator brevis (besitzt eine geringe Entwicklung bei den Hijaandae und scheint bei Proteles zu fehlen). 11. Das Auftreten von 5 Sehnen in dem M. extensor digitorum communis, welche sich an den Fingern 1 — 5 verbreiten (ver- hält sich ebenso bei Procyon). 12. Der M. femoro-coccygeus heftet sich an die Patella an wie bei den Felidae, an das Femur bei den Viverridae. 13. 6 Mm. lumbricales sind im Hinterfuss vorhanden (3 oder 4 kommen sonst unter den Raubthieren vor). 14. 2 Mm. adductores erstrecken sich zur 5. Zehe wie bei einigen Felidae. In einer frühern Arbeit habe ich gezeigt, dass Nandinia binotata in wichtigen Punkten ihrer Organisation sich den Viverridae an- schliesst und zwar eine vermittelnde Stellung: zwischen den Viverrinae 236 Albertina Cablsson, und Herpestinae einnimmt, d. h., diese Gattung ist ursprüng-licher als jede dieser Grupi)en. Wtn&e betrachtet Nandinia hinofata sogar als den einzig- überlebenden Eest der ausgestorbenen tertiären P'amilie Ampliididae. Aus vorliegender Untersuchung geht hervor, dass ein anderer Viverride, Eiipleres goudoti, obwohl er, in einigen Beziehungen secundär, abgeändert ist — z. B. Reduction der Zähne, Länge des Radius im Verhalten zu derjenigen des Humerus, Differenzirung des Condjdus occipitalis — sich dennoch duich den Besitz einer Anzahl ursprünglicher Charaktere vor der Mehrzahl der Viverridae auszeichnet. Von besonderra Interesse ist dieser Conservativismus bei Eupleres aus dem Grunde, weil auch andere auf Madagascar einheimische Säuge- thierformen, z. B. Halbaffen, manche Organisationsverhältnisse unver- ändertbeibehalten, welche die festländischen nächstverwandten Formen bereits verloren haben. Gewisse Befunde rufen den Eindruck hervor, dass allerdings die von dem Festlande abgetrennten Madagascarformen seit der Isolirung eine Weiterentwicklung und theilweise eine eigen- artige Differenzirung erfahren haben, dass dabei aber manche pri- mitive Verhältnisse in ihrer Organisation sich bis heute erhalten haben, welche der Kampf ums Dasein bei den äthiopischen Vettern längst ausgemerzt hat. Sj'stematische Stellung von Enpleres goudoti. 237 Literaturverzeichuiss. 1. Albrecht, Beitrag zur vergl. Anatomie des Säugethierkehlkopfes, in: SB. Akad. Wiss. Wien, Jg. 33, 1896. . 2. Beddard, On the visceral and muscular anatomy of Cryptoprocta ferox, in: Proc. zool. Soc. London 1895. 3. Blainville, Osteographie des Mammiferes. 4. Carlsson, lieber die systematische Stellung der Nandinia binotata, in: Zool. Jahrb., V. 13, Syst., 1900. 5. CuNNiNGHAM, Report of the scientific results of the exploring voyage of H. M. S. ChallenCxER, 1873—1876, V. 5, Zool. 6. Doyere, in: Ann. Sc. Nat., V. 4, 1835, p. 281. 7. Ellenberger u. Baum, Anatomie des Hundes, Berlin 1891. 8. Flower, An introduction to the osteology of the Mammalia, London 1885. 9. Garrod, Notes on the anatomy of the Binturong (Arctictis Bintu- rong), in: Proc. zool. Soc. London 1873. 10. GrERVAls, Memoire sur les formes cerebrales propres aux Cai'nivores vivants et fossiles, suivi des remarques sur la Classification de ces animaux, in: Nouv. Arch, Mus. Hist. nat. Paris, V. 6, 1870. 11. — , Dentition et squelette de l'Euplere de Goudot, in: Journ. Zool., V. 3, 1874. 12. Gray, A revision on the genera and species of Viverrine animals (Viverridae), founded on the collection in the British Museum, in : Proc. zool. Soc. London 1864. 13. — , Description of an adult skull of Eupleres goudoti, ibid. 1870. 14. KrüEG , Ueber die Furchen auf der Grosshirnrinde der zonoplacen- talen Säugethiere, in: Z. wiss. Zool., V. 33, 1880. 15. Leche, Säugethiere, in: Bronn, Klass. Ord. Thierreich. 16. Mi V ART, On the Classification and distribution of the Aeluroidea, in: Proc. zool. Soc. London 1882. 17. — , Notes on some points in the anatomy of the Aeluroidea, ibid., 1882. 238 Albertina Carlsson, 18. Ran VIER , Etüde anatomique des glandes connues sous les noms de sousmaxiilaire et sublinguale chez les Mammiferes , in : Phys. norm, path., V. 8, 1886. 19. Rüge, Zur vergleichenden Anatomie der tiefen Muskeln in der FussoUe, in : Morph. Jahrb., V. 4. 20. Westling , Anatomische Untersuchungen über Echidna , in : Bih. Svensk. Vet.-Akad. Handl., V. 15, Afd. IV, No. 3. 21. Windle and Parsons, On the myology of the terrestrial Carnivora, Part 1, Muscles of the head, neck and fore-limb, in: Proc. zool. Soc. London 1897. 22. — , The muscles of the terrestrial Carnivora , Part 2, Muscles of hind-limb and of the trunk, ibid. 1898. 23. "WiNGE , Jordfundne og nu levende Rovdyr (Carnivora) fra Lagoa Santa, Minas Geraes, Brasilien. Med TJdsigt over Rovdyrenes in- byrdes Sloegtskap, in : E Museo Lundii, V. 2,Kjöbenhavn 1895 — 1896. Systematische Stellung von Eupleres goudotl. 239 Erklärung der Abbildiuigeii. Alle Figuren, mit Ausnahme von Fig. 5 und Fig. 6 , sind in natüi- liclier Grösse dargestellt und beziehen sich, wo nichts anders erwähnt, aul den 24 cm langen Eiqtleres goudoti. Tafel 10. Fig. 1. Rechter Vorderfuss, von der Palmarseite gesehen. Fig. 2. Rechter Hinterfuss, von der Plantarseite gesehen. Fig. 3. Basis cranii nebst den Gaumenfalten (Zähne und Lippen nicht abgebildet). Fig. 4. Ellhydra mariiia ; Condyli occipitales. Fig. 5. Herpestes sp.; Condyli occipitales; 3:2. Fig. 6. Mustela j)nforius', Condyli occipitales; 3:2, acus Porus acusticus externus. cdispJi Canalis alisphenoideus. car Canalis caroticus. cd Condylus occipitalis. eust OeffnuDg der Tuba Eustachii. gl N. glossopharyngeus. lae Foramen lacerum posterius. ov Foramen ovale. sfgl Foramen styloideum. Fig. 7. Atlas, von der Dorsalseite gesehen. Fig. 8. Atlas, von der Dorsalseite gesehen, von einem erwachsenen Eupleres goudoti. al Alae atlantes. Fig. 9. Scapula von der Dorsalseite gesehen. Fig. 10. Scapula von der Dorsalseite gesehen, von einem erwachsenen Eupleres goudoti. Fig. 11. Gehirn, von der lateralen Fläche gesehen. Fig. 12. Gehirn, von oben gesehen. 240 Albertina Carlsson, an Fissura ansata. c Fissura cruciata. CO Fissura coronalis. / Fissura lateralis. ps Fissura praesylvia. rh Fissura rhinalis. rhp Fissura rhinalis posterior. s Fissura Sylvii. s.s Fissura suprasylvia. .s-.s^; Fissura suprasylvia posterior. Fig. 13. Muskelu der JStreckseite der vordem Extremität. Fig. 14. Muskeln der Beugeseite der vordem Extremität. Der M. palmaris longus, der M. flexor digitorum sublimis und der M. flexor digi- torum profundus sind in ihrem distalen Theile abgeschnitten. Der M. liexor brevis digitorum manus ist abgetragen. ahph M. abductor poUicis brevis. iihpl M. abductor poUicis longus. alqil' dessen Endsehne. add Die Adductoren des 1. und 5. Fingers. hie M. biceps brachii. hdni M. abductor digiti minimi. c Hautnerv. cir Clavicularer Theil des M. deltoideus. rpd 8capularer Theil des M. deltoideus. crd Acromialer Theil des M. deltoideus. drsp M. dorso-epitrochlearis. exd M. extensor digitorum communis. exdm M. extensor digiti minimi. exdp M. extensor digitorum profundus. cxr M. extensor carpi radialis. cxru M. extensor carpi ulnaris. flp M. Hexor digitorum profundus. flr M. flexor carpi radialis. //,s M. flexor digitorum sublimis. flu M. flexor carpi ulnaiüs. fix Die kurzen Flexoren des 2., 3., 4. u. 5. Fingers. Id M. latissimus dorsi. np M. infraspinatus. pd M. pectoralis. 2)ctd M. pectoro-abdominalis. pl M. palmaris longus. prt M. Pronator radii teres. , /• N. radialis. sp M. supraspinatus. spl M. supinator longus. tni IE. teres major. fra Aeusserer Kopf des M. triceps brachii. tri Langer Kopf des M. triceps brachii. Sj'steraatische Stellung von Evipleres o-oudoti. 241 im Innerer Kopf des M. triceps brachii. trp M. trapezius. um N. ulnaris und N. medianus. Tafel 11. Fig. 15. Hautmuskel im caudalen und ventralen Tlieile des Thieres. ((s Anus. pr ]\rm. praeputio-abdominales. /• Vulva. Fig. 16. Muskeln der lateralen Seite der hintern Extremität. Fig. 17. Muskeln der medialen Seite der hintern Extremität. Der M. plantaris , der M. flexor tibialis und der M. flexor fibularia sind am Fasse abgeschnitten. abdm M. abductor ossis metatarsi quinti. abh M. abductor hallucis. ad^ Adductor der 1. Zehe. ad" Adductor der 2. Zehe. ad^ Die 2 Adductoren der 5. Zehe. bef M. bicejas femoris. c Hautnerv. er N. cruralis. ctgl M. ectoglutaeus. exhd M. extensor brevis digiti quinti. exbr M. extensor brevis digitorum. e.rh M. extensor hallucis longus. extl M. extensor digitorum communis longus. flb M. flexor fibularis. /// M. flexor tibialis. flxr Die kurzen Flexoren der Zehen. ftncff M. femoro-coccygeus. gr M. gracilis. qst M. gastrocnemius. Ips M. ileopsoas. ni ] Metatarsale I. pc M. pectineus. plt Sehne des M. plantaris. j)rb M. peroneus brevis. prl M. peroneus longus. pfs M. praesemimembranosus. 7'fm M. rectus femoris. sar't M. sartorius. sl M. soleus. s))}))i M. semimembranosus. smt M. semitendinosus. tha M. tibialis anticus. tb]} M. tibialis posticus. 242 Albertina Carlsson, Systematische Stellniig von Eupleres goudoti ten M. tenuissimus. ffl M. tensor fasciae latae. vnt M. vastus internus. Fig. 18. Magen. ch Ductus choledochus. panc Ductus pancreaticus. Fig. 19. Blinddarm. Fig. 20. Leber, von der obern Seite gesehen. Ib Gallenblase. VC Vena cava. Nachdruck verboten. Ueber setzungsrecht vorbehalten. Mittheilung über die von Herrn J. Bornmüller im Oriente gesammelten Zoocecidien. Von Ew. H. Rül)saameii, Berlin. Hierzu Tafel 12-16 und 39 Abbildungen im Text. Nachtblg-end g-ebe ich eine Zusammenstellung- derjenigen Zoo- cecidien, welche Herr J. Boknmüller auf seinen Eeisen im Oriente g-esammelt hat. Da die Mittheilungen über aussereuropäische Zoo- cecidien überaus dürftig sind, so war zu erwarten, dass ein grosser Theil dieser Gallen unbekannt war. In der That befinden sich unter den 148 besprochenen (Jallen 58 ganz neue, während zu 50 be- kannten Gallen neue Substrate aufgefunden wurden. Erstere sind mit einem vorgesetzten * letztere mit einem f bezeichnet worden. Die Literatur über Gallen aus dem in Rede stehenden Gebiete ist nicht umfangreich; die nöthigen Hinweise sind bei den betreffen- den Deformationen gegeben. Der Bequemlichkeit wegen werden die Gallen in alphabetischer Reihenfolge, nach den Pflanzen geordnet, aufgeführt, ohne Rücksicht auf die Erzeuger, doch gebe ich am Schlüsse ein kurzes, nach den Erzeugern geordnetes Verzeichniss mit jedesmaligem Hinweis auf die No., unter welcher die Beschreibung der (jalle zu finden ist. Von den 143 beschriebenen Gallen werden 40 von Gallmilben, 42 von Dipteren, 36 von Cynipiden, 10 von Apliiden, 4 von PsyllideU; 1 von Cocciden, 1 von Käfern und 4 von Schmetterlingen hervor- gebracht. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 16 244 Ew. H. EÜBSAAMKN, Die besprochenen Gallen sind nicht alle von Herrn Buenmüllek gesammelt worden; sie wurden mir aber mit wenigen Ausnahmen von dem Genannten übergeben. Von Herrn Dr. von Schlechtendal erhielt ich einige persische Gallen, welche Herr J. Stkauss bei Suitanabad in Persien gesammelt hatte. Ferner wurde ein eigent- lich nicht zum Gebiete gehörendes neues Zoocecidium auf Quercus €Occifera, welches Herr Dr. Teaeger in Süd- Albanien gesammelt hatte, in meiner Arbeit erwähnt. Ich erhielt diese Galle durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. P. Magnus in Berlin. Endlich wurde ich von Herrn Prof. P. Autban durch Ueber- sendung von Vergleichungsmaterial unterstützt. Allen diesen Herren spreche ich meinen besten Dank aus. Zu ganz besonderm Danke verpflichtete mich aber Herr J. Bornmüller dadurch, dass er mich mit der Bearbeitung der von ihm mit so vielem Fleisse zusammen- getragenen schönen und werthvollen Gallensammlung betraute. Die nachfolgende Arbeit über orientalische Gallen schliesst sich derjenigen über Zoocecidien von der Balkanhalbinsel an^), welche ich in der Hlustrirten Zeitschrift für Entomologie. Neudamm 1900. veröffentlicht habe. Ebenso bildet sie in ge- wisser Hinsicht eine Fortsetzung zu meinen Arbeiten über russische Zoocecidien (Moskau 1 895 , in : Bull. Soc. Natural. Moscou und in: Entomol. Nachr.. 1899, p. 241—248). In der letzt- genannten Arbeit werden p. 248—252 auch Gallen aus Klein - Asien und Persien beschrieben, die zum Theil von Herrn Herm. Rolle in Berlin gesammelt wurden, während ich die in dieser Arbeit erwähnten russischen Gallen Herrn Eodzianko in Poltawa ver- dankte. Die in Moskau publicirten Gallen wurden von Herrn B. Fedtschenko gesammelt. Ich beabsichtige demnächst als weitere Fortsetzung eine Arbeit über Gallen aus Central- Asien, gesammelt von Herrn B. Fedt- schenko, folgen zu lassen. Berlin, November 1901. Acer ciuerasceiis Boiss var. sutogjabrum Bornm. fl. Blattausstülpungen ähnlich dem Cephaloneon m y r i a d e u m. Diese schwach keulenförmigen Blattgallen werden 1) Ein Nachtrag zu den Gallen der Balkan -Halbinsel l)efindet sich m: Allg. entom. Zeitschrift, Neudamm 1901, p. 14 — 16. Im Orient gesammelte Zoocecidieii. 245 von Gallmilben hervorgerufen. Sie befinden sich regelmässig auf der Blattoberseite und sind ungefähr 1 — 2 mm hoch. Das Innere der Galle ist mit glashellen, unregelmässig gebogenen einfachen, meist nach abwärts gerichteten Haaren ausgefüllt, die nicht selten aus der Oeifnung blattunterseits hervorragen und hier ein kleines Polster bilden. Die Gallen stehen oft so dicht gedrängt, dass von der Lamina des Blattes wenig mehr zu sehen ist. Die Form des Blattes scheint, abgesehen von der Grösse, die besonders dann, wenn das Blatt stark mit diesen karminrothen Gallen besetzt ist, hinter der normalen zurückbleibt, in seiner Form kaum verändert. P e r s i e n , P r o v. K e i' m a n , R a h b u r , im G e b i r g e S c h a h - Kuh bei etwa 2900 m s. m., 25. Juli 1892. Acer cinerascens Boiss var. siibglabruni Bornm. 12. Erineum. Die Form der Haare gleicht ganz derjenigen bei Perineum purpurascens Gärt. Doch sind dieselben etwas stärker entwickelt. Die Filzrasen sind braungelb, bevorzugen an dem vor- liegenden Materiale den Blattrand und stehen immer blattoberseits. Fundort wie vorher, August 1892. Acer hyrcauum F. et M. f3. Erineum blattunterseits in der Form wie vorher, die Haare jedoch zierlicher; die keulenförmigen Haare sind untermischt mit längern, meist unregelmässig gekrümmten, nicht verdickten Haaren, die jedenfalls auf einen andern Erzeuger zurückzuführen sind. Die kleinen unregelmässig geformten Rasen sind an den vor- liegenden Blättern unregelmässig über die Blattfläche vertheilt und weisslich oder blass gelbroth gefärbt. Klein- Asien (Pon tu s): Amasia am Sanadagh, 1600 m s. m., 16. Juli 1889. Acer hyrcauum F. et ^L 14. An denselben Blättern befindet sich noch ein Erineum in den Rippenwinkeln, vorzugsweise am Blattgrunde und von hier aus nicht selten die Hauptrippen begleitend. Das Erineum besteht nur aus einfachen, ziemlichen langen, fast glashellen Haaren, ähnlich wie bei Acer pseudoplatanus; sie sind aber viel stärker gebogen als bei genanntem Substrate und an der Spitze nicht selten stumpf gerundet. 16* 246 Ew. H. RÜBSÄAMEN, Acer tataricum L. fö. Blattparenchymgalle, die höchst wahrscheinlich von einer Gallmücke erzeugt wird. Die Deformation scheint meist auf einer Blattrippe zu sitzen; sie ragt auf beiden Blattseiten deut- lich vor und zwar auf der Oberseite pustelförmig. auf der Unter- seite in Gestalt eines Hörnchens. Im Innern befindet sich eine ge- räumige Höhlung, die an den vorliegenden Gallen vom Erzeuger bereits verlassen ist. An dem einen Blatte befindet sich nur eine Deformation in der Nähe des Blattgrundes ; sie ist oberseits glänzend bräunlich gelb und wird umgeben von einem Hofe, der an der Galle gelbroth, nach seinem Rande zu leuchtend karminroth gefärbt ist. An dem andern Blatte ist die Deformation offenbar älter; sie ist schwarzbraun, mit vertrocknetem gelblichem bis braunem Hofe. An diesem Blatte befindet sich circa ein Dutzend Gallen, die über die Blattfläche zerstreut sind. Der Durchmesser der blattoberseits hervor- ragenden Verdickung schwankt zwischen 2 und 3^ ^ mm, der sie umgebende Hof zwischen 5 und 7 mm. Phrygien: Ak seh eh er, auf dem Sultan dagh, 1100 m s. m., 19. Juni 1899. Acroptilon picris Fall. *6. Trieb Spitzendeformation, Cecidomyid engalle. Die Deformation kommt sowohl an den Haupt- wie an den Seiten- trieben vor. Die Internodien verkürzen sich, und die Blätter bilden einen Schopf bis zu Haselnussgrösse, von si)itz eiförmiger Gestalt. Die in die Defoi'mation einbezogenen Blätter sind stark verkürzt, werden nach der Triebspitze zu kleiner und hier fast kugelförmig; sie sind besonders an ihrer Basis stark weiss filzig behaart, im Vergleich zu den normalen Haaren erscheinen sie verlängert und stark gekrümmt. Sie sind einfach, einzellig und nicht verdickt ; vereinzelt finden sich zwischen ihnen aber auch kürzere, mehrzellige Haare, die auffallend dicker sind. Die Deformation wird von Gallmücken erzeugt. Die Larven sitzen in Vielzahl zwischen den Blättchen des Schopfes. Die Verwandlung scheint in der Galle stattzufinden, da ein Theil der Larven bereits ein Cocon angefertigt hat und in demselben zur Puppe geworden ist. Die Larve zeigt alle Merkmale der Gattung Bichelo- myia RtJBs. Die Brustgräte ist dunkelbraun ; der Fuss derselben ist schwach entwickelt, der Stiel nahe seiner Basis etwas eingeschnürt und an seiner Spitze deutlich, wenn auch nicht auffallend verbreitert. Im Orient gesammelte Zoocecidien. 247 -A^ Fig. A. Fig. B. Fig. C. Fig. D. Fig. E. Brustgräten der Cecidomyidenlarven aus Gallen an : Brustgräte der Larve in de- 1. Oliviera (No. 52). 2. Pimpinella puberula (No. 56). formirten Hülsen auf Te- 3. Asperula asterocephala (No. 15). 4. Acroptilon phrosia persica (No. 141). picris (No. 6). 170 : 1. 170 : 1. Die unter der Haut hervorragendeu Zähne mit etwas abgerundeter Spitze; der Aus- schnitt zwischen denselben stumpf und die die beiden Zähne verbindende Platte (d. h. der unter der Haut hervorragende Theil an der Basis der Zähne) schmal. Die Puppe ist verhältnissmässig- kurz. Bohrhörncheu schwach entwickelt und an der Spitze abgerundet. Scheitelborsten lang-, am Präparat sicher abgebrochen. Thorakal- stigmen (Athemröhrclien) ziemlich stark entwickelt. Die Flügelscheiden reichen bis zur Mitte des sechstletzten Segments; die Scheiden der Hinterbeine bis ans Ende des vorletzten, die der Mittel- und Vorder- beine bis ans Ende des drittletzten resp. viertletzten Segments. Die Abdominal- segmente sind mit feinen spitzen "Wärzchen dicht bedeckt. Südöstliches Persien, bei Ker- man, 1900 m s. m., Juni 1892. Fig. Db. Cecidomjddenpuppe aus Gallen an Acroptilon picris. 40:1. 248 Ew. H. EÜBSAAMEN, Amygdalus coinmiinis L. *7. Milben galle. Kleine, cephaloneonartige Blatt- g-allen, welclie auf beiden Blattseiten vorragen und ungefähr 1—1,5 mm Durchmesser haben (cfr. Taf. 14, Fig. 27 u. 28). Die Oeffuung scheint der Eegel nach blattunterseits zu liegen, doch kommen an dem vorliegenden Materiale auch blattoberseits mündende Gallen vor. Der Theil der Galle, an welchem sich die Mündung befindet, ist in eine hörnchenartige Spitze ausgezogen, die fast nie senkrecht nach unten gerichtet, sondern meist nach der Seite ge- bogen und oft sogar wieder nach oben resp. unten gerichtet ist. Der der ^lündung gegenüberliegende Theil der Galle erhebt sich pustel- artig, halbkuglig oder unregelmässig höckerig, seltener spitzig oder hörnchenförmig über die Blattfläche. Die Spitzen der Galle sind meist schön karminroth gefärbt, während der übrige Theil grün- lich weiss ist und sich also von der Blattfläche deutlich abhebt. In die Gallenliölilung ragen von der Gallen wandung lange, unregel- mässige Auswüchse hinein, die nicht selten unter einander wieder verwachsen, wodurch labyrinthartige Gänge gebildet werden. Sowohl im Innern wie auf der Oberfläche sind die Gallen unbehaart. Die Gallen sind unregelmässig über die Blattfläche vertheilt. An ein- zelnen Blättern bevorzugen sie den Blattrand, an andern die Blatt- spitze; nicht selten stehen sie an der Mittelrippe oder den Seiten- rippen; meist jedoch sind sie i'egellos auf der Blattfläche zerstreut. Die Galle wurde am 1. August 1892 bei 2600 m über dem Meere bei Rahbur, Provinz Kerman in Persien gesammelt. Amygdalus kermaneusis Boknmüller. 18. Milbengalle, Erineum blattunterseits, seltenerauch auf der Blattoberseite. Dasselbe bildet einen krümeligen rostgelben Ueber- zug, der aus eigenthümlich geformten Haaren gebildet wird. Bei diesen Haaren kann man leicht zwei Grundformen unterscheiden: keulenförmige und zugespitzte. Die letztern unterscheiden sich von den normalen Haaren eigentlich nur durch ihre starke Krümmung. Beide Haarformen sind dicht in einander ~ verflochten und bilden Easen, die kaum dicker sind als das Blatt. Diese Rasen befinden sich bald rechts, bald links von der Mittelrippe, bald bedecken sie die ganze Blattunterseite oder sind unregelmässig vertheilt. In jedem Falle aber bleibt die Blattmittelrippe von ihnen frei. Im Orieut »-e sammelte Zoocecidien. 249 ßlattoberseits koniiiit dieses E r i n e u m nur selten vor und bildet dann hier nur kleine, unscheinbare Rasen. Die keulenförmigen Haare sind von sehr unreg-elmässiger Ge- stalt. Bald ist die Keule langgestreckt, bald kugelig, ^feist ist die Verdickung eine allmähliche, doch sind auch plötzliche Anschwel- lungen von bedeutender Dicke nicht selten. Meistens befindet sich in der Mitte der Verdickung Avieder eine Einschnürung, so dass eine Doppelkeule gebildet wird, bei welcher bald die obere, bald die untere Anschwellung- am dicksten ist. Fio-. F. Eriueum auf Ai))i/gilahts kcniiauensis (No. 8). lUO : 1. Die Galle wurde am 10. Juni 1892 auf dem Kuh-i-Dschupar bei 3200 m Meereshöhe in der Provinz Kerman, Persien auf- genommen. Ein E r i n e u m a m y g d a 1 i n u m Düby erwähnt ]M assolonck) ^) auf Amygdalus communis L. var. dulcis für Italien, das mit demjenigen von A. kerman ensis Aehnlichkeit zu haben scheint. Aiiabasis apliylla L. *9. Cecidomyid engallen in den Zweig winkeln. Ander an- gegebenen Stelle (vgl. Taf 12 Fig. 1, 2 u. 3) entwickeln sich ca. 2 mm lange bleiche, zugespitzte Gallen, die von ca. 5 mm langen Woll- haaren umgeben werden. Haupttrieb und Zweige schwellen ziemlich auffallend an und werden merklich zur Seite gebogen. Sowohl Anschwellung wie Verbiegung scheinen sich nach der Anzahl der Gallenkegel, die in der Zweigachsel sitzen, zu richten. Die Zweige 1) In: Bell. Soc. bot. italiana, 1896. p. 54. 250 Ew. H. RÜBSAAMEN, sind an dem vorliegenden Materiale stets auffallend verbogen, zum Theil sogar nach unten gekrümmt, während die Krümmung des Hau])ttriebes weniger deutlich und bei einer Galle überhaupt nicht vorhanden ist. Ich habe in einer Zweigachsel 1 — 3 Kegelgallen ge- funden. Vielleicht kommen sie noch in grösserer Anzahl vor. Dort, wo ich mehrere vorfand, waren sie an ihrer Basis verwachsen. Die Haare, von welchen die Gallen eingehüllt werden, sind mehr- zellig, einfach, überall ziemlich gleich dick, oben wenig verjüngt. Die dickwandigen Zellen sind nahe der Basis ungefähr so lang wie breit; nach oben nehmen sie an Länge zu, doch kommt es vor, dass eine vorhergehende Zelle länger ist als die darauf folgende. Ich habe nur in einer der geöffneten Kegelgallen eine winzig kleine C e c i d o m 3" i d e n 1 a r v e aufzufinden vermocht ; wahrscheinlich werde ich sie in den andern Gallen übersehen haben. Die Körper- haut der Larve ist glatt; von Warzen besitzt sie nur die spitzen Bauch Warzen. Die Brustgräte endet nach vorn in einen dreieckigen Zahn, dessen vordere Spitze abgerundet ist. Der unter der Haut liegende Grätenstiel ist ungefähr so breit wie die Basis des Drei- ecks, von dem er ausgeht. Der Stiel ist etwa l^/omal so lang wie breit; er verbreitert sich dann ziemlich stark und unregelmässig. Der so gebildete Grätenfuss erreicht ungefähr die Länge des Gräten- stieles. Von Papillen konnte ich an meinem Präparate mit Sicher- heit nur die Sternal- und Lateralpapillen nachweisen. Die Gattung, welcher das Thier angehört, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Sicher gehört die Mücke zur Bis2)]osis-GY\\i)\)e und wahrscheinlich in die Nähe von OUgotrophus Latü. Aufgenommen wurde die Galle im August 1892 bei Eajin, Provinz K er man in Persien. An derselben Pflanze kommen noch zwei andre Gallen vor, von denen die eine wahrscheinlich, die andre sicher von Cecidomyiden erzeugt wird. Beide sind Stengelgallen, die sich aber nicht un- wesentlich von einander unterscheiden. *10. Cecidomj'i dengalle. Sie besteht in einer schwachen Verdickung der Zweige, deren AVachsthum durch den Angriff der Mücke wenig beeinflusst zu werden scheint. Die Anschwellung ist ca. 5 mm lang und erreicht kaum die doppelte Dicke des normalen Zweiges. Die Larvenhöhlung befindet sich im Marke. Beim Oetfuen der Galle fand ich in derselben eine vollentwickelte Pteromalide. Die glatte Höhlung ermöglichte eine gründliche Abschabuiig der Larven wohnung und ich Avar so glücklich, lieber- Im Orient gesammelte Zooceciclieii. 251 reste einer Cecidom3idenpu|)i)e zu finden, die. wenn auch noch so dürftig", doch einen sichern Schluss auf die Gattungszugehürigkeit der Galhnücke zuliessen. Zugleich geht aus diesem Funde hervor, dass die H y m e n o p t e r e n I a r v e endoparasitisch gelebt haben muss. So viel ich weiss, ist dies der erste Beleg dafür, dass mit Parasiten behaftete Cecidomyidenlarven noch ins Puppenstadium über- zugehen vermögen. Von der Gallmückenpuppe fand ich die Vorderseite des Kopfes und der Brust, also gerade die Partie, die von ganz besonderm Werthe beim Bestimmen der Gattung ist. Das Thier gehört danach unbedingt zum Genus Asphondylia. Die Puppe unterscheidet sich von allen be- kannten Asplwndylia-Vvi\)\)t\\ sehr auf- fallend. Scheitel-, Stirn- und Bruststacheln stehen fast wagerecht vom Körper ab. Die Scheitelstacheln sind bis zu ihrer Basis ge- trennt; an der Spitze etwas verbreitert, abgestumpft und deutlich ausgerandet, so dass jeder Scheitelstachel in zwei kurzen, abgerundeten Spitzen endigt. Es sind zwei Stirnstacheln vorhanden, die hier voll- ständig von einander getrennt sind. Der zwischen ihnen liegende Raum erreicht die Breite des Bruststachels an seiner Basis. Letzterer ist einfach, spitzdreieckig mit ausgei\andeten Seiten und mehr als doppelt so breit wie jeder der Stirn- stacheln. Seitlich nach aussen von einer Linie, welche man von letztern nach der äusserst kurzen Scheitelborste gezogen denkt und etwa in der I\ritte derselben, be- Scheitel-, Stiln- und Bnist- findet sich ein stumpfer, deutlich hervor- stacheln der Aspkon(hjlia- j TT" 7 j • n • li j T7I 1 Puppe aus Steu2'el2;'alle(Xo. 10) ragender Hocker, der vielleicht das Ende an Anabasis ajhylla. 170:1. der Tasterscheiden darstellt. *11. Die zweite Stengelgalle wird sehr wahrscheinlich ebenfalls von einer Gallmücke oder wenigstens einem Dipteron erzeugt. Die Gallen waren leer und mit einem kreisrunden Flugloche versehen. LTeberreste einer Larve vermochte ich im Innern der Galle nicht aufzufinden. Die Larvenwohnung befindet sich im Gegensatze zu der vorigen nicht im Marke, sondern in der Rinde, ähnlich wie bei Fiff. G. 252 Ew. H. RÜBSAAMEN, der Galle von Ägromym scliineri an Salix. Sie ist etwa 2 mm lang. Die Verdickung' der Rindensubstanz ist wenig auffallend, und die Galle erscheint als flache, einseitige Stengelgeschwulst, von blass- gelblicher bis gelbbräunlicher Farbe. An Anabasis articulata erwähnt von Frauenfeld ^) eine eigenthümliche, aus zwei gegenständigen verwachsenen Blättern be- stehende P s y 1 1 i d e n g a 1 1 e. Arteiiiisia einae Berg. tl2. Die Galle hat grosse Aehnlichkeit mit derjenigen an Artemisia herba alba Asso, die von Karsch-), Fockeu"^) und Andern beschrieben wurde. Auch mit der weisswolligen Deformation an Artemisia austriaca Jacq. und campestris L., die ich aus Russland ^) und an A r t e m i s i a s c o p a r i a W. et K. die Dr. Fr. Löw^) aus Oester reich beschrieb, sowie mit derjenigen an Artemisia judaica von der sinaitischen Halbinsel hat sie Aehnlichkeit. G. V. Frauenfeld beschreibt letztere folgendermaassen -') : „Die Stengel umgeben erbsengrosse, dichte und weisswollige Knöllchen, welche ein markiges Gewebe mit einer kleinen Kammer trugen. Dieser festere Theil ist so geringfügig, dass er weniger als das Drittel der Grösse der ganzen Galle beträgt, so dass der weit grössere Theil den ihn umgebenden verfilzten '\\^ollfasern angehört." Hinsichtlich ihres Baues scheint sich die Galle von Artemisia judaica von denjenigen an Art. austriaca, campestris und scoparia zu unterscheiden. Bei letztern besteht die Deformation aus gehäuft stehenden kleinen Gallen, die von kleinen, lang weisswollig behaarten Blättchen umgeben sind. Die Deformation an Artemisia cinae Berg präsentirt sich äusserlich als etwa haselnussgrosses Wollbündel. Die Haare sind stark verfilzt und von weisser bis blass rosenrother Färbung. Da die Galle nur in einem Exemplare vorliegt, so musste ich, um dieses nicht zu zerstören, darauf verzichten, die Galle aufzuschneiden. Allem Anscheine stimmt sie in ihrem Baue aber mehr überein mit 1) Siehe Anm. 6. 2) In: Z. ges. Naturw., Halle 1880, p. 299. 3) In: Rev. biol. Nord, Paris 1897, p. 36. 4) In: Bull. Soc. Natural. Moscou 1895, No. 57. 5) In: Verh. zool.-l^ot. Ges. Wien 1877, p. 1 — 38. 6) Ibid., 1859, p. 327 u. 321. Im Orieut g-esammelte Zoocecidieii. 253 den Deformationen an Artemi sia austriaca etc. als mit der Galle an A r t e m i s i a j u d a i c a. Eine ähnliche Deformation wird von Rhopdlomyia giraldi Kffr. et Teottek an einer Artemisia sp. aus China beschrieben.^) Sie findet sich im Zweigwinkel und ist eine Knospendeformation, oder sie kommt sogar auf den Blättern vor. Die Galle an Artemisia cinae wurde am 9. Juni 1892 am Kuh-i-Dschupar bei Kerman in Süd-Persien bei 3200 m s. m. gesammelt. *13. T r i e b s p i t z e n d e f 0 r m a t i 0 n , C e c i d 0 m y i d e n g a 1 1 e (?) (Taf. 12 Fig. 4). Der Haupttrieb oder die Seitenzweige verkürzt und an der Spitze auffallend verdickt, die Blätter auffallend defor- mirt und zwischen denselben kleine, etwa 2 Vg mm lange, an der breitesten Stelle in der Mitte höchstens ^i i^t^i^^ dicke Gallen. Im Innern dieser Gallen fand ich Bälge von Schlupf w espen- 1 a r V e n und einmal ein kleines Stück der Haut einer G a 1 1 - iriückenlar ve. Nach meinem Dafürhalten liegt hier sicher eine Mückengalle vor. Nach dem Larvenrest zu schliessen scheint es sich auch hier um das Genus liliopalonujia zu handeln. Die Deformation hat grosse Aehnlichkeit mit derjenigen an Ephedra, welche Fockeu in seiner Arbeit über syrische Gallen-) auf tab. 14 fig. 6 und 8 abbildet. Bei Artemisia wird der verkürzte und an der Spitze stark angeschwollene Trieb ebenfalls durch deformirte Blätter rosettenartig gekrönt. Die Innern Blättchen dieser Rosette lassen noch so ziemlich die normale Form der Laubblätter erkennen. Die äussern Blättchen hingegen sind einfach, ungemein stark verbreitert, mit stark ent- wickelter Mittelrippe und, besonders an ihrer Basis, mit abnormer Behaarung. Die Blattrosette umschliesst eine oder mehrere Innen- gallen, die hier der Regel nach dicht zusammenstehen und nicht selten verwachsen sind. Auch diese Galle wurde in Süd-Ost-Persien in der Umgebung von Kerman bei 2200 m über Meer im August 1892 gefunden. Artemisia persica Boiss. *14. Unregelmässige, keulige Anschwellung der Triebspitze. Cecidomyid engalle. Die vorliegenden Deformationen sind 10 1) In: Bull. Soc. entom. France 1900, p. 233. 2) Fockeu, Etnde sui- quelques galles, in: Rev. biol. Nord, 1897, tab. 14. %. 6. 254 EiW. H. RÜBSAAMEN, bis 12 mm lang- und etwa 5 mm dick. Die an der Anschwellung sitzenden Blätter und Blüthen sind normal entwickelt. In der markartigen Gallensubstanz befinden sich eine Anzahl kleiner, immer glattwandiger Larvenkammern, von denen jede einen Bewohner hat. Die noch nicht erwachsenen Gallmückenlarven, welche ich auffand, sind grätenlos. Sie scheinen mir bestimmt zum Genus Bhopalomyia zu gehören. Bei K e r m a n auf dem K u h - i - D s c h u p a r bei 3200 m Meeres- höhe, am 7. Mai 1892. Ob die von G. vok Feauenfeld an Artemisia judaica auf- gefundene Stengelschwellung ^) hierbei' gehört , ist zweifelhaft. G. VON Feauenfeld fand nur alte verlassene Gallen. Auf der Ab- bildung ist nur eine einfache ziemlich grosse Larvenhöhle angegeben. Asperiila asterocepliala Boenm. var. velutina Bornm. *15. Deformation des Blütenstandes und Blüten- V ergrün ung. Cecidomj^id engalle. Die Blüten verwandeln sich in laubblattartige Gebilde, die zu Knäueln gruppirt sind. Diese Knäuel sind zu kleinen weissfilzigen Köpfchen vereinigt. Von den Blättchen, die zu einer Blüthe gehören, sind die äussern stark ver- breitert und nicht selten kahnförmig gebogen, so dass sie die innern mehr oder weniger rinnenförmigen Blättchen umhüllen. Nicht immer sind alle Blüthen eines Blüthenstandes in der angegebenen Weise deformirt. Nicht selten findet man Köpfchen, aus denen einige, an- nähernd normalgebildete, immer aber stark verkürzte Blüthen hervor- ragen. Die Cecidomyidenlarven sitzen in den deformirten Blüthen oder häufiger zwischen den einzelnen Knäueln, hier alsdann kleine Höhlungen, die immer schwarz ausgekleidet sind, bewohnend. Die oben erwähnten kahnförmigen Blätter finden sich vorzugsweise an den Blüthen, in welchen Gallmückenlarven sitzen. Die Blättchen dieser Blüthen sind an der Basis in der Regel schwarz tingirt. Die Gallmücken scheinen dem Genus Dicheloniißa anzugehören. Die Zähne der Brustgräte sind stark divergirend und an der Spitze breit abgerundet. Der Grätenstiel verschmälert sich nach hinten allmählich und zeigt in seiner Mitte^ ^vyieder eine leichte Er- weiterung. Der Fuss ist deutlich abgesetzt. Erwähnt sei noch, 1) G. V. Feaueneld, in: \'erh. zool. - bot. Ges. Wien 1859. p. 328, fig. 20. Iin Orient gesammelte Zoocecidien. 255 dass die Larve, welche alle Merkmale der Dichelomyia-h a r v e n be- sitzt, sich durch auffallend kurze Rückenborsten auszeichnet. Die Galle wurde bei 12 — 1500 m Meereshöhe auf dem Kuh- Sefin bei Erbel (Arbela) in Kurdistan am I.Juni 1893 gefunden. Astrai^aliis tribiiloides Del. *16. Stengelg- allen von l^/._> — 2 mm Durchmesser und an- nähernd kugliger Gestalt (Taf. 12, Fig. 6 u. 7). Sie stehen nicht selten dicht gedrängt um den Stengel herum und verwachsen dann unter einander. In Gestalt und Gruppirung erinnern sie ungemein an die Gallen von Xestophanes hremtarsus Thoms., doch kommen sie keines- wegs nur an den untern Partien der Stengel vor, was bei Xestophanes brevitarsus meist der Fall ist. Die Galle ist eine Rindengalle. Die Larvenhöhle ist glattwandig und entspricht in ihrer Form ungefähr der äussern Gestalt der Galle. Der grössere Theil der Gallen ist mit einem runden, gefressenen Flugloche versehen. Li den noch ge- schlossenen Gallen fand ich je eine Pteromalide, völlig entwickelt oder als Puppe. Larvenreste konnte ich nicht auffinden. Ich halte die Deformation für eine Cy nipidengalle. Sie wurde am 22. Februar 1893 auf der Insel Kischm im persischen Meerbusen gefunden. Astragalus sp. (e sect. Tragacantha Bge.). *17. T r i e b s p i t z e n d e f 0 r m a t i 0 n , 0 e c i d o m y i d e n g a 1 1 e. Der stark verkürzte Trieb ist an seiner Spitze knopfförmig verdickt. Der behaarte Knopf erreicht einen Durchmesser von 25 mm und wird ge- bildet aus schmalen, 5 — 8 mm langen Blättchen, an denen die Mittel- rippe deutlich entwickelt ist. Diese Blättchen sind mit ziemlich langen, weissen Haaren besetzt. Die Haare sind theils grade, theils stark geschlängelt oder an der Spitze hakenartig gekrümmt. Die Larvenhöhlungen erreichen eine Länge von 3 mm; sie liegen dicht neben einander, und ihre Längsaxe entspricht der Richtung des Zweiges. Gekrönt werden die kleinen Gallen von den vorher erwähnten dicht- stehenden schmalen Blättchen. Die braune Puppe, welche ich in diesen Höhlungen auffand, ge- hört zum Genus Asphondylia H. Lw. Die Scheitelstacheln sind stark entwickelt und liegen ziemlich dicht zusammen. Der Stirnstachel ist mit zwei abgerundeten Zähnen versehen. Der Zwischenraum zwischen denselben ist grösser als ein Zahn. Der obere Brust- 256 Ew. H. RÜBSAAMEX. Segments Stachel hat drei Zähne, von denen die seitlichen kleiner sind als der mittlere. Die Flügelscheiden reichen etwa bis zur Mitte des dritten Die Scheiden der Vorder- und Mittelbeine sind ziemlich gleich lang; sie reichen etwa bis ans Ende des ersten Drittels des fünften Abdominalsegments. Die Scheiden der Hinterbeine reichen nicht ganz bis ans Ende des fünften Segments. Das erste Abdominalsegment ist nur mit kleinen spitzigen Wärzchen bedeckt. Die fol- genden Segmente zeigen nahe ihrem hintern Eande eine Reihe langer Dornen: nach der Basis des Segments zu, schliessen sich hieran unregelmässig gruppirte Dornen, die nach der Segmentbasis allmählich kleiner werden. Ausser- dem ist jedes Segment noch mit den kleinen, vorher erwähnten Wärzchen besetzt, die in der Segmentmitte am kleinsten und undeutlichsten sind. Die Stigmenträger sind lang und gleichen etwas abgestumpften Dörnchen. Zwischen den Asphondylm-Piimien fand ich in einem Exemplare eine kleine Larve, welche Fig. H. einem Rüsselkäfer anzugehören scheint. Statt As2jhondyUa-l'i\-pT^e aus der Brustbeine besitzt sie kleine glatte Wülste, Gallen an Astragalus sp. . i •, • -n- j. i 40 : 1 J^^^ ^^^^^ einem Borstchen. Die Galle wurde in S y r i e n auf dem Her m o n (Antilibanon) am 25. Juni 1897 bei 2600 m über dem Meeresspiegel gesammelt. Atriplex halimus L. 18. T r i e b s p i t z e n d e f 0 r m a t i 0 n V 0 n Asphondißia conghmerata De Stef. Kleine Gallen gekrönt von 2 — 10 mm langen schmalen, gehäuft stehenden Blättchen. Es stehen stets eine grössere Anzahl solcher Gallen bei einander, wodurch Blätterschöpfe von 10—25 mm Dicke entstehen. Die Galle wurde von Prof. De Steeani in seiner monographischen Arbeit über die Gallen an A t r i p 1 e x halimus^) abgebildet. De Steeani unterscheidet 3 Formen bei dieser Miss- 1) Zoocecidii e Cecidiozoi dell' Atriplex halimus L. in Sicilia (con 1 tavola). hu Orient gesammelte Zoocecidieii. 257 bildimg, uäiiilicli 1. Knäuelbildimg an blühenden Trieben, 2. Blätter- scliöpfe an nicht blühenden Zweigen, 3. kleine Seitenzweige zu rundlichen kahlen Gallen deformirt (ohne Blattschopfbildung (cf. 1. c, fig. 9, 10. 11 u. 12). Von den liier angeführten Deformationen liegen mir die beiden letztgenannten vor. Die Blattknöpfe sind meist grösser als diejenigen, welche ich von Herrn Prof. De Stefani aus Sicilien erhielt. Sie waren noch mit den ÄsiikondijUa-V i\\>])en besetzt. Fig. J. Puppe von Asphnvdylin conglornerata. Gallen au Atriplex halimus. 40 : 1. Fig. K. Cecidomyiden-Puppe. Inquilin in Gallen vou Asph. c(>nylo»ierata au Atriplex halimus. 40 : 1. Von den mir bekannten Puppen dieser Gattung unterscheiden sich dieselben dadurch, dass die Scheiden der mittlem Beine am kürzesten sind. Die Scheitelstacheln endigen ziemlich stumpf und sind nach der Innenseite unregelmässig gezähnelt. Stirnstachel mit einer, oberer Bruststachel mit 3 Spitzen. Die Scheitelborsten sind sehr 258 Ew. H. RÜBSAAJIEN, kurz, so dass sie bei Ventralansicht der Puppe nicht sichtbar werden. Atemröhrchen gross und hornförmig- nach oben g-ekrümmt, Abdomen mit zwei Querreihen langer Stacheln auf jedem Segmente mit Aus- nahme des ersten. Die Reihen nicht immer deutlich. Ausserdem ist jedes Segment mit feinen Wärzchen bedeckt. Die kleinen Zweiggallen waren, wie das vorhandene Flugloch anzeigte, bereits leer. Sie bestehen in länglich runden, etwas zu- gespitzten, ungefähr 5 mm langen Gallen, die einen ganzen Zweig darstellen. Ausser der AsphondyUa-V\i\)])a fand ich in diesen Gallen noch eine Cecidomviden-Puppe von sonderbarem Aussehen. Sie ist etwa 2 mm lang; Ko})f. Thorax, Bein-, Fühler- und Flügel scheiden sind schwarzbraun; letztere reichen bis ans Ende des zweiten Segments. Die Scheiden der Vorderbeine reichen bis zum Hinterrande des zweiten, diejenigen der mittlem Beine bis zur Glitte und die Scheiden der Hinterbeine bis ans Ende des dritten Segments. Die Bohrhörnchen , die dem Scheitelstachel der Asphon- dylien entsprechen, sind sehr stark entwickelt. Sie sind etwas nach vorn gerichtet und besitzen an der Basis einen kräftigen, abge- rundeten Zahn. Merkwürdiger Weise steht an den Wangen, zwischen Fühler und Auge ein stark entwickelter Doppelzahn, den ich Aculeus genae nenne. Ueber Kopfstacheln der Asphondjiien cf. meine Be- schreibung der Asphondylien-Piippe aus Commeliua communis L.^) Athemröhrchen kurz ; Scheitelborsten sehr lang. Durch die Puppen- hülle vermag man Theile der bereits entwickelten Mücke zu erkennen, die möglicher Weise einem neuen Genus angehört. Die kräftig ent- wickelten Klauen haben Aehnlichkeit mit den Klauen der Asphondjiien ; sie sind einfach und wenig gebogen. Die Beine sind stark beschu])pt, ebenso das Abdomen, das in der Mitte eines jeden Segments ausser- dem lang behaart ist. Auch die Flügelfläche ist mit langen Haaren besetzt. Die Mücke lebt vielleicht nur als Inquilin in den Gallen von Asphondylia congJomeraia. Die Gallen stammen vom Todten Meere. Sie wurden am 1. April 1897 bei Jericho 350 m unter dem Meeresspiegel ge- sammelt. Die 1 in se n f ö r m ige C e c i d 0 m y i d e n - G alle, welche De Stefan i 1) RÜBSAAMEN , Mittheilungen über neue u. bekannte Gallen aus Europa, Asien, Afrika und Amerika, in: Entomol. Nachr., Berlin 1899, r. 270. Im Orieut Gesammelte Zoocecidieu. 259 p. 12. fig. 8 beschreibt, wurde von Herrn Bornmüller bereits im Jahre 1886 (3. Octub.j bei Athen gesammelt. H\ /.V_ Bupleiirum nordinaiiiiianiim Led. tl9. B 1 ü t h e n V e r g r ü n u n g . A c a r 0 c e c i d i u m. Alle Blüthen- tlieile sämmtlicher Blüthen sind am vorliegenden Exemi)lare in laubblattartige Gebilde umgeformt. Nur an einem einzigen Döldchen befinden sich einige normale Staub- gefässe. Die Döldchen sind als solche noch zum Theil zu erkennen, aber sie sind risi)enartig gruppirt und stehen an der Stengelspitze am dichtesten. Staubfäden und Griffel werden zu äusserst kleinen, hörnchenartig gegen einander ge- bogenen Blättchen verbildet, die umgeben werden von mehreren, um ein Vielfaches längern Blättern, die wohl als umgebildete Blüthenblätter anzusehen sind. Vom Frucht- knoten ist keine Spur übrig geblieben. An europäischen Umbelliferen werden ähnliche Blüthenvergrünungen durch P h 3^ - topten erzeugt. Sie sind jedoch an den Exem])laren meiner Sammlung lange nicht so auffallend wie die Deformation an Bu- p 1 e u r u m n 0 r d m a n n i a n u m. Milben habe ich in den untersuchten Blüthen nicht aufgefunden; dennoch bin ich überzeugt, dass hier eine Milbengalle vorliegt. Die Milben wandern beim Trocknen der Pflanzen bekanntlich gerne aus. und bei nicht geschlosseneu Gallen, zu denen die vorliegenden ge- hören, ist die Auswanderung .nicht selten eine vollständige. Die Galle wurde im August 1890 auf dem Ilkhas-dagh in P a p h 1 a g 0 n i e n ( Klein asien) gefunden . Fig-. L. Vergrünte Blütlie auf Bupleunim nordmainiia- uum. 6:1. Cartliamus teiiuis (Boiss. et Bl.) Boenm. (= Kentropliylhim tenue Boiss. et Bl.) *20. B 1 ü t h e n V e r g r ü n u n g , A c a r 0 c e c i d i u m. Der Charakter der Körbchen ist vollständig verloren gegangen. Sie haben sich, je nach dem Alter des Körbchen.'^, in 10 — 30 mm lange zweigartige Gebilde umgeformt, die wenig dicker sind als der Trieb, auf welchem Zool. Jabib. XYI. .\btb. f. Syst. 1'? 260 Ew. H. RÜBSAAMEN, sie sitzen. Alle Blüthentheile sind in laubblattartige Gebilde um- geformt. Die Blätter des gemeinsamen Kelches sind, besonders an ihrer Basis, schmäler geworden als die normalen. Nach der Trieb- spitze zu werden die Blättchen kürzer und bilden meist an der Spitze einen Schopf. Die innersten Blättchen sind ziemlich weich- häutig und meist ohne Dornen. Die Galle wurde im Juli 1897 bei Brumm an a am Libanon gesammelt. Caiicalis Orientale L. (cf. Dauciis). Centaurea iberica Teev. *21. B 1 ü t h e n V e r g r ü n u n g , A c a r 0 c e c i d i u m (Taf.l3, Fig.l4). Die Deformation hat sehr grosse Aehnlichkeit mit der vorher be- schriebenen. Die Verlängerung der Körbchen ist nicht immer so auffallend wie bei der vorigen, doch mag dies auch vielleicht bei C a r t h a m u s t e n u i s , wovon nur wenige Gallen vorliegen, zuweilen der Fall sein. Im Allgemeinen ist bei Centaurea iberica die Form der Körbchen mehr oder weniger erhalten geblieben; die äussern Blätter sind stachelspitzig und zurückgebogen, die Innern mehr aufgerichtet oder unregelmässig gedreht und gekrümmt und theilweise unbewehrt. Auch hier wurden Milben noch in ziemlicher Anzahl aufgefunden. Die Galle wurde am 19. Aug. 1890 500 m s. m. bei Amasia in Klein asien gefunden. *22. Stengelschwellung. Der Stengel ist an der ange- griffenen Stelle nur wenig verdickt. Die unregelmässig gebildete Larvenhöhle liegt im Marke. An der einen Seite ist der Stengel der Länge nach geplatzt. Vom Erzeuger dieser Deformation habe ich leider nichts aufzufinden vermocht. Es möchte sich hier vielleicht um ein Dii)terocecidium handeln. Die Galle liegt nur in einem Exemplare vor und befindet sich an einem Zweige, an welchem sich auch die unter No. 21 beschriebene Deformation befindet. Centaurea SiCiuarrosa Willd. *23. Blüthendeformation, Acarocecidium. Die Galle ist in Wirklichkeit auch eine Blüthenvergrünung. Die Blättchen, in welche die Blüthen umgebildet wurden, sind kurz, stark verbogen und gekrümmt und werden von dem mehr oder weniger stark aufge- triebenen Hüllkelche völlig eingeschlossen. Die Blättchen des Hüll- Im Orient gesammelte Zoocecidien. 261 kelches erscheinen etwas verbreitert, sind aber sonst ganz normal gebildet. Während die normalen Körbchen in der Breite 3 — 4 mm messen, erreichen die deformirten einen Qiierdurchmesser von 6 — 7 mm. Die Milben waren noch reichlich vorhanden. Ausserdem fand ich in den Gallen eine Arthrocnodai-hnvve. Fundort: Sultandagh bei Akscheher in Phrygien. August 1899. Coiisinia libauotica D. C. *24. Blattgallen, Acarocecidium. Die Deformation be- steht aus Blattausstülpungen von verschiedener Form und Grösse. Gewöhnlich ist das Blatt nach oben ausgestülpt, so dass der Gallen- eingang sich blattunterseits befindet. An der Basis ist die Aus- stülpung meist ziemlich stark eingeschnürt. Die Gallenwandung ist unregelmässig, doch nicht besonders stark verdickt. Der Gallen- eingang ist durch sehr feine, stark gekrümmte und in einander ver- filzte Haare geschlossen, welche stets z^veizellig zu sein scheinen. Die untere Zelle ist sehr kurz und fast doppelt so breit wde die folgende (Taf. 12, Fig. 10). Auch im Innern der Gallen finden sich starke Haarwucherungen, doch scheint in jeder Ausstülpung ein ziemlich grosser Raum frei zu bleiben. Der grösste Durchmesser der Gallen schwankt zwischen 1 — 5 mm. Sie stehen meist sehr dicht gedrängt und sind auf einem Blatt ge- wöhnlich so zahlreich, dass die normale Gestalt des Blattes nicht mehr zu erkennen ist. Ihrer ganzen Anlage nach ist die Galle schon bei oberflächlicher Betrachtung als Acarocecidium zu er- kennen. Der Umstand, dass sehr viele Gallen blattoberseits mit einem Flugloche versehen waren, machte mich in meinem Urtheil wieder schwankend, zumal die eigentliche Gallenüffnung blattunterseits, ge- schlossen durch den dichten Haarfilz, nicht so ohne Weiteres zu er- kennen ist. Beim Oeffnen der Gallen fand ich nun im Innern der- selben ausser den Milben, die in grosser Anzahl vorhanden waren, winzig kleine Pteromaliden als Puppe oder Imago und ausserdem in einer Galle zwei Arihrocnodax-hsirYen, als solche noch deutlich zu erkennen, durch den Schnitt jedoch leider stark be- schädigt. Ich bemerke noch, dass in der Galle, in welcher sich die Arthrocnodax-hsiYYe'n. befanden, keine Wespen aufgefunden w^urden. Die Arthrocnodax-hsiYYeAi zeichnen sich durch die sehr langen, kräftigen Rückenborsten aus; dieselben sind reichlich so lang wie 17* 262 Ew. H. RÜBSAAMEN, die zweigliedrigen Analzapfen, deren letztes Glied sich nach der Spitze zu allmählich verjüngt, doppelt so lang, aber viel dünner als das erste ist. Es handelt sich hier bestimmt um eine Art, welche verschieden ist von derjenigen, welche ich in den Körb- chen von Centaurea squarrosa fand, denn bei letzteren ist das letzte Glied der Analzapfen kaum halb so dick wie das erste und nicht länger. Ob nun die Pteromaliden diesen Arthrocnodax -Itairyew nachgehen oder sich von den Milben nähren, lässt sich nach dem Be- fund nicht entscheiden. Der Umstand, dass ich in den mit Pteromaliden besetzten Gallen keine Arfhrocnodax-'LRrYeii auffand und umgekehrt spricht noch nicht dagegen, dass die Wespe an den genannten Gall- mückenlarven schmarotzten. Anderseits erscheint es jedoch auch nicht ausgeschlossen, dass die Wespenlarven sich ebenso wie die Arthrocnodax -h-c^YYen von den Milben ernähren. Während aber bei Arthrocnodax diese Lebensweise die gewöhnliche ist, ist von Ptero- malidenlarven bisher nicht bekannt geworden, dass sie Milben fressen. Die Schlupfwespen bestehen ihre ganze Metamorphose in den Gallen. Die Iniagines arbeiten sich dann nicht dui'ch den Filz, der den weiten Eingang schliesst, hindurch, sondern fressen sich einen Ausgang blattoberseits durch die Gallenwand. Die Galle wurde im Juli 1897 bei ca. 1800 m s. m. auf dem Libanon (San in) gefunden. Crataegus melanocarpa M. B. 125. Bot h beulige Blattausstülpung nach oben ganz ähnlich derjenigen, welche von Ai^Jiis oxyacanthae Koch an andern Crataegus-Arten erzeugt Avird. 29. Juli 1892 bei Eahbur (Provinz K er man) in Südpersien. Crepis biireniana Boiss. *26. B 1 a 1 1 g a 1 1 e , H 3^ m e n 0 p t e r 0 c e c i d i u m ( Taf. 12, Fig. 5). Die Galle befindet sich an der Basis der grundständigen Blätter. Die Mittelrippe ist hier auf eine Strecke von 'ca. 5 mm verdickt und zwar so , dass die Anschwellung vorzugsweise nach unten ge- richtet ist. Sie erreicht an ihrer dicksten Stelle 2 — 2^/.^ mm, ist ziemlich hart und dickwandig und umschliesst eine glatte Larven- höhle, in welcher sich bei dem vorliegenden Materiale eine Cyni- Im Orient gesammelte Zoocecidien. 263 pidenlarve befindet. Jenseits der Anschwellung sind die Blätter an den vorhandenen beiden Gallen, die sich an einer und derselben Pflanze befinden, abg-ebrochen. 2. Mai 1892, K e r m a n in S ü d w e s t p e r s i e n , bei 2000 m über dem Meere. Cyuodou dactylon L. 27. Tressenförmige Triebg allen, die wahrscheinlich von Lonchaea lasiophthalma erzeugt werden. Die Gallen haben ganz den Bau der von genannter Fliege erzeugten Gallen, sind jedenfalls aber noch sehr jugendlich; die längste der beiden vorliegenden Deformationen erreicht kaum 2 cm. Beide sind dicht weiss behaart. Ich kenne die jungen Gallen von Lonchaea lasiophthalma nicht und weiss nicht, ob diese ebenfalls so stark behaart sind. Die Galle wurde im Juli 1897 in der untern Region des Libanon bei Brumana gesammelt. Dauciis pulcherrimiis C. Koch. *28. Stengelschwellung, Erzeuger nicht aufgefunden. Die kurzen, spindelförmigen Anschwellungen erreichen ungefähr die doppelte Dicke des normalen Stengels und bestehen in einer Wuche- rung des Markgewebes, das nicht selten an einer oder mehreren Stellen die Rindenschicht durchbricht und hier gelbbraune Färbung annimmt. Innerhalb der Markschicht befinden sich kleine Höhlungen, die aber wohl kaum als Larvenwohnungen aufzufassen sind. Aehnliche Deformationen kommen auch in Deutschland an Compositen vor, z.B. an Achillea millefolium und nobilis und Artemisia vulgaris. Auch hier ist es mir niemals gelungen, den Er- zeuger aufzufinden. Die Galle an Daucus pulcherrimus wurde am 80. Mai 1890 bei Amasia (Anatolien) ca. 500 m s. m. aufgefunden. Echiiiops viscosus D. C. t29. B 1 a 1 1 a u s s t ü 1 p u n g , A c a r 0 c e c i d i u m. Die Galle ent- spricht im Wesentlichen derjenigen an Echmops sp., welche Fedt- scHENKO in T r a n s k a u k a s i e n am G o k t s c h a i - S e e sammelte und die ich 1895 in: Bull. Soc. Natural. Moscou unter No. 16 be- schrieb und tab. 11, fig. 1 u. 2 abbildete. Es sind auch hier Blattausstülpungen nach oben, deren untere Oefi'nung durch feine, dichte, wollartige Haai-e verschlossen ist. Auch 264 Ew. H. RÜBSAAMEN. die Oberseite ist behaart, jedoch nicht so dicht wie bei den Gallen aus Transkaukasien. Die Gallenwand erscheint etwas mehr verdickt, besonders in der Nähe der Mündung. 21. Juli 1897 in der subalpinen Region des Libanon am Auf- stieg zum San in gesammelt. Ephedra intermedia Schrnk. yar. persica Stapf. *30. Zweigschwellung, Lepidopterocecidium (Taf. 14, Fig. 23). Die spindelförmige Anschwellung erreicht eine Länge von 15 — 20 mm und ist etwas mehr als doppelt so dick wie der nicht deformirte Zweig unterhalb der Anschwellung. Wahrscheinlich hervorgerufen durch das starke Wachsthum der Galle, zeigt diese eine Anzahl von Längsrissen der äussern Rindenschicht, die abge- storben und in Folge dessen bräunlich gelb gefärbt ist. Die Schwellung scheint sich der Regel nach an der Basis eines Zweiggliedes zu be- finden. Die Larvenhöhle entspricht in ihrer Form der äussern Gestalt der Galle; sie wird bewohnt von einer kleinen Schmetterlingsraupe, die mit 6 kräftigen Beinen an der Brust und 5 Paar Abdominal- füssen versehen ist. Eine ganz ähnliche Deformation besitze ich aus Amerika durch die Freundlichkeit des bekannten Entomologen Prof. Cockerell. CocKERELL Schreibt dazu: „Gall of Cecidomyia n. sp. on Ephedra. Las Cruces, New Mexico, May, 1896. The color of the larva is orange." Die Galle selbst ist kaum halb so dick wie diejenige an Ephedra intermedia (2:5) und mit zahlreichen Fluglöchern versehen; Insassen habe ich in Folge dessen in den Gallen amerika- nischen Ursprunges nicht mehr auffinden können. Südostpersien, Provinz Kerman, in den Wüsten zwischen Yesd und Kerman, ungefähr 1500 m s. m. April 1892. Epliedra nelbradensis Tm. var. procera Stapf. *31. Zweigschwellung, Cecidomjidengalle? Die De- formation ist viel auffallender als die vorige; an den vorliegenden Exemplaren ist sie 10 — 15 mm lang bei 8 — 10 mm Dicke, das ist etwa 8 mal so dick wie die nicht deformirte Zweigpartie unterhalb der Galle. An beiden Enden hört die fleischige Anschwellung ziemlich plötzlich auf, sie geht also nicht so allmählich in die normale Im Orient gesammelte Zoocecidieii. 265 Zweig'partie über, wie dies bei der vorhergehenden Deformation der Fall war. Jede Galle ist mit einer Anzahl Flngdöcher versehen, deren Aussenrand etwas wulstig verdickt ist. Die Galle umschliesst eine grosse Larvenhöhle, deren Wandung aber mit einer Anzahl nischen- artiger Vertiefungen versehen ist. Aussen ist die Galle gelbbraun, im frischen Zustande wahrscheinlich röthlich angehaucht. In allen Gallen, die ich untersuchen konnte, fand sich stets der- selbe Inhalt: Pteromalidenpuppen in grösserer Anzahl, einige voll- ständig verpilzte Cecidomyidenlarven und Koth, der von einem Lepidopteron herzurühren scheint. Diese Koththeilchen machen mich zweifelhaft, ob hier eine Cecidomyidengalle vorliegt. Cecido- myiden- und Pteromalidenlarven hinterlassen nie solche Excremente. Ob nun später eine Raupe durch die Fluglöcher in die Galle ein- gedrungen ist, oder ob die Cecidomyiden inquilinisch in den Gallen leben, darüber kann mit Hilfe des mir vorliegenden Materiales kein bestimmtes Urtheil abgegeben werden. Der Umstand, dass jede Galle mit mehreren Fluglöchern versehen ist, macht es wahrschein- lich, dass hier ein Cecidomyidenproduct vorliegt. Die Galle wurde am 9. Juni 1892 am Kuh-i-Dschupar 3000 m s. m., bei Kerman im südöstlichen Persien gesammelt. In seiner Arbeit: Etüde sur quelques galles ^) erwähnt H. Fockeu p. 34 eine Triebspitzendeformation an einer Ephedra-Art vom Toten Meere, die wahrscheinlich ein Dipterocecidium ist. Die Galle ist auf tab. XIV, Fig. 6, 7 u. 8 abgebildet. Erica arborea L. 32. T r i e b s p i t z e n d e f 0 r m a t i 0 n erzeugt durch DipJosis medi- terrtmea. Fe. Lw. Bithynien: Meeresabhänge bei Mudania. 27. Mai 1899. 33. Triebspitzendeformation, Cecidomyidengalle. Ich habe diese Missbildung bereits in meiner Arbeit „Mittheilungen über neue und bekannte Gallen aus Europa, Asien, Afrika und Amerika" -) erwähnt. Die Galle bildet einen Uebergang zwischen derjenigen von Dichelomyia ericae - scopariae Duf. und Dich, ericina Fe. Lw. Sie wurde zusammen mit der vorigen gesammelt. 1) In: ßev. biol. Nord, Paris 1897. 2) In: Entomol. Nachr., Berlin 1899, p. 273. 266 Ew. H. EÜBSAAMEN, Fraxiinis oxyphylla M. B. 134. Einrollung des Blatt ran des erzeugt durdi PsijUopsis fraxini (L.). In Gärten bei K e r m a n , Südost-Persien, Juni 1892, 2000 m s. ni. Geiiiii strietiim Ait. f35. Erineum, A carocecidiuiii. Die Filzrasen befinden sich auf der untern Blattseite; das Blatt ist an der entsprechenden Stelle nicht nach oben ausgebaucht, wie dies bei Geum rivale meist der Fall ist. Bei der deutschen Art sind die Haare nicht verzweigt, zugespitzt und meist stark gekrümmt ; bei G e u m s t r i c - tum ist von einer Krümmung der Haare nichts zu bemerken. Es handelt sich hier aber möglicher Weise um eine noch junge Infection, da die Haare erstens viel kürzer als bei Geum rivale und die Filz- rasen selbst sehr unscheinbar sind. Kleinasien (Prov. Pontus i : Y i 1 d i s s - d a g h (S i w a s), 2200 m s. m., 7. Juni 1890. Halox.vlon ainmodendroii C. A. ^1. *36. T r i e b s p i t z e n d e f 0 r m a t i 0 n , C e c i d o m y i d e n g a 1 1 e ? Die Galle li(\gt nur in einem Exemplare vor ; um sie nicht zu zerstören . musste ich darauf verzichten, sie aufzuschneiden. Mit Bestimmtheit vermag ich in Bezug auf den Erzeuger der Deformation keine An- gaben zu machen ; ich halte aber die Galle für das Produkt einer Gallmücke. Die De- formation ist eine Zapfengalle, die Aehnlieh- keit mit den Mückengallen an Juniperus hat. Bei 5 mm Durchmesser an der breitesten Stelle — ungefähr in der Mitte — erreicht sie eine Länge von 12 mm; nach oben und unten verjüngt sie sieh allmählich; sie setzt sich gegen den nor- malen Zweigtlieil nicht scharf ab. Die schuppenartigen Blätter, aus denen sie ge- Fig. M, bildet wird, sind an der getrockneten HaJoxiiUn .nrnmclcndron. Q.^Hg brauu: ihr häutiger Rand ist weiss- 1 nebspitzeiuletoniiation (No. oGi. 2 : 1. lieh, durchscheinend. Die einzelnen Schuppen- Im Orient gesammelte Zooeecidien. 267 blätter sind in ihrer Mitte ebenfalls am breitesten; die mittlem erreichen an dieser Steile ungefähr 5 mm. Von hier ab liegt das Schuppenblatt frei, während sein unterer Teil von den vor- hergehenden Schuppen bedeckt wird. Der freiliegende Teil der Schui)pen ist annähernd dreieckig; jede Schuppe läuft in eine lang ausgezogene Spitze aus, die bei den mittlem breiten Schuppen viel auffallender ist als bei den obern und untei-n schmalen, schlanken Schuppen. Ob diese Schuppenblätter ähnlich wie bei Juniperus nur eine Larve umschliessen, oder ob, wie bei gewissen ähnlichen Erica- Oallen, die Deformation mehreren Larven zur Wohnung dient, ver- mag ich aus dem angeführten Grunde nicht anzugeben; für eine Mückengalle halte ich die Missbildung aber, trotzdem Analogie- schlüsse bei aussereuropäischen Gallen im Allgemeinen eine missliche Sache sind. Die Galle wurde mir von Herrn Bornmüller übergeben. Ge- sammelt wurde sie von D. Litwinon auf den Wanderdünen bei Repetak in Turkmenien am 5. Mai 1897. *B7. T r i e b s p i t z e n d e f 0 r m a t i 0 n , M ü c k e n g a 1 1 e. An derselben Pflanze kommt eine zweite Triebspitzendeformation von ganz anderm Aussehen vor. Es sind Blattrosetten, die eine grosse, nach oben offene Larven- höhlung umgeben. Die Rosetten scheinen in der Regel gehäuft zu stehen. An dem einen der beiden vorliegenden Zweige stehen fünf solcher Rosetten bei einander, an dem andern drei. Alle diese Gallen waren von den Bewohnern bereits verlassen, bis auf eine. In dieser fand ich eine Anzahl Pteromaliden, noch umhüllt von Ueberresten der Haut einer Cecidomyidenlarve. An dieser Haut vermag ich nur die Stigmen und zum Theil gut erhaltene Tracheen, die von den die Larve verzehrenden Pteromalidenlarven nicht angegriffen und dem Anscheine nach an die Larvenhaut gedrückt, hier angetrocknet sind, zu erkennen. Ausserdem sind die kleinen spitzen Bauchwarzen deutlich wahrnehmbar, während Gürtelwarzen nicht vorhanden sind. Die Mücke gehört demnach jedenfalls zur X)^pZa9i9-Gruppe und möchte dem Genus Olif/ofropJim- nicht ferne stehen. Die Rosettenblätter sind häutig, weisslich oder farblos, die äussern an der Basis, die Innern an der Spitze in der Regel gelblich fingiert. Die äussern Blätter erreichen eine Länge von 3 — 4 mm, sie sind schmal lanzettförmig und im ei'sten Drittel oder Viertel beiderseits etwas eingekerbt. Nach innen zu werden die Blätter kleiner ; sie sind an der Basis oft breit verwachsen und oben in eine 268 Ew. H. RÜBSAAMEN, schmale, gelbliche, pfriemenförmige Spitze ausgezogen, die oft die Hälfte des Blattes ausmacht oder noch länger ist. Jede dieser Eosetten scheint eine deformirte Zweigknospe zu sein. Sie scheinen, wie gesagt, in der Regel gehäuft zu stehen und umgeben dann den Zweig, dem sie entspringen, knäuelartig. Die Deformation wurde mit der vorhergehenden gesammelt. Hieracium procerum Fr. f38. Blüthenver grünung, Acarocecidium. Ich habe diese Deformation in meiner Arbeit über russische Zoocecidien aus dem Gouvernement Moskau erwähnt ^) und dort auch die Lite- ratur und eine Abbildung gegeben (tab. 15, fig. 4). Bei der mir jetzt vorliegenden Deformation aus Phrygien sind die Blättchen, besonders die äussern, zum Theile gelappt. Im Uebrigen gleicht die Missbildung derjenigen aus Russland. 3. Juli 1899, ca. 1200 m s. m. Phrygien: auf dem Sultandagh bei Akscheher (Wilajet K 0 n i a). Juglans regia L. 39. Erineum verbunden mit Blattausstülpung nach oben, erzeugt durch Eriopliyes iristriahis var. erinosus Nal. Das Erineum, bekannt als E. juglandinum Pers (^ E. juglandis Schleich) ist verbreitet über Deutschland, Oesterreich, Ungarn, Italien und wahrscheinlich auch Russland und die Balkanhalbinsel. 25. Juli 1892, 3000 m s. m. Rahbur, am Schah- Kuh, Prov. Kerman im südöstlichen Persien. Juiiiperus excelsa M. B. 40. Triebspitzendeformation, Cecidomyid engalle (Taf. 13, Fig. 16 b u. 21). Thomas erwähnt an dieser Pflanze eine Mückengalle, die ebenfalls von Bornmüller bei A ra a s i a gesammelt wurde. Die von Thomas -) erwähnte Deformation wurde im Jahre 1889 zwischen 400 und 1600 m s. m. gesammelt, während die mir vorliegende den Vermerk trägt: 1890. Amasia 600 — 900 m s. m. Beide Gallen sind also zu verschiedenen Zeiten gesammelt. Thomas bemerkt zu der Deformation an J. excelsa: '„Sie gleicht der Galle 1) In: Bull. Soc. Natural. Moscou 1895, No. 21. 2) Thomas , Alpine Mückengallen , in : ^'erli. zool. bot. Ges. Wien 1892, p. 374. Im Orient gesammelte Zoocecidien. 269 Nr. 14 in Gestalt der Schuppen, ist aber kleiner und auch schlanker, nämlich hei 2 mm Dicke etwa 5 mm lang." Die von Thomas er- wähnte Galle No. 14 befindet sich an Juniperus sabina L. Die zugehörige Abbildung fig. 11 u. 13 auf tab. 7 wurde von mir an- gefertigt und durch die Freundlichkeit von Hern Prof. Thomas besitze ich auch die sabina - Galle. An dem mir vorliegenden kleinen Zweige von Juniperus excelsa befinden sich nun vier deformirte Triebspitzen, von denen nur eine zu der Beschreibung von Thomas passt. *41. Die drei andern Gallen (Taf. 13, Fig. 16a u. 18) sind mehr rundliche Knöpfe von ca. 7 mm Länge und 4 — 5 mm Breite, die sich an der Basis ziemlich scharf gegen den normalen Theil des Zweiges absetzen, wenn auch nicht ganz so stark wie dies bei der zweiten von Thomas erwähnten sabina -Galle der Fall ist (cf. 1. c, tab. 7, fig. 12). Der Rücken der Schuppen ist rund; etwa in der Mitte verjüngen sich die Schuppen ziemlich plötzlich und der obere Theil ist in eine schlanke, scharfe Spitze ausgezogen. Während diese •Gallen mehr gelbgrün gefärbt sind, ist die andere Deformation an J. excelsa, welche der TnoMAs'schen Beschreibung entspricht, mehr blaugrün, entsprechend den normalen Schuppen. Vielleicht ist letztere Galle das Jugendstadium der vorher erwähnten. Unter Juniperus macropoda Boiss. beschreibt dann Thomas 1. c, p. 374 eine Mückengalle, die mit der Galle an Junip. sabina (No. 14 bei Thomas) Aehnlichkeit hat. Es heisst dort: „Der Typus dieses Cecidiums ist auch in Asien, Nordafrika und Nordamerika vertreten. Zwei der Galle No. 14 sehr ähnliche Objecte lernte ich aus dem Herbar des Prof. C. Hausknecht in Weimar kennen. Das eine an J u n i p e r u s macropoda Boiss., von C. Hausknecht bei ca. 1200 Fuss im südwestlichen Persien auf Kalkfelsen am Berge Kellal im September 1868 gesammelt, ist von annähernd gleicher Grösse wie die sabina -Galle No. 14; die Schuppen sind aber nicht so spreizend, auch kürzer und die der Gallenbasis sogar stumpf." Als mich vor längerer Zeit Herr Boris Fedtschenko aus Moskau in Berlin besuchte, theilte er mir mit, dass Boissier diese Triebspitzengallen für Inflorescentien gehalten habe; J. ma- cropoda sei keine besondere Art. 42. Auf meinen Wunsch hatte Herr Prof. E. Autran, damals am Herbier Boissier, die Liebenswürdigkeit, mir diese Deformation zu über- senden, zugleich mit der Mittheilung, dass die Sache sich thatsächlich so verhalte, wie Fedtschenko sie mir dargestellt habe und dass das 270 Ew. H. RÜBSAAMEN. mir übersandte Material zu J. excelsa M. B. (= J. macropoda Boiss.) gehöre. An J. excelsa M. B. aus dem Herbier Boissier be- findet sich nun eine Anzahl Gallen, welche ganz zu der oben reproducirten Beschreibung, die Thomas giebt, passen. Der Ueber- gang in den normalen Zweig ist ein ganz allmählicher. Unter Ein- rechnung dieses Uebergangsstückes erreicht die Galle eine Länge von ca. 10 mm bei 3—4 mm Breite (Taf. 13 Fig. 20). 43. Ausserdem findet sich an diesem Material noch eine andere Triebspitzendeformation, von der leider nur ein dürftiges Exemplar vorliegt (Taf 13 Fig. 22). In ihrer Form entspricht sie so ziemlich der Galle an Juniperus sabina, welche Thomas 1. c. p. 373 unter No. 13 beschreibt (cf. 1. c, tab. 7, fig. 11 u. 12); sie ist an ihrer Basis plötzlich abgesetzt. Die stachelartige Spitze der Schuppen- blätter, wie sie unter No. 39 erwähnt wurde, fehlt hier. Mir scheinen hier verschiedenartige Cecidien vorzuliegen. Von KiEFFER wurde aus einer Triebspitzendeformation an Juni- perus eine Mücke gezogen und Oligofrophus panteli benannt. An Juniperus communis kommen in Deutschland dreierlei Cecidomyidengallen vor, die ich 1889 in: Berlin, entomol. Z.. V. 33, 1889, p. 64 beschrieb und in: Verh. naturh. Ver. preuss. Rheinlande etc. 1890, 1. Hälfte, tab. 2, fig. 10a, b, c abbildete. Die in fig. 10 a abgebildete Galle wird vom Oligotroplms jimiperinus (L.) hervorgebracht. Diese Deformation ist über ganz Europa ver- breitet. Aus Tirol und Westpreussen liegen mir aber Exem- plare vor, deren Nadeln an der Spitze stark zurückgebogen sind. ^) Die Galle erhält in Folge dessen ein ganz anderes Aussehen, als meine Fig. 10 a. Juniperus foetidissima W. *44. Triebspitzendeformation, Cecidomj^idengalle (Taf 13, Fig. 17 u. 19). Die Galle ist ein zapfenartiges Gebilde von 7 — 9 mm Länge und 4—5 mm Dicke: ihre grösste Breite hat sie ungefähr in der Mitte. Die stark verbreiterten Schuppen sind grau- grün, auf dem Rücken deutlich gekielt und am obern P]nde in eine stumpfe sehr kurze Spitze ausgezogen. Auch hier setzt sich die Galle ziemlich deutlich gegen den normalen^Zweig ab. Gesammelt am 1. Juli 1899 auf dem Sultandagh im südlichen 1) KiEFFER stellt die (Talle in seiner Monographie der Cecido- myiden in: Ann. Sc. entomol. France 1901 auch so dar. Im Orient gesammelte Zoocecidien. 271 Phrygien bei 1800 iii s. m. Ausser diesen Juniperus - Gallen erwähnt Thomas noch ähnliche Bildungen an Juniperus phoe- nicea (Dalmatien) und an var. {»rostrata. Spanien, Sierra nevada und aus Nordamerika an Juniperus californica und Cupressus goveniana (ENGELMANN'sche Bezeichnung der Pflanze). HiEK0NY3ius ^) führt ferner eine Triebspitzendeformation an Juniperus oxj^cedrus L. an, welche so gestaltet sind, wie die Gallen von Olujotrophus juniperinus an J. communis; Fundort: S ü d s p a n i e n. Juriiiea anatolica Boiss. var. coiisanguiuea Boiss. f. integrifolia. 145. Blattausstülpung nach oben, Acarocecidium (Taf. 13, Fig. 13 u. 15). Die 1 — 4 mm haltenden Ausstülpungen sind dunkel blutroth gefärbt und oberseits zum Theile weisswoUig behaart. Bei andern verschwindet diese weisse Behaarung voll- ständig; sie sind nur mit den normalen, kurzen, mehrzelligen Haaren 'besetzt, welche die Grundfärbung der Galle nicht verdecken. Die Gallenwand ist wenig verdickt, die Oeffnung ziemlich weit, aber voll- ständig durch lange weisse Wollhaare, die auch das Innere der Galle ausfüllen, verschlossen. Diese Wollhaare sind sehr eigenthümlich gebaut. Ihre Basis zeigt ziemlich dieselbe Form wie die normalen Haare, doch sind die sie bildenden 3 — 4 Zellen ungefähr 3 — 4 mal länger als an den normalen Haaren und etwas schmäler. An diese Zellen reiht sich eine andere an, die wiederum 3—5 mal länger ist als die vorhergehende. An der Basis ist sie in der Regel ungemein dünn, verdickt sich aber nach der Spitze zu keulig. Die letzte Zelle, die um ein Vielfaches länger ist als der ganze vorhergehende Theil des Haares, sitzt der keuligen Zelle seitlich an, doch reicht die trennende Zellwand bis zu der hörnchenförmig vorragenden Spitze der vorletzten Zelle. Die lange Endzeile ist sehr dünn und stark gekrümmt. Die Vertheilung der Gallen auf der Blattfläche ist eine ganz unregelmässige, doch befindet sich der Galleneingang nie blatt- oberseits. Kleinasien, Abadschi-dagh bei Amasia, 1500 m s. m. 2. Juli 1889. Eine ähnliche Galle beschrieb Fr. Low auf J u r i n e a m o 1 1 i s Eeichb. aus Niederösterreich. -j 1) HiEß()KY3lUS, Beitr. z. Kenntn. der europ. Zoocecidien, Breslau 1890, No. 458. 2) Yerh. zool. bot. Ges. Wien 1879, p. 721. 272 Ew. H. RÜBSAÄMEN, Jurinesi ramosissima J. et Sp. *46. Kleine Blatt- und Stengelgallen von 1—3 mm Höhe. Acarocecidien (Taf. 13, Fig. 11 u. 12). Auch hier handelt es sich dem Anscheine nach um Blattausstülpungen, doch habe ich weder bei Quer- noch bei Längsschnitten auf der Blattunterseite eine Oeffnung nachweisen können, wohl aber ist eine Oeffnung an der Gallenspitze vorhanden. Die Form der Gallen variirt. Sie sind zum Theil an der Basis etwas eingezogen; ihre grösste Dicke befindet sich dann in der Mitte; die Spitze ist etwas ausgezogen, stärker behaart und von bräunlicher Farbe, während die Galle sonst die Farbe des normalen Blattes hat. Andere Gallen sind nahezu keglig; ihre grösste Dicke befindet sich an der Basis, noch andere sind in der Mitte hörnchen- förmig umgebogen. In der Regel sitzen die Gallen blattoberseits, doch kommen sie auch an den Stengeln vor. An den Blättern sitzen sie sehr gehäuft, so dass sich die Blattspitze nicht selten spiralig einrollt. Die ganze Form der Defoi-mation macht mehr den Ein- druck einer Mückengalle; die Milben sind im Innern des Cecidiums ziemlich reichlich vorhanden. 18. Mai 1892, Kerman, Persien, bei 1900 m s. m. Keiitrophylliiiii teiiiie Boiss. et Bl. (cf. Carthamus). Kochia prostrata Schrad. 47. Cecidomyidengalle, Deformation der Seiten- knospen, welche in etwa 10 mm haltende weissgelbe, kuglige, wollige Knöpfe verwandelt sind. Die von mir bereits beschriebene Galle ^) wurde in der K r i m ' s c h e n Steppe gesammelt. Mik erwähnt sie aus Steppen im Di stricte Kuban"-) und bildet sie ab. Herr Bornmüller sammelte die Galle in Kleinasien bei Amasia, 500 m s. m. Liuaria Simplex D. C. 48. Stengel Schwellung, spindelförmig, 14 mm lang und 5 mm breit. Dieselbe gleicht derjenigen von Gymnetron püosus an Linaria vulgaris und möchte auch von demselben Erzeuger her- rühren. 14. Mai 1899 bei Mudania in Bithynien. 1) E.ÜBSAAMEN, Russische Zoocecidien, in: Bull. Soc. Natural. Moscou 1897, No. 70. 2) In: Wien, entomol. Z., 18!)7, p. 295, tab. 4. Im Orient gesammelte Zoocecidien. 273 Lonicera iiuiinnularifolia J. et Sp. f49. Blatt- und T riebspitzen deformation, Aphid en- g-alle. Die Triebe sind zum Theil verkürzt und die Blätter stehen dann etwas büschelig- gehäuft, sind verbreitert, unreg-elniässig aus- gebaucht und entfärbt. Erzeuger der Deformation ist eine A p h i d e , die ich für SipJiocorißw xijlosfei Schkk. halte; zum Genus Siphocoryne gehören die aufgefundenen Thiere sicher. Die Galle wurde auf dem Kuh-i-Dschupar bei 3100 m s. m. am 9. Juni 1892 gesammelt. K er man im südöstlichen Persien. Marul)iiini phrygium Bornm. *50. Blüthendeformation,Cecidomyidengalle? Bei ein- zelnen Blüthen ist der Kelch bauchig verdickt, kürzer als der normale und, meist nur einseitig, stark weissfilzig behaart. Die Haare sind vielzellig und sehr stark verzweigt (Tafel 12, Fig. 9). Gewöhnlich entspricht der behaarten Stelle an der äussern Kelchseite eine ganz ähnliche auf der Innern. Die Blumenkrone bleibt geschlossen und ist wie die Fiiictificationsorgane stark verkümmert. Von Cecidozoen habe ich nichts aufgefunden, weder Spuren von Älilben noch von Gallmücken. • Die Galle hat eine gewisse Aehnlichkeit mit der folgenden an Mentha silvestris L., bei welcher ich sowohl Cecidomyiden als auch Milben nachzuweisen vermochte. 9. Juli 1899, Sultandagh, in der Alpenregion oberhalb Tschai, Phrygien bei 15 — 1600 m s. m. Mentha sylvestris L. f51. Blüthen deformation. Bei einzelnen Blüthen ist Kelch und Blüthenstiel zottig weisshaarig; die mehrzelligen Haare sind selten verzweigt. Blumenkrone und Fruchtwerkzeuge oft, doch nicht immer verkümmert. In einer einzigen Blüthe fand ich eine Asplwn- rf^Z/a-Puppe, leider so zerstört, dass eine Beschreibung derselben nicht mehr möglich ist. An andern Blüthen fanden sich vereinzelt Gall- milben. An Mentha -Arten sind 2 Zoocecidien beschrieben worden, die mir beide durch Autopsie nicht bekannt sind. Fk. Low erwähnt in: Verh. zool. bot. Ges. Wien 1885 p. 464 eine Milbengalle auf Mentha aquaticaL. und M e n t h a r o t u n d i f o 1 i a L.. die in einer Erineum - artigen Behaarung der Blätter an der Triebspitze, der Internodien und Knospen besteht. An der genannten Stelle \^ird 274 Ew. H. EÜBSAAMEN, auch die Literatur augegeben. Hieronymus (Beiträge etc. Breslau 1890 No. 148j bezeichnet die Missbildung als Vergrünung der Blüthenstände mit Phyllomanie, Zweigsucht und ab- normer Behaarung (Erineum Menthae D. C). Die Mückengalle wird von Fr. Low 1. c. 1885 p. 506 und 1888 p. 239 erwähnt und dort (1885) ausdrücklich hervorgehoben, dass der Kelch bei ihr nicht abnorm behaart aber um das Doppelte ver- längert sei. Die mir vorliegende Missbildung passt demnach auf keine der beschriebenen Gallen vollständig; vielleicht sind hier beide Deformationen vereinigt. Die Galle wurde am 18. September 1892 im Districte Sird- s c h a n ( Prov. K e r m a n) im südöstlichen P e r s i e n bei 2000 m s, m. gesammelt. Oliveria orieiitalis D. C. *52. Stengelschwellung, Cecidomyid engalle. Die Galle erreicht eine Dicke von 3—4 mm und hat die Farbe des normalen Stengels; sie ist einkammerig; die Larvenhöhle entspricht in ihrer Gestalt der äussern Form der Galle. Die Mücke, welche die Deformation hervorljringt. gehört zum Genus Lasiopfera oder steht dieser Gattung nahe. Die Brustgräte ist gelbbräunlich. Die Grätenzähne sind spitzdreieckig; der Ausschnitt zwischen denselben ist breiter als ein Zahn. Der Grätenstiel ist etwa 4 mal so lang wie die vordere Verbreiterung und ziemlich schmal. Am hintern Ende ist der Stiel auffallend verschmälert; die Larve ist demnach noch nicht voll entwickelt gewesen (cfr. Fig. A). Die Sternalpapillen be- finden sich ausser neben den Grätenzähnen. Seitlich ungefähr neben dem vordem Ende des Grätenstiels befinden sich auf gemeinsamem Wulste 4 Lateralpapillen. Von den 4 Ventralpapillen stehen an den betreffenden Segmenten zwei und zwei dicht zusammen ziemlich nahe den Pleuren. Gürtelwarzen und Bauchwarzen gleich gebaut, glatt oder leicht genabelt. Die Galle wurde am 12. Juni 1894 in Assyrien, am Dorfe Ankova bei Erbil gesammelt. Paniciiiii teiieriit'ae (L.) Parl. (== Tricholaeiia micrantlia^CHRAD.). *53. T rieb s pi tz en d ef or m at io n , Mücken gall e. Die Miss- bildung hat grosse Aehnlichkeit mit einer Isosomagalle oder auch mit der Galle, welche Olifjotroplms Janceolatae Runs, auf Calamagrostis Im Orient gesammelte Zoocecidieii. 275 lanceolata liervorbriiig-t. Die Hauptmasse der schöpf artigen Galle erreicht eine Länge von ungefähr 15 — 20 nun. Die äussern Hüll- blätter werden bis zu 60 mm lang und lassen die eigentliche Blatt- form zuweilen noch erkennen; die Blattscheiden dieser Blätter sind stark bauchig aufgetrieben und umschliessen nicht, wie bei ähnlichen andern Grasgallen, einen, sondern eine Anzahl deformirter Triebe. Jeder dieser Triebe wird in der Regel von drei 10 — 15 mm langen Blättern scheidenartig eingehüllt, während er selbst eine Länge von 20 — 30 mm erreicht. Die ihn umhüllenden Blätter liegen dicht an, sind von gelblich weissgrüner Farbe, laufen in eine dunkler grüne, pfriemliche Spitze, wohl die eigentliche Blattlamina, aus und sind meist von der Mitte ab an den Rändern mit feinen weissen, bis 5 mm langen Haaren besetzt. In seltenern Fällen erstreckt sich die Behaarung auch auf die äussern Hüllen, und dann ist nicht nur der Rand, sondern der ganze Rücken der Scheiden lang behaart, wo- durch die Deformation ein weisswoliiges Aussehen erlangt. An dem vorher erwähnten Triebe, der die an seiner Basis sitzende Larve um- 'schliesst, habe ich abnorme Behaarung nur manchmal an der Spitze bemerkt. In der Regel scheint der Trieb, bei dem Blätter und Halm ganz verwachsen sind, unbehaart zu sein. Dort, wo die Larve sitzt, ist der sonst sehr harte und derbe dunkelgrüne Trieb von welkbrauner Farbe und ziemlich weich. Die noch sehr jugendliche Ijarve möchte wohl dem Genus OligoiropJnis angehören. Die Brust- gräte ist noch nicht entwickelt, doch scheint mir der Schlitz, aus dem später der vordere Theil der Gräte hervorragt, bereits vorhanden zu sein. Ebenso glaube ich eine Verdickung der Haut an der Stelle, wo später die Brustgräte ihren Sitz hat, constatiren zu können. Die Galle liegt von zwei verschiedenen Fundorten vor. Sie wurde von Herrn Bornmüller am 16. Januar 1893 auf der Insel Hormus im persischen Meerbusen und am 29. Januar desselben Jahres bei Maskat im südöstlichen Arabien gesammelt. Phlomis piingeus W. f 54. B 1 a 1 1 a u s s t ü 1 p u n g , A c a r o c e c i d i u m. Die Galle gleicht vollständig derjenigen an Phlomis samia, welche Born- müller 1891 bei Kerasia am Athos sammelte und die ich in: AUg. Z. Entomol., Neudamm 1900, p. 213 beschrieb und abbildete. Die deformirten Haare sind noch etwas länger gestielt, die Strahlen an der Spitze gleichförmiger und zahlreicher. An der mir vor- Zool. Jahrb. XVL Abth. f. Syst. 18 276 E"W. H. RÜBSAAMEN, liegenden Pflanze befindet sich nur eine einzige dieser Blattaus- stülpungen. Sie wurde im Mai 1889 600 m über dem Meere bei Amasia in Kleinasien gesammelt. Picridium Orientale D. C. *55. E r i n e u m , A c a r o - cecidium. Die das Eri- neum bildenden Emergenzen sind ungemein reich ver- zweigt; sie haben vollkommen die Gestalt kleiner weisser Korallen, und man kchinte diese Bildung daher als Erineum corallinum bezeich- nen. Es befindet sich dem Anscheine nach stets blatt- oberseits, hier bald grössere, bald kleinere Easen bildend. 31. December 1892, Insel Karrak bei Buschir, Süd- Persien. Pimpiiiella puberula Boiss. *56. Stengelschwel- lung, C e c i d 0 m y i d e n - galle (Tat. 14, Fig. 26). An einem stark nach unten ge- krümmten Zweige befinden sich drei spindelförmige Anschwellungen von 5 — 6 mm Dicke. Die Deformation besteht in einer Wucherung der Markschicht, in welcher sich auch die Larvenhöhle befindet, und zwar in der von mir geöifneten Anschwellung, welche der Zweig- spitze am nächsten liegt, nur eine. Die aus dieser Galle heraus- geholte Larve gehört wie diejenige von Oliveria zum Genus Lasioptera oder steht dieser Gattung nahe. Die Brustgräte ist derber als diejenige^ der Larve aus Oliveria, besonders der Stiel ist kürzer und breiter und die ganze Gräte dunkel- schwarzbraun. Papillen wie bei der Larve aus Oliveria (cf. Textfigur ß). 16. Juni 1892, Kurdistan: zwischen Erbil und Riwandous (= Rowandis). Fig. N. Erineum auf Picridium Orientale. 170 : 1. Im Orient gesammelte Zoocecidien. 277 An europäischen Umbelliferen sind zwei Lasioptera- Arten als Gallenerzeuger bekannt geworden, nämlich Lasioptera erijrKjii in grossen, niehrkammerigen Stengelschwellungen an Eryngium und Lasioptera carophUa Fr. Lw. in rundliclien Anschwellungen der Basis der primären oder secundären Doldenstrahlen einer ganzen Reihe von Doldenblüthlern. cfr. Smyrniopis. Pirus communis L. *57. Blattpocken, Acarocecidium. Erzeuger Eriophyes piri Nal. Die Deformation möchte sich überall finden, wo der Birnbaum vorkommt; das vorliegende Material stammt aus dem süd- östlichen Persien. cfr. Sorbus graeca No. 8. Juni 1892, Kerman, in Gärten des Dorfes Dschupar. Pistacia khiiijiik Stocks. f58. Deformation des Blattrandes, Aphidengalle (Taf. 16 Fig. 45). Der Blattrand ist an der angegriffenen Stelle 'knorpelig verdickt, lappig, fast halbkreisförmig erweitert und von gelbgrünlicher Färbung. Das lappig erweiterte Stück ist dann nach der Oberfläche des Blattes umgeklappt, so, dass die Linie, in welcher die Umklappung erfolgt ist. ungefähr der Richtung, die der normale Rand haben würde, entspricht. Der Rand ist also an der ange- griff"enen Stelle nicht oder nur wenig eingebuchtet. Der umgeklappte Theil des Blattes liegt mit seinem Rande der Blattfläche auf und wird hier umgeben von einem leichten Wall, welcher der unter dem umgeklappten Lappen liegenden ßlattfläche angehört. Der unter dem Lappen liegende Blattheil ist ebenfalls knorpelig verdickt, aufge- trieben und entfärbt wie der obere Theil der Randtasche. Diese Deformation hat sowohl mit derjenigen von Pemphigus follicuJarius Pass. wie auch mit der von Pemphigus pallidus Derbes ^) hervorgebrachten Aehnlichkeit. Fockeu -) giebt die Unterschiede zwischen beiden Gallen an. Nach dieser Darstellung ist die Galle von Pemph. folUcuUarius kleiner, an einem Fiederblättchen befinden sich oft mehrere solcher Umklappungen, die sich nicht leicht auf- biegen lassen, ohne zu zerbrechen. Die von Pemph. folUcularius angegriffenen Blättchen sind nicht mehr symmetrisch; das Blatt er- hält eine Art Zähnelung. Bei Pemph. paJUdus findet sich meist nur eine Randumklappung an einer Seite eines Fiederblättchens, die sich 1) In: Ann. Sc. nat. (5), V. 11, 1869. 2) In: Rev. biol. Nord, 1897, p. 22 u. 23. 18* 278 Ew. H. RÜBSAAMEN, leicht aufbieg-en lässt und beide Seiten eines Blättcheiis behalten annähernd ihre symmetrische Form. Die Gallen von Pistacia khinjuk passen ziemlich zu der Beschreibung der Gallen von Femph. pallidus, doch kommen von einem Fiederblättchen auch zuweilen zwei Umklappungen, die ziem- lich nahe bei einander stehen, vor. Der zwischen ihnen sich be- findende Blattsaum ist dann in eine kurze Spitze ausgezogen. Ob die mir vorliegenden Gallen wirklich zu P. pallidus gehören, entzieht sich meiner Beurtheilung. ^) Die Deformation wurde 1893 bei 1000 m s. m. in Kurdistan in den Gebirgen bei Schaklava (östlich von Erbil), am 11. Dec. 1892 bei 800—900 m, in Süd-Persien (Prov. Farsistan, im Thal von Schappur bei Kaserun) und im Mai 1892 bei 2700 m s. m. im südöstlichen Persien (K er man. Kuh-i-Dschu- par) gefunden. Pistacia khinjuk Stocks var. heterophylla Bornm. f59. Blattdeformation, Aphiden galle, erzeugt durch Pemphigus iitricularius ; die Galle, welche stets am Grunde eines Fiederblättchens sitzt, ist hier noch ziemlich unentwickelt. 11. Juni 1892 bei 2700 m. Provinz K er man: auf dem Kuh-i-Dschupar, Südost- Persien. *60. H a h n k a m m f ö r m i g e A u s s t ü 1 p u n g 1 ä n g s d e r B 1 a 1 1 - mittel rippe nach oben, A p h i d e n g a 1 1 e (Taf. 16 Fig. 41.) Nach De Stefani hat schon die Galle von Pemph. riccohonii una certa somiglianza con la ci'esta di un gallo. Dies ist aber in viel höherm Grade bei der vorliegenden Galle der Fall. Die Deformation er- streckt sich von der Basis eines Fiederblättchens bis zum Beginne des letzten Drittels oder Viertels der Mittelrippe, sie ist also 30 bis 40 mm lang. Nach oben endet sie in unregelmässige Lappen und Zacken, die theils gerade emporgerichtet, theils etwas zur Seite ge- bogen, bald abgerundet, bald in eine oder eine Anzahl kleiner un- gleichlanger Spitzen auslaufen. Die Seitenrippen ersten Grades sind 1) Während der Drucklegung dieser Arbeit erhalte ich einen Artikel : I Zoocecidii sulle plante del genere Pistacia von Herrn Prof. De Steeaki- Perez (in: Nuovi Annali di Agricoltura Sicilianä, Anno 13, 1902), in welchem Peviph. pallidus als Synonym zu Tefraneuni dcrhcsi LiCHT. ge- stellt wird. Es ist mir nicht mehr möglich, hier näher auf diese Arbeit einzugehen. Die von mir unter No. 60 und (i2 beschriebenen Gallen er- wähnt De Steeani nicht. Im Orient gesammelte Zoocecidien. 279 an der Galle noch gut zu erkennen; sie sind etwas heller gefärbt als ihre Umgebung und verlaufen der Regel nach dort, wo sich eine Einsattelung des Kammes befindet. Auf den beiden vorliegenden Blättern liegt die Ausstülpung, von oben gesehen, jedesmal rechts neben der Mittelrippe. Letztere ist kaum verdickt, aber geröthet und weisswollig behaart. Auch der ihr gegenüberliegende Rand der Gallenöifnung ist weiss behaart und schwach knorpelig verdickt. Die Haare an der Gallenmündung sind meist mehrzellig und oft mit unregelmässigen Verdickungen versehen. In der Regel sind sie stark gekrümmt und zum Theile verzweigt. Zwischen diesen Haaren habe ich vereinzelt Gallmilben aufgefunden, die aber wohl nur inquilinisch in diesem Haarfilze leben. Im Innern der Galle fand ichAphiden, Larven und Ammen, die zum Genus PempJiiffits gehören. Mai 1892 bei 2700 m s. m. K er man, Kuh-i-Dschupar im südöstlichen Persien. Pistacia mutica F. et M. *61. Deformation des Blattrandes, Ap hi den g alle. Die Galle möchte vielleicht von Pemphigus semüunarius Pass. er- zeugt werden, obgleich sie in ihrer Form nicht ganz den mir vor- liegenden Gallen dieser Aphide entspricht. Sie bildet eigentlich eine Zwischenstufe zwischen den Gallen von Pemph. semüunarius Pass. und denjenigen von Pemphigus riccohonii Stefani. Ich gebe hier die Beschreibung der Galle letztgenannter Aphidenart wieder, weil Stefani auch zugleich auf die Unterschiede zwischen beiden Gallen aufmerksam macht : ^) ,,I1 lembo fogliare per l'azione paras- sitaria si ipertrofizza e si ripiega sulla lamina superiore, mentre con- temporaneamente si conforraa a semicerchio, quasi come avviene per la galla del Pemph. semilunarius Pass. con la diflferenza perö, che mentre la galla di questa specie e relativamente grossa, a superficie poco crespa e il suo interno non forma che un'unica cavitä, la galla del Pemph. riccohonii e della metä piü piccola, e piü turgida e spesso s'incurva tanto venire a formare un anello, anzi nei suoi movimenti di torsione si dispone sinaneo a spirale. La superficie di questa galla e tuberculosa, specialmente sul dorso e per il colore di questi tubei'coli, che e di un rosso vivo, essa acquista una certa somiglianza con la cresta di un gallo. 1) Teod. de Stefani, Una nuova epecie galligena di Pemphigus hartig, in: Riv. ital. Sc. nat., 1899, p. 1 — 3 (des Separat-Abzuges). 280 Ew. H. RÜBSAÄMEN, Questi tubercoli che costituiscono la parte caratteristica della galla, sono poco piu piccoli di un pisello e disposti a gruppi di uno a tre. e ogni gruppo e separate dall' altro da im piccolo intervallo, da una depressione che viene ad addossarsi siiUa parte opposta della g-alla in modo, che rinterno di questa cecidio viene a trovarsi diviso in quattro, cinque o sei camere di forma vesciculare senza comunicazione fra di loro. Or mentre la galla e ancora immatura, o meglio, mentre le uinfe che costituiranno le pseudogini alate non sono ginnte al momento opportuno di intraprendere la loro migrazione, queste diverse camere seguitano a riraanere l'uua dall' altra distinte, se- parate come sono dai setti formati dalle depressioni delle pareti della galla, cosicche gli in setti che vi si trovano vengono ad esser divisi in grnppi senza comunicazione fra di loro, in modo da for- mare tante colonie distinte sebbene chiuse in unico involncro. II colore di questa galla e giallo-pallido o verde gialliccio, ma i tubercoli sono di un rosso assai vivo e tutta la superficie esposta al sole e quasi completamente rossa e spesso rossa-bruno. Die Gallen von Pemphigus riccobonn De Stefani an Pistacia atlantica besitze ich von Ten er i f fa (cfr. Taf. 16 Fig. 43), wo sie Herr BoiiNMÜLLER bei Orotava und Santa Cruz sammelte. Herr Prof. De Stefani, dem ich die Gallen einsandte, schrieb mir, dass der Erzeuger sicher Pemph. riccobonn sei ; auch besitze ich diese Galle aus Palermo von Herrn Prof. De Stefani. Sie unterscheiden sich von den Gallen aus Persien an Pistacia mutica dadurch, dass ihre Oberfläche viel mehr höckerig ist; auch sind die Blätter viel stärker gedreht, so dass bei Femph. riccohonii thatsächlich die von De Stefani erwähnte Form eines Ringes oder einer Spirale Regel zu sein scheint. Die persischen Gallen sind höchstens halb- mondförmig und stimmen in dieser Hinsicht mit den Gallen von Pemph. semilunarius Pass. überein. Während aber au meinen Exem- plaren letzt genannter Art die Oberfläche ziemlich gleichförmig glatt ist, sind bei den Gallen an Pistacia mutica aus Per sie n deut- liche Einschnürungen vorhanden, durch welche hier, ähnlich wie bei Pemph. riccohonii, die Randtasche mehrkammerig wird. Die Galle ist nicht immer so schön roth; zuweilen habt sie annähernd die Farbe des normalen Blattes. Gallen , welclie ganz den aus Persien an P. m u t i c a vor- liegenden entsprechen, habe ich bereits früher aus Russland und der Balkan halbin sei beschrieben , damals aber wohl nicht richtig erkannt. So gehört hierher No. 49, Russische Zoocecidien Im Orient gesammelte Zoocecidien. 281 Ssudak und Ssewastopol, lg-. Fedtschenko; ferner No. 44 in meiner Arbeit in: Entom. Nachr. 1899; Fundort ebenfalls Ssewasto- pol, lg". RoDsjANKo; mul endlich No. 14 in Zoocecidien der Balkan- halbinsel, p. 214 (in: Allg. Z. Entomol.) aber nur die Galle aus Constantinopel, während diejenigen von Lithochori am Olymp und Kerasia am Athos (lg. Bornmüller) bestimmt Pemph. semi- lunarius zuzuschreiben sind (cfr. Taf 16 Fig. 44). In P e r s i e n wurde die Galle bei circa 3000 m s. m. am 25. Juli 1892 in der Provinz K er man gesammelt und zwar auf dem Schah- Kuh bei Rahbur. *62. Deformation des Blüthen-, resp. Fruchtstandes Aphi dengalle (Taf 16 Fig. 40). Das mir vorliegende Object bildet einen Knopf von ungefähr 5,5 cm Breite und 4,5 cm Höhe. Er besteht aus karminrothen, unregelmässigen, stark verzweigten, unbehaarten, korallenartigen Auswüchsen. Die Zweige sind unter- einander so verflochten, dass es an dem mir vorliegenden gepressten Objecte nicht möglich ist, die Ansatzstelle am Zweige aufzufinden, ohne die Galle vollständig zu zerstören. Aus dem Gewirre der un- regelmässig gebildeten Auswüchse ragen einzelne Zweige mit aus- gebildeten Früchten hervor. Die Gallenwandung ist verhältniss- mässig dünn; Theile der Missbildung Hessen sich in warmem Wasser leicht aufweichen und nehmen dann ihre ursprüngliche Gestalt an. Im Innern derselben fanden sich Larven und Ammen einer Aphiden- art, die bestimmt zum Genus Pemphigus und wie die aus der hahnenkammförmigen Galle anPistacia Khinjuk sicher zu einer neuen Art gehören. Möglicher Weise hat diese Deformation schon GriBOURT vor- gelegen. Ich reproducire hier die Beschreibung welche er von seiner blumenkohlartigen Galle auf Pistacia gibt. ^) „Cauliflower - gall. Before receiving the specimen from Mr. Ledenois, I possessed an entire gall and a fragment of this sort, which must result from the monstrous development of a flowering bud, still retaining at its base vestiges of scales impregnated with a resinous juice. From the base, the pierced bud appeared to divide into three or fbur branches, each bearing a gall; but of these galls there only reniain one entire, and a portion of a second. The entire gall, in rising from the peduncle, is enlarged rapidly into a fan- shape, and separates itself near the middle into two unequals parts, 1) In: Pharmaceutic Journal, 1844, V. 3, p. 380. 282 Ew. H. RÜBSÄAMEN, 011 wliicli are prominent points indicating- other divisions less marked, or more completely merged and confounded. The greatest length of tlie gall is forty seven mm, and its maximum breadth thirtliy-two. This gall, when fresli, must have been covered witli a yello^ish down, which remains in tlie liollow places, while tlie prominent parts liave become brown and polished by friction. The substance of the gall is rather more than a millimetre in thickness, whitish, and translucid in its fractnre, and so compact and gorged with jnice, that it presents, when cut, the appearance of a dried gumresin." Die prächtige Deformation anf Pistacia khinjuk wurde am 20. September 1892 von Herrn Borxmüllee zwischen den Dörfern Paris und Bid-i-Chab, Provinz Kenn an im südöstlichen Persien gesammelt. Pistacia vera L. t63. Die Galle gleicht im Wesentlichen der unter No. 59 be- schriebenen an P i s t a c i a m n t i c a. Obgleich die Deformation auch hier eine Länge von 30 mm erreicht, so erstreckt sie sich doch nur auf einen Theil des Eandes der grossen Fiederblättchen, und die halbmondförmige Krümmung bildet hier die Ausnahme. Der defor- mirte Rand ist karminroth gefärbt, die Adern etwas dunkler als ihre Umgebung. Von einer Behaarung an der Oeffnung der Blatt- randtasche findet sich hier keine Spur. Die Galle wurde am 21. Juni 1892 in Gärten von Kenn an in Persien gefunden. Polygoiiuni alpestre. *64. Blattrand r oll ung, Acarocecidium. Fast alle Blätter der vorliegenden Exemplare sind deformirt. Meist sind beide Blattseiten bis zur Mittelrippe einge- rollt; an einigen der untern Blätter ist _^ \ die Basis oder die Spitze nicht in die / Deformation eingezogen; die obern sind der ganzen Länge nach gerollt. Der Fig. 0. deformirte Theil des Blattes ist ver- Durchschuitte durch eine Blatt- dickt und karminroth gefärbt. Im Innern rolle auf Polygoiuim alpestre. , -r, n ^ n i • \. n ^^ -n. 2071. der Rollung befinden sich Gallenmilben in ziemlich grosser Anzahl. Die reizende Galle wurde aui 22. Mai 1890 auf dem Akdagh bei Amasia in Kleinasien (1000 m s. m.) gesammelt. Im Orient gesammelte Zoocecidien. 283 Populus eiiphratica Olivier. 65. Blattgalleii erzengt durcli Psy lüden (Taf. 14, Fig. 29 u. 30). Die Galle wnrde bereits 18S0 von Prof. Dr. F. Karsch in: Z. ges. Naturw., Halle 1880, p. 302, No. 21 beschrieben und als Mückengalle gedeutet. Im Jalire 1899 habe ich in : Entomol. Nachr., Berlin, p. 252 unter No. 76 darauf hingewiesen, dass Erzeuger dieser Deformation eine Psyllide sei. Auch Foc^keu erwähnt eine ähn- liche Galle an Populus euphratica (Etüde sur quelques galles in: Eev. biol. Nord, V. 7, p. 25 — 29), bezeichnet sie bereits als Hemipterengalle und hielt sie für diejenige, welche Karsch be- schrieben hat. Ich bin nicht dieser Ansicht. Mir liegen aus Assyrien und P e r s i e n Gallen an Populus euphratica von 6 verschiedenen Standorten vor; ich bin der Ansicht, dass diese Gallen von zwei verschiedenen Thieren erzeugt werden. P s y 1 1 i d e n - gallen sind aber beide. Sie unterscheiden sich dadurch, dass der Galleneingang bei der einen kreisrund und ziemlich weit ist, wie .Karsch angiebt, bei der andern jedoch sehr eng und spaltartig. Letztere hat nach meinem Dafürhalten Fockeu vorgelegen. Die Gallen mit weiter, kreisrunder Oeffiiung befinden sich stets dicht neben einer der grössern Blattrippen, in der Eegel blattoberseits. Nach Karsch sollen die Gallen an der untern Blattseite sitzen; ich glaube aber, dass Karsch beide Blattseiten verwechselt hat, was bei P. euphratica an lose^ Blättern dem Nichtbotaniker wohl passiren kann. Die Gallen haben ungefähr die Farbe des Blattes; sie sind länglich rund und dort, w^o sie dem Blatte entspringen leicht, ein- geschnürt. Ihre Längsaxe steht senkrecht zu dem Blattnerven, den sie begleiten. Bald stehen sie einzeln, bald gedrängt und zu beiden Seiten der Rippe; blattunterseitige Gallen sind selten. Auf der untern Blattseite tritt die Deformation als ringförmiger Wulst vor. Die kreisrunde Oeffnung innerhalb dieses Ringes ist an dem vorliegenden ]\Iaterial geschlossen, durch ein dünnes Häutchen, wie es bei oberflächlicher Betrachtung aussieht. Auch Karsch scheint diese, die Oeffnung schliessende Materie für pflanzlichen Ursprungs gehalten zu haben. Er sagt 1. c. „der oberseitige Gallenausgang, der sich beim Ausschlüpfen der Larven, bevor sie in die Erde gehen, bildet, ist aber nicht spaltförmig, wie bei Cecidomyia tremulae, sondern regelmässig kreisrund." Schon bei Lupenuntersuchung kann man deutlich erkennen, dass die Haut, welche die Oeffnung schliesst, segmentirt ist, also thierischen 284 Ew. H. RÜBSAAMEN, Ursprunges sein muss. Oeffnet man nun die Galle vorsichtig durch einen Schnitt, welcher die Galle halbirt und durch die Oeffnung geht, doch so, dass die erwähnte segmentirte Haut in ihrer Lage durch- aus verharrt, so bemerkt man, dass sich an dieser Haut ein unregel- mässiger, nahezu kegliger Fortsatz ins Innere der Galle hinein erstreckt, bis auf den Rücken der Psj^llidennymphe, welche an Fig. P. Durchscluiitt durch eine Galle auf Populus euphratica. 20 : 1. der der Oeftnung gegenüber liegenden Gallenwand sitzt. Löst man den erwähnten Kegel und die die Oeffnung schliessende Haut vor- sichtig aus der Galle heraus, so hebt man zugleich die Psylliden- nymphe mit heraus. Auch bei vorsichtiger Behandlung mit Aetz- kali trennen sich beide nicht. Betrachtet man nun den erwähnten Kegel bei stärkerer Yer- grösserung, so präsentirt er sich als Larvenhaut. ]\lit der Rückseite des Abdomens ist diese Haut in die Gallenöffnung gepresst und schliesst dieselbe. Die Längsaxe des Tliieres steht zu dieser kreis- runden Abdominalplatte senkrecht. Die Segmentgrenzen der Ab- dominalringe sind zum Theile noch deutlich nachweisbar; ich glaube 6 — 7 zählen zu können. Die mittlem Segmente sind stark gewölbt, so dass die Segmentgrenzen der Bauchseite tief liegen. Ausserdem befinden sich auf der Scheibe zwei ziemlich tiefe, zu den Segment- grenzen senkrecht stehende Längsfurchen, wodurch die Scheibe in Im Orient gesammelte Zoocecidien. 285 3 Theile g-etheilt wird. Der Rücken des Abdomens ist mit kurzen, derben Dörnchen bedeckt. Der Eand ist dort, wo er dem Rande der Gallenöffnung- anliegt, wul- stig- verdickt und mit längern Dornen besetzt. Zwischen diesen Dornen befindet sich eine glas- helle Masse, die jedenfalls ein Secret des Thieres ist und wel- che den Zweck hat, die noch bestehenden kleinen Lücken zwischen dem Rande der Gallenüffnung und der sie ver- schliessenden Scheibe auszu- füllen. Der Rücken der in das Innere der Galle hineinragen- den Haut ist gewölbt und be- dornt, nach vorn zerstreut be- haart. Vor den nach hinten gerichteten Fühlern, die man von der Bauchseite durch- schimmern sieht, setzt sich die Haut in stielartiger Ver- schmälerung- fort, um sich an ihrer Spitze dann wieder zu verbreitern. Der Stiel ist fein längsgefurcht, aber ohne Be- haarung oder Bedornung. Die erwähnte Verbreiterung ist ohne Furchen und an ihrer vordem Seite schmal elliptisch scheiben- förmig und schwach concav. Mit dieser Scheibe sitzt die Haut auf dem Rücken der Nymphe fest und zwar, wie es scheint, stets zwischen Thorax und Abdomen. Gewöhnlich springt bei den Psylliden beim Häuten die alte Haut auf dem Rücken in Form eines Kreuzes auf. Bei der in Rede stehenden Haut ist nur ein feiner Riss in der Richtung- der Längs- Fig. Q. Exuvium aus Blattgallen auf Populus euphratica. 50 : 1. 286 Ew. H. RÜBSAAMEN, axe des Thieres vorhanden, der sich auf dem Rücken ungefähr zwischen der vordem und hintern Scheibe befindet. Die Flügelscheiden sind mit kurzen Dörnchen bedeckt. Auf der Bauchseite ist die Haut stark concav; Fühler, Beine und Eüssel sind deutlich. Erstere sind dort inserirt, wo die lials- artige Verschmälerung beginnt; sie sind nach hinten gerichtet und convergiren nach der Spitze zu. Am Fühlerende befinden sich die bei Psylliden gewöhnlichen beiden Dornen; ausserdem sind noch einzelne Härchen an den quergerunzelten Fühlern wahrnehmbar, aber von einer Gliederung keine Spur. Die plumpen Beine sind mit zerstreut stehenden längern Haaren besetzt; die beiden Krallen stark gebogen und zwischen ihnen das bei Psyllidenlarven gewöhnliche Haftläppchen ; vor den Krallen kein geknöpftes Haar. Der Rüssel ist deutlich wahrnehmbar; er reicht ungefähr bis zu den mittlem Hüften und ist an meinen Präparaten schief nach vorn gerichtet; die kräftig entwickelten Saugborsten reichen bis über die Insertionsstelle der Fühler hinaus. Der hintere Rand der Abdominalsegmente ist mit einigen Reihen langer Borstenhaare besetzt; vor dem quer stehenden Afterspalt be- finden sich einige kürzere Borsten. Betrachtet man diese Haut von der Seite, so bemerkt man, dass auf ihrer Rückenseite im schiefen Winkel eine feine Haut absteht; sie ist das Chitinskelet eines frühern Larvenstadiums. Auch diese abgestreifte Hülle ist höchst merkwürdig gebildet. Auf der Bauch- seite ist sie ebenfalls concav, doch nicht so stark wie die zuerst beschriebene Hülle. Die Flügel- scheiden erscheinen als Randwülste und sind, wie die gewölbte Rückenseite, mit Borsten besetzt. Die Beine sind auch hier ziemlich plump, jedoch nicht so stark beborstet wie bei der grossem Hülle. Die Fühler sind von dem Rüssel viel weiter entfernt, und zwischen beiden zieht sich, von den an den Seiten liegenden wulstigen Flügelscheiden ausgehend, eine ziemlich kräftige Chitinleiste, wodurch die „. „ Larvenhülle, von der Bauchseite gesehen, der Quere Flg. R. ' o 7 -t. Exuvium befestio-t ^i^^h in zwei Theile getheilt wird. Der vordere auf dem Rücken der Theil, an dem sich die nach hinten gerichteten lg- H- o . . piiiii^Y befinden, die aber hier, im Gegensatz zu der erst erwähnten Hülle, auf der Rückenseite stehen, ist ganz glashell, Im Orient gesammelte Zoocecidien. 287 ung-emein dünn und dorsal lang- beborstet, etwas breiter als lang und vorn etwas gebuchtet. Die ventrale Seite dieser Partie liegt der grössern Larvenhülle so fest an, dass es schwier fällt, sie ganz unverletzt von ihr loszulösen. Der von der erwähnten Chitinleiste nach hinten liegende Theil der Larvenhaut ist auf der Bauchseite muldenförmig vertieft und in demselben Grade auf der Eückenseite gewölbt. Der Zweck beider Larvenhäute bestellt jedenfalls darin, das aus ihnen ausgeschlüpfte Thier zu stützen, das sich dem Anscheine nach ohne diese Stütze nur schwer an der der Gallenölfnung gegenüber liegenden Gallenwand zu halten vermag und wahrscheinlich gerade dort, wo seine Rückseite nach unten gerichtet ist, sitzen muss. Hier- für scheint mir auch der Umstand zu sprechen, dass die Nymphe zwischen den mittlem und hintern Hüften 2 zapfenartige Wülste be- sitzt, die dem Anscheine nach als Saugnäpfe functioniren. Die Zweck- mässigkeit der Stützvorrichtung ist augenscheinlich. Durch die s.tarke Wölbung wird die Tragkraft des Exuviums erhöht, während die platte, jedenfalls federnde, stielartige Yerschmälerung am Kopf- ende der Larvenhaut der Nymphe wieder eine gewisse Freiheit der Bewegung gestattet. Jedenfalls liegt hier eine Anpassung der Körperform an die Lebensweise des folgenden Entwicklungsstadiums vor, die in diesem Grade ganz vereinzelt dastehen möchte. Die beiden Larvenhäute sind von längern, weissen, haarförmigen Gebilden, die wahrscheinlich Secrete des Thieres sind, umhüllt, in welchem ich in einem Exemplar Fragmente einer ungemein kleinen Psyllidenlarve auffand. Es finden also bei dieser Psyllidenart wenigstens vier Häutungen statt. Der Fühler des ersten Larvenstadiums unter- scheidet sich von dem der folgenden besonders dadurch, dass er nach seiner Spitze zu verhältnissmässig dünn wird. Am Abdomen sind noch einige Randdornen und am Kopfe einige längere Haare wahr- nehmbar; alles andere fehlt oder ist undeutlich; etwas Aehnlichkeit scheint die Larve mit der grössern unter No. 63 beschriebenen zu haben, doch halte ich beide nicht für identisch. Das höchste Ent- wicklungsstadium, das ich von dieser Art kenne, die Nymphe, erreicht eine Länge von etwa 2 mm. Die deutlich entwickelten Fühler be- stehen aus 9—10 Gliedern. Das erste Basalglied hat die Form eines abgestutzten Kegels; das zweite ist fast doppelt so breit wie lang und in der Mitte am dicksten. Das erste Geisseiglied ist länger als die beiden folgenden zusammen. Alle folgenden Glieder sind mit Ausnahme des letzten an ihrer Spitze etwas dicker als an ihrer 288 Ew. H. RÜBSAAMEN, Basis und das zweite, dritte und fünfte ungefähr von gleicher Länge. Das vierte ist etwas länger als das fünfte, das sechste so lang wie die beiden vorhergehenden zusammen. Das letzte Geisselglied ist so lang wie das vorhergehende, bei einigen Exemplaren glaube ich je- doch in der Mitte des Gliedes eine Abschnürung zu erkennen, so Fig. S. Psylliden-Nymphe aus Gallen an Popnlus euphratica. 20 : 1. Fig. T. Hinterleibsende von Fig. S. 170 : 1. Fig. U. FüMervonFig.S. 170:1. dass dasselbe aus zwei gleich langen Gliedern zu bestehen scheint, von denen jedes auch eine Sinnesgrube besitzt. Auch am vierten, fünften und sechsten Geisseiglied sind Sinnesgruben wahrnehmbar. An der Fühlerspitze befinden sich die gewöhnlichen beiden Dornen und an allen Gliedern, mit Ausnahme des zweiten Basal- und ersten Geisseigliedes, einzelne längere Haare. Die kräftig entwickelten Beine sind mit zerstreut stehenden langen Haaren besetzt. An den Hinterbeinen sind die Tarsen zwei- gliedrig, an den andern ist die Abschnürung zwischen dem ersten und zweiten Glied nicht deutlich. Die Krallen sind stark gebogen, das Haftläppclien deutlich und an der Spitze verbreitert. Kopf und Thoraxrücken glatt, nur mit einigen längern Haaren besetzt ; die Flügelscheiden sind am Rand^ ^mit ziemlich weit ge- trennt stehenden Haaren versehen. Die Dorsalseite der Abdominal- segmente ziemlich dicht kurz bedornt, die Ventralseite lang behaart; jederseits neben dem quer stehenden Afterspalt ein Büschel langer Haare. Die Umgebung des Afterspaltes eigenthümlich ornamentirt Im Orient gesammelte Zoocecidien. 289 durch zu einer Schlangenlinie gruppirte Punkte, die nicht immer genau, aber doch ähnlich verläuft wie in Fig. T. Auch an den Larvenhäuten ist eine ähnliche, doch einfachere Ornamentirung vor- handen. Der Hinterrand des Abdomens ist mit derben zweigliedrigen Dornen besetzt. Die Galle wurde am 30. September 1892 im südöstlichen Persien, Provinz Kerman, bei Cheirabad im Districte Sirdschan, am 30. Sei)t. und 9. October bei Seid ab ad und Servistan und im Juli 1893 in Assyrien beim Dorfe Daereh zwischen Erbil und Eiwandous gesammelt. 66. Die andere Psyllidengalle unterscheidet sich von der vorher erwähnten auf den ersten Blick dadurch, dass die Gallen- öffnung nicht kreisförmig, sondern fein spaltartig ist (Taf 14, Fig. 31). Auch diese Galle befindet sich meist blattoberseits und ist wenig kleiner als die erstere, sonst aber wie diese gebaut. Blattunterseits ist auch hier ein ringartiger Wulst, aber die Ringöffnung wird nicht durch das Thier, sondern durch die Pflanze selbst geschlossen, und es bleibt nur die erwähnte schmale, spaltartige Oeffnung, die an dem vorliegenden Materiale stets in der Längsaxe des Blattes ver- läuft. Von dieser Galle liegen eine grössere Anzahl ganz jugendlicher Stadien vor. Der erwähnte Ring ist auch hier schon wahrnehmbar; er ist von dunkelrother Farbe, aber er erhebt sich noch nicht oder kaum über die Fläche des Blattes, so dass noch keine kraterartige Vertiefung entsteht. Die Umgebung des Ringes ist weisslich ent- färbt, während die innere Scheibe, die bei den altern Gallen tiefer liegt als der Ring, auch hier schon bräunlich gelb ist. Es könnte ja sein, dass diese hier unter No. 66 beschriebenen Gallen Jugeud- stadien von No. 65 vorstellen, dass bei weiterer Entwicklung die innere Scheibe verschwindet und die entstehende kreisförmige Oeffnung dann durch die erwähnte Larvenhaut in Form eines Pfropfens ge- schlossen wird. Für sehr wahrscheinlich halte ich dies nicht. In den ganz jungen Gallen habe ich nur einmal eine Psyllidenlarve aufgefunden, die sich ebenso wie die aus altern Gallen auffallend von den unter No. 65 beschriebenen unterscheidet. Die jüngste dieser Larven, die ungefähr so gross ist wie das kleinste Stadium aus der Galle No. 65, zeichnet sich dadurch aus, dass die Fühler ziemlich lang und an der Spitze mit 2 auffallend langen borstenartigen Dornen versehen sind. Sie bestehen aus einem kurzen plattenartigen Basalglied und einem langen, überall gleich dicken Geisselgliede. An 290 Ew. H. RÜBSAAMEN, den Beinen vermag ich an Hüften , Schenkel und Schienen einige Haare nachzuweisen; vor den Krallen steht ein ungemein langes geknöpftes Haar. Am Hinterleibsende befinden sich 2 Borsten- haare, die fast halb so lang sind wie das Thier. An der Vorder- seite des Kopfes, vor dem Rüssel, stehen 6 kleine Börstchen und vor dem Afterspalt 4 noch kleinere; im üebrigen ist das Abdomen, wie es scheint, ganz unbehaart, doch bemerkt man am Hinterrande eines jeden Abdominalsegments 2 kleine Wärzchen. Fig. V. Psyllideularve aus Galleu (Xo. 66) an Popiilus euphratica. 170 : 1. Fig. W. Psyllideularve aus Gallen (Xo. 66) an Populus euphratica. 170 : 1. Die Larve aus den weiter entwickelten Gallen verhält sich zu der vorher beschriebenen hinsichtlich ihrer Grösse etwa wie 3 : 2. Vor dem Rüssel stehen 2 ziemlich lange Borsten und ebenso 2 auf jeder Seite des Rüssels; auch die Beinborsten sind ziemlich lang, doch ist das Haar vor den Krallen viel kürzer als vorher und nicht ge- knöpft. An Stelle der erwähnten Abdominalwarzen stehen hier lange Borsten, und an der Seite ist jedes Segment mit einem kräftigen Dorn versehen. Die langen schwanzartigen Borsten fehlen ganz, doch steht eine Borste, die jedoch kaum länger ist als die andern Abdominalborsten, an jeder Seite vor dem Afterspalt. Die Platte vor dem Spalt ist kurz behaart. Im Orient gesammelte Zoocecidieu. 291 Die ganz jiigeiiclliclien Gallen (f. fruticosa) wurden im östlichen Persien in der Provinz Yesd am 30. April 1892 bei 1200 m s. m. in der Nähe von Hodjedabad. und am 29. März desselben Jahres bei 1300 — 1400 m zwischen Ag-da und Tschefta gesammelt; die altern Stadien bei 1800 — 1900 m s. m. in der Provinz Kerman und zwar am 13. April beim Dorfe Khebu ter-Clian und am 18. April bei Robat. Aus der Provinz F a r s i s t a n (bei Servistan und S e i d a b a d , 9. October und 30. September 1892) liegen ausserdem noch Gallen vor, die sich von den beschriebenen unterscheiden durch ihre kaffe- biaune Farbe und besonders dadurch, dass blattunterseits die kleine, kraterartige Vertiefung fehlt. Die Galle ist hier schwach gewölbt und von gelbbrauner Farbe. Von hier aus führt ins Innere der Galle ein unregelmässig gebildetes Flugloch, das sich bald in der Mitte der untern Scheibe befindet, bald an einer Seite derselben und das von einem Insect gefressen zu sein scheint. An einer Galle, an welcher sich das Flugloch seitlich befindet, glaube ich die unter ■No. 63 erwähnte spaltartige Oeffnung noch zu erkennen. Im Innern dieser Gallen finde ich Fragmente einer Psyllidenlarve und üeberreste von Raupen. Fast die ganze innere Höhlung ist mit Raupenkoth ausgefüllt. Mir scheint diese Missbildung eine deformirte Psyllidengalle zu sein, ob aber die Schmetterlingsraupen oder Pteromaliden , von denen ich allerdings keine üeberreste auf- finden konnte, diese Deformation der Galle verursacht haben, weiss ich nicht. Popiilus nigra L. f. pyramidalis (= P. dilatata). *67. B 1 a 1 1 r 0 1 1 u n g , P s y 1 1 i d e n g a 1 1 e. Die Blätter sind von einer oder von beiden Seiten bis zur Mittelrippe aufgerollt und blasig aufgetrieben ; an dem vorliegenden Exemplare sind sie schwarzbraun ent- färbt, das Innere der Rollen ist von Psyllidenlarven ausgefüllt. Ich vermag 4 Entwicklungsstadien zu unterscheiden, auch hier scheint also bis zur Entwicklung zur Imago eine 4 malige Häutung stattzufinden. Eine Nymphe ist grade beim Häutungsprocesse ; Fühler und Flügel sind bereits aus ihren Scheiden herausgezogen, während die Beine und das Abdomen noch umhüllt sind. Die Flügel sind leider noch weich und sackartig und die Aderung nicht zu erkennen, die Fühler sind jedoch ziemlich vollständig entwickelt. Sie bestehen aus 2 + 7 Gliedern (cf. Fig. X c), die aber beim ganz ausgebildeten Thiere möglicher Weise in der Form noch etwas abweichen. Die beiden Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 19 292 Ew. H. ßÜBSAAMEN, Basalglieder sind etwas länger als breit und um das Doppelte dicker als die Geisseiglieder: von letztern sind das 1. und 3. am längsten, d. h. reichlicli doppelt so lang wie das 2., 4., 6. oder 7., die also unter einander ziemlieh gleich lang sind. Die Grenze zwischen dem 4. und 5. ist undeutlich, doch glaube ich sie zu erkennen. Das b c Fig. X. Psyllidenfühler und zwar : a) von Fig. AA a, b) von Fig. Za, c) des vollentwickelteu In- sects. 170 : 1. Fig. Y. Hinterbein von Fig. Za. 170 : 1. 5. Glied ist etwas länger als das 4. Die Dornfortsätze an der Spitze des letzten Gliedes sind länger als das Glied und an der Spitze hakenförmig umgebogen. An der Spitze der Geisseiglieder befindet sich eine oder einige Börstchen ; nur beim 2. Gliede vermag ich diese Borste nicht wahrzunehmen. Jedes Geisseiglied ist quer geringelt. Die Fühler der Njanphe (Fig. X b) sind' 2 + 5 gliedrig. Auch hier sind die Basalglieder auffallend dicker als die Geisselglieder und deutlicli beborstet. Das 1. Geisselglied ist so lang wie die 3 folgenden zusammen, während das letzte Glied am längsten ist und die Länge der 3 ersten Geiselglieder erreicht. Auch hier vermag Im Orient gesammelte Zoocecidien. 293 ich am 2. Geisselglied keine Borsten wahrzunehmen. Sinnesgruben glaube ich am 1., 3. und 5. Gliede zu bemerken und zwar an der Spitze der beiden erstgenannten je 1, am letzten Gliede 3 und zwar Fig. Za. Fig. AAa. Fig. BBa. Psyllidennymphe und Larven aus Blattrollen an Populus nigra (No. 64). 40 : 1. Li '^%-L^^^m'.tl%r'^^:'^'' <^m Fig. Zb. Hinterleibsende von Fig. Za. 170:1. Fig. AAb. Hinterleibsende von Fig. AA a. 170 : 1. y'^^r^^^ Fig. BBb. Hinterleibsende von Fig. BBa. 170 : 1. am Ende des 1., 2. und letzten Drittel des Gliedes. Die Enddornen deutlich und grade. Der Fühler ist nicht so lang wie beim voll entwickelten Insect, aber viel dicker. 19* 294 Ew. H. RÜBSAAMEN, Die kräftig" entwickelten Beine (cf. Fig. Y) sind mit zerstreut stehenden Borstenhaaren versehen. Das 1. Tarsenglied ist von der Schiene noch nicht abgeschnürt, doch ist eine deutliche Verschmäle- rung der Schiene an der Spitze bemerkbar. An der Innenseite der Schenkel aller Beine befindet sich nahe der Basis eine- wulstige Verdickung, die mit 3 — 5 in einer Reihe stehender kreisrunder Papillen besetzt ist. Bei dem vorhergehenden Entwicklungsstadium kann ich nur 3 dieser Papillen wahrnehmen, bei den beiden ersten Stadien keine. Der Rücken der Njmiphe ist mit zerstreut stehenden längern Borsten besetzt. Am dichtesten stehen diese Borsten auf der Ober- fläche der Flügeldecken und am Abdomen, wo sie in allerdings nicht immer deutlichen Querreihen gruppirt sind. Auf der Ventralseite des Abdomens sind diese Borstenreihen deutlicher; sie bestehen aus längern und kürzern Borsten in, wie es scheint, willkürlicher Auf- einanderfolge. Am Hinterrande des Abdomens befinden sich ausser- dem kurze lanzenförmige Fortsätze ( Textfig. Z, AA, BB a u. b). Die kleine Lanze ist zuweilen von einem glashellen Secret umgeben, das sich bandartig über die Lanzenspitze hinaus fortsetzt. Der Afterspalt ist quer gestellt ; seine Umgebung ist fein chagrinirt ; daran schliesst sich ein gestrichelter Saum, der eine mehr oder weniger nierenförmige Furche umschliesst. Auf jeder Seite ausserhalb des Saumes befindet sich eine grosse Menge feiner Papillen, die in Form eines Halbmondes angeordnet sind ; die coucave Seite des Halbmondes ist dem erwähnten Saume zugekehrt. Hinter dem Saume befinden sich 2 kurze Dörnchen und seitlich davon, etwas mehr nach hinten, 2 längere. Bei dem vorhergehenden Stadium ist die Bildung der Hinter- leibsspitze ganz ähnlich. Die Papillen sind aber nicht in Form eines Halbmondes gruppirt und in viel geringerer Anzahl vorhanden. Bei den jüngsten Stadien fehlen sie ganz, und die vordem Abdominalsegmente sind an der ventralen Seite borstenlos. Die Fühler sind bei den Larven \) 3 gliedrig (Fig. X a) ; sie bestehen aus 2 kurzen Grundgliedern und 1 langen Spitzengliede. Sowohl bei den 1) Soweit meine Beobachtungen reichen, finden bei den Psylliden vier Häutungen statt. Zwischen Ei und Imago bestehen also vier Zwischen- Stadien, von denen ich die drei erstem Larve, das vierte Nymphe nenne. Auch das erste Larvenstudium ist bei einer Anzahl Psylliden , die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, bereits mit Flügelscheiden versehen, cf. KÜBSAAMEN, in: Entomol. Nachr., 1899, p. 266 Pussnote. im Orient g-esammelte Zoocecidien. 295 Larven wie bei der Nymphe befinden sich an der Basis des Rüssels 2 deutliche Borsten. Populiis sp, 68. Holzige B e u t e 1 g a 1 1 e n , A p h i d e n p r o d u c t. Die Galle hat die grösste Aehnlichkeit mit derjenigen, welche ich aus Euss- land an Pop. suaveolens Fisch, beschrieb und abbildete. Es sind stark gekrümmte, holzige Gallen von 20—25 mm Länge, deren Oberfläche stark rissig ist und die wohl als Knospendeformation aufzufassen sind. Suitanabad, Westpersien leg, Strauss. (Herb. Dr. V. SCHLECHTENDAL.) Poteiitilla kotscliyana Boiss. *69. Stengelschwellung, Cynipidengalle. Es liegen 2 Exemplare dieser Galle vor. Bei der einen ist ein kurzes Stück der Basis des Triebes normal geblieben; der übrige Theil ist stark angeschwollen, die Blätter aber noch ziemlich gut entwickelt. Bei dem andern finden sich an dem Stengel zwei Schwellungen, die eine nahe der Basis, die andre an der Spitze. Hier sind die Blattstiele auffallend verkürzt. Die untere Schwellung ist ca. 6 mm dick und eben so lang, die beiden andern Stengelauftreibungen erreichen eine Länge von 20 mm bei ß — 8 mm Dicke. Sie sind dort, wo sich eine Larvenkammer befindet, beulig aufgetrieben, haben aber Farbe und Behaarung des normalen Stengels. Die Galle hat grosse Aehnlichkeit mit derjenigen von Diastrojjhus maijri Reinh. 21. Juni 1899, in der subalpinen Region des Berges Sultan - dagh bei Akscheher (Wilajet Kenia) in Phrygien (1300 bis 1800 m s. m,). Poterium polygamum W. K. f70. Erineum, Acarocecidium. Die Haarrasen finden sich auf beiden Blattflächen und dem Blattstiele. Die Deformation gleicht im Wesentlichen dem in Deutschland auf Poterium vorkommenden Erineum, doch sind die Haare an den deutschen Objecten, die mir vorliegen, lange nicht so stark gekrümmt als bei dem Materiale aus Bithynien. Hier sind sie wollartig geschlängelt und in einander 296 Ew. H. RÜBSAAMEN. verflochten ; sie sind einzellig: und nicht verzweigt. Ganz ebenso be- schreibt sie aber Fe. Low ^) an Poterium sanguisorba L. 14. Mai 1899, Mudania in Bithynien. Pterocephalus involucratiis Sibth. et Sm. *71. Blüthendeformation, Erzeuger? Die Blüthen sind in fast allen Theilen abnorm vergrössert und von bleich gelbgrüner Farbe. Sie haben sich auf sehr verschiedenartige Weise verändert. Bei derjenigen Form, welche der normalen am ähnlichsten ist, sind alle Theile nur stark vergrössert und die Blumenkrone entfärbt. Bei der von der normalen am meisten abweichen- den Form sitzt der Hüllkelch auf einem ca. 25 mm langen behaarten Stiele. Die normal borsten artigen Kelchzipfel sind hier deutlich blattartig verbreitert, besonders an der Basis, welche ziemlich weit vom obern Rande des Hüllkelches abgerückt ist. Von den 5 Zipfeln der Blumenkrone ist der eine ungemein lang und breit mit deutlicher Nervatur; die ihm zur Seite stehenden sind etwas kleiner und die auf diese folgenden am kleinsten. Zwischen diesen beiden extremsten Formen finden sich alle möglichen Zwischeuformen ; bald fehlt der lange Stiel, bald sind die Zipfel der Blumen- krone annähernd normal etc. Nur die Fructi- ficationswerkzeuge sind, so weit ich dies be- obachten konnte, stets annähernd normal, der Grilfel an der Spitze aber nie blau. Ob hier ein Zoocecidium (A c a r o - c e c i d i u m ?) oder eine teratologische Bil- dung vorliegt, vermag ich nicht zu entschei- den. An dem einen Pflänzchen sind alle Köpfchen missbildet. 30. März 1897, 200 m unter dem Meeresspiegel bei Jericho (Ain-i-Sultan und Wadi-Kilt) in Südpalästina. In seiner Arbeit: Nuovo miscellanea teratologica -) erwähnt C. Massalongo eine teratologische Bildung anScabiosa ochro- Fig. CC. Deformirte Blütlie auf Pterocephalus involucratiis (No. 71). 10 : 1. 1) In: Verh. zool. bot. Ges. Wien 1874, p. 3. 2) In: Nuovo Giorn. bot. ital., p. 266. Im Orient g-esammelte Zoocecidien. 297 leuca L. aus Sachsen, welche er folg-endermaassen beschreibt: „Ecblastesi floripara delle inllorescenze ; all' ascello cioe delle brattee involucrali si erano sviluppati dei capolini secondari, portati da luiig-hi pedunculi." Obgleich diese Bildung' wesentlich von derjenigen an Pterocephalus abzuweichen scheint, so schien es mir doch angemessen, an dieser Stelle darauf hinzuweisen. Querciis aegilops L. (= itliali)urensis Decsn.). 72. Blattgallen, Cecidomy idenproduct. Die Galle wurde zuerst von Karsch beschrieben ^) ; dann wurde sie von Fockeu -) und mir-^) besprochen. Mir lag das KARScn'sche Original an Quercus macrolepis Kotschy vor; Fockeu erwähnt die Galle an Qu. ithaburensis und ilex. Auch die von Kaesch -) unter Nr. 26 und mir ^) unter Nr. 71 beschriebene Galle an Quere, vallonea Kotschy gehört möglicher Weise hierher. Nach Boissier sind Quercus macrolepis Kotschy, Quere, vallonea Kotschy und Quere, ithaburensis Decsn. nur Varie- täten von Quere, aegilops L. Die Galle tritt in der Regel blattoberseits als ziemlich flacher meist in der Mitte schwach genabelter Buckel von weissgelber Farbe auf. Bei Qu. macrolepis ist der Buckel meist stärker gewölbt als an den mir vorliegenden Gallen an Qu. aegilops. Die meist im Grundriss als Kreis erscheinende Galle ist oberseits unbehaart, und die Nervatur des Blattes ist noch zu erkennen. Unterseits tritt die Galle wenig über die Fläche des Blattes vor; sie ist stark weisslich behaart, doch ist der Galleneingang meist mit blossem Auge zu er- kennen. Die Deformation erscheint blattunterseits also ringförmig. Die winzige, junge Cecidom3^idenlarve bewohnt eine kleine Höhlung, die durch eine schmale Oeffnung mit der Aussenwelt in Verbindung steht. Vielleicht ist diese Oeffnung aber nur an jugend- lichen Gallen vorhanden und es handelt sich hier möglicherweise doch um die Galle von Arnoldia cerris. Mittheilungen über Jugendformen der Galle dieser Stücke liegen nicht vor. Ich bin, wie gesagt, jetzt zweifelhaft, ob die oben erwähnten Gallen zu Arnoldia cerris gehören. Die Gallen von Qu. aegilops L. haben weniger Aehnlichkeit mit denselben als die Gallen an Qu. macrolepis Kotschy. Fockeu 1) In: Z. ges. Naturw., Halle 1880. 2) In: Rev. biol. Nord, Paris 1897. 3) In: Entomol. Nachr., Berlin 1899 298 Ew. H. RÜBSAAMEN, bildete die Galle und einen Durchschnitt durch dieselbe au Qu. ithaburensis (1. c. ^) tab. 14, fig. 16) ab. Abgesehen von der Lage, entspricht die letzterwähnte Abbildung im Wesentlichen der von mir gegebenen (1. c.-) tab. 2, fig. 4). Eine ähnliche Galle sammelte Herr Bornmüller auch bei Athen, (Pentelikon am Kloster) im September 1886. Die Galle tritt blattunterseits jedoch sehr stark vor, und von einer Oeffnung ist hier nichts mehr zu sehen. Die Galle hat also noch grössere Aehnlichkeit mit derjenigen von Arnoldia cerris. Gallen, die noch mehr an diejenige von Arnoldia cerris erinnern, besitze ich von Herrn Bornmüller an Q u e r c u s m a c e d o n i c a DC. (V 0 d e n a , 15. Juli 1894) aus Macedonien und an Q u e r c u s o s t r y a e - folia BoRB., im Sept. 1894 von A. Longo bei Gas teil au a in Italien gesammelt. Es scheinen also thatsächlich Uebergänge zwischen den oben erw'ähnten Gallen an Qu. aegilops und den- jenigen von ^rwoWm cerm vorhanden zu sein. Möglicherweise liegt hier aber auch die Galle einer unbeschriebenen Mücke vor, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass die verschiedenen Substrate die Ver- schiedenartigkeit der Gallen bedingt. Freilich liegt mir auch eine Galle an Qu. cerris vor, die grosse Aehnlichkeit mit der an Quercus aegilops beschriebenen hat. An Quercus aegilops beschreibt Trotter '^') eine Galle, welche derjenigen von Arnoldia homocera (Fr. L\v.) *) sehr ähnlich ist. Dieselbe Deformation, beide aus der Provinz Hisan stammend, wird auch für Qu. libani Oliv, erwähnt. Quercus lirautii Li ndl. f73. T r i e b s p i t z e n d e f 0 r m a t i 0 n , C y n i p i d e n g a 1 1 e. Die Galle gleicht vollständig derjenigen von Andricns nmlHplicatus Gir. an Quere, cerris. G. Mayr bildet die Galle auf tab. 5, fig. 58. (Die mitteleurop. Eichengallen in Wort und Bild) ab und beschreibt sie auf p. 41 unter Nr. 58 folgendermaassen : „Die Galle bildet am Ende der Zweige, seltener an der Seite derselben, einen äusserlich aus rudimentären und verkrüppelten Blättern zusammengesetzten Schopf, welcher auf einer unregelmässigen, harten, reichlich be- 1) In: Rev. biol. Nord, Paris 1897. 2j In: Entomol. Nachr., Berlin 1899. 3) In: Bull. Soc. bot. ital. 1901 (Per la conoscenza della Cecido- flora esotica), p. 71 u. 72. 4) In: Verb. zool. bot. Ges. Wien 1877 p. 8, tab. 1, fig. 2. Im Orient gesammelte Zoocecidieu. 299 haarten Scheibe aufsitzt und dieselbe unig-iebt. Auf dieser Scheibe sitzt oben, von den Blattrudinienten versteckt, eine Anzahl kleiner, ziemlich unregelmässig- gestellter, länglich eiförmiger, braungelber Innengallen auf, deren jede eine Larve enthält. Diese inter- essante Galle erhält wohl ohne Zweifel dadurch ihre eigenthüniliche Gestalt, dass die Blattpolster noch in der Knospe angestochen wurden und die Axe nicht zur Entwicklung gelangt ist, so dass diese mit den verdickten und mit einander verwachsenen Blattpolstern die Scheibe bildet." Mai 1893, zwischen Riwandous und Erbil im östlichen Assyrien (Kurdistan). f74. Knospengalle, Cynipidenproduct. Die annähernd kuglige Galle von der Grösse einer Erbse gleicht derjenigen von Cynips lignicola Htg. und möchte auch wohl von dieser Wespe er- zeugt sein. Mit voriger. Quercus braiitii Lindl. var. latifroiis Bornm. 175. Erineum, Acarocecidium. Die Filzrasen sind nicht in das Blatt eingesenkt, es findet also keine Ausstülpung der Blatt- fläche nach oben statt. Die kleinen, braunen Filzrasen scheinen in der Regel blattunterseits, seltener auf der obern Blattfläche vor- zukommen. Sie bestehen aus- schliesslich aus stark keulen- förmigen Haaren, die oft in der Mitte bauchartig erweitert sind. Die runde, keulenförmige Er- weiterung an der Spitze ist meist eine ziemlich plötzliche; zuweilen sind die Haare auch etwas gebogen. An ihrer Basis sind meist mehrere dieser Haare mit einander verwachsen. Von allen mir bekannten Erineen erinnert das vorliegende in Be- zug auf den Bau der Haare am meisten an das Erineum spar s um Massal. an Quercus ilex. Die Deformation wurde am 21. Mai 1893 bei 1200—1600 m s. m. auf dem Kuh-Sefin bei Erbil in Kurdistan (östl, Assyrien) gesammelt zugleich mit dem folgenden. Fig. DD. Erineum auf Quercus brantii (No. 75). 100:1. 300 Ew. H. EÜBSAAMEN, 176. Erineum, Acarocecidium. Filzrasen blattunterseits verbunden mit Blattausstülpung' nach oben. Auch bei diesem Eri- neum sind die Haare, welche dasselbe bilden, ziemlich gleichartig gebaut. Beide Erineen gehören demnach zu der von mir aufgestellten zweiten Gruppe der Erineen an Quercus. Ich habe in: Allg. V ^\ ,1 i'A / - / / Fig. EE. Erineum auf Quercus brantii (No. 76). 100 : 1. Z. EntomoL, Neudamm 1901, p. 214, 230, 231 u. 245, die mir da- mals bekannten Erineen der Eiche im Zusammenhange besprochen. Seit jener Zeit sind mir, besonders wiederum durch die Sammlungen des Herrn Boenmüller, einige neue Erineen bekannt geworden, die im Anschluss an die vorstehenden zu behandeln zweckmässig sein möchte. Ausser an Quercus brantii Lindl. befinden sich diese Erineen an Quercus alnifolia Poecht, Quere, aegilops L. f. graeca Kotschy, Quere, coccifera Kit., Quere, ilex L., f. calycina, parvifolia und serrata, Quere, palestina Kotschy, Quere, p e r s i c a Jaub et Spach, Quere. pubescensW. var. crispata Stev. und Quere, vesca Kotschy. In meiner oben erwähnten Arbeit hatte ich die Erineen an Quere, aegilops, cerris, coccifera, pubescens und suber zur ersten Gruppe gezählt, d. h. zu derjenigen, in welcher die Haare ungleichartig gebildet sind, während zui* zweiten Gruppe Im Orient gesammelte Zoocecidien. 301 (Haare gleichartig- gebildet) nur die drei an Quercus ilex vor- kommenden Erineen gerechnet wurden. Zur 2. Gruppe gehören nun ferner die Erineen an Quercus brantii, ilex, palestina, persica und ein neues Erineum Fig-. FF. Eriueum auf Quercus alnifolia. 100 : 1. an Quercus coccifera. Zur 1. Gruppe mit ungleichen Haaren gehören die Erineen an Quercus aegilops f. graeca, alni- folia und vesca. Fig. GG. Erineum sparsum auf Quercus ilex. 100 : 1. 302 Ew. H. RÜBSAAMEN, Zur leichtern Orientirung gebe ich nachfolgend eine analytische ßestimmungstabelle der mir bekannten 17 Erineen an Quercus, wozu ich jedoch noch bemerken muss, dass bei allen diesen Erineen Abweichungen vorkommen und dass hier nur die extremsten Formen geschildert sind. Oft befinden sich an den deformirten Sternhaaren normale Strahlen; man möge sich davor hüten, diese Erineen als aus zweierlei Haaren bestehend anzusehen. Dasselbe gilt von dem Erineum sparsum an Quercus ilex, bei welchem oft normale und deformirte Haare gemischt sind. In der nachfolgenden Tabelle sind die mir bekannten Erineen an amerikanischen Quercusarten mit Ausnahme des in Deutsch- land vorkommenden an Quercus coccinea nicht berücksichtigt worden. 1 (20) Strahlen resp. Haare gleichartig. 2 (7) Strahlen an der Spitze keulig verdickt. 3 (6) Alle Strahlen an der Spitze auffallend keulig verdickt. 4 (5) Strahlen in der Mitte ohne auffallende bauchige Erweiterung. Stiel kaum so laug wie die keulenartige Verdickung; diese meist 4 — 5mal so dick wie der Stiel 1. Qu. ilex (Eri- neum sparsum). 5 (4) Strahlen oft mit bauchiger Erweiterung in der Mitte; die Keule viel kürzer als der Stiel und höchstens 3 mal so dick 2. Qu. brantii (Erineum ohne Blattausstülpung), ß (3) Haare zum Theil an der Spitze wenig auffallend verdickt, dann abgerundet, nicht zugespitzt 3. Qu. persica (Erineum ohne Blattausstülpung). 7 (2) Haare nicht oder kaum keulig verdickt. 8 (15) Haare deutliche Sternhaare; Strahlen auf deutlichem, gemeinschaftlichem Stiele. 9 (12) Stiel lang. 10 (11) Strahlen in der Mitte oft bauchig er- weitert, Erineum nicht eingesenkt . 4. Qu. coccifera (Erineum an der Basis der Mittel- rippe ohne Blattausstülpung). Im Orient i2:esannnelte Zoocecidien. 303 11 (10) Strahlen nicht erweitert, Erineum ein<:>esenkt 5. Qu. i lex und f. serrata, 12 (9) Stiel kurz. 13 (14) Erineum nicht eingesenkt, in den Nerven winkeln, weiss 6. Qu. coccinea. 14 (13) Erineum nicht eingesenkt, über die Blatt- fläche vertheilt, rostbraun . . . . 7. Qu. i lex (Erineum nicht eingesenkt), Erineum dryinura Schlecht, (= E. i 1 i c i n u m Pers.). 15 (8) Keine Sternhaare oder Sternhaarform wenig deutlich. 16 (19) Haare grade oder wenig gebogen. 17 (18) Haare an der Spitze meist abgerundet 8. Qu. palestina (Erineum eingesenkt). 18 (17) Haare zugespitzt 9. Qu. brantii (Erineum eingesenkt). 19 (16) Haare meist sehr stark gebogen und in einander verschlungen und verfilzt . 10. Qu. persica (Erineum eingesenkt). 20 (1) Haare ungleichartig. 21 (24) Deutliche Sternhaare, die Strahlen auf gemeinschaftlichem Stiele, sich nicht leicht aus dem Zusammenhange lösend. 22 (23) Die schmalen Haare an der Spitze ab- gerundet 11. Qu. vesca (Erineum eingesenkt). 23 (22) Die schmalen Haare zugespitzt . . . 12. Qu. alnifolia (Erineum nicht eingesenkt). 24 (21) Stiel sehr kurz oder Sternhaarform un- deutlich, die Strahlen sich meist aus dem Zusammenhange lösend. 25 (28) Die keulenförmigen Haare an der Spitze wenig verdickt, mehr wurstförmig. 26 (27) Haare wenig gebogen 13. Qu. cerris (Erineum eingesenkt. Erineum quer ein um Pers.j. 27 (26) Haare stark gebogen und in einander verschlungen und verfilzt . . . . 14. Qu. coccifera (Erineum Impressum Cokda. eingesenkt) 15. und Qu. pubescens (Erineum quercinum, eingesenkt.) 304 Ew. H. RÜBSAAMEN, 28 (25) Die keulenförmigen Haare stark ver- dickt. 29 (30) Die nicht verdickten Haare meist stark gekrümmt 16. Qu. suber und pseudosuber (Erineum eingesenkt Erineum suberinum Fee.). 30 (29) Die nicht verdickten Haare meist gerade 17. Qu. aegilops (Erineum eingesenkt). Fig. HH. Eriueum auf Quercns aegilops var. graeca. 100 : 1. Hierzu muss noch bemerkt werden, dass dort, wo die Strahlen der Steruhaare in zwei verschiedenen Formen auftreten, diese nicht immer an ein und demselben Sternhaare vorkommen. So kommen z. B. bei Quercus pubescens nicht selten deutliche Sternhaare vor, bei denen die Strahlen ausschliesslich älchenförmig sind. So gebildete Haare befinden sich oft am Rande eines Haarrasens. Im Allgemeinen scheinen bei Quercus die Erineen mit Blatt- ausstülpung nach oben häufiger zu sein als diejenigen, bei denen keine Blattausstülpung stattfindet. So kommen vor: I. Erineen mit B 1 a 1 1 a u s s i ü 1 p u n g. .1. Haare gleichartig gebildet an: 1. Quercus ilex (No. 5), 2. „ pal es ti na (No. 8), Im Orient gesammelte Zoocecidieu. 3Q5 3. Quere US brantii (No. 9). 4. „ persica (No. 10). 2. Haare ungleichartig: 5. Quercus vesca (No. 11), 6. „ cerris (No. 13), 7. „ coccifera (No. 14), 8. „ pubescens fNo. 15), 9. „ suber (No. 16), 10. „ aegilops (No. 17). IL Erineen ohne Blattausstülpung. 1. Haare gleichartig gebildet: 1. Quercus ilex (No. 1), 2. „ brantii (No. 2), 3. ,, persica (No. 3), 4. ,, coccifera (Mittelrippe, No. 4), 5. „ coccinea ( No. 6), 6. „ ilex (No. 7). 2. Haare ungleichartig: 7. Quercus alnifolia (No. 12). Auffallend lang gestielte Sternhaare finden sich bei Quercus coccifera (No. 4), ilex (No. 5), vesca (No. 11) und alnifolia (No. 12). * Ein sehr interessantes Erineum fand ich in der Sammlung des Herrn Prof. Dr. P. Magnus. Dasselbe wurde 1901 in Süd- Albanien bei den Ruinen von Dodona von Herrn Dr. A. Traeger gesammelt und ist eine meines Wissens bisher nicht beschriebene Form. Es findet sich an Qu. coccifera an der Basis der Mittelrippe blattunterseits und unterscheidet sich in Bezug auf die Form der Haare auffallend von dem mit Blattausstülpung verbundenen Erineum impressum Corda an derselben Pflanze, doch ähneln manche Haare dem mit Blattausstülpung verbundenen Erineum auf Quercus ilex. Auch von BoRNMÜLLER und Sintenis wurde dieses Cecidium 1891 am Olymp gesammelt, zugleich mit dem Erineum im- pressum, das ich in meiner Arbeit über Zoocecidieu der Balkan- HalbinseP) unter Nr. 19 erwähnte. Ich habe damals dieses wenig auffallende, eigentliüm liehe Erineum übersehen. 1) In: Allg. Z. Entomol., Neudamm 1900, p. 214. 306 Ew. H. RÜBSAAMEN. Fig-. JJ. Erineuni auf Quercus coccifera an fier Basis der Mittelrippe. Strahlen ohne bauchio-e Erweitenine'. 100 : 1. -^=V Fig. KK. Eriueum auf Quercus coccifera an der Basis der Mittelrippe. Haarstrahlen theihveise mit bauchiger Erweiteruno-. 100 : 1. Im Orient gesammelte Zooceridien. 3Q7 Anfänge von Verzweig-ungen habe ich an den Strahlen bei Quercus cerris, alnifolia und aegilops var. graeca be- obachtet. In Bezug auf Fundort. Zeit etc. der vorher erwähnten Erineen aus dem Oriente verweise ich auf den nachfolgenden Text. Hin- sichtlich der andern sei bemerkt, dass mir vorliegt : 1. Quercus aegilops L. 'f. graeca Ky.,, Sept. 1886, Athen. Pentelikon. am Kloster, leg. BoExm'LLER. 2. Quercus alnifolia Poecht. 6. August 1898. Cypern. in monte Troodos, leg. Rev. Dr. G. Post. 3. Quercus ilex L. var. calycina Poiz, Sept. 1886, Pentelikon. 4. Quercus ilex L. form, parvifolia (?). Aug. 1891, Spanien, Sierra Nevada, prope San Geronimo, 2000 m s. m.. leg. Porta u. Rigo. 5. Quercus ilex L. f. s errat a, Athos: bei Kerasia. 17. Juni 1891. leg. BoRXMrLLER. Von diesen Gallen au Quercus ilex ist nur diejenige von Xo. 5 mit Blattausstülpung verbunden. Alle diese Erineen verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Bornmüllee. der auch die Pflanzen- species bestimmte. Eine Zusammenstellung der Erineen an Quercus giebt auch Trotter. ^) Auch wurden von demselben einige Erineen beschrieben,-) die mir durch Autopsie nicht bekannt .sind; dieselben befinden sich an Qu. calliprinos AVebb aus Cilicien ileg. Kotschyi und an Qu. libani Oliv, i Cilicien, leg. Kotschyi. Quercus callipriuos Webb. 77. Blattg allen, Cj-nipideuproduct. Die GaUe gleicht derjenigen von PJagioiroplius cocciferae Licht, an Quercus cocci- fera. Das ganze Blatt ist stark aufgetrieben, nur der Blattrand normal. Die angegriffenen Blätter bleiben meist kleiner als die normalen. Die vielkammerige, fleischige Galle ist dunkel carminroth gefärbt und entspricht in ihrer äussern Form auch derjenigen, welche Fockeu ^1. c, p. 29 u. 30) beschreibt und auf tab. 24 abbildet. Die von Fockeu beschriebene Galle befindet sich auf Qu. ilex und 1) In: Bull. Soc. bot. ital., Firenze 1900, p. 198 f. 2) Ibid., 1901, p. 71 u. 72. Zool. Jahrb. Bei. XVI. Abth. f. Syst. 20 308 Ew. H. EÜBSÄAMEN, wird ohne Zweifel von einer Plagiofrophus- Art erzeugt werden. Kaksch (1. c, p. 296) ist der Ansicht, dass die von ihm beschriebene Galle mit derjenigen, welche Fabkictus^) erwähnt, übereinstimme und zu Flagiotroplms (Andricus) cocciferae Licht, oder ilicis Licht. gehöre. Die Galle an Qu. ilex, welche Fockeu beschrieb, stammt vom Berge Tabor; Herr Boknmüllek sammelte sie an Qu. calli- prinos am 3. Mai 1897 auf dem Carmel in Palästina. Quercus cedrorum Kotschy. t78. Galle von Nenroferus lemkularis Htg. Flachlinsenförmige Gallen mit Sternhaaren. 27. August 1889 bei 1200—1500 m s. m. auf dem Ak-dagh bei Amasia in Kleinasien. (^uercus cerris. 79. Deformation der männlichen Blüten; Erzeuger Andricus aesiivalis GiR. Die ziemlich grossen, an der Basis schmalen becherförmigen Hüllen umschliessen 1 — 2 Gallen und sind zu Ballen von maulbeerartigem Aussehen zusammengedrängt. Diese Ballen halten bis 25 mm Durchmesser, cfr. Mayr, Die mitteleurop. Eichen- gallen in Wort u. Bild, No. 70 und tab. 6, fig. 79. Mai 1890, Amasia bei 600—900 m s. m. 80. Galle von Neuroterus lenficularis Oliv. A m a s i a. 81. Blattausstülpung, Cecido myid eng alle. Die Galle gleicht derjenigen an Quercus pedunculata Eheh., die in Deutschland überall sehr häufig ist und von mir in : Berl. entomol. Z., V 36, 1891, p. 405 kurz beschrieben wurde. Sie wurde mit der vorigen gesammelt. 82. B 1 a 1 1 g a 1 1 e , C e c i d o m y i d e n p r o d u c t. Die Deformation gleicht derjenigen von Bryonujia circinans Gib. Sie tritt blattunter- seits als kreisrunde oder mehr nierenförmige Scheibe auf, die hier wenig, im Allgemeinen aber sehr stark behaart ist. Blattoberseits er- scheint sie als ringförmiger Wulst, der eine kraterartige Vertiefung umschliesst. cfr. Mayr 1. c, p. 54 und tab. 6 fig. 78. Die Galle wurde am 17. August 1892 von flerrn Sintenis in Paphlagonien bei Kastambuli gesammelt. Trotter-) beschreibt diese Galle aus der Provinz Schirwan. 1) Supplementum Entomologiae systematicae, Hafniae 1798, p, 213, 10 — 11. 2) In: Boll. Soc. bot. ital., 1901, p. 72. Im Orient g-esaminelte Zoocecidien. 309 ad pagum Kariiy; sie wurde von Kotschy 1859 auf Qu e reu s vesca gesammelt. 83. Blattgalle älmlicli derjenigen von Arnoldia ccrris, cfr. hierüber das bei Quercus aegilops Gesagte. Amasia, auf dem Ak-dagh. 84. B 1 a 1 1 p a r e n c li y m g a 1 1 e n , C e c i d o m y i d e n p r o d u c t. Die Galle wird von Fr. L<)w (in Verh. zool.-bot. Ges. Wien 1877, p. 33) folgendermaassen beschrieben: pustel- oder pockenartige Gallen in den Blättern von Qu. cerris L. Es sind dies 2^4—272 nim breite, V2 ii^^ dicke, kreisrunde, äusserst flache Auftreibungen in der Blattfläche, welche, da auch ihre Farbe nur wenig dunkler als die des Blattes ist, so wenig Auf- fälliges an sich haben, dass sie nur mit Mühe wahrgenommen werden können. Es bedarf daher einiger Uebung, um sie aufzufinden, am besten sind sie noch zu entdecken, wenn man die Blätter gegen das Licht besieht, weil sie dann wie schwarze runde Flecke im etwas transparenten Blatte erscheinen. Sie sind oben und unten gleich flach erhaben und haben auch beiderseits in ihrer Mitte einen sehr stumpfen, fast nur mit der Lupe wahrnehmbaren Nabel. Ihre Wände sind sehr dünn, aber ausserordentlich spröde. Sie umschliessen eine Larvenkammer, welche so niedrig ist, dass es fast unbegreiflich er- scheint, wie eine Mückenlarve in ihr zu existiren vermag.'' Erzeuger Arnoldia szepligetii Kffr. Die Gallen wurden mit den vorigen gesammelt. Trotter erwähnt ähnliche Gallen an verschiedenen Quercus- arten. Quercus coccifera L. 85. Erineum Impressum Corda. Insel Prinkipo im Marmarameer, Sept. 1886. Quercus liaas Kotschy var. atricliocladus Borb. et Bornm. f 86. Galle von Neuroterus lenticularis Htg. cfr. No. 75. 20. Mai 1890 bei Amasia (in valle Göllii) und in Bithy- nien zwischen Brussa und Mudania am ülfer-tschae. 16. Sept. 1886. Quercus infectoria Oliv. ■f87. Galle von Neuroterus lenticularis Htg. Kleinasien, Akdagh bei Amasia, 15. Juni 1889 bei ca. 20* 310 Ew. H. RÜBS AAMEN. 1500 m s. m. und im Mai 1890 bei 900 m. cfr. Mayr, 1. c. tab. 6. % 63. 188. Blasse, länglich runde Gallen blattunterseits an den grössern Eippen. Die Galle hat Aehnlichkeit mit derjenigen von Drijophanta agama Htg. Amasia (1889) mit voriger, cfr. Mayr, 1. c, tab. 5, fig. 52. f89. Deformation der männlichen Blüthen. Die Galle gleicht derjenigen von Andricus ramuU L., welche Mayr 1. c, tab. 6, fig. 81 abbildet und pag. 56 folgendermaassen beschreibt : „Die wohl kleine, aber fast immer gehäufte Galle findet sich im Mai an den Staubblüthen- kätzchen von Qu. sessiliflora, pedunculata, besonders aber von Qu. pubescens. An der Stelle der Blüthenkätzchen sieht man nussgrosse oder kleinere wollige Massen, welche ganz das Aussehen von in einen Ballen zusammengedrückter weisser oder bräunlich- gelber Baumwolle haben. Löst man einen solchen Ballen aus ein- ander, so zerfällt er oft in mehrere kleine Ballen, deren jeder einem Blüthenkätzchen angehört. Diese kleinen Ballen enthalten im Innern einen festen unebenen Knollen, welcher aus 10 — 20 fast hirsekorn- grossen und ebenso geformten, harten, braunen, an die ganz ver- kümmerte Spindel angewachsenen Gallen besteht. Jede dieser kleinen Gallen ist hart, enthält eine Larvenkammer und ist von zahlreichen, sehr langen, ursprünglich saftigen, dann aber bald trockenen, flach- gedrückten und gedrehten Haaren, in derselben Weise wie die Baum- wollensamen, bedeckt." Amasia, mit voriger. f90. Fruchtgalle erzeugt durch Cynips caput-medusae Htg. cfr. Mayr, p. 64, tab. 7, fig. 89. Die Galle entspringt an einer Seite des Fruchtbechers und ist von zahlreichen langen, verästelten, un- regelmässig gekrümmten Fortsätzen bedeckt. 16. September 1886, am Fusse des Oljnnps bei Brussa in B i t h y n i e n. 91. Knospengalle erzeugt durch Cynips insana G. Mayr. ^') Die Galle ist schon oft Gegenstand der Besprechung gewesen. Die Wespe wurde erst im April 1901 von Prof. Dr. G. Mayr in der unten angegebenen Arbeit beschrieben, obgl-eich der Name Cynips insana, von Westwood herrührend, bereits in der von Elliott- 1) Mayr, Der Erzeuger der Sodomsäpfel , in: Wien, entomol. Z.. Y. 20, 1901, p. 65—68. Im Orient gesammelte Zoocecidien. ^1\ Westwood g-emeinschaftlich verfassten Arbeit über diese Galle ^) gegeben wurde. Als S o d o m s a p f e 1 , P o m a 8 o d o m i t i c a , D e a d - S e a - A p p 1 e wird die Galle in der Litteratur öfter genannt. Nach Elliott 1) ist sie bereits von Tacitus , Strabo , Joseplms und sogar von Moore in seiner epischen Dichtung Lalla Rookh er- wähnt worden. 1801 wurde die Galle und ihr Erzeuger von Olivier'-) be- sprochen und abgebildet, ohne dass der Name Sodomsapfel er- Avähnt wird. Im Jahre 1835 wurde sie von Aylmer Boürke Lam- bert =^) beschrieben und farbig abgebildet. Die Abbildungen von Olivier und Lambert haben mit den mir vorliegenden Gallen mehr Aehnlichkeit als die Abbildung, welche Elliott giebt. Nach Wiesner ^j kommt die Galle auf Quercus tauricola Kotschy vor. Die bis 40 mm Durchmesser haltende Galle erinnert in ihrer Form an diejenigen von Cynips argentea Htg. Sie wird aber noch grösser als diese. Die Spitzen der Krone sind an den mir vorliegen- 'den Exemplaren weniger auffallend als bei C. argentea. Um diese Spitzen ist die Galle gelbgrau gefärbt, während sie sonst von inten- siv braunrother Farbe ist. Die Galle ist stark glänzend und sieht aus wie lackirt. Hält man sie längere Zeit in der Hand, so klebt der nun erwärmte lackartige Ueberzug an der Hand fest. Nach Elliott ist die ganze Galle mit kleinen Höckern bedeckt. Meine Exemplare stimmen überein mit den Angaben von Lambert. Da ich die beiden mir vorliegenden Gallen nicht zerstören mag, so kann ich über ihren Innern Bau nichts sagen. Nach Elliott und Lambert ist die Galle einkammerig ( „in the centre there is a small round hole or nidus where it (the insect) lodges'') und das Lmere der Galle weich und porös. (..That these galls are the true Dead-Sea-Apple, there can no longer be a question; nothing can be more beautiful than their rieh, glossy purplish red exterior — nothing more bitter thau their porous and easily pulverized inferior"; cfr. Elliott.) Auch die mir vorliegenden Gallen scheinen aus einem ziemlich weichen, schwamm artigen Gewebe zu bestehen. Dort wo die Galle 1) In: Trans, entomol. Soc. London 1837, V. 2, p. 14—18. 2) In: G. A. Olivier, Voyage dans l'empire Ottoman , l'Egypte et la Perse, Paris, V. 1, 1801, Atlas tab. 26. 3) In: Trans. Linn. Soc. London 1837, V. 17, 445—448. 4) Wiesner, Jul., Die Rohstoffe des Pflanzenreiches, Leipzig 1873 (p. 795—809). 2. Aufl., 1900, mit Abbild, der Gallen von W. FlGDOR. 312 Ew. H. RÜBSAAMEN, dem Zweige ansitzt, ist sie nach hinten gewaclisen und umklammert den Zweig von zwei Seiten. („The mode in which the gall is attached to the skin of the plant is curious, and unlike that of any other which I have seen; the base of the Gall rising upwards on each side, [Elliott stellt die Galle hängend dar, meine beiden Exemplare sind aufgerichtet !] and bending inwards so as to clasp the extremity of the twig somewhat like a pair of wide and courved nippers. "J Ich besitze die Gallen aus Kleinasien. Von Herrn Bornmüller wurde sie bei Brussa am Olymp gesammelt (17. Sept. 1886) und Herr Rolle sammelte sie 1894 bei El Mali. Nach Prof. Dr. G. Matr kommt die Galle auch in Europa vor; er erwähnt sie aus Südalbanien. *92. Blattgalle. Cynipidenproduct. Die Galle hat ungefähr die Form eines holländischen Käses, ist 5 mm hoch und 8 mm breit und sitzt blattunterseits auf der Mittelrippe in der Nähe der Blatt- spitze. Aussen ist sie glatt; kahl, wenig glänzend, von bräunlich gelber Farbe, hier und da mit einem unscheinbaren, etwas dunkler gefärbten Höckerchen besetzt. Ausserdem ist die einzige vorliegende Galle bedeckt mit unregelmässig geformten schwärzlichen, sehr kleinen Pustelchen, von denen ich nicht weiss, ob sie sich nur zufällig an dieser Galle befinden. Das Innere der Galle enthält eine grosse länglichrunde Larvenhöhle von 4,5 mm Breite und 2,5 mm Höhe. Die Larvenhöhle ist von einer festen bräunlichen, ziemlich dünnen Schicht umgeben. Zwischen ihr und der Aussenhaut ist das Gewebe strahlenartig angeordnet. Ak-dagh bei Amasia, Kleinasien, Mai 1890. Qiiercus macrantliera F. et M. t93. Blatt g allen von Bnjophanta agama Ht&.? (cf. No. 88). Kleinasien auf dem Sanadagh bei ca. 1500 m s. m. 13. Juli 1889 und Ak-dagh ebenda. 194. Fleischige, glatte, kuglige, weiche Blattgallen von 7 mm Durchmesser, die Aehnlichkeit mit jungen Gallen von TJryophanta folii L. haben. Ak-dagh bei Amasia, Juli 1889. t95. Kleine Blattgallen, die Aehnlichkeit- mit denjenigen von Dryophanta divisa haben. Ak-dagh bei Amasia. |96. Blattgallen von Neuroterus numismatis Ol. Sanadagh und Ak-dagh bei Amasia (Taf. 15. Fig. 36)- Im Orient g-esammelte Zoocecidieu. 313 f97. Blattg'allen von Neiiroferits Jenticularis Ol. Ak-dag-li bei Amasia. f98. Blattg-allen von Andricus ostreus G. Die kleinen gelben, rothgetüpfelten Gallen sitzen auf den Blattrippen zwischen 2 scheiden- artigen Klappen. Die Gallen fallen zur Erde, während die Klappen am Blatte verbleiben. An dem vorliegenden Materiale sind nur noch die Klappen vorhanden. Bei Amasia auf dem Dewedschi-dag-h bei 1400 m s. m. am 29. Juli 1889 gesammelt (Kleinasien). *99. Kleine, ungefähr halbkuglige Blattgallen auf den Rippen blattunterseits. Die Oberfläche der Gallen ist mit zierlichen kleinen Höckerchen besetzt. Die Galle hat etwas Aehnlichkeit mit den Gallen von Neuroterus mimdulus Gik. Die Höckerchen stehen aber nicht so dicht. Sana-dagh bei Amasia (Taf. 15, Fig. 36 u. 37). Qiiercus palestina Kotschy f. serrata = Qu. coccifera L. var. flOO. Erineum mit Blattausstülpung, bald ober- bald blattunterseits (cf. Tab. No. 8). Das gelbbraune Erineum besteht Fig. LL. Erineuui auf Quercns palestina (No. 100). 100:1. aus gleichartigen Haaren, die an der Spitze abgerundet und wenig gekrümmt sind. Sternhaarform nicht deutlich. 7. Juli 1897 bei 800 m am Libanon bei Brummana. 314 Ew. H. RÜBSAAMEN, *101. Länglich eiförmige Gallen blattunterseits an der Mittelrippe (Taf. 15, Fig. 35). Es stehen 3 Gallen zusammen; 2 derselben erscheinen als blasige Auftreibungen des Blattes, die eine grosse längliche Larvenkainmer umschliessen. Diese beiden Gallen sind von der Blattrippe etwas abgerückt. Die 3. steht zwischen ihnen und der Mittelrippe; sie erscheint als freie Galle, nicht als Blattauftreibung; sie ist blassgelblich, ihre Längsaxe (1,5 mm) liegt in der Richtung der Mittelrippe. Der Blattrand ist an der be- treffenden Stelle stark eingezogen und das Blatt seitlich verbogen. Mit voriger. (^iiercus peduuculata Eheh. 102. Galle von Neuroterus lenticularis Ol. August 1890 am Yeschil-Irmak bei Amasia, Kleinasien Prov. Pontus. Quercus i)ersica J. et Sp. tl03. Erineum blattunterseits ohne Blattaus- stülpung (cf. Tab. No. 3). Das schwarzbraune Erineum bildet Fiff. MM. Eriuemn auf Quercus persica (nicht eingesenkt). 100 : 1. dicke kleine Rasen, die aus gleichartig gebildeten Haaren bestehen, die an der Spitze alle verdickt sind. Die Verdickung ist jedoch bei den verschiedenen Haaren sehr ung-leich. Bei manchen ist sie so Im Orient gesammelte Zoocecidieu. 3]^ 5 gering-, dass sie kaum wahrzunehmen ist; immer aber sind die Haare an der Spitze abgerundet. Die stark keulenartig verdickten Haare sind im Allgemeinen stärker gekrümmt und kürzer als die andern und zuweilen in der Mitte bauchig erweitert, ähnlich wie bei Quercus brantii. Die Galle wurde in Südpersien in der Provinz Farsistan bei Mj^an-Kotel zwischen Schiraz und Käser un bei 2200 m s. m. am 9. Juli 1892 gesammelt. *104. Kleine kuglige Blatt g alle, Cynipidenproduct. Die Galle sitzt an einer Rippe blattunterseits, hat einen Durch- messer von ungefähr 2—3 mm und ist dicht besetzt mit abstehenden grauen und fuchsrothen kurzen Haaren. Das braunrothe Innere der Galle ist ungemein hart. Die kleine Larvenhöhle wird umgeben von einer weissen Schicht; nach oben scheint an dem untersuchten Exemplare ein grösserer Vorhof vorgelagert zu sein. Mit voriger. *105. Gelbgraue länglichrunde Galle auf der Blatt- mittelrippe, Cynipidengalle? Die Galle befindet sich auf der untern Blattseite nahe der Basis des Blattes ; sie ist 2 mm l)reit und 3,5 mm lang. Die Mittelrippe ist von dei' Galle bis zur Blatt- basis stark angeschwollen und auf der obern Blattseite der Länge nach aufgeplatzt. Ob diese Erscheinung durch die Galle bedingt wird oder eine gesonderte Gallenbildung vorstellt, weiss ich nicht. Mit den knotigen Blattstiel- und Blattmittelrippenschwellungen, wie sie an europäischen Eichen durch Andricus testaceipes Htg. und Andriciis trüineatus Htg. erzeugt werden, stimmt sie nicht überein. Die vorliegende Mittelrippenschwellung ist glatt, ohne Höcker be- haart wie die normale Mittelrippe und etwa doppelt so dick wie der Blattstiel. Die erwähnte rundliche Galle ist etwas runzlig, was wohl nur eine Folge des Eintrocknens ist. Sie ist hier und da etwas beulig aufgetrieben. Da die Galle mit mehreren Fluchlöchern versehen ist, so ist sie voraussichtlich mehrk ammeiig; vielleicht ist sie aber auch durch Schmarotzer deformirt worden. Durch die Anschwellung der Mittelrippe ist das bei Quercus p e r s i c a sonst ziemlich flache Blatt, von der Galle nach dem Rande zu, beiderseits stark wellig nach unten gezogen. Mit voriger. *106. K n 0 s p e n g a 1 1 e , C y n i p i d e n p r 0 d u c t (Taf. 25, Fig. 34) Die kualio'en Gallen haben ca. 10 mm Durchmesser. Sie sind 316 Ew. H. RÜBSAAMEN, ziemlicli dünnwandig- und mit einem g-elbgranen Filze, der aus normalen, sehr kleinen Sternhaaren besteht, dicht überzogen. Die Galle sitzt dem Zweige scheinbar breit auf. In Wirklichkeit ist sie dem Zweige nicht breiter verbunden als die normale Knospe; sie hat sich aber nach hinten, d. h, dort wo sie am Zweige sitzt, ziem- lich stark entwickelt und dicht an oder sogar um den Zweig gelegt. Jede der beiden grossen Gallen ist mit einem ziemlich grossen Flug- loche versehen. Eine viel kleinere, mehr höckerige Galle ist jedenfalls von einem Schmarotzer oder Inquilin bewohnt gewesen, wodurch ihre Form verändert worden ist. Diese Galle ist mit einem sehr kleinen Flug- loche versehen. Mit voriger. jl07. Ringförmige Rinden Wülste, Coccid engalle (Taf. 15, Fig. 34). Die Galle hat grosse Aehnlichkeit mit derjenigen von Asierolecanium qnercicola Büuche. Die Schildlaus sitzt in einer Vertiefung in der Rinde, die von dem erwähnten ringförmigen Wulste umrahmt wird. Die Läuse selbst sind etwas kleiner als das bei Berlin nicht seltene A. qnercicola. Die Exuvien sind am Rande durch eine harzige Masse mit der Rinde verklebt; ausserdem besitzen sie denselben Strahlenkranz Avie A. qnercicola. Dieser Kranz besteht aus haarartigen Wachsfäden, von denen in der Regel 2 dicht zu- sammenstehen und nach der Spitze zu divergiren. Die Strahlen werden von Drüsen abgesondert, welche sich an der Peripherie des Thieres befinden und von denen jede eine Doppelöffnung nach aussen besitzt. Bei der deutschen Art Avird dieser Drüsenkranz nach aussen umgeben von einem andern, der nur aus einfachen kreisrunden Oeffnungen besteht. Oft stehen neben 1 Doppeldrüse 2 einfache, oft nur 1 ; auch auf dem Rücken des Thieres finden sich, uuregelmässig zer- streut, ähnliche Bildungen. Von dem erwähnten 2. Kranze habe ich bei der persischen Art nichts auffinden können, auch sind die auf dem Rücken stehenden, an der Spitze verdickten Haare viel weniger dicht und scheinen sogar manchmal ganz zu fehlen. Ob alle diese Merkmale constant sind, darüber kann ich mir bei dem verhältniss- mässig dürftigen Untersuchungsmaterial kein Urtheil bilden. Sollte sich die persische Coccide bei späterer Untersuchung thatsächlich als eine besondre Art ausweisen, so möchte ich für dieselbe den Namen Asteroleccmiuni bornmälleri vorschlagen. Mit voriger. Im Orient e-esammelte Zoocecidien. 31.7 fl08. Pustel form ige Blatt gallen, Ceciclomyiden- product, ähnlich derjenigen von Arnoldia cerris (cf. Quercus aegilops No. 69). 1109. Erineum blattnnterseits mit Ausstülpung, Acarocecidium (cf. Tab. No. 10). Das braungelbe Erineum be- steht aus gleichartigen Haaren, die an der Spitze abgerundet und ■r X "^ Fig. XN. Erineum auf Quercus persica (eingesenkt) (Xo. 109). 100 : 1. meist sehr stark gekrümmt, oft korkzieherartig gedreht sind. Die Sternhaarform ist nachweisbar, doch sind die Strahlen an der Basis nur lose verbunden und lösen sich leicht aus dem Zusammenhange. Einzelne Haare sind im letzten Drittel stark verschmälert. Das einzige vorliegende Blatt, auf welchem sich dieses Erineum befindet, wairde von Herrn Th. Strauss im östlichen Persien bei S c h u t u r u n - K u h gesammelt. Ich verdanke es der Freundlichkeit des Herrn Boenmüller. Quercus pfaefflugeri Kotschy. *110. Kleine Blatt ran dg alle, Cynipidenproduct. Die längliche, eiförmige Galle entspricht in ihrer Form derjenigen von Neuroterus aJbipes Schenk. Sie ist dünnwandig, braungelb und sitzt am Ende einer Seitenrippe; der Blattrand ist nur wenig ein- gezogen (cf. Mayr 1. c. p. 50 und tab. 6, fig. 72). 27. Mai 1893, bei 1100 m s. m. auf dem Kuh-Sefin bei Erb il in Kurdistan. 318 Ew. H. RÜBSAAMEN. Qiierciis piibesceus Willd. 111. Galle von Bryophanta agama Htq. (cf. No. 88). 112. Scheibenförmige Blattgallen von Nenroterus lenticu- laris Ol. Jnli 1890, beide bei Amasia in Kleinasien (900 m s. m.). 113. Galle von Andricus ostreus Gir. Auch hier sind nur noch die Scheidenklappen, zwischen denen die Galle gesessen hat, vor- handen (cf. No. 98). 18. Juli 1890, ca. 1900 m s. m. auf dem Ak-dagh bei Amasia in Kleinasien. Querciis sessiliflora Sm. var. aurea Wieezb. 114. Galle von Nenroterus lenticularis Ol. Juli und August 1890 auf dem Sana-dagh und Ak-dagh bei Amasia. Qiierciis vesca Kotschy. fll5. Blattgalle erzeugt durch Bryomyia circinans Gib. (cf. No. 82). fll6. Blattgalle ähnlich derjenigen an Quercus aegilops (cf. No. 72). Cecidomyideuproduct. tll7. Erineum mit Blatt- ausstülpung nach oben (cf. Tab. No. 11). Das braungelbe Erineum besteht aus keulen- förmig verdickten Haaren und solchen, die nach der Spitze zu verjüngt, aber in der Regel ab- gerundet , nicht stachelspitzig sind. Besonders die letztgenannte Strahlenfurm ist ungemein stark gekrümmt und geschlängelt. Die Strahlen hängen ziemlich fest zusammen, so dass die Stern- haarform leicht nachzuweisen ist. 12:~ Mai auf dem Kuh- S e f i n bei E r b i 1 (1600 m s. m.) im östlichen Assj^rien (Kurdi- „ . .w^ ^^" ' /Tv^ -..HN stau) zusammen mit den beiden Jiirmeum aut Quercus vesca (^ü. 117). 100 : 1. vorigen. Im Orient g-esammolte Zoocecidien. 319 Rosa sp. 118. Fruchtgall e erzeugt durch Bhoditcs fructmim Rübs. S u 1 1 a n a b a d in P e r s i e n , leg-. Strauss (Herb. v. Schlecht.). Bona sp. 119. Triebspitzendeformatioii erzeugt durch Ehodites yosac. Sultauabad in Persien, leg. Strauss (Herb. v. Schlecht.). Salix caprea L. f 120. E r i n e u m a r t i g e Z w e i g b e h a a r u n g. Von den beiden mir vorliegenden gleichalten Zweigen ist der eine fast vollständig bedeckt mit ziemlich langen, graugrünen Haaren. Die Haare unter- scheiden sich eigentlich nur von denjenigen an ganz jungen Zweigen durch die Farbe. Sie sind zugespitzt, 1 zellig, unverzweigt und meist grade oder nur wenig gekrümmt. Die Einde des Zweiges zeigt überall kleine Längsrisse. Obgleich ich keine Gallmilben aufzufinden vermochte, scheint es mir doch nicht ausgeschlossen zu sein, dass hier eine Milbengalle vorliegt. April 1892 bei Taft im Schir-Kuh-Gebirge, Provinz Yesd in Per sie n bei 2000 m s. m. 121. Blattgallen, erzeugt durch OUgotropJms capreae Wtz. Bei 1300 m s. m. am 4. Juli 1890 bei Amasia in Klein- a s i e n. Salix (laviesii Boiss. *122. B 1 ü t h e n - u n d Z w e i g d e f 0 r m a t i 0 n , A c a r 0 c e c i d i u m (Taf. 15, Fig. 33). Die Missbildung erinnert in etwas an die soge- nannten AVirrzöpfe an Salix alba. Bei diesen sind die Kätzchen mehr oder w^eniger vergrünt und meist stark vergrössert. Bald sind die Blüthen in laubblattartige Gebilde, die dann in der Regel abnorm weiss behaart sind , bald zu einer Art kleiner schuppentörmiger Blätter umgebildet. Abnorme Behaarung ist mir bei letztgenannter Gallenform nicht bekannt, wohl aber ist sie stets in hohem Grade mit Zweigsucht verbunden, und alle Blüthentheile sind in der Regel zu schuppenförmigen Blättchen umgestaltet. Ich besitze derartige Gallen aus der Juugfernheide bei Berlin und von Strausberg. Die mir vorliegenden Gallen an Salix daviesii finden sich an den weiblichen Kätzchen und unterscheiden sich wesentlich von 320 Ew. H. RÜBSAAMEN, den oben erwälmten Wirrzöpfen an Salix a 1 b a. Die Kapseln haben annäliernd die normale Gestalt, sind aber ungefähr 3 mal so gross wie die normalen, d. h. 12 — 20 mm lang- bei 2 — 3 mm grösster Breite ; der Stiel beträgt ungefähr ^/o der ganzen liänge. Die Spindel, an welcher die Kapseln sitzen, ist gegen die normalen ebenfalls verdickt und verlängert. Im Innern der Kapsel finden sich keine Früchte, sondern jede Kapsel umschliesst einen kleinen Zweig, an welchem dicht gedrängt eine Menge kleiner Blättchen stehen. Die zu Unterst stehenden Blättchen haben annähernd noch normale Blatt- form, doch sind sie ungestielt, und die Blattnerven sind undeutlich. Die obern Blättchen bestehen aus nnregelmässig geformten Klümpchen, die kaum noch an Blätter erinnern. Aehnliche Gebilde befinden sich an der Basis einer jeden Kapsel dort, wo sie der Spindel an- sitzt. Es sind stark verbildete und vermehrte Deckschuppen von schön karminrother Farbe, die ungefähr ^/o oder ^/o, der Länge des Kapselstieles erreichen. An einigen Kätzchen sind die obern Kapseln nicht deformirt. An einem andern Zweige sind die jungen Knospen stark deformirt; sie bilden rundliche Knöpfe, die aus zahllosen verdickten, rundlichen Blättchen, die kaum noch als solche zu erkennen sind, bestehen; oder die Knospe ist zweigartig verlängert und die Blattform und die Mittelrippe der Blättchen deutlich. Diese reizende Deformation wurde im südöstlichen Persien bei 2300 m s. m. am 25. Mai 1892 in der Nähe des Dorfes Deh-bala bei Kerman gefunden. Salix sp. (S. alba L.?). 123. Aus der Sammlung des Herrn D. von Schlechtendal in Halle liegt mir eine Deformation an einer Salix spec. vor, die von Herrn Strauss aus Sultan ab ad in Persien eingesandt worden ist. Es ist eine Wirrzopf bildung, die derjenigen an Salix alba, welche ich in dieser Arbeit unter No. 122 schilderte, gleicht; sie besteht in Vergrünung und Zweigsucht der Kätzchen. Nach Ansicht des Herrn BornmL^ller ist diese persische Weide ebenfalls Salix alba. Salix metlemii Boiss. *124. Blattgallen, Acarocecidium (Taf 15, Fig. 38). Die Deformation besteht in einer Blattausstülpung nach oben. Der so gebildete Beutel ist ungemein gross und erreicht in einem Falle I Im Orient gesammelte Zoocecidien. 321 sogar einen Durclimesser von 5 mm. An der Basis sind die Gallen stets etwas eingeschnürt. Die anf der Unterseite sich befindende, ziemlich weite Oeffnnng- ist durch lange weisse, einzellige, etwas ge- bogene Haare verschlossen. Auch im Innern der Galle befinden sich ähnliche Haare, besonders an den ins Innere der Galle hineinragenden kurzen Vorsprüngen. Die Oberfläche der Galle ist sehr unregel- mässig gebildet ; sie zeigt überall grössere oder kleinere Aussackungen und ist mit weissen Haaren bedeckt, die denen an der Mündung gleichen und durch welche die rothe Grundfarbe der Galle durch- scheint. Die Galle müsste wohl in die von mir aufgestellte 4. Gruppe (cf. lieber Russische Zoocecidien in : Bull. Soc. Natural. Moscou 1895, No. 34) eingezogen werden. Die ins Innere der Galle hineinragenden Auswüchse sind hier allerdings recht kurz. 22. August 1894 bei G ü m ü s c h c h a n e im türkischen Ar m e n i e n von P. SixTENis gesammelt (herb. Bornmüller). *125. D e f 0 r m a t i 0 n d e r m ä n n 1 i c h e n B 1 ü t h e n k ä t z c h e n , Acarocecidium. Die Kätzchen sind an der Spitze sehr stark verbreitert, verzweigt und meist etwas platt. Die Zweige sind un- gleich lang und meist kegelförmig. Das so entstehende etwas hahnenkammförmige Gebilde ist anliegend dicht weiss behaart. Staubfäden sind keine mehr vorhanden, sie sind in Schuppen ver- bildet, bei denen, besonders wenn sie an der Spitze der kegelförmigen Zweige stehen, zuweilen der Staubbeutel noch die Spitze krönt. Jede der kleinen Schuppen ist mit sehr langen Haaren besetzt; be- sonders lang sind die Haare nahe der Basis des deformirten Kätzchens, das als solches kaum noch zu erkennen ist. Diese Deformation wurde in Gärten von Schiras, Provinz Farsistan in Südpersien im Nov. 1892 gesammelt. Aus Nordpersien besitze ich eine ähnliche Deformation. Auch hier verzweigen sich die Kätzchen an der Spitze in der vorher an- gegebenen Weise ; die Haare sind weiss oder rosenroth. Der grössere Theil des Kätzchens ist aber normal, die Blüthchen gut entwickelt. Die Galle wurde am 2. März 1892 in Gärten bei Kum ge- sammelt. Salix pedicellata Dsf. fl26. Blatt rosette an der Zweigspitze ähnlich derjenigen von Diclielömyia rosaria H. Lw. Juli 1897 bei 800 m s. m. am Libanon bei Brummana. 322 Ew. H. RÜBSAAMEN, Salix willielmsiaua M. B. (= Salix angiistifolia Willd.). fl27. Blattg allen. Acarocecidium. Blattausstülpungen ähnlich denjenig-en an Salix alba. Meist befindet sich der Eingang- blattunterseits, doch kommt es nicht selten vor, dass bei dicht ge- drängt stehenden Gallen die Oeifnung bald auf der obern, bald auf der untern Blattseite liegt. Die Deformation ragt auf beiden Blatt- seiten vor und zeigt im Innern keine Fortsätze. Sie ist meist karminroth gefärbt, doch wird die Grundfarbe oft durch starke weisse Behaarung verdeckt. 4. November 1892 bei 1900 m s. m. am Flusse Pul war, nahe beim Dorfe Kawamabad in Südpersien (Provinz Farsistan). Salsola rigida Pall var. teiiuifolia Boiss. *128. Schwellung und Verkürzung des Zweiges, Ceci- domyid engalle. Die starkverkürzten Zweige sind dicht bedeckt mit den schmalen, besonders an der Basis stark behaarten Blättern. An dem vorliegenden Exemplare stehen einige der deformirten Zweiglein dicht bei einander und bilden zusammen einen Schopf an der Seite des Haupttriebes. Jeder dieser Zweige enthält eine Höhlung. In einer derselben fand ich Fragmente einer Cecidomyidenpuppe, die eine Beschreibung nicht mehr zulassen. *129. An demselben Objecte finden sich auch noch einige kleine, wenig auffallende Triebspitzendeformationen, die ebenfalls Cecido- myiden als Erzeuger haben. Diese Gallen erinnern etwas an die- jenigen von Juniperus. Die an der Basis etwas verbreiterten Blätter bilden einen kleinen spitzen Knopf von 3,5 mm Höhe und 3 mm grösster Breite, die innern Blätter umschliessen eine winzige, unentwickelte C e c i d o m y i d e n 1 a r v e. 1. April 1897 bei Ain- es -Sultan, Jericho, am todten Meere in Judaea 200 m unter dem Meeresspiegel, Salsola verrucosa M. B. *130. Deformation der Triebspitze, Cecidomyi den- galle. In der äussern Form hat die Galle eine gewisse Aehnlich- keit mit derjenigen von Atriplex halimus, noch mehr aber mit derjenigen von Astrag alus (No. 17 dieser Arbeit). Sie erscheint als gelbrother Wollknopf von 5 — 20 mm Durchmesser. Die stark verbreiterten und verlängerten Blätter ragen aus der Wolle meist im Orient gesamiuelte Zoocecidien. 323 nur mit den Spitzen heraus. Der Zweig- selbst ist sehr stark ver- kürzt und scheibenartig erweitert. Auf der Mitte dieser Scheibe sitzen kleine, meist etwas zugespitzte, dünnwandige Gallen, die ebenso wie die Blätter lang wollig behaart sind. Nach der Mitte der Scheibe zu werden die Blätter immer kleiner, so dass der Blatt- charakter immer mehr schwindet. Die äussern Blätter sind an- nähernd dreieckig und bis 5 mm breit. An der Spitze blühender Zweige findet sich dieselbe Deformation; Blüthentheile sind in dem Knopfe nicht mehr nachweisbar. Gewöhnlich ist der Knopf kurz- oder gar ungestielt und sitzt dann also dem Haupttriebe dicht an. In einem Falle wächst aus dem Knopfe ein normaler Trieb hervor, der an seiner Spitze wieder einen Knopf trägt. Die unentwickelten Mückenlarven besitzen keine Brustgräte und möchten dem Genus BlwpaJoiwjia angehören. 16. April 1892 bei. Bahr am ab ad in Südpersien zwischen Yesd und Kerman. Salvia triloba L. f 131. S t e n g e 1 s c h w e 1 1 u n g nahe der Triebspitze, C y n i p i d e n - g a 1 1 e. Diese oder eine ihr sehr ähnliche Deformation wird auch von FocKEU beschrieben und abgebildet ') und die Literatur angegeben. Nach Below soll, wie Fockeu angiebt, die Galle in Kreta und nach Olivier-) auf der Insel Scio gegessen werden. Baerois, der die von Fockeu beschriebenen Gallen bei Sebastyieh (dem alten Samaria) sammelte, hat nicht in Erfahrung bringen können, dass die Galle vom Menschen verzehrt wird. Die mir vorliegenden Gallen sind offenbar noch sehr jugendlich ; die grösste hat einen Durchmesser von 15 mm. Sie sind stark be- haart, und ihre Spitze ist gekrönt von kurzen, rundlichen, ungestielten Blättchen. Die saftige Galle ist mehrkammerig und erinnert in ihrem Bau etwas an die Gallen von Aulax Meracü, an Hieracium-Arten. Jede Kammer wird von einer kleinen Larve bewohnt, die nicht, wie Fockeu vermuthet, einem Dipteron angehört, sondern sicher eine Cynipidenlarve, vielleicht zum Genus Aulax gehörig, ist. Auch diese Deformation wurde in Palästina auf dem Berge Karmel gesammelt und zwar im Monat Mai 1897. 1) In: Rev. biol. Nord, Paris 1897, p. 14 u. tab. 15, fig. 3. 2) Voyage dans Tempire Ottoman, l'Egypte et la Perse, Paris, V. 1, 1801, p. 295. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 21 324 Ew. H. EÜBSAAMEN, Scaligeria assyriaca Freyn et Bornm. 1132. Stengelschwellung an der Basis der Doldenstrahlen, Cecidomyidengalle. Die Galle gleicht derjenigen, welche Dr. Fr. Low an deutschen Umbelliferen beschreibt (in: Verh. zool. bot. Ges. Wien 1885, p. 496) und welche nach diesem Autor von einer Gallmücke , Lasioptera camphila Fr. Lw., erzeugt wird. Höchst wahrscheinlich hat die vorliegende Deformation denselben Erzeuger. Mai 1893 auf dem Dschebel-Sefin bei Erbil in Kur- distan. Silene sp. fl33. Stengelschwellung, Lepidopterocecidinm? Die spindelförmige, etwa 20 mm lange Anschwellung erreicht ungefähr die doppelte Stärke des normalen Triebes unterhalb der Deformation. Sie ist einkammerig und hat die Farbe des gesunden Stengels. Im Innern der Galle habe ich vom Erzeuger nichts auf- finden können, doch lässt ihre Aehnlichkeit mit den in Deutschland nicht seltenen ähnlichen Stengelschwellungen an Silene nut ans, welche von GeJechia cauliginella Schrk. erzeugt werden, den Schluss zu, dass es sich auch hier um eine Schmetterlingsgalle handelt. Die Stengelschwellung von Sihynes gallicolus Gir. an Silene otites L. kenne ich nicht durch Autopsie. 28. Juni 1890 bei 800 m s. m. in Kleinasien bei Tschorum (G a 1 a t i a) gesammelt. Smyriiiopis aucheri Boiss. tl34. Anschwellung an der Basis der Dolden- und Döldchen- strahlen, Cecidomyidengalle. Diese reizende Deformation möchte vielleicht ebenfalls von Lasioptera camphila erzeugt werden. Karsch beschrieb eine ähnliche Deformation an Smyrnium rotundifolium Mill. und war der Ansicht, dass die Galle von einer Trypetide erzeugt werde (in: Z. ges. Naturw., Halle 1880, p. 306). In meiner Arbeit (in: Entomol. Nachr. 1899, p. 240, Nr. 31) wies ich darauf hin, dass diese Galle von einer Lasioptera und wahrscheinlich von L. carophila hervorgebracht werde. Diese Gallmücke erzeugt ähnliche Deformationen an folgenden Pflanzen: Bupleurum falcatum. Carum carvi, Daucus carota, Falcaria rivini, Ferula ferulago, Foeniculum uffici- n a 1 e , L a s e r p i t i u m 1 a t i f o 1 i u m , P e u c e d a n u m o r e o s e 1 i n u m , Im Orient gesammelte Zoocecidien. 325 Pimpine IIa saxifraga, Sil er trilobiim, Torilis antliri- scus und Trinia vulgaris. Hierzu würden unter Vorbehalt nun noch S c a 1 i g e r i a a s s y r i a c a , S m y r n i u m r o t u n d i f o 1 i u m und Smyrniopis auch er i hinzuzufügen sein und Elaeoselinum asclepium Bert,, welche Teotter aus Italien beschrieb. An Smyrniopis ist die erwähnte Anschwellung fast kugelrund und erreicht einen Durchmesser von 5 mm. Der Strahl oder Zweig auf dem sie sitzt, ist nicht verkürzt und Blüthen oder Früchte normal entwickelt. Sind letztere abgefallen, so bleiben die an der Basis verdickten Strahlen an der Kugelgalle zurück, und das Gebilde sieht aus wie ein kleiner Morgenstern. Juni 1893, bei 1150 m s. m. auf dem Dschebel-Sefin beim Dorfe Schaklava (östlich von Erbil) in Kurdistan. Sonchus maritimiis L. *135. Blatt ausstülpungen, Acarocecidium. (Taf. 12, Fig. 8.) In der Regel findet sich die Gallenöffnung blattunterseits, doch ragt die Galle auf beiden Blattseiten vor. Die Ausstülpung ist kegelförmig, zuweilen an der Basis etwas eingeschnürt. Gewöhnlich übertrifft die Höhe des Kegels den Durchmesser an der Basis, doch kommt auch das umgekehrte Verhältniss vor. Die Galle ist innen und aussen glatt, unbehaart, ihre Vertheilung auf dem Blatte scheint eine willkürliche zu sein. In den untersuchten Gallen fanden sich die Milben in ziemlich grosser Anzahl. 28. März 1892 bei Yesd in Süd-Persien. Sorbus graeca Lodd. 136. Pocken, Acarocecidium. Dieselbe Deformation wie bei Pirus communis. Mai 1890 bei ca. 800 m über dem Meere. Amasia, Klein- Asien. Tamarix pallasii Dsr. 1137. Zweigschwellung, Lepidopterocecidium. Die Deformation hat an altern Zweigen die Farbe der normalen Hinde; an den Jüngern, noch grünen Zweigen ist sie gelblich bis graugrün gefärbt. Die spindelförmige Anschwellung, welche 15 bis 20 mm lang wird und eine Dicke von 3 — 7 mm erreicht, umschliesst eine einfache, glatte, grosse Larvenhöhle, die annähernd die Form der 21* 326 Ew. II. EiliSAAMEN, C^alle besitzt und stets von einer Sclinietterlins'sranpe hewolmt wird. An einem Zweige linden sich zwei Anschwellungen unmittelbar über einander. FocKEr ^"i beschi-eibt eine ähnliche Galle von Tamarix jor- danis und führt in Bezug- auf die Liteiatur über Gallen an Ta- ni a r i X an Bklow -), Vogl ^) und G. von Feauenfeld. ■*) Die Mittheilnngen von Sai-ndeus ^) und AMBLAin) ") sind nicht erwähnt. Amhlakp bildet einen ZAveig mit einer Galle, einen liings- schnitt durch dieselbe und eine Puppe, welche er im Innern der Galle fand. ab. Er vermuthet, dass diese Puppe einer C e c i d o m y i d e angehöre. IMe gegebene Figur lässt darüber keinen Zweifel, dass sie eine liallmückenpui»pe darstellt. Ich reproducire nachfolgend die Beschreibung, welche A:\rBLAKi) entwirft. Auch G. v. Feauenfeld scheint die ]\Iittheilung A."mblarivs nicht gekannt zu haben. Es heisst 1. c, p. 170. indem er auf die Beschreibung der Galle eingeht: Allongee, fusiforme. L'exterieur est d'un vert brunätre. parfois d'un violet sombre. au moins en partie. Les tleurs dont les pedoncules sont ecartes par la dilatation de leur axe conimun. sont situees directement sur la galle; une seule fois j'ai vu un trou rond perce ä Textremite superieure d'une galle. L'interieur se compose d'une cavite d'un blaue jauuätre, roussätre ou verdätre. parfaitemeut lisse. Oette cavite est exactement fusiforme, et c'est ä sa partie inferieure que l'on rencontre pres(iue toujours une seule nymphe. Ces galles se trouvent le jdus souveut sur Taxe de l'epi tiorifere: cependant je les ai aussi observees sur les petits raniuscules portant simplement des feuilles. La longueur de ces galles est variable mais en general eile est d'un centimetre.'' Die Abbildung, welche Amblakd giebt, hat eine gewisse Aehn- lichkeit mit derjenigen, welche ich vorher an Tamarix pallasii beschrieben habe und welche übereinzustimmen scheint mit derjenigen an Tamarix jordanis. die Fockku erwähnt: dennoch glaube ich, dass sie sich eher auf die von G. v. Fkauexfeld beschriebene und 1) 1. c, p. 35, tab. U. fig. 4. .. 2) Singularites, 1554. 3) A. YoCtL, in: Lotos, Prag 1875. 4) In: Yerh. zool. bot. Ges. Wien 1859, p. 319—332. 5) In : Trans, entomol. Soc. London 1865 (3), Y. 2, p. 89. 0) In: Ann. Soc. entomol. France (3), X. 4. 1856, p. ir)9 — 172. Im Orifciit tresammeltft Zoorocidien. ;^27 von iliiii in fi^.'. 7 darg-estellte Galle bezieht, die icli unter Xi-. ]?)H (lieser Arbeit erwähne. Von Sauni^eics liegt nur eine kurze Mittlieiluii^i; vor über eine Deformation an Tamarix. Da die von ihm erwähnten Gallen alle ;ius Süd-8yrien stammen, so führe ich dieselben hier an, ob<>-leich uus seinen Angaben eij^entiich wenig zu entnehmen ist. Es werden erwähnt (1. c, p. 89) Gallen auf: „Acacia sp. from Engedi. A t r i p 1 e X i t a 1 i n u s,^j D e a d - S e a. On a grass, probably of a Dipterous insect. K e a u m u r i a , A i n 'i"' e r e b e h , De a d - S e a, A e m a j a \' a n i c a , E n g e d i. Salvia sp., Engedi. Tamarix sp.. Ain Terebeh. The jiall on tlip tamarisk bore gi-eat resemblance to that described and figured in the 'J'ransactions some years ago ('see Trans, entomol. ■See, V. 5, p. 27, tab. 2, fig. 5 — 9j and was probably caused by one of the Buprefitidne.'''' Das von Sacndf.us angeführte Citat bezieht sicli auf das Jahr 1847. An der angeführten Stelle wird von einem Prachtkäfer, Diphucrania miriflua Hope, gesprochen, der Gallen an den Zweigen von Pultenaea stipularis in Australien erzeugt. Die Gallen sowie der Käfer und seine Larve sind abgebildet.-) A\'ie aus dieser Abbildung hervorzugehen scheint, handelt es sich hier um eine einseitige Rindenschwellung. Ob die von Sacxdees an Tamarix erwähnte Deformation mit einer der von andern Autoren be- schriebenen Gallen identisch ist, wird sich wohl nicht mehi- nach- weisen lassen. Vielleicht handelt es sich um Fkaiexfeld 1. c. tab. 6 fig. 3 (cfr. weiter unten No. 2, Galle von G. sinaica;. Nach G. V. Frauenfeld (1. c. 1859, p. 320) trägt keine Pflanze 1) Es liegt hier sicher ein Druckfehler vor. Wie mir Herr BoRN- MÜLLEK mittheilt, giebt es kein Atriplex italinus, es wird also hier sicher Atriplex halimus heissen sollen. Welche der vielen Gallen die an Atriplex halimus bereits beschrieben sind, Saundees vorgelegen hat , ist nicht zu erkennen. 2) In seiner Arbeit: Gall making Buprestids , in: Proc. Linn. Soc. New Sonth AVales (2j, V. 7, Part 3, 1893, p. 323, erwähnt FliOGGATT dieselbe Galle. Der Käfer wird lülion, affine Lapokte et Goi{Y genannt, und als Synonyme werden ihm E. ( Ihph/n-r.) avrlpiui Hopi-: und ]fri)jüiiuiii BoHEilAN zugezählt. Auch bei FßOGGATT läset die Beschreibung der Galle manches zu wünschen übrig. 328 Ew. H. RÜBSÄAMEN, der dortig-eii Flora (d. i. von Alexandrien bis ans Ende der sinai- tisclien Halbinsel) so viele und mannigfaltige Auswüchse wie die Tamariske. Von ihm werden erwähnt: 1. an T. articulata unregelmässige, knollige Anschwellungen an der Zweigspitze, mit schwammiger Wucherung des Pflanzen- gewebes (fig. 1, tab. 6). Erzeuger Grapholitn sp. 2. Bauchige, rauhe, rissige, spindelförmige Zweig- Schwellung, die sich beim Längsschnitt als Rindengallen präsentiren (tab. 6, fig. 3). Erzeuger GelecMa shvüca.^) 3. Eine stärkere Zweigschwellung, Larvenkammer im Mark (tab. 6, fig. 5). 4. Eine Zapfenrose (Gallmücke?) (fig. 6.).^) 5. Leichte Anschwellungen an der Spitze junger Zweige (fig. 7). 6. Eindenpusteln. Ob die hier unter unter Nr. 3 erwähnte Galle mit derjenigen an Tamarix pallasii und Tamarix jordanis identisch sind, weiss ich nicht. Fockeu erwähnt nichts von dieser Missbildung, die sicher mehr Aehnlichkeit mit der von ihm beschriebenen hat als die von GcJt'chia sinaica. An T. pallasii sammelte Herr Bornmüller die Galle im süd- östlichen Persien in der Provinz Kerman und zwar bei 1400 m s. m. im April am Kuschkuh zwischen Yesd und Kerman und am 9. Juli 1892 bei Kerman am Kariet-ul- Arab bei 2800 m s. m. Die im x\pril gesammelten waren von den Bewohnern verlassen. f 138. Die vorher unter Nr. 5 angeführte Deformation beschreibt G. V. Frauenfeld folgendermaassen : „Ferner trugen die ausge- wachsenen jungen Zweige nach der Spitze zu Verdickungen des Stengels, Avelche ebenfalls von den Bewohnern verlassen waren, keines- wegs einer Gallmücke angehörig, sondern die nach der Art ihres Ausbrechens eher auf einen Käfer schliessen lassen." Die Abbildung (Fig. 7) gleicht ganz einer mir vorliegenden Deformation an Tamarix pallasii. 1 1) Im Texte wird als Substrat Tamarix gallica angegeben; in der Tafelerklärung wird bei No. 2 und den folgenden stets von Tamarix africana gesprochen. 2) An Tamarix gallica werden auf den Canarischen Inseln kleine zapfenartige Rosetten von Gallmilben erzeugt. cf. Fussnote auf der folgenden Seite. Im Orient gesammelte Zoocecidieu. 329 Es sind 5—8 mm lange Zweig-schwellungen, die nng-efälir zwei bis dreimal so dick sind wie das normale Zweiglein. Die mir vor- liegende Galle befindet sich aber durchaus nicht nur an der Spitze des Zweigleins, sondern häufig an der Basis oder der Mitte desselben. Die Larvenhöhle ist langgestreckt wie die Galle; ihre Wandung uneben, rauh. Mit Ausnahme einer einzigen Galle waren alle am obern Ende mit einem kreisrunden Flugloche versehen, das nach meinem Dafürhalten sehr wohl von einer Gallmücke herrühren kann. Die einzige noch geschlossene Galle war mit einer Pteromaliden- puppe besetzt. Bestimmte Angaben in Bezug auf den Erzeuger vermag ich daher nicht zu machen. Die noch geschlossene Galle hatte die grüne Farbe des normalen Zweiges; nahe der Spitze ist äusserlich eine schwielige Verdickung wahrnehmbar. Bei den bereits verlassenen Gallen befindet sich das Jß'lugloch stets an dieser Stelle, und von der Verdickung sind noch am Rande des Flugloches Spuren zu erkennen. Ob dort, wo sich die Schwiele befindet, vom Cecidozoon im Larvenstadium oder von der Pflanze ein Flugloch präfoi-mirt wurde, vermochte ich nicht nach- zuweisen, doch halte ich es für wahrscheinlich. Es würde dies dafür sprechen, dass hier eine Cecidomyidengalle vorliegt. April 1892, beim Dorfe Kuschkuh zwischen Yesd und Ker- man, Persien. *139. Triebspitzendeformation, Acarocecidium.^j Die ganz jungen Zweige sind an der Spitze schwach verdickt und oft umgebogen. Die Blättchen sind verlängert und etwas ver- breitert und stehen gehäuft um die etwas verkürzte Axe. Die ganze Deformation ist höchstens 3 mm lang. Gallenmilben konnten in der sehr unscheinbaren Galle nur in geringer Zahl nachgewiesen werden. April 1892, Kusch kuh bei Kerman, Persien. ^) Während des Druckes dieser Arbeit erschien (in : Atti del Reale Istituto Veneto di Science, Lettere ed Arti , 1900 — 1901, V. 60, parte seconda, p. 953 — 955) von Prof. Dr. A. Trotter die Beschreibung einer in Kleinasien aus Tamarix sp. Gallen erzeugenden Milbe, welche Tkotter Eriophijcs tamaricis nennt. Die Galle , welche mir Herr Prof. Trotter freundlichst übersandte, scheint mir mit derjenigen an T. pallasii nicht identisch zu sein. Eine dritte Milbengalle an Tamarix erhielt ich in- zwischen von Herrn Bornmüller, welcher dieselbe an Tamarix gallica auf den Canarischen Inseln sammelte. Eine kurze Beschreibung dieser Galle gebe ich in No. 1 der von Trotter neu gegründeten Marcellia, Rivista Inter- nazionale di Cecidologia (p. 65, No. 24). 330 Ew. H. EÜBSAAMEN, Teplirosia appollinea Del. *140. Deformation der Hülsen, Ce ci dorn yid eng- alle Die Galle erinnert an diejenigen, welche von Asphondylia- Arten an deutschen Papilionaceen hervoi'oebra cht werden. Ge^ wohnlich ist die Basis der Hülse bauchig aufgetrieben und die Hülse selbst mehr oder weniger verkürzt und mit kleinen, warzenartigen Auswüchsen versehen. Aehnliche Deformationen werden erzeugt von Asphondylia mayeri Liebel an Sarothamnus scoparius, Aspli. hifcnsis Kffr. an Cytisus sagittalis, Asph. melanopus Kffr. an Lotus, Asph. ervi Eübs. an Ervum tetraspermum und Asph. niiJii Wa chtl an M e d i c a g o f a 1 c a t a und s a t i v a. Auch die vorliegende Hülsendeforniation wird yow emer As2:)hondyJia erzeugt, die von allen bekannten Asphondylia- Arten verschieden sein muss. Von den in den Fluglöchern steckenden Puppenhüllen war leidei' stets das charakteristisclie Kopfende abgebrochen, so dass eine Beschreibung der Puppe nicht möglich ist. Die Galle wurde mit der nachfolgenden am 25. Februar 1893 auf der Insel K i s c h m im ]) e i- s i s c h e n Meer b u s e n gesammelt. Tephrosia persica Boiss. "141. Die Galle gleicht der vorigen. Herr Boknmüller bemerkt dazu, dass sie in solchen Massen auftrat, dass kaum ein normales Exemplar zu finden war. In einer der deformirten Hülsen fand ich eine Asphondylia-JjSirYe, die sich auffallend von den mir bekannten Larven der Gattung Asphondylia durch ihre Brustgräte unterscheidet. Ich habe daher in der Voraussetzung, dass die Gallen Nr. 129 und 130 denselben Erzeuger haben, die Ansicht ausgesprochen, dass die diese Hülsengalle erzeugende Mücke eine neue Art sein muss. Die Zähne der Brustgräte (cf Fig. E) sind spitz und nicht ge- zähnt. Der Ausschnitt zwischen denselben ist doppelt so breit wie ein Grätenzahn an seiner Basis. Am Grunde eines jeden Grätenzahnes befindet sich an der Innern Seite desselben ein an der Spitze unregelmässig gezackter viel kürzerer Zahn. Nach hinten verläuft der unter der Haut hervor- ragende Theil der Gräte in eine an den Seiten nicht scharf be- grenzte, in der Mitte, wie es scheint, kielförmig verdickte Platte, an der sich weder Stiel noch Fuss nachweisen lässt. Besonders durch dieses Merkmal unterscheidet sich die Larve von allen andern Asphondylia-'h?^i\&[i. I Im Orient g-esammelte Zoocecidien. 331 Mit voriger. Aus Neu-Caledonien beschreibt Trotter i) eine Blatt- deform ation an einer Tephrosia-Art, die ebenfalls von einer Mücke erzeugt wird. Ulmus sp. 142. Blasige Knospendeforniation, Apliideugalle. Die gelläuft stehenden, bis 40 mm langen Blasen gleichen ganz den- jenigen, welche Schizoncura lanuginosa an Ulmus campestris hervor- bringt. Suitanabad, Persien, leg. Strauss. Ich erhielt die Galle von Herrn Dr. D. v. Schlechtendal. Vitex agniis-castiis L. 143. Kleine Blattgallen, erzeugt durch Eriophyes massa- Jongoi Can. Die Galle wird eingehend von Hieronymus '^) beschrieben. Die mir vorliegenden Gallen, die sich an den Blättern und Blatt- stielen befinden, stimmen ganz zu der Beschreibung, welche Hieronymus giebt. Von einem Spalte, aus welchem die Gallen am Blattstiele hervorbrechen sollen, wie Fr. Low ^) angiebt, vermag auch ich nichts zu bemerken, und ich stimme mit Hieronymus ganz überein darin, dass diese Gallen exogen, nicht endogen entstanden sind. Bei den mir vorliegenden Blattgallen befindet sich der Gallen- eingang ebenfalls bald auf der obern, bald auf der untern Blatt- seite, aber nicht, wie Hieronymus angiebt, an der Seite, an welcher die Galle am meisten aus dem Blatte hervortritt, sondern umgekehrt. Sitzt die Galle am Blattrande, so ist der Eingang seitlich. Aussen zeigt die Galle die kurze Behaarung des Blattes. Auf den in das Innere der Gallenhöhlung hineinwachsenden Endigungen habe ich Haarbildung nicht auffinden können. In Südeuropa scheint diese Gallenbildung nicht selten zu sein. Dr. D. Fr. Low erwähnt sie 1. c. aus Pamphylien, wo sie im Sept. 1885 bei Gülik-Han gesammelt wurden. Herr Bornmüller sammelte sie im Jahre 1890 bei Amasia in Kleinasien. 1) Trotter, Per la conoscenza della cecidoflora esotica, in: Boll. Soc. bot. ital., p. 67. 2) Beitr. z. Kenntn. der europ. Zoocecidien, Breslau 1890, No. 285. 3) In : Verh. zool. bot. Ges. Wien 1887, p. 37. 332 Ew. H. EÜBSAAMEN. Nachfolgend gebe ich eine Zusammenstellung der vorher erwähnten Gallen nach den Erzeugern geordnet. 1. Milbengallen, -j-1. Acer cinerascens. ■\-2. Acer cinerascens. -j-3. Acer hyrcanum. -|-4. Acer hyrcanum. *7. Amygdalus communis. -|-8, Amygdalus kerma- nensis. -|-19. Bupleurum nordmannianum. *20. Carthamvis tenuis. *21. Cen- taurea iberica. *23. Centaurea squarrosa. *24. Cousinia libanotica. -{-29. Echinops viscosus. -}-35. Geum strictum. -j-38. Hieracium procerum. 39. Juglans regia. -J-45. Jurinea anatolica. *46, Jurinea ramosissima. -{-54. Phlomis pungens. *55. Picridium Orientale. 57. Pirus communis. *64. Polygonum alpestre. -{-70. Poterium polygamum. -{-75 u. -{-76. Quer- cus brantii. 85. Quercus coccifera. -{-100. Quercus jjalestina. -{-103. Quer- cus persica. -{-109. Quercus persica, -{-117. Quercus vesca. *120. Salix caprea. *122. Salix daviesii. 123. Salix sp. *124. Salix raedemii. *125. Salix medemii. -{-126. Salix pedicellata. -{-127. Salix wilhelmsiana. *135. Sonchus maritimus. 136. Sorbus graeca. *139. Tamarix pallasii. 143. Vitex agnus castum. Davon 6 bekannte, 14 ganz neue und 20 bekannte Gallen auf neuen Substraten. 2. Coccidengallen. -{-107. Quercus persica. 3. Aphidengallen. -{-25. Crataegus melanocarpa. -{-49. Lonicera nummularifolia. -{-58. Pi- stacia khinjuk. -{-59. Pistacia khinjuk. *60. Pistacia khinjuk. *61. Pi- Im Orient gesammelte Zoocecidien. 333 stacia mutica. *62. Pistacia mutiea. *63. Pistacia vera. 68. Populus sp. 142. Ulmus sp. Davon 2 bekannte , 4 neue und 4 bekannte Gallen auf neuen Sub- straten. 4. Psyllidengallen. f34. Fraxinus oxyphylla. 65. u. 66. Populus euphratica. *67. Po- pulus nigra. 5. Schmetterlingsgallen. '''SO. Ephedra intermedia. -{-133. Silene sp. 137. Tamarix pallasii. 6. Dipterengallen. ■f5. Acer tataricum. *6 Acroptilon picris. *9. *10. *11. Anabasis apliylla. i"12. Artemisia cinae. *13. Artemisia cinae. *14. Artemisia persica. *15. Asperula asterocephala. *17. Astragalus sp. 18. Atriplex halimus. 27. Cynodon dactylon. *31. Ephedra nebradensis (?). 32. Erica arborea. 33. Erica arborea. *36. u. *37. Haloxylon ammodendron. 40. Juniperus excelsa. *41. Juniperus excelsa. 42. Juuiperus excelsa. *43. Juniperus excelsa. *44. Juniperus foetidissima. 47. Kochia prostrata. *52. Olivieria orientalis. *53. Panicum tenerifFae. *56. Pimpinella pu- berula. 72. Quercus aegilops. 81. 82. 83. 84. Quercus cerris. -j-108. Quer- cus persica. -{-115. Quercus vesca. -{-116. Quercu.s vesca. 121. Salix caprea. *128. Salsola rigida. *129. Salsola rigida. *130. Salsola verru- cosa. -{-132. Scaligeria assyriaca. -{-134. Smyrniopis ancheri. *140. Te- phrosia apoUonea. *141. Tephrosea persica. Von diesen 42 Dipterocecidien sind 13 bereits bekannt, 22 sind ganz neu, und 7 befinden sich auf neuen Substraten. 7. Käfergallen. *48. Linaria simplex. 8. Wespengallen. *16. Astragalus tribuloides. *26. Crepis bureniana. *69. Potentilla kotschyana. -{-73, Quercus brantii. -{-74. Quercus brantii. -{-77. Quercus calliprinos. -{-78. Quercus cedrorum. 79. u. 80. Quercus cerris. -{-86. Quer- cus haas. -{-87. -{-88. f89. u. 90. Quercus infectoria. 91. Quercus in- fectoria. *92. Quercus infectoria. t93. f 94. -{-95. f 96. t97. t98. Quer- cus macranthera. *99. Quercus macranthera. *10l. Quercus palestina. 102. Quercus pedunculata. *105. *106. Quercus persica. *110. Quercus 334 Ew. H. EÜBSAAMEN, pfaeffingeri. 111. 112. 113. Quercus pubescens. 114. Quercus sessili- flora. 118. Rosa sp, 119. Rosa sp. flSl. Salvia triloba. Von diesen 36 Hymenopterocecidien sind 10 bereits bekannt, 10 sind ganz neu, und 16 befinden sich auf neuen Substraten. 9. Erzeuger unbekannt. *22. Centaui'ea iberica (Dipterocecidium?). *28. Daucus pulcherri- mus. *50. Marrubium phrygium (Dipterocecidium?). *(?)51. Mentha sil- vestris. *71. Pterocephalus invokxcratus (teratologisch ?). -j-138. Tamarix pallasii (Dipterocecidium ?). Im Orient gesammelte Zoocecidieii. 335 Erklärimg der Al>l)il(luuüeii. Tafel 12. 1. Anabasis aphylla mit wolligen Stengelgallen; No. 9, 2. Durchschnitt durch eine dieser Gallen (vergr.). 3. Zwei stark vergrösserte Haare dieser Gallen. 4. Artemisia cinae mit Stengelgallen; No. 13. 5. Crepis bureniaua BoiiSS. mit grundständigen Blattgallen; No. 26. 6. Astragalus tribuloides mit Zweig- u. Blattstielgallen; No. 16. 7. Durchschnitt durch einige dieser Gallen. 8. Doi'chschnitt durch zwei Elattgallen auf Sonchus maritimus; No. 135. 9. Deformirtes Haar der Galle an Marubium phrygium ; No. 50. 10. Deformirte Haare der Galle an Cousinia libanotica (No. 24). Tafel 18. 11. Jurinea ramosissima mit Blatt- u, Zweiggallen; No. 46. 12. Durchschnitt durch mehrere dieser Gallen; vergr. 13. a Deformirtes Haar der Galle auf Jurinea anatolica (No. 45). h Normale Haare (a u. b etwa 30 mal vergr.). 14. Centaurea iberica, Blütenvergrünung ; No. 21. 15. Durchschnitt durch eine Blattgalle auf Jurinea anatolica (No. 45); vergr. 16. Juniperus excelsa mit zwei verschiedenen Triebspitzendeformationen; a Galle; No. 41 (vgl. fig. 18); /; Galle; No. 40 (vgl. % 21). 17. Juniperus foetidissima mit drei Triebspitzengallen; No. 44. 18. Vergrösserte Galle von Juniperus excelsa M. B. ; cf. Fig. 16« (No. 41). 19. „ „ „ „ foetidissima; cf. Fig. 17 (No. 44). 20. „ ,, „ „ excelsa (macropoda) ; No. 42. 21. „ „ „ „ excelsa; cf. Fig. 16 6 (No. 40). 22. „ „ „ „ excelsa (macropoda); No. 43. 336 Ew. H. EüBSAAMEN, Im Orient gesammelte Zoocecidien. Tafel 14. 23. Ephedra intermedia; Steugelgalle ; No. 30, 24. Ephedra nebradensis ; Stengelgalle; No. 31. 25. Zweiggalle an Anabasis aphylla; 2 mal vergr. ; No. 10 (cf. Fig. 1). 26. Pimpinella puberula ; Zweiggallen; No. 56. 27. Amygdalus communis mit Blattgallen; No. 7. 28. Eine dieser Gallen durchschnitten; vergr. 29. Populus euphratica mit Blattgallen ; No. 65. 30. Mündung der Galle an Pop. euphratica; No. 65. 31. „ „ „ „ „ „ No. 66. Tafel 15. 32. Salix medemii mit deformirten Kätzchen; No. 124. 33. Salix daviesii mit deformirten Kätzchen; No. 122. 34. Quercus persica mit Zweigknospengallen (No. 103) und ringförmigen Ringwülsten von Asterolrcdniinn sp. ; No. 107. 35. Quercus palestina mit Blattgallen; No. 101. 36. Quercus macranthera mit Gallen von Ncurotenis nurnisniatis (No. 96) und drei höckerigen Blattgallen auf den Bij)pen ; No. 99. 37. Eine dieser Gallen vergr. 38. Blattgalle auf Salix medemii: Durchschnitt vergr.; No. 124. 39. Durchschnitt durch die Galle von Yitex agnus-castus ; vergr.; No. 143. Tafel 16. 40. Korallenförmige Blütenstanddeformation an Pistacia; cf. No. 62. 41. Hahnenkammförmige Galle auf Pistacia khinjuk ; No. 60. 42. Haare an der Mündung dieser Galle. 43. Pistacia atlantica (von den Canarischen Inseln) mit Gallen von Pem- phigus riccohonü (cf. unter No. 61). 44. Pistacia terebinthus (Lithochori am Olymp) mit Gallen von Pemphigus semiluHarius (cf. No. 61), 45. Pistacia khinjuk mit Gallen von Pemphigus pallidus (?) (cf. No. 58). 46. Pistacia mutica mit Gallen von Pemphigus sp. (cf. No. 61). Nachdruck verbaten. Uebersetzungn recht vorbehaltev. Beiträge zur Faunistik und Biologie der Orthopteren Algeriens und Tunesiens. Von Prof. Dr. J. Yosseler, Stiittg-art. Hierzu Tafel 17, 18 und 8 Abbildungen im Text. Eiiileitim;^. Nach der neuesten Zusammenstellung Finot's beträgt die Zahl der aus Algerien und Tunesien nunmehr bekannten Orthopteren, einschliesslich der Dermaptera, 91 Genera mit 207 Arten. ^) Auf den ersten Blick könnten diese scheinbar grossen Zahlen auf eine relativ gründliche faunistische Durchforschung des Landes schliessen lassen. Erst nach einem Vergleich mit der Summe der mitteleuropäischen Orthopteren -) und nach Berücksichtigung der Thatsache, dass die Ordnung nach Norden schnell abnimmt, während andrerseits die physikalischen Verhältnisse des afrikanischen Nordrandes die Ent- stehung localer Formen begünstigen und zahlreiche Glieder andrer Faunen bis dorthin vordringen, kann man sich über die Unvoll- ständigkeit der veröifentlichten faunistischen Zusammenstellungen ein Urtheil bilden. Ist auch anzunehmen, dass der grössere Theil der nordafrikanischen Arten bekannt ist, so beweisen doch selbst ganz 1) FiNOT, A., Faune de l'Algerie et de la Tunisie, Insectes Ortho- pteres, 4 Tfln., in: Ann. Soc. entomol. France, V. 64, 1895, p. 57 — 120 u. 401—552; V. 65, 1896, p. 513—629. 2) Nach R. TÜMPEL, Die Geradflügler Mitteleuropas, Eisenach 1901, 67 Gattungen mit 164 Arten. 338 J- VOSSELER, gelegentliche Aiifsammluiigeii, dass noch immer viele Arten und Varietäten zu entdecken sind. Durch die Erfolge früherer Besuche in Oran angeregt, führte ich im Jahi^e 1897 und 1901 zwei weitere Reisen dorthin aus, deren Ziel das Departement Algier und die Regentschaft Tunesien bil- deten. Die vorliegende Arbeit ist das Ergebniss derselben auf orthopterologischem Gebiet. Neben systematisch-faunistischen Untersuchung-en wurde, besser vorbereitet als früher und mit durch Uebung- geschärftem Blick, die Vervollständigung der einmal als lückenhaft erkannten Abschnitte über die Mittel der Verbreitung und Vertheidigung und über die x\npassungserscheinungen besonders ins Auge gefasst und namentlich auch auf den Zusammenhang in der Ursächlichkeit der beobachteten Erscheinungen geachtet. So reihte sich, eines das andere erzeugend, Capitel an Capitel, deren jedes einen Gegenstand für sich liehandelt, jedes aber wieder in die Materie der andern eingreift. Für biologische Studien eignet sich der Charakter des Landes mit seinen klimatischen Contrasten aufs Vortrefflichste. Nirgends in ganz Mitteleuropa lassen sich die Beziehungen der i)h3'sikalischen Verhältnisse eines Gebietes zur Organismen weit klarer als dort überblicken und verfolgen, und diese beinahe Avie in einem über- sichtlichen Schema gegebenen Umstände lassen sich zur Lösung unter andern Verhältnissen nicht aufzuklärender Fragen ausnützen. Für das Verständniss des innigen Zusammenhanges zwischen Organismen und Aussenwelt muss billiger Weise eine ganz allgemeine Beschreibung der Bühne, auf der sich die im Folgenden geschilderten Erscheinungen abspielen, vorangehen. I. Uebersiclit über die physikaliselien Verhältnisse der untersuchten Oe^enden. Nachdem ich mich früher der Fauna Orans gewidmet, suchte ich 1897 im Departement Algier, 1901 in Tunesien die begonnenen Untersuchungen fortzusetzen und zu erweitern. Die erste Reise wurde, um einen möglichst vollkommenen Ueberblick über die den geographisch unterschiedenen Gebieten eigenen Formen zu erlangen, von Algier bis Laghouat, von dort über Djelfa, Bou-Saäda, Anmale, Bouira und zurück nach Algier ausgeführt. Auf diese A^'eise wurde das Teil (Algier, Blidah), der kleine Atlas (Medeah, Berrouaghia, Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 339 Bogliar), das Hochplateau der Steppen und Dünen (Bou-Saäda), der grosse Atlas (Djelfa), endlich bei Laghouat die eigentliche Wüste berührt, somit jedes Glied der geographischen Zusammensetzung des Landes besucht. Durch einen Abstecher nach dem höchsten Theil des algerischen kleinen Atlas, dem bis 2308 m hohen, in der grossen Kabj^lie liegenden Djurdjura, hoffte ich eine echte Hochgebirgsfauna kennen zu lernen. Mangel an A^^egen, Unterkunft und kundigen Führern vereitelten diesen Plan, und auch die Erwartung, dass das hochgelegene Anmale mit seiner gebirgigen Umgebung oder das in einer hügelreichen Yoi-landschaft des Djurdjura liegende Bouira einige schwache Spuren alpiner Formen bergen möchte, wurde in keiner Weise bestätigt. Die so durchmessene Route bildet in gewissem Sinne eine Parallele zu der früher verfolgten von Oran nach Ain Sefra, nicht nur in der Hauptrichtung, sondern auch bezüglich der Beschaffenheit des Landes, mit dem Unterschied jedoch, dass die Steppenregion zwischen Saida und Airi Sefra bedeutend breiter ist als zwischen Boghari und Djelfa, dagegen die Kette des grossen Atlas zwischen Djelfa und Laghouat einen breitern Streifen als südlich von Ain- Sefra bildet. Etwas anders liegen die Verhältnisse in den von mir im Monat Juni und den ersten Tagen des Juli des vergangenen Jahres be- rührten Gebieten Tunesiens. Zum Theil aus denselben Gründen wie in Algerien wählte ich abermals eine von Norden nach Süden führende Route und zwar zunächst der Küste entlang. Längere Zeit wurde der nähern und fernem Umgebung von Tunis gewidmet, mehrmals die Strecke von Marsa, Goulette, Carthago, ferner Hammam- el-Lif und die Gegend des Bardo besucht. Gegen Süden wählte ich Hammamet und das benachbarte Bir bou Rekbah, Sousse, Sfax und endlich Gabes für einen dem Ergebniss der wissenschaftlichen Aus- beute entsprechenden längern oder kürzern Aufenthalt. Dabei musste sich zeigen, ob der noch zu erwähnenden Anreicherung der westwärts vorkommenden Fauna in der That die aus der Literatur zu ent- nehmende Verarmung der östlichen gegenüberstehe, ob die im alge- rischen Teil gefundenen Arten von dem Einfluss des Küstenklimas abhängig sind oder ob die Zusammensetzung des Artbestandes mehr von den Bodenverhältnissen beeinflusst wird. Die ost-tunesische Küste weicht bekanntlich in mehr als einer Hinsicht von der algerischen ab. Wohl trägt die Umgebung von Tunis noch vorwiegend den Charakter des Teil, schroffe Gebirge wechseln mit fruchtbaren Thälern Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 22 340 J- VOSSELER, und Ebenen ab, der Boden ist meist etwas lehmig, vielfach salzig- imprägnirt; das Klima aber scheint schon mehr dem der Steppe ähn- lich zu sein, die Maximaltemperaturen erreichen bis 48 *' C, die um so drückender auf die Thierwelt wirken, als erfrischende Brisen selten sich erheben, die Luft wasserreich ist, ohue dass die Vege- tation davon viel gewänne. Die Eegenmengen fallen der ganzen Küste entlang spärlich. Gabes mit seiner so wasserreichen Oase leidet nicht selten schwer unter der Dürre, da befruchtender Regen oft über ein Jahr ausbleibt. Etwa von Sfax an erhält die Küste das Gepräge der Wüste. Schon in Sousse tritt die Gattung Ereniia- pMla, eine echte AVüstenbewohnerin, auf. Ist dort der Boden noch vorwiegend staubig-kalkig mit einer wechselnd starken Lehm- beimischung, so wird er bei Sfax, noch mehr bei Graiba ^ ), sandig. In der Umgebung von Gabes endlich tragen weite Strecken einen sandig-lehmigen Boden mit starkem Salzgehalt, der nur eine ein- förmige halophile Vegetation aufkommen lässt und indirect auch auf die Fauna bestimmend wirkt. Auf den südlichen Erhebungen und den nördlich der Oase sich ausdehnenden Gebieten herrscht echter Wüstensand vor, damit ändern sich auch die Verhältnisse für die Organismen, trotzdem ist es auffallend, dass weder die Zahl der Arten noch die der Individuen auch nur annähernd die an algeri- schen Fundorten entsprechender Beschaifenheit beobachtete erreicht. Auch Sfax, Sousse, Hammamet sind nach meiner Erfahrung üiit einer recht spärlichen Orthopterenfauna vergehen. Dies ist aber wohl zum grossen Theil der umfangreichen und äusserst energisch be- triebenen Bebauung des Bodens, besonders der Olivencultur, zuzu- schreiben. Nach dem ursprünglichen Plane sollte die Rückreise durch das Innere des Landes erfolgen, wodurch eine weitere werthvolle fau- nistische Parallele zum Vergleich gewonnen worden wäre. Die Um- ständlichkeit der Verkehrsmittel beanspruchte aber mehr Zeit, als mir zur Verfügung stand, weshalb ich mich mit einem Abstecher- nach Gafsa, einer möglichst central im Süden Tunesiens gelegenen Oase, begnügte. Obgleich auch dort, abgesehen von der Oase und dem Culturlande, die Flora des sandigen, feuersteinreichen Bodens eine äusserst spärliche und karge ist, liefert die Fauna doch ein ganz anderes Bild als an den Küstenorten. Schon direct bei der Bahnstation begegnet man zahlreichen Acridiern und Eremiaphilen. 1) An der Linie der Phosphatbahn Sfax- Gafsa. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 341 Man wird an die bessern algerischen i^'nndplätze erinnert. Wenn auch die Artenzahl vielleicht geringer ist, so findet der Sammler dafür einen Ersatz in der IMenge einzelner seltnerer Formen. Auf beiden algerischen Linien sind die klimatischen und meteoro- logischen Verhältnisse so ziemlich dieselben. Teil und kleiner Atlas werden in der Regenzeit ganz auffallend reichlich mit Niederschlägen ^'erseheD, die von Osten nach Westen abnehmend hei Galle und Bougie annähernd 100 cm, bei Oran aber nur etwa 45 cm betragen. Im Gebirge erhöhen sich diese, in Europa nur selten erreichten Zahlen noch um ein Beträchtliches. Das Steppengebiet zeichnet sich durch geringen Regenfall und sehr trockene Luft aus. Doch können auch dort selbst im Sommer noch ganz gewaltige Wasser- mengen niedergehen, die geradezu an tropische Wolkenbrüche er- innern. Mitte Juni wurden wir, auf der Postwagenfahrt nach Djelfa begriffen, am Nordabhänge des grossen Atlas in der Nähe des Rocher de Sei von einem Unwetter überrascht, das ebenso schnell aufstieg, als es sich entlud und verschwand. Mit einem Donnerschlag ein- setzend stürzten ganze Bäche aus den Wolken herab; bis der Kutscher vom Bock gestiegen, um seine Pferde zu halten, floss von dem schwach nach Süden ansteigenden Terrain das Wasser ca. 10 cm hoch, jede Bodenrinne war mit einem wdld tosenden Bach angefüllt; die Flut führte Massen von lusecten mit sich, vor Allem Schisfocerca, Caloptenns und Pimelien. Nach 15 Minuten brannte die Sonne wieder, und kurz darauf schien der Boden mit Ausnahme einiger ver- tieften Stellen nahezu trocken, von der Sintfluthprobe kaum mehr eine Spur vorhanden zu sein. Ueher die Feuchtigkeitsverhältnisse im grossen Atlas ist mir nichts bekannt. Doch lässt die Armuth der Vegetation auf eine äusserste Spärlichkeit derselben schliessen, welche nur noch in der Wüste übertroffen wird. In Laghouat fällt insgesammt jährlich nur 45 mm Regen, an andern Orten bleibt auch dieser geringe Betrag über 12 Monate lang aus. Den Niederschlags- mengen ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft proportional, der somit von der Küste nach dem Innern zu rasch abnimmt, dort durch seineu hohen Betrag die keineswegs weit entfernten Extreme der Tempe- ratur — im Jahre etwa 0 ^ und 30 " C. — sehr unangenehm empfin- den, hier dagegen, aufs Aeusserste reducirt, die oft enorm schroffen, täglich 25—35" C. erreichenden Schwankungen verhältnissmässig leicht ertragen lässt. In reichlichstem . wenn auch wegen der an der Küste häufigem Bewölkung nicht ganz gleichem Maasse spendet die Sonne dem Lande 22* 342 J- VOSSELER, Licht und Wärme. Nach eigenen Messungen betrug die Temperatur in Lagliouat am 10. Juni Morgens 10 Uhr 38*^ C. im Schatten, die des sonnendurchglühten Sandes zur selben Zeit etwas unter der Oberfläche 50" C. Zwischen Djelfa und Bouira zeigte im Juli das Thermometer Morgens 11 Uhr gewöhnlich zwischen 27 und 38", Abends 8 Uhr 2 — 3 Grade weniger. Bei Dra el Mizane wurde ein- mal Vormittags 10 Uhr in der Sonne 56,5 " C. abgelesen bei sehr feuchter Luft. Während einer Nachtfahrt zwischen Djelfa und Bou Saäda kühlte sich die Luft am 19. Juli auf 13" ab. Sofort nach Sonnenuntergang sinkt auch die Temperatur des Bodens, besonders des Sandes, in Folge der Ausstrahlung auffallend schnell. II. Die Rolle des Windes für die Verbreitung der Arten. Im Gebiete der Steppe und Wüste spielt, geologisch genommen, der Wind die Rolle des Wassers, und nicht selten wirkt er für die Organismenwelt nicht weniger katastrophenhaft als dieses, vor Allem durch die Bewegung enormer Sandmassen, die bald gegen Felsen angeschleudert, diese langsamem Zerfall entgegenführen, bald alles überdeckend sich zu bergehohen Dünen aufthürmen. Von seiner oft Stunden, ja Tage lang ungemindert anhaltenden orkanartigen Wucht erhält man eine Vorstellung beim Ueberschreiten von Dünen- oder Hügelkämmen oder beim Anblick der in einem Viertelkreise sich davor beugenden schlanken Dattelpalmen. Dabei werden die schwe- reren Sandmassen auf oder nahe der Erde hingetrieben und drohen die fast ausnahmslos am Boden lebenden Orthopteren zu überschütten. Diese sind daher in ständiger Bewegung, die geflügelten erheben sich immer und immer wieder in die Luft, wo sie vom Winde erfasst Meilen weit getragen werden, besonders die Wanderheuschrecken Schisfocerca und Sfauronofus. Gar häufig mögen Arten so auf unge- eigneten Boden gelangen und dort untergehen, oder sie werden in die Chotts geworfen, an deren Rand, wenn sie Wasser enthalten, Unmengen von Cadavern angespült werden. Man sollte meinen, dass vermittels des Windes im Lauf der Zeit alle fliegenden Arten sich über das ganze Land verbreiten müssten, dass die nörd- lichen südwärts, häufiger jedoch die südlichen nordwärts transportirt würden, weil gerade im Sommer während der Ausbildung der Ima- gines heftige Wüstenwinde vorherrschen. Abgesehen davon, dass die schon erwähnten physikalischen und meteorologischen Bedingungen die Grenzen der meisten Arten mit Ausnahme der mehr oder weniger Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 343 kosmopolitischen, bestimmen, wird deren Ausbreitung- durch den Wind Avesentlich in Folge des Bestrebens, geg-en denselben zu fliegen, ein- geschränkt. Immer schien es mir, als seien die Orthopteren der Wüste bei Nacht noch mehr vom Winde beunruhigt als am Tage; jedenfalls konnte das eben Gesagte am leichtesten auf einigen nächt- lichen Postfahrten bestätigt werden. Die Wagenlaternen leuchteten nach drei Seiten. Vom Licht angezogen prallten Tausende von Heu- schrecken, untermischt mit einigen Eulen und Schw^ärmern, vor Allem aber mit Myrnieleon-Arten, an der vordem Scheibe an, wäh- rend der Wind auf der hintern stand. Die Hauptrolle in dem nächtlichen Laternentanz spielten 4 SpMngonotussiYten und Caloptcnus. Die beiden Wanderheuschrecken Schistocerca und Stanronofus, be- kanntermaassen gute Flieger, lassen sich gerne mit dem Winde treiben, womit wohl auch die enorme Ausdehnung ihrer Wanderungen aus dem äussersten Süden bis an die Küsten zu erklären ist; beide Arten trafen mehr als die andern auf die hintern und seitlichen Scheiben, Die Geschwindigkeit, welche die mit dem W^inde schwir- renden Exemplare erlangen, erreicht offenbar einen ganz bedeutenden Betrag, der sich ungefähr an der Wucht ihres Anpralls an festen Körpern abschätzen lässt. Beim Ueberklettern eines Hügelkammes nördlich von Djelfa, das des Sturmes wiegen nur auf allen Vieren möglich war, prallte an dem aus Pflanzenmark bestehenden, stoff- überzogenen Sonnenhelm eine Eremohia cisti so heftig an, dass ein deutlicher Eindruck entstand, das Thier aber mit eingedrücktem Kopf niederfiel. Endlich ist zu berücksichtigen, dass die meisten flugbefähigten Acridier sich nur wenige Meter über den Boden erheben und sich, selbst wenn sie in dieser Höhe vom Winde weit fortgetragen werden, bei den bisher ins Auge gefassten Windrichtungen von Norden nach Süden oder umgekehrt doch nur selten aus dem Gebiet ihrer Ver- breitung entfernen, weil sie an dessen natürlicher Grenze, den Gebirgs- ketten, abgeladen werden : die Wüstenformen bei Südwind am Süd- abhange des grossen, die Steppenformen am Fusse des kleinen Atlas, bei Nordwind an den entgegengesetzten Seiten. Wie stark die Macht der Winde an den Bergen sich bricht, ersehen wir auch aus der Anhäufung der ungeheuren Dünen, die ihnen vorgelagert sind. Aus dem eben Gesagten ergiebt sich die durch die Thatsachen bestätigte Folgerung, dass die genannten Gebiete gewissermaassen einen un- freiwilligen Sammelplatz zahlreicher Arten und Individuen darstellen. Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, dass in Laghouat, Biskra. 344 J- VOSSELER, Aiii-Sefra, Djelfa, Gafsa u. s. w., also stets an solchen Orten, welche an den der Hanptwindrichtuno' entgegenstellenden Bergketten liegen, anf kleinem Raum eine viel grössere Ausbeute gemacht wird als draussen in den unendlichen Flächen der Wüste und Steppe. Im Teil und Gebirge liegen die Verhältnisse anders. Dort fehlt der am Boden hinfegende Sand, und was vom Südwind weit verschleppt, allenfalls aus der Luft herabsinkt, ist ganz feinkörnig, kaum fühlbar, und auch davor könnten sich die Acridier hier leicht unter Steinen oder grössern beblätterten Pflanzen schützen. Viel weniger einschneidend auf die Verbreitung der Thiere scheint der Ost- und Westwind zu wirken. Beide streichen an- nähernd parallel der geographischen Gliederung des Landes, und somit ist die Gefahr der Verschleppung in ein faunistisch fremdes Gebiet bedeutend geringer, wenigstens in Algerien. Ln südlichen Tunesien mit seinem flachen Küstengebiet werden die fliegenden Arten vom Westwind leicht ins Meer getragen. Augenzeugen be- richten, dass auf diese Weise das Land bei Gabes in kürzester Zeit von riesigen Schwärmen der Wanderheuschrecke vollkommen gesäubert worden sei. Ein ganz auffallend grosser Theil der algerisch-tunesischen Orthopteren, etwa 97 Arten aus allen Abtheilungen und 37 Gattungen, also nahezu die Hälfte aller bekannten, ist durch weitgehende Ver- kümmerung oder gänzlichen Mangel der Flugorgane vor dem Trans- port durch den Wind geschützt, sowohl Bewohner der Küste als des Steppen- und Wüstengebiets. Trotzdem sind auch diese kaum weniger allgemein innerhalb der ihnen von Natur vorgeschriebenen Zonen verbreitet als die geflügelten. Zur Erklärung ihrer Ausdehnung kann der Wind nicht beigezogen werden, will man nicht annehmen, dass schon von den noch geflügelten Vorfahren der betreifenden Arten eine Invasion in die jetzt besetzten Gebiete stattgefunden habe und erst später die Verkümmerung der Flugorgane eingetreten sei. Es ist aber noch sehr fraglich, ob eine solche vorausgesetzt werden darf, ob nicht die jetzige Beschaffenheit und Grösse der Flügel eine ursprüngliche ist. Aber auch abgesehen davon wird man den gegen- wärtigen Zustand bei dieser Frage im Auge behalten und annehmen müssen, dass seit Langem der wichtigere Theil der Ausbreitung per pedes erfolgt sei. Sind die meisten hierher zu rechnenden Formen auch nichts weniger als gute Fussgänger, so werden ihre Expansions- gelüste doch durch einen mehrfach beobachteten Wandertrieb und eine offenbar sehr grosse Anpassungsfähigkeit wesentlich unterstützt. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 345 Für die Beurtlieiluno- der zu dieser lang-samern Art der Ausbreitung- nötliio-en Zeit finden wir. wie später gezeigt wird, einige Anlialts- l)unkte; sie braucht nicht zu kurz bemessen zu werden. Die Ver- theilung flugunfähiger Arten ist über das ganze Gebiet eine ziemlich mit der flugbefähigter übereinstimmende, nur findet man sie da, wo durch den Wind Anliäufungen der letzteren entstehen, nicht häufiger als sonst, — ein indirecter Beweis für das vorhin über die Bedeutung des Windes Gesagte. III. Yerzeichniss der j^efimdeueu Arteu. ^) Weniger Avegen des Eeichthums an neuen Arten als vielmehr wegen der vielen von mir in den Monaten Juni — Juli berührten bisher gar nicht oder kaum oberflächlich untersuchten Oertlichkeiten und der vielfach dort beobachteten Localformen ist eine systematische Aufzählung der ganzen 1897 er Ausbeute angezeigt. Da beide Eeisen in dieselbe Jahreszeit fielen, wie die früher von Zehntner und mir in Oran unternommenen, ist ein directer Vergleich der darüber veröffentlichten Listen möglich. Wie gewöhnlich im Sommer, herrschen Acridier und Locustiden vor, dagegen treten die Forficuliden, Blattiden, Mautiden, Phasmiden und Gryllen theils wegen des frühern, theils wegen des spätem Abschlusses ihrer Entwicklung zurück. I. Forßculodea. 1. Labidura riparia (Pall.). 1 $ von Bou Saäda , 8./7, Ist im Allgemeinen mehr auf das Littorale beschränkt; aus Bou Saäda noch nicht erwähnt. Gabes 15./6. Ol ; geraein. 2. Anisolabis waufitanica (Luc). Blidah 1 $ 1 Larv., 16./6.; Anmale 1 $ 2 Larv., 14./7.; Medeah 2 $? 2 Larv., 18./6. Aus dem Innern noch nicht bekannt, offenbar der ganzen Küste entlang verbreitet. Tunis 9./6. Ol. Gabes 1 $, 17./6, Ol, 1) Mit wenigen Ausnahmen wurde in diesem Yerzeichniss die von Fingt (1. c.) gewählte Reihenfolge der Aj-ten und Gattungen und auch die Nomenclatur beibehalten. Wegen der Synonyme verweise ich eben- falls auf diese Abhandlung, sofern keine Aenderung oder Vervollständigung nöthig war. 346 J- VOSSELER, 3. ForftcuJd auriciilaria L. Neu für Tunesien; am ßande der Sebkha Seldjoumi bei Tunis S ?, 9./6. 1901. 4. Forficula pubescefis Gene. Bisher nur i. 1. von Bokmans aus Algier ohne genaue Fund- ortsangabe genannt. Fundort: Medeah, S, 15.;6. 97. 5. Forficula sp. Eine nicht sicher bestimmbare, der F. nificolUs Fabr. nahe- stehende Larve von Medeah, 15.; 6. 97. II. Blattodea. 6. Heterogamia africana (L.) 3 ofltenbar erwachsene 11 mm lange ?$ stelle ich mit Vorbehalt hierher. Ihre Farbe ist ein lichtes Gelbbraun. Die ganze Eücken- seite ist schwach mit ganz kleinen Härchen besetzt. Die Hinter- ränder der Segmente tragen einen zarten Saum davon. Lange ziemlich dicht stehende Haare zieren den ganzen Aussenrand der Pronotumsegmente und, weniger dicht, die Abdominalseiten, die ganzen Beine mit dem ersten Tarsalglied und die Bauchseite. Kopf hellbraun, etwas dunkler zwischen den Fühlern und auf der Stirne. Pronotum etwas mehr nach vorn verschmälert als bei H. syriaca, Körper ein wenig schlanker. Alle Tibien sehr stark mit braunrothen Stacheln besetzt, besonders am distalen Ende. Hintertibien gebogen, in der Mitte des Aussenrandes mit 5 z. Th. neben einander ge- stellten Stacheln, im letzten Drittel des Innenrandes deren 3, am Ende aber 7, deren grösster der Innenseite entspringt und das erste lange Tarsalglied ein wenig überragt. Von FiNDT ist nur die H. aec/yptiaca (L.) und H. livida Be. aus dem Gebiete erwähnt, zu welcher ich die Art sicher gerechnet hätte, wenn nicht die Beschreibung Brunner's und die Abbildung da^'on im Prodromus fig. 12 B eine Species mit stark behaartem Pronotum, mit annähernd geraden, der doch so ausserordentlich stark hervor- tretenden Stacheln gänzlich entbehrenden Hintertibien zum Gegen- stand hätte. FiNOT (p. 77) hebt als besonderes Merkmal seiner livida die gruppenweise Anordnung der Stacheln in der Mitte der Orthopteren Algeriens nnd Tunesiens. 347 Aussenseite der Hintertibien hervor, bei Brunner ist dies aber nur für H. africana L. anoeführt. Ich vermuthe darum stark, dass auch FiNOT nur diese, auch aus Aegypten und Syrien, bekannte Art vor sich hatte, um so melir als sie Krauss ^) von Monastier erwähnt. Fundort: Graiba (Bahnstation in der Nähe von >Sfax) unter Steinen, 19./6. Ol. 7. Loboptera decipiens (Germ.). Blidah, 13./7.; * Tunis-), 9./6. Ol, 2 ??. 8. PeHplaneta anieficana (L.). Algier, Juni 97, 1 s ad. III. Mantodea. 9. Ereniiaphila denticoUis Lucas. Das S dieser häuflg-sten der bis jetzt beschriebenen algerischen Eremiaphilen kennt man noch wenig. Finot giebt nach einem defecten Exemplar 12 mm .Körperlänge an. Die von mir gesammelten 19 S$ messen aber zwischen 19 — 23 mm, wovon 3,8—5 mm auf das Pronotum entfallen, dessen Oberfläche und Seitenränder genau wie die des $ beschaffen sind. Das Abdomen ist nur 5 mm breit, auf der Mitte des Hinterrandes des 3 — 7 Abdominaltergits stehen Avie beim $ deutliche dornenähnliche Erhebungen. Die Flügel des $ sollen nach Finot grösser als die des $ sein. Im Durchschnitt aber sind sie kleiner, selten gleich gross. Eine Ausnahme macht nur ein S aus Laghouat, dessen Elytren 9 mm lang sind und die breiten mit einem dunkeln in der Mitte unterbrochenem Schräg- band versehenen Flügel nur w^enig überragen. Im Uebrigen sind die FiNOT'schen Zahlen für die Längen der Elytren [S 3,5 mm, $ 3,5 mm) auffallend nieder. Meine Messungen ergeben für die Elytren der 2 von Djelfa 5,8 — 7 mm, im Durchschnitt 6,5 mm, für die männ- lichen 5,5 — 6,5 mm, im Durchschnitt 5,7 mm, für $ von Gafsa 6,5 bis 9 mm, für S 5 — 6 mm ^), d. h. Maasse, welche sich mehr den für 1) Krauss, H., Dermapteren und Orthopteren aus Tunis, in : "Wien, entomol. Z., Jg. 11, Hft. 5, 31. Mai 1892. 2) An den mit Sternchen versehenen Orten wurde die Art schon früher gefunden, die andern Localitäten sind neu. 3) Gemessen an 25 O4. und 15 (J^j? bzw. an 4 J$ u>id 4 $$■ 348 ■ J- VOSSELER, E. numida angegebenen näliern. Ancli die Zalilen über die übrigen Ausraaasse der $ sind zn erweitern. Die K(»rperlänge schwankt an dem nntersuchten Materiale zwischen 23 und 28 mm (Fingt 14—25); die Länge des Pronotums zwischen 4 und 5 mm (3), die Breite des Abdomens erreicht 10 — 11 mm (7). Die Farbe der meisten Exemplare ist eine licht gelblichbraune, mit dem Boden übereinstimmende, die Unterseite des Körpers und der Gliedmaassen aber beinahe weiss. Von Abzeichen ist nur die dunklere Ringelung der Beine constant zu bemerken. Ein Exemplar von Bou Saäda und eine weibliche Larve von Djelfa ist durch zahlreiche dunkle Punkte auf der ganzen Oberseite nebst Elj^tren ausgezeichnet, welche zwischen den Augen in 2 Querlinien angeordnet sind, auf dem Pronotum 3 Längsstreifen, auf dem Abdomen aber deren 5, 1 medianen und je 2 seitliche, an- deuten. Auch 3 $$ von Djelfa zeigen auf dem Abdomen noch stark hervortretende schwarze Punkte, besonders am Hinterrand der Seg- mente. Fundorte: Bou Saäda 7./7. 97, Djelfa (im Westen sehr gemein) 29./6. und 3./7., Guelt es Stel 13./6.. Laghouat 24./6., Sousse 11./6. Ol, Graiba 19./6., Gafsa 20.— 22./6., Gabes 16.— 19.;'6. FiNuT vermuthet p. 95 (39 d. Sep.), dass Krauss unter dem Namen der E. spinulosa das S der E. denticolUs beschrieben habe und dass wohl alle Arten der Gattung nur Localformen einer Art seien. Gegen den ersten Punkt ist einzuwenden, dass. ganz abgesehen von den übrigen durch Krauss genau hervorgehobenen Unterschieden, die Hüften der Fangbeine von E. spinulosa ebenso wie die der E. numida auf der Innenseite stets mit einem grossen dunkeln Fleck versehen sind, die der E. denticolUs aber nie. Diesen dunkeln Fleck kann man, wenn auch weniger scharf begrenzt, schon bei Larven von 8 — 10 mm zur Unterscheidung benützen. Ob er auch bei E. harbara Bbis. vorkommt, ist aus deren Beschreibung nicht zu ent- nehmen; die E. denticolUs ist somit bis jetzt neben der E. moreti aus der AVest-Sahara die einzige Art, der er sicher fehlt, und nicht auf jene, sondern, wie Krauss genügend betonte, auf E. numida weisen die verwandtschaftlichen Beziehungen, hin. Die Möglichkeit der Bildung von Localformen lässt sich nicht in Abrede stellen bei einer Gattung, die, wie Eremiaphila. wegen des mangelnden Flugvermögens so ungemein an den Boden gefesselt ist und trotz der Behendigkeit im Rennen und der Bewehrung der Vorderbeine genöthigt ist, sich aufs Genaueste der Umgebung an- Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 349 zupasseii. Gleichwohl lassen sich meiner Ansicht nach die algerischen Arten nicht als Localformen bezeichnen, Avenigstens nicht als von einer Art stammende. Dagegen spricht einmal das gemeinsame Vor- kommen zweier Arten an der gleichen Localität (z. B. E. nnmida nnd E. deniicolJis bei Laghonat und Biskra), sodann die Zahl und Beständigkeit der zur Unterscheidung benutzten Merkmale, von denen das eine, das Auftreten oder Fehlen des schwarzen Fleckes an der Innenseite der Vorderhüften, eine Spaltung der Arten in zwei Gruppen andeutet. Zudem lässt die enorme Ausdehnung des Ver- breitungsgebietes auf ein so hohes phylogenetisches Alter schliessen, dass man die Arten der Gattung, selbst wenn sie erst aus Local- formen entstanden, doch jetzt als wohl fixirt und scharf gesondert ansehen muss, was sich leicht durch die Uebereinstimmung von Ver- tretern einer Art aus verschiedenen Fundorten feststellen lässt. Die E. denticollis zeigt abgesehen von der wie gewöhnlich etwas wechseln- den Grösse und Färbung an physikalisch recht verschiedenen Plätzen stets dieselben Merkmale, ebenso die E. nnmida und dasselbe wird sich auch für die seltenern Arten E. barbara und spimdosa noch nachweisen lassen. Das oben als Ausnahme angeführte S von Laghonat gehört vielleicht einer andern, wohl neuen, Art an. Nicht nur die Flügel sind verlängert, sondern auch die Beine; das Femur des 2. Beines misst bei E. denticollis höchstens 8 mm, die Tibia 7. bei dem zweifelhaften Thier 8 und 7,8, die entsprechenden Zahlen vom 3. Beine sind 10 und 11,5 wieder in maximo bezw. 12 und 13 mm. Dabei ist das Pronotum nur 4,5 mm lang und dem der erstgenannten Art ungemein ähnlich. Leider ist das einzige Exemplar ganz frisch gehäutet, so dass weitere Kennzeichen nicht mit Sicherheit festzustellen sind. 10. Ereniiaphila numida de Sauss. Das Männchen dieser, bis jetzt nur von Biskra bekannten, durch das glattere Pronotum, die glattem Elytren, den dunkeln Coxal- fleck der Fangbeine leicht von der vorhergehenden zu unterscheiden- den Art gleicht dem Weibchen sehr. Long. corp. = 14 — 16 mm. Long, pronot. = 3,5 mm; Lat. pronot. = 3.5 mm; Long, elytr. = 3,2 — 3,6 mm. Lab. abd. = 4,5 mm. Das Pronotum aller 3 ge- fangenen reifen Männchen verjüngt sich nach rückwärts weniger stark als beim $, die Sculptur seiner Oberfläche sowie der Mangel einer Bezähnelung der Seitenränder entspricht der für das $ ge- gebenen Beschreibung. Die Krallen, von denen die äussere grösser 350 J- VOSSELER, als die innere sein soll, finde ich durchweg gleich und zwar in beiden Geschlechtern. Fundorte: Laghouat 20. — 27.7. (häufiger als E. äenticoJlis), 30 Larven, wovon mehrere im vorletzten Entwicklungstadium und 2 erwachsene $$, 1 S; Karawanserei Ain el Ibel 1 ^+\ 2 SS, 3 Larven. Die Geschlechter lassen sich schon bei verhältnissmässig jungen Larven leicht unterscheiden, schon deshalb, weil das Abdomen der SS stets schlanker als das der 9$ ist. 11. Mantis reUf/iosa L. Wird nach den bisherigen Angaben offenbar erst sehr spät reif (September bis November); nur als Larve angetroffen, trotz der frühen Jahreszeit aber schon direct vor der letzten Häutung stehend. Die Larven sind der von Fischeria ungemein ähnlich, aber stets durch den Mangel irgend eines Abzeichens auf dem theils satt, theils licht strohgelb gefärbten Körper und den charakteristischen dunkeln Fleck auf der Innenseite der Coxa der Fangbeine davon unterschieden. Durch die Uebereinstimmung ihrer Farbe mit dem Aufenthaltsort (dürres Gras, Stoppeln) sind die Thiere nur schwer zu sehen, sie sind der dürren Jahreszeit gut angepasst. Da der Ab- schluss der Entwicklung mit dem Beginn der Eegenzeit und damit der wiedererwachenden Vegetation zusammenfällt, ist zu erwarten, dass auch aus den gelben Larven grüne Imagines entstehen können. Beobachtungen darüber könnten einen werthvollen Beitrag über die Farbenwandlungen bei Insecten liefern. Fundorte: Anmale 7. 97, Dra el Mizane 7. 97, Medeah 6. 97. Die Art scheint mehr auf die Küstenzone beschränkt zu sein, auch in Tunesien. 12. Fischeria haetlca (Ramb.). Diese weitverbreitete Mantide ist bislang mehr aus den west- lichen Küstenstrichen und aus Tunesien bekannt. Die Larven sind denen der Mantis religiosa sehr ähnlich, gewöhnlich aber dunkler, fast bräunlich gefärbt und mit grauschwarzen Abzeichen — mehr oder weniger deutlichen Längslinien, besonders auf dem Abdomen — versehen. An ganz hellen strohgelben Individuen verschwinden diese oft gänzlich bis auf eine sich erhaltende Andeutung der Mittellinie auf dem Pronotum. Einzelne erwachsene ]\Iännclien von Dra el Mizane sind ebenfalls ganz lichtgelb gefärbt, fast ohne Spur Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 351 der sonst zu bemerkenden dunklem Töne auf den Elytren. Gewöhn- lich wird die Art erst gegen Ende des Sommers reif, in Laghouat aber traf ich schon Ende Juni ausgewachsene S und ? neben Larven. Die SS sind seltener. Fundorte: Aumale 13,7.; 4 $$, 1 (? (auf den südlichen Bergen), Djelfa 3./7. 4 ?$, 1 c?; Dra el Mizane 19.11. 1 d, 1 ? und 4 Larven; Laghouat 22.— 24. 6. 2 $?, 2 SS, 2 Larven. In Tunesien sehr ver- breitet, aber mit Ausnahme eines $ von Graiba, 1901 nur Larven gefunden. Eieriiest vou Anieles spallanzania (?) (Rossi). Ein an einem Stein bei Tunis angeheftet gefundenes Eiernest gehört einer der Avenigen Arten dieser Gattung an, stimmt am meisten mit der von Giakdixa für A. spalJanskwa gegebenen Be- schreibung und Abbildung überein. ^) Weder von Brunner noch . von FiNOT oder Krauss ist die Gattung aus Tunesien angeführt, dieses eine Stück also bislang die erste und einzige einigermaassen sichere Spur derselben von dort. 13. Iris oratoria (L.). Eine Larve bei Gafsa 21./6. Ol angetroffen. 14. Idolomorpha longifvons de Sauss. Neben einer noch ziemlich jungen, aber unverkennbaren Larve wurde südlich von Laghouat 24./?. 97 ein $ auf Stoppeln erbeutet, denen die Farbe vollkommen entsprach. Ausser Biskra kannte man früher nur zwei Fundorte dieser seltenen Art aus Tunis. Eiernest einer Mantide {Idolomorpha?). Taf. 17, Fig. 1. Ein sehr interessantes, wohl noch nicht beschriebenes Eiernest einer Mantide fand ich Ende Juni 1897 bei Laghouat an einem Stein angeklebt. Es stellt eine ovale Platte von 15 mm Länge, 10 mm Breite und 5 mm Dicke dar, deren Oberseite leicht einge- drückt ist, deren unterer Umfang den obern ein wenig übertrifft. Seine Construction ist ganz eigenartig und giebt einen klaren Auf- 1) GlARDlNA, A., Sulla biologia delle Mantidi , in : Giorn. Soc. Sc. uat. econom., V. 22, Palermo 1899, tab. 1, 2. 352 J- VOSSELER, schluss über die Art der Herstellung-. AVie die Fig. 1 zeigt, ist die Oberfläche von zalilreiclien Linien durchquert, einer Anzahl von Lamellen mit Zwischenräumen entsprechend. Wie diese Structur zu erklären ist, ersieht man am besten an dem vordem, tadellos er- haltenen Ende. Danach ist das ganze Nest aus einem 5 mm breiten, senkrecht auf der Unterlage stehenden, in der bekannten schaumig-en Masse die Eier einschliessenden .Streifen hergestellt, welcher in enge, vorn und hinten kürzere Falten gelegt ist. An unserm Stück sind 11 solcher fest verkitteter Falten zu zählen, deren Umbiegungen an den obei'u Seitenrändern mehr oder weniger frei zu sehen sind. Der ganze Streifen besteht offenbar aus zwei unten verbundenen Seiten oder Blättern. Entsprechend dem äussern Aufbau liegen die grossen, senkrecht stehenden Eier in Querreihen zu 3 — 6 neben einander; sie füllen das ganze Innere, sitzen in einer Art zarthäutiger Waben. Die an der Peripherie sind nur durch eine dünne Wand geschützt. Die obern Ränder der Blätterfalten sind leicht nach rückwärts ver- strichen, so dass sie sich über einander legen. Die Farbe ist ein lichtes Eothbraun. Form und Structur dieses Nestes sind von denen der bekannten sehr verschieden und ganz eigenartig. Klarer als bei andern Arten kommt der Grundriss an einander gerückter Schlangenlinien zum Ausdruck ^), die offenbar durch die von Brogniart "-) beobachteten regelmässigen Bewegungen des Abdomens erzeugt werden, v/ährend des Austritts der noch nicht erhärteten Masse aus dem Genital- apparate des eierlegenden Weibchens. Der ganze Aufbau wird noch weniger als bei den jimeles- und Mantis-Kview durch eine schaumige Umhüllung verwischt. Die Erzeugerin des Nestes hat jedenfalls bei p der Abbildung begonnen und dieses Stück an einen kleinen Vor- sprung des Steins angeklebt. Dem Ende des Geleges zu werden die Falten lockerer, ihre Umrisse deutlicher («). Die Eier waren alle ausgeschlüpft; aber nur an wenigen Stellen bemerkt man die Aus- 1) Zum Nest der Einpiisa panperata Latr. bemerkt Gl ARDINA : Anzi si puö asserire che il nido delF Empuso ci 'presenti la conformazione fondamentale del nido della Mantis con una semplicitä ed evidenza quasi schematiche. 2) Brogniart , Ch. , Observations sur la maniere dont les Mantes construisent leurs ootheques etc., in: Ann. Soc. entomol. France (6), \. 1, 1881, p. 451, lässt weiterhin die Elj^tren und Cerci bei der Formung des Eiernestes von ifanl/s irlifjiosa L. in Thätigkeit treten. Orthopteren Algeriens nnd Tunesiens. 353 trittsstelle der Larve (A)^ gewöliiilicli scheint dieselbe zwischen den aus einander gepressten Blättern der Querlamelle hervorzukommen. Als Urheberin des kleinen Kunstwerkes können nur wenige Gattungen und Arten in Betracht kommen. Keine derselben kann in den besuchten Gegenden häufig sein, da sonst ebenso wie von den weniger seltenen Arten dasselbe Eiernest öfter gefunden worden wäre. So glaube ich Ercmiapliüa, Mantis, Fischcria, Anwies und Empusa ausschliessen zu dürfen. Discoihera, Ox/jthespis sind in Al- gerien noch nicht gefunden worden. Mit einiger ^^'ahrscheinlichkeit würde es sich somit nur um die Gattungen Hefe roch acta, Hierodula, Blepharis und Idohmorplia handeln, von welchen aber die zweite bis jetzt nur von der Küste bekannt ist. Heterochaein und BJepharis leben wohl im Gebiete der Wüste, fehlen aber bis jetzt aus Laghouat und Umgebung. So bliebe schliesslich nur die Empusa-?(\\\\\\Q\i% Idölomorplia übrig, welche dort von mir als Larve und Imago ge- funden wurde. IV. Acridiodea. 15. Paratettiuc nieridionalis (Eamb.). Kommt im Flussbett des Oued Bou-Saäda zusammen mit Tridac- iijJus vor, ist aus dem Süden Algeriens noch nicht erwähnt. Fundorte: Blidah 16,7. 3 ?9, 1 liytna hispaniciim (Ramb.). Auch diese Art geht viel weiter nach Süden, als bislang bekannt war, und wurde von mir noch um Laghouat gefunden. Die Rosa- färbung des Basilartheils der Flügel ist aber bei den von dort stammenden Weibchen bis auf eine schwache Spur, bei den Männchen vollkommen verschwunden, die schön orangerothe Färbung der Unter- ränder der Schenkelinnenseite bis auf einen schwach gelblichen Toa verblasst, ebenso das Blau der Hintertibien. Fundorte: Dra el Mizane 9./7.; Laghouat 27./6. 27. Oedij^oda gratiosa Serv. Bei einigen Exemplaren von Bouira und Djelfa sind die Elytren gegen das Ende zu grünlich überhaucht. Die Flügel, ursprünglich 358 J- VOSSELER, bis zur schwarzen Binde lebhaft rosenroth gefärbt, werden in Süden mit Ausnahme von Gabes blasser (Djelfa), was sich auch nachträglich an den früher bei Mecheria in Oran gefangenen Thieren bestätigen Hess. Das Eoth ist in der Nähe der Adern und Aederchen inten- siver, in der Mitte der von diesen umgrenzten Felderchen beginnt der Farbstoff zu verschwinden; so entsteht eine Art weiss-rother Mar- morirung. Sehr häufig tritt die schwarze Binde am Hinterrand zurück. Der hintere, von der Hauptquerfurche und den Seitenkielen be- grenzte Abschnitt des Pronotums einiger Exemplare von Bir bou Rekbah ist schnee weiss und dann mit Ausnahme des Mittelkiels vollkommen glatt. Häufiger findet mau denselben Theil dunkel sammtschwarz gefärbt von normaler höckriger Oberfläche. Fundorte: Anmale 10./7.; Bouira 16./7.; Dra el Mizane 17./7.; Bou Saäda 5./7. ; Djelfa 3./7. ; Laghouat 20./7. ; Tunis 9./6. Ol ; Bir bou Eekbah 26./6. gemein; Hammam el Lif 26.'6. ebenso; Sousse 12./6. neben 5 reifen S noch junge Larven; Sfax 23./6.; Gabes 15./6. selten Flügel kräftig roth. 28. Oedlpoda fuscocincta Luc. 2 $S von Blidah aus dem Kies des Oued el Kebir sind genau wie das Gerolle grau gefärbt, alle andern Thiere schmutzig gelblich, ein S von Djelfa fast strohgelb. Fundorte: Anmale 10./7.; Dra el Mizane 19./7.; Blidah 13./6.; Hammam el Lif 26./6. Ol. 29. Oedlpoda eoevulescens L. var, sulfurescens Sauss. Die Stammform wurde offenbar bis jetzt in Algerien nicht an- getroffen, auch von mir weder dort noch in Tunesien, von wo sie FiNOT aufführt. Die Varietät scheint mehr auf die Küste beschränkt zu sein. Die Flügel der meisten Exemplare sind weniger citronen- gelb gefärbt, als vielmehr gelblich-blau, wie die von Fingt aus Tlemcen erwähnten. Fundorte: Anmale 11./7.; Dra el Mizane 18./7.; Bouira 16./7.; Blidah 13./6. (alle dort gefangenen Thiere prächtig nach der Umge- bung gefärbt) ; Bir bou Eekbah 26./6. Ol ; Hammam el Lif 27./6. Ol. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 359 80. Pachytylus einer ascens (Fabk.) Lagliouat 24, 6. 94 ; *Hainmam el Lif 28./6. Ol ; ein grünes und ein brannes "Weibchen; trotz der enorm weiten Verbreitung stets nur vereinzelt ano-etroifen. 31. Oedaleiis nif/ro/aselatus (de Geee). Ihrer ungemein weiten Verbreitung (Europa, Asien, Afrika, Molukken, Neuholland) entsprechend ist die Art sehr anpassungsfähig und sehr variabel. Trotz der Verschiedenheit der algerisch-tunesi- schen Fundorte stiess ich auf keine irgendwie nennenswerthe Varietät, von den gewöhnlichen an ein und derselben Localität vorkommenden Diiferenzen in der Grösse und Farbe abgesehen. Nur in Laghouat scheint fast ausschliesslich die braune Farbe zu herrschen, auf den fast vege- tationslosen Dünen um Gafsa dagegen leben braune und grüne Individuen gemischt. Larve und Imago sind mit einem vor dem Mesonotum unter der Metazone des Pronotums ausmünden- Pronotum von Oed. den Stinkapparat bewaffnet^); in den Nach- '^^^'•^A^'^^^^tjs von oben. mittagsstunden zeigen die Thiere eine unge- meine Vorsicht und Scheu, können kaum erjagt werden. Fundorte: Dra el Mizane 18./7. 97; Aumale 10./7.; Djelfa 29./6.; Laghouat 20./6.; Hammam el Lif 28./6. Ol; Sousse 12./6.; Gafsa 22./6. 32. Oedaleus seneffolensis (Keauss). Pachyiijlus senegalensis Keauss, Orthopteren von Senegal, in : SB. Akad. Wiss. Wien, V. 76, 1877, p. 56, tab. 1, fig. 9. Oed. senegalensis Keauss, de Sauss. Prodr. , p. 117 u. Additam. ad Procir., p. 42. Ein Pärchen von Gafsa unterscheidet sich nur durch grössere Augen, kaum angedeutete Zeichnungen auf der Aussenseite und Ober- kante der Hinterschenkel von der Originalbeschreibung. Beide Ge- schlechter sind kleiner als die Typen. 1) Näheres darüber in einem spätem Abschnitte. 360 J- VOSSELER, S (EIrauss) ? (Kra.uss) Länge des Körpers ^j 21 mm 26 mm 30 mm 37 mm ,, „ Pronot. 4 „ 4,5 „ 5 „ 6 „ „ „ Elytren 22,5 „ — „ 28 „ — „ „ „ Hintersclieukel 13,5 „ 15 „ 15,5 „ 20 „ Die beiden einzigen gefundenen Exemplare lebten mitten unter der vorhergehenden Art in der Nähe der Bahnstation in Gafsa und fielen durch ihr weniger scheues und flüchtiges Wesen auf. Sie sind ebenfalls mit einem Stinkapparat versehen. Kopf und Pronotum von Oed. senegalensis, a von oben, b von der Seite. 4:1. Nach den Angaben von de Saussure erstreckt sich Oe. senegalensis nicht nur über den grössern Theil von Mittel-, Süd- und Ost-Afrika, sondern kommt auch in Australien vor, da und dort mit kleinern Abweichungen in der Statur, Länge und Zeichnung der El3^tren etc. Für unser Gebiet ist sie neu, der angegebene Fundort, bis jetzt der nördlichste bekannt gewordene, bildet einen weitern Beleg für die faunistischen Beziehungen zwischen dem Senegal und Nord-Afrika.^) 33. Acrotylus lo7igiiyes (Charp.). Im östlichen Mittelmeergebiet und in Kleinasien verbreitet, geht bis nach Abessynien und Zanzibar; ist in Algerien und Tunesien nicht gemein, kann aber stellenweise zahlreich auftreten. Die Flügel «ines $ von Gafsa sind zart rotli gefärbt, die eines andern von dort tragen einen leichten Hauch einer dunklen Binde. 1) Nach Alkoholexemplaren. 2j Auf den beistehenden Abbildungen sind die Zeichnungen auf Kopf und Pronotum weggelassen, um ein desto deutlicheres Bild der Verschieden- heit der 2 nord-afrikanischen Arten zu geben. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 361 Fundorte : Bir bou Rekbali 26./6. Ol ; Soiisse 12./6. ; Sfax 22./6. Graiba 19./6.: Gafsa 20./6. 34. Acroffjlus patvuelis (Stuem.). Das Roth der Flügel ist bei den aus dem Süden (Ain-Sefra, Laghouat) stammenden Individuen blasser als bei den Küstenbe- wolmern. Fundorte: Blidah 13./6; Anmale 14,/7; Laghouat 24,/6. Egnatioides n. r/. Von geringer Grösse, schlank ; Kopf nach unten zurückweichend, Scheitel polj-gonal, vertieft. Ränder scharf erhaben, sich über die Augen fortsetzend ; Scheitel und Occiput in der Mittellinie mehr oder weniger deutlich gekielt, schwach quergefältelt, seltener glatt. Stirn- leiste zwischen den Antennen vorspringend, gerade, gefurcht, ihre erhabenen Ränder oberhalb der Ocelle annähernd parallel, unterhalb wenig divergirend; Stirngrübchen dreieckig, vertieft; Augen gross, kugelig, Antennen länger als Kopf mit Pronotum, schwach verdickt vor dem Ende. Pronotum wenig eingezogen mit eingedrückten Punkten, mit Mittelkiel, der zwischen den Querfurchen verschwindet, Hauptfurche in oder wenig vor der Mitte, Seitenkiele kaum angedeutet, Hinterrand halbkreisförmig, Unterrand der Seitenlappen schräg, ge- schwungen mit abgerundeten Ecken. Elytren denen von Egnatius und Leptocirtus sehr ähnlich. Flügel hyalin, im vordem Theil dunkler, im hintern bläuliches Gräder. Enddornen der Hintertibien etwas länger als die Hälfte des ersten Tarsalgliedes. 35. JSgnatioides striatus n. sp, (Taf. 17, Fig. 5—7.) Syn, : ? Leptoscirtus ariculus Sauss, $, ? FiNOT, Faune de l'Algerie et de la Tunisie, p. 462. Auf den beiden Reisen im Süden Algeriens und Tunesiens wurde sehr häufig eine kleine Oedipodide angetroffen, die auf den ersten Blick mit dem von mir früher bei Mecheria entdeckten Egnatius coerulans Keauss leicht zu verwechseln ist, sich aber durch gestrecktere Form des Körpers, glatteres, hinten gerundetes Pronotum, am Ende leicht zugespitzte Fühler u. s. w. unterscheidet. Dieselbe ist voll- 362 J- VOSSELER, kommen identisch mit dem von Fingt mit Vorbehalt als Weibchen von Leptoscirtus avimlus^) Sauss. beschriebenen Thier von Biskra. Zu Thrincus gehört die Art nicht, wie Fingt ganz richtig- her- vorhebt, obgleich einige Kennzeichen damit übereinstimmen. Aus dem Folgenden ergiebt sich, dass sie auch nicht unter Leptoscirtus gestellt werden kann, trotz der weiten Fassung, welche de Saussuee der Diagnose dieser Gattung gab. Das FiNGT'sche Exemplar ist ausnahmsweise hell, zudem ziemlich frisch gehäutet. Nur 2 meiner Exemplare aus Laghouat sind noch heller gefärbt, beinahe licht strohgelb, alle andern aber sind licht bräunlich, sandfarben mit heilem Hinterschenkeln; Kopf, Thorax, Elytren und Unterseite der Hinterschenkel oft ganz milchweiss mit Ausnahme der dunklern Zeichnungen. Von diesen fallen zuerst die nie fehlenden, oft aber (wenn die Grundfarbe dunkel ist) weniger hervortretenden schwarz— dunkelbraunen Seitenstreifen auf, hinter dem Auge beginnend und an den Seiten des Pronotums sich fortsetzend (Fig. 5 a, b). Weniger beständig ist der von Fingt beschriebene, nach hinten sich verbreiternde Mittelstreifen auf dem Occiput, der meist durch eine hellere Längslinie in 2 getheilt ist. Mit diesen correspondiren oft 2, ab und zu stellenweise unterbrochene zartere Linien auf dem Pronotumrücken, welche auch nur durch stärkere An- häufung dunkler Punkte angedeutet sein können und nach hinten ein wenig divergiren. Die Antenne -) , mehr oder weniger deutlich ge- ringelt, gegen das Ende einfarbig dunkelbraun, von oben nach unten leicht zusammengedrückt, hinter der Mitte etwas anschwellend, gegen das Ende sich verjüngend. Die Spitze wie abgebrochen, mit einer kleinen blassen Endfläche versehen. Die Grenzen der Endglieder kaum zu erkennen, die 5 letzten sehr kurz, scheinbar mit einander verwachsen. Länge der Antenne : $ Vs niehr als Kopf mit Pronotum, beim $ verhältnissmässig etwas länger. Das Geäder der Elytren mit wenigen Ausnahmen von feinen schwarzen Punkten begleitet, zwischen den Adern zahlreiche kleine dunkle Fleckchen, an der Verbreiterung der Area mediastina eine tiefbraune Stelle. Die Flügel sind im vordem Abschnitt schwarz geädert, hinten 1) In dankenswerther "Weise sandte nair Herr Cap. Fingt seinen Typus zur Vergleichung zu. 2) Die Beschreibung der Antenne basirt auf trockenen Exemplaren ; in Alkohol ist sie mehr rundlich, die Anschwellung weniger deutlich, das Tehlen einer eigentlichen Spitze desto besser zu sehen. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 3ß3 in beiden Geschlechtern blänlich angehaucht, die Aederchen etwas stärker als die Zwischenfeld erchen. Die mittlem Querfiirchen des Pronotums etwas variabel, oft stark verwischt. Die Gestaltung der Brust finde ich mit Finot lang- gezogen, besonders das Mesosternum (Fig. 6), und hochgewölbt. Der Rücken des Abdomens sehr deutlich gekielt. Die Sub- genitalplatte des $ ist nicht mit 2 Längskielen versehen, sondern einfach gewölbt ; ^) auf der Mitte des geschweiften Hinterrandes in eine kurze Spitze ausgezogen. Die von Finot erwähnte Querkante zwischen den Augen fehlt dem Scheitel oft gänzlich, die andern Erhabenheiten des Kopfes sind beständiger, vor Allem der den Oberrand der Augen begleitende Seitenkiel des Scheitels und die davon radiär gegen die Mittellinie abgehenden Fältchen. Long. corp. ,, pron. „ elytr. 11,5 — 12,5 mm 1,9-2,1 „ 10-11 „ ? 14,5—16.5 mm 2,5-3 13—15 „ Die Cerci der SS finde ich stärker behaart als die der $?, sonst aber gleich (Fig. 7). Ist es auch nicht gerade leicht, die Beschreibung Finot's und die hier gegebenen Ergänzungen dazu mit der etwas kurz gehaltenen DE Saussuhe's über die Gattung Lepfoscirius zu vergleichen, so kann doch mit ziemlicher Bestimmtheit behauptet werden, dass keine der 3 Arten dieser Gattung mit unserm Thier übereinstimmt. Am ehesten könnte es noch nach Finot's Vorgang mit L. aviculus Sauss. ver- einigt werden. Davon trennt sie aber die stark nach unten zurück- fliehende Stirne, welche zwischen den Antennen auffallend w^eit vor- springt, deren Seitenkiele scharf ausgeprägt unterhalb der Mittelocelle sich schwach divergirend fortsetzen; von der nicht zu übersehenden Plastik des Scheitels und der obern Augenränder erwähnt de Saussure nichts, betont dagegen, dass der Unterrand der Pronotums gerade, die Enddornen der Hintertibien nur ein wenig kürzer als das 1. Tarsalglied seien. Da weiterhin die w^esentlichsten Eigen- schaften der Gattung, also nach de Saussure: cöte faciale tres 1) Am trocknen Exemplare sind wohl ab und zu solche zu sehen; sie entstehen aber nur dadurch , dass der weichere Mitteltheil der Platte einsinkt, auch beim Männchen. 364 J- VOSSELEK, comprime. presque lamellaire, ... et qui. au dessous de l'ocelle, s'efface eutierement, ferner die langen Enddornen der Hintertibien fehlen, bleibt nichts anderes übrig, als die Art von Lepfoscirtus zu trennen und eine besondere Gattung dafür aufzustellen. Meiner Ansicht nach steht diese Egnatius am nächsten, erinnert aber auch an Acroiylus. Fundorte: Djelfa 28./6. 97 häufig, Bou Saäda 7,7., Laghouat 22./6. , Bir bou ßekbah 26./6. Ol , Sousse 12./6., Graiba 19./6., Gafsa 22./6., Gabes 17./6. Tritt fast stets zusammen mit Stauronotus genei auf. Vermuth- lich ist die zweite, von Fkey-Gessnek ^) mit einem Fragezeichen ver- sehene Egnatius-Ari mit der hier beschriebenen identisch und käme also auch in Ain Sefra (Oran) vor. Auch die beiden BRUNNEE'schen Exemplare von dort (Finot p. 463) rechne ich nach Autopsie hierher. Daraus ergiebt sich die Verbreitung vom Süden Orans über den ganzen Süden Algeriens und Tunesiens, vorwiegend im Gebiet der Wüste. Bei Bir bou Rekbah liegt der nördlichste Punkt des Vor- kommens. Helioscirtus de Saussure 1884. Diese Gattung, zunächst auf eine aus Turkestan und Persien stammende Art [H. moseri de Sauss.) gegründet, erhielt später "-) noch einigen Zuwachs, der aber eine Modiflcation der Gattungsdiagnose mit sich brachte, derart, dass nun die Verdickung der alternirenden Axillaradern eigentlich den ganzen Unterschied von Sphingonohis bildet. Finot lässt die Frage offen, ob es sich nicht nur um eine Untergattung davon handle. Die eine der 2 neu hinzugekommenen Arten, H. fmoticmus de Sauss. , sticht von den andern durch das Geäder des Flügels ab; die zwischen den Axillaradern stehenden Queräderchen sind weniger zahlreich und dick, der ganze Flügel ist schmäler, gestreckter als bei H. capsifanus Bonnet und trägt eine mehr oder weniger deutliche dunkle Binde. Alle diese Merkmale aber kommen der Gattung SpJiingonotus zu, auf welche die übrigen Eigenschaften ohnedies hinweisen. Das einzige Characteristicum, die Verdickung der Axülaradern , verliert nach Vergleichung eines um- fangreichen Materials von andern Sphingonotus-Arteii sehr an Be- deutung. Zunächst lässt sich feststellen, dass sie in einigermaassen 1) In: Mitth. Schweiz, eutomol. Ges., V. 9, Hft. 3, 1894, p. 103 — 109. 2) Additamenta ad Prodr., Oedipodiorum, 1888, p. 74. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 3(35 auffallendem Grade nur bei den SS vorkommt, hier aber, noch mehr bei den ?$, sehr veränderlich ist, dass sie ferner, ebenfalls in wechselnder Ausbildung, auch bei Sphingonoius mccheriae Kkauss, halteatus Serv. u. A. anzutreffen ist. Diese Dickenditferenzen bringen es mit sich, dass manche Individuen der angeführten Arten stärkere Axillaradern haben als //. finotianus. Trennt man ihn davon, so gewinnt die Gattung wesentlich an Charakter und kann etwa durch folgende Kennzeichen von Sphingonotus unterschieden Averden: Körper gedrungener als bei Sphingonotus; Elytren breit, gegen das abgerundete Ende sich kaum verschmälernd, unregelmässig und verschwommen gefleckt, die allgemein auftretenden Querbinden kaum hervortretend, Vena intercalaris sich rasch den Radialnerven nähernd, auf der Oberseite mit kleinen Zähnchen M bei S und $; Flügel, an die von Bryodema erinnernd, breit; ihr Hauptgeäder, be- sonders die Axillaradern, gewöhnlich stark verdickt, am Ende zu- gespitzt, die Zwischenäderchen im hintern Flügelabschnitt stark 1) Es handelt sich hiei' um einen Zirpapparat, homolog der Schrill- ader der Locustiden , analog den Zäpfchenreihen auf der Innenseite der Schenkel vieler Acridier. Während dort die Zäpfchen über die scharfe Kante einer Flügelader gestrichen werden , streicht hier (wohl die Ober- kante oder) die obere Innenkante des Schenkels über die Zähnchen. Das Princip des Musikinstruments ist somit dasselbe. Der Ton lässt sich künstlich mit einem Messer erzeugen , dessen Schneide leicht über die Ader hingeführt wird. Die Sphingonotus- Arten einschliesslich des H. finotiatms entbehren dieser Einrichtung oder besitzen nur zum Zirpen un- genügende Spuren davon. Auch andere Adern von Acridiern tragen ober- seits regelmässig quer gestellte Erhabenheiten, an Stellen, wo sie nie zum Zirpen dienen können. Aus diesen entwickeln sich offenbar die soge- nannten SchriUplatten , als weitere Stadien einer wohl ursprünglich zu- fälligen oder für andere Zwecke bestimmten Structur, aus diesen sodann die Zähnchen, beide auf besonders stark erhabenen Stellen des Vorder- flügels oder des Pronotums*) so angeordnet, dass sie von einer scharf- kantigen Leiste, sei es des andern Vorderflügels oder des Hinterschenkels, bestrichen werden können. In unserm Falle liegt, ähnlich wie Epaeromia sfrepens, die gezähnelte Intercalarader höher über der Oberfläche der Elytren, als die andern Venen. Die sogenannten Zäpfchen der Innen- seite der Hinterschenkel vieler Acridier entstehen bekanntlich durch Um- bildung von Haaren. *) Bei Tefti.r Upunciata. Vgl. Petrunkewitsch, A. , u. Georges VON GüAlTA, lieber den geschlechtlichen Dimorphismus bei den Ton- apparaten der Orthopteren, in: Zool. Jahrb., \. 14, Syst., Hft. 4, 1901, p. 6. 366 J. YOSSELER, hervortretend, eng gestellt, besonders gegen die Wurzel zu, parallel oder subparallel dem Aussenrand. Hintertibien gelb oder roth, mit kurzen Enddornen, die äussern wenig kürzer als die Innern. Am meisten Gewicht ist auf die Proportionen und die Aderung der Flügel zu legen. Die Länge verhält sich bei den 2 im Folgenden aufgeführten Arten zur grössten Breite $ Helioscirtus capsifanus „ „ yracüis n. sp. „ ., finotianus 1,21 : 1, 1,33 : 1. dagegen bei 1,77:1, ein Verhältniss, das auffallend absticht und vortrefflich sowohl im Einzelnen als im Durchschnitt, den bei 10 Arten der Gattung SpMngonotus gefundenen Werten entspricht. Zum Vergleich setze ich diese hierher: $ Sph. caUosus 1,80 : 1 „ „ cocrulans 1,79 : 1 „ „ lucasi 1,78 : 1 „ „ meclieriae 1,77 : 1 „ „ azurescens 1,72 : 1 $ Spli. odofasciatus 1,72 : 1 „ „ desertorum 1,72 : 1 „ „ halteatus 1,70 : 1 „ „ arenarius 1,66 : 1 „ „ savignyi 1,65 : 1 Im Mittel also 1,731 : 1. Die Flügelmembran von Helioscirtus ist mehr glasig, die von SpJiingonotus häutig, ebenso bei H. finotianus, bei dem auch die Zwischenäderchen schief, nicht rechtwinklig, von den Axillaradern abgehen, nicht besonders hervortreten, gegen die Flügelwurzel zu spärlicher werden und weiter gestellt sind. Auf Grund dieser vollkommenen üebereinstimmung des Flügelbaues wird H. finotianus unter die folgende Gattung verwiesen. Schwirrliiiie von H. capsitanus. 36. Helioscirtus capsitanus (Bonnet). (Taf. 18, Fig. 8 a— e und Textfig.) Ausgezeichnet durch eine ganz enorme An- passungsfähigkeit an die Farbe des Bodens (vgl. Th. II) und durch sein Schnarrvermögen. Weib- chen wie Männchen pflegen sich in den Mittags- stunden, d. h. am lebhaftesten etwa von 9 — 4, in kurzen Zwischenräumen etwa V'i^ bis 2 m in einigen Windungen schwirrend über den Boden zu erheben und sich überschlagend (bei x der bei- stehenden Fig.) wieder fallen zu lassen. Dabei Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 3ß7 erzeug-eii sie ein so lautes Geräusch, zumal wenn mehrere beisammen sind, dass jedes Gespräch verstummen muss. Sie übertönen selbst das Brausen des heftigsten Orkans. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ein so kleines Insect einen solchen Lärm erzeugen kann, der am ehesten dem rasselnden Geklapper des unter dem Namen „Eätsche" bekannten Instruments vergleichbar ist. Erzeugt wird der Ton zweifellos bei der Bewegung der Hinterflügel, ver- mutlilich aber nur in dem Momente, wo derselbe nicht vollkommen entfaltet ist. Ein Theil des kurzen Aufüuges verläuft ebenso ge- räuschlos wie kurze Pausen während längerer beim Jagen zu beob- achtendender Horizontalflüge. Das am Kopf ergriffene Thier schnarrt mit ganz wenig abstehenden Flügeln; dass diese dabei an die Hinter- beine anschlagen, erscheint mir unwahrscheinlich ; sicherlich kommen die verdickten Axillaradern nicht damit in Berührung, da sie bei der fächerartigen Faltung die Oberkanten der senkrecht gestellten Falten bilden. Viel eher ist es denkbar, dass die nach unten vorspringenden Längsadern der Elytren über diese Adern wegstreichen und so die Falten zusammenklatschen lassen oder dass die Flügel überhaupt bei bestimmten Acten der Flugbewegung gegen die Unterseite der Elytren vibriren. Besondere auf die Tonerzeugung hinweisende Eigenschaften sind an derselben aber nicht zu bemerken. Ein Zusammenhang zwischen der Structur der Flügel und der Stärke des Rasseins ist unverkennbar. In der schönen Bryodema tubercnlata Fabe. besitzt die europäische Fauna ein Gegenstück zu Heliosdrtus nicht nur im Habitus und in den Lebensgewohnheiten, sondern ganz speciell auch in Bezug auf die Form und den Bau des Flügels und die Erzeugung weithin vernehmbarer Schnarr- oder Klappertöne. ^) Hier ist ebenfalls der Flügel stark verbreitert, fast gerundet, glasig glänzend, die Axillaradern verdickt, die Zwischen- äderchen zahlreich, eng gestellt u. s. w., kurz genau wie bei Heliosärius beschaffen, so dass man sich versucht fühlt, auf diese Uebereinstimmung hin die Gattung wieder nach Bonnet's Vorgang zu Bryodema zu stellen oder sie als Zwischenglied zwischen Bryodema und Sphingonottis anzusprechen, worauf Saussure (Additam. ad. Prodr., p. 76) anspielt, allerdings nur wegen der gekielten Unterseite der mittlem Tibien. Fundorte: Laghouat 22./6. 97. Ist ottenbar ein echtes Wüsten- thier, kommt auch bei Ain Sefra (Finot) und am Col de Sfa (^BEüN^'EE) 1) cf. Keauss, H., Beitrag zur Kenutniss der alpinen Orthopteren- fauna, in: Wien, entomol. Ztg., V. 5, Hft. 9, 20. Nov. 1886, p. 321. 368 J. VOSSELEB, ferner in Tunesien zwischen Sfax und Gafsa vor, stellenweise wie bei Lagliouat häufig-; liebt wie Bnjodema und die folgende Art steriles, steinig-sandiges Gelände. 37. Helioscirtus gracilis n. sjy» Der vorigen Art sehr ähnlich, kleiner, gelblich-grau, schlank. Unterscheidet sich von H. capsitanus durch zierlichem Kopf, dessen Hinterhaupt wenig gewölbt, dessen Scheitel zwischen den Augen schmäler ist; Pronotum schwächer eingezogen, Hauptfurche vor dem ersten Drittel, der dahinter liegende Metazone- Abschnitt des Discus. nicht mit Seitenkanten, sondern gerundet in die Seitenlappen über- gehend, Mittelkiel zwischen den Furchen verwischt, auch sonst nur schwach angedeutet. Intercalar- und vordere Ulnarader auffallend stark gebogen (s. Abbbildung). Flügel viel schlanker, besonders Basiliare Hälfte des Vorder- und Hinterflügels von II. gracilis. i Intercalarader. gegen die Spitze zu, Axillaradern beim ? nicht verdickt. Zwischen- äderchen nur wenig hervortretend, sonst wie vorher. Flügel gelb- lich, blass, hyalin. Long. Corp. $ 15,5 mm „ Pronot. „ 5 „ „ Elytr. „ 2,5 „ „ Femor. post. „ 11,5 „ Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 3ß9 Fundort: Gafsa 21./6. Ol, uur 1 $. Das Easseln bezw. Schnarren ist weniger stark als bei H. cap- sifamis, immerliin noch recht vernehmlicli. In der Ruhe zirpte das einzige beobachtete Weibclien schwach und etwas rauli; seine Fär- bung harmonirte vollkommen mit der Bodens seiner Umgebung. Sphinffonotiifi Fabe. Die Unterscheidung der Sphingonotus-Arten mit hyaliner oder blaugetönter Flügelbasis bezeichnet Finot als undankbar und schwierig und glaubt, dass die verschiedenen Arten eigentlich nur Formen oder Varietäten von Sph. coeriümis L. seien, mit dieser Art und Sph. haUeatus als den extremsten Gliedern dieser Formenreihe. Auch Sph. sefrae, selbst die Gattung Helioscirtus (in der frühern Fassung), könne darin einbezogen werden. Nach Durchmusterung umfangreicher Serien von den nord-afrika- nischen Arten kann ich mich dieser Ansicht nicht unbedingt an- schliessen. Wohl wirkt der Einfluss der Umgebung in mehreren Eichtungen bald nivellirend, bald entgegengesetzt, bei allen indivi- duellen oder localen Schwankungen der Artmerkmale wird aber eine bestimmte Grenze nie überschritten, die Trennung von den nächst verwandten Arten nie verwischt. Eine ganze Eeihe für das Wohl oder Wehe des Individuums oder für die Erhaltung der Art vielleicht vollkommen indifferenter Eigenschaften bleiben als eiserner Bestand erhalten, um welche die übrigen, wechselvoll, veränderlich, sich gruppiren. So vermag das geübte Auge leicht allein der Zeich- nung der Elj^tren als Wegweiser zur Bestimmung der Arten zu folgen. Trotz aller Variabilität bewahrt sie innerhalb der Art eine ganz be- stimmte Anordnung, Stärke und Begrenzung, d. h. sie kann fast bis zur Unsichtbarkeit . vergehen oder in der allgemeinen Färbung schein- bar aufgehen, allein die geringsten noch nachzuweisenden Spuren können nur an dem einmal festgelegten Platze auftreten und lassen noch etwaige Nuancirungen und xAbgreuzungslinien erkennen. Aehn- lich steht es mit der Form und der Sculptur von Kopf und Pronotum. Die Unterschiede zwischen zwei Arten sind oft minutiös, müssen aber gelten, sobald sie regelmässig vorkommen, selbst dann , wenn sie schwieriger zu beschreiben als zu sehen sein sollten. Selbstverständlich wird damit keineswegs das Vorkommen von Varietäten in Abrede gestellt noch der Vereinigung besonders schwierig zu unterscheidender Arten entgegengetreten. Besonders revisionsbedürftig scheint mir für das Gebiet die Gruppe: Sph 370 J- VOSSELER, asurescens, caJIosns, scahriuscnlus und arcnarius zu sein, ganz abge- sehen von den vielen nicht immer ganz mit Eecht als Varietäten bezeichneten Formen aus andern Bezirken, welche de Saussure (Addit. Prodr.) als entstehende Arten (in Folge localer Rassebildung) anführt. 38. Sphingonotus finotianus (Sauss.). Helioscirius fmoticums Sauss., in: Le Naturaliste, 1885, p. 28, $. Helioscirtus ßnoticonis Sauss., in: Additam. ad. Prodr. Oedipod., 1888, p. 75, S. Die Gründe der Versetzung dieser Art in die Gattung Sphingo- notus wurden früher angegeben. Mehrere Stücke von Bou-Saäda und Gafsa zeigen keine Spur der gewöhnlich angedeuteten dunkeln Binde auf den Hinterflügeln. Das zarte, auf den Axillaradern ver- stärkte Blau ist an einzelnen Exemplaren von Gafsa durch Roth ersetzt. Die Form ohne Binden ist leicht mit Sph. coerulcms zu ver- wechseln, besonders wenn die Axillaradern nur schwach verdickt sind, aber durch die Zeichnung der Elytren zuverlässig davon zu unter- scheiden. Das basale Drittel derselben ist nämlich von dunklerer (meist homogener) Grundftirbung als das übrige, eine schräg ver- laufende Linie, nach aussen scharf abgegrenzt nach innen kurz ver- waschen, schliesst diesen Theil ab. Diese Grenze verläuft conti nuir- lich, mehr oder weniger gerade, seltener unregelmässig gezackt. Auch die zweite Binde, etwas jenseits der Mitte, ist häufig scharf ausgeprägt, nie in zahlreiche Einzelfleckchen aufgelöst, wie bei Sph. coerulans. Fundorte: Blidah 3./6. 97; Bouira 6,/7.; Bou-Saäda 5./7.; Lag- houat 20./6.; Hammam el Lif 28./6. Ol; Bir bou Rekbah 26./6.; Gafsa 22./6. Fingt kennt die Art nur aus West-Algerien, hauptsächlich Oran, wo ich sie auch früher bei Mecheria fand. Wie man sieht, bewohnt sie das ganze Gebiet und reicht von der Küste bis tief ins Innere. 39. SiJihiuijonofus mecJieriae (Krauss). (Taf. 17, Fig. 9a,b— 10.) Sphingonotus sj)., Savigny, Descript. de l'Egypte, tab. 7, fig. 10. Sphinqonotns coendans L. var. mecheriae Krss., in : Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. AVürtteraberg, 1893, p. XCV; Zool. Jahrb., V. 9, Syst., 1896, p. 534, fig. 4. Auch diese Art steht Sph. coerulans sehr nahe. Nachdem ich weiteres reiches Material davon gesammelt habe, lässt sich bestimmt Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 37I angeben, dass es sich nicht um eine Varietät, sondern um eine wohl ausgeprägte Species handelt. Zu den von Keaüss veröttentlichten Diagnosen sind noch weitere Merkmale hinzuzufügen. Kopfgipfel nur wenig über den Vorderrand der Augen vor- stehend. Pronotum stark eingezogen, Hauptquerfurche nur Avenig vor der Mitte (Fig. 9 a, b), Seitenlappen so hoch wie breit, Unterrand schräg, leicht geschwungen, Vorderecke ausgezogen, fast s])itzig, Hinterecke scharf, Hinterrand der Metazone einen schwach, beim S stärker abgerundeten, stumpfen Winkel bildend. Episternum (Fig. 9 b e) dreieckig, (bei coerulans gerundet, Fig. llbe). Elytren (Fig. 10) schmal mit 2 dunkeln Binden, die stets vor den Radialadern dunkler als dahinter, unregelmässig begrenzt, oft unterbrochen sind; jenseits der zweiten Binde einzelne dunklere Felderchen. Flügel zart blau angehaucht mit dunklerm Geäder; Hauptadern oft schwarz. Innen- seite der Hinterschenkel mit 3 schwarzen Flecken, Hintertibien gelb. S ? Länge des Körpers 18 — 21 mm 24 — 28 mm „ „ Pronotums 3,5 — 4 „ 4 — 5 „ „ der Elytren 18 —20 „ 24—27 „ Während bei Sph. coerulans Kopf und Thorax dicht aber fein behaart sind, ist dies bei Sph. mecheriae nur äusserst spärlich der Fall. Bei gleicher Länge der Elytren sind die der neuen Art schmäler, das ganze Geäder gestreckter. Die Unterschiede in der Form des Kopfes, Pronotums und des Episternums sind aus den Ab- bildungen ohne Weiteres ersichtlich. Ab und zu tritt auf dem Pronotum eine X förmige helle, dunkel begrenzte Zeichnung auf, deren vordere Zweige bis zur Hauptquerfurche verschmolzen sein können, von dort an aber rasch divergiren. An der auffallenden Gestaltung des Pronotums mit seinen Er- habenheiten und dem sonst nicht wiederkehrenden Verhältniss zwischen den durch die Hauptfurche geschiedenen Abschnitten ist auch die Larve leicht zu erkennen. Fundorte: (Mecheria, Khreider 92/94); Laghouat (häufig) 20./6. 97; Tunis 10./6. Ol; Gabes 15.J6.; Gafsa 20./6.; an vielen Orten (ATn- Sefra, Laghouat, Tunis, Gafsa, Gabes) gemeinsam mit der folgen- den Art. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 24 372 J- VOSSELER, 40. Sjyhingonotus coerulans (L.). (Taf. 17. Fig. 10a,b.) Von den verschiedenen, dnrch de Saussure veröifentlicliten Varietäten (Additam. ad. Prodrom. Oedipod. p. 79— 80) wurde eine der var. vitrea nahestehende, aber grosse Form fast ebenso häufig wie die Stammform angetroffen, oftmals beide neben einander. Sie ist nicht nur durch die, nahezu oder ganz, glashellen Flügel, sondern auch durch einen, besonders beim S, deutlichen, schiankern Habitus ausgezeichnet. Die Axillar- und Zwischen ädern sind in einer den halben Flügel einnehmenden Eandzone dunkel. Häufig kommt auf dem Pronotum die vorhin erwähnte, auch sonst anzutreffende X för- mige Zeichnung vor. In demselben Maasse, wie bei meinen Exem- plaren das Blau der Flügel schwindet und dafür das Geäder durch seine kräftige Färbung sich hervorhebt, werden auf den Elytren die bekannten Zeichnungen, also ausser den üblichen beiden Binden auch noch die zerstreuten dunkeln Felderchen des Apicaltheils, stärker und deutlicher, nie aber sind die Binden vor den Eadialadern am dunkelsten, wie bei Sph. mecJieriae, wodurch unter Umständen eine Verwechslung möglich wäre. Fundorte: Djelfi^ 29./6. 97; Guelt es Stel 6.; Laghouat 20./6.; Bou Saäda 29./6; Sousse 12./6. Ol; Gafsa 20./6.; Gabes 15./6. 41. Sphingonotus desertomnu n, sp.^) (Taf. 17, Fig. 12a,b-13.) Klein, gelb- bis graubraun. Scheitel an den Seiten deutlich, in der Mitte kaum merklich gekielt. Kopfgipfel vorstehend, Stirn fast senkrecht. Augen weit aus einander stehend, gross, beim S stärker hervortretend als beim 5; zwischen denselben auf dem Hinterhaupt einige schwache Erhebungen. Stirngrübchen klein, undeutlich. Stirn- 1) In seiner jüngsten Arbeit hat Krauss die Art ebenfalls als neu beschrieben und nach mir benannt , was mir um so überraschender war, als er bei wiederholten Besuchen sich überzeugt hatte, dass meine Sphingo- noten schon im vergangenen Herbst vollständig bearbeitet waren und sich fragliche Art darunter befand. Nachdem er diese Anfangs dieses Jahres abermals besichtigt, theilte er mir bei seiner letzten Anwesenheit (18. /l. 02) mit, dass auch unter seinem Material das Thier sich befinde und von ihm als Sph. descrticola bezeichnet worden sei. Dabei erfuhr er , dass mein Manuscript mit Zeichnungen zur Absenduug bereit liege. Dasselbe war am 25./1. in Giessen ; nach brieflicher Mittheilung vom 8., 5. 02 sandte Krauss das seinige am 1./2. 02 nach Wien ab. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 373 leiste mit deutlichen Seitenkielen, über und unterhalb der Ocelle verschmälert. Pronotum rauh, Mittelkiel vor der ersten Querfurche stark erhaben, zwischen dieser und der Hauptquerfurche obliterirt, auf der Metazone wieder deutlich; in der Mitte vor der Hauptquer- furche zwei kleine napfförmige Erhabenheiten, deren Vorderrand häufig- niedergedrückt, deren hoher Hinterrand gewöhnlich rein weiss ist. Prozone: Metazone ^2:3, AMnkel des Hinterrandes deutlich ab- gerundet, besonders beim S- Elytren lang schmal, gegen das Ende sich wenig verjüngend und leicht gebogen; Anfangs undurchsichtig, nach aussen hj'aliner, mit 2 mehr oder weniger vollständigen schwarz- braunen Querbinden, deren dunkelster Theil, oft nur in einem Fleckchen bestehend, vor den Radialadern liegt, und unregelmässigen schwarz- braunen Felderchen im ersten, deutlicher im letzten Drittel. Hintere Eadialader vor ihrer Gabelung nicht besonders weit von der mitt- leren entfernt. Intercalarader gerade, näher der hintern Radial- als der Ulnarader. Axillarader beim S frei, beim $ nicht. ^ ) Flügel hyalin, an der Wurzel, wenigstens die Axillaradern, zartblau, selten mit ganz schwachen Spuren einer dunkeln Binde in der Mitte. Hinterschenkel auf der Oberkante und Innenseite mit 2 — 3 dunkeln Flecken. Das Centrum der Innenfläche oft verwaschen schwärzlich; Hintertibien Anfangs gelblich hell, mit einem schwarzen Flecken auf der Innenseite unter dem Gelenkknopf, etwa von der Mitte an schwach blau, dicht behaart; Enddornen kurz, die Innern wenig länger als die äussern. S ? Länge des Körpers 13 —14 mm 21—22 mm „ „ Pronotums 3 „ 4 „ „ der Elytren 13,5—14,5 „ 19—21 „ Gewissermaassen eine Diminutivform von Sph. mcclicriae ist die Art vielleicht mit Sph. nüotims Sauss. nahe verwandt -), aber grösser und weiterhin durch den hohen Kiel auf dem Vordertheile des Prono- tums, durch die rauhe Metazone, durch den Mangel der Flecken an 1) Unter je 7 Exemplaren beider Geschlechter war eine Ausnahme davon zu beobachten. 2) Nach Fingt ist das $ dieser Art noch unbekannt. Saussuee, in: Mitth. Schweiz, entomol. Ges., V. 8 , 1893, p. 96 u. Krauss, in: Verb, zool.-bot. Ges. Wien, Jg. 1890, p. 265, weisen aber darauf hin, dass die einzige bisher bestehende Abbildung bei Savigny, tab. 7, fig. 2 ein $ darsteht. 24* 374 J- VOSSELER, den Seitenlappen, den Verlauf der der hintern Eadialader genäherten Intercalarader zu unterscheiden. An einigen Exemplaren sind die Erhabenheiten von Kopf, Pronotum, einzelne Aederchen der Elytren milchweiss. Auf dem Grundton von Kopf (mit Mundwerkzeugen), Pronotum und an den Seiten des Meso- und Metanotums sind grössere oder kleinere dunkel- braune Punkte unregelmässig vertheilt. Fundorte: Gabes 15./6. Ol; Gafsa 22./6. Als ausgesprochene Wüstenform wahrscheinlich weit verbreitet. 42. Sphingotiotus azurescens (Ramb.). Nicht häufig gefunden, in Tunesien gar nicht, obwohl die Art über das ganze Gebiet bis in den Süden verbreitet ist. Blidah 13,/6. 97. 43. Sphiuffonotus azui'esceiis var. lutea Krauss. Sphincjonotus sefrac Sauss. (i, 1.). Sphingonotiis sefrac Sauss., Finot, in: Ann. Soc. entomol. France, 1895, p. 476. Sph'nigonotus axnrescens var. lutea Keauss, in : Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Württemberg, 1893, u. Zool. Jahrb., V. 9, Syst., 1896, p. 535, tab. 7, fig. 5. Obwohl Krauss die Abstammung dieser schönen, durch die Gelbfärbung der Flügel vereinzelt in der Gattung stehenden Varietät von Sph. aziirescens klar ausgesprochen hat, führt sie Finot doch als Art auf und lässt sie dem Spli. scabriusculus näher verwandt sein, ohne des grossen Unterschiedes zu gedenken, der sich schon allein aus der stets rauhen Oberfläche von Kopf und Pronotum bei letzterer Art ergiebt. Zu den frühern Fundorten im Süden Orans kommt als erster mehr nördlich und östlich gelegener Aumale bei Algier 9./7. 97 hinzu. Das dort angetroffene S hat nur leicht, aber mehr röthlich-gelb ge- färbte Flügel, stimmt aber sonst ganz mit meinen Stücken aus Oran überein. 44. Sphinfßonotus lucasH (Sauss.). Sphingonotus seahrinsctdus (eigentl. scabrieulus) StäL. rar. lucasii Sauss., in: Addit. Prodr., p. 83. Sphingonotus scabriusculus StÄl., Finot, in: Ann. Soc. entomol. France, 1895, p. 474. Orthopteren Alg-erieus nnd Tunesiens. 375 Nacliträglicli bot sich mir die Mög-lichkeit, das von Krauss ^) be- schriebene typische Männchen von SpJi. srahricnli(.toiJteriiis de Saussure. Von der Gattung Sphingonotus trennte de Saussure (Addit. ad Prodr. Oedip. u. Mitth. entom. Ges. Schweiz.) eine Anzahl meist 1) BOLIVAR, J., Catalogo sinoptico de los Ortopteros de la Fauna Iberica, in: Annaes Sc. natur. Porto 1897 — 1899, Coimbra 1900. 380 J- VOSSELER, kleiner, durch stark verlängerte Enddornen der Hintertibien aus- gezeichneter Arten, für welche die Gattungen Leptoscirtiis, Leptopternis und Conipoda aufgestellt wurden. Die meisten derselben sind offen- bar Glieder der Wüstenfauna, dem entsprechend sandfarben, d. h. auf gelbem bis röthlichem Grundton mit kleinen dunklern Fleckchen versehen; die Flügel meist ohne Zeichnung, hj^alin, gelblich oder bläulich; Pronotum entweder höckerig wie bei Sphingonotus oder eigenthümlich verkürzt, gedrungen und dann beinahe glatt {Lepto- pternis, Leptoscirtus\ aber eingezogen, Metazone kurz. Die Gattungen sind noch nicht scharf umgrenzt. Leptoscirtus unterscheidet sich von den beiden andern durch die ungewöhnlich stark seitlich zusammen- gedrückte, unterhalb der Ocelle verschwindende Stirnleiste, den eigen- artigen Bau der kurzen 9gliedrigen Fühler, deren letztes Glied aus einer Anzahl mit einander verschmolzener besteht und die langen, schmalen, gegen das Ende sich zuspitzenden Elytren. Die Form der Enddornen der Hintertibien giebt das Hauptmerkmal für Leptopternis und Conipoda ab, sie sind dort lang, leicht gebogen, hier dick, am Ende scharf, winklig gekrümmt. So unähnlich die beiden im Fol- genden als neu beschriebenen Arten im ganzen Habitus sind, so können sie doch zunächst nur in die Gattung Leptopternis eingereiht werden, 49. Leptopternis maculata u. sp. (Taf 17, Fig. 14a,b— 15 u. Textfig.) Klein, schlank, lichtgelb- bis röthlich-braun. Kopfgipfel um- wenig vorstehend. Scheitel flach, abschüssig, an den Seiten leicht gekielt. Stirngrübchen undeutlich dreieckig, Stirnleiste mit deut- lichen Seitenkielen, unter- und oberhalb der Ocelle verschmälert. Antenne dünn, ^/a mal so lang wie Kopf und Pronotum zusammen, dunkel und hell geringelt. Pronotum kurz und breit, mehr oder weniger rauh, Vorderrand oft gekerbt, Hauptquerfurche genau im ersten Drittel, beim S etwas weiter zurückliegend, Mittelkiel nahe dem Vorderrand stark erhaben, zwischen der ersten und Hauptfurche aufgelöst, auf der Metazone nur schwach ; Metazone vertieft punktirt mit schwach gerundetem Hinterrand; Seitenlappen höher als breit, mit schrägem, leicht gewelltem Unterrand, Winkel ausgezogen ab- gerundet-spitz. Elytren lang, gegen das gerundete Ende sich ver- schmälernd, leicht gebogen, ohne ausgeprägte Binde, mit zerstreuten dunklern Flecken, die auf den distalen 3 Vierteln des Marginal- feldes fehlen. Intercalarader der hintern Radialader genähert, Axillar- Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 381 ader nicht frei. Flügel hyalin, an der Wurzel bläulieh mit einem dunkeln Flecken von wechselnder Grösse und Intensität zwischen der Vena dividens und der dritten dicken Axillarader, selten mit einem zweiten kleinen im vordem Flügelfeld, als Resten einer Binde. Oberkante der Hinterschenkel mit Andeutungen von 2—4 Binden, ^ 1^- Flügel von L. inaciilata. 4 : 1. Hintertibien im Anfang gelblich, dann hellblau, ohne schwarzen Flecken unterhalb des Gelenkknopfes, innere Enddornen (Fig. 15) fast so lang wie das erste Tarsalglied, auf der diesem zugekehrten Seite mit Börstchen. Supraanalplatte gerundet dreieckig, untere Vaginalplatten mit einem kaum auffallenden, hellen ventralen Höckerchen. S $ Länge des Körpers 13 — 15 mm 18 — 19 mm „ „ Pronotums 2,5 — 3 „ 3,5—4 „ „ der Elytren 13—14 „ 18—20 „ „ „ Hinterschenkel 8 „ 11 — 11,5 „ Fundorte: Bou Saäda 5./7. 97, Laghouat 22./6., Gafsa 22./6. Ol, Graiba 19./6. Lebt stets auf sterilem sandigem Grund ; ein Exemplar flog nach starkem Sturm an dem Lichte an. Die Art besitzt, wie auch L. imitans (Be.), so viel Aehnlichkeit mit Sphingonotus, dass sie eigentlich nur durch die Länge der tibialen Enddornen davon getrennt ist. Der Bau und die Proportionen von Kopf, Pronotum und Flügeln sind geringen Schwankungen unter- 382 J- VOSSELEE, worfen, vor allem kann der Vorderrand und die Prozone des Prono- tnms glatter sein als in den Abbildungen. Ob hier ein Bindeglied zwischen Sphingonotus und Leptopternis vorliegt, wäre noch zu ent- scheiden. Von allen bekannten Gliedern der Gattung ist dieses neue durch den dunkeln Flügelfleck unterschieden und darum kaum zu ver- wechseln. xAuch bei Sphingonotus kehrt diese Art des Eückgangs der Zeichnung, so weit ich überblicken kann, nirgends auf; der Schwund der dunkeln Binde vollzieht sich dort in der Art, dass neben eiuer Verschmälerung derselben ein fortschreitendes Ver- blassen hergeht, schliesslich das Pigment nur noch im Geäder liegt, im letzten Stadium aber sich auch von dort zurückzieht. 50. Leptopternis calcar'uta n, sp, (Taf. 18, Fig. 9a,b— 10.) Mittelgross, schlank, ganz hell gelbbräunlich mit unregel- mässigen, wenig dunklern Flecken, unterseits weiss. Kopfgipfel wenig vorstehend. Scheitel vertieft, wenig nach vorne abfallend (Fig. 9 a), mit deutlichen scharfen Seitenkielen, welche in der Mitte des Obern Augenrandes endigen. Stirne nach unten sich rasch ver- breiternd, Stirnleiste in den Scheitel übergehend, schmal, mit er- habenen, fast parallelen zierlichen Seitenkielen, punktirt, unterhalb der Ocelle verschwindend. Stirngrübchen meist kaum angedeutet. Augen gross, kuglig, besonders beim S stark vortretend, wenig von einander entfernt. Antennen lang, etwa 23gliedrig (die letzten 2—3 Glieder nicht deutlich getrennt), fadenförmig, Anfangs weisslich, nach aussen bräunlich gefärbt. Stirne, Wangen und Mundwerkzeuge fast rein weiss, theilweise mit vertieften Punkten, Scheitel und Hinterhaupt von der Grundfarbe, mit unregelmässigen dunklern, auf dem Scheitel etwas vertieften Flecken. Pronotum gedrungen, wenig höckerig, nach unten sich verbreiternd, Hauptquerfurche hinter dem ersten Drittel, Mittelkiel sehr schwach, von den Furchen der Pro- zone unterbrochen, aber zwischen diesen nicht aufgelöst, Metazone fein punktirt, wie die Prozone zart und unregelmässig gefleckt. Hinterrand zugespitzt, beim S in der Mitte etwas mehr abgerundet als beim 9. Seitenkiele fehlen vollständig, Seitenlappen stark ge- furcht (Fig. 9b). Wie ihr Unterrand schräg, stark ausgebuchtet, die Winkel abgerundet. Elytren schmal, gestreckt, linear, am Ende sich verjüngend, Anfangs derb, in den äussern "^'^ mehr oder weniger hyalin, vor allem beim s, das Geäder weisslich-gelb, zwischen der Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 333 Vena dividens und dem Hinterrand eine Reihe verwaschener Flecken, sonst nur ganz unhestimnite Spuren solcher, die Flügelspitze aber ganz ohne Zeichnung- bis kurz vor dem Hinterrand. Area mediastina, scapularis und axillaris mit falschen Adern. Hintere Radialader sich vor dem Stigma rasch von der mittlem entfernend. Stigma beim ? undeutlich, beim s fehlend. Intercalarader gegen das Ende gebogen, auf der ganzen Länge der hintern Radialader genähert. Axillarader nicht frei. Flügel sehr schlank, an der Spitze wenig abgerundet, hyalin, vollkommen frei von Abzeichen oder dunklern Adern. Hinter- schenkel schmal, schlank, oberseits mit einer Reihe röthlich- bis graubrauner Fleckchen, Aussen- und Unterseite weiss, Innenseite fleckenlos, gelblich, Oberseite der Gelenkkapsel grau überflogen; Hintertibien gelbweiss mit Ausnahme eines blaugrauen Fleckes aut der Innenseite unterhalb, dem Gelenkknopf, Enddornen ungemein lang und kräftig, die Innern erreichen das Ende des zweiten Tarsalgliedes, .sind leicht und ziemlich gleichmässig gebogen, Länge wenig ver- schieden (Fig. 10). Tarsus zierlich, nicht sehr gestreckt. Supra- analplatte jederseits vor dem Ende leicht ausgebuchtet, untere Vaginal- platte mit einem kleinen Seitenzähnchen, Subgenitalplatte in der Mitte mit einer Endfurche (vielleicht beim Trocknen entstanden). Cerci in beiden Geschlechtern lang, kegeltörmig. S $ Länge des Körpers 15 mm 21,5 mm „ „ Pronotums 2,5 „ 4 „ ,. der Elytren 16,2 „ 23 „ „ „ Hinterschenkel 8 „ 11 „ Nahe verwandt mit L. canescens Sauss. und L. rhamses Sauss. unterscheidet sich jene Art von der neuen durch die Form der Seiten- lappen des Pronotums, deren Hinter winkel „in acumen producti", deren Unterrand geradlinig schräg verläuft. Auch im Geäder der Elytren und Flügel finden sich Unterschiede, namentlich fehlt letz- tern bei L. calcarata die Verdickung der ..Venae radiatae principales la — 4 a vel 5 a" und die einfache Lappung des Hinterrandes. End- lich ist L. canescens bedeutend grösser, das $ erreicht die Dimen- sionen des $ von L. calcarata. Die zweite Art, L. rhamses, ist durch kürzere Fühler, plumperes Pronotum mit einer weniger langen Metazone, weniger schlanke, am Ende mehr abgerundete Elytren und Flügel und durch die ge- drungenem Hinterbeine ausgezeichnet. 384 J- VOSSELER, Durch das freundliche Entgeg'enkommen Herrn Hofrath Brukner's war es mir möglich, 2 weitere Arten zu vergleichen, nämlich L. imi- tans (Br.) und L. clausii (Kitt.). Die erstere (aus Granada) ist kleiner, viel gedrungener, zudem in der Plastik des Kopfes und Pronotums verschieden, die zweite (von Astrachan) trägt viel eher den Habitus der L. calcarata, ist aber im weiblichen Geschlecht kleiner, im männ- lichen grösser als diese, besitzt verdickte Axillaradern der Flügel und die Enddornen der Hintertibien sind noch länger als die beiden ersten Tarsalglieder. Die fünfte von de Saussuee veröifentlichte Art endlich, L. graciUs, hat 17gliedrige Antennen. Fundort: Bou Saäda 5./7. 97; im Ganzen nur 1 $ und 2 S6 auf den Dünen nördlich der Stadt gefunden, denen ihre Färbung voll- kommen entsprach. Die Gattung erstreckt sich über ein sehr weites Verbreitungs- gebiet. Zu den bekannten Fundorten aus Turkestan, Astrachan, Granada und Aegypten kommt Algerien und Tunesien ^ ) hinzu und zwar so weit daselbst heisse Steppe oder Wüste vorherrscht. Sehr wahrscheinlich sind die gefundenen Arten nur die nördlichsten Ver- treter einer ausschliesslich dem Wüstenleben angepassten Gruppe kleiner bis mittelgrosser Sphingonotiden, zu denen die Gattungen Leptoscirtus und Conipoda zu zählen sind, mit einer bis zum Senegal reichenden Verbreitung. 51. EremoMa eisti (Fabr.). 2) Gryllus cisti (Fabr.), E. claveli Luc, in: Ann. Soc. entomol. , 1851, tab. 8, fig. 1, E. pulchripennis, Serville, Orth., p. 708 u. Savigny, in: Descr. de l'Egypte Orth., tab. 7, Fig. 16. Von den meisten Autoren werden aus Nord- Afrika mit Einschluss von Aegypten 3 Arten der Gattung Eremohia aufgeführt. Aus den Angaben ist die Schwierigkeit der Abgrenzung ersichtlich, und Brunner vereinigt im Prodromus p. 183 E. cisti F. und clavelü Luc. hält dagegen die ägyptische E. pulchripennis Serv. für eine gute Art. Eremohia ist aber dermassen veränderlich, in Grösse, Farbe und Form so auffallend von der Umgebung beeinflüsst, dass man beinahe 1) Wie obon gezeigt wurde , gehört der von dort als einziger Ver- treter aufgeführte Leptosrirtus (?) einer andern Gattung an. 2) Zur Illustration der Variabilität der nord-afrikanischen Eremobien wird der zweite Theil dieser Arbeit eine eigene Tafel mit erklärendem Texte brinsfen. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 385 für jeden Fundort eine neue Art oder wenig-stens eine neue Varietät beschreiben könnte; die SS sind stets weniger verscliieden als die y$, ihre Flügel kräftiger gefärbt. Von 11 nord-afrikanischen P'und- orten sammelte ich im Ganzen gegen 90 Exemplare, welche leichtlich auf 4 — 5 Arten vertheilt werden könnten, wenn nicht für jede scheinbar specifische Eigenschaft oft an einem und demselben Ort Uebergänge nachzuweisen wären. Im A\'esten Algeriens traf ich die Art häufiger an als im Centrum oder gar in Tunesien; ihre Zahl nahm im Departement Oran und Alger nach Süden zu. ^^'ährend in Mecheria, Ain Sefra, Tiout, also schon am Rande der Sahara, aus- schliesslich grosse kräftige Thiere gefunden wurden, beherbergen die östlichen entsprechenden Localitäten (Laghouat, Gabes) kleine zier- liche Localformen, wie sie in nördlichen Gebieten nie vorkommen. Die gewöhnlichere Form aus dem Süden Orans ist entweder mit langen oder ziemlich verkürzten kaum die Hinterschenkel überragen- den Flugorganen ausgestattet. Die Färbung der $$ (seltener der SS) ist entweder ein gleiclimässiges Kupferbraun ohne besondere Ab- zeichen auf Kopf und Pronotum, mit nur verwaschenen Tonflecken auf den Elytren und Hinterschenkeln, oder es treten die bekannten Zeichnungen auf den genannten Körpertheilen scharf hervor; die Erhöhungen des Mittelkiels auf der Prozone des Pronotums stets scharf, beim S regelmässiger als beim ?, Metazone rauh, sandig, mit erhabenem Intramarginalrand ; selten ist das ganze Pronotum leder- artig, geglättet, dann weisslich grau gefärbt; die Innenseite der Hinterschenkel etwa bis zur Mitte tief dunkelblau, dann wie Ober- und Unterrand hellgelb, Innenseite der Tibien gelblich, selten mit einer Spur von roth. Bei einigen Larven ist der von Blau freigelassene Theil der Hinterschenkel und die Innenseite der Tibien prächtig roth. Exem- plare von Bou Saäda gleichen der lang geflügelten scharf gezeichneten Form, die Hintertibien aber sind beim § innen intensiv roth, beim S gelb. Um Djelfa herrscht eine in beiden Geschlechtern gleich gefärbte, fast zeichnungslose, stumpf lichtbraune Form mit hell- bis citronengelben Tibien vor. Auffallend weicht die Eremobia von Laghouat von der der übrigen Fundstellen ab, besonders im weib- lichen Geschlecht : sie misst nur 38 — 40 statt 45 — 50 mm, die Farbe (beim S ebenso wie die Zeichnung kaum von der andrer Orte ver- schieden) ist hell braungrau mit wenigen verwaschenen Tonflecken auf den Elytren und Hinterschenkeln, die Sculptur des Pronotums ist glatter, verflacht, Pro- und Metazone wiederum ab und zu lederartig 386 J- V0S8ELER, (var. Jaeviuscida Keauss) ^) ; Flügel ganz blass rosa, die dunkle Binde kaum mehr als angehaucht, unterbrochen; Hinterschenkel auf der Innenseite bis zu % leuchtend blau mit Einschluss des Ober- und Unterrandes. Innenseite der Tibien lichtgelb bis hellzinnoberroth. In Bir bou Eekbah, nahe der ost - tunesischen Küste, erhielt ich ferner ein Pärchen mit sehr verkürzten Flugorganen und schwach ausgeprägter Zeichnung; die Flügel des Weibchens ebenfalls blass- rosa mit verschwindender Binde; Elj-tren des S sehr verbreitert. Das Blau der Hinterschenkel erreicht kaum die Mitte der Innenseite, Hintertibien innen roth. Die zierlichste Localform (var. //raa7i5 Sauss. ?) ist die von Gabes. Sie ist noch kleiner als die von Laghouat, welcher sie in Farbe und Zeichnung sehr gleicht, von der sie sich aber durch intensiver roth gefärbte Flügel, nahezu ganz schwarzblaue Innenseiten der Hinter- schenkel und schwarzrothe der Tibien, auf denen nur der Anfang und das Ende roth, die Enddornen gelb sind, unterscheidet. Eine weitere, sehr interessante Form aus dem Oued Mzab bei Ghardaja kann ich dank einer freundlichen Zuwendung von Herrn Dr. Krauss hier anfügen. Es ist dies ein in allen Stücken mit meinen Individuen aus Laghouat übereinstimmendes Thier, dessen Flügel aber statt roth blau gefärbt sind, und zwar wie gewöhnlich beim S deutlicher als beim $; von der dunklen Binde sind bei diesem nur noch ganz schwache Spuren vorhanden. In dieser kleinen Blütenlese über die Veränderlichkeit der nord- afrikanischen Eremobien sind so ziemlich die meisten von de Saussuee erwähnten Varietäten mit einbegriffen, ebenso die E. pidchripennis (Seev.). Es lässt sich also zeigen, dass zwischen den bisher getrennt gehaltenen Arten alle möglichen Uebergänge vorhanden sind, auch bezüglich der hier nicht besonders hervorgehobenen Merkmale nirgends Grenzen gezogen werden können. Ob man die unter- schiedenen Formen als Varietäten oder Localrassen aufrecht erhalten will, ist noch zu entscheiden, als „gute Arten" aber wird man sie nach dem mitgetheilten nicht mehr weiterführen. Die Verbreitung von Eremohia ist eine sehr ausgedehnte, reicht bis Central-Asien und Süd- Afrika. In beiden" Richtungen ist die Gattung durch eine ganze Anzahl Arten vertreten, welche ebenfalls mehr oder weniger variiren. Als Grund der Veränderlichkeit be- 1) Keauss, H., Dermapteren und Orthopteren aus Tunis, in: Wien, entomol. Ztg., Jg. 11, Hft. 5, 1892, p. 149. Orthopteren Algerieus und Tunesiens. 387 trachtet de Saussure mit Recht die exponirte Lebensweise auf weiten, fast vegetationslosen Flächen, welche, kaum einen Versteck bietend, die besonderer Vertheidigungsmittel entbehrenden Thiere zur o-rösstniögiichen Anpassung zwingen. Das Vorkommen von E. cisti in Spanien und Portugal scheint nach den jüngsten Mittheilungen von Bolivar (Catalog p. 78) frag- lich. Ueber die beiden darauf bezüglichen Angaben von Latreille und Fieber wird daselbst gesagt: Lo probable es que ambas citas se refieran a la C. {Cuculliycra) flexuosa Serv. si no son hijas de un error 6 equivocacion de etiqueta. E. claveli soll nach Finot (p. 486) Tunis und die AVüstenregion bewohnen; Lucas aber entdeckte sie auf dem Hochplateau von Boghar, nicht sehr weit im Süden von Algier, auf unbebautem sandigem Boden (1851, p. 370). Fundorte: ßou Saada 7./7. 97; Djelfa 3./4.; Laghouat 22./6.; Bir bou Rekbah 26./(). Ol, Gabes 17./6. 52. JPi/i'f/omorjyha ffrylloides (Latr.). (Textfig.*) Nach wiederholten Vergleichungen stellte es sich heraus, dass sich unter meinem früher gesammelten Material 2 Arten be- finden, welche sehr leicht zu verwechseln, ge- wöhnlich jedoch geographisch getrennt sind. P. gnßloides ist vorwiegend im algerischen Teil zu treffen, nur einmal fand ich sie im Süden Orans; aus Tunesien kenne ich sie nicht, sie scheint dort durch die folgende Art ersetzt zu Pronotum von ,r . j, .., . 1 .., j- TT 1 ■ P. qri/llokles von der sein. Meine frühem Angaben über die V erbrei- ggite vergr. 4 : l. tung sind folgendermaassen zu berichtigen: Perregaux, Hammam bou Hadjar, Er Rahel, Rio Salado, Saida, Ain Sefra. Hiezu kommt noch der Fundort : Medeah 15./5. 97. Die ?? sind alle grün, die S6 braun gefärbt. 53. JPi/rf/oiiiorj^ha cof/nata Krauss. (Textfig.)' P. cognata Krauss , Orth. v. Senegal , p. 58 ; Savignt , Descript. de l'Egypte, tab. 6, fig. 5. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Art durch viel schlankere, hauptsächlich auf der geringern Breite der Brust be- ruhenden Statur, durch einen gebogenen Uuterrand der Seitenlappen Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 25 388 J- VOSSELEE, des kleinern Pronotums. deren Winkel scharf ausgeprägt, selbst aus- gezogen (hinterer Winkel, vgl. beistehende Fig.) sind. Der Kopf ist schmäler, die Augen grösser, die Seitenkiele des Pronotums nur vor der ersten Querfurche deutlich hinter derselben entweder fehlend oder verschwommen; auch der Mittelkiel nicht so stark wie bei P. gryUoides. Die Elytren sind verschmälert, relativ sehr lang, am Pronotum von auffallendsten bei den Individuen aus Tiout (2 23, $ F. cognata von . o, p -.in der Seite. 15 mm) und Aiu Seira. grün oder braun, selbst Vergr. 4 : 1. gelbroth, alle Töne ab und zu neben einander an einem Fundorte, die braunen gewöhnlich mit heilern oder dunklern Längssprenkeln gemischt, die SS sind stets braun; Flügel häufig ohne Farbe oder statt des lebhaften Roths mit zartem Violett (Djelfa). In den Kör])erproportionen weicht P. cognaia \on F. gryTloides (Zahlen rechts in Klammern) constant ab: S ? Länge des Körpers 14—17 mm (17,5) 20 — 24 mm (25 — 30) „ Pronot. 2,9—3,2 „ (3,5) 4,5—5 „ (5—6,5) „ der Elytr. 12—15 „ (12—13) 17—23 „ (18—21) „ Hinterschenkel 7-8 „ (9—10) 10— 12 „ (11,5-13,5) Fundorte: 1894 Khreider. Mecheria, Ain Sefra, Tiout. ferner Bou Saäda 5./7. 97, Djelfa 3./7., Laghouat 22./6.; Goulette 5,6. Ol, Bir bou Rekbah 26./6., Sousse 12./6., Sfax 23./6., Graiba 19./6., Gabes 17./6. Kommt mit der vorhergehenden nur an einem Ort (Ain Sefra) zusammen vor, beherrscht den Süden Algeriens und die Ostküste Tunesiens, reicht weit in die Wüste, wo sie Dr. KRArss noch in Tuggurt, Ghardaja und Bildet Amai* fand. Da es sich kaum fest- stellen lässt, ob nicht manche Angabe über das Yorkommen der P. grißloides sich auf diese Art bezieht, kann über die weitere Ver- breitung nichts angegeben werden, als dass sie in Aegypten vor- handen sein muss und von Savigny gut abgebildet ist. Den so ganz charakteristischen Verlauf des Unterrandes der Pronotuniseitenlappen hat Krauss in seiner Diagnose nicht erwähnt, wohl aber Bolivar in seiner Monographia de los Pirgomorfinos, Madrid 1884 (nach brieflicher Mittheilung von Dr. Krauss) hervor- gehoben. Er allein kann schon die Unterscheidung der Arten er- möglichen; dazu kommt noch der stets schlankere Habitus von P. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 389 cofiuaia, die ich demg-emäss für eine gute Art halte, um so mehr, als Uebergang-sformen bislang fehlen. 54. l^yvgomorplia debilis Fin. Zur Entscheidung der Frage, ob diese flügellose Art nicht etwa besser (nach Brujsner's Ansicht) unter die Gattung Sphcnacris zu rechnen sei, vermag ich nichts beizutragen. Von Brunner bei Ain Sefra entdeckt und bis jetzt nur von dort bekannt, scheint sie auf den äussersten Süden Nord-Afrikas beschränkt und selten zu sein, wurde von mir auch in Laghouat (24.;6.) als Larve angetroifen. Die Form des ünterrandes des Pronotums ist der von P. cognata sehr ähnlich. 55. Ocuerodes cationicus (Fisch.). Bezüglich der Unbeständigkeit der Artkennzeichen bilden die Pamphagiden ein Seitenstück zu den Eremobien. Voraussichtlich wird nach weitern Untersuchungen eine Eeduction der 5 von Finot aufgeführten Ocnerodes-Arten auf 2 eintreten, vielleicht gar nur 1 anerkannt werden können. In meinem altern Material aus Oran befinden sich alle Zwischenstufen zwischen 0. volxemi Bol. und longicornis Bol., d. h. den beiden durch den Mangel eines Zahnes auf der Vorderrandsmitte des Prosternums ausgezeichneten Arten. Die Ausbildung der Elytren, wenn sie überhaupt vorhanden sind, ist sehr wechselnd. Dasselbe dürfte für die 3 mit einem mehr oder weniger deutlichen Zahn auf dem Prosternum versehenen Arten 0. micropterus (Bris.), nigropunctatus (Luc.) und canonicus (Fisch.) gelten, womit der Werth eines der hauptsächlichsten in der Tabelle der Arten von Finot benutzten Merkmale hinfällig wird. Die wenigen von mir Anfangs Juni 1901 auf den Hügeln um Tunis ge- fundenen Exemplare sind graubraun, ohne Abzeichen [$) oder dunkel braunschwarz mit hellen gelblichen Schrägfleckchen auf den Seiten der Abdominalsegmente ($). Die Art wurde bei Tunis schon öfters gefunden. 56. Pamphufßus expansus Br. Scheint wie seine nächsten Verwandten [P. algericus (Br.), similUmus (Yers.) und mauritanicus (Bol.)] mehr auf das Littorale beschränkt, gehört vielleicht mit diesen unter P. tihiälis (Fieb.) ver- einigt (Finot). 25* 390 J- VOSSELER, Fundorte: Dra el Mizaiie 19,8. 97, Anmale 10,/7. Neben er- wachsenen Thieren fanden sich hier zahlreiche ganz junge, vielleicht einer 2. Generation angehörende Larven. 57. P((iH2)ha(/us niüUeri Krauss. Von Krauss (1896) als „Diminutivform" von P. hespericus (Ramb.) "bezeichnet, von Finot als wahrscheinlich zu P. saharae gehörig an- gesehen, kehrt in der bei Mecheria (Oran) gefundenen typischen Form bei Laghouat wieder. Die Unterschiede zwischen diesen dreien sind gering, sie hängen unverkennbar durch nahe verwandtschaftliche Beziehungen zusammen. Der echte schon durch seine bedeutende Grösse auffallende P. hesperkiis bewohnt die Küste, geht aber in Tunis nach Finot von Sfax an südwärts und ins Innere, weicht im Süden Algeriens den beiden andern Arten. Eine Uebergangsform zwischen ihm und saharae nach Gestalt und Grösse wurde bei Bou Saäda angetroffen, in der Form des Kopfes und der Färbung der Hinterbeine mit letzterem übereinstimmend. Die Innenseite der Hinterschenkel ist stets fein blau punktirt, aber nur auf der basalen Hälfte der Fläche ; Innenseite der Tibien röthlich- violett bis rothblau. Fundort: Laghouat 22./6. 97. 58. JPamphagus saharae Pict. et Sauss. Die Hinterschienen des vorhin erwähnten Exemplares von Bou Saäda auf der Innenseite schwarzblau und weiss gebändert, das Blau sich auf die Innenseite der Dornen fortsetzend, Tarsus lichtbraun. Alle Thiere von Djelfa mit gelben Hinterschienen (innen und oben), Basis der Innendornen wie Spitze blauschwarz. Innenseite der Femora einschliesslich des Unterrandes mit grossen blauschwarzen gegen das Knie hin verschwindenden Flecken. Fundorte: Bou Saada 7./7. 97, Djelfa 2./7. 59. JP(Uii2)7iaf/us niarmoratu.s Burm. Yv^ohl nur eine Varietät des in Algerien und Tunesien ebenfalls verbreiteten, von mir aber nicht angetroffenen P. cJephas L. . d. h. richtiger umgekehrt, denn P. marmoratus ist zweifellos der ge- meinere und ursprünglichere im ganzen Gebiet der Küste und reicht noch über Sicilien nach Sardinien. Gegen Westen (Oran) wird er häufiger, fehlt in Spanien, geht nach Süden und Osten in eine An- zahl Localformen über, welche ähnlich wie bei P. hespericus ebenso- Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 39J^ wohl als neue Arten wie als Varietäten angeselien werden können. Grösse, Zeichnung-, Färbung- difteriren bei Exemplaren derselben Herkunft nur wenig. Während meine aus Oran stammenden Thiere fast ausschliesslich am Rücken tief dunkelg-rün, an den Seiten des Pronotums, Abdomens, am Hinterrand der Segmente kräftig gefleckt sind, erhielt ich bei Anmale ganz hell blassgrüne Exemplare mit wenig auffallender Fleckung, aber von einer solchen Grösse und Dicke wie nirgends sonst. Auch das S, sonst viel intensiver gefärbt als das ?, ist ganz hell, aber vorwiegend gelb getont. Fundort: Anmale 10./7. 97 auf Stoppelfeldern in vegetations- reichem Gebiet. Länge des $ bis 92 mm, des S 62 mm. Mir vorliegende sardinische und sicilianische Exemplare sind gleich den algerischen gefärbt, aber bedeutend kleiner. Krauss (Dermapt. und Orthopt. Siciliens, p. 15j giebt für S bis 55, für $ bis 82 mm an. 60. I*ainplia(fws niannoratiis var, tiinetanus n. (Taf. 18, Fig. 3.) Braun (?) oder gelb, gelbbraun , selten bräunlich olivengrün tc?), viel kleiner als die Stammform, schlank. Pronotum stark seit- lich zusammengedrückt, höckerig rauh, Metanotum sowie die ersten Abdominaltergite mit erhabenen unregelmässigen Leisten, Kopf, Körper und Gliedmaassen mit feinen dunklen Punkten. Fühler 17 — ISgliedrig, Glied 3 — 4 und 8 — 9 mehr oder weniger deutlich verwachsen. 1) Lmenseite der Hinterschenkel blau bis blaugrün ge- fleckt, Aussenseite mit verwaschenen dunklern Flecken, nicht marmorirt. Oberkante weniger hoch und scharf als bei P. marmoratus, undeut- lich gesägt, aussen erhaben weiss getüpfelt, wie auch die Unterkante, Hintertibien weissgelb ($), gelb (d). S ? Länge des Körpers 45—52 mm 66 — 72 mm „ ,, Pronotums 9 — 11 „ 13 — 15 „ „ der Hinterschenkel 20—22 „ 23—24 „ Fundorte: Tunis 10./6. Ol, Hammam el Lif 28./6., Bir bou Rekbah 26./6. Die Aufstellung der Varietät ist durch die Gleichmässigkeit 1) Auch bei der Stanamform , woselbst aber, ausser 3 und 4, meist 9 — 10, seltener 7 — 8, verschmelzen. 392 J- VOSSELEK, der aiicli aus der Abbildung ersichtlichen Merkmale und durch ihre Verbreitung über eine grössere Strecke gerechtfertigt. In den altern Beschreibungen ist diese Form vermuthlich hier und da unter P. marmoratus einbegriffen, sie wurde auch in der Nähe von Sousse noch beobachtet, lebt gerne auf Oleandern, Zizj'phusbüschen oder auf abgeernteten Feldern. Ol. I*aiH2^ha{/iis (JJelfensis n. sj). (Taf. 18, Fig. 4—6.) Nahe verwandt mit P. marmoratus bezw. der var. tuuetanus, aber kleiner, rauh. Körper des $ subcylindrisch , Prothorax wenig zu- sammengedrückt, Abdominaltergite in der Mitte mehr oder weniger scharf gekielt ; sandfarben, hell röthlichgelb, beinahe ohne Abzeichen ; das $ entweder gleich dem $ oder häufiger mit dunkeln Partien auf dem Rücken des Thorax und Abdomens von oliv-bräunlicher Farbe (Fig. 6), an den Seiten kräftig gefleckt; Vorderrand des Pronotums und Oberrand der Elytren in beiden Geschlechtern hell, die Schräglinien auf dem Hinterrand der Abdomensegmente beim $ kaum angedeutet, beim S etwas kräftiger. Scheitel sehr steil ab- fallend, breiter als bei den 2 vorhergehenden Formen, concav, mit sehr scharf erhabener Umrandung, die nach hinten offen, nach der Scheitelspitze zu unter einem scharfen Winkel abbiegt, über den Augen parallel verläuft, ein zart angedeuteter Mittelkiel reicht bis zum Hinterkopf. Fühler von gelblicher Farbe, in der 2. Hälfte etwas angeraucht, 17gliedrig. Pronotum sandig rauh, mit ziemlich gewölbtem Mittelkiel, der von der Hauptquerfurche durchschnitten wird, Meso- und Metanotum sammt ihren Seiten, vom Abdomen nur die 2—3 ersten Tergite, ebenfalls sehr rauh. Die Elytren reichen in beiden Geschlechtern nahezu oder ganz an den Hinterrand des Metanotums. Hinterschenkel flach, massig breit, mit hoher scharfer undeutlich gesägter Oberkante, deren Aussenseite weiss granulirt ist wie auch die der Unterkante, Innenfläche zart karminrotli und weiss gesprenkelt, Aussenfläche $ einfarbig, S öfters mit braun- grünen Flecken, leicht gefiedert, Hintertibien -J innen hell karmin- roth, S gelb. Supraanalplatte des Weibchens in der Mitte mit 2 hinter einander liegenden annähernd herzförmige Vertiefungen, deren Seitenränder kielartig aufgeworfen, weiter aus einander stehen, als bei P. marmoraim auf dem spitzen Endtheil aber divergirend sich verlieren. Punktirung an Kopf, Körper und Gliedmaassen zart. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 393 c? ? Länge des Körpers 48—51 mm 62—69 mm „ ,. Pronotums 11—12 » 13-16 „ „ der Elytren 10—11 »! 9,5-12 „ „ ,. Hiiitersclienkel 19—21 55 19,5 22,5 „ Fundort: Djelfa 30./6. 97 in den bergigen nördlichen und nord- westlichen Theilen in grösserer Anzahl auf steinig-sandigem Grunde, einige Male an Euphorbien sitzend. Diese im weiblichen Geschlecht ganz auffallend dem Eunapius granosus Stal in Grösse, Farbe und Structur der Haut ähnliche Species bildet wohl das südlichste Glied der Paniphagus marmoratus eZepA«5- Gruppe, unterscheidet sich regelmässig davon durch die Form des Scheitels und der Oberfläche der weiblichen Analplatte und die Färbung der Innenfläche der Hinterschenkel ; in den Grössenverhält- nissen und in der Färbung nähert sie sich der var. kmetanus, ist aber gedrungen und rauher. Sehr bemerkenswerth ist die Beständigkeit, mit welcher die SS der zwei letztgenannten Formen trotz der Verschiedenheit der ?? die Zeichnung und Färbung des P. marmoratus Männchens wiederholen. Dies bildet einen weitern Hinweis darauf, dass eben P. marmoratus und nicht elephas als Stammform anzusehen ist. Auffallend viele Exemplare waren von Ameisen angegriffen, Mundwerkzeuge und Gliedmaassen verletzt oder abgebissen oder der ganze Körper ausgehöhlt. 62, Eunapius sitifensis (Bris.). Eunapms hrunneri StÄl, Brunner, Prodr., p. 109 ; Krauss u. Vosseler, p. 541. Eunapius sitifensis (Bris.) Finot, p. 519. Fundorte: Bou Saäda 5.|7. 97; Djelfa 30./6.; von hier klein, die $ grün gefärbt, 56—58 mm, bei Bou Saäda aber sehr gross (63 mm) ; scheint in Tunesien zu fehlen. In Laghouat 23./6. wurde nur ein von Ameisen skeletirtes ? gefunden. 63. JEunapius quadridentatiis (Bris.). Fundort : nur bei Djelfa gemeinsam mit der vorigen Species ge- funden 30./6, 97; von Bonnet und Finot auch in Tunesien beob- achtet. Das Männchen bis jetzt sehr selten; bei Djelfa, wie früher bei Mecheria, nur ein Mal gefunden. Die wenigen Stücke sind sehr 394 J- VOSSELER. klein (S 30, $ 38— 40 mm) gegen die von Meclieria (S 32, $45— 57 mm), aber vollkommen gleich gezeichnet, nur ist Zeichnung und Färbung etwas lichter, flauer, die Hintertibien innen blauschwarz statt röthlich violett. 64. JPlatyphynia giornae (Rossi). Nur bei Dra el Mizane 19./7. 97 und Anmale 11./7. angetroffen, bewohnt wahrscheinlich nur einen schmalen Küstenstrich, ist häufiger gegen Westen (Oran) als gegen Osten. 65. Dericorys niiUieri Finot. Seltener an der Küste, in der Wüste stellenweise sehr gemein. Fundorte : Laghouat 22./6. 97 ; Hammam el Lif 28./6. Ol, Gafsa 21,/6. Eine sehr beständige Art; meine Ausbeute enthält nur neben- sächliche Farbabänderungen: ein S aus Gafsa ist strohgelb, eine Larve eben daher rothbraun, eine andere von Hammam el Lif span- grün, entsprechend den Salsolaceen der Umgebung gefärbt. Erzeugt vielleicht eine zweite Generation im Jahre, worauf zahlreiche junge Larven neben entwickelten Thiereu sowie die Angabe Finöt's, dass sie erst im Herbst erwachsen sei, hinweisen. Ihre Vorliebe für salz- haltigen Boden war wiederholt zu beobachten.^) 66. Acridiitni aegyptiuiu (L.). Fundorte: Bou Saäda 7./7. 97, Laghouat 24./6. Stets nur ver- einzelt beobachtet, wegen seiner grossen Vorsicht schwer zu erjagen. 67. Schistocerca iw7'effrin(i (Ol.). Fundorte: Bou Saäda 5./7. 97, Djelfa 3./7. im Nordwesten der Stadt häufig, offenbar im Begriff, sich zu Schwärmen zu vereinigen, ausschliesslich die rosarothe durchschnittlich schlankere Form; Laghouat 29./.6 zahlreiche todte Exemplare in der Umgebung, alle, auch die wenigen lebenden, intensiv gelb; Gafsa 22./6. Ol selten, Graiba 19./6. nur Larven, diese bald grün mit weissen Punkten, bald vollkommen gelb. Trotz ihrer weiten Verbreitung aus Sicilien noch nicht erwähnt. 1) BoLiVAR, Catal. sinopt., p. 83, führt neuerdings die Art auch aus Spanien an , d. h. eine von ihm als rar. carfhago-norae besclu-iebene kurzflüglige Varietät, in: Ann. Soc. Esp. Hist. nat., Actas. Junio 1897. Ortliopteren Algeriens und Tunesiens. 395- 68. Thisoicetrus littoral fs (Ramb.). So weit verbreitet die Art ist, so selten erhielt ich sie. Aehnlich wie Calopienus erstreckt sie sich von der Küste bis zur Wüste. Das einzige Exemplar stammt von Lag-houat 22./6. 97. 61). Criloptemis italicus (L.). Im Hinblick auf die grosse Veränderliclikeit glaubt Fingt die Aufstellung von Varietäten für unwichtig halten zu sollen, eine An- schauung, der ich in diesem Falle deshalb nicht beizupflichten ver- mag, weil mir mein algerisches und tunesisches Material zeigt, wie ganz allmählich nach ganz bestimmten Eichtungen, offenbar unter dem Eiufluss der Umgebung, einzelne Eigenschaften verschwinden, andere dafür erscheinen. Mit Leichtigkeit sind die extremsten einer- seits der Küste andrerseits den südlichsten oder östlichsten Landes- theilen entstammenden Formen zu unterscheiden. Die erstem sind durchweg sehr gedrungen, von normaler Grösse, ihre Flugorgane überragen das Abdomen nicht oder kaum, sind aber oft kürzer als dieses; ab und zu werden die Flecken auf den Elytren klein und fallen weniger durch dunkle Farbe auf, dafür aber erscheint eine der Hauptsache nach zwischen der Vena ulnaris posterior und Vena dividens verlaufende helle Längsbinde {var. margineUus Serv.). Die 2 — 3 auf dem Oberrand der Hinterschenkel sichtbaren dunklen Binden setzen sich auf die blasse Innenfläche fort, die häufig von der Insertion aus ein wenig karminrosa wie die Flügel überlaufen ist; dieselbe Farbe trägt die Innen- und Oberseite der Tibien, nur bei einem beinahe ganz schwarzen $ von Saida kommt das Rosa nicht recht zur Geltung. Roth der Flügel kräftig, bis an den Hinterrand reichend. Hierher gehören die Stücke von Bouira 16./7. 97, Anmale 10./7. und die früher im Norden Orans erbeuteten; sie lebten alle in vege- tationsreichem Gebiet oder im Culturland. Als gute Varietät be- trachte ich 69 a. Caloptenus italicus rar. deserticola fi* Flugorgane stets länger als das Abdomen. Elytren mit kleinern Flecken, selten mit der vorhin erwähnten Längsbinde, am Ende ab- gerundet, nicht zugespitzt, das Roth der Flügel schwächer, den Hinterrand kaum oder gar nicht erreichend. Innenfläche der Hinter- 396 J- VOSSELEE, Schenkel in den ersten zwei Dritteln tief glänzend schwarz, gegen das Ende leuchtend orangeroth; Hintertibien innen und oben ebenso gefärbt. Weiterhin sind die Antennen meist ganz hell, der Hinter- rand des Pronotums mehr winklig als bei der Stammform. In der Grösse schwankt die Varietät ziemlich ; alle Exemplare von Laghouat sind auffallend klein und zierlich, die von der ost-tunesischen Küste und Gafsa normal aber von schlankem Habitus. Länge c? Tunis Laghouat Tunis Laghouat des Körpers 13—15 mm 16—20 mm 32—35 mm 29 mm „ Pronotum OjO rx^O ^j ö 4r jj 6,5—7,5 ,. 6 „ der Elytren 16—23 ,. 13,5—18 ,. 28-33 „ 24 „ „ Hinterschenkel 11—13 „ 10—11,5,, 10—12 „ 18 „ Schon FiNOT hat die Aufstellung einer besondern Wüstenvarietät angedeutet, aber nicht durchgeführt. In manchen südlichen Gegenden verschwindet das Roth der Flügel vollends ganz (var. siculus Burm.). Mehrere Exemplare wurden nach Südsturm am Licht gefangen. Fundorte : Laghouat 22./6. 97 ; Hammam el Lif 28./6. Ol ; Gafsa 22./6; Gabes 15./6. Besonders sei noch darauf hingewiesen, dass sich auch bei dieser Varietät nach Norden die Flügel verkürzen, z, B. bei Hammam el Lif unweit von Tunis nur 28 mm Länge haben, aber immer noch das Abdomen überragen. V. Locustodea. 70. Odontura alf/erica Br. Auch diese Species wurde in Oran viel häufiger als auf den letzten Reisen angetroffen. Fundorte: Medeah 15./6. 97; Bir bou Rekbah 26./6. Ol nur Larven auf Oleandern. 71. Mhacocleis annulata Fieb. Zahlreich auf den Salsolaceen zwischen Bahnlinie und Meer südlich von Hammam el Lif 28./6. Ol. Nachträglich auch unter den bei Saida, dem ersten algerischen Fundort, gesammelten Locustodeen entdeckt. Nur w^enige Individuen w^aren geschlechtsreif. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 397 72. DecticKs aUnfrons (Fabr.). Bei Aumale 10./6. 97 häufig-, aber sehr scheu, besonders die Weibchen ; fast nur auf die Küstenzone beschränkt. 7B. CtenodecticKs vascirensis Fin. Fehlt bis jetzt nocli aus Tunis; von mir bei Dra el Mizane 18./7. auf den Bergen angetroffen. 74. PJatycleis tesselata (Charp.). Gemeinsam mit der vorhergehenden Species nördlich von Dra el Mizane 18./7. gefunden; nur auf dem Küstenstrich, nicht im Innern lebend. 75. Platycleis laticauda Br. Dra el Mizane 19./7. 97, Aumale 10./7. 76. EpliipiHffera latipennis Fisch. In Tunesien noch nicht gefunden, von mir nur einmal bei Dra el Mizane 19./7. 97 angetroffen, das S durch die enorme Ausbildung des äussern Geschlechtsapparats ausgezeichnet. 77. Ephippiffera compressicoUis Fisch. Südlich von Aumale in ungefähr 1200 m ü. M. 13./7. 97 ge- funden, aus Tunesien noch nicht bekannt. 78. {^)Ephippigera confusa Fin. Trotz einiger Abweichungen von der Originalbeschreibung Finot's stelle ich eine Anzahl von Exemplaren hierher, da sie noch am besten mit dieser Species übereinstimmen. In beiden Geschlechtern sind die Antennen fein behaart, das Ende einzelner in bestimmten Abständen auftretender Ringe ist dunkel. Vorderschenkel kaum oder nicht länger als die IVIittelschenkel ; Elytren erreichen die Mitte des ersten Abdominalsegments, das Marginalfeld nur beim $ abge- plattet, beim S aber stark eingezogen. Legestachel hat nur 1 ^/a mal die Länge des Pronotums. J. VOSSELER, s 5 27—29 mm 7 28—82 mm 7-7,5 „ 398 Länge des Körpers „ „ Pronotum „ „ Legestacliels 10 — 12 ,. Die Farbe ist gTÜn oder gelbbraun, passt ausgezeichnet zu den Distehi, auf denen die Thiere sassen. Die angeführten Verschiedenheiten können wohl mit localer An- passung zusammenhängen, zur Aufstellung einer besondern Varietät oder Art reichen sie nicht aus. Zu den von Fixot aufgezählten 8 Fundorten kommen als weitere : Dra el Mizane 19./7. 97, Bouira 16./7. 79. JEphippiffe7'a nigroniavginata Luc. Zwischen den Segmenten des Abdomens ist die Haut schön roth- violett gefärbt. Scheint in Tunesien häufiger als in Algerien zu sein, kommt auch in Sicilien noch vor. Fundort: Hammam el Lif 28./6. Ol auf Zizyphus. 80. Ephixypigefa nefü n, sp. (Taf. 18, Fig. 7—8.) Verwandt mit E. cügcrka Bk. und mit E. anfennaia Br. Antennen haben aber nicht Stäche Körperlänge, sondern nur doppelte (Alkoholexemplare), nur die ersten Ringe auf der Oberseite hell und dunkel geringelt, die spätem oben fast schwarz, unten gelbgrün, von der Mitte an alle dunkel, Kopfgipfel mit kleinen oben gefurchten Höckerchen. Pronotom (Fig. 7 a, b) ganz besonders kantig, rauh, so lang wie breit, Hauptquerfurche tief, gerade, ziemlicli genau in der Mitte, vordere Querfurche etwa im ersten Viertel, gebogen; Seitenlappen scharfkantig angesetzt, glänzend glatt, mit wenig Er- habenheiten, in der Mitte etwas eingedrückt, Unterrand ein w^enig- wellig verlaufend, Mittelkante auf der Metazone ziemlich deutlich. Elytren aufgetrieben, beim S mehr als beim $, gelbbraun mit schwarzem Discus und Felderchen, besonders am flachen Randfeld. Vordertibien mit Ausnahme eines kleinen Enddornes auf der Ober- seite glatt. Hinterschenkel 2 Va iii^l so lang wie das Pronotum, auf der untern Innenwand 3—4 ganz kleine Dörnchen, der Aussen- wand glatt. Der Fortsatz der Supraanalplatte kurz, dreieckig, breiter als lang, in der Mitte eingedrückt, das Ende fast spitzig. Cerci Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 399 des 3 kurz, coniscli, leicht einwärts gebogen, mit einem kräftigen etwa im letzten Drittel sitzenden schwai'zen lunenzahn (Fig. 8 b), die des $ einfach conisch, bei beiden fein behaart. Die Subgenital- platte des S überragt die Cerci nicht, ist am Ende tief dreieckig ausgeschnitten (Taf. 18, Fig. 8a), ihre Styli sind dünn, schlank, die des ? breiter als lang, an den Seiten sich verschmälernd, Lege- stachel gut doppelt so lang wie das Pronotum, fast gerade am Ende fein gekörnelt. S ? Länge des Körpers 27—32 ^) mm 34—35 mm „ ,, Pronotums 10 ,, 11 ,, „ der Hinterschenkel 23 ,, 25 „ „ des Legestachels — „ 22 „ Von E. hrevicoUis Fisch, und anteimata Brun. unterscheidet sich die neue Art dadurch, dass deren Supraanalplatte am Ende nicht gerundet ist. Der Zahn der Cerci im letzten Drittel statt am Ende sitzt; bei hrevkollis sind ferner beide Unterkanten der Hinter- schenkel mit zahlreichen Dörnchen besetzt, bei antennata aber ist das Pronotum länger als breit. Die in manchen Punkten herrschende Ueberein Stimmung mit U. algerica Be., deren S noch nicht bekannt ist, verliert an Be- deutung dadurch, dass dort die Hauptquerfurche hinter der Mitte des Pronotums liegt, die Vordertibien 3 Dörnchen auf der Oberseite tragen, beide Unterkanten des Hinterschenkels bedornt sind, der Legestachel 2 ^o mal so lang wie das Pronotum ist. Von E. lucasi Be., die etwa noch zu vergleichen wäre, ist die Art endlich schon durch die Form der Elytren und den geringern Umfang des Pronotums scharf getrennt. Fundort: Bir bou Rekbah 26./6. Ol stets auf Oleandern. Die Fühler gerade nach vorne gestreckt, sitzen S, ? und Larven gerne in den Enden der Zweige, sind tadellos angepasst, nehmen keinerlei Vertheidigungsstellung ein, zirpen beim Fange ein wenig. 81. l^ijJiijfpigera innocentii Bonn, et Fin, Ephippigera lohata Sauss., Anal. Entomol., in: E,ev. Suisse Zool., V. 5, p. 236. 1) Aus Alkohol ; die andern Maasse nach getrockneten Exemplaren. 400 J- VOSSELER, Auf Grund einer lappenförmigen Erweiterung am Unterrand der Seitenlappen des Pronotums trennt de Saussuee die Form aus Oran von der typischen E. mnocentii als eigene Art ab, innerhalb welcher er noch 2 Varietäten aufführt. Seine Beobachtung ist im Ganzen richtig; auch die meisten meiner Exemplare aus Mecheria, Ain Sefra und Tiout, Larven wie Imagines, sind durch die charakteristische lohata-Form des Unterrands ausgezeichnet. Darunter aber befinden sich wieder solche, wo dies kaum deutlicher ist als bei einigen echten E. innocentn aus Djelfa. Dort erhielt ich eine Menge S^ und $$, an denen die Veränderlichkeit des Pronotums, sowohl nach der Grösse, Plastik als auch nach der Form des Unterrands verfolgt werden kann. Auch der Verlauf des Hinterrandes wechselt sehr, ist bald annähernd gerade, bald mehr oder weniger tief ausgeschnitten, meist desto tiefer, je höher sich die Mitte der IVEetazone erhebt. Die extremste Ausbildung des Läppchens fehlt in Djelfa, ist also wohl auf den Süden Orans beschränkt, und so kann immerhin eine be- sondere Varietät aus der von dort stammenden Localform gemacht werden. Im Uebrigen sind Hinweise auf die Unbeständigkeit ein- zelner Charaktere schon bei Fjnot (p. 548 — 49) aufgeführt. In allen übrigen Merkmalen stimmt die var. lohaki mit der Stammform überein, besonders auch im Bau des äussern Genitalapparats. Die Zeichnung der Abdominaltergite, welche de Saussuee zu Aufstellung der var. picüirae veranlasste, tritt auch bei der Stammform von Djelfa in allen Abstufungen auf, fehlt selten ganz, bei der var. lobata von Süd-Oran ist der Rücken der Larven bestimmter gezeichnet als der der erwachsenen Thiere. Fundorte: Djelfa 3./7. 97, Bou Saäda 7./7. Im Westen von Djelfa fand ich die Art sehr häufig bis über eine Postwagenstunde von der Stadt sich verbreitend. Im Verein mit Flatystölus wanderten gegen Abend, ruckweise bald da bald dorthin sich wendend, die Thiere auf der Strasse, sammelten sich oft gruppenweise auf den Excrementen der Pferde, Binder oder Kameele, die sie lebhaft mit dem Lagestachel durchstocherten, offenbar in der Absicht ihre Eier dort abzulegen. Ein einziger Nachmittag lieferte eine Ausbeute von 60 Stück, welche aus Mangel an andern Transportmitteln mit einer grössern Anzahl von Platijstolus in einem Sack nach Hause trans- portirt, von diesen aber unterwegs nahezu total aufgefressen wurden. Trotz reichlichen Futters verzehrte ein $ ein erwachsenes $ in der Gefangenschaft binnen kürzester Frist bis auf den letzten Orthopteren Algeriens und Tiinesiens. 401 Eest. ^) Am liebsten scheint sich die Art auf den niedern sparrigen Büschen einer grangrünen Centaurea, mit der ihre Farbe correspon- dirt, aufzuhalten. Ist die einzige Ephippigera, welche noch in der Wüste vorkommt. 82. JPlati/stolus pachyfjastev (Luc). Bei Djelfa recht häufig in Gemeinschaft mit der vorigen Art; im Allgemeinen mehr der Küste angehörig, in der Umgebung von Anmale noch in annähernd 1200 m ü. M. gefunden, reicht über Tunesien bis Sicilien und Sardinien. Wird ähnlich wie die meisten Ephippigeriden gegen Abend lebhafter und wandert gern in Stoppel- feldern und an Strassenrändern umher. Zwei $$ wurden dabei über- rascht, als sie im Begriffe standen ein S aufzuzehren, ein noch lebendes $ .war, offenbar ebenfalls von Artgenossen schwer verletzt, schliesslich von Pimelien als Leckerbissen angegriffen worden. Aus ihrem Verhalten in Gefangenschaft geht ebenfalls hervor, dass Fla- iijstolus wohl die vollendetste Räuber- und Ivannibalennatur unter allen paläarktischen Locustodeen besitzt; man weiss nicht, ob man seine Mordlust oder Fressgier mehr bewundern soll. Auf dem früher erwähnten Transport waren nur ca. 6 Weibchen von PJatystoIus ganz unverletzt übrig geblieben, welche in kürzester Zeit ein fürchterliches Massacre angerichtet, sich selbst aber bis zum Bersten angefüllt hatten. Die reifen Eier aus den Eileitern sind 6 mm lang 2 mm breit, spindeliörmig leicht zusammengedrückt, von hellbrauner Farbe, lieber sein Vermögen, Blut zur Vertheidigung aus dem Pronotum abzugeben, sowie über den Bau der Spermato- phoren wird in dem allgemein biologischen Abschnitt Weiteres ausgeführt. Fundorte: Anmale 13./7. 97, Djelfa 29./ 6.; ausserdem wurde er noch an verschiedenen Stellen, wie namentlich bei Berrouaghia, zwischen Bou Saäda und Anmale, vom Postwagen aus beobachtet. Die Grösse der ?$ schwankt zwischen 29 und 45 mm (ohne Lege- stachel), die der SS von 34 bis 44 mm. 1) Brunnek, Prodr,, p. 368, hält die Ephippigeriden für ausschliess- liche Pflanzenfresser. 402 J- VOSSELER, 83. Euffaster guyoni Serv. Zu den von Krauss benannten Varietäten aus Oran (p. 551 f.) fanden sich an zwei Orten Uebergänge. Bei Bou Saäda lebt die var. lucasi, aber mit ganz dnnkelrotlien, schon beinahe schwarzen Pronotumstacheln und -hinterrand, bei Djelfa entweder die echte var. lucasi oder eine Zwischenform zwischen dieser und der typischen Art, dadurch ausgezeichnet, dass auf dem Hinterrand der Abdominal- ringe noch die rundlichen rothen Flecken auftreten, meist aber den letzten 4—5 mehr oder weniger vollständig fehlen, auf den vordem zudem viel kleiner und weniger grell roth, mehr gelblich gefärbt sind. Die Stacheln an den Seiten der erweiterten Metazone einiger in Gefangenschaft gross gezogener Männchen blieben theilweise stumpf oder waren kaum angedeutet. Fundorte : Bou Saäda 7./7. 97, Djelfa 29./6. Tritt an beiden Orten wie gewöhnlich vereinzelt auf. Verschiedene Larven und Imagines wurden zum Zweck biologischer Beobachtungen lebend erhalten und hielten sich bis Anfang November. Die Eiablage wurde durch früh- zeitigen Tod an Gregarinose verhindert, dagegen konnten einige Untei'- suchungen über Begattung, Spermatophoren, Häutung und Blut- spritzen ausgeführt werden (vgl. II. Theil). Die neuen Funde beweisen abermals, dass die rothgefleckte Form den Tj'pus darstellt, denn auch deren Larven sind stets reich mit diesen Auszeichnungen versehen. Durch die erwachsenen Indi- viduen wird im Verein mit den früher unterschiedenen Varietäten eine lückenlose Entwicklungsreihe der Zeichnung und Färbung her- gestellt, aus der hervorgeht, dass das Roth von hinten nach vorn allmählich verschwindet, am längsten sich an den Stacheln des Pronotums erhält. VI. Gryllodea. 84. Platyhlenitnus umbraculatus (L.). Fundorte: Medeah 15./6. 97, Frais Vallön bei Algier 9./7. Das von Finot zur Unterscheidung der Arten benutzte Ver- hältniss der Flügel- zur Abdomenlänge ist bei getrockneten Exem- plaren sehr unzuverlässig. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 403 85. (?) GvijlhiH hf/f/rophilus Krauss. (IrijUiis lt//(/n)plülN.s KK;^s., in: Verh. zool. - bot. Ges. Wien, V. 52, 1902. Erinnert in einig-en Punkten an Gr. consohrinus Sauss. Der Hinterranil des Pronotiims ist nicht l)reit unio^esclilag-eu. Pronotum mit wenig dunklen Fleckchen, seine Seitenlappen hell mit einem centralen schwarzbraunen Flecken und einigen Punkten. Die Elytren wie die Grundfarbe des ganzen Thieres hellbräunlich, mit wenig Abzeichen, vor allem die Adern nicht dunkler. Elytren beim S die 3-4 letzten Abdominalsegmente frei lassend , beim $ noch kürzer. Flügel viel kürzer als die Elytren, blass. Die Beine gelblich bis hellbraun, die zwei vordem Paare einfarbig, das hintere mit wenig braunen Fleckchen am Ende des Femur. Lege- stachel 8 mm, länger als Hinterschenkel, Cerci des ? (getrocknet) 6,5 mm, die des S kürzer. Fundort: Gabes 15./6. Ol in grosser Anzahl zwischen Binsen auf dem salzhaltigen Boden in der Nähe des Oned sich tummelnd angetrotten, aber nur wenige gefangen, da sie sich sehr geschickt in den Pflanzen zu verstecken wissen. 86. Grylhis hurdigalensis Latr. Stimmt ähnlich der Hausgrille in den Wohnungen von Gafsa, vor allem im Bahnhofgebäude, ein sehr lautes Concert an, ist aber trotz ihrer Menge schwer zu erhaschen. Fundort: Gafsa 21. /6. Ol. 87. Gri/Uotnorpha uclensis Pans. Bei Gafsa 21.6. 97 unter Steinen eine Larve im. letzten Entwicklungsstadium gefunden; kommt auch in Spanien und Algerien vor. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 26 404 J- "VossELER, Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 88. Tridactylus variegatus Latr. Lebt in grosser Anzalil im feuchten Sande des Flussbettes in der Oase von Bou Saäda 8./7. 97; durch die Erschütterungen des Bodens beim Auftreten kommt sie aus ihren kleinen Löchern hervor, schnellt sich, trotz ihrer Kleinheit, bis 50 cm weit, vermag auch von der Oberfläche des Wassers abzuspringen. Nachdruck verbottn. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die Eier von Oaiman niger. Zweiter Beitrag- zur Kenntniss der Lebens- und Fortpflanzun^sweise der brasilianischen Reptilien. ^) Von Dr. Gottfried Hagnianii, Assistent der zoologischen Section des „Mviseu Goeldi" in Parä (Amazonenstrom). Hierzu Tafel 19-20. Anlässlich meines 3 monatlichen Aufenthaltes auf der Insel Mexiana-) (Sept. bis Nov. 1901), im nördlichen Theile des Aestuariums des Amazonenstromes, wo ich im Auftrage der Museumsdirection des „Museu Goeldi" in Para zum Studium der faunistischen, floristischen und ethnographisch-archäologischen Verhältnisse verweilte, hatte ich genügend Gelegenheit, mit der Lebensweise des grossen schwarzen Alligators, Caiman niger, näher bekannt zu werden. Wie auf den benachbarten Inseln Marajo und Caviana, so kommt auch auf Mexiana neben dem Caiman niger der kleinere, gut er- 1) Siehe: GoELDi, Die Eier von 13 brasilianischen Reptilien etc., V. 10, Syst., 1897, p. 640. — Goeldi u. Hagmann, Die Eier von Tro- pidurus torquatus und Ameiva surinamensis, V. 14, Syst., 1901, p. 581. 2) Die Insel Mexiana wurde vorher nur ein einziges Mal von einem Naturforscher besucht und zwar im Jahre 1848 (Nov. — Dec.) durch A. R. Wallace (siehe: Travels on the Amazon and Rio Negro, London 1853, p. 86). 26* 406 Gottfried Hagmann, kennbare helle Allig-ator, Caiman sderops, vor. doch bleibt auf allen 3 Inseln der kleine Alligator an Häufigkeit hinter dem grossen be- deutend weit zurück. Die relative Häufigkeit beider Formen, in Verhältnisszahlen ausgedrückt, mag sich, wie ich nach den damaligen Verhältnissen auf Mexiana ungefähr abschätzen kann, verhalten wie 1 : 10. In welch ungeheuren Mengen der schwarze Alligator auf diesen Inseln vorkommt, das zeigen die Zahlen, die Dr. Goeldi \) in seinen Arbeiten angiebt und die sich auf die Anzahl der Alligatoren beziehen, die jährlich bei den berühmten Schlachten, welche die Grund- besitzer dieser Inseln im Kampfe ums Dasein veranstalten, zum Opfer fallen. Dort wird angegeben, dass auf einem Grundstück innerhalb weniger Tage 2000 und mehr Alligatoren abgeschlachtet wurden. Zur Zeit von Wallace wurden die Alligatoren nur in geringern Mengen erlegt und zwar ausschliesslich zur Gewinnung des Fettes, das von den Eingeborenen besonders zur Beleuchtung gebraucht wurde.-) Erst neuerdings werden diese eigentlichen Schlachten in grösserm Maasstabe ausgeführt, da es sich darum handelt die grossen Rinderherden vor diesen Schädlingen zu schützen. Wir, an hiesigem Museum, sind fest überzeugt, dass diese Zahlen, wenn nicht direct als übertrieben erklärt, doch viel- fach mit Achselzucken aufgenommen worden sind. Ich hatte aber während meines Aufenthaltes auf Mexiana das besondere (irlück, persönlich dem grossartigen Schauspiele einer Alligatorenschlacht beizuwohnen, wo in 2 Tagen, am 15. und am 16. November, ca. 800 Thiere von 1 — 4,2 m Länge unschädlich gemacht wurden. Eine ausgezeichnet gelungene Serie von selbst aufgenommenen Moment- photographien giebt uns die directen Belege zur Richtigkeit unserer Zahlenangaben, -welche Serie in kürzester Zeit mit bezüglichem Texte über die Schlachten selbst an andrer Stelle publicirt werden wird. Aus verschiedenen Nestern, zweifellos dem Caiman niger ange- hörig, habe ich Eier entnommen, von denen ich hier Maasse angebe : 1) Siehe diese Zeitschr., V. 10, Sj-st., 1897, p. 657 und die „Schweiz", Jg. 4, 1900, p. 546, Zürich; s. auch : HAdMANN, Der Zoologische Garten des Museu Goeldi in Parä, Frankfurt 1901. 2) Wallahe, 1. c. p. 100. Die Eier von Caiman niger. 407 Länofe Breite No. mm mm 1 92 . 55 2 86 55 3 97 52 4 89 56 5 89 56 6 92 56 7 90 54 8 86 54 9 87 56 10 92 54 11 90 56 12 87 54 Im Grossen und (Tanzen variiren die Eier unter sich sehr wenig, und als Durchschnittsmaasse dürfen wir 90 mm für die Länge und 55 mm für die Breite annehmen. Der Rauminhalt variirt bei den verschiedenen Eiern von 120 — 140 ccm. Ein älteres, schon ganz in Zersetzung übergegangenes Ei hatte ein Gewicht noch von 100 gr. Die Eier sind rein weiss, oft durch die faulende Holzmasse des Nestes bräunlich gebeizt, Sie besitzen , ähnlich wie die Eier von Caiman sderops, eine sehr rauhe Schale, hervorgerufen durch dünne, geschlängelte, fast Millimeter hohe Kalkwände und Kalksäulchen, die verhältnissmässig sehr widerstandsfähig sind. Durch gegen- seitiges Reiben der Eier entsteht in Folge der rauhen Oberfläche ein eigenthümliches Geräusch, das von den Bewohnern der Insel zum „Rufen der Mutter" benutzt wird! Die Form des Eies ist ein längliches regelmässiges Ellipsoid, wobei die grösste Breitenaxe mit der Mitte der Längsaxe fast immer zusammenfällt. Nur wenige Eier zeigen eine Verschiebung der Breitenaxe nach dem Pole hin. Beide Pole sind in der Regel gleichmässig abgerundet, so dass von einem spitzen und einem stumpfen Pole kaum die Rede sein kann. Aus einem Nest nahm ich selbst ein doppeldotteriges Ei heraus, das die übrigen an Breite kaum übertraf, wohl aber ca. 13 cm lang war. Das Ei ist mir leider auf der Heimkehr aus dem Campo nach unserm Quartier, einer Reise von annähernd 3^4 Stunden zu Pferde, verunglückt, so dass ich keine genauen Maasse angeben kann. Es war im Gegensatz zu den übrigen Eiern unbefruchtet. Die Fortpflanzungszeit des schwarzen Alligators, Jacare-assü 408 Gottfried Hagmann, (d. h. der grosse Alligator), wie er hier bezeichnet wird, fällt auf der Insel Mexiana in die Monate October und November, während Eier von der kleinern Art nach Angabe der Bewohner in den Monaten Mai und Juni gefunden werden. Diese Angabe mag stimmen, da ich bei meinen Streifzügen auf der Insel in den Sümpfen zwischen den Blättern der Eichhornia öfters 25—30 cm lange Junge von Caiman sclerops beobachtete, äusserst behende und bissige Kobolde. Nester des schwarzen Alligators habe ich theils im oifenen Campo in Papyrusbeständen (Papyrus hier genannt Piri. ein ausge- dehnter Stand von Piri heisst Pirisal) oder in Anhingais (ausge- dehnte Stände von Anhinga-Montrichardia) in unmittelbarer Nähe von Sümpfen, theils auf dem erhöhten Ufer eines Flusses im tiefen Urwalde angetroffen ; sie sind je nach dem Standorte aus verschiedenem Materiale angefertigt. Von einem Nest im Papyrusdickicht der ausgedehnten Campos- sümpfe (Mondongos genannt) habe ich 2 photographische Aufnahmen gemacht (Tat. 19 u. 20), wie sie meiner Mittheilung beiliegen. Fig. 1 zeigt uns das Nest in unversehrtem Zustande, bewacht von der Mutter. Zur Sicherung des Apparats wurde die Alte vorher durch gutgezielten Kugelschuss (direct hinter dem Auge) unschädlich ge- macht; sie hatte eine Länge von 3 m. Das Nest selbst hatte ca. 1^2 m Durchmesser und ca. 80 cm Höhe und glich im Allge- meinen in Form und Grösse einem Heuhaufen, wie er in Mittel- europa zur Erntezeit auf den Wiesen aufgeworfen wird. Es bestand gemäss seiner Lage aus dürren zerknitterten und zerbrochenen Papyrusstengeln, die alle aus der Nähe, wie es in der directen Um- gebung deutlich zu erkennen war, zusammengescharrt wurden. Die Eier, 44 an der Zahl, lagen ungefähr 40 cm über der Erdoberfläche sorgfältig in dem Neste eingebettet, so dass also darüber noch eine 40 cm mächtige Schicht von Nestmaterial lag. Sie waren in 2 Lagen angeordnet, wobei die obere Lage von der untern nur durch eine dünne Schicht von verfaulten Papyrusfasern getrennt war. Fig. 2 zeigt das geöffnete Nest mit den Eiern in ihrer noch theilweise natürlichen Lage. Das Innere des Nestes, dessen Temperatur meiner Schätzung nach der menschlichen Körpertemperatur annähernd gleich zu stehen kommt, war warm-feucht. Da das Nest mit seinem Untergrunde so zu sagen im Sumpfe selbst steht, so ist für eine gleichmässige Feuchtigkeit gesorgt. Sie bringt mit der Sonnenbe- strahlung durch Verwesung des Nestmateriales eine genügende Die Eier von Cairaan niger. 409 Temperatui- zur Ausbrütung- hervor. — Die übrigen Nester, die ich im ('ampo antraf, zeigten im Wesentlichen keine Abweichung von dem obigen. Sinnreich ausgewählt war die Lage eines Nestes, das ich am Ufer des Igarape Pinto im tiefsten Urwalde sah. j;'[Da sämmtliche Flüsse der Inseln des Amazonas- Aestuariums der Flntli und Ebbe, die sich bis weit ins Innere der Campos fühlbar macheu, unter- worfen sind, ändert sich natürlich der Wasserspiegel, er fällt und steigt mit den Gezeiten. Im Igarape Pinto, wo ich das Nest be- obachtete, ca. 10 km von der Küste entfernt, beträgt die Diiferenz in der Plöhe des Wasserspiegels bei Ebbe und Fluth während der Sommermonate noch ca. IV2 ni, so dass bei Ebbe die Ufer stellen- weise als senkrechte Thonwände trocken stehen. Das bezügliche Nest lag nun direct am Rande dieses senkrecht abfallenden Ufers, aber dicht daneben befand sich ein natürlicher Terraineinschnitt, der der Mutter es möglich machte, das Nest auch bei der tiefsten Ebbe zu besuchen. Dass das Nest thatsächlich besucht wird, be- wiesen mir die deutlichen Spuren eines Alligators, eingedrückt in die zähe Thonmasse dieses kleinen Terraineinschnittes. Dieses Nest bestand ausschliesslich aus dürren Blättern, wieder zusammengetragen aus der nächsten Nähe , wie es auch hier die Umgebung des Nestes deutlich verrieth. Dass eine eigentliche Brutpflege, resp. Vertheidigung des Nestes von Seiten der Mutter stattfindet, wie es Dr. Goeldi schon in seiner Arbeit angegeben hat , wurde mir auch allgemein auf Mexiana ver- sichert, und wie ich oben schon erwähnte, wird die Alte durch das Reiben der Eier herbeigelockt, was mir nicht unglaublich erscheint in Berücksichtigung des helltönenden Geräusches, das dadurch er- zeugt wird. Unter dem Volke herrscht die Sage, dass das Jacare seine Eier mit den Augen ausbrütet, „0 jacare estä chocando os ovos com os olhos", was natürlich nur andeuten will, dass die Alte das Nest niemals aus den Augen lässt. Thatsache ist, dass die Alligatoren auf ihren Ruf, nachgeahmt durch eine menschliche Stimme, sofort antworten, wie ich bei einer nächtlichen Kahnfahrt auf dem Igarape Pinto zur Genüge erfahren konnte. Das Gebrüll der Alligatoren in der Brunstzeit gleicht dem eines erschreckten Kalbes, untermischt mit dem Grunzen eines wüthenden Stieres, und ist im Stande, besonders während einer 410 Gottfried Hagmann, Die Eier von Caiman niger. dunkeln Nacht in leichtem Kahne, ganz bedeutenden Respect einzu- flössen ! Durch die Vaqueiros, die Kuhhirten, echte unverfälschte Natur- söhne, die mit ihrer Umgebung- in jeder Beziehung vollkommen be- kannt sind, erhielt ich die allgemeine Zusicherung, dass die Eier von Jacare-assü ungefähr 5 — 6 Wochen zu ihrer vollständigen Eeife gebrauchen. Bestimmte Termine sind ja bei der Entwicklung nie- mals anzugeben, da je nach den örtlichen Verhältnissen die Sachlage sich ändern wird. Jedenfalls brauchen die Eier in einem Nest im dichten undurchdringlichen Urwalde bedeutend länger zu ihrer vollen Reifung, als diejenigen des offenen Campo, w^o die starke Sonnen- strahlung Tag für Tag ihre gleichmässige Wirkung ausübt. Als ich das Nest im Igarape Pinto auffand, zeigten die Eier nur äusserst feine Keimscheiben, und als ich 8 Tage später das Nest zur Constatirung des Fortschreitens der Entwicklung von Neuem besuchte, waren die Embryonen noch sehr klein und zeigten kaum die ersten Stufen der Extremitätenentwicklung, so dass jeden- falls die Eier einer solchen Localität zu ihrer Ausreifung mindestens 2 Monate gebrauchen. Parä, Januar 1902. Nachdruck verboten. lieber setsungsrecht vorbehalten. lieber neue und bekannte Trematoden aus Seeschildkröten. Nebst Erörteruiig-en zur Systematik und Nomenclatur. Von Dr. A. Looss, Scliool of Medicine, Cairo. Hierzu Tafel 21—32 und 2 Abbildungen im Text. Nachdem über die systematische Stellung- des Distomum cymU- forme E. zAvischen Braun und mir Meinungsverschiedenheiten ent- standen waren, erschien es mir wünschenswerth, zur Prüfung- der Richtigkeit und eventuellen Corrigirung meiner Ansichten den Wurm aus eigener Anschauung- kennen zu lernen. Ich versuchte deshalb im vergangenen Sommer in Alexandrien einige Seeschildkröten zu erhalten; es stellte sich bald heraus, dass CheJone mydas und Tlia- lassoclielijs corticata um diese Jahreszeit au den ägyptischen Küsten besonders bei Abuqir durchaus nicht selten sind. So bekam ich bald ein reichliches Untersuchungsmaterial, welches mir nicht nur den gesuchten Wurm in grösserer Menge, sondern noch eine ansehn- liche Zahl anderer Parasitenarten lieferte. Unsere Kenntniss der Trematoden der Seeschildkröten nicht nur, sondern derjenigen aller übrigen Thiere, hat in jüngster Zeit eine wesentliche Erweiterung erfahren durch die Arbeiten Braun's^), der die in verschiedenen Museen, besonders denjenigen in Berlin und Wien aufbewahrten Originalexemplare von altern Autoren be- 1) Trematoden der DAHL'scben Sammlung etc. , in : Ctrbl. Bakt., V. 25, 1899, p. 714; Weitere Mittheilungen über endoparasitische Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 27 412 -A-. Looss, scliriebener Arten einer erneuten Untersuchung" unterwarf. Es wurde durch diese Untersuchungen, die als solche schon einem seit einiger Zeit immer drückender sich fühlbar machenden Bedürfniss abhelfen und damit allgemeinen Dank verdienen, endlich der theilweise un- durchdringliche Schleier gelüftet, der über der wahren Natur einer relativ ansehnlichen Menge alter Species gelegen hatte. Es wurde auch bekannt, dass bei der absolut unzureichenden Beschaffenheit der alten Beschreibungen von spätem Autoren mehrfach verschiedene Arten auf ein und denselben Namen bezogen worden waren, dass neben den bekannten auch noch andere, der Wahrnehmung bis da- hin entgangene Species existirten u. s. w. Erfuhr damit durch die Untersuchungen Braun's die Zahl der existirenden und speciell auch der in Seeschildkröten wohnenden Trematodenarten eine nicht unbe- trächtliche Erhöhung, so lag andererseits in dem Materiale selbst und in dessen theilweiser Unantastbarkeit die Grenze, bis zu welcher dem Autor die Erschliessung des Innern Baues dieser Formen er- möglicht war. Manche mehr oder minder tiefe Lücke musste hier nothgedrungen gelassen werden, deren Ausfüllung indessen unent- behrlich ist für eine einigermaassen gesicherte Beurtheilung der verwandtschaftlichen Beziehungen unserer Thiere. In dieser Hinsicht bin ich in der Lage, die Arbeit Braun's ergänzen zu können, frei- lich auch nicht allenthalben so weit, wie es wünschenswerth gewesen wäre. Lag bei Braun die hindernde Ursache in der Beschaffenheit des Materials, so liegt sie bei mir verschiedentlich in dessen Spär- lichkeit und Seltenheit. Dazu kommt für mich als weiterer unan- genehm sich fühlbar machender Uebelstand die Lückenhaftigkeit der verfügbaren Literatur. Ich muss wiederholt darum ersuchen, dem bei einer Beurtheilung dieser Seite meiner Arbeiten — aber auch nur dieser Seite — Eechnung zu tragen. Trotz der Bereicherung, welche unsere Kenntniss von der Trema- todenfauna der Seeschildkröten durch die Untersuchungen Braun's erfahren hat, ergab ein genauerer Vergleich des von mir gesammelten Materiales das Vorhandensein einer geradezu überraschenden Menge von neuen, bisher nicht unterschiedenen Arten. Auf der andern Seite freilich zeigte sich, dass es mir nicht gelungen war, in den Seeschildkröten der ägyptischen Küsten alle diejenigen Formen auf- zufinden, welche bereits beschrieben vorlagen. Um auch von diesen womöglich wenigstens einige in guten Exemplaren zum Vergleiche Trematoden der Chelonier ; ibid., V. 26, 1899, p. 627. — Trematoden der Chelonier: in: Mitth. zool. Mus. Berlin, V. 2, 1901. Treniatotleu aus Seescliildkrüteii. 4.]^3 ZU erlang-en, wandte ich mich au deu Leiter der Zoologischen Station in Triest, Herrn Prof. Com, der mich bereits bei frühern Arbeiten durch Beschaifung an Material in der liebenswürdigsten Weise unter- stützt hatte, mit der Bitte, etwa ihm zu Gesicht kommende See- schildkröten für mich zu erwerben. Herr College Cori ist dieser Bitte nicht nur bereitwilligst nachgekommen, sondern hat sich oben- drein der Mühe unterzogen, die Wirthe selbst zu offnen und die ge- fundenen Parasiten mir zu übersenden. Meinen an andrer Stelle bereits ausgesprochenen Dank für diese werthvolle Unterstützung möchte ich in der gegenwärtigen ausführlichen Arbeit wiederholen. Bei der Vergieichung der dem „Monost. trigonoccphalnm E." nahe- stehenden Formen erschien es mir wünschenswerth, auch diejenige vergleichen zu können, welche Walter untersucht hat, da seine Beschreibung bei aller ihrer Ausführlichkeit keine einzige Angabe enthält, w^elche specifisch auf eine der von mir gefundenen Arten hingedeutet hätte. Meiner Bitte um Ueberlassung einiger Exemplare dieser Art hat College Brandes freundlichst entsprochen. Werth- volle Unterstützung in der Beschaifung der Schildkröten von Abuqir haben mir endlich die Herren Geo Euelberg in Alexandrien und Herr Ahmed Ghanem, Chef des Postens Abuqir des Conseil sanitaire, maritime et quarantenaire d'Egypte, geleistet. Alle genannten Herren nehmen hiermit nochmals den Ausdruck meines lebhaftesten Dankes entgegen. Die in einem vorläufigen Bericht^) erwähnten 23 Trematoden- arten entstammen 14 Exemplaren von TJialassochelys corticata (darunter einem Triestiner) und 7 von CJielone mydas. Bermatochelys coriacea soll an den ägyptischen Küsten ebenfalls vorkommen, doch ist es mir bis jetzt nicht gelungen, Exemplare derselben zu erhalten. Unter den 7 Clielone mydas befand sich nur ein grosses Thier von ca. 80 cm Schildlänge ; die übrigen waren kleinere mit einem Eückenschild von 25 — 30 cm Länge. Da gerade das einzige grosse Exemplar in Bezug auf seine Parasitenfauna ausserordentlich interessante Ver- hältnisse zeigte — es enthielt nicht weniger als 7 neue Arten, von denen 6 sich schon bei oberflächlicher Untersuchung als solche zu erkennen gaben, während die siebente erst später entdeckt wurde — so erwarb ich auch nach Abfassung der vorläufigen Mittheilung noch alle grossen Clielone, deren ich habhaft werden konnte. Blieben 1) Notizen zur Helminthologie Aegyptens IV. lieber Trematoden aus Seeschildkröten der ägyptischen Küsten, in: Ctrbl. Bakt., V. 30, 1901, p. 555 ff. u. 618 ff. 27* 414 A. Looss, diese (4 an der Zahl) in Bezug- auf ihren Inhalt auch wesentlich hinter dem ersten Exemplar zurück, so waren sie doch nicht ganz umsonst g-eopfert worden, da 3 von ihnen je mindestens noch eine neue Species beherbergten. Nachdem die Untersuchungen so gut wie abgeschlossen und die Tafeln bereits fertig zusammengestellt waren, erhielt ich auch von Prof. Coki noch eine Sendung mit den Parasiten von 4 Triestiner Thalassochelys corticata. Die Untersuchung dieses Mate- riales ergab Eesultate, die in mehrfacher Hinsicht lehrreich sind und eine theilweise Aenderung der in einer vorläufigen Mittheilung ge- äusserten Ansichten nothwendig machen. Ich habe mich deshalb ver- anlasst gesehen, noch etliche weitere Zeichnungen zu geben, die aber leider nicht mehr an den betreffenden Stellen eingefügt werden konnten. So kommt es, dass die zu einigen Arten gehörigen Figuren etwas aus einander gerissen sind. Das gesammte, für die gegenwärtige Arbeit verfügbar gewesene Material stammt somit (einschliesslich dreier später noch von mir selbst untersuchter Exemplare von Tlialassochelys und zweier weiterer kleiner Chelone) aus 21 TJialassodielys corticata und 13 Chelone mydas.^) Diese 34 Schildkröten beherbergten im Ganzen 35 Arten von Trematoden, darunter 19 neue, die sich auf die Amphistomiden (1 n. sp.), Fascioliden (3 n. sp.) und Monostomiden (15 n. sp.) ver- theilen. Von der Gesammtzahl der beobachteten Arten scheint nur eine einzige an den ägyptischen Küsten zu fehlen, PacJiypsolus irroratus, welcher in den Schildkröten der Adria dagegen ziem- lich regelmässig wenigstens in einigen Exemplaren vorzukommen scheint. Von den übrigen Arten kommen in der Adria, soweit ich gesehen habe, noch vor: Bhytidodes gclatinosus, Orchidasma amphi- orcliis, PIcsiocJiorus cymhiformis, Enodiotrema tnegachondrus, Cymato- carpus undulatus und Epihathra crassa. Es überwiegen also hier die Distomen den Monostomen gegenüber weit mehr als in den ägyptischen Thalassochelys. In letztern fanden sich sehr häufig 1) Zusatz bei der Correctur: In der zwischen der Absendung des Manuscripts und dem Eintreffen der ersten Correcturen verflossenen Zeit habe ich noch 5 grosse ( 'heJonc und 4 Tlt.alaS'^ohJielys zur Untersuchung erhalten. Neue Species fanden sich in diesem Materiale nicht mehr, da- gegen zeigte die in den einzelnen Fällen vorhandene Parasitenfauna, dass die oben folgenden allgemeinen Angaben nicht durchweg zutreffend sind. Das Nöthige wird an den betreffenden Stellen bemerkt werden. Mit diesen 9 letzten Schildkröten steigt die Gesammtzahl der untersuchten auf 43. Trematoden aus Seeschildkrüteu. 4]^ 5 aucli Nematoden, Ascaris sulcata in oft grosser Zahl im Magen und Oxysoma lepturum in mehrmals fabelhaften IMengen im Dick- darm, ausserdem in stets massiger Zahl eine den Sclerostomen nahe stehende, anscheinend l)is jetzt noch nicht beschriebene Form im Dünndarm. Eine ganz auffallende Thatsache war es, dass, wenn diese Nematoden in einem Exemplare des Wirthes auftraten, dann die Trematoden mit Ausnahme von Lophofaspis valM^) ent- weder nur ausserordentlich spärlich vorhanden waren oder gänzlich fehlten. Das Factum war von Anfang- an so regelmässig zu be- obachten, dass schon nach Untersuchung von 5 — 6 ThalassocheJijs die Eröffnung- des Magens einer folgenden genügte, um mich wissen zu lassen, ob die Aussichten, im Darm Trematoden zu finden, gute oder schlechte waren. Die Ursachen dieser jedenfalls nicht un- interessanten Verhältnisse sind mir zunächst noch ziemlich dunkel, da die Ernährungsverhältnisse hierfür allein nicht Ausschlag gebend sein können. Wenigstens ist der Darminhalt der Schildkröten im Allgemeinen durchgängig der gleiche; nur in einem Falle, wo Hunderte von Ascariden und Tausende von Oxyuriden, dagegen nur 2 Lophotaspis und sonst keine Trematoden vorhanden waren, bestand der Darminhalt des Wirthes fast ausschliesslich aus Eesten von See- igeln; sonst sind Mollusken die Regel, denen sich gelegentlich Crustaceen und Anneliden beimischen. Auch 2 der später noch untersuchten Tlmlassochelys , deren Darminhalt fast ausschliesslich aus Seeigelresten bestand, beherbergten nur Nematoden, keine Trematoden. Eine weitere interessante Thatsache, die ich während meiner Untersuchungen beobachtete, ist die merkliche Verschiedenheit der Parasitenfauna von jungen und altern CJielone mydas. Sämmtliche in nach aussen offenen Organen lebende Distomenarten, die ich in dieser Schildkrötenart angetroffen {Enodiotr. megachondrus und E. aca- riaeum, PlesiocJi. cymhiformis) fanden sich ausschliesslich in jungen Thiereu und hier nicht häufig und stets nur in ganz geringer Indi- viduenzahl; die grossen dagegen beherbergten, von Hapalotrema abgesehen, im Darme ausser Amphistomum spimüosum ausschliess- 1) Ich bedaure , völlig übersehen zu haben, • dass der in meiner vor- läufigen Mittheilung von mir als nova species beschriebene Lopliofas))/s adhacrens bereits von Stossich als Aspidogaster rallei bekannt gemacht worden ist (Appunti di Elmintologia, in: Boll. Sog. adriat,, Trieste, V. 19, 1899, Estr. p. 3) (Nachträgl. Zusatz). 416 A. Looss lieh Monostomen ; in keiner CJieJone bin ich ferner bis jetzt er- wachsenen Cestoden oder Nematoden begegnet. Anch die Monostomen- fauna von altern und Jüngern Individuen des Wirthes ist eine ziemlich verschiedene. Von einem Falle abgesehen, wo einige jugend- liche Octang. sagitta, und einem andern, wo zwei kleine Deuteroharis proteus zugegen waren, enthalten die jungen CJielone keine Angio- dictyideU; die in den erwachsenen oft in colossalen Mengen und meist in 4 — 5 Species neben einander vorhanden sind. Dagegen treten Pronocephaliden meist schon in jungen Schildkröten auf, wenn ihre Zahl hier auch stets nur eine beschränkte ist. Pyetosomum cochlear scheint junge Wirthe sogar zu bevorzugen, da es in ihnen relativ bedeutend häufiger ist als in altern; Glijpliiceplialus lobafus habe ich bis jetzt nur in jungen Chelonen gefunden. Als bemerkenswerthe Thatsache will ich schliesslich erwähnen, dass die den Magen be- wohnenden Monostomenarten in der Eegel allein vorhanden, d. h, nicht mit Individuen andrer Species untermischt sind.^) Schliesslich kann ich nicht umhin, auf den mitunter auffallenden Widerspruch hinzuweisen, in welchem meine Erfahrungen betrefis des Vorkommens einzelner Arten mit den in der Literatur über das- selbe vorliegenden altern Angaben stehen. So ist Orchidasma amphiorchis nach Braun in ThälassocJielys corticata, Chelone mydas und möglicher Weise sogar in Podocnemis expansa gefunden woi'den, ich aber habe es ausschliesslich in dem erstgenannten Wirthe angetroffen, und zwar beherbergten fast sämmtliche der von mir und einige der von CoRi untersuchten Exemplare mindestens einige junge Individuen der Art, während die untersuchten Chelone mydas ausnahmslos davon frei waren.-) Etwas ähnliches gilt, wenn auch nicht in so in die Augen springender Weise für die andern von mir erbeuteten Formen; Bh. gelatinosus, P. irroratus, PI. trigonoceplidlus und Epi- hatlira crassa sind meinen Erfahrungen nach ausschliessliche Bewohner von Thälassoclielijs corticata, während umgekehrt die Cricocephalus- 1) Die beiden zuletzt (im Mai und Juni 1902) untersuchten der in Anm. 1 auf S. 414 erwähnten grossen Clielune beherbergten alle 4 Magen- bewohner, i. e. die 3 Crieoccphalns- Arten nnd.- X^liaraxicephaliis robnsüfb- gleichzeitig. (Nachtr. Zusatz.) 2) Nach Abschluss der Arbeit habe ich auch in einem jungen Indi- viduum von CJtclone inydas ein Exemplar von OrcI/idas»ia amphiorchis angetroifen ; dasselbe stand etwas vor dem Stadium der Fig. 39, Taf. 24 und befand sich im Dickdarm, also an einem ungewöhnlichen Orte und sehr wahrscheinlicher Weise auf dem Wege nach aussen. Trcmatoden aus Seeschildkröten. 417 PU'urogonins- (mit Ausnahme von Fl. irigonocephalus) arten und sämmt- liche Ang-iodictyiden streng- auf Chelone mydas beschränkt bleiben. Als beiden Wirthen gemeinsam habe ich, wie bereits oben erwähnt, nur Enodiotr. tnegachondrus, E. acariacum, Plcsioch. cymhiformis und Hapcdotr. constricfum constatiren können. Es versteht sich von selbst, dass die hier berichteten Beobachtungen nicht Anspruch auf all- gemeine Gültigkeit machen wollen; nicht nur dass das zu Grunde liegende Beobachtungsmaterial viel zu klein ist, um allgemeine Schlüsse zuzulassen, auch alle die Factoren, welche an dem Zustande- kommen der Entofauna eines Wirthes betheiligt sind, entziehen sich noch viel zu sehr unserer Ivenntniss, um das, was die Regel ist, von der Ausnahme, dem Zufälligen unterscheiden zu können. Immerhin habe ich geglaubt, das was mir aufgefallen, nicht ganz verschweigen zu sollen. Mit den Arten, die ich hier als neue beschreibe, ist die Trema- todenfauna der von mir untersuchten Seeschildkröten noch nicht er- schöpft. Das interessaiite Hapalotrema consfrictum, welches ihren Kreislaufapparat bewohnt, hat noch einige Genossen, deren Eier man ebenfalls, und zwar ziemlich häufig, besonders in der Darmschleim- haut, aber auch in andern Organen und zuletzt frei im Schleime des Magens und Darmes der Wirthsthiere findet. Ich habe bis jetzt 3 solcher Eiformen mit Sicherheit unterscheiden können, aber alle Bemühungen, die zu den Eiern gehörigen Würmer zu entdecken, sind bis jetzt gänzlich resultatlos verlaufen; so muss ich mich bis auf Weiteres darauf beschränken, auf die Existenz dieser Parasiten hinzuweisen. Alles in Allem dürften die Resultate meiner Untersuchungen zeigen, dass die Trematodenfauna der Seeschildkröten eine bei weitem vielgestaltigere ist, als es bisher den Anschein hatte. Vergegen- wärtigt man sich dazu, dass die Zahl der von mir geopferten Wirthe eine nur beschränkte war, dass aber trotzdem, besonders von Chelone, beinahe jedes Individuum derselben neue Parasitenarten lieferte^), und dass alle insgesammt einem geographisch ziemlich beschränkten Ge- biete angehören, dann wird man zu der Ueberzeugung kommen, dass wir in Wahrheit wahrscheinlich erst im Anfange unserer Kenntniss von der wirklichen Trematodenfauna der Seeschildkröten stehen. 1) Für die S. 414 Anm. 1 erwähnten Schildkröten trifft dies nicht mehr zu ; die Trematodenfauna der Seeschildkröten der ägyptischen Küsten scheint demnach mit den von mir gefundenen Arten ganz oder wenigstens nahezu erschöpft zu sein. (Nachtr. Zusatz.) 418 A. Looss, Ich gehe nun zunächst über zu einer Beschreibung- der ver- schiedenen von mir gefundenen Species. A. Aspidoeotyleen. 1. Lo2)hotasjyi'^ vaJlei (Stossich). (Fig. 1—9, Taf. 21.) 1899. Aspidogasier vallei Stossich, Appunti di Elmintologia, in: Boll. Soc. adriat., Trieste, V. 19, Estr. p. 3. 1901. Lophotaspis adhaerens Looss, in: Notizen zur Helminthologie Aegyptens IV, in: Ctrbl. Bakt. , V. 30, 1900, p. 624. (cf. oben S. 415, Anm. 1.) Die Zahl der aus Schiklkröten bekannten Aspidocotyleen ist zur Zeit noch eine ausserordentlich geringe und beschränkt sich, soweit mir bekannt, auf Platyaspis lenoiri (Poieiee) aus Tetraihrija vaiUanti und Trionyx nilotica^) und die gegenwärtige Art. Lophotaspis vallei bewohnt den Magen von Thalassoclielys corti- cata und wurde von mir in 20 untersuchten Wirthen sechs mal gefunden, einmal in einigen 30, ein ander mal in mehr als 50, die übrigen male in einigen wenigen bis ungefähr zu einem Dutzend Exemplaren, illle Individuen standen mindestens im Anfange der Keimproduction. Sie fallen sofort durch ihre dunkel fleischrothe Farbe auf, die bei stark mit Eiern gefüllten Thieren auf dem Rücken durch eine gelbliche verdrängt wird. Sie haften mit ihrem voll- kommen ausgebreiteten Bauchschild der Magenschleimhaut sehr fest an, so dass es einige Schwierigkeiten bereitet, sie unverletzt abzubekommen. Der Vorderkörper ist ausserordentlich beweglich und kann bis zur Länge der Bauchscheibe ausgestreckt werden, wobei er sich dann nach vorn sehr stark zuspitzt. Selbst dem kräftigsten Schütteln widerstehen die Thiere bei der Conservirung erfolgreich; der Vorderkörper wird vollkommen eingezogen und legt sich an den Vorderrand der Bauchscheibe an, diese selbst krümmt 1) Die beiden durch PoiElEE (Trematodes nouveaux ou peu connus, in: Bull. Soc. philom. Paris (7), V. 10, 1886, p. 20 ff., tab. 1 u. 2) aus Trtrathrya vaülanii des Senegal bekannt gewordenen Trematoden ('cphalo- goiilmus lenoiri und Platyaspis Icnuiri finden sich beide auch in Trionyx nilotica des Nils. Erstere Art fand ich vor einiger Zeit selbst in diesem Wirthe, letztere erkannte ich in Würmern, die vor Jahren von Dr. Innes aus Trionyx nilotica gesammelt waren und im Museum der med. Schule noch aufbewahrt werden. Trcaiatoden aus Seeschildkröten. 419 sich mit dem übrigen Leibe lialbmonclförmig- nach der Bauchseite zusammen. Bedeutend bessere Resultate erhielt ich bei Zusatz von Chloroform zu der Kochsalzlösung- (wie in der vorläufigen Mittheilung beschrieben) ; der Hinterleib blieb hier leidlich gerade, und auch der Hals wurde in günstigen Fällen nur auf die Hälfte seiner vollen Länge zusammengezog-en. Bei erwachsenen und ganz ausgestreckten Lidividuen beträgt die Länge des Körpers bis zu 12 mm, wovon 6 mm auf die Bauchscheibe kommen; im conservirten Zustande geht diese Länge in Folge Ein- ziehung des Vorderkörpers im besten Falle auf 9 mm zurück. Der Querschnitt ist fast halbkreisförmig (Durchmesser ca. 1,2 — 1,5 mm), die Ränder der Bauchscheibe springen auch im eingezogenen Zu- stande stets etwas nach den Seiten vor. Die Bauchscheibe (Fig. 1, 2, 4, Taf. 21) setzt sich im Ganzen aus 77 Gruben zusammen ^) und war auch bei den kleinsten der von mir angetroffenen Exemplare bereits voll ausgebildet. Von den 77 Gruben bilden 41 einen äussern Ring längs des Randes der Bauchscheibe; die noch übrig bleibenden Gruben gruppiren sich in 2 Längsreihen von je 17, die vorn und hinten durch eine unpaare Grube verbunden werden. Hierdurch werden 3 Längssepten gebildet, welche in Folge einer im Princip sechseckigen Gestalt der einzelnen Gruben einen zickzackförmigen Verlauf haben; die Gruben stossen in ihnen alternirend zusammen wie die Zellen der Bienenwabe. Da- durch kommt es, dass von Seite zu Seite durchgehende Quersepten nicht eigentlich ausgebildet sind; die Scheidewand zwischen zwei hinter einander liegenden Gruben würde vielmehr mitten durch eine Grube der Nebenreihe hindurchgehen und sich erst in der über- nächsten Längsreihe wieder fortsetzen. In jeder der Ecken, in welcher 3 Gruben zusammenstossen (d. i. also auf den 3 Längssepten) erhebt sich die Oberfläche zu einem kleinen, stumpf conischen Buckel, der auf seiner Spitze eine sehr deutliche Oeffnung trägt. Dieselbe führt in musculöse, in der Muskelwand der Gruben eingeschlossene Säckchen, auf die ich nachher zurückkommen werde. Da, wo die Quersepten der Randgruben mit dem Aussenrande des Bauchschildes zusammentreffen, bemerkt man je einen tiefen, quer zur Längsaxe des Körpers gestellten Schlitz, w^elcher zu „Randkörpern" führt, ganz ähnlich denen, die von andern Aspidobothriden beschrieben worden 1) Die Zahl der Gruben ist von Stossich mit 74 zu niedrig an- gegeben. 420 A. Looss, sind. Ehe ich etwas näher auf sie eingehe, seien zuvörderst noch einige kurze Angaben über die allgemeine Musculatur der Bauch Scheibe gemacht. Sämmtliche Septen und ebenso die äussere Umrandung der Bauchscheibe be- stehen aus ziemlich kräftigen Muskeln, die in ein spärliches Grund- gewebe eingebettet sind. Alle Muskelzüge verlaufen im Princip senkrecht zu ihren Ans atz flächen; so verlaufen diejenigen der Quersepten in der Längsrichtung des Körpers, die der Längs- septen dagegen gruppenweise unter Winkeln zu einander, die dem zickzackförmigen Verlaufe der Längssepten entsprechen, die Muskeln der Aussen wand der Bauchscheibe endlich radiär ähnlich den Radiärmuskeln der Saugnäpfe. Direct unter ihrem äussern freien Eande werden die Längs- sowohl wie die Quersepten von je einem Muskelstrang in ganzer Länge durchzogen; in erstem ist der- selbe bedeutend dünner als in letztern. Die Fig. 8, Taf. 21 dürfte die hier beschriebene allgemeine Anordnung der Musculatur illustriren; zu beachten ist, dass die daselbst eingezeichneten eben erwähnten Längs- und Quermuskelstränge in Wirklichkeit etwas ausserhalb der Ebene des Schnittes liegen. Die Randkörper entsprechen, wie aus dem oben Gesagten hervorgeht, in ihrer Disposition durchaus denjenigen von Aspidogaster condiicola und limacoides, die von Voeltzkow ^) genauer beschrieben wurden ; Stafford erwähnt sie in seiner Arbeit über Ä. condiicola '^) nur vorübergehend. Dagegen scheinen ganz ähnliche Gebilde, in ähnlicher Anordnung, wenn ich Monticelli richtig verstehe, bei CotyJogasfcr michaelis'^) ebenso vorhanden zu sein, wie sie nach jÄGEKSKiöLD bei Macraspis elegans Olss. auftreten.^) In ihrem feinern Baue dagegen weichen die Randkörper von Lophotaspis (Fig. 5, Taf. 21) von denjenigen der verwandten Formen etwas ab, indem sie com- 1) Voeltzkow, Aspidogaster coucbicola, in: Arb. zool.-zoot. Inst. Würzburg, V. 8, 1888, p. 249 — 289, tab. 15 — 20. — Voeltz- kow , Aspidogaster limacoides , ibid. , p. 290 — 292. Ich besitze beide Arbeiten leider nicht und kann die Angaben des Autors über die in Rede stehenden Bildungen deswegen nur soweit berücksichtigen, wie sie von Braun in : Bronn, Klass. Ord. (p. 683) reproducirt sind. 2) Anatomical structure of Aspidogaster concbicola, in : Zool. Jahrb., V. 9, Aiiat., 1896, p. 493, tab. 36, fig. 6. 3) Cotylogaster micbaelis etc., in: Festschr. LeucKART, Leipzig 1892, p. 172, tab. 22, fig. 6, 8. 4) lieber den Bau von Macraspis elegans, in: Üfvers. Vet.-Akad. Handl. Stockholm 1899, No. 3, p. 203. Trematoden aus Seeschildkröten. 421 plicii'ter g-ebaiit sind. Die bereits erwähnten schlitzförmigen Oeffnungen führen, wie auch sonst, zunächst in einen flaschen- förraigen Eaum, dessen Lumen hier fast ganz ausgefüllt Avird von einem vom Boden aus sich erhebenden kegelförmigen Zapfen [s Fig. 5). Dieser zeigt in seiner Axe eine spaltförmige Durch- bohrung, deren dicke cuticulare Wände ein zweites kegelförmiges Gebilde innerhalb des grössern Zapfens darstellen. Der feine Spalt geht bis dicht unter die Spitze dieses letztern, ob durch dieselbe hindurch, kann ich mit absoluter Sicherheit nicht sagen, obwohl es manchmal ganz so aussah. Auf den Zapfen nach innen folgt bei Lopliothaspis eine von einer relativ dicken Cuticularsubstanz aus- gekleidete Blase von ziemlich wechselnden Dimensionen (U Fig. 5), die ich in einzelnen Fällen leer, in andern aber mit kleinen kugligen Gebilden ausgefüllt fand, welche in jeder Beziehung den Eindruck von See rettropfen machen. An die Blase endlich hängen sich eine Anzahl dicht zusammengedrängter, mit einem fein granulirten Inhalt gefüllter Schläuche an [sl Fig. 5), in denen hier und da auch ein Kern gelegen zu sein scheint; doch war bei der Kleinheit des Objects nicht sicher festzustellen, ob er wirklich in den Schläuchen oder zwischen ihnen sich befand. Das Ende dieser Schläuche habe ich ebenso wenig mit Sicherheit feststellen können ; es hat mir aber fast geschienen, als ob sie sich bis unter die Rückenfläche der Bauchscheibe fortsetzen und dort nach verschiedenen Richtungen noch eine Strecke weiter laufen. Dicht hinter der Blase findet sich noch eine grössere Anhäufung kleiner Kerne, die augenscheinlich bindegewebiger Natur sind. Der ganze Apparat endlich steckt in einem vom Körperparenchym gebildeten Bindegewebsfutteral. Dass diese Randkörper wie bei den verwandten Arten nach aussen vorgeschoben werden können, unterliegt bei ihrem Baue wohl kaum einem Zweifel, obwohl ich es nicht direct beobachtet habe. Dagegen spricht derselbe Bau gar nicht zu Gunsten der Annahme, dass in den Randkörpern Sinnes- (Tast-)Organe vorliegen, als welche sie bisher wohl meist gedeutet worden sind. Der durchbohrte spitze Zapfen, die mit Secrettröpfchen gefüllte Blase und endlich die der Blase an- hängenden drüsenähnlichen Schläuche lassen viel eher auf eine secre- torische Function schliessen. Welchem Zwecke dieselbe dienen mag, ist allerdings schwer zu sagen; am nächsten scheint mir noch die Vermuthung zu liegen, dass die Zapfen beim Vorgestossenwerden in die Unterlage, d. h. das Magenepithel des Wirthes, eindringen und in dasselbe dann das Secret ergiessen. 422 A. Looss, Die „Tentakel" (Fig. 4, 6, 8, 9, Taf. 21) sind, wie sclion erwälmt, musculöse Säckchen, die in die Septen der Bauchscheibe überall da eingebettet sind, wo 3 Gruben an einander stossen. Es sind ihrer im Ganzen 111 vorhanden; sie können handschuhfingerartig nach aussen hervorgepresst werden und repräsentiren dann tentakel- oder zottenartige Anhänge der Bauchscheibe. Ihr Bau ist in den Haupt- zügen folgender. Die äussere meist auf der Spitze einer kleinen, flachen Erhebung gelegene Oeifnung führt durch einen mehr oder minder verengten halsartigen Abschnitt in einen unregelmässig ge- stalteten, schlauch- oder spindelförmigen Hohlraum (Fig. 6), der am Ende blind geschlossen ist. Er ist ausgekleidet von der auf der ganzen Bauchscheibe auffallend dünnen Körperhaut, welche in der halsartigen Verengung dichte Längsfalten Qf Fig. 6), in dem er- weiterten Theile vollkommen unregelmässig verlaufende, sehr hohe Querfalten bildet. Auf die Haut folgt nach aussen zu eine Ring- muskellage, die bereits auf der die Oeffnung tragenden Erhebung beginnt {1. Fig. 8), auf dem halsartigen Theile am stärksten ist und hinter diesem allmählich aufhört, ohne das Ende des Säckchens zu erreichen {rm flg. 6, 9). Ausserhalb liegen diesen Ringmuskeln eine massige Anzahl (18 — 20) von Längsfasern auf, die an der äussern Oeftiiung radiär aus einander strahlen {1, Fig. 8), längs des ange- schwollenen Theiles des Säckchens stark an Dicke zunehmen und vom Ende desselben aus nach der dorsalen AVand der Bauchscheibe hinaufziehen, an die sie sich anheften Qm Fig. 6; 5, 5, ^^ Fig. 8, Im Fig. 9). An seinem hintern blinden Ende steht das bis jetzt ge- schilderte musculöse Organ, welches übrigens nicht die ganze Höhe des Septums durchsetzt, mit einem eigenthümlichen, allem Anschein nach drüsigen Apparate in Verbindung. Ein unregelmässig gestalteter, bald mehr cylin drischer, bald blasenartig aufgetriebener Schlauch mit structurloser Wand geht von der Spitze des Säckchens nach der Rückenwand der Bauchscheibe, wo er umittelbar unter deren Grenz- membran umbiegt und längs derselben anscheinend noch weiter ver- läuft. Es ist mir nicht gelungen, ihn auf Schnitten mit Sicherheit weiter zu verfolgen, doch findet man Querschnitte, die dem seinigen auf ein Haar gleiclien, überall längs der Grenzmembran verstreut ig Fig. 6) ; diese Querschnitte besitzen, wie der Schlauch selbst, einen äusserst feinkörnigen Inhalt, der aber nur selten das Lumen voll- kommen ausfüllt. Das Letztere ist umgeben von dicht gedrängt stehenden, grossen, aber der engen Gruppirung wegen ihrer Form Trematocleu aus Seeschildkrüteii. 423 nach nicht genau erkennbaren Zellen mit feinkörnigem, blassem Inhalt, der genau demjenigen gleicht, den die der Blase der Randkürper an- hängenden Schläuche besitzen. In der Masse dieser Zellen bemerkt man zahlreiche grössere Kerne, die allem Anschein nach in den Zellen gelegen sind. Da, wo Schlauch und Muskelsäckchen zusammen- stossen, findet sich wieder eine starke Anhäufung kleiner Binde- gewebskerne. Der ganze hier geschilderte Apparat ist eingebettet in ein lockeres Parenchym und durch einen dichtem, mehr faserigen Parenchymmantel in Flaschengestalt von der umgebenden Muskel- masse der Septen getrennt (Fig. 6). Durch Contraction dieser letztern kann nun das Hautsäckchei. vorgetrieben, d, h. nach aussen umgestülpt werden, wobei es den ihm hinten anhängenden Schlauch mitsammt seiner Umgebung mit sich zieht. Ein solches zu einem „Tentakel'' umgestülptes Säckchen zeigt das in Fig. 9 dargestellte Bild. Man erkennt jetzt die vollkommen ausgespannte Haut, unter derselben die nicht ganz bis zur Spitze reichende Ringmusculatur, darunter die isolirten Längsfibrillen und im Innern den Schlauch mit seinem körnigen Inhalt und den ihm hinten anhängenden Drüsenzellen. Wie sich der innerhalb des Sep- tums verbleibende Theil des ausgestülpten Tentakels verhält, lässt sich in meinen Präparaten leider nicht genau erkennen. Die Frage bleibt nun noch, was diese eigenthümlichen Organe bedeuten. Da sie keine äussere Oeönung besitzen, können meines Erachtens nur die zwei Möglichkeiten in Betracht kommen, dass es Haftorgane oder dass es Ernährungsorgane sind. Was die erstere Eventualität betrifft, so liesse sich denken, dass die Tentakel nach aussen vorgestülpt und dabei in die Magenschleimhaut des Wirthes eingesenkt würden, um dadurch dem Wurme einen festen Halt zu geben. Sehr plausibel würde mir eine solche Annahme allerdings nicht vorkommen Angesichts der Thatsache, dass die grosse und musculöse Haftscheibe allem Anschein nach allein bei AVeitem ge- nügen muss, den Wurm an seinem Platze zu fixiren. In Bezug auf die zweite Eventualität, dass die ausgestülpten Zöttchen Hülfsorgane für die Ernährung darstellen könnten, liegen die thatsächlichen Ver- hältnisse etwas günstiger. Die sehr dünne Haut der Zöttchen würde kein Hinderniss bilden, dass Stoffe osmotisch durch sie hindurch auf- genommen und durch den centralen Hohlraum weitergeführt würden, nachdem sie eventuell durch das Secret der umgebenden, augenschein- lichen Drüsenzellen in entsprechender Weise verändert worden sind. Zur Zeit fehlt allerdings der zur Stütze dieser Annahme kaum ent- 424 A. Looss, behrliche Nachweis des Zusammenhanges des Ceutralcanals der Zöttchen mit einem Gefässystem des Körpers. Ich habe aber von einem solchen, ähnlich etwa dem, wie ich es später von der Familie der Angiodictyiden beschreiben werde, hier nichts auffinden können. Die den Säckchen anhängenden Gäuge ersclieinen vielmehr ausschliess- lich auf das Innere der Bauchscheibe beschränkt und könnten demnach höchstens specielle Ernährungsorgane dieser darstellen. Sehr un- wahrscheinlich dünkt mir diese Annahme im Allgemeinen nicht, da die ganze Bauchscheibe vom Darme ziemlich entfernt liegt und in Anbetracht ihrer starken Musculosität jedenfalls einer erhöhten Er- nährung bedarf. Bis auf Weiteres erscheint mir die phj^siologische Bedeutung der „Tentakel" von Loplwtaspis jedenfalls noch dunkel. Was die innere Organisation des Wurmes anlangt, so ist auch hier der eigentliche Körper von dem Bauchschilde durch ein mus- culöses Septum {sp Fig. 2, 7) getrennt, welches dicht hinter dem Genitalporus beginnt und hinter dem Hoden allmählich sich auflöst. Die Mundöffnnng ist ansehnlich weit, ki-eisrund und führt in eine saugnapfähnliche Mundhöhle, die dadurch einem Saugnapfe noch ähnlicher wird, dass von ihrer Wand aus wie bei einem Saugnapfe zahlreiche Muskeln radiär in das Parenchym ausstrahlen, gegen das- selbe sich aber nicht scharf abgrenzen, sondern sich nach innen zu allmählich verlieren {MH Fig. 7, 2, Taf. 21). Die Mundhöhle geht ohne Vorhof resp. Präpharynx in den sehr stark entwickelten Pharynx über. Die Uebergangsstelle wird dorsal von dem Centralnervensystem überbrückt, während dicht vor dem Pharynx in der Nähe der Mund- höhlenwand ein ringförmiges Faserbündel {rm fig. 7) zwischen den Radiärfasern hindurch das hintere Ende der Mundhöhle umfasst und so anscheinend als ein Sphincter dient. Der Pharynx hat die an- sehnliche Länge von 0,75 mm bei einer (im Uebrigen wechselnden) Maximaldicke von 0,52 mm. Der einftiche Darm zieht, mehr der Bauchfläche genähert, in der Medianlinie nach hinten, steigt dann über dem Hoden nach der Dorsalfläche empor und endigt noch vor dessen Ende. Der Excretionsporus liegt dorsal noch etwas hinter dem Hoden; er führt in eine minimale blasenartige Erweiterung, die sich sofort in zwei dünne Schenkel theilt, x^^lche bis in die Nähe des Mundes nach vorn laufen; sie kehren hier um und scheinen sich von jetzt ab ganz ähnlich zu verhalten, wie es von den genauer untersuchten verwandten Formen bekannt ist. Der Genitalporus findet sich unmittelbar am Mundrande (Fig. 1,2,7); er ist ausserordentlich klein und lieo-t o'e wohnlich im Grunde einer Trematoden aus Seeschildkröten. 425 spaltförmigen Vertiefung-, kann aber durch ein System von Muskeln, welche dicht vor ihm von der Haut aus im Bogen um die End- abschnitte der Leitungswege herum Avieder nach der Haut dicht hinter ihm verlaufen, in Form einer kleinen Papille nach aussen erhoben werden. In Fig. 7 sind diese Muskeln angegeben, aber nicht mit Buchstaben bezeichnet worden, um die Figur nicht noch mehr zu compliciren. Männliche Begattungsorgane fehlen. Der vom Genitalporus aus- gehende, dünne und kurze Ductus ejaculatorius geht nach 0,18 mm in eine kleine zwiebeiförmige Pars prostatica über {PP Fig. 7, Taf. 21), die von relativ spärlichen, kleinen Prostatazellen umgeben wird; eine Schicht faserigen Parenchyms schliesst die Letztern gegen die Um- gebung ab. In dieser Hülle verlaufen zahlreiche, in verschiedenen Richtungen sich kreuzende Parenchymmuskeln, die sich zum Theil ventralwärts von der Pars prostatica an die Haut ansetzen [mpp Fig. 7, Taf. 21). Sie helfen augenscheinlich bei der Entleerung der Geschlechtsproducte , obwohl Ductus ejaculatorius, Pars prostatica und der anschliessende Theil des Leitungsapparats auch ihre eigene Längs- und Ringmusculatur besitzen. Im Innern ist die Pars pro- statica ausgekleidet von einem niedrigen Epithel, welches sich in den zunächst noch dünnen und mehrfach geschlängelten Samenleiter fort- setzt; erst ungefähr am Ende des Pharynx erweitert sich dieser ziemlich plötzlich zu einem weiten und prall mit Sperma gefüllten Gange, der in zahlreichen dichten Windungen in der Medianlinie und unmittelbar über dem Septum nach hinten zieht. Vor dem Hoden angekommen, spaltet er sich in 2 Aeste, die nach den Seiten aus ein- ander laufen und von dort her mit dem Hoden in Verbindung treten {VD^ VE Fig. 2, 3 Taf. 21). Dieser liegt als grosser, etwas längs ovaler oder leicht unregelmässig gestalteter Körper median sehr nahe dem Hinterende des Leibes, dicht über dem Septum. Kurz vor ihm findet sich in der rechten Körperhälfte und mehr ventral als dorsal der kleinere Keimstock, dessen Ausführungsgang und blindes Ende nach hinten gerichtet sind, während der angeschwollene Theil nach vorn zu liegt {KSt Fig. 3, Taf. 21). Ein LAUKER'scher Canal ist vorhanden und nach aussen offen; er läuft vom Schalendrüsen- complex aus längs der rechten Seite des Hodens etwas nach hinten und mündet dann rechtsseitig etwa auf halber Körperhöhe aus. Bei einem Individuum habe ich eine Amphitypie in so fern constatiren können, als Keimstock und Oeffnung des LAUREß'schen Canals auf der linken Körperseite lagen. 426 A. Looss. Die Dotterstöcke bestehen aus kleinen kiig-ligen und nicht sehr zahlreichen Follikeln, die fast direct den longitudinalen Sammel- gäng-en aufsitzen. Sie liegen der Rückenfläche g-enähert, beginnen vorn etwas hinter dem Anfange der Bauchscheibe und gehen hinter dem Excretionsporus continuirlich in einander über. Auf der Höhe des Keimstocks entspringt aus jedem Längscanale ein dünner querer Dottergang, die nach der Mitte zusammenlaufen und sich daselbst zu einem kleinen Dotterreservoir vereinigen. Der Uterus ist bei erwachsenen Thieren sehr ansehnlich ent- wickelt. Er bildet zahlreiche, ziemlich dicke Windungen, die über den Darmcanal hinweg von einer Seite zur andern und dabei all- mählich nach vorn verlaufen. Auf dem Niveau des Pharynxhinter- endes angekommen, geht der Uterus ganz unvermittelt in ein enges, von einer Cuticularsubstanz ausgekleidetes, mit Längs- und Eing- musculatur ausgestattetes und äusserlich von spärlichen Zellen um- gebenes Eohr^) über {Vg Fig. 7 Taf. 21), welches sich direct nach dem Genitalporus begiebt. 1) Gregen den von mir beibehaltenen Gebrauch des Namens Vagina für den Endtheil der weiblichen Leitungswege der Distomen, Monostomen u. s. w. sind in jüngster Zeit von v. Ofenheim (lieber eine neue Distomidengattung , in: Zeitschr. Naturw., V. 73, 1900, p. 161) und Wab,D (On the struct. of the copulatory Organs in Microphallus n. g,, in: Studies zool. Lab, Univ. Nebraska, May 1901, p. 183) Bedenken zu Gunsten der Bezeichnung Metraterm geäussert worden. Ich verkenne nicht und will ohne weiteres zugeben , dass den Ausführungen der beiden ge- nannten Autoren eine tbeilweise Berechtigung innewohnt. Allerdings vermag ich nicht einzusehen, warum ein Organ, welches in morphologischem Sinne eine Vagina ist und im physiologischen Sinne als Vagina functionirt, nicht auch diesen Namen führen soll. Für mich persönlich kann nicht der geringste Zweifel darüber bestehen , dass derjenige Theil des weib- lichen Leitungsapparats der digenetischen Trematoden, der mit dem männ- lichen Leitungswege zusammen nach aussen mündet, dem Gange homolog ist, welcher bei den Bandwürmern als Vagina functionirt und auch als solche bezeichnet wird (cf. meinen Artikel : Ist der LAUEEE'sche Canal der Trematoden eine Vagina?, in: Ctrbl. Bakt., V. 13, 1893, p. 808 ff.). Aus denselben Gründen , welche mich zu dieser ITeberzeugung geführt haben , ergab sich weiter die Homologie des^^d'en Namen LAUREli'scher Canal fühi-onden und bei der Mehrzahl der Digenea nach aussen offenen Canals mit dem bei den Bandwürmern als Uterus fungirenden Leitungs- wege. Meiner Ansicht nach ohne Berechtigung ist von einer Anzahl von Forschern der LAüKEß'sche Canal für das Homologon der Bandwurm- vagina erklärt worden, und aus der Uebertragung des Namens Vagina auf ihn entstand auch, wie ich nicht leugne, eine gewisse Unsicherheit in Trematoden aus Seeschildkröten. 427 Die zahlreichen Eier sind ziemlich gestreckt, 0,13—0,138 mm lang, 0,042 — 0,04G mm dick, auf der einen Seite fast flach, auf der seinem Gebrauche. Mir will aber doch scheinen , dass der LAURER'sche Canal sich in der Gegenwart seine altgewohnte Bezeichnung zurück- erobert hat und dass der Name Vagina für den Endtheil des Uterus heute kaum noch Missverständnisse hervorrufen dürfte. Was nun diesen Endtheil des Uterus anlangt, so zeigt er bei allen denjenigen Formen, deren männliche Leitungswege an ihrer Mündung in zweifellose Begattungs- organe umgeformt sind , eine so unverkennbare Anpassung an die Ver- hältnisse des männlichen Copulationsorgans , dass er damit das Attribut seiner Function als Vagina positiv unverkennbar zur Schau trägt. Ich müsste meine eigne Ueberzeugung verleugnen, wenn ich hier einem Organe, dessen morphologische Bedeutung als Vagina ich verfechte und dessen physiologische Function als Vagina immer wieder durch die Beobachtung erwiesen wird, den ihm zukommenden Namen vorenthalten wollte, weil er zu Verwechslungen mit dem LAURER'schen Canal Anlass geben könnte, . den heute kaum Jemand noch als Vagina bezeichnet. Nun kennen wir aber auch Trematoden , die besonders ausgebildeter Begattungsorgane ent- behren. Dann führt der Ductus ejaculatorius genannte Theil des männ- lichen Leitungsapparats , ohne dass sein Endabschnitt in einen ausstülp- baren Penis umgewandelt ist, zur Genitalöflfnung hin. Trotzdem ein Penis also fehlt, zeigt auch hier der Endtheil des Uterus eine von der des übrigen Uterus abweichende Structur : ich verweise nochmals darauf, dass er es ist , der bei den jungen Cercarien zuerst sich anlegt , und dass der Uterus erst nach ihm entsteht. Während er aber dann, wenn männliche Copulationsorgane zur Ausbildung gelangen , in directer Be- ziehung zu diesen sich entwickelt, nimmt er beim Fehlen derselben eine wechselnde Gestaltung an. Es versteht sich von selbst, dass er meiner Auffassung nach auch jetzt noch das Homologon der Vagina bleibt; da er aber als solche nicht functioniren kann und mit der Bezeichnung Vagina , ebenso wie Penis , vorzugsweise doch wohl die functionelle Be- deutung der Organe gemeint ist, so will ich in diesem Falle für die morphologische Vagina den Namen Metraterm gern . adoptiren. Ich be- trachte das Metraterm demnach als das weibliche Aequivalent des Ductus ejaculatorius : ist dieser einfach , so ist auch das Metraterm einfach ; ist sein Endtheil in einen ausstülpbaren Penis umgewandelt, so ist der End- theil des Metraterms zu einer dem Penis entsprechenden Vagina aus- gebildet. Vielleicht erklärt sich so die vielfach zu beobachtende That- sache. dass die ganze ^'agina (resp. das ganze Metraterm) . aus zwei anatomisch und histologisch verschiedenen Abschnitten sich zusammensetzt. Leider ist mir die Arbeit des CoUegen Ward, welche mich zu dieser theilweisen Aufgabe meines bisherigen Standpunktes veranlasst hat, zu spät zugekommen, als dass ich die veränderte Bezeichnung noch hätte in allen Figuren durchführen können: so findet sich dort das Metraterm noch ver- schiedentlich mit Vfj bezeichnet. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 28 428 A. Looss, andern gewölbt. Ihre dünne, gelbliche Schale besitzt einen unge- wöhnlich hohen Deckel. Der hier beschriebene Wurm lässt sich in keine der zur Zeit aufgestellten Aspidobothridengattungen einreihen. In seinem Aeussern, besonders in der Ausbildung seiner Bauchscheibe, schliesst er sich am nächsten an Aspidogaster v. Baee an, doch fehlen der typischen Art dieses letztern die „Tentakel", und auch die Randkörper zeigen einen verschiedenen Bau. Dazu kommen bei Aspidogaster Unter- schiede in der Innern Organisation ; die Endtheile der Genitalleitungs- wege sind zu tj^pischen Begattungsorganen umgebildet, die Keim- drüsen liegen mehr in der Mitte des Körpers, und der LAunER'sche Canal ist nicht nach aussen offen. Die übrigen Genera können schon wegen der abweichenden Form ihrer Bauchscheibe nicht in Frage kommen, vor Allem Macraspis Olss., bei dem auch die Disposition der Innern Organe eine ganz verschiedene ist. Ziemlich das Gleiche gilt auch von Cotylogasier Montic, bei dem die Bauchscheibe überdies nicht deutlich vom Körper abgesetzt und der sonst einfache Hoden in zwei zerspalten ist. Cotylogaster nähert sich dagegen der hier beschrie- benen Form aus Tlialassocliclys in der Ausbildung der Endtheile seiner Genitalorgane, in so fern männliche Begattungsorgane nicht entwickelt sind. Das, was Monticelli^) als tasca del pene deutet, ist allem Anscheine nach die Pars prostatica, die nach der Beschreibung so- w^ohl wie nach den Abbildungen durch einen kurzen Gang direct mit dem Genitalporus in Verbindung steht, wie bei Lopliotaspis vallei. So wird es erklärlich, dass Monticelli, wie er selbst an- giebt, den Penis nicht deutlich hat erkennen können. Auch Aspido- cotyle Dies, und Platyaspis Montic, können der Form des Bauch- schildes wiegen hier nicht in Frage kommen; doch hat Plaiyaspis in seiner Innern Organisation ganz unverkennbare Beziehungen zu Lophotaspis. Zunächst fehlen Lei Platyaspis lenoiri ganz augenschein- lich die Copiilationsorgane, da Poirier -) nur von einer portion renflee correspondant ä la region prostatique et ejaculatrice du canal deferent male spricht; ebenso wenig ist von einer Vagina die Rede. Ferner liegt auch bei Platyaspis lenoiri der Hoden im Hinterende des Leibes, der Keimstock rechts vor ihm ; nur tritt die terminale Position der Keimdrüsen hier weniger in die Erscheinung Angesichts der That- sache, dass der Körper des Wurms im Ganzen nur ziemlich kurz ist, 1) Cotylogaster michaelis etc., 1. c, p. 187. 2) Trematodes nouveaux etc. 1. supr. cit., p. 21. Trematoden aus Seeschildkröten. 429 der Keimstock sich also dei- Körpermitte schon stark nähert. Da- gegen besitzt Plafyaspis Jenoiri in der „Dotterblase" ein Organ, welches dem von altern Autoren beschriebenen „Receptaculum vitelli" oder Receptaculum seminis des Aspidogaster conchicola entspricht, d. h. einem nach aussen nicht oifenen, sondern blind geschlossenen und aus diesem Grunde blasenartig aufgetriebenen LAURER'schen Canale. Es ist morphologisch nichts Andres als das Receptaculum seminis, z. B. von H. variegafus, den Hemiuriden u. A. Unter solchen Umständen wurde es nothwendig, für den Wurm aus Thalassochelijs eine neue Gattung zu schaffen, die ich Lophotaspis genannt habe. Die Hauptcharaktere der neuen Gattung erblicke ich bis auf AVeiteres 1. in dem Besitze der ausstülpbaren Hautsäckchen der Bauchscheibe („Tentakel"), 2. in der tei-minalen Lagerung der Keimdrüsen (eA^entuell noch dem doppelten Ursprung des Vas deferens aus dem Hoden, was auf eine beginnende, aber nicht, wie bei Cohßogasier, zur Perfection gekommene Theilung der ursprünglich einfachen Hodenanlage hinweist) und 3. dem Wegfall der männlichen Copulationsorgane. Die unter 2. und 3. genannten Charaktere theilt Lophotaspis allem Anschein nach mit Platyaspis, und so möchte ich in diesem den zur Zeit bekannten nächsten Verwandten der neuen Gattung erblicken; daneben aber zeigt, wie bereits erwähnt, Lopho- taspis unverkennbare Anklänge auch an Aspidogaster, doch stehen sich diese beiden Gattungen trotz der übereinstimmenden Gestalt des Bauchschildes entschieden ferner. Alles in Allem glaube ich die genannten 3 Gattungen in verwandtschaftliche Beziehungen zu ein- ander bringen zu können, ohne allerdings im Stande zu sein, diese Beziehungen jetzt schon genauer zu überblicken. Unter den bisher beschriebenen Aspidobothriden findet sich eine Art, die sich ebenfalls durch den Besitz von „Tentakeln" auf ihrer Bauchscheibe auszeichnet. Sie wurde von Macdonald beschrieben, aber nicht benannt, ^) später von Monticelli 2) in das Genus Aspido- gaster eingereiht und Aspidogaster macdonaldi getauft. Nach dem, was derselbe Autor an einem andern Orte 2) aus den Originalangaben Macdonald's reproducirt, enthalten diese keine Einzelheiten über die 1) On a new genus o£ Trematoda etc., in : Trans. Linn. Soc. London (2), V. 1, 1878. Die Arbeit ist mir nicht zugänglich; ich citire sie nach Braun, in : Bronn, Klass. Ordn. etc., p. 377. 2) Aspidogaster macdonaldi MoNTic. , in: Boll. Soc. Napoli, V. 5, 1891, p. 122, Amm. Mir nicht zugänglich. 3) Cotylogaster michaelis, 1. c, p. 203. 28* 430 A. Looss, innere Organisation ; diese kann also für die Beurtlieilung der syste- matischen Stellung des A. macdonaldi noch nicht in Frage kommen. Mit ihrer tentakeltragenden Bauchscheibe bildet die Art aber ganz zweifellos einen fremden Eindringling in der Gattung Aspidogasfer, da dessen typische Art jedenfalls solche Tentakel nicht besitzt. Gerade diesen auffallenden Charakter aber theilt sie mit Lophotaspis; ich bin deshalb geneigt, A. macdonaldi Montic, trotzdem wir von seiner innern Organisation noch nichts wissen und trotzdem bei ihm die Genitalöffnung weiter rückwärts liegt als bei Lophoiaspis vaJlei, aus dem Genus Aspidogasfer herauszunehmen und zu Lophoiaspis zu stellen. B. Amphistomideii. Aus Cheloniern sind meines Wissens bis jetzt 3 Amphistomen- arten gemeldet worden, Amph. grande Dies., A. scleroporimi Ceepl. und A. sp. Bellingham. ^j Von diesen gehört Amph. grande aus- schliesslich brasilianischen Land- und Sumpfschildkröten an; Amph. sderoporum Ceepl. wird nach Braun sehr gross; ein von ihm unter- suchtes 8,2 mm langes und 2,2 mm dickes Individuum w^ar noch nicht geschlechtsreif Betreffs Amph. sp. Bellingham endlich be- richtet derselbe Autor, dass es nicht einmal sicher sei, ob diese Form wirklich zu den Amphistomiden gehöre, da Bellingham mit demselben Gattungsnamen auch Holostomiden bezeichnet. Unter solchen Um- ständen denke ich nicht fehlzugehen, wenn ich die von mir gefundene und hier zu beschreibende Form als neue Species auffasse. 2. AmjyJiistoimun spinulosiim Lss. (Fig. 10, 11, Taf. 21; Fig. 12—16, Taf. 22.) 1901. Amphisiormim ftpinulosum Looss, Notiz, z. Helmmthol. Aegyptens IV, 1. c, p. 623. Diese Art bewohnt den Anfangstheil des Dickdarmes von Chelone mydas und ist augenscheinlich nicht selten, da ich sie in allen neuerdings untersuchten grossen und in 2 von 8 kleinen 1) Leider ist mir zur Zeit keine der vou den betreffenden Autoren gegebenen Originalbeschreibungen zug.änglich ; ich niuss mich deshalb, soweit diese 3 Arten bei den folgenden Erörterungen in Trage kommen, auf das von spätem Autoren , speciell das jüngst von BßAUN (Trematodcn der Chelonier, in: Mittli. zool. Mus. Berlin, V. 2, 1901, p. 55 f.) über sie Mitgetheilte beziehen. Trematodeu auf Seeschildkröten. 431 Exemplaren des AVirthes angetroffen habe ; die Zahl der anwesenden Individuen war dagegen meist eine beschränkte. Sie finden sich immer in der unmittelbaren Nähe der Darmwand, manchmal der- selben auch fest anhaftend. Der Körper ist ziemlich beweglich, bei grösster Streckung während des Lebens (wobei sich die Thiere mit dem tellerartig ausgebreiteten Saugnapfe fixiren), bis zu 8 mm lang, dabei aber kaum bis zu 1 mm dick. Die grössten meiner mit Chloroform geschüttelten und so con- servirten Thiere messen 7,5 mm, und ihr Hinterkörper ist dann 1,6 mm breit; seine Dicke ist stets geringer als die Maximalbreite. Einfach mit Kochsalzlösung und Sublimat \) geschüttelte Individuen haben 4 bis 5 mm Länge; sie sind drehrund, hinten 1,8 — 2 mm breit und meist etwas nach der Bauchseite zu eingekrümmt. Der Endsaugnapf liegt bei conservirten Thieren stets rein ventral. Die Farbe ist im Leben licht fleischroth ; der eierhaltige Uterus tritt gelblich, die Dotterstöcke weiss und die Darmschenkel manchmal, je nach ihrem Inhalt, als schwarze Streifen hervor. Der Mundsaugnapf liegt am Vorderende, seine Oeffnung schaut fast gerade nach vorn. Er hat bei conservirten Thieren eine leicht conische Form, ist an der Oeffnung 0,33 mm breit und im Ganzen etwa 0,4 mm lang. Der hintere Saugnapf liegt, wie schon gesagt, ventral und vielfach noch eine Kleinigkeit vor dem äussersten Hinter- rande des Körpers. Er ist kreisrund 1,8—2 mm im Durchmesser, aber in dorso-ventraler Eichtung meist etwas flachgedrückt. Seine Oeffnung habe ich niemals rund gesehen ; sie ist stets vorn bedeutend breiter und läuft nach hinten spitz zu; im Uebrigen wechselt ihre Gestalt sehr mit den Contractionsverhältnissen. Die Haut ist verhältnissmässig dick und glatt, in der Umgebung der Mundöffnung aber in eine Unmenge feiner Spitzchen ausgezogen, die einer flach kuppenförmigen Verdickung der Haut aufsitzen (Fig. 12, Taf. 22). Diese Spitzchen dürften keine Papillen oder Sinnesorgane darstellen, da es mir weder geglückt ist, in ihnen noch unter ihnen etwas zu entdecken, was eventuell als Nervenendigungen aufgefasst werden könnte. Sie bestehen, soweit ich habe feststellen können, 1) Nachtr. Zusatz. Ich habe neuerdings gefunden, dass man das leicht gefährlich werdende Chloroform mit der Kochsalzlösung vortheilhaft durch gewöhnliches Wasser ersetzen kann. Die Thiere strecken sich, wenn unmittelbar nach der Ueberführung in "Wasser geschüttelt, bedeutend besser als in Kochsalzlösung , und die innere Organisation leidet selbst bei sehr zarten und hinfälligen Arten nicht im mindesten. 432 A. Looss, ausschliesslich aus der Substanz der Haut, sind an der Mundöffnung am zahlreichsten und verlieren sich allmählich am Hintereude des Pharynx. Das Parenchyra des Körpers ist sehr grossblasig; die Zellen, deren Wände in Schnittpräparaten gewöhnlich unregelmässig gefaltet und zerknittert angetroffen werden, zeigen nicht allenthalben den gleichen Inhalt. In denen, welche der Körperperipherie genähert liegen, findet man meist nichts oder einige unregelmässige Ansamm- lungen einer feinkörnigen, blassen Substanz, augenscheinlich den niedergeschlagenen organischen Inhalt der lebendigen Parenchym- zellen. In der Umgebung der Darmschenkel nimmt derselbe körnige Niederschlag in auffallender Weise zu, und in unmittelbarer Um- gebung der Darmwand ändert sich auch die Grösse der Zellen, in so fern hier nur unregelmässig gruppirte kleinere Zellen gefunden werden. Diese letztern besitzen augenscheinlich je nur einen etwas grössern Kern, während den grössern Zellen anscheinend mehrere zugehören. Das wechselnde Verhalten des Parenchymzelleninhaltes deutet darauf hin, dass die aus dem Darme in das Gewebe übertretenden Substanzen in dessen Umgebung am concentrirtesten sind, nach aussen zu da- gegen mehr und mehr abnehmen. Schon bei der Betrachtung von Totalpräparaten, ebenso aber auch auf geeigneten Schnitten, fallen nun eine Anzahl weiter, gefäss- artiger Eäume auf, welche den Körper in ganzer Länge durchziehen. Am deutlichsten sind zwei, von denen einer rechts, der andre links ausserhalb des Darmschenkels der betreffenden Körperseite gelegen ist. Zwei andre beginnen vorn, oft mächtig angeschwollen, zwischen dem Ende des Mundsaugnapfes und dem Anfange des Pharynx; sie liegen mehr dorsal und lassen sich in günstigen Präparaten ebenfalls bis an den hintern Saugnapf verfolgen. Ein drittes, mehr ventral und der Mittellinie genähert liegendes Paar endlich beginnt etwas vor dem Ende der Pharynx und reicht ebenfalls bis an den hintern Saugnapf, Auf Schnitten erkennt man diese gefässartigen Räume deutlich an ihrem starkkörnigen Inhalte wieder, in welchem gruppen- weise grössere Ansammlungen kleiner Kei'ne gelegen sind. Die beiden seitlichen Räume zerfallen in der Umgebung des Mundsaugnapfes in eine Anzahl kurzer, dicker Schläuche, welche zu einer Fläche sich dicht an einander lagernd, den Saugnapf vollkommen einhüllen, mit denen der Gegenseite aber anscheinend nicht in Verbindung treten. Am hintern Saugnapf geschieht etwas Aehnliches ; die seitlichen Canäle verbreitern sich mächtig, wie der Stiel eines Löffels, wenn er in diesen Trematoden der Seeschildkröteu. 433 Übergeht: beide Verbreiterungen umfassen den Saugnapf von der Seite her, während die auf der Rücken- und der Bauchseite bestehen bleibenden Zwischenräume von den Enden des dorsalen und ventralen Schlauchpaares ausgefüllt werden. Auf diese Weise wird auch der grosse hintere Saugnapf von einem ähnlichen, scheinbar continuir- lichen Mantel starkkörniger, kernfiihrender Substanz umhüllt, wie der Mundsaugnapf. Unter sich treten die 6 Schläuche anscheinend in keine Verbindung, obwohl sie sich namentlich vorn und hinten dicht an einander legen. Eine Strecke weit hält sich jeder von ihnen in der unmittelbaren Nähe der Darmschenkel. Auf die anatomische und physiologische Bedeutung dieser Schläuche werde ich später bei der Besprechung des Lymphgefässystems der Angiodictyiden zurück- kommen. Die histologische Structur des Mundsaugnapfes ist in so fern interessant, als sie unvei'kennbare Anklänge an die Verhält- nisse zeigt, die wir später bei den Monostomen aus der Familie der Angiodictyiden, speciell ödangium und Angiodicfyum, wiederfinden werden. Sein Vorderrand wird ein w^enig von der Körpermasse über- ragt; es entsteht auf diese Weise eine verschiedentlich hervortretende, ringförmige Lippe, welche auf der Innenseite bis zum Rande des Mundsaugnapfes hinab von den Hautspitzchen bedeckt ist und in die hinein sich die letzten Ausläufer der eben besprochenen, einen Mantel um den Saugnapf bildenden Schläuche erstrecken. In die Wand des Saugnapfes selbst ist an seinem Vorderrande ein ziemlich kräftiges Bündel von Ringfasern eingelagert, die einen Sphincter darstellen. Auf Querschnitten lassen sich ferner in der Wand des Saugnapfes deutlich zwei scharf von einander getrennte Schichten unterscheiden, die einander mantelartig umhüllen. Die Grenze zwischen beiden wird gebildet durch eine continuirliche, aus Ringfasern zusammen- gesetzte Lamelle, durchaus entsprechend derjenigen, die in den Figg. 125 u. 135, Taf. 29 von den oben genannten Monostomen darge- stellt ist. Die beiden durch dieses Septum geschiedenen Mäntel der Saugnapfwand sind schon in ihrem Aussehen scharf unterschieden dadurch, dass sämmtliche Einlagerungen von Kernen und „grossen Zellen" ausschliesslich auf den äussern beschränkt sind (cf. fig. cit.). Die äussere und innere Wand des Saugnapfes wird begleitet von einer kräftigen Ring(Aequatorial-)faserlage, auf welche nach innen zu je eine Längs(Meridional-)faserlage folgt; ziemlich kräftige Längs- fasern durchziehen überdies in unregelmässiger Anordnung die ge- sammte Dicke des Innern Mantels ; in dem äussern findet sich nur in 434 A. Looss, den Seiten je ein Bündel solcher Fasern dicht ausserhalb des Sep- tums ; dieselben sind in fast derselben Weise auch bei den erwähnten Monostomen vorhanden und in Fig. 125 und 135 bei ni sichtbar. Die Eadiärmuskeln des Saugnapfes durchsetzen das Septum ohne Unter- brechung; ausser ihnen finden sich im Saugnapfe von Amph. spinu- losum ziemlicli zahlreiche massig dicke Fasern, welche ebenfalls von der Aussen- zur Innenwand, aber nicht radiär, sondern in allen mög- lichen Eichtungen kreuz und quer verlaufen. Der innere Saugnapf- mantel hört am Eingange in den Oesophagus auf, so dass die beiden blasenartigen, durch enge Canäle mit der Mundhöhle in Verbindung stehenden Taschen nur von der Substanz des äussern Mantels gebildet werden. Dieselbe wird im Umkreise der Taschen ziemlich dünn und muskelarm, nur die äussern Meridionalfasern ziehen, ansehnlich verstärkt, um ihre Peripherie herum. Der Oesophagus entspringt rein ventral und hat eine Ge- sammtlänge von ca. 0,9 mm ; er besitzt eine aus Längs- und Eing- fasern gebildete, äusserlich in ganzer Ausdehnung von einem Zellen- lager umgebene Wandung. In seiner hintern Hälfte tritt die äussere Längsmusculatur sehr stark zurück, dagegen nimmt die Eingmuscu- latur dermassen zu, dass ein spindel- oder leicht keulenförmiges Ge- bilde von 0,15 mm Durchmesser entsteht, welches einen musculösen Pharynx darstellt (Fig. 10, Taf. 21). Die Anordnung seiner Muscu- latur ist eine sehr eigenthümliche. Es sind (mit Ausnahme des letzten Endes) ausschliesslich Eingmuskeln vorhanden, die sich ganz regelmässig concentrisch anordnen (Fig. 15, Taf 22) ; ich habe diese Einge in einigen Präparaten gezählt und überall 12 gefunden. Die von vorn nach hinten auf einander folgenden Einge gleicher Grösse liegen weiterhiu so regelmässig hinter einander, dass sie zusammen je einen Mantel bilden; die auf diese Weise entstehenden 12 Mäntel gruppiren sich zwiebelschalenförmig um das Lumen des Pharj-nx und ergeben in axialen Längsschnitten des Letztern das in Fig. 16, Taf 22, gezeichnete Bild. Auch der Pharynx ist äusserlich von einer ziemlich continuirlichen Lage von kernhaltigen Zellen umgeben ; An- gesichts der Thatsache, dass in seiner gesammten Muskelmasse nicht ein einziger Kern zu finden ist, hat die von nianchen Forschern ver- tretene Ansicht, dass in den erwähnten Zellen keine Drüsen, sondern die Muskelbildnerinnen vorliegen, viel für sich; etwas Aehnliches dürfte auch für die den Oesophagus umgebenden zelligen Elemente gelten. Zwischen denselben bemerkt man ausserdem reichliche Ganglienzellen {GZ Fig. 15 Taf 22). ilm Ende des Pharynx spaltet Trematoden aus Seeschildkröten. 435 sich der Oesophagus in zwei Aeste, die sofort in die Darmschenkel übergehen. Die Letztern erstrecken sich bis an den Vorderrand des Saugnapfes und haben je nach den Contractionsverhältnissen einen geraden oder etwas winkligen Verlauf. Das Darmepithel besitzt, wie bei der Mehrzahl der verwandten Arten, nach dem Darmlumeu zu eine wie in feine Stäbchen zerklüftete Auflagerung. Das Nervensj^stem zeigt, soweit ich gesehen, keine Besonderheiten. Das Excretionsgefässystem (Fig. 11, Taf. 21) mündet median auf der Rückenseite durch den etwas hinter dem Vorder- rand des Endsaugnapfes gelegenen, sehr feinen Porus aus. Vor dem Saugnapfe spaltet sich der ungefähr flaschenförmige unpaare Theil der Blase in zwei geräumige, schlauchartige Schenkel, die schräg nach aussen und hinten zurück und dabei gleichzeitig etwas nach der Bauchseite hinab verlaufen. Hinter den Enden der Darmschenkel biegen sie ausserhalb derselben nach vorn um und laufen, immer ventral, bis ungefähr zum vordem Hoden, wobei sie sich der Mittellinie wieder nähern und die Darmschenkel auf ihrer Ventral- seite kreuzen. Vom vordem Hoden an wenden sie sich nach der Eückenseite und in kurzem Bogen wieder nach hinten und auf die Aussenseite der Darmschenkel zurück, diese jetzt auf ihrer Dorsal- seite kreuzend. Noch ehe sie die Höhe des Keimstocks erreichen, kehren sie wiederum nach vorn um und ziehen, immer dorsal und ausserhalb der Darmschenkel gelegen, bis ungefähr zur Höhe der Darmgabelung. Es erfolgt nun nochmals eine Umkehr nach hinten und der Bauchseite, die bis an den vordem Hoden zurückführt ; von hier an schliesslich ventral Wiederaufnahme des Verlaufs nach vorn. Dieser letztere Theil kann bei stärker contrahirtem Vorderleibe noch- mals eine kleine Schlinge neben dem Oesophagus oder am Hinder- ende des Saugnapfes nach der Rückenseite hinauf bilden; zuletzt endigen beide Schenkel dicht bei einander ventral unter dem Saug- napf in der Nähe seines Vorderrandes. Während ihres ganzen Ver- laufs halten sie sich stets in der Nachbarschaft der Darmschenkel und legen sich verschiedentlich auch eng an die oben beschriebenen körnigen Gefässe an. Bei starker Streckung des Körpers werden ihre Schlingen entsprechend aus einander gezogen, verschwinden aber, soviel ich gesehen, niemals ganz. Die Schenkel beider Seiten stehen nicht durch Queranastomosen in Verbindung; ihre Füllung besteht aus einer stets massigen Zahl der bekannten Körnchen und Kügelchen. Genital Organe. Der Genitalporus liegt median unter oder, bei gestrecktem Individuen, etwas hinter der Darmgabelung. Er 436 ^- Looss, ist relativ weit (Fig. 14, Taf. 22) und führt in einen Sinus, von dessen Boden sicli ein conischer, auf seiner Spitze die dicht hinter einander gelegenen Oeffnungen der beiderlei Leitungswege tragender Höcker erhebt. Die vordere Oeffnung ist die männliche: sie führt in einen kurzen, nur 0,08 mm langen, dünnwandigen Ductus ejacu- latorius, der eine feine Ring- und Längsmusculatur erkennen lässt. Sodann erweitert er sich zu einer nur wenig längern, birnförmigen Pars prostatica, die von relativ zahlreichen Prostatadrüsen umgeben ist; Ring- und Längsmusculatur des Ductus ejaculatorius setzen sich auf sie fort ; ihre innere Auskleidung bildet ein massig hohes Epithel. Aeusserlich scharf von ihr abgesetzt, doch histologisch ebenso auf- gebaut, schliesst sich an die Pars prostatica die Samenblase an, ein massig dickes Rohr, welches ein dichtes Knäuel von in ihrem Caliber mit den Füllungsverhältnissen etwas schwankenden Schlingen bildet. Das vorderste Ende dieser Samenblase ist zusammen mit der Pars prostatica und den diese umgebenden Zellen in einen musculösen Sack eingeschlossen, welcher von unregelmässig angeordneten und unter wechselnden Winkeln sich kreuzenden Fasern gebildet wird. Dieselben liegen keiner differenzirten Basalmembran auf und verlieren sich ausserdem gegen das vordere und das hintere Ende des Sackes hin so weit, dass dieser hier offen ist und mit den Wan- dungen des von ihm umschlossenen Leitungsapparats nicht in Ver- bindung steht. Der Ductus ejaculatorius liegt frei in einer auf- fallend dichten Modiflcation des Körperparenchyms, welche einen ziemlich scharf begrenzten Ring rings um den Genitalsinus herum bildet und in ihrem Innern allem Anschein nach einen Nervenring beherbergt. Wenigstens bemerkt man auf Längsschnitten innerhalb dieses Mantels in Abständen von einander Zellengruppen, die wie Ganglienzellen aussehen ((/^ Fig. 14, Taf. 22); den Ring selbst habe ich allerdings nicht in ganzer Ausdelmung verfolgen können. Bei Amphist. spiniüosum kann demnach der Cirrusbeutel , wenn man diesen hier weder morphologisch noch physiologisch mehr passenden Ausdruck anwenden will, nur noch dazu dienen, auf die Prostata- drüsen einen Druck auszuüben und sie dadurch zur Entleerung ihres Secpets zu veranlassen. Kurz vor den Hoden theilt sich die Samenblase in die beiden Samenleiter, die nach den Seiten aus einander laufen, um in die Hoden einzutreten. Letztere liegen stets noch in der vordem Körperhälfte und im Ganzen nur eine kurze Strecke hinter dem Genitalporus, bei gestreckten Individuen fast median hinter einander, bei con- Trematoden aus Seeschildkröten. 437 trahirten mehr oder minder seitlich verschoben, der vordere nach links, der hintere nach rechts. Ihre Form ist bei jng-endlichen Thieren noch kug-lig-, bei altern dagegen iinregelmässig, mit buckei- förmigen Ausbuchtungen der Ränder. Bei starker Contraction des Körpers kann ilire Ausdehnung nach der Quere sogar grösser werden als die nach der Länge. Die weibliche Genitalöffnung liegt so dicht hinter der männlichen, dass beide zusammen manchmal nur eine einzige Oeff- nung darstellen. Sie führt in einen den Ductus ejaculatorius an Länge ein wenig übertreffenden Canal, der im Innern mit einer in feine Spitzchen zerklüfteten Cuticula ausgekleidet, äusserlich von feinen Ring- und darüber Längsmuskeln umgeben ist. An seinem Ende erweitert er sich unvermittelt zu dem Uterus, der in massig zahlreichen Windungen . unter der Dorsalfläche nach hinten zieht. Durch den vordem Hoden werden diese Windungen meist etwas nach rechts, durch den hintern nach links zur Seite gedrängt; zwischen letzterm und dem Keimstock erfüllen sie bei reifen Thieren fast den ganzen Raum zwischen den Darmschenkeln. Der kleine ovale Keimstock liegt leicht rechtsseitig kurz vor dem hintern Saug- napfe, der Schalendrüsencomplex dorsal und hinter dem Keimstock. Ein LAUEER'scher Canal mit linksseitig auf der Höhe des Keim- stockes gelegener Oeffnung ist vorhanden; ein Receptaculum seminis fehlt. Die Dotterstöcke sind aus einer massigen Anzahl deutlich rosettenförmiger FoUikelgruppen zusammengesetzt; sie liegen in der Hauptsache ventral von den Darmschenkeln, mehr ausserhalb als innerhalb von diesen und reichen vom Vorderrand des terminalen Saugnapfes an bis zum Hinterrande des hintern Hodens. Die Eier haben eine ziemlich dicke, farblose, nach dem Deckelpole zu stets deutlich verjüngte Schale; ihre Länge schwankt zwischen 0,067 und 0,071 mm, ihre Dicke zwischen 0,042 und 0,046 mm. Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, hat Ampliistomum spinulosum in seinem allgemeinen Baue eine unverkennbare Aehnlich- keit mit demjenigen des Amphist. sderoporum, soweit dieser jüngst von Braun an einem einzigen und noch nicht geschlechtsreifen Exemplare eruirt werden konnte.^) Aeusserlich gleicht A. sclero- ponmi A. spinulosum auffallend in der Form der Oeffnung des End- saugnapfes, die übrigens nach den Angaben von Dujardin und DiEsiNG auch bei A. grande die gleiche zu sein scheint. Innerlich 1) Trematoden d. Cheionier, 1. c, p. 56. 438 A. Looss, finden wir bei A. sclcroporum wie bei A. spimUosum eine aus con- centrisch gelag-erten Muskeln gebildete pharyngeale Anschwellung des Oesophagus und zwei ziemlich weit vorn gelegene Hoden. End- lich erwähnt Braun auch „grosse parallel den Darmschenkeln ziehende Gefässe", in denen ich, da die eigentlichen Gefässe nicht immer sichtbar sind, die oben beschriebenen, durch ihren körnigen Inhalt stets auffallenden, gefässartigen Räume des Parenchj^ms wiedererkennen möchte. Die hier aufgezählten Uebereinstimmungen dürften trotz ihrer Lückenhaftigkeit für eine nähere Verwandtschaft von A. spimdosum mit A. scJeroporum sprechen, die möglicher Weise später in der Vereinigung beider Arten zu einer Gattung ihren Aus- druck finden wird. Zur Zeit freilich ist A. sderoporum noch viel zu wenig bekannt, um ein Urteil zuzulassen; auch existiren zwischen beiden Arten Unterschiede, die vielleicht doch schwerer wiegen, als sie mir gegenwärtig scheinen w^ollen. Vor allem ist hier zu er- wähnen, dass Beaun von taschenartigen Anhängen des Mundsaug- napfes nichts erwähnt, so dass diese dem A. sderoporum möglicher Weise fehlen. Ueber die Beziehungen des A. spinnlosum zu den übrigen be- kannten Amphistomiden ist es zur Zeit nicht möglich etwas Ge- naueres auszusagen. Soviel ist indessen sicher, dass es keiner der von Fischoedeh ^) für die Paramphistomiden der Säugetiere auf- 1) Die Paramphistomiden der Säugetbiere, in: Zool. Anz. , V. 24, 1901, p. 367. Der Autor führt hier für Ainphisioma E-UD. die neue Bezeichnung Paraviphistonmni ein, da Aniphisioma RuD. als Neubenennung für Strifjca Abildg. 1790 zu diesem synonym sei. Für den Fall, dass Strifjea wieder zur Geltung gebracht werden solle, könne nur Ilolostonnint NiTSCH ZU dessen Gunsten eingezogen werden, wälu'end Änipliistuinuin einen andern Namen erhalten müsse. Aus Mangel an der vollständigen Originalliteratur kann ich mir ein sicheres eignes Prtheil in der Frage nicht bilden ; nach dem, was ich zur Hand habe, im Verein mit den An- gaben Fischoeder's , erscheint es mir indessen nicht unbedingt noth- wendig, den Namen Amj)hi.stonniiit zu ändern. Nach Fischüeder reprä- sentirt ADipliistoma R. nur einen neuen Namen für Striijca Abildg. 1790; inhaltlich erscheint dagegen das Genus in RuDOLPHl's spätem Hauptarbeiten als eine Erweiterung der alten ABrLDGAARD'schen Gattung, indem in dieselbe Formen eingereiht werden, die unsern heutigen Amphistomiden zugehören [A. suhdnvnhmi, cuniriivi). RuDüLPHl sind die Unterschiede zwischen beiderlei Arten nicht entgangen , und er macht in der That an verschiedenen Stellen auf sie aufmerksam (z. B. Histor. nat., V. 2, I, p. 37). Diese RuDüLrm'sche Gattung Ainpl//s/o))ia, die inhalt- lich also zweifellos mit der nur auf eine Art gegründeten Gattung Strigca Trematodeii ai;s Seescliildkrüten. 439 gestellten Gattuiig-en mig-ezwuno-en eingereiht werden kann. Da nur die Angehörigen der Subfaniilie Cladotrhinae Fisch. „Phar3iigeal- taschen'' besitzen, so würde unser Ä. spinulosum dieser zugerechnet werden müssen, wogegen aber wiederum die einfache, unverästelte Gestalt seiner Hoden spräche. Im Uebrigen sind eine Anzahl von anatomischen Eigentümlichkeiten der von dem Autor aufgestellten Gruppen zunächst noch nicht recht verständlich, da er verschiedene neue Termini teclmici einführt, ohne eine präcise Auskunft darüber zu geben, was mit ihnen gemeint ist. Eine grössere Aehnlichkeit in Bezug auf die Lage des End- saugnapfes sowie einige Züge des Innern Baues zeigt Ampliist. spinulosum mit Stichorchis subtriquetrus (E.), während andrerseits der Besitz der Hautspitzchen am Kopfende an AmpMst. hmvkesi CoBB. und A. ornafum . Cobb. \) erinnern. In Anbetracht der ganz verschiedenen Wirthe kann Indessen auch diese Uebereinstimmung zunächst als eine äusserliche Aehnlichkeit aufgefasst werden. Mir persönlich scheint Anipkist. spinulosum der Repräsentant einer eigenen Gattung zu sein, als deren mutmassliche x\ngehörige, wie ich glaube, Abildg. nicht zusammenfällt, theilt NiTSCH 1819 in zwei Gattungen, Amplnsiomum (R.) Nitsch und Ilolosionnim Nitsch. Nur letztere ist, da sie den Typus von Abildgaard's Strir/ca enthält, auch sachlich mit Strlgea identisch und repräsentirt demnach eine Wiederherstellung derselben unter einem neuen Namen. Soll die alte Gattung Strigea wieder aufleben, so könnte zu ihren Gunsten nur Ilolostüinwn NiTSCH cassirt werden ; soweit fallen also meine Ansichten mit denen FisCHOEDEr's zusammen. Dagegen scheint es mir nicht unbedingt nöthig, auch Amphisfomiim (R.) Nitsch zu ändern. Es ist mir zur Zeit unbekannt , in welcher Form E.ÜDOLPHI A)»plnsto)iia aufgestellt hat; aus seinen spätem Arbeiten geht aber positiv hervor, dass der Name nicht nur eine Neubenennung, sondern eine Erweiterung von Strlgea Abildgaaed ist; in diesem Falle dürfte aber der Gattungsname Amphistomum (R.) NiTSCH durch die Synonymie von Holostomum, NiTSCH — Strlgea Abildg. nicht eo ipso ungültig gemacht werden. Wem es darum am Herzen liegt, die durch das Prioritätsgesetz bedingten Namensänderungen unserer Thiere auf das zulässige Mindest- maass zu beschränken , kann hierin die Möglichkeit finden , den Namen Amphlsloniuin ohne Verletzung der Prioritätsbcstimmungen zu erhalten. Noch klarer dürfte freilich das Andere sein : gehen wir für die Helminthen nur bis auf RuDOLPHi , Entoz. Synops. zurück , dann entstehen weder Meinungsdiflferenzen , noch brauchen wir Aniphlstomum und Holostonnim, die über 80 Jahre gut und gültig gewesen sind, aus „Prioritätsrücksichten" umzutaufen. 1) The Parasites of Elefants , in : Trans. Linn. Soc, London (2), Y. 2, 1881, p. 238 u. 240. 440 ^- Looss, zunächst A. scleroporum und A. grande in Betracht kommen. An- gesichts meiner geringen persönlichen Bekanntschaft mit der Mehr- zahl der beschriebenen Amphistomen verzichte ich vorläufig auf eine Benennung des Genus. Von einer Anzahl Autoren und ganz neuerdings von Fisch- OEDEE^) wird das am Eingange in den Verdauungstractus der Amphistomiden gelegene muscuiöse Organ nicht als Mundsaugnapf, sondern als Pharynx angesprochen. Ich kann zur Zeit nicht aus- findig machen, von wem diese Anschauung zuerst vertreten, noch in welcher Weise sie begründet worden ist -) ; soweit sie sich aber auf Monostomen und Amphistomen bezieht, ist sie meines Erachtens vom vergleichend anatomischen wie vom vergleichend entwicklungs- geschichtlichen Standpunkt aus gleich unhaltbar. Bei den Di- stomen findet sich, soweit ich aus der Literatur ersehen kann, am Eingang in den Verdauungsapparat überall ein ..Mundsaugnapf' von bekannter Structur; er liegt bei vielen Formen nicht absolut am Eingange in den Darm, sondern die Masse des Körpers springt über seine vordere Oeffnung noch mehr oder weniger vor; ausserdem kann er von den Thieren activ noch tiefer in den Körper zurück- gezogen werden, so dass er dann ein grösseres Stück von der Körper- oberfläche entfernt liegt. An seinem hintern Ende geht der Mund- saugnapf über in den Oesophagus. Derselbe ist nur bei einigen wenigen Formen (u. a. den Gorgoderiden) ein einfaches Eohr; bei der überwiegenden Mehrzahl der Distomen zeigt er an irgend einer Stelle seines Verlaufes eine Differenzirung seiner Musculatur, welche eine derjenigen des Mundsaugnapfes ähnliche Structur aufweist und 1) Die Parampliistomiden etc., 1. c. 2) In der mir zugänglichen Literatur finde ich die ersten Angaben darüber bei MOKTICELLI (Saggio di una morfologia etc. , Napoli 1888, p. 34 f.), der nur kurz constatirt, dass bei einigen Amphistomen der Mundsaugnapf durch einen kleinen „Pseudosaugnapf"' ersetzt sein könne und dass bei vielen Monostomen auch dieser fehle. Hingegen besitze bei Gastrodisnis , Homalogaster und DiplodisciLS ■ .der „Pharynx" zwei seitliche Taschen. In: Beonn's Class. u. Ordu. (p. 660) sagt Beaun nur — wie mir scheinen will, nicht vollkommen überzeugt — dass „gelegentlich sich die Angabe finde , dass bei einigen Amphistomen und Monostomen ein Mundsaugnapf fehle". Von spätem Autoren spricht auch Otto (Beitr. z. Anat. u. Histol. d. Amphistomen, Dissertat. Leipzig 1896, p. 48) nur von einem Pharynx, ohne diese Auffassung zu begründen. Treinatoden aus Seeschildkröten. 441^ als Phaiyiix bezeichnet wird. Die Lage dieses Pharynx ist im ein- zelnen ziemlich wechselnd. Nur bei anscheinend wenigen Arten (unter den mir genauer bekannten z. B. bei Bliytidodcs geJatinosus [R.]) schliesst er sich unmittelbar an den Saugnapf an (cf. Fig. 21, Taf. 22). In allen andern Fällen liegt er von diesem etw^as ent- fernt, so dass sich zwischen beide ein Theil des Oesophagus, der sog. Vorhof oder Präpharjnx einschiebt. Derselbe tritt nur bei lang ausgestreckten Thieren voll in die Erscheinung, während bei einer Contraction des Körpers, resp. bei einer durch besonders für diesen Zw^eck vorhandene Muskeln bewerkstelligten Annäherung des Pharynx an den Saugnapf seine Wandungen nach aussen ausweichen und den Pharynx zwischen sich nehmen. In dieser Form ist der „Vorhof wohl zuerst beschrieben worden und auch bei vielen Formen ausgebildet. Bei einer nicht ganz geringen Zahl andrer endlich rückt der Pharynx noch weiter von dem Mundsaugnapf ab und findet sich dann nahe oder dicht an der Gabelung des Oesophagus in die Darmschenkel (Genera Stcphcmochasmus, ÄcantJwchasnius, Asco- cotijle u. a.). Der Präpharynx behält in diesen Fällen auch bei einer Contraction des Körpers seine ursprüngliche röhrige Form. Von den Innern Organen hat das centrale Nervensystem zu dem Mundsaugnapfe in so fern eine ganz charakteristische Lagerung, als es sich ausnahmslos am Hinteren de des Mundsaugnapfes findet. Liegt der Pharynx diesem dicht an, dann trifft man es w^ohl erst über oder selbst ganz hinter dem Pharynx ; in den meisten Fällen findet es sich zwischen ihm und dem Mundsaugnapfe, also vor dem Pharynx ; liegt endlich letzterer näher dem Ende des Oesophagus, so findet es sich sogar mehr oder minder weit vor ihm, ausnahms- los aber hinter dem Mundsaugnapf. Diese Verhältnisse dürften allgemein anerkannt sein, w^enigstens ist mir nicht bekannt, dass eine gegentheilige Ansicht laut gew^orden wäre. Sehen wir nun, w4e sich die „eines Mundsaugnapfes ent- behrenden" Monostomen und Amphistomen verhalten. Bei vielen Monostomen (z. ß. bei sämmtlichen Pronocepha- liden) finden wir am Eingange in den Darmapparat ein kugliges oder etwas längs gestrecktes Organ, welches in seinem histologischen Aufbau durchaus dem Mundsaugnapf der Distomen entspricht. Es liegt wie bei diesen nicht immer absolut an der Oberfläche des Körpers, obwohl stets in unmittelbarer Nähe derselben, und geht nach hinten über in den Oesophagus, der in seinem Verlaufe keine besonders hervortretende musculöse Verdickung seiner Wandung 442 A- Looss, zeigt. Bei den Angiodictj-iden dagegen tritt eine solche kurz vor der Gabelung in die Darmschenkel auf, nur ist sie nicht scharf ab- gesetzt, sondern geht vorn und hinten mehr oder weniger allmählich in die normale Musculatur des Oesophagus über. In noch andern Fällen endlich findet sich an einer Stelle des Oesophagus ein musculöses Gebilde, welches dem Pharynx der Distomen völlig und auch in so fern gleicht, als es bald mehr dem am Eingänge in den Darm- tractus gelegenen Organe (Genus Haplorcliis, Siidodora) bald mehr der Gabelungsstelle in die Darmschenkel (Genus Mesometra) ge- nähert sein kann. Unabhängig von dieser zweiten musculösen Anschwellung, d. h. mag sie vorhanden sein oder nicht, mag sie mehr vorn oder mehr hinten liegen, findet sich das Nervensystem stets hinter dem am Vorderen de des Oesophagus ge- legenen Organe: ich wüsste daher nicht, warum dieses Organ plötzlich nicht mehr dem Mundsaugnapfe der Distomen, sondern dem Pharynx derselben entsprechen und seine ursprüngliche Position zum Nervensj^stem geändert haben sollte. Ganz ebenso liegen die Verhältnisse auch bei den Amphistomen, nur findet sich bei diesen anscheinend nirgends ein so scharf indivi- dualisirter Pharynx, wie es bei den Distomen die Eegel ist. Meist treffen wir hier nur eine „pharyngeale Anschwellung" ähnlich der, welche unter den Monostomen z. B. bei den Angiodictyiden ent- wickelt ist, oder auch diese Anschwellung kann fehlen, wie unter den Distomen bei den Gorgoderinen. In allen Fällen aber liegt das centrale Nervensystem hinter dem sogenannten „Pharynx" der Amphistomen, d. h. es liegt zu ihm genau so wie zu dem Mundsaug- napfe der Distomen. Daraus dürfte ' sich ergeben, dass dieser „Pharynx" in Wirklichkeit kein Pharynx, sondern ein echter Mund- saugnapf ist, homolog demjenigen der Distomen und Monostomen. Es mag nur nebenbei noch darauf aufmerksam gemacht sein, dass, wenn man in dem Mundsaugnapfe der Monostomen und Amphistomen einen Pharynx erblicken will, man dann consequenter Weise Gattungen wie z. B. Haplorchis und Stidodora zwei Pharynges, Gattungen wie Mesometra einen „Pharynx" und einen „Pharyngeal- bulbus", Gattungen endlich wie Microsca/phidium, Chiorchis, Gastro- discus, Diplodiscns ebenso wie der Gattung des Ämpli. spinuJosnm etc. einen „Pharynx" und eine „pharyngeale Anschwellung" des Oeso- phagus zuschreiben müsste. Dass der sogenannte „Pharynx" der JM'onostomen und Amphi- stomen in Wirklichkeit ein echter Mundsaugnapf wie der der Di- Trematoden aus Seeschildkröten. 443 stomen ist, zeigt fenierliiii das Verhalten derjenigen Formen, die thatsächlich keinen Mundsaugnapf, sondern nur noch ein Ge- bilde besitzen, welchem dem Pharynx der Distomen entsi)richt. Dies ist der Fall bei den meisten monogenetischen Trematoden und unter den Digenea z. B. bei den Aspidobothriden. Hier findet sich der Pharynx stets und normaler Weise von der äusseren Mundöffnung durch eine grössere oder geringere Entfernung getrennt, und der da- durch entstehende Vorraum nimmt nicht selten (wie z. B. bei LopJiot- aspis vallei {MH Fig. 2 u. 7, Taf. 21) eine an den Mundsaugnapf erinnernde Gestalt an, so dass für diesen Raum die Bezeichnung „Mundhöhle'' meines Erachtens die einzig richtige ist. Das Nerven- S3^stem liegt ferner hier ausnahmslos vor oder über dem Pharynx, d. h. es hat zu diesem Pharynx genau dieselben Lagebeziehungen wie zu demjenigen der Distomen. Daraus dürfte sich ohne Schwierig- keit der Schluss ergeben, dass hier in der That ein echter, d. h. dem der Distomen entsprechender Pharynx vorliegt, während denselben Lage- beziehungen nach der sogenannte „Pharynx" der Monostomen und Amphistomen an der Stelle des Mundsaugnapfes der Distomen liegt. Vom vergleichend anatomischen Standpunkte aus ist also die Ansicht, dass das am Eingange in den Darmtractus bei Amphistomen und einer Anzahl Monostomen gelegene musculöse Organ ein Pharynx sei und dass die betreffenden Thiere demnach eines echten Mund- saugnapfes entbehrten, nicht zu rechtfertigen. Ebenso wenig ist das vom entwicklungsgeschichtlichen Stand- punkte aus möglich. Nach den Untersuchungen von Schwarze i), die sich auf Eedien und Cercarien einiger Distomen beziehen, und nach eigenen Untersuchungen, die sich auf Redien und Cercarien einer nicht ganz geringen Zahl von Distomen sowie auf dieselben Entwicklungszustände einiger Amphistomen und Monostomen be- ziehen, legt sich der Verdauungstractus stets in Form eines einfachen und soliden Zellenstranges an. Noch ehe in diesem das spätere Lumen auftritt (^vas nach Schw^akze theils durch Resorption axialer Zellen, theils durch Auseinanderweichen der Wandzellen, nach meinen Beob- achtungen ausschliesslich auf letztere Weise geschieht), sieht man dicht am Vorderende des Körpers Zellen um die Darmanlage sich gruppiren, welche sehr bald gegen das umgebende Parenchym sich abgrenzen. Das dadurch entstehende Bild ist absolut das gleiche, 1) Die postembryoBale Entwicklung der Trematoden , in : Z. wiss. Zool., V. 43, 1885, auch Dissertat., Leipzig 1885. Zool. Jahrb. Bd. XVI. Abth. f. Syst. 29 444 -^- Looss, ganz gieichglütig, ob es dabei um spätere Redien oder um Cercarien von Distomen, Monostomen oder Amphistomen sich handelt. Auch die fernem Schicksale der Anlage sind die nämlichen , nur entsteht schliesslich aus ihr in dem einen Falle (i. e. bei den Distomen und zwar auch bei den Gorgoderinen) ein „ Mundsaugnapf'', in dem andern ein J.Pharynx", nämlich bei den Redien, denen von verschiedenen Autoren auch nur ein „Pharynx" und kein Mundsaugnapf zuge- schrieben wird, sowie bei den Amphistomen und einigen Monostomen. Ein Grund, warum das an derselben Stelle und in der gleichen Form sich anlegende Organ in dem einen Falle zu einem Mundsaugnapfe, in dem andern zu einem „Pharynx" sich ausbilden soll, kann aus der Entwicklung desselben absolut nicht abgeleitet werden. Dagegen zeigt sich zwischen Mundsaugnapf und einem echten Pharynx, wie er bei den Distomen vorkommt, schon von Anfang an ein Unterschied, in so fern der letztere sich später und stets vom Vorderende des Darmes mehr oder minder entfernt anlegt. Die xlnlage tritt aber überhaupt nicht auf bei allen denjenigen Formen, die eines meiner Auffassung nach wirklichen P h a r n 3^ x en tbehren , das ist bei allen Redien, ferner bei den Cercarien der Gorgoderinen, denjenigen der Amphistomen und verschiedener Monostomen; persönlich con- statirt habe ich dies bei Gorgocl. cygnoides (Cercaria macrocerca de Fil.), Amphistomum suhclavatum (Cercaria diplocotylea de Fil.), Amphist. conicum {Cercaria pigmeniata Sons.) und (wahrscheinlich) Xofocofyle verrucosa {Cerc. imhricata Lss.). Ueber die Entwicklung des Pharynx bei den Aspidobothriden stehen mir leider weder persönliche Er- fahrungen noch Literatur zu Gebote. Jedenfalls aber bietet die Ent- wicklungsgeschichte der Monostomen und Amphistomen, soweit sie bis jetzt bekannt ist, nicht den leisesten Anhalt dafür, dass in dem am Eingang in den Verdauungsapparat dieser Thiere gelegenen mus- culösen Organ ein von demjenigen der Distomen verschiedenes Ge- bilde vorliege. Die Ansicht, dass die Amphistomen und eine Anzahl Monostomen eines echten Mundsaugnapfes entbehren und an dessen Stelle nur einen „Pharynx" besitzen, wird somit auch durch die Entwicklungsgeschichte nicht nur nicht gestützt, sondern direct widerlegt. - ^ Trematodeu aus Seescliildkröteu. 445 C. Fasciolideu. 3. Mhytidodes f/efatinosus (R.). (Fig. 19—24, Taf. 22.) 1819. Disfo}iunu grkäinomm Rudolphi, Entoz. Synops., p, 386. 1890. Disfominii r/rlafinomvi B.., SONSINO, in: Proc. verb. Soc. Toscana, Adunanza 4. maggio 1890. 1893. Disionmm. gclatinosum R., SoNSiNO, Trematodi di Eettili etc., ibid., Adunanza 5. febbr. 1893. 1898, IHstonmm gelaiinosum R., Stossich, Saggio di una Fauna elmintol. etc., in: Progr. Civ. Scuola Reale sup. Trieste, p. 43. 1899. DistoiHum gelathiosioji U., Beaun, Trematoden der DAHL'scben Sammlung etc., in: Ctrbl. Bakt. etc., V. 25, Abth. 1, p. 716. 1899. Distomuui gelathiosnm R., Looss, Weitere Beitr. etc., in : Zool. Jahrb., V. 12, Syst.', p. 579. 1901. Distonmm gelatinosum R., Braun, Trematoden der Chelonier, in: Mitth. zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 29, Fig. 6, 12 Taf. 1 ; 19 Taf. 2. 1901. Bhytldodes gelatinosus (R.), Looss, Notiz, z. Helminthol. Aegyptens IV. Trematoden aus Seeschildkröten der ägyptischen Küsten , in : Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 563. Die Geschichte des Bist, gelatinosum B. ist von Beaun (1901) eingehend geschildert worden. Es wurde bis jetzt augenscheinlich nicht oft und stets auch in geringer Individuenzahl gefunden, und zwar nach den Berichten der Autoren sowohl in Chelone mydas wie. in ThalassocJielys corUcata Rondel. Meine Exemplare stammen aus- schliesslich aus dieser letztern Art; ich fand sie unter 20 unter- suchten Wirthen zweimal, das eine Mal in 37, das andere Mal in nur 2 Exemplaren. Ueber 50 Individuen befanden sich in dem mir von Prof. CoKi übersandten Materiale. Nach meinen Beobachtungen leben die Thiere in der ersten Hälfte des Dünndarmes, wo sie aber die Einmündung des Gallenganges nach vorn zu nicht überschreiten. Sie sind im Leben, wie schon von Rudolphi beschrieben, sehr durch- sichtig und haben fast genau die Farbe der Darmschleimhaut, so dass sie, wenn der Darm leer ist oder nur zähe, der Wand anhaftende Schleimfiocken enthält, nicht ohne Weiteres bemerkt werden. Die Länge des Körpers wird auf 13 — 22 mm angegeben; ich besitze gestreckt conservirte und gepresste Individuen, die 28 mm Länge erreichen. Die Maximalbreite conservirter Thiere beträgt 2 mm, diejenige gepresster grosser Individuen dagegen bis 3 mm. Bei letztern wird der Vorderkörper gewöhnlich stark eingezogen und erscheint dann ebenso breit oder noch breiter als das nach dem 29* 446 A. Looss, Ende zu sich immer ein wenig verschmälernde, aber stets abgerundete Hinterende. Bei durch Schütteln conservirten Thieren ist dagegen das Vorderende (Fig. 20, Taf. 22) stets länger und deutlich abgesetzt, seine Seitenränder convergiren fast geradlinig nach dem Kopfe und zeigen dabei gelegentlich die Andeutung einer Einkrümmung nach der Bauchseite. Der Halstheil nimmt ungefähr ein Viertel bis ein Fünftel der Gesammtlänge ein und hebt sich bei conservirten Thieren durch seine rein weisse Farbe von der bräunlichen des Uterus und der gelblich durchscheinenden der Dotterstöcke ab. Zwischen letztern treten die Keimdrüsen als ebenfalls rein weisse und meist etwas nach aussen vorgewölbte Flecke auf. Während der Vorderleib stets vollkommen glatte Seitenränder zeigt, sind diese vom Bauchsaug- napfe an stark gefaltet; die Falten sind auch bei meinen am aus- gestrecktesten conservirten Individuen nicht verschwunden. Die beiden Saugnäpfe sind, wie bekannt, einander ziemlich ge- nähert; auch ich linde, wie die frühern Autoren, den ]\[undsaugnapf, äusserlich gemessen, grösser als den Bauchsaugnapf (bei einem Indi- viduum von 19,5 mm Länge z. B. erstem 0,55, letztern 0,45 mm), dagegen erscheint die äussere Oeffnung des Mundsaugnapfes nicht selten kleiner als die des Bauchsaugnapfes. Sie ist stets rein ventral gerichtet (Fig. 20, 21, Taf. 22) und meist von abgerundet dreieckiger Gestalt; die Spitze des Dreiecks liegt vorn. Die hervorragendste Eigenthümlichkeit des Mundsaugnapfes von Bh. gelatinosus besteht in dem Besitze eines „Halskragens", der nach BßAUN (1901) zuerst von Sonsino (1890) beschrieben worden ist.^i Braun selbst erkennt in ihm nach Untersuchung an einer Sagittal- schnittserie einen aus Muskeln bestehenden, dorsal um den Saugnapt herumlaufenden und ventral offenen Halbring, der in den Seiten des Mundsangnapfes in 2 Zipfel vorspringt und zum Mundsaugnapfe ge- hört. Diese Angaben habe ich an meinem Materiale nicht in ganzer Ausdehnung bestätigt gefunden; dass meine Beobachtungen sich da- bei auf eine von derjenigen Braun's verschiedene Species beziehen könnten, halte ich in Anbetracht der sonstigen, weitgehenden Ueber- einstimmung unserer Beobachtungen für ausgeschlossen. An meinen 1) Ich habe schon in meiner vorläufigen Mittheilung (1901) darauf hingewiesen, dass der Ausdruck „Halskrageu" hier nur wenig passend ist und zu Verwechslungen mit andern Bildungen Anlass geben kann. Ich werde deshalb hier für die Differenzirungen am Mundsaugnapfe des J). (jdalinosii)n den Namen „Saugnapfwülste" gebrauchen, der zwar nicht sehr wohlklingend, jedenfalls aber bezeichnender ist als „Halskragen". Trematoden aus Seeschildkröten. 447 Induviduen sehe ich, wie Braun, am Vorderrande der Mimdöffnun^ jederseits einen stumpfen Zipfel oder Höcker ventral- und etwas seitwärts vorspring-en (Fig. 20, 'l'af. 22) ; sie steigen von der Ventral- seite, wobei sie gleichzeitig schräg nach hinten verlaufen, nach den Seitenrändern des Leibes empor und verschwinden hier. Unmittelbar vor ihrem Ende, d. h. kopfwärts von diesem, beginnt in derselben, dem Seitenrande des Leibes entsprechenden Linie eine andere Er- hebung, die continuirlich über den Rücken hinweg nach der Gegen- seite verläuft und dort endigt, wie sie diesseits begonnen. Sie liegt ausserdem mit den ventralen Endigungen der sublateralen Wülste auf ungefähr dem gleichen Niveau, so dass die Scheitelflächen des Kopfes fast eben ist und wie quer abgeschnitten aussieht (Fig. 21, 22, Taf. 22). Meinen Beobaclitungen nach ist demnach nicht ein ein- facher „Halskragen", sondern es sind 3 „Sauguapfwülste'-, 2 sublate- rale und 1 dorsaler, vorhanden; an letztem! habe ich verschiedent- lich eine schwache Einkerbung in der dorsalen Mittellinie bemerkt, die in andern Fällen aber nicht constatirt werden konnte. Histologisch verhalten sich alle 3 Wülste so, wie es von Braun angegeben worden ist, d. h. sie bestehen aus senkrecht zur Längs- richtung der betreffenden Wülste angeordneten Muskelfasern und gehören dem Saugnapf an, in so fern dessen äussere Begrenzung auch über sie hinw^egzieht. Auf Längsschnitten durch den Körper, welche die Wülste mehr oder minder der Quere nach treffen, sieht man dann auch den von Braun beschriebenen dreieckigen und mit Parenchym gefüllten Raum, der sie von der Radiärmusculatur des Saugnapfes trennt. Auf die muthmasslichen Homologien dieser Wülste werde ich nach Beendigung der anatomischen Beschreibung etwas näher ein- gehen. Die Haut des Rhytidocles gelatinosus finde ich in Ueberein- stimmung mit Braun durchaus glatt. Dar map parat. Auf den Mundsaugnapf folgt ein wohl ent- wickelter, in mancher Hinsicht aber bemerkenswerther Pharynx. Derselbe ist zunächst von dem Mundsaugnapfe nicht durch einen sogenannten Präpharynx getrennt; beide liegen vielmehr dicht an einander, und die Auskleidung des Mundnapfes geht direct in die des Pharynx über (Fig. 21, Taf. 22). Auffallend ist ferner die auf dem Querschnitt regelmässig vierstrahlige Gestalt seiner ziemlich grossen Höhlung; dieselbe erscheint meistens in Form eines in der Sagittalebene gelegenen Spaltes, der sich an seinen Enden in 2 unter 448 ^- Looss, rechten oder schwach stumpfen Winkeln aus einander laufende secundäre Strahlen gabelt. Die Eadiärmusculatur des Pharynx ist nicht sehr stark entwickelt und in ein reichliches, lockeres Parenchym eingebettet. Dagegen sind äussere und innere Circulärmuskeln sehr dick; aber auch sie sind augenscheinlich nicht sehr kräftig, da ihre contractile Substanz nur einen ganz dünnen Mantel um das centrale Sarkoplasma darstellt. Eine äussere Meridionalfaserschicht ist nur ganz minimal entwickelt. Ein Oesophagus, wie er den übrigen Distomen zukommt, fehlt dem Ell. gclatinosus; zwar geht auch hier der Pharynx an seinem hintern Ende über in ein unpaares Rohr, aber dieses Rohr ist in ganzer Ausdehnung von demselben Epithel ausgekleidet, welches sich auch in den Darmschenkeln findet (Fig. 23, Taf. 22). An seiner Verbindungsstelle mit dem Pharynx ist der PseudoÖsophagus meistens etwas erweitert; in diese Erweiterung springt die cuticulare Aus- kleidung des Pharynx muttermundartig vor, es entsteht eine ähnliche Bildung wie der Lippenapparat an dem Uebergange des Oesophagus in den Chylusdarm bei vielen Nematoden. Unmittelbar am äussern Rande dieser ringförmigen Cuticularlippe aber beginnt das Epithel. Es ist ziemlich hoch, enthält in seinem basalen Theile eine grosse Menge kleiner Kerne, ohne dass dabei irgend welche Zellgrenzen erkennbar wären, und ist nach dem Lumen zu in zahllose, flimmer- haarartige Fäden ausgezogen, die sich zu flämmchenförmigen Gebilden gruppiren. Während die Basis dieses Epithels sich sehr stark färbt, nimmt die Färbbarkeit nach innen zu schnell ab, und die Spitzen der beschriebenen Fäden sind vielfach wegen ihrer Blässe nicht mehr genau zu erkennen. Dagegen findet man auf der Oberfläche und theilweise auch frei im Lumen des Oesophagus verschieden grosse kuglige Gebilde, die ganz ungefärbt und so blass sind, dass nur ihre Conturen schwach hervortreten. Kleinere und ganz kleine sieht man vielfach den Fäden an ihrer Spitze anhängen; sie dürften also mit diesen in näherer Beziehung stehen, doch bleibt es, da der Oesophagus in allen untersuchten Individuen leer war, fraglich, ob die Tröpfchen Abscheidungsproducte des Epithels oder bereits veränderte Nahrungs- stoife repräsentiren. Aeusserlich zeigt der Oesophagus eine dünne Ringmusculatur {rm Fig. 23, Taf. 22), die in einem kleinen Ab- stände von isolirten Längsfasern (Im) begleitet werden. Dicht vor dem Cirrusbeutel erfolgt die Theilung in die Darm- schenkel, deren Verlauf bekannt ist. Sie sind ziemlich eng; ihr Epithel wird nach hinten zu immer niedriger, wobei sich gleichzeitig Treiriatoclen aus Seeschildkröten. 449 der eigentliche Körper der Epithelzellen (zwischen denen auch hier nocli keine Grenzen erkennbar sind) schärfer gegen den Stäbchen- besatz abhebt; nahe am Ende der Darmschenkel repräsentirt der letztere nur noch einen niedrigen Saum ähnlich dem Cuticularbelag des Darmepitheles verschiedener Nematoden. Das centrale Nervensystem überbrückt den Pharynx in ungefähr seiner Mitte (NS, Fig. 21, Taf. 22). Excretionsap parat. Nach Beaun gabelt sich der Stamm der Excretionsblase in der Mitte zwischen Hinteren de und hinterm Hoden; die Gabeläste ziehen zuerst innerhalb der Darmschenkel nach vorn, kreuzen dieselben dann auf der Höhe des Bauchsaugnapfes und sind seitlich neben dem Oesophagus bis zum Pharynx zu verfolgen. Mit Ausnahme des nebensächlichen Umstandes, dass ich die Gabelung immer näher am hintern Hoden gefunden habe, stimmen diese An- gaben mit meinen Beobachtungen vollkommen überein; an frischem und gut conservirtem Materiale erkennt man freilich, dass hiermit nur der kleinere Theil der Excretionsblase des Eh. gelatinosHS dar- gestellt ist. Der unpaare Stamm sowohl wie die Schenkel entsenden nämlich in ganzer Länge und nach beiden Seiten ein ausserordentlich reiches System von Seitenzweigen, und bei den nach innen zu ab- gehenden habe ich mehrmals auch mit Sicherheit feststellen können, dass sie von beiden Seiten her in Verbindung treten. Im Vorder- körper anastomosiren sie deutlich unter einander, wodurch ein Maschenwerk entsteht, dessen Ausläufer bis dicht an die Körperhaut herantreten; das gleiche Verhalten scheint auch im Hinterkörper zu herrschen, indessen habe ich es der starken Entwicklung der Dotter- stöcke wegen hier nicht mit voller Sicherheit zu constatiren ver- mocht. An gewissen Stellen heben sich aus dem MascheuAverk wiederum deutliche Längsstämme hervor, die aus einer Verschmelzung kleinerer Aeste hervorgegangen sind. Theile solcher secundären Längsstämme habe ich auch im Hinterkörper gesehen, ohne über ihre Lage genau ins Klare gekommen zu sein. Dagegen Hess sich ohne Zweifel erkennen, dass im Vorderkörper auf die erwähnte Weise 2 mediane Gefässe entstehen, die dicht am Bauchsaugnapfe, das eine ventral, das andere dorsal, beginnen und bis in das äusserste Kopfende laufen. Die Enden der seitlichen Gefässe erstrecken sich bis über die Scheitelfläche des Bauchsaugnapfes und scheinen (Fig. 22, Taf. 22) auch hier noch in gegenseitiger Verbindung zu stehen. In ihren Wandungen sieht man allenthalben kleine Kerne verstreut. Genital Organe. Die Topographie des Genitalapparats ist 450 *^- Looss, durch die Beschreibung-en der altern Autoren zur Genüge bekannt. Die neuern ausführlichen Angaben von Braun kann ich in einigen Punkten vervollständigen. Der Genitalporus findet sich bei meinen conservirten Individuen stets auf der Spitze einer kleinen buckel- artigen Erhebung unmittelbar vor dem Vorderrande des Bauclisaug- napfes {PG. Fig. 20 Taf. 22). Ein Genitalsinus fehlt; die männliche Oeifnung liegt dicht vor der weiblichen, beide oft seitlich ein wenig gegen einander verschoben. Der sehr kurze und dicke Cirrusbeutel (Fig. 24 Taf. 22) liegt median über dem vordem Abfall des Bauch- saugnapfes, in Quetschpräparaten neben denselben verschoben: er reicht in keinem Falle über die Mitte des Bauchsaugnapfes nach hinten hinaus. Seine Wand wird von einer dichten Lage starker Eingfasern umspannt, Längsmiiskeln fehlen. Ueber die Hälfte seines Innenraumes wird eingenommen von einer dicken gewundenen Samenblase; dieselbe geht nahe dem Hinterende des Beutels über in eine schlanke, schlauchförmige und mehrfach ge- wundene Pars prostatica, die von sehr zahlreichen, die Dicke des ganzen Cirrusbeutels bedingenden Drüsenzellen umgeben ist. Den Ductus ejaculatorius finde ich auffallend dünn und k u r z. Er hat nur 0,04 mm im Durchmesser, ist innen von einer dicken Cuticula ausgekleidet und besitzt äusserlich nur eine feine Ringmusculatur, die sich stärker auf die Pars prostatica fortsetzt und dort äusserlich von einer feinen Längsmusculatnr überlagert wird. Ich glaubte Anfangs, diesem schwach entwickelten Ductus die Fähigkeit, nach aussen ausgestülpt zu werden, überhaupt absprechen zu sollen, finde ihn aber in einem meiner Quetschpräparate als kurzen dicken Zapfen von 0,3 mm Länge und 0,2 mm Durchmesser hervorgepresst. Er ist im Innern ganz ausgefüllt von dem Anfangstheile der Pars prostatica mit den sie umgebenden Drüsenzellen; ob sein Zustand in dieser Form normal ist, bleibt indessen zum mindesten fraglich. Das Me- traterm ist ein ziemlich langes, dünnes Rohr von 0,054 Durchmesser, mit dicker innerer Cuticularauskleidung und äusserer Ring- und Längsmusculatnr. Es wird begleitet von den üblichen Zellen- anhäufungen und läuft in mehrfachen Windungen von der weib- lichen Genitalöffnung aus über den Rücken- des Bauchsaugnapfes hinweg, um hinter demselben schliesslich in den Uterus überzugehen. Die Innern weiblichen Genitalien zeigen den üblichen Aufbau; ein Receptaculum seminis fehlt; die queren Dottergänge zeigen sich bei den meisten Individuen vor ihrem Zusammentritt zu dem Re- ceptaculum vitelli spindelförmig aufgetrieben. Die Dotterstöcke sind TreiiKiTodeu aus Seeschildkrüteu. 451 aus zahlreichen schlanken, schlaucliförmig-en Follikeln aufgebaut, die die Seitentheile des Körpers ausserhalb der Darmschenkel in ganzer Dicke durchsetzen. Sie endigen vorn kurz hinter dem Bauchsaug- napf; auf der Höhe des Keimstockes zeigen sie constant eine kurze Unterbrechung, in welcher sich die von vorn und hinten kommenden Längscanäle zu den queren Dottergängen vereinigen. Die zahlreichen Eier haben eine massig dicke, gelbe Schale und sind 0,067 mm lang und 0,038 mm dick, was mit den von Bkaun gegebenen Maassen übereinstimmt. Nach Untersuchung der typischen Art fasse ich die Diagnose der Gattung Bhyfidodcs bis auf Weiteres folgendermaasen : Grosse kräftige Formen mit leicht zugespitztem Vorder- und lang bandförmigem Hinterkörper mit gekräuselten Seitenrändern. Saugnäpfe einander genähert, Mundsaugnapf vorn mit einem aus 3 Theilen bestehenden musculösen Ringwulst. Haut glatt. Darm mit Pharynx, der dem Saugnapf ohne Präpharynx anliegt, langem, mit dem Darmepithel ausgekleideten Oesophagus und dünnen, einfachen Schenkeln. Excretionsblase Y förmig mit relativ kurzem Stamm und langen Schenkeln, ein reiches Netz von unter einander anastomisirenden Seitenzweigen aussendend. Männliche und w^eibliche Genitalöifnungen getrennt, vor dem Bauchsaugnapfe. Cirrusbeutel vorhanden. Hoden median hinter einander, Keimstock ebenfalls median vor ihnen; LAUEEß'scher Canal vorhanden, Eeceptaculum seminis fehlt. Dotter- stöcke reich entwickelt, von den Seiten her bis unter die Rücken- und Bauchfläche sich ausdehnend. Uterusschlingen zwischen Keim- stock und Bauchsaugnapf, seitlich die Darmschenkel nicht über- schreitend. Eier zahlreich, ca. 0,07 mm lang. Als eine wesentliche Eigenthümlichkeit des JRhytidodes geJatinosus habe ich oben die Ausbildung seines Kopfendes, d. h. den Besitz der 3 Muskelwülste an seinem Mundsaugnapfe bezeichnet. Ueber die Beziehungen derselben zu ähnlichen Bildungen bei andern Arten, die für die Beurtheilung der systematischen Stellung der Gattung Bhytidodes nicht ohne Belang sein dürften, hat bereits Braun einige Erörterungen angestellt. Er vergleicht den „Halskragen" des Bist, gelatinosuni zunächst mit den 5 Papillen, welche um den Mundsaug- napf herum bei Crepidostomum nwtoecus (aus VespertiUo lasiopterus) 452 A. Looss, sich finden und welche „als der in einzelne Theile zerfallene Hals- kragen" des Bist, gclatinosum aufg-efasst werden können. Ganz ähn- lich lieg-en nach dem Autor die Verhältnisse auch bei Crepid. laureatuni (Zed.). Diese Anschauungen erscheinen mir wohl be- gründet; Crepidosf. metoecus kenne ich nicht aus eigener Anschauung, dagegen habe ich von Crep. laureattim 2 allerdings stark contrahirte Exemplare in aufgehelltem Zustande untersuchen und dabei wenig- stens soviel constatiren können, dass die bei dieser Art vorhandenen 6 Wülste (2 ventrale, 2 laterale, welche grösser, und 2 dorsale, welche kleiner sind als die ventralen) der Muskelmasse des Saug- napfes angehören und von 'seiner äussern Begrenzung um- schlossen werden. Betreffs der Bunodera nodulosa, deren Kopfende ebenfalls 6 Papillen trägt, kommt Beaun zu dem Schlüsse, dass eine nähere Verwandtschaft dieser Art mit Crepidosf ornmn ausge- schlossen sei, da die Papillen nur wenige Muskelfasern und Paren- chymgewebe enthielten und auch sonst Differenzen, namentlich im Genitalapparat sich finden. ^) Es ist aus der Darstellung Braun's nicht mit Bestimmtheit zu ersehen, ob diese Angaben auf eigenen Untersuchungen oder allein auf meiner frühern Beschreibung des Bist nodiüosum ^) beruhen. Da diese von ihm citirt wird, so kann das letztere der Fall sein, und es trifft dann mich die Schuld, dass die Schlussfolgerungen der Wirklichkeit nicht entsprechen. An den frischen Objecten, die fast ausschliesslich das Material meiner damaligen Untersuchungen bildeten, hatte ich im Innern der Papillen ,,ausser den gewöhnlichen Parenchymzellen und schwachen Fort- setzungen des Hautmuskelschlauches nichts Besonderes wahrge- nommen"; wie diese Angabe zu Stande gekommen ist, kann ich nicht mehr sagen; richtig ist sie jedenfalls nicht. Eine erneute Unter- suchung der alten Totalpräparate und conservirter Individuen hat gezeigt, dass die 6 „Papillen" der Bunodera nodulosa den Saugnapf- wülsteu von Crepidostomum im Bezug auf ihren Innern Bau und ihre Verbindung mit dem Mundsaugnapfe vollkommen entsprechen; auch sie bestehen der Hauptmasse nach aus senkrecht verlaufenden Muskeln, unter denen da, wo sie mit dem Saugnapf in Verbindung stehen, in günstigen optischen Querschnitten der dreieckige, paren- 1) Trematoden der Chiroptera, in: Ann. Hofmus. Wien, V. 15, 1900, p. 231. 2) Die Distomen unserer Fische u. Frösche, in: Bibl. zool., Hft. 16, 1894, p. 33, fig. 8—10 tab. 1, 92—94 tab. 5. Treraatoden aus Seeschildkröten. 453 cli3'mgefüllte Raum zu sehen ist. Die Papillen werden mandinial noch etwas überragt von der Körpermasse, und es mag sein, dass ich früher nur diese letztere beachtet, die musculösen und an die Saug- näpfe augedrückten eigentlichen Wülste aber übersehen habe. Nachdem sich so der Bau des Kopfendes von Bimodcra noäulosa als geradezu identisch mit demjenigen von Crcivdosfonmm, speciell Cr. laurcatum erwiesen hat, gewinnt natürlich die Frage nach einer eventuell vorhandenen nähern Verwandtschaft beider Gattungen ein neues Interesse. Meine früher nach lebenden und in verschiedenen Bewegungsstadien befindlichen Tliieren gegebenen Abbildungen lassen die Körperform der B. nodiüosa von der der Crepidostomen ziemlich abweichend erscheinen; gepresste sowohl wie conserviile Individuen zeigen dagegen eine durchaus mit ihnen übereinstimmende Gestalt, und in solchen Individuen wird dann auch die Disposition der Keimdrüsen eine solche wie bei den Crepidostomen. Die beiden grossen Hoden liegen median hinter einander, und nur die Vasa deferentia entspringen noch ausgesprochen seitlich. Der Keimstock liegt vor ihnen, bald rechts, bald links ; wir haben also dieselbe An- ordnung der Keimdrüsen wie bei Crepidostomum und den Allocreadien. Trotz aller dieser Aehnlichkeiten glaube ich indessen Bunodera mit Creiridostomum noch nicht vereinigen, d. li. letzteres für synonym zu ersterm erklären zu müssen, da auch Differenzen existiren, die meinen systematischen Auffassungen nach die Trennung beider Gat- tungen rechtfertigen. Bei Crepidostomum überragt der Cirrusbeutel ausgestreckt den Hinterrand des Bauchsaugnapfes und ist wenigstens bei C. Jcmreafum stark musculös. während er bei Bunodera trotz der ganz übereinstimmenden Configuration der von ihm eingeschlossenen Organe nur aus einer sehr scharf begrenzten Membran besteht, die keine Auflagerung musculöser Elemente erkennen lässt, und den Hinterrand des Bauchsaugnapfes nicht erreicht. Ferner ist bei Bunodera der Uterus augenscheinlich stärker entwickelt als bei Crepidostomum, indem er nicht nur bis au den vordem Hoden (wie ich bei C. laureatam gesehen und wie es bei C. metoecus ebenfalls der Fall zu sein scheint), sondern zwischen und über den Hoden bis an den Hinterrand des hintern sich erstrecken kann. Auf Grund dieser Differenzen glaube ich Bunodera und Crepido- stomum als selbständige Genera aufrecht erhalten zu können, beide zusammen würden aber einer Unterfamilie Bimoderinae ange- hören. In Bunodera steht B. nodidosa bis jetzt allein, doch gehören zwei andere Species allem Anscheine nach ebenfalls in dieses Genus. 454 -^- Looss, Die eine ist Dist. auricidatum Wedl aus Acipenser ruthenus, ^) die andere eine nordamerikanisclie Form, von der ich 4 Exemplare in natura untersuchen konnte. Dieselben sind von Herrn C. H. Lander, Ann Arbor, Michigan, in einer Acipenser-Art gesammelt und Disio- mum petalosum genannt worden. Die Art ist allem Anscheine nach dieselbe, welche Linton -) als „Distonmm auriciilatum Wedl (?)" aus Acipenser ruhicundus (U. S. nation. Mus. Nr. 4845) beschreibt; wenigstens passt die Beschreibung Linton's und zum Theil sogar die angegebenen Körpermaasse gut auf die mir vorliegenden Exem- plare. Mit dem echten Bist, auriculatum Wedl's sind sie indessen trotz weitgehender Uebereinstimmung nicht identisch, da in beiden Formen die Ausdehnung der Dotterstöcke eine verschiedene ist. Dieses Distomum petalosum C. H. Lander glaube ich auf Grund seines Aeussern (Besitz von 6 Saugnapfwülsten) und seiner innern Organisation (cf. Linton) der Gattung Bunodera bis auf Weiteres einreihen zu können; vor allem erreicht auch bei ihm der Cirrus- beutel trotz seiner relativen Länge (der Genitalporus liegt hier weiter nach vorn) den Hinderrand des Bauchsaugnapfes nicht, und ebenso lassen sich in seiner Wandung keinerlei musculöse Elemente er- kennen. Die Eier finden sich bis an den Vorderrand des hintern Hodens. Bist, auriculatum Wedl ist dem Bist, petalosum C. H. Lander sehr ähnlich und dürfte deshalb ebenfalls zu Bunodera gehören. Durch den Nachweis, dass der „Halskragen" des Bist, gelatino- sum nicht einfach und einheitlich ist, sondern aus 3 getrennten Wülsten sich zusammensetzt, gewinnt die von Braun ausgesprochene Vermuthung, dass die Saugnapfwülste von Crepidostomum aus einem Zerfall ursprünglich einfacherer Anlagen hervorgegangen sei, eine weitere Stütze. Es ist möglich, dass die von mir mehrfach be- obachtete mediane Einkerbung des unpaaren, dorsalen Wulstes von JRh. gelatinosus auf eine solche Spaltung hindeutet. Soweit also Braun die Kopfbildung des Bist, gelatinosum mit derjenigen von Crepidostomum und Bunodera in nähere genetische Beziehung bringt, finde ich seine Auffassung durchaus gerecht- fertigt ; etwas gewagt hingegen erscheint mir sein weiterer Versuch, 1) Anat. Beobacht. üb. Trematoden , in: SB. Akad. "Wiss. Wien, math.-naturw. Cl., V. 26, 1857; 1858, p. 242, tab. 1, fig. 2. 2) Trematode-Parasites of Fishes, in: Proc. U.S. nation. Mus., V. 20, No. 1133, 1897, p. 521, fig. 1—7, tab. 45. Trematoden aus Seeschildkröten. 455 auf die Saugnapf vvülste des Bist, gelatinosiini auch den Halskragen der stacheltragenden Echinostomen zurückzuführen. Man könne sich sehr wohl vorstellen, dass gleichzeitig mit der Ausbildung der Stacheln sich der Kragen einer dem Bist, gelatinosum ähnlichen Form vom Saugnapf loslöste, einen selbständigen Anhang von Halbringform bildete und so zum ventral eingeschnittenen Kragen der Echinostomen wurde. Mir will, offen gestanden, diese Auffassung nicht so plausibel erscheinen. Denn einmal ist der Saugnapf bei allen digenetischen Trematoden, bei denen er vorhanden ist, ein so streng individualisirtes Gebilde, er legt sich mit seinen eventuell vorhandenen besondern Ausstattungen (z. B. den Taschen bei ver- schiedenen Amphistomen) in den Keimen schon so frühzeitig an und grenzt sich gegen den übrigen Körper schon so frühzeitig ab, dass mir der Gedanke, er könne später Theile von sich wieder an den Körper abgeben, von vorn herein wenig Wahrscheinliches für sich hat. Weiterhin lehrt aber auch die Beobachtung (ich habe sie früher an mindestens 4 verschiedenen, aber damals unbestimmbar gebliebenen Arten von der Form der Cercaria cchinafa v. Sieb, ganz übereinstimmend machen können), dass in den jungen Cercarien von Echinostomum-Arten der Saugnapf bereits lange angelegt, gegen das Parenchym abgegrenzt und fibrillär differenzirt ist, ehe eine Spur des spätem Kopfkragens erscheint. Dieser letztere ist von Anfang an ein Differenzirungsproduct des Körpers, seine Musculatur in der Hauptsache ein Derivat der Hautmusculatur, zu der sich in höherm oder geringem! Grade Parenchj'mmuskeln gesellen. In dieser Hinsicht nähert sich der Kopf kragen der Echinostomen nach seinem Baue und seinen Lagebeziehungen viel mehr dem Kopf- oder Schulterkragen von Pronocephalus und seinen Verwandten. Es kommt hinzu, dass er in beiden Fällen (bei den Echinostomen aller- dings weniger auffallend) von den Thieren während ihrer Bewegungen äusserlich vollkommen zum Verschwinden gebracht werden kann. Bei einer Langausstreckung des Vorderkörpers verstreichen seine Conturen gänzlich; bei der Beobachtung der weiter unten zu be- schreibenden Monostomen während ihres Lebens war ich in einzelnen Fällen zuerst absolut im Unklaren, ob ich es mit einer Form mit oder einer ohne Kopfkragen zu thun hatte, so wenig trat der- selbe während der Bewegung der Thiere in die Erscheinung. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei lebenden Echinostomen, nur wird hier der freie Eand des Kragens stets durch seinen Stachelbesatz deutlich markirt. Die Bewegungen dieser Stacheln, die von ihren 456 A. Looss, Besitzern nach allen Eiclitungen, auch fast direct nach vorn gestellt werden können, lassen kaum einen Zweifel darüber, dass hier ein Fixationsorgan vorliegt; dieselbe Ueberzeugung theilt sich dem Be- obachter mit, der die kragentragenden Monostomen einmal der Darmwand ihres Trägers anhaftend oder gar mit ihrem Vorderkörper in das Epithel derselben vergraben gesehen hat. Ich halte, wie gesagt, den Kopf kragen der Echinostomen, ebenso wie denjenigen einer Anzahl von Monostomen für ein Differenziriings- product des Hautmuskelschlauches, während die Saugnapfwülste des Dist. geJcdinosum und der Bunoderinen Ditferenzirungen des Mund- saugnapfes sind. Möglich, dass auch sie Hülfsapparate für die Fixirung darstellen und dass somit ihre gleiche Function auch eine Aehnlichkeit in ihrem äussern Verhalten hervorgerufen hat; dem Versuche, sie genetisch auf einander zurückzuführen, möchte mich in- dessen nicht anschliessen. Was die verwandtschaftlichen Beziehungen des Bh gelatinosus anlangt, so erinnert Braun in seiner ersten Mittheiluug (1899) zu- nächst an die echinostomen Distomen, während ich auf dieselbe Be- schreibung hin wegen der Aehnlichkeit in der Körperform und Innern Organisation auch Azygia tereticollis in Frage ziehen zu müssen glaubte (1899). Ein definitives Urtheil machte ich dabei von dem Verhalten der männlichen Copulationsorgane des Bist, gelatinosum ab- hängig, welche damals noch nicht genügend analysirt war. Auch Bkaun erkennt neuerdings die Analogien im Bau dieser beiden Formen an, macht daneben aber auch auf die zwischen ihnen herrschenden Unterschiede aufmerksam. Die letztern sind nach ihm gegeben in dem Verhalten der Dotterstöcke, des Mundsaugnapfes, des Darmes und des männlichen Copulationsorgans. In letzterer Beziehung be- schränke sich der Unterschied jedoch nur darauf, dass bei Bist, gelatinosum „um Ductus ejaculatorius und Vesicula seminalis eine Eingmuskelschicht aufgetreten ist, welche dem Bist, tereticolle fehlt''. Dieser Passus ist zunächst in so fern zweideutig, als man nicht er- kennen kann, ob damit eine Eigenmusculatur der beiden Theile des Leitungsapparats oder eine dieselben als Ganzes, d. h. als Cirrus- beutel umringende Musculatur gemeint ist. Ab'gesehen hiervon sind aber meines Erachtens die Unterschiede, welche zwischen den Copu- lationsorganen bestehen, doch recht beträchlich grösser, als Bkaun annimmt. Denn einmal ist bei Bist, tereticolle ein sehr wohl ent- wickelter Genitalsinus vorhanden, der unter gewissen Umständen Trematoden aus Seeschildkröten. 457 ganz colossale Dimensionen annehmen kann ^), bei Bist. geJaUnosum aber gänzlich fehlt. Ferner hat Dist. fercticollc eine ganz kurze und wenig entwickelte Pars prostatica, die aber von der Sanienblase durch einen coniplicirten Verschlussapparat geschieden ist, wohin- gegen die Pars prostatica bei Dist. gelatinosum sehr lang und stark entwickelt ist, aber keinen besondern Abschluss gegen die Samen- blase aufweist. Meinen systematischen Anschauungen nach ist dieser letztere Unterschied ganz besonders schwerwiegend, und es ist meine Ueberzeugung, dass, wenn einmal wirkliche Gattungsgenossen der Azijgia tcrcticoUis aufgefunden werden, diese einen ähnlichen Ver- schlussapparat zeigen müssen. Als bedeutsamen Unterschied er- wähne ich, von kleinern abgesehen, schliesslich noch, dass bei Dist. tereticolle Samenblase u. s. w. von einem einfach membranösen, bei Bist, gelatinosum dagegen von einem musculösen Sacke, dem Cirrus- beutel, umhüllt werden. Daneben bestehen in Bezug auf die übrige Organisation noch die von Beaun bereits hervorgehobenen Unter- schiede, denen sich als bisher nicht erkennbarer das ungleich com- plicirtere Verhalten der Excretionsblase bei Bist, gelatinosum zu- gesellt. Aus allen diesen Gründen kann ich meine ursprüngliche Ver- muthung einer nähern Verwandtschaft des Bist, gelatinosum mit Azyyia tereticollis nicht mehr aufrecht erhalten. Dass es Eepräsen- tant einer eigenen Gattung ist, kann keinem Zweifel unterliegen, und da sein innerer Bau jetzt genügend bekannt erscheint, um eventuelle Gattungsgenossen zu erkennen, habe ich diese Gattung auch be- nannt. Ueber den Platz freilich, der dieser Gattung im System anzu- weisen sein wird, bin ich mir jetzt noch ebenso wenig klar wie früher. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sie in der Topographie der Organe dem Genus Echinostomum nahe steht, und doch kann ich mich nicht entschliessen, sie diesem näher zu stellen. Am ehesten würde ich mich versucht fühlen, sie mit den xA^Uocreadien in Beziehung zu bringen, ohne dass ich vermöchte, diese Beziehungen zur Zeit auch nur einigermaassen zu verstehen. Da Speculationen die Sache nicht fördern, halte ich es für das Beste, hier der Zukunft die Entscheidung zu überlassen. 1) Vgl. hierzu meine Beschreibung des Dist. tereticolle in den Distomen der Fische und Frösche, 1. c, p. 14 und fig. 66, tab. 4. 458 ^- Looss, 4. Calijcodes anthos (Braun). (Fig. 17 u. 18, Taf. 21.) 1899. Distommn aniho>i Beaun, Trematoden der DAHL'schen Sammlung etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 25, p. 720. 1901. Distomw)! anthos Braun, Trematoden der Chelonier, in: llitth. zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 27, fig. 20, 21, 22, 24, 31 tab. 2. 1901. Calycodes anthos (Braun), Looss, TJeb. Trematod. aus Seeschild- kröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 565. Diese interessante Art ist in den Seeschildkröten der ägypti- schen Küsten allem Anscheine nach sehr selten, denn ich habe sie in 20 untersuchten TJiälassoclielys corticata ein mal in einem einzigen Exemplare angetroifen, in 18 Chelone mydas überhaupt nicht. Das eine Exemplar fand sich erst nach der Conservirung unter den 37 Exemplaren von FJi. gelatinosus, die ich aus einer Thalassoclielys gesammelt; es hatte unter diesen gelebt und war mir beim Heraus- nehmen der Würmer aus dem Darme weder durch Abweichungen in der Gestalt noch durch abweichende Färbung aufgefallen. Be- merkt muss dazu werden, dass das gründliche Durcharbeiten einer grossen Schildkröte, wenn es im Verlaufe eines Tages geschehen soll, nicht viel Müsse zur genauem Betrachtung der lebendigen Thiere übrig lässt. Ich habe mich um so weniger entschliessen können, dieses eine Exemplar in Schnitte zu zerlegen, als es, mit Creosot aufgehellt, die Hauptzüge seiner Organisation recht gut erkennen liess. Bin ich so auch in der Lage die Angaben von Braun in mehrfacher Hin- sicht ergänzen zu können, so ist doch meine Beschreibung noch keine erschöpfende, da gewisse Einzelheiten nicht zu eruiren waren. Weun ich ferner den von mir gefundenen Wurm auf das Distomum anthos Braun beziehe, so geschieht dies mit einem gewissen Vorbehalt. Soweit die von Braun gelieferten Daten über die innere Organisation der Art gehen, stimmen sie fast vollkommen auch mit meinen Be- funden überein; dagegen ergeben sich in Bezug auf die äussere Körperform und einzelne Maasse Differenzen, die durch verschiedene Contractionszustände , resp. verschieden sorgsame Conservirung der Objecte zwar erklärt werden können, es andrerseits aber doch nicht gänzlich ausgeschlossen erscheinen lassen, dass es sich in meinem Falle um eine andere, aber dann sehr nahe verwandte Art handelt. Das mir vorliegende, vollkommen gerade gestreckte Tliier (Fig. 17, Taf. 22) misst 9,75 mm in der Länge, die grösste Breite von 1,25 mm Trematoden aus Seeschildkröteu. 459 findet sich auf der Höhe des Bauclisaugnapfes, das ist am Ende des ersten Körperfünftels. Während von hier aus die Seitenränder nach hinten zu unter leichter Eunzelbildung fast gleichmässig- con- vergiren, so dass an dem abgerundeten Körperende die Breite nur noch 0,53 mm beträgt, bleibt die Breite nach dem Kopfende zu fast dieselbe bis zur Basis des Mundkegels. Die Dicke ist am grössten im Vorderkörper und nimmt dann nach hinten zu allmählich ab. Das eigenthümlich geformte Kopfende zeigt bei meinem Exemplare folgende Gestalt. Während kurz vor dem Bauchsaugnapfe ein Quer- schnitt durch den Körper noch ein regelmässiges Oval ergeben würde, werden weiter nach vorn zu diese Querschnitte auf der Dorsal- und Ventralseite abgeplattet und erhalten endlich sogar in der Mittel- linie oben und unten eine kleine flache Einbuchtung: der Körper plattet sich auf der Bauch- und Eückenseite nach vorn zu allmäh- lich ab, und die abgeplattete Fläche erhält schliesslich dorsal und ventral eine ganz seichte mediane Einne. Nach vorn zu endigen beide Abplattnngsflächen je in einer ziemlich scharf vorspringenden bogenförmigen Kante (Fig. 18, Taf 22), die in der dorsalen und ven- tralen Mittellinie am weitesten nach vorn reichen, und von da aus jederseits rückwärts und gleichzeitig in den Seitenflächen des Körpers von oben und unten her auf einander zu laufen. Sie treffen sich schliesslich unter einem spitzen Winkel, und es entsteht auf diese Weise eine Bildung, die man mit einem zweiblättrigen Blüthenkelch vergleichen könnte. Wie aus diesem die Knospe, so ragt bei unserm Wurme der breite und stumpfe, stark ventral geneigte Kopfzapfen aus beiden Blättern hervor. Diese letztern sind auch bei der An- sicht von der Bauchseite zu erkennen und in Fig. 17 mit dl (dorsale Kante) und vk (ventrale Kante) bezeichnet. In der Beschreibung, w^elche Braun von dem Kopfende des von ihm untersuchten grossen Exemplares giebt, kann man, wie ich glaube, ohne Zwang die hier geschilderte Form wiedererkennen, wenn man annimmt, dass das Thier vielleicht in Folge plötzlicher Wirkung stärkern Alkoholes etwas geschrumpft war. Die Haut des Kopfzapfens und der beiden „Kelchblätter" ent- behrt jedweder Bewaffnung; dagegen tritt von dem Niveau an, wo beide Blätter in den Seiten auf einander stossen, eine sehr dichte Bestachehing rings um den Körper auf, die in dieser Weise ungefähr bis zum Bauchsaugnapfe sich erstreckt. Hinter demselben wird sie schnell spärlicher; die letzten vereinzelten Stacheln habe ich am Zool. Jahrb. XVI. Abtb. f. Syst. 30 460 A. Looss, Anfange des vordem Hodens gesellen; von da ab ist die Haut wieder vollkommen glatt. Die Saugnäpfe werden von Braun als gleich gross angegeben. Bei meinem Individuum ist dagegen der Bauclisaugnapf deutlich grösser als der Mundsaugnapf, da ersterer der Quere nach 0,55, letzterer aber 0,76 mm misst; dieses Verhältniss ist fast genau das- selbe, wie es in fig. 21 der Arbeit Brauk's gezeichnet ist. Dar mapparat. An den Mundsaugnapf schliesst sich, durch einen kurzen Vorhof von ihm getrennt, ein sehr kräftiger Pharynx an, der in meinem Präparate 0,52 mm lang und 0,43 mm dick ist; er steht demnach thatsächlich dem Mundsaugnapfe an Grösse nur wenig nach. Er geht über in einen kurzen ..Oesophagus", der sich wie bei dem Exemplare Brauk's fast genau in der Mitte zwischen den beiden Saugnäpfen in die Darmschenkel spaltet. Dieser Oeso- phagus lässt aber noch einige sehr eigenthümliche Ausstattungen er- kennen. Mit Ausnahme eines ganz kurzen Anfangsstückes ist er nämlich, wie der „Oesophagus" von Bh. gelatinosus, mit dem typischen Darm epithel ausgekleidet. Da, wo dieses Epithel vorn beginnt, ent- sendet er ferner nach den Seiten und etwas schräg nach vorn jeder- seits einen ziemlich engen Seitenast; jeder derselben tritt, halbwegs zwischen Oesophagus und Körperrand, in einen unregelmässig ge- stalteten, in der Hauptsache aber längs verlaufenden Hohlraum ein, der blind geschlossen, aber Avie der zuführende Canal mit Darm- epithel ausgekleidet ist {dbj Fig. 17, Taf. 22). Von der Gabelstelle der Darmschenkel aus läuft schliesslich noch ein ganz kurzes, cylin- drisches Blindsäckchen median nach hinten (Fig. cit.). Von diesen eigenthümlichen Divertikeln erwähnt Braun in seiner Beschreibung nichts, sie scheinen aber auch in seinem Exemplare vorhanden gewesen zu sein, da man in seinen beiden figg. 20 u. 21 das zuletzt erwähnte kurze mediane Blindsäckchen mit aller Deutlich- keit angegeben findet. Aus fig. 20 glaube ich auch die Existenz der beiden seitlichen Divertikel herauslesen zu können, da hier der Oesophagus nach vorn zu nicht in den Pharynx übergeht, sondern seitlich gleichsam um ihn herumgreift. Eine solche Zeichnung wäre bei einem normalen Verhalten von Pharynxr "und Oesophagus unver- ständlich ; ausserdem habe ich bei allen Zeichnungen der Arbeit, die ich an der Hand eigenen Vergleichsmateriales zu controliren in der Lage war, eine recht genaue Wiedergabe der thatsächlichen Verhält- nisse constatiren können. Deshalb glaube ich bis auf \A'eiteres nicht, aus dem Umstände, dass der Autor die in Rede stehenden Trematoden aus Seeschildkrüten. 4ßl Bikluiigeii im Texte iiiclit erwähnt, auf ihr thatsächliches Fehlen bei seinem Exemplare und damit auf eine specifische Verschiedenheit desselben von dem meinen schliessen zu müssen. Die sehr geräumigen Darmschenkel laufen bis ins äusserste Hinterende. Der Excretionsporus liegt am Hinterende ; er führt in einen Sammelraum, der, zwischen den Darmschenkeln eingepresst, bis an den hintern Hoden reicht; hier theilt er sich in zwei Schenkel, die ich neben dem vordem Hoden noch bemerkt, von da ab aber wegen der Uterusschlingen und. der immer zunehmenden Dicke des Leibes aus den Augen verloren habe. Seitenzweige entsenden allem Anscheine nach weder der Stamm der Blase, noch die Schenkel. Genitalapparat. Den allgemeinen Aufbau der Genitalorgane finde ich so, wie er von Beaun geschildert worden ist; dass bei meinem Exemplare die Hoden in die Länge gezogen und durch eine kleine Entfernung von einander getrennt sind, dürfte nur eine Folge der grössern Streckung des Hinterkörpers sein. Der Genitalporus liegt median kurz vor dem Bauchsaugnapfe und repräsentirt eine ziemlich weite, von etwas erhobenen Rändern umgebene Oeffnung. Die Endtheile des männlichen Leitungsweges sind in einen Cirrus- beutel von ganz ungewöhnlichen Dimensionen eingeschlossen. Er reicht nach hinten um mehr als den halben Durchmesser des Bauch- saugnapfes über diesen hinaus und besitzt eine Dicke, die diesem Durchmesser beinahe gleichkommt. Der in der fig. 20 der Arbeit Braun's gezeichnete schwarze Fleck dürfte in der Hauptsache dem Cirrusbeutel entsprechen. Nicht ganz die hintere Hälfte seiner Länge wird eingenommen von einer dicken, anscheinend zwei- getheilten Samenblase {VS Fig. 17, Taf. 22). Sie geht über in eine Pars prostatica, die beinahe bis zum vordem Ende des Beutels sich erstreckt und mehr als die Hälfte seiner Dicke für sich beansprucht. Entsprechend diesen stattlichen Dimensionen ist auch die Zahl der sie umgebenden Drüsenzellen eine ganz bedeutende ; dieser mächtigen Entwicklung der Prostata ist augenscheinlich allein die ungewöhnliche Dicke des Cirrusbeutels zuzuschreiben. Den an die Pars nach vorn sich anschliessenden Endtheil des Leitungsapparats habe ich mit voller Deutlichkeit nicht gesehen; sicher ist, dass der Ductus ejacu- latorius von dem Vorderende der Pars zuerst bis ungefähr in die Mitte des Cirrusbeutels zurück und dann wieder nach vorn der Genitalöffuung zu läuft. Dieser letztere Theil schien mir etwas weiter zu sein als der rücklaufende, beide haben ziemlich dicke, musculöse Wandungen. Auch die Vagina ist ziemlich dick und scheint bis 3)* 462 A. Looss, ungefähr zum Hinterrande des Bauchsaugnapfes zu reichen ; im Innern des Genitalatriums erkannte ich eine intensive Faltenbildung, doch liess sich nicht feststellen, was dieselbe zu bedeuten hatte. Der Keimstock liegt, wie Braun bereits richtig gesehen hat, etwas rechtsseitig kurz vor dem vordem Hoden; er repräsentirt einen nicht gerade kleinen, leicht quer ovalen Körper, der nicht leicht zu sehen ist, da er dorsal und ventral sowohl, wie vorn und hinten von den Anfangsschlingen des Uterus umzogen wird. In der Fig. 17 Taf. 22 sind diese Schlingen etwas weniger dicht gezeichnet als in Wirklichkeit, um den Keimstock (KSt) deutlicher hervortreten zu lassen'. Uterus und Dotterstöcke linde ich genau so, wie es Braun beschrieben hat; die queren Dottergänge treffen ungefähr in der Mitte zwischen Keimstock und vorderm Hoden zur Bildung eines ansehnlichen Dotterreservoirs zusammen; sie sind, ähnlich wie die- jenigen des Bh. gelafinosus, in ihrer Mitte ziemlich auffällig spindel- förmig angeschwollen. Ein LAURER'scher Canal ist vorhanden, ein Eeceptaculum seminis habe ich nicht zu entdecken vermocht. Die Eier finde ich 0,063 mm lang und 0,042 mm dick, also genau so gross, wie es Braun angiebt. Darüber, dass dieses Distomnni antJios Brn. der Tj^pus einer eignen Gattung ist, kann ein Zweifel nicht obwalten. Da mir die tj^^pische Art nunmehr auch anatomisch genügend analysirt erscheint, um eventuelle Gattungsgenossen als solche zu erkennen, so habe ich die Gattung auch benannt (y.alv/.(I)dr]g knospenartig, nach der Bildung des Kopfendes). Die Verwandten dieser Gattung resp. ihrer typischen Art habe ich früher ^) auf Braun's erste ^) inzwischen aber modificirte Angabe hin, dass Dist. anthos den echinostomen Distomen zugehöre, in den Echinostominen gesucht und dabei an eine mögliche Verwandt- schaft des D. anthos mit Bist. spathuJatuni Rud. nee Leuck. gedacht. Durch die Erkenntniss, dass der Wurm keine echinostome Form ist, wird diese meine Vermuthung von selbst hinfällig. Zwar weist Calyc. anthos in der Topographie seiner Genitalorgane thatsächlich eine vollkommene Analogie mit den Echinostominen auf, und Braun ist darauf hin geneigt, Disf. anthos, i. e. die Gattung Cali/codes, an dieselben anzuschliessen. Auch ich verhehle mir nicht, dass die Aehnlichkeit im Baue bei beiden Gruppen gross ist, aber ich bin mir noch nicht völlig klar darüber geworden, ob es sich in 1) "Weitere Beitr. etc., 1. c, p. 575. 2) Trematoden der DAHL'schen Sammlung etc., 1. c, p. 720. Treraatocieu ans Seeschildkröten. 463 diesem Falle ähnlich wie in dem des Bh. (jelatinosus, um eine wirkliche nähere Verwandtschaft oder nur um eine mehr äusserliche Aehnlichkeit handelt. Denn der innern Uebereinstimmung- stehen Diüterenzen im äussern Habitus, dazu Differenzen vor Allem im Bau des Excretionsorgans gegenüber, die ausser Betracht zu lassen ich mich nicht entschliessen kann. So enthalte ich mich zunächst jed- weden Urtheils über die systematische Stellung der Gattung Caly- codes\ eine Entscheidung wird früher oder später von selbst durch Formen gebracht werden, welche sie an bereits bekannte Gruppen anschliessen. Die Diagnose der Gattung Calycodes fasse ich einstweilen folgender- maassen : Mittelgrosse Formen mit lang gestrecktem, kräftigem, auf dem Querschnitt fast rundem Körper. Saugnäpfe genähert, Mundsaugnapf ventralwärts geneigt und aus zwei dorsal und ventral etwas vor- springenden, von der Körpermasse gebildeten Kanten wie eine Knospe aus 2 Kelchblättern hervorragend. Haut nur zwischen diesen Kanten und Keimstock bestachelt, sonst glatt. Darm mit kräftigem Pharynx, kurzem, z^vei seitliche Divertikel tragendem und wie diese vom Darm- epithel ausgekleidetem Oesophagus und langen, einfachen Schenkeln. Excretionsblase Yförmig, mit langem Stamm und langen Schenkeln, an- scheinend ohne Seitenzweige. Genitalporus weit, median vordem Bauch- saugnapfe. Copulationsorgane vorhanden, Cirrusbeutel von mächtiger Dicke. Hoden median hinter einander, Keimstock etwas seitlich vor ihnen. Dotterstöcke reich entwickelt, in den Seiten und von dort mehr oder minder weit auf Rücken- und Bauchfläche übergreifend. Uterusschlingen zwischen vorderm Hoden und Bauchsaugnapf, zwischen den Darmschenkeln. Eier um 0,06 mm lang. 5. Orchidasnia ainj)hiorcJiis (Ben.). (Fig. 25-29, Taf. 23; Fig. 39, Taf. 24.) 1899. Distonnim aiuphiordiis BßAUN, Tremat. d. ÜAHL'schen Sammlung etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 25, Abth. 1, p. 719. 1899. Anadasnuis awphiorchis (Braun), Looss, "Weitere Beitr. etc., in : Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 568. 1901. OiThidas-nfa cm2)hio7-chis (Braun) , Braun, Trematoden der Che- lonier in: Mitth. zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 20, fig. 7, 11, tab. 1. 1901. Orchidasma aniphiorchis (Braun), Looss, Trematod. aus Seeschild- kröten, in: Ctrbl. Bakt., V, 30, Abth. 1, p. 560. Orchidasma aniphiorchis ist in Thalassochelijs corticata der ägypti- schen Küsten ein sehr häufiger Parasit, da ich es in 20 untersuchten 464 A. Looss, Wirtlien 6 mal in grösserer Individuenzalil (einmal 60), in sämmtliclien übrigen aber mindestens einige jnnge Individuen von ihm angetroften habe. Es findet sich im Anfangsdarm, aber etwas vom Pylorus ent- fernt, meist in der Nähe der Einmündung des Gallenganges. Ein noch nicht geschlechtsreifes Individuum habe ich nach Abschluss der Arbeit auch im Enddarme einer jungen CheJone mijäas angetroffen. Zahlreiche Exemplare der Art finden sich auch in dem mir von Prof CoEi aus den Thalassochelys der Adria übersandten Materials. Die von Beaux gegebene Beschreibung kann ich in allen wesent- lichen Punkten bestätigen. Der Körper ist bei gestreckten Exem- plaren bandförmig, von vorn bis hinten fast gleich breit (grösste Breite bei einem 9 mm langen Thiere 0,65 mm, ungefähi^ auf der Höhe des vordem Hodens), hinter dem Mundsaugnapfe gewöhnlich ein wenig eingeschnürt. Die Länge meiner Exemplare wechselt zwischen 6,1 und 13,5 mm. Die Würmer sind im Leben sehr muskel- kräftig und vermögen sich stark zu contrahiren, was auf die Lagerung und auch die Form der Keimdrüsen nicht ohne Einfluss ist. Einmal hatte ich in einer Mischung von Kochsalzlösung mit etwas Darm- inhalt gesammelte Individuen längere Zeit der Luft ausgesetzt stehen lassen, und die Flüssigkeit war bis auf die Hälfte ihres ursprünglichen Volumens verdunstet. Die Thiere waren darin vollkommen lebendig geblieben, hatten sich aber so stark contrahirt, dass der Vorderkörper breiter als lang und auch breiter als der übrige Körper war; die meisten hatten ausserdem den Mundsaugnapf so tief in den Körper zurückgezogen, dass der ganz breit gedrückte Phar3'nx hinten direct an die Eudtheile der Genitalorgane anstiess. Die Haut ist im Vorderkörper, von der unmittelbaren LTm- gebung der Mundöffnung an, ausserordentlich dicht mit sehr dicken, kräftigen Stacheln durchsetzt; ein Stück hinter dem Bauchsaugnapfe werden diese ihrer Form nach etwas schmaler und allmählich spär- licher; ungefähr am Ende des vordem Hodens hören sie ganz auf, und die Haut ist von da ab bis zum Hinterende glatt. Der Mundsaugnapf besitzt auch bei meinen Individuen die von Beaun beschriebene längs gestellte, hinten breite, nach vorn spitz zulaufende Oefinung. Ich finde ihn bei ein^m. Exemplare von 9 mm Länge, 0,6 mm im Durchmesser, während der ihm ziemlich genäherte Bauchsaugnapf nur 0,28 mm aufweist, was mit den von Beaun ge- gebenen ]Maassen gut übereinstimmt. Der Pharj'ux hat bei nicht stark contrahirten Thieren seine gewöhnliche Gestalt ; er ist 0,25 mm dick und Öj3 mm lang, von dem Mundsaugnapfe nur durch einen Treinatoden ans Seeschildkröten. 465 ganz kurzen Präphaiynx getrennt und führt in einen Oesophagus, der auch bei ganz gestreckten Individuen nicht länger ist als der Pharynx. Die Darmschenkel, die nahe am Hinterrande endigen, sind bei gestreckten Individuen relativ dünn, bei contrahiiten dagegen dicker und mit Ausbuchtungen ihrer Wand versehen. Der E X c r e t i 0 n s p 0 r u s liegt am Hinterende. Er führt in eine zunächst ansehnlich weite Blase, die bis zum hintern Hoden fast den ganzen von den Darmschenkeln und der Kücken- und Bauch- fläche begrenzten Raum einnimmt, dann aber stark gegen die Rückenfläche zusammengepresst wird. Sie reicht bis an den Hintei-- rand des Keimstockes, wo sie blind endigt. Eine kurze Entfernung vor diesem Ende (gewöhnlich auf der Höhe des vordem Hodens) entspringen aus ihr 2 Gefässe, welche sich nach der Bauchseite und etwas nach vorn begeben und sich dann in 2 Längsröhren auflösen, von denen die eine bis an das Kopfende, die andere nach hinten zurückläuft (e und E Fig. 39, Taf. 24). Das Excretionsorgan des Orchid. ampJiiorcJm steht demnach auf einer ziemlich niedern Ent- wicklungsstufe. Die Genital Organe finde ich so angeordnet, wie es Beaux beschreibt. Der dicht vor dem Bauchsaugnapfe median gelegene Genitalporus führt in einen wohl entwickelten, kurz schlauch- förmigen Genitalsinus, in dessen Ende von links die Vagina, von rechts der Cirrusbeutel einmündet. Dieser letztere hat eine relativ beträchtliche Länge und Dicke und ragt über den Bauchsaugnapf bis in die Nähe des Keimstockes nach hinten hinaus. Seine Wan- dung wird umhüllt von einer ansehnlichen Ringmusculatur, der äusserlich eine ausserordentlich feine Längsfaserlage aufliegt. In seinem Hinterende findet sich eine dicke, mehrmals geknickte Samen- blase JF^S Fig. 26, Taf. 23), die nach vorn in eine wohl entwickelte, schlauchförmige und von sehr zahlreichen Drüsenzellen umgebene Pars prostatica übergeht. Auf sie folgt der dicke, innerlich mit den bekannten langen Stacheln bewaffnete Penis, der ausgestülpt (P Fig. 26, Taf. 23) eine Dicke von 0,17 mm besitzt und anscheinend auch eine ansehnliche Länge erreichen kann. Betreffs der Stachel- bewaffnung weichen meine Beobachtungen von denen Brauk's etwas ab. Der Autor beschreibt sie als bestehend aus „langen und dünnen Stacheln, die sich in der Mitte eines etwas kürzern, leicht gebogenen und an den Enden zugespitzten Stäbchens erheben". Von der Seite oder im optischen Längsschnitt gesehen, machen die Stacheln allerdings den hier beschriebenen Eindruck (Fig. 27 u. 28, Taf. 23); 466 A. Looss, in der Aufsicht erkennt man dagegen, dass sie nicht einem Stäb- chen, sondern einer Ideinen kreisrunden oder leicht ovalen Fuss- platte aufsitzen, demnnach ihrer Gestalt nach eher Rosendornen oder den Haken am Rostellum der Dipylidien entsprechen. Ihre Länge ist in der Mitte des Penis am grössten und beträgt hier (von der Spitze bis zum Ende der Fussplatte gemessen) bei einem mittelgrossen Individuum 0,063 mm, wovon auf die Fussplatte 0,025 mm (ihre Breite beträgt 0,02 mm) kommen. Nach der Basis des Penis (d. h. dem Genitalporus) zu nimmt die Länge der Stacheln auf 0,029, nach der Spitze desselben (d. h. dem Uebergange in die Pars prostatica) zu auf 0.039 mm ab; an ersterm Orte sind sie dabei ziemlich dick, an letzterm sehr schlank. Die Fussplatte der Stacheln liegt eingebettet in eine Cuticularmasse, die sich nach aussen zu in dicht gedrängt stehende feine Fäden auflöst, aus denen die Spitzen der Stacheln hervorsehen (Fig. 27). An dem ausge- stülpten Penis repräsentiren diese Fäden eine locker filzige Masse (Fig. 28, Taf 23). Die Musculatur des Penis setzt sich zusammen aus einer (im eingestülpten Zustande) Innern Ring- und einer äussern ungefähr gleich starken Längsfaserlage (Fig. 27, Taf. 23). Beide setzen sich auch auf Pars prostatica und Samenblase fort, und auf letzterer erreicht die Längsfaserlage sogar eine ziemliche Stärke. Betreffs der Hoden wäre noch zu erwähnen, dass dieselben bei lebenden Individuen vielfach leicht eingekerbte Ränder zeigen; bei gepressten nehmen sie eine fast vollkommen kreisrunde Gestalt an, während sie bei stark contrahirten meist der Quere nach ver- längert erscheinen. Die Vagina ist stets länger als der Cirrusbeutel. Ihr An- fangsteil ist gegen das stärker erweiterte Mittelstück in Gestalt eines dünnern cylindrischen Rohres abgesetzt, ihr wiederum, ver- jüngtes Hinterende ganz constant hornförmig nach vorn znrück- gebogen; es geht dann in den schlauchförmig verdünnten Anfangs- teil des Uterus über, der den erweiterten Teil der Vagina auf der Ventralseite kreuzt (ut Fig. 21, Taf 23; uv Fig. 39, Taf. 24) und dann nach hinten zurückläuft. Die innere Auskleidung der Vagina ist genau dieselbe wie die des Penis, nur sind hier die Stacheln durchgängig etwas kleiner (0,05 mm Maximallänge), nach vorn und hinten dagegen in entsprechender Weise etwas reducirt. Die Vagina enthält in allen meinen Präparaten oft sogar recht zahlreiche Eier. Betreifs der Innern weiblichen Genitalien habe ich zu erwähnen, dass der LAUKEn'sche Canal eine grar nicht unbeträchtliche Länge Trematoden ans Seeschildkröten. 467 besitzt und. soweit ich gesehen, stets links, über dem Darmschenkel dieser Seite und uno-efähr auf der Höhe der hintern Umbiegung der Vagina mündet {LC Fig. 26 Taf. 23). Der Uterus hat, ehe er mit Eiern gefüllt wird, einen fast Sehern atisch regelmässigen Verlauf. Eines der von mir gefundenen Individuen (Fig. 39, Taf. 2i) zeigte im Leben diesen Verlauf ausser- ordentlich schön; die Schlingen besassen bereits eine ganz ansehn- liche "Weite, ohne dass ein einziges Ei oder sonst körperliche Be- standteile in ihnen enthalten gewesen wären. Der Uterus, der im ganzen eine ventrale Lage einnimmt, obwohl seine Schlingen bei er- wachsenen Individuen bis nahe unter die Rückenfläche heraufreichen, begiebt sich bei diesem Exemplare von den Keimorganen aus in die rechte Körperhälfte und zieht hier in ganz gleichmässigen S förmigen Windungen nach hinten; vor dem Hoden geht er dann auf die andere Seite über und kehrt in derselben Weise nach vorn bis an den vordem Hoden zurück. Durch diesen wird er nach rechts ge- drängt, bleibt von da ab auch auf dieser Seite und geht unter dem angeschwollenen Theile der Vagina hinweg in deren hornförmig nach vorn zurückgebogenen Endtheil über. Die Windungen des auf- und des absteigenden Uterustheiles liegen hier noch fast rein neben einander; bei zunehmender Füllung und Ausdehnung der Schlingen nach der Quere greifen diese aber in der Mittellinie mehr und mehr über einander hinweg, bis sie in reichlich mit Eiern gefülltem Zu- stande anscheinend regellos über und unter einander liegen. Auch dann aber bleiben sie in ganzer Ausdehnung streng zwischen den Darm- schenkeln eingeschlossen und überschreiten höchstens auf der Höhe von vorderm Hoden und Keimstock deren äussere Conturen um eine Kleinigkeit. Die Dotter Stöcke repräsentiren bei contrahirten Individuen zwei aus relativ kleinen Follikeln zusammengesetzte Bänder, die die Seitenränder des Körpers ausserhalb der Darmschenkel einnehmen und ungefähr am Ende des Cirrhusbeutels anfangen, das Ende der Uterusschlingen dagegen nicht erreichen, kui der Höhe des vordem Hodens bemerkt man in den Streifen bald beiderseitig, bald nur ein- seitig eine kleine Unterbrechung, die aber auch, wie schon Braun constatirt hat, gänzlich fehlen kann. Braun ist auf diese Beobach- tung hin geneigt, eine Zweitheilung der Dotterstöcke auf jeder Seite des Körpers anzunehmen. Bei gut gestreckt conservirten Thieren habe ich dagegen zunächst beobachtet, dass die Dotterstöcke sich jederseits aus einer Anzahl (meist 9) deutlich getrennter Follikel- 468 A. Looss, gruppen zusammensetzen. Die schon von Bkaun beobachtete grössere Lücke zwischen den nicht immer als solchen erkennbaren Follikelgruppen liegt gewöhnlich (aber nicht immer) links zwischen der zweiten und dritten, rechts zwischen der dritten und vierten Gruppe. Die queren Dottergänge hingegen entspringen, soweit ich Individuen darauf hin verglichen habe, stets beiderseits zwischen der ersten und zAveiten Follikelgruppe; man könnte demnach wohl noch jederseits von 2 Dotterstöcken sprechen, die beiden vordem würden aber dann nur von je einer Follikelgruppe repräsentirt werden, wogegen die Lücke ganz im Bereich des hintern Dotter- stockes gelegen wäre. Die Eier des Orchidasma amphiorclns (Fig. 29. Taf. 22) haben ein sehr charakteristisches Aeussere. Sie sind von dunkel gelbbrauner Farbe und haben eine ungewöhnlich dicke Schale von sehr ge- drungener Gestalt mit etwas abgeflachtem Deckelpol. Ihre Länge finde ich 0,038—0,042, ihre grösste Dicke 0,033-0,038 mm; diese Maasse stimmen vollkommen mit den von Braun gegebenen. Auf Grund der hier gegebenen Beschreibung des Orch. amphi- orchis fasse ich die Diagnose der Gattung Orchidasma bis auf Weiteres folgendermaassen : Mittelgrosser, kräftiger, bandförmiger Körper von gleichzeitig ansehnlicher Dicke. Saugnäpfe einander genähert, Haut besonders im Yorderkörper dicht bestachelt. Darm mit Pharynx, kurzem Oesophagus und langen, einfachen Schenkeln. Excretionsblase weit, schlauchförmig, bis zu den inneren weiblichen Genitalien reichend. Genitalporus vor dem Bauchsaugnapf; beiderseitige Copulations- organe stark ausgebildet, lang, innerlich mit langen Stacheln be- waffnet. Hoden durch die Masse der Uterusschlingen getrennt, der eine hinter, der andere vor ihnen und kurz hinter dem Keimstock. Dieser seitlich am Ende der Copulationsorgane. Receptaculum seminis und LAunER'scher Canal vorhanden. Dotterstöcke aus Follikel- gruppen zusammengesetzt, ausserhalb der Darmschenkel. Auf- und absteigender x4.st des Uterus regelmässige, in der Mittellinie über einander greifende Querwindungen bildend, welche die Darmschenkel nicht überschreiten. Eier zahlreich, um 0,04 mm lang, mit sehr dicker Schale. In Bezug auf die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Gattung Orchidasma wüsste ich dem früher von mir Gesagten zur Zeit nichts AVesentliches hinzuzufügen. Trcmatodeu aus Seeschilclkrüteii. 4ßg 0. PJesiorhortfs ct/mltlformis (E.l (Fig-. 30-30, Taf. 23.) 1819. Distoniuii) cijnihifoiiuc Rudolphi, Entoz. Synops., p. .371. 1893. Distoniuw api/biforvie B,., SuNSlNO, Trematodi di Eettili etc., iu : Proc. verb. Soc. Toscana, Adunanza 5 febbr. 1893, Estr. p. 2. 1895. Disiomvm rjpiihifornie R. , Stossich, Notizie elmintol., in: Boll. Soc. adriat., Trieste, V. 16, Estr. p. 38. tab. 4, fig. 1. 1899. Distonnnn ci/nihi/orvic E,. , BbaüN , Trematoden d. DAHl/schen Samml. etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 25, Abtb. 1, p. 729. 1899. DisUDinnii cijnibifurii/r E., LOOSS , Weitere Beiträge etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 605. 1901. Ple.^iiochoms cyiiihifonnis CR.), IjOO&S, Natura doceri etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 29, Abtb. 1, p. 202 f. 1901. FliiillodisfOJinuii cipiihiforme (E.), Braun, Trematoden der Chelonier, in: Mitth. zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 1 f., fig. 1, tab. 1. 1901. Pkswcliariiü ciinihifonnis (E.), Looss , Trematoden aus Seeschild- kröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 555. Plesiocilorus cymbiformis konnte bisher als eine ziemlich seltene Art gelten, da er nach Beaun nachweislich nur 4 mal, und stets in beschränkter Individuen zahl gefunden worden ist. In den von mir untersuchten, an den ägyptischen Küsten gefangenen Wirthen erwies er sich dagegen als ein beinahe häufiger Gast, denn ich fand ihn in 14 von den untersuchten 20 Exemplaren von Tlialassochelijs corti- cata, manchmal nur zu 3 — 4, öfter aber auch zu 30 — 40 Stück. Von diesen waren allerdings der bei weitem grösste Procentsatz noch jugendliche Thiere. Von den kleinsten an, die im ganz ausge- streckten Zustande erst 2 mm maassen und nur bei mikroskopischer Untersuchung des abgekratzten Blasenepithels aufgefunden werden konnten, waren alle möglichen Uebergänge bis zu den erwachsenen Formen zugegen. Auch in Chelone mijdas habe ich PJesiocJi. cijmhi- formis angetroffen, hier allerdings nur in jungen Exemplaren des Wirthes, deren Schildlänge 30 cm nicht überschritt. In 7 solchen Exemplaren fand er sich 3 mal, 2 mal in je einem Jüngern, das dritte Mal in 2 erwachsenen Individuen. Nachschub von ganz jungen Distomen war in keinem dieser Fälle zu constatiren. 9 grosse Indi- viduen von Chelone beherbergten den Wurm nicht; Thalassochelys corticafa dürfte demnach als sein normaler Wirtli zu betrachten sein. Beim Eröffnen der Blase findet man die Parasiten gewöhnlich stark contrahirt und der Blasenwand fest anhaftend, letzteres nicht nur mit dem Bauchsaugnapfe, sondern mit der ganzen Ventralfläche des Hinterkörpers, dessen eingezogene Seitenränder dicht an die 470 '^- Looss, Schleimhaut angedrückt sind. Die Entfernung- der Thiere von ihrem Sitze, ohne sie zu verletzen, hat deshalb einige Schwierigkeiten. In den mit Kochsalzlösung verdünnten Blaseninhalt (resp. Blasenschleim) übertragen, bewegen sie sich lebhaft, strecken Vorder- und Hinterkörper sehr lang aus und kriechen gern an der Oberfläche der Flüssigkeit sowie an den Wänden und auf dem Boden des Glasgefässes. In letztem! Falle haften sie der Unterlage wiederum mit ihrer ganzen Bauchfläche an; ganz besonders fest aber haftet der Bauchsaugnapf. Junge Thiere sind noch durchsichtig und farblos; ältere nehmen die Farbe der Blasenschleimhaut mit einem leichten Stich ins Gelb- liche an; der Uterus tritt mit zunehmender Füllung als erst gelb-, dann schmutzig dunkelbrauner Fleck hervor. Die zur Zeit existirenden Abbildungen zeigen den Wurm nur in stark contrahirtem Zustande, den er nicht nur beim Conserviren ohne Vorsichtsmaassregeln, sondern, soweit ich gesehen, sofort auch beim Bedecken mit einem Deckgläschen annimmt, mag der angewandte Druck noch so gering sein. Beim Schütteln mit Sublimat-Koch- salzlösung dagegen erzielt man lang ausgestreckte und vollkommen ausgebreitete (d. h. nicht nach der Bauchseite eingekrümmte) Prä- parate, die völlig die Haltung wiedergeben, welche die Würmer beim Ausstrecken ihres Körpers während des Kriechens einnehmen. In diesem Zustande (Fig. 30, 31, Taf. 23) messen meine längsten Indi- viduen 12 mm ; hiervon kommt ein Drittel ungefähr auf den Vorder- leib, der Eest auf den Hinterleib, Avelcher einen regelmässig spindel- förmigen ümriss mit 2,4 mm grösster Breite in seiner Mitte und leicht zugespitztem Hinterende zeigt. Da das Längenwachsthum des Körpers nach Eintritt der Geschlechtsreife vorzugsweise den Hinter- körper betrifft, so ist dieser bei Jüngern Thieren natürlich ent- sprechend kürzer und kurz vor dem Beginne der Keimproduction erst ungefähr ebenso lang wie der Vorderkörper (Fig. 31, Taf 23). Die Dicke ist auch bei reifen Individuen nur eine ganz geringe; die massigen Organe, wie Saugnäpfe und Pharynx (Fig. 34, Taf. 23), Hoden und ßeceptaculum seminis springen nach der Ventralseite kaum, nach der Dorsalseite dagegen je nach ihrer Grösse mehr oder minder stark über die allgemeine Körperoberfläche vor. Namentlich das grosse Receptaculum seminis repräsentirt bei alten Exemplaren auf der Rückenseite einen Buckel, der dem von dem Bauclisaugnapfe verursachten an Grösse kaum nachsteht. Das Grössenverhältniss der Saugnäpfe ist auch bei meinen Individuen annähernd 1:2; bei einem grossen von 12 mm Länge finde ich den Mundsaugnapf 0,77, Trematoden ans Seeschildkröten. 47J^ den Bauclisaugnapf 1,3 mm im Durchmesse]'; bei den kleinern Indi- viduen sind die Saugnäpfe natürlich entsprechend kleiner, doch bleibt ihr geo-enseitig-es Verhältnis ungefähr dasselbe. Die allgemeine Anatomie des Plcsiochonis cijmhiformis kann heute als genügend bekannt gelten ; dagegen hat die Untersuchung meines Materiales einige Einzelheiten ergeben, welche für die Beurtheilung der systematischen Stellung des Thieres nicht ohne Bedeutung sind. Die Haut ist dünn und glatt. Zu den Seiten des Oesophagus bemerkt man im Parenchym je eine Anzahl grosser, durch ihr körniges Plasma auffallender Kopfdrüsen {KD Fig. 30). Darm. Auf den ]\[undsauguapf folgt der von So>-sino, Stossich und Braun constatirte Pharynx, dessen Existenz ich früher mit Un- recht angezweifelt hatte. Von allen Beobachtern wird übereinstimmend angegeben, dass derselbe stets dicht auf den Mundsaugnapf folgt, resp. diesem dorsal angelagert ist. Dies hat seinen Grund darin, dass ein Präpharjnix nicht entwickelt ist; die den Mundsaugnapf auskleidende Cuticula geht vielmehr unmittelbar und oft sogar etwas verdickt in diejenige des Pharynx über (Fig. 34, Taf. 23). Dasselbe hat auch Braun bereits gesehen, ebenso die andere Thatsache, dass der aus dem Pharynx hervorgehende dünne und kurze Oesophagus vertical verläuft. Bei ganz gestreckt conservirten Exemplaren gilt dies indessen nur für die vordere Hälfte desselben, während die hintere der Längsaxe des Körpers parallel verläuft. In dem da- durch gebildeten Winkel überkreuzt die Commissur der Gehirn- ganglien den Oesophagus; dieselbe liegt also hinter dem Pharynx, die Gehirnganglien selbst dagegen viel weiter vorn sublateral unter demselben (Fig. 34). Erwähnt mag noch sein, dass der Mund- saugnapf histologisch durch eine starke innere Meridionalmusculatur ausgezeichnet ist {m Fig. 34). Die Darmschenkel laufen bei ge- dehnten Individuen ziemlich gestreckt nach hinten; das in Fig. 30 dargestellte Thier ist dadurch bemerkenswerth , dass bei ihm aus- nahmsweise der linke Darmschenkel ein ganzes Stück kürzer ist als der rechte. E X c r e t i 0 n s a p p a r a t. Der Excretionsporus findet sich dorsal etwas vor dem Hinterende des Körpers ; er führt in einen meist sehr engen, schlauchförmigen Canal, der median unter der Rückenfläche nach vorn zieht und sich etwas vor den innern weiblichen Geni- talien in zwei Aeste spaltet. Diese Aeste, deren Caliber demjenigen des unpaaren Schlauches gleichkommt oder es sogar noch etwas über- trifft, ziehen etwas geschlängelt erst innerhalb, dann unterhalb und 472 -^- Looss, schliesslich ausserhalb der Darnischenkel nach vorn bis auf die Höhe des Bauchsaugnapfes, wo sie sicli auf halber Körperdicke in einen nach vorn und einen nach hinten gehenden Ast spalten. In histo- logischer Hinsicht ergiebt sich, dass nur der mediane Längscanal ein deutliches Epithel und eine eigne Musculatur besitzt ; er repräsentirt demnach die einfach schlauchförmige Sammelblase, aus der die beiden nach den Seiten aus einander laufenden und dann weiter im Körper sich vertheilenden Sammelröhren hervorgehen. Genitalorgane. Der Genitalporus führt in einen wenig ent- wickelten flachen Genitalsiuus, in welchem die männliche Oeffnung dicht von der weiblichen gelegen ist. Eine einem Genitalnapfe ent- sprechende Bildung existirt nicht, doch sind, wie Schnitte zeigen, die Endabschnitte beider Leitungswege in eine auffallend dichtere Modi- fication des Körperparenchyms eingebettet (Fig. 33, Taf. 23), welche allem Anscheine nach bei einer stärkern Contraction des Körpers in Gestalt eines Ringwulstes um die Genitalöfinung herum nach aussen hervortreten kann. Dass männliche Copulationsorgane fehlen, ist bekannt. Von der männlichen Oeffnung aus führt ein ganz kurzer musculöser und von einer Cuticularsubstanz ausgekleideter Ductus ejaculatorius in eine stark hervortretende, birnförmige Blase, die Pars prostatica. Sie besitzt, wie der Ductus, eine sehr feine Längs- und Eingmusculatur , ist dagegen nicht mehr von einer Cuticula, sondern von einem Epithel ausgekleidet, welches um so deutlicher hervortritt, je weniger die Blasenwände gedehnt sind (links in Fig. 33). Aeusserlich umgeben zahlreiche kolbenförmige Drüsenzellen nament- lich den distalen Theil der Pars; ihr muthmaassliches Secret bildete in den darauf hin untersuchten Thieren eine tädige Masse, welche von der Wand aus in das Lumen hineinhing [f Fig. 33j. Nach hinten zu geht die Pars prostatica über in eine Vesicula seminalis, die einen ansehnlich langen und dicken, bei altern Thieren prall mit Sperma gefüllten Schlauch darstellt und vor dem vordem Abfall des Bauchsaugnapfes einige Querschlingen bildet (Fig. 32). Histologisch sind ihre Wandungen die Fortsetzung derjenigen der Pars prostatica. An ihrem Ende theilt sich die Samenblase direct in die beiden Samenleiter, die seitlich um den-Bauchsaugnapf herum nach den Hoden streben, in deren Vorderrand sie etwas dorsalwärts eintreten. Die Hoden zeigen bei durch Schütteln conservirten Individuen niemals jene massige und compacte Form, welche sie bei contrahirten und bei gepressten anscheinend constant zur Schau tragen. Sie sind Trematoden uns Seeschildkröten. 473 vielmehr iinregelmässig sternförmig-, die einzelnen Htralilen mit höckeriger Oberfläche oder noch weiter in unregelmässige, kurze und stumpfe Ausläufer zerspalten (Fig. 30, Taf. 23). Angesichts der ge- ringen Dicke des Körpers liegen alle Theile aber annähernd in einer Ebene. Durch den Augenschein liabe ich mich davon überzeugt, dass die Form, welche die Hoden bei gepressten Individuen an- nehmen, nur eine durch den Druck hervorgerufene Veränderung ist. Durch denselben werden die einzelnen Hodenausläufer (die, wie ge- sagt, in conservirteu Thieren fast die ganze Dicke des Leibes von der Bauch- bis zur Rückenfläche einnehmen) breitgedrückt und dabei in so unmittelbare Berührung mit ihren Nachbarn gebracht, dass eine anscheinend compacte und nur vom Rande her tief eingeschnittene Gestalt resultirt (Fig. 32, Taf. 23). Die Hoden liegen ferner nicht absolut auf dem gleichen Niveau, d. h. symmetrisch, sondern der eine eine Kleinigkeit vor dem andern. Dies ist namentlich deutlich zu erkennen bei jungen Individuen, deren Hodenanlage noch klein ist (Fig. 31, Taf. 23), während bei erwachsenen durch die bedeutende aber anscheinend nicht ganz gleichmässige Grösseuzunahme der einzel- nen Schläuche die ursprünglich vorhandene, unverkennbare Asymmetiie mehr oder minder vollkommen verwischt wird. Bei Presspräparaten finde ich Niveauunterschiede zwischen beiden Hoden nirgends mehr nachweisbar. Welcher von beiden Hoden normaler Weise der vordere ist, lässt sich mit Bestimmtheit kaum sagen; immer ist es der nicht auf der Seite des Keimstockes gelegene, aber bald der rechte, bald der linke, da bei Plesiochorus cymhiformis eine Amphitypie, resp. Inversion der Innern Organe ausserordentlich häufig vorkommt. Der Keimstock liegt, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, bald rechts, bald links; doch scheint die erstere Lagerung um ein Geringes häufiger zu sein als die letztere, da 33 aufs Gerathewohl ausgewählte Individuen bei der Untersuchung den Keimstock 18 mal rechts (Fig. 30, 31, Taf. 23) und 15 mal links zeigten (Fig. 32, Taf. 23). Aus diesem Umstände dürften sich die abweichenden Angaben der altern Beobachter über seine Lage ohne weiteres erklären. Seiner Gestalt nach entspricht der Keimstock den Hoden durchaus, d. h. er ist nichts weniger als ein compactes, sondern ein im Princip stern- förmiges Organ, dessen einzelne Ausläufer hier allerdings nur kurz und dick sind. Er entsendet von seiner dorsalen Seite aus den Keimleiter, der sich nach dem median wärts gelegenen Schalendrüsen- complex begiebt, vorher aber den Ausführungsgang des Recepta- culum seminis in sich aufnimmt. Dieses erreicht, wie schon er- 474 ^- Looss, wähnt, bei alten Thieren eine ganz gewaltige Ansdelmung und steht dem Bauchsaugnapfe an Umfang nur um ein Geringes nach '). ist aber auch bei jungen Thieren, die noch nicht in die Periode der Keimproduction eingetreten sind, bereits wohl entwickelt. Schon bei mittelalten Thieren nimmt es die ganze Dicke des Leibes ein, und namentlich auf der Dorsalseite stösst seine Wand so dicht an den Hautmuskelschlauch an, dass eine Parenchymlage zwischen beiden kaum zu erkennen ist. Dass es bei noch weiterm Wachs- thum buckelartig über das Niveau der Eückenfläche vorspringt, wurde bereits erwähnt. Nach aussen ist es blind geschlossen, d. h. ein LAUEEii'scher Canal fehlt. Die Dotter Stöcke wiederholen ihrer Gestalt nach im Princip wiederum diejenige der Hoden. Auch sie sind in der Hauptsache sternförmig, doch verlaufen ihre kurzen, an den Enden verdickten oder kurz gespaltenen Ausläufer nicht nur parallel zur Fläche des Körpers, sondern erheben sich auch nach der Dorsal- und Ventral- seite. Die Lagerung der Dotterstöcke ist augenscheinlich rein symmetrisch ; dass sie wie die Hoden ventral von den Darmscheukeln liegen, ist bekannt. Von der Ventralfläche aus entspringen auch die bei gestreckten Lidividuen (bei denen die Dotterstöcke nahe zu- sammenrücken) kurzen und dicken, bei gepressten (d. h. stark ver- breiterten) dagegen ziemlich langen und dünnen queren Dottergänge (Fig. 30 u. 31, Taf. 23). Sie bilden durch ihre Vereinigung ein kleines Dotterreservoir, welches von der Bauchseite her mit dem Keimleiter in Verbindung tritt. Der Uterus zerfällt in einen absteigenden und einen auf- steigenden Ast, von denen bei jugendlichen Individuen der erstere auf der Keimstocks-, der letztere auf der diesem entgegengesetzten Seite in schwachen Zickzackwindungen hinzieht (Fig. 31, Taf. 23). In dem Maasse, als der Uterus sich mit Eiern füllt, werden die Schlingen zahlreicher und breiten sich über den grössern Theil der Körperbreite aus, so dass die dem aufsteigenden und die dem ab- steigenden Aste angehörenden jetzt in der unregelmässigsten Weise sich kreuzen ; bei ganz erwachsenen Thieren endlich ist der gesammte 1) Es ist augenscheinlich bereits von EuDOLPHl gesehen worden, denn die von ihm (Entoz. Synops. , p. 371) erwähnte: in nicdio corpore iiiacula violacea margine albido cincta kann nichts anderes sein als das E,eceptaculum, dessen opaker Inhalt von der Wand sehr regelmässig durch einen durchsichtigen, stark in die Augen fallenden Zwischenraum ge- trennt ist. Trematoden aus Seeschildkröten. 475 Hinterleib von einem dichten Oonvolut von Schlingen erfüllt, deren Verfolgung- nicht mehr möglich ist. Ueber den Eücken des Bauch- saugnapfes hinweg zieht der Uterus schliesslich nach der weiblichen Genitalöffnung hin. Bevor es diese erreicht, geht er in ein wenig individualisirtes Metraterm über; seine Bing- und Längsmusculatur wird auf diesem etwas stärker und das ihn auskleidende niedrige Plattenepithel durch eine auf ihrer Innern Oberfläche unregelmässig zerklüftete Cuticularmasse ersetzt, während in der Umgebung die übliche Zellenanhäufung sich bemerkbar macht. Die Eier des Pleswchorus cymMformis sind vor allem dadurch ausgezeichnet, dass sie während ihres Vorrückens im Uterus nicht unbeträchtlich an Grösse zunehmen. Natürlicher Weise gilt dies nur von den lebendigen und entwicklungsfähigen, d. h. den sich entwickelnden Eiern. Es ist eine leicht und sehr allgemein bei Distomen und Trematoden überhaupt zu beobachtende Thatsache, dass die ersten, während und nach Eintritt der geschlechtlichen Reife producirten Eier noch anormal, gleichsam misslungen sind und sich auch nicht weiter entwickeln. Zusammen mit abortiven Ei- und Dotterzellen sowie Tröpfchen und Schollen des Schalen drüsensecrets werden diese Abortiveier im Uterus weiter befördert, und man trifft nicht selten Individuen der verschiedensten Arten, deren gesammter Uterus nur mit solchem Materiale erfüllt ist. Erst später, nachdem die Thiere gleichsam gelernt haben, ihre Eier in der richtigen Weise zu bilden, werden normale Eier producirt, und dies bleibt von jetzt ab die Regel. Um die Grössenzunahme an den Eiern des PJesioch. cymhiformis in ganzer Ausdehnung constatiren zu können, braucht man Individuen, bei denen die normalen, entwicklungsfähigen Eier bis an das Ende des Uterus vorgedrungen sind, also alte voll- erwachsene Thiere, während jüngere die thatsäclilichen Verhältnisse, wenn überhaupt, dann nur mehr oder weniger verschleiert erkennen lassen. Frisch gebildete Eier finde ich (Fig. 36b, Taf. 23), 0,029 bis 0,03 mm lang und 0,023 mm dick. Sie besitzen eine dünne, deckellose und ungefärbte Schale und lassen im Innern die grosse Eizelle mit einigen (3 — 4) ihr angelagerten Dotterzellen erkennen. Die Eizelle zeichnet sich durch den Besitz von sog. Dotterkernen aus, und zwar trifft man meistens einen grössern, aus einem dichtem Rande und einer weniger dichten Innenmasse zusammen- gesetzten, neben einer Anzahl (2 oder 3) kleiner, bei denen eine ähnliche Structur nicht zu erkennen ist. Alle sind sehr stark färb- bar und liegen nahe der Oberfläche der Eizelle in deren Plasma. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 31 476 -'^- Looss, Einige Stadien aus der mnthmasslichen Entwicklung dieser Dotter- kerne liabe ich in Fig. 35 dargestellt. \) Das in der Nähe der Genitalöffnung angekommene Ei besitzt hingegen eine Länge von 0,038—0,04 nur bei einer Dicke von 0,032-0,034 mm (Fig. 36a, Taf. 23) ; es hat somit im Querdurchmesser stärker zugenommen als in der Länge und damit seine Gestalt nicht unwesentlich geändert. Daneben ist seine Schale eine Kleinigkeit dicker geworden und hat eine gelbe Farbe und einen grossen, deutlich abgesetzten Deckel er- halten. Das in seinem Innern enthaltene, fertig ausgebildete Miraci- dium zeigt eine grosse Aehnlichkeit mit demjenigen der Gorgo- derinen. Was nun die systematische Stellung dieses PlesiocJiortts cymhi- formis anbelangt, so hatte ich ihn in Anbetracht der grossen Ueber- einstimmung, welche er in der Topographie seiner Organe mit Disf. foliuni V. Ole. zeigte, in meinem „Versuche etc." der auf dieses letztere basirten Gattung eingereiht, allerdings unter der Annahme, dass den Angaben von Sonsino (1893) und Stossich (1895), welche von dem Vorhandensein eines musculösen Pharynx berichteten, irrige Deutungen zu Grunde liegen müssten. Noch bevor die betreffenden Correcturbogen meiner Arbeit in meine Hände gelangten, erschien die vorläufige Mittheilung von Braun (1899), in welcher ebenfalls die Existenz eines musculösen Pharynx bei D. cijuihiforme constatirt und der Wurm mit Bist, foliimi v. Olf. u. s. w. in nächste ver- wandtschaftliche Beziehungen gebracht wurde. Daraufhin habe ich in einer Einschaltung in die Correctur meiner Arbeit bemerkt, dass, wenn D. cymhiforme einen Pharynx besitze, es nicht in die Gattung Phyllodisfonmm (von mir Spatkidium genannt) gehören könne, sondern Repräsentant einer eignen Gattung werden müsse. Die Gründe für diese meine Ansicht lagen im Allgemeinen in dem Bilde, welches ich mir auf Grund meiner damaligen Erfahrungen von dem Umfange 1 ) 1 zeigt eine junge Eizelle aus der Nähe dey Keimstockrandes ; Zell- und Kernplasma sind noch anscheinend homogen ; bei 2 zeigt sich ein kleiner Dotterkern im Plasma, im Kern hat sich ein Netzwerk differenzirt ; bei o ist der Dotterkern bisquitförmig geworden und scheint sich zur Theiking anzuschicken ; bei 4 sind 2 Dotterkerne vorhanden, ein ziemlich grosser runder und ein wiederum bisquitförmiger. AVährend der erstere bestehen bleibt, scheint letzterer in die kleineren Dotterkerne der reifen Eizelle '> zu zerfallen. Bemerkenswert ist , dass mit dem Eintritt der Reife auch das Plasma der letztern sehr stark färbbar wird. Trematoden aus Seeschildkröten. 477 und dem Inhalte einer natürlichen Distomengattuno- gemacht hatte. Ich habe diese Gründe bei einer spätem Gelegenheit für den hier vorliegenden Fall nochmals speciell vertheidigt („Natura doceri") ; im Allgemeinen gipfeln sie darin, dass für die Benrtheilung der ver- wandtschaftlichen Beziehungen der Distomen unter einander und für eine auf diese Beziehungen zu gründende naturgemässe Ein- theilung derselben niemals ein einzelner Charakter allein maass- gebend sein soll, sondern die gesammte Organisation. Als solch ein einzelner Charakter erschien mir schon damals auch die oberflächliche Uebereinstimmung gewisser Arten allein in der Topographie der Organe, besonders der Keimdrüsen; um als der Ausdruck einer nähern Verwandtschaft gelten zu können, musste meiner Ansicht nach die übereinstimmende Disposition der Organe mit einem über- einstimmenden anatomischen Baue derselben verbunden sein. Das galt, nach dem, was ich bis dahin gesehen, in erster Linie für die niedersten classifica torischen Einheiten, die Gattungen. In eine Gattung, in welcher auch nur zwei eines Pharynx entbehrende Arten standen, konnte meiner Ueberzeugung nach eine Art mit Pharynx nicht eintreten, mochte die Uebereinstimmung in der Topo- graphie der Organe noch so gross sein ; denn durch den Eintritt der abweichenden Form wäre die bis dahin einheitliche Gattung in Bezug auf einen anatomischen Punkt nicht mehr einheitlich ge- worden, und sie wäre dadurch in einen bemerkenswerthen Gegensatz getreten zu andern, zweifellos natürlichen Gattungen, bei denen anatomische Differenzen nicht vorkamen. Betreffs des Bist, cymbi- forme war ich ferner überzeugt, dass, wenn ein Pharynx bei ihm vorhanden war, dieser dann sicher nicht das einzige unter- scheidende Merkmal zwischen ihm und der Gattung PJiyUodistomum sowie den Gorgoderinen überhaupt darstellte. Da ich aber die Art aus eigener Anschauung nicht kannte und ausserdem die altern Beschreibungen von So^rsIxo und Stossich — wie sich später heraus- gestellt hat mit Unrecht — für nicht vollkommen zuverlässig hielt, so war es mir unmöglich, zu einem positiven Urtheile zu ge- langen; auch die erste kurze Beschreibung von Braun wies in der Hauptsache nur auf die Uebereinstimmung von D. cymbiforme mit Dist. folium v. Olf. etc. hin. Meine Ansicht über die Bedeutung der Existenz eines Pharynx für die systematische Stellung von D. cymbiforme wurde von Beaun nicht getheilt. In einem Referat über meine Arbeit ^i und in seiner 1) In: Zool. CtrbL, V. 7, 1900, p. 396. 31* 478 ^- Looss, ausführlichen Publication über die Treraatoden der Chelonier spricht er sich dahin aus (Trem. d. Chel. p. 1), dass „bei der sonstigen Uebereinstimmung- dieser Differenzpunkt (i. e. das Vorhandensein eines Pharynx bei B. cymhiforme) doch nicht so erheblich ist, dass man auf ihn allein, wie es Looss thun will, eine besondere Gattung gründen kann". Da der Autor ferner der Ueberzeugung ist, dass auch ich eine auf D. cymhiforme basirte besondere Gattung ohne Zweifel den Gorgoderinen einreihen würde, und zwar auf Grund dei' weit gehenden Uebereinstimmung in der Topographie ihrer Organe, so kommt er zu dem Schlüsse, dass in der von mir gegebenen Diagnose der Unterfamilie Gorgoderinac die Worte „ohne Pharynx" und „langer Oesophagus" gestrichen werden müssen, dass beide Merkmale für die Unterfamilie also nicht charakteristisch seien. Er bemerkt dazu beiläufig, dass auch die allgemeine Gültigkeit einiger anderer Merkmale derselben Unterfamilie noch nicht feststehe, wie der Besitz des LAUKEß'schen Canals und die Grössenzunahme, welche die Eier bei ihi^em Fortschreiten im Uterus erfahren. Ich komme auf die letztern Einwände, die ich vom Standpunkte Bkaun's aus nicht ungerechtfertigt finde, in den allgemeinen Erörterungen am Schlüsse dieser Arbeit ausführlicher zurück; hier sei nur erwähnt, dass, wenn ich die beanstandeten Merkmale in die Diagnose aufnahm, es nicht ohne Bewusstsein, sondern in der bestimmten Ab- sicht geschah, sie zu einem Prüfstein für die Richtigkeit meiner systematischen Anschauungen zu machen. Denn nach den Ideen, die ich mir bereits auf Grund meiner damaligen Erfahrungen über die Gattungen Gorgodera und Phyllodistomum sowie über die von ihnen repräsentirte Unterfamilie Gorgodermae gebildet hatte, mussten alle wirklichen Angehörigen derselben auch in dieser Hinsicht über- einstimmen. Thaten sie das nicht, dann waren sie keine wirk- lichen Angehörigen dieser Gattungen, resp. der Unterfamilie. Wie schon erwähnt, habe ich diese Ansichten, die mich von Anfang an abhielten, Disf. cymhiforme der Gattung Phyllodistomum einzureihen, in meinem iVrtikel: Natura doceri etc. nochmals dar- gelegt. Ich komme in demselben Artikel nach dem Vergleiche eines mir von Prof. Stossich freundlichst überlassenen" Exemplares der Art und unter Zuhilfenahme der vorhandenen Beschreibungen zu der weitern Ueberzeugung, dass Distomum cymhiforme Rfd. der Reprä- sentant einer eigenen Gattung Plcsiochorus sei, dass diese Gattung mit der kurz vorher von E. v. Ofenheim M aufgestellten Gattung 1) Ueber eine neue Distomidengattung, in: Z. Naturw., V. 73, 1900. Treniatoden aus Seeschildkröten. 479 Anaporrhufmn (umfassend A. ricchiardii [Lor.] und A. (ilhiduni n. sp.) so nahe verwandtschaftliche Beziehungen besitze, dass beide zu einer ünterfamilie Auaporrhifinae vereinigt werden könnten und dass diese Anaporrhutinen ,.in den Gorgoderinen ihre nächsten oder wenigstens ziemlich nahe Verwandte besitzen''. \) Diese Mittheilung erschien augenscheinlich zu spät, als dass Braun in seiner aus- führlichen Arbeit über die Trematoden der Chelonier zu meinen Ausführungen noch hätte Stellung nehmen können ; in einem kurzen Referat über den betreffenden Artikel spricht er sich aber dahin aus, dass er den von mir gethanen Schritt nicht mitmachen könne, „weil die Topographie der Genitalien bei Änaporrlmtmn sich zu sehr von der bei PlesiocJtorus entferne; jedenfalls scheine dem ßef. die Kluft zwischen diesen beiden Gattungen grösser als zwischen Plesio- chorus und PhyJlodistomwn, obgleich Fl cymbiformis thatsächlich, wie Stossich bereits angiebt, ein dorsal und vor dem Keimstock ge- legenes Receptaculum seminis besitze''.-) Bei dieser Lage der Dinge war nur vor der Untersucliung frischen und gut conservirten Ma- teriales noch eine Entscheidung in dem einen oder dem andern Sinne zu erhoffen. Für mich handelte es sich hierbei nicht ledig- lich darum, in unserm speciellen Falle die grössere Berechtigung der von mir vertretenen Ansicht darzuthun, sondern um eine noch ungleich wichtigere principielle Frage. Meine Ansicht w'ar ein Aus- fluss jener Anschauungen über die natürlichen Yerwandtschafts- beziehungen der Distomen, zu denen ich im Verlaufe meiner Unter- suchungen geführt Avorden war; sie gründete sich, soweit PI. cymbi- formis in Frage kommt, bis dahin nur auf den Vergleich eines stark con- trahirten Spiritusexemplares und die kurzen, von altern Autoren ge- lieferten Beschreibungen — in der Hauptsache also auf ein ähnliches Material wie das, w^orauf Braun seine abweichende Meinung stützte. Liessen sich nun durch einen eingehenden Vergleich frischen Materiales noch weitere Daten ausfindig machen, welche zu Gunsten einer nähern Verwandtschaft von Plesiochorns mit Anaporrlmfum, d. h. für meine Auffassung sprachen, so konnte ich hierin einen HiuAveis darauf er- blicken, dass auch die allgemeinen Voraussetzungen, d. h. die systematischen Anschauungen, von denen ich ausgegangen, richtig sein mussten. Ergab andrerseits dieselbe Untersuchung ein negatives Resultat, keine positiven Anhaltspunkte für eine Vereinigung von 1) Natura cloceri etc., 1. c, p. 205. 2) In: Zool. Ctrbl., V. 8, 1901, p. 232 f. 480 A. Looss, PlesiocJwms mit Anajwrrhifum, dann hätte sich eine Revision meiner systematischen Anschauungen unbedingt nothwendig gemacht. Auf jeden Fall versprach also eine Neuuntersuchung des PJesiocJi. cijnihi- formis eine Klärung der Verhältnisse, und eine solclie erschien mir persönlich besonders wünschenswerth in Anbetracht der absprechen- den Kritik, welche neuerdings Luhe bei verschiedenen Gelegenheiten über die „Looss'schen Eintheilungsprincipien" im Allgemeinen ge- fällt hat.^) Der Versuch, den FJesiochorns cymbifornm in den die äg3'ptischen Küsten besuchenden Schildkröten aufzufinden, ist von Erfolg gekrönt und in letzter Instanz der Anlass zum Entstehen der gegenwärtigen Arbeit gewesen. Ueberblicken wir nun die Ergebnisse, welche die erneute anato- mische Untersuchung des viel umstrittenen Wurmes geliefert hat, so glaube ich nicht zu weit zu gehen, wenn ich behaupte, dass sie meine frühern Ansichten über die Beziehungen von PlesiocJwrus zu Fhjllodistonmm und AnaporrhiiPiim in vollkommener "Weise bestätigt. In der Diagnose für die Unterfamilie der Gorgodcrinae hatte ich seiner Zeit folgende Merkmale als charakteristisch genannt: Den muskelkräftigen und sehr beweglichen, in einen schmälern Vorder- und einen massigem Hinterleib zerfallenden Körper, die glatte Haut, einen Darm ohne Pharynx, aber mit langem Oesophagus und ebensolchen (d. i. ebenfalls langen) Schenkeln, die einfach schlauch- förmige Excretionsblase, den Mangel männlicher Copulationsorgane, die schräg seitliche Lagerung der Hoden und die seitliche Position des Keimstockes vor ihnen, den Mangel eines Receptaculum seminis bei gleichzeitigem Besitze eines LAUEER'schen Canals, die geringe Grösse der Dotterstöcke, die starke Entwicklung des Uterus, endlich die Grössenzunahme der Eier während ihres Fortschreitens in diesem letztern. Alle diese Charaktere passen ohne Ausnahme auf die 6 zur Zeit genauer bekannten Angehörigen der Unterfamilie {Gorgodera cygnoides, amplicava, simplex, Phyllodist. folinni, patellare, accepüim -)), sie bedürfen aber einer etwas genauem Fassung in Bezug 1) cf. hierzu meinen Artikel : Natura doceri, 1. c. 2) Zusatz bei der Correctur: Die Zahl der bekannten Gorgoderinen ist kürzlich durch Odhnee (Mitth. z. Kenntn. d. Dist. L, in: Ctrbl. Bakt., V. 31, Abth. 1, 1902, p. 64 ff.) um 4 neue vermehrt worden (Ph. tmicum, Vmgualp, spaiala und spaiulaeforme). Davon treten, nach des Autors An- gaben, die beiden ersten ohne weiteres in die Gattung Ph//l/o(/isfu)iuii)/ (in dem ihr von mir zugeschriebenen Umfange) ein, während die beiden letzten durch eine etwas abweichende Körpergestalt sich auszeichnen. Ich Trematodeu aus Seeschildkröten. 4gj auf den Passus, der die Lageruno- der Keimdrüsen betriift. Denn da diese bei allen Arten der Länge nach stark gegen einander ver- schoben sind, sich ausserdem stets auch innerhalb der Darmschenkel finden, so muss dies in der Diagnose ausgedrückt werden. Vergleichen wir mit den Gorgoderinen nun Plesiochorus, so er- giebt sich auf den ersten Blick, dass in ihm ein sehr ähnlicher Con- structionstypus verkörpert ist. Das zeigt nicht nur der allgemeine Habitus, d. i. die Körperform, die glatte Haut und die allgemeine Disposition der Organe, sondern auch der im grossen und ganzen übereinstimmende Bau derselben, vor allem die einfach schlauch- förmige Gestalt der Excretionsblase, der Mangel männlicher Copula- tionsorgane und die Grössenzunahme der Eier während der Entwick- lung; es kommt hinzu, dass auch die in den Eiern entstehenden Miracidien mit denen der Gorgoderinen eine grosse Aehnlichkeit zeigen. Daneben besitzt aber Plesiochorus auch einige anatomische Eigen- thümlichkeiten, die ihn von s ä m m 1 1 i c h e n Gorgoderinen in der n ä m - liehen Weise trennen. Das sind zunächst das Vorhandensein eines musculösen Pharynx, an den sich ein nur relativ kurzer Oeso- phagus anschliesst, ferner eine auffallende Verlängerung der männ- lichen Samenblase und endlich die Umwandlung des nach aussen offenen LAUREß'schen Canales in ein blind geschlossenes und deshalb die bekannten aussergewöhnlichen Dimensionen annehmendes Recep- taculum seminis. Hand in Hand mit diesen anatomischen Differenzen gehen nicht unbedeutende Verschiebungen in der Lagerung der Keim- drüsen, also Veränderungen topographischer Natur. Die schräge Position der Hoden macht einer nahezu symmetrischen Platz, Hoden und Dotterstöcke rücken überdies weiter von der Mittellinie ab und gelangen unter und zu einem Theile sogar ausserhalb der Darm- schenkel. Diese Abweichungen sind es gewesen, welche mich zur Aufstellung eines eigenen Genus für Bist, cymhiforme R. veranlasst haben. Was nun das Genus Anaporrhutum anlangt, so führt sein Autor selbst unter andern folgende Merkmale als Gattungscharaktere an.^) komme auf sie bei einer spätem Gelegenheit zurück. In Bezug auf das Verhalten der Eier der 4 neu entdeckten Formen erwähnt Odhner in seiner kurzgefassten vorläufigen Mittheilung noch nichts ; ich bin jedoch überzeugt, dass bei ihnen eine Grössenzunahme während der Entwicklung eben so statt hat wie bei den anderen Arten. 1) lieber eine neue Distomidengattung, 1. c. p. 184. 482 -^- Looss, Abgeflachter, ovaler Körper mit abgesetztem Vorderende; sehr kurzer, unscheinbarer Oesophagus; Mangel eines Cirrus; Hoden in einzelne Stücke zerspalten zum grossen Theil ausserhalb der Darmschenkel; gänzlicher Mangel eines LAURER'schen Canals, dagegen bedeutende Grösse des Receptaculum seminis. Aus der Beschreibung des A. albidum geht ferner hervor, dass bei diesem der Pharynx direct an den Mundsaugnapf anstösst, ein Präpharynx also fehlt; dass die Ge- hirncommissur den Oesophagus am Ende des Pharynx kreuzt, während die Gehirnganglieu relativ weiter nach vorn liegen. Be- treffs des Baues des Excretionsapparats waren die thatsächlichen Verhältnisse nicht sicher zu eruiren, doch nimmt der Verfasser an (1. c. p. 156), dass die Endblase einfach ist und bis zur Gabelung in die beiden hier gerade nach den Seiten aus einander laufenden Haupt- gefässe reicht. Im Geschlechtsapparat sind die Dotterstöcke ausser- ordentlich klein, die reifen Eizellen dagegen mit sog. Dotterkörper- chen ausgestattet. Die Hoden liegen ventral und symmetrisch, vor ihnen seitlich im Mittelfelde der kleine Keimstock. Betreffs der Eier endlich berichtet von Ofenheim, dass sie im Allgemeinen rund- liche Form, keinen sichtbaren Deckel und einen Durchmesser von 0,034—0,04 mm haben; eine Grössenzunahme derselben wird nicht erwähnt. Entsprechende Verhältnisse findet der Autor aucli bei A. ricchiardii, wobei einige Irrthümer, die Monticelli ^) bei seiner Beschreibung derselben Art untergelaufen waren, berichtigt werden. Aus den Angaben Monticelli's mag hier noch hervorgehoben werden, dass Dist. ricchiardii im Leben seine Gestalt stark zu ändern und vor Allem den Vorderkörper lang auszustrecken vermag. Vergleichen wir nun die nach ihren beiden derzeitigen Ver- tretern charakterisirte Gattung AnaporrJmtum mit Plesiochorus, so springt wiederum eine grosse Uebereinstimmung im Habitus und im allgemeinen Baue in die Augen. Allerdings tritt bei Anaporrhutum der Vorderkörper dem Hinterkörper gegenüber stark zurück, be- sonders bei A. ricchiardii -), bei dem der Bauchsaugnapf ganz in dem breitern Hinterleibe gelegen ist. Dagegen ist die Position der Keimdrüsen bei A. albidum genau und bei A. ricchiardii wenigstens im Princip die gleiche wie bei Flesiochorus, in so fern bei A. ricchiardii 1) Studii sui Trematodi endoparaysiti , in: Zool. Jahrb., Suppl. 3, 1893, p. 139 ff. 2) Von Interesse erscheint mir in dieser Verbindung die Frage, welche Körpergestalt beide Anapun linlion- A-vten bei Conservirung mit Hülfe der Schüttelmethode zeigen würden. Trematoden aus Seeschildkröten. 483 Hoden und Dotterstöcke zwar g-änzlicli in den Raum ausserhalb der Darmsclienkel gerückt sind, sonst aber, wie bei Anaporrhutum albi- diim und Plcsiochorus, ihre annähernd symmetrisclie Lage hinter ein- ander bewahren, wie auch der kleine Keimstock seine ursprüngliche seitliche Lage im Mittelfelde beibehält. Von anatomischen Eigen- thüralichkeiten ist zu erwähnen, dass hei Änaporrlmttim, wie hei Plesio- chonis, ein muscuhtser , von dem Mundsaugnapfe nicht durch einen Vorhof getrennter Pharynx vorhanden ist und dass der aus diesem Pharynx hervorkommende kurze Oesophagus nahe seinem Anfange von der Gehirncommissur gekreuzt wird. Die Excretionsblase ist, wie bei PlesiocJiorus, einfach schlauchförmig und theilt sich an ihrem Ende in zwei aus einander laufende Hauptgefässe. Die männlichen Copulationsorgane fehlen, ebenso fehlt ein LAuiiER'scher Canal, da- gegen findet sich an seiner Stelle ein mächtiges Receptaculum seminis, wie bei PlesiocJiorus. Endlich nehmen auch bei Anaporrhutum die Eier während ihres Vorrückens im Uterus an Grösse zu; diese letztere Thatsache habe ich an A. ricchiardii durch eigene Beob- achtung feststellen können : während die frisch gebildeten Eier hier 0,045 mm lang und 0.034 mm dick sind, haben die in der Nähe der Uterusmündung angekommenen und ein voll ausgebildetes Miracidium (welches dem der Gorgoderinen wiederum sehr ähnlich sieht) ent- haltenden eine Länge von 0,064 und eine Dicke an 0,053 mm. Einen deutlich abgesetzten Deckel habe ich an ihnen mit Sicherheit nicht zu constatiren vermocht. Es ist mir auf diese Beobachtung hin kaum zweifelhaft, dass eine solche Grössenzunahme der Eier auch bei A. alhklum statt hat. Dass VON Ofenheim sie nicht bemerkt, oder vielmehr nicht hat be- merken können, liegt daran, dass ihm anscheinend ausschliesslich jugendliche, noch nicht Vollreife Exemplare vorgelegen haben. Aus seiner Beschreibung des Uterusverlaufes bei A. albidum dürfte hervor- gehen, dassj die in fig. 3 seiner Arbeit abgebildete Form das Maxi- mum der Entwicklung darstellt, welches der Uterus in seinen Exemplaren aufwies. Dieser Uterusverlauf ist aber, wie jeder Er- fahrene ohne Weiteres erkennt, kaum etwas anders als ein sehr früh- zeitiges Stadium seiner Entwicklung, wie man es auch bei Indi- viduen aller möglichen andern Distomenformen, die im Beginne der geschlechtlichen Reifeperiode stehen, gelegentlich beobachten kann.') Stellte der von v. Ofenheim geschilderte Verlauf des Uterus dessen 1) Vgl. hierzu das oben S. 475 Gesagte. 484 ^- Looss, volle Entwicklung- dar, dann stände A. alhidum in Bezug auf diese Eigenthümliclikeit fast einzig unter der Gesammtzahl derjenigen Di- stomen da, die ihre Eier nicht sofort oder bald nach der Bildung ab- legen. Mit der Annahme, dass hier trotz aller ihrer Grösse doch jugendliche, im Beginne der Keimproduction stehende Individuen vor- liegen, deckt sich nicht nur die für A. dlhidum angegebene Grösse der Eier, welche mit 0,034 — 0,04 mm der oben angegebenen Grösse der frisch gebildeten Eier des A. ricchiardii gut entspricht, sondern auch die Beschreibung, welche der Autor von der Beschaifenheit der Keimdrüsen, speciell der Hoden, giebt; das Gesammtbild, welches diese letztern in der fig. 3 darbieten, kann in dem Kenner ebenfalls nur den Gedanken an ein geschlechtlich noch unreifes Individuum wach- rufen. Leider adoptirt v. Ofenheim zur Erklärung der von ihm als abnorm betrachteten Structur der Hoden etc.. die vor einigen Jahren von Walter aufgestellte, etwas sonderbare Hypothese, dass die be- obachteten Veränderungen Anzeichen einer nach vollendeter Ablage der männlichen Geschlechtsproducte eintretenden Degeneration seien. Ich komme später bei Besprechung der Monostomenfamilie Angio- didyidae auf diese Frage ansführlich zurück und bemerke hier nur, dass die Hypothese unhaltbar ist. Meiner Ueberzeugung nach hat von Ofenheim ausschliesslich jugendliche Exemplare von A. alhidum vor sich gehabt, deren Uterus im Anfangsstadium seiner Füllung stand und zum grössten Theile wahrscheinlich Abortiveier, dagegen erst relativ wenige und nur junge normale und entwick- lungsfähige Eier enthielt. An diesen war die Grössenzunahme noch nicht zu constatiren, und an Abortiveiern tritt sie nicht ein; andern Falls dürfte sie dem Autor kaum entgangen sein. Kehren wir nach dieser Abschweifung zu dem Vergleiche der Gattungen Plesiocliorus und Anaporrlmtimi zurück, so sehen Avir, dass beide in zw^ei anatomischen Charakteren bemerkenswerth überein- stimmen, 1. in dem Besitze eines Pharynx und den Beziehungen des- selben zu den Nachbai-organen Saugnapf. Oesophagus und Gehirn- commissur, und 2. in dem Ersätze des LAUREirschen Canals durch ein blind geschlossenes Receptaculum seminis. Gerade diese beiden Charaktere aber waren es vorzugsweise, welche FlesiocJwnis von der G e s a m m t h e i t der Gorgoderinen in anatomischer Hinsicht trennten; in topographischer Hinsicht findet die fast symmetrische, von der ausgesprochen schrägen Lagerung der Hoden bei den Gorgo- derinen charakteristisch abweichende Position derselben Organe bei Flesiochorus wiederum ihr Gegenstück bei den Anaporrhntmirdvten. Trematodeu aus Seeschiklkröteu. 4g5 Wägt man nun die verwandtschaftlichen Beziehungen, welche Plesiochorus zu den Gorgoderinae einerseits und zu Anaj)orrhutnm andrerseits zur Schau trägt, gegen einander ab, so wird man meines Erachtens die letztem unbedingt als die nähern bezeichnen müssen, denn sie finden ihren Ausdruck nicht nur in rein topographi- schen, sondern gleichzeitig mit diesen auch in ganz speciellen anatomischen Uebereinstimmungen. Ich habe darauf hin Plcsio- cliorus mit AnaporrJmtum zu einer Unterfamilie Anaporrlmtinae ver- einigt. Auf der andern Seite hei-rschen aber auch zwischen den Gorgoderinae und dieser neuen Unterfamilie gar nicht zu verkennende nähere Beziehungen. Diese äussern sich in der Körperform und der allgemeinen Körperbeschaifenheit, ferner in einer im Princij) über- einstimmenden Disposition der Organe im Körper und schliesslich in einem analogen anatomischen Bau aller oder wenigstens der Mehrzahl dieser letztern. Die Thatsache endlich, dass mit einer Ausnahme auch die sonst nicht häufige Grössenzunahme der Eier . während ihrer Entwicklung für alle Arten positiv erwiesen ist, lässt auch auf eine gleiche oder wenigstens ähnliche Entwicklungs weise der beiden Unterfamilien angehörenden Formen schliessen. Gorgo- derinae und AnaporrJmtinae repräsentiren demnach unter einander sehr nahe verwandte Gruppen; ganz natürlich aber, dass die zwischen ihnen herrschenden Beziehungen jetzt nicht mehr so enge zu sein brauchen, sogar nicht mehr so enge sein können, wie die- jenigen, die zwischen den Arten einer und derselben Gattung herrschen. Ich werde auf die an diese Verhältnisse sich anknüpfen- den Fragen in den allgemeinen Betrachtungen am Schlüsse dieser Arbeit zurückkommen; hier sei nur noch bemerkt, dass ich mich veranlasst gesehen habe, die beiden Unterfamilien Gorgoderinae und AnaporrJmtinae zu einer Familie Gorgoderidae zu vereinigen. Ihr soll am Schlüsse der Arbeit noch ein besonderes Capitel gewidmet werden. 7. PacJif/psolus irroratus (R.). (Fig. 37, 38. Taf. 23; Fig. 169, Taf. 82.) 1819. Distonmm iiromfuin Rüdolphi, Entoz. Synops., p. 393. 1899. Distoimnn irroratum E., Braun, Tremat. d. DAHL'schen Samml., in: Ctrbl. Bakt., V. 25, Abth. 1, p. 717. 1901. Bintomnin irroratum R., Braun, Tremat. d. Chelonier, in: Mittb. zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 36, Fig. 27. 30, 32 tab. 2. 1901. Pachiipsolus lunatiis (B,.), LOOSS, Tremat. au.s Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 558. 486 Ä. Looss, Die Bestimmung der Species, welche ich in meiner vorläufigen Mittheilung unter dem Namen Pachypsohis lunatus aufführe, hat mir ansehnliche Schwierigkeiten bereitet. Dieselben lagen zu einem Teile daran, dass mir zur Zeit der Abfassung jener Mittheilung zum Vergleiche nur 3 offensichtlich noch nicht reife Exemplare zur Verfügung standen, zu einem andern, grössern Theile aber daran, dass Brauk, der solche Jugendformen ebenfalls untersucht und auch abgebildet hat, auf ihr von den erwachsenen Thieren in mancher Hinsicht auffallend verschiedenes Aussehen in der Beschreibung mit keinem Worte eingeht. Wie schon in den einleitenden Bemerkungen zu der gegenwärtigen Arbeit erwähnt, erhielt ich unmittelbar vor ihrem Abschluss von Prof Coßi noch eine weitere Sendung von Parasiten, die ei* aus Triester Exemplaren von Thulassoclieljjs corticata für mich zu sammeln die Freundlichkeit gehabt. Unter diesen be- fanden sich eine Anzahl von Würmern, deren mikroskopische Ana- lyse keinen Zweifel darüber Hess, dass ich es in ihnen mit er- wachsenen Exemplaren derselben Species zu thun hatte, die mir Anfangs nur in 3 jugendlichen vorgelegen. Das Verhalten dieser er- wachsenen Tlüere zeigte nun, dass meine auf das Verhalten der jugendlichen Individuen gegründeten Ansichten nicht zutreffend sind; damit bedürfen auch die in meiner vorläufigen Mittheilung ge- machten Angaben einer Correctur in verschiedenen Punkten. Diese Correctur trägt unzweifelhaft viel zur Klärung der bisher für mich ziemlich verwickelten Frage nach der specifischen Natur des Bist. irroratum Rud. bei, kann aber ihre definitive Lösung gleichfalls nicht ganz herbeiführen. Zur richtigen Darstellung des Standes, auf welchem die Frage gegenwärtig angekommen ist. glaube ich mich am besten an die zeitliche Folge der Ereignisse halten zu sollen. Die erste Besclireibung des Wurmes durch Rudolphi kann bei ihrer piimitiven Beschaffenheit hier füglich ausser Betracht bleiben; etAvas auffällig ist in ihr allerdings die unbestimmte Angabe über das Grössenverhältniss der Saugnäpfe, von denen der Autor sagt, dass der porus „anticus interdum major sistitur, valdeque dilatari potest, quo apertura transversa fit", während der porus .,ventralis apertura major videtur". 1899 beschreibt Braun^ -ein einziges stark ge- krümmtes, 3 mm langes, 1 mm breites, noch nicht ausgewachsenes Distonmm, welches von Dahl in Neu-Guinea im Darme einer Thalassoclielys careffa gefunden worden war. Dieses Exemplar zeigte nach der Aufhellung folgende anatomische Charaktere: Saugnäpfe gross (0,7 mm im Durchmesser: demnach also gleich gross), Trematoflen aus Seescbildkrüten. 4g7 Hiiiterrand des Bauclisaiig-iiapfes in der Körpermitte. Genitalporus median nnd in der Mitte zwisclien den beiden Saugnäpfen. Darmschenkel bis ans Hinterende reichend. Dicht hinter dem Bauchsangnapfe neben einander die kugligen Hoden; Dotterstöcke an den Seiten vorn bis zur Höhe des Genitalporus, hinten bis zum Hinterrande der Hoden reichend. Eier klein, hellbraun, 0,042 mm lang- und 0,016 mm breit. (Die Charaktere, welche mir in dieser Beschi-eibung- wichtig erscheinen, habe ich durch gesperrten Druck kenntlich gemacht). Nach eingehendem Vergleiche dieses Wurmes mit den Originalen Rudolphi's und den übrigen im Berliner Museum aufbewahrten Exemplaren der xlrt ist Braun überzeugt, in ihm das Bist, irroratum Rudolphi's vor sich zu haben. Die zuerst gegebene Beschreibung des unausgewachsenen Exemplares wird darauf hin in folgenden Punkten ergänzt. Die Thiere haben eine Länge von 4,5 — 7,8 mm, die Saugnäpfe sind 0,75 mm, also an- scheinend wiederum gleich gross, und das bei Individuen von erheblich verschiedener Länge. Darmschenkel weit, bis an das Hinterende reichend. Hinter dem Bauchsaugnapfe und die Darm- schenkel an dieser Stelle nach aussen überragend die beiden manch- mal leicht gekerbten Hoden, etwas nach innen und vor dem rechten Hoden der kleinere, kuglige Keimstock. Dotterstöcke mehr unter der Rückenfläche sich ausbreitend, aus 3 — 4 sternförmigen Gruppen zusammengesetzt, vorn auf der Höhe des Genitalporus beginnend, hinten weiter über die Hoden hinaus als oben angegeben und manchmal bis zum Hinter ende reichend. Cirrusbeutel 1,5 mm lang, sein Hinterende auf der Höhe der Hoden, Cirrus an- scheinend stark bestachelt. Eier gelbbraun, klein und schmal, an den Polen bald abgerundet oder zugespitzt, 0,046 mm lang, 0.018 mm breit. Auf diese Beschreibung hin wies ich in meinem ,, Versuche etc." dem Bist, irroraium R. eine sj'stematische Stellung in der Nähe der Gattung Astiotrema ^) an und sprach in einer Anmerkung dazu die Vermuthung aus, dass die sehr verschiedene Ausdehnung der Dotter- stöcke auf das Vorhandensein von zwei verschiedenen Species in dem von Braun verglichenen Materiale hindeute. Hierauf erschien die ausführliche, von Abbildungen begleitete Arbeit Bkaui^'s (1901). Die Beschreibung des Bist, irroratum, die nach der Angabe des Autors vorzugsweise den Typen ent- 1) Weitere Beitr. etc., 1. c, p. 591. 488 A. Looss, nommen ist, bringt in Ergänznng der oben erwähnten Daten noch folgende Details, die mir von AVichtigkeit erscheinen: Die Darm- schenkel verlaufen nahe den Seitenrändern und besitzen an ihren quer zur Länge des Thieres gerichteten Anfangstheilen jederseits einige nach vorn abgehende, den Mundsaugnapf erreichende und an ihrem blinden Ende gelegentlich sich gabelnde Blindsäcke, deren Wandung die gleiche Structur zeigt wie die der Darmschenkel; an den Totalpräparaten fielen sie nicht auf. Aus dem in der Mitte zwischen den Saugnäpfen liegenden Genitalporus ragte bei einigen Exemplaren der dicke bestachelte Cirrus heraus; der lange Cirrusbeutel reicht bis zu den kleinen kugligen Hoden. Die bei manchen Exemplaren aus 3 — 4 sternförmigen Gruppen zusammengesetzten Dotterstöcke erstrecken sich bis hinter die Hoden, manchmal selbst bis in die Nähe des Hinter- randes und sind stark verästelt. Am Hinterende liegt eine grosse sackförmige Excretionsblase, deren Scheitel bis fast zum Cirrusende reicht; weite Sammelgefässe bemerkt man neben dem Cirrusbeutel und innen von den Darmschenkeln, später ausserhalb derselben bis in die Seiten von Mundsaugnapf und Pharynx. Die Eier sind im selben Exemplar von verschiedener Gestalt, in so fern beide Pole oder nur einer zugespitzt, resp. abgerundet sein können. Auf diese Daten und die sie begleitenden Abbildungen, auf welche ich nachher zurückkommen werde, war ich zur Bestimmung der 3 mir anfänglich allein vorliegenden, jugendlichen Würmer aus dem Magen von ThalassocJielys corficata angewiesen. Die hauptsäch- lichsten Eigenthümlichkeiten dieser 3 Individuen habe ich bereits in meiner vorläufigen Mittheilung kurz angeführt; hier mag zunächst eine ausführliche Beschreibung derselben folgen, die ich so stehen lasse, wie ich sie vor Ankunft der erwachsenen Individuen abgefasst hatte. Alle 3 Exemplare liegen mir in leicht gepresstem Zustande vor und tragen sammt und sonders das Aussehen noch jugendlicher Thiere zur Schau. Von ihnen misst das kleinste 3,1, die beiden andern 4 und 4,1 mm ; ersteres steht im Beginne der Keimproduction, bei den beiden andern ist der Uterus bereits mit einer Anzahl nor- maler entwicklungsfähiger Eier, daneben aber zahlreichen Abortiveiern und Tröpfchen und Schollen der Schalensubstanz gefüllt (Fig. 38), im Ganzen jedenfalls noch beträchtlich von seiner Maximalentwicklung entfernt. Die grösste Breite, die überall auf der Höhe des Baucli- saugnapfes sich findet, beträgt 1,3 bezüglich 1,4 mm, dürfte bei nicht Trematoden aus Seeschildkröten. 439 gedrückten Thiereii also etwas g-eringer, vielleicht ca. 1 mm sein. Der Körper ist ziemlich dick und kräftig, der Vorderkörper immer etwas kürzer und breiter abgerundet als der Hinterkörper. Abge- sehen von den oben erwähnten Unterschieden in der Entwicklung des Uterus zeigen alle 3 Exemplare in ihrem Aeussern sowohl wie in ihrem innern Baue eine v 0 1 1 k 0 m m e n e U e b e r e i n s t i m m u n g , so dass kein Zweifel darüber obwalten kann, dass sie eine und die- selbe Species repräseutiren. Der Mundsaugnapf ist stark nach der Bauchseite geneigt, aber nicht rein ventralwärts geöffnet, und grösser als der Bauch - saugnapf, denn er misst 0,67 mm bei den beiden grössern, 0,63 mm bei dem kleinern Individuum, wohingegen der mit seinem Centrum bei diesem letztern in, bei den grössern dicht vor der Körpermitte gelegene Bauchsaugnapf nur 0,53 mm Durchmesser hat. Auch diese Zahlen dürften für nicht gedrückte Individuen etwas kleiner, ihr .gegenseitiges Verhältniss dagegen auch dort das gleiche sein. Die Haut ist massig dick und bis an das Körperende durch- setzt mit Gebilden von ganz eigenthümlichem Aussehen, die nur auf der Bauchseite zwischen den Saugnäpfen etwas reducirt sind, in- dessen auch hier nicht ganz fehlen. Sie erinnern in ihrem Aussehen an die Schwimmplättchen der Ctenophoren oder auch die Flossen kleiner Fische, indem sie aus einer Anzahl, in ungefähr einer Ebene angeordneter und nach aussen zu leicht, aber nicht regelmässig diver- girender, feiner Stäbchen oder Stacheln bestehen, die in eine hyaline Masse eingebettet sind. Die Plättchen ragen mit ihrem äussersten Rande etwas aus der Oberfläche der Haut hervor, sind im Innern derselben aber ziemlich unregelmässig angeordnet, so dass sie weder regelmässige Querreihen bilden, noch sämmtlich nach hinten gerichtet sind, wie die genuinen Stacheln, unterscheiden sich der umgebenden Hautmasse gegenüber auch nicht durch besondere Färbbarkeit. Ob das beschriebene ihr normales Verhalten im Leben ist, vermag ich nicht zu sagen. Der V er dauungsap parat beginnt mit einem kräftigen, 0,28 mm langen und von dem Mundsaugnapfe durch einen kurzen Vorhof getrennten Pharynx. Aus diesem kommt ein von einer dünnen Cuticula ausgekleideter Oesophagus, der sich fast sofort in zwei Schenkel spaltet (Fig. 38). Diese sind nicht länger als der Oesophagus selbst, da sie sogleich in die eigentlichen, von einem hohen Epithel ausgekleideten Darmschenkel übergehen. Trotz dieser geringen Ausbildung ist aber der hier beschriebene Theil des Darm- 490 ^- Looss, tractus durch seine dünne cuticulare Auskleidung- deutlich ausge- zeichnet und kann trotz seiner geringen Dimensionen nicht anders denn als Oesophag-us bezeichnet werden. Das Hinterende des Pharynx ist von einer dichten Zellenansaninilung umgeben. Die eigentlichen, durch ihr Epithel von den queren Schenkeln des Oesophagus scharf getrennten Darmschenkel begeben sich erst fast gerade seitwärts, dann im Bogen nach hinten, wo sie ganz kurz vor der Leibesspitze zu den Seiten der Excretionsblase endigen. Ihre vordem, querver- laufenden Theile zeigen jederseits, von der Aussen fläche ausgehend, zwei nach vorn und leicht schräg nach aussen und dem Rücken ge- richtete Blindsäcke, die an ihrem etwas erweiterten freien Ende mehrfach unregelmässig eingekerbt sind. Nach hinten von diesen Blindsäcken folgt, ebenfalls auf der Aussenseite, jederseits noch eine dritte, aber nur kleine, buckeiförmige Auftreibung der Darmwand, die auf einer Seite auch fehlen kann; die Conturen des Restes der Darmschenkel sind, von unregelmässigen Einkerbungen oder Aus- buchtungen abgesehen, glatt. E X c r e t i 0 n s a p p a r a t. Der Excretionsporus liegt rein ter- minal. Er führt in einen Sammelraum, der bei zweien meiner 3 Exemplare in Folge theilweiser Füllung mit braunen Concrement- kügelchen in seinen Hauptzügen ziemlich gut zu verfolgen ist. Er kann im Allgemeinen als Yförmig bezeichnet werden und liegt dorsal. Die Theilung des Stammes der Blase erfolgt dicht hinter dem Keim- stock, die Schenkel laufen bis zur Höhe des Genitalporus innerhalb der Darmschenkel, kreuzen diese dann und erstrecken sich mehr in den Seiten des Leibes bis zur Höhe der Mundöffnung, wo sie blind endigen {Ex Fig. 37). Stamm und Schenkel entsenden in ihrem ganzen Verlaufe eine massige Anzahl von Seitenzweigen, die ungefähr dasselbe Caliber besitzen wie die Haupttheile der Blase und ihrer- seits selbst wieder einige kurze und stumpfe Verästelungen auf- weisen. Einige derselben sind ziemlich lang und treten in der Mittel- linie des Körpers sehr nahe an einander heran, so dass dadurch der Eindruck von Queranastomosen hervorgerufen wird. Dies ist be- sonders der Fall hinter dem Bauchsaugnapf und zwischen Mundsaug- napf und Pharynx {Ex und e Fig. 37, Taf. 23)i, G e n i t a 1 0 r g a n e. Der einfache Genitaljjorus findet sich, d ent- lieh nach der linken Seite verschoben, kurz vor dem Baucli- saugnapf, und weit hinter der Mitte zwischen den beiden Saugnäpfen. Die Copulationsorgane sind sehr stark entwickelt. Der Cirrusbeutel (Fig.; 38) hat eine beträchtliche Länge bei fast Trematoden aus Seeschildkröten. 491 rein cylindrischer Gestalt. Er legt sich vom Geiutali)orus aus auf der diesem eutgeg-eng-esetzten Seite dicht um deu Bauchsaugnapf herum und endet nahe an der Mitte von dessen Hinterrande. In seinem blinden Ende befindet sich eine vielfach gewundene, lang schlauchförmige, aber noch dünne Samenblase (Vs Fig. 38), die im Ganzen einen nur geringen Theil der Gesammtlänge des Cirrus- beutels einnimmt. Auf sie folgt nach vorn eine auffällig lange, eben- falls cylindrische und mehrfach gewundene Pars prostatica, die von zahlreichen Prostatadrüsen umgeben ist. Sie nimmt beinahe die Hälfte des ganzen Cirrusbeutels für sich in Anspruch. Ductus eja- cutatorius und Penis sind stark musculös und bei eingezogenem Penis im Innern mit einer oberflächlich in kleine Zäpfchen zerspaltenen Cuticularmasse ausgekleidet. Diese Zäpfchen sind hier nichts als Producte einer starken Faltung, da sie bei einer Ausstülpung des Penis vollkommen verschwinden; dieser hat dann eine durchaus glatte Oberfläche. Um den Ductus ejaculatorius herum findet man einen Mantel kleiner Zellen, der sich scharf gegen das ziemlich kern arme Bindegewebe abhebt, welches an dieser Stelle den übrig bleibenden Innenraum des Cirrusbeutels ausfüllt. Aehnliche, aber bedeutend grössere Zellen finden sich auch um den eingestülpten Penis herum, und diese werden bei einer Entwicklung desselben mit nach aussen genommen (^ Fig. 38j. Sie haben die äussere Form von Drüsenzellen, dürften indessen eher Ganglienzellen darstellen, da etliche von genau der gleichen Grösse und Form sich weiter hinten auch zwischen den Prostatadrüsen vorfinden (^). Der ausgestülpte Penis hat eine ziemliche Dicke (im Mittel 0,084 mm) und ist, wie gesagt, vollkommen glatt; das in Fig. 38 gezeichnete Stadium ist das Maximum seiner Ausstülpung, welches ich gesehen. "Die Vagina ist dem Penis entsprechend, musculös und ge- räumig, aber nur kurz, da sie höchstens bis zur Mitte des Bauch- saugnapfes nach hinten reicht. Aeusserlich ist sie von den üblichen Zellenanhäufungen umgeben. Die Hoden sind bei meinen Exemplaren zwei durchaus nicht kleine Körper von unregelmässiger, dabei aber compacter Gestalt, welche, fast symmetrisch und der Länge nach nur wenig gegen ein- ander verschoben, ungefähr in der M i 1 1 e d e s H i n t e r k ö r p e r s .sich finden. Sie liegen mit ihrer Hauptmasse innerhalb, zum Theil aber auch unterhalb der Darmschenkel; bei dem kleinsten, etwas :stärker gedrückten meiner Exemplare werden letztere durch sie deut- lich nach einwärts geschoben, so dass hier ein Bild entsteht, welches Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 32 492 A. Looss, entfernt an die Lagebeziehungen zwischen Hoden und Darm- schenkeln bei Anchürema sanguineum (Sons.) erinnert. Der ganze Zustand meines Präparats lässt aber keinen Zweifel darüber, dass hier nur eine künstliche Verschiebung in der normalen Disposition der Organe eingetreten ist, und das um so mehr, als bei den beiden grössern Individuen die Darmschenkel in gerader Richtung über die Aussenpartien der Hoden hinwegziehen. Die dorsal aus den Hoden entspringenden Samenleiter ziehen geraden Wegs nach dem Hinterende des Cirrusbeutels. Der kleinere, rundliche oder leicht ovale Keim stock liegt rechtsseitig kurz vor den Hoden und stösst mit seinem Vorderrande fast an das Hinterende des Cirrusbeutels an. Der Schalendrüsen- complex findet sich ungefähr in der Mittellinie des Leibes neben dem Keimstock und wie dieser der Rückenfläche genähert. Ein LAUßEE'scher Canal mit einem ihm anhängenden sackförmigen Re- ceptaculum seminis ist vorhanden; letzteres hat bei meinen Exemp- laren erst relativ geringe Dimensionen {BS Fig. 37). Die Dotter Stöcke zeigen ein sehr charakteristisches Ver- halten. Sie breiten sich in der Hauptsache und mit Ausnahme eines massig breiten medianen Streifens unter der Rückenfläche des Körpers aus, wo ihre schlank schlauchförmigen und zum Theil distalwärts sich spaltenden Follikel jederseits meistens 7 zierlich sternförmige Gruppen bilden. Einige ähnliche Sterne scheinen in den Seiten des Körpers zu liegen, von wo aus die ausstrahlenden Follikel noch ein Stück nach der Ventralfläche übei'greifen. Eine genaue Zählung- der Gesammtzahl der Sterne ist mir nicht gelungen ; es scheint, dass dieselbe auf beiden Körperseiten nicht ganz die gleiche ist. Die longitudi- nalen Dottercanäle entspringen vorn und hinten zwischen den dorsalen und lateralen Sternen, laufen aber bald unter der Rückenfläche nach der Mittellinie des Körpers zu, bis die von vorn und hinten kom- menden sich jederseits auf der ungefähren Höhe des Keimstockes zur Bildung der queren Dottergänge vereinigen. Diese treffen schliesslich in einem kleinen Dotterreservoir zusammen, welches von der Rückenseite her mit den keimbereitenden Gängen in Verbindung* tritt. Vorn beginnen diese Dotterstöcke constant auf der Höhe des Genitalporus ; nach hinten dagegen ist ihre Ausdehnung nicht ganz die gleiche. Bei dem jüngsten Individuum mit erst beginnender Füllung des Uterus reichen sie fast bis an das Leibesende, während bei den altern mit etwas weiter vorgeschrittener Entwicklung des Uterus zwischen letzteres und das Ende der Dotterstöcke ein kleiner Trematoden aus Seeschildkröten. 493 Zwischenraum sich einschiebt, der ca. 3 mal so gross ist wie die Entfernung- der blinden Darmenden vom Ende des Körpers. Es lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass die in Bezug auf das Leibesende schwankende Ausdehnung der Dotterstöcke weniger in Schwankungen dieser Ausdehnung selbst als in einer wechselnden Länge des offenbar noch in der Entwicklung begriffenen Hinterendes ihre Ursache haben. Eine Entscheidung der Frage würde die Untersuchung vollwüchsiger Individuen erbringen müssen. Der Uterus zerfällt in einen absteigenden und einen auf- steigenden Ast, welche beide zwischen und vor den Hoden in ziem- lich gerader Linie verlaufen, hinter denselben aber Querschlingen bilden, welche bis fast ganz an das Hinterende herantreten. Sie sind, wie schon erwähnt, bei meinen Individuen erst wenig ent- wickelt; bei allen weisen die zahlreichen zwischen die Eier ge- mischten Abortiveier, Tröpfchen und Schollen der Schaleusubstanz mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass die Thiere erst im Be- ginne der geschlechtlichen Productionsthätigkeit stehen. Die wenigen anscheinend normalen Eier finde ich 0,045 mm lang, aber nur 0,019 mm dick. Sie sind also verhältnissmässig schlank, besitzen eine massig dicke, hellbraune Schale und sind an einem Pole meist leicht zugespitzt, doch lässt sich noch nicht er- kennen, ob dies der Deckelpol oder der entgegengesetzte ist. Verglich ich nun diese Organisation der mir vorliegenden Thiere mit der Beschreibung, welche Braun von dem Bist, irromftim EüDOLPHi's gegeben hat, so konnte, wie aus den oben aus derselben reproducirten Details hervorgeht, absolut nicht verkannt werden, dass zwischen beiden Formen eine auffällige Uebereinstimmung in einer Anzahl einzelner Eigenthümlichkeiten bestand; daneben existirten aber auch Verschiedenheiten, die, wenn ich die betreffenden An- gaben Braun's nicht auf Irrthümer in der Beobachtung zurück- führen wollte, einer Identificirung meiner Form mit Bist, irroraium R. ausschlössen. Trotzdem war auch dies nicht ohne Weiteres an- gängig; denn unter den von Braun gegebenen Abbildungen des Bist, irroratnm bezog sich eine (fig. 27 tab. 2 1. c.) ohne allen Zweifel auf eine Art, die mit der von mir untersuchten in aller- nächsten Beziehungen stand. Eine eingehende Analj^se dieser Figur ergiebt, dass das Original derselben nach der angegebenen Ver- grösserungsziffer ca. 3,3 mm lang gewesen sein würde; es zeigt einen Mundsaugnapf, der deutlich grösser ist als der Bauchsaugnapf; nach der nämlichen Vergrösserung würde er ca. 0.63 mm gemessen 32* 494 ' A. Looss, haben, d. i. genau so gross gewesen sein wie derjenige meines kleinsten Exemplares von 3,1 mm Länge, wogegen der Bauchsaug- napf mit einem (aus der Vergrösserung berechneten) Durchmesser von 0,46 mm sogar noch eine Kleinigkeit hinter dem meines klein- sten Exemplares zurückstände. Im Grossen und Ganzen weist das von Brauk gezeichnete Exemplar jedenfalls ein gleiches Grössen- verhältniss der Saugnäpfe auf wie die von mir beschriebenen 3 Würmer. Desgleichen stimmt die relative Kürze des Pharynx im Verhältniss zum Mundsaugnapfe wohl mit meinen Beobachtungen überein. Am Darme erkennt man die nach vorn abgehenden Blind- säcke, im Geschlechtsapparat den deutlich nach links verschobenen Genitalporus, die halbmondförmige Gestalt und relativ nicht be- sonders auffallende Länge des Cirrusbeutels, die sternförmige Ge- stalt der Dotterstöcke u. s. w. Dies alles stimmt vollkommen mit dem Baue der von mir untersuchten Würmer überein; ein kleiner Unterschied liegt nur darin, dass in der x\bbildung Beaük's der ganze Cirrusbeutel etwas nach vorn zu von dem Bauchsauguapf abgerückt ist und schon auf der Höhe seiner Mitte endigt, während er sich bei meinen Exemplaren dicht um denselben herumlegt und seinen Hinterrand erreicht. Ausserdem hat Braun in den Dotter- stöcken nur 3—4 Sterne jederseits zählen können, während ich deren mit einiger Sicherheit 7 zu unterscheiden vermochte. Es ist mög- lich, dass durch letztere Differenz eine specifische Verschiedenheit der beiden von uns untersuchten Formen gegeben sein kann; wie dem aber auch sei, in allernächsten verwandtschaftlichen Beziehungen zu den von mir beschriebenen Würmern stand das von Braun in seiner flg. 27 abgebildete Tliier ohne allen Zweifel. Anders die von dem Autor in den figg. 30 und 32 seiner Arbeit dargestellte und ebenfalls auf Bist, irroraium bezogene Form, nach welcher auch ganz offenbar die gegebene Beschreibung vorzugs- weise entworfen war. Auf die mannigfach abweichenden Verhält- nisse der abgebildeten Jugendform wird in derselben nicht Bezug genommen; nach eingehender Prüfung von Beschreibung und Ab- bildung des erwachsenen Thieres aber konnte ich mich kaum der Ueberzeugung verschliessen, dass hier eine zweite Art vorliegen musste, die möglicher Weise sogar einem andern Genus ange- hörte als die erste. Zunächst fällt auf, dass dieses Thier voll- kommen geschlechtsreif und mit Eiern gefüllt, dabei aber der Ver- grösserungsangabe nach kaum grösser ist als das in fig. 27 gezeichnete jugendliche und bei einer aus der Vergrösserung be- Trematodeii ans Seeschildkröten. 495 rechneten Länge von 3,8 mm kleiner als meine beiden grossem, noch unreifen Exemplare. Indessen schreibe ich diesem Um- stände keine grosse Bedeutung zu; wichtiger sind die vorhandenen anatomischen Differenzen. Wir finden hier einen Bauchsaugnapf, der dem Mundsaugnapf an Grösse ungefähr gleich kommt und ausserdem bedeutend grösser ist als der Mundsaugnapf des in fig. 27 dargestellten gleich grossen, aber jungen Thieres ; wir finden ferner einen Pharjaix, d£r (wenigstens in fig. 30) ansehnlich grösser ist als in fig. 27, Darmschenkel, die keine Blindsäcke erkennen lassen (womit deren thatsächliches Fehlen allerdings noch nicht erwiesen ist), einen Genitalporus, der median und in der Mitte zwischen den Saugnäpfen gelegen ist, einen Cirrusbeutel, der nicht halb- mondförmig um den Bauchsaugnapf herum verläuft (was nebensäch- lich sein kann), dagegen weit über diesen nach hinten hinaus greift und erst dorsal über den Hoden endigt, endlich Dotterstöcke, die den sternförmigen Bau nicht erkennen lassen (was ebenfalls in der Erhaltung der Objecte seinen Grund haben kann). Rechnete ich hierzu die Angabe von den ,,kleinen kugeligen Hoden" und dem „dicken bestachelten Penis*', so erschien es mir nicht angängig, alle diese Abweichungen gegenüber der fig. 27 und dem Verhalten meiner Individuen nur auf Veränderungen während eines nachträg- lichen Wachsthums zurückzuführen ; dazu waren einmal die Grössen- unterschiede der Exemplare zu gering, und andern Theils zeigten auch meine 3 Individuen trotz ihrer relativ bedeutendem Grössendifferenz keinerlei merkliche Spuren einer Veränderung der Ausdehnung und Lagerung ihrer einzelnen Organe (vom Uterus selbstredend abge- sehen). So blieb nichts übrig, als die Annahme, dass die Beschrei- bung Beaün's und seine figg. 30 und 32 sich auf eine andere Art beziehen, als die in fig. 27 dargestellte, die mit der von mir unter- suchten allem Anscheine nach zusammenfiel. Zu Gunsten dieser An- nahme konnte noch ins Feld geführt werden die Thatsche, dass das von Braux untersuchte Material aus 4 verschiedenen, örtlich zum Theil weit aus einander gelegenen Quellen stammte. Zu diesem Schlüsse war ich auf Grund der damaligen Lage der Dinge in meiner vorläufigen Mittheilung gekommen; die Gründe für denselben waren, um dies nochmals kurz zusammenzufassen, darin gegeben, dass die beiden in Frage kommenden Formen, auf deren gegenseitige Beziehungen Braun mit keinem Worte eingeht und ihre Interpretirung somit dem Leser überlässt, sich unterschieden 1. in dem Grössenverhältniss der Saugnäpfe, 2. in der Lage des 496 -A^- Ijooss, Genitalporus, 3. in der Länge des Cirnisbeutels und 4. in der Be- stachelung- des Penis; als Unterschiede secundärer. d. h. nicht Aus- schlag' gebender Natur, kamen dazu die Grösse der Hoden, der Auf- bau der Dotterstöcke und das Fehlen der Darmblindsäcke. Da ich ferner, wie schon gesagt, keinen Grund zu der Annahme hatte, dass die Angaben Braun's, trotz des mangelhaften Erhaltungszustandes seines Untersuchungsmateriales, unzutreffend seien, so betrachtete ich die von mir untersuchte Species als eine von d^- von Braun be- schriebenen verschiedene, und da diese Beschreibung weiterhin, laut specieller Angabe des Autors, sich vorzugsweise auf die Typen RuDOLPHi's bezog, so konnte meine Form dann Bisi. irrorafum R. nicht sein. Sie wurde demnach mit dem auf sie gegründeten neuen Genus Pacliypsolus lunatus genannt, und es erschien sogar nicht aus- geschlossen, dass Bist, irrorafum bei seiner abweichenden Organisation Repräsentant einer von Pachypsolus verschiedenen Gattung sein konnte. Auf diese Schlussfolgerungen wirkt nun die Untersuchung der im letzten Momente angekommenen erwachsenen Individuen von „Pachypsolus hmatus'' ziemlich stark abändernd ein. Die Thiere stammen sämmtlich aus dem Magen von insgesammt 4 TJialassocheJys corticata, die auf den Triester Fischmarkt gebracht worden w^aren. Sie befanden sich in 2 getrennten Tuben, und zwar enthielt der eine ziemlich gestreckte, der andere etwas gekrümmte und im ganzen etwas kürzere Exemplare. Die Untersuchung ergab, dass die erstem in nicht mehr ganz frischem Zustande conservirt und in Folge dessen gestreckt waren. Sie messen zwischen 5 und 6,4 mm, sind auf der Höhe des Bauchsaugnapfes am breitesten (1,6 mm), dabei ungefähr halb so dick, nach vorn und hinten etwas verschmälert und breit abgerundet. Der Penis ist bei ihnen allen ausgestülpt, ca. 1 mm lang und an seiner Basis 0,022 mm dick, verjüngt sich dagegen nach seiner Spitze zu ziemlich stark und ganz gleichmässig, so dass seine Dicke hier nur noch 0,01 mm beträgt. Seine Haut ist ebenso wie die Körperhaut durchgehends abgefallen. An einem der Exem- plare (cf. die Textfigur A auf S. 500) treten die Saugnäpfe bereits äusserlich ziemlich deutlich hervor; eine Mes&ung am unaufgehellten Thiere (also in der Aufsicht) ergab für den Mundsaugnapf 0.91, für den Bauchsaugnapf 0,77 mm. Die wirklichen Conturen der Saug- näpfe treten erst bei Aufliellung in die Erscheinung ; Messungen an 4 Individuen ergaben hier für den Mundsaugnapf im ]\Iittel 1 mm, für den Baugsaugnapf im Mittel 0,86 mm. Bei 3 weitern, im frischen Treraatoden aus Seeschildkröten. 497 Znstande leicht gedrückten nnd so conservirten Individuen betragen die entsprecli enden Zahlen 1,05—1,1 mm gegen 0,9 — 0,92 mm, das Verhältniss zwischen beiden ist also im Wesentlichen das Gleiche und ergiebt durchgängig eine nicht unbeträchtliche Präponderanz des Mundsaugnapfes. Von der Innern Organisation fällt zu allererst auf, dass bei diesen erwachsenen Individuen der Cirrusbeutel thatsächlich die von Braun beschriebene beträchtliche Länge aufweist (cf. Fig. 169, Taf. 32). Sein Hinterende liegt, wenn der Penis nicht ausgestülpt ist, auf dem Niveau des Hinterendes der Hoden, manchmal zwischen diesen, manchmal nach aussen von dem einen, rückt dagegen immer etwas weiter nach vorn (jedoch nicht weiter als bis zum Vorder- rande derselben), wenn der Penis ausgestülpt ist. Diese beträcht- liche Längenzunahme des Cirrusbeutels ist ausschliesslich eine Folge der Füllung der Samenblase. Bei den oben beschriebenen jugend- lichen Individuen war dieselbe, wie dort erwähnt (cf. Fig. 38, Taf. 23) noch fast leer, dünn und in eine grössere Anzahl dichter fast spira- liger Windungen gelegt; bei einem der neuen Exemplare (das auch etwas kürzer als die übrigen ist) zeigen die Windungen noch ihre ursprüngliche Form, d. h. sie sind kurz, fast spiralig, die Blase selbst ist dagegen wohl gefüllt, das Ende des Cirrusbeutels liegt ungefähr am Hinterende des Keimstockes. Bei den grössten Individuen end- lich sind die Windungen, bei ungefähr gleich gebliebener Dicke der Blase, gestreckt S förmig und liegen der Länge des Cirrusbeutels nach eng aneinander (Fig. 169, Taf. 32). .Es kann also kein Zweifel bestehen, dass die allmähliche Füllung der Samenblase nach Eintritt der Keimproduction hier noch ein ganz beträchtliches Längen wachs- thum des Cirrusbeutels und damit ein einigermaassen verändertes Aussehen der Thiere verursacht hat. Diese Erfahrung dürfte auch für künftige ähnliche Fälle nicht aus dem Auge zu verlieren sein. Nach dieser Entdeckung w^ar die Frage nach einer eventuellen Identität des Pachypsohts lunatus mit Bist, irroratum R. naturgemäss aufs Neue zu prüfen, und zwar nach zwei Richtungen hin : 1. ob die neu erhaltenen Exemplare auch thatsächlich zu derselben Species gehörten, deren jüngere Individuen ich Pachypsolus lunatus genannt hatte, und 2. ob auf sie die von Beaun für Bist, irroratum gegebene Beschreibung sich einwandsfrei beziehen Hess. Was die erste Frage anbelangt, so muss dieselbe positiv bejaht werden. Zwar hat sich das Grössen verhältniss der Saugnäpfe etwas zu Gunsten des Bauch- saugnapfes geändert, da der Mundsaugnapf zuerst das 1,26, jetzt nur 498 '^- Looss, noch das 1,16 fache des Baiichsaugnapfdurchmessers aufweist; auch ist der Hinterleib jetzt relativ etwas länger geworden, so dass der Bauchsaugnapf fast ganz in der vordem Körperhälfte liegt. Die innere Organisation ist dagegen noch absolut dieselbe wie früher. Die Darmschenkel zeigen die nach vorn abgehenden Blindsäcke ; die stark mit körnigen, bröckligen Excretmassen gefüllte Excretions- blase zeigt dieselbe Conflguration, der Genitalporus liegt ausnahms- los etwas links kurz vor dem Bauchsaugnapfe und diesem bedeutend näher als dem Mundsaugnapfe; der Penis ist, wenn ausgestülpt^ durch seine spitz zulaufende Gestalt bemerkenswerth (seine Dimen- sionen sind oben angegeben); die relativ nichts weniger als kleinen Hoden liegen etwas hinter dem Bauchsaugnapfe leicht asymmetrisch^ der kleinere, kuglige Keimstock zwischen rechtem Hoden und Bauch- saugnapf, dorsal von ihm ein nunmehr mächtig angeschw^ollenes Receptaculum seminis (RS Fig. 169, Taf. 32) ; der sternförmige Bau der Dotterstöcke ist noch wie ehedem vorhanden, aber etwas verwischt dadurch, dass die peripheren Enden der früher schlauchförmigen Follikel keulenförmig augeschwollen, ihre basalen Partien dagegen nicht immer mit Dottermaterial gefüllt und dann schwerer sichtbar sind. Dagegen lassen sich 7 Sterne in der dorsalen Reihe meist noch einigermaassen deutlich erkennen. Die hintere Endigung der Dotterstöcke etwas vor den blinden Darmenden ist bei den er- wachsenen Exemplaren durchaus constant, so dass die bei den Jüngern Exemplaren noch vorhandenen geringen Schwankungen im Laufe des Wachsthums si(^i ausgeglichen haben. Die Schlingen des Uterus liegen zum weitaus grössten Theile hinter den Hoden, und zwar nehmen diejenigen des absteigenden Astes mehr die rechte, diejenigen des aufsteigenden Astes die linke Seite des Körpers ein; letzterer Ast bildet nach seinem Hindurchtritt zwischen den Hoden vor deren Vorderrande noch einige ganz kleine Windungen und steigt dann nach der Genitalöfnung empor. Die sehr zahlreichen Eier besitzen eine lichtbraune massig dicke Schale; sie sind 0,045 bis 0,047 mm lang, 0,020—0,021 mm dick und von ganz charakteri- stischer Gestalt (Fig. 37* Taf. 23). Das bereits früher beschriebene Spitzchen befindet sich auf dem Deckel der ^Eischale und lässt in seinem Innern sehr regelmässig ein oder zwei minimale kuglige Hohlräume erkennen; der Deckel selbst ist ziemlich hoch und er- scheint zusammen mit dem Spitz chen umgekehrt trichterförmig. Die Schale ist auf einer Seite flacher, auf der andern gewölbter, der hintere Eipol ist abgerundet und trägt oft, aber nicht constant, auf Trematoden aus Seeschildkröten. 499 (1er flacliern Seite der Eischale ein stumpfes Knöpfchen. An beiden Enden zugespitzte Eier habe ich nicht zu Gesicht bekommen können, ebenso war das Spitzchen auf dem Deckel ganz regelmässig vor- handen. Auf Grund dieser Befunde kann es keinerlei Zweifel unterliegen, dass diese erwachsenen Individuen mit den oben beschriebenen jugendlichen derselben Species angeliören. Wenden wir uns jetzt zu der zweiten Frage, ob die Species nunmehr auf die von Braun gegebene Beschreibung des Dist. irroratwn hin mit diesem identificirt werden kann, so wird die Beantwortung derselben in Ausschlag gebender Weise beeinflusst durch das Verhalten der oben erwähnten in lebenskräftigem Zustande conservirten und deshalb etwas contra- hirten Exemplare icf die Textfigur B auf S. 500). Soweit die bisher beschriebenen, ausgedehnten in Betracht kommen, ist nicht zu verkennen, dass sie sich dem Bisi. irroratum Beaun's besonders in der auffallenden Länge des Cirrusbeutels anschliessen ; als Unter- schiede bleiben dagegen nach wie vor bestehen das abweichende Grössenverhältniss der Saugnäpfe, die Lage des Genitalporus und die Beschaffenheit des Penis. AVas nun die contrahirten Individuen anlangt, so haben dieselben eine durchschnittliche Länge von 4,5 bis 5 mm, eine Breite von 1,5 mm und eine Dicke von 0,85 mm. Die Saugnäpfe sind, äusserlich gemessen, fast gleich gross, von 0,67 — 0,7 mm Querdurchmesser, die Oeifnung des Mundsaugnapfes ist stark zusammengezogen, seine Wandungen dick; der Bauchsaug- napf weit geöffnet, seine Mündung quer elliptisch, seine AVandungen dünn, beide Saugnäpfe ausserdem durch von ihrer Wand in das Parenchym ausstrahlende Muskelbündel stark in das Innere des Körpers zurückgezogen. Der Pharynx hat eine leicht birnenförmige Gestalt und ist dem Mundsaugnapfe dicht angedrückt. Auf Schnitten ergiebt sich, dass er histologisch in seiner vordem Hälfte durch eine ausserordentlich kräftige äussere und innere Aequatorialfaser- lage ausgezeichnet ist; eine womöglich noch kräftigere, entsprechende Faserschicht umgiebt die innere Höhlung des Mundsaugnapfes und verdickt sich am Vorderende desselben zu einem deutlichen Sphincter. Zwischen Mundsaugnapf und Pharynx findet sich ein nur wenig entwickelter Präpharynx, in dessen Umkreise zahlreiche kleine Zellen gruppenweise angehäuft sind; die Masse derselben wird durchsetzt von ziemlich zahlreichen und ansehnlich starken Muskelzügen, welche den Vorderrand des Pharynx mit dem Hinterrande des Mundsaug- napfes verbinden. Aehnliche, aber bedeutend schwächere Fasern 500 A. Looss, ziehen ancli vom Ende des Phaiynx aus an den Oesophagus und die Anfänge der Darmschenkel; auch finden sich an dieser Stelle die- selben Ansammlungen kleiner Zellen, wie zwischen Pharynx und Mundsaugnapf. Der von einer massig dicken Cuticula ausge- kleidete und stark musculöse Oesophagus verhält sich wie be- reits angegeben. In Bezug auf das Verhalten der Exe retions blase haben sich die am Totalpräparat ge- machten Beobachtungen als nicht ganz correct erwiesen. Zunächst ist bei erwachsenen Thieren fast die ganze Blase von einem dichten körnigen Niederschlag erfüllt, der ihre Verzweigungen selbst bei mit Sublimat conservirten In- dividuen als weisse Linien oder Flecke äusserlich hervortreten lässt (zwei bis auf die Bauch- seite herabsteigende Ausläufer der Blase sind z. B. im Vor- körper der Textfigur A zu er- kennen). Dieselben sind allem Anscheine nach bereits von Eudolphi gesehen worden, welcher be- richtet ^), dass : macula albida totum dorsum decurrit. varie ramosa, et in inferiori corporis latere illius partes ad latera quoque in con- spectum veuiunt. Ich glaube wenigstens, dass dieser Passus sich wohl ungezw^ungener auf die Excretionsblase bezieht als auf Dotter- stöcke und C'irrusbeutel, welche Braun in den von Eudolphi be- schriebenen weissen Linien zu erkennen glaubt'-); jedenfalls treten bei mit Sublimat conservirten Thieren die Dotterstöcke nur als leichte braune Zeichnung hervor, wohingegen ich den Cirrusbeutel von aussen nicht habe erkennen können. Der ziemlich dicke und oft ansehnlich weite Stamm der Excretionsblase reicht dicht unter A (ca. 12:1) B 1) Entoz. Synops., p. 394. 2) Treinatoden der DAHL'scheu Sammlung etc., in : Ctrbl. Bakt., V. 25, Abth. 1, 1899, p. 718. Treinatoden ans Seeschildkröten. 501 der Rückenfläche bis an die innern weiblichen Genitalien heran und theilt sich hier in zwei Schenkel von ung-eiähr derselben Weite, die nach den Seiten auseinander laufen, die Darmschenkel kreuzen und, immer unter der Rückenfläche, zu den Seiten des Mundsaugnapfes endig-en. Der Stamm der Blase entsendet dicht hinter dem Porus zunächst jederseits einen oder zwei grössere, dann eine Anzahl kleinerer Seitenzweige, die schräg nach aussen und der Bauchseite zu ver- laufen. Aus jedem Blasenscheukel entspringen neben einer Anzahl kürzerer besonders zwei sehr starke, mehrfach verzweigte Seitenäste, die nach der Bauchseite hinabsteigen und hier mit denen der gegen- über liegenden Seite in ziemlich nahe Berührung kommen. Das eine Paar dieser Aeste liegt ungefähr auf der Höhe des Bauchsaugnapfes, das andere auf der Höhe der Pharynx (cf. Textfigur A und Fig. 37, Taf, 23); ihre blinden Enden legen sich in Quetschpräparateu oft so dicht an einander, dass ununterbrochene Queranastomosen der Blasenschenkel vorhanden zu sein scheinen. Eine thatsächliche Quer- verbindung der letztern findet sich indessen nur über dem Mundsaug- napfe ; dieselbe tritt in Quetschpräparaten nicht hervor, da in Folge des vom Mundsaugnapfe ausgeübten Druckes ihr Inhalt beim Pressen der Thiere stets ausgetrieben wird. Der Genital porus liegt auch bei den contrahirten Exemplaren deutlich nach links verschoben dicht vor dem Bauchsaugnapf, dem Mundsaugnapfe jetzt allerdings bedeutend näher in Folge der durch die Contraction des Körpers bedingten Annäherung der Näpfe ; „in der Mitte zwischen den Saugnäpfen" habe ich ihn indessen bei keinem meiner Individuen gefunden. In Bezug auf den Bau der Genitalien habe ich dem bereits Gesagten wenig hinzuzufügen. Die Muskelwand des Cirrusbeutels besteht aus einer sehr feinen Ring- faserschicht, die äiisserlich von einem Mantel ziemlich kräftiger Längs- fasern überlagert wird; die Auskleidung des Penis besteht im ein- gestülpten Zustande aus den bereits beschriebenen Spitzchen oder Zäpfchen. In einem der contrahirten Individuen war er ein wenig ausgestülpt ; an der Umstülpungsstelle waren die erwähnten Spitzchen auch noch auf seiner Aussenwand zu erkennen, verschwanden hinter derselben aber fast sofort gänzlich; der Penis auch dieser Individuen ist im ausgestülpten Zustande somit glatt. Die Dotterstöcke haben dieselbe Ausdehnung wie bei den gestreckten Exemplaren; nur bei einem einzigen (von 8) sind sie merklich kürzer und dies augen- scheinlich dadui'ch, dass bei ihnen der hinterste Stern jederseits nicht zur Entwicklung gekommen ist. Die Eier finde ich wie bei den ge- 502 ^- Looss, streckten Individuen 0,047 mm lang-. 0,02 mm dick und von genau derselben Gestalt wie dort. Diese Untersuchung* der etwas contraliirten und gekrümmten Exemplare hat nun zunächst mit Gewissheit ergeben, dass in ihnen dieselbe Species vorliegt, zu der auch die zuerst beschriebenen nicht mehr lebensfrisch conservirten und somit auch die mir Anfangs allein verfügbar gewesenen jugendlichen Individuen ge- hörten. Bildeten nun schon die gestreckten erwachsenen Thiere in Folge der beträchtlichen Länge ihres Cirrusbeutels einen Uebergang von den von mir untersuchten und von Braun in seiner flg. 27 dargestellten Jugendformen zu der von Braun beschriebenen und in den figg. 30 und 32 abgebildeten Form, so repräsentiren meine Contrahirten Exemplare unverkennbar ein weiteres Bindeglied zwischen den anfänglich sich schroff einander gegenüber stehenden Extremen. Das Verhalten der abgestorbenen Thiere lässt keinen Zweifel darüber, dass bei den erwachsenen das Verhältniss der Saugnäpfe noch das- selbe ist wie bei den jungen Thieren. d. h., dass der Mundsaugnapf den Bauchsaugnapf an Grösse beträchtlich übertrifft. Die contrahirten Exemplare zeigen, dass die Saugnäpfe bei der Conservirung eigen- thümlicher Weise in entgegengesetztem Sinne zusammengezogen werden, so dass ihr äusserer Durclynesser auf Kosten der Höhlung jetzt beinahe gleich wird. Auf dieser Thatsache dürften auch die unbestimmten Angaben Eudolphi's (cf. oben) über das Grössenver- hältniss der Saugnäpfe beruhen. Nachdem sich somit auch dieser Widerspruch zwischen meinen Befunden und den Angaben Braun's aufgeklärt hat, blieben als Unterschiede zwischen den von uns unter- suchten Thieren nur die Lage des Genitalporus und die Beschaffen- heit der Penisoberfläche übrig. Unter den obwaltenden Umständen glaube ich hier einen Irrthum Braun's annehmen zu müssen, denn es erscheint mir nicht gut denkbar, dass zwei Formen, die sonst voll- kommen übereinstimmen, derartige Unterschiede zeigen sollten, die meiner Auffassung nach keine Speciesunterschiede innerhalb von Gattungen sein können, sondern Gattungsunterschiede sein müssten. Die Annahme, dass hier Angehörige verschiedener Gattungen vor- liegen, halte ich dagegen in Anbetracht des im Uebrigen so gut wie identischen anatomischen Baues der beiden in Frage kommenden Formen für ausgeschlossen. Was endlich die Differenzen in der Aus- dehnung der Dotterstöcke anlangt, so liegt in dem einen von mir beobachteten Falle zweifellos eine gelegentliche Misbildung vor, wie Trematoden aus Seeschildkröten. 503 sie auch unter den Individuen andrer Arten hier und da zur Beob- achtung gelangt. Bei dieser Sachlage kann ich die Species P. lunafus als selbst- ständige Art nicht mehr aufrecht erhalten und bezeichne die von mir untersuchten Thiere als Fachypsolus irroratus (R.), Ich will im Anschluss hieran die Bemerkung nicht unterdrücken, dass der von mir mit der Aufstellung der Species Juitahis begangene Missgriff sich wohl hätte verhindern lassen, wenn Braun in seiner Beschreibung des Distomum irromtnm R. einige erklärende Worte auch der von ihm abgebildeten Jugendform gewidmet hätte. So lange diese Figur mit allen ihren Differenzen ohne erläuternden Text neben denjenigen der erwachsenen Thiere steht, glaube ich kaum, dass ein Leser, der die Abbildungen aufmerksam anal3^sirt, in deren Originalen ein und dieselbe Species vermuthen wird, und das auch bei der Annahme, dass Beauk's Angaben über die Lage des Genitalporus und die Beschaffenheit des Penis der erwachsenen Thiere nicht ganz zutreffend sind. Bei Fachypsolus irroratus reichen, soweit ich an 20 altern und Jüngern Individuen gesehen habe, die Dotterstöcke mindestens bis zur Hälfte der Entfernung zwischen dem Hinterende der Hoden und dem Körpereude nach hinten; meiner Ansicht nach ist deshalb das zuerst (1899) von Braun beschriebene, von Dahl in Neu-Guinea ge- sammelte Exemplar von ^.Bist. irrorahmi R.'", bei dem die Dotter- stöcke nur bis zum Hinterrande der Hoden reichen, aller Wahr- scheinlichkeit nach nicht dieses, sondern eine andere Fachypsolus- Axt. Für die Diagnose der Gattung Pachypsolus schlage ich bis auf Weiteres folgende Fassung vor: Mittelgrosse Distomen mit sehr kräftigem, dickem, vorn und hinten abgerundetem, auf dem Querschnitte kurz ovalem Körper. Saugnäpfe gross und kräftig. Haut besonders im Vorderkörper mit scheinbaren Bündeln feiner stäbchenartiger Stacheln bewaffnet Darm mit starkem Pharynx, ganz kurzem Oesophagus und Darm- schenkeln, die bis auf einige von ihren Anfangstheilen nach vorn abgehende Blindsäcke einfach sind. Excretionsblase Y förmig, mit bis zum Keimstock reichendem Stamme und bis ins Kopfende sich erstreckenden Schenkeln. Stamm und Schenkel mit massig zahl- reichen, weiten und zum Theil wieder gespaltenen Seitenzweigen, die nach der Bauchseite hinabsteigen mit Ausnahme des vordersten Paares, welches über dem Mundsaugnapfe eine einfache Quer- anastomose der Schenkel bildet. Genitalporus etwas linksseitig von 504 A.- Looss, dem Bauchsaugnapfe, Copulationsorgaiie vorliaiiden. Cirrusbeutel cylindrisch, von beträchtlicher Länge, in seinem Innern eine mehr- fach gewundene, schlanke Samenblase, lange, cj^lindrische Pars pro- statica und dicker Penis, der sich im ausgestülpten Zustande nach seiner Spitze zu merklich verjüngt. Hoden stark seitlich hinter dem Bauchsaugnapfe. Keimstock seitlich vor ihnen, LAUEEn'scher Canal und Eeceptaculum seminis vorhanden. Dotterstöcke in den Seiten und unter der Rückenfläche, aus in der Jugend deutlich stern- förmigen Follikelgruppen zusammengesetzt. Uterusschlingen haupt- sächlich hinter den Hoden die ganze Breite des Körpers ausfüllend und nur die Enden der Darmschenkel freilassend. Eier zahlreich, klein, mit zugespitztem Deckelpol und dickerm Hinterende, zwischen 0,04 und 0,05 mm lang. Bewohner des Magens von Seeschildkröten. Typus: P. irroratus (R.). Was schliesslich die verwandtschaftlichen Beziehungen der Gattung Pachijpsolus anlaugt, so hatte ich auf Braun's erste Be- schreibung des Dist. irroratum hin (1899) die Ansicht ausgesprochen (1899 p. 590), dass dieses wahrscheinlich in der Nähe der Gattung Astiotrema, resp. unter den Lepodermatinen seinen Platz finden müsse. Diese Ansicht wdrd von Braun nicht getheilt; er ist viel- mehr der Ueberzeugung (1901 p. 37), dass ich von dieser Meinung zurückkommen würde, nachdem ich die ausführlichere Beschreibung und die Abbildungen von Disf. irroraium kennen gelernt hätte. Ich muss dem gegenüber bekennen, dass ich auch heute noch nicht wüsste, die Gattung (was dasselbe ist wie deren typische Art) anders und besser zu placiren. Gewiss hat Braun bis zu einem gewissen Grade Recht, Avenn er Bist, irroratum für eine in mancher Hinsicht eigen- artige Form hält; ich glaube aber, dass die Thatsachen, auf die er bei dieser Gelegenheit anspielt, für die wirkliche systematische Stel- lung des Bist, irroratum keine grosse Bedeutung haben. Denn wenn dieses z. B. mit Bist, nigrovenosum, welches mit ihm in der Anord- nung der Genitalien, in der Bestachelung der Haut und der Länge der Darmschenkel übereinstimmt, nicht in Beziehung gebracht werden kann, weil die Anhänge der Darmschenkel fehlen, die Dotter- stöcke nur in der vordem Körperhälfte liegen und der Cirrus- beutel erheblich kleiner ist, und wenn an Äccacoelium und Campida nicht gedacht werden kann, weil deren Genitalien einem andern Anordnungsprincip folgen und die vordem Darmanhänge nur in der Einzahl vorkommen, so handelt es sich in den genannten Einzel- heiten des Innern Baues meines Erachten nur um rein äusserliche Trematoden aus Seeschildkröten. 505 Aeliiiliclikeiteii und Unterschiede. A^'ollen wir die wirklichen natür- lichen Verwandten des Dist. irroraimn ausfindig- machen, so müssen Eigenthümlichkeiten wie der Besitz der Darmblindsäcke oder die enorme Grösse des Cirrusbeutels oder eventuell auch die eigen- artige Anordnung der Dotterstöcke, so sehr sie auf den ei'sten Blick in die Augen tallen mögen, zunächst doch zurückti-eten vor dem Baue im Grossen und Ganzen. Dieser aber schliesst sich meines Dafürhaltens ganz gut an z. B. an Astiotrema und viel besser noch an Siyphlodora. Ja ich könnte mir sogar ohne Schwierigkeit Pachy- psolus aus Styphlodora hervorgegangen denken durch Vergrösserung und höhere innere Differenzirung der letztern. Nehmen wir an, bei SfypModom soUtaria werde der Körper mit den Saugnäpfen grösser und kräftiger (was bei einem Magenbewohner wie Pachypsolus er- klärlich sein würde), es erfahre in Folge der Körpervergrösserung der Darm eine Verlängerung und die Excretionsblase eine reichere Gliederung (vergl. hierzu die folgende Art), es entwickle sich der .bei St. soUtaria bereits starke und musculöse Begattungsapparat noch mehr und die Follikel der Dotterstöcke nehmen anstatt einer Ver- mehrung eine einfache Verlängerung zur Schlauchform an, dann würde ohne eine einzige principielle Aenderung weder in der Topographie noch im anatomischen Baue der Organe eine Form entstehen, die Fachypsolns bis auf das Verhalten der Darmschenkel vollkommen gliche. Im Nothfalle könnten auch die Darmblind- säcke desselben auf eine Tendenz des Darmapparats zur Vergrösse- rung zurückgeführt werden, jedenfalls kann ich in ihrem Vorhanden- sein nichts mehr als einen reinen Gattungscharakter erkennen, d. h. einen solchen, der allem Vermuthen nach für die Gattung Fachypsolns charakteristisch ist, aber bereits ohne Ausschlag gebende Bedeutung für die Unterfamilie, der Fachypsolus zugehört. Eine Verwandtschaft im allgemeinen Körperbau zwischen Fachypsolus und den Lepodermatinen ist also meines Erachtens zweifellos vorhanden ; wenn demnach auch die definitive Entscheidung über die specielle systematische Stellung der Gattung Fachypsolus bis auf Weiteres noch der Zukunft anheim gegeben werden muss, so kann das eine doch heute schon für sicher gelten, dass der allgemeine Bau von Fachypsolus diesem seine Stellung in der Nähe der Lepodermatinen anweist. 506 A. Looss, 8. StyphJodora solitarla Lss. {Fig. 40. Taf. 24.) Sttjphlodora solitaria, Looss, Weitere Beitr. etc., in: Zool. Jahrb.. V. 12, Syst., 1899, p. 592 u. 708, fig. 29, tab. 26. Ich habe diese Art, die mir bei meiner ersten Beschreibung- nur in einem einzigen Exemplare vorlag, neuerdings mehrfach (3 Mal) und in grösserer Individuenzahl wiedergefunden, und zwar nur in Thalassochelys corticata. Meine frühere Beschreibung finde ich bei einem Vergleiche mit dem neuen Materiale nicht in allen Einzelheiten bestätigt. Hin- zuzufügen ist z. B., dass die Endigung der Darmschenkel „auf nicht ganz der gleichen Höhe" nicht constant ist. da bei vielen Individuen beide Enden auch symmetrisch liegen. Ferner finde ich jetzt, dass der Genitalporus zwar kurz vor dem Bauchsaugnapfe gelegen, aber über- dies stets aus der Mittellinie heraus leicht nach links verschoben ist. Der Cirrusbeutel zeigt seine halbmondförmig den Bauchsaug- napf umfassende Gestalt auch in conservirten und aufgehellten Prä- paraten, ausserdem ist er nicht gei'ade als kurz zu bezeichnen, da er bis zur Mitte des Hinterrandes des Bauchsaugnapfes reicht (i. e. bei eingezogenem Penis; wenn dieser ausgestülpt wird, verkürzt er sich entsprechend). Was mich speciell veranlasst, auf die Art hier zurückzukommen, ist die unzulängliche Beschreibung der Excretionsblase, die ich früher gegeben. In der Diagnose der Gattung Styplüodora bezeichnete ich sie als V förmig mit ganz kurzem unpaaren Stamm, und in der Speciesbeschreibung der St. solitaria wurde gesagt, dass die Blase hinter dem Porus „fast sofort in lange, nach den Seiten aus einander laufende Schenkel" sich theile, doch habe es mir geschienen, „als ob ausser diesen Schenkeln noch ein medianer Stamm nach vorne liefe", der nicht weiter zu verfolgen war. Diese letztere Beobachtung ist nun richtig; die Excretionsblase der St. solitaria hat eine weit com- plicirtere Gestalt, als ich es damals erkannt, und dabei zugleich eine ganz eigenartige Gestalt. Vom Porus gehen die beschriebenen Schenkel, mehr ventral gelegen, schräg nach vorn ab; sie sind immer deutlich sichtbar, da sie höchstens zu einem kleinen Theile von den Uteruswindungen verdeckt werden. In Grösse und Gestalt zeigen sie mannichfache Schwankungen, indem sie bald länger, bald kürzer (auch auf beiden Seiten verschieden, wie in Fig. 40) bald Trematoden aus Seeschildkröten. 507 einfach, bald am Rande eingekerbt, bald am Ende in 2 oder 3 kurze dicke Aeste zerspalten sind. Diese beiden „Schenkel" repräsentiren in Wirklichkeit nur zwei vereinzelte S e i t e n z w e i g e des Haupt- st am nies der Blase. Dieser läuft in ansehnlicher Weite, etwas gewunden und in ganzer Ausdehnung mit grössern oder kleinern Ausbuchtungen seiner AVand versehen, unter der Rückenfläche nach vorn bis zum Keimstock. Hier theilt er sich in 2 Schenkel von ebenfalls ansehnlichem Caliber, welche, indem sie den Bauchsaug- napf eng umfassen, der Ventralseite sich nähern und kurz hinter der Darmgabelung innerhalb der Darmschenkel nahe beisammen blind endigen. Von hier aus scheint dann das System der Sammel- röhren seinen Ursprung zu nehmen. x4.uf Grund genauerer Kenntniss der typischen Art kann ich jetzt folgende Diagnose der Gattung geben: Klein, mit massig verdicktem, in der Mitte etwas verbreitertem, hinten abgerundetem, nach vorn etwas verjüngtem Körper. Saug- näpfe genähert, wenig kräftig; Haut in ganzer Ausdehnung dicht bestachelt. Darm mit schwachem Pharynx, massig langem, dünnem Oesophagus und halblangen einfachen Darmschenkeln. Excretions- blase Ylörmig. Stamm bis zum Keimstock reichend, nahe dem Porus mit zwei grossen, schräg nach vorn und aussen laufenden Seiten- zweigen; Schenkel ventral und innerhalb der Darmschenkel ver- bleibend und neben einander innerhalb der Darmgabelung endigend. Genitalporus nahe vor dem Bauchsaugnapfe, aus der Mittellinie leicht nach links verlagert. Copulationsorgane vorhanden, kräftig entwickelt. Cirrusbeutel etwas gekrümmt, den Bauchsaugnapf nach hinten über- ragend; in seinem Grunde eine schlauchförmige, gewundene Samen- blase; Pars prostatica cylindrisch oder schlauchförmig, Penis ver- hältnissmässig dick und kräftig. Hoden stark seitlich hinter dem Bauchsaugnapfe. Keimstock seitlich vor ihnen. Receptaculum semi- nis und LAUEER'scher Canal vorhanden. Dotterstöcke wenig ent- wickelt, in den Seiten, üteruswindungen hauptsächlich hinter den Hoden, hinter den blinden Darmenden den grössten Theil der Körper- breite einnehmend. Eier zahlreich, um 0,04 mm lang. Im Darm von Seeschildkröten. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 33 508 -^* Looss. 9. Qpnatocarpus iinduJatiis Lss. Cyn/atocarpus umhdaius Looss, Weitere Beitr., in: Zool, Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 593 u. 711, fig. 32—34, tab. 27. Ich habe diese Art während meiner üntersucliungen verschiedent- lich an demselben Orte wieder aufgefunden, von dem ich sie zuerst beschrieben. Der Bau der neu gesammelten Individuen stimmt mit meinen frühern Angaben durchgängig gut überein, vor Allem ist die Grösse der Eier überall die gleiche, ca. 0,025 mm zu 0,014 mm. Den von Braun ^) beschriebenen Cymatocarpus solearis habe ich in den von mir untersuchten Schildkröten nicht angetroffen. Dass derselbe eine eigne, wohl charakterisirte Art darstellt, ist für mich zweifellos,, da er zu C. unäulatus in wesentlich dem gleichen Verhältniss steht, wie die hiernach zu beschreibenden Enodiotrenumvi&n. zu Enod. megacJwndrus. 10. Unodfotrenta meffaehondytts Lss. (Fig. 41—44, Taf. 24.) 1899. Enodia megachondrifs Looss, Weitere Beitr. etc., in: Zool. Jahrb.,. V. 12, Syst., p. 592 u. 709, fig. 30, tab. 26. 1901. Eiiodiotrenia nicgachondrinii Lss., Braun, Trematoden d. Chelonier, in: Mitth. zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 23 f., fig. 9, tab. 1. 1901. Eriodiotreiva vw/jachondrus Lss., Looss , Trematoden aus See- schildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., Y. 30, Abth. 1. p. 561. Ich habe diese Art in neuerer Zeit mehrfach angetroffen im Anfangsdarm, kurz hinter dem Pylorus, von Chelone mydas, jedoch ausschliesslich in jungen Wirthen, deren Rückenschildlänge .30 cm nicht überstieg. Hier fanden sich die Würmer in 4 von 8 untersuchten Schildkröten, aber stets nur in beschränkter Individuenzahl, während sie in allen 10 untersuchten grossen Exemplaren von Chelone fehlten. Dagegen habe ich dieselbe Art einmal (unter 20) auch in dem ent- sprechenden Darmtheil von Thalassochelys corticafa gefunden; ebenso kommt Enoddoir. megacliondrus auch in den Thcdassochelys der Adria vor, wie aus dem mir von Prof. Cori übersandten Materiale her- vorgeht. Meine erste Beschreibung war gegründet auf ein einziges, in 1) Trematoden d. Chelonier, in: Mitth. zool. Mus. Berhn, V. 2, 1901, p. 22, tab. 1, fig. 8: auch: Weitei-e Mitth. üb. endop. Tremat. d. Chelonier, in: Ctrbl. Bakt., V. 26, Abth. 1, 1899. p. 629. Trematodeu aus Seeschildkröten. 509 einem alten mikroskopischen Präparat aus meiner Studentenzeit ein- geschlossenes Individuum von mangelhaftem Erhaltungszustand. Auf der Etikette dieses Präparates war nur geschrieben: Int. crass. Tesfudo; der Zusatz gracca. mit einem Fragezeichen zusammen in Klammern eingeschlossen, war von mir erst in der Beschreibung gemacht und sollte andeuten, dass es mir zweifelhaft war, ob hier Testudo graeca gemeint sei. Jedenfalls theile ich die von Braun in derselben Rich- tung geäusserten Zweifel vollkommen, obwohl es mir auch nicht er- innerlich ist, während meiner Leipziger Zeit jemals mit Seeschild- kröten zu thun gehabt zu haben. Doch dem sei, wie ihm wolle; nach allem, Avas wir zur Zeit über die Art positiv wissen, scheint sie ein ausschliesslicher Bewohner von Seeschildkröten zu sein. Da meine Beschreibung des Wurmes sowohl wie diejenige von Braun nur auf altes, mangelhaft erhaltenes Material gegründet werden konnte, so ist es begreiflich, dass beide nur ein lückenhaftes Bild von der wirklichen Organisation unsrer in mancher Beziehung recht interessanten Art liefern. Die Untersuchung meines frischen Materiales hat Folgendes ergeben. Die Länge der Thiere beträgt im ausgestreckten Zustande zwischen 4 und 6 mm, doch können sie sich bis auf 3 mm zusammen- ziehen. Diese Zusammenziehung betrifft indessen fast ausschliesslich den Vorderkörper, der dann dem Hinterkörper gegenüber merklich breiter und. da er seine ursprüngliche, geringe Dicke nur wenig ver- ändert beibehält, manchmal fast scheibenartig hervortritt. Die Breite beträgt bei voller Streckung von vorn bis hinten gleichmässig 0,6 bis 0,8 mm. Vorder- und Hinterende sind dann auch fast gleichmässig abge- rundet. Zum ITnterschiede von dem Vorderleibe ist der Hinterkörper relativ dick, auf dem Querschnitte kurz oval. Das Parenchym ist besonders im Vorderleibe ausserordentlich dicht mit starkkörnigen und lebhaft sich färbenden Zellenmassen durchsetzt (Fig. 43 u. 44), welche die Thiere im Leben ziemlich opak machen. Die Saugnäpfe sind einander genähert, doch wechselt ihre Entfernung mit den Contractionszuständen des Vorderkörpers; im Allgemeinen dürfte sie ungefähr den dritten Theil der Gesammtläuge betragen. Der Bauchsaugnapf ist etwas kleiner als der Mundsaug- napf; ersterer misst im Mittel 0,28, letzterer 0,23 mm. Auf der linken Körperseite bemerkt man unmittelbar hinter und dicht neben dem Bauchsaugnapfe eine ziemlich tiefe Grube in der ßauchfläche (Fig. 43 u. 45 gr). Dieselbe scheint ganz regelmässig vorhanden zu sein, doch ist mir ihre Bedeutung vollkommen dunkel. 33* 510 -^- Looss. Die Haut ist nicht glatt, sondern bis nahe an das Hinterende, besonders dicht aber im Yorderkörper mit derben fast rectangulären Schuppen durchsetzt. Sie fällt aber mitsammt ihrer Bewaffnung sehr leicht ab, und dann tritt eine unter ihr gelegene, i-elativ dicke und anscheinend homogene Subcuticularschicht an die Oberfläche, die in meinem alten Originalpräparat eine wirkliche Haut vortäuschte. Den Darmapparat finde ich so wie früher beschrieben. Der durch einen langen Vorhof vom Mundsaugnapfe geschiedene, kleine Pharynx hat ca. 0,1 mm Länge und führt in einen dünnen, massig langen Oesophagus, der meist deutlich sichtbar ist, in seiner Länge aber je nach dem Contractionszustande des Vorderkörpers schwankt. Die einfachen dünnen Darmschenkel endigen stets in beträchtlicher Entfernung von dem Leibesende, ungefähr halbswegs zwischen diesem und dem Hinterrande der Hoden. Die Excretionsblase, von der bis jetzt ausser dem Porus noch nichts bekannt w^ar, zeigt eine ziemlich hohe Entwicklung. Der Porus liegt, wie schon früher angegeben, ein wenig dorsal ver- schoben am Hinterende und führt in eine ansehnlich entwickelte Blase von Y-förmiger Gestalt. In dem kurzen, hinter den Uterus- schlingen gelegenen Theile des Körpers nimmt sie fast dessen ge- sammten Querschnitt ein, wird dann aber von den Windungen des Uterus seitlich eingeengt und auf die dorsale Hälfte des Körper- querschnittes beschränkt. In dieser Weise zieht sie, bald weiter, bald enger, nach vorn bis zwischen Hoden und Keimstock, wo sie sich in die beiden Schenkel theilt. Auch diese haben ein ansehnliches Caliber und laufen innerhalb der Darmschenkel und mehr der Ventralseite genähert weiter bis zwischen die Darmgabelung, wo sie dicht neben einander blind endigen. Stamm sowohl wie Schenkel entsenden eine reichliche Anzahl von ihrerseits wiederum mehr oder weniger verästelten Seitenzweigen. Vom Stamm gehen diese nach beiden Seiten ab und reichen bis dicht an die Seitenränder des Körpers heran, wo sie bei lebenden Thieren ausserhalb der Uterus- schlingen als helle Blasen in die Augen fallen. Die Seitenzweige der Blasenschenkel entspringen nur auf deren Aussenseite ; sie ziehen auf der Höhe des Bauchsaugnapfes noch fast rein' ■ seitwärts nach dem Körperrande, nehmen aber nach vorn zu eine immer schiefere Richtung an, so dass der vorderste und zugleich längste jederseits fast rein longitudinal bis in die Seiten des Mundsaugnapfes verläuft (Fig. 41 Ex). Alle diese Seitenzweige sind gegen ihr Ende hin mehrfach zerspalten. Trematodeu aus Seeschildkröten. 511 Sie sind bei lebendig-en Thieren durch das dichte kürnig-e Parenchym hindurch oft sehr schön in ganzer Ausdehnung zu übersehen. Genitale r g a n e. Die Topographie der Genitalorgane ist durch die frühern Beschreibungen von Buaun und mir bekannt; ich habe nur hinzuzufügen, dass eine Amphitypie gelegentlich vorkommt.^) Der Vergleich einer grössern Individuenzahl hat ergeben, dass die leicht seitlich, meist links verschobene Lage des Genitalporus die normale ist. Ein dem Cirrusbeutel entsprechendes Gebilde ist bei Enocliotrema megachondrus zweifellos vorhanden, ob man aber hier gleichzeitig von wirklichen Copulationsorganen reden kann, erscheint mir mehr als fraglich, da die Endtheile der Genitalleitungswege einen Bau aufweisen, wie er ähnlich meines Wissens bisher nur von einigen Monostomen bekannt ist. Die äussere Genitalöffnung er- scheint meist in Form eines queren Spaltes und führt in zwei fast sofort sich sondernde Gänge {S und i Fig. 44). Der eine, links ge- legene ist der Endabschnitt des weiblichen Leitungswegs, der rechts gelegene derjenige des männlichen. Letzterer führt in mehr oder weniger gerader Richtung (d. h. dorsalwärts) in einen grossen sack- förmigen Hohlraum, dessen blindes Ende nach rechts und gleichzeitig nach hinten umbiegt. Die Wandungen dieses Sackes bestehen äusser- lich aus einer feinen Ring- und Längsmusculatur; seine innere Höh- lung ist ausgekleidet von einem dichten, sofort in die Augen fallen- den Stachelbesatz. In dem hintern, umgebogenen Ende des Sackes sind diese Stacheln am längsten, dabei flachgedrückt, leicht gekrümmt und an ihrem freien Ende abgerundet, wie die Klinge eines Tisch- messers (Fig. 44). Weiter nach vorn zu werden diese grossen, blatt- artigen Stacheln ziemlich unvermittelt durch bedeutend kleinere, an ihren Enden zugespitzte ersetzt, welche den ganzen Rest des Sackes auskleiden, nach der äussern Oeffnung zu allmählich kleiner werden 1) Meine erste Abbildung des Wurmes (Weitere Beitr. etc. fig. 30, tab. 26) ist dagegen , wie schon die Ausführungen von Beaun (Trem. d. Chel., p. 24) vermuthen lassen, thatsächlich nach einem auf dem Bauche liegenden, also vom Rücken gesehenen Thiere gezeichnet. Da die bei- gefügte Bezeichnung BS gerade das Umgekehrte andeuten sollte und den Leser irreführen musste, so kann ich nur mein Bedauern über diesen Lapsus aussprechen. TJebrigens besteht derselbe auch für die Abbildung von Styphlodora solitayia (1. c, tab. 26, fig. 29), während in der Abbildung von Cricocephalus albus (1. c, tab. 31, fig. 76) die Darmschenkel unrichtiger Weise unter , statt über den übrigen Organen gezeichnet sind (cf. hiei'zu Beaun, Trem. d. Chelonier, 1. c, p. 46 Anm.). 512 A. Looss, und an derselben in die Cuticularmasse übergehen, welche die End- theile der Leitungswege auf ihrer Innern Oberfläche überzieht. Kurz bevor er im Genitalporus sich öffnet, entsendet dieser große stacheltragende Sack ein in der Regel nach hinten und oben laufendes, in der Frontalebene des Körpers stark abgeplattetes Divertikel {dv in Fig. 43 u. 44, Taf. 24) von nur geringer Länge, welches nur eine Cuticularauskleidung und keine Stachelbewatfnung besitzt. In dasselbe mündet in unmittelbarer Nachbarschaft seines Ursprunges aus dem grossen Sacke ein dünner, musculöser und an- fänglich ebenfalls von einer Fortsetzung der Cuticula ausgekleideter Gang ein. Derselbe begiebt sich nach der rechten Seite und gleich- zeitig in das Innei-e des Körpers, bildet kurz nach seinem Ursprünge eine kleine spindelförmige Erweiterung und tritt schliesslich mit der Vesicula seminalis in Verbindung; er ist somit der Ausführungs- gang derselben, d. i. der Ductus ejaculatorius, und die kleine An- schwellung in seinem Verlaufe die Pars prostatica {DE Fig. 43, PP Fig. 44, Taf. 24). Der grosse stacheltragende Sack, den Braun und ich früher für einen bestachelten Penis gehalten hatten, ist ebenso wie das beschriebene kleinere Divertikel nur ein blinder Anhang des männlichen Leitungsweges. Der Bau dieser Theile zeigt somit eine nicht zu verkennende Uebereinstimmung mit den Verhältnissen, welche wir bei der Monostomengattung Haplorchis finden, und entspricht im Princip auch denen bei Galacfosomum (T3'p. Galactos. ladeuni Jägersk.), nur dass sie hier noch ungleich compli- cirter sind. Bei Enodiotrema sind nun Vesicula seminalis, Pars prostatica mit Prostata, Ductus ejaculatorius und der grosse Stachelsack von einem musculösen Beutel umhüllt, dessen Eigenmembran auf ihrer Aussenfläche mit einer Schicht von deutlichen Ring- und Längsfasern umgeben ist. Diese Musculatur verschwindet allmählich auf dem hintersten, die Vesicula seminalis einschliessendeu Theile des Beutels ; seine Eigenmembran aber — deren Zusammensetzung aus ganz platten sechseckigen Zellen manchmal recht hübsch zu sehen ist (ep Fig. 48, Taf. 24) — legt sich fest an das in die Vesicula eintretende Vas defe- rens an. Nach vorn zu scheint der Beutel nicht vollkommen ge- schlossen zu sein, doch lässt sich seine Wandung bis nahe an die männliche Oeffnung verfolgen, während sie auf der Ventralseite augenscheinlich an die Wand des kleinern hintern Divertikels herantritt (Fig. 44 u. 45, Taf. 24). Innerhalb des Beutels treffen wir, wie schon erwähnt, zu hinterst Trematoden aus Seeschildkröten. 513 die Vesicula seminalis. Dieselbe repräsentirt kein compactes Ge- bilde, sondern wie Braun richtig- erkannt, ein Convolut von Schlingen eines läng-ern nnd relativ dünnen Schlauches; dieser steht auf die bereits beschriebene Weise mit der Genitalötfnung in Verbindung. Der von der Yesicnla seminalis, dem Ductus ejaculatorius und dem Stachelsack im Innern des Beutels freigelassene Eaum wird fast vollkommen ausgefüllt von den sehr reichlich entwickelten Prostata- zellen, die hier mitunter sehr deutlich eine Anordnung in Gruppen zeigen [Pr Fig. 43 u. 44, Taf. 24). Zu erwähnen ist noch, dass von dem hintern blinden Ende des Stachelsackes aus eine Anzahl von (anscheinend 4) Muskelzügen ausgehen, welche nach hinten zu aus einander laufen und sich schliesslich in die Wandungen des Oirrusbeutels inseriren. Sie gewinnen durch diesen Verlauf durch- aus das Aussehen von Retractormuskeln des Stachelsackes, was in- volviren würde, dass derselbe durch die Contraction des Beutels nach aussen vorgestülpt zu werden vermag. Als unwahrscheinlich kann ein solches Geschehen von vorn herein nicht gelten; freilich würde der ausgestülpte Sack nicht als wirkliches Begattungsorgan zur Uebertragung des Spermas in die weiblichen Genitalien eines andern Thieres dienen können, sondern nur als gegenseitiges Haft- organ. Man müsste dann annehmen (und eine andere Mögliclikeit erscheint mir kaum gegeben), dass der Pseudocirrus in den ent- sprechenden Sack des andern Individuums eingeführt würde; damit käme von selbst die männliche Oeffnung des einen in die unmittel- bare Nähe der weiblichen des andern, und eine Ueberführung des Spermas wäre ermöglicht. Das Metraterm, welches, wie schon erwähnt, in der linken Hälfte des Genitalporus sich öifnet, repräsentirt ein ziemlich dünnes, muscu- löses, im Innern von einer Cuticularsubstanz ausgekleidetes und äusserlich von spärlichen Zellenanhäufungen begleitetes Rohr, w^elches sich entlang der linken Wand des Oirrusbeutels erst in das Körper- innere, und dann nach hinten begiebt. Nach Bildung einiger Win- dungen erweitert es sich dann unvermittelt zum Uterus {Vg Fig. 43 u. 44, Taf. 24). Die hier gegebene Schilderung der Endtheile der Genitalleitungs- wege entspricht den Verhältnissen, wie sie am nicht gedrückten Thiere herrschen. In Quetschpräparaten entsteht naturgemäss eine leichte Lageverschiebung der einzelnen Theile; das Bild, welches sich dann darbietet, ist in Fig. 42 wiedergegeben und dürfte nach dem Gesagten ohne Weiteres verständlich sein. 514 -^- Looss, Die Config-iiratioii der Genitalendorgane repräsentirt ohne allen Zweifel den charakteristischsten Theil des Genitalapparats von Enodiotrema ; was noch übrig bleibt, wiederholt in seinem Baue und seiner Lagerung fast durchaus das. was wir z. B. bei Styplüodora und den Lepodermatinen sehen. Die beiden grossen, kugligen Hoden liegen nahe beisammen kurz hinter dem Bauchsaugnapfe, bei gestrecktem Körper mehr hinter, bei contrahirtem mehr neben einander. Die Samenleiter streben auf kürzestem Wege dem Hinterende der Samenblase zu. Auf der Seite des hintern Hodens (gewöhnlich rechts) findet sich der kleinere, aber ebenfalls kuglige Keimstock; zwischen diesem und dem hintern Hoden, manchmal auch mehr dorsal über ersterm. treffen wir das wohl entwickelte Eeceptaculum seminis. Der Schal en- drttsencomplex liegt, ebenfalls mehr dorsal, ungefähr in der Mittel- linie des Leibes neben dem Keimstock. Ein LAUßER'scher Canal ist vorhanden. Ueber den Verlauf des Uterus habe ich dem Bekannten nichts hinzuzufügen. Charakteristisch ist die Bildung der Dotterstöcke in Folge der geringen Zahl, aber ungewöhnlichen Grösse der sie zusammen- setzenden Follikel. Sie liegen hauptsächlich in den Seitentheilen des Körpers, zum Theil aber auch noch über und unter den Darm- schenkeln, und beginnen vorn am Hinterrande des hintern Hodens. Ihr Ende liegt etwas vor den blinden Enden der Darmschenkel, so dass diese aus ihnen hervorragen. Die Zahl der Follikel hatte ich seiner Zeit auf „9—12" angegeben, während Braun, ohne Ziffern zu nennen, berichtet dass ihre Zahl individuell schwanke und auch rechts und links nicht ganz gleich sei. Beide Angaben sind richtig, lassen sich aber, wie der Vergleich einer grössern Individuenzahl gelehrt hat, noch wesentlich präciser fassen. Als die Regel erweist sich, dass rechts 9 und links 12 Dotterstocksfollikel vorhanden sind (bei Amphitypie umgekehrt); nur ganz vereinzelt habe ich 8 und 11 in entsprechender Vertheilung gefunden. Demnach kann ihre Zahl individuell zAvar schwanken, muss im Allgemeinen aber als recht constant bezeichnet werden. Die longitudinalen Dottercanäle ziehen in leichtem Bogen über den Rücken der Hoden hinweg nach dem Schalendrüsencomplex, wo sie zur Bildung eines kleinen Dotter- reservoirs verschmelzen. Die Dimensionen der Eier finde ich jetzt durchschnittlich etwas hinter den früher von mir angegebenen zurückbleibend ; sie betragen 0,033—0,035 mm für die Länge und 0,015—0,017 mm für die Dicke, Treniatoden ans Seeschiklkrüteu. 525 was den von Braux angegebenen Maassen sehr nahe kommt. Die Schale ist von brauner Farbe, massig dick und besitzt einen deut- lich abgesetzten, etwas abgeflachten Deckel. Die Gattung Enodiotrema (ursprünglich Enodid) wurde von mir zuerst nur provisorisch aufgestellt, hauptsächlich deswegen, weil mir von ihrer typischen Art nur ein mangelhaft erhaltenes Exemplar zur Verfügung stand. Sie wurde später als berechtigt anerkannt von Braun, der Enodiotrema megacliondrus ebenfalls zu untersuchen Gelegenheit hatte. Die beste Begründung der Gattung aber ei-giebt sich aus dem Umstände, dass ich ihrem bisher alleinigen Vertreter in meiner vorläufigen Mittheilung bereits 2 und in dieser Arbeit noch einen dritten Genossen hinzufügen kann. Ein Vergleich dieser nunmehr 4 Arten ergiebt, dass sie in ihrem anatomischen Baue ab- solut übereinstimmen, so dass die zwischen ihnen bestehenden Unter- schiede ausschliesslich in Grössendiiferenzßu der einzelnen Organe und, dadurch bedingt, gewissen Veränderungen in den gegenseitigen Lagebeziehungen derselben bestehen. Enodiotrema schliesst sich in dieser Hinsicht vollkommen an an Gattungen wie Coenogonimus, PhyJlo- distomum u. a., so wie ich dieselben verstanden wissen will; es ist mir in dem Umfange, den es jetzt angenommen, ein neuer und äusserst werthvoller Hinweis darauf gewesen, dass ich mich mit meinen „systematischen Auffassungen'' auf dem richtigen Wege be- finde, so sehr es zur Zeit auch den Anschein haben mag, als ob ich mit ihnen über das Ziel hinausschiesse. Ich werde im allgemeinen Theile dieser Arbeit diese systematischen Auffassungen und die Klärung, die sie in der Zwischenzeit erfahren haben — nicht zum Mindesten in Folge der Lehren, die Gattungen wie Enodiotrema zu geben im Stande sind, — eingehender zurückkommen ; hier gebe ich zunächst die Beschreibungen der 3 neuen Arten. Ich werde mich bei denselben kurz fassen können, da, wie gesagt, der anatomische Bau der sämmtlichen Formen principiell derselbe ist. wie bei E. me- yachondrus und ihre Unterschiede von diesem hauptsächlich in Grössen- und Lageruugsdifferenzen bestehen. Es mag gleich hier erwähnt sein, dass das jüngst von Braun beschriebene Distomnm pidvinatum Brn. ^) mit der Gattung Enodio- trema in allernächsten verwandtschaftlichen Beziehungen steht. Die Aehnlichkeit. die es in seinem Baue mit E. megacliondrus zeigt, ist bereits Braun aufgefallen ; meinen systematischen Auffassungen nach ist dieselbe nicht nur eine Aehnlichkeit, sondern der Ausdruck einer so nahen Verwandtschaft, dass die Gattung, deren Vertreter Bist 516 A. Looss, puhmiatum ist. mit Euodiotrcma eine natürliche TTnterfamilie bildet. Soweit der Bau der erstem zur Zeit bekannt ist, besteht der einzige Unterschied nur in der Anwesenheit der beiden kissenartigen An- hänge am Kopfende von Disf. puJvinatum. die bei Enodiotrenia fehlen. Allerdings soll Bist. puJvinatum auch eine glatte Haut be- sitzen, und über den Bau seines excretorischen Apparates und der Genitalendorgane ist zur Zeit nichts bekannt. Bei meinen Auf- fassungen von den verwandtschaftlichen Beziehungen unserer Thiere würde es mich wundern, wenn die genannten Organe bei ihrem Be- kanntwerden nicht einen Bau aufwiesen, der demjenigen, den sie bei Enodiotrema haben, in seinen wesentlichen Zügen entspricht. 11. J^noäiotrema iustar Lss. (P^ig. 45. 46. Taf. 24.) 1901. Enodiofroua //?.'?'r/r,. Looss . Tretnatoden aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., Y. 30, Abtli. 1, p. 562. AVurde von mir zweimal in einer massigen Anzahl von Exem- plaren im Anfangsdarme von Thcdassoclielys corticata. einige Centimeter hinter dem Pylorus gefunden. Die Thiere sassen beide Male ziem- lich nahe beisammen und waren nicht mit Individuen anderer Arten untermischt. Enodiotrenia instar ist äusserlich und innerlich ein verkleinertes, aber so getreues Abbild des E. megaclwndrus, dass ich die gefundenen Individuen zuerst für kleinere Exemplare der letztern Art hielt. Erst eine genauere Anal^'se ergab die Speciesunterschiede; ich habe sie an einigen 20 Individuen verglichen und constaut gefunden. Länge 2 — 3.2 mm, Breite 0.3—0.45 mm (im gestreckten Zustande). Muudsaugnapf 0,25 mm, Bauchsaugnapf 0,2 mm; ihr Grössenverhält- niss also ähnlich wie bei der typischen Art. die Saugnäpfe selbst aber im Verhältniss zu den Körperdimensionen grösser. Pharynx 0,09 mm lang. Darm wie bei E. megaclwndrns ; Excretionsblase von derjenigen dieser letztern Art nur dadurch unterschieden, dass die Zahl der Seitenzweige etwas reducirt ist. Genitalorgane im Ganzen etwas kleiner, sonst aber genau so gebaut wie bei E. megaclwndrus; die ^lusculatur um den Cirrusbentel ist selnv fein, aber deutlich nachweisbar. Dotter stocke ebenfalls aus rechts 9. links 12 Fol- 1) Weitere Mitth. üb. endop. Trematoden der Chelonier, in : Ctrbl. -Bakt., \. 2(>, 1890, p. 630, und Trematoden d. Chelonier, in: Mitth. zool. Mus. BerHn, V. 2, 1901. p. 24, tab. 2, tig. 18. Trematoflen aus Seeschildkröten. 5I7 likeln ziisammeng-esetzt, s i e b e gi n n e n a b e r b e r e i t s a m H i n t e r - ran de des Baiichsaugnapfes, so dass die Hoden iingefälir in der Mitte ihrer Gesammtlänge liegen. Eier merklich länger als die der vorigen Art, 0,04—0,042 mm lang, 0,015—0,017 mm dick, Farbe wie bei dieser. 12. J'Jitodioti'enia reäiictum Lss. (Fig. 47—49, Taf. 24.) Enodiotrema rcductum Looss, Trematod. aus Seeschildkröten etc., in : Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 562. Lebt unmittelbar am Pjiorus von ThaJassochelys corticata und wurde nur einmal in reichlich einem Dutzend Exemplaren gefunden. Die Thiere erscheinen in situ für das blosse Auge in Gestalt feiner schwarzer Pünktchen. Körperdimensionen noch geringer als bei JE. instar. Länge meines grössten Exemplares in gestrecktem Zustande 1.7 mm, Körper- breite 0,35 mm. ]\Iundsaugnapf relativ gross, 0,22 mm, Bauchsaug- napf 0,16 mm; Seitenzweige der Excretionsblase an Zahl noch mehr reducirt. Cirrusbeutel vielleicht verhältnissmässig ein wenig mehr in die Länge gestreckt, als bei den beiden vorhergehenden Arten; den Muskelbelag auf seiner Aussenfiäche habe ich nicht mehr mit Sicherheit nachzuweisen vermocht, dagegen erscheint die epitheliale Wand des Beutels hier vielfach recht deutlich (ep Fig. 48, Taf. 24). Dotterstöcke auf einen relativ kürzern Raum zu- sammengedrängt, so dass die Zahl der Follikel nicht mehr genau zu zählen ist; es scheinen aber auch hier rechts 9 und links ca. 12 zu sein. Die Dotterstöcke beginnen am Hinter - ran de des vordem Hodens und endigen unmittelbar vor den blinden Enden der Darmschenkel, Eier ebenso gross wie die des *E. megaclionärus, 0.035 — 0,037 mm lang. 0.015 — 0,017 mm dick, ihr Deckelpol vielleicht ein wenig breiter als dort. 13. Enodiotrema acariaeuni ii. sp. (Fig. 50. Taf. 24.) Diese Art habe ich nicht an Ort und Stelle im Innern ihres Wirthes bemerkt, fand die beiden einzigen mir verlügbaren Exemplare vielmehr erst bei der genauen Durchsicht einer grössern Zahl von Exem- plaren von Styphlodora solifaria, die aus einer TJialassochelys corticata ge- sammelt worden waren. Unter diesen mussten demnach die beiden 518 A. Looss, Enodiotremeii gelebt haben, d. i. ungefähi' im Anfange der zweiten Hälfte des Dünndarmes. Enodiotrema acariaenm ist die kleinste der bislang bekannten Angehörigen der Gattung und erreicht (in den beiden mir vor- liegenden geschlechtsreifen, aber etwas contrahirten Individuen) 0.86 mm Länge bei 0,42 mm Breite. Mundsaugnapf 0,15 mm gross, Bauchsaugnapf in beiden Individuen von vorn nach hinten zu- sammengedrückt, 0,14 mm der Quere nach messend. Pharynx 0,05 mm lang. Die Darmschenkel endigen in relativ ungefähr derselben Ent- fernung vom Leibesende wie bei den andern Arten, sind bei der geringen Länge des ganzen Körpers aber im Verhältniss zu diesem auffallend kurz, denn sie reichen nur bis kurz hinter den Bauchsaugnapf, d. i. ungefähr bis zur Mitte der Hoden. Von dem Excretionsapparat habe ich ein vollständiges Bild nicht erhalten, dagegen waren im Vorderkörper Theile desselben sichtbar, die darauf hindeuten, dass die Verhältnisse hier ebenso liegen wie bei den vorhergehenden Arten. Endtheile der Genitalleitungswege, Position und Form der Keimdrüsen und Verlauf des Uterus bieten keine Abweichungen. Follikel der Dotterstöcke wie bei E. reductmn dichter zusammengedrängt, so dass ihre Zahl mit Bestimmtheit nicht mehr festzustellen ist. Sie gruppiren sich auch hier wiederum um die Endabschnitte der Darnischenkel. rücken aber in Folge von deren relativer Kürze auffallend weit nach vorn, so dass sie bereits mit dem Vor der ran de des Cirrusb enteis beginnen und hinten bereits mit dem Hinterrande des Bauchsaugnapfes, resp. dicht vor den Hoden endigen. Die ungefähr aus ihrer Mitte hervorkommenden Dottergänge müssen demnach schräg nach rück- wärts laufen, um zu dem Schalendrüsencomplex zu gelangen. Eier ebenso gross wie diejenigen der typischen x4,rt. 0,034 mm lang und 0,017 mm dick, von etwas lichter brauner Farbe. Angesichts des Umstandes, dass der Körper meiner beiden Indi-' viduen von E. acariaeum nicht ganz gestreckt war, sondern deutliche xA.nzeichen eines stärker contrahirten Zustandes aufwies, erschien es mir fraglich, ob die auffallende Position der Dotterstöcke hier nicht etwa bloss eine Folge der Contraction war, dass möglicher Weise also keine eigne Species, sondern nur ein stark zusammengezogenes E. reductum vorlag, bei dem die Dotterstöcke eine ähnlich dichte Gruppirung zeigen. Allerdings wäre dann das Vorkommen dieser Art an einer von dem normalen AVohnsitze weit abgelegenen Darm- stelle auffällig gewesen. Bei erneuter Durchsicht meines Materiales Trematoden aus Seeschildkröten. 519 A'On E. reductum fand sich unter demselben ein vollkommen ge- schlechtsreifes, aber stark (auf 0,9 mm) contrahirtes Exemplar. Ich habe dasselbe in Fig-. 49, Taf. 24 von der, in natura stark gewölbten, Rückenseite darg*estellt ; es zeigt, dass die Zusammenziehung wohl zu einer Veränderung der Längen- und Breitenverhältnisse, sowie zu einer gewissen Verschiebung der Organe ^^gtw einander, aber zu keiner principiellen Lagenveränderung derselben geführt hat. Vor allem liegen die Dotterstöcke, deren Follikel jetzt dicht zu- sammengedrängt sind, noch vollkommen hinter den Hoden, und die queren Dottergänge laufen über dieselben hinweg nach vorn zum Schalendrüsencomplex, ebenso wie bei den ausgestreckten Lidividuen. Damit muss dann auch die charakteristische Lage der Dotterstöcke bei E. acariaenm als die normale aufgefasst und die Species selbst als eine selbständige anerkannt werden. Nach Abschluss dei" Arbeit habe ich E. acariaeuni in 3 Exem- plaren auch verstreut in ungefähr den beiden letzten Dritteln des Dünndarmes bei einer jungen Chelone mijdas gefunden. Das grösste der 3 Individuen misst ganz ausgestreckt und leicht gepresst 1,85 mm bei einer Maximalbreite von 0.5 mm ; die Dotterstöcke zeigen über- all rechts 9, links 12 Follikel; Diiferenzen gegenüber der voran- stehenden Beschreibung finden sich nicht. 14. Hax^alotrema consti'icttini (Leaeed). Hapalofrenm constricfitm ist meinen neuern Erfahrungen nach der häufigste Parasit von Thalassochelys corticata der ägyptischen Küsten. Ich habe seine charakteristischen Eier in den Geweben nur einer von den 20 untersuchten ThalassocJielys gänzlich vermisst. Sie finden sich ebenso auch bei Chelone mydas und zwar s,chon bei kleinen Exemplaren von 25 — 30 cm Schildlänge, im Ganzen aber weniger häufig als bei Thcdassocliehjs, welche demnach der hauptsäch- lichste Wirth sein dürfte. Die Zahl der vorhandenen Eier ist sehr verschieden; manchmal sind sie nur spärlich, manchmal finden sie sich in ganz beträchtlicher Zahl. Dabei steht aber ihre Menge anscheinend in keinem bestimmten Verhältniss zu der Zahl der gleich- zeitig anwesenden Würmer, soweit wenigstens, als diese im Herzen und den Haupttheilen des arteriellen Gefässsystems sich aufhalten. Nach dem was ich gesehen, finden sie sich hier fast stets zu mehreren dicht beisammen, nur ein einziges Mal habe ich ein isolirtes Stück im rechten Aortenbogen angetroifen. Sie produciren augenscheinlich auch eine pathologische Veränderung der Gefässintima, da man diese 520 ^- Looss, da. wo die Würmer sitzen, stets beträchtlich verdickt und in iinregel- mässigen Erhebungen in das Lumen vorspringend findet. Sicher müssen die Parasiten aber auch noch in andern Theilen des Gefäss- systems leben, denn in einigen Fällen, wo die Zahl der Eier eine sehr reichliche war, ist es mir nicht gelungen, auch nur einen einzigen Wurm im Herzen und den grössern Arterien zu finden; dagegen traf ich in einem andern Falle ein Exemplar in einer der feinern Ver- zweigungen der Mesenterialarterie, und ein ganz junges wenig über 1 mm langes Individuum entdeckte ich bei Gelegenheit des Suchens nach einem zur Zeit noch unbekannten Wurme in den feinen Aus- läufern derselben Aiterie, welche die Darmwand äussei'lich um- spinnen. Zur Erklärung des Missverhältnisses der in den Geweben enthaltenen Eier zu der Zahl der auffindbaren Parasiten glaube ich annehmen zu müssen, dass erstere nicht sofort und viele von ihnen vielleicht überhaupt nicht aus den Geweben ausgestossen werden und sich so allmählich in ihnen ansammeln, während die producirenden Würmer nach längerer oder kürzerer Zeit zu Grunde gehen und aus den Gefässen verschwinden, wenn keine Neuinfection erfolgt. Es ist übrigens nicht unmöglich, bis zu einem gewissen Grade sogar wahrscheinlich, dass ausser Hapalotrema consirictnm in Thalasso- chelys mindestens noch eine andere Hapalotrema- Art vorkommt. Jeden- falls sind mir an den in verschiedenen Individuen des Wirthes ge- fundenen Eiern nicht nur Grössen-, sondern auch allem Anscheine nach constante Gestaltsdifferenzen aufgefallen. Ich erwähne hier be- sonders eine Eiform, die nicht unbeträchtlich kleiner war als die nor- male und sich durch eine auffallende Kürze des vordem Fortsatzes auszeichnete, der beinahe kurz kegelförmig zu nennen war. Dabei enthielten diese Eier fast sämmtlich ein voll ausgebildetes, sich be- wegendes Miracidium. In diesem Falle wurden auch 6 Würmer in einer Gruppe beisammen sitzend im rechten Yorhof gefunden. Die- selben sind bedeutend kleiner als sämmtliche Exemplare von H. con- strictxm, die mir bis jetzt zu Gesicht gekommen, indem sie bei voller Streckung nur 3 bis höchstens 4 mm messen. An ihrer Innern Organisation fällt die merklich compactere Gestalt des Keimstockes und eine relativ etwas grössere Länge und Dicke des Penis auf; andere Unterschiede gegenüber H. constrictum habe ich dagegen nicht finden können. Dabei sind die Thiere, der Beschaffenheit resp. dem Inhalte ihrer Keimdrüsen nach zu urtheilen, voll geschlechtsreif; leider enthielt aber keines von ihnen ein Ei in seiner ^'aeina, so Trematodeii ans Seeschildkröteu. 521 dass keine positive Gewissheit darüber zu erlang-en war, ob die be- obachteten anders gestalteten Eier ihnen zug-ehörten. Wäre dies der Fall gewesen, so würde ich die gefundene Form ohne Bedenken als selbständige Art in Anspruch genommen nnd benannt haben; so wie die Verhältnisse zur Zeit liegen, glaube ich mit der Be- nennung besser zu warten, bis die noch fehlende Gewissheit vor- handen ist. Ich habe schon gelegentlich angedeutet, dass in den Seeschild- kröten auch bislang noch unbekannte Trematoden und wahrscheinlich Distomen vorkommen. Die Anwesenheit dieser Parasiten wird durch ihre Eier verrathen, die man zum Theil nesterweise in den Geweben eingeschlossen, zum Theil frei im Darm findet. In vielen Fällen ist es mir, wegen der langen Zeit, welche das Sammeln und Präpariren der übrigen Parasiten in Anspruch nahm, nicht möglich gewesen, nach den Producenten dieser Eier eingehend zu suchen; in andern Fällen habe ich dies gethan. bis jetzt aber vollkommen vergebens. Nach dem Vorkommen der Eier zu urtheilen, sowie nach Analogie mit Hapalotrema müssen die erwachsenen Würmer das Kreislaufs- oder Lymphgefässystem bewohnen; es ist möglich, dass das negative Eesultat meiner Bemühungen damit zusammenhängt, dass sie hier nur eine gewisse Zeit leben, so dass nach ihrem Tode nur die Eier übrig bleiben — jedenfalls ist es mir bisher nicht gelungen, auch nur eine Spur von ihnen zu entdecken. Die Eier selbst gehören 3 und eventuell 4 distincten Arten an. 1. Bei der Inspection des geöifneten Darmes eines Individuums von Thdlassochelys corticata fielen mir schwärzliche, wie von einem Pigment verursachte Flecke auf, die bald grösser bald kleiner, bald intensiver und schärfer begrenzt, bald ditfuser an verschiedenen Stellen in fast ganzer Länge des Dünndarms sich bemerkbar machten ; eine mikroskopische Untersuchung solcher abgeschnittener Schleim- hautstücke ergab, dass die schwärzliche Färbung von mehr oder weniger zahlreichen in der Schleimhaut angehäuften Trematoden- eiern hervorgerufen wurde. ^) Dieselben waren fast kugelrund, be- 1) Aeusserlich nicht unterscbeidbare Pigmentflecke habe ich übrigens verschiedentlich auch bei andern Exemplaren des Wirthes wieder ge- funden; die mikroskopische Untersuchung ergab aber, dass es sich in allen diesen Fällen um reichliche , durch sternförmige Pigmentzellen her- voraerufene Pigmentirung handelte. 522 -^- Looss, Sassen eine ziemlich dicke, tief dunkel braun gefärbte Schale mit deutlich abgesetztem Deckel und enthielten einen fertig ausgebildeten, mit einem Flimmerkleide versehenen Embrj'Onalkörper. Ihre Länge betrug 0,04 — 0,042, ihre Breite 0,032 mm; mehr oder minder zahl- reiche, mit ihnen untermischte kleinere Exemplare mit zerfallenem Inhalte deuten darauf hin, dass die Eier während ihrer Entwicklung in ähnlicher Weise an Grösse zunehmen, wie die Eier der Bilharzia während ihres Aufenthaltes in den Geweben. Ich habe ein solches Ei in Fig. 52, Taf. 24 abgebildet. Die Zeichnung musste, wie auch diejenigen der andern Eier, nach conservirten Präparaten ange- fertigt werden, an denen der feinere Bau des eingeschlossenen Em- bryonalkörpers nicht mehr zu erkennen war. 2. Eine der eben beschriebenen sehr ähnliche Eiform fand ich mehrere Male in der Harnblase von Chelone myäas. Beim Eröffnen derselben zeigten sich auf der Schleimhaut mehr oder minder zahl- reiche, etwas erhabene Pünktchen von grauer oder bräunlicher Farbe. Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass diese Färbung durch Nester von Distomeueiern hervorgerufen waren, die dicht unter dem Epithel anscheinend frei im subepithelialen Gewebe lagen. Einige dieser Eier enthielten wiederum ein reifes, bewegliches Miracidium, andere verschiedene Entwicklungsstadien desselben, und zwar fanden sich die Eier gleicher Entwicklung meistens, wenn auch nicht regel- mässig, beisammen, in keinem Falle aber eine Spur der Würmer selbst, weder in der Blasenwand, noch in deren Gefässen. Die Eier haben eine relativ dünne, gelbe Schale, an der ich einen Deckel nicht mit Bestimmtheit (dies Ijei noch nicht völlig reifen Eiern!) habe constatiren können ; sie nehmen während ihrer Entwicklung deutlich an Grösse zu; die grössten von mir gemessenen (Fig. 53, Taf. 24) waren 0,038 mm lang und 0.034 mm dick, also beinahe kuglig. 3. Eine dritte, den bisher beschriebenen in Grösse und Gestalt ähnliche Eiform traf ich ein einziges Mal ebenfalls bei einer grossen Chelone mijäas (Fig. 51, Taf. 24). Sie haben eine ziemlich dünne, gelb gefärbte, fast kugelrunde Schale von 0,038 mm Länge und 0,034 mm Dicke, an der sich ein besonderer Deckel nicht unter- scheiden lässt, und enthalten ein fertig ausgebildetes, bewimpertes Miracidium. Eier mit frühern Entwicklungsstadien dieses letztern sind bedeutend kleiner, so dass auch hier eine Grössenzunahme während der Ausbildung des Embryonalkörpers stattfindet. A\'as diese Eier, und zwar bereits die jüngsten von ihnen, auszeichnet und Trematoden aus Seeschildkröteu. 523 Ton den ihnen sehr ähnlichen aus der Harnblase sofort unterscheidet, ist der Umstand, dass die Oberfläche ihrer Schale mit zahlreichen, imre^elmässig- ang-eordneten, feinsten Si)itzchen bedeckt ist. Ich ent- deckte diese Eier zuerst frei im Schleim des Magens, und um end- lich einmal hinter einen der geheimnissvollen Producenten der ver- schiedenen Eiformen zu gelang-en, überliess ich in diesem Falle die im Darme vorhandenen Parasiten einstweilen ihrem Schicksal und suchte nach den erstem — es war alles vergebens! Schon im Oesophagus und ebenso in der Trachea und Lunge fehlten die Eier gänzlich, ebenso wenig war in dem Schleime der Nasen- und Ohrhöhle etwas von ihnen zu entdecken. Im Dünndarm fanden sie sich auch in der Schleimhaut, aber nicht wie die andern Eier gruppenweise, sondern mehr verstreut. Es wurden darauf hin Herz und die grossem Arterien inspicirt, es wurden zahlreiche Stücke der feinern Gefäss- verzweigungen aus dem Mesenterium, endlich die Gefässe der Darm- wand an verschiedenen Stellen untersucht, aber weder ein Ei noch eine Spur von den Würmern gefunden. Es wurde ferner da, wo die Eier in grösserer Zahl vorhanden waren, die Schleimhaut des Darmes von der Muscularis abpräparirt, olme Eesultat. In der Milz fanden sich wieder einige wenige Eier, doch schienen dieselben im Parenchym zu liegen, da in den Blutgefässen trotz allen Suchens sich keines fand. Ein einziges Ei traf ich in einem von mehreren Präparaten aus der Niere, doch war es in diesem Falle nicht sicher, ob es wirklich dem Nierengewebe entstammte. Es wurden schliess- lich noch aufs Gerathewohl von verschiedenen Organen und Geweben Präparate entnommen, aber ebenso vergebens! So kann ich bis auf Weiteres nur darauf hoffen, dass bei einer spätem Gelegenheit ein- mal ein günstiger Zufall mir oder einem Andern die mysteriösen Parasiten in die Hände liefert. 4. Betreffs einei' vierten Eiform endlich müssen meine Angaben bis auf weiteres ziemlich unbestimmt lauten. In einer Thalassochelys cortkata mit sehr zahlreichen Eiern von Hcqxdotrenm fanden sich neben diesen innerhalb der Darmschleimhaut noch andere, die in mir, ohne dass ich sagen könnte warum, die Idee wachriefen, dass in ihnen anormale, i. e. Abortiveier von Hapaloirema vorlägen. Diese Eier waren, soweit ich mich erinnere, ungefähr ebenso gross oder vielleicht noch eine Kleinigkeit grösser als die der ebengenannten x\rt; sie besassen eine dunkelgelbe, ovale Schale, die nur an einem Pole in einen kurzen, der Länge der Eier selbst ungefähr gleich- kommenden, hakenförmig gekrümmten Fortsatz auslief. In Folge der Zool. Jahrb. XVI. Abtli. f. Syst. 34 524 A. Looss, Idee, die ich mir von der Natur dieser Eier gemacht, schenkte ich ihnen keine weitere Beachtung; erst als es zu spät war, kam mir zum Bewusstsein, dass sie in Anbetracht ihrer durchaus gesetz- raässigen Gestalt doch kaum Abortiveier gewesen sein konnten. Die Hoffnung, ihnen in den noch zu untersuchenden Thalassochelys wieder zu begegnen, hat sich bis jetzt leider nicht erfüllt, obwohl ich Eier von Hapalotrema und unter ihnen auch wirkliche Abortiveier mit unregelmässig gestalteten Fortsätzen an beiden Polen wiederholt zu Gesicht bekommen habe. So will ich die Existenz der beschrie- benen Eier hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen; die ge- gebene Zeichnung (Fig. 54, Taf. 24) ist nur nach dem Gedächtnis» entworfen und macht in Folge dessen auf Genauigkeit keinen An- spruch. D. Moiiostomideu. lieber die Gültigkeit des Familiennamens Monosiomidae ist in jüngster Zeit von Luhe eine Discussion eröffnet worden. Da sich dieselbe hauptsächlich gegen von mir vertretene Auffassungen wendet^ so werde ich später in einem besondern Capitel specieller auf sie eingehen müssen. Wie schon in der Einleitung erwähnt, hat sich im Verlaufe meiner Untersuchungen gezeigt, dass die Monostomenfauna der Seeschildkröten weit formenreicher ist, als es auf Grund unserer bisherigen Kenntnisse den Anschein haben konnte. Diese Erkenntnis ist recht lehrreich nach einer gewissen Richtung hin. Bisher hat man wohl allgemein — jedenfalls fühle ich selbst mich dessen schuldig — , wenn man an zur Untersuchung voi'liegenden Species Abweichungen gegenüber den Beschreibungen älterer Autoren con- statirte, diese Abweichungen entweder als irrelevant betrachtet oder sie mit Fehlbeobachtungen und irrigen Deutungen seitens der altern Untersucher zu erklären versucht. Ein solches Verfahren liegt gewiss nahe, denn Jedermann ist zunächst überzeugt von der Richtigkeit dessen, was er selbst sieht, und glaubt unwillkürlich eher an einen Irrtum des Andern als an den eigenen. Trotz alle- dem ist dieses Verfahren durchaus nicht immer gerechtfertigt. Wohl sind nicht alle Beschreibungen gleich zuverlässig, und selbst dem gewissenhaftesten Beobachter kann hier und da ein Irrthum unter- laufen; in vielen Fällen sind aber auch die scheinbar irrigen An- gaben älterer Autoren durchaus correct, und der Fehler liegt bei dem Nachfolger, der nicht, wie er glaubt, dieselbe Art vor sich hat,. Trematoden ans Seeschildkröten. 525 wie sein Vorgänger, sondern eine zwar mehr oder minder ähnliche, von der erstem aber doch verschiedene. Die Erkenntniss, dass in solchen scheinbar individuellen und im Ganzen wenig beachteten Ab- weichungen gerade die Speciesunterschiede der Distomen, Monostomen u. s. w. liegen, ist erst eine Errungenschaft der letzten Jahre, und die That- sache, dass man aus derExistenz jener Abweichungen nicht schon früher weitere Schlüsse zog, mag zum Theil ihren Grund in einer gewissen Scheu gehabt haben, auf solche scheinbar geringfügige Unterschiede hin neue Species aufzustellen und damit in den Geruch der Species- macherei zu kommen. Seitdem aber der Nachw^eis erbracht ist und Beobachtungen ähnlicher Fälle immer mehr sich häufen, dass in demselben Wirthe ausserordentlich nahe verwandte, aber doch ver- schiedene Arten unter einander vorkommen, bietet sich eine neue Erklärung für die oben erwähnten Differenzen in den Beobachtungs- resultaten verschiedener Autoren fast von selbst dar. Ich glaube in dem Folgenden den Beweis erbringen oder es wenigstens sehr wahrscheinlich machen zu können, dass eine Anzahl von Angaben älterer Untersucher, die in der Folge nicht bestätigt werden konnten und deshalb direct oder indirect als unzutreffend oder irrthümlich bezeichnet wurden, doch richtig sind, da ich Species gefunden, auf welche gerade diese scheinbar irrigen Angaben sehr gut passen, Species aber, die von den ersten Beobachtern nicht als solche er- kannt und von den folgenden nicht wieder untersucht wurden. Während die Distomen der Seeschildkröten verschiedenen Formen- kreisen angehören, von denen Vertreter auch in andern Wirthsarten vorkommen, schliessen sich die Schildkrötenmonostomen ganz augen- fällig zu zwei distincten Gruppen zusammen, die, wenn auch nicht ausschliesslich, so doch vorzugsweise auf diese Wirthe beschränkt zu sein scheinen und in ihnen durch je eine grössere Anzahl von Arten vertreten sind. Ich bin geneigt, in diesen beiden Gruppen natür- liche Familien zu sehen, obwohl ich darüber, wie die einzelnen Formen innerhalb derselben anzuordnen sind, noch zu keiner klaren Anschauung gelangt bin. In letzterm Punkte dürfte indessen nur ein temporäres Uebel gefunden werden können, denn nach den Er- gebnissen, welche meine, auf ein nur kleines geographisches Gebiet und ein relativ geringes Material beschränkten Untersuchungen ge- liefert haben, liegt geradezu die Gewissheit vor, dass die genauere Durchforschung der Schildkröten an andern Localitäten die Existenz noch weiterer bis jetzt unbekannter Formen ergeben wird. Es steht zu erwarten, dass unter diesen sich solche finden werden, welche 34* 526 ■^- Looss, einen Uebergang zwischen jetzt noch isolirt stehenden Tj'pen ver- mitteln, in derselben Weise vielleicht, wie unter den Distomen z. B. die Gattung FJesioclwrus das Bindeglied zwischen den Gorgo- derinen und der Gattung Anaporrhutum darstellt. So kann ich in dem Umstände, dass keine von beiden angedeuteten Gruppen heute schon ein in sich geschlossenes Ganze darstellt, keinen triftigen Grund gegen ihi-e Auffassung als Familien erblicken, und das um so weniger, als der Grundplan des Körperbaues in beiden Gruppen un- verkennbar derselbe und mit charakteristischen äussern Ausstattungen verbunden ist. So finden wir bei der einen Gruppe die bekannte dreieckige Form des Kopfes, verbunden mit einer seitlichen, im Wesentlichen symmetrischen Lagerung der Hoden, wohingegen in der andern Gruppe diese median hinter einander gelegen sind und die Lappenbildungen am Kopfende fehlen. Bei dieser Sachlage lässt sich bereits der Versuch einei- vergleichenden Anatomie der einzelnen Gruppen machen; ich habe ihn in dem Folgenden be- sonders für die (zweite) Familie der Angiodict3iden consequenter durchgeführt, da mir von den dorthin gehörigen Arten genügendes Material für eine eingehendere histologische Untersuchung vorlag. Was die (erste) Familie der Pronocephaliden anlangt, so war dies leider nicht der Fall, und die Organisation einer Anzahl von Arten konnte nur an Quetschpräparaten oder an aufgehellten conservirten Individuen studirt w^erden. Da an diesen viele feinere Einzelheiten gar nicht oder nur undeutlich zu erkennen sind, konnten auch die Formen selbst für den Vergleich nur theilweise in Betracht kommen. Ich habe es deshalb vorgezogen, bei den Pronocephaliden die für die Distomen befolgte Darstellungsweise beizubehalten, d. h. zunächst, die einzelnen Arten anatomisch zu beschreiben und das, was sich über ihre systematische Stellung zur Zeit sagen lässt, beizufügen, und darauf erst einen kurzen Ueberblick über diejenigen gemein- samen Züge ihres Baues folgen zu lassen, die mein Material genauer zu studiren zuliess. Für die Angiodictyiden dagegen erschien es mir bereits möglich, den umgekehrten Weg zu wählen, d. h. erst eine zusammenfassende vergleichende Uebersicht übei^ ihren Bau und darauf eine auf diesen gegründete Gruppirung der einzelnen Ange- hörigen der Familie zu geben. Trematoden ans Seeschildkröten. 527 Familie : PronocepJialidae. 15. Pvonocex)lialus obliqitus Lss. (Fig. 55. 56, Taf. 25; Fig. 70, Taf. 26; Fig. 175, T-df. 32.) 1899. Proiiocqihalus irigonocephalus (ß.), Looss, Weitere Beitr. etc., in : Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 666 u. 756, fig. 84 tab. 31, fig. 85 u. 86 tab. 32. 1901. Monosfcniiuin trigonoccphahmt R., Braux, Tremat. d. Chelonier, in: Mitth. zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 38, bes. p. 40 f. 1901. PronocepJialus ohliquus Lss., LoosS, Tremat. aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 566. Die Geschichte dieser Art ist die erste Illustration zu dem, was ich über die Ideutiflciruug einander äusseiiich ähnlicher Arten oben gesagt habe. AVohnort und Körperform des von mir gefundenen Thieres passten in so unverkennbarer Weise auf das von Walter i) eingehend beschriebene Monostomum trigonocephalum R., dass der Aehnlichkeit gegenüber die auffallenden Unterschiede in der Innern Organisation ohne Bedenken auf ungenügende oder Fehl- beobachtungen Walter's zurückgeführt wurden. Erst Braun ist nach Untersuchung der RuDOLPHi'schen Originalexemplare zu der Ueberzeugung gekommen, dass ich eine andere Art vor mir gehabt haben müsse. Diese Ueberzeugung hat sich als nur zu richtig er- wiesen ; andrerseits wird sich aber nachher zeigen, dass auch Braun im Irrthum ist, wenn er in den Van Benden' sehen '-) und Walter- schen Formen das wirkliche von ihm nachuntersuchte Monost. trigono- cephaluni Rudolphi's erblickt, denn beide sind unter sich aller Wahr- scheinlichkeit nach gleich und repräsentiren die Art, die ich als Pleurogonius longiusculus bezeichnet habe. Ich komme hierauf später noch eingehender zurück. PronocepJialus obliqtms, wie ich die Art jetzt nenne, lebt im Anfangs- darme, am und kurz hinter dem Pylorns, bei Chelone niydas. Sie scheint im Ganzen nicht häufig zu sein ; ich habe sie in 5 neuerdings unter- suchten grossen Wirthen nur 2 mal wiedergefunden, das eine Mal in über 100, das andre Mal in 3 Exemplaren. In 6 jungen Individuen von 1) Unters, üb. d. Bau d. Trematoden etc., in: Z. wiss. Zool., V. 56, 1893. 2) La tortue franche etc., in: Bull. Acad. Belg. (2), V. 6, 1859. 528 A.. Looss, Chelone fand sie sich nicht. ^) Die Würmer leben g*anz zwischen maschenförniigen Falten der Schleimhaut verborgen; in dem er- wähnten Falle, wo schliesslich über 100 Exemplare gesammelt wurden, zeigten sich bei Eröffnung des Wirthsdarmes nur einige wenige Individuen, erst allmählich kamen andere aus ihren Verstecken hervor, und nach ca. einer Stunde, während welcher das betreffende Darm- stück mehrmals abgesucht war, hatten anscheinend alle ihren bis- herigen Wohnort verlassen. Vereinzelte Exemplare trifft man ge- legentlich auch im Magen. Pronocephalus obliquus ist, wie ich schon früher angedeutet hatte, ein sehr contractiles, ziemlich muskelkräftiges Thier und zieht sich beim Bedecken mit einem Deckglase ebenso wie beim Conserviren trotz Schütteins sehr stark zusammen. Durch Schütteln mit Chloro- form habe ich neuerdings Präparate erhalten, die eine Körperlänge bis fast zu 10 mm bei einer von vorn bis hinten fast gleichmässigen Breite von ca. 1 mm erkennen lassen ; lebendig gepresste Individuen da- gegen ergeben im günstigsten Falle eine Länge von 6 mm bei einer Maximalbreite (im Hinterkörper) von 1,5 mm. Bei mit Chloroform geschüttelten Thieren ist der Körper vollkommen ausgebreitet und flach, bei ohne solches conservirten in der bekannten Weise nach der Bauchseite eingekrümmt; das Hinterende ist abgerundet, ohne irgend welche Auszeichnungen; der Schulterkragen in der Mittel- linie der Bauchseite nach vorn zu tief ausgeschnitten. Da die früher von mir gegebene Abbildung desselben nicht gut gerathen ist und ihn nur in sehr stark contrahirtem Zustande darstellt, gebe ich hier eine neue Zeichnung (Fig. 70, Taf 26j, die sein natürliches Aussehen besser veranschaulichen dürfte. Bei von der Seite ge- sehenen Exemplaren bemerkt man überdies, dass der Saugnapf nicht kuglig, sondern etwas in die Länge gestreckt ist (0,2 mm Länge bei 0,15 mm Dicke). In anatomischer Hinsicht finde ich meine frühern Angaben an dem neuen Materiale im Grossen und Ganzen bestätigt. Der dünne Oesophagus theilt sich auf gleicher Höhe mit dem Hinterrande des Schulterkragens in die beiden Darmschenkel, die anfänglich eben- 1) Nachträglicher Zusatz: Vom den nach Abschluss des Manuscripts noch untersuchten 5 grossen Chelone waren 4 mit der Art iuficirt, und zwar fanden sich in den verschiedenen Fällen einige bis zu einigen Dutzenden von Exemplaren. Demnach scheint Pronocephalus obliqnns doch nicht so selten zu sein, wie es zuerst den Anschein hatte. Trematodeu aus Seeschildkröten. 529 falls sehr dünn sind, später aber an Caliber etwas zunehmen. Sie entbehren präformirter ßlindsäcke und verlaufen bei g-anz gedehnten Individuen von vorn bis hinten vollkommen glatt (Fig. öö), während sich bei stärker contrahirten Thieren in Folge der allgemeinen Ver- kürzung im Hinterleibe und namentlich auf der Aussenseite der Darmwand mehr oder minder dichte Faltenbildungen zeigen. Meine frühere Angabe, dass die Darmschenkel im Hinterende auch an der Innenseite der Hoden vorbeilaufen können, finde ich jetzt nirgends wieder bestätigt. Ich habe eine ziemliche Anzahl von Individuen, gestrecktem sowohl wie massig contrahirten und auch solche aus dem alten Materiale, verglichen und die Darmschenkel bei allen ausserhalb der Hoden vorbei ziehend gefunden ; ich muss darauf hin wohl oder übel annehmen, dass mir bei meiner frühern An- gabe irgend eine Verwechslung untergelaufen ist. Hinter den Hoden biegen die Darmschenkel etwas nach der Mitte zusammen und endigen neben dem Excretionsporus. Dieser letztere liegt eine kurze Strecke vor dem Leibesende auf der Rückenseite. Er führt zunächst in einen Vorraum von mehr oder minder trichterförmiger Gestalt, dessen Structur bereits von \V.vltee für „Monosf. trigonocephalum R." beschrieben worden ist. Ich werde auf seinen Bau später genauer zurückkommen und nenne ihn hier kurz den Rippentrichter. Die eigentliche Excretionsblase ist von Yförmiger Gestalt; ihr Stamm erstreckt sich bis an den Keimstock und ist in Folge dessen bei zusammengezogenen Exemplaren relativ kurz und mit buchtigen Wänden versehen, bei ausgedehnten dagegen ziemlich lang und ein- fach schlauchförmig. Er geht schwach Sförmig gebogen zwischen den Hoden hindurch, wie bei den Opisthorchis-dYten. Die Schenkel der Blase verlaufen ventral erst innerhalb, später ausserhalb der Darmschenkel nach vorn und scheinen echte Seitenzweige nicht zu besitzen; was bei stärker contrahirten Thieren wie solche aus- sieht, sind mit der Zusammenziehung des Körpers verknüpfte Fal- tungen der Wand. Die Blasenschenkel endigen im Vorderkörper nahe der Mittellinie am Hinterende des Saugnapfes, ohne mit ein- ander in Verbindung getreten zu sein. Der einfache Genitalporus findet sich aus der Mittellinie heraus nach links verschoben, je nach der Streckung des Körpei's mehr oder minder weit hinter der Darmgabelung. Die dem gesammten Cirrus- beutel an Länge gleichkommende, musculöse und von zahl- reichen Zellengruppen umgebene Vagina beginnt in unmittelbarer Nähe des Porus am äussern Ende eines 0,3 — 0,4 mm langen cylin- 530 A. Looss, drischen Raumes, an dessen hinteres Ende erst sich der Cirrus- beutel ansetzt. In das Innere dieses Vorraumes findet man bei con- servirten Thieren den Penis oft ausgestülpt ; er liegt dann in ihm unregelmässig gebogen oder geknickt und treibt die Wände deS' Raumes kugelförmig auf (Fig. 55). Der Cirrusbeutel selbst erreicht bei grossen Thieren bis zu 1,4 mm Länge. Er besitzt besonders gegen sein hinteres Ende zu eine ansehnlich dicke, aus Längsfasern bestehende Muskelwand; die Fasern verlaufen indessen nicht voll- kommen longitudinal, sondern leicht spiralig. Fast zwei Drittel der Länge des Cirrusbeutels werden eingenommen von der lang- gestreckten Pars prostatica ; an dieselbe schliesst sich nach vorn der Ductus ejaculatorius an, der mehr oder minder unmerklich in den Penis übergeht. Der Ductus scheint selbstständige Bewegungen ausführen zu können, denn ich habe ihn in einigen Fällen ganz dünn, dafür aber lang und mehrfach in Windungen gelegt, in andern dicker und mehr gestreckt gefunden. Der ausgestülpte Penis ist glatt. Die Samenblase liegt, in nach hinten zu allmählich schw^ächer werdende Schlingen gelegt, frei im Parenchym; sie setzt sich fort in ein zunächst einfaches Vas deferens, welches sich erst kurz vor dem Keimstock in die beiden Samenleiter theilt. Die beiden Hoden liegen bei gestreckten Individuen sehr deutlich seitlich und schräg hinter einander und haben dann eine einfache ovale Form. Die früher von mir beschriebene unregelmässige Gestalt ist nur eine Folgeerscheinung starker Contraction des Körpers. Der ebenfalls ovale Keimstock findet sich rechtsseitig, i. e. auf der Seite des hintern Hodens, eine kurze Strecke vor ihm. der Schalendrüsen- complex ungefähr in der Mittellinie des Körpers, dorsal und zu- gleich etwas hinter dem Keimstock; bei stärkerer Contraction des Körpers kann er bis neben ihn verschoben werden. Die Dotter- stöcke liegen leicht dorsal ausserhalb der Darmschenkel und ausser- halb der Hoden. Sie sind aus kleinen Follikeln aufgebaut, die bei langgedehnten Individuen eine undeutliche Anordnung in einzelne Gruppen zeigen. Ihre Ausdehnung ist nicht ganz constant; vorn be- ginnen sie gewöhnlich am hintern Ende der Samenblase oder ein wenig dahinter, hinten endigen sie, oft nicht beiderseits auf der gleichen Höhe, am Anfange des hintern Hodens. Diese kleinen Variationen in der Ausdehnung der Dotterstöcke sind übrigens fast ausschliesslich bei den lang ausgestreckten Individuen zu constatiren, verlieren sich dagegen immer mehr mit der zunehmenden Verkürzung des Leibes. Die ([ueren Dottergänge liegen hinter dem Keimstock, Trematoden ans Seeschildkröten. 531 das kleine Dotterreservoir tritt vom Eückeii her in den Schalen- drüsencomplex ein. Die Eier finde ich bei wiederholter Messung wie früher 0,023 mm lang und 0,011 mm dick; sie besitzen eine dünne farblose Schale und Polfäden, an denen sicli Dickenunterschiede nicht erkennen lassen. Da ich die Gattung Pronoccphalus auf die hier wieder beschriebene Form gegründet habe, so wird diese auch Typus der Gattung bleiben müssen, ungeachtet des Umstandes, dass die Art selbst irrthümlich von mir für Monost. trigonoccphalnm R. gehalten worden war. Die gegebene Diagnose der Gattung bleibt in allen wesentlichen Punkten bestehen; die Aenderungen, die ich an ihr für notli- wendig halte, werde ich am Schlüsse der Speciesbeschreibungen an- führen. Mit seinen asymmetrisch schräg hinter einander gelegenen Hoden und den ausserhalb derselben verlaufenden Darmschenkeln und Dotter- stöcken stellt Pmnoccphalns unter den mir zur Zeit bekannten Mono- stomen aus Seeschildkröten gänzlich isolirt da; dagegen zeigt er in seiner Körperform sowohl wie in seinem übiigen Baue eine sehr nahe Anlehnung an eine Anzahl anderer Formen, die sich um das echte Monosi. frigonocephalum R. gruppiren. Ich komme auf diese Formen später zurück, nachdem ich zuvor einige interessante neue Arten besprochen haben werde. Die Gattung Crkoceplialus war von mir auf eine im Magen von Chelone niydas gefundene Form gegründet worden^), welche mit Monost. alhuni Kühl et Hass. eine grosse Aehnlichkeit zeigte, nach der ersten von Beaun gegebenen Neubeschreibung dieser letztern Art-) aber mit ihr unmöglich identificirt werden konnte. Erst auf Grund einer wiederholten Untersuchung überzeugte sich Beaun von der Identität des Monost. alhum mit der von mir beschriebenen Form und erklärte darauf hin Crkoceplialus delüescens Lss. für synonym zu Monost. alhum K. et H. •^). Ich bin in der Lage, der Gattung 1) Weitere Beitr. etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 666 u. 759, Fig. 76—80, tab. 31. 2) Trematoden d. DAHL'f^chen Samml. etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 25, Abth. 1, 1899, p. 723. 3) Trematoden der Chelonier , in : Mitth. zool. Mus. Berlin , V. 2, 1901, p. 45, fig. 10, 13, 15, 16 tab. 1. 532 A. Looss, Cricocephalus hier eine, eventuell auch 2 neue Arten hinzufügen zu können; zunächst erst noch einige Bemerkungen über die typische Art Cricoc. albus (K. et H.). 16. Cricocephalus albus (Kühl et Hass.) (= Cricocephalus delitescens Lss.). (Fig. 64, Taf. 25; Fig. 170-174, Taf. 32.) Ich habe diese Art in neuerer Zeit verschiedentlich wieder auf- gefunden und zwar häufiger bei Jüngern Exemplaren des Wirthes, als bei altern.^) In Thalassochelys cortkafa habe ich sie nicht an- getroffen. Die Parasiten liegen im Leben in derselben "Weise wie ihre Verwandten mit ihrer gesammten, etwas ausgehöhlten Bauchseite der Oberfläche der Magenschleimhaut ihres Wirthes fest an, so dass es gar nicht leicht ist sie unverletzt loszubekommen. Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, dass hier die Bauchfläche als ein Haft- organ fungirt, und es muss auch die Kraft, mit der es zu wirken vermag, Angesichts der ausserordentlich kräftigen Dorsoventral- musculatui- des Körpers gar keine geringe sein. Die beiden Füsschen am Ende des Rückens sind im Leben sehr contractu und ähneln in ihren Bewegungen den Ambulacralfüsschen der Echinodermen ; einige Male glaube ich auch bemerkt zu haben, dass sie sich an ihrem Ende scheibenförmig erweitern können, doch bin ich dessen nicht ganz sicher. Sie dienen augenscheinlich ebenfalls als Fixations- organe, aber nur während des Kriechens, indem sie den Hinterkörper stützen und flxiren, während der vordere sich ausdehnt. Die in den Abbildungen dargestellten Einzelheiten aus dem Baue des Cr. albus werden in dem Abschnitte über die Anatomie und Histologie der Pronocephaliden ihre Besprechung finden. 1) Nachträglicher Zusatz : Die nach Abscliluss der Arbeit unter- suchten 5 grossen (Vielone beherbergten Cricocephalus albus sämmtlich und zum Theil in zahlreichen Exemplaren. Trematoden ans Seeschildkröten. 533 17. Ci'ieocephalns megaMotnuH n. sp, (Fig-. 57—60, Taf. 25; Fig. 90, Taf. 27.) Diese Form habe ich erst nach der Abfassung meiner vorläufigen Mittheilung im Magen einer Chelone mydas gefunden. Leider waren nur 4 erwachsene Exemplare neben einer ganzen Menge jugendlicher vorhanden. ^) Die ältesten dieser letztern, obwohl bereits mehr als halb so gross wie die erwachsenen, zeigten erst ganz wenig ent- wickelte Genitalorgane (Fig. 58 Taf. 25), und ein Vergleich der ver- schiedenen Jugendstadien machte den Eindruck, als müsse die Ent- wicklung der Parasiten nach der Uebertragung in ihren definitiven Wirth ziemlich langsam fortschreiten ; dieselbe Ueberzeugung gewinnt man übrigens auch für die Mehrzahl der übrigen Schildkröten- monostomen. Die erwachsenen Thiere haben die Farbe der Magenschleimhaut, der sie im Leben mit dem Saugnapfe und der ganzen etwas aus- gehöhlten Bauchfläche fest anhaften. Die jüngsten, ca. 0,2—0,3 mm langen Individuen dagegen sind stark braun pigmentirt und lassen sich schon bei Lupenvergrösserung leicht als dunkle, langsam sich bewegende Pünktchen erkennen ; zu den Seiten des Oesophagus bildet bei ihnen das Pigment 2 noch deutlich erkennbare Augenflecke. Mit dem allmählichen Wachsthum zerstreut sich dieses Pigment und wird nach und nach resorbirt ; bei den erwachsenen Thieren ist nichts mehr davon zu erkennen. Die Länge des Körpers beträgt etwa 5 mm, die grösste Breite bei conservirten Thieren 1 mm, in Quetschpräparaten dagegen 1,8 mm, da die Dicke eine ansehnliche ist. Die Breite ist in ganzer Länge ziemlich gleich; das Vorderende ist gar nicht, das hintere nur ein wenig verschmälert; letzteres trägt auf der Rückenseite zwei relativ dicke bewegliche Fortsätze, ähnlich wie Cricoc. albus. In der Ruhe wird der Körper in der bekannten Weise mehr oder minder stark nach der Bauchseite eingekrümmt. Charakteristisch ist das Vorder- ende durch den Besitz eines relativ enorm grossen Saugnapfes; der- selbe hat nahezu 1 mm, im Quetschpräparat über 1 mm (1,1 mm) Querdurchmesser, ist aber nicht vollkommen kuglig, sondern etwas 1) Nachträglicher Zusatz: Unter den vom März bis Juni 1902 unter- suchten 5 grossen Chelone fand ich Cricoc. megastomus in zweien, das eine mal in 3 , das andere mal in 1 1 erwachsenen Individuen , daneben einige Jugendformen. 534 ^- i^ooss, länger als dick (Fig. 60, Taf. 25). Seine Oeffnnng liegt fast rein ventral. In Folge dieser Grösse des Saugnapfes erscheint das Vorder- ende des Wurmes fast kuglig, und der Schulterkragen tritt nur als relativ niedriger Ringwulst in die Erscheinung. Nichts desto weniger hat er seine für Cricocephalus charakteristische Gestalt, d. h. er zieht gerade über die Bauchfläche von einer Seite zur andern und ist nur in der Mitte ein wenig ausgerandet, so dass zwei seitliche, schwach markirte Ecken entstehen (Fig. 59, Taf. 25). Darmapparat. Bei weit geööhetem Munde, wobei der Saug- napf fast kurz trichterförmige Gestalt aufweist, erkennt man die Oeffnung des Oesophagus von aussen (Fig. 57, 58, Taf. 25). Der Oesophagus ist ein kurzes einfaches Rohr und theilt sich in die Darnischenkel am Hinterrande des Schulterkragens; ob er an seinem Ende eine pharyngeale Anschwellung der Musculatur besitzt, habe ich wegen der Dicke der erwachsenen und der Pigmentirung der jugendlichen Individuen mit Sicherheit nicht festzustellen vermocht; indessen glaube ich nicht, dass sie vorhanden ist. Die Darm- schenkel entfernen sich nach ihrer Trennung nur wenig von einander und verlaufen in fast gerader Richtung nach hinten, um mit ihren Enden noch in die beiden Leibesspitzen einzutreten. Sie zeigen in ihrem ganzen Verlaufe ein reiches System von wieder verästelten Seitenzweigen (Fig. 58, Taf. 25), die in der Hauptsache quer nach den Seitenrändern verlaufen und wie die Darmschenkel mehr dorsal gelegen sind. Die Verästelungen der Seitenzweige streben insge- samt der Körperoberfläche zu, während die Seitenzweige selbst in der Nähe der Seitenränder nach der Ventralseite umbiegen (Fig. 90, Taf. 27). Dieser Verlauf der Darmschenkel tritt namentlich bei den Jüngern Individuen deutlich hervor (Fig. 58, Taf. 25), und die opti- schen Querschnitte der Verästelungen erscheinen hier bei ent- sprechender Einstellung in Gestalt zahlreicher, im Innern des Körpers gelegener runder Lacunen, deren wahre Natur nicht ohne Weiteres zu erkennen ist. In Fig. 58 sind sie als helle Stellen angedeutet, in natura aber unregelmässiger angeordnet und vielfach auch weiter als gezeichnet. An jungen Thieren erkennt man ferner schon im Quetschpräparat, dass jeder der beiden Hauptdarmschenkel kurz nach seinem Ursprung aus dem Oesophagus einen mehrfach ver- zweigten, im Ganzen aber kurzen Seitenast nach der Bauchseite entsendete {iv Fig. 58, Taf: 25, Fig. 90, Taf. 27). Längs der Innen- ränder beider Darmschenkel finden sich nur kurze Blindsäcke. E X c r e t i 0 n s a p p a r a t. Der Excretionsporus liegt dorsal etwas Treiiiatoden aus Seeschildkrüteu. 535 vor den beiden zipfelförmigen Leibesfortsätzen und führt durch einen kurzen, eng-en, nicht mit Längsrippen ausgestatteten Gang- in die Excretionsblase. deren kurzer Stamm nur bis an den Schalendrüsen- complex heranreicht. Aus seiner Theilung gehen zwei Schenkel hervor, die in fast regelmässigen, bei stärkerer Streckung des Körpers schwächer wei"denden Zickzacklinien in der Nähe der Bauchtiäche nach vorn ziehen und in den Seiten des Mundsaugnapfes endigen. Besonders an den Umbiegungsstellen, aber auch in ihrem sonstigen Verlaufe zeigen diese Schenkel kurze, spitze, mit feinen Concrement- körnchen gefüllte Fortsätze, die dem Ganzen ein stachliges Aussehen verleihen {Ex Fig. 57, Taf. 25). An ihren Enden gehen die Schenkel je in ein Hauptsammelgeiäss über, welches in geschlängeltem Ver- laufe nach hinten zurückzukehren und nun erst sich weiter aufzu- lösen scheint. G e n i t a 1 0 r g a n e. Der Genitalporus findet sich linksseitig kurz hinter der Darmgabelung und ausserhalb, höchstens unterhalb der Darmschenkel. Der Bau der Copulationsorgane ebenso wie die Dis- position des gesammten Genitalapparats ist so gut wie identisch mit demjenigen von Crkocephalus albus. Der Cirrusbeutel, der bis in die Nähe des Keimstockes nach hinten reicht, zerfällt in zwei, durch ein dünnes Verbindungsstück mit einander communicirende Abschnitte, deren vorderer den Penis, der hintere die Pars prosta- tica enthält. Zwischen Vorderende des Penis und Genitalporus schiebt sich eine cj^lindrische Verlängerung des Genitalsinus ein. Bei einem Exemplare von ö^s m^ii Länge hat der Cirrusbeutel eine Gesammtlänge von 2,4 mm; davon kommen 0,43 mm auf den verlängerten Genitalsinus, 0,84 mm auf den Penistheil und ebenso viel auf den Prostatatheil des Cirrusbeutels, der Rest auf das Ver- bindungsstück zwischen beiden. Die Samenblase ist verhältnissmässig nur kurz; sie macht einige kurze Querwindungen und endigt mit ihrem longitudinal verlaufenden Endstück in unmittelbarer Nähe des Keimstockes. Die beiden leicht gelappten und ziemlich kleinen Hoden liegen symmetrisch rechts und links vom Stamme der Excre- tionsblase, von diesem getrennt durch die innerhalb der Hoden dorsal vorbeiziehenden Darmschenkel. Die Samenleiter streben ziemlich geradeswegs dem Hinterende der Samenblase zu. Die Vagina zerfällt wie bei Crkocephalus albus in zwei deutlich von einander getrennte Theile, deren vorderer von einem dicken Mantel von Zellen umgeben ist und in seiner Wand dieselben zwei ovalen, als Drüsenmündungen gedeuteten Körper zeigt {dr Fig. 57, 536 A. Looss, Taf. 25), die auch bei Cr. albus vorhanden sind. Der hintere, eben- falls stark musculöse Theil der Vagina entbehrt der zelligen Um- hüllung; die ganze Vagina hat ungefähr dieselbe Länge wie der Penistheil des Cirrusbeutels. Der leicht eingekerbte Keimstock liegt rechts vor den Hoden, der Schalendrüsencomplex in der Mittel- linie etwas liinter und dorsal von ihm. Die Dotterstöcke, aus massig grossen, nicht sehr zahlreichen Follikeln zusammengesetzt, beginnen vor den Hoden und ziehen längs der Körperränder nach vorn, um noch etwas vor dem Hinterende der Pars prostatica zu enden. Die queren Dottergänge gehen nahe vom Hinterende ab und verlaufen quer nach der Mittellinie zusammen; das nur kleine Dotterreservoir tritt vom Rücken her in den Schalendrüsencomplex ein. Ein LAUREß'scher Canal ist vorhanden, ein Receptaculum seminis fehlt. Die relativ dicken und dichten Schlingen des Uterus liegen ventral unter den Darmschenkeln und der Pars prostatica ; sie überschreiten die Längsstämme der Darmschenkel ziemlich stark, erreichen aber den Körperrand nicht ganz, so dass dort die Seitenzweige der Darmschenkel noch frei hervortreten. Nach vorn erstreckt sich der Uterus bis an das Hinterende der Vagina, doch biegen die letz^oiii AVindungen von hier aus immer noch mehr oder weniger nach vorn aus. Die zahlreichen farblosen Eier sind verhältnissmässig lang und schmal, 0,034 mm lang und 0,014 mm dick; sie besitzen Polfäden, von denen der eine ungefähr doppelt so dick und allem Anscheine nach bedeutend länger als der andere ist und innerlich eine feine Höhlung zeigt. Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, ist Cricocephahts me- gastomns ein typischer Gattungsgenosse des Cr. albus; die Unter- schiede zwischen beiden liegen, von kleinern abgesehen, in der be- deutendem Körpergrösse, den ungewöhnlichen Dimensionen des Saugnapfes und der etwas reichern Gliederung des Darmes bei Cr. megasfomus. Unter Berücksichtigung dieser Uebereinstimmung er- scheint es mir zunächst fraglich, ob die folgende Art in Wirklich- keit ebenfalls dem Genus Cricocephalus selbst angehört, trotzdem es nicht dem geringsten Zweifel unterliegen kann, dass sie ihm äusserst nahe steht. Ich rechne sie ihm einstweilen wenigstens provi- sorisch zu. Trematoden ans Seeschildkröten. 537 18. {CHcocephaliis) resectiis n. sp. (Fig. 61—63, Taf. 25.) Ich fand diese Art ebenfalls erst nach Abschluss meiner vor- läufigen Mittheilung im Magen einer grossen Chelone mydas. Wie in dem Falle der vorigen Art waren auch hier leider nur 5 er- wachsene Exemplare vorhanden. ^) dagegen eine Unmenge junger und jüngster, für systematische Zwecke aber so gut wie werthloser Stadien. Ein gewiss bemerkenswerthes Factum ist es, dass alle diese Jugend- formen wiederum wie bei der vorigen Art der gleichen Species an- gehörten wie die wenigen erwachsenen Individuen; ich habe eine grössere Anzahl von ihnen durchgesehen und verglichen, aber keine Angehörigen anderer Arten unter ihnen constatiren können. '-) Die Jugendstadien sind auch hier stark pigmentirt und lassen sich mit der Lupe als dunkle Pünktchen auf der Schleimhaut erkennen ; ältere Exemplare von 1 — 1,2 mm Länge fand ich meist völlig in derselben vergraben, so dass äusserlich in ihr nur ein feiner Riss oder Spalt zu erkennen war; die erwachsenen Individuen dagegen hängen der Schleimhaut oberflächlich an, genau wie die des Cric. albus. Ihre Farbe ist ebenfalls fleischroth, im Ganzen aber nicht viel dunkler als die Farbe der Magenschleimhaut; dabei hebt sich der mit Eiern gefüllte Uterus oft durch eine mehr gelbliche Nuance ab. Die Länge der mir vorliegenden Exemplare beträgt im Maxi- mum 3,2 mm, ihre grösste Breite im Quetschpräparat 1,4 mm, im conservirten Zustande ca. 1 mm. Sie sind, wie hieraus hervorgeht, sehr kurz und gedrungen gebaut, dabei ausserdem so muskelkräftig, dass es mir nicht gelungen ist, sie in einigermaassen gestrecktem Zustande durch Schütteln zu conserviren. Die Gestalt, in der sie fixirt worden sind, ist in Fig. 63 dargestellt; sie zeigt dieselbe kahnförmig nach der Bauchseite zusammengekrümmte Haltung, welche auch die verwandten Arten bei der Conservirung annehmen. Was diese Art den beiden andern CricocephalnseiYten gegenüber sofort auszeichnet, ist die Configuration des Leibesendes, welches hier nicht in zwei bewegliche, zipfelförmige Fortsätze, sondern in zwei ziemlich breite, fleischige und bewegliche Lappen ausläuft, welche nach vorn 1) Nachträglicher Zusatz : In den nach Abschluss des Manuscripts noch untersuchten 5 grossen Chelone fand sich die Art noch 3 mal, jedes mal in einigen wenigen erwaciisenen Individuen. 2) cf. hierzu den nachträglichen Zusatz bei der folgenden Art. 538 A. Looss, ZU unmerklich in die Seitenränder des Leibes übergehen, hinten da- gegen nahe bei einander deutlich auf der Dorsalseite des Körpers endigen. Ungefähr an den Punkten, wo sie hier auf die Körper- fläche stossen, finden sich zwei kleine flach conische Erhebungen; sie machen den Eindruck, als könnten sie ebenfalls beweglich und so möglicher Weise mit den Zipfeln am Hinterende den andern Crico- cephahts-dview homolog sein. Leider habe ich sie an den lebenden Thieren nicht bemerkt und vermag deshalb zunächst nichts Positiveres über sie auszusagen (^ Fig. 61, 63, Taf. 25). In sorgfältig ange- fertigten Quetschpräparaten, wo die lappenartigen Anhänge nach aussen herausgeschlagen sind, verleihen diese dem Körper des Wurmes ein ganz eigenartiges Aussehen; er erscheint dann hinten wie quer abgeschnitten und das besonders bei etwas stärkerer Pressung, wenn die Uebergangsstellen der Lappen in die Rückenfläche ziemlich ver- streichen (Fig. 61, Taf. 25). Der Eindruck eines Abgeschnittenseins wird noch vermehrt dadurch, dass die Breite des Körpers in solchen Präparaten von der Einschnürung hinter dem Schulterkragen an nach hinten constant zunimmt und am Hinterrande ihr Maximum erreicht (1,4 mm). Der S a u g n a p f ist ansehnlich gross, im Quetschpräparat an- scheinend kuglig mit einem Durchmesser von 0,6 mm, in con- servirten Individuen, wie bei verwandten Arten, etwas länger als dick. Die Haut ist dünn und glatt. Der Darm beginnt mit einem massig langen, relativ weiten Oesophagus, der in ganzer Länge äusserlich von einer Zellenanhäu- fung in seinem Umkreise begleitet wird. Eine Verdickung der Musculatur an seinem Hinterende habe ich nicht entdecken können. Die Darmschenkel haben einen sehr eigenthümlichen Verlauf (Fig. 62. Taf. 25). Von ihrer Ursprungsstelle an dem Oesophagus aus laufen sie zunächst schräg nach hinten und aussen, machen dann, noch ehe sie in der Nähe der Körperränder angekommen sind, eine ziemlich scharfe Biegung zurück nach innen und hinten zu und ziehen end- lich unter Bildung einer nochmaligen Ecke nahe bei einander und parallel nach hinten. Vor den Innern weiblichen Genitalien ange- langt, bilden sie nochmals und in derselben Weise, wie soeben be- schrieben, einen nach den Körperrändern zu vorspringenden ^\'inkel, um schliesslicli innerhalb und dorsal von den Hoden durchzulaufen und hinter diesen zu endigen. Sie besitzen auf ihrem ganzen Verlaufe zahlreiche einfache oder an ihren Enden mehr oder minder eiuge- Trematoden aus Seeschildkröten. 539 kerbte Blindsäckchen, die auf der Aussenseite länger als auf der Innenseite, im Ganzen aber nur kurz sind. Das Exe r etion SS y Stern entspricht dem von Cric. albus. Der Porus liegt dorsal eine kurze Strecke vor dem Hinterende. Der un- paare Theii der Blase ist nur kurz und tlieilt sich bei-eits am Hinter- rande des Schalendrüsencomplexes. Die Blasenschenkel nähern sich der Bauchseite und laufen in Zickzack- oder Wellenlinien nach vorn bis in die Höhe des Saugnapfes, in ihrem ganzen Verlaufe besonders auf der Aussenseite mit kurzen Seitenästchen besetzt. Ein in schwachen Windungen zurücklaufendes Sammelgefäss ist ebenfalls zu erkennen. Die Genitalien entsprechen ihrer Disposition im Körper und im Princip auch ihrem Baue nach wiederum denjenigen von Cric. ■albus. Der Genitalporus findet sich links neben oder dicht hinter der Darmgabelung, ausserhalb des Darmschenkels dieser Seite. Cirrus- beutel zweigetheilt, d. h. der den Penis enthaltende Theil von dem die Pars prostatica umschliessenden durch ein dünnes, leicht ge- wundenes, den Ductus ejaculatorius enthaltendes Zwischenstück ge- trennt. Zwischen Vorderende des Penis und der Genitalöffnung ein röhrenförmig verlängerter Theil des Genitalsinus. Der Cirrusbeutel als Ganzes incl. seines Vorraumes ist relativ kürzer als bei den beiden andern Arten des Genus, da er nur etwas über die Körper- mitte nach hinten reicht ; seine Gesammtlänge beträgt ca. 1,1 mm ; davon kommen 0,25 mm auf den röhrigen Genitalsinus, 0,45 mm auf den Penistheil, und 0,35 mm auf den Prostatatheil, der Rest auf Windungen des dünnen Verbindungsstückes mit dem Ductus ejacula- torius. An die Pars prostatica schliesst sich nach hinten die Samen - blase an , die nach Lagerung und Verlauf derjenigen der beiden andern Arten entspricht; sie endet in unmittelbarer Nähe des Keim- stockes. Hoden klein, mehr oder minder tief eingekerbt; ihre Lage die normale. Die Vagina ist, wie die des Cr. albus, deutlich in zwei Ab- schnitte zerlegt. Ersterer, von einem dicken, scharf conturirten Zellen- polster umgeben, ist nur kurz und in allen meinen Präparaten stark gefaltet und in der Längsrichtung zusammengedrückt, so dass kein Jvlarer Einblick in sein Inneres zu gewinnen ist. (Schnitte habe ich in Anbetracht der Spärlichkeit des Materials nicht gemacht.) Ich bin deshalb nicht völlig ausser Zweifel darüber, ob die bei den beiden andern Cricoceplialus?LVie\\ vorhandenen eigen thümlichen ,. Drüsen- körper" hier in typischer Weise vorhanden sind oder nicht. Davon, Zoo], Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 35 540 -^^ Looss, dass einer vorhanden ist, glaube icli mich mit Bestimmtheit über- zeugt zu haben, obwohl er nicht so deutlich hervortritt wie bei den Verwandten ; ob noch ein zweiter existirt, vermag ich zur Zeit nicht zu sagen. Im Allgemeinen dürfte aber die starke Entwicklung der Zellenmassen um den Vordertheil der Vagina dafür sprechen, dass die in Rede stehenden Organe bei Cr. resectus wenigstens ähnlich ausgebildet sind wie bei den beiden vorhergehenden Arten. Die ganze Vagina reicht, wie bei diesen, nacli hinten bis zum Ende des Penistheiles des Cirrusbeutels. Die übrigen weiblichen Genitalien bieten in Bau und Verlauf nichts Besonderes. Keimstock klein, schwach gelappt; Schalendrüsencomplex in der Mittellinie. Dotterstöcke klein, endigen schon relativ weit hinter dem Ende der Pars prostatica. üterus- schlingen überschreiten die Darmschenkel nach aussen stark, endigen vorn am Hinterende der Vagina, doch biegen die letzten namentlich auf der rechten Körperseite noch mehr oder minder stark nach vorn zu ab. Die kleinen farblosen Eier sind 0,024 — 0.026 mm lang und 0,012 — 0,013 mm dick; sie besitzen Polfäden von ansehnlicher Länge und beiderseits ungefähr gleicher Dicke. Wie man sieht, hat der hier beschriebene Cricoceplialus resectus im Grossen und Ganzen eine weitgehende Aehnlichkeit mit Cric. albus und Cr. mcgastomus. Da nun diese beiden Arten principielle Unterschiede unter sich nicht aufweisen, so muss es dem gegenüber auffallen, das Cr. resectus in seiner Körpergestalt durch die Ent- wicklung der seitlichen Lappen am Hinterende, in seinem Innern Baue durch den eigenthümlichen Verlauf der Darmschenkel, durch die relativ geringere Länge der männlichen Begattungsorgane und durch anscheinend etwas abweichendes Verhalten der „Drüsen- körper" der Vagina von den beiden andern Arten sich isolirt. Es muss sich demnach die Frage erheben, ob in ihm nicht eventuell der Typus einer besondern Gattung gegeben sein kann. Zur präcisen Be- antwortung dieser Frage ist zuvörderst die genaue Kenntiss des Baues seiner Vagina noth wendig; weiterliin müsste noch festgestellt Averden, ob die beschriebenen kleinen conischen Erhebungen am Ende des Rückens [z Fig. 63) im Leben beweglich und damit aller Wahr- scheinlichkeit nach den entsprechend gelegenen Bildungen am Körper der beiden echten CricocephalusSirten homolog sind. Trotz dieser Ungewissheit hege ich bereits jetzt die üeberzeugung, dass Cric. resectus einmal der Typus einer eignen Gattung werden wird; da diese ■nun unter allen Umständen mit Cricocephalus in nächsten verwandt- Treiuatoden aus Seeschildkrüteii. 54 j^ schaftliclien Beziehungen, d. li. in derselben Unterfamilie stehen wird, so halte ich es bei der Unmög-lichkeit einer sofortigen posi- tiven Entscheidung für genügend, Cr. resectus einstweilen bei Crico- cephaJus zu belassen. 19. Charaocicephaliis vf^biistHs Lss. (Fig. 65—69, Taf. 25; Fig. 89, Taf. 26.) 1901. ('Iiarax/crj)lu(l//s rohusfus Looss , Trematoden aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 621. Diese eigenthümliche Art, auf welche ich mich veranlasst ge- sehen habe, eine eigene Gattung zu gründen, lebt gleichfalls im Magen von Chelone myclas. ') Sie hat äusserlich eine grosse Aehnlichkeit mit Cricocephahis albus, besonders noch nicht ganz vollwüchsige Exem- plare ; als ich sie zum ersten Male fand, glaubte ich in der That, etwas stattliche Individuen von Cr. albus vor mir zu haben. Ihre Farbe ist tief rosenroth, auftällig dunkler als die der Magen- schleimhaut und somit auch dunkler als die der 3 Cncoceplialus-A.Yt%\\. Der mit Eiern gefüllte Uterus hebt sich als gelblicher Fleck ab. Die Länge der grössten Stücke beträgt im voll ausgestreckten Zustande fast 12 mm bei einer ungefähren Breite von 1,5 mm; con- trahirte messen zwischen 6 und 8 mm und haben dann ihren Körper in der bekannten Weise kahn- oder rinneuartig nach der Ventral- seite zusammengezogen. Das Vorder ende ist durch den Besitz eines Schulterkragens ausgezeichnet, der während der Bewegungen des lebendigen Thieres mit dem übrigen Körper mehr oder weniger verstreicht, bei C'onservirung aber deutlich hervortritt und durch seine relativ scharfe äussere Kante sich auszeichnet (Fig. 66, 69, Taf. 25). Diese geht auf der Ventralseite continuirlich von Seite zu Seite und ist nur in ihrer Mitte leicht eingebogen. Zwischen diesem einge- 1) Nachträglicher Zusatz : Diese Art, die ich früher nur ein einziges mal gefunden, habe ich in den 5 von März bis Juni 1902 untersuchten grossen Chelone noch 3 mal wieder angetroffen, einmal in 12 erwachsenen Individuen. In zweien von diesen Fällen waren alle 4 Magenbewohner gleichzeitig vorhanden, und es zeigte sich dabei deutlich ihre ganz charak- teristische ^"ertheilung in dem gemeinsamen Wohnort. Der Cardialtheil des Magens wird eingenommen von ('rk\ resectus, der hintere, scharf um- gebogene Theil, besonders aber die Umgebung des Pylorus, von ('liamxi- ceplialus; den grossen mittlem Abschnitt das Magens bewohnen Crir, albus und Cric inegastoums , letzterer indessen, soweit ich gesehen, nur die vordere Hälfte. Die auf meine anfänglichen Beobachtungen basirten Schlussfolgerungen (cf. oben S. 416) werden dadurch theilweise hinfällig. 35* 542 A.- Looss, bogenen Theile und dem Mundsaug-napfe findet sich noch eine tiefe Grube mit ungefähr rechteckig-er äusserer Oeffnung- {gr Fig. 66, 67, 69, Taf. 25). Man kann sich dieselbe in der Weise zu Stande gekommen denken, dass die freie Kante des Schulterkragens rechts und links der ventralen Mittellinie sich spaltet; der eine aus dieser Spaltung resultirende Theil läuft in der alten Richtung weiter und trifft mit dem entsprechenden der andern Seite zusammen, wodurch die schon erwähnte continuirliche Verbindung der Seitenlappen des Schulter- kragens quer über die Bauchfläche entsteht. Der andere aus der Spaltung hervorgehende Theil der Kante biegt nach vorn zu ab, und inserirt sich in die Seite des den Mundsaugnapf enthaltenden Kopf- kegels; hierdurch entstehen die Seitenwände der erwähnten Grube, Diese Configuration des Schulterkragens ist somit complicirter als bei allen andern mit einem ähnlichen Kragen ausgerüsteten Formen und demnach, soweit bis jetzt ersichtlich, für Charcxkephaliis charak- teristisch. Der erste, unmittelbar an den Schulterkragen anstossende Theil der Bauchfläche ist merklich stärker ausgehöhlt als der Eest derselben. Diese Vertiefung fungirt ganz augenscheinlich als ein Haft- organ und ist bei den sämmtlichen noch zu beschreibenden Formen mehr oder minder stark ausgebildet und gegen die Bauchfläche ab- gesetzt. Das Hinter ende des Körpers ist auf der Eückenfläche wiederum in zwei Fortsätze ausgezogen; dieselben unterscheiden sich von denen bei Cricocephahis dadurch, dass sie nicht cylindrisch, sondern stumpf kegelförmig und augenscheinlich auch nicht so be- weglich sind wie dort. Die Haut ist glatt und ziemlich resistent. Der Verdauungsapparat beginnt mit einem in der Haupt- sache kugligen, äusserst musculösen Saugnapfe von nicht ganz 0;5 mm Durchmesser. Der Oesophagus reicht ungefähr bis zum Hinterrande des Schulterkragens und fällt ebenfalls durch die un- gewöhnliche Musculosität seiner Wände auf. Die Darmschenkel ver- laufen in den Seiten des Körpers, halb^^'egs zwischen Rücken- und Bauchfläche; sie durchziehen den Körper in ganzer Länge und dringen mit ihren Enden beinahe bis an die Spitzen der beiden terminalen Leibesfortsätze vor. Sie sind von vorn bis hinten mit zahlreichen Seitenzweigen besetzt; die auf der der Medianebene zu- gekehrten Seite entspringenden sind in der Regel einfach, während die nach aussen gerichteten augenscheinlich constant bis nahe an den Körperrand herantreten und sich hier in zwei Aeste gabeln, von Trematodeii aus SeescMldkröten. 543 denen der eine unter der Rücken-, der andere unter der Bauchfläche ein Stück nach innen zui-ücklaufen. In Quetsclipriiparaten sieht man meistens nur, dass die Seitenäste der Darmschenkel an ihren etwas erweiterten Enden eingekerbt sind. Excretionsapparat. Der Excretionsporus liegt auf der Eückenfläche zwischen den beiden terminalen Leibesfortsätzen. Er führt durch ein kurzes Zwischenstück, welches die bekannte Rippen- oder Rosettenstructur zeigt, in den nur ganz kurzen Blasenstamm, der sich bereits hinter dem Schalendrüsencomplex in die beiden Blasenschenkel theilt. Diese ziehen in der Hauptsache unterhalb der Darmschenkel nach vorn bis in die Seiten des Saugnapfes und besitzen bis ungefähr zur Höhe des Genitalporus eine grössere An- zahl von Seiten zwei gen; ob solche auch vor dem Porus noch existiren, ist nicht ausgeschlossen, doch kann es sich hierbei auch nur um starke Schlingenbildung der Hauptstämme handeln. Die nach innen gerichteten Seitenzweige sind nur kurz, die nach aussen gerichteten dagegen laufen, sich immer nahe unter der Körperoberfläche haltend, von den Seiten nach dem Rücken herauf, theilen sich dabei mehrfach in unregelmässiger Weise, und einige dieser Theilungs- producte gehen continuirlich in die von der andern Seite kom- menden übe r. Auch die unter der Bauchfläche nach innen zu ab- gehenden Ausläufer der Blasenschenkel scheinen in dem Bezirke der Hoden beiderseits mit einander in Verbindung zu stehen, doch bin ich darüber nicht ganz sicher; deutlich hingegen kann man er- kennen, dass Seitenäste von ihnen w^iederum zwischen den Uterus- schlingen hindurch die Verbindung mit den unter der Rückenfläche gelegenen Theilen der Blasenverzweigungen herstellen. Am Vorder- rande des Saugnapfes scheinen die Blasenschenkel jederseits nach hinten umzubiegen und je in ein etwas dünneres Rohr überzugehen, welches in geschlängeltem Verlaufe nach hinten zurückkehrt und eigne zellige Wandungen besitzt. Es dürfte demnach noch der Blase zu- gehören, womit es stimmen würde, dass es anscheinend noch keine Gefässe abgiebt. Genitalorgane. Der gemeinsame Genitalporus liegt etwas aus der Mittellinie heraus nach links verschoben, aber noch inner- halb der Darmschenkel kurz hinter der Gabelungsstelle dieser letz- tern. Copulationsorgane sind vorhanden, aber auffallend klein. Der Genitalsinus ist nach dem männlichen Leitungsweg zu ein wenig röhrenförmig verlängert; die Oeffnung der Vagina liegt dicht am Genitalporus caudalwärts von der männlichen. Der Cirrus- 544 ■^- Looss, beutel hat nur eine Länge von 0,33 mm bei einer Maximaldicke von 0,12 mm ; er liegt fast quer zur Längsaxe des Körpers. Seine Wandung wird umgeben von einer verhältnismässig ganz enorm dicken Muskel- lage, die aber weder aus rein circulären, noch aus rein longitudinalen Fasern, sondern aus schräg, d. h. mehr oder minder spiralig ver- laufenden Faserbündeln sich zusammensetzt, die unter wechselnden Winkeln sich kreuzen (Fig. 89, Taf 26). In seinem Innern finden wir eine etwas spindelförmig aufgetriebene, kleine und von nur wenig Zellen umgebene Pars prostatica, dann einen kurzen Ductus ejaculatorius, der von dem ausstülpbaren Penis kaum sich absetzt. Ductus ejaculatorius mit Penis, sowie die Pars prostatica sind äusser- lich mit einer regelrechten Ring- und Längsfaserlage umkleidet. Die frei im Parenchym gelegene Vesicula seminalis bildet ein kleines dichtes Convolut von Schlingen in der rechten Hälfte des Körpers. Die Vagina, äusserlich von einer starken Ring- und einer ganz feinen Längsfaserlage überzogen, bildet ein dünnes Rohr von ungefähr der halben Länge des Cirrusbeutels. Zellenensammlungen in ihrer Umgebung sind fast nicht zu bemerken, dagegen finden sich solche ziemlich reichlich in der Umgebung des Cirrusbeutels {z Fig. 89, Taf. 26). Die Hoden zeigen ein sehr charakteristisches Verhalten, indem sie einmal nicht hinter dem Keimstock liegen, wie bei allen äusser- lich ähnlichen Arten, sondern vor diesem, und indem sie weiterhin nicht einfach, sondern jeder in eine Anzahl von T h e i 1 - stücken zerspalten sind. Diese Theilstücke besitzen im Allge- meinen quer ovale Gestalt und liegen in zwei seitlichen Längsreihen hinter einander; in derjenigen der rechten Seite (i. e. der Seite des Keimstockes) habe ich gewöhnlich 7, in der Reihe der linken Seite 8 Theilstücke gezählt. Beide Reihen besitzen je ihr besonderes Vas deferens, mit dem die einzelnen Hodenstücke durch kurze Vasa efferentia verbunden sind. Beide Hoden liegen demnach auch hier neben einander und in der Hauptsache auch symmetrisch. Der Keimstock liegt, wie schon erwähnt, rechtsseitig sehr nahe am Körperende und hat einen rundlichen oder nur leicht ein- gebuchteten Umriss. Der Schalendrüsencomplex findet sich in der Mittellinie neben oder etwas hinter ihm, der Rückenfläche näher als der Bauchfläche ; ein kurzer LAUEER'scher Canal ist vorhanden, ein Receptaculum seminis fehlt. Die Dotter Stöcke sind relativ ansehnlich entwickelt; sie be- stehen aus zahlreichen, mittelgrossen und gruppenweise angeordneten Trematoden aus Seeschildkröten. 545 Follikeln, die jederseits ein unterhalb der Darmschenkel gelegenes Band bilden und hinten am Keimstock beginnen, während sie vorn am dritten oder zwischen dem dritten und vierten Hodentheilstück endigen. Die queren Dottergänge gehen von ihrem Hinterende ab und bilden durch ihre Vereinigung ein kleines Dotterreservoir, welches von der Bauchseite her in den Schalendrüsencomplex ein- tritt. Die sehr zahlreichen dicken Schlingen des Uterus halten sich streng zwischen den Längsstämmen der Darmschenkel; auf der Höhe der Vesicula seminalis angekommen, beschränken sie sich auf die linke Körperhälfte, so dass die Vesicula von ihnen stets unver- deckt bleibt. Der U ebergang in die Vagina vollzieht sich voll- kommen unvermittelt. Die Eier sind 0,03 mm lang und 0,017 mm dick; sie besitzen eine dünne, farblose Schale mit deutlich abgesetztem Deckel und im normalen Zustande bei der Ablage an jedem Pole je ein Bündel von 6—8 sehr feinen und allem Anscheine nach nicht sehr langen Filamenten (Fig. 68, Taf. 25). Dieselben sind meist unregelmässig durcheinander gelockt oder gekräuselt; einigemale sah ich, dass von den Filamenten des Deckelpoles eines oder zwei aus den übrigen herausragten und dann durch eine grössere Länge (ca. 6 mal die- jenige des Eies) sich auszeichneten; ob diese Erscheinung eine normale und ob die Länge dieser isolirten Filamente thatsächlich eine grössere ist, als die der übrigen, vermag ich nicht zu sagen. Die nunmehr noch zu beschreibenden Schildkrötenmonostomen mit Schulterkragen zeichnen sich insgesammt durch eine grosse Aehnlichkeit ihres Innern Baues aus, welche vorzugsweise durch eine gleiche Disposition des Genitalapparats hervorgerufen wird. Abgesehen hiervon aber ist ihr Verhalten im Einzelnen ein so wechselndes, dass sie unbedingt auf mehrere natürliche Gattungen vertheilt werden müssen. Provisorisch unterscheide ich deren zu- nächst 3; auf ihre Begründung werde ich zurückkommen, nachdem ich die Arten beschrieben habe. 20. Adenof/aster seriaJis Lss. (Fig. 71—74^ Taf. 26.) 1901. Adenogaster serialis IjOOüh, Trematod. aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 620. 3 erwachsene Exemplare dieser Art wurden im Dickdarm einer von 20 untersuchten Thalassochelys corticata aufgefunden. Diese 546 ^^- Looss, Spärlichkeit des Materiales bedingt mehrfache Lücken in der folgenden Beschreibung. Die Länge der Thiere beträgt zwischen 7,45 und 8,5 mm, ihre grösste Breite von 1,35 bis 1,5 mm. Das Vorderende ist durch den Besitz eines Schulterkragens ausgezeichnet, der in seiner Form dem- jenigen von Pronoceplialus entspricht, d. h. über die Rückenfläche liinweg läuft und auf der Bauchseite zwei isolirte Lappen bildet, die sich jederseits etwas hinter dem Saugnapfe in den Körper inseriren (Fig. 71, Taf. 26). Direct hinter dem Schulterkragen ist der Körper am schmälsten (0,9 — 1,0 mm), nimmt aber von hier ab stetig, wenn auch langsam an Breite zu, so dass er bereits in un- gefähr seiner Mitte das Breitenmaximum erreicht, welches dann bis zu dem einfach abgerundeten Hinterendc das gleiche bleibt. Alle 3 Exemplare zeigen eine deutliche Tendenz zur Einrollung der Seitenränder, doch ist dieselbe nicht weit gediehen; das erste un- mittelbar hinter dem Schulterkragen folgende Stück des Körpers ist (wie auch bei allen verwandten Formen) auf der Bauchfläche tief rinnenförmig ausgehöhlt und wirkt in Folge der an dieser Stelle besonders mächtigen Ausbildung der dorsoventralen Parenchym- muskeln, einem Saugnapfe ähnlich, als Fixationsorgan für den Körper. Auf der Bauchseite der conservirten Individuen bemerkt man ferner bereits mit blossem Auge Längsreihen kleiner buckeiförmiger Er- hebungen ; dieselben repräsentiren Drüsencomplexe entsprechend denen von Notocotyle und Beuterobaris. Bei stärkerer Vergrösserung bemerkt man auch die Drüsenöffnung auf der Kuppe einer jeden Erhebung. Sie beginnen vorn auf der Höhe des Genitalporus und reichen hinten bis fast an das Leibesende. Die beiden äussern Reihen ent- halten je 24, die beiden mittlem Reihen je 23 Drüsencomplexe, die unter sich auf gleicher Höhe und auf den Lücken zwischen denen der äussern Reihen stehen. Hinter den beiden letzten folgt noch ein unpaarer Drüsencomplex, so dass im Ganzen 95 vorhanden sind (Fig. 71, Taf. 26). Verdauungsapparat. Der kuglige Mundsaugnapf hat im Mittel 0,33 mm im Durchmesser; auf ihn folgt ein dünner Oesophagus, der sich am Ende des Schulterkragens in die beiden Darmschenkel theilt. Diese sind von massigem Caliber, auf der Aussenseite in ganzer Ausdehnung glatt (höchstens in der Nähe der blinden Enden hier und da ein wenig buckeiförmig aufgetrieben), entsenden dagegen nach innen zu in massigen Abständen kurze blindsackförmige Aus- läufer (Fig. 72, Taf. 26). Im Hinterleibe gehen sie dorsal über die Treniatoden aus Seeschildkröten. 547 Hoden hinweg- und werden dui'ch sie bogenförmig nach der Mittel- linie zu abgelenkt, um hinter den Hoden sich wieder etwas von einander zu entfernen und schliesslich, nochmals gegen einander ge- krümmt, nahe dem Hinterende zu endigen. Von dem Exe retionsappa rate kann ich bis auf Weiteres nur angeben, dass der schlitzförmige und anscheinend nicht mit einer Rippenstructur versehene Porus etwas vom Hinterende entfernt und sogar noch etw^as vor den blinden Enden der Darmschenkel auf der Rückenseite gelegen ist. Er führt in einen ziemlich langen schlauch- förmigen Blasenstamm, der unmittelbar hinter dem Schalendrüsen- complex in zwei Aeste sich spaltet. Von dem fernem Verlaufe der Blasenschenkel liess sich an den aufgehellten Thieren nichts ent- decken ; auf die Anfertigung von Schnitten musste ich in Anbetracht der Spärlichkeit des Materiales verzichten. Genital Organe: Der einfache Genitalporus liegt links nicht weit hinter dem Kopfkragen und ziemlich genau unter dem Darm- schenkel dieser Seite. Gopulationsorgane sind vorhanden und kräftig entwickelt. Der Cirrusbeutel erinnert in seinem Baue und auch in seinen Dimensionen an die Verhältnisse bei der Gattung Cricocephalus (Fig. 73, Taf. 26). Er besitzt eine Gesammtlänge von 1,5 mm; davon kommen über zwei Drittel, nämlich 1,05 mm auf eine mächtige, spindelförmige Pars prostatica (PP), in deren Umkreise der Cirrusbeutel aus einer dicken Längsmuskellage besteht. Vor der Pars prostatica verengt derselbe sich etwas, um dann gegen den Porus hin an Dicke allmählich wieder zuzunehmen ; ob sich zwischen diesen und das Vorderende des Cirrusbeutels ein cylindrischer Vor- raum ähnlich dem bei einigen der bereits besprochenen Arten ein- schiebt, ist wahrscheinlich, doch habe ich es mit Bestimmtheit nicht entscheiden können. In dem verengten Theile ist ein ganz dünner, aber langer und in zahlreiche kurze Windungen gelegter Ductus ejaculatorius enthalten ; er hebt sich deutlich von dem etwas dickern Penis ab, welcher im völlig eingestülpten Zustande nur kurz, aber mit einer starken Musculatur ausgestattet ist. Die Längsfasern, welche die Muskelwand des Cirrusbeutels bilden, sind in der Um- gebung des Ductus und Penis weniger mächtig, als in der Umgebung der Pars prostatica. Die Vesicula seminalis liegt wie bei den ver- wandten Arten frei im Parenchym; sie bildet hinter der Pars pro- statica einige unregelmässige Querschlingen, die gegen das Ende zu allmählich kleiner werden. Die Vagina ist von mittlerer Dicke (0,1 mm), sehr stark musculös und äusserlich von einer Schicht 548 -^- Looss, Begleitzellen umgeben; sie besitzt ungefähr die halbe Länge des Cirrusbeutels. Die Hoden liegen vom Hinterende etwas entfernt symmetrisch neben einander. Sie repräsentiren zwei ansehnliche Körper mit 4—6 mal kurz aber scharf eingekerbten Eändern. die schon an nicht aufgehellten Individuen äusserlich als schwache, weissliche Erhaben- heiten der Bauchfläche erkennbar sind {H Fig. 71, Taf. 26). Der kleine, nur ein oder zwei mal flach eingebuchtete oder unregelmässig rundliche Keimstock findet sich etwas rechts kurz vor den Hoden ; der Schalendrüsencomplex neben oder hinter und zugleich etwas dorsal wärts von ihm. Ein LAUEEE'scher Canal dürfte vorhanden sein, ein Receptaculum seminis fehlt. Die Dotterstöcke setzen sich aus kleinen, gruppenweise angeordneten Follikeln zusammen und liegen ganz ausserhalb und unterhalb der Darmschenkel. Sie beginnen hinten auf der Höhe der Schalendrüse, zum Theil beider- seits nicht ganz auf gleicher Höhe, und endigen vorn etwas vor dem Hinterende der Samenblase. Der Uterus endlich hat einen ähnlichen Verlauf wie bei Charaxicephdlus rohustus; seine in der Hauptsache quer verlaufenden Windungen halten sich ziemlich streng innerhalb der Darmschenkel und beschränken sich auf der Höhe der Yesicula seminalis und der Pars prostatica vorzugsweise auf die linke Körperseite, so dass die genannten Organe von ihnen frei bleiben. Die zahlreichen kleinen Eier haben eine Länge von 0.03 bis 0,032 mm, bei einer Dicke von 0,017—0,018 mm. Ihre ziemlich dünne, farblose Schale entbehrt der Filamente, besitzt aber an ihrem hintern Pole sehr regelmässig ein kleines Knöpfchen (Fig. 74, Taf. 26). Bei Anwendung sehr starker Vergrösserungen bemerkt man um die Schale herum noch eine feine hyaline Hülle, die augen- scheinlich erst später auf sie abgesondert wird. 21. (Pleurof/onius) trigonocephalus (R.). (Fig. 75—78, Taf. 26.) 1809. Moiwstoma tritjonoceplmlnm Eudolphi . Entoz. Hist. nat., V. 2, I, p. 336. 1819. Mo7tosfo))K( irlgonocep]/ah()i> Eudolphi, Entoz. Synops., p. 349. (1859.) Monostoma trvjonoccphalum E., Van Beneden, La tortue franche etc., m: Bull. Acad. Belgique (2), V. 6. (Mir nicht zugänglich.) (1892.) Monostonmni frigonoerpitalioii Monticelli, Monost. cymbium Dies., in : Mera. Accad. Sc. Torino (2) , V. 22. (Mir nicht zugänglich ; citirt nach Bkaun.) Treinatodeu aus Seescliildkröteu. 549 (1893.) MonostomiDii trigonoccpltalinii R., "Walter, Unters, üb. d. Bau d. Treniatoden, in: Z. wiss. Zool., V. 56, p. 191, fig. 1, tab. 10. (1899.) ProiiocejiJialus frigonocephalus (R.), Looss , Weitere Beitr. etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 666 u. 756, fig. 84 tab. 31, fig. 85, 86 tab. 32. (1900.) jMonosfoimd)! irif/onocepJ/alinj/ ß., Shipley, A descriptiou of the Entozoa collected by Dr. Willey etc. , in : A. Willey's Zool. Eesults, Part 5, Cambridge TJniversity Press, p. 532, tab. 54, fig. 1—7. 1901. MonostoiinDii trigonoceplialiDii R. , Braun, Tremat. d. Chelonier, in: Mitth. Zool. Mus. Berlin, V. 2, p. 38, fig. 29, tab. 2. 1901. Pleurogonkis trigonoceplialus (R.), Looss, Ueb. Tremat. aus See- scbildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abtb. ], p. 567. Ich habe in diesem Verzeichnisse der Literatur die hauptsäch- lichsten Publicationen erwähnt, welche sich auf „Monosfonium trigono- cephalum Rud." beziehen. Für die Identilicirung- des Wurmes waren bis vor Kurzem in letzter Instanz nur die primitiven Beschreibungen EuDOLPHi's nutzbar gewesen ; nachdem aber neuerdings die noch vorhandenen RuDOLPHi'schen Originalexemplare von Braun einer Neuuntersuchung unterworfen worden sind, muss dessen Beschreibung von Monost. trigonocephdlum R. als massgebende Diagnose der Art gelten. Nicht ohne Interesse ist, dass Braun nachweisen konnte, dass schon Rudolphi auf sein Monostonmm trigonoceplmhim 2 in Wirklichkeit ganz verschiedene und nur äusserlich einander ähnliche Arten bezogen hat. Braun hat ferner gezeigt, dass das von mir für Monost. trigonocephalum gehaltene Thier mit dieser Alt in Wirk- lichkeit nichts zu thun hat. Das Gleiche gilt von dem „Monost. trigono- cephdlum^' Shipley's; die Beschreibung, welche der Autor von dem- selben giebt, weist vollkommen eindeutig auf den von mir zuerst wiedererkennbar beschriebenen Cricocephalus delitescens hin, während von den begleitenden Zeichnungen die figg. Ib und Id zeigen, dass Shipley auch noch andere, von ihm als selbständig nicht erkannte Arten vorgelegen haben. Etwas auffallend bleibt es auch, dass Shipley die von ihm untersuchte Art „Monostonmm trigonocephalum RüD." nennt, obwohl ihr innerer Bau durchaus mit demjenigen des Cricocephalus delitescens zusammenfällt, den ich von Monost. trigono- cephalum Rud, abgeschieden hatte. Somit fallen die bisher genannten Publicationen, als nicht auf das wirkliche Monost. trigonocephalum RuDOLPHi's bezüglich, aus der Literatur desselben fort. Was die 3 übrigen Arbeiten von Van Beneden (1859), Monticelli (1892) und Walter (1893) anlangt, so kann ich über diejenige Monticelli's hier 550 A. Looss, kein Urtheil fällen, da sie mir nicht verfügbar ist. Dasselbe ist zwar auch mit dem Artikel Van Beneden's der Fall, indessen citiren einige andere Autoren aus ihm Stellen, die geeignet sind, auf die von dem belgischen Autor in Wirklichkeit beschriebene Form einiges Licht zu werfen. Von der Form, welche Waltek vorgelegen, habe ich Dank der Liberalität des Collegen Beandes einige Original- exemplare vergleichen können; bezüglich dieser werde ich später den Nachweis führen, bezüglich Van Benden's Art es so gut wie sicher macheu können, dass beide ebenfalls nicht das echte Monost. frigonoceplialum Eudolphi's sind. Demnach gehören auch die Publi- cationen der beiden genannten Autoren nicht in die Literatur der EüDOLPHi'schen Form, und damit wdrd die Beschreibung Braun's die erste, w^elche sich nach Rudolphi wieder auf dieselbe bezieht. Ich gebe nun zunächst erst eine Beschreibung derjenigen Würmer, die ich selbst gesammelt und für das echte Monost. trigono- ceplialum Rudolphi's halte. Monostomen, die dem von Bratjn (Fig. 29 1. c.) abgebildeten Originalexemplare in allen wesentlichen Punkten sehr gut entsprechen, habe ich im Verlaufe meiner Unter- suchungen nur ein einziges Mal im Dickdarme einer Thalasso- rhelys corticafa angetroffen; es w^aren 3 erwachsene Individuen vor- handen, die bis auf eine etwas verschiedene Füllung ihres Uterus mit Eiern in ihrem Baue die vollkommenste Uebe rein- st immun g zeigten. Ich betone dies ausdrücklich in Anbetracht verschiedener Bemerkungen, die ich später zu machen haben werde. Von den 3 Individuen wurden 2 lebendig gepresst und als Total- präparate eingeschlossen, das dritte auf die von mir beschriebene Weise conservirt. ^) Die Länge dieser Individuen geht von 2,95 bis (im Quetsch- präparat) 3,95 mm; in letzterm beträgt die Maximalbreite (in der hintern Körperhälfte) 1,45 mm, bei dem conservirten Individuum 1) Nachträglicher Zusatz: Eine im April l!t02 untersuchte mittel- grosse Tlialassochelys beherbergte 67 erwachsene Individuen der gleichen Art. Die Mehrzahl derselben sass dicht gedrängt und der Schleimhaut fest anhaftend an der Uebergangsstelle des Dünndarmes in den Dickdarm ; einige versprengte fanden sich vereinzelt bis ungefähr 10 cm hinter dieser Stelle. Die Thiere zeichnen sich dui'ch eine lebhaft rotbe Farbe aus, die nur auf dem Rücken, da wo die Uterusschlingen durchscheinen, durch gelblich weiss ersetzt wird. Einige 20 dieser Würmer -v^urden theils gepresst, theils aufgehellt untersucht und zeigten in Bezug auf alle Einzel- heiten eine vollkommene Uebereinstimmung mit den oben beschriebenen 3 zuerst gefundenen Exemplaren. Trematoden aus Seeschildkröten. 551 noch nicht g-anz 1 mm. Diese Maasse stimmen vollkommen zu den von Beaun gefundenen und deuten darauf hin, dass die kurze, relativ breite Körperg-estalt für die Art charakteristisch ist. Betreffs der Form des Kopfendes berichtet derselbe Autor, dass „das dreieckige Yorderende sich durch einen Wulst absetzt, der auf dem Rücken wenig hervortritt, quer verläuft, an den Seiten in zwei Höcker über- geht und auf der Bauchseite in der Mittellinie sich nach vorn winklig einzieht" u. s. w. Von ganz besonderer Bedeutung ist für mich hier die Angabe, dass der Ringwulst auf dem Rücken wenig hervortritt, denn ich glaube aus ihr ersehen zu können, dass die RuDOLPHi'schen T3i)en dieselbe Eigenthümlichkeit zeigen wie meine 3 Exemplare, bei denen der Schulterkragen über den Rücken überhaupt nicht hinweggeht. Bei der Betrachtung lebender Exemplare aller hier in Betracht kommenden ähnlichen Species ist es fast unmöglich zu erkennen, ob dieselben einen Schulterkragen besitzen oder nicht, da derselbe bei den Bewegungen und besonders bei dem Langausstrecken des Vorder- leibes vollkommen verschwindet und von den Thieren anscheinend auch willkürlich eingezogen werden kann. An gut conservirten Individuen hingegen tritt er stets deutlich in die Erscheinung, und dann ergeben sich bei näherm Zusehen auch einige recht interessante Verschiedenheiten in seinem speciellen Verhalten. Ich habe mich bei denjenigen Arten, von denen ich ein grösseres Material besitze, durch den Vergleich zunächst davon überzeugt, dass seine Form innerhalb der Angehörigen einer Species, von offenbaren Con- tractionsdiflferenzen abgesehen, eine sehr con staute und dem zu Folge charakteristische ist. Die Constanz in seinem allgemeinen Ver- halten geht sogar so weit, dass ich in den verschiedenen Ausbildungs- weisen, die der Schulterkragen darbieten kann, Gattungskennzeichen erblicken muss. Betrachtet man nun ein conservirtes Monosi. trigonocephalum von der Bauchfläche (Fig. 76, Taf. 26), so fallen principielle Ver- schiedenheiten der Kopfbildung gegenüber z. B. der Gattung Prono- cephalus (Fig. 70, Taf. 26) nicht auf; eine kleine Abweichung liegt höchstens darin, dass die beiden von den Seiten ausgehenden und ventralwärts eingeschlagenen Lappen hier nur relativ schmal und schon von ihrem Ursprünge am Saugnapf an durch einen grössern Zwischenraum von einander getrennt sind. Rollt man aber das Thier bis zur Seitenlage, dann zeigt sich, dass die Basaltheile der beiden Seitenlappen über den Rücken hinweg nicht durch einen Querwulst 552 A. Looss, verbunden sind wie bei Pronocephalus; das Profil der Rückenlinie ist vielmehr entweder gerade oder zeigt an der Stelle, wo der Quer- wulst gelegen sein müsste, nicht selten sogar eine seichte Einbiegung (Fig. 77, Taf. 26). Das heisst mit andern Worten: Monost. trigono- cephohim R. besitzt keinen eigentlichen Schult er kragen, sondern nur zwei winklig nach aussen vorspringende und mehr oder minder nach der Bauchseite eingeschlagene Seitenlappen, die über den Rücken hinweg in keiner Verbindung mit einander stehen; dass entsprechende Verhältnisse auch bei den Original- exemplaren RuDOLPHi's herrschen, scheint mir aus den oben citirten Worten Braun's mit Sicherheit hervorzugehen. Der übrige Körper meiner Exemplare zeigt dieselbe Tendenz zur Einrollung nach der Bauchseite wie die verwandten Arten; das Hinterende ist einfach abgerundet. Den Saugnapf finde ich bei einem Individuum von 2,95 mm Länge 0,13 mm dick und 0,18 mm lang; diese Maasse an und für sich würden wiederum sehr gut mit den von Bbaun gefundenen stimmen, wenn Braun nicht das längere für den Durchmesser und das kürzere für die Länge des Saugnapfes angäbe. Demnach müsste der letztere der Länge nach stark zusammengedrückt sein; da aber in der Figur Beaun's ein leicht längs ovaler Saugnapf gezeichnet ist, so liegt die Annahme nahe, dass die umgekehrte Angabe im Texte auf einem lapsus calami beruht. Bei einem meiner gepressten Individuen von 3,95 mm erscheint der Saugnapf kuglig von 0,2 mm Durchmesser. Der Oesophagus ist relativ lang und dünn, die schräg nach den Seiten aus einander laufenden Anfangstheile der Darm- schenkel tragen die beiderseits vorhandenen kurzen Blindsäcke sehr deutlich zur Schau; der Rest der Darmschenkel zeigt bei allen meinen 3 Exemplaren kleine Einkerbungen der Ränder, die offen- bare Contractiouserscheinungen sind. Ueber den Hoden biegen sie constant )( förmig nach innen zusammen, um hinter denselben noch für eine kurze Strecke wieder aus einander zu laufen. Von dem Excretionsgefäss3^stem habe ich an meinem spärlichen Materiale leider so gut wie nichts erkennen können. Man sieht nur, dass der Porus nahe dem Hinterende auf der Rückenfläclie gelegen ist und dass der Endabschnitt der Blase der bekannten rosettenförmigen Structur allem Anscheine nach entbehrt. Unmittel- bar hinter dem Schalendrüsencomplex erfolgt die Theilung in die Blasenschenkel, die sich in Quetschpräparaten und aufgehellten Thieren der Beobachtung sofort entziehen. Trematoden aiis Seeschildkröten. 553 Betreifs der Genitalorgane finde ich in allen wesentlichen Pnnkten das bestätigt, was Braun berichtet. Beide Genitalöflfnungen liegen anf der linken Kr»rperseite und noch innerhalb der Darni- schenkel dicht beisammen, die männliche vor der weiblichen; ein Genitalsinus ist, wenn vorhanden, sehr flach und wenig ausgesprochen. An dem Cirrusbeutel fällt charakteristisch seine dicke, wurstförmige Gestalt und seine knie- oder Ci'örmig gebogene Haltung auf; er ver- läuft Anfangs mehr oder minder schräg zur Längsaxe des Körpers und biegt in ungefähr seiner ]\[itte um. Seine ]\[uskelwand scheint ausschliesslich aus Längsfasern zu bestehen und zeichnet sich nicht durch auffällige Dicke aus. Circa zwei Drittel seiner Länge werden eingenommen von einer dicken, von zahlreichen Drüsenzellen um- gebenen Pars prostatica; auf dieselbe folgt nach vorn ein gewundener, ziemlich dicker Ductus ejaculatorius, der sich, soweit ich sehen konnte, von dem ausstülpbaren Penis nicht scharf absetzt. Ductus und Penis besitzen äusserlich eine Bing- und Längsmusculatur und sind innen von einer oberflächlich in feine Zäpfchen zerspaltenen Cuticularmasse ausgekleidet. Hinter dem Cirrusbeutel liegt frei im Parenchj'm die Samenblase, die bei PI. trigonocephalus nicht wie bei der Mehrzahl der verwandten Arten in kleinen und dünnen Quer- schlingen relativ weit nach hinten reicht, sondern in charakteristi- scher Weise nur einige dicke und lange Querwindungen beschreibt, die sich der Länge nach nicht weit von dem Ende des Cirrusbeutels entfernen. Braun berichtet nur von einer „stark gewundenen Vesi- cula serainalis" ; in der Figur zeigen aber die optischen Querschnitte derselben einen ansehnlichen Durchmesser und liegen auch in un- mittelbarer Nachbarschaft vom Ende des Cirrusbeutels. Auch in dieser Hinsicht scheinen demnach die Verhältnisse in den beiden von uns beobachteten Arten die gleichen zu sein. Die Hoden finde ich ziemlich gross und stets deutlich, wenn auch nicht tief, vom Bande her eingekerbt. Die Vagina fällt durch ihre Weite auf; sie erreicht ungefähr ein Drittel bis die Hälfte der Länge des Cirrusbeutels und ist von einem dichten Mantel von Begleitzellen umgeben. Der kleine, eben- falls leicht gelappte Keimstock liegt vor dem rechten Hoden ; neben oder etwas hinter ihm in der Mittellinie des Körpers der Schalen- drüsenkomplex. Ein LAURER'scher Canal ist vorhanden, ein Recepta- culum seminis fehlt. Die Dotterstöcke liegen in den Seiten des Körpers ausserhalb und etwas dorsal von den Darmschenkeln. Sie bilden bei meinen Exemplaren jederseits ein nur undeutlich aus 554 A. Looss, zwei Eeihen grosser derber Follikel zusammengesetztes Band, welches vor den Hoden beginnt und bis zum blinden Ende der Samenblase nach vorn reicht. In Bezug auf diesen letztern Punkt stimmen demnach meine Exemplare wiederum vollkommen mit der Figur Bkaun's überein, obwohl in dieser die Dotterstöcke als Ganzes relativ etwas kürzer erscheinen als in meiner Abbildung (Fig. 75, Taf. 26). Die queren Dottergänge gehen vom Hinterende der Dotterstöcke ab und ziehen in gerader Eichtung und fast quer zur Längsaxe nach der Mitte zusammen; das durch ihre Vereinigung entstehende kleine Dotterreservoir tritt vom Rücken her in den Schalendrüsencomplex ein. Die relativ dicken, ausgesprochen quer verlaufenden Uterus- schlingen halten sich streng innerhalb der Darmschenkel. Betreffs der Eier sagt Braun (1. c, p. 44): ..Die Messung der Eier, noch mehr aber die etwaiger Filamente begegnet hier, w^o sie sehr dicht bei einander liegen, grossen Schwierigkeiten; zunächst muss ich bemerken, dass ich lange nicht bei allen Exemplaren Fila- mente gefunden habe;" etc. Dieser Passus ist zweideutig, da man nicht ersehen kann, ob es sich um ,. Exemplare" von Eiern, oder „Exemplare" von Würmern handelt, d. h. ob in einem und demselben Individuum der Art Eier mit Polfäden und Eier ohne solche neben einander vorkamen oder ob die beiden Arten von Eiern auf ver- schiedene Individuen vertheilt w-aren. Dass bei Arten mit filamen- tirten Eiern gleichzeitig anhangslose zu allen Zeiten der geschlecht- lichen Thätigkeit auftreten, ist die Regel, da die Filamente an frisch gebildeten Eiern noch fehlen und erst während ihres Fortschreitens im Uterus auf sie abgeschieden w^erden. Deshalb enthalten die hintersten Uterusschlingen stets filamentlose Eier auch dann, wenn in den der Genitalöffnung näher liegenden Theilen des Uterus Pol- fäden an den Eiern vorhanden sind ; diese Thatsache ist indessen zu bekannt, als dass ich die oben citirten Angaben Braun's auf sie be- ziehen dürfte. Die nachträgliche Entwicklung der Polfäden bedingt es auch, dass in Jüngern Würmern, deren Uterus noch nicht stark gefüllt ist, sämmtliche vorhandenen Eier unter Umständen der Pol- fäden noch entbehren können; es kommt dazu, dass die im Anfange der Keimproduction oft massenhaft gebildeten Abortiveier, von denen bereits oben gesprochen wiirde (cf. p. 475), anscheinend niemals Fila- mente erhalten und so Arten vortäuschen können . die keine Eifila- mente besitzen. Für die Entscheidung der Frage, ob an den Eiern einer Art die Polfäden definitiv fehlen, ist es deshalb unbedingt nöthig, voll erwachsene und mit sich entwickelnden Eiern gefüllte Trematoden aus Seeschildkröten. 555 Thiere der Beobachtung zu Grunde zu legen; in dem Falle, dass solche nicht zur Yerfüg-ung stehen, dürfte es sich für die spätere eventuelle Identificirung- der Art empfehlen, der Angabe über das Fehlen der Anhänge eine Bemerkung über das Alter der Thiere bei- zufügen, an denen die Beobachtung gemacht worden ist. Ich glaube, wie gesagt, die hier berührten Verhältnisse für eine Erklärung der oben citirten Angaben Braun's ausscliliessen zu können. Aus den Worten des Autors geht ferner nicht mit Bestinnntheit her- vor, ob sich seine Erfahrungen auf die Untersuchung von Schnitten oder von ganzen Thieren beziehen ; mit Rücksicht jedoch auf das, was er über die Eier des Moiiosf. ruhrum K. et H. berichtet, möchte ich hier noch einige Bemerkungen anfügen. Eine Erfahrung, die ich ebenfalls und recht oft gemacht habe, ist die, dass man in Schnitten durch Arten mit filamentirten Eiern einen auffallend grossen Procent- satz dieser letztern findet, die an einem oder an beiden Polen keine Spur der Fäden mehr aufweisen, obwohl die sorgfältigste Durch- musterung intacter Thiere derselben Art auch nicht ein Beispiel eines positiv anhangslosen (natürlich reifen) Eies liefert. Eine genauere Analyse der Schnitte und vor allem ein Vergleich der Eier, welche in ihnen nur noch ein einseitiges Filament zeigen, hat mich zu der Ueberzeugung geführt, dass die Filamente beim Schneiden leicht von den Eiern abreissen, bestehen sie *• doch nicht aus der echten, von der Schalendrüse gelieferten Schalensubstanz, sondern aus einer Masse, welche erst später (im Uterus) auf diese Schalen- substanz abgeschieden wird. So bemerkt man in gefärbten Schnitt- präparaten bei genauerm Zusehen deutlich, dass die Substanz der Filamente sich etwas verschieden von der Schalensubstanz färbt und dass die Filamente der Schale zwar fest ansitzen, aber doch nicht organisch mit ihr zusammenhängen (cf. z. B. Fig. 87, Taf. 26). An den Ansatzstellen nun reissen, wie gesagt, die Filamente beim Schneiden leicht ab und das besonders dann, wenn das zum Schneiden verwandte Messer nicht mehr vollkommen scharf ist.^) Die That- 1) Ich habe , durch die Angaben von Beaun aufmerksam gemacht, eine Anzahl von Schnittserien durch Formen mit filamentirten Eiern genau durchgesehen und hierbei constatirt, dass von den Eiern oft' thatsächUch nur ein verschwindender Procentsatz seine Anhänge noch zeigte , dass aber die Anhänge selbst massenhaft zwischen den Eiern umherlagen; hierbei handelte es sich um Formen, die im Quetschpräparat kein einziges anhangslosses Ei entdecken Hessen. Eine sorgfältige Durchmusterung der Anhänge ergab, dass unter ihnen hier und da einige vorkamen, deren Basis, Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 36 556 ^- Looss, Sache, dass man in Schnitten durch Arten mit filamentirten Eiern zwischen diesen eine g-rössere oder geringere Menge von solchen be- obachtet, die — einseitig oder beiderseits — keine Filamente mehr zeigen, ist deshalb meiner Ueberzeugung nach kein Beweis dafür, dass die betreifenden Eier wirklich anhangslos gewesen sind, und das besonders dann, wenn in den Schnitten Filamente neben den Eiern zur Beobachtung kommen. Was nun meine 3 Exemplare des Fl. trigonocephalus anlangt, von denen 2 offensichtlich vollwüchsige Thiere sind, so zeigen sie ins- gesammt Eier ohne Filamente. Dieselben messen 0,021 mm in der Länge und 0,013 mm in der Dicke, besitzen also Dimensionen, die sich vollkommen mit den von Bkaun gegebenen decken. Die Maximaldicke findet sich regelmässig näher dem hintern Pole, so dass die Eier nach vorn deutlich verjüngt erscheinen (Fig. 78, Taf. 26). Angesichts dieser Befunde, die übrigens auch bestätigt werden durch eine Angabe von Brandes, der die Eier des 3Ionost. irigonocephcdum Rfd. — anscheinend auf Grund der Untersuchung der Original- exemplare — ebenfalls der Filamente entbehren lässt, ^) bleibt mir nichts übrig, als anzunehmen, dass in dem von Braun unter- suchten Materiale noch eine andere Species sich befunden hat, welche Filamente an ihren Eiern besitzt. Die von Braun beschriebene und und in fig. 29, tab. 2 seiner Arbeit abgebildete Form ist zweifel- los dieselbe wie diejenige, die mir vorliegt; diese Species hat aber ebenso zweifellos Eier ohne Polfäden. Nun existirt allerdings an demselben Orte, an dem auch Fl. trigonocephalus lebt (dem Dickdarm ohne eine Spur der Eischale selbst, deutlich einen Abguss von deren Oberfläche darstellte , und in einigen günstigen Fällen zeigte sich auch das in Fig. 88, Taf. 26 gezeichnete Bild, welches zweifellos darauf hinweist, dass die Filamente beim Schneiden von den Eischalen abgerissen werden. Ich erblickte die Ursache hiervon zunächst in dem Umstände , dass das zum Einbetten benutzte Paraffin notorisch nur schwer und langsam in die Zwischenräume zwischen den Filamenten eindringt und so die Zerreissungen befördert ; indessen fanden sich bei weitern, sorgfältigst eingeschmolzenen Präparaten nach dem Schneiden dieselben Verhältnisse wie vorher. Ich habe darauf zum Schneiden ein frisch und mit aller Sorgfalt abgezogenes Messer benutzt, und nunmehr war das Resultat das umgekehrte wie früher, d. h. die Zahl der anhangslosen Eier war nur eine ganz verschwindende gegenüber der Zahl derjenigen, die ihre Filamente unverändert trugen. Es ist vielleicht nicht ganz ohne Interesse, wenn ich hinzufüge, dass der alte Uebelstand bereits wieder eintrat, wenn das dritte oder vierte Object mit derselben Stelle der Messerschneide geschnitten wurde. 1) Revision der Monostomiden, in: Ctrbl. Bakt., V. 12, 1892, p, 508. Trematodeu aus Seeschildkrüteu. 557 von TJidlassocMijs coriicata) eine dem PI. friffonocephalus in Grösse und äussern! Aussehen ähnliclie Form, welche iilamentirte Eier produ- cirt; ich werde sie weiter unten unter dem Namen Epihathra crassa beschreiben. Diese Art, die ich nur si)ärlich in den Thalassochdys der ägyptischen Küsten angetroffen habe, findet sich in reichlicher Anzahl in dem Materiale, welches ich durch die Liebenswürdigkeit des Collegen Cori aus der ersten von ihm für mich untersuchten Tlialassoclielys coriicata der Adria erhielt, scheint dort also nicht selten zu sein. Da Rudolphi das Originalmaterial seines Monost. irigonocephalum in Eimini sammelte und den Wurm dabei in grosser Menge antraft), so ist es nicht ausgeschlossen, dass unter seinen Indi- viduen von Monost. trigonoccphalum noch solche der Epihathra crassa sich befunden haben. Ob es thatsächlich die genannte Species oder eine andere, ähnliche gewesen ist, kann ich natürlich nicht ent- scheiden; dass aber Angesichts des von Braun constatirten Ver- haltens der Eier hier noch eine zweite Art mit Polfäden an ihren Eiern in Frage kommt, ist eine Annahme, die nach meinen bisherigen Erfahrungen kaum zu umgehen ist.-) Die eigenthümliche Bildung des Kopfendes, das keinen eigent- lichen Scluüterkragen, sondern nur zwei seitliche Lappen besitzt, die über den Rücken hinweg nicht mit einander in Verbindung stehen, findet sich ausser bei Monost. trigonocephaUim R. noch bei einigen andern Arten, die ich als typische Angehörige der Gattung Fleuro- gonius betrachte; ob 3Ionosf. trigonocephaliim derselben Gattung in 1) cf. hierzu die Mittheilungen von Braun, 1. c, p. 42. 2) Nachträglicher Zusatz. Die hier ausgesprochene Vermuthung er- hält eine recht kräftige Stütze durch die Befunde, die ich an der bereits in dem nachträgl. Zusatz auf S. 550 erwähnten Thalassochelys gemacht habe. Die in dieser vorhandenen 67 Individuen von PI. ti'igonocepkalus fanden sich, wie gesagt, in ungefähr den ersten 10 cm des Dickdarms; unmittelbar hinter ihnen, und von ihnen nicht durch eine scharfe Grenze getrennt, traten auf eine längere Strecke verstreut ca. 1 Dutzend Exemplare von Epibaihra crassa auf, die den rothen PL trigonoeephahis gegenüber sich sofort und charakteristisch durch ihre weisse Körperfarbe unter- schieden. Nun bemerkt bereits EuDOLPHi, dass sein Monost. irigono- cephalmn weiss oder roth sei, und Braun constatirt dieselben Parben- unterschiede an dem in Glas 1337 der Berliner Sammlung nach vor- handenen Originalmateriale RuDOLPHl's (cf. Braun, Trem. d. Chelonier 1. c. p. 42 u. 43). Ich bin daraufhin kaum noch im Zweifel darüber, dass die von Braun erwähnten Exemplare des ,^ Monost. trigonocepttalum R." mit filamentirten Eiern die von mir beschriebene Epihathra crassa, sind. 36* 558 A. Looss, Wirklichkeit ebenfalls zugehört, kann ich zunächst mit Sicherheit noch nicht entschieden, da sein innerer Bau hierzu noch nicht ge- nügend bekannt ist. Einstweilen mag es indessen bei dieser Gattung seinen Platz finden; zum Typus der letztern ernenne ich 22. Fleiirof/onius longiusciilus Lss. (Fig. 94—98, Taf. 27; Fig. 176, 177, Taf. 32.) 1859. Monosioinum trigonoceplicthfni E,UD. , Yan Bereden, La tortue franche etc., in: Bull. Acad. Belgique (2), V. 6, p. 81, tab. 2, fig. 5. (Mir nicht zugänglich.) 1893. 3Ionosfo»ni)it trir/ouoecpJtaluuf E,., AV alter, Unters, üb. d, Bau d. Trematoden, in: Z. wiss. Zool., V. 56, p. 191. 1901. Plevrorjonüts lonqhisculus Looss, Tremat. aus Seeschildkröten etc., in: CtrbL Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 568. In der zweiten Hälfte des Dünndarms von Chelone mydas fand ich verschiedentlich, aber niemals in grösserer Individuenzahl bei- sammen, ein Monostomum, welches sich durch seine auffallend lange, schmale Körpergestalt sofort als eine neue, resp. bis dahin nicht als selbständige Art unterschiedene Form herausstellte. Die Länge der grössten Exemplare erreicht bei vollkommener Streckung 10,7 mm; dabei ist die Breite von vorn bis hinten ungeiähr gleichmässig 0,7 — 0,8 mm, der Körper flach, die Seitenränder nur andeutungsweise eingekrümmt. Bei einigen meiner Exemplare ist diese Einkrümmung indessen ziemlich stark, und der Körper erscheint bei Lupenver- grösserung dreh r u n d mit einem schmalen Spalt längs der Mittel- linie der Bauchseite, ganz ähnlich wie die Männchen der Bilharzia. Das Hinter ende ist abgerundet, das Vorderende mit den charakteristi- schen Seitenlappen ausgestattet, die meist nach der Bauchseite ein- geschlagen sind und dem Vorderende ein verdicktes, spitz dreieckiges Aussehen verleihen (Fig. 96, Taf. 27). Die Haftgrube der Bauchseite ist deutlich ausgebildet. Der Saugnapf ist leicht verlängert und misst bei den grossen Individuen 0,17 zu 0,12 mm, bei kleinern entsprechend weniger; aus ihm entspringt ein relativ langer, sehr dünner Oesophagus, der sich am Hinterende der Seitenlappen in die Darmschenkel spaltet. Diese durchziehen den Körper in gerader Eichtung bis an die Hoden, wo sie in der bekannten Weise nach der Mittellinie einbiegen, um schliesslich in der Nähe des Excretionsporus nahe bei einander zu endigen. Bei langgedehnten Exemplaren sind die Darmschenkel in ihrem ganzen Verlaufe nahezu vollkommen glattwandig und nur die Trematodeu aus Seeschildkröten. 559 hinter den Hoden liegenden Endtheile leiclit gebuchtet (Fig. 94, Taf. 27). Bei stärker contrahirten Individuen dagegen (so z. B. in allen von mir während des Lebens gepressten) zeigen die Dann- schenkel auf ihrer Aussenseite mehr oder minder tiefe Auszackungen, die manchmal wie kleine Seitenzweige aussehen; auch hinter den Hoden ist dann die Faltung der Darmwände bedeutend stärker aus- gesprochen als im gestreckten Zustande (Fig. 95, Taf. 27). Bei ohne Vorsichtsmaassregeln conservirten Thieren endlich treten die Fälte- lungen auch an der Innenseite der Darmwand auf, und das besonders in dem durch seine Contractilität sich auszeichnenden Vorderkörper. Dass alle diese Fältelungen hier nichts als Contractionserscheinungen sind, ist nach dem Gesagten ohne Weiteres klar. Vom Excretionsorgan liegt der Porus ziemlich weit vom Hinterende entfernt auf der Rückenseite. Der Endabschnitt der Blase zeigt die rosettenförmige Diiferenzirung, doch sind die die- selbe hervorrufenden Längsrippen hier nur kurz (Fig-. 176, Taf. 32). Der Stamm der Excretiousblase ist ziemlich gleich Null, da die Theilung in die Blasenschenkel fast unmittelbar hinter dem Porus erfolgt. Diese ziehen bis an den Schalendrüsencomplex heran dicht neben einander hin, biegen dann nach den Seiten ab und laufen ventral und etwas ausserhalb der Darmschenkel nach vorn, bei gestreckten Individuen fast gerades Wegs, bei contrahirten mehr oder minder geschlängelt. Sie gehen etwas hinter dem Saugnapfe unterhalb des Oesophagus in einander über, zeigen dagegen in ihrem Verlaufe keine seitlichen Ausläufer und sind auch unter sich nicht durch Quer- anastomosen verbunden. Genitalorgane. Der Genitalporus, resp. die beiden dicht beisammenliegenden separaten Genitalöffnungen liegen vom Kopfe etwas entfernt auf der linken Seite noch ein wenig innerhalb der Darmschenkel. Die Copulationsorgane zeichnen sich durch ihre auf- fallende Länge aus, doch schwankt dieselbe beträchtlich je nach dem Contractionszustande des Körpers. Der Cirrusbeutel kann bei ganz gestreckten Individuen eine Länge bis zu 2,1 mm erreichen, misst jedoch meistens 1,7—1,8 mm. und bei einigen stärker zusammen- gezogenen Individuen habe icli ihn sogar nur 0,8 mm lang gefunden. Dieser Wechsel in der Länge spielt sich aber ausschliesslich an dem vordem, den Ductus ejaculatorius und Penis enthaltenden Theile des Beutels ab, während der hintere, die spindelförmig angeschwollene Pars prostatica umschliessende Theil seine Länge von 0,4—0,6 mm mit nur ganz geringen Aenderungen beibehält. Die verschiedenen 560 A. Looss, Zustände, welche der vordere Ductus- und Penis-Tlieil des Cirrus- beutels bei den einzelnen Individuen darbieten kann, g-eben ein nicht uninteressantes Bild seiner Contractionsfähigkeit. In ganz zusammen- gezogenem Zustande, wo er (bei 0,8 mm Totallänge des Beutels) nicht viel länger ist als die Pars prostatica, ist der Vordertheil beinahe auch eben so dick wie diese; seine Wandungen sind gleichfalls dick, ebenso der von ihm eingeschlossene Ductus, dessen Ringmuskelfasern dicht an einander liegen. Bei etwas grösserer Streckung findet man den eingeschlossenen Ductus öfters selbstthätig verlängert; er bildet dann eine grössere Anzahl dichter Windungen innerhalb des ihn umhüllenden Beutels, seine Wandungen sind jetzt dünn, sein Caliber entsprechend verringert und die Ringfasern nur locker gelagert. Selbst bei starker Streckung des Cirrusbeutels kann er dieses Ver- halten noch zeigen, während ich in den Fällen stärkster Ausdehnung des letztern auch den Ductus gerade in ihm verlaufend gefunden habe. Den Penis habe ich nur in einigen Fällen ein wenig aus- gestülpt gesehen; er ist relativ dünn und äusserlich glatt. Die Samenblase liegt frei im Parenchym und bildet bei gestrecktem Körper ein dichtes Convolut kurzer Schlingen hinter dem Cirrus- beutel (Fig. 94, Taf. 27); wird der Körper zusammengezogen, so werden diese Schlingen zum Theil nach vorn neben die Pars prostatica und nach dem Rücken hinauf gedrängt (Fig. 95, Taf. 27). Die Hoden sind ziemlich gross, vom Rande her mehrfach massig tief eingekerbt (was besonders bei Quetschpräparaten hervortritt) und liegen sym- metrisch im Hinterkörper, wie bei den verwandten Arten. Die Vagina hat dieselbe Länge wie der ganze Cirrus- beutel. Sie ist relativ dünn, nach hinten zu noch etwas verjüngt und äusserlich von einer Schicht spärlicher Begleitzellen umgeben. Der Keim stock, der ebenfalls fein gekerbt oder gelappt ist, liegt rechts vor den Hoden, der Schalendrüsencomplex hinter, oder mehr neben ihm in der Mittellinie; ein LAURER'scher Canal ist vorhanden, ein Receptaculum semin is fehlt. Die Dotterstöcke sind aus mittel- grossen Follikeln aufgebaut, liegen ausserhalb und etwas dorsal von den Darmschenkeln und zeigen in Bezug auf ihre Ausdehnung kleine Schwankungen, die aber nur bei den lang gestreckten Individuen zu constatiren sind. Sie beginnen an den Hoden und erreichen normaler AVeise nicht ganz die Mitte zwischen diesen und dem Hinter- ende der Samenblase. Bei den erwähnten gestreckten Exemplaren sieht man sie gelegentlich auf einer Seite etwas früher beginnen oder endigen, als auf der andern, auch treten zwischen einzelnen Trematoden aus Seeschildkröten. 561 Follikelgriippen liier manchmal grössere Zwischenräume auf als zwischen den übrigen u. s. w. Die queren Dottergäng-e gehen nahe vom Hinterende der Dotterstöcke ab und laufen quer nach der Mittel- linie zusammen ; das kleine Dotterreservoir tritt von der Rückenseite her in den Schalendriisencomplex ein. Der Uterus hält sich bei voller Ausdehnung des Körpers streng innerhalb der Darmschenkel; er bildet eine grosse Anzahl von Querwindungen, die nach vorn zu immer ausgesprochener eine in der Mitte eingeknickte, nach vorn offene v-förmige Gestalt zeigen (Fig. 94, Taf. 27) uiul am Hinterende der Samenblase aufhören. Bei einer Contraction d(^s Kr)rpers werden die Schlingen dicht zusammengeschoben, wobei sie ihren winkligen Verlauf mehr oder minder einbüssen; einzelne überragen dann die Darmschenkel nach aussen mehr oder minder weit (aber durchaus nicht alle), und die vordersten reichen unterhalb der Samenblase bis an das Ende der Pars prostatica heran, zum Theil sogar neben dieser mehr oder minder weit nach vorn (Fig. 95, Taf. 27). Die kleinen ovalen Eier haben eine Länge von 0,028 und eine Dicke von 0,015 mm; sie besitzen eine massig dicke Schale mit deutlich abgesetztem Deckel und an den Polen ansehnlich lange und unter sich gleich dicke Fortsätze, die innerlich stellenweise eine feine Höhlung erkennen lassen. Diese Polfäden finden sich übereinstimmend an den Eiern von 26 von mir verglichenen Individuen. In Braun's Bearbeitung der Trematoden in : Beonn, Class. Ordn. findet sich auf tab. 25 fig. 12 die Copie einer Abbildung von „Ilonost. trigonocephcüum R.", welche Van Beneden nach Exemplaren gegeben hat, die er im Dünndarm von Chelone mydas gefunden. Nach der Figurenerklärung hat das Original der Abbildung 12 mm gemessen. In der neuesten Arbeit Beaun's (Trematoden d. Chelonier 1. c, p. 39) werden aus der Van BENEDEN'schen Publication noch einige Daten reproducirt, von denen die folgenden hier von grösserm Interesse sind. Die von Van Beneden beschriebenen Würmer er- reichten eine Länge bis zu 13,5 mm, waren frisch in sich selbst ein- gerollt, streckten sich aber wde Planarien, indem sie sich in drei Vierteln der Länge abplatteten. Ganz reife Exemplare schienen rund zu sein; der Kopf war vom Körper durch eine Verdickung ab- gesetzt und zeigte auf der Ventralfläche eine nach vorn abgeschlossene 562 A. Looss, Vertiefung, „die nach Vax Bbneden wie ein Sang-napf wirken soll". ^} Aus der Besehreibung der Innern Organisation erwähne ich nur, dass an den Eiern Anhänge nicht beobachtet wurden. Dass die Angaben Van Beneden's über die Dimensionen seines „Monost. trigonocephalum^'- sich unmöglich auf das wirkliche M. trigonocephalum beziehen können, wie es von Beaun beschrieben und damit übereinstimmend auch von mir gefunden wurde, ist klar; Braun kommt darauf hin zu dem Schlüsse (1. c, p. 39 Anm.) : ..Diese Zahl [i. e. die Länge von 13,5 mmj ist entschieden zu gross, sie erklärt sich aber wohl dadurch, dass Van Beneden Amphistomum scleroporiim Ceepl., welches recht gross wird, mit 31on. trigonocephalum verwechselt hat." Dass eine solche Verwechslung in Wirklichkeit vorliegt, geht ausser aus Beaun's Angaben auch aus der Bemerkung von Walter hervor, dass Van Beneden's fig. 4 ein auf dem Kopfe stehendes Amphist. scleroporum ebenfalls als 3Ionost. trigonocephalum darstellt -); gleichzeitig bleibt aber auch die Thatsache bestehen, dass die oben erwähnte fig. 12, tab. 25 aus Bronn's Classen und Ordnungen ein Monostomum wiedergiebt, welches 12 mm Länge besass, d. h. eine Länge, die auch meiner Ansicht nach das echte M. trigonocephalum niemals erreicht. Während nun diese Angaben Van Beneden's bisher kaum anders als durch untergelaufene Irrthümer und Verwechslungen erklärt werden konnten, muss jetzt die Vermuthung Eaum gewinnen, dass Van Beneden eine Art vor sich gehabt hat, welche in den Formen- kreis des hier beschriebenen Pleiirogonius longiusculus gehört. Zwar bleibt dieser letztere in seiner Länge noch um einiges hinter der Van BENEDEN'schen Art zurück, ") aber die allgemeine Köi'p erform ist augenfällig die gleiche, und auch die Bildung des Kopfendes scheint dieselbe zu sein, soweit die oben citirte, in Bronn's Classen und Ordnungen wiedergegebene Abbildung Schlüsse zulässt. Die Angabe Van Beneden's, dass ganz reife Exemplare rund zu sein scheinen, bezieht Braun leicht verständlicher Weise auf Exemplare von Amphist. scleroporum, welches Van Beneden mit seinem „3Ionosi. 1) Diese Beobachtung des belgischen Autors ist nach meinen Erfahrungen durchaus richtig ; es deckt sich mit ihr das, was ich weiter oben über die Be- deutung der kahnförmigen Körpergestalt und besonders der unmittelbar auf den Schulterkragen folgenden Aushöhlung der Bauchfläche hei Crico- ccphahis und ('haraxicepJ/al//.'^ gesagt habe. 2) Untersuch, üb. d. Bau der Tremat., 1. c, p. 193. 3) Neuerdings habe ich Exemplare des PleniO(/ou//(s longiusnihix ge- funden, die im conservirten Zustande 12 mm messen. (Nachtr. Zusatz.) Treraatoden aus Seeschildkröten. 5ß3 frigonoceplialmn" zusammengeworfen hat; nach dem, was ich oben über die Einrollung- der Seitenränder bei Fleurogonius longiusculus gesagt habe, lässt aber die Angabe des belgischen Autors nunmehr auch noch eine andere Deutung zu. Was endlich die innere Organi- sation anlangt, so zeigt Van Beneden's mehr erwähnte Abbildung ebenfalls unverkennbare Anklänge an die Verhältnisse, welche wir bei PJenrogomus Joiigiusmlm finden; bemerkenswerth in dieser Hin- sicht erscheint mir vor allem die stark verlängerte Gestalt der Copulationsorgane, die ansehnliche Länge des Uterus u. s. w. Ich bin unter diesen Umständen nicht im Geringsten darüber im Zweifel, dass Van Beneden eine Art vom Typus des Fleurogonius longius- culus gefunden und beschrieben hat, und es ist sogar nicht gänz- lich ausgeschlossen, dass diese Art mit der von mir untersuchten identisch ist. Positiv gegen eine Identität würde nur die Angabe sprechen, dass die Eier des „Monost. trigonocephaUüu'^ keine Fila- mente besitzen; es bleibt nur die Frage, ob diese Angabe correct ist oder ob ihr vielleicht zufällig eine Beobachtung von jungen, noch filameutlosen Eiern zu Grunde liegt. Jedenfalls kann zur Zeit eine Identität beider in Frage kommenden Arten mit Sicher- heit ebenso wenig ausgeschlossen werden, wie sie auf der andern Seite auf Grund der vorhandenen Unterlagen, d. h. so lange nur Van Beneden's Abbildung und Beschreibung, aber keine Original- exemplare existiren, je mit Sicherheit zu erweisen sein dürfte. Von den bis jetzt bekannten Arten ist Fleurogonius longiusculus zweifellos diejenige, die der Form Van Beneden's am nächsten steht; ob das in Zukunft so bleiben wird, hängt ganz davon ab, wie viele und was für ähnliche Arten wir aus Chelone mydas noch kennen lernen werden. Die Beschreibung, welche Waltee von dem ,,3Ionosf. trigono- cephalum Rud." giebt, ist von Braun unbedenklich als auf die typische Art Rudolphi's bezüglich angenommen worden. Und doch findet sich auch in ihr eine Angabe, welche bei genauerm Zusehen ein gewisses Bedenken wachrufen muss. Walter giebt die Länge des Körpers auf 3 — 5 mm an und hat in dem von ihm zum Ver- gleiche herangezogenen Kopenhagener Materiale sogar Exemplare von 7 mm Länge gefunden. Trotz dieser bedeutendem Grösse bleibt aber die Körper breite mit „ca. 0,5 mm" beträchtlich hinter der- jenigen des echten Monost. trigonocephalum zurück, und die äussere Körperform wird damit eine ganz andere. Abgesehen hiervon ent- hält die Beschreibung Walter's indessen kaum etwas, was auf eine specifische Verschiedenheit der von ihm untersuchten Würmer von 564 A. Looss, dem Monosf. trigonocephalum Euuolphi's hinwiese, wie sie andrerseits freilich auch ebenso wenig' etwas enthält, was auf eine thatsächliche Identität beider Formen hindeutete. Die Beschreibung- zeichnet sich, wenn ich mich so ausdrücken darf, durch eine auffällige Farblosig-keit aus, was mich zuerst auf den Gedanken brachte, dass ihr vielleicht verschiedene, aber nicht als solche erkannte Arten zu Grunde liegen könnten, deren unterscheidende Merkmale von Waltek nicht er- wähnt wurden, weil sie von seinem Standpunkte aus nur als Schwankungen im Baue einer einheitlichen Species erscheinen mussten. Einige Exemplare aus dem Materiale Walter's, die mir College Blandes auf meine Bitte freundlichst zusandte, haben diesen letztern Verdacht indessen nicht positiv bestätigt; sie erwiesen sich vielmehr als verschieden alte und mehr oder minder stark con- trahirte Exemplare der Species, die ich unter dem Namen Flcuro- gonius longiusculus in meiner vorläufigen Mittheilung bereits be- schrieben hatte. Allerdings erscheint es mir nicht vollkommen aus- geschlossen, dass die kleinsten unter ihnen möglicher Weise doch einer andern, nahe verwandten Species angehören; indessen ist eine be- stimmte Entscheidung nicht zu treffen, da die Thiere stark contrahirt und bereits so weit gebräunt sind, dass eine zur Erkennung aller Einzelheiten genügende Aufhellung nicht mehr gelang. Das grösste Individuum gehört dagegen zweifellos zu Pleurogonius longiusculus. Dieses Resultat ist jedenfalls lehrreich und dürfte zur Vorsicht mahnen, wenn es sich darum handelt, die Identität einer in natura vorliegenden Species zu entscheiden, auf welche eine vorhandene Beschreibung zwar im Grossen und Ganzen recht gut, aber doch nicht vollkommen „passt". Während Pleurogonius longiusculus eine durch ihre Grösse be- merkenswerthe Form darstellt, sind die 3 weitern Arten, die ich auf Grund der Bildung ihres Kopfendes dem Genus Pleurogonius einstweilen unterstelle, relativ kleine Formen. Ich hatte ursprüng- lich gehofft, in einer oder der andern von ihnen das kleine Monosf. sp. wieder erkennen zu können, Avelches Bkatn neuerdings nach Exemplaren beschrieben hat *), welche aus dem Darme von Chelone mydas stammen und im Stuttgarter Museum-, aufbewahrt werden. Indessen erscheint mir dies doch nicht angängig, obwohl thatsächlich eine meiner Formen in Bezug auf mehrere Einzelheiten so stark der Stuttgarter sich nähert, dass der Gedanke an eine Identität beider 1) Trematoden der Chclouier, 1. c, p. 50. Trematoden aus Seeschildkröten. 5ß5 nicht ganz von der Hand gewiesen werden kann. Eine bedeutsame und für micli zunächst Ausschlag gebende Differenz nuiss ich darin finden, dass meine 3 kleinen Arten sämmtlich am Kopte Seiten- lappen besitzen, während die von Beacn untersuchte Form deren zu entbehren scheint. Jedenfalls erwähnt der Autor nichts davon, und ebenso wenig lässt sich eine Andeutung ihrer Existenz in der beigefügten Textabbildung erkennen. Demnach muss ich die 3 von mir aufgefundenen Arten als neue betrachten. 23. Fleiirogonius linearis Lss. (Fig. 99, Taf. 27.) 1901. Plcurogonhis linearis, Looss, Trematoden aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 618. Pleurogonius linearis lebt besonders im Anfange der zweiten Hälfte des Dünndarmes bei Chelone mydas, doch finden sich ver- einzelte Individuen bis gegen den Enddarm hin vor. Die Art ist anscheinend nicht selten und wurde von mir in 4 von 10 untersuchten grossen Exemplaren des Wirthes gefunden; doch war die Zahl der in jedem Falle vorhandenen Individuen immer nur eine geringe. Sämmt- liche untersuchten Jüngern Schildkröten beherbergten sie nicht. Pleurogonius linearis kann im Grossen und Ganzen als eine stark verkleinerte Ausgabe der vorigen Art betrachtet werden. Unter starkem Schütteln conservirte Exemplare schwanken in der Länge zwischen 1,3 und 1,4 mm; dabei ist die Breite nur gering und von vorn bis hinten ungefähr die gleiche von 0,25 — 0,3 mm. Die Ten- denz zur Einrollung der Körperränder nach der Bauchseite ist die- selbe wie bei den verwandten Arten. Die Bildung des Kopfendes ist, wie schon erwähnt, durchaus die gleiche, wie bei PI. lonc/iusculus ; die Seitenlappen erscheinen je nach dem Contractionszustande bald mit scharfer Spitze, bald abgerundet. Der leicht verlängerte Saugnapf misst 0,064 — 0,067 mm im Querdurchmesser; der dünne Oesophagus theilt sich am Hinterende der Seitenlappen in die Darmschenkel, deren Anfangstheile eine An- zahl zwar kleiner, aber deutlich ausgesprochener Blindsäckchen tragen; weiter hinten werden diese durch ziemlich gleichmässige Fältelungen der Darmwand abgelöst, welche auf der Höhe der Dotterstöcke allmählich verschwinden. Der Verlauf der Darm- schenkel in Bezug auf die Hoden ist der gleiche wie bei den ver- wandten Arten. 566 A. Looss, Der Excreti 011 Sporns liegt vom Hinterende etwas entfernt anf der Eückenfläclie, der Eingang- in die Blase zeigt die rosetten- förraige Structur, ist aber bei allen meinen Exemplaren nicht rnnd, sondern mehr oder minder längs oval. Der impaare Theil der Blase ist wiederum sehr kurz, da diese sich dicht hinter dem Porus bereits spaltet. Obwohl die Blasenschenkel auf der Höhe des Schalendrüsen- complexes der Beobachtung sich bereits entziehen, so scheint ihr Verlauf doch derselbe zu sein wie bei Fl. longmsculus, da man Theile gewundener, weiter Gefässe in der Nähe der Körperränder hier und da bis gegen den Hinterrand der Seitenlappen hin beobachtet. G e n i t a 1 0 r g a n e. Der Genitalporus findet sich kurz hinter der Darmgabelung links noch etwas innerhalb der Darmschenkel. Die Copulationsorgane schliessen sich in äusserer Form und innerer Zusammensetzung ganz an die von PI. longiusculus an; der Cirrus- beutel besitzt eine Länge von 0,3 — 0,33 mm, d. i. den vierten Theil der Gesammtlänge des Körpers; davon kommt ca. ein Drittel auf die Pars prostatica, die dem Ductus- und Penistheil gegenüber spindel- förmig angeschwollen ist. Die Windungen der Samenblase erreichen fast die Grenze zwischen drittem und letztem Körperviertel. Die kleinen, wie gewöhnlich gelagerten Hoden sind ziemlich stark ein- gekerbt. Die massig dicke Vagina erreicht nicht ganz die Länge des Cirrusbeutels. Die Disposition der Innern weiblichen Genitalien zeigt keinerlei Abweichungen gegenüber den verwandten Arten ; der Keimstock hat ebenfalls eine gelappte Form; die aus mittelgrossen Follikeln aufgebauten Dotterstöcke reichen bis an das blinde Ende der Samenblase, die queren Dottergänge gehen dicht an ihrem Hinter- ende ab. Die Schlingen des Uterus bleiben in der Hauptsache zwischen den Darmschenkeln; höchstens die vordersten überschreiten sie hier und da etwas nach aussen. Die Eier sind 0,032 mm lang und 0,016 mm dick und besitzen an beiden Polen ziemlich dicke und unter sich gleiche Filamente, die in ihrem Innern meist eine feine Höhlung erkennen lassen. Diese Dimensionen der Eier sowie einige weitere der oben ge- gebenen Maasse stimmen recht gut mit den von Braun an dem kleinen Monosfonmni der Stuttgarter Sammlung gefundenen überein; es will mir daraufhin nicht ganz undenkbar erscheinen, dass dieses doch PL linearis sein kann, trotz der scheinbar grossen Abweichungen in der Form des Körpers und der innern Organe. Avelche durch den Erhaltungszustand bedingt sein können. Andrerseits ist es aber Trematoden ans Seeschildkrüteu. 567 ebenso gut möglich, dass es sich in den übereinstimmenden Maassen nur um eine rein zuiällige Coincidenz handelt. 24. JPleurofßOiiius MJobus Lss. (Fig-' 100, Taf. 27.) 1901. Pkurogoniifs hilobiifi Looss , Trematoden aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abtli. 1, p. 569. Pleurogonius bilohus lebt im letzten Abschnitt des Dünndarmes, nahe dem Enddarme, von Chelone mydas und wurde \o\\ mir bislang nur einmal in 5 Exemplaren mit solchen der vorigen Art untermischt gefunden. Die Länge der augenfällig vollwüchsigen Thiere beträgt 1,3 mm die Maximalbreite im Hinterkörper 0,4 mm. Das Kopfende zeigt wiederum die gleiche Bildung wie bei Fl. longiusculus : zwei von den Seitenrändern ausgehende, nach hinten ziemlich scharf quer abge- schnittene Lappen, die im conservirten Zustande nach der Bauch- seite eingeschlagen getragen werden, über den Eücken hinweg aber in keinerlei Verbindung mit einander stehen. Hinter den Lappen zeigt sich constant eine schwache Einschnürung des Körpers, während der Hinterleib wieder verbreitert ist und breit abgerundet endet. Die Tendenz zur Einrollung der Ränder sowie die ventrale Aushöhlung des Vorderkörpers sind deutlich vorhanden. Der Saugnapf misst 0,094 mm im Durchmesser, ist also relativ gross. Auf ihn folgt ein dünner Oesophagus, der sich am Hinter- rande der Seitenlappen in die Darmschenkel spaltet. Diese zeigen bis gegen die Hoden hin auf beiden Seiten dicht auf einander folgende, kurze Aussackungen, die im Anfangstheile wohl genuine Blind- säckchen, später aber kaum etwas andres als durch die Dorsoventral- muskeln verursachte Einschnürungen darstellen ; über und hinter den Hoden sind sie nur noch angedeutet. Der Verlauf der Darm- schenkel im Verhältniss zu den Hoden ist derselbe wie bei den ver- wandten Arten. Vom Excretionsapparat kann ich nur berichten, dass der Porus nahe am Hinterende auf der Rückenseite gelegen ist ; ist der Hinter- rand des Körpers etwas nach dem Bauche eingekrümmt, dann er- scheint der Porus gerade im Profil des Hinterrandes. Er führt durch ein kurzes Trichterstück, in welchem feine Rippen ausgebildet zu sein scheinen, in einen ziemlich geräumigen, aber nur ganz kurzen un- paaren Theil der Blase, der sich fast sofort in die beiden Schenkel spaltet. Dieselben laufen bis zum Schalendrüsencomplex dicht neben 568 A. Looss, einander nach vorn und dann erst nach den Seiten aus einander. Ihr fernerer Verlauf scheint der gewöhnliche zu sein, da man Theile von ihnen nahe den Körperrändern noch auf der Höhe der Seiten- lappen sieht; genaueres vermag ich indessen nicht anzugeben. Genitalorgane. Der weite und in einen äusserst flachen Sinus führende Genitalporus liegt links kurz hinter der Darmgabelung und noch innerhalb der Damisch enkel. Die Copulationsorgane sind kurz und dabei ziemlich dick. Der meist bogenförmig nach hinten gerichtete Cirrusbeutel hat ungefähr 0,2 mm Länge, dagegen auf der Höhe der Pars prostatica eine Dicke von 0,11 mm; letztere ist wohl entwickelt und weit, der Ductus ejaculatorius ebenfalls ziemlich dick und kräftig, vom Penis nicht scharf abgesetzt. Vagina etwas über halb so lang wie der Cirrusbeutel, besonders in ihrem mittlem Theile sehr weit, äusserlich von einem Zellenmantel umgeben. Die Topographie der übrigen Theile des Genitalapparats bietet Unter- schiede gegenüber den verwandten Arten nicht dar ; ich erwähne des- halb nur noch, dass die Hoden ziemlich compact und ihre Eänder nur schwach und ganz flach eingekerbt sind; dasselbe gilt von dem Keimstock. Die Dotterstöcke sind nur aus wenigen und relativ grossen Follikeln zusammengesetzt und reiclien von den Hoden an bis zum Niveau vom Hinterende der Samenblase. Die Uterus- windungen sind in Folge der Kleinheit des Körpers nur wenig ent- wickelt und halten sich innerhalb der Darmschenkel. Die sehr dünnschaligen Eier sind verhältnissmässig gestreckt, da sie 0,028 mm lang, aber nur 0,013 mm dick sind. Sie sind bei allen meinen Exemplaren der Art ohne Ausnahme anhangslos. Das Fehlen der Polfäden an den Eiern verbietet es ohne Weiteres, diese Art mit dem oben erwähnten 3Ionosf. sp. der Stutt- garter Sammlung in Beziehung zu bringen, trotzdem in der Körper- grösse und der Form der Organe unverkennbare Aehnlichkeiten be- stehen. Die nun noch zu beschreibende dritte Art endlich dürfte hier schon ihrer Dimensionen wegen ausser Betracht bleiben müssen, von einigen speciellen Unterschieden ganz abgesehen. 25. Pleurof/onius uimutissimus Lss. (Fig. 101, Taf. 27.) ■ 1901. Pleurogonms minutissimus , Looss, TJeb. Tremat. aus Seeschild- kröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 618. Diese Form dürfte wohl zu den kleinsten Parasiten der See- schildkröten gehören; ich fand sie bisher 4 Mal in einigen wenigen Trematoden aus Seeschildkröten. 569 bis ZU ca. 30 Stück in der zweiten Hälfte des E n d darmes bis gegen die Cloake hin bei grossen Individuen von Chelone mydas. In Folge ihrer Kleinheit und Durchsichtigkeit sind die Thiere selbst bei Durch- musterung des Darminhaltes unter der Präparirlupe nur mit Schwierigkeit zu erkennen. Der Körper erreicht eine Maxiraallänge von 0,7 mm bei einer von vorn bis hinten nahezu gleichmässigen Breite von 0,25 mm. Das Vorderende mit dem 0,075 mm grossen Saugnapf zeigt dieselbe Bil- dung wie bei den vorhergehenden Arten; das gleiche gilt von Form und Haltung des Körpers. Auch der innere Bau schliesst ein in allen wesentlichen Zügen den verwandten Arten an, Abweichungen bestehen nur in der Grösse und der Form der einzelnen Organe. Die Blindsäckchen am Anfangs- theile der Darmschenkel sind wohl ausgebildet, der Eest der Darm- wandungen mehr oder minder deutlich und tief eingekerbt. Der un- paare Theil der Excretionsblase ganz kurz, der Eingang in dieselbe in Form einer sehr kleinen Rosette ausgebildet. Copulationsorgane ganz kurz und verhältnissmässig dick; Cirrusbeutel bis 0,07 mm lang, halb so dick; Vagina ebenfalls relativ dick und von halber Länge des Cirrusbeutels. Die Schlingen der Samenblase nehmen der Länge nach einen grössern Raum ein als der ganze Cirrus- beutel. Hoden, Keimstock und Dotterstöcke fast von gleicher Grösse ; erstere wie der Keimstock ziemlich tief gelappt, die dicht vor den Hoden gelegenen Dotterstöcke so kurz, dass sie ebenfalls rosetten- förmig aussehen und sich von den Hoden nur durch die Beschaffen- heit ihres Inhaltes unterscheiden. Schlingen des Uterus wenig ent- wickelt und nicht scharf begrenzt, innerhalb der Darmschenkel. Eier wenig zahlreich, dünnschalig, 0,030 mm lang und 0,015 mm dick, ohne Polfäden. Vergleicht man die 5 dem Genus PJeurogonius hier unterstellten Arten, so erweisen sich die 3 zuletzt beschriebenen linearis, hiJohus und minutissinms auf den ersten Blick als so nahe mit einander ver- wandt, wie wir es von den Angehörigen eines wirklich natürlichen Genus erwarten müssen. Auch PI longiuscuhis fügt sich dem Rahmen dieses Genus, wie er durch die 3 erst genannten Arten gegeben ist, in allen Hauptzügen seiner Organisation auch ungezwungen ein, denn das, was ihn von den andern entfernt, sind nur seine ungleich bedeutendem Körperdimensionen. Was dagegen PI trigonoccphalus anlangt, so liegen für ihn die Verhältnisse nicht mehr ganz so günstig. 570 A. Looss, Ohne Zweifel sind bei ihm Disposition und Bau der meisten Organe, soweit ich diese an meinem Materiale zu vergleichen vermochte, dieselben wie bei den 4 übrigen Arten, dagegen fehlt bis auf Weiteres noch die Kenntniss von dem Verhalten seiner Excretionsblase. ^) Aller- dings berichtet WiVLTER über dieselbe -), dass ihre Schenkel unter- halb des Saugnapfes in einander übergehen; doch wissen wir jetzt, dass sich diese Angabe niclit auf den echten P7. trigonocephcdus, sondern auf PI. Jouf/mscuJus bezieht. Ferner scheint sich PL trigono- cephcdus auch in Bezug auf die Form und die Lagerung seiner Genital- endapparate merklich von den 4 übrigen Arten zu entfernen. Rechnet man hierzu noch die sichtlich massigere Beschaffenheit des Körpers, so dürfte man sich der Ueberzeugung nicht verschliessen können, dass PI. trigonoceplmhis von den 4 tj-pischen Arten des Genus etwas abseits steht, obwohl er andrerseits nahe Beziehungen zu den- selben nicht verkennen lässt. Es erscheint mir deshalb nichts weniger als unmöglich, dass sich PI. trigonoceplialus beim Anwachsen des Materials zum Vertreter eines eigenen Genus herausbilden wird; zur Zeit glaube ich ihn aber noch bei Pleurogondus lassen zu können. Da jedoch seine Stellung bei dieser Gattung eine unsichere ist, habe ich es vorgezogen, nicht ihn, sondern PI. longiuscnhis als Typus der Gattung zu bestimmen. Gattung: GhjpJiicej^haltis Lss. Drei weitere der von mir neu aufgefundenen Arten zeigen in ihrer Innern Organisation ebenfalls eine weit gehende Uebereinstimmung mit Pleurogonius unterscheiden sich" von ihm aber schon äusser- iich dadurch, dass sie einen echten, über den Eücken herumlaufen- den Schulterkragen besitzen, wie Pronocepimlus , Cricocephalus und Adenogaster. In meiner vorläufigen Mittheilung hatte ich darauf hin alle 3 noch in einer Gattung vereinigt; inzwischen habe ich mich aber überzeugt, dass ihr Bau bei aller Uebereinstimmung im Grossen und Ganzen doch im Einzelnen nicht so lioniogen ist, wie es von den Angehörigen eines natürlichen Genus verlangt werden niuss. Eine w^esentliche Abweichung liegt hier in dem Baue der Excretionsblase; während dieselbe bei zwei Arten noch ein einfaches Verhalten zeigt, 1) Das oben S. 557 Anm. 2 erwähnte nachträglicli gefundene Material habe ich noch nicht eingehend und auf Schnitten untersuchen können. (Nachtr. Zusatz.) 2) Untersuch, üb. d. Bau der Treraat., in: Z. wiss. Zool. , V. 56, 1893, p. 192. Trematodeu ans Seeschildkröten. 57 J besitzt sie bei der dritten eine complicirte Gestalt, indem die beiden Blasenschenkel durch Queranastomosen mit einander verbunden sind. Die beiden erst g-enannten Arten bilden zusammen eine meiner Ueber- zeugung- nach homogene und natürliche Gattung, als deren Typus die folgende Art gelten mag. 26. Glyphicephalus solidus Lss, (Fig. 79 u. 80, Taf. 26; Fig. 92 u. 93, Taf. 27; Fig. 178, Taf. 32.) 1901. GlypJdaephaJus solidus Looss, lieber Trematoden aus Seeschild- kröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V.' 30, Abth. 1, p. 619. Diese Form scheint zu den seltneren zu gehören, da ich sie in sämmtlichen untersuchten kleinen und grossen Exemplaren von CJiehne mydas nur einmal in einigen 30 Individuen gefunden habe. Die Parasiten bewohnen den Mitteldarm (d. i. das mittlere Drittel des Dünndarmes). Die Länge des Körpers beträgt bei leicht gepressten Individuen bis 4 mm bei fast 1 mm grösster Breite ; conservirte ziehen sich trotz Schütteins auf ca. 3 mm zusammen, wobei die Breite bis auf 0,5 mm sinkt; letztere ist von vorn bis hinten ungefähr die gleiche; nur hinter dem Schulterkragen sind die Seitenränder leicht eingebogen und dabei etwas, im Ganzen aber nicht stark, nach der Bauchseite umgeschlagen. Der Schulterkragen ist im conservirten Zustande ziemlich scharfkantig, das Kopfende ragt relativ weit hervor und erscheint stark zugespitzt. Das Hinterende ist einfach abgerundet. Die Haut besitzt keine Stacheleinlagerungen, doch ist ihre Ober- fläche, besonders auf dem Schulterkragen, in dicht gedrängt stehende und nach hinten gerichtete feinste Spitzchen zerspalten, die auf der Bauchfläche noch ziemlich weit nach hinten reichen und gegen das Körperende zu allmählich in minimale Körnchen übergehen. Der Saugnapf erscheint in Quetschpräparaten kuglig, von 0,2 mm Durchmesser, ist aber in Wirklichkeit etwas in die Länge gestreckt, nämlich 0,17 mm lang und 0,14 mm dick. Der dünne, aber musculöse Oesophagus theilt sich am Hinterrande des Schulter- kragens; die Darmschenkel zeigen an ihren Anfangstheilen ziemlich zahlreiche und dicht gedrängte Blindsäcke, die auf der Aussenseite länger sind als auf der Innenseite; auf ersterer läuft der vorderste jederseits gerade nach vorn. Weiter nach hinten zu gehen die Blindsäcke in scharfe, durch die Dorsoventralmuskeln des Körpers verursachte Einkerbungen der Wand über. Der Verlauf der fast Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 37 572 ^- Looss, glatten Enden der Darmschenkel im Verhältniss zu den Hoden ist der bei den Angehörigen der Familie übliche )( förmige. Der Excretionsporus liegt nahe dem Hinterende auf der Rückenseite; er repräsentirt stets eine längs gestellte spaltförmige Oeffnung, welche durch ein stark seitlich zusammengepresstes und auf seiner Innenfläche mit ca. 24 Längsrippen besetztes Trichter- stück in die Excretionsblase übergeht (Fig. 92, 93, Taf. 27). Die Oberfläche dieser Rippen ist mit feinen Borsten besetzt, die den Eindruck starrer Flimmerhaare machen. Im Uebrigen wechselt die Gestalt dieses Trichterstückes naturgemäss mit den Contractions- verhältnissen des Körpers. Der unpaare Theil der Blase ist an und für sich nur kurz, relativ aber doch bedeutend länger als bei dem Genus Pleurogonius, da die Theilung in die Schenkel erst am Hinter- rande des Schalendrüsencomplexes erfolgt. Die Schenkel begeben sich nach der Theilung auf die Bauchseite und verlaufen hier theils innerhalb, theils ausserhalb der Darmschenkel in kurzen, dichten Windungen nach vorn. Hinter dem Saugnapfe biegen sie mehr oder minder scharf nach der Mitte zusammen, vereinigen sich abei" nicht, sondern gehen jeder in ein Sammelgefäss über, welches nach hinten zurückläuft, um sich schliesslich weiter aufzulösen. Genitalorgane. Der einfache Genitalporus führt in einen so wenig entwickelten, flachen Genitalsinus, dass die beiden Genital- öffnungen getrennt auf der Körperobei'fläche zu liegen scheinen. Er findet sich in massiger Entfernung hinter der Darmgabelung noch innerhalb der Darmschenkel. Die Copulationsorgane zeigen in ihrem Aufbau keine Besonderheiten. Der Cirrusbeutel ist relativ lang (ca. 0,8 mm) und dabei dick (0,15 mm), äusserlich von einer kräftigen Längsmuskellage umgeben. Ungefähr die Hälfte seiner Länge nimmt die Pars prostatica ein. Der Penis zeigt im eingestülpten Zustande eine dicke cuticulare Auskleidung, deren Oberfläche in auf- fallende, zickzackartig verlaufende Falten gelegt ist. Der ausge- stülpte Penis ist ansehnlich dick, seine Bekleidung jetzt natürlich bedeutend dünner, doch behält dieselbe ihre im Profil zackige Oberfläche. Die Vagina zeigt eine dem Penis entsprechende Weite; sie erreicht ungefähr die halbe Länge des jOirrusbeutels und besitzt eine cuticulare Auskleidung von ganz beträchtlicher Dicke. Zwischen ihr Hinterende und den Anfang des Uterus schiebt sich ein dünnes, schlauchartiges und mehrfach gewundenes Metraterm ein, welches histo- logisch denselben Aufbau zeigt, wie die erweiterte eigentliche Vagina. Die Hoden, die wie bei den verwandten Arten symmetrisch Trematoden aus Seeschildkröten. 573 nahe dem Hinterende gelegen sind, zeichnen sich aus durch ihre einfach ovale, ganzraudige Gestalt. Ihre längern Axen ver- laufen longitudinal divergiren aber meistens nach vorn zu ein wenig. Die frei im Parenchym gelegene Samenblase bildet ein kurzes, dichtes Convolut ziemlich schmächtiger Schlingen, die in unmittel- barer Nähe des Hinterendes der Pars prostatica bleiben. Der gleichfalls g a n z r a n d i g e , runde oder leicht ovale K e i m - stock liegt, wie üblich, rechts vor den Hoden; auch die Schalen- drüse liegt wie gewöhnlich und ebenso ist ein kurzer LAURER'scher Canal vorhanden, wohingegen ein Eeceptaculum seminis fehlt. Die Dotterstöcke bestehen aus Gruppen relativ kleiner Follikel; sie be- ginnen am Vorderende der Hoden und erstrecken sich nach vorn bis zum Hinterende der Samenblase. Die queren Dottergänge gehen dicht vor ihren hintern Enden ab und bilden durch ihre Vereinigung ein kleines, unter der Rückenfläche gelegenes Dotterreservoir. Die quer verlaufenden, dichten Uteruswindungen halten sich innerhalb der Darmschenkel und endigen am Vorderende der Pars prostatica. Die Eier sind 0,032 mm lang und 0,015 mm dick; sie besitzen jederseits ein Polfilament, beide Filamente sind augenscheinlich ziemlich lang, kräftig und unter sich gleich dick. In ihren dickern Theilen erkennt man innerlich einen feinen Spaltraum. 27. Glyplniceplialus lobatus Lss. (Fig. 81, 82, Taf 26; Fig. 91, Taf. 27.) 1901. Gbjphiccpliahi!^ lobatus Looss , TJeb. Tremat. aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, p. 619. Bewohnt die erste Hälfte des Dünndarmes von CheJone mydas. doch habe ich ihn bisher ausschliesslich bei den jungen Exemplaren seines Wirthes (bis zu 30 cm Schildlänge) getroifen. Er scheint nicht selten zu sein, da er in 5 von den 6 untersuchten Schildkröten vorhanden war, doch fanden sich nie mehr als 2 — 3 Stück auf einmal. GlypMcephaJus lobatus schliesst sich, wie schon weiter oben er- wähnt, in seiner Innern Organisation vollkommen an die vorige Art au, der er auch in Grösse und äusserm Ansehen sehr ähnlich ist. Die Länge der reifen Thiere beträgt ca. 4 mm; die von vorn bis hinten mit Ausnahme einer kleinen Einschnürung hinter dem Schulterkragen sich gleich bleibende Breite bei leicht eingebogenen Körperrändern 0,4 mm, im Quetschpräparat 0,85 mm. 37* 574 A. Looss, Der Saugnapf ist kleiner als bei Gl. solidus, nämlich 0,12 bis 0,13 mm lang und 0,08 — 0,09 mm dick; im Quetschpräparat er- scheint er kuglig von ca. 0,13—0,14 mm Durchmesser. Trotz dieser geringern Grösse des Saugnapfes ist bei conservirten Individuen das Kopfende merklich stumpfer als bei Gl. solidiis (cf. Fig. 80 u. 82, Taf. 27), wie auch der freie Rand des Schulterkragens hier weniger scharf ist, wie dort. Die Haut zeigt ebenfalls keine glatte Oberfläche, doch sind die Spitzchen, in die sie zerklüftet ist, hier nur kurz, so dass das Profil der Haut fein, aber scharf gesägt erscheint. Nach hinten zu gehen die Zähnchen wieder in feinste chagrinartige Rauhigkeiten über. Was die übrige innere Organisation anlangt, so beschränke ich mich darauf, die unterschiede gegenüber Gl. solichis anzu- geben. Die Blindsäckchen am Anfangstheile der Darmschenkel sind kurz und weniger zahlreich; dagegen finden sich meistens einige grössere nahe dem blinden Ende der Darmschenkel. Der Excretionsporus repräsentirt eine kleine ovale Oeifnung, das Trichterstück ist enger (Fig. 91, Taf. 27) und besitzt nur ca. 12 Längsrippen. Genitalporus etwas näher der Darragabelung, unter dem Darmschenkel der linken Seite gelegen. Cirrusbeutel in Folge geringerer Entwicklung des Penis kürzer, die Pars prostatica dagegen ungefähr dieselbe Länge, aber etwas geringere Dicke aufweisend als bei der vorigen Art. Gesammtlänge des Beutels ca. 0,55 mm. Vagina kurz, nur ungefähr ein Drittel so lang, dabei aber relativ dick. Hoden ziemlich gross, mit eingekerbten Rändern; ebenso ist der Keimstock leicht ge- buchtet. Samenblase nur Anfangs einige Querschlingen bildend, später ziemlich gestreckt nach hinten verlaufend. Dotterstöcke aus grossen, in einer Reihe Angeordneten Follikeln aufgebaut, nach vorn ebenfalls bis zum Hinterende der Samenblase reichend. Da diese aber hier ziemlich langgestreckt ist, liegt das Vorderende der Dotterstöcke damit entfernter vom Ende des Pars prostatica, als bei der vorigen Art. Schlingen des Uterus ebenfalls zwischen den Darm- schenkeln, nur vorn gelegentlich bis zum Aussenrande derselben reichend. Eier 0,032-0.034 mm lang und 0.018—0,019 mm dick mit einem sehr kräftigen und langen Polfaden an jedem Ende; beide sind unter sich gleich dick und deutlich liohl. Den beiden eben beschriebenen Arten gegenüber nimmt nun die folgende vor allem durch den ungleich complicirtern Bau ihrer Excre- Treniatoden aus Seeschildkröten. 575 tionsblase eine Sonderstellung- ein. Dieser Unterschied würde meinen systematischen Auffassungen nach für sich allein zur Aufstellung einer besondern Gattung genügen; er ist aber nicht der einzige, da sich noch einige andere, wenngleich wenig auffallende ihm zugesellen. Der allgemeine Bau dagegen, vor allem derjenige des Genitalapparats, ist wiederum der gleiche wie bei den im voraufgehenden beschriebenen Arten. 28. Exnhathra crassa (Lss.). (Fig. 83—88, Taf. 26.) 1901. Glyphicephalus crassvs Looss , TJeb. Tremat. aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., \. 30, Abth. 1, p. 620. Lebt im Dickdarm von Thalassochelys corticata. Ich selbst traf die Art 3 mal in geringer Individuenzahl in Wirthen, die bei Abuqir gefangen waren ; einige 30 Stück hatte Prof. Cori ebenfalls im Dick- darm einer von ihm in Triest untersuchten Tlialassochehjs gefunden. In allen 4 Fällen waren, wie ein genauer Vergleich des Materiales ergeben hat, nur Exemplare dieser Species zugegen. ^) Epihathra crassa hat, wie schon bei früherer Gelegenheit er- wähnt, von einer etwas bedeutendem Körpergrösse abgesehen, in ihrem Aeussern eine grosse Aehnlichkeit mit Pleurogonius irigono- cephalus, mit dem sie ausserdem denselben Darmtheil desselben Wirthes bewohnt. Sie unterscheidet sich von dem rothen PI tri- gonocephalus aber schon äusserlich durch ihre rein weisse Farbe so- wie durch den Besitz eines echten Schulterkragens, welcher letztere Unterschied allerdings erst bei Lupenvergrösserung deutlich in die Augen fällt. Die Länge beträgt bei gepressten grossen Individuen bis gegen 6 mm, bei conservirten 4—4,5 mm. Diese sind von vorn bis hinten ungefähr gleichmässig 1 — 1,1 mm breit; das Hinterende ist abgerundet, die Körperränder je nach dem Conservirungszustande mehr oder minder nach der Bauchseite eingezogen. Die vordere, als Haftorgan fungirende Aushöhlung der Bauchfiäche ist sehr stark ausgeprägt ; die Dicke beträgt hier ca. 0,26 mm, während sie im Reste des Körpers auf ca. 0,5 mm steigt. 'I Das Kopfende (Fig. 84, Taf. 26) zeigt eine von der gewöhn- 1) Nachträglicher Zusatz : Nach Abschluss des Manuscriptes habe ich Epihathra crassa noch 3 mal gefunden , 2 mal in einigen wenigen Exemplaren; der dritte Fall ist der bei-eits in der Anm. 2, S. 557 er- wähnte, in welchem gleichzeitig zahlreiche Individuen von Pleurog. trigono- cephalus zugegen waren. 576 A. Looss, liehen (i. e. der bei GhjpMcephalm, FronoccpJialus etc. vorhandenen) etwas abweichende Bildnng, doch ist der Unterschied geg-enüber den ge- nannten Gattungen nicht ganz leicht zu beschreiben; er dürfte in- dessen aus einem Vergleiche der Fig. 84 mit den Figg. 70, 71, 80 und 82 ersichtlich werden. Bei den genannten Gattungen sind die Innenränder der ventralen Lappen des Schulterkragens deutlich nach einwärts gebogen, so dass sie zusammen eine )( förmige Figur bilden. Bei Epibafhra ist dies nicht der Fall; die Innenränder der Lappen sind vollkommen geradlinig und gehen hinter dem Saugnapfe n förmig continuirlich in einander über. Der Schulterkrageu dieser Gattung nähert sich somit demjenigen, den wir bei Cricocephahis finden (cf. Fig. 59, 64, Taf. 25). Da ich auf die gegenseitigen Be- ziehungen der verschiedenen Ausbildungs weisen des Schulterkragens in dem folgenden vergleichend anatomischen Abschnitt näher eingehen werde, so beschränke ich mich hier auf die voranstehenden kurzen Be- merkungen, Die Unterschiede im Bau des Schulterkragens von Epi- bafhra gegenüber demjenigen von GJijpMceplialus etc. sind an und für sich gewiss nicht gross, sie gewinnen nach meinem Dafürhalten aber an Bedeutung dadurch, dass sie nicht allein auftraten, sondern mit Differenzen im inneren Baue der Angehörigen beider Gattungen ver- bunden sind. Der Saugnapf ist ansehnlich gross und kräftig; er ist etwas länger (0,33 mm) als dick (0,25 mm), erscheint im Quetschpräparat aber meistens kuglig mit einem Durchmesser von 0,35 bis (bei den grössten Individuen) 0,42 mm. Die Haut zeigt, vom Schulterkragen abgesehen, eine chagrin- artige Rauhheit ihrer Oberfläche, die noch feiner ist, als bei Gl. lobatus. Der Darm beginnt mit einem kurzen musculösen Oesophagus ohne pharyngeale Anschwellung, der sich am Hinterrande des Schulter- kragens theilt. Die beiden Darmschenkel sind Anfangs ziemlich dünn und zeigen nur spärliche, mehr als kurze spitze Zacken er- scheinende Anhänge. Später werden sie bedeutend geräumiger, be- halten aber, mit Ausnahme kurzer, durch die Dorsoventralmuskeln verursachter Einkerbungen, glatte Wandungeu.^ Sie verlaufen am Ende dorsal über die Hoden hinweg, biegen auch etwas nach der Mittellinie zusammen, doch ist die dadurch entstehende Figur nicht so typisch )( förmig, wie bei den verwandten Arten. Excretion sapparat (Fig. 85, Taf. 26). Der Porus liegt auf der Rückenseite kurz vor dem Hinterende. Er führt durch ein Trematoden aus Seeschildkröten. 577 ganz kleines und kurzes, mit nur etwa 8 Rippen versehenes Trichter- stück in einen geräumigen, zwischen den Hoden stark seitlicli zu- sammengedrückten Blasenstamm, der sich am Hinterende der Schalendrüse in die beiden Schenkel spaltet. Der Verlauf dieser letztern ist im Princip durchaus der gleiche wie bei den ver- wandten Arten, d. h. die Schenkel begeben sich, meist unterhalb der Darmschenkel gelegen, in Windungen bis in das Kopfende, wo jedes für sich, ohne dass eine Vereinigung stattfindet, in ein rück- laufendes Sammelgefäss übergeht. Charakteristisch für das Gefäss- system von Epihathra aber ist das Vorhandensein von Querver- bindungen zwischen den Schenkeln. Dieselben entspringen nahe der Aussenseite der Schenkel und verlaufen mehr der Rücken- fläche genähert. Ich habe 7 solcher Queranastomosen gezählt; da- von liegen 2 vor, die übrigen 5 hinter dem Cirrusbeutel. Auf der Höhe dieses letztern sind ebenfalls Seitenzweige der Blasenschenkel vorhanden, dieselben kommen aber nicht zu gegenseitiger Vereini- gung; ausser ihnen finden sich hier und da noch isolirte, kürzere Ausläufer, tlieils an den Blasenschenkeln selbst, theils an den Quer- anastomosen; auch vereinzelte Längsverbindungen zwischen diesen kommen vor dem Cirrusbeutel gelegentlich vor. Die Genitalorgane zeigen gegenüber den Verwandten kaum irgend welchen stärker hervortretenden charakteristischen Zug. Ein Genitalsinus ist allem Anscheine nach nicht vorhanden, männliche und weibliche Oeffnung liegen dicht beisammen, ziemlich weit hinter der Darmgabelung und noch ausserhalb des linken Darmschenkels, die weibliche ausserhalb und etwas hinter der männlichen (Fig. 180, Taf. 32). Die Copulationsorgane sind kräftig entwickelt, der Cirrusbeutel ausgezeichnet durch seine kurze, keulenförmige Gestalt mit dünnem Halse und stark angeschwollenem Hinterende. Er be- sitzt eine kräftige, aus etwas unregelmässig längsverlaufenden Zügen bestehende Musculatur; sein verdicktes Hinterende wird ein- genommen von einem relativ weiten, spindelförmigen Hohlraum, welclier den Verhältnissen nach nichts anderes als ein Theil der Samenblase sein kann (Fig. 179, Taf. 32j. Erst auf diese folgt eine kleine, keulenförmige Pars prostatica. Der Penis ist im ein- gestülpten Zustande nur kurz, ausgestülpt dünn, aber anscheinend lang, seine Oberfläche zeigt eine ähnliche chagrinartige Rauhigkeit wie die Körperhaut. Die dünne, aber kräftig musculöse und von zahlreichen Begleitzellen umgebene Vagina erreicht fast die Länge des ganzen Cirrusbeutels. 578 A. Looss, Hoden gross und massig, mit scharf, aber nicht sehr tief ein- gekerbten Eändern. Die ausserhalb des CiiTUsbeutels gelegene Samenblase auffallend wenig entwickelt und ganz dünn; sie bildet eine Anzahl kleiner dichter Schlingen, die rechts und links vom Ende des Cirrusbeutels gelegen sind, denselben nach hinten aber kaum überragen. Keimstock ebenfalls mit eingekerbten Rändern. Dotterstöcke aus grossen und derben Follikeln aufgebaut, die aber nicht in einer Längsreihe angeordnet sind; sie erstrecken sich vom Vorderrande der Hoden an bis ungefähr zur Mitte der Entfernung zwischen diesem und dem Hinterende des Cirrhusbeutels. Die queren Dotter- gänge gehen ungefähr am Ende des zweiten Drittels ihrer Länge ab. Schalendrüse, LAURER'scher Canal etc. bieten nichts Bemerkens- werthes. Die ziemlich dicken Schlingen des Uterus halten sich streng innerhalb der Darmschenkel. Die Eier (Fig. 87, Taf. 26) sind nicht unbeträchtlich grösser als bei sämmtlichen verwandten Arten, indem sie im Mittel 0,049 mm in der Länge und 0,026 mm in der Dicke messen. Sie besitzen Pol- fäden und zwar am Deckelpole ein Büschel dünnerer, am ent- gegengesetzten meist ein einziges ansehnlich dickes und anscheinend auch langes Filament, zu dem sich vielfach noch einige ganz feine und kurze gesellen. 29. JPifelosofnum cochlear Lss. (Fig. 102-104, Taf. 27, Fig. 181, Taf. 32.) 1899. Pyelosonmm coehlear Looss, "Weitere Beitr. etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 667 u. 773, tab. 31, fig. 83. Pyelosonmm cochlear scheint ein ziemlich ständiger Gast in jungen Chelone mydas zu sein, tritt dabei aber meist nur in einem, manchmal 2 und ganz ausnahmsweise 3 Exemplaren auf. In alten Chelone ist der Wurm bedeutend seltener; in Thalassochelys bin ich ihm bis jetzt noch nicht begegnet. Beim Eröffnen der Blase findet man die Thiere der Wand derselben gelegentlich ziemlich ausge- breitet anhaften ; sowie sie aber mit der Luft in Berührung kommen, ziehen sie sich ähnlich zusannnen, wie bei der Conservirung und repräsentiren dann der Blasenwand so fest anhaftende kuglige Knöpfchen, dass es grosser Vorsicht bedarf, um sie unverletzt abzu- lösen. Die Wirkung der ausgehöhlten Bauchfläche als Fixations- organ springt bei ihnen typisch in die Augen; vielfach werden die Trematoden aus Seeschildkröten. 579 Ränder des Körpers so stark zusammengezog-en, dass ein Tlieil der ßlasenwand von ihnen knopfartig- abgeschnürt wird. Eine besonders differenzirte Haftgrube wie bei Charaxicephalns, Pleurogonms u. a. ist nicht entwickelt; es dient vielmehr die gesammte Bauchfläche als Fixationsorgan (Fig. 102, Taf. 27) ähnlich wie bei Cricocephalus. Die Farbe der Thiere ist dieselbe wie die der Blasenschleimhaut, die stets prall mit Blut gefüllten Darmschenkel treten als zierlich gewundene, tief dunkle Linien scharf hervor. Das reichlichere Material hat eine eingehendere Analyse des anatomischen Baues er- möglicht. Dieselbe hat ergeben, dass die Verstärkung der Musculatur, welche ich früher am Ende des Oesophagus und vor seinem Ueber- gang in die Darmschenkel bemerkt zu haben glaubte, nicht existirt ; im Uebrigen verhält sich der Darm, wie ich es früher beschrieben. Der Excretionsporus, der, immer etwas in die Länge gestreckt schlitzförmig ist, liegt bei conservirten Thieren stets auf der Höhe einer deutlich sich markirenden Erhebung (Fig. 102, Taf. 27). Er führt durch ein enges, mit glatten (höchstens längs gefalteten) Wan- dungen versehenes Trichterstück in die Excretionsblase, deren un- paarer Theil nur ganz kurz ist, da die Theilung in die Schenkel bereits auf ungefähr halber Höhe der Hoden erfolgt. Der Verlauf der Schenkel ist im Princip derselbe wie bei den andern Arten, d. h. sie begeben sich alsbald auf die Ventralseite und laufen in der Hauptsache unterhalb der Darmschenkel nach vorn, wobei sie den Windungen derselben, wenn auch nicht vollkommen genau folgen. Sie entsenden auf ihrem Wege eine beschränkte Anzahl von theilweise wieder sich spaltenden schlauchförmigen Seitenästen, die im Vorderkörper zahlreicher sind als hinten (Fig. 103, Taf. 27). Unterhalb des Saugnapfes angekommen, kehren sie nach hinten um und verlaufen ziemlich geraden AVeges bis etwas hinter den Cirrus- beutel, wo ihre Theilung zunächst in zwei Gefässe erfolgt, von denen eins nach hinten weiter, das andere nach vorn zurück verläuft. Die Lage des Genitalporus habe ich früher als rechts angegeben; dieselbe liegt aber links auf dem Körperrande (Fig. 102, Taf. 27) ; ein Genitalsinus ist nicht vorhanden, beide Genitalöffnungen liegen viel- mehr dicht neben einander, die weibliche nach aussen von der männlichen, lieber Topographie und Bau der Genitalorgane habe ich dem früher Beschriebenem nichts hinzuzufügen. Die Dimensionen der Eier finde ich im Mittel etwas verschieden von den früher an- gegebenen, nämlich 0,057 mm für die Länge und 0,028 mm für die 580 A. Looss, Dicke (Fig. 104, Taf. 27). Die Eischale besitzt ziemlich lange dünne Polfäden und zwar am Deckelpole 3 — 4, am entgegeng-esetzten ein Büschel von ca. 7 — 10. Zur vergleichenden Anatomie und Histologie der Familie Fronocephalidae. Ehe ich nach der Beschreibung der einzelnen Arten nunmehr zu einer kurzen vergleichenden Darstellung ihres Baues übergehe, will ich zur Vermeidung von Missverständnissen nochmals betonen, dass es nicht in meiner Absicht liegt, hier eine vollständige Ueber- sicht über denselben zu geben. Ich beschränke mich vielmehr auf einige wichtigere Punkte, über w^elche das mir zur Verfügung stehende Material einen allgemeineren Ueberblick gestattete. a) Körper form. Die äussere Körperform der Pronocephaliden ist im Grossen und Ganzen eine sehr übereinstimmende, was schon aus der Thatsache hervorgeht, dass im Laufe der Zeit recht verschiedene Arten aut das am längsten bekannte Monosf. trigonoccphalum Efd. bezogen worden sind, zunächst und vorzugsweise jedenfalls ihres Aeussern wegen, welches bei allen diesen Formen das gleiche zu sein schien. Nachdem nunmehr die Zahl der als selbständig erkannten Arten eine ansehnliche Vermehrung erfahren hat, treten auch die Ver- schiedenheiten in ihrer äussern Gestalt deutlicher hervor. Diese Ver- schiedenheiten offenbaren sich allerdings nur bei gut conservirten Thieren; es wurde bereits weiter oben gelegentlich darauf aufmerk- sam gemacht, dass lebende Tliiere in Folge ihrer Beweglichkeit das Charakteristische ihrer Körperform, wenn überhaupt, dann nur schwer und nur zeitweise erkennen lassen; andrerseits führt die bekannte Neigung der Würmer, sich beim Absterben kahnförmig nach der Bauchseite einzukrümmen oder vollständig einzurollen, dazu, dass auch bei ohne Sorgfalt conservirten Exemplaren das Charakteristische der Körperform mehr oder minder verdeckt wird. Die von mir be- schriebene Schüttelmethode giebt, wenn zweckentsprechend angewandt, fast stets Eesultate, welche dem erwähnten Uebelstande abhelfen. Die einfachste Körperform finden wir bei der Gattung Crico- cephalus. Massig contrahirte Individuen zeigen hier eine gleichmässig gekrümmte Rückeufläche und eine ihr im Wesentlichen parallel ver- laufende Bauchfläche; die abgerundeten Körperränder sind nach der Trematoden aus Seeschildkröten. 581 Ventralseite leicht ziisammeng'ezog'en, aber nicht eigentlich eingerollt. Die beiden, für Cricocephalus charakteristischen, contractilen Zipfel am Körperende gehören der Eückenfläche an. Der den Saugnapf ent- haltende Vorderkörper ist von dem übrigen Körper durch einen einfachen Eingwulst geti'ennt. Derselbe ist hier niedrig und. flach; er erhebt sich fast senkrecht zur Körperfläche, läuft in ungefähr gleicher Höhe rings um den Körper herum und zeigt nur in der Mitte der Bauch- seite eine schwache Einbiegung. Durch dieselbe entstehen zwei nicht immer scharf hervortretende Ecken, die in der Linie der ventralwärts einegebogenen, abgerundeten Seitenränder des Leibes liegen (Fig. 59, 60, 63, 64, Taf. 25) und nach hinten zu direct in diese übergehen, sie jedenfalls nicht oder wenigstens nicht stark von vorn her überlagern. Der die Ecken verbindende, etwas ein- gebogene Theil des Eingwulstes, den ich von jetzt ab die „ventrale Verbindungskante" der Kragenlappen nennen will, fällt nach hinten zu in ziemlich starker Neigung in die ausgehöhlte Bauchfläche ab ; die letztere zeigt keine besondern Differenzirungen und ist in ganzer Ausdehnung ungefähr gleichmässig gekrümmt; die bei den meisten Arten vorhandene Haftgrube ist also nicht ausgebildet oder, besser gesagt, durch die gesamte Bauchfläche ersetzt. Auf diese einfachste Form des Körpers und des Schulterkragens lässt sich die Ausbildung, die er bei den übrigen Gattungen zeigt, unschwer zurückführen. Eine derjenigen von Cricocephalus im Princip entspi'echende Körperform finden wir bei Pyelosomum, bei dem die Aushöhlung der gesammten Bauchseite noch schärfer zum Ausdruck kommt. Auch der Schulterkragen schliesst sich in seinem einfachen Verhalten und seiner relativ geringen Entwicklung dem von Cricocephalus direct an. Etwas verändert liegen die Verhältnisse bereits bei Epibathra (Fig. 84, Taf. 26). Auch hier steht der Schulterkragen in der Hauptsache noch senkrecht vom Körper ab, doch verlängern sich die breiten sublateralen Ecken zu distincten Lappen, die sich bereits deutlich nach hinten neigen. Die die Ecken verbindende und bei Cricocephalus nur flach eingebogene Verbindungskante nimmt bei Epibathra eine tief nförmige Gestalt an, ist aber, wenn man die Thiere von der Bauchseite betrachtet, noch in ganzer Ausdehnung sichtbar. Auch die bei CricocephaJus und Pyelosommn von vorn bis hinten noch ungeiähr gleichmässig gekrümmte Bauchfläche zeigt bei Epibathra eine Difterenzirung in so fern, als ihr vorderster, vorn an die Verbindungskante der Lappen anstossender Theil gegen den Rest merklich vertieft ist. Diese Vertiefung wird verursacht durch 582 A. Looss, eine Verringerung der Gesammtdicke des Körpers an der betreifenden Stelle, wovon man sich vor allem an medianen Sagittalschnitten leicht überzeugen kann. Während hier die Rückenfläche vom Schulterkragen an bis hinten hin in ununterbrochen gleichmässigem Bogen verläuft, fällt die Profillinie der Bauchfläche hinter der Ver- bindungskante der Kragenlappen zunächst tief einwärts, um sich erst allmählich wieder zur Normaldicke des Körpers zu erheben. Ihr Anfangstheil ist u. a. als punktirte Linie in den Figg. 56 und 66, Taf. 25 eingezeichnet. Die auf diese Weise entstehende grubenförmige Vertiefung der Bauchfläche scheint bis jetzt einzig und allein von Van Beneden bei seinem ,,Monost. trigonocephalum'^ {=^ Pleurog. longiusculns Lss.) bemerkt worden zu sein; sie hat aber unter den Pronocephaliden eine sehr allgemeine Verbreitung und fehlt eigentlich nur bei Crico- ceplialus und Fyelosomum, da ihre Function hier von der gesammten Bauchfläclie übei'nommen wird. Auch diese Function ist, wie aus einer Angabe bei Beaun (cf. oben S. 562, Anm. 1) ersichtlich, von Van Beneden bereits vollkommen richtig erkannt worden, denn die Grube wirkt nicht nur „wie ein Saugnapf", sondern repräsentirt thatsächlich ein allem Anscheine nach sehr leistungsfähiges Fixations- organ für den Körper unserer Thiere. Ich werde hierauf bei der Besprechung des histologischen Baues des Vorderkörpers nochmals zurückkommen. Auf den Typus des Baues, den der Schulterkragen bei Crico- cephdlus und Epihathra zeigt, lässt sich füglich auch die Form zu- rückführen, die wir bei Charaxicephalus finden (Fig. 66, 67, 69, Taf. 25). Bei Epihathra hatten sich die beiden subventralen Lappen stärker vom Körper abgehoben, ihre Verbindungskante aber nicht; auf diese Weise entstand die tief n förmig gebogene Gestalt der letztern. Bei Charaxiccphalns nun folgt die Verbindungskante den Lappen nach und nimmt wiederum, wie bei Cricoccphalus, einen nur schwach eingebogenen Verlauf an. Aber sie erhebt sich jetzt zu- sammen mit den Lappen ziemlich weit über die eigentliche Bauch- fläche; dadurch wird nicht nur die hinten an sie anstossende, als Haftgrube fungirende Vertiefung der Bauchfläche schärfer markirt, sondern es entstellt auch vor der Verbindungskante, d. h. zwischen ihr und dem Saugnapfe, eine grubenförmige Vertiefung, welche seit- lich von den Innenrändern der Kragenlappen begrenzt wird (Fig. 67, Taf. 25). Bei den bisher besprochenen Gattungen lag, wie wir gesehen Trematoden aus Seeschildkröten. 5g3 haben, der freie Rand des Scliulterkragens überall in ungefähr der- selben Ebene mit der Verbindungskante der Seitenlappen; diese Ebene stand ungefähr senkrecht zur Längsaxe des Körpers, und die Verbindungskante war von der Bauchseite her in ganzer Aus- dehnung sichtbar; beides ist nicht mehr der Fall bei den noch übrigen Gattungen. Die bei diesen herrschenden Verhältnisse kann man sich in folgender Weise aus den einfachem Verhältnissen bei Cricoccplialus hervorgegangen denken. Die sublateralen Ecken des Schulterkragens, die bei CricocepJialus in der Längsrichtung des Körpers gedacht nicht dicker waren als der Kragen selbst , ver- breitern sich vor ihrem Uebergang in die ventrale Verbindungskante beträchtlich, so dass sie bei einer Betrachtung von der Ventralseite der Thiere nicht mehr einfache Ecken, sondern breite, von den Seiten herkommende Lappen darstellen, welche ihren Zusammenhang mit der Verbindungskante äusserlich überdecken. Die von aussen sichtbaren Innenränder dieser Lappen bilden zusammen meist eine )( förmige Figur und inseriren sich vorn neben oder hinter dem Saugnapf in die Seiten des Körpers, während sie hinten in den über den Eücken hinwegziehenden Theil des Kragens übergehen. Die Ebene, in welcher der freie Eand des letztern gelegen ist, steht jetzt nicht mehr senkrecht zur Längsaxe des Körpers, sondern ist zu ihr geneigt, indem sie ventral weiter nach hinten liegt als dorsal. In Folge des Ueberwucherns der Lappen über die Verbindungskante ist dieselbe niemals mehr in ganzer Ausdehnung sichtbar; es kann von ihr, wenn die Lappen weniger entwickelt oder stärker contrahirt sind, noch der mittlere Theil unbedeckt bleiben (Fig. 76, 82, Taf. 26), oder sie verschwindet ganz bei stärkerer Ausbildung der Lappen (Fig. 70, Taf. 26), die sich dann in der Mittellinie berühren oder einander zum Theil überdecken (Fig. 80, Taf. 26). In der hier be- schriebenen Weise finden wir den Schulterkragen bei den Gattungen PronocepJialus, Glyphicephalns und Ädenogaster ausgebildet; die Haft- grube der Bauchfläche ist wohl entwickelt und bei Ädenogaster sogar ziemlich scharf individualisirt (Fig. 71, Taf. 26). Soweit die Beziehungen zwischen Seitenlappen und Verbindungs- kante in Betracht kommen, liegen die Verhältnisse ganz entsprechend auch bei Pleurogonius, nur unterscheidet sich dieser von allen andern Gattungen dadurch, dass bei ihm die Seitenlappen über den Rücken hinweg keine Verbindung besitzen, der Schulterkragen also nur in seiner ventralen Hälfte ausgebildet ist (Fig. 76, 77, Taf. 26 ; Fig. 96, 97, Taf. 27), Dagegen erreicht die Haftgrube der Bauchfläche auch 584 " -^- Looss, hier eine ansehnliche Entwicklung in Folge beträchtlicher Verringe- rung der Körperdicke. Die verschiedenen Ausbildungsweisen des Schulterkragens und der Haftgrube der Bauchfläche hängen aufs innigste zusammen mit der Anordnung der Körpermusculatur, auf die ich sofort zurück- kommen werde. b) Haut, Parenchym, ]\[usculatur. Die Haut ist bei allen Pronocephaliden dünn und ohne Ein- lagerung genuiner Stacheln; dagegen ist ihre Oberfläche auf dem Schulterkragen bei dem Genus Glyplücephalus und auf der Bauch- seite mit Ausnahme des Schulterkragens bei PyeJosonmm in feinste Spitzchen zerklüftet. Aehnliche Spitzchen, die nach dem Hinterende zu in eine feinste Körnelung der Hautoberfläche übergehen, finden sich auf dem ganzen Körper auch bei Epihathra. Das Parenchym hat bei allen Arten den von Walter für Monost. trigonocephaliim beschriebenen spongiösen Bau. Die Kerne sind überall deutlich zu erkennen, die Vacuolen im Hinterkörper grösser und w^eniger zahlreich als im Yorderkörper ; eine fein- maschigere Parenchymlage findet sich auch unter der Haut rings um den Körper herum. In letzterer liegen die Subcuticularzellen, zu denen sich bei einigen Arten (Gattung GhjplücephaJm) ähnliche stärker körnige Zellenelemente gesellen, wde sie bei manchen Di- stomen (z. B. Enodiofrema) und auch unter den später zu besprechen- den Angiodictyiden {Polycmgiiim) vorkommen. Die Musculatur erreicht im Körper unserer Thiere eine an- sehnliche Entwicklung und behält durch die gesammte Formenreihe hindurch eine im Wesentlichen gleiche Anordnung. Der Haut- muskelschlauch setzt sich aus den üblichen drei Fasersystemen zu- sammen; von ihnen erreicht besonders die innerste, die Diagonal- faserschicht, im Vorderkörper eine sehr kräftige Ausbildung, während sie im Hinterkörper durchgehends weniger stark entwickelt ist. Ueber den Schulterkragen (resp. dessen Aequivalent) ziehen alle drei Faserschichten im Princip ununterbrochen hinweg, doch ist es namentlich bei den kleinern Arten zu beobachten, dass die Fibrillen auf der Höhe des Kragens oft sehr dünn und spärlich werden, so dass sie bei oberflächlicher Beobachtung zu fehlen oder wenigstens in der Nähe der freien Kante des Kragens unterbrochen zu sein scheinen. Die Parenchvmmusculatur setzt sich fast ausschliesslich aus Treniatodeii aus Seeschildkröten. 585 ziemlich dicken und an ihren Enden pinselförmig aufgelösten Dorso- ventralfaserbündeln zusammen. Dieselben erreichen eine ganz enorme Entwicklung im Bereiche der oben beschriebenen Haftgrube des Vorderkörpers; hinter derselben, d. h. ungefähr von der Höhe des Genitalporus ab, nehmen sie ziemlich unvermittelt in ihrer Zahl ab und finden sich dünner gesäet und auch ihrer Dicke nach reducirt bis in das Körperende. Die Haftgrube des Vorderkörpers dagegen verdankt ihre Entstehung der Gegenwart dieser Faserbündel. Ihre optischen Querschnitte fallen bereits bei der Betrachtung lebendiger oder aufgehellter Thiere in Gestalt zahlreicher, stark lichtbrechender Körper von verschiedener Grösse auf; auf Sagittal- (Fig. 69, Taf. 25; Fig. 97, Taf. 27) oder Querschnitten durch den Körper (Fig. 98, Taf. 27; Fig. 178, Taf. 32) erkennt man, dass sie im Allgemeinen senkrecht zur Körperoberfläche verlaufen, in Folge von deren Biegung also unter sich eine nach der ventralen Mittellinie leicht conver- girende Anordnung zeigen und dabei um Oesophagus, und Darm- schenkel bogenförmig herumlaufen. Nach vorn zu reichen diese Dorsoventralfasern ungefähr bis zum Hinterende des Saugnapfes ; sie sind es, welche dem Vordertheile des Pronocephalidenkörpers sein charakteristisches histologisches Gepräge verleihen. Musculatur des Schulterkragens. Es wurde bereits gesagt, dass Sie Dorsoventralfasern in Folge der Krümmung der Bauchseite im allgemeinen einen nach dieser etwas convergirenden Verlauf zeigen. Dieser Verlauf tritt besonders ausgesprochen hervor im Bereiche der sublateralen Lappen des Schulterkragens. Bei Crico- cephalus, wo die einfachsten Verhältnisse herrschen, erscheint letzterer auf Querschnitten in Gestalt einer blossen Verbreiterung des Körpers, dessen Seitentheile nach der Ventralseite etwas vorspringen und durch eine einwärts gebogene Linie (die Verbindungskante) mit einander verbunden sind. Die dorsoventralen Parenchymmuskeln ziehen im Querschnitt leicht convergirend vom Rücken zum Bauche, nehmen nahe den Seitenecken aber nicht nur an Zahl merklich zu (stehen also dichter), sondern zeigen auch einen stärker radiären Verlauf, indem sie sämmtlich nach den seitlichen Enden der Verbindungskante zusammen- laufen. Diese „Radialmuskeln", wie ich sie hier nennen will, sind demnach allem Anscheine nichts anderes als besonders ausgebildete Elemente der dorsoventralen Parenchymmusculatur; während die Bündel der letztern aber ausschliesslich in der Transversalebene des Körpers liegen, strahlen erstere von ihren beiden Ausgangspunkten (den Enden der ventralen Verbindungskante) auch nach vorn und 586 A. Looss, nach hinten aus. Sie sind bei Cricocephalus in Folge der geringen Entwicklung des Kragens und seiner Seitenlappen noch wenig zahl- reich, erreichen dagegen bei den Formen mit stärker differenzirten Kragenlappen eine mächtige Ausbildung. Hier (z. B. bei Prono- ceplialus, Glyphicephalus) sieht man schon in Quetschpräparaten von einem Punkte jederseits des Oesophagus ein starkes Muskelbündel nach den Seiten, hauptsächlich aber schräg nach hinten, etwas weniger stark schräg nach vorn, ausstrahlen : die eben beschriebenen Eadialmuskeln. Sie finden ihre Insertion an der äussern Oberfläche der Lappen und reichen zum Theil bis an deren Hinterwand. Zu ihnen gesellt sich im Bereiche des Schulterkragens ein weiteres, nicht minder charakteristisches Fasersystem, welchem der Kragen selbst, d. h. der über den Rücken hinwegziehende Ringwulst seine Entstehung verdankt. Es sind dies Muskelbündel, welche vor und hinter ihm an der Körperhaut sich ansetzen, im Uebrigen aber mehr oder minder bogenförmig durch das Parenchym verlaufen {hrm Fig. 86, Taf. 26). Ihre Zahl und ihre Stärke steht in directer Be- ziehung zu der geringern oder stärkern Entwicklung des Kragens. Dieser ist, wie bekannt, nur schwach ausgebildet bei Cricocephalus, Pyelosomum u, a. ; hier findet man demnach auch nur relativ wenige und schwache „Kragenmuskeln", wie ich sie kurz nennen will. Der Kragen selbst präsentirt sich auf Sagittalschnitten durch den Körper nur als eine niedrige Erhebung mit ziemlich flacher, abgerundeter Kuppe; die Kragenmuskeln verlaufen in flachem, nach dem Körper- innern gekrümmten Bogen von seinem vordem Abfall nach dem hintern, an beiden Enden sich pinselförmig auflösend wie die ge- meinen Parenchymmuskeln. Da, wie wir weiter oben gesehen haben, auch die „ventrale Verbindungskante" ein Theil des Kragens ist, so finden sich dieselben Muskeln auch in ihr, mit andern Worten, diese Kragenmuskeln finden sich bei Cricocephalus in ungefähr gleich starker Entwicklung und kaum wesentlich unterbrochen rings um den Körper herum. Im Princip nun bleibt dieses Verhalten auch für die übrigen Gattungen bestehen, doch treten im Verein mit der stärkern Ent- wicklung der Lappen einige Veränderungen auf. Zunächst wird in der ventralen Verbindungskante sowohl wie in dem dorsalen Quer- wulst die Zahl der Kragenmuskeln eine oft ganz beträchtliche; die Hauptveräuderung besteht aber darin, dass die früher rings herum ununterbrochene Zone derselben jetzt zerrissen wird. Aus dem, was oben über die Ausbildung des Schulterkragens bei Pronocephalus u. a. gesagt wurde, wird erinnerlich sein, dass sein freier, nach aussen Trematodeu aus Seeschiklkrüteu. 587 vorspringender Rand vom Eücken her jetzt nicht mehr wie bei Cricocephalns über die sublateralen Ecken hinweg direct in die ventrale Verbindungskante übergeht, sondern in die Hinterränder der Lappen, welch letztere die Verbindungskante äusserlich überdecken. Mit diesem Rande zieht nun auch die Hauptmasse der Kragenmuskeln; dieselben laufen ferner innerhalb der Lappen nicht mehr nur von vorn nach hinten, sondern von aussen her etwas mehr nach deren hintern Ecken zusammen und werden jetzt auf Querschnitten durch den Körper nicht mehr quer, sondern etwas schief getroffen; ausser- dem aber werden die Muskeln der ventralen Verbindungskante, die ihren alten Platz beibehält, von den übrigen Kragenmuskeln isolirt und bilden somit eine Gruppe für sich. Wir sehen also, dass besonders in den ventralen Lappen der hier in Rede stehenden Gattungen eine ganz beträchtliche Anhäufung, zugleich aber auch eine recht complicirte Anordnung der Muskeln zu Stande kommt; dieselbe scheint für alle Gattungen im Princip die gleiche zu sein, kleine Differenzen bestehen nur in der relativ verschiedenen Mächtigkeit der einzelnen Muskelgruppen. Eine Dar- stellung der gesammten bisher geschilderten Kragenmusculatur habe ich in Fig. 178 Taf. 32 von Ghjphicephalus solidus zu geben versucht. Der Querschnitt geht gerade durch die ventrale Verbindungskante, und man sieht, wie die Lappen diese von aussen her nach der Mittel- linie zu überdecken. Bei hn auf der Ventralseite sind die „Kragen- muskeln" der ventralen Verbindungskante im Querschnitt sichtbar; sie hören nach dem Körperinnern zu und ebenso in den Seiten in ziemlich scharfer Grenze auf. Auf der Dorsalseite sind Haut und Hautmuskelschlauch in Folge des schiefen Abfalles des Kragens schräg getrotten; unter dem Hautmuskelschlauch, dessen Ringfasern rm. Längsfasern hn und Diagonalfasern dm deutlich erkennbar sind, treten die quergeschnittenen Kragenmuskeln in grosser Menge und ansehnliclier Stärke auf. In den Seiten nehmen sie allmählich einen schiefen Verlauf an, da sie, wie schon erwähnt, den Hinterrändern der Kragenlappen folgen und mit diesen nach innen eingebogen sind, dvni bezeichnet die Dorsoventralfasern, von denen hier nur einige seitliche in längerer x^usdehnung sichtbar sind, da die mittlem um Oesophagus und Nervensystem herumbiegen; deutlich dagegen ist ihr üebergang in die Lappen und ihr radiärer Verlauf in diesen zu sehen. Die oben als Radialmuskeln beschriebenen Elemente sind hier nicht als gesonderte Elemente zu erkennen, da der Schnitt gerade durch die Punkte geht, von denen sie ausstrahlen. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 38 588 A. Looss, Bei dem Genus Fleurogonius ist bekanntlich ein echter Schulter- kragen nicht entwickelt, in so fern als die beiden subventralen Lappen hier nicht durch einen quer über den Eücken hinweg ziehenden Wulst verbunden sind wie bei den übrigen Gattungen. Trotzdem findet sich auch bei Pleurogonins ein histologisches Aequivalent dieses Wulstes in Gestalt einer Lage ziemlich dicker Längsmuskelfasern, die sich schon an aufgehellten Thieren beobachten lassen und genau dieselbe Position besitzen wie die dorsalen Kragenmuskeln bei den- jenigen Formen, die einen wirklichen Kragen besitzen. Auf sagit- talen Längsschnitten durch PJeurogonms longiuscuJus (die einzige Art, die ich auf Schnitten untersuchen konnte) sieht man, dass diese Muskeln den typischen Kragenmuskeln in jeder Hinsicht entsprechen und sich von ihnen nur dadurch unterscheiden, dass sie nicht durch das Parenchym laufen, sondern der Haut, resp. der Innenseite des Hautmuskelschlauches in ganzer Länge dicht anliegen bleiben (hu links Fig. 97 Taf 27). Dasselbe zeigt sich auch auf dem Quer- schnitt Fig. 98, wo die dorsalen Kragenmuskeln im Gegensatz zu den eine dicke Schicht bildenden ventralen, mehr in Form einer ein- fachen Innern Längsmuskellage erscheinen (die übrigen in diesem Schnitte sichtbaren Muskeln entsprechen den oben beschriebenen und in Fig. 178 gezeichneten). Bei dieser ihrer Anordnung ist es natürlich unmöglich, dass sie durch eine Contraction die von ihnen umfasste Hautpartie wulstförmig nach aussen hervortreiben, wie die von der Haut sich isolirenden und durch das Parenchym ver- laufenden echten Kragenmuskeln. Der einzige Effect, den sie hervor- zubi'ingen vermögen, kann vielmehr nur der sein, die Haut an der betreffenden Stelle etwas zusammen zu ziehen und eventuell deren Krümmung zu unterbrechen. Letzteres sieht man in der That in dem gezeichneten Sagittalschnitt angedeutet und es tritt noch mehr in die Erscheinung in Fig. 77 Taf 26, die das Profil von Tlenrog. frigonocephalus darstellt. Die Anwesenheit dieser Muskeln auch bei Pleurogonius ergiebt auf der andern Seite, dass das Fehlen des Eückenwulstes hier den andern Gattungen gegenüber kein principieller, sondern nur ein gradueller Unterschied ist. Zum Schlüsse mag noch erwähnt sein, dass^die innersten Kragen- muskeln namentlich bei den Formen mit stärker entwickeltem Kragen vielfach mit den benachbarten Dorsoventralmuskeln in Verbindung treten, sowie dass von ihnen immer einzelne in das Parenchym aus- strahlen und bis zur entgegengesetzten Körperfläche laufen. Letzteres ist besonders auf der Bauchseite und nach hinten zu der Fall (Genus Treiuatoden aus Seeschildkröten. 589 GhjpMcephaTus u. a.). Man sieht hier ein förmliches System feiner Muskelfasern, die vom Hinterrande der Verbindungskante ausgehen und in sehr schrägem Verlaufe nach hinten und der Eückenseite hinaufziehen ; bei andern Gattungen (Pleurogonius) sind diese Fasern nur spärlicher ausgebildet, reichen aber z. B. bei Fl. longiusculus ziemlich weit nach hinten, während sie bei Charaxicephalus auch auf der Dorsalseite vorhanden sind und fast wie eine besonders ent- wickelte feine innere Längsfaserlage aussehen {iJf Fig. 69 Taf 25). Ihrer Lage nach dürften die hier besprochenen Fasern bei der Ein- krümmung des Körpers seiner Längsaxe nach betheiligt sein. c) Verdauungsapparat. Der Darmtractus zeigt in den einzelnen Gattungen auf den ersten Blick ein ziemlich wechselndes Aussehen, indessen finden sich als gemeinsame, für alle Gattungen gültige Charaktere ein etwas verlängerter Saugnapf ohne äussere Ausstattungen, ein relativ kurzer Oesophagus, der keine pharyngeale Anschwellung seiner Musculatur zeigt ^j, und lange, im Allgemeinen dünne Darmschenkel, welche den Körper in ganzer Länge durchziehen. Der S a u g n a p f schliesst sich in seinem allgemeinen histologischen Aufbau demjenigen der Distomen an, d. h. er besteht seiner Haupt- masse nach aus einer kräftigen Radiärmuskelmasse, während seine äussere und innere Oberfläche je von einer dünnen Aequatorial- und Meridionalfaserlage begleitet werden. Zu diesen Elementen kommen nun bei den Pronocephaliden einige charakteristische histologische Ausstattungen hinzu. Zunächst ist bei allen Angehörigen der Familie in der Nähe der vordem Saugnapföffnung die äussere Aequatorial- faserlage merklich verstärkt und zu einer Art Sphinkter ausgebildet. Derselbe tritt nur wenig in die Erscheinung bei Cricocephalus und Pleurogonins, ist dagegen deutlich individualisirt bei den übrigen Gattungen, indem hier die verdickten Aequatorialmuskeln gegen das Innere des Saugnapfes durch eine feine, aber deutliche Lage Meridional- fasern abgegrenzt ist, die hinter dem Sphinkter in die äussere Meridionalfaserlage übergehen. Diese Verhältnisse sind bereits bei Epihathra zu erkennen, obwohl hier der Sphinkter selbst noch schwach entwickelt ist {sph Fig. 86, Taf. 26). Stärker ist er bei GhjpUcephalus 1) Meine frühere Angabe, dass eine musculöse Verdickung der Oeso- phaguswand vor dem TJebergange in die Darraschenkel vorhanden sei ("Weitere Beitr. etc., 1. c, p. 665), beruht auf einem Irrthum. 38* 590 ■^- Looss, und Pyelosomum, am .stärksten endlich und aus mehreren über ein- ander gelagerten Schichten von Fasern zusammengesetzt bei Charaxi- cephalus (sph Fig. 69, Taf. 25). Ausser ihm finden sich weiterhin bei sämmtlichen Gattungen im vordem Abschnitte des Saugnapfes mehr oder minder zahlreiche und oft ansehnlich dicke Aequatorial- fasern zwischen die Kadiärfasern eingelagert. Sie sind stets am dichtesten an der äussern Oeffnung und verlieren sich nach hinten allmählich {imn Fig. 86, Taf. 26; Fig. 97, Taf. 27), erstrecken sich vielfach aber über die ganze vordere Hälfte des Saugnapfes (Fig. 86, Taf. 26) und sind wiederum am mächtigsten entwickelt bei Charaxi- ceplialus {mm Fig. 69, Taf. 25). Soweit diese Muskeln reichen, ist das Grundparenchym fast oder ganz kernlos; deshalb finden sich die Parenchymkerne allgemein am dichtesten angesammelt in der hintern Hälfte des Saugnapfes. Zu erwähnen ist noch, dass ausser den Aequatorialfasern stets auch feine Meridionalfibrillen in die Masse des Saugnapfes eingelagert sich finden ; dieselben sind indessen niemals sehr zahlreich (am deutlichsten sichtbar bei CJmraxicepJialus) und bilden augenscheinlich auch keine geschlossene Schicht. Der Oesophagus zeigt kaum irgend welche besondere Ausstat- tungen. Er repräsentirt im Allgemeinen ein dünnes, allerdings ziemlich ausdehnungsfähiges Rohr, welches von einer Cuticula ausgekleidet und von einer einfachen Eingfaserlage umhüllt wird, der sich äusserlich noch durch Zwischenräume getrennte Längsmuskelzüge auflagern. Eine auffallende Verstärkung der Oesophagusmusculatur habe ich nur bei Charaxicephalus beobachtet (Fig. 69, Taf. 25) ; hier ist die Ring- fasermasse bedeutend verdickt und mehrschichtig geworden ; auf einer Sagittalschnittserie fand ich ausserdem die in der citirten Figur ge- zeichnete Coufiguration des Ueberganges aus dem Oesophagus in die Darmschenkel. Das Endstück des letztern war zwiebeiförmig er- weitert und die Wand in Fo]'ni einer Ringlippe nach innen zurück- gezogen. An ganzen Thieren habe ich dieselbe Bildung in Folge der Dicke des Körpers nicht constatiren können, und es bleibt deshalb möglich, dass sie nur eine zufällige Contractionserscheinung an dem geschnittenen Individuum repräsentirt. Dieses war aber verletzt, da es bei dem Oeffnen des Magens seines Wirtlies unter die Scheere gekommen war und sein Hinterende verloren hatte; mehr Schnitt- serien anzufertigen erlaubte die Spärlichkeit des Materiales nicht. Was endlich die Darm Schenkel anbelangt, so ist über die- selben wenig zu sagen. Die specielle Coufiguration, die sie in den einzelnen Gattungen aufweisen, ist bei der Beschreibung der Arten Trematoden aus Seeschildkröten. 59X besprochen worden. Dass die Divertikel, welche an ihnen in den Gattungen Crieocephalus, Adenogastcr und CharaxiceplialuR auftreten, genuine Seitenzweige darstellen, kann einem Zweifel nicht unter- liegen; anders verhält sich dies mit den „Blindsäcken" an den Anfangstheilen der Darnischenkel bei Pleurogonius und Gljjphicephalus. Bei demjenigen Contractionszustande, in welchem die Thiere gewöhn- lich zur Beobachtung kommen, machen die in Rede stehenden Bildungen allerdings unleugbar den Eindruck präformirter Aus- sackungen der Darm wand; das Verhalten von Exemplaren, die in stark gestrecktem Zustande conservirt wurden, spricht dagegen weniger zu Gunsten dieser Ansicht. Da bei solchen Exemplaren (besonders von PI. Jongmsculus) die seitlichen Aussackungen mehr oder minder schwinden, gewinnt es den Anschein, als ob sie blosse Faltungs- erscheinungen der Darmwand seien, und da bei den Thieren der Vorderleib der contractilste Theil des Körpers ist, so würde es sich auch erklären, dass die Blindsäcke am Anfangstheile der Darm- schenkel am schärfsteh individualisirt auftreten, während sie weiter hinten deutlicher den Eindruck blosser Einschnürungen der Darm- wand machen und hier meist auch so aufgefasst worden sind. Es kommt hinzu, dass die Darmschenkel anscheinend durchgängig einer eignen Muskelwand entbehren, sich also nicht selbständig zusammen- ziehen können. Bereits Walter hat das Fehlen einer Darmmusculatur bei Pleurog. longmsculm constatirt ') ; ich habe eine solche auch bei den übrigen von mir auf Schnitten untersuchten Arten mit Sicher- heit nirgends auffinden können. Andrerseits spricht die Regelmässig- keit des Vorkommens der „Blindsäcke" am Anfangstheile der Darm- schenkel, besonders der beiden gerade nach vorn gerichteten bei Glyphicepliahis soUchts entschieden dafür, dass hier präformirte Bildungen vorliegen. Ich glaube deshalb doch, dass sie, zum Theil wenigstens, als solche aufgefasst werden müssen und dass ihr Verschwinden in einzelnen Fällen nur die Folge der starken Ausdehnung ist. Es kommt hinzu, dass die von Waltee in den Blindsäckchen von ,^Monost. trigonoccphcüutn'-^ beobachteten „drüsenartigen Gebilde" '-) auch bei andern Arten sich finden. Sie erscheinen bei lebenden Thieren als eine körnig-undurchsichtige Modification des Darmepithels, welches dann die Blindsäckchen fast ganz ausfüllt. Ich habe dies besonders deutlich bei Glyphic. solidus und den kleinen Pleurogonms- 1) Unters, üb. d. Bau d. Tremat., 1. c, p. 220. 2) 1. c, p. 221. 592 ^- Looss, Arten gesehen, bei PI. longiusculus dagegen stets vermisst. In andern Fällen war die Zahl der abgelagerten Körnchen eine bedeutend geringere, und es machte den Eindruck, als seien die „Drüsen" gar keine ständigen Bildungen, sondern nur vorübergehende Zustände des Epithels der Blindsäckchen. Das übrige Darmepithel besteht aus verhältnissmässig wenigen Zellen, deren Zahl nur aus der Zahl der deutlich hervortretenden Kerne erschlossen werden kann, da Zellgrenzen nicht mehr erkennbar sind. Die Höhe des Epithels wechselt mit dem Füllungs- resp. Faltungszustand des Darmes; sie ist im Allgemeinen nur gering, wächst aber natürlich da, wo die Zellen durch Faltungen auf einen relativ engen Eaum zusammen gedrängt werden. Nach dem Darmlumen zu ist das Epithel bei allen auf Schnitten untersuchten Species bedeckt von einer Cuticular- masse, die in den einzelnen Fällen ein recht verschiedenes Aeussere zur Schau tragen kann; manchmal präsentirt sie sich als eine continuirliche, feinkörnige Masse, die von der Oberfläche der Epithel- zellen durch eine mehr oder minder scharfe Grenzlinie getrennt ist; in andern Fällen erscheint sie in eine Masse feiner Flimmerhaaren ähnlicher Stäbchen zerfallen und schliesslich kann sie auch in Ge- stalt flammen- oder kolbenartiger, mit Vacuolen durchsetzter Gebilde in das Lumen des Darmes vorspringen. Sie verhält sich im Princip also analog wie die das Darmepithel einer Anzahl anderer Trema- tod enarten überziehende Cuticularmasse und dürfte auch dasselbe sein wie diese. d) E X c r e t i 0 n s a p p a r a t. Wie der Darmapparat, so lässt sich auch das Excretionsgefässystem der Pronocephaliden trotz des recht wechselnden Verhaltens, welches es in den einzelnen Gattungen zur Schau trägt, überall auf einen gemeinsamen Grundtypus zurückführen. Der Porus liegt stets nahe dem Hinterende auf der Rückenseite; der unpaare Theil der Blase ist relativ nur kurz, da er nach vorn höchstens bis an den Schalen- drüsencomplex heranreicht, während zwei auffallend lange Schenkel sich durch den ganzen übrigen Körper bis nahe zum Saugnapfe hin erstrecken. Innerhalb dieses Rahmens zeigen sich nun bei den ein- zelnen Gattungen mannigfache Verschiedenheiten. Schon der Porus zeigt ein etwas wechselndes Verhalten, indem er manchmal eine mehr oder minder runde, manchmal eine schlitz- förmige Oeffnung darstellen kann. Die bisherigen Erfahrungen sprechen indessen nicht dafür, dass hier Gattuugscharaktere vor- Trematoden aus Seeschildkröten. 593 liegen ; die specielle Form des Porus scheint vielmehr nur eine Eigen- thümlichkeit der Arten zu sein — wenn sie nicht überhaupt nur durch Contractionszustände bedingt sind, was ich allerdings nicht glaube, da conservirte Vertreter derselben Art im Princip durch- gehends die gleiche Form des Porus zeigen. Ebenso scheint für Fyelosomimi cochlear die Placirung des Porus auf der Kuppe einer kleinen Erhebung am Leibesende charakteristisch zu sein {PE Fig. 102, Taf. 27). Einen augensclieinlich sj^stematischen Werth als Gattungsmerk- mal dürfte hingegen die Configuration des kurzen Verbindungs- stückes haben, welches vom Porus nach der eigentlichen Excretions- blase führt. Dasselbe hat stets eine trichterförmig sich erweiternde Gestalt und ist von der Körperhaut ausgekleidet, die sich durch den Porus nach innen einschlägt und erst am Uebergange in die Blase von dem typischen Blasenepithel abgelöst wird. Bei einzelnen Gattungen (Pyelosomum) ist die innere Oberfläche dieses chitinigen Trichters, von offenbaren, durch Contraction verursachten Falten- bildungen abgesehen, vollkommen glatt; bei der Mehrzahl der Gattungen zeigt die Oberfläche dagegen Differenzirungen. Schon bei Cricocephalus, bei dem der Trichter normaler Weise ziemlich eng und kurz zu sein scheint, finden sich auf seiner Innenfläche feine, vom Porus ausgehende Längsrippen, indessen bin ich hier nicht ganz sicher, ob diese Rippen präformirte Bildungen oder nur Faltungen darstellen. Bei den übrigen Gattungen ist das erstere zweifellos der Fall. Das Trichterstück wird hier manchmal beträchtlich weit, und auf seiner Innenfläche erheben sich dann eine Anzahl frei in den Innenraum vorspringender, nach dem Porus zu convergirender Leisten. Am deutlichsten zu beobachten sind diese bei Glyphi- cephalus, bei dem das ganze Trichterstück eine relativ ansehnliche Grösse erreicht ; die freien Kanten der Leisten sind hier beträchtlich verdickt und mit der Trichterwand nur durch ein dünnes lamellen- artiges Blatt verbunden (Fig. 93, Taf. 27), ihre Oberfläche in eine Unzahl feinster Härchen zerspalten, die bei dem abgetödteten Thiere den Eindruck von Flimmerhaaren machen; dass sie in Wirk- lichkeit solche nicht sind, geht aber bereits aus dem Umstände her- vor, dass sie aus der Cuticularsubstanz der Rippen bestehen (Fig. 92, 93; Taf. 27). Nach vorn zu stösst dieses rippentragende Trichter- stück in sehr scharfer Grenze mit dem eigentlichen Blasenepithel zusammen, wie in Fig. 92, Taf. 27 sichtbar ist; der Querschnitt Fig. 93 geht gerade durch das Niveau dieses Ueberganges, und man 594 A. Looss, kann bemerken, wie die dunkle Cuticularmasse am Fusse der Rippen hier und da unterbrochen und durch das von aussen her etwas sich überschiebende Epithel ersetzt ist. Umhüllt wird der ganze Trichter von der bereits oben erwähnten feinmaschigen Modification des Körperparenchyms, welche unter der Körperhaut hinzieht. In dieselbe eingelagert finden sich im Umkreise des Trichters mehr oder minder zahlreiche, oft zu distincten Gruppen vereinigte Zellen {hz Fig. 92, 93, Taf. 27), die durchaus den Subcuticularzellen gleichen und wohl auch dasselbe sein dürften wie diese. Eine specielle, den Trichter umhüllende Musculatur habe ich nicht bemerkt, dagegen sieht man in der Umgebuug des Porus einzelne Fasern aus dem Hautmuskelschlauche sich isoliren, welche um den Mündungstheil des Trichters herumlaufen und eine Art Sphinkter darstellen ; andere, weniger zahlreiche und nicht immer deutliche Fasern verlaufen vom Porus aus ein Stück längs der Trichterwand. Aehnlich, wie hier von Glyphkephahis geschildert, liegen die Verhältnisse auch bei Epihathra, nur ist der ganze Trichter sehr klein, sein feinerer Bau deshalb weniger deutlich zu erkennen. Die Längsrippen sind kui'z und in ganzer Ausdehnung dünn blatt- förmig, die Haare auf ihrer Aussenfläche durch kurze abgerundete Stäbchen ersetzt, die ausserdem nur auf der Kante der Lamellen zu stehen scheinen. Die Eingfasern um den Porus sind deutlich vor- handen, ob auch die Längsfasern, habe ich mit Sicherheit nicht zu entscheiden vermocht. Die das Trichterstück umgebenden Zellen- gruppen sind hier durch ihre starke Färbbarkeit von den genuinen Subcuticularzellen unterschieden, gleichen ihnen dagegen in Grösse und sonstigem Aussehen, wie bei den andern Gattungen. Eine weitere Complication tritt an den Mündungstheilen des Excretionsapparats auf bei den Gattungen Flenrogonius und Prono- cephalus. Dieselbe besteht darin, dass sich um den Endtheil der eigentlichen Excretionsblase kurz vor ihrem Uebergang in den Trichter ein deutlich individualisirter doppelter Riugmuskel herumlegt. Da- durch wird der Trichter mit einem Theile der Blase in Form eines verschieden gestalteten, aber stets deutlich individualisirten Vor- raumes abgeschieden. Im übrigen aber sind die Verhältnisse im Princip noch dieselben, wie oben geschildert. Bei Pleurogonms sind die Längsrippen des Trichters und ihr Härchenbesatz wohl aus- gebildet, letztere sogar zu ziemlich derben, fast stachelartigen Fort- sätzen umgewandelt. Das als A^orraum abgeschnürte Stück der Blase ist ziemlich geräumig (Fig. 176, Taf. 32). Die den Trichter selbst Treniatoden aus Seeschildkröten. 595 begleitenden vom Porus ansstralil enden Läng-smuskelfasern gehen über denselben hinweg bis zu dem Ringmuskel, desgleichen finden sich bis dorthin in grössern Abständen distincte Eingfasern, welche den Vorraum umziehen (Fig. 177, Taf. 32). Die äussern Begleit- zellen sind vorhanden und gleichen durchaus den Subcuticularzellen. PronocepJialus unterscheidet sich in Bezug auf die hier beschriebenen Bildungen von Fleurogonius dadurch, dass bei ihm die Längsrippen des Trichterstückes dünner und zarter entwickelt sind, auch nur feine Härchen tragen; der doppelte Ringmuskel liegt dicht hinter dem Uebei'gange des Trichters in die Blase und nimmt nur einen kleinen Theil der letztern zwischen sich, welcher als Vorraum erscheint {spli Fig. 175, Taf. 32). Erwähnt mag noch sein, dass ich bei Pronoceplmlm den Porus oft stark erweitert gefunden habe, so dass der Endtrichter mit deiner engen Oeftnung hier nicht nach aussen, sondern nach innen gerichtet war (Fig. 175, Taf. 32). Die im Voranstehenden besprochenen Structuren, die, nebenbei gesagt, eine interessante Vorstufe zu den Verhältnissen bilden dürften, ■die wir später bei den Angiodictyiden finden werden, sind bei „■Monosf. trigonoccpJiaktm'' bereits von Waltee gesehen, aber, wie er selbst anführt, nur unvollkommen verstanden worden.^) Der Autor erkennt richtig das auf seiner Innenfläche mit Längsrippen versehene Trichterstück und bemerkt auf den Rippen auch die Härchen, fasst diese aber als Flimmerhaare auf, während die umgebenden Zellen- gruppen als drüsige Gebilde in Anspruch genommen werden. Es ist ohne Weiteres zuzugeben, dass die stark contrahirten und unregel- mässig gekrümmten Individuen, welche Walter zur Untersuchung zur Verfügung standen, zur Erkenntniss der thatsächlichen Verhält- nisse wenig geeignet waren und auch bis zu einem gewissen Grade wechselnde Bilder des Apparats darbieten konnten. Es fiel mir trotz- dem auf, dass Walter ausdrücklich hervorhebt, bei dem Studium dieses Theiles von Monost. trigonocephalum „sehr verschiedenartige Bilder erhalten" zu haben, und später auch mit Bezug auf die das Trichter- stück umgebenden Zellengruppen bemerkt, dass „verschiedene Thiere eine ganz verschiedene Ausbildung und Anordnung derselben zeigen". Im Zusammenhang mit der weitern Thatsache, dass Walter's ganze Speciesbeschreibung des Monost. trigonocephalum (cf. oben S. 564) so allgemein gehalten ist, dass man in ihr jeden charakteristischen Zug vermisst, schienen mir die obigen Bemerkungen darauf hinzudeuten, 1) I. c, p. 223 f. 596 A. Looss, dass ihm eventuell verschiedene ähnliche Arten vorgelegen haben könnten, bei denen die in Rede stehenden Structuren thatsächlich verschieden ausgebildet waren. Ich habe bereits erwähnt, dass dieser Verdacht durch die mir von Dr. Bkandes freundlichst überlassenen Exemplare aus Walter's Material zwar nicht bestätigt, aber trotz- dem nicht ganz beseitigt worden ist. Der Grund für letztern Um- stand wird nunmehr verständlich werden. In dem grössten der mir von Brandes gesandten Individuen habe ich Pleiirogonius Jongius- culiis zweifellos wiedererkannt; diese Art besitzt aber einen Endtlieil des Excretionsapparats, auf dessen Bau die von Walter für ,,Mon. trigonocephalum" gegebene Abbildung flg. 33 Avenig passt; sie dürfte viel eher Verhältnisse darstellen, wie wir sie bei den Angehörigen des Genus Glyphicephdltis, speciell Gl. lohatus finden, der ebenfalls in Chelone mydas lebt. Die eigentliche Excretionsblase ist in ganzer Ausdehnung von einem deutlichen, aus flachen Zellen bestehenden Epithel aus- gekleidet. Die Gestalt der Zellen wechselt naturgemäss mit dem Ausdehnungszustand der Blase; sie sind ziemlich platt, mit buckel- artig hervortretenden Kernen, wenn die Blase stark erweitert, er- scheinen dagegen knöpf- oder kuppelförmig, wenn sie stark zusammen- gefallen und gefaltet ist. Die Gestalt der Excretionsblase zeigt in den einzelnen Gattungen merkliche Differenzen. Die einfachsten Verhältnisse in dieser Hinsicht weisen die Gattungen Pronocephalus und Glyphicephahis auf, bei denen der Blasenstamm bis zum Schalen- drüsencomplex reicht, während die Schenkel als einfache, ausserhalb und etwas ventral von den Darmschenkeln gelegene und je nach dem Contractionszustand des Körper mehr oder minder geschlängelte Schläuche bis in den Kopf verlaufen, wo sie jeder für sich in ein rücklaufendes Sammelgefäss übergehen. Von diesem primitiven Zu- stande aus sehen wir bei den übrigen Gattungen Complicationen nach zweierlei Eichtung hin auftreten. Bei Pleiirogonius ist der Verlauf der Excretionsblase im Grossen und Ganzen genau derselbe wie bei Glyphicephalus etc., nur gehen hier die beiden Schenkel, wie schon Walter für „Monost. trigonocephahmi" constatirt hat, unter- halb des Oesophagus continuirlich in einander über, und zugleich trennen sie sich hinten schon sehr früh, nämlich nahe hinter dem oben beschriebenen Ringmuskel, der die Blase gegen das Trichterstück abschnürt (Fig. 94, 95, Taf. 27). Auch bei Charaxicephalm findet eine Vereinigung der beiderseitigen Blasenschenkel im Kopftheile statt, zu dieser Verbindung gesellen sich aber noch eine Anzahl Trematoden aus Seeschildkröten. 597 weiterer zwischen den Schenkeln selbst. Genauere Angaben über dieselben kann ich wegen der Spärlichkeit meines Untersuchungs- materiales zur Zeit leider nicht machen; das, was ich an einer Schnitt- serie durch ein etwas verletztes Individuum zu eruiren vermochte, ist in der Beschreibung des Charaxic. rohustus gesagt worden. Im Gegensatz zu FJcurogonius und Charaxicephalus bleiben bei den übrigen Gattungen, deren Excretionsblase ich genauer unter- suchen konnte, die Schenkel im Kopftheile getrennt und die Compli- cationen beschränken sich hier auf die äussern Form Verhältnisse der Schenkel. Bei Cricocephalus sind dieselben verlängert und nehmen, da ihre Enden an dem ursprünglichen Orte, i. e. unter dem Saug- napfe liegen bleiben, einen ausgesprochen zickzackförmigen Verlauf an, während gleichzeitig die ersten Andeutungen von Seitenzweigen in Gestalt kurzer spitzer Zacken an ihnen auftreten (Fig. 57, Taf. 25). Weiter ausgebildet sind die bei Cricocephalus angedeuteten Verhält- nisse bei PyeJosommu und Epihathra. Bei Pyehsomum ist der zick- zackförmige Verlauf der Blasenschenkel voll zur Entwicklung ge- kommen und schliesst sich im Princip dem Verlauf der Darmschenkel an (Fig. 103, Taf 27) ; im Vorderende kehren die Blasenschenkel um und verlaufen in ziemlich gestreckter Linie noch ein Stück zurück, ehe sie sich in die Hauptgefässe auflösen (th Fig. 103 Taf. 27), von denen eines nach vorn zurück, das andere nach hinten weiter zieht. Die Seitenzweige sind ihrer Zahl nach beschränkt, jedoch zum Theil ziemlich lang und ihrerseits mehrfach wieder gespalten, letzteres besonders im Vorderkörper. Die rücklaufenden Theile der Schenkel besitzen keine Seitenzweige. Bei Epihathra ist der zickzackförmige Verlauf der Blasenschenkel ungefähr derselbe wie bei Cricocephalus: am Hinterrande des Saugnapfes kehren sie um und gehen kurz darauf in die Sammelgefässe über, die sich dann weiter auf- lösen. Die Seitenzweige treten mit einander in Verbindung und repräsentiren eine Anzahl von Queranastamosen der Blasenschenkel, wodurch die ganze Blase ein strickleiterförmiges Aussehen erhält (Fig. 85, Taf. 26). Dieses Gefässystem nähert sich somit demjenigen von Charaxicephalus, unterscheidet sich von ihm aber hauptsächlich da- durch, dass die Enden der Blasenschenkel selbst getrennt bleiben. e) Genitalorgane. Ueberblickt man den Gesammtbau der Genitalorgane in den ein- zelnen Angehörigen der Familie, so fällt eine ausserordentliche Gleich- förmigkeit desselben ohne Weiteres in die Augen. Ueberall liegt der 598 A. Looss, Geuitalporus aus der Mittellinie der Bauchseite heraus nach links verschoben kurz hinter dem Kopftheile. Copulationsorgane sind vorhanden ; von den männlichen umschliesst der Cirrusbeutel nur die distal von der Samenblase gelegenen Theile, während die Blase selbst eine ansehnliche Länge besitzt und eine Anzahl frei im Parenchym liegender Schlingen beschreibt. Die Hoden finden sich nahe dem Hinterende, rechts und liuks S3mimetrisch, unterhalb und zum grössern Theile ausserhalb der Darmschenkel, deren Enden über ihnen eine )( förmige Figur bilden. Der Iveimstock liegt rechtsseitig ebenfells nahe dem Hinterende, der Schalendrüsencomplex hinter ihm und fast median, die im Grossen und Ganzen wenig entwickelten Dotterstöcke endlich in den Seiten des Hinterkörpers. Ein LAUEEß'scher Canal ist ebenso constant vorhanden, wie ein Receptaculum seminis fehlt; der Uterus hat keinen absteigenden Ast, sondern läuft in ausge- sprochenen und die Darmschenkel niemals stark überschreitenden Querschlingen nach vorn. Dieser allgemeine Aufbau des Geuital- apparats ist in der Mehrzahl der Gattungen ein so übereinstimmen- der, dass ihm gegenüber die durch die übrige Organisation gegebenen Gattungs- und noch mehr Speciesunterschiede theilweise vollkommen zurücktreten. Um so auffallender muss deshalb das Verhalten der beiden Gattungen Pronocephalus und Charaxicephalus erscheinen, bei denen in der Disposition der Keimdrüsen Veränderungen auftreten, die auf den ersten Blick die Zugehörigkeit der Gattungen zu der Familie fraglich erscheinen lassen. Denn bei Pronocephalus hat die sonst so charakteristische symmetrische Lagerung der Hoden einer schrägen, asymmetrischen Platz gemacht, und die Darmschenkel ver- laufen nicht über und innerhalb von den Hoden, sondern seitlich an ihnen vorbei ; letzteres ist auch bei Charaxicephalus der Fall, und es kommt hier hinzu, dass die bei allen übrigen Gattungen hinter dem Keimstock gelegenen Hoden nicht nur weit vor denselben gerückt, sondern überdies jeder in eine Reihe hinter einander liegen- der Theilstücke zerfallen sind. Das allgemeine Bild, welches die Vertreter dieser beiden Gattungen dem Beschauer darbieten, wird durch diese Veränderungen beträchtlich beeinflusst, und ich kann gestehen, dass mir die Zugehörigkeit beider Arten zu den Pronocepha- liden eine Zeit lang zweifelhaft war; so sehr ihre Gesammtorganisation auf diese Familie hinwies, so sehr widersprach, Angesichts der bei- nahe identischen Disposition der Geschlechtsorgane in den übrigen Gattungen, die abweichende Vertheilung derselben bei Pronocephalus und Charaxicephalus deren Einreihung unter die Pronocephaliden. Bei Trematoden aus Seeschildkröten. 599 genauerer Prüfuiio- ergiebt sich indessen, dass die in Rede stellenden Abweichungen in Wirklichkeit gar nicht so schwer wiegend und tief einschneidend sind, wie es auf den ersten Blick den Eindruck macht, denn es sind nur und ausschliesslich die Hoden, welche ihre Stellung in allerdings auffallender Weise wechseln, ohne dass die übrige Organisation bei diesen Veränderungen irgendwie in Mitleidenschaft gezogen würde. So zeigt ein einfacher Vergleich bereits, dass die Position des Keimstockes durch die gesammte Reihe der Formen absolut die gleiche ist, und dasselbe gilt von den übrigen Organ- systemen. Es besteht demnach für mich nicht der Schatten eines Zweifels mehr, dass auch Pronoccphalus und Cliaraxiccplmhis echte Pronocephaliden sind; allerdings ist ihr Verhalten geeignet, uns manches zu lehren. Hierauf werde ich in den allgemeinen sj'ste- matischen Betrachtungen am Schlüsse der Arbeit zurückkommen ; an dieser Stelle sei nur erwähnt, dass die Pronocephaliden es gewesen sind, welche mich zuerst zu der Erkenntniss gebracht haben, dass die Position der beiderlei Keimdrüsen für die Beurtheilung der systematischen Stellung einer Gattung nicht gleichmässig bewerthet werden kann; denn nur die Position des Keimstockes ist innerhalb grösserer Formenkreise constant, diejenige der Hoden dagegen inner- halb gewisser Grenzen wechselnd. Was den feinern Bau des Genitalapparats anlangt, so wären einige Worte nur noch über die Endtheile desselben zu sagen. Die Grösse der Begattuugsorgane wechselt im Verhältniss zu der gesammten Körpergrösse ziemlich beträchtlich; während dieselben bei dem grossen CharaxicepJmlus robusfus nur einen verschwindenden Theil der Körpermasse ausmachen, erreichen sie bei Cricocephalus über die Hälfte der Totallänge des Leibes und erstrecken sich bis in die Nähe des Hinterendes. Ein Genitalsinus scheint nicht überall vorhanden zu sein {TJeurogonius, GlyphkepJmlus), da die beiderseitigen Oeffnungen zwar dicht beisammen, aber getrennt an der Körper- oberfläche gefunden werden. In andern Fällen ist ein Sinus, und zwar in etwas ungewöhnlicher Form entwickelt. Am ausge- sprochensten findet sich die betreffende Bildung bei Cricocephalus, wo sie zuerst von Braun erkannt wurde.^) Der Genitalporus führt hier in einen im Princip cylindrischen, in seiner Gestalt mit den Contractions Verhältnissen aber etwas schwankenden Raum hinein, in welchen nahe der äussern Oeffnung von der Aussenseite her die 1) Tremat. d. Chelonier, 1. c, p. 47. 600 A. Looss, Vagina sich inserirt, Avälirend in seinem Grunde der eigentliche Cirrusbeutel sich ansetzt. Dieser Vorraum ist nur von einer schwachen Ring- und Längsmusculatur umgeben und innerlich von einer Cuticularmasse ausgekleidet, die (bei Cric. albus) in lange, haarähnliche Fäden zerspalten ist. Dieselben setzen sich, wie gleich hier erwähnt sein mag, in etwas derberer Form auch in die folgen- den Theile der Leitungswege fort und sind am längsten in der unmittelbaren Nähe der Genitalöffnung, aus welcher man sie gelegent- lich nach aussen hervorhängen sieht (Fig. 171, Taf. 32). Aeusserlich setzen sich besonders an den Anfangstheil dieses Genitalsinus dicke Muskelstränge an, die sich vorzugsweise aus den Diagonalfasern des Hautmuskelschlanches ablösen. Ein demjenigen von Cricocephaliis im Wesentlichen entsprechender Genitalsinus findet sich auch bei PronocephaJus : etwas veränderte Verhältnisse weist dagegen Charaxicephaliis auf Eine gemeinsame Genitalöffnung und ein an dieselbe sich anschliessender Sinus ist auch hier noch vorhanden, letzterer spaltet sich aber unmittelbar hinter der Oeffnung in zwei kurze, unter sich ungefähr gleich lange Schläuche, einen weitern, der mit dem Cirrusbeutel, und einen engen, der mit der Vagina in Verbindung tritt. Bei Ppelosomum und Epihatlira endlich ist ein typischer Genitalsinus nicht mehr zu er- kennen, beide Oeffnungen liegen vielmehr getrennt, wenn auch dicht beisammen, auf der äussern Körperfläche oder in einer ganz flachen Einsenkung derselben. Dem Cirrusbeutel sowohl wie der Vagina geht jedoch je ein kurzer cylindrischer Hohlraum voraus, der von der Körperhaut ausgekleidet ist, einer stärkern Musculatur, wie sie Cirrusbeutel und Vagina besitzen, aber entbehrt. Die betreffenden Verhältnisse sind besonders an der Vagina deutlich zu erkennen, deren Musculatur am Beginne des Vorraumes scharf abgeschnitten aufhört (Fig. 180, 181, Taf 32). Ich glaube, dass auch die hier be- schriebenen Räume morphologisch dem Geuitalsinus entsprechen, nur würden sie einen solchen darstellen, der bis zur Körperoberfläche in zwei getrennte Theile zerspalten, also, streng genommen, kein „Sinus" mehr ist. Der Cirrusbeutel kann einfach oder getheilt sein; in letztem! Falle ist derjenige Abschnitt, welcher die Pars prostatica umschliesst, von dem den Penis enthaltenden Theile durch eine deutlich markirte Einschnürung getrennt (CricocephaJus). Seine Muscu- latur ist überall und besonders in der Umgebung der Pars prostatica von beträchtlicher Dicke ; sie setzt sich zusammen aus einer äusserst Treraatoden aus Seeschildkröten. 601 feinen, manchmal übeiiianpt niclit erkennbaren Ring-- und einer dieser äusserlicli aufliegenden Läng-smusculatur. Letztere besteht aber nirgends aus rein longitudinal verlaufenden Fasern ; dieselben liegen vielmehr immer etwas schräg- und an dem Prostatatheil bei Crico- cephaliis sogar in regelmässigen, lang gezogenen Spirallinien. Aehnlich scheint ihr Verhalten auch bei Adcno(jaster zu sein, doch habe ich sie hier in Folge sehr geringen Materiales nicht genauer analysiren können. Bei den Gattungen mit kürzerm Cirrusbeutel {Epibcdhra, Pyelosomimi, namentlich aber Charaxicephalus) laufen die Fibrillen- bündel nicht nur in einer Richtung um den Beutel herum, sondern überlagern und kreuzen sich unter verschiedenen Winkeln (Fig. 89, Taf. 26). Nach dem Genitalporus zu wird die Musculatur des Cirrus- beutels allgemein etwas dünner; wo ein Genitalsinus fehlt, setzen sich die oben erwähnten, aus der Hautmusculatur abzweigenden Fasern direct an seinen Anfaugstheil an. Die in dem Cirrusbeutel eingeschlossenen Theile des Leitungs- apparates sind nicht überall ganz gleich; bei Charaxicephalus , Pyelo- somum und Epibafhra findet sich im Grunde des Beutels ein mehr oder minder blasenartig erweiterter Raum, den ich als einen Theil der Samenblase auffassen zu müssen glaube. Er besitzt äusserlich eine einfache Ring- und über dieser eine Längsfaserlage und ist innerlich von einem flachen Epithel ausgekleidet, dessen unregelniässige Sechs- ecke bildende Zellgrenzen manchmal sehr schön in die Erscheinung treten. Bei Fyelosonmm und Epibafhra ist die freie Oberfläche dieses Epithels in kleine Zöttchen oder Blättchen gespalten, doch wechselt ihr Aussehen mit den Contractionsverhältnissen dieses blasigen Theiles. Bei E^nbathra (Fig. 83, Taf. 26) habe ich denselben immer spindel- oder eiförmig aufgetrieben gefunden, bei Charaxicephalus dagegen ist er meist schlank oder nur schwach spindelförmig gestaltet (VSi'^) Fig. 89, Taf. 26). Sein Inhalt besteht, wenn ein solcher überhaupt vorhanden ist, nur aus spärlichen Ansammlungen von Spermatozoen ohne anderweite Beimengungen und hierin liegt der Grund, weswegen ich den in Rede stehenden Raum als zur Samenblase gehörig betrachten möchte. Seine Function muss indessen eine specifische sein, denn er ist einmal von der eigentlichen Samenblase durch einen Verschluss am Ende des Cirrusbeutels getrennt, und andererseits finden sich in ihm immer nur vereinzelte Samenfäden, auch dann, wenn die ausserhalb des 1) Diese Buchstaben sind in der Zeichnung aus Versehen nicht an- gegeben. 602 A. Looss, Cirrusbeiitels liegende Samenblase mit ihnen prall gefüllt ist. Aelm- liclie Verhältnisse sind auch bei verwandten Formen bekannt (z. B. Notocofyle) ; indessen vermag ich zur Zeit nicht zu sagen, was sie bedeuten mögen. Nach vorn schliesst sich an die beschriebene „innere Samenblase", von ihr durch eine Einschnürung getrennt, die Pars prostatica an, die bei den l)isher genannten Gattungen nur relativ klein ist. Ganz besonders gilt dies für Charaxicephalus, bei dem sie sich kaum gegen die ebenfalls wenig entwickelte innere Samenblase absetzt und auch äusseriich nur von einer spärlichen Ansammlung von Prostata- zellen umgeben ist. Ihre grösste Ausbildung zeigt sie bei EpibatJira, wo sie eine gestreckt zwiebeiförmige Gestalt aufweist. Ihre Wand besteht aus denselben Elementen wie diejenige der Innern Samen- blase, nur ist das innere Epithel hier in sehr lange, mit abgerundeten Enden versehene Blätter gespalten (Fig. 179, Taf. 32). In der Nähe des Hinterendes der Pars prostatica gehen von ihrer Wand immer eine grössere oder geringere Zahl von Muskelfasern ab, welche, zum Theil verästelt, unter einander in Verbindung stehen und sich schliess- lich im Grunde des Cirrusbeutels mit dessen Muskelwand vereinigen. Die Prostatazellen sind je nach der Entwicklung der Pars prostatica verschieden reichlich vorhanden, bieten im Uebrigen aber nichts Be- sonderes dar. Ductus ejaculatorius und der im ausgestülpten Zustande an- scheinend nicht lange Penis sind bei den drei in Eede stehenden Gattungen zurückgezogen kaum gegen einander abzugrenzen. Ihre Muskelwand ist in derselben Weise zusammengesetzt wie diejenige der ihnen vorangehenden Theile des Leitungsweges, ihre innei'e Aus- kleidung dagegen von einer Fortsetzung der äussern Körperhaut gebildet, die dieselbe Oberflächenstructur zeigt wie diese. Die Zwischenräume zwischen der Wand des Cirrusbeutels und der Aussenfläche der eingelagerten Organe werden ausgefüllt von einem lockern, hauptsächlich in der Längsrichtung ziehenden Bindegewebe, in welches mehr oder minder zahlreiche grosse Ganglienzellen ein- gelagert sind. Die bei CharaxicepJiaJus, Pyclosomum und JEpihathra ausgebildete innere Samenblase fehlt auch bei den übrigen Gattungen nicht ganz, fällt aber hier kaum auf, da die Pars prostatica eine ziemlich be- deutende Entwicklung erreicht und sie mehr oder minder verdeckt, resp. zur Seite schiebt. In Folge der Vergrösserung der Pars pro- statica hebt sich der hintere, dieselbe umschliessende Theil des Trematoden aus Seescbildkrüteu. 603 Cirrusbeutels stets als dickerer, spindelförmiger Körper von dem mehr cylindrischen Penistheil ab; in seinem Grunde findet sich das Homologon der Innern Samenblase in Gestalt eines dünnen, in eine grössere oder kleinere Schlinge gelegten Ganges, der sich nach hinten in die äussere eigentliche Samenblase, nach vorn in die Pars prostatica fortsetzt. Diese hat stets eine verlängerte, cylindrische oder spindelförmige Gestalt; die sie umgebenden Drüsenzellen füllen den Zwischenraum zwischen ihr und der Wand des Cirrusbeutels ziemlich dicht ans; im Secretraume finden sich meistens reichliche Ansammlungen des Drüsensecrets. In histologischer Hinsicht zeigen alle diese Theile genau denselben Aufbau, wie er oben bereits an- gegeben wurde ; dasselbe gilt von dem auf die Pars prostatica folgen- den Ductus ejaculatorius und Penis. Auch die in der Nähe der Yereinigungsstelle dieser beiden Theile von ihrer Wand nach hinten abgehenden, zwischen den Zellen der Prostata hindurchtretendeU' und am Ende des Cirrusbeutels in seine Muskelwand sich inserirenden Muskelfasern (Retractormuskeln des Penis) sind überall deutlich aus- gebildet. In Bezug auf die relativen Grössenverhältnisse der einzelnen Abschnitte finden sich innerhalb der Gattungen noch eine Anzahl kleiner Differenzen. Der der „Innern Samenblase" von EpibafJira etc. entsprechende Gang ist noch verhältnissmässig lang bei Pleurogonius und GJijpMcephalus; er bildet gewöhnlich eine neben dem Hinterende der Pars prostatica gelegene Schlinge nach vorn, deren vorderer, d. h. in die Pars übergehender Theil manchmal sogar ein wenig an- geschwollen und mit einigen Spermatozoeu gefüllt gefunden wird. Die Pars prostatica, d. h. der als Secretraum der Drüse dienende Theil des Leitungsweges, hat bei diesen Gattungen einen massigen Durchmesser, so dass die ihn umgebende Drüsenschicht noch eine relativ ansehnliche Dicke besitzen kann. Der Ductus ejaculatorius ist ebenfalls dick und bei Pleurogonius noch nicht deutlich, bei Glyplii- cephalus dagegen deutlich gegen den noch voluminösem Penis ab- gesetzt. Bei PronocephaJus, Cricocephalus und augenscheinlich auch Adenogaster ist die ,.innere Samenblase" nur noch ein kurzer, trotz alle dem aber deutlich individualisirter Gang, der fast direct in das Hinterende der Pars prostatica sich inserirt. Diese nimmt be- trächtlich an Länge und auch an Dicke zu. so dass besonders bei Cricocephalus die sie äusserlich umhüllende Drüsenmasse auf einen sehr engen Raum zusammengedrängt wird. Der Ductus ejaculatorius setzt sich als dünner, vielfach geschlungener Gang scharf gegen den Zool. Jabrb. XVI. Abth. f. Syst. 39 ß04 ^- Looss, dicken Penis ab; zwischen ilm und das Vorderende der Pars pro- statica schiebt sich bei Cricocephahis ein nach beiden Seiten durch sphinkterartige Einschnürungen deutlich isolirter, weiter Hohlraum von unbekannter Bedeutung ein, der meist der Quere nach den ganzen Innenraum des Cirrusbeutels ausfüllt und dann die sonst an dieser Stelle noch liegenden Prostatazellen zurückdrängt (vr Fig. 170, Tat; 32). Bei Pronocephalus ist der ganze Cirrusbeutel äusserlich noch einfach; bei Adenogasfer dagegen zeigt er sich an der Stelle, die von dem Ductus ejaculatorius eingenommen wird, bereits etwas verdünnt, um erst um den Penis herum wieder ein wenig anzuschwellen (Fig. 73, Taf. 26); bei Cricocephalus endlich ist diese Verdünnung soweit ge- diehen, dass durch sie der Cirrusbeutel in zwei selbständige, durch ein dünnes Zwischenstück verbundene Abschnitte getheilt wird (Fig. 57, 61, Taf. 25). Im Gegensatz zu dem männlichen Leitungsapparat zeigt der Endtheil des weiblichen, in der Mehrzahl der Gattungen ein sehr über- einstimmendes und dabei einfaches Verhalten. A^'ir finden überall ein deutlich individualisirtes, mehr oder minder langes Metraterm, dessen Endabsclmitt zu einem Begattungsorgan, einer Vagina umge- bildet ist und in seiner C-apacität den jeweiligen Voluraverhältnissen des ausgestülpten Penis entspricht. Histologisch sind Metraterm und Vagina vollkommen gleich aufgebaut. Die innere Ausklei- dung besteht aus einer Fortsetzung der Körperhaut, deren Ober- fläche in mannigfacher Weise sculpturirt, meist aber in blättchen- oder Zäpfchen ähnliche Bildungen von verschiedenen Dimensionen zer- spalten ist. Die Musculatur besteht aus einer innern Ring- und einer äusserlich über dieser hinziehenden Längsfaserlage ; beide Faserlagen können einfach oder bei kräftigern Formen mehr- schichtig sein. In der Umgebung der Vagina bemerkt man überall mehr oder minder dichte Ansammlungen der bekannten Begleitzellen, die sich, der Zahl nach stark reducirt, auch auf das Metraterm fort- setzen. Der Uebergang des letztern in den innerlich von einem Epithel ausgekleideten und nur mit einer äusserst schwachen Eigen - musculatur ausgestatteten Uterus erfolgt ziemlich plötzlich und un- vermittelt. Gelegentlich findet man das Metraterm ganz oder stellenweise stark erweitert und mit Eiern gefüllt; auch in diesem Zustande hebt es sich bei aufmerksamer Beobachtung durch die Be- schafi'enheit seiner Wandung deutlich von dem Uterus ab. Nur bei der Gattung Cricocephalus zeigt die Vagina ein compli- cirteres Verhalten, indem hier zwei eigenthümliche Körper von zur Zeit Trematoden aus Seeschildkröteu. ß()'5 noch unbekannter Bedeutung in ilire Wand eingelagert sind. Ich hatte diese Körper, die in Gestalt von Gruben in der Wand er- schienen, bereits in meiner ersten Beschreibung des Cricoceplmlus delitescens kurz beschrieben und sie vermuthungsweise als Reservoire für das Secret von Vaginaldrüsen in Anspruch genommen.^) Später kommt auch Braun auf dieselben Gebilde zurück und liefert von ihnen eine in mehrfacher Hinsicht correctere Beschreibung, als es die meine war; über ihre Function spricht er sich nicht aus und nennt sie (in der Tafelerklärung) kurz „Secretkörper".") An der Hand günstiger conservirten Materials habe ich die in Rede stehenden Bildungen nun nochmals genauer untersucht und dabei gefunden, dass meine frühere Darstellung leider ziemlich weit davon entfernt ist ein richtiges Bild von dem wirklichen Sachverhalt zu geben; die Beschreibung Braun's kommt der Wahrheit in mehreren Punkten bereits näher, ist aber nach dem, was ich neuerdings gesehen, eben- falls noch nicht vollkommen zutreffend. Ich finde die Verhältnisse bei Cric. albus jetzt folgendermaassen : — soweit sich an Quetsch - Präparaten und aufgehellten Thieren erkennen Hess, stimmt Cric. megastonms damit in allen wesentlichen Punkten überein. Die eigentliche Vagina zerfällt in zwei Abschnitte, einen vordem schlauchartigen von massigem Durchmesser und einen mittlem fast sackförmig aufgetriebenen, welcher in das bei Cricocephalus nur ziem- lich kurze Metraterm übergeht. Alle drei Abschnitte sind von einer massig dicken Cuticula ausgekleidet, die nach innen zu in zahl- reiche kleine, fichtennadelähnliche Blättchen zerspalten ist und da- durch einen zottigen Eindruck macht. An der Mündung der Vagina in den Genitalsiuus gehen diese Blättchen allmählich in die lang fadenförmigen Bildungen über, welche diesen auskleiden (Fig. 171, Taf. 32) ; im Metraterm werden sie dagegen entsprechend dessen ge- ringerm Querschnitt kleinei' und weniger zahlreich. Die Musculatur besteht aus einer Innern Ring- und einer äussern Längsfaserschicht, welche auf dem Metraterm etwas schwächer werden. Der vordere dünnere Theil der Vagina trägt nun die beiden pro- blematischen Körper; dieselben liegen, wenn die Vagina gerade gestreckt ist, beide auf der Ventralseite, und deshalb halte ich diese Lagerung für die normale. Bei stärkerer Contraction des Leibes wird aber nament- lich der vordere von ihnen unter gleichzeitiger Torsion der Vagina aus 1) Weitere Beitr. etc., 1. c, p. 761, fig. 78, 79, tab, 31. 2) Tremat. der Chelonier, 1. c, p. 46£., fig. 16, tab. 1. 39* 606 A. Looss, seiner Lage verdrängt und nach der Medianebene des Körpers bis gegen die Rückenseite hinauf verschoben. Aehnliche Lagerungs- verhältnisse hat Braun beobachtet. Beide Körper sind, obwohl einander entsprechend, doch nicht vollkommen identisch gebaut; auch mag gleich hier erwähnt sein, dass sie bei ihrer starken Ausstattung mit Muskeln je nach deren Contraction ein mitunter recht ver- schiedenes Bild darbieten können. Im normalen Zustand ist der hintere, von der Fläche gesehen, ziemlich regelmässig elliptisch ge- staltet, der vordere dagegen durch eine Einbuchtung seiner Seiten- ränder vorn etwas schmäler als hinten. Beide repräsentiren scharf individualisirte Verdickungen der Yaginalwand, deren ungefähre Form man erhalten würde, wenn man z. B. ein Hühnerei parallel zu einer Axe in zwei etwas verschieden grosse Theile zerlegen, die Seiten- ränder des grössern Theiles der Länge nach leicht zusammenbiegen und den so erhaltenen Körper mit der spitzem Seite nach vorn in die Vaginalwand einsetzen würde. Die Form des hintern Körpers würde auf diese Weise ziemlich genau entstehen, da er mit seiner Axe parallel zur Vaginalaxe liegt; bei dem vordem ist das nicht ganz der Fall, da seine Axe nach vorn zu unter einem allerdings sehr spitzen Winkel auf die Vaginalaxe stösst. Dadurch hebt sich sein hinteres, breiteres Ende etwas mehr von der Wand der Vagina ab als das vordere (Fig. 171, Taf. 32); um ihn zu erhalten, müsste man, um das Beispiel des Eies beizubehalten, dieses nicht parallel zu seiner Axe, sondern etwas schief und zwar so schneiden, dass von dem dickern Ende weniger abgetrennt wird als von dem zu- gespitzten. Würde dieser Körper dann wie oben an die Vaginal- wand applicirt, so würde hinten zwischen dieser und der hintern Wölbung des Körpers ein einspringender Winkel entstehen; wir werden auf diesen Winkel resp. Einschnitt später noch zurück- zukommen haben. Wie aus dem gewählten Bilde weiter hervorgeht, ist die innere Oberfläche der Körper der Länge nach etwas aus- gehöhlt, so dass das Lumen der Vagina durch die Körper, d. i, die beiden localen, Verdickung ihrer Wand nur unbedeutend beeinflusst wird. Die Masse derselben besteht aus einer gleichmässig fein- körnigen Substanz, in welcher sich regelmässig einige Dift'erenzirungen erkennen lassen. Auf Querschnitten erkennt man zunächst, dass sie durch eine in der Mitte hinziehende undeutlich begrenzte Lage etwas dichterer und daher meist dunkler erscheinender Substanz in zwei concentrische Schichten geschieden wird (Fig. 172, 173. Taf. 32). Die innere von diesen erscheint oft ein wenig dunkler als die äussere, Trematoden aus Seeschildkröten. 607 und in sie eingebettet finden sich regelmässig eine grössere Anzahl von Gebilden, die den Eindruck von Stacheln machen (s. Fig. cit). Sie sind nach aussen (d. h. nach der Peripherie der Kcirper zu) stets am dicksten, nach innen scharf zugespitzt und ragen mit ihren Spitzen nicht selten aus der sie beherbergenden Masse hervor, die im Uebrigen gegen das Lumen der Vagina nicht scharf begrenzt ist. Grösse und Ausdehnung dieser stachelartigen Gebilde sind ziemlich wechselnd; es lässt sich nur sagen, dass sie nach dem Rande der Körper zu am kleinsten und im Allgemeinen radiär angeordnet sind. Sie bestehen aus einer vollkommenen hyalinen, wenig sich färbenden Substanz, so dass auch ihre Conturen meist nur schwach hervortreten ; in ihrem Innern bemerkt man eine unregelmässig conturirte, dunkler gefärbte Masse, die in gewissem Sinne ein ähnliches Bild giebt wie die zu- sammengefallene Papille im Kiele der Vogelfeder. Ob bei diesem Baue die in Rede stehenden Bildungen trotz ihres stachelartigen Aussehens als genuine Stacheln betrachtet werden können, scheint mir zum mindesten zweifelhaft ; andrerseits habe ich aber auch keine Vermuthung, was sie sein könnten. Die Eigenmusculatur der Vaginalwand zieht äusserlich über die beschriebenen Verdickungen hinweg; da ihre Elemente hierbei keine Vermehrung und keine Vergrösserung erfahren, so erscheinen sie auf der Oberfläche der Körper ausserordentlich gedehnt, d. h. im Quer- schnitt reducirt und durch grosse Zwischenräume von einander getrennt, so dass es der stärksten Vergrösserungen bedarf, um sie ausfindig zu machen. Am deutlichsten sind sie stets da, wo die Vaginalwand in die Verdickungen übergeht, und hier sind die dünnen und isolirten Fibrillen auch als Fortsetzungen der Vaginal- musculatur sicher zu erkennen (rv und Jv Fig. 174, Taf. 32). Soweit beschrieben, sind beide Körper gleich gebaut; was sie von einander scheidet, ist das Verhalten einer sehr mächtigen Muskelschicht, welche sie mitsammt der Vagina umhüllt. Im Bereiche des hintern Körpers handelt es sich hierbei um einen rings herum geschlossenen Muskelmantel, der also auf der Rückenseite continuirlich über die Wand der Vagina und ihre Eigenmusculatur hinweg zieht; vorn und hinten endigt er mit dem Körper, der somit vollkommen von ihm eingeschlossen wird. Dieser Muskelmantel besteht ausschliesslich aus circulären Fasern, doch sind dieselben unter sich nicht durch- gängig parallel, sondern kreuzen sich unter verschieden grossen Winkeln ; nur an dem vordem und hintern Ende des Körpers bilden sich zur Umfassung einer Rundung förmliche Flechtwerke von 608 A. Looss, Fasern, die hier deutlich verzweigt sind (mgFig. 174. Taf. 32). Auf der Ventralseite liegen diese Fasern der Aussen fläche des Körpers dicht an, so dass die Grenze zwischen beiden nur schwer zu er- kennen ist; auf der Rückenfläche dagegen wird zugleich mit der Muscularis der Vaginalwand noch etwas von dem sie umgebenden Parenchym mit eingeschlossen, so dass hier der äussere Muskelmantel von der Vaginal wand deutlich getrennt bleibt (Fig. 173, Taf. 32). Ein Muskelmantel ähnlich dem beschriebenen umfasst auch den vordem Körper, nur geht er hier dorsal nicht ununterbrochen über die Vagina hinweg, sondern inserirt sich jederseits an deren Wand, so dass längs der dorsalen Mittellinie der Vagina ein schmaler Streifen von Muskeln frei bleibt (Fig. 171, 172, Taf. 32). Ferner laufen die Fasern des Mantels nicht sämmtlich circulär um den Körper herum, sondern von ihrem Ursprünge an der Vagina mehr fächerförmig ausstrahlend. Ein ziemlich starkes Faserbündel zieht dabei von Seite zu Seite durch den oben beschriebenen Einschnitt zwischen Hinterende des Körpers und Vagina (es ist in Fig. 171 bei in^ eingezeichnet, obwohl tiefer als die Ebene des Schnittes liegend), nnd ein schwächeres Bündel läuft in entsprechender Weise um das Vorderende des Körpers herum. Durch starke Contraction dieses Muskelmantels können die Seitenwände der Vagina, an der er seine Insertion findet, ziemlich weit über den Körper selbst herabgezogen werden, und es entsteht dadurch das Bild, welches ich früher be- schrieben hatte, dass nämlich der Körper weit in den Innenraum der Vagina vorspringt und diesen auf einen schmalen Spalt reducirt. Zwischen beiden Körpern, ebenso wie zwischen dem hintern und dem Beginne des hintern, erweiterten Abschnittes der Vagina zeigt dieselbe ihren normalen runden Querschnitt und ihre normale histo- logische Structur. Betreffs der Function dieser Körper hatte ich früher die Ver- muthung ausgesprochen, dass sie Reservoire für das Secret der um- liegenden Vaginaldrüsen darstellen könnten; nach der Bezeichnung ,.Secretkörper" zu urtheilen, scheint auch Braun zu einer ähnlichen Deutung derselben gekommen zu sein. Ich muss nun gestehen, dass mir diese Auffassung jetzt kaum noch haltbar erscheint. Vorausgesetzt selbst, dass die in der Umgebung angehäuften Zellenmassen wirkliche Drüsen darstellen, so kann die Substanz, aus der die Körper be- stehen, doch kaum als eine Secretansammlung angesehen werden, da sie innen direct der Muscularis der Vagina aufliegt und in den stachelartigen Gebilden ihrer Stellung und Form nach anscheinend Trematodeu aus Seeschildkröten. 609 durchaus constante Einlagerungen besitzt. Mir will vielmehr scheinen, dass diese Substanz ein eigenartig modificirter Theil der cuticularen Auskleidung der Vagina, also eine bis zu einem gewissen Grade feste Masse ist. Was aber die Function der ganzen Körper und was vor allem der Zweck ihrer starken Muskelumhüllung sein mag, bleibt bis auf Weiteres noch immer dunkel. Diese kurze vergleichende Darstellung der hauptsächlichsten anatomischen und histologischen Eigenthümlichkeiten der Prono- cephaliden dürfte zeigen, dass die hierher gehörigen Thiere in der That nach einem gemeinsamen Organisationsplane gebaut sind. Daraus leite ich die Berechtigung ab, sie zu einer natürlichen Familie zu- sammenzufassen. Ungleich schwieriger erscheint mir dagegen zur Zeit noch eine befriedigende Antwort auf die Frage, wie sich die einzelnen Gattungen innerhalb der Familie zu Einheiten niedern Eanges, also zu Unterfamilien, gruppiren. Ich muss gestehen, dass ich in dieser Hinsicht noch zu keiner bestimmten Ansicht gekommen bin. In ihrer Innern Organisation einander nahe stehen Pronocephalm, Glyphicephalus und Pletirogonms, und zu ihnen gesellt sich vielleicht auch noch Adenogaster, den ich nicht genauer analysiren konnte; neben der Innern Organisation ist bei allen 4 Gattungen auch die Kopfform im Wesentlichen die gleiche, da die sub ventralen Lappen übereinstimmend gebaut sind. Ebenso stehen Epihathra und Pyelo- somum einander bis zu einem gewissen Grade nahe, während Cricoce- phahis und Charaxicephalus zunächst noch isolirter stehen. Zwar weist Cricocephalus in seiner Kopfform nahe Beziehungen zu Epihathra und Pyelosomum auf, doch verbietet der eigenartige Bau seiner Copulations- organe andrerseits, ihn diesen Gattungen an die Seite zu stellen; ebenso nähert sich Charaxicephalus in manchen Zügen seiner Organisation denselben beiden Gattungen, während seine Kopfform und das Ver- halten seiner Keimdrüsen ihm wiederum eine Sonderstellung anweisen. Die Zahl der bekannten Angehörigen der Familie und das, was von ihrem Innern Baue erforscht ist, erlaubt deshalb meiner Ansicht nach noch nicht, ihre natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen mit einiger Sicherheit zu überblicken und engere Gruppen innerhalb von ihnen abzugrenzen — , so lange wenigstens, als von diesen Gruppen jede für sich ein homogenes Ganze darstellen soll. Ich vermuthe über- haupt, dass die Zahl der Unterfamilien, deren Aufstellung sich mit 610 A. Looss, der Zeit notliwendig* machen wird, eine ansehnlich grössere ist, als es jetzt noch scheinen könnte. Deshalb glanbe ich bis auf Weiteres auch auf die Aufstellung derjenigen verzichten zu sollen, die sich mit einigem Grunde bei-eits abgrenzen Hessen. Sie werden sich, zu- sammen mit den andern, die sich einstweilen bloss ahnen lassen, sicher mit der Entdeckung neuer Arten und Gattungen noch von selbst ergeben. Denn dass die bis jetzt bekannten Pronocephaliden bei weitem nicht alle, ja vielleicht nur ein kleiner Theil derjenigen sind, welche thatsächlich existiren, steht für mich ausser Zweifel. Es scheint sogar, als ob die Angehörigen der Familie nicht aus- schliesslich auf Seeschildkröten beschränkt seien, wie es zur Zeit noch der Fall ist. So weist unter anderm das jüngst von Bkaun genauer beschriebene Monost. hippocrepis aus Hydrochoenis einen Innern Bau auf, der von demjenigen der Pronocephaliden keine principielle Verschiedenheit erkennen lässt.^) Dasselbe scheint der Fall zu sein mit dem von Vjllot beschriebenen Monost. petasatum aus Strepsilas interpres-), obwohl die ältere Beschreibung zur Zeit keine weiter- gehenden Schlüsse mehr zulässt. Bei beiden Arten erinnert die Kopfform jedenfalls ohne Weiteres an die Pronocephaliden; dass bei Monost. liippocrepis die Darmschenkel im Hinterende sich vereinigen, ist eine Eigenthümlichkeit, die durch die starke Annäherung der- selben im Hinterende von GhjpMceplialus, Pleurogonius u. a. bereits vorbereitet wird und deshalb zunächst nur die Aufstellung einer eigenen Gattung nothwendig machen würde. Es mag noch erwähnt sein, dass ihrem Innern Aufbaue nach die Gattung Notocotyle den Pronocephaliden ebenfalls sehr nahe steht; in geringem! Maasse ist dasselbe auch noch mit Ogmogaster der Fall; bei beiden ist aber die äussere Körperform eine ganz andere, so dass ich bis auf Weiteres nicht geneigt bin, sie den Pronocephaliden direct anzugliedern. Ich gebe nun zum Schlüsse noch die Diagnosen der von mir aufgestellten Gattungen in der Form, wie sie das verfügbare Material zur Zeit zu fassen erlaubt. 1) Zur Kenntniss d. Tremat. d. Säugethiere, in: Zool. Jahrb., V. 14, Syst., 1901, p. 344, fig. 10, tab. 19. 2) Organisation et devel. de quelques especes de tremat. etc., in : Ann. Sc. nat. (6), Zool., Y. 8, 1878, fig. 1, tab. 5. Trematoden aus Seeschildkröten. 611 Familie : Pronocephalidae. Monostomen mit verlängertem, bei der Conservirnng kahn- oder löffelförmig- nach der Bauchseite sicli zusammen krümmenden Körper, dessen Kopftheil durch eine kragenartige, in zwei sublaterale Lappen ausgezogene Bildung (Schulterkragen) von dem übrigen Körper ab- gesetzt ist. Mundsaugnapf einfach, meist etwas länger als dick, Oesophagus ohne pharyngeale Anschwellung, Darmschenkel lang, bis ins Hinterende reichend. Excretionsporus dorsal, vom Leibesende mehr oder minder entfernt, Excretionsblase mit einem höchstens bis zum Schalendrüsencomplex sich erstreckenden Stamme und langen, ausserhalb des Darmes bis in das Kopfende verlaufenden Schenkeln. Genitalöffnungen nahe dem Kopfende und aus der Mittellinie nach links verschoben. Copulationsorgane vorhanden, der Cirrusbeutel umschliesst nur Penis, Ductus ejaculatorius und Pars prostatica; der bei weitem grössere Theil der Samenblase liegt dagegen in Quer- schlingen gefaltet frei im Parenchym. Hoden stets annähernd symmetrisch, Keimstock asymmetrisch rechts nahe dem Hinterende gelegen. Dotterstöcke massig entwickelt, in der hintern Körperhälfte und ausserhalb der Darmschenkel. Schalendrüsencomplex caudal- wärts vom Keimstock und ungefähr median, LAUKER'scher Canal vor- handen, Eeceptaculum seminis fehlt. Uterus in ausgesprochenen Quer- schlingen nach vorn verlaufend. Eier relativ klein, vielfach mit An- hängen versehen. Hauptsächlich Bewohner von Seeschildkröten. Typische Gattung : GlypMcephalus. Lmerhalb der Familie würden die Gattungen nach folgendem Schlüssel zu bestimmen sein: 1. Mit 2 seitlich der Mittellinie gelegenen, einfachen Hoden, Keim- stock vor ihnen. 2. Mit 2 ebenfalls seitlich gelegenen Hoden, deren jeder in eine Anzahl hinter einander gelegener Theilstücke zerfallen ist; Keini- stock hinter ihnen; Darmschenkel sowohl wie die Schenkel der Excretionsblase mit Seitenzweigen; Körper hinten in 2 stumpf conische Fortsätze auslaufend. Charaxicephalus. 2. Darmschenkel bis zu den Hoden im Wesentlichen, gerade nach hinten verlaufend. 3. Darmschenkel von ihrem Ursprünge an in weiten Schlangen- linien verlaufend, Körper stark löffeiförmig ausgehöhlt, Schulter- kragen ein auf der Bauchseite etwas ausgeschnittener Ringwulst. Pyehsomnm. 612 ^- Looss, 3. Darmschenkel höchstens mit kurzen Blindsäckchen besetzt, Cirrusbeiitel ungetheilt. 4. Darmschenkel mit deutlich individualisirten, zum Theil wieder gespaltenen Seitenzweigen; am Cirrusbeutel ist der die Pars prostatica enthaltende Theil (Prostatatheil) von dem den Penis umschliessenden (Penistheil) durch ein stark verdünntes Verbindungsstück getrennt ; Schulterkragen wie bei Pyelosomum, Hinterende mit 2 contractilen Fortsätzen. Cricocephalus. 4. Bauchseite mit Drüsencomplexen entsprechend denen von Nofocofiße. Adenogaster. Bauchseite ohne Drüsen. 5. 5. Schenkel der Excretionsblase ohne Seitenzweige. 6. Schenkel der Excretionsblase durch Queranastomosen verbunden, Schulterkragen als Ringwulst über den Rücken hinweg und auf der Bauchseite in 2 Lappen auslaufend, deren Innenränder gerad- linig sind. Epibathra. 6. Schulterkragen besteht nur aus 2 seitlichen, winkligen und ge- Avöhnlich nach der Bauchseite eingeschlagenen Lappen, die über den Rücken hinweg nicht durch einen Ringwulst verbunden sind. Pleurogonius. Schulterkragen geht in Form eines scharf hervortretenden Ring- wulstes über den Rücken hinweg und läuft auf der Bauchseite in zwei grosse, abgerundete Lappen aus, deren Innenränder )( förmig gegen einander gebogen sind. 7. 7. Hoden symmetrisch, die Darmschenkel werden durch sie )( förmig nach der Mittellinie abgedrängt. Glyphicephahis. Hoden etwas asymmetrisch, die Darmschenkel laufen gerade und ausserhalb von ihnen vorbei. Fronocephalus. Soweit das verfügbare Material es erlaubt, würden die ausfülir- licheren Diagnosen der einzelnen Gattungen bis auf Weiteres folgen- dermaassen zu fassen sein. Die Charaktere, von denen es mir zur Zeit unsicher erscheint, ob sie wirkliche Gattungscharaktere dar- stellen, habe ich in Klammern gesetzt. Gattung: Charaxicephalus Lss. Körper raittelgross und sehr kräftig, hinten in zwei stumpf conische, anscheinend nicht besonders bewegliche Fortsätze ausgezogen. Schulterkragen rings herum mit ziemlich scharfem Rande, zwischen ihm und dem Saugnapfe auf der Bauchseite eine tiefe, viereckige Trematodeu aus Seeschildkröten. 613 Grube. Darmschenkel getrennt, bis in die terminalen Leibeszipfel reichend, auf beiden Seiten mit deutlichen, massig- langen Seiten- zweigen. Schenkel der Excretionsblase im Kopfende nicht vereinigt, mit Seitenzweigen, die zum Theil unter einander anastomosiren. Genitalporus einfach, wenig aus der Mittellinie verschoben; Copulations- organe klein. Hoden vor dem Keimstock und je in eine Anzahl von Theilstücken zerfallen, die zusammen zwei seitliche Längsreihen bilden. Uterusschlingen sehr dicht, die Darmschenkel nach aussen nicht über- schreitend. (Eier mit einem Büschel feiner Filamente an beiden Polen.) Im Magen von Seeschildkröten. Typus und bislang einzige Art: Charaxicephalus rohustus Lss, Gattung: Pyelosomum Lss, Körper mittelgross und sehr kräftig, dick, nach hinten ver- breitert und abgerundet, ohne xlnhänge. Schulterkragen ringförmig, ununterbrochen über den Rücken hin wegziehend, und ziemlich gerade vom Körper abstehend; in der Mitte der Bauchseite etwas ausge- schnitten, so dass zwei kurze sublaterale Vorsprünge entstehen. Darmschenkel voluminös, beiderseits mit kurzen bruchsackartigen Aussackungen, in 4 starken, S förmigen Schlingen verlaufend und über den Hoden )( förmig nach der Mittellinie zusammen gebogen, Excretionsporus auf der Spitze einer kleinen kuppenförmigen Er- hebung. Schenkel der Excretionsblase den Biegungen der Darmschenkel folgend, mit wenig zahlreichen, zum Theil verästelten, aber nicht mit einander anastomosirenden Seiteuzweigen ; sie biegen, in der Nähe des Saugnapfes augekommen, nach hinten um, ohne sich zu vereinigen. Genitalpori dicht beisammen am Körperrande; Copulationsorgane massig entwickelt ; Cirrusbeutel kurz keulenförmig, umschliesst ausser Penis, Ductus ejaculatorius und Pars prostatica auch einen kurzen (schlauchförmigen) Theil der Samenblase. Der Rest derselben bildet einige kleine Schlingen und geht dann in das gerade nach hinten verlaufende gemeinsame Vas deferens über. Hoden symmetrisch im Hinterende, (tiefj gelappt, Keimstock ebenfalls gelappt. Uterus- schlingen dick, innerhalb der Darmschenkel, (Eier beiderseits mit einer Anzahl stärkerer Filamente.) In der Harnblase von Seeschild- kröten. Typus und bislang einzige Art: Pyelosomum cochlear Lss. gl4 -^- Looss, Gattung: CricocepJiahis Lss. Körper untermittelgross , muskelkräftig- ; Hinterende auf der Dorsalseite mit zwei tentakelförmigen , sehr contractilen und im zusammengezogenen Zustande als kleine kuppenfömige Erhebungen erscheinenden Fortsätzen. Schulterkragen ringförmig, im Uebrigen wie bei Pyelosommn. Darmschenkel getrennt, beiderseits mit deut- lichen, zum Theil verästelten Seitenzweigen, über den Hoden )( förmig nach innen eingebogen. Trichterstück der Excretions blase wenig entwickelt und anscheinend ohne Rippen; Blasenschenkel beiderseits mit kurzen, zackenartigen Ausläufern, im Uebrigen ein- fach ; sie verlaufen im Zickzack nach vorn und endigen getrennt am Saugnapfe. Genitalporus dem Körperrande genähert, ausserhalb der Darmschenkel; GenitaLsinus und Copulationsorgane sehr stark aus- gebildet; ersterer schlauchförmig, die weibliche Oeffnung nahe dem Genitalporus, die männliche in seinem Grunde gelegen. Der Prostata- theil des Cirrusbeutels von dem Penistheil durch eine Einschnürung scharf abgesetzt. Samenblase bis in die Nähe des Keimstockes reichend. Hoden symmetrisch im Hinterende, wie der Keimstock mit gelapptem Eande. Uterusschlingen überschreiten die Längsstämme der Darmschenkel nach aussen. (Eier jederseits mit einem einzigen, starken Polfaden.) Im Magen von Seeschildkröten. Typus: Cricocepliahis albus (K. et Hass). Gattung: Epibathra Lss. Körper untermittelgross, ziemlich dick; Hinterende einfach ab- gerundet, Schulterkragen ähnlich dem der beiden vorigen Gattungen, aber auf der Bauchseite in 2 ansehnliche, abgerundete und durch einen schmalen, parallelwandigen Spalt von einander getrennte Lappen ausgezogen. Darmschenkel voluminös, mit eingekerbten Wandungen, aber ohne deutlich individualisirte Seitenzweige; über den Hoden nur wenig nach der Mittellinie zusammenbiegend. Trichter- stück der Excretionsblase sehr klein, doch deutlich gerippt. Blasen- stamm bis zum Schalendrüsencomplex, Schenkel .im Kopfende getrennt endigend, durch eine Anzahl von Queranastomosen mit einander verbunden, zwischen denen hier und da auch blind endigende Seiten- zweige auftreten. Genitalöffnungen dicht beisammen in der Nähe des Körperrandes und ausserhalb der Darmschenkel. Copulations- organe massig entwickelt, im Cirrusbeutel hinter der (nicht sehr Trematoden aus Seeschildkröten. 615 grossen) Pars prostatica noch ein (blasenartig' erweiterter) Tlieil der Samenblase, (die Schlingen des frei im Parenchjnne liegenden Theiles der letztern bleiben in unmittelbarer Nähe vom Hinterende des Cirrusbeutels). Hoden symmetrisch im Hinterende, gross, wie der Keimstock mit eingekerbten Rändern. Schlingen des Uterus zwischen den Darmschenkeln. (Eier hinten mit einem starken, vorn mit mehreren dünnen Polfäden.) Im Darme von Seeschildkröten. Typus und bislang einzige Art: Epihathra crassa Lss. Gattung: Adenogaster Lss. Körper übermittelgross, gestreckt, hinten einfach abgerundet; Schulterkragen über den Rücken hinweg ziehend und auf der Bauch- seite in zwei ansehnliche Lappen entwickelt, deren Innenränder )( förmig gegen einander gebogen sind und bei voller Ausdehnung in der Mitte zusammenstossen oder theilweise einander überdecken können. Hinter dem Schulterkragen eine deutlich abgegrenzte Ver- tiefung der Bauchfläche, die bis zur Höhe des Genitalporus reicht. Der übrig bleibende, weniger gekrümmte Theil der Bauchfläche mit 4 Längsreihen von Drüsencomplexen. Darmschenkel getrennt, nur auf der Innenseite mit kurzen einfachen Blindsäcken besetzt, über den Hoden nach der Mittellinie zusammenbiegend. Excretionsblase bis zum Schalendrüsencomplex einfach, Schenkel? Genitalporus noch innerhalb der Darm schenke!, Cirrusbeutel ansehnlich lang. Prostata- theil von dem Penistheil durch eine schwache Einschnürung ab- gesetzt. Hoden ungefähr symmetrisch, vom Hinterende etwas ent- fernt, gross, mit eingekerbten Rändern (Keimstock rundlich). Uterus- schlingen innerhalb der Darmschenkel. (Eier ohne Filamente.) Im Darm von Seeschildkröten. Typus und bislang einzige Art: Adenogaster seriälis Lss. Gattung: Pronocephahis Lss. Körper mittelgross, hinten einfach abgerundet; Schulterkragen wie bei Adenogaster. Vertiefung der Bauchfläche hinter dem Schuiter- kragen wohl ausgebildet. Darm Schenkel getrennt, ohne Seitenzweige, im Hinterende ausserhalb der Hoden vorbei ziehend, also nicht nach der Mittellinie eingebogen. Excretionsblase mit grossen, deutlich gerippten Trichterstück, relativ langem, S förmig zwischen den Hoden hindurchtretenden Stamme und unverzweigten Schenkeln, die nahe am Saugnapfe getrennt endigen. Genitalporus einfach, innerhalb der 616 -A^- Looss, Darmschenkel; Cirrusbeutel ansehnlich lang und sehr miisculös, im Grunde eines schlauchförmigen vom Genitalporus ausgehenden Sinus beginnend. Hoden nahe dem Hinterende leicht schräg hinter ein- ander, innerhalb der Darmschenkel und wie der Keimstock mit glatten oder ganz schwach eingekerbten Rändern, Uterusschlingen innerhalb der Darmschenkel. (Eier mit einfachen Filamenten an beiden Polen.) Im Darme von Seeschildkröten. Typus und zur Zeit einzige Art: Pronoceplidlus ohUqims Lss, (= Pronoc. trigonocepJialus Lss.). Gattung: Glyphiceplialus Lss. Körper klein, Körpergestalt und Form des Schulterkragens wie bei PronocephaUcs. Darmschenkel besonders in ihren Anfangstheilen beiderseits mit kurzen, dicht gedrängt stehenden Blindsäckchen be- setzt, über den Hoden stark nach der Mittellinie zusammenbiegend. Excretionsblase mit wohl ausgebildetem, gerippten Trichterstück; Blasenstamm bis zum Schalendrüsencomplex; Schenkel einfach, am Saugnapfe getrennt endigend. Genitalpori getrennt aber dicht bei- sammen unter dem linken Dai'mschenkel. Copulationsorgane kräftig; Prostatatheil und Penistheil des Cirrusbeutels nicht durch eine Ein- schnürung getrennt. Hoden symmetrisch im Hinterende, glattrandig oder leicht eingekerbt; Keimstock wie die Hoden gestaltet. Uterus- schlingen innerhalb der Darmschenkel, nur die vordersten bei stärker contrahirtem Körper gelegentlich etwas über dieselben hervortretend. (Eier mit einfachen Filamenten an beiden Polen). Im Darme von Seeschildkröten. Typus: GlypMcephahis solidus Lss. Gattung: Pleurogonius Lss. Körper sehr klein bis mittelgross, anscheinend weniger kräftig als bei den übrigen Gattungen. Hinterende abgerundet. Schulter- kragen unvollständig, in so fern die beiden Seitenlappen über den Rücken hinweg nicht durch einen Querwulst verbunden sind. Ver- tiefung der Bauchfläche hinter dem Kragen deutlich entwickelt. Anfangstheile der Darmschenkel mit kurzen Blindsäckchen (die bei stärkerer Streckung des Leibes verschwinden), über den Hoden nur leicht einwärts gebogen. Excretionsblase mit deutlichem, geripptem Trichterstück, welches mit dem anstossenden Tlieil der Blase von dem Reste derselben durch einen Sphinktermuskel abgeschlossen wird. Dicht hinter diesem Sphinkter erfolgt bereits die Theilung in Trematoden aus Seeschildkröten. 617 die einfach sclilauchförmig-en Blaseiischeiikel, die bis zum Schalen- drüsencomplex dicht beisammen bleiben und schliesslich hinter dem Saug-napfe und unterhalb des Oesophagus bogenförmig- in einander übergehen. Genitalpori dicht neben einander innerhalb der Darm- schenkel; am Cirrusbeutel der Prostatatheil nicht durch eine Ein- schnürung von dem Penistheile abgeschieden. Hoden symmetrisch im Hinterende, alle 3 Keimdrüsen mit mehr oder minder stark ein- gekerbten Rändern. Uterusschlingen innerhalb der Darmschenkel, nur die vordersten überschreiten dieselben bei stärker contrahirtem Körper gelegentlich etwas. Eier mit oder ohne Polfäden. Im Darme von Seeschildkräten. Typus: Pleurogonius longiusculus Lss, Familie : Angiodiciyidae. Wie schon bei einer frühern Gelegenheit erwähnt, schliessen sich auch die übrigen, in Seeschildkröten lebenden Monostomenarten zu einer evident natürlichen Gruppe zusammen, in so fern bei ihnen das Kopfende des verbreiterten, in der Ruhe resp. im Tode kahn- förmig zusammengezogenen Körpers nicht dreieckig gestaltet und die innere Organisation durch die ganze Reihe hindurch im Princip so gut wie identisch ist. Daneben existiren allerdings auch Ver- schiedenheiten, dieselben sind aber nirgends principieller, sondern nur gradueller Natur, d. h. sie bewegen sich innerhalb der durch das allgemeine Organisationsschema unserer Thiere gegebenen Grenzen. Unter solchen Umständen müssen die betreffenden Formen zu einer natürlichen Gruppe zusammengefasst werden, und der systematische Rang dieser Gruppe kann nur der einer Familie sein. Nach der- jenigen Gattung, welche, unter den zur Zeit bekannten, den all- gemeinen Typus der Familie am reinsten verkörpern dürfte, nenne ich die letztere Familie Angiodidyidae. Ich gebe nun zunächst einen kurzen allgemeinen Ueberblick über ihre Anatomie und Histologie, soweit beide für die Beurtheilung der verwandtschaftlichen Be- ziehungen der verschiedenen Angehörigen in Betracht kommen. Allgemeine Anatomie. Unter den altern Arbeiten, welche sich mit der Anatomie und Histologie verschiedener Angiodictyiden beschäftigen, steht obenan 618 A. Looss, diejenige von Walter^); vereinzelte Angaben histologischer Natur finden sich bei Brandes -), während die Arbeiten von Van Beneden '■') und mir^) hauptsächlich gröber anatomische Verhältnisse berück- sichtigen. Betreifs des Artikels Van Beneden's sei nochmals daran erinnert, dass ich denselben nicht einsehen und deshalb seinen Inhalt hier nur soweit berücksichtigen kann, als er in gelegentlichen Be- merkungen von spätem Autoren reproducirt wird. Was nun Walter's Untersuchungen anbelangt so geht aus deren Darstellung ohne Zweifel hervor, dass der Autor einen grossen Theil desjenigen, was hiernach von mir beschrieben werden soll, bereits gesehen, aber entweder nicht richtig erkannt oder aber seiner wahren Bedeutung nach nicht genügend gewürdigt hat. Beide Fehler liegen indessen bis zu einem gewissen Grade in äussern Ursachen begründet und können dem Verfasser nicht all zu schwer angerechnet werden. So war der weitverbreiteten Annahme, dass der Trematodenkörper innerhalb der Art individuell in oft ansehnlich weiten Grenzen schwanken könne, meines Wissens damals noch von keiner Seite ernstlich entgegen getreten worden; die Annahme Walter's, dass die ihm vorliegenden, unter sich augenfällig ähnlichen und in dem- selben Wirthe neben einander gefundenen Individuen verschie- dener Arten nur Entwicklungszustände einer und derselben Art seien, war deshalb naheliegend, und es wird aus ihr wiederum begreiflich, dass manchen Structurverhältnissen, die von Walter's Standpunkt aus als transitorische erschienen, nicht die Beachtung geschenkt wurde, die sie als in Wirklichkeit constante Charaktere selbständiger Species verdienen. Auch der Zustand des von Walter verarbeiteten Materiales war allem Anscheine nach kein derartiger, wie er zur Erkennung mancher subtilerer anatomischer Structuren unbedingt nöthig ist. Ich spreche hier zunächst nicht von der histologischen Erhaltung, sondern von der äussern Gestalt dei' con- servirten Objecte. Die in Betracht kommenden Thiere krümmen sich beim Abtödten bekanntlich sehr stark nach der Bauchseite zu- sammen und nehmen dabei eine Gestalt an, die in der Regel nach 1) Unters, üb. d. feinern Ban d. Tremat., iniZ. wiss. Zool., V. 56, 1893. 2) Zum feinern Bau d. Treniatoden, Habilitationsschrift, Halle 1891. 3) La tortue franche etc. , in : Bull.~ Acad. Belgique (2) , V. 6, Bruxelles 1859. 4) Weitere Beiträge zur Kenntniss d. Trematodenfauna Aegyptens etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899. Trematode» aus Seeschildkröten. 619 keiner Eichtuiig- des Raumes die Anfertigung- regelmässiger und leicht zu combinirender Öchnittserien erlaubt. Die Verfolgung und Reconstruction mancher Organe nach schiefen Schnittserien ist aber erfahrungsgemäss ebenso schwierig wie unzuverlässig; ich erblicke hierin den Grund für eine weitere Anzahl irrthümliclier Angaben Walter's. Was den histologischen Erhaltungszustand seines Materiales an- belangt, so knüpft sich an denselben eine kleine Discussion, auf die ich nicht umhin kann hier etwas ausführlicher zurückzukommen. Der Autor berichtet, dass ihn der Erhaltungszustand seines in 57o wässriger Sublimatlösung mit 2 Theilen Essigsäure conservirten Materials im Allgemeinen recht befriedigt habe (1. c. p. 190), nur gewisse Individuen von Monost. proteus Brdes., die keine Geschlechts- producte enthielten, wiesen auffallende innere Veränderungen auf. Es werden als solche namentlich aufgeführt: „gewaltige Auftreibungen der Darmschenkel, auffallende Degeneration der Gewebe und Organe, Aufüllung des Parenchyms mit Excretionsstoifen, massen weises Auf- treten von Spaltpilzen im Gewebe etc." ^) Der Autor sucht die ange- führten Abnormitäten mit Fortpflanzungsverhältnissen zu erklären; vor allem die stets leere Hohlräume darstellenden Geschlechtsdrüsen scheinen ihm darauf hinzudeuten, dass die Thiere ihre Geschlechts- reife bereits hinter sich haben und die Ablage der Geschlechts- producte beendet ist. „Allerdings ist der Uterus bei diesen Formen, abweichend von der normalen Form, nur wenig gewunden und ver- läuft ohne starke Schlingenbildung nach vorn; aber es ist wohl denkbar, dass er sich nach Entleerung d^r Eier stark contrahirt hat" (p. 197). An dieser Erklärung erschien mir von vorn herein ein Punkt nicht ganz plausibel, in so fern nämlich nicht einzusehen ist, warum die Parasiten nach Beendigung ihrer geschlechtlichen Thätigkeit noch auf unbestimmte Zeit weiter leben, und zwar allem Anscheine nach gesetzmässig, da nicht nur vereinzelte Stücke, sondern Massen solcher Individuen ohne Geschlechtsproducte vor- handen waren. Ein solches Verhalten würde in bemerkenswerthem Widerspruch zu demjenigen der übrigen wirbellosen Thiere stehen, die insgesammt dem Untergange anheimfallen, sobald sie ihre ge- schlechtliche Function definitiv erfüllt haben. Was speciell die para- sitischen Würmer anlangt, so constatiren verschiedene in der Lite- ratur niederg-elegte sowie eine grössere Anzahl von mir selbst ge- 1) 1. c. p. 197 Anm. Zool. Jahrb. Bd. XVI. Abth. f. Syst. 40 620 -^- Looss, macliter Beobachtimg-en, dass die Thiere, wenn sie. al^sterbend oder um abzusterben, den Darm ihres Wirtlies verlassen, zum mindesten ihren Uterus noch mit mehr oder minder reichlichen Eiern gefüllt zeigen, die erst nach der Verwesung des mütterlichen Körpers frei werden. Nur bei der Mehrzahl der Cestoden scheint mit der Eeife eine mindestens theilweise Obliteration der Keimdrüsen gesetzmässig verbunden zu sein, wodurch die Zahl der producirten Eier auf ein gewisses Maass beschränkt wird; etwas ähnliches ist aber meines Wissens bei den übrigen Würmern bis jetzt nicht constatirt worden. Soweit mir im Moment erinnerlich, berichtet nur v. Ltnstow, dass bei alten Exemplaren von Bist. cfjJindraceum ,,Hodeu, Keimstock und Schalendrüse mehr und mehr schwinden zu Gunsten des sich immer mächtiger entwickelnden Uterus"^); ich habe aber bereits bei anderer Gelegenheit meiner Ueberzeugung Ausdruck verKehen, dass diese Angabe auf einer optischen Täuschung beruht, da bei dem genannten Wurme und andern Arten mit sackartig weitem Uterus dieser die blassen, durchsichtigen Keimdrüsen derart ver- deckt, dass sie nur durch Färben und eventuell Schneiden, dann aber in durchaus normaler Form und Structur nachgewiesen werden können. -) Die aufgezählten Thatsachen sprachen durchaus nicht zu Gunsten der Hypothese Walter's, und eben so wenig that dies seine weitere Angabe über die geringe Entwicklung und mangelnde Schlingen- bildung des Uterus, denn letztere ist ein sogar recht charakteristi- sches Zeichen jugendlicher Individuen. Ich hatte darauf hin die Ansicht geäussert, dass Walter's schlecht erhaltene Individuen nicht alte Thiere waren, die nach Ablage ihrer Geschlechtsproducte noch weiter lebten, sondern junge, aber auf einem bereits vorge- schrittenen Stadium der Decomposition conservirte Exemplare. '■^) Diese meine Anschauung wird neuerdings energisch bekämpft von V. Ofenheim •*), der bei einer Anzahl von Exemplaren von Anaijorrlmtum alhiäum ähnliche Verhältnisse antraf wie die von Walter für die Schildkrötenmonostomen geschilderten und zu ihrer Erklärung auf die WALTER'sche Hypothese zurückgreift, d. h. in den 1) TJeb. d. Bau u. die Entwicklung d. Distomum cylindraceum , in: Arch. mikrosk. Anat., V. 36, 1890, p. 179. 2) Distomen der Fische und Frösche, 1. c, j?. 180. 3) Weitere Beitr. etc., 1. c, p. 769. 4) lieber eine neue Distomidengattung, in: Z. Naturvv., \. 73, 1900, p. 167 f. Trematodeii aus Seesehildkröteu. 621 derart veränderten Individuen senile Thiere sieht, deren männliche Geschlechtsreife vorüber ist. Als Gründe zur Stütze seiner Ansicht führt der Autor zunächst an, dass der histolog-ische Bau der meisten Organe bis zur Unkenntlichkeit verschwommen und das Gewebe des Körperparenchyms äusserst weitmaschig' war. Mich will be- dünken, dass der erstere Umstand auch in mangelhafter Conservirung- der Individuen begründet sein kann, während der zweite doch wohl eine normale Eigenthümlichkeit des Genus Anaporrlmtum ist, da er sich in gleicher Weise auch bei A. ricchkirdii wiederfindet. Einen zwingenden Beweis für das vorgeschrittene Alter der Thiere kann ich in den genannten Thatsachen deshalb nicht finden. Als weitere Momente, die zu Gunsten seiner Ansicht und gegen meine Auffassung sprechen, führt der Autor an, dass bei allen Exemplaren bereits Eier in grosser Menge und in allen Theilen des Uterus angetroifen wurden, dass die Vesicula seminalis stark mit Sperma gefüllt war, indess das Eeceptaculum seminis bei einigen Thieren „nur noch theil- weise gefüllt" erschien, und dass es gerade die grössten Exemplare waren, bei denen diese Symptome am deutlichsten hervortraten. Der Autor beschreibt ferner wenig zahlreiche und verschieden grosse Hodenbläschen (er spricht von ihnen als „altern" und „Jüngern"), die keine reifen Samenfäden enthielten, sondern in deren Structur sich nur „deutlich eine innere stärker und eine äussere schwächer ge- färbte Zone unterscheiden lassen, die ziemlich scharf gegen ein- ander abgegrenzt sind". Vasa efferentia und Vasa deferentia ent- hielten ebenfalls keine Samenmassen, sondern waren mit dunkel ge- färbten Körnchen angefüllt, die für zersetzte Spermareste gehalten werden. Schliesslich sei noch erwähnt, dass die von dem Autor untersuchten 15 Individuen, trotzdem sie in der Länge zwischen 7.8 und 31 mm, in der Breite zwischen 4,8 und 12 mm schwankten, sich doch ,.alle ziemlich in dem gleichen Entwicklungsstadium zu befinden" schienen. Dieser letzt genannte Umstand dürfte meines Erachtens für sich allein genügen, um die Ansicht v. Ofenheim's als unhaltbar er- scheinen zu lassen. Denn wenn Thiere von 7,8 mm Länge ihre männliche Eeife bereits hinter sich und die Ablage der Geschlechts- producte beendet haben, d. h. „senil" sind, und wenn bei ihnen der histologische Bau der meisten Organe normaler Weise (d. h. während des Lebens, wie es der Autor allem Anscheine nach an- nimmt), bereits ..bis zur Unkenntlichkeit verschwommen" ist, dann ist kaum einzusehen, aus welchem Grunde und wie sie dann noch weiter 40* 622 A. Looss, leben und sogar bis auf das 4 fache ihrer frühern Länge weiter wachsen sollen. Das Wachsthum ist im Allgemeinen das Zeichen eines sich entwickelnden Thieres, der Ausdruck eines vorwärts schreitenden Lebensprocesses, der in der Production der Nach- kommenschaft seineu Höhepunkt erreicht und mit derselben in der Regel auch seinen Abschluss findet. Allerdings spricht der Autor nur von einem Abschluss der Productionsthätigkeit der männlichen Keimdrüsen, während der weibliche Genitalapparat noch in voller Thätigkeit gewesen sein soll. Trotzdem ändert dies an der ganzen Sachlage nicht viel, da eine thatsächliche Einstellung der Samen- production innerhalb einer beschränkten Zeit auch das Aufhören der Eibildung im Gefolge haben muss. Aus den Angaben v. Ofen- heim's geht aber hervor, dass die Samenblase gerade bei den grössten Individuen am stärksten gefüllt, d. h. der durch die Ei- bildung bedingte Verbrauch an Spermatozoen während des Wachs- thums trotz der scheinbaren Leere der Hoden reichlich ersetzt war und dass die ,. Ablage der Geschlechtsproducte", i. e. die Ent- leerung des Uterus keine sichtbaren Fortschritte gemacht hatte. Diese Umstände sind jedenfalls bemerkenswerth, da nach v. Ofen- heim's Ansicht der gesammte Genitalapparat in einer weiter zurück- liegenden Periode in voller Thätigkeit gewesen sein und dann ein Aussehen gezeigt haben muss, wie wir es von den übrigen ge- schlechtsreifen Trematoden kennen. Er spricht es direct aus, dass „vielleicht in der Zeit der männlichen Geschlechtsreife die Hoden viel ansehnlicher waren" als bei den von ihm untersuchten „senilen" Individuen. Dasselbe dürfte in gleicher Weise auch für den LTterus gelten müssen; meines Erachtens kann es in der That wohl keinem Zweifel unterliegen, dass das wirklich voll geschlechtsreife Amqwrrh. alhkhim einen Genitalapparat ähnlich dem des A. ricckiardü besitzt. Sollte nun dieser Zustand der Geschlechtsorgane wirklich bei Indi- viduen unter 7 mm vorhanden gewesen, sollten die turgescenten Hoden wieder zu minimalen Bläschen degenerirt und die Schlingen des Uterus bis auf einige wenige im Hinterende wieder verschwunden sein, während das immer weiter gehende Wachsthum der Thiere un- abweisbar auf eine vorwärts schreitende Entwicklung hindeutet? Ich fühle mich versucht, zu behaupten, dass ein solcher Vorgang, weil unnatürlich, auch unmöglich wäre; jedenfalls stände er nach alle dem, was wir heute über die Lebens- und Entwicklungs- geschichte der Trematoden wissen, noch vollkommen ohne Analogie da, und ebenso wenig Hesse er einen einis'ermaassen verständlichen Tromatofleii aus Seescbildki-nten. 623 Zweck erkennen. Es dürfte deshalb ein Versuch, die v. Ofeniieim- schen Befunde auf andere Weise zu erklären, zunächst näher liegen. Und eine natürliche, auf bekannten Vorgängen beruhende Er- klärung bietet sich ohne Weiteres dar. Zunäclist dürfte bereits ein einfacher Blick auf die von dem Autor gegebene Totalabbildung des Arwjiorrh. albidum (1. c, flg. 3) genügen, um Denjenigen, der mit der Biologie der Distomen einigermaassen ver- traut ist, erkennen zu lassen, dass hier ein junges, im Anftinge der Keimproduction stehendes Thier vorliegt, bei dem die Hoden noch klein sind und die Schlingenbildung des Uterus eben beginnt. Das in der Beschreibung erwähnte Verhalten der Hoden und die „nur noch theilweise" Füllung des Eeceptaculum seminis deuten ebenso unverkennbar auf einen jugendlichen Zustand hin. Die Vorgänge, welche beim Eintritt der Geschlechtsreife und dem Beginne der Eiproduction eintreten, habe ich seiner Zeit an einer grössern Zahl von Distomenarten eingehend studirt und in meiner Arbeit über die Distomen der Fische und Frösche be- schrieben.^) Ich habe die Richtigkeit meiner damaligen Beobachtungen in der Zwischenzeit an den verschiedensten andern Arten mannigfach zu bestätigen Gelegenheit gehabt; sie geben eine meines Erachtens genügende, natürliche Erklärung der Befunde v. Ofenheim's. Die Bildung der ersten vereinzelten Spermatozoen tritt oft schon ausser- ordentlich frühzeitig ein, wenn die Hoden noch ganz klein sind ; auch sind es stets nur ganz vereinzelte Samenmutterzellen, welche sich auf diesen frühen Stadien weiter entwickeln. Die gebildeten Spermatozoen sammeln sich zunächst in der Samenblase an, wo sie ihrer grössern Zahl wegen gewöhnlich zuerst bemerkt werden. Damit erklärt sich die Füllung der Samenblase mit Spermatozoen zu einer 1) In: Bibliotli. zool. Leuckart-Chün , Heft 16, 1894, besonders p. 221 fF.; cf. ausserdem: Ist der LAURER'sche Canal d. Trematoden eine Vagina?, in: Ctrbl. Bakt., V. 13, 1893, p. 808. Ich will bei dieser Ge- legenheit nicht ganz unerwähnt lassen, dass alles das, was v. Ofenheim über die Beziehungen zwischen LAURER'schem Canal und Receptaculum seminis erörtert, bereits in diesen Arbeiten gesagt ist ; auch die von dem Autor am Schlüsse seiner Ausführungen (1. c, p. 184) aufgeworfene Frage, „ob das Receptaculum nicht auch in morphologischem, resp. in entwicklungs- geschichtlichem Zusammenhang mit dem LAURER'schen Canal steht", eine Frage, „die zu lösen die Aufgabe einer entwicklungsgeschichtlichen Unter- suchung sein würde", dürfte durch das erledigt sein, was von mir (Dist. d. Fische etc., p. 264 f.) über die Entwicklung des Receptaculums be- schrieben worden ist. 624 '^- Looss, Zeit, wo die Hoden noch klein und im Innern anscheinend rein zellig sind. Bei einzelnen Formen kann man sogar beobachten, dass bereits die Samenmutterzellen aus den Hoden sich loslösen, in die Samenleiter und eventuell bis in die Samenblase gelangen, um hier erst die Spermatozoen zu liefern. Diese treten allmählich auch in die weiblichen Leituugswege über und wandern den Uterus, sobald dieser hohl geworden ist, aufwärts zum Ootyp. Nur die bei der Ei- bildung nicht verbrauchten, resp. nicht mehr brauchbaren Spermatozoen gelangen in den LAUEEn'schen Canal und das Receptaculum seminis; das letztere wird im Laufe der Keimproduction nicht entleert, sondern gefüllt, was besonders deutlich bei denjenigen Formen zu beobachten ist, die eines LAUEER'schen Canals entbehren. Damit erklärt sich die „nur noch theilweise Füllung" des Receptaculum seminis bei A. alhidum. Die ersten gebildeten Eier sind in der Regel anormal, ausserdem untermischt mit zahlreichen Tropfen und Schollen des Schalendrüsensecrets, freien Ei- und Dotterzellen u. s. w. Erst nach einiger Zeit erfolgt die Bildung normaler und entwicklungs- fähiger Eier; es gewinnt den Anschein; als ob die Thiere erst lernen müssten, ihre Eier richtig zu bilden. Ich bin, ohne v, Ofenheim's Material gesehen zu haben, überzeugt, dass besonders bei seinen kleinern Individuen der Uterus solche anormale Eier etc. enthält. Die Schlingen des Uterus sind zu Beginn der Eibildung, obwohl in ihrem Verlaufe angelegt, doch noch wenig entwickelt und kommen erst mit der wachsenden Menge der Eier zu voller Ausbildung; daher der gerade Verlauf des Uterus bei A. alhidimi. Die einzelnen hier aufgezählten A^orgänge treten, soweit icli ge- sehen, sehr allgemein während der Reifungsperiode des Distomen- körpers auf; nur folgen sie sich je nach den Umständen mit sehr verschiedener Geschwindigkeit und erscheinen in nicht seltenen Fällen auch zeitlich mehr oder minder gegen einander verschoben. Ich habe letzteres bei Individuen einer ganzen Anzahl von Arten zu beobachten Gelegenheit gehabt ; doch handelt es sich hierbei vielfach anscheinend um Missbildungen im Baue der Leitungswege. Dagegen dürfte es eine normale Eigenthümlichkeit in dem Reifungsprocesse der Thiere sein, dass derselbe unter gewissen Umständen, resp. bei gCAvissen Formen mit grösserer Schnelligkeit, bei andern nur ausserordentlich langsam von Statten geht. Das letztere ist allem Anscheine nach der Fall bei A. albidum; die kleinsten der von v. Oeenheiim unter- suchten Individuen der Art beweisen, dass die Thätigkeit der beiderlei Keimdrüsen schon auf einem ziemlich frühen Entwicklungsstadium Treniatodeii aus Seeschildkröten. 625 beginnt, lange bevor der Körper seine volle Grösse erreicht hat. Während dieses Wachstliums des Körpers hält sich aber die ge- schlechtliche Productiou in bescheidenen Grenzen, so dass eine Schlingen- bildnng des Uterus noch nicht eintritt ; auch wird, wie bereits ange- deutet, dessen Inhalt auf diesem Stadium wenigstens zum Theil noch aus Abortiveiern, Schollen und Tröpfchen des Schalendrüsensecrets u. s. w. bestehen. Die hier erwähnten Thatsachen lassen sich an reifenden lebendigen Thieren mit Hülfe stärkerer Vergrösserungen meist ohne Schwierigkeit beobachten ; in wie weit die Erkenntniss derselben Vor- gänge an dem Materiale v. Ofenheim's eventuell durch mangelhafte Conservirung beeinflusst ist, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Während ich über den sogenannten „senilen" Zustand des Anaijorrlmium nlhidum nur nach Erfahrungen an andern Arten urtheilen kann, stehen mir über den gleichen Zustand der Schildkröten- monostomen eigene Beobachtungen zu Gebote. In seiner in Rede stehenden Arbeit vertheidigt v. Ofenheim auch die entsprechenden Angaben Walter's und stellt zum Beweise der Unrichtigkeit meiner Behauptung (d. h. dass Walter junge, aber mehr oder minder ab- gestorben conservirte Thiere vor sich gehabt habe) fest, dass 1. die von Walter untersuchte Schildkröte in Halle frisch geschlachtet wurde, 2. die Trematoden sofort in einer concentrirten Sublimatlösung mit Essigsäurezusatz conservirt wurden und 3. die Schildkröte sich schon lange unterwegs befand, also eine Neuinfection ausgeschlossen war. Ich habe nicht den mindesten Grund, die Richtigkeit dieser Angaben zu bezweifeln, nur wäre es mir wünschenswerth erschienen, dass der Autor im Anschluss an seine Feststellungen auch den Wider- spruch zu erklären versucht hätte, welchen dieselben gegenüber Walter's Angaben über die Beschaifenheit seines Materials in sich schliessen. Denn „auffallende Degeneration der Gewebe und Organe, Anfüllung des Parenchyms mit Excretionsstoffen, massenweises Auf- treten von Spaltpilzen im Gewebe" etc. können sich bei frisch und gut conservirten Thieren doch nicht ohne Weiteres finden. Diese Angaben Walter's waren es hauptsächlich, welche mich zu meiner Behauptung verleiteten; ich gebe jetzt gern zu, dass ich sie zu aus- schliesslich im xluge gehabt habe, denn die einfache Berücksichtigung des Umstandes, dass in Walter's Material in grosser Menge auch nach der Bauchseite eingekrümmte, also contrahirte Exemplare sich fanden, hätte mich schon damals darauf hinweisen können, dass diese Thiere bei der Conservirung lebendig gewesen sein mussten. 626 A. Looss, Dies stimmt also vollkommen zu den obigen Feststellung-en v. Ofen- heim's ; dagegen würden nunmehr die Angaben Walter's ganz unver- ständlich sein, wenn sich nicht mit grosser Wahrscheinlichkeit ergäbe, dass ihnen irrthümliche Deutungen zu Grunde liegen. Eigene Beobachtungen haben zunächst erwiesen, dass die ,.gewaltigen Auf- treibungen der Darmschenkel" bei der „Lanzenspitzform des Monosf. iwoteus'-'' natürlich sind ; die Thiere nähren sich ausschliesslich von dem Darminhalte ihrer AVirthe und scheinen sehr gefrässig zu sein. Sie können so ansehnliche Nahrungsmengen in ihren Darm aufnehmen, dass nicht selten auch der Oesophagus in ganzer Länge bis fast zur Weite der Darmschenkel aufgetrieben wird; in andern Fällen verursachen grössere Anhäufungen der Inhaltsmassen nur unregelmässige, mehr oder minder stark hervortretende, knotenartige Auftreibungen dei' Darmwände. Solche Auftreibungen sind also normal und finden sich bei jungen ebenso wohl wie bei erwachsenen lebenden Thieren. Bezüglich der „Anfüllung des Parenchyms mit Excretionsstoffen" und des „massenweisen Auftretens von Spaltpilzen im Gewebe" vermag ich nur Vermuthungen zu äussern, was diesen Angaben zu Grunde gelegen haben kann; ich werde bei der Be- sprechung des Körperparenchyms und der Lymphgefässe hierauf zurückkommen; worin endlich die von Waltee erwähnte ,, auffallende Degeneration der Gewebe und Organe" bestanden haben mag, bleibt bis auf Weiteres dunkel. Habe ich demnach Walter in der Beurtheilung des Erhal- tungszustandes seines Materials Unrecht gethan, so muss ich andrer- seits meine Ansicht betreffs des A 1 1 e r s zustandes seiner Individuen in vollem Umfange aufrecht erhalten. Die Gründe für diese Behaup- tung liegen im Allgemeinen bereits in dem, was ich oben gegenüber den Bemerkungen v. Ofenheim's angeführt habe ; es kommen hierzu noch einige Thatsachen, die speciell für die in Rede stehenden Monostomen gelten. Aus dem Umstände, dass der Enddarm von Chelone eine ausser- ordentliche Länge besitzt, ergab sich die Wahrscheinlichkeit, dass es hier möglich sein müsse, wirklich altersschwache und absterbende resp. abgestorbene Würmer auf ihrem Wege nach aussen aufzu- finden. Ich habe unter diesem Gesichtspunkte besonders 2 Schild- kröten genau untersucht und auch gefunden, was ich suchte. Die Würmer, welche AValter als ,,3Ionosf. protciis ohne Geschlechts- producte" beschreibt, und zwar sowohl die „Kahn"- als die „Lanzen- spitzform", sind entweder dieselbe Art wie diejenige, die ich früher Trematodeii aus Seeschildkröten. 627 mit dem Namen Microscaphidium sagitta belegt hatte, oder eine dieser sehr nahe verwandte. M. sagitta lebt vorzugsweise in dem ersten, etwas erweiterten x\bschnitte des Dickdarms von Chclone mydas, und zwar finden sich bei den frisch geöffneten Wirthen die Parasiten fast ausnahmslos in der unmittelbaren Nachbarschaft der Darmwand. Nur wenn der Inhalt des Darmes sehr flüssig ist, trifft man sie nach Eröffnung desselben auch i n der Flüssigkeit ; lässt man die- selbe in einem flachen Gefässe breit laufen, dann erscheinen nach kürzester Frist sämmtliclie Würmer (das Gleiche gilt auch von den andern, denselben Ort bewohnenden Arten) an der Oberfläche, längs deren sie mit ihren Bauchflächen umherkriechen. Ist der Inhalt des ersten Dickdarmabschnittes fester, so dass er sich nach der Er- öffnung der Darmwand von dieser abrollen lässt ^), dann bleibt die Mehrzahl der Monostomen der Darmwand, die Minderzahl der Ober- fläche der Inhaltsmasse anhaften; Würmer innerhalb der letztern finden sich nur ganz vereinzelt. Schon ca. 20 cm hinter dem Be- ginne des Dickdarms werden die Exemplare von Micr. sagitta spär- lich auch in den Fällen, wo hunderte von ihnen den Dickdarm- anfang bewohnen. Die Inhaltsmassen werden jetzt fester und werden es immer mehr, je weiter sie nach dem Anus zu vorrücken. Hier und da noch vorkommende lebendige Würmer finden sich ausschliess- lich zwischen Darm wand und Inhaltsmasse; sie sind beweglich und durchsichtig wie die weiter vorn lebenden geschlechtsreifen und allem Anscheine nach in voller Productionsthätigkeit befindlichen Individuen. Gegen die Mitte des Dickdarms hin aber ändert sich dieses Verhalten. Die jetzt etwa noch auftretenden Würmer — sie scheinen stets nur ganz spärlich zu sein, da ich in beiden von mir genauer untersuchten Fällen jedesmal 3 in weiten Abständen von einander gefunden habe — werden unbeweglich, die Durch- sichtigkeit des Körpers weicht einem opaken Weiss, welches um so mehr in Gelb und Gelbbraun übergeht, je näher die betreffenden Individuen dem Darmende gefunden werden; sie erscheinen dabei gleichzeitig mehr und mehr in die Darminhaltsmasse einge- bettet und schauen aus derselben gelegentlich nur noch mit einem kleinen Theile ihres Leibes heraus. Diese Exemplare erweisen 1) In derselben Weise, wie ich es kürzlich für die Sclerostomeu der Pferde und Esel beschrieben habe : cf. The Sclerostomidae of Horses and Donkeys etc., in: Records of the Egyptian Government School of Medicine, Cairo 1901 (erschienen Mai 1902) p. 3 7 f. 628 A. Looss, sich bei mikroskopischer Untersuchung als vollkommen todt; ihre Haut ist verloren gegangen und die Innern Organe sind mehr oder minder weit zerfallen. Der Uterus enthält stets noch eine grössere Anzahl von Eiern, obwohl augenfällig nicht mehr so viel wie auf dem Höhepunkte der geschlechtlichen Thätigkeit. die Hoden zeigen keinerlei Verminderung ihres Volumens: mit einem Worte, die Thiere würden, wenn ihre Herkunft unbekannt wäre, in nichts von andern Individuen zu unterscheiden sein, die in Folge des Todes ihres AMrthes mit dessen Organen dem Untergange anheim fielen. Die hier beschriebenen Würmer halte ich lür wirklich senile, eines natürüchen Todes gestorbene. Sie werden möglicher Weise schon in Folge einer Verminderung ihrer Körperkräfte durch die Darminhaltsmassen von ihrem Wohnsitze fortgerissen, nach dem Tode dann in diese Inhaltsmassen eingebettet, deren Farbe sie all- mählich auch aufnehmen, und schliesslich mit den Fäces nach aussen entleert. Der ganze Process ist bei Chelone in Folge der unge- wöhnlichen Länge ihres Dickdarmes in seinen einzelnen Phasen leicht zu beobachten, dürfte sich aber bei andern Wirthen kaum principiell abweichend vollziehen, nur dass es hier selten gelingt, ihn zu beobachten. Dass dies bei den Schildkrötenmonostomen leichter möglich ist, liegt zu einem andern Theil auch daran, dass die in Frage kommenden Parasiten den Dickdarm bewohnen, einen Ort, an dem die Fäcalmassen in der Hauptsache bereits fertig ge- bildet sind. Absterbende Würmer können diesen deshalb nur mehr oder weniger äusserlich angelagert werden und bleiben dabei sicht- bar, wohingegen die Leichen weiter vorn im Darme lebender Schmarotzer, wenn sie nicht überhaupt verdaut werden, in die Fäcalmassen zu liegen kommen und sich damit der Beobachtung meistens entziehen. Von Bedeutung an den geschilderten Beobach- tungen ist nun ohne Zweifel der Umstand, dass die todten ^^'ürmer in ihren Geschlechtsorganen kein Anzeichen des Alters, der ,.Senilität'' erkennen lassen; ich glaube in der That, dass solche Anzeichen, wenn sie bei Trematoden anatomisch oder histologisch nachweisbar aufträten, häufiger zur Beobachtung gekommen sein müssten als in den beiden von Walter und v. Ofenheim becliriebenen Fällen. Eine ziemlich wesentliche Rolle in der Begründung ihrer Auf- fassung spielt bei beiden Autoren die Beschaffenheit der Keim- drüsen, speciell der Hoden. Dass die Structur derselben bei Anaporrh. albiduni, soweit sie sich aus v. Ofenheim's Beschreibung ersehen lässt, auf einen jugendlichen Zustand derselben hindeutet. Trematoden aus Seeschildkröten. 629 wurde bereits erwähnt; Walter hing-egen nennt die Geschlechts- drüsen bei den von ihm untersucliten „senilen" Formen ..leere Hohl- räume". Dieser Ausdruck scheint auf den ersten Blick thatsächlich und um so mehr zu Gunsten der Ansicht des Autors zu sprechen, als es keinem Zweifel unterliegen kann, dass ihm lebenskräftig con- servirte Exemplare vorlagen. Indessen möchte ich mir die Ver- muthung erlauben, dass die bezüglichen Worte nicht ganz buchstäb- lich zu nehmen sind; auch ich habe nämlich die Keimdrüsen bei verschiedenen Arten und unter gewissen Umständen in der That als leere, aber doch nicht als vollkommen leere Hohlräume ange- troffen. Soweit mir von den hiernach zu beschreibenden Angehörigen der Familie Jugendformen zu Gesicht gekommen sind, habe ich bei ihnen die in Rede stehende Eigenthümlichkeit ausgebildet gefunden, und zwar bemerkenswerther Weise nicht bei den jüngsten, sondern bei altern, kurz vor oder bereits im Anfange der Keimproduction stehenden Individuen. Bei erstem erscheinen die Hoden als kleine i'undliche oder unregelmässig gestaltete Körper, die vollständig mit Samenbildungszellen ausgefüllt sind und in gefärbten Totalpräpa- raten deutlich als dunkle Körper hervortreten. Mit dem Wachsthum des Körpers nehmen auch die Hoden an Grösse zu; das in ihnen enthaltene Zellenmaterial vermehrt sich indessen zunächst nicht oder nur wenig, jedenfalls nicht so, dass das frühere solide Aussehen der Hoden gewahrt bliebe. Man bemerkt jetzt vielmehr, ausser einem der Wand anliegenden dünnen Keimlager, im Innern derselben nur mehr oder minder spärliche zellige Elemente, die anscheinend frei in einer klaren Flüssigkeit schwimmen. Bei Anwendung schwächerer Vergrösserungen bieten auf diesem Stadium die Hoden in gefärbten Totalpräparaten oft augenfällig das Bild einer pathologischen De- generation dar ; ganz abgesehen aber davon, dass die lebenden, eben dem Darme entnommenen Tliiere dasselbe Verhalten zeigen, erkennt man bei Anwendung starker Vergrösserungen in den flottirenden Elementen auch deutlich hauptsächlich die Anfangsstadien in der Entwicklung der Spermatozoen mit den charakteristischen Verände- rungen der Kerne. Daneben treten schon ziemlich frühzeitig erst vereinzelt, später häufiger, reife Samenfäden auf, die nach der Samenblase wandern und dort sich ansammeln zu einer Zeit, wo von Dotterstöcken oder gar reifen Eiern noch nichts zu erkennen ist. Noch charakteristischer erscheint das Bild der Hoden auf diesem Stadium in Schnitten; hier findet man manchmal thatsächlich nur einige wenige zellige Elemente in einer verschieden dichten, fein- 630 A. Looss, körnigen oder fast krümeligen Masse vertheilt, in der Hauptsache ersclieinen die Hoden aber leer. Erst mit der vollen Entwicklung der gesclileclitliclien Tliätigkeit nehmen sie allmählich das normale Aussehen an. die flüssige Zwischensubstanz verschwindet augenschein- lich aber niemals vollkommen. Die hier geschilderten Verhältnisse fand ich besonders ausgeprägt bei den beiden 3Iicroscaphidium-AYter\, M. rciiculare und ahcrrans, in etwas geringerrn Grade auch bei Odangnmi sagiüa. Die Microscaphidien sind ausserdem noch dadurch ausgezeichnet, dass bei ihnen die Entwicklung anscheinend ziemlich langsam von Statten geht. Unter den von August bis October von mir gesammelten Tausenden von Individuen befand sich nicht ein einziges voll ent- wickeltes, dagegen zahlreiche Jugendstadien von l^., mm Länge an. Eine Durchsicht des Materials vom October ergab, dass von den grössten Exemplaren einige wenige 1 oder 2 Eier in ihrem Uterus beherbergten; die Hoden zeigten bei allen die beschriebene ,,leere'* Beschaffenheit, und bei einigen sogar unverkennbare Zeichen der Verödung ^) ; ich komme bei Besprechung der Genitalorgane hierauf eingehender zurück. Im Lichte der Waltee - v. OrENHEiM'schen Hypothese würden diese Thiere zweifellos als senile Individuen er- scheinen, die ihre geschlechtliche Reife hinter sich haben und nach derselben noch für Monate weiter leben; die Umstände, unter denen sie gefunden wurden, lassen dagegen nicht den geringsten Zweifel, dass jugendliche Thiere vorliegen, deren Eeifung von gewissen Um- ständen abhängig ist und sich ungewöhnlich lange hinauszieht. Alles in Allem halte ich die Senilitäts-Hypothese Walter's und V. Ofenheim's, von ihrer UnWahrscheinlichkeit ganz abgesehen, für entbehrlich, da die an und für sich richtigen Beobachtungen, auf die 1) Nachträglicher Zusatz : "Während der Wiutermouate habe ich keine Cliclove zur Untersuchung erhalten. Im j\[ärz und April 1902 ge- öffnete Wirthe enthielten nur geschlechtsreife Individuen beider Micro- .<^caphidiuniarten mit reichlichen Eiern im Uterus und stark turgescenten, vollkommen normalen Hoden. In den folgenden Monaten traten neben den reifen "Würmern wiederum Jugendformen auf, die allmählich immer zahlreicher wurden. Im Juli sind erwachsene Individuen noch in Menge vorhanden ; soweit meine Beobachtungen einen Schluss zulassen, müssten diese aber von jetzt ab allmählich absterben und ihren Wirth verlassen, während die definitive Reifung der Jüngern sich bis zum Winter hinzieht. Ob diese Periodicität in der Entwicklung der Microscaphidien die Regel ist, wage ich auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen nicht zu behaupten ; indessen hat es den Anschein, als ob dem so sei. Treniatodeu ans Seeschildkröten, 631 sie gegTündet ist, eine einfachere und natürlichere Erklärung" nach einer andern Richtung hin linden. Es wurde bereits hervorgehoben, dass eine Anzahl derjenigen Einzelheiten aus dem anatomischen und histologischen Baue der Angiodictyiden, die ich in dem Folgenden beschreiben werde, schon von Walter gesehen, aber ihrer wahren Natur und Bedeutung nach nicht erkannt wurden. A^'ALTER nimmt an, dass in seinem ]\Iateriale nur 2 Species, diese aber in verschiedenen Altersstufen vorhanden waren; in meinen „Beiträgen etc." konnte ich dagegen bereits die Ansicht begründen, dass ihm nicht weniger als 4 vorgelegen haben müssen, dieselben, welche ich aus der einzigen, damals von mir untersuchten Chclone mydas kennen gelernt hatte. Bei einem ver- gleichend anatomischen Studium der von mir als neu erkannten Arten hatte sich gezeigt, dass eine Anzahl der von Walter über den Bau seiner vermeintlichen Species und ihrer Jugendformen gemachten Angaben unverkennbar nur auf die eine oder die andere der neuen Arten passten; es konnte keinem Zweifel unterliegen, dass Walter dieselben ebenfalls gesehen haben musste. Daneben blieben aber noch einige weitere von dem Autor berichtete Be- obachtungen übrig, die an dem mir vorliegenden Materiale nicht zu bestätigen waren. Es hätte sich hieraus vielleicht früher schon der Schluss ziehen lassen, dass diese Angaben auf noch andere, bis dahin nicht unterschiedene Arten sich bezogen; ein solcher Schluss würde sich in der Folge als berechtigt erwiesen haben. Die Unter- suchung einiger weiterer Exemplare von Chelone mydas hat mir gezeigt, dass mit den zuerst gefundenen 4 Species die Zahl der thatsächlich in den Schildkröten vorkommenden Angiodictyiden noch nicht erschöpft ist, und es erscheint mir so gut wie gewiss, dass sie auch mit den in dieser Arbeit beschriebenen 7 Arten noch nicht erschöpft sein wird. Unter den neuern Arten ist Aviederura eine, die ein Licht auf einige der oben erwähnten, bisher unbestätigt gebliebenen Angaben Walter's wirft; ich zweifle deshalb nicht, dass sie dem Autor ebenfalls vorgelegen hat. Für den Fall, dass mir nichts entgangen ist, würde nunmehr in der Arbeit Walter's nur noch eine thatsächliche Bemerkung übrig bleiben, die auf keine der jetzt bekannten 7 Arten passt; ich stehe nicht an, zu erklären, dass ich in der betreffenden Angabe den Hinweis auf das Vorhandensein noch einer achten, bisher nicht als selbständig erkannten Form erblicke. 632 A. Looss, Um die in dem Folgenden nüthigen Hinweise anf die verschiedenen Angaben Walter's leichter verständlich zu machen, gebe ich hier eine kurze Zusammenstellung der Arten, welche meiner Ueberzeugung nach Walter vorgelegen haben, und derjenigen Bemerkungen des Autors, welche sich charakteristisch auf die eine oder die andere von ihnen beziehen. Das ,.geschlechtsreife Monostomum reticulare^^ Walter's mit einem Saugnapfe, der nahe seinem Hinterende zwei kurze Quergänge auf- weist, mit in der hintern Körperhälfte gelegenen Keimdrüsen und Dotterstöckeu, welche continuirlich um die blinden Enden der Darra- schenkel herumlaufen, ist Fohjangium Jinguattda. Unter dem, was AYalter als Jugendformen des Monost. retiadare auffasst, sind mehrere Arten zusammengeworfen. Er unterscheidet kleinste Formen von 1,5 mm und grössere von 3 — 3,5 mm Länge; der oberste Eand des Saugnapfes ist bei ihnen in ca. 20 kleine, papillenähnliche Spitzen ausgezogen; neben dem Oesophagus finden sich zwei lange seitliche Taschen, die in den Grund des Saugnapfes einmünden. An den Rändern des Körpers bemerkt man schon mit der Lupe eine Reihe grosser Blasen, „ein Hauptcharakteristicum dieser Jugend- formen". Bei den kleinen sind jederseits 20 — 25 (gewöhnlich 23) vorhanden; bei den grössern 10 — 12, Avährend bei den Ge- schlechtsformen nur noch auf Schnitten Reste dieser Blasen auf- gefunden werden konnten. Von diesen Merkmalen sind charakte- ristisch: der mit zwei langen seitlichen Taschen versehene und an seinem vordem Ende in die papillenähnlichen Spitzen ausgezogene Mundsaugnapf für die Arten des Genus 3IicroscapJnclium s. str. ; welche Arten desselben Walter vorgelegen haben, lässt sich nicht ent- scheiden. Bei Mkroscaplndinm finden sich, wie ich schon früher be- schrieben, nur am Hinterende jederseits noch 2 oder 3 Randblasen vor; die Formen mit den Blasen längs der gesammten Körperränder gehören zu dem Genus Angiodidytim. und zwar dürfte die grössere mit 10 — 12 Randblasen A. paraTlelnm sein, bei dem ich gewöhnlich 13 — 14 gezählt habe. Die kleinere Form von 1.5 mm Länge mit 20—25 Randblasen, ist die neue Art. auf deren Vorhandensein ich weiter oben hingewiesen. Von Monostomum proteus unterscheidet Walter eine Form mit Geschlechtsproducten und eine ohne solche; letztere ist die, welche als „senil" aufgefasst wird. Die Form mit Geschlechtsproducten ist, wie ihr in einen zapfenartigen Fortsatz des Vorderkörpers eingelagerter, in zwei seitliche Taschen ausgezogener Mundsaugnapf und die 7 Längs- Trematodeu aus Seeschildkrüteu. 633 reihen warzeiiförmig-er Erhebungen auf der Bauchseite beweisen, unsere Deutcroharis profcus. Die „senilen" Exemplare zeigen änsser- lich eine „Kahn-" und eine „Lanzenspitzform" ; letztere ist offenbar nicht anderes als die erstere im nicht nach der Bauchseite ein- gekrümmten Zustande. Bei beiden ist der Körper am Hinterende in 2 zipfelförniige Fortsätze ausgezogen, der Mundsaugnapf liegt nicht in einem zapfenartigen Vorsprunge, sondern im Körper selbst und besitzt an Stelle der Taschen zwei quer gestellte Gänge in seinem Hinterende. Diese Charaktere finden wir bei dem Genus Odangiimi ; anscheinend hat Walter 0. sagüta vor sich gehabt. Ich will zu diesen Ausführungen noch bemerken, dass die namentlich angeführten Species nur mit grosser Wahrscheinlichkeit in Frage kommen; seit- dem es immer offenbarer wird, dass die wirklichen Artcharaktere unserer Thiere vielfach nur recht wenig auffällige sind, ist die Mög- lichkeit nicht ausgeschlossen, dass anstatt der von mir genannten Arten auch Gattungsverwandte derselben vorliegen können, deren speciflsche Merkmale sich aus Walter's Beschreibung nicht erkennen lassen. Betreffs der Gattungen ist dagegen ein Zweifel ausge- schlossen. Ich gehe nun über zu einer kurzen vergleichenden Darstellung des Baues der Angehörigen der Familie. a) Haut, Musculatur und ParenchjMU. Die Haut ist relativ dünn, wenig widerstandskräftig und er- scheint bei Betrachtung mit schwachen oder mittelstarken Vergrösse- rungen auf ihrer Aussenfläche glatt. Nur bei Polyangium bemerkt man in ihr eine äusserst feine Strichelung, die sich bei Anwendung stärkerer Vergrösserung als durch zahllose zarte und mit ihren Spitzen ein wenig über die Oberfläche hervorragende Stacheln hervorgerufen erweist. Dieselben unterscheiden sich, abweichend von den üblichen Hautstacheln der Trematodeu, von der umgebenden Hautmasse weder durch ihr Lichtbrechungsvermögen noch durch ihre Färbbarkeit und reichen auch nicht bis an die Basis der Haut. Ich halte sie für blosse Differenzirungsproducte der Hautoberfläche. Aehnliche Spitzchen erkennt man bei Anwendung von homogener Immersion auch auf der Aussenfläche der Haut bei den übrigen Gattungen, nur sind sie hier durchgängig noch feiner als bei Polyangium. Am nächsten kommen diesem die Ocfangium- Arten, bei denen sich die Spitzchen ebenfalls, die unmittelbare Umgebung der Mundöffnung ausgenommen, auf der gesamraten Körperfläche bis an die Enden der beiden Leibeszipfel 634 ^- Looss, hin finden. Bei Angiodicfyum, Microscaphidiuni und Deuteroharis hin- gegen sind sie nur noch auf die Bauchfläche beschränkt, auf der Rückenfläche hingegen durch eine feinste, gerade noch erkennbare Körnelung ersetzt. Es mag noch erwähnt sein, dass es mir bei ge- färbten und in Harzen eingeschlossenen Präparaten vielfach nicht gelungen ist, diese Spitzchen aufzufinden, während sie bei lebendigen ebenso wie bei in Glycerin aufgehellten conservirten Thieren stets deutlich erkennbar sind. Der unter der Haut hinziehende Hautmuskelschlauch setzt sich aus den üblichen 3 Muskellagen zusammen. Die zu äusserst liegende Ringfaserschicht besteht fast durchgehends aus ziemlich kräftigen Fasern, während die darunter folgenden Läugsfibrillen weniger ent- wickelt und gewöhnlich auch durch grössere Zwischenräume von einander getrennt sind. ^) Waltee beschreibt die relativen Stärken- verhältnisse beider Muskellagen gerade umgekehrt, was sich einfach daraus erklärt, dass seine Angaben auf stark contrahirte, die meinigen auf stark gestreckte Thiere sich beziehen. An weniger gedehnten Individuen lassen sich alle möglichen Uebergänge zwischen beiden Extremen beobachten. Es folgt nach innen zu nunmehr die Diagonal- faserlage und auf diese bei allen Gattungen die von Walter bereits beschriebene innere Längsfaserschicht {Um Fig. 115, 121, Taf 28; 148, Taf. 30 u. s. w.). Es sind dies ziemlich derbe, oft aus mehreren Fasern zusammengesetzte Bündel, die in grössern Abständen von einander die ganze Länge des Körpers durchziehen; hier und da lösen sich aus einem Bündel Fasern los, um sich nach längerm oder kürzerm, im ganzen ziemlich schrägem Verlaufe in ein benachbartes zu in- seriren. Diese Längsfasern sind am kräftigsten entwickelt bei Microscophidmm, am schwächsten bei Ocfangmm; die Angehörigen dieser letztern Gattung dürften überhaupt die am wenigsten muskel- kräftigen in der Familie sein. Die Parenchymmusculatur besteht fast ausschliesslich aus Dorsoventralfasern, die zu mehr oder minder starken Bündeln ver- einigt und an ihren Enden pinselförmig aufgelöst, die Dicke des Körpers durchziehen. Sie sind am zahlreichsten bei Polijcnu/iuni, hier aber auch am dünnsten, während sie umgekehrt bei Ociam/ifim am wenigsten zahlreich, da^eo-en von beträchtlicher Dicke sind. Im 1) Beide Faserscliichteu sind in den Abbildungen meist nicht ein- gezeichnet, da sie sich in den lieproductionen gegen ihre Umgebung kaum abheben würden. Trematodeii aias Seeschildkrüten. 635 Kopfende fehlen diese Dorsoventralmnskeln. An ihrer Stelle treten im Kopfzapfen bei Dcuicroharis eine Anzahl kräfti.o-er Längsfasern auf, die sich besonders an den Seiten zu je einem stärkern Bündel ver- einigen (Jm Fig-. 152. Taf. 31); vorn heften sie sich anscheinend alle dicht hinter seinem freien Rande an den Saugnapf an, während sie nach hinten zu schliesslich in der Innern Längsfaserlage des Haut- muskelschlaiiches aufgehen. Bei den in der dorsalen Hälfte des Kopfzapfens gelegenen Fasern findet dieses Aufgehen bereits am Ende desselben statt, während die in der ventralen Hälfte gelegenen den eigentlichen Körper in ziemlich schräger Richtung durchsetzen und erst auf ungefähr der halben Länge des Oesophagus vollständig in der Innern Längsfaserlage sich verloren haben. Auf dem Niveau des Ueberganges des Kopfzapfens in den Körper findet man endlich eine Anzahl ziemlich langer Parenchj-mfaserbündel, die ungefähr von der Mittellinie der Bauchseite aus radiär und hauptsächlich nach hinten und dem Rücken hinauf ausstrahlen, ohne aber die Rücken- fläche sämmtlich zu erreichen. Auch bei den übrigen Gattungen ist der Saugnapf durch be- sondere Muskeln mit der Haut resp. dem Hautmuskelschlauche ver- bunden, und zwar sind diese Muskeln ganz allgemein zu 4 distincten Gruppen vereinigt, die sich am besten auf Querschnitten erkennen lassen. Hier sieht man (cf. ms Fig. 110—113. Taf. 28; Fig. 124, 125, 135, 136, Taf. 29; Fig. 147, Taf. 30) von Zeit zu Zeit, im Ganzen aber in ziemlich dichter Folge von den Seitenrändern des Saugnapflumens Muskelbündel nach der Rücken- und Bauchseite ab- gehen, welche die Saugnapfwand durchsetzen und pinselförmig auf- gelöst im Hautmuskelschlauche sich verlieren. Während sie Anfangs, d. h. in der Nähe der Mundöifnung, ziemlich senkrecht auf die Körper- wand zu laufen, nehmen sie nach hinten zu allmählich eine schrägere Richtung an, halten sich dabei aber immer in ungefähr derselben Ebene, so dass auf diese Weise 4 nicht vollkommen continuirliche Septen entstehen, die zu je 2 in den Seiten wänden des Saugnapf- lumens auf einander stossen und bis nahe an dessen hinteres Ende reichen. Eine im Princip gleiche Bildung ist auch bei Deuferobaris zu finden, nur dass sie hier ziemlich i-educirt und nur auf den vordem Theil des Saugnapfes beschränkt ist. Auf Querschnitten durch den Anfangstheil derselben sieht man einige spärliche und schwache Fasern in derselben Anordnung, wie oben beschrieben; dieselben hören aber bereits vor der Mitte des Saugnapfes auf. In Fig. 151, Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Sy.st. 41 636 A. Looss, Taf. 31 ist bei ms noch ein Theil von ihnen ang-edeutet, obwohl sie in Wirklichkeit auf einem medianen Frontalschnitt nicht sichtbar sein würden. Das Parenchym besteht bei allen hierher gehörigen Formen seiner Hauptmasse nach aus einfachen Blasenzellen von ansehnlicher Grösse; nur unter der Körperliant und in der Umgebung- einzelner Organe, vor allem des Verdaunngsapparats, nimmt es eine fein- maschige, schwammai'tige Beschalfenheit an ; beide Modilicationen sind besonders an dem letztern Orte sehr scharf von einander getrennt. Die Wände der grossen Parenchymzellen sind in der Eegel nur ausserordentlich dünn und liegen einander so dicht an, dass man sie nur da. wo die dicken Parenchymfaserbündel zwischen ihnen hin- durch laufen, gelegentlich einzeln zu unterscheiden vermag. Sie sind ferner, besonders bei eingebetteten und geschnittenen Thieren, un- regelmässig gebogen und gefaltet, so dass der Eindruck des Zerrissen- seins oft genug auch da hervorgerufen wird, wo eine genauere Untersuchung mit homogener Immersion kein unzweideutiges Zeichen einer solchen erkennen lässt. Dagegen ist der Inhalt der Parenchym- zellen derart beschaffen, dass er bei nicht ganz sorgfältiger Ein- bettung der Objecte beim Schneiden zu wirklicher Zerreissung der Zellenwände führen kann. Er ist im Leben vollkommen hyalin und farblos und die Thiere selbst so durchsichtig, dass sie trotz ihrer Grösse auf der Darmwand sowohl wie auf dem Darminhalte ihres Wirthes kaum zu erkennen sind und sich meist nur durch ihre Be- wegungen i-esp. die Lichtreflexe an ihrer Körperoberfläche bemerkbar machen. Beim Conserviren (mit Sublimat und mit Alkohol) schlägt sich der Inhalt der Parenchymzellen mehr oder minder grobkörnig nieder, und in diesem Niederschlag bemerkt man dann auch meist in der Nähe der Wand den kleinen, runden oder ovalen Zellkern. Der Niederschlag selbst ist selten ganz zusammenhängend, vielmehr meistens mit nicht scharf begrenzten Yacuolen durchsetzt, ausserdem aber in den verschiedenen Zellen und selbst bei verschiedenen Indi- viduen derselben Species nicht immer gleich massenhaft. Er ist meist ziemlich grobkörnig, färbt sich schwerer als das Protoplasma der übrigen Gewebe und enthält vielfach kleine, nicht färbbare Körperchen, die wie Kry ställchen aussehen, daneben nicht selten auch stärker gefärbte, kleine, runde, tröpfchenartige Körperchen. In flg. 43 tab. 12 seiner Arbeit bildet Walter einen Theil des Parenchyms der „Kahnform des Monost. proteus-' [= Od. sagitta] ab; soweit sich aus dieser Abbildung ersehen lässt, entspricht der da- Tremaloden aus Seeschildkröten. 637 selbst gezeichnete Inhalt der Parenchynizellen durchaus dem, wie ich ihn auch in meinen Präparaten beobachtet und oben beschrieben habe. Nach der Tafelerklärung- repräsentirt derselbe aber die „Ex- cretionsstofte-', mit denen die Parenchymzellen angefüllt sein sollen; die Vermuthung liegt nahe, dass Walter diesen allerdings unge- Avöhnlich aussehenden, aber unzweifelhaft normalen Inhalt der Paren- chymzellen für Excretionsstoffe in Anspruch genommen hat. Da ich Walter's Originalpräparate nicht vergleichen kann, vielmehr allein auf die Interpretirung der oben citirten Figur angewiesen bin, so kann ich selbstredend kein positives Urtheil fällen ; immerhin liegt aber die Möglichkeit vor, dass hiermit einer der Umstände, welche Waltee an pathologische Veränderungen seines Materials glauben Hessen, seine natürliche Erklärung findet. Es kommt hinzu, dass das beschriebene Verhalten des Parenchyms am auffallendsten sich bemerkbar macht bei Octangium, d. i. gerade derjenigen Form, bei welcher der Autor die scheinbaren pathologischen Veränderungen gefunden hat. Ein ganz eigenthümliches Verhalten zeigt der Parenchymzellen- inhalt bei einer Ueberführung der conservirten und sorgfältigst ent- wässerten Thiere in Oele, in etwas geringem! Grade auch bei einer Ueberführung in Creosot. Die Objecte werden hierbei nur in äusserst seltenen Fällen ganz durchsichtig, vielmehr zeigen sich nach kurzer Frist, bei Anwendung von Benzol oder Xylol sogar sehr bald, weisse, vollkommen undurchsichtige Flecke von verschiedener Ausdehnung; besonders wird davon der Hinterkörper betroffen und manchmal auch der ganze Körper mit alleiniger Ausnahme des Kopfendes. Bei mikroskopischer Untersuchung ergiebt sich, dass die beschriebene Erscheinung durch dichte, von tiefen, maschen- förmigen Spalten zerrissene körnige Massen hervorgerufen wird, welche dem Eindringen des Oeles Widerstand leisten und nichts anderes sein können als der körnig niedergeschlagene Inhalt der Parenchymzellen. Ich will gleich hier erwähnen, dass dieses Ver- halten der spätem Anfertigung brauchbarer Schnitte nicht hinder- lich ist, da die undurchsichtigen Stellen vielfach schon in dem Paraffin wieder verschwinden und in den Schnitten nicht mehr nachweisbar sind; als Dauerpräparate eingeschlossene Objecte sind dagegen für die mikroskopische Untersuchung so gut wie un- brauchbar. Ich habe die verschiedensten Mittel versucht, um diesem Uebel- stande abzuhelfen, bin aber bis jetzt noch zu keinem befriedigenden 41* 638 A.. Looss, Resultate gelangt. Ein nicht uninteressantes Ergebuiss lieferte die Ueberführung der Tliiere in massig stark mit Salzsäure angesäuerten Alkohol von 70"*/o; man sieht hier von denselben ziemlich reichliche Gasblasen aufsteigen, ein Beweis, dass in ihrem Körper kohlensaure Salze, wahrscheinlich kohlensaurer Kalk enthalten ist. Einen merk- lichen Einfluss auf das Verhalten des Parenchjanzelleninhaltes hat die Lösung desselben aber anscheinend nicht, da die Präparate nach Auswaschen in Wasser u. s. w., in das Oel zurückgebracht, ihr früheres Verhalten in kaum vermindertem Maasse wieder zeigen. Eine wenigstens theilweise Lösung der undurchsichtig ausfallenden Massen scheint dagegen einzutreten, wenn man die Objecte für längere Zeit in schwach angesäuertem und mehrmals gewechseltem Al- kohol von 30 — 40% hält; ein ähnliches Resultat scheint auch durch andauerndes Liegen der Objecte in stärkerm Alkohol herbei geführt zu werden; jedenfalls bemerke ich, dass das im Jahre 1896 von mir conservirte und seitdem in Alkohol aufbewahrte Material den Uebelstand nicht mehr oder nur noch in untergeordnetem Maasse zeigt. Es mag im Anschluss hieran bemerkt sein, dass ich ein ganz ähnliches Verhalten auch bei Amphistomiden (Gastrodiscus, Gasfrothylax, Amphistonmm) beobachtet habe. Auch bei diesen ist es, von einzelnen glücklichen Ausnahmen abgesehen, beinahe un- möglich, frisch in Sublimat oder gepresst in Alkohol conservirte Objecte vollkommen aufzuhellen, während dies bei älterni Material wiederum leichter möglich zu sein scheint. Gasfrothylax gregarms und AmpJiisionmm conicmn zeigen ferner, in angesäuerten Alkohol übertragen, dieselbe ziemlich reichliche Entwicklung von Gasblasen wie die Angiodictyiden ; aber auch bei ihnen wird das Verhalten des Parenchymzelleninhaltes den aufhellenden Oelen und Creosot gegen- über nicht wesentlich beeinflusst. Ob diese Eigenthümlichkeit auch andern Beobachtern aufgefallen ist, weiss ich nicht ; in der Literatur scheint keine Erwähnung derselben vorhanden zu sein. Zwischen die blasenartig umgewandelten Parencli3'mzellen triift man bei allen Arten andere Zellen eingelagert, die durch ihr unverändertes Plasma und ihre rundliche, durchaus unverästelte Gestalt auffallen (2 in den Figuren der Taf. 28—31). Sie finden sich hauptsächlich in den peripheren Schichten des Pareuchj'ms, ver- schwinden aber fast ganz da, wo andere Organe dicht an die Haut herantreten. Das ist hauptsächlich der Fall in dem stark abge- platteten Vorderkörper, dessen mittlere Partie bei einigen Allen von dem Oesophagus mit Pharynx und den Endtheilen der Genitalleitungs- Treinatoden ans Seeschildkröten. 639 wege voUkomiueu ausgefüllt ist. So sind von den in Rede stehen- den Zellen in den lledianschnitten Fig. 121, Taf. 28; Fig. 139, 149, Taf. 30 u. s. w. nur wenige zu erkennen ; um sie sichtbar zu machen, wurde in letzterer Figur der Genitalsinus und der Oesophagus ein Stück aus der Schnittebene herausgebogen gezeichnet, so dass hier die seitlich neben ihnen liegenden Partien getroifen werden. Im Hinterkörper, d. i. ungefähr von der Darmgabelung an, sind die Zellen bei allen Arten im Ganzen nur noch spärlich und auf eine unzusammen- hängende Schicht unter der Körperhaut beschränkt; sie erreichen dagegen eine ganz ungewöhnliche Entwicklung im Yorderkörper bei Folyamjium, wo nur ein relativ schmaler Streifen blasigen Parenchyms im Centrum von ihnen freigelassen wird {2 Fig. 148, 149, Taf. 30). Ueber ihre Bedeutung vermag ich nichts zu sagen, sie sind aber augenscheinlich entsprechende Bildungen wie die Zellenanhäufungen, welche sich im Vorderkörper verschiedener Distomen vorfinden (cf. z. B. Fig. 43, 44, Taf. 24.) Die Bauchdrüsen von Bcuteroharis entsprechen ihrem Baue nach, soweit ich gesehen, durchaus denen von NotocotyJe; auch hier treten Ausläufer der Excretionsblase zwischen die Drüsenzellen hinein. b ) V e r d a u u n g s a p p a r a t. Der allgemeine Bau des Darmapparats ist bereits durch die Untersuchungen W.yLTEß's bekannt geworden; alle hierher gehörigen Formen zeichnen sich dadurch aus, dass der meist etwas verlängerte Saugnapf nahe seinem Ende zwei taschenartige Aussackungen seiner Höhlung aufweist, dass ein distincter Pharynx nach Art desjenigen der meisten Distomen nicht ausgebildet, dagegen durch eine starke Verdickung der Muskelwandung des Oesophagus unmittelbar vor seiner Theilung ersetzt ist und dass die einfachen Darmschenkel nahe bis an das Leibesende reichen. Saugnapf. Der Saugnapf zeigt in der Gesammtheit der Familienmitglieder ein ziemlich wechselndes Aussehen, doch lässt sich in allen den ver- schiedenen Ausbildungsweisen ein gemeinsamer Bauplan unschwer erkennen. Als die Grundform des Saugnapfes möchte ich diejenige des Genus Aufßodidijum auffassen (Fig. 135, 136, Taf. 29). Er ist hier etwas länger als breit, auf dem Querschnitte meist nicht rund, sondern quer oval; dieselbe Gestalt hat auch sein Lumen, welches nicht selten ganz zusammengefallen und dann auf dem Querschnitt 640 -^- Looss, spaltförmig- gefunden wird. Die beiden seitlichen Anssackung'en des- selben sind nur klein und treten nicht aus dem Saugnapfe hervor, sondern treiben höchstens seine Aussenwand ein wenig- buckeiförmig auf. Vor ihnen verengt sich das bis dahin breite Lumen von den Seiten her ziemlich plötzlich, und es entstehen dadurch zwei nicht scharf individualisirte seitliche Lippen, welche den Eingang in die Taschen von vorn her überdecken. Sie sind in Fig. 136, Taf. 29 gerade noch angeschnitten gezeichnet; die Eingänge in die Taschen würden also hinter ihnen zu denken sein. Zwischen die hintern Abfälle dieser seitlichen Lippen schieben sich unmittelbar folgend zwei ähnliche, von der Rücken- und Bauchseite her vorspringende und ebenfalls nicht scharf abgegrenzte Lippen ein, so dass auf Querschnitten durch diese Gegend stets, aber je nach den Umständen mit wechselnder Deutlichkeit eine charakteristische vierstrahlige Gestalt des Lumens entsteht, wie sie in Fig. 136, Taf. 29 gezeichnet ist. Gleich dahinter liegt dann der Beginn des Oesophagus. Histologisch besteht dieser Saugnapf seiner Hauptmasse nach aus massig entwickelten und im Ganzen keinen sehr kräftigen Eindruck machenden Eadiärfasern, die in ein undeutlich maschiges, körniges Parenchym eingelagert sind. Dasselbe ist reichlich durchsetzt mit kleinen runden Kernen, zwischen denen sich ebenso zahlreiche, grössere, runde und stark färbbare Zellen von unbekannter Bedeutung finden. Hier und da bemerkt man eine der bekannten grossen, mit Ausläufern versehenen Ganglien- zellen. Dicht unter der äussern und Innern Oberfläche des Saug- napfes verläuft je eine schwache Aequatoriaifaserlage. auf die nach innen zu eine aus spärlichen Fasern zusammengesetzte Meridional- muskelschicht folgt. Die Haupteigenthümlichkeit des Saugnapfes besteht darin, dass seine Wand durch eine Art musculösen Septums der Dicke nach in 2 Theile geschieden wird, die einander zwiebelschalenartig umhüllen. Es entsteht auf diese Weise ein „äusserer Mantel" (emm Fig. 135, Taf. 29) und ein „innerer Mantel" {imm), die durch eine musculöse ..Scheidewand" {siv) von einander getrennt werden. Der Vorderrand des Saugnapfes wird allein von dem äussern Mantel gebildet; der innere beginnt erst unmittelbar dahinter. ^- Histologisch sind beide Mäntel scharf von einander geschieden, in sofern alle oben beschriebenen Einlagerungen (Kerne und Zellen) ausschliesslich in dem äussern sich finden, der innere demnach, von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen, kernlos ist. Die Scheidewand wird nur von Muskelfasern gebildet, und zwar hauptsächlich aus Ringfasern. Dieselben repräsen- Trematoden aus Seeschiklkrüten. 641 tiren in ihrer Gesammtlieit eine continuirliche Lamelle, die parallel zur Aussen wand des Saugnapfes verläuft und auf Querschnitten als faseriger Ring- erscheint. Die Radiärmuskeln des Saugnapfes durch- setzen denselben ununterbrochen, doch gewinnt man vielfach den Ein- druck, als ob einzelne ihrer Fibrillen in die Fasern der Scheidewand übergingen oder wenigstens mit ihneu in Verbindung träten. In den Seiten tritt die Scheidewand dicht an die das Saugnapflunien aus- kleidende Haut heran und scheint mit ihr sowohl wie mit den oben be- schriebenen 4 Muskelsepten, welche den Saugnapf an der Körperwand be- festigen (und ebenfalls von den Seiten des Saugnapflumens ausgehen) zusammenzuhängen. Die gesammte Scheidewand besteht demnach, streng genommen, aus zwei Halbscheidewänden, einer dorsalen und einer ventralen, die in den Seiten des Saugnapflumens auf einander treifen. Bei Amjiodidiinm scheint, soweit ich gesehen, die dorsale constant etwas grösser zu sein. als die ventrale (Fig. 135, Taf. 29). Auf ihrer der Körperaxe zugekehrten Seite ist die Scheidewand durch eine ein- fache Schicht von Meridionalfasern vei^stärkt; diese fehlen nur in den Seiten, wo die Scheidewand mit der Innern Saugnapfwand in Verbindung steht. Dagegen finden sich an dieser Stelle ausserhalb von ihr jederseits einige starke Längsfasern {m Fig. 135, Taf. 29), welche den Saugnapf an dieser Stelle in ganzer Länge durchziehen. Der innere Mantel endigt mit den oben beschriebenen 4 Lippen, die ausschliesslich von ihm gebildet werden, am Beginne des Oesophagus ; die beiden in der Eichtung der Axe des Saugnapfes ein wenig ver- längerten Taschen liegen ganz im äussern Mantel. Nach dem An- fang des Oesophagus convergiren auch die die Scheidewand zusammen- setzenden Muskeln. Ueber das definitive Schicksal der beiden seit- lichen (ausserhalb der Scheidewand verlaufenden) Muskelzüge bin ich mir nicht ganz klar geworden. Man sieht sie noch mit Sicher- heit theils dorsal, theils ventral an den Stielen der Taschen vorbei- laufen; hinter denselben scheinen sie dann nach aussen umzubiegen und in die Seitenpartien der äussern Meridioualfaserlage des Saug- napfes überzugehen. Jedenfalls ist auf der Höhe der Saugnapf- taschen eine nicht unbeträchtliche Verstärkung der die Taschen um- spannenden Theile der äussern Meridionalmuskeln erkennbar {m Fig. 136, Taf. 29). Auf den hier beschriebenen Bau des Saugnapfes von Angio- didijum dürften sich die verschiedenen Ausbildungs^^'eisen, welche dasselbe Organ bei den übrigen Gattungen der Familie aufweist, ohne Schwierigkeit zurückführen lassen. Im Allgemeinen erscheinen 642 A. Looss, die zu beobachtenden Veränderungen als Complicationen ; nur bei Polyamjmm ist eine, wenn auch gering-e Vereinfachung eingetreten. In seinem allgemeinen Baue und seinem Aeussern entspricht der Saugnapf dieser Gattung vollkommen dem von Amjiodidyum ; nur fehlen bei ihm jene beiden Längsmuskelzüge {m Fig. 135, 136, Taf. 29), welche in den Seiten die Scheidewand äusserlich begleiten, ebenso die dieser letztern innerlich anliegenden Meridionalfasern (Fig. 147, Taf. 30); die Zahl der der Grundsubstanz eingelagerten Zellen und Kerne ist ebenfalls geringer, dagegen ist die innere Meridionalfaser- schicht des Saugnapfes nicht unwesentlich verstärkt. Die Saugnapf- taschen dürften relativ etwas kleiner sein als bei Angiodidyum. Sehr ähnlich demjenigen dieser letztern Gattung verhält sich der Saugnapf von Odcmgmm (Fig. 123, 124, 125, 132, Taf. 29); er ist von Waltek im Wesentlichen bereits richtig, wenn auch nicht ganz vollständig beschrieben worden. Der histologische Aufbau ist, von einer merklichen Verstärkung bezw. Vermehrung einzelner Elemente abgesehen, hier derselbe wie dort, und nur die äussern Formverhältnisse sind etwas verändert. So übertrifft bei Odangium die Länge des Saugnapfes die Breite nur um ein Geringes; der wiederum allein von dem äussern Mantel gebildete Vorderrand ist durch 2 kreuzweise Einschnitte in 4 Lippen getheilt, die eingeschlagen werden können und auf Querschnitten nahe ihrer Basis dann das Fig. 124, Taf. 29 gezeichnete Bild geben. Die dorsale und ventrale Halbscheidewand sind einander an Grösse vollkommen gleich und durch eine kleine, rinnenartige Vertiefung der Innenfläche des Saug- napfes von einander getrennt (Fig. 125, Taf. 29). Die 4 Lippen am Eingang in den Oesophagus sind deutlich ausgeprägt, die medianen relativ breit, die lateralen durch ein anscheinend ganz constant vor- handenes kleines Spitzchen auf ihrem höchsten Punkte ausgezeichnet. Histologisch macht sich besonders eine ziemlich bedeutende Ver- stärkung der Innern Meridionalmusculatur sowie der Meridionalfasern der Scheidewand bemerkbar; die in die Grundmasse eingelagerten Kerne und Zellen sind zahlreich, aber durch ihre Kleinheit auffallend. Die seitlichen Längsmuskelzüge sind etwas stärker ; sie liegen genau in den Seiten des Sauguapfes (ju Fig. 125) ; ausserhalb von ihnen zieht ein von den Radiärfasern frei gelassener und nur von Parenchym erfüllter Eaum durch die ganze Länge des Saugnapfes. Die Seiten- taschen verhalten sich analog denen von Ajigiodidyinn. Einen auf den ersten Blick ziemlich abweichenden Bau zeigt der Saugnapf von Microscaphidium (Fig. 105, 106, 110 — 114, 118, Trematoden aus Seeschildkrüten. 643 Taf. 28). Es fällt an ihm zunächst eine merkliche Verlängerung- in der Längsrichtung auf, die bei vollkommen ausgestreckten Individuen soweit gehen kann, dass seine Gestalt eine fast rein C3'lindrische wird (Fig. 105, 106, Taf. 28). Bei stärkerer Cbntraction nimmt er eine hinten erweiterte, vorn verjüngte Flaschen- oder Urnenform an, welche charakteristisch sein dürfte. Weiterhin erfahren an ihm die Taschen, welche bei den bisher besprochenen Arten vollkommen innerhalb seiner Wandung gelegen Avaren, eine so bedeutende Grössen- zunahme, dass sie als ziemlich voluminöse, sackförmige äussere An- hänge erscheinen. Dieser sowie noch einige weitere Charaktere figuriren in Waltee's Beschreibung als Merkmale der „Jugendstadien von Monost. reticularc.'''' Trotz seines verschiedenen Aenssern zeigt der Saugnapf von MicroscaphidiMni einen histologischen Aufbau, welclier dem der bisher beschriebenen Gattungen vollkommen entspricht. Der Vorderrand ward auch hier wiederum allein gebildet von dem äussern Mantel, dessen freie Kante in eine Anzahl von papillenähnliclien Fortsätzen zerspalten ist. Bei vorgestrecktem Saugnapf bilden diese den Ein- gang in die Mundöifnung des Thieres (Fig. 118), bei zurückgezogenem Saugnapf hingegen verschwinden sie mehr oder minder zwischen den Falten der Körpermasse, welche jetzt den Eingang in den Verdauungs- apparat bildet und die eigentliche Mundöftnung in Form einer Art Einglippe überragt. Diese Zurückziehung des Saugnapfes ist auch hier augenfällig ein Werk jener in 4 Septen angeordneten Muskeln, welche von den Seitenrändern des Lumens ausgehend und die Saug- napfwand in dorsaler und ventraler Richtung durchsetzend, ihr Ende an der Körperwand finden (ms). Der innere Mantel beginnt eine Strecke hinter dem äussern, das von ihm umschlossene Lumen zeigt einen complicirteren, in den einzelnen Fällen aber wechselnden Quer- schnitt, dessen specielle Gestalt mit dem Streckungszustande des Saugnapfes in Beziehung zu stehen scheint. Als die normale Form glaube ich diejenige ansehen zu können, welche in den Figg. 110 bis 112, Taf. 29 gezeichnet ist. Danach ist das Lumen an der Mund- öifnung, wie bei den verwandten Formen quer oval oder im ge- schlossenen Zustande spaltförmig, wird aber schon bald dreieckig dadurch, dass die ventrale Wand in ihrer Mitte einen Einschnitt erhält, der schnell grösser wird und zu dem in Fig. 110 sichtbaren Bilde führt. Bei Individuen mit lang ausgestrecktem Saugnapf geht dasselbe in Folge Zusammenfallens des Lumens in eine T Form über. Kurz darauf erhält auch die bisher ebene oder fast ebene 644 A. Looss, dorsale Innenwand des Sangnapfes zwei läng-s nnd unter sich ungefähr parallel verlaufende Einkerbungen, und das bisher dreieckige oder dreispitzige Lumen wird fünfspitzig wie in Fig. 111 sichtbar. Die hier beschriebene Gestalt zeigt der Querschnitt des Lumens bei massig contrahirtem Zustande des Saugnapfes (ungefähr wie in Fig. 118 gezeichnet); bei stärkerer, z. B. den Figg. 105 und 10() entsprechender Streckung wird die beschriebene Gestalt dadurch complicirt, dass die lateralen und die ventrale Spitze, die bisher einfach waren, in je zwei zeifallen, indem von ihrem Grunde aus neue kleine Längswülste sich erheben. Dann existiren im Innern des Saugnapfes also 8 Längsfalten, die durch eben soviel Einkerbungen von einander getrennt sind. Die Höhe und Dicke der Falten wechselt im Einzelnen, ihre Lage ist aber anscheinend constant ; ich bin, wie gesagt, geneigt, ihre Entstehung und ihr specielles Verhalten mit den Streckungsverhältnissen des Saugnapfes in Beziehung zu bringen. Die auf dem Niveau des Abganges der Seitentaschen herrschen- den Verhältnisse entsprechen durchaus denen, die wir bei den bisher besprochenen Gattungen gefunden haben. Zunächst verengt sich das Saugnapflumen von den Seiten her ziemlich plötzlich durch das Hervortreten der beiden seitlichen Lippen ; in hinterster Teil ist bei 11 Fig. 112 gerade noch getroffen, während die rechte in Fig. 118 // in der Tiefe gezeichnet ist. Dicht hinter ihnen treten dann auch die medianen Lippen auf; die dorsale ((// Fig. 112, 118) geht direct aus dem medianen dorsalen Längswulst der Saugnapfwand hervor; die ziemlich unvermittelte Erhebung der ventralen ist in vi Fig. 112 gerade im Anschnitt getroffen. Das an dieser Stelle charakteristische vierstrahlige Lumen ist in dieser Figur deutlich zu erkennen. Nach dem Zurückweichen der seitlichen Lippen treten die medianen so dicht an einander heran, dass sie nur einen schmalen Querspalt zwischen sich lassen {oe in Fig. 113; im Sagittalschnitt sichtbar in Fig. 118); das eben noch mehr oder minder regelmässige vierstrahlige Lumen wird ausgesprochen Hförmig (Fig. 113). Von diesem H repräsentirt der Querstrich den spaltförmigen Uebergang in den Oesophagus, während die beiden senkrechten Striche die Eingänge in die Saugnapftaschen darstellen, Gänge, die hier nicht einfach und gerade nach den Seiten verlaufen, sondern in Folge der stärkern Aus- bildung der Lippen einen complicirteren Weg zwischen diesen hin- durch einschlagen müssen. Die Querschnitte der Taschen sind bereits in Fig. 112, d. h. auf dem Niveau des Hinterendes der seitlichen Lippen sichtbar; sie Treniatodeii aus Seeschildkröten. 645 liegen liier vollkommen im iniiern Mantel des Sangnapfes. Später durchbrechen sie die Scheidewand und den äussern Mantel und treten damit aus dem Saugnapfe heraus (Fig. 113); nun erst triift man auf Querschnitten auch ihren Ursprung aus dem Lumen des Saugnapfes. In Fig. 113 ist dieses letztere in seiner Hförmigen Gestalt von dem der Taschen noch vollständig getrennt; die Ver- bindung beider wird hergestellt dadurch, dass der noch vorhandene, das H seitlich begrenzende Theil des Innern Mantels bei * Fig. 113 sich öffnet und dann gänzlich aufhört. Die so entstandene breite Communication wird aber schon bald wieder unterbrochen dadurch, dass sich zwischen Taschen und Saugnapflumen von hinten her jene Kernmassen einschieben, von denen später noch die Rede sein wird. Ein schmales, von der Verbindung der Taschen mit dem Saugnai)f- lumen nach hinten sich erstreckendes Divertikel bleibt dagegen in den Querschnitten noch einige Zeit sichtbar und verleiht dem Innern wiederum eine Hförmige Gestalt ähnlich derjenigen, welche dasselbe bereits vor dem Abgange der Seitentaschen für eine gewisse Strecke aufwies. In Fig. 114 ist dasselbe unmittelbar vor seinem üeber- gange in den Oesophagus noch erkennbar, ebenso wie die erwähnten Kernanhäufungen, welche es von den Taschen trennen. Die hier beschriebeneu, etwas complicirten Verhältnisse sind in Fig. 119 in einem leicht schematisirten Frontalschnitte nochmals dargestellt, und zwar liegt dieser Schnitt wenig ventralwärts von der mittlem Frontal- ebene, so dass die ventrale Lippe in die Erscheinung tritt; die seitlichen Grenzen des von den Medianlippen zu einem Querspalte verengten Lumens sind durch punktirte Linien angedeutet. Im Uebrigen wird die Figur an der Hand der obigen Beschreibung ver- ständlich sein. In histologischer Beziehung setzt sich der Saugnapf in derselben Weise zusammen wie bei den bereits besprochenen Gattungen. Seine äussere und innere Oberfläche werden begleitet von je einer ein- fachen Lage Aequatorialfasern mit darunter gelegenen Meridional- fasern. Die Scheidewand besteht aus Ringfasern mit einer denselben innen anliegenden Schicht kräftiger Meridionalfibrillen. Die seitlichen Längsmuskelzüge, die bei Angiodidyum und Ocfcmgium wohl ent- wickelt waren und deutlich hervortraten, sind hier ebenfalls vor- handen, aber nur durch einige wenige (3) Fibrillen repräsentirt, die ausserhalb der Scheidewand verlaufen, in ihrer Stärke aber die Innern Längsfasern der letztern durchaus nicht übertreffen {Ims Fig. 110, 111, Taf. 28). Die in die Grundsubstanz des Saugnapfes 646 A. Looss eingelagerten runden Zellen sind wiederum lediglich auf den äussern Mantel beschränkt, während einzelne der kleinen Parenchymkerne sich auch im Innern Mantel verstreut finden. Der auf den Abgang der Taschen noch folgende Theil des Saugnapfes wird allein von dem Innern Mantel gebildet, da der äussere auf dem an- gegebenen Niveau durch allmähliche Auflösung der Scheidewand mit dem Innern verschAvimmt und dann endet (Fig. 112, 119). In dem hintersten Abschnitte des Saugnapfes findet sich noch eine specifische Differenzirung. Ungefähr auf der Höhe, wo das Saugnapfiumen seine vierstrahlige Gestalt anzunehmen beginnt, sieht man auf Quer- schnitten dessen Spitzen, besonders auf der Dorsal- und Ventralseite durch bogenförmig verlaufende Muskelfibrillen verbunden, zwischen denen sich auch Querschnitte längs verlaufender Fasern finden {dlg und vlg. Fig. 112). Während weiter nach hinten zu die Ringfasern bald wieder verschwinden, nehmen die Längsfasern an Zahl und Stärke zu und concentriren sich dabei hauptsächlich in die beiden medianen Lippen, die sie auf diese Weise gegen den umgebenden Innern Mantel abtrennen. Li Fig. 118 sind diese Fasern bei vlg {älfj nicht besonders bezeichnet) im Längsschnitt sichtbar. Die Taschen, die, wie schon durch Waltek's Untersuchungen bekannt, eine ansehnliche Grösse besitzen und dem massig contra- hirteu Saugnapfe an Länge gleich kommen, besitzen ihre eigene Musculatur von dem Momente an, wo sie von dem Oesophaguslumen abzweigen. Dieselbe besteht aus einer der auskleidenden Haut direct aufliegenden, zusammenhängenden Lage mittelstarker Ring- fasern, welche äusserlich von mehr oder minder isolirt und nicht ganz regelmässig verlaufenden, dicken Längsfasern überlagert werden. Die Uebergangsstelle des Saugnapfes in den Oesophagus, sowie der Anfangstheil des letztern sind umlagert von der bereits durch Walter bekannt gewordenen massenhaften • Anhäufung kleiner runder Kerne (Ä- Fig. 113, 114, 118). Sie sind eingelagert in eine nicht weiter analjsirbare Grundsubstanz und finden sich besonders dicht an der Peripherie der Ansammlung; die dorso ventralen Parenchyramuskeln laufen in gerader Richtung zwischen ihnen hin- durch. Ueber ihre Bedeutung vermag ich nichts Bestimmtes zu sagen. Während die bisher besprochenen Formen des Saugnapfes ihiem Baue nach im Princip so gut wie vollständig übereinstimmten, nimmt derjenige, den wir bei der Gattung Deuferohans realisirt finden, in mancher Hinsicht eine gewisse Sonderstellung ein (cf. Fig. 151—154, Tvematodeii aus Seescliildkröteii. 647 Taf. 31). Als wiclitigister Unterscliied erscheint mir, dass liier die Divertikel des Lumens nicht als Anhänge, sondern als directe Fort- setzungen des Saug'uapfes erscheinen, die, wie schon Walter be- merkt, den ähnlichen DiÖerenzirungen am Saugnapfe verschiedener Ampliistomiden vollkommen entsprechen. Nichts desto wenig-er dürften sie sich ebenso leicht auf die kleinen und einfachen Aussackungen des Saugnapflumens bei Angiodidymn etc. zurückführen lassen, wie die grossen Taschen von Microscaphidiuni. Der Unterschied zwischen beiden liegt in der Hauptsache darin, dass bei letzterm die Taschen allein eine besondere Entwicklung erreicht und sich von dem eigent- lichen Saugnapfe isolirt haben, während sie bei Deuterobaris inner- halb desselben verblieben sind, so dass seine Wandungen der Aus- dehnung der Taschen folgen mussten. Die allgemeinen Gestaltungsverhäitnisse des Saugnapfes von Deu- terobaris sind bereits von Walter für ,,Monost. proteus mit Geschlechts- producten" geschildert worden; ich habe dem hier das Folgende hin- zuzufügen. Bei conservirten Individuen erweist sich der Saugnapf in dorsoventraler Eichtung gewöhnlich etwas zusammengedrückt; sein Vorderrand ragt, je nach den Contractionsverhältnissen, ent- weder frei nach aussen hervor (Fig. 151) oder ist zurückgezogen und wird dann von einem lippenartig vorspringenden Theile der Körpermasse überragt. Seine äussere Oeffnung ist quer oval, ver- engt sich aber schnell in ein Lumen, welches ich auf Querschnitten stets in Gestalt eines schmalen Querspaltes angetroffen habe (Fig. 152). Etwas hinter der Mitte des eigentlichen Saugnapfes wird dieser Querspalt von den Seiten der plötzlich bedeutend verkürzt durch 2 lippenartige Vorsprünge; dieselben sind in Fig. 152 angedeutet, in Fig. 151 im Frontalschnitt sichtbar. Hinter ihnen beginnt die Bildung der Saugnapftaschen; das Lumen geht in Querschnitten wieder auf seine ursprüngliche Querausdehnung zurück, endigt in den Seiten aber nicht mehr zugespitzt, sondern erst verbreitert, dann in dorsoventraler Richtung lang ausgezogen (Fig. 153); es ent- stellt hier eine vierstrahlige Figur ähnlich derjenigen, welche der Lippenapparat am Eingange in die Saugnapftaschen bei Angio- didijum etc. auf einem gewissen Niveau darbot. Dieselbe wird schliesslich in der Mitte unterbrochen: der Saugnapf ist in den Oesophagus übergegangen, und die beiden Seitentaschen liegen isolirt neben diesem (Fig. 154). Ihr Lumen repräsentirt einen in der Haupt- sache dorsoventral gerichteten, in seiner Form nach den Contractions- verhältnissen mannigfach wechselnden Spaltraum: derselbe ist in 648 -^- Looss, Fig-. 154 der Quere, in Fig. 151 der Länge nach getroffen. Die Saugnapftaschen von Deuterobaris liegen demnach rein seitlich, der Oesophagus in der Mitte zwischen ihnen; sie unterscheiden sich durch diese Lagebeziehungen scharf von den im Uebrigen entsprechen- den Organen der Amphistomiden. bei welchen die Taschen der Eückenseite angehören, während der Oesophagus ventral verläuft. In seinem histologischen Baue zeigt der Saugnapf von Deufero- haris unverkennbare Anklänge an die Verhältnisse, welche wir bei den andern Gattungen finden. Die die äussere und innere Oberfläche begleitenden Aequatorial- und Meridionalfaserschichten sind dieselben wie dort ; die Eadiärmuskeln sind im Ganzen nur schwach entwickelt. Das Grundgewebe zeigt ebenfalls eine Einlagerung von Zellen und sehr kleinen Kernen; letztere sind reichlich vorhanden und er- reichen unmittelbar vor der oben beschriebenen Einengung des Lumens durch die seitlichen Yorsprünge eine auffallende Massen- haftigkeit (Fig. 152) ; hinter der Einengung sind sie dagegen nur noch relativ spärlich vorhanden. Eine Bildung, die der Scheidewand bei den andern Gattungen entsprechen dürfte, ist ebenfalls vorhanden. Kurz vor den oben erwähnten seitlichen Vorsprüngen bemerkt man auf Querschnitten eine aus Eingfasern gebildete Scheidewand, die vollkommen derjenigen gleicht, welche wir bei den früher be- sprochenen Gattungen fanden. Sie erreicht das Maximum ihrer Aus- bildung auf der Höhe der Vorsprünge und ist innen von einer ein- fachen Lage von Meridionalfasern begleitet (Fig. 152). Bereits hinter den Vorsprüngen aber hört der aus Eingfasern gebildete Theil der Scheidewand auf, während die Längsfäsern erhalten bleiben und eine Art Scheidewand bilden, welche den ganzen hintern Theil des Saug- napfes mitsammt seinen taschenartigen Fortsätzen in einen äussern und einen Innern Mantel zerlegt (Inif Fig. 153 u. 154; in Fig. 151 ebenfalls sichtbar, aber nicht besonders bezeichnet). Auf die mögliche Funktion der Saugnapftaschen werde ich im Anschluss an die Besprechung des Oesophagus mit einigen Worten zurückkommen. Oesophagus. Der Oesophagus zeigt durchgängig eine ansehnliche, theilweise (Polyangium, Angiodidgum) sogar eine beträchtliche Länge. Er ist im Innern ausgekleidet von einer meist ziemlich dicken Cuti- cula, die bei zusammengefallenem Oesophagus auf dem Querschnitt eine unregelmässig zackige Oberfläche zeigt, und äusserlich umgeben Trematockii aus Seeschildkrüten. 649 von einer continuirlicheu, in der Regel einfachen Scliiclit kräftiger Eingmuskelii, denen sich weniger starke und meist durch Zwischen- räume von einander getrennte Läng-sfasern auflag-ern. Das Ganze lieg't in einer dichtem, schwaunnigen oder körnigen Modification des Parenchjms eingebettet, in welclier sich auch die verschieden ge- deuteten, den Oesophagus mehr oder minder zahlreich begleitenden Zellen finden. Bei allen hierher gehörigen Formen verdickt sich am Ende des Oesophagus dessen Musculatur beträchtlich zur Bildung einer deutlich individualisirten pharyngealen Anschwellung; andere Ausstattungen zeigt das Speiserohr nur bei der Gattung Micro- scaphidkm (Fig. 105, 106, 115, 118, Taf. 28). Hier ist der erste, direct aus dem Saugnapfe hervorgehende Theil desselben dem Reste gegenüber äusserlich bereits durch eine grössere Dicke abgesetzt. Im Innern bildet die auskleidende Cuticularmasse zahlreiche, dicht- gedrängt stehende und nach vorn gerichtete Spitzen, die denen ähneln, welche sich in den Endtheilen der Genitalleitungswege bei manchen Distomen vorfinden; nur sind sie hier keine Einlagerungen in die Haut, sondern anscheinend lediglich aus einer Zerspaltung dieser selbst hervorgegangen (Fig. 115 oe). Der Pharynx, wie die erwähnte pharyngeale Anschwellung direct genannt werden muss, verdankt seine Entstehung ausschliesslich einer Verdickung der eigenen Musculatur des Oesophagus und ist deshalb gegen diesen nicht so scharf abgesetzt, wie es bei dem Pharynx in seiner gewöhnlichen Form der Fall ist. An der Verstärkung nimmt fernerhin nur die Ringmusculatur Theil; die ursprünglich einfache Lage derselben wird mehrschichtig und bietet auf dem Querschnitte ein ähnliches Bild dar, wie wir es auch bei Amphist. spinulosum fanden und wie es in Fig. 15, Taf. 22 abgebildet ist. Die den Oeso- phagus begleitenden Längsmuskeln ziehen unverändert oder sogar etwas reducirt über diesen Pharynx hinweg und endigen an dessen Hinterende oder gehen noch auf die aus dem letzteren hervorkommen- den Theile des Darmapparates über. Die dichtere Modification des Parenchyms umgiebt auch den Pharynx, die in sie eingelagerten Begleitzellen sind mehr oder minder merklich vermehrt. Die äussere Form des Pharynx ist im Allgemeinen spindel- oder mehr kolbenförmig, nur in dem Genus Octangium nimmt derselbe eine complicirtere, sehr charakteristische Form an, die allem An- scheine nach durch Complicationen des Lumens hervorgerufen wird (Fig. 126, 130, Taf. 29). Dieses letztere zeigt kurz vor der Gabelung zwei im normalen Zustande teller- oder scheibenförmige Erweite- 650 A. Looss, rimgen, eine vordere kleinere («^ Fig-. 126) und eine darauf folgende grössere («"-); hinter dieser folgt dann noch eine dritte (v). die sofort in die beiden Theiläste des Oesophagus übergeht; sie macht den Eindruck eines Yerschlussapparats. da ihre Vorderwand mutter- mundartig vorspringt und anscheinend das Lumen der Darmschenkel gegen das des Oesophagus abschliessen kann. Unmittelbar vor der ersten Erweiterung wird die bis dahin regelmässig einschichtige Eing- muskellage des Oesophagus mehr(2 — 3)schichtig {nnoc Fig. 126) ; sie geht in dieser Form über die erste Erweiterung hinweg bis in die Nähe der zweiten, wo eine neue Verdickung auf 4—5 Lagen eintritt. Diese überziehen die zweite Erweiterung: hinter ihr steigt die Zahl der über einander liegenden Ringmuskellagen auf 7—8. die auf der dritten Erweiterung wieder auf 3 — 4 zurück- und schliesslich schnell in die einfache Eingfaserlage der Oesophagusschenkel übergehen. Die Längsmuskeln des Oesophagus ziehen unverändert und jetzt durch grosse Zwischenräume von einander getrennt über die Ring- fasern hinweg (Im Fig. 126); sie vertheilen sich schliesslich auf die Oesophagusschenkel, die sie bis an den Beginn der eigentlichen Darmschenkel begleiten. Nach dem was ich an lebenden Thieren gesehen, spielt dieser complicirt gestaltete Pharynx eine wesentliche Rolle bei der Füllung des Darmes. Es wurde weiter oben bereits erwähnt, dass die Ocfangium-AYten (wie übrigens auch alle ihre Verwandten) aus- schliesslich von dem Darminhalte ihi-er Wirthe sich ernähren und dass man in vielen Fällen ihren Verdauungstractus nicht nur i)rall ge- füllt, sondern allem Anscheine nach bis zum Maximum seiner Fassungskraft mit Nahruugsmassen vollgepresst findet. Es dürfte der Pharynx sein, welcher besonders hierbei in Action tritt. Er ist in Folge der Ditferenzirungen seines Lumens ausserordentlich er- weiterungsfähig und kann ansehnliche Volumina der Nahrungsstotfe in sich aufnehmen. Mittels von vorn nach hinten fortschreitender peristaltischer Contraction seiner Musculatur vermag er diese in die Darmschenkel hinein zu pressen und sie durch vollständige Schliessung des hintersten, dicksten Theiles der Musculatur (des oben erwähnten Verschlussapparates) auch darin zurückhalten. Gelegentlich tritt durch Nachlassen der Pharynxmuskeln der Darminhalt in kräftigem Stosse in den Oesophagus zurück und treibt diesen, wenn die Masse durch den Mundsaugnai)f nicht entweichen kann, in ganzer Länge auf das 4- und mehrfache seiner gewöhnlichen Dicke auf Augen- fällig existirt nämlich im Grunde des Mundsaugnapfes noch ein Trematoden aiTs Seeschildkröten. 651 weiterer Versclilussmechaiiismiis. und es ist nicht unwalirscheinlicli, dass hier die früher beschriebenen beiden Lippenpaare in Frage kommen. Wird dieser Verschhissmechanismus von den Würmern ge- öffnet, dann sieht man die Nahrungsmassen in dichter AVolke aus dem Saugnapfe hervortreten; der Oesophagus entleert sich ganz oder theilweise, sein zurückbleibender Inhalt kann in letzterm Falle in den Darm zurückbefürdert, wieder entleert werden, u. s. w. — alle die hier mitwirkenden Organe sind während des Lebens anscheinend in einer constanten Thätigkeit. Bei den Mi (roscaphkUmn- Arten nehmen auch die Saugnapf- taschen an diesem Spiele einen hervorragenden Antheil. Es wurde schon erwähnt, dass die beiden im Grunde des Saugnapfes gelegenen Lippenpaare augenfällig einen Verschluss des Oesophagus gegen die Mundhöhle zu bewirken vermögen; beide Lippenpaare begrenzen aber auch den Eingang in die Taschen, und so ist von vorn herein schon die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sie im Stande sein werden, eine Communication von den Höhlungen der letztern mit der Mundhöhle sowohl, wie mit dem Oesophagus zu vermitteln. Be- trachtet man lebende Microscaphidien in ihrem natürlichen Medium und unter ganz gelindem Druck, dann sieht man ihren Saugnapf in constanter Thätigkeit; er erweitert sich und füllt sich mit der um- gebenden Flüssigkeit, die sofort verschluckt wird, aber nicht in den Oesophagus, sondern in die seitlichen Taschen, die dadurch mächtig aufgetrieben werden. Im nächsten Momente aber geben sie ihren Inhalt wieder zurück in den Mundsaugnapf, und dieser stösst sie nach aussen aus, um an ihrer Stelle neue aufzunehmen. Man bekommt bei diesem unaufhörlichen Spiele ungefähr den Eindruck, als ob die Würmer mit der provisorischen Aufnahme der Nahrung in die Saugnapftaschen erst probirten, ob diese ihnen zusagt, und die nicht convenirende dann wieder von sich gäben. Nur von Zeit zu Zeit ändert sich der Vorgang, in so fern gelegentlich der aus den Taschen ausgestossene Inhalt nicht in den Saugnapf zurück, sondern in den Oesophagus übertritt, ein Beweis, dass von den Taschen aus 2 Wege willkürlich hergestellt werden können. üeber die Function der kleinern Saugnapftaschen bei den übrigen Gattungen habe ich leider keine eingehendem Beobach- tungen während des Lebens angestellt. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 42 652 ^- i^ooss, Dar m. Dass die Darmschenkel nicht direct an den Pharynx anschliessen, sondern dass ihnen bei allen Gattungen theils längere {Odangium, Angiodidijum), theils kürzere (3IicroscapJiidmm etc.) Gabeläste des Oesophagus vorangehen, welche dicht am Ende des Pharynx oder eine kurze Strecke hinter diesem [Fölyanginm) sich theilen, ist bereits erwähnt worden. Betreffs des histologischen Baues des Darmes kann ich mich kurz fassen. Er besitzt anscheinend in allen Fällen seine eigene, aus Eing- und darüberliegenden Längsfasern bestehende Musculatur. Das Epithel bestellt aus relativ grossen, einander säulenartig abplattenden Zellen mit ihrem am Grunde gelegenen Kernen. Die Höhe der Zellen wechselt beträchtlich mit den Weiten- verhältnissen des Darmrohrs. Bei Pohjangium scheint sie indessen normaler Weise eine verhältnissmässig geringe zu sein ; bei stärkerer Ausdehnung der Wand bildet hier das Epithel nur einen ganz schmalen, der Basalmembran aufliegenden Saum, in dem die flach gedrückten Kerne, aber keine Zellgrenzen erkennbar sind ; selbst an verengten Darmstellen erscheint die Höhe der Zellen kaum grösser als der Durchmesser ihrer (jetzt runden) Kerne. Bei allen Gat- tungen ist das Epithel nach dem Darmlumen zu bekleidet mit einem verschieden dicken Saume, der das von einer Anzahl von Trema- todenarten bereits bekannte Aussehen zeigt, als ob er aus feinsten Haaren zusammengesetzt sei. An manchen Stellen lässt sich eine scharfe Grenze zwischen diesem Saume und den darunterliegenden Epithelzellen nicht erkennen, während sie an andern, wie auch Walter berichtet, deutlich in die Augen fällt. Diese Verschieden- heiten lassen sich oft an ein und demselben Tliiere beobachten; auch bemerkt man hier, dass der Saum nicht immer gleich hoch ist, doch hängt seine Höhe anscheinend ebenfalls mit den Dehnungsverhält- nissen der Darmwand zusammen. Das Nervensystem unserer Thiere habe ich nicht geüauer studirt, da es bei seiner geringen Sichtbarkeit für die Abgrenzung natür- licher Gattungen u. s. w. zunächst kaum in Betracht kommt. Hier- mit soll indessen nicht gesagt sein, dass an ihm nicht auch Ver- schiedenheiten des Baues, der Anordnung u. s. w. auftreten können, die unter Umständen für gewisse Gruppen charakteristisch sein würden. Trematodeu aus Seeschildkröten. (553 c) Excreti 011 sgef äs s System. Der excretorische Apparat ist bei allen hier in Frage kommen- den Arten nach einem sehr einheitlichen Plane anfg-ebant, doch zeigt er andrerseits fast in jeder der aufgestellten Gattungen gewisse charakteristische Züge, die die einzelnen Gattung-en von einander trennen. Das. was Walter über den Excretionsapiiarat der von ihm untersuchten Formen berichtet, ist ziemlich weit davon ent- fernt, ein richtiges und erschöpfendes Bild der thatsächlichen Ver- hältnisse darzustellen; es wurde indessen bereits weiter oben darauf hingewiesen, dass schon der äusserliche Conservirungszustand des von ihm benutzten Materials kaum geeignet war für Untersuchungen in dieser Richtung. Im Grossen und Ganzen sind übrigens alle die einzelneu Angaben Walter's nicht unrichtig; ihr Hauptfehler liegt, von einer Unvollständigkeit in verschiedenen Punkten abgesehen, vielmehr darin, dass sie auf einer Zusammenwerfung zweier ganz verschiedener und unter sich in keinem directen Zusammenhange stehender Organsysteine beruhen, nämlich des eigentlichen Ex- cretionsapparats und des nachher genauer zu beschreibenden Lymph- gefässystems. Ich werde an den betreffenden Stellen hierauf im Einzelnen zurückkommen. Den einfachsten Bau zeigt der Excretionsapparat bei dem Genus Odangium (Fig. 122, 129, Taf. 29) [= Monost. protens ohne Ge- schlechtsproducte nach Walter]. Der Excretionsporus liegt hier fast rein terminal und nur wenig nach der Eückenseite verlagert zwischen den beiden Leibeszipfeln. Er führt zunächst in ein Ge- bilde, dessen Structur von Walter im Wesentlichen richtig erkannt worden ist und welches ich hier kurz die Divertikel rosette nennen will. Auf Längsschnitten durch die Axe der Bildung sieht man, dass der Porus in einen kurzen, ungefähr cylindrischen Gang hineinführt, der seinerseits in die kurze sack- oder eiförmige Ex- cretionsblase übergeht. Er ist von einer etwas dünnern Fort- setzung der Körperhaut ausgekleidet und dicht hinter dem Porus von einem ansehnlichen Ringmuskel umgeben. Am LTebergange in die Blase gesellt sich diesem ein zweiter kleinerer zu, der den Uebergang gewöhnlich vollkommen geschlossen erhält, so dass es einer gewissen Aufmerksamkeit bedarf, ihn bei schwächern Ver- grösserungen zu erkennen. Zwischen beiden Ringmuskeln, d. i. un- gefähr in der Mitte des Ganges, münden in ihn eine Anzahl in un- gefähr rechte m AVinkel abstehender Säcke; sie sind es, die auf Quer- 42* g54 ^- Looss. schnitten durch das Organ das von Walter beschriebene rosetten- förmige Bild darbieten. Die Basaltheile der Divertikel sind noch von der Cuticularmasse des Ganges ausgekleidet, dem sie aufsitzen; auf ihrer übrigen Innenfläche tragen sie dagegen ein niedriges Epithel mit zahlreichen Kernen, aber ohne deutlich erkennbare Zellgrenzen, welches in scharfer Grenze mit der Cuticula des Haupt- ganges zusammenstösst. Auf seiner freien Fläche trägt dieses Epithel einen massig dichten Besatz von feinen Fäden, die in con- servirten Objecten durchaus den Eindruck von Flimmerhaaren machen und von Walter auch thatsächlich als solche aufgefasst worden sind. Sie flimmern jedoch im Leben nicht und dürften dem- nach ähnliche Bildungen sein, wie sie auch bei manchen Distomen vorkommen und wie ich sie u. a. bei Sph. (jJohiporum seiner Zeit be- schrieben und abgebildet habe. ^) Die Divertikel selbst sind von der mehrfach erwähnten dichtem Modification des Körperparenchyms um- hüllt: in derselben finden sich hier und da auch birn- oder flaschenförmige Zellen eingebettet, die besonders in der Umgebung des hintern Sphinktermuskels zahlreicher sind. Es scheinen dies die Elemente zu sein, die Walter als Drüsen auffasst; ich bin geneigt, in ihnen analoge Zellen zu sehen wie diejenigen, welche u. a. die Vagina, den Oesophagus etc. äusserlich begleiten. Die Divertikel selbst entbehren einer eigenen Musculatur. Die „Excretionsblase", d. h. der blasenartige Eaum, der durch den beschriebenen Gang mit dem Excretionsporus in Verbindung steht, hat, wie schon erwähnt, eine nur geringe Grösse und eine einfache, sackförmige Gestalt. Sie besitzt ihre eigene, aus feinen Ring- und Längsfasern bestehende Musculatur und im Innern ein plattes, aber deutliches Epithel, dessen Kerne vielfach buckelartig über die Fläche vorspringen. Aus dieser Blase nehmen nun die „Gefässe" ihren Ursprung. Walter beschreibt deren vier, „von denen sich zwei bald spalten, so dass nunmehr sechs Canäle den grössten Theil des Körpers durchlaufen'' (1. c, p. 198). Diese An- gabe stimmt mit der Wirklichkeit nicht überein. scheint aber nur auf einem Schreib- resp. Gedächtnissfehler zu beruhen, da der Autor in einer Abbildung (flg. 15, tab. 10 1. c.) ganz richtig 8 Längs- gefässe, d. h. 4 auf jeder Seite zeichnet. Der Austritt dieser Canäle aus der Blase ist nicht ganz leicht zu erkennen ; ich habe den Ein- 1) Distomen der Fische u. Frösche, 1. c, p. 157, tab. 5. fig, 98, 100, 111. Trematoden ans Seescliildkrüten. 655 druck gewonnen, als sei jederseits nur eine einzige Gefässwurzel vorhanden, die sich sofort in einen nach dem Rücken und einen nach dem Bauche gerichteten Theil spaltet ; beide biegen dann nach vorn ab und laufen etwas seitwärts der Medianebene in der an- gegebenen Richtung weiter, l^nmittelbar nach der ersten Theilung theilt sich der ventrale Canal nochmals, indem er einen Ast abgiebt, welcher eine seitliche Richtung einschlägt und dann ebenfalls nach vorn umbiegt. In ungefährer Höhe dieser Umbiegungsstelle zerfällt er seinerseits in zwei Aeste, einen dorsalen und einen ventralen. Wir erhalten auf diese AYeise jederseits 4, im ganzen 8 nach vorn ver- laufende „Gefässe", und zwar rechts und links je ein (medianes) dorsales und ein (medianes) ventrales, sowie ein dorsolaterales und ein ventrolaterales Gefäss (Fig. 122, 129). Dieselben sind in Walter's Fig. 15 sämmtlich richtig dargestellt, ebenso auch ihre Entstehung aus einander ; ihre gegenseitige Verbindung ist dagegen von dem Autor nur th eilweise erkannt worden. Eine genauere Yer- gleichung einer Anzahl von Individuen hat mir gezeigt, dass die seitliche Verbindung der Längscauäie durch Quergänge wohl im Princip überall die gleiche ist, im Einzelnen aber beinahe bei jedem Individuum grössere oder kleinere Variationen zeigt ; die in Fig. 122 u. 129 dargestellten Bilder gehören aufs Gerathewohl ausgewählten Thieren an, sind aber bis auf die vordersten Ramiflcationen der Bauchseite genau nach den Originalen wiedergegeben. Unter solchen Umständen erscheint es mir zwecklos, auf Einzelheiten einzugehen; das Princip des Baues ist das Folgende. Sämmtliche Längscanäle sind unter sich durch Queranastomosen mit einander verbunden, so dass ein Netzwerk entsteht; dasselbe wird nach vorn zu complicirter dadurch, dass zu den Querverbindungen sich bald auch neue Längs- gefässe gesellen; die Maschen des Netzwerkes werden damit um so kleiner, je weiter vorn sie im Körper gelegen sind. Von den vordersten Quercanälen gehen eine Anzahl kurzer blinder Ausläufer nach vorn ab; von den Längsgefässen gehen einzelne sicher bogen- förmig in einander über; ob dies alle thun, ist bei der grossen Zahl der Gefässe an dieser Stelle, bei ihrer dichten Gruppirung und der Dicke des Thierkörpers nicht mit Sicherheit zu constatiren. Das bisher besprochene Netzwerk von Cauälen liegt überall dicht unter der Körperoberfläche, zum Theil noch im Niveau der Subcuticularzellen. An einzelnen Stellen aber lösen sich aus ihm Aeste los, welche sich nach der Tiefe begeben und eine directe Communi- cation mit der entgegengesetzten Körperfläche herstellen. Ganz 656 A. Looss, constaiit scheinen die Gefässe zu sein, deren x^bgang ich in Fig. 122 und 129 mit einem Sternchen (*) bezeichnet habe, da ich sie bei allen daraufhin verglichenen Exemplaren beider Arten immer an derselben Stelle gefunden habe, wenn ihr Ursprung im Einzelnen (wie auch in den Figuren sichtbar) nicht immer genau der gleiche war. Zwei den beschriebenen entsprechende Verbindungen gehen nahe dem Vorderende von der Rückenseite ab und laufen von da aus ziemlich schräg nach hinten und der Bauchseite zu. Während dieses Ver- laufes begleiten sie auf beiden Seiten den Oesophagus auf eine längere Strecke (Ex, Fig. 127, Taf 29) und theilen sich schliesslich, noch ehe sie in das Maschenwerk der Ventralseite eintreten. Diese Gefässe und ihr Ursprung von der Bauchseite aus sind von Walter bereits richtig bemerkt worden, dagegen ist ihm ihre Verbindung mit dem dorsalen Gefässnetz und damit ihre wahre Bedeutung ent- gangen. Aehnliche Dorsoventralanastomosen scheinen noch an anderen Stellen im Körper zu existiren, doch sind die beiden beschriebenen die einzigen, deren Vorhandensein ich positiv con- statiren konnte. Der histologische Bau dieser Canäle ist allerwärts im Körper der gleiche. Sie entbehren einer eigenen Musculatur, wie man denn auch während des Lebens an ihnen nie selbständige Contractionen nachweisen kann; die leichte Strömung, in der sich ihr Inhalt be- findet, wird durch die Bewegungen des Körpers hervorgerufen und hört mit diesen ebenfalls auf' Die Wand der Gefässe besteht aus einem deutlichen Epithel von geringer, aber überall sich gleich- bleibender Höhe, in welchem zahlreiche kleine runde Kerne, aber keine Zellgrenzen zu erkennen sind. In das Protoplasma dieser Epithelzellen sind regelmässig, aber nicht allenthalben in gleicher Menge kleine, stark glänzende Kügelchen und Körnchen eingelagert, die sich in Alkohol und Oelen nicht lösen ; sie scheinen dieselben zu sein, welche man in geringer Menge auch im Innern der Gefässe flottirend antrifft und an deren Ortsveränderungen man die Strö- mungen des Gefässinhalts erkennt. In Folge dieser Einlagerungen erscheint das ganze Canal System der lebenden Thiere schon bei Lupenbetrachtung als ein ausserordentlich zierliches Netzwerk feiner weisser Linien , welches auch bei conservirten und aufgehellten Präparaten noch erkennbar ist und bei durchfallendem Lichte schwarz erscheint. In Anbetracht des hier geschilderten anatomischen und histo- logischen Baues des „Excretionsgefässnetzes" kann es für mich Trematoden ans Seescliildkröten. 657 keinem Zweifel unterliegen, dass in ihm nicht das System der eigentlichen Excretionsgefässe, sondern nur der Endabschnitt des gesammten Apparats vorliegt, d. h. ein ungewöhnlich entwickelter und reich differenzirter Sammelraum, wie er bereits von andern Monostomen sowie Distomen bekannt ist. Ich habe schon früher die Ansicht ausgesprochen, dass in allen denjenigen Fällen, wo anstatt des baumförmig sich auflösenden, aus Sammelröhren und Capillaren bestehenden, ein netzförmig verzweigtes Gefässystem auf- gefunden worden war (wie z. B. beim Leberegel), dieses Netzwerk nicht das ganze Gefässystem, sondern nur den letzten Abschnitt desselben, die Sammelblase darstelle, hinter welcher erst die eigentlichen Gefässe mit Capillaren und Trichtern folgen.^) Das Gleiche gilt ohne allen Zweifel für die Angiodictyiden. Bei diesen sieht man im Leben vom Kopfende aus (den genauen Ursprung habe ich mit Sicherheit nicht feststellen können) ein typisches Sammelgefäss mit einfachen Wandungen und ohne geformten Inhalt in Schlangenwindungen nach hinten zurückverlaufen und sich dabei allmählich in Secundärgefässe auflösen, aus denen schliesslich die Capillaren bündelweise hervorgehen. Letztere sind insgesammt sehr dünn und zum Theil von beträchlicher Länge, anastomosiren auch verschiedentlich mit einander; die ihren Enden aufsitzenden Flimmer- trichter müssen ausserordentlich klein sein oder ihre Flimmer- bewegung schon bei sehr geringem Druck auf den Körper einstellen; jedenfalls ist es mir nicht gelungen, sie mit Sicherheit zu sehen. Der hier geschilderte Bau des excretorischen Apparats von Octangmm kann nun als Ausgangspunkt aufgefasst werden für die verschiedenen Ausbildungsweisen, welche dasselbe Organ in den übrigen Gattungen zur Schau trägt. Am nächsten an Octangmm schliesst sich an die Gattung Angiodidyum (Fig. 137, Taf. 30). Der Porus, der noch nahe dem Hinterende, aber bereits rein dorsal liegt, Di- vertikelrosette und der kleine blasenförmige End abschnitt des Sammel- raumes verhalten sich hier ganz wie bei Odangium. Es sind ferner ebenfalls 8 Längscanäle vorhanden, von denen ich mit Sicherheit nur die beiden mediodorsalen direct in die Blase habe verfolgen können ; die übrigen scheinen, ähnlich wie bei Odangium, aus diesen ihren Ursprung zu nehmen, ausserdem aber stehen sie auch hinter dem Porus noch durch einen Ausläufer bogenförmig mit einander in Verbindung. Die 8 Längscanäle sind mindestens bis zur Körpermitte 1) Distomen der Fische u. Frösche, 1. c, p. 170 ff. 658 -^- l^ooss, vollkommen deutlich als solche zu erkennen ; die zahlreichen Queranasto- mosen laufen nicht sehr regelmässig in transversaler Eichtung um den Körper herum. Das ]Maschenwerk wird nach vorn zu allmählich dichter, die Maschen selbst enger, und dabei büssen die Längscanäle immer mehr ihre Individualität ein, so dass sie schliesslich nicht mehr als solche herauszufinden sind. Von der Mitte des Oesophagus an wird das Netzwerk sehr engmaschig und reicht in dieser Form bis in das äusserste Kopfende ; auch hier gehen, neben blinden Aus- läufern, einige der längsverlaufenden Theile sicher bogenförmig in einander über. Dorsoventralverbindungen existiren in anscheinend grösserer Zahl. Histologisch wiederholen diese Canäle durchaus die Verhält- nisse, welche wir bei der vorigen Gattung gefunden haben, mit der einzigen Ausnahme, dass die körnigen Einlagerungen in die Canalwände fehlen. Dagegen finden sich ganz ähnliche Körnchen und Kügelchen nicht selten in dem Inhalte suspendirt.^) Nur geringe Unterschiede gegenüber Angiodidijum bietet der Sammelraum bei MicroscaphicUum, dem, soweit ich gesehen, derjenige von Polijamjimn vollkommen gleicht (Fig. 107—109, 117, Taf 281 Der Porus liegt dorsal, eine kurze ^Strecke vom Hinterrande entfernt. Eine Divertikelrosette ist vorhanden, aber derjenigen der vorauf- besprochenen Gattungen gegenüber ein wenig verändert. Während bei diesen Letzteren die einzelnen Divertikel mit ihren Längsaxen ungefähr senkrecht auf die Längsaxe des sie tragenden Canals auf- trafen, nehmen sie jetzt eine von vorn nach hinten geneigte Richtung an, und der Eingang in die eigentliche Ecretionsblase liegt nunmehr auf der Spitze einer conischen Erhebung, welche sich von vorn her zwischen 1) In diesen Fällen kann man auch bei conservirten und aufgehellten Thieren ganz hübsche Totalansichten des Sammelraumes erhalten. Durch Zufall erhielt ich eine noch bessere auf folgende "Weise. Eine Anzahl in Sublimat-Kochsalzlösung geschüttelter Individuen waren 24 Stunden in dieser Lösung stehen geblieben, ca. 2 Tage laug in fliessendem AVasser aus- gewaschen, dann aber bei Seite gestellt und vergessen worden. Nach einigen Tagen wurden einige dieser Thiere in Glycerin aufgehellt, um zu sehen, wie weit ihnen die Behandlung geschadet.-- Es stellte sich heraus, dass sie nicht nur keinen Schaden genommen, sondern dass bei den meisten sogar das Netzwerk des Sammelraumes mehr oder minder vollständig mit körnigen Ausscheidungen von Sublimat erfüllt war. Die Thiere wurden dann in Glyceringelatine übertragen, und obwohl sich bei einigen später noch hier und da die bekannten nadeiförmigen Krystalle bildeten, lieferten sie doch s'anz brauchbare Uebersichtsbilder des Sammelraumes. Trematodeu aus Seeschilclkrüten. 659 die Divertikel und gegen den Excretionsporus hin vorschiebt (Fig. 109, Taf. 28). Hiermit ist derjenige Zustand erreicht, der von Walter bereits richtig geschildert worden ist. Im Uebrigen entsprechen die Verhältnisse durchaus den früher beschriebenen. Die cuticulare Körperbedeckung schlägt sich durch den Porus nach innen ein und überkleidet sowohl die Basaltlieile der Divertikel, wie den Eingang in die Blase; das Epithel der Divertikel zeigt seinen Besatz mit feinen Härchen. Der Ringniuskel unmittelbar hinter dem Porus ist, wenn auch schwach entwickelt vorhanden, der vordere am Eingang in die Blase hingegen scheint zu fehlen. Die Blase selbst ist lang gestreckt und wird manchmal stark aufgetrieben, manchmal voll- ständig zusammengefallen gefunden. In histologischer Hinsicht bietet sie keine Abweichungen von den vorhergehenden Gattungen. Der netzförmig verästelte Theil der Blase verhält sich im Princip ebenfalls wie bei Angiodictyum ; ein sofort in die Augen fallender Unterschied diesem gegenüber liegt aber darin, dass die 8 Längs- gefässe ihre Individualität schon kurz nach ihrem Ursprünge ein- büssen. Auch die Queranastomosen, die bei Augiodidymn fast in der gesammten hintern Ivörperhälfte an ihrem transversalen Verlauf noch deutlich zu erkennen waren, geben dieses regelmässige Ver- halten hier schon kurz vor dem blinden Ende des sackförmigen Blasentheiles auf; es entsteht auf diese Weise ein vollkommen un- regelmässiges Maschenwerk, wie es in Fig. 107, Taf. 28 nach einem günstigen Präparate in allen Einzelheiten genau wiedergegeben worden ist. In der vordem Körperhälfte und im Vorderende liegen die Verhältnisse durchaus wie bei Angiodictyum. Dasselbe gilt im Allgemeinen auch von dem histologischen Baue der Canäle, die wiederum keine Concrementkügelchen in ihren Wandungen enthalten. Was ich von dem aus der Blase hervorgehenden eigentlichen Gefäss- sj^steme gesehen habe, entspricht vollkommen dem, was für die vor- aufgehenden Gattungen beschrieben worden ist. Auch der excretorische Apparat von Beuteroharis schliesst sich in seinem Aufbau noch deutlich an den in den bisherigen Gattungen verwirklichten Typus an, nimmt aber in gewissen Einzelheiten doch bereits eine gewisse Sonderstellung ein (Fig. 155, 156, Taf. 31; in ersterer Figur ist nur die dorsale Hälfte des gesammten Netzwerkes dargestellt). Der Porus liegt ziemlich weit vom Hinterende entfernt auf der Rückenseite ; der Eingang in die Blase ist fast rein ventral- wärts gerichtet, so dass man ihn auf Querschnitten durch den Thier- körper längs, auf Frontalschnitten hingegen quer getroffen findet. 660 A. Looss, Eine Divertikelrosette ist vorhanden und nach dem Tj-pus derjenigen von Microscaphidium gebaut. Die durch den Porus eintretende cuticulare Auskleidung reicht hier ziemlich weit in die Divertikel hinein (Fig. 156. Taf. 31) und zeigt in diesen auf ihrer Oberfläche einen Besatz mit feinen Härchen, welche durchaus denen gleichen, die von den Epithelzellen ausgehen, nur dass sie aus der Cuti- cularsubstanz bestehen und sich deshalb optisch und Farbstoffen gegenüber wie diese verhalten. Die Grenze zwischen Cuticula und Epithel ist sehr scharf ausgesprochen. Die Umgebung der Rosette verhält sich histologisch nicht abweichend ; entsprechend der speciellen Lagerung der letztern sieht man bei Beuterobaris zahlreiche dorso- ventrale Parenchymmuskelbtindel zwischen den einzelnen Divertikeln hindurchtreten {dvm Fig. 156, Taf. 31). Einen besonders entwickelten Sphinktermuskel um den Porus habe ich nicht bemerkt. Der Endtheil der Blase ist abweichend von allen übrigen Gattungen nicht einfach sackförmig, sondern zweizipflig; die Zipfel selbst massig lang und bis nahe an den Porus hin gespalten. In ihrem histologischen Baue schliessen sie sich dem bereits ge- schilderten an. Der netzförmig verästelte Theil der Blase lässt eben- falls 8 Längsgefässe erkennen, deren Zusammenhang unter einander und mit dem Centraltheil der Blase augenscheinlich derselbe ist, wie bei Odangium etc. Die dorsalen und ventralen Mediangefässe entsenden kurz nach ihrem Ursprünge rücklaufende Aeste, welche mit den Lateralgefässen in Verbindung treten und dann bogenförmig hinter dem Porus herumlaufen. Das System der Queranastomosen ist schon kurz vor dem Porus ein ziemlich unregelmässiges, so dass auch die Individualität der Längscanäle, wie bei Microscapliidium, schon frühzeitig verloren geht; an den hinter dem Porus gelegenen Theilen des Netzwerkes haben die Quercanäle einen im Grossen und Ganzen radiären Verlauf. Die Maschen des Netzwerkes sind bei Deuteroharis ziemlich weit, werden aber zum grossen Theile ausge- füllt von zahlreichen, nach vorn gerichteten und blind endigenden Ausläufern der Quercanäle. Diese Ausläufer geben dem gesammten Apparate von Deuteroharis sein ganz charakteristisches Gepräge ; sie sind selbst mehrfach verästelt, anastomosiren gelegentlich auch unter sich ; ihre blinden Enden sind stets ein wenig angeschwollen und, wie schon gesagt, sämmtlich nach vorn gerichtet (Fig. 155, Taf. 31 ). Im Vorderkörper werden sie allmählich länger, da hier auch die Maschen des Netzwerkes eine mehr und mehr in die Länge gestreckte Gestalt annehmen; schliesslich resultirt hieraus ein System fast paralleler Trematoden aus Seeschildkröten. 661 Schläuche, die dem vordem Kür])erraiide zustreben. Dieselben treten auch in denjvopfzapfen ein und bilden hier, wie im librig-en Körper, eine nahe unter der Oberfläche gelegene und dieser parallele Zone. Der histologische Bau dieser Canäle ist derselbe wie bei den andern Gattungen. Neben dem bisher beschriebenen Canalsystem, welches die netz- förmig verästelte genuine Excretionsblase darstellt, findet sich nun im Körper unserer Thiere noch ein System anderer Gefässe, welche bei lebenden, aber auch bei conservirten Individuen vielfach auf- fälliger dem Auge des Beobachters sich darbieten als die Theile des eigentlichen excretorischen Apparats und die deshalb bereits von früheren Beobachtern gesehen, aber als Bildungen sui generis nicht erkannt w^orden sind. Ich habe schon oben bei Gelegenheit ange- deutet, dass dieses zweite Gefässystem nach Lage der Dinge nur als ein Lymphgetässystem in Anspruch genommen werden kann. Leider ist es mir nicht möglich zu beurtheilen, in wie weit dieses bereits in Vax Beneden's Beschreibung des „Monost. reficuJare^' seine Eolle spielt, da mir die Originalabhandlung des Autors nicht zu- gänglich ist. Nach Walter (1. c, p. 194) hat Van Beneden „gute Abbildungen" von dem Gefässystem der Art gegeben; es würde mich wundern, wenn in diesen Abbildungen nicht auch Theile des Lymph- gefässystems figurirten. Mit aller Deutlichkeit geht aus den Er- gebnissen von AValter's eigenen Untersuchungen hervor, dass er die in Rede stehenden Structuren gesehen hat; seine x4.ngaben sind zum Theil so charakteristisch, dass sie bei richtiger Interpretirung ohne Weiteres die Gattung erkennen lassen, auf die sie sich in Wirk- lichkeit beziehen. Es muss unter solchen Umständen fast Wunder nehmen, dass Walter die wahre Bedeutung des von ihm Beobachteten nicht erkannt hat; andrerseits lag allerdings bei der canalartigen Gestalt der Lymphräume die Versuchung nahe, sie für Excretions- canäle zu halten. Damit hängt es auch wohl zusammen, dass der Autor Verbindungen dieser Canäle mit dem eigentlichen Excretions- apparate zu erkennen geglaubt hat, die thatsächlich nicht existiren. Ich werde auf die Angaben Walter's, die von ihm auf den Excretionsapparat bezogen werden, in Wirklichkeit aber für die Lymphgefässe gelten, an den betreffenden Stellen im Einzelnen zurückkommen. 662 A. Looss, d) Ljnnphg-efässy Stern. Bei der Beobaclituiig- lebender jug-endlicher Exemplare von Microscapliidium reticulare, bei denen das Masclienwerk der Excretions- blase meistens sehr schön zu beobachten ist, fallen nahe dem Hinter- ende regelmässig 6 schlauch- oder sackförmige Hohlräume auf, die mit einer klaren Flüssigkeit g-efüllt sind (Fig. 138, Taf. 30). Sie liegen (3 rechts, 3 links) paarweise auf ungefähr gleicher Höhe; bei näherm Zusehen ergiebt sich, dass sie tiefer als das oberflächliche Netzwerk der Blase, und zwar der eine dorsal, der andere ventral, der dritte seitlich vom Darme gelegen sind. Die Hohlräume besitzen selbständig contractile Wandungen, denn man sieht sie von Zeit zu Zeit sich zusammenziehen, wodurch ihr Inhalt nach vorn getrieben wird. Der Process geht indessen meist so schnell von Statten, dass es bei Anwendung stärkerer Yergrösserungen unmöglich ist, der Con- tractionswelle zu folgen und zu sehen, wohin der betreffende Inhalt gelangt. Eine genauere Beobachtung ergiebt nämlich, dass auch im Vorderkörper unterhalb des peripheren Netzwerkes noch canalartige, anscheinend verästelte und mit Flüssigkeit erfüllte Hohlräume liegen, die vielfach stärker aufgetrieben und deshalb auffälliger sind als die oberflächlichen. Mit stärkern Objectiven lassen sich beide Gefässysteme deutlich aus einander halten, dagegen ist es, wie ge- sagt, unmöglich, zu erkennen, ob der nach vorn getriebene Inhalt der hintern Blasen in das eine oder das andere gelangt. Bei An- wendung schwächerer Systeme, die einen grössern Theil der Thiere gleichzeitig zu überblicken gestatten, verschwinden wiederum die feinen Niveauunterschiede zwischen den beiderlei Gefässen, und ein sicherer Aufschluss über den Verbleib des nach vorn getriebenen In- haltes der hintern blasenartigen Hohlräume ist gleichfalls nicht zu erlangen. Es unterlag mir im Anfange keinerlei Zweifel, dass in den l)e- schriebenen Canälen Theile des excretorischen Apparates vorlagen; waren doch ihr allgemeiner Verlauf, ihre Füllung mit einer Flüssig- keit und ihre pulsirenden Bewegungen Eigenschaften, die wir als charakteristisch für das Excretionsgefässystem'- zu betrachten ge- wohnt sind. Die Frage blieb nur, wo und wie diese Canäle mit dem Excretionsapparat in Verbindung standen. Eine noch so sorgfältige und andauernde Beobachtung lebender Thiere ergab zunächst nicht den geringsten Anhalt dafür, dass von den 6 blasenartigen Er- weiterungen aus eine Communication nach der Excretionsblase und Trematotleu auf Seesobildkroten. 663 dem Poriis hin existirte; wohl sali man die Blase gelegentlich sich erweitern und wieder zusammenziehen, doch Hess sich gleichzeitig zweifellos erkennen, dass ihr austretender Inhalt dann in die an- stossenden Theile des peripheren Netzwerkes überfloss. Der Inhalt der 6 andern Blasen hinwiederum wurde bei der Con- traction ausnahmslos nach vorn befördert, und von dort her erfolgte auch ein Zurückströmen der Flüssigkeit bei einer er- neuten Erweiterung der Blasen. In letzterm Zustande erschienen diese an ihrem Hinterende stets vollkommen abgerundet, die Enden selbst stets an demselben Orte, und nicht das leiseste An- zeichen eines Spaltraumes etc. deutete auf eine hier etwa exi- stirende Verbindung mit dem Endabschnitte des Excretionssj^stemes hin. Demnach war diese Möglichkeit ausgeschlossen, und die Ver- bindung, an deren thatsächlicher Existenz mir zunächst noch kein Zweifel aufstieg, konnte nur vorn gelegen sein. Es stellte sich bald heraus, dass das Suchen nach diesen Communicationen an lebenden Thieren hier keine Aussicht auf Erfolg bot. Die unbedingt nöthige Anwendung stärkerer Linsen mit ihrem beschränkten Gesichtsfelde und ihrer geringen Tiefenauflösung machte es unmöglich, dem stoss- weisen Strömen der Flüssigkeit zu folgen und auf diese Weise etwaige Uebergänge aus einem Canalsystem in das andere zu con- statiren. Ebenso unausführbar erwies sich eine versuchte genaue Verfolgung einzelner Canäle, da bei der 3 fachen Uebereinander- lagerung derselben im Thierkörper eine wirkliche Vereinigung zweier Gänge von einer bloss äusserlichen Berührung derselben mit Sicher- heit nicht zu unterscheiden war. So blieb nichts übrig als zu versuchen, die postulirten Ver- bindungen auf Schnitten durch conservirte Thiere nachzuweisen. Der Versuch ist, so weit das erwartete Resultat in Betracht kommt, vollkommen negativ ausgefallen; dagegen hat er mir alle die Auf- schlüsse über den Verlauf, den Bau und die Natur der fraglichen Canäle geliefert, welche in dem Folgenden beschrieben werden sollen. Als ein für die Untersuchung sehr günstiger Umstand erwies sich zunächst, dass der im Leben durchaus wasserklare Inhalt der Canäle bei der Conservirung als so dichte körnige Masse ausfällt, dass daran die Schnitte der Canäle fast durchgängig leicht und zugleich sicher von den umliegenden und ebenfalls als Hohlräume erscheinenden Parenchymzellen unterschieden werden können. Derselbe Umstand lässt die Canäle auch in ganzen, durch Creosot aufgehellten Thieren meist deutlich hervortreten und giebt damit ein werthvolles Mittel ßß4 ^- Looss, an die Hand, die ans Schnitten combinirten Verhältnisse an ganzen Objecten zn controliren. Namentlich auf Querschnitten erscheinen die Gänge manchmal plötzlich verschwunden, nachdem sie wenige Schnitte vorher noch ansehnlich weit und dicht gefüllt gewesen sind ; erst nach einer längern oder kürzern Strecke treten sie allmählich oder unvermittelt in ihrer frühern Form wieder auf. und es bedarf der Zuhülfenahme sehr starker Yergrösserungen. um ihre gänzlich zu- sammengefallenen Wandungen auch in dem Zwischenraum zwischen den Erweiterungen zu erkennen. Bei einiger Geduld und Aufmerk- samkeit lassen sich aber die Canäle — gute und regelmässige Schnittserien vorausgesetzt — in den meisten Fällen ohne Unter- brechung von ihrem Anfange bis zu ihrem Ende verfolgen, und es stellt sich dabei heraus, dass sie weder unter sich, noch mit dem excretorischen Apparate in dir e et er resp. offener Communication stehen; sie endigen vorn und hinten blind. Dagegen ergiebt sich die auffällige Thatsache, dass sie, wenn nicht alle, dann doch der grössern Mehrzahl nach in nahe Beziehungen zu den Darmschenkeln treten, in so fern mindestens ein Theil ihres Verlaufes in unmittelbarer Nähe von diesen gelegen ist. Dieses Verhältniss kommt vor allem überzeugend zum Ausdruck bei dem Genus Deufcroharis, wie später noch näher gezeigt werden wird. Die Gänge haben ferner, was schon aus ihren selbständigen Con- tractionsbewegungen zu erschliessen ist, ihre eigene Musculatur, die besonders an den blinden Enden stark entwickelt nnd an znsammen- gefallenen Gängen gewöhnlich deutlicher zu erkennen ist. Fig. 167, Taf. 31 zeigt den äussersten Anschnitt eines Lymphcanals von Beuterolmris \ man sieht hier, wie einfache und sich verzweigende Muskelfasern eine Art Flechtwerk um das blinde Ende bilden. Ent- sprechende Verhältnisse sind auch in Fig. 142, Taf. 30 erkennbar; der Schnitt liegt eine Kleinigkeit vom Ende des Canals entfernt, ein Theil der Muskelfasern ist noch sichtbar, wie sie um dieses herumlaufen, andere, bereits dem Gefäss entlang ziehende, sind der Quere nach getroffen. Der mittlere Theil der Canäle, d. h. ihr ge- sammter Verlauf mit Ausnahme der beiden Enden, zeigt, wenn über- haupt, dann nur eine bedeutend schwächere Musculatur, die ans vereinzelten, anscheinend vollkommen regellos vertheilten Längsfasern besteht. Dieselben liegen den Gefässen äusserlich an nnd machen meist ziemlich deutlich den Eindruck, als ob sie nicht den Canälen, sondern dem Parenchym angehörten. In andern Fällen scheinen die Canäle auf grosse Strecken der Musculatur völlig zu entbehren, da Trematoden ans Seeschildkröten. 665 ich keine Fasern an ihrer Oberfläche bemerkt habe. An diesen Stellen können dann Volumveränderung-en der Gänge nur durch die g-enuine Parenchymmusculatur hervoi'gebracht werden; diese dürfte übrigens bis zu einem gewissen Grade am Zustandekommen aller Contractionen der Gefässe normaler Weise betheiligt sein. Was endlich die Wand dieser Canäle anlangt, so erscheint sie ausnahmslos in Gestalt einer einfachen Membran, die nirgends Zell- grenzen, dagegen hier und da kleine, ovale Kerne erkennen lässt. Dieselben liegen ihr dicht an, springen aber meistens nicht, wie man erwarten sollte, nach innen, sondern nach aussen, in das Paren- chym zu vor. Sie besitzen ausserdem durchaus die Grösse, das Aus- sehen und die Form der Parenchymzellenkerne, so dass ich nach sorgfältiger Prüfung der Verhältnisse überzeugt bin. dass diese Kerne, trotz ihrer Lagerung an der Wand der Gefässe. dieser nicht ange- hören können. Diese Wand repräsentirt demnach eine einfache Membran. Ich gehe nun zunächst über zu einer Darstellung des speciellen Verlaufes der Lymphcanäle bei den einzelnen Gattungen. Die an- scheinend einfachsten Verhältnisse finden wir hier bei Microscaphidium, dem sich Angiodidymn in allen wesentlichen Einzelheiten anschliesst. Wie schon weiter oben beschrieben, finden sich hier jederseits 3 Canäle, von denen einer dorsal, der andere ventral, der dritte seit- lich vom Darm verläuft. Die beiden dorsalen erstrecken sich am weitesten nach hinten, ihre Enden liegen in unmittelbarer Nähe des Excretionsporus. Die beiden ventralen Canäle reichen meist noch etwas über die Enden der Darmschenkel hinaus, wohingegen die lateralen diese nicht erreichen. Dorsale und ventrale Gefässe liegen den Darmschenkeln in deren ganzer Länge direct an (Fig. 120, Taf. 28), während die lateralen sich nach vorn zu von ihnen meist ein wenig entfernen. Nachdem die Darmschenkel nach der Mitte abgebogen und in den Oesophagus übergegangen sind, verfolgen alle 6 Gefässe ihren ursprünglichen Verlauf allein weiter. Die beiden dorsalen reichen ungefähr bis zum Hinterende des Saugnapfes und endigen hier blind, nachdem jedes oder auch nur eines in 2 kurze Gabeläste sich gespalten hat; die Querschnitte dieser letztern sind in Fig. 114. Taf, 28 bei / sichtbar. Die beiden ventralen Canäle halten sich in der Nähe der Bauchfläche und beginnen ungefähr am Ende des ersten Drittels der Oesophaguslänge (diese relativen Entfernungen schwanken mit den Contractionsverhältnissen). Zweige nach aussen zu entsenden, die sich in die Seiten des Körpers begeben und sich 666 -^- I^ooss, hier noch mehrfach theilen. Die vordersten Seitenäste dieser Ventralstämme reichen in den Seiten des Sangnapfes bis nahe an den Vorderrand desselben heran; sie sind in Fig. 110 bei l sichtbar; die Enden der Stämme selbst behalten ihre ventrale Lage bei und er- scheinen in Fig. 114 bei Iv. Die lateralen Lymphstämme endlich verhalten sich in Bezug auf ihre vordere Endigung analog wie die ventralen. Sie lösen sich in eine Anzahl nach aussen abgehender und deshalb in ungefähr einer Ebene hinter einander gelegener Aeste auf; die sich zum Theil wieder spalten und sich nach vorn an die Seitenzweige der ventralen Gefässe anschliessen. Das ganze Gefäss- system ist in Fig. 138, Taf. 30 etwas schematisch dargestellt, in so fern in Wirklichkeit über resp. unter einander liegende Theile der Deutlichkeit halber neben einander gezeichnet sind. Die relative Lage der 3 Lymphstämme zu dem Darmschenkel der betreffenden Körperseite ist in Fig. 120, Taf. 28 nach einem beliebigen Schnitte durch den mittlem Körper gezeichnet. Ein Vergleich dieser Figur mit der von Waltek 1. c. flg. 8 b, tab. 10 gegebenen, die schematisch die Lage der ,.Excretionsgefässe" bei den Jugendformen von „Mo)Wsf. retkuJare^^ zeigen soll, dürfte keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass in beiden Abbildungen die- selben Structuren dargestellt sind. Aus der Grösse und der Zahl der Gefässquerschnitte ergiebt sich ferner, dass die von Walter gegebene Zeichnung von einer Species der Gattung Microscaplnäkim oder Angiodiäyum entnommen ist. Das „Excretionsgefässystem" des „erwachsenen Monosf. reficulare'^ findet Walter folgendermaassen : (1. c, p. 194): „Aus der Endblase entspringen 4 grössere Längs - stamme, die dorsal und ventral von beiden Darm- schenkeln hinziehen. Zwei kleinere Längsgefässe, die nach aussen und seitlich vom ventralen Gefäss verlaufen, zeigen nur ein sehr geringes Lumen. Alle diese Längsgefässe gehen im V 0 r d e r n K ö r p e r t h e i 1 e in g r o s s e L a c u n e n über, die sich bis zum Saugnapf hin erstrecken. Ausserdem findet sich ein besonderes peripheres netzförmiges Gefässystem, das dem Thiere den Namen gegeben hat, und durch mehrere feine Canäle mit der Excretionsblase und vielleicht auch mit den . vordem Lacunen in Verbindung steht.'' Mit diesen AVorten (deren wichtigere Stellen ich durch den Druck hervorgehoben habe) hat der Autor zunächst klar und deutlich das Excretions- u n d das Lymphgefässj^stem be- schrieben. Ich brauche kaum zu erwähnen, dass das periphere Netz- werk, welches durch mehrere feine Canäle mit der Excretionsblase Trematoden aus Seeschildkröten. 667 in Verbindung- steht, allein den -wirklichen, reich difterenzirten Sammel- raum darstellt, wohingegen die vermuthete Connnunication mit den vordem Lacunen in Wirklichkeit ebenso wenig existirt, wie die vier Längsstämme aus der echten Excretionsblase entspringen. Von diesen irrthümlichen Deutungen abgesehen, bezieht sich Walter's Beschreibung aber durchaus unverkennbar auf die Verhältnisse, die wir bei dem Genus Polyaiujium finden. Bei Polyamjium besteht das Lymphgefässystem jederseits nur aus 2 Stämmen, die je dorsal und ventral von den Darmschenkeln ver- laufen. Den bei Mkroscapliidium existirenden, seitlich vom Darme gelegenen dritten Stamm habe ich hier nirgends aufgefunden und muss deshalb annehmen, dass Walter's Angabe von dem Vorhandensein eines dritten, feinern Läugsstammes auf einer Verwechslung beruht. Nach der Lage und der Grösse, welche der Querschnitt desselben in Walter's Figur (1. c. tab. 10 fig. 8 a) zeigt, kann es kaum zweifel- haft sein, dass es sich hier um einen Theil des Netzwerkes der wirklichen Excretionsblase handelt: auf alle Fälle existiren bei Polycmgium jederseits nur zwei Lymphstämme. Es sind von ihnen ebenfalls die dorsalen, die am weitesten nach hinten reichen und erst in unmittelbarer Nachbarschaft des Excretionsporns endigen; die ventralen fangen hinten etwas vorwärts von den blinden Enden der Darmschenkel an. Ungefähr auf der Höhe des Pharynx be- ginnen sich diese 4 Längsstämme aufzulösen ; das P r i n c i p dieser Auflösung ist das gleiche wie bei den beiden schon besprochenen Gattungen, d. h. es gehen von jedem Hauptstamme eine Anzahl seitlicher und zusammen in ungefähr derselben Ebene (der Frontal- ebene des Körpers) gelegener Aeste ab, die sich ihrerseits mehrfach spalten und mit ihren blinden Endigungen bis nahe an den Körper- rand vordringen. Für Polycmgium charakteristisch ist, dass die Seitenzweige 1. ziemlich zahlreich sind, 2. nicht nur nach aussen, sondern auch nach der Mittelebene des Körpers zu abgehen (natur- gemäss hier aber entsprechend kleiner bleiben) und 3. unter sich durch zahlreiche Anastomosen verbunden sind, so dass ein echtes Netzwerk von Lacunen entsteht (Fig. 150, Taf. 30). Es ist mir indessen nicht gelungen, einen sichern Aufschluss darüber zu er- halten, wie sich die 4 Längsstämme im Einzelnen an der Bildung des Lacunennetzes betheiligen. Nach dem, was ich an den übrigen Formen gesehen, bei denen einfachere Verhältnisse herrschen, muss ich es als ganz unwahrscheinlich betrachten, dass die 4 Längsstämme sich zur Bildung des Maschenwerkes vereinigen; ich bin vielmehr Zool. Jahrb. Bd. XVI. Abth. f. Syst. • 43 668 . A. Looss, überzeugt, dass sie durchaus isolirt bleiben, was man bezüglich der einer und derselben Körper fläche angehörenden (i. e. der beiden dorsalen und der beiden ventralen) ohne Schwierigkeit durch die Beobachtung constatiren kann. Es kann sich demnach nur noch fragen, ob nicht etwa die einer und derselben Körper seite an- gehörenden unter einander in Verbindung treten. Die directe Be- obachtung hat mich hier im Stiche gelassen; nimmt man aber an, dass die Verhältnisse analog liegen wie bei den andern Gattungen, dann müsste man die Verbreitungsbezirke beider Stämme einer Körperseite hinter einander suchen. Ich glaube, dass dies in der That der Wirklichkeit entspricht; die Gefässvertheilung würde dann so sein, wie es in Fig. 150, Taf. 30 dargestellt ist, und sie würde dann auch nach demselben Principe erfolgen, welches sich bei den übrigen Gattungen positiv beobachten lässt. Während bei Folyangium. die Zahl der Lymphstämme Microsca- phidium und Angiodidyum gegenüber reducirt erscliien, ist sie bei Octangium vermehrt. Wir finden hier jederseits 4, im Ganzen aber nur schwach entwickelte Gefässe, wie das ganze System bei dieser Gattung den Eindruck macht, als ob es auf einer tiefern Ent- wicklungsstufe stände. In seinem allgemeinen Baue schliesst es sich an das von Polyangmm an. In der hintern Körperhälfte sind jeder- seits 2 Gefässe vorhanden, die wie bei der eben genannten Gattung dorsal und ventral den Darmschenkeln anliegen. Ungefähr vom Hinterende des vordem Hodens ab gesellen sich zu diesen Gefässen auf jeder Seite noch 2 weitere, die ebenfalls dorsal und ventral, dabei aber ausserhalb der bisherigen Gefässe gelegen sind und sonach vorn verlaufen. In Fig. 143, Taf. 30 sind die 4 Stämme der dorsalen Körperhälfte dargestellt. Ihre Verästelungen im Vorderkörper sind nur wenig zahlreich und gleichen im Wesentlichen denen der 4 ven- tralen Gefässe; dorsale und ventrale bleiben hier bei der relativ beträchtlichen Dicke des Körpers deutlich von einander getrennt. Die beiderseitigen Innern (und längern) Stämme treten im Vorder- körper nahe an die Mittellinie heran und endigen ungefähr am Hinterrande des Saugnapfes, das eine gewöhnlich einfach, das andere in 2 kurze Aeste zerspalten, so dass man hier in Querschnitten auf der Rücken- und Bauchseite zuerst 3 Querschiritte von Lymphräumen findet. Die 4 äussern (kürzern) Stämme entsenden, soweit ich gesehen, im Vorderende nur 2 oder 3, einmal sich theilende Seiten- äste, die schräg nach aussen und vorn bis nahe an die Körperränder heranreichen. Die Enden der Stämme selbst treten an den Saugnapf Treiaatodeu aus Seeschildkrüten. 669 heran imd laufen, den Seiten desselben unmittelbar anliegend, bis fast an sein Vorderende. Sie repräsentiren die „^rossen Lacunen zu den Seiten des Saugiiapfes"', tlie Walter von der „Kahnform des Monosf. protens" in fig. 20 /, tab. 10 seiner Arbeit zeichnet und die seiner Ansicht nach „vielleicht dazu dienen, diesem (i. e. dem Saug- napf) den nöthigen Spielraum zu gewähren." Ungleich complicirter als in den bisher besprochenen Fällen, aber für die Beurtheilung der Function des ganzen Organsystems von Ausschlag gebender Bedeutung ist das Verhalten der Lymphräume, welches wir bei der Gattung Beuterobaris finden. Ich habe An- gehörige derselben im lebenden Zustande nicht genauer angesehen; bei der üntersucliung conservirter, in Creosot aufgehellter Thiere bemerkt man in den tiefern Schichten des Körpers eine grössere Zahl ziemlich dicker, mit einer gleichmässig körnigen Masse angefüllter Schläuche, die sämmtlich vom Darme auszugehen scheinen (Fig. 157, Taf. 31). Sie sind gegen ihre freien, in der Nähe der Körper- peripherie gelegenen Enden hin mehrfach unregelmässig verzweigt und im Vorderkörper nach vorn, im Hinterkörper nach hinten ge- richtet; auf günstigen Präparaten lässt sich auch noch beobachten, dass sie eine Strecke weit der Ventralseite der Darmschenkel ent- lang laufen. Auf Querschnitten durch den Thierkörper sieht man ferner, dass die Querschnitte dieser Schläuche einen deutlich hervor- tretenden, den Darmschenkeln ventral dicht anliegenden Complex scharf umschriebener, runder Hohlräume darstellen, deren Zahl aber in den einzelnen Körpergegenden beträchtlich wechselt. Diese Schläuche sind die Lymphcanäle unserer Thiere ; über ihre Anordnung und ihren Verlauf habe ich das Folgende feststellen können. Es lassen sich zunächst 2 Gruppen von Schläuchen unterscheiden, von denen die eine dorsal, die andere ventral vom Darme verläuft. Die erstere scheint jederseits aus 3 Stämmen zu bestehen, von denen 2 mit einigen kurzen, dicken Verzweigungen in der unmittelbaren Umgebung der Divertikelrosette des Excretionsapparates beginnen. Sie laufen dorsal und etwas innerhalb der Darmschenkel nach vorn. Auf der ungefähren Höhe des Keimstockes gesellt sich ihnen an- scheinend jederseits ein dritter hinzu. Es ist mir nicht gelungen, den fernem Verlauf jedes einzelnen dieser 6 Schläuche gesondert zu verfolgen; ich kann deshalb nur so viel sagen, dass sie in ihrer ursprünglichen Lagerung, d. h. zu je 3 dorsal und innerhalb des Darmschenkels jeder Körperseite, nach vorn ziehen. Kurze Aeste treten an die Hoden heran oder laufen ein Stück um deren Peripherie 43* 670 A. Looss, herum. Vor den Hoden fang'en die Stämme an, sich zu isoliren, um schliesslich kurz ehe sie die Darmgabelung erreichen unter Ueber- schreitung der Darmschenkel nach den Seiten aus einander zu weichen, und zwar gehen hierbei von beiden Bündeln Stämme nach beiden Seiten ab. Was ausserhalb der Darmschenkel aus ihnen wird, habe ich nicht festzustellen vermocht. Leichter zu analysiren sind die Verhältnisse der ventralen Gefäss- bündel. Bei einer Untersuchung des Kopfzapfens derThiere ergiebt sich, dass in der Umgebung des Saugnapfes hier ganz die gleichen Lacunen auftreten, wie wir sie auch bei den übrigen Gattungen ge- funden haben. Am weitesten nach vorn, d. h. bis fast zum Vorder- rande des Saugnapfes, reichen rechts und links je 3 (/.^ Fig. 151, 152, Taf. 31); am Ende der Saugnapftaschen beginnen auf der Rücken- seite 3 andere, deren Vorderenden bei l^ in Fig. 151, Taf. 31 einge- zeichnet sind, obwohl sie nicht in der Ebene des Schnittes liegen. Verfolgt man nun diese Lacunen nach hinten, so zeigt sich, dass die 3 dorsalen, genau wie z. B. bei Octanghtm (Fig. 143, Taf. 30) sich in 2 Gänge fortsetzen, die der eine rechts, der andere links der Mittel- linie nach hinten verlaufen und sich am Beginne der Darmschenkel unter diese begeben, um sich ihrer Ventralseite dicht anzulagern. Dasselbe geschieht mit den 3 Lacunen in den Seiten des Saugnapfes. Sie vereinigen sich jederseits bald zu einem einfachen Canale, der ausserhalb des vorerwähnten nach hinten zieht, dann ihm sich von aussen anlagert und mit ihm die Ventralseite des Darmes aufsucht. In Fig. 158, Taf. 31, die einen Querschnitt durch den Anfangstheil des rechten Darmschenkels darstellt, sind die Querschnitte dieser beiden Canäle mit 1 und 2 bezeichnet. Es wurde weiter oben bereits erwähnt, dass schon bei Betrachtung aufgehellter ganzer Thiere in dem den Kopfzapfen tragenden Vorder- körper eine grössere Anzahl körniger Schläuche zu beobachten sind, die in der Nähe des Körperrandes blind beginnen und im Allgemeinen schräg nach hinten und auf die Darmschenkel zu verlaufen. Während dieses Verlaufes nun vereinigen sich immer je einige der Schläuche zu einfachen Canälen, die schliesslich, wie die beiden oben be- schriebenen, auf die Ventralseite des Darmes sich begeben und den daselbst bereits befindlichen von aussen her sich anlagern. Dieses Herantreten neuer Schläuche an den Darm erfolgt gewöhnlich gruppen- weise, und zwar sind es meistens zwei, die gleichzeitig ankommen, gelegentlich 3, manchmal aber auch nur einer. Das Bezeichnendste an dem Verhalten der Neuankömmlino-e ist nun, dass sie augenfällig Treniatoden aas Seeschildkrüteu. 671 die unmittelbare Naclibarscliaft der Darmwand aufsuchen und dabei ihre Vorgänger, die diesen Platz bisher inne hatten , davon ver- drängen. So sieht man in Fig. 158, Taf. 31 die beiden aus dem Kopfzapfen stammenden Canäle 1 und 2 dem Darme anliegen, vi^ährend. drei neue 3, 4 und 5 von aussen her herantreten. Etwas weiter nach hinten gesellt sich, wie in Fig. 159, Taf. 31 sichtbar, diesen 5 Canälen ein sechster hinzu, der auf dieselbe AVeise entstanden ist wie 3, 4 und 5. Die gegenseitige Lagerung der ersten 5 hat sich bis dahin aber wesentlich geändert. 1 und 2 sind gänzlich von der Darmwand abgedrängt worden; dasselbe ist bereits auch 3 wider- fahren, während 4 und 5 ihr noch anliegen. Die Gruppirung der 5 Gefässquersclmitte in der Figur giebt nun zugleich auch den Weg an, auf Avelchem die allmähliche Abdrängung der Schläuche von der Darmwand durch die neu hinzutretenden erfolgt. Oifenbar ist die Nähe des Darmes für die Schläuche von grösster Bedeutung, denn nur so scheint es erklärlich, dass die altern, anstatt sich von ihren später kommenden Genossen ganz vom Darme ab und in das Paren- chym hinausdrängen zu lassen, am Rande des Darmes angekommen nach der Bauchseite umbiegen und sich ihren Jüngern Genossen nun- mehr von dort her anlegen. Es entsteht auf diese Weise ein Bündel von Schläuchen, welches als Ganzes eine leichte Torsion um seine Axe zeigt. Das Princip dieses Verlaufes ist an sämmtlichen vor- handenen Canälen mit aller Deutlichkeit wieder zu erkennen, während in der Schnelligkeit ihrer Drehung und, dadurch bedingt, in ihrer gegenseitigen Anordnung mancherlei Unregelmässigkeiten vorkommen. So sieht man in Fig. 160, Taf. 31 ein siebtes Gefäss den vor- handenen sechs sich zugesellen ; die Stellung dieser letztem hat sich aber seit dem Hinzutritt von 6 in Fig. 159, Taf. 31 nicht unwesent- lich und vor Allem nicht regelmässig geändert. Denn normaler Weise wäre 4 an der Reihe gewesen, vom Darme abzuschwenken; anstatt seiner ist aber 5 zwischen 6 und 4 heraus getreten und be- ginnt bereits zwischen 1 und 2 sich einzuschieben; 1, 2, 3 und 4 haben noch dieselbe Lagerung wie in Fig. 159. In Fig. 161, tritt ein achtes Gefäss an den Darm heran und drängt 7 zur Seite; 1, 2, 3 und 4 haben immer noch ihre frühere Lagerung, da- gegen ist 5 noch weiter zwischen 1 und 2 eingedrungen, während jetzt auch 6 sich vom Darme abzuwenden beginnt. In Fig. 162, linden wir ein neuntes Gefäss an derselben Stelle, welche die vorhergehenden bei ihrem Herantreten an den Darm einnahmen; 9, 8 und 7 haben ihren ordnungsgemässen Platz direct an der Darm- 672 A. Looss, wand, 4 ist abgedrängt ; 6 hat sich ganz zwischen dieses und 5 einge- schoben, die relative Stellung von 5 und 6 ist also jetzt gerade umge- kehrt als zu Anfang. 1 ist im Begriffe, vom Darme ab und wieder in das Parenchj'm hinauszutreten und zwar nach aussen zu, der- selben Seite also, von welcher es gekommen. Dieses Princip gilt auch für alle übrigen Gefässe, und in ihm dürfte der zweite wesent- liche Grund für ihre Torsion innerhalb des Bündels gegeben sein. Betreffs des weitern, in seinen charakteristischen Phasen in den Figg. 163 — 165, Taf. 31 dargestellten Gefässverlaufes glaube ich mich nunmehr kurz fassen zu können. In Fig. 163 ist mit No. 10 das letzte Gefäss an den Darm herangetreten, 5 bereitet sich zum Austritt vor, 9 hat seine Position geändert. In Fig. 164 treten 5 und 2 aus, 9 hat seinen Platz mit 10 gewechselt, ähnlich wie weiter vorn 5 und 6. Zwischen Fig. 164 und Fig. 165 liegt der Austritt von 3 und 4, welch letzteres sich zuvor an 8 und 6 vorbei in die Nähe von 3 begeben hat. In Fig. 165 endlich sind zuerst 9, dann auch 6 und 8 in das Parenchym zurück- getreten, und 10 und 7 blieben allein noch am Darme; sie über- ragen dessen blindes Ende und endigen, mehrfach verzweigt, in der Nähe des Körperhinterrandes. Der Verlauf der Gefässe ist hier geschildert worden, wie ich ihn hei genauer Verfolgung an einer gut gelungenen Querschnittserie auf einer Körperseite gefunden habe. Eine in derselben Weise ange- stellte Untersuchung der andern Seite ergab, dass der Gefässverlauf hier nicht ganz derselbe war; es fanden sich nicht nur grössere oder geringere örtliche Verschiebungen der Ein- und Austrittsstellen der einzelnen Gefässe, sondern auch Abweichungen in ihrer relativen Länge und ihrer Stellung zu einander. Aehnliche Verhältnisse zeigten auch einige weitere, nicht so vollständig untersuchte Schnittserien, und es ergiebt sich daraus, dass die Länge und der specielle Verlauf der einzelnen Gefässe nicht als ein an strenge Gesetze gebundener bezeichnet werden kann. Dagegen liess sich als allgemeines und deshalb ohne Zweifel principiell wichtiges Verhalten überall erkennen einmal, dass sämratliche Gefässe eine Strecke weit in unmittelbarer Nachbarschaft der Darmwand verlaufen, während ihre mehr oder minder verzweigten Endabschnitte die Seitentheile des Körpers bis zum äussersten Vorder- und Hinterrande aufsuchen, und ferner, dass sie in der Eegel den Darm um so eher wieder verlassen, je früher sie an denselben herangetreten sind. Diese Verhältnisse sind im Ganzen in Fig. 157, Taf 31 darzustellen versucht worden. Der Treuiatodeii aus Seeschildkröten. 673 Figur liegt ein coiiservirtes und in Creosot aufgehelltes Exemplar zu Grunde, bei dem die hintern Enden sämmtlicher Gefässe und zum grössern Theil die Stellen, wo diese an den Darm herantreten, gut zu erkennen waren. Auch die ungefähren vordem Abgangsstellen der meisten Gefässe waren noch aufzufinden, mit Ausnahme von zweien, die in der Figur deshalb auch weggelassen sind. Alles Uebrige ist ergänzt nach den Ergebnissen, welche die Untersuchung von Schnitten lieferte. Bemerkt sei noch, dass der Kopfzapfen unter der Ebene des Bildes liegend zu denken ist. Was die physiologische Function der hier beschriebenen Struc- turen anlangt, so scheint mir nur eine Deutung möglich. Die Be- obachtung lebender Thiere ergiebt, dass die Schläuche contractu sind und ihren Inhalt im Körper auf und ab zu treiben vermögen. Sie besitzen dazu eigene Muskeln, die besonders an den Enden eine stärkere Entwicklung zeigen. Der Inhalt der Schläuche ist im Leben vollkommen durchsichtig und wasserklar, giebt aber bei der Conser- virung, abweichend von dem Inhalte der genuinen Excretionsgefässe, einen dichten körnigen Niederschlag, was beweist, dass in ihm organische Substanzen in grösserer Menge gelöst sind. Die Schläuche vertheilen sich besonders in den peripheren Partien des Körpers, und ganz besonders ist es die von den Darmschenkeln entfernte Kopf- region, in der sie ihre reichste Ausbreitung zeigen. Sie selbst treten augenfällig in nahe Beziehungen zu den Darmschenkeln, indem sie wenigstens eine Strecke weit in unmittelbarer Nähe desselben verlaufen, ohne mit ihnen jedoch in oft'ene Comnumication zu treten. Sie haben demnach beste Gelegenheit, im Darme vorhandene resp. gebildete Stoffe auf osmotischem Wege aufzunehmen und diese durch ihre Pulsationen den vom Darme entfernter gelegenen Körpertheilen zuzuführen. Ihre Function würde demnach derjenigen entsprechen, welche im Körper der höhern Thiere von dem L3'mphgefässystem vollzogen wird, und ich fühle mich damit berechtigt, die Schläuche als Lymphgefässe unserer Thiere in Anspruch zu nehmen und sie auch so zu nennen. Es bleibt nun nur noch eine Frage zu beantwoilen übrig, die nach dem morphologischen Werthe der einzelnen Lymphschläuche. Es ist bereits oben hervorgehoben worden, dass ihre Wandungen aus einer dünnen hyalinen Membran bestehen, in der mit Sicherheit keine Kerne auffindbar sind. Von den Muskeln wurde gesagt, dass sie dieser Membran äusserlich anliegen, dabei aber den Eindruck machen, als ob sie dem Parenchym angehören. Der Inhalt endlich 674 ^- Looss, bestellt aus dem mehrfach erwähnten feinkörnigen Sediment, welches an manchen Stellen augenscheinlich dichter, an andern weniger dicht ist und streckenweise auch vollkommen fehlen kann. Unterschiede wie die hier beschriebenen treten auch innerhalb ganzer Thiere auf, d. h. bei manchen Individuen und Arten hebt sich der Inhalt der Schläuche deutlicher von der Umgebung ab als bei den andern, u. s. w. Hier und da finden sich in dem Sedimente auch grössere, runde Tröpfchen einer homogenen, glänzenden Substanz, von Kernen oder kernähnlichen Gebilden schien indessen keine Spur vorhanden zu sein. Die morphologische Bedeutung der Schläuche blieb mir dunkel, bis ich bemerkte, dass sie doch Kerne enthalten, aber jeder nur einen einzigen. Dies gilt zunächst speciell für die Arten der Gattung Octangiutu] bei diesen sind, wie beschrieben, 8 Lymphgefässe vorhanden, und in den im Kopfende gelegenen Ver- zweigungen derselben konnte ich in allen darauf hin untersuchten lückenlosen Schnittserien auch 8 Kerne zählen; eine nochmalige genaue Untersuchung des gesammten Eestes der Schläuche ergab keine weitern Kerne, so dass in diesem Falle die gefundenen 8 als die einzig vorhandenen positiv in Anspruch genommen werden können. Die Coincidenz der Zahl der Kerne mit derjenigen der Schläuche dürfte es auch ohne den stricten Nachweis zweifellos erscheinen lassen, dass auf jeden Schlauch ein Kern kommt; dass dem so ist, habe ich bei dreien der Schläuche durch die Beobachtung festgestellt ; für die übrigen glaubte ich mir daraufhin Zeit und Mühe sparen zu können. Die Kerne selbst (Fig. 144, Tat 30) sind ausserordentlich gross, bedeutend grösser als alle andern Kerne im Körper der Thiere; sie erscheinen bläschenförmig, mit relativ dicker Membran und enthalten ein fast hyalines, wenig gefärbtes Plasma, in dem mehrere Kernkörper liegen, von denen besonders einer durch bedeutendere Grösse auffällt. Auf diese Beobachtungen an Octangium hin habe ich auch die Lymphgefässe der andern Gattungen auf das Vorkommen von Kernen hin nochmals speciell geprüft und ganz ähnliche, unzweifelhafte Kerne zunächst bei Deuterobaris aufgefunden (Fig. 166, Taf. 31). Sie liegen hier in den hintern Enden der Schlä*uche, sind im ganzen etwas kleiner als bei Odangimn, auch stärker färbbar als dort, aber sonst nicht wesentlich verschieden. Bei der grossen Zahl und der complicirtern Gestalt der Lymphgefässe von Dentcroharis ist es mir nicht möglich gewesen, diejenige Zahl der Kerne thatsächlich aufzu- finden, welche vorhanden sein müsste, wenn auf jeden Schlauch ein Trematoden aus Seeschildkröten. 675 Kern käme. Ausserdem ist es nicht ausgeschlossen, dass einzelne derselben auch, wie bei Octan(/ium, in den vordem Verzweigungen der Gefässe gelegen sind. Indessen dürften diese Details nur von secuudärem Interesse sein gegenüber der Thatsache, dass auch bei Dcuteroharis in den Schläuchen auffallend grosse Kerne vorhanden sind und dass jedenfalls nicht mehr als ein Kern auf jeden Schlauch kommt. Unter den übrigen Gattungen habe ich nur noch bei Micro- scapJiidium Gebilde aufgefunden, die wie etwas veränderte Kerne aussahen und die ich als solche auch in Anspruch zu nehmen geneigt bin. Die betreffenden Gebilde haben hier ungefähr die Grösse der Kerne bei Deuterobaris, sind aber nicht mehr rund und prall, sondern etwas zusammengefallen, ihre Wandungen mehr oder minder ge- faltet ; der Inhalt dagegen ist derselbe wie an den normalen Kernen, ausgenommen, dass die Kernkörper durchweg weniger intensiv ge- färbt sind als bei diesen. Bei Angiodidijurn und Fohjawjium end- lich habe ich keine Kerne in den Schläuchen mehr gefunden. Ich halte aber damit ihr thatsächliches Fehlen daselbst noch nicht für erwiesen; denn das Suchen nach ihnen wurde hier nicht mehr mit derselben Intensität ausgeführt wie bei den andern Gattungen, weil die bei diesen, gemachten Beobachtungen mir genügend er- schienen, um die Frage nach dei' morphologischen Natur der Lymph- schläuche zu beantworten. Das Vorhandensein je eines grossen Kernes in einem Schlauche erhebt es zur Gewissheit, dass in diesem eine eigenthümlich modi- ficirte Zelle vorliegt, die eine besondere Function übernommen und eine derselben entsprechende Beschaffenheit erlangt hat. Diese Zellennatur ist bei den Lymphgefässen von Octangimn und Deutero- haris noch vollkommen erhalten; für den Fall, dass der bei Micro- scaphidium beobachtete geschrumpfte Zustand der Kerne nicht durch die Conservirung hervorgebracht, sondern normal ist, könnte man dies als eine Tendenz zur Reduction der Kerne auffassen. Das mög- liche Fehlen derselben bei AngiodicUjum und Folyangium würde dann als das Ende dieses Reductionsprocesses erscheinen; ich be- tone jedoch, dass hiermit noch kein definitives Urtheil abgegeben sein soll. Zum Schlüsse sei nur noch kurz darauf hingewiesen, dass die p]xistenz eines besondern Lymphgefässapparats bei den Angio- dictyiden in der Reihe der Trematoden nicht isolirt dasteht, da analoge Bildungen bei andern Gruppen ebenfalls vorhanden und auch 676 -^- Looss, liier und da schon in der Litteratur erwähnt sind. Als ein Beispiel hierfür nenne icli die Amphistomiden (AmpJiistonmni, Gastrothylax, Gastrodiscus); im Körper derselben findet sich ein je nach den Gat- tungen verschieden complicirt gebautes System von Schläuchen, die durch ihren körnigen Inhalt und ihren Verlauf in der Nähe der Darmschenkel ohne Weiteres an die Lymphgefässe der Angio- dictyiden erinnern und zweifellos auch entsprechende Bildungen dar- stellen; ich habe ihr Verhalten bei Ämph. spinulosum oben genauer dargestellt (cf. S. 432). Ein bedeutsamer Unterschied besteht aller- dings darin, dass bei den Amphistomiden die in den Schläuchen ent- haltene Masse zahlreiche kleine Kerne führt im Gegensatz zu dem einen grossen, der sich bei den hier in Rede stehenden Monostomen findet. Indessen kann ich in dieser Diiferenz keinen principiellen, sondern nur einen graduellen Unterschied erblicken; es ist möglich, dass bei den Amphistomiden die Lymphschläuche mehrzellig, d. h. aus einer Verschmelzung mehrerer Zellen hervorgegangen sind; noch wahrscheinlicher dünkt es mich aber, dass auch hier jeder Schlauch einer einzigen, enorm vergrösserten Zelle entspricht, deren Kern, wie dies unter ähnlichen Umständen öfter vorkommt, in eine Menge kleiner Theilstücke zerfallen ist. Näher auf diese Verhältnisse ein- zugehen, dürfte hier nicht der Ort sein; ich gedenke bei anderer Gelegenheit auf sie zurückzukommen. e) Genital Organe. Betreffs der Genitalorgane glaube ich mich kurz fassen zu können, da der allgemeine Bau derselben bei sämmtlichen Gattungen ein sehr uniformer ist und in seinen Hauptzügen durch die altern Arbeiten von Walter und mir als genügend beschrieben gelten kann. Nur dem Verhalten der Endtheile der Leitungswege ist in beiden Arbeiten nicht die nöthige Beachtung geschenkt worden, so dass ich auf dieselben hier näher eingehen muss. Zuvor noch einige kurze Bemerkungen über gewisse histologische Structuren, bezüglich deren Walter's Angaben unsicher oder meinen neuern Beobach- tungen nach nicht ganz correct sind. Ueber das eigenthümliche Aussehen der Hoden bei jugendlichen Individuen einzelner Gattungen und die von Walter darauf gebauten irrigen Schlüsse ist bereits weiter oben gesprochen worden. Nach Beobachtungen an Hunderten von lebenden Exemplaren kann ich constatiren, dass dieses Aus- sehen der Hoden, in den Sommermonaten wenigstens, für jugendliche Thiere so gut wie charakteristisch ist. Die einzige Frage, auf die Tremutodeii aus Seeschildkrüten. 677 ich zur Zeit noch keine Antwort zu geben vermag-, ist die, warum die Angehörioeii der Gattung- Mirroseapkidinm allein von allen mit ihnen zusammen in demselben Wirthe lebenden Parasiten im Laufe von Monaten und unter allem Anscheine nach g-ünstigen Verhält- nissen nicht zur Production von Eiern schreiten. ^) In dieser Zeit werden sie natürlich älter, und es kommt hierbei nun thatsächlich vor, dass die Keimdrüsen ganz oder theilweise atrophiren, ehe sie überhaupt in Function getreten sind. Unter den im Monat October gesammelten grössten Exemplaren von M. reticulare und aherrans fanden sich verschiedene, die in ihren Bew^egungen und ihrem ganzen übrigen Verhalten genau so lebhaft waren wie ihre Genossen, deren Hoden aber dadurch auffielen, dass in ihnen eine grössere Anzahl orange- bis ockergelber Tröpfchen und Kugeln einer speckigen, stärker lichtbrechenden Substanz enthalten waren. Nach- dem die Thiere in Alkohol conservirt, gefärbt und eingeschlossen waren, zeigte sich, dass mit der Zunahme dieser Kugeln eine auf- fällige Abnahme der zelligen Elemente der Hoden Hand in Hand ging. Bei einem Individuum, bei dem dieser Degenerationsprocess der Hoden am weitesten fortgeschritten war, fanden sich im hintern Hoden überhaupt keine gefärbten zelligen Elemente mehr, im vordem nur noch einige wenige, in beiden dagegen eine grosse Menge der erwähnten Kugeln und Schollen. Die Samenblase zeigte vollkommen das Aussehen, welches sie darbietet, ehe sie in Function tritt. Im Keimstock fanden sich zwischen den normalen jugendlichen Eizellen hier und da gelbe, krümlige Massen, die in den Hoden die Anfangs- stadien in der Bildung der gelben Kugeln darstellen. In diesem Falle war also der Degenerationsprocess augenscheinlich im Begrifi", auch auf den Keimstock überzugehen. Im Gegensatz hierzu fanden sich im weiblichen Leitungsapparat bemerkbare Anomalien ebenso wenig wie im männlichen. Die Dotterstöcke waren in ihren hintern Partien deutlich erkennbar und enthielten hier und da bereits reife Dotterzellen; solche erfüllten auch das Dotterreservoir. Die Schalen- drüse allem Anscheine nach normal, aber keine Tröpfchen ihres Se- cretes im Ootyp oder im Uterus. Dieser, durchaus von seinem ge- wöhnlichen Aussehen, enthielt nichts als ein missgebildetes Ei; 1) NacHtr. Zusatz: Spätere Beobachtungen (cf. oben S. 630 Anm. 1) scheinen darauf hinzudeuten, dass hierbei Temperaturverbältnisse eiue Rolle spielen, indem der Eintritt der Geschlechtsreife mit dem Eintritt der kühlern Jahreszeit zusammenfällt. 578 -^^ Looss, Spermatozoen weder im männlichen noch im weiblichen Leitungs- apparat zu erkennen. Es war in diesem Falle nun absolut ausge- schlossen, dass es sich in dem beschriebenen Thiere um ein „seniles" im Sinne von Walter hätte handeln können, schon deswegen, weil sich dann unter den mehreren Hunderten von gleichaltrigen und i ungern Artgenossen, die neben ihm vorhanden waren, wenigstens einige geschlechtsreife wohl hätten finden müssen. Das Thier war vielmehr, wie viele seiner Nachbarn, zur Production seiner Eier seit langem fertig, doch wurde dieselbe durch unbekannte Ursachen hintan gehalten, bis schliesslich die Keimdrüsen zu veröden be- gannen. ^) x4.n „dem stets leeren Uterus*' des „Monost. proieus ohne Ge- schlechtsproducte-' beschreibt Waltek eine „auffallende Erschei- scheinung-' (1. c, p. 228). Es gehen hier „von den dicht auf ein- anderliegenden, mit vielen Kernen bedeckten Wänden grosse ring- förmige Aussackungen aus, deren Wände ebenfalls dicht auf einander gepresst sind". Waltee fasst auch diese Erscheinung als eine post- genitale auf, „vielleicht dadurch entstanden, dass der Uterus nach Ablage der Eier sich wieder stark contrahirt hat". Diese Erklärung ist unzutreffend, da das von Walter beschriebene Aussehen durch- aus normal ist und sich bei sämmtlichen Arten einstellt, sobald der Uterus zur Aufnahme der zu bildenden Eier bereit ist. Es lässt sich, wenn auch weniger ausgesprochen, noch bei geschlechtsreifen Individuen constatiren, im Falle, dass der betreffende Uterusabschnitt nicht von Eiern oder Spermamassen erfüllt ist. Letztere finden sich hier oft in ganz kolossalen Ansammlungen, ein Beweis, dass auch bei unsern Monostomen der innerste Theil des Uterus als eigentliches Keceptaculum seminis fungirt, wie bei den Distomen. Die in Rede stehende, besondere Ausbildung beschränkt sich nämlich nur auf die dem Ootyp benachbarten Uterusschlingen. Diese sind als Ganzes äusserlich von einer ziemlich scharf in dividualisirtenParenchym- lamelle umhüllt, die besonders deutlich vor der Füllung mit Eiern in die Erscheinung tritt und sich nach innen zu über die Schalen- drüse hinweg bis auf den Keimstock fortsetzt. Sie ist schon von Walter beobachtet worden; ihrer Existenz ist' es zuzuschreiben, dass die weiblichen keimbereitenden Organe gegen ihre Umgebung 1) Nachtr. Zusatz : Unter den im Frühjahr 1902 gesammelten geschlechts- reifen Individuen zeigten einige in ihren im übrigen normalen und turges- centen Hoden die oben beschriebenen gelben Körper noch in grösserer oder geringerer, meist aber massiger Zahl. Trematodeu aus Seeschildkrriteu. 679 stets scharf abgegrenzt erscheinen. Innerhalb dieser Sclieide liegt der Anfangstheil des Uterus mit seiner ungewöhnlich entwickelten und im collabirteu Zustande noch besonders stark erscheinenden Musculatur und seinem Innern Epithel. Sobald in diesem Uterus- theile keine Eier vorhanden sind, d. h. also besonders ehe die Ei- production überhaupt beginnt, ziehen sich seine Wandungen in regel- mässigen Intervallen zusammen, und dazwischen bleiben Erweite- rungen von kugelförmiger, meist aber linsen- bis scheibenförmiger Gestalt bestehen, und über das Ganze zieht äusserlich die oben er- wähnte bindegewebige Hülle. Walter's fig. 38 b giebt diese Ver- hältnisse in der Hauptsache richtig wieder, nur die erwähnte Hülle ist nicht gezeichnet; dagegen ist fig. 39 in so fern nicht normal, als sich hier das innere Epithel an den eingeschnürten Stellen von der Musculatur abgelöst hat. Wie schon betont, lässt sich das auf- fallende Aussehen des Uterus an lebenden Thieren in ganz derselben Form beobachten wie bei conservirten, und die Faltenbildung, die es bedingt, hängt allem Anscheine damit zusammen, dass der Uterus im Stadium stärkster Füllung sich auf das mehrfache seines bis- herigen Durchmessers ausdehnen muss. Die Endtheile der Genitalleitungswege sind durch die ganze Familie hindurch nach demselben Grundplane gebaut, zeigen aber in jeder einzelnen Gattung ihre charakteristischen Züge. Ihr gemeinsames Merkmal besteht darin, dass sie nicht zu Copulations- organen umgebildet sind ; indessen finden sich bei einigen Gattungen noch Anklänge an solche in Gestalt eines bindegewebigen, zum Theil sogar musculösen Sackes, welcher die Endtheile umschliesst. Diesen am höchsten difi'erenzirten Bau finden wir u. a. bei der Gattung Angiodidyum (Fig. 139, 140, Taf. 30). Der Genitalporus liegt hier ungefähr auf halber Länge des Oesophagus, vom Kopfende also relativ weit entfernt, in der Mittellinie der Bauchseite. Er führt in einen massig langen, schlauchförmigen Genitalsinus, der von einer der Körperhaut gleichenden Cuticularschicht ausgekleidet ist. Er besitzt eine einschichtige, aber sehr kräftige Eingmuskellage, der sich äusserlich spärliche und dünnere Längsfibrillen auflagern. Schliesslich theilt er sich in die beiderlei Leitungswege, von denen der weibliche stets unterhalb des männlichen verläuft. Beide be- halten für eine kurze Strecke noch die Structur des Genitalsinus unverändert bei und unterscheiden sich von diesem nur durch ihre geringere Weite (Ductus ejaculatorius und Metraterm). Der Ductus ejaculatorius geht an seinem Ende in eine schlauchförmig erweiterte, 680 A. Looss, leicht gewundene Pars prostatica über, auf die sich die äussern Muskel- lagen des Ductus ununterbrochen, aber in geringerer Stärke fort- setzen; seine cuticulare Auskleidung dagegen wird durch ein flaches Epithel ersetzt, dessen Zellkerne deutlich erkennbar sind. In der Umgebung der Pars prostatica finden sich zahlreiche kolbenförmige Drüsenzellen, die sich zu grössern Packeten gruppiren (Fig. 140). Die Pars prostatica endlich geht in die auffallend lange, schlauch- förmige Samenblase über, die erst in fast gerader, dann aber mehr und mehr sich schlängelnder Linie nach hinten zieht und schliesslich bei reifen Thieren hinter der Darmgabelung ein grösseres Convolut von Querschlingen bildet. Dann zerfällt sie in die beiden Samen- leiter, die sich unter der Rückenseite direct nach den Hoden begeben. Die Samenblase ist ausgekleidet von einem flachen Epithel, welches um so schwerer zu erkennen ist, je mehr die Füllung der Blase zu- nimmt. Aeusserlich scheint ihm wenigstens eine Ringfaserlage auf- zuliegen, doch bin ich dessen niclit ganz sicher. Der Uterus unter- scheidet sich von dem Metraterm nur dadurch, dass die cuticulare Auskleidung des letztern in ihm durch ein Epithel ersetzt ist, welches sich so verhält wie das der Samenblase. Sinus genitalis, Ductus ejaculatorius und Metraterm sind umgeben von der mehrfach erwähnten feinmaschigen oder spongiösen Modification des Parenchyms, in welche sich hier und da Gruppen oder einzelne Exemplare der als Begleitzellen bezeichneten Elemente einlagern. Nach aussen schliesst sich an die spongiöse Parenchymlage eine andere an, die in der Hauptsache aus spindelförmigen, parallel dem Sinus verlaufenden Elementen besteht; sie erscheinen auf dem Quer- schnitt regelmässig oval oder in Folge gegenseitiger Abplattung leicht spindelförmig, enthalten ein wässeriges, bei der Conservirung nur wenig Niederschlag gebendes und wenig sich färbendes Plasma und einen kleinen runden Kern. Die regelmässige Gestalt dieser Zellen tritt oft sehr charakteristisch hervor (Fig. 140 ) ; sie sind, bei- läufig gesagt, dieselben Elemente, welche am Uebergang des Keira- stockes in den Keimleiter letztern umgeben und von Waltee als drüsenähnliche Bildungen angesprochen und auch abgebildet werden (1. c. fig. 36, tab. 11); die angefügte Vermuthung des Autors, dass in ihnen vielleicht nur parenchymatische Elemente vorliegen, halte ich jedenfalls für die richtigere. Die Parenchymzellen und der von ihnen eingehüllte Sinus genitalis werden nun ebenso wie die Pars prostatica und die sie umgebenden Prostatazellen gegen das übrige Parenchym abgeschieden von einer faserigen Parenchymlamelle, Trematoden aus Seeschildkröten. 681 in welche sich zahlreiche unverkennbare Muskelfasern eingelagert finden. Dieselben bilden aber kein zusammenhängendes Ganzes und schliessen auch vorn und Iiinten uicht fest um die eingehüllten Gänge zusammen, bilden vielmehr ein lockeres Flechtwerk von theils einfachen, theils verästelten Fasern, wie es in Fig. 141 nach einem tangentialen Schnitt wiedergegeben ist. Mit seinem Anfaugstheile liegt das Metraterm noch in diesen Pseudocirrusbeutel eingeschlossen, verlässt ihn aber bald, so dass der Uterus gänzlich ausserhalb desselben und nur noch in der erwähnten faserigen Bindegewebshülle liegt, die als Träger für die Muskelfasern dient (Fig. 140). Die Abweichungen nun, welche die Endapparate bei den übrigen Gattungen gegenüber denen von Angiodidyum zeigen^ bestehen in der Hauptsache aus einer theilweisen oder gänzlichen Reduction einzelner Theile, die bei Ängiodictyum noch vorhanden sind. Ziemlich direct an die genannte Gattung schliesst sich Polyangium an (Fig. 148, 149, Taf. 30). Der gesammte Complex der Endtheile ist hier ziemlich stark in die Länge gestreckt. Ein cirrusbeutelartiger Sack ist wiederum vorhanden; er besteht aus einer Lamelle faserigen Binde- gewebes, in welchem eine grössere Anzahl vorzugsweise längs ve>-- laufender Fibrillen nachweisbar sind; indessen habe ich mich nicht mit Bestimmtheit davon überzeugen können, dass in ihnen wirkliche Muskelfasern vorliegen. Der Ductus ejaculatorius ist nur kurz, das Metraterm dagegen relativ lang, da es bis an das Ende der Pars prostatica reicht Es liegt in ganzer Länge innerhalb des Pseudo- cirrusbeutels und ist gegen die Pars prostatica und Prostata nicht durch eine Muskelfasern führende Lamelle abgesetzt, wie dies bei Angiodictijum der Fall war (Fig. 148). In histologischer Hinsicht finden sich keine principiellen Unterschiede gegenüber Angiodidyum. was übrigens auch von den folgenden Gattungen gilt, soweit das Gegentheil nicht erwähnt wird. Bei Microscaphidium, bei dem der Genitalsinus ebenfalls noch relativ lang und schlauchförmig ist, findet sich nur noch der die Endapparate von dem Parenchym des Körpers trennende binde- gewebige Sack, in ihm aber keine Spur mehr von typischen Fibrillen (Fig. 115, 116, 121, Taf. 28). Der Sack selbst verliert sich ohne scharfe Grenze sowohl nach dem Genitalporus zu, wie am Ende der Pars prostatica. Diese ist nur sehr Avenig entwickelt und gegen die folgende Samenblase kaum merklich abgesetzt; die Zahl der sie umgebenden Zellen ist eine beschränkte. Ductus ejaculatorius und Metraterm sind beide wenig entwickelt, ersterer noch kürzer als 682 ^- l^ooss, letzteres. Auch die Musculatur aller erwähnten Abschnitte ist stark reducirt, aber noch vorhanden. Bei Octangmm ist der gemeinsame Genitalsinus nur noch durch ein ganz kurzes Rohr repräsentirt, welches sich dicht hinter dem Genitalporus bereits theilt (Fig. 127, 131, Taf. 29). Ductus ejacu- latorius und Metraterm sind womöglich noch kürzer als der Sinus und nur bei aufmerksamer Beobachtung als solche zu erkennen. Auch die Pars prostatica ist nur kümmerlich entwickelt, gegen den ihr vorangehenden Ductus durch etwas grössere Weite, gegen die ihr folgende und ungefähr gleich weit beginnende Samenblase durch eine kleine Einschnürung abgesetzt; eine ähnliche Einschnürung fand ich auch etwas Aveiter vorn in der Pars prostatica (e Fig. 131). Die die letztere umgebenden Drüsenzellen sind klein und wenig zahl- reich. Von einem die verschiedenen Theile umhüllenden Parenchym- sack ist nichts" zu erkennen. Einen ganz ähnlichen Bau weisen endlich auch die Endapparate bei Beuterobaris auf (Fig. 168, Taf. 31). Von einem Sinus genitalis kann hier gerade noch gesprochen werden, da männliche und weibliche Leitungswege sich im Genitalporus vereinigen. Der Ductus ejacu- latorius ist wiederum kurz und dünn, das Metraterm etwas länger und weiter; beide liegen, von ihrer spongiösen Parenchymschicht umgeben, völlig frei im Körper. Die Pars prostatica ist wohl ent- wickelt, weit und ziemlich lang. Die sie umgebenden Drüsen sind massig zahlreich, ihr Secret fand ich im Innern der Pars einige Male in ähnliche Fäden ausgezogen, wie sie von Fl. cymMformis be- schrieben wurden. Ich gehe nun über zu einer Beschreibung der Gattungen und Arten. Von letztern hatte ich in meiner frühern Arbeit 4 unter- schieden ; in meiner vorläufigen Mittheilung \) konnte ich diesen eine neue hinzufügen; zwei weitere neue lernte ich erst nach Abfassung jener Mittheilung kennen, so dass jetzt 7 genauer bekannte An- gehörige der Familie vorliegen. Hierzu würde als zunächst noch unbekannt jene Form kommen, deren Existenz ich, wie weiter oben des Nähern ausgeführt, aus gewissen Angaben Waltek's erschliessen zu können glaube. Die Vermehrung des Materials hat, wie voraus zu sehen war, mehrfache Veränderungen in der Gruppirung der ein- 1) Ueber Trematoden aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, 1901, p. 622. Trematoden aus Seeschildkröten. 683 zelnen Arten nöthig- gemacht; ich bin nurimehr überzeugt, in den von mir hier aufgestellten Gattungen natürliche Gattungen vor mir zu haben. Familie : Angiodidyidae. Monostomiden ohne Schulterkragen, deren Körper sich bei Conservirung ohne Vorsichtsmaassregeln löffelförmig nach der Bauch- seite zusammenkrümmt. Mundsaugnapf an seinem Ende mit 2 seit- lichen Aussackungen seines Lumens. Oesophagus mit Pharynx, der durch eine Verdickung der Ringmusculatur dicht vor seiner Theilung repräsentirt wird. Darmschenkel im Hinterende nicht vereinigt. Excretionsporus dorsal nahe am Körperende, führt durch eine Di- vertikelrosette in eine sehr stark entwickelte Excretionsblase, die in einen „sackförmigen'' und in einen „netzförmigen"' Theil zerfällt. Ersterer ähnelt der genuinen, einfach schlauchförmigen Excretions- blase mancher Distomen; er entsendet von seiner Basis aus 8 durch Queranastomosen verbundene Längscanäle, die im Vorderkörper in ein dicht unter der Haut gelegenes Netzwerk von Canälen über- gehen. Aus diesem Netzwerk nimmt das schliesslich in den Capillaren endigende eigentliche Gefässystem seinen Ursprung. Die Darm- schenkel werden begleitet von Lymphgefässen, die sich besonders im Vorderkörper verästeln. Genitalporus median, dem Vorderende ge- nähert, Copulationsorgane fehlen. Keimdrüsen ungefähr median hinter einander, zuvorderst die grossen Hoden, hinter diesen der kleine Keimstock. LAUREK'scher Canal vorhanden, Eeceptaculum seminis fehlt. Dotterstöcke theilweise ausserhalb, theilweise innerhalb der Darmschenkel, Uterus Sförmig zwischen den Keimdrüsen sich hin- durchziehend. Eier relativ gross, ohne Anhänge. Im Dickdarm von Seeschildkröten. Typische Gattung: Angiodictyum. Wie auch bei den Pronocephaliden geschehen, schicke ich der Charakterisirnng der Gattungen eine kurze Uebersicht voraus, nach welcher dieselben bestimmt werden können. Da die bisherigen Er- fahrungen dafür sprechen, dass die Angiodictyiden sehr oft in noch nicht geschlechtsreifem Zustande angetroffen werden, so habe ich bei der Abfassung der Bestimmungstabelle von einer Verwerthung der Genitalorgane Abstand genommen und nur diejenigen Charaktere verwendet, die auch bei ganz jungen Thieren bereits erkennbar sind. 1. Saugnapf in einem gesonderten, am Vorderende auf der Rücken- fläche sich erhebenden Kopfzapfen gelegen und nach hinten in Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 44 684 A.. Looss, 2 seitliche Divertikel verlängert; auf der Baucliseite mehrere Längsreihen buckeiförmiger Erhebungen (Drüsencomplexe) Deuteroharis. Saugnapf innerhalb des Körpers 2. 2. Körperende in 2 stumpf conische Zipfel auslaufend ; Saugnapf an seinem Vorderende mit 4 kreuzweis gestellten und einschlag- baren Lippen, hinten mit 2 seitlichen Taschen seines Lumens, die äusserlich nicht hervortreten; der periphere Theil der Ex- cretionsblase schlauchartige Gefässe darstellend Octangium. Körperende abgerundet 3. 3. Saugnapf von cylindrischer oder hinten erweitert urnenförmiger Gestalt, mit 2 langen seitlichen Taschen, Eandkörper(-blasen) nur in beschränkter Zahl am Hinterende vorhanden, peripherer Theil der Excretionsblase dicht netzförmig Microscaphidium. Saugnapf ohne äusserlich hervortretende Taschen und nicht auffallend verlängert, peripherer Theil der Excretionsblase dicht netzförmig 4. 4. Randblasen vorhanden, längs der Seitenränder gleichmässig ver- theilt und bis in die Nähe des Kopfendes reichend; Saugnapf länglich elliptisch, hinten mit 2 seitlichen Aussackungen des Lumens, die seine Aussenwand gelegentlich ein wenig vor- wölben Angiodidyum. Keine Randblasen vorhanden; Saugnapf klein, meist urnen- förmig und vorn breiter als hinten, die Taschen seines Lumens äusserlich nicht hervortretend. Folycmgium. Gattung: Odangium n. g. Körper lanzettlich, relativ dick, an seinem Hinterende in 2 grosse, nicht selbständig bewegliche Zipfel ausgezogen. Haut auf ihrer Oberfläche in feinste Stacheln zerspalten. Saugnapf rundlich, an seinem Eingang mit 4 einschlagbaren Lippen; Saugnapftaschen klein, äusserlich nicht hervortretend. Oesophagus lang, Pharynx sehr kräftig, mit 2 scharf begrenzten Erweiterungen seines Lumens, hinten lippenartig in die Höhlung der Gabelstelle vorspringend. Darmschenkel einfach, sehr voluminös, bis nalie an das Hinterende reichend. Excretionsporus dorsal zwischen den beiden Hinterleibs- zipfeln. Excretionsblase relativ einfach; sackförmiger Theil klein, Queranastomosen der 8 Längscanäle wenig zahlreich, von gefäss- artigem Aussehen. Divertikelrosette mit beschränkter Anzahl von Divertikeln. Jederseits 4 Lymphcanäle, davon 2 längere dorsal und Treraatoden aus Seeschildkröten. 685 ventral jedes Darmsclienkels und 2 zwischen den beiden Hoden be- ginnende kürzere ausserlialb desselben. Verästelungen der Lymph- canäle im Vorderkörper wenig entwickelt. Genitalporus kurz hinter dem Saugnapf. Genitalsinus ganz kurz, Ductus ejaculatorius und Metraterm desgleichen; Pars prostatica wenig entwickelt, sämmt- liche Theile frei im Parenchym. Endschlingen der Samenblase in der Darmgabelung. Hoden von unregelmässig rundlicher Gestalt; bei stark gefülltem Uterus oft etwas aus der Medianlinie heraus- gedrängt. Keimstock rundlich, meist rechts gelegen. Dotterstöcke bestehen aus 3 Follikelreihen, 2 längern, ventral und ausserhalb von den Darmschenkeln und einer kürzern, innerhalb derselben ge- legenen, letztere mit besonderm Ausführungsgang, der sich mit einem oder queren Dottergänge vereinigt. Die Schlingen des Uterus über- schreiten die Darmschenkel nach aussen nicht. Eier mit dünner, schwach gefärbter Schale und deutlich abgesetztem Deckel, nach vorn etwas verjüngt, nach hinten bauchiger, in der Länge um 0,08, in der Dicke von 0,05 mm schwankend. Typus: 0. sagitta. 30. Octanf/ium saf/itta Lss. (Fig. 122—127, 133 a,* Taf. 29.) Monosio))uo)i protcits Brdes. ohne Geschlechtsproducte, Waltee, Untersuch, üb. d. Bau d. Tremat., in: Z. wiss. Zool. , V. 56, 1893, p. 197, fig. 13, 18, 19 etc., tab. 10. Mia'oscapJiidium sagitta Looss, Weitere Beitr. etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 668 u. 772, fig. 88, tab. 32. Ich habe diese Form, von der ich zuerst nur 2 erwachsene Exemplare zur Verfügung hatte, in den neuej'dings untersuchten Chelone mydas mehrmals und zum Theil in sehr grosser Individuen- zahl wieder gefunden. Die Thiere bewohnen den ersten, erweiterten Abschnitt des Dickdarms, finden sich aber gelegentlich in zahlreichen Exemplaren schon im Endabschnitte des Dünndarmes. Sie sind im Leben ziemlich durchsichtig weisslich ; die Dotterstöcke und die Ver- ästelungen der Excretionsblase treten als sehr zierliche, rein weisse Zeichnung, die Darmschenkel meist als dicke schwarze oder braune Streifen hervor. Die von mir früher gegebene Beschreibung der Art kann ich in folgenden Punkten erweitern, resp. berichtigen. Die Länge er- wachsener Thiere erreicht bei vollkommener Streckung 10 mm, die grösste Breite bleibt 2 mm, die Dicke ca. 1 mm; Breite und Dicke steigen mit zunehmender Contraction. Saugnapf von der Fläche ge- 44* 686 A. Looss, sehen fast kreisrund, von vorn gesehen leicht quer elliptisch, 0,37 mm breit und 0.30 mm dick. Pharynx sehr kräftig-, die beiden scheiben- förmigen Erweiterungen seines Lumens gross und scharf markirt. Darmschenkel bei contrahirten Individuen auf der Aussenseite meist mit mehr oder minder tiefen Einkerbungen der Wand. Divertikel- rosette gewöhnlich mit 6, gelegentlich mit 7 und nur ganz aus- nahmsweise mit 8 Divertikeln ; das Netzwerk der Excretionsblase bildet im Vorderkörper eine grössere Anzahl engerer Maschen. Dotterstöcke beginnen vorn in der Höhe der Darmgabelung und endigen etwas vor den blinden Enden der Darmschenkel; die mittlere Follikelreihe beginnt unmittelbar hinter der Schalendrüse und reicht bis nahe an den Excrelionsporus. Die Eier finde ich, ungefähr wie früher angegeben, im Mittel 0,08 mm lang und 0,05 mm dick. 31. Octangiutn hasta n. sp. (Fig. 128-132, 133b, Taf. 29.) Im Anfangstheile des Dickdarmes einer nach Abfassung meiner vorläufigen Mittheilung untersuchten grossen Chelone niydas traf ich eine Unmenge kleiner Würmer, die sich auf den ersten Blick als An- gehörige des Genus Odangium zu erkennen gaben und die ich dem gemäss für jugendliche Individuen von Od. sagitta hielt. Was an ihnen allerdings auffiel, war ihre etwas schmächtigere Gestalt und vor allem der Umstand, dass unter den vielen Hunderten, die zu- gegen waren, kein einziges über eine gewisse Grösse hinausging. Bei mikroskopischer Untersuchung zeigte sich, dass diese kleinen Formen fast sämmtlich bereits geschlechtsreif waren und ihren Uterus voll Eier hatten, während alle bis dahin beobachteten Jugend- formen des Od. sagitta bei derselben Grösse noch weit vor dem Be- ginne der Eiproduction gestanden hatten. Dies führte mich zu der Annahme, dass hier eine eigene kleinere Species vorliegen müsse, doch wollte es mir lange nicht glücken, ausser dem beträchtlichen Unterschiede in der Grösse auch nur eine auffälligere anatomische Diflerenz ausfindig zu machen. Erst eine eingehende Analyse ergab einige solche, die die Selbständigkeit der Art ausser Zweifel stellen. Sie liegen aber sehr versteckt und dürften ein j^echt lehrreiches Bei- spiel sein (jedenfalls sind sie es für mich) dafür, dass die Species- unterschiede unserer Thiere bei weitem subtiler sind, als man früher annahm. Odangium hasta erreicht eine Maximallänge von niclit ganz 4 mm, ist aber meist nur 3 — 3,3 mm laug ; die Breite geht bis zu Trematoden aus Seescliildkrüten. 687 0,9 mm. Seine KörpergTösse bleibt also ganz beträchtlich hinter derjenigen der vorigen Art zurück, wie Fig. 133 zeigt, in der 2 vollkommen geschlechtsreife und voll ausgestreckte Individuen beider Species bei derselben Vergrösserung g-ezeichnet sind. Den Mund- saugnapf finde ich von der Fläche gesehen meistens nicht kreisrund, sondern leicht rechteckig mit geraden Seitenrändern (Fig. 132); die Erweiterungen des Oesophaguslumens sind kleiner als bei 0. sagitta. Die Divertikelrosette des Excretionsapparats zeigt in der ßegel 8, hier und da 7 Divertikel ; das Netzwerk der Blase bildet im Vorder- körper nur eine sehr geringe Anzahl kleinerer Maschen (Fig. 129). Am Genitalapparat sind Unterschiede kaum zu constatiren; vor allem haben auch die Dotterstöcke dieselbe Ausdehnung wie bei 0. sagitta^ und nur die mediane Follikelreihe scheint meistens relativ etwas kürzer zu sein als bei diesem. Die Eier sind durchgängig etwas grösser, im Mittel 0,084 mm lang, 0,05 mm dick. Gattung: Polyangimn n. g. Körper länglich, an beiden Enden abgerundet und nach vorn nur wenig verschmälert; hier dünn und blattförmig, nach hinten ver- dickt. Hautoberfläche mit feinsten Stacheln bewaffnet. Saugnapf relativ klein, vorn weiter, nach hinten etwas verjüngt; Saugnapf- taschen klein, äusserlich nicht hervortretend. Oesophagus lang, Pharjmx spindelförmig, nicht sehr kräftig, ein wenig vor der Gabe- lungsstelle gelegen. Darmschenkel einfach, massig voluminös. Di- vertikelrosette mit geringer Divertikelzahl. Sackförmiger Theil der Excretionsblase ziemlich lang, netzförmiger Theil stark entwickelt, die 8 Hauptgefässe schon kurz nach ihrem Ursprünge in dem all- gemeinen Netzwerke verschwindend. Jederseits 2 Lymphcanäle, einer dorsal und einer ventral von dem Darmschenkel der betreffen- den Körperseite; alle 4 lösen sich im Vorderkörper in ein Netz- werk von Lacunen auf. Genitalporus hinter dem Saugnapf, diesem aber stark genähert, Endtheile der Leitungswege in einem binde- gewebigen Sack eingeschlossen. Genitalsinus schlauchförmig, Metra- term und Pars prostatica wohl entwickelt. Dotterstöcke bilden 2 Reihen von Follikelgruppen ausserhalb und ventral der Darm- schenkel, die um die blinden Enden der letztern herum mit der mittlem Follikelreihe in Verbindung stehen. Letztere entsendet, wie bei Odangium, einen eigenen Sammelcanal nach vorn, der mit dem queren Dottergang der (meist) rechten Seite sich vereinigt. Uterus- schlingen überschreiten die Darmschenkel nicht. Eier im Mittel 688 A. Looss, 0,08 mm lang, 0,05 mm dick, mit ziemlich flachem Deckel und zu- gespitztem Hinterende. Typus und bislang einzige Art : P. linguatula. 32. Pol yanffluni linfßuatuJa Lss. (Fig. 145—150, Taf. 30.) Monostomum retkulare, geschlechtsreif, "Waltek , Unters, üb. d. Bau d. Tremat., in: Z. wiss. Zool., V. 56, 1893, p. 193, fig. 5, 6, 8a, tab. 10. Microscapliidhim linguatula Looss, "Weitere Beitr. etc., in : Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 668 u. 766, fig. 87, tab. 32. Ich habe diese Form in den neuerdings untersuchten grossen Exemplaren von Chelone mydas mehrfach wiedergefunden. Sie lebt im mittlem Drittel des Enddarmes ihres Wirthes, also be- trächtlich weiter hinten als ihre übrigen Familiengenossen. Der früher von mir gegebenen Beschreibung habe ich nichts hinzuzufügen, da die durch die neuere Untersuchung der Thiere zu Tage geförderten Daten anatomischer und histologischer Natur be- reits w^eiter oben geschildert und in der Familien- und Gattungs- diagnose verwendet worden sind. Um die durch die Coutraction des Körpers hervorgerufene Verschiedenheit im äussern Aussehen der Thiere zu zeigen, habe ich in Fig. 145 und 146 ein lang gestrecktes mit einem stark zusammen gezogenen neben einander gestellt. Die Cou- traction betrifft bei letzterm namentlich den Hinterkörper; sie be- dingt mannigfache Veränderungen in der Form der Organe, lässt deren gegenseitige Lagebeziehungen aber ziemlich unverändert. Charakteristisch ist das Aussehen des Darmes, dessen Faltungen sich ebenfalls als blosse Folgezustände der Coutraction zu erkennen geben. Die Eier der Art finde ich bei wiederholter Messung im Mittel etwas grösser, 0,084 mm zu 0,05 mm. Gattung: Angiodictynm n. g. Körper gestreckt, von vorn bis hinten ungefähr g 1 e i c h b r e i t , an beiden Enden abgerundet. Haut nur auf der Bauchseite mit feinsten Spitzchen besetzt und hier längs der Körperränder eine grössere Zahl von „Randblasen" tragend. Saugnapf etwas in die Länge gestreckt, Saugnapftaschen klein; nach aussen nicht hervortretend, höchstens die Conturen des Saugnapfes etwas vorwölbend. Oeso- phagus ansehnlich lang, Pharynx spindelförmig, massig entwickelt. Divertikelrosette des Excretionsapparats aus wenig zahlreichen Divertikeln ; sackartiger Theil der Excretionsblase klein, netzförmiger Trematodeu ans Seeschildkröten, 689 ähnlich wie bei PoJyangium, nur verlieren sich die Längscanäle in dem allgemeinen Maschen werke erst um die Körpermitte, während sie hinten deutlich erkennbar und durch annähernd rej^elmässige Queranastomosen verbunden sind. Jederseits 3 Lymphcanäle, die dorsal, ventral und lateral vom Darme verlaufen; ihre Verästelungen im Kopfende massig entwickelt. Genitalporiis vom Saugnapf entfernt, ungefähr auf halber Länge des Oesophagus. Genitalendorgane ähnlich wie bei Polyangnim; Genitalsinus, Ductus ejaculatorius und Pars prostatica ausserdem von einem lockern Geflecht von Muskelfasern umhüllt; Metraterm kurz. Dotterstöcke bleiben im Hinterende ge- trennt, d. h. die mediane Follikelreihe geht nicht in die seitlichen über. Eier ziemlich regelmässig oval, im Mittel 0,08 mm lang, 0,05 mm dick. Typus: A. paraUelum. 33. Anrjiodlctifum parxilleluni Lss. Fig. 134—136, Taf. 29; Fig. 137-142, Taf. 30. Mia-oscaphidiuDi jMraUelmii Looss, ITeb. Tremat. aus Seeschildkröten etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 30, Abth. 1, 1901, p. 622. Lebt ungefähr im Endtheile des ersten Dickdarmdrittels von Chelone mydas, also noch vor Polyang, linguatula, aber hinter den andern Familienangehörigen. Die Form ist an Ort und Stelle speciell von den MkroscajMdium- Arten kaum zu unterscheiden; ich wurde auf sie erst aufmerksam bei der Durchmusterung der Exemplare von „Microsc. reticuJare", welche von dem normalen Wohnsitze dieser Art ziemlich entfernt aus dem oben angegebenen Darmabschnitte durch Schütteln mit Kochsalz und Sublimat gewonnen worden waren. Unter diesem Materiale fielen mir neben den nach vorn deutlich zu- gespitzten Microscaphidien andere Würmer durch ihre in ganzer Länge sich ungefähr gleich bleibende Körperbr^ite auf. Sie waren, wie sich weiterhin herausstellte, spärlich auch unter den weiter vorn im Dickdarme gesammelten Parasiten vertreten, während umgekehrt diese letztem nach hinten zu an Zahl immer mehr abnahmen, so dass schliesslich die parallelrandige Form fast allein übrig blieb. Sie ist diejenige, die ich hier beschreibe. Länge der erwachsenen Thiere bei völliger Streckung 5 — 6 mm ; Breite von vorn bis hinten gleichmässig ca. 0,8 mm. Die Eand- körper beginnen ungefähr auf der Höhe des Genitalporus ; ihre Zahl beträgt jederseits 13—14. Saugnapf klein, ca. 0,15 mm lang und 0,13 mm breit. Oesophagus nicht ganz ein Drittel so lang wie 690 A.- Looss, der Körper, Pharynx spindelförmig, massig dick. Darmsclienkel endigen eine Strecke vor dem Hinterende ; sie sind nicht selten stellen- weise knotig aufgetrieben, sonst aber nicht sehr weit. Divertikel- rosette meist ans 6 Divertikeln zusammengesetzt. Genitalsinus 0,17—0,2 mm lang. Hoden unregelmässig kuglig, nahe bei einander und bei reifen Thieren fast die ganze Breite zwischen den Darm- schenkeln einnehmend. Keimstock sehr klein, meistens rechts gelegen. Dotterstöcke beginnen vorn am Hinterrande des vordem Hodens, und überragen die blinden Enden der Darmschenkel ein wenig. Die Eier liegen bei meinen Individuen meist in den hintern Uterus- schlingen (bis zum vordem Hoden) sehr stark angehäuft, in den vordem dagegen (vom vordem Hoden ab) nur in einfacher Reihe; die Wandungen des Uterus sind hier auffallend musculös und machen sehr scharfe Windungen {TJt Fig. 134, Taf. 29). Die Eier sind etwas bauchig, mit massig dicker, gelblich gefärbter Schale, 0,078 mm lang und 0,048 mm dick. In meiner vorläufigen Mittheilung hatte ich A. pardllelum noch der Gattung Ilicroscaphidium in ihrem alten Umfange unterstellt und es mit Micr. reticulare in Verbindung gebracht. Die Auffindung von Od. hasta und Micr. aberrans, die in die Zeit nach Abfassung der Mittheilung fiel, hat aber meinen schon von Anfang an be- stehenden Argwohn, dass Microscaphidümi keine natürliche Gattung sei, zur Gewissheit erhoben. Bei der Theilung, die ich hier vor- genommen habe, ist auch 31. parallelum Vertreter eines eigenen Genus geworden; es steht in diesem Genus bis jetzt allein, doch dürfte sehr wahrscheinlich die von Walter erwähnte „Jugendform des Monost. reticiilare^'- mit 20 — 25 Randblasen, wenn sie genauer bekannt sein wird, einen weitern Angehörigen der Gattung darstellen. Gattung: Microscaphidmm Lss. s. str. Körper verlängert, an beiden Enden abgerundet, nach vorn zu aber beträchtlich und bei gestreckten Individuen gleichraässig ver- schmälert. Haut der Bauchseite an ihrer Oberfläche in feinste Spitzchen zerspalten. Randblasen wenig zahlreich und auf das Körperende beschränkt. Saugnapf verlängert, bei ausgedehnten Thieren fast cylindrisch; sein Vorderrand in eine Reihe papillen- ähnlicher, stumpfer Spitzen ausgezogen. Saugnapftaschen lang, weit nach aussen hervortretend und neben dem Oesophagus gelegen. Der Anfangstheil dieses letztern mit dicht gedrängt stehenden und nach vorn gerichteten Spitzen ausgekleidet, der Rest mit glatter Trematoden aus Seeschildkröten. 691 Innenwand, dünn, allmählicli in den wenig entwickelten Pliarynx übergehend. Darmschenkel dünn, das Hinterende des Körpers nicht erreichend. Divertikelrosette ans wenigen Divertikeln zusammen- gesetzt, sackförmiger Theil der Excretionsblase massig lang, netz- förmiger Theil ein nnregelmässiges Maschenwerk darstellend, in dem sich die 8 Längscanäle nur im hintersten Theile deutlich erkennen lassen. 3 Lymphcanäle jederseits, die sich wie die von Angiodicüjum verhalten. Genitalporus unter dem Ende des Saugnapfes. Genital- sinus schlauchförmig, massig lang ; Pars prostatica wenig entwickelt. Endtheile der Leitungswege durch eine fibrilläre Parenchymlage gegen die Umgebung abgesetzt. Die übrigen Theile der Genital- organe wie bei Angioäictyum. Eier ungefähr 0,077 mm lang, und 0,048 mm mm dick, mit dünner, wenig gefärbter Schale und flachem Deckel. Typus: Microsc. reticulare. 34. Micvoscapliidiiini reticulare (Yan Ben.) Lss. (Fig. 105, 107—116, Taf. 28.) 1859. Monstonmni reticulare Van Beneden, Notice sur la tortue franche etc., in: Bull. Acad. Belgique (2), V. 6, No. 1. (Mir nicht zu- gänglich.) 1893. Monostonmm reticulare Waltee, Unters, üb. d. Bau d. Tremat. etc., in: Z. wiss. Zool., V. 56, p. 194, fig. 10, 11, 12, tab. 10. 1899. Microscaphidiwn reticulare Looss, "Weitere Beitr. etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst.: p. 668 u. 763, fig. 81, tab. 31. Die Form ist mir in den neuerdings untersuchten grossen Exem- plaren von Chelone mijdas meist in kolossalen Mengen aufgestossen, doch fand sich in dem gesammten, in den Monaten August bis October gesammelten Materiale nicht ein einziges in voller Keim- production stehendes Exemplar. Dagegen machten sich namentlich unter den im September und October conservirten Individuen auf- fallende Differenzen in der Körpergrösse bemerkbar, die bis dahin nicht hervorgetreten waren. Erst nach längern ergebnisslosen Bemühungen gelang es, in diesen verschieden grossen Individuen die Angehörigen zweier verschiedener Species zu erkennen; die unterscheidenden Merkmale liegen ziemlich versteckt, gestatten aber, nachdem die Aufmerksamkeit einmal auf sie gelenkt ist, die Trennung der Species ohne die geringste Schwierigkeit. Durch Vergleich einer grössern Zahl von Individuen habe ich mich ausser- dem davon überzeugt, dass die betreffenden Merkmale ganz constant sind und auch stets vereinigt vorkommen. Eine erneute Unter- 692 A. Looss, sucliung des von mir im Jalire 1896 gesammelten Materiales ergab, dass auch in diesem beide Species vorhanden sind, aber nur eine in geschlechtsreifen Individuen; ich betrachte diese demnach als Micr. reticulare im engern Sinne, da sie es auch ist, nach der meine erste Beschreibung entworfen wurde. Die andere Form ist dagegen die anscheinend häufigere; ich habe sie in einem Falle auch allein, d. h. nicht mit Individuen der ersten Art untermischt, angetroffen. Die von Walter über den Bau des „Monosf. reiicidare'-^ gelieferten Details lassen nicht erkennen, welche Form er vor sich gehabt hat, da über ihre unterscheidenden Merkmale keine gelegentliche Be- merkung fällt. MicroscapJiidium reticulare (Van Ben.) Lss. sens. strict. bleibt kleiner als die zweite Form und geht in der Länge nicht über 5 — 8 mm hinaus. Die übrigen für die Art charakteristischen Eigen- thümlichkeiten sind die folgenden : Der erw^eiterte, mit den nach vorn gerichteten Spitzen ausgekleidete Anfangstheil des Oesophagus ist im gestreckten Zustande eben so lang wie die Saugnapftaschen {st Fig. 105); der übrige Oesophagus ist relativ etwas kürzer und die pharyngeale Anschwellung an seinem Ende bedeutend dicker als er selbst. Die Divertikelrosette am Excretionsporus endlich be- steht in der Mehrzahl der Fälle aus 6 Divertikeln, doch sind ge- legentlich 7 und ganz ausnahmsw^eise auch 8 zu beobachten (Fig. 108). Die übrige Organisation ist in meiner frühern Arbeit bereits be- schrieben worden; in Folge Auffindung der neuen Art geht ein grosser Theil der damaligen Art beschreibung nunmehr in die Gattungsdiaguose über. Erneute Messungen der Eier ergaben als Mittel etwas höhere Werthe, als früher von mir verzeichnet, nämlich 0,085 für die Länge und 0,055 für die Dicke. 35. 3Ii€roscap1ikliuiii aherruHS n. sp. (Fig. 106, 117-121, Taf 28.) Wie schon erwähnt, habe ich diese Art bisher nicht mit Eiern in ihrem Uterus angetroöen. Sie gleicht der vorigen Art in ihrem Aeussern vollkommen, lebt mit ihr auch an dem gleichen Orte und wird nur nicht unbeträchtlich grösser als diese. Länge der grössten in meinem Besitze befindlichen Individuen in voll ausgestrecktem Zustande ca. 12 mm; grösste Breite nahe dem Hinterende ca. 1,5 mm. Die unterscheidenden Merkmale gegenüber Micr. reticulare sind: der stacheltragende Anfangstheil des Oesophagus ist selbst im ganz ge- streckten Zustande höchstens halb so lang wie die Saugnapftaschen Trematocien aus Seeschiklkröteu. 693 (st Fig. 106, 118) und bei stärkerer Contraction ganz kurz, fast trichterförmig- an den Saugnapf sich anscliliessend. Oesophagus relativ länger, die pharyngeale Anschwellung nur eine ganz geringe, spindelförmige Verdickung seiner Wandungen darstellend. Die Diver- tikelrosette des Excretionsapparats setzt sich aus 8, hier und da nur aus 7 Divertikeln zusammen. Ob die Ausdehnung der Dotter- stöcke und die Grösse der Eier noch weitere Unterscheidungs- merkmale abgeben, vermag ich nicht zu sagen, da ich sie bei meinem Materiale bis jetzt nicht gesehen habe; wahrscheinlich dürften sie es nicht thun. ^) Gattung: Deuteroharis Lss. Der altern Diagnose dieser Gattung möchte ich hier folgende vervollständigte Fassung geben: Körper ansehnlich verbreitert, der den Saugnapf enthaltende Kopftheil nahe dem Vorderrande zapfen- artig über die Rückenseite sich erhebend. Haut nur auf der Ventral- seite in feinste Spitzchen zerspalten, hier ausserdem 7 Längsreihen von Drüsencomplexen. Saugnapf in 2 nach hinten gerichtete Taschen verlängert, Oesophagus massig lang, Pharynx gestreckt, aber von geringem Durchmesser. Darmschenkel dünn, erreichen das Hinterende nicht und bleiben auch von den Körperrändern entfernt. Excretions- porus weit vom Hinterrande entfernt; Divertikelrosette mit zahl- reichen Divertikeln. Blasenförmiger Theil der Excretionsblase Vförmig (i. e. gespalten), netzförmiger Theil unregelmässig m aschig, durch zahlreiche nach vorn gerichtete verästelte und an ihren Enden etwas erweiterte Ausläufer ausgezeichnet. Darm von zahlreichen Lymph- schläuchen begleitet, die sich vorn und hinten in den Eandpartien des Körpers verzweigen. Genitalporus ventral etwas hinter der Insertion des Kopfzapfens. Männliche und weibliche Leitungswege theilen sich sofort. Ductus ejaculatorius und Metraterm kurz, Pars prostatica länglich schlauchtörmig, alle Theile vollkommen frei im Parenchym. Dotterstöcke ohne mittlere Follikelreihe, die beiden seitlichen Reihen biegen vielmehr hinter den blinden Enden der Darmschenkel nach der Mittellinie zusammen und entsenden von da aus ihre Sammelcanäle 1) Nachträglicher Zusatz: Im Frühjahr 1902 gesammelte eierhaltige Individuen (vgl. hierzu den nachträglichen Zusatz auf S. 630) maassen um 15 mm in der Länge bei etwas unter 2 mm grösster Breite. Die jetzt in ganzer Ausdehnung sichtbaren Dotterstöcke lassen specifische Ver- schiedenheiten gegenüber il//cr. reticulare nicht erkennen ; die Eier sind im Durchschnitt etwas kleiner als bei diesem, nämlich 0,08 mm zu 0,05 mm. 594 A. Looss, nach vorn. Uterus im g-efüllten Zustande die Darmsclienkel nach aussen stark überschreitend. Eier 0,086 zu 0,054 mm messend, ihr Hinterende stark abgerundet. 36. Deuterobaris proteiis (Brdes.) Lss. (Fig. 151-168, Taf. 31.) 1893. iI/b«os/. p'o/e^^sBEDES. mit GeschlecMsproducten, "Waltee, Unters. üb. d. Bau d. Tremat., in: Z. wiss. Zool., Y. 56, p. 196, Fig. 22, 23, tab. 10. 1899. Denteroharis })roteus (Brdes.) , Looss, "Weitere Beitr. etc., in: Zoob Jahrb., Y. 12, Syst., p. 669 u. 770, Fig. 82, tab. 31. Ich habe die Art in jüngster Zeit mehrfach wiedergefunden und muss auf Grund der neuern Erfahrungen meine frühere Angabe, dass sie im Mitteid arme von Chelone mydas lebe, als zweifellos irrthümlich bezeichnen; Deuterobaris iwoieus bewohnt vielmehr, zu- sammen mit den Odangiuni und llicroscaphidium -Arten, den ersten erweiterten Abschnitt des Dickdarmes; nur vereinzelte Individuen finden sich bei stärkern Infectionen auch im Endtheile des Dünn- darmes vor. Der Beschreibung der Art habe ich hier nichts hinzu- zufügen, da das Nöthige bereits im anatomisch-histologischen Theile sowie in der Gattungsdiagnose gesagt worden ist. Es bleibt nun noch die Erörterung der Frage übrig, wie diese 5 Gattungen innerhalb der Familie zu gruppiren sind. Der Leser wird bemerkt haben, dass die Auffindung der 3 neuen Familien- angehörigen eine wesentliche Aenderung — meines Erachtens aber auch eine Klärung — meiner frühern Ansichten über die Classi- ficirung der hierher gehörenden Monostomen zur Folge gehabt hat; ich komme später auf diesen Punkt ausführlicher zurück und be- merke hier zunächst nur beiläufig, dass in dieser Richtung die Aenderungen gedacht waren, auf welche ich in meinen frühem Aus- einandersetzungen über die natürliche Gliederung unserer Thiere wiederholt angespielt habe. Unter den vier zuerst von mir be- obachteten Arten nahm Deuteroh. proteus eine so unzweifelhafte Sonderstellung ein, dass seine Eigenschaft als Vertreter einer eignen Gattung auf der Hand lag. Die 3 übrigen Arten dagegen {Mirrosc. reticulare, linguatula und sagitta) zeigten, soweit ich sie früher ana- Ij^sirte, neben einer Anzahl von Sondercharakteren, die jeder Art Trematoden aus Seeschilclkrüteii. 695 eigen waren, eine soweit gellende Uebereinstimmung in ihrem ana- tomiselien Aufban, dass eine Znsammenfassnng von allen dreien zu einer Gattung in Frage kommen musste. Allerdings w^aren die angedeuteten Abweichungen auffallend, da sie einen nicht zu verkennenden Gegensatz zu der viel weiter gehenden, äussern und innern Uebereinstimmung bildeten, welche ich unter den Angehörigen anderer Gattungen beobachten konnte. Da die Abweichungen ferner zwischen allen 3 Arten ungefähr gleichwerthig erschienen, so standen in classiflcatorischer Hinsicht nur zwei Möglichkeiten offen : entw^eder mussten alle 3 Arten in eine Gattung vereinigt oder es musste auf jede von ihnen eine eigene Gattung gegründet werden. Die Ueber- zeugung, dass das letztere das consequente und deshalb allein richtige sein würde, habe ich von Anfang an gehabt; doch bin ich noch davor zurückgeschreckt, der Ueberzeugung praktisch Ausdruck zu ver- leihen, da alle 3 (und einschliesslich Beiiterobaris sogar alle 4) Gattungen dann nur je eine Art enthalten haben würden und ich solche Gattungen nicht, wie mir vorgeworfen worden ist, ohne die nöthige Vorsicht aufstellte, sondern nur, wenn ich sicher war, dass sie auch berechtigt seien. So vereinigte ich M. linguatula und sagitta „allerdings zunächst nur provisorisch" mit M. reticulare zur Gattung Microscaphidmm, und ich fügte dem hinzu ^) : „Erst wenn reicheres Vergleichsmaterial von ähnlich organisirten Arten zur Verfügung steht, wird sich entscheiden lassen, ob die zwischen diesen Formen bestehenden Differenzen nur Speciesunterschiede sind, als welche ich sie jetzt noch auffassen möchte, oder ob sie den Werth von Gattungs- charakteren besitzen." In einer ähnlichen Weise zweifelhaft lagen damals auch die Verhältnisse für eine gesicherte Beurtheilung des gegenseitigen Ver- wandtschaftsgrades der beiden Gattungen Microscaphidium und Beidero- haris. Im Grossen und Ganzen war ihre innere Organisation die nämliche und eine Verwandtschaft zwischen ihnen somit zweifellos vorhanden. Daneben bestanden aber wiederum Verschiedenheiten, von denen diejenigen in der äussern Körpergestalt bereits so tief greifend ei'schienen, dass die Stellung beider Gattungen in eine Unterfamilie neben einander zum Mindesten Bedenken, wachrufen musste. So habe ich diese Vereinigung auch hier ausdrücklich nur „mit einer gewissen Reserve" vorgenommen. Man wird es mir nicht verdenken, wenn ich Angesichts der 1) Weitere Beiträge etc., 1. c, p. 668. 696 A. Looss, Kritik, welche meine „systematischen Anschauungen" und „die Looss- schen Eintheilungsprincipien" von anderer Seite erfahren haben, nicht ohne Genugthuung constatire, dass die neu aufgefundenen Augiodictyidenarten meine frühern Vermuthungen vollkommen be- stätigen und die Zweifel rechtfertigen, die ich an der Natürlichkeit der Gattung MicroscapJüämm und der Unterfamilie llicroscaphidiinae in ihrem ersten Umfange zum Ausdruck gebracht habe. Eine genauere Untersuchung des M. sagitta, welches mir anfänglich nur in 2 er- wachsenen Exemplaren zur Verfügung gestanden hatte, ergab für dieses zunächst einen Bau des excretorischen Apparats, der von dem- jenigen der beiden andern Arten soweit abweicht, dass die Art unter Hinzurechnung ihrer übrigen Sondercharaktere in der Gattung Micro- scaphidium unmöglich verbleiben konnte. Dagegen erschien A.paralJclum, welches ich bald darauf als gesonderte Art unterscheiden lernte, viel eher ein Gattungsgenosse des M. refindare zu sein, da es mit ihm eine sehr weit gehende Uebereinstimmung und eine auf den ersten Blick sogar grössere Aehnlichkeit zeigte als die zwischen M. reficulare und M. linguatula bestehende. Damit wurde es wahrscheinlich, dass auch letztere Art kein wirklicher Gattungsverwandter des M. reticidare sein konnte, wohingegen A. paraUdmn mir zunächst ein solcher zu sein schien. In dieser Weise habe ich die Beziehungen beider Arten noch in meiner vorläufigen Mittheilung aufgefasst ^), erst ein ge- nauerer anatomisch-histologischer Vergleich ergab, dass die ganze Aehnlichkeit nur eine mehr äusserliche ist und dass ihr Verschieden- heiten gegenüberstehen, die kaum geringer sind als diejenigen, welche zwischen 31. rdicnJare und M. limjuahda auftreten. So erhob sich unter etwas veränderten Verhältnissen wieder die alte Frage: Sind diese 3 Arten, die offensichtlich nach demselben Grundplane gebaut sind, von denen sich aber jede von den andern durch eine Anzahl von Eigenthümlichkeiten unterscheidet, sind diese 3 Arten Repräsen- tanten je einer besondern Gattung, oder können sie zu einer einzigen vereinigt werden, ohne dass deren Charakter als natürliche Gattung dadurch verloren geht? Nach dem, was die Angehörigen anderer, zweifellos natürlicher Gattungen in der Zwischenzeit gelehrt haben, konnte die Frage nunmehr nur in dem erstem Sinne beantwortet werden, und ich sah mich so vor die Nothwendigkeit gestellt, unter den Angio- dictyiden fünf Gattungen mit je nur einer einzigen Art anzunehmen. 1) Notizen z. Helminth. Aegyptens, IV. Ueb. Tremat. aus Seeschild- kröten etc., 1. c, p. 622. Trematoden aus Seeschildkröten. 697 Zwar war es klar, dass diese Arten in ihren Gattungen nicht auf die Dauer allein bleiben, sondern früher oder später Genossen erhalten würden, ähnlich wie es in jüngster Zeit mit einer ganzen Anzahl anderer Formen geschehen ist, die anfänglich alleinige Repräsentanten ihrer Genera waren: von dieser Seite Hess sich also gegen die Schaffung der 5 Genera ein triftiger Einwand nicht erheben. Dagegen wäre es zur objectiven Begründung meiner Auffassung äusserst wünschenswerth gewesen, wenigstens von einer Gattung mehrere Species zur Verfügung zu haben, um die wirklichen Speciesunter- schiede innerhalb der Gattungen in Vergleich stellen zu können mit den andern Differenzen, die meiner Ueberzeugnng nach Gattungs- unterschiede sein mussten. Bei dieser Sachlage kam die Auffindung zunächst des Odang. hasta sehr gelegen. Nach dem, was weiter oben über seine Unter- scMede von Od. sagitta gesagt worden ist, kann kein Zweifel darüber obwalten, dass in ihm eine eigene Species vorliegt; diese Species aber schliesst sich in ihrem äussern und ihrem innern Baue so eng an Od. sagiifa an, dass die Unterschiede wahrscheinlich gar nicht auf- gefallen sein würden, wären sie nicht mit den auffallenden Grössen- difterenzen verbunden. Etwas ähnliches lehrt schliesslich auch 3Iicr. aberrans, welches ich zuletzt als gesonderte Art erkannte. Hier sind Differenzen in der Körpergrösse 3Iicr. retictäare gegenüber zwar auch vorhanden, aber nur wenig in die Augen springend, so dass beide Arten an ihnen wohl kaum erkannt worden wären. An ihrer Stelle finden sich kleine, aber durchaus constante innere Unterschiede, die bei flüchtiger Untersuchung der Thiere schwerlich bemerkt werden, sobald man sie aber kennt, die Bestimmung der Art auf den ersten Blick gestatten. Micr. aberrans und Od. hasta zeigen nun, dass die Differenzen, welche zwischen den fünf übrigen Species be- stehen, über den Rahmen der Speciesdifferenzen innerhalb der Gattungen hinausgehen und damit mindestens den Wert von Gattungscharakteren haben müssen. Denn eine Gattung, welche z. B. neben 3Iicr. rdkulare und aberrans noch P. linguatula enthielte, wäre keine natürliche Gattung mehr, da die zwischen je 2 ihrer Arten herrschenden Abweichungen nicht durchgehend gleich- wert h i g , sondern v e r s c h i e d e n w e r t h i g sind. Nur M. rdkulare und aberrans sind unter einander nächst verwandte Formen und bilden eine homogene Gruppe, der P. Imguatula fremd gegenübersteht. So lange wir also die Gattung als die niederste classificatorische Rang- stufe betrachten, in welche nur nächst verwandte Formen zusammen- 698 A. Looss, g-efasst werden sollen, können in einer natürlichen Gattung neben einander auch nur die beiden erst genannten Arten stehen, während F. Unguatula nach demselben Princip nur mit Formen vereinigt werden darf, die zu ihm in dem gleichen Verhältnisse stehen wie 31. reticidare zu M. ciberram, und allein bleiben muss, so lange solche Formen nicht bekannt sind. Das Verhalten der Angehörigen der beiden Gattungen Micro- scapJiidium und Odangium rechtfertigt also die Gründung besonderer Genera auf die 3 andern Angiodictyidenarten, von denen zwei zu- nächst noch isolirt stehen, während die dritte {Angiod. paraUelum) wahrscheinlich (cf. oben S. 632) in der von Walter erwähnten Form mit 20—25 Randblasen bereits einen Gefährten hat. Die frühern Species wachsen sich damit zu Gattungen aus, ihre Unter- schiede werden zu Gattungsunterschieden, und die frühern Gattungs- unterschiede müssten nunmehr den Werth von Unterfamilienunter- schieden annehmen u. s. w. Thatsächlich resultirt auf diese Weise eine Gliederung, welche mir bei weitem logischer und natürlicher erscheint, als die, welche ich auf die ungenügenden thatsächlichen Unterlagen hin früher angenommen hatte. Die Abweichungen, welche zu tief greifend und vielleicht auch unter sich zu heterogen sind, um als Artenunterschiede innerhalb einer Gattung gelten zu können, können als Gattungsmerkmale innerhalb einer Unterfamilie sehr wohl neben einander bestehen, da in dieser der Zusammenhang der ein- zelnen Glieder bereits lockerer ist als derjenige der Arten inner- halb der Gattungen. Er wird immer lockerer, je höhere Rangstufen in Betracht kommen: das gemeinsame Bindeglied bleiben nur die grossen allgemeinen Züge des Innern Baues. Auf diese Principien ist das System der übrigen Thiere aufgebaut, und ich sehe nicht ein, warum für unsere Trematoden hierin eine Ausnahme gemacht werden sollte; ich komme an einer spätem Stelle auf einige An- schauungen resp. Vorschläge zurück, welche solche Ausnahmen be- dingen würden. Bei einer Vergleichung der fünf Angiodictyidengenera zeigt sich, dass Angiodicfyum, Microscaphidium und Polyangmm in eine Unter- familie zusammengefasst werden können, die zur Zeit als natürlich erscheinen würde. Vor allem stimmen diese 3 Gattungen allein unter der Gesammtzahl im Bau ihres excretorischen Apparats so gut wie vollkommen überein und machen sich dadui-ch als gesonderte Gruppe geltend. Ihnen gegenüber stehen Odangium und Dcuferobaris zunächst noch ziemlich isolirt da durch den besondern Bau ihres Treraatoden aus Seeschildkröten. 699 Excretionsapparats und beide auch durch die Eio-enheiten ilirer Körperform, welche letztere unter den 3 erstg-enannten Gattungen wiederum im Wesentlichen übereinstimmt. Unter sich hingeg-en zeigen Odcnujinm und Dcuferoharis niclit die geringsten Beziehungen, abgesehen natürlich von den ganz allgemeinen, die in ihrem Baue gegeben sind und die sie zu Gliedern derselben Familie stempeln. Fasst man demnach Amjioäidynm, Microscaphidinm und Polijanf/mtn in die Unterfamilie Microscaphidiinae zusammen, so wird sich als logische Consequenz die Aufstellung eigener Unterfamilien auch für Odanffinm und Denferoharis nothwendig machen. Ich bin in der That der Ueberzeugung, dassdies früher oder später wird geschehen müssen, und unterscheide deshalb innerhalb der Familie Anyiodidyidae die 3 Unter- familien Microscaphidiinae, Odangünae und Deuterobaridinae, als deren inneres Hauptmerkmal einstweilen die Configuration des peripheren Netzwei'kes der Excretionsblase gelten mag. Da diese Configuration oben ausführlich geschildert worden ist, brauche ich hier nicht nochmals auf sie einzugehen. Es ist möglich, dass die hier vollzogene Gründung von Unterfamilien auf einzelne Gattungen, von denen eine sogar zur Zeit nur eine Art enthält, die Kritik aufs neue entfesselt; ich er- blicke in dem erwähnten Umstände nur ein temporäres Uebel, welches, selbst wenn es stationär werden sollte, nicht isolirt da- steht, da wir ähnliche, formenarme Gruppen auch innerhalb anderer, weit besser und vollständiger gekannter Thierclassen besitzen. Allgemeine Erörterungen. Ich gehe nunmehr über zu einigen allgemeinen Erörterungen über die Principien, welche meiner Auffassung nach für eine Ein- theilung unserer Thiere auf natüi-licher Basis maassgebend sein müssen. In ihren wesentlichen Punkten habe ich meine An- sichten darüber bereits an meinem „Versuche" vertreten; sie haben in der Zwischenzeit durch neue Erfahrungen mancherlei Abänderungen und Ergänzungen, im Allgemeinen aber eine Klärung erfahren. Bietet mir diese Klärung einen Grund, um auf das genannte Thema an dieser Stelle eingehender zurück zu kommen, so liegt ein anderer, mich mehr persönlich betreffender darin, dass die „Looss'schen Ein- theilungsprincipien" von ihrer Veröffentlichung an besonders von Luhe einer recht abfälligen Kritik unterworfen worden sind. Ich kann derselben gegenüber behaupten, dass ich vollkommen gewusst habe, was ich wollte und auch heute noch weiss, was ich will; wenn ich ool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 45 700 A. Looss, dies unter Benutzung der neuen Erfahrungen liier nochmals im Ein- zelnen begründe, so ergiebt sich dabei als meinerseits nicht be- absichtigte, aber leider auch nicht zu umgehen gewesene Con- sequenz der gegebenen Sachlage, dass die folgenden Erörterungen sich vorzugsweise und vielfach allein gegen Luhe wenden müssen. Es werden ferner in ihnen sicher hier und da Ideen zur Sprache kommen, die schon andere vor mir gehabt haben; es ist in diesen Fällen nicht meine Absicht, den Anschein von irgend etwas zu er- wecken, was nicht anständig oder mit der Wahrheit nicht vereinbar sein würde; meine ausgesprochene Absicht ist es dagegen, mit An- schauungen zu brechen, die ich nicht für die richtigen halte. Ich wende mich im Anschluss an die eben besprochenen Mono- stomen zunächst zu der Frage nach der Gültigkeit des Familien- namens Monostomidae. üeber die Gültigkeit des Familiennamens Mo nosto m i d a e. Ueber die Gültigkeit des Familiennamens Monostomidae ist in jüngster Zeit von Luhe eine Discussion eröffnet worden. Da sich seine Ausführungen speciell gegen die von mir vertretenen An- sichten wenden, so benutze ich die hier sich bietende Gelegenheit zu einer Gegenäusserung auf die Kritik Lühe's. In meinem „Versuche" hatte ich den Famliennamen Monostomidae gebraucht, ohne eine Gattung Monostomum erwähnt zu haben. In seinem Referat über meine Arbeit ^) bemerkt Luhe hierzu, dass ich „auch in meinem Monostomensystem nicht in völligem Einklang mit den Nomenclaturgesetzen" sei, „da die Familie Monostomidae keine Gattung Monostomum enthält". Auf diesen Vorwurf hin habeich ausgeführt-), dass eine specielle Erwähnung des Gattungsnamens Monostomum zur Begründung des Familiennamens Monostomidae meinerseits nicht noth- wendig gewesen sei. Denn nachdem von den 5 Arten, welche Froelich in seiner Gattung Monostomum vereinigt, 4 im Laufe der Zeit eliminirt und in andere Gattung gestellt worden seien, sei immer noch Mon. prismaticum Zed. als Eepräsentant-4e^r Gattung übrig ge- blieben und damit der Name Monostomum erhalten. Auf diese Er- klärung antwortet Luhe mit einer Ausführung, die ich zum bessern 1) In: Ctrbl. Bakt., V. 28, Abtb. 1, 1900, p. 464, Anm. 3. 2) Natura doceri etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 29, Abth. 1, 1901, p. 192. Trematoden ans Seescbiklkrüteii. 701 Versländniss dessen, was ich dage^'en einzuwenden habe, hiei- in extenso wiedergebe. Luhe sag't^): „Zunächst muss ich mein lebhaftes Bedauern darüber aussprechen, dass Looss in Folge meiner Aeusserung, seine Familie Monostomidae enthielte keine Gattung Monostomum, diese letztere auf Monostonmm prismaticum Zed. basirt hat. Ich habe mich in den letzten Jahren schon mehrfach dahin geäussert, dass es eher ein Rückschiitt als ein Fortschritt ist, wenn Species inquirendae als tj^pische irrten fest- gelegt werden. Ich glaube aber, Looss würde, wenn ihm Zedkr's Nachtrag zugängig wäre, mir beistimmen, dass Monost. prismaticum so absolut ungenügend beschrieben ist, dass es nicht nur Species inquirenda ist, sondern überhaupt als nicht identifizirbar erscheint. Für eine Gattung, deren Typus diese zweifelhafte Art ist, ist in einem natürlichen Sj^stem kein Raum und die Looss'sche Auffassung der Gattung Monosfomum würde daher zu der Consequenz führen, dass die bisherige Familie Monostomidae umgetauft und nach einer der von Looss und andern geschaffenen „Monostomen"-Gattungen be- nannt werden müsste. Im Interesse der Stetigkeit der Nomenclatur ist es daher entschieden ein Vortheil, dass das Vorgehen von Looss prioritätsrechtlich anfechtbar ist, wie nachfolgende Bemerkungen des Nähern zeigen. Looss macht mit Eecht darauf aufmerksam (p. 192 f.j, dass von den 5 ursprünglichen Arten der Gattung Ilonosfomum Zed., deren einer dieser Gattungsname belassen werden muss, 2 als Distomen erkannt seien, während eine dritte bereits von Diesinö der Gattung NotocotyU eingereiht und später eine vierte (Monostomum mutabüe) als Typus der Gattung Cijdocoehmi Brds. bestimmt sei. Nach Looss soll daraufhin Monostomum 'prismaticum als Repräsentant der Gattung übrig geblieben und somit auch die Gattung selbst erhalten sein. Dies ist jedoch ein Irrthum. Looss hat hierbei über- sehen, dass MoNTicELLi seiner Ueberzeugung dahin Ausdruck gegeben hat, dass Monostomum prismaticum ein Bistomum sei. Da die betreffende Arbeit Monticelli's ^) auf der Rückseite des Titelblattes das Datum des „30. VIIL 1892" trägt, die Revision der Monostomiden von Brandes aber erst am 7. October 1892 er- 1) Zwei neue Distomen aus indischen Anuren , Anhang, in: Ctrbl. Bakt, V. 30, Abth. 1, 1901, p. 174. 2 ) Monostomum cymbimn etc. , in : Mem. Accad. Sc. Torino (2), V. 42. 45* 702 A. Looss, schienen ist^), so dürfte die von Monticelli vorgenommene Elimi- nirung des Monost. prismaticum ans den echten Monostomen Priorität haben vor der von Brandes geschaffenen Gattnng CyclocoeJnm^ d. h. nicht Monost. iwismatimm, sondern Monost. mutahile ist nach Elimi- nirung der andern ursprünglichen Arten der ZEDEs'schen Gattung übrig geblieben. Auf Monost. mutahile muss daher die Gattung Monostomum gestützt werden und Cyclocoelmn Brds. 1892 geräth als synonym zu Monostomum in Fortfall. Hierdurch wäre der Familien- name Monostomidae gerettet." Soweit die Ausführungen Lühe's; in einer Anmerkung wird dem noch hinzugefügt, dass Monticelli's Angabe bei der damaligen Sachlage als prioritätsrechtliche Elimi- nation des Monost. prismaticum aus der Gattung Monostomum auf- gefasst werden muss, trotzdem der stricte Beweis für die Distomennatur der Species nicht erbracht ist und auch bei der, wie Zeder selbst betont, sogar für damalige Verhältnisse mangelhaften Beschreibung der Art nicht erbracht werden kann." LtJHE für seine Person giebt ,.die Möglichkeit, dass es sich doch um einen Monostomiden handelt, vollkommen zu," ist „aber der üeberzeugung, dass in diesem Falle Monost. prismaticum wegen seiner Grösse und seines Wohnsitzes {Leibeshöhle eines Wasservogels) nur in den Formenkreis des Monost. mutahile, d. h. in die Gattung Cyclocoelum Brds. gehören könnte. Auch von dieser Auffassung aus würde also Cyclocoelum synonym zu Monostomum sein." Luhe bedauert also, dass ich die Gattung Monostomum auf Mon. prismaticum Zed. „basirt" habe; ich kann dem gegenüber nicht umhin, meinerseits zu bedauern, dass LimE's Ausdrucksweise den wirklichen Sachverhalt nicht so objectiv wiedergiebt, wie es wünschen swerth gewesen wäre. Denn soweit ich die heute gelten- den Nomenclaturbestimmungen verstehe, ist Mon. prismaticnm allei- niger Vertreter, d. h. Typus, der Gattung Monostomum geworden in dem Momente, als die vorletzte von den ursprünglich in ihm enthalten gewesenen Species als Vertreter einer eigenen Gattung eliminirt wurde. Dieses Princip wird ja auch von Luhe anerkannt, und der Umstand, dass Mon. prismaticum eine leider recht zweifel- hafte Species ist, ändert daran zunächst nichts. Trifft also an der gegenwärtigen Lage der Dinge Jemanden ein Verschulden, so würde dies Brakdes sein, der die Eliminirung von Mon. mutaJnlc vor- genommen hat. Ich will indessen ausdrücklich betonen, dass ich 1) In: Ctrbl. Bakt., V. 12, 1892, p. 504 f. Trematoden aus Seeschildkröten. 703 nicht in der Lage bin, Brandes darob den mindesten Vorwurf zu machen; denn es war damals uninöglicli vorauszusehen, zu welclien Consequenzen sein Vorgehen später füliren würde, Lüiie's Angabe aber, dass ich Monosfomum auf M. pris-maficmn „basirt" liätte, ent- spricht, so wie sie steht, den Thatsaclien nur mangelhaft. Luhe bemerkt sodann, dass e r sich bereits mehrfach gegen die Er- nennung von uugenügend bekannten Arten zu Vertretern von Gattungen ausgesprochen habe. Es würde meiner Ansicht nach wesentlich zur Klärung der Sachlage beigetragen haben, wenn Luhe hier hinzu- gefügt hätte, dass ich ebenso wie er gleichzeitig und durchaus unabhängig von ihm denselben Standpunkt sehr unzweideutig ver- treten habe. Denn damit wäre es von vorn herein unwahrscheinlich geworden, dass ich freiwillig und ohne zwingende Nothwendigkeit ein Verfahren einschlage, welches ich selbst als nicht empfehlens- werth bezeichne, und der uneingeweihte Leser würde nicht den Ein- druck gewinnen, als müsse Luhe mich erst auf die nachtheiligen Folgen meines Verfahrens aufmerksam machen.') Für das letztere läge nicht das geringste Bedürfniss vor; dagegen kann ich Luhe darauf hinweisen, dass sein eigenes Vorgehen nicht allenthalben so stricte im Einklang mit der von ihm selbst aufgestellten Forderung steht, wie man es erwarten sollte. Bei einer Besprechung des Genus Lcvinsenia St^ssich -) constatirt Luhe ■''), dass die demselben wahr- scheinlich angehörenden Arten „grösstentheils ungenügend bekannt" sind, und dass ihm auch „die Aufstellung der Gattung Levinsenia verfrüht erscheint" ; trotzdem aber wird Bist, hrachymmmn Crepl, zum Typus dieser Gattung ernannt, eine Art die damals anatomisch und dem zu Folge auch systematisch nichts anderes als Species in- 1) Ich kann und will diesen Punkt hier nicht ganz mit Stillschweigen übergehen , da ich Angesichts der Art und AVcise , wie LUHE die unge- nügende Berücksiclitigung auslegen zu müssen geglaubt hat, die ich seiner Ansicht nach in meinem „Versuche etc." dem „Inventory" von Stiles u. Hassall zu Theil werden liess, gerade von ihm eine peinlich objective Darstellung der Verhältnisse hätte erwarten können. 2) Aufgestellt in Los membramento dei Brachycoelium, in: BoU. Soc. adriat., V. 19, 1899, p. 7 — 10. Nach einer neuem Angabe von Ward (On the structure of the copulatory organs in Microphallus n. g. , in : Studies from the Zoological Laboratory University of Nebraska, No. 43, May 1901, p. 176j hat S'J'ILES den präoccupirten Namen Leviiisetiia durch Levinseniella ersetzt. 3) Zur Kenntniss einiger Distomen , in: Zool. Anz., V. 22, 1899, p. 538 u. Anm. 30. 704 ^- Looss, quirenda war. Der Autor motivirt sein Vorgehen mit der Absicht, „der sonst sicher zu erwartenden Verwirrung im Gebrauche des Gattungsnamens thunlichst vorzubeugen". Diese Absicht ist gewiss löblich, aber das Mittel zum Zwecke widerspricht einmal, wie schon gesagt, Lühe's eigener Forderung, die Ernennung von Species in- quirendae zu Typen von Gattungen zu vermeiden, und repräsentirt andrerseits auch keineswegs den kürzesten Weg zur definitiven Erledigung der Frage. Denn die Fixirung der Gattung Levinseniella wird nunmehr hinausgezogen, bis Disf. hracJiysomum Crepl. anatomisch genügend untersucht ist, und so lange dies nicht der Fall ist, ist auch einer Verwirrung des Gattungsnamens nicht vorgebeugt, da nur ein genügend bekanntes Disf. hrachijsomum ein sicheres Vergleichsobject und damit einen Maasstab für die Zugehörigkeit anderer Arten zu Lcuinscniella abgeben kann.^) Auch ich bin gleichzeitig mit Luhe auf das Genus Levinsenia Stoss. zu sprechen gekommen, und habe mein Urtheil über dasselbe dahin zusammen gefasst, dass es „auf die Formen vom Typus des Bist, brachysomum Crepl. zu beschränken wäre*'. -) Diese Formulirung ist nicht etwa eine zufällige; sie ist vielmehr ausdrücklich gewählt in Anbetracht des Umstandes, dass alle 4 für Levinseniella in Betracht kommenden Arten {Disf. pygmaeum, brachysomum, macrophaUos und daviforme) damals noch vollkommene Species inquirendae waren, und sie sollte die definitive Fixirung der Gattung nicht an das Schicksal einer bestimmten Art binden, so dass die erste, die genauer bekannt wurde, Typus hätte werden können.-^) Ein Zufall vielleicht hat es 1) Ich kann bei dieser Gelegenheit meine frühere Mahnung: „Vorsicht in der Aufstellung von typischen Vertretern!" (Versuch etc., p. 614), der sich die von LUHE an anderer Stelle betonte „Nothwendigkeit äusserster Vorsicht bei Aufstellung von typischen Gattungs Vertretern" (Gattung Podo- cotyle (Duj.) Stoss., in: Zool. Anz. , V. 23, 1900, p. 492) inhaltlich vollkommen anschliesst , nur wiederholen. Allerdings vertrete ich im Gegensatz zu LUHE die Ansicht , dass mit der Aufstellung eines Typus allein dem wissenschaftlichen Bedürfniss noch nicht voll Genüge ge- schehen ist, da nur eine beigefügte Diagnose die wesentlichen Charaktere einer Gattung hervorheben und ihre Beziehungen zu verwandten Gruppen erläutern kann. Es knüpfen sich an diesen DifFerenzpunkt noch eine An- zahl anderer Fragen , so dass ich später in einem besondern Abschnitte hierauf nochmals zurückkommen muss. 2) Weitere Beitr., 1. c, p. 622. 3) Dass in meinen Worten „vom Typus des Difst. hrachysoniiiiii^^ das Wort „Typus" nur so viel wie „Bau" bedeutete, dürfte klar sein. Es ist deshalb zum mindesten incorrect, wenn LiJHE (Referat über „Weitere Trematoden aus Seeschildkröten. 705 gewollt, dass ohne Lühe's Dazwischentreten die Gattung- Leninseniella lieute thatsächlich wohl definii't dastehen könnte, da Bist, jrijf/niacmn Lev. von jÄ(iEHSKJüLi) inzwischen genau untersucht Avorden ist') und Tj'pus der Gattung zu werden verdient hätte. Das ist jetzt leider unmöglich gemacht durch die gleichsam nur im Voriibergehen erfolgte und für den Moment weder nöthige noch nützliche Ernennung von Disf. hrachysomum zum Vertreter von Levinseniella. Unter ganz analogen Bedingungen war seiner Zeit Disf. rrassi- colle R. von Stiles u. Hassall als Typus der Gattung Brachy- coelium Duj. bestimmt worden. Luhe äussert sich hierzu "-), dass es weniger noth wendig ist, eine typische Art aufzustellen, dass es viel- mehr „unbedingt erforderlich ist, Gattungen nur auf reclit gut be- kannte bezw. von dem die Gattung aufstellenden Autor recht genau untersuchte Arten zu begründen", denn „Gattungen mit spec. inq. als Typus sind eher ein Rückschritt als ein Fortschritt''. Mit dieser Forderung ist Luhe vollkommen im Rechte, nur meine ich, dass sie für ihn ebenso verbindlich sein sollte wie für die Autoren, an die sie gerichtet ist. Mit der Ernennung von Bist, hrachysomum zum Typus von Leüinscniella, für die wie gesagt, zunächst kein zwingendes Be- dürfniss vorlag, da B. hrachysomum ebenso spec. inq. war wie die andern Arten, handelt Luhe direct gegen seine eigene Forderung, dagegen mag man aus dem Umstände, dass ich in derselben An- gelegenheit unter Würdigung der thatsächlichen Verhältnisse nicht zur Festlegung einer besondern Art als Typus geschritten bin, ersehen, dass es von Lühe's Seite nicht unbedingt nöthig war, seine Mahnung auch an mich zu richten. Bei der Unsicherheit der Sachlage, welche durch die verfrühte Festlegung der Gattung Levinseniella auf eine Species inquirenda geschaffen war, ist es verständlich, dass Jägerskiöld den Vorsehlag macht, das von ihm gut untersuchte und dem Bist, hrachysomum Beitr. etc.", in: Ctrbl. Bakt., V. 28, Abth. 1, 1900, p. 404, Anm. 1) sagt , dass ich unabhängig von ihm und fast gleichzeitig L. hracliysoma (Ceepl.) als Typus (von Levinseniella) „festgelegt" hätte. Das ist meiner- seits keineswegs geschehen, 1) Levinsenia (Distomum) pygmaea Lev. etc., in: Ctrbl. Bakt., V. 27, Abth. 1, 1900, p. 732. Die von dem Autor hier erwähnte, von ihm selbst gelieferte Beschreibung des Dist. bracltysoinuvi CßEPL., in : Bergen Mus. Aarborg 1899, p, 14 — 15 ist mir leider nicht zugänglich. 2) Zur Kenntn. einiger Distomen, in: Zool. Auz., V. 22, 1899, p. 536, Änm. 20. 706 -^- Looss, zweifellos ähnliche Dist pygmaeimi Lev. als Typus von Leviusenia anzusehen.^) Nach dem Prioritätsgesetz ist dies allerdings nicht mehr zulässig; zum Glück aber nennt der Autor in einem spätem Artikel -) den Namen Speloirema, den er an Stelle des präoccupirten Levinsenia zu setzen beabsichtigte. Jä&ekskiöld motivirt die Schaffung einer neuen Gattung damit, dass Dist. pygmaeum mit Dist. hrachysonmm Creplin möglicherweise nicht soweit übereinstimmt, dass beide Formen in dasselbe Genus gestellt werden könnten. Meines Erachtens ist diese Begründung gar nicht nöthig, denn Thatsache ist, dass unter den obwaltenden Umständen jede Gattung, die auf Dist. pygmaeum gegründet wird, unanfechtbar ist, einfach deshalb, weil es ein Unding wäre, eine wohl und vollständig bekannte Art in eine Gattung einzureihen, deren Typus eine Species inquirenda ist. In diesem Umstände gerade liegt die Unmöglichkeit von Gattungen der letztern Sorte begründet, und Luhe hat vollkommen Eecht, wenn er im Gegensatz zu Stiles nicht in der Ernennung irgend einer Art, sondern in der Ernennung einer gut be- kannten Art das hauptsächliche Moment für die Fixirung einer Gattung erblickt. Ich bin sogar der Ueberzeugung, dass eine Gattung ohne Typus besser ist, als eine mit ungenügend be- kanntem Typus: deshalb habe ich für LevinsenieUa keinen er- nannt. Da dies nun doch geschehen ist, und nach dem Prioritäts- gesetz nicht rückgängig gemacht werden kann, so bleibt nichts anderes übrig, als auf Arten, die früher als Dist. brachysomnm genauer untersucht werden, eigne Gattungen zu gründen, und LevinsenieUa als synonym zu der einen oder andern von ihnen zu erklären, für den Fall, dass D. hracliysommn, sobald es bekannt wird^ die Charaktere der betreffenden Gattung zeigt. Dadurch, dass JÄGEESKIÖLD den Namen Spelotrema nennt, ist die Möglichkeit ge- geben, Dist. |jy/ry» g CD o ^K S ^J 03 V -4J O C^ -^ 5 Ti < 5 ^ o ^ bß S ,. 2 ~i s n o < 5 Qi 8 Ö (^ ^ S,: 1* -■ Jh ;^ SS ?i. «5^ ^ ^5 05 6lO ? 5 C5 bc cS O P o >^ «J ^ i -N ;5 fl ö ^ ^ W 0) 's s 1^ P o <1 II o ^^ ^ ->J &. ^ >s « ^ O o H e s S "^ "co ¥ 8 ö 1 •1 o ^ ^ ^' g § £ dl— ^ >^ ö H-§ < M Ci 858 -^- Looss, noch besonders zwischen Phyllodistomum und Plesiochorus bestehende Kluft einmal überbrückt wird, dass die Aufstellung neuer Unter- familien (zunächst aller Wahrscheinlichkeit nach für FhyUodistomum und Plesiochorus) sich noth wendig macht u. s. w. ; die verwandtschaft- lichen Beziehungen der einzelnen Gattungen unter einander dagegen lassen sich bereits jetzt deutlich übersehen, und deutlicher zweifels- ohne, als wenn Anaporrhuinm mit ProhoJitrema einerseits und Plesio- chorus, Gorgodera und Gorgoderina mit Phyllodistomum (also die ur- sprüngliche Gattung Phyllodistomum im Sinne Beauk's) andrerseits generisch vereinigt geblieben wären. . Der Zahl nach würden die beiden dann allein bestehenden Gattungen allerdings übersichtlicher sein als die jetzt vorhandenen 6, ihrem Inhalte aber nach nicht. Das würde sich besonders bei Phyllodistomum zeigen, für dessen 8 Arten dann, von den ihnen gemeinsamen und hier als Familien- charaktere geltenden Merkmalen abgesehen, weder ein gemeinsamer anatomischer noch ein gemeinsamer topographischer Charakter als Gattungsmerkmal angegeben werden könnte. \) Es ständen ferner einander ähnliche, einander ähnlichere und einander ähnlichste Formen in buntem Wechsel auf dem gleichen Niveau beisammen, ihre ver- wandtschaftlichen Beziehungen könnten durch ihre Stellung im Sj'^stem allein nicht zum Ausdruck gebracht werden, da Angehörige derselben Gattung einander coordinirt sind. Durch die von mir vorgenommene Theilung und Zersplitterung ist das letztere in einfachster Weise ermöglicht. Die Stammform der Gorgoderiden kann entweder in Gorgoderina oder in der Mitte zwischen Phyllodistomum und Plesiochorus gesucht werden ; geht man von Gorgoderina aus, deren schmaler Hinterkörper und einfache Hoden den bei der Mehrzahl der übrigen Distomen herrschenden 1) In diesem Falle zeigt sich auch der wirklich wissenschaftliche und nicht nur praktische Werth der Diagnose. Für eine in Wahrheit natür- liche Gattung muss sich meiner Ansicht nach eine präcise Gattungs- diagnose unschwer aufstellen lassen, und diese darf demnach, weil nur für einander nächst verwandte, d. h. anatomisch von einander nicht ab- weichende Arten geltend , für anatomische und topographische Charaktere das Wort ,,oder" im Priucip überhaupt nicht enthalten. Je öfter darum dieses Wort in einer Gattuugsdiagnose vorkommt , r'esp. bei ausführlicher Fassung derselben vorkommen müsste, um so unnatürlicher und heterogener ist auch die Gattung. So kann in solchen Fällen die äussere Form der Diagnose, die ein Autor für eine von ihm angenommene Gattung zu geben versucht, ihn unter Umständen darauf hinweisen , ob eine Gattung natürlich ist oder nicht. Trematodeu aus Seescliildkröten. 859 Verhältnissen am nächsten kommen, dann wüi-de aus diesem durch Zerfall der Hoden in eine Reihe hinter einander liegender Theil- stücke Gorgodera, durch Verbreiterung- des Hinterkörpers Fhyllo- äistoninm hervorgehen. Zwischen diesem und Plesiochorus liegt die zur Zeit stärkste Unterbrechung in der sonst ziemlich continuir- lichen Reihe, welche die Gattungen der Gorgoderiden bilden, Phyllo- disfomum müsste. um zu PIcswcJwrHs zu werden, an Körpergrösse zu- nehmen (wobei gleichzeitig die Trennung von Vorder- und Hinter- körper schärfer zum Ausdruck käme), einen Pharynx erwerben und die äussere Oeffnung seines LAURER'schen Canals verlieren, so dass dieser zum Receptaculum seminis wird. Zwischenformen zwischen diesen beiden Gattungen fehlen gegenw^ärtig noch, es ist aber nichts weniger als ausgeschlossen, dass auch sie im Laufe der Zeit gefunden werden. Von Plesiochorus an geht die Reihe continuirlich weiter. Zerfallen bei ihm, im Verein mit einer weiter gehenden Verbreiterung des Hinterkörpers, die Hoden in einzelne Theilstücke und verändern die Dotterstöcke ihre Form etwas, dann erhalten wir Anaporrhutum, und aus diesem geht durch einfache topographische Verschiebungen, in Folge deren Hoden und Dotterstöcke gänzlich in den Raum ausser- halb der Darmschenkel hinausrücken, Proholitrema hervor. Nimmt man als Grundform nicht Gorgoderina an, sondern eine Mittelform zwischen Phyllodistomum und Plesiochorus, dann müsste diese sich in die beiden genannten Gattungen gespalten haben und Gorgoderina durch eine Verschmälerung ihres Hinterleibes aus Phyllodistomum entstanden sein; im Uebrigen bleiben die Verhältnisse, wie bereits geschildert. Letztere Annahme ist indessen unwahrscheinlich schon deswegen, weil die Phyllodistomum- sowohl wie Plesiochorus- Arten in ihrer Jugend einen schmalen, demjenigen von Gorgoderina und Gorgodera entsprechenden Hinterkörper zeigen und in ihrer indivi- duellen Entwicklung somit denselben Entwicklungsprocess durch- machen, den wir als den Entwicklungsweg der Gattungen angenommen haben. Die einzelnen Phasen des hier angenommenen Umformungs- processes w^erden nach meiner Eintheilung jede repräsentirt durch eine besondere Gattung, deren eindeutiges und unverkennbares Ge- sammtbild in ihrer typischen Art gegeben ist; durch die Stellung dieser Gattungen im System kann dann der ganze Process auch, unsern Kenntnissen entsprechend, graphisch und übersichtlich zum A u s d r u c k g e b r a c h t werden. Nehmen wir dagegen, wie oben vorausgesetzt, innerhalb der Familie nur 2 Gattungen {Phyllodistomum Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst. 55 860 A. Looss, und Änaporrhutum) an. dann spielen sich dieselben Veränderungen an den Arten innerhalb der Gattungen ab, die typischen Arten V. VI. Fig. B. I. Gorgoäcrn. II. Goryodenna. III. Phylloäistomuni. IV. Flesiochoriis. V. Aiiaporrlmtum. VI. ProhoUtrema. Trematoden aus Seeschildkröten. 861 liefern kein eindeutiges und für alle Angehörigen gültiges Bild der Gesanimtorganisation der Gattung mehr, und da nur sie die Gattungen verkörpern („bestimmen"), so genügt die Placirung der letztern im System nicht mehr, um ihre gegenseitigen Beziehungen in über- sichtlicher Weise zu veranschaulichen. Auch von diesem Gesichts- punkte aus liegt demnach das einzige Mittel zur Erzielung der Uebersichtlichkeit des Systems in der Trennung der Gattungen; die nebenstehende Skizze, in welcher die typischen Bilder der 6 Gorgo- deridengattungen zusammengestellt sind, dürfte dies zur Genüge zeigen. N a c h t r ä g 1 i c h e r Z u s a t z. Das Voraufgehende ist geschrieben vor dem Erscheinen der bereits mehrfach erwähnten vorläufigen Mittheilung Odhner's (cf. S. 840 Anm. 1), in welcher 4 neue Phyllo- distomum -Arten bekannt gemacht werden. Die Funde des schwedischen Collegen liefern eine Bestätigung meiner systematischen Anschau- ungen, wie ich sie mir besser nicht hätte wünschen können. Von den 4 Arten fügen sich 2 {Ph. tmkmu und Ph. linguale) vollkommen dem Genus in meinem Sinne ein; die 2 andern (Ph. spafula und Ph. spahdaeforme) entfernen sich dagegen von den typischen Phyllo- distomen durch fast symmetrisch gelagerte Hoden und durch einen „von dem sehr verbreiterten Hinterkörper zapfenartig abgesetzten Vorderkörper". In Folge dieser Abweichungen lassen sie sich PhyJlo- distonmm nicht unterstellen, ohne dass dabei gleichzeitig die völlige Uebereinstimmung der übrigen Arten des Genus ihrer ganzen syste- matischen Bedeutung beraubt und zu einem blossen Zufall gestempelt würde. Nach Odhner's (cf. oben S. 802 Anm. 1) sowohl wie nach meiner üeberzeugung liegt in ihnen vielmehr eine eigene Gattung vor; College Odhnee hat für sie den Namen Caioptroides gewählt und mir freundlichst gestattet, denselben an dieser Stelle zu be- nutzen. Es zeigt sich nun auf den ersten Blick, dass diese Gattung Caioptroides Odhn. eines der Bindeglieder zwischen Phyllodistomum und PJesiochorus bildet, deren wahrscheinliche Existenz ich oben erwähnt; ihre innere Organisation schliesst sie noch vollkommen an Phyllodistomum an, die scharf ausgesprochene Theilung des Körpers und die mehr symmetrische Lagerung der Hoden dagegen sind Charaktere, die wir bei den Anaporrhutinen finden. Demnach muss die neue Gattung ihren systematischen Platz zwischen Phyllo- distomum und Plesiochoriis erhalten, und das allgemeine Bild der Familie Gorgoderidae würde nunmehr das auf S. 857 unten ge- 55* 862 A. Looss, gebene Aussehen gewinnen ; in die Skizze S. 860 konnte Catoptroides leider nicht mehr eingefügt werden. Ich gebe nunmehr noch die Diagnosen der Unterfamilien und Gattungen; es zeigt sich, dass dieselben jetzt ziemlich kurz gefasst werden können. Unterfamilie Gorgoderinae Lss. Kleine bis untermittelgrosse Gorgoderiden mit theils schmalem, theils verbi^eitertem Hinterkörper, deren relativ langer Oesophagus eines musculösen Pharynx entbehrt. Endtheile der Genitalleitungs- wege wenig entwickelt. Samenblase klein, sackförmig, Ductus eja- culatorius und Metraterm dünn und kurz. Hoden mehr oder minder schräg hinter einander innerhalb der Darmschenkel. Innere w^eibliche Genitalorgane mit LAUKER'schem Canal und ohne Recep- taculum seminis; Dotterstöcke nahe beisammen. Gattung Gorgoderina Lss. Gorgoderinen mit lang gestrecktem, lanzettlichem Hinterkörper und einfachen, schräg hinter einander gelegenen Hoden. In der Harnblase von Amphibien. Typus: G. simplex Lss. Gattung Gorgodera Lss. Gorgoderinen mit ebenfalls lang gestrecktem, lanzettlichem Hinterkörper, aber seitlichen, je in eine Eeihe hinter einander ge- legener Theilstücke zerfallenen Hoden. In der Harnblase von Am- phibien. Typus: G. cygnoides (Zed.). Gattung Phyllodistomum (Beaun) Lss. Gorgoderinen mit blattartig verbreitertem Hinterkörper und ein- fachen, schräg hinter einander gelegenen Hoden. In der Harnblase von Fischen und Amphibien. Typus: Ph. folium v. Olf. Gattung Catoptroides Odhner. Mit ebenfalls verbreitertem, aber gegen den Vorderkörper scharf abgesetzten Hinterkörper und fast symmetrisch gelagerten Hoden. In der Harnblase von Fischen. Typus: Cat. spafula Odhnek. ünterfamilie Änaporrhutinae Lss. Mittelgrosse bis grosse Gorgoderiden mit deutlich verbreitertem Hinterleibe, musculösem Pharynx, dem sich ein nur kurzer Oesophagus Trematoden aus Seeschildkröten. 863 anschliesst. Eiultheile der Genitalleitungsweg-e stärker entwickelt, Samenblase lang sclilanclifürmig-, Ductus ejaculatorius und Metraterm verläng-ert. Innere weibliche Genitalien ohne LAUEEii'schen Canal, aber mit mächtio- entwickeltem Keceptaculum seminis. Hoden stark seitlich, fast symmetrisch und mehr oder minder aussserhalb der" Darmschenkel. Dotterstöcke aus einander gerückt. Gattung Plesiochorus Lss. Mittelgrosse Anaporrhutinen mit massig verbreitertem Hinter- körper. Hoden einfach, aber tief gelappt, wie die Dotterstöcke unterhalb und zum Theil noch innerhalb, zum Theil bereits ausser- halb der Darmschenkel gelegen. In der Harnblase von Seeschild- kröten. Typus: PI. cymbiformis (R.). Gattung AnaporrJmtum v. Ofenh. Grosse Anaporrhutinen mit stark verbreitertem Hinterkörper und je in eine grössere Zahl von rundlichen Theilstücken zerfallenen Hoden, die zum Theil noch innerhalb, zum Theil ausserhalb der Darm- schenkel gelegen sind. Dotterstöcke unterhalb und innerhalb der Darmschenkel. Im Pericardium und der Leibeshöhle von Haifischen. Typus: A. cühidum v. Ofenheim. Gattung Proholitrema Lss. Grosse Anaporrhutinen mit stark verbreitertem Hinterkörper und je in eine grössere Zahl rundlicher Theilstücke zerfallenen Hoden, die zusammen mit den Dotterstöcken gänzlich ausserhab der Darm- schenkel gelegen sind. In der Leibeshöhle von Haifischen. Typus: Pr. ricchiardn (Lop.). Es ist ein Zufall, dass gerade die jüngste Zeit uns in Gorg. Simplex, Anap. albidum und Prob, capense^) eine Anzahl neuer Formen kennen gelehrt hat, welche geeignet waren, die zwischen bereits bekannten Arten bestehenden, bis dahin aber unüberbrückbaren Lücken auszufüllen und uns damit einen Ein- blick in deren wirkliche, natürliche Verwandtschaftsbeziehungen zu gestatten. Ich sehe keinen Grund, aus diesem Zufall nicht Nutzen zu ziehen und aus dem. was er uns bietet, zu lernen. 1) Und den vier Arten Odhner's. 854 A. Looss, was gelernt werden kann; in diesem Sinne habe ich die Familie Gorgoderidae als eine Musterfamilie, d. h. eine Familie be- zeichnet, welche als Muster für die Aufstellung und die Begrenzung der übrigen unter unsern Thieren noch existirenden dienen sollte. Es ist damit nicht gesagt, dass sie alle nun rein äusserlich und mechanisch den Gorgoderiden gleichen, d. h. materiell dieselben Variationen unter ihren Angehörigen aufweisen müssen wie diese; es ist bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse ebenso wenig zu erwarten, dass alle übrigen Familien bereits zu so einheit- lichen und übersichtlichen Complexen sich zusammen schliessen werden wie die Gorgoderiden; ich bin aber überzeugt, dass dieses Endresultat von selbst sich ergeben wird, wenn wir Umfang und Inhalt einer jeden natürlichen Familie nach dem abschätzen, was die Gorgoderiden über das We s e n und den Ausdruck ihrer natürlichen Verwandtschaft einen Jeden lehren können, der sich ernstlich darum bemüht. Ich habe auf Grund dessen, was die Gorgoderiden lehren, die Angiodictyiden als natürliche Familie in Anspruch genommen, obwohl sie zur Zeit noch kein in sich völlig geschlossenes Ganze darstellen und sogar eine Unterfamilie mit nur einer Gattung und einer einzigen Art enthalten ; ich habe das Nämliche gethan mit den Pronocephaliden, obwohl ich mir über die Beziehungen der zur Zeit bekannten Formen innerhalb der Familie noch kein specielles Bild zu machen vermag. Meinem Dafürhalten nach ist dieses letztere aber die Nebensache ; die Hauptsache ist, dass in ihnen nur Formen von einem einheitlichen Organisationstypus vereinigt, alle fremden aber ausgeschlossen sind und dass wir aus einem Vergleiche dieser Formen neue Aufschlüsse über die Aenderungen einzelner Charaktere innerhalb der Familie gewinnen können. Aehnliche Familien lassen sich ferner heute schon zu mehreren auch in der Summe der bekannten Distomen erkennen, aber sie haben, so wie i c h sie voraussehe, eine wesentlich andere Zusammen- setzung als die jüngst von Luhe aufgestellten. Um zu ihnen zu ge- langen, müssen wir bei der Begrenzung der natürlichen Gattung anfangen und keinen Zug ihrer Innern Organisation von vorn herein als unwesentlich oder auch nur als minder wichtig als irgend einen andern betrachten. Nur dann wird sich herausstellen, dass eine Anzahl anatomischer und zum Theil wenig in die Augen fallender Charaktere (wie u. a. der excretorische Apparat) Gattungen zu ein- ander in nächste Beziehung bringen, deren 'äusserlich hervortretende Merkmale (wie die Position der Keimdrüsen) sie mitunter weit von Trematoden aus Seeschildkröteu. 865 einander zu trennen scheinen. Auch die Position der Keimdrüsen unter sich und zu den übrigen Organen des Körpers ist e i n Charakter aus der Gesammtorganisation unserer Thiere, und er kann als solcher inner- halb einer natürlichen Familie, wie jeder andere, beständig oder Schwankungen unterworfen sein. Die Familie der Angiodictyiden ist ein Beispiel für den ersten, diejenige der Gorgoderiden eines für den letztern Fall. Immer aber ist die Lagerung der Keimdrüsen nur ein Charakter, und ich habe sie in meinem Versuche „in Er- mangelung eines Bessern" ausdrücklich nur als ein „provisorisches Anordnungsprincip" ^), nicht aber als ein Merkmal benutzt, welches für sich allein über die Verwandtschaft von Gattungen oder Unter- familien zu entscheiden vermag. Gerade in der ausschliesslichen Be- werthung der Topographie der Keimdrüsen als Ausdruck der grössern oder geringern Verwandtschaft unserer Thiere erblicke ich den Grundfehler der Auffassung Lühe's. Mir will bei genauerer Be- trachtung scheinen, dass diese ihrem Wesen nach nichts anderes ist als eine Rückkehr zu den Classificationsprincipien der altern Autoren und dass ihr Unterschied letztern gegenüber lediglich darin besteht, dass nicht mehr die Beschaffenheit des Darmapparats oder die Lage des Genitalporus, sondern die Topographie der Keimdrüsen das einigende und trennende Merkmal der aufgestellten Gruppen abgiebt. Ich halte unter diesem Gesichtspunkte die von Monticelli vorge- schlagene Gliederung des alten Genus Bistomum sogar für die be- rechtigtere, da sie ausdrücklich keine natürliche, wissenschaftliche, sondern nur eine rein praktische sein wollte, mit dem Zwecke, die Uebersicht und die Bestimmung über die immer zahlreicher werden- den Arten zu erleichtern. Ich bin unter diesen Umständen auch nicht in der Lage, die Auffassung des Collegen Luhe zu theilen, dass seine systematischen Maassnahmen und Vorschläge „eine abändernde Weiterbildung des Looss'schen Distomensystems darstellen". -) Denn meine syste- matischen Auffassungen und Eintheilungsprincipien sind, wie ich im- voraufgehenden nachgewiesen, von denen Lühe's von Grund aus verschieden, da sie von der Gesammtorganisation unserer Thiere, nicht von einem einzelnen Charakter aus derselben aus- gehen. Sie müssen schliesslich allerdings zu einem System führen, 1 ) Nicht Eintheilungs princip, wie es von einigen Autoren irrthüm- lich aufgefasst worden ist. 2) Ueb. Hemiuriden, in: Zool. Anz., V. 24, 1901, p. 488. 866 A. Looss, welches dem von Luhe vorgeschlagenen darin gleicht, dass es sich aus Familien, Unterfamilien, Gattungen und Arten zusammensetzt. In Bezug auf den Inhalt der einzelnen Gruppen würde es von ihm jedoch total abweichen, da die von mir aufgestellten und nach meinem Eintheilungsprincip umschriebenen Gattungen u. s. w. ohne Zerstörung des Princips, d. h. des leitenden Grundgedankens, nie- mals im Sinne Lühe's würden „weiter gebildet" werden können. Denn meiner Ueberzeugung nach ist die von dem Königsberger Collegen gedachte Classification im Grunde genommen eine künst- liche; sie schliesst sich in dieser Eigenschaft an die von Dujaedin und MoNTicELLi vorgeschlagenen an, und, wer will, könnte sie als eine abändernde Weiterbildung dieser betrachten. Dem wissenschaftlichen Bedürfniss freilich kann auf die Dauer nur ein wissenschaftliches, auf natürlicher Basis begründetes System genügen, wie ich es vorzubereiten gesucht habe ; dasselbe wird mit der Erweiterung und Vervollständi- gung unserer Kenntnisse in seiner Form dem Wechsel unterliegen; wenn ich aber den Weg bezeichnen sollte, auf dem allein wir zu einem solchen gelangen, so würde ich dies kaum anders thun können, als es Luhe, zwar in anderm Zusammenhange, aber mit directer Be- ziehung auf das Distomensystem Monticelli's und das Cestoden- system Ariola's bereits gethan hat^): „Wenn auf diesem Wege" — d. i. unter Benutzung „eines einzelnen, vielleicht gerade sehr auffälligen Merkmals" — ein befriedigendes System der unter der biologischen Collectivbezeichnung „Helminthen" zusammengefassten Thiergruppen zu erreichen wäre, dann würden wir ein solches schon längst be- sitzen, während es doch in der That immer noch in den Kinder- schuhen steckt. Wer am Ausbau dieses Systems mitarbeiten will, muss sehr viel mehr in das Detail des anatomischen Baues der ein- zelnen Arten eindringen, muss alle mehreren Arten gemeinsamen und alle, diese Gruppe einander ähnlicher Arten von andern Arten bezw. Artengruppen unterscheidenden Merkmale in möglichster Voll- ständigkeit feststellen. Die so gewonnenen Charakteristiken können allein dazu ausreichen, systematische Kategorien zu begründen." Dieser Weg ist auch meiner Ansicht nach derjenige, der zum Ziele führt; aber er gilt nicht nur für die Cestoden, und es muss ihn auch Jeder einschlagen, der an der Lösung der Aufgabe fördernd mit- arbeiten will. 1) Bemerkungen zu Ariola's neuestem Cestodensysteme , in: Zool. Anz., V. 22, 1899, p. 540. Trematoden aus Seeschildkröten. 867 Erklärimg der Abbildungen. Sämmtliche Abbildungen mit Ausnahme von Fig. 54, Taf. 24 sind mit Hülfe des AßBE'schen Zeichenapparates in der Höhe des Mikroskop- tisches entworfen. Da die Verkleinerung der Originalzeichnungen bei der Reproduction nicht genau in dem von mir gedachten Maasstabe vor- genommen werden konnte , so stellen die angegebenen Yergrösserungs- zahlen nur Annäherungswerthe dar , die um 5** ^ ihres Betrages erhöht werden müssen , um genau zu sein. Die mit kleinen Anfangsbuchstaben bezeichneten Structuren finden ihre Erklärung bei den betreffenden Figuren ; die grossen Buchstaben haben dm'chgehends folgende Bedeutung : BS Bauchsaugnapf CB Cirrusbeutel DE Ductus ejaculatorius D3I Diagonalfasern des Hautmuskel- schlauches DSt Dotterstöcke E Excretionsgefässe Ex Excretionsblase oder Theile der- selben H^, H2 die beiden Hoden J Darmschenkel KD Kopfdrüsen KSt Keimstock LG LAUEEK'scher Canal LM Längsfasern des Hautmuskel- schlauches MH Mundhöhle MS Mundsaugnapf X6' Centrales Nervensystem Oe Oesophagus P Penis PE Porus excretorius PG Porus genitalis Ph Pharynx PP Pars prostatica Pr Prostatazellen i?J/ Ringfasern des Hautmuskel- schlauches RS Beceptaculum seminis RSiii Recept. sem. uterinum SD Schalendrüse üt Uterus Uta Uterus ascendens Vid Uterus descendens VD Vas deferens VEf Vas efferens 1^17 Vagina VS Vesicula seminaHs. 868 A- I^ooss, Tafel 21. LojJhotaspis vcdlci. Magen Thalassochelijs corticata. Fig. 1. Erwachsenes Exemplar, mit Chloroform geschüttelt, etwas schräg von der Bauchseite gesehen. Fig. 2. Innere Organe des erwachsenen Thieres in einen medianen Längsschnitt eingezeichnet, von der linken Seite. Die hintersten Uterus- schlingen sind nur rechts gezeichnet , um die innern weiblichen Organe nicht zu verdecken ; die Mündung des LAüEEß'schen Canals liegt auf der dem Beschauer abgekehrten Seite, rg Metraterm, äj; das den Körper von dem Bauchschilde trennende Septum, Fig. 3. Dorsalausicht der innern weiblichen Genitalien eines im An- fange der Eiproduction stehenden Exemplars ; etwas modificirt nach einem Quetschj)räparat. Rückenansicht. Fig. 4. Flächenschnitt etwas unter dem freien B,ande der Bauch- scheibe mit den Bandkörpern rk, den „Tentakel" säckchen t und der all- gemeinen Anordnung der Musculatur. Jüngeres Individuum. Fig. 5. Querschnitt durch den Band der Bauchscheibe mit einem Längsschnitt durch einen Bandkörper, ork die spaltförmige äussere Oeff- nung desselben , % der vorstreckbare durchbohrte Zapfen, hl die Secret- tröpfchen enthaltende Blase, sl die an dieselbe sich anheftenden fein granu- lirten Schläuche. Fig. 6. Längsschnitt durch ein eingezogenes Tentakelsäckchen (aus einem Querschnitt durch die Bauchscheibe). /// die am Eingange in Längsfalten , hinten in Querfalten gelegte Körperhaut ; rvi die Bing- muskeln des Säckchens , J)ii die dasselbe aussen begleitenden , bis an die dorsale Wand der Bauchscheibe ausstrahlenden Längsmuskeln ; rj Quer- schnitte von Gefässen , die möglicher Weise dem an das Ende des Säck- chens sich anheftenden Canale angehören. 1 — 6 die Höhen , in denen die entsprechend nummerirten Querschnitte in Fig. 8 gelegen sind. Fig. 7. Endtheile der Genitalleitungswege in einen medianen Längs- schnitt des Vorderkörpers hineingezeichnet, rnt Querschnitt eines Bing- muskels am Uebergang der" Mundhöhle in den Bharynx. sp das die eigent- lichen Körper von der Bauchscheibe trennende muskulöse Septum, welches bis an den Genitalporus heranreicht , mx'P Parenchymmuskeln , welche in verschiedenen Eichtungen die Bars prostatica umfassen ; die den Genital- porus umfassenden Farenchymmuskeln sind nicht besonders bezeichnet. Fig. 8. Eine Bartie aus dem Flächenschnitte Fig. 4 stärker ver- grössert ; die die Längs- und Quersepten dicht unter . ihrem freien Bande durchziehenden Muskelstränge sind eingezeichnet. Die Querschnitte durch die Tentakelsäckchen sind , mit Ausnahme von 1 , welches die Oberfläche wiedergiebt , unabhängig von der Umgebung auf den Niveaus ge- zeichnet, welche die entsprechenden Zahlen in Fig. 6 angeben, cti die die Säckchen innen auskleidende gefaltete Körperhaut, hu die Längs- (Betractor-)muskeln der Säckchen. Trematocleu aus Seescliildkröteii. 869 Fig. 9. Freies Ende eines ausgestülpten ..Tentakels", bei derselben Vergrösserung wie das eingestülpte in Fig. 6. rin die nicht bis zur Spitze reichenden Ringmuskeln, hn die Läugs(Retracter)muskeln. Jil der jetzt als innere Blase erscheinende Canal der Fig. 6 , seine Fortsetzung nach der Basis des Tontakeis zu ist nicht mit Sicherheit zu erkennen. Nach einem Quetschpräparat. ÄDiphisfomtrm spii/ulofixi)/. Dickdarm CJirlonc mijdas. Fig. 10. Erwachsenes Thier von der Bauchseite nach einem Quetsch- präparat, g die den Körper der Länge nach durchziehenden seitlichen Lymphcanäle ; die ventralen sind weggelassen, von den beiden dorsalen sind die Anfangstheile neben dem Pharynx gezeichnet. Fig. 11. Excretionsblase eines erwachsenen Thieres, nach einem Quetschpräparat. Tafel 22. Amphistomvni sp'mnlosuni. Dickdarm Clielone iiiydas. Fig. 12. Kopfende eines jungen Thieres mit den cuticularen Spitz- chen. Bauchseite. Fig. 13. Zwei dieser Spitzchen mit der sie tragenden Haut aus dem Profile des Mundrandes .in einem Quetschpräj)arat. Fig. 14. Die Endtheile des Grenitalapparats in einen medianen Längsschnitt eingezeichnet. Bei i Theilung des Oesophagus in die beiden Schenkel, die unmittelbar darauf in die Darmschenkel übergehen ; hx die den Oesophagus und Pharynx begleitenden Zellengruppen ; g^, Ganglien- zellengruppen, die wahrscheinlich einem den Genitalporus umfassenden Nervenring angehören; 7y/ Metraterm. Die den „Cirrusbeutel" umfassenden, unregelmässig sich kreuzenden Muskeln , ebenso wie die ßingfasern des Genitalconus sind angedeutet, aber nicht mit Buchstaben bezeichnet. Fig. 15. Querschnitt durch den Pharynx, cn die cuticulare Aus- kleidung seiner Höhlung. Fig. 16. Partie aus dem Längsschnitt des Pharynx in Fig. 14, um die regelmässige Anordnung der Muskelringe zu zeigen, cu wie in der vorigen Figur. Cahjcodcs anthos (Ben.). Anfaugsdarm Tlinlassoclielys corticafa. Fig. 17. Ansicht eines conservirten und in Kreosot aufgehellten Thieres von der Bauchseite. dk die dorsale , vk die ventrale Kante, zwischen denen der Mundkegel sich erhebt ; Ibl die lateralen , mhl das mediane Darmblindsäckchen ; th die Theilungsstelle der Excretionsblase. Fig. 18. Oberflächenansicht des Vorderkörpers , schräg von der Bauchseite. 370 ^- Looss, FhiififJodcs gckdhiosns (R.). Anfangsdarm Thalassochelijs corticata. Fig. 19. Conservirtes und in Kreosot aufgehelltes Thier von der Bauchseite, th Theilungsstelle der Excretionsblase. Fig. 20. Oberflächenansicht des Vorderleibes schräg von der Bauch- seite. (Iw der dorsale , snv die ventralen , resp. sublateralen Saugnapf- wülste. Fig. 21. Medianer Sagittalschnitt durch den Yorderkörper. dw Querschnitt des dorsalen Saugnapf wulstes ; / (oe) der mit dem Epithel des Darmes ausgekleidete Oesophagus. >i Zellenanhäufungen am Uebergange zwischen Pharynx und Oesophagus. Fig. 22. Stark seitlicher Sagittalschnitt durch den Kopf; derselbe trifft einen subventralen Saugnapfwulst snv in ganzer Ausdehnung und die seitliche Endigung des dorsalen die. Fig. 23. Epithelialauskleidung des Oesophagus aus einem Quer- schnitt dicht hinter dem Pharynx, rvi die Eingmusculatur des Oesophagus, Im die äusserlich demselben entlang laufenden Längsfasern , k die Kerne des Epithels, hl die theils dem Epithel anhängenden, theils fi-ei im Oeso- phagus liegenden blassen Tropfen. Fig. 24. Die Endtheile der Grenitalleitungswege im Quetschpräparat. Tafel 23. OrcMdasma cünphiorchis (Ben.). Anfangsdarm Thalassochelijs corticata. Fig. 25. Totalansicht eines durch Schütteln mit Sublimat conservirten and in Kreosot aufgehellten Exemplares. Bauchseite. Fig. 26. Endtheile der Genitalleitungswege nach einem Quetsch- präparat. Rückenseite. Der Penis ist in Folge der Pressung zum Theil ausgestülpt, xt die Uebergangsstelle der Vagina in den Uterus. Fig. 27. Querschnitt durch den eingestülpten Penis mit seiner Stachelauskleidung, nn seine Bingmusculatur , hn die dieser äusserlich aufliegenden Längsfasern, h^ Begleitzellengruppen. Fig. 28. Ein Stück der Oberfläche des ausgestülpten Penis mit den Stacheln und den cuticularen Haaren. Von dem Präparat Fig. 26. Fig. 29. Ei mit seiner dicken Schale und dem eingeschlossenen reifen Embryonalkörper. Plcsiochorics cyiithiforwis (R.). Harnblase Thalassochelys corticata. Fig. 30. Erwachsenes , mit Sublimat geschütteltes Exemplar in Kreosot aufgehellt, von der Bauchseite. Die verschiedene Länge der Darmschenkel ist nur eine gelegentliche Variation. Fig. 31. Junges Exemplar mit noch nicht verbreitertem Hinterleibe, wie Fig. 30 conservirt und aufgehellt; Rückenseite. Excretionsblase und principieller Verlauf des Uterus sichtbar. Treuiatoden aus Seeschildkröten. 871 Fig. 32. Gonitalapparat eines gequetschten und der Länge nach stark coutrahirten Tbieres ; Rückenseite. Fig. 33. Müudungstheile der Genitalleitungswege in einen medianen Längsschnitt eingezeichnet. Dieselben sind, wie bei Aniph. spimi- los7(»i in eine dichtere Modification des Parenchyms eingebettet. /"Feine Fäden , in die die innere Auskleidung der Pars prostatica ausläuft, dm vom Rande des Saugnapfes nach dem Rücken zu ausstrahlende Muskel- gruppen. Fig. 34. Medianer Sagittalschnitt durch Mundsaugnapf, Pharynx und Oesophagus ; der in Wirklichkeit ausserhalb der Schnittebene liegende Anfangstheil eines Darmscheukels ist eingezeichet. 0)i innere Meridional- fasern des Saugnapfes, ru, die zwischen Saugnapf und Pharynx verdickte und keinen Präpharynx bildende cuticulare Auskleidung. Uft die Stelle, wo die Gehirncommissur den Oesophagus kreuzt, die Lage der (im Schnitt nicht getroffenen) Ganglien ist bei X.S angegeben. Fig. 35. Einige Stadien aus der Entwicklung der sog. Dotterkerne in den ovarialen Eizellen (Beschreibung cf. 8. 476 Anm.). Fig. 36. Eier, a reifes mit Deckel und entwickeltem Miracidium, b eben gebildetes mit noch ungefurchter Eizelle und einigen Dotterzellen, Deckel noch nicht ausgebildet. Bei derselben Vergrösserung , um ihre Grössenzunahme während des Durchlaufens durch den Uterus zu zeigen. Packypsolus irrorafus R. Magen Thalassoclidys corticata. Fig. 37. Grösstes der mir anfänglich verfügbar gewesenen 3 Indi- viduen, leicht gepresst, von der Bauchseite. Die verschiedene Grösse der Saugnäpfe, die seitliche Lagerung des Genitalporus und das sternförmige Aussehen der Dotterstöcke sind deutlich sichtbar ; Cirrusbeutel noch kurz, Uterusschlingen wenig entwickelt, e Seitenzweige der Excretionsblasen- ßchenkel (zu vergleichen hiermit Fig. 169, Taf. 32). Fig. 37*. Reifes Ei aus einem erwachsenen Wurme , wie er in Fig. 169, Taf, 32 gezeichnet ist. Fig. 38. Cirrusbeutel eines Jüngern, ebenfalls leicht gepressten Indi- viduums mit etwas ausgestülptem Penis. Bauchseite. Samenblase noch wenig gefüllt. % die grossen, drüsenartigen, an verschiedenen Stellen ein- gelagerten Zellen (cf. S. 491), Im die spiralig verlaufenden Längsmuskeln der Vagina, h\ die diese äusserlich begleitenden Zellengruppen. Tafel 24. Orchidasina amphiorchis (Ben,). Anfangsdarm TJudassochelys corticata. Fig. 39. Jüngeres Thier vor dem Beginne der Eiproduction , aber mit bereits vollkommen entwickelten Uterusschlingen, die ihren regel- mässigen Verlauf sehr deutlich zeigen. Quetschpräparat von der Rücken- seite, ^ir Uebergang der Vagina in den Uterus. rd Samenleiter des 872 -^- Looss, hintern Hodens. r die aus der schlaucliförmigen Excretionsblase ent- springenden Hauptgefässe , die sich in den Seiten in die auf- und ab- steiffenden Gefässe E theilen. Stijphlodera sol'daria Lss. Mitteldarm Thalassocltelijs corticafa. Fig. 40. Jüngeres Individuum , mit Sublimat geschüttelt und in Kreosot aufgehellt; Eückenseite. Der charakteristischen Gestalt der Excretionsblase wegen gegeben. Enodioirema megachondrvs Lss. Anfangsdarm Thalassochelys corticata und CheloHC niydas. Fig. 41. Erwachsenes Thier nach einem leicht gepressten Präparat, Bauchansicht. Fig. 42. Endtheile der Genitalleitungswege desselben Individuums, Bauchansicht. Die grössere, querovale Oeffnung rechts über dem Bauch- saugnapfe , durch welche die Linie von J hindurchgeht, ist die äussere Geschlechtsöflfnung ; dieselbe setzt sich nach innen zu rechts in das Metra- term, und oben vorn in den stacheltragenden Sack, dessen ßetractor- muskeln mit mr bezeichnet sind, mehr hinten endlich in ein kleineres schräg nach hinten und dem Rücken hinaufgerichtetes Divertikel fort, dessen optischer Querschnitt bei dv sichtbar ist. Aus diesem Divertikel entspringt nach links bei (J der Ductus ejaculatorius mit Pars prostatica PP (cf. Beschreibung p. 5 11 f.). gr Eingang in die Grube der Bauchseite hinter dem Bauchsaugna]3fe. Fig. 43. Längsschnitt durch die Endtheile der Genitalendorgane zur Illustration ihrer Lagerungsverhältnisse im Körper. Der Schnitt geht durch die (im Thiere mehr rechts gelegene) Mündung des männlichen Apparats, so dass diejenige des weiblichen bei '4.', ebenso wie das ganze Metraterm Vg, nur in der Tiefe sichtbar sind, dd das vordere mit Stacheln ausgekleidete Divertikel, dv das hintere, aus dem bei $ (in der Richtung auf den Beschauer zu) der Ductus ejaculatorius entspringt; derselbe ist noch ein Stück gezeichnet, würde in Wirklichkeit aber über der Fläche des Bildes liegen ; bei hs erkennt man den letzten gerade noch getroffenen Theil des Bauchsaugnapfes ; gr die von der Bauchseite aus in den Körper sich erstreckende Grube. Fig. 44. Dieselben Verhältnisse auf einem durch den Genitalporus gehenden Querschnitt; sie dürften an der Hand des für die vorige Figur- Gesagten ohne Schwierigkeit verständlich sein; de Ursprung des Ductus ejaculatorius aus dem ventralen Divertikel dv. In beiden Figg. 43 und 44 sieht man die bei allen Ei/odiotroiia - Arten im Yorderkörper vor- handenen massenhaften Ansammlungen stark körniger Zellen , die die blasenartigen Parenchymzellen stark zurückdrängen. Trematoden aus Seeschildkröten. 873 Enodiolroiia instar Lss. Anfangsdarm Thalassochehjs corticata. Fig. 45. Ausgewachsenes, mit Sublimat geschütteltes und in Kreosot aufgehelltes Exemplar, Bauchansicht. Die Linie links soll (wie in den Figg. 47 und 50) zur Illustration der Grrössenverhältnisse der 4 Arten dienen und giebt die Länge an, welche die betreffenden Individuen bei der Vergrösserung der Fig. 41 zeigen würden. Fig. 46. Endtheile der Genitalleitungswege nach einem gepressten Dauerpräparat. Ventralseite. Einzelheiten wie in Fig. 42. Enodiotrenia reductum Lss. Anfangsdarm Thrdassochelys corlicata. Fig. 47. Reifes Individuum wie das in Fig. 45 gezeichnete. Ventral- ansicht. Fig. 48. Endtheile der Genitalleitungswege , wie in den Figg. 42 und 46. Fig. 49. Einfach in Sublimat (i. e. ohne Schütteln) conservirtes und in Kreosot aufgehelltes Thier von der Rückenseite. Es soll die durch die starke Contraction bedingten Verlagerungen der inneren Organe de- monstriren und zum speciellen Vergleich mit der Lage derselben Organe in der folgenden Figur dienen. Enodiotrona acariaeuiii Lss. Hinterdarm ThalassoeheJys corticata und Chelone mydas. Fig. 50. Unter Schütteln in Sublimat conservirtes und in Kreosot aufgehelltes erwachsenes Thier. Bauchseite. Bei der Kleinheit des Körpers hat das Schütteln hier wenig Effect hervorgebracht, da der Körper (wenn auch nur massig) contrahirt ist. Fig. 51 — 54. Eier von 4 bis auf weiteres unbekannten und ver- muthlich den Kreislaufs apparat von Seeschildkröten bewohnenden Distomen. Beschreibung siehe p. 521 f. Tafel 25. Prouocephalns obliqims Lss. Anfangsdarm C'helone mydas. Fig. 55. Zu voller Länge ausgestrecktes (mit Sublimat und Chloro- form geschütteltes) Individuum , nach dem Conserviren gefärbt und auf- gehellt; Bauchansicht. Fig. 56. Etwas weniger gestrecktes Exemplar, in Kreosot aufgehellt. Schulterkragen von rechts und ganz wenig ventral gesehen. Saugnapf und Profillinie der Bauchfläche sind als punktirte Linien eingezeichnet ; die nach rechts gerichtete Ecke der letzteren repräsentirt den optischen Quer- schnitt der „ventralen Verbindungskante" (cf. p. 581) der beiden Kragen- lappen. 874 A- Ijooss, Cricocephahis mcgastomvs Lss. Magen Chelonr mydas. Fig. 57. Lebendig gejjresstes und als Dauerpräj)arat eingeschlossenes erwachsenes Individuum ; Bauchansicht, oe der im Grunde des grossen Mundsaugnapfes von aussen sichtbare Eingang in den Oesophagus ; dr die beiden „Drüsenkörper" der A^agina. Fig. 58. Junges Individuum, präparirt wie Fig. 57. Der Genital- apparat ist noch ganz wenig entwickelt, zeigt aber bereits deutlich alle seine einzelnen Theile. Die Figur soll die Configuration des Darmes zeigen ; die in den Seitenzweigen bemerkbaren heilern Stellen deuten die von diesen abgehenden und in der Transversalebene des Körpers ge- legenen secundären Ausläufer an (Fig. 90, Taf. 27) ; iv die beiden von der Gabelungsstelle abgehenden ventralen Darmdivertikel. Fig. 59. In Sublimat geschütteltes erwachsenes Thier. Kopf mit Schulterkragen von der Bauchfläche und etwas von links. Fig. 60. Dasselbe in Kreosot aufgehellt und fast rein von links. Die Conturen des Saugnapfes in punktirter Linie angegeben. (Q'icocephahis) resectus Lss. Magen CheJone mydas. Fig. 61. Lebendig gepresstes und als Dauerpräparat eingeschlossenes erwachsenes Thier ; Bauchausicht. z zwei kleine conische Erhebungen, die wahrscheinlich den contractilen Fortsätzen von Cric. albus entsprechen. Fig. 62, Etwas jüngeres, im Anfange der Keimproduction stehendes Exemplar, in derselben Weise behandelt, wie in Fig. 61; Bauchansicht. Verlauf und Verzweigungen des Darmes ; die Conturen der Genitalorgane sind eingezeichnet ; % wie in der vorigen Figur. Fig. 63. In Sublimat geschütteltes , aber trotzdem stark zusammen- gekrümmtes erwachsenes Exemplar, halb von Bauchseite und rechts. Die charakteristische Gestalt des Schulterkragens und die beiden conischen Erhebungen z sichtbar. Q"icocephahis albus (K. et H.). Magen Cliclone mydas. Fig. 64. Erwachsenes, in Sublimat geschütteltes Individuum. Schulter- kragen von der Bauchseite. Die ringförmige Erhebung der Haut im Umkreise der Mundöflfnuns' ist nicht constant. CharaxicrphaJiis rnbnsias Lss. Magen Chelone viydas. Fig. 65. Erwachsenes Thier, lebendig gepresst und als Dauerpräparat eingeschlossen. Bauchansicht. r der eigentliche etwas eingeschlagene Hinterrand des Körpers. Die charakteristische Bildung des Koj^fendes ist in Quetschpräparaten nicht zu erkennen. Fig. 66. In Sublimat geschütteltes, erwachsenes Individuum, in Kreosot aufgehellt. Schulterkragen von der rechten Seite. Saugnapf und Trematoden aus Seeschildkröten. 875 Profillinie der Rauchfläche als punktirte Linien eingezeichnet; die „ventrale Verbindungykante" der Lappen sehr hoch, zwischen ihr und dem Saug- napf die Grrube (jr , hinter ihr die stark vertiefte Haftgrube der Bauch- fläche. Fig. 67. Kopf desselben Individuums nicht aufgehellt von der Bauchseite. Grube f/r und Anfangstheil der Haftgrubc der Bauchfläche von der Fläche sichtbar. Fig. 68. Reifes Ei mit je einem Büschel feiner kurzer Polfäden an beiden Enden. Fig. 69. Medianer Sagittalschnitt durch den Vorderkörper. In dem Saugnapfe am Vorderrande der aus einer Vermehrung der peripheren Aequatorialmuskeln zui^ammengesetzte Sphincter ^ph , zwischen den ßadiärmuskeln die Innern Aequatorialmuskeln iaj)!. Oesophagus mit der stark verdickten Ringmusculatur roc und der hintern Erweiterung or. (fraglich ob normal) ; rechts die ventrale Verbindungskante der Saugnapf- lappen , links der dorsale Rand des Kragens im Querschnitt ; im Innern beider die „Kragenmuskeln" hii/ • ilf innere Längsfasern des Körpers. Tafel 26. Pronocephahis 'ohliqims Lss. Anfangsdarm Chelone onydas. Fig. 70. Kopf eines der Fig. 56, Taf. 25 entsprechenden Individuums nicht aufgehellt, von der Bauchfläche. Die Innenränder der ventralen Kragenlappen stossen dicht an einander an und verdecken ihre ventrale Verbindungskante vollständig. Ädenogaster serialis Lss. Dickdarm Thalassocheh]s coriicafa. Fig. 71. Erwachsenes, in Sublimat geschütteltes Individuum schräg von der Bauchseite und von links. Auf der Bauchfläche 4 Reihen von etwas erhabenen Drüsencomplexen. Hoden H und Cirrusbeutel go treten etwas erhaben nach aussen hervor. Zwischen letzterem und dem Schulter- kragen die stark vertiefte Haftgrube der Bauchfläche. Fig. 72. Ebensolches Individuum in Kreosot aufgehellt, Bauch- ansicht ; die Mündungen der ventralen Drüsencomplexe sind bei dr ein- gezeichnet. Fig. 73. Endtheile der Genitalleitungswege desselben Individuums, soweit im ganzen Thiere zu erkennen ; Bauchseite. Fig. 74. Ei mit Schale und der dieser äusserlich aufgelagerten hyalinen Hülle. Zool. Jahrb. Bd. XVI. Abth. f. Syst. 56 876 A- Looss, (Plenrofjonii(s) trigonocepJialus (R.) Dickdarm Thalassochehjs corticata. Fig. 75, Erwachsenes Individuum, lebendig gepresst und als Dauer- präparat eingeschlossen ; Bauchansicht. Fig. 76. Etwas jüngeres Thier, in Sublimat geschüttelt; Kopf von der Bauchseite. Innenränder der ventralen Lappen einwärts gebogen, ihre ventrale Verbindungskante zum Theil sichtbar. Fig. 77. Dasselbe Thier in Kreosot aufgehellt; Ansicht des Kopfes von rechts ; die subventralen Lappen des Schulterkragens sind über den Rücken nicht durch einen Querwulst verbunden. Saugnapf, Oesophagus und Profillinie der Bauchseite als punktirte Linien eingezeichnet. Fig. 78. Reife, der Polfäden entbehrende Eier. Glyphiccphalns solidus Lss. Mitteldarm Chelone mydas. Fig. 79. Lebendig gepresstes und als Dauerpräparat eingeschlossenes Exemplar ; Bauchansicht. Fig. 80. Erwachsenes, mit Sublimat geschütteltes Exemplar ; Schulter- kragen von der Bauchseite. Die Innenränder der Lappen überdecken einander etwas ; ihre ventrale Verbindungskante unsichtbar. Olyphicephalus lohatus Lss. Mitteldarm Chelone mydas. Fig. 8L Erwachsenes, lebendig gepresstes und als Dauerpräparat eingeschlossenes Thier; Bauchseite. Fig. 82. Kopf eines conservirten Individuums wie Fig. 80. Lappen des Schulterkragens contrahii-t , so dass der mittlere Theil der ventralen Verbindunijskante sichtbar wird. Epibathra o'assa Lss. Dickdarm Thalcissochelys corticata. Fig. 83. Lebendig gepresstes und als Dauerpräparat eingeschlossenes Exemplar ; Bauchansicht. Fig. 84. In Sublimat geschütteltes Thier. Ansicht des Kopfes von der Bauchseite und etwas von rechts. Innenränder der Kragenlappen geradlinig und direct in die Verbindungskante übergehend. Fig. 85. Lebendig gepresstes und als Dauerpräparat eingeschlossenes Individuum. Totalansicht der Excretionsblase ; Rückenseite. Die Con- turen von Saugnapf, Cirrusbeutel und Keimdrüsen sind eingezeichnet. Fig. 86. Medianer Sagittalschnitt durch das Kopfende ; spli Sphincter am Eingang in den Saugnapf wie bei CJi. rolmsius (Fig. 69 , Taf. 25) ; iam innere Aequatorialmuskeln des Saugnapfes. Profile der ventralen Ver- bindungskante und des dorsalen Kragenrandes wenig erhaben , Kragen- Trematoden aus Seeschildkröten. 877 muskeln Icrm wenig zahlreich, oc Theilung des Oesophagus in die Darm- schenkel ; dvvi dorsoventrale Parenchymmuskeln. Fig. 87. Reifes Ei mit den Basaltheilen der Polfäden ; am Vorder- ende ein Büschel dünnerer, hinten ein starker und einige ganz feine. Fig. 88. Reifes Ei aus einem Schnitte ; Hinterende. Der Polfaden halb abgerissen, die Höhlung seiner Ansatzfläche entspricht der Wölbung der Eischale. Charaxicephrthis robiistns Lss. Magen Chelone mydas. Fig. 89. Sagittalschnitt durch den Körper, der das Hinterende des Cirrusbeutels schief trifft, itich die dicken , in verschiedenen Richtungen sich kreuzenden Bündel seiner Muskelwald ; z Gruppen von Begleitzellen ; pm Parenchymmuskeln. Hinterende der iunern Samenblase (die Buch- staben VSi sind leider einzuzeichnen vergessen worden) mit Epithel und Muskelhülle, sowie einige Prostatazellen sind sichtbar. Tafel 27. Cricocejyhahfs megastomus Lss. Magen Chelone mydas. Fig. 90. Querschnitt durch die Darmgabelung eines jungen Exem- plars wie Fig. 58 , Taf. 25 ; bei th beide Darmschenkel noch zusammen- hängend ; ir die beiden von der Gabelstelle ventral auslaufenden Diver- tikel ; go Anlage der Genitalöffnung , etwas hinter der Schnittebene ge- legen. Glyphicephcdus lohrdvs Lss. Mitteldarm Chelone mydas. Fig. 91. Querschnitt durch den vom Porus in die Excretionsblase führenden „Rippentrichter" unmittelbar am Porus. Die der Cuticula auf- sitzenden feinen Härchen sind hier noch nicht deutlich zu erkennen. Starke Zellenanhäufungen in der Umgebung des Trichters; im Parenchym einige Subcuticularzellen. GlypMcephaliis solidus Lss. Mitteldarm CJielone mydas. Fig. 92. Medianer Sagittalschnitt durch den „Rippentrichter" der Excretionsblase ; r die mit haarartigen , steifen Fortsätzen besetzten , aus der Cuticularmasse der Haut bestehenden Rippen ; ep das Epithel der eigentlichen Blase, mit der Cuticula des Trichters in scharfer Grenze zusammenstossend ; bz Zellengruppen im Umkreise des Trichters. PE der hier stark in die Länge gezogene Porus ; cu Haut. Fig. 93. Querschnitt durch diesen „Rippentrichter" an seinem Ueber- gange in die Blase ebl ; r die Rippen mit ihrem Haarbesatz ; reichliche Zellengruppen in der Umgebung. 56* 878 A. Looss, Pleurogonius longiusculus Lss. Hinterdarm und Anfangstheil des Enddarmes Chelone mydas. Fig. 94. In Chloroform-Sublimat geschütteltes, zu voller Länge ge- strecktes erwachsenes Thier in Kreosot aufgehellt. k der eigentliche, etwas eingeschlagene Hinterrand des Körpers. Fig. 95. Gleich altes Exemplar lebendig gepresst und als Dauer- präparat eingeschlossen. Veränderung in der Lagerung und Ausdehnung der Organe in Folge der Contraction. Fig. 96. Exemplar wie Fig. 94; Kopfende schräg von rechts und der Ventralseite. Kragenlappen über den Rücken hinweg nicht durch einen Querwulst verbunden. Fig. 97. Medianer Sagittalschnitt durch ein Exemplar wie Fig. 94. iam innere Aequatorialmuskeln des Saugnapfes ; oe Anschnitt des Oeso- phagus mit der ihn umkleidenden Musculatur ; dv7)i dorsoventrale Parenchym- muskeln. Ventrale Verbindungskante der Kragenlappen scharf vor- springend, in ihrem Innern die „Kragenmuskeln" km ] auf der gegenüber- liegenden ßückenseite ein Aequivalent der letztern in kn>, aber kein vor- springender Wulst ; Im Längsfasern des Hautmuskelschlauches, unter ihnen die Diagonalmuskeln ; Ex Uebergangsstelle der Excretionsblasenschenkel in einander. Fig. 98. Querschnitt durch den Körper auf der Höhe der ventralen Verbindungskante der Kragenlappen ; ausser Oesophagus und den Hinter- enden der Grehirnganglien ist nur die Musculatur gezeichnet. Auf der Ventralseite die dicht gedrängten Kragenmuskeln km, die auf der Dorsal- seite nur eine einfache Schicht unter dem Hautmuskelschlauche bilden (rm Ring-, l))i Längs-, dn/ Diagonalfasern desselben), in den Seiten aber allmählich einen schrägen, nach dem Hiater- und dem Innenrande der Kopf läppen gerichteten Verlauf annehmen (Beschreibung S. 588) ; dvm dorsoventrale Parenchymmuskeln, die innerhalb der Kragenlappen radiär nach dem Uebergange dieser in die ventrale Verbindungskante zusammen- laufen. Pleurogonius linearis Lss. Hinterdarm Chelone mydas. Fig. 99. Lebendig gepresstes und als Dauerpräparat eingeschlossenes Exemplar ; Bauchansicht. Pleurogonivs biloJms Lss. Hinterdarm Chelone mydas. Fig. 100. Erwachsenes, mit Sublimat geschütteltes und aufgehelltes Exemplar. Lappen des Schulterkragens hier deutlich abgesetzt ; k etwas eingeschlagener Hinterrand des Körpers. Trematoden aus Seeschildkröten. 879 Pleurogoniufi niii/utissinnis Lss. Dickdarm Clielone mydnfi. Fig. 101. Lebendig gepresstes und als Dauerpräparat eingeschlossenes Exemplar. Pjielosonniiii cochlcar Lss. Harnblase Clielone mydas. Fig. 102. In Chloroform-Sublimat geschütteltes, erwachsenes Thier, etwas von rechts und der Bauchseite. Schulterkragen ähnlich dem von Cricocephalus; Penis etwas ausgestülpt; Excretionsporus auf der Höhe einer kleinen buckelartigen Erhebung; Hoden etwas erhaben nach aussen vortretend; die mit Blut gefüllten Darmschenkel durch die Körperhaut durchschimmernd. Fig. 103. Excretionsapparat nach einer Querschnittserie reconstruirt und in ein wie oben conservirtes und aufgehelltes Individuum einge- zeichnet. Bauchansicht ; u Umbiegungsstelle der Blasenschenkel in die rücklaufenden Gefässe ; th Theilungsstellen der letztern; Mundsaugnapf, Cirrusbeutel und Keimdrüsen in ihren Conturen angegeben. Fig. 104. Reifes Ei mit den Basaltheilen der Polfäden. Tafel 28. Gattung Microscaphidiuni. Fig. 105. Vorderkörper von Mici\ reficuhtre (Van Ben.) Lss. mit den für die Species charakteristischen Merkmalen : dem langen stachel- tragenden Theile st des Oesophagus oe und dem dicken Pharynx pli. Die Zahlen 110 — 114 geben die Ebenen an, in welchen die gleich nummerirten Querschnitte Fig. 110—114 gelegen sind. Fig. 106. Das gleiche von Mier. aberrans. Der mit Stacheln aus- gekleidete Anfangstheil sf des Oesophagus or ist höchstens halb so lang wie die Saugnapftaschen ta , der Pharynx })]i nur wenig angeschwollen ; sp die den Yorderrand des Saugnapfes bildenden papillenartigen Spitzen ; am der äussere, im der innere Muskelmantel des Saugnapfes ; // die beiden lateralen, vi die ventrale Lippe am Eingang in die Saugnapftaschen, k die Kernansammlungen am Uebergang zwischen Saugnapf und Oesophagus. 21icroscaphidium reticulare (Van Ben.) Lss. Dickdarm Clielone mydas. Fig. 107. Hintere Hälfte des Körpers mit dem netzförmigen Theile der Excretionsblase, nach einem jungen Thiere genau gezeichnet ; Hücken- ansicht. dl und dr der linke und rechte dorsale, vi und vr der linke und rechte ventrale , Idl und Idr der linke und rechte laterodorsale , lii und Ivr der linke und rechte latero ventrale Längsstamm der Blase ; dieselben sind hinten noch gut zu unterscheiden , verlieren sich aber nach vorn zu allmählich vollkommen zwischen den unregelmässigen Queranastomosen. 880 A. Looss, Der kurze sackförmige Theil der Excretionsblase (Ex) ist stark zusammen- gefallen. Fig. 108. Querschnitt durch die Divertikelrosette mit 6 Divertikeln. Die Auskleidung desselben besteht ringsum aus dem Epithel, der Eingang in die Excretionsblase eeh ist noch von der Cuticula ausgekleidet. Fig. 109. Längsschnitt durch die Divertikelrosette. Man sieht die scharfe Grenze , in welcher die ein Stück nach innen sich einschlagende Körpercuticula mit dem Epithel der Divertikel zusammentrifft, eeh der Eingang in die eigentliche Excretionsblase eb, der Beginn der epithelialen Auskleidung derselben ist gerade noch sichtbar ; Ex Querschnitte des peripheren Netzwerkes der Excretionsblase ; z Subcuticularzellengruppen. Fig. 110. Querschnitt durch den Vorderkörper (Lage desselben cf. Fig. 105). Höhlung des Saugnapfes noch dreieckig, Beginn der Scheidewand sw, die den äussern Mantel ou und den Innern Mantel im der Saugnapfwand trennt; i))nii innere, e7n))t äussere Meridionalfaserlage des Saugnapfes ; bns die in den Seiten des Saugnapflumens verlaufen- den Längsfibrillen ; nis die den Saugnapf mit der Körperwand ver- bindenden Muskelsepten ; cu Cuticula , Hautmuskelschlauch mit Aus- nahme der Innern Längsfaserlage, Um nicht gezeichnet ; / Querschnitte der vordersten Lymphlacunen ; Ex Theile des peripheren Netzes der Excretions- blase ; ])a normale Parenchymzellen. Fig. 111. Querschnitt durch d.en Saugnapf etwas weiter hinten (cf . Fig. 105). Lumen fünfeckig; äusserer Mantel mit den zelligen Einlage- rungen und innerer mit einigen spärlichen Kernen jetzt scharf von einander geschieden, in der Scheidewand ausser den ßingfasern eine einfache innere Längsfaserlage . Fig. 112. Querschnitt durch den Saugnapf auf der Höhe des hintern Lippenapparats ; (// und vi die dorsale vind ventrale Lippe, erstere eine directe Fortsetzung des in Fig. 111 sichtbaren, in das Lumen des Saug- napfes vorspringenden Längswulstes , letztere gerade angeschnitten ; // die gerade noch getroffenen hintern Abfälle der seitlichen Lijipen. Die Scheidewand zwischen äusserm und innerm Mantel beginnt auf der Dorsal- seite zu verschwinden ; ta die ersten Anschnitte der Saugnapftaschen ; dlg und rig der dorsale und ventrale Beginn der Muskelzüge , welche die dorsale und ventrale Lippe nach hinten zu gegen das Ende des Saug- napfes abgrenzen (cf. Fig. 118 u. S. 646). Fig. 113. Querschnitt durch die Abgangsstelle der Saugnapftaschen ta. Vom äussern Saugnapfmantel ist nur auf der Rückenseite noch etwas zu sehen ; zwischen dorsaler und ventraler Lippe dl und vi der Eingang in den Oesophagus of in Form eines Querspaltes ; die senkrecht stehenden Lumina an den Enden desselben die Reste des Saugnapflumens, welche später bei * mit demjenigen der Taschen in Verbindung treten ; t)n Eigen- musculatur der Taschen , k Kernansammlungen am Ende des Saugnapfes. Fig. 114. Querschnitt durch den Vorderkörper am Beginne des Oesophagus mit den letzten Resten der medianen Lippen und dem von ihnen begrenzten spaltförmigen Oesophaguslumen oel. Die Kernansamm- Trematoden aus Seeschildkröten. 881 lungen im Umkreise sind voll getroffen ; ta Saugnapftaschen ; / Quer- schnitte der Lymphlacunen , und zwar auf der Dorsalseite 4, i. e. je 2 der beiden dorsalen Hauptschläuche , auf der Ventralseite die Enden, und in den Seiten einige Seitenäste der ventralen Schläuche ; Ex die Quer- schnitte des peripheren Netzwerkes der Excretionsblase , z grosse im Parenchym verstreute Zellen, Um innere Längsfasern des Hautmuskel- schlauches, dessen äussere Schichten bei rm angedeutet sind. Fig. 115. Theil eines Querschnittes durch den Vorderkörper mit dem stacheltragenden Theile oc des Oesophagus und dem Genitalsinus gs, der umgeben ist von einem sehr regelmässig zelligen Gewebe und dem bindegewebigen Sacke hs ; / Anschnitte von Lymphlacunen ; (h dorso- ventrale Parenchymmuskeln ; Bedeutung der übrigen Buchstaben wie in den vorhei-gehenden Figuren. Fig. 116. Schnitt dm-ch die Endtheile der Genitalleitungswege auf der Höhe von Pars prostatica PP und Metraterm nit; im Innern der erstem die Secrettropfen sir , in ihrer Umgebung die Prostatazellen pr, zwischen diesen eine Ganglienzelle g% ; pa ParenchymzeUen ; das Ganze noch umhüllt von der allmählich aufhörenden Parenchymlamelle hs. Alicroscaphidiirm aherrans Lss. Dickdarm Chelone myclas, Fig. 117. Querschnitt durch die Divertikelrosette mit 8 Divertikeln. ceh der Eingang in die Excretionsblase. Der Schnitt geht so (cf. Fig. 109), dass noch ein Theil der cuticularen Auskleidung der Divertikelstiele ge- troffen ist. Fig. 118. Medianer Sagittalschnitt durch das etwas contrahirte vordere Körperende. Die Verhältnisse , welche der Saugnapf darbietet, dürften an der Hand der Querschnitte 110 — 114 verständlich sein; bei sp eine der papillenähnlichen Spitzen des Vorderrandes ; die Scheidewand siü liegt auf der Ventralseite (links !) dem Lumen dicht an, da der Schnitt durch die in Fig. 111 sichtbare ventrale Spitze des Lumens , auf der Dorsalseite dagegen durch den medianen Längswulst der Saugnapfwand geht ; bei a, a sind in der Tiefe diejenigen Theile der innern Saug- napfwand sichtbar, welche in Fig. 111 ebenfalls mit a,a bezeichnet sind. Hinter diesen erscheint bei // gleichfalls in der Tiefe die rechte Lateral- lippe ; bei dl erhebt sich die dorsale , ihr gegenüber die nicht be- zeichnete ventrale Lippe ; beide engen nach hinten zu das Lumen auf einen schmalen Querspalt (Fig. 113) ein, welcher hier senkrecht zu seiner Fläche getroffen ist ; bei lig (gegenüber nicht besonders bezeichnet) die hauptsächlich aus Längsfibrillen bestehenden Septen, welche die medianen Lippen gegen die übrige Masse des Saugnapfes abgrenzen (ihr Anfang sichtbar in Fig. 112, die Querschnitte ihrer Muskeln sichtbar in den Lippen in Fig. 113 und 114); at seitliche Anschnitte der noch innerhalb der Masse des Saugnapfes gelegenen Saugnapftaschen ; h die Kern- anhäufungen hinter dem Saugnapf; st der kurze stacheltragende Anfangs- theil des Oe^^ophagus ; / Lymphlacunen. Fig. 119. Leicht schematisirter Frontalschnitt durch das Hinterende 882 A. Looss, eines langgestreckten Saugnapfes mit den Anfangstheilen der Taschen etwas ventral von der Medianebene, loe der von den lateralen Lippen seitlich eingeengte Theil des Lumens ; der von den medianen Lippen auf einen Querspalt reducirte Theil des Lumens durch punktirte Linien angedeutet; die von den Abgangsstellen der Taschen nach hinten gerichteten , in Fig. 114 noch auf dem Querschnitt getroffenen Divertikel sichtbar. Die Gesammtcontour des Lumens ist als stärkere Linie angedeutet. Fig. 120. Querschnitt durch den rechten Darmschenkel ./ mit den Querschnitten der 3 Hauptlymphcanäle, v der ventrale, / der laterale und d der dorsale. Fig. 121. Sagittalschnitt durch die Endtheile der Genitalleitungs- wege. Bedeutung der Buchstaben wie in den vorhergehenden Figuren. Die in Fig. 115 auf dem Querschnitte rund erscheinenden Zellenelemente, welche den Genitalsinus CtS umgeben , zeigen hier ihre gestreckte Spindelform. Tafel 29. Ocfangium sagitta Lss. Dickdarm Chelone mydas. Fig. 122. Junges Individuum, in Sublimat geschüttelt und in Glycerin aufgehellt : Gesammtdarstellung des netzförmigen Theiles der Excretions- blase ; dl und dr der linke und rechte dorsale, vi und ir der linke und rechte ventrale , dll und dlv der linke und rechte dorsolaterale, vll und vir der linke und rechte ventrolaterale Längsstamm des Netzwerkes ; Ül und tlr Gabelstellen der bis dahin einfachen rechten und linken Lateral- stämme ; tvr rechtsseitige Theilungsstelle des ventralen und lateralen Längs- stammes, * Abgangsstelle einer Communication zwischen dem dorsalen und ventralen Theile des Gefässnetzes. Fig. 123. Structur des Mundsaugnapfes, nach einem Individuum wie Fig. 122 in den Contouren gezeichnet; / die 4 einschlagbaren Lippen des Yorderrandes (hier eingeschlagen) , em äusserer , hu innerer Mantel, ta Taschen, oe Oesophagus. Fig. 124. Querschnitt durch den Saugnapf eines erwachsenen Thieres auf der Höhe der Basis der 4 Lippen des A'^orderrandes ; acni äussere Aequatorialfasern ; .sn; Beginn der Scheidewand des äussern und Innern Mantels, ms die ersten, von den Seiten des Saugnapflumens aus nach der dorsalen und ventralen Saugnapfwand hinziehenden Muskelbündel ; m An- fang des im äussern Mantel gelegenen lateralen Längsmuskelbündels. Fig. 125. Schnitt durch denselben Saugnapf in ungefähr seiner Mitte. Aeusserer und innerer Mantel deutlich von einander geschieden ; Zusammen- setzung der Scheidewand aus zwei Halbscheidewänden deutlich sichtbar. Buchstaben wie in der vorigen Figur; em äussere, imm die stark ent- wickelten Innern Meridionalfasern. Fig. 126. Frontalschnitt durch den Pharynx ; a"^ vordere, a' mittlere, V hintere Erweiterung des Lumens ; die Vorderwand des letztern scheint Trematoden ans Seeschildkröten. 883 als Verschlussapparat wirken zu können, ritioe einfache Ringfaserlage, Im Längsfaserlage des Oesophagus ; rm verdickte Ringmusculatur des Pharynx ; rins einfache Ringfaserlage der Schenkel des Oesophagus. Fig. 127. Theil eines Querschnittes durch den Vorderkörper auf der Höhe des Nervenringes {nc) mit Oesophagus Oc und Endtheilen der Genitalleitungswege. )-))i Ring-, hn Längsfasern, b\ Regleitzellen des Oesophagus ; dv dorsoventrale Parenchymmuskeln. Pars prostatica, sowie Uterus mit einigen ihn umgebenden Begleitzellen von einer sehr dünnen Parenchymlamelle hs umgeben; Ex Querschnitt von Verbindungscanälen des dorsalen und ventralen Netzwerkes der Excretionsblase (cf. S. 656). Octangiwn hasta Lss. Dickdarm Ohelone mydas. Fig. 128. Erwachsenes Individuum, mit Sublimat geschüttelt und in Olycerin aufgehellt; Ventralansicht. Um den Pharynx sichtbar zu machen , sind Uterus und Samenblase , die sonst mit einander und mit Oesophagus und Pharynx in der Sagittalebene des Körpers gelegen sind, etwas seitlich- ausbiegend gezeichnet. Fig. 129. Junges Individuum, wie Fig. 128 behandelt; Totalbild des netzförmigen Theiles der Excretionsblase. Die vordem, kleinern Maschen des Netzwerkes sind merklich weniger zahlreich wie bei OcL sagitta (Fig. 122). Buchstabenbezeichnungen wie bei diesem. Fig. 130. Oberflächenansicht des Pharynx von einem erwachsenen Thiere. Verhältnisse wie bei Fig. 126; soe die Schenkel des Oesophagus, an deren Enden sich die Darmschenkel ansetzen. Fig. 131. Sagittalschnitt durch die Endtheile der Grenitalleitungs- wege ; e,e die beiden Einschnürungen der "Wand der Pars prostatica; ov ein im Uterus befindliches reifes Ei. Fig. 132. Saugnapf, zum Vergleiche mit dem des Od. sagitta, in derselben "Weise gezeichnet wie Fig. 123. Lippen des Vorderrandes nicht eingezogen. Fig. 133. Umrisse eines erwachsenen Individuums von Od. sagitta (a') und eines eben solchen von Od. hasta (b) zum Vergleiche ihrer Körpergrösse, Angiodictyum parallelum Lss. Dickdarm Chelone 7mjdas. Fig. 134. Mit Sublimat geschütteltes und aufgehelltes erwachsenes Thier von der Bauchseite ; cb die cirrusbeutelartige Umhüllung der Genital- endapparate ; rk Randkörper (Randblasen). Fig. 135. Querschnitt ungefähr durch die Mitte des Saugnapfes. Scheidewand siv aus zwei ungleichen Hälften zusammengesetzt; übrige Buchstabenbezeichnungen wie in Fig. 124 u. 125; k kleine Parenchym- kerne ; z grosse, in den äussern Mantel eingelagerte Zellen. Fig. 136. Querschnitt durch den Saugnapf auf der Höhe des Ab- ganges der Seitentaschen ta; die noch getroffenen letzten Enden der seit- 884 -A.. Looss, liehen Lippen überdecken die Abgangsstellen von vorn her ; übrige Buch- staben wie in Fig. 124 u. 125. Tafel 30. Angiodidyum 2M'>'tttteh(m Lss. Dickdarm CJtelone mydas. Fig. 137. Mit Sublimat geschütteltes und in Glycerin aufgehelltes junges Tbier. Gesammtdarstellung des netzförmigen Theiles der Excretions- blase von der E,ückenseite ; nur in der vordem Körperhälfte ist das Netz- werk der Bauchseite weggelassen. Bezeichnung der Längscanäle wie in Fig. 122 u. 129; charakteristisch ist, dass dieselben ihre Individualität bis gegen die Körpermitte hin deutlich bewahren ; i Enden der Darm- schenkel. Fig. 138. Erwachsenes, etwas contrahirtes Individuum, aufgehellt, von der Bauchseite. Gesammtdarstellung der Lymphgefässe ; dr und dl rechter und linker dorsaler, vr und vi rechter und linker ventraler, Ir und / rechter und linker lateraler Schlauch. Die Hauptstämme der Schläuche sind im Kopfende der Deutlichkeit halber neben einander gezeichnet, während sie in Wirklichkeit mehr oder minder gegenseitig sich verdecken würden ; ihre Seitenäste liegen auch in natura so hinter einander, wie in der Figur. Fig. 139. Medianer Sagittalschnitt durch die Endtheile der Genital- leitungswege. Genitalsinus mit dicker Ring- und dieser äusserlich auf- liegender Längsmusculatur, die sich schwächer auch auf Ductus ejaculatorius und das kurze (nicht bezeichnete) Metraterm fortsetzen; ch mit Muskeln durchsetzter, die Endorgane umhüllender Bindegewebssack ; s> grosse Zellen im Parenchym. Fig. 140. Mittlerer Theil eines Querschnitts dui-ch den Körper auf der Höhe der Pars prostatica; cn Haut, unter dieser Ring-, Längs- und Diagonalfasern d)ii des Hautmuskelschlauches ; unter letzterm die innern Längsfasern Um ; % zellige Einlagerungen im Parenchym ; mch Muskel- fasern des die Genitalendtheile umhüllenden Parenchymsackes ; Uterus, versehentlich mit mi bezeichnet, bereits ausserhalb desselben. Gruppen- förmige Anordnung der Prostatazellen. Fig. 141. Anschnitt des die Genitalendorgane umhüllenden Parenchym- sackes mit den eingelagerten , theilweise verästelten Muskelfasern. Aus einem Sagittalschnitt. Fig. 142. Anschnitt des hintern Endes eines Lymphschlauches mit den ihn umziehenden Muskelfasern fii ; drin dorsoventrale Parenchymmuskeln, k Kern einer Parenchymzelle. "^ ' ■ Odangium sagitta Lss. Dickdarm Phelone mydas. Fig. 143. Vordere Hälfte eines erwachsenen Thieres mit den Lymph- schläuchen der ßückenseite ; idl und /(//■ linker und rechter innerer, edl Trematoden aus Seeschildkröten. 885 und edr linker und rechter äusserer Lymphschlauch, letztere hinten erst zwischen den beiden Hoden beginnend. Fig. 144. Kern aus den vordem Verzweigungen eines Lymph- schlauches. Poli/ai/i/iinn liwjnalida Lss. Dickdarm Cliclonr ii/i/das. Fig. 145. Voll ausgestrecktes, mit Sublimat geschütteltes und auf- gehelltes Exemplar von der Bauchseite. Darmschenkel fast vollkommen glattwandig; .v dichte Spermamasse im Uterus zwischen den Eiern. Fig. 146. Erwachsenes, aber nur schwachgeschütteltes und auf- gehelltes Thier mit stark contrahirtem Hinterleibe , der Quere nach ver- breiterten Hoden und wellig zusammengeschobenen Darmschenkeln. Bauch- ansicht. Fig. 147. Querschnitt ungefähr durch die Mitte des Saugnapfes. Innerer Mantel klein. Buchstabenbezeichnungen wie in den entsprechenden Figuren der andern Arten ; / dem Saugnapf dicht anliegende A^erästelungen des dorsalen und ventralen Lymphschlauches. Fig. 148. Mittlerer Theil eines Querschnittes durch den Körper auf der Höhe der Pars prostatica; cu Haut, li)i Längs-, du/ Diagonalfasern des Hautmuskelschlauches ; Um innere Längsfasern; z die hier sehr massen- haften Einlagerungen von Gruppen grosser Zellen im Parenchym ; dvvi dorsoventrale Parenchymmuskelu ; ch bindegewebiger , die Endtheile der Genitalleitungsgänge einhüllender Sack, Metraterm mt innerhalb desselben. Gruppenweise Anordnung der Prostatazellen. Fig. 149. Medianer Sagittalschnitt durch den Vorderkörper mit den Endtheilen der Grenitalleitungswege. Der Genitalsinus ist in seiner Mitte etwas aus der Schnittebene hinausgebogen gezeichnet, um die zahlreichen, neben ihm vorbeiziehenden Parenchymmuskelu und die dichten zelligen Einlagerungen z im Parenchym zu zeigen. Uebrige Bucbstabenbezeich- nungen wie in der vorigen Figur ; ov ein Ei im Uterus. Fig. 150. Vorderkörper eines lebendig gepressten Thieres mit den (etwas schematisirten) Verzweigungen der Lymphschläuche. Ventralausicht. moe Mundöffnung. Tafel 31. Deuterobaris proteiis (Brds.) Lss. Dickdarm Ghelone mydas, Fig. 151. Medianer Frontalschnitt durch den Kopfzapfen mit Saug- napf; ausgestreckt, so dass der VordeiTand des letztern frei hervorragt; oc Eingang in den Oesophagus, * die beiden lippenartigen seitlichen Vor- sprünge ; Int von der Aussenfläche des Saugnapfes nach hinten ziehende Muskelbündel ; J^ die vordem Endigungen der beiden ersten Lymph- schläuche , die in Wirklichkeit aber nicht in der Ebene des Schnittes, sondern dorsal gelegen sind ; /g die vordem Endigungen der zweiten Lymphschläuche ; zwischen ihnen bei ms die Lage der Muskelbündel an- 886 A. Looss, gedeutet, welche den gleich bezeichneten der Figg. 125, 135, 147 u. s. w. entsprechen. Fig. 152. Querschnitt durch den Kopfzapfen unmittelbar vor den Lippen * der Fig. 151; dieselben sind in den Seiten des schlitzförmigen 8auguapflumens angedeutet. An dieser Stelle ist das Grundgewebe des Saugnapfes ausserordentlich reich an kleinen Kernen, neben denen sich zahlreich auch grössere Zellen finden. Scheidewand siv aus ßingfasern bestehend , der sich innen Längsfasern anlagern ; nur die letztern setzen sich weiter nach hinten fort, wie in Fig. 151 sichtbar. Buchstaben- bezeichnung wie in der vorangehenden Figur, Fig. 153. Querschnitt durch den Saugnapf gerade am Eingang in den Oesophagus oe, i. e. an der Theilung des Saugnapfes in die beiden Anhänge ; Imf die Längsfasern der Scheidewand auf dem Querschnitt. Fig. 154. Querschnitt ungefähr durch die Mitte der Saugnapftaschen. Buchstaben wie in den vorhergehenden Figuren. Fig. 155. Gesammtdarstellung der dorsalen Hälfte des netzförmigen Theiles der Excretionsblase. Nach einem mit Sublimat geschüttelten und in Glycerin aufgehellten Jüngern Thiere. Sackförmiger Theil der Ex- cretionsblase Ex zweizipflig ; dl und dr der linke und rechte dorsale, all und dir der linke und rechte dorsolaterale Längsstamm , letztere beiden hinter dem Porus bogenförmig in einander übergehend ; hx, Kopfzapfen, / Theilungsstelle der Darmschenkel. Fig. 156, Querschnitt durch die Divertikelrosette (aus einem Frontal- schnitt durch den Thierkörper) ; e// der in der Tiefe gelegene Eingang in die Excretionsblase ; ep die epitheliale, cn die cuticulare Auskleidung der Divertikel , beide mit haarartigen Fortsätzen bedeckt ; dnit Querschnitte von dorsoventralen Parenchymmuskelbündeln. Fig. 157. Gesammtdarstellung der Lymphgefässe , nach einem mit Sublimat geschüttelten und in Kreosot aufgehellten , erwachsenen Thiere und nach den Ergebnissen der Untersuchung einer Schnittserie ergänzt, Bauchansicht ; der Koi^fzapfeu k,x ist demnach unter der Bildfläche ge- legen zu denken ; ds (punktirt) die dorsalen Schläuche, / — 10 die hintern Endigungen der 10 ventralen Lymphschläuche; * Endigungen der Darm- schenkel. Fig. 158 — 165. Querschnitte durch den rechten Darmschenkel eines erwachsenen Thieres mit den angelagerten Lymphschläuchen ; die gleichen Zahlen bezeichnen denselben Schlauch. Nähere Beschreibung s. S. 669 ff. Fig. 166. Kern aus den hintern Verästelungen eines Lymph- schlauches. Fig. 167. Anschnitt des Vorderendes eines Lyinphschlauches /^ in Fig. 151 mit den über dasselbe hinwegziehenden zum Theil verästelten Muskelfasern. Fig. 168. Sagittalschnitt durch die Endtheile der Genitalleitungs- wege , mit einem Theile des Pharynx pli ; in demselben sind die Muskel- elemente nicht so regelmässig angeordnet wie bei den verwandten Arten, Treinatoden ans Seeschildkrüteu. 887 Ductus ejaculatorius DE ganz kurz, Pars prostatica lang schlauchförmig: vg Metraterm. Uebrige Buchstaben wie in den vorhergehenden Figuren. Tafel 32. Pachijpsolus irrorafus (R.)- Jlagen Thcdassochelys corticafn. Fig. 169. Erwachsenes Exemplar lebendig gepresst und als Dauer- präparat eingeschlossen. Bauchausicht. Die Bewaffnung der Haut ist in Wirklichkeit nicht so regelmässig, wie in der Figur gezeichnet. Cricocephalns albus (K. et Hass.). Magen Chelone Dii/das. Fig. 170. Längsschnitt durch den Cirrusbeutel (aus einem Sagittal- schnitt des Thierkörpers). Der Penis ist etwas in den Genitalsinus hinein ausgestülpt. Bekleidung des Penis im ausgestülpten Zustande in Zäpfchen zerspalten , ausgestülpt glatt : mr anscheinende Retractormuskeln des vordem Theiles des Penis , ))/rp Eetractormuskeln des hintern Theiles desselben ; p conische Papille , auf deren Spitze der Ductus ejaculatorius in den Penis mündet; rr Vorraum der Pars prostatica. Fig. 171. Aus einem Sagittalschnitt des Körpers; Längsschnitt durch Genitalsinus und Vagina mit dem ersten, vordem "Wandkörper. Die zottenförmige Auskleidung des Sinus ragt zum Theil aus dem Genital- porus heraus, ru/, Im und fJi)i die Ring-, Längs- und Diagonalfasern des Hautmuskelschlauches. Die Masse des Wandkörpers aus einer feinkörnigen Substanz bestehend, in welche nach dem Lumen der Vagina zu die stachelartigen Gebilde eingelagert sind. Aeusserlich die genuine Vaginalmusculatur ))n', deren Elemente sich auf den Körper fortsetzen ; um diesen herum weiter- hin noch eine eigne Musculatur ?;?j, hauptsächlich im Querschnitt; bei (■mj) ein Bündel, welches (unterhalb der Ebene der Zeichnung gelegen) die Vagina umfasst (Beschreibung s. S. 605 f.) ; r/v}}i dorsoventrale Parenchym- muskeln, b\ Gruppen von Begleitzelleu der Vagina. Fig. 172. Der vordere Wandkörper auf dem Querschnitt nahe einem hintern Ende. Die ihn umhüllende Eigenmusculatur geht dorsal nicht continuirlich über die Vagina hinweg. Die genuine Musculatur der Vagina auf dem Körper etwas stärker ausgesprochen gezeichnet als in Wirk- lichkeit. Fig. 173. Querschnitt durch den hintern Wandkörper in ungefähr seiner Mitte. Verhältnisse wie bei dem vordem , nur geht die Eigen- musculatur des Körpers dorsal continuirlich über die Vagina hinweg. Fig. 174. Querschnitt unmittelbar am Hinterende des hintern Wandkörpers ; die Vaginalmusculatur sowohl (rv Hing-, Iv Längsfasern) wie die Eigenmusculatur des Körpers ???„ schicken sich an , sich über seine Wölbung auszubreiten ; c/i cuticulare Auskleidung der Vagina. A. Looss, Pronocephaliis obliqinis Lss. Anfangsdarm Chelone mydas. Fig. 175. Längsschnitt durch den Excretionsporus und den Eippen- trichter der Excretionsblase ; r die Rippen mit ihrem Besätze feiner Härchen ; sph die beiden Sphincteren , welche einen Theil der Blase ebl gegen das Trichterstück abschliessen ; hx. Begleitzellen in der Umgebung des letztern. Pleurogonius longmseidus. Hinter- und Enddarm Chelone mydas. Fig. 176. Längsschnitt durch die Müudungstheile der Excretions- blase. Eippentrichter äusserlich von Zellengilippen hx, umgeben ; unmittel- bar am Porus in seinem Umkreise einige sehwach ausgebildete Ring- muskeln ; Rippen mit dicken, fast stachelähnlichen Fortsätzen. Der (doppelte) Spliincter fiph vom Rippentrichter entfernt und deshalb ein grösseres Stück der Excretionsblase gegen die eigentliche Blase ehl ab- schliessend ; das Epithel e des abgeschlossenen Theiles ziemlich hoch und gefaltet, in den Einkerbungen der Wand die Querschnitte der diesen Blasentheil umziehenden Ringmuskeln ; scz Subcuticularzellen ; pk Paren- chymkerne. Fig. 177. Schiefer Querschnitt durch die Excretionsblase auf der Höhe des Sphincters sph (aus einem Frontalschnitte des Körpers). In der obern Hälfte des Schnittes sieht man den abgeschlossenen Theil der Blase (resp. seine Wand) im Querschnitt, während sie in der untern Hälfte mit der sie überziehenden Musculatur, d. h. den nach dem Sphincter zusammenlaufenden Längs- und den concentrisch verlaufenden, in Fig. 176 auf dem Querschnitt sichtbaren Ringfasern von der Fläche sichtbar ist. In den Maschen der Musculatur die Kerne des Blasenepithels ; dvm quer- geschnittene Dorsoventralfaserbündel ; 2)k Parenchymkerne. Glyphicephalus solidus Lss. Mitteldarm Chelone mydas. Fig. 178. Querschnitt durch den Vorderkörper auf der Höhe der ventralen Verbindungskante der Kragenlappen ; ch Haut ; r)i) , Im und (Im die 3 Faserlagen des Hautmuskelschlauches , auf der Rückenseite in Folge des schiefen Abfalles des Schulterkragens schräg getroffen ; km die Kragenmuskeln , dvm die dorsoventralen Parenchjnnmuskeln, die in den Seitenlappen einen ausgesprochen radiären Verlauf annehmen. Epihathrct crassa Lss. Dickdarm TJialassochelys corikata. Fig. 179. Längsschnitt durch die mittlere Partie des Cirrusbeutels mit dem Vorderende des in diesen eingeschlossenen Theiles der Saraen- blase und dem Hinterende der Pars prostatica ; sp spärliche Ansamm- Trematoden aus Seeschildkröten. 889 lungen von Spermatozoen in dem eingeschlossenen Theile der Samenblase ; st Secrettropfen in der Pars prostatica; pk Parenchymkerne. Fig. 180. Theil eines Querschnittes durch den Körper mit den GenitalöflFnungen ; ivgo weibliche OefFnung ; der Beginn der Vaginalmusculatur hegt nicht an der OefFnung, sondern etwas hinter derselben , so dass der eigentlichen Vagina ein ähnlicher Vorraum vorausgeht, wie dem Cirrus- beutel und in den hier der Penis ein wenig ausgestülpt ist; tugo männliche Genitalöffnung; Im und (b)i die Längs- und Diagonalmusculatur des Haut- muskelschlauches (die Ringmusculatur nicht besonders bezeichnet) ; bx, Be- gleitzellengruppen der Vagina. Pyelosonniiu cochlear Lss. Harnblase Chelone vnjdas. Fig. 181. Aeussere Oeffnung der Vagina, die dieselben Verhältnisse zeigt wie bei Epibathra crassa ; aus einem Querschnitte durch den Körper ; Buchstabenbezeichnungen wie in der vorigen Figur. 890 A. Looss, Iuhaltsüli)ersicht. Seite Einleitung 411 Faunistische Bemerkungen ....414 A. Aspidocotyleen 418 1. Lophotaspis adhaerens Lss 418 B. Amphistomiden 430 2. Ämpltistomum valhi (Stoss.) 430 lieber den „Pharynx" der Amphistomen vmd Monostomen . . 440 C. Fascioliden 445 3. FJiytidodes gelatinosus (R.) 445 TJeber die „Saugnapfwülste" von Rhytidodes , Orepidostomum, Bunodera u. a 451 4. Calycodes antJtos (Brn.) 458 5. Chxhidasma amphiorchis (Ben.) 463 6. Plesiochorus cymhiformis (R.) 469 Die systematische Stellung von Plesiocliorus . . . 476 7. Pachypsolus irroraiiis (R.) 485 8. Styphlodora soliiaria Lss 506 9. Cymatocarpns nndulatus Lss 508 10. Enodiotrrma mcgacJiondrus Lss 508 . 11. Enodioirema instar Lss 516 12. Enodioirema reduetum Lss 517 13. Enodioirema acariaeum n. sp. . . . ■ 517 14. Hapaloirema consiriciuni (Leae.) 519 lieber Eier noch unbekannter Distomen in den Ge- weben von Seeschildkröten 521 D. Monostomiden 524 Allgemeines 524 Trematoden ans Seeschildkröteii. 891 Seite Familie Provocrplmliclac 527 15. Pronoccplialus obliquus Lss 527 16. Cricoccphnlus alhis (K. et Hass.) 532 17. Cricoccphalus megastomus n. sp . 533 18. (Cricocephalus) reseetus n. sp 537 19. Charaxicepholus robusiiis Lss ' . . . 541 20. Adcnogaster scrialis Lss 545 21. {ricurogonhis) tn'goiioccpJmlus (E,.) 548 22. Pleiirogoiuus longüiscidus Lss 558 Das „Monost. trigonocephalum E." Van Beneden's und Walter's 561 23. Pleurogonhis linearis Lss 565 24. Pleurogonhis hilohus Lss 567 25. Pleurogonius ndiadissimus Lss 568 26. Glyphicephalus solidus Lss 571 27. Gigpihicephalus lohatus Lss 573 28. Epibathra crassa Lss 575 29. Pgclosoynum cochlear Lss 578 Zur vergleichenden Anatomie und Histologie der Pronocephaliden 580 a) Körperform und Schulterkragen 580 b) Haut, Parenchym und Musculatur 584 Musculatur des Schulterkragens 585 c) Verdauungsapparat . , 589 Saugnapf 589 Oesophagus 590 Darmschenkel 590 d) Excretionsapparat 592 Porus und ,, Rippentrichter" 592 Excretionsblase 596 e) Genitalorgane 597 Topographie 598 Endtheile 599 Cirrusbeutel 600 Vagina 604 Systematisches über die Familie Pronocephalidae .... 609 Diagnose 611 Schlüssel zur vorläufigen Bestimmung der Gattungen 611 Gattungsdiagnose 612 Familie Angiodictyidae 617 Allgemeine Anatomie 617 Die „Senilitätshypothese'' Walter's hei Anaporrhutmn albidum V. Ofenheim 619 bei den Schildkrötenmonostomen 625 Zool. Jahrb. XVI. Abtb. f. Syst. 57 892 Ä. Looss, Seite a) Haut, Musculatur, Parenchym 633 b) Verdauungsapparat 639 Saugnapf 639 Oesophagus und Pharynx 648 Darm 652 c) Excretionsgefässystem 653 Ocfangiiuii 653 Angiodictyum 657 Microscaphid'ium, Polyangium 658 Deuterobaris 659 d) Lymphgefässystem 662 Allgemeines 662 Microscaphidhi7n, Angiodictyicm 665 Polyangium 667 Octangium 668 Deuterobaris 669 e) Genitalorgane 676 Allgemeines 676 Endtheile 679 Systematik. Diagnose der Familie 683 Schlüssel zur vorläufigen Bestimmung der Grattungen . . 683 Gattung Octariigium 684 30. Oet. sagitta Lss 685 31. Od. hasta n. sp 686 Gattung Polyangium Lss 687 32. Polyang, linguaiida Lss 688 Gattung Angiodictyum Lss 688 33. Angiod. parallelum Lss 689 Gattung Microscaphidium Lss 690 34. Micr. retimlare (Van Ben.) 691 35. Micr. aberrans Lss 692 Gattung Deuterobaris Lss 693 36. Deaterob. proteus (Brds.) 694 Allgemeines über die Familie Angiodictyidae 694 AllgemeineErörterungen 699 lieber die Gültigkeit des Familiennamens Monostomidae . . . 700 ,,Levinscniella" bracJiysoma (Crepl.) 703 Gattung Spelotrema Jägersk. . . . ■ " 706 Brachycladiuin Lss. und Campula COBB 707 Ausgabedatum oder Versendungsdatum? 721 Ist mein Vorschlag, für die Fixirung der Nomenclatur der Helminthen E.ltdolphi's Entozoorum Synopsis , Berlin 1819 als Ausgangspunkt anzunehmen, undurchführbar? . 731 Trematodeu aus Seeschildkröten. 893 Seite Stiles' Discussion of certaiu Questions etc 739 Der Fall von BnichijcocliiiJii und Lecithodendrium . . . 768 Der Fall von Campula, Opisthorehis und Brachycladium . 775 Zur Systematik der digenetischen Trematoden 779 DieSpecies 779 Was ist die Species 780 ,, Varietäten" 781 Variabilität 787 Amphitypie 789 Aenderungen im Aussehen der Species mit dem Alter . 792 Die Gattung 794 Meine frühern Anschauungen über den Umfang der natür- lichen Gattung und die an denselben geübte Kritik . 795 Die Gattungen mit nur einer Art 798 Wie war (^und ist) ihre relativ grosse Zahl zu erklären? 806 „Varietäten" 806 Exotische Arten 807 Die Charaktere der natürlichen Gattung 811 Meine Anschauungen über die Grenzen der natürlichen Gattung im Vergleich zu den entsprechenden Anschau- ungen anderer Autoren 812 Plajllodisloumm Braun 813 Lecithodendrium Luhe 814 ,,LecitJiodendriui)i" crassicoUe (R.) Luhe . . . 815 „EcJdiiost.^^ liliputamim Lss 816 Bist. miäaUle Mol 818 Mesom. orbmdaris (R.) und brachycoelia Lhe. . . 819 Die Mängel der systematischen Anschauungen Lühe's . 820 Diagnose undtypischeArt 824 Gattung oder Untergattung? 832 Zusammenfassung 837 Unterfamilien und Familien 838 Bemerkungen über die von Beaun und LUHE ange- nommenen Distomenfamilien 839 Welches müssen die Charaktere einer natürlichen Familie sein? 841 Die Familie Gorgoderidae 843 Diagnose 844 Beziehungen der Angehörigen unter einander . . 845 Die bisherige Gattung Gorgodera 850 Neue Gattung Gorgoderina • . . 851 Die bisherige Gattung Anaporrhutum . . . . . 851 57* gg^ A. Looss, Trematoden aus Seeschildkröten. Seite Neue Gattung Proholitrema 855 Die Familie Gorgoderidae in ihrer neuen Form . 856 Beziehungen der Gorgoderidengattungen zu ein- ander ^^'^ Diagnosen der Unterfamilien und Gattungen . . 862 Schlussbemerkungen 863 ftfi7 Erklärung der Abbildungen Inhaltsübersicht Nachdruck verboten. Uebersetsungsrecht vorbehalten. On the American Representatives of Distomum variegatum. By J. StaflFord, B. A., Ph. D., Zool. Lab., McGill Univ., Montreal, Canada. With plate 33. I. Creneral. As knowledge of faunistic helminthology widens, it becomes increasingly apparent that, in many cases, the conception of a species of the older investigators must, in the future, be broadened to include a group of closely-related forms. One has but to think of such species as Distomum appendiciilatum, of fishes, and Distomum cygnoides, of amphibia, and of many conflicting Statements in the literature to understand what confusion is likely to arise by a too-fervent anti- pathy towards increasing the number of specific terms. Distomum variegatum Rud., from the lungs of anurous amphibia, is another of the original species that has to be resolved into a group of modern species. Its history dates back to Zeder's Erster Nachtrag zur Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, Leipzig, 1800; its name dates from Rudolphi's Entozoorum Synopsis, Berolini, 1819. Bremsee, Ckeplin, Dujardin, Blanchard, Diesing, Pagenstecher and others have had their turn in working out its anatomy and life- history. A modern and most thorough account of it is to be found in the large volume by Looss: Die Distomen unserer Fische und 896 J- Stafford, Frösche, Stuttgart, 1894. There the autlior noticed certain variations, particularly of the structure of the skin, and in his Weitere Beiträge zur Kenntniss der Trematoden - Fauna Aegyptens, in: Zool. Jahrb. V. 12, Anat. 1899, he makes 3 species: Haematoleocims variegatiis, H. simüis, and H. asper, with differences chiefly in the skin, the size and position of the genital organs, and the size and shape of the egg. At intervals during the last two years I have examined our Canadian Amphibia for the Distome in question and have studied, in one way or auother, many hundreds of its representatives taken from their lungs. It is my Intention to announce here my results so far as segregation of species is concerned. For some time after entering upon this study, all the worms presented a sameness of appearance which was sufficiently well expressed in the word 'variegaUim'. But after gaining some insight into the distribution of black, brown and gray it became gradually apparent that the variegated look of the animals — due chiefly to the coils and foldings of the long uterus, distended with its countless brown-shelled eggs — was accompanied by certain regularly recurring characters. All the individuals I have yet come upon fall into one or auother of five different types — none of which agree with the European forms as described by Looss. Notwithstanding numberless slight variations, these five types appear to be constant in the possession of certain characters which may, with tolerable readiness, be used to distinguish them and which we shall, consequently, regard as specific. To distinguish one of the members of this group from any other species is not a difficult matter; what we have to do is to show that there are sufflcient differences to distinguish the members from one another. For the present, I shall briefly name them No. 1, 2, 3, 4, 5; and, since they are very closely related, I can deal with them most concisely by including a number of considerations under the present heading ,General' and afterwards recount their chief characteristics under the heading ,Specific'. Occurrence. I have examined eight species of our Tailless Batrachia, belonging to the genera Bufo, Hyla and Bana, but only the Toad, the Bull Frog and the Green Frog in large numbers. The Worms occur in the lungs, attached by their mouth suckers and insinuated between the spongy fibres. Extern al Features. Size and Shape are not characters of Wide and safe application, since the animals reach sexual maturity American Representatives of Distomiun variegatum. 897 long before thej' attaiii to tlieir largest dimensions, and one may not know that the worm in band, altbough black with contained eggs. is only a small, young individual. Tbe drawings are made from Worms near the maximum size for eacb species, and bear an approximate ratio to tlie measurements of the largest individuals. Each is about twelve times the length of my largest moimted specimen of the species, biit is rather broader in proportion. The shape of the living worm may of course vary continually. The drawings represent worms at rest or killed under the 8ame conditions in a mixture of glacial acetic acid and alcohol. For a brief approximate statement of their external appearances and for a provisional means of distinguishing them, I refer to the following table. Nos. 1 and 5 are the extremes and are easy to distinguish by the folding of the uterus. Nos. 2. 3 and 4 are much alike in this respect biit may be distinguished by the size of their festes, ventral siickers or eggs. Posterior lateral folds of uterus reaching to level öf pharynx. No. 1 — short, broad, thick. Posterior lateral folds reaching only to last testis. Large, lobed testes. No. 2 — long, broad, thin. Small testes. Small ventral sucker and medium sized egg. No. 3 — long, median in breadtli and depth. Large ventral sucker and large egg. No. 4 — short. tapering, shick or rounded. No posterior lateral folds to the uterus. No. 5 — long, narrow, thick or rounded. In Colour the younger worms are lighter, the older darker, due to the brown eggs they contain. The eggs in the first part of the Uterus are latest from the ovary and are of the lightest shade, while the oldest eggs in the distal half of the uterus are deepest in colour. Knowing this, one can offen distinguish overlying folds or proximal and distal parts of the uterus. The colour of the intestinal caeca is offen reddish from the contained frog's blood, or blackish from the disintegrated pigment of the same or from their own eggs that have been swallowed. Suckers. The ventral sucker is always smaller than the oral sucker. It is usually a little less than half as broad as the mouth- 898 J- Staffoed, sucker but in No. 4 the proportion of mouth-sucker to ventral sucker is as 5 : 4. The relative sizes of the suckers is not a very useful distiug'uishing feature, since in four out of the five species there is little diflference in this respect, and, besides, the ventral sucker is difficult to See in adult worms, being obscured by the dark-coloured Uterus. Its position is a little more than one-third the lengih of the animal from the anterior end along the mid-ventral line. Cuticle. This in No. 1 is thick and perfectly smooth but in all the rest it contains numerous backwardly projecting, sharp spines. In the living worm, it must be studied as soon as the worm is removed from its natural medium, for the cuticle soon disintegrates, in contact with water or pressure. Killing fluids containing acids are likely to destro}' both cuticle and spines so that niounted specimens, whose history is forgotten, are not to be depended upon. Worms killed in alcohol preserve these structures and should be mounted as control specimens. The Muscular. Parenchymatous, Digestive, Glan- dulär, Excretory and Nervous Systems are of little value in the Identification of species. The Digestive System is of importance, however, because it offers so many landmarks in description. In aU of the species it consists of a mouth perforating the oral sucker, a bulblike muscular pharynx, a short Oesophagus and an intestine consisting of two lateral caeca. Reproductive System. This is the most important System of Organs in classifjing the present group of distomes, for the reason that it represents the greatest number of easily recognizable differences. In the development of such a group of closely-related forms, the genital organs, among all the parts of the body, are the ones that have been subject to the greatest Variation. Ovary and testes are, as a rule, easily seen in living or unstained specimens as an irregulär longitudinal series of three brighter spots among bands and streaks of black. The ovary lies just behind the ventral sucker, the first testis behind and on the opposite side of the body, the second testis still farther back and ou the same side as the ovary. Sometimes the ovary is near the middle line and in No. 1 the testes are side by side. The ovary may be compact or lobed and from its inner, posterior end gives origin to the oviduct. Fertilization space and receptaculum seminis are present but there is no Laueer's canal. After receiving the vitelline duct there is an ootype with shell-gland. All of these belong to the first short piece of the American Representatives of Distomum variegatum. 899 oviduct, which from tliis point onwards is called the Uterus. The first Short piece of the latter may be filled with sperm (recept. sem. uterinum), but the rest, in adults, is filled with eggs. A very useful character in this group of worms is the arrange- ment of the uterus, which one might at first be inclined to think unimportant upon the ground that the Uterus is a very long tube, fixed at both ends and with the intermediate part free to take Avhatever position niay be accorded it by the other organs. It is however the constancy in size, shape and position of other Organs as ovary, festes, intestine, which necessitates a particular mode of folding of the uterus, and, when we find this associated with other constant differences, we can afford to attribute to it a higher value. The general course of the uterus is from the ovary backwards, through the niiddle, dorsal part of the body to the posterior end, where it makes a löop forwards and back, first on one side and then on the other, outside of each intestinal caecum i. e. between the intestine and the lateral wall of the body ; after reaching the middle of the posterior end again, it runs forwards, more towards the ventral surface, accompanying the first part of its course as far as the ovary, beyond which it proceeds alone to the external genital opening, below the pharynx. The parts of the uterus belonging to the middle longitudinal axis are not straight, except in young worms, but thrown into shorter or longer transverse folds or spirals. In No. 1 it forms a broad, deep-brown, median band, thrown into a large spiral in front, but with only a few small twists behind. In all the others there is a tolerable similarity in the part anterior to the ovary, but the middle portion always forms a broad band or several small folds, Crossing the body between the festes, and between the anterior testis and the ovary. In No. 1 the posterior lateral loops reach forwards, nearly, or quite, to the level of the pharynx ; in Nos. 2, 3 and 4 they extend only to the posterior testis ; in No. 5 they are entirely absent, but the descending limb of the uterus forms a coil on one side, and the ascending a coil on the other — both between the intestinal caeca. The ovary may be median, right, or left in position, and is characteristically lobed only in No. 2. In Nos. 1 and. 3 it may be compact or obscurely lobed, and in Nos. 4 and 5 it is round or elliptical. The festes, in their size, shape, and position, offer better points of recognition. In No. 1 they are long, narrow organs, situated side by side in the posterior part of the body. In No. 2 one testis is 900 J- Stafford, half ahead of tlie other, and they are long and somewliat lobed on their outer sides. In the other thi^ee species they are small, rounded, or elliptical, compact bodies, one some way in front of the other. The anterior ends of the festes narrow into vasa deferentia, thin ducts which run forwards and unite at the posterior end of the penis sack. This is a much broader bnt still tolerably narrow and pretty unifoi-m, tubulär organ, stretching from the proximity of the ventral siicker to the external genital pore. Its posterior part contains the vesirula seminalis, and its anterior part the ductus ejaculatorius, while between these and the penis sack are prostate glands. Both the anterior end of the Uterus, or vagina, and of the penis open, together, into a short sinus, communicating with the exterior by the genital pore. All of these latter organs are too difflcult to examiue, or are too much alike in the several species, to be of use in distinguishing them. The vitellaria consist of two longitudinal, latero-dorsal rows of about ten bunches of follicles, lying above the intestinal caeca, and connected by a duct on each side, which from its middle gives oif a transverse brauch — the two latter uniting to form a vitelline reservoir, which opens into the oviduct as alread}^ mentioned. A very good way to see the ducts, follicles, and in fact many other Organs, is to allow the worm to remain in water for a time, when it will lay the great mass of its eggs, thereby becoming transparent, and may be studied alive, or preserved and mounted. The vitellaria are too much alike, or are too variable, to be depended upon and can only be taken into account with other organs. The Egg was the first sure guide in distinguishing those species that are most alike. It is approximately of the same size in Nos. 1 and 2 ; in Nos. 3 and 5, it is of equal size but larger than in the first pair; in No. 4, it is larger still. The thick, hard Shell does not shrink (it may double longitudinally) under the influence of re-agents, so that the eggs of preserved or mounted animals or of sections may be compared with those of living ones. In making measurements it is well to select eggs of similar age and of normal size and structure. There are always.imperfectly formed, irregulär, small ones. A convenient way is to take those first extruded from the genital pore of each worm. The Development, Metamorphosis, Intermediate Host & c. will, I am satisfied, throw light on the difference of species but they are not yet sufficiently known. American Represeiitatives of Distomum variegatum. 901 II. Specific. After (^onsiderable deliberatioii, I have ventured upon the follow- ing method of designating these species: 1. HaemafoloecJms lonyiplexus. 2. hreviplexus. 3. varioplexus. 4. simüiplexus. 4. medioplexus. The generic name Haematoloechus (alf.iaToloixög, blood-licking), as already intimated, lias been given by Looss (1899) to the European forms ; the specific terms longiplexus ' and hreviplexus refer to the lateral folds of the Uterus, varioplexus and simiUplexus express a similarity to the European species H. variegatus and similis, while the posterior median folds of the uterus suggest the word medioplexus. 1. Haematoloechiis longiplexus n. sp. (Plate 33, üg. 1.) This was the first of the 5 species with which I became acquainted. It is by far the common est form in the lungs of Piana catesUana Shaw (the Bull-frog), and occurs wherever I have had occasion to look for it; viz. in several localities in Ontario, Quebec, New Brunswick, and Nova Scotia. It does not occur in every frog of the above species but one can scarcely ever open two or three without finding it and often to the number of half-a-dozen, in each lung. I have more than once collected nearly a hundred from six or eight castaway bodies of frogs that had been recently used for physiological purposes; this proved a satisfactory way of obtaining them. Most of my adult. mounted examples of this form are 7 or 8 mm in length and about 2 mm in breadth, but of course tbey would measure more when alive. A large living specimen, slightly com- pressed, gave the following measurements : length 15 mm, breadth 3 mm, mouth sucker -7 mm. When brought out of its natural habitat this worm is rather a sluggish creature, movements being usually restricted to the anterior end, and it soon becomes entirely motionless. From either surface it is somewhat long-oblong with the posterior 902 J- Stafford, end rounded and the anterior end abriiptly narrowed. It is flatteued from above downwards, biit is tolerably thick. A sagittal section tliroiigh the long axis of one specimen sliowing mouth, ventral siicker, ovary and receptaculum seminis measured 6*74 mm in length and ]-42 mm in depth; and a transverse section cutting ovary, recepta- culum and ventral sucker of another measured 2'55 mm in breadtli and 1-39 mm in depth. The ventral sucker in the flrst case was 2-6 mm from the anterior end and measured 2 mm in length and •06 mm in depth — a little shallow concavity on the mid-ventral line, its walls being hardly thicker than the integument of the region. The mouth-sucker was a strong muscular organ -46 mm in length and depth. In the cross section the ventral sucker was "23 mm across and -12 mm in depth while the mouth-sucker was "38 mm in depth and '49 mm in breadth. The cuticle of this species is thick and perfectly smooth, there being no trace of spines, in either the fresh worm or in preserved sections. The ovary is pretty compact, although it is often longer in one direction than the other, and in large animals frequently with Short, blunt, rounded lobes along one side. Its position is above the ventral sucker from which it is separated by the receptaculum seminis. It is close under the dorsal skin, which it presses up into a prominent elevation of that region, especially noticeable in preserved animals. Frequently, its long axis lies across the body, but not always, and it often lies slightly to one side or the other, following no regulär rule, but with the lobed side outwards. In those worms that have been subjected to pressure it is oftenest a little more posterior than the position mentioned. Immediately behind the ovary are the shell-gland and ootype — all three overlying the large receptaculum seminis which fills the space between the intestinal caeca of this region. The testes are two long, narrow but deep bodies lying parallel to one another and each between an intestinal caecum and the median portions of the Uterus ; when one is slightly in advance of the other, it is generally on the opposite side from the ovary. Two vitellaria extend from about half way between the suckers to the posterior end of the body and consist of about ten bunches of follicles on each side, but the number appears to be subject to Variation as well as their arrangement. Frequently one or two bunches of each side are moved towards the middle. dorsal line and American Eepresentatives of Distomnm varie£»'atnm. 903 come to lie betweeii the lateral hunclies. and tliis may occur at botli ends of the series. Sometimes one or two groiips of one side, at the posterior end, are lacking, and their place may be taken by bunches connected with the longitudinal duct of the opposite side. The number öf follicles in a bunch is variable and difficnlt to count, but I have seen from ten to thirty, and the follicles appear to be rather small. The Uterus has characteristic long-, black, lateral loops, out- wards from the intestinal caeca and extending* from the posterior end to near the pharynx, as well as two median bands, the dorsal li^ht coloured. reaching: from the ovarj?' to the posterior end, the ventral running the wliole lenght of the body to the genital pore close under the mouth-sucker. The egg, in both fresh and preserved specimens, varies a little about •022 X '017 mm. Ripe eggs are of a uniform, light-brown colour, Short- elliptical, with ends equal. or more oval with a lid at the small end and. offen, a little more convex on one side than the other. Young Worms, from half a millimetre length upwards, can easily be recognized as belonging to the species. The smallest, that I have mounted, occurred in the lung of a bull-frog, along with large ones of the same kind. It measures "58 mm by *18 mm. The mouth-sucker is "08 mm and the ventral "06 mm in section — the latter behind the middle of the length of the animal. The caeca are relatively large and filled with pigment — decomposed blood corpuscles — and the rudiments of genital organs are present. Missing some intermediate stages in which there is nothing special to note and Coming to one 1-33 mm in length, the ventral sucker is anterior to the middle and is less than half the diameter of the mouth-sucker. Ovary and testes are enlarged and the oviduct can be traced — by its contained pigment globules — from the middle of the animal backwards; the two lateral loops are present, but very short; the long median part to below the mouth-sucker, and in fact all with the exception of the small origin from the ovary, is ventral in position and almost straight. At 2 mm length the lateral loops reach nearly to the middle of the body, and at a length of 2-75 mm the animal has taken the form of the adult. 904 J- Staffoed, 2. Haematoloechus breviplexus n. sp. (Fig. 2.) This was tlie first species I recognized as different from the preceding one, which. iip to tliat time, nearly two years ago, I took for D. variegatum Rüd. Wlien once noticed, however, it is an easy matter to sort the two species, either while alive, or in alcohol, er mounted. In the lungs of Fiana catesbiana it is not by any means so common as the preceding species, only occasionally a few to be found with a number of the other kind. In about one hundred Worms, taken from a few frogs, I remember once counting about ten that belonged to this species, but one cannot depend upon always obtaining lO^o- This species also occurs in R. virescens Kalm. (the Common Frog, Green Frog). In outline it is long-elliptical or long-oblong with narrowing ends — the anterior long-tapering. In size, it is the largest of all five species, both in length and breadth, but not in depth. While alive, it may reach 16 or 18 mm but my longest mounted specimen is 12 mm while most of my preserved adults vary from 2 to 2-5 mm in breadth. A sagittal section, through mouth and ventral sucker, measured 9 mm in length and -8 mm in depth and a transverse section, through the region of the ventral sucker of another worm, was 1-75 mm in breadth and Ib mm in depth. Comparing these figures with similar ones for the preceding species, it will be Seen that a longer worm of species No. 2 is but little over half the thickness of No. 1. The ventral sucker is on the mid- ventral line, between the first and second thirds of the length of the worm. In both the above mentioned sections it is "16 mm broad and -12 mm deep. The mouth-suckers of the same were of twice these dimensions, which I have also proved from mounted specimens of like size. The cuticle of this species is thick but, unlike that of the preceding species, it is beset with numerous, backwardly-projecting spines. The ovary is situated just posterior to the ventral sucker and may be on either side. It is very irregulär and .branched, but is. usually, tolerably straight along the side turned towards the median plane, and branched along the side turned outwards towards that side of the body on which it lies. From sections. it is found that the receptaculum seminis lies above the ventral sucker, the shell- gland above this, and the ovary to one side and behind the latter. American Represeutatives of Distoinura variegatum. 905 The testes are situated in tlie ceiitre of the posterior two-thirds of the bod}^ — the first one on the opposite side from the ovary and the second on the same side as the ovary. They overlap, to the extent of about lialf their lengtli, and are irregulär and variable in outline, frequently having bluut lobes on the outer sides but sometimes on both sides. The posterior one is mostly the larger. The vitellaria are similar to those of the preceding species. In my larg-est mounted specimen, I have counted thirteen clustei's on one side but generally I could not see that there was a g-reater number than in the former species. The number of follicles appears to be fewer (8 to 15) in a bunch but the follicles are larger than in No. 1. Their measurements are difficult to fix and appear to vary with the size of the worm and the number in a bunch but perhaps •16 to '18 mm is an approximate figure for the length of one, viewed from its side, in a mounted worm. The Uterus in this species is more complexly folded than in No. 1, the complexity being due to the greater length of its median, ascending portion. This forms a number of irregulär coils behind and in front of each testis and anteiior to the ventral sucker, where it forms broad transverse folds. The posterior lateral folds, outside of the ends of the intestinal caeca, are short, extending only to the level of the posterior testis on one side, and to its middle on the other. The egg is of the same size, shape, and colour as that of No. 1. Young animals of this species, of 5 or 6 mm length and 1 mm breadth, are most beautiful objects. At a length of 3"3 mm and breadth of '6 mm the ovary is lobed and the testes show vsigns of lobation, the posterior lateral loops barely curve round the ends of the caeca and the median band of the oviduct is almost straight, while the vitellaria ai-e well formed, A few eggs are present in the Uterus, but they are small and round or badly formed. The youngest specimen I have, that I can recognize as belonging to this species, is 1*14 mm long by "27 mm broad. Its intestine is fllled with black pigment and the rudiments of ovary and testes have their characteristic position. The testes are also long and narrow and the posterior one a little irregulär in outline. The size of the ventral as compared with the oral sucker is 3:5. 906 J- Staffobd, 3. HaeniatoloecJius varioplexus n. sp. (Fig. 3.) This species also occurs in Rana cateshiana. I liave obtained it in Toronto and in Montreal, but I find that I have only few mounted specimens and imperfect notes; consequently I slmll not describe it at length but trust to the drawing to illustrate its chief cliaracte- ristics; I sliall be glad to come upon it in numbers for greater as- surance as to its Claims for specific distinction. It rivals No. 2 in size, my largest mounted specimen being- 10"5 mm in length and 2 mm in breadth. It also resembles No. 2 in sliape, the spines of its integument, its vitellaria, and the distribution and foldings of its Uterus; of these the spines and the Uterus are the only things that can be considered of great importance. On the other band, this worm has a more compact ovary, small, rounded, or short, elliptical testes some distance apart, and larger eggs (-029 mm x "018 mm). This species appears to be dosest related to Haematoloechus variegatus as described by Looss; the resemblance is chiefly in size and shape, shape of ovary, shape and position of testes, and size of %gg. It diifers, however, in having spines in the skin, the ^gg being rather broader and of a more accurate ellipse with equal ends, and in the disposition of the uterus-folds. With regard to the last point, the lateral loops are much shorter and the median parts very much more folded. I cannot regard this as due to difference of age for the worm figured by Looss was 13 "6 mm in length and con- sequently not far from the largest adult size as given by him (16 to 18 mm). Considering that the comparatively straight, median part of the uterus might have become slightly longer and more folded with further growth of the animal, then it must also be admitted that the lateral folds would correspondingly lengthen which would increase the diff'erence, as compared with the worm I have figured. A mounted specimen of this species, nearly 5 mm in length, diifers from the adult but little; the lateral folds of the uterus are slightly shorter in proportion but the ^gg has the normal measurements (• 029 X ■ 018 mm), which is, perhaps, the surest distinction from the young of other species. Another point to be noted is that this worm occurs in an American species of frog. American Representatives of Distoinuin varieg-atuni. 907 4. HaeiHutoloechus similiplexus n, sp, (Fig. 4.) This species occiirs in the lungs of Bana virescens Kalm. (Common Frog-, Green Frog) and of Bufo Icntujinosus Shaw (American Toad), In the common frog it is eqnally plentiful with the next species to be described. They occur together, or sometimes one species alone. and sometimes the other, often 3 to 7 in one hing. My mounted specimens vary from 3 to 8 mm in length and I have measnrements of living ones up to 9 mm in length by 2 mm in breadth. Many are spindle-shaped, with the largest diameter at the middle and gradnally rounding and tapering off towards each end, but they are commonly broadest between the middle and the i)Osterior end, with a long tapering anterior end. They are more inclined to appear cylindrical than any of the preceding species but the older worms may be distinctly flattened. The cuticie in preserved specimens is about -018 mm thick and is regularly and thickly beset with spines, about "022 mm in length, leaning backwards, with a slight curvature, and extending through the whole thickness of the cuticie, with the points projecting beyond Viewed from the surface, where one can see great numbers of them together, they appear to be in longitudinal and transverse rows, often 'Olö to "02 mm apart but sometimes even less, or more, depending upon the region and the State of contraction of the animal. As is common, they are most abundant at the anterior end. The ventral sucker, except when obscured by dark folds of the Uterus, is rather a conspicuous object in this as compared with the other species. It is situated anterior to the middle of the worm and, in a mounted specimen 7 mm long, it measured "38 mm in diameter. The mouth-sucker of the same animal was '41 mm broad by "44 mm long. In a living worm 8'5 mm long the mouth-sucker was '51 X ■ 57 and the ventral sucker • 41 mm across. In a transverse section the ventral sucker was as deep as broad and extended half way through to the dorsal surface, while the breadth of the section was twice its depth. The ovary is a small, compact, rounded body, or it may be slightly longer than broad, situated pretty close behind and to one side of the ventral sucker. In a group of twenty, examined with regard to this point, the ovary was on the right side in twelve and on the left side in eight. Zool. Jahrb. XVI. Abth. f. Syst, 58 908 J- Stanford, The testes are also small, oblong bodies, witli rounded ends, generally sliglitly larg-er tlian tlie ovary, tlie posterior one, which is on tlie same side as tlie ovary, being tlie larger of tlie two. The vitellaria have the usual stnicture and the uterus shows that this species belongs in the series 2, 3, 4, distinct from 1, and 5. The one thing that led ine to study every character of this worm was the egg. Even with a medium power of the niicroscope one can notice that it is much larger than in the other species. The commonest measurements gave • 039 X ' 019 mm but variations a little above and below occurred. It is dark-brown, longer than oval and rather flat along the sides, with offen a little thickening in the Shell at the big end. 3 young specimens, about half-grown, were obtained from a toad, nearly two years ago. They are cylindrical, with the posterior lateral loops of the oviduct shorter tlian in the adult. A still younger worm, 2-37 mm long, from the green frog, has its uterus already filled with eggs. This species appears to be dosest related to Haematöloechus simüis of Looss. The points of similarity are size, spines, ovary and testes, size of egg. The spines of this, however, extend through the cuticle. The ovary and testes of this do not agree any more closely with the accounts of Looss than do those of Nos. 3 and 5. Notwithstanding the close agreenient in the dimensions of the eggs, those of this species are not so dark, nor do they appear to be of the same shape. They look longer and the point of greatest breadth is nearer the large end. The vitellaria of this worm extend completely into the posterior end of the body — in fact to the end of the intestinal caeca. Diflferences in the shape of the worm and in the foldings of the uterus are shown in the drawing: the anterior end is characteristically narrowed, the lateral folds of the uterus are shorter and the median transverse folds are very marked as compared with H. similis. The hosts are American. 5. Haematöloechus niedioplexus n, sp, (Fig. 5.) The species here described occurs, equally abundantly with the last, in Bana vircscens. In the lungs of one frog I found 5-|-4, in another 5+7, in a third 2-1-0. My first examples were obtained from Bufo Icntiginosa, nearly two years ago, wlien, upon first ob- American Representatives of Distomum variegatum. 909 serving the worm, I thouglit I liad D. cylindraceum, a species which I liave never yet found represeiited in any of our amphibia. In form this worm appears long and narrow, broadest near the posterior end wliicli is rounded and lieavy, but tapering gradually towards the anterior end which is usually thin. »Sections show the greatest depth in the region of the ovary, where the vertical and transverse diameters are to each other as 2:3. My longest moimted preparation measures 11 mm by 1*25 mm. Living ones may reach 15 or 16 mm in length. The ventral sucker is very small and difficult to see but may be found in alcoholic specimens by a lens. It is situated a little more tlian one third from the anterior end and is less than one-half the diameter of the oral sucker. In a worm 9 mm long it measured •12 mm across as compared with 'Sl mm for the mouth-sucker and was 3-33 from the anterior end. Sections of a worm but slightly shorter than this show the sucker to be '062 mm in depth. The cuticle is only half as thick as in the preceding species; its spines are similar in shape but only half as long, very thin and at least four times as numerous, so that, under a high objective and low ocular, they appear very much like a dense coat of short liair. The ovary is generally round or oval, but sometimes distinctly lengthened and, in a few cases, with two or three shallow in- dentations on the outer side and short, rounded lobes between them. As in the preceding species the number of cases in wich it is situated on the right side seems to be slightly the greater. In 19, examined at the one time, 12 were on the right. It is a little farther separated from the ventral sucker than is usual in this group of forms and has the large receptaculum seminis immediately behind it, but more in the centre. The festes are at a greater distance from the ovary than is usual. Sometimes they are perfectly round in appearance but at other times they are slightly lengthened and, in one preparation I have, they show slight lobings, which may, however, be due to contraction. Their arrangement, right or left, depends rigidly upon he Position of the ovary — the one nearest the ovary being on the other side, that farthest away on the same side. The vitellaria have the usual position and arrangement of ten to twenty large follicles in a group. The most characteristic part of the Uterus is that behind the last testis ; the descending limb forms folds, loops, or coils do\Vn one 58* 910 J- Stafford. side, and the ascending limb is similarly arranged up tlie otlier side, botli series being between the intestinal caeca; there are no loops outside of the caeca. It passes from side to side between the testes and between the first testis and the ovary and, on account of the small size of these bodies, there is room for several coils. The egg agrees pretty well in length with tliat of No. 3, but is a shade snmller, elliptical with ends nearly equal, but sometimes more oval with the centre of the large end flat and the small end blunt-pointed. The size is •028X-018 mm. I have two yonng worms, 18 mm long by '5 mm broad, wliicli I tliink must belong to tliis species. They were found together with some of both No. 4 and No. 5. There are no eggs in the Uterus which extends to the posterior end and back again without coils. The caeca are broad with brown contents. The ventral sucker is in the middle of the animal and is -15 mm across, while the oral sucker is •22X-24 mm. No spines are preserved. They appear quite different from my youngest specimens of No. 4. Montreal, Feb. 12, 1902. Explanation of the flgures. Plate 33. Fig. 1. Ilaeinaloloechns longiplcxus. Fig. 2. Haemaioloeclms hreriplexus. MS mouth-sucker. Pli phai-ynx. GO genital opening. Pc penis-sack, below it the Oesophagus. I right intestinal caecum. V vitellaria. VS ventral sucker. RS receptaculum seminis. 0 ovary. MU median part of uterus. T posterior testis. PU posterior-lateral fold of uterus. Fig. 3. Ilacmatolocchus varioplrxiis. ^_ \ Fig. 4. Haematohcchns s'miiliplexus. Fig. 5. Ilaematoloeclnis mediojilexus. All drawn from the ventral surface , under the same magnification, tbeir parts easily determined by reference to Fig. 2. Aiiiericau Eepreseiitatives of Distomuni variegatura. 911 Literature. Zeder, J. G. H. , Erster Nachtrag zur Naturgeschichte der Eingeweide- würmer von J. A. C. GoEZE, Leipzig 1800, p. 160 (Monostomtim bomhynar), — , Anleitung zur Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, Bamb. 1803, p. 190 (2Io)ioslo))}un> bombynac). B,UDOLPHl, C. A., Entozoorum sive vermium intestiualiura historia naturalis, Amstelaedami 1808 — 1809, V. 2 , p. 333 {Monosfovuim dlipticum). — , Entozoorum Synopsis, Berolini 1819, p. 84, 344 [Monoslomum clh'ptievjii), p. 99, 378 [Distonia variegatum). BßEBlSEß , J. 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Itl Abth f Syst. / . ,1 i 2 T(if 10 LRostnlus gez. ,ithAnst-vJ Aradüena u:h KiiAv.J AnKit.Jer.a. /.ootog.Jahrbüchcr.Bd. l6.AbUi£Syst. Taf. 12. .-.übsaaTaeri ge; . Gustav Fischei: Jena. ZooUni. JahrhiicIurBcl. KUbtliS. Syst '\,i: i::. iMisLav Fisilit-r. /Awlon.JdlirhuchrvHdMAbth.f.Syst^ f 7 ^ ^ ^ ^ ■Jö. ') Inf. I't. '^8. m 20. \ ^ ^ 2f). ',' er". '..Gustav Fisflici' :w. 31. Zoolug. Jahrbücher Bd. lö.Abth . /.' Syst. TaC. 15. .'i7. 39. 1 :i8 . y>-.-^ r< .'> yy y / 'J" Vk^ V ,3.5. J^/-. '-* ,y (iuotdvl'isiiiiT, Zoolog. Jakrbilcher.Bd.J6. Abth.f. Syst Taf. 16. Veri.v Gustav Fischer. Jena. Lith.Ansl.v.A.Ciltsch.Jenaj Z()olng..Jahrbüclirr. Bd.lüAhtli.i: Syst. Tat 17. J.Vosseler undH.H.Mulbergcr ge Liih, Aast vA-Gilisnh Jen,'. . Zoolog. Jdhi-büclicr. Bd löAhth . /.'Svst. Tuf:i8. ■/osseler mJ M.h.Hiilberger ge -...^•^; ■"■■ife V« ,-wr ; -9^** * V*; '^ -f"^*^ JkSf