<«s •'Wvi'.-"^^i?wr ,9- .''.•%,:■■• M> IS 4 ^ Ji^>^^ i Ä,- 3' f'J: lI^^ • t ■ r *• - # ,*V ■ aw^^ mM M AAx ,>f.-* A^ ^-^ . '^ .,^ ■^#*^P!r >"^^jif- ^i'^y* ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER. ABTEILUNG FUß SYSTEMATIK, (GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER TIERE. HEKAUSGEGEBEN VON PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN. DREIlJNDZWANZmSTER BAND. MIT 31 TAFELN. 2 KARTEN UND 88 ABBILDUNGEN DI TEXT. =2^ §7 JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1906. Alle Rechte, namentlich das der Übersetzung, vorbehalten. 15 L y Inhalt. Erstes Heft. (Ausgeireben am 2y. Dezember I90j.) Seite Schneider, Gustav, Ergebnisse zoologischer Forschungsreisen in Sumatra. Mit Tafel 1 — 3 und 2 Karten 1 Zweites Heft. (Ausgegeben am ö. April 1906.) Enuerlein, Günther, Monographie der Coniopterygiden. Mit Tafel 4—9 und 3 Abbildungen im Text 173 Enuerlein, Günther, Die Copeognathen-Fauna Japans. Mit Tafel 10—11 243 Parrot, C, Zur Systematik der paläarktischen Corviden . . . . 257 V. Wagner, Franz, Zur Oecologie des Tubifex und Lumbriculus. Mit Tafel 12 . . . 2'J5 Forel, A., Zur Ästhetik als sexuelles Zuchtwahlmoment . . . . 319 Drittes Heft. (Ausgegeben am li. Mai 1906.) Piersig, Richard, Über Süßwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java und den Sandwich-Inseln. Mit Tafel 13 — 21 . 321 Plotnikow, W., Die rhabdocölen Turbellarien der Umgebung des Goktscha-Sees. Mit Tafel 22 395 Enderlein, Günther, Die australischen Copeognathen. Mit Tafel 23 401 Viertes Heft. (Ausgegeben am 15. Juni 1906.) V.^VRA, "W., Ostracoden von Sumatra, Java, Siam, den Sandwich- Inseln und Japan. Mit Tafel 24—25 413 Dragnewitsch, P., Spongien von Singapore 439 Zugmayer, Erich, Beiträge zur Herpetologie von Vorder-Asien 449 Nierstrasz , H. F. , Beiträge zur Kenntnis der Fauna von Süd- Afrika. VI. Chitonen aus der Kapkolonie und Natal. Mit Tafel 26—27 487 IV Inhalt. Seite Fünftes Heft. (Ausgegeben am 15. Juni 190S.) HOLMGEEX , Nils , Studien über südamerikanische Termiten. Mit 81 Abbildungen im Text 521 Sechstes Heft. (Ausgegeben am 2:!. Juni 1906.) Thon, Karel, Die äußere Morphologie und die Systematik der Holothyriden. Mit Tafel 28—29 und 4 Abbildungen im Text 677 Nielsen, J. C, Zoologisclie Studien über die Markflecke. Mit Tafel 30 723 Bergh, E,., Über clado- und holohepatische nudibranchiate Gastro- poden. Mit Tafel 31 737 DE Man, J. Ct., Über einige Arten der Gattung Potamon Sav. von den Philippinen und von Kap York, Australien 741 Nachdriiclc verboten. Vbersetzungsrecht vorbehalten. Ergebnisse zoologischer Forschungsreisen in Sumatra. Erster Teil. Säugetiere (Mammalia). Gesammelt und bearbeitet von Gustav Schneider in Basel. Mit Tafel 1—3 und 2 Karten. I. Einleitung und Reisebericht. Wohl wenige andere Inseln der Erde weisen eine so reiche und mannigfaltige B'auna auf wie die unter dem Äquator gelegene Insel Sumatra. Auf verhältnismäßig kleinen Raum zusammengedrängt, finden sich daselbst fast alle Klassen des Tierreichs mit einem enormen Reichtum an Arten vertreten. Um nur von den Säuge- tieren zu sprechen, so ist hier die für die Stammesgeschichte des Menschen so wichtige Familie der Anthropoiden nicht bloß durch den Orang-Utan, sondern noch durch 3 Gibbon- Arten re- präsentiert, welche Gattung durch den berühmten 1891 von Dubois im Pleistocän der Insel Java entdeckten Pifhecanfhroims crectns nun eine für die Abstammung des Mensclien so eminent wichtige Rolle spielt; glauben doch manche Anthropologen, es handle sich bei dem aufrecht gehenden Aifenmenschen von Java um einen Gibbon von Menschengrüße, dem die Ehre zufalle, Stammvater der Neaiulertal- rasse, ja selbst des ganzen Menschengeschlechts zu sein. Und Zool. Jahrb. XXHI. Abt. f. Syst. 1 2 Gustav Schneider, lieben dem interessanten Tarsius spectrum finden sich auch die ge- waltigsten Landsäugetiere der Gegenwart, Elephanten, Rhino- cerosse nebst einem Vertreter der in frühern Erdepochen zahl- reich verbreiteten Familie der Tapire vor; unter einer großen Anzahl kleiner Arten des Eaubtiergeschlechts sind ebenso die statt- lichsten Formen davon, wie Tiger, Panther, Bär, vorhanden. Es mag genügen, auf diese wenigen Repräsentanten der Säugetier- welt hingewiesen zu haben. In einem solchen Erdstrich konnte man sicher sein, ein gutes Feld für eine zoologische Ausbeute zu finden, und hoffen, daß noch lange nicht alles Vorhandene gefunden nnd noch manches zu entdecken übrig sei. Das übte in erster Linie eine große Anziehungskraft auf mich aus neben dem sehnlichen Wunsch, die Tropen zu schauen, „unter Palmen zu wandeln" und die Tiere der Urwälder in ihrer heimatlichen Wildnis zu beobachten und zu jagen, um damit sowohl die eigenen Kenntnisse an Ort und Stelle zu vermehren als auch zum Fortschritt der Wissenschaft so- viel wie möglich beizutragen. Ich selbst kann mit Befriedigung auf die Resultate zurück- blicken, besonders wenn ich mich an die schwierigen Umstände er- innere, die sich mir von Anfang an hindernd in den Weg gestellt haben. Und mit welchen Entbehrungen, Mühen, Schwierigkeiten und oft auch Gefahren aller Art das Reisen, Sammeln. Konservieren von Tieren, das Messen und Photographieren von Eingebornen in solchen Ländern verknüpft ist, dies weiß nur derjenige, der selbst schon solche oft pfadlose, manchmal von feindlich gesinnten Ein- gebornenstämmen bewohnte Wildnis mit nur wenigen eingebornen Begleitern durchzogen hat und dabei sammelnd tätig gewesen ist. Im Folgenden wollen wir nun zuerst einen kurzen allgemeinen Überblick über Sumatra und insbesondere über meine Reise daselbst geben, damit der Leser mit den einzelnen Sammelgebieten etwas vertraut wird. Zu beiden Seiten des Äquators gelegen, umfaßt die Insel Sumatra einen Flächenraum von 433000 qkm (das Deutsche Reich 540743 qkm), ist also nur um wenig kleiner als dieses. Durch die Sunda-Straße wird die Insel von Java, durch die Malakka-Straße von der Malayischen Halbinsel getrennt. Das zentrale Kettengebirge (Barissan), welches von Nordwest nach Südost laufend die Insel der Länge nach durchschneidet, teilt sie scharf in zwei große Abschnitte, eine Ost- und Westseite. Letztere fällt größtenteils schroff" dem Indischen Ozean zu ab und ist sehr gebirgig, während die Osthälfte alluviale einförmige Ebenen vorgelagert hat, die sich allmählich Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 3 sanft der Malakka-Straße zuneig-en, von großen, bis in das Herz des Landes führenden scliiif baren Strömen bewässert. Infolge der geringen Erhebung au der Ostküste ist das Tiefland oft auf große Strecken hin suniplig und steht, wie namentlich in Unter-Langkat und den Lampongs, zeitweise sogar ganz unter Wasser. Bei der Flut ist der Küstensaum vom Meer bedeckt, w^ährend er zur Zeit der Ebbe trocken liegt und dann an gewissen Stellen, wie bei Si Pari Pari, Strandvögeln aller Art in großen Mengen als Nahrungsplatz dient. Von den zahlreichen, meistens vulkanischen Bergketten erhebt sich der noch tätige Pic von Indrapura (Korintji) zu der stattlichen Höhe von 3700 m, aber kein Berggipfel steigt hier bis in die Schneeregion der Tropenzone hinauf. In der Mitte zwischen Ost- und Westküste liegt der ungeheure Toba-See, dessen Wasserspiegel 730 m über dem Meer liegt und dessen Flächenraum nach Brenner 1749,76 qkm beträgt, mehr als dreimal soviel wie der Bodensee. Das Innere schließt die Battak- und andere Hochebenen sowie Gebirgszüge ein, die durch Querriegel miteinander verbunden sind. In der Küstenebene steigt in den heißen Monaten die Temperatur bis auf 32 "^ C; die Durchschnittstemperatur beträgt ca. 26,7** C, im Gebirge sinkt sie aber bis auf 20** C und weniger herunter, wodurch das Klima hier sehr angenehm im Vergleich mit dem heißen Tiefland ist. Dazu kommt nun noch der große Feuchtig- keitsgehalt der Luft, der, verbunden mit einer intensiven Sonnen- bestrahlung, eine Treibhausluft im großen erzeugt, die auf dem äußerst fruchtbaren vulkanischen Boden eine Vegetation von wunder- voller Üppigkeit ins Leben gerufen hat. Hierdurch sind Bedingungen geschaffen, welche ebensowohl dem Tierleben die reichste Entfaltung gestatten wie sie auch dazu bei- tragen, dasselbe dem Auge des Reisenden zu verbergen. Der erste Eindruck, den ein mit diesen Verhältnissen nicht Ver- trauter gewinnt, ist der, die Fauna Sumatras sei eher arm als reich. Konsequente Durchforschung erst belehrt uns vom Gegenteil. Meine in den Jahren 1897 — 99 in Sumatra unternommenen Reisen führten mich zuerst (anfangs Juni 1897) in das durch die vorzügliche Qualität seiner Tabake weltberühmt gewordene Deli, wo ich in der Landschaft Terbanjawan bei einem befreundeten Pflanzer mein erstes Standquartier nahm, um von da aus das Gebiet zu durchstreifen. Das Sultanat Deli liegt auf dem nördlichen Teil der Ostküste. Es wird vom Deli-Fluß durchströmt, an dessen linkem Seitenarm, dem Belawan, die Eingangspforte in das Land 1* 4 Gustav Schneidek, und der gleichnamige Hafenplatz mit der Bahnstation liegt. Fast ganz Deli ist heute Kulturland, infolge des Tabak- und Kaifee- baus etc. ist hier der Urwald ausgerottet worden, junger Busch und hohes Gras (Lalang) sind auf dem abgepflanzten Kulturlande entstanden und bildet nun einen beliebten Aufenthaltsort für den Tiger, der solche Strecken dem Wald vorzieht. Hinter Langkat, Dell, Serdang, Padang, Batu-Bahra erheben sich die aus- gedehnten battakschen Hochebenen, welche ca. 1000 m über dem Meer, von dem Tiefland durch den vulkanischen Gebirgszug, der Sumatra wie ein Rückgrat der Länge nach durchzieht, getrennt sind und wie eine mächtige Barriere abschließen. Nur an wenigen Stellen vermitteln natürliche Einschnitte, über die Pässe führen, wie z. B. in Serdang, eine Verbindung der Ostküste mit der Hochebene. Das Sultanat Langkat, welches in Ober- und Unter-Langkat zerfällt, bildet für den Zoologen eines der interessantesten und ergiebigsten Gebiete. Im Nordwesten grenzt es an A t s c h i n , im Südwesten an die Battak -Lande, in Südosten an Deli und an die Straße von Malakka im Nordosten. Dank einer liebenswürdigen Einladung des Herrn Dr. H. Dohrn aus Stettin begab ich mich anfangs Juli 1897 in das Gebiet von Ober- Langkat und zwar der Landschaft Sukaranda. Hier nahm ich für längere Zeit meinen Standplatz, um die Provinz von da aus kreuz und quer bis über die Vorberge hinaus zu durchstreifen. Das Land ist sehr hügelig, und die kleine Tabakstaude hat auch' hier schon an vielen Stellen allen Urwald verdrängt, aber es besitzt doch noch Urwälder, wie bei Sukaranda, die sich fast ununterbrochen bis nach Atjeh erstrecken. Durch Eisenoxyd ist der Boden oft rot gefärbt. In landschaftlicher Beziehung ist es mit einer der schönsten Teile auf der Ostküste, und ich kann mir nicht versagen, einen kleinen Auszug darüber aus meinem Tagebuch zu geben, wo der frische Hauch des Geschauten noch nicht abgestreift, sondern untei- dem unmittelbaren Eindruck festgehalten wurde. Mitwoch 7. Juli 1897. Von der Veranda des herrlich auf einem Hügel gelegenen Hauses von Sukaranda Estate erhebt sich der Blick auf den nur wenige Meter davon entfernten, jetzt aber verdeckten Urwaldsaum. Es ist ö^o Uhr fiüh. Ein prachtvoller Tag hebt an, dichte Nebelmassen quellen langsam auf und verflüchtigen sich zeit- weise so, daß der Urwald oft in schattenhaften Umrissen auftaucht und bald wieder zauberhaft im Nebel verschwindet. Dieses eigen- artig schöne Schauspiel wiederholt sich so lange, bis ein Sonnen- Zoologische Forscliungsreisen in Sumatra. 5 strahl plötzlich den Nebel diirclibricht, und jetzt liegt der Wald in schönster Beleuchtung und frischem von Feuchtigkeit tropfendem und glitzerndem Grün vor uns. Im Westen schimmern in weiter Ferne in wundervollen violettrötlichen Farben die geheimnisvollen Alas-Berge, die bisher noch keines Europäers Fuß betreten hat, in ihrer ganzen Pracht, aber leider nur kurze Zeit dauernd. Während ich noch im Banne dieses entzückenden Naturgenusses versunken bin. bricht der helle lichte Tag an, und ein tief blauer wolkenloser Himmel wölbt sich über mir. Ein ganz anderes Bild bietet sich mir nun: vor der Rückseite des Hauses gleitet zu meinen Füßen in der Tiefe lautlos der mächtige Langkat-Fluß oder Wampu dahin, auf seiner rechten Uferseite umrahmt vom düstern Urwalde von Serapit, auf dessen imposantes Blätterdach ich herabschaue. In kleine Gruppen verteilt stehen längs des Ufers zierliche Areka- und andere Palmen-Arten und lassen ihre eleganten gefiederten Wedel- kronen im Sonnenlichte baden. Und über sie liinweg schweift der Blick ungehemmt Tagereisen weit in die Ferne und bleibt an dem langgestreckten Saum der Bergkette hängen, dessen jäh abstürzende Grate sich scharf und in malerischen Linien vom blauen Horizont abheben: Der Simelir, der Piutii und dazwischen etwas im Hinter- grund die pjTamidenartige Spitze des heiligen Si Nabung, über dem ein rein weißes Rauchwölkchen schwebt, ein Zeichen des unter- irdischen Feuers, ebenso des markant hervortretenden über 2000 m hohen Si Bajak oder Geisterberges der Battaker, der Si Mati (der Tote) der, wie schon sein Name besagt, ein erloschener Vulkan ist. Und da mir bereits die Tierwelt, die diese Wälder belebt, nicht mehr fremd ist, so hätte es kaum der Mahnung bedurft, die von den Bergwäldern herüberschallt, wo soeben das vielstimmige Morgen- konzert zahlloser Menschenaffen (Gibbons) begonnen hat. Im September 1897 unternahm ich, begleitet von Eingebornen eine Expedition in das Hinterland von Langkat. Als Hauptstation wählte ich das ganz in den Bergen liegende Battaker-Dorf Berkan- tjang aus. Der Weg dahin ging über Selese, Lau Buntu, Bari Buntu, Tinggi Radja, Guma Kota, Sukamari. Die Gegend wurde nach dem Innern zu sehr gebirgig; kaum hatte man einen Höhenzug erstiegen, so stand man wieder vor einem neuen; so ging es in ewigem Wechsel bergauf und bergab. Das Un- angenehme bei den Reisen oder Touren, die man hier morgens früh macht, ist, daß man von dem starken Tau, der überall von dem 6 Gustav Schneider. Busch und Gras lierabträufelt, vollkommen durchnäßt wird und eigentlich nie aus den nassen Kleidern herauskommt, da man, wenn man kaum etwas trocken ist, oft durch Sümpfe oder Flüsse muß, wobei man aufs neue wieder naß wird. Die sonst so geschätzte lianenartige Rottang-Palme, welche dem Malayen ermöglicht, sein Haus ohne einen einzigen Nagel zu bauen, füllt hier die Schluchten in Ungeheuern Mengen und hindert einen durch ihre von Dornen strotzende Hülle sowie mit ihren entzückend schönen Wedelblättern, welche ihre mit unzählbaren Widerhaken versehenen Geißeln nach allen ßichtungen ausbreiten, am raschen Vorwärtsdringen; hier konnten wir uns nur mit dem Parang (Schlagmesser) den Weg bahnen, denn diese Schlingpalme zieht sich tauartig oft viele hundert Fuß über Strauch und Baum und Unterholz hin und bildet so ein verworrenes Flechtwerk, das nur mit vieler Mühe durchdrungen werden konnte. Größere und kleinere Urwälder machten hier und da Lichtungen, die mit Gras bewachsen waren, Platz ; große sumpfige Strecken waren stellenweise mit einer mächtigen Caladium-Art be- deckt, die mit ihren 2—? m hohen, breiten, herzförmigen Blättern allen andern Pflanzenwuchs verdeckten und meine Träger mit ihren Lasten sogar unsichtbar machten. In dem ausgedehnten Urwalde, der sich hinter Sukamari nach Berkantjang zu erstreckt, schoß ich den später noch ausführlich zu erwähnenden Hijlohates enteUoides und beobachtete daselbst auch viele S i a m a n g s. Berkan- tjang liegt dicht am Fuß des Buldak- Berges und ist direkt beim Dorf von hügligem Wiesenland, das einen ganz alpenartigen Eindruck macht, eingefaßt. Die Umgebung ist von Schluchten und Spalten durchzogen, die mit einem Rottang-Gewirr bewachsen sind; prächtige Baumfarnen längs und inmitten der Gebirgsbäche, oft auf daraus hervorragenden Felsen wurzelnd, zieren in großer Zahl malerisch die Landschaft. In nordwestlicher Richtung dehnt sich ein großer Urwald aus, der aber wie ausgestorben erscheint und dessen Totenstille auf den Wanderer einen beängstigenden Eindruck macht. Denn kein Ruf des Argus-Pfaus, kein Krähen des Wild- huhns ertönt, ja selbst das sonst so häufige krächzende Geschrei der Nashornvögel, das liebliche Gurren der Tauben, das emsige Pochen der Spechte ist hier verstummt oder nur ausnahmsweise einmal zu hören; dei- durchdringende Schrei des Kidjang-Hirschs erschreckt höchstens einmal den Wanderer. Diese Einsamkeit, in der man sich hier zu befinden glaubt, bildet einen merkwürdigen Kontrast zu den belebten Wäldern des heißen Tieflands, wo uns der herrliche Ge- Zoologische Forschmigsreiseii iu Sumatra. 7 sang des ockerfarbenen Raahkopfs {Tracliycomus ochrocephalus) er- freut und an die Heimat erinnert, wälirend das schauerliche Lachen des Angg'ang- tokok {Bhinoplax scntatus), welclies uns von den höchsten Bäumen entg-egenschallt, beweist, daß wir uns im tropischen Urwald Sumatras befinden. Namentlich in den Wäldern längs der Flußläufe herrscht morgens früh ein reges Leben, und allerlei Tier- stimmen tönen einem entgegen. In allen höher gelegenen Urwäldern ist mir aber die Grabesstille immer sehr aufgefallen; außer dem Gejohle der Gibbons liabe ich höchst selten eine andere Tierstimme vernommen. Dennoch sind diese Wälder aber nicht so tierarm, wie man daraus schließen könnte. Durch eifriges Suchen und Fallenstellen gelang es mir nämlich, eine Menge von Warmblütern daselbst zu erbeuten. Es ergab sich daraus für mich die allgemeine Lehre, daß der sammelnde Naturforscher nie an Armut der Fauna glauben soll, bloß weil sie sich der Wahrnehmung entzieht. Nachdem ich die nähere und weitere Umgebung von Berkantjang etwas ausgebeutet hatte, unter- nahm ich die Tour über den Berg Simelir in das Gebiet der un- abhängigen Karobattaker nach Durian Kenajan, welche hier als Spezialität das Anfertigen von giftigen Blasrohrpfeilen betreiben und durch den ausgiebigen Gebrauch dieser heimtückischen Waife in üblem Eufe stehen. Leider konnte ich wegen ungenügender Lebensmittel nur 6 Tage in diesem interessanten Gebiet, wo ich die seltnen Nemorrhaedus sumatrensis ausfindig machte und zum ersten Male sah, bleiben. Nach meinem Standplatz zurückgekehrt, unter- nahm ich 2 Tage darauf die Tour nach der Hochebene. Hierbei überstieg ich den Buldak und andere Berghöhen, passierte finstere und feuchte Urwälder und betrat darauf die Karo- Hochebene, welche, soweit das Auge reicht, mit mannshohem Gras Lalang (Sacharum konigi) bewachsen ist. Die Sonne brennt hier mit in- tensivster Kraft hernieder, und diese mächtigen Grasflächen machen auf den Zoologen einen wenig versprechenden Eindruck. Mit Aus- nahme von einem Eaubvogel, Bienenfressern und Schwalben sah ich keine Tiere. Am Fuß des 2417 m hohen Vulkans Si-Nabung, der sich freistehend aus der Hochebene erhebt und dessen glänzende Schwefelfelder auf der Südostseite auf einen herabschauen, war das Tierleben schon reicher; doch wurde mir das Sammeln daselbst durch das Mißtrauen der Bewohner dieses ebenfalls noch unab- hängigen Gebiets sehr erschwert und schließlich unmöglich gemacht. 8 Gdstav Schneider, denn in Si Karang- Ivarang \) zwangen mich die Eingebornen zur Umkehr, da sie infolge eines auf Bambus geschriebenen Briefs, den ihnen der Eadja von ßerkantjang zugesandt hatte, behaupteten, ich sei von der Eegierung abgeschickt, um ilir Land auszukundschaften; so mußte ich meinen Plan, hier länger zu sammeln und all- mählich zu dem nun nahen Toba-See zu marschieren, aufgeben. Obwohl ich in den Unterhandlungen wegen meines Erscheinens in ihrem Gebiet, die von morgens 9 Uhr ununterbrochen bis mittags 3 Uhr dauerten und an welchen sich zahlreiche Häupt- linge von der ganzen Umgebung beteiligten, auf das Grundlose der obigen Behauptung hinwies, so nützte dies nichts. Aus den heftigen mit lauter Stimme von Geberden begleiteten Reden, die einzelne Radjas vor dem mitten im Dorf versammelten Volk hielten, w^obei sich namentlich ein bedeutender Häuptling aus einem in der Nähe liegenden Ort (Guru Kinaijang), der sehr gegen mich sprach und die andern aufreizte, hervortat, war ersichtlich, daß sie keinen Weißen in ihrem Gebiet dulden würden. Unter Begleitung von 30 gut be- waifneten Battaks mußte ich hierauf mit meinen Leuten leider den Rückweg antreten und froh sein, daß die Sache noch so gut abge- laufen w^ar. Am Abend trafen wir wieder in Kota Radja ein, und der Sohn des Radja dieses Dorfes, der' in Abwesenheit seines Vaters Pangulustelle versah, gestattete mir nur noch einen fünftägigen Aufenthalt daselbst, lud mich aber samt meinen Leuten ein, in seinem großen Haus zu wohnen, was ich auch tat und es nicht zu bereuen hatte, denn ich verlebte darin interessante und gemütliche Stunden. Leider wurde mir aber auch die Besteigung des Si-Nabung strengstens verboten. Es war nicht sehr viel, was ich am Fuß des Bergs sammeln konnte, dafür waren es aber alles Tiere, die ich bisher nirgends ge- funden hatte, wie Arctonyx hoeveni, Reptilien und Laudschnecken, von denen sich viele als neu herausgestellt haben und von denen mir der große CydopJiorus egregius n. sp. v. Maktens besonders Freude machte, wie auch die prächtigen und seltnen Schmetter- linge, worunter, um nur einige zu erwähnen, Ornithoptera honra- thiana, Charaxes sultan, Papilio erebtts, P. hageni waren, die ich mit Hilfe der gegen kleine Geschenke dienstwilligen battakschen 1) Eine Ortschaft dieses Namens fand ich auf keinei* Karte Sumatras angegeben, wohl aber ein Dorf Batu-Karang, das nach der Lage zu schließen damit identisch ist. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 9 Jugend erhielt, denen das Fangen der Tiere mit meinen Schmetter- lingsnetzen großen Spaß machte. Von Kota Rad ja ging ich dann wieder nach Berkantjang zuriick, wo sich der Radja aber nicht mehr vor mir blicken ließ, Avas mich nicht hinderte, die Umgebung, welche ich jetzt liauptsächlich südlich durchzog, ab- zusuchen. Nach leichtem Regen heimste ich viele Tausendfüßler ein, die auf dem Urwaldboden herumkrochen; besonders häutig war Thyropygiis pachyiirus Poe. während Platyrrliacus areatus Att nur vereinzelt gefunden wurde. In Berkantjang selbst fand ich öfters eine sehr große schwarz und gelb gescheckte Sphaerotherium-ÄYt '), die aber ebenfalls nur nach Regen zum Vorschein kam. Auch die großen gewöhnlichen Scorpione Heteromctrus longimanus Hebst, waren hier so gemein wie im Tief- land. Mitte Oktober verließ ich diese Gebiete und trat den Rückweg nach Lau Buntu an. wo ich in der Nähe (Sungei Ruan ) und bei Sungei Gerpa ein wenig sammelte. Bei meinen Gastfreunden, den Herren HuBEK und KoTTMANK, wurdc mir speziell die Vergrößerung meiner Fisch-Collection sehr erleichtert, indem ich von letzterm Herrn D3'namit zum Fischen erhielt und damit überraschend gute Resultate erzielte. Da die Handhabung derDj^namitpatronen sehr einfach und bei Vor- sicht ohne Gefahr ist, hat man nur darauf zu achten, daß die Zündschnur, die oft scheinbar nicht recht brennen will, sofort, wenn sie einmal mit dem Feuer in Be- rührung gewesen, samt der Patrone ins Wasser ge- worfen wird, denn da die Schnur von innen durchbrennt, achtet man oft kaum auf ihr Glimmen und glaubt, sie brenne nicht! Für Forscher, die ichthyologisch zu sammeln gedenken, ist Dynamit sehr zu empfehlen. In Ermangelung dessen ist auch die Tuba- w u r z e 1 ( Derris elliptica Bekth) ausgezeichnet, da man damit Arten erhält, die man sonst wohl kaum erbeuten kann. Die Pflanze kommt in Sumatra wild vor, und jeder Eingeborne kennt sie unter dem Namen Tuba. Ich werde mich in einem besondern Artikel näher über diese Art des Fischfangs aussprechen. Von Lau Buntu und Sungei Ruan begab ich mich nach Sukaranda zurück, und bald darauf (im November] fuhr ich mit meinen Sachen in einem großen Ruder- boot den Lankat-Fluß hinunter bis Stabat, um in Unter-Lankat meinen Aufenthalt zu nehmen. Hier sammelte ich hauptsächlich in den Landschaften Tau- 1) SpJia/ropoeus tiyraius Silo. 10 Gustav Schneider, d j u n g B r i 11 g- i 11 . Stabat, T a n d j u ii g- B u t u s, Bukit tili ggi fG 1 e ii Berwi). Pauk al an Brand an, Pulu Telang-, wo ich in den sumpfreiclien ungesunden Niederungen daselbst meine meisten Orang- Utans erlegte. Die hüglige, von vielen Pajas (Sümpfen) durch- zogene Gegend bei Pulu Telang und am Lepang-Fluß ist wildreich. Durch das Erdöl, das in diesem Gebiet in den letzten Jahren ent- deckt wurde, ist diese Gegend nun zugänglich gemacht worden, die Überfälle der Atschinesen haben aufgehört, und durch Herrn Eugen Hatt, der zu meiner Zeit dort gerade Petrolbohrungen vornehmen ließ, wurde es mir ermöglicht, die menschenleere Wildnis des Batang- Serangan zu durchstreifen. Infolge heftiger Malaria sah ich mich nach fünfmonatlichem Aufenthalt in Unter-Langkat aber leider gezwungen, dieses ungesunde Gebiet zu verlassen und zur Erholung für einige Wochen nach der wegen ihres gesunden Klimas bekannten Insel Penang zu gehen. Ich machte daselbst die angenehme Be- kanntschaft von Herrn Stanley Flower, dem rühmlichst bekannten Eeptilienforscher, jetzt Direktor des Zoologischen Gartens in Kairo. Und mit Vergnügen erinnere ich mich an unsere nächtlichen Streifereien auf dem 800 m hohen Penang-Hill , avo wir in den dortigen Felshöhlen den prächtigen und seltnen Gijmnodadylus pulcheUns Gray, Gonafodcs pennangensis Flow., Hemidaciißus platyuriis Schneid, und andere nur nachts zum Vorschein kommende Reptilien mit Hilfe einer Laterne fingen und unsere Sammlungen damit be- reicherten. Da ich mich in der gesunden kühlen Luft hier oben viel rascher erholte, als ich je erwartet hatte, so kehrte ich schon Ende April 1898 wieder nach Sumatra zurück, und zwar ging ich diesmal nach Tebing tinggi in der Landschaft Padang Be- dagei (Deli). Bei Herrn Dr. med. 0. Henggeler traf ich dann die Vor- bereitungen für meine geplante Expedition durch die Räja-Berge an den Toba-See, wobei ich von meinem Gastfreunde mit Rat und Tat aufs eifrigste unterstützt wurde. Nachdem ich von der Regierung die Bewilligung zu dieser Reise nebst Empfehlungsschreiben an Battak-Häuptlinge erhalten, sowie die nötige Anzahl battakscher Träger etc. beisammen hatte, trat ich anfangs Mai 1898 die Reise zuerst nach Bahsumbu (in Padang Deli) an, wo ich bei einem Ptlanzer, Herrn A^^elti, die Lasten an die Träger verteilte und den Proviant noch durch Reis ergänzte. Einer der Führer erhielt die für die Häuptlinge bestimmten Ge- schenke zum Tragen. Die Leute gingen voraus, während ich erst Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 11 einige Stunden später nachfolgte, da ich die zu passierende große Grasfläche in Begleitung von Herrn Welti durchreiten konnte. Nachmittags holten "wir die kleine Gesellschaft ein und kamen am Abend in dem Räjacampong Tongah, auch Badjah Sengari genannt, an. Unser Nachtquartier nahmen wir im Bäle oder Be- ratungshaus. Eine mit reichen Schnitzei-eien (Krokodile darstellend) versehene Säule aus hartem Holz ist darin besonders bemerkenswert Am andern Morgen, früh 6 Uhr, verabschiedete ich mich von Herrn Welti. der mit 4 Leuten den Rückweg antrat, während wir dem Innern zu marschierten. Beständig durch Wald gehend, gelangten wir dann nach Huta baju sur bo Dolok, einem kleinen Campong, der durch starke Baumstämme verbarrikadiert war und nur kleine Oifnungen zum Herausschießen aufwies. Nach Passieren von Huta baju Bander Cunung hatten wir den Anblick einer prachtvollen wilden Flußpartie. In großer Menge traten Baumfarne auf. Die Gegend wurde nun äußerst zerklüftet. Mit vieler Mühe konnten wir die Lasten mittels starker Eottangseile an den senkrechten Felswänden herunter lassen. Wir selbst konnten nur unter großen Schwierigkeiten die Schlucht herabklettern, und der Aufstieg auf der andern Seite kostete uns manchen Schweißtropfen. Bald darauf erreichten wir eine Schlucht von gegen 300 m Tiefe, die mit einer Hängebrücke (Hite bach Kammel) aus Eottangsträngen übersjiannt war, wie sie die Battaker öfters an solchen Stellen anzubringen pflegen, aber das Überschreiten dieser kaum fußbreiten Brücken ist für den Europäer fast nur mit Hilfe der Eingebornen möglich, denn sie geraten, da sie sich unter dem Körpergewicht stark biegen, so in schaukelnde Bewegung, daß man in Gefahr schwebt, abzustürzen. Schmälere Schluchten waren manchmal nur mit einem Baumstamm überdeckt, die aber vor dem Begehen immer von meinen Leuten auf ihre Festigkeit geprüft wurden; einmal erwies sich ein solcher so morsch, daß er bei der Probe krachend in die Schlucht fiel; diese Stammbrücken sind in der Regel so schlüpfrig und feucht, daß man leicht ausgleitet, und es ist für den Europäer deshalb von Vorteil, wie die Eingebornen barfuß den Übergang zu bewerkstelligen. In Surbo Dolok, einem mit einer doppelten Reihe Palissaden befestigten Räjacampong, den wir darauf erreichten, erhoben sich große Schwierigkeiten mit dem dortigen Radja Tuwan Ligger. Dieser außergewöhnlich stark befestigte Campong besteht aus 30 Häusern. Bei-eits alle männlichen Bewohner hatten Büchsen mit Feuersteinschloß, nur einige wenige trugen Lanzen. Die Eingebornen 12 Gustav Schneider, nahmen uns gegenüber eine, gelinde gesagt, recht unfreundliche Haltung ein. 4 Tage lang verhinderte uns der ßadja an der Weiterreise, indem er behauptete, ohne Befehl vom Hauptradja dürfe er mich nicht Weiterreisen lassen, auch habe er gerade Krieg mit einem Nachbarn, und es sei deshalb zu gefährlich, sich aus dem Dorf zu entfernen. Dabei hatte er Befehl erteilt, daß keiner seiner Untertanen uns die geringsten Lebensmittel verkaufen dürfte. Da ich aber seine Absicht, uns so lange hinzuhalten, bis wir keinen Proviant mehr hatten und von selbst zur Umkehr gezwungen worden wären, durchschaute, so gebot ich ihm durch energische Drohungen am 5. Tage unseres Aufenthaltes, das Tor seiner Campong zu öffnen und uns herauszulassen, andernfalls ich dies mit Gewalt erzwingen würde. Dies wirkte, aber er rief uns nach, daß wir nicht weit kämen. Ich war herzlich froh, als ich sein Dorf hinter mir hatte, und meine Leute desgleichen. Wir stiegen nun nach einem mit dichtem Urwald bewachsenen Bergkamm auf, der von zahlreichen Symphalangns syndactylns belebt war. Ein Pärchen der schönen Lophura vieüloti Geay, das ich aus dem Unterholz aufscheuchte, entfloh mit schwerem Flügelschlage. Mehrmals sah ich an feuchten Stellen des Urwaldbodens die reizende Füta clegans, P. hoscJiii, herumhüpfen, da ich aber jetzt keine Zeit mit Präparieren verlieren wollte, so ließ ich dieselben unbeachtet. An dem Bah Kammel-Fluß. den wir um 10 Uhr erreichten, flogen in Schaaren Schmetterlinge umher, worunter die herrlich farbigen Ornühoptera hrool-cana, von denen ich 5 Exemplare fing. Die Wider- wärtigkeiten, die ich gehabt, waren schon halb vergessen, als ich überall ein reges Tierleben beobachtete. Es gab ja viel bequemere Wege nach dem Toba-See, allein das von Europäern noch unbetretene Räja-Gebirge schien mir für meine Zwecke besonders geeignet, da ich in diesen unerschlossenen Bergwäldern hoffen durfte, eine reich- haltige Fauna zu treffen, und dies ist auch der Fall, doch gehört zur genauen Erforschung mehr Zeit und eine bessere Ausrüstung, als sie mir zu Gebote stand. Ich konnte eben mit meinen wenigen Leuten nicht so viel Reis mitführen, um für längere Zeit ganz un- abhängig von den Bewohnern dieser Gebiete zu sein. Die leuchtend rote Farbe eines Trogon ergötzte mich durch den lebhaften Kontrast, den diese Erscheinung in dem düstern Grün des Walds hervorbrachte. Im Bah Kulistik-Fluß, den wir durch- querten, sah ich viele Fische. Der Weg führte uns dann durch schlucht- artig vom Wasser ausgehöhlte Sandsteinfelsen höher und höher ins Ge- Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 13 birg-e liinauf. Obwohl wir einige Male auf Bergrücken liegende kleine Weiler ^) bemerkten, umgingen wir alle menschlichen Niederlassungen und zogen es vor, im Walde zu übernachten, denn nach den Drohungen des Eadja von Surbo Dolok fürchteten wir, nicht durchgelassen zu werden, und ich wollte ähnliclien Schwierigkeiten, wie ich sie bei ihm gehabt hatte, aus dem Wege gehen. Glücklicherweise be- gegneten wir auch keinem Menschen, die Gegend scheint mir über- haupt spärlich bew^ohnt zu sein. Große Strecken waren nirgends Wege zu finden, wir liefen aufs geratewohl auf den schmalen Berg- kämmen entlang, nur hier und da wurde einmal ein kaum fußbreiter Pfad, der sich oft bald verlor, benützt. In der Nähe des Dolok Si Tobang'-) machte ich eine 2tägige Rast, denn meine Leute waren sehr erschöpft, und einer der Träger hatte heftiges Fieber bekommen, so daß ich seine Last an die andern verteilen mußte. Ich benützte die Zeit zu einem kleinen Streifzug und schoß in den Bergwäldern Semnopifhccns albocinereus Des:marest sowie einige Yögel {Platyloplins galericulatiis Cuv., Megälaema chrysopogon Temm., Trogon diardii Temm. nnd Corydon sumairanus Raefles) etc. Am 23. Mai brachen wir morgens früh ' '06 Uhr auf und kletterten in schlangenartigen Windungen auf die Paßhöhe des Dolok Simar- subit, wo überall mächtige Trachytblöcke zerstreut umherlagen; der Boden war buchstäblich wie besät damit, und es erinnerte mich dieser Anblick lebhaft an das Trümmerfeld des Bergsturzes von Goldau. Darauf erreichten wir einen kleinen freien Platz ; von hier aus hatten wir eine hübsche Aussicht auf den Dolok Simar- sobah, an dessen Fuß wir bald gelangten und dessen kahle Fels- wände bei klarem Wetter von Bahsumbu aus gesehen werden. Mittags gegen 5 Uhi- traten wir aus dem Urwald, welcher die Höhenzüge bedeckt, heraus und sahen in der Nähe eine menschliche Niederlassung Namens Damak, die nur aus 5 kleinen Häusern be- stand. Nun wurde das Terrain ganz anders: die Berge hatten wir hinter uns, während sich um uns eine hochebenartige, leiclit ge- wellte Fläche einschob, die mit Lalang und Büschen von Osbeckia linearis und andern Pflanzen bewachsen war. In den Zweigen eines lichten kleinen Wäldchens, das dann sichtbar wurde, saßen mit Flinten bewaifnete Battaker, die scheinbar ihre Waffen direkt 1) Bandar kenopan, Perapat hilir. 2) Dieser Berg scheint mir ein Ausläufer des Simbolon-Gebirges zu sein. 24 Gustav Schneider, auf meine kleine Karawane gerichtet hielten und uns einen kleinen Schreck bereiteten, doch stellte es sich bald heraus, daß es bloß Jäger waren, die auf einen Kidjang-Hirsch, der von einer andern Ab- teilung hierher getrieben wurde, lauerten. Da meine Führer nicht genauen Bescheid mehr über die Kichtung, in der wir zu gehen hatten, wussten, so erbot sich einer der Jäger, uns für ein Taschen- messer den Weg bis nach Pulu räja zu zeigen. Ein tüchtiger Marsch brachte uns dahin; es war 7Y> Uhr, als wir daselbst ein- trafen. Obwohl mich der Kadja hier freundlich aufnahm, so ging ich nach Itägigem Aufenthalt morgens früh daselbst fort, weil sich das Gebiet, da nirgends Wald vorhanden war, als tierarm erwies. Nach Passieren von 3 kleinen Hügeln, welche sich aus der Ebene erhoben, und vorbei an einigen Hütten gelangten wir dann um 11 Uhr nach Pomatang räja. In diesem großen Dorf hat der Oberhäuptling des Räja-Stammes seinen Wohnsitz, und meine Leute waren sehr ängstlich, daß wir hier schlecht empfangen werden würden, doch Avar gerade das Gegenteil der Fall. Der Radja wies mir und meinen Leuten das große Bale als Wohnung an; da dies sehr geräumig und gegen den Wind gut geschützt war, so nahm ich gern darin mein Standquartier. Als ich dem ßadja die für ihn bestimmten Geschenke über- reichen ließ, worunter auch eine Jacke aus feinem blauen Tuch, so zeigte es sich, daß ihm dieselbe etwas zu eng war, doch behielt er sie trotzdem an und zeigte große Freude darüber, wie auch über Photographien von Europäerinnen, die ich ihm auf seinen Wunsch hin zufällig zeigen konnte. Ton Pomatang räja, diesem fast in der Mitte zwischen der Ost- und W^estküste gelegenem Gebiet, unternahm ich größere und kleinere Touren nach allen Richtungen, dabei ausschließlich Land- schaften durchstreifend, die vorher noch nie von einem Weißen be- treten worden sind, denn das Räja-Land war noch bis vor wenigen Jahren wegen der Wildheit seiner Bewohner, die berüchtigte Kanni- balen sind, vollkommen verschlossen. Mit Hilfe des Radja, der mir Führer und noch Träger stellte, gelang es mir über Suuak Huta Dolok, Brass lumen Simbau den Simbolon, einen 1400 m hohen Gebirgszug im zentralen Teil des Räja-Lands, zu er- reichen und besonders bei Talun niadear sowie in der Um- gebung vom Balu räja etwas zu sammeln. Das Gebiet ist ganz spärlich bewohnt und weist viele Ravinen auf, doch scheint es sehr fruchtbar zu sein, denn die Eingebornen hatten namentlich bei Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 15 Simbau kolossale Reisvorräte in Behältern aus Baumrinde aufgehäuft, die mich durch die Menge in Erstaunen versetzte. Durch staike, alle Mittag auftretende Platzregen wurde mir das Sammeln sehr erschwert. Hier war die merkwürdig aussehende Megalophrys nasuta ScHLEG. und IchthiiopJiis fjlutinosns L. nicht selten; auch Calamaria vermiformis DB. erbeutete ich in mehreren Exemplaren. In Masse hüpften aber Rana chdlconota Schleg., Rana kuJiIii Schleg. an dem feuchten Urwaldboden des Gebirges umher, und Bhacophorus leuco- mijstax var. sexviryata Gkavh. saßen an dem üppigen Pflanzenwuchs, der an den Bäumen emporrankte. In einem kleinen Bach daselbst fing ich einige der sich als neu erweisenden interessanten Callo- mystax sclimidti Volz, wodurch nun auch ein Vertreter der Silu- ridae stenobranchiae im Malayischen Archipel nachgewiesen wurde (diese Gattung kannte man bisher nur von Vorderindien, Bengalen). Den starken Temperaturwechsel, der hier stattfand, indem das Thermometer mittags 1 Uhr 27" C im Schatten aufwies, während es in der Xacht oft auf 15"./ C herabsank, empfanden wir alle sehr, namentlich aber fröstelten meine Leute trotz warmer Decken und gut unterhaltenem Lagerfeuer in der Nacht derart, daß ich mich gezwungen sah, die Nächte in einer einzeln stehenden Eingebornen- hütte, die wir oberhalb Balu Eadja auffanden und die inmitten der Gebirgsketten stand, zuzubringen. Der Besitzer der Hütte war durch unsern Besuch nicht gerade erfreut, er machte ein äußerst mürrisches Gesicht (und da ich den Häuptling, den mir der Eadja von Pomatang räja zu unserm Schutze mitgegeben hatte, schon in Simbau zurücklassen mußte, da er behauptete, solche Strapazen, wie sie mit meiner Tour verknüpft seien, unmöglich länger ertragen zu können, was ich auch nicht bezweifelte, weil sich derselbe als ein vom Opium völlig entnervter Mensch erwiesen hatte), so ließ er uns nur ungern und mit Mißtrauen in seine Hütte eintreten, obwohl er unter den Trägern einige der Leute des Hauptradja kannte. Als der Hausherr gleich nach den Unterhandlungen in hockender Stellung und mit Hilfe eines Knaben, der ihm das eine Holz hielt, nach ur- alter Weise durch Reiben zweier Hölzer Feuer erzeugte, was genau 5\.3 ^Minuten Zeit beanspruchte, so sah ich mich veranlaßt, ihn mit dem Zeit und Mühe sparenden europäischen Produkt der Zündhölz- chen bekannt zu machen: sein Erstaunen und seine Freude war groß, als ich ihm zwei Schachteln davon schenkte, gern gab er mir dann seinen Feuerbohrer (der nun im ethnographischen Museum von 16 Gustav Schneider. Neuchätel dem besuchenden Publikum diese primitive Feuergewin- nung- veranschaulicht), mit der Bemerkung, er sei froh, daß er dieser Plage nun für einige Zeit enthoben sei. Andern Tags begleitete er mich mit seinem Sohn auf die Jagd und machte den Führer nach einer kahlen hohen Sandsteinkuppe eines Höhenzugs, der mich interessierte. Mit dem Blasrohr (Ultop) erbeutete mir derselbe 1 Exemplar der seltnen Bendrogama houlengeri Doria, die ich bisher nur am Vulkan Si Nabung gefunden hatte. Die die Urwälder mit ihren schnarrenden Tönen erfüllenden Zirpen, die gewöhnlich für das Schmetterlingsnetz in unerreichbarer Höhe an Baumstämmen oder Schlingpflanzen saßen, erhielt ich durch die Räja-Knaben in Massen mittels des Blasrohrs. Sie schnitzten zu diesem Zweck feine nadelartig dünne Pfeilchen aus einem harten Holz und bliesen dieselben dann nach den hoch oben am Stamm sitzenden Cicaden ab, spießten sie dadurch jedesmal mit unfehlbarer Sicherheit an den Stamm an, kletterten hinauf und brachten mir die noch am Pfeil steckenden, zappelnden Zirpen herunter, ohne daß sie beschädigt waren, denn die Wunde war sehr fein (natürlich handelt es sich i dabei um die größern Arten wie die prächtige Cicada speciosa etc.). Zum Erbeuten der Nectarinien, überhaupt kleiner Vögel, eignet sich das Blasrohr viel besser als die Flinte. Die Räjas sind ebenfalls geschickt damit, jedoch wenden sie kein Gift wie die Karos ^) dabei an, es scheint, daß ihnen die Gift- bereitung zu diesem Zweck unbekannt ist. Daß Nemorrliaedus im Simbolon -Gebirge sicher vorkommt, konnte ich an den Hörnern und Fellstücken, die ich hier bei den Bewohnern sah, konstatieren. Leider gelang es aber während meiner Anwesenheit nicht, eines der Tiere zu erbeuten, und mußte ich nun ohne die ersehnte Beute nach Pomatang räja zurückkehren. Die nächste Umgebung dieses Campong war sehr kahl. Turtur iigrinus, Turnix pugnax und Munia- Arten waren in den Gebüschen, die sich inselartig auf dem Plateau erhoben, zu sehen, aber sonst nichts von Belang. Am 2. Juni nahm ich Abschied von dem freundlichen ßadja, der mir so wohlwollend gesinnt war. Er verehrte mir bei diesem Anlaß einen der prächtig gearbeiteten aus Silber und Gold bestehenden Kopfschmucke, wie sie die Häuptlinge des Raja-Stamms tragen, und machte mir damit große Freude, denn ich hatte mich lange umsonst bemüht, einen solchen 1) Siehe P. Geiger, Beitrag zur Kenutniss der Ipoh-Pfeilgifte, Inaugural-Dissertation (Universität Zürich) 1901. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 17 käuflich zu erwerben. Zu dem Abschied hatten sich viele Häupt- linge aus nah und fern eingefunden, und auch das Volk sah dem Abmarsch in großer Zahl zu und hörte mit Vergnügen die Salut- schüsse, die ich zu Ehren des Hauptradja abgab. Einen Radja und einen Pangulu (Dorfvorsteher) hatte ich zur Sicherheit für mich und meine Leute, die zugleich als Führer dienen und für unser Nacht- lager in den Dörfern zu sorgen hatten, mitbekommen. Dazu kamen noch einige Träger, welche die Häuptlinge begleiteten, die aber für mich meine gemachten Sammlungen transportieren helfen mußten; denn meine Leute reichten, da wir nun mehr Sachen mitführten, nicht dazu aus. Anfänglich führte uns der Weg durch Lalang. der zeit- weise allerlei Gebüschen Platz machte, später trat hügliges Terrain auf, das viele große und kleine Wasserlachen aufwies und, wohin man auch blickte, mit fußhohem Farnkraut bewachsen war. Vorher hatten wir den Campong P a n e y r ä j a passiert und gelangten dann nach der sog. Tana Rabaiju. Ein großes Dorf. Rausang mit Namen, das, wie ich von außen sehen konnte, viele Häuser hat, durfte ich leider nicht betreten, da meine Führer erklärten, der Hauptradja habe es verboten, hier einzutreten, da er hier für meine Sicherheit keine Garantie übernehmen könne. Mittags 3 Uhr er- reichten wir den Campong Si Tador, der aus 10 Häusern besteht, und bald darauf einen aus bloß 3 Häusern bestehenden Weiler Tambun meriri. Bei strömendem Regen und bis auf die Haut durchnäßt und frierend suchten wir Schutz in einem Haus (Ruma Bardjudien). Wir trafen daselbst schon 4 Frauen an, die mit Tüchern handelten, und trotz der Ungunst der Witterung, die uns zwang, die Kleider so gut wie möglich am Feuer zu trocknen, herrschte bald eine fröhliche Stimmung dank der Geschwätzigkeit der Frauen ; dieselben verstanden es meisterhaft, die Sarongs und Umschlag- tücher an einige meiner Leute und an mich zu verkaufen, mit Hoch- genuß kauten sie von dem Tabak, den ich ihnen geschenkt hatte, mir versichernd, die Qualität sei vorzüglich. Andern Morgens 7 Uhr marschierten wir wieder durch Lalang weiter, aber es dauerte nicht lange, so wurden wir von heftigen Regengüssen überrascht. Wir suchten deshalb Schutz in einem Campong, der Mara räja hieß; wie üblich, war derselbe mit Bambus-Palissadeu umgeben, wir wurden aber bald hineingelassen; weit und breit um den Ort war keine menschliche Niederlassung wahrnehmbar. Die Häuser standen sehr unregelmäßig auf Bodenerhöhungen und auch ganz in der Tiefe. Ein Totenhaus stand etwas abseits auf einer solchen Erhöhung; es Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 2 18 Gustav Schneider, enthielt 3 Särge, die mit g-eschiiitztem dachförmigen Deckel, wovon der eine im Zerfallen war, versehen waren. In den Särgen waren nur noch die Knochen vorhanden, beim Skelet des Pangulu befand sich eine defekte Opinmpfeife sowie eine Sirihkalkdose, während am Skelet seiner Frau noch einige Tuchreste bemerkbar waren, den Kindersarg habe ich nicht geöffnet. Im Campong konnte ich einige i?«»«- Arten, die am Boden herum- hüpften, sammeln, worunter eine bisher nur von Borneo und den Philippinen bekannte Species {Rana signata Gthr.) war. Da in dem Dorf bis spät nachts großer Lärm herrschte (bis 2 Uhr morgens wurde von den Frauen ununterbrochen Eeis ge- stampft), so konnte ich nicht schlafen, besonders da es noch in unserer Hütte zuging wie in einem Taubenschlag. Es war ein fortwährendes Kommen und Gehen von allerlei fremden Leuten, die mich anschauen kamen und, nachdem sie ihre Neugier befriedigt, wieder verschwanden. Ich war deshalb froh, als der Morgen anbrach und wir um ^/oQ Uhr abmarschieren konnten. Wir gingen an Ratontang vorbei und näherten uns, durch Lalang gehend, dem Dolok Si Matjarundung, doch berührten wir diesen lang gestreckten Höhenzug nicht, sondern wir hielten uns nach der rechten Seite, da wir einen Markt, der Mittags in der Umgebung des Dolok Mrdjor und jung abgehalten werden sollte, ansehen wollten. Zwischen diesem und den vor uns auftauchenden Singalang-Berg fand der Markt auf einem Platz mitten in einem Lalangfeld statt. Hühner, Hunde, aus Baum- wolle gewobene Sarongs, Hapits in roter und weißer Farbe, Spielkarten, kleine Spiegel mit Dosen, Gambir, Sirih- blätter, getrockneter Salzfisch, Krebse aus dem Toba-See; von letztern tauschte ich einige gegen Tabak ein. Es waren (Fotamon larnandi hrevimarginata de Man). In kleinen Quanti- täten sah ich auch einige europäische Produkte wie Zündhölzchen und kleine w e i ß e P o r z e 1 1 a n k n ö p f c h e n , die feilgeboten wurden. Es gelang mir, ohne daß die Leute recht wußten, was ich machte, eine gelungene photographische Aufnahme des Marktlebens zu machen. Es war schon dunkel, als wir in dem Campong Purba eintrafen. Dieses Dorf ist hübsch gelegen; am Tage sah ich dicht vor dem- selben saftige Wiesen, auf denen sich viele Pferde und Rinder be- fanden. Durch eine Schlucht wird der Campong in zwei Teile ge- trennt; auf der linken Seite gewahrte ich einige armselige Hütten. Auf einem Baumstamm balancierend gelangten wir über die Ravine auf die rechte Seite, und nachdem wir noch unter den Wurzeln Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 19 eines mächtigen Ficus-Baums hindurch waren und eine von Baum- tarnen beschattete Schlucht passiert hatten, kamen wir zwischen Sand- steinfelsen hervortretend zu dem eigentlichen Dorf. Das Bale, in dem wir die Nacht verbrachten, ist sehr interessant durch uralte obszöne Schnitzereien, die überall längs der Wände und an der Säule in der ;Mitte. die auch mit Figuren geschmückt ist, sich befinden. Der Häupt- ling von Purba nahm mich trotz meiner Empfehlung des Radja räja oder, wie sich später herausstellte, eben deswegen höchst unfreund- lich auf. Da er sich weigerte, mir irgend welche Lebensmittel zu verkaufen, so sah ich mich gezwungen, gleich am andern Morgen weiter zu reisen. In der nächsten Umgebung von Purba zogen sich dicht vor der Reife stehende ausgedehnte Reisfelder hin. die mit der originellen B ä n t a r überzogen waren. Von einem kleinen, auf hohen Pfählen stehenden Häuschen aus laufen, von Stangen gestützt, un- zählige Schnüre, die mit allerlei Dingen, Bambusstücken, Blech- gefäßen, alten aus Deli stammenden Bierflaschenscherben, behangen sind, über die Felder und umspannen sie von allen Seiten. Es dient die Bäntar zum Abhalten der oft in Ungeheuern Mengen auf- tretenden Reis Vögel. Nähert sich nämlich den Feldern ein Schwärm Vögel, so setzt ein in dem Ausguckhäuschen aufpassender Battaker mit einem Ruck die Bäntar in Bewegung, und es entsteht durch das Aneinanderschlagen der obigen Gegenstände ein solcher Lärm, daß der Zweck vollkommen erreicht wird. Um 11 Uhr früh er- blickten wir das Ziel unserer Wanderung, den jetzt sich tiefblau präsentierenden Toba-See. In einer Tiefe von ca. 500 m lag direkt unter mir der Campong Si Boro, und gegenüber auf dem jenseitigen Ufer lag Si Lalahe. Die hohen kahlen Ufer, welche das Seebecken einfassen, zeigen schon durch ihre eigenartigen schroifen Konturen und violetten Farbentöne, die je nach Beleuchtung oft mehr rötlich aussahen, ihren vulkanischen Charakter deutlich. Vom nördlichen Ende des Sees her schob sich die hügelige axtförmige Halbinsel Si Palangit in den See hinaus und hob sich plastisch von der Seefläche ab, während in der Ferne gegen Süden die Toba-Insel. welche den See in zwei Teile trennt und wodurch ich nur das nördliche Becken überblicken konnte, sichtbar wurde. Wir kletterten nach Si Boro hinab, wo nur 4 Häuser waren, die sich aber durch hübsche Malerei aus- zeichneten. Eine Menge Zuckerpalmen, welche dem Battaker nicht nur Zucker und Palmwein, sondern durch ihre Blattscheidefasern auch das Material zur Dachbedeckung zu dauerhaften Stricken etc. 2* 20 Gustav Schneider, liefert, Hidjuk genannt, standen in der Nähe. Von hier gingen wir dann zu dem direkt am See liegenden Campong Band er Saribu, der von 22 Kokospalmen umgeben sowie von 4 ungeheuer großen Waringin-Bäumen, die mit unzähligen Luftwurzeln behangen sind, an einer Bucht liegt und äußerst malerisch aussieht. Unter diesen schattenspendenden Bäumen wurde gerade ein Markt abgehalten, wodurch ich gleich einen guten Überblick über die verschiedenen Typen der Seebewohner, die sich von allen Seiten mit großen Euderbooten, Solus, eingefunden hatten, bekam. Es wurde fast ausschließlich Tauschhandel getrieben. Ich tauschte Fische ein, die in Laut tawar oder Tao Si Lalahe, wie der Toba-See hier genannt wird, gefangen worden waren. Die Bestim- mung ergab die folgenden Arten : Ophiocephalus striatus Bl., 0. micro- peUes C. V., Barbus soro C. V. Die Tiga war sehr reichhaltig, rohe Baumwolle, Pfeffer, Kartoffeln, Palm wein, kolossale Haufen Capor (aus Süßwasserschnecken, hauptsächlich aus Me- lanien {Melania episcopalis Brot.), gebrannter Kalk zum Betel- kauen, S 1 a u n (eine Pflanze, welche die blaue Farbe liefert). Matten, die aus Pandanus-Blättern geflochten waren, Tongefäße, und neben noch mancherlei andern Dingen wurden auch 8 junge Ponies feilgeboten. Gegen 3 Uhr mittags fing es an zu regnen, und wir flüchteten unter einen Schuppen, wo ganz riesige Einbäume (Solus) im Trocknen lagen, die von gleichfalls von dem Eegen hierher getriebenen Eingebornen dicht besetzt waren. Der Markt war von wohl 1000 Eingebornen, worunter viele Leute von der großen Toba-Insel waren, besucht; es war ein interessantes buntes Bild, das sich hier meinen Augen bot. Da die Führer und Träger, die mir der Radja räja mitgegeben hatte, bei Purba zurückgekehrt waren, so mußte ich nun sehen, neue zu bekommen. Nachdem ich meinen Wunsch unter den Leuten im Schuppen bekannt gemacht hatte, fand sich ein Si Bajak (Häuptling), der sich bereit erklärte, gegen Bezahlung von 2 ^ pro Tag die Führerstelle zu übernehmen. Ich engagierte denselben und beauftragte ihn mit dem Einkauf von Eeis. Am nächsten Morgen erkletterten wir die steilen Ufer und kamen in der Nähe des Tiga longrong auf die Höhe. Beständig über Hügel gehend, umgingen wir Purba von der hintern Seite, marschierten ein prächtiges mit Sawahs bepflanztes Tal entlang und gelangten spät am Abend nach dem Campong Sarbutjandi, wo unser Führer behauptete, etwas Geschäftliches erledigen zu müssen. Wir brachen andern Tags schon früh 6 Uhr auf, passierten den Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 21 kleinen, nur aus 5 Häusern bestehenden Campong Purba duwa, um nach einem Markt zu gehen, der mir wegen seiner schönen Aus- sicht von unserm Führer sehr empfohlen war. Die Tiga, Si luar- luar genannt, lag mitten in der Ebene zwischen dem Pisu Pisu und dem S ingalang- Berg. Der Blick, den man von hier aus hatte, war auch wirklich prachtvoll, ich überschaute nun das ganze Karo-Land; vor mir dehnte sich eine unendliche Grasfläche aus; der isoliert stehende Si Nabung im NW. und die dahinter liegen- den Allas-Berge sowie die ganze R a n d g e b i r g s k e 1 1 e zu meiner rechten Seite waren mit einer Klarheit zu sehen, daß sie ganz nahe erschienen. In nächster Nähe ragte der Sing alang, an dessen Fuß Avir mehrere Stunden entlang marschiert waren, aus der Ebene empor. Der Markt war hauptsächlich von Karo- und Timor- Leuten be- sucht. Ich fand daselbst Gelegenheit, einige Dutzend herrlich schmeckende kleine Orangen sowie Citronen zu erwerben; letztere lieferten mir eine erfrischende Limonade. Als ich zur Besichtigung ein Umschlagtuch (Hapit), das von der Toba-Insel stammte, ergriif, schrie die Frau, die es feil hatte, laut auf und lief unter dem Ge- lächter der Umstehenden weg und kam erst wieder an ihren Stand zurück, nachdem man ihr begreiflich gemacht, daß ich ilir die AVare nicht wegnehmen, sondern kaufen wolle. Ein alter, gutmütig aus- sehender Karo-Häuptling entschuldigte das Benehmen der Frau, indem er sagte, sie habe Furcht vor mir gehabt, da sie vorher noch nie einen Weißen gesehen hätte und man ihr gewiß nur Schlechtes von solchen erzählt habe. Ich kaufte ihr dann aber das Tuch ab, wo- durch sie, wie mir schien, eine bessere Ansicht über uns Weiße er- hielt. Um 4 Uhr verließen wir die Tiga und marschierten durch Lalanghügel und an bebauten Feldern vorbei in ein liebliches mit Reis bepflanztes Tal. Spät abends trafen wir in einem Dorf Namens Serba Djandi ein. Der Vater unseres Führers war hier Pangulu. Eine mit Gestrüpp bewachsene Schlucht bildete den Eingang zu dem Campong. Ich zählte 17 große Häuser, die alle an den Firstenden die üblichen Büffelschädel mit Hörnern von Buffelus (Jcerahau Nehüing) hatten. Die ganze Umgebung hier sah öde und kahl aus, und meine Vermutung, daß hier kein Feld filr einen Zoologen sei, war leider nur zu richtig, denn ich konnte trotz eifrigen Suchens hier nichts linden. Nach zweitägigem Aufenthalt verließ ich das Dorf, um einen Abstecher nach Tongging, einem Ort am Nordende des Toba-Sees, zu machen. Ein ca. 45 km starker 22 Gustav Schneider. Marsch durch mit Lalang bewachsene Hügel an Rakobesi und nahe bei Loanat vorbei, wo die Quelle des mächtigen Wampu oder Lau Bijang sich befindet, welcher die ganze Karo-Ebene durchfließt, das Allas-Gebirg-e durchzieht, um dann Langkat zu bewässern und bei Tandjung Pura oder Klambir ins Meer mündet (die Quelle war mit Wasserpflanzen aller Art dicht bedeckt und macht eher den Eindruck eines kleinen Sumpfs als den einer Quelle), brachte uns wieder ganz an den Fuß des Pisu Pisu und an das Nordende des Sees. Ein schroffer zickzackartiger Abstieg über Trachytblöcke und Durchwaten eines schäumenden Wildbachs führte mich nach dem direkt am Ufer liegenden Ort Tongging. Ein kleines Wäldchen befindet sich dicht beim Strand. Wasserüberrieselte Reisfelder, die terrassenartig angelegt sind, ziehen sich bis hoch an die Berge hin. Der See zeigte hier viele tangartige Wasserpflanzen, die sich beim Baden unangenehm bemerkbar machten, und trotzdem ich früh 6 Uhr morgens badete, wirkte dieses Bad im See nicht erfrischend. Der Reis wurde in dem Dorf nicht, wie sonst üblich, in der Reis- stampfe gestoßen, sondern hier hatten die Eingebornen zu diesem Zweck in den überall herum liegenden Trachytblöcken Vertiefungen gemacht, worin sie den Reis enthülsten und welche ihnen obigen Gegenstand entbehrlich machten. Da diese Ortschaft schon durch Hagen ^) beschrieben worden ist, so will ich nur erwähnen, daß ich in Tongging und Umgebung hauptsächlich Süßwasserschnecken [Candia femminchiana Petit, Corbkula tohae n. sp. v. Maetens) in großer Zahl aus dem feuchten Sand am Strand ausgegraben habe. In der Mitte soll der See 300 m tief sein. Der Fischfang war nicht lohnend, ich sammelte Ciarias teysmanni Blke., Barhns soro C. V. Allen Besuchern des Toba-Sees ist die Fischarmut dieses riesigen Seebeckens aufgefallen. Man kann stundenlang auf dem See fahren oder am Ufer stehen, ohne nur einen einzigen Fisch zu Gesicht zu bekommen. Ich glaube aber, daß es auch auf die Jahreszeit etwas an- kommt, denn wie bei uns gemeine Fisch-Arten nur zu gewissen Mo- naten zum Laichen an die Oberfläche der Seen kommen und sonst das ganze .Tahi- nicht mehr gesehen und erbeutet werden — ich erinnere nur an den Saibling [Sahno salvelinus L.) aus dem Zuger See — , so darf man annehmen, daß ähnliche Verhältnisse auch im 1) Hagen, D. B., Eine Reise nach dem Tobah-See in Centralsumatra, in: Peteemann's Mitth., Vol. 29, 1883. Zoologische Forscliiingsreiseu in Sumatra. 23 Toba-See herrsclien werden und jedenfalls die Fischfaima eine etwas reichere sein wird, als sie demjenigen erscheint, der nur kurze Zeit in der Gegend verweilt. An verschiedenen Stellen des Seeufers sah ich Purpurreiher (Ardea purpurea L.), Zwergsteißfüße (Podiceps minor Lat.) sowie die zur Familie der Hcliornithidae ge- hörende Podica personafa Gkay, die ich in einem Exemplar erlegte. Eine Falken- Art entging mir, doch glaube ich mich nicht zu täuschen, in demselben Fcdco pcregrinus Linne erkannt zu haben. Sehr gern hätte ich, wie es auch meine Absicht gewesen, die große Toba-Insel besucht, um die gewiß interessante Fauna zu erforschen, aber meine Mittel waren leider sehr knapp geworden, und meine Geschenke und Proviantvorräte waren fast erschöpft. Zwar hätte ich Reis in den Dörfern auftreiben können. Aber um in den unabhängigen Battak- Landen reisen zu können, ist es nötig, für die einflußreichem Häupt- linge, deren Gebiete man passieren muß, Geschenke wie Jacken aus feinem Tuch mit schönen Knöpfen, Sirihdosen aus Silber, Opium, gute Messer etc. mitzuführen; tut man dies nicht, so riskiert man, daß sie einem Hindernisse allerart in den Weg legen, die der Reise oft bald ein Ziel setzen. Als Gastgeschenk bekam ich meistens 2 weiße Hühner nebst einem aus Stroh geflochtenen Täschchen Reis, das etwas über 1 Pfund enthielt. In größern Orten wurden mir auch Ziegen und Büifel angeboten, doch habe ich letztere immer ab- gelehnt, da die Annahme mit großen Kosten verbunden gewesen sein würde. Den Rückweg nahm ich durch den hintersten Teil von Tongging an hübschen Wasserfällen vorbei. Der Aufstieg durch eine Schlucht war sehr beschwerlich, da es stark zu klettern gab. Von der Höhe aus sah man in die Pakpak-Berge und mehrere Campongs daselbst hinein. Wir umgingen den Pisu Pisu dies- mal auf der rechten Seite. Durch Lalang gehend, passierten wir Negri tinggi, den Campong Besar und kamen dann wieder nach Serba Djandi. Kaum waren wir hier angelangt, stellte mir der Pangulu große Schwierigkeiten und Gefahren in Aussicht, Er erklärte auf einmal, uns nicht weiter reisen lassen zu können, da er in einen Krieg mit Gringing verwickelt sei ; auch habe er soeben Nachricht erhalten, daß ein Trupp Atschinesen mordend und Dörfer niederbrennend in der Nähe umherschweife. Unser Führer, der Si Bajak, wurde frech und versuchte mit Hilfe des Pangulu, mir auf alle Art mehr Geschenke abzupressen, und da ich bemerkte, daß das Ganze mehr oder weniger nur darauf hinauslief, so verließ ich nach 2tägiger Rast den Campong und kümmerte mich nicht um den ■24 Gustav Schneider, Widerspruch des Pangulu und seines Sohns, und als letzterer sah, daß ich ohne ihn abmarschierte, wurde er plötzlich wieder willig, die Führerrolle zu übernehmen. Ich passierte dann mehrere große Campongs auf der Toba-Hochebene, die ich bisher nicht berührt hatte, übernachtete nochmals in S a r i b u t j a n d i , ging dann über S i m u 1 a nach dem prachtvoll gelegenen Campong Bintang Mar iah und trat die Rückreise über S erdang an, wo ein stark frequentierter AVeg nach der Küste hinunter führt. Unterwegs traf ich zufällig mit Herrn Kontrolleur Westenberg, der gerade auf einer Inspektions- reise nach den unterworfenen Battaker-Distrikten begriffen war, zu- sammen und konnte ihm nun persönlich über den Erfolg meiner Expedition berichten. Herr Westenberg gab mir interessanten Aufschluß wegen des Verhaltens des Eadja von Purba gegen mich. Er erzählte mir, daß vor einigen Jahren der Vater des Radja räja den Eadja von Purba in einem Kampfe angeschossen habe (wodurch er schwer hinkt), und seither habe derselbe einen furchtbaren Haß auf den Rajastamm, und die Empfehlung, die ich von dem Haupt dieses Stamms hatte, hat mir, obwohl sie vom Sohn kam, da der Vater inzwischen gestorben war, mehr geschadet als genützt. In der Begleitung des Kontrolleurs befand sich ein Herr Poll. Ich verbrachte den Abend in der unterhaltenden und angenehmen Gesellschaft der beiden Herren. Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von denselben und gelangte in T^o Stunden nach Bangun Purba in Ober-Serdang, wo ich bei einem kaffeepflanzenden Lands- mann Herrn U. v. Roll gastfreundliche Aufnahme fand und mich etwas von dieser äußerst strapaziösen Reise erholte. Es war ein angenehmes Gefühl, nun wieder einmal in einem Bett zu schlafen und das Erlebte im Geiste an mir vorüberziehen zu lassen. Nachdem ich meine Sammlungen für den weitern Transport hergerichtet hatte, verließ ich nach 5^2 Tagen meinen Gastfreund und die vielen Landsleute, deren Bekanntschaft ich auf den hiesigen schönen Kaffee- plantagen gemacht hatte, und begab mich nach der Küste hinunter wieder nach meinem Ausgangspunkt Tebing tinggi zurück (jetzt kann man mit der Bahn dahin fahren, aber zu meiner Zeit war diese Linie erst projektiert). Am 20. Juni traf ich dort ein. Von hier machte ich dann einen Abstecher in die Provinz B a t u B a h r a. Der freundlichen Einladung eines Herrn Koch folgend, ging ich zuerst in die Landschaft Tandj ung Kassau, wo ich speziell den kleinen See Laut Tador, der Heilige, untersuchte. Es ist dies Zoologische Forsclmngsreisen in Sumatra. 25 ein kleiner, in nordsüdliclier Richtung sich erstreckender See. der von dem Bah Hapal-Fluß gespeist wird und von ca. 50 m hohen, mit Urwald bewachsenen Hügeln umgeben ist. Ich ließ ein Euderboot hierher transportieren, um Plankton und anderes fischen zu können. Die Fischfauna erwies sich als sehr reich : ich erbeutete über 30 Arten daselbst, namentlich waren das großschuppige, durch seine interessante Brutpflege sich auszeichnende OsteoyJossum formosum Müll, et Schleg. und LuciocepJialus pulchcr Gray, ferner Ophiocephalus micropeltes C. V. — von letztern fing ich oft viele Pfund schwere Exemplare — und Mastacembehis-kriew häufig. Hier erbeutete ich auch meine ersten langschnauzigen Krokodile, Tomistoma schkydn, in deren Magen ich fast regelmäßig zwei bis drei 50 cm lange Fische der ersterwähnten Art vorfand. Ich schließe daraus, daß Fische wohl die Hauptnahrung dieser Krokodile bilden, doch konnte ich konstatieren, daß sie auch tote Affen und anderes Aas gern fressen. Einen ganz wundervollen Anblick ge- währten mir die Fahrten auf dem See jetzt durch die in dieser Zeit (August) blühenden großblumigen Orchideen (Vanda hookeriana), die zu Hunderten und aber Hunderten sich an den im Wasser wach- senden Bagung-Pflanzen emporrankten, neben den fliegenfangenden Nepenthes, welche die kandelaberartigen Getapang-Bäume über- wucherten. Die sumpfigen Stellen in der Nähe der Ufer waren mit der hübschen, aber stachligen Licula-Palme (Licula paludosa) ein- gefaßt. Viele Purpurreiher saßen mit eingezogenem Hals so un- beweglich auf den aus den Schilfgewächsen hervorragenden Bäum- chen, daß sie wie dürre Aste aussahen, wozu die sonnenverbrannten Schlingpflanzen, die den Hintergrund bildeten, in der Farbe gut mit ihnen übereinstimmten und so einen Schutz für sie bildeten. Interessant ist hier ein schönes Echo besonders dadurch, daß man alle Morgen das laute Konzert der Imbau-Affen {Symphalancjus syn- dactylus), die auf einem mächtigen Ficusbaum in der Nähe ihren Wohnsitz genommen haben, nun verdoppelt widerhallen hört, was einen merkwürdigen Effekt hervorbringt. Überhaupt war hier für mich ein dankbares Feld, In früher Morgenstunde (6 Uhr) kamen in Mengen mehrere Arten der großen Nashornvögel (Bitccros rliino- ceros, LiNNK, B. hicornis L. , B. plicatus, Bhinoplax scntatus) nebst kleinern Arten, um sich an den Beeren eines Ficus-Baums gütlich zu tun ; auch gegen 4 Uhr mittags sah ich sie oft auf den Bäumen sitzen, und obwohl ich hier und da Stücke wegschoß, so kamen doch immer wieder welche her. Schlank-Affen undMakaken waren 26 Gustav Schneider, an den Hügeln, welche gegen den See abfielen, ebenfalls gemein. Bis 10 Uhr morgens war es angenehm kühl, ein leichter A^^ind kräuselte dann die sonst spiegelglatte Seefläche, über welche bunte Eisvögel hin- und herstrichen. Hier fand ich den großen, schön laubfroschgrünen Flugfrosch Bhacophorus nigropalnmtits Blg. und eine Varietät von B. reinuardtu Boje in mehreren Exemplaren in Tümpeln am Urwaldboden; diese Art ist imstande, riesige Sätze auszuführen. Von TandjongKassau aus machte ich noch Touren nach Tand- jung Laut, einem mir von früher gut bekannten Gebiet (Pagurawan Si Pari-Pari); dann unternahm ich nochmals eine kleine Reise in die Raja-Berge bis nach P o m a t a n g B a n d a r. Mitte September 1898 verließ ich die Gegend und schiffte mich in Belawan auf dem kleinen säubern Lloyd-Dampfer „Sumatra" nach Singapore ein. Die 6 Wochen, die ich hier zubrachte, benützte ich dazu, in Gemein- schaft mit Herrn Dr. Hanitsch, dem liebenswürdigen Direktor des hiesigen Naturhistorischen Museums, mittels des Schleppnetzes die überaus reiche Meeresfauna etwas auszubeuten, wie ich dies bereits anfangs 1897 getan hatte. Am 30. Oktober 1898 verließ ich die Stadt und begab mich auf dem schmutzigen chinesischen Küstensteamer, St. Aing-Ann mit Namen, wieder nach Sumatra zurück. Diesmal ging ich nach dem in der Mitte der Ostküste fast direkt unter dem Äquator liegenden Sultanat I n d r a g i r i. Dieses grenzt im Nordosten an die Malakka- Straße, im Nordwesten an Siak, im Südosten an Djambi und im Südwesten an die P a d a n g e r Oberländer. In politisch er Be- ziehung wird Indragiri aber nicht zur Residentscliaft der Ostküste gerechnet, sondern es ist als Lehen des Sultans von Lingga zur Residenz Riow gestellt worden. ^j^S Uhr morgens waren wir abgefahren und passierten die inselreiche Riow-Straße. 10 ühr abends kamen wir in Brigi Rad ja, der Zollstation im Indragiri- Delta, an. Das Schiff mußte bis zum nächsten Morgen 11 Uhr hier liegen bleiben, was nicht zu den Annehmlichkeiten gerechnet werden kann. Ich erhielt dadurch aber Gelegenheit, eine Beobachtung zu machen, die mir sonst vielleicht entgangen wäre. Es schwammen nämlich in der nächsten Nähe unseres Schiffs frühmorgens zahl- reiche Krokodile umher, die eifrig der Fischjagd oblagen; hier und da sah man sie mit großen Fischen, die sie mit der Schnauze quer erfaßt hatten, auftauchen und nun mit einer plötzlichen starken Kopf bewegung 2 — 3 m hoch in die Luft schleudern und sie mit auf- gesperrtem Rachen dann mundgerecht auffangen, wobei das Zu- Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 27 klappen der Kiefer ein schallendes Geräusch verursachte. Wohin man blickte, sah man einen Moment auf solche Art in die Luft ge- worfene silberglänzende Fische senkrecht in den ßachen der Kroko- dile fallen, welche damit untertauchten, so daß man nur noch die über das Wasser emporragenden Xasenlficher der Eeptilien sah. Es war wirklich unterhaltend, der Sache zuzusehen. Ich habe viele Krokodile geschossen und kann nur sagen, daß jede Kugel, wenn sie richtig und nicht aus zu großer Entfernung abgegeben wird, den Panzer mit Leichtigkeit durchschlägt. Mittelgroße Tiere dieser Art {Crocodilus porosus Sohn.), die ich geangelt hatte, habe ich ver- suchshalber einmal sogar mit dem Revolver erschossen. Es gehört nicht zu den Seltenheiten, daß Eingeborne, die am Ufer beschäftigt sind oder baden, von den Boajas, wie sie malayisch heißen, gepackt, unter Wasser gezogen und gefressen werden. Die Krokodile sind blitzschnell in ihren Angriffen, und nur äußerst selten gelingt es einem, sich zu retten, wenn er einmal erfaßt worden ist.\) Ich kehre nach dieser Abschweifung nun wieder zur Reiseroute zurück. Um 11 Uhr vormittags setzten wir endlich die Fahrt den Indragiri-Strom hinauf fort. Der Fluß ist hier unten im Delta fast 300 m breit; so daß man kaum das jenseitige Ufer gewahr wird. Abends gegen 8 Uhr gelangten wir an einen Seitenarm, den Tjenako. Da- selbst trafen wir 2 Europäer, welche die Reise mitgemacht hatten und die nach dem gleichnamigen Ort, wo Steinkohle ausgebeutet werden sollte, gingen. Von dem Meer an bis hierher bemerkte ich überall Butasinr indicns und vereinzelt Haliaetus Jeucogastev. Unser Schiff hatte hier viel auszuladen, auch mußte wieder Holz zur Feuerung- eingenommen werden. Die Arretierung eines chinesischen Falsch- münzers auf Befehl des Kontrolleurs auf unserm Schiff brachte etwas Abwechslung in die monotone Fahrt. Wir dampften noch in der Nacht ab und kamen um 9 Uhr am andern Morgen in Ringat an, dem Wohnsitz des Kontrolleurs, damals Herrn Breedveldt-Boer, der mich in seinem Haus gastlich aufnahm. Ich bedauerte nur, schon am nächsten Morgen mich von diesem feingebildeten Beamten und seiner Frau Gemahlin verabschieden zu müssen, aber der Fluß- dampfer des Herrn v. Mechel, der mich nach seiner Gambir- pflanzung bringen sollte, lag bereit, und '^l<ß Uhr fuhr ich damit ab und kam mittags etwas nach 3 Uhr, 2. November, an. Die Land- schaft Djapura liegt am Oberlauf des Indragiri-Stroms auf der 1) Auf Sumatra verlieren mehr Menschen durch Krokodile als durch Tiger das Leben. 28 Gustav Schxkiuer, linken Uferseite. Daselbst nahm ich meinen Hauptstandplatz, wo ich viel sammelte und die Gegend nach allen Richtungen durch- kreuzte, ferner an mehreren Danaus, kleinen Binnenseen, die in der Nähe auf beiden Uferseiten liegen. Dann au Kota, D. Baru, D. Si Along Lotong und D. Gading. Später ging ich noch weiter flußaufwärts nach Pranap, das auf dem rechten Ufer liegt, und schließlich stationierte ich in ßatu ridial. Das letztere, dicht bevölkerte Malayendorf liegt an der Grenze des noch unabhängigen Malayenreichs Kwantan, welches ca. 200 km in der Luftlinie von der Meeresküste entfernt ist. Von da durchstreifte ich das sog. Talang (Innere) zu beiden Seiten des Kwantan - Flusses, wie der Indragiri in seinem Oberlauf heißt. Es sind Hügelland- schaften, die sich hier ausdehnen ; die Hügel sind etwa 30 — 50 m hoch und im Innern noch überall mit Urwald bedeckt, während sie in der Nähe der Dürfer teilweise mit Reis bepflanzt sind. Die erstem bilden den bevorzugten Aufenthaltsort der Gibbons. Das zwischen den Hügeln liegende Land ist in der Umgebung der An- siedlungen mit jungem, dicht verwachsenem, mannshohem Busch aus- gefüllt (Soma genannt), der schwer zu durchdringen ist, weshalb man auch nur langsam darin vorwärts kommt. In diesem Terrain stöberte ich öfters Fasanenhühner, Lophnra vieillotti Gray, Acomus erythrophthalmus Raffles und Straußenwachteln {Galeoperdix oculea var. stimatrana Grant) auf. Nur selten sah ich hier Säugetiere, aber viele Tigerspuren bemerkte ich manchmal. Große Mengen Termiten- hügel und -bauten sowie Ameisennester fielen mir im Indragiri- Gebiet auf. Das tiefste Innere weist viele Ravinen und Wälder, große Sümpfe (Paya Rumbei und andere) auf. Von Mitte M a i a n bis gegen Ende August wandern Scharen großer Schildkröten, Batagur basJca Gray, den Indragiri- Fluß weit hinauf, um auf den um diese Jahreszeit überall zum Vorschein kommenden Sandbänken zur Eiablage zu schreiten. Die Eingebornen bleiben während dieser Zeit in der Nähe dieser Stellen in ihren Schilfen auf Lauer und graben dann nachher die Eier aus. Dabei werden Tausende solcher Eier erbeutet, sie gelten als großer Leckerbissen, aber das Recht der Ausbeutung steht nur dem L a n d e s f ü r s t e n zu. Dadurch, daß ich einst, ohne seine Erlaubnis zu haben, aus Unkenntnis 2 der Tiere gefangen mit mir führte, um sie später abzubalgen, zog ich mir heftige Vorwürfe des Fürsten von Djapura zu, und der Mann, der mir beim Fang geholfen, wäre Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 29 schwer bestraft worden, wenn ich dem Wunsche des Fürsten ent- sprochen und ihm den Namen des Helfers angegeben hätte. Der Fürst ließ sich zwar beruhigen, und ich durfte schließlich die Tiere behalten, doch war er des Glaubens, daß. wenn mir seine Leute be- hilflich seien, solclie Schildkröten zu fangen, der gute Geist, der die Tiere in seine Landschaft führe, erzürnt würde und infolgedessen dann keine mehr zum Eierlegen hierher kommen würden. Als ich einst auf dem Fluß unterwegs dem Sutan muda von Pranap begegnete, ließ er mir 150 Schildkröteneier, die seine Leute am Morgen aus- genommen hatten, als Gesclienk überreichen: dies sollte gewisser- maßen ein Pflaster sein für 100 ^, die mir 2 Tage A^orher durch einen Malayeu gestohlen worden waren. Die Eier haben die Größe eines Dreimarkstücks, sind rund, werden roh gegessen und schmecken niclit schlecht, doch konnte ich mich nicht dafür be- geistern, denn der Dotter hat etwas Rauhes und Körniges an sich. Eine andere große Schildkröten-Art, die aber mehr in kleinern sumpfigen Seitenarmen des Indragiri-Flusses lebt, Orlifia horneensis Gkay, von der ich viele Exemplare, darunter ein ungewöhnlich großes (680 mm Panzerlänge) erbeutete, hat längliclie 6 cm große Eier, die meines Wissens aber von den Eingebornen nicht gesammelt werden. Das In dragiri- Gebiet bietet dem Zoo- logen viel Interessantes, aber die Bevölkerung, welche sich am Oberlauf des Stroms angesiedelt hat, besteht aus fanatischen Moliamedanern, die den Europäer als Christen hassen und ihm den Aufenthalt in ihren Gebieten auf alle erdenkliche Art zu verleiden suchen. Namentlich in Pranap habe ich widerwärtige Erfahrungen in dieser Beziehung gemacht, und erst als ich mit dem Sohn des Landesfürsten etwas befreundet wurde und ihn öfters mit auf die Taubenjagd nahm, wurde es etwas besser. Nach hingen schwierigen Unterhandlungen mit dem in Pranap resi- dierenden Fürsten Sutan muda gelang es mir schließlich die Er- laubnis und, was sehr wichtig war. Führer zu einer Expedition in die Gebiete der sog. Orang Mamma zu erhalten. Es ist dies ein wilder heidnischer Malayen-Stamm , der im tiefsten Innern der Ur- waldungen zwischen dem Sungei Pranap (Simpang kiri), dem Tjenako- und Gangsal-Fluß lebt. Die Gesichtsbildung, der Charakter des Haars, kurz gesagt, das ganze äußere Aussehen der Orang Mamma oder Mamaq zeigt uns deutlich, daß wir es hier mit keiner zu den Negritos gehörenden Rasse, sondern unzweifelhaft mit einer malayischen zu tun haben. 30 Gustav Schneider, Meiner Ansicht nach haben wir nns aber darin höchst wahrscheinlich die letzten Überreste der Urbevölkerung Sumatras vorzustellen. Ob die Mammas mit den sog-. Orang- Kubu aus dem Innern von Palembang und Djambi. die man schon lange kennt, verwandt sind, oder ob sie gar der gleichen Easse angehören, indem sie eben bloß unter auderm Namen und in anderm Gebiet leben, darüber kann ich noch nichts Sicheres mitteilen, denn ich kenne die Kubus nur nach den Beschreibungen von Junghuhn und Forbes Beide Stämme sprechen aber malayischen Dialekt, und in ihren Sitten und Ge- bräuchen sowie auch in ihrem Äußern scheinen sie wenig voneinander abzuweichen, so daß sie sich bei näherm Vergleich vielleicht als identisch miteinander herausstellen werden. Über meine aus- gedehnten Reisen im Gebiet der Orang Mamma habe ich in der Leipziger Illustrierten Zeitung No. 961, 29. Mai 1900, ausführlicher berichtet, doch ist dies nur als eine vorläufige Mitteilung zu be- trachten, denn ich gedenke in einer weitern Arbeit auf diesen hoch- interessanten Stamm zurückzukommen. Damit wären nun die wichtigsten Linien meiner Reisen in Sumatra angedeutet, und an der Hand der beigegebenen Karten- skizzen wird sich der Leser über meine Reiserouten und Sammel- gebiete leicht selbst orientieren können. Um möglichste Klarheit bei dem kleinen Maßstab der Kartenskizzen zu erzielen, habe ich nur die hauptsächlichsten für mich in Betracht kommenden Land- schaften und Orte angeführt und nur die Hauptrouten eingezeichnet. Bei der nun folgenden faunistischen Studie führe ich im speziellen Teil nur die von mir gesammelten Säugetiere auf; lasse darauf aber ein Verzeichnis von allen bis jetzt von Sumatra bekannten Säugetier- Arten folgen, nebst einem Anhang über sumatranische Haussäuge- tiere. In den zoogeographischen Schlußfolgerungen am Ende meiner Arbeit gebe ich ein kleines Resume der aus meinen Entdeckungen sich ergebenden Resultate. Inbezug auf die systematische Reihen- folge meiner Listen halte ich mich an den Catologus Mammaliura von E. L. Trouessart 1897 — 1899 und dessen 1904 erschienenes Supplement (Fasciculus 1). Neben dem wissenschaftlichen Namen führe ich aber auch die genauen einheimischen Benennungen für die verschied enen Arten in m a 1 a y i s c h e r oder battaksch er Sprache an, denn dadurch hoffe ich demjenigen Forscher, der diese Gegenden zum Zwecke des Sammeins von Säugetieren zu bereisen gedenkt, ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, das ihm die Aufgabe sehr erleichtert, wobei ihm die Fundorte, bei deren Angabe ich mich Kartenskizze // ERGEBNISSE ZOOLOG. FORSCHUNGSREISEN in Sumatra von Gustav Schneider. Basel . Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 31 größter Genauigkeit befleißigte, ebenfalls von großem Nutzen sein werden. Bei der Größe der Insel, wo manche Arten nur auf gewisse Gebiete beschränkt sind, ist dies nicht nur wichtig, sondern absolut nötig und wertvoll für den Sammler. Er erspart viel Zeit und Mühe, wenn man nicht nur die Provinz, sondern auch die Land- schaft, worin die Art gefunden wurde, kennt. Das Bestimmen meiner Säugetier-Sammlung hat sehr lange Zeit beansprucht, und aus diesem Grunde konnte die Arbeit leider erst jetzt fertig gemacht werden. Durch die gütige Vermittlung von Herrn Geh. Eegierungsrat Prof. Dr. MöBiüs, Direktor des Museums für Naturkunde in Berlin, sind meine sämtlichen Säugetiere mit wenigen Ausnahmen durch Herrn Prof. Matschie dort kontrolliert und bestimmt worden. Herrn Oldfield Thomas am Britischen Museum verdanke ich die Bestim- mung einer Anzahl zweifelhafter sowie die Beschreibung der neuen Arten, wodurch alle Gewähr für die Zuverlässigkeit der Bestimmungen gegeben ist. Es ist mir eine angenehme Pflicht, all diesen Herren für ihre so wertvolle und bereitwillige Hilfe an dieser Stelle meinen besten und verbindlichsten Dank auszusprechen. II. Allgemeines. Wie man nun aus meiner Arbeit ersehen wird, ist es mir gelungen, nicht nur den größten Teil aller bis jetzt von Sumatra bekannten Säugetiere zu erbeuten und mitzubringen, sondern auch eine verhältnismäßig sehr große Anzahl von Arten, die sich als neu für die Fauna der Insel herausgestellt haben. Nach dem 1898 — 1899 erschienenen Catalog von Trouessart waren von Sumatra bis 1899 im ganzen 117 Säugetier- Arten (resp. 119) bekannt. Unter meiner Ausbeute, welche ich Ende 1899 von Sumatra mitgebracht habe, befanden sich, wie nun die Bestimmungen ergeben haben, nicht weniger als 105 Säugetier- Speci es, d. h. 102, da 3 davon nur beobachtet, aber nicht erbeutet wurden. Unter den 102 Arten befindet sich eine überhaupt neue Art und eine neue Subspecies, sowie 25 Arten, die bisher von der Insel nicht bekannt gewesen sind. Dazu kommen noch 2 weitere Arten, dei'en Herkunft von Sumatra nicht sicher nachgewiesen war. Im ganzen also wurde die Säugetierfauna Sumatras um 28 Arten bereichert. Ich schicke zunächst diese neuen Species voraus: 32 Gustav Schneider, Verzeichnis der für Sumatra neuen Säugetiere. 1. Hißohates entelloidcs Is. Geoffroy. Ober- und Unter-Langkat, Karo- Berge. 2. BJrinolophus trifoliatns TemminCK. Eäja-Berge und Indragiri. 3. Iihinolophiis petersi Dobson. Unter-Langkat, Tandjung Bringin. 4. Hipposiilcro.s Schneider/ Thomas. Ober-Langkat, Sukaranda. 5. Hipposideros bicolor Temminck. Indragiri, Pranap. 6. Vesperugo imbricatus Horsfield. Indragiri, Djapura. 7. Vesperugo annectens Dobson. Ober-Langkat, Pohorok. ö. Glischropus tylopiis Dobson. Räja-Gebiet, Pomatang räja. 9. Keriroula pellucida "Waterh. Indragiri, Djapura. 10. Taphozous longimamis Hardwick. Indragiri, Batu ridial. 11. Tupaia ferrugiiica donissor Thomas. Unter-Langkat, Tandjung Bringin. 12. Tupaia spkndidula Gray. Unter-Langkat, Pulu Telang. 13. Tupaja castanea Miller, Indragiri, Djapura. 14. Tupaia tana var. speciosa Wagner. Indragiri, Batu ridial. 15. Gymnura alba Giebel. Indragiri, Djapura. 16. Felis badia? Gray. Padang Bedagei, Deli. 17. Sciuropterus pulveridentus Günther. Padang Bedagei, Deli. 18. Sciuropterus horsficldii. Indragiri, Djapura. 19. BJnnoseiuriis laticnudatus Müller et Schl. Indragiri, Djapura. 20. Sciurus jnceus Peters. Ober-Langkat, Pohorok. 21. 3fus neglecius Jentink. Deli, Terbanjawan. 22. Mus fremens Miller. Indragiri, Djapura. 23. Leggada huduga Gray. Ober-Langkat, Sukaranda. 24. Chiropodomys gliroides Blyth. Deli, Terbanjawan. 25. Atherura macroura? L. Indragiri, Djapura. 26. Trichys fascicidata Shaw. Ober-Langkat, Sukaranda. 27. Semnopilhccus siamensis Müll, et Schleg. Indragiri, Djapura. 28. Linsanga gracilis Desmarest. Indragiri, Djapura. Die beiden letzten Arten waren bisher nicht sicher von Sumatra be- kannt. Arctonyx hoevcni Hubrecht ist in Trouessart's Catalog nicht von Sumatra angegeben, findet sich aber in Jentink's Listen von da angeführt. Sciuropterus setosus Temminck. Bila. Sciurus hipptirtis Is. GeOFFROY. Unter-Langkat, Glen Bervi. Nemorrhaedus su7natrc)isis Shaw. Karo- und Räja-Berge. Die letzten 3 kannte man bisher nur von der "West-, nicbt auch von der Ostküste. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 33 Durch die von mir entdeckten Arten ist die Säugetierfauna von 119 bis 1899 bekannten Species auf 147 gestiegen. Diese Ver- nielirung ist um so auffallender, als doch eine ganze Anzahl Forscher auf der Insel gesammelt haben, ohne daß einem derselben aber diese neuen Arten in die Hände gelangt sind, trotzdem sich recht ansehn- liche Formen wie z. B. Hijlohates enieUoides Is. Geoffr., Gymnura alba Giebel, Trichys fascicidaia Shaw etc. darunter befinden. Aber wie schon meine Eeptilien-Ausbeute ^) zeigt, habe ich ähnlich gute Kesultate auch in jener Gruppe aufzuweisen; ich erwähne bloß die Riesenschlange Python curtus Schleg., Varamts rudicollis Gray, OrliHa hornccnsis Gray, die ich auf Sumatra aufgefunden habe und welche doch alle eine stattliche Größe besitzen, so daß man meinen sollte, sie müßten dort jedem Forscher schon aus diesem Grunde zu Gesicht gekommen sein. Und wie der Prozentsatz der erbeuteten Reptilien und Amphibien im Vergleich zu der Zahl der bisher von Sumatra bekannten ein sehr hoher war, so ist dies nun auch bei den Säugetieren der Fall. Dies zeigt sich namentlich deutlich bei den Atfen indem von den 12 bekannten Arten 10 erbeutet wurden, und dazu noch eine für die Insel neue Species, im ganzen also 11. Von den bis 1899 bekannten 24 Fledermaus-Arten fand ich 11 sowie eine überhaupt neue Art und zudem noch 8 Arten, die sich als neu für Sumatra herausgestellt haben; im ganzen wurden also 20 Arten mitgebracht (resp. 22), doch konnten 2, weil sie zu jung waren, nicht bestimmt werden, und in den andern Gruppen zeigen sich ganz ähnliche Verhältnisse. III. Bemerkungen zur Ivonservierungstechnik. In Kürze will ich noch einige Angaben über meine Konser- vierungsmethoden folgen lassen, wie ich sie auf Grund meiner Er- fahrungen jedem Fachgenossen aufs beste empfehlen kann. Denn trotz des feuchtheißen Klimas der Insel, welches Bälge, Rohskelete und andere derartige Objekte so leicht durch Fäulnis zerstört, und trotz des langen Transports, dem meine Sammlungen im Wald oder auf den Flüssen ausgesetzt gewesen sind, ist mir kein Stück von den Hunderten von Bälgen, Häuten, Ivohskeleten , Spiritus-Exem- plaren etc. verdorben oder verloren gegangen. Letzteres muß ich allerdings als einen überaus glücklichen Zufall betrachten. 1) "Werner, F., Reptilien und Batrachier aus Sumatra, gesammelt von Gustav Schneidkr 1897—98, in: Zool. Jahrb., Vol. 13, Syst., 1900. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 3 34 Gustav Schneider, Alle Säugetiere von Mardergröße an habe ich bis an die Zehenspitzen sorgfältig abgebalgt und die Haut gut gereinigt. Dann bestreute ich die Fleischseite der Haut mit einer Mischung von gewöhnlichem Seesalz und Alaun (zu gleichen Teilen gemischt) tüchtig, rieb sie überall damit ein und gab Obacht, daß namentlich die aufgeschnittenen Lippen, Augen, Nase und Ohren genügend erhielten, wie auch die Füße. War dies alles geschehen, so rollte ich die Haut so zusammen, daß die Haarseite nach innen kam. Hierauf -wurde das Gehirn aus dem Schädel entfernt und derselbe so gut wie möglich gereinigt, mit Bast oder etwas ähn- lichem umwickelt und mit Nummern versehen dazu gelegt. Die Haut mit Schädel packte ich dann in eine leichte Blechbüchse, die ich, um Rostflecken zu vermeiden, mit etwas Zeug ausgelegt hatte, und sowie die Büchse satt gefüllt war, lötete ich sie gleich zu. Dies ist der Hauptpunkt, der es mir ermöglichte, die Naturalien unbeschädigt zu transportieren. Hierzu ist es natürlich nötig, eine große Zahl von Blechbüchsen, die sehr dünn und daher leicht sein sollen (sowie einen Spiritus- oder Benzin-Lötapparat), mitzunehmen, was ich von vornherein tat. Immerhin reichte auch mein großer Vorrat nicht, und in dieser Not begann ich, alte Petroleumbüchsen, die an Ort und Stelle gut zu beschaffen waren, zu verwenden, und dieselben taten den Dienst vollkommen. Auch die Rohskelete erforderten vor allem eine möglichst gute Reinigung, dann Trocknen an der Luft und Sonne. Zum Schutz gegen Wildhunde und Ratten mußte ich sie möglichst hoch und frei schwebend aufhängen. Besonderer Fürsorge bedurften große Rohskelete. Ich will daher angeben, wie ich bei den großen Exemplaren von Tomistoma schlegeli, die frisch 5 m erreichten (jetzt in den Osteologischen Sammlungen von Basel und Zürich aufgestellt) verfahren bin. Nachdem ich diesen gew^altigen Reptilien die Haut abgezogen hatte, schnitt ich das Tier in 3 Teile, indem ich sie in den Gelenken auseinanderlöste. Den auf diese Art abgelösten langen Schwanz steckte ich, nachdem er grob gereinigt war, mit dem ebenso behandelten Schädel, den ich noch besonders mit einem Tuch um- wickelte, um das Herausfallen der Zähne zu verhindern, in den Brustkorb. Die Beine löste ich aus Schulter- und Beckengelenkeu, band sie dicht zusammen und stopfte sie ebenfalls in den Brustkorb. Mit Hilfe meines eingebornen Dieners schnürte ich dann das Ganze fest zusammen, so daß es ein relativ kleines Packet W'Urde, wo absolut nichts herausfallen konnte, und hängte es zwischen 2 Baum- Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 35 Stämmen zum Trocknen auf, nachdem ich es vorher noch mit einer leichten Arseniklösung vergiftet hatte. Alle kleinen Eohskelete lötete ich auch immer in Blechbüchsen ein. Tupaias und Tiere ähnlicher Größe habe ich fast aus- nahmslos nach Injektion mit Alkohol von 95% in Mund und Anus, dem ich oft noch eine Messerspitze voll Alaun zugesetzt, ganz in 95 '\i Spiritus eingelegt. Hierdurch habe ich das ^^'echselu des Spiritus überflüssig gemacht, dadurch auch viel Spiritus gespart, denn durch die Injektion wurden die Tiere gut gehärtet. Bei de njeni gen Arten, wo man befürchtet, dieFarbe könne etwas durch denSpiritus leiden, ist es zu empfehlen. Bälge zu machen, die man rasch und gut an der Luft trocknen muß. Für größere Embryonen, aber namentlich zum Konservieren von Fischen, habe ich F o r m o 1 in einer 2 — 3% Lösung an- gewandt, der ich oft etwas Spiritus zugesetzt habe; für Säuge- tiere ist solches aber, wenn es auf die Erhaltung des Balgs oder Skelets ankommt, nicht zu brauchen! Für kleine Embrj'onen habe ich mit den Methoden von C. Rabl (konzentrierte wässrige Sublimat- oder Pikrinsäurelösung) vorzügliche Präparate erzielt. Das Mitnehmen von Pikrinsäure wird aber auf Passagierdampfern nicht gestattet, deshalb müssen solche Sachen wie auch Alkohol lange vorher an i h i' e n B e s t i m m u n g s o i' t abgesandt w^erden. Die Firma Kahlbaum in Berlin hatte mir, meinem Auftrag gemäß, 200 1 Spiritus und andere Chemikalien nach Singa- pore vorausgesandt, und ich fand dort alles in bestem Zustand vor. Nach meinen Erfahrungen empfiehlt es sich sehr, Spiritus von Europa mitzunehmen, denn an Ort und Stelle ist er sehr teuer und nicht in der nötigen Stärke zu bekommen. Um Zoll- schwierigkeiten zu vermeiden, rate ich, denaturierten Alkohol zu nehmen und denselben in Kanistern von je 25 1 verpacken zu lassen, da dieselben bequem zu transportieren sind (ich war damit sehr zufrieden, denn beim Landtransport hätte ich gar keine andern Gefäße ins Innere mitnehmen können)! IV. Fangmetlioden. Ich lialte es für zweckmäßig, hier auch noch ein paar "Worte über die Fangmethoden zu äußern, erhält man doch die kleinen Säuger fast nur mittels Fallen, wie ich an einem Beispiel be- weisen will. So sah ich im Busch und Wald immer nur vereinzelt 3* 36 Gustav Schneider, Tupaias, und dieselben waren meistens sclion im Unterholz ver- schwunden, bevor ich schußbereit war. Da ich aber bemerkt hatte, daß diese kleinen Tierchen am Abend in den Fruchtgärten der Ein- gebornen öfters auftauchten, so ließ ich durch Malayenknabeu kleine fisclireusenartige Fallen aus Bambus und Rottang machen, die mit einer Öffnung versehen waren, welche sich innen konisch zuspitzten, so daß die Tierchen wohl hinein, aber nicht wieder hinaus konnten. Auf Anraten meiner kleinen braunen Helfer tat ich angebrochene Pisang-Fr lichte in die Fallen und legte sie an mir geeignet er- scheinenden Stellen in den Fruchtgärten eines Malaj-en am Boden aus. Schon am nächsten Morgen hatte ich die Freude, 5 Tupaias darin gefangen zu finden (in einer Falle waren es sogar 2 Stück), und auf diese Art fing ich in kurzer Zeit über 60 Exemplare. Auch mit kleinen Schnellbäumchen, welche die Mala^^en geschickt an den Wechseln der Tiere anzubringen verstehen, erzielte ich gute Erfolge. Um den Tieren das Umgehen der Schlingen zu erschweren, habe ich mit Hilfe der Eingebornen große Strecken Gestrüpp ge- kappt und alle Durchgänge bis auf die offen gelassenen Stellen, wo die Schnellfallen in den Boden gegraben waren, daß man sie nicht sah, versperrt; natürlich liefen die Tierchen diesem hüi'denartigeu Hindernis entlang und versuchten, an den offen gelassenen Stellen durchzuschlüpfen, wobei sie sich aber regelmäßig in den Schlingen daselbst fingen. Solche Fallen habe ich oft in einer Ausdehnung von ^/o Stunde angebracht. Die bekannten WEBER'schen Fang- apparate aus Haynau i. Schi, sind ebenfalls sehr zu empfehlen, doch werden dieselben von den Eingebornen gern gestohlen. Es ist unbedingt nötig und Pflicht des Fallenstellers, daß er die Fallen fleißig, mindestens 2— 3mal täglich, nachsieht. Tut er dies nicht, so gehen ihm viele Tiere zwecklos zu Grunde, da sie sich, wenn sie lange in der Falle sind, so verletzen, daß sie unbrauchbar werden, oder mächtige Ameisen fallen über die kleinern so gefangenen und völlig wehrlosen Tiere her und fressen sie bei lebendigem Leibe auf. Dies habe ich einigemal beobachtet. Ein auf diese Art in eine Schlinge ge- ratene Pitta, die an einem Fuß gefangen war. versuchte vergeblich durch Flügelschlagen und mit dem Schnabel große Ameisen, die in der Zahl von etwa 20—30 an ihr herumzehrten, zu bewältigen. Der ganze Rücken der Prachtdrossel war eine offene Wunde, welche die Ameisen dem armen Tier durch unzählige Bisse gemacht hatten, und es handelte sich höchstens noch um 2 — 3 Minuten, dann wäre Zoologische Forsclmngsreisen in Sumatra. 37 der Vog-el von den Ameisen überwältigt gewesen. Ich konnte den- selben nur durch sofortiges Töten von seinen Schmerzen erlösen. Schon um solche Dinge möglichst zu vermeiden, soll derjenige, der Fallen stellt, sie regelmäßig nachsehen. Auf den Eingeborneu (wenigstens den Malayen) darf man sich in solchen Sachen nicht verlassen, denn er ist kein Freund der Eile. Geld veranlaßt ihn nur in den seltensten Fällen, dem Europäer dabei zu helfen; er stellt vielleicht die Fallen, geht aber nur nachsehen, wenn's ihm gerade bequem am Wege liegt und paßt. Aber durch unentgeltliche Abgabe von Medikamenten an ihn, seine Familie und Verwandten, besonders aber durch immer wiederholtes Bitten, spaßhaftes Mahnen nebst freundlichem Plaudern und Verkehr kann man sogar Ein- geborne, die dem Europäer zuerst unfreundlich begegnen, dazu bringen, daß sie ihm helfen, Phallen zu stellen oder den Führer zu machen, einem überhaupt gern Dienste leisten. Namentlich im Innern und in Gegenden, wo es sonst keine oder wenige Europäer gibt, sind die Eingeborneu immer sehr mißtrauisch, da sie gewöhnlich annehmen, man käme her, um ihr Land etc. auszukundschaften, und sie thun in solchen Fällen alles, unsereinem den Aufenthalt zu ver- leiden. Aber mit Geduld und der obigen Behandlungsweise, der ich mit die günstigen Erfolge verdanke, ist es mir gelungen, auch bei solchen zum Ziel zu kommen, und manche davon habe ich später aufrichtig schätzen gelernt. Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, all derer zu gedenken, die meine Zwecke fördern halfen. An erster Stelle bin ich der Regierung von Baselstadt sowie dem Hohen B u n d e s r a t zu Dank verpflichtet für die Empfehlung an Seine Excellenz den Gouverneur General von Niederländisch Indien Herrn Van der Wijck. ferner den Beamten, deren Provinzen ich bereiste, so dem Residenten von Sumatras Ostküste, Herrn CooREMAN, dem Assistentresidenten Herrn Boutmy, dem Kontrolleur Herrn Westenbero, der mir durch Ausstellen von Empfehlungs- schreiben an hervorragende Battak-Häuptlinge sehr behilflich ge- wesen ist, meine Expedition durch die Räja-Berge am Toba-See zu einer erfolgreichen zu gestalten, ferner dem Residenten von Riow, Herrn Bkeedveldt-Büer, der mir im Indragiri-Gebiet sehr gefällig war und mir mancherlei Hilfe angedeihen ließ. Aber die besten Absichten von amtlicher Seite, mich in meinen Bestrebungen zu unterstützen, hätten nicht zu solchen Resultaten geführt, wenn nicht die Herren Pflanzer an der Ostküste Sumatras in vollkommen 38 Gustav Schneider, Übereinstimmender Gesinnung" alles g-etan hätten, meine Zwecke zu fördern und zwar ebensowohl durch die mir in reichstem Maße er- wiesene Gastfreundschaft, für welche ja die Pflanzer Sumatras schon lang-e rühmlichst bekannt sind, wie auch durch die vielerlei Hilfe und lebhaftes Interesse, womit sie mich unterstützt haben. Die mir er- wiesene Freundlichkeit bleibt mir unvergeßlich, und ich möchte nur den Ausdruck meines besondern Danks an Herrn Dr. Heineich DoHEN, Stettin, seinen liebenswürdigen Vertreter Herrn Fkitz Held, Stettin, Herrn Anton v. Mechel und Frau Gemahlin, Basel, Herrn S. Schäffek und Frau Gemahlin, Basel. Herrn Eugen Hatt, Zürich, Herrn Vogel, Langkat, Herrn Dr. med. Oskar Henggeler, Neu-Aegeri, Herrn Sandel, Langkat, Herrn und Frau v. Beeren, Langkat. Herrn Kottmann, Langkat, Herrn U. v. Roll, Ober-Deli und Herrn Hafftee, Singapore, richten, sowie an Herrn Prof. Dr. Th. Studee, Bern, Prof. Zschokke, Basel, Prof. Fuhemann, Neuchätel, die mir seinerzeit mündlich und brieflich mit mancherlei Ratschlägen, die auf erprobter Erfahrung beruhten, behilflich gewesen sind. Zu großem Dank fühle ich mich aber meinem werten Freunde, Herrn Prof. Dr. Rudolph Bueckhardt in Basel, verpflichtet für die künstlerische, naturgetreue Ausführung der Vorlagen für die Ab- bildungen, wofür ich ihm hier meinen herzlichsten Dank aus- spreche. Meinem lieben Vater selig sowie meinen Freunden Daniel Karchee in Paris und Heemann Pfützner, Photograph in Basel, schulde ich vielen Dank. Ich darf nicht schließen ohne ein Wort der Anerkennung und des Danks an die Direktion des Bremer Lloyd und seine A^ertreter in Zürich, Singapore und Sumatra für das mir bewiesene Entgegenkommen, ferner für die so prompte und sorgfältige Besorgung des Transports meiner Sammlungen. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 39 V. Spezieller Teil. System atisclie Übersicht der von mir gesammelten Säugetiere Sumatras. Mammalia. Ordn. II Primates Farn. I Simiidae. Gen. Siniia L. 1. Siniia suinatrana deliensis Selexka. Localname M a w a s oder M a \v as K u d a ^ P f e r d e - M a w a s. Mit letzterm Namen bezeichnen die Eingebornen nur die außer- ordentlich großen männlichen Orang-Utans mit starken Wangen- wülsten. S ? adult, med. juv. und pull erlegt in der Provinz L a n g k a t ; im ganzen habe ich 12 Exemplare erbeutet. In Ober-Langkat, in den Landschaften Sukaranda, Gutamela, die auf der linken Seite des Wampu oder Langkat-Stroms liegen und deren Urwälder sich gegen Genting zu erstrecken, in Unter-Langkat, in den Land- schaften Stabat, Tandjung Bringin, Pulu Telang, Darat. Glen Bervi, Pangalan Brandan, Salaraba Halaban.^) In den Battak-Bergen, am Simelir, und von dem Bergdorf Berkantjang brachte ich einen Schädel eines sog. Mawas Kuda, der eine große Sagittalcrista auf- wies und durch die Eingebornen dort erlegt worden war, mit. In Ober-Langkat ist er als selten zu bezeichnen, während er in den angegebenen sumpfreichen Teilen von Unter-Langkat keine seltne Erscheinung ist; hier habe ich auch die ]\Iehrzahl meiner Exemplare und die stattlichsten derselben erlegt. In den zuletzt erwähnten Hergwäldern des Karo Battak-Gebiets trifft man den Orang-Utan jedoch nur vereinzelt und verhältnismäßig selten an. In Langkat wird der Orang-Utan nur auf der linken Seite des Stroms angetroffen. Dieses Faktum, das ich selbst konstatieren 1) In den beiden zuletzt erwähnten Gebieten habe ich selbst keine Drangs erlegt, aber es ist mir genau bekannt, daß gerade in diesen Land- schatten der Orang-Utan häufiger als in den andern vorkommt. 40 Gustav Schneider, konnte, ist den Eing'ebornen genau bekannt. Diese Tatsache scheint folgende Erklärung zu finden. Der Langkat-Fluß besitzt auf seinem ganzen Verlauf durch die "Wälder, an deren Existenz der Orang-Utan gebunden ist, eine solche Breite, daß er eine unüberwindliche Schranke bildet. Nach den Angaben von Selenka ^) scheinen in Borneo ähnliche Verhältnisse zu herrschen. Daß der Orang-Utan aber Bergrücken, sofern sie nur bewaldet sind, über- klettern kann, unterliegt für mich keinem Zweifel; denn ich habe ihn schon auf sehr hohen Hügelrücken sich fortbewegen sehen; es kommt dabei nur in Betracht, daß er in den hohen Berglagen wohl die ihm passende Nahrung nicht mehr oder wenigstens nicht in ge- nügender Menge findet und sich deswegen dort nicht regelmäßig aufhält. Selenka läßt den sumatranischen Orang-Utan nur als Spielart gelten und, wie mir scheint, mit Eecht. Um eine Verwechslung mit der von ihm aufgestellten borneanischen Easse P. saiijrm landakkensis zu vermeiden, wählte er anstatt der Bezeichnung F. sumatramis langJiatensis den Namen P. siimaframts deliensis. Nun fehlt aber im eigentlichen SultanatDeli der Orang- Utan, wie ich übereinstimmend mit den Eingebornen bei mehr als l^/oj ährigem Aufenthalt in dieser Provinz konstatieren konnte. Der verdienstvolle Forscher Selenka aber gibt in seiner bereits er- wähnten Arbeit an, er komme dort vor, sei jedoch sehr selten ; dies ist aber gewiß ein Irrtum, und leider enthält S. uns vor, worauf er sich bei dieser Angabe stützt. Deswegen dürfte auch eine Namens- bezeichnung nach dieser Provinz, in der das Vorkommen des Orang- Utan niemals nachgewiesen ist, aufzugeben und trotz der ja mög- lichen Verwechslung der Name Simia sumatramis langJcatensis zu wählen sein. Selenka stellt auch eine zweite Rasse der Sumatra-Form auf, die er Ab ong- Rasse, P. sumatranns ahongensis, nennt. Über diese lesen wir in seiner Abhandlung folgendes: „Über diese Rasse kann ich vorläufig nur vom Hörensagen und aus Büchern berichten, daß die erwachsenen Männchen der Wangenwülste entbehren und die Behaarung der Tiere dunkel braunrot ist. Vorkommen nördlich vom Stromgebiet des Langkat in der Nähe des Berges Abong abong. 1) Die Rassen und der Zahnwechsel des Orang-Utans, in : SB. Akad. Wißs. Berlin 1896. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 41 "Wegen ihrer gracileu Körperform Avird diese Spielart von den Malaj'en Mawas messiah oder Menschenmawas genannt." Hierzu habe ich zu bemerken, daß ich neben der robusten, tierischer aussehenden Form (langJcatensis) auch mehrere Exemplare dieser grazilen Rasse und zwar in demselben Gebiet von Langkat erlegt habe und in so geringem örtlichen Abstand von der andern, daß sich die Gebiete beider Rassen nicht etwa räumlich voneinander abgrenzen lassen. Ferner habe ich gerade nördlich vom Stromgebiet des Langkat, wo nach den Angaben von Selenka die grazile Form vorkommen soll, hinter dem Berg Simelir zufällig die robuste Form mit Wa n g e n w li 1 s t e n angetroffen. Auf diese Tatsachen hin wäre es wohl richtiger, den Xamen ahonrjensis, der von einem Gebirge abgeleitet ist, fallen zu lassen, denn diese Form findet sich neben der andern. Und wenn es sich bei dieser zierlichen Form nicht nur um individuelle und Altersunterschiede handelt, so daß man, wie ich glaube, be- rechtigt ist, eine Rasse daraus zu machen, so w^äre ein Name, der dem Unterschied des Äußern entspricht, eher an- gebracht als der Name eines Bergs, wo das Vorkommen des Tiers nur vom Hörensagen bekannt ist. Nach meinen Beobachtungen kommt die robuste Rasse namentlich häufig in Unter-Langkat vor, während in Ober-Langkat die zierliche Rasse vorherrschend zu sein scheint, ohne aber darauf beschränkt zu sein. Endlich möchte ich die Angabe Selenka's erörtern, daß die grazile Form bei den Eingebornen Mawas messiah genannt wird. Läßt man sich mit einem Eingebornen auf eine Unter- haltung über die Größe dieser Tiere ein, so sagen diejenigen, die schon große Orang-Utans mit Wangenwülsten und ohne solche ge- sehen haben, die letztern seien viel mensclienähnlicher, Avie sie dies ja auch mit Recht von jungen Exemplaren beider Rassen behaupten, wobei sie dann das Wort messiah (Mensch) gebrauchen, aber als spezieller Name für die zierliche Rasse habe ich es nie zu hören bekommen. Dagegen wurden mir die großen Männchen mit ^^'augen- wülsten immer direkt als Mawas Kuda bezeichnet, die andern aber einfach als Mawas. Ich gebe nun hier die Maße (in cm) meines größten Orang-Utan, eines sog. Mawas Kuda, an : S adult aus Unter-Langkat (Pulu Telang): Ganze Höhe (Scheitel bis zur Sohle) 137 Gesichtslänge bis Kinn 29 42 Gustav Schneideb, Jochbogenbreite 30 Von Ohr zu Ohr über Stirn gemessen 30 Von ^Mundwinkel über Waugenwülste zurück zu Mundwinkel (rund um den Kopf) 57 Körperlänge 75 Armlänge (von Achselhöhle bis Mittelfingerspitze) 109 Handlänge 32 Länge des Mittelfingers 14 Oberarm um fang 32 Unterarmumfang 27 Handgelenkumfang 24 Beinlänge bis Mittelzehenspitze 81 Fußlänge 36 Länge der Mittelzehe 12,5 Oberschenkelumfang 42 Unterschenkelumfang (Waden) 30 Fußgelenkumfang 26 Umfang unter den Armen über Brustwarzen 96 Umfang unter den Brustwarzen 115 Umfang unter dem Bauchnabel 105 Lendenumfaug 80 Haarlänge an den Körperseiten 47 Haarlänge auf der Schulter 37 Die Behaarung ist auf der Schulter dunkel braunrot, alle übrigen Teile haben aber rostrote Farbe, die nur am Bart mehr ins gelb- liche übergeht. Das Gesicht ist schwärzlich. Der Schädel dieses Exemplars hat eine starke Sagittalcrista. Nach den Untersuchungen von Selenka sind die Schädel der Deli- Rasse mesencephal, beim S 485—445 ccm, beim $ 340 ccm messend. Maße (in cm) eines alten Orang-Utan- Weibchens der kleinen Rasse aus dem gleichen Gebiet, Landschaft Pulu Telang, Unter-Langkat, Größte Höhe von Scheitel bis Sohle 107 Gesichtslänge (Scheitel bis Kinn) 21 Gesichtsbreite unter Jochbogen 12 Halslänge 4^/2 Halsumfang 46 Körperlänge 43 Armlänge bis Mittelfingerspitze 83 Zoolog-iscbe Forschnugsreiseu in Sumatra. 43 ßeinläiige bis Mittelzelienspitze 65 Handlange 22 Fußläng-e 25 Brustumfang über Brustwarzen 71 Brustumfang unter Brustwarzen 85 Bauchumfang über Nabel 85 Die Behaarung war gleichmäßig dunkel braunrot, nur ums Gesicht etwas heller. Bei diesem Exemplar war Brust und Bauch fast ganz nackt und nur stellenweise spärlich mit Haaren versehen. Auf dieses Stück war ich durch Eingeborne aufmerksam gemacht Avorden, welche mir mitgeteilt hatten, daß sich im Urwald bei Darat ein schwangeres Mawas-Weibchen bemerkbar mache und das infolge seines Zustandes sich viel am Boden fortbewege. Daraufhin suchte ich 3 Tage lang diese seltne Jagdbeute. Endlich gegen 5 Uhr abends gewahrte ich sie auf einem niedern strauchartigen Baum, der von einem kleinen Hügel emporragte. Ich legte an, und der Schuß ging durch Schulterblatt und Lunge. In diesem Moment sah ich etwas hoch in der Luft im Bogen über mich und meinen Diener hinwegfliegen, was ich für ein Aststück hielt, da sich die Orangs durch Schleudern von solchen oft zu verteidigen pflegen, und des- halb nicht weiter beachtete. Als ich dann meine Beute näher be- trachtete, sah ich, daß das Weibchen schon geboren hatte und Milch von sich gab, aber das Junge hing nicht an der Mutter und war überhaupt nicht in unmittelbarer Nähe zu finden, so daß ich auf den Gedanken kam, nach dem geschleuderten Gegenstand zu sehen. Nach langem Suchen fanden wir auf Urwaldgestrüpp etwa 15 m von der toten Mutter entfernt ein runzliges zierliches Geschöpfchen, dessen Haare noch von Fruchtwasser verklebt waren, welches vom Scheitel bis zur Sohle 40 cm maß und noch lebte, trotzdem es von der Kugel gestreift worden war. Das vermeintliche Aststück Avar das Kind gewesen, welches die tödlich getroffene Mutter auf diese ^^'eise unzweifelhaft zu retten versucht hatte; gewiß ein be- merkenswerter Zug aus dem Seelenleben des Orang-Utan. Ein männlicher Mawas der kleinen Rasse, adult, aus Ober-Langkat (Urwald Sukaranda), maß vom Scheitel bis zur Sohle 120 cm, Wangenwülste fehlten, dagegen wies er einen großen Kehl- sack auf. Die Behaarung war lang und reichlich, von rostbraunroter Farbe. Die Augen größer als bei den Exemplaren mit Wangen- wülsten, die nach meinen Beobachtungen kleine, sog. Schweinsaugen besitzen. 44 Gustav Schneider, Ein altes Weibchen, das ich am 25. Juli 1897 ebenfalls im Ur- wald von Snkaranda geschossen habe, gehörte auch zur kleinen Rasse; es maß vom Scheitel bis zur Sohle 114 cm. Die Behaarung- war bei demselben auffallend dünn und die Farbe der Haare am Hinterkopf und über den ganzen Rücken hell braunrot, nur an den Armen dunkler. Der kleine Schnurrbart und Bart ganz hell gelblich. Kleine, wenige Monate alte Orang-Utans sind immer etwas heller als die alten; ihre Farbe ist mehr gelblich-braun. Abgesehen von Duri an -Früchten, die der Orang-Utan von Sumatra wie sein Vetter in Borneo allen andern Früchten vorzieht, lebt er haui)tsächlich von einer faustgroßen Waldfrucht, der sog. Bua Glugor.^) Diese Frucht, die von den Eingebornen in Stücke zerlegt, an der Sonne getrocknet und dann gekocht, auch gern von denselben gegessen wird, schmeckt frisch säuerlich bitter. Der Orang-Utan frißt recht langsam und bedächtig; so beobachtete ich einst im Wald ein erwachsenes Weibchen, das an solcher Frucht, die es in der linken Hand hielt, gute 5 Minuten, wie ich mit der Uhr in der Hand feststellte, herumkaute. Er frißt aber so lange, bis der Magen prall gefüllt ist; dies habe ich an allen gegen Mittag oder am Abend geschossenen Exemplaren konstatiert. Der trommel- artig hervortretende Bauch des lebenden Tiers zeigt dies auch deutlich an. Es ist zwar allgemein bekannt, daß sich der Orang-Utan wie die andern größern Menschenaffen ein Nest zum Schlafen baut. Da ich im sumatranischen Urwald Gelegenheit gehabt habe, eine ganze Anzahl solcher Nester zu untersuchen und das Tier beim Her- richten solcher beobachtet habe, so dürfte hier der Platz sein, darüber zu berichten. In den Sitzungsberichten der Kgl. Preußischen Akad emie 1 893, p. 833 bis 834 befindet sich die Beschreibung eines trocknen Orang-Utan- Nests von Prof. K. Möbius nebst einigen Angaben von Selenka. Ich kann daher darauf verzichten, die Beschreibung eines solchen, das ich selbst mitgebracht habe, zu geben; nur möchte ich erwähnen, daß die Schrumpfung bei trocknen Orang-Utan-Nestern eine der- artige ist, daß man bloß einen unvollkommenen Begriff von dem Um- 1) Diese Frucht, welche auf malayisch auch (t 1 u g u r oder G e 1 o e g o r , auf battakisch Garoegoer heißt, wurde mir durch die Güte des Herrn Prof. Dr. K. Schröter in Zürich als Garcinia Kl abang MiQUEL bestimmt. Exemplare davon befinden sich im Museum in Basel und im Botanischen Institut in Zürich, Zoologische Forschmig-sreisen in Sumatra. 45 fang und der Form des Objekts bekommt. Denn es fehlt daran auch die kuppel artige Decke ganz frischer Nester, auf die ich noch zurückkomme. Nach meinen mit dem Metermaß vorgenommenen Messungen befanden sich die Nester der Orang-Utan s 12— 20 m über dem Boden, auf einem schlanken dicht belaubten Baum, der fast regelmäßig an einen größern, dicken Baum anlehnte. Fast immer Avar das Nest in einer Astgabel errichtet, befand es sicli aber auf einem freistehenden Baum, so war es regelmäßig bedeutend höher über dem Boden erbaut; dann betrug die Höhe bis zu 30 m und mehr. Auf solchen Bäumen habe ich öfter 2 und 3 Nester des Orang-Utan, einmal sogar 4, gezählt, davon war aber nur eins ganz frisch errichtet. Es scheint mir daraus hervorzugehen, daß der Orang-Utan nie die Nester seiner Vorgänger benützt, wohl aber, daß er, so lange er in der Gegend weilt (ungefälir 2 — 3 Tage), hier und da in sein altes Nest zurückkehrt, aber nur so lange dasselbe noch grün ist. Bei der Wahl des Platzes ist das Tier äußerst vorsichtig. Die Bäume mit Orang-Utan-Nestern stehen ge- wöhnlich an Abhängen, überhaupt an schwer zugänglichen Orten, namentlich in ausgedehnten Sümpfen; das Wasser reichte mir da- selbst immer weit über die Kniee. Das Nest selbst gleicht in Form und Größe einem Storchnest. Es ist ein Lager aus übereinander gelegten und lose miteinander verbundenen Zweigen. Die dünnen Zweige mit vielem Laub liegen in der Mitte. Das Nestinnere ist mit Laub ausgepolstert. Der Orang Utan bricht die Zweige des Baums, der sich in nächster Nähe seines Nests befindet, nicht ab, sondern er verflicht die passenden und benützt hierfür nur die Zweigenden und zwar so, daß er sie leicht gebogen zu einer immergrünen natürlichen Deckung benützt. Durch diese klippelförmige Deckung weiß er sicli unberufenen Zeugen völlig zu entziehen. Dies ist wohl auch der Grund dafür, daß man verhältnis- mäßig wenig frische Nester für solche ansieht, denn man glaubt es eher mit einer Schmarotzerpflanze, die es ja hier in Masse gibt, zu tun zu haben, so daß man leicht achtlos daran vorbeigeht, ohne seinen Irrtum zu bemerken. Bei den Nestern, die auf freistehenden hohen Bäumen errichtet sind, ist dies aber nicht der Fall, solche sind meistens deutlich und schon von weitem erkennbar und ganz be- sonders, wenn sie nicht mehr frisch sind. 46 Gustav Schneider, Kurz vor einbrechender Dunkelheit (15 Minuten vor 6 Uhr) abends geht der Orang-Utan an die Errichtung seines Nests. ^) Er steht dabei aufrecht, doch in seiner gebückten natürlichen Haltung, auf einem Gabelzweig; den linken Arm benützt er als Stütze, während er mit der rechten Hand weitentfernt stehende Äste heranzieht, sie dann mit der Hand abbricht und kreuz und quer hinter sich und auf die Seite häuft, bis er ringsum von einem ganzen Kranz ab- gebrochener Zweige umgeben ist, der die Höhe von 45 cm und mehr hat. Ist dies geschehen, so beginnt der Orang-Utan mit der Her- stellung des Bodens, indem er feinere Zweige abreißt und sie alle in die Mitte des Nests legt. Nachdem so die Form des Nests vollendet ist, polstert er dasselbe aus. Zu diesem Zweck faßt er lange Baum- zweige so weit hinten, als ihm möglich, und fährt dann mit halb geschlossener Hand den ganzen Zweig entlang, so daß alle Blätter abgestreift werden und direkt in das Nest fallen oder sich teilweise in seiner Hand ansammeln. Ist letzteres der Fall, so wiift er sie an eine bestimmte Stelle im Nest und drückt sie hierauf mit der ge- schlossenen Hand (Faust) in die Fugen. Dann legt sich der Orang halb auf die Seite, zieht nun überall die stehen gelassenen feinen Zweig- enden her und verflicht sie mit seinem Nest, so daß die erwähnte kuppelartige Decke entsteht; hier und da bricht er auch noch einzelne Zweige ab und legt sie auf sich, so daß er voll- ständig damit zugedeckt ist. (Dies tut er wahrscheinlich, um sich gegen den starken Taufall und die Kälte der Nacht zu schützen.) Zur Herstellung seines Nests bi'aucht der Orang-Utan, wie ich mit der Uhr in der Hand konstatiert habe, 30 Minuten Zeit. Wenn er verwundet ist, so rafft er sich natürlich viel rascher ein Nest zum Schutz zusammen, da dies aber genau von Wallace ge- schildert worden ist, kann ich darauf verzichten, meine ähnlichen Beobachtungen hierüber wiederzugeben. Daß die Nester aber nur Schlaflager sind, kann ich be- stätigen durch den Fall mit der bereits erwähnten schwangern Orang-Utan-Mutter, welche mehrere Tage sowohl vor wie direkt nach der Geburt herumwanderte und also kein Nest zur Pflege der Jungen und für sich benützte. Die Stimme des Orang-Utan ist ein dumpfes Brüllen, das man 1) Das er sich wohl meistens da baut, wo er sich am Abend gerade befindet. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 47 namentlich dann zu hören bekommt, wenn man die "Waldesstille plötzlich durch einen Schuß unterbricht. 8ind solche Affen in der Nähe, so kann man ziemlich sicher darauf rechnen, die Stimme der auf diese Art aufgescheuchten Orang-Utans zu vernehmen. Auf diese Weise habe ich 3 Stück solcher entdeckt und nacli einigem Suchen zum Schuß bekommen, die ich sonst wohl nicht bemerkt haben würde. Die großen männlichen Tiere der robusten Rasse stoßen, wenn sie in Wut geraten, höchst sonderbare rollende, einem Trommelwirbel ähnliche Laute aus. Dabei richten sich ihre Haare aufwärts und verleihen dem Tier ein ungemein wildes Aussehen, das einem unbewaffneten Menschen wohl Furcht einflößen kann. Weibliche Tiere beider Rassen, alte wie auch ganz junge, bewerfen, in die Enge getrieben oder verwundet, den Verfolger mit einem wahren Hagel von Bauraästen, die sie sehr rasch abbrechen sowie sehr geschickt zu werfen verstehen, so daß man sich oft in Acht nehmen muß, um nicht getroffen zu werden. Ein halb erwachsener Orang-Utan, den ich einst unverhofft antraf, benahm sich gar nicht scheu; er kam sogar ganz tief am Baum herab und schaute mich aufmerksam an; nur als ich ihn anfassen wollte, zog er sich be- dächtig ein wenig höher hinauf, er blieb aber über \o Stunde in meiner Nähe, und da er so zutraulich war, ließ ich ihn unbelästigt laufen. Seines Fells, seiner Zähne (die als Aniulet getragen werden) und seines Fleischs wegen wird der Orang-Utan in Sumatra von den Battakern mittels des Blasrohrs mit vergiftetem Pfeil, dem Speer oder der Schnßwaffe öfters erlegt. Nach Aussage meines battakschen Dieners Steega, der von dem Fleisch der von mir geschossenen Orangs gegessen hat, soll dasselbe einen unangenehmen, widerlichen, äußerst bittern Geschmack haben. Junge Tiere werden von den Eingebornen öfters gefangen und an die Pflanzer verkauft. Was nun das Vorkommen des Orang-Utans auf der A\'estküste betrifft, so habe ich mit großer Verwunderung in Schlegei/s ]\fono- graphie der Affen M, in Jentink's Listen und in Tküuessakt's Catalog nur Angaben gefunden, die das Tier bloß von der Ostküste erwähnen. Dies ist um so auffallender, als wir doch durch H. v. Rosenbebg 1) ScHliEGEL, H., Museum d'Histoire Naturelle des Pays Bas, Livraison 12. Simiae 1876 und H. Schlegel u. S. Müller, Bi.jd. t. d. natuurl. histor. V. d. Drang Ootan, in: Verband. Natuurl. (leschied. nederl. overt. Bezitt. 1839—1844. 48 Gustav Schneider, in seinem "Werk ..Der malayische Archipel", Leipzig 1878, p. 99 sehr znverlässige ]\Iitteihingen besitzen, wonach der Orang-Utan auch auf der Westküste Sumatras heimisch ist. Ich lasse seine Angaben nun wörtlich folgen: „Der Orang Utan wird nur in den flachen und sumpfigen Küstenwäldern angetroffen, welche nördlich von Tapanoli das Land bei Singkel über- ziehen und ihrer Unzugänglichkeit wegen selten von einem mensch- lichen Fuss betreten werden. Die beiden einzigen Exemplare, die mir zu Gesicht kamen, waren noch nicht vollkommen ausgewachsen; durch ihre starke, ins Fuchsrothe spielende Färbung Avichen sie auf- fallend von ihrem Vetter auf Borneo ab. Die Küstenbewohner nennen das Tier Mawas." Alfred Russell Wallace schreibt in seinem bekannten Werk „Der Malayische Archipel", deutsche Ausgabe, Braunschweig 1869: „Man weiss, dass der Orang Utan Sumatra und Borneo bewohnt, und hat guten Grund zu glauben, dass er auf diese zwei grossen Inseln beschränkt ist ; auf ersterer scheint er viel seltener zu sein. Auf Borneo hat er weite Verbreitung, er bewohnt viele Districte der Südwest-, Nordost- und Nordwestküste". Auf p. 190 erwähnt er noch das Folgende: „Da der Orang Utan bekanntlich Sumatra bewohnt und thatsächlich hier zuerst entdeckt worden ist, so zog ich ^) viele Er- kundigungen über ihn ein; aber keiner der Eiugebornen hatte je von einem solchen Tier gehört und ich fand auch keinen holländi- schen Beamten, der irgend etwas davon wusste. Wir können daher schliesseu, dass er nicht die grossen Waldebenen des östlichen Theils von Sumatra bewohnt, wo man ihn natürlich zu finden erwarten würde, sondern Avahrscheinlich auf eine begrenzte Gegend im Nord- westen sich beschränkt — ein Theil der Insel, der vollständig in den Händen der eingebornen Herrscher ist". Inzwischen ist nun aber der Orang-Utan im Nordosten Sumatras, wie dies schon Walter Volz inbezug auf diese Angabe von Wallace hervorgehoben hat, tatsächlich gefunden worden. Aber die Vermutung von Wallace, daß der Orang-Utan im Nordwesten ein beschränktes Gebiet be- wohne, dürfte nun als erwiesen gelten, denn außer den RosENBERCr'schen Angaben finde ich in einer neuern Arbeit von Gerrit S. Miller, Mammals collected by Dr. AV. L. Abbott on the Coast and Islands of Northwest Sumatra, in: Proc. U. S. nation. Mus., Vol. 26, p. 483 folgende Stelle, die dies beweist: „Simia. — The orang 1) In Lubo Raman (Palerabang). Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 49 utan exists. but not abinidantly, about Tapanuli Baj-. Two miles up tlie Jaga Jaga Eiver some iiibong: palms were Seen that liad been broken off by orang-s, and also an old sarong- (shelter), but the traces were old. Tliere were said to be uiore a few miles farther Inland, particulary up the Berdiri River. The natives say they always g-o about in pairs." Was die letztere Aussag-e betrifft, so habe ich reichlich Gelegen- heit gehabt, zu konstatieren, daß man den Orang-Utans meistens einzeln oder einer Mutter mit ein oder zwei Jungen, seltner in Paaren oder familienweise begegnet. Immerhin möchte ich betonen, daß die Angaben der Eingebornen trotzdem nicht un- richtig sind, denn es ist wohl begreiflich, daß sich Orang-Utan-Paare bei der Nahrungssuche voneinander trennen, und da man speziell im U r w a 1 d e nur auf kurze Distanz einen Überblick zu gewinnen vermag, so bekommt man eben gewöhnlich bloß eins der Tiere zu Gesicht, selbst wenn sich das andere nicht weit ent- fernt davon befindet ! Bei den Gibbons ist die Sache aber anders, indem sich dieselben familienweise zu kl einem oder größern Gesellschaften zusammentun und dann ge- meinschaftlich aufdieNahrungssuche gehen, wobei sich dann später, wie ich weiter hinten ausführlich schildern werde, Pärchen zum Liebesspiel absondern, die sich aber immer wieder mit der Herde vereinigen. Hier sei noch erwähnt, daß ich einst Zeuge davon war, wie ein Orang erwachte und sich von seinem Lager erhob. Es war kurz vor 6 Uhr früh, als das Tier mit den Armen die Zweige, mit denen es vollständig zugedeckt gewesen war, in die Höhe hob und sie dann auf die Seite schob, so daß sie zum Teil von dem Baum, auf dem das Nest war, herunter fielen. Darauf richtete der Orang seinen Oberkörper auf und schaute einige Minuten schlaf- trunken umher, kratzte sich einen ^Moment an der Schulter, kletterte nun plötzlich in die Baumkrone hinauf und hielt Umschau. Dabei bekam ich den Eindruck, als wolle er sich über die ein- zuschlagende Richtung orientieren, denn er begab sich gleich nachher an den Boden herunter und marschierte, gestützt auf seine Arme, einem bestimmten Baum zu. Noch sei beigefügt, daß Orang Utans unglau])lich zählebig sind und sich selbst bei schwersten Ver- wundungen an den Baumästen mit den Händen festklammern, so daß man oft große Mühe hat, sie im Zustand der Totenstarre vom Ast loszubekommen. Zool. Jabib. XXIII. Abt. f. Syst. 1 50 Gustav Schneider, Belegstücke befinden sich im Museum von Basel. Ausg-estopftes Exemplar, ganz großes Männchen der robusten Rasse aus Unter- Langkat nebst einem Nest. No. 1245. Die Zoologische Sammlung des Eidgenössischen Pol^ytechnikums in Zürich besitzt ein ausgestopftes Exemplar der kleinen Easse aus Ober-Langkat nebst Skelet sowie ein Skelet der robusten Rasse (großes Männchen aus Unter-Langkat), das Anatomische Institut in Zürich ein Skelet der kleinen Rasse (Weibchen ad.), ein Skelet eines ganz jungen Tiers der kleinen Rasse aus Ober-Langkat, Schädel von altem Tier der robusten Rasse aus den Battaker-Bergen und den Schädel eines alten Weibchens der kleinen Rasse aus Unter- Langkat, und das Anatomische Institut in Straßburg erhielt das Skelet des frischgebornen (kleine Rasse aus Unter-Langkat), das Museum von Mülhausen ein Weibchen derselben Rasse aus Ober- Langkat und das Naturhistorische Museum in Athen ein altes Männchen vom gleichen Gebiet, kleine Rasse. Das Anthropologische Listitut in Freiburg i. Br. erhielt Skelet ? adult der kleinen Rasse und Baron Walter von Rothschild in Tring (England) den Balg davon. Hylohates Illigee. A. Syniphalangiis Glogee. (Siamanga Geat) 2. Si/niphalanf/us syndactylus Desmaeest. Lokalname: Imbau, Si-Amang. Letzterer Name ist bei den Malayen gebräuchlich, während ersterer in allen Battak-Gebieten angewandt wird. S ? adult., med., juv. und pull., erlegt überall in Ober- und Unter-Langkat, Sukaranda, Pohorok, Sperapit (auf beiden Seiten des Langkat-Flussesj, den Battak-Bergen, Berg Buldak bei Berkantjang, Si Melir, Palpalen und Serdang (die Art findet sich noch auf der Hochebene bei Purba, wo sie aber durch Battaker eingeführt worden sind), ferner in Mendaris Padang, Bedagei Deli, Batu Bahra, Laut Tador, Räja- Berge bei Pomatang Bandar und Surbo Dolok. Im Indragiri- Gebiet scheint der Imbau zu fehlen, wenigstens ist er mir während der vielen Monate, in denen ich dieses Sultanat durchstreift habe, nicht zu Gesicht oder zu Gehör gekommen; dagegen findet er sich Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 51 weiter im Süden in der Provinz P a 1 e m b a n g- sowie auf der West- küste bei Tobing-, und im Barissan-Gebirge ist er nach Rosenberg häufig. Ihr Konzert, das sie allmorgentlich geben, ist selir markant, so daß man ihr Jauchzen mit keiner andern Stimme verwechseln kann. In Ober-Langkat vernahm ich jeden Morgen das Konzert der Imbaus von den weit entfernten Bergwäldern herüberschallen und das sich dann, auf so große Distanz hin, wie dumpfes Gebell anhörte; es ist mehrere Kilometer weit zu vernehmen, denn in seinem, den andern Arten fehlenden, Kehlsack, der sich beim Schreien kuglig aufbläst, besitzt der Imbau eine vorzügliche Stimm- verstärkungstrommel. Da B. Hagen in seiner Arbeit ^) eine gute Be- schreibung des Geschreis der Imbaus gibt, verzichte ich darauf, eine solche zu geben, denn Neues habe ich nicht dazuzufügen. Ich will aber eine Beobachtung einschalten, die mir in bio- logischer Beziehung von Interesse scheint. Der Imbau lebt in Familien von 3 — 10 Stücken zusammen, und zu ihrem Aufenthalt wählen sie sicli hohe Bäume aus. die über ihre Umgebung hervor- ragen sowie eine breite Laubkrone besitzen. Eines Tags kam ich in Unter-Langkat (Tandjung Bringin) gerade dazu, wie ein großer Streifen Urwald bis auf wenige Bäume frisch gekappt worden waren. Auf einem dieser Bäume, welcher nach allen Seiten vollständig frei inmitten des gefällten Walds stand, hielt sich eine Imbau- Familie von 8 Stücken auf. Ich schoß 2 Exemplare davon, ein altes Weibchen und ein halb erwachsenes Junges, von dem Baume herunter und dachte, die andern würden sich nun flüchten. Trotzdem ich mich ziemlich weit von dem Baum entfernt hatte, war dies aber nicht der Fall. Am nächsten Nachmittag ging ich wieder in diese Gegend, und zu meinem größten Erstaunen fand ich die Tiere noch auf dem gleichen Baum vor. Es war mir einfach rätselhaft, warum die Imbaus (die doch sonst sehr scheu sind) nicht nach dem bloß ca. 100 m von ihnen entfernten Urwald geflüchtet waren, wo sie vollkommen in Sicherheit gewesen wären. Ich ent- schloß mich nun noch ein Stück zu schießen, und mit dem festen Vorsatz, die andern leben zu lassen, nahm ich eins der größern Tiere aufs Korn und brachte mit dem Schuß ein altes Männchen von dem Baum herunter. 2 Tage später kam ich wieder an 1) Hagen, B., Die Pflanzen- und Tierwelt von Doli auf der Ost- küste Sumatras , in : Tijdschrift van het Kon. Nederlandsch Genootschap 1890. 4* 52 Gustav Schneider, diese Stelle und sah den Rest der Imbau-Familie noch immer auf demselben Baum. Der Wald war nun bis auf diesen und noch 2 entfernt davon stehende Bäume vollständig gekappt. Als ich nun die mit dem Waldfällen beschäftigten Battaker fragte, was nach ihrer Meinung der Grund sei, daß sich die Tiere nicht zu dem in der Nähe be- findlichen Wald begeben hätten, erhielt ich die Antwort: „Ja Herr, die Imbaus lassen sich nicht aus Ihrer Heimat vertreiben, wir werden sie nachher, wenn wir den Baum fällen, sicher alle bekommen, denn die Imbaus gehen nicht von ihrem Wohnungsbaum weg, dies haben wir schon oft erfahren." Ich blieb daraufhin dabei, bis der Baum gefällt war, wobei ich alle 5 Imbaus erhielt. 3 der altern Tiere waren bei dem Sturz des Baums tödlich verletzt worden, und eine Mutter mit ihrem etwa 4 Wochen alten Jungen kam noch lebend in meinen Besitz. ^) Letzteres lebt fast ein Jahr bei meinem Gast- freund Herrn E. Hatt, dem ich es geschenkt hatte, und erfreute alle Besucher durch sein drolliges und zutrauliches Wesen. Ich habe noch öfters über das eben geschilderte Erlebnis nach- gedacht und kann bloß annehmen, daß diese Affen- Art wie alle Hjdo- batiden nur durch allerhöchste Not gezwungen auf den Boden herabgeht. Hier aber ist sie sozusagen hilflos. Dies bestätigt ein Fall, der mir vorgekommen ist. Ein mit Schrot angeschossener Hijlohates entelloides schwang sich nämlich beim zweiten Schuß vom Baum herunter und versuchte, mit über dem Kopf gekreuzten Armen am Boden sich fortzubewegen; dabei fiel er mir aber leicht zur Beute, denn ich konnte ihn nun mit den Händen greifen. Zusammenhängender A\'ald ist für die Menschenaffen einfach Lebensbedingnis. In ihm bewegen sie sich mittels ihrer so unge- wöhnlich langen Arme mit einer erstaunlichen Schnelligkeit von Ast zu Ast, von Baum zu Baum, und mit weit ausgestreckten Armen schwingen sich die Hylobatiden über gewaltige Entfernungen hinweg dem Ziele zu. Die Feinde des Imbau wie seiner Ver- wandten sind der Mensch (Battaker), welcher sie mit dem giftigen Blasrohrpfeil und seltner der Schußwaffe zu Eßzwecken erlegt. Dies habe ich bei den Eingebornen bei Duriankenajan im 1) Die Angaben von Malayen, die uns DiAED mitteilt, wonach die Jungen von demjenigen Teil ihrer Eltern getragen werden, der ihrem Geschlechte entspricht (also die S6 ^'om Vater, die '^j^ von der Mutter), fand ich nicht bestätigt. Zoologische forschungsreiseu iu Sumatra. 53 Karo-Lcande und den Räjas konstatiert. Wenn man bedenkt, daß die Hyiobatiden nie freiwillig an den Erdboden herunter kommen, so wird man leicht verführt zu glauben, dieselben seien gegen die An- griflfe anderer Tiere geschützt, denn unter den sumatranischen größern Raubtieren, welche geschickt zu klettern verstehen, käme nur der malayische Sonnenbär in Betracht ; aber derselbe frißt hauptsächlich Pflanzenstolfe. und bei dem Lärm, den solch immerhin plumpes Tier beim Klettern verursacht, wäre es ihm auch unmöglich, Hj^lobatiden zu überraschen und zu erbeuten. Dagegen linden wir unter den Reptilien eine Gattung und Art, welche wohl imstande ist, solcher Affen habhaft zu werden, nämlich die Riesenschlange Python reticidatus Schneidek, Ular-sawah der Malayen; dieselbe kann nicht nur die höchsten Urwaldbäume mit Leichtigkeit erklettern, sondern sich auch vollkommen gei'äuschlos an ihre Beute anschleichen. Ich gebe im Nachfolgenden die Beobachtung eines vertrauenswürdigen Bekannten und nähern Landsmanns, der schon 12 Jahre in Sumatra ist. wieder. Herr Gustav Fokker, den ich in Padang Bedagei be- sucht habe, erhielt durch die Eingebornen öfters allerlei Tiere, da er kleine Sammlungen anlegte, die er dem Baseler Museum schenkte; auch hielt er sich hier und da lebende Tiere des sumatranischen Urwalds. ,, Eines Tags brachten ihm im Jahre 1898 Malayen eine ca. 18 Fuß lange Ular-sawah an Baumstämmchen gebunden in seine AN'ohnung. Die Schlange war gegen die Körpermitte zu so dick an einer Stelle, daß er gleich vermutete, sie habe ein größeres Tier verschluugen. Dies bestätigte auch die Sektion, die er dann ausführte, und es zeigte sich dabei, daß die Riesenschlange einen ganz ausgewachsenen Symplialangus syndactylus verschlungen hatte." Dieser Fall beweist uns schlagend, daß auch diese ausschließlich ein Baumleben führenden Affen- Arten Feinde im Tierreich besitzen und durch ihren so scheinbar unerreichbaren Aufenthaltsort doch nicht vor deren Angriffen sicher sind. Dazu möchte ich noch Folgendes bemerken. Bevor ich nämlich selbst die Sache gesellen liatte, kam es mir wie vielen andern als unfaßbar und sehr übertrieben vor, wenn Eingeborne behaupteten, daß Python retkulatus oft Wildschweine und kleinere Hirsche verschlinge, bis ich einmal im Urwald von Pulu Telang mittags auf eine solche Riesenschlange stieß, die kurz vorher eine größere Beute herabgewürgt haben mußte und die fast be- wegungslos auf dem feuchten Boden im Schatten eines Gebüsches lag. Ich versuchte sie mit Hilfe meiner zwei Leute zuerst zu 54 Gustav Schneider, fesseln, da ich aber dabei einsah, daß wir sie so doch nicht allein transportieren konnten, schlug ich ihr mit meinem Gewehrkolben das Rückgrat entzwei und schnitt sie auf, um zu sehen, was sie ge- fressen. Dabei kam dann ein Kidjang-Hirsch von gut Ziegengröße zum Vorschein, der vollkommen ganz, aber dermaßen in dieLänge gestreckt und mit Schleim überzogen war, daß man von seiner ursprünglichen Form nicht mehr viel sah und es mir nun sehr begreiflich erschien, daß die Schlange eine auf diese Art zugerichtete Beute bequem hinabwürgen konnte, denn bei der nähern Untersuchung stellte ich fest, daß der Brustkasten mit allen Rippen des Hirsches sowie auch der Schädel stark zerdrückt war (das Geweihchen habe ich als Andenken mit- genommen). Die Schlange war 22 V2 Fuß lang, also noch keins der größten Exemplare, denn in den Battak-Bergen wurde mir eine von 25 Fuß Länge überbracht, und in Gefangenschaft sah ich einmal ein Stück von 28 Fuß. Durch die Schlingen, die sie um solche Beute winden, drücken sie derselben immer den Brustkasten ein, zerdrücken wohl auch andere größere Knochen auf diese Art, wo- durch dann erst die Sache mundgerecht wird. Im allgemeinen Averden sich die Riesenschlangen wohl mit kleinern Tieren begnügen ; größere als Muntjac-Hirsche und mittelgroße Wildschweine werden kaum von denselben angefallen, und für Menschen sind sie ganz ungefährlich. Maße zu Symphalangiis syndacttjlus Desm. S adult. Scheitel bis Sohle 85 cm Rumpf länge 59 Gesichtsbreite unter Jochbogen 10 Halsumfang über Kehlsack 24 Ganze Armlänge bei Mittelflngerspitze 73 Handlänge 17 Klafterweite der Arme 169 Ganze Beinlänge 52 Fußlänge 17 Brustumfang (über Warzen) 56 Brustumfang (unter Warzen) 68 Bauchumfang über Nabel 48 Diese interessante, nur in 2 Arten bekannte Untergattung, kennt man bis jetzt nur von Sumatra, Malakka und der Pagi- Insel. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 55 Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel Xo. 1249, Mülhausen, Mailand (der Zool. Sammlung- in Zürich .Skelete und Schädel), ferner ein Skelet im Anthropologischen Institut in Freiburg i. Br. und dem Zootomischen Institut in Stockholm etc. Ich will hier nur noch darauf hinweisen, daß 1902 durch Dr. Abbott im Süden der in der Nähe der Westküste von Sumatra befindlichen Pagi-Insel eine höchst interessante Zwergform des Si- amang entdeckt worden ist. Nach den Angaben von Gereit S. Miller jr. M, welcher diese Art als Sijmplialamjus Jdosn beschrieben hat, ist dieselbe nur halb so groß und hat ebenfalls sclnvarzes Haar (welches aber nicht so rauh, sondern seidenartig fein und auf der Schulter sehr lang ist), ist sonst aber dem S. syndadijlus sehr ähn- lich und scheint ihm nahe zu stehen. B. Hijlobates Gray (ex Illig). 3. Hylobates agilis F. Cuvier, Lokalname Ungko-sabut, Ungko-itam (hier und da auch Ongka genannt). Da diese Art bekanntlich in 2 Farbenvarietäten, hell und schwarz {H. rafflesii Is. Geoffroy) vorkommt, so werden die hell gefärbten bräunlich isabellfarbenen Stücke von den Malayen mit ersterm und die schwarzen mit letzterm Namen bezeichnet. Junge Tiere dieser Art. welche gelblich-weißliche Färbung haben, nennen sie Ungko putih = weiße Ungkos. cf adult.. med., juv. und pull, erlegt. Überall im Innern von In- dragiri in den Landschaften von Danan-Kota D. Baru, Djapura, Pranap (Urwald Tjibata), Batu ridial (Bukit Petan), zu beiden S e i t e n d e s K w a n t a n - S t r 0 m s , dem ganzen Orang Mamma-Ci ebiet von Sungei Dunu bis hinunter nach dem Djenako und dem Innern von Ringat auf mit Urwald bewachsenen Hügeln häufig. Je nach der Gegend variiert der helle Ungko-sabut etwas in der Färbung. So waren die Exemplare aus Djapura auf der Oberseite meistens bräunlich isabellfarben oder gelblich-braun, am Kreuz immer heller, an Brust und Bauch dunkler, oft dunkel-braun, während diejenigen aus Batu ridial auf der Oberseite braun bis schwarzbraun gefärbt waren mit ebenfalls dunkler Unterseite. Ganz 1) Miller Gerrit, Seventy new Malayan Mammals, in : Smithson. raiscell. Coli. 6. November 1903. 56 Gustav Schneider, schwarze Exemplare, sowohl alte wie junge, waren in der Kreuz- gegend konstant dunkel schokoladenfarbig, mit Purpurscliimmer, der namentlich bei den alten Tieren recht zur Geltung kam. Junge Tiere sind entweder hell gelb weißlich oder ganz rußschwarz mit weißem Superciliarstreif, und besonders erstere zeigen noch nicht die mannigfaltigen Schattierungen und Farben Übergänge der alten Tiere. Der weißliche Superciliarstreifen, der im allgemeinen vorhanden ist, kann aber doch fehlen, wie das alte Weibchen von schwarzer Farbe, das ich mitgebracht und welches sich nun im Naturhistorischen ]\ruseum von Colmar im Elsaß befindet, beweist. Dieses vollkommen schwarze Exemplar von Hißohates acjüis F. Cüv. hat dadurch besonderes Interesse, daß es zur Aufklärung der als Hylohates hainauus beschriebenen Art dienen wird. In dem SB. Ges. naturforsch. Freunde Berlin 1893 Nr. 8 finde ich in dem Artikel von Matschie: „Die unterscheidenden Merkmale der Hj'^lobates- Arten" folgende Angaben p. 211 darüber, die ich wört-, lieh folgen lasse. „5 zu H. concolor Harl. : H. harlani Less. Bull, des Ogill., in: Proc. zool. Soc, 1840, p. 20); H. hainanns Thos., in: Ann. Mag. nat. Hist. (6), Vol. 9, 1892, p. 145: Wenn ich den von Herrn Thomas neuerdings beschriebenen Gibbon von Hainan zu H. concolor Hael. ziehe, so geschieht dies aus folgenden Gründen: Hylohates hainamis Thos. soll sich durch einfarbig schwarze Behaarung und Abwesenheit eines weißen Super ciliar- streifens auszeichnen. Harlan's Diagnose in Medical and Phys. Researches, 1835, p. 19, welche wohl mit der Originaldiagnose übereinstimmen dürfte, lautet : Cor])ore piKs nigris ohteclo, fade palmis ei auriculis nudis; cufe nigro; etc. — Thomas' Annahme, es könne Harlan's Simia concolor zu H. mülleri gehören, kann ich nicht theilen, da H. mülleri, von welcher Art wir 3 Stück in verschiedener Färbung besitzen, selbst im Jugend- kleide bei einem kaum vierteljährigen Thier stets die schwarze, hell umrahmte Scheitelplatte, den hellen Rücken, die dunkle Unterseite und die schwarz behaarten Finger besitzt. Auch die 7 Lej'dener Exemplare stimmen nach Schlegel in diesen Merkmalen überein. Harlan's Exemplar kam lebend nach New York, angeblich von Borneo; der genaue Fundort auf dieser Insel ist nicht angegeben. Ich glaube, daß Heimath- Angaben für lebend importirte Thiere stets mit einer gewissen Vorsicht aufgenommen werden sollen. Es scheint Zoologische Forschungsreisen iu Sumatra. 57 mir durchaus nicht ausgeschlossen zu sein, daß das Exemplar auf Hainan gefang-en wurde. Ferner kann ich nicht glauben, daß der Hermaphroditismus auf die Färbung einen so großen Einfluß aus- geübt haben soll; wenigstens sind derartige Fälle noch nicht nach- gewiesen worden. Es wäre vielleicht erklärlich, daß ein Herma- phrodit die Färbung des Weibchens annähme; dieses ist aber bei den Hylobatcs- Arten häufig sogar noch lieller als diejenigen der Männchen und stets demselben ähnlich. Es ist mithin der von Harlan für einen ganz schwarzen Hylobates vorgeschlagene Name trotz der falschen Vaterlandsangabe, und obwohl das Original- Exemplar jung und ein Hermaphrodit war, für den Affen von Hainan anzuwenden, da dieser der HARLAN'schen Diagnose sehr gut ent- spricht.'' Dazu erlaube ich mir nun zu bemerken, daß durch meine Auf- findung eines ganz schwarzen sumatranischen Hylobates. der un- zweifelhaft der Art agilis E. Geoff. et F. Ouv. {rafflesii Is. Geoff.) angehört, die als Hylobates hainamis (concolor) beschriebene Art sich wohl als identisch mit der schwarzen «r/ife- Varietät erweisen dürfte, und besonders wird diese Ansicht dadurch bestärkt, daß das HAULAN'sche Exemplar ganz unsicherer Herkunft ist. Da ich mit Vorliebe sehr lange Zeit (2 Jahre lang fast täglich) das Freileben der Hylobatiden studiert habe und meine Aufmerk- samkeit namentlich dem Ungko und dem H. entelloides zu- gewandt hatte, so mögen meine dabei gemachten Beobachtungen, die meines Wissens bis jetzt noch nicht bekannt sind, hier folgen! So konstatierte ich viele Male, daß hell (braun) gefärbte männliche Fngkosfast regelmäßigein seh warzfarb iges Weibchen besaßen, während umgekehrt die schwarzen Männchen ein hellfarbiges Weibchen hatten. Ich habe mehrmals die Pärchen, die von der Herde abgesondert auf einem Baum für sich waren, herabgeschossen und mich genau von dem Geschlecht überzeugt. Verschiedentlich habe ich die Chance gehabt, Männchen, Weibchen mit Jungen zu erbeuten, wobei das Weibchen mit jungen Männchen rußschwarz und das Männchen hell gefärbt war; oder aber das Männchen war schwarz und das Weibchen dann hell in der Farbe mit einem schwarzen weiblichen Jungen. Ich habe aber auch Ungko-Pärchen angetroffen, wo beide Teile entweder braun oder schwarz, kurz gesagt, gleiche Pelz- farbe aufwiesen, und das Junge Avar dann ebenso in der Farbe 58 ■ OrüSTAV Schneider, wie die Eltern; doch waren solche entschieden seltner als die gemischten. Der Ungko wie überhaupt alle Hylobatiden leben in Monogamie. Die Familien bestehen gewöhnlich aus 3— 4 Individuen (Männchen, Weibchen mit halbw^üchsigen Jungen), hier und da traf ich sie noch mit Säuglingen an, die an der Brust der Mutter festgeklammert saßen. Die Jungen wurden immer so auf der rechten oder linken ßrustseite von der Mutter mit herumgetragen, und die Mutter wußte sie mit dem Arm so geschickt zu decken, daß man das Junge nur selten gut wahr- nehmen konnte. Eine Ungko-Herde bestand meistens aus 3, 4 — 5 Familien; 18 Exemplare war das höchste, was mir möglich war zu zählen. In den Berggegenden habe ich aber von entelloides größere Herden gesehen, konnte aber leider nie alle Stücke zählen, da viele meinem Gesichtskreis entzogen waren, und bei aUen Versuchen, die ich gemacht habe, konnten sie sich so rasch flüchten, daß mein Vor- haben vereitelt wurde. Ich glaube aber nicht zu irren, wenn ich behaupte, daß es kaum größere Herden als solche von 20—30 Stücken gibt. Öfters ist es mir aufgefallen, daß die Herden von Hylohates agüis entweder nur aus hellfarbigen oder bloß aus schwarzen Stücken bestanden. So wußte ich oft ziemlich sicher, wo ich nur helle und in welcher Gegend ich schwarze Ungkos finden konnte. Dieselben waren aber oft bloß eine halbe Stunde voneinander ent- fernt, doch fand ich manchmal auch gemischte Herden; dies war namentlich 6 Uhr morgens der Fall, während ich um 11 Uhr früh die Herden meistens in schwarze und helle Stücke getrennt ange- troffen habe. Bisweilen trifft man auch einzelne alte Ungkos an, die abgesondert von der übrigen Herde leben. Es gelang mir einst einen solchen Einsiedler, w'ähi-end er sang, von einem Baum aus großer Höhe herabzuschießen, wobei ich feststellte, daß es ein sehr großes Männchen war, das auf dem Rücken einen prachtvollen rötelfarbenen Pelz mit Silberglanz hatte, dessen Farben leider mit der Zeit am Balg verblaßten. Um Hylobatiden zu jagen, muß man hauptsächlich die frühen Morgenstunden benützen; nur höchst selten habe ich noch mittags nach 3 Uhr solche angetroffen, nach 4 Uhr habe ich überhaupt nie ein Stück trotz allem Suchen zu Gesicht oder Gehör bekommen. Sie halten sich um diese Zeit so versteckt und Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 59 still in den hohen Baumkronen, daß sie selbst ein geübtes Auge nicht zu entdecken vermag. Viel früher als die andern sumatranischen Hylobatiden beginnt der Ungko sein Konzert, nämlich schon gegen 5 Uhr früh, wenn noch dichte Nebel den Wald bedecken (aber nur, wenn es in der Nacht nicht geregnet hat und der Tag schön zu werden verspricht). Bei meinen Keisen im Gebiet der Orang Mamma wurden ich und meine Begleiter manchmal durch die Stimme dieser Tiere, die sich in der Nähe unseres Lagerplatzes im Walde befanden, geweckt: dabei war es oft noch so dunkel, daß wir ohne unser Lagerfeuer nicht die allernächste Umgebung erkennen konnten. Das Konzert gleicht dem vom H. entelloides, nur ist es etwas kräftiger. Es fängt mit einzelnen kürzern Tönen: ö ö o öu öu öu einiger Tiere an, aber allmählich fallen sämtliche Tiere der Herde mit ein, und so entsteht ein höchst eigenartiges melodisches Jodeln, das, tief beginnend, immer schneller und schneller wird und schließ- lich mit einem fröhlichen Jauchzen, dem einige leise Töne nach- folgen, endigt. Ich lasse hier die auf meinen Wunsch von einem musikalischen Plianzer, den ich veranlaßt hatte in die Nähe der konzertierenden Tiere mitzugehen, in Noten umgesetzte Melodie folgen. ä=d=q=^E^z::|^3=:ä^:f5=:|!i=:i^&: '^- 7:>—ä — *— ^ — *— * — ^— ^ 4 a/ a« ö ö ö üuö öuö öuö öu öu öu öa ö ö ö ^^- u o u o ■» • ci d ö öu ou üuuüit öu öu öuö ö ö ööuöuöuöuöööö Während des Jauchzens wandern und schaukeln sich die Ungkos in den Baumkronen umher. Gegen \o8 Uhr morgens ist das Konzert der Ungkos beendet, und kaum ist der letzte Ton verhallt, so verlassen die Tiere den Baum und zerstreuen sich in der nächsten Umgebung. Auf einen schwierig zu beschreibenden Ton ^) hin. der von dem Leitaifen aus- 1) Diese Affensprache verfügt über eine ganze Anzahl Laute, deren Nuancen ich aber nicht wieder zu geben vermag. 60 Gustat Schneidkk. gestoßen wird, beginnt nun eine A\'andening- der Herde von Baum zu Baum, d. h. die Ungkos schwingen sich fast vollkommen geräuschlos von Ast zu Ast und führen dabei akrobatenartige Luftsprünge aus. die man gesehen haben muß. um sich einen richtigen Begriff zu machen. Immer ist dabei nur einer der langen Arme nach vorn vollständig ausgestreckt in der Richtung des erstrebten Ziels, während der andere Arm ebenfalls ganz gestreckt noch in Berührung mit dem Ast, den er verlassen hat. zu sein scheint, also so, daß beide Arme eine Linie bilden; kaum hat aber die vordere Hand das Ziel erfaßt, so zieht der Ungko mit einem Ruck die Hinterfüße nach; im selben Augenblick greift wieder eine Hand vor, und mit kaum sichtbarem Abstoß fliegt der Ungko, darf man fast sagen, schon über große Distanz hinweg. Dies wiederholt sich ungemein rasch nacheinander, so daß in kurzer Zeit große Strecken auf diese Art zurückgelegt werden. Jüngere Tiere kommen noch nicht so rasch vorwärts und bleiben deshalb oft weit zurück; in diesem Fall gibt ein altes Tier ($) durch leise flüsternd ausgestoßene Laute : Hu u u. die dann von den Jungen mit: öu öu öu beantwortet werden, die genaue Richtung an, in der sie zu folgen haben. Manchmal beobachtete ich, daß ein älteres Tier der Herde wartete, bis das Junge wieder ganz in der Nähe wa)', und dann erst der Herde nachfolgte. Ist die Herde etwas weit auseinander gekommen, so gibt der Leitaffe, der immer ein altes Männchen ist, durch ebenfalls leise, kurz hintereinander ausgestoßene: Hu, u u, die von dem nächstfolgenden Tier wiederholt und so an das nächstfolgende Tier weiter- gegeben werden, der Herde Bescheid über die Richtung, die sie einzuschlagen hat. Dabei vermindert der Leitaffe seine Bewegungen, bis die ganze Herde wieder beisammen ist. Auf diese Art und Weise stehen die IJngkos und die andern Hylobatiden während ihrer Wanderung in vorzüglicher, sozusagen, in ununterbrochener Verbindung miteinander. Merkt eines der Tiere Gefabr, während sie wandern, oder werden sie auf ihrem Spielbaum er- schreckt, so schwingen sie sich mit unglaublicher Schnelligkeit in die Kronen der höchsten Bäume hinauf, und blitzschnell verteilen sie sich dann nach allen Himmelsrichtungen, ohne den geringsten Laut von sich zu geben, nur noch ein leicht schwankender Zweig verrät dem Beobachter vielleicht den Weg. den einzelne Tiere genommen. Sind die Ungkos wirklich erschreckt worden, so vergeht, wie ich einige Male mit der Uhr kontrolliert habe, mindestens Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. ßj eine Stunde, bis sich die Tiere durch flüsternd hervorgestoßene Locktöne wieder sammeln und dann wieder vereint ihren Weg fortsetzen. Dies geschieht dann nur mit allergrößter Vorsicht, indem zuerst Umschau gehalten wird, ob auch alles sicher ist. Merken sie nichts Verdächtiges, so wandern sie wieder weiter, aber sie kommen nun nicht mehr so tief in die Bäume herab wie vorher, sondern sie bewegen sich jetzt absolut geräuschlos in den hühern Baumlagen fort, so daß man die Tiere mit bloßen Augen höchst selten sehen kann (ich habe dazu öfters den Feldstecher benützen müssen). Den üngkos auf ihrer Wanderung zu folgen ist gewisser- maßen ein Kunststück, das einem trotz größter Vorsicht nicht oft gelingt, erst nach wiederholten vergeblichen Versuchen ist mir dies einige wenige Male geglückt. Die Nahrung der Hylobatiden besteht aus den ver- schiedensten Waldfrüchten. Ich gebe hier die malayischen Namen derjenigen an, die sie besonders bevorzugen. Es sind die folgenden : (Bua-Frucht) Bua Kandis, in der Größe einer Herzkirsche, von gelber Farbe, faustgroße, gelbe Frucht mit eßbarem Kern, sog. Bua Manaran, Dato puntal, rötliche Frucht von Kirschgröße, mit weißem, säuerlich süß schmeckendem Kern, der auch von den Ein- gebornen gern gegessen wird.') Zur Zeit der Fruchtreife sieht man im Wald unter den erwähnten Fruchtbäumen hier und da viele hunderte Schalen der Früchte liegen, die von einer schmausenden Hj'lobatiden-Herde übrig gelassen worden sind. In den von mir untersuchten i/(/?o6ofe.s- Magen fand ich oft auch Früchte von Feigen- bäumen sowie Schößlinge von allerlei Pflanzen. Nachdem die Ungko-Herde ihre Morgenmahlzeit beendet hat, was so gegen 9*,., Uhr fast regelmäßig der Fall ist, begibt sich die- selbe nach ihren Spiel bäumen. Es sind dies meistens mäclitige Pokon ara der ]\Ialayen (Ficus benjamina). Hier sondern sich nun Päiclien von der Ungko - (Tesellschaft ab. begeben sich mit raschem Sciiwung über verschiedene Bäume hinweg nach ganz hohen, auf Hügeln stehenden und alles überragenden Bäumen. In diesen Baumkronen oben beginnt dann ein Liebesspiel und Werben, das ebenso unterhaltend wie interessant für den Zuschauer ist und das einen alle Mühe, die mit solchem Anschleichen verbunden ist, ver- gessen macht. 1) Die botanischen Namen dieser Pflanzen dürften in dem mir leider nicht zugängliclien Bucli von Filet G. J. Planten, Kundig Woordenboek voor Nederlandsch Indie 1888 aufzufinden seien. 62 Gustav Schneider. Beim Ungko, wie überhaupt bei allen Hylobatiden. ist das Ge- sicht und Gehör äußerst scharf, und deshalb kann man sich mit Erfolg nur dann anschleichen, wenn er singt. Man muß ihn genau so anspringen wie einen balzenden Auerhahn und sich, also während der Singpausen, keinen Schritt bewegen und große Vorsicht beobachten; denn nur während er jodelt, befindet er sich in solcher Verzückung, daß man sich ihm unbemerkt nähern kann; andernfalls genügt ein leises knackendes Geräusch, um ihn zu vogelschneller Flucht zu veranlassen. Die Pärchen sind anfangs nicht beisammen, sondern Männchen u n d W e i b c h e n h a b e n j e e i n e u B a u m für sich. Die Distanz beträgt nach meinen Messungen von dem einen zum andern 30—40 m und mehr. Die Bäume, die sie zu ihrem Spiel auswählen, sind meistens nicht dicht belaubt, oft sind es sogar kahle, abgestorbene Bäume, die sie benützen (sofern dieselben in abgelegenen Gegenden, wo sie nie gestört werden, stehen). Mit Vorliebe suchen sich die Tiere dann eine Astgabel aus und beginnen daselbst sitzend ihr Liebes- werben durch Singen. Während dem Jauchzen bewegen die Ungkos den Kopf lebhaft auf und ab (bei den hohen trillerartigen Tönen biegen sie den Kopf stark in den Nacken zurück). Haben sie ihre ganze Tonleiter heruntergesungen, so lassen sie eine kleine Pause eintreten und schwingen sich unterdessen an einen andern Platz. Dabei folgt das Männchen den Bewegungen des Weibchens, dem es * etwas näher gerückt ist. Soviel ich beobachten konnte, waren es die immer deutlich an ihrem weißen Bart kenntliche Männchen, welche den Anfang macliten. Erst nach einer kleinen Pause fiel das Weib- chen ein. Daraufhin wurde mit vereinten Kräften ein Duett gejodelt, das sich nach jedem Platzwechsel aufs Neue wiederholte. Nach Verlauf von 20 Minuten hat sich das Männchen dem Weibchen so genähert, daß es sich auf dem gleichen Baum mit ihm befindet. Beide sitzen sich abermals gegenüber, das Weibchen nur einige Äste höher als das Männchen. Das Gejauchze wird nun immer lebhafter, und das Weibchen läßt lang gedehnte Locktöne vernehmen. Auf dies hin erfolgen einige kräftige Schwünge von Seite des Männchens, durch die es sich dicht neben das Weibchen bis zur gegenseitigen Berührung bringt. Ob es bei dieser Berührung zur Begattung kommt oder ob eine solche erst später sich dem Liebesspiel anschließt, bleibt noch zu beobachten. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 63 Maße von Hylohates agilis (hell) S adiilt. 10. Februar 1899 Batu ridial. Scheitel bis Ferse 78 cm Gesichtslänge (Scheitel bis Kinn) 6 Gesichtsbreite unter Jochbogen 6^2 Körperlänge 4OV2 Umfang über Brustwarzen 40 Umfang unter Brustwarzen 43 Umfang über Bauch 30 Ganze Arm länge bis Mittelfingerspitze 66 Handlänge 19 Mittelfinger 10 Klafterweite der Arme 137 Ganze Beinlänge bis Zehenspitze 51 V2 Fußlänge 15 Mittelzehe 7 Gewicht 12 V', Pfund. Iris braun bei allen Arten. Maße von ? adult. (schwarz) 10. Februar 1899 Batu ridial. Scheitel bis Ferse 71 cm Gesichtslänge 6 Gesichtsbreite 6V2 Körperlänge 37 Körperumfang über Brustwarzen 40 Körperumfang unter Brustwarzen 43 Körperumfang über Bauch 36 Armlänge 58 Hand länge 16 Fingerlänge (Mittelfinger) 8 Klafterweite der Arme 125 Beinlänge ^6 Fußlänge 14 Mittelzehe 47» Diesem Weibchen entnahm ich einen fast ausgetragenen Fötus. Das Gewicht eines andern schwarzen $ betrug 11 ^'2 Pfund. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Colmar, ganz (34 Gustav Schneider, schwarzes Weibchen (ohne weißen Stirn streif), in Mül- hausen S adult. mit g-roßem Backenbart und $ (schwarz) sowie ein braunes cJ adult. und juY., in Zofinj2:en S adult. (sehr groß) ^) hell, in Zürich, Zoolog. Sammlung des Eidg. Polytechnikums $ adult. schwarz, $ adult hell nebst Skeleten und einer Anzahl Schädel, im Zoolog. Museum in Lausanne S ? adult. hell und S adult. schwarz, Balg mit Skelet, Museum of Science and Arts Edinburgh er- hielt S schwarz (Skelet), die Zoologische Sammlung in München einen ca. 8 Tage alten schwarzen Säugling in Spiritus, und Prof. Selenka bekam das meiste Embrj^onenmaterial. Das Zootomische Institut zu Stockholm erhielt eine Anzahl Schädel, ebenso das Römer-Museum in Hildes he im; das Vesalianum in Basel (Prof. Kollmann) einen ca. 8 Tage alten Säugling. 4. HtjJohates entellokles Is. Geoffroy. Lokalname : S ' R u d u n g bei den Battakern, W au w a u bei den Mala3'en. Neu für Sumatra. Bisher nur von Tenasserim und Malakka und seit kurzem nun auch von Borneo bekannt. 6% adult. med., juv. und pull, erbeutet in Ober-Langkat (auf beiden Seiten des Wampu), Sukaranda, Gutamela, Sukaradja, Pohorok, Serapit, den Karo- Bergen bei Berkantjang, Duriaii Kenajan, Si Melir, Palpalen und den Urwaldungen, die an die Karo-Hochebene angrenzen. In Unter-Langkat in den Landschaften Taudjung Bringin, Butus, Stabat, Glen Börvi und Pulu Telang, Darat Pankalan- Brandan und andern Gebieten des Batang Serangan-Stroms. Diese grazile und hübscheste Menschenaffen-Art der Insel zeichnet sich durch eine erstaunliche Gewandtheit aus. Da, wo sie nie gestört worden ist, turnt sie fröhlich jodelnd in dem Wald umher; ja es passierte mir, daß sich einzelne S'Rudungs tief in die Baumäste herab- schwangen und mich neugierig betrachteten und sich gar nicht scheu benahmen, sondern ruhig weiter jodelten und langsam ent- fernten ; ich war darüber so entzückt, daß ich um keinen Preis eines dieser Stücke geschossen haben würde, denn diese Beobachtung freute mich mehr, als wenn ich alle ilii'e Häute mühelos hätte meiner Sammlung einverleiben können. Der cntclloidcs hat wie alle andern Arten dieser Gattung einen etwas melancholischen Gesichtsausdruck, aber noch in verstärkterm Maße als die andern! Sein ganzes Wesen 1) Einsiedler. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 65 ist iingemeiu sanft und erweckt uns Sympatliie. In der Gefangen- schaft bekommt das Gesicht und die ganze Haltung des Tiers bald einen unendlich traurigen Anstrich, und in ihrer Sehnsucht nach der goldenen Freiheit sterben sie rasch dahin, und nur bei größter Pflege und vieler Freiheit gelingt es, sie längere Zeit am Leben zu erhalten, aber dann werden sie ihrem Pfleger auch sehr anhänglich und erfreuen ihn. Mit Vorliebe hält sich der S'Rudung an den Abhängen der oben angeführten Berge auf in Herden bis zu 20 und mehr Stück; hier ist derselbe häufig, aber sehr scheu, da er von den Battakern mit dem giftigen Blasrohrpfeil, wo er sich in ihrer Nähe blicken läßt, verfolgt wird. In den tiefer gelegenen Gegenden habe ich nie solche Anzahl beisammen ge- sehen, sie sind mir daselbst meistens nur in 2 — 5 Stück zu Gesicht gekommen. Der H. enfellokles I. Geoffk. kommt in Langkat und den Karo- battak-Bergen in den gleichen Landschaften mit Symphalanyus syndactylus zusammen vor. Ich habe beide Arten nur wenige Meter voneinander entfernt angetroffen und geschossen. Von einer Trennung durch Flüsse, wie dies Dr. Volz ^) von H. agilis Geofk. für die Provinz Palembang anführt, ist hier keine Rede. Die Beobachtung solch wichtiger Tatsachen ist bei der Scheu- heit und Schnelligkeit sowie dem ausschließlichen Baumleben dieser anthropoiden Affen sehr vom Zufall abhängig, oder es gelingt einem nur, so etwas zu konstatieren, wenn man den Tieren täglich monatelang nachgeht. So habe ich z. B. in der Landschaft Suka- randa wochenlang nur den H. entelloides zu Gesicht be- kommen. Bald darauf traf ich aber einmal mehrere Tage hinter- einander beide Arten nebeneinander an, ebenso später in Unter-Langkat, nur mit dem Unterschied, daß ich lange Zeit zuerst nur den sijndadylus zur Beobachtung bekam, obwohl ich glaubte, das Jodeln des S'Rudung deutlich in der Ferne gehört zu haben, und danach suchte. Immerhin fand ich den H. entelloides nur inner- halb dieser Gebiete; in den Raja-Bergen bekam ich diese Art trotz Suchen nicht zu Gesicht und Gehör. Im Indragiri-Gebiet wie auch in Stak und Palembang wird er durch den H. agilis ver- 1) Volz, "Walter, Über die Verbreitung von Sianianga syndactylus und H. agilis Geoff. in der Residentschaft J'alembaug, in: Zool. Jahrb., Vol. 19, Syst.. 1903. Zool. Jahrb. XXIIL Abt. f. Syst. 5 56 Gustav Schneider, treten. Der H. entelloides ist leicht und auf große Distanz kenntlich an seinem von einem Kranz weißer Haare umrahmten Gesicht, seinen auf der Oberseite weiß gefärbten Händen und Füßen. Er gleicht übrigens sehr dem H. lar, der von Malakka und Tenasserifti bekannt ist, nur hat er eine breitere Gesichts- umralimung, und die Farbe des Pelzes ist nicht so dunkel braun wie bei dem typischen /or. Es scheint mir, daß beide einer Art angehören, aber gut definierte Varietäten bilden. Die Farbe des Pelzes ist bei dem entelloides ziemlich starkem Wechsel unterworfen und zeigt in gewissem Sinne eine Anpassung- an die allgemeine Farbentönung' des Aufenthaltsorts; so fand ich in dem sumpfigen düstern Unter-Langkat viel dunkler gefärbte Exemplare als in dem trocknern luftigen Ober-Langkat, und die hellsten Stücke erbeutete ich in den lichten Bergwäldern bei Berkantjang etc. Junge Tiere sind immer etwas heller als alte, speziell ist der Rücken bei denselben gelblich-weiß, so daß er je nach Beleuchtung in der Ferne ganz weiß erscheint; solche Exemplare nennen die Battaker S'Rudung-putih = weiße S'Rudungs. Die Männ- chen zeichnen sich durch stärkern Gesichtskranz vor dem Weibchen aus. Auch diese Art veranstaltet allmorgendlich, aber erst von 7 Uhr an, weithin hörbare ähnliche Konzerte wie der Ungko, und die Lebensweise ist dieselbe. Ich will nun meine Mitteilungen über die Hylobatiden mit einer Beobachtung, die ich dem Zufall ver- danke, schließen. Bei einer nähern Betrachtung dieser Gattung fällt einem das für ein Tropenklima merkwürdige Dichte und Wollige des Rücken- pelzes auf. Verschiedene Gründe, die ich zur Erklärung dieser \^T.inderbaren Eigenschaft suchte, wie Kühle der Nacht, starker Tau- fall, schienen mir dafür nicht stichhaltig zu sein, da ja die ganze Vorderseite bei den Hylohates-Arten recht spärlich behaart, teilweise sogar fast nackt und also gegen diese Einflüsse sozusagen ohne Schutz ist. Ich konnte mir lange Zeit die Sache nicht erklären. Viele Monate später machte ich in verhängnisvoller Lage eine Beobachtung, die mich diesen Punkt etwas weiter verfolgen ließ und zu einer bessern, vielleicht der richtigen, Erklärung führte. In dem ausgedehnten, von Ravinen und Hügeln durchzogenen Urwalde, der sich am Lepang-Fluß erstreckt, gab ich einst im Jagdeifer auf die Richtung nicht acht, wodurch ich mit meinem Eingebornen, den ich nur zum Tragen der geschossenen Tiere mitgenommen hatte. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 67 verirrte. Da ich nicht beabsichtigl hatte, so weit in mir gänzlich unbekannte Wiklnis einzudringen, hatte ich zu allem Unglück den Kompaß nicht zu mir gesteckt, trotzdem ich schon einmal eine bitter- böse Erfahrung wegen Unterlassung dieser Vorsichtsmaßregel ge- macht hatte. Aber wie es gewöhnlich geht, man nimmt sich fest vor. allein nicht weit zu wollen und wird beim Verfolgen eines Tiers, dessen man zufällig ansichtig wird, oft tief in den Urwald gelockt, und so ging es mir auch diesmal wieder, als ich das Tier — es war nur eine der großen Eichhornarten, Scinnis hypoleucua Horsdl. — endlich erbeutet hatte, bemerkten wir nach kurzer Zeit (es war 7\.3 Uhr morgens), daß wir die Richtung für den Rückweg verloren hatten. Nachdem wir dann mehrere Stunden vergeblich versuchten, nach unserm Ausgangspunkt, dem Petroleumdistrikt in der Land- schaft, herauszukommen, ließ ich zuerst meinen Begleiter auf die allerhöchsten Bäume hinauf klettern, um nach einem Fluß I^mschau zu halten, denn ein solcher würde uns ziemlich sicher zum Ausgang verholfen haben. Da er nun jedesmal, wenn er von einem Baum herunter kam — die Bäume sind nach Messungen, die ich in der Sägerei von Herrn KoTTMA^•^' in Unter-Langkat vorgenommen habe, 70—80 m hoch (die Stammhöhe ca. 50 m, Durchmesser 1,50 — 1,80 m) — , behauptete, einen Fluß deutlich in dieser und jener Richtung in der Ferne gesehen zu haben, aber so oft wir auch darauf zu marschierten, bekamen wir nie einen Fluß oder Bach, sondern nur Wald und immer wieder Wald zu sehen. Da ich dabei deutlich bemerkte, daß wir immer tiefer in denselben hinein gerieten, so entschloß ich mich deshalb selber auf einen der höchsten Bäume, den ich auf einem Hügel über die andern emporragen sah, hinauf zu klettern, wobei mir die lianenartigen Schlingpflanzen, die denselben um- rankten , sehr zu statten kamen und es mir ermöglichten, bis in die Baumkrone zu gelangen. Ich will gleich erwähnen, daß es mir genau so ging wie meinem Begleiter ; denn die dunkel grünen Streifen, die ich in der Ferne sah, erwiesen sich schließlich nur als Schatten eines tiefer gelegenen Urwaldsaums, dessen dunkles, von der Sonne beschienenes Grün uns einen langen Flußlauf vortäuschte, welcher nur in weiter Ferne zu sein schien. Bei dieser Gelegenheit habe ich 5 der höchsten Bäume im Urwalde erklettert, wie sie die Hylobatiden zu ihrem ständigen Aufenthalt wählen. Dabei fiel mir dann auf, daß in diesen Höhen ein scharfer Wind herrschte, von dem man unten fast nichts wahrnahm, der mich aber in der Baum- krone oben frösteln machte, trotzdem es prachtvolles warmes Wetter 5* ßg Gustav Schneider, und erst ^,A Uhr nachmittags war. Später beobachtete ich dann, daß die Gibbons, wenn sie hoch oben in den Bäumen sitzen, den Rücken der Windseite zugekehrt haben, und ihr dichter wolliger Pelz auf der Oberseite bildetsomit ei n eng uten Schutz gegen diesen scharfen kühlen Wind. Auf Grund von Rohskeleten möchte ich noch einige Bemerkungen in bezug auf die Eippenzahl anführen. So fand ich bei Symphalangm syndadylus konstant 13 Rippenpaare, bei der hellen Varietät von Hylohaies agüis ebenfalls 13, und bei den schwarzen (bis auf ein altes Männchen, das 14 hatte) auch 13. Dagegen wies mit einer einzigen Ausnahme H. entelloides konstant 12 Rippenpaare auf (von 10 unter- suchten Stücken fand ich wenigstens nur 1 Exemplar, das 13 hatte). Meine Orang Utan-Skelete zeigten ebenfalls alle die 12 normalen Rippenpaare. Über die Anzahl sternaler Rippen sind mir durch die ausführlichen Untersuchungen von Georg Ruge^) jetzt sehr genau unterrichtet. Nach seinen Angaben schwankt die Zahl normaler- weise zwischen 7 und 8. Maße zu Hylohaies entelloides Is. Geoffr. $ adult. Ober-Langkat (Sukaranda) Juli 1897. Scheitel bis Fußsohle 73 cm „ „ Anus 45 Ganze Armlänge bis Mittelflngerspitze 59 Handlänge 15 Mittelfinger 8 Ganze Beinlänge bis Mittelzehenspitze 46 Fußlange I2V2 Mittelzehe 5 Rumpflänge 36 Brustumfang über Brustwarzen 40 Ein altes Weibchen maß von Scheitel bis Fußsohle 71 Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel ? No. 1084, S .juv. No. 1269 beide aus Ober-Langkat (Sukaranda), Anatomischen Institut in S t r a ß b u r g c? ad. Balg und Skelet, C 0 1 m a r ? ad., Mülhausen S dunkel aus Unter-Langkat (Tandjung Bringin) ? ad. aus Ober-Langkat (Serapit). Das Anatomische Institut in 1) KUGE, Geoeg, Anatomisches über den Rumpf der Hylobatiden, in: Zooi. Ergeh, einer Reise in Nied. Ost-Indien von Max Weber, Vol. 1, p. 396. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 69 Frei bürg- i. B. erhielt S med. (ganzes Tier in Spiritus) und das Zootomische Institut in Stockholm Embryo und Schädel, das Anatomische Institut Zürich ebenfalls einen Fötus und das Zoologische Institut Jena und Zürich Skelete und Schädel von alten Tieren etc. Fam. II. Cercopithecidae. Subf. Semnopithecinae. Seninopithecus F. Cuvier. (B. Lophopithecus TßT.) 5. Sernnojyithecus albocinereus Desmarest. Lokalname: Gijak-g'ijak. Seines Geschreies wegen so benannt. j? adult. und pull., erlegt inOber-Langkat, Urwald, Sukaranda Si matar, Pohorok. den Bat tak- Bergen Gunung, Buldak, Si melir und dem Simbolong-Gebirge. Der Gijak-gijak gehört zu denjenigen Arten, die sowohl das heiße Tiefland wie auch die kühlen Bergregionen bewohnen. Das Stück, das ich im Simbolon schoß, zeichnete sich durch etwas dichtere Behaarung vor denjenigen des Tieflands aus. Ich gebe liier die Beschreibung des frisch erlegten Tiers an. Der Pelz hat auf der ganzen Oberseite (mit Ausnahme der Schulter, welche schokoladenfarben ist) ein schönes leicht schwärzliches Grau mit prachtvollem Silberglanz, welches bis zur Hälfte der Extremitäten sich hinzieht, und von hier an werden dieselben schwärzlich, um schließ- lich in ganz rußfarbene Füße und Hände überzugehen. Die hauben- artig verlängerten Kopfhaare sind schokoladenfarben und 7 cm lang. Das Gesicht ist ultramarinblau mit milchweißen Augenlidern. Auf der Unterseite ist dieser Affe überall gleichmäßig rein weiß mit gelblichem Anfluge, nur das Schwanzende ist in der Länge von ca. 20 cm ringsum schwarz. Ganz junge Tiere haben goldgelbes Kolorit. Von dieser Art traf ich nur Trupps von 4 — 6 Stück an und nirgends häufig. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel und Mülhausen (im letzterm das Stück vom Simbolon-Gebirge). 70 Gustav Schneider, 6. Senmopitheeus sianiefisis Müll, et Schleg. Lokalnanie: Koka. Seines Geschreies wegen so benannt. S ? adult., erbeutet in Indrag-iri (Batu ridial und Djapura). Ich traf den Koka nur im dichtesten Urwald und liier auf den höchstenBäumenan und zwar nur einzeln oder paarweise, nie in größerer Zahl. Er ist enschieden selten und wegen der be- deutenden Höhe der Bäume, die er zu seinem Aufenthalt wählt, schwierig zu entdecken. Durch die Schokoladenfarbe des Rückens und seinen äußerst langen Schwanz ist er aber auf große Distanz leicht von den andern Arten zu unterscheiden. Bei männlichen Stücken betrug die Schwanzlänge 80 cm, während die des Weibchens nur 72 cm aufwies. Im gleichen Gebiet kommt auch noch S. mela- lophus F. CüYiER sowie S. snmaframis JVIüll. et Schleg. vor. Ersterer hat den Lokalnamen Simpai. Es gelang mir aber leider nicht, Exemplare davon zu erbeuten. Belegexemplare sind in den Museen von Basel S adult. Nr. 1415, M ü 1 h a u s e n. 7. Seninopithecus thomasi Collett. Lokalname ebenfalls Gijak-gijak. S ? adult., erlegt in Unter-Langkat. (Tandjong Butus. Tandjung Bringin, Glen Bervi, Pulu Telang, Darrat und Pankalan- Brandan.) Diesen schönen, auf der Oberseite glänzend aschgrau mit Silber- schimmer und unten weiß gefärbten Schlankaffen, welcher übrigens dem albocinereus ähnlich ist, fand ich nur im Urwalde in den oben angegebenen Landschaften in kleinen Herden von 6—8 Stück. Zu meiner großen Überraschung begegnete mir einst in Pulu Telang gegen 9 Uhr morgens auf einem von Elefanten ausgetretenen Pfad eine Gesellschaft von 7 solchen Affen im sog. Gänse- marsch, einer hinter dem andern herhüpfend, wobei der lange Schwanz der Tiere zur Hälfte am Boden auflag und ihnen als Stützpunkt bei den gewaltigen Sätzen, mittels welcher sie sich vorwärts bewegten, diente. Es war dies das einzige Mal, wo ich Schlankaffen auf dem Boden angetroffen habe. Die Mutterliebe dieser Schlankaffen mag folgende kleine Episode illustrieren. Als ich in Unter-Langkat einst eine Herde dieser Art antraf und ein Stück davon von dem Zoologische Forschungsreisen iu Sumatra. 71 Baum, wo sich alle Tiere versammelt hatten, herabschoß, erschrak durch den Schuß ein Weibchen mit -lung-en dermaßen, daß es ein ganz junges Kindchen, das es am Bauch trug, herunterfallen ließ. Die Mutter li lichtete mit den andern Tieren, aber sie blickte fort- während nach ihren am Boden jammervoll schreienden Jungen zu- rück, so daß es mir ein leichtes jgewesen Aväre, sie zu schießen, da sie weit von den andern Tieren zurück blieb. Als ich den kleinen schreienden Balg vom Boden aufhob und sah, daß er nirgends ver- letzt war, tat es mir leid ihn zu töten, und um ihn lebend zu halten, schien er mir viel zu jung (ohne Schwanz war er höchstens 20 cm lang). Es sah allerliebst aus, deshalb trug ich es an die Stelle, wo es her- untergefallen war, und zog mich hinter ein Gebüsch zurück, in der Hoffnung, die Mutter würde es eventuell holen. Nach Verlauf von wenigen Minuten wurde das Geschrei des Jungen durch die Laute der ]\rntter beantwortet, und mit einem Satz war die Mutter plötz- lich am Buschrand in der Nähe des Baums und ergriff, ohne dabei völlig am Boden heruntei' zu kommen, mit Aveit ausgestrecktem Arm mit der Hand ihr Junges und verschwand blitzschnell hinter der Blättermasse meinen Augen. Ganz junge zeichnen sich durch andere Färbung vor den alten Tieren aus. Dieselben haben eine ganz weiße Kopfbehaarung, nur hinter den Ohren mischt sich etwas Grau bei. Hals, Rücken sind tief schwarz und die Unterseite nebst Schwanz wie bei Alten weiß. Die Füße bräunlich-grau. Der ganze Pelz ist aber noch wollig. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel (Balg und Skelet), in Lausanne, Mül hausen Balg S adult. sowie in meiner Privatsammlune:. 8. Seniiwjyithecus cristatus Raffles. (D. Trachypitlieeiis Reich.) Lokalname: Lutong oder Lutung. Tjinko iu Indragiri. S ? adult., med., juv. und pull. Erbeutet in Del i an den Ufern des Belawan-Flusses bei Serbanjawan. in 0 b e r - L a n g ka t am Ufer- wald des A\'anipu- und Pohorok-Flusses, in Unter-Langkat am Batang Serangan Padang Bedagei (am Blindahan-Fluß), in den Räja- Bergen bei Surho Dolok. Batu Bahra längs des Tand- jung- und Sukaradja-Flusses in Indragiri am gleichnamigen Fluß bis hinauf nacli Kwantan ist der Lutong überall häufig. Zu seinem 72 Gustav Schneider. Aufenthalt wählt er jungen Busch in der nächsten Umgebung der Dörfer. In der Nähe des Meeresstrands siedelt er sich auch gern in den Mangrovewaldungen an. Man sieht diese Art daselbst oft von weitem. Beim Sitzen läßt er den langen Schwanz ganz gerade herunterhängen. Ich sah Trupps von 6—21 Stück beisammen. Im ersten Monat sind die Jungen dieser Art total verschieden in der Farbe von den alten Tieren, welche glänzend aschgrau sind, während Meugeboi'ne grell goldrot sind. Die adulten Stücke aus Indragiri waren mehr braungrau mit hellen Haarspitzen, und der Haärschopf war nicht so stark entwickelt wie bei den Deli-Exemplaren. Ich hatte diese Form als S. mcmnis Schreber, resp. als S. pruinosus Desmarest bestimmt; aber Matschie sandte sie mir unter dem sonst für die Borneo- Varietät geltenden Namen {S. cristatus Kaffles) zurück ! Belegexemplare im Museum von Mülhausen und in meiner Privatsammlung. Schädel im Zoot. Inst, zu Stockholm. Subf. 2. Cercopithecinae. Ci/nomolgus Reich. * 9. CyrtonnoJyus fascicularis Eaffles. (Cynomolgus Blgth.) Lokalname: Kräh (in Indragiri Tjiga). S ? adult., med. und juv., erlegt in Deli Terbanjawan, Padang Bedagei, Ober- und Unter-Langkat, Serapit Tandjung, Butus und Bringin, Batu Bara, Tandjung Laut, Pagurawan, Laut Tadar, Indragiri (Djapura). Ich habe den Kräh in den Mangrovewäldern der Küste bis hinauf in die Urwaldungen, w^elche an die Karo-Hochebene angrenzen, angetroffen. Er ist hier überall gemein. Mit Vorliebe hält sich der Kräh auf den Wurzeln von Ficus benjamina und ähnlichen Bäumen und am Boden auf. Mittels Fallen wird er von den Ein- gebornen in deren Reisfeldern oder Fruchtgärten oft gefangen; denn seiner Gefräßigkeit wegen ist er bei allen Eingebornen ver- haßt. Ich wurde von denselben öfters gebeten, ihnen doch diese Affen zu schießen, da sie ihnen alle Pflanzungen verwüsten. Belegexemplare: Skelet von ad. S in der Zoolog. Sammlung Zürich, Balg im Museum Mülhausen. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 73 Macacus Lac hp. A. Neiuestrinus Reich. 10. ^emestritius netnestriniis L. Lokalname: Bin. (5 $ adult. und jiiv. Erbeutet in Ober-Langkat, Urwald bei Pohorok, Serapit U n t e r - L a n g k a t , Glen Bervi (Pulu Telang, Bukit, Tinggi), Deli, Padang Bedagei, Batu Bahra. Tandjung Laut, Pagurawan, Indragiri, dem Innern von Ringat, Danau Kota und D. Baru. Den Schweinsschwanzatfen traf ich hauptsächlich auf dem Wurzel- geäst der mächtigen Waringin-Bäume (Ficus beujamina) in Trupps von 6 — 15 Stück oder am Boden darunter an. ^^^enn man dem Leit- affen einer solchen Herde begegnet, so bleibt derselbe frech mitten im Wege stehen; während sich die andern flüchten, macht er keine Miene zur Flucht, sondern er fletscht mit den Zähnen und nimmt eine drohende Stellung ein. Ohne Schußwaffe ist es nicht ratsam, mit ihm anzubinden, und die Eingebornen hüten sich auch davor, es zu tun. Von den Malayen wird der Bru oft in Gefangenschaft gehalten. Sie richten ihn zum Abdrehen der Kokosnüsse ab, und er erklettert mit großer Schnelligkeit den hohen und glatten Stamm dieser Palme. Es ist staunenerregend, zu sehen, mit welchem Ver- ständnis er die Winke seines Herrn versteht und nur diejenigen Früchte, die man ihm durch Zuruf und Deuten bezeichnet hat, ab- dreht und herunterwirft. Belegexemi)lare befinden sich im Museum in M ü 1 h a u s e n (Skelet in Basel in der Osteologischen Sammlung). Ordn. HL Prosimiae. Fam. IV. Nycticebidae. Subfam. I. Nycticebinae. Nycticehus E. Geoffroy. 11. NycHcebus tardUfradiis L. vor, hiUeri Stone et Rehn. Lokalname: malayisch Pukan, battaksch Kulikap. (J ? adult., med., juv. Erbeutet in Deli Bedagei, Ober- Langkat, Sukaranda, Serapit, namentlich häufig in Unter- ,4 Gustav Schneider, Langkat. Tandjono- Bring-iii. Glen Bervi, ferner in den Battak- Bergen, Berkantjang- und bei Pomatang Bandar. Batu Balira Tandjung Laut, Pagurawan und Tandjung Kassau. Diese Subspecies von l^ycficehus iardigradus Andeeson zeichnet sich nach der Beschreibung von Stoxe et Rehn. in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia 1902, p. 139 durch stärkern kastanien- braunen Eückenstreif, breitern Scheitelfleck und. Fehlen der gelben Farbe vor der tj'pischen tnalayanus-Form aus. Die er- wachsenen Exemplare meiner Kollektion haben auf der Oberseite fahlbraune Farbe; mit Ausnahme des kastanienbraunen 6 mm breiten Rückenstreifens sind die Spitzen des plüschartigen Pelzes weißlich silberglänzend. Die Unterseite ist mehr graulich. Ein ganz junges Tier, das von Schnauze bis Schwanz lO^o cm lang ist, zeigt das Jugendkleid, welches sich sehr vom Alterskleid unterscheidet. Die Haare beim jungen Tier sind nämlich gut doppelt so lang wie beim alten. Am Becken und den Hinterbeinen erreichen sie eine Länge von 3 cm. Der leicht schokoladenbräunliche Pelz ist mit grauweißen Haaren überflogen und noch nicht plüschartig, sondern locker wollig. Die Vorder- und Hinterbeine sind ganz grau. Der Rückenstreifen ist dunkler gegen die Mitte und die braune Zeichnung am Kopf heller. Der Kopf ist im allgemeinen auch weißlicher als die übrigen Teile. Die Unterseite ist gleichmäßig grau. Die Ohren tragen einen hell braunen Haarsaum. Die Beschreibung ist nach einem J juv. aus Unter- Langkat (Tandjung Bringin) gemacht. Da sich der Plumplori am Tag in Baumlöchern versteckt hält, so erhält man ihn meistens nur beim Waldschlagen, wo er hier und da von den Eingebornen aus seinem Versteck herausgezogen wird; er ist übrigens nicht selten. Die Eingebornen halten den am Tag so schläfrigen Gesellen oft in Gefangenschaft und füttern ihn mit Pisang-Früchten und Reis, doch sind kleine Vögel seine Lieblings- speise. Er wird aber nie zahm, sondern bleibt immer bissig. Wie ich aus der Arbeit von Gerrit Miller ^) ersehe, ist auch die typische malayamis-Form auf Sumatra gefunden worden. Belegexemplare sind in den Museen von Mülhausen, adult. und juv., Colmar adult. S sowie im anatomischen Inst. Zürich. Skelet in der zoologischen Sammlung der Universität Basel. 1) Maramals of Northwest Sumatra, in: Proc. IT. St. nation. Mus., Vol. 26, p. 475. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 75 Ordn. IV. Chiroptera. Subordn. I. Mega chiroptera. Farn. I. Pteropodidae. Subf. I. Pteropodinae. Ptet'opus Brisson. 12. JPterojyus eelaeno Heemann. (rclidis E. Geoffeoy.) Lokalname: Kalong- oderKluang. S $ adult., med., erle,o-t in 0 b e r - T; a n g k a t . Simatar, Sukaranda, Serapit , U n t e r - L a n g k a t , Tandj uug Bringin , D e 1 i . Padang Bedagei, BatuBara, Pagurawan, Tandjung Laut, Indragiri, Pranap. Djapura. In Deli sah ich namentlich in den Monaten Juli und August Kalongs gegen Abend zu vielen Hunderten ihrem Futterbaum (Djambu) zufliegen und sich seiner Früchte bemächtigen; sogar das Abschießen einiger Stücke vertrieb die Flughunde nicht davon, sondern es flatterten bloß eine Anzahl davon unter widerlichem Geschrei um ihren Fruchtbaum herum und hängten sich gleich darauf wieder an den Ästen fest. In Ober-Langkat sah ich sie am Tag an ihrem Schlafbaum in der Nähe von Selese in großen Massen beisammen hängen. Während des Flugs sind sie gewöhnlich so hoch in der Luft und in solchen Abständen voneinander, daß es nur ausnahms- weise einmal gelingt, sie mit Schrotschüssen herabzuholen. Auch auf der einsamen Perhala-Insel in der Malakka-Straße sah ich sie an den dortigen wilden Djambu-Fruchtbäumen in zahlreichen Scharen. Dort kostete ich auch das Fleisch dieser Tiere und fand es, nach- dem die Haut abgezogen und der Körper am Feuer geröstet worden war, ganz schmackhaft. Belegexemplar c5 adult. im Museum von Mül hausen. Eis. CunoxJterus F. Cuv. 13. Cf/nopterus tithaecheilus Temmixck. Der Lokalname für Fledermäuse im allgemeinen ist Luntir, doch haben die Malayen für gewisse Arten noch besondere Namen, die ich dann jeweilen bei der betreffenden Art anführen werde. 76 Gustav Schneider. ,J ? adult. med., juv. und pull, erbeutet in Deli (Belawan Estate, Serbanjawan) . Ober-Langkat, Sukaranda , Pohorok , Serapit, Unter-Lang-kat, Tandjung-, Bringin, Klambir, den Battak- B er gen bei Berkantjang, Durian Kenajan, Pomatang Bandar, Surbo Dolok, Batu Bahra. Nanas Siam, Tandjung- Laut, Sungei Radja, Laut Tador. Indragiri, Djapura, Pranap, Bata ridial, Sungei Dunu. Diese Art findet man fast regelmäßig in den Kronen der Kokospalmen; hier sah ich sie oft in großer Anzahl beisammen hängen, so daß ich mit einem Schrotschuß oft 10 und mehr Stück herunterbrachte. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel, Mül- hausen und Berlin. Subfam. II. Carponycterinae. Macroglossinae Trt. Carjyoni/cterls Lydekker. 14. Carjmnijcteris laf/ochiltis Matschie, S adult. Ober-Langkat, Sukaranda, in einem Fruchtgarten erbeutet. Dieses Belegexemplar ist an ein Museum gekommen, aber aus einem Versehen kann ich nicht angeben, an "w^elches. (Das Basler Museum besitzt diese Art von Serdang.) Subordn. IL Micro chiroptera. Fam. IL PJiinolophidae. Subfam. 1. Rhinolophinae. Rhiitoloj^hus E. Geoffrot. 15. Mhinolophus hictus Temminck, S ? adult., erbeutet in Ober-Langkat, Urwald bei Sukaranda, Unter -Langkat, Urwald, Tandjung Bringin. Belegexemplare im Museum Basel No. 119; im Zootomischen Institut zu Stockholm. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 77 16. JRhiuoJophus trf/olfatus Temminck. Neu für Sumatra; bis jetzt aus India or., Java und Borneo bekannt. S '} adult., med. Erbeutet in den Räja-Bergen, in hohlen Baumstämmen bei Surbo Dolok, im innern Indragiri bei Batu ridial und Djapura. Belegexemplai-e in den Museen von Basel No. 1423 und Berlin. 17. Ithinolophiis (ifßnis Hoksfield. cJ ? adult. Batu Bara, Urwald bei Tandjung- Laut. Von dieser Art brachte ich nur 4 Köpfe mit, da die Körper durch den Schrotschuß völlig zerrissen worden sind. Die Köpfe be- finden sich in meiner P r i v a t s a m m 1 u n g. 18. llhinoJ opinis jtctejsi Dobson. Neu für Sumatra; bis jetzt war das Vaterland dieser Art überhaupt nicht bekannt gewesen (irrtümlicherweise wurde dieselbe bisher von der Goldküste angeführt). Diese Art kommt in 2 Farben- varietäten vor. Ich brachte rostrot und grau gefärbte SS davon mit. J $ adult. Erbeutet in Un ter-Langkat, Tandjung Bringin, unter dem Pfahlbau einer Tabakscheune in großer Zahl gefangen. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel, Berlin und im British Museum in London. Subfam. 2. Hipposiderinae. Hippofiiderus Grat. 19. Hipposideriis dindenia E. Geoffroy. ? adult. Ober-Langkat, im Urwald bei Sukaranda ge- fangen. Belegexemplar in der Zooh)gischen Sammlung in Zürich. 20. Hipposideriis schneideri 0. Thomas. S adult. Ober-Langkat, Urwald bei Sukaranda. Diese Art ist zwar bereits im Zoologischen Anzeiger, Vol. 27, No. 23/24, 12. Juli 1904. publiziert, doch führe ich zur Vervoll- 7g Gustav Schneider, ständigung der Arbeit die von Oldfield Thomas verfaßte Be- schreibung auch hier an. ..Eine kleine Art mit den Nasenblatt-Charakteren des H. galeritus, aber mit anderer Bezahnung. Die allgemeinen Merkmale stimmen mit denjenigen des //. yaleritus überein. Das Nasenblatt ist schein- bar genau gleich wie beim H. galerüus. nur setzt sich die obere Nebenfalte etwas weiter gegen hinten fort; dies ist aber wahr- scheinlich nur eine individuelle Abweichung. Das Olir nur Avenig kleiner als beim H. galerüus:, in der Form ähnlich. Stirndrüse groß, gut entwickelt, andere äußere Merkmale alle wie bei H. galerüus. Farbe oben und unten blaß schiefergrau lin Spiritus). Die Bezahnung ähnelt derjenigen von H. sabanus und der afrikanischen H. megalotis durch das gänzliche Fehlen der kleinen obern Prämolaren; die Caninen und die großen Prämolaren stehen eng aneinander. Unten ist der äußere Prämolar viel kleiner und überragt das Cingulum des großen Prämolars. Maße des Spiritusexemplars: Vorderarm 48 mm Kopf mit Rumpf 49 Schwanz 19 Ohr 14 Unterschenkel und Hinterfuß (ca.) 126 Zahnreihe ohne die Incisiven 67 Das Originalexemplar S adult. befindet sich im Britischen Museum No. 4412, Originalnummer 79. Diese Art, die beim ersten Anblick mit dem H. galerüus identisch zu sein scheint, ist leicht zu unterscheiden durch das Fehlen der obern, und die geringe Größe des untern, äußern Prämolaren, wie sie bei den sonst sehr ver- schiedenen H. sahanus und H. megalotis vorkommen. Es gereicht mir zum Vergnügen, diese Art nach dem Entdecker, Herrn G. ScHNEiDEE, durch welchen das Exemplar dem Britischen Museum geschenkt worden ist, zu benennen." 21. Hlpposiderus bicoloi' Temminck. Lokalname in Indragiri für solche Arten: Galilawa. Neu für Sumatra; bis jetzt bekannt von Cochinchina, den Nicobaren, Java, Penang, Singapore und Borneo. cj$. Erbeutet in Indragiri, Urwald bei Pranap und Djapura. Belegexemplare in den Museen von Basel und Berlin. Zoologische Forschuugsreisen in Sumatra. 79 Farn. III. Xijcfendae. Subfani. 1. Megaderminae. Mef/aderina E. Geoffroy. 22. MegcKJerma spasnui L. (55 adult.. erbeutet in Ober-Langkat, in Felshöhlen am Warn pu- Ufer bei Siikaranda Estate und in Indragiri Djai)nia. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Berlin und Mülhausen und dem Zootomischen Institut der Universität zu S 1 0 c k h 0 1 m. Farn. IV, Vespertilionidae. Sectio 2. Vespertilioneae. YesjyertUio L. 23. Vespet'tilio pdcliffinis Temminck ( Tiilonjicieris Peters.) i $ adult.. E ä i a - B e r g e bei Surbo Dolok, in hohlen Baum- stämmen erbeutet, die über einem kleinen Fluß lagen und als Brücke dienten. Belegexemplar im Museum zu Berlin. Tlpistrellus Kauf. 24. JPipistrelJus Imhricatus Horsfield. Neu für Sumatra; bis jetzt bekannt von Engano, Malakka ■und Java. _^$ adult., med., erbeutet in Indragiri bei Djapura in einer Hütte. Belegexemplar in den Museen Basel, Straßburg und Berlin. 25. JPipistreUus teiiitis Temminck. Deli, Serbanjawan, auf Belawan Estate gefangen, und in Indragiri. Djapura. Belegexemplar im Zootomischen Institut der Universität zu Stock liolm. 30 Gustav Schnbidek, 26. JPipistrellus annectens Dobson. Neu für Sumatra; bis jetzt nur aus Assam (Naga Hills) bekannt gewesen. S ? adult. Erbeutet in 0 b e r - L a n g k a t , Urwald bei Sukaranda und Pohorok. Alle Exemplare (3) befinden sich im Zootomischen Institut der Universität zu Stockholm und sind vom Herrn Prof. Dr. W. Leche daselbst bestimmt worden. Glischropiis Dobson. 27. Glischf^ojyus tylopiift Dobson. Neu für Sumatra; bis jetzt nur von Birma und Borneo be- kannt g-ewesen. Erbeutet in Pomatang Raja (Zentral-Sumatra). Belegexemplar befindet sich im Museum Basel. Mi/otis Kaup. 28. Myotis miiricola Hodgson. ?. Erbeutet in Indragiri, Urwald bei Djapura. Belegexemplar im Museum Zürich. Kerivoula Gray. 29. Kerivoula i^eUucida Waterhoi se. Neu für Sumatra; bis jetzt nur von den Philippinen bekannt gewesen. Erbeutet in Indragiri, Urwald bei Djapura. Belegexemplar im Museum Basel (bloß das eine Stück gefangen). Fam. V. NocUlionidae. Tapho^ous E. Geoffrot. 30. Taphozoiis lonf/iniamis Hardwick. Neu für Sumatra. Bis jetzt bekannt von Calcutta, Madras, Ceylon, Birma, Tenasserim und Malakka. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 81 S ? adult. Erbeutet im Innern von Indragiri, Urwald bei Batu ridial. Belegexemplare in den Museen von Basel und Berlin, Taiyhonycteris Dobson. Lokalname: So man. 31. Tai>honycteris affinis Dobson. S ? adult.. med., in Deli (Serbanjawan), aber in großer Zahl im Innern von Indrag-iri. Urwald bei Batu ridial, Djapura und Kota Baru erbeutet. Hier erzählten mir die Eingebornen wieder- holt, daß diese Art zur Zeit der Reisernte in großen Scliaren erscheine, während man sie sonst fast nie zu Gesicht bekomme. Ferner sagten sie mir, daß die Somans große Reis- vorräte in alten hohlen Baumstämmen aufspeichern, und sie versicherten mir, beim Waldschlagen schon oft solche Bäume mit den Reisvorräten dieser Fledermäuse gefunden zu haben. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Bern, Mül- hausen. Berlin, dem Britischen Museum in London und dem Zootomischen Institut zu Stockholm. Subfam. 4. MoJossinac Sectio 1. Molosseae. Cheiromeles Hoesfield. 32. Cheiromeles torqiiatus Horsfield, S adult, Ober-Langkat, Sukaranda. In einem Fruchtgarten gefangen. Zur Djambu-Reifezeit beobachtete ich diese Art am Abend, wie es dunkel wurde, an Djambu-Fruchtbäumen fressend und herumfliegend. Beim Fangen des Tiers bemerkte ich einen penetranten Geruch von ab.scheulicher Wirkung, der mir trotz allem ^\'aschen noch nach Tagen an den Händen haften blieb. Belegexemplar im Museum von Mülhausen. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 82 Gustav Schneideb, Ordn. V. Insectivora. Subordn. I. Dermoptera. Farn. I. Galeopitliecidae. Galeopithecus Pallas. 33. Galeopithecus volans L. Lokalname: Kubing oder Kubung. c?$ adult., med., juv. und pull. Erbeutet in Ober-Langkat, Sukaranda. Sukaradja, Serapit, Unter -Langkat, Tandjung Bringin, Pulu Telang, Glen Bervi , Landschaft P a d a n g , Bedagei , R ä j a - Berge, Pomatang Bandar, Batu Bahra ^), Pagurawan, Tandjung Laut, Tandjung Kassau. Ich traf in den Battaker-Bergen den Pelzflatterer noch hoch im Gebirge an in den Urwaldungen, welche an die Hoch- ebene angrenzen. In den Vorbergen trifft man denselben nament- lich am Stamm der Kokospalmen, wo er gern hoch oben dicht unter der Krone sitzt; d. h., er pflegt so fest an den Stamm ange- schmiegt zu sein, daß er nur für geübte Augen wahrnehmbar ist; denn die Färbung seines Pelzes stimmt so mit der Rindenfarbe seines Aufenthaltsorts überein, daß man direkt darauf sehen kann, ohne ihn zu bemerken. Es ist dies eins der schönsten und instruk- tivsten Beispiele von Schutzfärbung bei Säugetieren, das ich kenne. Die schwärzlichen Streifen, die sich netzartig auf dem olivenfarbenen graulichen Grund der Oberseite bis auf den Fallschirm ausdehnen, täuschen einem die Risse in der silbergrauen Rinde des Baum- stamms vor, welche in der Höhe, wo das Tier gewöhnlich sitzt, nicht von den wirklichen zu unterscheiden sind, besonders da in dem Fell zerstreut auftretende weiße unregelmäßige Flecken das Auge verwirren und die Ähnlichkeit mit der Umgebung erhöhen. Zufällig traf ich einst um die heiße Mittagszeit, um 1 Uhr herum, aber in einem Wald, wo ein stetes Halbdunkel herrschte, einen Pelzflatterer in Bewegung an. Er rannte Stämme auf und ab, nach einiger Zeit, als er wieder mal oben am Stamm angelangt war, durchschwebte er plötzlich mit einem Satz in schiefer Richtung eine 1) Auf meiner Karte steht Batu Bara, wie ich dies auf holländischen Karten angegeben fand, richtiger ist aber Batu Bahra mit h, und im Text wende ich diese Schreibweise an. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 83 große Strecke, wobei er langsam immer tiefer und tiefer herunter sank und ganz diclit bei mir zu unterst an einem Baum haften blieb, so daß ich ihn aufscheuchen mußte, um ihn besser schießen zu können. Während des Schwebens waren alle Beine und der Schwanz sowie der Fallschirm vollständig ausgestreckt, so daß er große Ähnlichkeit in der Form mit einem Papier- drachen hatte. Das eben erwähnte Exemplar, das ich in der Landschaft Padang geschossen habe, wies aber nicht die normale Olivenfarbe auf, sondern der Pelz auf der Oberseite war schön rotbraun, welcher namentlich auf den Seiten und den Beinen viele büschelartige weiße PI ecken hatte. Die Unterseite war ganz hell braun und spärlich behaart. Die Lippen und Fußsohlen fleischfarben, Nasenspitze hell bräunlich, Iris hell braun, Krallen hornfarben. S adult. Ganze Länge 59 cm, die Spannweite des Fallschirms vom Vorder- zum Hinterfuß bis an die kleine Zehe 52 cm (mit den Füßen gemessen 60 cm). Die Klafterweite 52 cm. Schwanzlänge 27 cm. Breite des Fallschirms zwischen den Hinterfüßen 45 cm. Länge der Vorderbeine 30 und die der Hinterbeine eben- falls 30 cm. Brustumfang hinter den Schultern 16, am Ende des Brustkorbs 19 cm. Von dieser Varietät habe ich noch ein zweites Exemplar in Unter-Langkat erbeutet. Der Darm der beiden Stücke war gespickt voll mit 2 Bandwurm- Arten. Mein Freund Prof. Fuhr- mann in Neuchätel bestimmte mir die eine davon als Bertia plastica Sluiter, während die andere unbekannt gewesen und nun als Bertia elongata von Bourquin beschrieben worden ist. Ich habe auch beim normal gefärbten Galeopithecus diese Parasiten ge- funden, doch nie in solchen Massen, wie dies bei den rot- braunen Exemplaren der Fall gewesen ist. Bemerken muß ich noch, daß ich bei allen andern Stücken im Grund des Pelzes einen feinen hell gelben Staub beobachtet habe, so daß die Tiere damit wie eingepudert schienen, meine Finger wurden oft beim Anfassen der lebenden Tiere davon leicht gelb gefärbt. Bei den Bälgen verlor sich dieser eigenartige Staub bald. Ich erbeutete auch 9 ^^'eibchen mit Jungen, und da sie immer nur ein -Junges hatten, so schließe ich daraus, daß dies regelmäßig der Fall sein wird. In den .ALägen der Tiere fand ich nur fein zerkaute Blätter und Pflanzenfasern gemischt, mit einigen Käferbruchstücken. Wenn man den Kubing anfaßt, so läßt er ein widerliches lautes Geschrei hören. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Mül hausen 6* g4 Gustav Schneider, cJ adiüt, rotbraune Varietät, nebst einem sehr großen normal- farbigen Weibchen, dem Römer-Museum in Hildes heim, Skelete im Zoolog. Inst. Basel. Herr Prof. Lünnberg in Stockholm erhielt ein ganzes Tier in Spiritus (rotbraunes Exemplar), Embryonen kamen an das Zootomische Institut (Prof Leche) in Stockholm etc. Subordn. IL Insectivora Vera. Cohors 1. Arctogeae. Dilambdodonda Gill. Fam. IL Tupaiidae. JPtilocercus Gray. 34. Ftiloeercus loirii Gray (Taf. 1). S ? adult. Erbeutet in Unter-Langkat, Tandjung Bringin. Die Eingebornen kannten dieses Tierchen nicht und nannten es auf meine Fragen einfach Tikus Kaju = Bau mm aus. Das Männchen dieses federschwänzigen Spitzhörnchen wurde mir lebend durch einen in der Nähe mit Waldschlagen beschäftigten Battaker überbracht. Daraufhin eilte ich dann sogleich mit dem Mann an Ort und Stelle, wo er es gefangen hatte, in der Hoffnung, vielleicht noch das ^^"eibchen zu erlangen, und meine Freude war unbesehreib- licl), als ich nach einer Viertelstunde das Glück hatte, das Weibchen in der Krone des am Boden liegenden Baumriesen zwischen den Schmarotzerpflanzen, welche derselbe in Menge aufwies, zu ent- decken und dann mit Hilfe der Holzfäller zu fangen. Ich ließ nun das Pärchen einige Stunden am Leben, um es zu beobachten. Den langen Federschwanz trugen sie hängend oder leicht ausgestreckt, dabei bewegten sie denselben beständig wie den Perpendikel einer Uhr hin und her. Es kam mir vor, als ob sie den Schwanz als T a s 1 0 r g a n b e n ü t z t e n. Wie ich mit dem Finger nur leicht die Schwanzhaare der Quaste berührte, wichen sie zurück, sie ließen sich aber ruhig anfassen und streicheln, ohne daß sie den Versuch zum Beißen machten. Bananenfrüchte, die ich ihnen vorhielt, be- schnüffelten sie, doch fraßen sie nichts davon. Da ich fürchtete, diese interessanten und seltnen Tierchen könnten mir in der Nacht durch einen Zufall entkommen, so tötete ich dieselben am Abend Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 85' mittels Chloroform, nahm gleich die Maße der Exemplare und kon- servierte sie in Alkohol. Bis jetzt ist der Ptilocerus aus Sumatra nur nach einem Skelet bekannt, das in den Notes from the Leyden Museum, 1885, p, 37, durch Jentink beschrieben worden ist und das auch von der Ostküste von Serdang stammte. Ich lasse des- halb hier eine Beschreibung der Tiere folgen und gebe hinten eine gute Abbildung in Farben dazu, da noch keine solche existiert. S adult. Ganze Länge (Schnauze Schwanzspitze) 29 cm Kopflänge (von Schnauze bis Hinterhaupt) 47^ Ohrlänge IV2 Ohrbreite 1 Körperlänge mit Hals 7^2 Körperumfang über Schulter 7^2 Körperumfang über Brustmitte 7^2 Körperumfang über Bauch 7 Vorderbeinlänge 5^2 Hinterbeinlänge 6 Vorderfußlänge 2^2 Hinterfußlänge 3 Schwanzlänge 17 Schwanzquaste l^j^ Der Pelz ist auf der Oberseite bräunlich gesprenkelt violettgrau, die Unterseite ist weißlich-grau mit einem leichten Stich ins Gelbliche. Um die Augen herum verläuft ein bräunlich-schwarzer brillenartiger Streif bis zu den Schnurrhaaren, welche von gleicher Farbe sind. In der Lendengegend ist jederseits ein kleiner weißlicher Fleck. Das Auge ist dunkel braun; Nase, Lippen und Füße sind fleischfarben. Der Schwanz ist schuppig geringelt und bis über die halbe Länge unbehaart, dieser Teil ist violett, während das etwas platt werdende Schwanzende weißlich und zu beiden Seiten mit langen weißen seidenartigen Haaren eingefaßt ist. Das Weibchen des Ptilocercus wies nur dadurch einen kleinen Unterschied in der Färbung auf, daß bei ihm die Oberseite schön maus- grau ist. Die Gesamtlänge betrug ebenfalls genau 29 cm. Fiilo- cercus ist bis jetzt nur noch von Borneo und Banka bekannt. Die Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel d No. 1246, das ? in Straßburg. 86 Gustav Schneider, Die Abbildung-, Taf. 1. ist nach einer Photographie des Spiritus- exemplars angefertigt. Dabei habe ich mich bemüht, die Stellung naturgetreu wiederzugeben. Tupaia Eaffles. 35. Tujjaia ferrufßinea Raffles. Der Lokalname für die Spitzhörnchen ist Tupai tjitjor oder Tupai tjitit (womit die Stimme der Tierchen treffend be- zeichnet ist). S $ adult. Erbeutet in Ober-Langkat, Urwald bei Suka- randa. Belegexemplar im Museum Mül hausen. 36. Tui>aia ferrugiiiea deniissa 0. Thomas (Taf. 2). Diese neue Subspecies habe ich im Zoologischen Anzeiger Vol. 27, No. 23/24. 12, Juli 1904 publiziert und lasse hier nochmals die Be- schreibung von Olpfield Thomas folgen. Allgemeine Kennzeichen wie T. ferruginea, aber mit weißlichem oder creraegelbem Schwanz. Kopf olivengrau. Körper ein glänzendes schmutziges Rostbraun. Hinterteil etwas dunkler. Unterseite matt- gelblich, an den Seiten nicht scharf abgegrenzt. Obere Seite der Vorderbeine vom Ellbogen und obere Seite der Hände und Füße bräunlich-oliv. Schwanzanfang etwa 2^/., cm, gleich dem Körper; dann oben und unten ganz blaß gelblich oder cremegelblich. Schädel wie bei der typischen ferruginea. Dimensionen desselben (Spiritusexemplar). Kopf und Körper letzterer enthäutet 210 mm Schwanz 155 Hinterfuß s. u. 42,5 Ohrmuschel von hinten gemessen 4 Schädel, größte Länge 55 Schädel, Basallänge 47 Jochbogenbreite 25,2 Schnauze von der Augenhöhle zur Spitze 25 Breite der Augenhöhle (innen gemessen) 15,2 Breite der Schädelhöhle 20 Gesamtlänge der drei Molaren 9,5 Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 87 Fundort: Unter-Langkat bei Tandjong ^) Bringin, Sumatra. in Fruchto-ärten der Eingebornen. Gesammelt 8. Februar 1898. Exemplar ? adult. British 3Iuseum. Diese Tupaia zeigt den gleichen interessanten Schwanzalbinismus wie die chrysura-F ovm von T. tana von Borneo. Herr Schxeidek erbeutete nicht weniger als 46 Exemplare davon, was beweist, daß diese Lokalform beständig ist, wie es auch der Fall mit der analogen Art von Borneo ist. Ein ähnliches Exemplar von Deli ist von Jentink in den Notes from the Leyden Museum, Vol. 11. p. 28, 1888 unter dem Namen Tupaia ferruginea var. cknjsura beschrieben worden. Da aber der Name bereits vergeben ist, so kann man denselben, wie passend er auch sein möchte, nicht für eine Varietät einer andern Art an- wenden. Belegexemplare befinden sich außer im B r i t i s c h e n Museum noch in Basel No. 1420, Mülhausen, Colmar, St. Gallen, Stockholms Högskola (Zootomisches Institut) etc. Das Goldgelb des Schwanzes, das viele meiner Exemplare zeigen, ist sehr gut wiedergegeben (siehe Abbildung, Taf. 2). Das Original, das als Vorlage gedient hat. kam durch Herrn Hofrat Prof. Dr. F. Steind achner in das Hofmuseum in Wien. 37. Tupaia splendidnla Gray. Neu für Sumatra; bis jetzt nur von Borneo bekannt. $ $ adult. Unter-Langkat, Tandjung Bringin, im Urwald erbeutet. Belegexemplar im Museum Basel. 38. Tupaia castanea Miller. Neu für Sumatra. 6 ? adult. Inneres Indragiri. Djapura. Diese Art ist erst 1903 von Geritt Miller, in: Smithson. miscell. Coli., Nov. 1903 (in No. 1420) publiziert worden. Sie war von Abbott, dem das United States National Museum in "Washington schon so viele neue interessante malayische Säugetier-Arten ver- dankt, im Riow-Archipel auf der Insel Bintang gesammelt worden, 1) Tandjung (holländisch Tandjoeng geschrieben) (die Malayen schreiben und sprechen es in Sumatra oft auch Tandjong aus) bedeutet Kap, Land- zunge, Vorsprung. 88 Gustav Schneider, und die Auffindung dieser Art auf Sumatra und speziell in dem in der Nähe von der Bintang-Insel befindlichen Indragiri-Gebiet ist deshalb nicht überraschend. T. castanea gleicht der splendidula Gray, nur ist sie viel dunkler; eine sehr glänzende, schwärzlich rost- braune Oberseite macht sie leicht kenntlich, auch ist sie größer als obige Art. Belegexemplare im British Museum London, in Basel und Mül hausen. 39. Tupaia javanica Hoksfield. S adult. Erbeutet in U n t e r - L a n g k a t , Landschaft Pulu Telang (im Urwald). Belegexemplar im Museum Basel. 40. Tupaia inalaccana Anderson. Diese Art ist neu für Sumatra (insofern sie in Trouessart's Nachtrag von 1904 noch nicht von der Insel, sondern nur von Malakka und Lingga angeführt ist). Aber obwohl ich diese Art zuerst auf Sumatra erbeutet habe (1898), gebührt doch das Verdienst, sie von dieser Insel bekannt gemacht zu haben, Gerrit S. Miller jr., denn ich finde sie in seiner Mitteilung (1902) über Tiere der ludra- giri-Eegion nicht nur von Lingga. sondern auch vom Indragiri- Flußgebiet angegeben. Ich selbst habe sie dagegen in großer Zahl in einer ganz andern Provinz, nämlich in Unter -Langkat, erbeutet, bei Tandjung Bringin in den Fruchtgärten der Eingebornen. Fast alle Exemplare fing ich mit den erwähnten Bambusfallen. Belegexemi)lare in den Museen von Basel, Mül hausen und dem Zoot. Inst, zu Stockholm etc. 41. Tupaia tana Raffles. (J ? adult. Erbeutet in Unter -Langkat, Urwald bei Tand- jung Butus, und im Indragiri-Gebiet bei Danau Kota und D. Gading. Die tana habe ich immer nur vereinzelt gesehen und gefangen, sie ist entschieden seltner als die andern Arten. Belegexemplare in den Museen von M ü 1 h a u s e n und C o 1 m a r. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 89 42. Tupaia tana var, speeiosa Wagner. Neu für Sumatra; nur von Lingga bekannt gewesen. $ adult. Erbeutet im Innern von Indragiri, Urwald bei Batu ridiall. Belegexemplar im Museum in Basel. Farn. IV. Erinaceidae. Subfam. 1. Gymnurinae. Gf/iiniura Horsf. et Vig. 43. Guninura (jkjinnura Raffles. Lokalname: Tikus-utan = ^^'aldratte oder Tikus-busuk = S t i n k r a 1 1 e. Letzteren Namen hat es wegen dem widerlichen durchdringenden Geruch, den es verbreitet. (? ? adult.. med. Erbeutet in Batu Bah ra. Tandjung Kassau, LautTador und Urwald, Mendaris, Indragiri, Batu ridial, Djapura, Danau Kota, nur im Urwald längs kleiner Bäche. Mein größtes Exemplar hat eine Gesamtlänge (Nase bis Schwanzspitze i von 63 cm, wovon 10 cm auf den Kopf und 29 cm auf den Schwanz zu rechnen sind.^) Belegexemplare sind in den Museen von Basel, $ adult., No. 1247. Mül hausen. Colmar und Darmstadt. 44. Gymniird alba Giebel. Lokalname auch Tikus busuk, aber mit dem Zusatz putik=weiß. Neu für Sumatra; bis jetzt nur von Borneo bekannt. S adult. Bloß in dem einen Exemplar erbeutet im Innern von Indragiri. Urwald Djapura. Die Gesamtlänge (Schnauze, Schwanzspitze) 52 cm, wovon 10 cm auf den Kopf und 24 cm auf den Schwanz fallen. Der Pelz ist schmutzig gelblich-weiß; am Kopf hinten und auf der Rückenmitte stehen einzelne schwärzliche borstenartige Haare. Der Schwanz ist 1) In Gefangenschaft fraß die (Jijmmira gierig Fleischstückchen, die man ihm vorhielt. Im Magen der Tiere fand ich aber nur Ins^ecten. 90 Gustav Schneider, Überall gleichmäßig' schmutzig weiß. Die Füße heller und fast nackt. Nase, Lippen und Oliren sind fleischfarben. Die Augen schwarz. Ich glaube, daß die weiße Spitzratte nur eine Spielart der schwarzen ist, denn der Eingeborne, der mir die Gymnuren mittels Schlingen fangen half, versicherte mir, daß er schon beiderlei Junge beisammen gefunden habe! Die Stücke von Borneo, die ich gesehen habe, sind alle größer als meines von Sumatra. Beleg- exemplar im Museum von Mülhausen. Subordn. III. Carnivora. Farn. I. Ursidae. Subfam. 1. Ursinae. HeJarctos Hürsfield. 45. Helaretos maJaf/anus Raffles. Lokalname: Bruang mal., bei den Battakern Kibul d ? adult. und juv. Erbeutet in Ober-Lang kat, Sukaranda, den Battaker- Bergen, bei Berkantjang, in Padang Bedagei (Deli), Indragiri, Djapura. Im Sumatranischen Urwald ist der Bär keine seltne Er- scheinung, ich bin ihm oft begegnet, wobei er immer, wie er mich erblickte, blitzschnell umdrehte und in entgegengesetzter Richtung zu entkommen suchte. Der Malaj^enbär ist ungemein zählebig: so schoß ich einmal einen solchen mit meiner Lancaster-Kugelbüchse, die ich sonst nur für Dickhäuter verwendete, auf eine Distanz von bloß 8 m in die Brust, und ich sah ihn deutlich taumeln. Aber als sich der Rauch verzogen hatte, fand ich nur eine starke Schweißspur an dem Platz, wo das Opfer nach meiner Meinung liegen mußte. x\ber trotz eifrigen Suchens fanden wir den Bären nicht. Es ist mir heute noch rätselhaft, wie das Tier sich mit solcher Verwundung noch so weit entfernen konnte. Die Gegend bot allerdings viele fast unzu- gängliche Schluchten, Nach meinen eignen Erfahrungen und den Aussagen der Ein- geborneu greift der Bruang den Menschen nicht oder jedenfalls nur höchst selten an. Durch Zerstören der jungen Kokospalmen, die er erklettert, um die Herztriebe zu fressen, wird er sehr schädlich. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 91 Ich habe einst in Bedagei gesehen, daß er in einer Nacht eine prachtvolle große Allee Kokospalmen beispiellos verwüstet und total ruiniert hatte. Belegexemplare: Schädel mit Balg- adult. ? im Museum Basel (Schädel Zoologische Sammlung), Zürich und Straß bürg (juv. und adult). (Bälge in meiner Privatsammlung.) Farn. III. Mustelidae. Subfam. 1. Melinae. Arctofifjx F. CuviEK. 46. Arctoiiyx Jioeveni Hubrecht. Lokalname: Gar um. ■^ med. Erbeutet am Fuß des Vulkans Si Nabung (Karo- Hochebene). In dem TROUEssART'schen Katalog ist der Sanddachs nur vom Himalaya. Nepal. Assam, Sylhet, Arakan, Birma, Pegu und Zentral- Borneo angegeben. Jentink führt ihn aber in seiner Liste der Sumatranischen Säugetiere (in: Notes Leyden Mus.) auf. Der Garum wurde in meinem Beisein von einigen Battakern am Fuß des obigen Vulkans aus seinem Bau ausgegraben; dem alten Tier, das darin war, gelang es leider zu entkommen. Ne- unter der Bedingung, daß ich ihnen das Fleisch des Garum zurück- gebe, konnte ich es von den Leuten eintauschen. Es gilt als außer- ordentlich feiner Leckerbissen bei ihnen. Ich balgte das Tier gleich ab, und dabei sah ich, daß das Fleisch mit einer schneeweißen dicken Fettschicht umgeben war. Die Battaker steckten den Körper an ein Holz und rösteten denselben am offenen Feuer und aßen ihn gleich. Das Belegexemplar befindet sich im Zoologischen Museum Straß- burg. 92 Gustav Schneider, Sectio 2. Mustelae. Putovius CUVIER. C. Aretogale Kauf. 47. Arctof/aJe nudlpes Desmakest. (?? adult., med. und juv. Erbeutet in Deli, Unter- Langkat, Tandjung: Butus. Padang, Bedagei, Indragiri, Danau Kota, Djapura. Ein einheimischer Name ist mir dafür nicht bekannt. Die völlig ausgewachsenen Stücke dieses wieselartigen Tiers sind bis auf den w^eißen Vorderkopf gleichmäßig prächtig rötlich gelbbraun gefärbt. Die Gesamtlänge (Nase-Schwanzspitze) ist 54 cm, wovon 24 cm auf den Schwanz fallen. Jüngere Tiere (Gesamtlänge 33 cm, davon kommen 11 auf den Schwanz) sind mehr weißlich, der Kopf ist ganz weiß und die Schwanzspitze ebenfalls weiß, so daß man sie leicht für eine andere Ai't zu halten geneigt ist. Belegexemplar im Museum der Industriellen Gesellschaft von Mül hausen, Elsaß und in meiner Privatsammlung. Subfam. 3. Lufrinae. Lutra ExLEB. 48. Lutra leptonyx Horsfield. (L. cinerea Illig.) Lokalname: Momprang oder Prang-prang. (J? adult., med., pull. Erbeutet in Deli, Ober-Lang kat, am AVampu-Fluß bei Sukaranda und am Selapian-Fluß, Padang, Bedagei, Bahsumbu, im Bad ja lenggei-Fluß ist der Fischotter un- gemein häufig, auf Sandbänken daselbst kann man ganze Haufen von Fischschuppen sehen, welche von Fischen herstammen, die von den Fischottern hierher geschleppt und gefressen worden sind. Am Abend und morgens früh habe ich ihnen in der Nähe aufgelauert und sie geschossen. Auch in Batu Bahra, Laut Tador und Tandjung- Fluß, in Indragiri, am Danau Kota, Djapura w^ar die Art häufig Belegexemplar im Museum in Mül hausen. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 93 Fam. IV. Canidae. Siibfam. 4. Caninae. Cuon HODGSON. 49. Cuon Javanicus Desmarest. {nidlans S. MÜLLER) Lokalname: Andjin^-utan = Waldhund. I n d r a g i r i , Danan Kota. Obwohl ich von demselben leider kein Exemplar erbeutet habe, so führe ich ihn aber doch hier an, weil ich einst eine außer- ordentlich interessante Begeo-nun«- mit einem Eudel solcher Wild- hunde gehabt habe. Am 14. März 1899 begab ich mich, von Danan Kota in Begleitung von 3 Malayen durch Lalang marschierend, in den in der Xähe befindlichen ausgedehnten Urwald, um die Fährte eines Elefanten, den ich Tags zuvor schwer angeschossen hatte, zu verfolgen. Noch hatten wir — es war ^Z«? Uhr morgens — den Wald nicht erreicht, als unsere Aufmerksamkeit durch ein merk- würdig schauerliches Geheul, begleitet von einem starken Geräusch, unsere Augen nach der Eichtung lenkte, woher es kam. In dem- selben Augenblick tauchte dicht in unserer Nähe ein Hirsch auf. Es war ein weibliches Tier des großen Wasserhirsches (Eusa equinns). An seinem Hals hing wohl ein halbes Dutzend rotbrauner schakal- artiger Tiere, während noch 3 oder 4 hinterher jagten und mehr- mals versuchten, auf den Rücken des Hirsches zu springen. Ich sah den Hirsch nach ein paar gewaltigen Sätzen zusammenbrechen, und nun fing ein widerlich lachend gellendes Geheul der Wildhunde an. Diese Szene spielte sich so rasch ab. daß ich zu meinem größten Verdruß keinen Schuß mit Erfolg mehr auf die Andjing-utans ab- geben konnte, denn im gleichen Moment, wo ich die Büchse in Anschlag brachte, wurden wir von den Hunden gewittert, im Nu liefen sie von ihrer Beute ab und liefen blitzschnell unter schwer zu beschreibenden Lauten dem nahen Wald zu, wo wir noch in weiter Ferne die Stimmen der Tiere vernahmen. Unterdessen waren meine Begleiter zu dem Hirsch geeilt, um ihn zu schachten, obschon es ganz unnötig war, das Tier zu töten; denn der ganze Hals war auf der linken Seite fürchterlich zerfetzt, und der Schweiß quoll noch immer heraus. Aber als gute Mohamedaner. welche ja nur geschächtete Tiere essen dürfen, führten sie diese Prozedur nebst 94 Gustav Schneider, dem Zerlegen g-ründlich aus. Wie ich aber hier gleich bemerken will, aßen meine Leute selbst absolut nichts davon, sondern sie über- gaben den ganzen Fleischvurrat später einem ihrer Verwandten zum Verkauf an Chinesen, denn, so sagten sie mir, durch die Berührung mit den Hunden ist das Fleisch unrein geworden. Da ich die Er- fahrung gemacht hatte, daß man in solchen Gegenden am besten reisen kann, wenn man sich womöglich den Sitten und Gebräuchen der Eingebornen einigermaßen anpaßt, so verzichtete ich auch auf das Hirschfleisch. Dies wurde bald in dem ganzen Gebiet bekannt und verschaffte mir solche Achtung, daß mir mancher Dienst leichter geleistet wurde, als es früher der Fall gewesen war. Nach den Angaben der Bewohner von Dan au Kot a und Umgebung ist der rote Hund hier häufig; sie erzählten mir, daß fast kein anderes Tier vor diesen Eäubern sicher sei. oft seien Kudel von 20 und mehr Stücken zusammen, und öfters sei es vor- gekommen, daß ein solches Rudel in ihre Ziegenställe einbrechend alle darin befindlichen Stücke Vieh abgewürgt hätten. Bezüglich der Stimme der Wildhunde möchte ich nur noch bemerken, daß es ein lang gezogenes gellendes Geheul ist, das mit einem widerlichen Lachen endigt. Wer es einmal gehört hat, wird es nie vergessen und immer wieder erkennen. Fam, VIL Viverridae. Subfam. 2. Viverrinae. Viverra L. 50. Vwerra tangalunffa Gray. Lokalname: Tangalung. (? ? adult. und med. Erbeutet im Innern von Indragiri, Batu ridial, Pranap und Djapura. Ich habe die Tangahmg-Zibethkatze nur im Indragiri- Gebiet erhalten und beobachtet. Sie wird nach Aussage meiner Leute ihres wertvollen Zibeths halber oft in Gefangenschaft gehalten ; namentlich soll dies in Kwantan der Fall sein, und mit einem löffel- artig zugeschnittenen Bambus wird das Zibeth direkt aus der Zibethtasche des Tiers geschabt. Frisch eingefangen ist sie un- bändig wild und bissig, aber ein prächtiges Tier, dessen schöne Zeichnung man bewundern muß. Bei den jungen Tieren sind die Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 95 Bänder und Flecken noch nicht so tiefschwarz, die weißen Flecken am Hals nicht so lebhaft. Ganze Länge (Schnauze bis Schwanz- spitze) 89 cm (Schwanz 33, Kopf 14 cm). Belegexemplare im Museum von Mülhausen und in meiner Privatsammlung. Linsauf/a Gray. 51. LinsaiHfa gracilis Desmarest. S ? adult. Indragiri, Urwald bei Gading und Djapura. Der Linsang war bis jetzt noch nicht sicher von Sumatra nach- gewiesen, sondern nur von Java und Borneo. Der Eingeborne, der mir das Tierchen überbrachte, hatte es mit einer Schlinge gefangen. Er nannte es einfach Rimau Ketjil = kleiner Tiger, wohl wegen des schön gefleckten Fells, und ich bin nicht sicher, ob dies der wirkliche Lokalname ist. Dieses außerordentlich schlanke Tier- chen soll sehr raubgierig sein und speziell kleinern Vögeln nach- stellen. Gesamtlänge (Schnauze bis Schwanzspitze) 70 cm. Davon fallen auf den Schwanz 32 cm. Die Belegexemplare befinden sich in ^en Museen von Mül- hausen und Genf. Das Basler Museum besitzt den Linsang auch aus dem Indragiri-Gebiet. Heniigale Jourdan. 52. Heniigale hardwickei Grat. Lokalname ebenfalls Rimau Akar. (J ? adult, med. Erbeutet in Deli, Padang Bedagei, den R ä j a - B e r g e n bei Tonga, Indragiri, Djapura, Kelajan. Gesamt- länge 85 cm, Kopf 11 V2 cm, Schwanz 33 cm. Durch die 5 bandartig über den Körper verlaufenden schwarz- braunen Streifen ist das Tier leicht erkenntlich. Belegexemplare in den Museen von Genf und Mülhausen (Schädel erhielt das Zootomische Inst. Stockholm). 96 Gustav Schneider, Aretof/alidia Merriam. 53. Arctof/alidia leucotis Horsfield. Deli, Tebing tinggi, Räja- Berge. Von Herrn Di*, med. Henggeler erhielt ich die Haut dieser Art, leider war dieselbe aber mit Formol behandelt worden, so daß sie sich zum Aufstellen als völlig- untauglich erwiesen hat. Ferner erhielt ich von einem Tabakpflanzer H. Senn ein ver- stümmeltes Fell von einem Stück, das er in Rambutan Deli ge- fangen hatte. Von diesem Herrn stammt auch das gute Stück, das sich im Basler Museum befindet, Nr. 519. In Indragiri (Danau Kotau) erbeutete ich Exemplare, die nicht so rötlich-braun, sondern mehr grauliche Färbung hatten, auch waren die 3 dunkeln Streifen, die auf dem Rücken verlaufen, schwärzer als bei den Deli-Stücken. Belegexemplar im Museum von Mülhausen. Faradoxiirus F. Cuvier. 54. Paradoxurus herniajyhrodyta Schreb. Lokalname: Musang. (?$ adult., med., juv. und pull.; erbeutet in Ober-Langkat, Sukaradja. Pohorok. Simikat, Serapit. Unter -Langkat, Tandjung, Bringin, Pulu Telang, Serdang, Padang Bedagei, Tebing tinggi, Batu Bahra, Tandjung Kassau, Indragiri, Djapura. Den Musang, welcher als Hühnerräuber bei Europäern sowohl als bei Eingebornen verhaßt ist, fängt man meistens in der Nähe menschlicher Wohnungen. Belegexemlare im Zoolog. M u s e u m von Athen; Skelet in der Eidg. Zoolog. Sammlung in Zürich. 55. I*aradoxurus leucomystax Grat. Lokalname: Pruaue. S juv.; erbeutet bei Pomatang Raja (fast in der Mitte zwischen Ost- und Westküste). In dem Räja-Land scheint diese Art nicht selten zu sein, ich sah wenigstens mehrere Häute davon bei Eingebornen sowie auch ein zahmes in Gefangenschaft. Es scheint mir speziell in den Gebirgs- gegenden vorzukommen, im Tiefland habe ich den weißbärtigen Roller nie beobachtet. Belegexemplar im Museum Mülhausen. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 97 Arctictis Temminck. 56. Arctictis binturonr/ Raffles. Lokalname in Langkat Turun-turun battaksch, raalayiscli Uttarong. (5$ adult. und med. Erbeutet in U n t e r - L a n g- k a t am Lepang- Fluß, Pulu Telang, Padang Bedagei, Balisumbu, Raja- Berge, Tonga, Indragiri, Djapura. Der Marderbär ist in seinen Be- wegungen, wenn er auf Baumästen entlang schleicht, äußerst langsam; meistens hat er die Schwanzspitze dabei um den Ast geschlungen und hält sich damit fest, und beim Fortbewegen lockert er die Schlinge etwas, ohne sie aber gänzlich zu lösen. Am Tag trifft man den Binturong. da er ein nächtliches Leben führt, nur zufällig und selten an. (Meine Stücke habe ich am Abend geschossen.) Bei Jüngern Tieren sind die Spitzen der Haare hell gelblich und die Pinsel der Ohren noch nicht so lang wie bei den alten Tieren, die ganz schwarze Pelzfarbe haben. Mein größtes Exemplar hatte eine Gesamtlänge (Schnauze bis Schwanzspitze) von 1,38 m, wovon 60 cm auf den Schwanz zu rechnen sind. Belegexemplar im Museum von Colmar. Im Museum Basel befinden sich 3 Exemplare aus Indragiri, die durch H. v. M. geschenkt worden sind. No. 1276. Ci/nof/aJe Grat. {Poinrnnphilus MÜLLER.) 57. Cynoffale bennetti Grat. Lokalname: Mom prang. c^ adult. In d ragi ri, Djapura. Dieses seltne Tier wurde mir unter obigem, sonst für Fisch- otter gebi'äuchlichen Namen von meinem Malayen, der für mich Fallen stellte, gebracht. Er hatte den Mampalon an einem kleinen Bach, der ganz nahe bei seiner Hütte vorbeifließt, in einer Schlinge gefangen. Im Magen habe ich Spuren von Fischen und Krebsen gefunden, die wohl die Hauptnahrung des Hundsrollers bilden. (■ . Die starke Einschnürung hinter den Lippen und die ungewöhn- lich langen starken Schnurrhaare, die auch an verschiedenen Stellen Zool. Jahrb. XXIII Abt. f. Syst. 7 98 Gustav Schneider, am Kopf vorhanden sind, geben dem Tier ein merkwürdiges, höchst eigenartiges Gepräge. Die Farbe des wolligen feinen Pelzes ist schwärzlich-braungrau mit weißem Schimmer. Die Gesamtlänge (Schnauze bis Schwanzspitze) betrug 89 cm (Schwanz 14 cm). Belegexemplare im Museum Basel, No. 1298, wo sich auch das ^^'eibchen, das einige Zeit später gefangen und durch Herrn A. V. M. geschenkt wurde, befindet. Herpestes Illig. 58. Herpestes hrachyurus Gray. Für die kurzschwänzige Manguste habe ich keinen einheimischen Namen erfahren können. S $ adult und med. Erbeutet in (alle meine Exemplare habe ich nur mit Schlingen gefangen) Ober-Langkat, Urwald, Suka- randa, Serapit, Padang, Eäja-Berge, Huta Baju, am häufigsten aber in Indragiri, Landschaft Djapura und Danau Baru. Ein adultes S maß von Schnauze bis Schwanzspitze 71 cm, davon fallen auf den Kopf 12 cm und auf den Schwanz 20 cm. Der Pelz ist auf der Oberseite schwarzbraun, die Spitzen der Haare sind gelb, und die Unterseite an Kopf und Hals des Tiers ist heller, mehr graulich. Das Tier hat für seine Größe ein sehr starkes Gebiß, und gefangen darf man ihm nicht zu nahe kommen, da es gern um sich beißt. Belegexemplare im Museum von M ü 1 h a u s e n , Lausanne und in meiner Privatsammlung. Fam. IX, Felidae. Subfam. Felinae. Felis L. {A. Unica Gray.) 59. Felis tif/ris L. imr. sondaica Fitzinger, Matschie. Lokalname : R i m a u oder H a r i m a u. S adult. Tjerinti (Kwantau, Indragiri). Diesen Tiger erhielt ich am 2. März 1899 vom Sutan-muda von Pranap zum Geschenk. Er war in dem benachbarten Tjerinti, wo Zoologische Forschungsreiseu in Sumatra. 99 er hintereinander mehrere Büifel (Bubalus herabau) zerrissen hatte, mittels einer Bambusfalle gefangen und dann durch einen Lanzen- stich getötet worden. Als ich diesen Tiger sah, war ich über die Größe desselben sehr erstaunt. Infolge eines lOstündigen Trans- ports per Kahn kam aber dieses prachtvolle Exemplar leider in schlechtem Zustand in meine Hände. Die Haare am Bauch gingen beim Anfassen überall aus, so daß ich nur den Schädel, von dem mir später aber noch der Unterkiefer (der Zähne wegen) gestohlen wurde, behielt. Ich lasse weiter unten die Maße folgen, muß aber dabei bemerken, daß dieser Tiger durch Gase etwas aufgetrieben war (dies dürfte aber im Längenmaß kaum eine bemerkbare Differenz ausmachen). Der Sunda- Tiger wird im allgemeinen für viel kleiner gehalten als die festländische Form, der sog. Königstiger, und es fiel mir deshalb die Größe des Indragiri-Tigers sofort auf, aber an dem starken Backenbart, den dichten, zahlreichern, dunkel schwarzen Streifen, welche sich von dem prächtig rotbraunen Untergrund leb- haft abhoben, dem außerordentlich kurzen, glänzenden Haar sah ich, daß es sich trotz der Größe um die Inselform handle. Da zufällig in unserm hiesigen Zoologischen Garten ein im letzten Sommer an- gekaufter sog. bengalischer Tiger ? adult. eingegangen ist, wodurch ich Gelegenheit erhielt, die Maße davon zu nehmen, so kann ich solche nun zum Vergleich folgen lassen. Maße zu Felis sondaica Fitzing. (im Fleisch gemessen) aus Tjerinti (Kwantan), Sumatra. S adult. Totallänge (Schnauze bis Schwanzspitze) 2,37 m Schwanzlänge 77 Kopflänge 36 Maße zu Felis tigris L. aus Indien (Bengalen?). ? adult. Totallänge 2,36 m Schwanzlänge 86 Kopflänge 34 Maße einer Haut von Felis sondaica F., die mit Salz und Alaun behandelt war. i adult. aus Djapura, Indragiri, Sumatra. Totallänge (Schnauze bis Schwanzspitze) 2,33 m Seh ^vanzlänge 62 7* 100 Gustav Schneideb, Nachdem die gleiche Haut aufgeweicht und als Teppich her- gerichtet war, ergab sie die folgenden Maße: Totallänge 2,60 m Schwanzlänge 81 An diesem Beispiel kann man ersehen, daß die Maße, die von Häuten genommen worden sind, keinen Wert besitzen, da sie uns einen oft ganz falschen Begriif inbezug auf die Größe der Tiere geben. Das Gewicht eines sehr alten männlichen Sunda-Tigers aus Indragiri betrug 130 kg. Tabelle mit Schädelmaßen von Felis sondaica Fitz. und Felis tigris L. Größte Länge = Incisiven-Alveolen bis Ende der Crista. Basallänge = Incisiven-Alveolen bis Foramen magnum. Sumatra-Tiger. $ ad. aus Tjerinti, Indragiri. Größte Länge des Schädels .34 V2 cm Basallänge 26 Jochbogenbreite 22 (J ad. aus Djapura. Indragiri. Größte Länge 30^2 cm Basallänge 24 Jochbogenbreite 20 $ ad. aus Djapura, Indragiri. Größte Länge 29 cm Basallänge 23 Jochbogenbreite 16 ad., Geschlecht fraglich, aus Lahat, Palembang. Größte Länge 29 cm Basallänge 23 Jochbogenbreite 17 '/o Königstiger. $ ad. Bengalen(?) (aus Zool. Garten stammend). Größte Länge 32^2 cm Basallänge 24 Jochbogenbreite 18 Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 101 Geschlecht fraglich, aus Cochinchina. Größte Länge 33 cm Basalläuge 24^2 Jochbogenbreite 22 In Deli, Ober- und Unter -La ngkat, Batu Bahra, Padang Bedagei und Indragiri ist der Tiger sehr häufig. Wie mir mein Freund Herr von Mechel mitgeteilt hat, wurden im Jahre 1904 allein in seinem Revier, wo seine Gambirpflanzung ist, in Dj apura 10 Tiger gefangen, und bereits anfangs des Jahrs 1905 ging wieder einer in die Falle, also 11 Tiger in 13 Monaten, gewiß eine etwas ungemütliche Zahl für diejenigen, die dort viel im Busch umherlaufen müssen. Es ist aber als ganz seltne Aus- nahme zu bezeichnen, wenn einmal ein Tiger in Freiheit erlegt wird, denn man bekommt in Sumatra Tiger nie oder nur durch Zu- fall einmal zu Gesicht. In Gegenden wie Indragiri, Pagurawan und Batu Bahra, wo es notorisch massenhaft Tiger gibt, habe ich während meinen vielen täglichen Streifzügen nie einen in Freiheit zu Gesicht bekommen , trotzdem die Prankenabdrücke von solchen fast jeden Morgen oft dicht bei meinem Lagerplatz im Urwald in dem ja immer mehr oder weniger feuchten Erdboden wahrzunehmen waren. In Fallen ') aus Bambus oder Pfählen, die mit Falltüren ver- sehen sind und im Hintergrund eine Ziege oder einen Hund als Köder haben, oder auch in den bekannten WEBEß'schen Tellereisen wird aber der Tiger oft gefangen. In Freiheit nährt er sich haupt- sächlich von Wildschweinen, Hirschen, und in den kultivierten Teilen des Landes wird er zum Räuber von Hunden, die er hier und da den Pflanzern sogar von der Veranda herunter holt, sowie von Ziegen und Rindern. Ja selbst Büffel fällt er an und sclileppt sie in den Busch oder Wald, um sie später zu fressen. Mit der Be- schreibung seiner Räubereien ließen sich ganze Bücher füllen; es sei daher bloß noch erwähnt, daß der Tiger in Sumatra im Verhältnis zu Indien wenig Menschen angreift, wohl weil er auf der Insel genug Wild findet; doch sind mir mehrere Fälle bekannt, daß er Leute, meistens Kulis (Arbeiter), welche auf dem Feld arbeiteten, geholt hat.^) 1) Pinjara genannt. 2) In solchen Fällen werden dem bösen Tigergeist, der nach dem Glauben der Eingebornen den Tiger veranlaßt hat, Menschen zu rauben, Opfergaben auf beeondern Gestellen im Dorf errichtet. In einer andern Arbeit gedenke ich näheres darüber mitzuteilen. 102 Gustav Schneider, Belegexemplare (2 Schädel) befinden sich in der Osteologischen Sammlung in Basel. {Leopardus Gray.) 60. Felis varieffcita Wagner var. nielas Peron. Lokalname: Eimau Kumbang. Dieser Name deutet die Fleckenzeichnung an, auch Rimau i t am = schwarzer Tiger. Den schwarzen Panther sah ich nur in Gefangenschaft bei einem Pflanzer in Tandjung Laut (Batu Bahra). Das Tier war durch Zufall in einer leeren Tabakscheune gefangen worden, und da es etwas ausgehungert schien, wurde es von meinem Bekannten Herrn F. reichlich mit Hunden gefüttert, mit der Absicht, ich solle es dann bekommen. Die Kost bekam aber dem Pflegling so gut, daß er am 4. Tage seiner Gefangenschaft aus seinem Bambuskäfig ausbrach und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Nach Aussage der Eingebornen soll der schwarze Panther dem Menschen nie gefährlich werden. (C. Zibethaüurus Severtz.) {Vivpjrireps et Catohjx Gray, Neofelis et Galeopardus Matschie) 6L Felis inarmofata Martin. Lokalname: Kutjing-utan = Waldkatze. Diesen Namen wenden die Eingebornen für alle Wildkatzen- Arten von ähnlicher Größe an. (J? adult. Indragiri (Djapura) und Deli (Serbanjawan). Nach Versicherung Eingeborner ist die Marmorkatze nicht selten, sie wird aber meistens nur beim Waldschlagen entdeckt und gefangen. Belegexemplar in meiner Privatwohnung. (Im B a s 1 e r Museum befindet sich auch 1 Stück aus Indragiri, das durch H. v. M. ge- schenkt worden ist.) 62. Felis nelnilosa Grifeith. Lokalname: Rimau akar = Wurzeltiger. (5? adult. In Unter -Langkat, Tandjung Bringin und in Indragiri Djapura erhalten. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 103 Wie schon der einheimische Name andeutet, hält sich der Nebel- parder hauptsächlich auf Bäumen und besonders auf den hoch über den Boden sich erhebenden Luftwurzeln der Ficus-Bäume auf. In Unter-Laugkat wurde ich einst von Malayen geholt um einen solchen von einem Baum herabzuschießen. Als ich hinging, sah ich, daß ihm die Malayen leider schon arg zugesetzt hatten, indem sie den langen Schwanz des Nebelparders mit ihren Schlagmessern derart ver- stümmelt hatten, daß ich nur den Schädel desselben noch benützen konnte. Ich gebe hier die Maße des noch in meiner Privatsamm- lung befindlichen Schädels an. Größte Länge 18 cm, Basal- länge 14 cm, die Eckzähne des Oberkiefers ragen 4 cm hervor. Im gleichen Gebiet sah ich auf Stabat P^state einen alten präch- tigen Nebelp arder, der Tags zuvor eingefangen worden war. Der Besitzer ließ in meinem Beisein kleine Pariahhunde zu ihm in den Käfig setzen, worauf er sich in die hinterste Ecke seiner Behausung verkroch und große Furcht vor den Hunden bezeigte. Aus Päd an g Bedagei und aus Indragiri Djapura brachte ich 2 Schädel dieser Art mit, die nun als Belegexemplare in der Osteologischen Sammlung in Basel sind. (D. Oncoides Severtz.) (Felis Matschie.) 63. Felis sumatrana Horsfield. Lokalname: Kutjingutan. ^? adult. und juv. Erbeutet in Ober-Langkat , Sukaranda, Serapit, Battaker-Berge, C. Buldak, Si Melir, Unter -Langkat, Tandjung Bringin, Darat, Indragiri, Djapura, Eingat, D. Kota. Dieses kleine hübsche Kätzchen fand ich in jungem Busch wie auch im Urwald ; sie ist häufiger als die andern Arten, immerhin aber nicht gemein. Der Typus der Art ist F. hengalenis Kerr aus Indien. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel, No. 1262, Bern und Neuchätel. (E. Felis, prop. dict.) [Cftliis Matschie, Chavs Gray.) 64. Felis planiceps Vigors et Horsfield. d? adult. Erbeutet in Ober-Langkat, Urwald bei Sukaranda, Indragiri, Pranap, Djapura. 104 Gustav Schneider, Belegexemplar in M ü 1 h a u s e n. Das Basler Museum besitzt ein Stück aus I n d r a g- i r i , No. 12791, durch Herrn v. Mechel. Skelet in meiner Privatsammlung-. (F. Ccäojjinna Sevektz.) Feles unicolores Matschie , Chrysaüurus , Catoptima et Herpailurus Severtzow, 65. Felis badin? Grat. S aus Urwald Padang (Deli). Wenn die Bestimmung richtig- ist (Prof. Matschie hat das Stück in den Händen gehabt und bestimmt), so haben wir es mit einer für Sumatra neuen Art zu tun, denn man kannte diese Katze bis jetzt nur von Borneo (Sarawak). Nun stimmt aber das Stück weder im Schädel noch im Balg mit der Beschreibung von Grat's badia überein. Ich habe dann das Exemplar mit Felis marmorata Martin verglichen und gefunden, daß es eher einem noch unausgefärbten Stück dieser Art gleicht. Die Farbe ist einfach, mehr graulich, nicht so lebhaft wie bei der alten marmorata- die Länge des Schwanzes und überhaupt die Größe etc. stimmt gut damit überein. Vor ca. einem Jahr sah ich aber in der Zoologischen Sammlung in Straß bürg bei Prof. Döderlein den Balg einer unbestimmten kastanienbraunen Katze, die aus Sumatra, Deli, stammt, welche mit andern sumatranischen Tieren gerade angekommen war. Ich möchte auf dieses Stück aufmerksam machen, da mir die Be- schreibung von Gray's badia, soweit ich dies aus dem Gedächtnis beurteilen kann, damit zu stimmen scheint. Mein Belegexemplar befindet sich im Museum in Basel, No. 1416. Ordn. VIII. Eodentia. Subordn. IL Eodentia. Fam. III. Sciuridae. Subfam. 1. Pteromyinae. Pteroniijs G. Cüvier. Pterotnys nitidus Desmarest. Lokainame: Kubung. (J? adult, med., juv. und pull. Erbeutet in Ober-Langkat, Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 105 Sukaranda, Sukaradja, Serapit, U n t e r - L a ii 12: k a t , Tandjung Bringin, T. Butns, Darat Fulu Telang, Deli, Serbanjawan (Tandjuug Laut, Batu Bahra). Battaker-Berge, Berkantjang, Duriankenajan, Surbo Dolok (Tandjung Kassau. Laut Tador), Indragiri, Pranap, Kelajan, Sungei Dunu, Kota, Djapura, Das große Flugeichhoi-n ist in all den angeführten Gegenden häufig, aber am Tage sah ich es höchst selten. Dagegen schwebte es einzeln oder paarweise bei einbrechender Nacht (Dunkelheit) kurz vor 6 Uhr am Abend von hohen abge- storbenen Bäumen, die etwas frei für sich standen, herab, oder es hüpfte in Schraubenwindungen an deren Stämmen auf und ab, wobei sie leicht zu schießen waren; überhaupt ist die Jagd auf Kubungs sehr unterhaltend (besonders während sie die Luft durchschweben). Namentlich bilden Durianbäume zur Fruchtreifezeit einen bevorzugten Aufenthaltsort des Kubung. Einst habe ich die Distanz, die ein solches Flugeichhorn in schiefer Richtung durchschwebte, gemessen und gefunden, daß es 70 m waren. Die Tiere sind äußerst zählebig und beißen, angeschossen, wild um sich, so daß man sich hüten muß, wie man sie anfaßt. Ihre Wohnung, die sie in hohlen i^aumstämmen anlegen, ist sehr geräumig und mit einer kreisrunden Öifnung versehen. Den Tag verbringen sie schlafend darin. Ganz junge Tiere sind wie die Alten rot- braun, nur sind die Haare etwas länger und nicht so glänzend in der Farbe. Gesamtlänge 93 cm (Schwanz 48 cm). Belegexemplare befinden sich in den Museen von Basel, No. 1263, C 0 1 m a r , M ü 1 h a u s e n und im Zoologischen Institut der Universität Basel ein Skelet. Sciuvopterus F. Cüvier. 67. Sciuvopterus pulverulentus Günther. Lokalname für die kleinen Flughörnchen ist Kubung Ketjil. Neu für Sumatra; bis jetzt nur von Penang und Borneo bekannt gewesen. Die Maße sind: Totallänge 1,870; von der Schnauze bis zum Anus. 1,575; Schwanz 295; Schulter- hühe 850 ; Körperhöhe 800 ; Ohrlänge von der Ohrhöhle aus gemessen 88; Ohr von der Kopfmitte aus gemessen 97; Ohrweite 75; Schädel größte Länge 480; Basallänge 405; Jochbogenbreite 102. Obgleich nur 1 Stück erhalten wurde, ist der Nangoi reichlich vorhanden in den Wäldern und Sagoplantagen entlang den Ufern des Indragiri- Flusses. Die Fußspuren dieser Art können immer von denen des S^is vitfatus au ihrer Länge unterschieden werden.'' Ende 1898 habe ich Kenntnis davon gehabt, daß außer Sm viUattis noch eine andere Schweinsart auf Sumatra vorkommt, und ich habe dies auch bald darauf Herrn Prof. Studer in Bern mitgeteilt. Denn gleich bei meiner Ankunft im Indragiri-Gebiet sah ich auf der Gambirpflanzung des Herrn A. v. M. die Haut eines Schweins, an der aber leider die Füße abgeschnitten waren, das mir durch den lang gestreckten Kopf auffiel. Auf meine Fragen erzählte mir dann mein Freund, daß die P'.ingebornen dieses Schwein Nangoi nennen und daß es nur zu gewisser Jahreszeit (anfangs Mai) massenhaft vor- komme, s 0 n s t a b e r n i e s 0 w e i t 0 b e n g e s e h e n w e r d e. Weitere Erkundigungen, die ich daraufhin bei allen meinen Streifzügen in jenem Gebiet darüber einzog, ergaben, daß das Nangoi-Schwein weit unterhalb Djapura in den Sagopflanzungen, welche in der Nähe des Meeres liegen, in wenigen Exemplaren oft fast das ganze Jahr hin- durch bemerkt werden solle, niemals abei- in so großen Rudeln, wie sie in den Monaten Mai und Juni obeihalb seien. Bei meiner Expedition in das tiefste Innere von Indragiri zu den Orang Mammas erzählten mir diese, daß die Xangois in der trocknen Zeit, speziell den Monaten ]\[ai-Juni, in ungeiieuer großen, nicht zu zählenden Rudeln aus dem b (ni a c h b a r t e n D j a m b i herüberkommen sollen, ZooL Jabrl). XXIH. Abt. f. Syst. 9 130 Gustav Schneider, wobei sie den G a n g s a 1 - und T j e n a k o - F 1 u ß in solchen blassen durchschwimmen, daß es viele Stunden daure. bis die letzten Rudel hinüber seien. An der Spitze dieser Herden sei immer ein ungewöhn- lich großes männliches Nangoi. das die Massen leite. Die Orang Mammas lauern den Nangois in der Nähe der Flüsse auf und lassen die ersten Rudel durch, ohne sie zu beun- ruhigen. Erst wenn ihre Wanderung derart zugenommen hat, daß sie durch nichts mehr aufgehalten werden kann, fallen die Mammas darüber her und erlegen ihrer so viele als möglich. Dazu ver- wenden sie eine spezielle speerartige Walfe, die sog. Li da Tjiong, welche wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Zungenform einer dort häufigen Staren art (Enlabes javancnsis) so benannt ist; sie gleicht der Schweinsfeder, nur ist sie kleiner und ohne Zacken. (Ich habe eine solche Waffe mitgebracht, die sich mit meinen andern Ethno- graphica des Mamma-Stamms in dem Museum für Völkerkunde in Basel befindet.) Diese Eingebornen behaupten, das Fleisch des Nangois schmecke viel besser als das vom gewöhnlichen Babi-utan (Wildschwein). Als ich mich nach der Farbe der Tiere erkundigte, sagten sie mir, die meisten seien schwarz; doch gebe es auch rothaarige, so rot wie Hirsche, und fügten bei, die Nahrung bestehe hauptsächlich aus Früchten gewisser Feigenbäume, die auch der Tapir immer aufsuche und fresse. Ferner behaupteten sie, daß sich mit den Nangois sehr viele Tiger in der Gegend einfinden. Als ich wegen dieser interessanten Ä«s-Art die Literatur durchforschte, stieß ich in dem Buch von JüNGHUHN^), p. 330—331, auf folgende Stelle, die ich wörtlich an- führe. Orang Kubus: „Sie weben keine Kleider, tragen blos Baumrinde, bauen ihre Häuser aus Baumstämmen und die Wände aus Baumrinde (wie die Battaerj, haben keinen Hausrath als einige Matten und Kochtöpfe mit Honig und eingemachtem wilden Schweinefleisch Nangoi. das sie sehr lieben, außerdem essen sie alle andern Arten von Fleisch." Er erwähnt noch, daß die Orang Kubu in den Wäldern von Palembang und an den Ufern der großen Flüsse daselbst vor- kommen. Wie man daraus ersieht, war Jungk uiin der erste, der das Nangoi erwähnt, wenn er über die Art selbst auch nichts mitteilen konnte. Da ich mich nicht zur richtigen Zeit in dem Gebiet aufliielt. konnte ich leider selber keine Nangois be- ]) Junghuhn, Die Battaländer auf Sumatra, Berlin 1847, 2 Bde. Zoologische ForschunsTsreisen in Sumatra. 131 obachten und die Aiig-aben der Eingebornen kontrollieren. Unter- dessen ist aber nun ein erwachsenes Exemplar von Dr. Abbott er- beutet und Balg und Schädel davon nach Washington gekommen, und zwar in das United States National Museum. Über die Lebensweise dieser Art gibt Dr. Volz die Mitteilungen eines Herrn Dr. A\'. Block aus Palembang wieder, die ich hier folgen lasse: ..Das Nangwie oder Strandvarken (Strandschwein) zieht vom Strande des Meeres nach dem Innern des Landes und zwar w^ährend der Monate November, December und Januar, und geht wieder nach dem Meeresstrand in den Monaten Februar, März und April. Der Zug nach dem Innern wird verursacht durch die in dieser Zeit stattfindende Reife gewisser Früchte. Wenn die Früchte alle auf- gezehrt und die trockene Jahreszeit bevorsteht, so ziehen die Tiere wieder gegen den Strand hin. Die Zeit im Innern wird auch zur Paarung benützt." Es ist ja bekannt, daß je nach den Jahreszeiten gewisse Tiere, wie in Sumatra z. B. Elefant und Tapir, ihren Aufenthaltsort wechseln. Es geschieht dies mit einer Regelmäßigkeit, die sich nach den Nahrungs- und Feuchtigkeitsver- hältnissen der betreffenden Gebiete zu richten scheint! — So sagten uns im Indragiri-Gebiet die Malayen viele Monate vorher, daß. wenn die Früchte eines Baums, den sie uns im Wald oberhalb Djapuru gezeigt hatten, reif seien i), sicher Tapire kämen; vorher sei es unnütz, Fallgruben zum Fang derselben an- zulegen, da jetzt keine solchen in der Gegend zu finden seien. Sie fügten noch bei, daß die Tapire sehr weit her. oft aus ganz andern entfernten Gebieten, herwandern. Da nun in den Monaten No- vember, Dezember und Januar die Regenzeit am inten- sivsten h err seht und infolgedessen das Küstengebiet, welches liier überall niedrig und schon an und für sich sumpfig ist, durch Hochwasser weithin überschwemmt wird, so werden die Nangoi- Schweine (auf den Namen komme ich si)äter zurück) sicher ge- zwungen, ihr Strandgebiet zu verlassen, denn wie Be- obachtungen, die zu Ringat unten am Tndragiri-Strom inbezug auf den niedrigsten und höchsten Wasserstand gemaclit wurden, zeigen, 1) Dies war gegen Mitte Jiinuar der Fall, und ich bemerkte um diese .Jahreszeit die ersten frischen Tapir-Fährten in der Nähe dieser Bäume. 9* 132 Gustav Schneider, handelt es sich dabei um Tiefen von 2 und 7 ni. Dieser Grund dürfte also gewiß hinreichend sein, um die Wanderung der Tiere aus den überschwemmten Gebieten nach dem höher gelegenen Innern zu erklären, wobei dann naturgemäß die Nahrung mit eine Rolle spielt, indem sie ihre Wanderungen weiter ausdehnen, als es wegen der Überschwemmung notwendig wäre. In Indragiri beginnt die trockne Zeit gegen Mitte März und dauert bis Oktober. Da nun alle Wildschwein-Arten im allgemeinen feuchtes sumpfiges Terrain bevorzugen, so kann man annehmen, daß, wie es im Innern des Landes trocken wird, die Nangois wieder ihren auch in der trocknen Zeit etwas feuchten Strandgebieten zu wandern. Nach Aussage der Eingebornen werden die Nangois-Rudel erst mit dem Mussin slatan (Südwestmonsum), also gegen Ende Mai, weit im Innern bemerkt und sollen, wie schon an anderer Stelle angeführt. aus einer ganz andern Gegend, nämlich Djambi, herwandern, dann zu Beginn der wirklich heißen Zeit, die nun eingetreten ist, an die Meeresküste hinunterziehen. Jedenfalls wäre es wichtig und wertvoll, genaue Mitteilungen über die Wanderzeit sowie die Nahrungs- weise des Nangoi aus den verschiedenen Pi'ovinzen zu haben. Es würde uns dies dann gleichzeitig ein Bild über ihre Verbreitung auf der Insel geben. Was den einheimischen Namen betriift, so habe ich überein- stimmend mit Junghuhn und Abbott auch Nangoi notiert gehabt. Letzterer trennt nur den Namen in Nang-oi, was meiner Meinung nach nicht zutreffend ist. Der Name Nangwie, den Dr. W. Volz und Dr. Block dafür aus Palembang angibt, wundert mich, denn wir 3 erstem haben unabhängig voneinander alle deutlich am Ende ein oi herausgehört, und der große Forscher und Kenner der Insel JuNGHüHN hat ja speziell vom Palembang -Gebiet den Namen Nangoi auch angeführt. Die Osteologische Sammlung des Naturh. Museums in Basel ist nun inzwischen in den Besitz eines Schädels des Nangoi aus Palem- bang durch Herrn Dr. Buxdorf gekommen, der wie Herr Di'. Volz als Geologe in dieser Provinz tätig gewesen ist. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 133 Fam. X. Tragulidae. Subfam. 1. Tmgulinae Tragulus Brisson. 99. Traf/ulus napu F. Cüvier. Lokalname : B 1 a n d u q oder Napu. (?$ adult., med., juv. und pull. Erbeutet in Ober-Langkat, Pohorok, Sukaranda, Serapit, Unter-Langkat, Tandjung Bringiu, Glen Bervi, Pulu Telang, Deli, Serbanjawan, Tebing tinggi, ßäja- Berge bei Tonga, Batu Bahra, Tandjung Kassau. Indragiri, Pranap, Kelajan, Djapura, Danau Kota, Sungei Sala. Früh morgens kann man hier und da ein Zwergmoschustier über einsame Waldwege wechseln sehen, bekommt sie aber verhältnis- mäßig selten zu Gesicht, doch werden sie von den Eingebornen mittels Schlingen oft gefangen oder mit speziell dazu abgerichteten Hunden gejagt. Wie ich mich selbst überzeugt habe, fing solcher Hund manchmal 2 — 3 Stück an einem Tag und brachte sie seinem Herrn. Belegexemplare, Skelete im Zoologischen Institut Basel, Zürich. 100. TraffuJus hanchil Raffles. cJ? adult, med., juv. und pull. Erbeutet überall in Ober- und Unter-Langkat, Deli, den Battaker-Bergen, Batu Bahra, Indragiri. in den gleichen Landschaften wie das Napu. Dieses zierlichste allei- Moschustiere ist sehr häufig, und es wird wie das Blanduq von Europäern wie auch von den Eingebornen gern gegessen. Beim Anfassen der alten Männclien muß man sehr vorsichtig sein, da die Tierchen einem mit ihren stark gekrümmten haarscharfen Eckzähnen bösartig verwunden können, wie ich an einem meiner Leute leider erfahren mußte. Belegexemplare sind in den Museen von Colmar, Mülhausen; die Zoolog. Sammlung des Eidg. Polytechnikums in Zürich, Bern, die Osteologischen Sammlungen im Museum und der Universität zu Basel besitzen verschiedene Skelete. das Reichsmuseuni zu Stockholm ganze Tiere in Spiritus, das Zootomische Institut der Hochschule zu Stockholm Embryonen und Schädel alter Tiere. 134 Gustav Schneidek, Farn. XI. Cervidae. Subfam. 3. CervuUnae. Cerviilus Blainv. 101. Cervultis muntjac Zimmekmann. Lokalname : K i d j a n g-. (5? adult. und juv. Ober-Lang-kat, Sukaranda, Poliorok, den ßattak-Bergen, Suka Mari, Berkantjan^, dem Räja- Gebiet, Tonga, Surbo Dolok, Tob a -Ho eil ebene, Unter-Langkat, PuluTelang, Deli, Serbanjawan, Padang Bedagei, Serdang, Indragiri. Den Kidjang-Hirsch traf ich namentlich in den Vorbergen häufig an. Die Stimme dieses Hirsches ist enorm laut, und wenn er schreit, was bekanntlich speziell in der Brunstzeit der Fall ist, so kann man sicli leicht an- pirschen und ihn erlegen. Auf der battakschen Hochebene zwischen Damak und Pulu Eäja sah ich einst einer Jagd auf den Muntjac zu, die von Battakern betrieben wurde. Dieselben waren mit Feuersteinschloßbüchsen sowie Lanzen ausgerüstet. Ein Teil der Jäger hatte auf Bäumen seinen Stand in der Nähe eines kleinen Waldsaums, der sich an die mit hohem Gras (Saccharum Königii) bewachsene Ebene anschloß, während der andere Teil der Jäger etwa 200 m davon in dem Gras standen, mittels ihrer Hunde den Hirsch aufjagten und ins Schußfeld der auf den Bäumen lauernden Jäger trieben, wo er von ihnen auch richtig erlegt wurde. Belegexemplar (nur Skelet und Geweihe gesammelt). Ersteres befindet sich in meiner Privatsammlung, und letztere sind jetzt im Besitz von Herrn Dr. R. Wolffhügel in Buenos- Aires. Subfam. 4. Cervinae. Cervus L. Mnsa H. Smith. 102. Jtiisa equinus Cuvier. Lokalname: Rusa. (5 $ adult., med. Erhalten in Deli, Ober- und'Unter-Langkat, B a t u B a h r a , Indragiri in den gleichen Landschaften wie obiger Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 135 Der stattliche A\'asserliirscli ist daselbst überall häufig-. Ich habe ihn einige Male früh ^l„6 morgens und am Abend bei einbrechender Dunkelheit im Lalang- und am Waldsaum äsend angetroffen, im A\'ahle noch öfters seinen Schrei g-ehört sowie ihn aus seinem Bett unverhofft aufgejagt und seine Wechsel verfolgt. Das Geweih zeigt immer bloß 6 Enden, und die von mir gemessenen Stangen schwanken zwischen 36 — 55 cm in der Länge, der Umfang der Stangenmitte zwischen 10 und 12 cm, der des Rosenkranzes von 17 — 23 cm. Die Malayen fangen den Hirsch meistens mit großen aus Eottang hergestellten Netzen. Zu diesem Zweck umspannen sie ein großes Areal damit und treiben den Hirsch hinein, worauf sie ihn gewöhnlich mit der Lanze zur Strecke bringen. An solcher Hirschjagd beteiligen sich immer mehrere Familien. Das Wildpret wird zu gleichen Teilen unter ihnen verteilt. Derjenige aber, welcher den Hirsch zur Strecke gebracht hat, nimmt den Schädel davon mit nach Hause, und nach einigen Tagen, wenn derselbe am Feuer etwas getrocknet und vom Rauch angeschwärzt ist. finden sich die übrigen Teilnehmer der Jagd zusammen und bringen den Göttern der Jagd, die ihnen nach ihrem Glauben zur Beute ver- holfeu haben, Opfer dar. Dies ist wenigstens im Innern von In- dragiri, wo ich mehrere solcher Hirschjagden mitgemacht habe, der Fall gewesen. Die Schädelverehrung und der damit verbundene Aberglaube dort am Sungei Krass, Campong Dan und Campong Api Api machten es mir unmöglich, auch nur eineu Hirschschädel von ihnen zu bekommen, denn die Besitzer meinten, sie würden nie wieder einen Hirsch fangen, wenn sie mir dieselben überließen. Alles Wildpret (das nur zum kleinsten Teil frisch am Feuer geröstet oder mit Reis gekocht gegessen wird) schneiden die Eingebornen in dünne schmale Scheiben, salzen es leicht, trocknen es dann an der Sonne und essen es später als sog. Den g-D eng, welches oft leder- artig zäh ist und wenig Geschmack besitzt. Ich lasse nun den Spruch, den hirschgerechte Malayen aussprechen, folgen. Zuerst gebe ich den Spruch im Originaltext wieder. Der Spruch stammt von den Malayen des Innern Indragiri-Gebiets und ist in deren Sprache angeführt, aber, wie üblich, mit arabischen Buchstaben geschrieben (s. S. 136). Auf Malayisch lautet der Spruch folgendermaßen, wobei ich nur bemerken will, daß ich hier ausnahmsweise die holländische Schreibweise, wonach oe u bedeutet, beibehalten habe. 136 J- e- V» Gustav Schneider, S\\ _3 ^ .J K}K^J VAX ^ r ^ K O Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 137 Himbawan menang-kap roesa. djaring- soedah dipasaug Pawang-nja berdiri di Koeala djaring. Hoe Si malanaiig- si molag-an. toean Patih jang ampoenja roesa halankan roesa kl djaring loeroes tepat. Kai au roesa menjoesoep boeroe teugkoe Kalaii nielompat patah kaki keampatnja, Kalau mj'alih kekeri boeta mata kanan, kalau ingalili kekauan boeta mata keri, Kalau ta moengkir teranak den, baroe angkau membija toeroen keloerah tempat angkau minoem keboekit tenipat angkau makan, Kalau moengkir teranak den, di makan soempah ne bari di hantam bandong dengan Kojang mati, terpidja batang keloep. Kalau ta moengkir teranak den. angkau Kembang bijas, kembang berlaksas, kembang tajap di padang, kembang tajap di beloekar, kembang tajap di rimba, teranak den. Wenn das Netz für den Hirsch gespannt ist und sich der sog. Passang (Anführer der Jagd) an den Eingang des Netzes gestellt hat, so spricht er: „0 Si Malangan^) 0 Si Malogan-j, treibe deinen Hirsch in mein Netz, gleitet er darunter durch, so soll seine Schulter zerschmettern, wenn er darüber hinweg springt, sollen seine vier Beine brechen, weicht er nach links ab, so soll sein rechtes Auge blind werden, und biegt er rechts aus, so schlage sein linkes Auge mit Blindheit. Wenn er sich nicht flüchtet, wird er mein Eigentum (mein Kind) und möge sich alsdann vermehren, zur Schlucht gehen, um zu trinken und auf die Hügel, um zu äsen. Wenn er sich wehrt, so sollen ihn die Götter verfluchen oder mit Krankheit schlagen oder durch einen Baum zerschmettern. Wenn er sich nicht wehrt, soll er sich fortpflanzen bis ins Zehntausendfache, so daß die Ebene, der Busch und die Urwälder überfüllt werden." Ohne solchen Beschwöruiigsspruch ist bei den ^lalayen keine Hirschjagd denkbar, und sie achten sehr darauf, daß nur ein gut erfahrener und angesehener Mann ihn hersagt. Fällt aber trotzdem das Ergebnis ungünstig aus, so sind sie leicht geneigt, anzunehmen, daß irgendwie ein Fehler bei der Beschwörung gemacht worden sei, Inbezug auf Aberglauben ist es übrigens bekanntermaßen ja bei unsei-n Waidmännern auch nicht viel anders. 1) Gott der Jagd. 2) Beherrscher der Wälder. 138 Gustav Schnkidek, Die Malayen wenden ähnliche Beschwörungssprüche auch beim Fang anderer Tiere an. Ich gedenke in einer besondern Arbeit eine interessante Krokodil-Beschwörung zu bringen. Belegexemplare (Geweihe) in meiner Privatsammlung. Farn. XII. Bovidae. Subfam. 8. Mupicaprinae. JVeniorrJiaedKS H. Smith. 103. JVemoj'rhaeflHs snmatrensLs Shaw. Lokalname: Beder bei den Battakern (Karo und Rajas), bei den Malayen heißt dieselbe Kambing-utan = Waldziege. S adult. und juv. Battak er- Berge (Si Melir. 1713 m, bei Duriankenajan), ferner im Simbolon-Gebirge, 1400 m, bei Balu Radja, Talun Madear und am Vulkan Si Bäjak, 2172 m.^) Die Waldziegenantilope war bisher von Sumatras Ostseite nicht nachgewiesen. Hagen schrieb in seiner bereits erwähnten Arbeit: „Ich bedaure lebhaft, daß ich über das Kambing-utan, dessen Name beinahe jedem Malaien vom Hörensagen geläufig ist, keine Klarheit gewinnen konnte. Vielleicht ist ein Anderer glücklicher als ich." Eine meiner Eeisen in die Battak -Lande habe ich speziell unternommen, um den Fundort dieses seltnen Tiers fest- stellen und etwas über deren Lebensweise zu erfahren. Kein E i n g e b o r n e r jener Gebiete kannte aber den m|alayi sehen Namen Kambing-utan dafür, und es kostete mich viele Mühe, ihnen begreiflich zu machen, was ich für ein Tier darunter verstehe. Endlich erfuhr ich in Berkantjaug, daß hinter dem Berge Simelir das Tier, dessen Hörner ich ihnen durch einen großen Zufall zeigen konnte, vorkomme und im ganzen Gebiet unter dem Namen Beder bekannt sei, sie fügten aber bei, die Leute jener Gebiete seien noch niclit unter der Kompagnie (worunter sie die holländische Eegierung verstanden), also noch unabhängig, und es sei unmöglich füi- einen Europäer dorthin zu kommen, denn es seien dort auch viele Atschinesen und Alasleute, die sicher jeden 1) Durch Herrn H. VüüEL aus Langkat erhielt ich ein Gehörn des Beder die in Ober-Deli an diesem Vulkan erlegt worden war. Wir dürfen daraus schließen, daß das Tier in dem ganzen Gebirgszug vorkommt. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 139 Europäer töten würden. Aber obwohl mir der Radja von Berkantjang- rundweg jede Hilfe für meinen Plan, trotzdem dorthin zu gehen, ab- schlug und all seinen Leuten strengstens untersagte, mir als Führer zu dienen, so ging- ich im Vertrauen auf mein bisheriges gutes ßeiseglück ohne Führer und mit der Hälfte meiner Träger (4) doch hin, und es gelang mir schließlich, meinen Zweck zu erreichen, wie man aus Folgendem ersehen wird. Die Beder findet man im Karo- battaker-Gebiet in der Nähe des Battakdorfes Duriankenajan auf der Nordwestseite des Simelir- Bergs. An den schroffen, dicht bewachsenen Abhängen dieses Bergs hält sie sich in kleinen Trupps von 3 — 6 Stück auf; sie weidet daselbst namentlich die Blätter verschiedener Sträucher ab. Als ich eines Morgens kurz vor 6 Uhr ihre Schlafplätze, sog. Tampat-tidor. mit vieler Mühe und mit Hilfe dreier Eingebornen am obigen Dorf erklettert hatte, kamen mir 3 Exemplare flüchtig zu Gesicht; einen Schuß anzubringen, war unmöglich, da man sich mit beiden Händen fest am Gestrüpp, das sich vor den Höhlen befand, halten mußte, um nicht abzustürzen, denn der weiche feuchte, fortwährend abbröckelnde tuffartige Boden gab unter dem Körpergewicht nach. Die Schlafplätze befinden sich in etwa 600—800 m Höhe unter stark überhängenden Felsen, die. wie schon erwähnt, äußerst schwierig zugänglich sind. Die Höhlen sind so geräumig, daß man in gebückter Stellung darin umhergehen kann; der Boden darin ist ganz kahl und die Abdrücke der zier- lichen Füße gut und deutlich im Boden ausgeprägt zu sehen. Nach den Aussagen der Eingebornen und meinen eignen wenigen Be- obachtungen ist die Beder ein außerordentlich scheues, furchtsames Tier, das beim leisesten Geräusch in mächtigen Sätzen flüchtet. Trotz ihrer etwas plumpen Gestalt ist die Beder behend und klettert geschickt an den schroffsten Felswänden, doch findet mau sie nie an kahlen Stellen, sondern nur, wo die Felsen dicht bewachsen sind. Die Battaker fangen die Beder fast ausnahmslos in Schlingen oder Fallgruben, die aber sorgfältig angelegt sein müssen, da das Tier sehr schlau sein soll. Der Battaker im Simbülon- Gebirge, der für mich Schlingen legte und dem ich Hihner des Tiers an Ort und Stelle abgetauscht habe, i^rzählte mir. daß er die Beder öfters auch mit zugeschärften Bambussplittern erbeute, die er in der Nähe der Ruheplätze der 'IMere in großer Zahl in einem gewissen Umkreis in den Boden stecke, wobei er den Sprung der Tiere ungefähr berechne: „So spießen sie sich selbst auf und werden meine Beute", sagte er mir. Da die Beder aber 140 Gustav Schneidek, Überall nur spärlich vorzukommen scheint, so dauert es oft 3 — 4 Monate, bis sie ein Stück erbeuten ; das Wildpret soll sehr schmackhaft sein, und deshalb wird sie eifrig verfolgt. Die Gehörne sind von den Eingebornen gesucht, da sie mit Vor- liebe als Zaubermittelbehälter verarbeitet werden. In Duriankenajan ist es mir nach vieler Mühe gelungen, auch ein solches, mit geschnitztem Deckel versehenes Hörn einzutauschen; es befindet sich jetzt mit meiner ganzen Battak er- Sammlung im Ethnographischen Museum von Neu- chätel, das ja durch seine Reichhaltigkeit und seinen so eifrigen Konservator, Herrn Prof. KNArp, rühmlichst bekannt geworden ist. Da ich der Lebensmittel wegen in der Simbolon-Gebirgsgegend nicht so lange warten konnte, bis vielleicht eine Beder gefangen wurde, so mußte ich, trotzdem ich eine Belohnung von 30 Dollar demjenigen versprochen, der mir eine bringe, w'eggehen. ohne ein ganzes Tier zu erhalten. Ich veranlaßte aber, als ich wieder an der Küste war, meinen Freund, Herrn Dr. med. Oskar Henggeler, damals in Tebing tinggi, einen meiner battakschen Begleiter, der die Verhältnisse kannte und den ich dem speziellen Schutz des Radja Raja unterstellt hatte, nach genauer Instruktion über Kon- servierung in das Simbolon-Gebirge zu senden, um mir eine Wald- ziegenantilope zu verschaffen. Mein Freund, der nun in K. Zug, seiner Heimat, ist, tat auch alles, um die Sache erfolgreich zu machen, und er erhielt schließlich ein Rohskelet von einem alten männlichen Tier, dem aber leider ein Femur fehlt, sowie ein junges, das aber total unbrauchbar war, da sie die Knochen, um das Mark zu essen, vollständig gespalten hatten. Keine Belohnung vermag die Battaker zu hindern, daß sie ihren Gelüsten folgen und alles verzehren, was ihnen einigermaßen noch eßbar erscheint. So verlor ich alle Schädel der Ziegen, die mir von Battakhäuptlingen als Gastgeschenk überreicht worden waren und deren Schädel ich meinen Leuten (Trägern) frisch zum Transport übergeben hatte, wie auch Hirschschädel; alles wurde von ihnen verzehrt, ja selbst die puren Knochen, die sie in gestoßenem Zustande zu sich nahmen, vermischt mit allerlei andern Dingen. Wenn ich ihnen dann Vorwürfe machte, baten sie mich um Verzeihung mit der Versicherung, es das nächste Mal gewiß nicht wieder zu tun, aber wenn sie Fleisch bekommen hatten, so vergaßen sie im nächsten Moment ihre Versprechungen und aßen oft die für mich so wertvollen Schädel noch dazu. Nach den Mitteilungen von Mr. Cael Bock, in: Proc. zool. Soc. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 141 London 1879, p. 308, ist Naemorrhaedus sumaircnsis auf der West- küste in den Pa dänischen Oberländern und namentlich im Distrikt Lolo zu finden, aber ebenfalls spärlich. Er gibt die Be- schreibung eines jungen Tiers, das er dort eingefangen hat. Bis jetzt nur aus Sumatra bekannt. Nah verwandte Arten finden sich noch in den Berggegenden von Malakka, Ten asser im. Dar- jiling, Moulmein. Slam. Chittagong, Birma, Assam. Tibet, China und Formosa, und es wäre nicht überraschend, wenn man sie auch in Borneo finden würde; ich glaube sogar, daß man sie dort noch entdecken wird. Ich lasse hier noch die Maße des Schädels der Beder aus dem Simbolong-Gebirge folgen. S adiilt. Größte Länge 30 cm Basallänge 24 Länge der Hörner 15 Die normale Größe der schwarzen, unten etwas geringelten Hörner scheint 15 cm zu sein; fast alle, die ich erhalten, zeigten dieses Maß ; auch sah ich bei den Eingebornen keine größern Gehörne dieses Tiers. Das Belegexemplar Skelet (nebst Haut ohne Kopf) befindet sich in meiner Privatsammlung. Subfam. 10. Bovinae. 104. Biiffelus kerahati f'eriis{?) Nehking. Lokalname: Karbau. Vollständig verwilderte Büff'eP) habe ich nur in Tand jung Laut auf dem rechten Ufer des Tandjung- Flusses angetroffen. Die Gegend, woiin sich die Keiabau-Büfiel aufhalten, ist stellenweise ungeheuer sumpfig, und Urwald wechselt mit jungem Busch und teilweise Lalang beständig ab. An gewissen Stellen des Tandjung- Flusses sieht man unzählige Fährten derselben; oft erscheint der Boden völlig zerstampft davon. Ich habe Gelegenheit gehabt, Trupps 1) Der Fürst von Si Pari-Pari hat mir versichert, daC die wilden Büffr-1 im Tandjung Laut Gebiet ursprünglich von zahmen Tieren ab- stammen , die Seinem Vater gehört hätten und in den Wald entkommen seien. 142 GrusTAV Schneider, von 6 und 8 Stück zu sehen, aber nach den Spuren zu schließen, muß es solche noch in größerer Zahl geben. In Unter-Langkat gegen den Lepang-Fluß zu bemerkte ich einmal ebenfalls Fährten dieser gewaltigen Büifel, sah sie selbst dort aber nicht. Die Eingebornen in Tandjung Laut hatten große Furcht vor den Tieren, und sie marschierten nicht gern mit mir durch die Gebiete derselben, da die ßütfel leicht den Menschen an- nehmen. Subordn. III. Nomarthra. Farn. YII. 2Ianidae. 3Ia^ils L. Fholidotus BßissoN. 105. JMLanis Jwvanica Desmaeest. Lokalname: Dingiling oder Penguling = Roller; beiden Battakern heißt dasselbe Eskir. c?$ adult. , med. und juv.; erbeutet in Ober-Langkat, Sukaranda, Sukaradja, Unter -La ngkat, Tandjung Bringin, Deli, Padang Bedagei, ßäja-Berge, Tonga, Batu Bahra, Tandjung Laut und T. Kassau. Mein erstes Schuppentier ^) entdeckte ich einmal zufällig beim Auf- sitzen auf einem Baumstumpf im Urwald in einer unter dem Stumpf befindlichen Höhle. Es gelang mir, trotzdem es sich beim Anfassen fest im Boden eingekrallt hatte, dasselbe aus seinem Versteck hervor zu ziehen, und ich war nicht wenig überrascht, als ich dabei noch ein zweites Schuppentier bemerkte, das mir ebenfalls zur Beute wurde. Da ich allein war, hatte ich Mühe, sie in meine Hütte zu transportieren (trotzdem sie sich kugelförmig zusammengerollt hatten); glücklicherweise konnte ich mein Gewehr umhängen, so daß ich beide Arme frei bekam und mit den lebenden Kugeln unter den Armen meinen Heimweg antrat. In der Hütte habe ich sie dann mittels eines Bausches Watte, den ich mit Chloroform tränkte, in einer kleinen Kiste bequem und, ohne sie zu beschädigen, getötet. 1) v. Martens, E. (Die preussische Expedition nach Ost- Asien, Zool. Teil) erwähnt p. 56, daß nach Valentyn die schuppige Haut früher auch zu Panzern gedient habe. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 143 Ein andermal schoß ich. nachts 1 Uhr, durch ein großes Geräusch veranlaßt, auf einen dunkeln Gegenstand, der sich in der Krone einer Zuckerpalme bemerkbar machte. Da ich zuerst vermutete, es sei ein Bär, so benutzte ich die Kugelbüchse dazu, aber statt des erwarteten Bären fiel ein großes Schuppentier auf den Boden herunter, dem die Kugel mitten durch den Leib gedrungen und durch den Rücken herausgetreten war. wobei so viel Schuppen mit- gerissen worden waren, daß ich nur das Skelet davon verwenden konnte. Als ich mich von meiner Überraschung erholt hatte, er- klärten mir die auf den Schuß aus ihren Häusern kommenden Battaker, daß das Eskir regelmäßig die Zuckerpalmen erklettere, wenn diese zum Zweck der Palmweingewinnung an- geschnitten worden seien, weil durch den süßen heraustropfenden Palmsaft immer eine große Menge Insecten angelockt werden, ins- besondere Ameisen, welche dem Schuppentier zur Nahrung dienen. Die Battaker essen das Fleisch, das fast dem vom Kalb gleicht, sehr gern, trotzdem es einen, allerdings nur leichten, Geschmack von Ameisensäure an sich hat. Belegexemplare befinden sich in den Museen von Mülhausen, Lahr, A t h e n (und in dem Museo Nacional B u e n o s - A i r e s ein Skelet) etc. Übe r sie litsta belle aller bis jetzt von Sumatra bekannten Säugetiere. 1. Si)nkt .siimatranus dellensis Selenka (große und kleine Easse) 2. Sipnphalangus fnpidadijlus Desmarest 3. Hylobates enfeUoidcs Is. Geoffroy 4. „ agilis E. Geoffr. et F. Cuvier 5. SeninopHJiecKs me.laloplin-'^ F. Cuvier H. ,, fonoralis HoRSFiELi) 7. „ snniatnniiis MÜLL, et ScHLEG. 8. „ albocinereus Desmarest 9. „ siamensis Müll, et Schleg. 10. „ ihomasi CoLLETT 11. ,, cristaliis Raifles 12. ()i)ioiiioliß(s fascioilaris Raffles 1.3. Xciiirsfrinxs nrmestrinns L. 14. Xijcfirf'hit.s turd'np-adKs L. rar. I/illrri StoNE et Rehx 15. „ ,, L. rar. malaianus Anderson 16. Tarsiiis iarsius Erxleben 17. PteropHs Celano Hermann 18. <'ipioj)fryns /i/liarlteiliis Thmminck 19. Mr(j(irrops ccaudalits Temminck ]^44 Gustav Schneider, 20. Carpomjderis lagochilus Matschie (Geoffr.) 21. Eomicteris spelaea Dobson 22. Fhhtolophus luctus Temminck 23. „ trifoliahis Temminck 24. „ afpnis Horsfield 25. „ peiersi Dobson 26. „ miiwr Horsfield 27. Hipposiderus diadema Gr. Geoffr. 28. „ schnridcri 0. Thomas 29. „ bicolor Temminck 30. Megaderma spasma L. 31. Vespertilio pachypus Temminck 32. Pipistrellus imhricatus Horsfield 33. „ brachyptems Temminck 34. „ tenuis Temminck 35. „ abramns Temminck 36. „ annectens Dobson 37. Glischropns tylopus Dobson 38. Scotophihis temmincki Horsfield 39. Mnrina suilla Temminck 40. Harpiocephalus harpya Temminck 41. Myotis hasselti Temminck 42. „ mnricola Hodgson 43. Kerivoula pieta Pallas 44. „ jielhidda Waterhouse 45. Emhcdlonura semicaiidatn Peale 46. „ monticola Temminck 47. laphozous longimanvs Hardwick 48. TapJ/onycteris saccolaemns Temminck 49. „ affinis Dobson 50. Rhinopoma sumatrae Thomas 51. Cheiromeles torqvatus Horsfield 52. Nydinomus plicahis Buchanan et Hamilton 53. „ mops F. CüViER 54. Galeopithecus volans L. 55. Ptilocercus lowii Gray 56. Tiipaia ferrvginea Raffles 57. „ „ demissa Thomas 58. „ spkndid^da Gray 59. „ castanea Miller 60. „ javanica Horsfield 61. „ malaccana Anderson 62. „ fana Raffles 63. „ tana var. sprciom Wagner 64. „ „ „ chrys/ira':' GÜNTHER 65. Gymmira gymnnra Raffles 66. „ alba Giebel 67. „ suilla MÜLL, et Schleg. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 145 68. Paclujura siimairann Peters 69. Crocidura paradoxiira DOBSON 70. „ heccarii DoBSON 71. „ neglecta Jentink 72. Crocidura hnmnea Jentink 73. „ irehcri Jentink 74. Helarctos malaijauKs Raffles 75. uirctoiiyx hoerenii Hubrecht 76. Mydaus javanensis Desmarest 77. Mustela henricü Westermann 78. Arctogale nndipes Desmarest 79. Lutra harang F. Cuvier 80. „ suniatrana Gray 81. „ cinerea Illig. = leptonyx Horsfield 82. Cards sumalranus? Studer 83. , dingo Blijmenb. var. sumatrensisf HARDWiCK(;;ana/i8TUDER) 84. Ction javanicus Desmarest 85. Viverra mcgospila Blyth 86. „ iangahiiiga Gray 87. Linsanga gracilis Desmarest 88. Hemigale hardwickei Gray 89. Arctogcdidia leiicotis Hoksfield 90. Paradoxiirus hernmplirodyta Schreber 91. „ lencomysfax Gray 92. Arctictis hintiirong Raffles 93. Cynogale bennetti Geay 94. Herpestes javanicus E. Geoffkoy 95. „ brachyiirus Gray 96. „ semitorquatus Gray 97. Felis iigris var. sondaica Fitz. 98. „ variegata var. melas Peron 99. „ marmorata Martin 100. „ nebidosa Griffith 101. „ sumatrana Horsfield 102. „ planiceps ViGORs et Horsfield 103. „ tcmmincki ViGORS et HoRSFiELD 104. „ hadia? Gray 105. Pteromys nitidus Desmarest 106. Sciuropterus pulveru/cutiis Günther 107. „ harsfieldii Waterh. 108. „ sciosus Temminck et Schleg. 109. „ platyurus Jentink 110. „ gcniharhis? HoRSFiELD 111. lihinosciurus laiiaudalus Müll, et Schleg. 112. „ iiisignis F. Cü VIER 113. Ratuja bicolor Sparmann 114. „ „ 1-ar. albiceps Desmaeest 115. „ hjDiolrnciis HoRSFlELD ZooL Jaliib. XXIIl. Abt. f. Syst. 10 146 Gustav Schneider, 116. Batufa afßtvis Raffles 117. „ auriventer Is. Geoffeoy 118. „ palliata Miller 119. Sciurus piceus? Peters 120. „ hippurus Is. Geoffeoy 121. „ rafjlesi ViGORS et Hoesfield 122. „ uielaxops Miller 123. „ harrisoni Stone et Eehn 124. „ plufo Gray 125. „ erebus Miller 126. „ albesceus Bonhote 127. „ vütatus Raffles 128. „ tenuis Hürsfield 129. Nannosciurus exilis Müll, et Schleg. 130. „ melanotus MÜLL, et ScHLEG 131. Mus fremens Miller 132. „ lingensis Millee 133. „ mülleri Jentink 134. „ frimus Miller 135. „ alejandrinus? Is. Geoffroy 136. „ nfijJectus Jentink 137. „ ephippium Jentink 138. Leggada buduga Gray 139. Nesokia setifer Horsfield 140. Chiropodomys gliroides Blyth 141. Rhizomys sumatrensis Haffles 142. ? Hystrix longicavda Marsden 143. „ mülleri Temminck 144. ? Äther ura fnacrura L. 145. Trichys fasciculata Shaw 146. „ tiiacroüs Miller 147. Lepus nigricollis F. Cuvjer 148. Nesolagus netscheri Jentink 149. Elephas sumatranus Temminck 150. Dicerorhinu.s sumatrensis F. CuviER 151. Tapinis indieus Cuvier 152. Sus vütatus Müll, et Schleg. 153. „ barbatus Müller 154. Tragulus napn F. Cüvier 155. „ kancldl Haffles 156. Cervultis muntjac Zimmermann 157. Cervus equinus Cüvier 158. NemorrJiaedus sumatrensis Shaw 159. Buffehis kcrabau Nehring 160. ?Ilalieore dvgvnq Erxleben 161. Jlaiiis javanica Desmarest Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 147 Bei der Aufstellung des Verzeichnisses habe ich speziell den TiioüEssAKT'scheu Katalog benutzt; ferner habe ich aus den Miller- schen Arbeiten einen Auszug von denjenigen neuern Arten gemacht, die von der Insel Sumatra selbst stammen, während ich die andern, auch noch so nahe bei Sumatra liegenden Inseln nicht berücksichtigt habe. Was die Literatur betrifft, so habe ich die für meine Zwecke hauptsächlich in Betracht kommenden Arbeiten jeweilen unten angegeben. Außerdem habe ich die auf Sumatra-Säuger Bezug habenden Artikel in den Notes from the Leiden Museum sowie die Proc. zool. Soc. London durchgesehen. Da im TßouEssAET'schen Katalog genaue Literaturangaben für jede Art angeführt sind, so konnte ich davon absehen, solche in meiner Arbeit zu wiederholen (ich habe es nur dann getan, wenn ein besonderer Grund liierfür vorlagj. Die domestizierten Säugetiere Sumatras. Ich füge meinen Beobachtungen über die wildlebenden Säuge- tiere der Insel einige Mitteilungen über die Haussäugetiere an, bemerke jedoch, daß mir hierfür nicht ein gleich ausgedehntes Material zur Verfügung steht. 1. Der Hiiushund heißt auf malayisch Andjing, battaksch Bijang. Bei den mohamedanischen Malayen trifft man im allgemeinen keine Hunde an, denn als gute Korangläubige verabscheuen sie solche. Dagegen finden wir in den Bergen und auf dem Hoch- plateau bei den Battak-Stämmen eine interessante Hunde- Art an, die bei demselben die Kolle als Haushund und oft auch als Jagd- hund spielt. ^\'ie die eingehenden Forschungen von Herrn Prof. Dr. Th. Studer^) gezeigt, haben wir es bei dem Battaker-Hund -) mit einer hiJchst eigentümlichen Species zu tun, indem dieser Hund den Urrassen aus den Pfahlbauten, dem Canis familiaris paUistris Rütimeyer, außerordentlich nahe steht. Siehe auch 1) Die prähistorischen Hunde in ihrer Beziehung zu den gegenwärtig lebenden Rassen, in: Abb. Schweiz, paläont. Ges., Vol. 28, 1901. 2) Der lateinische Name Canis swnalntinis Stud., den Trouessart dafür anführt, wurde von Studek nur als Stichwort gebraucht. lü* 148 Gustav Schneider, Th. Studer, Der Hund der Battaks auf Sumatra, in : Schweiz. Hunde- stammbuch, Vol. 3, St. Gallen, 1890. Der Battaker-Hund hat ein spitzartiges Aussehen. Er hat kurzes Haar und rechts geringelte Rute und stimmt in der Größe auch mit einem Spitz überein. Am häufigsten sah ich fahlgelbe Exemplare, in den Kaja-Bergen (Tonga) sah ich aber fast nur schwarz oder ganz weiß gefärbte Battaker- Hunde von ungewöhnlicher Schönheit; leider wollte mir der dortige Radja kein Stück davon verkaufen, da er behauptete, es seien ausgezeichnet gute Jagdhunde, die er um keinen Preis weggeben würde. Von Europäern lassen sich die Battaker-Hunde nicht anfassen, wenigstens schlugen alle meine Versuche fehl; sie zogen sich bei meinem Einzug in die Battak- campongs regelmäßig in respektvolle Entfernung vor mir zurück und bezeigten große Furcht. Nach dem, was ich von ihren Besitzern gehört, sind es aber gute Wächter, und ich habe auch einmal ein Haus gesehen, das nur von Hunden bewacht war. Der Battak-Hund ist sehr behend; mit 3 — 4 Sätzen erklimmt er das leiterartige Ge- stell, das zu den Pfahlbauten der Eingebornen hinauf führt, und in der Wohnung liegt er gewöhnlich in der Nähe der Feuerstelle. Oft habe ich mich gewundert, wie still sich die Hunde in dem Haus verhalten, ich bin nie durch dieselben gestört worden. Ihre Stimme ist mehr ein Heulen als Bellen. Die Eingebornen füttern ihre Hunde fast gar nicht oder wenigstens schlecht, sie müssen ihr Fressen selbst suchen. In allen Räja-Dörfern, wo ich verweilte, wurden die Hunde speziell zum Reinigen der Säuglinge benutzt, wobei sie ihre Zunge mit einer Geschicklichkeit handhaben, die jede weitere Waschung der Kleinen unnötig machen. Diese höchst eigenartige Sitte ist schon von den Battakern bekannt, doch habe ich es selbst nur bei den Räjas und nie bei den Karos beobachtet; es ist dies aber wohl nur ein Zufall. Hundefleisch gilt bei den Battakern als Leckerbissen ; bei dem Räja-Stamm werden solche sogar gemästet. In der Nähe von Flüssen, welche Krokodile beherbergen, zeigen die Hunde große Furcht, ins AVasser zu gehen. Wirft man sie in den Fluß, so suchen sie so rasch wie immer nur möglich aus Ufer zu gelangen. Nie habe ich einen der Hunde dazu bringen können, freiwillig in den Fluß zu gehen. Seinerzeit besaß ich in der Land- schaft Tandjung Laut (bei Indrapura Estate) einen schönen, ganz schwarzen Battakhund, der Itam wegen seiner Farbe hieß. Eines Morgens, ich war gerade mit Abbalgen beschäftigt, kam um 9 Uhr herum ein Pflanzer in meine Hütte und erzählte mir, er sei soeben Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 149 Augenzeuge davon gewesen, wie ein Krokodil meinen diciit am Ufer- rand stehenden Hund durch einen Schwanzschlag bis fast in die Mitte des Tandjung-Flusses geschleudert habe, dann sei das Krokodil blitzschnell darauf zugeschwommen, habe ihn mit der Schnauze er- faßt und unter Wasser gezogen und sei seinen Augen entschwunden. Da ich zuerst Zweifel an der Sache äußerte, führte er mich an Ort und Stelle und zeigte mir die Spuren des Krokodils im Ufersand, wo das Wasser ganz seicht war und erklärte mir alles so genau, unterstützt von den Spuren, daß ich es glauben mußte. An der Tatsache selbst zweifelte ich ja keinen Moment, da der Hund weg war und ich die Krokodile schon oft genug dicht bei meiner Hütte im Fluß beobachtet hatte, nur daß das Krokodil den Hund mit dem Schwanz ins Wasser gepeitscht habe, kam mir zuerst etwas merk- würdig vor, und ich war der Meinung, er habe sich hierin getäuscht, denn das Ganze ging sehr schnell vor sich, wie er mir wiederholt erklärt hatte. Doch waren seine Angaben so exakt, daß ich dann überzeugt wurde, sie seien richtig. Belegexemplar (Balg mit Schädel) im Museum zu Bern (aus dem Battaker-Campong Petri, Ober-Langkat, stammend. Bei den vermutlichen Ureinwohnern Sumatras, den Drang Mamma, traf ich eine Hunde- Art an, die der Pari ah -Rasse nahe zu stehen scheint. Herr Prof. Th. Studek in Bern schrieb mir Folgendes darüber: „Die Hunde der Drang Mamma erscheinen auf- fallend klein, doch ist der ganzeHabitus sehr pa r iah- artig, schlanker Körper, glatte Behaarung, der trockene windhundartigeKopf, dendiegelungene Photographie auf No. 53 zeigt. Sehr charakteristisch scheint es mir b e i N 0. 53, daß d e r K o p f i n d e r S t i r n g e g e n d a m h ö ch s t e n scheint und von da das Profil gerade zu der spitzen Schnauze abfällt; das ist ganz Pariah Charakter." Da mir meine mohamedanischen Begleiter Schwierigkeiten wegen des Transports eines Balgs der Hunde machten, war ich ge- zwungen, denselben zurück zu lassen, und mußte ich mich deshalb mit photographischen Aufnahmen und den Maßen, die ich an lebenden Exemplaren nahm, begnügen. Bei der Jagd leisten, wie ich ge- sehen habe, einzelne der Mamma-Hunde gute Dienste; diese fangen mit Geschick die Zwergmoschustiere für die Eingebornen, doch können nicht alle Hunde dazu abgerichtet werden, sondern es sind immer nur wenige, die sich dazu eignen. 150 Gustav Schneidkh, Hunde der Orang Mamma aus Sung-ei Sala, inneres I n d r a g i r i. Maße zu ? adult. Habitus: schakalartig (parialiartig), isabellfarbig* mit fahlbraunen Läufen, Iris braun. Totallänge (Schnauze bis Schwanzspitze) 93 cm Kopflänge 18 Ohrlänge 8 Schwanzlänge 20 Schulterhöhe 40 Brustumfang 40 Bauchumfang 34 Kurzhaarig, nur am Schwanz erreichen die Haare eine Länge A^on 4\'o cm. Hund aus Sungei Räja. ? adult. Habitus: wie obiger. Totallänge 84 cm Kopflänge 16 Kopfumfang (dicht vor den Ohren) 31 Kopfiimfang (über Schnauzenmitte) 18^2 Ohrlänge 5 Halslänge 10 Schwanzlänge 20 Brustumfang 46 Bauchumfang 39 Die Hunde, die sich die Europäer in Sumatra halten, sind mit wenig Ausnahmen Pariahs^) (Gladdacker in Holländisch Indien ge- 1) In meiner Liste der sumatranischen Säuger habe ich nach TroüESSAKT auch ('miis: diinjo Blumenb. rar. siiniatrcn.sis Hardw. pariah Studer angeführt. Herr Prof. Tit. Studer in Bern, der ja als Autorität rühmlichst bekannt ist, hat die Güte gehabt, mir auf meinen Wunsch hin das folgende betreffs dieser Bezeichnungen mitzuteilen : „Trouessart nimmt an, daß die von mir beschriebenen und von Sibers mitgebrachten Pariahs aus Sumatra zu C. dingo var. sitmairensis Hardw. gehören, das ist aber nicht der Fall. Es sind ächte zahme Pariahs Adjak Kampong, ich Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 151 nannt). Europäer, welche sich schon edle Rassen von Europa nach der Insel für teures Geld kommen ließen, haben mir versichert, daß solche Hunde schnell degenerieren und aussterben; auch verlieren sie in dem feuchtwarmen Klima ihr feines Witterungfsvermögeu sehr rasch. 2. Die Hauskatze, malayisch Kutjing, zeichnet sich auf Sumatras Ostküste durch ihr k n o t e n a r t i g g- e w un - denes Schwanzende aus, so daß man glauben könnte, der Schwanz sei verstümmelt. Dies ist aber nicht der Fall ; wenn man das Schwanz- ende untersucht, findet man dasselbe vollkommen intakt, es ist ein- fach knotenartig verdickt und bajonettförmig gebogen. Die sumatra- nische Hauskatze hat ungefähr die Größe der europäischen (sie ist eher kleiner als größer). Die schwarze und graue Farbe scheint vorherrschend zu sein. Als Mäuse vertilgerin scheint sie keine be- deutende Eolle zu spielen. Ich habe mich nie überzeugen können, daß sie überhaupt auch Mäuse fängt. ^) Ich habe keine Exemplare gesammelt. 3. Das Pferd. Kuda malayisch, battaksch Kuda resp. Hu da. Das Pferd -). welches auf der battakschen Hochebene namentlich bei dem Timor-Stamm gezüchtet wird, ist eine Pony-Rasse. Es sind ungemein feurige Tiere, die wegen ihrer Ausdauer und anderer guten Eigenschaften von den Delipflanzern gern gekauft werden, und seit die Pflanzer im Lande sind, ist ein schwunghafter Handel damit entstanden. Auf meiner Reise nach dem Toba-See habe ich nur zweimal vereinzelte battaksche Reiter, die ohne jede Unterlage auf ihren Pferden saßen, angetroifen, und einmal sah ich Pferde durch das Gebirge zur Küste hinunter führen, die mir eher für Gemsen als für Pferde geeignet schienen. Im Räja- und Timor-Gebiet sah ich unter den Pferdeherden hauptsächlich braun gefärbte Tiere, aber auch schöne Füchse und Rappen waren nicht selten. Die Schönheit der Battak-Ponys kommt aber, wie ich selber kon- statieren konnte, erst bei der richtigen Pflege durch Europäer zum glaube daher, die Zustellung dieser SlBERS'schen Hunde zu Dingo ist falsch." 1) Siehe Keller, C, Naturgeschichte der Haussäugetiere, Berlin 1905, p. 110. 2) Siehe VON Brenner , J., Besuch bei den Kannibalen Sumatras, Würzburg 1894, p. 343. 152 Gustav Schneider, Vorscliein. Mit wenigen Ausnahmen sahen die 50 Pferde, die ich beim Haupt-Radja von Pomatang- Käja sah, sowie die großem Herden im Timor-Land bei Purba eher verwahrlost aus. Als ich den ßadja von Purba besuchte, bot er mir einen prächtigen sog. Bulan, Apfelschimmel, zum Kauf an, den er in einem eignen besondern Verschlag unter seinem Haus untergebracht hatte. Gleich am andern Morgen früh nach meiner Ankunft im Campong ließ mir der Radja dieses Pferd vorführen, mit der Bemerkung, es sei dies das schönste Stück seiner zalilreichen Herde, was ich auch zugeben mußte, denn es war wirklich ein wundervolles Pferd; doch schien mir der Radja ärgerlich zu sein, daß ich es nicht gleich kaufte. Dazu kamen noch andere Dinge, wodurch seine Laune eine schlechte wurde. Auf meine Empfehlung hin ließ aber mein Freund Dr. med. 0. Henggelek diesen Apfelschimmel nach der Küste herunter bringen, um ihn zu besichtigen, und kaufte ihn dem Radja dann um den Preis von 300 $ ab (billiger wollte er denselben absolut nicht geben). Der Preis für die Battak-Ponys war früher 80 — 100 $, und jetzt muß man 150—200 $ für ein solches zahlen. In dem bereits zitierten interessanten Werk von Kellek wird in dem Artikel über die Abstammung der Hauspferde, p. 208 — 209, unter anderm das Folgende gesagt: „Im Hinblick auf die erheblichen Unterschiede der einzelnen Schläge und Rassen, die sich nicht allein auf äußere Momente er- strecken, sondern auch im Skeletbau, insbesondere im Schädelbau, vorhanden sind, so ist es methodisch wohl am richtigsten, dieselben naturgemäß zu klassifizieren. Es liegen verschiedene Versuche vor, von denen wir zunächst den Vorschlag des französischen Zootechnikers Sanson hervorheben, eine kurzköpfige (brachyzephale) und eine langköpfige (dolichozephale) Rassengruppe zu unterscheiden. Für jede der beiden Gruppen nimmt er 4 Rassen an und rechnet zur brachyzephalen Gruppe Equus caballus asiaticus, E. c. africanus, E. c. hibernicus, E. c. hritannicus, während unter den dolichozephalen Pferden Equus cahallns germanicus, E. c. frisius, E. c. helgicus und E. c. sequanus aufgeführt werden. Der Münchner L. Frank hat 1875 nur 2 Rassen aufgestellt, nämlich eine orientalische Hauptrasse und eine okzidentale Haupt- rasse. Das orientalische Pferd ist leicht gebaut; insbesondere verbinden die Gliedmaßen eine große Zierlichkeit mit festem dichten Bau der Knochen; das Gesicht ist mager und wenig muskulös (trockenes Zoolog-ische Forschungsreisen in Sumatra. 153 Gesicht) und tritt gegenüber dem breiten Hirnscbädel zurück. Das Profil des Schädels ist mehr oder weniger konkav. Der edelste T3-pus des orientalischen Pferdes ist das arabische Pferd; im weiteren werden ihm zugerechnet die per- sischen und die ost-europäischen Pferde, sowie das Pferd der Pfahlbauer und die ost-asiatischen zwerg- artigen Inselpferde, Das abendländische (okzidentale) Pferd steht ganz im Gegensatz zum vorigen." Auf p. 210 wird noch erwähnt, daß die russischen Zoologen die nahe Verwandtschaft des orientalischen Hauspferdes mit den von Przewalski 1879 in Inner-Asien entdeckten Wildpferd (Equus prseivalshi] betonen. Speziell der Pony soll, scheint es, nach den Erhebungen von Th. Noack ein Abkömmling des Przewalski "sehen Pferdes sein, das, nach den prä- historischen Höhlenzeichnungen zu schließen, in der postglacialen Zeit auch in Europa gelebt habe. Dagegen nehme Noack für das un vermischte orientalische Pferd eine andere Stammquelle an. 4. Das Hausschwein, malayisch Babi, wird nur von den Battakern gezüchtet. Die Farbe ist dunkel schwarz, violettgrau. Alte Tiere haben starke Borsten und eine Mähne. Die Rasse ist aber kleiner als das Bindenschwein {Sus vütatus). Interessant ist der Umstand, daß nicht nur der sumatranische Haus- hund, sondern auch das Hausschwein der Battaker mit den Urrassen der Pfahlbauten verwandt zu sein scheint. Bei allen Battak-Stämmen, den D u s u n , R ä j a - , T i m 0 r - , Karo- und Toba-Battakern sah ich massenhaft Schweine in den Dörfern frei herumlaufen, mit Vorliebe hielten sie sich aber in dem Morast unter den Pfahlwohnungen auf. Die Battak-Frauen fütterten die Schweine gewöhnlich morgens früh, und sie sind stolz, recht viele zu besitzen. Im speziellen Teil der KELLKR'schen Arbeit lesen wir über die Abstammungsverhältnisse p. 235: „Das Torfschwein {Sus palustris) gehört seinem Bau nach offenbar in den Kreis der asiatischen Rassen oder in die Sus indicus-'Re'üni hinein. Als wilde Stamnuiuelle aller asiatischen Schweinerassen konnte Rütimeyer mit aller Bestimmt- heit das Bindenschwein (Sus viüaius) nachweisen." p. 237 lesen wir: „L Gruppe: Indische Hausschweine {Sus indiciis- Gruppe). Sie würden vielleicht nach ihrer Herkunft besser als ost-asiatische 154 Gustav Schneider, Schweine zu bezeichnen sein. Ihr Rücken ist g'ernndet und ver- hältnismäßig breit, der Kopf in der Nasengegend eingesenkt, der Rüssel kurz. Im Schädel ist als charakteristisches Merkmal die aufrechte Stellung der Hinterhauptsschuppe bei höher kultivierten Schlägen hervorzuheben; das Tränenbein ist kurz und hoch, beinahe quadratisch, die Gaumenplatte zwischen den Vorbackenzähnen ver- breitert, so daß die Backenzahnreihen nach vorn divergieren. Dahin gehören: 1. Das asiatische Haus seh wein (Sus viüatus domesticus). Es kommt in mehr primitiven, meist sehr mastfähigen Schlägen im ganzen östlichen Asien vor, in China, Siam, Hinterindien, auf den Sunda-Inseln bis nach Neuguinea, aber auch in Ost-Afrika. Die Stirn ist hoch, der kurze Rüssel kräftig, die Farbe vorwiegend schwarz oder schwarzgrau, zuweilen auch mit rötlichem Anflug. Die kurzbeinigen chinesischen Schweine weisen aber auch gefleckte oder weiße Schläge auf." Keller zählt noch 5 weitere Rassen auf, die in diese Gruppe ge- hören, die ich aber, da sie kein besonderes Interesse für uns haben, nicht anführe. Belegexemplare (nur Schädel gesammelt). Eine Anzahl befinden sich in der Osteologischen Sammlung in Basel, ein ^, med. in der Landwirtschaftlichen Sammlung des Eidg. Polytechnikums in Z ü r i c h. 5. Die Hausziege, Kambiug malayisch. Hausziegen traf ich sowohl bei den Malayen wie auch bei den Battakern an. Die Battak-Ziege ist ein kleines, aber stämmiges Tier von weißer Farbe mit schwarzem Kopf und solchen Füßen. Jeder Räja-Weiler hatte mehrere Ziegen, und in Pomatang Räja sah ich ganze Herden wie auch in Po- matang Bandar, während ich im Karo-Land kein Stück zu sehen bekam. Bei den Räja-Battakern gilt die Ziege speziell nur als Schlachtvieh. — In allen größern Räja-Dörfern wurden mir Ziegen als Gastgeschenk angeboten, und wo ich sie annahm, war ich nach Landesbrauch verpflichtet, dem Häuptling genau die Hälfte des geschlachteten Tiers zurückzugeben, und meistens kam bald nach der Übergabe der Chef de Cuisine des Battaker-Haupts zu mir. um seinen Teil für ilin in Empfang zu nehmen. Die Ziegen, welche ich im Timor-Lande sah, ghörten der gleichen Rasse an. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 155 Im Innern von Tndra^iri, namentlich in Kwantan, werden viele Zielen gezüchtet. Bei Batu ridial und Pranap traf ich öfters Malayen mit Sampans (Kähnen) an, die Ziegen an Bord hatten, um sie in den weiter unten am Fluß liegenden Dörfern zum Verkauf zu bringen. Als ich einst in Begleitung des Eadja Solong fluß- aufwärts fahr, trafen wir ein großes Ruderboot an, das au.s Tjerinti kam und eine ]\renge Ziegen mitführte. Der Radja kaufte 5 Stück davon. Der Preis schwankt zwischen 10 und 12 Franken das Stück. Am Kwantan-Fluß beim Campong Tolu und Leiang etc. habe ich überall Ziegenställe dicht am Flußufer wahrgenommen; es fallen einem diese kleinen Häuschen gleich auf. Die Kwantan-Ziege scheint mir größer als die battaksche zu sein, auch bemerkte ich öfters solche von fahlbrauner Farbe. Kellek schreibt in seiner Naturgeschichte der Haussäugetiere, p. 186. No. 8 das Folgende über diese Art: ..Die MalaA'enziege {Hemitmgus jemlaicus arietinus). Bei den Malayen der Sundainseln, dann bei ostindischen Völkern, besonders an der Malabarküste. trifft man eine höchst originelle Ziegenrasse mit schafartigem Kopf an, die von allen übrigen Rassen abweicht. Bereits Fitzingee hat die Meinung ausgesprochen, daß ilire Ab- stammung auf die Tahrziege. eine Halbziege des Himala^-a, zurück- zuführen sei. Eigne Untersuchungen an lebenden Tieren und an Schädel- material machen mir die Ansicht in dem Sinne wahrscheinlich, als die ostindischen und Malaj^enziegen Kreuzungsprodukte sind, in denen das Tahrblut in verschiedener ^lenge vorkommt, in manchen Fällen sogar entschieden vorwiegt." Hier und da, so wurde mir erzählt, kommt es vor, daß Ziegen, die zu nahe am Fluß oder an den Ufern der Binnenseen (Danau Kota) ihr Futter suchen, von Krokodilen gepackt und gefressen werden. Ich erbeutete auch einmal ein Krokodil, in dessen Magen ich noch die Überreste einer tags zuvor geraubten Ziege vorgefunden habe. Es handelte sich dabei um ein Leistenkrokodil (Crocodüus porostis Schn.), doch sollen auch die Zangenkrokodile {Tomisioma srhJcf/cli S. Müll.), die neben dieser Art vorkommen . manchmal Ziegen rauben, und wenn sie es zu bunt treiben, werden sie von den Malayen geangelt. 156 Gustav Schneider, 6/) Der Hausl)iift*el (ßuffelus Je er aha 71 domesticus Nehring;, malayiscli Karbaii, battaksch Karbo. Der Büffel wird von den Malayen als Zag- und Sclilaclittier benutzt. In der Nähe der Küste von Deli sah ich denselben vor den Pflug gespannt arbeiten und zum Ziehen von Lastwagen ver- wandt. Bült'elherden von mehr als 20 — 30 Stück waren dort selten. Im Innern von Indragiri und zwar besonders am Ende des großen Malayen-Dorfes Batu ridial, wo sich eine riesige, nur mit Gras bewachsene Fläche. Pulau Raman genannt, befindet, sah ich eine Herde von vielen Hunderten Karbauen frei herumlaufen. Auf dieser teilweise sehr morastigen Weide, wo man an gewissen Stellen ver- sinken konnte, ohne sich ohne Hilfe wieder herausarbeiten zu können, stolzierten zwischen den Büffeln gravitätisch Marabus {Leptoptüus javanicus) umher oder zogen über ihnen ihre schönen Kreise in der Luft. Zahlreiche Vieh reih er {Buhulcus coromanda), welche oft auf dem Rücken der Büffel saßen und durch ihre blendend weiße Farbe scharf von denselben abstachen, gewährten einen hübschen Anblick. Durch unsere Schritte aufgescheucht, erhoben sich große Flüge von Bekassinen {GalUnago stenura), die hier ihre Nahrung in dem weichen Boden suchten und in Hülle und Fülle sicherlich auch fanden. Ich habe nämlich mehrmals die Malayen, die den Karbauen Salz bringen mußten, hierher begleitet. Die Büffel kamen oft aus WT-iter Entfernung hergerannt, wenn sie den Ruf der Leute vernahmen. Mir war es dabei manchmal recht unheimlich zumute, denn ich bemerkte, daß die Tiere trotz meiner unauffälligen Kaki- kleidung, die ich, nebenbei gesagt, sehr empfehlen kann, plötzlich stutzten und mich mißtrauisch ansahen. Das Salz und der Zuspruch meiner malayischen Führer beruhigte sie aber. Doch mußte ich mich immer mit großer Vorsicht zurückziehen, und ohne meine mit den Gew^ohnheiten der Tiere gut vertrauten Leute wäre die Sache für mich wohl nicht immer so gut abgelaufen. Denn daß diese zahmen, besser gesagt, halb verwildert lebenden Büffel oft sehr gefährlich sind, wußte ich von meinen Reisen im Räja-Land. War doch das allererste, nachdem die Unterhandlungen und Begrüßung bei dem Hauptradja in Pomatang Räja vorüber waren, daß dieser Radja mir wörtlich Folgendes sagte: „Herr, du kannst in meinem 1) Sumatra scheint keine eigne Schafrasse zu besitzen. Ich sah in den Küstengebieten nur eingeführte bengalische und australische Schafe. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 157 Land hing-ehen, wo du willst, geh aber nie ohne die Leute, die ich dir gebe, und nimm immer dein Gewehr mit; denn es kann dir leicht passieren, daß du von meinen Karbauen angegriifen wirst, und ich erteile dir in solchem Fall die Erlaubnis, einfach die Tiere zu schießen." Der Radja Raja oder Tucan kapul taken, wie sein offizieller Name lautet, erwähnte mir noch, daß die Büffel namentlich jetzt — es war Ende Mai — äußerst bösartig seien, da sie gerade Junge hätten; es vergehe in letzter Zeit fast kein Tag, wo ihm nicht Leute durch dieselben getötet würden; so habe er dieser Tage hintereinander 5 Leute verloren. Daran knüpfte er die Mahnung, ich möchte mich ja in acht nehmen, denn er habe über 1000 Karbauen, die überall frei heiiimliefen. Wenige Tage nach dieser Unterredung stieß ich bei dem Plateau, welches sich in der Nähe von Huta Dolok ausdelmt, auf einen seiner Trupps Büffel, die, Staubwolken aufwirbelnd, über die Ebene daher gestürmt kamen und denen wir aber wohlweislich aus dem Wege gingen. Auch dicht bei dem großen Battaker-Dorf Rausang traf ich eine viele Hunderte zählende Büffelherde, die sich frei auf dem mit unzähligen Farnkräutern bewachsenen hügligen Terrain umhertrieb, an und wir wurden dadurch zu einem Umweg genötigt. Kleinere Trupps, die uns hier und da begegneten, lenkten meine Führer dadurch von uns ab, daß sie buschige Zweige von Sträuchern abschnitten und mit denselben in der Hand gegen die Büffel zusprangen, worauf sich dieselben jedesmal in entgegengesetzter Richtung in Bewegung setzten. Die Büffelherden dokumentieren bei den Battakern den Reich- tum der Besitzer, wie überhaupt auch die Pferde und Rinder, auf die sie mit Stolz hinweisen, um einem ihr Ansehen vor Augen zu führen. Bei festlichen Anlässen werden die Büffel eingefangen (was eine zeitraubende und schwierige Arbeit ist), um geschlachtet zu werden. Bei meiner Ankunft in Pomatang Räja ließ der Radja einen Büffel schlachten. Zu diesem Anlaß hatten sich von nah und fern fast alle größern und kleinern Häuptlinge eingefunden. Das Verteilen des Fleischs war höchst originell. Zuerst wurden mir so etwa 30 Pfund davon überbracht ; dann verteilte der Koch des Radja in Gegenwart desselben an die um ihn herumstehenden Häuptlinge je nach der Bedeutung des Betreffenden größere oder kleinere und, wie mir schien, auch bessere und schlechtere Fleischstücke. Der Koch des Radja warf jedem die etwa 10 — 20 Pfund schwei-en Stücke auf eine 158 Gustav Schneider, Entfernuno- von ca. 8 Schritten zn, und die Häuptlinge fingen es mit ausgestreckten Händen auf, worauf sie sich dann tief vor dem Hauptradja und Spender verneigten und etwas vom „großen guten Radja" murmelten. Das Fleisch wackelten die wirklich wenig fürstlich aussehenden Herren dann in ihr schmutziges Tuch, nahmen es auf den Rücken und begaben sich damit auf den Heimweg. Ganz anders geht das Verteilen des Fleischs bei den Malayen vor sich. In Batu ridial und Prauap wohnte ich verschiedene Male dem Schächten von Büffeln und dem Verkauf des Fleischs bei. Der zum Schlachten bestimmte Ivarbau wird an allen 4 Füßen mit Rot- tangseilen versehen, dann unter einen großen Baum in der Nähe des Flusses getrieben. Durch Anziehen der Seile wird derselbe dann plötzlich zu Boden geworfen und die Füße dicht zusammen gebunden. Dann wird ein ziemlich starkes Baumstämmchen dazwischen durch- gesteckt, und direkt beim Kopf rammen sie 2 Pfähle in den Boden, biegen den Kopf des Tiers stark in den Nacken zurück, befestigen ihn an den Pfählen, daß er sich nicht aus seiner Lage befreien kann. Dicht unterhalb der Gurgel des Karbauen wird ein fußbreites Loch zum Auffangen des Bluts in den Boden gemacht. Um eventuelle böse Geister abzuhalten, steckt oft einer der Malayen noch eine an einem Pisangblattstück aufgespießte Zitrone neben dem Kopf des Büffels in den Boden. Ist hiermit alles fertig, so schachtet ein Hadji (Priester, der das Grab Mohameds besucht hat) den Karbau mit einem kleinen, aber haarscharfen Messer. Wenn das Tier aus- geblutet hat, spalten sie zuerst das Brustbein und nehmen die Ein- geweide heraus. Dann fangen sie an, das Fleisch vollständig von den Knochen loszuschneiden, und zerlegen es in handgroße Stücke. Eine Anzahl der Leute halten unterdessen schnurartige Streifen Rottang, die an einer Seite zugespitzt sind, bereit und reihen gleich daran die abgeschnittenen Fleischstücke auf. Bei dem Aufreihen verfahren sie sehr gerecht, indem die bessern und schlechtem Fleisch- stücke ganz gleichmäßig daran verteilt werden, so daß Filet, Rippen- und Keulenstück, kurz von allen Sorten, dabei vertreten ist; jeder dieser Rottangringe enthält sogar auch ein Stückchen Leber etc. Selbst der Sultan kann nicht die besten Stücke für sich kaufen. Der Verkäufer gibt das Fleisch nur wie oben angegeben ab (aber ohne Knochen, da dieselben von den Malayen nicht verwendet werden). Als ich einst selbst mehr zahlen wollte, um nur ein Stück Filet zu bekommen, w'urde dies nicht angenommen. Das Fleisch wurde Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 159 nicht gewogen, sondern das aufgereihte Fleisch wird nur mit der Hand im Gewicht ungefähr abgeschätzt, und für etwa 15 Pfund, kleinere Einge gab es nicht, bezahlte ich 2 Dollar = 5 Fr. Das Karbau-Fleisch schmeckt übrigens nicht besonders, auch war es selbst von Jüngern Tieren immer sehr zäh; es mag dies auch mit daher rühren, daß eben das Fleisch gar nicht abgelagert, sondern gleich gegessen wird , da sich in dem feuchtheißen Klima ohne besondere Einrichtungen mit Eis das Fleisch nicht aufbewahren läßt. Die ]\IalaYen schlachten verhältnismäßig sehr selten, das heißt, nur dann, wenn sich verschiedene Liebhaber zusammenfinden und der Verkäufer Aussicht hat, auf seine Kosten zu kommen; sonst schlachten sie Büttel nur bei festlichen Anlässen. Der Preis für erwachsene Karbauen schwankt zwischen 40 — 80 Dollar. Welch kolossale Größe die Hörner dieses Hausbütfels erreichen können, zeigen die Maße von einem Paar solcher, die im Besitz eines meiner Bekannten, eines Herrn A. Englee in Basel, sind. Die Maße dieser Hörner lasse ich hier folgen. Länge (im Bogen gemessen) eines Horns von der Basis zur Spitze 134 cm Umfang in der Mitte, wo das Hörn am breitsten ist 46 Umfang an der Basis 37 Gewicht beider Hörner 11 kg Farbe der Hörner schwarz. Da die Stirnbreite bei alten Tieren dieser Art (nach Schädeln, die ich gemessen) 14 cm beträgt, so ergibt dies für beide Hörner, wenn sie auf dem Schädel aufsitzen, eine Totallänge von 282 cm. Wie mir der Besitzer sagte, sollen Gehörne von diesen Dimensionen selten vorkommen. Er habe dieses Paar z. B. unter vielen hunderten von Stücken in dem Handelshaus in Saigon, wo er seiner Zeit tätig gewesen ist, herausgesucht. Bekanntlich bildet Bütfelhorn einen wichtigen Exportartikel. Nach Keller stammt dieser Büttel von der wilden Stammart dem indischen Bütfel oder Ami, Bti/felus bubalus L. ^), der in mehreren Spielarten über das südöstliche Asien verbreitet ist, ab. 7. Jiu/f'elus kerabau rar. alba. Abnorm gefärbte Kerabau-l^ütfel sah ich 5 Stück am Nordende des Toba-Sees in dem Ort Tongging. 1) Buffeltis kcrahau fcrus Nehring. 160 Gustav Schneider, Diese Spielart ist aber nicht weiß, sondern hell fleischfarbig, ins Rosa übergehend. Die Hörner hell horniarben. Die Battaker scheinen, nach den Aussagen meiner Leute zu schließen, eine gewisse Scheu zu haben, diese Albinos zu verspeisen; aus diesem Grunde könne man solche oft billiger als andere kaufen. 8. Bos sondaiciis indicus, Lokalname: Sapi. Die in viele Rassen oder Spielarten zerfallenden Zebu-Rinder, die auch in der Größe weitgehende Schwankungen zeigen, sind in Sumatra durch die Battak- und die Kwantan-Rasse vertreten. Das Battakrind gehört einem kleinen Schlag an. der in der Größe etwas unserer Wälder-Rasse gleichkommt. Es besitzt einen starken Buckel und hat kleine kurze Hörner; die Farbe ist ge- wöhnlich ein schönes Hellbraun. Bei keinem Battak-Stamm habe ich ^gesehen, daß sie die Milch davon im Haushalt verwenden. Man sagte mir, die Kühe gäben sehr wenig Milch, die man den Kälbern lasse. Es scheint mir dies um so auffallender, als in den Berg- gegenden die Weiden saftig und geeignet erscheinen, ganz gutes Viehfutter zu liefern, und sich überjiaupt zu ausgedehnter Viehzucht eignen dürften. Die Kwantan-Rasse ist größer, der ganze Habitus ist gestreckter und der Buckel nicht so stark entwickelt wie beim Battak-Rind. Brann in verschiedenen Nuancen ist die Farbe der Kwautan- Rinder. Die Bauchseite ist immer hell weißlich. Die Hörner sind klein. Der Preis für erwachsene Stücke ist in Indragiri ca. 30 s, in Deli aber mehr. Um die Unterschiede exakt angeben zu können, sollte man beide Rassen nebeneinander haben. Im Kapitel über Hausrinder asiatischer Abstammung führt Kellek, p. 182 — 133, folgendes an: „Anders liegt die Sache beim Sundaochsen oder Banteng {Bos sondaicus). ^) Schon die große Variationsfähigkeit dieses AVildrindes bildet ein merkwürdiges Korrelat zur zahmen Form, die bezüglich ihrer Formenbiegsamkeit die Primigenius-Abkömmlinge außerordent- lich übertrifft. 1) Der Banteng (Bibos sondcdcvs ScHLEG. et MÜLL.) ist bis jetzt von Java, Borneo, Malakka und Indochina bekannt. Die Angaben, die dies Wildriud auch von Sumatra anführen, beruhen wohl auf einem Irrtum resp. auf einer Verwechslung mit dem wilden Büflfel. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 161 Daß die engen Verwandtschaftsbeziehiingen zu lange übersehen wurden, rührt zum großen Teil davon her, daß in osteologischer Hinsicht, speziell im Schädelbau, zwischen Bantengstier und Banteng- knh so erhebliche Unterschiede vorhanden sind, daß man an der Zusammengehörigkeit der Species zweifeln möchte, wenn dies nicht anderweitig verbürgt wäre. Der Schädel des männlichen Banteng zeigt die Eigentümlichkeit, daß er nach hinten auffallend verbreitert ist. auch treten die Augen- höhlen stark hervor, und die Richtung des starken Gehörn ist ganz im Gegensatz zur Bantengkuh stark nach auswärts und oben gebogen. Vergleicht man das zahme Zeburind Asiens, etwa das Bengalen- rind mit dem weiblichen Banteng, so ergeben sich im Schädelbau die auffallendsten Übereinstimmungen."' [Ich führe hier nur das wichtigste davon an, und verweise im übrigen auf das Werk.] „Die Hornzapfen sitzen beim Zebu auf säulenartigen Stielen und beim Banteng sind im männlichen wie im weiblichen Geschlecht die hintern Ecken der Stirn ebenfalls in scharf ausgeprägte Horn- stiele ausgezogen. Das ist also ein so hoher Betrag von gemein- samen anatomischen Merkmalen, daß die Abstammung vom wilden Banteng sichergestellt ist — das asiatische Hausrind oder Zebu ist nichts weiter als ein domestizierter Banteng. Der Rücken des Banteng ist höckerartig gew^ölbt, bei asiatischen und afrikanischen Hausrindern ist durch künstliche Züchtung dieser gerundete Buckel zu einem umfangreichen, meist scharf abgesetzten Fetthöcker umgestaltet worden (Höckerrind), in vielon andern ist er aber unter dem Einfluss der Domestikation völlig beseitigt." Herr Prof Kelle ii in Zürich teilte mir brieflich noch mit, „daß die Inseln Bali und Lombok ihrer grossen Rindei-rasse wegen die Fleischkammer für Java und Sumatra gew^orden ist, wo meistens Balivieh eingeführt wird." ^) Die Osteologische Sammlung in Basel erhielt durch Herrn v. M. Schädel der Kwantan-Rasse. Zoogeographische Sehlulifolgeruiigeii. Wie man nun aus meinen Listen ersieht, sind meine Ent- deckungen namentlich in zoogeographischer Hinsicht von Interesse, indem sie uns wieder als Beweise für die einstige Verbinduns: der 1) Siehe auch Kelleh, C, Die Abstammung der ältesten Haustiere, 1902, p. 155. Zool. Jabrb. XXIII. Abt. f. .Syst. H J^62 GosTAV Schneider, Insel mit dem asiatischen Festland und den benachbarten Inseln unter sich dienen. Wie zu erwarten, handelt es sich bei den von mir für Sumatra als neu nachgewiesenen Arten g-rößtenteils um Formen, die bisher von Borneo, Malakka, dem asiatischen Festland und Java bekannt gewesen sind. Wenn man im allgemeinen die Fleder- mäuse nicht eigentlich als Charaktertiere betrachtet, da sie durch ihr Flugvermögen ihr Verbreitungsgebiet sehr erweitern können, wie Viele annehmen, so bin ich doch der Ansicht, daß dies bei allen klein ern Arten nicht der Fall ist und daß sie also auch keine Meeresstrecken zu überfliegen vermögen, sondern, daß wie die Herren Dr. Saeasin in ihrem Werk ^) richtig bemerken: „daß Meeresstrecken viele Fledermäuse ebenso sicher trennen können, als es bei zahl- reichen Vögeln der Fall ist." Und aus diesem Grunde führe ich die für Sumatra neuen Fledermaus-Arten auch hier an. Von be- sonderm Interesse scheint uns das Vorkommen von Kerivoula pellu- cida Waterh. auf Sumatra zu sein, da hierdurch wieder eine Ver- wandtschaft mit der Fauna der Philippinen angedeutet ist, denn diese Art galt bisher als denselben eigentümlich. Mhinolophus tri- foliatus Temminck zeigt bis jetzt eine geringe Verbreitung, indem sie bisher nur von Java und Borneo, aber nun auch von Su- matra nachgewiesen ist. BhinoIopJms petersi Dobson scheint einst- weilen Sumatra eigentümlich zu sein, ebenso der Hipposiderus sclineideri 0. Thomas, welcher aber den H. galerüus von Borneo und Ceylon zu kopieren scheint, sich aber durch seine Bezahnung dem borneanischen H. sabanus Thomas und dem afrikanischen H. mega- lotis Heng. nähert. Der H. bicolor Temm., welcher sich als neu für Sumatra herausgestellt hat, zeigt eine größere Verbreitung, indem er von Cochinchina, den Nicobaren, Java, Borneo, Penang und Singapore bekannt war; eine etwas geringere Verbreitung zeigt Vesperugo imbricatus Horsf., welche Art man von Malakka, Java und Kngano und jetzt auch von Sumatra kennt. Vespe- rugo annedens Dobson galt bisher als A s s a m eigentümlich, während Glischropus tylopus Dobson nur von Birma und Borneo bekannt gewesen ist. Aus der Subfamilie der Emballonurinae ist die Gattung TapJwzous zu erwähnen; die Art T. longimanus Hardwick, über Vorder- und Hinterindieu verbreitet, ist also für die Sumatra- fauna nicht besonders überraschend. Unter den Insectivoren ist 1) Sarasin, P. und F., Celebes, Vol. 3, p. 106. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 163 die neue Subspecies Tupaia ferruginea demissa 0. Thomas insofern bemerkenswert, daß sie den g:leichen interessanten Scliwanzalbinismus wie die Chrystcra-F orm von T. tana aus Borneo besitzt. Tupaia splendidula galt bis jetzt als Borneo eigentümlich. Durch Gymnura alba Gikbel zeigt sich nun, daß Sumatra und Borneo sogar gewisse Spielarten gemeinsam haben (wie dies auch mit dem schwarzen Panther in Java und Sumatra der Fall ist). Die Gattung Linsang mit der Art gracilis Dp:smar. ist nun durch meine 2 Exemplare auch auf Sumatra sicher nachgewiesen. Bei der Familie der Felidae ist Felis badia Gray hervorzuheben, denn diese Art wurde bisher als charakteristisch für Borneo be- trachtet (doch scheint mir die Bestimmung meines Stücks unsicher; ich halte aber das in der Straßburger Zoolog. Sammlung befindliche Exemplar für Fehs badia). Von der SciHro2Jtents-Grn])pe ist die verhältnismäßig große Arten- zahl, die erbeutet wurde, nämlich (ohne das Züricher Exemplar) 4, auffällig; und darunter befinden sich 2 für die Insel neue Species, Sciuroptenis pulverulentus Günther und S. horsfieldi Waterh., welche wieder ein Glied in der Kette der Faunenverwandtschaft von Penang, Java und Borneo mit Sumatra bilden. Eventuell kommt noch der S. genibarbis Horsf., den man bis jetzt nur von den letztern 2 Inseln kannte, dazu. Aus der Subfaniilie der Sciurinae ist die Auffindung der Gattung Rhinosciurus, von der man bis jetzt nur wenige Arten kennt, interessant. Die Species R. laticaudatus Müll. et ScHLEG., die ich im Innern Indragiris erbeutete, ist inzwischen nun durch Gerrit Miller') von der Lingga- und Sirhassen- Insel bekannt gemacht worden (von Malakka und Borneo war sie schon früher nachgewiesen). Unter den Ratten und Mäusen sind die folgenden fü Sumatra neuen Formen zu erwähnen: Mus neglecius Jentink, bis- her von Borneo, Batchian und vielleicht auch von Celebes bekannt. Leggada buduya Gray kannte man bis jetzt nur vom asiatischen Festland (Vorder- und Hinterindien), ebenso war bisher die pinselschwänzige Baummaus, Chiropodomys gliroides Blyth, nur eine als Festlandsform bekannte Art. Aus der Familie der Stachelschweine ist namentlich Trichys fasciciüata Shaw bemerkenswert, da sie für Borneo eigentümlich galt, ferner da- 1) Miller Gerkit, Mammals collected by Dr. W. L. Abbott in the region of the Indragiri Kiver Sumatra, in : Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia 1902. 11* 164 Gustav Schneider, durch, daß durch Miller ^ ) inzwisclien eine andere, aber ähnliche Art von der Westküste beschrieben worden ist, die sich besonders durch längere Ohren auszeichnen soll und von dem Autor deshalb Trichys macrotis getauft worden ist. Es wäre gewiß von Interesse, die beiden Stücke miteinander zu vergleichen! Die Entdeckung eines 4. Anthropoiden-Affen, des Hylohates entelloides Is. Geoffr., auf Sumatra gewinnt außerdem Interesse, weil, wie mir Mr. Oldfield Thomas gütigst mitgeteilt hat, diese Art vor kurzem nun auch auf B 0 r n e 0 gefunden worden ist. Die bisher von S u m a t r a bekannten 3 Arten Menschenaffen kommen sowohl auf der Ost- wie auch auf der Westseite vor. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der H. entelloides auch im Nordwesten der Insel gefunden werden wird. Die Species kommt in ganz Langkat sowie den nördlich davon gelegenen Battaker-Bergen überall vor. Trotzdem nun in dem ersterwähnten Gebiet von zahlreichen Pflanzern, Ärzten wie Dr. Hagen, und dem bekannten Forscher Selenka sowie Andern gesammelt worden ist, scheint diese Art doch vor mir niemandem in die Hände gelangt zu sein, obwohl sie häufig ist, denn schon am 2. Tag meiner Ankunft in Ober-Langkat 1897 erbeutete ich das 1. meiner zahlreichen Exemplare. (Ich ließ es mich allerdings nicht verdrießen, es unter schwierigen Verhältnissen über eine Stunde weit zu verfolgen, bis ich es endlich zum Schuß bekam.) ^ Daraus kann man ersehen, daß einem leicht etwas entgehen kann, wenn man sich damit begnügt, nur das zu sammeln, was einem gerade bequem in die Hände gelangt. Ich habe die Über- zeugung, daß manche bis jetzt nur von der einen Küste bekannte Arten auch noch auf der andern mögen gefunden werden. Darin wurde ich bestärkt durch die weitere Erfahrung, daß ich selbst 3 bisher nur von der Westküste Sumatras bekannte Species, Scmropterus setosus Jentink, Sciurus hippitrus, NemorrJiaedus sumatrensis Shaw, von der Ostküste mitgebracht habe. Meiner Meinung nach läßt sich wenigstens für die Säugetiere keine scharfe Grenze für eine Ost- und eine Westküsten- fauna der Insel aufstellen. Denn es sind doch ver- hältnismäßig sehr wenige Species, die als charakteristisch für die 1) Miller Gerrit, Mammals collected by Dr. W. L. Abbott on the coast and Islands of Northwest Sumatra, in : Proc. U. S. uation. Mus., Vol. 26, p. 469. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. 165 eine oder die andere Seite angesehen werden, und diese können, wie gesagt, bei wirklicli gründlicher Erforschung der Insel in faunisti- scher Beziehung immerhin noch da, wo sie jetzt zu fehlen scheinen, gefunden werden, sofern es sich nicht um Arten handelt, die auf der Insel selbst ein beschränktes Verbreitungs- gebiet haben. Dies dürfte vielleicht bei Tarsius tarsius Eexleb. der Fall sein. Ich habe mir seinerzeit außerordentlich viel Mühe gegeben, dieses von den Lampongs ^) bekannte Tierchen auf der Ostküste aufzufinden, aber leider ganz vergeblich. Keiner der Eingebornen, denen ich Zeichnungen von dem Koboldmaki zeigte, wollte das Tier gesehen haben oder etwas darüber wissen; auch der Name Singai)ua. den Eaffles dafür angibt, war den Ost- und Mittel-lSumatranern un- bekannt. Hagen hat während 9 Jahren in Deli intensiv gesammelt. Unter seinem Material befanden sich die damals überhaupt neuen Sciii- roptenis Jiageni Jent. und S. platyurus Jent. neben den als neu für Sumatra geltenden Cynogale heneiii Gray, Hemigale hardivkJcei Gbay. ArdogaU leucoHs HoRsr., Herpcstes brachyurus Gray, Rhizomys sumatrensis Raffles, Ptüocercus loivü Gray. Diese sind von mir wiedergefunden worden, aber nicht nur in den gleichen Fundorten, sondern auch in räumlich weit voneinander entfernten und in land- schaftlicher Beziehung voneinander abweichenden Gebieten. Als Beispiel führe ich Cynogale hennetii Gray", Sciuropteriis plaiyurus Jent., Hemigale hardivickei Gray und Herpestes brach yun(s Gkay-^ an, die ich teilweise nicht nur aus Deli, sondern außerdem auch fast alle von dem mittlem Teil der Ostküste und zwar sehr weit aus dem Innern von Indragiri (Pranap und Djapura) mit- gebracht habe. Daraus geht hervor, daß auch diese Arten eine viel größere Verbreitung auf der Insel selbst haben, als man bisher an- nehmen mußte. Auch möge man bedenken, wie schwierig es ist, solche relativ kleinen Säugetiere, von denen manche zudem oft noch eine nächtliche Lebensweise führen, zu beobachten und zu erbeuten. Dazu kommt, daß doch selten einmal ein Naturforscher sammelnd in die abgelegenen, oft menschenleeren Wildnisse eindringt. Aber selbst dies genügt für den Zweck einwandfreier zoogeographischer Arbeit nicht. Es ist hierzu auch absolut nötig, daß man längere 1) Siehe Snelleman, f. Joh., Bijdragen tot de Kennis der Fauna van midden Sumatra. Eerste Deel, Leiden 1887, p. 12. 166 Gustav Schneider. Zeit an Ort und Stelle verweilt, um das faunistische Bild in vollem Umfang festzustellen. Solange ein Gebiet wie Sumatra aber nicht auf diese Weise systematisch Provinz für Provinz durchforscht ist, wird man niemals mit Sicherheit behaupten können, diese oder jene Gattung oder Art fehle auf der einen und komme nur auf der andern Seite vor. Denn Avas kennen wir z. B. zur Stunde von dem großen Gebiet Atschin, den Gaju- und Alas-Landen, überhaupt den ganzen nördlichen Teilen sowie dem Innern von Djambi, Kwantan, Kampa r etc. in faunistischer Beziehung? Sind es doch ausgedehnte Gebiete, die man bis vor kurzem kaum geographisch, geschweige denn zoologisch, und die man sogar jetzt nur teilweise etwas genauer kennt. Eine gewisse Unsicherheit darf auch nicht unberücksichtigt bleiben, die davon herrührt, daß in frühern Zeiten leider kein Wert auf genaue Fundortsangaben gelegt wurde, so daß in den meisten Sammlungen die Exemplare bloß die Bezeichnung Sumatra tragen und deshalb für die spezielle Zoogeographie der Insel nicht ver- wertbar sind. Ferner zeigt uns ein Vergleich der ost- mit der west-sumatranischen Säugetierfauna, daß verhältnismäßig doch nur wenige Gattungen und Arten bisher auf der Westseite nicht gefunden worden sind. Und so gut ich die außer von Borneo speziell von Deli bekannte und als sehr charakteristisch für die Ostseite geltende Gattung Cynogale in einer vom ursprünglichen Fundort weit entfernten Lokalität, fast in der Mitte der Insel, aufgefunden habe, so ist es ganz wohl möglich, daß dieses Tier noch ein paar Tagereisen weiter im Innern, also im Westen gefunden wird. Das Gleiche gilt auch für die andern, jetzt für Ost- Sumatra als charakteristisch be- trachteten Formen. Wie schon erwähnt, war ich so glücklich 3 Westseiten- Tiere auf der Ostseite zu finden, und zu- fällig habe ich in der bereits erwähnten Arbeit von Miller über west-sumatranische Säugetiere noch 2 weitere Formen ge- funden, die bisher nur von der Ostseite bekannt gewesen waren, nämlich Hemigale hardwickei Gray und Herpestes hrachyurus Grat, was ebenfalls als Beweis für die Kichtigkeit meiner Ansicht spricht. Durch mein nun beigebrachtes Material ist allerdings die Zahl der auf der Westküste fehlenden Tiere um ein Beträchtliches erhöht worden, worunter sogar folgende 4 Gattungen: Taphozous, Rhinosciurus, Leggada, Ldnsang, und eventuell muß noch Ätherura dazu gerechnet werden. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. Iß7 Aber eine gründliche Erforschung- der Westseite wird diese Zahlen wohl bedeutend reduzieren. Durch meine Entdeckungen wird nun besonders die große Übereinstimmung mit der Säugetierfauna vonBorneo^)undHinter Indien aufs neue dokumentiert, denn von den für Sumatra neuen Arten finden sich nicht weniger als 10 in Borneo vor, während Hinterindien mit 9, Java bloß mit 4, Engano, Singkep, Penang und die Philippinen nur mit je 1 Art vertreten sind. So wird der Ausspruch von Jentink: „Je mehr unsere K e n n t n i s s s i c h v e r m e Ii r t , d e s t o m e h r k o m m t G 1 e i c h h e i t der Borneo- und Sumatra-Fauna zum Vorschein" be- stätigt. Und ferner geht wiederum daraus hervor, daß die von Wallace gezogeneu Schlüsse betreffs der Landverbindungen Sumatras mit der Umgebung und daß diese Verbindungen erst ziemlich spät aufgehört haben müssen, richtig sein dürften. Denn fast alle Tier- formen sind nicht nur mit denen von Borneo, sondern auch mit den kontinentalen, jetzt noch lebenden identisch. Der Ursprung der sumatranischenMammalienfauna istalso in seinen Hauptzügen ein asiatischer. Unter meinem großen Material findet sich auch keine einzige der Insel Sumatra eigentümliche Gattung! Was den Hipposideros schneiden betrifft, von dem es scheinen mag, daß er der Insel eigentümlich sei, so möchte ich gerade am wenigsten zweifeln, daß diese Art auch noch anderswo gefunden wird. Sumatra besitzt nicht nur auffallend wenig nur ihr eigen- tümliche Säugetiergattungen, nämlich bloß eine (Meffaerops)-), sondern auch im Verhältnis zu der Reichhaltigkeit der Älammalienfauna und verglichen mit Java oder Celebes wenige Species, die ausschließlich als nur Sumatra angehörig zu betrachten sind. Und selbst von diesen ist ein Teil sicher noch Schwankungen unterworfen. Hauptsächlich dürfte dies bei den Fledermäusen sowie den Spitzmäusen der Fall sein, so daß von den ca. 28 endemischen bis jetzt bekannten Säugetier-Arten derlnsel leicht eine 1) Wie wir aus dem bereits zitierten Werk (p. 77) der Herrn Sarasin ersehen , gilt dies auch inbezug auf die Reptilien und Amphibien, indem die Zahl der in Sumatra und Burneo gemeinsamen Arten l.'}7 beträgt. 2) Und diese ist nun auch hinfällig, da sie unterdessen in Borneo am Kina Balu ebenfalls gefunden wurde. 168 Gustav Schneider, Anzahl in Wegfall kommen können. Denn gerade den beiden oben angeführten Gruppen wird von Sammlern gewöhnlich wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt (wenn sich der Sammlei' eben nicht selbst speziell fiir zoogeographische Fragen interessiert, so sind für ihn wohl meistens Mäuse und andere unansehnliche Tiere kein Sammelobjekt!). Von den 161^) Säugetier- Arten, welche wir zurzeit von Sumatra kennen, sind, wie bereits erwähnt, 28 endemisch. Wie man aber aus der beigefügten Liste ersieht, sind dabei einige Formen, die man wohl mehr als eigne gut definierte Varietäten oder geographische Rassen denn als gute endemische Arten betrachten kann, wie Simia, Eleplias, Nycticebus, Trichys, Felis siimatranus etc. Und von den 28 Arten sind 10 der Ost- und Westküste gemein- sam. Es ist dies scheinbar recht wenig; ein Blick auf die Liste zeigt uns aber, daß es sich dabei um große Arten wie Eleplias, Simia, Senmopithecus, Nycticebus, Canis handelt, während es bei den verbleibenden 18 Arten nur kleinere Formen wie Rhinolophus, Tupaia, Crocidura, Sciuropterus sind, die eben nicht in die Augen fallen und deshalb schwieriger zu entdecken sind. Durch mein Material sind die für Sumatra endemischen Species um 3 vermehrt worden. Auffällig ist, daß ich gar keine Spitzmäuse gefunden habe, und wenn ich nicht irre, so ist bis jetzt von der Ostküste Sumatras nur eine (Pachyura sumatrana Peters) bekannt geworden. 1) Inzwischen ist nun das Supplement von Trouessart's Catalogus mammalium (1904 — 1905) erschienen, wodurch ich nicht nur die ver- besserte systematische Reihenfolge bei der Korrektur meiner Arbeit be- rücksichtigen, sondern auch die mir bis 1905 bekannt gewordenen suma- tranischen Säuger noch dazu nehmen konnte. Über lljjlobates hainanus finde ich in dem kürzlich erschienenen Vol. 2 der Proc. zool. Soc. London 1905, p. 169, iihter dem Titel ,.Obser- vations upon a female of the Hainan (libbon (Hylobates hainanus) now living in the Society's Gardens"' höchst interessante Mitteilungen von ß. J. PüCOCK über diese Art, die sich namentlich auf merkwürdige Um- färbungen in der Gefangenschaft beziehen. Die Art zeigte danach zu- erst eine dunkel rauchig graue Färbung, die sich jedoch bald in schwarze umwandelte, nach circa 7 J ahren aber allmählich in stein- oder silber graue überging. Nach diesen und andern in dem Artikel angeführten Tatsachen scheint mir die von mir oben ge- äußerte Vermutung, „die als Ifi/Iohatrx liaina)Uis (concolor) beschriebene Art sei vielleicht identisch mit dem ganz schwarzen $ der ^///iV/.s- Varietät", nicht mehr stichhaltig zu sein. Ich verweise auf Pocock's ausführliche Mittedungen, denen auch 2 farbige Abbildungen beigegeben sind. Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. ^ 169 Liste der endemischen Säugetier -Arten Sumatras. (Die mit Buchstaben bezeichneten sind nur als geographisclie Abarten oder Lükalvarietäten zu betrachten.) 1. a. Simia sumatranns deliensis Selenka 2. Semnopithents nielnlophns F. Cuv. 3. b. „ simiatraims MÜLL, et ScHLEG. 4. „ tho/i/asi COLLETT 5. c. Xijdicebiis hilleii Stone et Rehn H. l'kino/ophus pctrrsi DüBSON 7. Ilipposlderos sclineideri 0. Thomas 8. Taphon/jderis affinis Dobson 9. Rhinopoma sumatrae 0. Thomas 10. Xyctino^nus rnops F. Cuv. 11. d. Tiipaia ferridjinra dcinissa 0. Thomas 12. Pdclnpira swualraim Peters 13. Crocidura paradoxiira Dobson 14. „ hrccari DoBSON 15. „ nefiledus Jentink 16. „ webcyi Jentixk 17. Canis sinnatraiins Studek 18. e. Felis sumatranns Hürsfield 19. Iiatufa paUinia Miller 20. f. Scinnis rafflest ViGORs et HoRSF. 21. g. „ meküiops Miller 22. „ ereh.s Miller 23. Scairopteriis platijunis Jentink 24. „ hrir/cni Jentink 25. Trklnjs inacrotis Miller 26. Xesolarjus netsdirrl Jentink 27. h. FAejthas siimatraiius Temminck 28. i. Nrmorrhacdns sionnfrctisis Shaw 170 Gustav Schneider, Es ist gewiß bemerkenswert, daß auf der Westküste, wie es scheint, eine eigne Art der Gattung Trichys [macrotis Miller) entstanden ist. während dieOstküstenform sich als identisch m i t der von ß o r n e o erwiesen ha t. Ein Vergleich der beiden Stücke niiteinand(!r wäre deshalb sehr wünschenswert, da sich aber das MiLLEß'sche Exemplar in Amerika (Washington) befindet, so wäre es umständlich gewesen, dasselbe zu erhalten, und aus diesem Grunde mußte ich darauf verzichten.') Solange uns aber nicht mehr ähnliche Tatsachen vorliegen, halte ich es außerdem für zu gewagt. Schlüsse daraus zu ziehen. Ich verzichte auch darauf, eine Zu- sammenstellung der Sumatra mit Hinterindien. Borneo und Java gemeinsamen Säugetiere zu geben; bringt uns doch jedes Jahr jetzt noch eine Menge überraschender Neuigkeiten in dieser Beziehung, und hoffe ich mich über diesen Punkt vielleicht einmal im Zusammenhang mit meinen Resultaten aus der Bearbeitung anderer Tiergruppen eingehender aussprechen zu können. Von meiner Ausbeute sind bis jetzt die folgenden Gruppen be- arbeitet. Reptilien und Batrachier aus Sumatra von Dr. Franz Werner in Wien, in: Zool. Jahrb., Vol. 13, Syst., 1900. Größere Kollektionen davon, worunter auch die neuen und seltnen Arten enthalten sind, befinden sich nun hauptsächlich in den Naturhist. Museen von Basel, Genf. Wien, Berlin, Washington und dem Anatomischen Institut der Universität zu Tokio. Fische von Sumatra, bearbeitet von Dr. W. Volz, in : Rev. Suisse Zool., Vol. 12, 1904. Mit wenigen Ausnahmen nur Süß- wasserfische. Eine koraplete Kollektion, worunter sämtliche neuen Arten in 133 Species und 205 Exemplaren im ganzen, befindet sich im Hofmuseum zu W^ien, und eine kleine Anzahl kam ins Museo Civico di Storia naturale in Mailand sowie nach Genf. Über Land- und Süßwasser -Seh necken, bearbeitet durch Prof. Dr. E. von Marxens in Berlin, in: Nachrichtsblatt D. malakozool. Ges., No. 182, 1900. Eine vollständige Serie derselben befindet sich in dem Naturhist. Museum zu Berlin, und viele Arten sind in den Museen von Straßburg. Colmar und Mülhausen. einige wenige in Basel etc. 1) Scvirns rafflesi ViGORS et Horsf. von der Westküste hat in Sciurus melanops Miller von der Ostküste eine Lokalvarietät, die sicli allerdings nur auf minime Färbungsunterschiede gründet. Zoologische Forschuugsreiseu in Sumatra. 171 Die von mir g-esammelten Säug-etiere Sumatras sind nun in der vorliegenden Arbeit einoehend behandelt. Der Bearbeitung- harren noch die Süßwasser-Decapoden. Diese gedenkt Herr Dr. Jk.\n Roux. Custos des hiesigen Museums zu publizieren. Die Myriapöden sind durch Herrn Di'. Carl in Genf be- stimmt worden: derselbe wird sie nächstens im Zusammenhang mit einer andern Arbeit veröffentlichen. Die Lepidopteren wurden mir durch einen geschätzten Freund meines Vaters sei.. Herrn Sanitätsrat Dr. Pagenstecher in ^^'iesbaden. determiniert; die Listen darüber werde ich bald herausgeben. Eine kleine Sammlung S ü ß w a s s e r p 1 a n k to n aus verschiedenen Binnenseen Sumatras, das ich Herrn Prof. Dr. F. Zschokke in Basel übergeben habe, wird derselbe durch einen seiner Schüler bearbeiten lassen. Die Vögel gedenke ich selbst in ähnlicher Weise wie die Säugetiere zu publizieren. Sofern es mir die Zeit erlaubt, gedenke ich später das ganze Material unter dem Titel „Ergebnisse zoolog. Forschungs- reisen in Sumatra" in einem Band zu vereinigen, wobei ich mich eventuell nicht bloß auf mein eignes beschränken will, sondern auch bei jeder Gruppe die bis zur Stunde von der Insel bekannten Arten anführen werde. Über meine Ausbeuten aus Singai)ore, dem Riow- Archipel, aus Kedah. der Inseln Penang, Pulo Tikus, Java, Nusa Kembangan, wobei es sich hauptsächlich um marine Tiere, Fische, Crustaceen, Echinodermen, Stein- und Ho rnkor allen handelt, beabsichtige ich nur Ver- zeichnisse der erbeuteten Arten mit den Fundorten zu geben. Das weitaus Wichtigste und Reichhaltigste dabei bilden die Stein- korallen sowie die Gorgoniden, von denen ich weit über 1000 Exemplare gesammelt hahe. Eine vollständige, alle Arten um- fassende Sammlung derselben, die auch die größten und schönsten Stücke enthält, befindet sich nun im Besitz von Herrn C. Wkber- Sulzer in \Mnterthur. während die Museen von Bern, Genf. Straßburg 'j. Berlin, Colmar und Mül hausen i. E. kleinere Kollektionen davon haben. Herr Prof. Dr. Tji. Studer in Bern hat die 1) s. Die Korallen-Gattuug Fungia von Prof. Dr. L. DoKi)ERi;EiN, Frankfurt a. M. 1902. 172 GrsTAv Schneider, Zoologische Forschungsreisen in Sumatra. iiearbeituiig' der Gorgonideii. Avofiir er ja als Spezialist riiiimliclist be- kannt ist, übernommen; die Vorlagen der Abbildungen der neuen Arten sind bereits vollendet, die Arbeit auch fast fertig-, so daß wir hoffen dürfen, sie bald erscheinen zu sehen. Es bleiben somit nur noch die K t h n 0 g r a p h i c a übrig, die sich in den Museen von Basel und Neue h Atel befinden und welche ich hoffe bei der ausführ- lichen Arbeit über den Orang Mamma-Stamm berücksichtigen zu können, und dies soll dann den Abschluß meiner Reisefrüchte von den Jahren 1897—1899 bilden. Erklärung der Abbildungen. Tafel 1. Ptilocrrcus lo/vii Gkay. ::^ adult. aus Unter-Langkat, Tandjuug ßringin. Text dazu 8. 82, Xo. 34. Tafel 2. Tupaid frrruciinm (Innissa .sfibsjj. 0. Thomas. S adult. Unter- Langkat, Tandjung Bringin. Text dazu S. 84, No. 36. Tafel 3. Ii/iiw>tt//s sutnatrensis Raffles. S i™ Jugendkleid aus Ober-Deli, Text dazu S. 110, No. 90. Corrigenda. Auf der Kartenskizze I muß die Landschaft Terbanjawan Serbanjawar» heilien. Lippeit & Co. i(i. Pätzsche Buchdr.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Monographie der Coniopterygiden. Von Dr. Günther Endeiiein in Berlin. Mit Tafel 4-9 und 3 Abbildungen im Text, Inhaltsübersicht. Seit«? Einleitung 173 Konservierung und Präparation 174 Morphologie. Kopf 176 Thorax 178 Beine, Abdomen 179 Flügel 182 Bestäubung der Flügel und des Körpers . . . . 184 Biologie 185 Geographische Verbreitung 186 Übersicht über die Coniopterygiden 187 Bestiramupgstabelle der Subfamilien, Tribus und Gattungen der Coniopterygiden 188 Systematischer Teil 190 Coniopteryginae. Conwentziini. Couwrntzia Endeel. . . 190 Conioptcrygini, ('o)iio])tc7'ip: CüKT. . . . 195 Aleniclla Endekl. . . . 208 Semidniis Endekl. . . 209 Parascmidalis Endekl. . 218 Aleur op t erygin ae. Coniocompsini. Conioconipsa Enderl. . 223 Aleuropterygini. Alcuroptcry.r F. LOW . . 225 nrlrrornuis Endkkl. , . 227 Ilelicüconis Endkhl. . . 230 Zool. Jahrb. XXIIL Abt. f. Syst. 12 174 Günther Endkri,ein, Seite Alphabetisches Verzeichnis der Subfamilien, Tribus, Gattungen, Arten und Varietäten 235 Literatur über Coniopterygiden 237 Erklärung der Abbildungen 240 Eine der am ungenügendsten bekannten Insecten-Familien ist zweifellos die Familie der 0 o n i o p t e r y g i d e n. Das außerordentlich zarte Geäder, das noch durch die dichte Bestäubung- verhüllt wird und bei den verschiedenen Gruppen sich meist nur durch subtile Merkmale unterscheiden läßt, in Verbindung mit der schwachen Chitinisierung des ganzen Körpers, infolgedessen an trocknen Stücken starke Schrumpfungen eintreten, sind hiervon die Hauptursachen, Außereuropäische Formen sind daher bisher auch nur ganz vereinzelt bekannt geworden. Ehe ich mich dazu entschloß, alle Untersuchungen nur mit Hilfe von mikroskopischen Präparaten zu machen und alles Gefundene sofort zu skizzieren, war es mir lange auch nicht möglich, mir eine Vorstellung über die Gruppierung und besonders über die Artunterschiede zu machen. Die Möglichkeit, vorliegende Arbeit durchzuführen, verdanke ich vor allem Herrn Prof, Dr. F. Karsch, der mir mit freundlichstem Entgegenkommen sein vorzügliches Mikroskop zu dauernder häus- lichen Benutzung zur Verfügung stellte. Das Material erhielt ich im Lauf von mehreren Jahren teilweise als Copeognathen (Psociden s. 1.); die deutschen Formen sammelte ich größtenteils selbst, wobei mich meine Frau vielfach unterstützte, der ich einige interessante Formen, besonders auch eine neue Species, verdanke, die zugleich der einzige deutsche Vertreter einer sonst nur aus Finnland, Australien und Südamerika nachgewiesenen Gattung ist; das Material des Berliner und Budapester Zoologischen Museums überließen mir Herr Prof. H. J. Kolbe und Herr Dir. Dr. G. v. Horväth freundlichst zur Bearbeitung ; diesen Herren sei auch hier herzlichst gedankt. Die Funddaten der Coniopterygiden aus dem von mir in Westpreußen im Auftrage des Westpreuß. Bot.-Zool. Vereins ge- sammelten Material füge ich mit Erlaubnis des V^ereins ein. Berlin, 16. Mai 1905. Konservierung und Präparation. Neben in Alkohol konservierten Stücken sind trocken auf Minutienstifte präparierte Exemplare recht wichtig, weil im Alkohol die feine Bestäubung des Körpers und der Flügel dem Auge völlig -Monographie der Couiopterygiden. 175 verschwindet, meist auch abfällt, da der Staub nur lose auflieg:t; aus dem Alkohol genommene und getrocknete Stücke erwecken daher nicht den natürlichen Eindruck. Nötig zur Artcharakterisierung ist die Bestäubung jedoch nur insofern, ob sie weiß oder dunkelfarbig ist. Von trocknen Exemplaren verwendet mau am besten das eine Flügelpaar zu einem Canadabalsampräparat, das andere bringt man völlig trocken unter ein Deckgläschen, das man einfach durch einen Wachsraud an dem Objektträger befestigt; es ist so auch das natür- liche Habitus-Bild des Flügels erhalten. Den ganzen übrigen Körper behandelt man nach "der von mir kürzlich^) beschriebenen Methode mit Kalilauge, die ich hier mit einigen Ergänzungen rekapituliere: Man bringt das Insect vorsichtig in ein Gemisch von 1 Teil mäßig starker Kalilauge und etwa 8 — 10 Teilen Wasser, geflügelte am besten nach Entfernung der Flügel, da diese zuweilen leiden; will man bei ganz zarten Tieren die Flügel nicht vom Tier entfernen, so nimmt man besser noch schwächere Kalilauge. Je nach Größe und Zartheit des Objekts verbleibt es 10 Minuten bis einige Stunden darin, bis es annähenid die natürliche Gestalt wieder erlangt hat. und führt es dann in Wasser über. Auch hier ist es von Zeit zu Zeit zu kontrollieren, da es nun anfängt zu quellen. Mit einem feinen Pinsel drückt man nun die größern Luftblasen vorsichtig aus und legt das Objekt eventuell dann nochmals in die verdünnte Kali- lauge. Hier bleibt es nach Bedarf kürzere oder längere Zeit; auch zarte Tiere können sogar ein bis mehrere Tage darin bleiben, wenn die Kalilauge nicht zu stark ist. Findet sich am Objekt schwarz oder dunkel pigmentiertes Chitin, so muß man es oft noch länger darin lassen, wenn man das Pigment völlig zerstören will. Nachdem man es schließlich mit Wasser gut ausgewaschen hat, führt man es allmählich in Alkohol über, wo auch leicht die kleinern Luftblasen entfernt werden können. In 96*^/,, Alkohol kann nun das Tier auf- bewahrt werden, und es erhält sich die in der Kalilauge wieder hergestellte natürliche Gestalt. Soll ein mikroskopisches Dauer- präparat angefertigt Averden, entfernt man durch Druck mit einem feinen Pinsel möglichst allen Körperinhalt, billigt das Objekt in eine geeignete Lagerung und Form und durch absoluten Alkohol dann am besten durch Cedernholzöl in ( Kanada balsani. Cedern- holzöl ist Nelkenöl, Xylol oder Benzol wesentlich vorzuziehen, weil 1) Günther Enderlkix, Eine Methode, kleine getrocknete Insekten für mikroskopische Untersuchung vorzubereiten, in: Zool. Anz., Vol. 27, 1904, p. 479—480. 176 Günther Enderlein, es nicht nur den letzten Rest von Wasser mit hinweglöst, sondern auch weil der Austausch viel langsamer vor sich geht und so Schrumpfungen viel seltner eintreten. Da aber bei sehr dünn- häutigem Chitin trotzdem in Canadabalsam Schrumpfungen nicht zu vermeiden sind, — wie z. B. bei den äußerst zarten AVandungen des Abdomens — , so ist in vielen Fällen vorzuziehen, das Objekt aus dem Wasser in Glycerin überzuführen. Zur Herstellung von Glycerin-Dauerpräparaten wendet man am besten folgende Methode an, die sich mir seit Jahren bewährt hat. Das Deckglas, über das kein Glycerin hervortreten darf (man muß dies von vornherein so einrichten!), wird mittels einer Wachskerze oder eines Wachszündholzes, das man anzündet und sofort verlöscht, mit einem Wachsrand auf dem Objektträger befestigt, worauf der Wachsrand mit Canadabalsam, Goldlack oder Maskenlack über- strichen wird. Das Zerlegen und Zerzupfen mittels Präpariernadel ist erst im Canadabalsam resp. Glycerin auszuführen. Ein Erhitzen der verdünnten Kalilauge ist bei zarten Objekten keinesfalls anzuraten, da dann häufig das Chitin aufgeweicht wird oder sich in eine zähe Masse verwandelt, die an der Präpariernadel haften bleibt. Morphologie. Notizen über die Morphologie der Coniopterygiden finden sich nur von Cuetis, Brauer, Schlechtendal und F. Low. In der Organisation der Larven und Imagines sind es typische Megalo- pteren und stehen den Hern ero bilden sehr nah. deren Biologie gleichfalls sehr ähnlich ist. Der Kopf. Die Mandibeln sind verhältnismäßig sehr klein. Die Mahl- fläche ist meist groß und breit, die Spitze klein, aber m.eist spitz (Fig. 43). Die Maxille-n (Fig. 44 und 47) zeigen stets eine deutliche Cardo (c). Der Stipes (sf) verbreitert sich stark und spitzt sich am P^nde zu dem spitzen Lobus internus (U) zu, der mit einer Längsreihe langer Borstenhaare (Fig. 44) besetzt ist; diese Borsten- haare können sich auch zu kürzern dicken Zähnen umwandeln, wie es z. B. bei üoniocompsa Ekdekl. der Fall ist (Fig. 47j. Sonst ist der Lobus internus meist unbehaart, wie auch der Stipes, und trägt Monographie der Coniopterygideu. 177 nur zuweilen einzelne winzige Härchen (Fig. 47). Der L o b u s e x - ternus (le) ist dicht neben dem Lobus internus außen mit dem Stipes g-elenkig verbunden und entweder Ig-liedrig-. wie es bei sämtlichen Vertretern der Subfamilie Coniopteryginae m. der Fall ist (Fig. 44), oder Sgliedrig, ein Charakteristikum der Subfamilie Äleuroptenjiiinae m. (Fig-. 47 Je 1 — 3). Er ist beborstet oder mehr oder weniger lein behaart. Bei der zweifellos sekundär erworbenen Dreigliedrigkeit ist das 1. Glied ziemlich kurz, das 2. sehr lang ge- streckt, während das 3. kurz bis sehr kurz ist. Sehr kurz ist es z. B. bei der in Fig. 47 abgebildeten Form: Coniocompsa Enderl. Der Maxillarpalpus ist immer ögliedrig; außer der dichten und kurzen Pubescenz immer kräftig behaart; Endglied abgeplattet, groß und breit, meist etwas beilförmig (Fig. 47). Einen Palpiger habe ich in keinem Falle beobachtet. Das L a b i u m (Fig. 48) besteht aus 2 meist stark chitinisierten und pigmentierten Hälften (S t i p i t e s) , die in der ^ledianlinie nicht verschmolzen sind und deren morphologische Bedeutung als Coxen des 2. Maxillarfußes so recht auffällig sichtbar ist. Der Labia Ipalp US ist stets 3gliedrig; das plattgedrückte letzte Glied auffällig groß und beilförmig verbreitert, jedoch ist die Gestalt ziemlich schwankend zwischen einer fast kreisrunden und länglichen etwas vergrößerten Form. Die Ansicht, die zuerst ScHLECHTENDAL Und Später F. Low gegen Cuetis und die spätem Autoren vertritt, daß nämlich der Labialpalpus 4gliedrig sei, ist darauf zurückzuführen, daß sie die beiden unverschmolzenen iStipites (Coxen) als ein Tasterglied auffaßten. Diese Auffassung ist durch die isolierte Lage der beiden Stipites und durch ihre starke Pig- mentierung, die sie tatsächlich topographisch als ein Tasterglied erscheinen lassen, völlig erklärlich, aber vergleichend morphologisch nicht gerechtfertigt. Der Hypopharynx (Fig. 48 hij) legt sich in ähnlicher "\^'eise wie bei den Coleopteren dicht den Stipites (Coxen) des Labiums an, mit denen er verwächst. Das stumpfe Ende wölbt sich vorn mehr oder weniger bogig vor oder ist gerade abgestutzt (Fig. 48 hy). Der Vorderrand trägt eine bei den verschiedenen Formen sehr ver- schiedene Beborstung ; diese würden gute systematische Anhalte geben, die ich aber wegen der sehr geringen Größe des Labiums und des Hypopharynx nicht berücksichtigte; da man mehr auf günstige Zufallspräparate angewiesen ist, weil eine gute Präparation und günstige Lagerung der Objekte nicht mit Sicherheit ausgeführt 178 Günther Enderlein, werden kann, habe ich bei der Spärlichkeit des Materials darauf verzichtet, größtenteils darauf verzichten müssen. Die Antennen sind perlschnurförmio- und struppig und ziem- lich lang behaart; die beiden Basalglieder sind dicker als die übrigen, meist auch größer. Bei den ?$ vieler Arten ist das 1. Glied relativ lang, bei den S6 dagegen sehr kurz. Die Anzahl der Glieder schwankt zwischen 16 und 43 und ist bei den einzelnen Species mehr oder weniger variabel, so daß auch die beiden Fühler eines Individuums eine verschiedene Anzahl der Fühlerglieder aufweisen. Das Endglied ist meist zugespitzt und etwas größer, selten auch kleiner als die übrigen. Die Angabe von F. Low, daß SS und 5? gewisser Arten verschiedene Fühlergliederanzahl haben, ist ein Irr- tum; Low hatte verschiedene Species als SS und $$ einer Species aufgefaßt; so interpretierte er ConwenUia pineticola Endeel. als $ von Commntzia psodformiis (Curt.). Das S von AUuropteryx loeivi Klap. besitzt am Fühler einen auffälligen sekundären Sexualcharakter, es erweitert sich nämlich das 2. Fühlerglied seitlich nach unten in einen kegelförmigen spitzen Zahn (Textfig. C', S. 225). Einen sehr auffälligen sekundären Geschlechtscharakter gelang es mir nachzu- weisen bei den SS der Gattung Coniopteryx Curt.; der Vorderrand jedes Geißelglieds ist liier mit mehreren Reihen von schlanken, aber sehr winzigen Schüppchen besetzt (Fig. 35), die zweifellos Sinnes- schüppchen sind und vermutlich ein G e r u c h s o r g a n darstellen ; beim $ finden sich diese Schüppchen nur bei einer Species an der Innenseite der 5 ersten Geißelglieder und zwar bei der Coniopteryx cerata Hag. von Ceylon. Die Augen sind groß, vorgewölbt und unbehaart. Ocellen fehlen. Spuren habe ich nirgends auffinden können. Oberlippe und Clypeus sind klein und kurz, besonders ist letzterer sehr kurz. Die Stirn ist vom Scheitel durch die großen nahe aneinander gerückten Fühler geschieden, deren Basalteile sehr dick sind. Nur ein schmaler Scheitelstreifen trennt die Basalteile der Fühler und stellt zugleich eine Verbindung zur Stirn her. Der Scheitel ist stets ohne Scheitelnaht ; die beiden Scheitel- hälften sind stets völlig miteinander verwachsen. Der Thorax. Der Prothorax und der Metathorax sind klein und kurz. Dagegen ist der Mesothorax sehr groß und sehr hoch und wölbt sich sowohl Monographie der Coniopterygiden. 179 oben als auch ganz besonders unten stark vor; die sehr lange Diagonale zwischen Vorderflügelwurzel und Mittelbeinbasis ist nach unten zu schräg nach hinten geneigt. Die dunkel pigmentierten Sclerite sind besonders an den Seitenteilen des Thorax schmale, streifenartige Pfeiler, die große weißliche Felder umgrenzen. Die Beine. Die Coxeu sind sehr groß und kräftig, vor allem die Hinter- coxen (Fig. 62c). Eine auffällige gliedartige Ausbildung haben die Subcoxen (Trochantinus etc.). besonders aber in einer sehr starken gliedartigen Entwicklung bei den Hinterbeinen (Fig. 62 sc), wie sie meines Wissens bei keinem andern Insect vorkommen. Irgendwie beweglich sind jedoch die Subcoxen keinesfalls. Der Trochanter der Hinterbeine ist innen erweitert und etwas spitz nach außen ausgezogen. Schenkel breit und flach; Vorderschenkel innen mit längern Borsten (Fig. 58 u. 59). Schienen flach und breit, Hinter- schienen häufig in der Mitte stark verbreitert (nach den Enden zu- gespitzt). Vorderschienen am distalen Ende innen schräg abgestutzt und sehr dicht behaart (Fig. 58 u. 59). Tarsen stets ögliedrig. Die 3 ersten Tarsenglieder kräftig und meist gedrungen. Das 4. Tarsenglied hat eine eigenartige, lamellenartige, schaufeiförmige Gestalt (Fig. 50), am Ende in der Mitte mehr oder weniger ein- gebuchtet, so daß man die Angabe von Schlechtendal, dieses Glied sei herzförmig, der Fe. Low nicht beistimmen kann, doch nicht für unrichtig bezeichnen kann; Fr. Low bezeichnet es weiterhin als „scheibenförmig und für die Aufnahme des Endgliedes flach schüsseiförmig ausgehöhlt," was gleichfalls bezeichnend ist. Das Endglied der Tarsen ist meist sehr dünn und mehr oder weniger schlank (Fig. 50, 58—61). Die Klauen, an jedem Fuß paarig vor- vorhanden und gleich groß, sind meist sehr klein, zart und spitz; sie sind mehr oder weniger schwach gekrümmt und tragen niemals einen Zahn. Das Abdomen. Das Abdomen ist bei S und $ ziemlich gedrungen. Die Wandung ist meist sehr zart chitinisiert, unpigmentiert, seltner mehr oder weniger pigmentiert. Es besteht aus 9 Segmenten (Fig. 34), von denen das letzte zuweilen sehr undeutlich ausgebildet ist (Fig. 57). Vorhanden sind stets 8 Paar Abdominalstigmen vom 1.— 8. Hinter- leibsegment (Fig. 34, 57). Die Segmente sind mit Gruppen äußerst 180 Günther Enderlein, feiner Haare besetzt (Fig. 34) oder mit einer oder mehr Querreihen solcher zarter Härchen (Fig. 57). Ventralsäcke. Sehr eigenartige Orgaue huden sich bei der Subfamilie Aleuropteryginae. An den Seiten der Unterseite des 1, bis 5. Segments liegt uuter den Stigmen je ein sehr merkwürdiges ein- und ausstülpbares Gebilde (Fig. 57 vs); das 6. Segment weist noch ein winziges Rudiment eines solchen auf. In Fig. 56 ist ein solches in stärkerer Vergrößerung und eingestülpt gezeichnet, in Fig. 49 von einer andern Form in ausgestülptem Zustand. Dieses Organ ist sehr fein und dicht pubesciert, bei Coniocompsa Enderl. konnte ich an der Spitze noch einige feine und sehr kurze Cliitin- stiftchen beobachten. Ebenfalls bei dieser Form bemerkte ich auch eine äußerst feine Felderung der sehr dünnen Chitinmembran und daß jedes Haar der Pubescierung auf der Mitte eines solchen Felds inseriert ist. In eingestülptem Zustand erscheinen sie als länglich ovale Querflecke resp. Vertiefungen. Bei Coniocompsa Enderl. aus Neuguinea, bei welcher Form ich diese Säckchen zuerst auffand, konnte ich sie nur am 2. bis 5. Abdominalsegment nachweisen; es ist jedoch nicht unmöglich, daß sie auch hier am 1. und als Rudi- ment am 6. Segment vorhanden sind, da mir nur ein wenig günstiges Objekt vorlag. Später fand ich es auch bei unsern deutschen Formen der Aleuropteryginae. Diese bisher noch nicht nachgewiesenen Organe dürften mit den Ventralsäckchen zu homologisieren sein. Nach E. Haase ^) kommen derartige abdominale Ventralsäckchen (Coxalorgane) nur bei Collembolen, Thysanuren und Mj^riopoden (be- sonders Scolopendrellen) vor, wo sie als sekundäre Atmungsorgane funktionieren, fehlen aber bei pterygoten Insecten, wo nur bei Embryonen von Gryl^otalpa (vgl. Rathke 1844), Melolontha (Graber 1888), Phyllodromia (Cholodkovsky 1889) etc. gewisse Bildungen an diese Organe zu erinnern scheinen. Herr Prof. Dr. F. Karsch macht macht mich jedoch auf 2 Arbeiten aufmerksam. Diese hat E. Haase bei seiner Arbeit niclit berücksichtigt. Bei einer Schabe {Corydia canmciiligera Gerst, 1861) von der Insel Luzon wies nämlich Gerstaecker-) auf der Bauchseite der beiden ersten Hinterleibs- segmente an der Vereinigungsstelle der Dorsal- und Ventralplatten 1) Haase, E., Die Abdominalanhänge der Insekten mit Berück- sichtigung der Myriopoden, in: Morphol. Jahrb., Vol. 15, 1889, p. 331. 2) Gerstaecker, Über das Vorkommen von ausstiüpbaren Haut- anhängen am Hinterleib von Schaben, in: Arch. Naturgesch., Vol. 27, 1861, p. 107—111. Monographie der Couiopterygiden. 181 auffällige weißliche Säckchen nach, die beim i l"/;; niin lang und 1 mm breit, beim $ 4^'.j mm lang und 3 mm breit sind; sie sind gleichfalls aus- und einstülpbar und fehlen bei den Larven völlig; die zarthäutige (liitinwand der Säckchen ist gleichfalls mit zahl- reichen kurzen und weichen, äußerst dicht stehenden Haaren besetzt. Daß diese Organe mit den oben beschriebenen Säcken der Aleuro- pteryginen homolog sind, ist wohl ohne jeden Zweifel. Dagegen lasse ich es dahingestellt sein, ob die von Laboulbene ^) erwähnten ein- und ausstülpbaren Säcke an den Vorderecken des Prothorax und auf der Grenze zwischen Metathoi-ax und Hinterleib bei Malachius und vei wandten Gattungen der Malacodermen. beide gleichfalls auf der Grenze zwischen Dorsal- und Ventralplatten, diesen Organen entsprechen (vgl. auch Cakus u. Gerstaeckek, Handb. d. Zool., Vol. 2, p. 140). Corijdia Serv. und die Aleuropteryginen sind also die einzigen Beispiele für das Vorkommen von abdominalen Ventralsäckchenbei pterj'gotenlnsecten. An der Unter- seite der Coxen der Thorakalbeine sind sie bei Pterygoten erst kürz- lich durch Lauterborn ^) bei Plecopteren-Larven {Taeniopteryx nebulosa L.) aufgefunden worden : in diesem Fall haben sie sich sogar zu Tracheen-Kiemen weiter entwickelt. Sexualapparat. Das 9. Abdominalsegment des $ ist schwach chitinisiert wie die übrigen. Diesem hängen 2 platte, rundliche (Fig. 52 yp) oder schui)penförmige (Fig. 34), beborstete Gonopoden an (Fig. 34, 36, 37, 52 ) ; nur bei Aleuropteryx loetvi Klap. sind diese Gonopoden unbehaart und zapfenförmig (Fig. 53 c/p). Das letzte Abdominalsegment des d ist groß, stark chitinisiert und stark pig- mentiert (Fig. 45, 54, 55); an den Seiten ist es mannigfaltig aus- gebuchtet, besonders auch bei der Gattung Conioptenjx (Fig. 46, 54, 55) ; da diese Skulpturen bei den einzelnen Formen sehr verschieden sind, so geben sie gute CharacteristikaJ für die Arten ab. Bei der Gattung Coniopterijx kommt besonders ein Seitenzäpfchen {sz) und ein Ventralzäpfchen (vs) in Betracht, die beide mehr oder weniger dicht beborstet sind. Die beiden Penissclerite, die symmetrisch zur Medianlinie^ gelagert sind, zeigen eine äußerst mannigfaltige Form (Fig. 40, 41, 42, 45, 46, 54, öö p); sie stellen entweder einen 1) LABOULBflNE, A., Note sur les caruncules thoracique du Malachius bipustulatus , in: Ann. Soc. entomol. (3), Vol. 6, 1858, p. 522 — 528, PJ. 13, II, fig. 1—4. 2) Lauterborn, L., Tracheenkiemen an den Beinen einer Perliden- Larve (Taeniopteryx nebulosa L.), in : Zool. Anz., Vol. 26, l!»U3,p, (i37 — 642, 182 Günther Endeblein, einfachen schwach gebogenen Balken dar, der am Ende beilartig verbreitert ist (Fig. 46 ^), oder sind gabelförmig oder haben ver- schiedenartige Stäbchen- oder zahnförmige Anhänge je in Einzahl oder zu 2. Die Flügel. Fast völlig gleich sind Vorder- und Hinterflügel bei der Gattung Semidalis Enbeel., vor allem ist hier das Geäder völlig gleich. Bei Fig. A. Semidalis aleurodiformis (Curt.). Vorder- und Hinterflügel. € Costa, .sc Subcosta. r Radius, rr Radialramus. rj 1. Radialast. r.,+^ vorderer Ast der Radialg-abel. r,+.5 hinterer Ast der Radialgabel, m Media, nii 1. Medianast. ma 2. Medianast. cui 1. Cubitus. cu., 2. Cubitus. an Analis. ax Axillaris, acc Nervus accessorius. Cmiopteryx ist im Hinterflügel die Media nicht gegabelt, während bei Comventsia Enderl. der Hinterflügel sehr stark reduziert ist. Die Costa (c) ist bei allen Coniopterygiden stark reduziert, so daß man selten eine deutliche Vorderrandverdickung bemerken kann. Die Subcosta [sc] ist eine kräftige Ader, meist parallel zum Vorderrand, seltner an der Flügelspitze etwas davon abgebogen. Der Radius (r). Der 1. Radialast r^ ist kräftig. Vor der Flügelmitte zweigt sich der immer gegabelte Radialraraus ab. Monographie der Coniopterygiden. 183 Radialgabel (ro^s und /•4_i_5) mehr oder wenig:er lang- bis ziemlich kurz; letzteres ist z. B. bei Coniocompsa Enderl. der Fall, r^+s ist im Vorderflüofel bei den Aleuropteryginen mit Ausnahme der Gattung- Coniocompsa scheinbar zu der Media gehörig, indem die beide ver- bindende Querader kräftig entwickelt ist und den Basalteil von ♦•4+5 zu bilden vortäuscht. Bei der Gattung Alemella Enuehl. wendet sich der vordere Gabelast (r->^-i) nach r, und vereinigt sich vor der Flügelspitze mit diesem. Der Basalteil des Radius ist mehr oder weniger schwach geknickt. Die Media (m) ist meist feiner, mit Ausnahme der Gabel. Sie ist meist gegabelt, nur bei Coniocompsa Enderl, im Vorder- und Hinterflügel und bei Coniopterijx Cürt. im Hinterflügel ist sie un- gegabelt. Sie trägt vor der Flügelmitte bei den Aleuropteryginen häufig, selten bei den Coniopteryginen 2 mehr oder weniger stark verdickte knotenartige Stellen, auf denen je ein längeres Haar in- seriert. Im Hinterflügel ist die Basalhälfte der Media bei den Aleuropteryginen dicht an c^«^ angeschmiegt ; zwischen beiden eine äußerst schmale Zelle, die auch fehlen kann. Der Cubitus ist stets 2ästig (c?f, und m.,), beide Äste trennen sich meistens dicht an der Basis, nur bei Coniocompsa Enderl. im 1. Flügeldrittel, cu^ ist meistens der kräftigste Ast im Flügel, während cu^ sehr dünn und zart ausgebildet ist. c«., ist im Vorder- flügel bei der Gattung- Alenroptei-ijx Low vor dem Ende stark bogig geknickt (Fig. 28) und bei der Gattung Heteroconis Enderl. in ähn- licher ^^'eise bogig oder eckig geknickt, zuweilen an der Knickungs- stelle mit einem Queraderstummel (Fig. 24—26). Zwischen c?fj und eiio meistens eine feine Querader. Die Analis (an) ist mehr oder weniger stark gebogen und mit CU.2 durch 2 Queradern verbunden. Zwischen an und cn., eine feine Falte, die Sutura clavi. Die Axillaris (ax) schneidet meist nur eine sehr schmale Zelle vom Flügelhinterrand ab, die durch eine Querader geteilt wird. Zwischen an und ax meistens eine Querader. An Qu er ädern findet sich noch stets eine zwischen sc und rj, eine zwischen r^ und Radialgabelstiel oder rai-s. Die Stiele der Radialgabel und der Mediangabel werden zuweilen im Vorderflügel durch eine feine Querader verbunden. Eine Querader findet sich ferner zwischen m^ und r^+r,, die im Hinterflügel zuweilen den Stiel der Radialgabel triff"t; ist m im Hinterflügel nnge^ahelt {Comopteryx CuRT,), fehlt sie auch zuweilen. Eine weitere Querader zwischen cu^ 184 Günther Enderlkin, und m., oder m wird bei den Aleuropteryginen durch die starke Verschmälerung der Medianzelle außerordentlich verkürzt und kann hier auch fehlen. Die Adern sind selten spärlich behaart, dagegen stets der Flügelrand mehr oder weniger kurz oder lang, dicht oder spärlich pubesciert. An der Basis des Hinterrands der Vorderflügel zieht sich ein kurzes, aber kräftiges Äderchen kurz am Hinterrand hin, ich nenne es hier Nervus accessorius (akzessorische Ader, acc). Die zwischen -cu^ und an liegende Faltenlinie, die Sutura clavi, ist im Vorderflügel mehr oder weniger deutlich ausgebildet. Die Bestäubung der Flügel und des Körpers. Die eigenartige dichte mehlweiße oder braune Bestäubung des Körpers und der Flügel war mir lange hinsichtlich ihrer Gestalt und ihres Auftretens unverständlich, da sie in Canadabalsam, Gtycerin, Alkohol etc. so völlig für jede mikroskopische Untersuchung ver- schwindet, daß man auch nicht eine Spur im Präparat davon auf- finden kann. Erst als ich den trocknen Flügel unter ein Deckglas legte und durch Hin- und Herreiben desselben den Staub teilweise vom Flügel entfernte, gelang es mir, bei sehr starker Vergi'ößerung, die eigenartige Form zu erkennen. Er besteht aus äußerst dünnen streifen artigen Blättchen. — die Breite jedes der Streifen ist etwa 0,0029 mm — , die zu kleinen Ringen (Fig. 38«) zusammengerollt sind, zuweilen auch schwach spiralig erscheinen (Fig. 38 6). Der Durchmesser dieser Ringe beträgt etwa 0,004 mm. Fig. 39 zeigt diese winzigen Gebilde von einer andern Richtung aus, so daß man hier die Breite der Spiralstreifchen erkennt. Diese beiden Bilder, die man hauptsächlich unter dem Mikroskop erblickt, erwecken so leicht den Eindruck, daß man 2 verschiedene Gebilde vor sich hat; dies ist aber keineswegs der Fall, es handelt sich, wie ich oben durchführte, nur um die verschiedenen Ansichten desselben Gebildes. Dieser r i n g e 1 a r t i g e Staub liegt ganz locker und völlig lose auf Köri)er und Flügel und ist daher keinesfalls irgendwie mit den im Vergleich liierzu riesengroßen Schuppen der Lepidopteren, vieler Coleopteren, Dipteren, Copeognathen (Psociden s. 1.), Thysanuren etc. zu vergleichen. Über die Entstehung dieses merkwürdigen Staubs, der außer bei der Rhynchoten-Familie Aleurodidae wohl kaum ein Analogen haben dürfte, kann ich nur die Vermutung aussprechen, daß es sich Monographie der Coniopterygiden. 185 wohl um ein Secret handelt, das bei der Entwicklung- des Tiers zur Imago sich bildet und erhärtet. Physiologisch dürfte er die gleiche Bedeutung haben wie die Schuppen. Die Form des mehlig-en Staubs auf den Flügeln und dem Körper der Aleurodiden ist sehr ähnlich, nur sind die einzelnen Ringe, die sich hier häufig zu mehr oder weniger weiten Spiralen auf- lösen, viel kleiner. Der Durchmesser jedes Rings beträgt hier nur etwa 0,002 mm. Fig. 63 zeigt diese Gebilde von jener eigenartigen Rhynchoten-Familie in verschiedener Lagerung und in TOOfacher Vergrößerung. Biologie. Die Larven stehen denen der Hemerobiiden nahe, tragen je- doch nie die aus Pflanzeustoffen (Blattresten, Flechten, Rindenstück- chen etc.) und Xahrungsresten (Resten von Blattläusen) wirr zu- sammengesetzte gehäuseartige Decke dieser, sondern leben völlig frei. Ober- und Unterkiefer setzen jederseits eine Saugzange zusammen, die im Vergleich mit den Larven von Chrysopa. Manfispa und Sisijra kurz ist. Maxillartaster fehlt. Labialtaster 2gliedrig, letztes Glied sehr groß, eiförmig oder lang gestreckt. Die Larven haben meist eine lebhafte, rosenfarbige oder bläulich-schwarze Zeichnung. Die Larven gehen auf Raub aus, besonders auf Raub von Blattläusen. Fr. Low fand die Larve von Aleuropteryx loeivi Klap. auf Pinus mughus Scop., wo sie sich von den auf den Nadeln derselben lebenden Schildläusen (Aspidiofns abietis Schrk. und Leucaspis pini Hartig) nährten, welche sie aussagten, indem sie mit ihren Saug- zangen unter deren Schilder fuhren. Eine sehr interessante Beobachtung teilt Tetens (in: Entomol. Nachr., 1889, p. 1— 3j mit. Er fand im Sommer 1887 eine Larve einer kleinen grünlichen Cicade {TypMocyha sp.) mit einem stark aufgetriebenen Hinterleib. Aus diesem schlüi)fte eine Larve, die sich in ein weißes Gespinnst einspann und im Frühjahr eine Conio- pteryx sp. ergab. Dieses Exemplar bestimmte ich später als Con- wentzia psociformis (Curt.) (vgl. in: Zool. -lahrb.. Vol. 10, Syst.. 1902, p. 601). Ob nun diese Larve wirklich entoparasitäre Lebensweise führt, oder ob sie, vielleicht auch nur zufällig, sich in den Hinter- leib der Cicadenlarve hineingebohrt hat, das ist eine Frage, die noch zu lösen bleibt. Sicher ist, das man eine Reihe V(m Larvenformen in allen Entwicklungsstadien frei umherlaufend im Sommer beobachten 18ß GÜNTHKR EnDKRLEIN, kann. Doch dürfte die Lebensweise der Larven bei den verschiedenen Gattungen recht beträchtliche üifterenzen aufweisen, da ja auch die Mundteile sehr auffällige Verschiedenheiten bemerken lassen (vgl. Low. p. 73 — 76), Morphologische Angaben über die Larven der Coniopterygiden finden sich ferner bei Brauer u. Low (Neur. austr., 1857, p. 22). Unter dem Namen Hemerobius hirtus bildet Dujaedin die Larve einer Coniopterygide ab (in: Ann. Sc. nat. (3), 1851, ZooL, Vol. 15, p. 169-172. tab. 3, fig. 15-21), die wohl der Gattung Coniopteryx Cürt. (s. str.) angehören dürfte. Die Larven spinnen sich mit dem Secret einer am Hinterleibsende befindlichen Spinndrüse an der Einde von Baumstämmen in ein meist kreisrundes, flaches, weißes Gespinnst ein und bleiben unverändert in demselben bis zum Frühjahr liegen, was ich mehrfach zu be- obachten Gelegenheit hatte. Erst im Frühjahr verwandeln sie sich zu Puppen. Die weißen Gespinnste erinnern sehr an flache Spinneneier- kokons; hierdurch verleitet, ließ sich v. Schlechtendal anfangs (1881) täuschen, Coniopteryx psodformis Curt. als Schmarotzer von Spinnen- eiern anzusehen, erkannte aber später (1882) selbst seinen Irrtum. Die Imagines sind oft ziemlich träge, besonders bei warmer Witterung jedoch mitunter recht lebhaft und fliegen dann ziemlich gut. Sämtliche Formen scheinen nur eine Generation zu haben. Geographische Verbreitung. Coniopterygiden finden sich in allen Erdteilen. 3 der 9 bis jetzt beschriebenen Gattungen fehlen in Europa. Auf die einzelnen geographischen Gebiete verteilen sich die Gattungen in folgender Weise : Paläarktisch; Contrenhia Enderl., ('oniopteryx CuRT., Setnidalis Enderl., Parasenddalis Enderl., Alniropicryx Low, Helicoconis Enderl. ; Äthiopisch: Semidalis Enderl.: Indo-australisch: Coniopteryx CuRT., ParasemidaU.s Enderl., Conio- ronijjsa Enderl., Hderoconis Enderl., Heiicoco7iis Enderl. ; Nearktisch: Coniopteryx CüRT., Sem/da lis Enderl.; N e o t r o p i s c h : ( bniopteryx CuRT., Alrinella Enderl., Semidalis Enderl,, Piinisenndalis Enderl., Helicoconis Enderl. Nur in einem Gebiet sind daher bisher bekannt: Aleuropteryx Low (paläarktisch), Coniocompsa Enderl. und Heteroconis Enderl. (indo-australisch) und ÄlemeUa Enderl. (neotropisch). Monographie der t'ou opterygideu. 187 Die Coniopterygiden sind sämtlich als sehr seltene Tiere zu bezeichnen. Unsere Formen, selbst die häufigsten Arten, wie Conio- pteryx tineiformis Curt., sind sehr spärlich und fast immer einzeln. Wie meine genauen Angaben der Funddaten ergeben, schlüpfen die einzelnen Individuen zu recht verschiedenen Zeiten aus und verteilen sich so über Monate. Am günstigsten sind daher noch im Winter die Gespinnste an den Baumstämmen zu suchen. Ein einziges Mal habe ich eine Coniopterygide in großer Anzahl beobachtet ; im letzten Winter (1904,05) fand ich im Humboldt-Hain in Berlin an Eichen- stämmen die Gespinnste von Conirentzia psociformis (Curt.) in sehr gi'oßer Anzahl, ca. 10 Stück an jedem Stamm, teilweise fast bis 20 Stück. Sie waren vielfach dicht in die Ritzen geklemmt, teil- weise platt aufliegend. Allerdings glaube ich den Grund dieser Häufig- keit mit darin erblicken zu müssen, daß in diesem Park nur eine ziemlich beschränkte Anzahl von Eichenstämmen sich vorfand und so viele Individuen auf wenige Stämme sich konzentrierten. IJber sieht über die Coniopterygide n. Subfam. Coniopteryginae m. Tribus: Conwentziini m. 1. Genus: Comvcntzia Endekl. 1905. 1. Comventzia pineticola Enderl. 1905 Europa 2. Comventxia psociformis (Curt. 1834) Europa Tribus: Coniopterygini m. 2. Genus: Coni optcr tjx CuRT. 1834. 3. Coniopteri/j- tinclfoniüs CuRT. 1834 Europa 4. Coniopteryx pygmaeM Enderl. Deutschland 5. Coniopteryx ceirda Hag. 1858 Ceylon 6. Coniojiteryx hiröi Enuerl. Neuguinea 7. Coiiiojderyx raliüunisis Enderl. ßismarck- Archipel 8. ( 'onioptryyx viamlitliorax Enderl. Australien 9. Coniopteryx trcsliroodi (FiTCii 1856) Nordamerika 10. Conioptrryx rallanynna Enderl. Peru 11. Coniopieryz angustipennis Enderl. Paraguay 3. Genus: Alemello Enderl. 12. Akmella boliviensis Enderl. Bolivia 4. Genus: Semidalis Endkrl. 1'.)05. 13. Srnu'dalis olrurodifornns (Stepti. 1835) Europa 14. .Scn/idalis curfisiana Enderl. Deutschland 188 Günther Enderlein, 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. Semidalis pulchdla (McLachlan 1882) Seniidalis s-p. McLachl. 1882 Semidalis- africana Enderl. Seniidalis füllehorni Enderl. Semidalis rieina (Hag. 1861') Semidalis nivosa Enderl, Semidalis prainosa Enderl. Semidalis scobis Enderl. Semidalis kolbei Enderl. Teneriflfa TenerifiPa Ost- Afrika Ost- Afrika Nordamerika Peru Peru Peru Chile 5. Genus: Parasemidalis Enderl. 1905. 24. 25. Parasemidalis annae Enderl. 1905 Paraseinidalis fnscipennis (Reut. 1894) 26. Parasemidalis phaeoptera Enderl. 27. Parasemidalis metallica Enderl. 28. Parasemidalis deirita (McLachl. 1867) 29. Parasemidalis farinosa Enderl. Deutschland Pinnland Peru Australien Australien Australien Subfam. AleKrojjteryginae m, Tribus: Coniocompsini m, 6. Genus: Couioeo m psa Enderl. 1905. 30. Coniocomp)sa vesiculigera Enderl. Neuguinea Tribus : Aleuropterygini m. 7. Genus: Alcuropteryx Fr. Low 1885. 31. Aleurojileryx lorvA Klap. 1894 Europa 8. Genus: Heteroronis Enderl. 1905. 32. Heteroconis dahli Enderl. Bismarck-Archipel 33. Heteroconis ornata Enderl. 34. Heteroconis varia Enderl. Australien Australien 9. Genus: Helicoconis Enderl. 1905. 35. Helicoconis lutea (Wall. 1871) 36. Helicoconis anstraliensis Enderl. 37. Helicoconis macidata Enderl. 38. Helicoconis pistrix Enderl. 39. Helicoconis (jarleppi Enderl. Europa Australien Australien Peru Peru. Bestimmungstabelle der Subfamilien, Tribus und Gattungen der Coniopterygiden. 1. Lobus externus der Maxille Sgliedrig; 5 — 6 Paar Ventral- säckchen an dem 1. resp. 2. — 6. Abdominalsegment. Media Monographie der (Joniopterygideu. 189 des Hinterflügels von der Basis ab in etwa ■\'^ seiner Länge dicht an den vordem Ast des Cubitus (cu^) angelegt, so daß beide scheinbar nur einen Ast darstellen Alettropteruf/iuae m. 2 Lobus externus der Maxille Igliedrig. Abdomen ohne Ven- tralsäckchen. Media des Hinterflügels nicht an den Cubitus angeschmiegt. Hinterer Ast des Radialramus im Vorderflügel normal. Media im Vorderflügel stets gegabelt Conmpteryffincie m. 5 2. Radialgabel normal. .Media im Vorder- und Hinterflügel ein- fach (ungegabeltj Coniocoinpsitii m., Conioconipsu Kndekl. 1905 (Tj^pus: C. vcsicnligera n. sp.) Hinterer Ast der Radialgabel (-R4+5) scheinbar zur Media gehörig; zwischen Stiel der Radialgabel und Mediangabel eine mehr oder weniger feine Querader; Media im Vorder- und Hinterflügel gegabelt Aleiiropterfjf/iiu m. 3 3. Hinterer Ast des Cubitus {cu.2) im Vorderflügel gerade. Im Hinterflügel geht die Querader zwischen vorderm Radius (rj und Radialramus von dem vordem Ast (r^-sj der Radialgabel aus Helicoconis Endekl. 1905 (Typus: H. lutea Wall. 1871) Hinterer Ast des Cubitus {cu.^) im Vorderflügel vor dem Ende stark geknickt. Im Hinterflügel geht die Querader zwischen vorderm Radius (r^j und Radialramus von dem Stiel der (jabelzelle aus 4 4. r4.{.5 ist im Vorderflügel eine Strecke mit m^ vereinigt. Die beiden größern Borsten auf der Media im Vorderflügel stehen auf nicht verbreiterten Stellen der Media Aleuropteryx Low 1885 (Typus: .1. lomi Klap. 1894) n^-ö ist im Vorderflügel nur durch Querader mit m^ ver- einigt. Die beiden größern Borsten auf der Media im Vorder- flügel stehen auf stark verbreiterten Stellen der Media (Fühler der bis jetzt bekannten i'^ormcn konstant 18gliedrig) Ilefcroconis Exdehl. 1905 (Typus: H. oruata n. sp.) 5. Hinterflügel sehr klein mit stark reduziertem Geäder Coturentzlhü m., (onivenfsia Endkul. 1905 (Typus: C. pineticola H]m»ki{l. 1905) Zool. Jabrli. XXIII. Abt. l. Syst. l^i 190 Günther Enderlein, Hinterflügel normal Coniopterygini m, 6 6. Media im Hinterflügel ungegabelt Coniopteryx Cürt. 1834 (Typus: C. tineiformis Cuet. 1834) Media im Hinterflügel gegabelt 7 7. Vorderer Radialgabelast (ra+s) im Vorderflügel vor der Flüg'el- spitze mit r^ vereinigt Alemella Endeel. 1905 (Tj'pus: A. bolivicnsis Endeel. 1905) Vorderer Radialgabelast normal 8 8. Querader zwischen Media und vorderm Cubitus (cuj) gebt im Vorder- und Hinterflügel vom hintern Ast der Mediangabel (m.^) aus. Flügel und Körper weiß bestäubt SemidaUs Endeel. 1905 (Tj^pus: S. aleurodiforniis (Steph.)) Querader zwischen Media und vorderm Cubitus (cmJ geht im Vorder- und Hinterflügel vom Stiel der Mediangabel aus. Flügel und Körper meist braun bestäubt Parasemidalis Endeel. 1905 (Typus: P. annae Endeel. 1905) Fam. Coniopterygidae, BuEMEiSTEE, Handb. Entomol., 1839, Vol. 2, ]). 11\. Subfam. Coniopteryginae. Endeelein, in: Zool. Anz., 1905, Vol. 29, p. 225. Tribus C o n w e n t z i i n i. Enderlein, ibid., 1905, Vol. 29, p. 226. Comrent^ia Endeel. 1905. G. Endeelein, in: Ber. westpreuß. Bot.-Zool. Ver., 26/27, 1905, p. 10 und 11. Vorderflügel normal; mit Gabel des Radialramus und der Media; Querader zwischen Media und Cubitus vor der Mediangabel. Hinter- flügel stark reduziert mit stark reduziertem Geäder. Hinterschiene in der Mitte verbreitert. Krallen sehr lang und schlank. Gewidmet wurde diese Gattung Herrn Prof. Dr. H. Conwentz, Direktor des Westpreußischen Provinzialmuseums in Danzig. 2 Arten aus Europa. Monographie der Coniopterj-giileu. 191 Bestimmungstabelle der Arten der Gattung- Conivetit^ia. Querader zwischen r^ und Eadialramus im Vorderflügel trifft den Gabelast. Fühler 38 — 43gliedrig. Färbung sehr blaß, Beine und Fühler fast weißlich psociformis Cürt. Querader zwischen r, und Eadialramus im Vorderflügel trifft den Gabelstiel, selten den Gabelpunkt. Fühler 28— 34gliedrig. Färbung dunkel braun, besonders auch Fühler und Beine pineticola Enderl. Conwentma psociformis (Curt. 1834). (Fig. 1, 38 u. 39.) Conioptenix psociformis Halid.; Curtis, Brit. Entomol., Vol. 11, 1834, tab.'528, fig. 1—8. Coniopteryx psociformifi CuRT. ; Stephens, 111. Brit. Entomol., Vol. 6, 1835, p. 117. Coniopte7'yx psociformis CuRT. ; Curtis, Guide, ed. 2, 1837, p. 166, 2. Coniopteryx psociformis Curt. ; Burmeister, Handb. Entomol., Vol. 2, Abt. 2, 1839, p. 772. Coniopteryx aphidifor)ins Ramb. ; Rambür, Hist. Ins. Neur. 1842, p. 316. Coniopteryx psoeifoi-mis Cürt.; Rambur, Hist. Ins. Neur., 1842, p. 316. Conioptmix psociformis Cürt. ; AValker, List. Neuropt. Brit. Mus., 1 853, p. 298. Coniopicrijx apliidiformis Ramb. ; Walker, List. Neuropt. Brit. Mus., 1853, p. 298. Coniopteryx psociformis Curt.; Hagen, in: Entomol. Annual, 1858, p, 30. Coniopteryx psociformis CuRT. ; Hagen, in: Entomol. Z. Stettin, 1859, p. 34—39. Coniopteryx apliidiformis Ramb.; Hagen, ibid., 1859, p. 34 — 39. Coniopteri/x psoriforiiiis CuRT. ; MacLachlan, in: Trans, entomol. Soc. London, 1868, p. 192. Coniopteryx psociformis CüRT. ; MacLachlan, Neur. Brit., 1870, p. 23. Ccmiopleri/x )isofiformis CuRT. ; MacLachlan, in: Entomol. monthl. Mag., Vol.' 6, 1870, p. 238. Coniopteryx psociformis Curt. ; Wallengren, in : Svensk. Vet.-Akad. Handl. (N. F.), Vol. 9, Abt. 2, 1871, p. 55. Coniojileryx j)sociformis CuRT. ; Brauer, Neuropt. Eur., in: Eestschr. zool!-bot. Ges. Wien, 1876, p. 15 et 30. Coniopteryx psociformis CuRT. ; V. ScHLECHTENDAf-, in: .Tahrber. \'er. Naturk. Zwickau, 1881, p. 26—31, tab. 13* 192 Günther Esderleix, ('oniopt('ri/.r jjsocif'urmis CuRT. ; VON Schlechtendal, ibid., 1882, p. 45- — 47. Conioptcryx psocifornm CüKT. ; F. Low, in: SB. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Gl., Vol. 91, Abt. 1, 1885, p. 84—85, $ (non ? et fig. 18). Coniopterijx psociformis; Gurt.; Rostock, Neuropt. german., 1888, p. 112, tab.'?, fig. 38. Coniopfpr/jx sp.; Tetens, in: Entoinol. Nachr., 1889, p. 1 — 3 (als Ento- parasit !), Coniopteryx psocifonnis Gurt.; Enderlein, in: Zool. Jahrb., Vol. 16, Syst., 1902, p. 601 u. Note 2 (Sep., p. 31). Conwenizia /jsocifornn's (CuRT.); Enderlein, in: Ber. westpreuß. bot.- zool. Ver., 26/27, 1905, p. 10 u. 11, fig. 2. Kopf und Abdominalspitze hell braun; Mundteile, Antennen. Thorax und Beine sehr blaß bräunlich-weiß; Abdomen weißlich. Antennen wenig kürzer als die Vorderflügel: meist 40 — 42gliedrig- (nach Low, 1. c, 38— 43gliedrig), doch geht die Anzahl der Glieder bis auf 37 herab. Flügelmembran fast farblos. Adern sehr blaß, unbehaart; Flügelrand spärlich pubesziert. Querader in der Zelle Ri im Vorderflügel zwischen r, und vorderm Ast (rg+s) der Radial- gabel. Die Bestäubung der Flügel ist rein weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder etwa 14 : 4 : 2 : 4 : 5. Vorderflügellänge 3 — 3,6 mm, Flügelspannung 7 — 8 mm, Fühler- länge 2,7 mm. Verbreitung: Nord- und Mittel-Europa. Die Daten der mir vorliegenden Stücke sind: Berlin. Friedrichshain. Im Frühjahr 1889 1 ? aus einem Kokon geschlüpft, der an dürren am Boden liegenden Eichenblättern befestigt war und im Januar 1889 gefunden wurde. H. Tetens. Berlin. Im Sommer 1887 schlüpfte die Larve aus dem stark aufgetriebenen Hinterleib einer grünlichen TypMocyba 5/).: aus dem in einem Röhrchen angesponnenen Gespinnst entwickelte sich im folgenden Fi'ühjahr die Imago. Gesammelt von H. Tetens (vgl. hierüber: Coniopteryx sp. Tetens, in: Entomol. Nachr., 1889, p. 1—3). Berlin. Zahlreiche Cocons wurden in einer leeren Puppenhülse von Ocneria dispar ? im Januar 1889 von H. Tetens gesammelt, aus denen sich im Frühjahr die Imagines entwickelten (dabei 1 S)- Berlin. Kanalufer am Schlesischen Tor. August 1888. 1 ?. H. Tetens. (Fühler 42gliedrig.) Berlin. Finkenkrug. 14./7. 1901. 1 % von Eiche. (Fühler 38gliedrig.) 2.9. 1903. 1 % von Eiche. (Fühler 40gliedrig.) G. Enderlein. Monographie der Coniopterygideu 193 BerliD. Ralinsdorf. 26./7. 1903. 1 (?, 2 ??, an Eiche. (Fühler 42gliedrig.) G. Enuerlein. Tegel. 2.8. 1903 und 30.8. 1903. Je 1 ?, an Eiclie. (Fühler 37— 38gliedrig- und 38— 39gliedrig.) G. Endeklein. Spandau. 16,8. 1903. 2 ?$, an Eiche. (Fühler 37— 39gliedrig und 41oliedrig.) G. Enderlein. Berlin. Humboldt-Hain. Puppengespinnste häufig an Eichen- stämnien im Winter 1904—1905. Hieraus schlüpften im warmen Zimmer im zeitigen Frühjahr zahlreiclie Imagines (S6 und ??). In der kurzen Beschreibung Ra:mbue"s (1. c.) von Coniopt. aphidi- formis kann man nur C. psociformis Cuet, erkennen, wie es auch Low auffaßt: Rami5Cr bezieht sich bei Angabe letzterer Species nur auf die Beschreibung von Bukmeister, so daß ihm also nicht etwa 2 Arten mit kurzen Hinterflügeln vorgelegen haben. Conwentzia inneticola Enderl. 1905. (Fig. 1, 5 u. 45.) ? Genus 26 (1437) pinicola Stephens nom. nud. ; Stephens, Syst. Cat. Brit. Ins., 1829, Vol. 2, p. 367, No. 9974. < 'oniojiferyx psocifoni/is Curt. ; F. Low, in: SB. Akad. "Wiss. Wien, math.-nat. Cl., Vol. 91. Abt. 1, 1885. p. 84—85, $ (nee <5). tab. 1, fig. 18. Comacntzia pineticola Enderl. ; Enderlein, in : Ber. westpr. bot.-zool. Ver. 26—27. 1905, p. 10 u. 11, fig. 1. f'onwentxia pineticola Enderlein, in: Zool. Anz., Vol. 29, 1905, p. 226. Kopf, Mundteile, Beine und Abdominalspitze braun bis dunkel braun; Antennen und Thorax braun bis schwarzbraun. Abdomen blaß. Antennen etwa % der Vorderflügellänge, meist 32 — 34gliedrig, Fig. B. Conwentzia 2>ineticola var. ftirdlla h. Vordertiügei. 194 Günther Enderi.ein, zuweilen auch weniger (nach Low, 1. c, 28 — Slgliedrig); 1 Exemplar hat nur 28 Glieder, 1 anderes sogar nur 24 Glieder, 1 anderes Exemplar weist 37 — 38 Fühlerglieder auf. Flügelmembran grau bis graubraun, vor der Basis der Media ein heller Streif, die Basal- hälfte des 1. Cubitus (cu^) dunkel braun gesäumt. Adern braun bis dunkel braun. Querader in der Zelle R^ im Vorderflügel zwischen r^ und Stiel der Radialgabelzelle. Bei 2 SS (5./. 1900) trilft die Quer- ader zwischen m-^ und Radialramus nicht den hintern Ast (^44.5) der Radialgabel, sondern den Gabelstiel (vai: /'ureilla it.) (Textfig. B); bei einem andern Stück wird auf einer Seite der Gabelpunkt ge- troffen. Die Bestäubung der Flügel ist nicht rein weiß, sondern weiß mit mehr oder weniger grau bis braunem Ton. Adern un- behaart, FUigelrand spärlich pubesziert. Verhältnis der Hinter- tarsenglieder ungefähr 11:5:3:3:6 bis 10 : 4 : 3 : 3 : 5. Männlicher Sexualapparat in Fig. 45 abgebildet. Vorderflügellänge 2,8-3,5 mm, Flügelspannung 6Y2 — 8 mm. Fühlerlänge 2,1mm. Leipzig. Brandis. Auf dem Kohlenberg. 27./9. 1899. 1 ?, an Fichte. (Fühler 24gliedrig.) Berlin. Finkenkrug. 5./7. 1900. 2 SS, 8 ??, an Lärche. (Fühler 32 — 34gliedrig.) 3./Ö. 1903. 3 ??, an Lärche. (Fühler 32— 33gliedrig.) 16./7. 1903. 6 SS (davon 1 mit dunkel gesäumten Adern) ; 26 $?, an Lärche. (Fühler 32— 33gliedrig.) Westpreußen. Rutzau. In einem Kiefernwald oberhalb der Steilküste. An Kiefer. 28./7. 1904. 1 ?. Westpreußen. Putziger Nehrung. Heia. In den Dünen. S./S. 1904. 2 ??, an Kiefer. Bornholm. Finnedalen. An Larix. 8./7. 1905. 1 ?. 18./7. 1905. 6 ??. G. Enderlein. Gesammelt wurde das eine der beiden Stücke von Heia von meiner Frau, alles übrige von mir. Da Stephens seine pinicola i. 1. später (111. Brit. Entomol.) als synonym zu psociformis (Curt.) setzt, die Hinterflügel also klein ge- wesen sein dürften, so ist es wohl — nach dem Namen pinicola zu schließen — nicht unmöglich, daß Stephens C. pineticola Enderl, vor sich gehabt hat. Conwentzia pineticola Enderl. wurde von F. Low als $ zu Conio- Monographie der t'oniopterygideu. 195 pteryx psociformis Cükt. aufgefaßt. Da ich von beiden Formen /.r tineiformis CuETis p. p. ; CuRTis, Brit. Entomol., Vol. 11, 1834, tab. 528, partim (Text excl. fig. 9 s, i). (Joniopter//x lineifornüs CüRT. ; Stephens, lllustr. Brit. Entomol., Vol. 6, 1835, p. 116. Malaconiyxa lar/ra Wesmael; Bull. Acad. Sc. Bruxelles, Vol. 3, 1836, p. 166 et 244, tab. 6, fig. 3 et tab. 7, fig. 2. Coniopteryx tineiforwis CuRT. ; CuRTis, Guide, edit. 2, 1837, p. 165, 1. Seiodns albus Zetterstedt, Ins. Läpp., 1840, p. 1051. Coniopteryx tineiformis Curt.; Rambur, Hist. Ins. Neuropt., 1842, p. 316. Coniojjler//x tineiformis CUTR. ; Haliday, in : Trans, entomol. Soc. London. 1847, Vol. 5, Proceed., p. XXXIL Coniopteri/x tineiformis CuRT. ; Walker, List. Neuropt. Brit. Mus., 1853, p. 298. Conioplerijx tineifonnis CuRT. : BbaI'KR u. Low, Neuropt. austr., 1857, p. 55. Cmiioptrryx lineiforynis CuRT. ; Hagen, in: Entomol. Annual, 1858, p. 29. Coniopteryx tineifonnis CuRT. ; Hagen, in: Stettin, entomol. Z., 1859, p. 34—39. Coniopteryx tineiformis Curt.; Ha(;en. in: Entomol. weekly Intellig., 1859, Vol. 5, p. 189. 198 Günther Endehlein, Coniopteryx iineiforniis CuRT. ; Wallengeen, in: Üfv. Svensk. Vet.-Akad. Fori»., 1863, p. 18. Conioj)ten/.r tinriformis CüRT. ; MacLaCHLAX , in: Trans, entomol. Soc. London, 1868, p. 192. ? Coniopteryx haematica McLachlan ; MacLachlan, ibid., 1868, p. 193, Note.' Coniopteryx iinciformis CüRT.; MacLachlan, Neur. Brit., 1870, p. 23. Go7iiopfcri/x tineifor)nis Curt. ; Wallengren, Svensk. Vet.-Akad. Handl. (N. F.), Vol. 9, Afd. 2, 1871, No. 8, p. 54. Coniopteryx tineiformis Curt.; Brauer, Neuropt. Eur., in: Festschr. zool.-bot. Ges. Wien, 1876, p. 15 et 31. ? Coniopteryx haemafina Halid. , McL. ; Brauer , Neuropt. Eur. , in : Festschr. zool.-bot. Ges. Wien, 1876, p. 15 u. 31. Coniojderyx tinciforniis CuRT. ; VON ZUR MÜHLEN, in: Arch. Naturk. Liv-, Ehst- und Kurlands, Dorpat, Vol. 9, 1880, p. 234. Coniopieri/x laden Wesm. ; F. Low, in : SB. Akad. Wies. Wien, math.- nat.'CL, Vol. 91, 1885, p. 86—88, tab. 1, fig. 19. Gomopteryx lactea Wesm.; Rostock, Neuropt. german., 1888, p. 112, tab. 7, fig. 35. Conio])frn/x lactea Wesm. ; Reuter, in : Act. Faun. Flor. Fenn., Vol. 9, Nr. 8, 1894, p. 14 u. 33. Coniopteryx tineiformis Curt.; Enderlein, in: Zool. Anz.. Vol. 29, 1905, p. 226. Körper blaß braun bis hell braun. Schienen und Tarsen blaß braun bis fast farblos, Abdomen weißlich bis orangegelblich, Spitze braun. Antennen 25 — 26gliedrio-, sehr selten mehrgliedrig-; bei 1 Exemplar {S) ist der eine Fühler 29g'liedrig-, der andere SOg'liedrig; beim $ etwas länger als die halbe Vorderflügellänge, die Geißel- glieder länger als dick; beim S sehr kurz, die Geißelglieder mit Ausnahme des Endglieds oder der 2 — 3 letzten Glieder kürzer als dick. Die Geißelglieder des S sind, außer der Beborstung, am Vorderrand noch mit einem Kranz feiner schmaler Schüppchen (Fig. 35) besetzt, wie bei allen Arten dieser Gattung, die beim ? stets fehlen. Die Seitenzäpfchen (Fig. 54 ss) des letzten Abdominal- segments beim S sehr flach und mit relativ wenig Borsten. Die Gonopoden (Fig. b^ gp) des c^ mit 2 großen, etwas gebogenen, nach unten gerichteten, gabelartigen Armen, dessen vorderer von der halben Länge des hinterii und dessen hinterer an einen Vor- spiung jeder Penishälfte eingelenkt ist; jede Penishälfte mit 2 nach oben und schräg nach hinten gerichteten Ästen, die dicht hinter- einander auf dem Stamm inserieren und dessen vorderer und längerer eine sehr feine Verbindungshaut in dem entstandenen Winkel zwischen Monograi)hie der (."uiiiopteiygitleii. 199 ihm und dem Stamm trägt (Fig-. 54 p). Die Gonopoden des $ sind relativ groß, etwas länger als breit und mit einer größern Anzahl kräftiger Borsten besetzt (Fig. 37). Flügelmembran farblos bis blaß bräunlich. Im Vorder- und Hinterflügel ist die Querader zwischen Subcosta und r^ meist ziemlich weit entfernt von der zwischen r^ und roj^s und mehr nach der Flügelspitze zu gelegen; doch scheinen recht beträchtliche Abweichungen vorzukommen. Die Radialgabel- zelle des Vorderflügels mehr oder weniger schlank und lang, die Gabeläste meist ziemlich parallel. Die Querader zwischen r4.^5 und m im Hinterflügel fehlt meist oder ist nur angedeutet; vgl. var. transversalis n. Hinterrand der Vorderflügel meist ziemlich gerade. Adern blaß braun bis hell braun. Flügelrand sehr spärlich und kurz, nur die äußere Hälfte des Hinterflügelhinterrands etwas dichter und ziemlich lang pubesciert. Adern ohne Pubescenz. Bestäubung des Körpers und der Flügel mehr oder weniger rein weiß. Vorder- schienen relativ schlanker und lang (Fig. 59). Verhältnis der Hinter- tarsenglieder (Fig. 60) = 11:3:2:2:8, doch etwas schwankend, besonders ist das 1. Tarsenglied zuweilen etwas länger. Vorderflügellänge 2'/o — 3 mm, Flügelspannung 6 — 7 mm. Fülllerlänge des $ ca. 1'^ \ mm. Verbreitung: Wohl über ganz Europa. Die mir vorliegenden Stücke sind: Deutschland. Stralsund. 1 ?. Erichsox. Freiburg i. Br. 1 % Erichson. Berlin, Rahnsdorf. 18./5. 1890, 1 c? und 1 ?; 20./5. 1890, 2??; 12./6. 1890, 2 ':^$; 17.6. 1890, 3 ??. Tetens. Freienwalde a. d. Oder. 1./7, 1900. 2 +\ G. Enderlein. Berlin, Finkenkrug. 19./6. 1900, 1 d, 1 ?; 16./7. 1903. 1 ? an Ulme; 2.9. 1903, 1 +, an Eiche. G. Enderlein. Berlin, Hahnsdorf. 20./5. 1900, 1 S. G. Enderlein. Berlin, Spandau. 16./8. 1903, 1 % an P^iche. G. Enderlein. Berlin. 1 ^ und 1 ? aus Deutschland ohne nähere Angabe: dieses hat 27gliedrige Fühler. Galizien. Rytro. 1903. 2 ?? (25gliedrige Fühler). Von Herrn Oberförster Schille erhalten. England. 1 ?. Von Westwood gesammelt, durch den es an die Sammlung des Berliner Museums gelangte. Westpreußen. Halbinsel Heia (Putziger Nehrung) zwischen Heisternester Leuchtturm und Heia an Kiefer gefunden. 1 + (Fühler 26gliedrig). 6./8. 1904. G. Enderlein. 200 Ctünthkr Endeki,ein, Westpreußen. Wald zwischen Zornowitz und Lübkau. an Eiche. 4./7. 1904. 1 % an Sarothamnus scoparia K. 4./7. 1904. 1 S- Lübkau, an Eiche. 5.7. 1904. 1 ?. G. Enderlein. Born hol m. Zwischen Allinge und Teign, in der Nähe der Küste. 17./7. 1905. 1 ?. G. Enderlein. Finnland. Pargas. 3 ?. Sandholm. 1 ?. Prof. 0. M. Eeuter. Kirjavalaks und Kexholm Je 1 ?. (J. Sahlberg) Coli. Prof. 0. M. Eeuter. var. transversalis n, (Fig. 3.) Im Hinterflügel ist die Querader zwischen Radialgabelzelle und Media deutlich vorhanden. Deutschland. Mark Brandenburg. Freienwalde a. d. Oder, 1./7. 1900. 1 ?. (Fühler 25gliedrig.) G. Enderlein. Bemerkungen zur Festlegung des Typus der Gattung Coniopteryx. Schon F. Low erkannte, daß der Typus der Gattung Coniopteryx, die Species tineiformis, eine Mischart ist. Curtis beschreibt 1834 im Text eine andere Form, als in der Abbildung ersichtlich ist. Die von ihm im Text beschriebene Form mit 25 Fühlergliedern ist von den meisten Autoren als thidformis aufgefaßt worden. Besonders maßgebend ist aber die unbewußte Trennung, die Stephens schon 1 Jahr später durchführte, indem er die Form mit 30 Fühlergliedern aleurodiformis nannte, während er für die Form mit 25 Füliler- gliedern den Namen tineiformis Gurt, gebrauchte. Da unter alcurodi- formis keine Stücke mit so wenig Fühlergliedern vorkommen, ist es daher wohl zweifellos, daß Curtis auch wirklich bei der Beschreibung von tineiformis diese Form vor sich gehabt hat und nicht die ab- gebildete. Durch die STEPHENs'sche Trennung und durch die Hand- habung des Monographen F. Low wäre daran nun auch nichts mehr zu ändern. Daß übrigens auch Westwood beide Formen nicht unterschied, beweist mir, daß er einmal in Introd. mod. Classif., Vol. 2, 1840, p. 49, Fig. 65. No. 1—8, S. aleurodiformis unter dem Namen C. tineiformis Curt. führt, während ein von Westwood in England gesammeltes Exemplar von C. tineiformis, das sich im Ber- liner Zool. Museum befindjet. von der Hand Westwö(id's als C. tinei- Monographie der ('uniopterygideu. 201 formis bezeichnet worden ist. Er hat so beide Arten unter einem Namen vereinigt. Der Name Coniortes Westw. ist zwar vor Conioptcryx gegeben, aber leider ohne Beschreibung. Westwood gebraucht selbst später wieder Coniopteryx, nachdem er anfangs Coniortes anwendete. Die Namen Malaconiyza Wesmael und Sciodus Zetterstedt entstanden dadurch, daß beide Autoren die Gattung Conioptcryx nicht kannten; zugleich sind die Typen beider mit C. finciformis C. identisch. Die Aufstellung der Gattung Aleiironia Fitch dürfte dagegen darin seinen Grund haben, daß Fitch die CuRTis'sche oder die West- wooD'sche Abbildung für den Typus der Gattung Coniopteryx Cürt. hielt und so unglücklicherweise gerade die falsche Gattung neu benannte. Äleuronia ivestiroodi Fitch ist daher in die Gattung Coniopteryx einzuordnen. Coniopteryx pf/fpnaea n. sp» (Fig. 6, 36. 55, 58, 61.) Körper blaß braun, Abdomen weißlich, Spitze braun. Antennen 24gliedrig, die des + kürzer als die halbe Vorderflügellänge, die des S noch kürzer. Die Seitenzäpfchen (Fig. 55 ss) des letzten Ab- dominalsegments beim S ziemlich stark nach oben zu zugespitzt, relativ dicht beborstet. Die Gonopoden (Fig. 55 gp) des c^ mit 2 mäßig großen schwach nach unten gebogenen gabelartig ausgehenden Armen, die beide etwa von gleicher Länge sind; der hintere Ast gelenkig an einen Vorsprung jeder Penishälfte angefügt; die beiden Penishälften sonst ohne Anhänge oder Äste (Fig. 55 p). Die Gono- poden des ? verhältnismäßig klein, mehr rundlich und mit einer etwas geringern Anzahl von kräftigen Borsten (Fig. 36). Flügel- membran farblos bis blaß bräunlich. Im Vorder- und Hinterflüge] trifft die (^uerader zwischen Subcosta und r, meist genau auf die Querader zwischen >-i und r^+a oder beide sind sehr nahe aneinander. Die Kadialgabelzelle des Vorderflügels verhältnismäßig kurz und breit, die Gabeläste meist ziemlich stark nach der Flügelspitze diver- gierend. Die Querader zwischen ri..-j und m im Hinterfliigel fehlt bei allen vorliegenden Exemplaren. Hinterrand des Vorderflügels meist ziemlich stark konvex gebogen, .^dern blaß braun. Flügel- rand sehr spärlich und kurz pubesciert. nur der Vorderrand des Hinterflügels etwas dichter und länger pubesciert, besonders die apicale Hälfte. Adern ohne Pubescenz. Bestäubung des Körpers 202 GÜNTUEK ENnKRf.EIN, und der Flüg-el mehr oder weniger rein weiß. Vorderschiene ziem- lich kurz und gedrungen (Fig. 58). Verhältnis der Hintertarsen- glieder (Fig. 61) = 7:2:l:lVo:2 (die Einheit wie bei Coniopt. tineiformis Cürt.). Vorderflügellänge 2^ ^ mm, Flügelspannung ö^/^ mm. Fühlerlänge des ? ca. 1 mm. Deutschland. Berlin. Rahnsdorf. 15./5. 1890. 1 S. Tetens. Berlin. Grünau. 10./8. 1902. 1 $. G. Enderlein. Berlin. Straußberg. 4./8. 1901. 1 ?. G. Enderlein. Diese zierliche Art unterscheidet sich von C. tineiformis Gurt,, der sie außerordentlich ähnlich erscheint, sehr scharf durch die männlichen Genitalien und durch das Verhältnis der Hintertarsen- glieder; alle übrigen angegebenen Unterschiede sind gradueller Natur. und es sind Näherungen denkbar, besonders ist auch bei C. tineiformis Gurt, ein 24gliedriger Fühler denkbar, obwohl noch nicht beobachtet; ich lege daher auf diese nicht so hohes Gewicht. Coniopteryx cerata Hag. 1858. (Fig. 7.) Coniopterijx cerata Hag. ; Hagen, in : Veih. zool.-bot. Ges. Wien, 1858, p. 484. Hell braun, Beine sehr blaß, Kopf und Antennen dunkel braun. Hinterleib weißlich. Spitze bräunlich, Antennen 26giiedrig, kräftig und von etwa halber Vorderflügellänge; trotzdem das vorliegende Exemplar ein $ ist, sind die 5 ersten Geißelglieder sehr kurz, teil- weise viel kürzer als dick, und tragen außerdem an der Innenseite einige ähnliche Schüppchen, wie sie bei den SS der Gattung Conio- pteryx an allen Geißelgliedern vorhanden sind. Flügelmembran farblos, Adern sehr blaß bräunlich. Im Vorder- und Hinterflügel trifft die Querader zwischen Subcosta und r^ genau auf die Quer- ader zwischen r, und r-zj^-i. r2_|-3 neigt sich im Vorderflügel vor der Mündung in die Flügelspitze ziemlich stark r^ zu. so daß die Ader- enden einander ziemlich stark genähert erscheinen. Mediangabelzelle ziemlich breit; ihr Stiel trägt basalwärts der Querader ein feines Härchen. Flügelrand ziemlich spärlich und mäßig lang pubesciert; CMjj «** und ax im Vorderflügel mäßig dicht pubesciert. Zwischen m und CM im Hinterflügel keine Querader. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder 10:272:2:2:3. Monographie der Coniopterygiden. 203 Vorderflügellänge 2,6 mm, Flügelspannung 6 mm. Fühleiiänge 1,3 mm. Ceylon. Pattipola. 2000 m hoch. 22.2.1902. 12. Gesammelt von Ludwig Birö. Die Originalbeschreibuug Hagen's ist 1. c. : „Ftisca, albo-prurnosa : antennis coriwris Jongiitidine, articnlis dnobus hasalibus crassis, longis, cylindricis, ceteris monilifonnibus : alis aequali- Inis, sectore primo simplici, sectmdo bifurcato; pedibus palUdis. Long. c. alis 3 mill. : Exp. alar. 5^j.^ mill. Hab. Rambodde." ConioiJtevyx hiroi u, sp. (Fig. 4.) Körper hell braun, Beine blaß braun. Antennen braun, Abdomen weißlich. Thorax ohne dunkel braune Flecke. Antennen ?gliedrig (Spitze abgebrochen; vorhanden sind 20 Glieder), die Geißelglieder etwa so lang wie dick, kuglig, die 4 ersten Geißelglieder sind viel kürzer als dick. Flügelmembran sehr schwach bräunlich angehaucht. Im Vorder- und Hinterflügel liegt die Querader zwischen Subcosta und i\ ein ganzes Stück näher der Flügelspitze als die von vorn nach hinten zu ziemlich schräg nach außen laufende Querader zwischen /•j und /•._,. Mediangabelzelle im Vorderflügel ziemlich breit, im Hinterflügel schlank und schmal. Die Querader zwischen n-rs und m im Hinterflügel fehlt. Flügelrand ziemlich spärlich und mäßig lang pubesciert. Adern unbehaart. Subcosta im Vorderflügel nahe der Basis eine Strecke lang stark verbreitert. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder = 9:2:2:2:3. Vorderflügellänge 1,9 mm, Flügelspannung 4V2 mm. Neuguinea. Lemien am Berlinhafen. 1«96. 1 ?. Gesammelt von Ludwig Biru. Coniopteryx raliitnensis n. sp. (Fig. 8.) Braun; Coxen, Trochanter, Schenkel und Schienen, Augen und je ein großer runder Fleck auf jeder Seite des Mesothorax dunkel braun. Abdomen weißlich, Gonopoden blaß braun. Antennen 28gliedrig, braun, ziemlich schlank, ca. =',4 der Vorderflügellänge. 204 GÜNTIIKR EnDRRLEIN, Flügeliiienibran schwach bräunlich angehaucht. Im Vorder- und Hinterfliigel trifft die Querader zwischen sc und r^ nicht auf die zwischen r^ und r-^^s. sondern liegt mehr ein Stück nach der Flügel- spitze zu. Das Börstchen vor der Querader zwischen m und c% im Vorderflügel liegt nicht dicht an der Querader, sondern eine Strecke weit nach der Basis zu; die genannte Querader läuft nach hinten und außen zu etwas schräg. Adern unbehaart, hell braun. Mediangabel ziemlich gedrungen und nach dem Außenrand zu stark verbreitert. Im Hinterflügel fehlt die Endhälfte des Astes cii,, die Analis und der Endteil der Axillaris von der Querader aus; der Basalteil letzterer bildet mit der hinter ihr liegenden Querader eine einzige geschwungene Ader. Im Hinterflügel fehlt ferner die Qu er ad er zwischen m und cu^. Querader zwischen Tij^^ und m im Hinterflügel fehlt. Vorderflügelrand sehr spärlich pubesciert, Hinterflügelrand außen und hinten lang und dicht pubesciert. Be- stäubung des Körpers und der Flügel weiß. A^erhältnis der Hinter- tarsenglieder 8:2:l:lVo:3. Klauen zierlich, schank, nur an der Spitze schwach gebogen, blaß gelblich. Vorderflügellänge 2,2 mm, Flügelspannung 5 mm. Fühlerlänge 1,7 mm. ßismarck-Archipel. Neubritanien. Ralum. Grasland. An Gras gekätschert. 1 ?. 25./5. 1896. Gesammelt von Prof. Dr. Friedr. Dahl. Coniopteryx ralumcnsis dürfte dem Coniopt. maculithorajc nahe stehen; besonders sind beiden die 2 dunkel braunen Thoracalflecke gemeinsam. Die angegebenen Unterschiede sichern beide Xview ; vor allem ist die Stellung von rcdumensis durch das Fehlen der Quer- ader zwischen ni und cu^ im Hinterflügel völlig isoliert. Co^iiopteryx niacullthorax n. sp. (Fig. 5.) Sehr blaß bräunlich, Basalteile der Coxen, Augen und je ein großer kreisrunder Fleck auf jeder Seite des Mesothorax dicht inner- halb der Vorderflügelwurzel sowie 2 winzige Fleckchen vor der Vorderflügelwui-zel dunkel braun. Abdomen weißlich, Gonopoden braun. Antennen 2r)gliedrig, blaß gelbbraun, ziemlich dick, ca. ^U der Vorderflügellänge. Flügelmembran schwach bräunlich ange- haucht, besonders am Vorderrand, im Vorder- und Hinterflügel trifft die Querader zwischen sc und r^ nicht auf die zwischen Älonographie der C'oniopterygiden. 205 r, und r^-hs, sondern liegt mehr ein Stück nach der Flügelspitze zu. Dicht vor der Querader zwischen m und cMj im Vorderflügel 1 kleines Börstchen. Adern sonst unbehaart. Flügelrand ziemlich spärlich und kurz pubesciert mit Ausnahme der Basis der Hinter- ränder. Mediaugabel ziemlich schlank und schmal. Im Hinterflügel fehlt die Analis; Axillaris vollständig und mit Querader. Querader zwischen r^^s und m im Hinterflügel fehlt. Adern hell braun. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Verhältnis der Hinter- ^tarsenglieder 9:2:1:2:3. Krallen zierlich, schlank, nur an der Spitze schwach gebogen, blaß gelblich. Vorderflügellänge 2 mm, Flügelspannung 4^/.j^ mm. Fühlerlänge l^a mm. Australien. Neusüdwales. Springwood. 19.11. 1900. 1 ?. Gesammelt von Ludwig Biru. Coniojyteryx ivesticoodi (Fitch 1856). Aleiiroiiiii irpsiwoodii Fitch; A. Fitch, 1. and 2. Report on the noxious, beneficial and other Insects of the State New York, Alban}-, 1856. p. 96—98. Ähvronia ireshcoodi Fitch ; Gerstaeckkh, in: Ber. wiss. Litt. P^ntomol., 1856; 1858, p. 110. AJenroniit tvesfwoodii Fitch ; Hagen, in : Syn. Neur. N. Am., Smiths, misc. Coli. Washington, 1861, p. 196. Akiironia irest/coodi Fitch ; Banks, in : Proc. entomol. Soc. AVashington, Vol. 6, 1904, p. 209. (bniopfcri/x ivesticoodi (Fitch) m. ; vgl. oben S. 201. 1. C, p. 97: „On comparing oui- insect with those of Europe, although its general resemblance is to close, we notice some important discre- pancies in its details. The veins of its wings are mure simple and less connected by anastomosing veinlets, there being but one of the veinlets in the disk of the wing, and three near the base. arranged in a continuous line, and leaving only the outer and inner veins insulated from their origin to their tips. Thus, while the European insects have three closed discoidal cells. in our insect there is but one. The veins of the bind wings in the European species are forked and connected by veinlets, whilst in oiirs there are no veinlets, and only one of the veins is forked. Westwooh States the wings to be wholly destitute of ciliae or fringe-like hairs along the margin. whilst here a series of short, fine erect hairs Zool. .labil), XXIII. Abt. f. .Syst. 14 206 Günther Enderlein, are very distiiict along tlie apical and inner edges. The eyes raore- over are widely notched and kidney-shaped, instead of being round. These differences forbid our inclnding- our insect in the same genus with those of Europe. It will therefore form a second genus in this family, for which I propose the name Aleuronia (Greek alevQov, farina or dust) having allusion of the mealy coating with which these insects are covered. And as Mr. Westwood (through whose kindness my cabinet has been enriched with specimens, parti- cularly of some of the minute and interesting species which he has described) was the first to separate the insects of this group generi- cally, this species may appropriately be dedicated to him. Whilst the more simple veins of its wings would approximate this family more closelj' than heretofore to the Psocidae their ciliated margins give it an additional resemblance to the Hemerobiidae, and leave the question as to which of these families the present is most nearly related in much the same doiibt in which it has hitherto been. Westwood's Mealy-^Ving {Aleuronia ivestwoodU) measures one- tenth of an inch to the tips of its wings which project a third of their length beyond the tip of the abdomen, against the sides of which they are held almost perpendicularly when at rest. It is of a blackish color, its abdomen bright yellow of a paler or deeper tint, its legs pale, and the wiiole surface of its body and limbs is dusted over with a wiiite meal-like powder, except the antennae. which are black, thread-like, about two thirds the length of the body, and composed of about twenty-eight joints, whereof the basal is the thickest, and the second is longer than those which succeed, which are all of equal size and short cj^indrical, their length and breadth equal, the apical oval. Tlie head is elevated upon a Short neck in the living specimen and is wider than long, round and flattened in front; the palpi rather long, live-jointed, the apical Joint oval, and as long as the two which precede it taken together; the labial palpi three-jointed, their apical Joint large, and egg-sliaped. Legs of medium size, the bind pair longest, and about equalling the body in length; feet five-jointed, the basal Joint cylindric and forming nearly half of their whole length; the third Joint shortest, the tips ending in two minute hooks. The wdngs are broad, rounded at their ends, with six veins proceeding from the base, whereof the second or rib-vein gives oif two branches, one at the end of the anastomosing veinlet near the base and the other forward of the middle, both of these branches forking rather beyond Monographie der Coniopterj-gideu. 207 their middle. thus marking ten veins which end in the apical and inner margin. The first of the branches forward of its furcation sends an anastomosing veinlet inward to the next or mid-vein, which, with the rib-vein. are obvionsly thicker and niore robust than the other veins. The bind wings have five veins ending in their margin, whereof the second and third unite near tlie middle of the wing." Conioptert/oc caUanffana n. sp. (Fig. 9, 43, 46.) Dunkel braun. Schienen braun. Tarsen hell braun. Abdomen gelbbräunlich-weiß, das letzte Segment des S und die Gouopoden des $ braun. Antennen dick, besonders die des s, lang, fast von Vorderflügellänge, 29— SOgliedrig (1 S und 1 ? 29gliedrig. 1 S SOgliedrig). Behaarung der Antennen sehr lang und dicht. Die Schüppchen der Geißelglieder des S sehr dicht und stark braun gefärbt. Die Seitenzäpfchen (Fig. 46 s^) des letzten Abdominalsegments beim S abgerundet mit wenigen Borsten ; die Ventralzäpfchen (v^) je in eine lange, dünne Spitze ausgezogen ; jederseits zwischen Seitenzäpfchen und Ventralzäpfchen eine Anzahl kurzer, durch bogige Ausbuchtungen des Rands entstandene Zähne. Die Gonopoden (Fig. 46 gp) des S bestehen aus je einem langen ungegabelten , nach uüten etwas ge- bogenen und nach dem Ende zugespitzten Chitinbalken. Die beiden Teile des Penis (Fig. 46 1)) stellen je einen langen, kräftigen Chitin- balken dar, der beilförmig nach unten zu endet. Die Gonopoden des ? i-undlich, mäßig dicht mit langen Borsten besetzt. Flügel- niembran graubraun angeraucht, der Hinterflügel nur schwach bräun- lich. Im Vorder- und Hinterflügel trifft die Querader zwischen sc und i\ nicht auf die zwischen r^ und »Vj-3, sondern liegt ein kleines Stück weiter nach der Flügelspitze zu. Die Radialgabel am Ende ziemlich stark divergierend. Mediangabel im Vorderflügel sehr breit. Querader zwischen r^+ä und m im Hinterflügel fehlt, cu^ und ax im Hinterflügel sehr dicht aneinander gerückt, an ist nur an der Basis sehr schwach ausgebildet. Adern braun, nicht pubesciert. Vorderflügelrand sehr spärlich und sehr kurz. Hinterflügelrand mäßig dicht und ziemlich lang pubesciert. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder 14:3:2Vo :2:3V,. Vorderflügellänge 2'/o mm, Flügelspannung (> mm. Fühlerlänge 2 mm. 14" 208 Günther Enderlein, Peru. Prov. Ciizco. Callang-a. 2 SS, 1 ?• Gesammelt von 0. Gaklepp. Coniopteryx atif/ustipennis n. sj). (Fig. 10.) Schwärzlich-braun; auch die Mundteile liaben diese Färbung. Abdomen hell graubraun, Gonopoden dunkel. Antennen sehr dunkel. ?g]iedrig (vorhanden sind 15 Glieder, das übrige ist abgebrochen). Flügel außerordentlich schmal und lang gestreckt; Membran ziemlich dunkel graubraun. Die Radialgabel in beiden Flügeln sehr lang und schmal, die Äste parallel. Im Vorder- und Hinterflügel liegt die Querader zwischen sc und ')\, etwas mehr nach der Spitze zu, als die zwisclien r^ und r-i-^.^. Die Querader zwischen ^4+5 und m im Hinterflügel ist sehr deutlich vorhanden. Adern dunkel grau- braun. Außenrand und Hinterrand des Vorder- und Hinterflügels lang und dicht pubesciert, Hinterrand des Hinterflügels sehr lang pubesciert. Von den Vorderflügeladern ist pubesciert: Spitze der Subcosta, r.i.L3, r4_j_5, m^, nh, cit^, cik^i '^'^ ^^iid ax. Bestäubung des Körpers und der Flügel ist grauweiß, doch scheint das vorliegende Exemplar stark abgerieben zu sein, so daß frische und noch dicht bestäubte eine weiße Bestäubung erkennen lassen dürften. Verhältnis der Hintertarsenglieder 12 : 3 : 2 : 27., : 4. Vorderflügellänge 2,6 mm, Flügelspannung 6 mm. Paraguaj^ San Bernardino. 1./8. 1902. 1$. Gesammelt von Fiebrig. Aleniella n. n, AIrma. Enuerlein, in: Zool. Anz., Vol. 29, 1905, p. 226 (für eine Coleopteren-Gattung von Sharp 1876 vergeben!) Aleniella nov. ncmi. Im Vorderflügel vereinigt sich r2+s mit r, kurz vor der Flügel- spitze. Die Hinterschiene in der Mitte stark verbreitert. Krallen kurz und verhältnismäßig stark gekrümmt. Nur 1 Art aus Südamerika. Monographie der Coniopterygiden. 209 Alemella holiviensis n. sp. (Fig. 11.) Braun, Abdomen weißlich, mit Ausnahme der Spitze. Antennen relativ dick, von Vorderflügelläno-e ; 42g'liedrig\ Flügelmembran heU braun, im Vordertiügel ein unregelmäßiger Streifen zwischen Basis und Spitze hyalin, ebenso der äußerste Außenrand. Adern braun, die schwächern blaß braun. Querader zwischen Media und Cubitus im Vorderflügel vor der Gabelung, im Hinterflügel nach dem hintern Medianast (m.j. Die Bestäubung der Flügel ist rein weiß. Adern unbehaart. Flügelrand spärlich pubesciert. Verhältnis der Hinter- tarsenglieder ungefähr 9:2:2:2:? (letztes Glied fehlt). Das letzte Glied der übrigen Beine ist sehr dünn. Vorderflügellänge 3\'^ mm, Flügelspannung 7Vo mm. Fühlerlänge 3V4 mni. Bolivia. 1 c?- Sernidalis Endeel. 1905. G. Enüekleix, in: Wien, entomol. Zeit., Vol. 24, 1905, p. 197. und: Zool. Anz., Vol. 29, 1905, p. 226. Geäder des Vorderflügels dem des Hinterflügels annähernd gleich. Beide mit Eadial- und Mediangabel. Bei beiden die Querader zwischen Media und Cubitus in den hintern Ast der Media (m^) mündend. Die Querader zwischen r, und r-2J^^ vor oder in die Gabel- zelle mündend. Hinterschienen in der Mitte verbreitert. Krallen klein und zierlich, schwach gebogen. Flügelbestäubung weiß. 11 Arten verteilen sich auf die paläarktische, äthiopische, ne- arktische und neotropische Eegion. Da die Querader zwischen r^ und Radialramus im Vorder- und Hinterflügel gewissen Schwankungen und Verschiebungen unter- worfen ist, halte ich es nicht für vorteilhaft, die Formen mit der Querader zwischen r^ und dem vordem Radialgabelast von den Formen mit der Querader zwischen r^ und dem Gabelstiel gene- risch zu trennen, vor allem, da ich keine weitern durchgängigen Unterschiede auffinden konnte. 210 Günther Endeklein, Bestimmungstabelle der Arten der Gattung Semidalis. (Die ungenügend beschriebene Semidalis ikina (Hag.) von Nordamerika konnte nicht aufgenommen werden.) 1. Flügel einfarbig weiß oder grauweiß 2 Flügel weiß mit braunen Flecken pulcheUa (MacLachl.) (Canar. Ins.) 2. Querader zwischen r^ und Radialramus trifft im Vorder- und Hinterfiügel den vordersten Gabelast (r-^+s} 3 Querader zwischen r^ und Eadialramus trifft im Vorder- und Hinterflügel den Gabelstiel 5 3. Flügelrand sehr spärlich und sehr kurz pubesciert. Sutura clavi im Vorderflügel undeutlich (Fühler 30— 33gliedrig) aleurodiformis (Steph.) (Europa) Flügelrand ziemlich dicht pubesciert. Sutura clavi im Vorderflügel sehr deutlich (Flügelmembran bräunlich) 4 4. Membran des Vorderflügels mit einer schmalen hyalinen Rand- zone. Verhältnis der Hintertarsenglieder 10 : 3 : 2V« : 2^2 : 4 pruinosa n. sp. (Peru) Membran des Vorderflügels mit einer breiten hyalinen Rand- zone, von der sich noch hyaline Ausschnitte an den Adern in das Flügel innere hinziehen. Verhältnis der Hintertarsen- glieder 8:3:2:2:3 scobis n. sp. (Peru) 5. Sehr kleine Form (Flügelspannung weniger als 5 mm) fülleborni n. sp. (Ost-Afrika) Große Formen (Flügelspannung mindestens 8 mm) 6 6. Fühler mehr als 40gliedrig Mbä n. sp. (Chile) Fühler etwa 30— 33gliedrig 7 7. Querader zwischen r^ und Radialgabelstiel ziemlich weit von der Gabel entfernt africana n. sp. (Ost- Afrika) Diese Querader nahe der Gabel 8 8. Flügelspitzen dicht pubesciert nivosa n. sp. (Peru) Flügelspitzen sehr spärlich pubesciert ciirtisiana n. sp. (Deutschland) Monographie der Coniopterygiden. 211 Sentidalis aJeitrofU/onnis (Steph. 1835). (Fig:. 12.) Alei/rodes! giqantra Steph. nom. nud. ; Stephens, Syst. Cat. Brit. Ins., 1829, Vol. 2, p. 367, No. 9978. ('onlopter//.r tineiformls CuRT. p. p. ; CuRTlS. Brit. Entomol., Vol. 11, 1834, tab. 528, fig. 5 i (excl. descript.). Conioptcr/jx alo/rodlforniis Steph. ; STEPHENS, Illustr. Brit. Entomol., Vol." 6, 1835, p. 116. Coniopfenjx aJeurodiformis Steph.; CußTiS, Guide, edit. 2, 1837, p. 116, 3. (\miopter)j.r iineiforniis CüKT. ; BuEMEISTER, Handb. Entomol., Vol. 2, Abt.' 2, 1839, p. 771. Coniopteryx (Coniortes) tiiieiforniis CuRT. ; Westwood, Introd. mod. Classif., Vol. 2, 1840, p. 49. fig. 65, No. 1—8 [p. 52], fig. 70, No. 1 (Puppe) [p. 94]. Coniopteryx aJeurodiformis Steph. ; Walker, List. Neuropt. Brit. Mus., 1853, p. 298. Coniopterijx aleurodiforniis Steph.; Hagen, in: Entomol. Annual, 1858, p. 29. Coniopteryx aleiirodiforitiis Steph. ; MacLachlan, iu : Trans, entomol. Soc. London, 1868, p. 193. (/oniopfrrtjx aleip-odiforniis Steph.; MacLachlan, Neuropt. Britannica, 187Ö, p. 23. Coniopteryx aleyrodifornris Steph.; MacLachlan, in: Entomol. monthl. Mag., Vol. 6, 1870, p. 238. Coniopteryx aleurodiformis Steph. ; "W ALLENGREN, in: Svensk. Vet.-Akad. Handl. (N. F.), Vol. 9, Afd. 2, 1871, p. 55. Coniopteryx alenrodifornii.s Steph.; Brauer, Neur. Eur., 1876, p. 15 et 30. Coniopteryx aleurodiformis Steph. ; F. Low, in : SB. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Cl., Vol. 91, Abt. 1, 1885, p. 83—84, tab., fig. 17. Conioptenix aleipodiformis Steph.; Rostock, Neuropt. german., 1888 p. 112, tab. 7, fig. 36. Coniopteryx nkurcdiformis Steph. Reuter; in: Act. Faun. Flor. Fenn.. Vol. 9, No. 8, 1894, p. 18 u. 32. Seniidalis alcurfjdiformis (Steph.) ; Enderlein , Wien, entomol. Zeit., Vol. 24, 1905, p. 197. Braun. Thorax oben meist dunkler. Abdomen blaß, Spitze dunkel braun. Bei trocknen Stücken erscheint der Hinterleib durch die melilige Bestäubung: hindurch liäufi;^ schwärzlich. Antennen länger als die Hälfte der Vorderflügellänge, meist 30 — 33gliedrig (nach Low 28— 36gliedrig). Flügel blaß bräunlich bis fast farblos^ Adern braun bis blaß braun. Querader zwischen /•, und Radial- 212 Günther Enüehlein, ramus im Vorder- und Hinterflügel nahe der Basis in den vordem Gabelast (r^-s) mündend. Rand der Flügel nnr mit einzelnen sehr kurzen Härchen, Basis des Hinterrands im Vorderflügel lang und dicht pubesciert. Längs des Cubitus im Hinterflügel vor der Quer- adei- ein feiner brauner Wisch. Bestäubung des Körpers und der Flügel rein weiß. Membran schwach irisierend. Verhältnis der Hintertarsenglieder etwa 12:3:2:2:4. Hinterschiene in der Mitte verbreitert. Vorderflügellänge ca. 4 mm. Flügelspannung ca. 9 mm. Fühlerlänge ca. 2Yi mm. Verbreitet über ganz Europa; in der Literatur bisher nach- gewiesen aus England, Nord- und Süddeutschland. Schweiz, Portugal. Tirol, Kärnten, Croatien, Österreich, Galizien. Die Fundorte der mir vorliegenden Stücke sind: Deutschland. 1 ?. (Berliner Museum, Cat. No. 359.) 1 S. (Fühler 31gliedrig.) Berlin. Plötzensee. 28,/7. 1889. 1 ?. H. Tetens. Freienwalde. 19./6. 1900. 1 ?. Freienwalde. 1./7. 1900. 2 $?. Freienwalde. 1./7. 1900. 1$. (Fühler 30gliedrig.) G. Endeklein. Westpreußen. Eichenwald hinter den Dünen, nördlich von Karwenbruch. 14./7. 1904. 1 ?, an Eiche. G. Enderlein. Finnland. Karislojo. 2 ??. (J. Sahlberg.) Coli. Prof. Dr. 0. M. Reuter. Seniidedis curtisiana n. .sp. (Fig. 13, 62.) Braun. Abdomen blaß, Spitze dunkel braun. Bei trocknen Stücken erscheint der Hinterleib durch die mehlige Bestäubung hin- durch häufig schwärzlich. Antennen von halber Vorderflügellänge, 30— 32gliedrig. Flügel blaß bräunlich bis fast farblos, Adern braun bis blaß braun. Querader zwischen r, und Radialramus im Vorder- und Hinterflügel in den Stiel der Gabelzelle vor der Gabelung mündend. Rand der Flügel nur mit einzelnen sehr kurzen Härchen, Basis des Hinterrands des Vorderflügels lang und dicht pubesciert. Längs des Cubitus im Hinterflügel vor der Querader ein feiner brauner Wisch. Bestäubung des Körpers und der Flügel rein weiß. Membran schwach irisierend. Veriiältnis der Hintertarsenglieder Monographie der C'oniopterygideu. 213 etwa 14 : 3 : 3 : 3 : 4. Hinterschieiie in der Mitte verbreitert. Kralle klein, zierlich. Vorderllügellänge ca. 3V-.> nnn. Flügelspannung' ca. 8 mm. Fühlerläng-e ca. P4 mm. Berlin. Plötzensee. 28./7. 1889. 1 ?. H. Tetens. Berlin. 1 ?. 1 Fühler 32gliedrig.) Berlin. Finkenkrug. 15.6. 1900. 2 ?^. G. Enderlein. Berlin. Tegel. 2./8. 1903. 1?. (Fühler 30gliedrig.) G. Enderlein. SemidaJis palehcUa (MacL.uhl. 1882). Coniopteryx puleiiella McLachl. ; MacLachlan, in: Journ. Liun. Soc. London, Vol. 16, 1882, p. 173 — 174. 1. C: „Body fuscous, very densely clothed with the usual white waxy secretion. Antennae whitish, 33-jointed. Legs whitish; femora at the tips fuscous. and there is sometimes an indication of a fuscous line above, especially on the posterior. Wings of equal form,, the posterior ample, very densely covered with white secretion (so that they scarcely transmit light), but with numerous dark-grey spots (on wliich the secretion appears to be less dense ) as follows : on the basal half of each wing are about 6 to 8 small spots (less on the posterior) ; on the apical half are about 9 large spots ; all the spots are ))]aced in the areas between the veins, and those round the apical and inner margin, between each apical sector. are very large. and triangulär in outline; two forks in the apical neuration in both l»airs of wings. Expanse about 6 mm. Canaries: Montanas de Nordeste, Teneriffe, 2300 feet, under Erica arborea, 26th December, 2 examples. piobably ? (Eaton). So niuch is the rule for the insects of this family to be uni- formly covered with white or greyish secretion, that the existence of a species in wliich the wings were conspicuously spotted with darker might pardonably have been doubted. The two examples of Coniopteryx pukhrlla are in \ery fine con- dition, and are beautiful little creatures." Nach der Flügelzeichnung könnte man diese Species auch in die Gsiitimo; Heieroronis Endkrl. einordnen; die Beschreibung des Geäders würde ebenfalls nicht dagegen sprechen; sie paßt aber in gleicher 214 (jrÜNTHER EnDEELEIN, Weise hierher, und da die Gattung- Heteroconis nur aus dem austra- lischen Faunengebiet sicher bekannt ist, liabe ich die Species vor- läufig in diese kosmopolitische Gattung eingeordnet. Eine Bestäti- gung bleibt abzuwarten. Semidttlis sp, Coniopten/x, s-p.? McLachl. ; MacLachlan. in: Journ. Linn. Soc. London, Vol.' 16, 1882, p. 173. 1. c: „Canaries: about pine trees near Aguamansa, Teneriffe, 4000 feet, 12th December, one example, apparently $ (Eaton). I do not, at this moment, feel satisfied that this is identical with a British species. The example has about thirty-five joints in the antennae, and ample posterior wings; two forks in the apical neu- ration of both pairs of wings; expanse of wings about 8 mm. It should be remarked that this family requires a thorough generic and specific revision, which I hope soon to eifect. Included in it are several well-marked and distinct generic groups." Vermutlich ist dies eine besondere Species. Semidalis a/'ricana n, sp. (Fig. 14, 41 u. 42.) Braun. Schienen sehr blaß, Abdomen gelblich mit rötlichen Pigmentkörnern unregelmäßig durchsetzt; Spitze braun. Antennen etwas länger als der halbe Vorderflügel, 33gliedrig. Flügel blaß bräunlich, ein mäßig breiter Saum am Außenrand und Hinterrand des Vorderflügels hyalin, ebenso Anal- und Axillarzelle beider Flügel. Querader zwischen r^ und Radialramus im Vorder- und Hinterflügel vor der Gabelung. Nur in dem einen der beiden Vorderflügel mündet die Querader zwischen Cubitus und Media in den Gabelpunkt der Media; beim andern ist es wie im Hinterflügel. Adern braun. Flügelrand mit einzelnen sehr kurzen Härchen, Basis des Vorder- und Hinterrands der Vorderflügel dicht und länger pubesciert. Be- stäubung rein weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder etwa 14 : 3 : 2 : H : 4. Hinterschienen in der Mitte schwach verbreitert. Krallen zart und schlank, mäßig klein, schwach gefärbt. Jedes der beiden Penissclerite (Fig. 41 u. 42) mit 2 spitzen nach oben ge- richteten Zähnen. Monographie der Coniopterygideii. 215 Vorderflügelläuge 3.7 mm. Flügelspannung 8,5 mm. Fühlerläuge 2 mm. Deutsch Ost- Afrika. Nyassa - Gebiet. Bulongwa. Von Blättern geklopft. 28./ 9. 1899. 1 S- Gesammelt von Dr. Fülleborn. Seniklaiis fiillehomi n. sp. (Fig. 14 u. 40.) Braun. Abdomen gelblich, .Spitze braun. Schienen nicht blasser. Antennen ca. % der Vorderflügellänge. 28gliedrig. Flügel blaß bräunlich. Adern braun. Querader zwischen t\ und Radialramus im Vorder- und Hinterflügel eine ziemlich lange Strecke vor der Gabel. Querader zwischen Radialramus und Media im rechten Vorder- flügel und linken Hinterflügel vor der Radialgabel in den Gabelstiel mündend; im linken A'orderflügel und rechten Hinterflügel in den hintern Gabelast O^i-pä) mündend. Flügelrand spärlich und kurz be- haart, Basis des Hinterrands des Vorderflügels mit einem Büschel längerer Haare. Mehlige Bestäubung rein weiß. Hinterschiene in der Mitte verbreitert. Kralle schlank und zart. Verhältnis der Hintertarsenglieder 9:2: P ., : 2 : 3^2 ; 4. Glied sehr dünnblättrig ; letztes dünn. Penissclerit (Fig. 40) jederseits mit einem kurzen nach oben gerichteten Zahn. Vorderflügellänge 2 mm, Flügelspannung ca. 4,7 mm. Fühlei-länge 1,6 mm. Deutsch Ost- Afrika. Songwe. 13./6. 1899. Gesammelt von Dr. Fülleborn. Semidalis vlcina (Hag. 1861). Comoj)frrt/x rii-i?ia Hag. ; Hagen, Syn. Neur. N. Am., in: Smiths, misc. Coli., Washington, 1861, p. 197. ('onioptenjx licina Hag.; Banks, in: Proc. entomol. Soc Washington, Vol." 6, 1904, p. 209. SemiilHlis vicina (Hag.) Enderlein. Hagen, 1. c. : „Covered with grayish powder; black, head rounded, antennae? feet lurid; wings broader at the apex, rounded, eight longitudinal veins, three and four forked. all joined togetlier by a Single trans- Yerse vein. 21(5 Günther Exdeki.ein, Length to tip of wings 4 mm. Alar expaiise 6 mm. Hab. Washington (Osten Sacken). The only specimen seen is mutilated." Verbreitung- : Nordamerika. Bezieht sich die Aderbeschreibimg auf Vorder- und Hinterflügel so ist diese Species in dieser Gattung richtig eingeordnet. Seniidalfs nirosa n. sp. (Fig. 16.) Braun, Abdomen blaß gelblich, Hinterleibsspitze braun. Antennen von halber Vorderflügellänge, 33gliedrig. Flügelmembran sehr blaß bräunlich. Querader zwischen r^ und Kadialramus im Vorder- und Hinterflügel eine mehr oder weniger große Strecke vor der Gabel. Adern braun. Flügel groß und breit. Flügelrand mäßig dicht pubesciert. Bestäubung dicht und rein weiß. Schienen in der Mitte verbreitert. Krallen klein und zart. Vorderflügellänge 4 mm. Flügelspannung 9 mm. Fühlerlänge 2 mm. Peru. Callanga. 1 ?. Gesammelt von 0. Garlepp. Semülalls prninosa n. sp. (Fig. 18.) Dunkel braun. Hinterleib blaß orangegelb. Spitze braun. An- tennen (fehlen). Flügelmembran dunkler braun mit einigen heilern Längswischen. Querader zwischen r^ und Radialramus im Vorder- und Hinterflügel in die Basis des vordem Gabelasts (^2-1-3) mündend.' Adern dunkel braun. Flügelrand ziemlich dicht pubesciert mit Aus- nahme des Hinterrands der Vorderflügel, die Basis desselben trägt jedoch wieder einige dicht gestellte Haare. Bestäubung dicht und rein weiß. Membran schwach irisierend. Verhältnis der Hinter- tarsenglieder etwa 10 : 3 : 2V2 : 27-2 : 4. Alle Schienen in der Mitte stark verbreitert, besonders die Mittelschienen. Alle Fußglieder sehr dick und gedrungen, ebenso die Tarsenglieder, besonders auch verhältnismäßig das letzte Tarsenglied. Krallen relativ kurz, ge- drungen und gebogen. Vorderflügellänge 3^4 iiiwi, Flügelspannung 7^2 nim. Peru. Callanga. 1 ?. Gesammelt von 0. Garlepp. Monographie der Coniopterygiden. 217 SeinklaUs scohis ii. sp. (Fig-. 17.) Hell braun. Beine blaß braun, Abdomen blaß gelblich. Antennen fehlen. Flügelmembran hell braun, Außenrand des Vorderflügels mit einer breiten hyalinen Zone, die au den Adern nach der Flügel- mitte zu ausläuft. Zelle cn im Vorder- und Hinterflügel hyalin. Adern braun, ßand mäßig dicht pubesciert. Vorderrand des Hinter- flügels an der Basis mit Querader zwischen r, und Radialramus in den vordem Gabelast dicht außerhalb des Gabelpunkts mündend. Zwischen dem hintern Cubitus-Ast (c««) und Analis (an) im Vorder- flügel in der Sutura clavalis eine aderartige hyaline Verdickung. Bestäubung dicht und rein weiß. Membran schwach irisierend. Ver- hältnis der Hintertarsenglieder etwa 8:3:2:2:8; letztes Glied sehr dünn und zart. Krallen klein, zart, gebogen. Schienen in der ]\[itte verdickt, besonders die Hinterschienen. Vorderflügellänge 2^/^ mm, Flügelspannung 6V.2 mm. Peru. Callanga. 1 $. Gesammelt von 0. Garlepp. Seini(fafli!S kolhei n. .sp. (Fig. 19.) Hell braun, Abdomen blaß gelblich-weiß, Hinterleibsspitze braun. Antennen etwas länger als '-^1^ der Vorderflügellänge, 42gliedrig. Flügel farblos. Querader zwischen Kadialramus und r^ im Vorder- und Hinterflügel vor der Gabel. Querader zwischen Subcosta und Kadius weit von letzterer Querader entfernt. Adern blaß braun. Flügelrand selir kurz und sehr spärlich pubesciert. nur an der Basis des Hinterrands beider Flügel einige lange und dicht stehende Haare. Bestäubung dicht und rein weiß. Membran schwach irisierend. Ver- hältnis «, entweder mäßig weit iiinter dem Gabel- punkt oder in diesen (Type) mündend. Adern dunkel braun. Pubes- ciert ist nicht nur die Hügelspitze, sondern auch der ganze Außen- 220 Gl'NTHER EnDKRLEIN, rand beider Flügel, beim Hinterflügel auch die Außenliälfte des Hinterrands; Pubescenz ziemlich lang und dicht. Dagegen scheinen die Adern völlig ohne Pubescenz zu sein. Hintei'flügel blaß graubraun, nur am Vorderrand der Spitze etwas dunkler braun. Querader zwischen r^ und Radialramus im Hinterfliigel in r-^j^s ziemlich weit hinter der Gabelung, dieser näher oder höchstens im Gabelungspunkt (Type) mündend. Vorder- und Hinterflügel sind spärlich mit braunem Staub bedeckt. Membran beider Flügel ist intensiv rot bis rotviolett irisierend; an einigen Stellen, besonders an den Adern in gewisser Stellung intensiv blau bis grünlich-blau. Verhältnis der Hintertarsenglieder 12 : 4 :2 V3 : 2 : 273. Hinterschiene in der Mitte nicht verbreitert, am Ende merklich zu- gespitzt, an der Basis relativ dick. VorderHügellänge 2,3 (Type) bis 2,4 mm. Flügelspannung etwa 5^/4 mm. Finnland. Pargas. 1 ?. (26gliedrige Fühler.) Prof. 0. M. Reutee (die Type Reuter'sj. Sammatti (J. Sahlbeeg). 1 ?. Coli. 0. M. Keuter. (Fühler- spitze abgebrochen.) Dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Prof. 0. M. Reuter verdanke ich die Möglichkeit, die Type von P. fuscipennis (Reut.) und auch einige andere Formen aus Finnland untersuchen zu können. Von P. annae Endeel. unterscheidet sich obige Form vor allem : durch die Mündung der Querader zwischen r^ und Radialramus im Hinterflügel in r2+3, in der Pubescierung der Flügel, durch das leb- haft rot Irisieren der Flügelmembran, durch die blassern Hinter- flügel. Die Originalbeschreibung ist 1. c. : ,,Cum antennis, palpis et pedibus ohscure fusca, tihiis paullo palli- dioribus, abdomine flavo-ferrwjineo, ipso apke infuscato ; cum alis secreto farinoso albido tota destitida; capite nigro-fusco, nitido, clijpeo et labro pubescentibns ; antennis corpore brevioribus, albicanti-pubescentibus, articulis circiter SO (?) ; alis sat obscure fusco-infumatis, posiicis paidlidmn palli- dioribus, venis omnibus fnscis, utrinque hyalino-cinctis ; alis anticis 2,3 mm longis, sectore radii cubitogue ante apicem biramosis, illa fere a medio radii exeimte, venula transversali areae subcostalis venulae transversali areae radialis propius quam apici radii sita, venula transversali areae radialis leviter obliqua radium ante furcationem ejus attingente, venula transversali areae discoidalis a Monographie der Coniopterygiden. 221 ramo inferiore furculae sedoris radialis exctirrente et ipsum locum furcationis cnhiii aüingeiite , area postcuhitali intermedia haud Ksque ad furcationem cuhiti extensa, vena exteriore eam terminante levissime obliqua e cuhito saf longe ante furcationem ejus excurrente, area postcostali venulis diiahus iransversalibus, altera hasali, altera ante medium instructa, area axillari sat lata, vemda fransversali fere in medio: alis posticis anticis panllo minorihus, venis ut in Ulis constrictis , sed vemila transvcrsali areae radialis ipsum locum furcationis radii^) attingente, venida transversali arcac discoidalis ramidnm superiorem furcae cnhiti paullo pone hasin attingente; tihiis suhcylindricis. Long, corporis 1,8 mm. Sälloijnt: eft enda exemplar fran Pargas (R.). C. aleurodiformi Step//, dispositione venarum affinis, tarnen optime distincta, etiam antennis, palpis pedibusque obscurioribus, tibiis sidhcylindncis medio vix ampliatis corporeque secreto farinoso destituto, alis obscure fumafis, divergens.^^ Favasemidalis rnetalllca n. sp, (Fig:. 23.) Blaß braun; Thorax und Coxen schwarzbraun. Abdomen blaß rötlich. Antennen mit blaß gelblicher Basalhäfte und bräunlicher Endhälfte, etwa ^'4 der YorderfHigellänge ; 29gliedrig-. Flügel relativ schmal, dunkelbraun, in der Basalhälfte mit blassen Längsstreifen; Hinterflügel etwas heller. Vorder- und Hinterflügel fast völlig gleich. Radial- und Mediangabel ziemlich lang. Queradei' zwischen r-^ und Radialramus im Vorder- und Hinterflügel in den vordem Gabelast (rg+s) dicht an seiner Basis mündend. Nur die Flügelspitze beider Flügel kurz pubesciert. Bestäubung des Körpers und der Flügel dicht dunkelbraun. Membran tief ehern grün glänzend, das Basal- drittel tief kupferrot bis gelb irisierend. Verhältnis der Hinter- tarsenglieder etwa 9 :3 : IVo :3 : S'/.^. Hinterschiene in der Mitte nicht verbreitert. Krallen zart. Vorderflügellänge 2'/2 mni, Flügelspannung 6 mm. Fühlerlänge etwa 1,8 mm. Australien. Neusüdwales. Springwood. 19.11. 1900. 1 ?. Gesammelt von Ludwig Biro. 1) Es ist fälschlich cubUi gedruckt. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 16 222 Günther Endeklein, JParaseniidalis detrita (McLachl. 1867). Conioptcrijx detrita McLachl. : MacLachlan, in: Entomol. monthl. Mag., Vol." 4, 1867, p. 150—151. 1. C: „The species described below is interesting as proving the occurence in Australia of these minute neuropterous insects. It differs from the European and American species in its dark coloration, and in the almost entire absence of the usually conspicuous powdery covering; yet the structural characters appear to be identical. Coniopteryx detrita, n. sp. Fusca: antennis fuscis, hasi- griseo-testaceis ; palpis pedibusquc griseo-testaceis ; ore rufo-piceo ; abdomine sordide aurantiaco ; älis anticis posticis fere aequalibus , sub-hjalinis, fidiginosis, venis fuscis ($?). Long. corp. %'"; exp. alar. 2^1.^'". Hahitat ad Adelaide in Australia meridionali. In collect. Mus. Oxon. One example in good condition. Under a high power the wings show a few scattered dark powdery granules. In neuration and general structure it is similar to C. psociformis.'^ Ob ich diese Species hier richtig eingeordnet habe, ist nicht sicher. JParaseniidalis /arinosa n. sp. (Fig. 22.) Sehr blaß bräunlich-gelb. Antennen fast von Vorderflügellänge. Spitzenviertel mehr bräunlich; 36gliedrig. Flügel breit, völlig farb- los, auch die ziemlich dünnen Adern sind größtenteils farblos oder nur sehr schwach gefärbt. Querader zwischen t\ und ßadialramus in Vorder- und Hinterflügel dicht an der Basis des vordem Gabel- asts (»"2+3) mündend. Vorder- und Außenrand des Vorderflügels sehr kurz und fein pubesciert. Band des Hinterflügels länger pubes- ciert. Bestäubung des Körpers und der Flügel schneeweiß. Membran schwach rötlich irisierend. Verhältnis der Hintertarsenglieder etwa 10:3:lVo:2:? (letztes Glied fehlt). Hinterschiene in der Mitte verbreitert. Vorderflügellänge 2^/3 mm, Flügelspannung 6 mm. Fühlerlänge 2 mm. Australien. Neusüdwales. Springwood. 19,/11. 1900. 2^6- Gesammelt von L. Bir6. 1 3Ionographie der Coniopterygiden. 223 ParasetnhJdlis j>haeo2)tevcf n. S2?. (Fig. 21.) . Kopf, Antennen, Thorax und Beine braun. Schenkel und Schienen etwas blasser. Antennen etwa von ^^/^ Vorderllägellänge, 39gliedrig. Flügelmembrau dunkelbraun. Hinterflügel etwas heller. Querader zwischen r^ und Radialramus mündet im Vorder- und Hinterflügel in die Gabelzelle. Im Hinterflügel fehlt die Querader zwischen Radius und Media und ist die Mediangabel sehr kurz. Adern dunkel- braun. Flügelrand lang und sehr dicht pubesciert, Vorderrand spär- licher und kürzer pubesciert. Adern nur im Vorderflügel pubes- ciert. Bestäubung der Flügel und des Körpers dunkelbraun. Membran schwach rötlich irisierend. Verhältnis der Hintertarsen- glieder etwa 17 : 3 : 2 : 2 : 3\.j. Hinterschiene in der Mitte stark verbreitert. Vorderflügellänge 3 mm, Flügelspannung 7 mm. Fühlerlänge 2^4 nim. Peru, ("allanga. 1000 m hoch. 1 ?. Subfam. Äleuropferyginae. Enderlein, in: Zool. Anz., \'ol. 29, 1905, p. 225. Tribus Coniocompsini. Enueelein, in: Zool. Anz., Vol. 29, 1005, p. 225. Coniocotitpsa Knuerl. 1905. (Fig. 27, 43, 47-51.) Enderlein, in: Zool. Anz., Vol. 29, 1905, p. 225. Vorder- und Hinterflügel mit gleichwertigem Geäder, das nur dadurch einen verschiedenen Eindruck erweckt, daß das (leäder des Hinterflügels dichter zusammengedrängt ist. In beiden Flügeln ist die Media einfach (ungegabelt); Radialgabel kurz, langstielig, von ihrem Stiel geht sowohl die Qnerader nach r, als auch die nach m aus. Media im \'ürderflügel mit den beiden staiken Borsten, die auf stark verbreiterten Stellen der Ader sitzen, m und cu^ im Hinterflügel dicht aneinander geschmiegt, an ihrer Trennungsstelle eine kurze Queradei-. Bestäubung des Körpers und der b'lügel weiß, der brauneu 1.")* 224 Günther Endeelein. Flecken auf den Vorderflüg-eln braun. Krallen verhältnismäßig- groß (Fig-. 50). Die Ventralsäckchen (Fig. 49) konnten nur für das 2.* bis 5. Abdominalsegment nachgewiesen werden. Antenne (Fig. 51) der vorliegenden Species 16gliedrig. Conioronipsa vesieulif/era n. sjj. (Fig. 27, 43, 47- 51.) Bi-aun, Schienen und Tarsen hellbraun. Labialpalpus (Fig. 48) braun, Mentum (Stipites) blaß braun. Lobus externus der Maxille (Fig. 57 le) nur am Ende des 2. und 3. Glieds mit einzelnen sehr feinen Haaren ; Lobus inteinus (Fig. 47 1?) innen am Ende mit 8 stäbchenartigen stark verdickten Borsten, die wie lange Zähne in einer Längsreihe angeordnet sind. Stipites der Maxille mit einzelnen Haarstummeln. Abdomen blaß gelblich. Antenne braun, lögliedrig, die Geißelglieder sehr kurz, kürzer als lang, mit Ausnahme des zu- gespitzten Endglieds (Fig. 51). Die Ventralsäckchen des 2.-5. Ab- dominalsegments äußerst fein behaart (in Fig. 49 im ausgestülpten Zustand); die ganze Oberfläche ist fein, unregelmäßig sechseckig ge- feldert, auf der Mitte jedes Feldes steht je 1 der Härchen der er- wähnten Pubescenz. Flügelmembran hellbraun, Yorderflügel mit unregelmäßigen hj^alinen Flecken, deren Anordnung aus Fig. 27 er- sichtlich ist; Hinterflügel mit hyalinem Vorderrand und hyalinem Längsstreifen hinter dem Eadialramus. Adern braun, mäßig dicht mit feinen Haarbechern besetzt, auf denen ich jedoch keine Haare nachweisen konnte. Die außerordentlich verdickten Basalstellen der beiden großen Medialborsten im Vorderflügel dunkelbraun. Die Querader zwischen sc und r^ ist im Vorderflügel mehr basahvärts, im Hinterflügel mehr apicalwärts als die Querader zwischen r^ und r2-i-3. Zwischen den aneinander geschmiegten Adern m und cit^ im Hinterflügel ist nui- in der Nähe der Querader ein sehr schmales Streifchen Membran erkennbar, r-i+s im Hinterflügel außerordentlich lang und nach der nach oben gebogenen Flügelspitze zulaufend. Vorderflügelrand vorn und außen ziemlich dicht und kurz pubesciert. die Basalhälfte des Hinterrands lang und dicht behaart; im Hinter- flügel ist der Vorderrand spärlich und sehr kurz, der übrige Rand dicht und auffällig lang pubesciert. Bestäubung des Körpers weiß, der Flügel braun, die der hyalinen Stellen auf ihnen w^eiß. Krallen groß (Fig. 50). Vorderflügellänge 2,7 mm, Flügelspannung 6^^ nim. Monographie der Coniopterygiden. 225 Fühler! änge 1,1 mm. Hinterbein: Schenkel 0,55 mm; Schiene 0,8 mm; 1. Tarsenglied 0,2 mm; 2. Tarsenglied 0,05 mm; 3. Tarsenglied 0.05 mm (größte Länge): 4. Tarsenglied 0,05 mm; 5. Tarsenglied 0,05 mm. Kralle 0,04 mm. Hinterindien, ^lalakka. Kwala-Lumpur. 1 $. Gesammelt von LuDWKi BiRÖ. Tribus : A 1 e u r o p t e r y g i n i. Enderlein, in: Zool. Anz., Vol. 29, 1905, p. 226. Aleiiroptert/Qc F. Low 1885. Low, in: SB. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Cl., Vol. 91, Abt. 1, 1885, p. 79—81. Der Ast r^.-^ verschmilzt im Vorderflügel eine Strecke mit dem Ast m^ und geht daher scheinbar von der Media aus. cw« i"^ Vorder- flügel vor dem Ende stark bogig geknickt. Im Hinter- flügel geht die Querader zwischen r^ und dem Radialramus von dem Stiel der Radialgabel aus; die Radialgabel ist sehr kurz. Die beiden großen Borsten auf der Media im Vorderflügel stehen auf nicht ver- breiterten Stellen der Media. Die Stiele der Radial- gabel und Mediangabel im Vorderflügel verbindet eine sehr feine Querader. Die Querader zwischen c?f, und cii^ im Hinterflügel fehlt. Das 2. Basalglied des männlichen Fühlers erweitert sich seitlich nach unten in einen kegelförmigen spitzen Zahn (Textfig. C). Das letzte Abdominalsegment des S ist bei weitem nicht so stark chitinisiert und gefärbt, wie sonst gewöhn- lich der Fall ist. Die Ventralsäcke liegen auf dem 1. — 5. Abdominalsegment jederseits unterhalb der Stigmen, ein 6. schwach entwickeltes und rudimentäres befindet sich auf dem 6. Segment (Fig. 56). Krallen .sehr klein, zart und gekrümmt. Fig. C. Aleuropteryx locivl Klap. Basalteil des niiliml. Fühler.'^ 226 Günther Enderlein, Aleuropteryx loewi Klap. 1894. (Fig-. 28, 53. 56, 57.) Alenropteri/x Ititea Wall. ; F. Low, in : SB. Akad. AViss. Wien, math.- nat. Gl., Vol. 91, Abt. 1, 1885, p. 74—76, p. 81—82, tab. 1, fig. 8 — 15 (nee C. lulea Wall.). Coniopteryx (Aleurojderyx) lutea Wall. ; Rostock, Neuropt. german., 1888, p. 111. Alruropter/j.r lopicii Klap.; Klapalek, in: Entomol. monthl. Mag., Vol. 30, 1894, p. 121— 122, 'fig. Aknropfrry.r loeiri Klap. ; Enderlein, in: Zool. Anz., Vol. 29. 1905, p. 226. Körper dunkelbraun, Abdomen blaß gelbbräunlicli bis rötlich- gelbbraun, Spitze etwas dunkler. Beine gelbbraun, Schenkel braun. Antennen braun, Basalhälfte bräunlich-gelb; 26 — 27gliedrig. meist 26gliedrig; länger als die halbe Vorderflügellänge; das 2. Basalglied ist beim S auf der Unterseite in einen spitz kegelförmigen Zahn erweitert, der beim $ völlig fehlt. Den männlichen Sexualapparat konnte ich bei dem einzigen vorliegenden S nicht analysieren. Die Gonopoden des $ bestehen aus 2 glatten unbehaarten lang gestreckten Zapfen (Fig. 53 u. 57). Sämtliche 8 Stigmenpaare des Abdomens vorhanden (Fig. 57). Die Ventralsäckchen des 1. — 5. Abdominal- segments sind lang oval (Fig. 56), das des 6. Segments sehr klein, rudimentär und rund (Fig. 57). Die sehr feine Behaarung der Ab- dominalsegmente aus Fig. 57 ersichtlich. Flügelmembran blaß bräun- lich bis graubräunlich. Vorderflügel zuweilen mit schwach rötlichem Ton. Die Querader zwischen Subcosta und r^ stets ungefärbt, da- her sehr schwer nachzuweisen, im Hinterflügel meist nur noch durch Stummel angedeutet. An der Stelle, wo sich im Hinterflügel die beiden aneinander geschmiegteu Äste m und cai^ trennen, ist eine deutliche Querader erkennbar. Die Querader zwischen den Stielen der Radial- und der Mediangabel im Vorderflügel mündet zwischen den beiden Haarborsten auf der Media. Hinterflügel fast größer als der Vorderflügel. Adern hellbraun, pubesciert sind an der Basis im Vorderflügel: m, c«/,, (;«.,, «w und ax. Flügelrand dicht und ziemlich lang pubesciert, mit Ausnahme des Hinterrands der Vorder- flügel; die Mitte der Vorderränder beider Flügel sehr kurz und spärlich pubesciert. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Verhältnis der Hintertarseuglieder 9:5:3:3:4. Monographie der Coniopterygideu. 227 Vorderflügellänge 3 mm. Flüg-elspannuug- 7 mm. Fülilerläiige l-V^ mm. Deutschland. Freienwalde a. d. Oder. 1.7. 1900. 1 c?. 2 ??. G. Enderlein. Berlin. Eahnsdorf. 12.6. 1900. 2 ??. G. Enderlein. Berlin. 7./10. 1896. 1 ?. Tetens. Berlin. Friedrichsberg. 8./6. 1890. Tetens. Berlin. Eahnsdorf. 4.'6. 1890. Tetens. Heteroconis Enderl. 1905. G. Enderlein, in: Zool. Anz., Vol. 29, 1905, p. 226. Der Ast r4_5 ist im Vorderflügel durcli eine Querader mit m^ vereinigt, die aber durch ihre Lagerung den Basalteil der Ader ^44.5 vortäuscht, cu.^ im Vorderflügel vor dem Ende stark bogig oder eckig geknickt, in letzterm Fall zuweilen an dieser Ecke noch ein kurzer Queraderstummel [Het. ornata n. sp.}. Im Hinterflügel geht die Querader zwischen r^ und dem Eadialramus von dem Stiel der Eadialgabel aus; die Eadialgabel ist sehr kurz. Die beiden großen Borsten auf der Media des Vorderflügels stehen auf stark verbreiterten Stellen des Medianasts. Die Stiele der Eadial- und Mediangabel im Vorderflügel verbindet eine sehr feine Querader. Die Querader zwischen den aneinander geschmiegten Ästen m und cm^ deutlich. Die Querader zwischen c«, und cu^ im Hinterflügel fehlt. Krallen sehr klein, gedrungen, wenig gebogen. Die Bestäubung des K(>rpers und der Flügel weiß, der braunen Flecken auf den Flügeln braun bis schwarzbraun. Antennen der vorliegenden Arten ISgliedrig, sehr kurz. Bestimmungstabelle der Arten der Gattung Heteroconis. 1. Die Querader zwischen m und cu^ im Vorderflügel außerhalb der beiden Medianborsten, cu.^ im Vorderflügel geknickt und an der Knickungsstelle mit Queraderstummel ornata n. sp. (Australien) Die Querader zwischen m und cu^ im Vorderflügel zwischen den beiden Mediauborsten 2, Die Knickung von cu., im Vorderflügel abgerundet, cMj spitz endend dahli n. sp. (Bismarck- Archipel) 228 Günther Enderleix, Die Knickung von cii.y im Vorderflügel scharf, ohne Ader- stummel ; c^f^ steil den Rand treifend varia n. sp. (Australien ) Metevoconis . (Fig. 26.) Braun, Augen dunkelbraun, Beine fast weißlich, Coxen, Trochanter, letztes Tarsenglied hellbraun. Abdomen blaß, graulich. Monographie der Couiopterygiden. 229 Antennen 18gliedrig-, gelblich-weiß, 6. — 18. Glied schwarzbraun; die Länge ist etwa Vs der Vorderflügellänge. Flügelmembran hyalin farblos mit ausgebreiteter brauner Fleckenzeiclinung im VorderÜügel und einigen blaß braunen Wischen im Hinterflügel. Die Verteilung der Zeichnung ist in Fig. 26 ersichtlich. Zwischen den aneinander geschmiegten Adern m und cu^ im Hinterflügel kaum ein Streifchen Membran sichtbar, vor der schrägen Querader verbreitert sich jedoch dieser Zellenstreifen ziemlich bedeutend. Die vor dem Ende eckig ge- knickte Ader cii^ im Vorderflügel trägt hinten an der Knickungsstelle einen kurzen Aderstummel. Die feine Querader zwischen den Stielen der Radial- und Mediangabel im Vorderflügel liegt außerhalb der beiden Borsten der Media und trittst fast genau auf die Querader zwischen m und cn^, cii^ im Vorderflügel schräg den Hinterrand treffend. Spitzenhälfte des Vorderrands und der Außenrand am Vorderflügel dicht und ziemlich kurz pubesciert, Außenrand und Hinterrand des Hinterflügels dicht und ziemlich lang pubesciert. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß, die der braunen Flecken des Vorderflügels braun. Verhältnis der Hintertarsenglieder 9:3:11/, :2:3. Vorderflügellänge 2-\\ mm. Flügelspannung 6^,4 mm. Fühlerlänge 1 mm. Australien. Xeusüdwales. Sydnej^ 3./11. 1900. 1 ¥• -1-/11- 1900. 1 ?. Gesammelt von Ludwig Brno. Heteroeoitls varia n. sp, (Fig. 25.) Braun, Augen dunkelbraun. Beine fast weißlich. Abdomen grau. Antennen IHgliedrig, gelblich-weiß, 6. — 10. und 13. — 18. Glied schwarzbraun; 5. Glied gelbbraun; etwas länger als ^'g der Vorder- flügellänge. Flügelmembran hj^alin farblos mit ausgebreiteter schwärzlich-brauner Fleckenzeichnung im Vorderflügel und blaß braunem Spitzendrittel im Hinterflügel; die Verteilung der Flecken ist aus Fig. 25 ersichtlich. Zwischen den aneinander geschmiegten Adern m und 011^ im Hinterflügel ist kaum ein Streifchen Membran sichtbar, vor der schrägen Querader verbreitert sich jedoch dieser Zellen streifen ziemlich bedeutend. Die vor dem Ende eckig ge- knickte cuo im Vorderflügel trägt an der Knickungsstelle keinen Aderstummel. Die feine Queradei- zwischen den Stielen der Radial- und Mediangabel im Vorderflügel liegt außerhalb der beiden Borsten 230 Günther Enderlkin, der Media, wälirend die Querader zwischen m und rui zwischen ihnen auf der Media mündet, cn^ im Vorderflüg-el senkrecht den Hinterrand tretfend. Spitzenhälfte des Vorderrands und der Außen- rand im Vorderflügel dicht und ziemlich kurz pubesciert. Außen- rand und Hinterrand des Hinterflügels dicht und ziemlich lang pubesciert. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß, die der Fleckenzeichnung des Vorderflügels schwärzlich-braun. Verhältnis der Hintertarsenglieder 7 : 2 : IV2 : 2 : 3. Vorderflügellänge 2^'^ mm. Flügelspannung ÖV* mm. Fühlerlänge 0,9 mm. Australien. Neusüdwales. Sydney. 4.11. 1900. 1 ?. Ge- sammelt von Ludwig Bieo. Helicocoiiis Enderl. 1905. G. Endeelein, in: Zool. Anz., Vol. 29, 1905, p. 226. Der Ast n^s ist im Vorderflügel durch eine Querader mit m^ vereinigt, die aber durch ihre Lagerung den Basalteil der Ader ^4+5 vortäuscht, cu., im Vorderflügel vor dem Ende nicht geknickt, sondern gerade, nur die beiden südamerikanischen Arten weisen hier als Andeutung einer solchen eine schwache Einbuchtung auf. Im Hinterflügel geht die Querader zwischen )\ und dem Radial- ramus von dem vordem Ast der Radialgabel (>'2+?) aus. Die beiden großen Borsten auf der Media des Vorderflügels sind nicht immer deutlich. Radialgabel des Hinterflügels nicht verkürzt; die Quer- ader zwischen dem Ast r^+s und i\. Die Stiele der Radialgabel und Mediangabel verbindet im Vorderflügel eine sehr feine Quer- ader. Die Querader zwischen cu^ und cu.2 im Hinterflügel erzeugt eine kurze rundliche Zelle; nur hei H. australiensis n. sp. fehlt diese Querader. Krallen klein, gedrungen und schwach gekrümmt. B e s t i m m u n g s t a b e 1 1 e der Arten der Gattung Helicoconis. 1. Flügel weiß bestäubt mit braunen, braun bestäubten Flecken maculata n. sp. (Australien) Flügel völlig weiß bestäubt 2 2. Die Querader zwischen r^ und Radiahamus im Vorderflügel trifft genau auf den Gabelungspunkt der Radialgabel garJeppi n. sp. (Peru) Monographie der Coniopterygideii. 231 Die Querader zwischen r^ und Eadialramus tiittt den vor- dem Gabelast ein Stück außerhalb des Gabelungspunkts 3 3. m und cu^ im Hinterfliiüel sehr dicht aneinander geschmiegt, an der Trennungsstelle eine sehr kurze Querader australiensis u. sp. (Australien) m und cu^ im Hinterflügel weniger stark aneinander ge- rückt, beide rücken allmählich auseinander, eine Querader zwischen ihnen fehlt 4 4. Im Vorderflügel ist cn., gerade und die Eadialgabelzelle am Ende wenig erweitert lutea Wali^engk. (Europa) Im Vorderflügel ist cu., vor dem Ende schwach wellig ge- buchtet und die Radialgabelzelle am Ende stark erweitert, indem sich die Gabeläste nach außen umbiegen pisfrir )i. sp. (Peru) Helicoconls lutea (Wall. 1871). (Fig. 29, 52.) i'onioptcni.r hitea Wall.; Wallengren, in: Svensk. Vet.-Akad. Handl. (N. F.), Vol. 9, Afd. 2, 1871, No. 8, p. 55. ConiopUryx lute« Wall.; Braueh, Neuropt. Eur., 1876, p. 31. Coniopferyx lutea Wallengr. : MacLachlan, in: Entomol. monthl. Mag., Vol.' 17, 188Ü, p. 21 (Finnland u. N.W.-Sibirien). Ale/iropien/x l/ilex Wallengr.; Reuter, in: Act. Soc. Faun. Flor. Fenn., Vol. 9, No. 8, 1894, p. 13 u. 32. J/e>iro/)trri/x htfra Wall.; KlapäLEK, in: Entomol. raonthl. Mag., Vol. 30, 1894, p. 121—122, fig. Belkoconis lufra (Wall.); Enderlein, in: Zool. Anz.. Vol. 29, 1905, p. 226. Braun, Schenkel hellbraun. Schienen und Tarsen braun. Ab- domen gelblich-weiß bis rfitlich-weiß. Antennen 23— 24gliedrig, blaß gelblich, Spitzenhälfte braun; etwa ^j^ der Vorderflügellänge. Die Gonoi)oden des $ groß, rundlich und abstehend (Fig. 52). Flügel- membran sehr blaß bräunlich angehaucht. ]\rediangabel im Hinter- flügel lang, die beiden Gabeläste ziemlich parallel, m und c», im Hinterflügel nicht sehr stark genähert und lassen noch einen deut- lichen Streifen Membran zwischen sich erkennen; eine Querader zwischen ihnen fehlt. Die Querader zwischen sc und r, in beiden Flügeln tiiff"t sehr nahe an die Querader zwischen r, und roa-3, liegt aber noch ein kleines Stück mehr nach der Flügelspitze zu. Die Basalteile der Adern im Vorderflügel [)ubesciert. an und ax in der ^>32 Günther Endeki>kin, ganzen Länge und 2reihig pubesciert. Außenrand der Flügel dicht und lang pubesciert, die Basis des Vorderrands sehr lang pubesciert. Adern gelbbraun. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder 3:2: 1% : 1-/3 : 2. Vorderflügellänge 3'/., mm, Flügelspannung 8 mm. Fühlerläuge 2 mm. Deutschland. 1 ?. Finnland. Esbo; Munkholm (E. Elmgken). 3./7. 1889. An Birke. 1 ?. Pargas. 1 ?. Coli. Prof. 0. M. Reuter. Helicoconis australiensls n, sp» (Fig. 31.) Blaß braun, Beine weißlich. Abdomen grau. Antennen ziem- lich dick, hellbraun, 27gliedrig, 2.— 14. Geißelglied gelblich- weiß ; etwa =^/4 der Vorderflügellänge. Flügelmembran blaß bräunlich^ Adern blaß braun, die des Hinterflügels fast farblos, m und cu^ im Hinterflügel bis zur Trennung dicht aneinander geschmiegt, so daß keine Flligelmembran zwischen ihnen mehr erkennbar ist; an der Trennungsstelle ist noch ein deutlicher Queraderrest erkennbar. Die Querader zwischen sc und r, in beiden Flügeln triff"t sehr nahe an die Querader zwischen r^ und r-^+s, liegt aber ein kleines Stück mehr nach der Flügelspitze zu. Eine Querader zwischen cw, und cu., im Hinterflügel konnte nicht nachgewiesen werden. Vorder- und Außenrand der Vorderflügel und Hinter- und Außenrand der Hinter- flügel mäßig dicht und ziemlich laug pubesciert; Adern ohne Pubescenz. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Ver- hältnis der Hintertarsenglieder 8:3:2:2:3. Vorderflügellänge 2 Vi mm, Flügelspannung 5 mm. Fühlerlänge Vjo mm. Australien. Neusüdwales. 3./11. 1900. 1 ?. Gesammelt von LuDw^iG BiRÖ. Helicoconis miicitlata n. sp. (Fig. 30.) Braun; Abdomen dunkelgrau; Beiue blaß bräunlich, fast weiß- lich. Antennen gelblich-weiß, Endhälfte braun; 26gliedrig, mäßig dick; etwas länger als die halbe Vorderflügellänge. Flügelmembran sehr blaß bräunlich angehaucht, dunkelbraun gesäumt sind folgende Queradern des Vorderflügels : die Querader zwischen r, und r^+s, die Monograpliie der (■oniopterygiden. 233 zwischen r^-j-s und Tij^-r, (sowie auch die angrenzenden Aderstückchen). die zwischen tu und c««, und die zwischen c», und 6'w., ; braun ge- fleckt ist ferner die Umgebung des Gabelpunkts der Mediangabel: im Hinterflügel ist braun gesäumt die Querader zwischen r, und r^+s, sowie sehr fein der Basalteil von r^.:.-,. m und cu^ im Hinter- flügel nicht dicht aneinander geschmiegt, so daß ein schmaler Membranstreifen zwischen ihnen erkennbar ist : an der Trennungs- stelle eine Querader. Die Querader zwischen sc und r in beiden Flügeln sehr nahe der zwischen i\ und r-i^^. Die feine Querader zwischen dem Stiel der Radial- und dem der Mediangabel im Vorder- flügel mündet gerade auf den Ausgangspunkt der Querader zwischen m und m, und mitten zwischen die beiden auf verbreiterter Basis stehenden Borsten dei- Media. Flügelrand mit Ausnahme des Basal- viertels des Hinterrands sehr dicht, aber ziemlich kurz pubesciert: äußerste Basis des Hinterrands mit einigen langen Haaren. Adern un- pubesciert, gelbbraun, jMedia des Yorderflügels braun, ebenso die braun gesäumten Aderstücken. Bestäubung des Körpers und der Flügel w^eiß, diejenigen auf den braunen Stellen des Vorder- und Hinterflügels bräunlich-schwarz. Membran gelb glänzend, besonders am Außenrand. Verhältnis der ziemlich dicken Hinter- tarsenglieder 14 : 4 : 3 : 3 : 4. Krallen dunkelbraun, schlank und ge- rade (ungekrümmt). Vorderflügellänge 3' o mm, Flügelspannung 8 mm. Fühlerlänge 2 mm. Australien. Neusüdwales. Springwood. 19./11. 1900. 1 $. Gesammelt von Ludwig Brno. Melicoconis pistt'ix n. np» (Fig. 33.) Blaß braun, Augen dunkelbraun. Abdomen blaß. Antennen 24gliedrig: braun; etwas länger als ^/.j der Vorderflügellänge. Flügel- membran fast völlig farblos, m und cu^ der Hinterflügel verhältnis- mäßig sehr weit auseinander gerückt, der eingeschlossene recht breite Streifen Flügelmembran verbreitert sich nach der Mitte zu; eine Querader befindet sich nur ganz dicht an der Basis, cu., im Vordeiflügel vor dem Ende schwach eingebuchtet. Die feine Quer- ader zwisclien den Stielen der Radial- und Mediangabel im Vorder- flügel tiifl"t zwischen die auf starker Aderverbreiterung stehenden beiden Borsten, berührt aber die äußere derselben. Die Radialgabel 234 Günther En'deri.ein, beider Flügel am Ende durch Umbiegen der beiden Gabeläste stark verbreitert. Außenrand und Spitze beider Flügel und äußere Hälfte des Hinterrands am Hinterflügel lang und dicht pubesciert. Adern unpubesciert. Bestäubung des Körpers und der Flügel weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder 13 : 5 : 4 : 8 : 4. Krallen braun, mäßig schlank, mäßig gekrümmt, Vorderflügellänge 3V.> mm, Flügelspannung 8 mm. Fühlerlänge 1,4 mm. Peru. Provinz Cuzco. Callanga. 1 ?. Gesammelt von Otto Garlepp, ; Helicocotiis (favleppi n. .s;/>. (Fig. 82.) Blaß braun, Augen dunkelbraun. Abdomen blaß. Antennen 27gliedrig, dunkelbraun, die 5 ersten Glieder braun; etwas kürzer als die lialbe Vorderflügellänge. Sämtliche Zellen der Flügelmembran breit hellbraun gesäumt, so daß meist nur noch ein schmaler hyaliner Streifen in der Mitte jeder Zelle übrig bleibt, der zuweilen auch ganz fehlt, wie z. B. in der Subcostalzelle. m und cu^ der Hinter- flügel mäßig stark genähert, ein schmaler parallelseitiger Streifen Membran ist deutlich erkennbar; eine deutliche Querader konnte nicht nachgewiesen werden, cu., im Vorderflügel vor dem Ende schwach eingebuchtet. Die feine Querader zwischen den Stielen der Radial- und Mediangabel im Vorderflügel trifft zwischen die auf starker Aderverbreiterung stehenden beiden Borsten, berührt aber die äußere derselben. Die Radialgabel beider Flügel am Ende mäßig stark verbreitert. Rand der Spitzenhälfte des Vorderflügels sowie der Rand der Spitzenhälfte und der Hinterrand der Hinterflügel lang und dicht pubesciert. Adern ohne Pubescenz. Bestäubung des Körpers weiß. Verhältnis der Hintertarsenglieder 12 : 3 : 2 : 3 : BVo- Krallen gedrungen, braun, wenig gekrümmt. Vorderflügellänge 3,2 mm, Flügelspannung 7,4 mm. Fühlerlänge 1,3 mm. Peru. Provinz ('uzco. Callanga. 1 $. Gesammelt von Otto Garlepp. Monographie der Coniopterygiden. 235 Alphabetisches Verzeichnis der Subfamilien, Tribus, Gattungen, Arten und Varietäten. (Synonyma sind cursiv gedruckt.) Seite Seite alba Fabr. 1798 197 ConwentziaE^DERL. 1905 189,190 albus Zett. 1840 .... 197 Comrentzlini Enderi.. Alenia Enderl. 1905 ... 208 1905 189, 190 Alemella Enderl. n. n. 190, 208 curtisiana n. sp. . . . 210, 212 Alenmdes 197 dahli n. sp 227, 228 aleurodiformis(STEPH. 1835)210, 211 detrita (McLachl. 1867) . . 222 Aleuronia FiTCH 1856 . . 195 dubia Steph. nom. nud. . . 197 Aleuropterißffinae farinosa n. sp 218 Enderl.. *." . . . 189, 223 farinosa Rossi 1794 . 197, 222 Aleuropterygiui fülleborni n. sp. . . . 210, 215 Ekderl 189, 225 var, furcilla nov 194 Aleuropteryx LoEW fuscipennis (Reut.) . . 218, 219 1885 189, 225 fusrus Zetterst. nom. mid. . 218 africana n. sp. . . . 210, 214 garleppi n. sp. . . . 230, 284 angustipennis n. sp. . . 196, 208 gifjaniea Steph. nom. nud. . 211 annae Enderl. 1905 . . . 218 haematica McLachl. . . . 198 nphldifonuis Ramh. 1842 . . 191 haemati)ta Halid. Br. . . . 198 australiensis n. sp. . . 231, 232 Helicoconis Enuiorl. biröi n. sp 196, 203 1905 189, 230 boliviensis n. sp 209 Ilnucroliius 197 callaugana n. sp. . . . 196, 207 Hetevoconis Endebl. cerata Hag. 1858 .. 196, 202 1905 189, 227 Coniocorapsa EndeRL. kolbei n. sp 210, 217 1905 189, 223 hiHca Wesm. 1836 . . . . 197 Coniocotnpsiui Enderl. loewi Klapäl. 1894 . . . 226 1905 189, 223 lutea (Wall. 1871) ... 231 €oiiio2ttert/{/inaeFlT^DFÄU.. lutm Low 1885 231 1905 . . ' *. . . . 188, 190 maculata n. sp. . . . 230, 232 Conloptcfi/ffini Enderl. maculithorax n. sp. . . 196, 204 1905 . .' '. . . . 190, 195 Mabtcomyza Wesm. 1836 . . 195 ConiopteryxCuRT. 1834 190, 195 metallica n. sp. . . . 218, 221 Coniorfes Westw. nom. nud. 195 nivosa n. sp 210, 21ti •236 Günther Endeblein, Seite Seite ornata u, sp 227, 228 raliimensis n. sp. . . . 196, 203 Parasemidalis Enderl. Sciodus Zettekst. 1840 . . 195 1905 190, 218 scobis n. sp 210, 217 paniihis UiJLL. 1764 ... 197 Semidalis Enderl. 1905 190,209 phaeoptera n. sp. . . 218, 223 sp. MacLachl. 1883 . . . 214 Fliryganea 197 var. tetensi n 195 pineticola Enderl. 1905 . . 193 tineiformis CuET. 1834 . . 196 pinic.oln Steph. nom. nud. . 193 var. transversalis n. ... 200 pistrix n. sp 231, 233 varia n. sp 228, 229 pruinosa n. sp. . . . 210, 216 vesiculigera n. sp 224 psociformis (CURT. 1834) . . 191 vicina (Hag. 1861) .... 215 pulchella(MAcLACHL. 1883) 210, 213 westwoodi (FiTCH 1856) . . 205 pygmaea n. sp. . . . 196, 201 1 ♦ Monographie der Coniopterygiden. 237 Liter atii r Ter zeichnis. Banks, Nathan, A list of Neuropteroid Insects, exclusive of Odouata, from the vicinity of Washington, D. C, in: Proc. entomol. Soc. Washington, Vol. 6, 1904 (p. 201—217), p. 209. Brauer, Fr., Die Neuropteren Europas, Wien, 1876 (38 p.), p. 15 u. 31. Brauer, Fr. und Fr, Low. Neuroptera austriaca, 1857, p. XXII, p. 10, 54, 71. 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Goniopteryx macidithorax Enderl. 5- Australien. 27:1, Fig. 6. Goniopteryx pygmaea Enderl. $. Deutschland. 27:1. Fig. 7. Goniopteryx cerata Hag. S- Ceylon. 27 : 1. Fig. 8. Goniopteryx rahimensis'FiT^'D^mj. 5- Bismarck-Archipel. 27:1. Fig. 9. Goniopteryx callangana Enderl. $. Peru. 27: 1. Fig. 10. Goniopteryx aiigustipennis ^NBERii. $. Paraguay. 27:1. Fig. 11. Älemella boliviensis Enderl. $. Bolivia. 27:1. Tafel 5. Fig. 12. Semidalis cdeurodiformis (Steph.). $. Europa. 27:1. Fig. 13. Semidalis curtisiana Enderl. $. Deutschland. 27:1. Fig. 14. Semidalis africana Enderl. $. Deutsch Ost-Afrika. 27 : 1. Fig. 15. Semidalis fülleborni 'EsBis.'Rij. S- Deutsch Ost-Afrika. 27:1. Fig. 16. Semidalis nivosa Enderl. $. Peru. 27:1. Tafel 6. Fig. 17. Semidalis seobis Enderl. $. Peru. 27: 1. Fig. 18. Srmidalis pruinosa Enderl. $. Peru. 27: 1. Fig. 19. Semidalis kolbei Enderl. ?. Chile. 27: 1. Fig. 20. Parasemidalis annae Enderl. $. Europa. 27:1. Fig. 20b. Parasemidalis fuscipennis (Reut. 1894). Finnland. Ge- äder schematisch Monographie der Coniopterygiden. 241 Fig, 21. Parasemidalis pkaeopiera Enderl. $. Peru. 27:1. Fig. 22. Parasemidalis farinosa Enderl. $. Australien. 27:1. Fig. 23. Parasemidalis melallica Enderl. $. Australien. 27:1. Fig. 24. Heteroconis dahli Enderl. $. Bismarck-Archipel. 27:1. Fig. 25. Ileteroconis varia Enderl. $. Australien. 27: 1. Fig. 26. Ileteroconis ornata Endekl. $. Australien. 27:1. Tafel 7. Fig. 27. Conioconipsa vesiculigera Enderl. $. Neuguinea. 27: 1. Fig. 28. Aleuropteryx loeivi Klap. $. Europa. 27:1. Fig. 29. Helicoconis lutea (W AT jI..). ?. Europa. 27:1. Fig. 30. Helieoconis maculata Enderl. $. Australien. 27:1. Fig. 31. Helieoconis ausiraliensis Enderl. $. Australien. 27:1. Fig. 32. Helieoconis garleppi Enderl. $. Peru. 27:1. Fig. 33. Helieoconis pistrix Enderl. $. Peru. 27:1. Tafel 8. Fig. 34. Comcentzia pinetieola Enderl. $. Abdomen schräg von unten. 40 : 1. Fig. 35. Coniopteryx iineifonnis CuRT. 3 Glieder eines männlichen Fühlers. 160:1. Fig. 36. Coniopteryx pygmaea ^^D^KL. $. Rechte Gonopode. 400:1. Fig. 37. Coniopteryx fineiforniis CVRT. $. Linke Gonopode. 400:1. Fig. 38 u. 39. Cmiicentzia psooiformis CuRT. 2 verschiedene An- sichten des spiraligen Flügelstaubes (wohl ein Secret). 700 : 1. (Ring- durchmesser 0,004 mm). Vgl. Fig. 63. Fig. 40. Semidalis fiilleborui Enderl. <$. Rechte Hälfte des Penis. 400 : 1. Fig. 41. Semidalis africana Enderl. $. Rechte Hälfte des Penis. 400: 1. Fig. 42. Semidalis africana Eiaj):EB.h. S- Abdominalspitze schematisch. 160: 1. Fig. 43. Conioconipsa vesiculigera Enderl. $. Linker Oberkiefer von oben und schräg von oben. 160: 1. Fig. 44. Coiriopfrryx rallangana Enderl. Rechte Maxille. 160 : 1. c Cardo, .s/ Stipes, // Lobus internus, le Lobus externus (Igliedrig), /.. 2. 1. und 2. Glied des (ögliedrigen) Maxillarpalpus. Fig. 45. < 'onicentzia pinetieola Ei!iJiBkL. S- Abdominalspitze. 160:1. Fig. 4ß. ^ 'oni(}pteryx rallinigand E^^sDEKL. ($. Ahdominsi\8p\tz.e. 160:1. gp Gonopoden, j> Penis, sx, Seitenzäpfchen, vz Ventralzäpfchen (nur die Sclerite der rechten Seite gefärbt gezeichnet). 242 GüNTHEB Endeblein, Monographie der Coniopterygiden. Fig. 47. Cotiiocompsa vesiculigcra Enderl. Rechte Maxille und Maxillenpalpus (ögliedrig) von unten. // Lobus internus, Ic Lobus externus (Sgliedrig), st Stipes, e Cardo. 160: 1. Fig. 48. Desgl. Der rechte (3gliedrige) Labialpalpus (7 — 3) und der rechte Teil des Stipes {st) von unten. 135 : 1. hy Hypopharynx. Fig. 49. Desgl. Ausgestülptes Ventralsäckchen. 400 : 1. Fig. 50. Desgl. Ende des Hinterfußes. 400 : 1. Fig. 51. Desgl. Antenne. ?. 80:1. Fig. 52. Ifelicoconis lutea (Wall.). $. Abdominalspitze. Stark vergrößert, gp Gonopoden. Fig. 53. ^Urnropteryx loewi Klap. $. Abdominalspitze. 160 : 1. Der Darm ist vermutlich etwas liervorgequetscht. Fig. 54. Coniopteryx fmeiforiin's Curt. S- Abdominalspitze (rechte Hälfte). 160:1. p Penis, yp Gonopode, sz Seitenzäpfchen, vz Ventralzäpfchen. Fig. 55. Coniopteryx pygmaea Enderl. $. Abdominalspitze (rechte Hälfte). 160:1. p Penis, yj) Gonopode, sz Seitenzäpfchen, rx Ventralzäpfchen. Fig. 56. Alei(ro]deri/x loeivi Klap. 5- Eingestülptes Ventralsäckchen. 400 : 1. Tafel 9. Fig. 57. Aleuropleryx loewi Klap. ?. Abdomen. 40 : 1. 1 — -S' 1. — 8. Abdominalsegment, st Stigma, rs Ventralsäckchen. Der Darm scheint etwas hervorgequetscht zu sein. Fig. 58. Coniop)teryx pygmaea Enderl. $. Vorderbein. 80:1. Fig. 59. Conioj^teryx tineiformis Curt. $. Vorderbein. 80:1. Fig. 60. Desgl. $. Hinterfuß, schematisch. 110:1. Fig. 61. (Jotdopierip: piigmaea Enderl. ?. Hinterfuß, schematisch. 160 : 1. Fig. 62. Sem Idalis curiisiana Enb'EB.Ij. Basis der Hinterbeine. 80:1. /■ Femur, tr Trochanter, c Coxa, sc Subcoxa (Trochantin) ; die beiden Subcoxen sind deutlich voneinander getrennt. Fig. 63. Alcurodes sp. (Rhynchoten-Familie : Aleurodidae). Mehliger Staub von Flügeln und Körper. In ähnlicher ringelartiger und spiraliger Form wie bei Coniopterygiden, nur viel kleiner. 700 : 1. (Ringdurch- messer 0,002 mm.) Vgl. Fig. 38 u. 39. Fig. 64. Conirentzia psociformis (Curt.). Puppengespinnst an Eichen- rinde. 1:1. Nachdmck verboten. Übersetzungsrceht vorbehalten. Die Copeognathen-Fauua Japans. Von Dr. Oiinther Enderleiii in Berlin. Mit Tafel 10-11, Aus Japan war bisher nur eine einzige Copeognathe bekannt, der Psocus japonicus KoijB^ 1882. Es war daher sehr dankenswert, daß der bekannte japanische Rhynchoten-Forscher Dr. Matsumuba. eine Anzahl von ihm in seiner Heimat gesammelte Copeognathen dem König-l. Zool. Museum zu Berlin überließ. Diese und eine weitere neue Art habe ich in Folgendem beschrieben. Es sind hiernach im ganzen 17 Arten aus Japan nachgewiesen, hiervon sind 14 Arten neu aufgestellt und 2 gehören auch der europäischen Fauna an, nämlich der Psocus nehulosus Steph. und der Mesopsocus unipunctattis (MÜLL.). 2 der 9 vorliegenden Gattungen habe ich neu begründet und eine davon {Matsumuraielld) Herrn Dr. Matsumuea gewidmet. Übersicht über die japanischen Copeognathe n. Dimera. Am phi g e r ont ia KoLBE 1880. Farn. Psocidae. 5. ^olhci n. sp. Subfam. Psocinae. 6- niibi/a n. .^p. Fsoriis Latr. 1796. 1. kiiTokimm. n. sp. Hat sumurai ella n. g. 2. tuki/ofusts n. sp. 3. nebtäofiu.s Steph. 1836. 7. radiopiefn v. sp. 4. japonicKs Kolbe 1882. 244 Günther Endeblbin, Subfam. Stem/psoeinac. Caecilius CuET. 1837. Stenopsocus Hag. 1866. \^- '^•^/'^^^^': ^- 'P' 14. gonosligma n. sp. 8. aphidiformis n. sp. 15. japamis n. sp. 9. ) liger n. sp. 10. pygmaeus n. sp. Trimera. Fam. Myopsocidae. Fam. Caeciliidae. Subfam. Myopsocinae. Subfam. Caecünnm. Myopsocus Hag. 1866. 16. muscostcs n. sp. Dasypsocus n. g. 11. japonims n. sp. Fam. Mesopsocidae, Subfam. Mesopsocinae. Kolhea Bertkau 1883. Mesopsoeus Kolbe 1880. 12. fusconervosa n. sp. 17. uniptmctatus (Müll.). D i m e r a. Fam. Psocidae. Subfam. Psocinae. Psocus Late. 1796. IPsocus kiirokianus n, sp. (Fig. 1.) Kopf mehr oder weniger grauweißlich, Clypeus mit feinen schwarzen Längslinien. Scheitel des s mit 3 feinen mittlem schwarzen Längslinien, ? ohne diese. Stirn beim $ dunkel, beim S schwach gefleckt. Außenrand der Augen beim S schwarz. Augen rötlich-braun, schwärzlich gefleckt. Fühler lang und dünn, dunkel, die beiden Basalglieder blaß. Maxillarpalpus blaß, Endglied kaum dunkler angeraucht. Scheitelnaht ziemlich scharf. Augendurchmesser beim $ etwa doppelt so groß wie beim % das Verhältnis der Scheitel- breite ist umgekehrt. Thorax braunschwarz mit ausgedehnten blassen Partien und blassen Leisten. Beine blaß bräunlich-gelb, Endspitzen der Schienen und die Tarsen braunschwarz. 1. Hintertarsenglied mit etwa 20, 2. mit etwa 8 Ctenidien. Klauen schlank, Zahn vor der Spitze ziemlich stumpf, Empodialanhang borstenförmig. Ver- hältnis der Hintertarsenfflieder 2:1. Die Copeognathen-Fawua Japans. 245 Flügel hyalin. Adern bräunlich-gelb, an den Stellen der braunen Zeichnung braun. Vorderflügel an der Basis mit braunen Flecken; die subbasale braune Queibinde erreicht weder den Vorder- noch den Hinterrand; am Xodulus ein brauner Fleck. Die Apicalhälfte braun gezeichnet, wie aus Fig. 1 ersichtlich. Pterostigma dunkel rotbraun. Basaldrittel hj'alin. die Färbung tritt nicht über das Ptero- stigma hinten über; Hinterrand abgerundet. Areola postica mit breitem Scheitel, dem Ast m. nicht genähert. Vorderflügelläuge 6— 6V2 nim. Japan. 9. Sept. 1 c?, 1 ?• Gifu. 13. Juli 1903. 2 $?. Dr. Matsimura. Diese Form sei dem japanischen Feldherrn Kuroki, dem Helden vom Jalu (Mandschurei), gewidmet. JPsocus tokyoensis )i. sp. iFig. 2.) Kopf hell, vorn dunkler, Scheitel sehr blaß gefleckt. Clypeus gewölbt, längs gestreift, beim i schwächer gewölbt. Scheitelnaht scharf, besonders beim S- Scheitelbreite zwischen den Augen beim c^ etwa '/o iiiß^j \)t\m $ etwa 1 mm. Augen beim :^ sehr groß, l)eim $ fast kleiner als von halbem Durchmesser, bei beiden kuglig ab- stehend. Clypeolus deutlich, gelblich bis bräunlich. Fühler lang, schwarz, die 3 ersten (TÜeder rostgelb. Maxillarpalpus rostgelb, die beiden Endglieder schwarz. Thorax schwarzbraun, mit ausgedehn- teren gelblich-braunen Flecken und ebensolchen Leisten. Beine gelblich-rostbraun, Enden der Schienen und die Tarsen braunschwarz. Basis der 1. Tarsenglieder gelblich. 1. Hintertarsenglied mit 2 End- spornen und 22 Ctenidien, 2. Hintertarsenglied mit 5 Ctenidien. Klauen ziemlich lang, der Zahn vor der Spitze ziemlich spitz: Basal- hälfte braunschwarz, sonst bräunlich-gelb; Empodialanhang borsten- förmig. \'erhältnis der Hintertarsenglieder 4:1'/.,. Flügel hj-alin. Vorderflügel mit dunkelbrauner Subbasalbinde, die den Vorderrand nicht erreicht, am Nodulus ein kleiner dupkel brauner Fleck. Pterostigma dunkel rotbraun, proximales Ende braun; die Färbung tritt hinten über r, hinweg. Der Hinterrand des Ptero- stigma (r, ) bildet eine .scharfe Ecke in rechtem Winkel. Die Apical- hälfte braun gezeichnet, wie aus Fig. 2 ersichtlich ist. Vorderflügel- basis ungefleckt. Areola postica mit ziemlich schmalem Scheitel und 246 Günther Endeklein, ziemlich an m., genähert, daher ist die Zelle M.. ziemlich schmal. Vorderfliigelläng'e o^o mni. Japan. Tokyo. 1903. 1 i, 1 ?. Dr. Matsumura. JPsociis nebiilosus Steph. 1836. Psocus iiehd(»ius Stephens, in: 111. Brit. Ent. Mand., Vol. 6. 1835 bis 1837, p. 119. Diese europäische Species, die ich schon früher aus Vorder- indien nachwies (in: Ann. Mus. nat. Hung-., Vol. 1, 1903, p. 217), findet sich auch in Japan. Die vorliegenden Stücke stimmen völlig mit deutschen Exemplaren überein. Auch die männlichen Geschlechts- apparate weichen durch nichts voneinander ab. Japan. Sapporo. 1903. 2 SS, 1 ?. Dr. Matsümuk.\. Fsocus Japoniciis Kolbe 1882. KoLBE, in: Entomol. Nachr., 1882, No. 15, p. 209. 1. c: „ Cinereo-fuscus, vertice maculis parvulis fiiscis signato, fronte longi- tudinaliter striato, oculis fuscis: antennis Jongis, nigricantihus, articulis tribus primis, excepto tertii apice, ferrugineis; palpis ferrugineis, articidis 2 idtimis fuscis, articulo tiltimo latitudine duplo longiore, praecedentibus robtistiore, apice rotundato-obtuso. Thorax supra opace atrato. Alae cinereo-fumatae, venis fuscis vel nigrofusris apicalibus obsciiro-cinctae ; areola discoidali 1 latitudine dimidio longiore , extus concavo; areola discoidali II illa tertia parte minore; pterostigmate elongato, sat lato, angulo postico obtuso, atrofusco, intus palUdiore ; areolae posticae vertice angusto. Pedes flavescentes, tibiis, praesertim anticis, tarsisque omnibus fuscis. Long. corp. c. al. 8,5 mm. Japan, 3 Exemplare in Lachlan's Sammlung. Diese Art ist entfernt mit Psocus longicornis Fabr. verwandt." Ainphifßerotitia Kolbe 1880. Aitvphigerofitia kolhei w. sj?. Kopf dunkelbraun. Wangen blasser. Clypeus braun, ung-e- streift. Oberlippe schwarz, Clypeolus in der Mitte schwarz. Scheitel- Die Copeognatheu-Fauua Japans. 247 breite zwischen den Augen 1 mm. Aug-en lialbkuglig. für ein S sehr klein: schwarz. Fühler sehr lang-, dünn; lang, dicht und abstehend pubesciert (S)- Maxillarpalpus rötlich-braun, Endglied braunschwarz. Thorax braun, Mesonotum glänzend schwarz. Beine bräunlich-gelb. Endspitze der Schienen, die Tarsen und die Coxen braunschwarz. Flügel hyalin. Vorderflügelbasis braun. Pterostigma ziemlich schmal, dunkelbraun, die Färbung tritt hinten breit über )\ hinweg: Hinterrand abgerundet. Areola postica ziemlich steil, mit schmalem Scheitel. Adern dunkelbi-aun. am Scheitel der Areola postica und an der Basis der Eadialgabel gelblich. Vorderflügellänge etwa 5 mm. Fühlerlänge etwa 10 mm. Japan. Kagoshima. 10.; 7. 1903. 1 S- Dr. Matsumuka. Ge- widmet wurde diese Form Herrn Prof. H. J. Kolbe. In der Färbung und Form erinnert Amph. Icolhei an den Psocus filicorms Enderl. 1903 von Hinterindien, in der Form auch entfernt an das S von Psocus longicornis F. der europäischen Fauna. AtnphUferonHa mihila u. sj). (Fig. 4.) Kopf rötlich -gelbbraun. Clypeus stark gewölbt, undeutlich gelblich längs gestreift. Labrum braunschwarz. Augen klein, kuglig. schwarz. Scheitelnaht mäßig scharf. Antennen dünn, scliwarz, die beiden Basalglieder und das 3. Glied mit Ausnahme der Spitze rötlich-gelbbraun. Thorax rötlich gelbbraun, Antedorsum und Dorsum des Mesotliorax glänzend schwarzbraun, des Metathorax braun. Ab- dominalspitze dunkel braun. Beine braun. Schenkel gelbbraun. Schienen mit Ausnahme der Spitze hell braun. 1. Hintertarsenglied mit ca. 22 Ctenidien, 2. Hintertarsenglied mit etwa 7 Ctenidien. Klauen schwarz, Spitze gelb; Zahn vor der Spitze sehr spitz. Ver- hältnis der Hintertarsenglieder 2:1. Flügel hyalin, bräunlich angeraucht. Vorderflügel mit brauner Zeichnung (Fig. 4). Pterostigma dunkel rotbraun, Basaldrittel gelbbraun; hinten tritt die Zeichnung breit über; )\ in ziemlich kräftigem ^^■inkel gebogen. Adern braun, an der Basis der Kadial- gabelzelle und am Scheitel der Areola postica gelbbraun. Die Sub- costa im Vorderflügel deutlich am Radius (r) mündend. Membran des Vorderflügels mäßig stark, des Hinterflügels intensiv rot bis grün irisierend. Vorderflügellänge 8 mm. 248 Günther Enderlein, Japan. 1 ?. Das einzige Exemplar erhielt ich durch Staü- DINGER. Die Flügelfärbung erinnert sehr an die der $? von Psocus nebulosus Steph., doch ist Amphigerontia nuhila n. sp. viel größer. Da mir nur 1 Exemplar zur Verfügung steht, ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Species in die Gattung Psocus einzu- ordnen ist, wenn es sich herausstellt, daß vorliegendes Stück eine Aderaberration darstellt. Matsunieraiella n. g, (Fig. 3.) Geäder P.?ocMS-ähnlich. Pterostigma breit und kurz. Areola postica mit breitem Scheitel mit der Media verwachsen. Adern und Rand des VorderÜügels dicht struppig behaart, Rand der Radial- gabelzelle im Hinterflügel mit einer Anzahl von Haaren. Die Flügel- membran des Vorderflügels mit Ausnahme des Apicaldrittels mit langen senkrecht abstehenden Haaren pubesciert. Kopf und Fühler dicht und sehr lang abstehend behaart. Die 3 Ocellen dicht zu- sammengedrängt. Tarsen 2gliedrig. Klauen ungezähnt. Matsumuraiella radiojHcta n. sp. (Fig. 3.) Kopf gelbbraun, Augen klein, schwarz. Fühler kürzer als die Flügel, hell bräunlich-gelb, äußerste Spitze des 3. bis letzten Glieds schwarz. Der ganze Kopf dicht, sehr lang und struppig gelblich behaart. Augen unbehaart. Thorax braunschwarz, glänzend, lang struppig schwarz behaart. Abdomen bräunlich. Spitze dunkler. Beine hell bräunlich-gelb; Klauen schwarz, Endspitze gelb. Em- podialanhang haarförmig. 1. Hintertarsenglied mit etwa 7 ungleich- mäßig angeordneten Ctenidien. Flügel grau hj^alin, Vorderflügel in Zelle E,^, i?.,. B-^ und M^ mit streifiger dunkelbrauner Zeichnung, im proximalen Winkel von Zelle M.^ und 3L braune Flecken. Basaldrittel des Pterostigmas braun. Hinterrand der Zelle Äx im Vorderflügel völlig unbehaart. Adern im Hinterflügel unbehaart. Vorderflügellänge 4r\lo mm. Japan. Tamakomai. 1903. 4 Expl. Dr. Matsumüea, Die Copeognathen-Fauna Japans. 249 Subfam. Stenopsocinae. Ste}iopsocus Hag. 1866. Stenopsocus aphidiforniis n. sp, (Fig. 5.) Sehr blaß bräunlich-gelb. Kopf mit länglich ovalem schwarzen Fleck vor den schwarzen Ocellen, der letztere tangiert. Fühler schwarz mit Ausnahme der beiden Basalglieder; etwa von Vorder- flügellänge. 8cheitelnaht scharf; Scheitelbreite des S zwischen den Augen von der Größe des Augendnrclimessers, beim $ doppelt so groß. Die Augen des $ halb so groß wie die des c^. Augen dunkel. Äußerste Spitze des Endglieds des Maxillarpalpus grau. Dorsum und Antedorsum des Mesothorax glänzend schwarz, das Dorsum des Metathorax braun. Ende der Oberseite der Schenkel, proximales und distales Ende der Schienen und die Tarsen mit ilusnahme der Basis des 1. Glieds graubraun; die Tarsen häulig auch gelblich. Blassere Stücke weniger lebhaft gezeichnet. 1. Hintertarseuglied mit etwa 26 Ctenidien. Klauen schwarz, mit gelblicher Spitze, un- gezähnt. Verhältnis der Hintertarsenglieder 3% : 1. Flügel hyalin. Adern bräunlich-gelb. Pterostigma nur am Hinterrand bräunlich angehaucht. Adern und Rand des Vorder- flügels behaart. Flügelrand an der Radialgabel des Hinterflügels pubesciert. Pterostigma nur mit einzelnen Haaren. Membran intensiv golden, bis rot und blau irisierend. Vorderflügellänge 5 — 6 mm. Japan. Sapporo. 1 c5, 1 ?• Moji. 26./6. 1903. 1 S. Tokyo. 1903. 1 ?. Kagoshima. 10,7. 1903. 1 S. Dr. Matsumuea. Stenopsocus niger n. sp. (Fig. 7.) Kopf rötlich-gelbbraun; Scheitel, Schläfen, Clypeus und Labrum glänzend schwarz. Clypeolus gelb. Maxillarpalpus fast ganz schwarz. Antennen schwarz. Scheitelnaht scharf Thorax glänzend schwarz, an den Seiten braunrot. Abdominalspitze schwarz. Beine schwarz; Basaldrittel der Schenkel meist nur oben gelbbraun. Vorderbeine 250 Günther Enderlein. auch unten; Coxen und Trochanter zuweilen gelbbraun; Tarsen braungelb, Basis des 1. Tarsenglieds dunkler. Klauen schwarz, Spitze gelb, ohne Zahn. 1. Hintertarsenglied mit ca. 25 Ctenidien, die zu einer ziemlich unregelmäßigen Längsreihe angeordnet sind; neben dieser Reihe häufig noch einzelne Ctenidien. Verhältnis der Hintertarsenglieder 2' 4 : 1. Flügel hyalin. Pterostigma tief braunschwarz, ziemlich stark pubesciert. Adern gelbbraun. Rand und Adern des Vorderflügels Ireihig behaart. Rand an der Radialgabelzelle im Hinterflügel pubesciert. Membran außerordentlich lebhaft golden bis rot, blau und grün irisierend. Vorderflügellänge 6 mm. Japan. Sapporo. 2 ??. Dr. Matsumura. Stenopsocus i^ifffttiaeus n. sp, (Fig. 6.) Kopf bräunlich-gelb, Stirn in der Mitte, Wangen und Labrum schwärzlich. Scheitelnaht ziemlich scharf. Clypeolus gelb. Clypeus braun. Fühler sind abgebrochen. Thorax gelbbraun; oben glänzend braun bis braunschwarz, die Leisten gelb. Beine sehr blaß, Spitze der Schienen und die Tarsen bräunlich. Klauen schwarz, mit gelb- licher Spitze, ungezähnt. Hintertarsen sind abgebrochen. Flügel hyalin, Adern bräunlich-gelb. Pterostigma nur in der hintern Hälfte braungelb; diese Farbe tritt etwas über r^ hinten hinweg. Adern und Rand des Vorderflügels behaart, Pterostigma unbehaart, nur dicht hinter der Haarreihe des Vorderrands noch eine 2. Haarreihe. Flügelrand an der Radialgabel des Hinterflügels pubesciert. Membran schwach rötlich bis grünlich irisierend. Vorderflügellänge 4 mm. Japan. Sapporo. 2 $?. Dr. Matsumura. Farn. Caecüüdae. Subfam. Caeciliinae. JDnsyjysocus n. g. Typus: Kolbea scolox Bnderlein, in: Ann. Mus. nat. HuDg., Vol. 1. 1903, p. 278, tab. 5, fig. 32 (aus Hinterindien). Die Copooguatlien-Fauna Japans. 251 Behaarimg- außerordentlich lang- und struppig. Adern des Vorderflügels sehr lang. 2 — 3reihig behaart, r mindestens 4reihig behaart. Analis Ireihig behaart. Pterostigma kurz und breit, dicht behaart, hinter demselben etwa in der Mitte eine Anzahl langer Haare in der Membran. Randader im Vorder- und Hinterflügel dick, dicht behaart, am Außenrand kreuzen sich die Haare nicht; auch nach innen zu behaart. Im Hinterflügel ist die Costa unbehaart und die Adern der Apicalhälfte behaart. Media und Radialramus gewöhnlich eine Strecke weit verschmolzen, nur ausnahmsweise in einem Punkt verschmolzen, wie in der Abbildung (Fig. 10). Areola postica sehr steil , mit relativ spitzem aber abgerundetem Scheitel und kurzer Basis. Augen klein, kuglig. Tarsen 2gliedrig. Klauen ungezähnt. Dasypsocus Japonicus n. sp. (Fig. 10.) Kopf bräunlich - graugelb, Clypeus und Oberlippe etwas mehr bräunlich. Der ganze Kopf dicht und laug grau behaart. Augen kuglig, klein, unbehaart, dunkler. Ocellen dicht zusammengedrängt, gelblich. Scheitelnaht sehr tief eingeschnitten; jede Scheitelhälfte mit einer großen und ziemlich tiefen kraterartigen Grube. Fühler dünn und ziemlich kurz, gelblich, die Endhälfte jedes Geißelglieds etwas mehr bräunlich; sehr lang und struppig abstehend behaart. Thorax bräunlich-gelb, mäßig lang pubesciert, oben mehr oder weniger hell bräunlich, braun bis dunkelbraun. Beine bräunlich-gelb ; Klauen dunkelbraun, Spitze gelblich und gekrümmt ; Empodialanhang borsten- fürmig. 1. Hintertarsenglied mit etwa 22 Ctenidien, neben dem letzten noch ein weiteres Ctenidium. Verhältnis der Hintertarsenglieder 3: 1. Flügel hyalin, milchig grau behaucht. Aderenden je von einem braunen Fleck umgeben. Undeutliche verwaschene bräunliche Flecken im Vorderflügel über der Mitte Von r und m -{- cn, vor dem Ende der Zellen An und Ax^ über dem Scheitel der Areola postica, in der Mitte des Pterostigma und hinter ihm. Adei-n gelb, an den Stellen der bräunlichen Zeichnung bräunlich. Behaarung außerordentlich lang, r und m -f- cu sehr dick. Vorderflügellänge 5"., mm. Japan. Kagoshima. 10. Juli 1903. 3 Exemplare. Dr. Matsümura. 252 Günther Enderlein. Kolbea Bertkau 1883. Typus: Kolhea qiiisquüiarum Bertk. 1883 (Deutschland). x\dern der Vorderflügel mäßig lang, 2reihig behaart, Analis Ireihig behaart, / höchstens Sreihig behaart. Adern der Apicalhälfte des Hinterflüg-els 2reihig- behaart. Rand beider Flügel dicht nach außen und innen behaart; am Außenrand kreuzen sich die Haare nicht. Areola postica meist groß, nicht steil, mehr halbkreisförmig. Pterostigma flach, lang und schmal, behaart. Tarsen 2gliedrig. Klauen ungezähnt. ^ Kolhea fiisconervosa n, sp. (Fig. 11.) Kopf rostgelb, dicht grau pubesciert, Augen dunkel, Spitze des letzten Glieds des Maxillarpalpus bräunlich; Endhälfte des Fühlers wenig dunkler. Fühler etwa von Vorderflügellänge, mäßig lang und ziemlich dicht pubesciert. Scheitelnaht scharf; jede Scheitelhälfte in der Mitte sehr seicht eingedrückt. Ocellen schwarz, auf winzigem schwarzen Felde. Thorax rostgelb. Beine rostgelb, letztes Tarsen- glied bräunlich. Klauen schwarz, Spitze gelb, ungezähnt. 1. Hinter- tarsenglied mit etwa 23, 2. Hintertarsenglied mit etwa 3 Ctenidien. Verhältnis der Hintertarsenglieder 2^2 : 1- Flügel hyalin; Adern bräunlich gelb, im Vorderflügel sind Eadial- ramus, Media und Cubitus dunkelbraun. Pterostigma gelb, mäßig dicht behaart, hinter r^ eine Reihe von Haaren. Areola postica sehr groß, fast halbkreisförmig. Membran sehr lebhaft, gelb, grün, rot, violett und blau irisierend. Vorderflügellänge 5 mm. Japan. Tomakoraai. 1903. 1 Exemplar, vermutlich ein ?. Dr. Matsumura. Das ? von Kolhea quisquiliartim Bertk. aus Deutschland hat nur ganz winzige Flügelrudimente. Caecilius Curt. 1837. Caecilius ot/aniai n. sp, (Fig. 8.) Kopf, Thorax und Abdomen tief schwarz und glänzend. Fühler, Maxillarpalpus und Beine schwefelgelb, Coxen bräunlich-gelb. Fühler Die Copeognathen-Fauna Japans. 253 etwa von Vorderflüg-ellänge , fein und ziemlich dicht pubesciert, Augen grau, mäßig- klein. Scheitelnaht scharf. 1. Hintertarsenglied mit ca. 22 Ctenidien. Klauen schwarz, Spitze gelb, völlig gerade. Verhältnis der Hintertarsenglieder 3 : 1. Vorderfliigel dunkelbraun, hyalin sind: ein großer, in der Mitte durch einen schmalen braunen, quer durch das Pterostigma gehenden Streifen unterbrochener Fleck, der das Pterostigma und fast die ganze Zelle R^ ausfüllt; ein Fleck am Nodulus; die Easalhälfte der Axillarzelle und ein dreieckiger Fleck zwischen der Basis der Areola postica und m. Hinterflügel hellbraun, hyalin sind: ein großer Fleck, der die Zellen R^ und R^ fast völlig ausfüllt und von dem braun gesäumten Ast r-^j-s unterbrochen wird; die Axillarzelle, der Hinterrand der Analzelle und ein Fleck am Ende des Cubitus. Adern und Rand des Vorderflügels 1 reihig be- haart, mit Ausnahme der Analis. Eand des Hinterflügels behaart, mit Ausnahme der Costa. Adern braun, an den hyalinen Stellen gelb. Pterostigma gelb mit Ausnahme der braunen Mitte; spärlich behaai't. Areola postica sehr groß, fast halbkreisförmig. Pterostigma ziemlich breit, r^ einen ziemlich scharfen Winkel bildend. Stiel der lladialgabel im Vorderflügel doppelt so lang wie ^2+3. Membran lebhaft irisierend. Vorderflügellänge 3 mm. Japan. Sapporo. 1903. 1 ?. Dr. Matsumura. Gewidmet wurde diese Species dem Oberfeldherrn der siegreichen japanischen Armee. Caecilius f/ouostif/ma n. sp. (Fig. 12.) Kopf gelbbraun; Clypeus groß, breit, stark gewölbt. Fühler ziemlich dick, schwarzbraun, die beiden Basalglieder gelbbraun; sehr dicht und mäßig kurz grau pubesciert; etwa von Vorderflügellänge. Augen groß, schwai'z, erreichen fast die Länge des Durchmessers des Scheitels zwischen den Innern Augenrändern. Scheilelnaht scharf, schwärzlich. Thorax braun, oben schwaizbraun. Beine hell gelb- braun, Schenkel und Trochanter sehr blaß, fast farblos. Klauen ungezähnt, braun, Spitze farblos. 1. Hintertarsenglied mit etwa 26 Ctenidien, neben dieser Reihe noch 2 — 3 Ctenidien. Verhältnis der Hintertarsenglieder 3 : 1. Vorderflügel blaß braun, die Basalhälfte etwas dunkler. Adern Zool. Jalir!). XXIII. Abt. f. Syst. 17 254 Günther Enderlein, braun, Ireihig- behaart mit Ausnahme der Analis. Areola postiea ziemlich klein, Scheitel abgeflacht. Pterostigma ziemlich breit, be- haart, r^ einen scharfen Winkel bildend, in der Spitzenhälfte ein großer brauner Fleck. Stiel der Radialgabel etwa doppelt so lang wie ra-i-s. Rand behaart. Hinterflügel blasser, Rand behaart. Membran im Vorderflügel intensiv metallisch golden, grün, rot und blau irisierend. Vorderflügellänge 2=^/4 mm. Japan. Sapporo. 12./8. 1903. 1 $.. Dr. Matsumura. Caeciliiis Japanus n. sp. (Fig. 9.) Bräunlich-gelb. Maxillarpalpus lang und schlank, Spitze des Endglieds grau. Augen dunkel, kuglig, beim $ mäßig groß, Durch- messer erreicht nicht ganz die Schädelbreite zwischen den Augen; beim S sehr groß, die Scheitelbreite kaum ^j,. der Augendurchmesser. Scheitelnaht scharf. Clj'peus wenig vorgewölbt. Klauen ungezähnt, schlank, braun, Spitze gelb. 1. Hintertarsenglied mit etwa 22 Cte- nidien. Verhältnis der Hintertarsenglieder 4|'.3 : 1. Flügel blaß bräunlich-gelb; Adern bräunlich-gelb. Pterostigma gelb, behaart, schmal; r^ bildet keinen Winkel. Adern und Rand mit Ausnahme der Analis Ireihig behaart, im Hinterflügel nur der Rand mit Ausnahme der Costa behaart. Areola postiea klein, flach. Scheitel sehr flach. Stiel der Radialgabel im Vorderflügel fast von der Länge von r->j^3. Vorderflügellänge 2 Vo (S) bis 3 (?) mm. Japan. Tomakomai. 1903. 1 S und 1 ?. Dr. Matsumura. T r i m e r a. Fam. Myopsocidae. Subfam. Myopsocinae. Myopsocus Hag. 1866. Myopsocus tniiscosus n. sj). (Fig. 13.) Kopf bräunlich-gelb, Stirn und Scheitel braun gefleckt, Oberr lippe braun. Scheitelnaht deutlich. Augen mäßig groß, glänzend. Die Copeognathen-Fauna Japans. 255 Thorax braun, Suturen und Leisten gelblich. Beine bräunlich-gelb: Schenkel oben braun, in der Mitte mit 2 gelben Flecken; Schienen und 1. Tarsenglied am Ende und das 2. und 3. Tarsenglied braun- schwarz. Klauen schwarz, Spitzenhälfte gelb, vor der Spitze ein mäßig flacher Zahn. Jede der beiden Krallen mit einem band- förmigen und einem borstenförmigen Empodialanhang. 1. Hinter- tarsenglied mit 24 Ctenidien, 2. und 3. Hintertarsenglied mit je 1 Ctenidium. Verhältnis der Hintertarsenglieder 7:1: 1%. Vorderflügel bräunlich-gelb, dicht fein graubraun punktiert, die Punkte fließen vielfach zusammen, in der Außenrandzone fließen sie stark zusammen, diese erscheint daher fast graubraun mit gelblichen Fleckchen. Das Gesaratbild des Vorderflügels erscheint in einer flechtenartigen, erdigen Färbung. Am Scheitel der Areola postica, die die Media nur in 1 Punkte berührt, ein brauner Fleck. Adern und Band gelb, braun punktiert; die Färbung tritt hinten weit über. Pterostigma gelbbraun, braun punktiert; die Färbung tritt hinten weit über; in der Mitte breit, r^ stark gebuchtet, aber abgerundet. Radialramus und Media in 1 Punkte verschmolzen, cu., relativ lang. Stiel der Radialgabel etwas länger als die Hälfte von r2_|_3. Hinter- flügel blaß braun, Adern uud Rand braun, letzterer an der Spitze gelb gefleckt. Vorderflügellänge 5 mm. Japan. Tokyo. 1903. 1 ?. Dr. Matsumura. Fam. Mesopsocidae. Subfam. Mesopsocinae. Mesopsocus Kolbp: 1880. MesoiJsocus unlpunctotiis (Müll.). Diese in Europa weitverbreitete Species, deren ?$ flügellos sind, liegt auch in 1 männlichen Exemplar aus Japan vor. Es stimmt in allen Punkten völlig mit unsern Stücken überein; ein mikro- skopischer Vergleich der männlichen Sexiialorgane zeigte, daß auch in der feinsten Sculptur und Behaarung derselben sich keine Unter- schiede nachweisen ließen. Japan. 1 5. Dr. Matsumura, Berlin, 1. Mai 1905. 17* 256 Günther Enderlein, Die Copeognatheu-Fauna Japans. Erklärung der Abbildungen. Tafel 10. Fig. 1. Psocus hirokiamis n. sp. 12 : 1. Fig. 2. Psocus tokyoensis n. sp. 12 : 1. Fig. 3. Matsiminraiella radiopicta n. g. n. sp. 12 : 1. Fig. 4. AmpMgerontia nuhila n. sp. 12 : 1. Fig. 5. Stenopsocus apJiidiformis n. sp. 12 : 1. Fig. 6. Stenopsocus pygmaeus n. sp. 12:1. Fig. 7. Stenopsocus niger n. sp. \2:\. Fig. 8. Caecilius oyamai n. sp. 27 : 1. Fig. 9. Caecilius japanus n. sp. 27:1. Tafel 11. Fig. 10. Dasypsocus japonicus n. g. n. sp. 20 : 1. Fig. 11. Kolbea fusconervosa n. sp. 20 : 1. Fig. 12. Caecilius gonostigma n. sp. 27 : 1. Fig. 13. Myopsocus »mscosus n. sp). 15 : 1. Nachdruck verboten. ÜbcrsctzHtujsrecht vorbehalten. Zur Systematik der paläarktischen Corviden. I. Von Dr. C. Parrot in München. Den nachstehend mitgeteilten Untersuchungen zur Systematik der paläarktischen Angehörigen dieser Familie ist das nicht besonders reichhaltige, aber in manchen Teilen recht wertvolle Material der K. Bayr. Staatssammlung, deren ornithologische Schätze, soweit sie der paläarktischen Fauna angehören, ich seit einiger Zeit durch- zuarbeiten unternommen habe, zu Grunde gelegt. Ergänzt wurde das Material durch Objekte aus meiner Privatsammlung. Im übrigen glaubte ich, wie auch bei frühern Arbeiten, von einer Heranziehung fremden Vergleichsmaterials absehen zu können, da ich von der Ansicht ausgehe, daß es an der Hand der Literatur, selbstverständlich einer solchen, die den Anforderungen und Fortschritten unserer modernen Systematik entspricht, nachgerade möglich sein müsse, die Objekte einer entsprechenden Bestimmung zuzuführen, oder, wenn sich das nicht als angängig erwiese, den Gründen nachzuspüren, welche einer Einordnung in das System im Wege stehen. Verbindet sich so mit der versuchten Bestimmung eine förmliche Prüfung der vorhandenen Hilfsmittel auf ihre praktische Verwend- barkeit, so muß damit auch eine Beurteilung der Dignität neu be- schriebener Formen Hand in Hand gehen. Der von mir vertretene 258 C. Pakrot, Grundsatz, daß nur das mit Namen zu belegen sei. was sich un- zweideutig von dem Verwandten unterscheiden läßt — vorausgesetzt, daß man es mit ausgewachsenen, in relativ frischem Kleid befind- lichen Exemplaren zu tun hat — , wird mich manchmal zu einer vorläufigen Ablehnung von Namen führen müssen, welchen eine entsprechende Kennzeichnung nicht beigegeben werden kann. Denn es ist ohne weiteres anzunehmen, daß der Forscher, welcher sich mit der Neubeneunung einer Form befaßt, eher ein Zuviel in das betrefi'ende Objekt „hineinsieht", als daß er eine ihm irgendwie auffallende und wichtig erscheinende Differenz zu erwähnen unter- lassen wird. Gar manche nur individuelle Aberrationen, vielleicht ganz regulärer Natur, aber in ihrem \Yesen noch unaufgeklärt, dürften in den Augen des übereifrigen Systematikers die Bedeutung specifischer Charaktere erlangt haben. Da zudem das in unsern Museen aufgehäufte Material, so enorm es auch sein mag, immer im Vergleich zu der Menge der existierenden Lebewesen einer Art ein verschwindend kleines bleiben wird, so ist es wohl ratsam, scheinbaren Abweichungen von den von uns aufgestellten Eegeln stets ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Solchen „Aus- nahmen", welche das bisher gefundene gleichsam wieder umstoßen, begegnet der aufmerksame, voraussetzungslose Forscher viel öfter, als er sich selbst vielleicht eingesteht. Ich betrachte derartige Befunde als förmliche Mahnung, immer und immer wieder zu prüfen, ob nicht vielleicht das Ganze, das als planmäßige Variation der Art zu imponieren geeignet ist, nicht doch manchmal der Ausdruck einer ungeahnt großen individuellen Variabilität ist. Schließlich ist wohl ein vielleicht übertriebener Skeptizismus, der sich dem Vorwurf der Eückständigkeit aussetzt, immer noch besser, als eine voreilige Forschung, die mit noch unbewiesenen Tatsachen rechnet. Der Wert vergleichender Untersuchungen, wenn sie nur mit der nötigen Gewissenhaftigkeit ausgeführt werden, liegt gewiß nicht immer in der Vornahme möglichst großer Serien, sondern auch darin, daß sich die verschiedensten Autoren über den gleichen Gegenstand äußern und die Eindrücke, die sich ihnen bei der Bearbeitung auf- drängten, schildern. Die hier bezeichneten Messungsresultate sind in gewöhnlicher Weise gewonnen. Den üblichen Maßen (a. = ala, c. = cauda, r. = rostrum — von der Stirn an gemessen — , ar. = altitudo rostri) habe ich ein weiteres für die Schnabelbreite (Ir.) angefügt, welches zur Beurteilung der Schnabelkonfiguration nicht unwesentlich erscheint; Zur Systematik der i)aläarktischeu C'orviden. 259 dasselbe wird so gewonnen, daß mau die Zirkelspitzen außen am Rand der Unterkieferäste anlegt, da. wo dieselben aus der Befiede- rung hervortreten; die Stelle liegt in der Regel etwas vor dem Mundwinkel und fällt mit der zusammen, an welcher die Schnabel- höhe genommen zu werden pflegt. Die in runde Klammern gesetzten Personennamen bezeichnen den Sammler; H. v. L. bedeutet Herzog von Leuchtenberg, Mus. mon. = Zool. Museum, Coli. P. = meine eigne Sammlung. Er- gänzende Bemerkungen zu den Etiketteuangaben sind in eckige Klammern gesetzt. Corvus eornioc L. Auch mir kommt es „absurd" vor, wde Haetert ^) sagt, die Artselbständigkeit des C. corone und cornix zu leugnen und eine Vereinigung derselben in eineSpecies vorzunehmen. Da sich beide an den meisten Orten ausschließen, somit als geographische Vertreter aufgefaßt werden könnten, so wäre ja der Gedanke an eine subspecifische Trennung naheliegend; aber es sprechen dagegen die gleichen Gründe, wie sie von Hartert gegen eine Zusammen- fassung geltend gemacht wurden. Schwieriger erscheint es, über die Berechtigung der von ver- schiedenen Seiten aufgestellten Unterarten der INebelkrähe Klarheit zu gewinnen, denn die Subspecies, welche unter allen Umständen sicher und leicht zu unterscheiden ist, ich meine den mesopotamischen C. cornix capellanus Sch.. könnte ebensowohl mit einigem Recht — und sie wurde es auch gewöhnlich — als Art aufgefaßt w^erden, um so mehr, als in der gleichen Gegend oder doch unmittelbar benachbart (Syrien ) eine der echten Nebelkrähe viel näher stehende oder fast identische Form brütet. Ich möchte nun nicht den Anschein erwecken, als wollte ich von einer Abtrennung von Unterarten bei C. cornix überhaupt nichts wissen, sondern es soll nur auf die Schwierigkeit hingewiesen werden, die in einer gewissen Richtung abändernden Vertreter verschiedener Gebiete gegeneinander abzu- grenzen; denn es ist nicht zu leugnen, daß alle durch Übergänge innigst miteinander verbunden sind. So leitet der neuerdings von V, TscHusi beschriebene und von Hartert noch nicht berücksichtigte 1) Die Vögel der paläarktischen Fauna, p. 9. 260 C. Parrot. C. corniz valachus ') in Rumänien in den West-Sibirien, Turkestan und Afghanistan, wahrscheinlich auch Syrien und Äg-ypten be- wohnenden C. cornix sharpü Oates, der bedeutend heller grau und mit einem bräunlichen Anflug auf dem Gefieder ausgezeichnet ist, über. Es ist längst bekannt, daß schon im mittlem Ungarn die Nebelkrähen etwas heller (v. Almasy sagt, auch kleiner) sind als die norddeutschen; so habe ich auch im Herbst 1897 im Okkupations- gebiet-) die Bemerkung gemacht, daß „viele Vögel, besonders im Bosnathale, ein überaus helles Grau, welches in der Sonne sich als fast weiß präsentierte, zeigten". Es ist nun auffallend, daß die leicht bräunliche Beimischung zu \ dem grauen Gefiederton, welche die östlichen Vögel aufweisen, auch bei den das Mittelmeergebiet bewohnenden Nebelkrähen in die Er- scheinung tritt; dies ist der Fall bei den in Ägypten, auf Sardinien und Korsika und auch, wie ich jetzt nachweisen kann, bei den in Griechenland lebenden Vögeln (s. unten). Es ist mir unbekannt, auf wie viel Stücken die KLEiNSCHMiDT'sche Form sardonius basiert ist, aber ich glaube, jetzt schon sagen zu können, daß man die ge- ringfügigen Abweichungen, welche an sardinischen Vögeln kon- statiert sind, ebensowohl bei andern Nebelkrähen des Mittelmeer- gebiets wird nachweisen können und daß der in Ägypten hausende Vogel, wenngleich er in seiner Erscheinung etwas schwankend (bald heller, bald dunkler) sich verhält, mit dem Sardinier mehr oder weniger identisch sein dürfte. Gewisse Abweichungen an diesen südlichen Vertretern der Nebelkrähe waren ja den Forschern (V. Heuglin etc.) längst bekannt, aber es fiel niemand ein, darauf einen besondern Namen zu gründen, schon deswegen, weil die von dort erhaltenen Vögel die zu einer Namengebung doch notwendige Konstanz vermissen ließen. Ob das freilich bei den Sardinien! anders ist (wie viel Exemplare von dort mögen überhaupt in Museen vorhanden sein?) dürfte füglich bezweifelt werden. Ich sehe jeden- falls keinen Grund, weshalb gerade die sardinische Nebelkrähe typisch für die Mittelmeerform werden soll. Bevor ich auf eine spezielle Erörterung des mir vorliegenden Materials eingehe, will ich zunächst die Maße der alten Exemplare und zwar nur solcher mit reinem Nebelkrähenblut aufführen: 1) In: Ornith. Jahrb., 1904, p. 121. 2) In: Ornith. Monatsschrift, 1898, p. 351. Zur Systematik der paläarktischeu Corvideu. 261 1. 2. ^ 3. — 4. — 5. — 6. c^ 7. o'"' 8. c/^ 9. — 10. — 11. ö^ 12. — 13. 0 14. — 15. — 16 — 17. 9 1847 22 ,3. 1900 14 '3. 1905 1900 1 27 ß- 1895 18 5. 1898 9 '3. 1896 1892 1 8 40 1897 8 /lO . 1897 25, i^- 1904 25. /4. 1904 24. ;4. 1902 Herbst | F rühjahr 29./11 . 1879 1 a. c. (H. V. L.) 332 196 — 309 178 (Parrot) 300 175 ,^ 305 180 _ 310 185 (Almäsv) 306 192 )1 300 189 )1 305 177 )) 330 200 (Parrot) 300 185 298 180 330 195 )1 290 195 )1 300 183 (Schubert) 324 202 V. Müller) 292 172 (Eadde) 310 195 r. ar. Ir. 58,5 20,5 19 50 19,2 18 50 18 17,5 50 18,5 17 (Difformif.) — 50 19,8 19,2 48 22 19,8 49 20 19 56 20 18 56 19 19,2 54 19 19 54 19,5 17,5 49 17.5 17,5 52 20 18 (50) 20 19 48 22 21 54 22 20 Europa München Diös Jenö Ungarn Mostar Mostar Ca] am ata Calamata Kairo Kairo Ägypten Lenkoran Wenn den eben angeführten Massen wegen der vielfach mangelnden Geschlechtsbestimniung auch nur ein relativ geringer Wert beigemessen werden kann, so läßt sich aus denselben doch immerhin die ziemlich starke Schwankung in den Dimensionen der erwachsenen Angehörigen der ganzen Gruppe ersehen; außerdem springt sofort in die Augen, daß nur der kleinste Teil der ge- messenen Stücke, wenn wir z. B. nur die Männchen berücksichtigen, die von anderer Seite namhaft gemachten Maße erreicht. So gibt Hartert eine Flügellänge von 320 — 340 mm an, nach Rörig würden die Männchen im Durchschnitt 324, die Weibchen 310 mm messen, Fatio^) endlich, dem wohl auch nur aus dem Norden zugewanderte Gäste vorgelegen haben, gibt die Zahlen 310—330. Die wenigen Stücke, die ich aus Ba3'ern untersuchen konnte, waren vielleicht nur zufällig von schwachen Dimensionen, es ist aber dann ganz auf- fallend, daß alle unsere hier erlegten Bastarde-) stärkere Maße aufweisen und insofern viel mehr mit den von mir bei C. corone eruierten Werten übereinstimmen. Aus meinen Befunden muß ich aber schließen , daß der letztere etwas stärker zu werden pflegt als die Nebelkrähe. obsch(m aus den von Hartert ang-esfebenen Zahlen 1) Faune des Vertebres de la Suisse, Oiseaux, Vol. 1, p. 761. 2) Bastarde a. | c. [ r. ar. Ir. 1 München „Bayern' München ('adoJzhurg Erine: a. Inn 1841 18H2 .Jan. 1866 17.11. 18.38 24./ 10. 1896 3301 1931 52 326 230i 55 330 1 99 1 56 347 210 55 320 190J54 340 200 Ö4 20,5 20 22 21 20 21,8 20 (ziemlich dunkel) 20 j(fast ganz schwarz) 21,5 (fast total schwarz) 18 (starke seh warzeSchaftung) 19 kmäüig dunkel) 18 '(sehr dunkel) 262 C. P AR KOT, gerade das Gegenteil sich ergeben würde. Interessanterweise sind die Bastarde mit viel Rabenkrähenblut am größten; so übersteigt ein Männchen aus Cadolzburg (Mittelfranken) alle bisher bei cornix bekannten Dimensionen. Aus den hier mitgeteilten Massen geht ferner so viel mit Sicher- heit hervor, daß sowohl die ungarischen wie die herzegowinischen und griechischen (Calamata) Nebelkrähen entschieden kurzflügliger und, wie der Augenschein lehrt, schwächer sind als die Vögel des Nordens; das Gleiche scheint zum Teil bei den Ägj^ptern der Fall zu sein und wurde ja auch schon von frühern Forschern hervor- gehoben. ^\'ährend nun die Schwanzlänge meist im richtigen Ver- hältnis zum Flügel steht, erweisen sich die Schnabelmaße in allen Richtungen als vollständig inkonstant und überaus variabel; ein durchgreifender Unterschied in der Schnabelstärke zwischen süd- lichen und nördlichen Exemplaren läßt sich also nicht feststellen, und es ergibt sich im Gegenteil, daß der südlichere Vogel mit einer anscheinend geringern Gesamtgröße (Ausnahmen kommen auch hier vor, ich verweise auf die Exemplare 9 und 15) einen verhältnis- mäßig stärkern Schnabel vereinigt: ich habe hierauf schon in meinen „Ornithologischen Wahrnehmungen auf einer Fahrt nach Aegypten" ') hingewifisen. Was nun das Kolorit der hier vorliegenden Vögel anlangt, so sind die Unterschiede hinsichtlich der grauen Farbengebung ^) nicht so bedeutende, wie man nach dem oben Gesagten vermuten könnte. Entschieden das hellste Grau, das aber eines leichten bräunlichen Anflugs nicht ermangelt, finden wir an dem Exemplar aus Lenkoran; besonders der Hinterrücken und die Bürzelgegend ist sehr hell grau (die Nuance stimmt ungefähr mit derjenigen bei Exemplar 14 und bei einem weitern von Gizeh stammenden noch unausgewachsenen Jungen überein). Doch läßt sich hier mit Be- stimmtheit sagen — da der Vogel im frischen Herbstgefleder sich befindet — , daß von einer braunen Beimischung durch äußere Ein- flüsse nicht die Rede sein kann. Der besprochene Vogel war viel- leicht Wintergast bei Lenkoran und gehört sicher zur Form sharpii. 1) In: Jahresber. ornith. Ver. München, Vol. 3, p. 121. 2) Auf ein mehr oder weniger deutliches Hervortreten von violettem oder blauem Glanz auf den Schwingen möchte ich ganz und gar kein Gewicht gelegt wissen. Es scheint mir übrigens nicht ausgeschlossen, daß der vermeintliche C. c. valachus nur ein in Rumänien überwinternder C. e. shnrpii (3./2.!), vielleicht aus West-Sibirien, war. (D. Verf.) Zur Systematik der paläarktischeii Corvideii. 263 Radde ') nennt die im Kaukasus gemeinen Xebelkrähen um ein g-e- ringes heller als europäische Vögel; am hellsten fand er die Sommer- vögel am Südabhang des großen Kaukasus in bedeutenden Meeres- höhen (fast schmutzig weiß!). Die schwarze Färbung reicht bei unserm Exemplar in Gestalt von einzelnen solcher Federspitzen bis zum Vorderrücken, die Schwingen sind schön braunschwarz. Es ist nun interessant, daß unter den hier vorliegenden Ungarn einer, leider der ohne Erlegungsdatum, fast so hell erscheint wie der Vogel aus dem Osten ; da hier dem Grau jede bräunliche Bei- miscliung fehlt, so kommt dasselbe, wenn es auch namentlich auf dem Rücken nicht ganz so hell ist, sehr rein heraus. Ein ziemlich lichtes und dabei äußerst zartes Grau zeigt Exemplar 6, während 7 und 8 (der erstere also ein dortiger Brutvogel!) kaum hellergrau als nordische Nebelkrähen genannt werden können. Vielleicht er- klärt sich die Verschiedenheit der ungarischen Stücke daraus, daß das hellste aus dem Süden des Landes stammen dürfte. Vergleicht man nun die etwa auf gleicher Stufe mit den ..mittelhellen" Ungarn stehenden Herzegowiner des weitern mit den griechischen Exemplaren, so präsentieren sich beide, ab- gesehen von einem starken gelbbraunen Anflug bei den letztern. der sich aber bei genauerer Untersuchung als Verun- reinigung herausstellt, vollständig übereinstimmend. Das Grau ist also entschieden um eine Idee heller als bei mittel- und be- sonders nord-europäischen Stücken, die genuine oder natürliche bräunliche Farbenbeimengung ist aber sicher auch bei frisch ge- fiederten Exemplaren, wie sie mir leider nicht vorliegen, nur eine sehr unbedeutende. Abgesehen von der geringern Größe würde also bei dem griechischen C. cornix lediglich das etwas lichtere Grau gegenüber dem nordischen Vogel Beachtung verdienen. -) Man muß annehmen, daß auch Corvus sardonius einen leichten hell bräun- lichen Schimmer (Martert) manchmal vermissen läßt oder daß er, wenn vorhanden, äußern Einwirkungen seine Entstehung verdankt; denn Kleinschmidt's außerordentlich dürftige ursprüngliche Charak- terisierung der neuen Form'') lautete nur: „etwas kleiner als die nordische Nebelkrähe", daneben noch die überraschende Bemerkung: 1) Ornis caucasica, p. 124. 2) Über die Eier habe ich im Journ. f. Ornith., 1905, p. 621, be- richtet. (D. Verf.) 3) In: Ornith. Monatsber., 1903, p. 92. 264 C. Pärrot, .^Corviis corone ist die Saatkrähe", was ich doch nicht ohne weiteres akzeptieren möclite ! Was nun die ägyptische Nebelkrähe anlangt, die sich mir, so massenhaft ich sie aucli in und um Cairo zu Gesicht bekam, trotz der herrlichen Beleuchtung, nicht sonderlich hell präsentierte, so finde ich hier das von Hartert Gesagte, daß sie meist nicht von C. c. sharpii zu unterscheiden, aber zuweilen etwas dunkler sei, be- stätigt. Unter den 4 mir vorliegenden Exemplaren trägt das hellste und reinste Gefieder, mit nur geringer bräunlicher Beimischung, aber sicher ohne künstliche Verunreinigung, ein erst kürzlich dem Nest entflogener, noch unausgewachsener Vogel. Dieser ist aber immerhin noch um eine Nuance dunkler gefärbt, wenigstens in der Hinterrückengegend, als das Stück von Lenkoran. An einem am gleichen Tag von mir erlegten alten Exemplar, dessen Grau noch etwas „gedeckter" erscheint als bei dem Nestling, kann ich mit Bestimmtheit nachweisen, daß die gelblich - braunen Töne (bei den Griechen sind sie noch deutlicher vorhanden und dunkler, besonders in der Schultergegend und am Rücken) lediglich von Verunreinigung herrühren, vielleicht auch zum Teil durch Licht- einwirkung und Abnützung (Verschießen und Zerschleißen des Ge- fieders) entstanden sind; man sieht ganz deutlich, daß ursprünglich die graue Farbe durchaus rein vorhanden war; das gilt namentlich für die Unterseite, die etwas heller erscheint, während das Grau der Oberseite einen ganz geringen bräunlichen Ton zeigt. Die Federschäfte treten an diesen ziemlicli hellen Stücken sehr wenig mehr hervor; bei nordischen Exemplaren, die überhaupt sich stärker pigmentiert erweisen, sind sie bekanntlich oft als lange schwarze Striche markiert. An den 2 in der hiesigen Staatssammlung vor- handenen ägyptischen Nebelkrähen (1 im frisch vermauserten Ge- fieder) läßt sich, obwohl sie im Laufe der Zeit stark verschmutzt sind, soviel mit Sicherheit noch feststellen, daß sie ursprünglich kein helleres Grau aufgewiesen haben können (vielleicht von der ßürzel- gegend abgesehen) als ungarische Stücke. Das eine derselben ist auch verhältnismäßig sehr stark. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß korrespondierend mit dem relativ kräftigen Schnabel bei dem hellen und dabei ziemlich schwachen Vogel aus Cairo (No. 14) auffallend kräftige Zehen und Krallen vorhanden sind. Vielleicht findet die für Ägypten typische Nebelkrälie in den eben erwähnten Merkmalen die zu- trefi'endste Charakterisierung, und es wäre der Gedanke nicht ganz von der Hand zu weisen, daß die dunkler gefärbten und relativ Zur Systematik der paläarktischen Corviden. 265 starkwüchsi^en Vögel, welche wir von dort kennen, am Ende Zu- wanderer ans dem Norden sein könnten. Es möge bei dieser Gelegenheit noch einer Schnabelditformität Erwähnung- geschehen, welche sich bei No. 5 findet: Durch einen Schuß scheint der Unterkiefer in der Mitte zersplittert oder ganz abgeschossen worden zu sein ; von dieser Stelle nun geht eine zungen- förmige, spiralig gedrehte Wucherung aus, welche als Verlängerung des Unterschnabels imponiert und links am Oberschnabel vorbei, der gleichfalls sehr verlängert und hakig nach unten gebogen erscheint, 20 mm weit nach oben reicht. Die Verbreitungsgrenze der Nebel- und Rabenkrähe gegen- einander scheint mir in den österreichischen Alpenländern noch genauerer Nachforschung zu bedürfen. Im nördlichem Teil über- wiegt wohl C. corone; es ist bemerkenswert daß v. Cheenel im ganzen Selz-Tal nur diesen beobachten konnte. An manchen Orten scheinen beide Arten nebeneinander zu hausen; ich sah wenigstens am 14. Oktober 1897 bei Laibach eine größere Gesellschaft Kaben- krähen, und solche noch öfter im Puster-Tal, am 21. April 1904 auch ein Paar westlich von Toblach; in der letztern Gegend, dann gegen Innichen zu und schließlich bei Spittal konnte ich aber auch vereinzelte Nebelkrähen konstatieren. Nach dem „Neuen Naumann" ^) wäre die Grenze von C. cornix in Nord-Tirol bis in die Gegend von Innsbruck vorgerückt. P^ntschieden richtiger sagen aber v. Dalla ToRRK u. Anzinger^) you ihm: „In ganz Nordtirol und im an- grenzenden Südtirol nur Wintergast." Der betr. Bearbeiter, der sich mit einer AMedergabe der Feststellungen Frz. Diedekich's begnügt, hätte nur die österreichischen Beobachtungsberichte zurate zu ziehen brauchen, um über diesen Punkt sich einigermaßen zu orientieren. Corvus eorone L. Eine sorgfältige Vergleichung der im Münchener Zoologischen Museum befindlichen Rabenkrähen aus Japan mit solchen aus Bayern läßt mich zu dem Resultat kommen, daß eine Verschiedenheit, welche die Führung eines eignen Namens rechtfertigte, nicht existiert. Alle Merkmale, die als different aufgeführt wurden, können 1) Folioausgabe, Vol. 4, p. 95. 2) In: ..Die Schwalbe", 1897, p. 69. 266 C- Parrot, in der Tat nicht Stand halten, wie ich im Nachstehenden zu her- weisen versuchen will. Schon von verschiedenen Seiten wurde die Übereinstimmung beider Vögel konstatiert; so weist Seebohm ') gegenüber andern Autoren, welche eine Separierung der ost-asiatischen Krähen wegen ihrer Größe, ihres brillantern Gefieders und des mehr gerundeten Stoßes für notwendig erachteten, nach, daß die Flügellänge bei den Japanern ziemlich stark variiere und daß die äußern Stoßfedern nur 1 — l\/o Zoll hinter den längsten zurückstünden, und betont ausr drücklich, daß dieser Vogel kaum als auch nur subspecifisch ver- schieden betrachtet werden könne. Auch Temminck u, Schlegel -), denen man ein gutes Auge für minutiöse Diiterenzen nicht absprechen kann und die jedenfalls die genaue Vergleichung mit europäischen Exemplaren sich nicht verdrießen ließen, betonen die vollständige Übereinstimmung. Beachtenswert ist nun, wie L. Stejneger (Re- sults of ornithological explorations in the Commander Islands and in Kamtschatka)-^) bei Corvus corone levaUlantii, mit welchem Namen er irrtümlicherweise die ost-asiatische Rabenkrähe belegt — levaiUantii gehört zu den dickschnäbligen Krähen oder, wie man besser sich ausdrücken dürfte, zu den ..Krähenraben" — über diese Frage sich ausläßt: Nachdem er zuerst konstatiert, daß seine Exemplare von Petropaulski in jeder Beziehung mit Bälgen aus Japan überein- stimmen, hebt er die vollständige Gleichheit der asiatischen und europäischen Exemplare hinsichtlich ihrer Größe hervor. Gerade das ist es, worauf es ankommt, denn der Entdecker des Corvus Orientalis, Eveesmann, betont ausdrücklich die bedeutendere Stärke. Was aber Stejneger bezüglich des Kolorits, das bei seinen Vögeln gänzlich verschieden sein soll, sagt, scheint mir absolut unwesentlich. Es ist richtig, daß der Lüster bei den Japanern ausgesprochen grün- lich sein kann, gegenüber besonders purpurfarbigen Europäern, aber dies ist durchaus nicht die Regel, und es hängt ganz von der Jahres- zeit ab, in der das betreffende Exemplar erbeutet wurde. Wir brauchen nur die weiter unten zu besprechenden Stücke No. 1 und 3 nebeneinander zu legen, um darin klar zu sehen ; 1 zeigt die blauviolette Glanznuance, wie sie im allgemeinen dem Gefieder europäischer Rabenkrähen eigen ist. und schimmert auch grünlich; 1) In: Birds of the Japanese Empire (London, J890), p. 96. 2) In: Fauna japonica, p. 79. 3) In: Bull. U. S nation. Mus., No. 29, 1885. p. 239. Ziir Systematik der paläarktischeii Corvideu. 267-; aber schon 3 nähert sich im Glanz dem Purpur violett, das ich für das Gefieder der Saatkrähe als charakteristisch bezeichnen möchte; es sei nicht bestritten, daß die Handschwingen und die zu- gehörigen Decken bei den japanischen Vögeln ausgesprochen grünen Metallglanz aufweisen, aber das ist in ganz dem gleichen Maß auch bei bayrischen Exemplaren erkennbar. Also lediglich an dem relativ frischen Gefieder, wie wir es bei No. 3 vor uns haben, läßt sich das ursprüngliche Kolorit studieren. Es wäre aber daran zu denken, daß sich vielleicht durch die Verschiedenartigkeit der klimatischen Einwirkungen gewisse Farbenveränderungen erklären ließen, welche die Forscher an den östlichen Vertretern unserer Rabenkrähe ge- funden haben wollen. Es ist wohl auch möglich, daß schwache Exemplare des großschnäbligen Krähenraben ^) manchmal für einen Corvus corone angesprochen wurden; jedenfalls macht es den Eindruck, als ob Verschiedenes zusammen geworfen worden ist, um daraus eine einheitliche Form, eben den Corvus corone orientalis, zu konstruieren. Nach Haktert -) würde diese Form, die sich durch „viel bedeutendere Größe in allen Teilen, einen etwas mehr gestuften Schwanz und ein meist wenig tiefes Schwarz-' auszeichnen soll (was ich aber alles nicht bestätigt finden kann) den ganzen Osten, von Sibirien bis Kamtschatka und Japan, im Süden die Mongolei und Nord-China bewohnen. Auf welchen Beobachtungen die auffallende Bemerkung Thienemann's in einer Fußnote des „Neuen Naumann-' (1. c.) basiert, daß Corvus orientalis sich vom Amur-Land bis zum Altai hin ausgebreitet habe und zwar „inmitten des echten Corvus corone'^ ist mir unbekannt; es scheint mir das sehr wenig wahrscheinlich und würde vielleicht nur dafür sprechen, daß das. was als orientalis bezeichnet wurde, teilweise eine andere Art. etwa C. macrorhijnchns levaillantii, darstellte; jedenfalls wurde der echte C. corone auch im fernen Osten als solcher erkannt. So war Sharpe nicht imstande, ein von D r. D y b o w s k i erhaltenes und als orientalis be- ll Stejneoeh schließt aus dem Umstände, daß in Japan neben dem großschnäliligen yV/yyo;?r/«.s/.9 noch eine Krähe vorkomme, ganz mit Recht, daß beide nicht geographische Rassen der gleichen Species sein können, sondern einem verschiedenen Stamm angehören müßten. In dieser Be- merkung ist die von Hartickt jetzt vertretene Lehre, daß das Wesen der geographischen Vertreter oder Subspecies ein Nebeneinandervorkomraeii ausschlösse, bereits ausgesprochen. (D. \'erf.j 2) 1. c, p. 12. 3) In: Brit. Mus. Cat., Vol. B. 268 C. Parrot. zeich uetes Exemplar aus Ostsibirien von corone zu unterscheiden. Wenn aber wirklich beide Formen nebeneinander vorkämen, dann könnte orientaHs nicht als g-eog-raphischer Vertreter von corone geführt werden, sondern müßte nach dem von Hartert vertretenen Prinzip (vgl. die Gruppe der Leinzeisige!) Artberech- tigung haben, was aber doch wohl allem, was wir über die natür- lichen Verwandtschaftsbezielmngen der Raben untereinander wissen, widersprechen würde. MiDDENDORFF ^) uud V, ScHRENCK "), welchc sich ebenfalls mit dieser Frage beschäftigten und in der Form und Größe des Schnabels die für C. orientalis charakteristischen Merkmale gefunden haben, bemerken übereinstimmend, daß diese Kennzeichen zu unwesentlich und unbeständig seien, um von speziellem Belang zu sein. AVenn auch MiDDENDORFF Excmplarc sammelte, ,, welche die Abweichungen trugen, denen zu Folge Eversmann seinen C. orientalis aufstellte", so sah er doch auch ein aus Süd-Sibirien eingesandtes Exemplar, das alle Kennzeichen des C. corone AVe s t - E u r o p a s an sich trug. Von einer besondern Körpergröße wissen beide Autoren nichts zu berichten. Es ist nun tatsächlich nicht zu leugnen, daß einige der mir vor- liegenden japanischen Krähen eine beträchtliche Schnabellänge auf- weisen und daß Maße erreicht werden können (besonders, wenn die Spitze in einen stark überragenden Haken ausläuft), die bei unsern Krähen jedenfalls nur selten vorkommen dürften; daß aber besonders starkschnäbiige Stücke auch bei uns sich finden, vermag ich schon an meinem geringfügigen Material, welches größtenteils aus einer und derselben Gegend (westliches Oberbayern) stammt, nachzuweisen ; man vergleiche die Schnabelmaße bei No. 9 mit denen japanischer Stücke! Es ist daher wohl anzunehmen, daß die hier bei nur 2 Exemplaren gefundenen Dimensionen — der Schnabel ist durchaus nicht stärker oder höher, sondern nur auffallend lang und vielleicht etwas breiter als regulär — Maximalmaße darstellen, die auch bei japanischen Vögeln nur ausnahmsweise erreicht werden. Wie schon erwähnt, ist dem exakten Untersucher Stejneger am Schnabel der Japaner nichts Besonderes aufgefallen, und auch die von Temminck u. Schlegel gegebenen Schnabelmaße können gewiß nicht als be- sonders große bezeichnet werden. Hier möge man sich au die von 1) Sibirische Reise, Vol. 2, p. 161. 2} Vögel des Amurlandes, p. 325. Zur Systematik der paläarktischen Corviden. 269 Naumann ^) hervorgehobenen Unterschiede zwischen der schwarzen Bastardkrähe und der ecliten Rabenkrähe, welch letztere einen an der Spitze herabgebogeneu und scharf gezahnten Schnabel ä la C. corax haben soll, erinnern; wenn es auch nicht richtig ist, daß man hierzulande selten eine reine Rabenkrähe zu sehen be- komme — diese ist übrigens nicht, wie Matschik meint, im süd- deutschen Hochland spärlich vertreten, sondern sehr gemein — , so muß doch zugegeben werden, daß Exemplare mit auffallend stumi)fem und gedrungenem Schnabel, der dann natürlich auch relativ kurz ist, häufig zur Beobachtung gelangen. Wäre es nicht denkbar, daß die asiatische Krähe infolge einer andern Lebensweise das Schnabel- ende mehr schonte als unsere doch vielfach im Boden arbeitende und vegetabilisch sich nährende Rabenkrähe? Man dürfte nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß der dortige Vogel mindestens mehr Aasfresser ist. Es wird übrigens bei der Krähe nicht anders sein als beim Eichelhäher, der in vorgeschrittenerer Jahreszeit den Seh nabelhaken verliert, um ihn nachher durch Neu Wachstum von Hornsubstanz wieder zu ersetzen. Die Ausbildung eines langen Schnabels scheint, wie aus den Befunden an 2 Exemplaren ersichtlich, mit einer etwas stärkern Entwicklung der Zehen (besonders der Mittelzehe incl. Kralle), nicht aber auch des Tarsus, einherzugehen. Was nun die allgemeine Körpergröße der japanischen Krähen anlangt, so übertrifft diese die an europäischen Exemplaren ge- fundenen Maße durchaus nicht. Es wird das durch die unten ver- zeichneten Messungen bewiesen. Nach Rökig betragen die wich- tigsten Durchschnittsmaße von männlichen C. corone: a. 33,9; c. 19,3; ]'. 56,3; t. 59,3. Fatio, dessen Zahlen stets gut mit den meinigen übereinstimmen, mißt folgende Dimensionen: a. 320—345; c. 180 — 205; r. 49 — 53; t. 57 — 62. Das würde jedenfalls nicht dafür sprechen, daß die Schweizer Krähe besonders klein ist (C corone helceticiis BuKH.Mj. Relativ gering sind nur die von Fatio gegebenen ♦Schnabelmaße, was aber wohl nur von einem andern Messungsmodus herrührt. Es wäre nun noch eines weitern differentialdiagnostischen Merk- mals zu gedenken, auf welches ebenfalls von Stejneoer u. A. hin- gewiesen wurde, ich meine das verschiedene Verhältnis zwischen 1) Folioausgabe, Vol. 3, p. 94. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst IH 270 ('■ Parkot, der 1. und 9. Schwinge; bei orientalis soll die letztere hinter der 1. an Länge zurückstehen, während bei dem europäischen corone be- kanntlich meist die 1. Primäre bedeutend kürzer ist als die 9.; Hartert scheint darauf kein Gewicht zu legen, obwohl er dieses Merkmal gegenüber C. frugilegus aufführt. Ich finde hier weder bei europäischen noch bei japanischen Exemplaren ganz konstante Verhältnisse, indem da wie dort die 1. Schwinge bald gleichlang mit der 9., bald etwas länger, bald auch kürzer ist; No. 1 z. B., ein sicher ganz ausgefiedertes Exemplar vor der Mauser, zeigt die beiden fraglichen Schwingen gleichlang; bei 2 ist die erste ent- schieden länger, bei 3 kürzer usw. Was schließlich die stärkere Stufung des Schwanzes anlangt, so ist es evident, daß die Forscher, welche dieses Merkmal ins Feld führten, keine vollständig ausgefiederten Exemplare, sondern solche mit teilweise unausgewachsenen Stoßfedern vor sich hatten. Ich sehe das so recht deutlich bei dem frisch vermauserten Exemplar No. 5, bei dem die an Länge stark zurücktretenden Außenfedern noch nicht ausgewachsen sein können, da ihr Schaft noch von den Federscheiden umgeben ist. Alle andern Japaner haben den Stoß absolut konform mit den bayrischen Stücken, welche die seitlichen Schwanzfedern manchmal bis 20 mm verkürzt zeigen. Es wäre hier noch auf das Auftreten von braunen Farbentönen im Gefieder der Krähe hinzuweisen; solche deuten immer darauf hin, daß die betreffenden Federn alt und un vermausert sind; die 1jährigen Jungen besonders, die noch keine Mauserung durchgemacht haben, zeigen oft hochgradig verblaßte und in braun verfärbte Schwingen; daß es äußere Einflüsse (Insolation etc.) sein müssen, welche so hochgradige Veränderung in der Farbe verursachen, er- kennt man daran, daß Teile von Federn, w^elche von andern über- lagert sind, noch vollständig schwarz aussehen, w^ährend die dem Licht exponierten Partien vollständig fuchsig braun geworden sind! Wenn solche Verschiedenheiten an einer und derselben Feder auf- treten, so ist klar, daß dieselbe unter keinen Umständen frisch ge- wachsen sein kann. Ich erwähne dies hier, um zu zeigen, daß bei allen Angehörigen der Rabenfamilie auf derartige braune Gefieder- töne, welche man sicherlich oft als Unterscheidungsmerkmale hervor- heben wollte, sehr wenig Gewicht za legen ist. Siclierlich dürfte es auch bei alten Krähen vorkommen, daß einzelne Teile des Ge- fieders im Herbst nicht erneuert werden ; solche „gemischt gefärbte" Individuen können dann ein ganz fremdartiges Bild darbieten. Zur Systematik der paläarktischen Corviden. 271 Nach Prof. Haberer ist die Rabenkrähe an der Ostkiiste der Kurilen-Insel Iturup neben C. macrorhytichos häufig vorkommend; Seebohm meint (1. c), sie sei nicht so zahlreich wie der japanische Rabe. Mus. m 0 n. 1. ad. 2. c/-^ ad 3. — ad. 4. ^ ad. 5. o-^ ad. 6. cf" ad. 7. ö-" ad. 8. &" ad. 9. ^ ad. 10. &" ad. 11. ^ ad. 12. c' ad. 13. o-^ ad 14. — ad. 15. — ad. Yokohama Iturup Yokohama Iturup .Misaki )) Oberbeuren'i München Cadolzbni Herbst 1900 7.;9. 1900 Herbst 1900 8./9. 1900 7.9. 1900 31.,10. 1904 11./ 10. 1904 25./4. 1904 1866 [Winter [Frühjahr] 4.2. 1838 (Haberer) » )) n (DOFLEIX) n (Pabrot) n » (Sturm) a. c. r. ar. 330 200 59 21,2 340 217 56,5 20 320 192 55 20 325 193 56 21,2 345 227 60,5 20 320 195 58 23 310 210 55 19,5 320 202 55 22,5 340 230 59,2 21,5 341 204 55 21,5 320 204 55 21 337 205 55 22,5 322 190 49 20,5 33G 197 57 22 1 337 193 58,5 21,2 1 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. — Oberbeuren 9 ad. r/ ad. d" ad. <<" ad. er" ad. cT ad. &" ad. Ering' a. Inn 9./10. 1902 22.; 3. 1903 17./12. 1903 14.5. 19114 6., 5. 1905 6/5. 1905 7./5. 1905 9./1. 1897 21./1. 1897 Coli. P. (Parrot) (Lorenz) 308 184 57 20 312 183 49 20 329 192 49 20 337 210 59 21 292 180 51 22 322 185 55 19,5 320 200 57 21 i 314 188 51 19 325 190 53 20 1 Ir. 19 22 21.5 2i;5 21,2 20 18 19,5 21,5 20,2 19,5 21 21,5 20 19 18 18 18 19 19 17 19 17 20 \Me aus den ang-egebenen Maßen ohne weiteres ersichtlich, sind die Körperdimensionen der einzelnen Stücke (aus Europa wie aus Japan) ziemlichen Schwankungen unterworfen. Dies gilt besonders für den Schnabel; eine bestimmte Regularität, die etwa von der Jahreszeit abhängig sein könnte, ist nicht ersichtlich; so mögen die Differenzen wohl in den verschiedenen Lebensaltern der Vögel ihre Erklärung finden. Eine beträchtliche Schnabelbreite, wie sie bei den .1 apanern gern vorzukommen scheint, geht oft. aber durchaus nicht immer, mit einer besondern Schnabelläiige einher; das läßt sich an einigen bayrischen Exemplaren konstatieren; die Schnabel- liöhe hält sich ziemlich konstant zwischen 20 und 22^ jo mm. Wenn nun auch in Japan langschnäblige Rabenkrähen öfter gefunden zu werden scheinen, so halten sich doch da wi(; dort die vorkommenden Maße noch innerhalb bestimmter Grenzen, so daß an eine etwa 1) Im westlichen Oberbayern gelegen ca. 640 m ü. il. 18* 272 C. Parkot. darauf zu basierende Trennung* nicht gedacht werden kann. Die relativ kurzen gedrung-enen Schnäbel mancher Europäer präsentieren sich dagegen entschieden kräftiger. Bezüglich des Gefieders ist noch zu bemerken, daß das Schwarz des frischen Vogels aus Japan durchaus nicht wenig'er tief erscheint als beim Europäer; das ist an dem zum Teil frisch vermauserten Exemplar 5, welches an den neuen Partien einen prächtigen blauvioletten Glanz zeigt, ersichtlich; alt ist das Gefieder auf dem Vorderrücken, ■\vohl auch auf dem größten Teil der Unterseite, obwohl diese noch ziemlich stark glänzt; das schwarzbraune Bauchgefieder weist schwarze Federenden auf. Ein abgestoßenes, zerschlissenes Gefieder zeig-t No. 1 : 2 ist nur zu einem kleinen Teil mit der Mauser fertig", der Stoß ist alt, die Bürzelfedern sind neu, stecken aber noch in den Scheiden; das bereits schön schwarze Exemplar 3 präsentiert sich im frischen Gefieder, welches aber noch nicht ganz ausgewachsen ist; hier stehen die seitlichen Stoßfedern um 25 mm zurück, der Stoß in toto scheint aber seine volle Länge noch nicht eri-eicht zu haben. Kopf und Nacken zeigen sich immer (zum Unterschied von C. fnigilegus) fast glanzlos, höchstens mit einem stahlblauen Schein Übergossen. No. 4 befindet sich noch im unvermauserten Sommer- kleid. Bei No. 6 und 7 ist wenigstens das große Gefieder noch unerneuert. Das Gefieder unserer bayrischen Exemplare ist im April und selbst Mai oft noch sehr gut erhalten, manchmal aber auch schon recht ramponiert und mehr oder weniger in braun verfärbt. Die Federbasen habe ich in einigen Fällen auffallend hell, weißlich-grau gefunden, so bei No. 8. ^) Corvus niaerorhynchos niacroi'Jnjnchos Wagl. Von dieser merkwürdigen Eabenart, welche ein förmliches Mittel- glied zwischen dem Kolkraben und der Rabenkrähe darstellt, findet sich (was nicht bekannt zu sein scheint) der Typus im hiesigen Zoologischen Museum; denn nachdem die von Temminck stammende Bezeichnung der Form nur Manuskriptname ist, kann der ersten veröffentlichten Beschreibung Wagler's nur der hier befindliche 1) Auch drei inzwisehen im RoTHSCHlLD'schen Museum untersuchte Krähen aus Japan haben nur eine Flügellänge von 330, 320 und 332 mm und zeigen relativ schwache Schnäbel. Der gerade anwesende Dr. BlANCHI bestätigte mir die Übereinstimmung von ('. coroiie und oriodalis. (D. Verf.) Zur Systematik der paläarktischen Corvideu. 273 Vogel zu Grunde liegen. Es mag nicht ohne Interesse sein, das Exemplar, das heute, also nach bald 80 Jahren, ein noch völlig friscli erscheinendes, tadellos erhaltenes Gefieder zur Schau trägt — es muß ganz kurz nach vollendeter Mauser erlegt worden sein — einer genauen Betrachtung zu unterziehen, zumal die Original- beschreibung, welche in Dr. Johann AVaglek's „Sj'stema Avium"' (1827) unter sp. 3 erschienen ist, nicht allzu genau ist. Es heißt da : Hahitu et magnitudine Coracem inter Coronem intermedins, rostri strndura Coracis, unicolor nirjer ; plumis trunci hast alhis, dorso, cdis ac cmida nitore nonnuUo clialyheo, in dorso praedominante (Collect. Doctor Siebek. dom. Sturm). Auf der Etikette steht Java. Ich gebe hier zu- nächst die Maße des ausgestopften Vogels: a. 250; c. 230; r. 69; ar. 24; Ir. 33; t. 577.2- Das Gefieder ist tief schwarz; auf dem ganzen Rücken ein geringer, aber doch deutlicher violetter Glanz, der dadurch, daß die Federenden matt schwarz erscheinen, eine Dämpfung erleidet. Ausgesprochen purpurviolett ist der Glanz auf den Sekundären und auf allen Flügeldecken; Kopf und Nacken sind mattschwarz und schimmern nur ganz schwach schieferblau; Körper- unterseite mit schwachem blauviolettem Schimmer; Hinterbrust und Bauch sind mehr braunschwarz, doch fehlt auch hier der Glanz nicht vollständig. Die ziemlich kurzen und wenig breiten Kinn- und Kehlfedern zeigen bei direkt auffallendem Lichte intensiv blauen Metallglanz. Die Gefiederbasen sind weißlich, an vielen Stellen mehr ins Bräunliche ziehend, ausgesprochen braunweiß an den Flügel- decken. Das Auffallendste an dem Vogel ist jedenfalls der lange, gestreckte und vor dem Stirnansatz zunächst nicht abfallende, sondern gleich hoch bleibende Schnabel, welcher in gar keinem Ver- hältnisse zu der Gesamtgröße des Vogels zu stehen scheint. In der Form ist es ein richtiger, jedoch sehr in die Länge gestreckter Kolkrabenschnabel. Hartert, der die auf den Sunda-Inseln heimische Form ganz gut charakterisiert, schreibt ihr geringere Dimensionen zu wie den japanischen Verwandten, was ich bestätigt finde; die Differenz spielt indessen, abgesehen von dem hier wesentlich niedri- geren Schnabel, keine große Rolle ; denn sie beträgt bei der Flügel- länge, wenn wir annehmen, daß der vorliegende, doch sicher aus- gewachsene Vogel von Java männlichen Geschlechts war. nur 15 mm, bei der Sclnvanzlänge 13 mm. Der oben brunzeviolettschimmernde Stoß des Javaners ist mäßig- gestuft und erscheint lang wie bei allen macrorhyHchos-F ormen. 274 G. Pabrot, Corvus niacrorJif/iicJios Jciponensis Bp. Aug'enscheinlich unserii Kolkraben in Japan A-ertietend % lebt dort ein der vorigen F'orm äußerst nahe verwandter „Krähenrabe". der an vielen Orten, so an der Ostküste von Iturup, neben der ge- wölinliclien Rabenkrähe vorkommt. Uns liegen im hiesigen Museum 2 Stück dieses eigentümlichen Vogels vor. TEMivaNCK u. Schlegel ^) sagen von dem Schnabel ganz richtig: „II ressemble par forme et force ä celui du corbeau commun; mais la mandibule superieure est un peu plus courbee et beaucoup plus comprimee vers le haut, de Sorte que son tranchant est tres sensible, quoique arrondi." Der Schnabel steigt also hier vor dem Stirn an satz noch in die Höhe und erscheint förmlich aufgetrieben; es ergibt sich demnach immerhin eine Verschiedenheit gegenüber dem Kolk- rabenschnabel. Ich gebe hier zunächst die Maße der beiden vorliegenden Exemplare, wobei ich bemerke, daß die Schnabelhöhe in diesem Falle nicht vor der Stirn, sondern an der Stelle der höchsten Er- hebung gemessen ist: o^ ad. 9 ad. Kushiro (Jesso) Nemuro (Jesso) 16./9. 1900 17./8. 1900 365 i 243 71 ! 28,5 345 I 235 I 65 [ 25,5 25 25 Die beiden Stücke, welche einander sehr ähneln, befinden sich großenteils in frisch vermausertem Gefieder; so sind Schwingen und Stoß, ebenso der Schulterfittich, die Flügeldecken und die Vorder- rückenfedern (letztere mehrfach noch in den Scheiden steckend; völlig neu. Kopf und Nacken zeigen im ganzen altes Gefieder, doch läßt der letztere bei dem Männchen schon diverse neu gewachsene Federn, welche noch Saft enthalten, erkennen. Das Gefieder der Körperunterseite scheint noch nicht vermausert, wenigstens präsentiert es sich weitstrahlig und etwas zerschlissen und im Vergleich zu dem schön violett glänzenden Rücken und Mantel (das gilt namentlich für die Flügeldecken und Armschwingen, deren Inuenfahne zugleich ins Grüne schimmert) ziemlich matt grünschwarz, entbehrt also des Glanzes fast ganz. Kopf und Hals sind mattschwarz mit geringem 1) Auf den Kurilen, vielleicht auch auf Jesso, kommt allerdings auch ein richtiger Kolkrabe brütend vor, dürfte dort aber zu den Seltenheiten gehören. (D. Verf.) 2) 1. c. p. 79. Zur Systematik der paläarktischen Corvideu. 275 I2:rünem Schimmer; die Kinn- und Kehlfedern speziell, welche ziemlich breit sind, zeigen blaugrünen metallischen Glanz. Der gestufte Schwanz schimmert blauviolett und bei gewisser Beleuchtung grün. Es fällt gleicherweise auf, daß die überlagerten Innenfahnen der Sekundären bei den Japanern ausgesprochen blauviolett glänzen, die Außenfahnen aber purpurviolett, doch nur bei seitlich auffallendem Licht : vielleicht ist diese Verschiedenheit auf äußere Einwirkungen, welche eine Veränderung der Metallfarben bedingen, zurückzuführen, man sieht aber jedenfalls, daß bei vergleichend systematischen Untersuchungen auf die Nuancierung der violetten Farbe nach der einen oder andern Richtung hin — die Handschwingen und die dazu gehörigen Decken zeigen hier wieder ausgesprochen grünen Glanz — kein allzu großes Gewicht zu legen ist. Die Federbasen sind hier auf Ober- wie Unterkörper ziemlich dunkel rauchgrau. Gegenüber dem Sunda -Vogel ist der Tarsus bei den Japanern stärkei" und kräftiger, auch sind die Zehen gröber geschildert. Corvus niacrorhf/Hchos levaillantii Less. Von dem indischen Vertreter des großschnäbligen Krähenraben sind im hiesigen Museum 2 richtig als macrorhynchos bestimmte, von ScHLACriNTWEiT gesammelte Exemplare vorhanden. Sie geben sich sofort durch ihre Schnabelgestaltung als Angehörige der Gruppe zu erkennen; das eine aber, sicher ein alter Vogel, der besonders gut erhaltenes und sehr vollkommenes Gefieder aufweist, zeichnet sich durch eine solch minimale Körpergröße aus, daß man unwillkürlich viel eher an eine schwache Saatkrähe als an etwas anderes er- innert würde. Auch das größere Stück ist etwas schwächer als der javanische Vogel, was schon aus einem Vergleich der Tarsen hervorgeht. Hier zunächst die Etikettenangaben und Maße: ad. ad. Guari Khorsum (Tibet) Sikkim (Himalaya) a. c. r. ar. Ir. 350 280 243 180 60 57 22,5 23 20,5 20,5 t. 59 52,5 Vogel 1 zeigt die Oberseite, besonders den Nacken, den Flügel und den Stoß schön purpurviolett glänzend; Kopf und Rücken da- gegen schimmern mehr stahlblau, wie auch die im übrigen schwarz- braune Unterseite. Die P'ederbasen sind grau, auf der Körperunter- seite aber mehr braun-weißlich; die Basen der Xackenfedern sind 276 ^- Parrot, ausg'esprochen g-elblich-weiß und gehen gegen die Mitte der Feder zu ins Lichtrauchgrauliche. Ganz ähnlich gefärbt ist das, wie gesagt, in frischerm Gefieder befindliche schwache Stück, dessen Schnabel so charakteristisch ge- formt ist (er übertriift sogar den des andern Vogels an Höhe) wie überhaupt nur möglich; Kopf und Nacken sind blauschwarz, der Rücken blauviolett glänzend, die schwarzbraune Unterseite zeigt stahlblau ^) schillernde Federenden, was besonders auf der Kehle (die bei dem Japaner ausgesprochener violett scheint) deutlich ist. Die Federbasen sind im allgemeinen hell bräunlichgrau, in der Kropf- gegend aber trüb weiß, wenn auch vielleicht nicht ganz so aus- gedehnt wie bei macrorhynchos macrorhynchos. Der Stoß ist bei diesem Exemplar weniger stark gestuft als bei dem ersten. Das Schwingenverhältnis, auf welches manche Autoren Gewicht legen zu müssen glaubten (Hartert läßt dieses Merkmal hier ganz fallen) ist bei allen macrorJujnchos-F ormen das gleiche; in dieser Beziehung scheinen sich auch C. corone und corax ganz überein- stimmend damit zu verhalten; jedenfalls ist bei allen diesen die 1. Schwinge meist kürzer als die 9. und gleich lang oder etwas kürzer als die 10., die 4. die längste, die 3. gleich der 5., die 2. kürzer als die 6., nur selten etwas länger. Die Kehlfedern sind bei No. 1 wohl etwas länger und spitzer als bei C. corone, bei 2 aber ebenso geformt; da wie dort sind sie oft zweigeteilt. Was nun die Größendimensionen anlangt, so stimmt der Vogel aus Tibet so ziemlich mit einem von Middendorff gemessenen Exemplar, das vom Stanowoi-Gebirge stammte, überein. Es wäre unter 3 andern Exemplaren aus dem Bureja-Gebirge (Eadde), von der Amurmündung (v. Schrenck) und aus Japan (Siebold) das schwächste, was ja wohl auch Zufall sein kann. Doch sagt Hartert, daß die japanischen Vögel größere Dimensionen zu erreichen schienen als der Nordost-China und Ussurien bewohnende macro- rhynchos, den er, ob mit Kecht, möchte ich sehr dahingestellt lassen, der ursprünglich aus Japan beschriebenen Form zurechnet. Mir scheint es, als ob die kontinentalen macrorhynchos-YoYm^w eher mit dem Sundavogel als mit den Japanern an Größe übereinstimmten; 1) Im allgemeinen läßt sich wohl sagen, daß im abgetragenem Kleide die vordem violett schimmernden Federenden einer mehr stahl- blauen Farbe Platz machen, was also hier doch dafür sprechen würde, daß der Vogel die Herbstmauser schon längere Zeit überstanden hätte. (D. Verf.) Zur Systematik der paläarktischen Corviden. 277 sehr bedeutend sind allerdings die Unterschiede zwischen allen Formen, wenn man natürlich von der Schnabelstärke absieht, nicht. Hartert scheint doch gefunden zu haben, daß die Ost-Sibirier hin- sichtlich des Schnabels sich eng-er an die Japaner anschließen als an die Indier. Es gebricht aber hier, wie es scheint, sehr an Material, um die Frage der weitern Abzweigung eines fest- ländischen j aiJonensis-Y ertreters. welche Hartkht als ev. nötig bezeichnet entscheiden zu können. Es will mir bedünken, als ob man damit sehr vorsichtig sein sollte, denn die bis jetzt bekannten Formen stehen sich ohnehin schon nahe genug und sind entschieden durch Übergänge und Mittelglieder miteinander ver- bunden. Ich verweise hier auf den eigentümlichen Befund bezüglich der Farbe der Federbasen, welcher darauf hindeutet, daß die indischen Vögel den raalayischen doch recht nahe stehen. Sharpe und Dresser haben übrigens übereinstimmend gefunden, daß der durch reinweiße Federbasen ausgezeichnete Sundavogel im Jugendzustande an den gleichen Körperpartien graue Basen zeigt. Vielleicht ließe sich daraus mit Rücksicht auf das biogenetische Grundgesetz schließen, daß als ältere ursprünglichere Form der nördlicher wohnende macrorhijnchos zu betrachten wäre, während der Sundavogel, welcher übrigens vielleicht auch in der Nachbarschaft noch nahe Verwandte sitzen hat (nach allem gehört hierher der C. validissimus Schlegel von Batchian und Halmachera) erst später sich herausgebildet hätte. Sharpe ist der Meinung, daß man auf die Körpergröße bei dieser Rabengruppe nicht viel geben dürfe; er kann sich ja auch auf eine sehr schöne Reihe von 38 ^Messungen an malayischen, indischen, chinesischen und sibirischen Stücken (die letzteren sind allerdings wieder sehr in der Minderzahl und zeigen gerade, neben einem Exemplar von Bali, die ]\laxima der Flügellänge) berufen, aus der jedenfalls irgend eine Regelmäßigkeit nicht heraus zu lesen ist. Nach ihm hebt sich nur der Japaner durch seine eigentümliche Gestaltung und Größe des Schnabels von den andern Stücken deutlich ab. Wohin soll es auch führen, wenn wir die Zahl der vorhandenen Formen, deren Charakterisierung ohnehin zum Teil auf schwachen Füßen steht, noch um eine weitere vermehren, ohne zu wissen, ob nicht der ganzen (Gruppe vielleicht eine Irregularität der Gestalt eigen ist, die in \\'ahrheit jeden Versuch einer Separierung illu- sorisch machen und ihm den Stempel des Gekünstelten auf- drücken müßte? Es wäre hier auch an die Einflüsse eventueller Verbastardierungen zu denken, welche gerade in der Familie 278 C. Parrot, der Kaben ja gerne vorkommen, die aber wegen des oftmals ein- tönigen Gefieders der Beteiligten in den meisten Fällen — bei Raben- und Nebelkrähen ist es sofort anders — unerkannt bleiben dürften. Das abnorm tleine Exemplar von Sikkim, das in seiner Gestalt ganz vereinzelt dasteht und das deshalb eigentlich gesondert aufgeführt und sogar benannt werden müßte, würde vielleicht von manchem als ein Kreuzungsprodukt angesprochen; doch wäre hier- bei immerhin verwunderlich, daß der charakteristische macrorhynchos- Schnabel bestehen geblieben ist. Es ist aber sicher anzunehmen, daß mancher der sogenannten C. orientalis mit schwachen macro- rlujnclios zusammen geworfen resp. damit verwechselt wurde. Darauf deutet schon die Tatsache hin, daß Stejneger die östliche Eaben- krähe unter dem Namen Corvus corone levaillantii aufführt. Schließlich muß man auch der individuellen Variabilität, welche bei den Krähen wie Eaben eine nicht unbedeutende ist, einigen Spielraum lassen. Zwerg- und Riesenwuchs mögen auch hier bis- weilen einmal vorkommen, oder sollte jenes kolossale Nebelkrähen- exemplar, das einer meiner ornithologischen Freunde, Baron v. Besserer, in Händen hatte (es wurde im Winter bei Berchtesgaden erlegt), wirklich ein Bastard zwischen Corvus cornix und coraa- gewesen sein, oder nicht vielmehr eine ganz abnorm starke Nebelkrähe ? Der Schnabel wies allerdings Gestalt und Dimensionen eines richtigen Kolkraben auf! Coi'vus corax, Obschon meiner Untersuchung nur ein sehr geringes Material zu Grunde liegt, das überdies die außereuropäischen Vertreter des Kolkraben nur in wenigen Exemplaren aufweist, seien mir einige allgemeine Bemerkungen über die Gesamtheit des Formenkreises gestattet. Das neue Werk Harte rt's führt nicht weniger als 13 palä- arktische Unterarten der Species C. corax auf, und er läßt durch- blicken, daß sicher bei Erhalt reichlichem Vergleichsmaterials noch einige weitere dazu kommen dürften! Verschiedene erscheinen ihm indessen selbst nicht ganz geheuer, so namentlich die von den russischen Forschern gefundenen und nominierten Formen. Es be- dürfen nach Haetert insbesondere die auf angeblichen Unterschieden der Flügel- und Schwanzplastik basierenden Formen Sibiriens, msuricnsis, Icamtschaticus und hehringianus der Bestätigung, und er spricht die Möglichkeit aus, daß die erwähnten Formen und auch Zur Systematik der paläarktischen C'orvideu. 279 die von den Kurilen und Jesso bekannten Raben unter dem sub- specifischen Namen himtscliatkus zu vereinigen sein würden. Da- durch wäre aber zugegeben, daß auf Ditferenzen in der Fliigellänge sehr wenig Gewicht zu legen ist und daß eine bemerkenswerte individuelle Variabilität bei den östlichen Raben sich vorfinden muß. Der ost-asiatische Rabe wäre dann eine stattliche, den Europäer jedoch vielfach nicht an Größe übertreifende Form, die nach Norden hin ihre größten Vertreter, welche hinter dem Riesen unter den Raben, dem tibetanischen Vogel, nur wenig zurückblieben, finden würde. ^) Haeteet bezeichnet die von Nord- Japan gesehenen Vögel als ,.gewaltige Raben", trotzdem erwiesen sie sich inbezug auf Flügellänge (a. ca. 420 und 450) als merklich kleiner als tibetanns. Die aus Kamtschatka bekannten Vögel scheinen aber annähernd so groß zu sein wie der letztere. In ähnlicher Weise, wie es Hartekt mit diesen Vertretern des fernen Ostens ergangen ist. mag es den Forschern wohl ergehen, welche an den neu eingeführten westlichen Formen aus Spanien, Sardinien etc. eine objektive Kritik zu üben beginnen. Ist es ohne weiteres leicht ersichtlich, daß der Kolkrabe nach dem Süden zu, im Westen wie im Osten — dies macht sich schon in Ungarn bemerkbar — an allgemeiner Körpergröße abnimmt, so hält damit die Schnabelstärke durchaus nicht immer gleichen Schritt. So korrespondieren wohl bei den Raben der Kanaren, der Kapverden, des ganzen Saharagebiets und Arabiens die niedrigen und schlanken Schnäbel mit einer oft ausnehmend kleinen Gestalt; die ziemlich schwachen Vögel des Mittelmeergebiets dagegen und, wie es scheint, vornehmlich die Bewohner gebirgiger Gegenden, cha- rakterisiert ein hoher, stark gekrümmter und meist kurzer Schnabel : in dieser Beziehung erscheint der nord-afrikanische Gebirgsrabe {timjitanus) so wohl gekennzeichnet, daß er von manchen Forschern als eigne Art angesprochen wurde. Da nun aber die spanischen und sardinischen Raben ganz evident den Übergang vom mittel- europäischen Vogel zu dieser Form vermitteln, so ist Hartert darin vollständig lecht zu geben, daß ei- dem Nord-Afrikaner nur sub- 1) Bei dem arktischen Vertreter, ('. r. prin(i})nlis E-IDGW., welcher sich durch lungern Flügel (bis 470), dünnern und Jängern Schnabel, relativ kleine Füße und lang befiederte Fersen auszeichnen soll, liegen die Verhältnisse bezüglich seiner Abgrenzung gegenüber dem ebenfalls weit nach Norden reichenden ('. cordx corax, (vgl, H. SCHALOW , Die Vögel der Arktis, p. 241) ähnlich. (D, Verf.) 280 C. Pärküt, specifischen Rang einräumt. Es fragt sich dann nur, was wir mit den eben erwähnteh Vertretern anfangen sollen. Sie mit Namen zu belegen, wo doch ihr Bild so stark hin und her schwankt — man vgl. nur die Beschreibung von hispanus und sardus, die irgend ein prägnantes, für alle Fälle geltendes Merkmal vermissen läßt — scheint mir absolut unangängig; denn so wichtig und dankens- wert es ist, die Variationsrichtung, welche geogra])hische Vertreter eingeschlagen, ausfindig zu machen und die kleinsten Unterschiede bis ins Detail zu fixieren, so kann es doch nie und nimmermehr iVuf- gabe der Systematik sein, gewisse Gruppen, welche mit ihrer Ent- wicklung noch in keiner Weise abgeschlossen haben und daher keinerlei Konstanz aufweisen (so zwar, daß gar nicht selten an Individuen ganz entfernter Gebiete die gleichen Befunde sich konstatieren lassen i aus dem ganzen herauszuheben und damit den Anschein zu erwecken, als hätten wir es mit feststehenden, wohl cha- rakterisierten Tierformen zu tun. Wenn ich mich nun mit den .,modernsten" Systematikern darin einig weiß, daß der Subspecies ein hr»herer „Wert" zuerkannt werden müsse als bisher, indem alle als geographische Vertreter einer bestimmten „Stammform" erkenn- baren Formen ihr beigeordnet werden sollten, so möchte ich gleich- zeitig doch einer einheitlichem Behandlung der P'ormenkreierung das Wort reden; ein eigner Namen, und sei er auch nur trinär, eignet sich m. E. eben doch nur für wohl unterschiedene und einigermaßen konstante Verhältnisse aufweisende Formen. Das Studium der kleinsten Variationen kann dabei ruhig seinen Fortgang nehmen, es wird aber erst dann hinsichtlich der speziellen Systematik seinen Zweck erfüllt haben, wenn es gelungen ist, sichere differentialdiagnostische Merkmale, die zur Erkennung der Formen auch ohne sehr umfangreiches Vergleichsmaterial aus- reichen sollten, ausfindig zu machen. Ich verhehle mir die entgegen- stehenden Schwierigkeiten, die ja in der großen Variabilität der Tiere begründet sind, durchaus nicht, sehe aber keinen andern Weg, aus der jetzt herrschenden Konfusion und Willkür herauszukommen. Schließlich ist der Endzweck der speziellen Systematik unter anderm doch auch der, zum Bestimmen der Formen taugliche Hilfsmittel zu erlangen. Die Zugsforschung in erster Linie würde von einem Ausbau unserer Formenkenntnis in besagter Richtung nur profitieren können. Unzählige mit schönen Namen belegte Unterarten schmücken aber bis jetzt unsere Literatur und „bevölkern" die Naturalien- Zur Systematik der paläarktischen Corvideu. 281 schränke in ihren Repräsentanten, ohne daß sie zu besagtem Zweck irgendwie herangezogen werden könnten. Corvus corax corax (L.). In der mir vorliegenden Serie von 15 europäischen Kolkraben befinden sich leider einige Stücke, welche einer genauem Provenienz- bezeichnung, der Geschlechtsangaben und Erlegungsdaten ermangeln. Trotzdem glaubte ich sie in die nachfolgende Tabelle einreihen zu dürfen, ist doch aus den erliobenen Massen wenigstens die beträcht- liche Variation, welcher dieser Vogel unterworfen ist, gut ersichtlich. Die Mehrzahl der untersuchten Stücke geben sich als alte, aus- gewachsene Tiere zu erkennen; als jüngere Exemplare spreche ich diejenigen mit stark verbleichten braunen Schwingen an; man be- merkt auch hier, daß in der Regel nur die unverdeckten Teile, die am meisten dem Einfluß der Atmosphärilien ausgesetzt sind, eine stärkere Farbenveränderung erlitten haben ; die Hochgradigkeit der- selben erklärt sich nur aus der Tatsache, daß diese meist schon einjährigen Vögel erst im nachfolgenden Herbst die erste Schwingen- mauserung vornehmen. Das Kolorit der Schwanzfedern scheint der besagten Veränderung etwas weniger unterworfen zu sein, doch er- leiden dafür die Federenden eine hochgradige Abstoßung. Die Schwingenspitzen zeigen sich bei den Frühjahrsvögeln, namentlich bei allen Stücken aus Ungarn, etwas abgenützt, doch dürfte das bei Eruierung der Flügelmaße nur von geringem Belang ge- wesen sein. Interesse beansprucht der Vogel aus Cadolzburg in Mittel- franken, wo die Art damals jedenfalls noch zu den Brutvögeln zählte; es ist ein stattliches Weibchen in vorzüglich erhaltenem Gefieder. Die Stücke von Szekudvar, aus der v. ALMÄSY'schen CoUection, stammen vom ungarischen Tiefland östlich der Theiß; sie erweisen sich als ziemlich schwach, zeigen aber zum Teil recht kräftige Schnäbel. Den Vogel von Calamata habe ich selbst an der Südküste des Peloponnes gesammelt, wo der Kolkrabe zahlreich vorkommt. Die an sämtlichen Exemplaren vorgenommenen Messungen hatten folgendes Ergebnis : 282 C. Parkot. 1. — jun. 2. — ad. 3. - ad. 4. 9 ad. 5. - ad. 6 c/' ad. 7. d" ad. 8. 9 jun. 9. 9 ad. 10. 9 jun. 11. 9 ad. 12. — ^.jun. 13. — ' 14. o^ ad. 15. 9 ad. Europa Cadolzburg Rußland Szekudvar Mostai- Calamata Dorf Kreuth (Frühjahr) (Winter) ( Herbst) 25. 1. 1839 1851 15 3. 1895 8./2. 1895 7./3. 1895 3. ,3. 1895 15./3. 1895 8./2. 1895 1893 März 1902 26/3. 1905 Januar 1904 (H. V. L.) (H. V. L.) (Aljiasy) (Parrot) (Münch) a. c. r. ar. 390 242 78 29 445 280 79 31 450 265 74,5 — 420 248 73 29 450 255 77,5 29 400 240 74 28 412 245 72 28 400 240 74 28 410 250 79 31 400 230 72 30 420 260 77 33 400 240 «i8,5 28 400 245 68 27,5 420 260 79 28 410 230 75 28 Ir. 29 28,5 29 30 26 29 25,5 28 28 28 29 28 27 27 26 Eine bis ins Detail gehende Vergleichung des vorlieg-enden Materials läßt ersehen, daß hinsichtlich der allgemeinen Körper- größe, welche in der Regel in der entsprechenden Flügellänge ihren Ausdruck findet, die Maße nur geringen Schwankungen unterworfen sind; als stärkste Stücke erweisen sich das Exemplar aus Rußland und die Vögel No. 2 und 3, die leider eine ganz vage Provenienz- bezeichnung tragen^), unter allen am schwächsten ist der Herzego- winer; dieser Vogel zeigt auch, obwohl entschieden älter als ein Jahr, einen so schwachen Schnabel, daß man zu der Annahme ge- drängt wird, in dem Träger eine andere Form vor sich zu haben. Es ist mir nicht bekannt, ob die herzegowinischen und dalmatinischen Kolkraben, welche jedenfalls das gleiche darstellen, schon einer genauem Untersuchung unterzogen worden sind; ich möchte aber der Vermutung Raum geben (nach Erfahrungen mit andern dem Mittelmeergebiet angehörenden Formen), daß recht wohl eine Ver- schiedenheit zwischen den litoralen und kontinentalen Vertretern bestehen könnte. Auf den dalmatinischen Inseln scheint C. corax häufig vorzukommen, beobachtete ich doch seinerzeit dicht bei St. Pietro auf Brazza 8 Stück zusammen sich herumtreiben. Zufall dürfte es wohl kaum sein, daß der Vogel aus Mostar unter den 14 A'orliegenden Stücken die kleinsten Schnabeldimensionen zeigt. Der Rabe Ungarns, welcher, auch wenn er an hochalpinen Lokalitäten lebt, besonders kleinwüchsig sich erweisen soll, liegt mir in 7 Stücken vor. Er mag wohl hinter westeuropäischen Stücken, die dagegen als Avahre Riesen bezeichnet werden — die Vögel der 1) Die bedeutendste Totallänge zeigt No. 2, ein in jedei' Beziehung (t. 70!) kapitales Stück. (D. Verf.) Zur Systematik der paläarktischen Corviden. 283 Schweiz sind es, imcli Fatio zu urteilen (a. 395 — 430. c. 230 — 260, r. 70 — 78), jedenfalls nicht — wesentlich an allgemeiner Größe zurückstehen, bei der Schnabelmessung ergeben sich jedoch keine wesentlichen Ditferenzen. Die von Naumann dafür angegebenen Zahlen (70 — 79) werden, wie man sieht, auch hier manchmal erreicht. Die bulgarischen Raben, bei welchen Reiser ein Schnabelmaß von 68 — 77 mm gefunden, scheinen den ungarischen nahe zu stehen oder damit zusammen zu fallen. Ein richtiger Balkanvogel liegt mir in Gestalt des Vogels Xo. 14 vor. Ich erhebe an ihm folgende Befunde : Obwohl die Schwingen ziemlich stark in Braun verschossen sind, halte ich ihn dennoch für ein älteres Tier. Dafür spricht der kräftige und besonders lange Schnabel, dessen Kontiguration übrigens ganz derjenigen mitteleuropäischer Stücke entspricht, dann die ziemlich kräftigen Fänge. Die Oberseite erweist sich mehr zum Teil braun- schwarz als schwarz, zeigt aber einen schön violetten Schimmer, der nur am Hinterkopf und Nacken ganz fehlt. Die Kehle ist braun- violett glänzend, der Stoß violettschwarz. Das weitstrahlige Klein- gefieder zeigt besonders dem Schaft entlang bräunliche Färbung, wie überhaupt die Federbasen mehr bräunlich-grau sich erweisen als grau; das ist besonders am Kinn auffallend. Bezüglich der Plastik des Gefieders ist zu sagen, daß linkerseits die 1. und 7. Primäre gleichlang sind, rechts tritt die 1. um 15 mm zurück. Es dürfte übrigens die Konstatierung interessieren, daß ich bei sämt- lichen vorliegenden Raben stets die 7. Schwinge etwas, manchmal auch ziemlich viel, länger fand als die 1., nur zweimal gleichlang, was bemerkenswert erscheint, v/eil gerade die ost- asiatischen Raben auf Grund solcher Differenzen unterschieden wurden. Wenn Hartert „nie einen Raben sah, dessen erste Schwinge regelmäßig kürzer als die siebente ist", so beweist mein Befund, daß in diesen Verhältnissen starke Variation herrschen muß; mein griechischer Vogel weist ganz die gleiche Flügelform auf wie der Bewohner der Komman- danten-Inseln, für den Stejneger kein anderes Merkmal, weder in Größe noch in Färbung, nachweisen konnte als eben dieses Schwingen- verhältnis, welches aber zum Beispiel ähnlich auch der sibirische Rabe zeigt. Die Läiigendifferenz zwischen 1. und 2. Handschwinge („86 oder 95 ninr' bei den Ost-Asiaten) beträgt bei dem Griechen 90 mm (über die bezüglichen Verhältnisse bei den andern Raben weiter unten). Was schließlich die Stufung des Schwanzes anlangt, so ist der Grad des Zurücktretens der seitlichen Stoßfedern durchaus wechselnd; so beträgt die Differenz bei No. 1 35. bei No. 2 55. bei 284 C. Parkot, No. 3 70, bei No. 4 und 5 60, bei Xo. 6 40 . . ., bei No. 12 35 und bei No. 13 45 mm. Audi auf die Größe dieser Abstände legten die russischen Forscher Gewicht, wie man sieht, ohne jede Begründung-. Es ist klar, daß der frisch vermauserte, alte Vogel, bei dem das Stoßende noch ganz intakt ist, einen stärker gestuften Schwanz auf- Aveisen wird. Hartert meint, einige ost-griechische Raben schienen zu der indischen Form C. c. lawrencei Hume zu gehören, doch fehle es noch an genügendem Material. Ich wall nicht bestreiten, daß auf den mir vorliegenden Vogel die Beschreibung dieses eigentümlichen Mitteldings zwischen C. tibetanus und umhrinus in einigen Punkten zutreffen könnte; es sind jedenfalls braune Töne ziemlich reichlich vorhanden, und auch die Kehlfedern erweisen sich als spitz und nur mäßig lang. Ob das aber genügt, eine besondere Form aufzustellen, wo doch auf die Färbungsunterschiede bei den Raben sicher nur geringes Gewicht zu legen ist, möchte ich sehr bezweifeln. Im frischen Herbstgefieder (das uns doch vornehmlich interessieren sollte) ist laivrencei, wie Hartert zugibt, dem echten corax ..oft zum Ver- wecliseln ähnlich" — ich möchte fragen, welche Unterscheidungsmerk- male sonst bestehen? Vom Schnabel z. B. ist mit keinem Wort die Rede, und im Frühjahr, wenn der Vogel braun geworden, ähnelt er dem umbrimis auffallend, bis auf die bedeutendere Größe, die aber gerade bei den indischen Raben so gering angegeben wird, daß sie mit der mancher umhrinns zusammenfallen würde! Wozu die klein- wüchsigen Vögel des Kaukasus gehören, von denen Radde spricht (380 — 390 mm für den Flügel wäre schon ausnehmend klein, das an- gegebene Schwanzmaß ist aber sicher falsch), wird nicht gesagt. Auch ein wenig kurzschnäbliger fand Radde „einige seiner Raben" (wohlgemerkt nicht alle!) im Vergleich zu deutschen und schwedischen. Sharps meint im „British Catalogue", der von Hume auf Grund einer Vergleichung der indischen Panjab- Vögel mit einem Grönländer (sie!) beschriebene C. laurencei werde sich höchst wahrscheinlich als umhrinus herausstellen. Ob das richtig ist, bleibe dahingestellt; aber es erscheint doch auffällig, daß die Grenzen der Verbreitungs- gebiete beider Formen ineinander übergreifen; so würde nach Hartert in Ost-Persien laivrencei neben umhrinus leben. Wenn es nun auch nicht verwunderlich sein mag, daß in gewissen Gegenden die geo- graphisciien Vertreter der gleichen Stammform zusammenfließen, so ist in diesem Fall doch das Mißliche, daß die östliche eben doch eine genauere Charakterisierung vermissen läßt die bei den südlichen Zur Systematik der paläarktischen Corviden. 285 (afrikanischen) braunen Raben doch einigermaßen sich als möglich erweist. Schon die mesopotamischen Raben scheinen die Ägypter bei weitem an Größe zu übertreffen (vgl. „British Mus. Cata- logue"), und Sharpe gibt zu, daß die größten Stücke im British Museum, so welche von Beludschistan , einfach als C. corax bestimmt w'erden mußten. Alles in allem dürfte aus dem Gesagten so viel mit Bestimmtheit hervorgehen, daß weitere Namengebungen, solange diese Verhältnisse nicht besser geklärt sind, bei den Raben des südlichen Asiens möglichst zu vermeiden sein werden. Es erscheint nur verwunderlich, daß von unsern Forschern niemand daran gedacht hat, einen großen Teil der uns vor Augen tretenden Verschiedenheiten im Kolorit der Raben auf eine Dilferenz in der atmosphärischen Beeinflussung des Gefieders zurückzuführen. Bereits in meiner ägj^ptischen Arbeit habe ich an verschiedenen Stellen auf die offensichtlich große Bedeutung des Wüstenklimas für die Entstehung von individueller Farbenvariation hingewiesen. Wäre es nicht denkbar, ja geradezu als bestimmt an- zunehmen, daß das Gefieder des gleichen Raben unter der Ein- wirkung des total verschiedenen indischen Klimas (von dem Aufent- halt der Vögel in feuchten Wäldern und vegetationsreichen Geländen ganz zu schweigen) ganz andere Veränderungen erleiden wird als unter den klimatischen Bedingungen der arabischen und libyschen Wüste, welche eben das Heimatgebiet des Conms umhrinus bildet? Nicht zu verkennen ist, daß sich bei dem letztern bereits ein speciflscher Färbungscharakter (von der Körpergrößenverminderung abgesehen), der eventuell sogar für eine artliche Separation als ge- nügend erachtet werden könnte (Sharpe), herausgebildet hat, während der Indier sich in jeder Beziehung noch weniger weit von dem echten corax, wie wir wohl ohne Bedenken den das mittlere palä- arktische Gebiet bewohnenden Kolkraben nennen dürfen, entfernt hat. Es fragt sich überhaupt, ob es nicht zweckmäßiger und viel- leicht auch richtiger sein würde, den Corviis umhrinus jetzt schon als Species zu trennen und ihm dann die vorkommenden Abweicliungen im Westen (C. ntficoUis Less.'?) wie im Südosten les wäre hier der WAGLER'sche Name infumaius wieder zu Ehren zu bringen) sub- specifisch unterzuordnen. Das Nebeneinandervorkommen von unihrhms und dem sogenannten laicrencei, welcli letzterer sicher ein echter Kolkrabe ist, erschiene dann auch i)lausibler. Doch ich will nicht in den gleichen Fehler verfallen, den ich oben gerügt habe, Gruppen von Individuen mit Namen zu belegen, bevor wir genau über ihre Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 19 286 *^"- Parkot, Erscheinungsformen, ihre verschiedeneu Saison- und Alterskleider und speziell auch über den Grad ihrer ,. atmosphärischen Variation", wie DwiGHT ^) die auf der Verschiedenheit des Klimas basierenden Abänderungen der Individuen nennt, besser unterrichtet sind. Das Material, welches mich in den Stand setzt, mir über diese Gruppe eine Meinung zu bilden, werde ich nachher ausführlicher besprechen. Hier erübrigt es mir noch — nach diesem etwas langen Excurs — , eine Abweichung hervorzuheben, welche mir an dem Exemplar aus „Rußland" aufgefallen ist. Bei keinem der andern vorliegenden Raben habe ich eine Schnabelform gefunden, wie bei diesem ver- gleichsweise sehr starkwüchsigen Vogel. Dadurch, daß der Unter- kiefer gegen die Basis zu fast gar nicht nach aufwärts geschwungen erscheint, der Oberschnabel dagegen nach vorn zu allmählicher ab- fällt, wird ein ganz anderer Eindruck als gewöhnlich erzeugt, ob- schon die Dimensionen tatsächlich nur wenig von denen der andern Vögel unterschieden sind. Der ganze Schnabel erscheint gerader und gestreckter und ermangelt eines kräftigen Hakens; letzterer mag etwas abgestoßen sein, er war aber auf keinen Fall sehr groß. Das gut erhaltene Großgefieder, die sehr langen Kehlfedern und die weit vorreichenden Schnabelborsten deuten auf den Herbstvogel hin; die Tarsuslänge beträgt nur 60 mm; ob den letztern Befunden und der hier ausnehmend großen Distanz zwischen dem Ende der 1. und 2, Primäre (110 mm) eine Bedeutung beizumessen ist, läßt sich schwer sagen. Einen annähernd weiten Abstand zeigt nur noch das auffallend starkschnäblige Exemplar No. 2; bei den Ungarn schwankt er zwischen 75 und 88 mm. Es dürfte auf die Verschiedenheit dieser Distanz, welche bei Jcamtschaticus als am größten (102 mm) angegeben wird, wohl wenig zu geben sein; doch weisen die bei dem Russen erhobenen Befunde (Tarsuslängen ) vielleicht doch auf eine östliche Provenienz hin. Würde mir mehr Material zum Ver- gleich vorliegen, so stünde ich nicht an, diesen Vogel allein auf Grund der verschiedenen Schnabelkonfiguration von den mittel- europäischen abzutrennen. Es wäre aber nicht ausgeschlossen, daß er mit dem C. corax sihiricus Tacz. zusammenfiele. 1) Ich verweise hier auf den sehr beherzigenswerten Artikel von Jonathan DwiüHT, „Plumage wear in its relation to pallid subspecies", in: „The Auk-, 1905, p. 34. Von dem gleichen Autor stammt auch ein anderer Aufsatz (The exaltation of the subspecies), ebenfalls in: „The Auk", 1904, p. 64, erschienen, welcher ganz ähnlichen Gedanken Ausdruck gibt, wie ich sie weiter oben mitzuteilen mir gestattete. (J). Verf.) Zur Systematik der paläarktischen Corviden. 287 CorvHs corax unihriiius Sund. Ein Jahr nach der SuNDEVAL'schen Publikation dieses Namens hat A. Wagner in den ..Gelehrten Anzeigen" der Münchener Aka- demie einen Raben beschrieben, der als vollständig identisch mit jenem aus Sennar stammenden Stück aufgefaßt wurde. Es dürfte aber das einzige noch in einem Museum befindliche und daher als Typus der Form zu bezeichnende Exemplar in der hiesigen Staats- sammlung sich befinden. Es sind sogar hier 2 Stücke dieses mit dem Namen C. infumatus belegten Vogels vorhanden, bezüglich deren man. da sie von dem gleichen Sammler, Hofrat v. Schubert, stammen, in Zweifel sein könnte, auf welchen von ihnen sich die Beschreibung Wagner's — er spricht nur von einem Vogel — bezieht. Ich ver- mag mir die Sache nur so zu erklären, daß der 2. Vogel, welcher nicht so hochgradig von den echten Kolkraben abweicht, erst später die betreffende Bestimmung erhielt. Auf jeden Fall trägt das eine Stück die genauere Provenienzangabe und ein Datum, was bei dem 2. nicht der Fall ist. Man wird sich also dahin entscheiden müssen , daß nur der Vogel, welcher auf seiner Originaletikette die Angabe: Tor, Juni 1837, trägt, als Tj^pus der Form in Betracht zu kommen hat, natürlich nur für den Fall, daß der Name infumatus wieder in Verwendung kommen müßte. Das letzteres Berechtigung hätte, habe ich oben schon angedeutet und soll im nachstehenden mit einer Schilderung des vorliegenden Stückes näher begründet werden. Hartert hat ebenfalls die Bemerkung gemacht, daß sich unter seinen ttmbrinus-Stücken diverse sehr kleine Exemplare (so 2 aus Arabien) befinden, was ihn zu der Äußerung veranlaßt, es ließen sich vielleicht noch mehr geographische Formen trennen. Tatsache ist, daß der von Tor (Küste der Sinai-Halbinsel) stammende Vogel, obwohl sofort als zur umhrmus-Grnm^e gehörig erkennbar, doch von den beiden andern im hiesigen Museum vorhandenen Stücken, aus Ägypten, ziemlich erheblich abweicht. Das Mißliche ist nur, daß er im abgetragenen P^rühjahrskleid sich befindet und daher zu einer V^ergleichung nicht sonderlich geeignet erscheint. Wagner beschreibt ihn folgendermaßen : M „Corvm niffrofusciis, dorso, alis, caudaque nonnihil chahjheo-reluccniihus, rostro lon. (Taf. 13, Fig. 6—8.) Die Sammlung enthält von dieser neuen Form nur ein einziges, recht dürftig erhaltenes Exemplar, dem sowohl die Maxillartaster als auch fast sämtliche Beine fehlen. Weibchen. Größe. Der Körper mißt in der Länge 0,8 mm, in der Breite 0,672 mm und in der Höhe 0,576 mm. Färbung. Die Körperfarbe des konservierten Tiers ist gelblich- grün. Auf dem Rücken geht dieselbe an einzelnen Stellen in ein mehr oder weniger dunkles Braun über. Beine, Palpen, Hüftplatten und die chitinösen Teile des Geschlechtsfelds sowie die Hautdrüsen- höfe besitzen einen bräunlichen Ton, dei an den Verdickungen am kräftigsten auftritt. Gestalt. In Bauch- oder Rückenlage stellt sich der Körper als ein reines Oval dar. Einbuchtungen am Stirnrand und den Seiten des Hinterrands fehlen. Die Bauchfläche ist flach, der Rücken be- sitzt vorn eine Einsattelung, nach hinten zu geht er in breiter Wölbung in den Hinterrand über. Haut. Die Haut scheint verhältnismäßig dick zu sein. Bei der Behandlung mit Kalilauge zeigt sie sich sehr widerstandsfähig. Auf ihrer Oberfläche konnten irgend welche Leistchen oder andere Unebenheiten nicht wahrgenommen werden. Die Müudungshöfe der Hautdrüsen sind ziemlich kräftig chitinisiert. Augen. Der gegenseitige Abstand der beiden kleinen, dunkel pigmentierten Doppelaugen beträgt 208 /n. Mund teile. Das Maxillarorgan ähnelt demjenigen von Piona helaniensis n. sp. Es erreicht eine größte Breite von etwa 125 f.i und eine Länge von 135 f^i. Nach hinten sendet es einen mittlem Süß Wasser- Acarinen von Hinterindien, Sumatra. Java etc. 341 Fortsatz aus. der 50 /< lang ist und schwach ausgebogene Seiten- ränder und schief nach außen weisende Hinterrandsecken besitzt, H ü f t p 1 a 1 1 e n. Das Epimeralgebiet nimmt die reichliche Hälfte der Bauchfläche ein. Es besitzt große Ähnlichkeit mit demjenigen von Piona helaniensis. Die einzelnen Hüftplatten haben verdickte Eänder. An der hintern Innenecke und der kräftig vorspringenden Hinterrandsecke der 4. Epimere treten kurze Fortsätze auf. die allerdings nur am Chitinskelet des Tiers deutlich beobachtet werden können. Die 3. Epimere ist nach innen zu von der 4. nicht ab- getrennt, die Trennungsnaht hört ein Stück vor dem Innenrand auf. Die durch die Hinterrandsecken der 4. Hüftplatte gebildete Bucht hat eine größte Breite von .350 /< (Taf. 13, Fig. 6). Beine. Erhalten sind nur ein 3. und 4. Fuß. Ersterer hat eine Gesamtlänge von 848 (.i. Die einzelnen Glieder verhalten sich in ihrer Länge zueinander wie 4:6:7:11,5:12,75:12. Am letzten Glied bemerkt man eine große Doppelkralle, die den typischen Bau aufweist. Die Ausstattung mit Borsten und Schwimmhaaren ist verhältnismäßig dürftig. Möglicherweise sind einzelne Haargebilde ausgefallen. Das gilt besonders von den Schwimmhaaren. Der Hinterfuß übertrifft die Körperlänge und mißt fast 1 mm. Das Längenverhältnis der einzelnen Glieder wird durch die Zahlenreihe 7, 7, 9. 13, 15, 11 ausgedrückt. Über die Borstenbewatfnung gibt die beigegebene Zeichnung am schnellsten Auskunft (Taf. 13, Fig. 7), Die Fußkralle dieses Fußes ist viel kleiner als an den andern Bein- paaren. Geschlechtsfeld. Auch das äußere Genitalfeld ähnelt dem- jenigen von Piona helaniensis ?, doch sind die Näpfe der hintern Platten anders gruppiert und geringer an Anzahl (etwa 12). Die vordem Platten sind etwa 65 f.i lang und tragen nur je 2 Genital- näpfe schief hintereinander und 3 Borsten, von denen 2 die Vorder- spitze einnehmen, während die 3. der Mitte des Außenrands ent- springt. LTnmittelbar neben den genannten kleinen Napfplatten liegt der Mündungshof der Hautdrüse, die sonst in der Nähe des Hinter- rands der 4. Epimere auftritt. Die Genitalnäpfe der Hauptplatten haben eine meist elliptische Gestalt, deren größter Durchmesser bis 32 ,« beträgt. Auf den Innenecken der genannten Platten sieht man je 2 feine Härchen. Sowohl das Vorder- als auch das Hinterende der 160 ,« langen Geschlechtsspalte zeichnet sich durch kräftige Chitinstützkörper aus. Außerdem tieten in der Mitte der Lefzen noch 2 winzige Verhärtungen auf. 342 Eichärd Piersig, Ausfuhr Öffnung. Die Ausmündung'sstelle der Excretions- drüse erreicht eine Größe von ca. 20 i^i und wird von einem kräftig chitinisierten, elliptischen Hof umgeben, dessen längste Achse 40 f-i mißt. Zu beiden Seiten dieses vorn knopfförmig verdickten Chitin- rings finden sich je eine Hautdrüsenölfnung und eine Haarplatte. Fundort. Weiher vor dem Wat Sabatome, Bangkok, Hinter- indien, 23. August 1902. 9. Fiona pseiidouncata n. s2J. (Taf. 16, Fig. 47—51.) M ä n n c h e n. Größe. Die Körperlänge beträgt 1,12 mm, die größte Breite — etwa quer über dem Geschlechtsfeld — 0,83 mm, die Höhe 0,8 mm. Gestalt. Bei Rückenansicht erscheint der Körperumriß ei- förmig. Der hohe Rücken ist nur flach gewölbt; eine Einsattelung der Hinterhälfte konnte nicht beobachtet werden. Bis zur Genital- öffnung verläuft die Bauchfläche fast eben, von da ab wölbt sie sich €twas hervor. Sowohl der Stirnrand als auch der seitliche Hinter- rand zeigen keine nennenswerten Einbuchtungen (Taf 16, Fig. 47). Haut. Die Körperoberfläche ist glatt. Die antenniformen Borsten sind mäßig entwickelt. Augen. Der innere Abstand der beiden schwarz pigmentierten, mittelgroßen Doppelaugen beziffert sich auf 288 /^i. AVährend die Linse des schief nach vorn und außen gerichteten Vorderauges stark gewölbt ist, läßt diejenige des hintern Auges einen mehr flachem, -aber breitern Bau erkennen. Färbung. Die Körperfarbe des konservierten Tiers ist ein bräunliches Gelb. Die Beine erschienen bei durchscheinendem Lichte Jicht lehmgelb. Mundteile. Das Maxillarorgan hat die bei den Piona- Arten übliche Gestalt. Es besitzt bei Bauchansicht die Form eines breiten Kelchs. Die hintern verschmolzenen Fortsätze bilden einen breiten kurzen Fuß (Taf. 16, Fig. 47). Auch die Mandibeln haben den typischen Bau. Palpen. Die Maxillartaster sind etwas stärker als die benach- barten Beinglieder. Das 4. Glied, das nur um ein Geringes länger ist als das kräftige 2. Segment, besitzt auf der Beugeseite einwärts. Süßwasser-Acarinen von Hinteriadien, Sumatra, Java etc. 34H nahe dem distalen Ende einen kurzen, keilförmigen Chitinzapfen und auf gleicher Seite, annähernd in der Mitte des Glieds, doch etwas mehr dem Vorderende zu, einen schief nach vorn gerichteten, zapfenförmigen, mäßig großen Haarhöcker, der auf der Außenseite des Glieds von einem andern, weiter nach vorn gerückten, merkbar längern, begleitet wird. Dem Endglied sind nur winzige, undeutlich voneinander getrennte Chitinhäkchen eigen, von denen der mittlere über die andern hervorspringt. Der Haarbesatz ist spärlich, die wenigen vorhandenen Borsten sind kurz. Bemerkt sei, daß möglicher- weise die beigegebene Abbildung (Taf. 16, Fig. 48) einzelne Borsten nicht wiedergibt, weil sie bei der Präparation verloren gegangen sind. Hüftplatten. Das Epimeralgebiet ragt nicht über den »Stirn- rand des Körpers hinaus. Es nimmt ungefähr '-4 der Bauchfläche ein. Wie in der Regel bei den Männchen sind die einzelnen Platten- gruppen dicht aneinander gerückt. Die beiden ersten Epimeren berühren sich hinter der Maxillarbucht durch einen subcutanen Saum. Am Hinterende senden sie in Gemeinschaft mit den 2. Hüft- platten je einen ebenfalls subcutanen Fortsatz aus, der hakenförmig nach außen gebogen ist und ein wenig unter den Vorderrand der 3. Epimere tritt. Die 3. Hüftplatte hat ungefähr die Breite der vorhergehenden. Nach innen zu ist sie nicht deutlich von der 4. Epimere abgetrennt. Die letzte Platte ist bei weitem die umfang- reichste; sie besitzt hinten eine kräftige, keilförmig ausgezogene Ecke, so daß am Hinterende eine mittlere Bucht entsteht, in der die vordere Hälfte des Genitalfelds liegt. Der Abstand der Hinter- randsecken der 4. Epimeren beträgt 354 f.i (Taf. 16, Fig. 47). Füße. Die Gliedmaßen zeichnen sich durch einen kräftigen Bau aus. Sie sind reichlich mit Borsten und Haaren besetzt. Das 1. Paar erreicht annähernd die Länge des Körpers. Das Endglied ist am distalen Ende schwach keulenartig verdickt. Es trägt eine große 2zinkige Doppelkralle, deren Bau von demjenigen anderer Piona- Arten nicht abweicht (Taf. 16, Fig. 49). Das 2. Beinpaar ähnelt dem vorhergehenden. Wie bei den meisten Pi?owa-Männchen hat das 3. merkbar verkürzte Beinpaar eine eigentümliche Um- gestaltung der beiden letzten Glieder erfahren. Das vorletzte Glied ist auffallend verlängert und erreicht eine Länge von 305 ^i. Am distalen Ende bemerkt man eine Anzahl (wohl 8) kurzer Schwimmhaare. Im Gegensatz hierzu zeichnet sich das Endglied, der Samenüberträger, durch seine Kürze aus (128 /.i). Es ist schwach gekrümmt und am distalen Ende kolbig abgerundet. Die Krallen sind umgeändert. 344 Eichard Piersig, Man bemerkt einen nach vorn gerichteten, schwach Sförmig- gebogenen Stachel und einen nach unten gekrümmten Haken. Außer diesen Gebilden gewahrt man noch einige feine Borsten. Ob eine 2. Kralle rudimentär vorhanden ist, konnte nicht festgestellt werden. Das 4. Beinpaar ist kräftig gebaut und länger als der Rumpf. Das 4. Glied besitzt den tj^pischen Bau. Auf den beiden Seiten der Innern Einbuchtung sitzen eine größere Anzahl kürzerer und längerer Borsten mit abgerundeten oder spitzen Enden (Taf. 16, Fig. 51). Der distale Foi-tsatz der Beugeseite trägt außer einer kurzen Borste 4 nebeneinander gereihte Schwimmhaare. Auch das nachfolgende Beinglied hat an gleicher Stelle 6 — 8 Schwimmhaare. Ein Vergleich lehrt, daß die Krallen des Hinterfußes nur halb so groß sind wie die der beiden vordem Beinpaare. Geschlechtshof. Das äußere Genitalorgan liegt in der durch die weit hervortretenden Hinterenden des 4. Hüftplatten- paars gebildeten Mittelbucht. Es besteht aus 2 scheibenförmigen Genitalnapfplatten , die die Samentaschenöfi'nung umfassen und mit ihren vordem Ausläufern mit den Innenecken der 4. Epimeren sich verschmelzen. Jede Platte umschließt 2 größere und 17 — 20 kleinere Genitalnäpfe, von denen die letztern randständig sind und einen Kreis bilden, der durch den vordem größern Napf geschlossen wird. Der zweite größere Napf liegt mitten auf der Genitalplatte. Der Gestalt nach erinnert die Samentaschenöffnung an das gleiche Ge- bilde von Piona confroversiosa S Pieesig und Piona uncata Koen., welcher Umstand Veranlassung zur Benenniüig der vorliegenden Art gab (Taf. 16, Fig. 47). Die Länge der Samentaschenöffnung beträgt 96 f.1 und die Breite 128 fi. Die größern Genitalnäpfe haben einen Längsdurchmesser von 36 — 40 /.i. Sie besitzen wie alle andern deut- liche Porenöffnungen (Tafel 16, Fig. 25, 47). Anus. Der Ausfuhrgang des MALPiGHi'schen Gefäßes liegt näher dem Hinterrand des Genitalhofs als dem Hinterende des Körpers. Zu beiden Seiten treten Hautdrüsenöffnungen auf. Fundort. Ein einziges Exemplar wurde im Juli 1902 in einem 1300 m hoch ü. d. M, gelegenen kleinen See bei Lembang (nördlich von Bandung), West-Java, erbeutet. Sttßwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra. Java etc. 345 10. Limnesia volzi n, sp, (Taf. 17, Fig. 52-57.) Weibchen. Größe. Der Körper mißt in der Länge 0.90— 0,95 mm, in der Breite 0,76—0,78 mm, in der Höhe 0,58—0,60 mm. Färbung. Die Körperfarbe der konservierten Exemplare ist ein dunkles Grünbraun bis Gelbbraun. Hüftplatten. Füße und Maxillartaster sehen durchscheinend bläulich-grün oder gelblich aus. Auf Rücken und Bauch schimmern die dunklen Eingeweide hindurcli. Von der lichtem Eückendrüse war meist wenig zu sehen. Gestalt. Der Körperumriß erweist sich bei Rücken- oder Bauchlage eiförmig. Weder das Stirnende noch der seitliche Hinter- rand des Körpers besitzt Einbuchtungen. Der Rücken ist in der A^orderhälfte stark gewölbt. Weiter hinten tritt eine Einsattelung auf. Die Bauchfläche verläuft ziemlich geradlinig. Haut. Außer den Hüft- und Genitalplatten hat die vorliegende Species keinerlei größere Hautverhärtungen aufzuweisen. Die Haut- drüsenhöfe sind nur schwach chitinisiert. Ob die an der Oberfläche glatte Körperdecke ganz weich ist oder eine lederartige oder spröde Beschaffenheit besitzt, ließ sich bei den konservierten Exemplaren nicht mit Sicherheit feststellen. Die antenniformen Borsten sind von mäßiger Länge und Stärke. Augen. Die xA.ugen einer Seite sind merkbar voneinander ab- gerückt; das vordere Auge ragt mit seiner Linse beim Anblick von oben über den Vorderrand des Körpers hinaus. Der innere Abstand der beiden hintern Augen, deren Pigmentkörper ziemlich klein sind, beträgt 255 //. Das randständige Augenpaar liegt etwas näher zu- sammen (Taf. 17, Fig. 53). Mundteile. Das Maxillarorgan kennzeichnet sich durch einen nur wenig ausgezogenen Schnabelteil. Die kleine Mundciffnung hat die gewöhnliche Lage. Das Hinterende des Capitulums scheint in einem verschmolzenen Doppelfortsatz auszulaufen, dessen freie Enden zugespitzt sind. Palpen. Die Maxillartaster sind im 2. Glied etwas stärker als die benachbarten Beinglieder. Das Längenverhältnis der ein- zelnen Glieder zueinander ist, auf der Streckseite gemessen, wie 5:32:18:35:11. Auf der Beugeseite des 2. Segments erhebt sich 346 RiCHAKU PlERSIG, auf einem kaum nennenswerten Höcker ein spitz zulaufender Chitin- stift, der ähnlich wie bei Limnesia maculata (Müll.) ein wenig nach hinten geneigt erscheint. Das 4. Glied entbehrt der Schlankheit, die wir sonst bei den Linmesia-Arten antretfen. Außer den beiden fast nebeneinander gestellten, etwas über die Mitte nach vorn ge- rückten ziemlich langen Tasthaaren, die auf unbedeutenden, Üachen Hückerchen stehen, beobachtet man noch 2 hintereinander gestellte kurze Börstchen am Vorderende der Beugeseite. Das ziemlich kurze, nach vorn verjüngte Endglied läuft in 2 übereinander stehende Zähnchen aus. Sowohl die Unter- als auch die Oberseite besitzt je eine feine gekrümmte Tastborste (Taf. 17, Fig. 54). Hüft platten. Das Epimeralgebiet entspricht im großen und ganzen dem Gattungscharakter. Man unterscheidet 4 Gruppen. Die beiden vordem nähern sich zwar hinter dem Capituhim bis auf einen geringen Al)stand. doch sind sie nicht durch ein subcutanes Chitin- band miteinander verbunden. Ein gemeinsamer hakenförmiger Fort- satz am Hinterende der 1. und 2. Epimere fehlt oder ist nur dürftig entwickelt. Die hintern Hüftplattengruppen stehen etwa 80 fi von- einander ab. Sie laufen nach innen in einer spitzen Ecke aus. Die 4. Epimere weist schief nach hinten und außen und hat in dieser Richtung eine Ausdehnung von 180 i^i. während die 3. Hüftplatte nur 80 ^t breit ist. Am gemeinschaftlichen Innenrand trifft man die bekannte Drüsenöffnung und die davon abgerückte Haarpapille an (Taf. 17, Fig. 52). Füße. Die Beine messen vom 1. bis zum 4. Paar in der Länge 0,58 mm, 0.62 mm, 0,62 mm und 0,92 mm. Der Hinterfuß ist am 4. und 5. Glied mit einer Eeihe langer und feiner Schwimm- haare ausgestattet. Fiederborsten am distalen Ende der Glieder konnten nur vereinzelt (am vor- und drittletzten Glied) in ver- kümmerter Form aufgefunden werden. Das Endglied sendet unter- halb der Spitze eine 68 fi lange Borste aus. Hinter ihr zählt man auf der Beugeseite nocii 5 kürzere Borsten, die eine Reihe bilden (Tafel 17, Fig. 57). Die Fußkrallen haben anscheinend einen win- zigen Innen- und Außenzahn, weichen also von der gebräuchlichen Form nicht ab. Geschlechtshof Das äußere Sexualorgan hat in seiner Ge- stalt eine gewisse Ähnlichkeit mit demjenigen von Limnesia koenikei PiERSiG (vgl. Deutschlands Hydrachniden , in: Bibl. zooL, Vol. 22, tab. 22, fig. 56c), nur ist es gestreckter und die vordem Genital- näpfe auf den Geschlechtsdeckklappen von den hintern beiden Paaren Süßwasser-Acarinen von Hinterindioii, Sumatra, Java etc. 347 weiter abgerückt. Die Lauge des Gescblechtshofs beträgt etwa 228 i-i. die größte Breite — im letzten Drittel — 144 u. Der vordere Geiiitalnapf einer jeden Platte besitzt einen lang elliptischen Um- riß. Sein läng-ster Durchmesser beziffert sich auf 68 /<. Die beiden hintern Napfpaare sind so dicht aneinander gerückt, daß dadurch ihre regelmäßige Gestalt beeinträchtigt wird. Sie haben ein mehr Sseitiges Ansehen. Vor den stark verjüngten Vorderenden der Genitalplatten liegt ein moudsichelförmiger ('hitiustützkörper. Der Borsteubesatz auf den Deckplatten ist dürftig zu nennen, doch kann eine oder die andere Borste übersehen worden sein (Taf. 17, Fig. 55). Ausfuhrüffu ung. Das MALPiGHi'sche Gefäß öffnet sich an der gewöhnlicheu Stelle. Männchen. Größe. Etwas kleiner als das Weibchen, mißt das IMännchen 0.68 mm in der Länge, 0,56 mm in der Breite und 0,482 mm in der Höhe. Haut. Wie beim Weibchen scheint die Haut völlig glatt zu sein. Die Hautdrüsenmüuduugen sind von einem nur schwach chitini- sierten länglich runden Hofe umgeben, der auch die daneben stehende feine Haarborste trägt. Die Stirnborsten haben einen Abstand von 134 II. Augen. Der innere Augenabstand der vordem, an den seit- lichen Stirnrand gerückten Augen, die mit ihren kugligeu Linsen über die Haut hinausragen, beträgt 185 (.i. Geschlechts ho f. Wie bei den meisten lAmnesia-Wd^wnoXxtw wird die 108 (.i lange Geschleclitsöffnung allseitig von den Genital- platten eingeschlossen, da dieselben vorn und hinten durch einen Chitinstreifen miteinander verbunden sind. Infolgedessen besitzt der äußere Geschlechtshof eine Länge von 152 ,w und eine größte Breite von 184 ji/. Der Form nach erinnert er an das gleiche Gebilde von Umnesia hoenikei S Piersig (1. c, tab. 22, fig. 56d). Der Abstand des vordem Genitalnapfs von den beiden andern ist nicht so be- deutend als beim Weibchen (Taf. 17, Fig. 56). Fundort. Beide Geschlechter wurden im April 1903 in einem schattigen Tümpel bei dem Ort ßelanie (Rawas), Bezirk Palembang, auf Sumatra in wenigen Exemplaren erbeutet. 348 Richard Piersig, 11. Linmesia Jeinbaitf/ensis ti. np, (Taf. 17. Fig. 58—61.) Weibchen. Größe. Die Kürpeiiäng-e beträgt 1.12 mm, die grüßte Breite, liinter der Genitalgegend, 0,84 mm und die Höhe etwa 0,78 mm. Färbung. Die Körperfarbe des mir zur Verfügung stehenden einzigen Exemplars ist bräunlich-gelb mit schwärzlichen Rücken- flecken, doch ist anzunehmen, daß die Naturfarbe durch die Kon- servierung gelitten hat. Hüftplatten, Maxillartaster und Beinpaare sind hellbräunlich gefärbt. Gestalt. In der Bauchlage erscheint der Körper schön eirund. Einbuchtungen am Stirnrand und an den Seiten des Hinterrands treten nicht auf. Der Bücken weist in der hintern Hälfte keine Einsattelung auf, sondern verläuft gleichmäßig (Taf 17, Fig. 58). Haut. Die Körperdecke ist dünn und glatt. Auch die Haut- drüsenhöfe sind nur schwach chitinisiert. Der gegenseitige Abstand der antenniformen Borsten beträgt 224 f.i. Augen. Die beiden Augen einer Seite sind deutlich von- einander abgerückt. Das vordere Sehorgan liegt am seitlichen Stirn- rand und besitzt eine schmale, hochgewölbte Linse. Das hintere Auge ist etwas kleiner, auch scheint die Linse etwas niedriger zu sein. Bei dem einzigen Exemplar, das zur Verfügung steht, haben die länglichen Pigmentkörper eine schwärzliche Farbe. Mund teile. Das vorn 192 (.i breite und 240 (x lange Maxillar- organ zeigt in der Bauchansicht einen breit gerundeten, nach vorn überragenden Schnabelteil, der über und hinter der rundlichen Mund- öffnung je ein kräftiges, auf rundlichem Höcker sitzendes Borsten- paar trägt. Nach hinten zu vermißt man eine fortsatzähnliche Ver- längerung der Maxillarplatte ; diese ist vielmehr an dieser Stelle breit abgerundet. Das kräftige Grundglied der Mandibeln hat eine Länge von 840 ft und eine Dicke (Höhe) von 85 //. Nach hinten zu ist es in einen langen, au der Spitze schwach gebogenen Fortsatz ausgezogen, der von der Gesamtlänge der Mandibeln die reichliche Hälfte in Anspruch nimmt. Die Klaue erreicht, auf dem Rücken gemessen, etwa eine Länge von 120 i-i. Sie ist stärker gekrümmt als bei TAmnesia nndulata (cf. Deutschlands Hydrachniden, tab. 22, fig. 57d), und ihre konkave Seite entbehrt anscheinend der Zähnelung. Süßwasser-Acaiinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 349 Palpeu. Die Maxillartaster haben eine Länge von 0,9 mm. Sie sind mehr als doppelt so dick wie die benachbarten Beinglieder. Die einzelnen Glieder verhalten sich, auf der Streckseite gemessen, zueinander wie 3 : 14 : 10 : 23 : 6. Das 2., stärkste, 144 ,w dicke Seg- ment besitzt auf der Mitte der Beugeseite einen fast rechtwinklig sich erhebenden, nur schwach nach vorn geneigten, zapfenartigen, 56 u langen Chitinhöcker von ähnlicher Gestalt wie bei Limnesia undulata (Müll.), in dessen freies Ende ein 24 f.i langer, stumpfer Stift eingesenkt ist. Das 3. Glied ist nur wenig schwächer als das 2., doch verjüngt es sich etwas nach vorn. Das vorletzte Segment zeigt die charakteristische Biegung, die wir bei der oben angezogenen Vergleichsart vorfinden. Auf der ßeugeseite treffen wir, etwa zwei Drittel von der Basis des Glieds entfernt, 2 sehr niedrige, rundliche Höcker schief nebeneinander an, deren jeder eine nach vorn ge- krümmte, ziemlich kräftige Borste trägt. Das Endglied läuft an der Spitze in 2 bzw. 3 undeutlich voneinander geschiedene winzige Chitinhäkchen aus. Außerdem bemerkt man einige kurze Härchen, von denen 2 dem Eücken und ein einzelnes der Beugeseite ent- springen (Taf. 17, Fig. 59). Hüftplatten. Das Hüftplattengebiet besitzt im allgemeinen den Gattungscharakter. Am meisten ähnelt es demjenigen von Liniuesia undulata (Müll.i. Auch hier sind die vordem Epimeren- gruppen hinter dem Maxillarorgan (Capitulum ) durch einen subcutanen Chitinstreifen miteinander verbunden. Bei der vorliegenden Art vermißt mau jedoch die volle Entwicklung der hakenartigen Fort- sätze am Hinterende der 1. und 2. Epimere. Der Zwischenraum zwischen den vordem und hintern Hüftplattengruppen ist an sich schmal, er wird noch beeinträchtigt durch subcutane Säume, die jede Plattengruppe umschließen. Das gemeinschaftliche Innenende der 3. und 4. Epimere zeigt einen stark chitinisierten Rand, der bogig verläuft und nicht mit eckigen Vorsprüngen vorn und hinten versehen ist wie bei der Vergleichsart (Taf. 17, Fig. 58). Füße. Die Beine messen vom 1. bis 4. Paar an Länge: 0,91 mm. 1,12 mm, 1.04 mm und 1,47 mm. Die beiden Grundglieder des 4. Beins sind kräftiger als . die des vorletzten Beins. Diese wieder übertreffen in dieser Richtung die Grundglieder der beiden vordem Beinpaare. Im allgemeinen ähnelt die Beborstung der Extremitäten derjenigen von FAnwesia undulata (Müi.l.), doch sind die Fiederborsten an der Innenseite des 3. Glieds länger und nur an dem distalen Ende gefiedert. Das Gleiche gilt auch von den 350 Richard Piersig, Borsten der Beugeseite des 2. Segrnents. Lange Schwimmhaare sieht man am 4. und 5. Glied. Sie sind ähnlich wie bei der Ver- gleichsart je in einer Reihe angeordnet, die sich bis über die Mitte der Segmente nach hinten zieht. Über die Verteilung der sonstigen Borsten gibt am besten und genausten die beigegebene Abbildung Auskunft (Taf. 17, Fig. 60). Das H. Beinpaar weist einen ähnlichen Haarbesatz auf wie das 4. Ein Teil der Borsten auf der Beuge- seite und am distalen Ende der Glieder ist ebenfalls vorn fein ge- fiedert. Das 4. und 5. Segment sind mit .5 bzw. 7 langen, feinen Schwimmhaaren besetzt. An den beiden vordem Beinpaaren ver- mindert sich die Borstenbewaflfnung. Ein einzelnes kürzeres Schwimm- haar tritt nur am distalen Ende des drittletzten Glieds des 2. Fußes auf. Die an den Gliedenden sitzenden Degenborsten fallen durch ihre Länge auf. Die Fußkralle ist mit einem innern und einem äußern kleinen Nebenzahn ausgestattet, die schwer wahrnehmbar sind, w^eil sie der Hauptkralle dicht anliegen. Geschlechtshof. Das 160 /< breite und 185 ^f lange äußere Genitalorgan liegt mit seiner vordem Hälfte in der medianen Bucht, die durch die hintern Hüftplattengruppen gebildet wird. Im Umriß erinnert es an den Geschlechtshof von Limnesia maculata (Müll.), doch ist die Verbreiterung der Genitaldeckelplatten nach hinten ge- ringer. Jede Platte zählt 3 Genitalnäpfe, von denen der vorderste von den beiden dicht aneinander gelagerten durch einen Zwischen- raum geschieden ist, der nicht ganz den Durchmesser der Näpfe er- reicht. Die äußere Umrandung der Genitalnäpfe zeigt zackige und wellige Unebenheiten. Vor dem Geschlechtshof liegt ein breiter, bogenförmig gekrümmter Chitinstützkörper von ähnlicher Gestalt w^ie bei dem Weibchen von Limnesia histrionica (Herm.). Bemerkt sei noch, daß die Außenränder und besonders das Hinterende der Genitalnapfplatten stark verdickt sind (Taf. 17, Fig. 61). Der Ausführungsgang der MALPiGHi'schen Gefäße (Rückendrüse) liegt etwa in der Mitte zwischen Genitalhof und Hinterleibsende. Fundort. Kleiner See bei Lembang (nördlich von Bandung) auf West-Java. 1300 ra ü. d. M. (Juli 1902). SüßAvasser-Acarinen von Hiuterindieii. Sumatra, Java etc. 351 12. Aiuasltt ininimits n. sp. (Taf. 15, Fig. 37—39.) Grüße. Das einzige Exemplar der Sammlung: mißt in der Länge 0,48 mm. in der Breite 0,43 mm und in der Höhe 0,29 mm. Gestalt. Bei Bauch- oder Rückenansicht erweist sich der Körperumriß als breit eiförmig. Das Stirnende ist geradlinig ab- gestutzt. An den Seitenrändern bemerkt man, etwas hinter der Mitte, je 2 hintereinander gelegene, etwa 80 /< voneinander abge- rückte, flache Höcker, auf denen seitlich ein Härchen eingelenkt ist. Der Rücken des niedergedrückten Körpers weist in der Mitte eine unregelmäßige Einsattelung auf, die möglicherweise erst bei der Konservierung des Tierchens infolge Schrumpfung entstanden sein kann (Taf. 15. Fig. 37 u. 38). Haut. Die Körperhaut ist panzerartig erhärtet. Wie bei Arrhennrus, Mideopsis. Midea und andern Gattungen tritt ein ge- schlossener Rückenbogen auf, der den kleinern Rückenschild von dem allseitig übergreifenden Bauchschild trennt. Die Ränder beider Panzerschalen sind verdickt. Die die Haut scheinbar durchbohrenden Poren sind klein. Die Mündungen der Hautdrüsen auf Rücken und Bauch haben die gewöhnliche Stellung. Die kleinen Abweichungen verdeutlicht am schnellsten die beigegebene Abbildung (Taf. 15. Fig. 38). Die Stirnborsten sitzen auf rundlichen Höckern und sind stark gekrümmt. Färbung. Die winzige Hydrachnide ist schön bläulich-grün gefärbt. Es erinnert in dieser Beziehung an Arrhenurus novus George. Bei durchscheinendem Licht mischt sich bei den Beinen in die Grundfarbe ein lichtes Braun. Augen. Die beiden Augen einer Seite liegen schief hinter- einander am seitlichen Vorderrand des Körpers. Sowohl das Vorder- ais das Hinterauge besitzen hochgewölbte, über die Körperdecke hinausragende, kuglige Linsen. Ob die Pigmentflecke aneinander stoßen, konnte infolge der Färbung der Panzerdecke nicht fest- gestellt werden (Taf. 15, Fig. 38). Mund teile. Das Maxillarorgan zeigt in der Bauchansicht die Kelchform. Der Schnabelteil springt breit gerundet vor. Einschließ- lich dieser Hervorwölbung mißt das Capitulum ca. 120 (.i in der Länge und 85 — 90 fi in der Breite (am Vorderende). Um die runde Mundötfnung stehen 2 winzige Borstenpaare. Die poröse, nach 352 Richard Pieksig, hinten breit abgerundete Maxillarplatte besitzt anscheinend keine hintern Fortsätze, wenig^stens lassen sie sich beim Tier in toto nicht feststellen. Die Porosität nimmt nach dem proximalen Ende ab. Die Oberseite des Capitulums sendet an den Hinterecken je einen schmalen, spitz zulaufenden Prozeß aus. Die Mandibeln sind 2gliedrig-; das Endglied zeigt eine mäßige Krümmung. Auf seiner Innenseite ist es gezähnelt. Palpen. Die Maxillartaster sind in ihrem 2. Glied fast doppelt so dick wie die benachbarten Beinglieder. Ihre einzelnen Glieder verhalten sich zueinander wie 4 : 18 : 12 : 24 : 6. Auf der Beugeseite des 2. Segments erhebt sich, nur wenig über die Mitte nach vorn gerückt, ein niedriger gerundeter Höcker, auf dem eine feine, mäßig lange Haarborste eingelenkt ist. Weiter bemerkt man noch 2 Borsten auf der Streckseite, eine davon am distalen Ende, die andere etwa in der Mitte. Das 3. Glied hat nur einzelne feine, mittellange Haare auf dem Rücken und den Seiten. Auf der Beuge- seite des vorletzten Segments, das eine schwache Krümmung auf- weist, erheben sich 2 Tasthärchen, von denen das eine auf einem niedrigen Höckerchen sitzt, der die Unterseite des Glieds in einen kleinern vordem und einen größern hintern Abschnitt teilt. Das 2. Tasthärchen ist noch weiter nach vorn gerückt. Das Endglied fällt durch seine Kürze auf. An seiner Spitze läuft es in 3 kleine, aber deutlich wahrnehmbare Nägelchen aus. Auf dem Rücken er- hebt sich eine kurze, nach unten gebogene Borste (Taf. 15, Fig. 39). Hüft platten. Die feinporösen, an den Rändern stark ver- dickten Epimeren sind dicht aneinander gerückt. Das 1. Paar ist hinter der Maxillarbucht, ähnlich wie bei den ArrJienuriis-Formen. völlig miteinander verschmolzen. Die 2. Hüftplatte besitzt die be- kannte keilförmige Gestalt. Sie ist mit der ersten durch eine stark verdickte Naht verbimden. Die 3. und 4. Epimere sind nach den Innenecken zu undeutlich voneinander abgetrennt. Ähnlich wie bei Teutonia primaria Koen. hat die 4. Hüftplatte eine unregelmäßig viereckige Gestalt. Die gemeinschaftlichen abgerundeten Innenecken der beiden hintern Hüftplattengruppen nähern sich bis auf einen geringen Abstand, der außerdem noch durch subcutane Säume redu- ziert wird. Fast mitten auf der 4. Epimere befindet sich ein stigmen- ähnliches Gebilde. An der abgerundeten hintern Innenecke der 4. Hüftplatte bemerkt man eine besonders starke Verdickung des Rands (Taf. 15, Fig. 37). Beine. Das 1. Beinpaar erreicht noch nicht ganz die Körper- Süßwasser- AcariD eil von Hinterindieu, Sumatra. Java etc. 353 länge. Die einzelnen Glieder sind verhältnismäßig- stämmig- und dick. An den distalen Gliedenden treten kürzere oder längere Borsten anf, von denen einzelne eine feine Fiederiing erkennen lassen. Die Beugeseite des 2. Segments trägt eine besonders lange Borste. Ähnlich ausgestattet ist auch das 2. Beinpaar. Am 3. Fuß fällt eine leichte Verkürzung auf. Das vorletzte Glied besitzt 2 feine, lange Haare. Der Hinterfuß endlich, der eine Länge von 608 f.i aufweist, ähnelt insofern dem Linmesia-Fu&, als das zugespitzte End- glied nicht mit Xrallen bewaifnet ist. Auf der Beugeseite des 3. — 6. Segments sieht man je eine vom distalen Ende nach rückwärts verlaufende Borstenreihe. Bei einzelnen Borsten konnte eine feine Fiederung festgestellt werden (Taf. 15, Fig. 37). Außerdem bemerkt man am Ende des 4. und 5. Glieds 2 bzw. 1 Schwimmborste. Das Endglied ist auf der Beugeseite mit 3 kräftigen Borsten ausgestattet, während die Streckseite nur 3 feine Härchen aufweist. An der krallenlosen Spitze sind seitlich einige winzige Härchen eingelenkt, die jedoch nicht als verkümmerte Klauen angesehen werden können. Geschlechtshof. Das äußere Sexualorgan liegt zum größern Teil in einervon den beiden hinteruHüftplattengruppen gebildeten Bucht. Die Genitalöffnung wird durch 2 napflose, feinporöse Chitinklappen verschlossen, die zusammen ein mit abgerundeten Ecken ausgestattetes Rechteck darstellen, dessen Länge etwa 120 /<, dessen Breite 100 in beträgt. Allem Anschein nach ist der Innenrand der Deckklappen mit einer Reihe feiner Börstchen besetzt, doch konnte die Zahl der- selben mit Bestimmtheit nicht festgestellt werden. Längs der Genital- öffnuiig sind die Lefzenränder mit je 12 kleinen, in einer Längsreihe angeordneten, runden Genitalnäpfen versehen, die für gewöhnlich nicht beobachtet werden können, weil sie von den Genitalklappen verdeckt werden. Zu beiden Seiten des Geschlechtsorgans liegen je eine Drüsenöffnung und eine Haarpapille, die dicht an den Hinter- rand der 4. Hüftplatte herangerückt sind (Taf. 15, Fig. 37). After. Die Öffnung des großen Excretionsorgans (des Mal- piCrHrschen Gefäßes) befindet sich hart am Hinterende der Bauch- fläche. Fundort. See Sitoe, Bagendiet bei Garoet auf West-Java (16. Juli 1902). Bemerkung. Unterscheidet sich von Amasis nüoHcus (vgl. Hydrachniden aus dem Sudan von Ekik Nordenskiüld, in: Results of the Swedish zool. Expedition to Egj^pt and the ^\'hite Nile 1901, p. 9, fig. 5a, b) durch die Anzahl der Saugnäpfe auf jeder Seite der Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 24 354 Richard Piersig, Geschlechtsöfthimg' und durch die Seitenrandhöcker. Auch läuft das Endglied der Maxillartaster nicht in eine einfache Spitze aus. sondern trägt 3 deutliche, wenn auch winzige Zähnchen. 13. Bi'cichypodopsis coerulea n. sp. (Taf. 15, Fig. 34—36.) W e i b c h e n. Größe. Die Körperlänge beträgt 416 ^i, die größte Breite — etwa in der Mitte des Rumpfs — 320 //. Gestalt. Der Körperumriß ist bei Bauchansicht kurz eiförmig. Das Vorderende des Rumpfs zeigt einen breiten, geradlinigen Stirn- rand, über dem ein Paar mäßig entwickelte antenniforme , schwach gebogene Borsten hinausragen. Am abgestutzten Hinterende des Körpers bemerkt man einen lichten Saum , der in der Medianlinie einen kurzen Einschnitt aufweist (Taf. 15, Fig. 34). Haut. Die Körperdecke setzt sich aus 2 Panzerschalen, dem Bauchschild und dem Rückenschild, zusammen, die vorn und hinten einander mehr oder weniger innig berühren, an den Seiten aber durch je eine schmale, mit weicher Haut ausgekleidete Furche deutlich voneinander geschieden sind. Die Ränder der beiden Panzer- schalen weisen an diesen Stellen eine saumartige Verdickung auf. Wie bei der in Deutschland in Gebirgsbächen aufgefundenen zweiten Art der vorliegenden Gattung, Br. graciUs Piersig. sind die Panzer- platten von zahllosen, in kleinen Gruppen vereinigten, winzigen Poren durchbrochen. Bei auffallendem Licht läßt sich eine feine Körnung der Hautoberfläche wahrnehmen. Die Anordnung der Haut- drüsenöflfnungen stimmt nicht ganz mit der der Vergleichsart überein. Die dazu gehörigen Borsten sind sehr fein und ihr Vorhandensein infolgedessen selten festzustellen; nur am Hinterende des Rumpfs ragen sie über den Körperrand hinaus (Taf. 15, Fig. 35). Auge. Die beiden, schwarz pigmentierten Doppelaugen liegen etwa 108 /< voneinander entfernt. Ungefähr 24 f^i vom Stirnrand abgerückt, werden sie vom Dorsalpanzer völlig bedeckt. Die Pigment- flecke der Augen einer Körperseite sind miteinander verschmolzen und besitzen einen gemeinschaftlichen Querdurchmesser von 28 f-i. Bei Rückenansicht des Tiers wird nur die schief nach außen und vorn gestellte Vorderlinse deutlich sichtbar. Mundteile. Das Capitulum gleicht dem der Vergleichsart. Süßwasser-Acarinen von Hinterindieii. Sumatra, Java etc. 355 Wie bei diesem befindet sich der kurze, konische ]\Iiindkeg-eI auf der Unterseite des Maxillarorgans. Der nach hinten gerichtete Fortsatz des Capitulnms ist nur undeutlich wahrnehmbar. Sein freies Ende läuft in 2 seitlich g-erichtete kurze Spitzen aus (Taf 15, Fig-. 34). Palpen. Im Vergleich zu Br. gracilis Piersig sind die Maxillartaster der vorliegenden Art viel dicker und stämmiger. Während bei jener das Längenverhältnis der einzelnen Glieder zu- einander in ihrer natürlichen Reihenfolge auf der Streckseite durch die Zahlen 7 : 10 : 7 : 16 : 6,25 wiedergegeben wird, tritt bei der neuen Art folg-ende Proportion auf: 7 : 18 : 7 : 16 : 7. Das 4. Glied unter- scheidet sich vor allem von demjenigen der Vergleichsart durch seine auffallende Dicke, die fast der des 3. Segments gleichkommt. Die Haarborsten der Beugeseite des 2. Glieds stehen nebeneinander etwa gleich weit von der Basis und dem distalen Ende entfernt. Das Endglied endigt in einem kürzern obern und einem längern untern Zahn (Taf 15, Fig. 36). Hüftplatten. Das Epimeralgebiet ist nach hinten und den Seiten mit dem allgemeinen Bauchpanzer verschmolzen; nach vorn zu wird es durch eine Einsenkung vom Vorderteil des Rumpfs ab- gedrängt. Die einzelnen Hüftplatten lassen nur an den Außenenden eine schwache Abgliedernng erkennen. Im Gegensatz zu Br. gracilis Piersict tritt bei der neuen Ai't die mit Spitzen besetzte vordere Ecke der 1. Epimere keilförmig über das Capitulum hinaus. Die Verteilung der Hautdrüsenöffnungen und Muskelansatzstellen ersieht man am besten an Fig. 34, Taf 15. Beine. Die Füße sind etwas reichlicher beborstet als bei der Vergleichsart. Der Hinterfuß ist von Körperlänge; nach vorn zu werden die Gliedmaßen gradweise kürzer, so daß der Vorderfuß etwa -/g der Länge des 4. aufweist (Taf 15, Fig. 34). Geschlechtshof Das fest an das Hinterende der Bauch- tiäche gerückte äußere Genitalorgan ähnelt demjenigen der deutschen Art, doch ist es wesentlich länger und breiter. Der innere Hof des Geschlechtsfelds, der von dem Bauchpanzer fast allseitig umgrenzt wird, besitzt eine Breite von 92 /< und eine Länge von 88 f^i (ein- schließlich des vorn gelegenen, vom Bauchpanzer überdeckten Teils. Wie bei der Vergleichsart treten jederseits dieses innern Genital- hofs 4 in einem Bogen geordnete Genitalnäpfe auf, die auf dem Ventralschild aufgelagert sind (Taf 15, Fig. 34). After. Die Öffnung des MALPiGHi'schen Gefäßes, fälschlich 24* 356 Richard Piersig, Anus genannt, liegt dorsalwärts in einer kleinen Mulde am Hinter- ende der Dorsalplatte. Fundort. Siam. Ein einziges Exemplar wurde in einem Tümpel beim Wat (Tempel) Sabatome in Bangkok am 23. August 1902 erbeutet. 14. Arrhemifus nculeatifrons n. si^. (Taf. 13, Fig. 9—12 und Taf. 18, Fig. 64—69.) Männchen. Größe. Die Körperlänge beträgt — einschließlich des zapfen- förmigen Stirnhöckers und des Anhangs — 0.848 mm, die größte Breite des Rumpfs — etwa über der Mitte — 0,368 mm und die größte Höhe ebenfalls 0,368 mm. Färbung. In der Körperfarbe gleicht die vorliegende Art am meisten dem Arrh. globator (0. F. Müllee), doch ist ein etwas bläu- licher Ton vorherrschend. Au manchen Stellen schimmern bräunlich- gelbe Flecken durch die Körperhaut. Der Stirnstachel ist fast durchsichtig. Auch die Beine sind lichter gefärbt. Gestalt. Das Vorderende des Rumpfs läuft in einem stachel- spitzigen medianen Zapfen aus. der, wie die Seitenansicht des Tiers lehrt, schief nach vorn und oben gerichtet ist. Der schmale, nur 160 /ii breite Stirnrand springt etwas vor. Die Seitenränder des Rumpfs entbehren charakteristischer Einbiegungen und Vorsprünge. Von der Mitte her nimmt die Körperbreite wieder ab. Deutliche Hinterrandsecken treten nicht auf. In der Seitenlage des Tiers be- merkt man, daß der hochgewölbte Rücken Höcker und Auswüchse nicht aufweist. Die Bauchfläche ist abgeplattet. Dem Körperanhang nach gehört die vorliegende x\rt zu der Gruppe, die durch Arrh. caudatus (de Geer), Arrl}. globator (0. F. Müller) und Arrh. securi- formis Piersig repräsentiert wird. Am Grund stark eingeschnürt und ungefähr 96 i-i dick, verbreitert er sich nach dem freien Ende zu und erreicht einen Querdurchmesser von 176 /n. Im letzten Viertel verjüngt sich der Anhang wieder und schließt in breiter Rundung ab. In der Bauch- oder Rückenansicht erscheint seine Gestalt fast spateiförmig. Der Hinterrand trägt in der Mitte eine unbedeutende, leicht zu übersehende Einkerbung. Die Seitenansicht ergibt, daß der Körperanhang etwa in der halben Höhe des Rumpfs entspringt. Sowohl der Rücken als auch die Bauchfläche des Körpers biegen Süßwasser-Acarinen vou Hinterindien, Sumatra, Java etc. 357 stark nach der stark eingeschnürten Basis des Anhangs um. In der Mitte ist der letztere auf dem Rücken stark gewölbt, um schließlich nach dem freien Ende hin schräg nach unten abzufallen. Die Seitenränder dieser Abschrägung begrenzen eine 125 {.i breite und annähernd ebenso lange, nach oben gekehrte Mulde, die das letzte Drittel des Anhangs einnimmt. Besondere Gebilde in der genannten Aushöhlung konnten nicht festgestellt werden. Nach vorn zu scheint sich die Umgrenzung der Mulde leistenai^ig zu ver- dicken (Taf. 13, Fig. 9). Haut. Der Hautpanzer hat die übliche Beschaifenheit. In der Tiefe scheinen die benachbarten Porenkanäle zu 2 oder 3 zusammen- zulaufen; wenigstens konnte diese Erscheinung auf dem Anhangs- rücken beobachtet werden. Der Eückenbogen tritt nicht mit seinem Hinterende auf die Seitenliächen des Anhangs über, sondern ist all- seitig geschlossen. Der Rückenschild liegt auf der Mitte des Rückens und ist fast kreisrund. Die Stirnborsten, von denen das untere Paar besonders kräftig- entwickelt ist, sind auffallend lang. Auf dem Anhang zählt man 4 Borstenpaare, deren Beschaffenheit und Verteilung am besten aus der beigegebenen Zeichnung (Taf. 13, Fig. 9) zu ersehen ist. Augen. Die beiden großen, dunkel pigmentierten Doppelaugen sind weit nach vorn gerückt. Sie liegen auf besondern Empor- Avölbungen. Ihr gegenseitiger Abstand beträgt ca. 70 //. Palpen. Die Maxillartaster gleichen denen des Weibchens, weshalb auf deren Abbildung verwiesen wird (Taf. 18, Fig. 68). Hüftplatten. Das Epimeralgebiet entspricht dem bei der Gattung Arrhemirus typischen Bau. Wie bei den meisten Arten sind die Vorderecken des 1. und 2. Hüftplattenpaars keilförmig aus- gezogen. Wie beim Weibchen entbehrt der Hinterrand der 4. Epimere eine scharfe Abgrenzung; besonders der eckige Vorsprung tritt nur undeutlich hervor. Die Oberfläche der Hüftplatten ist fein gekörnelt. Bei stärkerer Vergrößerung bemerkt man besonders auf der Innern Hälfte der Platten rundliche, geschlossene oder offene Inselbildungen oder Verdickungen. Füße. Die Beine nehmen vom 1.— 4. Paar an Länge zu. Die Hinterfüße messen 685 (.i. erreichen also noch nicht die Gesamtlänge des Körpers. Die einzelnen Beinglieder sind reichlich mit kurzen und langen Borsten besetzt. Das 4. Glied des Hinterfußes übertriff't alle andern Glieder an Länge. Ein eigentlicher Sporn oder Fortsatz fehlt, doch setzt sich das distale Ende etwas über die Einlenkungs- 358 Buhard Piersig, stelle des nächsten Glieds fort. An dieser Stelle treten 2 Schwimm- liaarbüschel auf, von denen das eine anscheinend einige Haare mehr besitzt als das andere. Die beiden letzten Glieder sind verhältnis- mäßig kuiz. Die einzelnen Glieder des 4. Beins verhalten sich be- züglich ihrer Länge zueinander wie 5:7:8: 10,5 : 7 : 8,5 (Taf. 13. Fig. 12). Geschlechtshof. Das äußere Genitalfeld liegt am Hinter- rand der Yentralfläche. Die kleine Genitalüifnung wird von schmalen, sichelförmigen Lefzen umschlossen, an denen sich quer gestellte Napfplatten anschließen, deren Abgrenzung von dem benachbarten Bauchpanzer sehr undeutlich ist. Ihre Enden reichen anscheinend bis zu den Seitenflächen des Rumpfs empor. Die Genitalnäpfe sind kleiner als die Panzerporen. W e i b c h e n. Größe. Das Weibchen mißt in der Länge 688 ^, in der Breite 540 f.1 und in der Höhe 480 /.i. F ä r b u n g. Der Körper hat eine ausgesprochen bläuliche Farbe ; nur hier und da treten bräunliche Flecken auf. Die Beine und Palpen sind lichter gefärbt, auch geht bei ihnen das Bläuliche oft ins Hellbräunliche über. Der stachelartige Fortsatz des Stirnrands ist fast durchsichtig. Gestalt. In Rücken- oder Bauchansicht besitzt der Körper einen eiförmigen, fast elliptischen Umriß, mit der größten Breiten- achse quer über der Mitte des Rumpfs. Eigentümlicherweise springt das 240 /Li breite Stirnende schwach bogenförmig vor und sendet wie beim Männchen in der Mitte einen scharf zugespitzten, konischen Zapfen aus. Sowohl der Stirnrand als auch der Hinterrand des Körpers ist durch unbedeutende abgerundete Ecken von den Seiten- rändern abgesetzt. Die Einbuchtungen in den Augengegenden und am Hinterende des Körpers sind nur angedeutet. Wie die Seiten- ansicht des 1'iers lehrt, steht dem hochgewölbten Rücken eine Bauch- seite gegenüber, die in der vordem Hälfte flach erhöht ist und nach hinten zu schräg nach dem breit abgerundeten Hinterende des Rumpfes abfällt (Taf. 18, Fig. 65-67). Augen. Die beiden mittelgroßen, schwarz pigmentierten Doppel- augen liegen nahe dem Vorderende des Körpers auf kleinen An- schw^ellungen in einem gegenseitigen Abstand von 135 /i. Haut. Die dicht aneinander gedrängten Panzermaschen haben einen Durchmesser von 14—16 /i. Der Rückenbogen besitzt wde der Süliwasser-Acarinen von Hinteriudien. Sumatra. Java etc. 359 Körper bei Rückenansicht eine langeiformige, fast elliptische Gestalt. Er reicht, bei einem Abstände von 160 ft von der Spitze des Stini- zapten, bis an das Hinterende des Körpers. Von den Stirnborsten zeichnet sich das untere Paar durch seinen kräftigen Bau aus. Maxillarorg-an und Palpen. Das Capitulum hat den üblichen Bau. Es ist am freien Ende etwa 95 u breit, 112 i.i lang und 120 u hoch. Der ^lundkegel besitzt eine abgerundete Spitze. Die 125 /ii lange Mandibel zeichnet sich durch ein stämmiges Grund- glied und ein stark gebogenes Krallenglied aus. Das Längen- verhältnis der ]\laxillartasterglieder wird, auf der Streckseite gerad- linig gemessen, durch folgende Zahlenreihe ausgedrückt : 5:14:7:16:9. Das kurze Grundglied ist von nur geringer Stärke. Das 2. Palpen- glied hat eine gewölbte Sti'eckseite und eine mehr abgeplattete Unterseite. Auf der keilförmig vorspringenden, mit einer abge- rundeten Spitze versehenen distalen Ecke der Beugeseite des vor- letzten Glieds bemerkt man auf der Innenfläche eine kräftige und ungewöhnlich lange Tastborste. Die feinen Haargebilde am Vorder- rand des genannten Glieds sind stark verkümmert und anscheinend ohne Verdickungen oder Gabelbildungen. Wie man aus der bei- gegebenen Abbildung (Taf. 18, Fig. 68 1 ersehen kann, ist der Borsten- besatz der einzelnen Glieder nicht allzu reich, doch sind einige Haare recht kräftig entwickelt. Auf der Innenfläche des 2. Palpenglieds treten 3 Borsten auf. von denen die eine in der Mitte entspringt, während 2 kürzere nahe der Beugeseite inseriert sind. Das Krallen- glied trägt sowohl auf der Beugeseite als auch auf der Streckseite je eine Borste. Hüftplatten. Die beiden vordem Hüftplattenpaare sind mit spitzen, keilförmigen Vorderecken ausgestattet. An der 4. Epimere fällt auf, daß der Hinterrand nur undeutlich hervortritt. So stellt man seinen Verlauf beim nicht mit Kalilauge behandelten Tier als annähernd geradlinig fest, während das aufgehellte Individuum deutliche Ecken aufweist (Taf. 18. Fig. 64). Die Oberfläche der Hüftplatten ist fein gekörnelt; bei durchfallendem Licht machen sich Inselbildungen bemerkbar. P'üße. Die mäßig langen Beine unterscheiden sicli nicht von denen anderer Arrlienurus-W eihchen. Geschlechtshof. Das äußere Genitalorgan liegt dem Epimeral- gebiet näher als dem Hinterende des Körpers. Die Genitallefzen bilden zusammen eine 112 /.i lange und ebenso breite, fast kreis- förmige Scheibe, von deren Außenrand jederseits ein Napffeld schief 360 lilCHARD PlERSIG, nach außen und hinten sich erstreckt, dessen Umrandung nur un- deutlich hervortritt. Das ganze Geschlechtsfeld erinnert an eine kurz geflügelte Ahornfrucht. Die Genitalnäpfe sind kleiner als die Maschen des Hautpanzers. Sie lassen, besonders nach innen zu, merkbare große Zwischenräume zwischen sich (Taf. 18, Fig. 64). Ausfuhröffnung. Die Excretionsdrüse öffnet sich unweit des hintern Körperendes. Eier. Im Innern der Leibeshöhle befanden sich 6 — 8 kugel- runde Eier, deren Durchmesser 136 — 144 [.i betrug. F u n d 0 r t. West- Java ( See Sitoe, Bagendiet bei Garoet i, 16. -Juli 1902. 15. Arj'henurus pseucloafflnis n. sp. (Taf. 18, Fig. 76—77; Taf. 19. Fig. 78—81 und Taf. 20, Fig. 94—97.) Männchen. Größe. Die Länge des einzigen Männchens, welches die Sammlung enthält, beträgt ohne Petiolus etwa 0.96 mm, die größte Breite — über der Mitte des Rumpfs — 0,76 mm und die Höhe mit Einschluß der Rückenhöcker 0,64 mm. Färbung. Die Körperfarbe hat anscheinend durch die Kon- servierungsflüssigkeit gelitten. Man kann jedoch annehmen, daß der Rumpf mehr oder weniger stark blau gefärbt ist. ^^^ährend die Höcker und die Ränder diese Färbung festgehalten haben, schimmert an andern Stellen ein gelblicher bis grünlicher Ton durch. Am meisten erinnert das Tierchen in seiner Tingierung an Arrh. rohustus PlERSIG. Gestalt. Das Stirnende ist kräftig ausgebuchtet, ebenso der vordere Seitenrand, so daß die Stirnhöcker deutlich hervortreten. Dieselben sind nach außen hin breit abgeschrägt und tragen auf dem Rücken die beiden Doppelaugen, welche wiederum auf einer schwachen EmporwcUbung sitzen. In Rücken- oder Bauchansicht treten die Hinterrandsecken des Rumpfs in breiter Rundung hervor. Der Körperanhang ist nur durch eine schwache Einschnürung vom Rumpf abgesetzt. In der Mitte erreicht er nur eine Länge von etwa 0,160 mm, während die Eckfortsätze — von der Ansatzstelle des Anhangs aus gerechnet — 0,240 mm lang sind. Der Hinterrand des Anhangs besitzt auf seiner Höhe 1 Paar eng nebeneinander gestellte Höckerchen. Unter denselben befindet sicli ein kurzes, hvalines Süßwasser-Acariuen vou Hinteriudien, Sumatra, Java etc. 361 Häutchen, dessen kurze, schwach konvergierende Seitenränder unter Bildung spitzer Ecken in den leicht ausgerandeten Hinterrand über- gehen. Eechts und links von ihm, wenn auch nicht in gleicher Höhe, treten 2 Vorsprünge auf, deren Kuppen je eine kräftige und lange Borste aufweisen. x4uch auf der Unterseite des Anhangs bemerkt man ein auf beide Seiten des Petiolus verteiltes Höckerpaar, das in breiter ßundung nacli hinten vorspringt und ebenfalls je eine schwimmhaarähnliche Langborste auf jeder Kuppe aussendet. Näher am Petiolus, gewissermaßen als seitliche Einfassung desselben, ent- springen auf kleinen Höckern 2 Krummborsten, die mit ihren Enden nur wenig über den erstem hinausragen. Der nach hinten schwach verbreiterte, Stäbchen artige Petiolus reicht w^eiter nach hinten als die abgerundeten Enden der anscheinend noch nicht voll aus- gebildeten Eckfortsätze. Er erinnert in seiner Gestalt an das gleiche Gebilde von Arrh. radiatus Pieesig, doch ist er kürzer. Seine Länge beträgt 144 /.-, seine Breite am freien Ende 64 .«. In der Seiten- ansicht des Tiers ähnelt der Petiolus demjenigen von Ärrh. affmis KoEN. Man kann seine Form mit dem Schnabel eines Boots ver- gleichen. Am Grund etwa 96 u hoch, läuft er am distalen Ende in eine Spitze aus. Auf der Oberseite sitzt ein schief nach oben und hinten gerichteter Zahn. Von oben gesehen, erscheint der zapfen- förmige Vorsprung ähnlich gestaltet wie bei dem Männchen von Arrh. maximus Piersig. Sonst stielartig schmal, verbreitert er sich nach dem freien Ende des Petiolus hin und bildet eine Art Laffe. Der Rumpfrücken trägt vor der Mitte an den Außenseiten des Rückenbogens je einen Höcker, der keilförmig emporragt und nach vorn zu einen steilern Abfall hat als nach hinten. Mciglicherweise ist derselbe noch nicht völlig ausgebildet. Innerhalb des Rücken- bogens treten größere Emporw^ölbungen nicht auf; nur am Hinter- rand der Rückenplatte bemerkt man 2 nebeneinander gestellte, nur durch eine schwache mediane Einbuchtung getrennte, niedrige Rund- höcker (Taf. 19, Fig. 78—81). Haut. Die Panzerung der Haut scheint noch nicht ganz ab- geschlossen zu sein, wenigstens läßt die maschenförmige Struktur derselben solclies vermuten. Die einzelnen Maschen haben einen Durchmesser von 24 — 28 /<. Der Bauchpanzer greift allseitig auf den Rücken über. Der Rückenschild ist etwa 192 ,u vom Stirnrand abgerückt und reicht bis an den Hinterrand des Rumpfs heran. Der Rückenbogen schließt denselben nach dem Anhang hin nicht ab. 362 RlCIlARW PjERSKi. sondern seine beiden Enden treten auf den Seitenrand der sog. p]ckfortsätze über, wo sie allmählich verschwinden. Augen. Die beiden mittelgroßen, schwarz pigmentierten Doppel- augen haben eine gegenseitige Entfernung von 304 in. Sie liegen unter dem Hautpanzer und sind infolgedessen undeutlich zu sehen (Taf. 19, Fig. 78). Palpen. Die Glieder der Maxillartaster verhalten sich, auf der Streckseite gemessen, in ihrer Länge zueinander wie 9:19:16:27:15. Sowohl das 2. als auch das 4. Segment besitzen einen am Grund stark gebogenen Rücken. Die Säbelborste auf der Innenfläche der breit vorspringenden distalen Ecke der Beugeseite des vorletzten Glieds zeichnet sich durch seine Länge aus. Die beiden Tastborsten am Vorderrand des eben genannten Eckvorsprungs sind sehr rudi- mentär und winzig klein. Von einer Verdickung oder Gabelteilung konnte man nichts beobachten (Taf. 18, Fig. 77). Hüftplatten. Das Epimeralgebiet ist vom Vorderrand des Kiirpers merkbar abgerückt. Es bedeckt annähernd zwei Drittel der Bauchfläche. Die 4. Platte ist nur wenig breiter als die 3. xA.m Hinterrand bemerkt man eine stumpfe, aber deutliche Ecke. Sämt- liche Hüftplatten besitzen eine fein poröse Struktur. Nur die 1. Epimere sendet eine zahnartig vorspringende Vorderecke aus. Bei der 2. Platte konnte eine solche Bildung nicht nachgewiesen werden (Taf. 19, Fig. 79). F ü ß e. Die Beine sind von gewöhnlicher Länge und Beborstung. Das Hinterbein hat am verlängerten 4. Glied einen 80 /n langen, zapfenförmigen Fortsatz oder Sporn, der nach seinem freien Ende hin sich mäßig verjüngt und daselbst einige halblange Borsten trägt. Das 5. und 6. Glied sind verkürzt, besonders das zuerst genannte. Geschlechtshof. Die etwa 80 i-i lange Geschlechtsölfnung wird von 2 schmalen, zusammen eine Ellipse bildenden Genitallefzen umschlossen. Auf beiden Seiten schließt sich an die Schamspalte je eine quer verlaufende Napfplatte an, die den Außenrand der Lefzen vollständig umfaßt. Im Verlauf nach außen nehmen die Genitalplatten an Breite scheinbar ab, weil sie bei Rückenlage des Tiers in ihrer vollen Ausdehnung nicht gesehen werden können. Sie erreichen mit ihren freien Enden die Seitenflächen des Rumpfs (Taf. 19, Fig. 79). Ausfuhröffnung. Der sog. After befindet sich auf dem Körperanhang, etwa in der Mitte zwischen Geschlechtsöffnung und dem Grund des Petiolus. I Süüwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra. Java etc. 363 Weibchen. Größe. Die Körperlänge mißt 1.09mm. die größte Breite — quer über dem Geschlechtshof — 0,9ö mm, die Höhe ohne die Rückenhöcker 0,72 mm. Färbung. Die Kürperfarbe ist bläulich-grau, Beine und Palpen sind lichter als der Rumpf gefärbt. Gestalt. Der Körper ist gedrungen gebaut. Der Stirnrand zeigt eine flache, etwa 180 i-i breite Einbuchtung, die von 2 stumpf gerundeten, deutlich vorspringenden Stirnhöckern begrenzt wird. Die Seitenränder des Rumpfs weisen bei Rücken- oder Bauchlage des Tiers im ersten Viertel eine seichte Einbiegung auf Weiter nach hinten verbreitert sich der Rumpf ganz ansehnlich, um schließlich im letzten Viertel sich wieder merkbar zu verjüngen. Der Hinter- rand des Körpers ist breit abgestumpft. Zu beiden Seiten des Hinterrands entspringt je ein keilförmiger Eckfortsatz, dessen ab- gerundete Spitze schief nach hinten und außen gerichtet ist. Auch auf dem Vorderrücken erheben sich außerhalb des Rückenbogens zwei auf beide Seiten verteilte, mäßig hohe, rundliche Emporwölbungen. Der Rückenbogen ist vom Vorderrand des Rumpfs stark abgerückt. Er umschließt ein annähernd ovales, allseitig geschlossenes Rücken- schild, dessen Abgrenzung nach hinten zu nicht immer gut beob- achtet werden kann (Taf 18, Fig. 76). Augen. Die 2 Augenpaare liegen am vordem Seitenrand un- mittelbar hinter den schwach vorspringenden Stirnecken. Ihr gegen- seitiger Abstand beträgt etwa 190 f.i. M a X i 1 1 a r t a s t e r. Die verhältnismäßig kleinen Palpen zeigen den für die Gattung typischen Bau. Auf der Streckseite gemessen ergaben sich für die einzelnen Glieder folgende Zahlen : 9 : 21 : 13 : 27 : 15. Wie man an Fig. 77, Taf 18 ersehen kann, ist die Beborstung der Maxillartaster ziemlich dürftig. Auf der Innenseite des 2. Glieds bemerkt man nur 2 Borsten, die eine unweit der vordem Beuge- seitenecken, die andere etwas mehr vom Vorderrand abstehend, etwa mitten zwischen Streckseite und Mitte der Innenfläche des Glieds. Das 4.. im Verlauf nach vorn wenig erhöhte Glied trägt am Vorder- rand 2 nach oben umgebogene Tasthärchen, deren genaue Form nicht sicher festgestellt werden konnte. An der Basis des Anta- gonisten des vorletzten Glieds entspringt eine kräftige Säbelborste. Das Krallenglied ist anscheinend 2zähnig und besitzt sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite je eine Borste (Taf. 18, Fig. 77j. 364 BlPHARD PlERSIÜ. Hüftplatten. Das Epimeralgebiet zeigt keine hervorstechen- den Abweichungen vom üblichen Bau. Die Vorclerecken der beiden vordem Hüftplatten sind spitzeckig ausgezogen. An der 4. Epimere fällt die ansehnliche Breite auf. Ihr Hinterrand wird durch eine stumpfe, undeutliche Ecke in einen größern innern und einen kurzen äußern Abschnitt zerlegt (Taf. 18: Fig. 76). Beine. In Bauart, Borstenausstattung und Größenverhältnis entspricht das hier beschriebene Tierchen den Verhältnissen, wie wir sie bei europäischen Formen ganz allgemein vorfinden. G e s c h 1 e c h t s h 0 f. Etwa in der Mitte der Bauchfläche durch- bricht die Genital Öffnung die Körperdecke. Sie ist ungefähr 112 fi lang und wird seitlich von 2 abgeplatteten Lefzen begrenzt, die zu- sammen eine annähernd runde, besonders am Vorderrand etwas breiter angelegte Scheibe bilden. Daran schließt sich jederseits eine schief nach hinten und seitw^ärts gerichtete, lange Genitalnapf- platte, deren Gestalt in Fig. 76, Taf. 18 wiedergegeben ist. Sie trägt zahlreiche, winzige Näpfe, die kleiner sind als die Panzerporen der Haut. After. Die sog. Analöffnung liegt dem Hinterrand des Körpers näher als dem Geschlechtshof. Seitlich wird sie von je einer Borste begleitet, die auf einer Anschwellung sich erhebt. Fundort. Insel Sumatra. Kleiner, schattiger Tümpel bei Belanie (Rawas). Palembang, April 1903. 16. Arrhenuriis belaniensis n. sjj. (Taf. 20, Fig. 90—94.^ Diese Art ist in der Sammlung nur durch ein einziges, völlig ausgebildetes Weibchen vertreten. Das Männchen ist noch un- bekannt. Größe. Die Körperlänge beträgt 0,912 mm, die größte Breite — etwa in der Mitte des Rumpfs — 0,768 mm und die Höhe 0,645 mm. Färbung. Obgleich das Tierchen längere Zeit in einer Konservierungsflüssigkeit gelegen hat, weist der Körper doch noch eine kräftige, bläulich-graue Färbung auf, die an einzelnen Stellen in ein sattes Dunkelblau übergeht. Die Gliedmaßen nehmen an den Enden einen bräunlichen Ton an. Gestalt. Der 272 u breite, fast geradlinig abgestutzte Stirn- rand springt mitsamt den Augenhügeln wulstartig vor. Infolge- Süßwasser-Acarinen von Hinteriiidien, Sumatra, Java etc. 365 dessen bemerkt man bei Bauch- oder Eückenlage des Tiers un- mittelbar hinter den Augen je eine seitliche flache Ausbuchtung. Weiter hinten nimmt dann der Rumpf rasch an Breite zu. um sich von der Mitte etwa ab wieder ein wenig zu verjüngen. Der mittlere Teil des Hinterrands ragt weiter nach hinten als die abgerundeten Seitenvorsprünge, von denen er durch seichte Einbiegungen deutlich abgesetzt wird. Der ungefähr 145 /.i vom Stirnrand des Körpers abstehende Rückenbogen umschließt eine länglich runde. 768 ,« lange und 512 f.1 breite Rückenplatte, die bis an das Hinterende des Rumpfs sich erstreckt. Auf dem hochgewölbten Rücken beobachtet man nur 2 Paar wellige Erhebungen, die außerhalb des Rücken- bogens stehen (Taf. 20, Fig. 92). Die fast gerade Bauchfläche fällt hinter dem Geschlechtsfeld nach dem weiter nach hinten reichenden Rumpfende muldenartig ab. Haut. Der ziemlich dicke Hautpanzer besitzt auf der Ober- fläche rundliche Höckerchen, deren Durchmesser bis zu 15 /« be- trägt. Die sog, Poren sind meist kreisrund oder elliptisch; sie messen im Durchmesser 7 — 8 f.i. Eine Vereinigung der Innern Kanalenden der benachbarten 2 oder 3 Poren scheint nicht auf- zutreten, sondern die einzelnen Kanälchen durchbrechen in paralleler Richtung den Hautpanzer. Augen. Die Doppelaugen liegen an den seitlichen Enden des Stirnwulsts. Ihr gegenseitiger Abstand beträgt 256 /< (Taf. 20, Fig. 90). Palpen. Die Maxillartaster weisen mehrere charakteristische Kennzeichen auf: Das 2. Glied ist ungemein verdickt und hat auf der Innenfläche längs des Vorderrands ein bandartiges Haarpolster. Das 4. Glied erreicht nicht die Länge des 2.; an seiner als Anta- gonist bezeichneten vordem Beugeseitenecke sitzt ein kleiner, aber deutlicher Zahn, der über den Vorderrand des Glieds hinausragt. Unmittelbar neben ihm entspringt das untere Tasthärchen, das allem Anschein nach keine Knickung erfahren hat. Das andere Tast- härchen weist mit seiner feinen Spitze nach dem 5. Glied hin. Am Grund des Antagonisten erhebt sich eine mittellange, kräftige Säbelborste, deren distales Ende merkbar über die Unterseite des Glieds hinausragt. Das krallenförmige Endglied scheint in 2 dicht aneinander gelagerte Zähne auszulaufen. Das Längenverhältnis der auf der Streckseite gemessenen Palpenglieder ist 5 : 22 : 11 : 18 : 12 (Taf. 20, Fig. 94), Hüftplatten. Das Epimeralgebiet bedeckt etwa die vordere 366 Richard Piersig, Hälfte der Bauchfläclie. An den beiden vordem Hüftplattenpaaren bemerkt man kurz ausgezog'ene Vorderrandecken. Die 4. Epimere zeigt bei dem einzigen zur Verfügung stehenden Exemplare keine deutliche Abgrenzung des Hinterrands (Taf. 20, Fig. 93). Beine. Die mittelkräftigen Heine entsprechen dem typischen Bau. Auch der Borstenbesatz läßt keine erwähnenswerten Abweichungen erkennen. Geschlechtshof. Das äußere Genitalorgan hat die übliche Lage. Die abgeplatteten Lefzen bilden zusammen eine 112 /.i lange und 128 i-i breite Scheibe, deren Hinterrand eine schwache Ab- plattung erfahren hat. Ohitinplättchen an den beiden Enden der Lefzen konnten nicht aufgefunden werden. Die mit winzigen Genital- näpfen besetzten Genitalplatten ähneln denen von Arrh. affinis Koen. oder Arrh. virens Neuman (= Arrh. crassipetiolatus Koen.). Sie spreizen mit ihren Enden 480 j^i auseinander (Taf. 20, Fig. 93). After. Die Lage des sog. Anus konnte nicht sicher fest- gestellt werden. Fundort. Sumatra (schattiger Tümpel bei Belanie [Rawas]^ Palembang). Ein einziges Exemplar (Weibchen) wurde im April 1903 erbeutet. 15. Arrhenurus hicornicodulus n, sp. (Taf. 18, Fig. 70—75.) Der nachstehenden Beschreibung liegt ein einziges Exemplar zu Grunde. Männchen. Größe. Die Körperlänge beträgt mit Einschluß des Anhangs 0,69 mm, die größte Breite — kurz vor dem Hinterende des Eumpfs — 0,60 mm und die Höhe 0,43 mm. F ä r b u n g. In der Körperfarbe gleicht die Art dem Arrhenurus rohustus Piersig. Während auf dem Rumpf die bläuliche Farbe mehr vorherrscht, die auf dem Rücken durch dunkle Flecken teil- weise verdeckt wird, besitzt der Anhang einen mehr grünlich- gelben Ton. Gestalt. Die vorliegende Form gehört zu den Verwandten von Arrh. forpicatus Neuman. Der Stirnrand des Rumpfs ist un- gemein schmal. Er wird von 2 kleinen konischen Höckern begrenzt und weist eine nicht unbedeutende Ausrandung auf. In der vordem Sünwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 367 Hälfte nimmt der Körper nach hinten an Breite zu. Seine größte Breite gewinnt er kurz vor den breit abgerundeten Hinterrands- ecken. Da der Anhang an seiner Wurzel nur 385 fi breit ist. hebt er sich deutlich vom Rumpf ab. Seine Seitenränder konvergieren nur wenig gegen das freie Ende hin, wo sie in breiter Rundung in den Hinterrand umbiegen. Dieser besitzt in der Mitte eine halb- kreisförmige Einbuchtung, die von zwei 128 u auseinander stehenden Ecken seitlich eingefaßt wird. Die dorsale Seite des Anhangs ist in der Mitte tief ausgemuldet, während die Seitenränder wulstartig verdickt sind. Nahe dem halbkreisförmigen Einschnitt sitzt dicht nebeneinander ein winziges Höckerpaar, dessen kurze, gekrümmte Borsten schief nach außen gerichtet sind. Am Außenrand des An- hangs entspringen jederseits 3 Borsten, von denen die hintern lang und schwimmhaarähnlich fein sind. Der Rumpfrücken fällt nach der Anhangsmulde zu steil ab. Hier scheinen auch 2 nahe neben- einander stehende, schwielenartige Verdickungen — die vordem An- hänge der Seiten wälle des Anhangs — eine Art Höcker zu bilden. Außerhalb des Rückenbogens erhebt sich jederseits ein keilförmig emporragender, ansehnlicher Höcker, dessen stumpfe Spitze etwa über dem 4. Hüftplattenpaar liegt. Während er vom Stirnende her all- mählich emporsteigt, ist der hintere Abfall, der übrigens noch eine Anschwellung aufweist, ziemlich steil. Innerhalb des Rückenbogens konnten bemerkenswerte Anschwellungen nicht festgestellt werden (Taf. 18, Fig. 70—74). Haut. Die scheinbaren Porenölfnungen des Hautpanzers sind mittelgroß. Der Rückenbogen umschließt allseitig ein eiförmiges Panzerstück, das weit vom Stirnrand des Körpers abgerückt ist und auch nach den Seiten breite Randstreifen frei läßt. Augen. Die beiden dunkel pigmentierten, großen Doppelaugen sind 224 u voneinander abgerückt und haben einen ansehnlichen Abstand zwischen sich und dem Vorderrand des Körpers. Palpen. Das 560 /< lange und b28 i-i hohe Maxillarorgan be- sitzt einen gedrungenen Bau. Der Schnabelteil mit der Mundötfnung ist keilf()rmig ausgezogen und trägt ein oberes und unteres Tast- borstenpaar. Die Maxillartaster sind etwa in halber Höbe eingelenkt. Ihre Glieder verhalten sich, auf der Streckseite geradlinig gemessen, der Länge nach zueinander wie 7 : 17 : 11 : 19 : 12. Auf dem Rücken des Grundglieds bemerkt man eine steife Borste, die annähernd so lang ist wie das Glied selbst. Das stärkste, wenn auch nicht längste Glied ist das 2. Sein Rücken weist eine starke Krümmung auf und 368 RiCHAKD PlERSIG, trägt fast am distalen Ende eine ung-ewöhnlich kräftige, etwa 205 f.i lange Säbelborste. Auf der Innenfläche tritt nahe der Streckseite und dem Vorderrand nur eine Borste auf. während nach der Beuge- seite zu 3 — 4 Dolchborsten sich bemerkbar machen. Das 3. Segment zeichnet sich durch eine starke Verkürzung der Beugeseite aus. Sowohl auf der Außen- wie Innenseite sitzt eine Säbelborste. Das vorletzte Palpenglied, an der Basis des Eückens stark gekrümmt, nimmt nach vorn zu unbedeutend an Breite zu und bildet eine keil- förmige, schief nach vorn gerichtete Beugeseitenecke, deren Innen- fläche unweit des untern Eands eine lange, schwach gekrümmte Tastborste trägt. Die Gestalt der winzigen Tastbörstchen am Vorder- rand des genannten Palpenglieds konnte nicht festgestellt werden. Das Endglied hat die typische Form (Taf. 18. Fig. 75). Hüft platten. Das 1. Hüftplattenpaar sendet am distalen Ende scharf zugespitzte, schwach Sförmig gebogene Vorderecken aus. Auch das 2. Paar ist mit solchen ausgerüstet, doch sind diese breiter und einfach keilförmig zugeschnitten. Die 4. Epimere zeigt am Hinterrand keine scharfe Abgrenzung. Bei durchscheinendem Licht sieht man. daß panzerporenartige Gebilde bis zur 3. Hüft- platte sich hinziehen. Auch auf den vordem Paaren treten ähn- liche Inselbildungen auf. Füße. Die Gliedmaßen haben die gewöhnliche Länge; das hinterste Paar ist reichlich körperlang. Ein Fortsatz oder Sporn am 4. Glied fehlt. Während das 4. und 5. Segment annähernd gleich lang sind, kennzeichnet sich das Endglied durch seine auf- fallende Kürze. Der Borstenbesatz der einzelnen Fußpaare ist reich zu nennen. Geschlechtshof. Der Genitalhof hat die übliche Lage an der Grenze zwischen Eumpf und Anhang. Die Genitalötfnung, etwa 70 fi lang, wird von 2 sichelförmigen Lefzen umschlossen, von deren Außenrändern jederseits eine quer gestellte, nach außen etwas ver- schmälerte Napfplatte ausgeht. Die freien Enden desselben reichen bis auf die Seitenfläche des Rumpfs. Bemerkt sei noch, daß auch die Genitalplatten eine scharfe Umgrenzung entbehren (Taf. 18, Fig. 72). After. Die Ausfuhröfinung des MALi'iGHi'schen Gefäßes (der Excretionsdrüse) konnte nicht aufgefunden werden. Möglicherweise liegt sie in der Tiefe der Anhangsmulde oder am Rand des halb- kreisförmigen Ausschnitts des Anhangs. Bei geeigneter Lage des Süßwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 369 Objekts beobachtet man hier ein äußerst winziges Zäpfchen, das zwischen den beiden dort auftretenden Borsten in die Ausbuchtung* hineinragt. Fundort. Kleiner Tümpel, früher von Wasserbüffeln zum Suhlen benutzt, unweit Belauie auf Sumatra. Erbeutet im Juli 1901. 18. Arj'henunis iKilenibangensis n, sjj» (Taf. 20, Fig. 99—103.) Weibchen. Größe. Die Körperlänge des einzigen zur Verfügung stehenden Exemplars beträgt 928 ^i, die größte Breite — quer über dem 4. Epimerenpaar — 752 u und die Höhe 640 ^i. Färbung. Die Grundfarbe des Tierchens ist ein wechselndes Gelblich- bis Bläulich- Grün. Auf Rücken und Bauch schimmern die Eingeweide durch, deren Färbung dunkle, bräunliche oder schwärz- liche Flecke auf dem lutegument hervorruft. Beine und Palpen sind hellbräunlich gefärbt. Gestalt. In der Körperform erinnert die neue Art sehr an ArrJienurus casianeus Neum. und Arrh. fimhriatus Koen., doch ist die größte Breitenausdehnung des Rumpfs etwas mehr nach vorn ge- schoben. Der sehr kurze Stirnrand zeigt keine Spur von Einbuchtung, kaum, daß man sagen kann, er verläuft geradlinig. Wie bei den Vergleichsarten geht der breit abgerundete Hinterrand ohne deut- liche Eckbildung in die Seitenränder über. Der mäßig gewölbte Rücken weist keine erwähnenswerten Erhöhungen und Ausstülpungen auf (Taf. 20, Fig. 99—1021. Haut. Die Panzerdecke wird von rundlichen oder länglich- runden, im Durchmesser bis 12 /.i großen Poren durchbrochen, die in der Tiefe mit den benachbarten sich nicht vereinigen. Die antenniformen Haare am Stirnrand des Rumpfs sind kurz und stehen nur 192 /^i voneinander entfernt. Am Hinterrand bemerkt man jederseits 2 sehr feine, ziemlich lange Haare. Der Rückenbogen ist geschlossen und umfaßt einen eiförmigen Rückenschild, der etwa 190 ,w vom Vorderrand des Körpers abgerückt ist und fast das Hinterende desselben erreicht. Augen. Die schwarz pigmentierten beiden Doppelaugen haben einen gegenseitigen Abstand von 272 fi. Sie sind nahe an den Körperrand herangerückt. In der Rückenansicht tritt besonders die Gestalt der Vorderlinse deutlich hervor (Taf. 20, Fig. 100). Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 25 370 Richard Piersig, Hüft platten. Die vordere, aus den 1. und 2. Epimeren be- stehende, in der Medianlinie verscliraolzene Hüftplattengruppe springt hinten in der Mitte keilförmig- vor. Die Vorderecken der beiden vordem Hüftplattenpaare sind nur mäßig ausgezogen. Die 4. Epi- mere besitzt ungefähr die doppelte Breite der 3.; ihr Hinterrand bildet eine stumpfe, wenig vortretende Ecke (Taf. 20, Fig. 99). Beine. Die Gliedmaßen lassen den typischen Bau erkennen. Sie sind noch mit Borsten, Dornen und Schwimmhaaren besetzt. Wie bei den europäischen Arten ist an dem distalen Ende der einzelnen Beinglieder eine keilförmige Verlängerung der chitinösen Haut wahrzunehmen. Palpen. An den Maxillartastern ist das 4. Glied am kräftigsten entwickelt. Es nimmt nach dem distalen Ende hin an Breite zu. Die Tasthärchen am Vorderrand sind nur undeutlich zu beobachten. Allem Anschein nach treten Krümmungen, Knickungen und Gabe- lungen bei ihnen nicht auf Auf der Streckseite gemessen, verhalten sich die Palpenglieder wie 9 : 17 : 7 : 24 : 15 (Taf. 20, Fig. 101). G e s c h 1 e c h t s f e 1 d. Die 128 f^i lange Genitalötfnung wird von platten Lefzen verschlossen, die zusammen eine etwas breitere Scheibe bilden, deren Außenrand symmetrisch verteilte Einkerbungen besitzt, so daß das innere Geschlechtsfeld wie eine Rosette aussieht. Die Genitalnapfplatten umfassen den Außenrand der Lefzen und ziehen sich schief nach hinten und außen. Ihre Gestalt erinnert am meisten an die gleichen Gebilde von Arrh. hruselü Koen. (Taf. 20, Fig. 99). After. Die Lage des sog. Anus (in Wirklichkeit die Ausfuhr- öffnung des MALPiGHischen Gefäßes) konnte nicht mit Sicherheit fest- gestellt werden. Sie liegt wahrscheinlich in der Nähe des ventralen Hinterendes. Fundort. Sumatra. Schattiger Tümpel bei Belanie (Rawas)^ Palembang. April 1903. 19. Ari'heniirus gracilipes n, sp, (Taf. 20, Fig. 104-106.) Weibchen. Größe. Das einzige Weibchen, das die Sammlung aufweist, besitzt eine Länge von etwa 710 {.i und eine größte Breite — etwa hinter den 4. Epimeren — von 624 u. Die Körperhöhe beträgt 512 n. Gestalt. Von oben oder unten gesehen zeigt der Rumpf einen SüLiwasser-Acariiien von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 371 breit eiförmigen, fast dem Kreise sich nähernden Umriß. Am Stirn- rand und auch am Hinterende macht sich eine schwache Abstutzung- bemerkbar. Die Seitenecken sind so schwach entwickelt, daß sie nur andeutungsweise die reine Bogenform des hintern Seitenrands unterbrechen. In der Seitenlage sieht man, daß der flachen Bauch- seite ein hochgewölbter Rücken gegenüberliegt. Irgend welche Empor- wölbungen, Höcker und Ausstülpungen treten nicht auf (Taf. 20, Fig. 104, 105). Färbung. Die Körperfarbe erinnert am meisten an die von Arrhenurus glohator (Müll.), doch mischt sich in das Bläulich-Grün ein brauner Ton, der hier und da in ein lichtes Braun übergeht, die Beine sind heller gefärbt. Augen. Die beiden ziemlich großen Doppelaugen sind schwarz pigmentiert und haben einen Innern Abstand von 184 ^i. Mit ihren schief nach vorn und außen gerichteten Vorderlinsen treten sie in der Rückenansicht hart an den seitlichen Vorderrand heran (Taf. 20, Fig. 105). Haut. Das vorliegende Exemplar ist voll entwickelt. Die Panzerporen haben etwa einen Durchmesser von 12—16 u. Ein Zusammentrelfen von mehreren feinen Porenkanälen konnte fest- gestellt werden. Die Rückenpanzerplatte ist breit elliptisch und wird durch eine deutliche Furche von dem nach dem Rücken über- greifenden Bauchpanzer abgetrennt. Etw^a vom Stirnrand des Körpers 85 ;W abgerückt, reicht der Rückenpanzer bis an den Hinterrand des Rumpfs heran. Die Stellung der 3 paarigen Drüsenöflfnungen auf dem Rücken ist die gewöhnliche. Auch die mittelgroßen Stirn- borsten zeigen nichts Auffallendes. Die feinen Körperhaare erheben sich auf winzigen Papillen. Mundteile. Das Capitulum hat den gewöhnlichen BaiL Die vordem obern, breit gerundeten Vorsprünge springen noch kräftiger vor als die ventralen. Zwischen beiden weist der distale Seitenrand des Capitulums eine flache Einbuchtung auf. Das Längenverhältnis der Palpenglieder entspricht folgender Zahlenreihe: 9:17:12:21:10. Das 1. Glied ist verhältnismäßig schwach. Auf seinem Rücken sitzt eine Borste, die länger ist als das Glied. Das 2. Glied über- trifft alle andern an Stärke. Es trägt nahe dem Rücken auf beiden Seiten je eine lange Säbelborste. Außerdem bemerkt man auf der Innenfläche nahe dem Vorderrand 2 gerade Borsten schief neben- einander. Das 3. Palpensegment steht dem 2. an Dicke nur wenig nach. Sowohl die Innen- als auch die Außenfläche besitzt eine lange 25-^ 372 Richard Piersig, Borste. Von der Seite gesehen verjüngt sich das vorletzte Palpen- glied nach vorn etwas. Auf seiner distalen Beugeseitenecke (Anta- gonisten) entspringt auf der Innenseite eine ungewöhnlich lange Tastborste. Allem Anschein nach sind die winzigen Tasthärchen am Vorderrand des 4. Glieds fast verkümmert, wenigstens konnten sie nicht gut beobachtet werden. Das Krallenglied ist mäßig ge- bogen. Seine Form und Bauart ließ sich nicht genau feststellen. weil es nach dem 4. Glied eingeschlagen war (Taf. 20, Fig. 106). Hüftplatten. Die Epimerengruppen sind nahe aneinander gerückt. Die vorderste ragt mit ihren keilförmig ausgezogenen distalen Innenecken merkbar über den Stirnrand des Körpers hinaus. Auf der Zeichnung (Taf. 20, Fig. 104) fällt das um so mehr auf, als das Tierchen in der Rückenlage infolge der starken Rückenwölbung die Bauchfläche etwas nach vorn geneigt darbietet. Füße. Die ziemlich schwachen Beine weichen inbezug auf Borstenbesatz und Bauart von denen anderer Arten nicht ab. Das erste Paar erreicht eine Länge von 750 i-i, das letzte ist kaum nennenswert länger. Geschlechts ho f. Die beiden Genitalplatten umfassen vorn und hinten nicht ganz die bohnenförmigen Lefzen; sie ziehen sich hornförmig nach den Seitenrändern der Bauchfläche. Ihre Um- grenzung hebt sich nicht deutlich von dem benachbarten Hautpanzer ab. Dabei unterscheiden sie sich von diesem nur durch die Genital- näpfe, die im Durchmesser etwas größer sind als die Hautporen und keine sternförmige Verästelung aufweisen (Taf. 20, Fig. 104). A f t e r. Die Öff"nung des MALPiGHi'schen Gefäßes (der Excretions- drüse) liegt halbwegs zwischen dem Hinterrand des Genitalhofs und dem Hinterrand des Rumpfs. Rechts und links von ihm bemerkt man je 2 feine und lange Haare. Fundort. Pale mbang auf Sumatra. 20. Arrhenurtis (/ihherifrons ti. sp. (Taf. 19, Fig. 82-85.) M ä n n c h e n. Größe. Die Körperlänge mit Einschluß des kurzen Anhangs beträgt 0,675 mm, die größte Breite — etwa quer über den Ein- lenkungsstellen des 4. Beinpaars — 0,485 mm und die Höhe — von der Bauchfläche bis zur Spitze des großen Rückenhöckerpaars — 0,450 mm. SülJwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 373 Färbung. Der Körper ist bläulich gefärbt. Auf Eücken und Bauch finden wir einen leichten bräunlichen bzw. gelblichen Anflug. Ähnliche Verhältnisse trifft man auch bei den Beinen und Palpen an. Haut. An der Körperdecke fällt besonders auf, daß die Poren und die sie umschließenden Rundhöcker ungeAvöhnlich groß sind. Der Durchmesser eines jeden dieser Höcker beträgt 12 — 14 /<. Die Stirnborsten sind lang. Das untere Paar ist viel feiner als das obere, auch übertrifft es dieses an Länge. (Test alt. Das Stirnende ist sehr schmal. Es besteht aus 2 nach vorn gerichteten Rundhöckern, die eine tiefe halbkreisförmige Einbuchtung seitlich begrenzen. Auf diesen Stirnhöcker sind die beiden Doppelaugen gelagert. Vom Vorderende aus nimmt der Rumpf stark an Breite zu, um etwa in der Mitte seine größte Ausdehnung zu gewinnen. Nach hinten zu verjüngt sich der Körper fast ebenso stark. An der Ansatzstelle des Körperanhangs besitzt der Rumpf eine Breite von 256 u. Der Anhang selbst ist sehr kurz. Er er- innert in gewisser Beziehung an Arrhenurus novus George (Taf. 19, Fig. 86) und an Arrh. calamifer Nordenskiöld. Auf der Bauch- seite streckt er sich am weitesten nach hinten und erreicht eine Länge von 125 u. Wie Seitenansicht lehrt, umschließt der Anhang eine von allen Seiten durch Wülste und Ränder umgebene Mulde oder Höhlung. Eigentümlich erscheint, daß auch der Rumpfrücken durch- eine Querleiste von dieser Mulde deutlich geschieden ist. Bei genauer Bauchlage sieht man, daß der Anhang am Hinterrand durch eine ansehnliche mittlere Einbuchtung, deren Seitenränder flach konvex gebogen sind und in der Tiefe unter spitzem Winkel zu- sammentreffen, in 2 höckerartige Vorsprünge geteilt ist. — In der Höhlung selbst, die der Beobachtung nicht gut zugängig ist. er- heben sich dicht am Hinterrande zu beiden Seiten der Medianlinie 2 kleine Höcker, auf deren Höhe je eine gerade, ziemlich kräftige Borste eingelenkt ist, die schief nach oben, hinten und seitwärts weist. Von den Höckern ziehen sich quer über die Ausmuldung 2 leistenartige Gebilde, über deren Natur genaue Auskunft nicht gegeben werden kann. Vor dem eben erwähnten kleinen Höcker- paar, deren Kuppen übrigens sich zuneigen und sich fast berühren, liegt ein lichtes, nach hinten kahnförmig zulaufendes, vorn durch den Muldenrand verdecktes Feld, das scheinbar durcli eine Längs- spalte in 2 lefzenartige Teile zerlegt wird. Ob wir es hier mit einer durch eine Haut verschlossenen Durchloclmng der Anhangsmulde zu tun haben, wage ich nicht zu entscheiden. Auf dem flach bogen- 374 Richard Piersig, förmig verlaufenden Vorderrand der Mulde erhebt sich in der Mitte ein einziges spitz zulaufendes Höckerchen. Auch ein Borstenpaar hat auf einer Wulstung dieses Bogens Platz gefunden. Die Seiten- wülste des Anhangs schließen nach oben mit einem eckigen Vor- sprung ab, der jedoch leicht übersehen werden kann. Einen eigen- tümlichen Anblick gewährt die Anhangsmulde, wenn man den Rumpf von hinten her betrachtet. In diesem Fall erscheint die Aus- liöhlung des Anhangs als ein fast kreisrundes Mittelfeld, dem jede Körnehmg abgeht und das von allen Seiten von einem leistenartig schmalen Rand umgeben wird (Taf. 19, Fig. 82). Die beiden Vorsprünge hinter der Mulde sind in der Mitte je mit einer runden Drüsen- öffnung versehen. — In der oben geschilderten Lage des Tierchens, noch besser jedoch in der Seitenansicht sieht man, daß der Rücken des Rumpfs 2 verschieden große Höckerpaare trägt. Das kleinere davon ist näher zusammengerückt und erhebt sich aus gemeinschaft- lichem Grunde. Es befindet sich mitten auf dem kleinen, länglich runden Rückenschild, dessen Ränder vom Körperrand weit abgerückt sind. Das auf ihm entspringende, kräftige Borstenpaar steht etwa 72 (X voneinander ab. Am kräftigsten sind die beiden Höcker ent- wickelt, die sich hornförmig außerhalb des Rückenbogens, rechts und links vom Vorderende des Rückenschilds sich erheben. Schief von hinten gesehen gewinnt die abgerundete Spitze eines jeden Seitenhorns dadurch ein absonderliches Ansehen, als auf ihr je 2 kleine konische Zäpfchen sitzen. Zwischen dem großen Höcker- paar treten noch 2 flache Erhebungen auf, deren Höhen je 1 eben- falls dornenartige Borste trägt. Der Abstand dieser beiden Borsten beziffert sich auf ca. 125 ^i (Taf. 19, Fig. 84 u. 85). Augen. Die beiden dunkel pigmentierten Doppelaugen liegen auf den seitlichen Vorsprüngen des Stirnrands. Sie zeichnen sich durch ungewöhnliche Größe aus. Der größte Durchmesser beträgt 50 ^i (Taf. 19, Fig. 82). Mundteile. Das Maxillarorgan ist bei dem einzigen Exemplar der Sammlung tief unter die vordera Hüftplatten zurückgezogen. So viel ist jedoch zu erkennen, daß es vom typischen Bau nicht abweicht. Palpen. Auch die Maxillartaster weisen keine auffallenden Abweichungen auf. Die Längen der einzelnen Glieder, auf der Streckseite gemessen, verhalten sich zueinander wie 6 : 15 : 9 : 16 : ?. Sowohl das 2. wie das 4. Glied weisen auf dem Rücken an der Basis eine kräftige Krümmung auf Das krallenförmige Endglied konnte Süßwasser-Acarineu von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 37ö am Tier in toto nicht gut beobachtet werden. Ein Abpräparieren der Maxillartaster wurde unterlassen, um das einzige Exemplar der Sammlung- nicht zu verstümmeln. Der Borstenbesatz der einzelnen Glieder ist kräftig entwickelt. Auf der Innenseite des 2. Glieds ist ein Haarpolster nicht vorhanden. Wie bei den meisten Arrhenurus- Arten treten hier nur einzelne Borsten auf. Hüftplatten. Die Epimeren bieten geringen Anhalt zur Kennzeichnung der Art. Die vordem Hüftplattenpaare haben zahn- artig ausgezogene Vorderecken. Hinter der breiten Maxillarbucht sind die beiden ersten Epimeren ohne Naht miteinander auf einer Strecke von 112 /n verschmolzen. Die eigentlichen Hüftplatten heben sich vom Mittelstück nur undeutlich ab. Die hintern Hüftplatten- gruppen sind durch einen 32 f.i breiten Zwischenraum von der vordem Gruppe abgerückt. Der Abstand zwischen ihnen selbst beträgt nur wenig mehr ica. 40 jn). Die 4. Epimere übertrifft alle andern an Ausdehnung. Ihr Innenrand zeigt eine flache Ausrandung. Der Hinterrand bildet eine wenig vorspringende Ecke, ehe er zum Außen- rand umbiegt (Taf. 19. Fig. 83). Füße. Die Beine sind mittellang und kräftig gebaut. Dem 4. Glied des Hinterfußes fehlt der Fortsatz nicht; derselbe ist mäßig lang und am abgerundeten Ende mit einigen Langborsten aus- gestattet. Wie bei den meisten ArrJienurus- Arten treten an den distalen Enden, besonders der mittlem Beinglieder, keilförmige und zahn artige Verlängerungen des Hautpanzers auf. Der Borstenbesatz der Beine ist reichlich; auch fehlen die Schwimmhaarreihen nicht, die man für gewöhnlich bei Arrheniirm-Männchen antrilft. Geschlechts ho f. Das äußere Genitalorgan hebt sich nur undeutlich von den benachbarten Gebieten ab; das gilt sowohl von der Genitalöffnung wie von den Lefzen und von den Napfplatten. Letztere zeigen keine scharfe Umgrenzung, sondern heben sich von der Umgebung nur dadurch ab, daß die darauf sitzenden Genital- näpfe winzig klein sind, während die Hautpanzerporen sich durch ihre Größe auszeichnen (Taf. 19, Fig. 83). Ausfuhröffnung. Allem Anschein nach liegt die Aus- niündungsstelle des MALPioHi'schen Gefäßes (der Excretionsdrüse) unmittelbar unter dem obern Randwulst der Anhangsmulde. Sie kann bei Rückenlage des Tiers als ein winziges Zäpfchen beobachtet werden. Fundort. West-Java (Weiher im Botanischen Garten zu Buitenzorg), am 8. Juli 1902. 376 Richard Piersig, b) Hijdrypliantinae. 21. Eiipatra rotunda n. .sp. (Taf. 21, Fig. 107-111.) Weibchen. Größe. Die vorliegende Art ist 1,68 mm lang und quer über dem Abdomen 1,35 mm breit. Gestalt. Der Körperumriß erinnert an manche Ärrhenurus- Weibchen. Vorn ist der Kumpf fast geradlinig abgestutzt. Am Hinterrand bemerkt man bei Rücken- oder Bauchlage des Tierchens eine mittlere Hervor Wölbung, die zu beiden Seiten von je einer flachen Einbuchtung begrenzt wird. Der Rücken ist plattgedrückt, doch ist diese Erscheinung eine Folge der Schrumpfung (Taf 21, Fig. 107 u. 108). Haut. Die Oberhaut sieht wie chagriniert aus. Bei stärkerer Vergrößerung bemerkt man, daß die Oberfläche der Körperdecke mit rundlichen bis 8 i-i hohen und am Grund 5 ,u dicken Zäpfchen dicht besetzt ist. Im Gegensatz hierzu haben die Papillen der euro- päischen Form (E. scapiüaris) eine konische Gestalt. Augen. Die beiden 0,56 mm voneinander entfernten Doppel- augen sind ziemlich groß und ragen mit ihren kuglig gewölbten Linsen über die Haut empor. Ihre 2 Pigmentflecken liegen neben- einander innerhalb einer gemeinschaftlichen Chitinkapsel. Bei Rückenansicht erscheint das Vorderauge am seitlichen Vorderrand, während das hintere, kleinere Auge schief hinter ihm liegt und etwas mehr nach außen gerückt ist. Seine Linse richtet sich nach außen und hinten. Bei Seitenlage des Tiers findet man, daß das Augenpaar sich über dem Maxillarorgan befindet, merkbar abgerückt vom Stirnende des Rumpfs. Dei verdickte Rand der Augenkapsel sendet nach innen zu einen schmalen Fortsatz aus. Ein unpaares Auge konnte nicht aufgefunden werden. Mund teile. Das von feinen Poren durchsetzte, mit einem kurzen, schw^ach nach unten gebogenen Schnabelteil versehene Capitulum besitzt eine leicht gewölbte Unterseite, die einen ähn- lichen Umriß hat wie bei Eiqjatra scapularis. Am Vorderende springt die Mundpartie bogenförmig vor, während der Hinterrand breit ge- rundet abschließt. Um die Mundöffnung herum, die eine kleine Saugscheibe darstellt, stehen 4 Borsten. Einen Wimperkranz, der Süß Wasser- Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 377 die Mmidöffnung' einfaßt, konnte ich nicht wahrnehmen. Die Man- dibeln setzen sich zusammen aus dem Basalstück und dem Krallen- glied. Das erstere ist schlank und schmal und erreicht eine Länge von ca. 250 /<. Sein hinteres Ende weist eine nur schwache Biegung- auf. Auch das 155 u lange Krallenglied ist kaum nennenswert ge- bogen. Es besitzt auf seiner Konkavität eine winzige Zähnelung. Die keulenförmigen, stark chitinisierten Luftsäcke sind 180 .« lang und am verdickten Ende 32 f-i im Durchmesser. Palpen. Die Glieder des Maxillartasters verhalten sich zu- einander wie 16 : 29 : 24 : 45 : 9. Auf das kurze, stämmige Grund- glied folgt ein an der Beugeseite stark verkürztes 2. Glied, das auf seiner Außenfläche 2, auf der Innenfläche jedoch 6 Borsten trägt, von denen 4 schief nach vorn und unten geneigt sind und zum Teil über Beugeseite des Glieds hinausragen. Sämtliche Borsten sind mehr oder weniger gefiedert. Das 3. Glied steht dem 2. an Stärke und Länge nur wenig nach. Seine Beugeseite ist nicht so stark verkürzt wie bei dem vorigen Segment. Wesentlich schwächer ist das längste vorletzte Glied. Es besitzt nur einen kurzen, schwachen Endzahn, der etwa bis zur Mitte des kurzen 5. Glieds heranreicht. Am Vorderende des vorletzten Segments sieht man 2 feine, mittel- lailge Härchen. Bezüglich der sonstigen Beborstung verweise ich auf die beigegebene Zeichnung (Taf. 21, Fig. 109). Hüftplatten. Die vordem Epimerengruppen senden an ihren Hinterenden je einen subcutanen Fortsatz aus, der an das ent- sprechende Gebilde von Hydryphantes incertus Koen. erinnert. Beide Fortsätze reichen fast bis an die Medianlinie heran und lassen nur einen äußerst schmalen Streifen zwischen ihren Enden frei. Die hintern Hüftplattengruppen setzen sich aus den nach innen in eine gemeinschaftliche zum Teil subcutane Spitze auslaufenden 3. und 4. Epimeren zusammen. Im Gegensatz zu Eupatra opima Koen. ragt die 4. Epimere nur wenig weiter nach innen als die vorhergehende Platte. Der Haarbesatz ist dürftiger als bei Eupatra scapularis (DuGEs) (Taf. 21, Fig. 107). Füße. Der Hinterfuß ist annähernd so lang wie der Rumpf: nach vorn zu nehmen dann die Gliedmaßen gradweise an Länge ab, so daß der Vorderfuß von etwa halber Körperlänge ist. Die Füße .sind kräftig gebaut, ohne jedoch die Stärke der Extremitäten von Eupatm scapularis oder E. opima zu erreichen. In der Borsten- ausstattung ähneln die Fußglieder denjenigen der Hydryphantes- Arten. Wie bei diesen wird das distale Ende der Glieder von 378 Eichard Piersig, einem Kranz kurzer Dolchborsten umgeben, die meistens eine deut- liche Fiederung- aufweisen. Schwimmhaare trifft man vom 2. bis 4. Fuße in immer größerer Anzahl an. Es kommen hierbei besonders die vorletzten und drittletzten Glieder in Frage. Die Haut der Füße hat ein dichtporöses Ansehen, doch sind die Porenöffnnngen genau so winzig klein wie bei den Maxillartastern. Die einfach sichelförmig gebogenen Fußkrallen entbehren des Nebenzahns und sind von mäßiger Größe (Taf. 21, Fig. 107). Geschlechtshof. Das annähernd auf der Mitte der Bauch- liäclie hinter den Hüftplatten gelagerte äußere Sexualorgan besteht aus 2 Napfplatten, die zusammen, ähnlich wie bei Eiipatra scapularis, eine breit herzförmige Figur bilden, deren nach vorn gerichtete Spitze jedoch eckig ausgeschnitten ist. Die schwach ausgebogenen Innenränder, die mit je einer Borstenreihe besetzt sind, bedecken die Genitallefzen und fassen die ca. 208 // lange Geschlechtsöffnung seitlich ein. Jede Genitalplatte ist mit zahlreichen Näpfen, deren Durchmesser von 8 bis 12 /< mißt. Nach dem Innern Plattenrand verschwindet der Napfbesatz, und es bleibt ein feinporiger Längs- streifen frei. Die Außenränder sind ebenfalls von einer Borstenreihe eingesäumt. Am medianen hintern Innenwinkel des Geschlechtshofs entspringt ein Doppelbüschel von Borsten, das noch stärker ist 'als bei Etipatra scapularis (Düges) (Taf. 21. Fig. 110). After. Die Ausfuhröffnung der Excretionsdrüse liegt halbwegs zwischen dem Geschlechtshof und dem hintern Körperrand. N y m p h e. Die Nymphe von E. roUmda n. sp. erreicht eine Länge von 0,96 mm. Die Hautzäpfchen stehen nicht so dicht als bei den ge- schlechtsreifen Tieren. Die Maxillartaster machen einen gedrungenen Eindruck. Ihre Glieder messen auf der Streckseite 40 /n, 72 jf<, 36 ^u, 104 |ii und 24 //. Auf der Innenseite des 2. Palpenglieds bemerkt man nur 2 schief nach vorn und unten geneigte Fiederborsten. Die Hüftplattengruppen sind weiter voneinander abgerückt. Die Poren der einzelnen Platten sind größer als bei dem adulten Tier und erinnern durch ihre eckige Gestalt etwas an die Umhüllung der Eulais-'Psilpe. Die Genitaluapfplatten sind voneinander abgerückt. Sie haben eine dreieckige Gestalt mit abgerundeten Ecken. Am Innenrand in der Mitte tritt eine Gruppe von 5—6 Genitalnäpfen auf, die durch einen, mit einigen Borsten ausgestatteten Zwischen- raum von den andern zahlreich auftretenden Näpfen geschieden ist. Süßwasser-Acarinen vou Hinterindien, Sumatra. Java etc. 379 Die Poren der Genitalnäpfe fallen durch ihre Winzigkeit auf (Taf. 21. Fig. 111). Fundort. Kleiner Tümpel bei Belanie, Bezirk Palembang. auf Sumatra (April 1901). c) Diplodmitinae. 22. Diplodontus despiciens (0. F. Müller) var, nionticolus. (Taf. 13. Fig. 13—15.) Die Sammlung enthält nur 2 zusammengeschrumpfte Exemplare, 1 Männchen und 1 Weibchen. Männchen. Größe. Die Körperlänge des fast kreisrunden Tierchens be- trägt 0,842 mm, die Breite 0,800 mm. Färbung. Die konservierten Exemplare sind fast farblos. Im Leben wird aller Wahrscheinlichkeit nach der Körper rot ge- färbt sein. Gestalt. In Eücken- oder Bauchansicht ist der Körperumriß breit eiförmig, fast kreisrund. Der Rücken sowohl als auch die Bauchfläche sind flach. Einbuchtungen treten nicht auf. Haut. Die Haut ist mit kleinen, dicht aneinander gerückten rundlichen Zäpfchen bedeckt, die am Grund einen Durchmesser von 5 f^i aufweisen und an manchen Körperstellen etwas schief stehen. Die Hautdrüsenhöfe sind nur schwach chitiuisiert und tragen seitlich eine sehr feine Borste. Die Stirnborsten weisen eine nur mäßige Entwicklung auf (Taf. 13, Fig. 13). Augen. Die beiden Augen einer Seite sind voneinander ab- gerückt. Die Linsen des vordem Sehorgans überragen den Vorder- rand des Rumpfs, während der hintere etwas davon zurück steht. Der gegenseitige Abstand beider Augenpaare beträgt 4ö0 ,«. M u n d t e i 1 e. Maxillarorgan und Mandibeln entsprechen im Bau der europäischen Form. Palpen. Die Maxillartaster sind etwas schwächer als die be- nachbarten Beinglieder. Das 2. Glied vei'hält sich zum nachfolgen- den in der Länge wie 2:1. Bei der Stammform ist das 3. Palpen- segment etwas länger. Der Rücken des vorletzten Glieds weist eine geringere Einsattelung der vordem Beugeseite auf. Die Beborstung ist kräftiger entwickelt (Taf. 13, Fig. 14). 380 Richard Piersig. Hüftplatten. Das Epimeralg-ebiet gleicht denen der Stamm- form. Füße. Auch die Füße lassen keine auffallenden Abweichungen vom typischen Bau erkennen. Geschlechtshof. Das äußere Geschlechtsfeld besteht aus 2 die Genitalspalte seitlich begrenzenden Napfplatten von mondsichel- förmiger Gestalt, die zusammen eine verkehrt herzförmige Figur bilden, deren nach vorn gerichtetes Ende nicht abgerundet ist, sondern ebenfalls eine Einkerbung aufweist. Die Länge des Ge- schlechtsfelds beträgt 180 {.i, die größte Breite ungefähr ebenso viel. Jede Platte trägt dicht aneinander gedrängt zahlreiche Näpfe, deren Durchmesser etwa 12 in mißt. Nach innen zu bleibt ein breiter Streifen napffrei. Dafür kann man an dieser Stelle zahlreiche feine Haare sehen, die sich in 2 oder 3 Reihen von vorn nach hinten ziehen und die Genitalöffnung überdecken. Bei der europäischen Stammform reichen die Genitalnäpfe weiter nach dem Innenteil der Platte zu (Taf. 13, Fig. 15). Ausfuhröffnung. Die spaltförmige Ausfuhröffnung der Ex- cretionsdrüse erreicht eine Länge von 28 |W. Sie durchbricht einen 50 lii im Durchmesser haltenden fast kreisrunden Chitinhof. * Weibchen. Das AA' eibchen ist nur wenig größer als das Männchen. Es unterscheidet sich von diesem eigentlich äußerlich nur dadurch, daß die Innenräuder der Napfplatten weniger ausgeschweift sind. Die Ausstattung mit Näpfen und Wimperhaaren weist keine bemerkens- werten Abweichungen auf. Fundort. Kleiner See bei Lembang (nördlich von Bandung), West-Java, 1300 m ü. d. M., im Juli 1902. d) E u 1 a 1 n a e. 23. Jilulais i^seiidofHmosa n. sj)» (Taf. 17, Fig. 62-63.) W e i b c h e n. Größe. Die beiden in der Sammlung vorhandenen Exemplare haben eine Länge von 2,1—2,3 mm. Die größte Breite l)eträgt 1,92-2 mm. Süßwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 381 Gestalt. Der Umriß des von oben oder unten gesehenen Tiers ist breit eiförmig-. Der Hinterrand des Körpers zeigt keine seit- lichen Einbuchtungen, Augen. Die auf dem verjüngten Vorderende des Rückens ein- gefügte Augenbrille erinnert an das entsprechende Gebilde von E. rimosa Piersk; und E. simüis Thon. Hier wie dort bildet der Yorderrand der Augenbrücke 2 seitliche gerundete Vorsprünge, die bei der neuen Art in der Medianlinie durch eine schmale, kaum 18 /< tiefe Spalte voneinander abgegrenzt sind. Auf jedem Vorsprung entspringt eine lange Haarborste. Die 180 (.i langen und 100 (.i breiten Augenkapseln werden hinten durch eine 112 (.i lange und 40 II breite Mittelbucht voneinander geschieden. Die kugligen Linsen der Vorderaugen sitzen auf kurzen Stielen (Taf, 17, Fig. 63). Haut. Die Körperdecke ist wie bei den meisten Eulais- kvt^w ziemlich kräftig liniiert. Zwischen den einzelnen, untereinander verzweigten Leistchen treten verstreut Höckerchen auf, die an- scheinend die Ursprungsstellen sehr feiner, schwer wahrnehmbarer Härchen bilden. Auf der Bauchfläche, besonders in der Nähe der Genitalölfnung kann man auch kräftigere Borsten beobachten. Färbung. Die Körperfarbe ist rot. Die Beine sind etwas lichter gefärbt als der ßumpf, Mund teile. Das Capitulum zeigt den typischen Bau. Wie man sich an Fig. 62, Taf. 17 überzeugen kann, springt der Teil vor der Mundöffnung kappenförmig vor. Die Maxillarplatte hinter der Mundscheibe ist großporig und verhältnismäßig kurz. Der Pharynx ragt mit seinem hintern Teil ansehnlich über den ventralen Hinter- rand des Capitulums hinaus. Seine Oberfläche ist stark gekörnelt. Die vordem Maxillarfortsätze sind nach oben und hinten gerichtet und am distalen Ende schwach hakenförmig umgebogen. Auch die hintern Fortsätze haben die gleiche Richtung. Wie die Seitenansicht lehrt, sind sie jedoch nach vorn zu gekrümmt (Taf. 17, Fig. 62). Palpen. Die Maxillartaster sind entsprechend ihrer Größe ziemlich stämmig gebaut. Die einzelnen Glieder verhalten sich — auf der Streckseite gemessen — bezüglich ihrer Länge zueinander wie 10 : 13 : 15 : 24 : 13. Das Grundglied trägt nur auf dem Rücken eine Säbelborste. Auf der Innenseite der stark vorspringenden distalen Beugeseitenecke des 2. Glieds bemerkt man 2 mittellange Fiederborsten. Die Beugeseite des 3. Palpensegments ist mit einer weit nach hinten reichenden Borstenreihe versehen. Die 2 vordersten Borsten sind nicht gefiedert. Dem 4. Glied sind wie bei fast allen 382 Richard Pieesig, Eukm-Formen auf der Unterseite 2 Längsreihen Borsten eigen die innere Reihe enthält 3 lange, glatte Säbelborsten, die die Mitte des Glieds einnehmen, und 5 Fiederborsten, von denen 2 am distalen Gliedende sitzen. Außerdem treten noch 2 weitere Fiederborsten auf, die dem Beugeseitenrand stärker genähert sind. Die äußere Reihe zählt 3 glatte Säbelborsten, zwischen denen 2 Fiederborsten eingeordnet sind. Das schnabelförmig gebogene Endglied der Maxillar- taster verjüngt sich nach vorn zu und endigt an der Spitze in 3 schief übereinander stehenden winzigen Borsten. Außerdem sind die Seitenflächen mit einer Anzahl gerader Borsten versehen (Taf. 17, Fig. 62). Hüft platten. Die Epimeren lassen keine auffallenden Ab- weichungen vom typischen Bau erkennen. Füße. Auch die Beine bieten bezüglich der Haarbekleiduug sowie der Krallenbewaffnung keine nennenswerten Unterschiede dar. Fundort. Tümpel bei Belanie, Residentschaft Palembang, Sumatra. e) Hydrachninae. 24. HtjdracJina semisciitata n. sjj, (Taf. 19, Fig. 87-88.) Diese Art ist in der Sammlung nur durch ein einziges Exemplar vertreten. Männchen. Größe. Der Körper mißt in der Länge 0,8 mm, in der Breite 7,68 mm und in der Höhe 6,4 mm. Färbung. Die Körperfarbe des konservierten Exemplars ist hellgelblich, die Panzerstücke und Hüftplatten, sowie die Beine, Palpen und die Geschlechtsdeckplatte weisen eine braune bis braun- rötliche Färbung auf. Bei lebenden Individuen wird wohl die Körper- decke durchweg rot gefärbt sein. Gestalt. Der Körperumriß erweist sich bei Rückenansicht breit eiförmig, fast kreisrund. Der Rücken ist hochgewölbt, so daß der Rumpf ein kugliges Ansehen gewinnt (Taf. 7, Fig. 87). Haut. Der ganze Rücken wird von einer zusammenhängenden Panzerschale bedeckt, die an den Seiten des Körpers weit herunter- greift und am Stirnende 2 Einbuchtungen aufweist, in welchen die Süßwasser-Acarinen von Hinteriudien, Sumatra, Java etc. 385 beiden Augenkapseln liegen. Der Außenrand dieser Schale verläuft nicht geradlinig-, sondern besitzt Ein- und Ausbieg-ungen. An den Seiten des Rumpfs tritt je eine g-rößere und breitere Einbuchtung- aut^ in deren Tiefe sich noch ein schmaler, spaltartiger Einschnitt bemerkbar macht. Die Bauchseite ist mit Ausnahme des Epimeral- gebiets und des Genitalfelds ^Yeichhäutig. Nur die punktförmigen Hautdrüseuölfnungen und die Ausfuhröffnung sind dunkler chitinisiert. Man zählt deren auf dem Hinterleib vor und hinter dem sog. Anus 5 auf beide Seiten verteilte Paare. Die weiche Haut ist dicht mit rundlichen Zäpfchen bedeckt. Die Hautborsten sind mäßig ent- wickelt. Der Abstand der Stirnborsten beträgt 1(30 ,«. Augen. Die beiden Doppelaugen liegen hart am Vorderende des Rumpfs. Hir gegenseitiger innerer Abstand beziffert sich auf 176 /LI. Die Augenkapseln haben eine Länge von etwa 80 in. Die linsenartigen Emporwölbungen derselben ragen merkbar über die Haut hinaus. Das mediane Sinnesorgan ist vorhanden. Mund teile. Das Maxillarorgan mißt einschließlich des ziem- lich stark gekrümmten Schnabelteils etwa — auf der Streckseite gemessen — 500 f.i, wobei auf das Basalstück 100 /< kommen. Die Mandibel sind ca. 525 a lang. Am Hinterende weisen sie eine starke Biegung nach unten auf. Die Palpenglieder verhalten sich bezüglich ihrer Länge zueinander wie 26 : 28 : 29 : 15 : 9. Beim vor- letzten Glied ist der Endzahn mit eingerechnet w^orden. Infolge- dessen ragen die Maxillartaster merklich über die Spitze des Rostrums hinaus. Das 1. Glied besitzt am Grund eine Dicke (von der Beugeseite zur Streckseite gemessen) von 120 ^, während am schwach verjüngten distalen Ende die Stärke des Segments nur 85 ;f< beträgt. Ähnlich verhält sich auch das 2. auf dem Rücken stark gewölbte Glied, dessen Dicke sich am Grund auf 85 ,«. am distalen Ende jedoch nur auf 68 /< beziffert. Das 3. Segment hat eine mittlere Dicke von 44 .u. Die Beugeseite zeigt in der vordem Hälfte eine mäßige Anschwellung. Sowohl in der basalen Ein- schnürung als auch am distalen Ende bemerkt man je eine niittel- lange, nach unten und vorn gekrümmte Tastborste. Auch am Ende der Streckseite tritt eine solche auf. Das kurze vorletzte Glied trägt an der Einlenkungsstelle des beweglichen Endglieds oben und unten je 1 Börstchen. Bezüglich der Beborstung der andern Glieder verweise ich auf die beigegebene Abbildung (Taf. 19. Fig. 88). Hüft platten. Das Epimeralgebiet hat den typischen Bau. Die 4. Hüftplatte läuft nach innen zu in eine keilförmige, nicht ab- 384 RiCHAKD PlERSIG. gestumpfte Ecke aus. Sie mißt vom Vorder- bis zum Hinterrand 144 fi, von der hintern Innenecke bis zum Außenrand 256 /t<. Im Verein mit dem 3. Hüftplatten])aar bildet das 4. eine fast kreisrunde Oenitalbucht, die durch eine 128 u breite Öffnung mit der hintern Bauchfläche in Verbindung steht (Taf. 19, Fig. 87). Füße. Das 1. Fußpaar ist kurz, und die übrigen Paare haben mittlere Länge. Das Grundglied des 4. Fußes besitzt eine etwas gr()ßere Stärke, weil seine Streckseite stark gewölbt ist. Der Haar- besatz nimmt vom ersten bis letzten Beinpaar zu. Die mittellangen und kurzen Borsten lassen eine deutliche Fiederung erkennen. Während an den distalen Enden besonders der mittlem Glieder der letzten beiden Beinpaare kräftigere, aber kürzere Dornborsten sitzen, ist die Beugeseite mit einer längern Borste ausgestattet. Die 3 letzten Füße tragen außerdem noch am 4. und 5. Glied Schwimmhaare, das 2. Paar am wenigsten, das 3, und 4. in steigender Anzahl. Die Ihakige Kralle ist an allen Beinen annähernd gleich groß. Geschlechtshof. Das Geschlechtsfeld zeigt die bekannte fast herzförmige Gestalt. Auf der vordem Hälfte ist die Ober- fläche der Genitaldeckplatte mit einer größern Anzahl Näpfen von unregelmäßiger Gestalt dicht besetzt. Nach hinten zu gewinnt die Platte ein chagriniertes Ansehen. In der Mitte und am ge- spaltenen Hinterende treten kräftige Borsten auf, deren Zahl und Stellung nicht genau festgestellt werden konnte (Taf 19, Fig. 87). Aus f u h r ö f f n u n g. Der sog. After (Öfthung für die Excretions- drüse) hat einen länglich runden Chitinhof, dessen Längsdurchmesser 55 /< beträgt. Er liegt etwa 80 iti hinter der hintern Innenecke der 4. Hüftplatte. Fundort. Tümpel beim Wat (Tempel Sabatome in Bangkok in Siam); am 23. August 1902. 25. Hydrachna rol^i n. sp. (Taf. 19, Fig. 89.1 Männchen. Größe. Die Körperlänge beträgt etwa 1,4 mm , die Breite 1,25 mm. Da das einzige Exemplar stark geschrumpft war, konnte die Höhe nicht festgestellt werden. Auch die andern Maße sind nur schätzungsweise angegeben. Süßwasser-Acariueu von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 385 Gestalt. Die Gestalt des Rumpfs ist annähernd kuglig-. Nach vorn zu tritt eine schwache Verjüngung des Körpers auf. Haut. Auf der Oberhaut bemerkt man einen dichten Besatz halbkugliger Zäpfchen, die am Grund 18 — 24 /< dick sind. liücken- schilder irgend welcher Art treten nicht auf. Augen, Die beiden nahe am Stirnrand des Körpers gelegenen Augenpaare erheben sich kräftig über die Kfirperhaut. Jede Augen- kapsel hat eine Länge von 144 f^i und eine Breite von 112 ^. Ein Median äuge konnte nicht festgestellt werden. Mundteile. Das Rostrum ist mäßig nach unten gebogen. Seine Länge beträgt 320 .«. Die Mandibeln messen von der Spitze bis an das stark gebogene Hinterende 560 (.i. Palpen. Die Maxillartaster weichen in ihrem Bau nicht wesentlich vom Typus ab. Die einzelnen Glieder verhalten sich in der Länge zueinander wie 30 : 28 : 38 : 22 : 12. Der Borstenbesatz ist dürftig. Hüftplatten. Das Epimeralgebiet liegt auf der vordem Hälfte der Bauchlläche. Die beiden hintern Hüftplattenpaare senden, ähnlich wie bei Hijdrachna signata S Koen., an ihren freien Innen- ecken je einen zahnartigen, subcutanen Fortsatz nach hinten aus, doch sind diese Gebilde bei der hier vorliegenden neuen Art viel schmäler als bei der Vergleichsart (Taf. 19, Fig. 89). F ü ß e. Die Beine sind verhältnismäßig kurz ; das 1. Paar mißt 688 /*, das 2. 880 u, das 3. 1024 u und das 4. 1216 /<. — Die beiden hintern Fußpaare sind reich behaart; außer Schwimmhaaren gewahrt man zahlreiche lange Borsten, die wie die andern kurzen Borsten eine deutliche Fiederung aufweisen. Geschlechthof. Das äußere Genitalorgan hat die bekannte Herzform. Im Vergleich mit demjenigen des Männchens von Hy- drachna signata Koen. ragt es weiter aus der durch die hintern Hüftplattenpaare gebildeten Bucht heraus. Seine Gestalt weicht insofern ab, als das Hinterende nicht so tief gespalten ist wie bei der Vergleichsart. Die Näpfe reichen nicht so weit nach hinten, sondern lassen zwischen dem Borsten- und Napfbesatz eine Zone frei. Die Geschlechtsdeckplatte erreicht eine Länge von 300 (.i und eine Breite von 290 /<. Hinter der mittellangen Genitalspalte ver- einigen sich die beiden Zipfel der Herzspitze. Das Penisgerüst be- sitzt die gew()hnliclie Form (Taf. 19, Fig. 89). Ausfuhr Öffnung. Die Öffnung des MALPiGHi'schen Gefäßes (der Excretionsdrüse ) wird von einem breiten Chitinhof umschlossen. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 26 386 Richard Piersig, Die Mündungen der Hautdrüsen sind ebenfalls von Chitinböfen um- geben, doch treten sie weniger deutlich hervor, weil sie nicht ge- färbt sind. Fundort. Tümpel in der Nähe des Tempels Sabatome in Bangkok, Slam (23. August 1902). II. Parasifidae. U r 0 p 0 d i n a e. 26. Cillibaena {Vropoda) aquatica w. sp. (Taf. 21, Fig. 112—118.) A\' e i b c h e n. Größe. Die Körperlänge beträgt 0,91 mm, die größte Breite 0,72 mm und die Höhe 0,48 mm. Färbung. Die Köperfarbe ist ein lichtes Kaffeebraun oder Sepia. Gestalt. In der Bauch- oder Rückenansicht ist der Körper verkehrt eiförmig. Am Yorderende springt der Rand breit keil- förmig vor und bildet, wie man in der Seitenansicht (Taf. 21, Fig. 114) sehen kann, in der Mitte einen zalmartigen Fortsatz. Bei stärkerer Vergrößerung bemerkt man, daß der überragende Stirn- rand fein gerillt ist. Der Rücken wird von einem großen Schild bedeckt, der von der Bauchplatte durch eine Furche abgetrennt ist. Haut. Die Körperdecke ist stark chitinisiert. Der Rücken- und Bauchpanzer besitzt eine glatte Oberfläche. Am Vorderrand des Rückens sitzen jederseits des medianen Vorsprungs eine geringe Anzahl winziger Härchen. Auch auf der Bauchfläche treten uns Borsten und Härclien entgegen. So wird die Genitalöffnung jeder- seits von 6 winzigen Haargebilden eingesetzt. Hinter der Genital- deckplatte zwischen den Einlenkungsstellen des 4. Beinpaars zählt man 2 Börstchen. Am hintern Ende der Bauchfläche zu beiden Seiten des sog. Afters tritt eine kräftiger entwickelte, größere Borste auf. Capitulum. Das Maxillarorgan liegt unter dem dachförmig vorspringenden Rückenschild verborgen. Man kann es deshalb nur bei Bauchansicht des Tiers beobachten. Es läuft nach dem freien Ende kegelförmig zu. Über die Einzelheiten und Feinheiten Süßwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 387 seines Baues lassen sich keine genauen Angaben machen. Das ein- zige Exemplar der Sammlung mußte bei der Untersuchung zerzupft werden. Die beigegebene Zeichnung (Taf. 21, Fig. 115 u. 116) ist nach einem Quetschpräparat angefertigt. Das Epistom scheint fein ge- zähnelt zu sein. Maxillarpalpen. Die Palpen sind 5gliedrig. Die Glieder nehmen nach dem distalen Ende an Stärke allmählich ab ; das letzte Glied läuft in eine stumpfe Spitze aus. Der Borstenbesatz der ein- zelnen Glieder nimmt nach dem freien Ende hin merkbar zu. Über seine Verteilung gibt die Abbildung (Taf. 21, Fig. 116j am schnellsten Auskunft. Beine. Das vorderste Bein unterscheidet sich von den nach- folgenden durch die abweichende Ausrüstung des 120 in langen End- glieds. Es trägt nämlich am abgestumpften Ende keine Haftlappen und Fußkrallen, sondern eine größere Anzahl verschieden langer und starker Borsten. Eine davon, etwa 180 i-i lang, überragt alle andern ganz auffallend an Länge (Taf. 21, Fig. 115). Die 3 hintern Fußpaare setzen sich zusammen aus 6 Gliedern. Das 2. Glied ist am dicksten und trägt auf seiner Beugeseite eine ziemlich hohe, schmale Leiste, die am untern Ende einen Einschnitt aufweist. Das Endglied verlängert sich stielförmig und endigt in 2 einfach sichel- förmig gebogenen Krallen und einem Haftlappen. Die einzelnen Glieder sind mit kurzen Dornborsten besetzt, von denen einige wenige durch ihre Stärke auffallen. Peritrema. Die Gestalt des Peritremas ähnelt derjenigen des gleichen Organs bei Uropoda obscura (C. L. Koch) (vgl. Oude- MANS, A. C, Bemerkungen über Sanremeser Acari, in: Tijdschr. Entomol., Vol. 43, tab. 7, flg. 23 und A. Berlese, Acari nuovi, in: Redia, Vol. 2, 1904, p. 158. tab. 15, fig. 12). Es tritt an den Körper- rand heran, um schließlich unter Bildung eines spitzen Winkels schief nach innen und rückwärts fädlich zu verlaufen. Genitaldeckplatte. Die Sternogenitalplatte, etwa 208 .a lang und 128 (.i breit, ist elliptisch umrandet und liegt zwischen den Einlenkungsstellen der letzten 3 Beinpaare. Auf der glatten Oberfläche fehlen Haare und Borsten. Wie man bei Seitenansicht des Tiers bemerken kann, läßt sich die Deckplatte nach hinten zu etwas umklappen (Taf. 21, Fig. 112). Analöffnung. Der After befindet sich nahe dem hintern Ende der Bauchfläche. Ei. Der Leibesraum umschloß ein länglich-rundes, hartschaliges 26* 388 Richard Piersig, ca. 256 ,u langes und 176 {.i breites Gebilde, welches ich für ein Ei ansehe. Fundort. Das Tierchen wurde bei dem Dorf Belanie am Rawas-Fluß, Residentschaft Palembang, Insel Sumatra, in einem mit Regenwasser gefüllten, ausgehöhlten Baumstamm gefunden, der früher zum Reisstampfen benutzt wurde (16. Juli 1901). III. Oribatidae. . Notaspidinae. 27. Wotaspis confervae Schrank. Fundort. See Sitoe, Bagendiet bei G-aroet auf West-Java (16. Juli 1902). Süßwasser-Acarinen von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 389 Erklärung der Abbildungen. Tafel 13. Atax affinis n. sp. Fig. 1. Rückenansicht des $. 66 : 1. Fig. 2, Bauchansicht des $. 97:1, Fig. 3. Ventrales Hinterleibsende des $. 160 : 1. Fig. 4. Maxillartaster des cj. 215 : 1. Fig. 5. Geschlechtsfeld des cj (nach einem Quetschpräparat). 160 : 1, Piona paehyderma n. sp. Fig. 6. Geschlechtsfeld des ?. 215:1. Fig. 7. 3. Bein des ?. 165 : 1. Fig. 8. 4. Bein des $. 165 : 1. Arrhri/ur/ifi cmileatifrons ii. >tp. Rückenansicht des $. 90:1. Bauchansicht des ^. 90 : 1. ' Seitenansicht des $. 90 : 1. 4. Bein des S- 195 : 1. Diplodontus despiciens var. nioniicoJns. Fig. 13. Bauchansicht des $. 60 : 1. Fig. 14. Maxillartaster des $ von innen. 180: 1. Fig. 15. Geschlechtshof des ?. 220:1. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. 390 Richard Piebsig, Tafel 14. Xewuania rolzi n. sp. Fig. 16. Bauchansicht des ?. 60:1. Fig. 17. Rückenansicht des $• 60 : 1. Fig. 18. 1. Bein des $. 115 : 1. Fig. 19. 2. Bein des ?. 115 : 1. Fig. 20. 3. Bein des ?. 115 : 1. Fig. 21. 4. Bein des ?. 115: 1. Fig. 22. Maxillartaster des $ von der Seite gesehen. 218 : 1. Fig. 23. Geschlechtshof des $. 156 : 1. Piona bipunctata n. sp. Fig. 24. Bauchansicht des $. 72 : 1. Fig. 25. Rückenansicht des $. 59 : 1. Fig. 26. Seitenansicht des ^. 59 : 1. Fig. 27. 4. Bein des $■ 135 : 1. Tafel 15. Neumania ambifjua ii. sp. Fig. 28. Maxillartaster des $. 220 : 1. Fig. 29. Ventrales Hinterleibsende des $• 70 : 1. Fig. 30. Geschlechtshof des $. 200 : 1. Ecpolopsis loricatus n. sp. Fig. 31. Bauchansicht des (J. 90: 1. Fig. 32. Seitenansicht des (J. 90 : 1. Fig. 33. Rückenansicht des S- 90:1. Brachypodopsis eocridea. n. sp. Fig. 34. Bauchansicht des $. 144 : 1. Fig. 35. Rückenansicht des $. 144 : 1. Fig. 36. Maxillartaster des ?. 420:1. Äniasis nthiima it. sp. Fig. 37. Bauchansicht des $. 125 : 1. Fig. 38. Rückenansicht des $. 95 : 1. Fig. 39. Maxillartaster von außen gesehen. 420 : 1. Süßwasser-Acarinen von Hinteriudien, Sumatra, Java etc. 391 Tafel 16. » PioiKi iiiuUipura )i. sjj. Fig. 40. Bauchansicht des $. 75 : 1. Fig. 41. Maxillartaster des $ von innen gesehen. 210 : 1. Fig. 42. 2. Bein des ?. 110: 1. Fig. 43. 3. Bein des ?. 110: 1. Piona helaniensis //. .sy;. Fig. 44. Bauchansicht des $, 42 : 1. Fig. 45. Maxillartaster des $. 175:1. Fig. 46. Geschlechtshof des $. 182 : 1. Piona pseudouncata ii. sj). Fig. 47. Bauchansicht des (J. 62 : 1. Fig. 48. Maxillartaster des S- 142 : 1. Fig. 49. 1. Bein des S- 165 : 1. Fig. 50. 2. Bein des S- 165: 1. Fig. 51. 4. Bein des S- 165 : 1. Tafel 17. Lwmesia roI'.i n. sp. Fig. 52. Bauchansicht des 5- 54: 1. Fig. 53. B,ückenansicht des $• 54 : 1. Fig. 54. Maxillartaster des ^, von der Seite gesehen. 210 : 1. Fig. 55. Geschlechtshof des % 154:1. Fig. 56. Geschlechtshof des £,. 168:1. Fig. 57. 4. Bein des % 163 : 1. Limupsia Irinhnngensis n. sp. Fig. 58. Bauchansicht des 5- 58 : 1. Fig. 59. Maxillartaster des ?. 130 : 1. Fig. 60. 4. Bein des ?. 125:1. Fig. 61. Geschlechtshof des $. 212:1. Eulais jisrudor'niiosa n. sp. Fig. 62. Maxillarorgan (Capitulum) und Palpen von der Seite ge- sehen. 93 : 1. Fig. 63. Augenbrille des $. 155 : 1. 392 Eichard Piersig, Tafel 18. Arrlienurus aculeaüfrons n. sp. Fig. 64. Bauchansicht des ?. 68 : 1. Fig. 65. ßückenausicht des 5- 68 : 1. Fig. 66. Seitenansicht des 5. 68 : 1. Fig. 67. Seitenansicht des $ (schief). 68 : 1. Fig. 68. Maxillartaster des $ von der Seite gesehen. 250 : 1. Fig. 69. 4. Bein des $. 185 : 1. Arrltenurvs hicornicodulus v. sp. Fig. 70. Rückenansicht des $ (schief). 80 : 1 . Fig. 71. Eückenansicht des $. 80 : 1. Fig. 72. Bauchansicht des c?- 80 : 1. Fig. 73. Seitenansicht des (J. 80 : 1. Fig. 74. Seitenansicht des S (schief). 80 : 1. Fig. 75. Maxillartaster des S- l-*0 : 1, Arrheniinis pfteudoaffii/is n. sp. Fig. 76. Bauchansicht des 5- 53 : 1. Fig. 77. Maxillartaster des ?. 260 : 1. Tafel 19. Ärrhennrus pseudoafßnis n. sj), Fig. 78. Rückenansicht des S- ^8 : 1. Fig. 79. Bauchansicht des cJ. 58 : 1. Fig. 80. Seitenansicht des cj. 58 : 1. Fig. 81. Seitenansicht des (5 (schief). 58:1. ArrJiPjiurus gihherifrons 11. sp. Fig. 82. Rückenansicht des r^. 107 : 1. Fig. 83. Bauchansicht des S- 107 : 1. Fig. 84. Anblick des Rumpfs schief von oben und hinten. 10' Fig. 85. Seitenansicht des c?- 107:1. ÄrrJienvrns nonis George. Fig. 86. Körperanhang des rJ; von oben gesehen. 60 : 1. Süßwasser-Acariiien von Hinterindien, Sumatra, Java etc. 393 Hijdrachna semiscutata n. sp. Fig. 87. Bauchansicht des $. 72:1. Fig. 88. Maxillartaster des $. 190:1. Hydrachna volzi n. sp. Fig. 89. Hüftplatten und Geschlechtshof des $. 70:1. Tafel 20. Arrhenurus helaniensis n. sp. Fig. 90. Rückenansiclit des $ (schief). 58 : 1. Fig. 91. Rückenansicht des $• 58 : 1. Fig. 92. Seitenansicht des $. 58 : 1. Fig. 93. Bauchansicht des $, 58:1. Fig. 94. Maxillartaster des 5 "von der Seite gesehen. 272 : 1. ArrhemirKS psendoaffinis n. sp. Fig. 95. Rückenansicht des $. 56 : 1. Fig. 96. Bauchansicht des 5 (schief). 56 : 1. Fig. 97. Seitenansicht des §. 56:1. Fig. 98. Maxillartaster des $. 202 : 1 . Arrhenurus palembangoisis ii. sp. Fig. 99. Bauchansicht des $. 54:1. Fig. 100. Rückenansicht des $. 54 : 1. Fig. 101. Maxillartaster des $. 300 : 1. Fig. 102. Seitenansicht des $. 54:1. Fig. 103. Geschlechtshof des $. 58 : 1. Arrhenurus gracilipes n. sp. Fig. 104. Bauchansicht des 5 (schief). 75 : 1. Fig. 105. Rückenansicht des $. 75:1. Fig. 106. Maxillartaster des ?. 323:1. Tafel 21. Eupatra rotnnda n. sp. Fig. 107. Bauchansicht des $. 35:1. Fig. 108. Rückenansicht des % 35 : 1. 394 RicHABD PiERSiG, Süßwasser Acarinen von Hinterindien, Sumatra etc. Fig. 109. Maxillartaster des ?. 145 : 1. Fig. 110. Genitalhof des ?. 105:1. Fig. 111. Bauchansicht der Nymphe. 57:1. Cillibaena (Uropoda) aquatica n. sp. Fig. 112. Bauchansicht des $, 54:1. Fig. 113. Eückenansicht des $. 54:1. Fig. 114. Seitenansicht des $. 54:1. Fig. 115. 1. Beinpaar des $. 250:1. Fig. 116. Capitulum mit Maxillartaster des $. 270 : 1. Fig. 117, Vorletztes Bein des $. 250:1. Fig. 118. Endglied des vorletzten Beins. 275:1. Nachdruck verboten, übersetzungsrecht vorbehalten. Die rhabdocölen Turbellarien der Umgebung des Groktscha-Sees. Von W. Plotiiikow. Mit Tafel 22. Während meines Aufenthalts am Goktscha-See im Sommer 1904 (vom 15. Juli bis 10. August) habe ich nur einen sehr kleinen Teil dieses Sees, nämlich die mit Pflanzen bewachsene Elenowsky-Bucht, inbezug auf die Turbellarien-Fauna untersucht. In dieser Bucht habe ich aber nur einzelne Exemplare von Stenostoma leiicops 0. Schm. und Macrostoma oiride Van Bened. gefunden. Eine größere Anzahl von Arten fand ich aber in einem Moore, das in einem kleinen an die Elenowsky-Bucht angrenzenden Kesseltale sich befindet. Hier w^aren folgende Arten vorhanden: Macro.ftonta hij.stri.r 0. Mr.so.sfo/i/a elireiiJwrfjii 0. SCHM. Mrsü.stonHi rodraluDi Ehknb. Mesostoma armciiiacuni n. sp. Mesostoma i'ivipariim Sill. Diplopenis intermrdius VoLZ (?) Vortex privanicu.f n. .v/>. Vortcr kessleri n. .sy;. Vortex ccmcasim.s n. .v/>. Drroatoiiia It/phlop.^ Ve.TD. Drro.^/oii/n (jrari/e VejI). 396 W. Plotnikow, Unter den hier aufgezählten schon bekannten Arten ist Meso- stoma riüiparum bemerkenswert, da diese Species bis jetzt nur aus Nordamerika bekannt geworden ist. Davon habe ich aber nur ein einziges Exemplar gefunden. Es ist mir auch ein Exemplar von einer Turbellarie aus dem Genus Diplopenis, welches W. Volz im Jahre 1898 aufgestellt hat, in die Hände gekommen. Zwei Säcke des Copulationsapparats verschmelzen bei diesem Exemplar im untern Drittel des Apparats; nach diesem Merkmal zu urteilen . ist diese Art für Diplopenis intermedius Volz zu halten, die Anwesenheit einer großen mit Sperma angefüllten Erweiterung des Eileiters (Receptaculum seminis) zeigt aber eine Übereinstimmung mit Biplopenis tripeti Volz. Wie die akzessorischen Drüsen der Ge- schlechtsorgane sich verhalten, konnte ich wegen Mangels an Material nicht entscheiden. Dieses Exemplar war im Leben grün gefärbt und erreichte eine Länge von 1.5 mm. Was Derostoma gracile Vejd. betrifft, so muß ich bemerken, daß die Körperform der von mir gefundenen Vertreter dieser Art der VEJDOvsKY'schen Abbildung insofern nicht ganz gleicht, als der mit drei Fortsätzen endende hintere Teil des Körpers nicht erweitert ist. Im übrigen stimmen sie mit der Beschreibung des genannten Autors ganz überein. Von den 4 neuen Arten gehört nur eine zum Genus Mesosfoma, die übrigen zum Genus Vortex. 1. Mesostonia armen iacuin n. sp, (Fig. 1, 2.) Die Körperlänge erreicht 1,2 mm. Die Körperform erhellt aus der Abbildung. Im Körperparenchym befinden sich schwarze Pigment- körnchen, vorzugsweise vor dem Pharynx und zwischen den Augen sowie auch zwischen den Follikeln der Dotterstöcke. Die Augen sind schwarz und zuweilen mit einer Linse versehen. Die Rhabditen sind nur im vordem Ende gelagert. Der Pharynx befindet sich im vordem Drittel des Körpers. Die Geschlechtsöffnung liegt in der Mitte des Raums zwischen dem Pharynx und der Mitte des Körpers ; vor ihr sind halbkreisförmige Drüsen mit körnigem Secret gelagert, die sich in die Mündung des Atrium genitale öffnen (Fig. 1, 2). Um die Geschlechtsöffnung herum war im Leben eine kreisförmige Kontur des Penis mit seinen akzessorischen Drüsen zu beobachten (Fig. 1). Der Penis besitzt keine chitinöse Bewaffnung. Die kleinen Die rhabdocöleu Turbellarien der Uiugebimg- des Goktscha-Sees. 397 Hoden liegen in den »Seitenteilen des Körpers etwas hinter der Geschlechtsölfnung ; ihre Ausführungsgäng^e, die in die birnförmige Samenblase münden, haben sehr kleine Erweiterungen. Das Recepta- culum seminis stellt eine Erweiterung des Eileiters dar. Hinter der (reschlechtsöifnung liegen die folliculären Dotterstöcke, die den Darm von allen Seiten umfassen. Diese Art habe ich in mehreren Exemplaren gefunden. 2. Vortex erivanicus n. sp. (Fig. 3, 4.) Der Körper ist bis 1,2 mm lang. Das Vorderende ist stumpf abgerundet, das Hinterende verengt sich allmählich, die Körpermitte Avird aber bedeutend breit. Im Parenchym sind rötlich-bräunliche Pigmentkörnchen in kleinen Häufchen verteilt. Die Augen sind nierenförmig. An der Grenze zwischen dem Darme und dem Pharj'nx befinden sich einzellige Drüsen. Die Geschlechtsöttiiung ist von körnigen Drüsen umgeben, die meist quer gelagert sind. Der Penis- sack besteht aus einer rundlichen Samenblase und einem von der- selben durch eine Scheidewand getrennten Raum mit zweilappigen körnigen akzessorischen Drüsen. Außerdem öffnen sich in diesen Raum 2 lang gestreckte, mit körnigem Secret gefüllte Säcke mit feinen Ausführungsgängen, wie ich es an einem lebenden Exemplar beobachten konnte (Fig. 4); bei konservierten und gefärbten Exemplaren enthalten diese Säcke eine Menge Zellen, die mit sehr intensiv gefärbten Körnchen (Kernen?) versehen sind (Fig. S). In die Samenblase münden 2 Ausführungsgänge der in der Nähe liegenden kleinen Hoden. In den Hoden habe ich reife Sperma- fäden ebensowenig wie in der Samenblase beobachtet. Vom vordem Ende des Penissacks geht ein feiner und ziemlich langer Muskel ab, der sich an der Bauchseite des Köi-pers befestigt. Außer- dem sind 2 feine Muskeln an den beiden Seiten des Penissacks vorhanden. Der chitinöse Teil des Penis ist 0,08 mm lang und besteht aus 15 — 17 Stacheln, die im Kreis gelagert sind und in ihren Basalteilen mit einem Ring verbunden sind; die Spitzen der Hasalteile der Stacheln selbst verschmelzen zu einem breiten und sehr dünnen Gürtel. Der Gürtel und der Ring sind aber nicht ge- schlossen, indem ihr offener Teil dorsalwärts gerichtet ist. Ins Atrium öffnet sich ein dünnwandigei- Sack, die Bursa copulatrix. Innerhalb der letztern habe ich bei einem Exemplar eine kugelförmige Blase 898 W. Plotnikow, mit körnigem Inhalt gefunden. A^on hinten mündet ins Atrium der Uterus, in welchem sich bei einem andern Exemplar ein ovales gelb- bräunliches Ei befand. In den Uterus öffnet sich von oben der stellenweise aufgeblähte Eileiter; der letztere nimmt mehrere sehr feine Ausftthrungsgänge der einzelligen Drüsen und den Ausführungs- gang des kleinen kugelförmigen Receptaciilum seminis auf; neben demselben fand ich bei dem erstem Exemplar noch eine mit Dotter- körnchen gefüllte Blase, die keine Verbindung mit dem Eileiter hatte. Auf demselben Niveau befindet sich noch ein Häufchen von akzessorischen Drüsen (hdr). Der große Kern der Eizellen hat einen Nucleolus, inner- halb dessen eine oder zwei Vacuolen zu beobachten sind. Die Dotter- stöcke verlaufen auf beiden Seiten des Körpers und münden getrennt in das Atrium ; sie sind mit sehr langen Seitenzweigen versehen. Ich fand nur 2 Exemplare dieser Species. 3. Vortex Uessleri n. sp. (Fig. 5, 6.) Die Körperlänge, die Form des Körpers und die Augen sind denen der vorhergehenden Art gleich. Im Parenchym ist eine rosa- rötliche Flüssigkeit, im vordem Körperteil aber eine schwache bräunliche Färbung vorhanden. Die Lage der Geschlechtsorgane stimmt mit derjenigen der vorhergehenden Art überein (Fig. 5). Der 0,08 mm lange Copulationsapparat (Fig. 6) besteht hier aus 5 pyramidenförmigen Haken, deren Basen durch einen feinen Ring verbunden sind. Jeder Haken ist mit wenigen Rippen versehen, so daß er aus zusammengeklebten Stacheln gebildet zu sein scheint. In den Eileiter münden auch einzellige akzessorische Drüsen. Das Receptaculum seminis ist ziemlich groß und kugelförmig und besitzt, wie es scheint, einen selbständigen Ausführungsgang, der in der Wand des Eileiters liegt. Die Dotterstöcke und das Ei sind den- jenigen der vorhergehenden Art ganz gleich. Mir lag nur ein einziges Exemplar dieser Art vor. 4. Vortex eaucasieus n, sp. (Fig. 7.) Die Körperlänge erreicht 1 mm. Das Vorderende ist stumpf abgerundet, das Hinterende verengt sich allmählich, die Seitenränder der Körpermitte verlaufen aber einander parallel. Der Körper ist vollständig durchsichtig, indem nur eine sehr schwache bräunliche Die rhabdocölen Turbellarien der ümgebuug des Goktscha-Sees. 399 subepitheliale Färbung zu bemerken ist. Die Augen sind nieren- förmig. Bei allen von mir gefundenen Exemplaren war der Darm, infolge der Anwesenheit von Zoochlorellen in seiner Wand, grün. Die Lage der Geschlechtsorgane ist im allgemeinen dieselbe wie bei Vortex erivanicus und Vortex Jcessleri. Der Penissack enthält eine kugelförmige Samenblase, palissadenförmige körnige akzessorische Drüsen und einen Copulationsapparat. Der letztere ist 0,02 mm lang und besteht aus platten Stacheln, deren Anzahl ungefähr 17 beträgt. Diese Stacheln sind an ihrer Basis durch einen faserigen Ring ver- bunden. x4n mit Kalilauge aufgehellten Objekten ist eine cuticulare Membran zu sehen, die das Innere der Scheibe des Copulations- apparats auskleidet und an der der letztere befestigt ist. Auch kann man in dieser Membran mehrere Fibrillen, die von der Basis der Stacheln paarweise ausgehen und hier einen Plexus bilden (Fig. 7), bemerken. Von hinten mündet ins Atrium genitale der Uterus, und in den letztern öftnet sich von oben der Eileiter. Das Eeceptaculum seminis ist kugelförmig; sein Ausführungsgang öffnet sich in den Eileiter. Die Dotterstöcke sind einfach und vereinigen sich zu einem gemeinsamen Endabschnitt Das Ei ist oval und gelbbräunlich. Ich fand 5 Exemplare dieser Art. Literaturverzeichnis. V. Gkaff, L,, Monographie der Turbellarien, 1. Rhabdocoelida, 1882. Vejdovsky, Fr., Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien, in: Z. wiss. Zool., Vol. 60, 1895. VOLZ, W., Contribution ä l'etude de la fauna turbellarienne de la Suisse, in: Rev. suisse Zool., Vol. 9, 1901. 400 W. Plotnikow, Die rhabdocölen Turbellarieii des Goktscha-Sees. Erklärung der Abbildungen. Tafel 22. Pig. 1. Mesosloina anncniacum n. sp. Nach dem Leben, plt Pharynx, ph Penisblase, odr körnige Drüsen der Geschlechtsöflfnung, ds Dotterstocks- follikel, p Pigmentkörnchen, öl Oltropfen. Fig. 2. '^in (^\\er&c\imii Non Mesostomii armeniaciuiin. ft}). '^S- Grenital- öifnung, odr körnige Drüsen der Genital Öffnung, ciedr akzessorische Drüsen des Penis, / Hoden, ov Keimstock, rs ßeceptaculum seminis, ds Dotter- stöcke. Fig. 3. Die Geschlechtsorgane von Vortex eriranieus ii. sp. Nach einem gefärbten Totalpräparat, ca Copulationsapparat, sh Samenblase, m Muskeln des Penissackes , ut Uterus , edr einzellige Drüsen des Eileiters, Mr Drüsenhäufchen, P eine Blase mit körnigem Inhalt , sdr Sack mit drüsigen Zellen, hc Bursa copulatrix; die übrigen Buchstaben wie in Fig. 2. Fig. 4. Der Penissack von Vortex erivanicus n. sp. Nach dem Leben, acdr körnige akzessorische Drüsen ; die übrigen Buchstaben wie in Fig. 3. Fig. 5. Die hintere Körperhälfte von Vortcx kcssleri n. sp. Nach dem Leben (Profil). Buchstaben wie in Fig. 3. Fig. 6. Die Haken des Copulationsapparats von Vortex hessler i n. sp. in Kalilauge. Fig. 7. Der Copulationsapparat von Vortex caucasiciis n. sj). in Kalilauge. Xachdruck verboten. Übersctzitngsrecht vorbehalten . Die australischen Copeognathen. Von Dr. Crünther Eiiderleiii in Berlin. Mit Tafel 23. Dnrcli die Frenndliclikeit des Herrn W. W. Froggatt, Governe- ments Entomologist in S^'dney, erhielt ich eine Sammlnng austra- lischer Copeog-nathen, teils in Alkohol, teils in trocknem Zustand, die eine Reihe neuer Arten und Gattungen enthielt. Alle bisher aus Australien beschriebenen Formen füge ich in der folgenden Zu- sammenstellung in systematischer Eeihenfolge ein. Als sehr inter- essante Bereicherung der Kenntnis sind die beiden neuen Gattungen trimerer Copeognathen Tridadns und FeniacJadus hinzustellen. Die 23 Arten verteilen sich auf 15 Gattungen. Fam. Psomdae. Subfam. Psocinae. Psocus Latr. JPsociis lignicöla n. sp. (Fig. 1 u. 4.) Kopf blaL) gelblich. Über Stirn und Clypeus ein breiter brauner Medianstreifen, der beim c? dunkelbraun ist; die Seiten des Clypeus Zoul. Jabib XXII I. Abt. f. .Syst. "^'t 402 Günther Ender lein, braun. Clypeolus g-elb. Oberlippe braun, beim S dunkelbraun. Schläfen dunkelbraun, Wang-en nur dicht vor den Augen mit einem braunen Fleck. Unterlippe weißlich. Maxillarpalpus blaß, Endglied braun. Scheitel und die deutliche Scheitelnaht blaß braun (beim ^ braun) gesäumt. In der Mitte jeder Scheitelhälfte ein kreisrunder dunkelbrauner Fleck, dessen Durchmesser etwa \'^ des Augendurch- messers des $ ist. Augen schwarz, mäßig klein, halbkuglig- ab- stehend, beim S wenig größer. Innenränder der Augen ein wenig nach hinten divergierend. Fühler braun, die beiden Basalglieder blaß, beim ? auch das 3. Glied mit Ausnahme der Spitze blaß; dünn, spärlich und fein pubesciert (?) oder etwas dicker und ziemlich dicht und abstehend pubesciert (S). Thorax gelblich, oben braun mit gelblichen Suturen. Abdomen gelblich, oben mit dichter dunkel- brauner Zeichnung, das männliche Genitalsegment sehr groß und schwarzbraun. Ein eigenartiger Klammerapparat des männlichen Sexualorgans ist in Fig. 4 abgebildet und vermutlich aus dem letzten Sternit gebildet. Er besteht aus 2 gabelig auseinander gehenden Armen, die am Ende außen gesägt sind. Beine blaß, beim $ die Tarsen braun, beim S die Schienen braun und die Tarsen schwarz- braun. Klauen schlank und wenig gekrümmt, schwarz, Spitze sehr dünn und lang, Zahn ziemlich weit von der Spitze entfernt, etwas schräg nach vorn gerichtet. 1. Hintertarsenglied mit 24 Ctenidien, 2. mit 2 Ctenidien. Verhältnis der Hintertarsenglieder 3Vs : 1. Flügel h^^alin. Pterostigma in der Mitte mit breitem Quer- band; die braune Farbe zieht sich am Vorderrand zuweilen bis an die Spitze und tritt in der Mitte über r^ hinweg. Braune Flecke finden sich noch am Nodulus und am Ende des 2. Drittels der Ader m -\- cn. Pterostigma flach, Scheitel völlig abgeflacht. Subcosta am Radius endend. Areola postica mit breitem Scheitel. Adern bi'aun, r^ am proximalen Teil des Pterostigma rötlich, einige Stellen im Vorderflügel farblos. r4_j_5 nicht ganz doppelt so lang wie der Gabel- stiel. Stigmasack bräunlich-rot. Der männliche Vorderflügel ist etwas schärfer gezeichnet und etwas schlanker. Die Nymphe ist wie die Imago gezeichnet, doch blasser. Vorderflügellänge ca. 3 mm. Australien. Neusüdwales. Sydney. Unter Holz. 8 ^c^, 2 $?. 1 Nymphe. Gesammelt von W. AV. Froggatt, Die australischen Copeognathen. 403 JPsocus conspurcatus Enderl. 1903. Psocus co)isp>(rccüns ^^T)'£.'&Ij.] Enderlein, in: Aun. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 224, tab. 4, fig. 13. (Neusüdwales.) Cleinatostlf/iHii n. g, Typus: ülematostigma macidiceps Enderl. 1903. Geäder wie bei Psocus Late., das Pterostigma trägt jedoch in der Mitte des Hiriterrands eine kurze Querader, welche aber den Stiel der Eadialgabel nicht erreicht. Im Vorderflügel ist der Radial- ramus mit der Media eine Strecke weit verschmolzen. — Hierher gehört Copostigma maculiceps Endeel, 1903, fumatum Endeel. 1903, indicum Endeel. 1903 und hrevistylus Enderl. 1903. In der Gattung Copostigma Enderl. 1903. die sich dadurch von Clemafosfigma n. g. unterscheidet, daß im Vorderfliigel der Radial- ramus mit der Media durch eine Querader verbunden ist, bleibt nur Copostigma dorsopunäatum Enderl. 1903 aus Neuguinea. Clematostif/Hia maculiceps Enderl. 1903. (Fig. 3.) ('oj)ostigma inaculkrps Enderl. ; Enderlein, iu : Arm. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 231. Australien. Neusüdwales. Loquat bei Newcastle. An den Stämmen von Obstbäumen. 27. Oktober 1903. 2 SS, 4 $$, 3 Nymphen, 2 Larven. Gesaramelt von Walter W. FRO(iGATT. Clemutostiffniu mnctuni Endeel. 1903. (Fig. 2.) Psocus rincfifs Enderl.: Enderlein, in: Ann. j\1us. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 223. An der einen mir vorliegenden Type bemerke ich, daß mir der Queraderstummel am Pterostigma entgangen ist. Es ist diese Form also nicht in die Gattung Psocus Latr., sondern in die Gattung Clematostigma Enderl. einzuordnen. (Queensland.) 27* 404 Günther Endeklein, Farn. Caeciliidae. Subfani. Pohjpsocinae. Epipsocus Hagen 1866. Epipsociis fnuestiis Enderl. 1903. Epipsocus funcstus Endekl. : Enderlein, in : Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 256, tab. 5, fig. 26. (Queensland.) Ejnpsociis villosus Enderl. 1903. Epipsocus villosvs Enderl. ; Enderlein, in : Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 256, tab. 5, fig. 27. (Neusüdwales.) Subfam. Caecüiinae. Pseudocaecilius Enderl. 1903. Pseudocaecilius lachlani Enderl. 1903. Pseudocaeci/iiis hicldmii Enderl.; Enderlein, in: Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 263, tab. 5, fig. 30. (Neusüdwales.) Fiillehomiella Enderl. 1902. EüllebornieUa parviraniosa Enderl. 1903. lila pairira l; Vol. ], (Neusüdwales.) Fülleborniella parviraniosa Enderl. ; Enderlein, in : Ann. Mus. nat. Hung., Vol. ], 1903, p. 281. Cladioiieura n, (j. (Fig. 5.) Geäder wie bei Caecilius Curt. Adern des Vorderflügels oben begleitet von 2 Eeihen ziemlich langer Haare, die nicht auf den Adern selbst, sondern auf kleinen kürzern oder längern Seiten- ästchen stehen ; auf der Flügelunterseite trägt jede Ader eine Reihe Die australischen Copeognathen. 405 feinerer Haare, die auf der Ader selbst inserieren. Die Analis ist vöUig unbehaart. Hinter dem flachen Scheitel des Pterostigmas einige Haare in der Flüg-elzelle stehend. Areola postica nicht steil, relativ flach. Am Außenrand kreuzen sich die Haare der lland- behaarung-. Adern des Hinterflüg-els nur in der Flügelspitze pubesciert. Die Randbeliaarung kreuzt sich am Außenrand. Tarsen 2gliedrig. Klauen klein, stark gekrümmt, mit einem winzigen spitzen Zahn vor der Spitze. Cladioneura n. g. ist am nächsten mit Kolhea Bektkau verwandt. Cladioneura pulchripennis n. sp, (Fig. 5.) Kopf gelbbraun. In der Medianlinie über Scheitel und Clypeus ein breiter dunkelbrauner Streifen, der sich nach hinten verschmälert; seitlich von ihm auf dem Scheitel und dicht neben ihm jederseits ein langgezogener Fleck schräg nach den Augen zu. Clypeolus schwarz, Vorderrand gelblich. Oberlippe schwarz. Ocellen dicht zu- sammengedrängt. Schläfen sehr schmal. Wangen nach vorn sich ziemlich stark verbreiternd. Maxillartaster gelblich, letztes Glied ziemlich schlank, am Ende etwas zugespitzt und schwarz. Die beiden Basalglieder der Fühler bräunlich-gelb; die Fühlergeißel ist ab- gebrochen. Scheitelnaht scharf. Hinterhauptsrand etwas eingebuchtet. Thorax dunkelbraun, Suturen gelblicli. Abdomen dunkelbraun, oben an den Seitenrändern mit je einem ziemlich schmalen gelben Längs- streifen. Beine gelblich-braun, Schienen mit Ausnahme der Spitze bräunlich-gelb. Klauen braun, Spitze und Basis gelb, äußerste Spitze schwarz, gedrungen, Zahn vor der Spitze winzig und spitz. 1. Hintertarsenglied mit 13 Ctenidien, 2. ohne Ctenidien. Verhältnis der Hintertarsenglieder 2V:! : 1. Flügel hyalin. Im Vorderflügel ist die Basis jedes Haars von einem relativ großen braunen Fleck umgeben, nur die Flecken von r sind sehr klein. Analis und cti.^ ohne Seitenästchen und un- pubesciert. Die braunen Flecken verschmelzen an den Enden aller Adern in dem Apicaldrittel, ferner auch besonders in der Zelle 31... Pterostigma, besonders am Vorderrand, mit spärlichen Haaren; End- hälfte braun, äußerste Spitze hyalin. Areola postica mäßig groß und flach, Scheitel sehi- abgeflacht. Rand der Apicalhälfte auch innen mehrreihig behaart, Rand der Zelle cilj innen mit sehr langen Haaren. Adern gelblich-braun. Stiel der Radialgabel mehr als 406 Günther Enderlein, doppelt SO lang wie r-^j^s. Adern des Hinterflügels gelbbraun, nur in der Spitze pubeseiert; Rand mit Ausnahme des Rands der Costal- zelle pubeseiert. Vorderflügellänge o mm. Flügelspannung 7 mm. Australien. Neusüdwales. Gosford. Aus dürrem Laub ge- fällter Eucalyptus-Bäume geschüttelt. 14. Oktober 1903. 1 ?. Ge- sammelt von Dr. Walter W. Fkoggatt. Caecilius Cukt. Caecilius australis Enderl. 1903. Caecilius australis Enderlein, in: Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1893, p. 275, tab. 7, fig. 39. Die Oberseite des Thorax ist beim S wesentlich dunkler als beim $ und lebhaft braun. Australien. Neusüdwales. In der Nähe von Sydney. Unter den Blättern von Orangebäumen in Obstgärten, wo die Weibchen Packete von goldenfarbigen Eiern an das Laub legen und sie mit einer seidenartigen Schutzdecke überspinnen. 9. Oktober 1903. 2 c?c?, 4 ?? und 2 Nymphen. Gesammelt von AValter W. Froggatt. Caecilius niacrostigma Enderl. 1903. Caecilius >nacrostig)iia Enderl. ; Enderlein, in : Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 272, tab. 7, fig. 37. (Neusüdwales.) Caecilius macrostif/nia ab. peduuculatus Enderl. 1903. (Neusüdwales.) 1. c. p. 273. Caecilius globiclypetis Enderl. 1903. jlypeus 903, i (Neusüdwales.) Caecilius globich/peus Enderl. ; Enderlein, in : Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 275. Die australischen Copcognatben. 407 iSubfam. Peripsocinae. Pevipfioms Hag. 1866. Perfpsocus hyalinus Enderl. 1903. Peripsocus Jii/aliinis Exiierl. : Enderlein, in: Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1,1903, p. 291. (Xeusüdwales.) JPerijfsocKs sydneyensis Enderl. 1903. Prripsocus sijdncyensis Enderl. ; Enderlein, in : Ann. ]\[us. nat. Hung., Vol. 1,' 1903, p. 292, tab. 7, fig. 45. (Neusüdwales.) Bctopsocus McLachlan 1899. RiBAGA (in: Redia, Vol. 1, 1903, p. 294—298) wies durch mikro- skopische Untersuchung- einiger englischen Stücke von Ecfopsoms hrifjgsi McLachlan nach, daß Rand und Adern des Vorderflügels keineswegs völlig unbehaart sind, wie dies McLachlan in der Diagnose seiner Gattung angibt, sondern mit sehr kui-zen Haaren mäßig dicht pubesciert sind. Es fällt somit der Unterschied zwischen der Gattung Edopsociis McLachl. 1899 und Micropsocus Enderl. 1901 weg; letztere ist daher als synonym zu streichen. Auch bei Microps. denudatus Enderl. 1903 fand ich bei starker Vergrößerung eine dichte, aber sehr feine und kurze Pubescenz. Die Arten der Gattung Edopsociis McLachlan sind demnach: berlesei Ribaga 1900 (Italien), brigf/si McLachl. 1899 (England), var. meridiomdis Ribaga 1904 (Italien), denndatns Enderl. 1903 (Vorder- indien), erosus Enderl. 1903 (Neuguinea), miisae (Künstler et Chaine 1902) (Süd-Europa), mynnecophilus Enderl. 1903 (Vorderindien und Bismarck-Archipel), icatersiradfi Enderl. 1901 (Borneo, Neuguinea) sowie die folgende Species. Ectopsocus frof/gatti n. sp, Edopsoms hriggsi McLachl.; Enderlein, in: Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 294, tab. 7, fig. 47. Bei genauer mikroskopischer Untersuchung stellte sich doch heraus, daß die australische Form nicht zu E. In'ffgsi zu rechneu ist. Die Unterschiede sind vor allem folgende: 408 Günther Endeblein, Die braunen Flecken im Yorderflügel sind viel schärfer und größer. Die beiden Enden des Pterostigmas sind braun. Die Be- haarung ist länger, besonders ist die Pubescieruug der Analis mäßig dicht und sehr lang, cu sehr steil endend. Hinterflügel nur an der Spitze mit einigen sehr kurzen Haaren; ^24-3 braun gesäumt, am Ende von nj^^. m und von cu je ein brauner Fleck, die Querader zwischen r und m braun gesäumt. Abdomen oben mit bräunlichen Querbändern. Die Kopfzeichnung besteht aus einzelnen kleinen Punkten (während sie bei E. hriggsi aus größern Flecken besteht). Vorderflügellänge 2,1 — 2,5 mm. Tasmania. 1903. 1 ?. Gesammelt von W. W. Froggatt. (Das von BiRo gesammelte Stück, 1. c, stammte von Neusüdwales, Sydne)^) Fam. Myopsocidae. Subfam. Myopsocinae. Pentacladus n. f/. (Fig. 7.) Eadialramus mit der Media eine Strecke weit verschmolzen. Media öästig. Areola postica sehr hoch und steil und sehr schmal; mit gebogenem cu^, Scheitel sehr scharf, nur eine sehr kurze Strecke mit der Media verschmolzen oder durch eine kurze Querader mit ihr verbunden. Fühler IBgliedrig. Tarsen Bgliedrig. Klauen mit einem kleinen ziemlich flachen Zähnchen vor der Spitze. Pentaeladiis eucalypti n. sp. (Fig. 7.) Kopf glatt, glänzend, ziemlich struppig behaart, braun bis dunkelbraun; Clypeus ziemlich flach, an den Seiten häufig gelblich gerandet, vorn etwas eingebuchtet. Clypeolus etwas heller. End- glied des Maxillarpalpus schwarz. Fühler etwa von Vorderflügellänge, dünn, mäßig dicht und fein behaart, vorn in der ganzen Länge mit ein- zelnen langen Haaren; braunschwarz, die beiden Basalglieder und das 3. Glied mit Ausnahme der Spitze bräunlich-gelb. Augen mäßig klein, kuglig abstehend, bräunlich bis dunkelbraun, unbehaart, beim S wenig größer. Scheitelnaht sehr fein. Thorax braun, Beine blaß gelblich, 3. Tarsenglied dunkelbraun, 2. Tarsenglied bräunlich an- Die australischen Copeoguatheii. 409 gehaucht, ebenso zuweilen die Endspitze des 1. Tarsenglieds. Coxen dunkler, Klauen klein, Zehen klein und flach, schwarz. Spitze gelb. Verhältnis der Hintertarseuglieder 7' o : 1 : l'V4. Abdomen bräunlich; die Genitalsegmente des S sehr groß, braun und glänzend. Vorderfiügel hj'alin; Basaldrittel schwarzbraun mit Ausnahme des vordem Teils der Costalzelle, je eines Flecks in der Mitte der Zelle Cu und Ati und Säume an den Basalteilen der Adern r, m-\-cu, au und ax in etwa \-, der Fliigellänge, die hyalin sind. Quer durch die Flügelmitte zwischen proximalem Ende des Pterostigmas und Areola postica eine schmale braune Querbinde mit gelber Mitte, die vorn die dunkelbraune Zeichnung tangiert. Eine 2. schmale Quer- binde findet sich zwischen distalem Ende des Pterostigmas und Hinterrand bei ?>?.-, ; sie ist gleichfalls braun mit gelblicher Mitte und vereinigt sich mit der braunen Außenrandzone zwischen »k, und r4J-5. die in der Mitte gelblich gefärbt ist; am Rande in der Zelle Wi bis m^ je ein hyaliner Fleck. Distale Hälfte des Pterostigmas gelb, äußerstes Ende braun. .A-dern braun, an den gelben Stellen der Mittel- binde und an den hyalin gesäumten Stellen der Flügelbasis gelb. Ptero- stigma nach dem Ende zu stark verbreitert, r^ an der vei'breiterten Stelle abgerundet. Stiel der Radialgabel etwa von der Länge von r-i-L-s. Hinterflügel hyalin, Basalhälfte blaß braun, mit der Zelle Cu und die Zelle An braun. Adern braun. Vorderfiügelmembran tief blau bis violett oder in allen Farben lebhaft irisierend ; Hinterflügel intensiv golden bis rot irisierend. Vorderflügellänge SVo ^^^- Flügelspannung 8 mm. Australien. Neusüdwales. Gosford. Aus dürrem Laub ge- fällter Eucalyptus-Bäume geschüttelt. 14. (Jktober 1903. 2 SS, 4 $?. (-resammelt von Dr. W. W. Froggatt. llt/ojysocus Hag. Mjjopsocns {/rlseipennis McL achlax 1866. Psocus griseij/Ptinis McLachlan, in: Trans, entomol. Soc. London (3), Voi. 5, 1866, p. 348. Myopsoais yriseipennis McLachlan, 1. c, p. 352. Mi/opaoriis griseipmni.s McLachl. ; KoLBE, in: Entomol. Nachr.. 188.">. p. 144. Myopsortts ijrisfij/e/tn/s Mi'Lachl. ; ExDERliElN, in: Ann. Mus. nat. Hung. Vol. 1, 1903, p. 300. 410 Günther Enderlein, Neusüd Wales. Sydney. An alten Zäunen von Flechten lebend. 5 ??. Gesammelt von W. W. Feoggatt, Belmore. An Zäunen von Flechten lebend. Nov. 1903. 1 ?. Gesammelt von F. H. Taylor. Myopsocus austvulis (Brauer 1866). P.socHS aiistralis Br.; Brauer, in: Novara-Exp., Zool., Vol. 1, Neui'., 1866, p. 50. Myopsocus aiistralis (Br.); Kolbe, in: Entomol. Nachr., 1883, p. 145 — 146. Myopsocus australis (Br.) ; Enderlein, in: Ann. Mus. nat. Hung., Vol. 1, 1903, p. 301. Tricladus n. ff. (Fig-. 6.) Eadialramus mit der Media eine Strecke weit verschmolzen. Media Hastig. Areola postica sehr klein, viereckig; m^ nicht bogig; Scheitel mäßig spitz und durch eine ziemlich lange Querader mit der Media verbunden. Fühler ISgliedrig. Tarsen Sgliedrig. Klauen sehr lang und schlank, ungezähnt. Tricladus /'rof/f/attl n. sp. (Fig. 6.) Kopf glatt, glänzend, braunschwarz, mit kräftigen Haaren mäßig dicht besetzt. Augen mäßig klein, kuglig abstehend, schwarz. Scheitelnaht sehr fein. Hinterhauptsrand schwach eingebuchtet. Fülller sehr dünn, braunschwarz, die beiden Basalglieder und das 3. Glied mit Ausnahme der Spitze gelbbraun; sehr kurz und fein pubesciert, auf der vordem Seite in der ganzen Länge mit einzelnen langen Haaren. Thorax glänzend tiefschwarz. Beine hellbräunlich-gelb, Tarsen hellbraun. Klauen schlank und lang, ungezähnt, schwarz, die sehr lang ausgezogene Spitze und die Basis gelb. Verhältnis der Hinter- tarsenglieder ö^^ : 1 "IVi- Abdomen sehr dunkel. Vorderflügel hyalin. Flügelbasis etwas mehr als '/^ der Flügel- länge dunkelschwärzlich-braun, mit Ausnahme des vordem Teils der Costalzelle, je eines Flecks in der Mitte der Zelle Cu und An und Säume an den Basalteilen der Adern r, m -{- cu, an und ax, die hyalin sind. Quer durch die Flügelmitte zwischen Stigmasack und Areola postica eine sehr schmale graubraune Querbinde, die von der dunkeln Basalfärbung durch eine breite hyaline Binde getrennt ist. Die australischen Copeognatheu. 411 Eine 2., sehr schmale graubraune Binde geht vom distalen Ende des Pterostigmas aus und endet an der Media vor der Abzweigung-sstelle von H?3, wo sie nur schwach den graubraunen Außenrandsaum be- rührt, der am Rand der Zellen ilf, und M^ kleine hyaline Flecken aufweist. Distales Drittel des Pterostigmas braun; hinter dem ver- breiterten Ende des Pterostigmas ein schwefelgelber Fleck. Die hyalin gesäumten Aderteile der Flügelbasis und cu., schwefelgelb, die übrigen Adern dunkelbraun. Stiel der Radialgabel etwa von der Länge von ri^-,. Hinterflügel hyalin mit grauen Wischen in Sc und An. Adern braun. Membran des Vorderflügels intensiv in allen Farben irisierend, der Hinterflügel rot bis golden irisierend. Yorderflügellänge 2.7 mm, Flügelspannung 6V-2 miii- Australien. Neusüdwales. Kenthurst bei Sj^dney. Aus dürrem Laub gefällter Eucalyptus-Bäume geschüttelt. 9. Okt. 1903. 2 ??. Gosford. Aus dürrem Laub gefällter Eucalyptus-Bäume ge- schüttelt. 14. Okt. 1903. 2 ??. Gesammelt von Dr. W. W. Fkoggatt. Subfam. Propsocinäe. JPropsociis McLachl. 1866. Pvoxjsocus paUipes ^IacLachl. 1866. Propsocus pallipes McLachl.; MacLachlan, in: Trans, entomol. 8oc. London (3), Vol. 5, 1865—1867, p. 349. Propsocus jjcdlipes McLachl.; Enderlein, in: Ann. Mus. nat. Huug.^ Vol. 1, 1903, p. 303. (Adelaide.) Farn. Mesopsocidac. Subfam. 3Iesopsocinae. Philotarsiis Kolbe 1880. PhUotarsiis froggatti Endkkl. 1903. ifjCjcdti 9Ö3, [) (Neusüdwales.) Philolaisus froggatti Enderl. ; Enuerleix, in: Ann. Mus. nat. Hung. Vol. 1, 19Ö3, p. 308, tab. 9, fig. 52a, tab. 10, fig. 52b— c. 412 Günther Enderlein. Die australischen Copeognathen. Philotarsus riridis Endeel. 1903. PhilotarsKs viridis Endeel. ; Emdeelein, in: Ann. Mus. nat. Hung., VoL l, 1903, p. 309, tab. 10, fig. 53. (Neusüdwales.) Farn. Troctidae. Subfam. Troctinae. Troetes divinatoriiis (Müller 1776). Australien. Neusüdwales. Sydney. Häufig in Mehl. Zahl- reiche Exemplare gesammelt von W. W. Froggatt. Da angegeben ist, daß diese kosmopolitische Art im Mehl häufig auftritt, dürfte sie ziemlichen Schaden verursachen. z. Z. A Hinge auf Bornholm, 12. Juli 1905. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Psocus lignicola n. sp. (J. 27: 1. Fig. 2. (Jeniatosiigma rincium Enderl. 1903, $. 27:1. Fig. 3. Cleviatosfigma mcwidiceps Enderl. 1903. $. 27:1. Fig. 4. Psocus lignicola n. sp. c?. Klammerapparat des Sexual- organs; vermutlich aus dem letzten (9.) Sternit gebildet. 160:1. Fig. 5. Cladoneura jndchripennis n. g. n. sp. 27: 1. Fig. 6, Tricladus froggatt i n. g. n. sp. 27: 1. Fig. 7. Pentacladus cuccdypti n. g. n. sp. 27: 1. Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten. Ubersetziingsrecht vorhehalten . Die australischen Copeognathen. Von Dr. Güntlier Enderleiu in Berlin. Mit Tafel 23. Durch die Freundlichkeit des Herrn W. W. Froggatt, Governe- ments Entomologist in S3'dne3^, erhielt ich eine Sammlung austra- lischer Copeognathen, teils in Alkohol, teils in trocknem Zustand, die eine Reihe neuer Arten und Gattungen enthielt. Alle bisher aus Australien beschriebenen Formen füge ich in der folgenden Zu- sammenstellung in systematischer Reihenfolge ein. Als sehr inter- essante Bereicherung der Kenntnis sind die beiden neuen Gattungen trimerer Copeognathen Tridadus und Penfacladus hinzustellen. Die 23 Arten verteilen sich auf 15 Gattungen. Farn. Psoddae. Subfam. Psocinae. JPsocus Latr. PsocuH lignicola n. sp. (Fig. 1 u. 4.) Kopf blaß gelblich. Über Stirn und Clj^peus ein breiter brauner ]\redianstreifen, der beim ^ dunkelbraun ist; die Seiten des ClypeuH Zoul. Jabrli XXIII. Abt. f. Syst. 27 414 ^V. Tavea, Die .- entworfen Die Abbildungen sind mit Hilfe der ABBE'schen Zeicliencamera Zusammenstellung der einzelnen Fundorte und der daselbst gefundenen Arten. Sumatra. 1. Aus einem hohlen Baumstamm, der früher zum Reisstampfen diente. Belanie (E,awas, Res. Palembang) [Coli. YOLZ, No. la, Aj)ril 1901] 2. Kleine Tümpel bei Belanie [Coli. VoLZ, No. IVe, April 1901] ('ypridella remota n. sp. 3. Kleiner Teich bei Palang Bangkoeang (bei Pangkalan Balai, Palembang) [Coli. VOLZ, No. Vb, 4./6. 1902] Cypris purpurascens Bkady 4. Alter Karbauensumpf bei Belanie (Rawas, Palembang [Coli, VoLZ, No. Vlle, April 1901] 5. Kleiner, sonniger Tümpel bei Bingin Teloch (Rawas, Palembang) [Coli. VoLZ, No. XXIIc, Mai 1901] 6. Kleiner, beschatteter Teich bei Belanie (Rawas, Palembang) [Coli. VoLZ, No. XXIVd, April 1901] Stenocypris mcdcolmsoni G. St. Brady Cjipridplla remota ii. sji. Jaya. 7. Zwischen Wasserpflanzen am Ufer und am Grund des Sees Sitoe Bagendiet bei Garoet (West- Java) [Coli. VOLZ, No. IXg, 16./7. 1902] Eiirycypris suhylohosa Sow. Cypris purpurascens Brady Stenocypris derupta n. sp. LimnirytJierr notodonta n. sp. 8. Kleiner See bei Lembang. 1300 m ü. M., bei Bandoeng (West-Java) [Coli. VoLZ, No. XlVe, Juli 1902] 9. Verschiedene Weiher im botanischen Garten von Buitenzorg [Coli. VoLZ, No. XVIIIa, 8./7. 1902] Cypris pnrpurascens Brady Slam. 10. Tümpel beim Wat (Tempel) Sabatome in Bangkok [Coli. VOLZ, No. Xld, 23. /8. 1902] Cypris purjnirascms Brady 11. Weiher vor dem Wat Sabatome, Bangkok [Coli. VoLZ, No. Xllf, 23./8. 1902] Ilmigarocypris gaivemülleri n. sp. Stenocypris hinmcronata n. sp. 12. Ein anderer Tümpel beim Wat Sabatome in Bangkok [Coli. VOLZ, No. Xlllb, 23./8. 1902] Steoioeypris binincronaia n. sp. Ostracodeu vou Sumatra, Java, Siam etc. 415 Hawaii-Inseln. 13. Gräben und Tümpel zwischen Honolulu und "Waikiki (Insel Oahu) [Coli. YoLZ, No. XVIIc, 13. 10. 1902] CjiprinotHs ciiir/alensis Brady Japan. 14. Aus einem Weihwasserbecken beim Osawa-Terapel (Bronze horse temple) in Nagasaki [Coli. VoLZ, No. XX, 14./9. 1902J Gypriiiotus kaiifmanni n. sp. Systematisches Verzeichnis der aufgefundenen Arten. A. Farn. Cjipridae. I. Gatt. Ilnngarocypr i s n. g. 1. Hioißarocijpris grnvemüllcri n. sp. II. Gatt. Eurgcypris G. "W. Müller 2. Eurycypris suhglohosa Sow. III. Gatt. Cypris 0. F. Müll. 3. Gypris jnirpiirasccns Brady IV. Gatt. Cyprinotus Brady 4. Cyprinotus cingcdensis Brady 5. C. (Hemieypris Sars) kaiifmanni n. sp. V. Gatt. Stenocypris G. 0. Saus 6. Stenocypris malcohnsoni G. St. Brady 7. Stenocypris derupta n. sp. 8. Stenocypris bimucronata n. sp. VI. Gatt. Cypridclla Vavra 9. Cypridella remota n. sp. B. Fam. CytJieridae. VII. Gatt. Limnicythcre Brady 10. Linumytlierc notodonta n. sp. 28=* 416 W. Vavra, Farn, Cypridae. I. Gatt. Himgiirocypris n. (f. (]ijpris, Chyzer 1858 (8) i), Margo 1879 (19), Moniez 1893 (21). Noiodronias, Örley 1886 (25). (hjprois, Bkady and Norman 1889 (6), Daday 1895 (10), 1900 (12), 1903 (15), G. W. MÜLLER 1900 (24), Sars, G. 0., 1903 (31). Die größte Höhe der Schale liegt vor der Mitte. Der Saum entspringt weit vom Schalenrand, der breite verschmolzene Rand wird in großem Umfang von Porenkanälen durchsetzt. Größere Arten bis 4,5 mm. 2. Antenne in beiden Geschlechtern ögliedrig, die Schwimm- borsten erreichen die Spitze der Klauen. Der 1. Kaufortsatz der Maxille nur mit 2 glatten Klauen. Der Maxillarfuß mit wohl entwickelter Atemplatte von 5 Fieder- borsten. Der Putzfuß 4gliedrig, das letzte Glied schnabelförmig. Furcaläste in beiden Geschlechtern ähnlich, mit 5 Anhängen, indem 2 Hinter randborsten entwickelt sind. Wie aus der vorstehenden Synonymik ersichtlich, wurde die vorliegende Gattung bisher zu Cypris, Notodromas und Cyprois ge- stellt. Man kannte bisher nur 2 Arten der letztgenannten Gattung und zwar Cyprois mcmßnata Strauss {flava Zaddach) und C. dispar Chyz. Nachdem ich in dem mir vorliegenden Material eine neue Art in 2 männlichen Exemplaren gefunden habe, die mit Cyprois dispar Chyz. verwandt ist, finde ich die Abtrennung dieser neuen Art Htmgarocypris gawemiUleri und der letztgenannten x4.rt H. dispar (Chyz.) als eine neue Gattung Htmgarocypris notwendig, indem diese 2 Arten in wichtigen Merkmalen von der Gattung Cyprois, in der also jetzt nur eine Art Cyprois marginata Strauss mit der bisherigen für Cyprois geltenden Diagnose bleibt, abweichen. Bei Cyprois, die mit Notodromas verwandt ist, trägt der 1. Kau- fortsatz der Maxille ebenfalls wie diese 6 gezähnelte kräftige Klauen, bei Hiwgaroctjpris nur 2 glatte Klauen. Bei Daday 1895 (10), p. 48 ; 1900 (12), p. 178 finden wir wieder- 1) Die in 0 gedruckten Zahlen weisen auf die entsprechenden Nummern des am Schhiß sich befindenden Literaturverzeiclmisses. Ostracoden von Sumatra, Java. Siani etc. 417 holt die Angabe, daß der Putzfuß bei Cijprois, also bei C marginafa Strauss und dispar Chyz., ögliedrig- ist, indem er das vorletzte 4. Glied als aus 2 Gliedern zusammengesetzt annimmt, auf Grund einer falschen Abbildung des Putzfußes von Cijprois marginafa Stk. bei Claus 1892 (9), tab. 5, iig. 10, p. 45. Kaufmann 1900 (17), p. 262 und G. W. Müller 1900 (24), p. 49 haben diese Angabe berichtigt, da keinerlei Trennung zu beobachten ist und der Putzfuß ganz ähnlich wie in der Gattung Cijpris gebaut ist. Dasselbe gilt auch von der 2. Art, C. dispar Chyz. Schon ()hley 188(i (25), p. 103. tab. 2, fig. 11 bildet das vorletzte Glied ebenfalls als in 2 Glieder getrennt ab, dasselbe lindet man später bei Daday 1895 (10). p. 49, fig. 4; 1900 (12), p. 304. Auch bei C. dispar ist diese Angabe unrichtig, denn ich finde bei den Exemplaren, die ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Dr. E. v. Daday verdanke. soAvohl beim Männchen als beim A\'eibchen keinerlei Trennung des vorletzten Glieds des Putzfußes, der ganz ähnlich gebaut ist wie bei der zu beschreibenden neuen Art. Ein wichtiges Merkmal bieten die Furcaläste dar. Diese sind durch 2 Borsten am Hinterrand ausgezeichnet, die Furcal- äste tragen also 5 Anhänge. Diese Eigentümlichkeit kommt von den Süßwasser-Ostracoden nur der Gattung Pontoparta Vävra von dem Bismarck-Archipel [Vävra 1901 (3()), p. 184] zu, die sich damit einigen marinen C^^priden nähern, die ebenfalls 2 Borsten am Hinter- rand der Furcaläste tragen. Es sind die (jattungen Ar/Iaia Brady, Paraci/pris Sars und PJdyctenopJiora Brady. 1. Hunffcirocffpris f/cnvemiilferi n. sj?. (Taf. 24, Fig. 1—8.) Höhe der Schale dieser neuen Art, die ich nach dem vorzüg- lichen Ostracoden-Kenner G. W. Müller benenne, ist zur Länge und zur Breite wie 9:5: 3,4, die größte Höhe liegt deutlich vor der Glitte, fast im ersten Drittel der Länge (Taf. 24, Fig. 1). Der Dorsal- rand bildet an dieser Stelle einen stumpfen, abgerundeten Winkel, der nach hinten stärker abfällt als nach vorn, so daß der Vorder- rand höher ist als der Hinterrand. Veiitralrand flach eingebuchtet. Mit Ausnahme des mittlem Drittels des Dorsalrands zieht rings um die ScJialen eine breite Zone mit Porenkanälchen von zweierlei Länge; die kürzern wechseln mit den längern ab. Der Hohlraum der Porenkanälchen ist von einer granulierten Masse, die bei auffallendem Licht weiß erscheint, erfüllt. Die Ober- 418 W. Yavra, fläche der Schalen ist glatt, mit dünnen borstentragenden Poren bedeckt. Von oben gesehen (Taf. 24. Fig. 2) sind die Schalen ziem- lich schmal eiförmig, mit der größten Breite in der Mitte, die rechte Schale etwas größer als die linke. Vorderes und hinteres Körper- ende abgerundet. Länge 3,2 mm, Höhe 1,8 mm. Breite 1,2 mm. Die 2. Antenne ist in beiden Geschlechtern ögliedrig. Die Schwimmborsten eri-eichen das Ende der Endklauen und sind dünn und lang gefiedert. Das vorletzte Glied ist schmal und kürzer als das 3. Glied. In der Mitte des Außen- und Innenrands sind je 2 Borsten eingefügt. Am distalen Ende trägt es 3 lange, schmale, fein gezähnelte, fast gleich lange Klauen und 1 um % kürzere Klaue. Das letzte Glied ist klein, halb so breit wie das vorletzte, und trägt 1 lange und 1 kurze Klaue. An der Basis des letzten Glieds steht 1 feine kürzere und 1 lange, die Spitze der Klaue am letzten Glied erreichende Sinnesborste mit abgerundeter Spitze. Die Zahl der Endklauen stimmt mit derjenigen von H. dispar (Chyz.) überein und Aveicht auch in diesem Punkte von der Gatt. Cyprois ab, indem bei dieser die 2 letzten Glieder nur 3 lange Klauen tragen. Borstenbüschel am 2. Gliede des Mandibulartasters aus 3 glatten Borsten, unweit von diesen eine lange, gefiederte Borste. Der erste Kaufortsatz der Maxille trägt 7 kurze Borsten und '2 kräftige, glatte Klauen. Der Kaufortsatz des Maxillarfußes trägt am Unterrande 16 Borsten. Die Greiforgane des Männchens beiderseits asymmetrisch. Das rechte Greiforgan (Taf. 24, Fig. 5) mit kurzem Stamm. Der Dorsalrand derselben ist gerade, der Ventralrand bildet dagegen im ersten Drittel einen stumpfen Winkel und trägt kurz vor dem distalen Ende eine seitlich sitzende Papille mit 1 längern und 1 kürzern Borste ; der Finger kräftig, dick, so lang wie der Stamm, walzenförmig, an der Basis aufgedunsen, in der Mitte eingeschnürt, so daß das distale Ende verbreitet erscheint und hier eine feine ziemlich lange Tastborste trägt (Taf. 24, Fig. 6). Der Stamm des linken Greiforgans (Taf. 24, Fig. 6) hat einen geraden Dorsalrand, der Ventralrand bildet an der Basis einen stumpfen Winkel und ist gegen das distale Ende stark verschmälert und trägt hier 2 un- gleich lange Borsten. Der Finger ist schlank, gegen die Spitze verschmälert, schwach gebogen, mit 1 langen, feinen Tastborste. Die 4 letzten Glieder des 1. Beinpaars schlank, mit dünnen Ostracodeu von Sumatra, Java, Slam etc. 419 Borsten au den Rändern, tlie Endklauen sclimal und su lang- wie die 4 letzten Glieder. Das 2. Beinpaar oder der Putzfuß 4gliedrig\ schlank, das vor- letzte Glied, wie oben erwähnt, nicht in 2 Glieder getrennt, mit 1 Borste in der Mitte des Dorsalrands (Taf. 24, Fig. 3). Das 2. und 3. Glied längs der beiden Eänder mit kurzen Querreihen feiner Stachelchen. Das vorletzte Glied distal (Taf. 24, Fig. 4) mit für die Familie Cyprinae charakteristischer, kammförmiger Stachelreihe am Dorsalrande und einem breiten, zahnartigen, längsgerieften Vor- sprung am Ventralrande. Das letzte Glied ist klein, schnabelförmig, seitlich mit einer nach unten gerichteten Borste, die etwa - ;; der Länge des vorletzten Glieds erreicht. Die Endkralle ist groß, leicht gebogen, fast so lang wie \.. des vorletzten Glieds, fein gezähnelt. Neben dieser großen Kralle ist noch eine gebogene, kleinere Kralle eingefügt, die den Zahnvorsprung des vorletzten Glieds erreicht. Furcaläste (Taf. 24, Fig. 8) beim Männchen fast gerade, schlank. Die 2 Endklauen ebenfalls schlank, gleich lang, länger als die Hälfte des Vorderrands. Die vordere Borste fast halb so lang wie die Klauen. Von den 2 Hinterrandborsten ist die untere so lang wie -/.> der Klaue, die obere erreicht nicht die Hälfte der untern Hinterrandborste. Der Hinterrand und die Klauen sind bei An- wendung stärkerer Vergrößerung fein bestachelt. Der Penis (Taf. 24, Fig. 7) ist schmal und hat eine dreieckige Gestalt, ist aus 3 Teilen zusammengesetzt, der mittlere Teil hat einen hakenförmigen Vorsprung und einen laugen schmalen Anhang. Der Ductus ejaculatorius schlank, etwas länger als die Furcaläste, ohne Erweiterung an beiden Enden, mit zahlreichen dicht stehenden Chitinstrahlen. Von der zweiten Art der Gattung, Hungarocypris dispar (Cmyz.), ist die eben beschriebene Art durch die Größe, die Gestalt der Schalen, die Greiforgane, Furcaläste und den Penis scharf unter- schieden. Vorkommen (Coli. Volz, Xo. Xllfj. A\'eiher vor dem Wat Sabatome in Bangkok, Siam, 23./8. 1902. 420 ^^'- Vavka. II. Gatt. JEHrifCf/j^ris G. W. Müller. 1897. Cyjnis, 2. Gruppe: piihera Vävea (27), p. 34. 1898. Eurycypris, G. W. Müller (22), p. 263 und 1900 (23), p. 259. Die Schale ungewöhnlich breit, die Ventralfläche abgeflacht. An dem 2. Beinpaar ist das 3. und 4. Glied ver- schmolzen. Hierher geliören unsere Cypris puhera 0. F. Müll., die von mir beschriebene Cypris puheroides Vävra aus Deutsch Ost- Afrika [VÄvitA (34), 1897, p. 27], Eurycypris latissima G. W. Müller (22), 1898, p. 264 von Madagascar, Eurycypris neumanni G. W. Müll. (23). 1903. p. 259 von Afrika und Clüamydothcca subglobosa Sow., die ich dem- nächst beschreiben werde und die nach meiner Untersuchung hierher in die Gattung Eurycypris einzureihen ist. Bei Cyp)ris granulata Daday 1898 (11), p. 73, die in der Form der Schalen und im Bau der Gliedmaßen der Gattung Eurycypris sehr nahe steht, ist, wenn richtig beobachtet wurde, das 3. und 4. Glied nicht verschmolzen. Müller (22) 1898, p. 264 erwähnt, daß die Gattung Chlamydo- theca DE Sauss. mit der Gattung Eurycypris verwandt ist. Ich habe schon früher [(35) 1898, p. 17j eine ausführliche Diagnose der Gattung Chlamydotheca de Saüss. gegeben, die sich von den übrigen Gattungen durch 2 Borsten am Vorderrand des 2. Glieds des 1. Fußpaars leicht unterscheidet. Zu der daselbst erwähnten Synonj^mik habe ich noch folgendes beizufügen. Cyiiris labiata Sars 1901 ist mit PacJiycypris incisa Cls. 1892 und mit Cypris limbata Wieez. 1892 identisch. Cypris arcuata Sars 1901 ist mit Pachycypris Jeucl-arti Cls. 1892 identisch und sind sämt- lich in die Gatt. Chlamydotheca einzureihen. Neocypris (jladiaior Sars 1901 ist mit Äcanthocypris hicuspis Cls. 1892 identisch. 2. Eiirycypj'ls subf/lobosa Sow. (Taf. 24, Fig. 9—13.) 1857. Cypris subglobosa Sowerby (1), 1857. 1859. Oypris subglobosa, Baird, W. (2), 1859, p. 231, tab. 63, fig. 2a— e. 1885. (Mamydotlieca subglobosa, Brady, G. S. (3), 1885, p. 300, tab. 38, fig. 24— 27a. Länge 1,2 mm, Höhe 0,70 mm. Breite 0,88 mm. Die Höhe der Schale ist größer als die halbe Länge, etwa wie Ostracodeu von Sumatra, Java, Slam etc. 421 8 : 4,4, Der höchste Punkt liegt vor der Mitte, auf ■' g der Schalen- länge. Der Dorsalrand bildet einen abg-erundeten \Mnkel, nach vorn fällt er steiler und in einem flachen Bogen ab. Nach hinten senkt sich der Dorsalrand in gerader Linie, die in '/s der Schalen- länge dentlich einen stumpfen Winkel bildet. Der Vorder- und der Hinterraud ist gerundet. Der Ventralrand ist vor der Mitte ein- gebuchtet. Von außen in der Seitenlage betrachtet, wird der eigent- liche Schalenrand von der übergewölbten Schale verdeckt. Die Saumlinie ziemlich weit vom Schalenrand entfernt, die Porenkanälchen schmal und unverzweigt. Der hyaline Saum ist am Vorder- und Hinterraud gesägt, die Zähnchen sind an der rechten Schale größer und schärfer als an der linken Schale (Taf. 24, Fig. 10 u. 11). Von oben gesehen (Taf. 24, Fig. 9) ist das Tier breit, die Breite zur Schalenlänge wie 3 : 4, die größte Breite liegt in % der Schalen- länge. Die Seiten sind breit gerundet, mit dem vordem und mit dem hintern Winkel mit einer geraden Linie verbunden, die vor dem vordem Winkel seicht eingebuchtet ist. Die Schalenoberfläche ist mit rundlichen, ziemlich tiefen Gruben bedeckt. Das Tier war bisher unbekannt. Die Schwimmborsten an der 2. Antenne sind ziemlich lang ge- fiedert und überragen etwas die Spitze der ziemlich scharf gesägten Klauen. Die 2 starken Klauen an dem dem schlanken Taster nächst- folgenden Kaufortsatz sind gezähnt. Das 3. und 4. Glied des 1. Beins verschmolzen. Vorderrand des 2. Glieds des 1. Beins der ganzen Länge nach ziemlich lang behaart, das 3. und 4. Glied verschmolzen, die End- klaue stark, fein gesägt. Der Putzfuß (Taf. 24, Fig. 12) mit kleinem, schnabelförmigem Endglied, mit großer, in der distalen Hälfte gerader Endklaue und einer winzigen Nebenborste. Die Furcaläste sehr schlank, schmal, gerade (Taf. 24, Fig. 13). Die Endklauen sind sehr schwach, die längere halb so lang wie der Vorderrand, sehr fein bewimpert. Der Hinterrand auch bei sehr starker Vergrößerung kahl. Vorkommen, Java. Zwischen Wasserpflanzen am Ufer und am Grunde des Sees Sitoe Bagendiet bei Garoet (Westjava) 16./7. 1902. Nur weibliche Tiere [(^ollect. Volz IX. g.J. Weitere F u n dort e. Weiter beobachtet in Süßwassertümpeln bei Nagpur in Vorderindien von W. Bairu, indem der letzt- 422 "VV. VÄvRA, g-enannte Autor die eben beschriebene Art mit der fossilen von SowERBY gefundenen Art für identisch hält, was G. St. Beady, der dieselbe von Ceylon (Colombo) erhalten hat, angenommen hat. Die Exemplare von dem letztgenannten Fundorte sind etwas größer als die mir vorliegenden aus Java. in. Gatt. Cupris 0. F. Müll. o. Cypris pufpurascetis Brady. (Taf. 24, Fig. 14.) 1885. Cijpris jiitrjnmtscens, Brady, G. S. (3), p. 298, tab. 38, fig. 12—14. 1903. Cijpris purpurascens, Sars, G. 0. (32), p. 20, tab. 2, fig. 2, 2a— d. Sars, 1. c, führt aus Versehen als den Autor dieser Art Baird, 1859 Ent. from Nagpur auf. Die Art wurde von G. St. Brady erst im Jahre 1885 in oben zitierter Abhandlung beschrieben. Es sind da nur die Schalen abgebildet, doch hat Sars eine Art aus Sumatra hauptsächlich wegen der übereinstimmenden Farbe mit dieser identifiziert und auch die Gliedmaßen berücksichtigt. In dem mir vorliegenden Materiale habe ich C. purpurascens Brady in einigen weiblichen Exemplaren gefanden. Die Form der Schalen stimmt mit den von Sars gegebenen überein, und auch die charakteristische Purpurfarbe derselben finde ich wieder. Die Länge der Schalen 0,9—1,1 mm. Die Schalen sind so hoch wie breit, länglich oval, an die Schale von C. fusca erinnernd. Die Schwimmborsten der 2. Antenne erreichen die Spitze der Klauen. Der 1. Kaufortsatz der Maxille trägt 2 Klauen, die seitlich mit 3 feinen Dornen bewaifnet sind. Die mediane Borste am Palpus des Maxillarfußes ist fast um die Hälfte länger als der Palpus selbst. Das letzte, schnabelförmige Glied des Putzfußes klein, mit einer starken Klaue, die die halbe Länge des vorletzten Glieds erreicht (Taf. 24, Fig. 14), mit geradem Unterrande, scharf gebogener Spitze und gewölbtem Oberrande. Die Klaue ist ziemlich breit, fast der ganzen Länge nach kammförmig gerieft. Furca ziemlich lang und schlank, schwach Sförmig gebogen. Die Endklauen sehr lang, fast gerade, die vordere Klaue erreicht '•^5 der Länge des Ventralrands der Furca. Die vordere Borste fast so lang wie die Endklaue, die hintere Klaue um ^4 kürzer. Die hintere Borste g-anz kurz. Der Hinterrand der Furca fast der ganzen Ostracodeu von Sumatra, Java, Siam etc. 423 Lauge nach scharf gestachelt, die Stacheln sind in 5 Gruppen ge- ordnet. Es wurden nur weibliche Tiere gefunden. Vorkommen. Sumatra. Kleiner Teich bei Palang Bang- koeang, bei Pangkalan Balai, Palembang. Junge Exemplare. (Coli. VoLz, No. Vb, 4./6. 1902.) — Java. Zwischen Wasserpflanzen am Ufer und am Grund des Sees Sitoe Bagendiet bei Garoet. Junge Exemplare. (Coli. Volz, No. IXg, 16./7. 1902.) — Kleinerer See bei Lembang 1300 m ü. M. bei Bandoeng. West- Java. (Coli. Volz, Xo. XlVe, Juli 1902.) — Verschiedene A^'eiher im Botanischen Garten von Buitenzorg, West-Java. (Coli. Volz, Xo. XVIIIa, 8./7. 1902.) — Siam. Tümpel bei Wat Sabotome in Bangkok. Eeife Weibchen mit Eiern. (Coli. Volz, Xo. Xld, 23. 8. 1902. Weitere Fundorte. Cej'lon (Brady). Sumatra (Sars). IV. Gatt. Cffin'iuotiis Bkady. Cijpriiioliis, 1885 Brady (3), 1889 Sars, G. 0. (26), 1891 Moniez (20), 1896 SARS, G. 0. (28), 1897 Vävra (34), 1898 Daday (11), 1898 Müller, G. W. (22), 1900 Müller, G. W. (24). Heteroci/pris, 1892 Claus (9), 1897 Vävra (34), 1900 Müller, G. AV. (24). Heniicypris, 1903 Sars, G. 0. (32). Von verschiedenen Autoren werden zu der Gattung Cyprinotns s. str. solche Formen gestellt, bei denen die linke Schale größer ist als die rechte und der Vorderrand der rechten Schale dicht mit Zähnen oder Höckern besetzt ist; die rechte Schale zeigt außerdem eine bucklige Protuberanz am Rücken. Hierher gehören bisher C. cimjalensis Brady, C. dentato-manjinatus Brady, C. clatior Vävra und C. dalüi Sars. Claus hat die Formen, die der Protuberanz der rechten Schale entbehren, als Heterocijpris gesondert. Hierher würden gehören C. incongruens Ramd. , salina Brady, frctensis Br., congener Vävra [Daday (12), p. 160 identifiziert diese distinkte Art irrtümlich mit incogruens Ra:mi).), symmctricns Müller, G. W. und giesehrecJüii Müller, G. W. Von Sars wurde endlich noch eine besondere Gattung Ilemicijpris aufgestellt, die hierher gehört und solche Arten umfaßt, bei denen die Schalenräuder ähnlich wie bei den beiden vorhergehenden Arten gebildet sind, bei denen aber die rechte Schale größer ist als die linke, also umgekehrt wie bei der Gruppe Heürocypris. Die rechte Schale ist ebenfalls nicht bucklig. Hierher gehören bisher G. pyxi- 424 w. Va'vra. datus MoNiEZ. C. fossulatus Vävka, C. ovafa Sars und megalops Sars und eine neue, im Folgenden zu beschreibende Art. C. Jccmfmanni 4. Cupvinotiis cingalensis Brady. Cyprinotiis chujalensis. Brady (3), 1885, p. 302, tab. 38, fig. 28 — 30. — Sars, G. 0. (26), 1889, p. 25, tab. 1, fig. 12. — Daday (11), 1898, p. 69. Es liegen 2 weibliche Tiere vor. Länge der Schale 1,25 mm, stimmt mit den Angaben von Brady und Sars. Vorderrand der linken Schale mit stumpfen, ziemlich distalen Höckern. Yorderrand der rechten Schalenklappe mit schmalem, hyalinen Saum. Die Schalenoberfläche ist deutlich reticuliert. Die Klaue am 1. Kau- fortsatz der Maxille beiderseits bedornt. Furca kurz, die Endklaue halb so lang wie der Vorderrand der Furca. Hintere Borste % so lang wie die hintere Klaue. Der Hinterrand der Furca bei starker Vergrößerung sehr fein bewimpert. Vorkommen. Gräben und Tümpel zwischen Honolulu und Waikiki, Insel Oahu, Sandwich Inseln (Coli. Volz, No. XVIIc, 13,/10. 1902). Weitere Fundorte. C e y 1 o n (Brady, Daday). Australien (auch im brackischen AVasser, Sars). 5. Cuprinotus iHemieypris Sars G. 0.) kaufnianni n. sp. (Taf. 24, Fig. 15—20.) Länge 1,6 mm, Höhe 1,0 mm. Breite 0,9 mm. Die Schale in der Seitenansicht breit eiförmig, die größte Höhe liegt in der Mitte und ist größer als die halbe Länge. Die hintere Hälfte der Schalenränder bildet fast einen regelmäßigen Halbkreis, der Unterrand ist im ersten Drittel in der Muudgegend seicht ein- gebuchtet. Der Vorderrand ist sehr niedrig, der Dorsalrand fällt von der Mitte nach vorn sehr steil ab. Der Vorderrand ist flach gerundet (Taf. 24, Fig. 15). Vorderrand der rechten Schale wellig gebogen, die mäßig breite, verschmolzene Zone von geraden unverzweigten Porenkanälen durch- setzt, mit einer Reihe von kleinen kernförmigen, borstentragenden Tuberkeln am Unterrande (Taf. 24, Fig. 17). Die linke Schale trägt einen ziemlich breiten, hyalinen Saum, der den geraden Schalenrand überragt. Die verschmolzene Zone ist von feinen undeutlichen Porenkanälen durchsetzt und trägt eine Ostracoden von Sumatra. Java, Slam etc. 425 Reihe von ziemlich groben, unregelmäßigen, länglichen, stark licht- brechenden Tuberkeln, die lange, feine Haare tragen (Taf. 24, Fig. 18). Ähnlich ist auch der hintere untere Scheibenrand ge- bildet. Von oben gesehen (Taf. 24, Fig. 16) ist die Breite fast gleich der Höhe, wie 1:0,9. Die rechte Schale umfaßt die linke, und überragt sie vorn. Die Schalen sind länglich eiförmig, die größte Breite liegt etwa im letzten Drittel der Länge. Die Schwimmborsten der 2. Antenne überragen die Klauen des letzten Glieds. Die 1. dem Taster folgende Maxillarlade mit 2 starken, ge- zähnten Klauen (Taf. 24, Fig. 19). Die Furcaläste (Taf. 24, Fig. 20) sind fast gerade, an der Basis ziemlich breit. Die Klauen kräftig. Die Endklaue länger als der halbe Vorderrand des Furcalasts. Die hintere Klaue etwas kürzer. Die vordere Borste fein und kurz, die hintere Borste etwas höher am Hinterrande stehend, lang, etwas kürzer als die hintere Klaue, an der Spitze gebogen, fein und ziemlich lang behaart. Der Hinter- rand ist in seiner proximalen Hälfte zartwandig, in der distalen starkwandig, mit doppelter Kontur und hi(;r sehr fein bewimpert. Vor der hintern Borste ist seitlich eine kurze, bewimperte Leiste. Diese neue Art habe ich nach dem frühzeitig dahingeschiedenen vorzüglichen Kenner der schweizerischen Ostracoden Dr. A. Kauf- mann benannt. Vorkomme n. Einige Weibchen aus einem Weih Wasserbecken beim Osawa-Tempel (Bronze horse temple) in Nagasaki (Japan). (Coli. VoLz, No. XX, 14./9. 1902.) V. Gatt, Stenorypris G. 0. Sajjs. SARS, G. 0., 1889 (26), 1896 (28). Moniez, R, 1891 (20). Vavra, W., 1895 (33), 1897 (84). Müller. G. W., 1898 (22), 1900 (24). Daday, E., 1898 (11). Brady, G. St., 1904 (5). In der letzten Zeit wurden mehrere neue Arten dieser Gattung aufgefunden. Der wichtigste Charakter der Gattung ist besonders die asjmmetrische Gestaltung der Furcaläste. Der von mir und dann von G. W. Müller seinerzeit (siehe oben) hervorgehobene Charakter, nämlich das Fehlen der hintern Borste an den Furcalästen. muß gestrichen werden, indem einige Arten gefunden wurden, bei denen die hintere Borste entwickelt ist, bei andern fehlt, im übrigen aber alle Charaktere der Gattung zeigen. 426 W- Vavra, So ist bei Stenocypris clievreuxi G. 0. Saes. die vordere und hintere Borste entwickelt. Bei Ä^ cuUrata G. W. Müller fehlt die vordere und auch die hintere Borste. Die Form der Schalen ist meistens lang gestreckt und niedrig, mit einer breiten, verschmolzenen Zone am Vorderrand mit langen Porenkanälen. Bei einigen sind die Schalen kürzer und höher, mit schmaler, verschmolzener Zone mit kurzen Porenkanälen am Yorder- rand. Von oben gesehen sind die Schalen schmal. Bei vielen Arten wurden auch Männchen gefunden. 6. Stenocypris malcoJwsoni G. St. Brady. Cypris mcdeoln/soni, Brady, 1885 (3), p. 297, tab. 38, fig. 5 — 7. Stenocypris makolmsoni, Sars, G. 0., 1889 (26). Moniez, R., 1891 (20), p". 133. Vavra, W., 1897 (34), p. 14, fig. 4, No. 1—5. Sfenocypris major, Daday, E., 1898 (22), p. 69, fig. 34a— d. Die Art mit der fossilen Cypris cylindrica Sow. var. major Baird, ^V., 1859 (2) nur nach den Abbildungen der Schalen zu identifizieren, wie es Daday tut, wage ich nicht. Die Art haben Sars, 1889 (26) und dann ich, 1897 (34), ein- gehend beschrieben. Die mir vorliegenden Exemplare sind 1,8 mm lang. Die Art zeichnet sich durch die vordere Borste an den Furcalästen aus, die fast so lang ist wie die Endklaue. Fundort. Sumatra. Alter Karbauen-Sumpf bei Belanie (Eawas, Palembang), April 1901. (Coli. Volz, No. Vlle.) — Kleiner sonniger Tümpel bei Bingin-Telok (Rawas, Palembang), Mai 1901. (Coli. Volz, No. XXII, c. Mai 1901. — Kleiner, beschatteter Teich bei Belanie (Rawas, Palembang). (Coli. Volz, Xo. XXIVd, April 1901.) ^\' e i t e r e F u n d 0 r t e. Ceylon (Brady, Daday), Australien (Sars). Celebes (Moniez). Deutsch Ost- Afrika (Vavra). 7. Stenocypris derupta n. sp, (Taf. 24, Fig. 21—24.) Diese neue Art gehört zu den größern. Die Länge der Schalen beträgt 2.5 mm und ist fast 3mal so groß wie die Höhe der Schalen. Sie sind langgestreckt, der Unterrand ist in der Mundgegend vor- gewölbt, dahinter etwas konkciv. Der Dorsalrand ist fast gerade, im ersten Fünftel der Länge der Schalen geht er in einem stumpfen Ostracocleu von Sumatra, Java. Siani etc. 427 Winkel in den Vorderrand über. Der Vorderrand ist niedrig, regel- mäßig" gerundet. In ^ -, der Länge bildet der Dorsalrand ebenfalls einen stumpfen Winkel, um sich mit dem Hinterrand in gerader steil abfallender Linie zu vereinigen. Der Hinterrand erscheint demnach sehr niedrig und bildet mit dem Ventralrande einen scharfen A^lnkel. Die verschmolzene Zone ist sehr breit, mit langen, unverzweigten Porenkanälen oder Leisten. Diese Borste beginnt vor dem Auge, zieht sich um den ganzen Vorder-, Unter- und den Hinterrand. Der Innenrand ist vorn und hinten weit von den Schalenrändern entfernt. Längs des Vorder- und Unterrands sind die Schalen ziemlich dicht und fein behaart, hinten ragen einzelne sehr lange steife Haare hervor. Die Oberfläche der Schalen spär- lich beborstet, mit undeutlichen Porenkanälchen (Taf. 24, Fig. 21). Von oben gesehen (Taf. 24, Fig. 22) sind die Schalen sehr schmal, spindelförmig, die größte Breite liegt etwas hinter der Mitte und beträgt Vi der Länge der Schalen. (Länge : Höhe : Breite = 6:2: Vj,.) Die Schwimmborsten erreichen die Spitze der Klauen. Die Klauen der 1. Maxillarlade sind glatt. Das 1. Bein am Dorsali-and des 2. Glieds mit 4 Borstenbüscheln. das 3. und 4. Glied schmal, zylindrisch, die Klaue fein gezähnelt, so lang wie die 3 letzten Glieder zusammen. Das schnabelförmige Glied des Putzfußes unter der Spitze fein gezähnelt (Taf. 24, Fig. 23), mit einer sehr langen, schwach ge- bogenen, scharfspitzigen Klaue, die fast so lang ist wie das halbe vorletzte Glied, Die Klaue ist fein und dicht bewimpert, mit einer Avinzigen Klaue an der Basis. Furcaläste (Taf 24. Fig. 24) auffallend asymmetrisch. Der rechte Furcalast ziemlich breit, leicht gebogen. Die Klauen außer- ordentlich stark, sehr grob gezähnt. Die hintere Klaue um die Hälfte kürzer als die Endklaue, diese etwas länger als \:} des Vorderrands. Die vordere Borste fein, so lang wie die hintere Klaue. Die hintere Borste fehlt, der Hinterrand sehr grob gezähnt. Es sind etwa 8 starke, an Größe ziemlich rasch abnehmende Zähne vorhanden, die in feinere Stacheln übergehen und etwa bis in die Mitte des Hinterrands reichen. Der linke P\ircalast ist fast gerade, schmäler als der rechte, am Hinterrand im distalen Drittel nur fein bewimpert. Fundort. Nur weibliche Tiere. Zwischen Wasserpflanzen 428 W. Vavra, am Ufer und am Grund des Sees Sitoe Bagendiet bei Garoet, West Java. (Coli. VoLz, No. JXg, 16./7. 1902.) 8. Stenoci/jjris bimiicronata n. sj), (Taf. 25, Fig. 25—33.) AVe i b c h e n. Die Länge der Schalen : Höhe : Breite wie 6:3:2. Von der Seite gesehen sind die Schalen länglich oval. Der Unter- rand schwach konkav, der ziemlich hohe Vorderrand regelmäßig gerundet. Der Oberrand ist flach gewölbt und geht allmählich in den niedrigem Vorderrand und den schrägen Hinterrand über. Die größte Höhe der Schalen liegt im letzten Drittel und gleicht der halben Länge der Schalen. An der untern hintern Ecke bildet der Schalenrand links 2 scharfe Sägezähne, rechts sind dieselben kleiner und angedrückt (Taf. 25, Fig. 27 u. 28). Die verschmolzene Zone schmal, mit geraden Porenkanälen. Der Vorder- und Unterrand ist ziemlich dicht und fein behaart, am Hinterrand ragen dazwischen ziemlich lange Haare hervor (Taf. 25, Fig. 25). Von oben gesehen sind die Schalen schmal, die größte Breite liegt etwas hinter der Mitte und ist einem Drittel der Länge gleich (Taf. 25, Fig. 26). Die Schwimmborsten erreichen die Spitze der Klauen. Die 2 Klauen der Maxillarlade sind beiderseits sehr fein und Avinzig gezähnt. Der Dorsal- und Ventralrand der Palpen des Maxillarfußes be- haart. Die Klaue des Putzfußes (Taf. 25, Fig. 29) etwa so lang wie ein Drittel des vorletzten Glieds. Die Furcaläste stark asymmetrisch (Taf. 25, Fig. 30). Der rechtsseitige Ast viel kräftiger als der linke. Die Endklaue ist so lang wie ein Drittel des Vorderrands, die hintere Klaue ist um ein Drittel kürzer. Die Klauen sind grob gesägt. Die vordere Borste so lang wie -'s der Endklaue. Der Hinterrand bis über die Hälfte mit großen allmählich an Größe abnehmenden Dornen, die deutlich 3 Gruppen bilden, die je mit einem größern Dorn beginnen. Linker Furcalast ist schlanker, fast gerade, nur im distalen Sechstel des Hinterrands fein behaart. Männchen. Die Schale kleiner, sonst in der Form und in der Bewaffnung der hintern, untern Ecke gleich dem Weibchen. Ostracodeu von Sumatra, JaA'a, Siam etc. 429 Die Greiforgane sind verliältnismäßig- kurz und breit. An der distalen untern Ecke trägt jeder Palpus 2 deutlich innervierte kurze Borsten. Der rechte Greifhaken ist sichelförmig gebogen (Taf. 25, Fig. 31), ziemlich schlank, mit deutlicher Tastspitze. Der linke Greifhaken ist kleiner als der rechte, mit sehr breiter Basis (Taf. 25, Fig. 32). Penis sehr breit dreieckig, mit einem breiten Hügelförmigen Anhang (Taf. 25, Fig. 33). Fundort. AA'eiher vor dem Wat (Tempel) Sabatome in Bangkok, Siam. (Coli. Volz, No. Xllf, Xlllb, 23./8. 1902.) VI. Gatt. Cypridella Vavka. VÄVKA (33), 1895, p. 7. Daday (14), 1901, p. 44. rionocupris, Beady, G. S,, 1 (7), 1896, p. 725. Diese Gattung habe ich 1895 für eine Art aus Zanzibar {C. lemurensis Vavra) aufgestellt, von der ich glücklicherweise auch die Männchen fand. Die Gattung steht der Ci/pretia nahe, von der sie sich durch den normalen Bau der Furca unterscheidet, indem auch die vordere Borste an derselben entwickelt ist, die bei Qjpretta immer fehlt. Am Vorderrand der Schalen finden sich auffällige, durch Bogen verbundene radiäre Septen. Maxillarfuß mit Atemplatte aus 6 Fiederborsten. Die Eierstöcke sind spiralig aufgerollt, der Ursprung der Hoden liegt in der vordem Hälfte der Schalen. Hierher stelle ich auch die australische Cypridopsis glohulus S.m>^, G. 0. (26), 1889, p. 53. Diese unterscheidet sich nach Sars nur durch den Mangel der Atemplatte am Maxillarfuß, was ich nur für einen Irrtum halte. Leider erwähnt auch Daday (11), 1898, p. 78, nichts darüber, obzwar er dieselbe Art im Material auf Ceylon gefunden hat. In der eben erwähnten Arbeit führt Daday irrtümlich mich als den Autor der Gattung Fionocijpris an (p. 46). Diese Gattung wurde A'on G. S. Brady 1896 für die oben erwähnte Art Cijpridopsis glohulus SARS aufgestellt, hauptsächlich auf Grund der von Cypridopsis ab- weichenden Furca (1. c, p. 725: „caudal rami of quite normal structure"), aber hierher unaufklärlicherweise 3 europäische Arten mit rudimentärer Furca iC. vidmi 0. F. M., obesa Br. Kob. und pida Straüss) zählt. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 29 430 W. Vavra, In diesem Sinne ist die Gattung Fionocypris zu streichen oder höchstens, weil später aufgestellt, als S^-nonym zu CyprideUa zu stellen. Hierher gehört noch Cijpridopsis minna King (Saes) 1896, die mit C. duUosa Daday 1901 identisch ist (nee ^ninna Sars 1894 = turgida Saes n. nom. 1896). Bei C. turgida Saes [= Cijpreffa sarsi Beady G. S. (4) n. nom. 1902] fehlt die vordere Furcal börste ; sie gehört also zu Gypretta. Bei CyprideUa glohidus Saes ist die hintere Furcalborste sehr lang, nahe den Furcalklauen eingefügt. Bei minna King-Saes 1896 ist die hintere Furcalborste kurz, nahe den Furcalklauen stehend. Diesen Arten füge ich die folgende neue Art bei. 9. Ci/in'idella remota ft. S2). (Taf. 25, Fig. 34-36.) Die Schalen sind breit eiförmig, hoch. Die größte Höhe fast in der Mitte und etwas größer als % der Länge der Schalen. Der Vorderrand ist etwas höher als der Hiuterrand, hoch gewölbt, und geht in den Vorder- und Hinterrand in breitem Bogen über. Der Unterrand flach, in der Mitte deutlich konkav (Taf. 25, Fig. 34 u. 35). Der Innenrand tritt vorn ziemlich weit vom Schalenrand ab. Länge der Schalen : Höhe : Breite = 0,85 : 0,6 : 0,65 mm. In dem Material wurden nur Weibchen gefunden. Die Schwimmborsten erreichen die Spitze der Klauen, die Eiech- borste ist dick und etwas aufgedunsen. Die Klauen der Maxillarlade mit sehr feinen Stacheln. Die Atemplatte des Maxillarfußes wohl entwickelt, mit 6 Fieder- borsten. Die Klaue des 1. Beins stark, fast sichelförmig gekrümmt, vor der Spitze scharf bedornt. Die Klauen des letzten Glieds am Putzfuß stark, schwach ge- bogen, am Unterrand gerade, so lang wie ^/^ des vorletzten Glieds. Furcaläste (Taf. 25, Fig. 36) schlank, ziemlich lang, fast gerade, die Terminalklaue schwach gebogen, schmächtig, % so lang wie der Vorderrand. Die hintere Klaue steht ganz nahe der terminalen Klaue und ist halb so lang wie diese. Die vordere Borste ist sehr kurz und winzig, knapp vor der Terminalborste stehend. Die hintere Ostracodeu von Sumatra, Java, Siam etc. 431 Borste ist ebenfalls sehr kurz, im letzten Fünftel des Hinterrands eing-efügt, der Furcalast ist an dieser Stelle deutlich breiter. Fundort. Sumatra. Aus einem hohlen Baumstamm, der früher zum Reisstampfen diente. Belanie (Rawas, Res. Palembang). (Coli. VoLz, Xo. la, April 1901.) — Kleine Tümpel, von den Karbauen (Wasserbüffel) g-eleg:entlich zum Suhlen benutzt. Belanie. iColl. YoLZ, No. IVe, April 1901.) — Alter Karbauen-Sumpf bei Belanie. (Coli. \'0Lz, No. Vlle, April 1901.) — Kleiner, sonniger Tümpel bei Bingin Telok. Rawas. (Coli. Volz. No. XXIIc, Mai 1901.) — Kleiner, beschatteter Teich bei Belanie. (Coli. Volz, No. XXIVd. April 1901.) Fam. Cythcridae. YII. Gatt, lihnnicythere Bkady. 10. Lhnnicythere notodouta n. sp. (Taf. 25, Fig. 37-43.) Die Schale ist fast 2mal so lang wie hoch, die größte Breite der Schalen gleicht der Höhe. Die Länge der Schalen : Höhe : Breite ist 0.34 mm : 0,18 mm : 0.18 mm. Diese neue Art ist also die kleinste ihrer Gattung. Von der Seite gesehen sind die Schalen länglich, der ziemlich flach gerundete Vorderrand deutlich höher als der Hinterrand. Schloßzähne bilden am Dorsalrand einen deutlichen Höcker etwa im ersten Fünftel der Länge. Der Schloßzahn der linken Schale ist größer als der der rechten Schale. Der Dorsalrand ist gerade und schräg nach hinten unten verlaufend. Vor dem Hinter- rand trägt der Dorsalrand der rechten Schale meist 3 scharfe Zä buchen. Bei 1 Exemplar fand ich 4 Zähnchen, bei 5 Exemplaren 3, bei 1 Exemplar nur 2 Zähnchen. Der Dorsalrand der linken Schale ist unbewaifnet. Der Ventralrand fast gerade, in der Mitte seicht eingebuchtet. Die verschmolzene Zone ist von einigen ziemlich weit voneinander stehenden Porenkanälen durchbohrt. Der Saum ist sehr fein zerschlitzt, so daß der Vorderrand wie sehr fein und kurz behaart erscheint. Die Schalen zeigen von oben gesehen einen wellig gebogenen Wulst in der Nähe ^des Unterrands, der auch den äußern Umriß bildet, und die größte Breite liegt etwa in dem ersten Drittel der Schalenlänge. 29* 432 W. Va'vka, Ein zweiter ^^'ulst liegt über den Schließmuskelansätzen und bildet etwa in der Mitte einen flachen Höcker. Noch höher liegt eine tiefe, weit nach innen gebogene Furche. Vorn und hinten sind die Schalen ziemlich breit und stumpf. Die Schalen sind ziemlich dick, stark verkalkt, leicht zer- brechlich, ziemlich dicht von kleinen Gruben bedeckt, die bei ge- wisser Stellung des Mikroskops mehr oder minder regelmäßige Polygonalfelder bilden (Taf. 25, Fig. 40). Die 1. Antenne (Taf. 25, Fig. 41) ögliedrig. Das 2. Glied am Dorsalrand fein behaart, am Innern distalen Winkel mit einer Borste, die so lang ist wie das 3. Glied. Das 3. Glied ist nur halb so breit wie das 2., mit einem Höcker am Dorsalrand und am Ende mit einer Borste. Das 4, Glied ist aus 2 Gliedern verschmolzen, am Dorsalrand in der proximalen Hälfte behaart, in der Mitte des Glieds am Dorsal- und Ventralrand mit je 1 Borste, am distalen Ende des Dorsalrands mit 3 und ventral mit 1 langen Borste ver- sehen. Das 5. Glied ist schmal, nur halb so breit wie das vorletzte Glied, trägt dorsal am distalen Ende 2 starke und lange Borsten und endigt mit einer Doppelborste, die lY^mal so lang ist wie das letzte Glied, die Sinneshälfte ist etwa um Vi kürzer. Die 2. Antenne (Taf. 25, Fig. 42) ist kräftig, die Spinnborste erreicht fast die Spitze der Klauen. Eine Gliederung an derselben konnte ich nicht nachweisen. Das 3. und 4. Glied mit einem Haar- büschel am proximalen Dorsalwinkel. Sonst ist die Beborstung aus der Zeichnung ersichtlich. Die 3 Beinpaare sind ungleich lang, und ich muß hervorheben, daß das mittlere Paar das größte und stärkste ist, trotzdem bei allen übrigen Arten, mit Ausnahme der L. sfaHonis Vävea, bei der wir auch dasselbe Verhältnis finden, als Regel gilt, daß die Beinpaare vom 1. zum 3. an Größe zunehmen. Meine Angabe bei L. sfaUonis Vävka, daß das mittlere Beinpaar das größte ist, hat Kaufmann (16), 1896, p. 352, bezweifelt und meint, es möge auf einer Verwechslung des 2. und 3. Paars beruhen. Weiter sagt er, daß „bei der größeren Länge des zweiten Beines das dritte Paar außer Function treten würde und dann wohl eine andere Gestalt angenommen hätte". Diese Vermutung ist ganz richtig, und in der Tat habe ich diese Modifikation bei der eben beschriebenen neuen Art L. notodonta gefunden. Die beigegebene Zeichnung (Taf 25, Fig. 43) ist nach einem Präparat in situ nach sorgfältigem Abtragen der Schale gezeichnet. Ostracoden von Sumatra. Java. Siam etc. 433 Das 1. Bein ist wie bei den übrigen Arten durch 2 Bor.sten am Knie ausoezeichnet. bei den folgenden 2 Paaren ist an dieser Stelle nur 1 Borste vorhanden. Das 2. Bein ist fast 2mal so groß wie das 1. Die p]ndklauen des 1. und 2. Beins sind stark, sichelförmig- ge- bogen und fast im rechten AMnkel nach vorn gerichtet. Die Klaue des 1. Beins ist so lang wie die 2 letzten, die Klaue des 2. Beins wie die 2 vorletzten Glieder. Das 3. Bein (p.<) ist viel kleiner als das 2., ebenfalls zwischen dem 1. und dem 2. Glied kniefürmig ge- bogen, die 3 letzten Glieder sind nach hinten in einer geraden Linie gerichtet. Die Endklaue des 3. Beins ist schwach und in einer Linie mit den vorhei'gehenden Gliedern nach hinten gerichtet. Das Chitingerüst der Beinpaare ist sehr charakteristisch. Die nach oben verlaufenden Leisten des 1. und 2. Beins ('79,. 2h) sind durch eine hohe Bogenleiste verbunden. An den beiden Verbindungs- stellen und in der Mitte des Bogens stehen dorsalwärts ziemlich lange Leisten, die beiden seitlichen senden außerdem noch ventral- wärts kurze Aste aus, so daß die beiden vordem Beinpaare in diesem Chitingerüst zur gemeinschaftlichen Funktion eine feste Stütze haben. Dagegen hängt das Chitingerüst des 3. Beinpaars mit dem der ersten 2 Beinpaare nicht zusammen und besteht nur in einer kurzen, an der Spitze gabelig geteilten Leiste. Die Vaginalplatte (vu) hat einen innern kreisförmigen Rahmen, der äußere Rahmen ist kurz 31appig. Stamm der rudimentären Furca (fca) kurz, walzenförmig, die Endborste so lang wie der Stamm, hintere Borste steht gleich da- neben und ist etwa um Y; kürzer als die Endborste. Das Abdomen endigt mit einer Avinzigen Borste (eh). Bei diesem Exemplar fand ich 2 große reife Eier (ov). Die eben beschriebene Art erinnert durch die geringe Größe, die Bezahnung am Rücken und durch die abweichende Anordnung der Beinpaare an L. stationis Vävea, von der sie sich leicht durch die Gestalt der Schalen und der innern Organe unterscheidet. Fundort. Zwischen Wasserptlanzen am Ufer und am Grund des Sees Sitoe Bagendiet bei Garoet, A\' est -Java. (Voll. VoLz. Xo. IXg, 16. 7. 1902.) 434 W. Vatra, Literaturverzeichnis. Nur die im Text zitierte Ostracoden-Literatur ist hier berücksichtigt. 1. SowEKBT, J. DE C, Geology of the Sichel Hills, in: JuHN Grant MalcolmsON's paper, in : Trans, geolog. Soc. London (2), Vol. 5, 1857. 2. Baird, W., Description of some new recent Entomostraca from Nagpur, collected by the ßev. S. HiSLOP, in: Proc. zool. Soc. London, Vol. 27, 1859. 3. Brady, G. St., Notes on Entomostraca, collected by Mr. A. Haly in Ceylon, in: Journ. Linn. Soc. London, Vol. 19, 1885. 4. — , On new or imperfectly known Ostracoda, chiefly from a collection in the zoological Museum Copenhagen, in : Trans, zool. Soc. London, Vol. 16, p. 179—199, 5 pl., 1902. 5. — , On Entomostraca collected in Natal by Mr. James Gibsox, in: Proc. zool. Soc. London, Vol. 11, 1904. 6. — and A. M. Norman, A monograph of the marine and freshwater Ostracoda of the North Atlantic and of N. W. Europe, Sect. I, Podocopa, in: Trans. Roy. Dublin Soc, 15 pl., 1889. 7. — , — , Idem, Part II, Sect. II to IV, Myodocopa, Cladocopa and Platycopa and Suppl. Podocopa, PI. 18, ibid. (2), Vol. 5, 1896. 8. Chyzer, C, Über Crustaceenfauna Ungarns, in : Verh. zool. -bot. Ges. Wien, 1858. 9. Claus, C, Beiträge zur Kenntniss der Süsswasser-Ostracoden. Mit 12 Taf. u. 3 Holzschn., in: Arb. zool. Inst. Wien, Vol. 10, Heft 2, 1892. 10. V. Daday', Eug., Die anatomischen Verhältnisse der Cyproi's dispar (Chyz.J. Beilage zu Vol. 15 des Termesz. Füzetek. Mit 30 Fig. u. 4 lith. Taf. 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Hamburg, wiss, Anst,, Vol, 12, 1895, 34. — , Süsswasser-Ostracoden Deutsch Ost- Afrikas. Mit 59 Abb, im Text, in: Thierwelt Ost-Afrikas, Vol, 4, Lief. 2/3, 1897, 35. — , Süsswasser-Ostracoden, in : Hamburg. Magelhaen. Sammelreise, Lief. 3, 1898. Mit 5 Abb. 36. — , Die Ostracoden vom Bismarck- Archipel. Mit 2 Taf., in: Arch. Naturg,, Jg, 67, Vol, 1, 1901, Ostracoden von Sumatra, Java, Siam etc. 437 Erklärung der Abbildungen. Tafel 24. Fig. 1 — 8. Ihmgarocypris gaivemülleri n. sp. Fig. 1, Linke Schale des ^ von der Seite und Fig. 2. Von oben gesehen. 32 : 1. Fig. 3. Putzfuß. S- 90 : 1. Fig. 4. Das letzte Glied und das distale Ende des vorletzten Glieds des Putzfußes. 170 : 1. Fig. 5. Kechtes und Fig. 6. Linkes Greiforgan. 90: 1. Fig. 7. Penis von der Außenseite. 67 : 1. Fig. 8. Furcaläst vom (J. 53 : 1. Fig. 9 — 13. Euryerjpris suhglohosa Sow. Fig. 9. Schale des ^ von oben, Fig. 10 rechte und Fig. 11 linke Schale von der Innenseite. 53 : 1. Fig. 12. Das letzte Glied und das distale Ende des vorletzten Glieds des Putzfußes. 530 : 1 . Fig. 13. Furcaläst. % 102 : 1. Fig. 14. C/jpri.s p/rrpiartsccns Brady. Fig. 14. Das letzte Glied des Putzfußes. 470 : 1. Fig. 15 — 20. Cyprinofiis! (Hemicypr/s) kmifmmini 11. sp. Fig. 15. Linke Schale des $ von der Seite und Fig. 16 die Schalen von oben gesehen. 25 : 1. Fig. 17. Vorderrand der rechten und Fig. 18 der linken Schale von der Innenseite. 170: 1. Fig. 19. Die bedornte Klaue des 1. Maxillar-Kaufortsatzes. 470:1. Fig. 20. Furcaläst. $. 90 : 1. 438 ^^ • Vavra, Ostracodeu von Sunaatra, Java, Slam etc. Flg. 21 — 24. Stenocypris derupta n. sp. Fig. 21. Linke Schale des 5 von der Seite und Fig. 22 die Schalen von oben gesehen. 21:1. Fig. 23. Das letzte Glied und das distale Ende des vorletzten Glieds des Putzfußes. 300 : 1. Fig. 24. Furcaläste. 90 : 1. Tafel 25. Fig. 25 — 33. Stenocypris bhmicronata n. .§/j. Fig. 25. Die Schalen von der linken Seite und Fig. 26 von oben gesehen. 17:1. Fig. 27. Die untere hintere Ecke der linken und Fig. 28 der rechten Schale von der Innenseite gesehen. 102 : 1. Fig. 29. Das letzte Glied und das distale Ende des vorletzten Glieds des Putzfußes. 220: 1. Fig. 30. Furcaläste. 90:1. Fig. 31. Eechtes und Fig. 32 linkes Greiforgan. 102 : 1. Fig. 33. Linksseitiger Penis von der Außenseite. 102 : 1. Fig. 34 — 36. Gypridella reniota n. sp. Fig. 34. Rechte Schale von der Innenseite und Fig. 35 die Schalen von oben gesehen. 46 : 1. Fig. 36. Furcalast. 300 : 1. Fig. 37 — 43. Lininicythere iioiodonta n. sp. Fig. 37. Rechte Schale von der Außenseite, Fig. 38 linke Schale von der Innenseite und Fig. 39 die Schalen von oben gesehen. 170 : 1. Fig. 40. Schalenstruktur. 345 : 1. Fig. 41. 1. und Fig. 42 2. Antenne. 470 : 1. Fig. 43. Der hintere Körperabschnitt. 470 : 1. Pii Pol Pa !•> 2. und 3. Bein, fca beide Furcaläste, cb End- borste des Abdomens, ov Ei, Vit beide Vaginalplatten. Nachdruck verboten. Übersetsungsrechl vorbehalten. Spongien von Singapore. (Reise von Dr. Walter Volz.) Von Flau P. Diagnewitsch. Im Folgenden gebe icli eine Liste der Spongien, welche Herr Privatdozent Dr. Walter Volz im August 1902 in der Nähe der kleinen Insel Pulu Brani gesammelt hat. Diese Insel liegt im Südwesten der Insel Singapore. von ihr nur durch die Einfahrt zum Hafen von Tandjong Pagar getrennt. Die Schwämme stammen von der Ostküste von Pulu Brani und wurden zum größten Teil auf dem Ebbestrand, z. T. aber auch zwischen Korallen gesammelt. Die meisten Arten scheinen sehr häufig zu sein. Die Konservierung geschah in einer 3 — 4proz. Formaldehydlösung, indem einfach 40 Proz, Formaldehyd mit Meerwasser entsprechend verdünnt wurde. Der Erhaltungszustand der Schwämme ist ein ausgezeichneter, nur haben einige Arten ihre natürliche intensive Färbung eingebüßt. Zur Färbung der Schnittserien bewährte sich vorzüglich Cochenille- tinktur ^), zum Aufkleben der Sclinitte eine Mischung von Eiweiß, Glycerin und Natriumsalicylat. -) Zur Anfertigung von Skeletpräpa- raten hielt ich mich an die Angaben von Noll'') und Lendenfeld.*) 1) Lee, A. B. u. P. Mayek, Grundzüge der mikroskopischen Technik, 447. 2) ibid., p. 127. 3) In: Zool. Anz., Vol. 5, 1882, p. 528. 4) In: Z. wiss. Mikrosk., Vol. 21, 1904, p. 23—24. 440 P- Dragnewitsch, Obschon die VoLz'sche Sammlung- keinen Anspruch auf Voll- ständigkeit machen kann, scheint es mir, in Anbetracht des Fehlens einer speziellen Arbeit über Schwämme von Singapore, doch nicht nicht ganz wertlos, wenn ich die folgende Liste verötf entliche. Klasse Silicea. Subkl. Tetraxonia. Ordn. Choiidrospougiae. Subordn. Choristida. Trib. S i g m a 1 0 p h 0 r a. Farn. TetiUidae. Gen. Ct/narhfjra. 1. Cinachyra voeltzkowi Lendenf. Lendeneeli) (7), p. 101, tab. 9, fig. 35 — 53, Bisherige Fundorte: Kokotoni und Bawi bei Sansibar. Trib. A s t r 0 p h 0 r a. Subtrib. Enastrosa. Farn. Stelleiidae. Subfam. Euasterina. Gen. Auroj'a, 2. Aurora globostellata Cakt. Carter (1), p. 353, tab. 15, fig. 5. SOLLAS (18), p. 187. Bisheriger Fundort: Galle (Ceylon). Spongien vou Singapore. 442 Subfam. Sanidasterina. Gen. Ancoriua. 3. Ancorina siinpleoc Lendenf. Lexdenfeld (7), p. 96, tab. 9, fig. 12—34. LiNDGEEN (11), p. 335, tab. 17, fig. 17; tab. 19, fig. 27a— g, b', c', f, f". LiNDGREN (12), p. 557. Bisherige Fundorte: Bawi (Sansibar), Java? Subordn. Clavulina. Fani. Spirastrellidae. Gen. Spirastrella, 4. Sjyiriistrella Inciinosa Kieschn. KlESCHNICK (6), p. 575. Bisheriger Fundort: Molukken. Ordn. Coruacuspoiigiae. Farn. Desmacidonidae. Subfam. EsperelUnae. Gen. Esperella. 5. Esj^erella 'nnirrayi Eidl. et Dend. RiDLEY aud Dendy (14), p. 67, tab. 13, fig. 11, 13, 14, 16—18; tab. 14, fig. 1, la. Bisheriger Fundort : Port Jackson (Australien). Subfam. Ectyoninae. Gen. Utiphidophlns, i\ It(f2>hif1o2>Ji/tts fi/i/er Ridl. et Dend. Ridley and Dexdy (14), p. 152, tab. 28, fig. 2; tab. 46, fig. 9. ToPSEXT (23), p. 447, tab. 20, fig. 22. Bisherige Fundorte : Philippinen, Amboina. 442 P- Dragnewitsch, Farn. Anlenidae. Gen. Anlena. 7. Aiilena laxa Lendenf. Lendenfeld (8), p. 96, tab. 8, fig. 12, 15, 20; tab. 9, fig. 1. Bisheriger Fundort: Port Jackson (Australien). Farn. Heterorhaphidae. Subfam. GelHnae. Gen. GeUhis. S. Gellitis flhwlatns Schmidt. Schmidt (15), p. 73, tab. 7, fig. 9. EiDLEY (13), p. 424. Bisherige Fundorte: Adriatisches Meer; Küste von Kurrachee; Torres-Straße ; Port Jackson. Gen. GeJUodes. 9. GeUiodes spinosella Thiele. Thiele (22), p, 22, tab. 2, fig. 10; tab. 5, fig. 17. Bisheriger Fundort: Celebes. Farn. Spongelidae. Subfam. Spongelinae. Gen. Sponffelia, 10. Spongelia fragilis Schulze var» tuhulosa Schulze. Schulze (20), p. 150 u. 154, tab. 5. fig. 2, 3; tab. 6, fig. 2. Schmidt (15), p. 30, tab. 3, fig. 8. Lendenfeld (8), p. 665. Bisherige Fundorte: Adriatisches Meer; Mergui- Archipel, King Island. Spongien vou Singapore. 443 11. Spoiigelia elastica Schulze var, tnassa Schulze. Schulze (20), p. 150 u. 154, tab. 5, fig. 4; tab. 6, fig. 3, 5—7; tab. 7, fig. 1, 3; tab. 8, fig. 9—11. Schmidt (17), p. 30. Lendesfeld (8), p. 658, tab. 43, fig. 7. Bisherige Fundorte: Mittelmeer (Bucht von Muggia, Küste von Cette); Straße von Malakka. Fam. Homorrhaphidae. Subfam. Renierinae. Gen. JPetrosia. 12. JPetrosia siinUis Ridl. et Dend. var. conipacta Ridl. et Dend. Ridley and Dendy (14), p. 12, tab. 2, fig. 13; tab. 3, fig. 5. Bisheriger Fundort: Philippinen. Gen. Reniera, 13. JReniera iniplexa Schmidt. Schmidt (17), p. 27. Ridley and Dendy (14), p. 15, tab. 1, fig. 4. Bisherige Fundorte: Küste von Algier; x\zoren. 14. Heniera aiistvdlis Lendenf, Lendenfeld (9), p. 78. Bisheriger Fundort: Port Jackson (Australien). Subfam. Chalininae. Gruppe C a c 0 c h a 1 i n i n a e. Gen. Cacochal in a, 15. Cacochalina tijpica Lendenf, Lendenfeld (10), p. 764. Bisherige Fundorte: Ostküste v(m Neuseeland; Port Chalraers. 444 P. Dragnewitsch, Gen. Cladöchalina, 16. Cladöchalina ewplax Lendenf. Lendenfeld (10), p. 769, tab. 27, fig. 26. Bisheriger Fundort: Port Jackson (Australien). 17. Cladöchalina aurantiaca Lendenf. Lendenfeld (10), p. 768. Bisheriger Fundort: Port Philipp V. (Südküste Australiens). Gruppe P a c h y c h a 1 i n i n a e. Gen. Pachyclialina, 18. Pacht/chalina spinulosa Lendenf. Lendenpeld (10), p. 776. Bisheriger Fundort: Port Philipp V. (Südaustralien). 19. Pachychalina ßbrosa Ridl. et Dend. Ridley and Dendy (14), p. 21, tab. 4, fig. 3 u. 4. LiNDGEEN (11), p. 293, tab. 19, fig. 6a — e, KiRKPATEICK (5), p. 356. Bisherige Fundorte : Bahia; Bermuda; Philippinen; Cochiuchina; Java; Christmas Island; Mergui Archipel; Funafuti Atoll. Gruppe E u c h a 1 i n i n a e. Gen. Euchalina. 20. Euchalina ttjjnca Lendenf. Lendenfeld (10), tab. 18, fig. 5; tab. 27, fig. 24. Bisheriger Fundort: Port Jackson (Australien). Spongieu von ."^ingapore. 445 Fam. Spongidac. Subfam. Ensponginae. Gen. J^uspouffla, 21. EuspoHffia ^iitiocca Schmidt, Schmidt (15), p. 23, tab. 2, fig. 3 u. 4. Schulze (20), p. 614. Lendenfeld (8), p. 261, tab. 22, fig. 4; tab. 38, fig. 6. Bisherige Fundorte: Buclit von Cesme und Eritra (Westküste von Kleinasien); asiatische und afrikanische Küste des Mittelmeers; Tripolis; Ostküste von Australien. 22. JEjiispongia officinalis L. var. adriatica Schulze. Schmidt (15), p. 20, tab. 2, fig. 1. Schmidt (16), p. 24. Schulze (20), p. 61!», tab. 34, fig. 1—4; tab. 35, fig. 3; tab. 36, fig. 5 — 7; tab. 37, fig. 1 — 8; tab. 38, fig. 1 — 7. Schulz (21), p. 530. Hyatt (4), p. 511, tab. 16, fig. 18 u. 1!). Lendenfeld (8), p. 267, tab, 21, fig. 6 u. 7; tab. 22, fig. 10, 16. Bisherige Fundorte: Afrikanische Küste des Mittelmeers ; Adria- tisches Meer; Atlantischer Ozean (amerikanische Küste und Havanna); Thursday Island; Molukken; Amboina. 23. Enspoiif/i'a ofßcinafis L, var. rotunda Hyatt, Hyatt (4), p. 513, tab, 15, fig. 1 : tab. 16, fig. 15. Lendenfeld (8), p. 269. SoLLAS (19), p. 220. Bisherige Fundorte: Atlantischer Ozean (amerikanische Küste, Westindien, Bahama, Nassau, Meerbusen von Biscaj'a, Key West); Malayische Halbinsel (Great Bedang). Zool. Jahrb. XX 111. Abt. f. Syst. -'iO AAR P. Dkagnewitsch, Gen. Hippospongia» 24. Hipiyospomfia mollissiina Lendenf. Lendeneeld (8), p. 310, tab. 17, fig. 13. Bisheriger Fundort: Torres-Straße. Spongieu von Siugapore. 447 Literaturverzeichnis. 1. Caeter, H. J., Contributions to our knowledge of the Spongida, in: Ann. Mag. nat. Hist. (5), Vol. 11, 1873. 2. Geay, J. E., On two new free sponges from Singapore (Psetalia, Labai-ia), ibid., Vol. 11, 1873. 3. Hardwicke, T., Description of a Zoophyte commonly found about the coast of Singapore Island (Spongia patera), in: Asiat. Researches, Vol. 14, 1822. 4. Hyatt, A., Revision of the North American Poriferae, part 2, in: Mem. Boston. 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ToPSENT, E., Spongiaires de la baie d'Amboine, in : E.ev. Suisse Zool., Vol. 4, 1896. Nachdruck verboten. Ubersetziinc/srecht vorbehcdlcn . Beiträge zur Herpetologie von Vorder-Asien. Von Dr. Erich Zugmayer in Wien. Die im Folgenden niedergelegten Beschreibungen und Be- merkungen sind das herpetologische Ergebnis einer Reise durch Transkaukasien. Nordwest-Persien und Transkaspien, die ich in den Monaten Mai bis November des Jahrs 1904 ausführte. Das ge- sammelte Material befindet sich im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum zu Wien. Wie dies bei einer Reise, die in relativ kurzer Zeit durch so ausgedehnte Gebiete führte, kaum anders möglich war, wurde die Reptilien- und Amphibienfauna durchaus nicht in erschöpfender Weise studiert, ebenso wie nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von Exemplaren erbeutet wurde. Ich berücksichtigte während meiner Reise alle leichter zugänglichen Tiergruppen in gleicher Weise und verfolgte hauptsächlich den Zweck, mir aus eigner An- schauung ein Gesamtbild des faunistischen Charakters der berührten Länder zu entwerfen, um das Terrain für künftige genauere Studien zu rekognoszieren. Immerhin dürften manche meiner Beobachtungen als Ergänzung der bereits vorhandenen einschlägigen Arbeiten einen gewissen Grad von Wert besitzen, zumal ich bemüht war, bei möglichst genauer Berücksichtigung der Literatur die Angaben früherer Autoren zusammenfassen und einander gegenüberzustellen. 450 Erich Zugmayee. Reptilia. 0 p li i d i e r. Die Ausbeute an Sclilangen ist leider aus Kaukasien und Persien gering, aus Transkaspien kaum nennenswert; für letzteres Land war allerdings die Jahreszeit (September — November) sehr ungünstig. Boidae. Mryx jaciilus L. Boa tatarica Licht. Eryx turcicus Eichw. Änguis miliaris Pall. Eriwan. Dick, gedrungen mit stumpfem kurzem Schwanz. Kopf nicht vom Hals abgesetzt, kurz. Augen klein, mit aufrecht elliptischer Pupille; um die Augen ein Kranz von 8 Schuppen. Das ßostrale ist breit und entspricht im Unterkiefer dem Mentale und den ersten 2 der jederseits anliegenden Infralabialien, deren Zahl 15 beträgt; die rückwärtigen sind bei geschlossenem Maul nicht sichtbar. 9 Supralabialia. Die sehr kleinen Nasenlöcher liegen am Zusammen- stoß dreier Schilder. Hinter dem Eostrale 1 Paar größerer Schilder, die die Nasenlöcher voneinander trennen; dahinter erst 2 kleinere, dann 3 größere Schilder. Zwischen den Augen 6 Schuppen. Schuppen des Hinterkopfs klein, gegen Hals und Rücken zu an Größe zu- nehmend ; dann gleich groß bis zum Schwanzende, wo die Anord- nung sehr unregelmäßig wird. Schuppen glatt, nur gegen das Hinterende zu schwach gekielt. Eine feine Kinnfurche, jederseits von 3 Schildchen eingefaßt. Schuppen der Kehle gleichartig; die Mittelreihe der unpaarigen Bauchschilder beginnt bei der 18. — 19. Schuppe hinter dem Mentale. Die an die Bauchschilder angrenzenden Schuppen größer als die der Seiten und des Rückens. Die Zahl der Bauchschilder, die schmal sind und eng aneinander liegen, beträgt 182 (nach Boulenger 165—200). Präanale nicht groß. Hinter dem After eine Querreihe kleiner Schuppen, an die sich die Subcaudalien anschließen ; es sind beim vorliegenden Stück 2 x 26 (15 — 34 nach Boulenger). Um den Leib 49 Schuppen. Färbung obei'seits oliven- braun oder dunkelsandfarbig, mit großen schwarzbraunen Flecken, Beiträo:e zur Herpetologie von Vorderasieu. 451 die undeutliche Queibinden bilden. Unterseite gelbweiß mit einzelnen dunklen Flecken. Maße: Total 495, Kopfrumpf 445, Schwanz öO mm. Die typische Form von K. j.. die von Konstantinopel (Werner) einerseits über die Ägäischen Inseln nach Syrien. Kleinasien, Arabien und Nord- Afrika, andrerseits über Kaukasien nach Persien verbreitet ist, wird durch Boettger und Jan als Stammform von der trans- kaspischen mr. miliaris bzw. der persischen rar. iclierana unter- schieden. Als Merkmal gelten besonders die Zahlen der Supra- labialien und der Schuppen im Augenring, ferner der die Augen voneinander trennenden Schuppen. ]\[ein Exemplar ist insofern be- merkenswert, als bei ihm alle diese Zahlen denkbar gering sind, nämlich 9 Supralabialia, 8 Schuppen um das Auge und 6 zwischen den Augen ; doch können diese Ziffern auf 14 bzw. 13 und 8 steigen. Coluhridae. Colubei' quattuorlineatus Lac. var, sauroniates Pall. ('. sauromates Pall. Urmia. Rostrale nicht ganz so hoch wie breit, Internasalia etwas breiter als lang. Frontale gleichschenklig dreieckig, Länge zu Breite wie 9:7. 1 Präoculare, 1 Sub-, 2 Postocularia. 8 Suj)ralabialien, deren 4. und 5. das Auge, deren 2. und 3. das Frenale berühren. Die 4 ersten Infralabialia grenzen an das vordere Kinnschild, welches bedeutend länger ist als das hintere. Schuppen in 25 Reihen, auf dem Kücken sehr schwach gekielt. Präanale geteilt. Subcaudalia in 2 X 72 Reihen. Maße: l^otal 1318, Kopfrumpf 1038, Schwanz 280. Färbung: Oberseite gelblich, Kopf schwarzbraun; den Rücken entlang eine mediane Reihe großer, undeutlich begrenzter, schwarz- brauner Flecken ; kleinere alternierende Flecken in je 2 undeutlichen Seitenreihen; auf den Schwanz setzt sich nur die ]\Iittelreihe fort. Unterseite einfarbig gelbweiß. Die car. sauromates unterscheidet sich von der typischen I^'orm durch das Persistieren der Fleckenreihen, die bei jener nur in der Jugend auftreten. Mit Recht hält daher jedenfalls Werner die Varietät für die ursprünglichere Form. * In Persien ist die typische Form nicht heimisch, die nar. sanro- 452 Erich Zügmayer, mates wurde erst iu jüngster Zeit von dorther bekannt: Blanfoed kannte sie noch nicht, aucli bei Boettgek und Kadde wird sie 1886 aus Persien noch nicht erwähnt. Dagegen ist sie für Südost-Europa. Kleinasien und Transkaukasien bereits lange nachg-ewiesen. Troxtidonotiis tesselatus Laue. t\fpica, Coronella iesselata Laue. Khoi. Nasale halbgespalten, Frontale vorn vertieft, eine Furche zwischen den Präfrontalien und Fron ton asalien; 2 Präocularia, 3 Postocularia, nur hinter dem Auge 1 Suboculare; 8 Supralabialia, nur das 4. be- grenzt das Auge; 4 Infralabialia berühren das vordere Postmentale. Schuppen in 19 Reihen, auf dem Rücken deutlich gekielt; Ventralia 173, Subcaudalia in 2 X 58 Reihen. Länge 795 mm. Farbe oberseits olivgrün, im Nacken eine undeutliche Zeichnung in Gestalt eines umgekehrten V. Schwarze Flecken in unregel- mäßigen Längsreihen auf Rücken und Seiten; auf dem Schwanz sind die Längsreihen sehr deutlich. Kopf hell olivgrün, Kehle und Seiten des Halses hell orangegelb, Bauch, wo nicht gewürfelt, lachs- farbig, Unterseite des Schwanzes fast ganz schwarz. Würfelung des Bauches sehr regelmäßig und stark. Rostrale und Supralabialia tragen je einen gelben Fleck, die Infralabialia sind gelb mit schwarzen Säumen. Es ist mir nicht bekannt, daß bisher die typische Form der Würfelnatter für Persien ausdrücklich angegeben worden wäre. Blanford kennt nur die liydrus-Yovm, die damals noch als gute Species aufgefaßt wurde. Ebenso erwähnt Büettger in Radde's „Flora u. Fauna d. südw. Kaspigebietes" nur die var. Jiydnts. Bou- lengee unterscheidet keine Varietäten, nur 2 durch die Pholidose leicht geschiedene Typen. Wernee gibt für Kleinasien lediglich die hydrus-Form an, und auch bei Günthee erwähnt Boulengee aus Persien keine andere. Es scheint demnach mein Fund der erste dieser Art für Persien zu sein, wenn man die var. hydrus überhaupt aufrecht erhalten will. Trop. tess. Laue, var, hydrus Pall. Coluber hydrus Pall, Tropidonotus hydrus Brandt. Diese Form, die gemeinste in ganz Vorderasien wurde von mir häufig angetroffen. Die gesammelten 7 p]xemplare stammen von Beiträge zur Herpetologie von Vorder- Asien. 451) Erivaii in Transkaukasieii, Urmia, Klioi und Dschulfa in i'er.sien und Tschardscliuj in Transkaspien. Sie weisen in der Beschuppung- zahl- reiche Unterschiede auf. wie denn Unregelmäßigkeiten in der Pholi- dose bei dieser Form sehr häutig sind. Frontale vorn vertieft, eine Furche zwischen Präfrontalien und Frontonasalien. Nasale halb gespalten, bei einem Stück aus Tschardschuj und einem aus Urmia ganz g'eteilt. Supralabialia 8. das 4., bei 1 Exemplar von Tscherdschuj das 4. und 5.. bezeichnen das Auge, von den Infralabialien berühren 5 das vordere Postmentale. Präocularia 2, bei einem Stück von Tschardschuj 8. Postocularia 3, bei einem Stück von Dschulfa rechts 4 und 1 Suboculare. links 3 und 1 Suboculare. bei einem von Tschardscliuj beiderseits 2 und 1 Suboculare; dasselbe Stück zeigt vor dem Auge kein Suboculare, während alle übrigen Exemplare sowohl vor als hinter dem Auge je 1 solches besitzen. Schuppen bei allen in J9 Reihen, auf dem Rücken deutlich gekielt. Bauchschilder im Durchschnitt 175. Sub- caudalia 65 mm. Länge des größten Exemplars 935, Schwanz davon 168 mm. Färbung: Oberseite dunkelgrau, vollkommen einfarbig, Kopf dunkelolivenbraun. Rostrale unh Supralabialia zeigen je einen lachs- farbigen Fleck, Infralabialia sind lachsfarbig mit schwarzen Säumen. Die Unterseite ist rötlich-grau, die Würfelung sehr verschieden stark ausgeprägt. Bei einem Stück von Tschardschuj ist der Bauch fast ganz schwarz, bei einem andern von Urmia beginnen die schwarzen Flecken erst hinter dem ersten Körperdrittel. Die Sonderstellung der var. hydriis ist etwas zweifelhafter Natur. Der Färbung nach scheint sie mir vollbegründet, insofern als sich die kaukasischen, persischen und. wenigstens meine, transkaspischen Exemplare durch die vollständige Einfarbigkeit der Oberseite von der stets gestreiften und längsgetleckten typischen Form unterscheiden. Die Trennung der var. lujdriis von der typischen Form wurde auf Grund der Zahl von Prä- und Postocularien durchgeführt, indem man die Formen mit 3 Präocularien und 4 — 5 Postocularien als Varietät abgrenzte. Unter meinen Exemplaren betinden sich sowohl solche mit 2 Prä- und 3 Postocularien, die also forma typica sein müßten, als auch eins mit 3 Prä- und 3 Postocularien, das demnach weder der typischen noch der variierten F'orm zugehören könnte, ferner ein Stück mit 2 Prä- und 2 Postocularien. das auch nirgends untergebracht werden könnte, endlich eins, das bei 2 Präocularien rechts 4. links 3 Postocularia besitzt. Daraus scheint mir offen- 454 Ekich Zugmayer. kundig hervorzugehen, daß die Zahl der Pi'ä- und Postocularien als unterscheidendes Merkmal keine Verwendung finden darf. Boulengek trennt 2 Typen; bei dem ersten berülirt nur das 4. Supralabiale das Auge; dieser hat seine Heimat in Italien, Palästina und Meso- potamien; der 2. Typus weist im Augenrand das 4. und 5. Supra- labiale auf und bewohnt das südliche Mittel- und Südost-Europa, Vorder- und Zentral-Asien. Ich besitze jedoch aus Tscherdschuj in' Transkaspien 2 Exemplare, von denen jedes eine der zwei genannten Bildungen zeigt; also kann auch diese Unterscheidung keine Gültig- keit besitzen. Audi Boettger erwähnt aus Transkaspien beide Bildungen, und die eben geäußerte Ansicht gewinnt dadurch sehr an Nachdruck. Bei Boettger's Exemplaren ist zwar die Zahl der Präocularien konstant 3, der Postocularien 4, doch wird durch meine 2 transkaspischen Stücke , die Prä 2 -\- Post 2 , bzw. Prä 3 -j- Post 3 tragen, gezeigt, daß eine Konstanz in der Schilderzahl doch nicht vorhanden ist. Mein vorhin beschriebenes Stück aus Khoi ist sowohl hinsichtlich der Farbe und der Zeichnung als auch der Augenschildchen ent- schieden die typische europäische Foi-m. Alle meine übrigen Exem- plare aus Transkaukasien. Persien und Transkaspien dagegen tragen in der Augenbeschilderung keinerlei einheitliche ]\Ierkmale, wohl aber sind sie in der Färbung einander fast vollständig gleich und von der typischen Form verschieden. Wenn also eine Trennung der kleinasiatisch-persisch-transkaspischen Form als Varietät, wie früher als x4-rt, statthaben soll, so kann dies meiner Ansicht nach nur auf Grund der Färbung geschehen. Coelopeltis monspessuJana Herm, Cohiber vcrmiculatus Men. Rhahdodon fuscus Fleischm. Coelopeltis lacertina "Wagl. Dschulfa. Körper zylindrisch, schlank, Kopf deutlich abgesetzt; Schnauze vorstehend, ebenso seitlich das Supraoculare und Präoculare. Eine Grube vor dem Frontale, an deren Bildung auch die Präfrontalia teilnehmen. Augen groß, Pupille rund. Frontale bedeutend schmäler als die Supraocularia. Präoculare groß, darunter 1 Suboculare. 2 Frenalia, 2 Postocularia. Das 4. und 5. der 8 Supralabialien tritt in den Aus-enkreis ein. Die 5 ersten Infralabialia berühren das Beiträge zur Herpetologie von Vorder-Asieu. 455 vordere Postmentale, das breiter und kürzer ist als das liintere. Schuppen in 19 Reihen, mit schwachen Längsfurchen. Färbung: Bronzebraun mit bläulichem Anflug; einzelne, in un- deutlichen Längsstreifen angeordnete Schuppen sind schwarz. Der Kopf ist braun und weiß gefleckt, jedes Supralabiale trägt (bei Jüngern Exemplaren) eine weiße Tupfe. Unterseite weiß, dunkel längsgestrichelt. C. m. (von C. lacertina artlich seit langem getrennt), bewohnt Süd-Spanien, einige Liseln des Mittelmeers (z. B. Chios), Syrien, Kleinasien. Persien und Transkaukasien. Zanieais ffeiuonensis Laur. v(i7', casjyius Iwan. (riithroijfisler FisniER, trahaUs Pall. Urmia. Körper schlank, Schwanz mittellang, Kopf länglich, abgesetzt. Augen groß, mit runder Pupille. Schnauze etwas vorstehend, Kostrale von oben gut sichtbar, mit einer deutlichen Lippengrube. Länge des Frontale zu seiner Breite wie 9 : 6. Die Intei-nasalia sind so lang wie die Präfrontalia, aber weniger breit. Supraoculare hinten fast so breit wie vorn das Frontale. 1 — 2 (meistens 1) Prä- oculare, 2 (selten 3) Postocularia, 1 Suboculai'e. Das 4. und 5. der 8 Supralabialien berührt das Auge, das 2. und 3. das Zügelschild. 5 Infralabialia berühren das vordere Kinnschild, das bei den vor- liegenden Stücken bald grüßer, bald kleiner ist als das hintere; dieses ist von seinem Gegenstück durch eine mit schmalen Schuppen erfüllte Furche getrennt. Schuppen in 19 Längsreihen, bei einem Exemplar in 20. Färbung oberseits olivbraun bis hell rotbraun, jede Schuppe mit dunklem, hell umsäumtem Längsstreifen. Unterseite rötlichgelb bis tief karminrot. Maße des größten Stücks: Total 1455 (wird bis 2500 lang), Kopfrumpf 1090. Schwanz 365 mm. Die forma tj'pica findet sich in Süd-Osterreich. Ungarn und auf vielen Liseln der Adria. Die hier behandelte Varietät kommt von Ungarn über den l^alkan bis Griechenland vor, ferner in Kleinasien, Transkaukasien, und Xordi)ersien. 456 Ebich Zügmayer. Zanienis cliadenfa Schleg. vtfv, schira^una Jan. Coluber diadema Schleg. Zatnenis rerdcolor Boettg. Zanienis clifferdi Steauch. Tschardscliiij. ^) Körper schlank, drelirund. Schwanz dünn, fein zulaufend. Kopf stark am Hals abgesetzt, länglich. Augen groß, mit runder Pupille. Schnauze gerundet, vorspringend: Rostrale ebenso hoch wie breit, mit starker Lippengrube. 12 Supralabialia, von denen keins das Auge berührt; dieses ist mit einem Kranz von 12 Schuppen, ein- schließlich des Supraoculare, umgeben. Hinter dem Rostrale 2 Fronto- nasalia, dann anstatt der Präfrontalia erst 2 Schilder — die „eigent- lichen Präfrontalien" — von der Größe der Frontonasalia, dahinter eine Querreihe von 3 kleinen Schildern. Von diesen berühren die äußern sowohl die „eigentlichen Präfrontalien"' als auch jederseits das Frontale, Präoculare und das höchstgelegene der 5 Frenalia. Das mittlere steht sowohl mit den „eigentlichen Präfrontalien" in Berührung als auch mit seinen Nachbarn und dem Frontale, also mit zusammen 5 Schildern. Frontale relativ kurz und breit, jedoch am Hinterende nicht breiter als die Supraocularia. Temporalschuppen klein, einige größere liegen dem Parietale an. Das 1. Infralabiale ist sehr groß ; dieses und die folgenden 4 berühren das vordere Postmentale, das bedeutend größer ist als das hintere. 26 Reihen nicht gekielter Schup[)en. Anale ganz, Subcaudalia in 2 ;-^ 81 Reihen. Maße: Total 432 (junges Exemplar), Kopfrumpf 360, Schwanz 72 mm. Z. d. wird bis I72 di lang. Färbung oberseits dunkelsandfarbig, mit einer medianen Dorsal- reihe quergestellter, dunkler, brauner Flecken, die unregelmäßig ausgezackt und weiß gesäumt sind. Seitlich je 2 — 3 schmälere Reihen dunkler Längsflecken. Eine braune Querbinde über Supra- ciliarien und Frontale. Auf den Parietalien je 1 elliptischer vorderer und 1 kreisrunder hinterer. Fleck. Ein dunkler Streifen vom Auge nach dem Mundwinkel. Supralabialia mit je einem weißen Fleck. Unterseite einfach weiß. Die Zahl der Subcaudalien (77—87) und die Dreizahl der Schildchen hinter den „eigentlichen Präfrontalien" sind die charak- teristischen Momente für die var. schiramna; bei der typischen Form 1) fTeschenk von Herrn E. N. Fischer in Tschardschuj. Beiträge zur Herpetologie von Vorder-Asien. 457 finden sich 4 solcher Schildchen und (nach Boettger) 110 Sub- caudalien. Boulenger führt keine Trennung durch, nach Boettger ist die Heimat der Stammform Afghanistan, von wo sie durch AiTCHisoN bekannt ist, Beludschistan und Sindh, während die var. scliirazana in Beludschistan, Persien, Transkaspien und Kleinasien vorkommen soll, von welch letzterm Gebiet sie jedoch Werner in seiner Zusammenstellung- nicht erwähnt. Von Z. vcrsicolor, die in Afrika auftritt, trennt Boettger die vorliegende Art, auch ihre typische Form, durch die Zahl der Subcaudalien, die bei Z. diadema rar. schirazana 11 — 87, bei Z. d. form. fijp. bis 110. bei Z. rersicolor jedoch nur 63 — 74 beträgt. Zanienis dahJii Fitz. Psammophis dahin Schleg. Khoi. Körijer schlank. Schwanz lang und dünn, sehr fein verlaufend; Kopf länglich, deutlich vom Hals abgesetzt. Schnauze etwas vor- springend. Auge groß, mit runder Pui)ille. Rostrale mit starker (Trübe, breiter als hoch. Frontale vo]"n doppelt so breit wie hinten, wo es schmäler ist als die Supraocularia. Die Parietalia sind be- deutend länger als das Frontale. 1 Präoculare, 2 Postocularia und 1 kleines Suboculare sind vorhanden. Dieses liegt zwischen dem 3. und 4. der 8 Supralabialien, von denen das 4. und 5. in den Augenkreis eintreten. Die ersten 5 der 9 Infralabialien stehen mit dem vordem Postmentale in Berührung, welches kürzer und breiter ist das hintere. Die Schu])pen des Körpers sind nicht gekielt und stehen in 19 Längsreihen. Die Bauchschilder sind 209 (205—230 nach Werxer) an der Zahl und seitlich umgebogen. Subcaudalia in 2 X 105 Keihen (2 X 98 bis 132 nach Werner). Färbung oberseits olivenbraun, unmittelbar nach der Häutung graublau. Auf dem Kopf sind die Siipialabialien olivbraun und weiß gefleckt, ebenso die Prä-, Sub- und Postocularia. Die Seiten des Halses tragen dunkle Flecken. Der Bauch ist einfarbig gelb- weiß. Maße: Gesamtlänge 870, Kopfrumpf 636. Scliwanz 234 mm. Zamenis dahlii findet sich von Dalmatien und der Balkanhalb- insel über Kleinasien und Syrien bis Persien. Transkaukasien und dem südlichen Kaspigebiet. Aus Lenkoran ist sie gleichfalls be- kannt, ebenso aus Palästina und Ägypten. Gegen Osten scheint ihre 458 Erich Zugmayer, Verbreitung- nicht weit zu gehen. Blanfoed erwähnt sie aus Isfahan. BoETTGEE nennt sie unter den transkaspischen Formen nicht, doch wurde sie von Waeenzoff (bei Nikolskij h c.) im Kopet-Dagh an der persisch-transkaspischen Grenze angetrolFen. Sauria. L a c e r t i 1 i e r. Lacertidae. Lacerta agilis Licht, rar, exigua. Sagalu am Göktschai. Das mir vorliegende weibliche Exemplar stand zur Zeit, als es gefang:en wurde (11. Juni), jedenfalls knapp vor der Eiablage. Der Körper war so sehr angeschwollen, daß das Tier nur langsam laufen konnte. Schnauze stumpf gerundet, kurz. Die Spitzen des Rostrale treten beinahe in das Nasenloch ein. 4 Supralabialia vor dem Suboculare, 1 dahinter. Die 6 Supraciliarien sind von den 4 Supra- ocularien nicht durch Körnchen getrennt. 1. und 4. Supraoculare klein, ebenso das Occipitale; 2 Nasofrenalia, 1 großes Frenale. In- mitten der kleinen Temporal Schilder liegt ein rundes, größeres; 2 große Temporalia berühren das Parietale. Die Kehlfalte ist fast nur an der lichtem Färbung zu erkennen. Infralabialia 6 an der Zahl; 5 Paar Postmentalia. Der Kragen ist gezähnt und besteht aus 11 Schildern, deren mittleres am größten ist. Das Präanale ist von 2 konzentrischen Halbkreisen größerer Schuppen eingefaßt; die gekielten Rückenschuppen gehen allmählich in die glatten Seiten- schuppen über. Bauchschilder in 31 Quer- und 8 Längsreihen; die Schilder der 2. Reihe an der Medianlinie sind am größten Schwanz- schuppen gekielt. Farbe dunkel blaugrau mit 2 braunen, dorsalen Längsstreifen, auf denen in regelmäßigen Abständen schwarzbraune Flecken er- scheinen; sie laufen von den Parietalien bis auf den Schwanz. 2 ähnliche Längsstreifen an den Seiten. Oberseite der Extremitäten braun punktiert. Unterseite heller und dunkler blaugrau gefleckt. Die Färbung ist somit von der gewöhnlichen sehr abweichend. Maße: Gesamtlänge 215 4-xmm, Kopfrumpf (Schnauzenspitze Beiträge zur Herpetulogie von Yorder-Aüien. 459 bis After, ventral gemessen) 94. Schwanz 121 -|- x, vordere Extremität (bis Kralle der längsten Zehe) 28, hintere Extremität 37 mm. Aus Kleinasien ist L. agilis nach Werner weder in der typischen Form noch in einer andern Varietät bekannt; ebensowenig erwähnt sie Boettger aus Transkaspien. wo sie jedoch später von NiKOLSKij beobachtet wurde. Aus Persien wird sie nicht gemeldet. Transkaukasien ist nach Boulenger ihr südlichstes Vorkommen : die var. exigua geht jedoch in nördlichem Gegenden von Rußland bis Zentral-Asien. Lacerta viridis Gray var. strif/ata Bedk. 1 :^ und 1 5 aus Khoi. Männchen: Schlank, Schnauze mäßig spitz. Rostrale nimmt an der Umgrenzung des Nasenlochs Teil. 2 Postnasalia. Suboculare bildet die Lippe zwischen dem 4. und 5. der 6 Supi-aocularia. Supra- ocularien durch eine Körnchenreihe getrennt. I'emporalregiou von Schuppen verschiedener Größe bedeckt; 2 sehr große Schuppen be- grenzen das Parietale. Occipitale dreieckig, stößt mit der Spitze an die hintere Ecke des Interi)arietale. Oberer Vorderrand der Ohrött'nung von einer großen gekrümmten Schuppe eingefaßt. Schuppen der Oberseite im Nacken am kleinsten, körnig, gegen das Hinterende zu an Größe zunehmend, gekielt. Schwanzschuppen in sehr deutlich ausgeprägten Eingen, stark gekielt. Bauchschilder in 6 Längs- und 31 Querreihen. Präanale groß. 13 Schenkelporen. Oberseite l)laugrau mit spärlich verteilten schwarzen Punkten und Fleckchen. Unterseite etwas lichter. Bauchschilder stahlblau mit weißer Umrandung. 3[aße: Gesamtlänge 235, Kopfrumpf 114. Schwanz 121, vordere Extremitäten 40. hintere Extremitäten 75 mm. Weibchen: Mit den charakteristischen 5 lichten Längsstreifen, die bei den S^ der var. strigaia nur in der Jugend vorkommen, während sie bei den $? persistieren. Färbung oben bronzebraun, Längsstreifen blaßblau. Unterseite bläulich-weiß. In der Beschuppung weist dieses Exemplar einige Abweichungen auf, die es besonders von dem vorher charakterisierten S unter- scheiden. Occipitale kaum millimeterlang, berührt das Interparietale nicht. Die den obern VordeiTand der Ohrötfiiung einfassende Scliupi)e ist links einheitlich, rechts in 2 kleinere Schuppen zerlegt. Das Suboculare erreicht den Lippenrand nicht, sundern wird von ihm 460 Erich Zlgmayer, durch 2 kleine Schildcheii getrennt, die zwischen dem 5. und 6. Supra- labiale liegen. Die Schilder der 2 mittlem Bauchlängsreihen sind auffallend klein, etwa in der Größe der Supralabialien. Schenkel- poren 12 in der Zahl. Maße: Gesamtlänge 141 -f x. Kopfrumpf 100, Schwanz 41-i-x, vordere Extremitäten 37, hintere Extremitäten 64 mm. Die rar. strigata der grünen Eidechse scheint lediglich auf Transkaukasien und Xordwest-Persien beschränkt zu sein; aus Transkaspien ist sie nicht beschrieben worden, \) in Kleinasien und Syrien ersetzt sie die var. maior (Werner). Lacerta tnnralis Laur. 1 ? ron Sagalu. Beschuppung t3^pisch. Farbe oberseits dunkel olivbraun mit einem undeutlichen schwarzen Netzwerk, das einzelne blaugraue Ocelli einschließt. Unterseite einfarbig blaugrau, nur in der Analgegend gelblich-weiß. Gesamtlänge 160, Kopfrnmpf 73, Schwanz 87, vordere Extremi- täten 21, hintere Extremitäten 35 mm. Die typische Form findet sich in Asien von den türkisch-arme- nischen Gebirgen durch Transkaukasien, Nord-Persien bis in die Gegenden der kaspischen Südostküste. In Kleinasien kommt sie nach Werner nicht vor, auch kennt dieser von dort keine Varietät. Das mir vorliegende Stück kann ich keiner der zahlreichen be- schriebenen Varietäten zuteilen, sondern muß es als typische Form ansprechen. Opltiops elegans Men. Mehrere Exemplare aus Urmia, Khoi und Dschulfa. Suboculare bifdet die Lippe zwischen 4. und 5. Supralabiale. Eine Körnchenreihe scheidet Supraocularia und Supraciliaria; von den erstem sind die 2 mittlem groß, das 1. und letzte sehr klein. Das Temporalfeld ist vom Parietale durch 2 Supratemporalia ge- trennt. Auf dem Rücken sind die Schuppen größer als an den Seiten, von der Mitte des Rückens bis an die Schwanzspitze an Größe zunehmend, stark gekielt und in einen kleinen Stachel endigend. 1) Diesbezügliche Mitteilungen von EiCHWALD und Brandt hält NiKOLSKlJ (a. a. 0.) für irrtümlich. Blaneord erwähnt zweifelhafte Exemplare in Schiras. Beiträge zur Herpetologie von Vor der- Asien. 461 3 Paar Kinnschilder berühren sich. Kehlfalte schwach angedeutet, 11 Schenkelporen. Färbung: :^ von Urmia: Koi)f oben olivbraun. Rücken hell bronzebraun mit grasgrünem Anflug. Vom Supratemporale bis zum Ende des Rückens läuft jederseits, gegen das Hinterende zu in einzelne Flecken aufgelöst, ein undeutlicher dunkler Streifen. Ober- seite der Schenkel und seitliche Scliwanzbasis schwarz getupft, Unterseite des ganzen Körpers einförmig gelbweiß. Maße: Gesamtlänge 148, Kopfrumpf 58, Schwanz 90. vordere Extremitäten 20, hintere Extremitäten 38 mm. Ein Männchen von Dschulfa ist in der Beschuppung dem be- schriebenen gleich, in der Färbung jedoch verschieden. Kopf oliv- braun, Rücken und Schwanz dunkel graugrün mit 4 undeutlichen Reihen von Längsflecken. Unterseite fleischfarbig. Ophiops eUfjans gehört den südlichem Teilen der Schwarzmeer- länder und Vorder-Asiens an. Die Verbreitung erstreckt sich von der europäischen Türkei über die kleinasiatischen Inseln und deren Festland über Transkaukasien und Persien bis zum Pandschab. Auch in Syrien kommt 0. e. vor. nicht aber in Transkaspien oder Turkestan. JEremias velox Pallas. Mehrere junge und erwachsene Exemplare von Dschulfa und ( liiwa. Kehlfalte sehr deutlich, ebenso der Kragen, dessen Rand leicht gekrümmt ist. Supraciliaria durch Körnchen von den Supraocularien getrennt, deren 1. und 4. meist in Körnchen zerlegt sind. Sub- oculare bildet die Lippe zwischen dem 6. und 7. der 9 Supralabialia. Am obern Vorderrand dei" Ohniffnung eine größere Schupi)e: eine ebensolche über dem 7. Supralabiale, anschließend an das Suboculare. Bei einem mittelgroßen ? ist das 4. Supraoculare ganz, das 1. in Körnchen zerlegt. Ein anderes P_^xemplar hat einen doppelt nach- gewachsenen Schwanz; das rechte kürzere Gabelstück mißt an der Verwachsungsstelle 28 mm, das linke, längere, auf das sich die Rückenstreifung fortsetzt, 40 mm. In der Mitte der Präanalscliilder ein großes, fünfeckiges Schild. Zahl der Schenkelporen jederseits 20. Die Dorsalschuppen der Schwanzwnrzel sind stark gekielt. Färbung: Junge Stücke sind dunkelgraugrün mit 4 doi-salen weißlichen Längsstreifen vom Ki)\)f bis zum Beginn der Schwanz- Zool. .Talnl». XXIIL Abt. f. Syst. ^-^l 462 EuiCH Zugmayer. ringe. Extremitäten oben dunkelbraun mit hellen kreisförmigen Tupfen. Ganze Unterseite fleischgrau. Bei fortschreitendem Wachs- tum wird die Farbe blaugrau mit undeutlichen schwarzen Flecken; die Längsstreifung setzt sich auf den Schwanz fort, um bei er- wachsenen Tieren wieder zu verschwinden. Diese sind blaugrau mit regelmäßig angeordneten schwarzen Tupfen, die auf dem Ober- hals klein und kreisrund, auf dem Rücken, besonders aber an den Seiten, länglich oder ringförmig und größer sind. Die Oberseite der Extremitäten ist schwarz punktiert, die ganze Unterseite elfenbein- weiß. Maße: Total 184, Kopfrumpf 60, Schwanz 124, vordere Extremität 27, hintere Extremität 47 mm. Die Verbreitung von E. r. ist sehr groß. Vom Don geht sie durch Transkaukasien und ganz Iran und Turan bis an den Indus. Für Kleinasien wurde sie erst 1900 durch Werner festgestellt. Hinsichtlich der Färbung scheint sie stark zu variieren. Aus Trans- kaspien sind durch Boettgee Exemplare bekannt geworden, die rosenfarbige Tupfen auf den Schenkeln haben oder bei welchen sogar der ganze Unterschwanz karminrot ist. Auch scheint es nicht allgemein gültig zu sein, daß die in der Jugend vorhandenen Längs- streifen stets verschwinden oder zu Fleckenreihen werden. Eine junge Eremias intermedia wurde bei Tschardschuj gefangen, jedoch später verloren. Scajdeira scripta Strauch. Tschardschuj. Sehr schlank und zierlich, Schnauze spitz, Schwanz lang, dünn und sehr fein zulaufend. Frontale vorn leicht vertieft; 3 Supra- ocularia; die 2 vordem, gleich großen, von einem einreihigen Körnchen- saum umgeben ; dahinter das 3., sehr kleine, Supraoculare. Das Sub- oculare bildet die Lippe zwischen dem 6. und 7. der 10 Supra- labialien, deren letzte 3 sehr klein sind. 6 Infralabialia. Eine Längs- grube zwischen Präfrontalien, Froutonasalien und Nasalien, wodurch die letztern stark hervortreten. 3 Paar sich berührender Post- mentalien. Eine kaum erkennbare Kehlfalte verbindet die Ohren; Kragenrand glatt, Zahl der Schilder 9 (nach Boettger auch bis 11). Ohröifnung aufrecht, oben etwas nach hinten geneigt. Ihr oberer Vorderrand wird durch einen Saum fein gezähnter Schuppen gebildet. Extremitäten pentadactyl, Finger und Zehen sehr schlank, seitlich Beiträge zur Herpetologie von Vorder-Asieu. 463 ganz fein gezähnelt. Eückenschuppen feinkörnig-, an den Seiten großer, auf dem Bauch groß, imbrikat. Färbung hell sandfaiben, oberseits mit feinen schwarzen Pünkt- chen und Strichelchen, die eine mittlere Längszone und je 2 seitliche Längsstreifen bilden. An den Rumpfseiten 3 dunkle Längslinien, (leren mittlere sich auf den Schwanz fortsetzt. Kopf eisengrau, schwarz gestrichelt, ganze Unterseite einförmig weiß. ]\laße des vorliegenden, nicht ganz erwachsenen Stücks: Total 82, Kopfrumpf 23, Schwanz 59, vordere Extremität 10, hintere Ex- tremität 17. Ganz Transkaspien und Turkestan. Scapteivd f/raiiiiiiica Licht. Laccrhi ktschai. Khoi. Tscliardschuj. Schnauze kurz, stumi)f, Interorbitalraum enger als ein Augenlid, höchstens gleich breit. Trommelfell deutlich, eng- zwischen Auge und Ohrdrüsenfeld eingeschoben; dieses ist ca. 2mal so lang wie breit, so lang wie das Profil der Mundspalte. Zehen mit unvoll- ständiger Schwimmhaut. Eine kantige Hautfalte am Tarsus. Gelenk- höcker gut entwickelt; Metatarsalhöcker sehr deutlich; der innere ist doppelt so hoch und lang wie der äußere; große Carpalhöcker und bei SS z- Z. starke dunkle Daumeuschwielen. Färbung oberseits olivgrau oder graubraun, manchmal hellgrau, die melir oder weniger symmetrisch angeordneten Flecken grünolive bis bräunlich, mitunter wie Patina auf Bronze. Ein junges Exemplar von Tschardschuj ist fast weiß mit hell olivgrünen Flecken. Ober- seite der Beine grob quergebändert, Kopfzeichnung sehr verschieden, aber stets sjnnmetrisch. Unterseite hell gelbgrau bis weiß, mitunter mit einzelnen runden, schwarzen Flecken. Maße: Das angepreßte Hinterbein reicht mit dem Tarso- Metatarsalgelenk etwa bis zur Glitte des Auges (der diesbezügliche Unterschied zwischen SS und $? ist bei meinen Exemplaren sehr undeutlich). Verbreitet ist B. viridis über ganz Mittel- und Südost-Europa, die Mittelmeerländer, Vorder-Asien bis Afghanistan und Turkestan und Nordwest-Asien. Blanfoed berichtet über B. v. aus Sikkira im Himalaya. Von Ur od eleu sammelte oder beobachtete ich nichts. Die diesbezügliche Fauna der von mir bereisten Gebiete ist sehr ärmlich. 484 Erich ZroMAYER, Aus den Küsteng-egenden des Schwarzen und Kaspischen Meers sind Triton- und 3/0/7«"- Arten bekannt, die aber die tiefgelegenen Ge- biete nicht überschreiten. Sonst ist aus Armenien nur T. taeniatus zu nennen, die einzige Form, die mir möglicherweise hätte begegnen können. Transkaspien und das westliche Turkestan besitzen über- haupt keine Urodelen-Form, wenn man von T. cristatus absieht, der in den persischen Grenzgebirgen festgestellt wurde. Nur aus den östlichsten Teilen des russischen Turkestan, aus Semirjetschensk, Semipalatinsk und Kuldscha, mit Taschkent als westlichstem Fund- ort, ist durch Nikolskij, Strauch, Fedtschenko u. A. Ranidens Sibiriens Kessl. bekannt geworden. Beiträge zur Herpetologie von Vorder- Asien. 485 Literaturverzeichnis. 1842. EiCHWALi), Fauna Caspio-caucasica. in: Mem. Soc. Nat. Moscou. 1865. DE FiLiPPi, Note di im viaggio in Persia, Mailand. 1873. Strauch, A., Die Schlangen des russischen Reiches, in: Mem. Acad. Sc. St. Petersbourg, \'ol. 21. 1875. Schreiber, Herpetologia europaea. 1876. Blanfoed, W. T., Eastern Persia, Vol. 2. 1879. Brandt, A., Die armenischen Alpenseen, in : Zool. Anz., Jg. 2 u. 3 (1880). 1886. BouLENGEE, G. A., Note sur les grenouilles rousses d'Asie, in: Bull. Soc. zool. France. 1886. BoETTGER, 0., in: Eadde, Flora und Fauna des südwestlichen Kaspigebietes. 1886. V. Bedriaga, Beiträge zur Kenntniss der Lacertidenfamilie, in: Ber. Senckenberg. nat. Ges. Frankfurt a. M. 1887. 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Nierstrasz in Utrecht. Mit Tafel 26-27. Während seiner Reise in Süd- Afrika sammelte Prof. Max Weber auch verschiedene Chitonen, welche er mir vor kurzer Zeit freund- lichst zur Bearbeitung- übergab. Ein genaues Studium dieser Formen lehrte mich, daß sich zwischen ihnen 2 neue Arten befinden, deren Beschreibung hier folgt. Weil aber die süd-afrikanischen Chitonen verhältnismäßig nur sehr ungenau bekannt sind, werde ich auch die schon beschriebenen Formen noch einmal beschreiben und eine Zu- sammenfassung unserer heutigen Kenntnis der Fauna dieses inter- essanten Gebiets folgen lassen. Bezüglich der Fundorte vergleiche man die Angaben von Max Weber, Beitr. Kenntn. Fauna Süd-Afrika. I. Zur Kenntniss der Süss- wasser-Fauna von Süd-Afrika, in: Zool. Jalirb., Vol. 10. 1897. Sj'st. 488 H- F. XlERSTBASZ, I. Beschreibung der Arten. Chaetopleuvff piistulata Krauss, (Fig. 1-7.) 1 Exemplar von Seapoint bei Kapstadt. Diese seltne Art wurde nur von Krauss (3, p. 42, tab. 3, flg. 7) eingehend beschrieben und abgebildet. Der Fundort seiner Individuen ist Natal. AVeil von dieser Form nur wenig bekannt ist. will ich sie hier noch einmal beschreiben. Die Länge beträgt 9 mm, die Breite 5|., mm; Krauss gibt 15 und 9 mm, Sykes aber 33 mm (22, p, 195) an ! Die Schalen sind kastanienbraun mit hellbraunen Streifen auf dem .Rücken und un- regelmäßigen weißen Flecken am Apex; auch sonst kommen weiße Flecken vor, besonders auf den Endschalen. Gelbe und rote Flecken, wie Krauss angibt, sind bei meinem Exemplar nicht anwesend. Der Gürtel ist braungelb. Das Innere der Schalen ist w^eiß mit einem rostbraunen Fleck in der Mitte. Die 1. Schale ist unregelmäßig radiär gerunzelt und trägt etwa 15 radiäre Reihen von deutlichen runden Höckerchen; jede Reihe zeigt 2 — 4 solcher Höckerchen (Fig. 1). Überdies ist die Schale äußerst fein punktiert. 10 Einschnitte ; Zähne nicht sehr regelmäßig, aber groß. Die dorsalen und lateralen Felder der mittlem Schalen sind deutlich voneinander getrennt; letztere liegen nur sehr wenig höher. Der Rücken zeigt nur Wachstumslinien. Links und rechts vom Rücken findet man zahlreiche (wenigstens 10) breite Rippen, welche durch feine Querrippen verbunden sind, so daß eine Zeichnung ent- steht, wie sie von Krauss gegeben wird. Die lateralen Felder tragen 3 Reihen von runden deutlichen Höckern, welche eine hell- braune oder weiße Farbe zeigen und hierdurch gut sichtbar sind. Zwischen der am meisten proximalen und der mittlem Reihe sieht mau eine feine, aber deutliche Grube. Die proximale Reihe zeigt 3 — 5, die mittlere 2 — 3, die distale 3 — 4 Höcker; jedoch sind diese Zalilen nicht konstant, und es kann z. B. die mittlere Reihe beinahe ganz verschwinden. Jede Schale ist äußerst fein punktiert. Der Divergenzwinkel beträgt 120". 1 Einschnitt an beiden Seiten. Der Mucro der 8. Schale liegt etwas vor der Mitte ; die Hinter- fläche ist leicht konkav. 10 Einschnitte. Chitonen aus der Kapkolonie und Xatal. 489 Yergleiclit man diese Beschreibung und meine Figuren mit denen von Keauss, so findet man eine große Übereinstimmung. Nur zeigen die lateralen Felder nach Krauss eine größere Zahl von Höckerchen und sind die Zahlen der Einschnitte der 1. und 8. Schale resp. 9 und 8. Der Gürtel trägt nach Krauss „zerstreut liegende, lange, bräun- liche Haare". Dies ist in der Tat der Fall. Bei schwacher Ver- größerung gesehen, zeigt der Gürtel diese unregelmäßig zerstreuten Haare sehr deutlich ; zwischen ihnen kommen noch Kalkstacheln vor und ist der Gürtel fein körnig (Fig. 4). Am deutlichsten sind die Haare an den Suturen, wo sie kleine Bündel bilden (Fig. 5). Die Form der Kalkstacheln sieht man in Fig. 6b; zwischen diesen Stacheln trägt der Gürtel zahlreiche kleine, gelbe chitinöse Stacheln, deren Form ziemlich stark variiert und welche an der Basis feine Furchen zeigen (Fig. 7a). Die Unterseite des Gürtels trägt zahllose kleine Kalkplättchen, welche nach dem Gürtelrand zu kürzer und breiter werden (c). Am Gürtelrand selbst stehen einige Reihen starker flacher Stacheln, welche der Länge nach gestreift sind und einen mehr oder weniger deutlichen Rücken zeigen (d). Rechts konnte ich die Zahl der Kiemen ungefähr bestimmen; sie beträgt etwa 25. Die Anordnung der Kiemen ist holobranch. und zwar abanal, so daß Chaetoplenni imstuJata in dieser Hinsicht mehr mit Chaetopleura 'peruviana Lam., fernatidensis Plate und kahni RocHEBR. als mit Chaetopleura henarentci Plate übereinstimmt. Die Mittelplatte der Radula ist birnförmig, der Zwischenzahn klein und dreieckig. Der Hauptzahn hat eine 2spitzige Schneide, deren Spitzen von gleicher Größe sind. Der Seitenzahn ist flach und sichelförmig (Fig. 7). In manchei- Hinsicht besteht also Über- einstimmung mit Chaetopleura papüio Spengl. (23, tab. 31. flg. 15), welche Form ebenfalls in Süd-Afrika lebt. Das Tier zeigt weder Lateralfalten noch Laterallappen. Fundorte von Chaetopleura pustnlata : Seapoint l)ei Kapstadt, M. Weber. Natal-Küste. F. Krauss (3, p. 42); E. R. Sykes i17. p. 132). DinopUix gigas Gmel. (Fig. 8, 9.) 1 Exemplar von Port Elisabeth. Eine wohlbekannte Art, welche mehrmals beschrieben wurde. Pilsbry's Beschreibung ist zutreftend (8. Vol. 14. p. 255). Dieses Exemplar 490 H. F. NiERSTRASZ, ist aber so stark erodiert, daß von der ursprüng-lichen Farbe und Schalenskulptnr kaum etwas zu sehen ist. Auch hat das Tier sich so stark zusammengezogen, daß ich keine Angaben über die Länge oder Breite geben kann. In verschiedener Hinsicht jedoch kann ich Pilsbry's Angaben ergänzen. Die erste Schale hat 9, die letzte 8 Einschnitte. Die Zähne sind stark, und ihre Außenseite ist deutlich gekämmt. Nach Pilsbry aber sollen die Insertionsplatten glatt sein. Dieser Unterschied ist aber kein bedeutender ; gehört doch Dinoplax zur CÄae^op/eMra-Gruppe deren Zähne mehr oder weniger kammförmig sein können („teeth Sharp, often rugose outside," Pilsbry 8, Vol. 14, p. XXX). Der Divergenzwinkel beträgt + 110". Pilsbry sagt: „Girdle fleshy, streng, blackish, beset with numerous tiny bunches of minute spinelets." Bei meinem Exemplar ist der (Türtel braunscliwarz. Die Stachelbündel kann schon das unbewaffnete Auge wahrnehmen ; es sind große oder kleine unregel- mäßige Anhäufungen von starken weißen oder braunen Stacheln, welche nach dem ßand zu zahlreicher werden. Auch zwischen den Schalen findet man diese Stacheln wieder und zwar in unregelmäßigen Reihen. Übrigens glänzt der Gürtel nicht, sieht vielmehr samtartig aus; er trägt sehr zahlreiche kleine gelbe oder weiße Stacheln, welche deutlich quer und der Länge nach gefurcht sind (Fig. 8a). Fig. 8b zeigt 2 isolierte Stacheln der Bündel; es sind starke gerade oder gekrümmte Kalkstäbe, ebenso quer und der Länge nach ge- furcht. Die ßandstacheln haben dieselbe Form wie die zuletzt ge- nannten, sind aber dunkler braun gefärbt (c). Auch in den Suturen zwischen den Schalen findet man zahlreiche große Stacheln (d) : diese sind größer als die Stacheln der Bündel und oft stark gekrümmt. Die Unterseite trägt zahlreiche aneinanderschließende flache Kalk- plättchen (e). Die Anordnung der Kiemen ist wahrscheinlich holo- branch und zwar abanal ; weil das Tier aber zu stark gekrümmt war, konnte ich die Kiemen kaum beobachten, und ich wollte dieses einzige Exemplar nicht zerschneiden. Ich glaube, daß an der rechten Seite etwa 45 Kiemenlamellen gefunden werden. Die Eadula wurde von Thiele beschrieben und abgebildet (23, p. 386, tab. 31, fig. 32). Thiele aber hat die Eadula „in Glycerin- gelatine eingeschlossen und Zeichnungen nach ausgewählten Stellen entworfen*' (23, p. 247). Diese Methode erscheint mir sehr un- genügend; meistens gibt eine in Glyceringelatine oder Balsam eingeschlossene Radula ein sehr unklares Bild, und oft sind die Chitonen aus der Kapkolouie und Xatal. 491 Umrisse der Zähne nicht zu selieu. Ich ziehe es vor. die Zähne mittels Ean de Javelle oder Kalilauge zu isolieren. In Fig". 9 sieht man eine Reihe isolierter Zähne. In Thiele's Abbildung- lindet man nur die Mittel-, Zwischen-. Haupt- und Seitenzähne. Für die Zwischenzähne fand ich eine andere Form als Thiele. Es scheint, daß Bhwjilax gigas von der Tafelbai bis Xatal ver- breitet ist und zu den in Süd-Afrika allg'emein vorkommenden Arten gfehürt. Ischiioc/iitoii tejctUis Gray. (Fig. 10—16.) 10 Exemplare von Port XoUoth. Zahlreiche Exemplare von Seapoint bei Kapstadt. \on Ischnochion tcxtilis besteht die ursprüngliche Beschreibung von Okay, welche Pilsbey übernommen hat (8, Vol. 14, p. 98); später hat Krauss diese Form wieder beschrieben (3, p. 38). Gute und genaue Abbildungen fehlen aber durchaus ; letztere sind dennoch sehr w^ert- voll. denn sehr leicht könnte man Isclmochiton texfilis mit Ischnochiton oniscus Krauss und vielleicht auch mit Ischnochiton elisabetliensis PiLSBKY. welche Form mir aber leider unbekannt ist. verwechseln. Wenn Pilsbey schreibt: ..the details herein [in Grav's, Beschreibung] given will enable students to identify Gray's species with com- jiarative ease and certainty. wäthout a figure*' (8, Yol. 14, p. 99), so glaube ich, daß er stark übertreibt. Deshalb werde ich hier eine etwas genauere Beschreibung und Abbildungen folgen lassen. Die Exemplare von Seapoint sind jung und klein. Die Länge wechselt von 8—13 mm, die Breite von 5 — 8 mm. Alle diese Tiere (Alkoholmaterial) sind weiß oder graugelb ; die Mittelfelder sind oft etwas transparent, die Seitenfelder mehr kreideAveiß. Der Gürtel ist immer grau oder graugelb. Die meisten der Exemplare von Port XoUoth sind bedeutend größer; die Länge wechselt von 10 — 15 mm, die Breite von 6 — 9 mm. Alle sind dunkelbraun und schwarz gefleckt. Der Rücken ist meistens heller gefärbt. Zwischen dieser befinden sich auch 2 weiße Exemplare, welche denen von Seapoint ähnlich sind. Der Gürtel ist grauschwarz. Von einer grünen Farbe läßt sich bei diesen Exemi»laren nichts entdecken. Eine 'J'abelle der Größenverhältnisse, Kiemen und Einschnitte in der ei-steiL mittlem und achten Schale folgt hier: 492 H. F. XlERSTRASZ, Lauge Breite Ejemen links und rechts H mm ö mm 24 10—1—12 Exemplare von Seapoint 10 6 24 11—1-11 13 7 Vi 2,') 11—1—11 13 8 23 10—1—11 10 6 23 10—1—12 Gefärbte Exemplare von Port Nolloth 11 6V2 23 11—1—11 13 7 24 9—1—9 Zähne sehr unregelmäßig 15 8 +21 13-1—12 15 9 9 12—1—13 9 51/2 24 18—1-14 WeiOe Exemplare von Port Xolloth 9 5V2 24 12—1—11 Die 1. Schale ist immer sehr fein und regehnäßig im Quincimx ))unktiert (Fig. 10). Eadiäre Streifen fehlen; starke Wachstums- linien kommen aber oft vor. Die jugale Area der mittlem Schalen ist ebenso fein und regel- mäßig im Quincunx punktiert; auf den Pleuren werden diese Punkte etwas größer und deutlicher und ordnen sich in mehr oder weniger regelmäßige longitudinale oder zickzackförmige Reihen. Die Diagonal- liiiie ist distinkt die Seitenfelder liegen etwas höher. Letztere sind fein und regelmäßig punktiert; oft zeigen sie 4—8 radiäre Streifen, welche von den deutlichen Wachstumslinien gekreuzt werden. Diese radiären Streifen findet man gewöhnlich nur bei den größern Exemplaren. Der Divergenzwinkel beträgt + 100''. Die Insertions- platten sind breit und flach, oft vorn etwas ausgebuchtet, was auch Krauss vermeldet (Fig. 11). Der Mucro der 8. Schale liegt etwas vor der Mitte ; die Hinter- fläche ist leicht konkav. Die zentrale Area ist gezeichnet wie die Mittelfelder der mittlem Schalen, das Hinterfeld wie die 1. Schale, oft aber mit radiären Streifen (Fig. 12). Die Unterseite der Schalen der heilem Individuen ist weiß, die der dunkeln Formen meeresgrün mit weißen Flecken in der Mitte. Die Schuppen der Mantelbekleidung sind konvex und zeigen 5—10 starke Rippen (Fig. 13a). Am Gürtelrande stehen einige Reihen von breiten runden Becherstacheln, welche der Länge nach gestreift sind (b). Die Unterseite trägt zahlreiche aneinander schließende Kalkplättchen (c, d). Die Anordnung der Kiemen ist holobranch, und zwar adanal mit Zwischenraum. Die neuralen Schleimkrausen erstrecken sich bis Segment 4, in einem Fall aber nur bis 7; sie sind sehr breit, denn man findet Chitonen ans der Kapkolonie nnd Xatal. 493 sie von der Basis der Kiemen bis an den Anfang des Fußes. Interessant ist, daß sie sich nach hinten bis an die Analöffnung- er- strecken. Von einem Osphradium konnte ich keine Spur entdecken, — Ebensoweit nach vorn wie die neuralen erstrecken sicli auch die deutlichen und breiten pedalen Schleimkrausen. Branchiale Schleimkrausen fehlen. Die Lateralseite ist schmal, aber deutlich und erstreckt sich bis an den Mund; Laterallappen aber sind kaum entwickelt. Die Speicheldrüsen sind unverzweigte Aussackuugen des Pharjmx und öffnen in diesen durch weite Öffnungen. Hierin besteht also Übereinstimmung mit Lcpidopleurus cajetanus Poli. Typus des ^fagens 4, der Leber 4; die 2 Leberöftnungen sind normal (HC, 1). 441). Ein Vergleich meiner Fig. 16 mit Plate's fig. 194 (IIB) für Hanleya hanleiji Beak und fig. 255 für JS/uUctUochifon hyadesi RocHEBE. lehrt, daß Ischnockiton textilis in bezug auf die Darm- schlingen zwischen den beiden genannten Formen steht ; der um- geschlagene Teil von d-, d'^, d^ ist sehr klein, bei NuUaJlochiton hyadesi groß, fehlt aber bei Hanleya hanleyi. Nierentj'pus 4. — Es sind 2 Paar atrio-ventriculäre Öffnungen vorhanden. Eine Besonder- heit ist, daß das Hinterende der Kammer beinahe ganz fehlt. Die Figg. 14a— c stellen Längsschnitte durch das Pericard mit dem Herzen dar. in welchem dieses sichtbar ist. In den Figg. 15a, b, Querschnitten, sieht man noch einen kleinen Rest des Hinterendes der Kammer. Etwas dergleichen, obschon weniger stark, zeigen Plaxiphora setiyera King, Acanthochites fascicidaris L. und Chaetopleura pcruriana Lam. (HC, p. 480), und zwar ohne nachweisbaren Zu- sammenhang mit einer Verkleinerung der 8. Schale. — Lateropedal- connective fehlen; Reste von diesen sind nur sehr wenige anwesend. — Was zum Schluß die Ästheten betrifft, so kommen auf einer Scheitelkappe 2 — 4 Xebeukappen vor. Krauss vermeldet noch eine Varietät ,.pimctulafa''^, deren laterale Felder der mittlem Schalen und die Endschalen radiär gestreift sein sollen. Die übrigen Merkmale dieser Varietät stimmen genau mit denen des Typus überein. Ich glaube aber, daß wir es hier nicht mit einer distinkten Varietät zu tun haben. Wie ich schon sagte, können radiäre Streifen vorkommen, das eine Mal deutlich, das andere Mal sehr undeutlich. Da aber alle Übergänge zwischen ungestreiften und gestreiften radiären Feldern und Endschalen vor- kommen, kann man kaum von einei' Varietät reden. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. o3 494 H. F. NiERSTRASZ, Fundorte von Ischnocliiton texiilis: Port Xolloth, Seapoint. M. Weber. Kap der g-iiten Hoffnung. H. A. Pilsbry (8, Vol. 14, p, 98). Kap der guten Hoffnung, Port Elisabeth. E. R. Sykes (17, p. 134 j. Tafelbai. F. Krauss (3, p. 38). Ischnochiton oniscns Krauss. (Fig. 17—21.) 4 Exemplare von Knysna. 1 Exemplar von Port Elisabeth. Es liegen uns nur die Beschreibung von Krauss und einige Be- merkungen von Carpenter und Sykes vor. Krauss' Diagnose (3, p. 39) ist nur kurz, aber deutlich; Seine Figuren aber sind nicht sehr lehrreich. Ich werde diese Art wieder beschreiben und abbilden und vergleichen mit Ischnochitou textilis. Länge Breite Kiemen Einschnitte Knysna 14 mm 8 mm 19 (links) 12—1—13 zu stark oe- — — 10-1—10 krümmt 17 9 ±18-18 viele — 1 — 9 Einschnitte in der 1. Schale zahlreich und sehr unregel- mäßig- 17 10 ±18-19 12—1—12 Zähne ungleieh- mätiig Port Elisabeth 10 6 ±20-22 10—1—9 Farbe: Die beiden zuerst genannten Tiere sind hellrosa mit weißen Flecken, welche auf dem Rücken sehr deutlich sind; hier und dort findet man auch unregelmäßige schwarze Fleckchen. Der Hinterrand der Schale ist regelmäßig abwechselnd weiß und schwarz gefleckt. Der Gürtel ist ebenso gefärbt; bei einem Exemplar zeigt er gegenüber den Suturen zwischen den Schalen 7 — 7 und 1 — 2 schmale schwarze Bänder. Die Innenseite der Schalen ist hellrosa. Das 3. Exemplar hat graugrüne, schwarz und weiß und rotbraun gefleckte mittlere Schalen; der Rücken zeigt einen weißen Streifen. Die lateralen Felder sind mehr rostfarbig; ein breites Band aber ist gefärbt wie die Mittelfelder. Chitoueu aus der Kapkoloiiie und Natal. 495 Die 1. Schale ist kastanienbraun mit gTünem ßand. ebenso das Hinterfeld der 8. Schale. Das 4. Exemplar hat grüne Mittelfelder, welche auch dunkel- grüne und weiße Fleckchen zeigen. Der Apex ist bräunlich, der Eücken weiß. Endschalen wie beim 3. Exemplar. Das Innere der Schalen des 3. und 4. Exemplars ist grau- oder nieeresgTüu. Bei beiden Exemplaren fehlt die Gürtelbekleidung beinahe voll- ständig; ein kleines Stückchen ist noch da; dieses zeigt eine Mischung von braun, grau und grün. Das Exemplar von Port Elisabeth hat einen grauen Gürtel und gangräne Schalen. Krauss gibt an: weiß, seltner mit rotem Rücken oder gelblich mit weißen Punkten, und weiter: „Die eine Schale ist weiss mit grünlich braunem Saum, eine andere weisslich mit einem rothbraunen Band auf dem Rücken, eine dritte schmutzig-gelb mit grünen Punkten und am Saum ebenso gefleckt." Nach Sykes sollen die Farben viel stärker variieren und die Länge 16 mm, die Breite 7 mm betragen. Für die Länge gibt Krauss an 12 mm, für die Breite 6^, mm. Schaleneinsclmitte nach Krauss 10-1—10, nach Carpenter (10— 12j -1— (10-12). Die Schalenskulptur ist bei den grünen Exemplaren am deut- lichsten, stimmt jedoch genau mit der der roten Individuen überein. Die erste Schale ist fein punktiert; nahe der Peripherie sind die Punkte etwas größer als beim Apex. Meistens stehen diese Punkte im Quincunx, in unregelmäßigen konzentrischen oder zick- zackförmigen Reihen; letztere sind öfters abgeschliffen, wodurch Linien oder feine Rippen entstehen. Die Wachstumslinien sind deutlich. Das Mittelfeld der mittlem Schalen ist ebenso gezeichnet wie die 1. Schale; auf den Pleuren befinden sich aber Reihen von Höckern, welche der Länge nach verlaufen und konvergieren und sich fortsetzen in ziemlich unregelmäßige Zickzacklinien auf den lateralen Feldern, welche etwas höher liegen (Fig. 18. schematisch). Der Divergenzwinkel beträgt + HO". Der Mucro der 8. Schale ist median, die Hinterfläche leicht konkav. Meine Beschreibung und AlDbildungen stimmen deshalb ziemlich wohl mit den von Krauss gegebenen überein. 83* 496 H- F. NiERSTRASZ, Keauss nennt die Schuppen glatt. Sykes aber hat die wahre Zeichnung der Schui)iten erkannt, wenn er sie „minuteh^ striated" (18, p. 41) nennt. Wirklich ist dies der Fall; die Schuppen sind verhältnismäßig viel breiter als bei textilis und zeigen zahlreiche feine Eippen. Die Rand- und Unterseitenstacheln stimmen genau mit denen von textilis überein (Fig. 20a, b, c). Die Kiemenzalil wechselt von 18 — 22. Auch diese Form ist holobranch. und zwar adanal mit Zwischenraum. Fig. 21 zeigt isolierte Eadulazähne. Auch Thiele hat diese zum Teil abgebildet {LopJnjrisciis oniscns. 23, p. 377, tab. 31, fig. 6); seine Figur ist mir aber nicht ganz klar. Fundorte von Ischnochifon oniscus: Tafel-Bai. Simons-Bai, Port Elisabeth. E. A. Smith (13, p. 392). Falsche Bai. E. v. Marxens (5, p. 125). Knj^sna und Port Elisabeth. M. Weber. Strand von Natal. F. Krauss (3, p. 39). Natal. E. R. Sykes (17, p. 133). Mauritius. E. A. Smith (13, p. 392). CuUochitoH {Ti'acJit/radsia) castaneus Wood. (Fig. 22—24.) 1 Exemplar von Seapoint bei Kapstadt. Diese Form wurde von Pilsbry beschrieben und abgebildet (8, Vol. 14, p. 52, tab. 9, fig. 86 — 91). Aus seiner Beschreibung läßt sie sich sehr leicht bestimmen. Ich werde nur einige Besonderheiten hervorheben. Es ist nur ein kleines Exemplar von einer Länge von 20 mm und einer Breite von 13 mm vorhanden. Die Farbe ist rotbraun mit kleinen dunkelbraunen Flecken. Der Gürtel ist gelbbraun mit schwarzen Flecken. Von der Schalenstruktur sagt Pilsbry: „entire surface very minutely, densely granulated. when seen under a lens; the granules low, not arranged in distinct lines, but an obscure oblique radiation in more or less visible" (8, Vol. 14, p. 52 ). Dies ist wenigstens für dieses Exemi)lar nicht ganz korrekt. Die Skulptur besteht nicht aus kleinen Höckern, sondern vielmehr aus kleinen Eindrücken, welche eine unregelmäßige, aber meistens längliche Form besitzen und auf den Mittelfeldern mehr der Länge des Tiers nach, auf den Lateralfeldern mehr quer gerichtet sind. Die zahlreichen, sehr Chitonen av;s der Kapkolonie und Natal. 497 kleinen Augen sind auf der 1. Schale, auf den Lateralfeldern der mittlem Schalen und auf dem Hinterfeld der 8. Schale ziemlich regelmäßig- im Quincunx zerstreut. Die Zahl der Einschnitte beträgt für die 1. Schale 25, für die 2. — 7. Schale 4 — 5 an beiden Seiten und für die 8. Schale 22. Nach PiLSBEY soll dieses 20—5 — 18 sein. Die Zähne sind ziemlich un- regelmäßig und an der Außenseite undeutlich gekämmt. Das Innere der Schaleii ist rosa. Der Gürtel soll nach Pilsbey lederartig sein und kleine läng- liche Schuppen tragen. Diese Schuppen oder besser Stacheln findet man in Fig. 22 abgebildet. Am zahlreichsten sind die kleinen, ge- färbten, geraden oder etwas gekrümmten Kalkstacheln (Fig. 22b), zwischen welchen auch größere von derselben Form sich befinden (a); letztere sind höchstwahrscheinlich den Eingschaftstacheln von CalJo- chiton laevis Mont. gleichzustellen. Der Eand trägt bedeutend kleinere Stacheln (Fig. 23a), während die Unterseite von kleinen, ungefärbten Stacheln bedeckt wird (b). Diese 4 Formen von Stacheln sind einander sehr ähnlich, und man kann sie für Modifikationen einer und derselben Art halten. Callochiton laevis Mont. und puniceiis GouLi) (HB, p. 166, 175) aber zeigen Formen von Stacheln, welche viel mehr voneinander verschieden sind, während sie bei Callochiton snlcafus Nierstr. (6, p, 36) mehr einförmig sind. Bei Callochifon laevis Moxt. und pumcens Gould fehlen Lateral- leisten und Laterallappen (HB, p. 167, 177). Bei Callochiton castaneus sind kleine Laterallappen ohne Zweifel vorhanden ; ob auch Lateral- leisten anwesend sind, läßt sich ohne Schnitte nicht beurteilen. Auch bei Callochiton sulcatns Nierste. habe ich ebenso Laterallappen gefunden. Die Anordnung der Kiemen ist holobranch und zwar adanal mit Zwischenraum. Eechts zählte ich 32 Lamellen. Isolierte Badulazähne zeigt Fig. 24. Von den 3 stumpfen Zacken den Hakenplatte ist die mittlere die größte; die beiden seitlichen sind gleich groß. Die Seitenplatte entbehrt der Schneide. Der Bau der Ästheten und Sciialenaugen ist dem von Callochiton laevis Mont. genau gleich (HB, p. 169). Jedoch zeigen nicht alle Ästheten ein solches Auge, sondern auf jedem Lateralfeld sind ver- schiedene vorhanden, welche dessen entbehren. Bei Callochiton puniceus Gould sollen die Augen sogar in vielen Ästheten fehlen (IIB, p. 180). 498 H. F. XlERSTRASZ, Fundorte von Callocliiion castaneus: Kap der guten Hoffnung. H. A. Pilsbky (8. Vol. 14. p. 52,) E. K. Sykes (17, p. 132). Seapoint. M, Weber. Port Alfred. E. A. Smith (14, p. 25). Äciinthochites f/arnoti Blainv. (Fig. 25-30.) 5 Exemplare von der Plettenberg-Bai. 4 Exemplare von der Mossel-Bai. 10 Exemplare von Knysna. 1 Exemplar von Seapoint bei Kapstadt. Die meisten Exemplare sind so stark erodiert, daß sie von der Schalenstruktur kaum noch etwas erkennen lassen. Pilsbky's Be- schreibung (8. Vol. 15, p. 14, tab. 14, fig. 11—16) ist treffend und genau; seine Abbildungen aber sind undeutlich und ungenügend. Die Größen Verhältnisse meiner Exemplare sind sehr wecliselnd; das größte aber hat eine Länge von wenigstens 35 mm und eine Breite von 23 mm. Da es sich sehr stark zusammengezogen hat, haben diese Angaben nur einen sehr relativen Wert; doch wird Acanthochites ganioti bedeutend größer, als Pilsbry angibt (Länge 20 mm. Breite 10 mm). Im Zoologischen Museum zu Leiden fand ich sogar Exemplare von 38 und 43 mm Länge. Die Farbe der erodierten Schalen variiert von grau bis rosa, blau, grün oder braun ; das Rosa kommt beinahe immer vor. Die weißen Streifen zu Seiten des Rückens sind meistens noch sichtbar. Die nicht erodierten Schalen der Jüngern Tiere zeigen einen braunschwarzen Rücken, zur linken und rechten Seite von dem divergierende weiße Streifen vorkommen ; die Lateralfelder sind weiß mit dunkelbraunen Rändern. Variationen sind natürlich sehr allgemein. Die Insertionsplatten sind braun oder grün oder braun und grün. Das Innere der Schalen ist grün mit braunem Callus; bisweilen ist das ganze Innere dunkelbraun. Der Gürtel variiert von grau bis grün; die Poren- stacheln sind grau, grün oder braun. Pilsbry schreibt: „The tegmentum varies on diff'erent valves from subpentagonal to subquadrangular."' Dies kann ich bestätigen; allein auch die Form der Schalen variiert stark. In den Fig. 26 und 27 sieht man Abbildungen der Schalen 2 und 7 ; wie man sieht, variiert die Form stark; auch die Insertionsplatten sind ungleich Chitonen aus der Kapkolonie xind Natal. 499 groß. Von der Skulptur gibt Pilsbey eine genaue Beschreibung; seine figg. 11 — 13 geben diese aber nicht deutlich wieder. Darum gebe ich neue Abbildungen der Schalenskulptur (Fig. 25. 26). Die Höckerchen sind rund oder oval, bisweilen sogar birnförmig, so daß in dieser Hinsicht nicht der große Unterschied von Aeanthochites peniciUaius Desh. bestellt, wie Pilsbry es will. Auch die Behauptung, das Tegmentum von Acantlwcliües garnoti sei breiter als lang, gegen- über AcaniJwcMtes penicülatus Desh., wo das Tegmentum ebenso lang wie breit sein soll, hat nur relativen Wert. Von der Gürtelbekleidung sagt Pilsbry nur: „girdle dirtj' green, closeh' covered with clear or dark-green bristles, white at the peripher3\ and having 18 bunches of numerous radiating bristles, which are dirty-green. hyaline, very brittle and over 2 millim. in leugth." Isolierte Stacheln sieht man in Fig. 29. Die Stacheln der Gürtelbekleidmig sind gerade oder gekrümmt, stabförmig und deut- lich quer gefurcht (a). In den tiefen Poren aber findet man die 18 starken Porenbündel, welche aus langen Stacheln bestehen (b). Letztere sind nadeiförmig und oft etwas gekrümmt und ebenso deutlich quer gefurcht. Sie können bis 2\., mm lang werden. Die Unterseite des (TÜrtels trägt zahlreiche aneinanderschließende kleine Kalkstacheln (o. Die Kiemenreihe erstreckt sich nach vorn bis zum 3. Segment; die Anordnung der Kiemen ist daher holobranch und zwar abanal. Bei Aeanthochites fascicularis L. dagegen reichen sie nach vorn nur bis zur Mitte vom Segment 4 (HC, p. 310). Weil die Tiere so stark gekrümmt sind, kann man die Zahl der Kiemen nur schwer unter- suchen. Bei dem größten Exemplar zählte ich etwa 27, beim kleinsten etwa 20 Kiemen an beiden Seiten. Die Lateralleiste ist breit und stark; Laterallappen fehlen. Thiele gibt eine Beschreibung der Radula von Aeanthochites (jarnoti (23. p. 399) und bildet die Mittel- und Zwischenzähne ab. Ich fand aber, daß der Mittelzahn eine andere Form hat, als Thiele sie beschreibt; an der Basis besitzt er eine Verdickung. Auch der Zwischenzahn hat eine andere Gestalt. Der Hauptzalm zeigt eine 3spitzige Schneide; die beiden seitlichen Spitzen sind oben groß, aber etwas kleiner als die mittlere. Der Seitenzahn hat ein starkes Basalstück und entbehrt einer Schneide. Fundorte von Aeanthochites (jarnoti B. : Seapoint. Plettenberg-Bai, Mossel-Bai, Knysna. M. Weber. 500 H. F. XlERSTRASZ, Tafel-Bai, Kap der guten Hoffnung-. H. A. Pilsbry (8, Yol. 15. p. 14), E. V. Mmitens (5, p. 125). Port Alfred. E. A. Smith (14, p. 25). Port Elisabeth. E. R: Sykes (17, p. 134). Mauritius, ßeunion. E. v. Maetens (5, p. 121). AcanthocJtltes rariegatus n. sj)» (Fiir. 31—37.) 1 Exemplar vom Strand bei lUovo (Natal) oder bei Isipingo (Natal). Dieses kleine Individuum, dessen 1. Schale leider fehlt, hat eine Länge von etwa 6 mm und eine Breite von 2^'., mm. Die Schalen sind äußerst spröde, so daß das Tier sich nur schwer untersuchen läßt und ich z. B. die Kiemen nicht zählen wollte, weil sonst das Tier zu sehr beschädigt worden wäre. Doch sind Schalenskulptur und Gürtelbekleidung- ein genügender Beweis, daß wir es hier mit einer neuen Form zu tun haben. Das Tier ist bunt und schön gefärbt. Die Dorsalfelder sind gelb oder braun g-estreift mit dunklerm Apex; die Lateropleural- felder weiß mit rosa und braun ; der Gürtel ist braun mit 18 weißen Porenbündeln und glänzt ein wenig. Die Schalen sind ebenso breit wie lang und zeigen einen deutlichen Apex. Die 7. Schale sieht man abgebildet in Fig. 32. Das Dorsalfeld ist scharf von den lateropleuralen Feldern getrennt und zeigt feine divergierende Eippen mit hintereinander liegenden ovalen oder runden Poren (Fig. 35). Die lateropleuralen Felder dagegen tragen große durchbohrte Höcker; diese sind am Apex rund und klein, werden aber nach dem Eande zu oval und größer; sie bilden mehr oder weniger deutliche radiäre Reihen (Fig. 34). Die 8. Schale ist ebenso lang wie breit und zeigt einen un- gefähr medianen Apex; die Hinterfläche ist konkav. Die 2 scharfen Einschnitte weisen darauf hin. daß wir es mit einem ÄcanthocMtes s. str. zu tun haben. Die Gürtelbekleidung ist eine sehr starke. Die Oberseite trägt sehr zahlreiche braune oder ungefärbte, gerade oder etwas ge- krümmte Kalkstacheln (Fig. 36c); am Rande befindet sich eine breite Zone von dergleichen, aber viel größern Stacheln (b). Poren- stacheln sieht man in Fig. 36a; sie sind ungefärbt und nadeiförmig und können % mm lang werden. Die Unterseite trägt zahlreiche Chitonen aus der Kapkolouie und Natal. 501 kleine aneinander gedräng-te Stacheln (d). Die Form aller dieser Stacheln ist dieselbe, weil Übergänge zwischen allen vorhanden sind. Man kann sie Modifikationen einer Art nennen. Auf Anführung weiterer Besonderheiten muß ich verzichten. Nur noch eines. Entkalkt man die Schalen und färbt man sie nach- her mit Karmin, so kommen die Ästheten ziemlich scharf zum Vor- schein. Plate hat diese Methode mehrmals angewendet. Eine Ab- bildung eines solchen Bilds gibt Fig. 37. Wie man sieht, sind die Faserstränge deutlich und kommen eine Scheitelkappe und mehrere Nebenkappen vor; die Zahl der letztern variiert bedeutend (2—8) und zwar im Kiele ebenso wie am Eande der Schalen. Macrästheten ohne Nebenkappen kommen aber nicht vor. Diese Form halte ich für neu. Sie gehört zu Acanthochifes s. sfr. Es sind bereits 3 Arten von Acanthochües s. sfr. aus Süd-Afrika bekannt : Acanthochites garnoti Blainv. Eine ganz andere Form (cf. S. 498). AcantJiochifes penicinatus Desh. Viel größer. Die Form ist ganz anders (8. Vol. 15, tab. 8, fig. 29); die Schaleuzeichnung ist tj-pisch. Acanthochites spicuJosus Eve. Eine west-indische Form, deren Vorkommen bei Port Elisabeth von Sykes bezweifelt wird (17, p. 136). Eine ganz andere Form. PlaocipJiora 2}avva n. sp. (Fig. 38—43.) 1 Exemplar von Mozambique. Die Länge dieses zwar etwas zusammengezogenen Exemplars beträgt 5 mm, die Breite 3^4 mm. Die Schalen sind verschieden gefärbt: weiß und rosa oder grau oder sogar schwarz gefleckt, wie die Endschalen und die 4. Schale dies zeigen. Die Farben sind aber alle schwach, so daß das Tier, mit unbewaftnetem Auge gesehen, schwach rosa und schwarz aussieht. Der Gürtel ist grau mit braunen Haaren (Fig. 38). Diese Form stellt eine typische Plaxiphora und zwar Plaxiphora s. str. dar, mit einer 8. Schale ohne Schnitte und haarigem Gürtel. Die Schaleuzeichnung ist sehr charakteristisch und wird bei keiner andern Art wieder gefunden. Die 1. Schale (Fig. 39) ist halbkreis- förmig und gleichmäßig mit kleinen runden, durchbohrten Höckern besetzt. Auch die mittlem Schalen zeigen solche, uiul zwar etwas größere Höcker. Auf dem Rücken sind sie am kleinsten, werden 502 H. F. NiERSTRASZ, aber nach den Rändern zu größer. Die Lateralfelder liegen etwas höher; die Diagonallinie ist aber gut sichtbar, weil die auf ihr ge- legenen Höcker nicht eine runde, sondern eine längliche, oft ge- bogene Form besitzen; sie bestehen aus einigen miteinander ver- schmolzenen runden Höckern, zeigen demnach auch 2 oder 3 Poren. Auf dem Lateralfeld ist die Lage der Höcker meistens weniger regelmäßig als auf dem zentralen Feld (Fig. 40). Die 8. Schale (Fig. 41) hat ein stark konkaves Profil und zeigt Höcker, wie sie auf der 1. Schale vorkommen. Der Callus ist sehr kurz und der Sinus nur wenig entwickelt. Die Insertionsplatten und Laminae suturales sind alle klein ; die Zahl der Schnitte der 1. Schale ist normal 8. Der Gürtel trägt zahlreiche, lange, braune, chitinöse Haare, welche in kleinen Bündeln zusammenstehen (Fig. 42). Die Anord- nung dieser Borsten ist eine andere und einfachere als bei Plaxi- plwra Setigera King. Intersegmental und zwar in der Mitte zwischen Schalen und Gürtelrand und am Vorder- und Hinterende findet man kleine Bündel von langen Haaren. Im Raum zwischen dieser Reihe und dem Gürtelrande befinden sich vereinzelte Haare oder auch kleine unregelmäßig zerstreute Bündel ; diese Haare sind kleiner als die intersegmentalen. Kalkstacheln am freien Ende der Haare konnte ich nicht entdecken. Außerdem ist die obere Seite des Gürtels dicht mit kleinen ungefärbten oder gelben Kalkplättchen bedeckt (Fig. 43a). Nahe am Rande stehen größere Becherstacheln (b); der Rand selbst ist von großen, schweren Stacheln besetzt (c); die Unterseite dagegen trägt zahlreiche aneinander schließende kleine Kalkstäbe (d). Die Schalen sind sehr spröde, so daß sie beim Anfassen des Tiers sehr leicht zerbrechen. Ich konnte deshalb die Kiemen nur sehr schwer untersuchen, zumal da das Tier sich etwas zusammen- gezogen hat. Ich glaube gesehen zu haben, daß diese Form holo- branch und zwar abanal ist; die Kienienreihe erstreckt sich über '^,:3 des Fußes; die Zahl der Kiemen soll etwa 15 betragen. Die Anordnung der Kiemen von Plaxiphora setigera King, wenigstens von jungen Exemplaren, soll ebenso abanal sein; die Zahl der Kiemen (35—48) ist aber bedeutend größer (HC, p. 294); dasselbe ist auch bei Plaxiphora glauca -Quoy et Gaim. der Fall, während Plaxiphora terminalis Smith merobranch und zwar abanal sein soll (24, p. 608, 611). Chitonen aus der Kapkolonie und Xatal. 503 Wie bei Plaxiphora setigera King sind auch bei PJaxiphora parva die Lateralfalten stark ausgebildet und fehlen Laterallappen. Das Vorkommen von PkaipJiora an der Ostküste Afiikas ist interessant, weil bis jetzt keine einzige Art aus dieser Gegend be- kannt ist. Der größte Teil der Plaxiphora- kri^w gehört Australien und Neuseeland an, während einige Formen an der Südspit^e Amerikas, im Nord-Atlantik und bei Tristan da Cunha gefunden werden. Von der Südspitze Süd- Afrikas ist nur bekannt Plaxiphora tvahlhcrgi Krauss. Tafel-Bai. Das Vorkommen von Plaxiphora setigera King am Kap der guten Hotfnung (8, Vol. 14, p. 318) wird von Sykes in Abrede gestellt (17. p. 135). Chiton nif/i'ovirens Blainv. (Fig. 44—49.) 23 Exemplare von Seapoint bei Kapstadt. Krauss' Beschreibung (3, p. 37) ist ausführlicher und genauer als diejenige Pilsbry's (8, Vol. 14, p. 187). Letztere gibt aber auch 2 Figuren von Reeve (Conch. Icon., tab. 22, fig. 151). Diese Figuren sind aber sehr ungenau. Nach PiLSBRT ist die Farbe der Schalen schwarz f,,blackish"), nach Krauss ..leber- bis dunkelbraun, mit einer breiten dunklern Längsbinde in der Mitte''. Meine Exemplare haben braunschwarze oder dunkelgrünbraune Schalen; der Apex ist heller gefärbt, kann sogar weiß sein, der Rücken ist immer schwarz. Der Gürtel ist schwarz und braungelb oder rotbraun gestreift, wie dies auch von Krauss angegeben wird. Bei den größern Individuen sind die Schalen alle stark erodiert, so daß von einer Schalenstruktur 'oft kaum eine Spur mehr zusehen ist. Auch die Jüngern Tiere verlieren die Skulptur oft sehr bald. Die 1. Schale trägt zahlreiche Rippen; die Zahl kann bis über 40 steigen. Diese Rippen sind von gleicher Breite und können sich gabeln. Scharfe, deutliche Wachstumslinien sind vorhanden; die Rippen werden von diesen unterbrochen und oft in hintereinander liegende Hr>cker geteilt (Fig. 44). Die Zahl der Schnitte variiert von 11 — 14 (12 nach Pilsbry und Krauss). Die Lateralfelder der mittlem Schalen liegen höher als die Zentralfelder und tragen 3—6 (nach Pilsbry 6—8. 5—6 nach Krauss» radiäre Rippen, welche denselben Bau zeigen wie diejenigen der 504 H. 1'". NiEUSTRASZ, 1. Schale. Der Rücken ist giatt; auf den Pleuren sieht man zahl- reiche sehr feine, divergierende Rippen; letztere sind meistens aber kaum sichtbar, weil sie sehr leicht erodiert werden. In Pilsbry's fig". 41 sind diese Rippen nach innen gekrümmt, was ich bei keinem Individuum gefunden habe und auch weder von Pilsbky noch von Krauss erwähnt wird. Die 8. Schale zeigt 10 — 16 Einschnitte, (14 nach Pilsbky, 15 nach Keauss); die Zähne sind scharf eingeschnitten, unregelmäßig stark gekämmt und kurz. Alle Schalen sind sehr fein im Quincunx punktiert. Das Innere ist grün oder dunkelbraun. Die Schuppen der Mantelbekleidung sind konvex und glatt (Fig. 47al Am Rande stehen starke Randstacheln (b). während man in der Nähe des Rands sehr kleine, in der Mitte fein punktierte Becherstacheln findet (c). Die Unterseite des Mantels trägt kleine glatte Kalkplättchen (d). Die Größenverhältnisse und Kiemenzahl einiger Individuen sind folgende : ^ ., Kiemen Lange Breite , . , , , ^ ® links und rechts 13 mm 9 mm 22—24 11 7 25—26 10 6V, 26—26 8 6 26—25 Die Kiemen erstrecken sich bis an die Kopffußfurche; die An- ordnung ist streng holobranch und zwar adanal mit Zwischenraum Avie die übrigen Chitoninen. Die Radula wurde von Thiele' beschrieben und zum Teil ab- gebildet. Doch ist seine Zeichnung auch hier wieder nicht sehr deutlich. Thiele stellt die neue Gattung Georgus auf, und zwar nur auf die Radula gestützt, mit folgenden Merkmalen: „Die Mittel- platte ist klein, schmal, mit übergebogener Schneide, die Zwischen- platte ohne Schneide, hauptsächlich durch eine schnabelartige Spitze ausgezeichnet, die vom vorderen Theile nach der Seite vorspringt und unter der ein kleiner Anhang sichtbar ist. Die Hakenplatte hat eine ganzrandige Schneide, mäßig großen Flügel, außen einen rundlichen Eindruck. Die Seitenplatte ist gut ausgebildet, die äußerste Rundplatte länger als breit" (23, p. 367). Ich habe die Chitonen ai;s der Jvapkolonie und Xatal. 505 Radiilazähne isoliert und abgebildet (Fig. 48) und kann mich nicht ganz Thiele's 31einung anschließen. Die Mittelplatte ul/i ist. wie Thiele schreibt, nur schmal und ihre Schneide ist umgebogen. Die Zwischenplatte besteht aus 2 Stücken: einem etwa viereckigen Basal- stück (Z) und einem auf diesem ruhenden Zahn (Z); letztere zeigt eine deutliche, wenn auch schmale Schneide; den kleinen Anhang und die schnabelartige Spitze nach Thiele konnte ich nicht finden. Die Hakenplatte [H) hat eine ganzrandige stumpfe Schneide, doch konnte ich den rundlichen Eindruck außen nicht finden. Die Seitenplatte {S) ist gut entwickelt mit großem dünnem Flügel. Es sind demnach einige Unterschiede von Thiele's Beschreibung vorhanden; hat Thiele vielleicht eine andere Art untersucht? Der Fundort seines Exemplars ist wenigstens unbekannt. Die Lateralfalten sind deutlich, die Laterallappen aber sehr klein und oft kaum sichtbar. — Osphradien konnte ich nicht finden, wie sie auch den meisten Chitoninen fehlen. Auch Schleirakrausen fehlen durchaus. Genitalüff'nung zwischen den Kiemen 8—9, Xieren- öftnungen zwischen 6—7. — Die Speicheldrüsen sind unverzweigte, kugelförmige Ausbuchtungen des Pharj'nx. Letzteres ist insofern eigenartig, daß solche Speicheldrüsen nur bei den primitiven Chito- niden gefunden werden. Tj'pus der Darmschlingen II, aber einfacher als bei NutfallocJwchiton hijadesi Rochebr. : d'^ und d^ sind kleiner; dagegen tritt eine neue Schlinge zwischen d'^ und d^ auf (Fig. 49). Dieser Verlauf der Darmschlingen ist bei den Chitoninae nicht häufig. — 2 Paar atrioventriculare Öffnungen; Herzkammer normal. — Lateropedalconnective fehlen ganz. Fundorte von Cltifon nigrovirens : Seapoint bei Kapstadt. M. Weber. Tafelbai. Xatal-Küste. F. Krauss (3, p. 37). Kap der guten Hoftnung. H. A. Pilsbry (8, Vol. 14. p. 187). Kap der guten Hottnung, Natal. E. R. Sykes (17, p. 135). Onithochlton literatiis Krauss. (Fig. 50—53.) 3 Exemplare von Durban. Soweit mir bekannt ist. hat nur Krauss diese Art beschrieben (3, i>. 36 1; er fand sie auf dem Strand von Natal. Länge Breite 38 mm 21 mm 33 17 30 15 506 H. F. XlERSTRASZ. Die Grüßenverliältnisse. Kiemenzahl und Einschnitte sind folgende: Kiemen links und rechts Einschnitte + 38 8—1-0 + 36 8—1—0 + 35 8-1—0 Alle Schalen sind stark erodiert und zeigen ihre Farbe und Struktur nur sehr mangelhaft. Farben (Alkoholexemplare!): jugale Felder gelbweiß mit rostfarbigen Rippen und breiten rostfarbigen Streifen auf dem Rückeu; Pleuren, Lateralfelder. 1. Schale und Hinterfeld der 8. Schale dunkel schwarzbraun. Gürtel braunviolett, deutlich samtartig. Von der Schalenstruktur läßt sich leider kaum etwas erkennen. Keauss' Beschreibung genügt vollkommen, um diese Art leicht er- kennen zu können. Der Divergenzwinkel beträgt + 100". Der Sinus ist fein, aber unregelmäßig gezahnelt. Die Gürtelbekleidung besteht aus zahlreichen starken, chitinösen, braunen Stacheln, deren Spitze gewöhnlich ungefärbt ist; ihre Form kann stark variieren (Fig. 50a). Zwischen diesen, aber in sehr geringer Zahl befinden sich feinere und kürzere ungefärbte Kalk- stäbchen (b). Spezielle Randstacheln sind nicht vorhanden. Die Unterseite trägt sehr kleine nebeneinander liegende flache Kalk- plättchen mit federförmiger Zeichnung (c). Die Laterallappen sind ebenso wie bei Onifhochiton semisculptus PiLSBRY und mannorams \. AViss. sehr groß. Die Zahl der Kiemen wechselt von 35 — 38 auf beiden Seiten; die Anordnung ist holo- branch und zwar abanal. In dieser Hinsicht besteht also ein Unter- schied gegen OnitJiochiton tmdnJatns Qüoy et Gaim., semiscnlptns Pjlsbry und mannonütis v. Wiss., welche Formen alle eine adanale Anord- nung mit Zwischenraum zeigen. Onithochiton Uferatiis macht aber eine Ausnahme. Hier sind keine Maximalkiemen vorhanden; die Kiemen nehmen nach vorn ganz langsam an Größe ab; höchstens könnte man von einer Maximalzone von gewiß mehr als 10 Kiemen sprechen. Die Größe der Kiemen nimmt aber gegen den After im S.Segment gar nicht ab; die hintersten Kiemenlamellen sind absolut nicht kleiner als die vor ihnen gelegenen; ebensowenig liegen die hintersten Kiemenlamellen in derselben Querebene mit dem After. Und diese beiden Merkmale findet man doch beim adanalen Typus. Die Renalöifnung hat den Sitz %. Wir haben es deshalb mit dem- I Chitonen ans der Kapkolouie nnd Natal. 507 selben Zustand zu tun, welcher auch bei Chaeiophnra pcruriana Lam. (HC, p. 404) g'etunden wird. Der Sitz der Genitalijffnuug ist %. Renal- und Genitalöffnung liegen beinahe in derselben Linie zwischen den Basen der Kiemen. Das Herz der Chitonen besteht aus 1 Kammer und 2 Vor- kammern, welche hinten ineinander übergehen. Die Kammer endet distal in einem freien Blindsack; nur in einigen Fällen fand Platpj ,einen Bindegewebsstrang, welcher diesen Blindsack mit dem Canalis communis der Vorkammern verbindet {Chiton magnificns Desh., ciimiugsi Feembly und granosns Fkembly; Plate, HC, p. 478). Bei Onithochiton litemtus nun kommuniziert die Kammer hinten deut- lich mit dem Canalis communis (Fig. 51); nur läßt sich nicht ent- scheiden, ob wir es hier mit einem Bindegewebsstrang oder mit einer direkten Kommunikation zu tun haben. Es scheint mir aber, daß es vielmehr eine direkte Kommunikation darstellt; in diesem Falle würde uns hier ein neuer und hoch spezialisierter Herzbau vorliegen, welchen Plate vorausgesehen hat; er schreibt nämlich : ,.Bei eil. magnificns, cumingsi und granosns fand ich bei einzelnen Indi- viduen einen Bindegewebsstrang, welcher von jenem Blindsack zum Canalis communis verlief und leicht eine Verbindung dieser Theile hätte vortäuschen können. Da der Kamm erblindsack pliysiologisch nur von geringem Nutzen sein kann, so bahnt sich vielleicht auf diesem Wege eine Communication jener Theile an" (HC. p. 478). Plate erwähnt einen derartigen Herzbau nicht bei Onühocliiion nndu- Jatus QüOY et Gaim.; jedoch könnte man sehr leicht aus seiner flg. 155 darauf schließen, daß eine offene Kommunikation zwischen dem distalen Teil der Kammer und dem Canalis communis besteht. Die hintere Hälfte des Herzens ist bei Onithochiton literatus ebenso "wie bei Onithochiton undulatus Quoy et Gaim. außerordentlich klein. Die Darmschlingen A'on Onithochiton undulatus sollen nach dem von AcanthopJeura spinigera Sow. bekannten Typus angeordnet sein (HA, p. 29j. Dies ist auch der Fall bei Onithochiton litemtus. Ver- gleicht man meine Fig. 52 mit Plate's fig. 14 von Acanthopleura spinigera Sow., so findet man, daß bei beiden Formen die AMndungen un- gefähr dieselben sind; nur sind bei Onithochiton literatus d- und (P länger, d^ aber kürzer und einfacher; d^ bildet eine aufsteigende Schlinge, welche sich nach links umschlägt und direkt in das Rectum führt. Letzteres scheint aucli der Fall zu sein bei Onithochiton semisculptus Pilsbky und marnioratus v. Wiss. (24, fig. K, p. 660). 508 H. F. XlERSTEASZ, Die beiden von mir zerlegten Exemplare waren Männchen, deren Hoden sich bis znr Grenze der Segmente ^j^ erstreckten. Der allgemeine Typus der Eadula stimmt mit dem von Thiele gegebenen überein (23. p. 374). Doch sind Unterschiede zwischen Oniihochiion litemtus und den von Thiele und v. Wissel beschriebenen Formen vorhanden. Die Zwischenplatte ist kürzer, aber breiter als die von Oniihochiion unduJains Quoy et Gaim. und semisculpius Pilsbrt, die Seitenplatte größer und flacher (Fig. 53). IL Die sttd-afrikanische Chitoueu-Fauiia. In seinen wohlbekannten „Süd- Afrikanischen Mollusken" (3) er- wähnt Kraüss auch die folgenden Chitoniden: (nach Keauss) Chiton casianeus "WoOD Cliiton Utcratus Keauss Chiton icuhlber(ji Keauss Chiton tnlipa QuoY et Gaim. Chiton capensis Gray Chiton tigrinus Keauss Chiton nigrovirescens Blainv. Chiton textilis Geay Chiton onisrns Geay' Chiton cycmeopnnctatus Keauss Chiton f/igas Chemn. Chiton carmichaclis Geay Chiton wat.soni Sow. Chiton pustulatus KraUSS (moderne Nomenklatur) Callochiton casfxnieus Wood Kap der guten Hoffnung Onifhochiifon literatus Keauss Natal Plaxiphjrn tvahlliergi Keauss Tafelbai Chiton tnlipa QuOY et Gaibi. Tafelbai, Natal Chiton nigrovirens Blainv. Tafelbai, Natal hclinochiton tigrinns Krauss Falsche Bai Ischiiocliiton textilis Gray Tafelbai h'-hnoehiton oniscus Geay Natal hchnochiton cganeopnndatus Keauss Kap der guten Hoffnung Dinoplax gigns Chemn. Tafelbai, Natal P/axiphora setigera KiXG Kap der guten Hoffnung C'hftetopirura pdjrilio Spengl. Tafelbai ( Imetoplenra pustulata Keauss Natal Chitonen aus der Kapkolonie nnd Xatal. 509 Chiton pertusii.^ RvE. IscJmochiton pertusus RvE. Siraonsbai Chiton garnoti Blaixv. Acanthorhite-s garnoti Blainv. Tafelbai, Natal Alle diese Arten hat Pilsbry in sein „Manual" (8) aufgenommen; außerdem vermeldet er: Chiton olivaceus-africanus Rochebr., Tafelbai, Kap der guten Hoflfuung Cnllochiton dentatus Spengl., Kap der guten Hoffnung Acanthopleura brevispinosa So^v., Kap der guten Hoffnung Acanthochiies {Notoj)lax) carpentcri Pilsbry, Port Elisabeth Überdies nennt Pilsbry unter den ..Insufficiently described Chitons, and species of unknown g-eneric position^' (8, Vol. 15, p. 92). Onithochitou alveolatus Rochebr., Kap der guten Hoffnung Acanthopleura afra Rochebr., Kap der guten Hoffnung Gymnoplax anaghiptus Rochebr., Kap der guten Hoffnung (iymnoplax melanotrephtts Rochebr., Kap der guten Hoffnung Acantliopleura qiiatrefagesi Rochebr., Tafelbai, Kap der guten Hoffnung Ferner nennt Sotyerby in seinen ..Marine Shells of South Africa" (15, p. 51): Chiton pruinosus Gld. = Chiton pollicaria Carp., Port Elisabeth Chiton pollicm-ia Cab.V. ist mir völlig unbekannt. Chiton prui- nosus Gld. (= Ischnochiton pmijiosu.s Gld.) ist eine Form von der Ostküste Südamerikas, Chiton hjratiis Sow., Port Elisabeth Chiton {Ischnochiton) elisabethensis Pllsbry, Port Elisabeth Sykes gab eine Liste von süd-afrikanischen Chitonen (17, p. 132); er führt in dieser noch auf: Ischnochiton lentiginosits Sow., Kap der guten Hoffnung Diese Form ist übrigens in Australien zu Hause. Vielleicht verwechselte Sykes sie mit Ischnochito)i cijaneoptinctattis Krauss. 1894 beschrieb Pilsbry eine neue Art (10, p. 8): Ischnochiton elisabethensis, Port Elisabeth. Sykes meinte, daß diese Form identisch mit Ischnochiton oniscus Gray sei (17, p. 133); später aber hat er diese Meinung zurück- gezogen (18, p. 41). Im selben Jahr (1898) beschrieb er überdies 2 neue Formen (19, p. 277): Dinoplax fossus, TJmkomaas Chiton crawfordi, Algoa-Bai und 2 Jahr später noch eine (20, p. 259): Onithochiton (?) isipingoensis, Isipingo. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 34 510 H. F. NiERSTKASZ, ebenso 1900 (21, p. 164): Crypioplax sp., Natal schließlich 1902 (22, p. 195): Chaeiopleura destituta, Durban. In seiner „List of species of Mollusca from South Africa, forming- an appendix to G. B. Sowerby's: Marine Shells of South Africa," erwähnt Smith keine neuen Formen (13, p. 392). Fassen wir alle diese Resultate zusammen, so kann man folgende Arten der süd-afrikanischen Fauna \) zurechnen: Farn. Lepidoplenridne. Keine Formen, welche in der Grezeitenzone leben. Die Tiefsee-LepidoiDleuriden sind kosmopolitisch und kommen hier nicht in Betracht. Neuerdings hat SowERBY (Inton {Hanlctja) sykesi aus der Tiefe von 166 — 210 Faden in der Nähe vom Kap der guten Hoffnung beschrieben (16, p. 225). Fam. Isclmochitomddc : Callochiton dentatiis Spengl,, Kap der guten Hoffnung Caüoch'doH {Trachijradsia) castaiieus Wood, Kap der guten Hoffnung, Port Alfred (14, p. 25) Chaeioplet(ra destitnta Sykes, Durban Chaeiopleiira pustulata Krauss, Seapoint, Natal ? Chaetopleura apicidata Say (5, p. J25, 13, p. 401). Vom Nadelkap bis Algoa-Bai Cfiaetopleura [Kipilio Spexgl., Kap der guten Hoffnung, Tafelbai Dinoplax ijiyis Gmel., Tafelbai, Port Alfred (14, p. 25), Port Elisa- beth, Algoa-Bai, Natal Dinoplax fossns Sykes, Umkomaas Isclinochiton tigrinus Krauss, Kap der guten Hoffnung, Falsche Bai Iscluiochüon iextilis Gray, Port Nolloth, Kap der guten Hoffnung, Tafelbai, Port Elisabeth Ischnochiton onisciis Krauss, Tafelbai, Simons-Bai, Falsche Bai, Knysna, Port Elisabeth, Natal Ischnochiton elisnhethensis Piesbry, Port Elisabeth, Natal Ischnochiton. cyaneopunctatus Krauss, Kap der guten Hoffnung Ischnochiton pridnosns Gld., Port Elisabeth (nach Sykes zweifelhaft) 1) Mit Süd- Afrika ist die Südspitze Afrikas gemeint, deren nördliche Grenze durch die Flüsse Kunene und Sambesi gegeben wird. Vgl. hierüber Max Weber, Beitr. z. Kenntn. d. Fauna v. Süd-Afrika. I. Zur Kenntu. d. Süßwasser-Fauna v. Süd- Afrika, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst., 1898. Hiernach wäre also Plaxipliora parva keine süd- afrikanische Form. Chitoueu aus der Kapkolouie uud Xatal. 511 IscJmorJufon pertii.sus RvE., Simons-Bai {?)IsrJu)ochitou (Haploplax) loHirjinosus Sow., Kap der guten Hoffnung F am . Mopa liida e : I'laxiphora yaJdberrp Kkauss, Tafelbai Plaxiphora seiif/cra KiNd. Kap der guten Hoffnung (nach SowpmBY und Sykes zu verwerfen) Fam. JraiitItücJntidae: AccoithocJ/ites garnoti Blainv. Seapoint, Tafelbai, Mosselbai, Knysna, Plettenberg-Bai, Port Elisabeth, Port Alfred (14, p. 25), Natal Accmtliochiten spiculosus RvE., Port Elisabeth (nach Sykes zweifelhaft) Acauthochiies varirr/afiis )t. s])., Isipingo oder Illovo in Natal Acanthoehites (Nofoplax) carpenferi Pilsbry, Port Elisabeth (nach Sykes zu verwerfen) Fam. Cnijitnplacidae : Criiptoplax sp.. Natal Fam. CJiiionidae: Chito)) nifp-orirrns Blaixv., Tafelbai, Kap der guten Hoffnung, Natal CInfon ttilijiü QuOY et GAi:sr., Tafelbai, Kap der guten Hoffnung, Port Alfred (14, p. 25), Port Elisabeth, Natal CJnfon oliracciis-africai/xs- Rociiebr., Tafelbai, Kap der guten Hoffnung (nach Sykes zweifelhaft) Chiton bjratKS Sow., Port Elisabeth (liiton craicfordi Sykes, Algoa-Bai Acdnthophura sj)inigrra Sow,. Kap der guten Hoffnung (7, p. 152) Acanthnpdeura hrerisjünosd Sow., Kap der guten Hoffnung Acanfhoplnira qvatrefarjesi Rochebk., Tafelbai, Kap der guten Hoffnung Acaidhojdmra afra EoCHEBR., Kap der guten Hoffnung Accuithopkura granidata Gmel., Kap der guten Hoffnung (7, p. 152) Onithoeintoii Uteralufi Krauss, Natal Onithocliiton alrcokttus ßoCHEBR., Kap der guten Hoffnung OnithocJiifoii (?) isipingoen.sis Sykes, Isipingo Außerdem noch: GijDivoplax anagJgjdxs Rochebr., Kap der guten Hoffnung Gymnoplax tiirlauotyrpluis Rochebr., Kap der guten Hoffnung Zu welcher Familie diese beiden gehören, ist völlig- unbekannt; Rochebrune's Diagnosen sind wertlos. Es sei bemerkt, daß in obenstehender Liste Süd-Afrika die ganze Südspitze Afrikas umfaßt und auch Port Nolloth und Natal einschließt. Nach von Marxens (5, p. 143) soll Natal nicht mehr zu Süd- Afrika gehören, und Cooke (1, p. 367) nimmt die Grenze der Süd-afrikanischen Subregio von 30** s. Br. an der Westküste bis 84* 512 H. f. NlERSTRASZ, East London. Natal soll dem indo-pacifischen Gebiet zugeliören. Was die Chitoiien-Fauna betrifft, so gehört Natal gewiß zu Süd- Afrika; wie wir sehen, gibt es beinahe keine Genera, welche nur am Kap usw. oder nur in Xatal gefunden werden; immer trifft man die Genera und sogar viele Species vom Kap {Ischnochiton textilis Gkay sogar von Port Nolloth bis Port Elisabeth) bis Natal verbreitet {Crijptoplax und Plaxiphora ausgenommen); für Accmthojüeura siehe a 513). Wie steht es nun mit der Verwandtschaft mit andern Faunen. Die meisten dieser Formen gehören nur der Fauna Süd-Afrikas an; nur wenige werden auch an andern Stellen gefunden, und zwar: Chaetopknra papilio Spengl., Kap der guten Hoffnung, Tafelbai; nach PlLSBRY auch in Ost-Indien {Chiton liider E.VE., 8, Vol. 15, p. 73). Die Identität dieser beiden Formen ist aber durchaus nicht sicher. Ischnochiton (Haplopla.r) lentiginosns Sow. Nach Sykes an der Kapküste (17, p. 133), aber weiter auch in Australien (8, Vol. 14, p. 135; 9, p. 73). Dies kommt mir befremdend vor. Hat Sykes viel- leicht Keauss' Chiton cipmcopunetatns gemeint, welche Form von PlLSBRY mit /. lentigiiiosiis identifiziert wurde ? Ich bin nicht davon überzeugt, daß diese beiden Formen zu einer und derselben Art gehören. Ischnochiton pruinosns Gld., Port Elisabeth, Rio Janeiro, Testigos-Inseln (2, p. 145). Sykes findet das Vorkommen bei Port Elisabeth zweifel- haft (17, p. 135). Ischnochiton oniscus Krauss, Süd-Afrika, Mauritius. Acanthochites spicnlosus E,VE., Port Elisabeth, Westindien. Der Fundort Port Elisabeth ist von Sykes bezweifelt. Das Vorkommen dieser Art aus West-Indien in Süd-Afrika kann aber nicht sehr befremden, indem wir wissen, daß Acanthochites spicnlosus var. astri'jer RvE. von West-Indien von ScHAUlKSLAND am French-Paß und von ThileniüS bei Neuseeland gefunden worden ist (24, p. 612). Acanthochites garnoii Blainv., Süd-Afrika, Mauritius, Reunion. Chiton oliraceKS-africanus ^OCHEBR., Tafelbai, Kap der guten Hoffnung, Kap Verde. Der Fundort Süd-Afrika wird wieder von Sykes stark bezweifelt. ^) Chiton lyratus Sow., Port Elisabeth, Prince Island, West-Afrika. Acanihopleura spinigera Sow., Kap der guten Hoffnung, Pacifik, Indik. Acanthopleura afra Rochebr., Kap der guten Hoffnung, Madagascar. 1) Eine universelle Verbreitung von CJiiton oliraccus Spengl. ist übrigens nicht ausgeschlossen. Im Zool. Museum zu Amsterdam fand ich 1 Exemplar von Neuholland (6, p. 85). Chitonen aus der Kapkolonie nnd Natal. 513 AcaiitJiojitcura Jn-erispiuosa Sow., Kap der guten Hoffnung, Kap Verde, Sansibar, Madagascar, Comoren, Rotes Meer. Acanthoplfura gramdata Gmel., Kap der guten Hoffnung, Westindien (7, p. 152). Acantliojiknra r/uafrefar/esi EoCHEBR., Kap der guten Hoffnung, Tafelbai, Point de Mammelles, Joalles, Rufisque. Was nun die Acanthopleuren betrifft, so haben diese alle eine sehr große Verbreitung: so findet man Acanfhoplenra spinigcra Sow. im ganzen Indik und Pacifik. Das Vorkommen von Acanthopleuren im Roten Meer und in Westindien kann uns kaum befremden. Von den meisten übrigen genannten Formen Avird das Vor- kommen in Süd-Afrika bezweifelt. Hieraus folgt, daß mit wenigen Ausnahmen die Chitonen-Fauna Süd-Afrikas eine sehr beschränkte ist und sich ziemlich scharf von andern Faunen trennen läßt. Von Madagascar und den Comoren kennen wir folgende Formen : Acanfhojjlewa sjjinigera Sow., Comoren (Zool. Mus. zu Amsterdam) Acanihoplpiira hrevispinosa Sow., Madagascar, Comoren Acanfhoplenra afra Rochebk., Madagascar AcanthopUura afra nun ist sehr mangelhaft bekannt ; wir haben nur Rochebrüne's kurze und ungenaue Beschreibung (12, p. 192). ÄcanfJiopleura hrevispinosa Sow. hat eine sehr große Verbreitung (von den Comoren bis Kap Verde). Eine Verwandtschaft Süd-Afrikas mit Madagascar und den Comoren ist deshalb kaum zu beweisen. Von Mauritius usw. kennen wir: CaUocJiitoii smigii/nevs- Desh., Reunion. Mauritius IscJtnocJiiton onisnts KraüSS, Mauritius Acanfhor-hi/c^ pcnicillatus Desh., Reunion. Mauritius Acanihoehites fjarnoti Blainv., Reunion, Mauritius Chito/t riisticifs Desh., Reunion, Mauritius Chiton angustieostaiiis QuoY et Gaim., Mauritius Chiton maurüianiis QuOY et Gaim., Mauritius Afanthoplcnra borbonica Desh., Reunion, Mauritius Onitliochilon maiUardi Desh., Mauritius, Bourbon Chiton mauriiianns Quoy et Gaim. und AcanthopUura afra Rochebk. sind ungenügend bekannt. Callocliiton samjuineus Desh. ist eine ganz andere Form als Callochiton {Trachyradsia) dentatus Spengl., ebenso Acanthochifes f/arnoti Blaixa\ und penieiUatus Desh. Andrerseits aber besteht Übereinstimmung zwischen Chiton rnsticus Desh. und niijro- virens Blainv. und ist Onifhochiton maiUardi Desh. am nächsten mit liieratus Kkauss verwandt. Aus diesen Tatsachen läßt sich schließen : 514 H. F. NiERSTRASZ. Mauritius usw. und Süd-Afrika haben einige Formen gemein [Iscimochiion oniscus Kkauss. Acanthochites garnoti Blainv.). Mauritius usw. und Süd-Afrika haben Formen, welche miteinander verwandt sind (Chiton rxsfkus D'E^'a. imd mgrovirens BhAi:sy.; Onitho- chiton maülardi Desh. und Jifemins Keauss). Mauritius usw. und Süd- Afrika haben Formen, welche nicht mit- einander verwandt sind {Callochiton sanguineus Desh. und dentatus Spengl.. Acanihorhites garnoti Blainv. und peniciJlatus Di^^i'i.). So besteht Übereinstimmung zwischen diesen Inseln und Süd- Afrika, und man kijnnte diese auch von Madagascar usw. erwarten. Leider aber ist. wie wir sahen, von Madagascar kaum etwas von der Chitonen-Fauna bekannt. — In gewisser Hinsicht schließt sich also die Fauna Süd-Afrikas an die indo-pacifische Fauna an. ebenso wie Mauritius usw. eine indo-pacifische Fauna besitzt {Acanthochites penicilJcdus Desh. im Golf von j\Ianaar. Chiton angusticostattis Quoy et Gai:\i. vielleicht identisch mit Chiton peltis-serpentis Quoy et Gaim.). Andere Beweise geben uns das Vorkommen von Cryptoplaa: in Natal und die Verwandtschaft von Ischnochiton ('yaneopunrtatus Krauss mit IschnocMton lenticjmosus Sow. von Australien, die Verbreitung von Onithochiton vom Kap bis Neuseeland und das mögliche Vorkommen von Chaefopleura papilio Spengl. in Süd-Afrika und Ost-Indien. Von der Ostküste Afrikas ist leider sehr wenig bekannt: Plaxiphora parva n. sp., Mozambique Acanthochites {NotopJax) inrohitus Caep., Sansibar Acanthoplewa brevisjnnosa Sow., Sansibai-. Die Notoplax-S^ecies, sind beinah alle iudo-pacifisch. Nordwärts von Sansibar kennen wir einige Formen von Aden, Suez und dem Eoten Meer; einige dieser {AcantliopJeura vaillanti, lonicia ptygfnata, Lepidoplenrns bottae, Lepidopleurus concharum) sind von Rochebeune ungenügend beschrieben worden. Diese Fauna gehört der indo- pacifischen zu und ist mit der süd-afrikanischen Fauna nicht ver- wandt, mit Ausnahme von AcanthopJeura hredspinosa Sow. Sind also die Daten für Ost-Afrika ungenügend, so ist es noch schlimmer mit West- Afrika. Von der Westküste Afrikas kennen wir (außer den Lepidopleuriden) : Ischnochiton nehulosiis Carp., St. Vincent, Kap Verdische Inseln Ischnochiton cessaci Rochebe., ganz AVest-Afrika Chitonen aus der Kapkolouie und Natal. 515 Niälallina piceola Shuttlew, Teneriffa, Kanarische Inseln AccrniJ/ochitc^ adfotsoiii Rochebk., West-Afrika AranthorJütcs Jordlesi Eochebr., Joalles-Küste, Rufisque, AVest-Afrika AcautJiochltes ftterforariiis RocilEKK., Kap Roxo, Westküste Afrikas Accnähochites dakarknsis ßoCHEBK., Dakar, West-Afrika AcanthocJiUes bouvieri Rochebe., Kap Verde-Archipel RoCHEBKUXe's Beschreibung und Abbildungen der zuletzt ge- nannten 4 Arten sind >ehr ungenau. Acanihochitcs fascicidaris L., Südwesten der Sahara (4, p. 100) Acanihochites di.screpans Brown, Madeira Chiton coronaius P. Fischer, W. v. Soudan (4, p. 100), Tiefseeform Chiton canariens-is d'Orb., Kanarische Inseln. Verwandt mit Chiton olivaceus Spexgl. und mit Chiton li/rattis Sow. Chiton oiicaccn-'i Spglr., Kap Verdische Inseln Chiton hniiuji RoCHEBR., Kap Verdische Inseln Chiton insnlaris RoCHEBR., Kap Verdische Inseln. Verv.'andt mit Chito)i oliraceus Spengl. Tonicia (fainbiensis Rochebr., Kap St. Maria, West-Afrika Acanthoplenra hrrrisputosa Sow., St. Vincent-Straße, Kap Verdische Inseln Acanthopleura (jucdrcfagesi Rochebr., Point de Mammelles, Joalles, Rufisque Cipiinoplnx scnec/alrnsis Rochebr., Kap Verde, Dakar Nimmt man noch dazu die atlantischen Insehi: hchnocliiton macgiUivrani Carp., Tristan da C'unha, St. Paul. Eng verwandt mit Ixchiwchiton oniscus Krauss , vielleicht identisch mit diesem. Jsclinochiton dor.suosn.s Hadd., Prince Edward-Insel, 48^' 41' S., 38" 10' W. Aus einer Tiefe von 310 Faden. riaxi])hora carjipntc.ri Hadd., Tristan da Cunha Plaxiphora si/itplex Carp., Tristan da Cunha, 0 — 150 Faden Chiton li/ratns Sow., Prince Island, West-Afrika. Betrachtet man die Liste genau, so sieht man, daß die meisten dieser Formen nur aus Rochebrune's ungenauen und meistens un- richtigen Angaben bekannt sind. Übrigens zeigt die Fauna West- Afrikas melir Verwandtschaft mit der Europas und des Mittelmeers als mit der Süd-Afrikas {Acanihochites fascicidaris L. und discrepans Brown, Chiton canariensis d'Orb., insularis Rochebr. und lyratus Sow. mit olivaceus Spengl.). Erwähnung verdient nur Ischnochiton mac- gillivrayi Carp., w^elche Form möglicherweise identisch mit Ischno- chiton oniscus Krauss ist. In diesem Fall wäre Übereinstimmung zwischen den Faunen Süd-Afrikas und des Atlantischen Ozeans vor- handen. Eine Bestärkung dieser Meinung findet man auch in Ischnochiton reticulatus Rve. von Westindien, welche Form Ischno- chiton textilis Gray sehr ähnlich sein soll. Auch das Vorkommen 516 H. F. XlERSTRASZ, von Acanihopleura granuJata Gmel. iu Westindieii, in der Magalhaen- Straße und am Kap (7, p. 152) verdient Erwähnung-. Ebenso schließt sich hierbei Chaetoplcura pustnJata Krauss an ; diese Form soll nach Sykes mit Chaetopleura desHMa Stkes und mit ChaeiopJeura fulva "Wood von Portugal verwandt sein (22, p, 195). Diese Beispiele zeigen, daß die Chitonen-Fauna Süd-Afrikas auch Yerwandtschafts- beziehungen mit der atlantischen Fauna besitzt. Es haben sich indo-pacifische und atlantische Formen an der Südspitze Afrikas miteinander gemischt, um eine spezielle Fauna zu bilden. Diese Mischung ist aber eine so vollkommene, daß eine Trennung von atlantischen und indo-pacifischen Formen nicht mehr mijglich ist: so findet man die Chaetopleuren in Natal, Ischnochiton oniscus Krauss auf Mauritius; dagegen OnitJiochiton, Ischnochiton cyaneopunctatus Krauss, AcanthocMies garnofi Blainv. und Chiton nigrovirens Blainv. am Kap. Die Übereinstimmung mit der indo-pacifischen Fauna jedoch ist überwiegend; hierbei muß aber hervorgehoben werden, daß die Chitonen-Fauna der Westküste Afrikas noch viel w^eniger unter- sucht wurde als die der Ostküste, sodaß, wie wir oben gesehen haben, von dieser Gegend beinahe nichts bekannt ist. Wie weit sich die Grenzen des süd-afrikanischen Gebiets nordwärts an der Ost- und Westküste Afrikas erstrecken, ist zurzeit unbekannt; hierzu brauchen wir ausführliche und genaue Untersuchungen dieser Küsten. Literaturverzeichnis. 1. COOKE, A. H., Mollusca, in: Cambridge natural History, 1895. 2. 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Fig. 10 — 16. IschnochUon lexliUs Gray. Fig. 10. Schale 1. 7:1. Fig. 11. Schale 6. 7:1. Fig. 12. Schale 8. 7:1. Fig. 13. Stacheln und SchuiJjDcn. a Schuppen, 30:1. b Rand- stacheln, 340:1. c der Unterseite, d desgl. eines andern Exemplars. 340: 1. Fig. 14. a, b, c Längsschnitte durch das Pericard mit dem Herzen. ric Vorkammer, /,- Kammer, 70 : 1. Chitonen aus der Kapkolonie und Natal. " 519 Fig. 15. a, b Querschnitte durch das Pericard mit dem Herzen. 70: 1. Fig. 16. Darmschlingen, schwache Vergrößerung. Fig. 17 — 21. I.schnochiioH oiti.scHs Krauss. Fig. 17. Vorderrand der 1. Schale. 12: 1. Fig. 18. Schale 2 von oben und von vorn. 6:1. Fig. 19. Schale 8 von oben und von der rechten Seite. 6:1. Fig. 20. a Schuppe, 60 : 1. b Randstachel, 340 : 1. c Stachel der Unterseite, 340 : 1. Fig. 21. ßadula. 70: 1. Fig. 22 — 24. CallochHo)i (TrarJii/radsin) caslniirns Wood. Fig. 22. Stacheln. 48 : 1. a der Oberseite, b Riugschaftstacheln der Unterseite. Fig. 23. a ßandstacheln, 340:1. b Stachel der Unterseite, 340:1. Fig. 24. Radula. 30 : 1. Fig. 25 — 30. Acaniltochiks garnoli Blainv. Fig. 25. Schale 1. 3:1. Fig. 26. Schale 3. 3:1. Fig. 27. Schale 7. 3:1. Fig. 28. Schale 8. 3:1. Fig. 29. a Stacheln der Oberseite, 30:1. b Porenstacheln, 30:1. c Stacheln der Unterseite, 70 : 1. Fig. 30. Radula. 30 : 1. Fig. 31 — 37. Acanll/ochäcs variegatiis n. sp. Fig. 31. Das Tier. 7:1. Fig. 32. Schale 2. 20 : 1. Fig. 33. Schale 8. 20 : 1. Fig. 34. Ein Teil der Seitenfelder. 340 : 1. Fig. 35. Mittelfeld. 60 : 1. Fig. 36. Stacheln. 120 : 1. a der Poren, b des Rands, c der Ober- seite, d der Unterseite. Fig. 37. Aestheten. 120: 1. Fig. 38 — 43. Plaxiphora parva n. .sp. Fig. 38. Das Tier. 8:1. Fig. 39.- Schale 1. 19 : 1. 520 I^- F. XiKRSTRAsz. Chitonen aus der Kapkulonie und Natal. Fig. 40. Schale 3. 19 : 1. Fig. 41. Schale 8. l!l : 1. Fig. 42. Bündel von Haaren. 52 : 1. Fig. 43. Stacheln. 340 : 1. a der Oberseite, b Becherstachel nahe am Rand, c Randstachel, d der Unterseite. Fig. 44 — 49. Clulou nigroclreiis Blainv. Fig. 44. Schale 1. (3:1. Fig. 45. Schale 2. 7:1. Fig. 46. Schale 8. 6: 1. Fig. 47. a Schuppen der Oberseite, 48:1. b Randstachel, 48:1. c Becherstachcl in der Nähe des Rands, 340 : 1. d Stacheln der Unter- seite, 340 : 1. Fig. 48. Radula. 40 : 1. Fig. 49. Darmschlingen. 17: 1. Fig. 50 — 53. OintJ/ocJ/ilöH likraiiis Kkauss. Fig. 50. a Stacheln der Oberseite, 75 : 1. b kleine ungefärbte Stacheln der Oberseite, 75 : 1. c Kalkplättchen der Unterseite, 340 : 1. Fig. 51. Herz. 19 : 1. Fig. 52. Darmschliugen. 5:1. Fig. 53. Radula. 75 : 1. Lipiiert & Co. (G. Pätz'sclie Buclidv.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten. Vbersetzungsrecht vorbehalten. Studien über südamerikanische Termiten. Von Nils Holnigreu. (Aus dem Zootomischeu Institut zu Stockholm.) Mit 81 Abbildungen im Text. Die vorliegenden Studien basieren auf dem Material, das ich als Teilnehmer an der dritten NoEDENSKiÖLD'schen Expedition nach Südamerika gesammelt habe. Es ist hauptsächlich während eines Aufenthalts von 2 Monaten in Mojos (Provincia de Caupolican, Bolivia), von 1 Monat in San Fermin (Prov. de Caupolican, BoliviaM) und von 2 Monaten in Llinquipata und Chaquimaj'O (Prov. de Carabaya, Peru) gesammelt worden und stellt, wie ich glaube, eine ziemlich vollständige Sammlung der in diesen Gegenden vorkommenden Termiten dar. Da ja praktisch genommen weder aus Bolivia noch aus Peru Termiten vorher bekannt sind, war es a priori zu erwarten, daß unter diesen Sammlungen viele neue und interessante Arten sein würden. Dies stellte sich auch bei näherer Untersuchung heraus. Unter 39 heimgebrachten Species waren 26 mit Sicherheit neu. Während meines Aufenthalts in Bolivia und Peru habe ich der Lebensweise und dem Nestbau der Termiten sowie hierher gehörigen Fragen viel Aufmerksamkeit geschenkt 1) Der größte Teil der Sammlungen aus San Fermin ging infolge der Ermordung eines Transportführerß gänzlich verloren. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 35 522 Nils Holmgren, und eine große Menge Planzeiclinungen von Termitennestern gemacht. Ich teile dies in dem öcologischen Teil meiner Arbeit mit. Es ist mir eine angenehme Pflicht, meinem Freund, dem Leiter der Expedition. Freiherrn Erland Nordexskiöld. unter dessen um- sichtsvoller und energischer Leitung alles getan wurde, was meine Studien und Arbeiten fördern konnte, hier meinen herzlichsten Dank auszuspreclien. Ich danke ihm auch für das große Interesse, das er meiner Arbeit sowohl während der Expedition wie auch nachher gewidmet hat. Ebenso danke ich ihm für die unbedingt gute Kameradschaft, die er mir unter allen den Gefahren und Schwierig- keiten der Eeise erwiesen hat. Herrn Dr. Filippo Silvestri in Portici spreche ich für die Mit- teilung der Typen seiner südamerikanischen Termiten hier öifentlich meinen besten Dank aus. Außerdem benutze ich die Gelegenheit, meinem langjährigen Lehrer Herrn Professor Dr. Wilhelm Leche für das Interesse, das er diesen meinen Studien hat zuteil werden lassen, meinen herz- lichsten Dank abzustatten. Teil L Systematik. Literaturübersicht der südamerikanischen Termiten. Die Kenntnis von den südamerikanischen Termiten wurde in der letzten Zeit durch die vorzüglichen Arbeiten Silvestri's (1901, 1 u. 2, 1903) sowohl in faunistischer als in öcologischer Hinsicht be- trächtlich erweitert. In dem systematischen Abschnitt seiner Arbeit beschreibt er nicht weniger als 39 neue Arten oder Unterarten. Außerdem behandelt er 26 Arten, die er mit vorher beschriebenen identifizieren konnte. Vorher waren ungefähr 40 Species haupt- sächlich durch die Arbeiten Hagek's (1855 — 60), Müller's (1872, IS), Wasmann's (1897) und Desneux's (1904, 2, 4) bekannt. Was aber die Monographie Silvestri's in systematischer Hin- sicht besonders wertvoll macht, ist ihre Vollständigkeit, indem er von den meisten Arten alle Stände genau beschreibt und auch den Variationen Aufmerksamkeit widmet. Auch scheinen seine Studien auf ein sehr umfängreiches Material gegründet zu sein. Studien über südamerikanische Termiten. 523 Der unter der Eiibrik ..Framraenti biograflci" enthaltene Teil seiner Arbeit bezeichnet freilich einen großen Fortschritt in der Kenntnis des Objekts, scheint aber, wie die Überschrift andeutet, ein wenig- fragmentarisch zu sein. Er beschreibt Nestteile und Nester von mehr als 20 Species. Die Beschreibungen sind leider etwas unvollständig, so daß man sich nur sehr selten eine Vorstellung vom Bauplan der Nester hieraus machen kann. In diesem Abschnitt berichtet er auch über Lebensweise, über Schwärmzeit etc. In dem Abschnitt „Biologia"' behandelt Silvestei folgende Fragen: 1. Die Konstitution des Termitenstaates, 2. die Formver- schiedenheiten der verschiedenen Kasten, 3. die geschlechtsreifen Individuen, 4. die Zahl der Individuen der verschiedenen Kasten des Termitenstaates, 5. die Lebensdauer der Termiten, 6. das Schwärmen und die Bildung einer neuen Kolonie, 7. die Funktion der ver- schiedenen Stände, 8. einige GeAvohuheiten, 9. die Nahrung, 10. den Ursprung der verschiedenen Kasten, 11. die Nester und endlich 12. das Verhalten der Termiten zum Ackerbau und zum Menschen. Außerdem gibt er eine Bibliographie, einen Abschnitt über die geographische Verbreitung und eine alphabetische und synonymische Übersicht der bis jetzt bekannten südamerikanischen Termiten. Desneux (1904, 5) hat in ^^'YTSMA^-"s Genera Insectorum eine sehr brauchbare Übersicht der bis jetzt bekannten Termiten ge- liefert. In dieser Arbeit werden die Subfamilien, Tribus, Gattungen und Untergattungen beschrieben. Die Arten werden in alphabetischer Reihenfolge mit Angabe ihrer geographischen Verbreitung angeführt. Prinzipien für die Systematik der Termiten. Bezüglich der Systematik der Termiten wird zwei verschiedenen Prinzipien gefolgt. Desneux (1904, 1, 3, 4, 5) und Sjöstedt (1900) sind der Auffassung, daß die Soldatencharaktere als Grundcharaktere für die Systematik minderwertig sind, während die Charaktere der Imagines große Bedeutung als generische Merkmale besitzen. Eine entgegengesetzte Auffassung Avird von Wasmaxn (1897, 2, 1902, 1 und 2, 1904) und Silvestki (1903) vertreten, welche die Soldaten- charaktere für besonders geeignet dazu halten, als generische Merk- male zu dienen. Desneux (1904, 3) betont, daß die Soldaten als Adaptionsformen leicht infolge einer gleichartigen Anpassung Konvergenzformen werden können, und sucht solch eine Form in der Gattung Coptofermes auf- zuzeigen. Der Soldat von C. lateralis Wlk. soll hier eine Konvergenz- 85* 524 Nils Holmgren, form zu C. tranauft, gcsiroi. marabiianas und fesiacens sein. Diese Auffassung begründet er darauf, daß C. latemUs lögliedrige Antennen, kurze vordere Flügelschuppen und einen stark ausgerandeten Vorder- rand des Meso- und Metatliorax hat. während die übrigen 19—20- gliedrige Antennen, große vordere Plügelschuppen und einen kaum konkaven Vorderrand der Meso- und Metathoracalplatten haben. Ferner hebt er her^'or. daß die Imago A'on Eufennes arhoricoJa Sjöst. der von E. caprkomis bei nur specifischen Verschiedenheiten sehr nahe steht, während die Soldaten ganz verschieden sind. Desneux meint somit, daß solche Beispiele eine generische Einteilung der Termiten mit Soldatencharakteren als Grundcharakteren unmöglich machen, weil die Soldaten allzu specialisierte Anpassungsformen seien, die leicht Konvergenz- und Divergenzerscheinungen aufweisen können. Eine ähnliche Auffassung vertritt Sjöstedt (1900) in seiner Kritik der Trennung der Gattungen Termes und Eutermes, die von Wasmann (1897, 2) vorgenommen worden ist. Sjöstedt sagt hier (p. 11 und 12): „In seiner Arbeit über Termiten von Madagascar und aus Ostafrica hat Wasmann neulich mehrere Untergattungen, zu Termes resp. Eutermes und CoJotermes gehörend, aufgestellt und dieselben ausschliesslich auf das Aussehen der Soldaten, dieses sich am meisten diiferenzierenden Standes, gegründet, obschon die anderen Stände nicht gleichzeitig durch gemeinsame Gattungscharaktere unterschieden worden sind. Ein System so ausschliesslich auf eine in den Kolonien vorkommende und dazu geschlechtslose Form zu gründen, erscheint nicht ganz befriedigend, obschon dasselbe in vielen Fällen wirklich mit einer näheren natürlichen Verwandtschaft in Zusammenhang steht. Wasmann führt selbst, p. 142, an, man könne gegen die Anwendung der Soldaten als Grund für die S3'ste- matik einwenden, dass dieselben eine Anpassungsform und ihre Ver- schiedenheiten Anpassungscharaktere an die verschiedene Lebens- weise der betreffenden x4.rt seien, weshalb die natürliche Verwandt- schaftsbeziehung der Formen bei ihnen nicht oder viel weniger als bei den Imagines zum Ausdruck komme, doch sucht er dieses durch die Bemerkung zu widerlegen, dass gerade die Anpassungscharaktere eine hohe sj'stematische Bedeutung haben, und zwar vorzüglich als generische Mei'kmale. Das Verhältniss ist jedoch das, dass gerade die Anpassungscharaktere von den Charakteren unterschieden Averden müssen, die einen tieferen, genetischen Grund haben," Immerhin gibt Sjöstedt zu, daß Termes resp. Eutermes in einige gute Gattungen zerteilt werden kann, und er unterscheidet in der Studien über südamerikanische Termiten. 525 Gattung Termes wenigstens 4 natürliche Gattungen. Diese Ein- teilung wird jedoch nicht durchgeführt. Die Stellung, die Wasmanx zur Termiten-Systematik einnimmt, geht aus dem oben gegebenen Zitat aus der S.JÖSTEDx'sclien Arbeit hervor. Er geht wie Desneux und Sjöstedt von dem Gedanken aus. daß die Soldaten mehr ausgeprägte Anpassungsformen als die Imagines sind. Wenn er aber von diesem Prinzip aus ihre Ver- wendbarkeit für systematische Zwecke untersucht, so kommt er zu andern Resultaten als jene Verfasser, nämlich zu der Schlußfolgerung, daß gerade die Anpassungscharaktere gute Genuscharaktere sind, einer Schlußfolgerung, die ja auch nach Sjöstedt unhaltbar ist. Es scheint mir. als motivierten diese Verfasser ihre Ansichten nicht hinreichend. Desxeux und Sjöstedt schieben in den Vorder- grund Konvergenz- und Divergenzmöglichkeiten, die den systema- tischen Wert der Soldaten verringern sollen, und legen einige Bei- spiele vor, wo solch eine Konvergenz oder Divergenz vorkommen soll. Es ist ja unmöglich zu leugnen, daß Konvergenz- und Divergenzei-scheinungen hier wie auch anderswo vorkommen können. Solche muß man ja immer, wenn man sich mit Systematik be- schäftigt, berücksichtigen. Wenn man z. B. eine Systematik auf Soldatenformen aufbauen will, so muß man für jede Art untersuchen, in welcher Beziehung sie für systematische Zwecke brauchbar ist. Es ist ja ganz unmöglich, wie die synoptischen Sj^stematiker es tun, eine für alle Arten gemeinschaftliche Systematisierungsbasis zu ver- Avenden. Es scheint mir unbegründet zu sein, wenn Desneux die Konvergenz- und Divergenzmöglichkeiten ausschließlich den Soldaten- formen zuschreibt. Durch die Imagines nahe verwandte Soldaten können einander freilich ziemlich unähnlich sein, aber dies bedeutet wohl nicht ausschließlich, daß die Soldaten mehr Divergenzformen sind als die Imagines. Denn es kann wohl auch bedeuten, daß die Imagines eine physiologische Unähnlichkeit besitzen, die bei den von ihnen erzeugten Soldaten körperlich wahrnehmbar wird. Es sind nicht nur die reinen Strukturverhältnisse, av eiche systematische Be- deutung haben, sondern auch die physiologischen Charaktere sind in dieser Hinsicht bedeutung.svoll. Wie vorher hervorgehoben, halten Desneux, Sjöstedt, Wasmann und auch Su.vkstiu die Soldaten für Anpassungsfoi-men. Belege für diese Auffassung bringen sie aber meines Wissens nicht. Indessen scheint es mir ganz notwendig zu sein, klarzulegen, Avas die Soldaten- charaktere Avirklich bedeuten. Denn ehe dies geschehen ist. besitzt 526 '^ir-S HOLMGEEN, man keine Grundlage, auf der die Sj^stematik aufgebaut werden kann. Erstens gilt es festzustellen, ob die geschlechtslosen Individuen eines Termitenstaats mehr Anpassungslbrmen sind als die Imagiues oder nicht. Sharp (1901. 1. p. 370) glaubt schwerlich erkennen zu können, daß die speziellen Soldatencharaktere eine spezielle Anpassung an irgend welche Funktioneu sind, sondern sagt einfach, daß die Soldaten sehr unähnlich gebaut sind, obschon sie dieselbe Arbeit ausführen. Geassi u. Saxdias (1893) haben gezeigt, daß es wahrscheinlich die Nahrung (und Parasiten) ist, welche die verschiedenen Tj^pen in einem Termitenstaat hervorruft. Meine Autfassung ist die, daß die Soldaten nicht selbständige Anpassungsformen sind; und ich gründe dies auf folgende Aus- einandersetzung. Bekanntlich entsteht ein Termitenstaat von einem Männchen und einem "Weibchen aus. Nach der Begattung legt das Weibchen Eier. Aus diesen entwickeln sich teils Geschlechtsindividuen, teils geschlechtslose Individuen. Schon frühzeitig werden (bei einigen Arten wenigstens) diejenigen Larven, die Geschlechtsindividuen bilden sollen, von denjenigen, die durch Reduktion der Geschlechts- organe geschlechtslos werden sollen, getrennt. Aus diesen geschlechts- losen Larven gehen Soldaten und Arbeiter mit ihren resp. von den Geschlechtstieren abweichenden Bau Verhältnissen hervor. Bekannt- lich können z. B. die Soldaten in sehr hohem Grade von den Ge- schlechtstieren abweichen. Die Soldaten sind aber geschlechtslos und können somit ihr Gepräge ^) nicht auf die Nachkommenschaft des AVeibchens übertragen. Also kann keine von den Soldaten individuell erworl)ene Eigenschaft, sie sei so vorteilhaft wie sie wolle, durch irgend welche Vererbung auf eine kommende Generation übertragen werden. Wir halten somit daran fest, daß die ge- schlechtslosen Individuen in einem Termiten Staat ihr Gepräge n i c h t ' n o r m a 1 auf die Nachkommenschaft der G e s c h 1 e c h t s t i e r e ü b e r t r a g e n k ö n n e n. Also : eine von einem Soldaten individuell erworbene Eigenschaft ist mit dem Tode des Trägers zum Untergang verurteilt, wenn dieser Charakter nicht schon als eine Qualitätseigenschaft in den Zellkonstitu- tionen (Keimplasmakonstitutionen) des Weibchens oder des Männ- chens oder beider vorhanden ist. Wir haben somit bei den ge- 1) Vgl. Weismann, Vorträge über Desceudenztheorie, Vol. 2, p. 102. Studien über südamerikanische Termiten. 527 schlechtslosen Individuen zweierlei Klassen von Eigenschaften zu unterscheiden, nämlich 1. solche, die sie von den Eltern mitbringen und 2. solche, die sie individuell erwerben. Von diesen sind nur die erstem im Staate dauerhaft ; die letztern gehen mit ihrem Träger zu Grunde. Praktisch ist es wohl unmöglich, diese Eigenscliaften hier zu unterscheiden, theoretisch sind sie Postulate. Die erste Art muß indessen die wichtigste sein. Das Auftreten dieser Charaktere muß in einer Qualität der Zelikonstitutionen der Eltern gesucht werden, die bei eintretender Geschlechtsreduktion sicli bei den Sol- daten- und Arbeiterlarven geltend macht. Denn brächten die Soldaten- und Arbeiterlarven nicht eine solche Konstitution als gleichförmige Vererbung von ihren Eltern mit sich, so würden bei eintretender Geschlechtsreduktion die entstandenen Formen gar nicht gleichmäßig werden, sondern es Avürde eine von nichts anderm als äußern Be- dingungen regulierte, gar nicht homogen aussehende Truppe von Soldaten und Arbeitern entstehen. Aber etwas derartiges existiert ja nicht. Die Tjqien eines Termitenstaats sind innerhalb eines engen Variationskreises gut fixiert. Dies muß auf die Zellkonstitutionen der Geschlechtstiere zurückgeführt werden, die, obwohl nicht direkt wahrnehmbar, doch die gleichmäßige Ausbildung der geschlechts- losen Formen regulieren. Wir kommen also zu der wichtigen Schluß- folgerung : Die H a u p t c h a r a k t e r e , w e 1 c h e d i e g e s c hl e c h t s - losen Individuen von den geschlechtlichen unter- scheiden, sind in den Zellkonstitutionen letzterer vorhanden und werden in d e r L a r v e bei der eintreten- den (d i ä t e t i s c h e n ) G e s c h 1 e c h t s r e d u k t i 0 n wahrnehmbar. Daß es danach also nicht denkbar sein kann, daß die Soldaten mehr Anpassungsformen als die Imagines aus- machen, scheint mir ganz sicher zu sein. Die Soldaten und Arbeiter will ich als Korrelations-Formen bezeichnen. Denn daß die diätetische Geschlechtsreduktion und der von den Geschlechts- tieren abweichende Bau in einer Korrelation zueinander stehen, die von den Zellkonstitutionen der Geschlechtstiere reguliert ist. geht aus dem oben Gesagten im Vei*ein mit der Arbeit a'ou Gkassi u. Sandias hervor. Nachdem wir nun versucht haben, die biologische Bedeutung der geschlechtslosen Formen klarzulegen, werden wir untersuchen, welchen systematischen Wert sie haben. Da, wie oben begründet, die Soldaten- und Arbeitercharaktere Charaktere sind, die auf der Konstitution der Imagines beruhen, so ist es selbst verstand- 528 'SlLS HoLMGRENj lieh, daß ihnen derselbe systematische Wert wie den Imagines zuerkannt werden muß. In der Soldaten- und Arbeiterkaste werden diese praktisch unverwendbaren Imaginal- charaktere wahrnehmbar und für systematische Zwecke verwendbar. Nach dem oben (resagten habe ich die WASMANN'sche und SiLVESTRi'sche Methode, der Systematisiernng der Termiten die Soldatencharaktere zu Grunde zu legen, akzeptiert. Als Argument gegen die Verwendung der Soldaten als systema- tische Basis ist von Sjöstedt (p. 12) angeführt worden, daß bei Tennes, Rhinotermes und Acanthotermes meistens 2 ziemlich bedeutend verschiedene Soldatensorten vorkommen. Wasmann (1902, 2) findet, daß dies unter gewissen Bedingungen eine schwerwiegende Ein- wendung gegen die Verwendung der Soldatencharaktere für systema- tische Zwecke sein kann; er sagt nämlich (p. 716): „Wenn bei ein und derselben Termitenart mehrere qualitativ verschiedene Soldatenformen vorkämen, so würde das allerdings einen stichhaltigen Grund gegen die Verwertung der Soldatenformen für die generische Einteilung bilden. Aber dies ist tatsächlich nie der Fall. Wo 2 (oder selten 3) verschiedene Soldatenformen bei ein und der- selben Art vorkommen, handelt es sich überall nur um quantita- tive, nicht um qualitative Verschiedenlieiten, d. h. es handelt sich nur um verschiedene Grössenstufen derselben Soldatenkaste, wobei mit der absoluten Körpergrösse auch die relativen Längen- verhältnisse des Kopfes, der Fühler etc. sowie die Fühlergliederzahl variieren kann." Abgesehen davon, daß diese Behauptungen nunmehr widerlegt sind, scheint es mir, daß das Vorhandensein von 2 ver- schiedenen Soldatentypen bei derselben Art nur für die Aufstellung einer synoptischen Tabelle hinderlich sein kann. Für die Systematik dagegen kann das Hinzutreten einer Kaste mehr nur äußerst will- kommen sein. Denn man erhält hierdurch eine Möglichkeit, in diesem neuen Individuum Charaktere zu erkennen, welche die systematische Stellung der Art besser klarlegen, als es ohne dies der Fall wäre. Ich will dies mit ein paar Beispielen belegen. Rhinotermes manjinalis Linke besitzt nur Gabelnasuti. Keine andere Gattung oder Species hat Soldaten, die mit diesen vergleich- bar sind. Hieraus folgt, daß die sj^stematische Stellung dieser Art völlig problematisch sein würde. Aber Rhinotermes taunis Desxeux besitzt 2 Klassen von Soldaten, teils normale, teils „Gabelnasuti". Hieraus folgt, daß Rhinotermes tanrus sowohl mit Rh. marginalis wie mit den nur normale Soldaten umfassenden Rhinofermes-Arten (oder Studien über südamerikanische Termiten. 529 Leucotermes) verwandt ist. Die systematische Stellung- von RJiino- termes marcjinalis wird somit durch den mit 2 Soldatentypen ver- sehenen Uli. taurus beleuchtet. Ein anderes Beispiel: Die Stellung von Eidermes velox n. sp., CijpJierf/aster Silv. etc. zu den übrigen Eutcnnes- Arten ist schwer klarzulegen. Indessen hat Eutermes diversimües Silv. 3 Suldaten- formen. Die größte erinnert an Eutermes rotundiceps n. sp., der mit Eutermes «re«rt>7/fs verwandt ist; die beiden kleinern Soldaten stehen Eutermes velox sehr nahe. Hieraus folgt, daß Eutermes velox und Cypher gaster durch E. diversimiles Silv. mit E. rotundiceps n. sp. und arenarius verwandt ist. Angesichts dieser zwei Beispiele können wir keine andere Schluß- folgerung ziehen, als daß das Vorhandensein von verschiedenen Soldatenformen bei ein und derselben Species die Verwendung der Soldaten als systematische Grundlage nicht nur nicht erschwert, sondern sogar ihre Verwendbarkeit für diesen Zweck erhöht. Ich will nun über die Auffassung berichten, der ich bei der Be- schreibung der neuen Arten gefolgt bin. Im allgemeinen habe ich Formen, die in jeglicher Beziehung konstant voneinander abweichen, als Arten aufgefaßt, auch wenn die Abweichungen sehr klein waren. Für die Eutermes-Arten halte ich es für am geeignetsten, alle ver- schiedenen Formen als Species anzusehen. Die SiLVESTEi'sche Ein- teilung von Eutermes rippertii und arenarius in Subspecies kann ich nicht billigen, da ja auf diese Weise die sog. Hauptspecies eine Sonderstellung den „Subspecies" gegenüber erhalten würde, was sie ja nicht verdient, da die Subspecies ebensowohl als Hauptspecies aufgefaßt werden können. Die Flügelrippen der Imagines liefern keine sichern systema- tischen Anhaltspunkte, da sie einer beträchtlichen individuellen Variation M unterworfen sind. Die Fundorte. Ehe ich zum eigentlichen Thema meiner Untersuchung übergehe, will ich einige Beschreibungen der Naturverliältnisse der ver- schiedenen wichtigen Fundorte für Termiten vorausschicken. 1) Diese Variation scheint mir die größte in Form zu sein, welche bei Individuen derselben Generation vorkommt. Vgl. SiLVESTKl (1903, p. 15). 530 Nils Holmgren, M 0 j 0 s ( Provincia de Caupolican, Bolivia) ist ein kleines Indianer- dorf an den Ostabhängen der Cordillerenkette (ung-efähre g-eog-raphische Lage 69*^ ^^\ L. 15^ s. Br.). Das Dorf liegt in der Gebüschsteppe, die zwischen die Grassteppen der „Serro"- Gipfel und die tiefer Kartenskizze der von de'" Schwedischen E.xpedition 1904 - 1905 bereisten Gebiete von Bolivia und Peru Fig. A. lieg-enden trocknen Urwälder eingeschoben ist. Die Höhe über dem Meer beträgt 1617 m. Die Regenzeit beginnt ungefähr im November und endet im März. Dieser Teil der Cordillerenabhänge besteht aus Schiefer und das Erdreich aus grauer Schiefererde. Wie Mojos verhält sich Juan del Oro (Prov. de Sandia. Peru). Tu ich e (Prov. de Caupolican, Bolivia) ist eine Bananen- und Kaflfeepflanzung an dem gleichnamigen Fluß, der nach dem Eio Beni hin läuft. Tuiche liegt in dem trocknen Urwald, umgeben von „Serros", die auf den Gipfeln mit trocknem Gebüsch bekleidet sind. San F e r m i n (Meereshöhe 660 m) ist eine Gummibaracke am Eio Tambopata, einem südlichen Zuliuß des Rio Madre de Dios. Studien über südamerikanische Termiten. 531 San Fermin liegt in der ,. Montana real", im feuchten Urwald auf roter Sandsteinformation. M Die Kegenzeit beginnt im Oktober und endet im April oder Mai, ist jedoch nicht sehr prononciert. Llinquipata und Chaquimayo sind ehemalige Gummi- baracken in dem Tal des Rio San Gaban, der. mit dem Eio Inambari vereint, nordwärts nach Rio Madre de Dios läuft. Die Natur ist mit derjenigen des San Fermin ziemlich übereinstimmend, doch sind die Urwälder bei Chaquimayo und Llinquipata bedeutend feuchter. Die Regenzeit ist nicht sehr prononciert. Es regnet beinahe das ganze Jahr hindurch mit kurzem oder längern Trockenperioden. Oktober bis Februar ist jedoch die feuchteste Periode. Gattung JRlunotet'ntes Fkoggatt. Als Untergattung wurde Bhinotennes von Hagex (1858) von den übrigen Termes-Xrten getrennt. Hagen beschrieb damals in seiner Monographie 2 südamerikanische Rhinotermes-Xrteu : B. marginalis LiNNE und G. nasutus Perty. Er kannte jedoch mit Sicherheit nur die Imagines. Von der erstem Art lagen ihm 2 getrocknete Männchen, von der letztern 1 getrocknetes Weibchen vor. Die Untergattung Bhinofermes wurde von Froggatt (1896. p. 539) zur Gattung erhoben. Desneux (1904, 5) hat diese Gattung beibehalten und beschreibt den Soldaten einer Bhinofermes- Art aus Surinam, die er Bh. taurus nennt. Die Stellung von Tennes shnpJex, die Froggatt (1896) wahrscheinlich zu den Bhinotennes- Arten stellt, ist nach Desnel^ (1904, 5) unsicher. ^Fan kann somit sagen, daß die Kenntnis der südamerikanischen Bhinofermes- Arten eine sehr mangelhafte ist. Von 3 Arten kennt man nur die Imagines von 2 und 1 Soldaten von der 3. Ich bin in der Lage, hier alle Stände von 2 dieser Arten, nämlich Bh. marginalis Linxe und faurus Desxei'x. beschreiben zu können. Hhinotemies taurus Desxeux. I m a g 0. Körperlänge 11,7 mm Kopflänge 2,16 Kopfbreite 2,18 1) Hier und da tritt der ältere graue silurische Schiefer zu Tag. 532 Nils Holmgeen, Hell rostbraun oder rostgelb. Kopf mit Borsten dünn bekleidet. Thoracalplatten, Flügelsclinppen und Abdominalplatten mit Borsten ziemlich dicht bekleidet. Kopf (Fig. B) breit, hinten ziemlich quer, wie bei Rh. margi- nalis mit zusammengedrücktem, schnabelförmig hervorgestrecktem Clypeus, der basal an jeder Seite von einer Rinne begrenzt ist, Clypeus mit einer Längsrinne, die von der weit nach vorn gelegenen Fontanelle ausgeht. Facettenaugen ein wenig hervorstehend. Ocellen von oben gesehen oval. Vor den Ocellen ein großer querliegender, ovaler, heller Fleck. An- tennen 20gliedrig, das 2. Glied kurz, das 3. lang mit stark aufgetriebener Spitze; das 4, Fig. B. und die folgenden Glieder kurz, abgerundet. Kopf der Imago vonE/iino- Pronotum beinahe rektangulär mit abge- terme. tonms^ Desneüx. ^.^^^^^^^^^^ ^cken, ungefähr doppelt SO breit wie lang. Vordere Flügelschuppen lang. Sie reichen über die Basis der hintern kürzern Schuppen hin, Flügel stark un- eben. Vorder- und Hinterflügel mit apical ein wenig verzweigter Subcosta. Die Mediana durch Zweige mit der Subcosta vereinigt und mit mehreren Zweigen nach der Spitze der Flügel. Die Sub- mediana mit mehr als 20 Zweigen nach dem Hinterrand der Flügel. Großer Soldat. Die größern Soldaten dieser merkwürdigen Species kommen in 2 ein wenig voneinander abweichenden Formen vor, nämlich solchen mit breitem und solchen mit schmalem Kopf. Es sind jedoch nur die Proportionen, die diese Formen voneinander unterscheiden. Wir können sie somit ohne Schwierigkeit zusammen behandeln, wenn wir nur zunächst die Maße der beiden Formen ang-eben. Maße Breitköpflg Schmalköpflg Körperlänge ca. 6,3— 7,2 mm 6,3 — 6,75 mm Kopflänge 2,9 2,25 Kopfbreite 2,3 IJ Antennenlänge 3,0 2.3 Abdominalbreite 1,66 1,2 Länge der Hintertibien 1,9 1,8 Studien über südamerikanische Termiten. 533 Das g-anze Tier hell rostgelb. Kopf glatt oder mit nur sehr spär- lichen Borsten. Mandibeln pechbraun. Thorax und Abdomen oben in der Mittellinie beinahe glatt. Letzteres oben auf den Seiten und hinten mit einig-en längern Borsten vom Hinterrand der Segmente. Ventrale Abdominalplatten besonders am Hinterrand dünn behaart. Kopf (Fig. Ca u. b) hinten ziemlich quer abgeschnitten, vorn ein wenig sich verengend, abgeplattet. An der Stirn vorn mit einer ziemlich unbedeutenden Fontanelle, die von einem niedern undeut- lichen Chitinwall (einen Frontaltubus repräsentierend) umgeben ist. Clypeus mit einer linsenförmigen Basalpartie und einer schmalen, bandförmigen, transversalen Spitzenpartie. Basalpartie undeutlich Fig. C. Kopf des großen Soldaten von Rliinofermes taurus Desneüx. a Seitenansicht, b Von oben. 12:1. von der Stirn abgegrenzt. Labrum wohl entwickelt, zungenförmig, in der Medianlinie mit einer spindelförmigen, sich von der Basis bis zur Spitze derselben erstreckenden, schwach chitinisierten Partie und mit einer schwach prononcierten Rinne. Die Mandibeln sind kräftig gebogen ; die rechte mit einer langen scharfen Spitze und einem vor- wärts gerichteten, scharfen Zahn, der hinten in eine Schneide über- geht; die linke mit langer scharfer Spitze und dahinter einem großem und einem kleinern. vorwärts gerichteten Zahn. Antennen ITgliedrig, das 2. Glied bedeutend kürzer als das 3., das 4. kürzer als das 3.. aber länger als das 5. Alle Notalplatten sind eben, von vorn nach hinten einander ein wenig dachziegelförmig überdeckend. Pronotum vorn unbedeutend aufsteigend, ganzrandig; die vordem Seitenränder scliwach konkav. Seitenecken aller Notalplatten abgerundet. Hinterrand des Pro- und Mesonotums mit schwacher Ausrandung. Hinterleib verhältnismäßig 534 Nils Holmgren, kurz, seine größte Breite oft nach dem Hinterende verschoben. Beine mit langen Borsten. Kleiner Soldat (Gabelnasutus). Körperlänge 3,6—4,2 mm Kopflänge 1.6 Kopfbreite 0.7 Länge der Gabel 0,73 Antennenlänge 2,4 Länge des Pronotums 0,5 Breite des Pronotums 0.6 Das ganze Tier hellgelb. Kopf oben mit einigen längern Borsten, übrigens glatt. Die Behaarung des Körpers wie bei den größern Soldaten. Kopf (Fig. Da u. b) eiförmig, seine größte Breite etwas vor der Mitte, wo er von hinten in einen schwachen Tuberkel ausläuft. Fig. D. a Kleiner Soldat \on Rhinotermes tauriis Desneüx. 12 : 1. b Kopf desselben in Seitefiansicht. a 23 : 1. Vorn spitzt sich die Kopfkapsel zu und läuft in eine an der Spitze gabelförmig geteilte Verschmälerung aus, die das Labrum und den Clypeus repräsentiert. Mandibeln rudimentär, kurz, gerade und spitz. Antennen mit Borsten bekleidet, 16gliedrig; das 3. Glied beinah doppelt so lang wie das 2. und bedeutend länger als das 4. Notalplatten wie bei den größern Soldaten, die vordem Seiten- Studien über südamerikanische Termiten. 535 ränder jedoch abg-erundet und der Hinterrand ganzrandig. Beine lang, mit langen Borsten besetzt. Großer Arbeite r. Körperlänge 4,5 mm Kopflänge 1,7 Kopfbreite 1,4 Grauweiß mit schwachem strohgelben Farbenton. Kopf mit einzelnen Borsten und mit kleinen weißen Flecken im Chitin. Hinter- leibssegmente mit dünnem Borstenkleid , besonders an den Hinter- rändern der Segmente. Ventralplatten außerdem mit wenigen, vor- wärts gerichteten Borsten am Hinterrand. Kopf (Fig. Eai von oben beinahe quadratisch mit abgerundeten Hinterecken. Clypeus von der Stirn deutlich abgegrenzt. Der Vorderrand ziemlich (luer, ein wenig konkav. Clypeus ein wenig Fig. E. a Kopf des Arbeiters von BhiHotermes taurus Desneux. 12 : 1. b Kiefer derselben. 23 : 1. aufgetrieben, mit einer transversalen Vertiefung nahe am Vorder- rand. Labrum zungenförmig, die Kiefer bedeckend. Die Man- dibeln (Fig. Ebi stimmen gut mit denjenigen der Imago von Lenco- termes tenuis (Hag.) Silv. und ebenso mit denjenigen von Rhinotermes marginaJis (Lixnei Hag. iiberein. Antennen 17gliedrig; das 2. Glied bedeutend kürzer als das 3.. das 4. kürzer als das 3. Pronotum mit aufsteigendem, ganzrandigem Vorderteil. Kleiner Arbeiter, Körperlänge 3,6 mm. Stimmen mit den größern Arbeitern gut überein. Der Hinter- leib ist jedoch nicht wie bei diesen abgerundet, sondern er ist hier flach. Ich dachte zuerst, es seien diese Arbeiter nur Jugendformen 536 'SlLS HOLMGREN, der großem. Solche haben aber immer einen spindelförmigen, nicht flachen Hinterleib. Ich bin geneigt, diese Arbeiter als auf einem Jugendstadium gehemmte größere Arbeiter anzusehen. Als Hemmungs- ursache nehme ich schlechte Ernährung oder Parasiten an. Die oben beschriebene Art. welche ich mit PJi. iaurus Desneüx identifiziere, ist von Desneux für die größern Soldaten aus Surinam beschrieben worden. Die Geschlechtstiere, die kleinern Soldaten und die Arbeiter waren bis jetzt noch unbekannt. Bezüglich des Baues der Mandibeln steht die Gattung Bhinotermes der Gattung' Leiicoiermes nahe. BMnotermes taurus Desn. ist ein Urwaldbewohner, für den die Feuchtigkeit des Urwalds eine Lebensbedingung- ist. Er baut keine besondern Nester, sondern nistet in abg-estorbenen Luftwurzeln von Palmen (Bactris ciliata), wenn nämlich diese Luftwurzeln auf irgend welche Weise feucht gehalten werden. Tennes chaquiniayensis n. sp. wirft seine Erdhügel gern um die Luftwurzeln der Palmen herum auf. und in diesen vergrabenen Luftwurzeln ist der Lieblingsnistplatz von Rh. taurns Desn. In vermodernden, auf dem Boden liegenden Baumstämmen nagt Rh. taunis seine Gänge aus, aber nur auf der gegen den Boden hin liegenden feuchten Seite, während andere Termiten auf der obern Seite hausen. Seine Nahrung besteht aus vermoderndem, von Pilz-Mycelien zersetztem Holz. Die beiden Soldatenformen können sich nicht selbst ernähren, sondern werden von den Arbeitern gefüttert. Wenn ein Soldat gefüttert werden will, stößt er mit einer zitternden Bewegung den Kopf gegen den Hinterleib eines Arbeiters, worauf dieser ihn alsbald füttert. (So benimmt sich auch einer der Termitophilen dieser Art, eine Aleocharide, wenn er gefüttert werden will.) Die großen Soldaten benehmen sich ganz wie gewöhnliche Soldaten, indem sie die Gänge mit dem Kopf verstopfen und mit den Kiefern wild beißen. Die Gabelnasuti benehmen sich beim Öffnen des Nests ganz wie Nasutisoldaten, indem sie lebhaft umher- laufen und, wenn sie es können, z. B. die Hand des Eindringlings überschwemmen, so wie die Nasuti es zu tun pflegen. Die großen Soldaten beschäftigen sich nie mit der Brut, aber die Gabelnasuti sind den Arbeitern behilflich, Eier und Larven zu tragen. Die Zahl der Gabelnasuti in einem Nest ist sehr groß, vielmals größer als die der großen Soldaten, die verhältnismäßig gering ist. Die Schwärmzeit ist im November. Im November. Dezember und Januar gibt es keine vollentwickelten Nymphen, sondern die Studien über südamerikanische Termiten.' 537 Nymphenlarveii befinden sich da auf einer niedern Entwicklungs- stufe. Fundort: Chaquimaj'o (Provincia de Carabaya, Peru). Wiinoternies inarginalis (Linne) Hag. Imago (flügellos). Körperlänge S 6,3 mm; $ 7.6 mm Kopflänge — 1,9 Kopfbreite — 1,84 Kopf braun, vorn und unten rostgelb, spärlich mit Borsten be- setzt. Dorsale Körpersegmentplatten mit ziemlich zahlreichen Borsten, besonders am Hinterrand der Platten. Ventrale Hinterleibsplatten ein wenig dichter behaart mit wenigen längern Borsten am Hinter- rand. Flügelschuppen braun behaart. Thorax und Abdomen oben braun, unten rostgelb. Beine rostgelb. Kopf von oben beinalie kreisrund (Fig. Fa). Facettenaugen mittelgroß; Ocellen oval. Fontanelle sehr nach vorn gelegen, in derselben Transversale wie die Ocellen. Von der Fontanelle gehen, gegen den Clypeus divergierend, 2 durch 3 parallele dunkle Linien markierte Binnen aus. Die trianguläre Partie zwischen Fig. F. Kopf der Imago von Bliinotcrmes marginalis (Linn6j Hag. a Von oben. 12:1. b In Seitenansicht. 6:1. diesen Rinnen und dem Hinterrand des Clypeus bildet einen er- habenen Frontalteil, der mit einer medialen Rinne versehen ist. Er geht in den nasenförmig nach vorn und oben gestreckten Clypeal- teil über. Kopf vor den Ocellen mit 2 querliegenden Chitin- verdünnungen. Der Clypeus besteht aus 3 Partien : einem medialen, schnabelförmig ausgestreckten Spitzenteil (Fig. Fb) und an seiner Basis an jeder Seite einem abgerundeten Zipfel, der dem geteilten Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 36 538 ^ILS HOLMGREN, Basalteil des Clypeus entspricht. Der Spitzeiiteil vorn ein wenig ausgerandet, der Länge nach gefurcht. Oberlippe wohlentwickelt zungenförmig, basal ein wenig verschmälert. Mandibeln wie bei dem Arbeiter: die rechte mit 2 großen Spitz- zähnen, dazwischen ein sehr kleiner Zahn, und basal mit 2 gegen- einander ein wenig stumpfwinklig gestellten Kauteilen; die linke mit 3 gut entwickelten Spitzzähnen, einem spitzen nach hinten ge- richteten Mittelzahn und einem großen (ein wenig komplizierten) Basalzahn. Antennen mit mehr als 15 Gliedern ^) (vielleicht 21 ?). Das 2. Glied nicht einmal halb so groß wie das 3., das 4. halb so groß wie das 3., das 5. so groß wie das 4. Pronotum ein wenig sattelförmig, mehr als doppelt so breit wie lang, viereckig mit abgerundeten Ecken, besonders an den Rändern mit Borsten besetzt, ein wenig schmäler als der Kopf Die vordem Flügelschuppen groß, die vordere Hälfte der hintern, die viel kleiner sind, überdeckend. Soldat (Gabelnasutus). Körperlänge 3,0 mm Kopflänge (mit der Gab el) 1.35 Kopfbreite 0.55 Länge der Gabel 0,5 Antennenlänge 1.7 Länge des Pronotums 0,31 Breite „ ,, 0.49 Das ganze Tier rostgelb. Kopf mit einzelnen Borsten. Hinterleib mit Borsten, besonders an den Hinterrändern der Segmentplatten. Unten außerdem auch mit kürzerm Haarkleid. Kopf von oben umgekehrt eiförmig, seine größte Breite vor der Mitte. Hinterrand ziemlich quer, abgerundet. Da, wo der Kopf seine größte Breite hat, mit einem ziemlich plötzlichen Einschnitt. Von dem Vorderrand des Kopfs mit einer langen, schmalen, basal von den Seiten zusammengedrückten Verschmälerung (Clypeus und Oberlippe), die an der Spitze mit einer horizontalen Gabel endet. Gabelspitzen dicht, kurz behaart. Mandibeln rudimentär, kurz, spitz, gerade. Antennen 14gliedrig. Das 1. und 3. Glied beinahe gleich 1) Bei denjenigen Exemplaren, die mir zur Verfügung standen, waren die Antennen abgerissen (oder von den Arbeitern abgebissen?). Bei einer neotenischen Königin waren 21 Glieder vorhanden. Studien über südamerikanische Termiten. 539 lang, das 4. Glied läiiofer als das 2., aber bedeutend kürzer als das 3. Apical erweitern sich die Antenuenglieder ein wenig. Notalplatten alle horizontal. Der Vorderrand des Pronotums ganzrandig. die vordem Seitenränder schwach konkav; Seitenecken und Hinterrand ziemlich abgerundet. Beine (sehr) lang mit langen Borsten. Abdominalprozesse wohlentwickelt, mit langen Borsten. Arbeiter. Körperlänge 4,5 mm Kopflänge 1,26 Kopf breite 1.2 Kopf schwach strohgelb, dünn mit Borsten besetzt, Thorax und Abdomen grauweiß mit Borsten besonders am Hinterrand der Seg- mentplatten. Kopf abgerundet. Clypeus aufgetrieben, mit Längsfurche. Spitzen- partie desselben klein, linsenförmig. Labrum zungenfrännchen aus Surinam neu beschrieben, von denen das 36* 540 Nils Holmgren, eine im Reichsmuseum zu Stockholm aufbewahrt wird. Ein Vergleich mit diesem ergab die Identität. Bh. marginälis steht Bh. taiirus ziemlich nahe, unterscheidet sich aber durch kleinern Wuchs und vor allem durch Fehlen von größern Soldaten. Bhinotermes marginälis nistet in vermoderndem Holz, wie es scheint, ohne eigentliche Nester zu bauen. Er stimmt bezüglich seiner Gewohnheiten mit Bh. faiirus überein. Da ich im Dezember junge flügellose Geschlechtstiere gefunden habe, so dürfte die Schwärmzeit im Oktober oder November liegen. Fundort: Chaciuimayo (Tal des Rio San Gaban, Peru). Gattung Leucotennes Silv. Die Gattung Leucotermes wurde von Silvestri 1901 vorläufig aufgestellt. Die definitive Begründung der Gattung geschah in seiner größern Arbeit (1903). Leucotermes wurde von Wasmanx (1902, 1) als Gattung anerkannt. Desnaux aber stellt sie (1904, 5) als Unter- gattung der Gattung Termes an der Seite von Arrhinotermes (Was- MAxx) und Coptotermes Wasmaxx auf. 2 amerikanische Arten sind bekannt. Leucoter^nes tenuis (Hag.) Silv. I m a g 0. ?. Körperlänge mit Flügeln 13,3- -13,7 mm „ ohne Flügel 6,1 Kopflänge 1,3 Kopfbreife 1,0 Länge des Pronotums 0,54 Breite „ „ 0,9 Länge der Antennen 2,0 Außer bezüglich der Größe sind meine Exemplare von den SiLVESTEi'schen verschieden, indem die Mediana nicht einfach ver- läuft, sondern 3 Äste abgibt. Die Submediana schickt außerdem nicht weniger als 12 Zweige nach dem Hinterrand des Flügels (nach Silvestri 8). Studien über südamerikanische Termiten. 54I Soldat. ( — 6,0) mm Körperlänge (3,7- -) 4,8 Kopflänge 2,0 Kopfbreite 0,9 Mandibellänge 0,9 Länge der Antennen 1,4 Länge des Pronotnms 0,5 Breite „ 0,8 Abdominalbreite 0,8 Hauptsächlich durch ihre Größe von L. iennis (Hag.) Silv. ver- schieden. Die Antennen sind jedoch gewöhnlich 16gliedrig, obschon ITgliedrige Individuen vorkommen. Die linke Mandibel basal mit einem wohl entwickelten stumpfen Zahn hinter den 4 kleinen Zähnchen. Am Vorderkopf mit einer deutlichen dunklen Fontanelle^ Schenkel und Tarsen ziemlich stark abgeplattet. Beine kurz. Arbeiter. Körperlänge (4,2 — ) 5,4 mm Kopflänge 1,4 Kopfbreite 1,08 Antennenlänge 1,35 Abdominalbreite 1,1 Stimmt mit dem Arbeiter von L. tenuis (Hag.) Silv. nach der SiLVESTRi'schen Beschreibung überein. Obschon meine Exemplare in den oben erwähnten Punkten von den SiLVESTRi'schen differieren, halte ich sie doch für zu derselben Species gehörig. Diese Art baut auch in Bolivia und Peru keine eigentlichen Nester, sondern nistet in der Erde, besonders da, wo trockene, ver- modernde Baumzweige vorhanden sind. Wenn man solch einen Baumzweig abbricht, so kommen die Soldaten hervor und stoßen mit ihren langen Mandibeln nach allen Richtungen hin. Die Wirkungen der Mandibeln kann man leicht erkennen, wenn man z. B. eine Termite von einer andern Art zu den Leucoternies tut. Augenblicklich wird sie von einem Soldaten mit den Mandibeln wie mit einem Speer durchbohrt. Ich habe nie den Lcucofermes mit den Kiefern beißen sehen, sondern letztere fungieren wahrscheinlich als eine Art Stoßwerkzeuge. In den Nestern des Leucoternies findet man oft Gänge, die mit großen 542 ^^ILS HOLMGREN, madenähiiliclien, Aveißen Nj-mphen angefüllt sind. Der boliviauisch- l)eruanische L. iennis tapeziert wie der argentinische (nach Silvestri) seine Gänge mit seinen weißlichen Excrenienten aus. Das Schwärmen fällt zwischen Oktober und November. Diese Art kommt nur an den höhern trocknern Stellen auf der Ostseite der Cordilleren vor, da wo die Montana-Höhen durch eine trockene Gras- oder Buschsteppe charakterisiert sind. In den eigentlichen Urwäldern kommt sie nie vor. Über das Zusammenleben von L. teniiis mit andern Termiten siehe unten. Fundort : Mojos, Tuiche ( Prov. de Caupolicau, Bolivia ), San Juan del Oro (Prov. de Sandia, Peru). Gattung Cijlindroternies n. 'lLS HOLMGREX. partie. Labrum mit einer breitcD. stark cliitiiiisierten Basalpartie mit abgerundeten Seitenrändern und einer schmälern zung-enförmigen weißlichen Spitzenpartie. Die rechte Mandibel (Fig. Je) mit unge- zahntem Spitzenteil und einem großen Basalteil mit 2 — 3 kleinern Höckern; die linke mit 3 — 4 kleinsten Zähnen vor dem Mittelzahn a u. b Kopf des Soldaten von Cornitermes cornutus n. sj). 12 : 1. c Kiefer desselben. 23:1. und hinter diesem mit einem größern Zahn. Der Basalteil mit 2 runden Zähnen. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied unbedeutend länger als das 3., das 3. so groß wie das 4. Vorderrand des Pronotums unbedeutend ausgerandet, mit Borsten besetzt; vordere Seitenränder an den Seitenecken mit einem tiefen Einschnitt. Arbeiter. Körperlänge Kopflänge Kopfbreite 3,9 mm 1,12 Kopf strohgelb, dünn mit Borsten besetzt. Körper graulich-weiß mit schwachem gelbem Ton. Darminhalt grauschwarz durchscheinend. Pronotum mit Borsten am Vorderrand, Abdominalplatten besonders am Hihterrand und an den Körperunterseiten, wo auch vorwärts gerichtete Haare am Hinterrand der Segmente vorhanden sind, mit Borsten besetzt. Kopf abgerundet, mit der größten Breite in der Höhe der An- tennenwurzeln. Mit runder, weißer Fontanelle. Die Basalpartie des Clypeus mit konvexem, bogenförmigem Hinterrand und ziemlich querem Vorderrand, aufgetrieben, mit medialer Längsfurche. Spitzenpartie Studien über südamerikanische Termiten. 551 sichelförmifr. Die rechte Mandibel (Fig. K) mit 2 wohlentwickelten Spitzenzähnen, einem nndeutlichen Mittelzahn und einem Basalzahn, der vorn 2—3 klein.ste Zähne und hinten einen größern Zahn besitzt; Fig. K. Mandibelu des Arbeiters von Corniiermes cornutus n. sjh 28 : 1. die linke mit 2 Spitzenzähnen, einem ziemlich großen schneidenden Mittelzahn, der von dem ßasalzahn durch eine tiefe Furche getrennt ist, und einem großen, ziemlich spitzen Basalzahn. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied sehr unbedeutend länger als das 3., das 3. länger als das 4. Vorderrand des Pronotums unbedeutend ausgerandet. Mit einem tiefen Einschnitt an den vordem Seitenrändern nahe den Seitenecken. Hinterleib dick, besonders in sagittaler Richtung. Scheint Cormtermes simüis (Hag.) Wasm. nahe zu stehen, ist jedoch viel kleiner und an den Antennen leicht zu unterscheiden. Von Cornif ennes stricäus (H.AG.) Silv. unterscheidet sich C. cornutus u. a. dadurch, daß die Basis des Frontaltubus nicht breit ist und daß das 3. Glied der Antennen ungefähr so lang ist wie das 2. Fundort: Tuiche (Provincia de Caupolican, Bolivia). Coviiitermes pilosus n. sp, Soldat. Körperlänge 7,2 mm Kopflänge 3,6 Kopf breite 2—2,2 Länge des Frontaltubus 0,31 Länge des Prothorax 0,5 Breite des Prothorax 1,1 Kopf gelbbraun mit schwarzen Mandibelu. Körper strohgelb. Hinterleib mit grauschwarz durchscheinendem Darminhalt. Kopf dicht haarig mit sehr kui-zen Haaren und einigen größern Borsten. An- tennen. Labrum und Palpen mit Haaren und Borsten besetzt. Pro- notum wenigstens an den Rändern mit ziemlich langen Borsten; ebenso Meso- und :\fetanotum. Hinterleib außer mit einem ziemlich dichten küizern Haarkleid, auch mit zahlreichen längern Borsten. 552 Nils Holmgeen, Kopfseiten parallel (Fig. L a u. b), Hinterecken abgerundet. An der Stirn, kurz hinter den Antennen, mit einem kurzen Frontaltubus. Clypeus kurz, vorn beinahe geradlinig mit abgerundeten Vorder- ecken. Labrum besteht aus einem trapezförmigen stark chitini- sierten Basalstück mit abgerundeten Vorderecken; Spitzenteil zuugen- Fig-. L. a u. b Kopf des Soldaten von Corniternies iiüosus n. sj). 12:1. c Kiefer desselben. 23:1. örmig, weiß. Die rechte Mandibel (Fig. Lc) mit einem großen, breiten, kleinbezahnten Basalteil und einem säbelförmig gebogenen, unbezahnten Spitzenteil. Die linke mit bedeutend kürzerm zahnlosem Spitzenteil. Der Basal- und der Spitzenteil voneinander nicht scharf getrennt. Der Basalteil beginnt vorn mit einem größern Zahn, danach folgen 4 — 5 kleinere. Antennen lögliedrig; das 2. Glied unbedeutend länger als das 3., das 4. wie das 3. Pronotum schwach sattelförmig, doppelt so breit wie lang, mit ziemlich spitzen Seitenecken. Vorderrand mit schwacher Ausrandung. Vordere Seitenränder an jeder Seite mit einem tiefen Einschnitt in der Mitte. Hinterrand bogenförmig abgerundet. Arbeiter. Körperlänge 4,5 mm Kopflänge 1,5 Kopfbreite 1,35—1,44 Thoracalbreite 0,9—1,1 Abdominalbreite 2,5-2,7 Studien über südamerikanische Termiten. 553 Kopf mit beinalie kreisrundem Umriß, strohgelb, oben dünn, an den Seiten kaum behaart. Mandibeln braun. Abdomen oben ohne oder mit einigen hintern Haaren, unten ziemlich stark behaart mit langen vorstehenden Borsten an den Hinterrändern der Segment- platten. Tliorax und Hinterleib weißlich-grau. Stirn mit einer runden, weißen Fontanelle. Clj'peus aufgetrieben, medial gefurcht, mit querem Yorderrand und kleiner Spitzenpartie. Labrum basal verengt, vorn bogenfijrmig abgerundet. Die rechte Mandibel (Fig. M) mit breitem, großem, ' ein wenig nach hinten Fig. M. Kiefer des Arbeiters von Cornitermes pilosus n. sp. 23:1. gerichtetem Basalzahn und 2 großen wohlentwickelten Spitzenzähnen; die linke mit einem schief vorwärts gerichteten, kräftigeren Basal- zahn und 2 Spitzenzälmen. Antennen 15gliedrig; das 2. Glied un- bedeutend größer als das 3., das 4. so lang wie das 3. Pronotum mit stark aufsteigendem Vorderteil. Darminhalt schwarzgra u durchscheinend. Diese Art kommt nur in den Urwäldern vor, wo sie ihre eigen- tümlichen Nester an Baumwurzeln baut. Diese Nester erinnern an die von Silvestei beschriebenen Nester von Cornifermes cnmulam (Kollar) Wasm., indem darin große, weite Gänge vorhanden sind, die mit der Außenwelt kommunizieren. Die Nester von C. püosiis n. sp. erreichen jedoch nie die Dimensionen der Nester von C. cumu- lans. Vielleicht ist diese Art ein Pilzzüchter. Fundort: Chaquima}'© (Tal des Eio San Gaban. Provincia de Carabaya, Peru). Corniternies lahralis n, sp, Imago. Körperlänge ohne Flügel 10 — 11 mm Kopflänge 2 Kupfbreite 1.9 Länge der Vorderflügel 17 Zool. Jahib. XXIII. Abt. f. Syst. 37 554 ^'iLS HOLMGREN, Scheitel- und Stirnteile des Kopfs dunkelbraun. Clypeus und Labrum ebenso, die Unterseite des Kopfs rostg-elb. Pronotum ein wenig heller braun gefärbt als der Kopf. Dorsale Abdominalplatten lichtbraun, ventrale schwach rostgelb. Beine und Antennen rostgelb. Kopf glatt ohne Behaarung. Körper ziemlich dicht kurzhaarig. Kopf (Fig. Na) abgerundet. Ocellen ziemlich nahe bei den Augen stehend. Stirn flach, in einem Keile an den Innenrändern der Ocellen auf- steigend, so daß diese ein wenig tubenförmig ge- hoben werden. Fontanellenöffnung dreieckig. Frontal- naht deutlich. Vor den Ocellen mit 2 und vor der Fontanelle mit 5 kleinern Chitinvertiefungen. Fig. N. Clypeus wohl entwickelt, stark aufgetrieben; der Kopf der imago von Vorderrand nach oben umgebogen, schwach chitini- Cornitcrmes labralis • , ■ ^ o-i -j-i -a ^ ^ • ttj n. sp. 12:1. siert, an jeder Seite mit breiten, kleinen Vorder- ecken. Labrum zungenförmig. Mandibeln wie beim Arbeiter (siehe unten). Antennen ITgliedrig; das 2. Glied größer als das 3., das 3. so groß wie das 4., das 5. größer als das 4. Vorderflügel mit 9 Rippen von der Mediana und 8 von der Submediana. Die entsprechenden Zahlen für die Hinterflügel sind 6 und 9. Junge Königin. Körperlänge 20 mm. Großer Soldat. Körperlänge 8—9 mm Kopflänge 4,0—4,3 Kopfbreite 2,2—2,3 Länge des Frontaltubus 0,09 Abdominalbreite 2,5 Breite des Pronotums 1,4 — 1,5 Kopf gelb mit pechbraunen Mandibeln, glatt. Pronotum beinahe glatt, gelb, Hinterleib weißlich - gelb. Darminhalt grauschwarz durchscheinend. Hinterleib haarig, hinten mit längern Haaren oder Borsten, unten auch mit vorwärts gerichteten Borsten am Hinterrand. Kopf (Fig. 0 a u. b) von oben gesehen mit beinahe parallelen, nach vorn nur wenig konvergierenden Seiten. Von der Seite ge- sehen ist der Kopf länglich eiförmig. Dicht hinter den Antenuen- wurzeln mündet der kurze Frontaltubus. Clypeus kurz. Labrura Studieu über südamerikan sehe Termiten. OOo sehr stark entwickelt (1,4 mm), schief nach vorn nnd oben gerichtet, birnförmig-, mit stark chitinisiertem Basalteil und schwach chitini- siertem Spitzenteil. Die Mandibeln (Fig. Oci sind kräftig: die rechte mit 3 kleinem Zähnen basal wärts von der Mitte, die linke mit einem Einschnitt an der Basis des Spitzenteils. Antennen lögliedrig; das 2. Glied unbedeutend kürzer als das 3., das 3. so groß wie das 4. Fig-. 0. a u. b Kopf des Soldaten von Corni- termes labralis n. sp. 12 : 1. c Kiefer desselben. 23 : 1. Prouotum vorn "ilappig, die Seitenecken spitz abgerundet. Hinterrand bogenförmig abgerundet. Pronotum stark aufsteigend, sattelförmig. Kleiner Soldat. Körperlänge 6,3 mm Kopflänge 3,2 Das 3. Antennenglied länger als das 4., das von dem 3. nicht scharf abgegrenzt ist. 37* 556 Nils Holmgrkn, Arbeiter. Körperl äng-e 5— ( Kopflänge 1,5 Kopf breite 1.3 Breite des Proiiotums 0,9 Abdominalbreite 2.7 6 mm Kopf weißlicli-gelb. mit wenigen Borsten. Abdomen weißlich, mit schwachem gelbem Ton, mit zahlreichen Haaren auf den Seg- mentplatten und auf der Bauchseite außerdem mit langen vorwärts gerichteten Borsten am Hinterrand dei' Segmentplatten. Kopf rundlich mit Fontanelle. Der Basalteil des Clypeus medial gefurcht, hinten und vorn mit bogenförmigen Bändern. Der Spitzen- teil sichelförmig. Labrum abgerundet. Die Mandibeln mit stark chitinisierten Zähnen. Die rechte mit 2 großen und 1 klein ern Spitzenzalm und einem unregelmäßig gezähnten Basalteil. Die linke mit 2 großen Spitzenzähnen, einem kleinern Mittelzahn und einem großen abgeflachten Basalzahn. Antennen lögliedrig, das 2. Glied größer als das 3., das 3. wie das 4. Pronotum stark aufsteigend, sattelförmig. Vorderrand ganz- randig, Seitenränder mit einem ziemlich tiefen Einschnitt nahe der Mitte. Hinterleib lang eiförmig, mit der größten Breite vor der Mitte. Diese Art steht Cornitermes Jongilahms Silv. nahe, von dem sie jedoch leicht zu unterscheiden ist. Fig. P. a Kopf des Arbeiters von Cornitermes lahralis n. sp. 23 : 1. b Kiefer desselben. 23 : 1. C. labralis n. sp. kommt in den Urwäldern Perus ziemlich selten vor. Er baut Nester aus Erdkarton (s. unten!). Studien über südaineiikaiiisclie Termiten. 557 Scliwärmzeit im November bis Dezember. Fundort: Cliaquimayo (Tal de.s Kio Sau Gabaii, Provincia de Carabaya, Peru). Gattung Capritevtnes (Wasm.) Silv. Diese Gattung* wurde zuerst als Unterg-attung- durch ^Vasmann (1897, 2) von der alten LiNXE'sclien Gattung Termes abgetrennt. Von SiLVESTEi (1901) zur Gattung erhoben, wurde sie von Wasmann (1902. 1) als solche anerkannt. Sjöstedt (1901) und Desnkux (1904, 5) stellen die Gattung Caimtermes zu der alten Untergattung Eutermes (Heer) Hagen. Von südamerikanischen Arten sind nur 3 bekannt. Die einzige besser bekannte Art, C. opacus, variiert sehr und ist vielleicht in mehrere zu zerlegen. Caxtritertties opacus (Hag.) Silv, Diese Art scheint nach Silvestei sehr an Größe zu variieren. SiLVESTEi beschreibt verschiedene Größenvariatiouen mit einer Kopf- länge der Soldaten von 2,5 [snlsp. parvus) bis 4,6 mm. Alle diese Formen sollen jedoch miteinander gut übereinstimmen. In der Be- schreibung erwähnt Silvestei nichts von dem Haar- resp. Borsten- kleid des Kopfs. Icli möchte nach einer der SiLVESTErschen Typen, welche er mir gütigst zur Verfügung gestellt hat, seiner Beschreibung folgendes hinzufügen: ' Kopf spärlich mit Borsten besetzt und außerdem vorn mit einem dünnen Kleid von beinahe mikroskopischen Haaren. Unter meinen Exemplaren sind 2 verschiedene Lokalformen vor- handen, von denen die erste, die in trocknem Klima in der Gebüsch- steppenregion bei Mojos in Bolivia gefunden ist, dem SiLVESTEi'schen Capritcrmes opacus am nächsten kommt. Die andere Form aber, die in feuchtem Klima in den Urwäldern bei Kio San Gaban vorkommt, scheint von den Typen Silvestei's ein wenig zu diiferieren, Capritcrmes opacus (Hag.) Silv. Fundort: Mojos (Charupami)a. Yanalomas). Kopf glatt, nur spärlich mit Borsten bekleidet ; kommt in 2 ver- schiedenen Größen zusammen vor. 558 Nils Holmgren, Größerer Soldat (Fig-. Qa). Körperlänge 8,5 mm Kopflänge 3,8 Kopfbreite 2,0 Kleiner Soldat. Körperläuge Kopflänge Kopfbreite 6,25 mm 2.9 1,7 Fig. Q. 97 Capritermes opacus (Hag.) Silv. 3 : 1. h ^Capritermes opacns viUosns n. subsp. A. c Capritermes opacus villosiis n. suhsp. B. Capritermes opacus subsp. viUosus n. subsp. Der Soldat, der in 2 nie zusammenlebenden Größen (A und B) vor- kommt, unterscheidet sich von dem Soldaten von C. opacus dadurch, daß der Kopf dicht mit sehr kurzen Haaren bekleidet ist. Er stimmt übrigens gut mit C. opacus (Hag.) Silv. überein. Maße Körperlänge Kopflänge Kopfbreite Soldat. A (Fig. Qb) B (Fig. Qc) 10 mm 4,6 3,4 15,5 mm 6^5 4,2 Studien über südamerikanische Termiten. 559 Bei meinen Exemplaren der Arbeiter von C. opacus (Hag.) Silv. haben die Antennen nur 15 Glieder; das 3. Glied hat aber eine Andeutung- von Querteilung-. Vielleicht sind diese Arbeiter nicht gut ausgewachsen. Die Dimensionen der opacns-Arheiter sind: Körperlänge 4.5—5,2 mm Kopflänge 1,8 Kopf breite 1,5 Entsprechend den 2 Größen der Soldaten sind von C. opacus subsp. viUosus 2 vei'schiedene Größen von Arbeitern vorhanden, die nie zusammen vorkommen. Arbeite r. Maße A B Körperläng-e 6,5 mm 7 mm Kopflänge 2 2,1 Kopfbreite 1,6 1,8 Caprifermes opacus si(hsp. viUosus, dessen Lebensgewohnheiten ich ein wenig studiert habe, kommt überall in den Urwäldern vor, besonders unter gefallenen Baumstämmen, unter Steinen etc. Man trifft diese Form sehr oft da an, wo keine andern Termiten Gänge zu graben vermögen, z. B. da wo der Boden steinig oder von einem dichten Wurzelfilz durchsetzt ist. Abgesehen davon, daß die Man- dibeln der Soldaten sehr gute Verteidigungsmittel und ebenso als Sprungwerkzeuge nützlich sind, sind sie vor allem gute Grab- werkzeuge, die beim Graben der Gänge benutzt w^erden. Ich stelle mir vor, daß sie besonders gut beim Graben im festern Boden oder in Wurzelfilz sein müssen, indem sie bald als Hebestangen, bald als Scheren fungieren. In den Gängen dieser Art trifft man nie Massen von Individuen an. Einige Arbeiter, 1 oder 2 Soldaten, 1 Nymphe und einige Larven sind alles, was man in der Regel antrifft. Die Soldaten sind immer an der Spitze des Zugs. Unten bin ich der Auffassung entgegengetreten, daß Capri- tcrmes seine eigentümlichen Mandibeln wegen der symbiotischen Lebensweise erhalten hat. A\'enigstens die südamerikanischen Arten der Gattung Capritermes leben in keinerlei symbiotischem Verhältnis. Silvestri hat ja gezeigt, daß Capritermes opacus eigene Nester besitzt, und damit ist ja auch diese in der Luft schwebende Hypothese beseitigt. 560 "SlLS HOLMGBEN. Fundort für Capritcrmes opaciis: Mojos. Charupampa, Yanalomas (Provincia de Caupolican, Bolivia), für C. opacus siibsp. vülosiis: Llinquipata, Cliaquima3'o (Tal des Bio San Gaban, Prov. de Carabaya, Peru). Caprlternies ta7pa n, sp, Soldat. Körperlänge mit Kiefern 9 mm Kopflänge 4.5 Kopfbreite 2,4 Kopf (Fig. Ra u. b) mit parallelen Seiten, langgestreckt, glatt mit einigen einzelnen Borsten oben und auf dem Mentum. Farbe gelb, vorn mit rostgelbem Ton. Mandibeln schwarz, Antennen braun. Thorax mit spärlichen Borsten. Abdomen oben und unten ziemlich stark borstentragend. Schenkel flach. . Fig-. R. Soldat von Capritermes talpa h. sj). 6:1. Mit vorn gabiig verzweigter Stirnfurche. Clypeus schmal zuugeu- förmig. Labrum schmal, bandförmig mit etwas liervortretendeu Außenrändern. Mandibeln asymmetrisch; die linke beinahe grad- Studien über siulamerikauische Termiten. 561 wiuklif;- nach unten gekrümmt, die rechte auch stark nach unten ge- bogen (siehe die Fig. Ka u. bi. Antennen 16g]iedrig; das 2. Glied so groß wie das 4., das 3. kürzer als das 2., das 5. länger als das 4. Pronotum mit niclit besonders stark aufsteigendem, ganzrandigen Vorderteil. Seitenränder mit tiefem Einschnitt. Arbeiter. Körperlänge 5.5 mm Kopflänge 1,5 Kopfbreite 1.27 Kopf (Fig. Sa) und Pronotum gelbweiß. Hinterleib grauweiß, weißfleckig. Vorn ist der Kopf rostfarbig. Mandibeln braunschwarz. Kopf mit einigen Borsten, glatt. Notalplatten mit einigen Borsten. Hinterleib oben und unten ziemlich stark mit Borsten bekleidet. Fig. S. a Kopf des Arbeiters von Capritermes talpa n. sj). 12:1. b Kiefer desselben. 28:1. Kopf abgerundet, mit der größten Breite vor den Antennen- wurzeln. Clj^peus mit linsenförmigem Basalteil, der medial eine I^'urche besitzt. Spitzenteil sichelförmig. Labrum zungenförmig. die Kiefer bedeckend. Mandibeln (Fig. Sb) stark chitinisiert, gebaut Avie beim Arbeiter von Cornitermes labralis. Antennen ziemlich weit vom Seitenrand des Kopfs befestigt, 15gliedrig, das 2. Glied länger als das 3., das so lang wie das 4. ist. Pronotum mit verhältnismäßig wenig aufsteigendem Vorderteil. Diese Art unterscheidet sich von allen übrigen bekannten Caiwi- Urmes-kvi^w durch die breiten, scharf nach unten gebogenen Kiefer der Soldaten. C. ialpa gräbt seine Gänge in loser Erde, und der Soldat be- nutzt dabei die Kiefer als Grabwerkzeuge. Sie sind wirklich sehr geeignet für diesen Zweck, wenn es sich darum handelt, in lockerin Boden zu graben. In festerm Boden aber tun sie keinen guten 562 Nils Holmgren. Dienst, wovon ich mich experimentell überzengt habe. Diese Art muß also auf Lokalitäten angewiesen sein, wo die Erde locker ist. — Die so eigentümlich gebildeten Mandibeln sind nicht nur gute Grabmittel, sondern leisten auch gute Dienste als Verteidig-ungs- werkzeug-e. Fundort: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Gattung Mirotermes (Wasm.) Silv. Als Untergattung der Gattung Termes (L.) Hag. wurde 3Iiro- termes von Wasmann (1897, 2) aufgestellt. Silvestei (1901, 1903) erhebt diese Untergattung zur Gattung. Die Gattung enthält 4 südamerikanische Arten und 2 Unter- arten. Mirotermes 7nacrocephalus n. sp. Soldat. Körperlänge 5,5 mm Kopflänge 3,25 Kopfbreite 2 Länge der Mandibeln 2,55 Kopf hinten gelb, vorn mehr rostfarbig, oben mit wenigen Borsten, unten mit Borsten stark bekleidet. Pronotum und die obern und untern Abdominalplatten mit ziemlich starkem Boi'Stenkleid. die untern außerdem mit längern hervorragenden Borsten am Hinterrand. Kopf (Fig. Ta u. b) mit geraden Seiten, vorn ein wenig sich verschmälernd. Vorn, innerhalb der Antennenwurzeln an jeder Seite Fig. T. ' a Soldat von Mirotermes macrocephalus n. sj). 6 : 1. b Kopf desselben von oben. 6:1. Studien über südamerikanische Termiten. 563 mit einem ziemlich hohen, von den Seiten aus abgeflachtem Tuberkel. Clypeus kurz. Labrum wenig- entwickelt. Mandibeln lang, in der Mitte mit einem Zahn (s. Fig. T!). Antennen lögliedrig; das 2. Glied ein wenig länger als 3., das 3. ein wenig kürzer als das 4. Pronotum mit stark aufsteigendem, vorn ausgerandetem Vorderteil. Arbeiter. Körperlänge 3,6 — 4 mm Kopflänge 1.25 Kopfbreite 0,97 Kopf weißlich-gelb mit wenigen Borsten. Hinterleib weißlich- grau, mit zahlreichen Borsten. Darminhalt braungrau durchscheinend. Kopf (Fig. Ua) abgerundet. Clypeus linsenförmig mit Medial- furche. Spitzenpartie desselben mit 2 kurzen Seitenecken. Labrum zungenförmig. Mandibeln mit sehr stark entwickeltem ersten Zahn (s. Fig. Üb). Antennen 14giiedrig; das 2. Glied ein wenig kürzer als das 3., das 4. kürzer als das 2. und 3. Pronotum aufsteisend. Hinterleib kurz und dick. Fig. u. a Kopf des Arbeiters von Mirotermes mncrocephalus n. sp. 23: 1. b Kiefer desselben. 23 : 1. Von Mirotermes für Silv. ist diese neue Art durch das Ver- halten der Kiefer der Soldaten sehr gut unterschieden. Dui'ch Capritermcs ortJiognathus Silv. ist Mirotermes macrocephahis mit der Gattung Capritermcs verbunden. Nur in der Steppenregion der Ostseite der Cordilleren von Bolivia gefunden. M. macrocephahis ist an ein trocknes Klima gebunden. In die feuchten l^-wälder dringt er nie ein. Mit Hilfe der Mandibeln kann er Sprünge machen wie die übrigen Mirotermcs-Xitei\. Fundort: Mojos (Prov. de Caupolican, Bolivia). 564 Nils Holmgren, Gattung Spiniterfiies (Wasm.) Silv. Wasmann (1897, 2) stellt Spinitermes als Untergattung- der Gattung Tcrmes auf. Silvestri (1901, 1903) folgt ihm, indem er die Untergattung zur Gattung erhebt. Sjöstedt (1900) und Desneux (1904, 5) bringen diese Gattung zur Untergattung Eutermes (Heer) Hag. 4 südamerikanische Arten sind bekannt. Spinitermes nUßvostoimis n. sp. Soldat. 6,1 mm 2,1 1,12 1.5 Körperlänge Kopflänge Kopfbreite Mandibellänge Kopf rostgelb mit schwarzer Mundregion und einem schwarzen Fleck auf der Unterseite des Kopfs an der Kehlregion. Kopf sehr dünn kurzhaarig. Körper grauweiß, am Thorax mit gelbem Ton, ziemlich dicht mit kurzen Haaren bekleidet. Hinterleib infolge des durchscheinenden Darminhalts grau. Kopf (Fig. Va) mit parallelen Seiten. Stirn mit einer großen dreieckigen, breiten Spitze, deren sagittaler Vorderrand von vorn aus ein Fig. V. a Kopf des Soldaten von Spinitermes nigrostomus n. sp. 12 : 1. b Kiefer desselben. 23 : 1. wenig schief nach hinten läuft. An den Seiten dieses Stirnfortsatzes liegen 2 kleinere, haarbewachsene Tuberkel. Vorderrand des Stirnfort- satzes stark behaart. Von oben gesehen reicht der Stirnfortsatz über die Mitte des Labrums. Clypeus stark geneigt. Labrum ziemlich breit. Studien über südamerikauische Termiten. 565 Die Seitenränder desselben laufen in 2 divergierende Spitzen aus. Der Mittelteil des Vorderrandes ein wenig- konvex, mit langen Haaren besetzt. Mandibeln lang, kräftig, säbelförmig (Fig. Vb); die rechte hat basal einen schwach ausgebildeten, stumpfen Zahn. Antennen 14gliedrig, das 2., 3. und 4. Glied gleich lang, das 5. bedeutend größer als das 4. Hinter der Antennenwurzel an jeder Seite mit einem kleinen braun pigmentierten Flecke. (Facettenaugenrudiment?) Pronotum mit aufsteigendem Vorderteil, ganzrandig. Arbeiter. Körperlänge 5 — 5,8 mm Kopflänge 1,17 Kopfbreite 0,9 Kopf schwach strohgelb ; dünn behaart. Körper grauweiß : dünn und kurz behaart. Unterseite des Abdomens mit ein wenig längern Haaren. Abdomen mit braungrau (fleckig) durchscheinendem Darm- inhalt. Kopf abgerundet. Clypeus mit medial geteiltem Bandteil. Dieser mit bogenförmigem Hinterrand und querem Vorderrand. Spitzenteil sichelförmig. Labrum zungenförmig mit abgeschnittener Spitze, breit, basal verschmälert. Mandibeln wie bei S. gracilis: die rechte mit einem langen Spitzenzahn, einem kleinern Mittelzahn und einem großen stumpfen ßasalzahn ; die linke mit wohlentwickeltem Spitzen- und Mittelzahn und 2höckerigem Basalzahn. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied länger als das 3., das so lang ist wie das 4., das 5. länger als das 4. Hinter der Antennenwurzel an der Kopfseite jederseits mit einem braun pigmentierten Fleck. Diese Art scheint nur trockene Gegenden zu bewohnen. Fundort: Mojos (Prov. de Caupolican, Bolivia). Sinnitertnes gracilis n, sp, Soldat. Körperlänge 5,4 — 6 mm Kopflänge 2,25 Kopfbreite - 1,26 Länge der Kiefer 1,2 Kopf rostgelb mit schwarzen Kiefern, teils mit sehr kurzen Haaren, teils mit längern Borsten. Körper gelblich- weiß ; Hinterleib 566 Nils Holmgren, mit ziemlicli dichtem, kurzem Haarkleid, auf der Unterseite hinten auch mit längern Borsten an den Hinterrändern der Segmentplatten; mit grauschwarz durchscheinendem Darminhalt. Kopf (Fig. Wa n. b) langgestreckt, mit parallelen Seiten. Stirn mit einem kräftigen, schief nach oben gerichteten Fortsatz, dessen Spitze sich vor die Antennenbasis erstreckt. Der Vorderrand des Fortsatzes neigt ziemlich plötzlich nach unten und ein wenig nach hinten. Von oben gesehen deckt der Fortsatz den Clypeus, der sehr schief steht. Der Vorderrand des Fortsatzes ist mit dicht stehenden ^-Cy^ Fig. W. a \i. b Kopf des Soldaten von Spinitcrmes graciUs n. S}). 12 : 1. c Labrum und Clypeus desselben. 23 : 1. d Kiefer desselben. 23 : 1. langen Haaren besetzt. An der Basis des Fortsatzes auf jeder Seite liegt ein kleiner, nach vorn gerichteter Tuberkel. Clypeus quer abgeschnitten. Labrura (Fig. Wc) läuft in 2 divergierende Fort- sätze aus. Mandibeln (Fig. Wd) lang, säbelförmig gebogen; die rechte basal mit einem stumpfen Zahn vor der Basaleinschnürung, die linke mit einem stumpfen Zahn vor und einem nach der Basal- einschnürung. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied unbedeutend kürzer als das 3., das 4. kürzer als das 2., das 5. wie das 3. Hinter der Antennenwurzel jederseits mit einem dunklen Fleck. Pronotum mit stark aufsteigendem, ausgerandetem Vorderteil. Seitenränder ausgerandet. Arbeiter. Körperlänge 4 mm Kopflänge 0,9 Kopfbreite 0,76 Kopf klein, schwach weißgelb, mit dünn stehenden kurzen Borsten. Körper grauweiß mit gelbem Ton. Darminhalt stellen- Studien über südamerikanische Termiten. 567 weise schwarzg-rau dnrchsclieinend. Behaarung' wie die des Soldaten. Clypeiis mit gefurchter Basalpartie, die mit gebogenen Hinterrändern und querem Vorderrand versehen ist. Spitzenpartie sichelförmig. Labrum zungenfürmig. Mandibeln mit kräftigen Spitzenzähnen; die rechte hinter diesen Zähnen mit einem kräftigen Mittelzahn und einem stumpfbezahnten (3 Zähne) ßasalzahn. Die linke wie bei Armitermes. Antennen 14gliedrig, das 2. Glied unbedeutend kürzer als das 3., das 4. so lang wie das 2. Hinter den Antennen mit einem braun pigmentierten Fleck. Pronotum mit aufsteigendem Vorderrand. N e 0 1 e n i s c h e Königin. Länge 9,5 mm Breite 2,8 Abdomen tief segmentiert. Steht Spimtermes brevicornis Silv, nahe, ist jedoch viel zarter gebaut, der Stirnfortsatz viel kleiner usw. Gehört den feuchten Urwäldern an. Fundort: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Gattung Armitermes (Wasm.) Silv. Diese Gattung wurde von Wasmann (1897,' 2) als Untergattung von Termcs (L.) Hag. aufgestellt. Silvestki (1901, 1903) erhob sie zur Gattung. Desneux (1904, 5) bringt Armitermes zur Untergattung Eutermes (Heer) Hagen. Armitermes hat in Südamerika 9 Arten. Die Gattung scheint in Afrika nicht vorzukommen. Armitermes odontof/natJtiis Silv. SiLVESTRi hat Nymphen, Soldaten und Arbeiter dieser Art be- schrieben. Die Imago blieb ihm unbekannt. Ich füge nun zu seiner Beschreibung dieser Art die Beschreibung einer flügellosen Imago hinzu. Imago (flügellos). Körperlänge 7 mm Kopflänge 1,44 Kopf breite 1,3 568 Nils Holmc.rex. Kopf dunkel peclibraun. vor den Aug-en und unten rostfarbig gelbbraun. Antennen liellrostbraun ; Gliedspitzen und der Spitzenteil des Clypeus weiß. Kopf teils mit einem dünnen, kurzen Haarkleid, teils mit einzelnen längern Borsten. Notal- und Abdominalplatten dunkelpechbrauUj dicht mit hellem Haaren besetzt. Gliedmembranen grauweiß. Beine rostgelb. Kopf (Fig. X) breit oval, mit Medial- naht und mit einem großen dreieckigen Eindruck an Stelle der Fontanelle. Facetten- augen ziemlich klein, ein wenig vorstehend. Ocellen oval. Schief medial vor den Ocellen mit einem kleinen eingedrückten weißen Punkt. Die Basalpartie des Clj^peus mit abgerundetem Hinterrand und geradem Vorderi'and, aufgetrieben, medial gefurcht. Spitzenteil mit kurz hervortretenden Seiten- ecken. Labrum zungeuförmig. Antennen Kopf der Iniago von Armi- mit ? Gliedern^); das 2. Glied so lang wie termes odontogmdlms S11.Y. das 3. und das 4. zusammengenommen; das 5. Glied ein wenig kürzer als das 2. Pronotum beinahe halbkreisförmig mit fast geradem Yorderrand nnd bogenförmigem Hinterrand. Hinterrand unbedeutend ausgerandet, Seitenecken rund. Flügelschuppen kurz. Soldat (Fig. Y). Körperlänge 4,2 mm Kopflänge 1,62 Kopfbreite 0,9 Länge des Stirnfortsatzes 0,63 Meine Exemplare sind somit ein wenig größer als die SiLVESTKi'schen. Außerdem ist die Entfernung zwischen dem nach hinten gerichteten Mittelzahn der Mandibeln wenig größer bei meiner Art als bei der Fiff. X. Fig. y. Kopf des Soldaten von Armi- termes odontognafhus Silv. 23:1. und dem Basalteil ein SiLVESTßi' sehen. Besonders ist dies am linken Kiefer der Fall. Arbeiter. Körperlänge 3,6—4,5 mm 1) Bei den Exemplaren waren die Antennen, wie gewöhnlich bei flügellosen Imagines, die aus einem Nest genommen sind, abgerissen. Studien über südamerikanische Termiten. 569 Diese Art kommt nur in trockenem Klima vor. Auf der Ost- seite der Cordilleren von Bolivia kommt A. odontognathus im Steppen- gebiet vor, oline in die Urwälder einzudringen. Fundort: Mojos (Prov. de Caupolican. Bolivia). Armiternies nasntissinius Silv. Stimmt völlig mit der Beschreibung überein. die Silvestei ge- geben hat. Fundort: Mojos (Prov. de Caupolican, Bolivia). Arniitennes xyeriianiis n, s/>. Soldat. Körperlänge 8—10 mm Jvopf länge 4 Kopfbreite 2.16 Länge des Stirnfortsatzes 1,7 Kopf gelb, mit rostfarbigem Stirnfortsatz. mit kurzen einzelnen Haaren bekleidet. Pronotum gelb, mit ziemlicli vielen Borsten. Hinterleib grairweiß, mit grauschwarz flurchscheinendem Darminhalt. Segmentplatten mit ziemlich langen nach hinten gerichteten Borsten besetzt, außerdem an der Unterseite mit vorwärts gerichteten Borsten an den Hinterrändern der Platten. Kopf birnförmig. In der Höhe der Antennen mit einer sehr schwachen Ein- schnürung. Stirukontur (Fig. Z) eine schwach gebogene Linie bildend. Stirn- fortsatz basal ziemlich hoch. Die Spitze desselben mit kurzen Haaren besetzt. Clj'peus undeutlich. Labruni mit runder Spitze, mit Borsten besetzt. Mandibeln säbelförmig gebogen, hinter der Mitte mit einem schief vorwärts gerichteten, scharfen Zahn. Antennen 14gliedrig. das 2. Glied so lang wie das 3., das 3. ein wenig länger als das 4. Pronotum sattelförmig mit ziemlich stark aufsteigendem Vorder- rand. Dieser unbedeutend ausgerandet. Seitenränder mit tiefem Einschnitt. Fig. Z. Kopf eines Soldaten von Anni- termes pernanus n. sp. 12 : 1. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 38 570 ^ILS HOLMGREN, Arbeite r. Körperlänge 6 — 7 mm Kopflänge 1,35 — 1,5 Kopfbreite 1,26 Kopf gelblich-weiß, mit einer kleinern Zahl Borsten beAvaffnet. Pronotum und Abdomen grauweiß. Pronotum mit Borsten, besonders an den Eändern. Abdomen mit Borsten auf den Segmeutplatten, besonders vor der Mitte desselben. Darminhalt durchscheinend. Kopf abgerundet, am breitesten in der Höhe der Anteunen. Clypeus stark aufgetrieben, mit Medialfurche. Spitzenpartie sehr schmal, transversal, bandförmig. Labrum zungenförmig. Mandibeln mit 2 Spitzenzähnen und 1 kleinen Mittelzahn vor den Basal- zähnen. Antennen 14gliedrig, das 2. Glied unbedeutend länger als das 3., von diesem scharf abgegrenzt; das 3. Glied länger als das 4., aber von diesem nicht scharf abgegrenzt. Pronotum mit ganzrandigen Vorder- und Seitenrändern. Vorder- teil stark aufsteigend. Zu dieser Art rechne ich auch eine Form mit kleinern Individuen, die freilich nie mit den eben beschriebenen angetroffen sind, aber strukturell ffut mit dieser übereinstimmen: Soldat. Körperlänge Kopflänge Kopfbreite 7 3,6 1,9 mm Arbeiter. Körperlänge 5 mm Armitermes peruanus ist ein Urwaldbewohner, und man trifft ihn nicht selten unter gefallenen Baumstämmen, unter der Rinde von verfaulendem Holz etc. Seine Nester habe ich nie gefunden. Er ist die größte aller bis jetzt bekannten Armitermes- Arteii und scheint mit A. festivellus Silv. am nächsten verwandt zu sein. Fundort: Llinquipata, Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Studien über südamerikanische Termiten. 571 Arniiternies neotenieus n. sp, Imago, c? (flügellos). Kürperlänge 7,5 mm Kopilänge 1,2 Kopfbreite 1,0 Kopf klein, oben hell rostbraun gefärbt, dünn mit Borsten be- kleidet. Notal- und Abdominalplatten hell rostgelb mit ziemlich dichtem Haarkleid. Flügelschuppen hell rostbraun, mit Haaren dünn besetzt. Kopf (Fig. A^) breit eiförmig, vorn dreieckig sich verschmälernd, mit Stirnnaht und Andeutung von Transversalnähten. Fontanelle undeutlich, dreieckig. Facettenaugen groß. Ocellen um ihre halbe Breite von den Facettenaugen getrennt, oval. Vor und inner- lialb der Ocellen wenigstens 4 Paare von hellen, eingedrückten Flecken. Der Basalteil des Clypeus medial gefurcht, aufgetrieben, mit bogenförmigem Hinter- und geradem Vorder- rand. Spitzenpartie mit vorwärts schwach ver- längerten Seitenrändern. Labrum zungenförmig. Antennen 15gliedrig; das 2. Glied so groß wie oder unbedeutend größer als das 3., das 4. größer als das 3. Vorderrand des Pronotums gerade mit einem Eindruck jeder- seits von der Mittellinie. Soldat. Körperlänge 5 — 6,5 mm Kopflänge 2,3 Kopf breite 1.26 Länge des Stirnfortsatzes 0,85 Kopf gelb mit schwach rostfarbigem Stirnfortsatz, mit einzelnen Borsten besetzt. Pronotum mit einzelnen Borsten. Hinterleib gelb- weiß, mit grauschwarz durchscheinendem Darminhalt. Segment- platten mit ziemlich dichtem Borstenkleid. Kopf flaschenförmig (Fig. B^a u. b). Stirnkontur schwach konvex, bogenförmig. Hinterrand des Kopfs ziemlich quer. Stirnfortsatz vor 38* Fig. A^. Kopf einer Imago von Armiternies neotenieus n. sp. 23 : 1. 572 Nils Holmgken, der Mitte ein wenig; erweitert, übrioens gleichmäßig- verschmälert. Die Spitze des Stirnfortsatzes stnmpf, mit kurzen Haaren besetzt. Labrum mit abgerundetem dreieckigen Spitzenteil. Mandibeln lang. a b Fig. B\ Ti n. b Kopf eines Soldaten von Armifennes neoteniciis n. sp. 12 : 1. schmal, stark gebogen, mit 1 scharfen, vorwärts gerichteten Zahn hinter der Mitte; Antennen 14giiedrig, das 2. Glied so lang- wie das 3., das ein wenig länger als das 4. ist. Vorderrand des Pronotums ziemlich plötzlich aufsteigend, schwach ausgerandet. Seitenränder ein wenig tiefer ausgerandet. Arbeiter. Ivörperlänge 4,3 — 5 mm Kopflänge 1,08 Kopfbreite 0.9 Kopf weißlich-gelb, dünn mit Borsten besetzt. Hinterleib vorn mit kurzen, hinten mit längern Borsten stark bekleidet, grauweiß mit grauschwarz durchscheinendem Darminhalt. Tig. c^ a Kopf eines Arbeiters von Armitermes neoteniais n. sp. 23:1. b Kiefer desselben. 23 : 1. Studien über südamerikanisclie Termiten. 57a Kopf {Fig. C^a) abg-erimdet. Clj^peus aufgetrieben, mit Medial- fiirche, aus einem linsenförmigen Basalteil und einem unbedeutenden, gut abgegrenzten Spitzenteil bestehend. Labrum zungenförmig. Die linke Mandibel (Fig. C^b) mit 2 kräftigen Spitzenzälinen, 1 kleinern Mittelzalin und 1 kräftigen, vorwärts gerichteten Basal- zahu. Die rechte mit 2 Spitzenzähnen, 1 dem hintern Spitzenzahn genäherten kleinern Mittelzahn und 1 mit 2 stumpfen, kleinern Zähnen bewalfneten Basalzahn (s. die Fig. C^). Antennen 14gliedrig, das 2., 3. und 4. Glied ungefähr von gleicher Länge, das 5. ein wenig länger. Vorderrand des Pronotum aufsteigend, ganzrandig. Xeotenische Königin (Fig. D^). Körperlänge 10 — 12 mm Breite des Hinterleibs 2,7 Kopflänge 1,12 Kopfbreite 0,9 Kopf gelb mit schwarzen Facettenaugen, Thoracal- und Abdominalplatten stroligelb. übrigens milchweiß. Augen kleiner als bei der wirklichen Imago. Antennen wie bei diesen. Flügelscheiden kurz. Diese Art steht dem Armitermes festivellus Silv. ziem- lich nahe und ist vielleicht nur als eine Lokalform dieser ?:eoteuische rx ,.,.,., . Königin von Art auizuiassen. Doch sind ziemlich viele unterscheidende AriHitennes ]\Ierkmale vorhanden, wie die großen Augen und die ^^<^otenicus ovalen Ocellen sowie der Bau der Antennen bei den Imagines, die Größe und die Behaarung des Kopfs der Soldaten ^) etc. Die größte Differenz der beiden Arten scheint jedoch in der Lebensweise zu liegen. Armitermes festivellus ist ein Bewohner der wenigstens zeitweise trockenen, offenen Gegenden und ist zusammen mit Anoplotermes lurricola Silv. gefunden worden Armitermes iieo- tenicus n. s}). ist aber ein Urwaldbewohner und kommt nie in trockenen Gegenden vor. Über Nestbau siehe unten in der öcologischen Abteilung! Fio-. D> 1) In seiner Beschreibung von A. fcstirellus sagt SlLVESTKl nichts von dem dünnen bemahe mikroskopischen Haarkleid des Soldatenkopfes, das ich bei einem mir von ihm zugeschickten Soldaten gesehen habe. Die Länge des Kopfs desselben Individuums beträgt 2,72 mm. SiLVKSTRI gibt 2,5 an. Der Kopf von A. fcsticcllus SlLV. ist somit größer als der des A. neotcnicns. 574 ISlhS HOLMGREN, In den Nestern von A. neotenkus habe ich nie eine wirkliche Königin gesehen, obgleich ich Nester im Juli, November und Januar untersucht habe. Dagegen war immer eine ganze Menge (bis 100) von neotenischen Königinnen in jedem Neste vorhanden, und die Nester waren besonders für diese Königinnen eingerichtet. Zu allen diesen Königinnen fand ich nur einen König und zwar einen wirk- lichen, nicht neotenischen König. Bei A. festivellus hat Silvestri wenigstens eine wirkliche Königin gefunden. Die Zahl der Soldaten im Verhältnis zu den Arbeitern dürfte ziemlich gering sein, und ich glaube, daß Silvestri (p. 148) der Wahrheit nahe kommt, wenn er dieses Verhältnis für die Gattung Armitermes auf 1 : 50 schätzt. Es schAvankt jedoch für jede Art ein wenig. Fundort: San Fermin (Tal des Eio Tambopata. Prov. de Cau- polican, Bolivia), Llinquipata, Chaquimayo (Prov. de Carabaj'a, Peru). Gattung JEkiternies (Hag.) Fr. Müll. Der Name Eutermes wird von Hagen für ein zur Gattung Termes gehörendes Subgenus verwendet. In beinahe gleichem Sinne brauchen Sjöstedt (1900, 1904) und Desneux (1904, 5) denselben Namen. In diesem Subgenus werden eine große Menge Arten mit heterogen aussehenden Soldaten zusammengestellt. Haviland (1898) bringt die Entermes-KxidYi in die alt-LiNNE"sche Gattung Termes ohne Bildung einer Untergattung. Fritz Müller (1872) reduzierte die Gattung Eutermes auf Arten mit Nasuti-Soldaten mit rudimentärem Kiefer. So wird die Untergattung Eutermes von Wasmakn (1897, 2) und die Gattung Eutermes von Silvestri (1901, 1903) und Wasmann (1892, 1) aufgefaßt. Die MÜLLER'sche Gattung Eutermes hat in Südamerika 26 Arten und Unterarten und ist somit die größte aller südamerikanischen Gattungen. Eutermes rippertii (Ramb.) Wasm. Stimmt mit der Beschreibung von Silvestri (p. 81) gut überein. Über Nestbau s. unten! Schwärmzeit Oktober bis November. Fundort: Mojos, Tuiche, Asilla, Buturu (Prov. de Caupolican, Bolivia), Juan del Oro (Peru). Puente Progresso (Tal des Rio San Gaban, Carabaya, Peru). Studien über südamerikanische Termiten. 575 Exemplare von dieser Lokalität waren ein wenig größer als gewöhn- liche (var. pontis n. vor.). Tuiche (Bolivia), var. tuichensis n. vor.: Soldat. Körperlänge 3,2 mm Kopflänge 1.26 Kopfbreite 0,63 Arbeit er. Körperlänge 3,4 mm Kopflänge 1.4 Kopfbreite 1,21 Muternies chaquimayeusis n. sp. I m a g 0. Körperlänge mit Flügeln 15,7 mm Körperlänge ohne Flügel 7,5 — 8,5 Kopflänge 1.44 Kopfbreite 1,3 Oberseite des Kopfs pechbraun. Unterseite und Kopf vor den Antennen rostgelb. Thoracal- und Abdominalplatten und Beine rost- gelb. Flügel graulich-rostgelb. Kopf, Körpersegmentplatten und Costaladern der Flügel ziemlich diclit behaart. Unterseite des Ab- domens auch mit längern Borsten unter den Haaren. Flügel mit kurzen steifen Haaren. Kopf (Fig. E^) abgerundet. Facetten- augen ziemlich groß, größer als bei E. ripperfii (Eamb.) Wasm. Fontanelle spaltförmig, in der Frontalnaht, nahe hinter ihrer Ver- zweigung gelegen. Transversalnähte deutlich. Ocellen breit oval. Die hinten von den Transversalnähten begrenzte Partie der Stirn jederseits mit einem breit ovalen, bleichen Fleck. Clypeus mit einem ziemlich schmalen, linsenförmigen , medial gefurchten Basalteil und einem unbedeutenden Spitzenteil. Labrum zungenförmig , in der Mitte am breitesten. Kopf der Imago von Eitter- nies chaqiümayensis n. sp. 23:1. Mandibeln wie beim 576 Nils Holmgkex. Arbeiter. Antennen lögliedrig; das 2. Glied kürzer als das 3., das 4. so groß wie das 2. Pronotum mit beinahe geradem Vorderrand, abgerundeten Seiten- ecken und gleichmäßig bogenförmigem Hinterrand, Vorderrand deutlich aufsteigend. Vorderflügel mit 2 Rippen von der Mediana aus. Von der Submedia kommen 9 einfache Rippen zum Hinterrand des Flügels hin ; von diesen sind die 6 Innern verdickt. Hinterflügel gewöhnlich mit 3 Rippen von der Mediana und 8 von der Submedia, von denen die 6 iunern verdickt sind. Königin. Körperlänge Abdominalbreite 19—29 mm 7 Soldat (2 etwas verschiedene Größen). Körperlänge (3,3 — ) 4,2 mm Kopflänge 1,6 Kopfbreite 0,9 Länge des Stirnfortsatzes 0,63 Kopf flacher als bei E. rippertii. Oberseite des Kopfs dunkel rostbraun (pechbraun). Unterseite, die Spitze des Stirnfortsatzes und eine Partie des Kopfs um die Antennenwurzeln heller rostbraun gefärbt. Kopf mit einigen wenigen ziemlich langen Borsten. Spitze des Stirnfortsatzes mit kurzen Haaren. Notal- und Abdominalplatten mit wenigen längern Borsten; Ventralplatten außerdem ziemlich dicht kurz behaart. Thorax, Abdomen und Beine rostgelb. a b Fis. F^ a u. b. Kopf eines Soldaten von Eutermes chaquhnayensis n. sp. 23 : 1. SUidieu übei' südamerikauische Termiten. 577 Kopf (Fig-. F^a u. b) kolbenförmig", sowohl Hinter- wie Seiten- ränder gleichförmig abgerundet. Der Teil des Kopfs, von wo der Stirnfortsatz ausgeht, vom übrigen Kopf durch eine feine undeutliche Furche abgegrenzt. Stirnfortsatz gerade, konisch. Stirnprofil mit einer kleinen Konvexität in der Mitte. Mandibeln rudimentär. Antennen 13giiedrig; das 3. Glied bedeutend länger als das 2. und 4. Vorderrand des Pronotums ziemlich stark aufsteigend. Großer Ar •b e i t e r. Körperlänge •4,8 mm Kopflänge 1^53 Kopfbreite 1,3 Oberseite des Kopfes bis an die Clypealregion braun, übrige Teile des Kopfs rostgelb. Kopf fein behaart. Thorax und Abdomen hell rostgelb, mit einigen längern Borsten auf den Segmenten. Kopf (Fig. G^a) abgerundet. Longitudinal- und Transversalnähte ziemlich breit, weißlich. Clj-peus linsenförmig, ein wenig aufge- trieben, medial gefurcht, mit unbedeutendem Spitzteil. Labrum breit Fig. G\ a Kopf eines Arbeiters von Eutermes chaquimayensis n. sp. 23:1. b Kiefer desselben. 23 : 1. zungenförmig, rostgelb. Die rechte Mandibel (Fig. G' b) mit 2 Spitzen- zälinen, 1 kleinen Mittelzahn und 1 großen, nach hinten gerichteten, spitzen, auf der vordem Seite fein höckerigen Basalzahn. Die linke mit 2 Spitzenzähnen, 1 ein wenig von diesem entfernten Mittel- zahn und 1 ein wenig gelappten nach vorn gerichteten Basalzahn. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied kürzer als das 3., aber unbe- bedeutend länger als das 4. Vorderrand des Pronotums ziemlich stark aufsteigend. 578 Nils Holmgren, Kleiner Arbeiter. Körperlänge 3.6 mm Kopflänge 1,17 Kopfbreite 1,0 Kopf ein wenig heller als bei den großen Arbeitern, dünner behaart. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied so groß wie das 3., das 4. kürzer. Kopfnähte breiter. Diese Art steht Eidermes rippertii (Ramb.) ♦ Wasm. sehr nahe, unterscheidet sich jedoch durch größere Facettenaugen, breitere Ocellen und größere Imagines. Sie scheint für den für höher gelegene Gegenden in ßolivia und Peru charakteristischen E. rippertii in den niedern Urwaldtälern zu Vikariieren. Man trifft E. chaquimmjensis nie in den trocknen höhern Teilen der östlichen Cordillerenabhänge an, ebenso wie man E. rippertii nie iu den feuchten Urwäldern an den Ebenen am östlichen Fuß der peruanischen und bolivianischen Cordilleren begegnet. E. chaquimayemis muß deshalb als eine wenigstens biologisch verschiedene Art von E. rippertii abgetrennt werden. Unter den Nestern dieser Art (s. unten!) unterscheidet man 2 Klassen, solche, die nur 1 Königin und solche, die mehrere (bis 5) enthalten. In dem erstem Fall ist die Königin groß (bis 30 mm), mit geradlinigen Abdominalseiten versehen, in dem letztern durchaus nicht so groß, und die Seiten sind wellenförmig konturiert, ganz wie es die neotenischen Königinnen sind. Diese Königinnen sind aber nicht neotenisch, sondern wirkliche Königinnen. Wie man diesen Di- morphismus erklären soll, lasse ich bis auf weiteres unerörtert. Fundort: San Fermiu (Prov. de Caupolican, Bolivia), Llinquipata, Chaquimaj'o (Prov. de Carabaya, Peru). Schwärmzeit: November bis Dezember. Miitei'mes major n. sp, Imago. Kopflänge 1.87 mm Kopfbreite 1,56 Länge des Körpers 28 Breite 6 Kopf pechbraun, mit gelbem Gesicht, an den Seiten mit kurzen Haaren besetzt. Facettenaugen ziemlich groß. Fontanelle klein, spaltförmig, an der Vereinigungsstelle der Kopfnähte gelegen. Studien über südamerikanische Termiten. 579 Traiisversalnalit an beiden Seiten in der Mitte der Ocellen endend. Stirnband mit einem kleinen dreieckig-en hellen Fleck unmittelbar vor der Fontanelle und vorn jederseits mit einem grüßern, ovalen, hellem Fleck. Das 2. Antennenglied unbedeutend länger als das 3.. das so groß ist wie das 4. Soldat. Körperlänge 4.7 mm Kopflänge 1,9 Kopfbreite 1,26 Kopf pechbraun, mit einem hellem Band in der Mitte des Stirnfortsatzes. Mit einzelnen Borsten am Scheitel und an der Stirn Pronotum rostbraun. Thorax im übrigen, Mundteile, Abdomen und Beine rostgelb. Thorax glatt oder mit einigen Borsten besetzt. Die dorsalen Abdominalplatten bisweilen hinten mit wenigen längern Borsten, gewöhnlich ganz glatt ; die ventralen außer langem Borsten auch mit kurzem Haarkleid. a b Fig. H'. a u. b Kopf des Soldaten von Eutermes major n. sp. •28 : 1. Kopfseiten abgerundet (Fig. H'). Stirnfortsatz konisch. Stirn- profil mit einer deutlichen Konvexität in der Mitte. Antennen 14gliedrig, das 2. Glied unbedeutend kürzer als das 3., das 4. so lang wie das 3., aber dicker. Pronotum sattelförmig, mit ziemlich stark aufsteigendem Vorder- rand. 580 XlLS HOLMGREX, G r ü ß e r e r Arbeite r. Kürpeiiänge 5,9 mm Kopfläiig-e 1,6 Kopfbreite 1,44 Hinterer oberer Teil des Kopfs hell pechbraun, kurz behaart. Vorn ist der Kopf rostbraun. Stirnband jederseits mit einem schwachen Eindruck (Fig. J\). Transversal- naht jederseits mit einem ziemlich plötz- lichen Einschnitt. Clypeus ein wenig- auf- getrieben. Antennen 15gliedrig ; das 2. Glied kürzer als das B., das 4. so lang wie das 2. Thorax und die obern Platten des Ab- domens außer den wenigen längern Borsten auch mit kurzen Haaren. Bauchplatten des Abdomens mit ziemlich dichtem Haar- kleid und zahlreichen Borsten. Fig. J^ Kopf des Arbeiters vonEutermes major n. sp. 23 : 1. Kleiner Arbeiter. Körperlänge 4,3 mm Kopflänge 1,26 Kopfbreite 1,1 Ein wenig heller gefärbt als der große Arbeiter. Antennen 15gliedrig; das 3. Glied bedeutend kürzer als das 2., das so groß ist wie das 4. Über Nestbau siehe unten! Fundort: Chaquimayo (Carabaya, Peru). Var. 1. Kopf größer, heller. Die helle Binde des Stirnfortsatzes undeutlich. Var. 2. Ein wenig kleiner als die Hauptform. JEiiternies ohscurus n, sp, Soldat. Körperlänge 4 mm Kopflänge 1,53 Kopfbreite 0,9 Längre des Stirnfortsatzes 0.77 Studien über südamerikanisclie Termiten. 581 Kopf dunkel schwarzbraun, mit einigen ziemlicli langen Borsten besetzt. Xotalplatten ziemlich dunkelbraun, mit einigen langen Borsten. Abdominalplatten braun, mit einem kurzen Haarkleid und längern Borsten an dem Hinterrande der Segmentplatten. Beine und Kürperseiten rostbraun oder rostgelb. Kopf (Fig. K^a u. b) auf seine Basis gelegt, mit ziemlicli geraden vorwärts konvergierenden Umrissen. Hinterrand gleichmäßig abge- a b Fig. KK a u. b Kopf des Soldaten von Eutermes obscurns n. sp. 2n -. 1. rundet. Die Basis des Stirnfortsatzes breit. Fortsatz konisch, mit «inigen kurzen Haaren an der Spitze. Stirnprofil beinahe gerade. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied breiter und unbedeutend kürzer als das 3.; das 3. so lang wie das 4. aber schmäler. Pronotum sattelförmig mit ziemlich kurzem aufsteigenden Teil. Arbeiter. Körperlänge 5—0 mm Koi)flänge 1.62 Kopf breite 1,3 Kopf dunkelbraun, vorn und unten heller; mit kurzen Haaren und einigen längern Borsten bekleidet. Thorax und Abdomen mit nur wenigen längern Borsten; Abdomen außerdem mit dünnem Haar- kleid. Segmentplatten des Hinterleibs hellbraun mit weißen Flecken. Darminhalt durchscheinend. Beine rostgelb. Kopf (Fig. L^a) ziemlich groß, mit beinahe parallelen Seiten. Die größte Breite kurz liinter den Antennen. Stirnnaht deutlich. Stirnband kräftig entwickelt mit dreieckiger hinterer Begrenzung, mit 582 Nils Holmgren, Stark eingedrücktem Basalteil. Clypeus mit linsenförmigem Basalteil. Labrum zungenfürmig. Die rechte Mandibel (Fig. L^b) mit 2 spitzen Spitzenzähnen, 1 rechteckigen, breiten Mittelzahn und 1 abgerundeten //~\x Fig. U. a Kopf des Arbeiters von Entermes obscurus n. sj). 23 : 1. b Kiefer desselben. 23 : 1. Basalzahn. Die linke mit 2 Spitzenzähnen, 1 zweilappigen langge- streckten Mittelzahn und 1 großen nach hinten gericliteten Basalzahn. Pronotum sattelförmig mit relativ schwach aufsteigendem Vorderteil. Das Nest ist ein Kartonnest und ziemlich hoch an den Bäumen angebaut. An den Seiten ist es nicht scharf abgegrenzt, sondern erstreckt sich, allmählich dünner werdend, über die Zweige des Baumes. Fundort: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Eutermes mininius n, sp. Imago S (flügelloser König). Körperlänge 5 — 7 mm Kopflänge 1,57 Kopf breite 1,4 Kopf hinten braun, vorn rostgelb, dicht behaart. Notalplatten rostbraun. Dorsale Abdominalplatten braun, ventrale rostgelb. Beine rostgelb. Thorax und Abdomen, besonders bei den Hinter- rändern der Segmentplatten mit Haaren stark bewaclisen. Kopf ohne Fontanelle. Ocellen oval, nahe an den Augen und an der Seite derselben stehend. Jederseits an der Basis des Stirn- Studien über südamerikanische Termiten. 583 bands mit 2 schief gestellten kleineu hellem Flecken und nahe an der Vorderecke mit noch einem grüßern solchen Fleck. Basalteil des Clypeus medial gefurcht, schmal bandförmig. Spitzenpartie weiß, breiter, mit ein wenig hervorgestreckten Seitenecken und bogen- förmigem Vorderrand. Labrum zungenförmig. ^fandibeln wie beim Arbeiter. 3. Glied der Antennen länger als das 2. und auch länger als das 4, Pronotum mit einem Einschnitt im Vorder- und Hinterrand. Vorderrand gerade, Hinterrand abgerundet. Königin. Körperlänge 21 mm Breite des Hinterleibs 5,5 Soldat. Körperlänge 3,6 mm Kopflänge 1.4 Kopfbreite 0,72 Kopf rostbraun, mit einigen Borsten in der Stirn. Pronotum schwach strohgelb mit einigen Borsten an dem ein wenig dunklern Vorderrand. Abdomen grauweiß. Dorsale Platten mit einem dünnen Kleid von beinahe mikroskopischen Haaren und mit längern Borsten am Hinterrand. Ventrale Platten mit einem kurzen Haarkleid und mit langem Borsten am Hinterrand derselben. Kopf eiförmig iFig. ]\Pa u. b) mit konischem Stirnfortsatz. Stirn- a b Fig. W. a und b Kopf des Soldaten von Eutermes minimus n. s]). 28:1. profil mit einer Konvexität in der Mitte. Antennen 12gliedrig. das 2. Glied kürzer als das 3.. das 3. so lang wie das 4., aber schmäler. \'orderrand des Pronotums aufsteigend. 584 ^II^'S HOLMGREN. Großer Arbeiter. Körper! äng-e 4.3—4.5 mm Kopflänge 1,3 Kopfbreite 1.23 Der hintere Teil der Kopfoberfläclie braun, der vordere rostgelb oder strohgelb. Kopf dünn behaart. Nähte deutlich, hell. Thorax und Abdomen strohgelb, letztere mit durchscheinendem Darminhalt. Dorsale Platten des Abdomens dünn behaart mit einzelnen Borsten an den Hinterrändern. Bekleidung an der Ventralseite dichter. Kopf abgerundet, mit einer ein wenig lang gestreckten Fonta- nelle. Die grüßte Breite des Kopfs Jiinter den Antennen. Stirnband mit ziemlich tief konkavem Vorderrand und auf jeder Seite mit einem erhabenen, glänzenden Punkt. Basalpartie des Glypeus auf- getrieben, linsenförmig, medial geteilt. Spitzenpartie undeutlich. Labrum zungenförmig. Die linke Mandibel mit 2 Spitzeuzähnen. Der Mittelzahn bildet mit dem 2. Spitzenzahn eine bogenförmige, konkave Schneide. Basalzahn groß. Die rechte Mandibel mit wohl- entwickelten Spitzenzähnen. Mittelzahn mit rechteckiger Spitze, Basalzahn mit einer kleinhöckerigen langen Kauschneide. Antennen 13gliedrig, das 2. Glied ungefähr so lang wie das 3., das 4. kleiner als das 3., das 5. unbedeutend kürzer als das 3., breiter. Pronotum mit stark aufsteigendem Vorderrand. Mittelgroßer Arbeiter (scheint pathologisch zu sein). Körperlänge 3,3 mm Kopflänge 1,35 Kopfbreite 1,2 Dunkler als der große Arbeiter. Behaarung des Abdomens ein wenig dichter. Fontanelle undeutlich begrenzt. Antennen 14gliedrig, das 3. Glied halb so lang wie das 2., das 4. halb so groß wie das 3. Kleiner Arbeiter. Körperlänge 3,3 mm Kopflänge 0,85 Kopfbreite 0,75 Kopf hinten hell rostbraun, vorn grauweiß oder schwach stroh- gelb, mit zerstreuten kurzen Borsten besetzt. Abdomen hoch, mit dünnem Borstenkleid, wie bei dem großen Arbeiter. Darminhalt graubraun durchscheinend. Stiulien über südamerikanische Termiten. 585 Stirnband des Kopfs wie bei dem gToßen Arbeiter jederseits mit einem erhabenen, runden . glänzenden Punkt. Xälite deutlich. Fontanelle groß, dreieckig. Mandibeln wie beim großen Arbeiter. Antennen ISgliedrig, das 2. Glied so groß wie das 3., das 4. kürzer als das 3. Im Bambus- und Gynerium-Dickicht an den Flußufern baut diese Art ihre faust- und kinderkopfgroßen Kartonnester, die von dem- selben T311US sind wie die von E. chaquhnaijensis n. sp. Gewöhnlich sitzen sie auf den Stämmen des Bambus oder Gj'ueriums und sind dann um diese herum g-ebaut. Die Oberfläche des Nestes ist ganz eben. Der harte Zentralkern ist walnußgroß und enthält das könig- liche Zimmer, In diesem Zimmer findet man gewölmlich mehr als 1 Königin, meistens 2. Diese können von 2 Königen begleitet sein, oder sie haben 1 gemeinsam. In einem Neste habe icli 1 Königin und 2 Könige gefunden. Fundorte: San Jose, San Fermin (Prov. de Caupolican, Bolivia). Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). JEutevnies llinqiiipatensis 11, sp, Iniago (flügellos). Körperlänge 7,6 — 9,3 mm Kopflänge 1,5 Kopfbreite 1,4 Kopf braun, vorn heller, behaart. Thoracal- und Abdominal- platten stark behaart, die letztern auf der untern Seite auch mit längern Borsten an dem Hinterrand. Farbe oben braun, unten rostgelb. Fontanelle des Kopfs spaltförmig. In der Trausversalnaht nahe an den Ocellen jederseits mit einem heilem Fleck. Der innere Begrenzungsrand der Ocellen ein Avenig gratförmig erhoben. Stirn- band nahe an der Mitte jederseits mit 2 nach vorn divergierenden hellen Linien. Basalpartie des Clypeus schmal, gefurcht. Der Spitzenteil mit ein wenig verlängerten Seitenrändern. Labrum zungenförmig. Mandibeln wie beim Arbeiter. 2. Glied der Antennen kürzer als das 3.. das 3. länger als das 4. Pronotum breit, flach, vorn ziemlich schwach ausgerandet. Seitenecken abgei'undet. Hinterrand medial ausgeschnitten. Zool. .Tabib. XXIII. Abt. f. Syst. >i9 586 Nils Holmgren, Soldat. Körpeilänge 2,4—2,7 mm Kopflänge 1,46 Kopfbreite 0,8 Kopf rostgelb oder rostbraun ; Spitze des Stirnfortsatzes dunkler. Stirn mit einigen längern Borsten. Thoracalplatten mit wenigen, kurzen Borsten, rostgelb. Abdorainalplatten mit einigen wenigen Borsten an dem Hinterrand und außerdem mit einem besonders auf der Ventralseite kiirzern Borstenkleid, rostgelb. Kopf (Fig. N'^au. b) eiförmig mit konischem, basal ziemlich dickem Stirnfortsatz. Stirnprofil mit schwacher Konvexität in der a b Fig. N'. a u. b Kopf des Soldaten von Eutcrnies llinquipatensis n. sp. 23 : 1. Mitte. Antennen 12gliedrig; das 2. Glied so lang oder ein wenig kürzer als das 3., das 4. dicker und unbedeutend länger als das 3. Pronotum mit ein wenig aufsteigendem Vorderrand. Arbeiter. Körperläuge 3,6 mm Kopflänge 1,12 Kopfbreite 0,9 Kopf dünn behaart, liell rostbraun, vorn graulich (rostgelb). Notalplatten und Hinterleib scliwach graulich-gelbweiß, die ersten mit zerstreut stehenden kurzen Borsten. Abdominalplatten dünn behaart, unten besonders mit längern Borsten an den Hinterrändern derselben. Kopf abgerundet, vorn schwach erweitert, seine größte Breite in der Höhe der Antennen. Stirnnähte weißlich, Transversalnaht Studien über südamerikauische Termiten. 587 besonders breit. ^Mit langgestreckter Fontanelle. Clypeus auf- getrieben, gefurcht. Labruni zungenfürmig. Der rechte Basalzahn der Mandibeln mit undeutlich bezahnter Schneide. Linker Basalzahn einfach. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied so lang wie das 3. und 4. zusammen und länger als das 5. Fundort: Llinquipata (Prov. de Carabaya, Peru). Euter tties robust its n. sp, Soldat. Körperlänge 4 mm Kopflänge 1,91 Kopfbreite 1,1 Länge des Stirnfortsatzes 0,9 Kopf hell rostgelb mit dunklerer Spitze des Stirnfortsatzes. Hinterleib oben mit einigen wenigen Borsten an dem Hinterrand der Segmentplatten, sonst glatt. Unten mit einem dünnen Haarkleid und langen Borsten am Hinterrand der Segmente. Kopf (Fig. O^a u. b) größer, Stirnfortsatz basal ein wenig dicker und Stirnprofil ein wenig mehr gerade als hei Euternies areitarius pluri- a b Fig-. 0'. a 11. b Kopf des Soldaten von Eutermes rohiistus h. sp. 28 : 1. aHkuJatus Silv. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied unbedeutend kürzer als das 3., das unbedeutend kürzer ist als das 4. ; das 2. und 4. Glied dicker als das 3. Hintere Segmentränder des Hinterleibs gratförmig erhoben. 588 Nils Holmgren, Arbeite r. Körperläuge 4.2 mm Kopflänge 1,32 Kopfbreite 1.1 Kopf (orange)g-elb, mit wenigen Borsten. Antennen rostgelb, Körper im übrigen bleich strohgelb. Darminhalt grauschwarz durch- scheinend. Hinterleib oben mit dünnem, kurzem Borstenkleid und einigen längern Borsten am Hinterrand der Segmentplatten. Hinten und unten ist das Borstenkleid kräftiger. Kopf (Fig. V^ä) hinten ziemlich schmal, erweitert sich nach vorn, :so daß die größte Breite in der Höhe der Antennen liegt. In der Fig. pi. a Kopf des Arbeiters vou Entermes rohiistiis n. sj). \) Kiefer desselben. 23 : 1. Stirn mit einer großen dreieckigen Fontanelle. Stirnnähte hell. Die rechte Mandibel (Fig. P^b) mit 2 Spitzenzähnen, 1 diesen ge- näherten Mittelzahn, dessen Hinterrand eine schiefe Schneide bildet, und 1 großen breiten, ein wenig nach hinten gerichteten Basal- zahn. Die linke mit 2 Spitzenzälmen, 1 kleinen Mittelzahn und 1 langen, spitzen, schief nach vorn gerichteten Basalzahn. Antennen lögliedrig, das 3. Glied kleiner als das 2. und 4., das 2. so groß wie das 4., das 4. so groß wie das 5. Der Vorderrand des Pronotums ziemlich stark aufsteigend. Diese Art ist vielleicht nur eine Lokalform von Entermes are- narius pliiriarticiilaius Silv. Sie ist jedoch viel größer und besitzt auch sonst einige Verschiedenheiten. Lokal: Llinquipata, Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Studien über süciamerikauische Termiten. 589 JEutevtnes rotiuidutus n. sp. Soldat. Körperläug'e 4.5 mm Kopflänge 2 Kopfbreite 1,^ Länge des Stirnfortsatzes 0.81 Kopf liellgelb mit hell rostbraunem Stirnfortsatz. In der Stirn mit wenigen Borsten, sonst glatt. Thorax, Abdomen und Beine bleich strohgelb. Dorsalplatten des Hinterleibs mit einem sehr dünnen niedrigen Haarkleid und einigen längern Borsten am Hinter- rand. Ventralplatten mit ziemlich reichem Haarkleid und einigen längern Borsten am Hinterrand. Kopf beinahe kreisförmig (Fig. Q^a u. b) mit ziemlich langem, schmalem, konischem Stirnfortsatz. Stirnprofil schwach konkav. a b Fig. Qi. a u. b Kopf des Soldaten von Eatermes rotundatus )i. sj). 23 : 1. Antennen ISgliedrig, das 3. Glied länger als das 2., das so lang ist wie das 4. Vorderrand des Pronotums schief aufsteigend. Arbeiter (nicht ganz ausgewachsen). Körperlänge 4,6 mm Kopflänge 1,4 Kopfbreite 1,26 590 Nils Holmgren. Kopf bleich strohgelb. Stimmt mit dem E. rohustus n. sj). gut überein. Die Antennen sind jedoch 14gliedrig; das 2. Glied größer als das 3., das so groß ist wie das 4. Diese Art steht E. rohushis nahe. Die Zahl der Antennenglieder und die Behaarung des Hinterleibs der Soldaten ist jedoch unter andern! verschieden. Fundort: Llinquipata (Prov. de Carabaya, Peru). Euterines minor n. sj). Soldat (Fig. R^a n. b). Körperlänge 3,1 mm Kopflänge 1,53 Kopfbreite 0,95 Länge des Stirnfortsatzes 0,63 Unterscheidet sich von E. fulviceps Silv., indem das Stirnprofil mehr gerade ist, die Borsten des Hinterleibs noch spärlicher sind, a b Fig. R^ a u. b Kopf des Soldaten von Enfemtes minor n. sp. 23 : K da sie in der Mitte des Hinterleibs gewöhnlich fehlen, die Dorsal- platten des Hinterleibs rostgelb, und in dem Bau der Antennen. Antennen 13gliedrig, das 2. Glied länger als das 3., das bedeutend länger ist als das 4. Arbeiter (jung). Körperlänge 3,9 mm Kopflänge 1,26 Kopfbreite 1 Studien über südamerikanische Termiten. 591 Kopfplatten liell brauiigrau. Körper grauweiß. Hinterteil mit braiingrau durclisclieineudem Darminlialt. Kopf mit kurzen Haaren bekleidet. Behaarung- übrigens wie beim Soldaten. Kopf ohne Fontanelle, Nähte deutlich, hell. Der Basalzahn der linken ]\randibel beinahe 4seitig-. Antennen 14gliedrig-. das 2. Glied so groß wie das 3. und 4. zusammen, das 5. kürzer als das 2. Steht E. arenariiis fulmceps Silv, sehr nahe und ist davon nur ziemlich schwer zu unterscheiden. Fundort: Tiiiche (Prov. de Caupolican. Bolivia). Euternies rotundiceiis n. s/>. I m a g 0. Körperlänge mit Flügeln 16 mm Körperlänge ohne Flügel 8 Kopflänge 1.26 Kopfbreite 1,3 Länge der Yorderflügel 14 Länge der Hinterflügel 13 Kopf und Pronotum oben braun. ]\feso- und Metanotum hell rostbraun, ebenso die Abdominalplatten. Beine rostgelb. Kopf, Thorax und die Costaladern der Flügel ziemlich dicht langhaarig. Flügel dicht kurzhaarig. Abdominalplatten dicht behaart. Kopf (Fig. S^a) ungefähr so lang wie breit, vorn sich dreieckig verschmälernd mit zirkulärem Hinterrand. Stirn gefurcht, mit deut- licher Fontanelle und feinen Transversalfurchen. Ocellen ziemlich nahe an den Augen stehend, groß, schief gestellt, oval. Vor der Fig-. S'. a Kopf der Imago von Euiermes rohindiceps 7i. sp. 23 : 1. b Kiefer desselben. 23:1. 592 Nils Holmgren. Fontanelle jederseits mit 2 kleinen, rnnden, hellen Flecken und vor den Ocellen jederseits mit 1 großem, quersestellten, ovalen, hellen Fleck. Die median gefurchte Basalpartie des Clypeus mit winkligem Hinterrand und geradem Vorderrand. Der Spitzenteil ist schmal, mit schwach verlängerten Seitenecken und Mittelpartie. Labrum zungenförmig. Mandibeln (Fig. S^b) mit 3 Zähnen vor dem Basal- zalin. Antennen 15gliedrig; das 2. Glied ungefähr doppelt so groß wie das 3., das 4. größer als das 3., abgerundet. Pronotum flach, mit ein wenig konkavem Vorderrand mit ab- gerundeten Seitenecken und bogenförmigem Hinterrand, ungefähr doppelt so breit wie lang. Pronotum mit feiner Medianlinie. Flügel braunschwarz. Vorderflügel gewöhnlich mit einfacher Mediana. Sub- media mit 12 — 13 Zweigen. Die 6 Innern verdickt. Hinterflügel mit einfacher Mediana und 12 — 15 Zweigen von der Submedia. Von diesen sind die 6 — 7 Innern verdickt. Königin. Länge 18 Breite des Abdomens 6,5 Soldat. Körperlänge 3,15 — 4,5 mm Kopflänge 1,8 Kopfbreite 1,26 Länge des Stirnfortsatzes 0,7 Kopf gelb, mit wenigen ziemlich langen Borsten. Stirnfortsatz rostbraun. Antennen rostgelb oder rostbraun. Notal- und Abdominal- Fig-. T^ a u. b Kopf des Soldaten von Entcnncs rotnndkeps n. sp. 23:1. Sü;dieu über südamerikanische Terniiteu. 593 platten schwach rostgelb. Beine mehr oder weniger strohgelb. Thoracal- und Abdominalsegmente mit zerstreuten Haaren oder Borsten. Kopf beinahe rechtwinklig gegen den Thorax getragen. Kopf (Fig. T^a u. b) von oben beinahe kreisrund mit einer schwachen Verengung hinter den Antennen. Stirnfortsatz gleich schmal, bildet keine unmittelbare Verlängerung des Kopfs, sondern ist von diesem ziemlich scharf abgesetzt. Antennen ISgliedrig; das 3. Glied, das aus 2 Gliedern besteht, bedeutend länger als das 2. und 4., das 5. länger als das 4. Pronotum sattelförmig mit ziemlich stark aufsteigendem Vorder- raiid. Arbeiter. Körperlänge 4 mm Kopflänge 1,2 Kopfbreite 0,9 Bleich strohgelb. Kopf und Thorax mit wenigen Borsten, Hinter- leib stärker behaart. Kopf mit ziemlich geraden, nach vorn ein wenig divergierenden Seiten. Die größte Breite unmittelbar vor den Antennen, wo die Kopfseiten stark abgeflacht sind und, scharf umbiegend, zu den Mandibelwurzeln konvergieren. Die medial gefurchte Basalpartie des Clypeus stark aufgetrieben. Labrum zungenförmig. Die rechte Mandibel mit 2 Spitzenzähnen, 1 diesen genäherten Mittelzahn, dessen Hinterrand lang ist und 1 doppeltschneidenden Basalzahn. Der linke mit 2 Spitzenzähnen. 1 kleinern Mittelzahn und 1 großen, breiten, abgerundeten, scharfschneidenden Basalzahn. Antennen 14gliedrig. Das 2. Glied länger als das 3., das 3. mit falscher Teilung in 2 Glieder, Das 4. Glied kurz, das 5. länger als das 4. Pronotum mit stark aufsteigendem Vorderrand. Hinterleib mit Borsten hauptsächlich an den Vorder- und Hinterrändern der Segment- platten, weißfleckig, mit durchscheinendem Darminhalt. Diese Art steht ziemlich isoliert unter den übrigen Eutermes- Arten da und ist somit eine gut begrenzte Art. Über Nestbau siehe unten. Die Zahl der Soldaten ist im Verhältnis zu den Arbeitern verhältnismäßig gering. Diese Art ist ein Urwaldbewohner. Schwärmzeit November — Dezember. Fundort: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru), 594 Nils Holmgren. Eiiternies diversiniiles Silvestki. SiLVESTRi beschreibt diese Art mit 2 verschiedenen Arten von Soldaten. Ich habe dazu noch eine andere Form gefunden. Diese steht in Größe zwischen den beiden SiLVESTRi'schen Formen. Ich stelle hier die Maße meiner Soldaten im Vergleich mit den Sil- vESTRi'schen tabellarisch zusammen. Großer Soldat (Fig. U^al -, ^ Meine Maße Exemplare 2,9 mm 1,89 1.12 0,7 (0,56) 1) Das Verhältnis zwischen der Länge des Kopfs und der des Stirnfortsatzes ^) ist ungefähr 3,4 : 1. Körpei'länge Kopflänge Kopfbreite Länge des Stirnfortsatzes SiLVESTRi's Exemplare 3.7 mm 1,9 0,7 Mittelgroßer Soldat (Silvestri unbekannt) (Fig. ü^b). Körperlänge 2,7 mm Kopflänge 1,3 Kopfbreite 0,58 Länge des Stirnfortsatzes 0,5 (0,36)^) Fig. U^ a, b u. c Köpfe der Soldaten von Eutermes diversimiles Silv. 23 : 1. a GrolJer Soldat, b Mittelgroßer Soldat, c Kleiner Soldat. 1) Von der Basis bis zur Spitze gerechnet. Stildien über südamerikanische Termiten. 595 Das Verhältnis zwischen der Länge des Kopfs und der des Stirnfortsatzes ^) ist ungefähr 3.6 : 1. Diese Soldatenform ist dem kleinern Soldaten Silvestris ähn- lich, jedoch bedeutend größer, hat größern und höhern Kopf und relativ kürzern Stirnfortsatz. Die Antennen sind 13gliedrig, das 3. Glied ist unbedeutend länger oder ebenso laug wie das 2.; das 4. kürzer als das 2. Kleiner Sold at (Fig. U^c). Maße Meine SiLVESTRi's Exemplare Exemplare Körperlänge 2 mm 2.9 mm Kopflänge 1,12 1,1 Kopfbreite 0.45 0,48 Länge des Stirnfortsatzes 0.45 (0,4) 1) 0.5 Das Verhältnis zwischen der Länge des Kopfs und der des Stirnfortsatzes \) beträgt ungefähr 2,9 : 1. Arbeiter. Körperlänge 3,1 mm Kopflänge 1,17 Kopfbreite 1,08 Stimmt mit der SiLVESTKi'schen Art überein. Das 3. Glied der Antennen ist jedoch kaum kürzer als das 2. Clypeus stark auf- getrieben. Fundort: Tuiche (Prov. de Caupolican, Bolivia). Euterines velox u, s/9. Großer Soldat. Körperlänge 3,82 mm Kopflänge 1,44 Größte Kopfbreite 0,67 Kleinste Kopfbreite (in der Mitte) 0,57 Länge des Stirnfortsatzes ^) 0,45 1) Von der Basis bis zur Spitze gerechnet. 596 Nils Holmgken, Kopf schwarzbraun mit einigen läng-ern Borsten bewaffnet. Stirn- fortsatz in der Spitze rostoelb, distal fein behaart. Tliorax, Abdo- minalplatten und Beine bräunlich-rostgrau. Pronotum mit ziemlich langen Borsten am Vorderrand. Dorsale Abdominalplatten mit ziemlich langen Borsten am Hinterrand und mit kürzern in der Mitte. Ventralplatten dichter bewalfnet. Kopf (Fig. V^au. b) von oben gesehen breit hanteiförmig. Stirn- fortsatz relativ kurz, gleich schmal oder distal sich ein wenig er- a b Fig. YK a n. b Kopf des g-roßen Soldaten von Entermes velox n. sj). 23 : 1. weiternd. Stirnprofll mit 2 Konkavitäten vor der Mitte, Antennen lang, 14gliedrig; das 2. Glied kürzer als das 3., das so lang ist wie das 4. Übrige Glieder langgestreckt. Vorderrand des Pronotums aufsteigend. Beine (sehr) lang. Kleiner Soldat. Körperlänge 3 mm Kopflänge 1.26 Größte Kopfbreite 0,67 Kopfbreite in der Einschnürung 0,49 Länge des Stirnfortsatzes ^) 0,45 Von größern Soldaten dadurch verscliieden, daß der Kopf vor der Einschnürung sich nicht bedeutend erweitert, sondern ungefähr dieselbe Breite wie in der Einschnürung behält. Der Stirnfortsatz 1) Von der Basis gerechnet. Studien über südamerikanische Termiten. 597 ist relativ länger, ebenso die Beine und die Antennen, als bei den großen Soldaten. Farbe und Behaarung ist dieselbe. Arbeiter. Körperlänge 4 mm Kopflänge 1,32 Kopfbreite 1,17 Kopf mit graubraunen Platten, vorn bräunlich strohgelb, dünn behaart. Antennen strohgelb. Thoracal- und Abdominalsegmente sowie Beine strohgelb. Pronotum mit kurzen feinen Borsten beim Vorderrand. Dorsale Abdominalplatten mit 2 nicht scharf pro- noncierten Reihen von kurzen Borsten, eine in der Mitte und die andere am Hinterrand. Ventralplatten mehr gleichmäßig behaart, mit langem Borsten am Hinterrand der Platten. Kopf von oben gesehen abgerundet, mit spaltförmiger Fontanelle. Nähte deutlich, weiß. Transversalnaht jederseits rechtwinklig gebogen. Die Frontalnaht erstreckt sich ein bißchen in das Stirnband hinein. Basalteil des Clypeus aufgetrieben, medial gefurcht; Spitzenteil halbmondförmig. Labrum basal verschmälert, zungenförmig. Die linke ^landibel mit ziemlich schmalen Spitzenzähnen, einem kleinen Mittelzahn und sehr schwachem, stumpf 2spitzigen Basalzahn; die rechte mit normaler Eutermes-Be\Y?iffinmg. Antennen lögliedrig; das 2. Glied ein wenig länger als das 3.. das 3. so lang wie das 4., das 5. länger als das 4. Die 3. und 4. Glieder nicht scharf getrennt. Die Bewegungen dieser Art sind sehr rasch. Sie kommt mit diesen 2 Soldatenformen nur in trocknen Gegenden vor. Fundort: Mojos (Prov, de Caupolican, Bolivia). Var. Chaquimaj'o (Prov. de Carabaya, Peru), Urwaldbewohner. Als solcher nur mit der kleinern Soldatenform. Soldat. Körperlänge 3.6 mm K()i)flänge 1,35 Kopfbreite 0,8 Arbeit er. Körperlänge 4 mm Kopflänge 1,17 598 ^ILS HOLIIGEEN, Die winklige Biegung der Transversalnaht ist schwächer als bei der Hauptart. Die Basalpartie des Clypeus erstreckt sich so weit nach hinten, daß das Stirnband in 2 laterale dreieckige Partien ge- teilt wird. Antennen lögliedrig; das 2. Glied unbedeutend kürzer als das 3. und 4. zusammen; das 3. deutlich kürzer als das 4., von dem es undeutlich getrennt ist; das 5. Glied kürzer als das 2. Euternies ci/j)herffaster Silv. Stimmt völlig mit den SiLVESTRi'schen Exemplaren überein. Fundort: In der bolivianischen Chaco bei Creveaux (Noeden- SKJÖLD 1902). Bauen zuckerhutförmige Nester. Unter nies longirostratiis n, sp, _ Soldat. Körperläuge 3,8 mm Kopflänge 1,62 Kopfbreite 0,88 Länge des Stirnfortsatzes 0,66 Kopf bräunlich-rostgelb mit rostbraunem Stirnfortsatz, Kopf mit einigen längern Borsten und dicht mit mikroskopischen Borsten oder Dornen besetzt. Stirnfortsatz an der Spitze mit kurzen Borsten be- wachsen. Die Segmentplatten des Abdomens schwach rostbraun pigmentiert, übrigens hell strohgelb. Dorsalplatten mit kurzen ge- neigten Haaren und einigen längern Borsten am Hinterrand der Platten. Ventral ist das Haarkleid stärker und die Borsten zahl- reicher. a b Fig. W. a 11. b Kopf des Soldaten von Eutermes longirostratns n. sp. 23 : 1. Studien über südamerikanische Termiten. 599 Kopf (Fig. W^a u. b) eiförmig abgerundet, mit langem, schmalem Stirnfortsatz. Stirnprofil gerade mit einer kleinen Konvexität in der Mitte. Antennen ISgliedrig; das 3. Glied länger als das 2., das 4. kürzer als das 2. Pronotum mit aufsteigendem Vorderrand. Körper gleich breit. Arbeiter. Körperlänge 3,9 mm Kopflänge 1,08 Kopfbreite 0,9 Kopf rostgelb oder rostbraun ; Nähte hell, schmal ; Transversal- naht uneben. Kopf dünn behaart, mit wenigen längern Borsten; Notal- und Abdominalplatten bleich rostgelb. Abdominalplatten dünn behaart, mit wenigen längern Borsten am Hinterrand sowohl an der Dorsal- wie besonders an der Ventralseite. Stirn (Fig. X'a) mit großer ovaler Fontanelle. Clypeus auf- getrieben, mit medial gefurchtem, linsenförmigem Basalteil und un- Fig. XK a Kopf des Arbeiters von Eutermes longirostratus n. sp. 28 : 1. b Kiefer desselben. 23 : 1. bedeutendem Spitzenteil. Labrum zungenförmig. Die rechte Mandibel (Fig. X^b) mit ein wenig nach hinten gerichtetem, am Vorderrand klein bezahntem Basalzahn; die linke mit 2spitzigem Basalzahn. Diese Art ist ein Urwaldbewohner und kommt besonders in Baumstümpfen unter der vertrockneten oder vermodernden Rinde derselben vor. Das Nest habe ich nicht gesehen. Fundorte : Llinquipata, Chaquimayo (Peru), San Fermin (Bolivia). ßOO -^ir-s Hor.MGREN, JEiitennes nigricornis n. .«?/>. Soldat. Körperläng-e 3,9 mm Kopfläng-e 1.35 Kopfbreite 0.81 Kopf strohgelb mit dunkel rostbraunem Stirnfortsatz, fein be- haart, mit einigen längern Borsten. Thorax mit längern Haaren an den Segmenträndern, bleich weißgelb. Hinterleib mit haarigen Segmeutplatten und ventral mit einigen längern Borsten am Hinter- rand derselben, grauweiß mit kleinern weißen Flecken und graubraun durchscheinendem Darminhalt. Kopf (Fig. Y^a u. b) abgerundet eiförmig mit konischem Stirn- fortsatz. Stirnprotil schwach gleichmäßig konvex. Transversalnaht a b Fig. Y^ a u. b Kopf des Soldaten von Entermes nigricornis n. sj). 23 : 1. deutlich. Antennen llgliedrig; das 3. Glied ein wenig länger als das 2., das 4. wie das 3. Pronotum mit kurzem, aufsteigendem Vorderrand, Hinterleib unbedeutend breiter als der Kopf, vorn am breitesten. Arbeiter. Körperlänge 4 mm Kopflänge 0,9 Kopfbreite 0,72 Kopf hell gelblich-weiß; Körper grauweiß, Hinterleib außerdem mit graubraun durchscheinendem Darminhalt. Kopf, Thorax und Studien über südamerikanische Termiten. 601 Abdominalplatteii behaart. Kopf und ventrale Hinterleibsplatten auch niil einigen langem Borsten, Kopf (Fig. Z^a) abgerundet fünfeckig, seine größte Breite un- mittelbar vor den Antennen. Longitudinalnaht undeutlich, Trans- versalnaht nur angedeutet. Fontanelle fehlt, llypeus ziemlich Fig. Z'. a Kopf des Arbeiters von Exdermes nigricornis n. S}). 23 : 1. b Kiefer desselben. 23 : 1. schmal, aufgetrieben; Basalteil medial gefurcht. Spitzenteil un- bedeutend. Labrum kurz, ziemlich breit. Die rechte Mandibel (Fig, Z^b) mit rudimentärem Mittelzahn auf dem hintern Band des 2. Spitzenzahns; die linke mit einem ein wenig nach hinten ge- richteten, beinahe viereckigen Basalzalm, Antennen ISgliedrig; das 3. Glied unbedeutend, das 2. so groß wie das 3. und 4. zusammen oder ein wenig kürzer. Diese Art ist ein Urwaldbewohner und kommt besonders in lockerer Erde vor, wo sie ihre Gänge gräbt. Das Verhältnis zwischen der Zahl der Soldaten und der der Arbeiter ist ziemlich niedrig, viel niedriger als bei Eufermcs chaquimayensis n. s}). und sogar bei Eutcrmes rotundiceps n. sp. Fundort: Chatiuimayo (Prov. de Carabaj'a, Perm. Euterines inicvosonia Silvestki. Meine Exemplare, die bei Mojos in trocknen Gegenden ge- sammelt worden sind, stimmen mit den SiLVEsxRi'schen gut überein. Diejenigen aber, die in den Urwäldern bei Chaquimaj'o vorkommen, differieren ein wenig, wie aus Untenstehendem hervorgeht. var. Soldat. Kürperlänge 3,() mm Kopflänge 1,39 Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 40 602 ^'ILi5 HOLMGREN, Kopfbreite 0,63 mm Länge des Stirnfortsatzes 0,63 (0,45) ^) Kopf mit kurzen, beinahe mikroskopisclien Borsten dünner be- kleidet als bei E. microsoma Silv. Mit einigen längern Borsten an der Stirn und auch an der Dorsalseite des Abdomens. Arbeite r, Körperlänge 3,6 mm Kopflänge 0,87 Kopfbreite 0,74 Abdominalbreite 1,35 Größer als E. microsoma Silv. Kopf größer ; Behaarung stärker. Haare auf den Abdominalsegmenten größer. Hinterleib breiter. Fundort: Hauptform: Mojos (Prov. de Caupolican, Bolivia); var.: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). JEuternies convexifrons n, sp, I m a g 0. Körperlänge mit Flügeln 8,5 mm Körperlänge ohne Flügel 6 Kopflänge 0,81 Kopfbreite 0,74 Kopf, Thoracal- und Abdominalsegmente graubraun. Kopf, Notal- und Abdominalplatten ziemlich stark behaart, längere Borsten kommen kaum vor. Kopf (Fig. A-a) hinter den Augen abgerundet, vor den Augen dreieckig zugespitzt. Fontanelle oval, weit nach hinten gelegen. Ocellen rund. Frontalnaht undeutlich. Transversalnaht kaum mehr als angedeutet. Stirnband jederseits mit einem hellen Fleck. Hinter- rand des Basalteils des Clypeus winklig gebogen, Vorderrand gleich- mäßig konkav. Basalteil medial gefurcht. Spitzenteil linsenförmig. Labrum lang, ziemlich schmal, schnabelförmig hervorstehend. Der Spitzenteil der Mandibeln schiebt sich über den Basalteil ziemlich bedeutend hervor wie bei der Gattung Anoplotermes. Die rechte Mandibel (Fig. A^b) mit Andeutung von 2 Spitzen auf dem Basal- 1) Vou der Basis bis zur Spitze gerechnet. Stiidieu über südamerikauische Termiten. 603 zalm. Die linke mit schwach entwickeltem Basalzahn. Der 1. Spitzen- zahn der beiden Kiefer größer als der 2. Fig. A^ a Kopf der Imago von Eutermes convexifrons n. sp. 23:1. b Kiefer desselben. 23 : 1. Flügel durchsichtig- grauschwarz (rauchfarbig). Vorderflügel mit 2 Eippen von der ]\[ediana und 13 von der Submedia;' von diesen sind die 7 Innern verdickt. Hinterflügel mit 3 Rippen von der Mediana und 11 von der Submedia, von diesen sind die 7 Innern verdickt. Die Rippenverhältnisse variieren sowohl auf dem Vorder- wie auf dem Hinterflügel. Flügelstümpfe klein. Pronotum querliegend, oval, ungefähr doppelt so breit wie lang. Hinterleib gleich breit, lang. Beine kurz, mit ein wenig aus- geplatteten Schenkeln und Tibien. Soldat. Körperlänge 2,9 mm Kopflänge 1,48 Kopfbreite 0,2 Kopf rostgelb mit rostbrauner Stirnfortsatzspitze. Kopf dicht mit kurzen, steifen, mikroskopischen Borsten besetzt, mit einigen (2—3) längern Borsten an der Stirn. Thorax, Abdomen und Beine strohgelb. Abdomen mit grauschwarz durchscheinendem Darminhalt. Dorsalplatten des Abdomens dicht kurz- und feinhaarig, ohne längere Borsten; Ventralplatten außerdem mit längern, nach vorn gerichteten Borsten am Hinterrand. Kopf (B-a u. b) abgerundet, mit ziemlich kurzem konischem Stirnfortsatz. Stirnprofil ziemlich gleichmäßig konvex. Antennen llgliedrig; das 2. Glied kürzer als das 3., das unbedeutend länger als das 4. ist oder so lang wie dieses. Pronotum sattelförmig. Hinterleib schmal (0,87 mm), schmäler als der Kopf. 40* 604 Nils Holmgren, a 1) Fig. B2. a u. b Kopf des Soldaten von Euternies convexifrons n. sj). 23 : l. Arbeiter. Körperlänge 4.2 mm Kopflänge 1 Kopf breite 0,81 Kopf bleich strohg-elb, mit einer ziemlich dichten Bekleidung- von kurzen, beinahe mikroskopischen Haaren und einigen längern Borsten. Thoracalsegmente mit kurzen Borsten oder Haaren. Hinterleib lang- gestreckt, zylindrisch, hell grauweiß, mit grauschwarz durchscheinen- dem Darminhalt. Dorsalplatten behaart, ohne längere Borsten. Ventralplatten außerdem mit wenigen längern, hervorstehenden Borsten am Hinterrand. Kopf (Fig. C^a) abgerundet, mit der größten Breite unmittelbar vor den Antennen. Stirn mit deutlicher Long-itudinalnaht. Trans- X Fig. Cl a Kopf des Arbeiters von Eutermes convexifrons n. sj). 23: 1. b Kiefer desselben. 23 : 1. versalnaht nicht sichtbar. Basalpartie des Clypeus aufgetrieben, mit Medialfurche. Labrum zungenförmig. Die rechte Mandibel (Fig. C-b) mit dem Mittelzahn dem 2. ypitzenzalm genähert; die Studien über südamerikanische Termiten. 605 linke mit einem nnbedeuteuden Zalinabsatz an dem 2. Spitzenzalin. Basalzalm mit 2 abgerundeten Spitzen. Antennen 12gliedrig; das 2. Glied länger als das 3.. das su lang ist wie das 4. Pronotum mit aufsteigendem Vorderrand. Diese Art ist ein Urwaldbewoliner. Man findet sie in der Erde, wo sie ihre Gänge gräbt. Die Zahl der Soldaten ist nicht besonders groß. Schwarmzeit: Dezember. Fundort: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Gattung Anoploternies Fß. Müllee. Diese Gattung wurde von Fßirz Müller (1873) aufgestellt. Von AVas:maxx wird sie (1897, 2) als Untergattung der Gattung Termes aufgeführt, von Silvestri (1901, 1903) aber für eine selb- ständige Gattung erklärt. Desneux (1904, 5) vereinigt die Auoplo- termes-Xvim. mit seiner Untergattung Eutcrmes. Anoplotermes-Arten sind nur aus Südamerika bekannt. 9 Arten sind bis jetzt beschrieben worden. Atiopioteinnes niorio suhsj). ater (Hag.) Silv. Imago. Beschreibung s. Hagen (Fig. D-). Körperlänge mit Flügeln $: 10 mm, ?: 11 mm Körperiänge ohne Flügel c^-; 6,1 mm, $: 7 mm Kopflänge 0,72 mm Kopfbreite 0,66 Fig. D2. Kopf der Imago von Änoplotennes morio snhsp. atcr (Hag.) Silv. 23 : 1. Arbeiter (ich teile die Maße und eine Beschreibung mit). Kürperlänge 4 mm Kopflänge 0,81 Kopfbreite 0,63 Kopf schwach strohgelb, vorn ein wenig dunkler, ziemlich dicht behaart. Tliorax und Abdomen bleich grauweiß, letztere mit grau- schwarz durchscheinendem Daiminhalt. Abdominalplatten oben bei- nahe glatt mit nur wenigen kurzen Borsten, unten stärker behaart. 606 XlLS HOLMGREN, Kopf rundlich, mit höchst undeutlichen Nähten. Basalteil des Clypeus gefurcht, mit bogenfönnig-er Abgrenzung nach hinten. Spitzen- partie schwach entwickelt. Labrum zungenförmig. Antennen 14gliedrig: das 2. Glied größer als das 3. und 4. zusammen, das 3. halb so groß wie das 4.. das 5. doppelt so groß wie das 4. Meine Individuen stammen aus dem Urwald, wo sie in der Erde ihre Gänge graben. Die Nester sind aus Erdsubstanz gebaut und sitzen gewöhnlich auf einem Baumstamm nahe der Bodenoberfläche. Über den Bau des Nests s. unten. Schwärmzeit: Dezember bis Januar. Fundort: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Anoplotermes jheringi n. sp. I m a g 0. Körperlänge mit Flügeln Körperlänge ohne Flügel Kopflänge Kopf breite 17-20 mm 10.5—12,6 1,56 1.39 Kopf dunkel graubraun. Clypeus und Antennen heller. Mandibeln und Labrum gelb. Thoracal- und Abdominalplatten graubraun. Abdominalseiten rostgelb. Flügel graubräunlich bis schwarz. Kopf und Körpersegmente behaart. Kopf (Fig. E-) mit kleiner, kaum zu entdeckender Fontanelle. Ocellen ver- hältnismäßig klein. Basalteil des Clj'peus ziemlich schmal; undeutlich gefurcht. Spitzenteil klein. Labrum zungenförmig. Antennen 15gliedrig; das 2. Glied mehr als doppelt so lang wie das 3., das 4. beinahe doppelt so lang wie das 3. Prothorax ^/^ so breit wie lang. Flügel behaart. Die Vorderflügel mit 3 — 4 Rippen von der Mediana und ungefähr 10 von der Sub- media. Hinterflügel mit 1 — 2 Rippen von Fig. E'^ Kopf der Imago vou Anojjlo termes jheringi n. sp. 28 : 1. der Mediana und 1 1 VOU der Submedia. Studien über südamerikanische Termiten. 607 Arbeiter. Körperlänge 6,3 mm Kopflänge 1,31 Kopf breite 1.11 Kopf hell strohg-elb, ziemlich spärlich behaart. Obere Abdominal- platten behaart, hinten mit längern Borsten. Ventrale Abdominal- platten außerdem mit längern, nach vorn gerichteten Borsten am Hinterrand. Kopf ohne sichtbare Nähte. Basalteil des Clypeus gefurcht, hinten bogenförmig begrenzt. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied ein wenig länger als das 3., das 3. so lang oder ein wenig kürzer als das 4. Diese Art scheint A. cingulatus (Bürm.) Sily. nahe zu stehen und stellt vielleicht nur eine Lokalform dieser Art dar. Schwarmzeit : Dezember — Januar. Fundort: Chaquimaj'O (Prov. de Carabaya, Peruj. AnopJotemies recond Uns Silv. Meine Exemplare dieser Art stimmen ziemlich gut mit den SiLVESTRi'schen überein. Die Unterschiede sind unbedeutend und bestehen hauptsächlich in den Größenverhältnissen. Königin. Körperlänge 23 mm Kopflänge 1,71 Kopf breite 1.53 Kopf kurz behaart mit einigen längern Borsten, dunkelbraun, mit hellerm Clypealbasalteil und weißem Spitzenteil. Labrum und Mandibeln gelb. Antennen braun. Stirn mit spaltförmiger Fontanelle (bei reconditns Sily. abge- rundeter). Ocellen oval (bei reconditns Sily. rundlich). Antennen lögliedrig. Die Glieder 2, 3 und 4 gleich lang. Arbeiter. Körperlänge 6,7 — 7 mm Kopflänge 1.22 Kopf breite 1,08 608 ^'iLS HOLMGREN, Kopf graubraun, vorn heller, glatt, mit wenigen längern Borsten bekleidet. Thoracal- und dorsale Abdominalplatten graubraun. Abdominalplatten besonders an der Ventralseite behaart. Ventrale Abdominalplatten hell. Kopf mit schwach angedeuteter Longitudinalnaht und spalt- förmiger Fontanelle. Am Vorderrand der Stirn jederseits mit einem runden heilem Fleck. Ciypeus linsenförmig. Labrum zungenfijrmig. Die linke Mandibel mit kurzen Spitzenzähnen, von denen der 2. groß und breit ist. zusammengedrücktem Mittelzahn und nicht be- sonders hohem Basalzahn, der sich von einem niedrigen Absatz bei- nahe rechteckig erhebt. Die rechte Mandibel mit niedrigen, groben, breiten Spitzenzähnen, einem wohl entwickelten abgerundeten Mittel- zahn und einem sattelförmigen, doppelschneidenden Basalzahn. An- tennen 14gliedrig; das 2. Glied so groß wie das 3., das 3. ein wenig größer als das 4. Pronotum mit langem, schief ansteigendem Vorderteil. Anoplotermes reconditus Silv. kommt in Bolivia nur in der trocknen Steppen- oder in der Pampaformation vor. Nie trifft man ihn in den eigentlichen Urwäldern an. Er baut keine konzentrierten Nester, sondern lebt in Galerien, die er besonders in den Nestern von Termes dirus ausgräbt. Für die Königin hat er kein besonderes Zimmer. Sie kann in jeder beliebigen Kammer wohnen. Die Lebens- weise der bolivianischen Art ist dieselbe wie die, welche Silvestei (p. 142) für die aus Matto Grosso, Paraguay und Argentinien be- schreibt. Fundorte: Mojos, Tuiche (Provincia de Caupolican, Bolivia); San Juan del Oro (Prov. de Sandia, Peru), Anoplotertnes sp. Hier teile ich die Beschreibung einiger Arbeiter einer Art mit, die ich bei Chaquimayo in Peru gefunden habe und die mit den Be- schreibungen der übrigen Ano])lotermes-AYter\. nicht übereinstimmt. Da ich aber keine Imagines besitze, kann ich nicht definitiv fest- stellen, ob hier eine neue Art vorliegt oder nicht. Arbeiter. Körperlänge 6 mm Kopflänge 1,08 Kopfbreite 0,9 Studien über südamerikauische Termiten. 609 Kopf liell Strohgelb. Abdomen grauweiß, mit grauschwarz durch- scheinendem Darminlialt. Clypeus ein wenig aufgetrieben. Basalteil desselben gefurcht. Der 1. Spitzenzahn der Mandibeln bedeutend größer als der 2. Antennen 14gliedrig; das 2. Glied ein wenig kürzer als das 3. und 4. zusammen und ungefähr so lang wie das 5. Abdominalplatten behaart, unten mit längern Borsten. Vorderrand des Pronotums schief aufsteiüend. Fundort: Chaquimayo (Prov. de Carabaya, Peru). Teil IL Öcologie. Alla:eiiieiiie Literaturübersiclit. Die ältere Literatur über Termiten ist von Hagen in seiner Monographie der Termiten zusammengestellt worden. Von den hier erwähnten altern Arbeiten haben nur die von Smeathmax (1781) und Savage (1850) verfaßten einen gewissen Grad von Wissenschaft- lichkeit. In diesen Arbeiten erhält man zum erstenmal einen zu- sammenhängenden Bericht über Termiten. Hagen hat sich haupt- sächlicli mit Beschreibungen von den 'J'ermiten-Arten beschäftigt. Er teilt jedoch auch ein wenig über die Zusammensetzung des Termiten- staats und die Lebensweise der Termiten mit. In seiner Monographie berichtet er auch über die Untersuchungen, die Bates während seines Aufenthalts in Brasilien gemacht hat. Nach dem Erscheinen der HAGENschen Monographie ist die Kenntnis der Geologie der Termiten besonders durch Lespes (1856), Feitz Ml'ller (1871 — 75), Grassi (1885—89), Grassi u. Öandias (1893), Jhering (1887—92), DuDLEY (1888—99), Trägardh (1903) und Silvestri (1901—1903) wesentlich erweitert worden. Außerdem ist die Öcologie der Ter- miten mehr im Vorübergehen von Froggatt (1895 — 97). Haviland (1898) und A\'asmann (1893—19011 und in Bruchstücken von Sjöstedt (1900) behandelt worden. In diesem Abschnitt werde ich die folgenden Gegenstände be- handeln : ßlO ^II'S HOLilGREN, I. Die Geschleclitsindividueii des Termitenstaats. IL Das Schwärmen nnd die Bildung- einer neuen Kolonie. III. Die Funktion der Soldaten. IV. Die 2 Soldatentj'pen von Bhinotermes taurus Desn. V. Die postembryonale Entwicklung der Termiten. VI. Die Häutungen. VII. Symbiose zwischen verschiedenen Termiten-Arten. VIII. Über Nestbau der Termiten. IX. Die geographische Verbreitung der Termiten Südamerikas. I. Die GesclileclitsindiYidueii des Termiteustaats. SiLVESTKi (1903) faßt seine Ergebnisse über die Geschlechts- mdividuen des Termitenstaats folgendermaßen zusammen: „Ogni colonia della maggior parte di specie dei Termitidi e provvista di una coppia reale vera o di un certo numero di individui reali di sostituzione, derivati da alati, da ninfe, da operai ^) e forse qualche volta da soldati. La colonia del Termes Incifngus e provvista di coppia reale vera forse solo nel primo anno della sua esistenza, piü tardi solamente di individui reali di sostituzione" (p. 148). Von diesen verschiedenen Klassen der Geschlechtsindividuen habe ich mit Sicherheit nur die wirklichen Könige und Königinnen und die von Nymphen abgeleiteten neotenischen Individuen vor- gefunden. Für südamerikanische Termiten scheint als Regel zu gelten, daß in jedem Nest nur ein königliches Paar vorkommt. Immerhin hat SiLVESTEi (p. 145) bei Eufermes ripperfn in einem Fall 2 Paar in einem Nest gefunden (obschon er Hunderte von Termitennestern untersucht hat). Bei Eutermes chaguimaifensis n. sp. scheint aber das Entgegengesetzte zu gelten, ebenso bei Eniermes minimus ik sp. Für diese 2 Arten gilt auch, daß die Zahl der Könige gewöhnlich geringer ist als die der Königinnen. Ich teile hier die Zahlen der Geschlechtsindividuen von 5 Nestern -) dieser beiden Arten mit. 1) SiLVESTEi (1903) hat bei M/croccroternies struncld 48 (40 $$, $$) Arbeiter mit gut entwickelten Geschlechtsorganen vorgefunden. In dem Vorhandensein solcher geschlechtlichen Arbeiter soll nach S. die Möglichkeit einer Vererbung der individuell erworbenen Arbeitercharaktere gegeben sein können. 2) Diese Nester sind nicht besonders ausgewählt. Studien über südamerikanische- Termiten. ßH Eutermes cliaqtiimayensis. Königinnen Könige Nest I 5 1 II 3 1 III 2 1 IV 2 2 V 1 1 Euiermes minimm. Nest Königinnen Könige I 2 1 II 2 1 III 2 2 IV 1 1 V 1 2 Die Undeiclilieit an Zahl zwisclien diesen Geschleclitsindividuen ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß entweder Könige oder Königinnen zu Grunde gegangen sind. Die Nester IV und V von E. chaqmmayeusis und die Nester III und IV von E. minimns deuten an, daß die Zahl wirklich ursprünglich dieselbe ist für Königinnen und Könige. Das Nest V von Entermes mmimus scheint anzudeuten, daß hier eine Königin gestorben sei. Sehr bemerkenswert für E. chaguimayensis ist. daß. wenn nur eine Königin im Nest vorhanden ist, diese dann ganz ebene, gerade Körperseiten hat. Sind aber 2 oder mehrere Königinnen vorhanden, so sind die Körperseiten derselben mit scharfen Einkerbungen ver- sehen. Vielleicht handelt es sich hier um sekundär in das Nest ein- gewanderte Geschlechtstiere. Für die Nester I und II (s. unten Nester 0 und F), die Ersatznester sind, scheint dies wahrschein- lich zu sein. In einem Nest von Termes dirus Klug habe ich 2 Königinnen gefunden, in zwei andern nur je 1. Für Termiten anderer Weltteile gilt, daß die Zahl der wirk- lichen Königinnen eines Nests ein wenig- variieren kann. M 1) Vgl. S.TcisTEDT (1900, p. 14), Haviland (1898, p. 3, ti4) Trägardh (1903. p. 28) usw. 612 ^'lI-S HOLMGREN, Die wirklichen Königinnen findet man gewöhnlich in besonders gebauten Kammern. Nur bei Termes dirus Klug unter den konzen- trierte Nester bauenden Ai'ten habe ich keine besondere Zelle für die Geschlechtstiere gefunden. Bei Termiten ist solch ein Umstand überhaupt nicht selten. Bei Arten, die keine konzentrierten Nester bauen, kommen z. B. keine besondern Königinnenzellen vor. In den Nestern von Anniiermes neotenicus n. sp. habe ich nie wirkliche Königinnen gefunden, obschon ich zu verschiedenen Jahres- zeiten (Januar, Juli. November) Nester dieser Art untersucht habe. Hingegen habe ich in den Nestern dieser Art immer zahlreiche neotenische Königinnen zusammen mit einem wirklichen König an- getrolfen. Diese liegen immer in besonders für dieselben ein- gerichteten großen gemeinschaftlichen Zellen. ^^'enn bei Armitermes neotenicus im Januar, Juli und November keine wirkliche Königin vorhanden ist, so muß es zweifelhaft sein, ob überhaupt wirkliche Königinnen zur Ausbildung kommen. Der Umstand aber, daß ein wirklicher König in jedem Nest mit Neotenen vorhanden ist, scheint für das Vorkommen einer wirklichen Königin zu sprechen. p]s läßt sich ja denken, daß die Königin zu Grunde gegangen und durch Neotenen ersetzt worden ist. Aber dieses Zu- grundegehen muß dann normal sein, sonst dürfte nicht jedes Nest ohne wirkliche Königin sein. Oder man kann auch annehmen, daß diejenigen Nymphen, die weiblich sind, schon im Nymphenstadium geschlechtsreif werden, während die männlichen erst im Imagostadium ihre geschlechtliche Reife erreicht haben und danach aus dem Nest ausschwärmen. Ich schließe mich der letzten Alternative aus folgen- den Gründen an: 1. Es gibt unter den Neotenen kein einziges neo- tenisches ]\fännchen. das es ja geben müßte, wenn nicht nur weib- liche Nymphen in der Entwicklung gehemmt würden. 2. In keinem einzigen Nest war eine wirkliche Königin vorhanden, weder im Januar, noch im Juli oder November. SiLVESTRi (1903) hat nie besondere Kammern für die neotenischen Individuen gefunden und schließt daraus (p. 147), daß die königliche Zelle nicht deswegen konstruiert worden ist, um der Königin Schutz zu geben, sondern nur um eine für die Königin hinreichend ge- räumige Zelle zu bilden. Vielleicht kann das Verhalten des Nests von Armitermes neotenicus diese Beweisführung ein wenig erschüttern. Unser Interesse wächst, wenn wir diese Beobachtung Silvestri's mit dem Dasein von geräumigen Neotenenzellen bei Armitermes neotenicus vergleichen. Das Dasein von speziellen Neotenenzimmern Studien über südamerikauisclie Termiteu. 61)^ scheint zu zeigen, daß A. neotcnicus eine Sonderstellung- unter den Termiten einnimmt. Vielleicht ist dies durch die oben angeführte Auffassung-, daß Avirkliche Königinnen stets fehlen, zu erklären. Meiner Auffassung nach müßte sich deshalb Armiienues neo- tcnicus n. sp. durch neotenische Königinnen und wirkliche Könige fortpflanzen. Dies scheint in einiger Hinsicht mit dem Verhalten von Tcnnes lucifur/us nach Gkassi u. Sandias (1893) übereinzustimmen, indem daselbst die Hauptarbeit der Fortpflanzung den Neotenen zufällt. IL Das Schwärmen und die Bildung einer neuen Kolonie. Das Schwärmen der südamerikanischen Termiten scheint an verschiedenen Lokalitäten zu etwas verschiedenen Jahreszeiten statt- zufinden. Für Matto Grosso gilt nach Silvestki (1903. p. 149) als Schwärmzeit August bis Oktober. In Bolivia und Peru schwärmen die Arten von Oktober bis Januar. Über die Vorstufen des Schwärmens und das Schwärmen selbst verweise ich auf die Schilderung Silvestei's, die gut mit meinen eignen Beobachtungen übereinstimmt. Ich will hier nur betonen, daß 2 Geschlecht sindividuen, $ und c^, aus 2 verschiedenen Nestern nie mit- einander copulieren. sondern daß die Copulation immer zwischen Indi- viduen desselben Xests geschieht. Die direkten Beobachtungen beim Schwärmen bestätigen dies. Außerdem zeigt folgendes Experiment, daß eine Copulation zwischen aus verschiedenen Nestern stammenden Imagines ganz ausgeschlossen ist. Es wurden geflügelte Geschlechts- individuen aus 2 verschiedenen Nestern von Eutermes chaquimaymsis in einer Glasschale zusammengebracht. Sogleich entstand ein wilder Kampf zwischen den 2 Gruppen von Geschlechtsindividuen, nach dem die überlebenden sich nach beiden Seiten zurückzogen. — Solch eine Beobachtung habe ich oftmals bei verschiedenen Termiten-Arten gemacht. Hieraus ziehe ich den wichtigen Schluß: Die Termiten scheinen bei der Fortpflanzung auf Inzucht au ge- wiesen zu sein. 1) 1) Nach Gkassi u. Sanijias (1893) sollen gewöhnlich die Männchen und A\ eibchen nicht gleichzeitig ausschwärmen. Dies solle die Kreuzung unter Blutsverwandten verhindern. Daß dies für Arten mit Ersatzkönigiunen und Könige nicht gilt, ist ja klar, da diese ja gar nicht ausschwärmen. 614 Nils Holmgeen, Die Bildung einer neuen Kolonie ist nach Grassi u. Saxdias (1893) und Perez (1894) durch 1 $ und 1 S bei Termes hicifugus möglich und geschieht auch so. Bei den Termitiden scheint dies aber nicht genau konstatiert zu sein. Bei Individuen von Eutennes chaq_nimaijcnsis habe ich in einem künstlichen Nest die Begründung einer Kolonie durch 2 Geschlechtstiere gesehen. Unter die Rinde eines Holzstücks wurden Eier gelegt, und bald kamen junge Larven, die von den Eltern gefüttert wurden, zum Vorschein. Dasselbe habe ich auch in der Natur beobachtet. Hier waren es 2 Geschlechts- individuen, die sich unter der Rinde eines Baumstumpfs nieder- gelassen und da Eier gelegt und junge Larven erzogen hatten. Beim Oftnen des Nestes begannen die Geschleclitsindividuen die Larven und Eier in Sicherheit zu bringen. Die Geschlechtsindividuen besitzen somit zu Beginn dieselben Instinkte wie die Arbeiter. Die zunehmende Physogastrie veranlaßt aber, daß diese Instinkte wenigstens praktisch verloren gehen. SiLVESTEi (1903, p. 150) hält es für „absolut unwahrscheinlich", daß Soldaten und Arbeiter ausgeschwärmte Geschlechtstiere auf- suchen und mit diesen neue Staaten bilden. Daß letzteres aber nicht unwahrscheinlich ist, geht aus meinen Ausführungen über Ersatznester von Eutennes cliaquimayensis hervor. III. Aniuerkimgen über die Funktion der Soldaten. Das Zahlenverhältnis zwischen Arbeitern und Soldaten bei ver- schiedenen Termiten- Arten ist sehr verschieden.^) Durchschnittlich haben Arten mit (echten) Nasutisoldaten bedeutend zahlreichere Soldaten als diejenigen, die normale Soldaten besitzen. Bei einer solchen Art wie Bhinotermes iaurus Desn., die sowohl eine Art Nasuti (Gabeluasutij wie normale Soldaten hat, macht sich dieses Verhältnis besonders deutlich bemerkbar, indem die Zahl der Gabelnasuti, wie vorher hervorgehoben, bedeutend größer ist als die der normalen Soldaten. Es scheint mir, als wäre die Verkümmerung der Mandibeln mit einer Vermehrung der Individuen verbunden. Dies wird, glaube ich, bestätigt durch das Verhalten der Armitermes-kit&w. Die Armitermes-kYt^w mit großen, säbelförmigen Kiefern, z. B. A. neo- tenicus und perucmus, haben eine viel geringere Zahl von Soldaten als A. odontognathus, bei dem die Kiefer sich in beginnender Rück- 1) Vgl. SiLVESTRi (1903), p. 148. Studien über südamerikanische Termiten. 615 bildimg befinden. Dieses Verhalten dentet darauf hin. daß die Funktion dieser Soldaten mit A^erkümmerten Kiefern eine wesentlich andere ist als die derjenigen, die wohl entwickelte Kiefer besitzen. Öffnet man z. B. ein Nest von Termes dinis, Cornitermes labralis oder von Armitermes neofenictis, so bemerkt man sogleich, daß die Soldaten sich nur dann aggressiv verhalten, wenn man z. B. mit der Hand in die Nähe der Galerienmündungen kommt. Sie verteidigen somit niu- den Eintritt ins Nest, ohne sich weit außerhalb des Nestes zu begeben.^) Auch sind sie, außerhalb des Nests versetzt, ganz hilflos, Avie von den verschiedensten Autoren bemerkt Avordeu ist.-) Öffnet man aber ein Nest einer Eidermes-ki% z. B. E. rippertii, so findet man, daß die Soldaten (Nasuti) sich ganz anders benehmen. In einem Augenblick ist die Hand A'on Soldaten überschAvemmt, die darauf hin und her laufen und dadurch ein unangenehmes juckendes Gefühl hervorrufen. Ob dies durch die Füße des Ungeziefers oder durch eine aus dem Stirnporus austretende ätzende Flüssigkeit her- vorgerufen Avird, lasse ich dahingestellt sein. Allerdings ist es klar, daß bei den Eutermes-Xvi%n das Soldaten-Individuum nicht dieselbe Bedeutung als Verteidiger wie bei Termes hat. Nur durch Massen- angriffe können die £«/e)-;Mrs-Soldaten eine Bedeutung wenigstens größern Feinden gegenüber als Nestverteidiger haben. Diejenigen Entermes- kritw , die Boden- und Baumnester haben, besitzen eine sehr große Zahl von Soldaten. Dies hängt geAviß damit zusammen, daß diese Nester besonders von größern Feinden, Avie Ameisenbären, Spechten etc., angegriften werden. Dabei werden diese Feinde von den Nasutisoldaten ganz überschwemmt und durch das unangenehme Jucken der umherlaufenden Termiten weggetrieben. Andere Arten, wie Euiermes mkrosoma. convexifrons etc.. die ein unterirdisches Leben führen, haben eine viel geringere Zahl von Soldaten. Dies hängt wohl damit zusammen, daß sie sich nur gegen kleinere Feinde, AA'ie Ameisen, zu verteidigen brauchen. Im Kampf mit einem stärkern oder gleich starken Feind benutzen sie geAviß nur das Secret der Stirndrüse als Verteidigungsmittel. ^) Wie die ^H/«';»f5-Soldaten 1) Siehe Haviland (1898), p. 365, Wasmann (1897, 2), p. 146, Teägaedii (1903), p. 35 etc. 2) Siehe S.töstedt (1900), p. 10 und 148, Dudley (und Beauaioxt) (1889), p. 85—114, (1890), p. 157—180, TräCtARDH (1903), p. 35, LESPi;s (1856) usw. 3) Über die Benutzung der Stirndrüse als Verteidigungsmittel siehe Haviland (1898), p. 365—366. ßl6 NlI.S HOLMGEEN, verhalten sich die Gabelnasuti von Bhinoiermes und auch, obschon in beschräukterm Grade, die Soldaten von Armitermes odontof/nafMis SiLV. Über die Funktion der Soldaten als Schild wache ^) ist bereits so viel geschrieben, daß ich micli darauf nicht einlassen will, ebenso ist das Springvermög-en der Mirotermes- und Caprifermes-AYten gut bekannt. Aber zu der Funktion der Cajiritermes-SohlFiten kommt noch, daß sie vorzügliche Mineure sind, indem sie mit den Kiefern in der Erde Gänge graben können. Für diesen Zweck sind die Kiefer von Capritermes talpa n. sp. besonders geeignet, indem sie nach unten mehr gebogen und in horizontaler Richtung abgeflacht sind. Daß die Kiefer von Oapn/erwes-Soldaten zur Verteidigung un- taugliche Formen besitzen, ist als eine Behauptung von Trägäkdh (1903) aufgestellt worden. Ich weiß nicht, welche Belege er für diese seine Auffassung beibringen kann, denn bei den südamerika- nischen Arten, die ich kenne, sind die Kiefer durchaus nicht un- tauglich zur Verteidigung, sondern sie stellen vielmehr sehr gute Verteidigungswaffen dar. Die Streiche oder Bisse, die der Capritermes- Soldat austeilt, sind tatsächlich fürchterlich. Die Kiefer wirken wie Scheren, und eine Ameise z. B., die zwischen diese Kiefer kommt, wird in einem Augenblick mitten durchgeschnitten. IV. Die 2 Soldatentypeu von Bhinotermes tauriis Desneux. Termiten, die 2 nicht nur durch verschiedene Größe ungleiche Soldatenformen haben, sind durch die Arbeiten Sjöstedt's (1900) und SiLVESTEi's (1903) gut bekannt. Bei lihhwtermes und Acantho- termes kommen z. B. nach Sjöstedt 2 verschiedene Soldatenformen vor. Der von Silvestri beschriebene Eutermes diversimiles besitzt außer den 2 von ihm beschriebenen Soldatenformen noch eine von mir beschriebene 3. Eutermes velox n. sp. hat 2 Soldatenformen. Gemeinsam für alle die Arten, die dimorphe oder trimorphe Soldaten besitzen, ist, daß diese demselben Soldatentypus angehören. Ist der eine von normalem Typus, so ist der andere es auch; ist der eine ein Nasutus, so ist der andere auch ein Nasutus. Dagegen ist kein einziger Fall bekannt, wo die dimorphen Soldaten von verschiedenen Typen gewesen wären. Solch ein Verhalten ist freilich bei ver- schiedenen Gelegenheiten beschrieben worden; es stellte sich aber 1) Vgl. Haviland (1898), p. 367, Wasmann (1897, 2), p. 147 und Silvestri (1903). Studieu über südamerikanische Termiten. 617 immer heraus, daß dies auf einem Irrtum beruht. Jetzt gilt als These, daß. weun 2 Soldatenformeii bei einer Art vorkommen, sie von demselben Typus sind. Dies ist von mehreren Seiten (Wasmann, 1902, Sjöstedt, 1900) hervoro-ehoben worden. Eine Ausnahme von diesem Verhalten macht indessen BJiino- termes taurus Desneux nach meinen Befunden. Diese Art besitzt 2 Klassen von Soldaten, die 2 Soldatentj'pen angehören, die wenigstens ebenso voneinander verschieden sind wie die normalen Soldaten von den Nasuti. Der eine Typus g-ehört dem normalen Termiten-Typus an, wie er z. B. uns bei Termes dirus Klu& entgegentritt. Der andere gehört zu einem hier zum erstenmal beschriebenen Soldaten- Typus, den ich Gabeln asutus nenne. Weil es indessen gewiß bezweifelt werden wird, daß diese beiden Typen wirklich derselben Art angehören und nicht 2 verschiedenen symbiotisch zusammenlebenden Arten ^), so will ich hier ausführlicher über die Ursachen berichten, die ihre Zusammengehörigkeit außer allen Zweifel stellen. Diese Ursachen sind teils öcologisch, teils ontogenetisch. Die öcologischen Gründe sind: 1. Das konstante Vorkommen der beiden Soldatenformen in jedem Neste. 2. Das freundschaftliche Zusammenleben derselben. 3. Die Gabelnasuti tragen dieselben Larven und Eier, welche von denjenigen Arbeitern getragen werden, die die normalen Soldaten füttern. 4. Sowohl die Gabelnasuti wie die normalen Soldaten werden von denselben Arbeitern gefüttert. 5. Die in dem Nest vorkommenden Arbeiter sind für die beiden Soldatentypen gemeinsam. 6. Im Nest kommen die Larven der Gabelnasuti wie die der normalen Soldaten vor. Die erstem sind viel zahli-eicher als die letztern. Diese Punkte dürften völlig ausreichen, um die Zusammen- gehörigkeit der beiden Soldatentypen zu beweisen. Um aber die letzten Si)uren eines Zweifels hinwegzuräumen, weise ich hier auf die Untersuchung der postembryonalen Entwicklung von Blmwtermes aurus hin, die weiter unten gegeben ist. 1) Anfangs wurden sie so von mir selbst aufgefaßt. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 41 Q\^ Nils Holmgren. Y. Die postembryoiiale Entwicklung der Termiten. Die postembiyonale Entwicklung der Termiten ist nur von Ghassi u. Sandias (1893) im Zusammenhang- behandelt worden. Letztere beschreiben die Folge der Larvenstadien von Calotermes flavicollis und Ternies hicifugus besonders eingehend und widmen den Unregelmäßigkeiten der Entwicklung besondere Aufmerksamkeit. Für Calotermes beschreiben sie für die geschlechtslosen Individuen 2, für die Geschlechtstiere 3 Larvenformen in sukzessiver Reihen- folge. Von diesen ist die erste indifferent. Aus dieser indifferenten Larve gehen die Larven der Soldaten, der Reserveindividuen und der Nymphen hervor. Die Soldatenlarveu werden zu Soldaten, die Reserveindividuenlarven zu Reserveindividuen und die Nymphen- larven zu Nymphen. Die Nymphen entwickeln sich zu geflügelten Geschlechtsindividuen. Außerdem kommen hier auch einige Unregel- mäßigkeiten vor. Ternies Incifugus besitzt für die geschlechtslosen Stände 4 und für die Geschlechtsindividuen 5 Larvenformen. Aus einer indifferenten Larvenform geht eine schon in 2 Formen differen- zierte Larvenform hervor. Dieselbe ist derart differenziert, daß aus der einen nur Arbeiter und Soldaten hervorgehen, während aus der andern sowohl x4.rbeiter und Soldaten wie auch Geschlechtstiere ent- stehen. Von diesem Larvenstadium aus durchlaufen die zu ge- schlechtslosen Individuen werdenden Larven noch 2 Larvenstadien. Die sich zu Geschlechtsindividuen ausbildenden durchlaufen aber 3 Stadien. Durch zahlreiche Unregelmäßigkeiten wird dieses Schema sehr kompliziert. Ich gehe aber hier nicht darauf ein. Um zu ermitteln, ob die verschiedenen Typen der Soldaten wirklich genetisch gleichwertig oder ob sie nur parallel entwickelt sind, habe ich die individuelle Entwicklung der geschlechtslosen Stände folgender Arten und Typen untersucht. Bhinotermes taurus Desk. (Gabelnasutus- und Termes-Typus), Rkinotermes marginalis (Linne) Hag. (Gabelnasutus-Typus). Cornitermes labraUs n. sp. {Termes-Ty^iis). Ärmitermes neotenicus n. sp. (Kiefernasutus-Typus). Eutermes rotundkeps n. sp. (Nasutus-Typus mit 1 Arbeiterform). Eutennes minimus n. sp. (Nasutus-Typus mit 3 Arbeiteiformen). Studien über südamerikanische Termiten. 619 Bhinofermes taurus Desxeux. Larvenstadium A (Fig-. F-a u. b). I II Körperlänge 0,95 mm 1,45 mm (Kopflänge) (0,27) (0,27) Kopfbreite 0,36 0,36 Breite des Hinterleibs 0,45 0,5 Fig. F«. Larvenstadium A von Rhinotermes taurus Desn. 12 : 1. a Neu ausgeschlüpfte Larve A I. b Die Larve A II. I. Milchweiß, durchsichtig. Antennen lOgliedrig mit Andeutung von Dreiteilung des 3. Glieds. Labrum geneigt. IL Milchweiß, nicht durchsichtig. Antennen llgliedrig mit An- deutung von Zweiteilung des 3. Glieds. Labrum vorgestreckt. Nach Häutung geht dieses Stadium in das Stadium B über. Larvenstadium B (Fig. G-a u. b). I II III Körperlänge 1,65 mm 2 mm 2,46 mm (Kopflänge) (0,6) (0,6) (0,6) Kopfbreite 0,5 0,5 0,5 Breite des Hinterleibs 0,56 0,62 0,8 Larvenstadium B von Rhinotermes taurus Desn. 12 : 1. a Die Larve II. b Die Larve III 41* L 620 Nils Holmgren, I. Milchweiß, durchsiclitig. Antennen 12giiedrig'. das 3. Glied länger als die andern. II. III. Milchweiß, nitlit durchsichtig. Antennen 12- oder 13- gliedrig. Nach Häntung entsteht das Stadium C oder GN. Larvenstadium C (Fig. H-a u. b). Körperlänge (Kopflänge) Kopfbreite Breite des Hinterleibs I 2.2 mm (0,95) 1 1 II 3.2 mm (0^95) 1 1.2 I. Milchweiß, durchsichtig. Antennen 16gliedrig. II, ]\Iilchweiß, undurchsichtig. Antennen 16gliedrig. Nach Häutung geht aus diesem Stadium das Stadium D oder S hervor. Fiff, H'. Fiff. P. Fig. H^. Larveustadium C vou Bhinotermes taitrus Desn. 12 : 1. a Die Larve C I. b Die Larve C IL Fig. J^. Larvenstadium GN I (Gabelnasuti-Larve) von Bhinotermes taurus Desn. 12:1. Larvenstadium GN (Fig. J-). I II Körperlänge 2,55 mm 3,56 mm Kopflänge 1,26 1.26 Studien über südamerikanische Termiten. 621 I II Kopfbreite 0,63 mm 0.63 mm Breite des Hinterleibs 0,85 1,35 I. Milchweiß, durchsichtig-. Mit Gabelfortsatz. Antennen 15- gliedrig-. IL Milchweiß, undurchsichtig. Antennen 16gliedrig. Aus der Häutung dieser Larve geht der Gabelnasutus hervor. L a r V e n s t a d i u m D (Fig. I K^ II Körperlänge 3,2 mm 4,5 mm (Kopflänge) (1.25) (1,25) Kopfbreite 1,3 1,3 Breite des Hinterleibs 1,32 lA 1. Milchweiß, durchsichtig. Antennen 16gliedrig, IL Milciiweiß, undurchsichtig. Antennen 16gliedrig. Aus der Häutung dieser Larve geht die definitive Arbeiterform hervor. Fig. K^ Fig. L^ Fig. K^ Larvenstadium D I von Rhitiotermcs taurus Desn. 12:1. Fig. L'-. Köpfe der beiden Soldaten-Larvenformen von Rhinotermes taurus Desn. 12 : 1. a Schmalköpfige Larve (Sa), b Breitköpfige Larve (Sb). Larvenstadium S (Soldatenlarven). Die Soldatenlarven besitzen in Übereinstimmung mit den Sol- daten 2 verschiedene Formen, nämlich solche mit schmalem (Sa) und solche mit breitem Kopf (Sb) [Fig. L-a u. b]. 622 ^'^I'S HOLilGEEN, Sa Sb Körperlänge ca. 6,5 mm 5 mm Kopflänge 2,25 2,1 Kopfbreite 1,5 1,6 Breite des Hinterleibs 1,3 1,5 Diese 2 Formen stehen niclit ganz isoliert da, sondern es gibt zwischen ihnen auch Übergänge. Die meisten Variationen scheinen sich jedoch um die Formen Sa nnd Sb zu gruppieren. Sa. Milchweiß, zu Beginn durchsichtig, danach undurchsichtig. Antennen 17gliedrig. Sb wie Sa. Antennen bisweilen ISgliedrig. Aus Sa gehen die schmalköpfigen , aus Sb die breitköpfigen Soldaten nach der Häutung hervor. Durch diese Untersuchung der postembryonalen Entwicklung von BJdnotermes taurus Desneux ist die Zusammengehörigkeit der Gabelnasuti mit den normalen Soldaten definitiv festgestellt. BMnotermes marginälis (Linne) Hag. Larvenstadium A (Fig. M^a). Körperlänge 1,35 mm Kopflänge 0,47 Kopfbreite 0,45 Breite des Hinterleibs 0,4 Milchweiß, zu Beginn durchsichtig, danach undurchsichtig. Antennen lOgliedrig. 3. Glied undeutlich dreigeteilt. Dieses Stadium geht in das Stadium B über. Larvenstadium B (Fig. M"-b). I II Körperlänge 1,85 mm 2,15 mm Kopflänge 0^55 0,55 Kopfbreite 0,56 0,56 Breite des Hinterleibs 0.56 0,7 Milchweiß, zu Beginn (Stad. I) durchsichtig, danach (Stad. II) | undurchsichtig. Antennen 12gliedrig. j Dieses Stadium geht entweder in das Stadium C oder D über Studien über sMamerikanische Termiten. 623 Larvenstadium (/ (Fig. M-c). Körperlänge 2.75 mm Koptlänge 0,9 Kopfbreite 0,95 Breite des Hinterleibs 0.95 Milchweiß, zu Beginn durchsichtig, danach undurchsichtig. Antennen 14gliedrig. Dieses Stadium geht in das definitive Arbeiterstadium über. Fig'. M". Larvenstadium von Ehinofermes marginalis (Linnä) Hag. 23 : 1. a A-Larve. b B II-Larve. c C-Larve. d D-Larve (Gabelnasutus-Larve) Larvenstadium D (Gabelnasutus-Larve) (Fig. M-d). Körperlänge Kopflänge Kopfbreite Breite des Hinterleibs 3,05 mm 1,12 0,63 0,65 Milchweiß. Mit breitem Gabelfortsatz. Antennen 14gliedrig. 624 ^ILS HOLMGBEN, Cornitermes lahralis n. sp. Larvenstadium A. I II Körperlänge 1,95 mm 2,45 mm Kopflänge 0^55 0.55 Kopfbreite 0.6 0,6 Breite des Hinterleibs 0,65 1,05 I. Milchweiß, durchsichtig. Antennen 12gliedrig. Labrum ge- neigt. IL Milchweiß, undurchsichtig. Labrum vorgestreckt. Dieses Stadium geht nach Häutung in das Stadium B über. L a r V e n s tadium B. I II Körperlänge Kopflänge Kopfbreite Breite des Hinterleibs 3,4 mm 1 1,1 1.3 4,4 mm 1 1.1 1.65 I. Milchweiß, durchsichtig. Antennen 14gliedrig. Labrum ge- neigt. IL Milchweiß, undurchsichtig; Labrum vorgestreckt. Dieses Stadium geht nach Häutung entweder in das Stadium C oder D über. Larvenstadium C. I II Körperlänge 5,1 mm 6,5 mm Kopflänge 1,35 1^35 Kopf breite 1,5 1,5 Breite des Hinterleibs 2,25 2,7 L Milchweiß, durchsichtig. Antennen 15gliedrig. Labrum ge- neigt. IL Undurchsichtig. Labrum vorgestreckt. Dieses Stadium geht nach Häutung in das definitive Arbeiter- stadium über. Studien über südamerikanische Termiten. 625 Larvenstadium D (Soldatenlarve). Körperlänge 7,2 mm Kopflänge (ohne Labrum) 2,5 Kopflänge (mit Labrum) 3,1 Kopfbreite 2 Breite des Hinterleibs 2,4 Milchweiß. Antennen 15gliedrig. Dieses Stadium geht nach Häutung in das definitive Soldaten- stadium über. Armitermes neotenicus n. sp. Larvenstadium A. I 11 Körperlänge 1,35 mm 1,95 mm (Kopflänge) (0,4) (0,4) Kopfbreite 0,45 0,45 Breite des Hinterleibs 0,42 0,75 I. Milchweiß, durchsichtig, mit ziemlich reichem Borstenkleid. Antennen 12gliedrig. Labrum geneigt, IL Milchweiß, nicht durchsichtig. Antennen 12gliedrig. Mit vorgestrecktem Labrum. Dieses Stadium geht nach Häutung in das Stadium B, I über. Larvenstadium B. II III 2,74 mm 3,1 mm (0,7) (0,7) 0,72 0,72 0,9 1 I. Durchsichtig. Antennen 13gliedrig, mit Andeutung von Quer- teilung des 3. Glieds. II und III. Nicht durchsichtig. Antennen 14gliedrig. Dieses Stadium geht nach Häutung entweder in das Stadium C oder in das Stadium D über. Körperlänge I 2.13 mm Kopflänge (0.7) Kopfbreite 0,72 Breite des Hinterleibs 0,8 626 Nils HoLMaREN Larvenstadium C. Körperlänge 3,73 mm Kopflänge 0,8 Kopfbreite 0,77 Breite des Hinterleibs 1,2 Milchweiß, zu Beginn durchsichtig. Antennen lögliedrig. Häutet sich und geht in die definitive Arbeiterform über. Larvenstadium D (Nasutus-Larvenstadium) (Fig. N-a u. b). Körperlänge 5.25 mm (Kopflänge 1,35) Kopf breite 1,2 Breite des Hinterleibs 1,5 Fig. Nl a u. b Kopf der Soldaten-Larve von Anniternies neotenicus n. sj). 23 : 1. Nasuti-Larve mit kräftigen Kiefern und schief nach oben und vorwärts gerichtetem, stumpfem Frontaltubus. Der Kopf erinnert mehr an den Kopf von Cornitermes cornufus als von Amiüermes. Häutet sich und geht in die definitive Soldatenform über. Von besonderm Interesse scheint mir die CormYenMes-Ähnlichkeit der Nasuti-Larven (Stadium D) zu sein. I Studien über südamerikanische Termiten. 627 Eutermes rotundiceps n. sp. L a r V e 11 s t a d i u m A. I II Körperlänge 1,5 mm 1,8 mm (Kopflänge) (0,5) (0,5) Kopfbreite 0,5 0,5 Breite des Hinterleibs 0,4 0,7 I. Weiß, durchsichtig-. Antennen 12giiedrig-. II. Milchweiß, nicht durchsichtig. 3. Antennengiied mit An- deutung- von Querteilung. Dieses Stadium geht nach der Häutung in das Larvenstadium B über. Larvenstadium B. I II III Körperlänge 2,2 mm 2,9 mm 3,65 mm Kopflänge (0,65) (0,81) (0,8) Kopfbreite 0,62 0,8 0,8 Breite des Hinterleibs 0,62 0,8 1,1 I. Abnorm. Kommt seltner vor. Es stellt ein Stadium dar, in dem der neugebildete große Kopf noch nicht seine definitive Form und Größe erreicht hat. — Weiß, ziemlich durchsichtig. Von der Transversalnaht aus erhebt sich eine große glashelle, durchsichtige, in der Mitte durch eine Medialfalte geteilte Blase, welche die Antennenbasis und den Cl3i3ealteil überragend, sogar einen Teil des Labrums bedeckt. Antennen 13gliedrig. II. Milchweiß, durchsichtig. Antennen 14gliedrig. Die Blase hat ihre definitive Lage als Clypealbasalpartie eingenommen. III. Milchweiß, nicht durchsichtig. Dieses Stadium geht nach Häutung entweder in das Stadium C oder D über. Larvenstadium C. Körperlänge 4,65 mm Kopflänge 1,05 Kopfbreite 1,27 Breite des Hinterleibs 1,55 628 Nils Holmgren, Milcliweiß, zu Beginn durchsichtig-. Dieses Stadium geht nach Häutung in das definitive Arbeiterstadium über. Larvenstadium D (Nasutus-Larvenstadium) (Fig. 0-). Körperlänge 5 mm Kopflänge 1,8 Kopf breite 1,03 Breite des Hinterleibs 1.4 Milchweiß mit vollständigem Xasutikopf. Stirn- fortsatz stumpf. Häutet sich und geht in den definitiven Nasutussoldaten über. Die Aufeinanderfolge der Larvenstadien bei Euternies rotimdiceps ist somit dieselbe wie die bei Armitermes neotenicus. Das Stadium D der beiden Arten zeigt in der Ausbildung des Nasutikopfs eine interessante Verschiedenheit, indem dieses Stadium bei Armitermes ein Cornifermes-älmlidies ist, während es bei Eutermes Armitermes-hYmMoh. ist. Fig. Ol Kopf derXasutus- Larve vou Euter- mes rotimdiceps n. sp. 23 : 1. Eutermes minimus n. sp. Larvenstadium A. I Kürperlänge Kopflänge Kopfbreite Breite des Hinterleibs 1;25 mm (0,44) 0,5 0,4 Antennen 12gliedrig, II 1,6 mm (0.44) 0,5 0,58 I. Milchweiß, durchsichtig. Antennen 12gliedrig. Oberlippe geneigt. II. Milchweiß, undurchsichtig. Oberlippe vorgestreckt. Häutet sich und geht in das Stadium B über. Larvensta diuni B. I II Körperlänge 2,1 mm 2,4 mm (Kopflänge) (0,65) (0,65) Kopfbreite 0,6 0,6 Breite des Hinterleibs 0,6 0,65 Stildien über südamerikanische Termiten. 629 I. Durchsichtig-. Antennen IBgliedrig. II. Undurchsichtig. Häutet sich und geht entweder in das Larvenstadium C oder D über. L a r V e n s t a d i u m C. I II Körperlänge 2,45 mm 2.9 mm (Kopflänge) (0,8) (0,8) Kopfbreite 0,75 0,75 Breite des Hinterleibs 0.8 0,95 I. MilchAveiß, durchsichtig. Antennen 13gliedrig. IL Undurchsichtig. Diese Larven häuten sich und gehen in die 3 definitiven Arbeiter- formen über. L a r V e n s t a d i u m D. Nasutus-Larvenstadium. Körperlänge 3,6 mm Kopflänge 1,37 Kopfbreite 0,67 Breite des Hinterleibs 0,9 Nasutuslarve. Zu Beginn ist der Hinterleib kurz, durchsichtig. Später verlängert er sich und erreicht die oben angegebene Größe, wobei er undurchsichtig wird. Diese Larve häutet sich, und es entsteht der definitive Nasatus. Von der postembr^'onalen Entwicklung ist zu bemerken, daß die verschiedenen Arbeiterformen aus demselben Larvenstadium C ent- stehen und somit miteinander gleichwertig sind. Aus der oben angeführten Darstellung der postembrj'onalen Entwicklung geht hervor, daß die untersuchten Termiten-Arten 2 indifterente Larvenstadien besitzen. Aus dem letzten indilferenteu Larvenstadium (B) entwickeln sich im allgemeinen die Arbeiter- und die Soldatenlarven. Aus den Arbeiterlarven gehen die Arbeiter hervor, aus den Soldatenlarven die Soldaten. Somit gibt es im allgemeinen nur 3 Larvengenerationen. Nur bei lihino- termes taurus kommt noch eine Larvengenei'ation hinzu. Dies ist durch das Auftreten einer neuen Soldatenform von anderm Tj-pus bedingt. Rhinotermes tcnirus besitzt somit für die Gabelnasuti 3 Larvenformen, aber für die normalen Soldaten und 630 ^'iLS HOLMGREN, die Arbeiter 4. Daraus scheint hervorzugehen, daß diese beiden Soldatentypen hier morpliologisch nicht ganz gleichwertig sind. Wie mir scheint, ist es sehr schwer zu entscheiden, welcher von diesen Typen bei Rhinotermes tanrns der ursprünglichste ist. Bei Bh. margi- nalis, der nur Gabelnasuti besitzt, gibt es für die Soldaten und Arbeiter nur 3 Larvenstadien. Es läßt sich somit denken, daß bei Bh. faunts eine neue Soldatenform hinzugekommen sei, die das Aus- bilden einer neuen Larvenform bewirkt hat. Für diesen Fall wäre der Gabelnasutus die primäre Soldatenform, die mit den übrigen Soldatentypen homolog wäre. Dies hätte aber zur Voraussetzung, daß der Tenncs-ä\m\idie Soldat von Bh. taurus nicht mit den übrigen Termiten-Soldaten homolog wäre, was nicht wahrscheinlich ist, da ja der Bau desselben völlig mit dem Bau der Corniferm€s-So\([a.ten übereinstimmt. Ich glaube mir die Verschiedenheiten in der Ent- wicklung der Bhinotennes- Arten so vorstellen zu dürfen, daß zuerst bei Bh. taurus ein neues Larvenstadium und eine neue Soldaten- form (Gabelnasutus) nebst Arbeiterform in der Entwicklungsfolge eingeschoben worden ist. Danach hat sich diese neue Arbeiterform zurückgebildet, und so entstellt der Bh. /««ints-Typus oder es haben sich die ursprünglichen Soldaten und Arbeiter von Bhinotennes zurückgebildet und sich nur die neuen erhalten, woraus der Bh. margmalis-Tyi^us entsteht. Diese Frage lasse ich aber offen, da mir Material von andern Bhinotermes-Arten fehlt. Die gleichzahligen Larvenformen der Cornitermes-, Armitermes- und Eutennes- Arten bestätigen die aus dem Vergleich der Soldaten dieser Gattungen sich ergebende Ansicht, daß diese verschiedenen Soldatentypen homolog sind. Interessant ist es, einen Vergleich zwischen den Soldatenlarven (D) dieser 3 Gattungen vorzunehmen. Die Soldatenlarven einer mit großem Frontaltubus verseheneu Corni- termes-Art (z. B. C. rostrat'us) haben nur schwach entwickelte Tuben und nähern sich den Larven von Termes dirus mit rudimentärem Tubus. Der Kiefernasutus von Armitermes neotenicus hat eine Sol- datenlarve mit relativ kurzem, deutlich aufwärts gerichtetem Frontal- tubus und nähert sich dadurch mehr dem vollständig ausgebildeten Cornitermes-So\d?Lten als dem Armitermes-So\dä.ten. Der Eutermes- Nasutus hat eine Larve, bei der der Frontalfortsatz freilich Euternies- artig entwickelt, aber doch stumpf ist und sich hierdurch dem Frontaltubus von Armitermes nähert. Der genetische Zusammenhang dieser 3 Soldatentypen wird durch diesen Vergleich noch deutlicher. Studien über südamerikanische Termiten. 631 VI. Die Häutiiugen. In der Literatur Avird viel von den Häutungen der Termiten gesprochen, aber nichts Eingehendes angegeben. Nur von Bates be- sitzen wir eine briefliche Mitteilung hierüber, die von Hagen (1858j p. 278 u. 280) ohne weitere Erläuterungen wiedergegeben wird. Ersterer sagt nämlich, daß der Häutung der Termiten immer ein Ruhezustand voraufgelit. Später scheint diese Angabe in Vergessen- heit geraten zu sein. Ich habe mehrmals Termiten beobachtet, die sich in Häutung befanden, und auch einige solche Häutungsstadien mit nach Hause gebracht. In Fig. P-a. b, c sind 3 solche Ruhe- stadien von Rhinotermes tatirus Desn. abgebildet. Ruhestadien von RJnnotermes taiirus Desn. 12 : 1. a Ruhestadium zwischen den Larvenstadien B \md C. b „ „ „ „ B und gN. c ., ,, „ „ C und D. Wenn sich eine Larve häuten will, so legt sie sich auf die Seite, Kopf, Beine und Antennen werden nach hinten gezogen und der ganze Körper gegen die Bauchseite gekrümmt. Bei dieser Krümmung birst die Haut auf dem Rücken und wird über die Seiten des Leibs und den Kopf gezogen, so daß sie an den Antennenspitzen und Beinen hängen bleibt. Dies geschielit in einigen wenigen Minuten. Die meisten Veränderungen, die beinahe alle den Kopf betreffen, sind nun fertig. So ist z. B. das eigentümlich entwickelte Labrum des Gabelnasutus fertig gestellt. Letzteres, das vorher gegen die Unterseite des Kopfs gedrückt lag, schnellt auf und bildet eine direkte Fortsetzung in der Kopfrichtung usw. Man sollte nun 632 ^ILS HOLMGREN, glauben, daß das Insect, sobald die Haut ausgezogen ist, fertig wäre, um das nächste Stadium durchzumachen. Dies ist aber nicht der Fall. Denn nach der Häutung liegen die puppenähnlichen Larven eine verschieden (einige Stunden bis 3 Tage) lange Zeit ruhend da und werden von den Arbeitern getragen und beleckt. Während dieses Euliestadiums gehen deutlich die Innern Veränderungen, die mit der äußern korrespondieren, vor sich. Diese Häutungen sind somit mit einem nachträglichen Ruhe Stadium verbunden. Für jede Art kommt somit zwischen je 2 Existenz- formen ein Ruhestadium vor, während dessen sich die Innern Ver- änderungen allem Anschein nach vollziehen. Diejenigen Larven, die sich zur Häutung vorbereiten, sind immer undurchsichtig, d. h. sie haben einen gut entwickelten Fettkörper. Nach der Häutung sind die Larven aber durchsichtig, d. h. der Fettkörper ist resorbiert, ist für den Aufbau der neuen Form verwendet worden. Somit haben im Körper große Veränderungen stattgefunden, welche die ganze Reservenahrung in Anspruch genommen haben. Die Häutungsstadien scheinen somit mit den wahren Puppenstadien sehr viel gemein zu haben und sind physiologisch, wenn auch niclit phylogenetisch, als Puppenstadien aufzufassen. Der Unterschied wäre nur, vom physio- logischen Gesichtspunkt aus, daß bei den Termiten das Puppen- stadium in mehrere solche zerlegt ist. die in die Larvalentwicklung eingeschaltet sind, anstatt nach der Larvalentwicklung konzentriert aufzutreten. VIL Symbiose zwiselieu verschiedeueu Termiten-Arten. Mehrere Verfasser, Bates (siehe Hagen's Monographie), Was- MANN (1897, 2), Sjöstedt (1900), v. Jhekinct (1887). Fritz MüLLEE, Teägardh (1893), erwähnen symbiotisch miteinander zu- sammenlebende Termiten- Arten. Die Begründung, die diese Verfasser für die Symbiose der Termiten-Arten vorbringen, scheint mir sehr schwach zu sein. Der Begriff Symbiose schließt in sich, daß die beiden Arten, abgesehen davon daß sie wirklich zusammenleben, auch beide dieses Zusammenleben in irgend welcher Hinsicht ausnutzen. Dies haben die oben erwähnten Verfasser niemals für ihre symbio- tischen Termiten-Arten nachgewiesen. Im allgemeinen ist an- genommen worden, daß Arten, die innerhalb desselben Nestes an- getroffen worden sind, auch symbiotisch zusammenleben. Derartig Studien über südamenkaiiisclie Tenuiteu. 633 sind die Beispiele, die Was:m.\xx, Sjöstedt. Müller, y. Jhering, Tkägardh erwähnen. Es scheint mir jedoch notwendig- zu sein, erst festzustellen, ob die betreifenden Sj'mbionten wirklich in irgend welchen Beziehungen zueinander stehen. Es muß deshalb klargelegt werden, ob die Galerien der „Sj'mbionten" miteinander in Zusammen- hang stehen oder ob sie durch Zusammenleben wirkliche Vorteile erhalten. Dies hat man jedoch niemals gezeigt. Ich finde, daß es für keinen einzigen Fall konstatiert worden ist, daß wirklich symbiotisch zusammenlebende Termiten- Arten vor- kommen. Selbst habe ich dieser Frage einige Aufmerksamkeit ge- widmet und bin auch hierbei zu derselben negativen Schlußfolgerung gekommen. Gar nicht selten trifft man in ein und demselben Nest eine ganze Reihe verschiedener Termiten-Arten. Sie haben jedoch immer verschiedene Gangsysteme. Freundschaftliche Beziehungen der ver- schiedenen Arten sind nicht zu entdecken. Hingegen leben sie in arger Feindschaft. Nur für einen Fall habe ich eine Art von Be- ziehung zwischen den Galerien verschiedener Termiten - Arten gefunden. Ich will hier über einige Fälle berichten, die auf Symbiose hindeuten können, jedoch nicht auf eine solche zurückzuführen sind. I. Im Nest von Tcrmcs dirus Klug. A. Nest beinahe von T. dinis aufgegeben, von Eiitermes rippertii in Besitz genommen. E. rippertii hat die Galerien von T. dirus mit Kartonsubstanz ausgekleidet. B. Kolonie lebenskräftig. Mit Galerien von Anoplotermes recon- ditus SiLv., Leucotermes tenuis Silv., Mirotermes macroceplialns n. sp., Capritcrmes opacns (Hag.) Silv. und Euf ernies microsoma Silv. Von diesen besitzen die 4 ersten sowohl voneinander wie von T. dirus abgeschlossene Gangsysteme. Eutermes microsoma dagegen besitzt enge Gänge, von denen einige in den Vorratszimmern des T. dirus enden. Hier dringt der kleine E. microsoma als liäuber ein. Dies ist der einzige Fall, in dem ich irgend welchen Zusammenhang zwischen 2 Termiten- Arten habe nachweisen können. Nach Silvestki verhält sich Mirotermes für Silv, in entsprechender Weise im Nest von Eutermes cyphergaster Silv. C. Auf dem Gipfel eines Nests von T. dirus Klug, wurde ein 58 cm hohes Kartonnest von Eutermes rippertii angetroffen. Von diesem Nest aus führten Gänge in das Termes-^t^i hinein. Diese Gänge waren mit Kartonsubstanz ausgekleidet. Ein Zusammenhang Zool. Jahrb. XXITI. Abt. f. Syst. -12 634 Nils Holmgben, zwisclieu den Gängen des Termes dirus und denen des E. rippertü war nicht aufzufinden. Außerdem wurde Eutermes microsoma Silv. in eigenen Gänoen zwi.^clicn den Termes-Q'MigQw gefunden. D. In diesem Nest wurden Arbeiter und 2 Königinneu von Anoplotermcs recondiins Silv.. Soldaten und Arbeitern von Leucotermes iemiis (Hao.) Silv. und Eniermes microsoma Silv. gefunden. Ein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Arten kann nicht an- geführt werden. E. Diesem Nest wurden Arbeiter und 1 Königin von AnopJo- termes recondiins entnommen. F. Teilweise von Leucotermes tenuis (Hag.) Silv.. Anoplotermes recondiins Silv., Eutermes rippertii und microsoma Silv. in Besitz ge- nommen. Kein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Arten. G. Nest von T. dirus mit Eutermes velox n. sp., Armitermes nasutissimus Silv., Eutermes microsoma Silv., Leucotermes temiis (Hag.) Silv., Anoplotermes recondiins Silv. und Spinitermes nigrostomus n. sp. Kein Zusammenhang zwischen den verschiedenen xArten. IL Im Nest von Termes chaquimayensis n. sp. habe ich folgende Arten angetroffen : Capritermcs talpa n. sp., Eutermes microsoma Silv. var., Wiinotermes taurus Desneux, Eidermes velox n. sp. var.. Armi- termes peruanus n. sp., Anoplotermes jheringi und morio snhsp. cder (Hag.) Silv., Eidermes convexifrons n. sp. etc., aber ein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Termiten konnte nicht festgestellt werden. III. Im Nest' von Cornitermes labralis n. sp. Das von andern Arten teilweise in Besitz genommene Nest war basal wegen Feuchtig- keit von den Nesttermiten verlassen. Von diesem basalen Teil aus sind folgende Arten eingedrungen : Armitermes peruanus n. sp., Armi- termes neotenicus n. sp., Spinitermes gracilis mit neotenischer Königin, Eutermes major n. sp., Bhinotcrmes taurus Desneux u. a. Ein Zu- sammenhang zwischen den verschiedenen Arten bestand nicht. kleiner Meinung nach ist kein einziger Fall von Sj^nbiose zwischen 2 Termiten-Arten nachgewiesen worden. Die Fälle, in denen solch eine Symbiose beschrieben worden ist, sind nicht hin- reichend studiert, um solch eine Schlußfolgerung zuzulassen, sondern man hat ganz einfach angenommen, daß, wenn 2 Arten in 1 Nest gefunden worden sind, diese sich auch gegeneinander symbiotisch verhalten. Von denjenigen Arten, die ich in fremden Nestern gefunden habe, ist Eidermes microsoma Silv. die einzige, über deren Verhalten Studien über südamerikauiscbe Termiten. 635 ZU einem andern Termiten man wirklich einen Verdacht haben kann. Entermes microsoma Silv. lebt aber gelegentlich als Parasit bei Tennes clirus. wie ich schon oben dargetan habe. Nach Silyestri (1903) verhält sich Mirofermes für Silv. übereinstimmend hiermit {Eiiiermcs microsoma steht außerdem mit Termes dirus in feindlichen Beziehungen). Gegen die Annahme Sjöstedt's und Trägardh's. daß die Eutermes /7rtc»i2-Gruppe (Gattung Capritermes) aus (nur) sj'mbiotischen Arten bestehe, spricht der SiLVESTEi'sche Nachweis, daß die südamerika- nischen Capritermes-Arten in eignen Staaten leben und ihre Nester selbst bauen. Selbstverständlich beseitigt dieses Verhalten die Ver- mutung Teägardh's, daß eben die symbiotische Lebensweise die Asymmetrie der Kiefer von Capritermes-Xrten hervorgerufen habe. VIII. Yergleicheude Studien über den Nestbau der Termiten. L i t e r a t u r ü b e r s i c h t. Wenn man einen Überblick über die große Termiten-Literatur anstellt, wird man bald darüber erstaunt sein, daß es in derselben so wenige gute Beschreibungen von Terraitennestern gibt. Im all- gemeinen sind die Beschreibungen äußerst fragmentarisch und wenig dazu geeignet, als Unterlage zu einer vergleichenden Darstellung der verschiedenen Termitennester zu dienen. In der ganzen Termiten-Literatnr kann ich nur für meine Zwecke hinreichend gute Beschreibungen oder Abbildungen der Nester von Termes belU- rosns (Smeath-^iax, 1781 und Sa vage, 1850), Termes malayanus Hav. (Havilaxd, 1898), Termes /«dei«5 Froggatt (Froggatt, 1895), Euter' nies fumipennis Walk. (Froggatt, 1895) und Eutermes parviis (Hav.) (TrägÄrdh, 1903) finden. Die Nester dieser Arten repräsentieren 3 verschiedene Nesttypen: 1. Die Nester von Termes heUicosus und malayanus repräsentieren Nester mit Pilzkulturen, und ihr Bau geht am besten aus der Ab- bildung Havilald's für T. malayanus Hav. hervor. Sie bestehen aus folgenden Teilen: Ij der Außenwand (mit Gängen und Kammern), 2) der Pilzkulturschicht, mit großen Kammern, gefüllt mit Pilz- kulturen, 3) der Brutschicht, mit platten, horizontalen dünnwandigen Kammern und 4) der Zelle der Königin in einem Zentralkern. Smeathman (1781) beschreibt für T. heUicosus das Vorhanden- sein eines großen Doms. Trägardh (1903) bezweifelt aber stark 636 ^>ILS HOLMGREN, das Vorhandensein einer Domkonstniktion. Er hat nämlich solche domähnliche Höhlen im Neste von T. notalensis gefunden, sieht darin aber keine besonders aufgebauten Dome, sondern glaubt, daß diese Höhlen bei der Zerstörung des Nests entstanden seien. Für einen Fall glaul)t er konstatiert zu haben, daß die domähnliche Höhle durch eine Insectenverheerung hervorgerufen worden sei. Zu diesem T3^pus der Pilzkulturnester sind vielleicht die Nester von Ternies nataJensis Hav. und vulgaris Hav, (affinis Trägakdh), die Teägardii, meiner Meinung nach, unvollständig beschreibt und abbildet ^), zu zählen. 2. Die Nester von Termes Jacfetts Fkoggatt und Eufermes parvus (Hav.) repräsentieren bodenständige Nester ohne Pilzkulturen. Sie bestehen beide aus folgenden Schichten: 1) einer äußern Wand mit wenigen Gängen, 2) einer Schicht mit unregelmäßigen Zellen und Gängen, 8) einer (zentralen oder) basalen Brutschicht mit platten Zellen und 4) einer Königinzelle in einem Zentralkern. Das Nest von T. lacteus ist freistehend auf der Bodenoberfläche erbaut; das Nest von E. parvus dringt ein wenig in die Erde hinein. Sonst stimmen beide im allgemeinen Bauplan überein. Zu' diesem Tj^pus gehören nach FßOGGATT die ,,magnetic nests" von Termes meridionalis Froggatt. Hierzu will ich auch mit einiger Eeserve das Nest von Eutermes oeconomus Teägardh zählen, indem ich der Ansicht bin, daß es noch nicht hinreichend untersucht worden ist, um die Brut- schicht und die Königinzelle konstatieren zu können.-) 1) Teägardh hat die Königinzelle nicht gefunden, obschon eine solche nach Haviland (p, 184) wirklich vorhanden ist. Wenn Haviland sagt: „Royal cell part of a large mass", so bezeichnet er wahrscheinlich die Brutschicht, worin die Königinzelle liegen dürfte, mit „large mass". Ein Vergleich der TRÄGAEDH'schen Nester mit dem Nest von T. iiiaJaijanus zeigt, daß sie wahrscheinlich demselben Typus angehören und deshalb auch irgendwo eine Brutschiebt und Königinzelle haben dürften. 2) TrägarDH sagt, er habe diese Nester nur bis auf eine Tiefe von 1 m unter der Bodenoljerfläche untersuchen können. Wenn sich das Nest aber bis 1 m unter der Bodenoberfläche erstreckt, so kann man fragen : wohin führen die Termiten die Erdmengen, die beim Bau der unterirdischen Teile notwendigerweise heraufgefördert werden müssen? Denn der ober- halb der Bodenoberfläche gelegene Teil des Nests mißt nur ungefähr 3 dm an Höhe und ist konisch. Bates, der bei Santarem eine große Menge von Eutermes arejiarius- Hügeln untersuchte, sagt: „Tn dieser Art, die ich 7\ arenarius nenne, enthalten nur sehr wenige Hügel eine trächtige Königin." Er berichtet über nicht weniger als 8 verschiedene Klassen von Nestern dieser Art, I Studien über südamerikauisclie Termiten. 637 3. Die BauDinester von Eutcnnes fumiimmis sind nach Froggatt nacli demselben Typus wie die von Termcs ladeus und meridionalis ge- baut. Sie dürften also aus 1 1 einer äußern Wand, 2) einer Schicht von unregelmäßigen Zellen, 3) einer Brutschicht und 4) einer Königinzelle nebst Zentralkern bestehen. Diese Zusammensetzung geht aber nicht ganz klar aus Froggatt's Beschreibung hervor. Die FAiiermcs-^e^ieY können auf Baumstämmen oder Zweigen oder auch auf dem Boden aufgebaut sein. Außer diesen 3 Tj'pen von Termitennestern gibt es einen andern Typus für das Nest von Cornikrmcs sfriatus, der vollständig beschrieben ist (F. Müllee, 1874 und Silvestri, 1903). Dieses Nest .stellt aber höchstwahrscheinlich einen sehr reduzierten Typus dar, der nur nach Untersuchung von verwandten Nesttypen riclitig auf- gefaßt werden kann. Da solch ein Vergleich bis jetzt nicht möglich gewesen ist, so kann derselbe für uns hier nicht von Interesse sein. SiLVESTRi (1903) hat freilich eine ganze Menge von Termiten- nestern untersucht. Seine Beschreibungen sind aber nicht hin- reichend detailliert, um von mir hier benutzt werden zu können, denn es ist mir nicht möglich, aus diesen Beschreibungen Aufschlüsse über den Bauplan dieser Nester zu erhalten. Die BucHHOLz'schen und SjösTEDT'schen (1900) Beobachtungen über Termitennester sind auch allzu fragmentarisch, um hier von Nutzen sein zu können. Über die Genese der Termitenhügel schreibt Trägardh (1903, p. 39 — 44). Er stimmt dabei im wesentlichen Fritz Müller bei, indem er seine Auffassung teilt, nämlich daß die kugligen Baum- nester nicht als Nester angelegt sind, sondern „gemeinsame Abtritte eines Entermes-Ydlkii" darstellen. Er sagt, daß der Termitenhügel ursprünglich der Abladehaufen eines Termitenstaats sei und daß er nur später als Nest benutzt wird. Auf Grund seiner Studien über australische Termiten ist Froggatt (1895) zu einer andern Auffassung gekommen, indem er sagt, daß die Termiten das Baumaterial von der Bodenoberfläche sammeln und somit das Nest wirklich als Nest anlegen. Die Nester von Eutermes parvus, die fast ausschließlich aus von denen nur 2 oder 3 eine Königin enthalten. Unter andern Nestern gibt es solche ohne Königin, aber mit Eiern und jungen Larven. Diese sind sicher von den Arbeitern dahin getragen worden. Vielleicht hat Trägardh solche Nester angeti-offen. 638 I^'lLS HOLMGREN, Tegetabilisclier Substanz gebaut sind, werden von Trägaedh (1903) als von Anfang- an aus Erde gebaute Nester angesehen; er sagt, daß der Nesttypus des E. pcmms entsteht, indem von einem irdenen Nest die Erde allmälüicli weggeschafft und durch vegetabilische Substanz ersetzt wird. Eigne Beobachtungen. Weiter unten werde ich die Nester einer Anzahl südamerika- nischer Termiten beschreiben und miteinander vergleichen. Dabei wird besonderes Gewicht auf den Bauplan der Nester, das Bau- material etc. gelegt. Ich unterscheide folgende großen Klassen von Termitennestern: A. Konzentrierte Nester. 1. Baumnester aus Holzkarton. 2. Nester aus gemischtem Holz- und Erdkarton. 3. Erdkartonnester. 4. Gemischtes Karton- und Erdnest. 5. Erdnester. B. Nicht konzentrierte Nester. Mein Material war ziemlich groß, besonders von Holzkarton- nestern, von denen ich wenigstens 100 gesehen habe. Von Nestern aus gemischtem Holz- und Erdkarton untersuchte ich 3, von Erd- kartonnestern ungefähr 10, von gemischten Karton- und Erdnestern 2, von Erdnestern wenigstens 20. Nicht konzentrische Nester iindet man hier und da, und ich habe eine große Menge solcher gesehen. Baumnester aus Holzkarton. Die Holzkartonnester, die auf Bäumen angelegt sind, gehören alle demselben Typus an, obschon immerhin einige Verschiedenheiten von geringfügiger Bedeutung zu bemerken sind. Diese Abweichungen betreffen oft nur die Außenschicht und die Lage der Königinzelle. Andere Abweichungen, denen man begegnet, sind gewöhnlich auf das verschiedene Alter des Nests oder auf rein bautechnische Ver- hältnisse zurückzuführen. Ich will nun vorerst die allgemeinste Form der Kartonnester, der am höchsten differenzierten aller Termiten- nester, beschreiben, um dann auf die Abweichungen, sowohl die kon- stanten wie auch die gelegentlichen, näher einzugehen, und dabei noch die Jüngern Stadien, ebenso einige Zuwachserscheinungen eines Kartonnests beschreiben. Ein fertiggestelltes Termitennest (Fig. Q-) des höchsten Typus, Studien über südamerikanische Termiten. 639 repräsentiert durch die typischen Nester von Eutermes chacßiimaijensis, rippertii und niinimus, besteht aus folgenden Schichten: 1. Der Deckschicht (7). Diese ist eine papierförmige dünne Kar- tonschicht, die von den übrigen Nestteilen ganz frei bleibt und nur am nesttragenden Ast oder Baumstamm befestigt ist, wo sie in die Wände der vom Nest ab- leitenden Gänge direkt übergeht. Der Si)altraum ZAvischen dieser Schicht und der folgende ist sehr eng. Sie ist sehr zerbrechlich, gewöhnlich ziemlich glatt, aus kleinsten Holzpartikelchen zu- sammengefügt. 2. Die 2. Schicht (II) ist auch ziemlich dünn, besteht aber aus einem Komplex von mehr oder Aveniger runden Kammern, die mit- einander durch kleine Löcher in Verbindung stehen. Die Kammern liegen in 2 — 3 (oder sogar mehr) Schichten außerhalb einander an- geordnet, und an der äußersten Schicht fehlen die Außenwände, so daß diese Zellen mit dem Spaltraum zwischen Schicht I und Schicht II oifen kommunizieren. Der Karton, aus dem diese Schicht gebildet ist, ist \\ie der der Schicht I papierartig dünn und sehr zerbrechlich. 3. Die Schicht III wechselt an Dicke ziemlich stark bei ver- schiedenen Nestern und Arten. Sie kann zwischen 2 — 5 cm an Dicke variieren. Die Kammern sind hier abgerundet, sind aber kleiner als in der Schicht 11. Die Kammerwände sind dick (bis 5 mm), aus einem holzfesten, harten Karton gebaut. Die Dicke der Kammerwände führt es mit sich, daß diese Schicht verhältnismäßig wenige Zellen besitzt. 4. Die Schicht IV oder die Brutschicht des Nests ist aus sehr zerbrechlichem Karton gebaut. Die Zellen sind in den äußern Teilen abgerundet, ziemlich klein (7 mm), breiten sich aber nach innen mehr in der Horizontalebene aus und vergrößern sich gleich- zeitig, so daß sie im Innern bis 2 cm messen können. Da sie in der Horizontalebene liegen, werden sie miteinander parallel. Dies Fig. Q-. Schematischer Durchschnitt eines auf einem Baiimzweig gebauten Nests von EuterDies r'qrpertü (ungefähr auf V12 verkleinert), l Deckschicht. //Schicht II. /// Schicht III. IV Schicht IV y Zentralkern mit Königinzelle. 640 ^ILS IIOLMGREN. ist gewöhnlich sehr dentlicli ein wenig nach innen von der Mitte dieser Schicht sichtbar. Noch mehr nach innen sind sie mehr oder oder weniger konzentrisch um den Zentralkern des Xests angeordnet. Diese Schicht IV enthält die Brut. 5. Der Zentralkern ( T'i ist aus einem sehr harten Karton gebaut und variiert ziemlich stark in der Größe (relativ zur Größe des Nests). Bald mißt er nur einige Centimeter im Durchmesser, bald bis zu einem Decimeter. In der Mitte des Zentralkerns liegt die (2 — 4 cm) große, flache, horizontale Köuiginzelle. Die Königinzelle ist von kleinern Zellen umgeben, mit denen sie durch enge Gänge in Verbindung steht. Die kleinern Zellen liegen ziemlich spärlich im Zentralkern, messen kaum bis 6 mm und haben deshalb sehr dicke Wände. Am Außenrand des Zentralkerns sind die Zellen wieder größer, um sich mit den radiären Zellen der Schicht IV zu verbinden. Konstante Abweichungen. Ich kenne nur zwei Abweichungen vom obigen Typus, die konstant sind. Die eine betrifft die Deck- schicht (i), die bei dem Nest von Eutermes major mit der Schicht II verwachsen ist. Das heißt: die Schicht I besteht aus dünnen (gelb gefärbten) Lamellen, welche die Zellen der äußersten Zellenschicht der Schicht II nach außen verschließen. Daß diese Außenwände wirklich eine selbständige Schicht darstellen, geht aus ilirer vom übrigen Baumaterial des Nests verschiedenartigen Substanz hervor. Die Deckschicht hat von außen gesehen wabenförmige Struktur und ihre Felder entsprechen den Zellen der Schicht II, indem die schwarzen Wände dieser Zellen die netzförmige Zeichnung an der Nestoberfläche hervorrufen. Die andere Abweichung kommt bei dem Nest von Eutermes ohscurus vor. Das Nest, das an der Verzweigungsstelle grober Baum- äste liegt, ist nicht wie sonst von diesen Ästen scharf abgegrenzt, sondern es setzt sich auf diese Aste unter allmählicher Verengung fort. Da ich nur ein Nest dieser Species gesehen habe, kann ich allerdings nicht mit Sicherheit behaupten, daß hier ein konstantes Verhältnis vorliegt, doch spricht der im allgemeinen große Konserva- tismus der Termitennesttypen stark dafür. Gelegentliche Abweichungen. Es ist klar, daß sich nicht alle Termitennester, die man untersucht, auf derselben Ent- wicklungsstufe befinden können. Einige sind fertiggebaut, andere sind noch in Arbeit. Ich will hier einige junge Nester beschreiben, Studien über Siiulamerikanische Termiten. 641 um die AbAYeichuiigen zu erläutern, die auf der Jugend der Kolonien beruhen. Wir haben dabei auf zwei verschiedene Nestarten Rücksicht zunehmen: neu angelegte Nester, die Königinnen enthalten, und die sog. Ersatznester, die der Königinnen entbehren. «) Junge Nester mit K(»nigin. 1. Nest [A] von Eutermes chaquimayensis n. sp. (Chaquimaj'o, 9. Dez. 1904). Junges Nest, auf einem Baumstamm befestigt; spindel- förmig, 45 cm lang und 20 cm breit. j\Iit freier Deckschicht (I). Die Schicht II und III von gleicher Dicke, zerbrechlich. Die Brut- schicht {IV) ist bei diesem jungen Nest nur wenig ausgebildet, so dick wie die beiden vorigen zusammengenommen. In der Mitte des Nests, gegen den Baumstamm gedrückt, liegt der Zentralkern mit Königinzelle und Königin und König. Die Kolonie ist noch nicht sehr groß und scheint ziemlich sicher eine Primärkolonie zu sein, die von dem königlichen Paar gebildet worden ist. Bemerkenswert ist ferner, daß die verschiedenen Schichten, den Zentralkern aus- genommen, ungefähr gleiche Konsistenz haben und daß sie über- haupt alle ausgebildet sind, obschon sie die definitiven Proportionen noch nicht erreicht haben. 2. Nest [Bj von Eutermes rippertii n. sp. (Tuiche 1904). Stimmt mit dem vorigen überein. Sowohl der Zentralkern als auch die Schicht III sind hier hart, und die Schicht III ist schon beinahe doppelt so dick wie die Schicht IL Mit Königin und König. Der Zentralkern gegen den Baumstamm gedrückt. Fig. S^. Fig. R'. Nest |C| vun Eutermes chaquimayensis n. sp. Bezeichuungen wie iu Fig. Q-. Fig. S". Nest [D] von Eutermes chaquimayensis n.sp. Bezeichnungen wie oben. 642 ^ILS HOLMGREN, ß) Ersatznester. 1. Nest [0] von Euiermes cliaquimmjcnsis n. sp. (Chaquimayo, 24./12, 1904) (Fig. R-). Auf einem Baumstamm angebaut, 40 cm lang, 15 cm dick und 25 cm breit. Die Deckschicht besteht aus den Außenrändern der äußern Zellen der 2. Schicht und ist substantiell von dieser in keiner Hinsicht verschieden. Die Schicht II besteht aus 3 Schichten von zentimeterbi-eiten Zellen mit dünnen, zerbrech- lichen, schwarzbraun gefärbten Wänden. Das Innere des Nests {IV) besteht aus ganz ähnlichem ZellengeAvebe wie die Schicht II. Die Zellenwände sind jedoch heller gefärbt. Zentralkern (T^) fehlt voll- ständig, ebenso Königin, König und Brut. 2. Nest [D] von Euiermes chaquimayensis n. s}). (Clia(iuima3'0, 27./12. 1904) (Fig. S-). Deckschicht wie im vorigen Fall. Schicht II schwarzbraun, 2^'., cm dick, zerbrechlich. Schicht III (3 cm dick) ist ziemlich hart, aber nicht zusammenhängend, indem sie aus harten Platten aus Ill-Substanz besteht und zwischen diese Teile aus der Schicht II eindringen. Schiclit IV ist kräftig ausgebildet, 3mal so dick wie II und III zusammen. Zentralkern fehlt, ebenso Königin, König und Brut. 3. Nest [EJ von Euiermes cliaquimayensis n. sp. (Chaquimayo, 28./12. 1904). Deckschicht frei. Zentralkern fehlt, ebenso Geschlechts- tiere und Brut. Im übrigen wesentlich ganz normal gebaut. Abweichungen, die auf Zubautätigkeit der Ter- miten beruhen. 1. Nest [F] von Euiermes chaquimayensis n. sp. (Chaquimayo, 28,12. 1904). Das Nest mißt 150 cm in der Länge und 75 cm in der Breite. Es sitzt auf einem Baumstamm. Die Deckschicht ist frei, in einige nach unten divergierende Falten gelegt. Von der verhältnismäßig kleinen Befestigungsfläche aus erweitert sich das Nest allmählich nach allen Seiten, so daß es seine größte Weite ungefähr mitten zwischen Basis und Spitze hat. Mit eigentümlichem Zentralkern (siehe unten). 2. Nest [G] von Euiermes cliaquimayensis n. sp. (Chaquimaj^o, 28./12. 1904). An einem Baumstaram, 2 m über dem Boden; 50 cm lang, 35 cm breit. Ein wenig unter der Mitte ist die freie Deck- lage mit nach unten gerichteten Falten versehen. Von den Spitzen dieser Falten gehen nach unten gerichtete dünne Lamellen aus. Im untern Teil des Nests liegt die Schicht II mit der Deckschicht in engem Kontakt. Zentralkern, Geschlechtstiere und Brut fehlen. Die Studien über südamerikanische Termiten. 643 Reihenfolge der Schichten ist normal. Die Schicht IV befindet sich stellenweise in Zerfall; die Kolonie ist jedoch lebenskräftig. 3. Xest [H] von Eutcnncs chaquimayensis n. sp. ( Chaqnimaj'O, 15./1. 1905). Nest mit einer weit nach unten gehenden Querfalte (s. Fig. T^). Auf einem Baumstamm normal gebaut. 4. Nest [I] von Eutermcs chaquimmjensis n. sp. (Chaquimayo. lO./l. 1905). Großes Nest. Die größte Längs- und Breitenachse des Nests verläuft in seiner Mitte, so daß das Nest in allen Richtungen von der Befestigungsstelle am Baumstamm hervorragt ; besonders ist dies der Fall nach unten, wo es tropfenartig niederhängt (s. Fig. U-). Fig. Ul Fig., T-. Xest [H] von Entermes chaquimayensis n. sp. F Die Falte des Nests. Übrige Bezeichnungen wie oben. Fig. U"^. Nest [I] von Entermes chaquimayensis n. sp. S Der Spaltraum zwischen den Schicliten I und II. Übrige Bezeichnungen wie oben. Öffnet man das Nest von unten, so findet man hier, daß ein mehr als dezimeterbreiter Spaltraum zwischen der Deckschicht und der Schicht II vorhanden ist. Oben ist dies aber nicht der Fall, denn hier liegen die beiden Schichten dicht zusammen. Die Schicht II ist oben von normaler Dicke, unten aber wird sie allmählich wenigstens 2mal so dick. Auch strukturell ist sie unten verschieden, indem die sonst runden Zellen sich hier schief nach unten erstrecken und namentlich in der äußern Schicht sehr an Länge zunehmen. Die Seitenwände der äußersten Zellenschicht sind sehr in die Länge gezogen und erstrecken sich zungenförmig gegen die vorgewölbte 644 I ^ILS HOLMGEEX, Partie der Deckscliicht hin. als ob sie dieselbe so früh wie raög-lich erreichen wollten. Das Nest ist im übrigen normal gebaut. Abweichungen, die auf Eeparationstätigkeit beruhe u. Eine sehr verbreitete Erscheinung sind Nester, die teilweise mit freier Deckschicht, teilweise mit festgewachsener versehen sind. Ein Teil der Nestoberfläche ist also ganz eben, während ein anderer mit kleinen Höckern besetzt ist. Folgende Versuche erklären auch dieses Verhältnis : 1. Ein kleines Stück der Deckschicht eines Nests [K] von Entermes choqnima/;ensis n. sp. wurde weggenommen, ohne die Schicht II zu beschädigen. Der Schaden wurde so repariert, daß man später nichts davon entdecken konnte. 2. Ein kleiner Teil der Deckschicht und ein entsprechender der Schicht II Avurden weggenommen. Reparation: Die Schicht I wurde zuerst repariert, indem die Termiten das Loch mit einer nach außen ein wenig gewölbten Lamelle verschlossen. Danach begannen sie die Schicht II zu reparieren, indem sie sie bis an den neugebauten Teil der Deckschicht vorbauten. Hierdurch entstand in der Schicht II auch eine Wölbung. 3. Die Schichten I und II wurden an einer kleinen Stelle weg- genommen. Die Schicht I wurde wie im vorigen Fall zugebaut, und dann begannen die Termiten die Schicht II zu reparieren. Ehe sie aber mit dem Anbau in die kleine Wölbung der Schicht I ein- gedrungen waren, wurde diese Wölbung weggenommen. Nun bauten aber die Termiten den zerstörten Teil der Schicht I eben zu. 4. Die Schicht I wurde an einem großen Teil des Nests weg- genommen. Die Termiten bauten ganz einfach jede Zelle der bloß- gelegten Schicht II zu. Das Nest bekam hierdurcli an dieser Stelle ein liöckeriges x^ussehen. Ein Nest [L] von Eutermes ripperfii (Fig. V-a) ist am Rand eines engen Fußpfads gebaut, wo die Vorübergehenden das Nest sehr oft auf der Seite beschädigen, die gegen den Weg gewendet ist. Dieses Nest ist an der vom Wege abgewandten Seite ziemlich normal gebaut. Die Deckschicht ist hier frei und die Schicht II mißt 3 — 3,5 cm an Dicke. An der oft beschädigten Seite ist die Deckschicht festgewachsen, und die Schicht II fehlt oder mißt nur bis 1 cm an Dicke. Studien über südamerikanische Termiten. 645 Ein anderes Nest [M] von E. nppertii (Fig. Y-b) ist ganz wie das vorige beschaffen. Die Beschädigung ist dieselbe und die Art der Reparation auch ganz übereinstimmend. Fig. Y^ a Nest [L] von Eutermcs ripperfii. 1) Nest JM] von Eutermes rippertü. B Bodenoberfläche. B Wurzel. Übrige Bezeichnungen wie oben. Abweichungen, die von den Bauplätzen herrühren. 1. Kartonnester an Baumstämmen oder Zweigen. Die Abweichungen, welche die Baumnester erleiden, haben nur geringe Bedeutung und sind nur in der äußern Form des Xests aus- gesprochen. So z. B. sind die an groben Baumstämmen gebauten Nester gewöhnlich länglich, die an Baumzweigen sitzenden dagegen mehr abgerundet bis kugelrund. 2. Ivartonnester am Boden. AYie vorher schon erwähnt, baut die Art Eutermes rippertü ihre Xester in Bäume. Doch ist die Lage und Konstruktion der Nester verschieden je nach der Lokalität, wo sie sitzen. Im L^wald bauen diese Termiten ihre Nester gewöhnlich hoch an die Bäume (8—4 m). In dem TrockeuAvald an der Grenze der Gebüschsteppe und auch auf den Uferebenen (..Playas") stehen die Nester auf dem Boden, und da. wo die Gebüschsteppe mehr oder weniger durch Dürre ver- brannt ist und in die Grassteppe übergeht, werden die Kartonnester verlassen, und die Termiten bauen ihre Nester in den Boden. In Übereinstimmung mit dem Platzwechsel eines Kartonnests auf dem Boden erleidet der Bau desselben einige interessante Yer- 646 ^If'S HOLMGREN. änderung-en. Fig. V-a zeigt schematisch den Durcliselinitt eines solchen Nests. Es ist beinahe kugelförmig. Auffallend ist die basale Verdickung der Schicht IIL da wo es sich auf den Boden stützt. Die Schicht IV dringt unbedeutend in den Boden ein. Der Zentral- kern liegt zentral in Schicht IV. Ein anderes Nest (Fig. V-b) zeigt dieselben Verhältnisse noch deutlicher. Die Schicht IV dringt hier tief in den Boden ein. Ein 3. Nest zeigt dieselben Verhältnisse wie die vorigen. Der oberhalb der Bodenoberfläche gelegene Teil des Nests ist indessen von den Termiten verlassen worden. Ein 4. Nest entbehrt ganz des oberhalb der Bodenoberfläche gelegenen Teils. Es ist in einem alten Nest von Tennes äirus Klug, angelegt, dessen Galerien die Termiten mit Holzkarton ausgekleidet haben. Hier haben wir somit ein Beispiel, das zeigt, daß eine Karton- nester bauende Art unter gewissen Bedingungen ein Erdbewohner werden kann. Daß die Ursache des gradweise tiefern Baues der Nester in der gradweise zunehmenden Dürre der verschiedenen Bau- plätze zu suchen ist. scheint mir außer Diskussion zu stehen. Die basale Verdickung der Schicht III ist sicher von Bedeutung, um dem Bodennest größere Stabilität zu verschaffen. Gleichartige Modifikationen kommen bei denjenigen Nestern von Eutermes chaquimmjensis vor, die auf dem Boden gebaut sind. Die Veränderungen, die das Nest [B] von Eutermes rotundiceps n. S2). erlitten hat, gehen aus der Beschreibung dieses Nests hervor. Abweichungen in der Lage und dem Bau des Z e n t r a 1 k e r n s. Der Zentralkern eines Baumnests liegt in der Basis desselben und stützt sich auf den Baumstamm, oder er liegt in dessen Nähe. Einigemal, z. B. in einem Nest von Eutermes chaquimaijensis und in den am Boden gebauten Nestern, fand ich den Zentralkern in der Mitte der Schicht IV. AVenn Baumzweige in das Nest eingebaut sind, findet man den Zentralkern, oft an einem Teilungspunkt solcher Zweige. Ist das Nest auf einen vermodernden Baumstumpf gebaut, so findet man den Zentralkern oft im Holz desselben angelegt. In einem Fall fand icli ein Nest [N] von Eutermes minimus n. sp., das auf den Stamm einer Cafia brava (Gynerium sagittatum) gebaut war, das den Zentralkern, der aus weichem Karton bestand, im Innern dieses Stamms hatte. Nur selten kommt es vor, daß der Zentralkern in den peripherischen Teilen der Schicht IV liegt. Ich Stadien über südamerikanische Termiten. 647 kenne nur 2 Beispiele für dieses Verhalten, und in diesen 2 Fällen [OJ und [F] (E. cliaquimaycnsis (Fig. W-) waren die Zentral- kerne mit der Schicht III verwachsen, waren aber nicht von gewöhnlicher Härte, sondern verhältnismäßig- weich und auch nicht von gewöhnlicher Zentralkernstruktur. In den am Boden gebauten Nestern liegt der Zentralkern immer oberhalb der Erd- oberfläche, obschon sich das Nest oft ziem- lich tief in den Boden hineinsenkt. Scliliißfolgeriiiigen. Aus dem oben zusammengestellten, freilich ziemlich unvollständigen Material können wir nun einige Schlußfolgerungen bezüglich der ontogenetischen Entwicklung und den Anbau- und Eeparationserschei- nungen des Kartonnests ziehen. Fig. W2. Xest [F] von Eutermes cha- quimaycnsis n. sj). Bezeich- niingen wie oben. 0 n 1 0 g e n i e des K a r t o n n e s t s. a) Das primäre N e s t. ^) Die zwei jungen, primären Nester, die ich oben beschrieben habe, ergeben zwar nicht die ersten Stadien der ontogenetischen Entwicklung des Kartonnests, indessen geht daraus hervor, daß die Schichten anfangs von gleicher Härte sind und daß die Schicht III erst nachträglich erhärtet. Da nun der Zentralkern im Nest [A] holzhart ist, so scheint es mir, als könnte man die Schlußfolgerung ziehen, daß der Zentralkern älter ist als die Schicht III. Die Termitennester [C und Fj, die freilich ein wenig abnorm gebaut sind, zeigen nun, was ich unten darlegen will, daß die Zentralkerne anfangs nicht viel härter sind als die übrigen Teile des Nests. Ich kann also, obschon mir viel direktes Beweismaterial fehlt, doch mit ziem- licher Wahrscheinlichkeit behaupten, daß die Zentralkapsel früher angelegt wird als die Schicht III. — Wie bekannt, suchen nach der Schwärmzeit die Geschlechtstiere eine geschützte Stelle 1) Ich nenne das Nest primär, wenn es von einem königlichen Paar von Anfang an gegründet ist. ^48 ^ILS HOLMGREN, in einem Stumpf, unter der Rinde eines Baums usw. auf. um da ihre Eier abzulegen und eine neue Kolonie zu gründen. Wenn nun der Aufbau des Ne.sts einer solchen Kolonie beginnt, so ist es natürlich, daß dies in der unmittelbaren Nähe der Geschlechtstiere geschieht, und da- duich ist es sehr leicht erklärlich, daß die Zentralkapsel gewöhnlich dicht an dem Baumstumpf oder an der Baumrinde liegt. Doch scheint die Tatsache, daß der Zentralkern des Xests [N], der. im Innern eines ausgehöhlten Cana brava-Stamms gelegen, aus ganz zerbrechlichem Karton gebaut wai\ anzudeuten, daß der definitive Zentralkern nicht von Anfang an existiert und daß bei den jüngsten Nestern keine verschiedenartigen Teile vorkommen, sondern daß da alles homogen ist. Man könnte hier bemerken, daß der harte Holz- zylinder, den der ausgehöhlte Cana brava-Stamm um das königliche Zimmer bildet, schon genügenden Schutz für die Königin geliefert hat, so daß der Aufbau eines harten Zentralkerns unterbleiben könnte. Diese Annahme muß ich aber als unrichtig bezeichnen, denn ehe das Nest sich über die Oberfläche des Caüa brava-Stamms hin ausgebreitet hat, kann dieser nicht als Zentralkern fungieren. Das in der Höhlung des Stamms versteckte königliche Paar hat darin freilich Schutz, liegt aber doch ziemlich frei. Wenn nun die Kolonie durch Arbeiter ergänzt wird, haben dieselben die erwähnte Höhlung, die ja mehrere Centimeter mißt, mit Karton auszufüllen. Bauen sie nun im allgemeinen schon die Königin in der definitiven Zentralkapsel von Anfang an ein, so dürften sie es wohl auch in diesem Fall getan haben. Sobald die Arbeiter die Höhlung ausgefüllt und das Nest über den Cana brava-Stamm hin ausgedehnt haben, so haben sie auch einen vorzüglichen Zentralkern ohne Arbeit erhalten, in dem die Geschlechtstiere ebenso geschützt liegen wie in einem normalen Zentralkern. Das Agens zum definitiven Aufbau des definitiven Zentralkerns ist aber nicht mehr da, und so bleiben die Geschlechts- tiei-e in einem dünnwandigen, zerbrechlichen Karton liegen, während das Nest sich im übrigen typisch entwickelt. Um die Differenzierung der IL und III. Schicht verstehen zu können, muß ich von den oben beschriebenen Ersatznestern Gebrauch machen. Das Nest [0] lehrt, daß ein Ersatznest auf einer seiner frühern Entwicklungsstufen aus nur 2 Schichten besteht. Das Nest [D] zeigt, daß in den Innern Teilen der äußern dieser 2 Schichten Platten von härterm Karton entstanden sind. Diese Platten stellen die neugebildete Schicht III •dar. Somit diiferenziert sich die Schicht III wahrscheinlich aus der Schicht IL Eine spätere oder gleichzeitige Erscheinung ist die Studien über südamerikanische Termiten. 649 Schicht I. die eine frei g-ewordene Difterenzieriino- der Schicht II darstellt, indem die Außenwände der äußersten Zellen der Schicht II durch eine zusammenhängende Kartonlamelle ersetzt worden sind. Sind die obigen Auseinandersetzung-en zutreltend, so wird die onto- genetische Entwicklung eines Kartonnests folgende sein. Vom Beginn an ist das Nest homogen gebaut mit einem Zentralkern V (Fig. X- a). Fig. X^ Schema der Entwicklung eines primären Kartonnests. Bezeichnungen wie oben. Dann differenzieren sich die Schichten I— III und IV aus der Grund- substanz I — IV (Fig. X-b). Danach differenziert sich die Schicht lU aus der Schicht I— III (Fig. X-c). Endlich entsteht aus der Schicht I— II die Schicht I und die Schicht IL das Nest ist also fertig vFig. X^d). Die Ontogenie des Ersatznests. Ein Ersatzuest entsteht, w^enn z. ß. das alte Nest zerstört worden ist, "w^as ja durch Feinde (selten) oder durch die Loslösung und das Niederfallen desselben verursacht wird. ^) Dann ziehen die 1) Besonders diejenigen Nester, die ihre größten Dimensionen zwischen Basaltiäche und Spitze haben, fallen oft zu Boden, indem die Termiten Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 43 650 'SjhH HOLMGREN, Arbeiter und Soldaten aus. um ein anderes Nest zu gründen. Das 1. Stadium des Ersatznests kenne ich nicht, aber das Nest muß in diesem Stadium homogen sein. Dies stütze ich auf die Tatsache, daß, wenn die Termiten ein altes Nest (z. B. nach oben) erweitern, dies durch homogene Schichten geschieht. Dies ist freilich keine sichere Beweisführung, aber die Wahrscheinlichkeit ist hier so groß, daß man kaum eine festere Beweisführung braucht. Das nächste Stadium wird vom Nest C repräsentiert, das aus 2 freilich nicht strukturell, aber bezüglich der Farbe verschiedenartigen Schichten besteht. Das 3. Stadium bildet das Nest D, wo die Schicht III aus der äußern dieser Schichten herausgebildet ist. Das Nest E ist in der Entwicklung noch weiter vorgeschritten, indem sich die Deckschicht aus der Schicht II diiferenziert hat. Diese Stadien bekunden sich als Entwicklungsstadien eines Er- satznests durch das Fehlen von Zentralkern, Geschleehtstieren und Brut. Diese Kolonien wären also zum Untergang verurteilt, wenn sie nicht durch Einwanderung von Geschlechtstieren gerettet würden. Ersatzkolonien, die durch Einwanderung von Geschlechtstieren vor dem Untergang gerettet sind, sind die Nester 0 und F. Dies ergibt sich aus den folgenden Beobachtungen. 1. Der Zentralkern liegt auf der Oberfläche der Schicht IV am Innenrand der Schicht III, mit dieser verwachsen; 2. der Zentralkern (beim Nest 0) ist vom übrigen Teil der Schicht lY nicht wie sonst scharf abgesetzt, sondern vielmehr wenig davon verschieden. 3. Der Zentralkern ist ein wenig härter als die Schicht IV und kaum so hart wie die Schicht IIL 4. Also: der Zentralkern ist viel später gebildet worden als die Schicht III. — Diese Beobachtungen weisen darauf hin, daß die Geschlechtstiere von außen in das schon fertiggestellte Nest ein- gedrungen sind und, sobald sie durch die äußere Schutzlage III ge- drungen sind, von den Arbeitern mit einem provisorischen Zentral- kern umgeben worden sind. Die Zerbrechlichkeit des Zentralkerns beim Nest 0 (Eutennes ckaquimayensis) weist darauf hin,* daß er noch nicht ganz fertiggestellt ist. Schon beim Nest F ist der Kern härter, obwohl noch nicht normal. — Also muß in diesen Nestern der Zentralkern als sekundär und die Nester als Ersatznester bezeichnet werden, obschon sie alle Bestandteile eines Primärnests aufweisen können. sie so groß machen, daß sie das Gleichgewicht verlieren. Auch bewirken unter das Nest eindringende "Wurzeln das Auflösen derselben. Stixdien über südamerikanische Termiteu. 651 Die Entwicklung- des Eisatznests ist also: Das Nest besteht von Anfang- an aus einem indifterenten Zellenbau (I — V ) (Fig. Y- a). Aus diesem differenziert sicli I — III und IV — V (Fig. Y-b). So IV Fig. Y-. Schema der Entwickluiio- eines Ersatznests. Bezeichnungen wie oben. differenziert sich aus I— III I— II und III (Fig. Y"-c). Danach spaltet sich I — II in I und II (Fig. Y^ d), und endlich entstehen aus IV— V die Schicht IV und der Zentralkern V (Fig. Y"-e). Zubauerscheinungen. Der Zubau der Innern Teile eines schon typisch ausgebildeten Nests ist sehr schwierig zu studieren und kann nur durch die sorg- fältigsten Untersuchungen der Zellenformen bei einem sehr großen Material ermittelt werden. Dazu hatte ich keine Gelegenheit, sondern liabe mich damit begnügen müssen, nur die mehr oberflächlichen Zubauerscheinungen zu studieren, die sich auf der Deckschicht und der Schicht II abspielen. Bei dem Nest F habe ich oben die Falten der Deckschicht be- schrieben. Daß diese Falten mit einem Zuwachs des Xests im Zu- sammenhang stehen, geht aus der Beobachtung hervor, daß die Deck- schicht unterhalb dieser Falten mit der Schicht II in Kontakt steht, während in den Falten große Spalträume vorhanden sind. Im untern Teil des Nests gibt es keinen Raum für einen Weiterbau der Schicht II, während in den Falten keine Bestandteile dieser Schicht vorhanden sind. AVaren diese Falten nicht für einen besondern Zweck ausgebildet, so müßte man erwarten, daß dieselben ausgefüllt wären. Das Nest H scheint diesen Umstand einer Erklärung näher zu bringen; denn hier ist eine leere Querfalte von beträchtlicher Grüße nach unten hin ausgebildet (Fig. T'-), während der untere Teil der Deckschicht mit der Schicht H in engem Kontakt steht 43* 652 Nils Holmgren, Das Nest J scheint mir eine Erklärung' für diese Verliältnisse zu geben. Hier schließt nämlich der untere Teil der Deckschicht zwischen sich und der Schicht II einen sehr großen Spaltraum ein. Nach meiner Meinung ist derselbe durch das Auswachsen einer solchen Falte bis zum Baumstamm hin entstanden (Fig. Z-). Am Fig. Z-. Hypotlietisches Zuwachsstadium eines Kartonnests. Bezeichnungen wie in Fig. T'^. Baumstamm wurde die äußere Faltenlamelle mit diesem verklebt, während die innere zerstört wurde. Schematisch wird dies auf den Figg. T^, Z- und ü^ veranschaulicht.^) Daß das Nest J wirklich im Zuwachs begriffen ist, geht aus dem Verhalten der Zellen der Schicht II im untern Teil des Nests hervor. Sie sind, wie oben hervorgehoben, in der Längsrichtung schief nach unten ausgezogen, um, wie es scheint, so schnell wie möglich den Hohlraum auszufüllen. — Daß im Innern des Nests auch Zubau oder Neuaufbau vor sich geht, geht aus dem Verhalten des Nests G hervor, wo die Schicht IV stellenweise aufgelöst war, während es an andern Stellen augenscheinlich neugebaut war. Dies ist es auch, was man erwarten könnte, denn der Zuwachs eines Kartonnests ohne gleichzeitige Zerstörung aller Teile ist ja ziemlich undenkbar. Reparationserscheinungen. Die Schlußfolgerungen, die man in morphologischer Hinsicht aus den oben beschriebenen Repa- ratiouserscheinungen ziehen kann, sind von geringer Bedeutung. Ich will sie immerhin der Vollständigkeit wegen ein wenig berühren. Unebenheiten in der Deckschicht sind oft auf Grund der Reparations- wirksamkeit der Termiten entstanden. Insbesondere sind die Teile 1) Das Nest G scheint eine andere Art von Zuwachs vorauszusetzen, indem man denken könnte , daß die da vorhandenen Lamellenzungen dazu bestimmt wären, zum Aufbau eines neuen Teils der Deckschicht zu dienen. Da ich aber andere Stufen bei diesem Aufbau vermisse, kann ich mir darüber keine Meinung bilden. Studien über südamerikauisehe Termiten. 653 der Deckschicht, die ein liückeriges Aussehen aufweisen, oft auf Reparationswirksamkeit zurückzufüliren. Wiederholte Beschädigung der Schicht I und II führt oft zur Reduktion dieser Schichten, in- dem die Schicht I bei der Reparation ihre freistehende Natur ver- liert und die Schicht II an der Beschädigungsstelle gänzlich ein- srebüßt wird. Kartonnest er aus gemischten Holz- und Erd- part i k e 1 c h e n. Während ich von Holzkartonnestern eine große Zahl gesehen habe, kenne ich von gemischten Kartonuestern nur 3. Alle diese gehören Eutermes rotimdiceps n. sp. an. Nest A. Chaquimayo, 26.12. 1904 (Fig. A^). Dimensionen: Länge 80 cm. Breite 40 cm, Tiefe 40 cm. Das Nest ist seitlich auf Fig. A*. Nest [A| vun Eutermes rolnndiceps n. sj). Auf den Stelzwurzelu einer Palme befestigt. Bezeichnungen wie oben. den Luftwurzeln einer Palme befestigt. Es besteht aus folgenden 5 Schichten: 1) Deckschicht (i). Diese wird von den Außenwänden der äußersten Schicht der Schicht II gebildet. Sie ist uneben, mit kleinen Höckern versehen, die mit den tiefer gelegenen Zellen korre- spondieren. Ihre Farbe ist schwarzbraun. Sie ist von derselben Substanz wie die Schicht IL 2j Die Schicht II ist gut entwickelt. Sie besteht aus einer äußern Schicht abgeplatteter Zellen. Der Karton ist 654 Nils Holmgeen, dünn, schwarzbraun und besteht ans Holz- und Erdpartikelchen. Diese Schicht ist von feinen Wui'zeln dicht durchzogen, so daß es sehr schwierig- ist, die wirkliche Form der Zellen herauszufinden, denn die Wurzeln haben den Karton teihveise zerstört. Immerhin konnte ich die wirkliche Form gut studieren, indem ich dasselbe Nest nach 14 Tagen untersuchte. Da hatten die Termiten die Schäden, die ich bei der frühern Untersuchung dem Nest zugefügt hatte, wieder repariert. In dieser kurzen Zeit hatten noch keine Wurzeln in die neugebauten Teile eindringen können. Ich konnte somit die oben angegebene Form der Zellen konstatieren und mich auch davon überzeugen, daß der Karton wirklich normal war. An diesen neugebauten Teilen stellte ich auch fest, daß die Schicht II mit der Schicht III fest verbunden ist. 3) Schicht III: Bei den alten Nestteilen war diese Schicht von der Schicht II völlig isoliert. Dies ist auf die Tätigkeit der in die Schicht II eingedrungenen Wurzeln zurückzuführen, denn wie oben gesagt, hängen diese Schichten im wurzelfreien Nest eng zusammen. Die Schiclit III hat tangential gestellte flache, große Zellen, deren Wände dick, gelbbraun ge- färbt und zerbrechlich sind. Sie bestehen aus einem von gelber Erde gebildeten, wenig mit Holzpartikelchen vermischten Karton. 4) Schicht IV. Diese Schicht ist ziemlich unregelmäßig ausgebildet, was durch das Verhalten des Zentralkerns erklärt wird. Die Zellen sind mehr gewölbt als in der Schicht III, doch sind sie kleiner. Die Farbe und die Beschaffenheit des Kartons ist wie in der Schicht III. 5) Zentralkern (F). In der Schicht IV sind zahlreiche wohl um- schriebene Ballen von anderer Substanz eingelagert. Diese Ballen repräsentieren den Zentralkern oder ebensoviele Zentralkerne wie Ballen. Entsprechend ihrer eingeschalteten Lage dringen zungen- förmige Gebilde von der Substanz IV zwischen diesen Ballen ein. In den Ballen sind 2 Arten von Kammern vorhanden: kleine ab- gerundete und große (bis 3 cm) gewölbte. Die Ballen sind nicht alle einander gleich, indem sich ihr relatives Alter durch die Farbe verrät. Die jüngsten Ballen sind schwarzbraun, und je nach zunehmendem Alter entfärben sie sich, um endlich gelblich-braun zu werden. Das Baumaterial dieser Ballen besteht hauptsächlich aus Holzpartikelchen, denen nur wenige Erdbestandteile beigemischt sind. In einer der größern Kammern wohnt die Königin. Die andern großen Kammern enthalten die Brut. Nest B (Fig. B=^). Chaquimayo, 26. 12. 1904. Länge 80 cm. Breite 45 cm. Nest breit eiförmig, mit dem stumpfen Ende nach Studien über südamerikanische Termiten. 655 unten gekehrt, an einigen kleinen, nahe aneinander stehenden, jungen Baumpflanzen gebaut. Der unterste Teil des Xests berührt den Boden. Übrigens ist das Nest wie ein Baumnest ausgebildet. Dasselbe besteht aus folgenden Teilen: 1) Die Deckschicht II ver- hält sich wie oben beim Nest A. 2) Die Schicht II wie oben, hüllt das ganze Nest vrdlig ein. 3) Schicht III. Zellen wie oben. Letztere Schicht, die oben gut ausgebildet ist, nimmt nach unten an Dicke ab und verschwindet an der Basis gänzlich. 4) Schicht IV wie im vorigen Fall; sie bildet die Zentralpartie des Nests. ist aber durch Fehlen der Schicht III an der Basis daselbst ein wenig verschoben. 5) Zentralkern (T'). Besteht aus mehreren verschiedenen, harten Ballen von verschiedener Größe wie beim Nest A. Kfinigin in einem dieser Ballen. Fig. B^ Nest [B] von Entermes rotunäiceps n. sp. Bezeichnungen wie oben. Nest C. Chaquimayo, 23./12. 1904. Höhe 51 cm, Breite 35 cm, Tiefe 25 cm. Nest gegen einen Baumstamm gestützt, liegt in Kon- takt mit dem Boden. Die Schichten I und II sind unvollständig, indem sie da, wo sie den Boden berühren sollten, nicht mehr vor- handen sind. Übrigens verhält sich dieses Nest wie die vorigen. Das Nest saß früher höher an dem Baumstamm, ist aber von seiner ursprünglichen Lage herabgefallen. S c h 1 u ß f 0 1 g e r u n g e n. Aus dem oben zusammengestellten Tatsachenmaterial können wir nun die fokende Schlußfolgerung mit ziemlich großer Sicherheit 656 ?^ILS HOLMGREN, ziehen: Diese Nester [A— C] sind ursprünglich boden- ständige Erdkartonnester, haben aber im Verlauf der Zeit diese ursprüngliche Eigenschaft eingebüßt oder modifiziert, so daß sie nur Baumnester geworden sind. Dies stütze ich auf Folgendes: 1. Die Schicht II ist durch eine große Menge eindringender Wurzeln gekennzeichnet. 2. Das Nest besteht aus vermischten Erd- und Holzpartikelchen. 3. Das Nest ist nahe an die Bodenoberfläche gebaut. 4. Diejenigen Nester, die den Boden berühren, sind an der Be- rührungsfläche so modifiziert, daß sie dem bodenständigen Typus nahe kommen. E r d k a r 1 0 n n e s t e r. Von Erdkartonnestern kenne ich 2 verschiedene Arten, nämlich solche, die an Bäumen oberhalb des Bodens, und solche, die am Boden gebaut sind. Als Zwischenglied kommen noch Erdkarton- nester hinzu, die am Boden, gegen einen Baum gestützt, konstruiert sind. Diese sind aber in Wirklichkeit Bodennester. Nest [A] von Anoplotermes niorio subsp. ater (Hag.) Silv. Chaqui- mayo, 26./12. 1904. Auf einem sclimalen Baumstamm. Länge 30 cm, Breite 10 cm. Das Nest ist sehr hart. Scheint ein wenig beschädigt zu sein, indem von oben eine längere Zeit Wasser auf das Nest ge- sickert ist und die teilweise Vermoderung der Außenlagen ver- ursacht hat, ohne daß die Termiten den Schaden repariert haben. Die Zusammensetzung des Nests ist folgende: 1. Die Deckschicht (I) ist teilweise zerstört und besteht, wo sie noch vorhanden ist, aus den Außenwänden der äußersten Zellen der Schicht IL 2. Die Schicht II besteht, wo vorhanden, aus einer einfachen Schicht kleiner, ziemlich dünnwandiger, gerundeter Zellen. Der Karton ist hart, schwärzlich und besteht aus Erdpartikelchen. 3. Die Schicht III ist schwach ausgebildet, nicht scharf von der Schicht II und IV abgesetzt. Die Zellen sind klein, rundlich, und es kommen 3—4 übereinander vor. Die Wände sind ziemlich dick. Die Schicht ist braun gefärbt. 4. Die Schicht IV ist nur oben und unten von V verschieden, indem hier die horizontal gestellten Zellen dünnere Wände haben. Der Karton ist sehr hart, aus Erde verfertigt. In dieser Schicht liegt die Brut. Studien über südamerikanische Termiten. 657 5. Der Zentralkern ist schwer von der Lage IV zu unter- scheiden. Die Zellen sind jedoch ein wenig mehr gerundet, kleiner. In der Mitte des Zentralkerns liegt liorizontal die große Königin- zelle. Der Karton ist sehr hart. Eier kommen auch hier vor. Nest [B] von Armitermes neotenicus n. sp. Chaquimayo, 25./12. 1904. Das Nest mißt an Höhe 25 cm, an Tiefe 12 cm. Es steht an der Basis eines Baums und ist gegen diesen gestützt. Es scheint ziemlich alt zu sein, indem die äußern Schichten vermodert sind und ihre Kartonstruktur nicht mehr aufweisen. Das Nest bestellt aus folgenden Teilen. 1. Eine mit Moos bewachsene Schicht loser Erde, die vielleicht die zerstörten Schicliten I und II umfaßt. 2. Die Schicht III ist sehr kräftig entwickelt. Sie besteht aus 2, jedoch nicht scharf gesonderten Partien, einer äußern, die von Wurzeln durchzogen ist, und einer zentralen, die, einen soliden Kegel bildend, sich nach unten hin bis nahe an die Bodenoberfläche er- streckt. In der äußern dieser Schichten sind die Zellen abgerundet, im Innern Teil aber mehr flach. Hier sind auch ziemlich große Kammern vorhanden. Der Karton ist zerbrechlich, schwarz und besteht aus Erdpartikelcheu. 8. Die Schicht IV bildet die Basis des ganzen Nests. Sie ist von Wurzeln stark durchsetzt. Diese Schicht ist von der Schicht III nicht scharf abgegrenzt, doch deutlich sichtbar. Die Zellen sind flach, verhältnismäßig dünnwandig, dicht stehend. Der Karton ist zerbrechlich, aus Erde gebaut. Die Zellen enthalten die Brut. 4. Der Zentralkern (F) liegt zwischen den Schichten III und IV als ein großer Ballen eingeschoben, so daß die Schicht III apical, die Schicht IV basal dazu gelegen sind. Es sind Zellen von zweierlei Art vorhanden, teils kleinere, abgerundete, teils sehr große, bis 75 mm breite, flache Zellen. Von diesen größern Zellen sind 5 oder 6 vorhanden, die in bis 3 horizontalen Lagen übereinander gelegen sind. In diesen Zellen liegen die hier zahlreichen neotenischen Königinnen. Die Wände zwischen den kleinern Zellen sind sehr dick, zwischen den großen aber verhältnismäßig dünn. Der Karton ist sehr hart. Nest [C] von Cornitermcs lahmlis n. sp. Chaquimayo, 24./12. 1904. Nest gegen einen Baumstamm gestützt, teilweise neu angebaut. Besteht aus denselben Teilen wie das vorige, aber die Schicht IV fehlt aus gewissen Ursachen. 1. Deckschicht festgewachsen, schwarz, sehr zerbrechlich, aus Erdsubstanz. 658 ^'iLS HOLMGREN, 2. Die Schicht II besteht aus 2 Schichten horizontaler, abge- rnndeter Zellen von 50 mm Durchmesser. Die Zellenwände vsind dünn, aus zerbrechlichem Erdkarton. 3. Die Schicht III besteht aus einem äußern und einem Innern Teil. Der äußere hat flache, 2 — 4 cm breite, horizontale, ziemlich dünnwandig'e Zellen aus Erdkarton. Diese Schicht mißt bis 3 cm. Der innere Teil ist stark entwickelt (bis 45 mm). Die Zellen sind groß wie in der äußern Schicht, stehen aber nicht so dicht aneinander und sind deshalb dickwandiger. 4. Die Schicht IV ist hier wegen Versumpfung und Vermoderung der untern Teile des Nests zerstört. 5. Der Zentralkern (F) ist großartig entwickelt und scheint die zerstörte Schicht IV zu kompensieren, indem hier die Brut gelegen ist. Eine Königinzelle habe ich hier nicht gefunden. Die Königin lag in einer der großen Zellen der Schicht III, an der Grenze des Zentralkerns. Die großartige Entwicklung des Zentralkerns beruht auf der sukzessiven Versumpfung, welche (die Schicht IV und) den Zentralkern von unten allmählich zerstört hat. Die Zellen sind klein, dickwandig und mit sehr harten Wänden versehen. Dieses Nest ist allerdings nicht tj^pisch, obschon es leicht ist, es unter die tj^pische Form zu bringen. Seine abnorme Beschaffen- heit ist auf folgende Ursachen zurückzuführen: 1) die eindringende Feuchtigkeit und 2) das Eindringen von andern Termiten-Arten [Armitermcs peruanus n. sp., neotenicns n. sp., Sinnitermes gracüis n. sp., Eutermes major n. sp., Rhinotermes taurus Desn. usw. Ich habe dieses Nest hier angeführt, um zu zeigen, daß auch bei diesem Typus die Schicht II als typische Kartonlage gebildet ist, obschon sie nur selten als solche beibehalten wird. Nest [D] von Armitcrmes neotenicus n. sp. Chaquimaj'O, 24./12. 1904 (Fig. C^). Dieses Nest ist ein wirkliches Bodennest; mißt 50 cm in der Höhe und ebensoviel in der Breite. Die Basis des Nests ist mit einer Anhäufung von loser Erde umgeben. Das Nest besteht aus folgenden Teilen: 1. Die Deckschicht (I) ist nur in Spuren vorhanden, zerstört. 2. Die Schicht II hat apical ziemlich große, flache Zellen, die an der Basis mehr abgerundet sind. Karton aus Erdpartikeln, ziemlich hart. 3. Die Schicht III ist apical sehr dick, wird aber an der Außen- seite basalwärts allmählich dünner. Die Zellen sind ziemlich un- regelmäßig, flacher als diejenigen der Schicht II oder an den Seiten Studien über südamerikanische Termiten. 659 nach unten melir abgerundet. Die Zelhvände sind dick, hart und schwarzbraun. Die ganze Schicht III ist von Wurzeln durchsetzt. Fig. C*. Nest [DJ von Armitcrmes neotenicus n. sp. Bezeichnungen wie oben. 4. Die Schicht IV biklet den Basalteil des ISests und liegt unterhalb der BodenoberÜäche. Die Kammern sind horizontal flach. Sehr viele Wurzeln durchsetzen diese Schicht. Der Karton ist schwarzbraun und aus Erdpartikelchen gebildet. Diese Schicht ent- hält die Brut. 5. Der Zentralkern mißt bis 30 cm im Durchmesser. Er ent- hält 3 Stockwerke von großen Königinzellen, die zahlreiche neo- tenische Königinnen bergen. Die übrigen Zellen sind kleiner, ab- gerundet und ihre Wände sind sehr dick und hart, braunfarbig. Das Vorhandensein der losen Erde an der Basis des Nests ist auf eine Zubaut ätigkeit der Termiten zurückzuführen, indem diese Erde allmählich vom Innern aus benutzt wird, um neue Zellen zu bauen. Nest [EJ von Armitermes neotenicus n. sp. Chaquimaj'o, 24.12. 1904. Stimmt gut mit dem vorigen überein, aber die Schicht II ist durch Vermoderung und Erosion zerstört und enthält keine Zellen, sondern nur sekundäre Gänge. Die Schicht III ist außen durch eine Schicht von mehr flachen Zellen von der Schicht II abgegrenzt. Diese Zellen sind jedoch nicht so groß wie die der Hauptteile der Schicht III. Der Zentralkern hat nur 2 Stockwerke großer Königin- zellen, mit zahlreichen neotenischen Königinnen. In der Schicht IV sind nur wenige ^^'urzeln in den obern Teilen vorhanden. 660 ^ILS HOLMGKEN, Gemischtes Karton- und Erdnest von Coruitermes piJosus n. sp Eine sehr eigentümliche Art von Termitennest habe ich einige- mal im peruanischen Urwald vorgefunden. Es waren dies ziemlich kompakte flache Erdhaufen oder -hügel, auf denen man 4—8 weite Eingänge wahrnimmt. Von diesen Öffnungen leiten zollbreite Gänge tief ins Innere des Erdhügels hinein. Nimmt man einen Stock und steckt ihn in die Röhre hinein, so kommen oft zahlreiche Termiten- soldaten ins Freie. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, solche Nester zu untersuchen, aber es ist mir nur teihveise gelungen, über ihren Bau ins Klare zu kommen. Große Schwierigkeit bei diesen Untersucliungen bildet die ungeheure Menge von Baumwurzeln, die diese Nester ganz durchflechten. Diese bewirken, daß man beim Graben die Struktur des Nests allmählich zerstört; und je tiefer man ins Nest eindringt, um so gröber werden die A\'urzeln und um so zahlreicher, so daß man zuletzt auf das Weitergraben verzichten muß. Jedoch habe ich Folgendes feststellen können: Der oberhalb der Bodenoberfläche gelegene Teil des Nests besteht aus 2 ver- schiedenen Schichten: einer äußern kompakten Erdlage mit spär- lichen Gängen und einer inneru mit zahlreichen, plattgedrückten, dicht stehenden, geräumigen Gängen und Kammern. Die Wände sind aus braungelber Erde aufgebaut und stürzen leicht zusammen. Die großen Einfuhrwege leiten zu fußbreiten Höhlen hinunter, worin sich ein aus schwarzem Karton aufgebautes, ziemlich kleinzelliges Gebäude findet (Pilzbau?). Auch diese Kartonkonstruktion wird von Wurzeln durchflochten. In der 2. Schicht waren viele Arbeiter, Soldaten und Larven vorhanden. Das Kartongebäude war aber stets mehr oder weniger leer und brach immer leicht zusammen. Es schien alt und verlassen zu sein. Es mögen wohl tiefer nach unten neugebaute derartige Kartonkonstruktionen vorhanden gewesen sein, aber solche habe ich nicht gesehen. In die Einfuhrgänge münden zahlreich die Gänge der Schicht II ein. Das ist alles, was ich von diesen eigentümlichen Nestern weiß. ^) Erdnester. Von wirklichen Erdnestern kenne ich nur 2 Arten, welche ein- ander jedoch sehr nahe stehen. 1) Vgl. die von Silvestbi (1903) beschriebenen Nester von Corni- termes cniinilans. Studien über südamerikanische Termiten. 661 Nest A von Termes dirus Klug. (Fig. D^). Mojos. Tambopata (Juan del Oro). Das Nest besteht aus einem kompakten, trocknen, harten Erdhaufen, der bis V-2 "^ ^^ Höhe und 2 m oder mehr an Fig. Dl Nest [A] von Termes dirus Klug. V Vorratskammern. Übrige Bezeichnungen wie oben. Durchmesser erreichen kann. Der Hügel ist aus kleinen Erdkugeln zusammengesetzt, die miteinander innig verbunden sind. Die Haufen sind immer an einer baumlosen, trocknen Stelle gebaut. Sie be- stehen aus: 1. einer ziemlich dünnen, äußern Schicht (I— II). die nur spärlich von Gängen durchsetzt ist. 2. einer kräftig entwickelten Schicht IIL die, mit zahlreichen rundlichen Gängen und Kammern versehen, sich bis an die ßoden- oberfläche erstreckt, und 3. aus einer Basalschicht (IV), die den ganzen mächtigen, unter- irdischen Teil des Nests bildet. Dieser Basalteil ist mit breiten, flachen Kammern ziemlich dicht versehen. Die Gänge und Kammern laufen alle mehr oder weniger horizontal, und die Zwischen- wände der verschiedenen Horizontalschichten sind verhältnismäßig dünn. Ein Zentralkern fehlt, und die Königin oder Königinnen liegen in der Schicht IV in einer beliebigen Zelle. Die Brut, ebenso Auf- speicherungen von zerschnittenem Gras liegen auch in dieser Schicht. Die Vorräte liegen in nicht besonders entwickelten Zellen, die eine schalenförmige, von oben konkave Schicht bilden (Fig. D** v). Zubau des Nests gibt sich durch Anhäufungen von Erdkugeln kund, die aus dem Innern dahingetragen werden. Ein junges Nest dieser Art besteht aus einem Haufen von freigelegenen Erdkugeln, die aus dem Boden hinaufgetragen, später durch Einwirkung von Regen und Sonnenschein sich zu einem kompakten Haufen vereinigen werden. Natürlich bestellt ein junges Nest nur aus dem Erdhaufen und dem 662 ^iif-S HOLMGREN, unterirdischen Teil, also aus einer Schicht I— III und einer Schicht IV. Aus der Schicht I — III differenzieren sich später die Schichten I — II und IIL Eine Deckschicht kommt nicht zur Ent- wicklung'. Nest B von Tcrmes chaqtiimayensis n. s}). (Fig. E'^). Diesen Nestern begegnet man überall in den feuchten Urwäldern (Gummi- wäldern) im Innern von Peru und Bolivia. Die Haufen erreichen eine Höhe von bis zu Vj.^ m und einen Durchmesser von bis 3 m. Gewöhnlich stehen sie gegen einen Baum gestützt. Ein beliebter Bauplatz ist unter den Stelzwurzeln einer Palme. Es ist deshalb ziemlich schwierig, diese Nester zu studieren. Die Hügel bestehen aus rotgelben Erdkügelchen, die den lockern oberirdischen Teil des Nests ausmachen. Das Nest besteht aus: 1, dem oberhalb der Bodenoberfläche gelegenen Teil I— III, der nur von spärlichen zylindrischen Gängen durchsetzt ist, und I—Ill Fig. El Nest von Tcrmes chaqiiimayensis n. sp. Bezeichnungen wie oben. 2. dem unter dem Boden gelegenen Teil, der, mit großen weiten flachen Gängen und Kammern versehen, die Brut und die Nahrungs- vorräte enthält. Die Kammern stehen in den obern Schichten nicht so dicht wie in den untern. Doch kann man deshalb kaum 2 verschiedene Schichten unterscheiden. Der Bodenteil des Nests erstreckt sich tief in den Boden hinein. Ich habe mehr als 1 m tief gegraben, ohne den Boden des Nests zu erreichen. Weder Zentralkern noch Königin habe ich gefunden. Junge Nester sind den altern gleich; der untere Teil ist aber nicht so regelmäßig, sondern besteht aus gesonderten Gängen und unregelmäßig ange- ordneten Kammern. Studien über südamerikanische Termiten. 663 Die Fi'saclie. warum die so nahestehenden Arten Termes dirus und chaquimayensis verschiedenartige Nester bauen, hat man sicher in der Beschaffenheit des Bodens zu suchen. Termes dirus baut seine Nester an trocknen steinigen Lokalitäten, wo das Minieren auf große Schwierigkeiten stößt. Hier ist es beim Wachstum der Kolonie nicht möglich, Raum unter dem Boden für den Weiterbau des Nests zu finden, deshalb müssen die Termiten die beim Nestbau aus dem Boden herausgeschafften P^rdmassen benutzen, indem sie in diesen neue Kammern und Kanäle bauen und somit eine Erweiterung des Nests nach oben beginnen. So entstehen die oberirdischen Nestteile. Termes chaquimaijensis, der nur in feuchten Urwäldern vorkommt, stößt beim ]\Iinieren immer nur auf Erdreich und hat also keine erheblichem Schwierigkeiten beim Minieren zu überwinden, sondern kann seine Kolonien beliebig nach unten erweitern. Nicht konzentrierte Nester. Viele Termiten bauen keine besondern Nester, sondern nisten in verschiedenster A\'eise ohne konzentrierte Nester. Dieses Verhältnis ist schon längst bekannt, z. B. durch Grassi u. Sandias (1893) und SiLVESTKI (1903). So verhalten sich auch mehrere der von mir studierten Termiten. RMnotermes tcmrus Desn. findet man in den ausgenagten, trocknen Luftwurzeln von Palmen, wenn diese ^Vurzeln (von einem Nest von Termes cluKiuimayensis z. B.) überdeckt sind. Sie nisten auch in ver- moderndem Holz in durch dasselbe genagten Gängen. So verhält sich auch Bhinotermes marginalis (Linn.) Ha&, betreffs des Nestbaues. Leucotermes tenuis verhält sich ziemlich übereinstimmend hiermit, ebenso Anoplotermes reconditus. Vielleicht sind dies nur gelegentlich auftretende Nistungsweisen und bauen diese Arten auch andere Nester, obschon ich solche nicht gefunden habe. Deshalb kann ich auf diese Verhältnisse kein be- sonderes Gewicht legen. Allgemeine S c h 1 u ß f o 1 g e r u n g e n. Alle von mir genauer untersuchten Termitennester bestehen aus einem zentralen resp. basalen und einem corticalen resp. apicalen Teil. Der zentrale Teil ist überall in derselben Weise entwickelt, die einzige Verschiedenheit findet man in dem Vorhandensein oder Fehlen eines Zentralkerns. Der zentrale Teil oder die Schicht IV ist immer durch flache, breite Zellen charakterisiert, in denen die 664 Nils Holjigren, Brut aufbewahrt wird. Wie ich oben habe zeigen wollen, differenziert sich ontogenetisch bei den kompliziertem Nestern der Zentralkern aus der Schicht IV. Die corticalen Teile sind etwas verschieden entwickelt. Bei Termes chaquimayensis n. sp., der ein Erdnest baut, ist der corticale Teil einfach, aber schon bei den erdbewolmenden l—III Fig. F^ Schematische Übersicht der Entwicklung der behandelten Nesttypen. a A-Stadium. b B-Stadium. c C-Stadium. d Da-Stadlnni. e Db-Stadium. f E-Stadium. Stmlieu über südamerikanische TermiteD. 665 Termes dirus ist er aus 2 Teilen zusammeng-esetzt ; es ist aber hier auch bewiesen, daß er im Beginn seiner Entwicklung- auch einfach ist. Aus dem corticalen Teil des jungen Nests differenzieren sich also bei zunehmendem Alter 2 Corticalschichten, II und III. Bei den kompliziertem Erdkartonnestern kommt zu diesem einfachen Gebäude ein Zentralkern hinzu. Dieser entAvickelt sich aus der Schicht IV, was ja aus dem Verhalten hervorgeht, daß ein all- mählicher Übergang zwischen den Zellen der Schicht IV und dem Zentralkern bestellt, während ein solcher zwischen Zentralkern und Schicht III fehlt. Die komplizierten gemischten Erd- und Holz- kartonnester und einige der Holzkartonnester sind nach demselben Typus wie die Erdkartonnester gebaut, nur weichen sie durch die konzentrische und regelmäßige Lagerung ihrer verschiedenen Teile von diesen ab. Wie ich oben gezeigt habe, machen die Holzkarton- nester ein Stadium durch, wo das Nest aus nur 2 Schichten, einer zentralen und einer corticalen. besteht. Aus der zentralen differen- ziert sich der Zentralkern, ganz wie bei den Erdkartonnestern, aus dem corticalen gehen die Schichten II und III hervor wie bei einigen Erdnestern und den Erdkartonnestern. Aber außerdem diffei'enziert sich aus der Schicht II die Deckschicht I. Hier haben wir also dem Bau der übrigen Nester noch eine Deckschicht zuzu- fügen, um auch diese Nester auf die Erdkarton- und Erdnester zurück- führen zu können. Nach diesen Auseinandersetzungen ist es nun leicht, die von mir untersuchten Nester (mit Ausnahme des Nests der Corni- fermes pilosus n. sp.. das ich nicht hinreichend kenne) auf einen ge- meinsamen (Trundtypus zurückzuführen und die Homologien zwischen den verschiedenen Nestern festzustellen. Diese werden durch die beistehenden schematischen Figuren veranschaulicht (Fig. F-^). Das Nest (von Comitermes pilosus n. sp.), das ich in diese Homo- logisierungsreihe nicht einfügen kann, kenne ich nicht genügend. Die Erdbestandteile sind jedoch nach dem 2. Typus angeordnet, aber dazu kommt noch der Kartonteil, dessen Bedeutung als Pilzbau ich nicht feststellen kann. Phylogenie der Termitennester.^) Die oben dargestellte Reihe, welche die Homologien der ver- schiedenen Nester veranschaulicht, legt auch meine Auffassung von der phylogenetischen Entwicklung der verschiedenen Nesttypen dar. Abgesehen davon, daß diese Reihe eine ununterbrochene Serie dar- 1) Eigentlich: Phylogenie des Nestbauinstinkts. Zool. Jabrb. XXIII. Abt. f. Syst. 44 666 Nils Holmgren. stellt, will ich Folgendes hervorheben, was dazu beitragen kann, meine obige Auffassung zu stützen: Das einfachst denkbare kon- zentrierte Erdnest muß wie das Nest A (Termes chaquimayensis- Typus) gebaut sein. Es besteht aus einfachen Erdgängen und macht sich von außen durch die aus den Gängen heraustransportierten Erdmassen bemerkbar. Der Typus B [Termes «^m<,s-Typus ), der die 1. Komplikation des Termitennests aufweist, nämlich die Sonderung der Schicht II — III in ihre respektiven Komponenten, durchläuft dasselbe Stadium, ebenso machen es die kompliziertem Nester. Z, B. das Nest des Typus E hat ein x4-Stadium, darauf folgt ein B-Stadium und danach ein C- (Armitermes- oder CornitermesSt-ädhim) oder D- Stadium (Eutermes-Stsiämm), ehe es das E-Stadium (Eutermes-Stüdmm.) erreicht. D. h. die ontogenetische Entwicklung der verschiedenen Nesttypen macht Stadien durch, die in der von mir aufgestellten phylogenetischen Entwicklungsreihe in derselben Reihenfolge vor- kommen. Ferner gibt es in der phylogenetischen Reihe eine un- unterbrochene Übergangskette bezüglich des Baumaterials zwischen den Erdnestern und den Holzkartonnestern: Der Tj^pus A (Fig. F-^a) ist aus loser, feuchter Erde gebaut; B (Fig. F-^b) ist schon fester, die trocknen, harten Wände der Zellen fallen bei Berührung nicht mehr zusammen; der Tj'pus C (Fig. F'^c) ist aus Erde gebaut, aber die Erde ist hier zu einem Erdkarton zusammengefügt; der Typus D a (Fig. F^d), der eine Art von Baumkartonnest ist, besteht aus einem aus Erde und Holz gebautem Karton; die Typen Db (Fig. F"e) und E (Fig. F^f) sind reine Holzkartonnester. Also findet sich hier auch eine un- unterbrochene Reihe bezüglich des Baumaterials. Sobald die Termiten beginnen, ihre Nester oberhalb des Bodens zu bauen, werden Holz oder besser vegetabilische Substanzen allgemein als Baumaterial benutzt. Die oben dargestellte phylogenetische Entwicklungsreihe stütze ich also auf Folgendes: 1. Die ununterbrochene Reihenfolge der Stadien, sowohl bezüglich des Bauplans wie des Baumaterials, und 2. die getreue Übereinstimmung der ontogenetischen Entwicklungs- reihe mit der phylogenetischen Typenreihe. S. 110 ist ein Vergleich zwischen den Soldatenlarven der Gattungen Termes, Cornitermes, Armitermes und Eutermes vor- genommen. Dabei zeigte es sich, daß die Cornitermes-Soläiaten ein Termes- ähnliches, die Armifermes-Soläi'dten ein Cornitenues-ä\m\idies und die Eufermcs-8o\d?iten ein Armifermes-ähnliches Larvenstadium durchlaufen. Nach allgemein geltender Auffassung wären somit die Eutermes-So\da.teii von Armitermes-ä\m]ichen. die Ar miter mes-Sold3ite\i Studien über südamerikanische Termiten. 667 von Coniitennes-ähnlidien und die Cormfennes-Soldeiteii von Termes- ähnlichen Soldaten abzuleiten. Die oben supponierte Entwicklung der Termitennester scheint somit mit der theoretischen phylogene- tischen Entwicklung der Termiten parallel zu verlaufen. IX. Die areogi-aphisehe Terbreitimg der Termiten Südamerikas. Von besonderm Interesse scheint mir der Umstand zu sein, daß ich in Peru und Bolivia keine einzige Calotermitide gefunden habe, obwohl Silvestki (1903) in Matto Grosso, Argentinien und Paraguay eine nicht unbedeutende Zahl Calotermitiden gefunden hat Da ich mit großer Sorgfalt nach Termiten gesucht habe, scheint es mir, als wären die Calotermitiden in Peru und Bolivia wenigstens sehr selten, wenn nicht gänzlich fehlend. Die folgenden Tabellen veranschaulichen die geographische Ver- breitung der bis jetzt bekannten südamerikanischen Termiten. Argentinien Bolivia 'S 53 S o IS o .2 g ü 'S u 5 Sil CS Clh Cm >> & ».1 a > '•S Calotermitiiiae Calotermes brevis Wlk. „ castaneus (Bukm.) „ anticus Wlk. „ (juatimalae Wlk. „ chilemis Blaxch. fulvcHcens Silv. (lalapfujoensis Banks „ hirtdlns Silv. ,, iiicisus Silv. „ latifrons Silv. ,, lobicephalus Silv. „ »todestus Silv. ,, iMcificus Banks „ j;/o.s-^tc((.s' Hag. „ ruijoms Hag. „ rnijosiiH Htibsp. nodu- losm Hag. ,, rntjosus subsp. occi- dentalis Silv. ,. tanrocephalus Silv. „ ti'»uiocephahts Silv. ., triceromeiian Silv. u-ciijneri Desneux 1 1 — 44^; 668 Nils Holmgren. .'S "Ö 1— 1 _S SS 53 S CS _ce §§0 ^ >^ _cS 'S *_jj eS t> Porotermes quadricollis (Kamb.) 1 SiLV. — Termopsis ? occidentalis (Wlk.) Hag. — Termitinae Anoplotermes cingulatns (Burm.) SiLV. — — „ cinyulatus abbrevi- ! atus SiLV. „ jheringi n. sp. — „ morio (Latr.) Silv. — — — „ morio ater (Hag.) Silv. — — — „ p)acificm F. Müll. — — „ reconditus Silv. — — „ tenebrosus (Hag) Silv. ,, turricola Silv. — Armitermes albidus (Hag.) Silv. — ,, armi(/er (Motsch) 1 Wasm. — „ evamignathus Silv. — — „ festivellus Silv. — „ helerotypus Silv. — „ nasnfi^simus Silv. — — — „ neotcnicus n. sp. — „ odontognathus Silv. — — „ „ minor Silv. „ - peruanus n. s^j. — Capritermes opacus (Hag.) Silv. — — — ,^ ,, parvus Silv. — — ., „ villosusii.sp. — ,, paradoxus Wasm. — — „ talpa n. sj). — Coptotermes marabitanas (Hag.i i Silv. — ,, testaceus (Linne) Hag. — — Cornitermes acignatJms Silv. — „ cornutxis n. sp. — „ cumulans (Koll.) Wasm. — „ labralis n. sp. — „ laücephalus Silv. — „ JongUabius Silv. — „ orihocephalns Silv. — „ pilosus iL sp. 1 ! 1 Studien über südamerikanische Termiten. 669 03 ^ c S a a eö '•Ö d cS s v .S 4) fin '""l 03 S r^H ^ o S-t . ^ Xi 1 S a ee s o3 s S 3ä:=: oi ^ bn »3 05 ^^ s a r^ o O'K ei 03 03 ■^ O a. 0- :d > 'n F I 5? 03 Corniter))ies s;mi/(s (Hag.) Wasm. ,, sfriafiis (Hag.) Silv. ,, triacifer Silv. ( 'ißindrotermes nordenskiöldü n. sp. FAitermes arenarius (Bates) Silv. „ aren. fnlviceps Silv. „ „ pluriarticulatus Silv. „ „ proxinrns Silv. ,, cliaquimayensis «. sp. „ coHvexifrons n. sp. „ corniger (Motsch) Wasm. cyplierijarster Silv. „ diversimiles Silv. ,, heteroptcrris Silv. „ Uinquipafeiisis n. sp. ,. longirostratus n. sp. „ major n. sp. „ meinerti Wasm. ., microsoma Silv. „ minor n. Sj). ,, mininiHS n. sp. „ nigricornis n. sp. „ ohscurus n. sp. „ rip2)ertii (Ramb.)Wasm. ,, M i^'C-''- .jheringi TSCHEEW. „ „ macrocephalus Silv. ,, rohustus n. sp. ,, rotundaius n. sp. ,. rotundkeps n. sp. „ velox n. sp. Hmnitermes hamifer Silv. ,, brevicorniger Silv. foreli Wasm. Lcucotermes tennis (Hag.) Silv. Microcerotermes strnnckü (W. SöR.l Silv. ,, bouvieri(pEss.) (Südamerika) Mirotermes für Silv. ,, „ microceruH Silv. ,, globicephalus Silv. ,, macrocephalus n. sp. „ saltans Wasm. „ „ nigritus Silv. Rhinotermes marginalis (L.) Hag. 670 Nils Holmgben, pq M W O >1 Ca !>i 3 bD 03 bß ^ CO (V >-i CL, Ph P , 5 » Rhinotomes nasutus iPERTy) ., Simplex Hag. ,, taurus Desneux ^ *" ,-1 '^ O) ^i::^ ^ CC CO § jj 5 ^ ? 5j -1 ^ ^ ^ "'^ C ^ (U OJ J bC O) ^ cT "^^33 H 3 « ^ = ^ ? ist (ZiTS ■ ~ ^ CT 5 « S'5 Cm -(-> Ca a o a-^ ii ?H S.O-Q "«öS s \ an andern Fußgliedern, auf einmal wird es aber farblos und durch- sichtig, bis es ganz am distalen Ende wieder seine bräunliche Färbung erhält. Das Pigment füllt die Hypodermislage bloß im metatarsalen Teile aus, dann finden wir einen ganz kleinen Haufen davon am Fuße des Prätarsus. Bei andern Arten ist das ( 'hitin am ganzen Glied gleich gefärbt, ebenso das Pigment gleichmäßig verteilt. Der ganze tarsale Teil — und das gilt auch von allen übrigen Arten — trägt zahlreiche, ziemlich dicht stehende, dünne und lange Haarborsten. An den gefärbten Totalpräparaten über- zeugen wir uns, daß sich unter jeder dieser Borsten ein feiner Kanal in der chitinösen Gliedwand befindet, der zu einer Gruppe von Kernen führt. Es handelt sich hier augenscheinlich um Sinnes- borsten, und das ganze Bild erinnert in allen Punkten an die be- kannten Figuren Vom Rath's. Wie das Glied endigt, zeigt ohne viele Worte die beigegebene Figur (7). Das Glied läuft in einen Processus aus, an dem der Prätarsus sitzt; außerdem ist es mit 2 kurzen, spitzigen, braunen Dornen versehen. Diese Ausstattung des Endes unterliegt bei einzelnen Arten einigen Verschiedenheiten, die jedoch von untergeordneter Wichtigkeit sind und uns nicht weiter interessieren werden. Erwähnen muß ich noch 2 blattartige, ganz hyaline Anhänge am distalen Gliedende. Auch sie haben einen Kanal in der Wand, der von einer plasmatischen Masse angefüllt ist und zu einer Gruppe von Kernen führt. Diese Anhänge habe ich bei keiner andern Art gefunden. Dort scheinen sie durch lange, biegsame Borsten ersetzt zu werden. — Der Prätarsus ist am 1. Fuß reduziert. Seine schmalen, glatten Endkrallen sitzen gleich am Tarsometatarsus, der Körper des Prätarsus ist verschwunden und das Areolum ist verkleinert und ähnelt einer kleinen Schuppe. Die übrigen Füße besitzen einen in 2 Teile gesonderten Tarso- metatarsus und einen vollständig entwickelten Prätarsus. Die Trennungslinie zwischen dem Metatarsus und dem Tarsus ist ganz scharf und geht durch die ganze Wand des Glieds hindurch, aber von einer Articulation ist keine Rede (Fig. 8). Der Prätarsus hat einen wohl entwickelten Körper, der am 4. Fuß am längsten ist. Er trägt 2 sichelförmige, glatte und ziemlich stark entwickelte Krallen und ein Areolum, wie es schon Thoeell ganz richtig ab- gebildet hat. Über die Ausrüstung des Tarsometatarsus, die bei allen 3 hintern Fußpaaren fast die gleiche ist, siehe die Fig. 7. Die Füße sind bei beiden Geschlechtern gleich gebaut und im normalen Zustand vollständig glatt. Bei einigen Exemplaren jedoch Alliiere Morphologie und Systematik der Holothj'riden. 705 habe ich ruuzlige Auswüchse und Granulositäten an einigen Fuß- gliedern gefunden. Es läßt sich nicht entscheiden, ob es hyper- tropliische Gebilde sind, die im Lauf des Alters entstanden sind, oder ob sie durch ein Trauma oder ähnliches verursacht wurden. Sie sind aber von Interesse in bezug- auf dornige Auswüchse an einigen Fußgliedern, die bei andern Arten als Artunterschiede betrachtet werden. Dieser Plan der Fußsegmentierung- scheint genau bei den Metastigmaten (im engern Sinn Oanestriki'si erhalten zu sein. Ich habe zum Vergleich herangezogen: Eschatocephalus aus den Höhlen in Krain, eine afrikanische, in der Nasenhöhle von Yaranus oceUatus parasitierende Form, einen Argas aus Biskra, eine Ixodide aus Hunden von den Seychellen, eine Riesen-Ixodide aus Ägypten und die gemeine Hundezecke. Bei allen diesen Formen sind die Füße gleich gebaut wie bei den Holothyriden ; namentlich bei dem langfüßigen Eschatocephalus sehen die Füße sehr ähnlich aus. Alle diese Formen weisen deutliche, bloß durch eine mehr oder minder tiefe Naht getrennte Präfemora auf. Der Tai'sometatarsus am 1. Fuß ist l)ei allen diesen Zecken einheitlich, ausgenommen die Form aus Yaramis und das Weibchen von Eschaiocephalus, wo eine An- deutung der Trennungslinie am genannten Glied zu bemerken ist. An den andern Füßen ist bei sämtlichen Yergleichstieren die Trennung zwischen dem Tarsus und Metatarsus sehr deutlich, jedoch bloß durch eine Naht hergestellt. Bloß die Coxen haben bei allen Formen die Gestalt von dicken, unbeweglichen Platten angenommen, die fest mit der Bauchhaut verwachsen sind. Nur bei Eschatocephalus ($) scheinen sie ein w^enig beweglich zu sein. Sämtliche erwähnten Ixodiden haben mächtig entwickelte Prätarsen. Die Füße der Noto- stigmaten weisen folgende Verhältnisse auf. 1. Fußpaar: Ein ver- hältnismäßig langer Troch anter. das Präfemur noch deutlicher ab- gesondert als bei den Holothyriden. Hinter dem langen Femur eine lange Patella, dann eine lange Tibia, die deutlich in 2 fast gleich lange Teile gesondert ist, Tarsus vom Metatarsus deutlich geschieden. Bei den folgenden Füßen ist das Präfemur nur schwach entwickelt, sehr kurz und bloß an der dorsalen Seite durch eine Rinne an- |- gedeutet; „the metatarsus and tarsus are more or less pointed. The tarsus is always divided by a groove into two movable pieces. a Short, distal piece and a longer proximal one." Außerdem bei den 2 letzten Fußpaaren 2 deutlich entwickelte und miteinander arti- culierende. vollständig- abgesonderte Trochanteren. ..All the coxae 706 Kakel Thon, are small round movable joints." With sowie Büeneij in seinem Referat ^) liaben weitere Verg-leichiingen mit andern Acariden durcli- g-eführt; Avir brauchen nicht dieselben nochmals zu wiederholen. Die männliche Genitale) f fn u n g liegt zwischen der 3. und 4. Coxa in der schon erwähnten, spezifisch ausgebildeten Genital- area. Die Genitalspalte ist von 2 queren, halbmondförmigen Klappen geschlossen, die im normalen Zustand ganz fest aneinander liegen. Sie sind einfach gebaut, mit verdickten, nach innen etwas gebogenen Rändern und mit einigen Borsten an der Außenfläche. Bei allen Arten sind sie ziemlich gleich gebaut. Bei unserer Form werden sie analwärts von einer kaum bemerkbaren Erhöhung umsäumt. Bei dieser Art erscheint die Genitalarea als ein flaches, sehr wenig ausgehöhltes, fast ebenes Feld von dreieckiger Gestalt (vgl. Fig. 12, Taf. 29). Analwärts ist die Area offen und fließt fast un- bemerkbar mit dem Plastron zusammen. An beiden lateralen, oral- wärts konvergierenden Seiten ist sie von einem ganz niedrigen \\'all begrenzt. Vor der stumpfen Spitze dieses Dreiecks ist das Plastron ausgehöhlt. Hinter der Spalte im Innern folgt eine ganz einfache und kurze Penisröhre. die mit kolossalen akzessorischen Drüsen versehen ist. Diese haben eine ähnliche Gestalt wie bei Notostigmaten, sind aber grijßer und zeigen eine Fülle von interessanten cytologischen Vor- gängen bei Produktion der Secrete. Darauf aber will ich ein anderes Mal näher eingehen. Bei jungen Imagines schimmern die Drüsen durch das Chitin des Plastrons deutlich durch. Das äußere weibliche Geschlechtsfeld liegt in der Mitte der A^entralfläche. Es beginnt zwischen der 3. und 4. Coxa, sein unterer Rand jedoch liegt weit hinter den Coxen des 4. Fuß- paars. Die Area hat bei dieser Art eine charakteristische, breit nierenartige Gestalt. Sie ist von einer dünnen bandartigen Ver- dickung umrandet, an der ich der Unterscheidung von andern Arten wegen folgende Ränder unterscheide: den untern (Fig. 11 ■n), 2 laterale (/) und den obern Rand (o). Bei dieser Species liegt die größte Breite der Area am untern Rand, der nach innen schwach wellen- artig gebogen ist (vgl. Fig. 11). An beiden Seitenecken geht er bogenartig in die lateralen Ränder über, die ganz allmählich mit dem vordem Rand verschmelzen und so eine kontinuierliche, fast halbkreisiörmige Linie bilden. Der innere Raum der so begrenzten 1) in: Zool. Ctrbl., Vol. 11, p. 516. r Äußere Morphologie und Systematik der Eolothyriden. 707 Fläche ist durch linienartige Verdickung-en in 4 Felder oder Platten zerlegt. Ich unterscheide hier die mittlere oder die H a u p t p 1 a 1 1 e [lipi\. die am größten ist und den größten Teil der ganzen Eaum- fläche einnimmt, dann 2 Lateralplatten (Ipf) und eine obere Platte [opt). Diese 3 letztern sind viel enger und mehr oder minder leistenartig. Alle Platten haben bei verschiedenen Arten eine spezifische Gestalt, und ohne viel Worte zu verlieren, weise ich auf die beiliegende Abbildung hin. Die Platten sind ähnlich wie das Plastron fein beborstet. Diese Einteilung des Genitalfelds war schon den altern Be- obachtern aufgefallen, aber ihre Bedeutung blieb ihnen unklar. Ein Exemplar hat mich über die wahre Bedeutung der 4 Flächen belehrt. Bei diesem Tier war die Genitalspalte infolge vorgeschrittener Entwicklung eines Eies ziemlich breit geöffnet, und da trat die Be- deutung der Flächen klar zutage. Es sind das Platten, die mit der sie umsäumenden, ringartigen Randverdickung des Plastrons gelenkartig verbunden sind und die außerordentlich geräumige Genitalöffnung — namentlich gilt das von der großen Hauptplatte — vollständig und fast hermetisch verdecken. Im Ruhezustand liegen die Ränder der Platten so fest und dicht aneinander, daß von einer Spalte nicht die geringste Spur wahrzunehmen ist. Vor dem Legen des Eies werden die Platten gehoben, und wie das zustande kommt, geht am besten aus den beiliegenden Bildern hervor (Textfig. D). Die obere und die 2 lateralen Platten stehen fast senkreckt zum Plastron, während die Hauptplatte allmählich sich abhebt. Die Ränder der Platten sind sanft verdickt und gehen dann in eine dünne chitinöse "Wand {ivht) über, die nach innen umgestülpt ist und sich weiter in die chitinöse Intima der Vagina fortsetzt. Dieser Verhältnisse werden wir noch weiter unten gedenken. Bei solchen voneinander klaffenden Platten können wir von oben her die Genitalspalte gut sehen, diese ist jedoch von der Innern ümstülpungsmembran, hinter der sich das dichte und starke Muskel- «reflecht befindet, stark verengt. Eine festere Verbindung der Plattenränder mit der Innern, um- gestülpten dünnen Wand wird durch einige kleine Verdickungen der Plattenränder hergestellt. Am vordem Rand der Hauptplatte ^ehen wir 3 solche Verdickungen : 1 längliche in der Glitte [vpi) und 2 seitliche. Auch die obere Platte ist in ihrer Mitte mit einer zu ähnlichem Zweck dienenden, bandartigen Leiste {ovd) versehen. 1 >as Aufspreizen der lateralen und der obern Platte kommt allem 708 Karel Thon. Anschein nach auf passivem Wege zustande und ist eine Folge der Kontraktion, die beim Abheben der Hauptplatte, welche an ihrer innern Seite mit eig-nem, fächerartigen Muskel verseilen und außer- dem mit einem System von langen Muskeln mit dem Analfelde ver- bunden ist, verursacht. 0/7/ ^ö' Fio-. D. Holothyrus hraueri. a Eine halb geüffuete Epigyne eu face gesehen, b Eine halbgeöifnete Epygiue vom frontalen Körperi'and gesehen; man sieht die sieh öffnende Genitalöffmmg. « Anaifeld eines Männchens, nach einem in Kali geätzten Piäparat gezeichnet. d Epiandrium , nach einem mit Kali behandelten Tier gezeichnet : man sieht die quere Geni talspalte, die von 2 helmartigeu Klappen geschlossen wird. ^Vie schon gesagt, setzt sich die innere, dünne chitinöse AVand von den Geschlechtsplatten in die Vagina fort und kleidet diese in ihrem ganzen Verlauf als dünne Intima aus. Hinter dieser Membran folgt die mächtige Muskulatur der Vagina. Diese letztere ist bei Holothyrus ungewöhnlich entwickelt und hoch organisiert und das Äußere Morijhologie und Systematik der Holothyriden. 709 sie zusammensetzende Gewebe äußerst merkwürdig und abweichend von allem, was mir in dieser Hinsicht bei den Acariden bekannt ist. Hinter der Intima folgt eine mächtige Muskelschicht, deren Muskeln in wunderbarer Weise spiralig angeordnet sind und teils in die Muskulatur des umfangreichen und interessant gebauten Uterus übergehen, teils mittels eines besondern, quastenartigen Bündels von JMuskelfasern mit dem Endosternit verbunden sind. Das Ganze ist dann von einem mächtigen PerimA'sium umgeben, das aus großen und sehr schönen, zahlreichen, sternartigen Zellen zusammengesetzt ist. Eine ausführlichere Schilderung dieser hoch interessanten Ver- hältnisse fällt jedoch nicht in den Eahmen dieser Arbeit. An dem Tier, wo die Genitalplatten voneinander klaffen, tritt die weiße Farbe der innern dünnen Wand am dunklen Untergrund der Platten und des Plastrons auffallend hervor, und die Plastik des ganzen Genitalfelds wird sehr deutlich. Die Analöffnung ist bei beiden Geschlechtern gleich gebaut. Es ist das eine einfache, ziemlich geräumige Spalte, die von 2 starken, länglichen Klappen gedeckt ist. Sie sind mit einem stark verdickten Rand des Plastrons membranartig verbunden und mittels starker quergestreifter Muskeln beweglich. Über ihre Gestalt siehe die beiliegende Abbildung (Textfig. De). In dem Material von Herrn Prof. Beauer befand sich eine be- deutende Anzahl von Jungen. Alle sind, was die Körpergestalt und äußere Morphologie betrifft, den ausgewachsenen Tieren vollkommen ähnlich, abgesehen davon, daß sie viel kleiner sind und der Genital- öffnung entbehren: das Plastron ist ganz glatt, das äußere Ge- schlechtsfeld noch nicht entwickelt und die innern Genitalorgane von der Außenwelt vollständig abgeschlossen. Die chitinöse Haut sämtlicher Jungen ist viel dünner und durchsichtiger als bei adulten Tieren, infolgedessen sind sie viel blasser, von einer (im Alkohol) grauen oder lichtbraunen, mehr weißlichen Farbe; bei keinem von ihnen war die Farbe so dunkel wie bei fertigen Tieren. Auch die Extremitäten sind viel dünner, verhältnismäßig aber sehr lang. Trotzdem daß die Farben noch nicht ihren definitiven Ton erreicht haben, ist bei sämtlichen Jungen der weiße, terminale Teil an Tarso- metatarsen des 1. Fußpaars schon vollständig unterscheidbar und auffallend, wodurch man die Artzugehörigkeit sofort erkennt. Da das Chitin bei den Jungen viel dünner und elastischer ist als im ausgebildeten Zustand, sind die Umrisse ihrer Körper ziemlich schwankend und veränderlich. Einmal sind der Carapax und Plastron Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 47 710 Karel Thon, tief ineinander eingesunken, so daß der Eand des Carapax die Plastronperiplierie überragt, ein andermal wieder sind beide Körper- schilder weit voneinander entfernt, und der Körper enthält auf diese Weise eine mehr kuglige Gestalt. Die Eänder beider Körperschilder erscheinen nicht so verdickt und skulpturiert wie in erwachsenem Zustand. Bei allen jungen Tieren jedoch ist die beträchtliche Breite des Körpers im Verhältnis zu seiner Länge auffallend. Ohne jeden Zweifel sind die lebenden Jungen recht durchsichtig, und man würde bei ihnen die innere Organisation, namentlich die Verhältnisse des Herzens, gut verfolgen können. Die Insertionen von Muskeln am Rücken sind gut zu sehen. Aus Alkoholpräparaten sowie aus Schnittserien geht zweifellos hervor, daß die Tiere sich häuten. Dabei wird, wie ich schon au einer andern Stelle berichtet habe, das Tracheensystem abgeworfen. Das „neue" Tier ist erheblich kleiner als der Umfang der alten Cuticula. Wie viele Häutungen stattfinden, bevor das definitive Stadium erreicht wird, war aus dem Material ganz unmöglich zu eruieren. Daher ließ es sich nicht einwandsfrei entscheiden, ob wir in den Jungen Nymphen zu erblicken haben oder ob sie Prosopen sind, deren Geschlechtsorgane ihre Entwicklung und volle Reife noch nicht erreicht haben. Diese zweite Alternative scheint der Wahrheit näher zu liegen: Mit großer W^ahrscheinlichkeit und fast ohne jeden Zweifel komme ich zur Überzeugung, daß hier keine Torporstadien oder Puppenperioden — wenigstens in der Altersreihe von Jungen, die in meinem Besitz waren — vorkommen, die Häutung vollzieht sich in beweglichem Zustand. Die innere Organisation bis auf die Genitalien gleicht vollständig jener der reifen Tiere. Dabei betrifft der Zustand der Unvollkommenheit in weit größerm Maß die peripheren Teile der Geschlechtsorgane als das eigentliche Genitalorgan. Die Eier sind z. B. in vollem und frischem Gang ihrer Entwicklung, wo die peripheren Teile (Uterus und Vagina) noch kaum angefangen haben sich zu bilden. Diese letztern Teile, obwohl sie bei adulten Tieren so große und hoch organisierte Orgaue darstellen, kommen sehr spät zur Entwicklung. Dasselbe gilt von den kolossalen akzessorischen Genitaldrüsen beim Männchen. — Es sei noch bemerkt, daß ich aus allen Befunden an der weiblichen Gonade zu dem Schluß komme, daß immer bloß je 1 Ei von großen Dimensionen, das alle übrigen in seinem Wachstum und seiner Ent- wicklung weitaus überragt, zur weitern Entwicklung kommt. Äußere Morphologie und Systematik der Holothyriden. 711 Unter den Jungen, die mir zu Gebote standen, unterscheide ich, was die Anordnung des äußern Geschlechtsfelds sowie die Größe anlangt, 3 Altersstadien. Das jüngste und kleinste Stadium (4,2 mm lang, 3,3 mm breit) — wir wollen es als Stadium I bezeichnen — ist in Fig. 13 abgebildet. Die Extremitäten sowie das Mundorgan gleichen denen der adulten Tiere vollständig, das Chitin ist nur viel dünner und durchsichtiger. Das Pigment in der Hypodermis noch sehr spärlich entwickelt, so daß das Tier ganz blaß erscheint. Das Plastron ist bedeutend enger als der Carapax, sehr flach, so daß es in der Seitenansicht der Tiere kaum zu sehen ist. Da der Carapax etwas größer ist, sind seine seitlichen Ränder mehr gebogen, und das Trachealstigma wird von der Ventralseite gut sichtbar. An dem sonst glatten Plastron sehen wir in der Mitte eine längliche, ganz schwach augedeutete und sanft begrenzte Fläche. Über ihre Gestalt gibt in genügender Weise die beigegebene Figur Aufschluß. Die Platte ist nicht ganz regelmäßig und durch eine seichte, aber deutliche, quere, gebogene Furche in 2 Teile, einen kleinern obern und einen umfangreichern untern, zerlegt. Die ganze Fläche ist keine Verdickung des Plastrons, im Gegenteil ist sie, wie die Quer- schnitte deutlich erkennen lassen, aus ein wenig dünnerm Chitin gebildet. Sie kommt dadurch zustande, daß sich eine seichte, feine Furche im Plastron entwickelt, die diese Fläche abgrenzt. Das be- weisen auch sehr deutlich Präparate von Individuen, die mit Kali- lauge behandelt w^urden. Nach den Verhältnissen, die wir am aus- gewachsenen Tier kennen gelernt haben, und nach den Beziehungen der Platte zu dem übrigen Plastron ist es kaum möglich in der Platte ein Gebilde sternaler Natur zu erblicken. Es ist das ein spezifisch abgegrenztes Areal von etwas weicherm und mehr elastischem Chitin, aus dem sich — wie wir bald sehen werden — die Genitalarea entwickelt. Die quere Furche ist nichts anderes als eine seichte Falte, in der später die Genitalöffnung samt ihren Klappen entsteht. In diesem Stadium ist von dieser letztern noch keine Spur vorhanden. — Sämtliche Coxen sind von schwachen, flächenhaften Verdickungen des Plastrons umgeben, welch letztere, ähnlich wie das mittlere Areal, von seichten Furchen begrenzt sind. — Die Analöflnung besitzt noch keine Deckklappen. Es ist das ein niedriger, von dünnem und durchsichtigem Chitin gedeckter Hügel, dessen Gipfel die einfache, längliche Analspalte trägt. Der Hügel ist von einem niedrigen, aber deutlichen Chitinwall umgeben. Äußerlich kann man von diesem Stadium nicht entscheiden, ob 47* 712 Karel Thon, es sich um ein -weibliches oder um ein männliches Tier handelt, das Stadium ist äußerlich indiiferent. Im Nachfolgenden werde ich bloß die männlichen Stadien schildern. Es ist mir nicht gelungen, Junge von weiblichen Tieren aufzufinden. Ich bin zwar im Besitze einiger Schnittserien aus weiblichen Jungen, aber diese waren äußerlich indiiferent. Die Ausbildung der äußern Geschlechtsöffnung' konnte ich bloß — aber auch nicht lückenlos — bei männlichen Individuen verfolgen. Stadium TI (Fig. 14) ist etwas größer als das vorhergehende (Länge 5,0 mm, Breite 3,6 mm). Das Plastron und das dorsale Körperschild gewinnen ihre definitive Gestalt. Die mittlere Fläche am Plastron hat feste und regelmäßige Umrisse erhalten und ist relativ kürzer und breiter und noch deutlich durch die oben er- wähnte quere Furche in 2 Teile gesondert. Diese Falte wird jedoch in der Körpermediane ausgeglichen, und wir können hier die Anlagen der männlichen Klappen erblicken. Von einer Öftnung ist noch keine Spur wahrzunehmen. Die untere Klappe wird als eine quere, aus etwas dickerm Chitin gebildete, gut abgegrenzte Leiste ausgebildet. Die obere Klappe ist weniger deutlich und entsteht als eine niedrige Erhebung des Chitins, die in der Mitte eine kaum bemerkbare, dunklere VeiTÜckung zeigt. Zwischen beiden Klappen kommt eine seichte Vertiefung zustande. Die Stützflächen um die Coxen verschwinden allmählich. Als Eest davon kann man eine längs der Coxen verlaufende, seichte Einne erblicken. Am Analfeld wurden die Klappen angelegt. Der umgebende Chitinwall hat sich bedeutend verkleinert, an seiner Basis ist der stützende, chitinöse Halbmond entstanden, an den sich die beiden Klappen anknüpfen. Diese Vorrichtung stimmt mit dem Mechanismus der weiblichen Geschlechtsklappen bei einigen Wasser- railben, namentlich Hygrobatiden, überein. Die Analklappen sind noch weich, ihre Innern Eänder werden allmählich dicker und dunkler. Stadium III ist dem fertigen Tier vollständig ähnlich und bleibt auch in der Größe nicht beträchtlich dahinter zurück. Die Farbe ist aber immer hell, mehr graulich, das Chitin durchsichtig. Die mittlere Ventralfläche ist jetzt einheitlich geworden, mit scharfen, aber sehr feinen, sjmmetrischen Konturen. Die Geschlechtsöffnung erscheint als eine geschlossene Vertiefung, die mit kleinen und weichen, aber gut bemerkbaren Klappen umgeben ist. Von den stützenden Coxal- flächen sehen wir bloß einen kaum bemerkbaren Eest in Form einer Äußere Morphologie uud Systematik der Holothyriden. 713 unbedeutenden Einne. Das Analfeld hat im großen und ganzen seine definitive Gestalt und Organisation erhalten, der obere Wall wurde auf ein Minimum reduziert, die Klappen sind entwickelt, aber noch weich. Aus diesem Stadium werden wir die Verhältnisse des erwachsenen Männchens leicht und ohne Mühe ableiten. Wie viel Häutungen zwischen den einzelnen Stadien stattfinden und wie diese überhaupt zustande kommen, kann ich aus dem Material nicht enträtseln. Ich habe sie beschrieben und abgebildet aus dem Grunde, weil sie für das Verständnis und die Deutung der Verhältnisse an ausgebildeten Tieren nicht ohne Interesse sind, außerdem wird dadurch auch die Gefahr ausgeschlossen, daß ähnliche junge Tiere, falls sie einzeln zu Gesicht kommen, als neue Arten beschrieben wei-den. Holothf/rns coccinella Gervais. Von dieser Art konnte ich 2 junge Tiere untersuchen, bei denen das äußere Geschlechtsfeld noch nicht entwickelt war und die mir gütigst mein Freund Herr Dr. Sig Thor in Kristiania zur Disposition gestellt hat. Was die geschlechtsreifen Tiere anlangt, so glaube ich, daß die zwar etAvas grobe Abbildung Megxin's im ganzen richtig ist. Schon aus den Nymphen geht zweifelsohne hervor, daß die Farbe des Körpers eine ganz andere ist als bei den übrigen Arten; sie ähnelt ungemein der der gewöhnlichen Coccinella. Der Körper ist — nach der Abbildung Megnin's — beträchtlich breiter als bei andern Arten, fast so breit wie lang ; das Verhältnis der Länge und Breite verhält sich etwa wie 21 : 16. Die größte Breite befindet sich in der Mitte der Körperlänge. Die Körperumrisse (bei der Dorsal- oder Ventralansicht) haben in der vordem Körperhälfte fast dieselbe Gestalt wie in der hintern. Die Füße sind relativ viel kürzer als bei Hol. braueri. % Das weibliche Geschlechtsfeld ist am untern Eand am breitesten. Dieser ist nach außen, d. h. in der Richtung gegen die Analspalte, vorgewölbt. Die Lateralränder der Area konvergieren beträchtlich nach vorn, so daß der vordere Rand viel kürzer ist als der hintere; die Area gewinnt auf diese Weise die Gestalt eines vorn stumpf abgeschlossenen Dreiecks. (^. Die männliche Genitalspalte liegt in einem einfach aus- gehöhlten Feld von achteckiger Gestalt. 714 Karel Thon. Die 2 untersuchten Stadien waren 4.8 mm lang- und 3,7 mm breit, von ähnlicher, fast rundlicher Gestalt wie die von Megnin abgebildeten adulten Tiere. Die Farbe orangebraun, etwa wie bei in Alkohol aufbewahrten Coccinellen mit nicht ganz harten Elj^tren, vollständig ohne Flecken. Am Rücken die Muskelinsertionen schwach angedeutet. Die ventrale Seite glatt, ohne Genitalöifnung. Nur bei sehr genauer Beobachtung erkennen wir schwer sichtbare Umrisse einer ventralen Area, die ähnlich aussieht wie bei unserm 2. Jugend- stadium. Die Füße sind verhältnismäßig kurz und dick, bedeutend dicker als bei Hol. hraueri. Sie haben folgende Längen: 1. = 5,0 mm, 2. = 3,2 mm, 3. = 3,7 mm, 4. = 5,2 mm. Sie haben dieselbe Fär- bung wie der übrige Körper, bloß der angedeutete tarsale Teil am 1. Fuß zeigt an seinem distalen Ende eine dunklere, braune Färbung. Die Füße sind zylinderartig, von glatter Oberfläche, schwach und fein beborstet. Einzelne Glieder sind an ihrer Basis unbedeutend enger als am distalen Ende, so daß der Unterschied in diesen Breiten viel geringer ist als bei der vorhergehenden Species. Die Glieder sind auch viel gerader, nicht so gekrümmt wie bei der vorigen Art. Die Analklappen dünn und schwach chitinisiert. Loc. : Mauritius. Holothi/riis Joiiffipes Thorell. Das einzige Männchen, das ich besitze, befand sich in einer Insecten-Sammlung, die dem Prager Museum von Staudinger (in Blasewitz bei Dresden) zugeschickt wurde. Das Tier stammt aus derselben Fundstelle wie die Exemplare Thorell's. Die Beschreibung Thorell's ist im ganzen vollständig richtig, ich will sie im Folgenden ergänzen. Die größte Breite fast genau in der Mitte der Körperlänge. Kach vorn verengt ist der Körper ziemlich rapid, die hintere Körper- hällte ist abgerundet, jedoch terminal etwas ausgezogen. Die Farbe dunkelbraun, fast schwärzlich, jedoch nicht so schwarz wie bei der nachfolgenden Species. Es ist auffallend — wie schon Thorell bemerkt — , daß der Carapax an der Hüfte, wo er in das Plastron übergeht, zwischen der 1. und 4. Coxa in eine ziemlich breite Leiste ausgebreitet ist, die weißlich ist und so auf der dunklen Unterlage auf den ersten Blick auffällt. Die Ventralseite hat Thorell im ganzen richtig abgebildet. Äußere Morphologie und Systematik der Holothyriden. 715 jedocli nicht alle Details der Plastik dargestellt. Das Plastron ist nicht so gleichmäßig' gewfUbt wie bei andern Arten, sondern zeigt einige, zwar sehr unbedentende, aber doch bemerkbare Biegungen. Das Geuitalfeld hat die Gestalt eines fast ganz regelmäßigen Sechs- ecks und ist tief ausgehöhlt. Das Sechseck ist an der oralen Seite scharf konturiert und von einem breiten, deutlichen, quer verlaufen- den Wall abgegrenzt, analwärts aber wird die Aushöhlung offen und geht allmählich in die übrige Plastronwölbung über. Die durch flache Klappen gedeckte Genitalspalte liegt zwischen der 3. und 4. Coxa, der 4. etwas näher. Unweit hinter der Öffnung folgt in der Körpermediane eine markante, längliche Erhebung, die noch mit einem ganz kleinen, sekundären Cumulus versehen ist. Der quere ^^'all, der vor dem Genitalfeld liegt, ist auch oralwärts scharf ab- gegrenzt. Vor ihm ist das Plastron wieder ausgehöhlt, wie schon Thorell richtig bemerkt: ,.Etiam inter labium maxillare et coxas anteriores transversim excavatum est scutum ventrale, costam latam transversam inter et paullo pone coxas 2i paris formans." Der Wall trägt noch eine niedrige, breite Erhebung von quer ovaler Form. — Im übrigen siehe die beigegebene Abbildung (Taf. 29, Fig. 16). Die Maxillartaster ähnlich wie bei Hol. braueri, jedoch die Tibia etwas mächtiger und der Tarsus verhältnismäßig kleiner. Die Borsten sind stärker als bei der Vergleichsart. Bei der Chelicere sind die 2 letzten, die Chela bildenden Glieder, von etwas ab- weichender Gestalt. Das vorletzte Glied ist relativ viel länger und schmaler, die Chela viel kürzer als bei Hol. braueri. Während die beiden Klauen der Chela bei dieser letztern Art fast länger sind als der eigentliche Körper des vorletzten Glieds, ist sie bei H. longipes bedeutend kürzer als der Körper des Glieds. Die Zähne am distalen Ende liegen gleich hintereinander und sind viel höher und breiter. Die Füße sind sehr lang und auffallend schlank wie bei keiner andern Art. Thorell hat den Artnamen sehr treffend gewählt. Der 1. Fuß ist der längste, unbedeutend länger als der letzte. \\'emi der Körper 17 lang ist, so verhalten sich die Fußlängen folgender- maßen : 1. = 41, 2. = 27, 3. = 26, 4. = 40. Die Füße haben dieselbe schwarzbraune Farbe wie der Körper, auch der Tarsometatarsus des 1. Fußes bis zur Endkralle ist gleich gefärbt. Derselbe ist am Ende nicht so scharf abgestutzt wie bei H. braueri. Die Borsten an den Füßen sehr spärlich, ziemlich kurz und dick. Sämtliche Glieder am 1. und letzten Fuß sind bei meinem 716 Karel Thon. Exemplar vollständig glatt, ohne chitinöse Auswüchse. Über die Tibiae und Tarsometatarsi des 2. und 3. Fußpaars sagt Thorell: „in pedibus 2i et 3ii parium tibia apice subter spina parva munita est, quae saltem in 3ii paris tibia apice bi- vel trifida videtur. Tarsus ... in his pedibus ... ex binis internodiis coalitis constat, quorum secundum primo circa duplo longius est, subter serie spinu- larum minutarnm munitum." Dasselbe habe ich bei meinem Exemplar gefunden. Die Tibien des 2. und 3. Fußes tragen am distalen Ende an der ventralen Seite einen konischen Cumulus, der beim 2. Fuß mit 1, beim 3. mit 3 kleinen, sekundären Höckern ver- sehen ist. Der tarsale Teil am 2. Fuß besitzt an seiner ventralen Seite 5, am 3. Fuß 2 kurze, cumulusartige Auswüchse. Diese Zahl scheint jedocli Schwankungen zu unterliegen. Loc: Hattam (Arfak) in Neuguinea. Holotliyriis nif/ep n. S2j» Ich besitze 2 Männchen, die Herr Prof. A. Brauer in Urwäldern auf der Insel Silhouette (Se3'chellen) gefunden hat. Der Körper tief braun, fast vollständig schwarz, die Füße und Maxillartaster rötlich-schwarz. Das Chitin, namentlich am Plastroii, zeigt kleine Grübchen, infolgedessen ist der Körper nicht so glänzend wie bei andern Arten. Die Länge 6,2 mm, die Breite 4,8 mm. Der Körper erscheint etwas schmäler als bei andern Formen. Die größte Breite liegt Avieder in der Mitte der Körperlänge, aber die lateralen Eänder laufen wie in der vordem so auch in der hintern Körperhälfte zuerst eine Strecke hindurch parallel miteinander. In der vordem Körperhälfte konvergieren sie erst vom Trachealstigma an, in der hintern ebenfalls erst kurz vor dem Analfeld. Somit hat die hintere Körperhälfte fast dieselben Umrisse wie die vordere. Der Rand des Carapax zeigt keine Erweiterung in der Gegend des Trachealstigmas, ist ganz eng und so gefärbt wie der ganze übrige Körper. Die Genitalarea ist groß, tief ausgehöhlt und von einer zier- lichen Form, über deren Gestalt siehe die beigegebene, möglichst genaue Abbildung (Taf. 29, Fig. 17). Die Area ist analwärts wieder offen, vorn ist sie durch eine viereckige, besonders modellierte Er- höhung geschlossen. Vor dieser Erhöhung liegt eine Vertiefung, der wir auch bei allen übrigen Arten begegnen und die hier oralwärts scharf abgegrenzt ist. Die Genitalklappen bilden ein flaches, fast rund- Äußere Morphologie und Systematik der Hoiothyriden. 717 liches Gebilde, das in der Linie liegt, die die hintern Ränder der 4. Coxen verbindet. — Die Tibia der Maxillartaster ist relativ kürzer nnd bedentend breiter als bei H. brauen, obzwar an der Basis ganz eng. Die ventrolaterale Reihe der gefiederten Borsten zieht fast über die ganze Länge der Tibia und zählt etwa 16 ziemlich lange, gerade Borsten. Das tarsale Glied stark entwickelt, seine Endklauen beträchtlich lang und breit, nur w^enig gebogen. Das Pigment der tarsalen Sinnesorgane gelblich-braun, das der übrigen Palpenglieder schwarz und grob. Die Füße nicht besonders lang, dagegen verhältnismäßig sehr dick, viel dicker als bei allen übrigen Species. Ihre chitinöse Wand ist sehr stark. Dagegen sind die Borsten sehr dünn und äußerst spärlich, so daß die Füße fast borstenlos erscheinen. Die Glieder sind an ihrer Basis nur wenig schlanker als am distalen Ende. "Wenn die Körperlänge 14 Teile beträgt, weisen die Füße folgende Dimensionen auf: 1. = 23,5, 2. = 21, 3. = 20, 4. = 25. 1. Fuß. Der Trochanter und das Femur sind glatt; die Patella zeigt am distalen Ende an der untern Seite einen mächtigen Höcker, der noch einen terminalen großem und 2 seitliche, ganz kleine sekundäre Cumuli trägt. An derselben Stelle der Tibia ein ähnlicher, jedoch viel niedrigerer Höcker. Der Tarsometatarsus zeigt ganz die- selbe Verteilung des Pigments wie bei H. braucri. Das Chitin am tarsalen Teile ist jedoch ebenso rötlich-braun gefärbt und undurch- siclitig wie am metatarsalen Abschnitt. Am distalen Ende des Glieds findet man ebenfalls jenen kleinen Haufen schwarzen Pigments. Das Ende ist mehr abgerundet, mit einem einzigen chitinösen, brauneu Dorn versehen, anstatt der blattförmigen, hyalinen Anhänge längere, einfache Borsten. 2. Fuß. An der ventralen Seite des Femurs in seiner vordem (dem Präfemur anliegenden) Hälfte eine Reihe von 8 kleinen, in ungleichen Abständen voneinander stehenden, niedrigen Zähnchen; Patella ganz glatt. An der ventralen Seite der Tibia 4 ganz kleine, liyaline Zähnchen, am distalen Ende an derselben Seite des Meta- tarsus 1, am Tarsus 4, in 2 Gruppen zu 2 stehende, zahnartige Dornen. H. Fuß ganz ähnlich ausgerüstet. In der Reihe am Femur 12 Zähnchen, in jener an der Tibia 6, am Metatarsus ebenfalls 1 Dorn, am Tarsus 6 in gleichen Intervallen voneinander stehende Dornen. 4. Fnl,) fast vollständig: o;iatt und borstenlos, bloß an der 718 Karel Thon, ventralen Seite in der vordem Hälfte eine Reihe von etwa 10 kleinen Zäünchen; der Tarsus trägt an seiner untern Seite eine Reihe von 11 sehr kleinen, dornartigen Zähnchen. — Es scheint aber, daß die Zahl sowie die Größe dieser zahn artigen Auswüchse bei verschiedenen Individuen schwankt. Bevor wir aber nicht in den Stand gesetzt werden, die Grenzen dieser Schwankungen genau festzustellen, war es notwendig, alle diese Details zu verzeichnen. Holothf/rus seißcheUensis n. sp. Einige Männchen und 1 Weibchen wurden von Herrn Prof. A. Brauer auf der Insel Silhouette ( Sej^chellen) gefunden. Die kleinste bekannte Art. Während die vorhergehenden und auch die TnoRELL'schen Arten nicht bedeutende Größenverschieden- heiten untereinander aufweisen, ist diese Form viel kleiner, nur so groß wie Junge von Hol. hraueri auf äußerlich indifferentem Stadium, von denen sie aber sofort durch ihre Farbe und ihr hartes Chitin zu erkennen ist. Der Körper bei beiden Geschlechtern gleich gefärbt und von gleicher Gestalt, 3,3 — 3,5 mm lang, 2,3 mm breit, schön oval. Die größte Breite ebenfalls in der Mitte der Körperlänge, die vordere sowie die hintere Körperhälfte von fast derselben Form. Der Körper sowie die Füße gleichmäßig braun, ziemlich hell gefärbt. Das Chitin verhältnismäßig sehr dick. Die carapale Umrandung des Plastrons an der ventralen Seite überall gleich breit und schmal, nur im vordem Drittel der Ventralfläche beträchtlicher verengt. Die Vertiefung des Plastrons zwischen dem Mundorgan und der Genitalarea nicht scharf abgegrenzt, aber bei beiden Geschlechtern vorhanden. Die männliche Genitalarea ganz flach und sehr wenig ausgehöhlt, hinten breit offen und mit der Plastronfläche ver- schmelzend. Lateral und oralwärts ist sie durch eine sehr niedrige, randartige Verdickung des Plastrons scharf abgegrenzt, sonst aber, wie schon gesagt, ganz flach. Über die übrigen Details ihrer Plastik siehe die beigegebene Figur (Taf. 29, Fig. 19). Die Genitalöffnung liegt hinter den 4. Coxen, die Klappen sind ganz flach und durch seichte, quere Rinnen in Felder geteilt. Das relativ sehr große w'eibliche Genitalfeld (Taf. 29; Fig. 18) hat die Gestalt eines Pentagons mit abgerundeten Ecken. Seine größte Breite liegt in der Mitte ihrer Länge. Der untere Rand be- deutend kürzer, oralwärts sanft gebogen, der vordere fast halbkreis- förmig:. Äußere Morphologie und Systematik der Holotliyrideu. 719 Am Mimdorg'an ist der vordere Rand des Maxillarfortsatzes nicht so borstenartig- zerfetzt wie bei Hol. hraueri. sondern mit einer Reihe von 17 scharfen, distinkten Zähuchen ausgerüstet. Der Maxillardorn ist schlanker als bei der eben erwähnten Art, mit deutlichem sekundärem Zahn. Die Maxillartaster sind schlank, be- sonders das Femur, die Tibia g'eg-en das distale Ende wenig- er- weitert, ziemlich kurz. Die Reihe der gefiederten Borsten zählt deren 8 und zieht über die ganze Länge des Glieds. Die Füße sind verhältnismäßig sehr kurz, dabei aber schlank und mit einem äußerst dicken und harten Chitin bedeckt. Auch die Ränder des Plastrons um die Coxen herum sind beträchtlich verdickt. Die Füße weisen bei der Körperlänge von 17 folgende Verhältnisse auf: 1. = 28. 2. = 21, 3. = 19, 4. = 28. 1. Fuß ganz glatt, bloß am distalen Ende der ventralen Seite der Patella sitzt ein auffallender, dicker Höcker. Der metatarsale Abschnitt bloß an der Ursprungsstelle des Extensor praetarsi zu er- kennen, verhältnismäßig sehr kurz. Das distale Ende des tarsalen Teils keilförmig erweitert und pigmentlos. Am 2. Fuß Femur und Patella glatt, am distalen Ende der Tibia an ihrer untern Seite ein kleines Zähnchen, am Tarsus, nahe dem distalen Ende, ein kleiner Dorn, der sich auch bei beiden nachfolgenden Füßen an derselben Stelle vorfindet. Die Metatarsi bei diesen 3 Fußpaaren recht kurz. Am 3. Fuß ein kleiner Zahn in der Mitte der ventralen Seite der Patella, 2 solche am distalen Ende der Tibia. Beim letzten Fuß sind Femur, Patella und Tibia an ihrer ventralen Seite mit einigen sehr kleinen Zähnchen versehen. Bei allen 3 hintern Fußpaaren sind die braunen Dornen an distalen Enden der Tarsi relativ sehr groß, lang und spitzig. Ich konnte mich überzeugen, daß die Zahl sowie die Größe und Deutlichkeit der Zähnchen an den zu meiner Disposition stehenden Individuen kleineu, jedoch ganz bedeutungs- losen Schwankungen unterworfen sind: So fehlt ein oder das andere Zähnchen, oder anstatt eines deutlichem sind 2 — 3 kaum bemerkbare vorhanden. — Die Borsten sind kurz, ziemlich spärlich, aber grob und dick. Unter den Tieren befand sich noch ein Junges, das etwa unserm Stadium 3 entspricht. Die Yentralfläche besitzt bis auf einige Kleinigkeiten fast dieselbe Gestalt. Das Tier ist bloß unbedeutend kleiner als die übrigen, von viel blasserer Farbe. 720 Kneel Thon. Nachtrag. AVälirend der Korrektur dieser Arbeit ist eine Abliandlung von A. C. OuDEMANs erschienen ^ ), wo er ein neues Acariden-System auf- stellt und die Familie Holothjridae mit der Familie Uropoclidae in eine Gattung- Parastig-mata zusammenfügt. Den Grund dazu sucht er in einer ähnlichen Lage der Trachealstigmen bei beiden Familien. Diesen Gedanken kann ich nicht akzeptieren. Davon abgesehen, daß schon die äußere Morphologie der Holo- thyriden gegen diese systematische Verwandtschaft spricht, muß die- selbe abgewiesen werden, wenn wir nur diejenigen Tatsachen er- wägen, welche ich in meinen 2 vorhergehenden, oben zitierten Holo- %rM5-Mitteilungen angeführt habe, und mit den Ergebnissen A. D. , MiCHAEL's über die IT r o p o d i n e n - Anatomie vergleichen, "^j AVenn wir alle Charaktere und Eigentümlichkeiten der Innern Holo- thyriden-Organisation nach der morphologischen und histologischen Seite hin zusammennehmen, die ich in der Einleitung dieser Arbeit kurz und fast telegraphisch — ausführlichere Arbeiten werden nach- folgen — anzudeuten vermochte, z. B. das Vorhandensein eines Herzens, welches den höchsten bis jetzt bekannten Typus des Aca- ridenherzens darstellt, einen ausgedehnten Fettkörper, Anwesenheit eines Nephridiums, segmental angeordnete Mund- und Cruraldrüsen und besonderer, großer Luftorgane, die Organisation des Nerven- systems, des Endosternits und der Genitalorgane beider Geschlechter, so ist eine enge systematische Verwandtschaft der Uropodinen und 1) Das Ti-acheensystem der Labidostomidae und eine neue Klassi- fikation der Acari, in: Zool. Anz., Vol. 29, p. 633. 2) Notes on the Uropodinae, in: Journ. Roy, microsc. Soc, London 1894, 1. i^ ' J Äußere Morphologie und Systematik der Holothyriden. 721 Holoth3'rideii aiisgeschlosseu. Die Holothyriden sind nach dem ersten Überblick ihres anatomischen Baues entschieden Repräsentanten einer selbständigen Ordnung, wie die Notostigmaten. Die Histologie, welche von den geläufigen Erfahrungen, die an Acariden verschiedener Gruppen gewonnen wurden, abweicht und in manchen Punkten durch ihre Klarheit z. B. an die Onychophoren erinnert, gibt ihrerseits dafür einen eklatanten Beweis. Das ganze neue System von Oudemans scheint mir künstlich zu sein. Es erhellt schon aus unsern jetzigen Kenntnissen, daß bloß die Lage der Stigmen, um so weniger aber die Anzahl der Borsten am Vertex bei einigen Gruppen zur festen und natürlichen Klassi- - fizierung durchaus nicht genügen kann. P Es ist sicher — und eine ganze Reihe von Forschern (vgl. z. B. J. C. C. Loman) äußerte sich schon in diesem Sinn — , daß bloße Chitinstrukturen allein zu Betrachtungen über die genetische und Blutsverwandtschaft einzelner Gruppen nicht genügen können. Hier muß in erster Linie eine gründliche Erkenntnis der innern Morpho- logie entscheiden und zwar nicht nur organologisch, sondern auch histologisch. Hier sollen Zeichen der systematischen Verwandtschaft gesucht werden! In der zweiten Reihe folgt die gründliche Kennt- nis der Embryonalentwicklung. Heutzutage zeigt es sich aber schon sehr klar, daß unser "\Mssen in dieser Beziehung bei manchen und sehr wichtigen Gruppen, geschweige bei den exotischen Formen, nur zu dürftig sind, um ein natürliches und möglichst allseitig be- friedigendes System konstruieren zu können. 722 Karel Thon, Erklärung der Abbildungen. Bezeichnungen. aal große akzessorische Drüse der männlichen Gonade af Analfeld ahch äußere Falte der hintern Chelicerenscheide artr äußere kurze Adductoren des Camerostoms as Ausführungsgang der Cheliceraldrüse avch äußere weiche Falte der vordem Chelicerenscheide avchd äußere verdickte Falte der vordem Chelicerenscheide bm Basalmembran der hintern Chelicerenscheide chan große ßetractoren der Cheliceren c%o— 4 !• — 5- Chelicerenglied ch)i Cheliceralnerv cp Carapax crd Cruraldrüse es Constrictoren des Pharynx ex Coxae der Füße cxj) Maxillarfortsatz (U Diktatoren des Pharynx dr Teile des Darmtractus dv distaler Teil des Ausführgangs der Coxaldrüse dvh dorsale Falte der Verbindungsmembran zwischen dem Carapax und dem Mundorgan cdk Endklaue am Maxillartaster e9id Endosternit exvi von dem Endosternit hinziehende Muskeln der vordem Füße fm Femur ft Fettkörper (jk männliche Genitalklappe (obere) gn7n Geuitalmuskel gö Genitalöffnung hpt Hauptplatte der Epigyne ihch innere Falte der hintern Chelicerenscheide irch innere Falte der vordem Chelicerenscheide / laterale Ränder der weiblichen Genitalarea Äußere Morphologie und Systematik der Holothyriden. 723 Ih Labrum Ihr Maxillarwand Ipt Lateral platten der Epigyne md chitinöse Wand der Chelicere mdÖ MundöfFnung mdr Maxillardorn mgn große (ianglienzellen des zentralen Nervensystems mla Muskeln des labralen Radularorgans mxn Maxillarnerv N zentrales Nervensystem nrs Neurilemm scheide 0 oberer Rand der weiblichen Genitalarea oe Oesophagus opt obere Platte der Epigyne ovd mittlere Verdickung derselben }0(j Tasterglieder ph Pharynx php untere Pharynxlamelle phn Tastermuskeln plr Plastron pn Penis prcJi Protrusoren der Chencere prcm Protrusoren des Camerostoms prf Präfemur rs Rostrum rtm Retractoren des Camerostoms sgn die sog. Schwammkörper (mushroom-bodies) syn synarthrodiale Membran zwischen dem 2. und vorletzten Cheliceren- glied tp Radularorgan des Labrums tr Tracheen irch Bündel von Tracheen, welche die Chelicere versorgen trs Trachealstigma tri Trochanter n unterer Rand der weiblichen Genitalarea ivd verbindende "Wand zwischen der Maxillarplatte und dem Labruni ivht weiche, die Platten. der Epigyne verbindende Membran vdp UmscblagM'^and des Carapax am vordem Körperende vpr verdickter Rand des Plastrons an der Epigyne ipt die obere, mittlere Verdickung der Hauptplatte des Epigyne vr(j distale, zum Ansatz von Muskeln dienende Verdickungen des 3. Chelicerenglieds vsc Vesicula seminalis vvh ventrale Palte der weichen Verbindungsmembran zwischen dem Plastron und dem Mundorgan vzp Ausführungsgang der Pedaldrüse ^(j Reste von Zellgrenzen zpd Pedaldrüse 724 Karet, Thon, Äußere Morphologie nncl Systematik der Holothyrideu. Tafel 28. Sämtliche Figuren beziehen sich auf Holotliyriis brauerl. Fig. 1. Ein schwach schematisierter sagittaler Längsschnitt in der Körpermediane. Die Chelicere mit ihrem Nerv und Tracheenbündel, eben- falls ihre Retractoren sind au? einem andern Schnitt eingezeichnet, darum ist das Herz ausgefallen. Fig. 2. Das Mundorgan en face gesehen, nach einem Totalpräparat gezeichnet. Fig. 3. Ein Querschnitt durch das Mundorgan nahe hinter der Mundöffnung. Fig. 4. Ein Querschnitt durch das Mundorgan in der Gegend des Rostrums. Fig. 5. Ein Querschnitt durch ein jüngeres Tier am hintern Ende des Camerostoms, wenn dasselbe eingezogen ist. Fig. 6. Ende des Maxillartasters. Fig. 7. Tarsometatarsus des 1. Fußes. Fig. 8. Tarsometatarsus des 3. Fußes. Fig. 9. Teil eines flächenhaften Schnitts aus der hintern Cheliceren- scheide. Fig. 10. Teil eines Querschnitts durch die hintere Chelicerenscheide. Tafel 29. Fig. 11. HoIotJiijnii^ hrmicri v. sp. Ventrale Seite des Weibchens. 12,5 : 1. " Fig. 12. Holothijrus hraueri n. sp. Ventrale Seite des Männchens. 12,5:1. Fig. 13. Holofh. hrcmcri. Das jüngste Tier, das in meinem Besitz war, von der ventralen Seite. Die Genitalspalte noch nicht angelegt. 18: 1. Fig. 14. Ein etwas älteres Tier (Stadium 2) mit der 1. Anlage der Genitalöffnung. 16:1. Fig. 15. Ein noch älteres Tier, Stadium 3. 13 : 1. Fig. 16. Holoth. longipes Thoeell. $. 12:1. Fig. 17. HoJoih. niger n.sp. $. 12:1. Fig. 18. Holoth. seychellenftis n. sp. ?. 13:1. Fig. 19. Holoth. seychellensis. J. 13:1. Nachdruck verboten. Ubersetzimgsrecht vorbehalten. Zoologische Studien über die Markflecke. Von J. C. Nielsen in Kopenhagen. Mit Tafel 30. Anf den Querschnitten mehrerer Holzgewächse treten öfters in den Jahresringen linien- oder halbmondförmige Flecke, sog. Mark- flecke, auf. Die Markflecke wurden zum erstenmal von Th. Haetig ^) be- schrieben. Er fand sie im Holz der Birken, Haseln und Eoterlen. Seiner Beschreibung nach werden sie durch Gruppen poröser, dick- häutiger Zellen gebildet, die reichlich Stärke führen. Die Zellen- gruppen werden vom normalen Holz durch einen braunen Stoff ge- trennt und steigen verästelt 4 — 5 Fuß im Holz hinauf. Haetig kon- statiert nur das Vorhandensein dieser Zellengruppen, die er ,. Zell- gänge" nennt, läßt sich aber auf eine Erklärung ihrer Natur nicht ein. Später haben mehrere Botaniker und Pflanzenanatomen den Markflecken ihre Aufmerksamkeit zugewendet, sie aber als normale Gebilde betrachtet. Unter diesen Forschern verdienen Rossmässlee 2), der die Zellen- gruppen als „Mark wie der holungen" beschreibt, indem er ver- 1) Th. Haetig, Forstliche Culturpflanzen, 1840. 2) Rossmässlee, Versuch einer anatomischen Charakteristik des Holz- körpers der wichtigeren deutschen Bäume und Sträucher, 1847. Zool. Jahrb. XXIII. Abt. f. Syst. 48 1 726 J- ^- Nielsen, mutet, daß hier eine dem Mark ähnliche Bildung vorliege, und NÖRDLiNGER ^), der ihr Vorkommen in den Jahresringen mehrerer Holzarten feststellt, erwähnt zu werden, Nöedlixger führt den Namen Markf leckchen ein, der sich im allgemeinen einge- bürgert liat. Ein »Schritt zur Erkenntnis der Markflecke als pathologische Bildungen wurde von Ratzebueg-) getan. Es wurden ihm aus St. Petersburg Holzstücke mit Gangfiguren gesandt, in denen In- sectenlarven gefunden waren, die der Absender als Urheber der Markflecke ansah. Ratzeburg stimmte jedoch dieser Meinung nicht bei, glaubte vielmehr, daß die Gangfiguren und die Larven, die er für einer großen Mücke zugehörig ansah und Tipula suspccta benannte, nichts miteinander zu tun hätten. Eine natürliche Folge der Auffassung der Markflecke als normale Gebilde w^ar es, daß sie diagnostisch als Unterscheidungsmerkmale verschiedener Hölzer verwertet wurden, indem man die Angaben Ratzeburg's fast nicht beachtete. Namentlich Kraus ^) suchte die Markflecke diagnostisch zu be- nutzen. Er untersuchte sie im Holz einer 11jährigen Pirus tormi- nalis und fand sie hier bis 1^ .^ Fuß unter der Erde und oberirdisch am häufigsten in einer Höhe von V2 — 1 Fuß. Die braunen Umgebungen der Markflecke, die auch Haeby er- wähnt hatte, zeigten sich auf zarten Schnitten als aus komprimierten, sehr dünnwandigen Zellen bestehend. Auch KiENiTz sucht die Markflecke bei der Beschreibung der Hölzer zu benutzen und wird dadurch zu einer richtigen Auffassung ihrer Entstehung geführt.^) Seine Abhandlung enthält in aller Kürze Folgendes: In den Stämmen mehrerer Hölzer findet sich in den Monaten Mai bis Juli eine kleine Larve, die in der cambialen Zone einen Gang frißt. Der Gang wird breiter und breiter, ist dabei immer ein wenig breiter als die Larve und findet sich sowohl in den Wurzeln als in dem Stamm des Baums. Die Länge des Gangs ist verschieden und scheint sich nach der Nahrungsmenge des Baums 1) NÖRDLINGER, Querschnitte von 100 Holzarten, Vol. 2. 2) Ratzeburg, Die Waldverderbniss, Vol. 2. 3) Kraus, Bau der Nadelhölzer, in: Würzburg, naturw. Zeitschr,, Vol. 5. 4) KlENiTZ, Schlüssel zum Bestimmen der wichtigsten in Deutsch- land cultivirten Hölzer, München 1879, sowie: Die Entstehung der Mark- flecke, in: Bot. Ctrbl., Vol. 14, 1883. I Zoologische Studien über Markflecke. 727 ZU ricliten. Wenn die Larve völlig- erwachsen ist, bohrt sie sich, nachdem sie eine kürzere gedrungenere Gestalt angenommen hat, durch die Einde und fällt zu Boden. Danach zeigt Kienitz, wie die Larvengänge sich im Holz ver- kapseln, so daß sie auf Querschnitten als Markflecke auftreten. Die Larve ritzt mit den Mundhaken die Zellwände auf und saugt den Inhalt auf. Die entleerten Zellen werden um die Larve zusammen- gedrückt, wodurch ein schmaler Gang entsteht. Nun setzt sich die cambiale Tätigkeit außerhalb der verwundeten Stelle fort; dabei wird der Gang durch neugebildete Zellen bedeckt und mit Zellen, die aus den nächsten Markstrahlen herauswachsen, gefüllt. Nun zeigt sich das Bild eines normalen Markflecks in der Mitte einer Gruppe größerer Zellen, die durch eine braune Schicht vom normalen Holz getrennt wird. Die Untersuchungen von Kienitz wurden kaum in weitern Kreisen bekannt. Jüdeich-Nitzsche erwähnen die Mark- flecke gar nicht, wogegen Boas ^) eine durch eine Tafel erläuterte Beschreibung derselben gibt. Einen neuen Beitrag zur Naturgeschichte der Larve verdanken wir V. TuBEUF -), der an der Moorkulturstation bei Bernau zahl- reiche Larven in den Birken fand. Die Larven fanden sich in den Birken vom Mai bis September und kommen am zahlreichsten in dem untersten Teil der Stämme, aber auch bis 10 m über der Erdoberfläche vor. V. TuBEUF meint, daß die Larven besonders gut in Bäumen auf Moorgrund gedeihen, wenigstens fand er in einer Birke, die auf Kiesboden wuchs, weder Larven noch Markflecke. Weder Kienitz nocli v. Tübeuf gelaug es, die vollentwickelte Fliege zu züchten. Obschon die L'^ntersuchungen von Kienitz, durch die Laiter- suchungen v. Tubeuf's bestätigt, mit voller Klarheit die Verbin- dung zwischen der Larve und den Markflecken außer allen Zweifel setzten, hat diese Erkenntnis nicht allgemeinen Eingang ge- funden. Bisher ist besonders die pflanzenanatomische Seite der Frage bearbeitet worden. Um eine zoologische Bearbeitung der Markfleckfrage hervor- zurufen, setzte die Königl. dänische Gesellschaft der Wissenschaften 1) Boas, Dansk Forstzoologi, 1898. 2) V. TubeüF, Die Zeilgärige der Birke und anderer Laubhölzer, in ; Forst- u. naturwiss. Zeitschr., Vol. 6, 1897. 48* 728 J- ^- ^'^lELSEN. im Frühjahr 1900 einen Preis für eine Abhandkmg aus, welche die Art des Urhebers der Markflecke erläutern und eine Beschreibung der verschiedenen Stadien und Beiträge zur Biologie des Tierchens geben sollte. Verfasser gegenwärtiger Abhandlung versuchte eine Beantwortung der Preisaufgabe, konnte aber wegen der Schwierig- keiten, welche die Züchtung der Fliege darbot, die Arbeit nicht zur rechten Zeit vollenden. Die Preisfrage wurde auch von Andern nicht beantwortet. Durch zahlreiche Züchtungs versuche erwies es sich bald einiger- maßen leicht, die Larven, die sich durch die Rinde herausgebohrt hatten, zum Eindringen in den Boden und zur Verpuppung zu TDringen. Das Überwintern der Puppen bot aber große Schwierig- keiten dar. Obgleich sie unter so natürlichen Verhältnissen wie irgend möglich gehalten wurden, starben sie alle im Laufe des Winters. Nachdem eine größere Anzahl von Puppen zu Grunde gegangen war, wurde eine neue Methode angewendet, die einen guten Erfolg ergab. Da die Form der Puppe sehr charakteristisch war und sich leicht wiedererkennen ließ, versuchte ich das Einsammeln bis zum P'rühjahr aufzuschieben. Ich wählte einige Erlen, die viel Larven- gänge enthielten; der Boden am Fuße dieser Bäume wurde nun im Frühjahr, Ende April und Anfang Mai, sorgfältig untersucht. Die Puppen fanden sich dicht unter der Oberfläche. Jeder Zweifel, ob diese Puppen wirklich zu den Larven aus dem Cambium gehörten, ist ausgeschlossen. Erstens fanden sich an diesen Stellen keine andern Fliegenpuppen, und zweitens stimmten diese Puppen mit denjenigen völlig überein. die aus Larven ge- züchtet waren, deren Ausbohren ich selbst überwacht hatte. Aus diesen Puppen wurden sodann Anfang Mai mehrere Exem- plare der Fliege Agromijza carhonaria Zett. gezogen; dies ist die größte Art unter den nord-europäischen Agromyzinen. Die ihr am nächsten kommende ist A. lappae, die als Larve in Kletten lebt und deren Puppen in den Stengeln überwintern. Diese Art ist aber merklich kleiner; die übrigen zahlreichen Agromyzinen sind alle sehr klein. Da nun Agromyza carhonaria an Größe alle übrigen Arten weit libertriift, so ist jeder Zweifel ausgeschlossen, ob es dieselbe Art ist, die in dem Cambium sowohl der Erlen als der Haseln. Birken usw. lebt, denn nicht nur die Larven, sondern auch die Puppen aus den untersuchten Hölzern stimmten alle völlig überein. I Zoologische Studien über Markflecke. 729 Bevor ich zur Besprechung- meiner Untersuchungen übergehe, bringe ich Herrn Prof. Boas in Kopenhagen für die mir mannigfach geleistete Hilfe meinen innigsten Dank dar. Die Larve. (Taf. 30.) Die Farbe der Larve ist rein weiß. Der Leib drahtförmig. an den Enden zugespitzt, vorn sehr spitz, nach hinten etwas stumpfer und aus 12 Segmenten zusammengesetzt. Das 1. Glied ist kurz, das 2. länger, die folgenden kürzer und die letzten sehr lang. Die Haut ist glatt und unbehaart. Es fehlt der Larve gänzlich an Beinen oder Gangknoten. Der Kopf ist nicht von einer zusammenhängenden Chitinkapsel bedeckt, sondern wird wie bei den übrigen acephalen Fliegenlarven durch einzelne Ohitinplatten geschützt. An der Lnter- seite des Kopfs befindet sich eine gebogene Platte, die sich nach hinten in 2 dornförmige Spitzen fortsetzt und sich ein wenig längs der Kopfseiten ausdehnt. Die Platte bildet demnach ein Schildchen, das die Kopfunterseite beschützt (Taf. 30. Fig. 3a, 6a, llai. Über dem Schilde finden sich die Mundhaken (Fig. 3, 6, IIb). Die Ober- seite des Kopfs verlängert sich als ein zungenförmiger Mantel mit einigen kleinen Chitinstäbchen und Körnchen über den Mund hin. Die Oberseite des Mantels ist mit 2 kleinen Stäbchen versehen, und an der Unterseite bilden die Chitinkörperchen eine regelmäßige Figur (Fig. 13). Das Schlundgerüst läuft durch das ganze 2. Glied. Es wird von 2 Chitinstäben gebildet; anfangs verlaufen sie nebeneinander, ungefähr in der Mitte trennen sie sich, nachdem sie eine dornförmige Verlängerung nach unten ausgesandt haben, und nähern sich einander wieder mit den Spitzen. Während ihrer Entwicklung macht die Larve mehrere Stadien durch; diese unterscheiden sich voneinander teils durch die Form der Spiracula, die Zahl und Form der Mund- haken und die Größe des Kopfscliilds, teils durch die Bewegungs- organe. Letztere finden sich sowohl in der Gestalt nach hinten gerichteter Chitindornen am 2. Glied als in der chitinisierter Zungen- reihen an den Segmenträndern, Die Zungenreihen treten sowohl in einzelnen Eeihen als in breiten Gürteln auf, und ihre Anzahl ist sehr variabel. 1. S t a d i u m. Die Bauchseite des letzten Glieds läuft hinter den Spiracula in eine stumpfe Verlängerung aus (Fig. 1 g). 730 J- C. Nielsen, Das Kopfscliild dehnt sich nur wenig- längs der Kopfseiten empor. Es findet sich nur ein sichelförmig-er Mundhaken ohne Zacken am Innenrand. Die Zungenreihen sind stark entwickelt und die Zungen am Kand stark chitinisiert. Sie sind in folgender Weise verteilt. Am 1. Glied finden sich keine, an den mittlem Gliedern 2 — 3 und an den letzten 7 — 9 Keihen. Außerdem ist das letzte Glied von einem breiten Gürtel umgeben. Die Larve ist metapneutisch. Die Spiracula finden sich nach hinten am 12. Glied; sie sind Aon 2 zusammenhängenden Platten mit je einem spaltenförmigen Luftloch gebildet (Fig. 1). Diese Larvenform ist mir nur aus einer abgeworfenen Larven- haut aus Vogelbeeren bekannt; ihre Länge betrug ca. 3 mm. 2. Stadium (Fig. 2). Es ist vom 1. nur dadurch verschieden, daß die 2 Stigmenplatten voneinander getrennt sind und sich erst unter der Haut vereinigten (Fig. 4). Die Anzahl der Zungen- reihen ist ein wenig vermindert. Auch diesfe Form kenne ich nur aus Vogelbeeren. Länge ca. 3^,.,— 4 mm. 3. Stadium. Das 12. Glied ist hinten abgerundet, indem jene Verlängerung, die sich hier in den 2 ersten Stadien fand, in Wegfall gekommen ist (Fig. 11). Das Kopfschild dehnt sich etwas länger an den Kopfseiten empor (Fig. 6), aus dem Mund ragen nun 2 Mundhaken heraus; sie sind sehr stark und duukel chitinisiert, an den Spitzen gebogen und tragen einen Zahn in der Mitte. Sie bieten das interessante Verhältnis dar, daß der rechte Haken 2mal so groß ist Avie der linke, so daß die Spitze dieses letztern bis zur selben Höhe wie der Zahn jenes eaiporragt. Der reclite Haken ist seitwärts gekrümmt und nimmt den kleinen in die Krümmung auf. Diese Form der Mundhaken findet sich auch bei andern Agromyziden-Larven. Hinter dem Kopf am vordersten Teil des 2. Segments steht ein breiter Gürtel von starken, hellbräunlichen Chitinendornen, die nach hinten gerichtet sind. Sie sind in kürzern Reihen gestellt. Der Dornenkranz ist an der Bauchseite am breitesten, und die Breite nimmt gegen die Rückenseite stark ab (Fig. 6, 16). Die Zuugenreihen an den Segmenträndern sind etwas reduziert; am 1. Glied finden sich keine, an den folgenden 2, dann 1 (Fig. 14) und am 11. Glied mehrere Reihen. Vom Zungengürtel am 12. Glied sind jetzt nur längliche Gruppen Zoologische Studien über Markflecke. 731 an den Seg-mentseiten übrig (Fig. 11). Die Zungen sind in 3 bis 4 Eeihen gestellt und sowohl einzeln als in kleinen Gruppen von 2 — 4 zusammenhängend (Fig. 8). Die Larve ist nun amphipneutisch geworden. Das 1. Paar Spiracula findet sich in der Mitte des 2. Glieds auf der Spitze zweier kleiner warzenförmiger Erhöhungen (Fig. 6. 11). Die Form ist die bei den Fliegenlarven gemeine geblätterte, und die Zahl der Blätter ist eine sehr bedeutende (Fig. 13). Das hintere Paar findet sich an der Leibesspitze gegen die Eückenseite hin. Der obere Ast hat sich nun in 2 kleine geteilt (Fig. 7). Nachdem die Larve diese Form angenommen hat, ist sie nur 4—5 mm lang und behält diese Form, bis sie als völlig erwachsen eine Länge von ungefähr 2 cm erreicht hat. Während des Wachstums vollziehen sich einige kleinere Ände- rungen. Das Kopfschild streckt sich länger und länger an den Kopf- seiten empor, bis seine beiden Teile zuletzt nur durch einen kleinen Zwischenraum getrennt sind (Fig. 10). Die Zungenreihen werden immer mehr reduziert und weniger stark chitinisiert. Sie verschwinden am 2. Glied ganz, und an dem 3, — 10. findet sich nur' eine einzelne Reihe, wogegen das 11. eine doppelte trägt. Die Entwicklung der Reihen scheint aber bei den Jüngern Larven in hohem Grade individuellen Abänderungen unter- worfen zu sein. Die Form der hintern Spiracula wird bald eine regelmäßige 3ästige (Fig. 11). Kurz vor dem Herausbohren durch die Rinde wird der Leib der Larve derber und kräftiger, die Thoraxglieder schnüren sich ein, und die Haut wird stark querrunzlig. Das 3. Stadium ist in allen Altern aus Birken. Erlen und '\\'eiden und in jüngerm Zustand aus Vogelbeeren bekannt. Die Puppe. (Fig. 18.) Die Tonnenpuppe ist 3 — 4 mm lang und V ., — 2 mm breit, schwach gekrümmt, an der Bauchseite zieDilich tiacli und an der Rückenseite gew^ölbt. Die Form ist übrigens sehr variabel. Die Luftlöcher finden sich an den Spitzen zweier erhöhter Zapfen an den Leibesspitzen gegen die Rückenseite hin. Die Segmente sind durch ziemlich starke Einschnürungen an den Gliedrändern scharf getrennt. Die Haut ist stark runzlig. 732 J- ^- Nielsen, All der Bauchseite der mittlem Segmente findet sich eine ziemlich tiefe Querfurche. Die Farbe ist hellgelb. I m a g 0. (Fig. 17.) Die Fliege ist glänzend schwarz. Der Kopf etwas matter; am untersten Teil ein wenig gräulich. Beine, Taster und Rüssel schwarz. Die Saugfläche des letztern gelb. Flügel glashell mit blaßbraunen Adern, Schwinger Aveißlich. (Zetterstedt, Dipt. Scandinaviae. Vol. 7, 1848, p. 2739 ; Schiener, Fauna Austriaca : Die Fliegen, Vol. 2, 1864, p. 303.) Biologie. KiENiTz teilt mit, daß er die Stelle, wo das Ei oder die Larve in den Zweig gelangte, in Form eines dunklen Flecks auf dem Peri- derm der Vogelbeerzweige, und zwar an der Unterseite schwacher Seitentriebe der jungen Stämmchen, fand. Solche Flecke bemerkte ich nicht, meine aber, daß Kienitz ganz recht darin hat, daß das Ei an den erwähnten Stellen abgelegt wird; wenigstens habe ich oft an Birken und Vogelbeeren beobachtet, daß die ganz feinen Gänge der jungen Larven ihren Ursprung an den Seitentrieben hatten. Bei den Erlen dagegen führen die Gänge zur Basis der jungen, grünen Jahressprossen hin; hier müssen also die Eier ab- gelegt werden. Nachdem die Larve das Ei verlassen hat, beginnt sie einen Gang in der Oberfläche des Cambiums zu fressen. Der Gang wird folgendermaßen hergestellt. Mit den Mundhaken ritzt die Larve die Cambialzellen auf und saugt den Inhalt auf. Die verwundeten Zellen werden um die Larve zusammengedrückt; wenn die Larve nun die Zellen immer in derselben Richtung angreift, entsteht zuletzt ein schmaler Gang. Die braune Farbe des Gangs und später der Markflecke rührt von einer Aufnahme von Sauerstoif in den verwundeten Zellen her. Die Larve frißt nicht nur die Zellen, die unter ihr liegen, sondern arbeitet auch in peripherischer Richtung, so daß der Gang breiter wird als der Durchmesser der Larve. Zuweilen kommt der Zufall vor, daß eine Larve dem über- wachsenen Gang einer andern Larve folgt und die neugebildeten Cambialzellen wieder zerstört. Die Larve verläßt dann mitunter Zoologische Studien über Markflecke. 733 den ältei'u Gang und frißt sich ihren eignen Weg, nm dann wieder den letzten Gang mit dem altern zu vereinigen. Es entstehen dann Fraßbilder, die einen Gang darstellen, der sich plötzlich in 2 Äste teilt. Der Verlauf der Gänge ist in den meisten Fällen, wenigstens wenn die Larven in älterm Zustand sind, gerade, aber zwischendurch kommen gekrümmte oder wellenförmige Gänge vor, und oft sind sie mit kürzern Seitengängen versehen, indem die Larve die frühere Eichtung des Gangs verläßt, um in einer andern vorzudringen, aber dies wieder aufgibt und nach einer Umkehr in dem neugefressenen kurzen Stück des Gangs wieder den ursprünglichen Gang fortsetzt. Die Bewegung findet bei den jungen Larven durch die in der Beschreibung erwähnten Zungenreihen und Gürtel statt, mittels deren sie sich am unterliegenden Holz festklammern können. Später, im 3. Stadium, wird der Schwerpunkt der Bewegung nach vorn in die Dornen am 2. Glied verlegt. Nachdem sich die Larve eine Strecke in der Längenrichtung des Baums vorwärts gebohrt hat, häutet sie sich. — Die Larvenhaut bleibt in ihrer vollen Länge im Gang liegen, wird nach und nach überwachsen und verschwindet im Holz. Die junge Larve bewegt sich fast immer gegen die Wurzeln hin und dringt eine kurze Strecke an den Wurzeln entlang vor. Das Tierchen kehrt dann um. An der Wendestelle erweitert die Larve den Gang ein wenig, kehrt an dieser Stelle um und bohrt sich in entgegengesetzter Richtung zurück. Der unterste Teil des Gangs ist in einer Länge, die die Körperlänge der Larve ein wenig übertrifft, den beiden Gängen gemein, und sie bilden miteinander einen spitzen Winkel. Der Gang ist in den meisten Fällen gerade, nicht selten kommen aber gekrümmte und gebogene Gänge vor, und diese sind oft mit kürzern Seitengängen versehen. Nach und nach wird die Larve größer und der Gang breiter, und die Larve kehrt viele Male um. Sie greift nicht nur die Cambialzellen an, sondern frißt auch den Jungzuwachs der Rinde; KiENiTz teilt auch mit, er habe oft gesehen, daß die Larve in kurzen Strecken das Cambium unverletzt läßt und nur den Jung- zuwachs der Rinde zerstört. Solche Fälle habe ich nie angetrofteu. Wie KiENiTz sagt, entstehen an denjenigen Stellen, wo das Cambium unverletzt bleibt, keine Markflecke im Holz, und die Reste der zer- störten Zellen können in der Rinde gefunden werden. 734 J- P- Nielsen, ^Venn die Larve eine Länge von l^o — 2 cm erreicht hat, ist sie völlig- erwachsen. Sie dringt dann nicht weiter vor, sondern erweitert das Ende des Ganges seitwärts und auch ein wenig in die Tiefe. Dann greift sie die Einde an und bohrt ein linienförmiges Loch durch sie. Das Loch ist ungefähr 2 mm lang und der Längs- achse des Baums parallel. In mehreren Fällen wurde die Hj'podermis der Einde nicht durchbohrt, sondern war als eine Decke über der Spalte zurück- geblieben; aber oft war die Spalte ganz offen. Wenn das Loch fertig ist, zieht sich die Larve einige Zenti- meter tief in den Gang zurück und nimmt die in der Beschreibung zuletzt erwähnte kurze und gedrungene Gestalt an. Darauf kriecht sie bis zum Loch empor und dringt mittelst starker Krümmungen und Auspressungen des Leibesinhalts durch dasselbe hindurch. Das Herausbohren dauert nur kürzere Zeit und findet beinahe immer statt, wenn die Larve in aufwärtsgehender Eichtung ist. Die Eindenspalten bleiben als kleine dunklere Flecken zurück, die erst im folgenden Sommer verwachsen und verschwinden. Die Stellen, welche die Larven zum Ausbohren erwählen, finden sich fast überall an den Bäumen. Besonders bevorzugte Stellen sind die basalen Teile der Jahressprossen, in deren Einde sich oft mehrere Löcher finden. Aber auch an den Stämmen kommen zalil- reiche Löcher vor, während die Wurzeln nur sehr spärlich damit versehen sind. In der hier beschriebenen Weise ging das Ausbohren aus den von mir untersuchten Jüngern Bäumen und aus den Ästen älterer vor. Nun finden sich aber öfters Larven im Cambium älterer Bäume, deren Eindendicke scheinbar das Herausbohren nicht ge- stattet. KiENiTz und V. TüBEUF sind nun auch im Zweifel, wie die Larven hier ins Freie kommen. Einmal beobachtete ich an einer Birke , deren Einde ungefähr ^'.2 cm dick war, ein unregelmäßiges Loch, durch das sich die Larve aller Wahrscheinlichkeit nach heraus- gebohrt hatte. An der Einde älterer Hölzer liabe ich aber keine Löcher ge- funden. Doch nehme ich an, daß die Larven einfach durch die Einde dringen, wie es wohl auch sicher ist, daß mehrere Larven sich, wie auch Kienitz vermutet, durch die dünnere Einde der Wurzeln herausbohren, eine Möglichkeit, die um so wahrscheinlicher ist, als die Larven auch die kleinern Bäume auf diesem Weg ver- lassen. Wenn die Larve zu Boden gefallen ist. diingt sie einige Zoologische Studien über Markflecke. 735 Zentimeter tief in den Erdboden ein und verpuppt sich hier. Die Yerpuppung dauert nur kurze Zeit, die Puppe überwintert im Erd- boden, und im nächsten Frühjahr kriecht die völlig entwickelte Agromyza aus. In demselben Baum und demselben Ast kommen oft eine be- deutende Anzahl von Larven beisammen vor, und es ist gar nicht selten, in fingerdicken üppigen Erlen und "Weidenschößlingen 3 — 4 und mehr Larven beisammen zu finden. Die große Zahl der Mark- flecke im Holze älterer Bäume weist auch auf eine beträchtliche Zahl von Larven hin. Die in demselben Gewächse zu gleicher Zeit vorkommenden Larven sind oft von sehr verschiedener Größe. Neben völlig ent- wickelten Larven, ja sogar nachdem einige derselben sich heraus- gebohrt haben, kommen bisweilen kleine, kaum halbwüchsige Larven vor, deren Gänge die der erwachsenen kreuzen. Infolge des verschiedenen Alters der Larven ist die Lage der Markfiecke in den Jahresringen eine verschiedene, der Grenze näher oder ferner liegend, je nachdem sich die Larven früh oder spät herausgebohrt haben. Ein gemeiner Schmarotzer der Agrormjm-V\\^\}%\\ ist eine kleine schwarze und rote Hemiteles-Art. Sie verläßt die Tonne im Oktober durch ein unregelmäßiges Loch an der Spitze und überwintert im Boden. Die von dem Schmarotzer bewohnten Tonnen weichen durch ihre dunkle Farbe von den gesunden ab. Vorkommen. Die Markflecke kommen in den Hölzern Dänemarks sehr all- gemein vor. Jedoch sind sie nicht in jedem Baum zu finden. Teils legt die Fliege ihre Eier nur in bestimmten Gewächsen ab. und teils müssen diese auf einem bestimmten Boden stehen. Als Regel kann aufgestellt werden, daß die Larven vorzüglich in solchen Hölzern vorkommen, die auf feuchtem Grund stehen, und unter ihnen wieder vorzugsweise in denjenigen, die am feuchtesten stellen. Demnach ist es bei einigen Hölzern eine Bedingung, daß die Bäume in Humuserde wachsen; die Larven kommen in Erlen, Weiden und Vogelbeeren nur vor, wenn die Pflanzen in Humuserde wachsen. In Birken aber, die auf sandigem Boden standen, fand ich oft Larven und Markflecke. Die Ernährungsverhältnisse und die Gesundheit der Gewächse haben auch Bedeutung; die stärksten 736 J- ^- Nielsen, und üppigsten Exemplare sind immer besonders stark von Larven besetzt. Dies fiel bei Weidenkulturen besonders auf; liier wird man immer die Larven am sichersten in den höchsten und kräftigsten Enten finden. Das Alter der Gewächse hat weniger Bedeutung, da die Larven ebensogut in 1jährigen Schößlingen wie in sehr alten Bäumen vorkommen können. Es wird angegeben, daß die Markflecke vorzugsweise in den Innern Teilen der Birkenstämme vorkommen.^) Dies steht vielleicht mit der ungewöhnlich dicken und harten Kinde dieses Baums in Zusammenhang. Die Larven kommen nicht in allen Teilen der Bäume vor; die von ihnen bevorzugte Eegion ist der unterste Teil der Stämme und der oberste Teil der Wurzeln; wenn die Larven auch mitunter etwas höher an den Stämmen hinauf dringen, findet sich doch immer die größte Menge um die Erdoberfläche. In altern gekappten AVeiden, die lange Gipfeltriebe geschosseh hatten, fanden sich die Larven in 2 gesonderten Eegionen, von denen sich die eine in dem normalen Tummelplatz der Larven am untersten Teil der Stämme, die andere in den Gipfeltrieben befand, aus denen sie sich auch in die höchsten Teile der Stämme einbohrten. Die Larven bohren ihre Gänge vorzüglich in den Stämmen und den größern Ästen. Die Larven, die aus Eiern herauskommen, welche an den jungen Zweigen abgelegt sind, streben immer gegen die Stämme hin. Die Larven erscheinen den Untersuchungen von Kienitz zu- folge in Deutschland etwas früher als in Dänemark. Sehr wenig Larven werden im allgemeinen früher als Mitte Juni gefunden, und die Hauptmasse erscheint erst später. Sie kommen in Birken, Erlen und Weiden zu derselben Zeit vor; merkwürdigerweise erscheinen die Larven in den Vogelbeerstämmchen erst nach Mitte Juli oder gar später.-) Sollte hier vielleicht eine andere Art im Spiel sein? Ich habe bisher keine Fliege aus Vogelbeeren gezogen, kenne auch die erwachsene Larve aus diesem Baum nicht. Die Gänge und die jungen Larven im 3. Stadium stimmen aber mit den entsprechenden aus den übrigen Hölzern völlig überein (ich kenne leider das 1. und 2. Stadium der Larve nur aus Vogelbeeren). 1) Hauck og Oppeemann, Haandbog i Skovbrug, Kopenhagen. 2) Kienitz fand die Larven in den Vogelbeerstämmchen zu derselben Zeit wie in den übrigen Hölzern. Zoologische Studien über Markflecke. 737 Das Herausboliren beginnt im wärmern Sommer Mitte Juli, und die letzten Larven verlassen die Bäume mit Ausnahme der Vogelbeeren Ende August oder Anfang September; in Vogelbeeren sind die Larven den ganzen September hindurch zu finden. Die Larven kommen am häufigsten in Roterlen, Weiden und Birken vor; weniger allgemein fand ich sie in Vogelbeeren, Haseln, Pyreus- und Prunus-Arten. In Weißerlen sollen sie angeblich ^) spärlicher als in Roterlen vorkommen. Die forstliche Bedeutung der Agromym ist eine sehr geringe; als schädlich für die Wälder spielen sie gewiß gar keine Rolle. Die Anwendbarkeit des Holzes wird wohl auch durch die Mark- flecke nicht vermindert, weil das Holz der Bäume, die hier besonders in Betracht kommen, zu feinern Arbeiten nicht viel in Verwendung kommen. Ruten, die mit Gängen versehen sind, werden dadurch vielleicht ein wenig zerbrechlicher. 1) Hauck og Oppermann, 1. c. 738 J- f- -Nielsen, Zoologische Studien über Markflecke. Erklärung der Abbildiingeu. a Kopfschild e vorderste Spiracula h Mundhaken f hinterste Spiracula r mantelartigeVerlängerung des Kopfs g Verlängerung des letzten Glieds d Dornengürtel am 2. Glied Tafel 30. 1. Stadium. Fig. 1. Hinterleibsspitze mit Spiraculum. 360:1. 2. Stadium. Fig. 2. Larve. 12:1. Fig. 3. Kopf und 2. Glied. 360 : 1. Fig. 4. Hinterleibsspitze mit Spiraculum. 360:1. Fig. 5. Einige der Zungenreihen am letzten Glied. 390 : 1. 3. Stadium. Fig. 6. Kopf und 2. Glied einer ungefähr halbwüchsigen Larve. 360:1. Fig. 7. Eins der hintersten Spiracula. 360 : 1. Fig. 8. Einige der Zungenreihen am letzten Glied. 360 : 1. Fig. 9. Erwachsene Larve. 5:1. Fig. 10. Kopf und 2. Segment einer erwachsenen Larve. 40 : 1. Fig. 11. Hinterleibsende einer erwachsenen Larve. 40 : 1. Fig. 12. Unterseite der Verlängerung des Kopfs. 150 : 1. Fig. 13. Vorderstes Spiraculum. 125 : 1. Fig. 14. Segmentrand einer erwachsenen Larve. 360 : 1. Fig. 15. Spitze eines Asts der hintern Spiracula. 360: 1. Fig. 16. Einige der Dornenreihen am 2. Glied. 360 : 1. Fig. 17. Ayromyxa mrhonaria Zett. $. Fig. 18. Die Puppe. Fig. 19. Birkenast mit Gängen von kleinen Larven. Fig. 20. Weidenschößling mit Gängen von altern Larven. yachilruck verboten. Ubcrsctzxinysrccht vorbehalten. Über clado- und holohepatische nudibranchiate Gastropoden. Von Prof. Dr. med. R. Bergh in Kopenhagen. Mit Tafel 31. Die nudibranchiaten Gastropoden wurden (1892) in 2 Haupt- abteilungen, die clado- und die liolohepatischen, geteilt, und diese systematische Einteilung ist oft adoptiert worden. Diese großen Familien schienen ziemlich scharf ausgeprägt, nur die Tritoniiden vermittelten gleichsam einen Übergang, der später noch mehr über- brückt worden ist. Die cladohepatisclieu Nudibrauehieu sind schon im Äußern durch laterale Kiemenapparate (Papulae L., epinotidia B., cerata Lankestee) kenntlich • und tragen die Anal Öffnung an der rechten Seite. Im Innern Bau sind sie aber wenigstens t'l)enso stark von der andern Gruppe unterschieden. Die Leber ist diffus, ganz in verästelte Zweige aufgelöst, oder solche gehen Aon einer Hauptleber aus; die Zweige oder ihre Endäste treten in die kiemenartigen Organe aus; der Leber fehlt eine Gallenblase. her Sclilundkopf ist mit starken seitlichen Kieferplatten versehen. Eine Blutdrüse kommt nicht vor. Es findet sich nur eine Samen blase, und das Vestibulum genitale zeigt Diaulie. Die allermeisten Cladohepatica zeigen alle die erwähnten 740 ^- Bergh, Charaktere; bei einzelnen felilt einer oder der andere. Bei den Pli5iliroen. den Pleuroleuren nnd den Hedyliden kommen keine äußern Kiemen vor, bei Tethys fehlen Mandibeln. Das äußerste Glied der Familie der Cladohepatica bilden die Tritoniiden, die nach den Holohepatica gleichsam hinüberstreben. Im Äußern sind sie wie ihre Familienverwandte und haben auch fast alle die erwähnten Innern Charaktere. Die Leber ist aber ohne Verästelung-, und die Rückenanhänge bergen keine Leber- äste. Eine Reduktion dieser hatte schon bei einigen der nähern Verwandten der Tritoniiden, bei einigen Bornellen und Dendronotiden, angefangen, wo die Leberäste weniger lioch in die Rückenanhänge aufstiegen oder in einigen derselben fehlten.^) Der Zwischenraum zwischen den (cladohepatischen) Tritoniiden lind den Holohepatica wird noch durch einige kürzlich entdeckte neue Formen ausgefüllt. Die Tritonidoxen-) haben die eigentümlichen Tentakel und noch eigentümlichere Rhinophorien soAvie den Schlundkopf der Tritonien, es fehlen ihnen aber Rückenanhänge. Die Tritonidoxen sind gleichsam Tritonien ohne kiemenartige Anhänge.^) Den Holohepatica noch näher stehen die Doridoxen.^) Sie haben etwa die Körperform der kiemenlosen Tritoniiden (der Tritonidoxen) mit samt dem lateralen Anus derselben sowie ihre Mandibel, sonst bieten sie aber holohepatische Charaktere, eine Blutdrüse, Gallen- blase und 2 Samenblasen dar. Die Doridoxen sind Doriden ohne dorsaleKieme und mit lateralem Anus, sonst in bezug auf Mandibel von cladohepatischem Charakter. Mit Doridoxa scheint die Doridwiorpha ^) von Eliot (Nudi- 1) Auch bei Lohiaiicoia (Trinchese) fehlen Leberlappen den Rücken- papillen. Sie bleiben aber doch Hermaeiden. 2) Jo^a, Wahn, Gedanke, den man sich von einer Sache macht. 3) Näher wird diese Form beschrieben werden in meinen Opistho- branchiata of the sea of Cape, in : Marine Investigat. of Cape, with 14 pL, Vol. 3, tab. 8, flg. 8—13. 4) R. Bekgh, The nudibranch. Gasteropoda, with 5 pl., in: The Danish Ingolf-Expedition, Vol. 2, No. 3, 1900, p. 16—19; tab. 2, fig. 3—15; tab. 3, fig. 1 — 3. , 5) Die Benennung Dorvtiorplia ist übrigens schon vor Decennien von AuDOUiN u. MiLNE Edwards (Recherches sur le httoral de la France, Vol. 1, 1832, p. 237 — 238) für eine kleine jetzt für immer unbestimm- bare Doride anaewendet. über clado- und holohepatische nudibranchiate Gastropoden. 741 biauchiata. The fauna and geography of the Maldive and Laccadive Archipelag-oes, Vol. 2, 1, 1903. p. 544—545; tab. 32, fig. 1—6 [B. gardmeri E.)) identisch zu sein. Batliydoris endlich ist eine wirkliche Doris- Form mit dorsaler Kieme, die aber von den Cladohepatica den mit Man - dibeln versehenen Schhmdkopf in die Gruppe der Holohepatica mit herübergenommen hat. ^) Im Äußern sind die Holohepatica schon durch eine g-roße Kieme median a m R ü c k e n von den Cladohepatica zu unterscheiden, und mit der Kieme ist die median dorsale Anal papille vergesellschaftet. Ebenso stark ist der Unterschied von jenen im Innern Bau. Der Schlundkopf hat keine Mandibel. Die Leber bildet eine dichte Masse, ist nie verästelt und steht in keinem besonderm Verhältnis zu der Kieme; die Leber hat eine Gallenblase („Pankreas"). Immer ist eine auf oder neben dem Zentralnervensystem liegende „B 1 u t d r ü s e" vorhanden. Es finden sich immer 2 S a m e n b 1 a s e n . und das Vestibulum genitale zeigt Triaulie. Bei den allermeisten Holohepatica finden sich alle diese Charaktere vereinigt, nur bei den Corambiden ist die mediane Kieme vom Rücken an die Unterseite seines hintern Gebräms symmetrisch verlegt, und bei den auch sonst so aberranten Phyllidiiden, auch symmetrisch, vorn an der Unterseite des beiderseitigen Rückengebräms gelagert. Nudibranchiata cladohepatica Tritonia Trüonidoxa i Doridoxa Batliydoris Nudibranchiata holohepatica. 1 ) R. Bergh, Report on the Nudibranchiata, in : Rep. sc. Res. Challenger- Exped., Zool., Vol. 10, 1884, p. 109— 116, tab. 12, fig. 14—20; tab. 13, fig. 21 — 25; tab. 14, fig. 1 — 15. — Ders. , The nudibr. Grasteropoda, p. 7 — 15, tab. 1; tab. 2, fig. 1 — 2, in: The Danish Ingolf-Expedition. Vol. 2, No. 3, 1900. Zool. Jalirb. XXIII. Abt. f. Syst. 49 742 R- Bergh. Über clado- nnd holohepatische nudibranchiate Gastropoden. Erklärung der Abbildungen. Tafel 31. Triton idoxa capensis B. Fig. 1. Cüterseite des Vorderendes des Tiers. Stirnsegel mit den Tentakeln. Fig. 2. Rechte Mandibel. 6:1. Fig. 3. Stück des Kaurands. Fig. 4. Aus der Rhachispartie der Raspel. Mediane und 2 erste (innerste) laterale Zahnplatten. Fig. 5. Eine der äußern Zahnplatten. Fig. 3 — 5 mit Cam. gezeichnet. 350:1. Fig. 6. Ende des Penis. 100 : 1. Ihridoxji iitgolflmia B. Fig. 7. Das Tier von der obern, und Fig. 8 von der untern Seite. Fig. 9. Schlundkopf von der linken Seite, (( Speiseröhre. Fig. 10. Ahnlich, schief von der Unterseite. Fig. 11. Von der rhachidialen Partie der Raspel, a mediane Platten, b erste laterale. Fig. 12. Ähnlich, von der Seite, a und b wie oben. Fific. 11 — 12 mit Cam. gezeichnet, 350: 1. Nachdruck verboten. Ubersetznngsrecht vorbehalten. Über einige Arten der Gattung Potamon Sav. von den Philippinen und von Kap York (Australien). Von Dr. J. G. de Man in lerseke (Holland). Vor einigen Jahren. 1894. hat Herr Dr. 0. Bürgee eine kleine Arbeit veröffentlicht: ..Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa"', in dieser Zeitschrift, Vol. 8, Syst.. p. 1 — 7. In diesem von einer Tafel mit Abbildungen illustrierten Aufsatz werden 3 Arten, 2 von den Philippinen und 1 von Kap York, neu beschrieben und über einige andere schon bekannte mehr oder weniger ausführliclie Bemerkungen veröffentlicht. Durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Ehlers in Göttingen wurde ich in den Stand gesetzt, die Original- exemplare einiger von Bürger beschriebenen Thelphusidae zu studieren. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind die folgenden Beobachtungen, welche, wie ich hotte, willkommen sein werden, weil Bürger's Be- schreibungen nicht selten zu kurz oder ungenügend sind. 1. Potatnon (Potanionautes) x>hilippimini (v. Mart.). 'Hiflplinsa philijßpind, VON Marxens, in: Monatsber. Akad. AViss. Berlin, 1868, p. 608. — BÜRGER, 1. c, p. 4, tab. 1, fig. 3. Potamon (Potanionautes) phi[ip2)im(m, Ort^iIA'SS, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst. 1897. p. 307. Mir lagen 1 junges Männchen und 1 junges Weibchen ohne Eier von den Philippinen vor. 49* I 744 J- G. DE Man, Die Epigastricalteile, d. h. die medianen Teile der Postfrontal- leiste, gehen ununterbrochen in die scharfen seitlichen Teile über; die medianen Partien sind ein wenig uneben und runzlig. Die Post- frontalleiste wird in der Mitte von der Mesogastricalfurche unter- brochen, welche sich weder auf die Stirn noch nach hinten fortsetzt und sich auch nicht gabelt, so daß die Regio mesogastrica vorn nicht. begrenzt ist. Die Magengegend erscheint also ungeteilt, glatt, nur einigermaßen fein punktiert. Die scharfen seitlichen Teile der Postfrontalleiste reichen nicht über die schräg verlaufenden vordem Teile der Cervicalfurche hinaus, sondern endigen gerade hinter den Corneae der Augenstiele, d. h. in einiger Entfernung von den kleinen Epibranchialzähnen. Die Cervicalfurche ist mehr oder weniger unter- brochen, die vordem Teile würden, verlängert, fast einen rechten Winkel miteinander bilden. Die Hförmige Grube in der Mitte ist ziemlich tief, die Urogastricalfeldchen grenzen aneinander und fließen beim Weibchen vorn sogar zusammen ; schwache Vertiefungen trennen die vordere Kiemengegend von der hintern und ebenso die Herzregion von der Regio intestinalis. Der Extraorbitalzahn, welcher mit dem obern Augenhöhlenrand einen rechten Winkel bildet, reicht etwas weniger hervor als die Stirn, der Epibranchialzahn ist klein, aber ziemlich scharf; eine Querlinie, welche beide Epibranchialzähne vereinigt, würde hinter dem obern Orbitalrand und vor der Postfrontalcrista verlaufen. Der stark gebogene, vordere Seitenrand ist gezähnt, man beobachtet in der Nähe desselben schräge Runzeln, und schräg verlaufende erhabene Linien finden sich auch auf dem einigermaßen konkaven, hintern Seitenrand des Rückenschilds. Die Oberfläche des Rückenschilds ist fein punktiert, die Pünkt- chen liegen auf der Intestinalregion am dichtesten. Die Postfrontal- leiste liegt ziemlich weit nach hinten. Ebenso wie bei Pof. angustifrons A. M. Edw. ist die Stirn ganz vorn zurückgeschlagen, an der Umbiegungsstelie verläuft beim Männchen eine scharfe, ein wenig konkave Kante, die beim Weibchen mehr abgerundet ist. Die Außenecken der Stirn sind also stumpf, gebogen, abgerundet, und wie bei Fot. amjustifrons (vgl. S. 757) setzt sich der obere Orbitalrand in den zurückgeschlagenen Teil der Stirni fort. Die Stirn ist ungefähr halb so hoch wie breit, ihre Seitenränder verlaufen beim Männchen ziemlich schräg, beim Weibchen weniger, fast parallel; die Ober- Einige Arten der Gattung- Potamon Sat. 745 tläclie der Stirn ist fast glatt, unter der Lupe ein wenig- punktiert und gekörnt. Die breite Postorbitalfurclie ist glatt. Der schräg verlaufende Seitenrand des Extraorbitalzalins ist fein gezähnt, viel feiner als der hinter dem Epibranchialzahn gelegene Teil des vordem Seitenrands. Der Hinterrand des Rückenschilds ist deutlich breiter als die Stirn. Der Oberrand der Augenhöhlen, besonders die Seitenränder der Stirn, sind ein wenig aufgerichtet. Die Augenhöhlen sind um ein Drittel breiter als hoch, verlaufen wenig schräg, wenn man den Cephalothorax von vorn betrachtet, und sind nur wenig minder breit als die Stirn. Der untere Orbitalrand ist fein gekerbt, ohne Einschnitt bei der Außenecke, die innere Ecke ist stumpf und lagt wenig voi'; die Spalte zwischen der letztern und der Stirn ist breit. Der mediane Zahn des Hinterrands des Epistoms ist stumpf abgerundet und durch tiefe Einschnitte von den angrenzenden seitlichen Teilen geschieden. Das Merusglied der äußern Kiefer- füße ist wenig breiter als laug; der Außenrand desselben ist stark gebogen, der Vorderrand gerade, sehr kurz, die vordere Außenecke stumpf. Die Längsfurche auf dem Ischiumglied verläuft nicht weit vom Innenrand und reicht bis zum Vorderrand. Die Entfernung (1,5 mm) des Vorderendes dieser Längsfurche vom Außenrand des Ischiums ist merklich kleiner als die Entfernung (2,5 mm) des Vorderendes der Abdomenvertiefung (beim Männchen ) vom schrägen Hinterrand des Mundrahmens. Das Sternum des Männchens ist glatt^ dicht punktiert. Was das Abdomen betriift, verweise ich auf die Maße. Beide Exemplare haben nur mehr einen Vorderfuß. Der innere Unterrand des Brachialglieds ist mit Höckern besetzt, die Unterseite trägt keinen Höcker in der Nähe des Carpus; Oberrand ungezähnt. Das Carpalglied hat einen spitzen Zahn an der Innern Ecke, darunter 2 oder 3 kleinere. Die Palmarportion der Schere trägt an der Außenseite quergestellte Granulationen, die Finger scliließen aneinander und sind etwas länger als das Handglied. Meropoditen der Lauffüße schlank, Vorderrand ohne sub- terminalen Zahn, auf der Tafel wird ein spitzer Zahn abgebildet^ bei den beiden vorliegenden Exemplaren endigt der Vorderrand aber stumpf. Nach Bürger sind diese Exemplare mit den Typen im Berliner .Aluseum verglichen worden. s ? 19,5 20,75 15 16,5 12,6 14 16 17,3 4,5 5,5 7 8,5 746 J. G. DE Man. Maße in mm Breite des Rückenschilds Längfe ,. „ Entfernung- der äußern Augenliöhlenecken Entfernung- der Epibrancliialzähne Breite des Vorderrands der Stirn Breite des Hinterrands des Rückenschilds Entfernung- der Außenecken der Stirn von der Post- frontalleiste 2.5 3 Entfernung des Oberrands der Augenhöhlen von den scharfen lateralen Teilen der Postfrontalleiste, ge- messen neben der Basis der Augenstiele 1,5 1,65 Entfernung des Yorderrands der Stirn von der halb- kreisförmigen Furche 8,5 9,5 Breite der Augenhöhlen 4 4,25 Höhe „ „ 2,75 3 Entfernung der Frontalcrista von dem Ende des medianen Zahns des Epistoms 2,4 2,5 Länge des Endglieds des Abdomens 2.5 Länge des vorletzten Glieds 2,5 Breite des Vorderrands dieses Glieds 2,65 Breite des Hinterrands ,. „ 3 Länge des drittletzten Glieds 1,5 Breite des Hinterrands dieses Glieds 4,5 Länge der Schere 12,5 13,5 Länge der Finger 6,75 7 Höhe der Schere beim Gelenk der Finger 4,75 5,25 Länge der Beine des vorletzten Paars 34 35 Länge der Schenkelglieder dieses Paars 11 11 Breite der ,, „ „ 3 3,2 Länge der Propoditen dieses Paars 7 7,15 Breite der „ „ „ 2,15 2,25 Länge der Endglieder dieses Paars 7.5 8,5 Breite der „ ,. „ 0.85 1 Verbreitung: Bach Kalobos, Albay-Provinz , Insel Luzon und Fluß Calbigau, unweit Loquilocun, Insel Samar (von Maktens). Einige Arten der Gattung' Potamon Sav. 747 2. Potamon (Potamon) fßraiysoides (White). ThelpJmsa grapsoUIrs White, List of the specimens of Crustacea in the collection of the British Museum, London, 1847, p. 30. — BÜEGEE, 1. c, p. 2. Foiamon qmpsoides, de Man, in: Abh. Senckenb. naturf. Ges. Frankfurt. Vol. 25, 1902, p. 559. Es liegt 1 erwachsenes Männchen von den Philippinen (Laguna di Mainit) vor. Es kommt mir nicht sicher vor, ob dieses Exemplar in der Tat zu der WniTE'schen Art gehört. Nach einigen Bemerkungen, die ich mir während meines letzten Besuchs im Britischen Museum ge- macht habe, sind bei dem dort aufbewahrten trocknen Original- exemplar von T. gmpsoides White von den Philippinen die Epi- branchialzähne deutlich, aber wenig scharf. Bei dem vorliegenden Männchen sind sie kegelförmig, spitz, mit schwarzer Spitze und ein wenig schräg nach vorn und nach außen gerichtet, während sie durch einen konkaven Ausschnitt von dem Außenrand des Extra- orbitalzahns getrennt sind. Bei White's Originalexemplar sind die seitlichen Teile der Postfrontalleiste ki eiförmig, reichen nicht bis zu den Epibranchialzähnen und liegen mehr nach hinten als die mit quer verlaufenden Runzeln besetzten Epigastricalhöcker ; bei dem (löttinger Exemplar aber sind die seitlichen Teile nicht kielfijrmig, sondern entstehen nur als die sanften Abhänge der Magengegend nach der Postorbitalfurche und der Stirn hin; diese Abhänge sind mit schräg gestellten Runzeln bedeckt und nicht von den Epigastrical- höckern getrennt. Das vorletzte Glied des Abdomens des Männchens stimmt nicht mit meinen Notizen überein, ebensowenig wie die ]\Iaße des Rückenschilds; das vorletzte Glied hat leicht konkave Seitenränder und ist in der Mitte etwas weniger breit als lang, während es beim WniTE'schen Originalexemplar breiter ist als lang. Die Längsfurche auf dem Ischiumglied der äußern Kieferfüße ver- läuft in der Nähe des Innenrands und reicht fast bis zum Vorder- rand. Die Stirn ist, wie bei Pot. angustifrons, von vorn nach unten geknickt, mit deutlicher Crista, welche geradlinig verläuft, so daß die Stirn, von oben betrachtet, einen geradlinigen Vorder- rand zeigt und gar nicht ausgerandet ist. Die Crista geht mit stumpfen, gebogenen Winkeln von ungefähr 135'^ in die ziemlich schräg verlaufenden Seitenränder über. Die äußern Augenhöhlen- 748 J. G. DE Man, ecken sind scharf, leicht nach außen gerichtet, und reichen nur bis zur Mitte der Seitenränder der Stirn. Die größte Breite des Eücken- schilds, ein wenig- hinter den Epibranchialzähnen, ist nur wenig g-rößer als die Entfernung der letztern; der hintere Seitenrand ist gerade, nicht konkav, mit feinen, schrägen Eunzeln bedeckt. Die ürogastricalfeldchen grenzen fast aneinander, die halbkreisförmige Furche ist wenig tief, ebenso wie die vordem schrägen Teile der Cervicalfurche. Der Cephalothorax ist ein wenig gewölbt, in beiden Kichtungen, seine Oberfläche fein punktiert. Der untere Orbitalrand ist wenig gebogen, ohne Hiatus oder Einschnitt neben der Außen- ecke, beinahe glatt. Der mediane Zahn des Hinterrands des Epi- stoms ist dreieckig, spitz. Rechter Vorderfuß viel größer als der andere. Die Unterseite des Brachialgiieds ist glatt, ohne Höcker neben dem Carpalglied; der Oberrand ohne Zahn am distalen Ende. Das Carpalglied hat einen kurzen, spitzen Dorn an der Innern Ecke. Die Schere ist glatt, ein wenig punktiert. Lauffüße kurz, Meropoditen ohne Zahn am subterminalen Ende. Dactylopoditen kurz, kräftig, mit 4 Dörnchen am Hinterrand und mit erhabener Leiste auf beiden Seitenflächen. Maße in mm No. 1 No. 2 23,5 18.75 20,5 15,5 18 13,65 22 16.25 7 Breite des Eückenschilds Länge ,, „ Entfernung der Extraorbitalecken Entfernung der Epibranchialzähne Breite des Vorderrands der Stirn Entfernung, in der Medianlinie, vom Vorderrand der Stirn bis zu den Epigastricalhöckern 2,6 Entfernung der äußern Augenhöhlenecke bis zur Spitze des Epibranchialzahns 2,75 Breite des Hinterrands des Cephalothorax 10 Breite der Orbita 5,6 Höhe ,. „ 3,75 Länge des Endglieds des Abdomens 3.5 Länge des vorletzten Glieds 3,5 2,75 Breite des vorletzten Glieds in der Mitte 3 Breite des Vorderrands des vorletzten Glieds 3,4 Breite des Hinterrands „ 3,4 Einige Arten der Gattung Potamou Sav. 749 Länge des drittletzten Glieds 2,16 Breite des Hinterrands dieses Glieds 5.5 Horizontale Länge der großen Schere 26 Horizontale Länge der Finger derselben 12 Höhe der Schere beim Fingergelenk 14.5 Länge der Füße des vorletzten Paars 84 Länge der ]\Ieropoditen .. 10.5 Breite der Meropoditen .. 4 Länge der Propoditen ., 6.5 Breite der Propoditen ., 3.16 Länge der Dactylopoditen .. 7.5 Breite der Dactjiopoditen ,, 1.5 Xo. 1. Das Göttinger Männchen von den Philippinen (Lagima di Mainit). Xo. 2. Das WHiTE"sche Originalexenijjlar. ^. aus dem Britischen Museum, Philippinen, Pampagna-Provinz. 3. Potamou {Potanion) artifrons (Bürger). Trlpltiisa artifrons, Bürger, 1. c, p. 3, tab. 1, fig. 2. 1 Männchen von den Philippinen (Cavite). Durch die gänzlich von Pot. anfjusiifrons abweichende Gestalt des Abdomens ist Bürger oifenbar verführt worden, seine 3 Exem- plare für Weibchen zu halten: vielleicht w^aren alle 3 Männchen! Diese Tatsache erklärt es, warum Bürger seine Art für verwandt hielt mit Fol. angusüfrons. Sie ist völlig verschieden davon und zeigt eine größere Verwandtschaft mit Pot. atldnsonianum W. Mas. von Darjeeling und X'^epal. Von dieser letztern Art liegen mir 2 junge Exemplare, 1 ^Männchen und 1 Weibchen, vor aus dem Xorden von Tenasserim, welche vor 8 Jahren von mir beschrieben worden sind fin: Ann. Mus. civ. Stör. nat. Geiu»va (2), Vol. 19. 1898, p. 407. tab. 4, 5, fig. 6 1. Xicht nur was das Abdomen des Männchens und die äußern Kieferfüße betrifft, auch im ganzen äußern Habitus zeigen diese Exemplare Ähnlichkeit und Übei'einstimmung mit Pot. artifrons, aber der Epibranchialzahn ragt bei Pot. atl-insonianw» mehr hervor. Ein Epibranchialzahn kommt bei Pot. artifrons eigentlich nicht vor. Die Ei)igastrical]iöcker sind wenig deutlich, fast glatt, die seitlichen Teile der Postfrontalleiste sind kiel form ig, treten aber erst hinter der Einptlanzung der Augenstiele auf, so daß zwischen dieser Stelle und den p]pigastricalhöckern eine Leiste gar "^qQ J. G. de Man, nicht besteht; die seitlichen Teile entstehen durch die senkrecht nach der Post orbitalfurche abfallende vordere Regio branchialis und vordere Regio gastrica externa. Die seitliclie Kante hört also am Seitenrand auf, und von der Stelle, wo beide sich ver- einigen, biegt der Seitenrand in einem konkaven Bogen nach unten und dann nach der äußern Augenhöhlenecke hin. Betrachtet man den Cephalothorax von oben, so fällt dieser Epibranchial winke 1 kaum auf, weil er nicht jenseits des Seitenrands hervorragt; der Winkel ist aber wohl sichtbar, wenn man den Cephalothorax von 4er Seite betrachtet. Bei Po/, artifrons fehlt auch eine Körneliing am Yorderrand der Stirn, am Oberrand der Augenhöhlen, am Seiten- rand und an der Postfrontalleiste. Abweichend von Pot. angustifrons A. M. Edw., ist die Stirn vorn nicht geknickt, sie zeigt darum vorn auch keine scharfe Kante. Der Vorderrand der Stirn zeigt eine ziemlich schmale und tiefe, mediane Ausrandung, wenn man das Rückenschild von oben betrachtet; betrachtet man den Cephalothorax von vorn, so erscheint der Vorderrand der Stirn gerade, wie Bürgee ihn abbildet (Fig. 2b ). Die Seitenränder bilden mit dem Vorderrand Winkel von ungefähr 120", sie verlaufen daher ein wenig schräg und gehen mit stumpfen, gebogenen Ecken in den Vorderrand über. Die Stirn ist kurz, glatt, punktiert. Der vordere Seitenrand des Rückenschilds ist kiel- förmig, undeutlich gekerbt. Die vordem Teile der Cervicalfurche sind sehr undeutlich, der mediane Teil, d. h. die halbkreisförmige Furche, ist wenig tief. Auf der flg. 2a von Bürger ist der Cephalothorax ein wenig schräg von oben gesehen, daher ragt die Epibranchialecke an der linken Seite zahnförmig vor und erscheint die Postfrontalleiste den Augenhöhlen so sehr genähert; daher erscheint auch die mediane Ausrandung der Stirn breiter und minder tief, oder es ist vielmehr nur die Konkavität der Oberfläche der Stirn sichtbar, den Ausschnitt des Vorderrands sieht man auf der Figur gar nicht. Unter einer Lupe erblickt man auf dem hintern Seitenrand des Rückenschilds sehr feine und kurze Runzeln, die also niclit völlig fehlen. Die wenig gewölbte Magengegend biegt sich regelmäßig nach der Stirn hin, in querer Richtung ist der Cephalothorax fast eben. Der Unterrand der Augenhöhlen ist glatt, wenig gebogen, ohne Einschnitt bei der Außenecke. Die Längsfurche auf dem Ischiumglied der äußern Kieferfüße verläuft ungefähr in der Mitte, doch noch ein bißchen I Einige Arten der Gattung Potamon Sav. 751 näher dem Außen- als dem Innenrand, also ungefähr wie bei Fot. atkinsonianmu und ganz anders als bei Pot. anfjusüfrons; die Furche ist übrigens auf dem allein vorhandenen, linken Kiefer- fuß (der rechte fehlt) wenig tief, undeutlich. Das Abdomen dieses Männchens gleicht völlig dem von Poi. jmdianum W. Mas. (Wood-Masox, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal. Vol. 40, 1871, tab. 14, fig. 11). Nur der kleinere Vorderfuß ist vor- handen. Die Unterseite des Brachialglieds trägt nahe beim Carpal- gelenk einen kleinen, wenig scharfen, kegelförmigen Höcker, am Außenrand beobachtet man 4 oder 5 Höckerchen, der Innenrand ist fast glatt. Die Oberseite des Carpalglieds ist glatt, mit spitzem Dorn an der Innenecke. Die Außenseite der Schere ist glatt, ein wenig punktiert. Lauffüße schlank, glatt; Schenkelglieder ein Avenig schlanker als bei Pof. angustifrons, ohne subterminalen Zahn, die übrigen Glieder stimmen bei beiden Arten sehr überein. Die Dactylopoditen des vorletzten Paars tragen 4 Dörnchen am Hinterraiid, Maße in mm cJ Größte Breite des Rückenschilds 25 Länge des Rückenschilds 19 Entfernung der äußern Augenhöhlenecken 15,5 Entfernung der Epibranchialecken 19 Entfernung der Epibranchialecke von der äußern Augen- höhlenecke 2 Breite des Vorderrands der Stirn 7 Entfernung des Vorderrands der Stirn von den Epigastrical- höckern, in der Mittellinie gemessen 2 Breite des Hinterrands des Rückenschilds 8,25 Breite der Orbita 4,5 Höhe ,, ,, 3 Länge des Endglieds des Abdomens 4 Länge des vorletzten Glieds 3,2 Breite des Vorderrands des vorletzten Glieds 5 Breite des Hinterrands ,. ,. „ 6,5 Länge des drittletzten Glieds 2,16 Breite des Hinterrands des drittletzten Glieds 7,5 Länge der Füße des vorletzten Paars 35 Länge der Schenkelglieder des vorletzten Paars 11,25 Breite der Schenkelglieder „ 3.4 752 J- *J- DE Man. T^änge der Propoditen des vorletzten Paars 6,75 Breite der Propoditen ,, 2,65 Länge der Endglieder ,, 8 Breite der Endglieder, gleich hinter dem verdickten, proxi- malen Ende 1,15 4. JPotanion {Geothelphusa) trausversuiu (v. Mart.). Thelphusa transrersa, von Martexs , in : Monatsber. Akad. "Wiss. Berlin, 1868, p. 609. — DE Man, in: Notes Leyden Mus., Vol. U, 1892, p. 241. — BÜRGER, 1. c, p. 4, tab. 1, fig. 4. ThrJphiisa {Geotalphusa) transversa, Oetmann, in: Zool. Jahrb.. Vol. 7, Syst., 1893, p. 490 und Vol. 10, 1897, p. 313. Thelphusa erassa, A. Milne Edwards, in: Nouv. Arch. Mus. (Paris), Vol. 5, 1869, p. 177, tab. 9, fig. 2. Es liegt das größte von Bürger gemessene Männchen von Kap York vor. Der Epibranchialzahn ist klein, stnrapf nnd nur durch einen Einschnitt im Seitenrand angedeutet, der Extraorbitalzahn tritt gar nicht hervor. Vorderer Seitenrand kielförmig, sehr undeutlich ge- kerbt; schräg verlaufende erhabene Linien auf dem geraden, hintern Seitenrande. Epigastricalhöcker sehr undeutlich, laterale Teile einer Postfrontalleiste gänzlich fehlend; Mesogastricalfurche gleich- faUs sehr undeutlich, nur zwischen den Epigastricalhöckern an- wesend, Magengegend daher ungeteilt. Halbkreisförmige Furche, d. h. der mediane Teil der Cervicalfurche, deutlich, aber wenig tief; Urogastricalfeldchen vorn fast aneinander grenzend. Vordere schräg verlaufende Teile der Cervicalfurche sehr undeutlich, beinahe fehlend. Die Oberfläche des Eückenschilds ist stark gewölbt von vorn nach hinten, ziemlich konvex auch von der einen Seite zur andern; ver- tiefte Punkte auf der Magengegend ziemlich groß und dicht stehend, auf der hintern Hälfte des Eückenschilds feiner und mehr zerstreut. Stirn ganz vorn mit quer verlaufender Cr isla oder Kiele, wie bei Pot. arnjustifrons A. M. Edw. und Pot. iMlippinum v. Mart., von oben gesehen fast gradlinig, sehr wenig konkav. Die Seitenränder der Stirn verlaufen sehr schräg und bilden mit dem Vorderrand sehr stumpf e. mehr oder weniger abgerundete Ecken. Betrachtet man den Cephalothorax von vorn, so verlaufen die Augenhöhlen in >/. /. (warmUia psorifoi-niLs Ciirr. 9. Fi^. '^.C. pütetüola. Enderl-^- ^^^'^'^^^^„sis Bff^.^T^^""'"''^ (^'"rt.? jri^i^c. hi,-oi.Enderl. ?: Fiff. .5. C.»i.ir„liHio,„.r E„dej-l. 9. Knilvii. 9. Fia. 7. C. cernta Hag. 9 J^'ff-^- ^- '^ ',',' „„lUt hoh.-i ' . ' ^^9- ^- C. cnUangaiui Enderl. 9. Füi. 10. C. annit.'^Uticniii.s Eiideri. 9. Fi;/- II- -^ ■■' Erula-l. d". ,j . Fii/. li. ( '. /njf/rriaea Kn Zo„h>Lj.,/ahrhlicIu:r Bd. ?:i Aht.f. Syst. Fi(/- "^ ' üt>. ArieivK-WesserJäi Zoolog. JoJnhiichr,- Bd. ^3Aht.f:S_,/st Taf G. r»/. 17. .Semidoli.'^ .-irohis Endeil. 9. /»/. /V. V. inniuo.-^o £ndc'' ^ ^.^^ ^c, ^ f;nin7' ^"'^"f'^' ' ■ />;v. yO'.' P. /u.r.prnn,. (Reut.) Fig. :^l. P. pl.rwoptera End<^ ^ ^^^^ ;,J. H. ^'ur-ü, eZ..H9 r 9. Fi(j. ?l). Pnrasr),n'f-'inT„r,T„,(/h, 7r,d7o/J7rt„ £uffrj-7. Fiff. ^- Ajnfj?aj>,t,a n'iMti Etohil. A. - ,. , •,.,. ■ c j 1 KV„ r, V/ ni/ariK"'"'' . • J^ü/. 7. St xiu,;- Fuf/rz-l Fi7- ß(L ?-Liht.f.Sy-st. Tu/: II. Dr.GuntherEnderlem ^ez .■.th.Anst»KWesser,Jena. Verlag V. Gustav Fischer, Jena. Fn/. /O. Dcusi/psortis j'ap(j7iiciis Ettdcrl . ^''- MijopAncic^ itutscosii^'i Erulei-l. Zoolog. JahrbiidierBdXlAbth.f: Syst. Taf. 12. •• Sdarfeiiljorge; dd. Verlag^un Gustav Fischerm J iithographie v E Schaal, Jena 'lnolog.Jnhrb.Bd. 2Ci Abt.fSysl. Taf. IS 't:j^:^^r% J a '/' ^. tfj t '■' .. 'T^i ;<7Jl, 4s f '■V', -ä r v^ ap^^^.^# Fiersitf del. Vfrlag vnr. frtislavRscherin Jfna, tlicgraphie v, E.ScKaal.Jena Piersiij d?i vVrlagv;!^ Gustav Fischer ir, Jena, Lilhographie v£ SrJiaalJaüö. Zoolog Jahrb. Bd. ZJ Ahl. rSifXl TaflS Ficrsig del. Verlag von Giislav Fisdicr „ j^.^^^ üihojrajjhiev.E Sdiaal Jara. /Aiolofi. Miih.Bd.23Abi.fSysl. T„ri6. ■e;k-1 •■/:, t.u="" uscher ;u ;er,:i LiiKs^irsphie vE; Zmiloy. Jnhrb.Vii. 2JMit.r.S\-st. Taf.17. L '*-^ ■» j (nisl.-n-ftsdier ,; Zoolog. Jahrb. Bd. K'iAbl. /'Syst t,ü:is Piersig da Zoolofl .Mirlr IUI. y.>Ah/rSjfSl_ f.xslav Fi.,^h^,. ^_, Zoohq.Juhrb.Bd. 23 Abt fSyst. Taf.20. Piersiot del. Verlag vor Gustav Fischer m JeiA& Zuuloii. Jiihrl).Bd.ZiAI>t.t:.S!/M. Till::'!. Verlag von Chi sta' Fischer Zoolog. Jcüirb. Bd. FJAbi. f Syst. Taf.E2. Wrionulcowgez. Verlag von GustavFischer m Jena. lilhographie v:E Sdiaal. Jena. Z„„lo,i..Ialnhu,!,r,B,L ?3 Abt.f. Sfjs. Ta/: Z3. Fi;/, lu-^t Psociis Ui/iiicolii E/i(l( Fi,,. .;. (■I„(1i„n,-nn, pi,lrl,ri,:rn„i.-< ForIiegcn6e Bud^ 6ie (£ntfd}ei6ung, in6em es 5ir»ei Bca'>eife 3ir>ingen6 6urdjfül7rt. Der eine ftellt mit unausiueidibarer Cogif 6as ^udjtmatjlprin3ip als miffenfdjaftlid] unl)altbar bin, als Prinzip, ifcld^cs, tuenn man es vom Santardismus, mit 6cm es perbun6en mar, trennt, in [einer pöüigcn (£rflärungsunfät]ig!eit erfdjeint un6 fid) als nid^t medianiftifd? un6 urfadienlos IjerausftcIIt. Der 3meite Bemeis riditct [id] 6arauf, 6ie in 6er Camardfd^en Cbcorie r>er= borgene innere Urfad]e 3u ermitteln. Daf? 6iefe im Organismus fclbft Iicgen6c Urfadie eine pfyd^ologifdie fein mi'iffe, ift in 6cr polemi! immer mebr bcruorgctreten, ift fd^on von Cantard crfannt mor6en un6 cbenfo ron 6en Itco='^amardiancrn. Diefe Urfadic rerliert 6as 6cn Zlaturforfdjer i3cfrem6cn6e 6a6urdi, 6af5 6er Derfaffer fie in feiner iJlnalyfe mit 3mei i6cellen i?eftan6teilen in Derbin6ung bringt, 6em Kaufalgcfcli un6 6em (Befets von 6er (Erijaltung 6er (Energie. lMe6urdi mir6 6ic organifdje Urfad^e 511 einer pfydjopI^Yf^f'^«^"/ *^^^^'^ €fperiment analyftcrbaren, alfo aus einer ptjilofop^ifd^en 3U einer naturn:)iffcnf(^aftlid]en, trcldjc alle Husftdjt befi^t, eines '(Laq,es aud? von öer llnalyfe 6es piiyfxhvs ergriffen 3U treröen. IJementfpredjenö gibt 6as Bud? eine pfyd^oIogifdj'pI^Yftfalifdje llnalyfe öer (Entftefjung 6es ^tuecfmäfigen, legt 6ie DoUfommene Analogie öer unbctDuf^tcn ^u)ecfmä§igfeitsentfte^ung mit öen 3tt)ecfniä§igen ^anölungen öes XUenfdjen öar unö erörtert öie (Einfd^rdnfung öes öargelegten Dennögens unö öie intermittierenöen Beöingungen öes auffteigenöen ^^ortfdjrittes öer ©rganifation. f^ieöurdj bringt es öer Pfydjologie öas it?r öurd? Darmin rerfagte Ijeuriftifd^c Prin5ip, fet^t Pfydjologie in öen engften ^ufammenljang mit Haturir»iffenfd]aft unö eröffnet einer fünftigen fyftematifc^en pijilofoptjie einen neuen IDeg, inöent es il?r ein naturtDiffenfdjaftlid^es Prinsip in öie £)anö gibt. Daöurdj aber, öa§ öas Prin3ip in öen d^emifdj* pI^YP'^^^f'^^'^ 5mcdmä§igfeiten öer organifdjen Körper auf öas (Bebiet öer (Ll^emie unö pi)Yftf iibergreift, 3ief^t es öiefe in öie DartDinfdje ^rage I^inein, 3n)ingt fic in il^rem (Bebiet öie öargelegte causa finalis et efficiens 3U erforfd^en unö öas tOalten teleologifdjer Kräfte in iljm nad]3un)eifen. Die im Untertitel öes 3u(^es genannte pfyd^opI^Yfif*^^ Qleleologie ergibt ftc^ öemnac^ als eine Hutotelcologic, öurdj ir>eld?e öie Hnfprüd^e aller anöern Celeologien eliminiert meröen. Da it^re Urfad^e öer (Srfaf^rung 3ugänglid? ift, fo ift öiefe Celeologie 3uglei(^ öie ein3ige empirifdje, meldte mit in öer tOirÜidjfeit nad^n^eis* baren energetif djen ^faftoren, alfo edjtcn Urfac^en arbeitet. Damit ift öie (Lragmeite öiefer Unalyfe für Haturujiffenfd^aft, p{?iIofopt?ie unö Keligion ausgefprod]en. 2nlialtS'Uhcv1iidit I. Sap. IL Sap. III. top. IV. top. V. tap. VI. üav- VII. Uav- VIII. S?ap. IX. Üav- X. Kap. 2lllgemeinc§. ^fijdöoloöic bt^ tünftlid)en SrocdE« mäßigen. 2;eIeoloöie unb 3:eIcoIogicn- Kritif be§ 5)arn3ini§mu§ im engeren ©inn. Sanerl^aftigfeil ber 3u(^tn)al)lle^re. Slritit iiirev 3Birtung mit öe- merfungen über ^l^iIofopl)ie. Überleitung ju Samarcf- Sin» äeidben für ben Untergang be§ 5alfdE)en unb für ba§ ^infblü^en be§ SBa'^ren. Jean - Baptiste - Pierre - Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck. mmm 3R0UJ. Sln^ang: Über bic rubimentören Organe aU 53en3ei§mtttel be§ 2amar(fi§mu§. Der Segriff be§ 9JJitteI§. 9Jled)ani§mug unb 93itali§mu§ XI. Uav- XII. Kap. XIII. Kap. XIV. Kap. ^flanäcnpft)d)oIogie. Körper» unb 91en)enpfpd)oIogie ber Siere unb be§ S!Jlenfd)en. Über bie tcleologifdje 9tea!tion§' fäl)ig{eit ber Sogelfeber. ®ie Slnnä'^crung ber 3^a(i)pft)df)0« logie an nnfer ^.ßroblem. Unab» l^ängigfeit ber auffteigenben organifcfien (Sutroidtlnng üon einer oorausbeftimmenben Ur= fadie. 2lb!^ängigfeit be§ organi» fd)en ?^ortfcE)ritte§ üon obieftioen foinjibentellen Sebingungen. ;}rei!^eit ber Kaufolität aller 2Befen. SBeltsroed im Überblid be§ ©anjen. Unoermciblid^feit geiftiger ^otcnjierung. %eä)-' nifd^e Sogif in ben 9ieaftionen. Ko§mifcE)e ©üUigfeit logifdEier ©efege. ^'lac^mort. --.•»Wi^--w»fea!ww>apn»5'^" liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiii UhMlbungS'Vcx^cidinis* giß. Sto- Sig- 3i9- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. ^ant be§ f^inöertiercs , Chiromys madagascariensis. Ober« iinb Unterarm be§ $ferbe§. Sruftbeinc be§ (^hi§frebfe§. ©prungbeme uon 3Birbeltieren. Sd)Un9pflau3eu. S^a^enfralle. ^opf bc§ t^laminöo. ^reberbäfd^en. 3)orfaler Seil eine§ Querfdbnitt§ burd^ ben Stumpf non Slmpbioju^ in ber giß. 10. Sig- 11- gig- 12. Sig- 13. 3ld^fc ba§ burci)f(^nittene Dieruen« rol^r mit ben elementaren Se^» Organen, ^bylogenie be§ 3luge§ ber franioten Sßirbctttere. 1. Stabium- ^l)i)logcnie be§ 3lugeS ber franioten Sßirbeltiere. IL Stabium. ^bt)lo9enie be§ 5luge§ ber franioten 3Birbeltiere. III ©tabium. ^b^logenie be§ 3lugc§ ber franioten Sßirbeltiere. IV. ©tabium. l 5rül)er crfd?ien in bemfelben Perlag: Dalite0 itnii kMt Hnj hmm kkt (Ein Dortraoi von profeffot X>r* 2luguft paul^* :i902. ^8 Seiten. a,v. 8. preis 80 pfc\. |er lesrenlienijeiianke unb feine iefdiiilite vom 2lltcrtum bis 5ur Hcuscit. Dargeftellt von \Si05. gr. 8". ](20 Seiten. preis XHf. 2.~. |if pfrtifdifn |cl)igkpitfii bft Imeifen unb einiger anderer 3nfcFtcn. init einem llnl^ang: Üb«r die Sigentümlichheiten des ©erucbstinnes bei jenen XTieren. Von Profeffor t)r. Uu^nfi ^otcL mit \ (Eafel. 58 Seiten, gr. 8^ \Cf02. preis ITlf. 1.50. erntt Reinhardt, Vcrlagsbucbbandlung, niüncben, Karlttra^e 4. §tt fturjcr 5dt 25,000 ^xcmptaxe etfi^ieneti! Die fearuellc f rage* (Eine natunt)iffenfd?aftlid]e, pfYd^ologifd?e, I]Y9^^>"W^ ii"^ fo3iolog{fd?e Stubie für (Bebilbete profeffor Jluguft ^orel, Dr. med., phil. et jur., el)emaligcr ^rofeffor ber ^ft}(^iatrie u. 2)ireftor ber ^rrcnonftalt in ^üxxä). VIII unb 588 ©eiten ©roB-SO. pu 23 3ll»lrtU»ttn0en «ittf 6 ©itfeltt. ^rei§ brofcf). mi 8.-, in Scinroanb geb. mi 9,50, 9'^rtfltllll*!' '^''^ uorlieflenbe Snd) ift bie f^rudjt langiöljviger Erfahrungen unb Ueberlegungcn. ,on ©yiifi ||«inf)iltrt>t in btc Bud^tjanblung von tttnr^^n bcftclle td? burd? (nicf)t (SetBÖnfdjfes bitte tcfj 3U jireldjen) I ProfeTtor HuguTt Pauly, Darwinismus und Camarchtsmus* trofd? preis mf. 7.—. — basfclbe — gcbunbcn preis IHf. 8.50. — Cdabres und falfcbes an Darwins Ccbre. preis 80 pfg. Dacque, Dr. 6.^ Der Desccndenjgedanhe und feine 6etcbicbte. preis mf. 2.-. ferner: Hanic unb gefl- genaue Jlbreffe: 5 WHSE 04907 l6lo^ . ¥^ ^c SWH^. J^'T^ ^ %^. l*f-:^ 'W*^^' *'■•.: t^